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Full text of "Der Index der verbotenen Bücher. Ein Beitrag zur kirchen- und literaturgeschichte"

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3  v^zss. 


HARVARD  COLLEGE 
LIBRARY 


FBOM  THS  BSQUEST  OF 

JAMES  WALKER 

(Clata  of  1814) 
Presideni  of  Harvard  College 


bfliag  fiveo  to  wwcka  in  tlie  ImeUMtnal 
and  Moni 


/ . 


* 


1 

I 


4     » 


DER  INDEX 


DER 


VERBOTENEN  BÜCHER. 


EIN  BEITRAG 


ZUR  KIRCHEN-  UND  LITERATURGESCHICHTE 


VON 


DR  FR.  HEII^RICH  BETSCH, 

PROFR8SOR  AN  DER  UHIYERSITÄT  ZU  BONN. 


ZWEITER  BAND, 

ERSTE  ABTIIEILLNG. 


BONN 

VERLAG  VON  MAX  COHEN  &  SOHN  (FR.  COHEN) 

1886. 


4^  yz  s-i/  /■  i 


SEP  14 1885 


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Vorwort. 


Der  zweite  Band  meines  Werkes  erscheint  später  und  ist, 
was  damit  zusammenhängt,  umfangreicher  geworden,  als  ich 
nach  der  Vollendung  des  ersten  voraussetzte.  Die  Fülle  und 
Manni^altigkeit  des  Materials  muss  dieses  entschuldigen.  Der 
Wnnschy  die  Geschichte  des  Index  bis  zur  Gegenwart  möglichst 
vollständig  und  genau  darzustellen,  —  das  letzte  noch  berück- 
sichtigte Bücherverbot  ist  vom  19.  Dec.  1884  datirt,  —  und 
die  Schwierigkeit,  das  reiche  Material  zu  beherrschen,  mag 
auch  der  grossen  Zahl  der  Nachträge  zur  Entschuldigung  ge- 
reichen. 

Die  Einrichtung  ist  in  dem  zweiten  Bande  dieselbe  wie 
im  ersten :  die  grösser  gedruckten  Partieen  geben  eine  zusammen- 
hangende Geschichte  des  Index ;  in  kleinerm  Druck  folgt  die  wei- 
tere Ausführung  dieser  Skizze.  Nur  glaube  ich,  dass  in  diesem 
zweiten  Bande  auch  die  kleiner  gedruckten  Partieen  mit  Aus- 
nahme weniger  Paragraphen  tiir  einen  weitern  Leserkreis 
verständlich  und  interessant,  grossentheils  für  die  Geschichte 
und  Charakteristik  des  Index  mindestens  ebenso  wichtig  sind 
wie  die  grösser  gedruckte  Skizze. 

In  dem  Register,  in  welches  (mit  I  bezeichnet)  auch  einige 
Berichtigungen  und  Nachträge  zu  dem  Register  des  ersten  Bandes 
eingefügt  sind,  stehen  die  Namen  und  Schlagwörter   im   allge- 
meinen in  derselben  Ordnung  wie   in   den  neueren  Index-Aus- 
gaben (in  dem  Buch  selbst  sind  sie  gesperrt  gedruckt);  nur  habe 
ich  nicht  Die  theologischen  Studien  etc.  unter  Die,  van  Ess  nicht 
outer  Van,    Le  Bret  nicht   unter  Bret,   La  Combe   nicht    unter 
Combe,  Du  Ghesne  nicht  unter  Chesne,  Saint-Amour  nicht  unter 
Amoor  gestellt  u.  dgl. 


IV  Vorwort. 

Ich  fühle  mich  verpflichtet,  auch  dieses  Vorwort  mit  dem 
Ausdrucke  des  herzlichen  Dankes  ftlr  die  Unterstützung  zu 
schliessen,  die  mir  bei  meiner  Arbeit  von  vielen  Seiten  zu  Theil 
geworden  ist. 

Bonn  im  April  1885. 

Reusch. 


Inhalt. 


Hcite 

1.  Die  Bömischen  BücherTerbote  im  allgemeinen     ....  1 

2.  Publication  der  Bücherverbote       .     .     .     . , 17 

3.  Ansgaben  des  Kömischen  Index  von  1600  bis  1664    .     .  23 

4.  Der  Index  Alexanders  VII.  1664 29 

5.  Aasgaben  des  Eömischen  Index  von  1670  bis  1758     .     .  33 

6.  Der  Index  Benedicts  XIV.  1758 38 

7.  Der    Index    des   spanischen   Generalinquisitors  Sandoval 
1612 42 

8.  Der  Lissaboner  Index   von  1624 46 

9.  Spanische  Indices  von  1632  bis  1790 49 

10.  Französischer  Index  von  1685 57 

11.  Belgische  Indices  1695—1714 59 

12.  Böhmische  Indices  1726 — 1767 63 

13.  Nachträge  zu  dem  Index  yon  1596 66 

14.  Allgemeine  Verbote 73 

15.  Expnrgationen  im  Bömischen  Index 83 

16.  Ersatz  für  die  erste  Classe       87 

17.  Deutsche  protestantische  Theologen  1600—1758       ...  106 

18.  Holländische  protestantische  Theologen 114 

19.  Englische  protestantische  Theologen 118 

20.  Französische  protestantische  Theologen        127 

21.  Italienische  protestantische  Schriften 131 

22.  Schriften  über  die  Päpste,    die  Inquisition  und  dgl.  1600 
—1757 136 

23.  Schriften  über  die  morgenländische  Kirche 145 

24.  Judaica 148 

25.  Patristiscbe  und  mittelalterliche  Schriften.  Heidnische  Clas- 
siker 151 

26.  Gedichte,  Facetien  und  dgl.  Schulbücher.  Zeitschriften  und 
encyclopädische  Werke 159 

27.  Protestantische  Juristen 167 

128,  Philosophische,    naturwissenschaftliche    und    medicinische 

Schriften 174 

29.  Magische,  astrologische  und  ähnliche  Bücher       .     .     .     .  181 

{            30.  Geschichtliche  Schriften 188 

31.  Falsche  Ablässe 205 


VI  Inhalt. 

Seite 

32.  Officien  und  andere  Gebete         214 

33.  Exorcismen- Bücher 218 

34.  Schriften  über  Heilige.    Heiligenbilder 223 

35.  Mariologie 229 

36.  Fälschungen 244 

37.  Nonnen-Offenbarungen 252 

38.  Schriften  über  Orden       260 

39.  Jesuitica         280 

40.  Die  Controverse  de  auxiliis 298 

41.  Casuisten  1600--1654 '.     ...  309 

42.  Der   Streit  zwischen  Paul  V.    und  der  Eepublik  Venedig, 

1606.  P.  Sarpi 319 

43.  Der  Streit  über  den  englischen  Treueid,  1606      ....  327 

44.  Die  Censurirung  der  politischen  Doctrinen  der  Jesuiten  in 

Frankreich,  1610—1625 341 

45.  Gallicaner  vor  1682 354 

46.  Regalisten,   1600—1700 370 

47.  Streitigkeiten  zwischen  Welt-  und  Ordensgeistlichen,   1600 

—  1700 382 

48.  Inquisitionsprooesse  unter  Urban  VIII 394 

49.  Katholische  Theologen       410 

50.  J.  B.  Poza  und  Th.  Raynaud 434 

51.  Arnaulds  Buch  über  die  Communion.    M.  de  Barcos.    Das 

Rituel  d'Aleth 446 

52.  Die  Jansenistische  Controverse,  1641—1669 457 

53.  Pascal  und  Arnauld  über  Jesuiten-Moral 484 

54.  Streitschriften  über  Moraltheologie   1657  —  1730        ...  497 

55.  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden  1654 — 1690  ....  515 

56.  Der  Streit  über  die  Attritio  und  über  das  Peccatnm  philo- 

sophicum 531 

57.  ,,Jansenistisohe'^  Erbaunngsbücher 539 

58.  Die  gallicanische  Controverse  unter  Alexander  VII.  1663  552 

59.  Der  Streit  über  das  Regalienrecht,  1677—82 560 

60.  Die  gallicanischen  Artikel  von  1682        565 

61.  Gallicanische  Eirchenhistoriker 577 

62.  PhUosophische  Schriften  1660—1750 .598 

63.  Der  Quietismus 610 

64.  F6nelon 628 

65.  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden   1690—1712    ....  643 

66.  Controversen ,    welche  mit  der  Jansenistischen  zusammen- 
hangen       667 

67.  Der  Cas  de  conscienoe  von  1702 692 

68.  Die  Utrechter  Kirche       712 

69.  Die  Bulle  Unigenitus        724 

70.  Schriften  von  Gegnern  der  Bulle  Unigenitus        ....  761 

71.  Der    Streit  über   die  chinesischen   und   malabarischen  Ge- 

bräuche       771 

72.  Kirchlich-politische  Streitigkeiten  1700—1750     ....  777 

73.  Gallicaner  1729—63 788 


' 


Inhalt  VII 

Seite 

74.  Italienische  Streitschriften 794 

75.  Die  Freimaurer 801 

76.  Jesuitica  1740—60 804 

77.  Der  Streit  über  den  Probabilismus,  1743—57      ....  816 

78.  Die  Bibliotbeqne  Jansiniste   und  der  spanische  Index  von 

1747 827 

79.  L.  A.  Muratori 839 

80.  Die  Controyerse  über  das  Zinsennehmen 847 

81.  Das  Lesen  der  Bibel  in  der  Volksprache 851 

82.  Irreligiöse  Schriften 862 

Berichtigungen  und  Nachträge       876 


■ 

I 


IJebersicht  der  besprocheuen  Indices. 

I.  Der  Römische  Index. 

1.  Index  Clemens'  VIII.  1600—1674;  mit  Znsätzen,  Romae  1624 
—40;  Coloniae  1627.  1647.  1665;  Romae  et  Tridenti  1634; 
—  Syllabus  1618;  Edictum  1619;  Raccolta  1624;  Elenchus 
1632.  1635.  1640.  1644,  S.  23. 

2.  Index  Alexanders  VII.  1664  (1665.  1667),  S.  29. 

3.  Vermehrte  Ausgaben  des  Index  Alexanders  VII.  1670  —  1752: 
Index  Clementis  X.,  Innocentii  XI.,  regnante  demente  XI., 
regnante  Benedicto  XIV.,  S.  33;  —  Prag  1726,  S.  63. 

Raccolta  von  1710,  S.  37.  Nota  di  alcane  operette,  S.  38. 

4.  Index  Benedicts  XIV.  von  1758,  S.  38.  877. 

5.  Vermehrte  Ausgaben  des  Index  Benedicts  XIV.:  Romae 
1758—70;  Parmae  1783;  Pii  VI.  1786  (1787.  1806);  Pii 
VII.  1819;  Gregorii  XVI.  1835.  1841;  Pii  IX.  1855.  1871; 
Leonis  XIII.  1881 ;  Nachdrucke  (Paris,  Mecheln  u.  a.  w.) 
1825—1860,  S.  877. 

II.  Der  Römische  Index  mit  Zusätzen. 

1.  Krakauer  Indices  von  1603  und  1617,  S.  28. 

2.  Lissaboner  Index  von  1624,  S.  46. 

III.  Der  spanische  Index. 

1.  Sandoval  1612  (Genf  1619.  Palermo  1628),  S.  42. 

2.  Zapata  1632,  S.  49. 

3.  Sotomayor  1640  (1667),  S.  50. 

4.  Vidal  Marin  1707,  S.  53. 

5.  Perez  de  Prado  1747,  S.  54.  827. 

6.  Rubin  de  Cevallos  1790,  S.  55.  887. 

7.  Suplemento  al  Indice  de  1790,  S.  887. 

IV.  Bischöfliche  Indices. 

1.  Catalogue  des  Erzbischofs  von  Paris  von  1685,  S.  57. 

2.  Decret  des  Erzbischofs  Precipiano  von  Mecheln  von  1695, 
S.  59.  651. 

3.  Clavis  haeresim  claudens,  Königgraetz  1729.  1749,  S.  63. 

4.  Index  bohemicorum  librorum,  Prag  1767,  S.  63. 

5.  Verzeichniss  aftermystischer  Bücher,  Augsburg  1820,  S.  901. 


Uebersicht  der  besprochenen  Indices.  IX 

6.  Nodficanza,  Turin  1852,  S.  901. 

7.  Index  dioc^sain,  Lngon  1852,  S.  902. 

Y.  StaAtliche  Indices. 

1.  Oesterreichische :     Catalo^s,  Wien  1754 — 1780;  Verzeich- 
niss,  Wien  1816;  Catalogue,  Bimxelles  1788,  S.  895. 

2.  Catalogns,  München  1770,  S.  898. 

3.  Verzeichniss  der   verbotenen    (socialdemokratischen)  Druck- 
schriften, Berlin  1882,  S.  899. 

VI.  PriratarbeiteD. 

1.  Index  generalis  von  Thomas  James,    Oxoniae  1627,    S.  29. 

2.  Elenehus  von  Namur,  1709,  S.  59. 

3.  Index  von  J.  B.  Hannot,  S.  59. 

4.  Madrider  Index  von  1844,  S.  887. 

5.  Verzeichnisse    von   staatlich  verbotenen  Büchern    (Deutsch- 
land, Schweden,  Frankreich),  S.  898. 


Erklärung  einiger  Abkürzungen. 

Alex.  No.  1  =  No.  1  der  dem  Index  Alexanders  VII.  beigefügten  Edicte; 

S.  17. 
Gonst.  ^  Constitutiones  et  decreta  apostolica,  Col.  1686;  S.  18.  524. 
Hannot  =  Index  von  J.  B.  Hannot;  S.  59. 
Nam.  =s  Elenchus  .  .  .,  Namurci  1709;  S.  59. 

Acta  S.  S.  =  Acta  Sanctae  Sedis  in  compendium  redacta,  Rom  1865  ff. 

Arn.  s=  Arnauld,  Oeuvres ;  S.  660. 

Avr.  ^  Avrigny,  Memoires;  S.  590. 

Baillet,  A.,  Jugemens  des  savants,  Amst.  1725. 

Barbier-Querard  =^  Querard,  Supercheries  litt.;   2.  Ed.  suivie  du  Diction- 

naire  des  ouvr.  anonymes  par  A.  A.  Barbier,  Paris  1869. 
Boss.  =  Bossuet,  Oeuvres,  Versailles  1815 — 19. 
Bull.  =  Bullarium    und   Bull(arii)    cont(inuatio) ,   Luxemb.     1727  ff.   (bis 

Clemens  XH.);  Bullarium  Benedicti  XIV.,  Rom  1754;    BuUarii  con- 

tinuatio,  Rom  1835  ff.  (Clemens  XIII.  bis  Pius  VIH.). 
C.  Qu.  =s  Causa  Quesnelliana;  S.  656. 
Cantü,  Gli  heretici  dltalia,  1865—68. 
Civ.  1,  1,  1  B=  Civiltä  cattolica,  Serie  1,  vol.  1,  p.  1. 
Coli.  Lac.  =  Acta  et  decreta  conciliorum  recentiorum.  Collectio  Lacensis, 

1870—82. 
Cret.-Joly  =  Cretineau-Joly,   Hist.   de   la   Compagnie  de  Jesus,   2.  Ed., 

Par.  1846.    . 
Dict.  Jans.  =  Dictionnaire  des  livres  Jansenistes;  S.  831. 
Dodd  =  Church  History  of  England  by  Ch.  Dodd,  1737,  8  Fol  —  Dodd-T. 

=  New  edition  by  M.  A.  Tiemey,  1839—43,  5  vol.  8. 
Drujon,  Catalogue ;  S.  900. 
Dupin,  BibliothSque ;  S.  586. 
Fen.  =  Fen§lon,  Oeuvres,  Versailles  1820—24.    Corr(e8pondance)  de  Fe- 

n(elon),  Par.  1827—29. 
Fleur.  s  Cl.  Fleurii  Hist.  eccl.  a  quodam  anonymo  oontinuata  atque  a  P. 

Alexandro  lat.  reddita,  Augsb.  1767  ff.;  S.  590. 
G.  eccl.  =  Giornale  ecclesiastico  di  Roma,  1785 — 94;  S.  972. 


• 

Erklärung  einiger  Abkürzungen. 


XI 


Harter,  Nomenclator  literarius,  1871—84. 

Iraüh,  Qaerelles  litteraires,  Par.  1761. 

Midi,  a  S.  Jos.  =  Michaelis   a.  S.  Josepho  Bibliographia  oritica;   S.  372. 

Viefaaad,  £.,  Louis  XI Y.  et  Innooent  XI.,  Par.  1882. 

Migne,  Dictionnaire  des  heresies;  S.  831. 

y.  £.  =s  Kouvelles  ecclesiastiques ;  S.  769. 

Pelayo,  Los  Heterodoxos  espafioles,  1880—81. 

Perreos,  L'eglise  et  Tetat;  S.  342. 

Picot,  Memoires;  S.  590. 

Plat,  Recherches;  S.  842. 

RoskoTäny,  Romanus  Pontifex,  1867  ff. 

S.-BeuTe  =  Sainte-Beuve,  Port-Royal,  3.  Ed.,  1867. 

Schulte,  Gesch.  der  Quellen  und  Literatur  des  canonischen  Rechtes,  1875—80. 

Serry,  Historia  congregationum  de  aux.,  1709;  S.  308. 

Talery,  Correspondance  inedit«  de  Mabillon  et  de  Montfauoon,  Par.  1846. 


1.  Die  RSmischen  Bficheryerbote  im  allgemeinen. 

1.  Wie  in  früheren  Jahrhanderteo,  so  wurden  auch  nach 
dem  J.  1600  in  wichtigen  oder  fttr  wichtig  gehaltenen  Fällen 
Bflcher  durch  päpstliche  Constitutionen,  Bullen  odei*  Breven, 
verdammt  So  von  Clemens  VIII.  1602  die  Werke  des  Carolus 
Molinaens  (I,  S.  442),  von  Urban  VIII.  1642  das  Buch  des  Jan- 
senius  und  mehrere  darauf  bezügliche  Schriften,  von  Alexander  VII. 
1661  eine  französische  Uebersetzung  des  Missale  u.  s.  w.  — 
Einige  Formeln  sind  in  diesen  Actenstttcken  stehend,  namentlich 
folgende:  Wir  verdammen  das  Buch  „aus  eigenem  Antriebe 
(motu  proprio)  und  aus  sicherer  Wissenschaft  und  nach  reiflicher 
Ueberlegung  mit  apostolischer  Autorität  (in  Bullen:  durch  diese 
Coostitntion,  die  für  immer  Geltung  haben  soll,  kraft  der  Au- 
torität der  seligen  Apostel  Petrus  und  Paulus  und  Unserer 
eigenen)  und  verbieten  das  Drucken,  Lesen  und  Behalten  des- 
selben allen,  wessen  Standes  und  Ranges  sie  auch  sein  mögen 
und  wenn  auch  dieselben  speciell  und  individuell  erwähnt  wer- 
den mUssten,  bei  Strafe  der  Excommunicatio  latae  sententiae 
(mitunter  wird  die  Excommunication  reservirt) . . .  Wir  befehlen, 
die  Exemplare  sofort  wirklich  (realiter  et  cum  effectu)  den  Orts- 
bischofen oder  Inquisitoren  abzuliefern,  welche  dieselben  unver- 
zflglich  verbrennen  sollen  ....  Dieses  Schreiben  soll  an  den 
Thiiren  der  Basilica  des  Apostelfürsten  und  der  apostolischen 
Kanzlei  und  in  acie  Campi  Florae  angeheftet  werden  und,  so 
pnblicirt,  alle  so  verpflichten,  als  ob  es  jedem  einzelnen  intimirt 
wäre."  —  Seit  Alexander  VII.  (1665)  wird  gewöhnlich  im  An- 
fange angegeben:  die  Verdammung  erfolge  auf  Grund  der  von 
einigen  damit  beauftragten  Theologen  abgegebenen  Gutachten 
und  der  von  den  Cardinälen  der  Inquisition  abgegebenen  Vota 

Beaach,  Index  n.  1 


2  Bomische  Bücherverbote  im  allgemeinen. 

(oder  nach  Anhörung  einiger  Gardinäle  und  anderer  gelehrter 
Männer). 

2.  Die  meisten  Bticherverbote  gingen  von  der  Index-Con- 
gregation,  manche  von  der  Inquisition  aus.  Ueber  das  Verfahren 
beider  Congregationen  handelt  ausführlich  die  Bulle  SoUicita 
Benedicts  XIV.  vom  9.  Juli  1753  (abgedruckt  in  den  seit  1758 
erschienenen  Index-Ausgaben).  Was  der  Papst  vorechreibt,  war, 
wie  er  wiederholt  hervorhebt,  im  wesentlichen  schon  vor  ihm 
Praxis. 

§  2.  Da  Wir  erfahren,  dass  über  viele  Verbote  von  Büchern, 
namentlich  von  katholischen  VerfasBem,  mitunter  Öffentlich  und  un- 
gerechter Weise  geklagt  wird,  als  ob  in  unseren  Tribunalen  diese 
Sache  unüberlegt  und  oberflächlich  belandelt  würde,  so  wollen  Wir 
durch  diese  Constitution,  die  für  alle  Zeiten  gelten  soll,  bestimmte 
nnd  feste  Regeln  aufstellen,  nach  denen  fortan  die  Prüfung  und 
Beurtheilung  der  Bücher  vorzunehmen  ist,  wiewohl  behauptet  wer- 
den darf,  dass  auch  bisher  in  derselben  oder  in  gleicher  Weise  ver- 
fahren worden  ist. 

§  3.  Wenn  ein  Buch  als  der  Proscription  würdig  der  Inqui- 
sition denuncirt  wird  und  diese  dasselbe  nicht,  wie  gewöhnlich 
geschieht,  der  Index-Congregation  überweist,  sondern  selbst  darüber 
entscheiden  will,  so  soll  gemäss  dem  am  Mittwoch  1.  Juli  1750 
von  der  Inquisition  gefassten  und  am  folgenden  Donnerstag  von  Uns 
bestätigten  Beschlüsse  so  verfahren  werden: 

g  4.  Das  Buch  wird  einem  Qualificator  oder  Consultor  über- 
geben ;  dieser  hat  einen  schriftlichen  Bericht  abzufassen  mit  Angabe 
der  Stellen,  welche  die  Irrthümer  enthalten.  Das  Buch  wird  dann 
mit  dem  Berichte  dieses  Revisors  allen  Consultoren  zugesandt,  und 
diese  fassen  in  einer  Montags-Sitzung  ihren  Beschluss.  Dieser  wird 
mit  dem  Buche  den  Cardinälen  zugesandt,  welche  in  einer  Mitt- 
wochs-Sitzung einen  definitiven  Beschluss  fassen  (de  tota  re  defini- 
tive pronuncient).  Dann  werden  alle  Acten  von  dem  Assessor  dem 
Papste  vorgelegt  und  von  diesem  die  Sache  endgültig  entschieden 
(cuius  arbitrio  iudicium  omne  absolvetur). 

§  5.  Wenn  es  sich  um  ein  Buch  eines  katholischen  Verfassers 
handelt,  soll  es  nach  altem  Herkommen  nicht  auf  den  Bericht  Eines 
Revisors  hin  verdammt  werden.  Wenn  der  erste  Censor  meint,  das  Buch 
sei  zu  verdammen,  und  die  Consultoren  ihm  zustimmen,  so  wird 
das  Buch  mit  der  Censur,  ohne  Nennung  des  Namens  des  ersten 
Censors,  einem  andern  von  der  Congregation  zu  bestimmenden  Censor 
übergeben.  Stimmt  dieser  dem  ersten  zu,  so  werden  beide  Gut- 
achten den  Cardinälen  zugesandt.  Meint  der  zweite  Censor,  das  Buch 
sei  freizugeben  (dimittendum),  so  wird  ein  dritter  Censor  bestellt, 
dem  die  beiden  Censuren  ohne  Nennung  der  Verfasser  zugestellt 
werden.  Stimmt  dieser  dem  ersten  zu,  so  geht  die  Sache  gleich 
an  die  Cardinäle,  stimmt  er  dem  zweiten  zu,  zunächst  nochmals  an 


Inquisition  und  Index-Congregation.  8 

£e  Consnltoren  nnd  dann  mit  allen  Censuren  und  dem  Yotnm  der 
Consultoren  an  die  Cardinäle.  Der  Papst  kann  anch  mit  Rücksicht 
auf  die  Wichtigkeit  der  Sache  oder  die  Verdienste  des  Verfassers 
oder  andere  Umstände  in  einer  unter  seinem  Vorsitz  zu  haltenden 
Donnerstags-Sitznng  über  das  Buch  entscheiden  lassen,  wie  Wir 
oft  gethan  haben  und,  so  oft  es  Uns  angemessen  erscheint,  auch 
in  Zukunft  zu  thun  gedenken.  In  diesem  Falle  werden  dem  Papste 
QDd  den  Cardinälen  die  Censuren  und  die  Vota  der  Consultoren  vor- 
gelegt und  braucht  in  der  Mittwochs-Sitzung  nicht  über  die  Sache 
▼erhandelt  zu  werden. 

§  6.  Mitglieder  der  Index-Congregation  sind  mehrere 
Cardinale  (einige  derselben  sind  gewöhnlich  zugleich  Mitglieder  der 
loqaisition);  einer  derselben  ist  Präfect  der  Congregation.  Bestän- 
diger Assistent  ist  der  Magister  Sacri  Palatii,  Secretär  ein  von 
dem  Papste  ernannter  Dominicaner.  Die  Congregation  hat  eine  An- 
zahl von  Consultoren  aus  dem  Stande  der  Weltgeistlichen  und  Ordens- 
geistliehen  und  von  Berichterstattern  (Relatores).  Wenn  einer  der 
letzteren  einen,  zwei  oder  drei  Berichte  zur  Zufriedenheit  der  Con- 
gregation erstattet  hat,  pflegt  diese  seine  Ernennung  zum  Consultor 
bei  dem  Papste  zu  beantragen. 

§  7.  Auf  Grund  eines  früher  von  dem  Präfecten  der  Congre- 
gation, Card.  Querini,  abgegebenen  G-utachtens  und  eines  zweiten, 
welches  einige  ältere  Consultoren  abgegeben,  die  in  Unserm  Auf- 
trage unter  dem  Vorsitze  des  damaligen  Secretärs,  Joseph  Augustin 
Orsi,  darüber  berathen  haben,  bestimmen  Wir  folgendes: 

§  8.  Die  Index-Congregation  hält  nicht  so  regelmässig  Sitzungen 
wie  die  Inquisition.  Darum  soll  der  Secretär,  wie  bisher,  die  De- 
Boneiationen  von  Büchern  entgegennehmen.  Er  soll  den  Denun- 
eianten  zur  genauen  Angabe  der  Gründe,  weshalb  er  das  Verbot 
des  Baches  verlangt,  auffordern,  dann  das  Buch  selbst  sorgfältig 
lesen  und  dazu  zwei  mit  Genehmigung  des  Papstes  oder  des  Prä- 
fecten auszuwählende  Consultoren  zuziehen.  Glauben  sie,  das  Buch 
sei  za  censuriren,  so  wird  ein  sachkundiger  Relator  beauftragt,  das- 
selbe zu  prüfen  und  schriftlich  darüber  zu  berichten.  Dieser  Bericht 
wird  zunächst  in  einer  Sitzung  von  Consultoren,  welche  früher  Parva 
genannt  wurde,  welche  Wir  aber  Praeparatoria  nennen  werden,  vor- 
gelegt. Eine  solche  Sitzung  ist  von  dem  Secretär  wenigstens  ein- 
mal im  Monate,  nach  Bedürfniss  öfter  anzuberaumen,  und  es  müssen 
darin  der  Magister  Sacri  Palatii  und  sechs  von  dem  Secretär  mit 
Genehmigung  des  Papstes  oder  des  Präfecten  mit  Rücksicht  auf  den 
zu  yerhandelnden  Gegenstand  auszuwählende  Consultoren  zugegen 
«ein.  Der  Secretär  hat  die  Vota  der  Consultoren  zu  prot^colliren 
und  dieselben  mit  der  Censur  des  Relators  den  Cardinälen  zuzu- 
senden. Diese  verhandeln  darüber  in  einer  General-Congregation, 
deren  Beschluss  der  Secretär  dem  Papste  mit  genauem  Bericht  zur 
Bestätigung  vorzulegen  hat. 

§  9.  Folgendes  ist  von  beiden  Congregationen  zu  beobachten: 
Wenn  es  sich  um  ein  Buch  von  einem  katholischen  Verfasser  handelt, 
der  unbescholten  (integrae  famae)  ist  und  durch  andere  Bücher  oder 


4  Kömische  Bücherverbote  im  allgemeinen. 

dnrch  das  fragliche  Buch  sich  einen  Namen  gemacht  (clari  nominis), 
nnd  es  nöthig  ist,  dieses  Bnch  zu  verbieten,  so  soll  dasselbe,  wie 
es  längst  üblich  ist,  wenn  irgend  möglich,  nur  donec  corrigatur  oder 
donec  expurgetur  verboten  werden.  Wird  dieses  beschlossen,  so  soll 
das  Decret  nicht  gleich  pnblicirt,  sondern  zunächst  dem  Verfasser 
oder  einem  Vertreter  desselben  mitgetheilt  und  diesem  angegeben 
werden,  was  zu  streichen,  zu  ändern  oder  zu  verbessern  sei.  Wenn 
niemand  als  Vertreter  des  Verfassers  erscheint  oder  dieser  oder  sein 
Vertreter  die  Verbesserung  des  Buches  verweigert,  soll  das  Decret 
veröffentlicht  werden.  Wenn  aber  der  Verfasser  oder  sein  Frocurator 
das  von  der  Congregation  Befohlene  thut,  d.  h.  eine  neue  verbesserte 
Ausgabe  des  Buches  veranstaltet,  so  wird  das  Decret  unterdrückt  oder, 
wenn  viele  Exemplare  der  ersten  Ausgabe  verbreitet  sind,  so  publicirt, 
dass  man  sieht,  dass  nur  die  erste  Ausgabe  verboten  sei^). 

§  10.  Man  hat  darüber  geklagt,  dass  Bücher  verboten  würden, 
ohne  dem  Verfasser  vorher  Gelegenheit  zu  bieten,  sich  zu  vertheidigen. 
Darauf  ist  geantwortet  worden:  es  sei  nicht  nöthig,  den  Verfasser 
vorzufordern,  da  es  sich  nicht  um  die  Verurtheilung  seiner  Person 
handle,  sondern  um  die  Abwendung  der  Gefahr,  welche  das  Lesen 
seines  Buches  den  Gläubigen  bringen  könne;  und  wenn  aus  der  Ver- 
dammung eines  Buches  dem  Namen  des  Verfassers  eine  Makel  (igno- 
miniae  labes)  erwachse,  so  sei  das  nicht  eine  directe,  sondern  nur 
eine  indirecte  Folge  derselben.  Aus  diesem  Grunde  glauben  Wir, 
dass  die  ohne  Anhörung  der  Verfasser  erlassenen  Bücherverbote 
nicht  zu  missbilligen  sind,  zumal  anzunehmen  ist,  dass  das,  was  etwa 
der  Verfasser  für  sich  oder  die  Lehre  des  Buches  hätte  vorbringen 
können,  von  den  Censoren  und  Richtern  nicht  ausser  Acht  gelassen 
sein  werde.  Indess  wünschen  Wir  sehr,  die  Congregation  möge, 
wie  sie  auch  bisher  in  vielen  Fällen  gethan,  wenn  es  sich  um  einen 
angesehenen  und  verdienstvollen  Schriftsteller  handelt  und  sein  Buch 
mit  Weglassung  der  bedenklichen  Stellen  (demptis  demendis)  ver- 
öffentlicht werden  kann,  den  Verfasser,  wenn  er  es  wünscht,  hören 
oder  einen  aus  den  Consultoren  bestellen,  um  sein  Buch  ex  officio 
zu  vertheidigen. 

§  11.  In  wichtigen  Fällen  werden  Wir  selbst  der  Sitzung  der 
Index-Congregation  beiwohnen.  Dieses  ist  aber  nicht  nöthig,  wenn 
es  sich  um  das  Buch  eines  Ketzers,  worin  dem  katholischen  Dogma 
widersprechende  Irrthümer  vertheidigt  werden,  oder  um  ein  unsitt- 
liches Buch  handelt.  In  diesen  Phallen  sind  nicht  einmal  die  oben 
erwähnten  Rücksichten  zu  nehmen,  sondern  die  Bücher  sofort  nach 
der  1.,  2.  und  7.  Tri  enter  Regel  zu  verbieten. 

§  12.  Die  Rektoren,  Consultoren  und  Cardinäle  der  Index- 
Congregation  verpflichten  Wir  in  derselben  Weise,  wie  dies  für  die 
Inquisition  gilt,    zum  Schweigen.    Der  Secretär  darf  jedoch  die  zu 


1)  Diese  Verordnung  soll  Benedict  erlassen  haben,  weil  er  über  das 
Verbot  des  I  S.  886  besprochenen  Buches  von  Bandini  unzufrieden  war. 
MsEzuchelli  2,  223. 


Inquisitioa  und  Index- Congregation.  5 

eiztem  Bacbe  geinacbteii  Bemerkungen  dem  Verfasser  oder  seinem 
Tertreter  anf  Verlangen  mittheilen,  ohne  aber  den  Dennncianten 
Bod  den  Gensor  zu  nennen. 

§  13.  Die  Zahl  der  Revisoren  and  Consnltoren  ist  nicht  be- 
stimmt. Ob  sie  in  Zukunft  bestimmt  werden  soll,  darüber  bleibt 
eine  Entschliessung  vorbehalten.  Jedenfalls  sollen  darunter  Welt- 
geistliche  und  Ordensgeistliche,  Theologen,  Juristen  und  in  der 
HeiligeB  und  profanen  Wissenschaft  bewanderte  Männer  sein,  damit 
je  nach  der  Verschiedenheit  der  der  Congregation  überwiesenen 
Bäclier  geeignete  Beurtheiler  gewählt  werden  können. 

§  14.  Die  Referenten  und  Consultoren  der  Index-Gongregation 
sollen  folgende  Regeln  beobachten: 

§  15.  I.  Sie  sollen  bedenken,  dass  es  nicht  ihre  Aufgabe  ist, 
uf  jede  Weise  auf  das  Verbot  eines  ihnen  zur  Prüfung  überwiesenen 
6ach(»  hinzuwirken  und  zu  dringen,  sondern  das  Bach  sorgfältig 
ind  ruhig  zu  prüfen  und  der  Gongregation  so  darüber  zu  berichten, 
hn  dieselbe  ein  richtiges  Ürtheil  darüber  fällen  und  je  nach  Ver- 
dienst das  Verbot,  die  Verbesserung  oder  die  Freigebung  desselben 
beschliessen  kann. 

§  16.  U.  Ein  Buch  soll  einem  Referenten  oder  Consultor  zu- 
gewiesen werden,  der  in  dem  betreffenden  Fache  bewandert  ist;  sollte 
der  Censor  bei  dem  Lesen  eines  Buches  erkennen,  dass  es  ihm 
intliiimlich  zugewiesen,  dass  er  zur  Beurtheilung  desselben  nicht 
oompetent  ist,  so  soll  er  die  Gongregation  oder  den  Secretär  bitten, 
ee  einem  andern  zuzuweisen. 

§  17.  III.  Die  Gensoren  sollen  die  in  dem  Buche  vorgetrage- 
nen Meinungen  vorurtheilsfrei  prüfen,  sich  nicht  von  den  Anschau- 
ongen  einer  Nation,  einer  Schule  oder  eines  Ordens  beeinflussen 
lusen  und  sich  vor  Parteilichkeit  hüten ;  sie  sollen  ausschliesslich  die 
Dogmen  der  Kirche  und  die  gemeinsame  Lehre  der  Katholiken,  die 
in  den  Decretan  der  allgemeinen  Goncilien,  den  Gonstitutionen  der 
Päpste  und  in  dem  Gonsensus  der  rechtgläubigen  Väter  und  Lehrer 
enthalten  ist,  vor  Augen  haben  und  nicht  vergessen,  dass  es  nicht 
wenige  Meinungen  gibt,  welche  einer  Schule,  einem  Orden  oder  einer 
Nation  als  ganz  gewiss  erscheinen  und  doch  ohne  irgendwelche  Be- 
eintrichtiguDg  des  Glaubens  oder  der  Religion  von  anderen  Katho- 
liken verworfen  und  bekämpft  werden,  welche  die  entgegengesetzten 
Meinungen  vertheidigen  mit  Vorwissen  und  Erlaubniss  des  heiligen 
Stahles,  der  allen  solchen  Meinungen  ihren  Grad  der  Probabilität 
belässt 

§  18.  IV.  Sie  sollen  bedenken,  dass  man  über  den  wahren 
Sinn  eines  Autors  nicht  richtig  urtheilen  kann,  wenn  man  nicht  sein 
Bach  vollständig  liest,  das,  was  er  an  verschiedenen  Stellen  sagt, 
BÜt  einander  vergleicht  und  seinen  allgemeinen  Zweck  sorgfältig 
beachtet,  und  dass  vj^aji  darüber  nicht  nach  einzelnen  aus  dem  Zu- 
sammenhange gerissenen  und  ohne  Rücksiebt  auf  andere  in  demselben 
Buche  enthaltene  Sätze  betrachteten  Sätzen  urtheilen  darf,  da  es  oft 
vorkommt,  dass,  was  ein  Autor  an  einer  Stelle  seines  Buches  kurz 
and  etwas  dunkel  ausapricht,  an  einer  andern  Stelle  bestimmt,  aus- 


6  Römische  Bücherverbote  im  allgemeinen. 

führlich  und  klar  entwickelt  wird,  so  dass  die  Dunkelheit  und  das 
anscheinend  Bedenkliche  der  erstem  Stelle  durch  die  zweite  ganz 
beseitigt  wird. 

§  19.  Y.  Wenn  einem  katholischen  Autor,  der  im  Eufe  eines 
frommen  und  gelehrten  Mannes  st«ht,  Ausdrücke  entschlüpft  sind, 
die  eine  gute  und  eine  schlimme  Deutung  zulassen,  so  fordert  die 
Billigkeit,  sie,  so  weit  es  möglich  ist,  im  erstem  Sinne  zu  nehmen. 

§  20.  Ferner  sind  noch  folgende  zwei  Punkte  zu  beachten: 

§  21.  £s  erscheinen  mitunter  Bücher,  in  welchen  falsche  und 
verworfene  Lehren  oder  Systeme  anderer  von  dem  Verfasser  einfach 
historisch  referirt  werden,  ohne  dass  irgend  etwas  zur  Widerlegung 
derselben  gesagt  wird.  Auf  solche  für  viele  Leser  gefährliche 
Bücher  sollen  die  Eevisoren  sorgfältig  achten.  Dieselben  müssen, 
wenn  sie  irgendwie  nutzen  können,  verbessert,  sonst  auf  den  Index 
gesetzt  werden. 

§  22.  Es  ist  sehr  verkehrt,  wenn  Autoren  einander  schmähen 
und  beschimpfen,  Meinungen  anderer,  die  noch  nicht  von  der  Kirche 
verdammt  sind,  censuriren,  ihre  Gegner  und  deren  Schule  oder  Orden 
verspotten.  (Dieser  Satz  wird  §  22 — 24  weitläufig  begründet.) 

§  25.  Die  vorstehenden  Bestimmungen,  welche  durchaus  mit 
den  Decreten  Unserer  Vorgänger  und  den  Gesetzen  und  Gewohn- 
heiten Unserer  Congregationen  übereinstimmen,  verordnen  Wir  kraft 
apostolischer  Autorität  fortan  zu  beobachten. 

3.  Auch  die  anderen  Congregationen  verboten  mitunter 
Bücher,  welche  in  ihr  Ressort  einschlugen.  So  wurden  ziemlich 
viele  Schriften  zunächst  durch  die  Congregation  der  Ablässe, 
einige  zunächst  durch  die  Congregation  des  Trienter  Con- 
cils  oder  durch  die  der  Riten  oder  durch  die  Propaganda  ver- 
boten. Solche  Verbote  wurden  der  Index-Congregation  mitge- 
theilt  und  von  dieser  promulgirt. 

4.  Der  Magister  Sacri  Palatii  konnte  von  Amts  wegen  nur 
für  Rom  Bucherverbote  erlassen.  Mitunter  erliess  er  aber  solche 
im  speciellen  Auftrage  des  Papstes,  und  diese  hatten  natürlich 
allgemeine  Geltung.  Einige  umfangreiche  unter  seinem  Namen 
publicirte  Edicte  aus  den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrhunderts, 
die  in  der  Sammlung  Alexanders  VII.  stehen,  sind  augenschein- 
lich nur  Promulgationen  der  von  dem  Papste  resp.  der  Index- 
Congregation  oder  Inquisition  ausgegangenen  Bttcherverbote. 
Einige,  aber  nur  wenige  in  den  Index-Ausgaben  stehende  Bttcher 
werden  ausdrücklich  als  von  dem  Magister  S.  Palatii  verboten 
b^eichnet. 

1.  Verdammungen  von  Büchern  durch  Bullen  oder  Breven 
werden  seit  Clemens  XL    (1700 — 21)    viel  zahlreicher.     Er  erliess 


BoUea  and  Breven.  7 

»  einem  Jahre,  1710,  fünf  derartige  Breven  (Andonl,  Entretiens, 
Persin,  Ragioni).  Clemens  XII.  unterzeiclinete  einmal  drei  an  einem 
Tage,  26.  Jan.  1740  (Arret,  Courayer,  Histoire).  Seit  Benedict  XIY. 
enthalten  diese  Verdammungen  mitunter  auBführliohe  Motivirungen 
(Borde,  £yhel).  Seit  Benedict  XIY.  finden  sich  auch  solche  Ver- 
dammungen in  AUocutionen  und  seit  Clemens  XIII.  in  Encycliken 
(A.  J.  P.  22y  917).  In  einem  Breve  Benedicts  XIV.  vom  5.  Sept. 
1757  (Epistola)  wird  zum  ersten  Male,  dann  öfter  ein  Buch  nicht 
überhaupt  hei  Strafe  der  Excommunicatien,  sondern  bei  Strafe  der 
Suspension  für  Geistliche,  der  Exoomm.  für  Laien  verboten. 

Alexander  VII.  bestimmte  1664:  die  von  Pius  IV.  der  Be- 
stätigung des  Trienter  Index  beigefügten  Strafandrohungen  sollten 
ia  Kraft  bleiben,  von  allen  anderen  in  apostolischen  Constitutionen 
and  Deereten  enthaltenen  Strafbestimmungen  aber  nur  die  der  Bulla 
Coenae.  In  der  Vorrede  zu  dem  Index  Benedicts  XIV.  von  1758 
wird  dann  aber  darauf  hingewiesen,  dass  zwar  nach  dieser  Bestim- 
mung nar  die  von  Ketzern  yerfassten  Bücher,  in  denen  sie  ex  pro- 
feaso  Ton  der  katholischen  Religion  handeln  und  Ketzereien  lehren, 
bei  Sbmfe  der  reservirten  Excommunicatien  verboten  seien,  dass 
aber  fast  allen  in  Breven  oder  Bullen  seit  1664  ausgesprochenen 
Büeherverboten  die  nämliche  Strafandrohung  beigefügt  sei.  Demge- 
mäss  wird  in  der  Bulle  Pius*  IX.  vom  12.  Oct.  1869  die  Strafe 
der  reservirten  Excommunicatio  latae  sententiae  auf  das  Lesen, 
Behalten  u.  s.  w.  solcher  verbotener  Bücher  beschränkt,  welche 
entweder  von  Ketzern  oder  Apostaten  verfasst  sind  und  die  Ketzerei 
nicht  nur  enthalten,  sondern  ex  professo  vertheidigen,  oder  welche 
durch  apostolische  Schreiben  namentlich  (unter  Angabe  des  Titels) 
verboten  sind  ^). 

2.  Die  Inquisition  hatte  sich  zunächst  mit  einem  Buche  zu 
belassen,  wenn  jemand  angeklagt  war,  eine  ketzerische  oder  sonst 
gegen  den  Glauben  verstossende  Ansiclit  vorgetragen  zu  haben,  oder 
wenn  es  sieh  um  die  Frage  handelte,  ob  die  in  einem  Buche  vor- 
getragenen Ansichten  ketzerisch  u.  s.  w.  seien  (so  bei  den  Werken 
von  fiajmund  Lull,  I  S.  30).  Wurde  die  Anklage  als  begründet 
erkannt  oder  diese  Frage  bejaht,  so  wurden  natürlich  auch  die  be- 
treffenden Bücher  verboten.  So  wurde  1615  die  Ansicht  des  Co- 
pemicos  von   der  Inquisition  verdammt,    und  dann    von  der  Index- 


1)  VgL  I  S.  841.  K.-L.  1, 1127.  Fr.  Heiner,  Die  kirchlichen  Censuren, 
1884,  S.  69.  Als  die  Haeresie  ex  professo  vertheidigende  Bücher  nennt 
Heiner  beispielsweise  Hase's  Polemik  und  Herzogs  Real-Enoyclopadie  (beide 
stehen  übrigens  nicht  im  Index).  S.  73  fügt  er  bei :  „Es  ip^ibt  ausser  den 
bekien  genannten  Classen  von  Büchern  keine  anderen,  auf  deren  Lesung, 
Anfbewahmng,  Druck  oder  Vertbeidigung  heutzutage  eine  Censur  stände. 
Alle  anderen  Bücher^  aucb  die  durch  die  Index-Congregation  verbotenen, 
ziehen  keine  Censur  mehr  nach  sich.  Die  Constitution  Fius'  IX.  hat  also 
in  den  Wirrwarr  der  Meinungen,  der  früher  bestand,  Licht  und  Klarheit 
gebracht.  Dass  bezüglich  der  Sünde,  welche  diejenigen  begehen,  die  ver- 
botene Bücher,  Zeitschriften  u.  s.  w.  ohne  Erlaubniss  lesen,  nichts  geändert 
ist,  brancfat  nicht  erw&hnt  zu  werden.*' 


8  Bömisohe  Büoherverbote  im  allgemeinen. 

Congregation  das  Buch  des  CopernicuB  nebst  zwei  anderen  verboten 
(Alex.  No.  14).  Einige  Male  werden  die  Bücherverbote  der  Inqui- 
sition durch  den  Magister  S.  Pal.  publicirt  (No.  8  und  vielleicht 
10  und  11).  In  der  Hegel  publicirte  sie  dieselben  selbst.  —  In  der 
Kegel  sind  es  einzelne  Bücher  oder  Kategorieen  von  Büchern,  welche 
von  der  Inquisition  verboten  werden.  So  1601  (No.  2)  die  nicht 
approbirten  Litanieen,  1606  (No.  7)  Bücher,  die  sich  auf  den  Streit 
Pauls  y .  mit  Venedig  beziehen,  1643  (No.  50)  das  Buch  des  Jesuiten 
Rabardeau,  1647  (No.  52)  zwei  Schriften  (von  Barcos)  über  Petrus 
und  Paulus,  1650  (No.  53)  der  Catechisme  de  la  gräce,  1654  (No.  59) 
eine  lange  Reihe  von  Schriften,  die  mit  der  Jansenistischen  Sache 
zu  sammenhangen . 

Indess  kommen  schon  früh  Bücherverbote  vor,  die  ebenso  gut 
von  der  Index-Congregation  wie  von  der  Inquisition  hätten  ausgehen 
können,  wie  No.  61,  und  ob  die  eine  oder  andere  Congregation  sich 
mit  einem  Buche  befasste,  wird  in  vielen  Fällen  davon  abgehangen 
haben,  bei  welcher  von  beiden  die  Dennnciation  angebracht  war 
und  ob  die  betreffende  Congregation  für  gut  fand,  das  Buch  selbst 
zu  beurth eilen  oder  an  die  andere  abzugeben,  -r-  Mitunter  wurde 
von  den  Denuncianten  oder  von  Freunden  oder  Gegnern  der  Denun- 
cirten  Werth  darauf  gelegt  und  dahin  gewirkt,  dass  die  Sache  an 
die  eine  und  nicht  an  die  andere  Congregation  kam. 

Im  allgemeinen  galt  ein  Verbot  eines  Buches  als  gewichtiger, 
wenn  es  von  der  Inquisition,  als  wenn  es  von  der  Index-Congregation 
ausging,  zumal  wenn  erstere  das  Verbot  durch  Angabe  der  Fehler 
des  Buches  motivirte,  da  man  annehmen  durfte,  dass  letztere  auch 
aus  anderen  Gründen  als  wegen  Abweichungen  vom  Glauben  Bücher 
verbieten  könne.  Donnerstags- Deere te  der  Inquisition  waren  natür- 
lich gewichtiger  als  Mittwoch s-Decrete  (I  S.  174).  Jene  heissen 
mitunter  bei  französischen  Schriftstellern  „une  feria  quinta*^,  mitunter 
unrichtig  „Bulle". 

Die  Donnerstags-Decrete  der  Inquisition  sind  grösstentheils 
nach  folgendem  Schema  (Alex.  No.  53)  abgefasst:  Feria  V.  6. 
Oct.  1650  in  der  Generalcongregation  der  Inquisition  in  Gegenwart 
unseres  allerh.  Herrn  P.  Innocenz'  X.  und  der  Cardinäle,  die  als 
General -Inquisitoren  für  die  ganze  Christenheit  von  dem  apost. 
Stuhle  bestellt  sind.  In  diesem  Jahre  1650  ist  ein  Büchlein  in 
französischer  Sprache  unter  dem  Titel  Catechisme  de  la  gräce 
ohne  Angabe  des  Verfassers  und  des  Druckortes  erschienen. 
Gegen  die  darin  enthaltene  Lehre  ist  ein  zweites  Büchlein,  gleich- 
falls französisch  gedruckt  worden,  unter  dem  Titel:  Catechisme  ou 
abregt  ...»  Douay  1650.  Da  in  diesen  Werkchen  die  Lehre  von 
der  göttlichen  Gnade  und  dem  freien  Willen  behandelt  wird,  hat 
besagter  allerh.  Herr,  damit  nicht  die  Gläubigen  durch  das  Lesen 
derselben  der  Gefahr  und  dem  Aergerniss  ausgesetzt  würden,  durch 
dazu  besonders  beauftragte  theologische  QuaMcatoren  derselben  h. 
Congregation  die  darin  enthaltene  Lehre  prüfen  lassen  und  nach 
Verlesung  der  Censur  derselben  und  Anhörung  der  Vota  der  Car- 
dinäle General-Inquisitoren    beide  Büchlein,    mögen    sie   französisch 


Inquisition.  9 

oder  in  einer  andern  Sprache  gedruckt  sein,  zn  verbieten  beschlossen, 
vie  er  sie  denn  durch  gegenwärtiges  Decret  dnrchans  verbietet,  das 
erste,  weil  darin  .  .  .  Darum  befiehlt  Se.  Heiligkeit,  dass  niemand, 
▼eichen  Ranges  und  Standes  er  auch  sein  mag,  sollte  er  auch  einer 
ipedellen  Erwähnung  werth  sein,  diese  Büchlein  behalte  oder  lese 
oder  ZQ  drucken  oder  drucken  zu  lassen  wage,  bei  den  auf  ein 
solches  Vergehen  gesetzten  Censuren  und  Strafen ;  jeder  soll  sie  viel- 
Biehr  gleich  nach  der  Publication  dieses  Decretes  den  Ortsbischöfen 
oder  Inquisitoren  abliefern.  Andere  Decrete  sind  kürzer  gefasst, 
I.  B.  (Const.  p.  169):  Peria  V.  23.  Mai  1680  in  der  Generalcon- 
gregation  ....  Unser  allerh.  Herr  Papst  Innocenz  XI.  verbietet 
ind  verdammt  durch  gegenwärtiges  Decret  die  unten  verzeichneten 
Bücher  und  gebietet  sie  als  verdammt  und  verboten  anzusehen  bei 
den  in  dem  h.  Trienter  Concil  und  in  dem  Index  der  verbotenen 
Bücher  enthaltenen  und  anderen  nach  dem  Gutdünken  Sr.  Heiligkeit 
zu  verhängenden  Strafen. 

Beispiele  von  Mittwochs-Decreten  sind  (Alex.  No.  50) :  Feria  IV. 
18.  März  1643.  In  der  Generalcongregation  der  Inquisition,  ge- 
halten im  Kloster  H.  Maria  super  Minervam  in  Gegenwart  der  Car- 
dinäle,  die  als  .  .  .  Im  1641  ist  ein  Buch  erschienen  unter  dem 
lltel:  Michaelis  Rabardaei  .  .  . ,  und  da  nach  dem  Erscheinen  des 
Werkes  dem  h.  Tribunal  der  höchsten  und  allgemeinen  Inquisition 
denuncirt  worden,  dass 'darin  viele  Satze  enthalten  seien,  welche  in 
der  Kirche  Gottes  ein  grosses  Aergemiss  hervorrufen  könnten  .  .  ., 
bat  die  h.  Congregation  der  Inquisition,  nachdem  auf  Befehl  unseres 
allerh.  Herrn  die  in  dem  besagten  Buche  enthaltenen  Sätze  reiflich 
^prüft  worden,  einstimmig  erklärt,  dass  viele  derselben  resp.  te- 
merar,  ärgemissgebend  .  .  .  uud  offenbar  ketzerisch  seien.  Damit 
also  nicht  durch  das  Lesen  eines  so  verderblichen  Buches  die  Gläu- 
bigen von  Irrthümem  und  Ketzereien  und  schlechten  Meinungen 
angesteckt  werden,  verdammen  und  verbieten  die  Cardinäle  .  .  . 
dasselbe  durch  gegenwärtiges  Decret,  indem  sie  befehlen,  dass 
niemand  u.  s.  w.;  —  ferner  (Const.  p.  165):  Feria:  IV.  14.  Oct.  1682. 
In  der  Generalcongregation  der  h.  Inquisition  ...  ist  verboten  worden 
ein  Blatt  Thesen  .  .  .  Löwen  1682,  so  dass  es  niemand  erlaubt  ist, 
dieselben  zu  lesen,  zu  behalten,  zu  lehren,  zu  drucken,  öffentlich 
oder  privatim  zu  vertheidigen,  bei  den  in  dem  Index  der  verbotenen 
Bucher  enthaltenen  Strafen;  —  endlich  (Alex.  No.  51):  Es  sind 
einige  Bücher  erschienen,  welche,  wenn  sie  nicht  ganz  oder  theil- 
weise  beseitigt  werden,  die  Christgläubigen  in  Irrthümer  führen 
konnten ;  darum  haben  die  vorbesagten  Cardinäle  beschlossen,  folgende 
Bucher  respective  (theils  unbedingt,  theils  mit  d.  c.)  zu  verbieten. 
—  Pnblicirt  wurden  die  Decrete  mit  der  Unterschrift  des  Notars 
der  Inquisition.  Die  Bestätigung  der  Mittwochs-Decrete  durch  den 
Papst  wird  nicht  ausdrücklich  erwähnt. 

Von  den  Bücherverboten  der  Inquisition  sind  zu  unterscheiden, 
stehen  aber  mit  denselben  im  Zusammenhange  solche  Decrete,  in 
denen  sie  dogmatische  oder  Moralsätze  (propositiones)  verdammte, 
ohne  die    Bücher,    aus    denen    sie    entnommen    waren,    namhaft   zu 


10  Römische  Bücherverbote  im  allgemeinen. 

machen.  Das  erste  derartige  Beeret  stammt  aus  dem  J.  1602 
(Suarez);  Decrete,  in  denen  viele  Sätze  verdammt  wurden,  haben 
wir  aus  der  Zeit  Alexanders  YIL,  Innocenz'  XL  und  Alexanders 
VIII.  1). 

Das  erste  bei  Alex,  stehende  Decret  der  Index-Congregation 
(vom  1.  Febr.  1601),  in  welchem  alle  Cardinäle  derselben  an  der 
Spitze  genannt  werden,  bezieht  sich  auf  die  Venetianischen  Missalien 
(I  S.  438)f  das  zweite  vom  J.  1606,  von  dem  Secretär  publicirt, 
auf  die  Yenetianische  Ausgabe  des  Suarez  (s.  u.).  Erst  im  Jahre 
1613  finden  wir  ein  Decret  der  Index-Congr.,  welches  ein  Verzeich- 
niss  verbotener  Bücher  enthält  (No.  12).  Es  ist  wie  alle  folgenden 
von  dem  Präfecten  unterzeichnet  (von  dem  Secretär  gegengezeichnet), 
aber  in  der  Einleitung  heisst  es:  „Wir,  Paulus  Sfondratus  .  .  . 
Cardinäle  der  Index-Congregation,  verbieten  folgende  Bücher,  die 
gemäss  den  Eegeln  des  Index  jedes  in  seine  Classe  zu  setzen  sind.'^ 
Von  1614  an  werden  die  Decrete  regelmässig  ohne  eine  solche 
Einleitung  von  dem  Präfecten  und  Secretär  publicirt.  Mitunter  be- 
ginnen sie  mit  einer  Einleitung,  worin  nach  einigen  umständlichen, 
aber  unwesentlichen  allgemeinen  Phrasen  alle  verpflichtet  werden, 
nachdem  sie  von  dem  Decrete  Eenntniss  erlangt,  die  betreffenden 
Bücher  an  die  Ortsbischöfe  oder  Inquisitoren  abzuliefern  (No.  15); 
in  anderen  Fällen,  —  und  das  wird  seit  1618  Kegel,  —  heisst  es 
im  Eingange  nur:  die  Index-Congregation  habe  z.  B.  am  18.  Mai 
1618  die  unten  verzeichneten  Bücher  verdammt  und  verboten  (No.  17). 
DerSchluss  lautet  in  der  Regel:  „Zur  Beurkundung  dessen  ist  gegen- 
wärtiges Decret  von  dem  Card.  N.  (dem  Präfecten)  unterzeichnet  und 
uutersiegelt  worden."  Unter  der  Unterschrift  des  Präfecten  steht 
dann  die  des  Seoretärs. 

Bei  Alex,  steht  ein  Verzeichniss  der  77  Cardinäle,  welche  von 
1577  bis  1664  Mitglieder  der  Index-Congregation  waren.  Es  sind 
darunter  nur  wenige,  die  als  Gelehrte  einen  Namen  haben,  und  in 
der  Kegel  waren  nur  einige  fähig  und  geneigt,  sich  mit  den  Ge- 
schäften der  Congregation  zu  befassen.  Dasselbe  gilt  von  den  Car- 
dinälen  der  Inquisition.  Der  Jesuit  Daubenton  schreibt  1711  an 
F^nälon:  „Bei  der  Inquisition  liegen  so  viele  Sachen  vor  und  gibt 
es  so  wenige  Leute,  die  sich  ernstlich  damit  beschäftigen  oder  die 
fähig  sind,  sich  damit  zu  beschäftigen,  dass  man  Jahre  lang  zu  thuen 
hat,  um  die  Verdammung  eines  Buches  zu  erwirken,  wenn  es  etwas 
dick  ist.  Nur  Card.  Fabroni,  der  Assessor  des  h.  Officiums  und 
der  P.  Damascenus  widmen  diesen  Geschäften  alle  ihre  Zeit^'  (Corr. 


1)  Entscheidungen  über  die  Zulässiffkeit  von  theologischen  Meinungen 
gibt  die  Inquisition  noch  jetzt.  Ein  Beispiel  bei  Reusoh,  Galilei,  S.  473, 
ein  neueres  Katholik  1879,  II,  524 :  Humillime  rogat  Praepositus  Gen.  S. 
J.  S.  Supr.  Congr.  S.  Off.,  ut  declarare  dignetur,  utrum  tolerari  possit 
explicatio  transsubstantiationis  in  s.  eucharistiae  sacramento,  qnae  sequen- 
tibus  propositionibus  comprehenditur  ....  F.  IV.  die  7.  Julii  1875  in 
oongrregatione  gen.  S.  Rom.  et  Univ.  Inq.  .  .  .  iidem  Emin.  Domini  dixe- 
runt:  doctrinam  .  .  .  tolerari  non  posse. 


Index-GongregatioxL  11 

de  Fen.  3,  478),  und  Arnaald  (3,  622)  sagt :  die  meisten  Cardinäle 
der  Inquisition  seien  unwissend;  wenn  der  Papst  oft  aus  Blicksicht 
mf  die  weltlichen  Mächte  nn^ige  Leute  xu  Cardinälen  ernennen 
mfisae,  so  sollte  er  doch  wenigstens  nnr  solche,  die  Theologen  seien, 
n  Mitgliedern  der  Inquisition  macheu. 

Wie  hei  der  Inquisition  der  Commissar  (I,  S.  187),  so  war  bei 
der  Index-Congr.  der  Secretär,  immer  ein  Dominicaner,  die  einfluss- 
reichste  Persönlichkeit.  Unter  den  mehr  als  200  Consultoren,  aus 
der  Zeit  von  1577  bis  1664,  welche  bei  Alex,  verzeichnet  werden, 
and  95  Ordensgeistliche,  darunter  16  Dominicaner,  12  Jesuiten, 
10  Minoriten  (bei  der  Inquisition  waren  die  Dominicaner  noch  besser 
vertreten). 

Nicht-Italiener  finden  sich  in  dem  Yerzeichniss  der  Cardinäle 
und  Consultoren  nur  in  yerhältnissmässig  geringer  Zahl,  und  darunter 
sind  noch  manche,  die,  weil  sie  nicbt  in  Rom  residirten,  nur  ge- 
ringen  oder  gar  keinen  Einfluss  hatten. 

Lucas  Holstenius,  der  auch  bei  Alex,  unter  den  Consultoren 
▼erzeichnet  wird,  schreibt  1633  an  Peiresc  (Epp.  ed.  Boissonade, 
1817,  p.  252):  „Es  gibt  hier  einige  gelehrte  Männer,  die  viel  leisten 
könnten,  wenn  sie  ihre  Bestrebungen  hier  geschätzt  sähen.  Aber 
hier  wird  jetzt  alles  andere  eher  geachtet,  und  die  gelehrten  Studien 
werden  bei  der  Verschwörung  der  unwissenden  Censoren  gegen  die 
gute  Ldteratur  ihr  Haupt  nicht  erheben.  Als  vor  nicht  langer  Zeit 
in  der  Index-Congregation  über  die  Expurgation  von  Gesners  Bi- 
bliothek verhandelt  wurde,  gestand  ein  angesehener  Cardinal,  der  in 
seinen  An^en  und  in  denen  vieler  anderer  kein  gewöhnlicher  Ge- 
lehrter ist,  unwillig  über  so  viele  Schriftsteller-Namen,  in  meiner 
und  anderer  Gegenwart:  wenn  er  über  das  Büoherwesen  zu  sagen 
hatte,  würde  er  den  grössten  Theil  der  Bücher,  namentlich  so  gut 
wie  alle  humanistischen  (qui  de  literis  humanioribus  et  de  liberali 
emditione  agunt),  verbrennen  und  nur  einige  Theologen  und  Juristen 
äbrig  lassen.  Was  denkst  du  wohl,  wie  mir  dabei  zu  Muthe  war? 
Ich  habe  aber  die  Worte  mit  spartanischem  Magen  verdaut  und 
nicht  gewagt,  die  Literatur  gegen  dieses  Yorurtheil  in  Schutz  zu 
nehmen.  Aber  das  habe  ich  wenigstens  gethan,  als  ich  sah,  dass  jene 
geraden  Weges  auf  das  Verderben  guter  Bücher  losgehen :  seit  jenem 
Tage  bin  ich  in  keiner  Sitzung  der  Congregation  mehr  erschienen. 
Da  wirst  gesehen  haben,  dass  kürzlich  die  gelehrten  Werke  von 
S^^ilig'er,  Heinsius,  Rivius,  Gocleoius  verboten  worden  sind  .  .  . 
Aber  dies  will  ich  dir  ins  Ohr  gesagt  haben,  denn  hier  kann  man 
ohne  Gefahr  über  diese  Dinge  nicht  einmal  klagen."  ^)  —  Als  Mabillon 


1)  Im  J.  1686  (p.  279)  klagt  Holstenius  darüber,  dass  man  die  Va- 
tjcanische  Druckerei  zuerst,  um  Geld  daraus  zu  schlagen,  für  jährlich 
1000  Scodi  verpachtet,  and  dass  jetzt,  wo  sie  ganz  heruntergekommen, 
Card.  Borghese  sie  verkauft  habe.  Im  J.  1644,  nach  der  Wahl  Innocenz*  X., 
schreibt  er  an  6.  B.  Doni  (p.  328):  Dieses  Pontificat  wird  in  dieser  Be- 
ziehang  ein  sehr  unglückliches  sein,  da  alle  Zweige  der  Literatur  und 
Cielehi^amkeit  für  gar  nichts  geachtet  werden« 


12  Römische  Bücherverbote  im  allgemeinen. 

1686  in  Rom  war,  wurde  er  von  der  Index-Congr.  ersucht,  ein 
Grutachten  über  Bücher  von  Vossiue  (s.  u.)  abzugeben,  und  er  wurde 
dann  zum  Consultor  ernannt  (S.  3,  §  6).  Germain  (Valery  1,212) 
berichtet  darüber  28.  Jan.  1686:  „Morgen  wird  Mabillon  in  Ge- 
genwart der  Cardinäle,  sitzend  mit  bedecktem  Kopfe,  seinen  Bericht 
vortragen;  danach  wird  man  ihn  zum  Consultor  des  Index  ernennen. 
Diese  Ehrenbezeugung  würde  es  ihm  möglich  machen,  auch  gegen 
den  Willen  seiner  Oberen  in  Rom  zu  bleiben,  wenn  er  Lust  dazu 
hätte,  was  Gott  verhüten  möge."  Ein  zum  Consultor  ernannter 
Ordensmann  durfte  nämlich  nach  einer  Verordnung  Alexanders  YII.  vom 
J.  1659  nicht  von  seinen  Oberen  von  Rom  versetzt'  werden  (Bene- 
dict XIII.  beschränkte  dieses  Privileg  auf  je  einen  Consultor  ans 
jedem  Orden;  Catalani,  Secr.  Ind.  p.  65).  Mabillon  blieb  nicht  in 
Rom,  und  hat,  so  viel  wir  wissen,  nie  wieder  als  Consultor  fungirt. 
—  P.  Timothie  de  la  Fläche  (p.  105)  berichtet  vom  J.  1712:  der 
Papst  habe  längst  gewünscht,  einen  Consultor  der  Index-Congre- 
gation  zu  ernennen,  der  französisch  könne;  er  habe  den  Theatiner 
Dubuc,  Professor  an  der  Propaganda,  dazu  ausersehen ;  als  der  König 
von  Frankreich  davon  gehört,  habe  er  Dubuc,  der  ihm  als  Anti- 
Gallicaner  nicht  genehm  gewesen,  nach  Frankreich  zurückberufen 
wollen;  nach  längeren  Verhandlungen  habe  der  König  nachgegeben 
und  sei  Dubuc  ernannt  worden,  aber  bald  darauf  gestorben. 

Nach  der  Gerarchia  cattolica  vom  J.  1882  waren  damals  13 
Cardinäle  Mitglieder  der  Inquisition,  darunter  2  Nicht-Italiener, 
Ledochowski  und  Franzelin;  unter  den  25  Consultoren  waren  4 
Dominicaner,  1  Jesuit,  8  andere  Ordensgeistliche  (die  Patres  Se- 
menenko  und  Smith  werden  Ausländer  sein);  daneben  werden  nur 
3  Qnalificatoren  verzeichnet.  Mitglieder  der  Index-Congregation 
waren  36  Cardinäle,  darunter  Ledochowski  und  Franzelin,  Pitra, 
Howard,  de  Falloux,  Hergenroether  und  Hassun  und  manche,  die 
nicht  in  Rom  residiren,  also  nur  Titular-Mitglieder  waren,  wie 
Schwarzenberg,  Simor,  Haynald,  Mihalowitz,  Bonnechose,  Guibert, 
Desprez,  Dechamps,  Moraes,  Moreno,  Benavides,  Paya  j  Rico,  Man- 
ning,  MaoCloskey.  Unter  den  39  Consultoren  und  5  Relatoren  hatten 
1 1  bez w.  3  nicht  deutsche  Namen ;  aber  auch  unter  diesen  waren  ausser 
dem  Bischof  Laurent  zu  Aachen  wohl  auch  noch  andere,  die  nicht  in 
Rom  residirten.  In  früheren  Zeiten  sind  die  Nicht-Italiener  in  beiden 
Congregationen  gewiss  verbal tnissmässig  nicht  zahlreicher  gewesen. 

Schon  um  1650  galt,  wie  Bourgeois  berichtet,  bei  der  Index-Con- 
gregation  und  Inquisition  als  Regel,  dass  ein  Buch  nur  auf  Grund 
einer  Denunciation  in  Untersuchung  genommen  wurde,  und  noch 
jetzt  rühmt(!)  die  Civ.  catt.  12,  4,  289  von  ihnen:  „Unter  tausend 
Büchern  jeder  Art,  auch  solchen,  die  gegen  die  Religion  und  das 
Papstthum  geschrieben  sind,  unterwerfen  sie  nur  die  sehr  wenigen 
einer  Prüfung,  welche  von  angesehenen  Personen  (persone  alta- 
mente  autorevoli)  denuncirt  werden.**  Der  Präfect  oder  der  Secretär 
der  Congregation  braucht  nun  freilich  nicht  jede  beliebige  Denun- 
ciation anzunehmen.  Der  Bischof  Baiiles  erzählt  in  seinem  Buche 
über  den  Index    (La  congr.  de  Tlndex  p.  321)  eine    sehr    gut    er- 


Inquisition  und  Index-Gongregation«  18 

AndeDe  Greschichie  von  einem  französiBchen  Abb^,  der  ein  Buch 
eines  Confiraters  dennncirt,  den  aber  der  Secretär  znnächst  auffordert, 
»ch  dnreli  ein  Empfeblungsflchreiben  seines  Biscbofs  oder  in  irgend 
einer  andern  Weise  zu  legitimiren,  dann,  ein  Exemplar  des  Bocbes 
und  ein  Verzeichniss  der  ihm  Terwerflich  scheinenden  Stellen  mit 
genauer  Angabe  der  Seitenzahl  u.  s.  w.  einzureichen,  über  dessen 
Personliclikeit  der  Secretär  unter  der  Hand  Erkundigungen  einzieht 
u.  8.  w.  Auf  der  andern  Seite  kann  der  Präfect  oder  der  Secretär 
oder  irgend  ein  anderes  Mitglied,  wenn  das  Verbot  eines  Buches 
gewünscht  wird,  leicht  irgend  jemand  zum  Denunciren  veranlassen. 
Die  Begel  hat  wohl  überhaupt  nur  für  Bücher  von  katholischen 
VerfasBem  gegolten.  Von  den  vielen  Schriften  deutscher  Protestan- 
ten, die  im  Index  stehen,  sind  sicher  nicht  manche  einzeln  denuncirt 
worden.  Von  dem  Nuncius  Ubaldini  wissen  wir,  dass  er  über  die 
in  Frankreich  erscheinenden  Bücher  nach  Bom  berichtete,  und  so 
werden  auch  die  anderen  Nuncien,  vielleicht  auch  einzelne  Bischöfe 
Dennnciationen  eingesandt  haben.  Die  darauf  bezüglichen  Vor- 
sehriften  Clemens*  VIII.  (I  S.  540)  scheinen  aber  nur  in  sehr  be- 
sebranktem  Masse  zur  Ausführung  gekommen  zu  sein. 

Für  die  Römischen  Indices  des  16.  Jahrhunderts  sind,  wie 
wir  gesehen  haben  (I  S.  410  u.  s.),  die  Messcataloge  sehr  stark 
benatzt  worden.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  die  Titel 
mancher  in  den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrb.  von  der  Index- 
Congr.  verbotenen  Bücher  aus  den  Messcatalogen  abgeschrieben  sind 
(die  Inquisition  hat  allem  Anschein  nach  immer  nur  Bücher  ver- 
boten, die  ihr  vorlagen  und  die  von  ihr  geprüft  worden);  aber  so 
stark  wie  früher  sind  dieselben  nach  1600  nicht  mehr  benutzt 
worden  und  nach  den  ersten  Decennien  gar  nicht  mehr^).  Es  ist 
ab^*  nicht  unwahrscheinlich,  dass  man  später  mitunter  die  Acta  Ern- 
ditomm,  das  Journal  des  Savants  und  andere  Zeitschriften  benutzt 
hat  2). 


1)  In  den  Nund.  1613 — 20  werden  manche  Bucher  verzeichnet,  die 
1616 — 24  verboten  worden  und  von  denen  man  es  zweifelhaft  finden  kann, 
ob  die  Gelehrten  des  Index  Exemplare  derselben  in  Händen  gehabt,  so 
jaristische  und  politische  Schriften  von  Agricola,  Beringer,  Bortius,  Cotb- 
mann,  Hensler,  Herdesianus,  Hilliger,  Lather,  Monner,  Paurmeister,  Six- 
tinos,  Zieritz,  auch  die  unter  Achilles  und  Epimetron  stehenden,  ferner 
Si^riften  von  Badowez,  Domavius,  Petraens,  Pontanus,  Sagittarius,  Siber, 
Spreeher.  Aber  anderseits  stehen  in  jenen  Nund.  Bücher,  die  erst  viel 
spater  verb.  wurden:  Berlich,  Liebenthal,  Nebulo,  Otto,  Schonborner, 
Trinnm  magicam  (erst  1700  verb.).  Es  ist  mir  nicht  gelungen,  klar  zu 
stellen,  in  welcher  Ausdehnung  nach  dem  J.  1600  die  Nund.  noch  benutzt 
worden  sind. 

2)  Im  April  1866  meldete  die  Allg.  Ztg ,  No.  108.  107,  voraussicht- 
lich wurden  demnächst  der  8.  Band  von  Bunsens  Bibelwerk  und  Bluntschli's 
Alt-Asiatische  Gottes-  und  Weltideen  auf  den  Index  gesetzt  werden.  Sie 
fugte  bei:  die  Index-Gongregation  beschäftige  sich  mit  Erzeugnissen 
protestantischer  Verfasser  nur  selten,  es  sei  denn  dass  ihre  Bedeutung  eine 
Ausnahme  von  dieser  Hegel  zu  machen  riethe.  Die  Bemerkung  ist,  wie 
wir  sehen  werden,  im  allgemeinen  nicht  richtig;  in  diesem  Falle  triflTt  sie 


14  Romische  Bücherverbote  im  allgemeinen. 

MBgr.  Ciampini  f  1^9S  wollte  ein  Seminar  von  8 — 10  Ge- 
lehrten ans  allen  Nationen  gründen,  welche  die  nen  erschienenen 
Bücher  aus  ihren  Ländern  lesen,  darüber  berichten  nnd  diejenigen, 
die  auf  den  Index  zu  setzen  seien,  angeben  sollten;  er  wollte  dem 
Seminar  seine  Bibliothek  nnd  ein  Kapital  vermachen,  um  jedem  der 
Gelehrten  ein  Jahreseinkommen  von  100  Scudi  zu  sichern.  Die 
Stiftung  kam  aber  nicht  zu  Stande.  Ciampini  gründete  auch  mit 
Franc.  Nazzari  1668  das  Komische  Giomale  de*  letterati,  welches 
aber  schon  1681   wieder  eingingt). 

Unter  Benedict  XIV.  machte  Card.  Querini  Vorschläge  über 
die  Verbesserung  des  Verfahrens  der  Index-Congregation  (S.  8), 
und  da  diese  keine  Fonds  hatte,  um  die  Gutachten  der  Consultoren 
drucken  zu  lassen,  wollte  er  ein  Capital  dazu  hergeben  (Zacc.  p.  187). 

£r8t  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrb.  wurde  es  stehender 
Gebrauch,  den  Decreten  der  Index-Congr.  die  Bemerkung  beizu- 
fügen: Quibus  Sanotissimo  Domino  nostro  .  .  per  me  infrascriptum 
Secretarium  relatis  Sanctitas  Sua  decretum  probavit  et  promulgari 
praecepit.  Benedict  XIV.  schreibt  ausdrücklich  vor,  der  Secretär 
habe  dem  Papst  alle  Decrete  zur  Bestätigung  vorzulegen  (S.  3  §  8); 
aber  schon  1751  erwähnt  dieses  Catalani  (Secr.  Ind.  p.  52)  als  be- 
stehende Praxis*).  In  einigen  Decreten  des  Mag.  S.  Pal.  und  der 
Index-Congr.  (Alex.  No.  13)  wird  ausdrücklich  gesagt,  sie  seien  de 
mandato  des  Papstes  erlassen. 

Besser  als  diese  allgemeinen  und  aphoristischen  Bemerkungen 
wird  die  Darstellung  einzelner  Verhandlungen,  über  die  Bücher  von 
de  Thou,  Arnauld,  Jansenius,  F6n61on,  das  Verfahren  der  beiden 
Congregationen  anschaulich  machen. 

3.  Die  erst  1669  von  Clemens  IX.  errichtete  Congregatio  in- 
dnlgentiarum  et  reliquiarum  verbot  in  einer  Reihe  von  Decreten 
1712 — 50  Schriften,  welche  Verzeichnisse  von  theilweise  apokry- 
phischen  Ablassen  enthielten  u.  dgl.  Ein  (unter  Indulgentiae  citir- 
tes)  Verbot  ähnlicher  Schriften  vom  23.  Mai  1696  scheint  noch,  wie 


nicht  zu.  Dass  man  sich  im  April  1866  gerade  mit  diesen  zwei  Büchern 
beschäftigte,  ist  allem  Anscheine  nach  dadurch  veranlasst  worden,  dass 
sie  kurz  vorher  in  No.  3  des  Theol.  Literaturblattes  recensirt  worden 
waren,  welches  ich  damals  auf  den  Wunsch  eines  in  Rom  weilenden  Be- 
kannten dem  Card,  de  Luca,  der  sich  für  deutsche  Literatur  interessirte, 
—  und  der  Präfect  der  Index-Congregation  war,  —  regelmässig  znsenden 
liess.  Die  beiden  Bücher  wurden  übrigens  nicht  verboten  und  die  Index- 
Congregation  scheint  damals  beschlossen  zu  haben,  überhaupt  die  Recen- 
sionen  des  Iiit.-BL  nicht  als  Denunciationen  anzusehen. 

1)  Melzi  1,  452.  Von  1 742-— 60  erschien  in  Rom  Giomale  de'  lette- 
rati (Novelle  letterarie)  und  1786— 98  Giomale  ecclesiastioo  (18  vol.  Fol.; 
dazu  1789— 94  Supplement!,  6  vol.  8;  Melzi  1,453.465).  Diese  Zeitschriften 
liefern,  wie  die  jetet  noch  erscheinenden  A.  J.  P.  und  Civ.  catt ,  vielfach 
einen  Commentar  zu  den  Bücherverboten. 

2)  Grisar,  Galileistudien  S.  157.  177.  Clemens  VIII.  hat  übrigens 
nicht,  wie  Grisar  angibt,  eine  papstliche  Approbation -der  einzelnen  Decrete 
vorgeschrieben,  s.  1  S.  534. 


Magister  Sacri  Palatii.  16 

iltero  Verbote  der  Art,  von  der  Inquisition  oder  Index-Gongr.  ans- 
f^angen  zu  sein.  Die  meisten  dieser  Verbote  sind  erst  dnrcb 
fien.  in  den  Index  ^kommen  (unter  Indnlgentiae,  Notizia,  Som- 
mario  n.  s.   ^w.}. 

Die  Con^re^atio  ritnnm  wird  erwähnt  in  einem  Decrete  der 
iDqniflTtion  vom  J.  1601.  Decrete  der  Congregatio  Cardinalinm  Con- 
diu  Tridentini  Interpretnm  worden  1621  und  1629  von  der  Index- 
Gongr.  promul^rt   (s.    %  14). 

Der  1622  von  Grregor  XV.  errichteten  Congregatio  de  Propa- 
ganda fide  Btebt  es  zu,  die  in  orientalischen  nnd  anderen  exotischen 
Sprachen  geschriebenen  Bücher  zu  prüfen  nnd  zn  verhieten  (Zacc. 
p.  183).  In  einem  Breve  vom  6.  April  1674  verordnete  Clemens  X.^ 
dais  niemand,  anoli  nicht  Ordensleate  nnd  Jesuiten,  Schriften,  worin 
70B  den  Missionen  nnd  diese  betreifenden  Materien  gehandelt  werde, 
ohne  eine  schriftliclie  und  dem  betreffenden  Buche  beizudruckende  Er- 
kubnisB  dieser  Congregation  drucken  lassen  dürfe,  bei  Strafe  der 
Excomm.  i«  sent.  und  der  Unterdrückung  des  Buches.  Diese  Verord- 
nng  wurde  von  Benedict  XIV.  1745  eingeschärft  (A.  J.  P.  1,1260; 
%  2647). 

4.  Das    erste    £dict  des  Mag.  S.  P.  aus  dem  17.  Jahrb.  (vom 
7.  Aug.  1603,    bei  Alex.  No.  4,  auch  bei  Bras.  p.  600)  ist  italienisch 
abgefasst  nnd     bat    folgende  Einleitung:    „Weil   seit    der  Veröffent- 
lichung   des    Inde:x     im  J.    1596    von    dem    h.  Stuhle  viele   andere 
Bacher   verboten     oder  suspendirt  worden  sind  und  damit  nicht  die 
Inkenntniss    Uebertretnngen  veranlasse,  darum  haben  wir,    F.  Gio. 
Mtria  Gnanzelli    da   Brisighella  aus  dem  Predigerorden,  Mag.  S.  P., 
ordentlicber     üicbter    u.  s.  w.,    —  da  es  uns  kraft   unseres  Amtes 
obliegt,  darüber    zn  wachen,    dass  in  dieser  hehren  Stadt  Rom  kein 
Terbotenes   oder    suspendirtes  Buch  gedruckt,    verkauft  oder  irgend- 
wie verbreitet  -werde,  —  für  nöthig  gehalten,  allen  folgende  Bücher 
zu  notificiren/*       "Nach  dem   Verzeichnisse    folgt  dann:   „Demgemäss 
wird  allen    Römischen   Buchhändlern    und    allen    anderen,    welchen 
Standes  sie   ancb  sein  mögen,  geboten,  wenn  sie  eines  dieser  Bücher 
haben,    dasselbe    sofort  [in  anderen  Edicten:    binnen    10  Tagen]  in 
anserm    Bnrean     abzuliefern,     indem    wir   sie    darauf    aufmerksam 
machen,  dass  sie,  wenn  sie  dem  zuwiderhandeln,  nicht  nur  sich  schwer 
gegen  Gott    versündigen    und   den    kirchlichen    Censuren    verfallen, 
sondern  ancb,  vrenn  es  zu  unserer  Kenntniss  kommt,  strenge  werden 
bestraft  ^werden  mit  den  Strafen,    welche    in   den  heiligen  Canones, 
den  Itegeln     des  Index    und    in  unseren  früheren  £dicten  angedroht 
sind.^*    Aebnlicb    lauten  einige  Edicte    aus    den   folgenden   Jahren. 
Ein  £dict  dagegen,  welches  nicht  bei  Alex,  steht,    aber  bei  Serry, 
De  asx.  p.   277  abgedruckt  ist,  lautet:    Nos  Fr.  Jo.  Brisighella  M. 
S.  P.  Ap.,   Jndex  ord.  .  .  de  expresso  mandato  8.  D.  N.  Clem.  VIII. 
probibemns  1.  cni  titnlus:  Qua  tandem   rat.  .  .  auct.    Paulo    Benio, 
omnibnsqne    qni    illum    forte  babuerint,    lubemus    ut  quam    primum 
ad   off.  nostmm  afferant.  Datum  1575 — 1604.   Romae   in  typogr.  R. 
Cam.  Ap.   1604.     In   einem  gleichfalls   lateinischen  Edicte  von  1609 
(Alex.  No.   8)  aagt  der  Mag.  8.  Pal.,    er   verbiete  die  Bücher  „auf 


16  Romische  Bacherverbote  im  allgemeinen. 

Grund  eines  mündlichen  Befehls  Pauls  Y.  nnd  kraft  der  Autorität 
seines  Amtes  bei  Strafe  der  reservirten  Excommunication,  und  das 
Ediot  solle  in  Rom  drei  Tage  nach  der  Anheftung,  an  allen  anderen 
Orten,  sobald  es  irgendwie  bekannt  werde,  verpflichten.  In  zwei 
(italienischen)  Decreten  vom  9.  Nov.  1609  und  30.  Jan.  1610 
(No.  10  und  11)  verordnet  der  Mag.  8.  P,  „im  Auftrage  der  In- 
quisition/' die  Bücher  überall  binnen  zehn  Tagen  nach  dem  Bekannt- 
werden des  Edictes  abzuliefern,  bei  Strafe  der  Ezcomm.  1.  s.  (von 
Reservation  ist  nicht  die  Rede). 

Nach  1610  kommen  nur  noch  vereinzelt  Edicte  des  Mag.  S.  Pal. 
vor,  deren  Verbote  in  den  Index  übergegangen  sind:  1633  publi- 
cirte  er  zunächst  für  Rom  ein  Edict  über  Bücher  mit  Elogia  haere- 
ticarum  (§  14);  1652  verbot  er  ein  in  Rom,  also  mit  Approbation 
des  Mag.  S.  Pal.  gedrucktes  Schriftchen  von  dem  Jesuiten  Cataneo, 
1678  ein  Officio  della  immac.  conceptione,  1691  ein  ascetisches 
Buch  des  Jesuiten  Giuseppe  Saliceti,  welches  1690  in  Rom  mit  den 
von  den  Censoren  gestrichenen  Stellen  gedruckt  war  (A.  J.  P.  2, 
2645),  1717  das  Vocabolario  von  Gigli,  —  diese  beiden  Verbote 
erliess  er  „kraft  seiner  amtlichen  Autorität  und  auch  im  speciellen 
Auftrage  des  Papstes",  —  1727  Franc.  Maria  Cabellotti,  II  f ul- 
mine della  presente  calamit4.  Nur  in  älteren  Indices,  nicht  mehr 
bei  Ben.  steht  das  gleichfalls  1727  von  dem  Mag.  S.  Pal.  verbotene 
Buch :  Di  quäl'  ordine  de*  Minori  sia  il  Beato  Andrea  Garaccioli  da 
Spello,  discorso  istorico  di  Filalete  Adiaforo. 

Der  Mag.  S.  P.  publicirte  beim  Antritte  seines  Amtes  ein 
Edict;  welches  folgende  Bestimmungen  enthielt:  Wer  verbotene 
Bücher  nach  Rom  bringt,  behält,  verkauft,  kauft  u.  s.  w.,  verfällt 
den  Censnren  und  Strafen,  die  in  den  h.  Canones,  dem  Index,  der 
Bulla  Coenae  und  anderen  apostolischen  Constitutionen  angedroht 
sind,  und  wird  ausserdem  mit  Confiscation  der  Bücher,  300  Scudi 
und  anderen  körperlichen  Strafen  bestraft.  Alle  von  früheren 
Magistri  S.  P.  ertheilten  Licenzen  zum  Lesen  verbotener  Bücher 
werden  zurückgenommen.  Alle  Bücher,  Büchlein,  Gebete,  Bilder, 
überhaupt  alles  Gedruckte,  so  geringfügig  es  auch  sein  mag,  was 
nach  Rom  gebracht  wird,  ist  dem  Mag.  S.  P.  oder  seinem  Socius 
vorzulegen.  Die  Couriere  und  Postillone  haben  alle  ihnen  anver^ 
trauten  Drucksachen,  für  wen  sie  auch  bestimmt  sein  mögen,  dem 
Mag.  S.  P.  vorzulegen  oder  auf  der  Douane  zu  lassen,  bei  Strafe 
von  50  Scudi  und  drei  Hieben  mit  dem  Strick.  Niemand  darf 
ohne  Erlaubniss  Bücher  verkaufen.  Die  Buchhändler  und  Verkäufer 
von  Kupferstichen  und  Holzschnitten  haben  binnen  30  Tagen  ein 
alphabetisches  Verzeichniss  der  vorräthigen  Bücher  und  Bilder  einzu- 
reichen. Neu  gedruckte  Bücher  dürfen  nicht  verkauft  werden,  bis 
der  Druck  mit  dem  approbirten  Manuscript  verglichen  ist.  Dieses 
Edict  ist  in  allen  Buchläden,  Druckereien  und  Douanen  u.  s.  w. 
anzuheften;  alle  Buchhändler  müssen  einen  Index  besitzen^). 


1)  Helyot,   Hist.  des  ordres  S,  214.    Editto   del  Maestro   del  Sacro 


Pnbticatioii  der  Bncherverbote.  17 


2.    PvblieatioB  der  Bfieherverbote. 

Verzeiehnisse  von  Bttchern,  welche  y,yon  dem  h.  Stahle" 
(der  Index-Congregation  oder  Inquisition)  seit  1596  verboten 
worden,  wurden  1603—1610  von  dem  Magister  Saeri  Palatii  pu- 
blieirt  (S.  15).  Von  1613  an  wurden  die  Bücherverbote  der 
ladex-Congregation  dnrch  den  Secretär  publicirt  Die  Decrete 
worden  gedmckt  in  Rom  angeheftet  und  dann  an  die  Inquisitionen 
IQ  Italien  and  an  die  Nuncien  versendet^).  Später  wurden  sie 
auch  vielfach  in  dem  Formate  der  jedesmaligen  letzten  Aasgabe 
des  Index  gedruckt,  am  demselben  beigebanden  za  werden. 
Seit  dem  Jahre  1624  erschienen  mehrere  von  den  Secretären 
der  Index-Congregation  veranstaltete  Sammlungen  dieser  Decrete 
(§  3).  Dem  unter  Alexander  VII.  1664  erschienenen  Index  sind 
als  Anhang  81  Decrete  von  1601—64  (in  dem  Nachdruck  von  1667 
92  von  1601—67)  beigefügt.  Von  den  späteren  Decreten  gibt 
es  keine  amtliche  und  vollständige  Sammlang.  —  Nach  der 
eortalistischen  Anschauung  genügte  die  Publication  der  Decrete 
in  Bom,  nm  sie  für  alle  Katholiken  verbindlich  zu  machen;  aber 
diese  Anschauung  wurde  in  vielen  Ländern  nicht  anerkannt. 
Namentlich  in  Spanien  und  Frankreich  galten  selbst  Bullen  und 
Breven  nur  als  verbindlich,  nachdem  sie  förmlich  publicirt 
worden,  und  die  Decrete  der  Inquisition  and  Index-Congregation 
wurden  in  Frankreich  überhaupt  nicht  als  verbindlich  angesehen, 
in  Spanien  (und  Sicilien)  nur,  wenn  sie  von  der  Inquisition, 
in  Venedig  (I  S.  547),  Neapel   und  Belgien,  wenn  sie  mit  6e- 


Palazzo  [Nia  Riccardi]  relativo  al  commercio  e  lettnra  di  libri  del  7. 
Gragno  1629.  Roma»  stamperia  oommunale  (Blatt  in  zwei  Columnen);  Gnio- 
dardini,  Suppl.  2,  22. 

1)  So  das  Yerbot  der  Copernicanischen  Bücher  vom  J.  1616  und  das 
Urtheil  der  Inq.  über  Galilei  vom  J.  1688;  s.  Reuscb,  Der  Process  Galilei's 
S.  371.  —  Decretam  Congreg.  Gardinalium  ad  Indicem  libror.  prohib.de- 
patatomm,  nbiqne  pablicandum.  Romae,  typogr.  Camerae  Apost.  1616»  4 
&  4,  bei  Rosenthal  84,  1476  ist  das  bei  Alex.  No.  15  abgedruckte.  — 
Edicta  et  Decreta  S.  Gongregationis  Illustriss.  S.  R.  E.  Gardinalium  ad 
Indioem  libromm  eorundemqne  permissionem,  prohibitionem,  expurga- 
tionem  et  impressionem  in  nniversa  republica  christiana  specialiter  depu- 
tatoram  ubiqne  pablicandum  [sie].  Romae  £x  Typographia  Garn.  Apost. 
1601—23.  LXV  8.  12.  (Petzh.  p.  144)  scheint  ein  Sammelband  von  ein- 
xelnea  Decreten  zu  sein. 

Senaeli,  Index   IL  2 


Id  Pnblication  der  Büoherverbote. 

nehmignng  der  Regierung  publicirt  wurden.  Dass  die  Römischen 
Bttcherverbote  nur  in  beschränktem  Masse  Beachtung  fanden, 
zeigt  auch  die  geringe  Zahl  von  Ausgaben  des  Römischen  In- 
dex, welche  im  17.  und  18.  Jahrb.  ausserhalb  Italiens  erschienen. 

Schon  unter  dem  Edicte  des  Mag.  S.  Pal.  von  1603  (Bras. 
p.  604)  steht  der  Vermerk:  Die  7.  m.  Aug.  1603  snpradictum  edic- 
tum  affixum  et  publicatum  fnit  in  acie  üampi  Florae  et  in  Cancel- 
laria  apostolica,  ut  moris  est,  per  me  Laertium  Cecchettum  Cursorem 
Apost.,  unter  einem  Edicte  von  1609  (Arg.  IIIa99):  ad  valvas  Prin- 
cipis  Apostolorum  de  Urbe  et  in  aliis  locis  solitis  et  consuetis  Urbis. 
Aehnliche  Vermerke  stehen  unter  Ballen  und  Breven  und  unter 
Decreten  der  Inquisition  und  der  Index-Congregation  (Gunst,  p.  35. 
46  u.  8.). 

In  der  Regel  wurden  nicht  die  in  einer  Sitzung  beschlossenen 
Bücherverbote  gleich  publicirt,  sondern  von  Zeit  zu  Zeit  ein  Ver- 
zeichniss  der  seit  dem  letzten  Decrete  verbotenen  Bücher.  Die  Ver- 
zeichnisse sind  in  den  meisten  Fällen  sehr  buntscheckig.  Die  um- 
fangreicheren sind  wie  die  des  Mag.  S.  Pal.  (Alex.  No.  4,  5, 9)  alpha- 
betisch geordnet.  Es  kommen  auch  zwecklose  Wiederholungen  vor. 
Die  sofortige  Publication  des  Beschlusses  einer  Sitzung  galt,  —  in 
der  Regel  mit  Recht,  —  als  ein  Zeichen,  dass  das  Verbot  als  ein  wich- 
tiges und  dringliches  angesehen  wurde.  Solche  Decrete  sind  z.  B. 
No.  13,  36,  47,  67. 

Die  Sammlung  der  Decrete  bei  Alex,  ist  nicht  vollständig: 
ohne  Zweifel  absichtlich  ist  nicht  aufgenommen  ein  Decret  vom  J. 
1613  (über  Becanus  s.u.),  das  Decret  vom  10.  Dec.  1616  über  die 
Monita  privata  wohl  darum  nicht,  weil  diese  auch  in  dem  Decrete 
vom  16.  März  1621  stehen.  Durch  ein  Versehen  sind  nicht  aufge- 
nommen Decrete  vom  9.  Oct.  1613  und  vom  26.  Juli  1614,  die  in 
der  Raccolta  vom  J.  1624  citirt  werden  (§  3,  2),  und  ein  Decret 
vom  4.  Febr.  1627,  welches  wiederholt  im  Index  citirt  wird,  z.  B. 
unter  Andreae  und  Breitinger.  —  Bei  No.  16  fehlt  das  Datum:  25. 
Nov.  1617.  No.  33  ist  falsch,  vom  17.  Febr.  1623  statt  vom  4.  Febr. 
1627  datirt. 

Von  den  späteren  Decreten  stehen  viele  aus  den  Jahren  1668 
— 87  in  den  Constitution  es  et  decreta  apostolica,  praecipue  utilia 
hoc  tempore  adversns  quosdam  abusus  in  materia  fidei  et  morum. 
Quibus  praefigitur  Epistola  pastoralis  Episcopi  Castoriensis.  Coloniae 
Agr.  1679,*  125  S.  kl.  8.  Editio  tertia  auctior.  Col.  Agr.  1686,* 
217  (und  15  nicht  paginirte)  S.  kl.  8.  —  Manche  Decrete  von 
1690 — 1709  stehen,  aber  meist  nur  auszüglich,  in  dem  zu  Namnr 
1709  erschienenen  Elenchus,  einige  bei  Hanot  (§11)  und  bei 
d'Argentri.  —  Eine  Anzahl  von  Decreten  verschiedener  Congre- 
gationen  aus  der  Zeit  Clemens'  XI.  (1700 — 21)  stehen  im  Bull, 
cont.  II.,  einige  aus  der  Zeit  Benedicts  XIII.  (1724—30)  im  Bull. 
XIIL,  die  von  1786 — 97  in  dem  Römischen  Giomale  ecclesiastico, 
die  aus  der  neuem  Zeit  in  verschiedenen  Zeitschriften,  Ami  de  la 
Religion,  Mastiaux'  Literaturzeitung,  A.  J.  F.,  Giv.  catt.     Von  den 


jBecrete  der  Inquisition  und  Index-Congr. 


19 


ij^teren  Becreten  finden  sicli  einzelne  Exemplare  veriichiedenen 
iudex- Aasgaben  beigebnnden,  —  so  mehrere  (jedes  über  eine  einzelne 
SiteMg)  von  1821 — 27  in  einem  Exemplare  der  Ausgabe  von  1819 
(Bonn),  —  dieDecrete  von  1836  — 50  und  von  1851 — 59  in  Sammel- 
binden in  München  E. 

Die  vollständigen  Decrete  zu  vergleichen,  ist  in  vielen  Fällen 
Ton  Interesse,  weil  sie  gewöhnlich  die  Titel  der  Bücher  vollstän- 
diger angeben  als  die  Indices  und  weil  in  diesen,  wenigstens  seit 
Ben.,  in  der  Kegel  nicht  angegeben  wird^  ob  ein  Buch  von  der 
bdex-Congregation  oder  von  der  Inquisition  und  ob  von  dieser  an 
eiiem  Mittwoch  oder  einem  Donnerstag  verboten  ist,  und  weil,  was 
loch  ^richtiger  ist,  nur  aus  den  Decreten  der  Inquisition  die  Hoti- 
Timog  des  Yerbotes  zn  ersehen  ist. 

In  den  Abdrücken  der  Decrete  kommen  zahlreiche  und  schlimme 
Selireib-  und  Druckfehler  vor.  Brisighella  hat  zwei  von  ihm  als 
Vag.  S.  P.  erlassene  Decrete  in  seinem  Index  expurgatorius  ab- 
draeken  lassen  (Bras.  p.  600).  Darin  steht  Euerardi  Bernoist  st. 
Bronckorst,  Jo.  Bipstenius  st.  Bilstenius,  Henr.  Breubau  st.  Breu- 
laei,  Lanr.  chircouij  st.  Kirchovii  u.  s.  w.  Dieselben  Fehler  mit  Aus- 
nahme des  letzten  finden  sich  in  dem  Abdruck  bei  Alex.,  hier  auch 
loch  Andreae  libonii  st.  Libavii,  und  in  anderen  Decreten  z.  B. 
Vgo  Brosten  st.  Hugo  Broughton  (No.  9),  P.  Suero  st.  Lisero  (Poly- 
carp  Leyser,  No.  20),  Prascheni  st.  Parasceue  (No.  25)  u.  dgl. 
Der  Marburger  Jurist  Beinhard  Eoenig  heisst  in  dem  Decrete  von 
1619  —  und  in  allen  Indices  bis  Ben.  —  Reinhardus  Marpurgensis, 
wabneheinlieh  weil  auf  dem  TitelblatteKönig  mit  deutschen  Lettern 
gedruckt  und  fUr  die  Gelehrten  des  Index  nicht  leicht  lesbar  war. 
Sehr  oft  sind  die  Namen  der  Verfasser  weggelassen.  Diese  Fehler 
sind  in  den  älteren  Index-Ausgaben  vielfach  noch  mit  neuen  ver- 
nehrt.    Erst  Ben.  hat  die  meisten  corrigirt. 

In  dem  Abrigö  du  recueil  des  actes  du  Clerg6,  2.  Ed.,  1764, 
p.  186  werden  „die  Bullen  und  anderen  Bescripte  des  Papstes" 
eingetheilt  in  solche,  die  in  Frankreich  angenommen,  und  solche,  die 
▼wworfen  werden.  Im  allgemeinen,  heisst  es  weiter,  werden  die 
ßomifichen  Kescripte,  wenn  sie  für  den  Staat  oder  die  Kirche  nütz- 
lich lind,  angenommen,  wiewohl  wir  nicht  die  den  Formeln  und 
Ansdroeken  derselben  zu  Grunde  liegende  Lehre  und  G-ewohnheit 
annehmen.  Bei  der  Annahme  der  Bullen  pflegt  sich  die  Geistlich- 
keit über  diese  Formeln  auszusprechen;  die  weltlichen  Gerichtshöfe 
registriren  die  Bullen  mit  dem  Vorbehalt  ein,  dass  damit  nicht 
diese  Formeln  approbirt  werden  sollen.  Gewisse  Formeln  sind  so 
odio«,  dass  man  um  ihretwillen  die  Bullen  verwirft,  wenn  sie  auch 
fo  die  Kirche  und  den  Staat  nützlich  sind ;  so  die  Formeln,  in  denen 
iBsere  Könige  mit  Excommunication  oder  Absetzung  bedroht  wer- 
den. Andere  Formeln  werden  als  Stil  der  Beamten  der  römischen 
Curie  angesehen  und  ignorirt.  Die  Formel :  Non  obstantibns  quibus- 
▼is  apostolicis  necnon  in  provincialibus  synodis  universalibusque 
eonoÜis  editis  vel  edendis  specialibus  vel  generalibus  constitutionibus 
et  ordinationibus  oder  ähnliche  werden  von  gelehrten  Juristen  und 


20  PubHoaüon  der  Blicherverbote. 

Theologeo  als  nichtig  nnd  missbränchlich  angeselien,  können  aber 
ignorirt  werden,  indem  ihre  Nicht- Anerkennung  stillschweigend  vor- 
ausgesetzt wird.  Die  Formel  motu  proprio  wird  von  der  Geistlich- 
keit nnd  den  Gerichtshöfen  verworfen,  von  letzteren  ausdrücklicli 
auch  dann,  wenn  die  Römischen  Hescripte  auf  Ersuchen  der  franzö- 
sischen Bischöfe  und  des  Königs  erlassen  worden  sind.  Die 
Formel,  dass  ein  päpstliches  Decret  gültig  sei  nach  seiner  Publi- 
cation  in  Rom,  wird  in  Frankreich  nicht  anerkannt,  desgleichen 
nicht  die  Formel,  welche  die  Ablieferung  verbotener  Bücher  an  die 
Inquisitoren  verordnet,  und  die  Formel  etiam  specifica  et  individua 
mentione  digni,  welche  die  Excommunication  auf  diejenigen,  welche 
nicht  excommunicirt  werden  können,  also  auch  auf  die  Könige  aus- 
dehnt. 

Der  Generaladvooat  Omer  Talon  sagt  in  einem  1647  im  Parla- 
ment gehaltenen  Vortrag :  „Wir  erkennen  in  Frankreich  die  Autorität 
des  Papstes  an,  aber  nicht  die  Autorität  und  Jurisdiction  der  Con- 
gregationen  der  römischen  Curie.  Dire  Decrete  haben  in  Frankreich 
keine  Geltung."  Der  Kanzler  d*Aguesseau,  ein  frommer  Mann  (nnd 
kein  Jansenist),  führt  in  einer  Denkschrift  vom  J.  1710  (Oeuvres  13, 
409)  diese  Stelle  an  und  sagt  seinerseits:  „Jedermann  weiss,  dass 
der  Index  in  Frankreich  keine  Autorität  hat,  wo  man  den  Primat 
des  Papstes  anerkennt,  aber  nicht  die  Gewalten  der  verschiedenen 
Congregationen  von  Cardinälen,  welche  der  h.  Stuhl  zu  errichten 
für  gut  befunden.  Man  weiss  übrigens  wie  sehr  die  Autorität  des 
Index  auch  bei  denjenigen  Völkern,  welche  an  der  alten  kirchlichen 
Freiheit  weniger  festhalten  als  das  unsrige,  gesunken  ist  in  Folge 
de.3  Missbrauchs,  dass  man  Schriften  darin  aufgenommen,  die  eine 
solche  Censur  (fl^trissure)  nicht  verdienen."  Als  1712  ein  ArrSt 
des  Pariser  Parlaments  vom  J.  1710  auf  den  Index  gesetzt  worden, 
schrieb  d^Aguesseau  (p.  309.  316):  „Es  hat  dort  einen  ehrenvollen 
Platz  erhalten  neben  anderen  zur  Vertheidigung  unserer  Grundsätze 
erlassenen  Arrlts,  die  Rom  canonisirt,  indem  es  sie  verdammt .... 
Wir  glaubten  dieses  Verbot  ignoriren  zu  müssen.  Nach  dem  alten 
französischen  Grundsatze  würde  man  der  Index-Congregation  zu  viel 
Ehre  erwiesen  haben,  wenn  man  laut  gegen  die  Entscheidung  dieses 
Conoiliabulums  protestirt  hätte.  Man  stellt  sich  fast  immer  auf  das 
Niveau  derjenigen,  die  man  bekämpft,  und  man  erkennt  in  einem 
gewissen  Sinne  ein  Tribunal  an,  wenn  man  seine  Beschlüsse  an- 
greift*' 

Bossuet  sagt  (Oeuvres  37,  75)  von  dem  Breve  gegen  das  N. 
T.  von  Mons:  „Wir  halten  in  Frankreich  solche  Constitutionen 
nicht  für  verpflichtend,  so  lange  sie  nicht  den  Bischöfen  übersandt 
worden  sind,  um  sie  in  allen  Diöcesen  zu  publiciren.  Damm  ist 
dieses  Breve  für  uns  nicht  verbindlich."  Und  von  den  Index-De- 
creten  sagt  er  (32,95):  Profitemur,  Fcclesiae  gallicanae  vetere  atqne 
inolito  jure  nihil  nos  teneri  iis  decretis.  —  F^n^lon  sagt  in  einer 
Denkschrift  zu  Gunsten  der  Annahme  des  Breves  von  1703  über 
den  Cas  de  conscience  (Oeuvres  13,  51) :  „Es  kommt  in  dem  Cas  de 
consc    eine  Stelle   vor,   die   zu  der  Meinung  Anlass    geben  könnte. 


Geltung  der  Rom.  Decrete.  21 

kB»  man,  wenn  man  das  Breve  annehme,  damit  zugebe,  dass  die 
InqniBition  and  der  Index  für  Frankreich  einige  Bedentung  hätten 
[soBt  de  qnelqne  coneid^ration  en  France).  Man  braucht  ja  aber 
aar  gegen  diese  Stelle  zu  protestiren,  wie  das  bei  der  Reception 
roD  Bullen  und  Breven  oft  geschieht.  Man  braucht  nur  zu  sagen, 
Bau  wolle  durch  die  Annahme  des  Breve  keineswegs  den  Index 
oder  die  Inquisition  anerkennen."  —  Der  Bischof  Duplessis  d*Ar- 
^vtii  erklärt  in  seiner  1756  erschienenen  CoUectio  judioiorum  III  b 
590:  wenn  er  in  seine  Sammlung  Deoreta  Romanorum  Inquisitorum 
«ifgeoommen,  so  sei  das  nicht  geschehen,  weil  er  diesem  Tribunal 
eioe  Jurisdiction  in  Frankreich  zuschreibe.  —  Natürlich  hatte  auch 
d»  Anschauung  der  Curie  unter  den  französischen  Theologen  Yer- 
^eter.  A.  Charlas  z.  B.  bekämpft  in  dem  Tractatus  de  libertati- 
Ihu  Eccl  gall.  p.  467  die  Ansicht,  dass  die  Decrete  der  Römischen 
Coogregationen  jenseit  der  Alpen  nicht  verpflichteten,  und  Albizzi 
(A.  J.  P.  2,  2619)  bezeugt,  dass  von  Franzosen,  Deutschen  und 
£Bgläi)dem  timoratae  conscientiae  täglich  (!)  Gesuche  um  die  Erlaub- 
nin  sam  Lesen  verbotener  Bücher  bei  der  Inquisition  einliefen.  ^  ^. 

In  Spanien  und  in  Sicilien,    so  lange  dieses   unter  spanischer 
Herrschaft  stand,  galt  nur  der  spanische  Index,  und  in  diesen  wurden 
sehr  riele  in  Rom  verbotene  Bücher  nicht  aufgenommen.     Salgado    , 
Mgt  aasdrücklich,   nach  spanischem  Rechte    seien  die  Decrete   der   ' 
fiömischen  Inquisition  und  der  Index-Congregation  und  des  Magister   '     ^/ 
S.  PaL  von  der  spanischen  Inquisition  zu  prüfen  und  eventuell  nicht  ' 
&li  Kömische,    sondern  als  eigene  Decrete  zu  publiciren  (Giannone, 
Opp.  post  1,  452).    In  Neapel  versuchten  die  Bischöfe  vielfach  den 
KömischeD  Verboten  Geltung  zu  verschaffen;  aber  in  den  Deoreten " 
der  Provincialsynode  von  Neapel  von  1699  (Coli.  Laoensis  1,  165) 
vird  von  der  Sündhaftigkeit  des  Lesens  verbotener  Bücher,  von  der 
Eioholnng  der    Erlaubniss  dazu,    auch   von    den  Regeln    des    sog. 
Trieoter  Index,  aber  nicht  von  den  Römischen  Bücherverboten  und 
TOQ  dem  Römischen  Index  gesprochen,  obsohon  Alexander  YII.  die 
Promalgation  seines  Index  von  1664    in  allen  Diöcesen  angeordnet 
hatte.    In  der  Biblioteca  Napoletana   von  Nie.  Toppi,  die  1678  zu 
Neapel  mit  Approbation  erschien  (der  Gensor  war  ein  Jesuit),  werden 
die  Sehriften  von  Cala,    Curte  und  anderen  Regalisten  sehr  gelobt, 
aher  weder  bei  ihnen    noch  bei  vielen   anderen  wird  das  Römische 
^«rhot  erwähnt,  von  einem  Buche  von  Verricelli  aber  gesagt:   Vo- 
himen  hoc,  quod  viris  doctis  non  semel  accidit,  Romanam  censuram 
expertum.    Die  Anschauung  der  Regierung  spricht  der  Abate  Pan- 
rädin  der  Biographie  Giannone's  (Istoria  1,  53)  aus:  In  Neapel  wird 
Teder  das  Tribunal    des  h.  Offioiums  noch    die  Index-Congregation 
i^endwie  anerkannt. 

In  den  Decreten  der  Mechelner  Synode  von  1607,  Tit.  1,  c.  7, 
beideSam,    Synodicon  Belgicum,   1828,  I,  367,^)    findet  sich  die 

1)  Der  Haupttitel  dieses  Baches  ist:  Nova  et  absolutiBsima  oollectio 
«ynodorum  .  .  .  Arcbiep.  Mechlin.  .  .  .  collegit  J.  Fr.  van  de  Velde,  .  .  . 
iflutr.  P.  F.  X.  de  Ram.  Mechlin.  1828,  4  vol.  4. 


22  Publioation  der  Büoherverbote. 

Bestimmang:  Honeant  parochi  Bubditos,  libros  haereticos  vel  ex  pro- 
fesso  labricos  duIIo  modo  legere  vel  habere  Heere,  eisque  prohibi- 
tiones,  quae  babentur  in  Indicibns  libromm  prob.  Sedis  Apost.  auc- 
toritate  post  Concilium  editas  crebro  inBinuent.  Die  letzte  Bestim- 
mung  von  eisque  an,  (welcbe,  wie  der  Herausgeber  bemerkt,  in  Rom 
in  das  Decret  eingeschoben  worden  ist),  bezieht  sich  zun&chet  auf 
den  Trienter  und  den  Clementinischen  Index. 

Der  Brüsseler  !Nuncius  tibersandte  die  Römischen  Decrete  dem 
Erzbischof  von  Mecheln;  aber  dieser  erhielt  z.  B.  1633  von  der 
Statthalterin  die  Weisung,  die  Pablication  eines  Decretes  gegen 
Poza  (s.  u.)  zu  verschieben,  bis  sie  von  Madrid  Weisungen  einge- 
holt haben  werde,  und  als  der  Erzbischof  Precipiano  1691  ein  De- 
cret der  Inquisition  gegen  ein  Buch  von  Huygens  ohne  weiteres 
publicirt  hatte,  erhielt  er  von  dem  Conseil  de  Brabant  einen  Verweis 
xmd  musste  versprechen,  fortan  keine  Decrete  ohne  Plaoitum  des 
Conseil  zu  publiciren  (v.  Espen  Opp.  4  B,  217).  In  einem  Erlasse 
von  demselben  J.  1691  ermahnte  er  dann  freilich  zur  Beobachtung 
der  Römischen  Bücherverbote  (Syn.  Belg.  1,  573)  und  in  einem 
Decrete  von  1695  sagt  er,  er  habe  sich  bestrebt,  die  Verordnungen 
des  apost.  Stuhles  und  der  h.  Congregation  gegen  die  Pest  schlechter 
Bücher  zur  Ausführung  zu  bringen;  aber  unter  den  mehr  als  70 
Büchern,  die  er  in  diesem  Decrete  verbot,  sind  nur  zwei,  die  in  Rom 
verboten  worden. 

Die  in  Namur  im  Anfange  des  18.  Jahrh.  erschienenen  Aus- 
züge aus  dem  Römischen  Index  sind  ebensowohl  wie  die  S.  18  er- 
wähnte Sammlung  von  Decreten  (antijansenistische)  Privatarbeiten. 
Als  1785  auf  Betreiben  der  belgischen  Bischöfe  ein  neuer  Index 
angefertigt  wurde,  wurden  nicht  grundsätzlich  die  Römischen  Bücher- 
verbote für  verbindlich  erklärt,  aber  freilich  die  in  dem  Römischen 
Index  stehenden  Bücher  aufgenommen.  Der  Index  kam  nicht  zu 
Stande  (§  11). 

Im  J.  1749  befahl  das  Grand  Conseil  de  Malines,  die  Auctions- 
cataloge  seien,  nachdem  sie  von  dem  kirchlichen  Censor  durchge- 
sehen, auch  den  Conseillers  fiscaux  vorzulegen,  welche  nicht  dulden 
sollten,  dass  Bücher,  namentlich  geschichtliche  und  juristische,  die 
nicht  von  der  Staatsregierung  verboten  worden,  in  den  Catalogen 
als  verbotene  bezeichnet  würden. 

Auch  in  den  höchsten  Kreisen  kam  später  eine  andere  An- 
schauung zur  Herrschaft  als  1735.  Im  Jahre  1759  verbot  der 
Statthalter  Carl  Alexander  von  Lothringen  provisorisch  zwei  Bände 
der  Theologie  von  Dens,  weil  darin  bezüglich  der  Bulla  Coenae, 
der  Römischen  Bücherverbote,  der  Immunität  und  der  Rechte  der 
Bischöfe  Grundsätze  vorgetragen  würden,  welche  der  Autorität  des 
Kaisers  und  den  in  den  Niederlanden  stets  beobachteten  Maximen 
widersprächen.  Ja,  der  Statthalter  verbot  sogar  einen  in  Gent  er- 
schienenen Abdruck  des  Index  Benedicts  XIV.,  weil  darin  van  Espens 
und  andere  Bücher  verboten  wurden,  welche  die  Rechte  des  Souve- 
räns und  die  Fundamentalgrundsätze  des  Landes  vertbeidigten  ^). 


1)  Suppl.  ad  opp.  V.  Espen,  App.  p.  7.  8.  Seabra  2,  82. 


RdouMhe  Indioes  yon  1600-1664.  38 

In  Portugal  wurde  1624  der  Bömisohe  Index  mit  Beifttgnng 
der  seit  1600  verbotenen  Bücher  abgedruckt  und  z.  B.  das  Verbot 
eines  Baches  yon  Galado  1655  publicirt. 

In  Köln  erschien  1627,  in  Trient  1634  ein  Abdruck  des  Cle- 
■entinisehen  Index  mit  Beifügung  später  verbotener  Bttcher,  in  Frag 
1726  ein  Abdruck  des  Bömischen  Index  von  1704.  Förmliche  Publi« 
eationen  von  Römischen  Bücherverboten  kommen  nur  vereinzelt  und 
erst  spat  (um  1760)  vor  (Neumajr,  Plagula).  In  einem  Erlass  des 
Ksehofs  von  Münster  vom  J.  1733  (Hartzheim  10,  475)  werden 
zwei  Schriften  von  Berni6res  de  Louvigny  und  Rojas  als  „von  der 
L  Congregation  schon  öfter  verboten^'  bezeichnet,  weil  sie  zwar  nur 
dunsl  verboten  waren,   aber  in  mehreren  Index- Ausgaben  standen. 


l.  AusgabeA  des  Römischen  Index  von  1600  bis  1664. 

1.  In  den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrhunderts  erschienen 
usserhalb  Roms  mehrere  Abdrücke  des  Index  Clemens'  VIII. 
Tom  J.  1596  ^).  In  Rom  erschien  ein  Abdruck  desselben  mit 
einem  Anhange,  welcher  Decrete  ans  den  Jahren  1601 — 23  ent- 
telt,  im  J.  1624^),  dann  mit  Beifügung  der  Decrete  bis  1629 
im  J.  1630^),  nnd  mit  Beifttgnng  der  Decrete  bis  J.  1637  im 
J.  1640*). 


1)  Die  vor  1600  erschienenen  Abdrücke  und  die  Venetianischen  von 
1602—1707  sind  I  S.  543.  547  verzeichnet.  Andere  veneichnet  Pets- 
toUt,  Biblioth.  p.  144 :  Goloniae  apud  B.  Gnalther  1602  und  1624*, 
ib.  1680  (BräBsel).  —  Zamosci,  Mart  Lenscios  1604.  150  8.  4  Bl.  4.  — 
Leodii,  Henr.  Hovina  1607.  8.  —  Duaoi  1618.  —  Brixiae  ap.  fiozzolam 
1620.  96  S.  8.  —  Eine  franzoeiBche  Uebersetzung :  Gatalog^e  des  Livrea 
defendos.  Avec  les  Begles  establiee  par  les  Peres  depatez  par  le  S.  Gon- 
cQe  de  Trente.  Mis  premierement  en  lumiere  par  le  oommandement  de 
Pie  lY.  A  paia  augmente  par  Sixte  V.  Et  en  fin  corrig6  &  publik  par 
miodement  de  Clement  YIll.  Paris,  Cramoisy  1615.  23  BL  104  S.  8  (Petzh. 
p.  146).  —  Der  letzte  mir  bekannte  Abdruck  des  Clementinischen  Index, 
abgeadieii  von  den  den  Ausgaben  der  Trienter  Decrete  beigefügten  Abdrücken 
(I  S.  643),  ist:  Rothomagi  ex  typographia  Jaoobi  Loudet  1674*,  109  S.8. 
(Oxford). 

2)  Der  Titel  dieser  Ausgabe,  die  ich  nicht  gesehen,  ist  ganz  der- 
Klbe,  wie  der  der  folgenden.  Zaoc.  p.  179  berichtet:  der  Gameraldruoker 
labe  der  im  J.  1624  gedruckten  Sammlung  von  Decreten  im  J.  1630, 
ohne  die  Jahreszahl  1624  auf  dem  Titelblatte  zu  ändern,  4  Decrete  ans 
den  Jahren  1625—29  beigefügt. 

3)  Index  Librorum  prohibitorum  cum  Reffulis  oonfeotis  per  Patres 
>  Tridentina  Synode  delectos  auctoritate  Pii  lY.  primum  editns,  postea 
T«ro  a  Syxto  Y.  anctus,  et  nunc  demum  S.  D.  N.  Clementis  YIII.  jussn 
'M)giiitiu  et  pnblicatus.  Instructione  adjecta  de  exeqnenda  prohibitionis 
^^6  aincere  emendandi  et  imprimendi  libros  ratione.   Bomae,  sfud  Im- 


24  Römische  Indioee  von  leOO— 1664. 

2.  Ein  VerzeichniBB  der  seit  1596  yerbotenen  Bücher,  also 
ein  eigentliches  Supplement  zn  dem  Index  Clemens*  VIII.  er- 
schien zuerst  1618  zu  Bologna  unter  dem  Titel  Syllabus^),  dann, 
alphabetisch  geordnet,  von  dem  Secretär  der  Index- Congregation, 
Fr.  Franciscus  Magdalenns  Gapiferreus  (Maddaleno  Capiferreo) 
herausgegeben,  1619  zn  Rom  unter  dem  Titel  Edictum  %  ferner 
unter  dem  Titel  Baccolta  1624  zn  Mailand^). 

3.  Im  J.  1682  erschien  zn  Rom  nnter  dem  Titel  Elenchus 
ein  von  demselben  Maddaleno   bearbeiteter  neuer  Index  ^),    in 


pressores  Garn.  Cum  privilegio  Sum.  Pont,  ad  bienniom  1696.*  176  S.  12. 
(Oxford).  Auf  p.  98  folget  ein  neues  Titelblatt:  Librorum  post  Indioem 
Glementis  VIII.  prohibitorum  decreta  omnia  hactenus  edita.  Romae,  ex 
typogr.  Rever.  Cam.  Apost.  1624,  dann  mit  fortlaufender  Faginirung  die 
Decrete,  das  letzte  vom  11.  Nov.  1629.  Das  Exemplar  ist  dem  Elenchus 
von  1632  (Note  8)  beigebunden  und  allem  Anscheine  nach  gleichzeitig 
mit  diesem  gedruckt,  also  ein  (schlecht  ausgestatteter)  Nachdruck  der 
Römischen  Ausgabe. 

4)  Index  .  .  .  1696.*  119  S.  &  (Oxford).  Der  Abdruck  des  Index 
von  1696  geht  bis  S.  64;  S.  65  folgt  Librorum  .  .  .  1624;  das  letzte  De- 
cret  ist  aber  vom  10.  Dec.  1686.  Das  Exemplar  ist  dem  Elenchus  von 
1640  (8.  26,  Note  2)  beigebunden  (mit  anderen  Typen  gedruckt  als  dieser, 
beide  viel  besser  als  die  in  Note  8  erwähnte  Ausgabe).  —  In  dieser  Aus- 
gabe stehen  die  bei  Alex,  abgedruckten  Decrete  No.  1—42  mit  Ausnahme 
von  No.  8.  22.  81.  82.  40.  41.  Sie  sind  nicht  numerirt,  aber  vielfach  ge- 
nauer abgedruckt  als  bei  Alex. 

6)  Syllabus  seu  Collectio  librorum  prohibitorum,  &  suspensorum  a 
publicatione  novi  Indicis  jussu  S.  D.  N.  felic.  recordat.  Glementis  VIII. 
de  anno  1696.  Additis  etiam  aliis  libris,  variis  erroribus  scatentibus,  & 
suspectis,  non  legendis,  neque  retinendis  quoadusque  expurgentur,  aut  per- 
mittantur  a  Sanota  TJniversali  Inquisitione.  Bologna  16i8. 12.  Zacc.  p.  176. 

6)  Edictum  librorum,  qui  post  Indicem  fei.  reo.  Glementis  YIII.  pro- 
hibiti  sunt,  ex  decreto  lUustriss.  A  Reverendiss.  DD.  S.  R.  E.  Gardinalium 
ad  Indicem  deputatorum  ubique  publicandum,  ex  typographia  Gamerae 
Apostolicae  12.  Zaco.  p.  176. 

7)  Raocolta  de  libri  prohibiti,  cavata  da  decreti  fatti  in  diversi  tempi 
dalla  Gongregatione  degl'  Illustriss.  e  Reverendiss.  Sig.  Gardinali  della 
S.  Sede  Apost.  sopra  Flndice  de  libri,  in  tutta  la  Republica  christiana, 
specialmente  deputati :  e  publicati  doppö  la  publicatione  del  nuovo  Indice 
fatto  l'anno  1696.  In  Milano  1624.*  Per  gl'her.  di  Pacifico  Pontio  &Gio- 
van  Battista  Picaglia,  Stampatori  Archiep.  &  del  S.  Officio.  LXVIII  S.  16. 
(Oxford).  Das  Verzeichniss  ist  alphabetisch,  allerdings  sehr  ungenau  ge- 
ordnet; jedem  Buche  ist  das  Datum  des  Verbotes  beigefügt.  Die  Rac- 
oolta  hat  keinerlei  Vorwort  oder  dgl.  Von  S.  LXV  an  ist  das  Monitum  ad 
Nie.  Gopemici  leotorem  ejusque  emendatio  abgedruckt. 

8)  Elenchus  Librorum  omnium  tum  in  Tridentino  Glementinoq ;  Indice, 
tum  in  aliis  omnibus  Sacrae  Indicis  Gongregati onis  particularibus  Decrctis 
hactenus  prohibitorum ;  Ordine  uno  Alphabetico,  Per  Fr.  Franciscum  Mag- 
dalenum  Capiferreum  Ordinis  Praedicatorum  dictae  Gongregationis  Secre- 
tarium  digestus.  Romae,  Ex  Typographia  Gamerae  Apostolicae.  Superiornm 
permissu.  1682.*  4  Bl.  679  S.  12.  (Oxford).  Wahrsoheiulich  ein  Nachdruck 


Syllalras.  Raooolta.  Elendios. 


25 


welehem  die  von   Clemens  VIIL  und  die  dnrch  spätere  Decrete 

wbotenen  Bücher   in   Ein  Alphabet  geordnet,   die  Schriftsteller 

nter  ihren  Vomamen    und  Zunamen,   die  anonymen  Schriften 

iBter  verschtedeneo  SclilagwOrtem  aufgeftlhrt  sind  und  bei  jeder 

^^ommer  das  Datum     des   betreffenden  Decretes,  bei  den  aus 

dem  Trienter  bezipv.  Glementinischen  Index  entnommenen  „in  In- 

dice^'  bezw^.    „in   Indice  Appendicis^'  beigeftlgt  ist,    eine  Anord- 

sang,  die  aller dings,  Teie  der  Herausgeber  hervorhebt,  bequemer 

ist  als  die  nacb    den    Classen  und  die,   wie  wir  sehen  werden, 

Nachahntang  fand.      Diesem  Elenchus   wurde  ein  Abdruck  des 

hdex  von   1596   und   der  oben  No.  1  erwähnten  Sammlung  von 

Deeieten  beigeftlgt:    der  Elenchus  sollte  also  ein  alphabetisches 

Register  dazu   sein.    —  Dieser  Elenchus  von  1632  wurde,   (ohne 

den  Index    von    lö96    und   die  Decreten-Sammlung,    aber)  mit 

einem  Supplement  vermehrt,  1635  zu  Mailand  abgedruckt  0*  16^0 

erschien  in  Rom   eine  zweite  vermehrte  Ausgabe  desselben'}. 

Der  Ellenclms    von  Maddaleno  ist  nicht,   wie  Mendham  S.  170 
Termnthet,    eine    xnit    einer  blossen  Drucherlaubniss  versehene  Privat- 
arbeit, Bondern,    iBvie    Catalani,   De  Secr.  p.  19,  unter  Berufung   auf 
die    Acten    der     Xndex-Congregation    mittheilt,    auf  Befehl    und  mit 
Gutheiaaraiig   dieaeT     geruckt;    die  Gongregation  beschloss  aber,    er 
tolk  nicht  in   ihrem,    sondern   unter  dem  Namen  des  SecretSrs  tan- 
qv&m  prlvati    auctoris  herausgegeben  werden.  —  Auf  der  Eüokseite 
des  Titelblattes    (auch  der  Ausgaben  von  1*635  und  1640)  steht  die 
DmckexlauhTiiBs     mit   einem    eigenthümlichen    Zusätze:    Imprimatur, 
ä  ^debitoT  fieverendiss.   P.  Mag.  Sac.  Palatii  Apostolici.    A.  Epi* 


der  BAmischen  Ansgabe;  s.  o.  Note  S.    —    Die  von  Petzh.  p.  147  a  ver- 
seicbneie  Ausgabe  Kom  1624  finde  ich  sonst  nirgend  erwähnt. 

l)  £lenchii8   .  .  .   digestus.    Mediolani.   Ex   Typographia   Archiepi- 
seopati.  1635.*  Snperiorum  Permissu.  6  Bl.  668  S.  12.  (Reusch).  Beigebun- 
den sind  (nicht  der  Index  von  1696  und  die  Decretensammlung,  aber)  Regulae 
confeeUe  per  Patres  a  Trid.  äyn.  delectos  .  .  .  instructione  adjecta   [die 
Instruction  Clemens'  YIII]  .  .  .,  1636.  24  S.    —    Auf  der  Bückseite   des 
Titelblattes  steht  unter  dem  Imprimatur  für  die  Römische  Ausgabe:  Im- 
primatur denno.    Inquisitor  Mediolani.  Jo.  Paulus  Mazzuohellus  pro  Rev. 
Capitulo  Metropolitano.  Co.  Maioragius  pro  Exoellentiss.  Senatu,  fol.  2.  8 
«ne  Widmnngsepistel  von  Jo.  Ambr.  Sirturus  d.  d.  Mailand  20.  Sept.  1635, 
p.  652 — 658  das  Supplement  mit  der  Uebersohrift :  Post  praedictum  Elen- 
cfaum  sequentes  libri  prohibiti  sunt. 

2)  Elenchus  .  .  .  Decretis  usque  ad  annum  1640  prohibitorum  .  .  . 
digestus.  Editio  secunda  aucta.  Romae,  Ex  typographia  Rev.  Cam.  Apost. 
1640*.  Superiorum  permissu  et  cum  privilegio.  4  Bl.  412  S.  8  (Oxford. 
Maoeben  E.).  Die  Seiten  sind  zweispaltig.  Vgl.  S.  24  Note  4.  —  Quetif  II, 
473  und  Zaoc.  p.  180  erwähnen  noch  eme  Ausgabe  Rom  1648,  Zaoc.  auch 
Abdrucke  Antwerpen  1644  und  Lyon  1650. 


26  Der  Komische  Index  von  1600—1664. 

soopna  Bellioastren.  Vicesg.  —  Qai  Libri  non  reperientnr  in  hoo 
Elencho,  ant  in  Collectione  Postindicis  (der  Sammlung  der  Decrete), 
de  quibus  aliqua  dubitatio  moveri  possit,  non  propterea  approbati 
censeantnr,  sed  jndicentnr  ad  communes  regnlas  in  Indice  praescri- 
ptas.  Imprimatur.  Fr.  Nicolaus  Riocardius  S.  Falatii  Apost.  Mag. 

Maddaleno  hat  den  Elenchus  y,ürbano  YIIl.  Pont.  Opt.  Max.'' 
gewidmet,  den  er  als  hujus  alphabeti  Alpha  et  Omega,  lux  lucis  et 
index  indicis  anredet;  es  heisst  in  der  Dedication  weiter:  quod 
sub  Te  Congregationis  praefecto  in  hoo  Indioe  elaboravi  et  sub  Te 
nunc  Pontifice  Maximo  ac  praefectorum  omnium  praefecto  perfeci. 
—  Die  Verweisungen  auf  den  Index  und  die  Decrete  lauten:  in 
Indice  [Trid.]  primae  classis,  in  Ind.  certorum  auctorum  (2.  Gl.),  in  Ind. 
inoertorum  auctorum  (8.  GL),  in  Indice  Appendicis  (Glemens'  VIII.) 
1.  oL,  in  Edioto  7.  Sept.  1609  n.  s.  w. 

4.  Mit  dem  Elenchus  des  Maddaleno  ist  nicht  zu  ver- 
wechseln ein  1644  ohne  Angabe  des  Heransgebers  und  ohne 
Vorrede  und  dgl.  gedruckter  Elenchus,  welcher  nur  die  seit 
1596  verbotenen  Bücher  in  alphabetischer  Ordnung  (mit  Angabe 
der  betreffenden  Decrete)  verzeichnet^).  Ein  dritter  Elenchus, 
den  Thomas  de  Augnstinis  herausgab,  scheint  bestimmt  gewesen 
zu  sein,  eine  Fortsetzung  der  (ersten  Ausgabe)  des  Elenchus 
von  Maddaleno  zu  bilden:  er  enthält  eine  alphabetische  Zu- 
sammenstellung der  1636 — 55  verbotenen  Bücher^).  Er  wurde 
10.  Juni  1658  von  der  Index-Gongregation  verboten,  mit  der 
Motivirnng:  er  sei  unvollständig  (deficiens)  und  enthalte  (be- 
rttcksichtige)  nicht  alle  bis  1655  von  der  Congregation  erlassenen 
Decrete. 

Reginaldus  Lucarinus,  der  1642  von  Urban  VIII.  zum  Ma^. 
S.  P.,  aber  schon  1643  zum  Bischof  von  Gitt&  della  Pieve  (Civitas 
Plebis)  ernannt  wurde,  t  1671,  hat  nach  QuStif  II,  641  einen  In- 
dex librorum  prob,  cum  regulis  .  .  .  usque  ad  annum  1645  et  no- 
tationes  ad  diotas  regulas  ausgearbeitet ;  derselbe  ist  nicht  gedruckt, 
aber  das  Autograph  (drei  Bände)  befindet  sich  in  der  Vaticanischen, 
Abschriften  in  der  Barberini^schen  und  in  der  Inquisitions-Bibliothek. 

5.  In  Köln    veröffentlichte    1627    die    Inquisition   einen 


1)  Elenchus  librorum  omnium  post  Indioem  Clementis  VIII.  in  de- 
cretis  Sacrae  Indicis  Congregationis  usque  ad  annum  1644  prohibitorum. 
Ordine  alphabetioo.  Romae,  ex  typ.  Rev.  Camerae  Apost.  1644.*^  56  S.  kl.  8 
(München,  Univ.). 

2)  Librorum  omnium  in  Sac.  Indicis  Gongr.  Decretis  prohibitorum 
ab  anno  1636.  usque  ad  annum  1655.  £lenohu8  ordioe  uno  alphabetioo  per 
Fr.  Thomam  de  Augnstinis  digestus.  So  wird  der  Titel  in  dem  Edicte 
(Alex.  No.  67)  angegeben. 


Kolner  und  Trieater  Ausgaben.  27 

Abdruck  des  Index  Clemens'  VIIL,  in  welchem  die  dnroh  ein 
Ediet  Yom  4.  Febr.  1627  verbotenen  Bücher,  —  sonderbarer 
Weise  nnr  diese,  nicht  die  dnrch  Edicte  Ton  1601—27  ver- 
botenen, —  mit  einem  f  bezeichnet,  in  das  Alphabet  eingeschoben 
sind.   Diese  Ausgabe  wurde  1647  und  1665  nochmals  gedruckt^). 

Die  ans  dem  Ediete  anfgenommenen  Bücher  sind  bald  in  den 
Trienter  Index,  bald  in  die  Appendix  eingeschoben,  vielfach  ohne  f. 
Das  Edict  ist  Ko.  33  bei  Alex.,  hier  aber  unrichtig  vom  17.  Febr. 
1623  datirt. 

6.  Eine  wesentlich  bessere  Arbeit  ist  die  1634  zu  Trient 
erschienene  Ausgabe,  welche  einen  Abdruck  des  Clementinischen 
Index  und  dann  (mit  besonderer  Paginirung)  ein  alphabetisches 
Verzeichniss  der  bis  zum  J.  1630  verbotenen  Bflcher  mit  An- 
gabe der  betreffenden  Edicte  und  in  einem  (wieder  besonders 
paginirten)  Anhange  die  1632 — 34  verbotenen  Bücher  enthält 
Später  sind  noch  einige  Supplemente  dazu  gedruckt^). 

Auf  dem  Titelblatt  steht  Komae  et  Tridenti,  wohl  um  den  In- 
dex als  Sömischen  zu  bezeichnen. 

7.  Bei  den  bisher  besprochenen  Indices  handelte   es  sich 


1)  NoTTs  Index  Librorvm  Prohibitorvm,    Jnxta  Deoreinm   Sacrae 
:ioni8  IlloatriBs.  S.  R.  K  Cardinalium  a  S.  D.  N.  Yrbano  Papa  VIII. 

nnctaq;  Sede  Apostolica  poblicatnm,  Romae  4.  Febr.  1627,  auctus.  Pri- 
■rnm  anctoritate  Pij  IV.  P.  M.  editus.  Deinde  k  Sixto  Y.  ampliatus.  Tertio 
k  demente  YIII.  reoognitas.  Praefixis  Regvli»,  ac  Modo  exeqvendae  Prohibi- 
tionia  Per  R.  P.  F.  Franciscam  ForetiuQi  (sie)  Ord.  Praed.  &  depntatione 
SS.  Trid.  Synodi  Secretarium.  Ante  qaemlibet  librum  noniter  prohibi  tum 
praefixaiQ  est  signam  f-  Coloniae  Agrippinae,  Ex  commissione  S.  R.  £. 
Inqaiait.  Apad  Ant.  Boetzeri  haeredea.  1627/  64  S.  8.  (Manchen  K.). 

HovTs  Index  .  .  .  Coloniae  Agrippinae,  £x  commisaione  S.  R.  £. 
iDqoisit.  Apad  Jodocam  Kalcovium  1647,  181  S.  12.  (Scboettgen  II,  §  24). 
—  KoYTs  Index  ....  Coloniae  Agrippiuae  ....  Kalooviam  1666*.  181 
S.  12.  (Mainz). 

2)  Index  Librorvm  prohibitorvm  .  .  .  (wie  oben  S.  28  Note  8)  .  . 
raiione.  Quibos  acoeaBit  de  nouo  Index  librorum  a  Sacra  Indiois  Con* 
gregatione  pasaim  ad  annum  usque  1630.  partioalaribas  Deoretis  suis  locia 
eoDsignatis  probibitoram.  Romae,  &  Tridenti  apud  Zanettam,  ImpresaorS 
Epiaoopale.  Saparioram  permissu  1634.*  177  S.  12.  Dann  folgt:  Novts  In- 
dex libronim  a  Sacra  .  .  .  prohibitorum.  XC  S.;  dann  (ala  Bogen  N)  mit 
p.  I:  Additio  librorum  probibitoram  k  praefata  Sacra  Congregatione  de 
anno  1682,  9.  Sept.;  p.  Y:  Additio  libroram  at  aapra  probibitoram  k ,  ,  . 
de  anno  1638,  19.  Martii;  p.  YIII:  Additio  ...  de  anno  1684,  28.  Ang.; 
p.  XI:  Finia.  —  Beigebanden  sind  (Müncben,  K.  Univ.) :  Additio  libroram 
Ol  tapra  ...  de  anno  1686,  9.  Maii,  II  S.;  Decretam  S.  Congr.  Ind.  81. 
Janii  1641,  S.  Inq.  1.  Aug.  1641,  X  S.;  Additio  librorum,  Yt  supra  pro* 
hibitorom,  de  Aimo  1642  sab  die  22  Januarg.  Romae,  A;  Tridenti,  £x 
Typ.  Episa  Zanett.  4  Bl. 


28  Der  Römische  Index  von  1600—1664. 

nm  die  Beifttgnng  von  Bttcheni,  die  durch  die  RömiBchen  Be- 
hörden verboten  waren.  Anders  verhält  es  sich  mit  (dem  §  8 
zu  besprechenden  Lissaboner  und)  zwei  in  Krakau  1603  und 
1617  erschienen  Indices.  Der  erste,  von  dem  Bischof  Bernard 
Macieiowski  herausgegeben^),  enthält  einen  Abdruck  des  Giemen- 
tinischen  Index  und  einen  Index  auctorum  et  librorum  prohibi- 
torum,  in  Polonia  editornm  (64  Namen  oder  Bttcher  von  be- 
nannten Verfassern,  18  anonyme  Schriften),  der  zweite,  von  dem 
Bischof  Martin  Szysköwski  publicirt  ^),  ausserdem  noch  ein  Auc- 
tarium  librorum  haereticorum  et  prohibitorum,  1617  editum  (63 
theils  in  Polen,  theils  anderwärts  gedruckte  Bücher). 

Der  Anhang  von  1603,  der  in  der  Ausgabe  von  1617  wieder 
abgedruckt  ist,  enthält  theils  Namen  (der  1.  Cl.  des  Böm.  Index 
entsprechend),  theils  Büchertitel,  theils  lateiniRche,  theils  polnische, 
aber  alle  mit  Polen  zusammenhangend.  Aus  dem  Böm.  Index  sind 
wiederholt  die  Namen:  Andr.  Yolanus,  Andr.  Fricius  Modrevius, 
Faustns  Sozinnus  (sie),  Gregorius  Paulus  Brzezinensis,  Jo.  a  Lasko, 
Jo.  Eosminius  s.  Kosmius,  Petms  Statorius,  Stan.  Samicius;  Jo. 
Lassicius  ist  Jo.  Lasitzki,  von  dem  in  Kom  1603  ein  Buch  ver- 
boten wurde.  Unter  den  anonymen  Büchern  steht  die  Confessio 
Augustana.  Von  den  sonst  hier  vorkommenden  Autoren  and  Schriften 
steht  auch  in  den  späteren  Rom.  Indices  nichts. 

In  dem  Index  von  1617  stehen  hinter  der  Appendix  von  1603 
die  bei  Alex,  unter  No.  14,  15  stehenden  Deorete  vom  J.  1616 
und  das  nicht  bei  Alex,  stehende  Beeret  vom  10.  Dec.  1616  über 
die  Monita  privata,  dann  das  Auctarium,  zuletzt  ein  Monitum  ad 
Lectorem  Seb.  Nucerini  S.  T.  D.  (eine  Ermahnung  bezüglich  der 
schlechten  Bücher).  Nucerinus  wird  also  wohl  der  Gompilator  des 
Index  sein. 

Yon  den  in  deuDecreten  von  1616  verbotenen  Büchern  stehen 
nur  die  If onita  privata  im  Auctarium,  von  den  in  früheren  Decreten 
verbotenen  nur  ganz  wenige  und  diese  allem  Anscheine  nach  nicht 
aus  den  Decreten  entnommen  (Abr.  Sculteti  opera,  Ant.  Arnaldi 
actio  contra  Jesuitas,  Guil.  Perkinsii  opera),  ferner,  obschon  der 
Autor  schon  in  der  1.  Cl.  des  Tr.  steht:  Wesselij  Gansfortij,  alias 


1)  Index  Librorvm  prohibitorvm  .  .  .  (wie  im  Glementinischen  Index) 
ratione.  Cracoviae,  In  Officina  Andreae  Petrioovij  1608.*  96  Bl.  12.  (Krakau). 

2)  Index  Librorum  prohibitorum.  Cum  Regulis  confectis  per  Patres 
a  Tridentina  Synodo  delectos,  et  cum  adjecta  instructione,  de  emendandis, 
imprimendisque  libris,  et  de  exequenda  prohibitione.  Nunc,  in  hao  editione, 
Congregationis  Cardinalium  edictis  aliquot,  et  librorum  nuper  scandalose 
evulgatorum,  descriptione  auctus.  Cracoviae,  In  Offic.  Andreae  Petricouij, 
8.  R.  M.  Typo^.  A.  D.  1617.*  100  Bl.  12.  (etwas  grossem  Formate«  als 
1603). 


Krakauer  Ausgaben.  29 

Baälij  Grroningeii.  Aura  purior  et  alia  opera.  Nur  einige  wenige 
Sehriften,  die  sicli  hier  finden,  sind  später  auch  in  den  Rom.  Index 
gekommen  (aber  nicht  ans  diesem  Index):  Anticotonus  nnd  einige 
Mcher  yon  deutschen  protestantischen  Theologen. 

In  dem.  vor  dem  Index  von  1603  stehenden  hisohöflichen  Er* 
lasse  wird  den  Druckern  und  Buchhändlern  unter  Androhung  der 
Exeommunication  und  anderer  arbiträrer  Strafen  verboten,  ohne 
Genehmigung  des  Bischofs  oder  seiner  Deputirten  Bücher  zu  drucken 
oder  zu  verkaufen.  Der  Bischof  Szyskowski  sagt  in  seinem  Erlasse : 
ar  habe  diese  Bestimmung  in  Erinnerung  gebracht  und  den  Buoh- 
kändlem  unter  Androhung  der  ihm  reservirten  directen  und  in- 
directen  Exeommunication,  der  Confiscation  und  Verbrennung  der 
Bücher  und  einer  Strafe  von  100  Ducaten  (die  zur  Hälfte  dem 
Krakauer  Hospital,  zur  Hälfte  der  Fabrik  des  Domes  zufallen  sollten) 
verboten,  von  auswärts  importir.te  Bücher  ohne  seine  Genehmigung 
ZQ  verkaufen  ;  er  habe  auch  die  Bibliotheken  visitiren  und  die  libri 
obscoeni  et  libelli  verbrennen  lassen.  Er  bestimmt  dann :  wer  die 
in  seinem  Index  verzeichneten  Bücher  lese,  behalte,  drucke,  ab- 
schreibe n.  8.  w.y  solle  nicht  absolvirt  werden,  da  er  die  Lossprechung 
sieh  selbst  reservire. 

Der  Index  generalis  von  Thomas  James  ^)  gehört  nicht  in  die 
Beihe  der  Indexausgaben  (I  S.  4).  Er  ist  aus  den  Indices  von 
Clemens  YIII.  und  von  Sandoval  compilirt.  Am  Schlüsse  steht 
du  Yerzeichniss  der  Schriftsteller,  von  denen  Schriften  in  dem  Ant- 
werpener Expnrgatorius,  bei  Bras.,  Quiroga  oder  Sandoval  expur^ 
girt  weiden.  Enr  die  Tendenz  der  Arbeit  ist  der  Anfang  der  Vor- 
rede charakteristisch:  Cum  animadverterem  .  .  .  duobus  potissimum 
laodis  labefactari  regnum  Christi  promoverique  illud  Antichristi,  vel 
per  Indices  librorum  prohibitorum  vel  per  Indices  expurgatorios  etc. 


4.    Der  hdex  Alexanders  YIL  1664. 

Im  J.  1664  erschien  eine  neue  Ausgabe  des  Index*),  welcher 
eine  Bulle  Alexanders  VII.  vom  5.  März  1664,  Speenlatores, 
Torgedrnckt  ist  In  dieser  Bulle  sagt  der  Papst:  Seit  der  Pu- 
blication  des  Index  Clemens'  VIII.  seiön  von  dessen  Nachfolgern 
und  der  Index-Congregation  viele  Bücher  verboten  und  deren 
Autoren  verdammt  worden,    aber   kein   amtliches  Verzeichniss 


1)  Der  Titel  steht  I  S.  4.  Oxoniae  1627.*   142  S.  12.  (Hamburfr). 

2)  Index  Librorvm  prohibitorvm  Alexandri  VIT.  Pontificis  Maximi 
ioflSQ  editus.  Romae,  £x  Typographia  Reuerendae  Camerae  Apostolicae. 
1664.*  Saperiomm  permissu,  &  Privilegio.  XXVIl  und  410  S.  4.  (München  K.) 


8Ö  Index  Alexanders  YIL  1664. 

enchienen,  welches  in  ttberoichtlicher  OrdDUng  (ordinatim  atque 
distincte)  diese  Bücher  und  Autoren  enthalte.  Der  in  seinem 
Auftrage  ausgearbeitete  neue  Index  enthalte  die  in  dem  Trienter 
und  Giemen tinischen  und  die  seit  dem  Erscheinen  des  letztern 
verbotenen  Bücher,  und  zwar  in  alphabetischer  Ordnung  mit 
Beseitigung  der  frühem  Eintheilung  in  drei  Classen.  Diese  neue 
Ordnung  sei  bequemer  und  auch  geeignet,  das  Missverständniss 
zu  beseitigen,  als  ob  diese  drei  Classen  drei  Grade  bezeichneten 
und  das  Lesen  von  Büchern  der  1.  Glasse  gefährlicher  und 
sträflicher  sei  als  das  Lesen  von  Büchern  der  2.  und  3.,  da  doch 
manche  Bücher  der  3.  viel  schlechter  seien  als  Bücher  der  1. 
nnd  2.  Indess  seien  in  dem  neuen  Index  bei  den  einzelnen 
Büchern  nöthigenfalls  die  betreffenden  Classen  (des  Trienter) 
und  ihre  Appendices  (im  Clementischen  Index)  sowie  (für  die 
später  verbotenen  Bücher)  die  Decrete,  wodurch  sie  verboten 
worden,  angegeben.  Auch  seien  der  Vollständigkeit  wegen  dem 
(neuen)  „allgemeinen  Index''  der  Clementinische  Index  und  alle 
seitdem  erlassenen  Decrete  beigefllgt.  „Den  in  der  angegebenen 
Weise  zusammengestellten  und  revidirten  und  mit  den  Typen 
Unserer  apostolischen  Kammer  bereits  gedruckten  allgemeinen 
Index,  fährt  der  Papst  fort,  den  Wir  als  diesem  Schreiben  in- 
serirt  angesehen  wissen  wollen,  bestätigen  und  approbiren  Wir 
durch  Gegenwärtiges  mit  apostolischer  Autorität  sammt  allem 
und  jeglichem  darin  Enthaltenen  und  verordnen  und  befehlen, 
dass  er  von  allen  Gemeinschaften  (universitates)  und  einzelnen 
Personen,  wo  immer  sie  auch  sein  mögen,  unverletzlich  und 
unerschütterlich  beobachtet  werde/'  Dann  folgen  noch  die  oben 
S.  17  erwähnten  Strafbestimmnngen  und  die  Verordnung,  der  „all- 
gemeine In^ex"  solle  von  den  Bischöfen,  Inquisitoren  u.  s.  w.  über- 
all publicirt  und  für  die  Beobachtung  desselben  gesorgt  werden. 
Im  Jahre  1665  veröffentlichte  der  Secretär  der  Index-Con- 
gregation,  Vincentius  Fanus,  eine  compendiösere  Ausgabe,  ohne 
den  Clementinischen  Index  und  die  Sammlung  der  Decrete^). 
1667  erschien  (zu  Lyon  oder  Genf)  ein  Abdruck  dieser  Ausgabe, 


1)  Index  Librorum  Prohibitorum  Alexandri  VIT.  Pontificis  Maximi 
juBsu  edituB.  Romae,  Ex  Typographia  Rev.  Cam.  Apost.  1666*  XXIV  und 
820  S.  kl.  8.  (München  JH.). 


Index  Alexanders  YII.  1664. 


31 


iB  welehem  aber  der  Clementinische  Index  und  die  Sammlung 
der  Decrete,  diese  bis  zum  J.  1667  fortgeführt,  wieder  beige- 
f&gt  sind^). 

Die  Ausgabe  von  1664  enthält  nach  der  Bulle,  den  Trienter 
Kegeln  und  der  Instruction  ClemenB*  VIIL,  —  der  10.  Eegel  ist 
eine  Observatio  beigefügt  (I  S.  341),  —  einem  Privilegium  ftlr  die 
Taticaniscbe  Druckerei  und  einer  Yorbemerkung  des  Secretärs  der 
Index-Congr.,  Hyacinthus  libelli,  der  den  neuen  Index  redigirt  hatte, 
folgendes:  1.  Index  primus  generalis,  das  in  der  Bulle  erwähnte 
ud  dnrcb  dieselbe  approbirte  Verzeichniss  der  Autoren  und  Bücher, 
Bit  Beifügung  der  Notizen:  in  Indice  (oder  in  Indice  Appendicis) 
I.  cl.,  in  Ind.  oder  in  Ind.  App.  certorum  oder  incertorum  auctorum, 
in  Edicto  7.  Sept.  1609  u.  s.  w.;  vgl.  S.  26;  2.  als  Secundus  Index 
ein  alphabetisches  Verzeichniss  der  Namen  (Vornamen  und  Zunamen) 
der  Autoren;  3.  als  Tertius  Index  ein  Verzeichniss  der  Büchertitel 
nach  Schlagwörtern  alphabetisch  geordnet;  —  No.  2  und  3  sind  als 
öne  Privatarbeit  Libelli's  anzusehen,  Zacc.  p.  182;  —  4.  eine 
Appendix,  die  während  der  Fertigstellung  des  Index,  1660—64, 
Terbotenen  Bücher  enthaltend ;  5.  den  Index  Clemens*  VIIL  mit  der 
Yorbemerkung  (von  Libelli),  er  werde  beigefügt,  um  die  in  dem 
neuen  Index  vorkommenden  Verweisungen  auf  die  drei  Classen 
deutlich  zu  machen;  in  dieser  Vorbemerkung  gibt  Libelli  auch  ein 
Terzeicbniss  der  Secretäre  der  Index-Congr.,  mit  Forerius  (I  S.  432) 
beginnend ;  6.  unter  der  Ueberschrift  Index  Decretorum  eine  Samm- 
lung der  auf  Bücherverbote  bezüglichen  Decrete  von  1601  bis  1662; 
7.  eine  zweite  Appendix,  noch  einige  Titel  von  verbotenen  Büchern 
und  vier  Decrete  aus  den  Jahren  1662  und  1663  enthaltend  (hinter 
p.  398  ein  nicht  paginirtes  Blatt,  welches  als  folium  casu  omissum, 
restituendum  p.  333  post  Decr.  33  bezeichnet  ist  und  den  Locur 
ademtus  a  Thoma  Sanchez,  —  in  der  Ausgabe  von  1667  p.  230,  — 
enthält) ;  8.  ein  Verzeichniss  der  Cardinale  und  der  Consultoren  der 
Index-Congr.  von  ihrer  Gründung  an  bis  auf  die  Gegenwart;  9.  das 
Druckprivileg  und  £rrata. 

Die  Ausgabe  von  1665  enthält  die  Bulle  Alexanders  VII. 
nicht  Auf  die  Trienter  Begeln  und  die  Instruction  Clemens'  VIIL 
(p.  V — XXI)  folgt  Privilegiorum  Summa  und  ein  kurzes  Vorwort 
von  Vinc.  Fano,  der  1664  Libelli' s  Nachfolger  geworden  war 
(p.  XXII.  XXin),  und  dann  nur  der  Index  primus  generalis  der  Aus- 
gabe von  1664.  Fano  sagt,  diese  neue  Ausgabe  sei  einerseits  com- 
pendioser  als  die  von  1664,  anderseits  vermehrt.  Die  Hinweisungen 
auf  die  drei   Classen  sind  weggelassen;    —  Fano  sagt:    man  könne 


1)  Index  librorvm  prohibitorvm  Alexandri  VII.  Pontificis  Maximi 
VV9SV  editvs.  Actorum  XIX.  Mvlti  avtem  ex  eis  qui  fucrant  Cariosa  aeo- 
tati,  Gontulerunt  Libros  &  oombusscrunt  coram  ORinibus.  Juxta  Exemplar 
exeusum  Romae,  ex  typographia  Rev.  Cam.  Apoat.  Cum  Priuilegio.  1667.* 
804  S.  Fol. 


32  Index  Alexanders  VII.  1664. 

diese  TJuterscheidung  aber  anoh  so  leicht  erkennen:  wo  nur  der 
Name  eines  Autors  stehe,  sei  derselbe  aus  der  1.  Gl.  entnommen; 
die  Büchertitel  ohne  Namen  seien  aus  der  3.,  die  mit  Namen  aus 
der  2.  GL;  —  auch  die  Notizen:  In  Edicto  7.  Sept.  1609  und  dgl. 
fehlen,  so  dass  man  nicht  sieht,  welche  Bücher  schon  im  Giemen- 
tinischen  Index  gestanden  und  welche  später  verboten  worden.  Auf 
der  andern  Seite  hat  Fano  den  Index  dadurch  erweitert,  dass  er 
die  Autoren  unter  ihren  verschiedenen  Namen  und  die  Bücher  unter 
verschiedenen  Schlagwörtern  anfuhrt,  also  z.  B.  gleich  im  Anfange 
hinter  einander  folgende  Artikel,  die  nicht  in  dem  Index  von  1664 
stehen,  beigefügt  hat:  Abailardus  v.  Petrus;  de  Abano  v.  Petrus 
de  Abano;  Abbas  rh  di  Persia  v.  Gonditioni  d'Abbas  rö  di  Persia; 
Abbas  Joachim  v.  Mirabilium  u.  s,  w.  Auch  die  Appendix  der 
Ausgabe  von  1664  ist  eingereiht. 

Die  Ausgabe  von  1667  enthält  das  Vorwort  des  Fano,  die 
Regulae  u.  s.  w.  (S.  11  ein  Inhaltsverzeichniss),  dann  einen  Ab- 
druck des  Index  von  1665  (S.  1 — 136),  ferner,  aus  der  Ausgabe 
von  1664  abgedruckt,  die  Bulle  und  (mit  einer  Vorbemerkung  des 
Herausgebers  S.  143)  den  Glementinischen  Index  und  die  Sammlung 
der  Decrete  bis  1664  und  das  Yerzeichniss  der  Gardinäle  und  Gon- 
sultoren  der  Index-Gongregation  (S.  137 — 288),  endlich  eine  von 
dem  Herausgeber  beigefügte  Appendix  Decretorum,  Decrete  von 
1664-1667  enthaltend  (S.  289—304). 

Fessler  S.  167  erwähnt  die  Ausgabe  von  1665  nicht  und 
scheint  die  von  1667  für  eine  in  Rom  erschienene  zweite  Ausgabe 
des  Index  von  1664  zu  halten.  Sie  wird  freilich  oft  als  „Romae 
1667'^  erschienen  angeführt.  Auf  dem  Titelblatte  ist  allerdings 
der  Schluss  „Juxta  Exemplar  excusum  (diese  drei  Worte  sind  ganz 
klein  gedruckt)  Romae,  ex  typogr.  Rev.  Gam.  Apost.  Gum  Privilegio. 
1667"  missverständlich;  aber  der  Sachverhalt  ist  in  der  Series  con- 
tentorum  hoc  libro  S.  11  und  in  der  Vorbemerkung  S.  143  ganz 
richtig  angegeben.  —  Man  findet  oft  Exemplare  dieses  Nachdrucks 
mit  dem  (wahrscheinlich  auch  zu  Lyon  oder  Genf  veranstalteten) 
Nachdruck  des  Index  von  Sotomayor  (§  9)  zusammengebunden 
mit  dem  vorgesetzten  Schmutztitel:  Indices  librorum  prohibitorum 
et  expurgandorum  novissimi,  Hispanicus  et  Romanus,  Anno  1667.  Ur- 
sprünglich ist  aber,  wie  die  Verschiedenheit  des  Papiers  und  der 
Typen  zeigt,  der  Römische  Index  separat  nachgedruckt  worden. 

Dass  in  der  Sammlung  der  Decrete  einige  fehlen,  wurde 
bereits  S.  18  bemerkt.  Mehrere  in  Decreten  von  1613  und  1614 
verbotene  Bücher  stehen  aber  auch,  obschon  sie  in  der  Raccolta 
von  1624  stehen,  offenbar  nur  in  Folge  eines  Versehens  nicht 
(in  dem  Elenchus  von  Magdalenus  Gapiferreus  und  nicht)  in  dem 
Index  Alexanders  VII.  und  sind  auch  in  keinem  der  folgenden  In- 
dices, auch  nicht  bei  Ben.,  zu  finden.  Es  sind  ausser  8  falschen 
Ablässen,  die  unter  Indnlgenze  stehen  (s.  u.),  folgende:  Antonii 
Albitii  Florentini  commorantis  Gampiduni  Tractatus  brevis  continens 
decem  principia  doctrinae  christianae,  verb.  1613.  Das  Schriftchen 
ist    1612    gedruckt;    von    den    anderen    Schriften    Albizzi*s,    eines 


Ilömische  Indices  1670—1758. 


83 


Priesters  ans  einer  angesehenen  Florentiner  Familie,  der  Protestant 
nirde  und  1626  zu  Kempten  starb  (E.-L.  1,  440),  ist  auffallender 
Feise  keine  verl).  —  Consultatio  catholica  de  fide  Lutherana  capes- 
seoda  et  Romana  papistica  deserenda,  opposita  haereticae  consulta- 
doni  Leonardi  Lessii  Jesnitae  et  Theologi  Lovaniensis,  authore  Bal- 
daseare  Meisnero  Dresdensi,  Gfiessae  1611,  verb.  1614;  ancb  von 
Xeisner  (R.-E.  9,  471)  stebt  nichts  im  Index;  —  Davidis  Cbytraei 
fiegnlae  vitae,  nnper  a  Phil.  Glassero  anctae  et  emendatae,  Argent. 
1607,  verb.  1614;  Chytraeus  stand  schon  in  der  1.  Cl.  —  Godefridi 
fieidfeldii  NassoYÜ  Sphinx  theologico-philosophica  ad  Jacobum  Bri- 
tanniae  regem,  Herbom  1612.  ItemCensura  in  syllogen  Sphingi  ad- 
jectam  anctore  Jo.  Textore  Heigera-Nassovio.  Item  Censnra  in  Ana- 
lecta  aenigmatica  eidem  volumini  annexa  auctore  Alberto  Molnaro  ^)y 
yerb.  1614.  Dasselbe  Bach,  und  zwar  eben  die  1612  erschienene 
6.  Auflage  wurde  1616  als  Sex  tum  renata  .  .  .  Sphinx  etc.  ohne 
Angabe  des  Verfassers  yerb.,  und  steht  so  bei  Alex,  und  in  den 
folgenden  Indices  unter  Sextum ;  erst  Ben.  hat  es  unter  Heidfeld 
gestellt;  die  darin  vorkommenden  satirischen  Bemerkungen  über 
Papste  u.  8.  w.  erklären  das  Verbot.  —  Georgii  Schoenborner  Poli- 
tieorum  libri  7,  yerb.  1614,  wurde  1680  nochmals  yerb. 


i.  Ausgaben  des  Römischen  Index  von  1670  bis  1758. 

Auf  die  Ausgabe  yon  1665  folgt  zunächst  eine  yon  1670, 
anter  Clemens  X.  noch  yon  Vincentius  Fanus  besorgt,  dazu 
1675  eine  kleine  Appendix').  Unter  Innocenz  XL  (1676—89) 
besorgte  Jaeobns  Riccius  1681  eine  Ausgabe');  in  der  Vorrede 
sagt  er:  er  habe  die  mittlerweile  (seit  1665)  yerbotenen  Bttcher 


1)  Das  Item  Censiira  ist  unsinnig;  dem  Buche  von  Heidfeld  sind 
beigefügt  Analecta  aenigmatica  ab  Alberto  Molnaro  üngaro  oomportata 
and  ist  gewöhnlich  beigebunden:  Sylloge  variorum  aenigmatum  .  .  . 
per  Jo.  Textorem.  Herb.  1612.  Die  9.  Ausgabe  erschien  als  Novum  renata 
Sphinx  .  .  .  1631,  eine  deutsche  Uebersetzung :  Theologischer  und  philos. 
Zeitvertreiber,  1624;  A.  D.  B.  11,  306. 

2)  Index  libronim  prohibitorum  Clementis  X.  Pontificis  Maximi  jussu 
editiu.  Romae,  ex  typo^apbia  Rev.  Cam.  Apost.  1670.*  XXIV  und  838  S. 
und  3  nicfatpaginirte  Seiten  8.  (München  K.).  In  einigen  Exemplaren  ist 
beigefugt:  Index  libr.  prob,  ab  anno  1670  usque  ad  annum  1675.  Romae 
ex  iypogr.  Rev.  Cam.  Apost.  1675,*  4  Bl.  (ein  alphabetisch  geordnetes 
Supplement). 

3)  Index  1.  p.  Innocentii  XI.  P.M.  jussu  editus.  Romae  .  .  .  1681.* 
XXVI  und  296  8.  8.  (München  K.).  S.  XXV  und  XXVI  sind  einige  Bücher 
nachgetrs^en,  die  während  des  Druckes  verboten  worden.  Bei  Petzh. 
p.  149  ein  Exemplar  cum  appendico  48  pp.,  in  der  Bibliotheca  Casanatensis 
mit  einer  Appendix  von  1683.  Wenn  Petzh.  p.  149  eine  Ausgabe  von  1680 
erwähnt,  so  wird  das  auf  einem  Schreibfehler  beruhen. 

Benseb,  Index  n.  q 


d4  Römische  Indioes  1670—1758. 

eingefügt,  viele  Namen  corrigirt  und  bei  den  Auetores  1.  Glassis 
„L  cV^  beigefügt.  Diese  Ausgabe  des  Riccius  wurde  1682^) 
und  dann  wiederholt  bis  1739  unverändert  abgedruckt  und  die 
seit  1681  verbotenen  Bücher  in  Appendices  vereinigt  beigefügt. 
Vom  J.  1704  an  und  wieder  vom  J.  1744  an  erschienen  aber 
auch  Ausgaben,  in  welchen  die  bis  1704  bezw.  bis  1739  ver- 
botenen Bücher  in  den  Index  eingereiht  sind.  Es  scheint  aber, 
dass  von  1682  bis  1754  in  Rom  keine  amtliche  Ausgabe  des 
Index  erschienen  ist  und  dass  die  zahlreichen  Ausgaben,  die 
in  dieser  Zeit  angeblich  aus  der  Druckerei  der  apostolischen 
Kammer  hervorgegangen,  in  Wirklichkeit  anderswo  (zu  Venedig) 
gedruckt  sind.  Wenigstens  theilt  Zaccaria  p.  187  aus  einem 
Gutachten  des  P.  Ricchini,  der  1749—59  Secretär  der  Index- 
Gongregation  war  und  den  Index  Benedicts  XIV.  vom  J.  1758 
bearbeitete,  die  Notiz  mit:  nach  der  von  Ricci  unter  Inuocenz  XI. 
besorgten  Ausgabe  sei  in  Rom  mehr  als  70  Jahre  keine  amt- 
liche Ausgabe  des  Index  gedruckt  worden;  die  Venetianischen 
Drucker  hätten  aber  wiederholt,  noch  in  der  letzten  Zeit  (1752) 
mit  dem  falschen  Druckort  Rom  Indices  mit  vielen  Fehlem 
herausgegeben.  Dass  keine  dieser  Ausgaben  eine  amtliche  ist, 
darf  man  auch  darum  annehmen,  weil  keine  derselben  ein  Vor- 
wort des  zeitigen  Secretärs  der  Index- Congregation  hat,  wie  ein 
solches  in  den  Ausgaben  von  1665,  1670  und  1681  und  dann 
wieder  in  der  von  1758  steht.  —  Auch  die  Appendices  scheinen, 
obschon  angeblich  in  der  Gameral-Druckerei  gedruckt,  keine 
amtliche  Zusammenstellungen  zu  sein. 

Hannot  (f.  4  v.)  sagt  zwar,  1692  sei  eine  Appendix  unter 
dem  Kamen  des  Mag.  S.  P.  gedruckt,  aber  nach  einigen  Jahren 
durch  eine  andere  ersetzt  worden,  weil  darin  eigenmächtig,  ohne 
Auftrag  des  Papstes  und  der  Index-Congregation  das  Buch  der  Maria 
von  Agreda  und  ein  Officium  Immaculatae  Conceptionis  aufgenommen 
nnd  jansenistische  Bücher  ausgelassen  seien.  Diese  Angabe  ist  aber 
gewiss  nicht  richtig:  der  Mag.  S.  Pal.  gab  sonst  nicht  den  Index 
heraus,  sondern  der  Secretär  der  Index-Congregation,  und  Thomas 
Maria  Ferrari,    der   seit  1688   Mag.  S.  P.  war,    würde  wohl  nicht 


1)  Index  .  .  .  1682.*  XXIV  und  296  S.  8.  (München  K.).  Die  in  der 
Ausgahe  von  1681  p.  XXV.  XXVI  stehenden  Bücher  sind  in  das  Alphabet 
eingereiht;  p.  XXII.  XXIII  steht  ein  Decret  der  Index-Congr.  vom  14. 
April  1682. 


K5miaohe  Indioes  1670—1768.  86 

m  Amte  geblieben  und  1695  Cardinal  geworden  sein,  wenn  er  sich 
1S92  eines  solchen  Vergehens  schnldig  gemacht  hätte.  Bichtig  ist, 
ääss  1696  eine  neue  Appendix  zn  dem  Index  von  1681  erschien, 
s  welcher  die  Maria  yon  Agreda  nicht  steht  (yon  den  Yerhand- 
Iragen  über  sie  nnd  das  genannte  Oflficinm  wird  später  die  Rede 
leb).  Wahrscheinlich  sind  heide  Privatarbeiten,  zu  denen  vieUeicht 
der  Mag.  S.  Pal.  die  Dmckerlaubniss  ertheilt  hat.  Wenn  die  Appen- 
dix von  1704  in  einigen  Ausgaben  als  App.  unica  bezeichnet  wird, 
SD  soll  sie  damit  auch  schwerlich,  wie  Hannot  meint,  als  unica  fide- 
lis  im  Gegensätze  zu  der  von  1692  bezeichnet  werden. 

Yon  den  1681 — 1752  erschienenen  Indices  und  Appendices 
&md  mir  folgende  bekannt: 

I.  Eine  Beihe  von  Ausgaben  hat  den  Namen  Innocenz'  XI. 
(1676 — 89)  und  die  Jahreszahl  1681,  1683,  1685  oder  1686  auf 
dem  Titelblatts ;  die  meisten  derselben  sind  aber  allem  Anscheine 
nach  spater,  gleichzeitig  mit  der  beigefügten  Appendix,  gedruckt: 

1.  Index  L  p.  Innocentii  XI.  P.  M.  jussu  editus.  Romae  1688,  ex 
typogr.  Rev.  Cam.  Apost.  XXIV  und  296  S.  8.  Beigefugt:  Appendix  ad 
Indkxm  1.  p.  hujus  impressionis,  ordine  alphabetico  disposita  usque  ad 
umum  1692.  Cum  adnotatione  Decretomm  et  Brevium,  anni  ao  diei  pro- 
hibitionts.  47  S.  Ferner  12  nicht  paginirte  Seiten :  Bücher,  die  1692  und 
lfi93  Yerb.  worden  (Hofm.  p.  192,  No.  15).  Wahrscheinlich  1692  gedruckt 

2.  Index  Lp....  1683.*  XXIV  und  304  S.  8.  Beigefügt:  Appendix 
ad  Indicem  L  p.  ordine  alphabetico  disposita  usque  ad  annum  1696.  65  S. 
(Manchen  K.).  Die  in  dem  Decrete  von  1682  stehenden  Bücher  sind  nicht 
in  den  Index  eingereiht,  aber  einige  in  der  Ausgabe  von  1682  ist  corri- 
girl  Wahrscheinlich  1696  gedruckt. 

3.  Index  1.  p.  .  .  .  1686.*  XXIV  und  296  8.  8.  P.  11— V :  Verzeich- 
uisB  von  Bachern,  die  während  des  Druckes  verboten  worden ;  p.  VI — XXI 
R^ulae  etc.;  p.  XXII:  Decretum  Congr.  Ind.  14.  Apr.  1682;  p.  XXIV: 
Fr.  Jac.  Biodus  catholico  lectori.  Beigefügt:  Appendix  ad  Indicem  I.  p. 
hnjus  impressioniB  ordine  alphabetico  disposita  usque  ad  annum  1692. 
61  S.  (München  E.). 

4.  Index  Lp....  1686,*  abgesehen  von  der  Jahreszahl  dem  vorigen 
gleidi  (München  Univ.). 

n.  Im  J.  1704  erschien  ein  Abdruck  der  Ausgabe  von  1681 
mit  einer  Appendix,  welche  in  alphabetischer  Ordnung  die  1681 — 
17M  verbotenen  Bücher  enthält: 

5.  Index  1.  p.  Innocentii  XI.  P.  M.  jussu  editus  usque  ad  annum 
1681.  fädem  aocedit  in  fine  Appendix  usque  ad  mensem  Junij  1704.  Romae 
TypiB  Bev.  Cam.  Apost.  1704.*  Cum  privilegio.  12  Bl.  405  S.  8  (Inhaltlich 
gleiche,  aber  mit  verschiedenen  Typen  gedruckte  Exemplare  München  K. 
and  DoUinger).  S.  301 :  Appendix  unica  ad  Indicem  L  p.  vero  et  aocurato 
tlphabetioo  ordine  disposita  ab  anno  1681  usque  ad  mensem  Junij  inclusive 
1704.  Cum  adnotatione  fere  omnium  Decretomm  ac  Brevium,  Anni,  Mensis 
stqueDiei  prohibitionis.  S.  403:  Nota  di  alcune  Operette  A  historietteproibite. 


M  ttömische  tndices  1670— l'/5d. 

Diese  Ausgabe  wurde  wiederholt  unter  Beifügung  weiterer  Ap- 
pendices  abgedruckt: 

6.  Index  1.  p.  Innocentii  XI 1704.*  12  Bl.  471  S.  8.  S.  1-405 

wie  No.  5;  S.  407:  Appendix  novissima  ad  Indioem  1.  p.  ab  a.  1704  uaque 
ad  tötum  mensem  Marti j  1716.  Roraae,  typie  Rev.  Cam.  ApoBt.  1710;  S.  467 : 
Appendix  novissimae  Appendicis  ad  Indicem  1.  p.  a  mense  Martij  1716 
usque  ad  totum  Maij  1718.  Romae...  1718  (München  üniv.  S.  407—456 
mit  einem  Titelblatt :  Appendix  .  .  .  Romae  1716,  besonders  Manchen  K.). 

7.  Index  1.  p.  Innocentii  XI.  .  .  .  1704.*  12  Bl.  566  S.  8.  S.  1—300 
wie  No.  5;  S.  301:  Appendix  unica  .  .  .  prohibitionis.  Accedit  infineNo- 
tula  aliquot  opusculorum,  historiuncularum,  ac  orationum  etiam  proscrip- 
tarum;  S.  407:  Appendix  novissima  .  .  .  1716  (wie  No.  6);  S.  461:  Ap- 
pendix novissimae  Appendici  .  .  .  1718  (wieNo.  6);  Appendix  novissimae 
Appendicis  ad  Indicem  1.  p.  a  mense  Maij  1718  usque  ad  totum  mensem 
Junij  1734.  Romae,  typis  .  .  .  1734;  S.  513:  Raccolta  d*alcvne  particu- 
lari  Operel^  spirituali,  e  profane  prohibite  orazioni,  e  diuozioni  vane  e 
niperstiziose,  Indulgenze  nulle,  o  apocrife,  ed  Immagini  indecenti  ed 
illicite  (Bonn). 

8.  Index  1.  p.  Innocentii  XI  ...  .  1704.*  12  Bl.  672  S.  8.  S.  1-^300 

wie  No.  5.  S.  801 :  Appendix  ad  Indicem  1.  p prohibitionis ;  S.  407 : 

Appendix  ad  Indioem  1.  p.  ab  anno  1704  usque  ad  totum  mensem  Martii 
1716.  Romae  .  .  .  1716;  S.  461:  Appendix  ad  Indicem  1.  p.  a  mense 
Martii  1716  usque  ad  totum  Maii  1718.  Romae  .  .  .  1718;  S.477:  Appendix 
novissimae  Appendici  ad  Indicem  1.  p.  a  mense  Maii  1718  usque  ad  totum 
mensem  Julii  1789.  Accedit  in  fine  Notula  aliquot  .  .  .  proscriptarum. 
Romae  1789,  typis  Hieronymi  Mainardi,  Impressdris  Gameralis;  S.  517 
eine  italienische  Notiz  über  die  Raccolta ;  S.  519:  Raccolta  (wie  No.  7). 
—  Bis  S.  568  läuft  die  Numerirung  der  Bogen  fort  (Nn  4).  Dann  folgt 
auf  besonderen  Blättern,  aber  in  demselben  Drucke,  in  dem  von  Ilofm. 
p.  194  beschriebenen  Exemplare  als  S.  569—572:  Appendix  ad  Indicem 
1.  p.  a  mense  Feb.  1739  usque  ad  totum  mensem  Jul.  1742,  in  meinem 
Exemplare  noch  S.  573 — 576:  App.  ad  Ind.  1.  p.  a  mense  Aprili  1744  usque 
ad  totum  mensem  Junii  1745.  Beigebunden  sind  in  meinem  Exemplare  noch 
4,  in  dem  Heidelberger  und  Oxforder  Exemplare  5,  mit  ganz  anderen  Typen 
gedruckte  Appendiccs  von  je  3— 4  Seiten,  Bücherverbote  von  1746  (1745?) 
bis  1753  bezw.  1754  enthaltend. 

III.  Eine  dritte  Gruppe  bilden  die  Ausgaben,  welche  Regnante 
demente  XL  (1700 — 21)  auf  dem  Titelblatte  haben  und  in  welchen 
die  seit  1681  verbotenen  Bücher  am  Schlüsse  der  einzelnen  Buch- 
staben des  Iudex  eingereiht  sind  (in  der  ersten  Ausgabe  p.  XXI V 
steht  ohne  Unterschrift:  Catholico  lectori.  Cum  iibrorum  prohibi- 
torum  numerus  auctorum  id  exigente  malitia  yel  negligentia  mul- 
tam  excreverit,  novum  auctiorem  et  accuratiorem  visum  est  Indicem 
edere.  Omnia  in  hunc  disponere  curavimus,  ut  absque  appendicium 
Buffragio  suo  loco  auctorum  nomina  et  opera  reperire  valeas.  Ghrato 
animo  quae  tibi  offerimus  accipe,  largiores  nostrae  diligentiae  fruc- 
tus  preeeptarus.  Yale.)« 


Racooha.  Nota.  87 

9.  Index  1.  p.  asque  ad  annum  170i.  Regnanie  demente  XL  P. 
0.  M.  Bomae  ex  typogr.  Rev.  Cam.  Apost.  1682  *  XXIV  und  402  S.  8. 
Ifindien  K.).  S.  400 — 402:  Nota  di  aicune  .  .  .  Beigefügt  anf  5  nicht 
pigfioirten  Blättern  eine  Appendix,  fol.  3r  NoviBsima  Appendix  (nicht 
lipjiabetisch,  Büeberyerbote  vom  28.  Jan.  1704  bis  3.  Febr.  1705),  Fol.  4r 
diae  üeberschrifl  ein  alphabetisches  Verzeichniss  yerbotener  Bücher,  be- 
fOLDend  mit  Acta  Eruditorum,  verboten  4.  Febr.  1709. 

10.  Index  1.  p.  usqae  ad  annum  1705.  Kegnante  ....  Apost.  1682. 
HIV  und  402  S.  8.  Beigefügt  8  Bl.  (Petzh.  p.  150.). 

11.  Index  L  p.  usque  ad  annum  1711  regnante  .  .  .  Apost.  1711.^ 
Cnn  priTilegio.  XXIY  und  528  S.  8  (München  E.).  Den  Schluss  bildet 
S.  526—528  Kota  di  aicune .  .  .  Beigebunden  4  Bl.,  das  Index- Beeret  vom 
26.  Oet  1707  nod  das  Inquisitions-Decret  vom  22.  Juni  1712. 

12.  Index  1.  p.  usque  ad  totum  mensem  Martii  1716  regnante  .  .  . 
Apost  1716.^  10  Bl.  531  S.  8.  (München  K.).  Den  Schluss  bildet  S.  528 
—531:  Decretum  S.  0.  25.  Spt.  1710.  —  Zacc.  p.  186  erwähnt  eine  Aus- 
gabe mit  demselben  Titel,  aber  der  Jahreszahl  1717. 

IV.  In  einigen  1744 — 52  regnante  Benedicto  XIY.  erschienenen 
Atsgaben  sind  die  bis  1739  verbotenen  Bücher  in  den  Index  ein- 
gereiht: 

13.  Index  1.  p.  nsque  ad  diem  4.  Junii  a.  1744.  regnante  Benedicto 
H?.  P.  0.  M.  Romae  ex  typogr.  Rev.  Cam.  Apost.  1744.*  XXIV  und 
639  S.  8.  (München  K.).  S.  563:  Appendix  adlndioem  1.  p*  a  mense  Febr. 
1739  nsque  ad  totum  mensem  Junii  1744  (alphabetisch);  S.  569:  Raccolta 
■ .  .;  S.  633:  Nota  di  aicune  .  .  .;  S.  636:  Decret  vom  25.  Spt.  1710  (in 
dem  Oxforder  Exemplar  beigebunden  eine  mit  gleichen  Typen  gedruckte 
Appendix  a.  m.  Junii  1744  usque  ad  m.  Junii  1745,   3  S.) 

14.  Index  Lp....  Benedicto  XIY.  P.  0.  M.  Additis  prohibitionibus 
a  S.  C.  emanatia  usque  ad  annum  1752.*  Romae  ex  typogr.  Rev.  Cam. 
Äposi  XYI  und  512  S.  8  (Bonn).  Bis  S.  502  Abdruck  von  No.  13 ;  dann  S.  503 : 
A|^)endix  ad  Ind«  1.  p.  ab  anno  1744  usque  ad  annum  completum  1751 
(alphabettscfa).  In  dem  Exemplare  München  K.  folgt  noch  S.  518—515: 
Appendix  ad  Ind.  L  p.  ab  a.  1752  usque  ad  totum  ma&sem  Febr.  1758 
(slphahetisch) ;  in  dem  Exemplare  München  Univ.  folgen  auf  S.  512  2 
Diäit  paginirte  Blätter:  Appendix  ab  a.  1753  usque  ad  totum  mensem 
Aprilis  1755. 

Die  in  mehreren  der  erwähnten  Index-Ausgaben  abgedruckte 
Baccolta  d'alcune  particolari  Operette  spirituali,  e  profane  proibite 
t.  e.  w.,  —  ganz  verschieden  von  der  S.  24  erwähnten  Raccolta  von 
1624^),  —  ist  ein  italienischer  Index,  den  zuerst  1710  der  Domini- 
easer  Antonio  Leoni,  Inquisitor  zu  Bologna  (f  1710)^),  dann  wieder- 


1)  Wenn  im  Folgenden  nicht  Raccolta  von  1624,   sondern  einfach 
Biccolta  citirt  wird,  ist  diese  den  Indices  beigedruckte  gemeint. 

2)  Breve  Raccolta  d'alcune   particolari  operette   spirituali  proibite, 


38  Index  Benedicts  XIY. 

holt  mit  neuen  Zuthaten  der  Inquisitor  Ginseppe  Maria  Berti  zu 
Pavia  herausgab^).  Die  Racoolta  enthält  vorzugsweise  italienische 
populäre  Schriften,  —  viele  Schriften  über  Ablässe,  Gebete  und 
Gebetbücher  u.  s.  w.,  —  aber  auch  Titel  von  lateinischen  in  italie- 
nischer Uebersetzung.  Es  ist  eine  Privatarbeit.  Durch  den  Ab- 
druck in  den  Ausgaben  des  Bömischen  Index  hat  sie  keine  höhere 
Bedeutung  erlangt,  da  dieses  keine  amtlichen  Ausgaben  sind. 

In  einigen  Index- Ausgaben  steht  auch  ein  ähnliches  älteres, 
aber  viel  weniger  umfangreiches,  nur  ein  paar  Seiten  füllendes  Yer- 
zelchniss  unter  der  üeberschrift:  Nota  di  alcune  operette  &  histo- 
riette  proibite  (Gebete,  religiöse  Gedichte  und  Legenden),  ohne 
Zweifel  auch  von  einer  Inquisitionsbehörde  angefertigt.  Die  Nota 
steht  auch  (zuerst?)  in  der  Ausgabe  des  Sacro  Arsenale  von  £. 
Masini  (Keusch,  Galilei  S.  74)  von  1679,  p.  489;  hier  sind  einige 
Bemerkungen  über  die  Expurgation  von  Gebetbüchern  beigefügt. 

Ben.  hat  die  in  der  Nota  stehenden  Sachen  in  den  Index  auf- 
genommen; er  citirt  dieselbe,  z.  B.  unter  Orazione,  mit  App.  Ind. 
Glem.  rXI. 


6.    Der  Index  Benedicts  XIV.  1758. 

Im  Jahre  1758  erschien  eine  neue  Ausgabe  des  Index, 
welche  von  ganz  besonderer  Bedeutung  ist,  weil  sie  die  Grund- 
lage aller  folgenden  Ausgaben  bis  auf  diesen  Tag  bildet.  An 
der  Spitze  steht  ein  Breve  Benedicts  XIY.  vom  23.  Dec.  1757, 
worin  es  heisst:  die  bisherigen  Indices  seien  nicht  hinlänglich 
correct  und  für  den  Oebrauch  bequem  und  ein  neuer  besser  ge- 
ordneter und  von  Fehlern  gesäuberter  Bedtirfniss.  Der  Papst 
habe  an  die  Herausgabe  eines  solchen  schon  bei  der  Publication 
der  Bulle  vom  9.  Juli  1753  (8.  2)  gedacht   and  die  Index-Con- 


orazioni  e  divozioni  vane  e  superstiziose,  indalgenze  nulle  ed  apocrife, 
ed  immagini  indecenti  ed  illecite,  che  piü  frequentemente  sogliono  oggidi 
attomOy  COD  aggianta  particolare  fatta  da  Fr.  Antonio  Leoni,  Inquisitor 
di  Bologna.  S.  L  et  a.  12;  am  Ende:  Bologna,  Monti  1710  (Guicc.  Suppl. 
2,  36). 

1)  Raccolta  d'alcune  particolari  operette  spirituali  e  profane  proibite 
.  .  .  illecite,  Data  alla  luoe  la  seconda  volta  con  altre  operette,  e  con  an' 
aggiunta  sommaria  delli  Decreti  e  Constituzioni  Apostoliche  pertinenti  al 
S.  Uffizio,  e  delle  Proposizioni  dannate  da  Martino  V.  sino  al  Regnante 
Pontefice  Innocenzo  XIII.,  e  con  la  notizia  degP  atti,  e  resoluzione  nella 
causa  de'  Riti  Cinesi,  Dal  Padre  F.  Giuseppe  Maria  Berti  Inquisitore  di 
Pavia.  Pavia  per  Bovedino.  Con  licenza  de'  Superiori,  1722.  238  8.  8 
(Schoettgen  in,  §  82.  Petzh.  p.  151  b.  Petzh.  erwähnt  auch  Ausgaben  von 
1716  und  1717). 


Index  Benedicts  XIY. 


39 


gregation  damit  beauftragt;  der  von  dieser  hergestellte  Index 
werde  hiemit  bestätigt  ^ j.  Dann  folgen  eine  Vorrede  des  Secretärs 
der  Index- CoDgregation  Thomas  Augastinus  Ricchini,  die  Trienter 
Regeln  nebst  den  Observationen  Clemens'  VIII.  nnd  Alexanders  VIL 
(and  einer  nenen  Observatio  zn  Reg.  4  über  das  Bibellesen,  s.  a.) 
ond  die  Instruction  Clemens*  VIII.,  die  erwähnte  Bulle  von  1753 
md  dann  eine  Zusammenstellung,  die  sich  hier  zuerst  findet: 
Deereta  de  libris  prohibitis  nee  in  ludice  expressis,  später  ge- 
wohnlich Decreta  generalia  genannt.  Da  die  verbotenen  Bücher, 
heisst  es  in  der  Einleitung  dazu,  wegen  ihrer  grossen  Zahl  nicht 
alle  einzeln  im  Index  verzeichnet  werden  können,  so  hat  man 
geglaubt,  sie  unter  bestimmte  Eategorieen  ordnen  und  einen 
Index  derselben  nach  den  Materien,  worüber  sie  handeln,  an- 
fertigen za  müssen,  so  dass  man  daraus  erkennen  kann,  ob  ein 
Buch,  welches  nicht  im  Index  steht  oder  nicht  unter  die  Regeln 
des  Index  fällt,  unter  die  verbotenen  zu  zählen  sei. 

Ueber  die  Aenderungen,  welche  in  dem  Index  selbst  vor- 
genommen worden  sind,  heisst  es  in  dem  Vorwort  Ricchini's  : 

Bei  dem  Verzeichnen  der  Bücher  haben  wir  mehr  auf  die 
Familiennamen  als  auf  die  Vornamen  Rücksicht  genommen.  [In  den 
älteren  Indices  sind  die  Vornamen  vorangestellt  und  wird  bei  den 
Familiennamen  auf  jene  verwiesen;  z.  B.  Jacobi  Augustini  (sie) 
llraani  Historiae;  Augusti  Thuani  vide  Jacobi  August! ;  Thuanus 
vide  Jacobi  Augusti,  —  bei  Ben.  nur :  Thuanus,  Jao.  Aug.,  Historia- 
rom  XL  8.  w.  (vollständiger  Titel)].  Als  Familiennamen  haben  wir 
aneb  angenommene  Namen  behandelt.  [In  der  Vorrede  vor  dem  Index 
von  1819  ist  beigefügt:  Die  Bücher,  deren  Verfasser  nur  mit  Anfangs- 
buchstaben bezeichnet  sind,  haben  wir  unter  diesen  aufgeführt].  — 
Thesen  und  Disputationen  stehen  nicht  unter  dem  Kamen  der  Schüler 
[Respondenten],  sondern  der  Lehrer  oder  Praesides,  welche  in  der 
Regel  die  Verfasser  sind,  —  falls  nicht  bloss  ein  Name  auf  dem 
Utel  steht  oder  der  Schüler  als  wirklicher  Verfasser  bekannt  ist. 
—  Werden  zwei  Verfasser  genannt;  so  steht  das  Buch  unter  dem 
Namen  des  ersten,  werden  mehrere  genannt,  unter  dem  Schlagworte 
des  Titels.  —  Anonyme  Schriften  sind  in  das  Alphabet  eingereiht. 
Wenn    einige    Bücher,    die   nicht   anonym    erschienen    sind,     ohne 


1)  Der  Index  erschien  in  zwei  Ausgaben:  Index  Librorum  profaibi- 
tonim  SSmi  D.  N.  Benedioti  XIY.  Pontifioia  Maximi  jvssv  Recognitus, 
atqne  editas.  Romae  1758  Ex  Typographia  Reverendae  Gamerae  Apostoli- 
cae.  Com  Summi  Pontificis  privilegio.  5  Bl.  XXXIX  und  268  S.  4.*  6B1. 
XXXYI  und  304  S.  8.*  Beide  Ausgaben  haben  ein  Titelkupfer  mit 
der  üntenchnfb  aus  Apg.  19,  19  (I  S.  8). 


40  Index  Benedicts  XIY. 

Nennung  des  YerfasBers  verzeichnet  werden,  so  ist  dieses,  wie  in 
früheren  Indices,  so  auch  in  diesem  nicht  ohne  Grund  geschehen 
[um  den  Verfasser  zu  schonen,  wie  bei  Yalerius  Andreae,  Scipio 
Maffei  und  vielleicht  Fr.  van  Henssen ;  mitunter  sind  aber  die  Namen 
wohl  aus  purer  Nachlässigkeit  weggelassen].  —  Bei  den  schon  in 
dem  Trienter  oder  Clementinischen  Index  stehenden  Autoren  und 
Büchern  ist  Ind.  Trid.  resp.  Append.  Ind.  Trid.  beigefügt,  bei  den 
seit  1596  verbotenen  Büchern  das  Datum  des  Verbotes  [mitunter 
mit  einer  genauem  Bestimmung,  wie  bei  dem  Augustinus  des  Jan- 
senius  Bulla  UrbaniVm.  6.  Martii  1641  et  Decr.  (S.  0.)  23.  Apr. 
1654]. 

Ferner  bringt  Ricchini  noch  folgende  Bestimmungen  in 
Erinnerung:  Wenn  bei  Büchern  Ort  und  Jahr  des  Drucks  ange- 
geben wird,  so  gilt  das  Verbot  nur  fttr  die  betreffende  Ausgabe, 
nicht  auch  für  verschiedene  oder  verbesserte  Ausgaben.  Felilt 
der  Zusatz,  so  gilt  das  Verbot  für  alle  Ausgaben  (s.  u.  §  14). 
Von  einem  verbotenen  Buche  sind  auch  alle  Uebersetzungen 
verboten  (I  S.  540).  Wenn  einem  Verbote  donec  corrigatur  oder 
donec  expurgetur  beigefügt  ist,  bleibt  die  Verbesserung  der 
Index-Congregation  vorbehalten  (I  S.  431).  üeber  die  Stral*be- 
stimmungen  s.  S.  7.  Dass  in  diesem  Index  zahllose  Fehler 
der  früheren  corrigirt  sind,  wurde  bereits  I  S.  2  hervorgehoben. 

Viele  Berichtigungen,  welche  der  Index  Clemens'  VIII.  Bene- 
dict XIV.  oder  Ricchini  zu  verdanken  hat,  sind  bereits  im  I.Bande 
erwähnt.  Zu  einigen  hat  J.  G.  Schelhom  die  Veranlassung  gegeben, 
welcher  De  oonsilio  de  emendanda  ecclesia  I,  46  (I  S.  897)  auf 
manche  Fehler  aufmerksam  machte,  worauf  Card.  Querini,  Epist. 
403f  antwortete,  seine  Monita  würden  berücksichtigt  werden  (I  S.  396. 
238.  239).  Manche  schlimme  Fehler  sind  freilich  stehen  geblieben, 
z.  B.  Barth.  Conformi,  Jo.  Purpurei,  Pasquillus  Fagius,  Th.  Corbeau, 
Jo.  Fabricius,  6.  Hantz,  Jo.  Host,  Chr.  Molhusensis,  A.  Munsholt, 
Hier.  Pumekchius,  Zeghelstein;  vgl.  I  8.  515.  —  Einige  bei  Clem. 
stehende  Autoren  und  Bücher  sind  weggelassen,  wahrscheinlich  nicht 
mit  Absicht,  sondern  durch  ein  Versehen,  z.B.  Barth.  Fontius,  Onus 
Eoclesiae,  Aequitatis  discussio.  —  Von  den  durch  Ben.  vorgenom- 
menen Berichtigungen  und  Modificationen  der  seit  1 600  erschienenen 
Indices  wird  sp&ter  die  Bede  sein. 

In  den  Decreta  generalla^)  hat  §  I  die  Ueberschrift:  „Verbotene 
Bücher,  welche  von  Ketzern  geschrieben  oder  herausgegeben  sind 
oder  sich  auf  sie  oder  die  Ungläubigen  beziehen.'^  Er  enthält  folgende 
Nummern:  1.  Agenden  oder  Gebetsformeln  oder  Officia  derselben 
(I  S.  513).    —    2.  Alle  Apologieen,   in  denen   ihre  Irrthümer  ver- 


1)  Vgl.  A.  J.  P.  I,  1219. 


Decreta  generalia.  41 

tiieidigt  oder  erläutert  oder  begründet  werden.  —  3.  Bibeln,  die  von 
ikaen  herausgegeben  oder  mit  Anmerkungen,  Argumenten,  Summa- 
rien,  Seholien  und  Indfces  von  ibnen  verseben  sind  (I  S.  332).  — 
4.  Bibeln  oder  Theile  derselben,  die  von  ibnen  versificirt  sind 
•!I  8. 332).  —  5.  Kalender,  Martyrologien  und  Kekrologien  derselben 
(I  S.  513).  —  6.  Gedichte,  Erzählungen,  Beden,  Bilder,  Bücber, 
vodurcli  ihr  Griaube  und  ihre  Religion  empfohlen  wird  (sie  wegen 
Dires  Glaubens  xmd  ihrer  BeligiÖsität  gelobt  werden;  I  S.  541). — 
7.  Alle  Catechesen  und  Catechismen,  welchen  Titel  sie  auch  haben 
mögen:  ABC-Bücher,  Erklärungen  des  apostolischen  Glaubensbe- 
keantnisaes,  der  zehn  Gebote,  oder  Unterweisungen  in  der  christ* 
Hdien  Beligion,  Loci  communes  u.  s.  w.  —  8.  CoUoquien,  Confe- 
ratzen,  Disputationen,  Synoden,  Synodalacten  über  den  Glauben  und 
Glanhenssatze,  welche  von  ihnen  herausgegeben  sind  und  in  welchen 
irgendwelche  Erklärungen  ihrer  Irrthümer  enthalten  sind.  —  9. 
Coofessionen,  Artikel  oder  Glaubensformeln  derselben  (I  S.  420). 
—  10.  Dictionarien  aber,  Yocabularien,  Lexica,  Glossare,  Thesauri 
md  ahnliche  Bücher,  die  von  ihnen  verfasst  oder  herausgegeben  sind» 
wie  die  von  Heinrich  und  Carl  Stephanus,  Jo.  Scapula,  Jo.  Jac. 
Hofmann  u.  s.  w.  werden  nur  gestattet  nach  Beseitigung  dessen, 
was  sie  gegen  die  katholische  Beligion  enthalten  (I  S.  337).  — 
11.  Alle  Bücher,  welche  Unterweisungen  oder  Kiten  der  Secte  der 
Muhammedaner  enthalten  (I  S.  137).  —  Einige  dieser  Bestimmungen 
werden  im  Index  selbst  unter  Apologia,  Catechesis,  CoUoquium, 
Confessio,  Disputatio  wiederholt  und  dann  die  einzelnen  Bücher  der 
betreffenden  Kategorie,  die  bis  dahin  im  Index  standen,  weggelassen, 
z.  B.  Apologia  Confessionis  Augustanae  (Ind.  Trid.).  Et  caeterae 
omnes  haereticorum  apologiae.  Tide  Decreta  §  I  n.  2. 

§  II  „Verbotene  Bücher  über  bestimmte  Gegenstände^'  stellt 
Verbote  zusammen,  die  meist  erst  im  17.  und  18.  Jahrhundert  vor 
und  nach  erlassen  waren  und  von  denen  noch  die  Rede  sein  wird. 
Aus  dem  16.  Jahrhundert  stammen  davon  nur  folgende:  7.  Bücher, 
welche  uher  Duelle  handeln,  Briefe,  Sohrift^hen  und  Schriften,  worin 
dieselben  vertheidigt,  angerathen,  gelehrt  werden.  Wenn  aber  der- 
gleichen Bücher  geeignet  sind,  Streitigkeiten  beizulegen  und  Ver- 
ständigungen herbeizuführen,  werden  sie,  wenn  sie  expurgirt  und 
approbirt  sind,  gestattet  (I  S.  511).  13.  Alle  Pasquille,  welche  aus 
Bibelstellen  zusammengesetzt  sind;  desgleichen  alle  Pasquille,  auch 
geschriebene,  und  alle  Schriften,  in  denen  Gott  oder  den  Heiligen 
oder  den  Sacramenten  oder  der  katholischen  Kirche  oder  dem  aposto- 
lijaehen  Stuhle  irgendwie  zu  nahe  getreten  wird  (I  S.  268).  — 
Auch  die  in  §  III  „Verbotene  Bilder  und  Ablässe",  und  in  §  IV 
,JSinige  auf  die  h.  Bitus  bezügliche  Verbote"  stehenden  12  bezw.  8 
Verbote  werden  im  einzelnen  noch  zur  Sprache  kommen. 


42  Index  von  Ssndoval. 


y 


i(.i 


7.   Der  Index  des  spanischen  General-Inquisitors 

Sandoyal  1612. 

Der  nächste  spanische  Index  prohibitorius  et  expnrgato- 
rius  nach  dem  von  Quiroga  von  1583  und  1584  (I  S.  490)  ist 
der  im  J.  1612  von  dem  General-Inquisitor  Bernardo  de  Sandoval 
y  Roxasy  Cardinal  und  Erzbischof  von  Toledo,  publicirte^).  Im 
J.  1614  folgte  eine  Appendix  dazu^).  1619  erschien  zu  Genf  ein 
Nachdruck  des  Index  mit  der  Appendix  mit  einer  Widmung  an 
Friedrich  V.,  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  und  einer  polemischen 
Vorrede  von  Benedict  Turretini®).  ■—  Im  J.  1628  wurde  dieser 
Index  auf  Befehl  des  General-Inquisitors  Cardinal  Antonio  Za- 
pata  ftir  Sicilien  in  Palermo  gedruckt^). 


1)  Index  libroram  prohibitorum  et  expurgatoram  111.™^  ao  Rin^D.  D. 
Bemardi  de  Sandoval  et  Koxas  S.  R.  E.  Presb.  Cardin,  tit.  S.  Anastasiae 
Archiepisc.  Toletani  Hispaniarum  Primatis  Maioris  Castellae  Gancellarii 
Generalis  Inquisitoris  Regii  Status  Consiliarii  etc.  auctoritate  et  jussu  editus. 
De  consilio  Supremi  Senatns  S^®  Generalis  Inquisitionis  ffispaniarnm. 
Madriti  apud  Ludovioum  Sanchez  Tjrpogr.  Regium  1612.  71  Bl.  789  pagi- 
nirte  nnd  6  nicht  pag^nirte  S.  Fol.  Vgl.  Hoffmann  p.  204. 

2)  Appendix  prima  ad  Indicem  librorum  ....  Hispaniarnm.  Am 
Ende:  Madriti  Excudebat  Ludovicus  Sancius,  Typogr.  Regius  1614. 

8)  Index .  .  .  Hispaniarum.  Juxta  exemplar  excusum  Madriti  Apud 
1}  Ludouicum  Sanchez  Typographum  Regium,  Anno  1612.  cum  appendice  anni 
1614.  Auctus  B.  Turrett.  praefatione  &  Hispanic.  Deoret.  Latina  versione. 
Indicis  huic  libro  nomen  praefig^tur  apte:  Nam  propria  Sorices  indioio 
pereunt.  Genevae.  Sumptibus  Jacobi  Crispini.  Anno  1619*  in  Quart:  zu- 
erst 4  Bl.,  18  S.  und  17  Bl.,  dann  Index  auctorum  et  librorum  prohibi- 
torum, 110  S.  und  5  Bl.;  dann  Index  librorum  expurgatorum  6  Bl.  und 
880  S.  (p.  825  beginnt  die  Appendix),  zuletzt  2  Bl.  (Errata).  Vgl.  Hofmann 
p.  188.  Mein  Exemplar  hat  vom  nur  17  Bl.  (es  fehlen  die  Widmung  an 
Friedrich  V.  und  die  Vorrede  von  Turretini  und  am  Schlüsse  die  2  BL). 
Andere  Exemplare  sind  in  derselben  Weise  (zum  Gebrauche  für  Katho- 
liken) castrirt,  haben  aber  ausserdem  noch  ein  anderes  Titelblatt:  Index 
.  .  .  anni  1614.  Sumptibus  Jacobi  Crispini.  1620.*  —  Das  Motto,  welches 
Turretini  auf  das  Titelblatt  gesetzt,  ist  eine  Anspielung  auf  Ter.  Eun. 
6,  7:  Egomet  meo  indicio  miser  quasi  sorex  hodie  perii.  Mendham  p.  185. 

4)  Index  Librorum  prohibitorum  et  expurgatorum  111.°^  ....  His- 
paniarum.! Denuoj'cum  suis  appendioibus  usque  hodie  in  lucem  editis, 
Typis  mandatus  ab  Illustriss.  ao  Reverendiss.  D.  D.  Antonio  Zapata,  S.  R.  £. 
Tituli  Sanctae  Sabinae  Presbitcro  Cardinali  in  Hispaniarum  Regnis  Inqui- 
sitore  Generali,  et  Regii  Status  Consiliario,  etc.  De  ejusdem  Supremi  Se- 
natus  Sanctae  Generalis  Inquisitionis  mandato.  Madriti  1612.  Et  Panormi, 
ex  Typographia  Maringo.  1628.*  6  BL,  494  S.,  6  BL,  28  S.,  5  Bl.  Kleinfol. 
(Strassburg). 


Index  von  Sandoval. 


48 


An  der  Spitze  steht  ein  Breve  Panls  V.  vom  26.  Jan.  1612, 
limHeh  dem  Breve  Panls  IV.  vor  dem  Index  des  Vald^  vom 
J.  1559  (I  S.  301).  Der  Papst  sagt:  da  er  erfahren,  dass  die 
Ermäehtignngen  zum  Lesen  verbotener  Bttcher  in  den  spanischen 
Beiehen  zn  zahlreich  geworden,  so  annnllire  er  alle  von  ihm, 
aeinen  Vorgängern,  dem  Grosspönitentiar,  den  Ordinarien  oder 
anderen  in  i^endwelcher  Form  irgendwelchen  Personen  mit 
Ausnahme  des  General-Inquisitors  ertheilten  Ermächtigungen  zam 
Lesen  von  Bttchem,  die  von  ihm  oder  seinen  Vorgängern  oder 
von  dem  spanischen  General-Inquisitor  verboten  seien,  und  ver* 
biete  das  Lesen  n.  s.  w.  solcher  Bttcher  bei  Strafe  der  dem 
Papste  und  dem  General-Inquisitor  reservirten  Excommunioatio 
latae  sent  Dann  folgt  ein  Edict  des  General-Inquisitors  vom 
12.  Dec  1612,  worin  er  kratlt  der  apostolischen  Gewalt  und 
Aatoritat,  die  er  als  General-Inquisitor  in  den  spanischen  Reichen 
besitze  und  die  ihm  speciell  durch  das  erwähnte  apostolische 
Sehreiben  übertragen  werde,  die  in  dem  neuen  Index  enthaltenen 
Bfleber  unter  den  gewöhnlichen  Strafandrohungen  verbietet;  den 
angedrohten  Censuren  sollen  jedoch  diejenigen  nicht  verfallen, 
welche  Bttcher  der  2.  Classe  besitzen,  bei  denen  der  Index  nur 
eineExplicacion  oder  Caucion  angibt;  sie  sollen  aber  diese  ihrem 
Exemplare  beischreiben. 

Die  14  Regeln  schliessen  sich  dem  Inhalte  und  der  Form 
naeh  mehr  an  die  Trienter  Regeln  an  als  die  von  Quiroga.  In 
der  2.  wird  auf  das  Verzeichniss  der  Häresiarchen  verwiesen 
(IS.  495);  in  der  10.  werden  alle  seit  1584  anonym  und  ohne 
Angabe  des  Druckers  erschienenen  Bttcher  verboten. 

„In  Erwägung,  dass  der  h.  apostolische  Stuhl,  dem  wir  alle 
folgen  müssen,  in  dem  von  Pins  IV.  und  dann  von  Clemens  VIII. 
veröffentlichten  Index  die  Bttcher  in  Glassen  geordnet  hat  und 
dadurch  das  Verständniss  erleichtert  wird,'*  hat  Sandoval  die 
drei  Classen  des  Römischen  Index  adoptirt,  —  diese  Einthei- 
long  behielten  auch  die  folgenden  spanischen  Indices  bei,  — 
mit  der  Hodification,  dass  er  bei  vielen  Namen  der  1.  Classe, 
wie  schon  Quiroga,  die  Schriften  verzeichnet,  welche  nach  vor- 
heriger Expurgation  erlaubt  werden.  Die  Schriften,  von  welchen 
in  dem  Index  expnrgatorius  eine  Expurgation  gegeben  wird, 
sind  mit  *  bezeichnet    Am  Schlüsse  der  einzelnen  Buchstaben 


44  Index  von  Sandoval. 

der  2.  und  3.  Classe  stehen  in  besonderen  Abtheilnngen  die 
spanischen,  portugiesischen,  italienischen,  französischen  nnd 
flämischen  und  deutschen  Bücher.  Bei  der  1.  Classe  stehen  in 
der  spanischen  Abtheilung  nur  Constantino  de  la  Fuente  und  in 
der  Appendix  Joan.  Auentrote,  ferner  Erasmus  mit  der  Bemer- 
kung, dass  alle  seine  Werke  in  der  Volksprache  yerboten  seien, 
und  mit  einer  ähnlichen  Bemerkung  Pedro  Ramos,  in  der  italie- 
nischen Machiavelli. 

Es  folgt  eine  nicht  unterzeichnete  (von  dem  Bearbeiter  des 
Index  herrührende)  Notiz  Ad  lectorem,  worin  es  heisst: 

Schriften  von  verdammten  Autoren,  die  nicht  über  Religion 
handeln,  sind  sorgfältig  expurgirt  worden,  um  sie  den  Gläubigen 
gestatten  zu  können.  Auch  in  Schriften  von  Orthodoxen  sind  einige 
Versehen  oder  missver ständliche  Ausdrücke  gefunden  worden,  die 
zu  einer  Expurgation  oder  zur  Beifügung  einer  Erklärung  oder 
Warnung  Anlass  gegeben  haben,  während  im  übrigen  die  Frömmig- 
keit und  Gelehrsamkeit  dieser  Schriftsteller  und  ihr  Eifer  für  die 
katholische  Religion  das  höchste  Lob  verdienen.  Einige  wenige  an- 
dere sind,  obschon  sich  in  ihren  Werken  einiges  findet,  was  mit  der 
gesunden  Lehre  nicht  übereinstimmt,  mit  Stillschweigen  übergangen, 
weil  einerseits  ihr  höheres  Alter,  ihre  nicht  zu  verachtende  Würde 
und  Autorität  und  ihre  grossen  Verdienste  um  die  Kirche  sie  schützen, 
anderseits  das,  was  zu  der  Zeit,  in  welcher  sie  schrieben,  vielleicht 
noch  nicht  genügend  klar  gestellt  war,  später  von  gelehrten  und 
frommen  Männern  in  Disputationen,  Vorlesungen  und  Schriften  ge- 
nügend widerlegt  worden  ist  und  darum  zu  unserer  Zeit  so  gut 
wie  gar  keinen  Anstoss  und  keine  Gefahr  mehr  bringt  ...  Es  wird 
jetzt  die  Expurgation  von  mehr  als  300  Schriften,  und  zwar  den 
verbreitetsten,  geboten.  Weitere  Expurgationen  bleiben  vorbehalten. 
Die  Gelehrten  mögen  dabei  die  Inquisition  unterstützen. 

Der  Index  prohibitorius  enthält  alles,  was  in  dem  Index 
Clemens'  VIIL,  ausserdem  fast  alles,  was  bei  Quiroga  steht  nnd 
ans  diesem  zwar  grossentheils  von  Sixtus  V.,  aber  nicht  von 
Clemens  VID.  aufgenommen  ist.  Es  sind  aber  viele  neue  Ver- 
bote hinzugekommen.  Namentlich  ist  die  1.  Classe  stark  ver- 
mehrt (bei  A  z.  B.  um  33  Namen).  Es  sind  meist  deutsche  Schrift- 
steller, ohne  Zweifel  aus  den  Messcatalogen  (I S.  410),  beigefügt, 
von  denen  in  den  Römischen  Indices  zum  Theil  einzelne  Schrif- 
ten verboten,  die  aber  meist  in  diesen  gar  nicht  erwähnt  werden 
und  grossentheils  auch  ganz  unbedeutend  und  jetzt  verschollen 
sind,  wie  Abel  Nezenins,  Abel  Vinarius,  Abraham  Sanrius,  Ada- 
mns  Schramus  n.  s.  w.  —  Die  nach  1596  in  Rom  verbotenen  Bücher 


Index  von  SandoTal. 


45 


bl  SandoTal  bei  weitem  nicht  alle  aufgenommen  and  bei  den- 
jenigen, welche  sich  auch  bei  ihm  finden,  ist  es  vielfach  nicht 
sicher,  dass  er  sie  aus  den  Kömischen  Decreten  entnommen  hat. 

Fflr  seinen  Index  expurgatorius  hat  Sandoval  den  von 
Qairoga  und  den  von  Brasichellensis  benutzt  (IS.  554),  aber 
fiele  neue  Expurgationen  beigefügt. 

Die  Appendix,  —  sie  wird  als  prima  bezeichnet;  es  ist 
aber  keine  weitere  erschienen,  —  enthält  ein  Edict  vom  26. 
Aug.  1614,  einige  Modificationen  der  Regeln,  einige  Nachträge 
KU  dem  Index  expurgatorius  und  namentlich  eine  Anzahl  von 
neuen  Expurgationen. 

Nach  einer  am  Ende  des  Index  stehenden  Notiz  ist  derselbe 
von  dem  Cormeliter  FraDcisco  de  Jesus  y  Xodar  redigirt  worden 
und  haben  ausserdem  der  Canonicas  Geronimo  Ruiz  de  Camargo 
von  Avila,  der  Jesuit  Juan  de  Pineda  und  der  Dominicaner  Thomas 
Malvenda  daran  gearbeitet. 

Schneemann  (Weitere  Entwicklnng  der  thomistisch-molinisti- 
seben  Controverse,  S.  84)  berichtet:  der  Dominicaner  Baftez,  dci* 
Hanptgegner  des  Jesuiten  Molina,  habe  (1593)  bei  der  Inquisition 
sa  Stande  gebracht,  dass  sie  die  Abfassung  eines  Index  librorum 
pToh.  den  beiden  Universitäten  Alcala  und  Salamanca  übertragen 
habe.  In  Salamanca  sei  Bafiez  selbst  sammt  seinem  Gesinnungsge- 
nossen, dem  Mercedarier  Znmel  in  die  mit  der  Censur  beauftragte 
Commission  gewählt  worden  und  beide  hätten  Molina's  Buch  unter 
die  zu  censurirenden  Bücher  aufnehmen  wollen.  Der  Benedictiner 
Alphons  Curiel  habe  an  den  General-Inquisitor  geschrieben:  die 
ganze  Sache  mit  dem  Index  sei  nur  eine  von  Baftez  und  Zumel 
gegen  Molina  geschmiedete  Intrigue  und  an  eine  gründliehe  Prü- 
fung von  dessen  Buch  sei  nicht  zu  denken.  Dadurch  und  durch  das 
unkluge  Auftreten  der  Freunde  des  Bafiez  sei  der  Plan  vereitelt 
worden.  —  Ein  Index  ist  damals  jedenfalls  nicht  zu  Stande  gekom- 
men. Bei  Sand,  findet  sich  nur  ein  einziges  mit  dem  „thomistisch- 
molinistischen  Streite"  zusammenhangendes  Verbot:  Der  Commentar 
des  Petrus  de  Cabrera  zu  der  Pars  3.  S.  Thomae  wird  in  der 
Appendix  verboten,  donec  corrigantur  ea,  in  quibus  transgreditur 
terminos  in  materia  de  auxiliis  ab  Apost.  Sede  ac  S.  Inquisitionis 
officio  praescriptos  (bei  Sot.  steht  eine  Expurgation).  In  einem  1601 
erschienenen  Commentar  zu  der  Pars  3.  von  Didacus  Nnftus,  einem 
Anhänger  des  Bafiez,  soll  an  zwei  Stellen  Caute  lege  beigesohrieben 
werden. 

Von  den  in  den  Römischen  Decreten  1603 — 9  verbotenen 
Büchern  steht  nur  etwa  die  Hälfte  bei  Sand.;  die  meisten  anderen 
sind  von  Sot.  aufgenommen,  aber  auch  bei  ihm  finden  sich  z.  B. 
nicht  Giordano  Bruno,  Alex.  Carerius,  Paulus  Benius,  Gregorius 
Richter,  Jo.  Mth.  Velmatius,   Scipio  Calandrini.     Die  Schriften  von 


46  Lissaboner  Index  von  1624. 

Jacob  I.  und  William  Barclay,  die  in  Rom  1609  verboten  worden, 
stehen  nicht  bei  Sand.,  aber  bei  Zapata  (1632,  Jacob  I.  nicht  mehr 
bei  Sot.),  die  von  Roger  Widdrington,  die  in  Rom  1614  verboten 
wurden,  in  der  Appendix. 

In  der  Appendix  wird  zu  der  12.  Regel  bemerkt:  die  Expnr- 
gation  der  einzelnen  Exemplare  nach  dem  Index  expurgatorius  dürfe 
von  jedem  dazu  Befähigten  vorgenommen,  müsse  dann  aber  einem 
Beamten  der  Inquisition  vorgelegt  und  von  diesem  unterzeichnet 
werden.  Ehrenvolle  Epitheta  der  Autoren  der  1.  CL  und  die  Namen 
der  Häresiarchen  (sowie  nach  dem  speciellen  apostolischen  Mandate 
der  des  C.  Molinaeus)  seien  auch  dann,  wenn  es  im  Ind.  exp.  nicht 
ausdrücklich  vorgeschrieben  werde,  zu  streichen  (s.  §  14). 

In  der  Ausgabe  von  Palermo  steht  ein  kurzes  Vorwort  von 
den  Capellanes  des  Card.  Zapata,  Dr.  Juan  de  la  Cueva  und  Dr. 
Martin  Real,  vom  24.  Oct.  1627,  worin  sie  sagen,  sie  seien  schon 
im  März  1626  von  dem  damaligen  General-Inquisitor  Andres  Pacheco, 
Patriarchen  von  Indien,  beauftragt  worden,  einen  Abdruck  des  Index 
Sandovals  für  Sicilien  zu  besorgen;  femer  ein  Edict  der  „durch 
apostolische  und  königliche  Autorität  deputirten  Inquisitoren  für 
das  Königreich  Sicilien  und  die  benachbarten  Inseln",  Dr.  Estevan 
de  Torrezilla  und  Dr.  Juan  de  la  Cueva,  d.d.  Palermo  4.  Juni  1626, 
worin  J.  B.  Maringo  ermächtigt  wird,  unter  Mitwirkung  des  Domi- 
nicaners Decio  Carrega,  Qualificators  der  Inquisition  und  Bücher- 
revisors, den  Index  Sandovals  mit  Beifügung  der  seitdem  von  der 
Inquisition  verbotenen  Bücher  abzudrucken.  Hinter  der  I.Appendix 
Sandovals  steht  ein  Edict  der  Inquisition  d.  d.  Palermo  10.  Sept. 
1622,  worin  bei  Strafe  der  Excommunication  die  Ablieferung  „ge- 
wisser Medaillen,  Bilder  u.  s.  w.  mit  abergläubischen  Namen  und 
Schriftzügen"  befohlen  wird.  Es  wird  darin  bemerkt,  diese  Dinge 
seien  wiederholt  verboten,  aber  neuerdings  wieder  verbreitet  worden 
unter  dem  Yorwande,  dass  die  Namen  Jesus,  Maria  oder  von  Heiligen 
darauf  angebracht  seien.  —  Dann  folgt  eine  zweite  Appendix,  in 
welcher  auf  3  Seiten  die  seit  1614  verbotenen  Bücher  alphabetisch 
verzeichnet,  auf  2  Seiten  einige  derselben  expurgirt  werden,  unter 
anderm  wird  verordnet,  die  Geschichte  der  Päpstin  Johanna  in  allen 
Büchern  zu  streichen. 


8.   Der  Lissaboner  Index  Tom  J.  1624. 

Der  im  J.  1624  von  dem  portagiesischen  General-Inquisitor 
\^c  U^        Fernando  Martins  Mascarenhas  herausgegebene  Index  ^)  ist  gleich 


1)  Index  Auctorum  Damnatae  memoriae,  Tum  etiam  Librorum,  qui 
vel  simpliciter,  vel  ad  cxpnrgationem  usque  prohibentur,  vel  denique  jam 
expurflpati  permittuntur.  Editus  auctoritate  lUustrissimi  Domini  D.  Fer- 
dinand! Martina  Mascaregnas,   Algrarbiorum  Episoopi,   Regü  status  Conai- 


LiBsaboner  Index  von  1624. 


47 


den  spanischen  ein  prohibitorias  und  expnrgatorias,  unterseheidet 
sieh  aber  in  der  Änordnang  von  diesen  in  ähnlicher  Weise  wie 
der  Lissaboner  Index  von  1581  (I  S.  481)  von  dem  von  Qniroga. 
Den  ersten  Theil  bildet  der  Index  prohibitorius  Romanns^  in 
welchem  mit  Beibehaltung  der  drei  Glassen  die  im  Trienter 
und  Clementinischen  Index  and  in  den  Römischen  Decreten  bis 
zun  J.  1610  incl.  verbotenen  Bücher  jedesmal  in  ein  einziges 
Alphabet  yerschmolzen  sind  (S.  1—75).  Als  zweiter  Theil  folgt 
ein  Index  prohibitorius  Lnsitaniae  (S.  77 — 194),  dann  Pars 
iertia,  libromm  expurgationem  complectens  (S.  197 — 1047).  — 
Der  portugiesische  Index  prohibitorius  hat  die  drei  Classen  wie 
der  Römische;  hinter  den  lateinischen  Bttchern  stehen,  wie  bei 
Sandoval,  die  Bücher  in  modernen  Sprachen.  Schriftsteller, 
welche  in  der  1.  Classe  des  Römischen  Index  stehen,  werden 
hier  noch  einmal  aufgeführt,  wenn  Bücher  von  ihnen  nach  vor- 
heriger Expnrgation  freigegeben  werden.  Dieser  Index  enthält 
fast  alles,  was  auch  Sandoval  mehr  als  der  Römische  Index  ver- 
bietet; beigefügt  ist  nur  wenig.  Vor  demselben  stehen  einige 
(lateinische)  Vorbemerkungen  und  15  besondere  (portugiesische) 
Regeln.  Auch  vor  dem  Index  expurgatorius  stehen  5  allgemeine 
Bemerkungen.  Die  meisten  Expurgationen  sind  aus  Sandoval 
entnommen. 

Der  Index  ist  von  dem  Jesuiten  Baltasar  Alvarez  redigirt 
Mascarenhas,  1616  von  Paul  V.  zum  General-Inquisitor  ernannt, 
stammte  nach  Seabra  aus  einer  den  Jesuiten  sehr  ergebenen  Familie 
und  war  „mehr  Jesuit  als  die  Jesuiten  selbst.^'  Wenn  aber  Seabra 
(I,  110  ff.)  die  Publication  dieses  Index  als  den  ersten  erfolgreichen 
VerBnch,  dem  Römischen  Index  in  Portugal  Eingang  zu  verschaffen, 
darstellt^  so  ist  das  ganz  unrichtig:  der  Trienter  Index  war  1581, 
der  Glementinische  1597  in  Portugal  publicirt  worden  (I  S.  481.  543). 
Auch  darin  ist  allem  Anscheine  nach  Seabra's  Darstellung  unrichtig, 
daas  er  angibt,  der  Index  sei  ohne  Vorwissen  Philipps  lY.  publi- 
eirt  und  von  diesem  die  Publication  missbilligt  worden.  Die  that- 
Mchlichen  Mittheilungen  Seabra^s  (II,  101  ff.)  zeigen  nur,  dass  Phi- 
Hpp  lY.,  wie  in  Spanien,  so  auch  in  Portugal  die  Inquisition  nicht 


Htiü,  ac  Regnorum  Luflitaniae  Inquisitoris  Geueralis.  Et  in  partes  tres 
distributuB  qnae  proxime  sequenti  pagella  explicali  ocnsentur.  De  Con- 
ritio  Sapremi  Senatus  Sanctae  Generalis  Inquisitionis  Lnsitaniae.  —  Auf 
dem  letzten  Blatte :  Ulyssipone  £x  officina  Fetri  Craesbeck,  Rcgii  Typogr. 
Arno  1624.*  13  BL  1049  S.  Fol.  (Göttingen). 


48  Lis8aboner  Index  von  1624. 

frei  aelialten  liess  and  auch  den  staatlichen  Behörden  das  Censnr- 
recht  wahrte.  1633  erklärte  er,  er  behalte  in  allen  bei  der  Inqui- 
sition anhängigen  Sachen  sich  selbst  die  letzte  Entscheidung  vor. 
1623  verordnete  er,  kein  ausserhalb  Portugals  gedrucktes  Buch 
dürfe  ohne  Erlaubniss  der  Curia  Palatii  gedruckt  werden,  und  1633 
forderte  er  diese  auf,  bezüglich  der  Ertheilung  der  Druckerlaubniss 
aufmerksamer  und  strenger  zu  sein,  namentlich  bei  Büchern,  die 
sich  auf  die  Zeitgeschichte  und  Staatsverwaltung  bezögen. 

In  dem  Edicte,  welches  an  der  Spitze  des  Index  steht,  ver- 
ordnet der  6-eneral-Inquisitor,  alle  in  dem  Index  oder  seinen  Regeln 
verbotenen  Bücher  abzuliefern  oder  wenigstens  ein  Yerzeichniss  der- 
jenigen, die  jemand  habe,  einzureichen.  Wer  nach  30  Tagen  noch 
ketzerische  Bücher  besitze,  verfalle  der  Excommuuication  und  könne 
als  suspectus  de  fide  verfolgt  werden;  ebenso  jeder,  der  nicht  die- 
jenigen denuncire,  welche  solche  Bücher  besitzen.  Wer  andere  ver- 
botene Bücher  nicht  abliefere  oder  nicht  die  Titel  der  zu  corrigiren- 
den  den  Inquisitoren  angebe,  begehe  eine  Todsünde  und  solle  nach 
dem  Gutdünken  der  Inquisition  bestraft  werden.  Alle  Ermächtigungen 
zum  Lesen  verbotener  Bücher  wurden  zurückgenommen.  —  Wie 
Seabra  (I,  115.  II,  IX)  berichtet,  wurden  nach  der  Publication  des 
Index  die  Bibliotheken  visitirt  und  die  verbotenen  Bücher  wegge- 
nommen. 

In  dem  Römischen  Index  sind  bei  einigen  Autoren  der  1.  Cl. 
Notizen  beigefügt,  wie  Alexander  Seton  Scotus  (apostata  qui  scrip- 
sit  a.  1541).  Hinter  demselben  steht  ein  nach  den  Familiennamen 
geordnetes  alphabetisches  Yerzeichniss.  In  diesem  und  im  Index 
selbst  sind  die  von  Sand,  als  Häresiarchen  Verzeichneten  durch 
grössern  Druck  ausgezeichnet. 

In  dem  portugiesischen  Index  stehen  die  italienischen,  fran- 
zösischen, spanischen  und  portugiesischen  Bücher  (unter  em  vulgär 
romance)  und  dann  wieder  die  Hämischen  und  deutschen  (utriusque 
Germaniae  libri)  und  englischen  Bücher  zusammen.  Die  im  Rö- 
mischen Index  stehenden  italienischen  u.  s.  w.  Bücher  sind  hier  nicht 
nochmals  aufgeführt.  Yon  den  besonderen  Regeln  dieses  Index  sind 
ausser  der  über  Bibelübersetzungen  (I  S.  834)  zu  bemerken:  4. 
Yerboten  sind  Schriften  gegen  Judenthum  und  Islam  in  den  Volk- 
sprachen. 5.  Nicht  verboten  sind  nicht  in  der  Volksprache  geschrie- 
bene Schriften  von  Katholiken  gegen  Ketzer  (I  S.  337).  10.  Weil 
in  Portugal,  namentlich  in  Lissabon  viel  Verkehr  mit  Fremden  aus 
den  ketzerischen  nordischen  Gegenden  ist,  werden  verboten  alle 
Bücher  in  englischer,  flämischer  und  deutscher  Sprache,  die  nicht 
zuvor  von  der  Inquisition  untersucht  sind;  bezüglich  der  franzö- 
sischen wird  Vorsicht  empfohlen. 

Vor  dem  Index  expurg.  steht  die  Bemerkung:  von  der  Ex- 
purgation  einiger  bedeutender  Schriftsteller  sei  Abstand  genommen, 
weil  ihre  irrigen  Ansichten  in  den  Schulen  und  in  anderen  Büchern 
widerlegt  würden  und  nicht  mehr  zu  fürchten  sei,  dass  die  Leser 
dadurch  irre  geleitet  würden.  Gleichwohl  werden  in  keinem  andern 
Index  so  viele  katholische  Schriften  expurgirt  wie  in  diesem  (I S.  650). 


Spanische  Indioes  1632—1790 


49 


ioiserdem  ist  diesem  Index  eigenthttmlich  die  Expnrgation  einer 
Beibe  tod  astrologischen  Schriften  nnter  Bezugnahme  anf  die  Bulle 
Siitn«'  Y.  vom  5.  Jan.  1585.  Auch  hellettristische  Schriften  werden 
is  grosser  Zahl  (von  Ohscönitäten)  expurgirt. 


9.    Spanische  Indices  yon  1632  bis  1790. 

1.  In  der  auf  die  Ausgabe  des  spanischen  Index  von  1612 
zDBächst  folgenden  Ausgabe,  die  1632  von  dem  General-Inqui- 
fltor  Cardinal  Antonio  Zapata  veröffentlicht  wurde ^),  sind  der 
Index  prohibitorins  und  der  expurgatorius  mit  einander  ver- 
Mhmolzen,  die  drei  Classen  aber  beibehalten,  eine  Einrichtung, 
die  sich  auch  in  den  nächstfolgenden  Ausgaben  findet.  Im  übrigen 
unterscheidet  sich  dieser  Index,  abgesehen  von  der  Vermehrung 
der  Verbote  and  Expurgationen,  nicht  wesentlich  von  dem  von 
SandoTal. 

Zapata  war  früher  Erzbischof  von  Bargos,  wurde  1603  Cardi- 
nal, 1620  Vicekönig  von  Neapel,  1626  General-Inquisitor,  f  1635. 
Die  Heraasgabe  seines  Index  besorgten  der  Licentiat  Sebastian  de 
loerta  und  der  Jesuit  Juan  de  Pineda;  letzterer  wird  ihn  redigirt 
haben. 

Vor  dem  Index  steht  ein  Edict  Zapata's  vom  29.  Juli  1631, 
ein  Breve  Urbans  VIII.  vom  17.  Aug.  1627  und  ein  darauf  sich 
beziehendes  Edict  der  span.  Inquisition  vom  21.  Febr.  1628,  durch 
welches  die  Ermächtigungen  zum  Lesen  verbotener  Bücher  zurück- 
genommen werden.  In  dem  Edict  Zapata's  wird  die  Zahl  der  ver- 
dammten Autoren  und  Schriften  auf  2500  angegeben.  —  Dem  Index 
ist  ein  alphabetisches  Register  beigefügt,  worin  die  Autoren  unter 
dem  Vornamen  und  Zunamen  stehen.  Im  Index  selbst  sind  bei 
einigen  Autoren  Personal-Notizen  beigefügt,  z.  B.  Martinus  Lutherus, 
Islebii  natus  in  Saxonia  a.  1483,  praedicat  contra  indulgentias  1517, 
ab  ordine  religiöse  et  a  fide  catholica  apostata  et  haeresiarcha  1517, 


1)  Schmntistitel :  Novas  Librorum  prohibitorum  et  expurf^atoruni 
Index  Pro  Catholicis  Hispaniarum  Regnis,  Philippi  IUI  Reg.  Cath.  Au. 
1532.  —  Haupttitel:  Novus  Index  Librorum  prohibitorum  et  expurgatorum ; 
Editm  Antoritate  et  Jussu  Eminent  °*^  ac  Reueren  °>*  D.  D.  Antonii  Zapata, 
8.  R.  E.  Presbyt.  Card.  Tit.  S.  Balbinae;  Protectoris  Hispaniarum;  lu- 
qnisitoris  Generalis  in  omnibus  Regnis,  et  ditionibus  Philippi  IV.  R.  C. 
^  ab  ejus  Statii,  etc.  De  consilio  Supremi  Senatus  8  Generalis  Inquisi- 
tionis.  Hispali  ex  Typographaeo  Francisci  de  Lyra.  1632.  40  Bl.  990  8. 
Fol.  P.  947  beginnt  Supplementum  superioris  catalogi  etc.  (Hofmann  p.  206. 
Hendham  p.  165.  Schoettgen  11,  §  2ß). 

Beuacli,  Index  U.  4 


50  Spaniflohe  Indioes  1632—1790. 

reperitur  in   leoto    misere    exanimis    1546.    (Sot.,    der   aach  solche 
Personal-Notizen  hat,  hat  hier  einfach  Haeresiarcha). 

2.  Schon  1640  erschien  wieder  ein  Index,  herausgegeben 
von  dem  General-Inquisitor  Antonio  de  Sotomayor  (Domini- 
caner)^). Er  hat  durch  einen  in  Lyon  oder  Genf  veranstalteten 
Nachdruck  2)  eine  weitere  Verbreitung  gefunden.  Die  Angabe, 
es  seien  1662  und  1667  in  Madrid  neue  Ausgaben  dieses  Index 
erschienen,  ist  irrig.  Diese  Ausgaben  würden,  da  Sotomayor 
1648,  fast  hundert  Jahre  alt,  gestorben  war  (Quötif  II,  555), 
unter  dem  Namen  seines  Nachfolgers  erschienen  sein.  In  dem 
Edicte  vor  dem  nächsten  spanischen  Index  vom  J.  1707  wird 
der  vom  J.  1640  als  der  zuletzt  vorhergegangene  bezeichnet. 

Das  vom  30.  Juni  1640  datirte  Edict  von  Antonio  de  Soto- 
mayor („Erzbischof  von  Damascus,  General-Inquisitor . . .,  Beicht- 
vater Seiner  Majestät  und  der  Herren  Infanten''  u.  s.  w.)  enthält 


1)  Schmatztiiel:  Novissimus  Librorum  prohibitorum  et  expurgan- 
don}in  Index.  Pro  Catholicis  Hifipaniamm  Regnis  Philippi  IUI.  Reg.  Cath. 
Anno  1840.  —  Haupttitel:  £in  Kupferstich;  unter  demselben:  Jubsu  ac 
studijs  111 1°*  ac  R.  D.  D.  Antonij  a  soto  Maior  supremi  praesidis,  ac  in 
Regnis  Hisp.  Sicil.  et  Indiar.  Generalis  inquisitoris  etc.  Librorum  expur- 
gandorumi  luculenter  ac  vigilantissime  recognitus,  Novissimus  Index  De  con- 
silio  Supremi  Senatvs  Inquisitionis  General.  Madriti  ex  TypographaeoDidazi 
Diaz.  An.  1640.*  64  Bl.  984  S.  Fol.  Beigebunden  4  Bl.:  Supplementum 
superioris  catalogi.  Seu  Appendicula  praetermissorum.  In  Indice  expurga- 
torio,  edito  hoc  anno  1640  u.  s.  w.  (Bonn). 

2)  Schmutztitel:  Indices  librorum  prohibitorum  et  expurgandorum 
novissimi,  Hispanicus  et  Romanus.  Anno  1667  (s.  o.  S.  82).  —  Haupttitel: 
Index  librorum  prohibitorum  et  expurgandorum  novissimus  Pro  Cathoh'cis 
Hispaniarum  Regnis  Philippi  IV,  Regis  Cathol.  III.  ac  R.  D.  D.  Antonü 
a  Sotomaior  Supremi  Praesidis,  &  in  Regnis  Hispaniarum,  Siciliac,  &  India- 
rum  Generalis  Inquisitoris,  &c.  jussu  ac  studiis,  luculenter  &  vigilantissinid 
recognitus:  De  conailio  Supremi  Senatus  Inquisitionis  Generalis.  Juxta 
Exemplar  exousum  [diese  drei  Worte  in  ganz  kleiner  Schrift;  dann  ein 
grosses  Wappen,  dann]  Madriti,  ex  Typographaeo  Didaci  Diaz.  Subsigna- 
tum  LLdo  Hverta.  M.  DC.  LXVII.*  Auf  die  beiden  Titelblätter  folgt  ein 
Blatt,  welches  auf  der  einen  Seite  ein  Typographus  Lectori  überschrie- 
benes,  auf  den  Abdruck  beider  Indices  bezügliches  Vorwort.,  auf  der  andern 
einen  auf  beide  Indices  bezüglichen  Syllabus  contentorum  hat.  Dann  folgen 
p.  I— XX  das  Edict  und  Reglas,  Advertencias  y  Mandatos  spanisch,  p.  !XlXI 
—XXXI  lateinisch,  108  Bl.  (Index  universalis  etc.)  und  992  S.  (darauf  in 
vielen  Exemplaren  mit  besonderer  Paginirung  der  Index  Alexanders  YII.). 
Der  Index  universalis  (103  Bl.)  ist  in  einigen  Exemplaren  zuletzt  gebunden. 
—  MeniÜiam  p.  172  sagt:  „Turretins  Vorrede  [zu  der  Ausgabe  des  Index 
von  Sandoval,  s.o.  S.  42]  ist  [zwischen  dem  Vorwort  und  dem  Edict]  wieder 
abgedruckt  nebst  einem  Stück  aus  Junius'  Vorrede  zu  dem  Index  von 
1571  (I  S.  424)  und  einem  Stück  aus  Blondel  De  Joanna  Papissa.''  loh 
habe  diese  Zuthaten  in  keinem  Exemplar  gefunden. 


Sotomayor,  1640. 


51 


ranäehBt  eine  lange  Declamation  gegen  die  Ketzer,  welche  ketze- 
rische Bltclier  unter  dem  Namen  katholischer  Autoren  heraus- 
gegeben, Bficher  Ton  Katholiken  interpolirt,  Schriften  von 
KirehenTätem  (wie  das  Werk  des  Ambrosins  de  sacramentis, 
die  Werke  des  Dionysins  Areopagita  a.  s.  w.)  fQr  unecht  er- 
klärt, nnzäblige  katholische  und  fromme  Bücher  verbrannt  u.s.  w., 
dann  folgende  „kraft  der  Uns  als  General-Inquisitor  zustehenden 
iposiolischen  Autorität  und  Gewalt  und  der  Uns  durch  die  Breven 
des  h.  Stuhles  gegebenen  Vollmacht''  erlassene  Verordnungen 
(sie  stehen  auch  in  den  folgenden  Indices): 

Alle  in  diesem  Index  Terzeichneten    oder  durch   seine  Regeln 
Tcrbotenen  Schriften  sind  binnen  10  Tagen  an  die  Inquisition  abzu- 
liefern.    Wer   ketzerische  Bücher  behält,    verfällt  der  Excommuni- 
catio    latae    sent.,    wer   andere    verbotene  Bücher  behält,    der  £xc. 
ferendae  aent.,  die  einen  und  die  anderen  einer  Strafe  von  600  Du- 
eaten  und  anderen  arbiträren  Strafen.  Der  Excommunication  verfallen 
aneh  diejenigen,   welche  die  Besitzer  von  verbotenen  Büchern  nicht 
daranciren.     Die  Lossprechung  von  diesen  Censuren  ist  gemäss  den 
Breven  Pauls  V.    vom    27.  Jan.  1612    und  ürbans  VIII.    vom  17. 
Aog.   1627  dem  General-Inquisitor  reservirt.    Der  Index  darf  nicht 
nachgedrockt  und  aus  dem  Lande  exportirt,  ausländische  Nachdrucke 
dürfen  ohne  Brlaubniss  der  Inquisition  nicht  gebraucht  werden. 

In  den  16  Regeln  kommen  u.  a.  folgende  Bestimmungen  vor : 

No.  3  ist  im  allgemeinen  eine  Umschreibung  der  Trienter  Eegel, 
hat  aber  den  Zusatz :  „Nicht  verboten  sind  die  Schriften  von  Katho- 
liken, in  welchen  Fragmente  oder  Tractate  von  Haeresiarchen,  gegen 
welche  sie  schreiben,  abgedruckt  sind.  Auch  sind  in  diesen  Büchern 
und  Tractaten  nicht  die  Namen  der  Haeresiarchen  zu  streichen ;  denn 
nm  ihre  Irrthümer  zu  widerlegen,  ist  es  erlaubt,  sie  zu  nennen,  wie 
auch  in  geschichtlichen  Büchern,  wie  hiermit  zur  Beseitigung  von 
Sernpeln  erklärt  wird.'' 

No.  5  entspricht  der  4.  Trienter  Eegel.  Bibelübersetzangen 
in  der  Yolksprache  werden  unbedingt  verboten,  auch  Epistel-  und 
Evangelienbücher,  auch  wenn  kurze  Erklärungen  beigefügt  sind 
(I  S.  334).  Zur  Beseitigung  von  Scrupeln  wird  erklärt,  dass  die 
hebräische,  griechische,  lateinische,  chaldäische,  syrische,  äthiopische, 
persische  und  arabische  Sprache  keine  Volksprachen  sind^). 

6.  Gut  katholische  Schriftsteller  in  fremden,  mehr  von  Ketze- 
reien angesteckten  Ländern  haben  zum  Zwecke  der  Bekehrung  von 
Ketzern  Schriften  in  ihrer  Yolksprache,  um  nicht  als  Katholiken 
erkannt  zu  werden,  pseudonym  oder  anonym  herausgegeben.   Wenn 


1)  P.  501  lässt  Sot.  eine  türkische  Uebersetzung  des  50.  Psalms  in 
Hieron.  Megisers  Institutiones  linguae  Turcicae,  Lpz.  1612,  passiren  (vgl.  I 
S.  592). 


^ 


52  SpaniBche  Indices  1682—1790. 

von  solclieii  Schriften  feststellt,  dass  sie  die  wahre  und  gesunde  Lehre 
enthalten  und  von  Katholiken  verfasst  sind,  wird  das  Lesen  derselben 
gestattet  werden. 

8.  Wenn  von  einem  expnrgirten  Bache  eine  neue  Ausgabe 
veranstaltet  wird,  ist  es  nicht  genügend,  die  beanstandeten  oder 
expurgirten  Stellen  am  Anfange  oder  am  Ende  oder  an  einer  andern 
Stelle  zusammen  anzugeben:  sie  sind  vielmehr  im  Texte  selbst  zu 
ändern. 

10.  Alle  seit  1584  ohne  Angabe  des  Verfassers  und  des 
Druckers  gedruckten  oder  zu  druckenden  Schriften  sind  als  ver- 
dächtig verboten.  Weil  aber  viele  gelehrte  und  heilige  Männer  aus 
guten  Gründen  anonym  geschrieben,  soll  diese  Regel  nur  auf  schiechte 
Bücher  Anwendung  finden  und  behalten  wir  uns  bezüglich  der  bis 
1640  erschienenen  Bücher  die  Erklärung  vor. 

Die  Eedaction  des  Index  von  1640  hat  (nach  p.  VI)  der 
Secretär  der  Inquisition,  Lic.  Sebastian  de  Huerta,  besorgt.  —  Die 
irrige  Angabe,  der  Index  sei  auch  l(:)62  und  1667  zu  Madrid  ge- 
druckt, findet  sich  zuerst  bei  Peignot  I,  263;  sie  ist  von  anderen 
nachgeschrieben  worden,  obschon,  so  viel  ich  weiss,  niemand  ein 
Exemplar  dieser  Ausgaben  gesehen  hat.  —  In  vielen  Katalogen  wird 
eine  Ausgabe  „Madriti  1667"  verzeichnet;  damit  ist  aber  immer  der 
Nachdruck  gemeint,  der  auf  dem  Titel  blatte  die  Worte  hat:  Juxta 
exemplar  excusum  Madriti  1667,  d.  h.  nach  der  Madrider  Ausgabe 
[von  1640  zu  Lyon  oder  Genf  gedruckt  im  Jahre]  1667.  Der  Nach- 
druck hat  etwas  grösseres  Format  und  grössern  Druck  als  die  Aus- 
gabe, gibt  aber  den  Index  einschliesslich  des  Supplementes  Seite  für 
Seite  wieder.  Er  steht  seit  1707  im  spanischen  Index,  „weil  er 
ausserhalb  Spaniens  von  Ketzern  veranstaltet  worden**;  speciell  ver- 
boten werden  Praefatio  und  Prologua,  weil  sie  „von  Ketzern  zur 
Verhöhnung  der  h.  Inquisition  geschrieben  sind". 

Im  Buchstaben  A  hat  Sot.  in  der  1.  Cl.  über  100  Autoren,  in 
der  2.  in  der  lat.  und  span.  Abtheilung  Bücher  von  löbezw.  17  Autoren, 
in  der  3.  etwa  50  lateinische,  4  spanische,  4  portugiesische,  5  fran- 
zösische Bücher,  die  nicht  schon  bei  Sand,  stehen.  Auch  die  Zahl 
der  Expurgationen  ist  bedeutend  vermehrt.  Manche  derselben  sind 
aus  dem  Lissaboner  Index  von  1624  entnommen. 

Der  Rath  von  Castilien  beantragte  1620.  1631  und  1639  eine 
Beschränkung  der  Autorität  der  Inquisitoren,  welclie  das  Privilegium 
hätten,  die  Seele  durch  Censuren,  das  Leben  durch  Qualen,  die  Ehre 
durch  Demonstrationen  zu  gefährden.  Einen  ähnlichen  Antrag  stellte 
—  ebenso  erfolglos  —  1693  eine  Versammlung  von  hohen  Staats- 
beamten unter  dem  Marques  de  Mancera  (Pelayo,  Heterod.  3,  43.  51). 
In  einem  Briefe,  den  Kaiser  Leopold  1696  in  Angelegenheiten  der 
Bollandisten  an  den  König  von  Spanien  schrieb  (Papebroch,  Eluci- 
datorium  p.  157),  wird  erwähnt,  als  Philipp  IV.  Sotomayor  zum 
General-Inquisitor  ernannt,  habe  er  angeordnet,  in  dogmatischen 
Fragen,  bei  denen  die  Jesuiten  betheiligt  seien,  dürfe  ohne  sein  Vor- 
wissen keine  Entscheidung  getroffen  werden ;  er  habe  in  diesen  Fällen 
Theologen  befragt,    die   weder  Jesuiten   noch  Dominicaner   gewesen 


Marin,  1707.  53 

1$^).  —  Die  InqniBitioii  wird  es  nicht  gern  gesehen,  aber  haben  dulden 
■isieii,  dass  1664  die  holländische  Kegierang  für  den  Prediger  bei 
ftier  Gesandtschaft  in  Madrid  eine  ziemlich  bedeutende,  natürlich 
Mt  aosschliesslich  aus  protestantischen  Büchern  bestehende  theolo- 
fMche  Bihüothek  anschaffte^). 

3.  Erst  1707  erschien  eine  neue  vermehrte  Ausgabe  des 
»panischen  Index,  die  als  von  dem  General-Inquisitor  Diego 
Sannieuto  de  VoUadares  begonnen,  von  seinem  Nachfolger  Vidai 
Marin,  Bischof  von  Zenta,  vollendet,  bezeichnet  wird,  in  zwei 
ttnden^).  Zu  diesem  Index  erschien  1739  ein  kleines  Supple- 
ment mit  spanischem  Titelblatt  ^). 

In  dem  an  der  Spitze  des  Index  stehenden  Edicte  vom  15. 
Juni  1707  sagt  Marin:  der  bereits  begonnene  Neudruck  des  Index 
Ton  1640  mit  Beifügung  der  seitdem  verbotenen  Bücher  sei  nach 
dem  Tode  seines  Vorgängers  unterbrochen  worden;  er  habe  die 
schon  gedruckten  Bogen,  das  Edict  von  1640  und  die  Regeln  durch- 
eehen  lassen  und  an  diesen  nichts  zu  ändern  gefunden.  Es  folgt 
du  Edict  von  1640,  dann  die  vom  16.  Juni  1707  datirte  Erlaub- 
ni»  fir  Don  Antonio  Alvarez  de  la  Puente,  Secretär  der  Inquisition, 
den  Index,  an  welchem  er  fleissig  gearbeitet,  drucken  zu  lassen, 
dtDQ  die  Begeln.  —  Band  I,  S.  769  steht  die  Notiz:  Soweit  war 
der  Index  bei  dem  Tode  Sarmiento's  gedruckt;  um  die  Verzögerung 
zu  rermeiden,  die  ein  Neudruck  verursachen  würde,  sind  in  der 
folgeDden  Apendice  (p.  769 — 791)  die  Bücher  (ausA—I)  zusammen- 
gestellt, welche  in  den  letzten  Jahren  verboten  worden  sind. 

In  dem  Index  selbst  sind  die  zu  den  bei  Sotomayor  stehenden 
Stehen  hinzugekommenen  mit  *  bezeichnet.     Es  sind  bei  A  in  der 


1)  Studien  en  Bijdr.  ü,  377. 

2)  Schmutztitel  des  1.  Bandes:  Novissimas  librorum  prohibitorum  et 
expargandorum  Index  pro  Catbolicis  Hispaniarum  Regnis,  Philippi  V.  Reg. 
Caih.  Aon.  1707.  —  Haapttitel:  Index  expiirgatorius  Hispanus  ab  Ex.°»o 
D.~  D.  Didaco  Sarmiento,  et  Volladoree  ineeptus,  et  ab  lll.«"o  D."o  D. 
Vitale  Marin   perfectas  Anno  1707.    De    couBilio   Supremi   Senatus  Inqui- 


ttqae  ad  Z.  com  integre  indice  cognominum  auctorum  primae,  et  Becuu- 
^  datiis.  Matriti:  Ex  Typographia  Muaicae  1707.*  1  Bl.  824  paginirte 
«nd  72  nicht  paginirte  Seiten  (Register  L— Z;  Druckfehler).  (Hamburg). 

3)  Suplemento  a  el  Indice  Expurgatorio^  qne  se  publice  en  veinte 
1  «ig  de  Junio  del  aflo  de  1707.  per  el  Santo  Tribunal  de  la  Santa  General 
«quiiicion.  Ponense  en  este  Suplemento  todos  los  Libros  prohibidos, 
BtodadoB  expurgar  desde  el  dicho  dia  hasta  este  presente  aOo  de  1739. 
*  se  ordenan  por  Ävecedario  de  los  Nombres  de  sus  Autores,  siguiendo 
m  todo  el  metbodo,  y  orden  del  referido  Expurgatorio.  Madrid.  En  la 
Officina  de  Gonzalez  1739.*  2  Bl.  68  8.  Fol.  (dem  Hamburger  Exemplar 
««  Index  beigebunden). 


54  Spanische  Indioes  1682—1790. 

1.  Cl.  42,  in  der  2.  17  lat.,  23  span.,  1  französ.,  in  der  3.  1  lat., 
7  spanische. 

In  dem  Register  sind  die  Namen  der  1.  und  2.  Cl.  in  ein 
Alphabet  vereinigt  (die  der  1.  mit  *  bezeichnet);  dann  folgen  bei 
jedem  Buchstaben  die  Anonimos. 

In  dem  Supplement  stehen  ausser  neuen  Büchern  auch  einige, 
die  schon  bei  Sotomayor  standen,  auch  einige  Expurgationen  von 
Sot.  (wie  zu  Alph.  Hart.  Yivaldus  und  Alph.  Testatus),  die  1707 
ausgelassen  waren. 

4.  Der  letzte  Index,  welcher  als  eine  vermehrte  Ausgabe  des 
von  Sotomayor  bezeichnet  werden  kann,  wurde  1747  von  dem 
General-Inquisitor  Francisco  Perez  de  Prado,  Bischof  voa 
Teruel,  veröffentlicht  *). 

Die  Ediote  von  Marin  und  Sotomayor  sind  in  diesem  Index 
wieder  abgedruckt.  Der  erste  Band  war  bereits  gedruckt,  als  Prado 
sein  Amt  antrat.  In  beiden  Bänden  stehen  Register  zu  den  drei 
Classen  (die  Autoren  nach  den  Vornamen  geordnet),  im  2.  ein  6e- 
sammt-Register  zu  allen  drei  Classen  (die  Autoren  nach  dem  Familien- 
namen geordnet).  Im  2.  Bande  steht  S.  1093—96  ein  Suplemento, 
die  während  des  Drucks  verbotenen  Schriften  enthaltend,  und  8. 
1097 — 1112  der  auch  auf  dem  Titelblatte  erwähnte  Cathalogo  de 
los  libros  Jansenistas,  von  dem  später  die  Rede  sein  wird. 

In  diesem  Index  findet  sich  zuerst  bei  manchen  Büchern  die 
Bemerkung,  sie  seien  auch  für  solche  verboten,  welche  eine  Erlaub- 
niss  zum  Lesen  verbotener  Bücher  hätten  ^). 

Im  I.Bande  f.  5.  steht  die  Bestimmung:  es  dürfe  kein  Exem- 
plar des  Index  verkauft  werden,  welches  nicht  von  dem  Jesuiten 
Joseph  Casani,  Qualificator  der  Inquisition  und  Visitator  der  Biblio- 
theken, der  den  Druck  geleitet  habe,  oder  von  seinem  Gehülfen, 
dem  Jesuiten  Joseph  Carrasco,  unterschrieben  sei.  Das  Stuttgarter 
Exemplar  hat  f.  6  die  Unterschrift  des  letztern. 

5.  Der  nächste  spanische  Index  ^),  den  1790  der  Qeneral-In- 


1)  Schmutztitel:  Novissimus  librorum  prohibitonim  et  expurgan- 
donim  Index  pro  catholicis  Hispaniarum  Regnis  Ferdinandi  VI.  Regia 
Catholici.  Haupttitel:  Index  librorum  prohibitonim,  ac  expurgandorum 
novissimus.  Pro  universis  Hispaniarum  Regnis  Serenissimi  Ferdinandi  VI. 
Regia  Catholici,  hac  ultima  Editione  lUust.™*  ac  Rev.™*  D.  D.  Francisci 
Perez  de  Prado,  Supremi  Praesidis,  &  in  Hispaniarum  ac  Indiarom  Regnis 
Inquisitoris  Generalis  jussu  novitdr  auctus,  &  Inculenter,  ac  vigilantissim^ 
correctus.  De  Consilio  Supremi  Senatus  Inquisitionis  Generalis  juxta 
exemplar  excusus.  Adjectis  nunc  ad  calcem  quamplurimis  Bajanorum, 
Quietistarum,  &  Jansenistanun  libris.  Matriti:  Ex  Calcographia  Fernandez. 
1747*  Zwei  Bände  Fol,  in  dem  1.  14  Bl.  (Edicte,  Regeln),  S.  1-512  und 
und  14B1.  (Register) ;  in  dem  2.  2B1.,  S.  518-1112  und 41  Bl.  (Register). 
(Stuttgart). 

2)  Ich  bezeichne  im  Folgenden  diese  Bücher  als  „strenge  verboten." 

3)  Schmutztitel:  Indice  ultimo  de  los  Libros  prohibidos  y  mandados 


Prado,  1747.  Rubin  de  Cevalios,  1790. 


65 


^■isitor  Agastin  Rubin  de  Gevallos,  Bischof  von  Jaen,  veröffent- 
lichte, hat  eine  ganz  andere  Einrichtung  wie  die  früheren.  Er 
iit  zunächst  ganz  in  spanischer  Sprache  geschrieben;  dann  ist 
die  Eintheilung  in  drei  Classen  aufgegeben  und  alles  in  ein 
Alphabet  zusammengezogen  und  in  ähnlicher  Weise  arrangirt 
wie  in  dem  Index  Benedicts  XIV.;  endlich  sind  die  in  den 
frfiheren  Indices  stehenden  längeren  Expurgationen  nicht  abge- 
druckt, sondern  durch  einfache  Verweisungen  auf  den  letzten 
Ton  1747  ersetzt;  z.  B.  Abailardus  (Petras).  Ejus  Opera.  Tienen 
qae  expnrgar.  V.  el  Indice  Expurgatorio  del  afio  1747,  pag.  920. 
Nor  ganz  karze  Expurgationen  sind  abgedruckt.  Mit  Rücksicht 
anf  diese  Abkürzung  wird  der  neue  Index  in  den  Vorbemer- 
koDgen  als  Indice  Manual  bezeichnet.  ^ 

In  den  spanischen  Indices  stehen  natürlich  viele  Bücher, 
die  auch  im  Rom.  Index  stehen,  aber  sehr  viele,  die  sich  in 
diesem  nicht  finden,  und  —  was  bemerkenswerth  ist  —  manche 
nicht,  die  in  Rom  verboten  waren,  z.  B.  Alamin,  Alva  et  Astorga^ 
Alvin,  Alviset,  Alzedo,  Amicus,  Amstelius,  Ansaldus,  Argentano. 

Die  Edicte  in  den  Indices  von  1707  und  1747  sind  in  dem 
Ton  1790  wieder  abgedruckt.  In  dem  darauf  folgenden  neuen  Edicte 
Tom  26.  Dec.  1789  wird  u.  a.  gesagt:  es  seien  in  Spanien  Bücher 
neu  gedruckt  worden,  welche  in  dem  Index  von  1747  ständen,  und 
man  habe  dieses  mit  Unkenntniss  entschuldigt;  die  Entschuldigung 
könne  wegen  der  Seltenheit  nnd  des  dadurch  bedingten  hohen  Preises 
des  Index  richtig  sein;  [die  Inquisitionsbeamten,  welche  die  Bücher 
ZQ  approbiren  hatten,  werden  ja  aber  doch  einen  Index  gehabt  haben ;] 
die  Einrichtung,  die  starke  Auflage  und  der  billige  Preis  des  neuen 
Index  werde  jeder  Entschuldigung  die  Thüre  verschliessen.  Femer 
wird  gesagt:  einige  bisher  suspendirte  Bücher  seien  auf  Grund  der 
Prnfnng  derselben  freigegeben;  es  würden  ihrer  mehr  freigegeben 
worden  sein,  wenn  die  zu  prüfenden  Bücher  nicht  so  zahlreich  und  so 


/^ 


expnrgar ;  para  todos  los  reynos  y  sefiorios  del  Catholioo  Rey  de  las 
Espa&as,  el  SeRor  Don  Carlos  lY.  —  Haupttitel :  Indice  ultimo  de  los 
Libros  prohibidos  y  mandados  expnrgar :  para  todos  los  reynoB  y  sefiorios 
del  Catholioo  Rey  de  las  Espafias,  el  SeQor  Don  Carlos  IV.  Contiene  en 
reramen  todos  los  Libros  puestos  en  el  Indice  Expureatorio  del  afio  1747, 
7  en  los  Edictos  posteriores,  asta  fin  de  Diciembre  de  1769.  Formado  y 
trrpglado  con  toda  claridad  y  diligonoia,  por  mandato  del  Excmo.  Sr.  D. 
Agastin  Rubin  de  Cevallos,  Inquisidor  General,  y  Sefiores  del  Supremo 
Consejo  de  la  Santa  General  Inquisicion:  impreso  de  su  orden,  con  arregio 
il  Exemplar  visto  y  approbado  por  dicho  Supremo  Consejo.  En  Madrid: 
En  la  Imprenta  de  Don  Antonio  de  Sanoha.  Afio  de  1790.*  2  Bl.  XL  nnd 
ms.  4.  (Beuich). 


56  Spanische  Indices  1632-1790. 

voluminös  wären  und  nicht  die  vielen  Schriften,  womit  die  Ungläu- 
bigen und  Freigeister  seit  der  Mitte  des  Jahrhunderts  die  Welt  über- 
schwemmten, die  Aufmerksamkeit  der  Inquisition  so  sehr  in  Anspruch 
genommen  hätten.  Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  wird  bemerkt: 
die  Inquisition  behalte  sich  vor,  aus  diesem  Index  diejenigen  Werke 
zu  entfernen,  die  auf  Grund  einer  reiflichen  Prüfung  als  unverfäng- 
lich würden  erkannt  werden;  eine  solche  Prüfung  werde,  wie  es 
immer  gehalten  worden  sei,  von  Amts  wegen  oder  auf  Anstehen 
der  Interessenten  vorgenommen  werden. 

Die  16  Regeln  sind  im  wesentlichen  dieselben  wie  in  den 
früheren  Indices;  nur  die  5.  (über Bibelübersetzungen)  ist  durch  eine 
andere  ersetzt  (s.  u.).  Der  12.  ist  die  Bestimmung  beigefügt,  dass 
jeder  in  seinen  Büchern  die  vorgeschriebene  Expurgation  selbst  vor- 
nehmen dürfe,  dann  aber  binnen  zwei  Monaten  die  expurgirten  Bücher 
einem   Beamten  der  Inquisition  vorzulegen  habe. 

Die  Vorbemerkungen  über  die  Einrichtung  des  neuen  Index 
sind  im  wesentlichen  mit  den  Vorbemerkungen  Ricchini^s  zu  dem 
Index  Benedicts  XIV.  gleichlautend.  Bei  den  seit  1747  verbotenen 
Büchern  wird  das  Datum  des  betreffenden  Edictes  angegeben.  Bei 
den  Autoren,  deren  sämmtliche  Werke  verboten  sind,  steht  1.  cl. 
oder  *,  bei  denjenigen  Büchern,  welche  auch  für  diejenigen  ver- 
boten sind,  welche  die  Erlaubniss  zum  Lesen  verbotener  Bücher 
haben  (S.  54),  eine  Hand  M^. 

Die  spanischen  Indices  enthalten  noch  viel  mehr  Fehler  als 
die  Römischen  vor  Ben.  Die  vielen  schon  bei  Sot.  verdruckten 
Namen  (als  Beispiel  mag  Balth.  Isubmarus«  d.  i.  Hubmaier  genügen) 
sind  in  den  folgenden  Indices  nicht  verbessert,  aber  mit  neuen  ver- 
mehrt. So  steht  in  dem  Index  von  1707:  Ahasverus  Fristchius  (i.  e. 
Fritschius)  und  daneben  Hauserus  Fristchius  s.  Fritschus,  in  dem 
von  1747  auch  Ahasverus  Fisthius;  in  dem  von  1747:  Conr.  Sam. 
8churfleixh  (Schurzfleisch),  Herrn.  Coringius  und  Herm.  Cocingus 
(Conring),  Gisbertus  Voletius  und  Gilbertus  Boetius  (Gisbert  Voe- 
tius),  in  beiden  Fulko  Grevil,  Thelifl'e  Ofthe  Renovudne,  Senior 
Phillip.  Cidnaey  (The  life  of  the  renowned  Sir  Philipp  Sidney),  — 
Besonders  nachlässig  redigirt  ist  der  Index  von  1747:  es  stehen 
hier  Bücher  in  der  1.  Cl.,  die  in  die  2.  gehören,  und  umgekehrt, 
und  Bücher  in  der  3.,  die  in  die  1.  oder  2.  gehören.  Mitunter  ist 
der  Name  eines  Schriftstellers  weggelassen,  so  dass  nun  seine  Schriften 
dem  ihm  im  Alphabete  vorhergehenden  zugeschrieben  werden,  wie 
z.  B.  das  Buch  des  Guil.  Budaeus  de  asse  dem  Guil.  Bruez. 

In  dem  Index  von  1790  hätte  vieles  mit  Hülfe  von  Ben. 
corrigirt  werden  können;  aber  die  schlimmsten  Fehler  der  früheren 
Indices  finden  sich  auch  hier  wieder,  wie  Isubmarus,  Cocingius  und 
Coringius,  Grevil,  Thelifl'e  u.  s.  w.,  femer  z.  B.  Bruez  st.  Budaeus, 
Clinspachius  s.  Elimpachius  st.  Flinsbachius,  Delbrunerus  und  Heil- 
brunnerus  s.  Heilbroner  s.  Heilbrunerus,  Crato  a  Krafithum  s.  Kraf- 
feoin  st.  Eraftheim,  Schnedeuwin  und  Schnedeuchsin  neben  Schneide- 
win.  Bei  Sot.  folgt  auf  Wolfg.  Ruess  (I  S.  232)  ein  Wolfg.  Satlerus, 
Medic.  Astron.  Luth. ;  hier  finden  wir  Ruez  seu  Satlerus  (Wolphang.), 


Französischer  Index  von  1686.  57 

Medie.  etc.  Ans  dem  Titel:  The  mle  and  ezercises  of  hilii  [holy] 
äring^  by  Jer.  Taylor  ist  ein  Schriftsteller  Taytor-By  Jer  constrnirt 
Torden  n.  dgL 


10.  Franzostseher  Index  yon  1685. 

Im  J.  1685,  kurz  vor  der  Aufhebung  des  Edictes  von  Nantes, 

ferordnete  Louis  XIV.  die  Unterdrückung   der  protestantischen 

Schriften,  and  der  Erzbischof  Harlay  von  Paris  publicirte  darauf 

im  Auftrage  des  Parlaments  einen  Gatalog  derselben,  der  neben 

dem  Römischen  Index  eine  ganz  unabhängige  Stellung  einnimmt. 

Er  nimmt  weder  auf  diesen  Rtlcksicht,    noch  ist  er  in  späteren 

Ausgaben  desselben  berticksichtigt  worden. 

Die  Assemblee  du  Clerge  vom  J.  1682  veröffentlichte  ein  Aver- 
ti^ement  pastoral  &  ceux  de  la  Religion  Pretendue  Reform^e,  pour 
1»  porter  ä  se  convertir  et  ä  se  reconcilier  avec  TEglise  und  ein  Memoire 
contenant  les  differentes  methodes  dont  on  peut  se  servir  tres-utilement 
ponr  la  conversion  de  cenx  qui  fönt  profession  de  la  R.  P.  R.,  die 
Assemblee  von  1685  eine  Erklärung :  Doctrine  de  TEgliee  contenue 
dins  notre  Profession  de  Foy  et  dans  les  Decrets  du  Concile  de 
Trente,  oppos^e  anx  calomnieSf  injures  et  faussetez  ripandues  dans 
les  Onvrages  des  Preteodus  Reformez;  zugleich  richtete  sie  ein 
Sehreiben  an  den  König,  worin  sie  sagt:  sie  verlange  nicht  die  Zu- 
rficknahme  der  Edicte,  durch  welche  frühere  Könige  „unter  unglück- 
lichen Zeitverhältnissen  und  aus  Gründen,  die  jetzt  nicht  mehr  exi- 
*tirten,  die  Ausübung  der  reformirten  Religion  vorläufig  gestattet,** 
bitte  aber  den  König  für  die  Zeit,  während  welcher  jene  Edicte  noch 
in  Kraft  bleiben  sollten,  den  Reformirten  zu  verbieten,  die  katho- 
lische Kirche  in  Predigten  oder  Schriften  zu  schmähen  oder  zu  ver- 
leumden. Louis  XIV.  erliess  darauf  im  August  ein  Edict  (vom  Par- 
lament einregistrirt  23.  Aug.  1685),  worin  den  Reformirten  verboten 
wird,  ,,gegen  den  Glauben  und  die  Lehre  der  römisch-katholischen 
Religion  zu  predigen  oder  Bücher  zu  veröffentlichen,  ja  irgendwie 
direet  oder  indirect  von  derselben  zu  sprechen;"  sie  sollen  fortan 
nur  Bacher  drucken  lassen  dürfen,  „welche  ihr  Glaubensbekenntniss, 
die  Gebete  und  die  gewöhnlichen  Regeln  ihrer  Disciplin  enthalten"; 
alle  Ton  den  Reformirten  verfassten  Bücher  gegen  die  katholische 
Religion  sollen  unterdrückt  und  dürfen  nicht  mehr  verkauft  werden. 
Die  Uebertretung  des  Edicts  wird  mit  Verbannung  und  Vermögens- 
eoufiscation,  der  Druck  oder  Verkauf  der  verbotenen  Bücher  mit 
einer  Geldstrafe  von  1500  Livres  und  Entziehung  der  Concession 
bedroht  i). 


1)  Actes  de  l'Assembl^e  generale   du  Clerge  de  France    de  M.  DC. 


58  FranzÖBiBoher  Index  von  1685. 

Der  Erzbischof  Harlay  von  Paris  wnrde  darauf  29.  Aug.  von 
dem  Palamente  beauftragt^  ein  Yerzeichniss  der  gemäss  dem  Edicte 
zu  unterdrückenden  Bücher  anzufertigen.  Dieses  wurde  veröfPentlicht 
mit  einem  Mandement  des  £rzbischofs  vom  1.  Sept.  uud  mit  einem 
Arret  du  Parlement  vom  6.  Sept.  1685  als  Catalogrue  des  Livree 
condamnez  &  deffendus  par  le  Mandement  de  M.  l^Archevesqne  de 
Paris  ^).  Im  Oetober  erschien  dann  das  Edict  (einregistrirt  22.  Oct. 
1685),  wodurch  das  Edict  von  Nantes  aufgehoben  wurde. 

Der  Catalog  ist  alphabetisch  geordnet  (eine  Anzahl  von  ano- 
nymen Schriften  steht  unter  Anonymes),  am  Schlüsse  steht  unter 
der  Ueberschrift  Autres  Livres  ein  nicht  alphabetischer  Nachtrag 
von  45  Schriften. 

E.  Simon  (Sainjore,  Bibliotheque  IV,  174)  sagt  darüber:  i,So 
lange  das  Edict  von  Nantes  bestand,  wurden  auch  die  calvinistischen 
Bücher  geduldet.  Der  Kanzler  gab  für  sie  kein  königliches  Privi- 
legium, aber  der  Lieutenant  civil  als  juge  de  police  eine  einfache 
Druckerlaubniss.  Mit  der  Aufhebung  des  Edictes  wurde  der  Calvi- 
nismus eine  nicht  geduldete  Haeresie ;  darum  werden  jetzt  die  Bücher 
verboten,  d.  h.  sie  dürfen  nicht  Öffentlich  verkauft  und  importirt 
werden  .  .  .  Der  Catalog  ist  sehr  nachlässig  redigirt.  Ich  habe  den 
Erzbischof  darauf  aufmerksam  gemacht,  und  er  gestand  ein,  man 
habe  zu  eilfertig  gearbeitet.  Der  Catalog  ist  von  einigen  Doctoren 
der  Sorbonne,  namentlich  Le  F^vre  von  Coutance  angefertigt  worden." 

Der  Catalog  enthält  nur  lateinisch  und  französisch  geschriebene 
protestantische  Werke,  aber  viele  in  Deutschland  und  England  er- 
schienene, viele  aus  älterer  Zeit,  die  zum  Theil  auch  im  Index 
Clemens'  VIII.  stehen. 

In  dem  Kecueil  des  actes  du  C]erg6  1,  1654  und  in  der  Uist. 
de  r^dit  de  Nantes  vol.  3,  stehen  einige  Arrets  du  Conseil  d^^tat 
aus  den  Jahren  1663 — 65  über  einzelne  protestantische  Bücher: 
Le  tombean  de  la  messe  von  David  Derodon  zu  Nismes,  Geneve 
(Paris)  1654,  Discours  sur  le  chant  des  pseaumes  von  Jean  Bruguier, 
gedruckt  zu  Nismes,  Rdponse  a  la  lettre  du  Sieur  Damblat  von 
Tricotet  zu  Calais  und  Abrege  des  cöntroverses  von  Ch.  Drelincourt, 
Genöve  1660:  die  Bücher  sollen  von  Henkershand  verbrannt,  die 
Verfasser  und  Drucker  der  beiden  ersten  verbannt  werden. 


LXXXII.  et  de  celle  de  M.  DC.  LXXXY.  concernant  la  religion.  A  Paris 
1686.  152  S.  8* 

1)  Arrests  du  PHrlament  et  Ordonances  de  Monseigneur  l'Archevesque 
de  Paris.  Portant  la  defFense  &  suppression  des  Livres  Heretiques.  Avec 
PEdit  du  Roy,  portant  deffenses  de  faire  aucun  Exercire  public  de  la  R. 
P.  R.  dans  son  Royaume.  Registre  en  Parlement  en  la  charobre  des  Vaca- 
tions  le  22.  Octobre  lü85.  A  Paris  1686.  95  S.  8.*  (Der  Catalogue  p.  9—81). 
—  Mandement  de  Monseigneur  PArchevesque  de  Paris.  Sur  la  condamna- 
tion  des  livres  contenus  dans  le  catalogue  suivant.  Paris  1685.  86  S.  4. 
(Hofmann  p.  197.  Der  Catalogue  p.  9—35).  —  Die  Actenstücke  stehen 
auch  in  Recueil  de  ce  qui  s'est  fait  en  France  de  plus  considerable  contre 
les  Protestans  .  .  .  Par  M.  Jacques  Ic  Fevre,  Pretre,  Dr.  en  Theol.  de  la 
Faculte  de  Paris.  Paris  16Ö6.  4*  (Der  Catalogue  p.  326—357.) 


Belgische  Indioes  1695-1704.  59 


11.    Belgisflie  Indiees  1695—1704. 

In  Namar  erschienen  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  zwei 
Auzflge  ans  dem  Römischen  Index,  einer  anonym  and  lateinisch 
snter  dem  Titel :  Elenchos  propositionum  et  libroram  probibi- 
tonuD,  2.  Auflage  1709 1),  der  andere,  von  dem  Recoliecten  Jean- 
Baptiste  Hannot,  französisch  unter  dem  Titel:  Index  ou  Gata- 
logae  des  principaux  livres  condamn^s  et  defendns  par  TEglise, 
1714^).  Diese  beiden  Indiees  sind  Privatarbeiten.  Einen  amt- 
lieben Charakter  hat  ein  Decret  des  Erzbiscbofe  de  Precipiano 
TonMecheln  yom  15.  Jan.  1695,  worin  73,  meist  , Jansenistische" 
Schriften  verboten  werden^). 

1.  Der  ElencbuB  enthält  zunächst  einen  Elenchns  propositionum 
danmatanim,  mit  den  zu  Constanz  verdammten  Propositiones  45 
JoaDiuB  Wicleff  beginnend  und  mit  den  1699  verdammten  Propo- 
Gtiones  Cameracensis  (Fenelons)  schliessend  (den  Propositiones  Jan- 
senii  p.  32  sind  die  Stellen  aus  dem  Augustinus  beigefügt,  woraus 
sie  entnommen  sind).  Dann  folgt  p.  81  ein  Auszug  aus  dem  Index 
TomJ.  1683  und  einer  Appendix  zu  demselben  vom  J.  1693,  p.  164 
Auszüge  aus  den  Decreten  von  1690 — 1708,  p.  196 — 199  und  170 
ein  Auszug  aus  der  Bulle  Plus'  IV.  über  den  Index  und  aus  Decreten 
Ton  Synoden  von  l^amur  von  1604  und  1639  und  einem  königlichen 
Mete  von  1616,  die  4.  Trienter  Regel  (über  Bibelübersetzungen) 
nebst  einigen  Namnrer  Synodaldecreten,  p.  171  die  Bulle  Clemens'  XI. 
ron  1705    gegen  die  Jansenisten,    auf  dem  letzten  Blatte  ein  Aus- 


1)  ElenchuB  propositionum  et  librorum  prohibitorum.  Editio  se- 
ernda  auciior  A  emendatior.  Namurci,  Apud  Carolum  Albert  Typ:  jurat. 
Saperiorum  Permissu.  4  Bl.  192  8.  und  1  El.  12.  Auf  p.  199  folgt  p.  170 
—192  statt  p.  200  n.  s  w.;  p.  192  steht  die  Censura  Ordinarii  vom  16. 
Aog.  1709,  auf  dem  letzten  Blatte:  Acheve  d'imprimer  le  28.  8ept.  1709.* 
~-  Die  erste  Ausgabe  ist  mir  unbekannt. 

2)  Index  ou  Catalogue  des  principaux  livres  condamnes  &  defendus 
I»r  l^lise;  Extrait  fidelement  du  Grand  Index  Romain,  &  d'un  Appen- 
dice  fidelle,  avec  des  Reflexions  Historiques  &  Theologiques  sur  les  plus 
considerables  Decrets  &  C'onstitutious  des  Souverains  Pontifes,  touchant 
les  Matieres  du  temps.  Par  le  P.  Jean-Baptiste  Hannot  RecoUet,  Lecteur 
en  Tbeologrie,  &e.  .  .  .  A  Namur,  Chez  Pierre  Ilinne  Imprioieur  &  Li- 
braire,  1714.*   19  Bl.  XXXII,  430  und  16  S.,  2  Bl.  12. 

3}  Decretum  lllustrissimi  ac  Reverendissimi  Domini  D.  Humberti 
Gmlelmi  a  Precipiano  Archi-Episcopi  Mechliniensis,  Belgii  Primatis,  ad 
^rcitus  Regios  Delegat i  Apostolici,  Gatholicae  Majestati  a  Consilio  Status, 
^  adversus  quosdam  libros  et  epistolas.  Bmxellis  typis  Guilelmi  Michiels 
(jpographi  1696.*  28  S.  4.  (Brüssel). 


60  Belgische  Indioes  1696—1704. 

zog  aus  dem  Decrete  vom  17.  Juli  1709.  —  Ueber  den'Anszag 
aus  dem  Bömischen  Index  sagt  der  Herausgeber  in  der  Vorrede  : 
er  habe  nicht  aufgenommen  die  im  Trienter  Index  enthaltenen  Bücher 
und  von  den  später  verbotenen  Büchern  nicht  die  von  bekannten 
Ketzern,  wie  Mornay,  Drelincourt  u.  a.,  auch  nicht  die  politischen 
und  die  augenscheinlich  schlechten,  wie  die  gegen  den  Papst,  die 
Papisten  u.  dgl.  oder  augenscheinlich  zur  Vertheidigung  des  Protestan- 
tismus geschriebenen,  ferner  nicht  die  einzelne  Punkte  oder  That- 
sachen  betreffenden  oder  in  einer  unbekannten  Sprache  [nicht  latei- 
nisch oder  französisch]  geschriebenen,  endlich  nicht  die  mit  d.  c. 
verbotenen  Bücher,  wie  die  von  de  Chartes  [Descartes]  und  Coper- 
nicus,  von  denen  anzunehmen,  dass  sie  in  späteren  Ausgaben  ver- 
bessert seien.  Ebenso  naiv  ist  die  Bemerkung:  viele  im  Trienter 
Index  verbotene  Bücher  seien  im  Antwerpener  Index  expurgatorias 
corrigirt,  wie  Werke  von  Erasmus  und  Carolns  Molinäus  (s.  I  S.  442), 
und  es  sei  anzunehmen,  dass  diese  in  den  späteren  Ausgaben  ver- 
bessert seien.  —  In  Wirklichkeit  sind  übrigens  nicht  alle  im  Tr. 
stehenden  Bücher  weggelassen:  der  Index  beginnt  sogar  mit  ABC, 
tractans  rudimenta  religionis,  und  noch  auf  der  ersten  Seite  steht: 
Acta  Concilii  Trid.  una  cum  annotationibus  etc. 

2.  Der  Index  von  Hannot,  der  von  dessen  Ordensoberen  und 
dem  Bischof  von  Namur  approbirt  ist,  enthält  die  Trienter  Regeln 
und  die  Instruction  Clemens^  YIII.  lateinisch  und  aus  ersteren  einen 
französischen  Auszug  (p.  I — XXXII),  dann  (p.  1—276)  unter  der 
Ueberschrift  Indiculus  Eomanus  einen  Auszug  aus  der  Ausgabe  von 
1701  (S.  35  II,  f))  und  als  Anhang  dazu  das  umfangreiche  Decret 
vom  4.  März  1709,  dann  (S.  277 — 430)  die  hauptsächlichsten  päpst- 
lichen Constitutionen  gegen  Jansenius  und  Quesnel  mit  „christlichen 
[scharf  polemischen]  Beflexionen."  Ein  besonders  paginirter  Anhang 
enthält  ein  Sendschreiben  eines  Ungenannten  an  den  Erzbischof  von 
Tours  über  die  Bulle  Unigenitus  und  noch  ein  Decret  von  1714. — 
Hannots  Auszug  aus  dem  Römischen  Index  ist  viel  reichhaltiger 
als  der  im  Elenchus.  Die  Anordnung  ist  die,  dass  bei  jedem 
Buchstaben  zuerst  die  Auszüge  ex  magno  Indice  Romano  (dem  Index 
von  1681),  dann  die  ex  Appeudice  unica  fideli  stehen. 

Die  beiden  Namurer  Indices  haben  einen  Werth  nur  wegen 
der  beigefügten  Decrete  und  sonstigen  Actenstücke  (S.  18). 

3.  Gegen  den  Index  von  Precipiano  schrieb  P.  Quesnel  anonym 
Tr^s-humble  remontrance  a  Messire  Humbert  de  Precipiano  Arche- 
vesque  de  Malines  sur  son  Decret  du  XV.  Janvier  1695  portant 
defense  de  lire,  retenir  ou  debiter  plusieurs  livres,  et  particulierement 
celuj  de  la  frequente  communion  compose  par  Messire  Antoine  Ar- 
nauld  Docteur  en  Sorbonne.  1595.*  104  S.  8. 

In  dem  Decrete  sagt  Precipiano,  die  von  ihm  verbotenen  Bücher 
seien  zum  Theil  offenbar  ketzerisch,  zum  Theil  ohne  Approbation 
erschienen,  zum  Theil  schon  in  anderen  Diocesen  verboten  ;  in  einigen 
werde  im  Widerspruch  mit  der  Trienter  Regel  behauptet,  das  Lesen 
der  h.  Schrift  (in  der  Volksprache)  sei  für  alle  nicht  nur  nützlich, 
sondern    gewissermassen    zum  Seelenheile    nothwendig;    in    einigen 


Elenchus.  Hannot.  Procipiano.  Index  von  1736. 


61 


vinfen  die  gegen  die  Lehre  des  Bajns,    des  Jansenius  und  anderer 

Neuerer  gerichteten  Decrete  und  Bücherverbote  der  h.  Congregation 

wad  des  apost.   Stuhles    bekämpft,    der  fleissige  £mpfang  des  Bubs- 

sacnmentfi  miSBbilligt  und  znr  gänzlichen  Beseitigung  desselben  der 

Weg  gebahnt    und    andere   Neuerungen  Yorgetragen.     71  Schriften 

werden  nnmerirt  aufgezählt ;  dann  folgen  noch  ein  Brief  von  Hennebel 

(s.  u.)  und   ein   an|^eblich  von  Christus  dictirter  Brief  ,|Voll  alberner 

ud  abez;gläabiscber   Dinge." 

Auf  das  Bücherverzeichniss  folgen  unter  der  Ueberschrift: 
Specimina  qnornndam  librorum  qui  hoc  decreto  prohibentnr,  Auszüge 
aus  22  der  verbotenen  Bücher.  —  An  der  Spitze  des  Verzeichnisses 
stehen  9  ealvinistische  Schriften  aus  den  Jahren  1686 — 93,  darunter 
eise  von  J.  Basna^e,  Bist,  de  la  religion  des  egiises  reformees,  1 690, 
und  zwei  von  P.  Jnrieu,  Deux  traittez  de  la  morale  1687,  und  La 
balance  dn  aanctoaire,  1686.  Die  anderen  sind  ,Jansenistische^^ 
Schriften  (s.  n.)«  Unter  diese  sind  aber,  wie  Uuesnel  mit  beissen- 
dem  Spott  hervorhebt,  irrthümlich  gerathen  ein  Schriftchen  einer 
Anglicanerin  :  K trenne  d^une  nouvelle  ann^e  aux  enfans  par  Madame 
. . .,  Col.  1 694,  und  eine  Schrift  eines  Jesuiten  gegen  Arnauld,  die  Pre- 
eipitno  nach  dem  Titel  für  eine  Yertheidigung  desselben  gehalten 
hftben  niag.  Lettre  apologetique  pour  M.  Arnauld  ecrite  k  un  abb^ 
de  ses  amis  snr  trois  des  derniers  livres  qui  ont  ete  faits  contre  ce 
Locteur,  Col.    1688  (JRemontr.  p.   73.  103). 

£b  -war  im  Plane,  dieses  Beeret  durch  eine  Versammlung  der 
l)elgiBchen  Biacböfe  im  J.  1697  bestätigen  zu  lassen,  und  im  Syno- 
dicon  Belgicnm  I,  626  ist  ein  Beeret  abgedruckt,  worin  die  Bischöfe 
nmachst  dasselbe  erneuern  resp.  adoptiren  und  dann  noch  15  weitere 
Bueher  von  Gerberon,  Quesnel  (u.  a.  die  Remontrance)  u.  a.  bei- 
fiögen.  Aber  dieses  Beeret  ist  offenbar  nur  ein  Entwurf,  wie  der 
Herausgeber  vermuthet  und  wie  die  am  Schlüsse  stehende  Frage 
zeigt,  ob  aneb  Liey deckers  Historia  Jansenismi  und  Opstraets  Boc- 
trina  de  laborioso  baptismo  zu  verbieten  seien. 

Precipiano  verbot  nur  Bücher,  die  nicht  schon  in  Rom  ver- 
boten waren;  nur  ein  holländisches  Schriftchen,  Goude  mjne  etc., 
welches  scbon  1689  verb.  worden,  ist  (durch  ein  Versehen)  auch 
in  seinen  Index  gerathen.  —  Bie  Index -Congregation  hat  von  Pre- 
eipiano^B  Index  keine  Notiz  genommen.  Von  den  darin  stehenden 
ealvinistiscben  Büchern  wurde  in  Rom  nur  das  von  Basnage  ver- 
boten, und  dieses  erst  1728,  und  von  den  60  jansenistiscben  Schriften 
nur  die  Difficult^s  von  Arnauld  und  je  eine  Schrift  von  Gerberon 
and  Qnesnel,  und  diese  erst  1703 — 5,  also  ohne  Zweifel  unabhängig 
von  Precipiano. 

4.  Die  Statthalterin  Erzherzogin  Maria  Elisabeth  Hess  sich  be- 
stimmen, 25.  Juni  1729  eine  Ordonnanz  zu  unterzeichnen,  worin  alle 
in  dem  Trienter  und  in  dem  Madrider  Index  von  1624  (der  von 
1614  ist  gemeint)  stehenden  Bücher  verboten  werden  und  ein  Ver- 
zeichniss  der  seitdem  von  Seiner  Majestät  verbotenen  Bücher  in 
Aussicht  gestellt  wird^),     Ber  hier  angedeutete  Plan,    einen  neuen 


1^  Ygh  zu  dem  Folgenden   Mendham    p.  202.    Memoires  bist,  sur 


62  Belgische  Indices  1695—1704. 

Index  zu  veröfFentlichen,  wurde  damals  wegen  des  Widerepmcbs 
des  Conseil  fallen  gelassen,  aber  1735  wieder  anfgenommen.  In 
diesem  Jahre  übersandte  die  Stattbalterin  dem  Conseil  de  Brabant 
den  Entwarf  eines  von  den  belgischen  Biscböfen  zusammengestellten 
Index  nnd  einer  vom  24.  Dec.  1735  datirten  Ordonnanz,  worin  in 
33  Paragraphen  die  Yeröffentlicbnng  desselben  befohlen  nnd  eine 
Reihe  von  Verordnungen  über  das  Bttcherwesen  gegeben  wird.  Das 
Conseil  de  Brabant,  das  Conseil  priy6  und  das  Grand  Conseil 
de  Malines  sprachen  sich  1736  entschieden  dagegen  ans,  und  die 
Publication  unterblieb.  Einige  Mittheilungen  über  den  Index  haben 
gleichwohl  ein  Interesse. 

Die  Verfasser  sollen  derMeohelner  Erzpriester  C.  P.  Hojnck 
van  Papendrecht  und  der  Jesuit  Wouters  sein.  Der  Index  hat  den 
Titel:  Catalogus  preliminaris,  donec  amplior  sequatur,  quorundam 
librorum  tum  prohibitorum,  tum  noxiorum  aut  periculosorum  et  pro- 
scriptorum  e  Belgio  Austriaco.  An  der  Spitze  steht  eine  Instructio 
summaria  in  14  Paragraphen,  dann  folgt  unter  dem  Titel  Instructio 
specifica  das  alphabetische  Verzeichniss  der  Bücher,  dem  unter  dem 
Titel  Qualificationes  et  censurae  librorum  die  ohne  Zweifel  nicht 
für  den  Druck,  sondern  nur  für  die  Conseils  bestimmte  Motivirung 
der  Verbote  beigefügt  ist.  Aus  der  Instructio  summaria  ist  folgen- 
des bemerkenswerth :  verboten  sind  die  im  Trienter  Index,  in  den 
Placaten  Karls  V.,  in  den  belgischen  Indices  von  1569  nnd  1571 
und  in  dem  spanischen  Index  von  1624  (1614)  verzeichneten  Bücher, 
die  gegen  die  recipirten  Bullen  (incl.  der  Bulle  ünigenitus)  gerich- 
teten Schriften,  die  Werke  des  Bajns,  das  Buch  des  Jansenius  u.  s.  w., 
die  zu  Gunsten  der  Utrechter  Schismatiker  geschriebenen  Schriften, 
Streitschriften  gegen  die  Immaculata  Conceptio,  das  Scapulier,  den  Por- 
tiuncula-Ablass  u.  dgl.,  Schriften,  in  denen  zum  unterschiedslosen  Lesen 
der  Bibel  in  der  Volksprache  aufgefordert,  der  alte  Streit  zwischen 
der  geistlichen  und  weltlichen  Gewalt  erneuert  wird,  die  nicht  die 
vorschriftsmässige  Approbation  haben  u.  s.  w.  Der  Index  umfasst, 
die  vielen  Wiederholungen  nicht  abgerechnet,  2268  Nummern,  da- 
runter Bossuets  Defensio  declarationis,  die  Werke  von  van  Espen 
und,  was  das  Conseil  de  Brabant  speciell  rügt,  zwei  allerdings  im 
Rom.  Index  stehende,  aber  im  Auftrage  der  belgischen  Regierung 
geschriebene  Schriften  von  Stockmans. 


Taffaire  de  la  Bulle  Ünigenitus  dans  les  Pays-Bas  Autrichiens  (Brux.  1755, 
4  vol.  8.,  von  Dupac  de  Bellegarde)  3,  164.  Supplementum  ad  opera  Z. 
B.  van  Eepen,  Brux.  1768.  Appendix  p.  13  (hier  ist  p.  63  das  Projet  de 
Piacard  von  1624,  p  13  die  Consultc  du  Conseil  sou verain  de  Brabant 
vom  12.  Jan.  1736  abgedr.).  Reifi'enberg,  Annuaire  de  la  Bibliothöque  royale 
de  Belgique,  9.  Annee  (1848),  p.  49. 


Böhmische  Indiot^s   1726 — 67. 


63 


12.    BShmiflche  Indices  1726—1767. 

Id  Prag  erschien  1726  ein  Abdruck  der  „Kömischen"  Index- 
Ausgabe  von  1704  sammt  der  Appendix  von  1716^).  1729  er- 
sehien  dann  za  Königgrätz  als  eine  Ergänzung  zu  dem  Römischen 
ein  Index  prohibitorins  et  expurgatorius,  in  welchem  vorzugsweise 
die  in  Böhmen  verbreiteten  lateinischen,  czeehischen  und  deutschen 
Blieher  berttcksichtigt  werden,  unser  dem  Titel :  ,,Glavi8  Haeresim 
elaudens  et  aperiens.  Schlüssel,  welcher  die  ketzerischen  Lehren 
fBr  d^  Verstehen  eröffnet  und  fttr  das  Ausrotten  verschliesst, 
oder  VerzeicbnisB  von  irreführenden,  Aergerniss  gebenden,  ver- 
dichtigen und  verbotenen  Bttchern,  mit  einer  Anweisung,  wie 
schlechte  und  schädliche  Bücher  zu  erkennen  und  auszurotten 
aiiid^*^).  Von  dieser  Clavis  erschien  1749  eine  zweite  vermehrte 
Ausgabe  '). 

Einen  ähnliehen,  aber  nur  böhmische  Bücher  umfassenden 
bdex  publicirte  unter  Bezugnahme  auf  eine  Encycliea  Cle< 
meofl'  XIII.  vom  25.  Nov.  1766  (Bull.  3,  225)  im  J.  1767  der 
Erzbischof  von   Prag,  Anton  Peter  Graf  von  Przichovsky  *). 


1)  Index  librorum  prohibitorum  Innoc.  XI.  P.  M.  jussu  ediius  usque 
ad  annum  1681.  £idem  accedit  in  fine  Appendix  usque  ad  mensem  Junii 
1704.  Jaxta  exemplar  Romanum.  Recusus  Pragae,  in  Aula  Regia,  apud 
Josephum  Antonium  Schilhart,  Archi-Episcopalem  Typograplium.  1726. 
Samptibus  Pauli  Lochner,  Bibliopolae  Norinbergensis,  14  Bl.  411  8.  8. 
Beigebunden:  Appendix  unica  . . .  (wie oben  S.  36,  II,  7)  proscriptarum.  Juxta 
exemplar  Komanum  Kecusa  Yetero-Pragae,  in  Aula  Regia,  apud  Josephuni 
Antonium  Schilbart,  Archi-Episcopalem  Typographum.  1  Bl.  129  S.  Ap- 
pendix novissiznaL  .  .  .  (wie  oben  S.  36,  II,  7)  1716.  Juxta  exemplar  .... 
Typographum.   2T  S.*. 

2)  Clavis  Haeresim  elaudens  A  aperiens.  .^Ijc  ffnrtfffK  ^(ubt)  fi'ros 
jrjBdnj  ottnjragicl),    Äw^forrnenj  aomjfaöictj.  «itcb  »Cfliftrjf  Weftcrlirf)  blubni|4 

polpoTfiliiPiicft,  pobegrf^,  ticb  aopoiwbentjd^,  Äne^,  «  ^rcbd^oi^cfllcijnn  nucinUiPijmi 
profitfbfQ,  «  ftcrljuii  pot^ox^Wm,  a  fffobüwe  ^ji\tß)  ii)t)|foumnti,  n  un)furpnjti  fc 
mo^n.  9la  ftpttio  m^banlj.  8  ^orooienjm  S)ud)o)pai  2Brct)iiüfti.  ^i)tiffteiui  \v 
ferabc^  Srdiowc.  v  9Bäc\awa  Sana  Zx^hiltj,  2ita  1729.*  9  Bl.  XCIV  und  200 
S.  12.  Mit  einem  Bilde  des  h.  Antonius.  (Prag). 

3)  Clavis  -  .  .  P  ^am  Äljmenta  Zt^bth),  fieta  1749.*  12  Bl.  XCVI  und 
420  S.   12.  Oline  Bild.  (Prag). 

4)  Index  bohemicorum  librorum  prohibitorum,  et  corrigendorum 
ordine  alphabetico  digesius,  Reverendissimi,  Celsiss.  S.  R.  1.  Principis  Do- 
mini  Doniini  Antonii  Petri  Dei  gratia  et  Sedis  Apostolicae  Arehi-Episcopi 
Pragensis  JQSSU  (X>llectus  atque  editus.  Yetero-Pragae  typis  Jo.  CaroliHraba, 


64  Böhmische  Indices  1726—67. 

Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  der  Glayis  steht  die  Appro- 
bation: Imprimatur.  Hegiuae  Hradecii  29.  Dec.  1728  (in  der  2.  Ausg. 
7.  Dec.  1748)  Adalbertus  Georgius  Dobrolen  (in  der  2.  Ausg. :  Jo.  Jos. 
Lax),  Vic.  gen.  et  Officialis,  Bl.  2  die  Widmung:  Divo  Antonio 
Paduano  Clavigero,  quia  clavis  David  ^)  Bajulo,  saeculorum  Thau- 
maturgo,  perpetuo  haereticorum  Malleo,  Yaticani  oraculi  voce:  Arcae 
Testament!;  in  aperienda  et  clandenda  haeresi  seu  in  exploranda  et 
delenda  librorum  peste  Duci,  Magistro  expertissimo,  Advocato  fide- 
lissimo,  Clavis  praesens  in  anathema.  Bl.  3 — 9  folgt  eine  latei- 
nische Darlegung  der  kirchlichen  Gesetzgebung  über  verbotene  Bücher 
in  Fragen  und  Antworten,  in  der  einige  Male  auf  die  Jesuiten-Mo- 
ralisten Laymann  und  Archdekin  Bezug  genommen  und  u.  a.  gesagt 
wird:  die  Bulla  Coenae  sei  ,,bezüglich  der  über  religiöse  Dinge  han- 
delnden Bücher  der  Auetores  1.  cl.**  auch  in  „unseren  Gegenden** 
in  Kraft.  Auch  an  die  4.  Eegel  des  Index  (über  Bibellesell)  wird 
erinnert.  In  der  2.  Ausgabe  folgt  eine  Anweisung,  wie  man  die 
„guten*"  und  die  „schlechten  und  nicht  zu  duldenden*'  Bibeln  er- 
kennen könne:  es  sind  einige  Stellen  lateinisch,  deutsch  und  cze- 
chisch,  wie  sie  in  jenen  und  in  diesen  stehen,  in  zwei  Spalten  neben 
einander  gedruckt.  Dann  folgt  Blatt  9  resp.  11  eine  Erklärung  der 
im  Index  gebrauchten  Abkürzungen  (1.  cl.  steht  bei  Büchern  von 
Auetores  1.  cl.,  *  bei  unbedingt  verbotenen,  Cor.  bei  libri  oorrigi- 
biles  u.  s.  w.;  dieselbe  Erklärung  steht  p.  XCII  deutsch).  — 
P.  I — XCII  steht  ein  czechisches  Stück,  welches  ausschliesslich  von 
Bibeln  zu  handeln  scheint. 

In  dem  Index  prohibitorius  (S.  1 — 170  resp.  1 — 220)  sind  die 
Bücher  nach  dem  Formate  (Folio,  Quart  u.  s.  w.)  und  nach  den 
Sprachen  (czechisch,  deutsch,  lateinisch,  mitunter  französisch),  in 
diesen  Abtheilungen  alphabetisch  geordnet.  Hinter  jedem  Absatz 
ist  freier  Raum  zum  Beischreiben  weiterer  Bücher  gelassen.  In  der 
2.  Ausgabe  steht  S.  162 — 220  ein  besonderer  Index  librorum  Vene- 
rea  vel  obscoena  tractantium,  fast  lauter  Sachen,  deren  Titel  schon 
zeigt,  dass  sie  obscön  sind,  die  speciell  zu  verzeichnen  also  zweck- 
widrig war.  —  Bei  manchen  Büchern  werden  schon  in  diesem  Index 
die  Stellen  verzeichnet,  an  denen  etwas  zu  corrigiren  ist.  S.  171 
—  200  resp.  221 — 420  folgt  der  Index  expurgatorius.  Er  hat  in 
der  2.  Ausgabe  eine  längere  Einleitung,  welche  u.  a.  S.  224  die  Be- 
merkung enthält:  beim  Expurgiren  sei  zu  verwenden  atramentum 
indicum,  teutonice  Tusch  dictum ,  quod  Tyrolenses  propolae  venum 
circumferunt;  denn  die  gewöhnliche  sepia  chartam  penetrat,  librum 
defoedat  et  plerumqne  siccata  litura  deletae  literae  transparent;   in- 


inclyti  Bohcmiae  Regni    D.  D.  Statuum  typographi.*    38  BL    316  S.    und 
Appendix  von  4  Bl.  8.  (Prag). 

1)  Dazu  die  Note  :  Is.  22,  22,  Apoc.  3,  7  de  Chrieto.  Antonius  wird 
mit  dem  Jesuskinde  auf  dem  Arme  abgebildet,  ChriRtuB  aber  an  diesen 
Stellen  als  der  Schlüssel  Davids  beseichnet. 


Böhmische  Indices   1726—67.  66 

dicum  yero  atramentum,  si,  quod  beue  notandum,  mediocriter  solum 
Hamectatum  adhibeatur,  in  altera  pagina  nnnqnam  transparet,  actu- 
Um  siccator  et  ea,  quae  deleta  sunt,  legi  amplius  nequeunt. 

Die  Expurgationen  werden  oft  kurz  motivirt,  mitunter  mit 
PerstringUDtur  religiosi  Soeietatis  Jesu  u.  dergl.  In  einem  böhmi- 
schen Kalender  von  1617  wird  Hub  in  dem  Heiligenverzeichniss  ge- 
strichen, sehr  oft  verordnet,  seinem  Namen  „Ketzer' '  oder  „Erz- 
ketzer'*  beizufügen. 

Der  Compilator  der  beiden  Indices  wird  seine  Aufmerksamkeit 
hauptsächlich  den  czechischen  und  auf  Böhmen  bezüglichen  Schriften 
zugewendet  haben,  hat  aber  auch  viele  andere,  in  wunderlicher 
Auswahl,  aufgenommen,  wohl  ebenso  viele  deutsche  wie  ozechische, 
auch  einige,  die  im  Bömisohen  Index  stehen.  Einige  Curiosa  mögen 
hier  verzeichnet  werden:  Leben  des  Dr.  Faust  cum  notis  et  sine 
notis;  Reich  derer  Todten  [Gespräche  im  Reiche  der  Todten]  in  to- 
mulis  multis;  Des  abenteuerlichen  Simplicissimi  erster  Theil  (viele 
Stellen  zu  ezpurgiren);  Ethica  complementoria  d.  i.  Komplementir- 
Büchlein  Georg  Gräflingen  mit  angefügtem  Transchier-Büchlein, 
auch  züchtigen  Tisch-  und  Leber-Reimen,  Amsterdam  1700  (darin 
wird  u.a.  der  Satz  gestrichen:  Es  ist  kein  Buch  so  schlecht,  es  hat 
was  gute  Sachen). 

Der  Verfasser  der  Clavis  ist  der  Jesuit  Anton  Koniasch,  geb. 
zu  Prag  1691,  t  1760.  Nach  Pelzel  (bei  de  Backer)  hat  derselbe 
handschriftlich  hinterlassen:  Index  librorum  perniciosorum,  abolen- 
dorum  vel  repurgandorum  in  vier  Theilen,  von  denen  der  1.  die  böh- 
mischen, der  2.  die  deutschen,  der  3.  die  lateinischen,  der  4.  die 
in  anderen  Sprachen  geschriebenen  Bücher  umfasst.  Der  erste  Theil 
dieser  Arbeit  liegt  dem  Index  von  1767  zu  Grunde. 

In  diesem  steht  an  der  Spitze  ein  Hirtenbrief  des  Erzbischofs 
Anton  Peter  Graf  Przichovsky  von  Przichowitz  (1763—93)  vom 
1.  Juli  1767,  in  welchen  die  Encyclica  von  1766  vollständig  in- 
serirt  ist.  Der  Erzbischof  verordnet:  sein  Hirtenbrief  sammt  der 
Encyclica  solle  binnen  drei  Wochen  an  einem  Sonntage  in  allen 
Kirchen  deutsch  oder  böhmisch  verlesen,  zugleich  über  die  Gefähr- 
lichkeit der  schlechten  Bücher  gepredigt  und  angekündigt  werden, 
dass,  wer  ketzerische  oder  wegen  des  Verdachtes  der  Ketzerei  ver- 
botene Bücher  lese,  ipso  jure  der  Excommunication  vei*falle.  Dann 
folgen  die  von  Karl  VI.  erlassene,  von  Maria  Theresia  1749  be- 
stätigte Verordnung  über  das  Verbreiten  ketzerischer  Bücher  und 
Verordnungen  der  Prager  Provincialsynode  von  1605.  Demnächst 
folgt  eine  kurze  Vorschrift  über  das  Expurgiren,  wie  in  der  Clavis, 
und  eine  sehr  ausführliche  Anweisung,  wie  man  die  ketzerischen 
böhmischen  Bücher  erkennen  könne.  Dabei  wird  u.  a.  verordnet, 
alle  zu  Dresden,  Leipzig  und  an  anderen  ketzerischen  Orten,  femer 
alle  typis  germanicis  vulgo  fractura  et  non  boemis  vulgo  gothiois 
gedruckten  böhmischen  Bücher  seien  genau  zu  untersuchen,  des- 
gleichen alle  zwischen  dem  Jahre  1414,  quo  haereses  in  patria 
nostra  grassari  coeperunt,  und  dem  J.  1635,  quo  tandem  omnis  re- 
ndua  adhnc  haeresis    ex  regno  proscripta    est,   gedruckten  Bücher. 

Benieh»  Index  II.  5 


66  Nach  träge  zu  dem  Index  von  1596. 

Der  Index  selbst  (S.  7 — 316)  ist  zugleich  prohibitorius  und 
expnrgatorius,  und  alles  ist  in  ein  einziges  Alphabet  geordnet.  Inhalt- 
lich ist  er  eine  vermehrte  Ausgabe  des  böhmischen  Theiles  der  Clavis. 


13.    Nachträge  zu  dem  Index  von  1596. 

In  den  Decreten  der  ersten  Decennien  werden  wiederholt 
Bücher  von  Schriftstellern  verboten,  welche  schon  in  der  1.  Classe 
standen.  In  einem  Decrete  von  1623  (Alex.  No.  27)  wird  dann 
allgemein  erklärt,  nach  1596  erschienene  Werke  von  Autoren  der 
1.  Classe  seien  als  verboten  anzusehen.  —  Mehrere  Bücher,  welche 
Clemens  VIII.  aus  dem  Index  Sixtus' V.  nicht  aufgenommen,wurden 
theils  noch  unter  seiner  Regierung,  theils  später  verboten.  Sie 
sind  bereits  im  I.Bande  erwähnt  worden^),  desgleichen  Verbote 
von  Schriften,  von  denen  andere  Ausgaben^),  und  von  Schrift- 
stellern, von  denen  andere  Schriften  in  dem  Index  von  1596 
stehen'),  und  von  Schriften,  die  mit  älteren  Verboten  zusammen- 
hangen*). —  Als  Nachträge  zu  dem  Index  von  1596  dürfen  auch 
einige,  theilweise  erst  spät  erfolgte  Verbote  von  Büchern  be- 
zeichnet werden,  die  schon  im  16.  Jahrhundert  erschienen  waren  ^). 
Darunter  sind  mehrere  italienische.  Am  auffallendsten  ist,  dass 
Giordano  Bruno,  dessen  erste  Schriften  schon  1582  erschienen, 
nicht  schon  im  Index  Clemens^  VIII.  steht.  Erst  nachdem  er 
1600  zu  Rom  hingerichtet  worden,  wurden  1603  JordaniBruni 
Nolani  libri  et  scripta  verboten. 

Bei  einigen  Verboten  aus  den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrh. 
wird   ausdrücklich  bemerkt,  der  Verfasser  stehe  schon  in  der  1.  Cl., 


1)  S.  im  Kegister  des  1.  Bandes:  Albertus  M.  (1666  wurde  noch 
verb.  Alberto  Mag:no,  diviso  in  tre  libri;  nel  primo  si  tratta  della  virtü 
delle  erbe,  nel  secondo  del)a  virtü  delle  pietre,  nel  terzo  della  virtü  di 
alcuni  animali,  ein  seit  1503  wiederholt,  gedrucktes  Buch),  Castiglionc, 
Fortius,  Huarte,  Popoli,  Porta,  Raimondi,  Saxo,  Straparola. 

2)  Althamer,  Gastello,  Enchiridion  ehr.  inst.,  Informaciones,  Liechte- 
nau,  Pasquino. 

3)  Anti-Machiavel ,  Beust,  Bodin,  Corasius,  Gentilletus,  Lipsius, 
Masson,  Mercator,  Serranus. 

4)  Alanus,  Antithese,  Bajus,  Bandini,  Bennazar,  Buffi,  Dos  tratados, 
Elvidius,  Erigena,  Giubileo,  Grimoire,  Guicciardini,  Krenzer,  Laude,  Nup- 
tiae,  Th.  Sagittarius. 

5)  Auch  von  diesen  sind  schon  einige  im  1  Bande  erwähnt:  Giovanni 
Fior.  (8.  394),  Grazzini,  Riocamati. 


Nachtrage  zu  dem  Index  von  1596. 


67 


wie  bei  G.  Caasander,  und  Jo.  G.  Godelmann ;  inNo.  5  (1605)  steht: 
Leonardi  FuchBÜ  novissima  impressio  FrancfordeDsis  prohibetar,  cum 
anctor  alias  sit  damnatos  et  ejus  opera  novis  semper  haeresibas  con- 
spersa  prodeant.  Bei  anderen  Verboten  fehlt  eine  solche  Hinwei- 
song,  wie  bei  Hier.  Schnrff  (1621)  nnd  bei  Phil,  du  Plessis  Mor- 
nay  (R.-£.  3,  759),'  von  dem  1613  Liber  de  institntione  .  .  .  en- 
ebarirtiae  (franz.  1598,  lat.  1605)  und  Mysterium  iniqnitatis  (Le 
njst^re  dHniquit^,  c'est  k  dire  l'histoire  de  la  papaut^,  1611,  lat. 
1612)  and  1621  nochmals  Opus  de  s.  eucharistia  in  quatuor  libros 
distinciam,  sicut  et  alia  etiam  omnia  ejus  opera  yerb.  werden  (1818 
wurde  die  1796  zu  Payia  erschienene  italienische  Uebersetzang  des 
Myst«re  von  Paolo  Rivarola,  La  storia  del  Papato  yerb.  mit  der 
Bemerkung:  jam  prohibita  inter  opera  eiusd.  auctoris  in  Ind.  Conc. 
Trid.  et  decr.  16.  Mart.  1621).  —  Auch  nach  der  allgemeinen  Er- 
klärung von  1623  wurden  1624  yerb.  Theod.  Bezae,  authoris  dam- 
nati,  leones  i.  e.  yerae  imagines  yirorum  . .  .  illustrium  (Bilder  yon 
Reformatoren  mit  kurzem  Text,  Genf  1580;  Baumg.  7,  470;  s.  §  14 
S.  79). 

1603  wurden  Theodoreti  episcopi  Cyri  [in  den  neuesten  Aus- 
gaben Cypri!]  dialogi  tres  cum  yersione  lat.  Yictorini  Strigelii  et 
analysi  logica  ed.  Marcus  Benmlerus  Tigurinus,  1591,  mit  dem  Zu- 
sätze yerb.:  in  1.  cl.  reponitur  auctor  (V.  Strigelius)  cum  expositore 
IL  Benmlero.  Beide  standen  aber  schon  in  der  1.  Cl. 

Sonst  sind  yon  nachträglichen,  zum  Theil  sehr  yerspäteten  Ver- 
boten yon  Werken  yon  Autoren  der  1.  Cl.  ^)  zu  erwähnen: 

Matth.  Dresser,  Orationum  libri  III,  1587  und  1606,  yerb. 
1623;  Georg  Fabricius,  Saxoniae  illustratae  libri  IX,  1608  yon  seinem 
Sohne  herausgegeben,  yerb.  1634;  Hieron.  Henninges,  Theatrum 
genealogicum,  1598  (Clement  9,  391),  yerb.  1624;  Andr.  Hondorff, 
Theatrum  historicum,  schon  yon  S.  yerb.  (I  S.  519),  yon  Cl.  gestrichen, 
yerb.  1617;  Bod.  Hospinianus,  Historia  Jesuitica,  1618,  Fol.,  yerb. 
1625;  Franc.  Junius,  Vita  ab  ipsomet  scripta,  yerb.  1624.  Gleich- 
zeitig wurden  die  yon  Junius  und  Jo.  Pappns  yerfassten  Vorreden 
zu  dem  Antwerpener  Index  expurgatorius  (I  S.  424)  yerb.  Jo. 
Pappus,  Epitome  historiae  eccl.  wurde  erst  1690  yerb.,  nachdem  sie 
1661  cum  aiictariis  Henrici  Kippingi  erschienen  war.  Yon  Jo.  Zanger 
wurden  Commentationes  in  decretalium  quatuor  titulos,  1620  u.  s., 
erst  1662  yerb.  Yon  Pantaleon  Candidus,  der  nur  als  Palatinus 
Eednadon  in  der  1.  Cl.  steht,  wurden  1605  yerb.:  Annales  s.  ta- 
bulae  chronologicae,  1602,  und  Epitaphia  antiqua  et  recentia,  1600. 

Yon  den  Schriften  solcher  Autoren,  die  schon  in  der  2.  Cl. 
standen,  sind  zu  erwähnen:  Nie.  Cisner  (1529 — 83),  Orationes  de 
yita  Othonis  III.  et  Friderici  II.  Imperatorum  et  de  Conrado,  ultimo 
Sueyiae  gentis  principe,  1570  und  1608,  yerb.  1613;  Simon  Schard 
(1535 — 73),    De  principum,  quibus  electio  imperatoris  in  Germania 


1)  YgL   im  Register   des   1.  Bandes    Castalio,    Molinaeus.    Serranns, 
Bob.  Steplunns. 


6d  Nachtrage  zu  dem  Index  von  15d6. 

commendata  est,  origine  s.  institutione,  1608,  yerb.  1609;  Syntagma 
tractatunm  de  imperiali  jnrisdictione  .  .  .  ac  potestate  ecclesiastica 
deque  jaribus  regni  et  imperii,  1566  und  1618,  verb.  1623.  Da» 
Syntagma  von  Schard  enthält  die  wichtigsten  Streitschriften  zu 
Grünsten  der  Kaiser  gegen  päpstliche  üebergriffe  seit  Heinrich  IV., 
auch  VaLla^s  Schrift  über  die  Constantinische  Schbnknng.  Den  Schluss 
bildet  Schards  Tractat  De  principum  etc.,  der  1608  auch  besonders 
gedruckt  wurde,  und  in  dem  er  gegen  die  Ansicht  des  Onuphrius 
Panvinius  (f  1568),  dass  die  Kurfürsten  erst  seit  Friedrich  II.  ent- 
standen seien,  die  damals  herrschende  Meinung  vertheidigt,  dass  sie 
von  Otto  III.  mit  Zustimmung  Gregors  V.  eingesetzt  seien. 
Cisner  bekämpft  in  der  ersten  seiner  Reden  die  Ansicht  des  Pan- 
vinius,  dass  der  Papst  und  die  italienischen  Fürsten  ursprünglich  an 
dem  Wahlrecht  Antheil  gehabt,  und  vertritt  die  jetzige  Ansicht  von 
einer  allmählichen  geschichtlichen  Entwicklung  des  Wahlrechts  der 
mächtigsten  Fürsten  (Stintzing,  Gesch.  1,  510). 

Hieronymus  B albus  Ad  Carolum  V.  de  coronalaone,  verb. 
1623,  ist  der  von  Girolamo  Balbi  aus  Venedig,  seit  1522  Bischof 
von  Gurk,  bei  Gelegenheit  der  Krönung  Karls  V.  in  Bologna  1530 
veröffentlichte  Tractat,  der  Strassburg  1603  und  in  GoldastsPolitica 
Imperialia  I,    102    gedruckt    war    (Mazzuch.  I,  83 ;    vgl.  I  S.  236). 

—  Jodoci  Damhonderii  Praxis  rerum  criminalium,  verb.  mit  d.  c. 
1623,  war  1554  u.  s.,  auch  Ven.  1572,  gedruckt.  Der  Verfasser 
(1507 — 81)  war  Katholik  in  Diensten  Karls  V.  und  Philipps  II. 
Man  wird  an  seinen  freiniüthigen  Aeussernngen  über  Missbränche  bei 
geistlichen  und  weltlichen  Gerichten  Anstoss  genommen  haben  (Biogr. 
nat.  4,  59).  Im  span.  Index  steht  das  Buch  nicht.  —  Jo.  Jac. 
Wecker,  De  secretis  libri  17,  Basel  1582  (1604),  verb.  1609,  wird 
von  Sot.  expurgirt  mit  der  Bemerkung:  mnlta  insunt  superstitiosa 
ex  Mizaldo,  Porta,  Wiero,    Cardano  et  aliis  collecta  (Zaubermittel). 

—  Guil.  Varign  ana,  Secreta  sublimia  ad  varios  curandos  morbos, 
1651  mit  d.  c.  verb.,  ist  ein  Buch  eines  mittelalterlichen  MedicinerR, 
welches  schon  Lngd.  1522,  Bas.  1597  gedruckt  war.  —  Sylva 
sermonum  jucnndissimorum,  in  quo  novae  historiae  et  exempla  varia 
facetiis  undique  referta  continentur,  Bas.   1568,  verb.  1603. 

Auffallend  ist,  dass  der  ungarische  Bischof  Andreas  Dudith, 
der  1562  in  Trient  war  und  für  die  Gestattung  des  Kelches  sprach^ 
1567  als  kaiserlicher  Gesandter  in  Polen  Protestant  wurde  und  sioU 
verheirathete,  t  1589,  nicht  im  Eöm.  Index  steht,  obschon  Pins  IV. 
1567  an  den  König  von  Polen  schrieb:  Cum  se  ipsum  aperte  modo 
dederit  passionibns  ignominiae  (qua  foeditate,  qualis  item  antea  esset, 
apparuit),  te  oramus,  ut  eam  pestem  e  Poloniae  finibus  ejioiendam 
eures  (Jul.  Pogiani  Epp.  4,  249),  und  in  den  seit  1560  erschienenen 
Epistolae  Pauli  Manutii  sein  Name,  wie  der  anderer  Haeretiker,  weg- 
gelassen ist  (Gibbings,  Camesecchi  p.  X;  s.  I  S.  436.  384).  Als  der 
Index  Clemens'  VIII.  erschien,  waren  »ifreilich  von  ihm  nur  zwei 
harmlose  von  seinen  fünf  zu  Trient  gehaltenen  Eeden  und  ein  Com- 
mentariolus  de  cometarum  signiffcatione,  Basel  1579,  gedruckt;  aber 
1610  erschienen  Andreae  Dndithii  .  .    Orationes  in  Conc.  Trid.  ha- 


Schard.    Dudith.    6.  Bnmo.    Calandrini  u.  a.  69 

Mtae,  Apologia  ad  Maximilianum  U.,  Commentarins  pro  conjngii 
übertäte,  ed.  Qairinas  Reuter  (Clement  7,  457).  Im  epan.  Index 
steht  Dadith  in  der  1.  Gl.  und  wird  nur  der  Commentariolus,  appo- 
»ta  nota  dainnati  auctoris,  freigegeben. 

Giordano  Bruno,  geb.  1548  zu  Nola,  1563  Dominicaner,  wurde 
ickon  1576  zu  Neapel  und  Hom  von  der  Inquisition  processirt, 
entfloh  aber  und  führte  bis  1592  ein  unstetes  Wanderleben.  1592 
wurde  er  -von  der  Yenetianischen  Inquisition  processirt,  schwor  ab, 
vurde  aber  1593  an  die  Römische  Inquisition  abgeliefert.  Nach 
sechsjähriger  Haft  wurde  er  14.  Jan.  1599  zur  Abschwörung  einer 
Anzahl  von  ketzerischen  Sätzen  aufgefordert,  8.  Febr.  1600  als 
Apostat  und  unbussfertiger  und  hartnäckiger  Ketzer  verurtheilt  und 
17.  Febr.  lebendig  yerbrannt^).  Bei  dem  Processe  war  Bellarmin 
zuerst  als   Consultor,    dann   als  Cardinal    der  Inquisition    betheiligt. 

1603  wurde  verb.  Sommario  della  religione  cristiana  raccolto 
in  dieci  libri,  nei  quali  si  tratta  di  tutti  gli  articoli  della  fede  se- 
eondo  la  pura  parola  di  Dio,  mit  dem  Zusätze:  stampato  tra'  he- 
retiei,  sebene  falsamente  si  dice  in  Roma  per  P.  Gigliadoro  1590, 
dedicato  al  Duce  e  Republica  di  Genova.  (Bei  Ben.  steht:  stam- 
pato in  Roma  da  Paolo  Gigliadoro.  Quod  tamen  falso  asseritur; 
jet^  ist  stampato  u.  s.  w.  weggelassen,  so  dass  Quod  tamen  etc. 
hinter  secondo  la  pura  parola  di  Dio  steht);  —  erst  1605:  Trat- 
taio  dell'  beresie  e  delle  scisme  che  sono  nate  e  che  possono  na- 
seere  nella  chiesa  di  Dio,  e  de'  remedii  che  si  devono  usare  contro 
di  quelle,  cioi  della  scomunica  e  della  podesta  del  magistrato  ci- 
vile,  fatto  in  cinque  lettioni  da  Scipione  Calandrini,  Poschiavo  1572. 
—  Yen  Sc.  Calandrini,  der  um  1567  von  Heidelberg  nach  dem 
Yeltlin  berufen  wurde,  ist  wahrscheinlich  auch  herausgegeben  die 
1621  verbotene  Schrift:  Letter a  di  Antonio  Possevino,  nella  quäle 
si  Sforza  di  provare,  che  i  libri  che  si  leggono  di  sotto  il  nome  di 
Dionigi  Areopagita,  siano  di  quelle  che  fd  discepolo  di  San  Paolo. 
Con  la  refutatione  delle  sue  ragioni  (s.  1.  et  a.);  wenigstens  steht 
am  Ende  der  Name  Scipio  Calandrini  Lucchese  (Guicp.  230).  In  dem 
Decrete  (No.  23)  heisst  es:  Libellns  quamplurimis  oonspersus  erro- 
ribus  ignoti  cujusdam  Ant.  Possevini,  non  quidem  illius  e  Soc.  Jesu, 
nee  alterius  Antonii  junioris,  cui  titulus:  Lettera  u.  s.  w.  Seit  Ben. 
steht  der  einfache  Titel  im  Index,  und  mit  jener  Bemerkung  wollte 
die  Index-Congregation  wohl  nur  sagen,  die  Widerlegung  des  Briefes 
sei  nicht  von  den  beiden  Possevini,  was  ja  aber  der  Titel  auch  nicht 
hebanptet.  —  Eine  andere,  schlimmere  Streitschrift  gegen  Possevino, 
von  Nie.  Balbani  (I  S.  588),  Trattato  primo  delle  risposte  fatto  ad 
an  libretto  di  Messer  Ant.  Possevino  della  messa,  nel  quäle  con  la 
parola  di  Dio  si  mostra,  che  il  sacrificio  della  messa  h  un'  inven- 
tione  degli  uomini  et  una  horrenda  idolatria,  Genf  1564,  8.,  steht 
nicht  im  Index,  obschon  sie  in  der  Risposta  a  Pietro  Yireto  e  Nicola 


1)  K.-L.  2,  1364.  Chr.  Siffwart,   Lebensgesch.  G.  Bruno's,  1880.   D. 
Berti,  Documenti  intomo  a  6.  Bruno  da  Nola,  1880. 


70  Nachträge  zu  dem  Index  von  1596. 

Balbani  &  a  due  altri  heretici,  i  quali  hanno  scritto  contra  il  trat* 
tato  della  messa  di  M.  Ant.  Possevino,  Avignon  1566,  200  S.  16. 
bekämpft  worden  war  (Gruicc.  p.  24). 

Erst  1609  wurde  verb. :  La  confessione  di  Theodoro  Beza, 
corretta  e  stampata  di  nuovo  in  Eoma  per  ordine  del  Papa,  mit 
der  Bemerkung  libellus  impr.  Genevae  ementito  loco  impressionis. 
Das  französische  Original,  Confession  de  la  foy  chr6tienne  etc.,  war 
schon  1559,  eine  italien.  üebersetzung  1566  erschienen  (Haag  2, 
527).  Eine  andere  Schrift  ist  die  1 621  verbotene  Confessione  di  fede 
cath.  ed  apost.,  fatta  di  commnn'  accordo  secondo  la  dottr.  deir 
Evangelio  di  N.  S.  Gr.  C.  Agginntovi  un  breve  discorso  della  utilt4 
di  leggere  e  studiare  la  Scrittara  in  questi  ultimi  miserabili  tempi 
ove  siamo,  wohl  identisch  mit  der  seit  Alex,  daneben  stehenden  Conf. 
di  fede  cath.  ed  apost.,  in  Villafranoa,  beide  von  Ben.  gestrichen. 
—  Wahrscheinlich  stammt  auch  noch  aus  dem  16.  Jahrh.  die  1622 
(nicht,  wie  jetzt  im  Index  steht,  1722)  verbotene  Satire:  Comedia 
piacevole  della  vera,  antica,  Hom.,  catt.  &  apost.  Chi esa  nella  quäle 
dagli  interlocutori  vengono  disputate  &  spedite  tutte  le  controversie, 
hoggidi  che  sono  fra  i  Cattolici  Rom.,  Luterani,  Zuingliani,  Calvi- 
nisti,  Anabattisti,  Suenkfeldiani  &  altri  per  conto  della  religione. 
(Opera  all'  huomo  veramente  catt.  di  gran  contento  &  utile.  Eoma- 
nopoli  8.  a.  175  S.  12.  Brunet:  darin  ein  Brief  Kaiser  Ferdinands 
an  Luther  von  1537). 

Zu  den  erst  spät  verbotenen  katholischen  Schriften  gehören: 
Vincenzo  Auruccio,  Rituario  per  quelli,  che  avendo  cura  di  anime 
desiderano  vegliare  sopra  il  gregge  a  loro  commesso  da  Dio,  Rom 
1586  und  wiederholt  zu  Rom  und  zu  Mailand  gedruckt  (Mazzu- 
chelli  8.  V.),  verb.  1671.  —  Bartol.  Dionigi  da  Fano,  Compendio 
istorico  del  Yecchio  et  del  N.  Testamento,  cavato  dalla  S.  Bibbia, 
Ten.  1588  (Guicc.  p.  103)  und  1669  (Biblioth.  Casan.),  verb.  1678 
(I  S.  336).  —  Ant.  Manchettus,  Flores  aurei  ex  variis  in  Eccl. 
doctoribus  et  ex  catechismo  brevissime  excerpti,  Ven,  1587,  verb. 
1718.  —  Breve  tratado  de  la  doctrina  antigua  de  Dios  y  de  la  nueva 
de  los  hombres,  util  y  necesario  para  todo  fiel  cristiano,  verb.  1690, 
ist  die  schon  1 560  erschienene  span.  TJebers.  des  Schriftchens  von  Ur- 
banus  Rhegius  von  Juan  Perez  (I  S.  192).  —  Die  1605  verbotenen 
Libri  tre,  nei  quali  si  tratta  delle  diverse  sorti  delle  gemme  von 
Lod.  Dolce  waren  schon  1565  gedruckt  und  sind  nur  Üebersetzung 
von  Camilli  Leonardi  Speculum  lapidum,  welches  erst  1674  verb. 
wurde. 

Die  Historia  di  Milano  von  Bemardino  Coric,  welche  1625 
mit  d.  c.  verb.  wurde,  war  zuerst  1503,  dann  wiederholt  (1565  von 
Porcacchi  geändert)  gedruckt  (neue  Ausgabe  nach  der  von  1503 
Mailand  1855 — 57,  3  vol.).  Nach  Thiers,  Superstitions  4,  191  be- 
richtet Coric  (in  der  Ausgabe  von  1503),  im  Jan.  1391  habe 
Bouifaz  IX.  auf  Ersuchen  des  Gian  Galeazzo  den  Mailändern  die 
Erlangung  eines  zu  Rom  zu  Ende  gegangenen  Ablasses  in  folgender 
Weise  bewilligt:  jeder  könne,  si  anche  non  fusse  contrito  ne  con- 
fesso,  von  allen  Sünden  losgesprochen  werden,  wenn  er  zehn  Tage 


Corio.    Botero.    Perez.     Franzos.  Schriften.  71 

m  Mailand  verweile  und  dort  taglich  fünf  Kirchen  besuche  and  in 
der  ersten  zwei  Drittel  der  Kosten  einer  Reise  nach  Born  deponire, 
wovon  zwei  Drittel  der  Fabrik  bleiben,  ein  Drittel  dem  Papste  zii- 
tUlen  solle.  Die  Ablassbe willigung  hat  sicher  nicht  so  gelautet; 
aber  bemerkenswerth  ist  immerhin,  dass  sie  so  angegeben  wurde. 
—  Die  Istorie  di  Firenze  (1492 — 1532)  von  Jacopo  Nardi  stehen 
sieht  im  Index.  In  der  Ausgabe  von  1582  sind  Stellen  weggelassen. 
Vollständig  ist  das  Werk  von  Agenore  Gelli,  Flor.  1858,  herausge* 
geben   (Bertocci,  Kepertorio  2,  207). 

In  dem  Decrete  No.  26  von  1622  steht:  Belation es  Boteri;  non 
permittantur  nisi  illae,  quae  sunt  correctae  juxta  antiquam  impres- 
sionein Taurini  1601  factam  per  Jo.  Dom.  Tarinum,  Serenissimo 
Duei  Sabaudiae  dicatae,  in  bis  praecipue,  quae  libro  primo  partis 
•econdae  habentur  in  oap.  scripto  Delle  forze  del  Regno  di  Francia. 
Giov.  Botero  (nicht  Bottero,  wie  jetzt  im  Index)  war  bis  1581 
Jesuit,  dann  Secretär  des  Carlo  und  Federigo  Borromeo,  machte  dann 
grosse  Reisen  und  wurde  darauf  Erzieher  der  Söhne  Karl  £m- 
mannelü  von  Savoyen,  f  um  1617  (Mazzuchelli  2,  1869.  Tirab.  7^ 
908);  er  war  ein  eifriger  Geistlicher  und  eiu  guter  Historiker  und 
Politiker.  Seine  Relazioni  universali,  welche  im  1.  Theile  eine  geo- 
graphische und  historische  Beschreibung  der  vier  Welttheile  ent- 
halten, im  2.  über  die  Fürsten  der  damaligen  Zeit,  im  3.  über  die 
Religionen  handeln,  erschienen  zuerst  zu  Rom  1592,  mit  einem  4. 
Theile  über  die  heidnischen  Religionen  der  neuen  Welt  und  die  Bekeh- 
rangsversnche  vermehrt,  1595.  Sie  sind  oft  gedruckt,  auch  ins  La- 
teinische (1620)  und  Deutsche  übersetzt  (Weltbeschreibung,  1611). 
Verhüten  nnd  expnrgirt  wurde  das  Buch  auf  Betreiben  der  fran- 
zösischen Regierung,  wie  Zacc.  p.  280  nach  Albizzi,  Bisposta  all' 
Ist.  dell'  Inquis.  p.  314  angibt.  Auf  Betreiben  der  spanischen  Re- 
gierung wurden,  wie  Albizzi  beifügt,  1603  verboten  die  1598  er- 
schienenen Relaciones  en  tre  partes  von  Antonio  Perez,  dem 
Secretär  Philipps  II.,  der  1592  von  der  spanischen  Inquisition  zum 
Tode  vemrtheilt  und  in  effigie  verbrannt  worden  war.  Im  span. 
Index  stehen  auch  seine  anderen  Schriften. 

Lncii  Pauli  Rhoselli  Patavini  Index  quidam  Commentariorum 
D.  Francisci  Aretini  de  Aocoltis,  Lugd.  1550,  verb.  1609.  Der 
Titel  der  Ausgabe  Venedig  1590*  Fol.  heisst :  Index  locupletissimus 
renun  ac  verborum  notatu  dignorum  ad  dilucida  commentaria  Fr. 
Ar.  Acc.  (t  1485)  in  omnes  ordinarias  juris  civilis  partes.  Der 
Verfasser  wird  auf  dem  Titelblatt  nicht  genannt,  aber  die  Dedication 
beginnt  Fientissimo  Parisiensium  Archiep.  Paulo  Zabarellae  Lucius 
Panlas    Rhosellus    (er   war  Geistlicher,    Prof.    in  Padua,    f  1556). 

Von  älteren  französischen  Schriften  sind  zu  erwähnen:  Acta 
legationis  ducis  Nivemiae  ad  dementem  VIII.  Pont.  Rom.  (Frankf. 
1595),  verb.  1603,  über  die  Gesandtschaft  des  Herzogs  von  Nevers, 
der  1593  nach  der  Thronbesteigung  Clemens'  VIII.  von  Heinrich  IV. 
nach  Rom  gesandt  wurde,  mit  dem  Auftrage,  nicht  über  die  Ab- 
sehwdrang  des  Königs  zu  unterhandeln,  da  dieser  die  Absolution 
durch  die  Bischöfe    als   genügend  ansah.     Clemens    verweigerte   im 


72  Nachträge  su  dem  Index  von  1696. 

Consistoriam  vom  15.  Jan.  1594  „Heinrich  von  B6am"  die  Aner- 
kennung als  König,  worauf  NeverB  ihm  eine  Denkschrift  voll  hitterer 
Vorwürfe  und  Drohungen  einreichte  (Eist.  Zts.  1874,  85).  —  Ex- 
hortatio  ad  Chris tianissimi  Regis  Galliae  consiliarios.  Quo  pacto 
obviam  iri  possit  seditionibus  quae  ob  religionis  causam  impendere 
videntur.  [Ex  gallioa  lingua  translata  1561  . .  .  Recusa  1609.  24  Bl.  4], 
erst  1624  verb.,  Nachdruck  der  1561  erschienenen  lat.  üebersetzung 
der  aus  demselben  Jahre  stammenden  Exhortation  aux  Princes  et 
Seigneurs  du  Conseil  prive  du  Roy  etc.,  worin  die  Freigebung  der 
beiden  christlichen  Bekenntnisse  befürwortet  wird.  —  Bernard  de 
6-irardf  Seigneur  du  Haillan  (1571  von  Karl  IX.  zum  Historio- 
graphe  de  Franoe  ernannt,  f  1610),  De  l'estat  et  succez  des  affaires 
de  France  .  .  .  contenant  l'hist.  des  roys  de  France  .  .  .  1595  (zu- 
erst 1576),  die  erste  Geschichte  von  Frankreich  in  französischer 
Sprache,  verb.  1609;  —  Disco urs  politiques  et  militaires  du  Sieur 
de  la  Neue  (1567  General  der  Calvinisten,  1588  im  Dienste  der 
Generalstaaten),  1599  (zuerst  1588,  2  vol.  12.),  verb.  1610.  Schon 
1592  war  zu  Rom  ein  Judicium  de  Nuae  militis  Galli  scriptis  etc. 
(auch  über  Bodin,  Momay  und  Machiavelli)  von  Ant.  Possevinus 
erschienen. 

Erst  1623  wurden,  gleichzeitig  mit  einigen  gallicani sehen 
Schriften,  verb.  De  rebus  gallicis  praecipuis  epitome  ab  a.  1555  usque 
ad  praesentem  1594,  von  Laur.  Risebergius,  Prediger  zu  Garde- 
legen,  Heimst.  1594,  4.;  —  Franc.  Jureti  Observationes  ad  Ivonis 
Camotensis  epistolas,  1585  und  1610  (mit  d.  c,  vgl.  I  S.  495); 
—  Petri  Matthaei  Septimus  decretalium:  constitutionum  apost.  post 
sextom,  dem.  et  Extrav.  ad  hodiernum  diem  editarum  continuatio, 
Frcf.  1590,  8.  (in  manchen  Ausgaben  des  Corpus  juris  can.  als  Ap- 
pendix abgedr.;  Schulte,  Gesch.  3,  1,  579;  Mich,  a  S.  Jos.  4,  141), 
und  (mit  d.  c.)  die  von  demselben  Schriftsteller,  Pierre  Mathieu  (1563 
— 1621),  erst  Advocat,  dann  Historiograph  Heinrichs  IV.,  anonym 
veröffentlichte  Histoire  des  derni^res  troubles  de  France  soubs  les 
rignesdes  rois  Henri  III.  et  Henri  IV.  [1576—89],  Lyon  1594,  8. 

Erst  1619  wurde  verb.  Petri  Aerodii  de  patrio  jure  (so  bei 
Alex.  No.  19  und  noch  jetzt;  auf  dem  Titelblatte  folgt:  ad  filium 
pseudojesuitam),  schon  1593  erschienen  (in  2.  Aufl.  1597),  auch  fran- 
zösisch: Traite  de  la  puissance  paternelle  contre  ceux  qui  souspr6- 
texte  de  religion  volent  les  enfants  ä  leur  p^re  et  m^re.  Der  Ver- 
fasser ist  der  berühmte  französische  Jurist  P.  Ayrault  (Bayle  s.  v.). 
Dessen  Sohn  Ren6,  der  bei  den  Jesuiten  in  Paris  erzogen  worden, 
war  gegen  den  Willen  des  Vaters  zu  Trier  1586  Jesuit  geworden, 
und  alle  Bemühungen,  seine  Entlassung  zu  erwirken,  auch  die  bei 
Clemens  VIII.  gethanen  Schritte  waren  erfolglos  geblieben.  (Im  span. 
Index  steht  dieses  Buch  nicht,  wird  aber  ein  juristisches  Werk  von 
Ayrault  expurgirt.) 

Claudii  Alberii  Organen  i.  e.  instrumentum  doctrinarum  om- 
nium  in  duas  partes  divisum,  Morgiis  1585,  verb.  1605.  Der  Ver- 
fasser, Gl.  Aubery,  ein  französischer  Mediciner,  wurde  Protestant, 
schrieb    als  Professor   der  Philosophie   zu  Lausanne  Apodictae  ora- 


Allgemeine  Verbote.  78 

tiojies,  die  anf  Betreiben  Beza's  von  der  Synode  zu  Bern  als  zu 
katbolisch  verdammt  wurden,  und  wurde  scbliessliob  wieder  katbo- 
mehy  t  1596.  —  Erst  1623  wurden  mit  d.  c.  verb.  zwei  von  den 
fielen  Schriften  eines  andern  französiscben  MedicinerR,  Ant.  Mizauld, 
fl520 — 78):  Antonii  Mizaldi  Memorabilium,  utiliura  ac  jucundorum 
<%nturiae  IK,  1566  u.  s.,  und  Historia  Hortensium,  quatuor  opusculis 
aetbodioe  contexta,  1576.  Letzteres  Bucb  bandelt  von  Heilkräutern ; 
Ton  erstenn  sagt  Delrio,  Disq.  mag.  1,  3,  es  seien  darin  supersti- 
tiosa  a  naturalibas  nicbt  unterschied en,  und  Tbiers,  Superst.  1,  415 
eitirt  daraos  Formeln  für  die  Bescbwörung  von  6-e wittern  u.  dgl. 
£e  wird  von  Sand.  Liss.  und  Sot.  stark  expurgirt,  weniger  stark 
iks  erste  und  andere  Schriften. 


14.    Allgemeine  Verbote. 

Za  den  schon  im  ClemeDtinischen  Index  stehenden  allge- 
meinen  Verboten  (S.  40)  kamen  ausser  manchen  später  zu  be- 
sprechenden schon  in  den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrhunderts 
folgende  hinzu:  Entscheidungen  der  Gongregatio  Concilii  Tri- 
dentini,  die  ohne  deren  Ermächtigung  gedruckt  sind  (1621;  Decr. 
gen.  n,  3)  ;  —  das  1629  erlassene  Verbot  von  ohne  päpstliche 
Erlaubniss  herausgegebenen  Uebersetzungen  der  Trienter  Decrete 
ist  nicht  in  den  Index  aufgenommen;  —  alle  Litanieen  mit  Ans- 
nähme  der  Allerheiligen-  und  der  Lauretanischen  Litanie  (1601; 
Decr.  gen.  IV,  3;  das  Verbot  hat  viele  Bücher  auf  den  Index  gebracht 
aud  bis  zum  J.  1882  viele  Verhandlungen  veranlasst);  —  Schriften 
aber  die  mnhammedanische  Religion  (1608;  Decr.  gen.  I,  11).— 
Das  Verbot  der  Elogia  haereticorum  (I S.  541)  wurde  1633  durch 
den  Magister  S.  Palatii  eingeschärft  und  auf  die  Bilder  und 
Medaillen  zu  ihren  Ehren  ausgedehnt.  Im  Zusammenhange  mit 
diesem  Verbote  steht  das  Verbot  einer  Anzahl  von  ntltzlichen 
bibliographischen  Büchern,  in  denen  auch  ketzerische  Schrift- 
steller lobend  erwähnt  werden. 

In  der  Bulle  Pius'  IV.  vom  26.  Jan.  1663,  durch  welche  die 
Beschlüsse  des  Trienter  Concils  bestätigt  werden,  wird  unter  An- 
drohung der  Excommunicatio  latae  sent.  verboten,  ohne  päpstliche 
G-enehmigung  Commentare,  Glossen,  Anmerkungen,  Scholien  oder 
andere  Erklärungen  zu  jenen  Decreten  zu  veröffentlichen.  Am 
29.  April  1621  erklärte  die  Congr.  Conc.  Trid.:  es  sei  ihr  bekannt 
geworden,  dass  Sammlungen  von  Declarationen  unter  ihrem  Namen 
(ementito  ipsius  Congregationis  nomine)  veröffentlicht  worden  seien, 


74  Allgemeine  Verbote. 

die  besser  angedruckt  geblieben  wären,  da  sie  von  Irrthümern  wim- 
melten und  stellenweise  dem  richtigen  Verständnisse  des  ConcilB 
widersprächen ;  da  nun  solche  Publicationen  durch  die  Bulle  Pins'  IV. 
verboten  seien,  habe  sie  mit  Genehmigung  Gregors  XV.  beschlossen, 
es  seien  alle  Sammlungen  von  Declarationes,  Decisiones  seu  Inter- 
pretationes  Congregationis  Concilii,  die  schon  gedruckten  und  noch 
zu  druckenden,  auf  den  Index  zu  setzen,  namentlich  (folgen  die 
unten  verzeichneten).  Dieses  Decret  wurde  6.  Juni  1621  von  der 
Index-Congr.  publicirt  (Alex.  No.  24).  Die  in  demselben  speciell 
verbotenen  Bücher,  sämmtlich  von  gut  katholischen  Theologen  und 
Canonisten,  sind:  Deolarationes  Concilii  Trid.  ex  bibliotheca  manu- 
scripta  Prosperi  Farinaccii  (war  schon  1609  verboten  mit  genauerer 
Titelangabe:  Decisionum  novissimarum  Rotae  Eom. . . .  Pars  IV. 
continens  tum  decisiones  varias,  tum  deolarationes  Concilii  Trid.  (ut 
falso  dicitur)  habitas  e  bibl.  etc.  [Francf.]  1608,  und  dieser  Titel 
steht  seit  Ben.  im  Index);  —  Decreta  Conc.  Trid.  ad  suos  quaeque 
titulos  secundum  juris  methodum  redacta,  adjunctis  Declarationibus 
auctoritate  apost.  editis  etc.  Per  Fr.  Petrum  Vinc.  de  Marzilla 
(Benediotiner,  Salamanca  1613);  —  Deolarationes  Cardinalium 
Congr.  Conc.  Trid.,  una  cum  Jo.  Sotealli  [Soteaulx,  Cistercienser  in 
Belgien]  et  Horatii  Lucii  annotationibus ;  —  Remissiones  doctorum,  qui 
varia  loca  Conc.  Trid.  incidenter  tractarunt,  auctore  Augustino  Bar- 
bosa  [Portugiese,  lebte  lange  in  Rom,  Consultor  der  Index-Congr., 
t  1649  als  Bischof,  Lissabon  1618  u.  s.];  —  8.  Conc.  Trid.  Deci- 
siones et  Deolarationes  III.  S.  R.  £.  Cardinalium  ejusdem.  Conc. 
Interpretum  ad  diversa  exemplaria  .  .  .  praesertim  sec.  correctionem 
Petri  de  Marzilla,  opera  Jo.  de  Gallemart  [Prof.  in  Douay, 
Douay  1618  u.  o.];  —  Deolarationes  Cardinalium  Conc.  Trid. 
Interpretum  ex  ultima  recensione  Jo.  Gallemart  cum  citationibus 
Jo.  Sotealli  et  remissionibus  Aug.  Barbosae.  —  Im  J.  1642  wurde 
noch  verboten  das  nach  jenem  Verbote  gedruckte  Buch:  Collectanea 
bullarii  aliarumque  Summ.  Pontificum  constitutionum  nee  non  prae- 
cipuarum  decisionum,  quae  ab  Apost.  Sede  et  s.  congregationibus 
8.  R.  £.  Cardinalium  Romae  celebratis  usqne  ad  a.  1633  emana- 
runt,  auct.  Aug.  Barbosa  [Lyon  1634  u.  s.].  Im  spanischen  Index 
stehen  diese  Werke  nicht.  Mehrere  wurden  trotz  des  Verbotes 
wiederholt  gedruckt^). 

Am  22.  Juni  1629  erklärte  die  Congr.  Concilii  auf  die  ihr  auf 
Befehl  des  Papstes  von  der  Propaganda  überwiesene,  durch  das  Er- 
scheinen einer  französischen  üebersetzung  der  Decrete  des  Trienter 
Concils  veranlasste  Anfrage,  ob  solche  Uebersetzungen  erlaubt  oder 


1)  Schulte,  Gesch.  3, 1,  54.  462.  682.  746.  Bailies,  La  Congr.  de  VI. 
p.  251  spricht  von  einer  Ausgabe  der  Canones  et  decreta,  Par.  1754,  16., 
u.  8.,  in  der  Anmerkungen  beigefugt  seien,  die  die  Tendenz  hätten,  die 
französische  Kirche  dem  Staate  zu  unterwerfen,  und  sagt,  diese  Ausgabe 
falle  unter  Dccr.  gen.  II,  8.  Warum  hat  man  diese  weit  verbreitete  Aus- 
gabe nicht  verboten? 


Declarationes  Conoilii  Trid.  76 

fl  den  von  Pins  IV.  verbotenen  interpretationes  et  gloBsae  zu  zählen 
tm:  sie  seien  zn  verbieten  nnd  die  Index- Congr.  zu  ersuchen,  das 
bnosische  Buch  nnd  alle  anderen  ohne  npecielle  Erlaubniss  des 
ip»t.  Stuhles  gedruckten  IJebersetznngen  zn  verbieten  (Mejer,  Pro- 
paguds  I,  205).  Die  Index-Congregation  publicirte  das  Verbot 
li  Kot.  1629  (No.  35);  die  fragliche  französische  Uebersetzung 
Tird  in  dem  Decrete  nicht  speoiell  erwähnt.  In  neuerer  Zeit  sind 
trotz  des  Verbotes  mehrere  deutsche  Uebersetzungen  erschienen 
jSekidte,  Gesch.  3,  1,  55).  Im  span.  Index  von  1790,  p.  269 
Tiid  eine  zuerst  1785  erschienene  span.  Uebersetzung  von  Ignacio 
Lopez  de  Ayala  mit  einigen  Verbesserungen  freigegeben. 

In  einem  Decret  vom  2.  Aug.  1 631  erklärte  die  Congr.  Conc. 
Trii:  sie  habe  wiederholt  und  zuletzt  im  J.  1621  erklärt,  alle 
nter  ihrem  Namen  und  ohne  ihre  Genehmigung  herausgegebenen 
Deelarationes  u.  s.  w.  seien  auf  den  Index  zu  setzen;  manche  der- 
Klben  seien  geändert,  verstümmelt  und  vielleicht  erdichtet;  sie  er- 
kläre daher  im  Auftrage  Urbans  VIII.,  dass  man  sich  nur  auf  die 
m  aBthentischer  Form  mit  dem  Siegel  und  der  Unterschrift  des 
Pnefecten  und  des  Secretärs  versehenen  Declarationen  berufen  könne. 
£n  bis  auf  die  Erwähnung  des  Index  gleichlautendes  Decret  erliess 
11.  Aug.  1632  die  Congr.  Kituum  (A.  J.  P.  1,  1229).  Viele  Ent- 
ficbeidnngen  beider  Congregationen  wurden  einzeln  in  der  Druckerei 
ia  Zpostolischen  Kammer  gedruckt.  Aber  erst  seit  1739  erscheint 
»n  approbirter  Thesaurus  Resolutionum  S.  Congr.  Conc.  Von  der 
Sanmlnng  Decreta  authentica  8.  Hituum  Congregationis  notis  illu- 
rtrata  (von  Spiridion  Talu  in  Venedig),  von  welcher  1762  eine  Aus- 
gabe zu  Rom  erschien,  erklärte  die  Congregation  24.  Juli  1762,  sie 
Bei  keine  authentische  (of&cielle).  Erst  seit  1808  erscheint  (von 
l^^  Gardellini  begonnen)  eine  officielle  Sammlung  (A.  J.  P.  1,  12»i2). 

Seit  Alex,  stand  im  Index  das  allgemeine  Verbot  in  der  Form: 
Dtdaiationnm  Conc.  Trid.  collectiones  omnes  et  quaecunque;  seit 
Bo).  steht  in  den  Decr.  gen.  II,  3:  Deelarationes,  deoisiones,  inter- 
pretationes Congregationis  Conc.  Trid.  earumque  collectiones  tarn  im- 
pressae,  quam  imprimendae,  ementito  i peius  Congregationis  nomine. 
-  Ein  allgemeines  Verbot  bezüglich  der  Decrete  der  Riten-Congr. 
rtdt  nicht  im  Index,  aber  1709  wurde  verb.  die  von  dem  Ve- 
aetianischen  Priester  J.  B.  Pittoni  (t  1748)  herausgegebene 
Sammlimg:  Recentiora  S.  Kituum  Congr.  decreta  nuUibi  hactenus 
«njöDctim  impressa,  collecta . .  Ven.  1702. 

Unter  Clemens  VIII.  wurde  ein  Decret  der  Inquisition  Fer.  V. 
6.  Sept  1601  bekannt  gemacht  des  Inhalts:  da  viele  unter  dem 
Vorwande  der  Förderung  der  Andacht  neue  Litanieen  veröffent- 
liebten,  so  dass  deren  schon  fast  zahllose  in  Umlauf  seien,  darunter 
stich  solche,  in  denen  unpassende  (oder  unsinnige,  ineptae)  oder  ge- 
^krliche  nnd  nach  Irrthum  schmeckende  Sätze  vorkämen,  so  ver- 
ordne der  Papst:  wer  Litanieen  ausser  der  alten  und  gebräuchlichen, 
^  den  Brevieren,  Missalien  u.  s.  w.  enthaltenen  [von  allen  Heiligen] 
Juid  der  sog,  Lauretanischen  herausgeben  oder  in  Kirchen  oder  Ora- 
torien oder  bei  Processionen  gebrauchen  wolle,   habe  sie  zuvor  der 


76  Allgemeine  Verbote. 

Congregation  der  Riten  vorzulegen ;  ohne  deren  Gutheissung  Lit«- 
nieen  zu  veröffentlichen  oder  öffentlich  zu  beten,  solle  als  Sünde 
angesehen  und  nach  dem  Ermessen  des  Bischofs  und  Inquisitors 
strenge  bestraft  werden^).  Demgemäss  werden  bei  Alex,  und  in 
den  folgenden  Indices  unter  L,  seit  Ben.  in  den  Beer.  gen.  lY,  3 
alle  Litanieen  ausser  den  beiden  genannten  als  verboten  bezeichnet. 
In  einem  Decrete  vom  2.  Sept.  1727  brachte  die  Index-Congr.  das 
Decret  von  1601  in  Erinnerung  und  fügte  bei,  es  dürften  keine 
nicht  von  der  Eiten-Congr.  approbirte  Litanieen  gedruckt  werden, 
bei  den  in  dem  Decrete  von  1(301  und  im  Index  angedrohten  Strafen, 
und  noch  im  J.  1821  wies  die  Riten-Congr.  mit  Genehmigung  Pius' VII. 
die  Bischöfe  an,  alle  gedruckten  und  geschriebenen  nicht  appro- 
birten  Litanieen  zu    confisciren    und    zu    verbieten. 

Im  Laufe  des  17.  Jahrb.  wurde  von  der  Riten-Congr.  eine  Reihe 
von  Gesuchen  um  Approbation  bestimmter  Litanieen  abgelehnt, 
und  bis  auf  diesen  Tag  ist  nur  eine  einzige,  und  zwar  erst  in  der 
neuesten  Zeit,  approbirt  worden,  die  vom  Namen  Jesu.  Für  diese 
wurde  1640  von  der  Congregation  des  h.  Vincenz  von  Paulo  noch 
bei  dessen  Lebzeiten  die  Approbation  nachgesucht  und  nochmals 
1642  mit  der  Bemerkung,'  sie  stehe  im  Pariser  Brevier  und  werde 
in  Paris  vielfach  öffentlich  gebetet.  Beide  Gesuche  wurden  abge- 
lehnt. Desgleichen  wurde  1662  ein  Gesuch  von  Nonnen  in  Ame- 
rica, die  sich  darauf  beriefen,  sie  seien  seit  langer  Zeit  gewohnt, 
diese  Litanie  zu  singen,  dahin  beschieden,  das  sei  nach  dem  De- 
crete von  1601  nicht  gestattet.  Im  J.  1646  befürwortete  die  Riten- 
Congr.  allerdings  bei  Innocenz  X.  die  Approbation  der  Litanie  auf 
Grund  eines  Gesuches  mehrerer  Fürsten  und  Bischöfe,  in  welchem 
gesagt  war,  dieselbe  werde  in  Deutschland  seit  unvordenklicher  Zeit 
allgemein  gebetet,  sei  oft  lateinisch  und  deutsch  gedruckt  und  von 
dem  h.  Stuhle  auf  Ersuchen  des  Herzogs  Wilhelm  von  Baiern  mit 
anderen  Litanieen  approbirt  worden,  und  die  Behauptung  einiger 
Geistlichen,  die  Litanie  sei  in  Rom  verboten  worden,  habe  ein  un- 
glaubliches Scandal  unter  den  Katholiken  und  viele  Spöttereien  von 
Seiten  der  Ketzer  veranlasst.  Der  Antrag  scheint  aber  von  dem 
Papste  gleichwohl  abgelehnt  worden  zu  sein.  Clemens  X.  verlieh 
den  Garm elitern  für  die  Recitation  dieser  Litanie  einen  Ablass.  Die 
Ablass-Congr.  scheint  also  damals  nicht  daran  gedacht  zu  haben, 
dass  die  Riten-Congr.  die  Litanie  nicht  approbirt  hatte.  Endlich 
1862  hat  die  Riten-Congr.  diese  Litanie,  und  zwar  eine  bestimmte 
Form  derselben,  zu  drucken  und  öffentlich  zu  beten  gestattet  (A. 
J.  P.  11,  634;  15,  1088.  J.  Schneider,  Die  Ablässe,  6.  Aufl., 
S.  168). 


1)  Das  Decret  bei  Alex.  No.  2,  mit  einem  Commentar  bei  Thiers, 
Tr.  des  superstitions  4,  115  und  A.  J.  P.  1,  1249.  Barouius  (Epp.  ed.  R. 
Albericius  8,  129)  schreibt  24.  Nov.  1601:  es  seien  ungefilhr  80  Litanieen 
in  Umlauf  gewesen;  nicht  approbirte  Litanieen  beim  Privatgebete  zu  ge- 
brauchen, sei  nicht  verboten. 


*  Litanieen.  77 

Auf  Grriuid  des  Decretes  vom  J.  1601  wurden  1603  speciell 
Tgrboten:  Thesanras  sacrarmn  precnm  sive  litaniae  variae  ad 
Deam  Patrem,  ad  Deum  Filium,  ad  Denm  Spiritum  Sanctum,  ad  B. 
^rfinem,  ad  sanctos  angelos  et  ad  plnrea  sanctos  et  sanctas  Dei^ 
FeD.  1599,  and  Thomae  Sailly  [B.  J.]  Thesaurus  litaniarum  et 
BTationnm  iiacr.  Cum  suis  ady.  sectarios  apologiis,  Bruz.  1598, 
400  S.  8^  u.  8.  Letztere  Sammlung  enthält  nach  Thiers  4,  113  u.  a. 
litaoieen  von  den  niederländischen  Heiligen,  von  dem  Blute  Christi, 
fOB  der  Empfangniss  Mariae,  von  der  Niederkunft  (couches)  Mariae 
L  dgl.  In  der  folgenden  Zeit  wurden  mehrere  Gehethöcher  ledig- 
lidk  oder  banptsächlich  daram  verhoten,  weil  darin  nicht  approbirte 
Litanieen  standen:  1624  wurde  verordnet,  in  dem  Buche  des 
Dominicaners  Benedetto  Zaioso,  Rosario  della  grande  imperatrice 
iei  cieli  Maria,  in  tre  parti  distinto,  con  la  santa  messa,  Yen.  1602, 
12.,  sei  die  Litanie  von  der  h.  Jungfrau  zu  tilgen,  die  noch  nicht 
TOB  der  Riten-Congr.  approbirt  und  in  Widerspruch  mit  dem  De- 
ercte  von  1601  gedruckt  sei,  nach  Qu6tif  2,  349  eine  Litanie,  die 
ror  1601  in  ganz  Italien  gesungen  wurde  und  von  Gregor  XIII. 
1580  mit  einem  Ablass  versehen  war.  In  einem  Decrete  von  1668 
heisst  es  von  Brevis  relatio  de  origine  et  divisione  religionis  S.  Fran* 
oici  von  Guil.  Brauczek:  Non  permittitur  nisi  deletis  litaniis.  — 
Aeeesis  spiritualis  pro  confraternitate  S.  Joseph  edita  a  confratri- 
bes  dietae  confratemitatis  in  £ccl.  Varsaviensi  Carmelitarum  discal* 
eeatorum  congregatis  wurde  1671  ohne  Angabe  eines  Grundes  ver- 
boten, enthält  aber  nach  der  Raccolta  s.  v.  Esercizio  ein  Officium 
pamim,  eisen  Rosenkranz  und  eine  Litanie  vom  h.  Joseph.  Von 
dner  Ausgabe  der  Free  es  Gertrudianae  seu  vera  et  sincera  medulla 
^«▼otissimarum  precum,  Ven.  1702,  wurde  1709  erklärt:  verboten, 
weon  nicht  die  von  der  Riten-Congregation  nicht  approbirten  Lita- 
licen  und  Officien  beseitigt  werden.  Auch  ein  zu  Wien  1730  ge- 
drncktes  Vademecum  wird  1737  wegen  der  darin  stehenden  nicht 
approbirten  Litaniae  (und  Officia,  §  32)  verb;  sein. 

So  mögen  auch  noch  einige  andere  Bücher  um  der  Litanieen 
willen  ausdrücklich  verb.  worden  sein,  jedenfalls  aber  nur  ein  ge- 
ringer Bruclitheil  von  denjenigen,  die  unter  das  allgemeine  Verbot 
von  1601  fallen.  Da  dieses  noch  heute  in  den  Decr.  gen.  steht, 
»  sind  strenge  genommen  alle  Gebetbücher  verboten,  welche  andere 
ils  die  zwei  oder  jetzt  drei  approbirten  Litanieen  enthalten.  Das 
werden  aber  neun  Zehntel  der  bei  den  deutschen  Katholiken  ver- 
breiteten Gebetbücher  sein.  In  Deutschland  gibt  es  ja  eigene  Samm- 
lungen von  Litanieen,  die  von  Bischöfen  approbirt  und  in  katholi- 
Kben  Blättern  empfohlen  worden  sind,  wie  denn  auch  allerlei 
litanieen  in  Kirchen  und  bei  Processionen  gebetet  zu  werden  pflegen, 
—  alle«  in  Widerspruch  mit  den  Römischen  Verordnungen.  Noch 
16.  Juni  1880  übersandte  die  Riten-Congr.  den  Bischöfen  ein  Mo- 
nitom  des  Inhaltes:  da  vielfach  auch  in  Gebetbüchern,  die  mit 
Hschoflicher  Erlaubniss  erschienen  seien,  andere  als  die  drei  appro- 
Hrten  Litanieen  gedruckt  worden,  würden  die  Bischöfe  ermahnt, 
keine  andere  als  jene  drei  und  etwaige  andere  von    der  Inquisition 


^ 


78  Allgemeine  Verbote. 

approbirte  öffentlich  recitiren  zu  lassen  nnd  keinen  Büchern  die 
Druckerlaabniss  za  ertheilen,  in  quibus  litaniae  inveniuntnr  apo- 
stolioa  sanctione  carentes  CA.  J.  P.  19,  768).  Der  Bischof  von 
Strassburg  machte  Vorstellungen  über  die  Schwierigkeit,  dieses  in 
deutschen  Diöcesen  durchzuführen,  und  die  Congregation  nahm  nun 
zwar  ihr  Monitum  nicht  zurück,  —  das  pflegen  die  Komischen  Gon- 
gregationen  nicht  zu  thun,  —  gab  aber  eine  authentische  Declara* 
tion  desselben  des  Inhalts:  das  Monitum  beziehe  sich  nur  auf  die 
Recitation  der  Litanieen  bei  liturgischen  Functionen;  die  Bischöfe 
aber  seien  nicht  nur  befugt,  sondern  verpflichtet,  andere  bezw.  neue 
Litanieen  zu  prüfen,  eventuell  zu  approbiren,  aber  nur  für  den  pri- 
vaten und  ausserliturgischen  Gebrauch  (A.  J.  P.  22,  I17j. 

Nach  einem  Decrete  von  1631  ist  es  nicht  gestattet,  zu  dem 
offlciellen  Texte  der  Lauretanischen  Litanie  ohne  päpstliche  Ge- 
nehmigung Zusätze  zu  machen^).  Die  Riten-Congr.  hat  1821  und 
1839  ausdrücklich  verboten,  aus  specieller  Devotion  aliquem  versi- 
culum  beizufügen,  z.  B.  Maria  advocata  nostra.  Seit  1846  ist  von 
der  Riten-Congr.  vielfach  das  Privilegium  gewährt  worden,  Regina 
sine  labe  originali  concepta  beizufügen.  Die  Mitglieder  der  Rosen- 
kranzbruderschaft durften  seit  1675  beifügen:  Regina  Sancti  Rosarii 
(Schneider  S.  199),  und  Leo  XIII.  hat  1883  diesen  Zusatz  allge- 
mein vorgeschrieben  (A.  J.  P.  23,  490).  —  Auch  in  der  AUer- 
heiligen-Litanie  dürfen  nach  einem  Decret  vom  J.  1873  (A.  J.  P. 
19,  891)  keine  Namen  von  Heiligen,  die  in  einer  Diöcese  besonders 
verehrt  werden,  beigefügt  werden  ^j. 

Warum  von  des  baierischen  Jesuiten  Tobias  Lohn  er  (f  1680) 
Instructio  practica  de  confessionibus  rite  excipiendis  die  zu  Padua 
1 705  gedruckte  Ausgabe  in  Rom  verb.  worden,  wird  nicht  angegeben; 
aber  im  span.  Index  wird  verordnet,  in  mehreren  seiner  Instructiones 
practicae  Litanieen,  die  Verweisung  auf  den  Thesaurus  precum  und 
in  einer  Litanie  S.   Carbonianus  (Corbinianus)  zu  streichen. 

Das  Verbot :  Instructionum  et  rituum  sectae  Mahumetanae  libri 
omnes  steht  in  dem  Decrete  Alex.  No.  4  und  scheint  veranlasst  zu 
sein  durch  das  in  demselben  Decrete  stehende  Buch :  Liber  de  Ras- 
sorum,  Moscovitarum  et  Tartarorum  religione  impr.  Spirae.  Erst 
Ben.  hat  den  Titel  vervollständigt:  Jo.  Lasitzki,  De  Russ.  .  .  . 
rel.,  sacrificiis ,  nuptiarum  et  funer  um  ritu  e  diversis  scriptoribus 
(1582;  s.  Bayle  s.  v..  Freytag,  Anal.  514).  In  den  Krakauer  In- 
diccs  von  1603  und  1617  werden  alle  Schriften  von  Jo.  Lasicius 
verboten.  Liss.  1624  meint,  er  werde  identisch  sein  mit  Jo.  a  Lasco. 
Sot  sagt:  Lasicius  habe  zu  den  von  ihm  in  lateinischer  Ueber- 
setzung  in  jenes  Werk  aufgenommenen  Schriften  Zusätze  und  luthe- 
rische Irrthümer  beigefügt:  einige  der  Schriften  seien  an  sich  un- 
bedenklich. 


1)  Im  Sacro  Arsenale  (S.  88)  p.  498  werden  speciell  verboten:   Spi- 
ritus sancti  solatium  und  Calaudra  sancta. 

2)  In   der  Allerheiligen-Litanie   des  Kölnischen  Breviers    sind   viele 
Heilige  beigefügt;  aber  dieses  Brevier  gehört  zu  den  I  S.  439  besprochenen. 


Elogia  haereticorum.  79 

Ohne  Zweifel  hangen  mit  diesem  allgemeinen  Verbote  zusammen 
&  speeiellen :  Ecclesia Muhammedana  breviter  delineata  a Sam.  Schul- 
teto,  Argent.  1668,  yerb.  1708;  Adriani  Relandi  De  religione 
Mhammedica  libri  duo.  £d.  altera,  1717  (zuerst  1705;  vgl.  Paquot 
l  3),  verb.   1725. 

Das  1621  erlassene,  in  den  älteren  Indices  unter  Indices  stehende 
ferbot  aller  seit  dem  Erscheinen  des  Index  von  1596  ausserhalb 
Roms  ohne  Auftrag  und  Genehmigung  der  Index-Congregation  ge- 
druckten Indices  et  syllabi  particulares  (I  S.  540),  —  wohl  durch 
den  1618  zu  Bologna  erschienenen  Sy Ilabas  (S.  24)  veranlasst,  — 
ist  von  Ben.  beseitigt  worden. 

Da£  (italienische)  Edict  des  Mag.  S.  Pal.  vom  26.  Jan.  1633 
beginnt:  „Da  heimlich  und  ohne  die  erforderliche  Erlaubniss  zum 
Aegemis6  vieler  einige  Werke,  Lobreden,  Sonette,  Berichte  und  an- 
dere Schriften,  welche  ungehörige  Lobsprüche  auf  ketzerische  Per- 
sonen enthalten,  in  diese  hehre  Stadt  Kom  eingeführt  und  dort  ver- 
breitet worden  sind,  so  verbieten  wir"  Jo.  Meursius'  Athenae  Ba- 
tavae,  Boissards  Icones  (s.  u.),  Oratio  panegyrica,  qua  victoriae  de 
Tillio  et  exercitu  pontificio  ad  Sehusium  7.  Spt.  1631  auspicio  et 
dactu  .  .  .  invictissimi  Suecorom  .  .  .  Regis  Gustavi  Adolphi,  liber- 
tatis  Germaniae  vindicis,  partae  memoriam  celebrabat  Janus  6eb- 
hardns  (Groningen  1632),  und  ,jedes  andere  Buch,  Lobrede,  Elo- 
^ium,  Sonett  und  Schrift,  gedrucktes  oder  geprägtes  Bild  des  oben 
besagten  [Gnetav  Adolf]  und  jedes  andern  Ketzers  mit  ehrenden 
Worten  in  Versen  oder  Prosa,  in  welcher  Sprache  es  auch  sein 
mag,  und  gebieten  allen  Buchhändlern ,  Medailleuren  und  Drnckern" 
0.  B.  w.  —  Man  sieht,  die  Rede  auf  Gustav  Adolf  ist  der  Haiipt- 
anlass  zn  dem  Edicte  gewesen.  Die  Icones  50  virorum  ad  vivum 
effictae  cnm  eorum  vitis  descriptis  a  Jo.  Jac.  Boissardo,  omnia 
recens  in  aes  incisa  i)er  Theod.  de  Bry,  Frcf.  1595,  und  die  drei 
folgenden  Theile  des  Werkes  (Clement  5,  17)  waren  schon  1605 
Terb.  (gleiclizeitig  die  Icones  von  Beza  und  die  Epitaphia  von  Pant. 
Candidns,  S.  67);  jetzt  wurde  die  2.  Ausgabe:  Bibliotheca  sive 
Thesanras  virtntis  et  gl oriae  etc.,  Frcf.  1628  (2  Centuriae),  verb., 
mit  der  Bemerkung,  der  Titel  sei  geändert  und  eine  grosse  Zahl 
von  Vitae  et  Elogia  haereticorum  beigefügt.  —  Schon  1603  war 
verb.:  Mauro  Orbini  Raguseo,  II  regno  delli  Slavi,  hoggi  corrot- 
tamente  detti  Schiavoni,  Pesaro  1601,  usquequo  prodeat  deletis  hae- 
reticorom  nominibus  passim  citatis;  von  Ben.  ist  das  Buch  ge- 
strichen. —  1619  wurde  verb.:  Iconica  descriptio  et  historia 
praecipnoram  haeresiarcharum,  qui  ab  Ecclesia  cath.  et  christ.  ut 
secretarii  [seetariiV]  ac  phanatici  excommunicati  rejectique  sunt.  Per 
C.  V.  S.,  Amheim  1609  (Rosenthal  39,  100).  C.  V.  S.  bezeichnet 
einen  der  beiden  holländischen  Kupferstecher  Cornelius  oder  Chri- 
itian  van  Sichern.  Die  Bildersammlung  ist,  wie  der  Titel  zeigt, 
nicht  ZQ  !EIhren  der  Abgebildeten  (Arius,  Muhammed,  L.  Hetzer, 
Th.  Mnnzer,  Joh.  von  Leyden  u.  s.  w.)  veranstaltet.  Dagegen  sind 
aicht     verb.  Praestantium  aliquot  theologorum,    qui  Rom.  Antichri- 


BD  Allgemeine  Verbote. 

stum  praecipae  oppugnarnnt,  effigieB,  qoibus  addita  elogia  libro- 
ramque  catalogi  op.  Jac.  Verheyden,   Hagae  Comitis   1602,  Fol. 

Andere  hierher  gehörende  Verbote  sind:  Melchior  Adamus, 
Vitae  germanornm  theologorum,  1620,  und  Decades  dnae  continentes 
vitaR  theologorum  exterorum  principum,  1618,  verb  1644;  die  Vitae 
germanorum  philoRophorum  (1615),  jureconsultorum  et  politicorum 
(1620)  und  medicornm  (1620)  sind  nicht  verb.  (Clement  1,  47);  — 
Jo.  Andr.  Quenstedt,  Dialogus  de  patriis  illustrium  doctrina  et 
Bcriptis  yirorum  omnium  ordinum  et  facultatum,  qui  ab  initio  mundi 
per  univ.  terrarum  orbem  nsque  ad  a.  1600  claruerunt,  verb.  1659 : 
—  Henr.  Pipping,  Sacer  decadum  septenarius,  memoriam  theolo- 
gorum nostra  aetate  clarissimorum  renovatam  exhibens,  Lps.  1705, 
und  Trias  decadum,  memoriam  .  .  .,  1707,  verb.  1718.  —  Auch  Jo. 
Toniola,  Basilea  sepulta . .  .  h.  e.  tam  urbis  quam  agri  BasileensiR 
monumenta  sepulchralia,  1661,  wurde  1662  ohne  Zweifel  wegen  der 
Grabschriften  auf  Protestanten  verb. 

Das  Verbot  bibliographischer  Bücher,  in  denen  ketzerische 
Schriftsteller  mit  lobenden  und  mitunter  katholische  mit  nicht  loben- 
den Epitheta  belegt  werden,  ist  allerdings  erklärlicher  als  die  Unter- 
drückung des  Buches  von  Alfonsus  Ciaconius  (I  8.  455).  Bei 
Henr.  Oraeus,  Nomenclator  praecipuorum  jam  inde  a  nato  Christo 

doctorum,  scriptorum,  professorum praesulum,  Hanov.  1619*, 

180  S.  16.,  verb.  1621,  stehen  z.  B.  Martinus  de  Arles,  Doctor  pon- 
tificius  neotericus  celeb.;  Joannes  Archiep.  Ravennas,  resistit  pri- 
matui  Pontificis  Eom.  a.  860;  Jo.  Koatius,  testis  veritatis  saec.  15., 
a.  1412  martyr  sub  Sigismundo  Imp.;  auch  Jo.  de  Wesalia  und 
Jo.  Wünschelburg  als  testes  veritatis.  Aber  Guil.  Crowaei  Elen- 
chus  scriptorum  in  s.  scripturam  tam  graecorum  quam  latinoram, 
London  1672.  8,  verb.  1687,  ist  nur  ein  gutes  und  bequemes  alpha- 
betisches Verzeichniss  der  Exegeten ;  die  Confession  ist  durch  P(apiRta), 
L(utheranus),  C(alvinista),  S(ocinianus)  angedeutet;  mitunter  sind 
kurze  ürtheile  beigefügt;  Baillet  2,  n.  97.  Die  jedenfalls  an- 
stössigere  Censura  celebriorum  authorum  von  Thomas  Pope  Blount, 
Lond.  1690,  steht  nicht  im  Index. 

Theophil  Spizels(fl691)  Templum  honoris  reseratum,  Augsb. 
1673,  Bilder  und  Elogia  von  40  protestantischen  Theologen  und 
10  Philologen  enthaltend  (Fabricius,  Hist.  B.  5,  489),  steht  nicht 
im  Index,  obschon  man  das  Buch  in  Hom  kannte,  wie  aus  einem 
Briefe  von  Noris  an  Bona  vom  J.  1674  (in  dessen  Epp.  sei.,  ital. 
Br.  No.  34)  hervorgeht.  Dagegen  wurden  1690  auf  einmal  5  an- 
dere Schriften  von  Spizel  verb.:  Felix  literatus,  Infelix  literatus, 
Literatus  felicissimus,  Pius  literati  hominis  secessus  s.  a  profanae 
doctrinae  vanitate  ad  sinceram  pietatem  manuductio,  M.  Basilii  alio- 
rumque  patrum  exemplis  et  documentis  illustrata,  1669,  und  Se- 
lecta  doctor  um  veterum  scriptorumque  eccl.  de  vera  sinceraque  ad 
Deum  conversione  documenta,  1685  (diese  Schrift  nicht  bei  Nie. 
15,  44).  In  den  beiden  ersten  Schriften,  den  einzigen,  die  ich  kenne, 
stehen  freilich  unter  den  infelices  ex  invidia  passiva  Erasmus  und 
CaroluR  Molinaeus,  unter  den  felices    resp.  infelices    in    hoc    opere 


Elogia  haereticorum 


81 


kndati  Jo.  ^Wessel,  Melanchthon,  Franc.  Junius,  Savonarola,  Has 
ifid  andere,  die  nach  der  obigen  Regel  nicht  gelobt  werden  durften, 
md  man  scheint  lediglich  dämm  die  beiden  Bände  von  mehr  als 
je  1000  S.  8.,  die  doch  nur  Gelehrte  benutzen  konnten,  verb.  zu 
kben.  In  Gull.  Saldeni  Ultrajectini  de  libris  varioque  eorum 
Bsi  et  abusn  11.  2,  Amst.  1688,  8.,  verb.  1709,  finde  ich  auch 
äisser  gelegentlichen  Lobsprüchen  auf  Haeretiker  nur  eine  gar  nicht 
sonderlich  boshafte  Bemerkung  über  die  Indices  der  Papicolae  und 
ähnliche  Lappalien. 

In  den  spanischen  Indices  werden  Bücher,  welche  Elogia  hae- 
reticorum enthalten,  vielfach  nicht  unbedingt  verboten,  sondern  ex- 
^urgirt,  aber  so  scharf  expurgirt,  dass  die  Expurgationen  viele 
Seiten  fallen.  In  den  6  Yorbemerkungen  (Advertencias)  zu  dem 
Index  von  Sot.  kommt  u.  a.  folgende  Bestimmung  bezüglich  der 
Epitheta  bei  Auetores  1.  cl.  vor:  Zu  streichen  sind:  vir  optimus, 
pins,  bonae  memoriae,  .  .  .  doctissimus,  sapientissimus,  princeps 
eruditomm,  divinus  (Scaliger),  magnus  (Erasmus),  Grermaniae  lumen 
(Melanchtbon),  decus  saeculi  nostri,  ocellus  doctrinae  et  eruditionis 
IL  dgl.  G-eatattet  ist  z.  B.,  Buchanan  einen  eleganten  Poeten,  Hein- 
rieh Stephanns  einen  grossen  Kenner  des  Griechischen,  Tycho  Brahe 
einen  ausgezeichneten  Mathematiker  oder  Astronomen  zu  nennen, 
weil  das  Gaben  sind,  die  G-ott  auch  solchen,  die  ausserhalb  seiner 
Kirche  stehen,  wenngleich  zum  Nutzen  dieser,  zu  verleihen  pflegt. 
Xieht  zu  beanstanden  ist:  recte,  eleganter,  prudenter  dixit.  Die 
Titel  Doctor  und  Magister  kommen  strenge  genommen  niemand  zu, 
der  ausserhalb  der  Kirche  steht ,  wie  denn  auch  die  ketzerischen, 
vom  apostolischen  Stuhle  nicht  bestätigten  Universitäten  keine  kirch- 
tich  gültigen  Grade  und  Titel  verleihen  können.  Der  Titel  Do- 
ninns  kann  geduldet  werden.  —  Sand,  hatte  Dominus  und  Y.  Cl. 
för  unzulässig  erklärt.  Er  ist  überhaupt  in  diesem  Punkte  noch 
strenger  als  Sot.  (S.  46).  Er  verordnet  z.  B.  in  der  40  Quartseiten 
lullenden  Expurgation  von  Gesners  Bibliotheca,  von  einem  Ketzer 
statt  damit  zu  schreiben  vivebat,  statt  Jani  Cornarii  scholüs  illu- 
Stratum  nur  explicatum,  concionator  Northusianus  bei  Ant.  Otho  und 
Theologiae  Professor  bei  Andr.  Musculus  zu  streichen  u.  s.  w.  Der* 
gleichen  lässt  Sot.  passiren.  Beide  streichen  aber  die  über  Haeresi- 
archen  (I  S.  495)  handelnden  Artikel  ganz. 

Bei  Sot.  werden  Adams  Vitae  germanorum  expurgirt.  Die 
Expurgation  füllt  13  Folio-Spalten:  viele  Stellen  werden  gestrichen; 
bei  den  meisten  Autoren  wird  vorgeschrieben :  adde  notam  auctoris 
damnati,  adde  notam  damnationis,  innre  illi  debitam  notam  (auch 
Jo.  Capnio  ist  homo  damnatae  memoriae) ;  in  der  Vita  Melanch- 
thons  soU  seinem  Namen  haeresiarcha  beigefügt,  sonst  aber  überall 
der  Name  Melancbthon  getilgt  werden.  Sogar  in  einem  Buche  von 
Jo.  Grossius,  Urbis  Basileensis  epitaphia  et  inscriptiones,  Basel  1622, 
welches  gewiss  in  Spanien  keine  grosse  Verbreitung  gefunden,  wer- 
den die  epitaphia  honoraria  von  Protestanten  theils  gestrichen, 
theils  castrirt.  Ein  nach  diesem  Kecept  expurgirtes  Exemplar  muss 
lehon    aussehen.      Die   Expurgation    der    zu  Freiburg    im  Breisgau 


BeiMch,  Index  IL 


6 


82  Allgemeine  Verbote. 

1599  erschienenen  Observationes  medicae  von  Jo.  Schenkius  a  Grafen- 
berg besteht  in  der  Aufzählung  der  sectarii  medici,  quibus  appo- 
nenda  sna  damnationis  nota.  P.  481  verordnet  Sot.,  in  dem  von 
einem  Ketzer  gebrauchten  Ausdrucke  placide  obdormivit  das  pla- 
cide  zu  streichen,  und  p.  827  aus  einem  Buche  des  Juristen  P.  Hei- 
gius  dessen  Portrait  zu  entfernen. 

Benedict  XIV.  sagt  in  der  Vorrede  seiner  Bücher  de  festis 
und  de  missa  (Opera,  Prato  1843,  VIII,  297):  wenn  er  vielfach 
ketzerische  Schriftsteller  citire,  ohne  irgend  etwas  inclementer  über 
sie  zu  sagen,  so  thue  er  das,  weil  er  überzeugt  sei,  dass  injuriae 
et  maledicta  nichts  nützten ;  er  habe  sich  aber,  eingedenk  der  Regel 
Clemens'  VIII.,  aller  Lobsprüche  enthalten.  Michael  a  S.  Josepho 
sagt  in  der  Einleitung  zu  seiner  Benedict  XIV.  gewidmeten  Biblio- 
graphia  critica,  Madrid  1740:  „Bei  dem  Verzeichnen  der  Bücher  der 
Ketzer  habe  ich  mich  absichtlich  jedes  Lobes  enthalten;  denn  es  ist 
nicht  Kecht,  die  infamen  vom  katholischen  Glauben  Abgefallenen 
zu  ehren.  Einige  katholische  Schriftsteller  haben  zwar  jüngst  ge- 
sagt, wir  dürften  nicht  so  parteiisch  sein,  heterodoxen  Schriftstellern 
wie  Drusius,  den  Buxtorfen,  Lightfoot,  Scaliger,  Grotius,  Seiden 
das  Lob  der  sprachlichen,  geographischen  und  profan  geschichtlichen 
Gelehrsamkeit  vorzuenthalten,  und  es  könne  niemand  getadelt  wer- 
den, der  sie  bezüglich  der  den  Glauben  und  die  Dogmen  nicht  be- 
rührenden Dinge  ebenso  wohl  wie  Morinus,  Huetius  und  Montfancon 
hochstelle.  Diesen  antworte  ich:  ich  erkenne  auch  bei  Ketzern 
Talent  und  Gelehrsamkeit  an  und  weiss  wohl,  dass  auch  sie  über 
mancherlei  Nützliches  geschrieben,  was  auch  die  Katholiken  lesen 
dürfen;  aber  diejenigen  zu  loben,  welche  meist,  auf  menschliche 
Wissenschaft  stolz,  so  gut  wie  alle  Frommen  angreifen  und  ver- 
achten, gestattet  das  Gesetz  der  Billigkeit  nicht.  Sie  haben  ihre 
Lobredner  unter  den  Ihrigen,  von  denen  sie  über  Gebühr  erhoben 
werden;  sie  werden  aber  übermüthig  (insolescunt),  wenn  sie  hören, 
dass  sie  von  Katholiken  geehrt  werden.'^ 

Zu  der  Bestimmung  Clemens*  VIII.,  dass  von  allen  verbotenen 
Büchern  auch  alle  Uebersetzungen  verboten  seien  (I  S.  540),  wird 
in  mehreren  Decreten  aus  dem  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  (Alex. 
No.  5,  9,  10,  11)  die  weitere  Bestimmung  beigefügt:  wenn  bei 
einigen  in  diesen  Decreten  verbotenen  Büchern  Ort  und  Jahr  des 
Druckes  beigefügt  sei,  so  sei  darum  nicht  bloss  diese,  sondern  jede 
Ausgabe  verboten.  In  dem  Vorworte  zu  dem  Index  Benedicts  XIV. 
wird  diese  Bestimmung  modificirt:  wenn  in  dem  neuen  Index  bei 
einem  Buche  Ort  und  Jahr  des  Druckes  angegeben  werde,  —  was 
nur  ausnahmsweise  geschieht,  —  sei  nur  die  betreffende,  sonst  jede 
Ausgabe  verboten.  Diese  Bestimmung  steht  auch  in  den  folgenden 
Indices  bis  auf  diesen  Tag.  Es  wird  aber  in  merkwürdiger  Ge- 
dankenlosigkeit bei  sehr  vielen  Büchern  Ort  und  Jahr  des  Druckes 
angegeben,  von  denen  man  ganz  sicher  alle  Ausgaben  hat  verbieten 
wollen.  So  hat  man  z.  B.  von  Eenans  Yie  de  Jesus  gewiss  nicht 
bloss  die  Ausgabe  Paris  1863  verbieten  wollen. 


Exporgationen  im  Römischen  Index. 


88 


Zu  dem,  was  I  S.  339  über  die  Approbation  mitgetbeilt  wor- 
den, ist  folgendes  nachzutragen :  Durch  die  10.  Trienter  Regel  wird 
die  Approbation  zu  druckender  Bücher  durch  den  Bischof  und  den 
Iiquisitor  vorgeschrieben  (durch  ein  Edict  Gregors  XVI.  vom  11.  Mai 
1836  wurde  für  den  Kirchenstaat  bestimmt,  die  Approbation  sei 
zuerst  von  dem  Inquisitor,  dann  von  dem  Bischof  zu  unterzeichnen). 
Da  es  aber  nicht  überall  Inquisitoren  gab,  wurde  von  der  Inqui- 
ntion  9.  ISov.  1626  erklärt:  wo  keine  Inquisitoren  seien,  hätten  die 
Bischöfe  das  Recht,  das  Amt  der  Inquisition  (munus  inquisitionis) 
▼ahrzunehmen.  wie  in  Japan,  China  und  Malacca  und  namentlich 
in  Provinzen,  die  nicht  einem  katholischen  Könige  unterworfen 
seien ;  sie  hätten  die  facultas  exercendi  sanctum  officium  inquisitionis 
de  jure  priori,  sie  könne  ihnen  aber  ad  majorem  cautelam  concedirt 
werden.  Dabei  ist  wohl  zunächst  nicht  an  das  Approbationsrecht 
gedacht;  dieses  ist  aber  mit  eingeschlossen  (A.  J.  P.  1,  1014).  In 
Rom  darften  nur  Schriftstücke  von  Advocaten  u.  s.  w.  für  Gerichte 
oder  Congregationen  ohne  Censur  gedruckt  werden  (ebend.  1,  1010). 

Die  Bestimmung  über  die  auf  Umgehung  der  Praeventivcensur 
gesetzte  Strafe  ist  neuestens  durch  ein  Decret  der  Inquisition  vom 
22.  Dec-  1880  modificirt  worden:  „Die  nicht  reservirte  Censur, 
welche  über  diejenigen  verhängt  ist,  die  de  rebus  sacris  handelnde 
Bücher  ohne  Erlaubniss  ihres  Bischofs  drucken  oder  drucken  lasseg, 
ist  anf  die  Bücher  der  h.  Schrift  und  Anmerkungen  und  Commen- 
tare  zu  denselben  zu  beschränken,  keineswegs  aber  auf  alle  Bücher 
auszudehnen,  welche  de  rebus  sacris  im  allgemeinen,  d.  h.  über 
religiöse  Dinge  handeln.'^  ^)  Damit  ist  aber  nicht  die  kirchliche 
Praeventivcensur  für  andere  Schriften,  sondern  nur  die  auf  die  Um- 
gehung derselben  gesetzte  Censur  aufgehoben. 


15.     Exporgationen  im  Römischen  Index. 

Die  Römischen  Indices  sind,  von  dem  des  Brasichellensis 
(I  S.  549)  abgesehen,  ausschliesslich  prohibitorii.  Aber  statt 
des  donec  corrigatur  steht  in  einzelnen  Fällen,  wo  es  sich  um 
die  Weglassung  einer  einzelnen  Stelle  oder  einer  Vorrede  u.  dgl. 
(der  Litanieen,  S.  77)  handelt,  eine  darauf  bezügliche  Vorschrift 


1)  Vering,  Archiv  f.  Kirchenr.  50  (1883),  442.  Heiner,  Die  kirchl. 
Gensuren  S.  289.  Heiner  bemerkt  dazu  S.  291:  Profane  Bücher  ohne  Ap- 
probation za  edireD,  ist  durch  langjährigen  Uaus  zur  Gewohnheit  gewor- 
den mit  stillschweigender  Erlaubniss  der  kirchlichen  Behörden,  wenigstens 
in  Deutschland.  Bei  Büchern  über  religiöse  Gegenstände  kann  ohne  schwere 
Sande  die  Approbation  nicht  umgangen  werden;  aber  es  steht  keine  Cen- 
daranf,  falls  nicht  durch  ein  Diöcesangesetz  eine  solche  angedroht  ist. 


84  Expargationen  im  Romischen  Index. 

(einige  Male,  wie  bei  Amicns  und  Merenda  und  in  den  älteren 
Indices  bei  Copernicus,  wird  auf  die  in  dem  betreffenden  Deerete 
vorgeschriebene  Expurgation  verwiesen).  Es  stehen  freilich  an- 
derseits auch  noch  heute  Bücher  mit  einfachem  d.  c.  im  Index, 
in  denen  nur,  wie  bei  Cataneus,  eine  einzige  Stelle  bean- 
standet wurde.  Ziemlich  oft  wird  von  einem  mit  d.  c.  verbo- 
tenen Buche  eine  expurgirte  und  von  der  Index-Congregation 
freigegebene  Ausgabe  bezeichnet^);  aber  auch  das  geschieht 
nicht  immer^).  —  Bei  einzelnen  unbedingt  verbotenen  Büchern 
wird  auch  im  Index  der  Grund  des  Verbotes  angegeben^). 

In  Aurelii  Angustini  Dulciloquiorum  libri  tres,  Herborn  1614, 
soll  die  Epistola  ad  lectorera  von  Giiil.  Ro  lieh  ins  beseitigt  werden 
(Alex.  No.  28,  1623),  in  der  zu  Lyon  1629  erschienenen  Aus- 
gabe der  Electa  Sacra  des  Theatiners  Aloysius  Novarinus  von 
Verona  (6  Fol.)  die  Epistola  dedicatoria  des  Druckers  L.  Durand,  und 
zwar  propter  abusum  locorum  s.  scripturae  (No.  39,  1636),  ebenso  die 
Epistola  dedicatoria  in  Jo.  Buxtorfs  Lexicon  hebraicum,  chaldaicum 
und  Thesaurus  grammaticus  linguae  sanctae  und  in  Jo.  Hornungs 
Qi^ta  medica  seu  variorum  epistolae  medico-physicae.  Anders  ge- 
fasst  ist  ein  solches  Gebot,  wenn  die  Epistola  dedicatoria  vor  der 
Lyoner  Ausgabe  der  Regulae  Societatis  Jesu  von  1607  verb.  wird, 
mit  der  Motivirung:  ihr  Verfasser  bekenne  sich  zur  Augsburgischen 
Confession.  —  Die  Vorrede  und  Noten  des  Jac.  Thomasius  zu  den 
Opera  Mureti  wurden  1728  gleichzeitig  mit  der  Schrift  von  Elvidius 
(I  S.  526)  verb.,  also  wegen  der  Bemerkung  über  Murets  Rede 
über  die  Bartholomäusnacht  (in  Spanien  wurde  erst  1787  die  Aus- 
gabe von  1750  von  der  Vorrede  expurgirt).  —  Eine  Art  von  Ex- 
purgation ist  es  auch,  wenn  1605  Laurentii  Kirchovii  Consilium 
XXVII.,  quod  habetur  tomo  2.  p.  144  Matrimonalium  consiliorum 
J.  B.  Ziletti  et  Nie.  Ruckeri,  Frcf.  1580,  verb.  wird. 

Eine  sonderbare  Expurgation  wurde  1623  (No.  27)  für  den 
Clypeus  concionatorum  Ferdinaudi  de  Escalante  vorgeschrieben: 
non  permittatur,  praeterquam  correctis  et  emendatis,  quae  habet 
cap.  ultimo  libri  6.,  notata  et  censurata  per  Jac.  Gretserum  in  sua 
admonitione  ad  exteros  de  Bibliis  Tigurinis.  Gretser  macht  sich 
nämlich  (Opp.  XIII,  238)  über  Escalante,  einen  spanischen  Trini- 
tarier,  lustig,  dass  er  in  dem  genannten  Werke,  welches  mit  einer 
Dedication  an  Philipp  III.  zu  Venedig  1613  erschienen  war,  Leo 
Judae  als  Leo  Tigurinae  ecclesiae  episcopus  bezeichnet,  also  offenbar 


1)  Vgl.  I  S.  165.  354  u.  8.  w.  Alexander  Natalis,  Bottero,  Florentini, 
Garofalo,  Inchofer,  Catechisme  bist.,  Scaramelli. 

2)  Bandini  (I  S.  886),  Cataneus. 

8)  Augustinis,  Bartolini,   Behault,   Causa  Arnald.,  Decret  du  S.  0., 
Longohardi,  Maynard. 


Expurgationen  im  RömiBohen  Index.  85 

fsr  einen  katholischen  Bischof  gehalten  und  von  ihm  gesagt  hatte : 
l»o  zelo  fervidns  novam  Bibliornm  versionem  agressus,  .  .  .  usus 
kebraico  exemplari  emendatissimo,  neque  neglexit,  quae  de  genuine 
sensu  tradiderunt  patres  orthodoxi,  .  .  felicissime  migravit  ad  Do- 
ninum^).  Die  Stelle  wird  auch  bei  Sot.  gestrichen.  —  In  des  Ant. 
ßagucius  Lncerna  paroohorum  s.  Catechesis  ad  parochos,  Neapel 
1623,  soll  nach  No.  29  (1624)  eine  Stelle  gestrichen  werden,  wo 
er  behauptet,  Scotus  lehre:  desinere  esse  corpus  Christi  sub  specie- 
bus  ad  tactum  statim  labiorum,  und  diese  Meinung  nicht  als  Irr- 
tbum,  sondern  als  senl^ntia,  die  entgegengesetzte  nicht  als  veritas 
»tholica,    sondern  als  opinio  bezeichne. 

In  einem  Decrete  von  1 659  (No.  70)  befiehlt  die  Index-Congr. 
den  Besitzern  von  des  Römischen  Juristen  Steph.  Gratianus  Dis- 
eeptationes  forenses,  —  die  schon  40  Jahre  vorher  erschienen  waren 
(nachgedruckt  Francf.  1619*),  -—  im  T.  2,  c.  184  (vielmehr  284) 
§  51  die  historia  ab  auctoribus  haereticis  accepta  de  quodam  emen- 
Uto  Le^ne  Kom.  Pont,  et  D.  Hilario  zu  streichen,  und  den  Druckern, 
dieselbe  in  neuen  Auflagen  wegzulassen.  Es  handelt  sich  um  ein 
zu  Gunsten  des  h.  Hilarius  gewirktes  wunderliches  Wunder  auf  einer 
von  dem  arianischen  Papste  Leo,  dem  Nachfolger  Felix'  II.,  ge- 
haltenen Synode,  eine  Fabel,  für  die  sich  Gratianus  nicht  auf 
ketzerische  Autoren,  sondern  auf  Conrad  von  Halberstadt  und  Her- 
mannos  Gigas,  Chronisten  des   13.  Jahrb.,  beruft. 

Im  J.  1662  (Alex.  No,  75)  wurde  verb. :  Thomas  Leonardi, 
Augelici  Doctoris  D.  Thomae  Aquin.  sententia  de  prima  hominis  in- 
stitutione,  ejus  per  peccatum  corruptione  illiusque  per  Christum  re- 
paratione  contra  Jo.  G.  Dorschaeum,  .  .  .  qui  gloriatur  se  Thomam 
exhibere  confessorem  veritatis  evangelicae  Augustana,  ut  ait,  Con- 
fessione  repetitae,  1661,  Fol.  (Tb.  Leenaerds  war  Dominicaner,  Prof. 
in  Löwen,  t  1668;  Paquot  2,  347).  Als  Grund  des  Verbotes  wird 
angeführt,  das  Buch  handle  u.  a.  ohne  päpstliche  Erlaubniss  de 
auxiliis  (§  40)  und  enthalte  einiges  über  die  Empfängniss  Mariae 
und  das  Fest  derselben,  was  päpstlichen  Erlassen  widerspreche. 
1680  erklärte  die  Index-Congr.  (Const.  p.  173):  sie  gestatte,  das 
Buch  neu  zu  drucken  mit  Weglassung  dessen,  was  p.  126 — 134 
über  die  Cmpfangniss  Mariae  und  l.*2,  c.  8  und  10  de  actu  beati- 


1)  eine  kaum  geringere  Naivetät  als  Escalante  bekundet  Pestalozzi, 
Leo  Jadae,  1860,  S.  80:  „Von  der  Werthschätzung,  welche  die  spanischen 
Tbeologen  dieser  Bibel  angedeiben  Hessen,  haben  wir  ein  bedeutendes  Zeug- 
nis« ans  dem  Munde  des  gelehrten,  in  den  orientalischen  Spracht'n  wohl 
bewanderten  Ferd.  von  Escalante  in  seinem  Schild  der  Prediger,  einem 
Werke,  da«  er  dem  Könige  Philipp  III.  widmete.  Derselbe  bezeugt  auch, 
dass  der  Erzbischof  von  Sevilla,  Ferd.  Valdes,  sein  Wohlgefallen  daran 
hatte.  Die  Facultät  in  Salaraanca  Hess  sie  1584  wörtlich  wieder  abdrucken." 
Das  Wahre  an  den  beiden  letzten  Sätzen  ist,  dass  Valdes  von  der  sog. 
Biblia  Vatabli,  welche  die  Zürcher  Uebersetzung  enthält,  das  N.  T.  verbot, 
das  A.  T.  frei  gab,  und  dass  1584  eine  expurgirte  Ausgabe  dieser  Biblia 
erschien  (I  S.  208). 


86  Expurgationen  im  Römischen  Index. 

w 

fico  charitatiB  in  Christo  gesagt  werde.  So  steht  denn  noch  jetzt 
im  Index.  —  Von  der  Vita  D.  Aurelii  Augnstini  des  belgischen  Au- 
gustiners Jo.  Rivius,  Antw.  1646,  wird  in  einem  Decrete  von  1666 
(Alex.  No.  89)  erklärt,  es  sei  darin  eine  Stelle  1.  4,  c.  1,  §  2  zu 
streichen.  Dieselbe  wird  mit  dem  Streit  über  die  Gnadenlehre  zu- 
sammenhangen (Hurter  2,  137).  —  1663  wurde  verb. :  De  Pontifice 
Romano  tractatus  brevis  additus  Tonio  4.  in  1.  2.  D.  Thoraae  de 
conscientia  Patris  Andreae  Lao  d.  c;  correctus  vero  juxta  im- 
pressionem  factam  Romae  a.  1663  permittitur.  Das  Verbot  der  1. 
Ausgabe,  Genua  1656,  wurde  also  erst  publicirt,  nachdem  der  Ver- 
fasser, der  ein  Carmeliter,  nicht  ein  Dominicaner  war  (Qu^tif  2, 
606.  758),  nach  der  Weisung  der  Index-Congr.  zu  Rom  eine  expur- 
girte  Ausgabe  veranstaltet  hatte.  Nach  dieser  ist  der  Tractat  bei 
Roccaberti,  Biblioth.  3,  591  abgedruckt  (Tr.  de  Summo  Pontif.  ex  s. 
conciliis,  s.  patribus,  praesertim  D.  Aug.  ac.  D.  Thoma  ejusque  an- 
gelica  doctrina  praecipue  contra  sectarios  delibatus);  vor  dem  Trac- 
tat steht  hier  eine  Protestatio  authoris,  in  der  er  sagt :  der  Tractat 
sei  in  der  Ausgabe  von  1656  ohne  seine  Zustimmung  von  dem 
Drucker  beigefügt  worden;  er  habe  ihn  freiwillig  (sponte  et  merito) 
corrigirt,  und  was  man  in  der  1.  Ausgabe  von  der  2.  Abweichendes 
finde  tam  in  materia  dogmatis  quam  in  opinionibus  referendis  vel 
citandis  authoribus  vel  historiis,  das  bitte  er  zu  streichen.  —  1680 
verordnete  die  Index-Congr.,  in  der  Theologia  Scoti  a  prolixitate  et 
subtilitas  ejus  ab  obscuritate  libera  et  vindicata  .  .  .  auct.  Jo. 
Gabr.  Boyvin,  Par.  1677,  das  Elogium  Scoti  zu  streichen,  welches 
beginne:  Hie  pene  ante  subtilis  fuit  quam  homo  esset  und  schliesse: 
sed  hie  subtilis  esse  non  posset,  nisi  angelicus  esset,  was  ja 
allerdings  stark  war  und  namentlich  von  den  Dominicanern  im 
Interesse  des  Doctor  angelicus  Thomas  von  Aquin  nicht  geduldet 
werden  konnte.  Die  Sache  steht  seit  Ben.  unter  dem  Namen  des 
Autors  des  Elogium:  Petrus  Labbi.  —  1700  wurde  von  des  Jesuiten 
Mich.  Pexenfelder  Apparatus  eruditionis  die  3.  Aufl.  (1687)  verb. 
mit  nisi  corr.  delendo  illa  verba:  Anno  1669  Ordo  Scholarum  pia- 
rum  abrogatus  a  Clemente  IX.  In  der  4.  Aufl.  (1704)  wird  der 
allerdings  unrichtige  Satz  gestrichen  sein. 

lieber  BuUarium  (zwei  Ausgaben),  Juvencius,  Sanchez,  Suarez 
s.u.  —  Bras.  expurgirt  auch  einige  erst  nach  1600  verbotene  Bücher, 
ausser  dem  von  E.  Sa  und  Vivaldus  (§  41)  folgende:  Laurentii 
Schraderi  (Halberstadiensis)  Monumentorum  Italiae,  quae  hoc  no- 
stro  saeculo  et  a  Christianis  posita  sunt,  11.  4,  Heimst.  1 592,*  Fol., 
mit  d.  c.  verb.  1603.  Bras.  streicht  die  Epigramme  von  Sannazar 
auf  Alexander  VI.  (I  S.  489),  die  Beschreibung  eines  Bildes  in 
einem  Hause  zu  Padua  mit  der  Unterschrift:  A  M  (eretricibus), 
M  (edicis),  M  (onachis),  A  (dvocatis)  libera  nos  Domine,  einer  Grab- 
schrift eines  Hündchens  in  der  Sacristei  einer  Kirche  zu  Rom,  einer 
in  Neapel  befindlichen  Waffe  (bellicum  tormentum)  mit  einem  Bilde 
Luthers  und  einigen  deutschen  Reimen,  einer  Grabschrift  im  Dome 
zu  Mailand :  Aqui  yaze  il  soldato  Villoria,  el  quäle  mand6  11  corpo 
alla  yglesia    et  il  corazon  alla  amiga,    und    andere    derartige  uner- 


Ersatz  für  die  erste  Classe. 


87 


kaliche  Dinge,  ändert  einigemale  vestalis  in  monialis  und  verordnet, 
in  dem  Satze,  der  Verfasser  sei  zur  Veröffentlichung  seiner  Arbeit 
ermantert  worden  durch  die  clarissimi  et  doctiHsimi  viri  Ph.  Me- 
bnchthon,  Joa.  Camerarius,  Jo.  Sturmius  et  Geo.  Fabricius  für  diese 
Worte  nonnulli  zu  setzen.  Bras.  nennt  den  Verfasser  übrigens  L. 
Schradaeius,  und  so  steht  er  noch  heute  im  Index  als  L.  Schraderus 
sen  Schradaeus.  —  Francisci  Vallesii  De  sacra  philosophia  seu  de 
BS,  qnae  physice  scripta  sunt  in  sacris  literis,  Über  singularis  ad 
Philippum  II.  Hisp.  Regem,  Turin  1587,  4.,  mit  d.  c.  verb.  1603. 
£a  werden  namentlich  in  den  Erörterungen  zum  Hexaemeron  einige 
Passus  gestrichen,  wie  die  Ansicht,  dass  unter  dem  Geiste  Gottes 
Gen.  1,  2  das  Feuer  zu  verstehen  sei,  oder  corrigirt,  wie :  firma- 
mentum  Gen.  1,  6  significat  aerem  in:  coeliim  empyreum  et  aerem 
B.  dgL;  aacb  einige  Versuche,  Wunderberichte  des  A.  T.  natürlich 
n  erklären,  werden  corrigirt.  Sand.  Sot.  geben  eine  andere  Expur- 
gation  nach  der  Ausgabe  Lyon  1592.  —  Fr.  Valles  de  Covarrubias 
war  Prof.  der  Medicin  in  Alcala  und  Leibarzt  Philipps  IL  ond  hat  auch 
unter  den  Commentatoren  des  Aristoteles  einen  Namen.  In  der  Vor- 
rede des  genannten  Buches,  von  dem  1667  zu  Frankf.  die  7.  Aus- 
gabe erschien,  erklärt  er,  er  wolle  nichts  behaupten  nisi  quod  pro- 
letur  a  S.  Rom.  Eccl.  (Fabricius,  Hist.  Bibl.  6,  408.  Werner,  Thomas 
V,  Aquin  o,  297). 


16.     Ersatz  fär  die  erste  Classe. 


Nar  kurze  Zeit  scheint  man  den  Gedanken  gehabt  zu  haben, 
die  erste  Classe  des  Index  fortzuführen:  in  einem  Decrete  vom 
J.  1603  wird  von  Franc.  Guicciardini  (I  S.  389)  und  von  dem 
Juristen  Peter  Frider  erklärt,  sie  wtlrden  in  die  1.  Classe  ver- 
setzt; aber  eine  solche  Erklärung  findet  sich  sonst  nicht  mehr, 
während  in  den  spanischen  Indices  die  1.  Classe  ganz  in  der 
frühem  Weise  vermehrt  wurde.  Dagegen  wurden  von  1603  an 
von  einer  Anzahl  von  Schriftstellern  sämmtliche  Werke  verboten. 
Unter  denjenigen,  die  in  dieser  Weise  ausgezeichnet  wurden, 
sind  bis  auf  Alexander  VII.  (1664)  nur  wenige,  und  nicht  gerade 
Dar  hervorragende  protestantische  Theologen:  Hugo  Broughton, 
Jo.  Clüver,  Ludwig  de  Dien,  Gregor  Richter  und  Conrad  Schltts- 
selburg.  Dazu  kommen  die  Juristen  und  Publicisten  Henning 
Amisaeas,  Arnold  Clapmar,  Alberich  Gentilis,  Melchior  Goldast 
und  Helferich  Ulrich  Hunnius,  ferner  Giordano  Bruno  (S.  65), 
Claudius  Salmasius,  Thomas  Roccabella  und  Bernard  G.  Penotus, 
endlich   Marcantonio  de  Dominis,   J.  B.  Poza,    Edmund  Richer 


88  Ersatz  für  die  erste  Glasse. 

und  Thomas  White.  Die  Zahl  der  protestantischeD  Theo- 
logen, von  denen  1664  — 1756  giimmtliche  Werke  verboten  wurden, 
ist  etwas  grösser:  es  sind  die  Deutschen  Jo.  Franc,  ßuddeus, 
Georg  Calixtus  und  J.  H.  Heidegger,  die  Holländer  Jo.  Clericus, 
Simon  Episcopius,  Jac.  Laurentius,  Sam.  Maresius,  Martin  Schooek 
und  Lambert  Velthuysen,  dazu  Gerhard  Noodt,  die  Franzosen 
J.  Daill6,  Ch.  Drelincourt  und  Jean  d'Espagne,  die  Engländer 
G.  Bull,  W.  Cave,  J.  Lightfoot,  Henr.  Morus  und  J.  Prideaux. 
Dazu  kommen  Molinos,  Lambardi,  Leti,  Hobbes,  Simon  Vigor, 
van  Espen  und  Bischof  Colbert  von  Montpellier.  Ein  Princip 
ist  in  dieser  Auswahl  nicht  zu  erkennen.  Benedict  XIV.  Hess, 
um  die  Liste  einigermassen  zu  vervollständigen,  vor  der  Publi- 
cation  seines  Index  in  einer  Sitzung  der  Index- Congregation  vom 
10.  Mai  1757  von  41  protestantischen  Schriftstellern,  16  deutschen, 
10  holländischen,  11  französischen  und  4  englischen,  von  denen 
bis  dahin  einzelne,  vielfach  nicht  ihre  bedeutendsten  Schriften 
verboten  waren,  sämmtliche  oder  sämmtliche  theologische  Schriften 
verbieten.  In  dieser  Sitzung  wurde  auch  die  Gesammtausgabe 
der  theologischen  Schriften  von  Hugo  Grotius,  von  dem  bis  da- 
hin fast  nur  nicht  theologische  Schriften  im  Index  standen,  ver- 
boten. 

Von  1757  bis  1821  wurden  von  keinem  Schriftsteller  grund- 
sätzlich alle  Schriften  verboten,  —  thatsächlich  alle,  wie  auch 
früher  und  später,  von  manchen;  —  1821—27  kamen  hinzu  G. 
Morardi,  D.  Hume  und  CoUin  de  Plancy,  1852  V.  Gioberti, 
Proudhon  und  E.  Sue,  1862 — 64  Alex.  Dumas,  Vater  und  Sohn, 
6.  Sand,  Murger,  Stendhal,  Balzac,  Champfleury,  Feydeau,  Fr. 
Souli6,  1876—77  A.  Vera,  B.  Spaventa,  G.  Ferrari. 

In  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  wurden  einige 
Bücher  von  der  Inquisition  oder  Index-Congregation  mit  dem 
Zusätze  verboten,  sie  würden  „in  der  1.  Classe"  verboten  (En- 
tretiens,  Grimaldi,  Locke,  Marchetti).  Damit  ist  gemeint,  sie 
sollten  bei  Strafe  der  Excommunication,  —  sub  anathemate,  wie 
es  in  dem  Decrete  von  1605  (No.  5)  von  einem  Buche  von  Ca- 
millus  de  Gurte  heisst,  —  verboten  sein  (S.  7).  Die  Verschär- 
fung wurde  bei  Grimaldi  später  aufgehoben;  bei  Entretiens  steht 
seit  Ben.  Prohibentur  ut  1.  GL,  bei  Locke  und  Marchetti  1.  Gl. 


Frider.  Broughton.  Lud.  de  Diea  u.  a.  89 

1.    1603— 1664. 

Wamm  ausser  Guicciardini  (I  S.  389)  gerade  Petrus  Fride- 
ris  Mindanns  (j  1616  als  Professor  in  Giessen)  in  die  I.  Cl.  ver- 
setzt wurde,  ist  gar  nicht  abzusehen  (im  span.  Index  steht  er  gar 
nicht)-  Specielf  erwähnt  wird  in  dem  Decrete  nur  De  processibus, 
omdatis  et  monitoriis  iu  Imp.  Camera  extrahendis  etc.,  Frcf.  1601 
(liierst  1595),  und  von  diesem  Buche  wurde  auch  die  Ausgabe  von 
1660  im  J.  1662  ausdrücklich  verboten.  Ausserdem  hatte  er  vor 
1603  nur  noch  einen  Tractatus  de  causa  et  materia  possessionis, 
1597,  8.,  veröffentlicht. 

Die  ersten,  von  denen  sämmtliche  Werke  verb.  wurden  (1603) 
sind  Giord.  Bruno  und  Nicodemus  Frischlin;  von  letzterm  (f  1580) 
mhrscheinlich  aus  Anlass  der  1601  erschienenen  Sammlung  seiner 
Opera  poetica.  —  1609  wurden  verb.  Hugonis  Brosten  opera;  erst 
Ben.  bat  den  richtigen  Namen  Broughton  hergestellt  (lateinisch 
nannte  er  sich  Brochtonas).  Er  war  ein  eifriger  Gegner  der  Pres- 
bvterianer  und  Calvinisten,  stand  mit  dem  Jesuiten  Serarius  in  Cor- 
respondenz,  und  Card.  Baronius  soll  durch  diesen  mit  ihm  über  eine 
Üebcrsicdelnng  nach  Rom  verhandelt  haben,  wo  man  ihn  in  der 
Controverse  mit  den  Juden  benutzen  wollte.  Er  starb  als  Angli- 
eaner  1612.  Er  hat  allerlei  exegetische  Schriften,  meist  englisch, 
gfeechricben,  mehrere  über  den  Descensus  ad  inferos  (darunter  auch 
einen  jilrfoq  tiqoc  rovg  Fevsßaiovg^  an  die  Genfer,  Mainz  1601,  93 
S.  8.);  sie  sind  1662  von  Lightfoot  in  einem  Foliobande  edirt.  Dass 
gerade  von  ihm  sämmtliche  Werke  verboten  wurden,  ist  eine  un- 
verdiente Auszeichnung.^)  —  Yon  Conrad  Schlüsselburg  (1543 
—1619)  wurden  1616  Theologiae  Calvinistarum  11.  3  verb.,  1619 
q>era  omnia,  von  Jo.  Cluverius  (1593 — 1633)  sofort  1640  alle 
Werke,  also  ausser  den  theologischen  auch  die  seit  1631  oft  ge- 
druckte Epitome  historiarum  (A.  D.  B.  4,  352).  Von  Gregorius 
Richter  Gorlicius,  von  dem  ausser  Axiomata  historica,  1599,  oeco- 
vomiea,  politica,  ecclesiastica,  1602,  Adelung  nur  eine  Anzahl  Pre- 
digten verzeichnet,  wurden  1609  opera,  dann  1627  eine  neue  Aus- 
gabe der  Axiomata  oeconomica  verb.  —  Von  Lud.  de  Dieu  (1590 
— 1642)  wurden  1646  opera  verboten,  also,  da  eine  Gesammtaus- 
gabe  nicht  existirt,  alle  seine  einzeln  erschienenen,  meist  exegeti- 
sehen  Schriften,  dann  aber  1661  und  nochmals  8.  März  1662:  Hi- 
storia  Cbristi  persice  conscripta  simulque  multis  modis  contaminata 
a  P.  Hieronymo  Xavier  S.  J.,  latine  reddita  et  animadversionibus 
notata  a  Lud.  de  Dieu.     Item  liber  huic  annexus:  Historia  S.  Petri 

(L.   B.   1639.   4.),    zum    dritten    Male    13.    Nov.    1662:    Eist. 

Christi  persice  conscr.  ab  Hier.  X.  S.  J.,  quam  latine  redditam  ma- 
lignis  animadversionibus  pravaque  doctrina  contaminavit  Lud.  de 
Dien.  Der  Jesuit  Jerome  Xavier,  aus  der  Familie  des  h.  Franz 
Xavier,    f  zu  Goa   1617,   hatte    auf  Veranlassung    des  Grossmogul 


1)  Bayle.    Chalmers,    Lowndes  s.  v.    Vgl.    Nie.  Serarius  zu   1  Petr. 
p.  44. 


90  Ersatz  für  die  erste  Classe. 

diese  Geschichten,  wie  es  scheint,  portugiesisch  verfasst  und  ins 
Persische  tibersetzen  lassen.  L.  de  I)ieu  publicirtc  den  persischen 
Text  mit  lateinischer  Uebersetznng,  einer  Vorrede  und  Noten,  worin 
er  es  namentlich  scharf  rügt,  dass  der  Jesuit  zu  dem,  was  das  N.  T. 
berichtet,  allerlei  apokryphische  und  legendarische  Dinge  beigefügt 
htatte  (R.  Simon,  Hist.  crit.  des  versions,  eh.  17). 

Von    den    Publicisten    Arnold   Clapmar    (1574—1004)    und 
Henning  Arnisaeus  (f  1636)  wurden  1609  opera  verb.,  —  beide 
im  span.  Index  in  der  1.  GL,  —    von  Arnisaeus    dann  aber   1621: 
De  subjectione  et  exemtione  clericorum ;  item  de  potestate  pontißcis 
in  principes  contra  Bellarminum,  1612  u.  s. ;  De  translatione  imperii 
commentarius    politicus;    Doctrina    politica    in  genuinam  methodum, 
quae  est  Aristotelis,  reducta,  1596,  und  1622:  De  jure  conciliorum 
(vielmehr  connubiorum)  commentarius  politicus,   1613;  De  jure  ma- 
jestatis    Gl.    3,    1610;    De    potestate  principum  in  populum   semper 
inviolabili  seu  quod  nulla  ex  causa  subditis  fas  sit  contra  legitimum 
principem  arma  movere,     11.  3,    1612.     In  dem  Decrete    von    1622 
heisst   er  Henricus  Arnisaeus,  und  so  haben  denn  auch  Henningius 
und  Henr.   Arnisaeus  im  Index  neben  einander    gestanden    (Henke, 
Galixtus  I,  265),  bis  Ben.  Henningii  Arnisaei  o.  o.  mit  Beifügung  der 
Data  der  drei  Decrete  setzte.    —    Von  Albericus  Gentilis   (1582 
— 1608,  Prof.  in  Oxford,  Sohn  des  Mediciners  Matteo  Gentile,   der 
als  Protestant  Italien  verliess)  werden  speciell  verboten  Disputatio 
de    nuptiis   ]1.  7,    Hanau    1601,    und   De    armis    üomanorum    11.  2. 
Bei  Sot.  wird  nur  das  erste  Buch   unbedingt    verboten,    das  zweite 
expurgirt,  desgleichen  De  jure  belli  1608  und  einige  andere  Schriften, 
auch  Disputatio  ad  1.  librum  Maccabaeorum,    1604    (Vertheidignng 
des  Buches),  und  Disputatio  de  latinitate  veteris  bibliorum  versionis 
[der  Vulgata]  male  accusata,  1606.     Von  Scipio  Gentilis,  dem  Bruder 
des  Alberich  (1568 — 1616,    Prof.    in  Heidelberg  und  Altdorf),  wur- 
den   gleichzeitig   (1608)    nur  De  jurisdictione  11.  3,    Frankf.    1601, 
mit  d.  c.  verboten.     Sot.  streicht  darin  nur  drei  Gapitel  und    zwei 
Stellen  im  Register,  und  expurgirt    auch    zwei    andere  Bücher  nur 
unbedeutend.    —    Von    Helchior    Goldast    von    Haimisfeld    (1576 
— 1635)  wurden  1609    (No.  9)    verb. :    Melchioris   Haimsfeldii    (so 
oder  auch  Haimsfeldii  auch  in  den  Indices  bis  Ben.)  Statuta  et  re- 
scripta  imperialia  [1607]  et   alia  ejus    opera.     1634    wurde    verb.: 
Politica  imperialia  s.  discursus  politici    ex   bibliotheca  M.  Goldasti 
[1614,  Fol.,    eine    systematisch    geordnete    Sammlung    von    staats- 
rechtlichen und  politischen  Abhandlungen  bis  in  das  14.  Jahrh.  hin- 
auf],   endlich    1709:    Replicatio    pro  S.  Gaes.  et   Regia  Francorum 
Majestate  illustrissimisque  Imperii  ordinibus  adv.  Jac.  Gretseri  Je- 
suitae  .  .  crimina  laesae  majestatis,    rebellionis  et  falsi,    extempora- 
liter  et  populariter    instituta    a  Melchiore  Goldasto  Haimisfeldio  .  . 
Accesserunt    insuper    Rev.    et  111.   Principum  Apologiae    pro  D.  N. 
Henrico  IV.  .  .  .  adv.  Gregorii  cognomento  Hildebrandi  et  aliorum 
patriae  hostium  impias  ac  malignas  criminationes,    1611    (also  fast 
ein  Jahrhundert  alt),    itidem  supradicti  Goldasti  opera  omnia.    Die 
Gelehrten  des  Index  scheinen  Goldast  und  Haimisfeld  für  zwei  ver- 


Amisaeas.  Geniilis.  Goldasfc.  Hunnios.  Salmasius  u.  a.  91 

sekiedene  Personen  gehalten  zu  haben.  Seit  Ben.  stehen  unter 
Goldastus  Halminsfeldiiis  die  Politica  mit  dem  Datum  1634,  o.  o. 
Eit  1709.  Im  Span.  Index  steht  er  in  der  1.  Cl.  —  Einige  seiner 
fflonymen  Schriften  stehen  als  solche  noch  jetzt  im  Index : 
Xonita  politica  ad  S.  R.  I.  principes  de  immensa  Curiae  Rom. 
potentia  moderanda  latine,  italice  et  gallice  edita:  quorum  scriptores 
squens  pag.  exbibet,  in  quibus  facile  primas  tenent  Maximilianus  I. 
Imp.,  Gnicriardinus  et  Card.  Peronus,  Frcf.  1609,  188  S.  4.,  verb. 
1613.  Das  Buch  enthält  ausser  Maximillani  I.  Epist.  de  pontificia 
et  imperatoria'dignitate  conjungenda,  Fr.  Guicciardini  Disursus  de 
orta  poutificii  imperii  et  incrementis,  italice  et  gallice,  Davidis  Pe- 
roBse  S.  E.  E.  Card,  et  episc.  Eborac.  ad  Regem  Franciae  et  Nav. 
Epist.  de  pacificatione  Yeneta,  lat.,  gall.  et  ital.,  noch  7  andere 
Stacke.  Dass  es  von  Goldast  ist,  ergibt  sich  aus  Yirorum  dar.  ad 
M.  Goldastum  Epp.,  1688,  p.  303.  —  Simonia  Curiae  Romanae 
iavietissimo  Carolo  V.  Caesare  a  S.  R.  I.  electoribus  comitiis  No- 
rimberg,  a.  1522  oratori  pontificio  proposita,  .  .  .  Quibus  ...  de 
eadem  querulae  literae  ut  et  variae  Curiae  Rom.  deglubitivae  taxae 
Annatamm,  Poeiritentiariae,  Cancellariae  subnectuntur,  1612(Baumg. 
1,  570),  verb.   erst  1700. 

Helfricas  Ulricus  Hunnius  (1583  —  1636),  ein  Sohn  des  Theo- 
logen Aegidius  Hunnius,  der  in  der  1.  Cl.  steht,  war  Prof.  in  Giessen 
ud  Marburg,  wurde  1630  katholisch  und  1632  Prof.  in  Köln.  1618 
Würden  von  ihm  verb.  De  interpretatione  et  authoritate  juris  11.  2, 
1615,  8.,  die  allerdings  scharfe  Stellen  über  die  päpstlichen  Satzun- 
gen im  cannnischen  Rechte  enthalten,  1621  Yariarum  resolutionum 
jiris  eirilis  11.  4,  1616,  et  omnia  ejus  opera.  Hunnius  schrieb  1631 
va  Rechtfertigung  seines  Uebertritts  Invicta  prorsus  et  indisso- 
lübJlia  argumenta  etc.,  dann  noch  einige  polemische  Schriften  gegen 
die  Protestanten.  Aus  seinen  Papieren  wurde  herausgegeben  Encyclo- 
laedia  univ.  juris,  Köln  1 638,  Fol.  Da  das  Yerbot  seiner  Werke  bis 
liente  nicht  modificirt  ist,  so  sind  eigentlich  auch  die  katholischen  Schrif- 
ten von  ihm  verboten^).  Bei  Sot.  steht  er  in  der  1.  Cl.;  aber  in 
dem  Span.  Index  von  1707  wird  er,  weil  er  katholisch  geworden, 
in  die  2.  versetzt,  eine  Expurgation  der  Yariae  resol.  gegeben  und 
in  dem  Tractat  De  jure  episcopi,  1640,  eine  Stelle  gestrichen.  Sein 
Brader,  der  Theologe  Nie.  Hunnius  steht  im  span.  Index  in  der  1. 
Cl.,  im  Römischen  gar  nicht,  obschon  er  sehr  scharfe  polemische 
Sachen  herausgegeben,  z.  B.  Necessaria  depulsio  gravissimarum  ac- 
cnsationum,  quibus  Jesuitae  Aug.  Confessionis  Ecclesias  onerare  non 
erabescunt,  ac  si  Papam  dicendo  Antichristum  Rom.  Imperium,  Cae- 
Mream  Maj.  ceterosque  Status  catholicos  injuria  afficerent,  Witt. 
1628,  — Yon  Claudius  Salmasius  (de  Saumaise,  1588 — 1658)  wur- 
den 1646  opera  (ohne  omnia)  verb.,  also  zunächst  die  bis  dahin  er- 
schienenen;    das  Yerbot,    wohl  durch   die    1045  erschienene  Schrift 


1)  Räss,    Convertiten    5,  829,  sagt  nichts  davon,    dass  Hunnius  im 
hidex  steht. 


92  Ersatz  für  die  erste  Classe. 

De  primatu  Papae  veranlaest,  wird  aber  auch  für  die  späteren  Schrif- 
ten gemeint  sein.  Bei  Sot.  werden  von  seinen  zahlreichen  Schriften 
(Paquot  3,  309)  wenigstens  einige  philologische  freigegeben.  — 
Von  Bernardus  G.  Penotus  a  Portu  S.  Mariae  Aquitanus  werden 
schon  in  den  Nund.  1594  Tractatus  varii  de  vera  praeparatione  et 
usu  medicamentorum  chymicorum  angezeigt,  in  den  folgenden  Jahren 
viele  derartige  Bücher,  die  Adelung  verzeichnet  (er  starb  fast  100 
Jahre  alt,  ohne  den  Stein  der  Weisen  gefunden  zu  haben;  Bayle, 
Oeuvres  1,  399),  1603  wurde  von  ihm  verb.  Apologia  in  d aas  partes 
divisa,  Frcf.  1600,  cum  aliis  ejus  operibus.  Im  span.  Index  steht 
er  in  der  1.  Gl.  —  Unter  dem  Namen  Thomas  Roccabella,  dessen 
Schriften  1646  verb.  wurden,  hat  nach  Melzi  2,  471  der  Venetia- 
nische  Mönch  Filippo  Roccabella  di  Cingoli  Acroamata  politico-mo- 
ralia;  Iddio  operante  (diese  steht  auch  in  der  Raccolta);  II  principe 
deliberante;  II  principe  politico;  II  pr.  pratico;  II  pr.  morale  ver- 
öffentlicht. 

2.  1673—1756. 

Von  Jo.  Heinr.  Heidegger  (1633-98)  wurden  1673  verb. 
Dissertatio  synodalis  adv.  religiosas  et  votivas  peregrinationes ;  De 
historia  sacra  patriarcharum  exercitationes  selectae,  2  vol.,  1667. 
71  (mit  Polemik  gegen  Baronius)  et  opera  omnia  tam  impressa  quam 
imprimenda,  et  praecipue  liber  cui  titulus:  Concilii  Trid.  Anatome 
historico-theol.,  in  qua  praemisso  Concilii  textu  post  narratam  ejus- 
dem  bist,  et  subjunctas  historiae  notas  iisque  insertas  vindicias  P. 
Soavi  Polani  adv.  censuram  historico-theol.  Scipionis  Henrici  Mes- 
sani  Theol.  demum  succedunt  ejusd.  controversiae  theol.,  1672  (eine 
2.  Aufl.  davon  ist  Tumulus  Trid.  Concilii,  1690).  Trotz  des  allge- 
meinen Verbotes  von  1673  wurde  1687  noch  verb.  Historia  Papatus, 
novissimae  historiae  Lutheranismi  et  Calvinismi  fabro  [Maimbourg] 
opposita  .  .  .  Accedit  Franc.  Guicciardini  Hist.  Papatus,  Amst.  1684, 
und  1690:  Quaestionum  theologicarum  ad  Bullas,  capitula  et  canones 
Concilii  Trid.  disputationes,  praeside  J.  H.  Heideggero,  Tiguri  [1662]. 
In  den  ludices  vor  Ben.  steht  hinter  diesem  Titel:  seu  Sacerdotium 
Romanum,  una  cum  ejus  sacrificio  ex  characteribus  ordinum  Aha- 
ronitici  et  Melchisedeciani  (vod'aiag  convictum)  studio  et  opera 
Henrici  Horchii,  Amst.  1690.  Das  ist  aber  ein  anderes  Buch  und 
von  Ben.  unter  Horchius  (Horche,  R.-E.  6,  316)  gestellt.  —  Vor 
dem  J.  1700  wurde  von  Georg  Calixtus  (1586 — 1656)  nichts  ver- 
boten, 22.  Dec.  1700  aber  9  Schriften,  darunter  auch  De  Pontifice 
Rom.  orationes  tres,  quas  ...  ed.  Frid.  TJlricus  G.  F.  Calixtus, 
1658,  und  zugleich  seine  sämmtlichen  Werke.  Sein  College  Conrad 
Hornejus  steht  nicht  im  Index.  —  Von  Jo.  Franc.  Budd  eus  (1667 
— 1729)  wurden  die  Institutiones  theologiae  dogma'ticae,  1723,  schon 
1725  verboten,  erst  1750  Inst,  theol.  moralis,  1727  (zuerst  1711), 
und  Meditationes  sacrae  antea  singillatim,  nunc  vero  conjunctim 
editae,  1725,  und  (nach  Ben.)  sämmtliche  Werke. 

Von  Jo.  Clericus  (Le  Clerc,  1657—1736)  wurde  zuerst, 
1685,  eine  pseudonyme  Schrift  verb.,  die  er  22  Jahre  alt  zur  Ver- 
theidigung  einer  von  den  symbolischen  Büchern  unabhängigen  Schrift- 


6.  Penotns.  Heidegger.  CalixtoB.  Clericns  u.  a.  93 

«rkUroDg  und  überhaupt  einer  weitgehenden  Gewissensfreiheit  her- 
nsgegeben:  Liberii  de  S.  Amore  Epistolae  theol.,  in  quibus  varii 
xfaolasticoram  errores  castigantur,    Irenopoli  1679;    —    dann  1690 
die  TOD  ihm  herausgegebenen  Davidis   Clerici   (1591  —  1655,    Prof. 
ii  Genf;  Oheim  des  Jo.  Cl.)  Quaestiones  sacrae,    in    qnibus  multa 
Kriptarae  loca  variaque   linguae  sacrae    idiomata   explicantnr.     Ac- 
eedoDt  simüis  argnmenti  Diatribae    Steph.  Clerici    (des  Vaters  von 
Jo.  Cl.,  1599—1676,  in  Genf).     Ed.  et  adnot.  adjecit  Jo.  Clericns, 
iiBst  1685    (und  1687.   2  vol.    8.).     Dann    wurden    noch    einzeln 
TcrboteD:  Hannonia  evangelica,  1699,  verh.   1703  ;  Ars  critica,  vol. 
1.  2.,  1697.  1700;  Epistolae  criticae,  1700;    Compendinm  historiae 
oniTersalis  ah  initio  mundi  ad  temp.  Caroli  M.,  1698,    verb.  1709; 
Hogo  Grotius  de  veritate  religionis  christ.  Editio  accuratior,   quam 
reeeogoit  notnlisque  adjectis  illustr.    Jo.  Clericns,    cujus  accedit  de 
eligenda  inter  christianos  dissentientes  sententia  über  unicus,  1709, 
Terb.  1714;  Jo.  Clerici  .  .  .  Vita  et  opera  ad  a.  1711,  amici  ejus 
opnscdam,  philosophicis  Clerici  operibus  subjiciendum,  1711  (Selbst- 
biographie?),   verb.  1718;    Hist.  ecclesiastica    duorum   prim.  saecu- 
lonim,  1716,   verb.  1721 ;    Opera   philosophica    in    4  vol.    digesta, 
1704,  verb.  1728;  Qnaestiones  Hieronymianae,  in  quibus  expenditur 
Dapeni  editio  Parisiensis,  1719,  verb.  1734  mit  dem  Zusätze:  Biblio- 
tlieqne  universelle  [et  historique],  quae  communiter  praefato  authori 
tribaitur,  et  omnia  ejusdem  auth.  opera.  Von  der  Biblioth^que  waren 
1686—93,  26  vol.  12.  erschienen.    Die  Fortsetzungen,  Biblioth^ue 
choisie,  1703—13,  und  Bibl.  ancienne  et  moderne,  1716— 27,  werden 
Dicht  ansdriicklicb  verb.   —  Von  Simon  Episcopius  (1583  —  1643) 
nrden  1685  verb.    Opera  theologica  (a  St.  Curcellaeo  edita,  1650; 
ed.  2.  1678,    2  Fol.)^),    von    den  Streitschriften    des    Amsterdamer 
Predigers  Jac.    Laurentius    (1585—1644)    erst    1651    Cauteriata 
Jesdtaram   conscientia    und  Appendix    ad    Jes.  conscientiam,    1617, 
gegen  welche   der  Jesuit  Max.  Sandaeus  1619  Admonitio   de    caut. 
hs.  consc.  schrieb,    dagegen  schon  1633  die  Entgegnung  auf  diese 
Schrift:   Vulpina  Jesnitica,  h.  e.   censura    admonitionis  Sandaeanae, 
1619.    Reverentia  Ecolesiae  Rom.  erga  ss.  patres    veteres    subdola 
• .  .  cui  accedit  tract.  de  vera  et  legitima,  quae  s.  scripturae  et  quae 
^-  patribus   debetur,  auctoriiate,    honore,    reverentia,    1624,  wurde 
erst  1663 ,    Fabula   papistica   infernalis    tripartita,    h.    e.    doctrina 
^a  Ecclesiae  Bom.  de  tribus  fictitiis  locis  infernalibus,  purgatorio, 
limbo  pnerorum  et  limbo  patrum,  1632,  erst  1693  verboten,  aber  nun 


1)  Chr.  Sepp,  Bibliogr.  Mededeelingen,  1883,  p.  18  führt  aus  Ma- 
wBonaTraite  des  etudes  monastiques  von  1691,  p.  238  folgende  Stelle  an: 
Si  Ton  avRit  retranch^  quelques  endroits  des  Institutiones  theol.  d'Episco- 
PJoSi  dont  Grotius  faisait  tant  de  cas,  on  s'eü  pourrait  servir  utilement 
pow  la  theologie  .  .  .  On  ne  perdrait  pas  son  temps  ä  le  Ure,  si  on  Ta- 
^  purge  de  quelques  (endroits)  oü  il  parle  contre  les  catholiques  ou 
»  &Tear  de  la  secte.    Die  Stelle  ist  in  der   folgenden  Ausgabe  von  1692 


94  Ersatz  für  die  erste  Classe. 

ancli  0.0.  —  Von  Samuel  Marcs  in  8  (des  Marets,  1599 — 1673)  sind 
nach  Ben.    sämmtliche  Werke  30.  Juli    1678    verboten,    also    aiicli 
die  1658  erschienene  Joanna  Papissa  restituta  (gegen  Blondel)  nicht 
früher.     Speciell  verb.  wurden  1654  zwei  auf  den  Jansenistenstreit 
bezügliche  Schriften  (s.  u.).  Sie  werden  seit  Ben.  nicht  mehr  speciell 
aufgeführt.  —    Gisbert  Voetius'  (1589 — 1676)  Desperata    causa  pa- 
patus  (gegen  Com.  Jansenins),  1635,  wurde  ebensowenig  verb.  wie 
irgend    eine    andere  seiner  zahlreichen  Schriften.     Von   den   Streit- 
schriften,  die   sein  Freund  Martinus  Schoockius    (f  1669)  gegen 
Jansenius*  Vertheidiger  Libertus  Fromoudus  schrieb  (Paquot  1,  296), 
wurde  eine,  Auctarium  ad  desperatam  causam  papatus,  1645,  verb., 
aber  erst  1700,  zugleich  o.  o.  ejus  (Ben.  hat  beigefügt:  in  quibus  de 
religione  tractat).     Dann  wurde   aber  1709,    also  genau    ein  halbes 
Jahrhundert    nach  dem  Erscheinen,   verb.    Dissertatio   singularis  de 
majestate,  1659.     Vor  1700  war  nur  verb.  Tractatus  de  pace,  spe- 
ciatim    de  pace    perpetua,    quae    foederatis  Belgii    contingit,    1650^ 
verb.  16G2.  —  Von  Lambertus  Velthuysius  wurde  die  Gesammt- 
ausgabe  seiner  Opera,  1680,  2  vol.  4.,  1684  verb.  Er  hat  übrigens 
bis  Ben.  im  Index  Vehnuvisius  oder  Vehuvisius  geheissen.  —  Gerardi 
Noüdt  [Prof.  in  Leiden,  1647—1725]  opera  omnia  ab  ipso  recognita 
et  aucta  et  emendata  multis  in  locis,  Col.  1732,  verb.   1737,  ist  ein  Ab- 
druck der  zu  Leiden  1724  erschienenen  Ausgabe;  die  1.  Ausgabe  war 
schon  1713    erschienen.     Zu    dem  Verbote    werden   namentlich    die 
Schriften  De  foenere  et  usuris  libri  3,  1698,  Oratio  de  jure  summi 
imperii  et  lege  regia,  1699,  und  Oratio  de  religione  ab  imperio  jure 
gentium  libera,  1706  (mit  starken  Stellen  über  die  Inquisition),  An- 
lass  gegeben  haben;    die  beiden  Reden  französisch  von  Barbeyrac: 
Du  pouvoir  des   souverains   et  de  la  liberte    de  conscience  en  deux 
discours,    1707  (Jugler  2,  365).  Im  span.  Index  steht  Noodt  nicht. 
Von  Jean  DaillÄ  (Dallaeus,  1594—1670)  wurden  1672  verb.: 
De  duobus  latinorum  ex  unctione  sacramentis,    confirmatione  et  ex- 
trema  unctione,    disputatio,  1659,    dann  1686  auf  einmal  8  lat.  po- 
lemische Schriften,    die  alle   bei  seinen  Lebzeiten  erschienen  waren 
(auch  De    scriptis,    quae    sub  Dionysii  Areop.    et    Ignatii  Antioch. 
nominibus    circumferuntur    11.  2),     et    insuper    omnia     alia     opera 
ejusdem  auctoris    ubicunque   et    quoc.   idiomate   impressa.    —    Von 
Charles  Drelincourt  (1595 — 1669)  wurde  1633  verb.:  Abrege  des 
controverses  ou  sommaire    des  erreurs   de  TEgl.    Rom.,  1630    (20. 
Ed.  1674);    1659:    Neuf  dialogues    contre    les    missionaires  (sur  le 
Service  de  TEgl.  reform^e,  1655);   1601:  De  Thonneur  qui  doit  etre 
rendu  a  la  Sainte  et  Bienheureuse  Vierge  Marie;.    1.  Partie    conte- 
nant:     1.  la  croyance  orthodoxe,   2.  la  demande  de  Mons.  TEveque 
de  Belley  avec  la  r^ponse,  3.  les  demandes  faites  k  Mons.  de  Belley 
sur  la  qualit^  de  cet  honneur,  1634  u.  s.  Das  von  Ben.  beigefügte 
et  cetera  ejusdem  opera  omnia,  steht  in  keinem  dieser  Decrete,  wird 
also  erst    ans  dem    J.   1757  stammen.    —    Von    Jean    d'Espagne 
wurden  1676    Les  erreurs  populaires  es   points  principaux  ...  de 
la  religion,  1677  Les  oeuvres,  1674,  2  vol.  12.,  verb.  —  Von  Jean 
de  Labadie,    —    geb.  1610,    bis  1639  Jesuit,    dann  Canonicus  in 


Schoock.  Noodt.  Labadie.  Ball.  Cave  u.  a.  95 

Iffiiens,  1650  von  dem  Erzbischof  von  Toulouse  suspendirt,  darauf 
Calfiiiist-,  1650 — 56  in  Montauban,  dann  Pfarrer  in  Genf,  später 
Haupt  einer  separatistiseben  Gemeinde,  t  1674  zu  Altona,  —  wurde 
ftbon  1654  eine  gleich  nach  seinem  Uebertritt  veröffentlichte  Lettre 
aas  Anlass  des  Jansenistischen  Streites  verb.,  später:  Le  bon  usage 
ie  Fencharistie,  ou  la  vraye  et  saincte  prattique  du  mystcre  du 
ncrement  de  la  cene  de  J.  C.  (steht  im  Index  von  1681  ohne  An- 
gabe des  Datums  des  Verbotes),  dann  1693:  Le  heraut  du  grand 
rov  J.  G.  ou  eclaircissement  de  la  doctrine  de  J.  de  l'Abbadie  pa- 
steur  sur  le  regne  glorieux  de  J.  C,  Amst.  1668,  Les  divins  he- 
rauta  de  la  p^nitence  .  .  .,  1667,  und  Le  veritable  exorcisme  ou 
l'imiqiie  .  .  .  moyen  dejcbasser  le  diable  du  monde  chr^tien,  1677, 
—  endlich  1700  sämmtlicbe  Schriften.  Von  seiner  Anhängerin  Anna 
Maria  Schurmann  (tl674)  wurden  nur  die  von  Friedr.  Spanheim 
herans^gebenen  Opuscula  hebraea,  graeca,  latina,  gallica,  prosaica 
et  metrica,  Leyden  1648,  1678  verb.,  nicht  die  im  Sinne  Labadie* s 
geschriebene  EvxhjQia,  Altona  1673. 

Am  wunderlichsten  ist  die  Auswahl,  die  man  unter  den  angli- 
canischen  Theologen  getroffen,  um  alle  Werke  von  ihnen  zu  ver- 
bieten- Ton  Georg  Bull,  Bischof  von  St.  Davids  (1634—1710), 
warden  die  Opera  omnia,  welche  1703  von  J.  E.  Grabe  in  einem 
Foliobande  edirt  waren,  1739  von  der  Inq.  verb.  Ben.  fügte  d.  c. 
beL  £r  wird  namentlich  die  Defensio  fidei  l^icaenae,  1685,  nicht  un- 
bedingt haben  verbieten  wollen,  von  der  Card.  Passion  ei,  Voti  p.  40 
iagt:  Wer  hat  den  Glauben  der  vomicaenischen  Väter  besser  ver- 
tbeidigt  als  BnllV  Bull  hat  freilich  auch  eine  Yindication  of  the  Church 
of  England  from  the  errors  of  the  Church  of  Rome,  1719,  geschrieben, 
und  R.  Simon,  Lettres  1,  21,  zeigt,  wie  er  bei  der  Yertheidigung 
des  Xieaenischen  Glaubens  indirect  die  Lehre  von  der  Transsnbstan- 
tiation  angreift.  —  Schon  1700  wurden  verb.  William  Cave's 
(t  171dj  Scriptorum  ecclesiasticorum  bist,  literaria  a  C.  n.  usque 
ad  saec.  XIY.,  Genf  1 693,  et  omnia  ejus  opera  ^),  gleichzeitig  Henry 
Whartons  (f  1695)  Appendix  ad  bist.  lit.  W.  Cave,  in  qua  de 
seriptoribuB  eccl.    ab  a.  J300   usque  ad  a.   1517    pari  modo  agitur. 


1)  Der  spätere  Card.  Querini  besuchte  im  J.  1711  Cave  und  erzählt 
Comment.  1,  56:  Cave  sei  verwundert  darüber  gewesen,  dass  er  sein  Buch 
so  gut  gekannt,  von  dem  er  gemeint,  es  sei  in  Italien  unbekannt  oder 
unbeachtet;  er  habe  ihm  aber  versichert,  in  Florenz  sei  kaum  ein  Buch 
bekannter!  Anseimus  Dandinus,  ein  Consultor  der  Index-Congr.,  sagt  in 
dem  1703  zu  Rom  erschienenen,  Clemens  XI.  gewidmeten  Foliobande  De 
»Tupectia  de  haeresi  p.  465,  unter  Umständen  könne  schon  das  Lesen  der 
Vorrede  eines  ketzerischen  Buclies  eine  materia  gravis  sein  (I  S.  76),  und 
fahrt  als  Beispiel  an:  Novissime  6.  Cave  edidit  Hist.  lit.  .  .  .  eidemque 
praefixit  dedicationem:  „Sanctissimae  carissimaeque  matri  Ecclesiae  Angli- 
eanae,**  si  quis  legeret  vel  hanc  solam  dedicationem,  quid  pestilentius 
rab  ocalis  habere  posset?  Es  kommen  freilich  anstössigere  Sachen  bei  Cave 
ror:  in  der  Einleitung  zu  dem  Saeculum  scholasticum  z.  B.  bezeichnet  er 
die  Inquisition  als  gravissironm  et  ab  oroo  petitum  christianae  religionis 
dedecns  aimul  et  flagellum,  conscientiaruro  crucificina  etc. 


96  Ersatz  für  die  erste  Classe. 

Genf  1694  (in  der  Aasgabe  des  Werkes  von  Cave  von  1720  mit  ab- 
gedruckt). —  Von  drei  anderen  englischen  Theologen  wurden  Gre- 
sammtausgaben  verb.:  Jo.  Lightfoot  [1602 — 75]  Opera  omnia 
duobus  voluminibns  comprehensa,  Roterd.  1686,  verb.  1690^),  — 
Henr.  Mori  Cantabrigiensis  [1614—78]  Opera  omnia,  tum  quae  la- 
tine,  tum  quae  anglice  scripta  sunt,  nunc  vero  latinitati  donata, 
Lond.  1679,  2  Fol.,  verb.  1700  und  nochmals  1703;  —  Jo.  Pri- 
deaux  [l578 — 1650]  Opera  theol.  quae  latine  exstant  omnia,  Züricli 
1675,  4.,  verb.  1679  (J.  Prideaux,  Bischof  von  Worcester,  hat  auch 
einige  englische  Sachen  geschrieben,  gehört  aber  nicht  gerade  za 
den  bedeutenden  Theologen  ;   Wood  3,  267). 

3.  Die  Schriftsteller,  von  denen  1757  sämmtliche  oder,  wo 
dieses  ausdrücklich  beigefügt  wird,  sämmtliche  theologische  Werke 
verboten  wurden,  verzeichne  ich  hier,  nach  der  Nationalität  geson- 
dert, alphabetisch  und  füge  bei  den  einzelnen  bei,  welche  Schriften 
vor  1757  verboten  waren,  um  die  Planlosigkeit  dieser  Verbote  an- 
schaulich zu  machen.  Ben.  führt  von  den  vor  1757  verbotenen 
Schriften  in  der  Regel  nur  die  erste  an  und  lässt  dann,  mit  Weg- 
lassung der  in  den  älteren  Indices  stehenden,  gleich  et  reliqua  ejns- 
dem  opera  (bei  einigen :  de  religione  tractantia)  folgen. 

a.  Deutsche:  Valentin  Alberti  (1639 — 97);  nur  Interesse 
praecipuarum  religionum  christ.  in  omnibus  articulis  ita  deductum, 
ut  non  tantnm  de  causa  propter  quam  sie  aliterve  doceant  etc. 
Ed.  2.,  1683  (die  1.  1681),  verb.  1703,  eine  Art  Symbolik  (A.  E. 
1682,  47).  —  Jo.  Henr.  Aisted  (1588—1638):  Systema  mnemo- 
nicum,  1610,  verb.  1613;  Encyclopaedia  omnium  scientiarum,  1630, 
2  Fol.,  verb.  1651;  keine  theologische  Schrift  verb.  —  Balthasar 
Bebel  (1632 — 86):  Antiquitates  Ecclesiae  in  tribus  prioribus  p. 
C.  n.  saeculis,  1669,  verb.  1688.  —  Jo.  Botsack  (1600—74): 
Promptuarium  allegoriarum  tributum  in  centuarias  1 8  et  supra,  verb. 
1654;  nicht  verb.  z.B.  Patrologia  s.  de  libertate  veterum  doctoruna 
scripta  judicandi,  1664,  worin  er  zu  zeigen  sucht,  dass  fast  allen 
Kirchenvätern  von  den  päpstlichen  Theologen  Irrthümer  und  Ketze- 
reien vorgeworfen  würden  (Fabricius,  Hist.  Bibl.  6,  454).  —  Her- 
mann Conring  (1606 — 81).  De  imperii  germanici  re  publica  acro- 
amata  sex  historico-politica  1654,  verb.  1662;  De  finibus  imperii 
germ.  s.  de  pace  civili  inter  imperii  ordines  religione  dissidentes 
perpetuo  conservanda  11.  2,  1680,  verb.  1682  (der  Titel  dieses 
Buches  ist  seit  Ben.  so  getheilt,  als  wenn  es  zwei  Bücher  wären); 
von  den  zahlreichen  theologischen  Schriften  keine  vor  1757  verb. 
—  Jo.  Grell  (1590 — 1633,  Socinianer).  Ben.  gibt  an,  seine  Schrift 
De  uno  Deo  patre,  1631,  sei  18.  Dec.  1646  verb.  worden.     Das  ist 


1)  In  dem  Decrete  (Nam.  167)  stehen  unmittelbar  dahinter  die  Mis- 
cellanea  von  Th.  Smith;  auch  in  den  Index-Ausgaben  bis  Ben.  sind  diese 
hinter  Jo.  Lightfoot  gestellt,  in  der  von  1681  sogar  mit  davor  gesetztem 
et  Opera  sunt  quae  sequantur,  als  ob  die  Miscellanea  die  opera  omnia  Light- 
foots  wären. 


Socinianer.    Gerhard.    Hotting^r  u.  &.  97 

iber  Dicfai  ganz  richtig;    in  dem  betreffenden  Deorete  und  in  allen 
Indices    vor   Ben.    wird    vielmehr    verb.:    Jo.  Henr.    Bisterfeld 
('T  1655)  De    uno  Deo  Patre,   Filio    ac  Spirita   Sancto    mysterium 
{äetatis  contra   Jo.    Crellii  Franci  de    uno  Deo  Patre    libros    duos, 
•jQoruni  textoB  e  regione  exponitnr,    breviter  defensnm,    Lngd.  Bat. 
1639,  4.,  also  zanächst  die  Gegenschrift.     Aach    von    den  anderen 
Schriften  von  Job.     Grell    (Clement  7,  324)    wnrde  keine  vor  1757 
Terb.    Aach  die  Bibliotheca  fratrum  Polonorom,  Irenopoli  (Am- 
sterdam) 1656  ff.,  8  Fol.^),  wnrde  erst  10.  Mai  1757,  also  ein  Jahr- 
bindert   nach   ibrem  Erscheinen    verboten   und  erst  29.  Jali    1767 
(von  derinq.)  Cbristophori  Sandii    (1644 — 80)    Nacleus    historiae 
eed.  exbibitns    in    historia  Arianorum    tribas    libris    comprehensa, 
1668  and  1676,    and  die  Appendix    addendoram,    oonfirmandorum, 
emeodandomm ;    addnntor    tres    epistolae,    1678,    nicht    aach    die 
Bibliotheca  Anti-Trinitariorum,    1684.     Dagegen  wurde  schon  1714 
verboten:    Nie.    Arnoldi  (1618 — 80),    Religio   Sociniana    s.  Cate- 
ebesis  Bacoviana  major  [1609]  .  .  .  refutata,    1654.    —     Von    den 
vielen  Schriften  der  Socinianer  ^j  wurde   überhaupt    vor    1757    nur 
verboten:  Stanislaus  Lubieniecius,  Hist.  reformationis  polonicae, 
in  qua  tum  Beformatorum  tum  Antitrinitariorum  origo  et  progressus 
in  Polonia  narratur,  1685  (304  S.  8.),  verb.   1687.  —  Job.    Georg 
Dorsche  (1597 — 1659):  Thomas  Aquinas  exhibitus  oonfessor  veri- 
tatis  evangelicae  Augustana  Confessione  repetitae  juxta  seriem  Con- 
trorersiarum  tom.  4.    Bob.  Bellarmini  examinatus,  1655,  verb.  1658 
(^g^en    ist    die  Schrift  von  Thom.  Leonard!,  s.  S.  85,  gerichtet). 
—  Martin  Geier  (1614 — 80):  De  Hebraeorum  lucta  lugentiumque 
ritibas,  1656,  verb.  1693,  nicht  verb.  (seine  alttest.  Commentare  und) 
die  Dissertation  De  conformitate  judaeo-papistica  in  loco  de  s.  sorip- 
tun,  1661.  —  Jo.  Gerhard  (1582—1637),    „der  gelehrteste  unter 
den  Heroen  der  lutherischen  Orthodoxie*'  (B.-E.  5,  91):   nicht  sein 
Hauptwerk,    „das  an  accurater  und  riesenhafter  Gelehrsamkeit  erste 
unter    allen    dogmatischen    Werken'*    (Tholuck),    Loci    theologici, 
1610 — 22,    9  vol.  4.,  u.  o.,    sondern  nur:   Comm.  in  1.  et  2.  Petri 
Epist.,  1641,    verb.  1672,   Adnotationes  ad  utramque  Pauli  ad  Tim. 
Epist,  1666,  verb.  1718.   —    Jo.  Heinr.  Hottinger   (1620—67): 
Tbesaums  philologicus    s.  Clavis   scripturae  [1649;    2.  Ed.]    1659, 
▼erb.  1662,  Historia  orientalis  (über  den  Muhammedanismus),  1660, 
rerb.    1662.     Von    seinem    Sohne  Job.  Jacob    (1652—1735)    steht 
mchts    im    Index,    auch    nicht    die   Helvetische  Eirchengeschichte, 
1698 — 1729,  wegen  deren    „massloser  Polemik  gegen  den  Katholi-  ' 
elsmus''    man   ihn  als  den  „reformirten  Capuciner''    bezeichnet   hat 
(£.'£.  6,  339),  oder  die  Dissertatio  jubilaris  zu  dem  Beformations- 
Jubiläum    von    1719,   die    zu    einem   Federkrieg    mit    dem  Jesuiten 
Eosca  Anlass  gab.  —  Christian  Kortholt  (1633—94):  Yalerianus 


1)  Freytag,  Anal.  122.  Fabricius,  Bist.  Bibl.  3,  57.   Baumg.  8,  162. 

2)  Baumg.  6,  172.  321.  397.  lieber  Lubienicki  b.  Salig  11,  707. 

Bensch,  Index   II.  7 


M  Ersatz  für  die  erste  Classe. 

Confessor,  h.  e.  solida  demonstratio  quod  Eccl.  Rom.  bodiema  non 
sit  yera  Christi  Eccl.  deducta  ex  Yal.  Magni  Apologia  antijesuitica, 
1662,  verb.  1664.  —  Jo.  Adam  Osiander  (1622—97):  Syst^ma 
theologicum  s.  Tbeologia  positiya  aoroamatica  1679,  verb.  1681.  — 
Jo.  Henr.  Ott  lue  s.  Otto  (Ott,  1619 — 82):  Epitome  tractatns  ^al- 
lici:  La  grandeur  de  l'Egl.  Rom.  (von  Barcos  s.  n.),  verb.  1663  ; 
Examen  perpetuum  hist.-tbeologicum  in  annales  C.  Baronii.  Centaria 
1.  2.  3.,  verb.  1678.  —  Christoph  Martin  Pf  äff  (1686—1760): 
S.  Irenaei  fragmenta  anecdota  (s.  u.)  und  Primitiae  Tnbingenses, 
qnarnm  pars  prior  orationem  anspicalem  .  .  .  dissertationesque  in- 
augurales  de  evang.  .  .,  pars  posterior  de  praejudiciis  theol.,  1718, 
beide  verb.  1721,  Institntiones  historiae  eccl.,  1721  u.  s.,  verb.  1754. 
—  Jo.  Piscator  (seit  Ben.  mit  dem  Zusatz  Argentoratensis,  geb. 
1546  zn  Strassbnrg,  f  1626  als  Prof.  in  Herborn):  vorher  nicht  im 
Index;  denn  Epitome  omnium  opernm  Augastini  per  Jo.  Piscatorem 
ist  verdruckt  ftir  Jo.  Piscatorinm  (I  S.  446).  —  Abraham  Scul- 
tetus  (1566 — 1626):  Idea  concionum  ad  populum  Heidelb.  habita- 
rum,  confecta  opera  Balth.  Tilesii,  1610,  verb.  1613. 

b.  Holländer.  Henr.  Alting  (1583— 1644):  Tbeologia  histo- 
rica  8.  systematis  historici  loca  quatnor,  Amst.  1664,  von  seinem 
Sohne  herausgegeben,  wie  auch  seine  anderen  (nicht  bedeutenden) 
Schriften,  verb.  1684.  —  Jac.  Alting  (1618 — 76):  Academicarum 
dissertationum  heptades  duae,  prior  theologicarum,  posterior  philo!. 
Accedit  heptas  orationum,  1676,  verb.  1685.  Seine  Werke,  1685 — 87 
in  5  Fol.  zusammen  herausgegeben,  enthalten  auch  nützliche  Bücher 
über  orientalische  Sprachen.  —  Guil.  Amesius  (1578—^1633,  Eng- 
länder, aber  seit  1613  in  Holland;  seine  Werke  1658  in  5  Bänd- 
chen gesammelt,  Streitschriften  gegen  Arminianer  und  Katholiken): 
Philosophemata,  1643,  verb.  1661.  —  Jac.  Bas  nage  (1653 — 1723, 
seit  1685  in  Holland,  Historiograph  der  Generalstaaten).  Von  den 
seit  1682  veröffentlichten  polemischen  Schriften  wurde  keine  verb. 
Er  kam  zuerst  in  den  Index  mit:  D.  Chrysostomi  Epistola  ad  Cae- 
sarium  monachum,  cui  adjunctae  sunt  tres  epistolicae  dissertationes, 
prima  de  Apollinaris  haeresi,  2.  de  variis  Athanasio  suppositis 
operibus,  3.  adv.  Simonium,  1687,  verb.  1693.  Bann  folgten:  Hist. 
de  l'Eglise  depuis  J.  Chr.  jnsqu^ä  present,  2  Fol.,  1699,  von  der 
Inq.  verb.  1707;  Sermons  sur  divers  sujets  de  morale,  de  th^ologie 
et  de  Thist.  sainte,  1709,  2  vol.,  verb.  1714;  Hist.  de  la  rel.  des 
^glises  refbrm^es,  1725  (zuerst  1690),  2  vol.,  verb.  1728.  Von  sei- 
nem Vetter  Samuel  Basnage  (1638 — 1721)  stehen  im  Index:  Exer- 
citationes  hist.-criticae,  in  quibus  Card.  Baronii  Annales  ab  a.  C.  35., 
in  quo  Casaübonns  desiit,  expenduntur,  tum  et  mnlta  adv.  Bellar- 
minum  et  alios  discutiuntnr,  1692,  verb.  1709;  Morale  th^ologiqne 
et  politique  sur  les  vertus  et  les  vices  de  Thomme,  1703,  2  vol., 
verb.  1718;  Annales  politico-ecclesiastici  a  Caesare  Augnsto  ad 
Phocam  usque,  1706,  3  Fol.,  verb.  1727.  Der  ältere  Samuel 
Basnage  (1580 — 1652,  Grossvater  der  vorigen),  von  welchem  Par. 
De  r^tat  visible  et  invisible  de  TEgl.  [et  de  la  parfaite  satisfaction 
de  J.  C,  contre  la  fable  du  purgatoire,  La  Rochelle  1612]  verbietet, 


Oslander.     Pfaff.    Basnage.     Spanheim  tt.  a. 


9d 


«teht  nieht  im  Index.  —  Jo.  HooTnbeek  (1617 — 66):  Examen 
kallae  papalis,  qua  Innocentins  X.  abrogare  nititnr  pacem  Germa- 
me.  Accednnt  ballae  Urbani  VIIJ.  de  jesuitissis,  de  imaginibns, 
le  festis  cum  scboliis,  quibus  addita  est  bnlla  P.  Clementis,  qua 
aandat  aDgelis  etc.,  1652,  verb.  1658  (die  Schrift  erschien  nach 
der  Aufhebung  des  Edicts  von  Nantes  nochmals  anonym:  Bulla- 
rii  fiomani  destructio  et  confutatio  generalis,  ac  specialis  bullarum 
Innoceiitii  X.  et  ürbani  YIII.  de  abrogatione  pacis  Germaniae,  de 
snppressione  Jesuit issarum ,  de  cultu  imaginum  et  observatione  festo- 
nim,  Amst.  1686,  verb.  1688;  Bibl.  univ.  1686,  3,  539);  Miscel- 
ianea  sacra,  1676,  verb.  1690.  —  Melchior  Leidecker  (1642 
— 1721):  Mednlla  theologiae  concinnata  ex  scriptis  .  .  .  Gisberti 
Voetii,  Jo.  Hoombeek,  Andr.  Esseuii  etc.,  1683,  verb.  1685. —  Sibran- 
dus  Lubbertus  (1556 — 1625):  De  papa  Romano.  Replicatio  ad 
defensionem  tertiae  controversiae  Rob.  Bellarmini  soriptam  a  Jao. 
Gretseroy  1610,  erst  1700  verb.,  keine  andere  seiner  vielen  polemi- 
sehen  Schriften.  —  Andreas  Rivet  (1573 — 1651).  Sein  Name  hat 
bis  1758  nicht  im  Index  gestanden.  Ben.  verzeichnet  zwar  als 
1622  verb.  Sommaire  de  toutes  les  controverses  touchant  la  reli- 
^on,  agitees  de  notre  temps  entre  T^glise  rom.  et  les  6glises  refor- 
mees;  aber  dieses  Buch  steht  in  dem  Decrete  (No.  25)  und  in  allen 
Indices  Tor  Ben.  ohne  den  Namen  Rivets  als  Summarium  omni  am 
eoutroversiarum  .  .  .  per  Thomam  Portam  (Name  des  Druckers). 
Sehen  1651 — 60  waren  Rivet«»  lateinische  Schriften  in  3  Fol.  ge- 
sammelt erschienen.  —  Fridericns  Spanhemius  ( der  ältere, 
1600 — 49;  von  ihm  werden  opera  de  religione  tractantia  verb.): 
Exercitationes  de  gratia  universali,  1636,  und  drei  damit  zusammen- 
hangende Schriften,  verb.  1688  (sie  stehen  in  den  älteren  Indices 
unter  den  Schriften  seines  Sohnes).  Nicht  verb.  wurde  z.  B.  die 
polemische  Schrift  Chamierus  contractus,  1645,  ein  Auszug  aus  der 
Panstratia  von  Ohamier,  der  gar  nicht  im  Index  steht.  Von  seiner 
anonymen  Schrift  Le  soldat  su^dois,  1633,  wurde  schon  1634  die 
italienische  üebersetzung  verb.:  II  Soldato  Svezzese.  Hist.  della 
guerra  tra  Ferdinande  11.  e  Gustave  re  di  Svetia,  trad.  da  Matteo 
Bellanda.  —  Fridericus  Spanhemius  filius  (1632 — 1701):  Disser- 
tationnm  bistorioi  argumenti  quatemio,  1679,  und  Introductio  ad 
histoTiam  et  antiquitates  sacras,  1675,  verb.  1681;  Selectiorum  de 
religione  controversiarum  .  .  .  eleuohus,  1687,  und  Pro  Frid.  Span- 
hemio  seniore  adv.  fictiones  nuperi  criminatoris  de  varia  et  libera 
ecelesiae  politia,  1684,  verb.  1688 ;  De  auctore  epist.  ad  Hebr.,  1659, 
und  Hist.  Jobi,  1670,  verb.  1690;  Historia  imaginum  restituta,  prae- 
dpue  adv.  .  .  .  Maimburgum  et  Natalem  Alexandrum,  1686,  und  De 
papa  femina  inter  Leonem  IV.  et  Benedictum  III.,  1691,  verb.  1693. 
Von  dem  jilngem  Frid.  Spanheim  wurden  also  mehr  Schriften  und 
diese  meist  rascher  verboten  als  von  vielen  anderen  protestantischen 
Theologen,  aber  freilich  nicht  alle,  die  man  hätte  verbieten  können. 
Sein  Bruder  Ezechiel  (1629 — 1710)  steht  nicht  im  Index. 

c.    Franzosen.     David  Blondel  (1591—1655):  Dejureplebis 
in  regimine  Ecclesiae,   1648,    verb.  1658;    Pseudo-Isidorus    et  Tur- 


lÖÖ  Ersatz  fiir  die  ei^te  Clasfte. 

rianus  vapulantes,  Genf  1628,  das  erste  bedeutende  Werk  über 
Psendo-Isidor,  gegen  den  Jesuiten  Fr.  Torres,  verb.  erst  1661 ; 
Actes  authentiques  des  äglises  reformees  de  France,  Germanie  etc.^ 
Amst.  1651,  verb.  erst  1709.  Die  Bücher  De  la  primaute  en 
r£glise  gegen  du  Perron,  1641,  und  andere  polemische  Schriften 
kamen  vor  1757  nicht  in  den  Index,  auch  nicht  das  unter  dem 
Namen  Amandus  Flavianus  veröffentlichte  Commonitorium  de  fuimine 
nuper  ex  fisquilinis  vibrato,  Kleutheropoli  1651  (über  die  Bulle 
Innocenz^  X.  gegen  den  westfälischen  Frieden),  aber  Extrait  de 
Texamen  de  la  Bulle  du  P.  Innocent  X.  contre  la  paix  de  TAUe- 
magne  conclue  a  Munster  1648,  fait  en  latin  par  Amand  Flavien, 
verb.  1709.  —  Von  dem  fruchtbaren  Polemiker  Jean  Claude  (1619 
— 1687)  wurden  vor  1757  nur  zwei  Streitschriften  gegen  Arnauld 
und  Nicole  verb.  (s.u.),  dagegen  von  Pierre  Jurieu  (1637—1713) 
ausser  Streitschriften  gegen  Arnauld  auch  schon  andere,  von  den 
unter  seinem  Namen  erschienenen  allerdings  nur  Analyse  raisonnee 
de  l'Apocalypse,  verb.  1737,  aber  mehrere  anonyme,  die  noch  jetzt 
als  solche  im  Index  stehen:  Reflexions  sur  la  cruelle  persecution 
que  souffre  V^gh  reform^e  de  France  et  sur  la  conduite  et  les 
actes  de  la  demiöre  Assembl^e  du  Clerge,  1685,  verb.  1690;  Let- 
tre s  pastorales  adressees  aux  fid^les  de  France  qui  gemissent  sous 
la  captivit6  de  Babylone  (so  seit  Ben.;  ursprünglich  verbot  die 
Inq.  1700  davon  8.  Edition,  Eoterd.  1688,  wohl  den  1.  Band,  dann 
die  Index-Congr.  1703  3.  Ann6e  und  1709  2.  Ann^e,  Rotterd.  1688); 
L^accomplissement  des  proph^ties  ou  la  delivrance  prochaine  del* 
Eglise.  Ouvrage  dans  lequel  il  est  prouve  que  le  Papisme  est 
Tempire  antichr^tien.  Par  le  S.  P.  J.  .  .  1686,  2  vol.,  verb.  1709; 
Suite  de  TAcc.  des  pr.  ou  amplification  des  preuves  bist,  qui  fönt 
voir  que  le  Papisme  est  rAntechristianisme.  Par  le  S.  P.  J.,  1688, 
verb.  1709  und  nochmals  1732^).  —  Von  Jacques  Lenfant  (1661 
—  1728,  seit  1684  in  Heidelberg,  seit  1688  in  Berlin)  wurde  1718 
sein  Hauptwerk,  Hist.  du  concile  de  Constance,  1714,  verb.,  erst 
1757  Hist.  du  concile  de  Pise,  1724,  und  Hist.  de  la  guerre  des 
Hussites  et  du  concile  de  Basle,  1731,  et  cetera  ejus  opera  omnia, 
in  quibus  de  rel.  tractat,  also  auch  jetzt  erst :  Hist.  de  la  Papesse 
Jeanne  und  Priservatif  contre  la  rdunion  avec  le  Siege  de  Home, 
1723,  4  vol.  —  Von  Jean  Mestrezat  (1692—1657)  war  vor 
1757  nur  eine  Schrift  in  italienischer  Uebersetzung  verboten  (§  21), 
von  Petrus  Molinaeus  (Pierre  du  Moulin  1568  —  1658)  nur  Re- 
ponse  a  quatre  demandes  faites  par  un  gentilhomme  de  Poitou, 
1623,  verb.  1624,  und  Le  Capucin;  traite  auquel  est  decrite  Tori- 
gine  des  Capucins  et  leurs  voenx,  rigles  et  disciplines  examinees, 
1640,  verb.  1642.  —  Von  einem  seiner  Söhne,  der  auch  Pierre 
hiess,    wurde    die    anonyme  Schrift  Clamor    regii    sanguinis  (§  19) 


1)  lieber  die  Lettres  past.  und  L'accompl.  vgl.  R.  Simon,  Lettres  I, 
190.  316;  11,  229,  über  L'accompl.  auch  Vie  de  Jurieu  vor  Bayle's  Dict. 
p.  XLVIin. 


Claade.     Jariea.    Tarret ini.    Bonrignon  u.  a.  101 

1669  Yerb.,  von  einem  andern  Sohne,  Cyms  (f  1688)  1671:  Le* 
Picifiqae  on  de  la  paix  de  TEglise.  —  Von  Jean  LaPlacette  (1639 
—1718)  wurde  1709  verb.  ObservationeB  hiBtorico-eccleeiaeticae,  qui- 
ks  eniitur  veteris  eccl.  sensas  circa  Pontificis  Rom.  potestatem  in 
iefiDiendis  fidei  rebus,  1 695  (als  Veteris  Eccl.  sententia  circa  aucto- 
rit&tem  Rom.  Pont,  in  reb.  fidei  def.  variis  observationibus  pate- 
&cta,  qnibus  ostenditnr,  nee  summam  illam  nee  errore  nesciam  exi- 
Btimatam  olim  fuisse,  schon  1591  erschienen).  —  Von  Benedict 
Tarretini  (1588—1631,  Herausgeber  des  Index  von  Sandoval; 
ab  Vater  Franz  war  aus  Lucca  nach  Genf  geflohen)  wurde  1619 
verb.:  Bisputatio  de  Ecclesiae  Rom.  idololatria,  quam  ad  19.  diem 
Janii  J619  dcfendit  Henricus  Hamers,  und  1651:  Brief  trait^,  auquel 
est  montre  que  celui  qui  a  connaissance  de  Tevangile,  est  n^cessai- 
rement  oblige  de  sortir  de  TEgl.  papistique,  —  von  dessen  Sohn 
Franc.  Turrettini  (1623—87)  1681  die  Lettera  del  Card.  Spinola 
(§  21),  dann  erst  1718  eine  1701  erschienene  Ausgabe  der  zuerst 
1682  und  1688  gedruckten  Institutio  theologiae  elencticae,  und  Re- 
cncil  de  sermons  sur  divers  textes  de  TEcr.  sainte,  1687,  — 
Ton  seinem  Enkel  Jo.  Alph.  Turretini  (1671  —  1737)  1750:  In  Pauli 
Ap.  ad  Rom.  epistolae  capita  IX  praelectiones  criticae  theolo- 
gicae  1741. 

1757  worden  auch  sämmtliche  Werke  der  Schwärmerin  An- 
toinette  Bourignon  (geb.  1616  zu  Lille,  t  1680  zu  Franeker) 
Terb.  Vorher  standen  von  ihr  nur  im  Index:  La  lumiire  n6e  en 
teiebres  qui  invite  tous  les  hommes  de  bonne  volonte,  verb.  1671, 
und:  La  lumiere  du  monde.  RScit  tres-v6ritable  d*une  pel6rine, 
A.  Bourignon,  voyageant  vers  l'^ternite,  mis  au  jour  par  M.  Chri- 
stian de  Cordt  ^),  Amst,  1679,  von  der  Inq.  verb.  1687;  es  wird 
der  1.  Band  der  von  dem  frühern  reform irten  Prediger  Peter  Poiret 
besorgen  Gesammtausgabe  ihrer  Werke  sein,  die  in  21  Bänden 
Amsterdam  1679—86  erschien.     Von  Poiret  steht  nichts  im  Index. 

d.  Engländer.  Robert  Baronius  (Baron);  von  ihm  waren 
früher  verb.:  Ad  Greorgii  Turnebulli  tetragonismum  pseudographum 
apodixis  eath.  s.  Apologia  pro  disputatione  de  formali  objecto  fidei, 
Mth. -R.  B.,  ecclesiaste  Abredonensi,  verb.  1669  (die  Gegenschriften 
de«  Jesuiten  TnrnebuU,  f  1633,  heissen:  Imaginarii  circuli  quadra- 
tnra  eath.,  s.  de  objecto  formali  et  regula  fidei  adv.  R.  Baronem 
miniBtrum,  1628;  In  s.  scholae  calumniatorem  et  calumniae  dupli- 
catorem  pro    tetragonismo,    1632),    und  Philosophia   theologiae   an- 


1)  Christian  Barth,  van  Cordt  war  ein  holländischer  Oratorianer, 
der  sich  1662  za  Mecheln  an  A.  Bourignon  anschloss.  Nach  seinem  Tode 
1669  erbte  sie  die  Insel  Nordstrand,  wo  sie  1671--/r6  lebte  und  eine  eigene 
I)nickerei  errichtete.  Als  jansenistischer  Priester  kann  Cordt  nur  in  dem 
Sinne  bezeichnet  werden,  in  welchem  damals  die  meisten  holländischen 
Weltgeistlichen  Jansenisten  waren.  Der  Bischof  Neercassel  hatte  ihn  als 
Trinker  u.  dgl.  suspendirt  (Avr.  3, 146).  Amauld  und  andere  waren  finan- 
neu  bei  dem  Ankauf  von  Nordstrand  betheiligt,  hatten  aber  mit  der  Bou- 
ngnon  nichts  zu  schaffen  (Nie.  20,  168.  S.-Beuve  4,  374). 


102  Ersatz  für  die  erste  Claisse. 

•oillans,  li.  e.  pia  et  sobria  explicatio  quaestionnm  philos.  in  dispa- 
tationibus  theol.  anbinde  occnrrentinm,  auot.  B.  Baronio,  Prof.  Fhilos. 
Oxon.,  Amst.  1646,  285  S.  12.,  verb.  1680.  —  Guil.  Perkins 
(1558 — 1602):  Problema  de  romanae  fidei  ementito  catholicismo« 
verb.  1610  (I  S.  586).  —  GniL  Twissns  (f  1645):  Dissertatio 
de  scientia  media  tribns  libris  absoluta,  qnomm  prior  Gabrielein 
Penottnm  ad  partes  yocat,  posteriores  dno  Franc.  Suaresio  oppositi 
snnt,  Arnli.  1639,  erst  1709  verb.;  seine  Opera  tbeologica  waren 
schon  1648  gesammelt  erschienen.  —  Daniel  Whitby  (1638 — 1726): 
Ethices  compendinm,  1684,  verb.  1690. 

Auch  in  dem  Pariser  Index  von  1685  (S.  57)  werden  von 
vielen  protestantischen  Theologen,  in  der  Regel  nach  Anfzählung* 
einzelner,  meist  polemischer  Schriften ,  sämmtliche  (theologische) 
Werke  verboten.  Darunter  sind  die  meisten  oben  verzeichneten 
(einige  derselben  stehen  gar  nicht  im  Pariser  Index:  Jac.  Alting*, 
M.  Geier,  auchB.  Bebel,  Chr.  Kortholt,  M.  Leidecker,  J.  A.  Osiander); 
von  anderen  werden  hier  nur  einzelne  Bücher  verboten,  wie  von 
Herm.  Conring,  Jo.  Hoombeck,  auch  von  Conr.  Schlüsselburg  und 
Ben.  Turretini.  Aber  von  anderen,  wovon  im  Rom.  Index  nur 
einige  Bücher  stehen,  werden  hier  alle  verboten  (M.  AmyralduB, 
Nie.  Arnold i,  Alex.  Morus,  Amandus  Polanus,  Gerh.  Titius,  Nie.  Ve- 
delius,  M.  Fr.  Wendelinus),  und  von  27  werden  sämmtliche  Werke 
verboten  (und  einzelne  entweder  an  sich  bedeutende  oder  scharf 
polemische  Schriften  verzeichnet),  die  im  Rom.  Index  gar  nicht  stehen. 
Die  Lückenhaftigkeit  desselben  bezüglich  der  protestantischen  Theo- 
logie wird  durch  ein  Verzeichniss  derselben  einigermassen  illustrirt : 
Robert  Abbot,  Frdr.  Balduin,  Casp.  Erasmus  Brochmand,  Dan.  Cha- 
mier,  Ludw.  Crocius,  Erich  Ekkardus,  Jean  de  TEspine,  Sal.  Ges- 
ner,  Fr.  Gomarus,  P.  Haberkorn,  Jac.  Hertelius  (s.  I  8.  418),  Jo. 
Himmel,  Leonh.  Hutter,  Balth.  Meisner  (S.  33),  Balth.  Mentzer, 
Georges  Pacard,  Chrph.  Pelargus,  Matth.  Sutlivius,  Dan.  Tilenus, 
Th.  Thummius,  Gisb.  Voetius,  Conr.  Vorstius,  Jo.  Winckelmann, 
Andr.  Willet,  endlich  die  Socinianer  Jo.  Schlichting,  Val.  Smalcius, 
Andr.  Wissowatius  und  J.  L.  Wolzogen. 

Von  Hugo  Grotius  (1583 — 1645)  wurde  zuerst,  und  zwar 
schon  30.  Jan.  1610  verb.  die  1609  erschienene  Schrift  Mare  libe- 
rum s.  de  jure  quod  Batavis  competit  ad  Indicana  commercia  (sie 
steht  noch  jetzt  im  Index  nicht  unter  Grotius).  Sie  bekämpft 
vom  Standpunkte  des  Naturrechts  und  des  jus  gentium  das  durch 
Alexander  VI.  bestätigte  Monopol  der  Spanier  und  Portugiesen  und 
bestreitet  das  Recht  des  Papstes,  Länder,  Völker  und  Meere  zu  ver- 
schenken (A.  D.  B.  9,  771 ;  19,  826;  H.  Grotii  Manes  2,  726).  Auch 
bei  Nat.  Alexander  (17,  576)  wurde  in  Rom  der  Satz  beanstandet: 
Alexander  VI.  habe  kein  Recht  gehabt,  Indien  den  Spaniern  zu 
schenken;  den  Besitz  verdankten  diese  ihren  Waffen,  nicht  dem 
päpstlichen  Diplom.  Nat.  Alexander  bemerkt  dagegen :  jenes  Recht 
des  Papstes  werde  nicht  nur  von  dem  Verfasser  des  Mare  liberum  und 
anderen  Haeretikern  bestritten,  sondern  auch  von  Katholiken  bezweifelt. 


Hugo  Grotius. 


108 


—  Der  Name  des  Grotius  kommt  zuerst  in  dem  Deerete  vom  4. 
Febr.  1627  vor,  in  welchem  drei  Schriften  von  ihm  verh.  werden: 
Poemata  coUecta  et  edita  a  Gulielmo  Grotio  fratre,  1617,  —  Apolo- 
^icos  eomm  qni  HoUandiae  Westfrisiaeque  et  vioinis  quibasdam 
»tionibns  ex  legibus  praefaerunt  ante  mutationem  quae  evenit  a. 
1618.  Cum  refntatione  eomm  quae  adv.  ipsum  atque  alios  acta  et 
jtdieata  sunt,  1622,  über  den  von  Moriz  von  Oranien  veranlassten 
Proeess  gegen  Oldenbameveld,  Hogerbeets  und  Grotius  (A.  D.  B. 
9,  775X  —  und  mit  d.  o.:  De  jure  belli  ac  pacis  IL  3,  in  quibus 
jn  natunie  et  gentium  item  juris  publici  praecipua  explicantur, 
1625,  4.,  IL.  o.  Das,  wenn  auch  nur  bedingte,  Verbot  dieses  epoche- 
naehenden  Buches  ist  auch  von  Katholiken  mit  Recht  scharf  geta- 
delt worden.  In  den  Manes  1,  280  wird  die  Aensserung  eines  un- 
fenamiten  Katholiken  mitgetheilt :  Ich  habe  in  dem  Buche  kaum  zwei 
oder  drei  Stellen  gefunden,  die  der  Verbesserung  bedürften.  Sie 
sind  aber  nicht  der  Art,  dass  ich  glaubte,  es  müsse  um  ihretwillen 
das  sonst  sehr  gute  und  gelehrte  Buch  verboten  werden.  Wenn 
man  mit  solcher  Strenge  auch  bezüglich  anderer  Bücher  verfahren 
wollte,  würde  der  Index  ungeheuer  anschwellen.  Sainjore  3,  134 
sagt:  Grotias^  Name  wird  noch  jetzt  in  der  ganzen  Gelehrtenwelt 
mit  Ehrfurcht  genannt,  selbst  in  Italien  und  in  Bom,  wo  man  in 
öffentlichen  Schriften  sein  ausgezeichnetes  Buch  De  jure  p.  et  b. 
lobend  citirt.  Sogar  der  fanatische  Albizzi  sagt  p.  588:  De  pace 
lerranda  inter  principes  videndus  est  eruditissimi,  ntinam  catholici 
H.  Grotii  De  jure  etc.  1.  3  toto  cap.  20.  21.  et  Alb.  Gentilis  Tr. 
de  jure  belli  3,  24  (Gentilis  steht  mit  allen  Werken  im  Index). 
Amauld  9,  299  sagt:  Es  ist  ein  sehr  schönes  Buch,  welches 
allgemein,  von  den  Katholiken  ebenso  wohl  wie  von  den  Protestan- 
ten geschätzt  wird.  Vielleicht  ist  dieser  wichtige  Punkt  der  Politik 
und  der  Kechtsgelebrsamkeit  niemals  in  einer  so  edlen,  verständigen 
nnd  gelehrten  Weise  behandelt  worden.  Dass  Grotius  Protestant 
war,  ist  kein  Grund,  das  Buch  zu  verbieten,  da  es  nicht  von  reli- 
giösen Dingen  handelt.  Es  ist  kaum  anzunehmen,  dass  diejenigen, 
welche  es  auf  den  Index  gesetzt,  sich  eingebildet  haben  sollten, 
es  würden  viele  Katholiken  einfaltig  genug  sein,  zu  glauben,  sie 
würden  Gott  dadurch  beleidigen,  dass  sie  sich  in  diesem  ausgezeich- 
neten Werke  über  viele  wichtige  Wahrheiten  belehrten,  die  darin 
besaer  behandelt  sind  als  in  den  meisten  modernen  Casuisten.  — 
Und  dieses  Buch  wurde,  wie  wenigstens  Lucas  Holstenius  in  einem 
Briefe  vom  J.  1629  (Epist.  p.  467)  berichtet,  lediglich  darum  ver- 
boten, weil  die  Gelehrten  der  Index-Congr.  an  zwei  Stellen  An- 
stoes  nahmen,  an  einer,  wo  Grotius  die  Parabeln  des  N.  T.  mit  dem 
Worte  fabulae  bezeichnet,  und  an  einer,  wo  er  von  den  allgemeinen 
Concitien  minus  commode  ad  catholicorum  aures  gesprochen ;  quam 
eolpam,  fügt  Holstenius  bei,  levissima  mutatione  redimere  poterit  in 
»ecnnda  editione.  Das  Buch  ist  aber,  da  eine  expurgirte  Ausgabe 
nicht  erschienen,  noch  heute  für  die  ganze  Christenheit  verboten. 
Begreiflich  ist,  dass  die  schon  um  1613  verfasste,  aber  erst 
nach  dem  Tode   des  Grotius  1646    zu  Paris  gedruckte  Schrift:    De 


104  Ersatz  für  die  erste  Classe. 

imperio  summarnm  potestatum  ciroa  saora,  freilich  erst  1658,  ver- 
boten wurde  (1753  wurde  auch  die  franz.  üebersetzung:  Traite  du 
pouYoir  du  magistrat  politique  sur  les  ohoses  sacries  verb.)«  Gleich- 
zeitig wurden  verb.  H.  (xrotii  et  aliorum  dissertationes  de  BtudÜB 
instituendiR,  1637  u.  s.,  und  1661  die  Annales  et  historiae  de  rebus 
belgicis  ab  obitu  Philippi  Eegis  usque  ad  inducins  a.  1609,  1657, 
Fol.  Amauld  9,  300  sagt  über  dieses  Verbot:  ,,Wenn  Grotius  auch 
einiges  zu  Gunsten  der  neuen  Republik  sagt,  unter  der  er  geboren 
wurde,  oder  gegen  die  Inquisition,  die  man  in  diesen  Provinzen 
nicht  dulden  wollte,  so  war  das  kein  genügender  Grund,  den  Katho- 
liken das  Lesen  eines  so  schönen,  so  gut  geschriebenen  und  so  zu- 
verlässigen Geschichtswerkes  zu  verbieten.  Die  Kirche  darf  nicht 
eine  so  schlechte  Meinung  von  ihren  Kindern  haben,  zu  glauben, 
sie  könnten  dergleichen  in  protestantischen  Geschichtschreibern,  zu- 
mal wenn  sie  so  massvoll  sind  wie  Grotius,  nicht  lesen,  ohne  dass 
ihnen  das  Yersuchungen  und  Aergerniss  bereite.  Es  ist  wenigstens 
ganz  sicher,  dass  man  in  keinem  Jahrhundert  mit  Ausnahme  der 
beiden  letzten  den  Katholiken  allgemein  das  Lesen  von  Geschichts- 
werken, die  von  Ketzern  oder  Heiden  verfasst  waren,  verboten  hat. 
Man  bemühte  sich,  durch  Unterricht  die  Gläubigen  in  der  Kenntniss 
der  Religion  und  in  der  Befolgung  der  Grundsätze  des  Evangeliums 
zu  befestigen,  und  man  gab  es  dem  Gewissen  jedes  einzelnen  an- 
heim,  das  Lesen  solcher  Bücher  zu  vermeiden,  die  ihm  schädlich 
sein  könnten.  Da  die  Kirche  wusste,  dass  dieses  durch  das  Natur- 
recht verboten  ist,  hielt  sie  es  nicht  für  angemessen,  es  durch  posi- 
tive Gesetze  zu  verbieten,  die  eben,  weil  sie  allgemein  sind,  auch 
viele  treffen,  für  die  sie  nicht  passen  und  die  sie  nur  beunruhigen 
können." 

Von  Grotius'  theologischen  Schriften  wurden  zuerst,  1672, 
drei  ohne  Nennung  seines  Namens  verboten,  obschon  er  als  Ver- 
fasser bekannt  war:  Commentatio  ad  loca  quaedam  N.  T.  quae 
de  Antichristo  agunt  aut  agere  putantur,  Amst.  1640,  —  Disser- 
tatio  de  coenae  administratione,  ubi  pastores  non  sunt:  item  an 
semper  communicandum  per  symbola,  Amst.  1646  (die  erste  Disser- 
tation schon  1638),  —  Explicatio  decalogi  ut  graece  exstat,  et 
quomodo  ad  decalogi  locos  evangelii  praecepta  referantur,  Amst. 
1640.  —  Die  protestantischen  Streitschriften  gegen  die  erste  Abhand- 
lung^ worin  Grotius  zeigt,  dass  der  Papst  nicht  der  Antichrist  sei, 
von  Sam.  Maresius,  (Dissert.  de  Antichr.  qua  refutatur  nupera 
Commentatio  .  .  .  K.  Grotii  credita  simulque  ecclesiarum  reformata- 
rum  sententia  de  Antichristo  Rom.  defenditnr,  1640)  und  Jac.  Lau- 
rentius  (Grotius  papizans,  1642)  wurden  erst  verb.,  als  die  sämmt- 
lichen  "Werke  dieser  Theologen  1678  bzw.  1693  auf  den  Index 
kamen^).  —  Die  Schrift  De  veritate  religionis  ohristianae,  die  zuerst 


1)  Grotius  schrieb  ge^en  Maresius:  Appendix  ad  interpretationem 
locorum  . .  .,  dagegen  Maresius :  Concordia  discors  et  Antichristus  revelatus, 
1642,  2  vol.  8. 


Hago  Grotias. 


106 


1627  von  J.  G.  Yossins,  dann  mit  Anmerkongen  von  Grotius  1640 
keravsgegeben  wurde,  ist  in  vielen  Auflagen,  fünf  französischen 
Bud  drei  deutschen  Uebersetzungen  erschienen.  Lncas  Holstenius 
Kkreibt  (Epist.  p.  463)  im  J.  1628:  Card.  Barberini  (der  Nepote 
Urbans  VIU.)  sei  ganz  verliebt  in  das  Buch  (mirum  in  modum  de- 
perit)  und  habe  es  beständig  in  Händen.  Verboten  wurde  1715 
ic  Ausgabe:  Hngo  Grotius  de  veritate  religionis  Christ.:  editio 
ftecaratior,  quam  recensuit-  notulisque  adjectis  illustravit  Jo.  C le ri- 
et s.  Aceessit  de  eligenda  inter  christianos  dissentientes  sententia 
über  nnicofi,  1709  u.  s.  Bei  Sot.  wird  das  Buch  expurgirt  (es 
ieisst  hier  freilich  Sensus  librorum  sex  quos  pro  veritate  religionis 
Bstavieae  scripsit,  Lugd.  Bat.  ex  off.  Jo.  Mayre  1617);  die  Expur- 
gation  beschränkt  sich  aber  auf  folgendes :  In  dem  Satze  3,  4 :  Non 
est  etiam  quod  fidem  quis  detrahat  epistolae  ad  Hebr.  eo  solo  nomine 
qaod  nesciatur  ejus  scriptor,  sind  die  Worte  eo  solo  etc.  zu  streichen  *, 
in  dem  Satze  3,  5 :  Neque  falli  potuit  Apocaljpseos  scriptor  .  .  .  aut 
ille  ad  Hebraeos  ist  hinter  scriptor  Joannes,  hinter  Hebraeos  Paulus 
beizufügen;  3,  13  ist  in  dem  Satze:  Quod  vero  ad  exiguas  aliquas 
fircumstantias  et  ad  rem  nihil  facientes  attinet  (in  denen  die  neu* 
testaraentlichen  Bücher  sich  zu  widersprechen  scheinen),  facillime 
Seri  potest,  ut  non  desit  commoda  conciliatio,  sed  nos  lateat  etc.,  ist 
et  ad  rem  nihil  facientes  zu  streichen,  und  in  dem  Satze:  Quod  si 
ex  levi  aliqua  discrepantia,  etiam  quae  conciliari  nequiret,  totis  libris 
Mes  decederet,  jam  nuUi  libro,  praesertim  historiarum,  credendum 
esset,  der  Zwischensatz  etiam  .  .  .  nequiret. 

Erst  unter  Benedict  XIV.  wurden  1757,  unmittelbar  vor  dem 
Eneheinen  seiner  neuen  Index- Ausgabe,  verb. :  H.  Grotii  opera 
onnia  theologica  in  tres  tomos  divisa,  Amst.  1679  (Basel  1732  in 
4  Fol.),  was  nach  der  Analogie  anderer  Verbote  aus  dem  J.  1757 
als  ein  Verbot  auch  der  früheren  Separatausgaben  der  in  dieser 
Sammlung  vereinigten  Schriften  zu  verstehen  sein  wird.  —  Hugonis 
Grotii,  Belgarum  principis  manes  ab  iniquis  obtrectatoribus  vindicati. 
Accedit  scriptorum  ejus  tum  editorum  tum  ineditorum  eonspectns 
triplex,  Delphis  1627,  2  vol.  8.  (von  Lehmann^  wurde  1739  verb. 
Man  wird  an  dem,  was  II,  506  ff.  über  Grotius'  religiösen  Stand- 
punkt bemerkt  wird,  Anstoss  genommen  haben. 

Bei  Sot.  steht  Grotius  in  der  1.  Cl.  als  J.  C,  historicus  et 
poeta  (misit  etiam  falcem  in  rem  theologicam),  ejusdem  cum  aliis 
Hollandiae  et  Koterodamensibus  ao  Leydensibus  sectae.  Expurgirt 
werden  ausser  De  verit.  rel.  ehr.  philologische  Schriften  und  De 
antiquitate  reipublicae  Batavae.  Seit  1747  steht  Grotius  im  span. 
Index  in  der  1.  Cl.  als  incertae  sectae^)  und  werden  nur  seine  Ge- 
dichte expurgirt  freigegeben. 


1)  Räss  11,  300  zählt  Gsotius  zu  den  Convertiten.  Dass  er  als  Ka- 
tholik gestorben  sei,  hat  neuerdings  Broere,  De  terugkeer  yan  Hugo  de  Groot 
tot  te  katholike  geloof,  1856  (deutsch  von  F.  X^  Schulte,  1871),  zu  be- 
weisen versucht ;  vgl.  A.  D.  B.  9,  782. 


106  Douische  protestantisohe  Theologen. 

Als  der  Pariser  Index  von  1685  (S.  57)  zusammengestellt 
wurde,  wollten  Dr.  Faure  u.  a.  auch  die  theologischen  Werke  des 
Grotius  darin  aufnehmen.  Es  unterblieb,  weil  die  Buchhändler  Vor- 
stellungen machten  und  darauf  hinwiesen,  dass  einige  derselben 
in  Paris  gedruckt  seien,  und  weil  man  den  Erzbischof  darauf  auf- 
merksam machte,  dass  die  1679  zu  Amsterdam  gedruckten  Opera 
theol.  viele  Dinge  enthielten,  die  den  Calvinismus  ruinirten  und  die 
katholische  Kirche  und  die  Macht  des  Königs  stärkten  (Sainjore  4, 
181). 


17.     Deutsche  protestantisclie  Theologen  1600—1750. 

Das  Aufgeben  der  1.  Glasse  ist  eine  der  bedeutendsten  Modi- 
ficationen  der  Thätigkeit  der  Index-Congregation.  Im  16.  Jahr- 
hundert hatte  man  die  Absicht,  in  dieser  Glasse  möglichst  voll- 
ständig die  ketzerischen  Schriftsteller,  die  über  religiöse  Dinge 
geschrieben,  zusammenzustellen.  Nach  dem  J.  1596  hat  man  aber, 
wahrscheinlich  wegen  der  UeberfUlle  des  Materials,  nicht  mehr 
daran  gedacht,  die  Namen  der  Schriftsteller,  deren  Werke  unter 
die  2.  Regel  des  Index  fielen,  sämmtlich  zu  verzeichnen.  Wollte 
man  sich  nun  nicht  einfach  bei  dieser  Begel  beruhigen,  durch 
welche  alle  ex  professo  über  Religion  handelnde  Schriften  von 
Ketzern  verboten  werden,  so  wäre  offenbar  das  Richtige  ge- 
wesen, diejenigen  unter  diese  Regel  fallenden  Schriften  speciell 
zu  verbieten,  welche  für  Katholiken  besonders  bedenklich  sein 
konnten,  also  diejenigen,  welche,  vom  Römischen  Standpunkte 
aus  angesehen,  am  schlechtesten  waren,  oder,  was  noch 
zweckmässiger  gewesen  wäre,  diejenigen,  bei  denen  es  zweifel- 
haft erscheinen  konnte,  ob  sie  unter  die  2.  Regel  fielen.  Man 
ist  nun  aber  thatsächlich,  wie  schon  aus  §  16  hervorgeht,  be- 
züglich dieser  Literatur  gar  nicht  nach  einem  bestimmten  Plane 
vorgegangen,  und  man  wird  sagen  dürfen,  dass  es  im  allge- 
meinen von  zufälligen  Umständen  abgehangen  hat,  ob  ein  pro- 
testantisch-theologisches Buch  in  den  Index  kam  oder  nicht.  Wenn 
vor  1660  überhaupt  verhältnissmässig  wenige  protestantisch-theo- 
logische, aber  verhältnissmässig  viele  juristische  Schriften  ver- 
boten wurden  und  anderseits  Decrete  von  1686,  1700,  1703  und 
1709  verhältnissmässig  viele  protestantisch-theologische  Schriften 


Deatsohc  protestantische  Theologen.  107 

eBtbalten,  so  scheint  das  aach  mit  den  Anschauungen  des  je- 
weiligen Praefecten  oder  Secretärs  der  Index-Congregation  zu- 
sammenzohangen. 

JedenfikUs  stehen  viele  protestantische  Theologen,  welche 
an  sich  oder  speciell  als  Polemiker  bedeutend  waren,  gar  nicht 
im  Index;  Ton  anderen  sind  nur  nicht  theologische  oder  ganz 
nbedentende  Schriften  verboten  oder  gerade  die  bedeutendsten 
nicht  verboten.  Dagegen  findet  sich  im  Index  eine  grosse  Zahl 
von  protestantisch-theologischen  Schriften,  die  in  jeder  Hinsicht 
onbedentend  und  nicht  nur  jetzt  völlig  verschollen  sind,  sondern 
auch  zur  Zeit  ihres  Erscheinens  nur  in  sehr  beschränkten  Kreisen 
Beachtung  gefunden  haben  können.  Charakteristisch  ist  auch, 
dass  manche  Bticher  erst  lange  nach  ihrem  Erscheinen  verboten 
wurden,  auch  solche,  die  den  Kömischen  Theologen  längst  be- 
kannt sein  konnten,  wie  Blondels  Buch  Über  Pseudo-Isidor 
(S.  99),  Schriften  von  Sixtinus  Amama  u.  s.  w. 

Was  die  deutsche  protestantisch-theologische  Literatur  be- 
trifft, so  stehen  nur  lateinisch  geschriebene  Schriften  im  Index. 
Die  einzige  Ausnahme  bildet  eine  Streitschrift  eines  1684  Pro- 
testant gewordenen  schweizerischen  Capuciners,  Claudius  Scho- 
binger,  Der  schlimme  Alchymist  Pater  Rudolff  Gassert  von  Schwytz 
Capaziner  wegen  seiner  Dreifachen  Capell  schriftmässig  er- 
forschet, verb.  1703,  welche  der  Nuncius  denuncirt  haben  wird  ^). 
Von  Gottfried  Arnold  aber  z.  B.  steht  nur  die  Historia  theo- 
logiae  mysticae  im  Index,  nicht  die  Kirchen-  und  Ketzerhistorie. 
—  Von  den  lutherischen  Dogmatikern  stehen  gar  nicht  im  Index 
Leonhard  Hutter,  Abraham  Calovius,  J.  W.  Baier,  David  HoUaz, 
Matthias  Hafenreffer,  Nie.  Hunnius;  von  anderen  sind  nur  einzelne, 
vielfach  nicht  die  bedeutendsten  Schriften  verboten.  Wenn  einige 
lutherische  und  calvinistische  Lehrbücher  verboten  werden,  so 
ist  gar  nicht  abzusehen,  warum  gerade  diese.  Auch  von 
den  exegetischen  und  kirchengeschichtlichen  Schriften  stehen 
gerade  die  bedeutendsten  nicht   im  Index,    auch   solche  nicht, 


1)  Eine  andere  Schrift  von  ihm,  Schrifftmässigc  Waag-Schaale,  da- 
rinnen der  Termeintliche  kostbare  Schatz  P.  RudoTfi  Cap.  von  Schwytz 
denen  evangel.  Landleuten  löblichen  Cantons  Glarus  in  XV  Kathschl&gen 
aufgetragen,  Zürich  1696,  steht  nicht  im  Index. 


108  Deutsche  protestantische  Theologen. 

die  man  gewiss  nicht  hat  freigeben  wollen,  wie  Seckendorfs 
Conimentarius  de  Lutheranisnio  (1^91)  und  die  reforniationsge- 
schichtlichen  Schriften  von  Daniel  Gerdes  (f  1765).  Selbst  die 
Polemik  gegen  Papstthura  und  Katholicisraus  ist  nur  durch 
wenige  und  planlos  ausgewählte  Schriften  im  Index  vertreten; 
auch  von  den  zahlreichen  Streitschriften  gegen  Bellarmin,  Be- 
canus,  Gretscr  u.  a.^)  sind  nur  ganz  wenige  verboten. 

In  einem  1651  in  Rom  erschienenen  Foliobande  De  materiis 
tribunaliam  S.  Inquisitionis,  auct.  Seb.  SalelleB  de  S.  J.,  werden 
S.  283  ff.  Jac.  ArminiuB,  Conr.  Worstius  (Vorstius),  Sibrandus 
Lubbertus  als  Haeresiarchae  verzeichnet,  und  auch  Jo.  Piscator, 
Dan.  Tilenus,  Fr.  Gomarus  u.  a.  besprochen.  Von  diesen  stehen 
nur  Lubbertus  und  Piscator  im  Index,  ersterer  seit  1700,  letzterer 
seit  1757.  Die  Schriften  von  Gerdes  waren  in  Kom  nicht  unbe- 
kannt; er  selbst  schickte  dem  Card.  Passionei  einen  Index  scri- 
ptorum  suorum,  der  in  den  Memorie  per  servire  alla  storia  del  Card. 
Passionei,  Rom  1762,  p.  249  abgedruckt  ist. 

Nur  von  wenigen  protestantischen  Schriftstellern,  die  nicht 
schon  §  16  verzeichnet  sind,  stehen  so  ziemlich  alle  theologischen 
oder  die  Theologie  berührenden  Schriften  im  Index.  So  wurden 
von  Michael  Cellarius  (f  1707)  1734  auf  einmal  verb.  die  oft  auf- 
gelegten Handbücher  Historia  universalis,  antiqua,  medii  aevi,  femer 
Programmata  et  Orationes,  Dissertationes  academicae  ed.  J.  G.  Walch, 
1712,  auch  Appendix  duarum  dissertationum  sub  praes.  Cellarii  habita- 
rum:  1.  de  excidio  Sodomae,  auctore  J.  G.  Baiero,  2.  de  Patmo  Lutheri 
in  arce  Wartburg  adv.  Card.  Pallavicinum  aliosque  historiogra- 
phos  romanenses,  auct.  Aug.  Antonio.  —  Von  Jo.  Wolfg.  Jaeger 
(1647 — 1720)  wurden  nicht  gerade  alle  Schriften  verb.,  aber  1721 
Opuscula  varia  theol.,  1716,  und  Historia  ecclesiastica  cum  paral- 
lelismo  profanae,  in  qua  conclavia  Pontificum  Rom.  fideliter  ape- 
rinntur  et  sectae  omnes  recensentur  ...  ab  a.  1600 — 1710,  2  Fol., 
1709.  1717;  1725  Systema  tbeologicum,  1715.  —  Von  Jo.  Ben. 
Carpzov  (I  1607 — 57)  ist  nur  Isagoge  in  libros  ecclesiarum  luther. 
symbolicos,  1655,  verb.  1679.  Das  Buch,  worauf  unter  demselben 
Namen  verwiesen  wird:  Wilh.  Schickardus  (1592 — 1635),  lus  regium 
Hebraeorum,  cum  animadversionibus  et  notis  Jo.  Ben.  Carpzovii,  1674, 
verb.  1678,  ist  von  seinem  gleichnamigen  Sohne  (1639 — 99)  herausge- 
geben. Sonst  steht  von  allen  Carpzoven  nur  der  Jurist  Benediotll.,  dieser 
allerdings  mit  7  Büchern,  im  Index.  —  Von  Jo.  Fabrioius  (1644 
— 1729)  steht  im  Index  nur  Oratio  inauguralis  de  utilitate,  quam 
theologiae  Studiosus  ex  itinere  capere  potest  italico.  Adjectis  tabula 
figurarum  seu  locorum,  quibus  nonnulla  de  graecae  et  rom.  ecclesiae 
ritibus  dicta  oculis  subjiciuntur,  et  notis,  1678,  verb.  1679  (die 
Rede  ist  gehalten,  als  Fabricius,  nachdem  er  einige  Jahre  Prediger 


1)  Werner,  Suarez  1,  34.  Backer  1,  62.  284  u.  s. 


Üeutsclie  protestantische  Theologed. 


109 


ier  evangelischen  Gemeinde  in  Venedig  gewesen,  Professor  in  Alt- 
(iorf  wnrde),  von  dem  Philologen  Jo.  Albert  Fabricins  die  Biblio- 
graphia  antiqnaria  Ed.  2.,  1716  (zuerst  1713),  verb.  1721,  —  nicht 
ik  Bibliotlieca  ecclesiaatica,  1718,  —  und  Salntaris  lux  evangelii 
toQ  orbi  per  div.  gratiam  exoriens  (eine  Art  Missionsgeschichte). 
Aeeedont  epistolae  ineditae  Juliani  Imp.,  Georgii  Habessini  Thco- 
logia  aethiopica  nee  non  index  geographicus  episcoporum,  1731, 
rerb.  1737.  Ben.  hat  bei  beiden  Schriften  d.  c.  beigefügt.  Gleichzeitig 
Bit  dem  letzten  Buche  wurde  verb.  des  Holländers  Franc.  Fabricius 
Orator  sacer.  Acc.  heptas  dissertationum  theologico-oratoriarum,  1733. 
Von  Jo.  Val.  Andreae  (1586 — 1654)  steht  im  Index  nur 
Mjthologiae  christianae  11.  3,  1619,  12.,  von  Otto  Gasmann  (t  1607) 
Dur  Rhetoricae  tropologiae  praecepta,  von  Jo.  Hülsemann  (1602 
— 61)  nur  De  ministro  consecrationis,  von  Matthias  Martini  (f  1630) 
Bur  Lexicon  philologicnm,  verb.  1628  und  nochmals  1662,  seine 
Epitome  8.  theoiogiae  erst  1737  als  Anhang  zu  Nie.  Gürtleri  In- 
stitutiones  theol.,  1732;  von  Jo.  Micraelius  (1597 — 1658)  nur 
Etknopbronins  .  .  .  contra  gentiles,  1637;  von  Jo.  Georg  Pritius 
nur  Oratio  inauguralis,  1699,  merkwürdiger  Weise  noch  in  dem- 
selben Jabre  von  der  Inquisition  verb.;  von  J.  A.  Quenstedt  (1617 
—  88)  ausser  dem  Dialogus  (S.  80)  nur  Sepultnra  veterum  s.  tract 
de  antiqnis  ritibus  sepulcralibus ;  von  Tobias  Wagner  nur  Examen 
elencticnm  atheismi  speculativi,  1677,  verb.  1703.  —  Auch  von  Jo. 
Mich.  Dilherr,  Jo.  Conr.  Dnrrius,  Chr.  Gottl.  Joecher,  Jo.  Musaeus, 
Jo.  Säubert,  Conr.  Sam.  Schurtzfleisch,  J.  G.  Walch  stehen  nur 
einzelne  wenig  bedeutende  Schriften  im  Index. 

Von  den  bekannteren  dogmatischen  Lehrbüchern  stehen  im 
ladex  nur  die  von  Conrad  Dieter  ich  (Institutiones  cateoheticae, 
zuerst  1613,  verb.  1666),  Nie.  Gürtler  (Institutiones  theol.,  zuerst 
1694,  die  Ausgabe  von  1721  verb.  1747;  Synopsis,  1715,  verb. 
1742),  Jo.  Fried.  Koenig,  Amandus  Polanus,  tl610,  Marcus  Frid. 
Wendelinus,  Jo.  Wollebius  (Compendium»  zuerst  1626,  die  Genfer 
Ausgabe  von  1666  verb.  1718);  —  von  den  bedeutenderen  exegetischen 
Sehriften  nur:  Sal.  Glassius,  Philologia  sacra,  zuerst  1023,  die 
Aasgabe  von  1668  verb.  1737;  Th.  Hacspan,  Misceilanea  sacra, 
1660,  verb.  1714;  Aug.  Pfeiffer,  Dubia  vexata,  1679  (von  diesem 
aueli  Actio  rei  amotae  contra  papam  in  puncto  subtracti  calicis, 
1686,  gegen  die  Jesuiten  Arnoidus  Angelns  und  Georg  Hiller) ; 
Thesaurus  theologico-philologicus  s.  sylloge  dissertationum  ad  .  .  . 
V.  et  N.  T.  loca .  .,  Amst.  1702  2  Fol.  (der  Herausgeber  ist  Gottfr. 
Menthen;  der  Thesaurus  novus  von  Hase  und  Iken,  1732,  3  Fol., 
Banmg.  8,  430,  steht  nicht  im  Index). 

Xieht  Seckendorfs  Commentarius  de  Lutheranismo  steht  im 
Index,  aber  das  von  ihm  u.  a.  bearbeitete  Cempendium  historiae 
ecclesiasticae  ...  in  usum  gymnasii  Gothani,  1666—70  u.  s.,  verb. 
1690  (Fabricius,  Hist.  B.  6,  226).  Femer  stehen  im  Index:  Jo. 
Pappi  Epitome  hist.  eccl.  ed.  Henr.  Kipping  (8.67),  von  Eipping 
auch  MethoduB  nova  juris  publioi,  1672,  verb.  1709,  und  Antiqui- 
tates  romanae,  1713,  verb.  1739;    Concilia  illustrata  .  .  .  una  cum 


110  Deutsche  protestantische  Theologen. 

hist.  haereseon  et  schismatiim  .  .  necnon  coUoquioram  . .  .,  Je.  Lud. 
Ruelins  coepit,  J.  L.  Hartmannas  continuavit,  1675,  4  vol.  4. 
(Winer,  Handb.  1,  659):  Sev.  Walther  Slüter,  Propylaeum  histo- 
riae  christianae,  1696  (Winer  1,  531).  —  jo.  Caspar  Suiceri 
Thesaurus  ecclesiasticns,  1682,  wurde  erst  1727  verb.,  Symboluni 
Nioeno-Const.  expositum  1718,  schon  1721.  —  Von  den  Schriften 
über  kirchliche  Alterthümer  sind  zu  erwähnen:  Andr.  Wilkius, 
^ EoQToyQafpia,  Pars  prior  festa  christianorum  oecumenica  continens 
.  .  .  ed.  Georgius  Hessius,  1646;  Pars  posterior  posthuma,  festa 
XII  apostolorum  continens  . .,  1676,  verb.  erst  1737;  Henr.  Rixner, 
De  institntis  ac  ritibus  veterum  christianorum  circa  s.  eucharistiam 
etc.,  1671  (Fabricius,  Hist.  B.  5,  364);  Petrus  Zornius  (in  den 
neuesten  Indices  Zoinius  s.  Zornius),  Hist.  eucharistiae  infantinm, 
1736  (über  seine  anderen  Schriften  Fabricius  6,  431). 

Von  den  zahlreichen  bei  (relegenheit  des  Reformationsjubilaeums 
1617  erschienenen  Schriften  steht  im  Eöm.  Ind«x  nur  Theologorum 
quorundam  in  electoratu  Saxoniae  Epistola  invitatoria  ...  de  jii- 
bileo  Lutherano  .  . .  solemniter  celebrando  (im  span.  unter  Academia 
eine  Anzahl  von  Universitätsschriften).  Mit  dem  Zwingli- Jubiläum 
hängt  vielleicht  zusammen  Oratio  solemnis  a.  1623,  Tiguri  typis 
Am  berger.,  verb.  1624.  —  Von  Schriften,  worin  solche,  die  Pro- 
testanten geworden,  ihren  Uebertritt  rechtfertigen,  finden  sich  im 
Index  nur  Jac.  R  ei  hing  (früher  Jesuit  in  Ingolstadt,  f  1628;  s. 
Backer  s.v.),  Laquei  pontificii  contriti,  Tüb.  1621,  verb.  1622,  und 
Mich.  Litsich  (Otho  antea  dictus,  Benedictiner  in  Salzburg),  De- 
clamatio  in  libelli  repudii  vicem  hodiernae  jesuitico-pontificiae  eccle- 
siae  data,  dicta  in  univ.  Argentor.  Accedit  comm.  et  Synopsis  no- 
vorum  dootrinae  fructuum  jesuitico-romanae  ecclesiae,  Strassb.  1665, 
16.,  verb.  erst  1700. 

Ausser  den  bereits  erwähnten  polemischen  Schriften  stehen  im 
Index:  Jo.  Fecht  (f  1716)  Disquisitio  de  judaica  ecclesia,  in  qua 
facies  ecclesiae  qnalis  hodie  est  et  historia  per  omnem  aetatem  [et 
parallelismus  cum  ecolesiis  Papaea,  Calvinistica  et  syncretica  bre- 
viter]  exhibetur.  Kd.  2.  Argeut.  1670,  verb.  1703.  Die  späteren 
Streitschriften,  z.  B.  Tractatio  hist.-theol.  de  origine  et  superstitione 
missarum  in  honorem  sanctorum  celebratarum  (gegen  Bossuet,  Dez, 
Grrancolas),  1707,  De  cultu  imaginum  et  reliquiarum,  1713,  sind 
nicht  verb.  —  Anton  Günther  Fritz  (Jurist),  Ad  Jacobi  Masenii 
Jesuitae  Meditatam  concordiam  [protestantium  cum  catholicis  in  una 
confessione  fidei  ex  s.  scriptura,  Köln  1661]  considerationes  politicae 
30,  [in  quibus  novae  fraudes,  pericula,  consilia,  iniqui  ausns  Jesui- 
tarum toti  orbi  exhibenturj,  1666,  verb.  1700;  —  Valentin  heg- 
daeus,  Disputatio  de  idololatrico  corporis  Christi  festo,  verb.  1621 
(erst  Ben.  hat  den  Nahien  des  Verfassers  beigefügt) ;  Tractatus  hist.- 
theol.  de  festo  corporis  Christi  von  Jo.  Zwinger,  Basel  1685  (Bayle, 
Nouv.  1686)  steht  nicht  im  Ind.;  —  Jo.  Seb.  Mitternacht,  Hexas 
dissertationum  de  pntidissimis  papaeorum  fabulis,  cum  appendice  de 
abdominanda  barbarie,  quae  rem  literariam  ante  Lutherum  foeda- 
verat,    verb.   1677.    —    Henr.  Nicolai,  Miscella  theol.   de  sancti- 


Deutflche  protestantisclie  Theologen.  111 

■onia,  bonis  operibns,  loquendi  et  sentiendi  modis  in  illis  et  snper- 
stitioflis  qnibnsdam  festig,  verb.  1654.  H.  Nicolai,  seit  1630  Lehrer 
ii  Danzig,  hatte  durch  sein  1645  erschienenes  Irenicam,  worin  er 
Tonchlagi,  mit  Vermeidung  der  tricosi  termini  zu  dem  einfachen 
Bibel  werte,  dem  apost.  Symbolum  und  dem  Bekenntnisse  der  drei 
ersten  Jahrhunderte  zurückzukehren,  auch  von  Seiten  der  Lutheraner 
ÄBgriffe  hervorgerufen  (Tholuck,  Vorgesch.  2,  2,  87);  —  Melchior 
Nicolai,  Jubar  coelestis  veritatis  in  medio  tenebrarum  papisticarom 
rntilans,  verb-  1669 ;  andere  Streitschriften  bei  Walch  2,  804;  — 
Anton  Heiser  (1628 — 86),  S.  Augustinus  veritatis  evangelico-ca- 
tholieae  testis  et  confessor  contra  Bellarminum  et  alios  scriptores 
|«;»aeo6  vindicatus,  1 678,  Brevis  apologia  pro  epistola  quadam  con- 
lolatoria  in  gratiam  S.  Aletheae  scripta  et  edita  a.  1674;  —  Jo. 
Adam  Scher zer  (1628 — 83),  Breviculus  theologicus,  1678,  Anti- 
Belluminus  s.  in  4  tomos  controversiarum  .  .  Bellarmini  disputa- 
tiones  academicae,  1681,  (Baillet  6,  25);  —  Mich.  Siricius,  Os- 
teasio  fundamentalis  abominationum  Papatus  circa  religiosum  crea- 
tiramm  cultam,  una  cum  praef.  et  Supplemente  Yal.  Alberti,  1686 
(A.  E.  1687),  verb.  1693;  der  Verf.,  Secretär  des  Herzogs  von 
Mecklenburg,  wurde  1687  zu  Hamburg  katholisch  (Käss,  Convert. 
8,366);  —  Gerhard  Titiuö  (1620—81,  College  G.  Calixt's  in 
Hehastedt),  Ostensio  summaria,  quod  Pontificii  dogmata  sua  sibi 
pecoliaria  non  possint  unanimi  scriptorum  eccl.  e  quinque  priori bus 
»ec.  superstitum  consensu  pro  bare,  1658,  verb.  1709;  —  Adam 
Tribbechovius,  De  doctoribus  scholasticis  et  corrupta  per  eos  di- 
Tinarum  humanarumque  rerum  scientia,  1665,  verb.  1703.  —  Dispu- 
tatio  theologica  de  necessaria  secessione  ab  Eccl.  Rom.  quam  auspice 
Spiritu  S.  snb  praes.  Jo.  Casp.  Wolphii  amicae  disquisitioni  sub- 
jicit  Jo.  Fort.  Peracheras,  Zürich,  1705,  verb.  von  der  Inq.  (!) 
1707.  —  Hieher  gehört  auch  die  anonyme  Schrift  von  Christian 
Rehbold,  Salomon  et  Marcolphns  Jnstiniano-Gregoriani  (der  end- 
lose Titel  steht  vollständig  bei  Placcius,  Anon.  235),  auctore  J  X  u4, 
Ficf,  et  Dresdae  1678,  126  S.  8.,  verb.  erst  1714;  in  der  Vorrede 
wird  als  Zweck  angegeben :  ut  (lectores)  abominandas  Ecolesiae  Rom. 
doctnnas  dijudicare  possint  et  ex  anirao  istas  angne  pejus  odio  pro- 
seqoantur. 

Als  Beispiele  von  unbedeutenden  Sachen,  die  im  Index  stehen, 
Mögen  angeführt  werden:  Chr.  Feustelii  Miscellanea  .  .  de  phra- 
seologia  et  emphasi  biblica  ad  Val.  Ern.  Loescherum.  Accedit  Loe- 
fcberi  responsio  de  statu  progressuque  scriptorum  a  se  promissorum, 
1715  (von  Loescher  sonst  nichts  im  Index);  Exercitatio  acad.  de 
Tulneribus  Christi,  cujus  theses  sub  praes.  Jo.  Sauberti  defendet  Jo. 
Faes;  Jo.  Frid.  Koeber  Dissertatiunculae  de  sanguine  Jesu  Christi, 
1697,  verb.  1734;  Caroli  Lud.  Stromeyeri,  SS.  Theol.  Studiosi 
(«0  in  dem  Dccrete),  Dissert.  theol.  divinitatem  Christi  ex  oeconomia 
^tiae  deunonstrans,  habita  sub  praes.  D.  Jo.  Frickii,  Ulm  1716. 
Andere  derartige  Sachen,  deren  Titel  abzuschreiben  sich  nicht  der 
¥ahe  lohnt,  findet  man  unter  Chrph.  Arnold us,  Bosius,  Corthymius, 
Geaaelius,    Gundling,    Kirchmeier,     Knibbe,     Jo.    Nicolai,    Noldius, 


112  Deutsclie  protestantische  Theologeü. 

Raupp,  Romswinckel,  Rndrauff,  Statius,  Stoeckmann  (lies:  Stock- 
mann), Thaddaeus,  Thilo,  ürsinus,  Wokeniua  ^).  —  Neben  den  Deutschen 
mag  hier  der  Däne  Thomas  Bang  ins  erwähnt  werden,  von  dem 
Üoelum  orientis  et  prisci  mundi  .  .  .}  Havniae  1657,  über  das  Buch 
Henoch  und  andere  Apokryphen  (Clement  2,403),  1659  verb.  wurde. 

Der  Schwärmer  Joh.  Wiih.  Petersen  (1649—1727,  R.-E.  11. 
499)  steht  nicht  im  Index,  aber  ein  von  ihm  gelobtes  Buch,  Andreae 
Rallii  Halcyonia  ecclesiarum  evangelicarum  s.  de  regno  Christi 
gloriose  in  terris,  Genf  1659  (Fabricius,  Hist.  B.  6,  436),  und  eine 
Widerlegung  seiner  Schrift  „Geheimniss  des  Erstgeborenen  aller 
Creaturen",  171 1,  von  Lud.  Melchior  Fisch lin,  Mysterium  primo- 
geniti  omnis  creaturae,  1715  (der  vollständige  Titel  füllt  in  den 
älteren  Indices  10  Zeilen;  s.  Walch,  2,  833).  —  Dagegen  kam  ein 
anderer  Schwärmer,  Hans  Engelbrecht  (R.-E.  4,  227),  freilich  erst, 
als  er  vergessen  war,  in  den  Index:  Divine  vision  et  revelation  des 
trois  itats,  TeccUsiastique  le  politique  et  Toeconomique,  laquelle 
moy,  Jean  Engelbert  de  Bronswic,  ay  vue  de  mes  yeux  et  veillant, 
etant  a  Winsem  au  pays  de  Lunebourg  Tan  1625.  Ecrite  pour  une 
seconde  fois  k  Embden  Tan  1640  par  Tautheur  meme  et  trad.  en 
fran^ais,  Amst.  1680,  verb.  1714. 

Das  Verfahren  der  Index-Gongregation  unter  Benedict  XIV. 
(1740 — 58)  unterscheidet  sich  nicht  wesentlich  von  dem  frühem. 
Der  bedeutendste  deutsche  Theologe,  der  auf  den  Index  kam,  ist 
Joh.  Lor.  Mosheim  (1693 — 1755),  von  dem  1750—55  verb.  wur- 
den: Institutiones  historiae  Christ,  majores.  Saec.  L,  1739;  Inet, 
hist.  Christ,  antiquioris,  1737,  und  recentioris,  1741 ;  Dissertationes 
ad  hist.  eccl.  pertinentes,  2  vol.,  1733.  43  (diese  mit  d.  c);  Insti- 
tutionum  hist.  christ.  compendium  auct.  Jo.  Petro  Miller,  1751. 
Schon  1739  war  die  üebersetzung  des  Buches  von  Cudworth  (s.u.) 
verb.  Trotz  dieser  Verbote  erschien  eine  italienische  Üebersetzung 
von  Mosheims  Eirchengeschichte  von  Roselli  1769  zu  Neapel  in  lO 
Bänden.  Zaccaria  p.  217  sagt  davon:  „Die  Eirchengeschichte  und 
die  kirchlichen  Alterthümer  können  in  der  Hand  von  Protestanten 
nur  eine  Waffe  gegen  die  Wahrheiten  der  kath.  Kirche  werden.  £& 
ist  darum  zu  verwundern,  dass  in  Italien  eine  Üebersetzung  der 
Eirchengeschichte  von  M.  gedruckt  worden,  noch  dazu  mit  den 
Noten  des  Engländers  Archibald  Maclaine.  Hie  und  da  sind  freilich 
Bemerkungen  eines  kirchlichen  Revisors  beigefügt;  aber  wie  spärlich 


1)  Wahrscheinlich  sind  auch  folgende  Schriften  von  Protestanten 
verfasst:  Manuale catholicor um seu  breve  compendiuni  verae,  antiquissimae 
et  cath.  doctrinac,  in  quo  praecipua  christ.  religionis  capita  ex  solo  Bei 
verbo  perspicue  explicantur,  verb.  1621;  Aegidii  Gernuche  Breviarium 
theologicum  accuratiori  methodo  in  forma  dennitionum  conscriptum,  Dan- 
tisci  1680,  verb.  1684;  De  salute  christiana  et  philosophica,  i.  e.  de 
christianorum  vera  et  philosophorum  gentilium.  ut  Hermetis  Trismegisti, 
Piatonis  etc.  falsa  beatitndino  considerationes  34,  authore  J.  S.  P.  L.  Caes. 
[Poeta  Laureato  Gaos.?],  verb.  1676. 


Mosheim  a.  a.  —  Swedenborg. 


113 


sad  wie    angenügend  sind  sie!    Zudem   pflegen   solche  Noten  nicht 

gelten     oder  nicht  beachtet   zu  werden.     Am  Ende  übersetzt  anch 

mch  jemand    das    abscheuliche  Abr6g6  de  Elenry    und    meint    mit 

eiligen    ^ötchen    dem  Bösen    steuern    zu  können/^     Das  Buch    ist 

licht  in  den  Index  gekommen.   —  Ferner  wurden  verb.:   Jac.  Car- 

poTinSy  Theologia  dogmatica,    1737;    Jo.  Frid.  Stapfer,  Institu- 

üones  theologiae  polemicae,    Ö  vol.  8.,    1743 — 47;    Dan.  Wytten- 

bftch,    Tentamen  theologiae   dogmaticae,    3  vol.  8.,    1747;     £riou8 

Benzelins    (Erzbischof  von  Upsala,   f  1743;    im   Index  heisst  er 

Semicus),  Sjntagma  dissertationum  habitarnm  in  academia  Lundensi, 

1745;     Mich.  Walther,  Dissertationes    theol.  ed.  C.  6.  Hofmann; 

Chrph.  Wo  lins,  Hermeneutica  Novi  Foederis,  1736;  Chr.  Brunings, 

De  silentio   S.  Scripturae    sive  de  iis,  qnae  in  verbo   divino  omissa 

innt,   Ubellns.    —   Philosoph iae  Leibnitianae   et  Wolflanae  usus 

in  theologia,  anctore  J.  T.  C,  1728,    war  schon  1739  verb.;    1758 

vurde    es  nochmals   verb.    expresso    nomine  auctoris:    Israel  Theo- 

philosCanz.   Sein  Compendium  theologiae  purioris,  1752,  verb.  1772, 

steht  im  Index   unter  Israel  Gottlieb  Canz.    —    1742  wurde  verb. 

Jo.  Gottfr.  Hermann,  Hist.  concertationum  de  pane  azymo  et  fer- 

mentato  in  coena  Domini,  1737,  und  1757:    Jo.  Rud.  Eiessling, 

Hist.  concertationis  graecorum  et  latinorum   de  transsubstantiatione, 

1754    (dagegen:    Herrn.  SchoUiner,    Ecclesiae  orient.    et  occid.  con- 

eordia  in  transs.,  1756).  Keine  andere  Schrift  von  Eiessling  steht  im 

Index,    auch  nicht  die  Exercitationes  quibus    Jo.  Chrys.  Trombellii 

diss.  de  cnltu   sanctorum   modeste   diluuntur,    3  partes,    1742 — 46, 

und  von  Gottlieb  Wernsdorff  nur  Brevis  et  nervosa  de  indifferen- 

tiamo  religionnm  commentatio.  Acc.  de  authoritate  librorum  symb.  diss. 

YoB  den  anderen  protestantischen  Gelehrten,  mit  denen  Card.  Que- 

rini  Briefe  und  Streitschriften  wechselte,  Breitinge^;,  Feuerlin,  Rei- 

nanis^  Schelhorn   (N.  Beitr.  1754,  558),    ist  keiner   in  den   Index 

gekommen,    obschon  Querini  £p.  439  z.  B.    von  Schelhoms  Amoe- 

nitates  sagt:  quibus  nihil  catholioorum  auribus  inamoenius. 

unter  Benedict  XIV.  erschienen  zu  Venedig  von  1744  an  die 
eilten  Bände  des  von  Blasio  Ugoiini  herausgegebenen  Thesaurus 
aatiquitatum  sacrarum  (1765  mit  dem  34.  Bande  vollendet;  Baumg. 
2,  510).  £r  enthält  auch  viele  Schriften  von  Protestanten;  aber  in 
der  Vorrede  heisst  es:  notis  et  dissertationibus  ab  omni  labe  emun- 
data  et  emendata,  praeterea  haeo  loca  nunc  primum  vel  castigata 
vel  vindicata,  quo  magis  legentibus  caveatur,  asteriscis  etiam  notlEita 
ae  distincta  imprimenda  poUicemur. 

Schliesslich  mag  hier  erwähnt  werden,  dass  von  Emmanuel 
Swedenborg  (1686 — 1772)  die  1734  zu  Dresden  erschienenen 
Opera  philosophica  et  mineralia  in  tres  tomos  distributa  1739  verb. 
vnrden  (Ben.  hat  dafür  substituirt:  Principia  rerum  naturalium 
s.  novorum  tentaminum  phaenomena  mundi  elementaris  philosophioe 
explicandi  etc.),  dass  aber  kein  anderes  Werk  von  ihm  im  Index  steht. 


Xenaeb,  Index  n. 


8 


114  Holländische  protestantische  Theologen. 


18.     Holländisclie  protestantische  Theologen. 

Die  holländische  protestantisch-theologische  Literatur  warde 
ganz  ähnlich  behandelt  wie  die  deutsche;  nur  wurden  ausser 
lateinischen  auch  französische  Schriften  verboten.  Conrad  Vor- 
stius,  einer  der  fruchtbarsten  Streittheologen,  Gisbert  Voetius, 
Jacob  Arminius,  Franz  Gomarus,  Jo.  Goccejus  und  viele  andere 
der  bedeutenderen  Theologen  sucht  man  im  Index  vergebens; 
von  anderen  wurden  nur  weniger  bedeutende  Schriften  verboten. 
Daneben  findet  sich  eine  Reihe  von  Schriften  obscurer  Autoren, 
üeber  das  Verbot  einiger  Schriften  von  Daniel  Heinsius,  Gerhard 
Joh.  und  IsaacVossius  und  Georg  Hörn  haben  wir  interessante 
genauere  Nachrichten. 

1633  wurde  Daniel  Heinsius'  Aristarchus  sacer  s.  Exerci- 
tationes  ad  Nonni  metaphrasin  in  Joannen,  1627,  mit  d.  c.  verboten. 
Lucas  Holstenius  (Epistolae  ed.  Boissonade  p.  253)  schreibt  darüber 
an  Peiresc:  er  habe  auf  Befehl  des  Card.  Franc.  Barherini  das  Buch 
gelesen  und  das,  was  für  Katholiken  anstössig  sein  könnte,  notirt; 
das  sei  aber  so  wenig  und  unbedeutend  und  werde  durch  die  vielen 
vortrefflichen  Bemerkungen  so  sehr  aufgewogen,  dass  der  Cardinal 
auf  seine  Bitte  den  „Mönchen"  verboten  habe,  das  Buch  zu  cen- 
suriren.  Wie  die  Thatsache  zeigt,  hat  der  Cardinal  nur  das  unbe- 
dingte Verbot  hipdern  können.  Das  grössere  Werk,  Sacrarum  exer- 
citationum  ad  N.  T.  11.  20,  1639,  Fol.,  worin  auch  der  Aristarchus 
in  vermehrter  und  verbesserter  Gestalt  aufgenommen  ist,  wurde  1646 
unbedingt  verboten.  In  demselben  Jahre  schreibt  Holstenius  an 
G.  B.  Doni  (a.  a.  0.  p.  361):  der  Sohn  des  Daniel  Heinsius  sei  in 
Rom  sehr  gut  aufgenommen  worden;  das  Verbot  jener  Bücher  sei 
gegen  den  Willen  des  Card.  Barherini  auf  den  Antrag  und  Bericht 
des  Gaudenzio  Paganino  erfolgt,  che  seppe  trovare  11  pelo  neir  ovo. 

Von  G.  J.  Vossius  (1577—1649)  wurde  zuerst,  1624,  verb.: 
Consilinm  Gregorio  XV.  P.  M.  exhibitum  per  Michaelem  Lonigumy 
Sacro  Vaticani  Palati o  et  scripturarum  monnmentis  digerendis  tarn 
in  archivis  ipsius  Vaticani  quam  in  Castro  S.  Angeli  olim  Prae- 
fectum,  de  adhortando  Ser.  Maximilianum  Bavariae  Ducem  ad  pe- 
tendam  dignitatis  electoralis  nuper  obtentae  confirmationem  a  Sede 
Apostolica.  Juxta  exemplar  Arcenni  editum,  cui  nunc  praefatio  et 
censura  accessit  G.  J.  V.  (1623,  abgedr.  im  5.  Bande  der  Opera). 
Lonigo  räth,  dem  neuen  Kurfürsten  in  geeigneter  Weise  vorzustellen : 
die  kaiserliche  Gewalt  werde  vom  Papste  übertragen  (dafür  werden 
19  Argumente  angeführt),  also  müsse  auch  die  kurfürstliche  von 
ihm  bestätigt  werden;  geschehe  dieses  jetzt  nicht,  so  würden  die 
Erben  des  frühem  Inhabers  derselben  sagen  können,    sie  sei  ihren 


D.  Heinsias.    G.  J.  and  Is.  Yossios.  115 

Aken  nicbt  in  legitimer  Weise,  weil  ohne  ZaBtimmnng  des  Papstes 
atzogen  worden.  Anf  diese  Schrift  folgt  noch  eine  kleinere,  gleich- 
bSk  mit  polemischen  Noten:  Aphorismi  de  statn  Ecclesiae  restau- 
nsdo,  ex  decreto  et  approbatione  collegii  cardinalitii,  coUecti  ex 
CoislUo  Gregorio  XY.  exhibito  per  Mich.  Lonignm,  wonach  die  Car- 
£fläle  der  Ansicht  waren,  nicht  nur  der  Knrfiirst  von  der  Pfalz,  son- 
deni  anch  die  von  Sachsen  nnd  Brandenburg  seien  als  Ketzer  ihrer 
Wirde  zu  entsetzen.  —  1654  wurden  verboten  Dissertationes  tres  de 
tribus  symbolisy  apostolico,  Athanasiano  et  Constantinopolitano,  1642, 
worin  Yossins  zeigt,  dass  das  erste  Symbolnm  nicht  yon  den  Aposteln 
und  nicht  von  einem  allgemeinen  Concil  herrühre  und  bei  den  Griechen 
nicht  in  Gebrauch  sei,  dass  das  zweite  nicht  von  Athanasius  und 
in  das  dritte  das  Filioque  erst  im  10.  Jahrb.  eingeschoben  sei.  — 
In  einem  Decrete  vom  2.  Juli  1686  wurden  noch  zwei  Schriften  von 
G.J.  Yossius  und  10  von  seinem  Sohne  Isaac  (1618 — 89)  verboten, 
von  ersierm:  Theses  theologicae  et  hist.  de  variis  doctrinae  Christ. 
»pitibuB,  1658  (u.  a.  über  gute  Werke,  Anrufung  der  Heiligen, 
Eacharistie,  Gebete  und  Opfer  für  Yerstorbene),  und  Harmoniae 
eyangelicae  de  passione,  morte,  resurrectione  et  ascensione  J.  C, 
lfö6  (nach  Yossius*  Tode  von  Fr.  Junius  herausgegeben,  rein  exe- 
getisch), von  letzterm:  De  septuaginta  interpretibus  eorumque  trans- 
Ittione  et  chronologia  dissertationes,  1661,  4. ;  Chronologia  sacra  ad 
nentem  veteram  Hebraeorum;  Bissertatio  de  vera  aetate  mundi,  1659, 
nebst  den  beiden  noch  in  demselben  Jahre  erschienenen  Yertheidi- 
^ngen,  Castigationes  ad  scriptum  G.  Hornii  und  Auctarium  castiga- 
tionam  etc.;  Ad  Y.  Cl.  Andream  Colvium  epist.,  qua  refelluntur  ar- 
gunenta,  qnae  diversi  scripto  de  aetate  mundi  opposuere;  Besponsio 
ad  objecta  Christiani  Scotani;  De  Incis  natura  et  proprietate,  1662; 
De  SibjUinis  aliisque,  quae  Christi  natalem  praecessere,  oraculis; 
acredit  responsio  ad  objectiones  nuperae  criticae  (von  R.  Simon),  1680, 
endlich  die  Ausgabe  der  Briefe  des  Ignatius  (s.  u.).  —  Mabillon, 
der  1686  in  Rom  war  (S.  12),  wurde  von  der  Index-Congr.  beauf- 
tragt, ein  Gutachten  über  die  Schriften  von  Isaac  Yossius  abzugeben. 
Dieses  ist  in  seinen  Opera  posthuma  ed.  Y.  Thuillier,  1714,  2,  59 
gedruckt  nnd  lautet  im  wesentlichen  so:  Er  höre,  dass  das  Yerbot 
der  Schrift  über  die  Chronologie  der  Septuaginta  schon  beschlossen, 
aber  noch  nicht  publicirt  sei;  es  handle  sich  also  darum,  ob  jetzt, 
aachdem  Yossius  seine  Ansichten  gegen  Georg  Hörn  u.  a.  verthei- 
digt  habe,  seine  Schriften  oder  die  seiner  Gegner  oder  beide  zu 
verbieten  seien.  Yossius  lehre:  1.  die  Sept.  sei  dem  jetzigen  hehr. 
Texte,  2.  ihre  Chronologie  der  des  hebr.  Textes  [und  der  Yulgata] 
vorzuziehen ;  3.  die  Sündfiuth  habe  nur  den  von  Menschen  bewohnten 
Tbeil  der  Erde  überschwemmt.  Die  beiden  ersten  Ansichten  seien 
Bnbedenklich,  da  Yossius  der  Yulgata  nicht  zu  nahe  trete  und  die 
Kirche  der  Chronologie  der  Sept.  in  den  ersten  vier  Jahrhunderten 
gefolgt  sei  und  im  Martyrologium  noch  folge  ^).    Die  dritte  Ansicht 


l)  Reasch,  Bibel  nnd  Natur  S.  51S. 


116  Holländische  protestantische  Theologfen. 

sei  bisher  nur  von  Einem  (Stillingfleet)  in  der  Synopsis  criticoram 
(von  Polus)  vorgetragen,  aber  von  keinem  Katholiken,  nur  von 
Heterodoxen  angegriffen  worden,  welche  die  kath.  Kirche  heftiger 
angefeindet  als  Yossius,  namentlich  von  Hörn,  der  diesem  vorwerfe, 
er  folge  den  Pontificii,  find  der  die  kath.  Kirche  und  die  Päpste  in 
unverschämter  Weise  verhöhne.  Die  Meinung  des  Yossius  könne 
also  geduldet  und  von  einer  Censurirung  derselben  abgesehen  werden. 
Sie  sei  ja  auch  schon  vor  85  Jahren  vorgetragen  worden  und  habe 
nicht  unter  den  Katholiken,  sondern  nur  unter  den  Haeretikern 
Streitigkeiten  hervorgerufen;  es  sei  besser,  diesen  ruhig  zuzusehen 
als  sich  darin  einzumengen.  Wenn  man  die  Ansicht  hätte  censuriren 
wollen,  hätte  es  früher  geschehen  müssen ;  auch  Hörn  schweige  seit 
27  Jahren.  Wenn  die  Ansicht  des  Vossius  neu  sei,  so  werde  sie 
ja  schon  darum  von  den  Katholiken  als  verdächtig  angesehen  werden, 
weil  sie  von  einem  Haeretiker  ausgehe.  Wenn  aber  die  Congre- 
gation  die  Meinung  des  Yossius  censuriren  wolle,  müssten  auch  die 
Schriften  von  Hörn  wegen  ihrer  Schmähungen  gegen  die  Päpste 
verboten  werden.  Die  Index-Congregation  nahm  natürlich  diesen 
eventuellen  Antrag  an  und  verbot  neben  der  Schrift  von  Yossius 
auch  von  Hörn  (sonderbarer  Weise  nicht  die  erste  Streitschrift, 
Dissertatio  devera  aetate  mundi,  1659,  aber  die  in  demselben  Jahre 
erschienenen)  Defensio  dissertationis  de  vera  aetate  mundi  contra 
castigationes  Isaaci  Yossii  und  Auctarium  dissertationis  etc.  Sie 
verbot  in  derselben  Sitzung  auch  noch  zwei  Bücher  von  Jo.Lensden: 
Philologns  hebraeo-mixtus  una  cum  spicilegio  philologico  continente 
decem  quaestionum  centurias,  1663,  und  Philologus  hebraeus  con- 
tinens  quaestiones  hebraicas,  quae  circa  Y.  T.  hebraeum  fere  moveri 
solent,  1672  (zuerst  1656).  Im  J.  1742  wurde  eine  zu  Basel  1739 
erschienene  neue  Ausgabe  dieser  beiden  Bücher  und  Philologns 
hebraeo'graecus  continens  quaestiones  hebraeo-graecas,  quae  circa  N. 
T.  graecum  fere  moveri  solent,  zuerst  1670  gedruckt,  verb.  —  Erst 
1718  wurde  verboten  Ger.  Jo.  Yossii  De  theologia  gentili  et  phy- 
siologia  christiana  s.  de  origine  ac  progressu  idololatriae  11.  IX.  Editio 
nova,  quorum  4  libri  priores  ab  authore  aucti  etc.  Amst.  1668. 

Schon  1619  wurde  verb.:  Judicium  synodi  nationalis  refor- 
matarum  ecclesiarum  Belgicarum  habitae  Dordrechti  a.  1618  et 
1619,  und  1621:  Synodi  Dordracenae  et  eorum,  qui  illi  prae- 
fuerunt,  in  Belgii  Hemonstrantes  quos  vocant  crudelis  iniquitas  ex- 
posita  mit  dem  Zusätze  (Alex.  No.  23):  prohibetur  sicut  ipsa  synodus 
Dordracena,  von  Ben.  mit  Rücksicht  auf  Decr.  gen.  I,  8  weggelassen. 
Später  kamen  noch  in  den  Index:  Apologie  pour  le  synode  de 
Dordrecht  ou  refut.  du  livre:  LHmpi^t6  de  la  morale  des  Calvinistes, 
Genf  1679,  verb.  1681,  und  Jo.  Halesii  Hist.  concilii  Dordraceni, 
J.  L.  Moshemius  vertit,  variis  observationibus  et  vita  Halesii  auxit, 
1724,  verh.  1750  (John  Haies,  f  1656,  hatte  mit  dem  englischen 
Gesandten  der  Synode  beigewohnt;  R.-E.  5,  552).  —  Sot.  hat  die 
Subscriptores  conciliabuli  Dordrechtani  in  die  1.  Cl.  gesetzt,  p.  434. 
907;  vgl.  I  S.  326. 

Yon  Phil.  Lim  horch  (1633—1712)  stehen  im  Index:  Histo- 


Holländische  protestautische  Theologen.  117 

ria  mqniBitionis,  1692,  von  der  Inq.  verb.  1694,  Theologia  chri- 
stiana  ad  praxim  pietatis  ac  promotionem  pacis  chrifltianae  iinice  di- 
reeta,  1700  (die  erste  vollständige  Theologie  der  Arminianer,  zuerst 
1686),  verb.  1727,  und  De  veritate  religionis  christ.  amica  collatio 
cam  jndaeo  erudito  [Isaac  Orobio  aus  Sevilla],  zuerst  1687,  dann 
Basel  1740,  verb,  1749  (Paquot  1,  553),  —  von  Ant.  van  Dale 
(Medicinery  Anabaptist,  1638  —  1708)  De  oraculis  ethnicorum  diss. 
dttae,  1683,  dann  1700  (er  bestreitet  den  dämonischen  Ursprung 
d«  Orakel  Wesens ;  Bayle,  Oeuvres  1,  4),  und  Dissertationes  de 
origine  et  progressu  idololatriae  et  superstitionum.  De  vera  et  falsa 
prophetia  et  de  divin ationibus  idololatricis  jndaeorum,  1696,  beide 
rerb.  1737  (letzteres  in  den  Indices  so  gedruckt,  als  ob  es  sich 
um  zwei  Bücher  handelte).  —  Von  den  meisten  steht  nur  je  ein 
Buch  im  Index:  von  Abr.  Heidanns  (van  der  Heyden,  1597 
-1678)  De  origine  erroris  11.  8,  1678;  Steph.  Le  Moyne  (1624—89), 
Varia  sacra  s.  sylloge  variorum  opusculorum  graecorum  ad  rem 
eeelesiastieam  spectantium  (A.  £.  1686;  der  1.  Band  handelt  u.  a. 
über  Chrys.  Ep.  ad  Caesarium,  s.  u.);  Jo.  L actus  (de  Lact),  Com- 
pendiam  historiae  univ.  civilis  et  eccl.,  tarn  romanae  quam  prote- 
sUntinm  1669,   verb.  1727. 

Jo.  Coccejus  (1603 — 69)  steht  nicht  im  Index,  aber  einige 
Schriften  seiner  Anhänger  Wilh.  Momma,  Herm.  Witsius  und 
Campegins  Vitringa,  —  von  diesem  Typus  theologiae  practicae, 
1716,  und  die  IJebersetzung :  Essai  de  thiol.  pratique  .  .  .  trad. 
par  iL  de  Limiers,  1719,  —  ferner  Prodromus  corporis  theolo- 
giae, qua  tota  fidei  ac  morum  doctrina,  bist.,  item  prophetia  methodo 
paritcr  et  verbis  sacris  asseritur,  1682  (nach  Flaccius  Anon.  104 
Ton  dem  Coccejaner  Gerhard  van  der  Meulen),  und  Examen  judicio- 
nun  de  Prodromo  .  .  .  .,  1684,  verb.  1709.  —  Von  Vitringa's 
exegetischen  Schriften,  die  doch  manches  Anstössige  enthalten,  steht 
kerne  im  Index;  aber  Jo.  Braun,  Vestitus  sacerdotum  hebraeo- 
nun,  1680. 

Yen  den  scharf  polemischen  Schriften  des  Sixtinus  A  m  a  m  a 
(tl629)  über  die  Bibel,  besonders  über  dieYulgata,  steht  im  Index 
nur  Antibarbams  biblicus  libro  4.  auctus,  1656  (zuerst  1628),  verb. 
erst  1709.  Andere  polemische  Schriften,  die  im  17.  Jahrh.  verb. 
wurden,  sind:  Arnoldi  Montani  Diatriba  de  esu  carnium  et  qua- 
dragesima  Pontificiorum,  1668,  verb.  1690;  Herm.  Ravensperger, 
Via  veritatis  et  pacis,  1614,  verb.  1663;  ferner  die  unter  dem  Na- 
sen Antipapias  Lauterianus  erschienene  Schrift  Meretricis  Baby- 
loTiicae  aurenm  poculum  venenatum  Ecclesiae  propinatum  hujusque 
aotidotum  .  .  .,  Veritropoli  1689;  —  Epistola  N.  N.  religionis 
refonnatae  ministrorum  ad  perillustrem  D.  N.  Legionis  Batavae  du- 
€«m  in  praesidio  Bruxell.  degentem,  quae  incipit:  Non  solum 
strenne  te  agere  in  hello,  von  der  Inquisition  verb.  1693,  —  und 
Foliam  qnoddam  (also  ein  fliegendes  Blatt)  cum  hac  inscriptione: 
Proposition  es  Belgio-unito-romanao  ac  papales,  incipiens:  Pecca- 
tom  non  est,  sacrificium  Deo  pollutis  manibus  sive  in  peccatura, 
Verl).  1666  und  nochmals   1667    cum    elucidationibus,    cum    quibus 


118  Englische  protestantische  Theologen. 

m 

fuit  iterum  impressum.  —  1742  wurden  noch  verb.  Lettres  d*un 
th^ologien  reform^  k  un  gentilhomme  Intherien  par  Armand  de  la 
Chapelle,  Fasteur  de  la  Haye,  Amst.  1736,  gegen  des  Jesuiten 
Scheffmacher  Lettres  d'un  docteur  allemand  k  un  gentilhomme  et  a 
un  magistrat  protestants,  1733  u.  o.  (Hurter  2,  968;  von  Haag  s.  v. 
Boisbeleau  mit  Unrecht  Chapelle  abgesprochen). 

Ferner  stehen  noch  im  Index:  Justus  Heurnius,  De  legatione 
evangelica  ad  Indos  capessenda  admonitio  (an  die  Curatores  rerum 
Indicarum,  über  die  Ausbreitung  des  Christenthums  in  Indien), 
Leyden  1618;  —  Caroli  de  Maets  Sylva  quaestionum  insigninm 
philologiam  •  .  .,  potissimum  vero  theologiam  spectantinm,  1650, 
verb.  1663  (behandelt  nach  Bayle  ausser  anderen  Casus  auch  die  da- 
malige Controverse,  ob  die  Männer  lange  Haare  tragen  dürfen);  — 
Ch.  Bonnefille,  L'homme  irreprochable  en  sa  conversation,  Leyden 
1661,  12.  Ebenso  unbedeutende  Sachen  stehen  im  Index  unter 
Borremans,  Broverius,  Crem  er,  Gaillardus  (eine  Dissertation,  worin 
behauptet  wird,  Melchisedek  sei  Christus  gewesen;  Bayle,  Oeuvres 
1,  470),  Timannus  Gesselius  (Med.  Dr.),  Holtius,  J.  B.  Ottius,  Vessel- 
lius.  Man  kann  sich  wundern,  im  Index  zu  finden  Cornelius  A  da mu  8 , 
Exercitationes  exegeticae  de  Israelis  inAegypto  multiplicatione  etc.; 
aber  Ben.  hat  den  Titel  staik  abgekürzt;  in  den  älteren  Indices 
steht  er  vollständig;  er  schliesst:  malisque  Bomae  paganae  et  ha- 
diernae  moribus,  Gron.  1712. 

Die  interessante  Briefsammlung  Illustrium  et  clarorum  viromm 
epistolae  selectiores  superioris  saeculi  scriptae  vel  a  Belgis  vel 
ad  Beigas,  Lugd.  B.  1617,  8.,  wurde  1628  verb.,  weil  unter  den 
200  Briefen  viele  theologischen  Inhalts,  von  Haeretikern,  Cassander 
u.  8.  w.  sind.  Der  in  der  Vorrede  genannte  Herausgeber  Paul  Ber- 
tius  wurde  1620  katholisch,  f  1629  (ßäss,  Conv.  4,  500).  Harm- 
loser ist  Jo.  Crucii  Mercurius  Batavus  s.  epistolarum  IL  5, 
Amst.  1650  (dazu  ein  1.  sextus),  verb.  1684. 


19.    EDglische  protestantisclie  Theologen. 

Englisch  geschriebene  protestantisch-theologische  Bücher 
kamen  bis  auf  Benedict  XIV.  nicht  in  den  Index  ^).  Von  manchen 
englisch  geschriebenen  Büchern  wurden  aber  lateinische  oder 
französische  Uebersetzungen  verboten.  In  dem  Index  Alexan- 
ders VII.  ist  die  Zahl  der  Werke  englischer  Theologen  noch 
nicht  gross;  —  1634—63  wurden  keine  verboten;    auch  später 


1)  Die  unter  Gleitron,  Osbom,  Philalethes  und  Philopenes  stehenden 
Büoher  werden  anderswo  besprochen. 


Th.  James,    üsserius.     Casaubonus. 


119 


Bdtanter  in  5 — 8  Jahren  keine;  —  erst  Yon  1676  an  werden  sie 
zahlreicher.  Während  manche  Bücher,  die  man  am  ersten  im 
Index  zu  finden  erwarten  sollte,  nicht  darin  stehen,  —  z.  B.  Be- 
formatio  Eksclesiae  anglicanae  quibas  gradibus  inchoata  et  per- 
fecta Sit,  London  1603,  Fol.,  eine  Sammlung  der  wichtigsten 
Actenstücke  und  Tractate  (Clement  I,  337),  E.  Browns  Ausgabe 
des  Fascicnlas  (I  S.  347),  and  die  polemischen  Schriften  des 
Bisehofs  Hall  (f  1656,  s.  Bayle),  von  denen  mehrere  ans  dem 
Englischen  ins  Französische  übersetzt,  einige  lateinisch  erschie- 
nen sind,  —  sind  Schriften  verboten,  die  nur  wenig  Anstössiges 
enthalten,  wie  einige  von  dem  frommen  Naturforscher  Robert 
Boyle)  1627 — 91,  dem  Stifter  der  Boyle-Lectures,  und  einige  be- 
deutende Werke  über  archäologische  und  biblische  Materien, 
die,  wie  Waltons  Polyglottenbibel  und  B.  Polus*  Synopsis  criti- 
eomm,  nur  von  Fachgelehrten  gebraucht,  von  diesen  aber  kaum 
entbehrt  werden  konnten. 

1603  wurde  verboten  Ecloga  Oxonio-Cantabrigensis  tribnta 
in  libros  daoe,  opera  et  stndio  T.  J.,  d.  i.  Thomae  James,  London 
1600,*  4.,  ein  Verzeichniss  von  Manuscripten,  mit  scharfen  polemi- 
schen Zuthaten,  von  Fossevino  in  einem  Anhange  zu  seinem  Appa- 
ratns  kritisirt  (Baillet  2,  208).  Von  den  polemischen  Schriften, 
die  James  (1579 — 1626)  herausgegeben  (I,  S.  556.  559),  steht  keine 
im  Index,  nicht  einmal  Bellum  Papale  seu  concordia  discors  Sixti  Y. 
et  Giemen tis  YlII.  circa  Hieronymianam  editionem,  Lond.  1600,  4. 
(1678,  8.;  bei  Sand,  steht  es).  —  Von  Jac.  Usserins  (üsher,  gest. 
1655  als  Erzbischof  von  Armagh)  wurde  schon  1616  (Alex.  No.  14, 
seit  Ben.  steht  unrichtig  1709)  verb.:  (rravissimae  quaestiones  de 
Christ,  ecclesiarum  in  occidentis  praesertim  partibus  ab  apostolicis 
temp.  ad  nostram  usque  aetatem  continua  successione  et  statu  histo- 
rica  explicatio,  1613  (entschieden  antipapistisch),  dagegen  erst  1709 
die  1687  erschienenen  zwei  Bände :  Britannicarum  Bcclesiarum  anti- 
quitates,  quibus  inserta  est  pestiferae  adv.  Bei  gratiam  a  Pelagio 
Britanno  in  Ecclesiam  inductae  haereseos  historia  (der  2.  Band  ent- 
hält die  Grrav.  Quaestiones).  Bei  Sot.  steht  Usher  in  der  2.  Cl. 
mit  den  Grav.  quaestiones,  aber  in  dem  Index  von  1707  in  der 
1.  mit  der  Bemerkung:  antea  per  errorem  positus  in  2.  cL,  cum 
fverit  pemiciosissimus  haereticus. 

Isaac  Casaubonus  (1559 — 1614),  der  ja,  obschon  kein  Eng- 
länder, am  passendsten  hier  eingereiht  wird,  ist  erst  nach  seinem 
Tode  in  den  Index  gekommen.  1598  schrieb  er  an  Baronius  über 
die  ersten  Bände  der  Annales  und  Baronius  sandte  ihm  1599  den 
8.  Band  mit  einer  freundlichen  Antwort,  worin  er  meint,  Gas.  „klopfe 
an  der  Thüre  der  Kirche.^'  Einige  Jahre  später  war  in  Eom  das 
Gerücht  verbreitet,  er  sei  katholisch  geworden.  Jedenfalls  bemühten 


120  Engrlisohe  protestantische  Theologen. 

sich  Card,  da  Perron  u.  a.,  ihn*  für  die  katholische  Kirche  zu  ge- 
winnen, und  Clemens  YIII.  soll  ihm  eine  Pension  yon  1300  Kronen 
angeboten  haben.  Noch  1603  schickte  er  Baronias  chronologische 
Berichtigungen,  die  dieser  1612  benutzte.  Erst  1614  veröffentlichte 
er  seine  Kritik  des  Baronius:  De  rebuä  sacris  et  ecclesiasticis  exer- 
citationes  XVI  ad  Cardinalis  Baronii  prolegomena  et  primam  anna- 
lium  partem,  800  S.  Fol.,  verb.  1624.  Sein  Plan,  in  ähnlicher 
Weise  die  12  Bände  des  Baronius  zu  kritisiren,  ist  nicht  ausge- 
führt ^).  —  Von  einer  aus  Anlass  des  Streites  zwischen  Paul  V.  und 
Venedig  erschienenen  anonymen  Schrift  des  Cas.  De  libertate  Eccle- 
siae  liber  singularis  wurden  zu  Paris  1607  15  Bogen  gedruckt;  die 
Schrift  wurde  aber  auf  Betreiben  des  Nuncius  unterdrückt  (sie  ist 
auch  nicht  vollständig  geschrieben),  die  fertigen  Bogen  wurden  aber 
1612  in  Goldasts  Monarchia  I,  674  abgedruckt  (Pattison  p.  217. 
Clement  6,  254).  —  Die  Sammlung  der  Briefe  des  Cas.,  Epistolae 
quotquot  reperiri  potuerunt.  Adjecta  est  epistola  de  morbi  ejus  mor- 
tisque  causa  deque  iisdem  narratio  Baphaelis  Thorii,  Hagae  1637,  4., 
wurde  1640  verb. 

Unter  Casaubonus  steht  seit  Alex.,  noch  heute  im  Index : 
Isaaci  Casauboni  Corona  regia,  i.  e.  panegjrici  cujusdam,  quem 
Jacobe  I.  Britanniae  Regi  delinearat,  fragmenta  ab  Euphormione 
inter  schedas  wv  fiaxaglrov  inventa,  collecta  et  in  lucem  edita,  Lond. 
1615,  128  S.  12.,  1646  verb.,  eine  von  Caspar  Scioppius  fabricirte 
Satire  auf  Cas.,  Heinrich  VIII.  und  seine  Nachfolger,  von  Clement  6, 
355  als  la  plus  infame  satire  que  l!on  ait  jamais  publice  bezeichnet, 
in  Kom  wohl  nur  verboten,  weil  der  Käme  des  Cas.  darauf  steht. 
Es  wurde  ein  Preis  auf  die  Entdeckung  des  Verfassers  gesetzt,  und 
schon  1639  nannte  ein  Brüsseler  Buchhändler  Scioppius  als  solchen 
(Pattison  p.  542). 

Noch  bei  Lebzeiten  des  Cas.  schrieb  Richard  Montagu  (Mon- 
tacutius),  damals  Fellow  in  Eton  (1628  Bischof  von  Chichester, 
1638  von  Norwich,  f  1^41),  der  einen  Theil  des  Manuscriptes  von 
Cas.  gelesen  hatte  und  wie  sein  Gönner  H.  Savile  unzufrieden  dar- 
über war,  dass  sich  Cas.  auf  die  specifisch-theologischen  Contro- 
versen  so  wenig  eingelassen,  ein  Buch  gegen  Baronius.  Es  wurde 
aber  auf  Veranlassung  des  Erzbischofs  Abbot  vorläufig  nicht  ge- 
druckt und  erschien  erst  1622:  Analecta  ecclesiasticarum  exercita- 
tionum  (Pattison  p.  350.  419).  1635  folgten:  Antidiatribae  ad 
priorem  partem  Diatribarum  J.  Caesaris  Bulengeri  adv.  Exercita- 
tiones  Is.  Casauboni  und  Apparatus  ad  origines  ecclesiasticas,  1636: 
De  originibus  ecclesiasticis  commentationum  tomus  I.,  und  1640  : 
Qeav&gwmxov  s.  de  vita  J.  Chr.  D.  N.,  originum  ecclesiasticarum 
pars  prior  et  posterior.  Alle  diese  Schriften  wurden  erst  1714  verb. 
—  1690  wurde  verb.  Antibaronius  Magenelis  seu  animadversiones 
in   Annales  Card.    Baronii    cum    epitome  lucubrationum    criticarum 


1)  M.  Pattison,  J.  Casaubonus,  1875,  p.  188.  162.  858. 


Montacutius.    Rivius.    Sarayia  u.  a.  121 

(Woboni  in  tomi  1.  annos  34.  Anct.  Andrea  Magendeo,  eccle- 
Bi8tica  [mc\  Benearnensi.  Qnibne  accesBerunt  qnaedam  ad  Baronium 
uimadTereiones  Davidis  Blondelli,  L.  B.  1679,  143  S.  Fol.,  ein 
Bicb,  welches  acbon  1675  gedruckt  war  und  von  dem,  weil  es  nicht 
abging,  1679  eine  Titelansgabe  mit  Beifügung  der  Reclame  Quibus 
icee».  etc.  auf  dem  Titelblatt  veranstaltet  wurde  (Bayle  s.  v.  Blon- 
de!, Note  E). 

Im  J.  1624  hatte  Nie.  Alemannia  Bibliothekar  der  Yaticana, 
em  oonTertirter  Grieche,  mit  einer  Widmung  an  Card.  Ludovisi  die 
Anecdota  des  Procopius  aus  der  einzigen  Handschrift  in  der  Yati- 
eaaischen  Bibliothek  herausgegeben,  dabei  die  Glaubwürdigkeit 
des  Procopius  nachzuweisen  gesucht  und  so  Justinian  recht  schwarz 
gemalt.  JSin  englischer  Jurist,  Thomas  Ryves  (f  1651)  schrieb 
gegen  ihn:  Imperatoris  Justiniani  defensio  adv.  Alemannum.  Auth. 
Th.  ßivio  J.  C,  Regis  in  Anglia  Advocato,  Francf.  1628,*  111  8. 
12.  (nochmals  edirt  von  J.  £ichel,  Heimst.  1654).  Dass  das  Schriftchen 
163S  verboten  wurde,  erklärt  sich:  Kivius  hatte  nicht  nur  Justinian, 
der  in  Rom  nicht  günstig  beurtheilt  wurde  (I  S.  553),  vertheidigt, 
londem  auch  von  Papst  Yigilius  und  anderen  Päpsten  harte  Worte 
gebraucht.  In  Rom  nahm  man  aber  auch  Übel,  dass  Alemanni  über- 
laapt  angegriffen  wurde.  Als  1636  Elzevier  eine  neue  Ausgabe  des 
ProeopiuB  veranstalten  wollte,  rieth  L.  Holstenius,  man  möge  nicht 
ii  der  Weise  wie  Ryves  gegen  Alemanni  polemisiren,  sondern  Heber 
ia  dessen  Noten  durch  Heinsius  oder  einen  andern  Gelehrten  das 
Anstösaige  streichen  lassen^).  In  jüngster  Zeit  hat  ein  Römischer 
Theologe,  Aloys  Yincenzi  (in  dem  4.  Bande  des  Werkes  In  S.  Gre- 
gorii  N^'ss.  et  Origenis  scripta  et  doctrinam  nova  recensio  cum 
appendice  de  actis  Synodi  Y.  oecumenicae,  Rom  1865)  Justinian 
gegen  den  Yorwurf  der  Gewaltthätigkeit  und  der  schlechten  Regie- 
rang,  namentlich  der  Kirche  gegenüber,  vertheidigt  und  sich  dabei 
▼OTzfiglich  auf  Rivius  berufen^). 

Hadrian  Sara  via  (von  Hause  aus  ein  Holländischer  Calvinist, 
gest.  als  Canonicus  in  Canterbury)  hatte  gegen  Calvin  und  Beza 
geaebrieben  De  diversis  ministrorum  evangelii  gradibus,  1561  (Lond. 
1590);  dagegen  erschien  1562  eine  Responsio  von  Beza,  dann  von 
Saravia  1601:  Defensio  tractationis  de  div.  .  .  contra  responsionem 
Th.  Bezae;  nur  die  letztere  wurde  1618  verb.  —  Ausserdem  wurde 
in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrb.  noch  verb.  IlagaaKevfi  (in  dem 
Beeret  No.  25  und  in  den  Index- Ausgaben  vor  Ben.  steht  Prascheni) 
sive  Praeparatio  pacificationis  controversiarum  quae  exortae  statim 
post  1000.  a  Christo  annum  in  immensnm  bis  600  elapsis  annis 
excreverunt.  Per  Jo.  Gordonium  Huntlaeoscotum,  Ruppellae  1619. 
Gegen  eine  andere  Schrift  dieses  John  Gordon  Huntley  schrieb  der 


1)  L.  HoUtenii  Epistolae  p.  264.  498.   Fabricius,  Bibl.  gr.  YI,  256. 
Bahn,  Procopius,  1865,  S.  470. 

2)  Th.  Lit-BL  1866,  549. 


122  Englische  protestantische  Theologen. 

• 
Jesuit  Georg  Stengel :  Antitortor  Bellarmin ianus  Jo.  Grordonins  Scotus 
pseudodecanns  et  capellanus  calvinisticns  . .  .  tonsus  et  pexus,  Ingolst. 
1611.  Ein  Jacob  Gordon  Huntley  war  Jesuit  und  schrieb  Contro- 
yersiarum  christ.  fidei  adv.  hujus  temporis  baereticos  epitome,  1612 
—20  (Dodd  2,  422). 

1669  wurden  verb.  Eomae  ruina  finalis  a.D.  1666  mundique 
üniB  sub  quadragcsimum  quintum  post  annum,  sive  literae  ad  Anglos 
Eomae  versautes  datae  (1693:  Abominationes  Papatus,  s.  invicta 
demonstratio,  Papam  Eom.  esse  Antichristum,  excerpta  ex  libro  cui 
tit. :  Eomae  ruina  fin.  etc.  excuso  Londini  a.  1655  et  1656),  und 
das  Buch  Eegii  sanguinis  clamor  ad  coelnm  adv.  parricidas  angli- 
canos,  Haag  1652,  12.,  welches  gegen  Miltons  Pro  populo  anglicano 
defensio  contra  Claudii  anonymi  alias  Salmasii  defensioftem  regiam 
(1649),  London  1651,  gerichtet  ist.  Der  Verfasser  desselben  ist  der 
jüngere  Pierre  du  Moulin,  Canon icus  in  Canterbury ;  aber  Alexander 
Morus  hatte  es,  ohne  ihn  zu  nennen,  mit  einer  von  ihm  unterzeich- 
neten Dedication  an  Karl  II.  herausgegeben.  Darum  schrieb 
Milton:  Defensio  pro  se  contra  Alex.  Mori  librum  Eegii  sang,  etc., 
cui  adjungitur  Jo.  Philippi  Eesponsio  ad  Apologiam  anonymi  cujuB- 
dam  tenebrionis  pro  rege  et  populo  angl.  infamissimam  (gegen 
Cl.  Bart.  Morisot,  Carolus  I.  a  securi  et  calamo  Miltonis  vindicatue, 
Dublin  1652),  London  1654.  Diese  und  andere  über  religiöse  und 
kirchliche  Dinge  handelnde  Schriften  Miltons  (seine  Werke  wurden 
1699  in  3  Folianten  zusammen  herausgegeben)  stehen  nicht  im  Index. 
Erst  1700  wurden  verboten:  Literae  pseudo-senatus  anglicani,  Crom- 
welli  reliquornmque  perduellium  nomine  ac  jussu  scriptae  a  Jo. 
Miltono,  eine  Sammlung  der  Schreiben  an  die  auswärtigen  Eegie- 
Hingen,  die  er  1649 — 58  als  Secretär  der  republicanischen  Eegierung 
für  den  Staatsrath  oder  den  Protector  verfasst  hatte,  London  1676, 
12.  (und  ed.  J.  G.  Pritius,  Lpz.  1690)  i). 

1671  wurden  gleichzeitig  ein  gegen  die  Presbyterianer  gerich- 
tetes Buch  des  anglicanischen  Geistlichen  John  Dureil  (1625 — 83) 
und  ein  im  Sinne  der  Presbyterianer  geschriebenes  des  Leydener 
Historikers  Georg  Hörn  verboten.  Ersteres  heisst :  Ecclesiae  angli- 
canae  adv.  schismaticorum  criminationes  vindiciae,  London  1669,  4. 
(nochmals  als  Eist,  rituum  Ecclesiae  angl.  etc.  1672);  von  Durell 
ist  auch  die  Uebersetzung  des  Common  Prayer  Book:  Liturgia  s. 
über  precum  communium  etc.,  London  1681,  verb.  1714,  —  letz- 
teres: Honorii  Eeggii  [Kemnatensis]  de  statu  Ecclesiae  britannicae 
hodierno  1.  commentarius,  una  cum  appendice  eorum  quae  in  synodo 
Glasgnensi  contra  episcopos  decreta  sunt,  Dantisci  1647  (Weingarten, 
Revolutionskirchen  S.  4). 

Von  den  beiden  Geschichtswerken  von  Gilbert  Burnet  (1643 
— 1715,  Bischof  von  Salisbury)  wurde  die  französische  Uebersetzung 
verb.:    Hist.  de  la  Eeformation  de  TEglise  d'Angleterre,   trad.  .  . 


1)  Baillet  5,  311.    Hist.  Taschenb.  1852,  321;  1853,  391.    Dias,  lite- 
raria  in  scriptores  anglicani  regicidii  bei  Fleur.  78. 


Milton.    Bumet  u.  a. 


123 


ptr  M.  de  Bosemond,  Grenf  1687,  nnd  Hist.  des  derniöres  revolu* 
tioDs  d'Angleterre,  1728  (engl.  HiRt.  of  his  own  times).  Andere 
Schriften  von  G.  Bumet  sind  nicht  yerboten,  auch  nicht,  obschon 
gleichfalls  ins  Französische  übersetzt,  Some  letters  containing  an 
ftccoant  of  vhat  seemed  most  remarkable  in  Switzerland,  Italy  etc., 
1686,  von  denen  G-ermain  bei  Valery  2,  88  sagt,  sie  enthielten 
nie  saure  continuelle  et  des  calomnies  et  des  injures  grossieres  contre 
k  religion,  les  rites  et  les  ceremonies  de  TEglise.  —  Von  Thomas 
Bumet  (1635 — 1715)  wurde  erst  1734  verboten:  Telluris  theoria 
ttcra,  1681,  gleichzeitig  mit  den  erst  nach  seinem  Tode  gedruckten 
Schriften:  De  statu  mortuorum  et  resurgentium,  1726,  und  De  fide 
et  officiis  christianorum  nee  non  appendix  de  fntnra  Judaeorum 
r^t&nratione,  Lond.  1727^). 

Von  1676—1757  wurden  ferner  verb. :  Roberti  Baillii  (Baiilie, 
Preebjterianer,  f  1662)  Operis  historici  et  chronologici  11.  2  a  crea- 
tione  mundi  ad  Constantinnm  Magnnm,  Amst.  1668,  Fol.  (über  an- 
dere Schriften  von  ihm  s.  Weingarten  S.  4);  —  Guil.  Beveregii 
(Beveridge,  Bischof  von  St.  Asaph,  f  1708)  ^vroSixoy  s.  Pandectae 
eanonum  ss.  apostolorum  et  conciliorum  ab  Eecl.  graeca  receptorum 
.  .  .  Oxf.  1672,  2  Fol.;  —  Jos.  Binghami  Origines  seu  antiqui- 
tates  ecclesiasticae,  «ex  lingua  angl.  in  lat.  vertit  J.  H.  Griscovius, 
Halle  1724—29,  10  vol.  4.  (das  Original  war  1708— 22  erschienen); 

—  Jo.  Pearsonis  Episc.  Cestriensis  Expositio  symboli  apost.,  juxta 
ed.  angl.  5.  in  lat.  linguam  translata,  1691,  verb.  1709,  J.  Arnolds' 
Uebersetzung  der  seit  1659  oft  gedruckten  Exposition  oftheCreed; 

—  Les  religions  du  monde  ou  demonstration  de  toutes  les  religions 
et  heresies,  par  Alex.  Eoss,  trad.  par  Thomas  La  Grue,  Amst. 
1666,  verb.  1676,  eine  Art  Symbolik,  die  unter  dem  Titel  A  view 
of  all  religions  etc.  zuerst  1653  erschienen  war  (deutsch  von  Chr. 
Sixtns:  Der  Welt  unterschiedlicher  Gottesdienst,  Heidelb.  1660);  — 
Bob.  Sanderson,  De  conscientia  seu  obligatione  conscientiae  et  de 
juramenti  promissorii  obligatione  praelectiones  7,  1647;  De  obliga- 
tione conscientiae  praeL  10,  Ed.  2.,  1686,  verb.  1700;  Sanderson 
wird  von  Wood  als  der  erste  Casuist  seiner  Zeit  bezeichnet  (Blount 
p.  1005);  —  Origines  ecclesiasticae  s.  de  jure  et  potestate  ecclesiae 
ehnst.  exercitationes,  auth.  Herberto  Thorndicio  [Thorndyke], 
Westmon.  Can.,  1674,  verb.  1709;  ferner  Guil.  Outram ,  De  eacri- 
ficiis  11.  2  (de  sacrificiis  Judaeorum  et  gentium,  de  sacrificio  Christi), 
1677,  und  eine  französische  Uebersetzung  von  Predigten  von  W. 
Sherlock,  1723,  und  von  dem  Erzbischof  J.  Tillotson  von  Can- 
terbory  (übers,  von  J.  Barbeyrac),  1705,  5  vol  8.  (diese  enthalten 
einige  Angriffe  auf  die  Papisten;  Lechler,  Deismus  S.  146),  und  von 
einem  Buche  des  Londoner  Pfarrers  Lucas,  La  perfection  du  chr6- 
tien,    1740;    endlicli  noch  einige  anonyme  Schriften: 


1)  Clement  5, 487.  Lechler,  Deismus  S.  867.  Gegen  De  statu  schrieb 
Mnratori  De  paradiso  regnique  coelestis  gloria  non  exspectata  corporum 
retorrectione  justis  a  Deo  collata,  Verona  1738.  Mich,  a  S.  Jos.  8,  826. 


124  Englische  protestantische  Theologf'n. 

Apologie  de  lav^ritable  Theologie  chr6t.  ainsi  qn'elle  esttenue 
et  prechie  parle peuple  appele  par  mepris  les  Trembleurs,  traduite  en 
frangaiß,  1702,  von  der  Inq.  verb.  1712.  Ee  ist  das  Hauptwerk  des  ein- 
zigen eigentlichen  Theologen  der  Quäker,  des  Schotten  Robert  Bar- 
clay (1648 — 92;  er  war  zuvor  in  Paris  katholisch  geworden),  wel- 
ches BchoU'  1676  lateinisch  erschienen  war:  Theologiae  verae 
christianae  apologia  (Weingarten  S.  364.  Möhler,  Symbolik  S.  490). 
Seine  Catechesis  et  fidei  confessio,  1676,  und  seine  Works,  Lond. 
1692,  Fol.,  stehen  nicht  im  Index.  In  Spanien  wurde  1764  eine 
1710  zu  London  erschienene  span.  Uebersetzung  der  Apologia  von 
Antonio  Alvarado  verb.  Schon  1708  wurde  in  Rom  verb.:  CoUa- 
vies  Quackerorum  secundum  ortum,  progressum  et  dogmata  mon- 
strosa  delineata  .  .  Auct.  Jo.  Joa.  Zentgrafio  Argentoratensi, 
Arg.  1665. 

De  antiqua  ecclesiae  Britannicae  libertate  atque  de  legitima 
ejusdem  eccl.  exeraptione  a  Romano  patriarchatu  diatribe  per  aliquot 
theses  deducta,  auth.  J.  B.  S.  Th.  Prof.,  Amst.  1695,  verb.  1709, 
zuerst  1656  erschienen.  Der  Verfasser  ist  John  Basire,  Prof.  in 
Cambridge,  f  1676.  Er  vertheidigt  die  Sätze:  1.  die  Rechte  der 
Patriarchen  sind  durch  Gewohnheit  entstanden ,  von  den  Concilien 
bestätigt,  von  den  Kaisem  sanctionirt;  2.  die  englische  Kirche  ge- 
hörte nicht  zu  den  Suburbicar-Kirchen  und  stand  darum  zur  Zeit 
des  Concils  von  Nicaea  nicht  unter  dem  Römischen  Patriarchen; 
3.  sie  hat  jetzt  ihre  alte  Freiheit  wiedergewonnen;  4.  sie  ist,  von 
dem  Römischen  Patriarchen  eximirt,  nicht  schismatisch,  sondern  um 
so  mehr  katholisch,  je  mehr  sie  die  alte  katholische  Freiheit  ver- 
theidigt (Fabricius,  Eist.  B.  5,  201).  —  Von  Eduard  Stillingfieets 
(englisch  geschriebenen)  Werken  steht  keins  im  Index,  obschon 
Schelstrate  gegen  seine  Origines  Britannicae  or  the  antiquity  of  the 
British  Church,  1685,  1687  zu  Rom  die  Diss.  de  auctoritate  patriar- 
chali  et  metropolitana  drucken  liess.  Dagegen  stehen  im  Index: 
Historia  symboli  apostolici  .  .  .,  ex  angl.  sermone  in  lat.  trans- 
lata,  Lips.  1706,  verfasst  von  dem  Juristen  Peter  King  (1702), 
übersetzt  von  Grottfr.  Olearius  (Fabricius  1.  o.  6,  477).  —  Rela- 
tion de  l'accroissement  de  la  papaut6  et  du  gouvernemeht  absolu 
en  Angleterre,  particuli^rement  depuis  la  longue  Prorogation  1675 — 76 
jusqu'i  präsent,  1730,  Uebersetzung  der  1678  erschienenen  Schrift 
(von  Andrew  Marvell,  f  1678):  An  account  of  the  growth  of  Po- 
pery  (das  Parlament  setzte  damals  einen  Preis  von  50  Pf.  auf  die 
Entdeckung    des  Verfassers). 

Von  John  Wilkins,  Bischof  von  Chester,  steht  im  Index  nur 
die  1638  anonym  erschienene  Schrift  The  discovery  of  a  new  world 
or  a  discourse  tending  to  prove  that  it  is  probable  there  may  be 
another  habitable  world  in  the  moon,  in  der  französischen  Ueber- 
setzung :  Le  m  0  n  d  e  dans  lune,  divis£  en  deux  livres,  le  1.  pron- 
vant  que  la  lune  peut  Stre  un  monde,  le  2.  que  la  terre  peut  etre 
une  planete,  de  la  traduction  du  S.  de  la  Montagne,  Ronen  1655, 
erst   1703  verb. 

Von  Brian  Waltons  Biblia  sacra  polyglotta,  1657,  die  1663 


Walton.    Polus.    Seiden  u.  a.  125 

Tcrb.  wurde,  sagt  E.  Simon  (Lettres  3,  122):  ,,Wenn  man  die 
SciirifUteller  nicht  kannte,  welche  an  den  Frolegomena  gearbeitet 
kben,  könnte  man  leicht  annehmen,  das  Werk  sei  von  einem  Katho- 
liken herausgegeben;  es  hat  auch  bei  allen  Katholiken  Beifall  ge* 
fuden,  selbst  in  Eom/'  Das  schreibt  Simon  1692,  nachdem  das 
Werk  schon  fast  30  Jahre  verboten  war^).  Anderswo  (Lettres  2, 
^75)  berichtet  er:  die  Theologen  von  Port  Royal  oder  einige  ihrer 
Freande  hätten  die  Prolegomena  übersetzt;  die  Uebersetzung  sei 
ihtT  Dicht  gedruckt ;  die  zu  Lüttich  1 699  erschienenen  Dissertations 
SQr  les  Froleg.  de  Walton,  eine  freie  und  abgekürzte  Uebersetzung, 
piece  pitojable,  seien  nicht  von  ihnen  und  die  Approbationen  un- 
echt. —  Im  Span.  Index  wird  doch  nur  der  Apparatus  biblicus 
rerb.,  die  Polyglotte  selbst  expurgirt,  und  zwar  werden  ausser  Elogia 
hereticorum  nur  wenige  Stellen,  u.  a.  einige  in  der  lateinischen 
Uebersetzung  des  Targum,  ferner  die  Capitelüberschriften  in  den 
ETangelien,  als  nicht  dem  Gebrauch  der  kath.  Kirche,  sondern  dem 
Ritas  der  Ketzer  entsprechend,  gestrichen  und  bei  einigen  Stellen 
die  Beifügung  der  Note  verordnet,  der  ketzerische  Herausgeber  habe 
bei  der  Aufzählang  der  canonischen  Bücher  Tobias,  Judith  u.  s.  w. 
iB&litiose  ausgelassen. 

Matthaei  Poli  (Pool,  f  1679)  Synopsis  criticorum  ...  ex 
recensione  Jo.  Leusden,  Ultr.  1684  [ — 96,  vorher  London  1669—90 
tmd  Prcf.  1678],  wurde  1693  verb.;  die  Critici  sacri,  Lond.  1660, 
9  Fol,  u.  s.,  sind  nicht  verb.;  auch  nicht  Pools  englisch  geschrie- 
bene polemische  Schriften.  Im  span.  Index  steht  die  Synopsis 
Hiebt,  wohl  aber  die  Critici;  sie  werden  in  dem  von  1707  p.  244 
—260  expurgirt  nnd  verordnet,  an  die  Spitze  zu  schreiben:  Das 
Werk  ist  sorgfaltig  expurgirt,  aber  da  es  fast  ganz  ex  auctoribus 
bftereticis  compactum,  cum  magna  cautela  legendum.  Gleichzeitig 
mit  der  Synopsis  wurde  verb.:  Humfredi  Hody  Contra  historiam 
Amteae  de  LXX  interpretibus  dissertatio,  Oxf.  1684,  dagegen  nicht 
seine  De  Bibliorum  textibus  originalibus,  versionibus  graeca  et  lat. 
Tttlg.  IL  4.  1705. 

Von  dem  Juristen  Jo.  Seiden  (1584 — 1654)  stehen  im  Index: 
De  jure  naturali  et  gentium  juxta  disciplinam  Ebraeorum  IL  7, 
1640,  und  De  synedriis  et  praefecturis  juridicis  vetenim  Ehr.  11.  3, 
1679  (zuerst  1650),  verb.  1714;  üxor  ebraica  s.  de  nuptiis  et  di- 
Tortiis  ...  11.  3  [zuerst  1646J.  Ejusd.  de  succeseionibus  ad  leges 
£br.  in  bona  defunctorum  1.  1  [zuerst  1631],  in  pontificatum  11.  2 
[aerst  1636],  Ed.  nova,    Frcf.  1673,  verb.   1718.     Man  kann  sich 


1)  In  Simons  Biographie  vor  den  Lettres  1,  7  wird  erzählt,  er  sei, 
»la  er  noch  Oratorianer  war,  weil  er  die  Polyglotte,  die  Critici  sacri  u.  dgl. 
iffl  Zimmer  gehabt,  bei  dem  Ordens-General  Senault  wegen  Lesens  ver- 
botener Bücher  denuncirt  worden.  Der  General  habe  seinen  Rath  ver- 
*>nmielt  und  eine  Untersuchung  eingeleitet.  Simon  habe  aber  erklärt,  er 
iabe  TOD  dem  Erzbischof  und  seinem  Superior  die  Erlaubniss  zum  Ge- 
webe jener  Bücher  und  darauf  habe  man  ihn  in  Ruhe  gelassen. 


126  Englische  protestantische  Theologen. 

weniger  darüber  wandern,  dass  diese  Bücher  verb.  worden,  als  dar- 
über, dasB  es  so  spät  geschehen;  denn  sie  enthalten  Digressionen 
über  kirchenrechtliche  Fragen  (z.  B.  De  syn.  1 ,  10),  an  denen  man 
in  Eom  Anstoss  nehmen  mnsste. 

Von  der  oft  gedruckten  Geschichte  der  Jaden  (The  Old  and 
New  Test,  connected  in  the  bist,  of  the  Jews  and  neighbourin^ 
nations,  1716)  von  Humphrey  Prideaax  (1648 — 1724)  wurde 
eine  französische  Uebersetzang  1732  mit  d.  c.  verboten:  Eist,  des 
juifs  et  des  peaples  voisins  depnis  la  decadence  des  royaumes 
d'Israel  et  de  Juda  jasqa'^  la  mort  de  Jisus  Christ,  par  M.  de 
Prideaax,  Amst.  1712  und  Paris  1724.  Die  Uebersetzang  ist  von 
Brutel  de  la  RiviÄre  und  du  Soul.  Der  Ausgabe  Paris  1726,  7 
vol.  12.,  und  1742,  6  vol.  12.,  sind  zwei  Dissertationen  des  Jesuiten 
Tournemine  beigefügt,  in  welchen  einige  Punkte,  die  bei  Katholiken 
Anstoss  erregen  konnten,  berichtigt  sind.  Diese  Ausgabe  hatte 
also  doch  wohl  freigegeben  werden  können.  —  Sonst  stehen  noch 
folgende  exegetische  Sachen  im  Index:  Nie.  Füller,  Miscellanea 
theologica,  quibus  non  modo  scripturae  div.,  sed  et  aliorum  classi- 
corum  auctorum  plurima  monimenta  explicantur,  1612  u.  o.;  — 
Eduard  Leigh,  In  N.  T.  annotationes,  1650,  erst  1737  verb.;  — 
Jac.  Windet  (Dr.  med.)  De  vita  functorum  statu  ex  hebraeorum. 
et  graecorum  sententiis,  cum  corollario  de  tartaro  apost.  Petri,  1677. 

Roberti  Boyle,  Nobilis  Angli  et  Societatis  Regiae  membri 
dignissimi,  opuscula  seqnentia:  Cogitationes  de  s.  scripturae  stylo, 
Genf  1680;  De  araore  seraphico  seu  de  quibusdam  ad  Dei  amorem 
stimulis,  Genf  1693;  Summa  veneratio  l)eo  ab  humano  intellectu 
debita  ob  sapientiam  praesertim  ac  potentiam,  Genf  1693,  wurden 
1700  verb.«) 

Von  den  sehr  scharf  antipäpstlichen,  aber  nur  englisch  er- 
schienenen Schriften  von  Michael  Geddes  steht  keine  im  Index: 
Miscellaneous  Tracts  in  3  volumes,  2.  Ed.  London  1714,*  The  Council 
of  Trent,  1714,*  Several  Tracts  against  Popery.  Together  with 
the  life  of  Don  Alvaro  de  Luna,  Lond.  1715.*  —  Nur  im  spa- 
nischen, nicht  im  Rom.  Index  steht:  Le  passe-partout  de  TEglise 
Romaine,  ou  histoire  des  tromperies  des  pretres  et  des  meines  en 
Espagne,  par  Antoine  Gavin,  ci-devant  pretre  seculier  de  TEgl.  Rom. 
ä  Saragosse  et  depuis  1715  ministre  de  l'Egl.  anglicane,  trad.  de 
l'anglois  par  M.  JaniQon,  Londres  1727,  3  vol.,  zuerst  englisch  er- 
schienen: A  master-key  to  Popery  in  five  parts  .  .  .,  2.  Ed.,  London 
1725  (Pelayo  3,  98). 


1)  In  dem  Giorn.  de*  letterati,  Rom  1745,  p.  11  steht  E^tratto  della 
vita  di  R.  Boyle  premessa  all'  edizione  inglese  di  tutte  le  sue  opere  (Lond. 
1744,  5  Fol.,  edirt  von  Th.  Birch).  Mich.  a.  S.  Jos.  4,  76  sagt  von  ihm: 
Quamvis  haeresim  ad  mortem  usque  retinuerit,  a  coutroversiis  a  sectariis 
agitatis  penitus  abhorruit  christianique  nominis  dilatationera  ardentiori  zelo, 
etsi  non  recta  fide  procuravit. 


Französische  protestantische  Theologen.  127 


20.     FraBzosische  protestantische  Theologen. 

Die  protestantisch-theologische  Literatur  Frankreichs  und 
der  französischen  Schweiz  ist  verhältnissmässig  am  stärksten 
im  Index  vertreten,  aber  freilich,  wie  schon  eine  Vergleichung 
mit  dem  französischen  Index  von  1685  zeigt,  bei  weitem  nicht 
vollständig  verzeichnet.  Von  manchen  bedeutenden  Schrift- 
steilem  sind  nur  einzelne  Bücher  verboten,  keines  von  Daniel 
Ciiamier,  Ben.  Pictet,  Jacqnes  Cappel,  Samuel  Bochart  (der 
ausser  seinen  grossen  biblischen  Werken  auch  polemische  ge« 
sehrieben,  Clement  4, 388),  n.  a.  Namentlich  in  der  ersten  Hälfte 
d^  17.  Jahrhunderts  wurden,  wohl  in  Folge  derDenunciationen 
des  Nuncius,  manche  jetzt  verschollene  Sachen  verboten.  Auch 
manehe  französische  Schriften  wurden  erst  lange  nach  dem  Er- 
seheinen verboten. 

Namhafte  Theologen,  von  denen  einzelne  Schriften  verb.  wurden, 
«nd:  Jacques  Abbadie  (1654—1727):  Traite  de  la  verite  de  la 
religion  chretienne,  in  drei  Theilen,  zuerBt  1084,  die  Ausgabe  von 
1688.  89  verb.  1700  und  1703,  eine  Apologie  des  Christenthums 
gegen  Atheisten,  Deisten  und  Juden,  nach  Picot  von  Katholiken  und 
Protestanten  gelobt,  stellenweise  aber  polemisch  gegen  die  Eömische 
Kirche.  Seine  anonyme  Schrift  La  verite  de  la  religion  reformee, 
1718,  steht  nicht  im  Index.  —  Von  Pierre  All  ix  (1641-1717), 
.»einem  der  gelehrtesten  und  fruchtbarsten  Polemiker  der  französi- 
sclieii  reformirten  Kirche**  (R.-E.  1,  304),  steht  im  Index  unter  seinem 
Xamen  nur  Dissertatio  de  trisagii  origine,  1674.  1703  wurden  aber 
drei  anonyme  Schriften  von  ihm  verboten,  die  noch  jetzt  ohne  seinen 
Namen  im  Index  stehen:  Dissertatio  de  Tertulliani  vita  et  scriptis, 
s.  1.;  Diss.  de  conciliorum  quorumvis  definitionibus,  s.  1.;  Diss. 
de  sanguine  D.  N.  J.  C.  ad  epistolam  146.  S.  Aug.,  qua  num  adhuc 
existat,  exquiritur,  s.  1.  1680.  Gegen  die  letze  Schrift  erschien  Dis- 
qnisitfo  theol.  de  sanguine  corporis  Christi  post  resurrectionem  ad 
ep.  146.  S.  Aug.  Auetore  Theologo  Paris.,  Metropol.  Senon.  Eccl. 
Decano  [Jacques  Boileau],  Paris  1681,  worin  AUix  als  Verfasser 
der  Diss.  bezeichnet  wird^).  Auffallender  Weise  wurde  der  von 
AUix  herausgegebene  Traiti»  d'un  auteur  de  la  communion  romaine 
louchant  la  transsubstantiation,  Lond.  1686  (Bayle,  Oeuvres  1,  745), 


1)  Nie.  12,  128.  A.  E.  1682,  331.  838.  Es  handelt  sich  um  die  Frage, 
ob  Ang.  Ep.  146  (205)  bezweifle,  dass  in  dem  Leibe  des  Auferstandenen 
Blot  gewesen. 


128  FranzÖBiBche  protestantische  Theologen. 

nicht  verb.  —  Isaac  de  Beausobre  (1659 — 1738,  seit  1694  in 
Berlin) :  nur  Histoire  critiqne  de  Manich^e  et  du  Manichiisme,  Amst. 
1734.39,  2yol.  4.  —  LonisLeBlano  (f  1675):  Theses  theologicae 
yarÜB  temporibns  in  academia  Sedanensi  editae,  Sedan  1646,  4«; 
die  4.  Ed.,  London  1708,  Fol.,  1725  verb.i).  —  Benjamin  de  Dail- 
Ion  (bis  1685  Prediger  in  Frankreich):  Examen  de  ToppresBion  des 
reformez  en  France,  oü  Ton  justifie  l'innocence  de  lenr  religion,  et 
oü  Ton  prouve  qne  la  doctrine  des  demons  signifie  dans  S.  Faul  le 
cnlte  que  les  payens  rendaient  aux  morts,  et  qu'il  n*6tait  point  difPe- 
rent  de  celui  que  TEgl.  Rom.  rend  aux  saints,  1687,  yerb.  1709. 
—  Jean  Grayerol  (1647 — 1718)  nicht  mit  seinem  Namen  im  Index,  von 
ihm  ist  Jo.  Rolegrayii  Tractatus  de  religionnm  conciliatoribus, 
Lausanne  1674  (gegen  ünionsprojecte  von  d'Huisseau),  yerb.  1714, 
und  die  anonyme  Schrift  L^Eglise  protest.  justifi^e  par  TEgl. 
Rom.  sur  quelques  points  de  controverse,  Grenf  1682  (gegen  eine 
kleine  Schrift  von  de  la  Tour-Daill6,  an  der  Card.  Le  Camus  ge- 
holfen haben  soll),  verb.  1737.  —  Alex.  Morus  (1616—70):  Causa 
Dei  s.  de  scriptura  sacra  exercitationes  Genevenses,  verb.  1673.  — 
Casimir  Oudin  (1638—1717,  Praemonstratenser,  1690  Protestant): 
Commentarius  de  scriptoribus  Ecclesiae  antiquis,  3  tom.  Fol.,  Lips. 
1722.  —  Abraham  Ruchat  (1680—1750):  Histoire  de  la  refor- 
mation  de  la  Saisse,  6  vol.,  Genf  1727  (Lausanne  1835 —38,  8  vol. 
8.),  yerb.  1732,  gleichzeitig  die  Pseudonyme  Schrift:  Les  delices  de 
la  Suisse,  une  des  principales  republiques  de  TEurope,  par  Gottlieb 
Kypseler,  4  yol.  12.,  Leyden  1714.  —  Charles  Marie  de  Veil, 
ein  yon  Bossuet  bekehrter  Jude,  der  erst  katholischer,  dann  angli- 
canischer  Geistlicher,  dann  Anabaptist  wurde:  Explicatio  llteralis 
evangelii  sec.  Mth.  et  Marcum,  ex  ipsis  scripturarum  fontibus,  He- 
braeorum  ritibus  et  idiomatis  et  recentioribus  monumentis  ernta, 
Lond.  1678,  yerb.  17212).  —  Noel  Aubert  de  Yers6,  Katholik, 
Calyinist,  Socinianer,  um  1690  wieder  Katholik,  f  1714'),  nicht  mit 
seinem  Namen  im  Index:  yon  ihm  sind  die  anonymen  Schriften: 
L'ayocat  des  protestants  ou  traitä  du  schisme  dans  lequel  on  justifie 
la  Separation  des  prot.  d^ayec  l'Egl.  Rom.  contre  les  objections  des 
Sieurs .  Nicole,  Brueys  et  Ferrand,  par  le  Sieur  A.  D.  V.,  Amstefd. 
1687,  yerb.  1709,  und  Le  tombeau  du  Socinianisme,  auquel  on  a 
ajoutä  le  nouyeau  yisionnaire  de  Roterdam  etc.,  Francf.  1687  (Le 
nouyeau  yis.,  gegen  Jurieu,  war  schon  1686  allein  erschienen),  yerb. 
1714. 

1687  wurde  yerb.  Syntagma  thesium  in  academia  Salmu- 
riensi  disputatarum  sub  praesidio  Lud.  Cappelli,  Mosis  Amyraldi  et 
Josue    Placaei,    Saumur   1660—64,    4  yol.  4.      Von    M.  Amyraut, 


1)  Fabricias,  Hist.  Bibl.  1,  845.  Der  Jesuit  Adam  behauptet,  IjO  Diane 
sei  katholisch  geworden. 

2)  A.  Bernus,  R.  Simon,  p.  99.  R.  Simon,  Lettres  1,  87. 

3)  Räss,   Convertiten  8,  488.    Haureau,  Hist.  litt,  du  Maine  4,  199. 


Franzosische  protestantische  Theologen.  129 

J.  La  Place  and  Louis  Cappel  steht  sonst  nichts  im  Index.  Die 
Ciitica  Sacra  des  Lud.  Cappellns  wurde  1650  von  seinem  katholisch 
gewordenen  Sohne  Joannes  herausgegeben  und  Petau,  Morin  und 
Mersenne,  welche  das  Buch  corrigirten,  erwirkten  daf^r  ein  könig- 
liciies  Privileg,  welches  man  in  Rom  in  dem  Buche  eines  Haeretikers 
4oeh  ungern  gesehen  haben  soll  (Simon,  Lettres  1,  28). 

1640  wurde  verb.:  D6claration  du  Sieur  F.  Clouet,  cy-de- 
Tut  appele  F.  Basile  de  Eouen,  predicateur  Capucin  et  Missionaire 
do  Pape,  oü  11  diduit  les  raisons  qu*  11  a  eues  de  sa  Separation  de 
TEgl.  Rom.  pour  se  ranger  k  la  reformie,  Sedan  1639,  12.,  und 
flODst,  auch  hollandisch  und  deutsch.  Sein  Journal  du  capucin,  wel- 
ches 1642  zuPoitiers  verbrannt  wurde,  steht  nicht  im  Index.  Jar- 
rige  sagt  in  seiner  Retractation  1650,  Clouet  sei  seit  zwei  Jahren 
wieder  katholisch^).  —  Zu  den  theologischen  Streitschriften  gehört 
aneh  eine  1646  verbotene  Schrift  des  Genfer  Juristen  J.  Lect 
(1560-1611).  Der  französische  Jurist  Ant.  Favre  (1577—1624) 
hatte  in  dem  Codex  Fabrianus  definitionum  forensium  et  rerum  in 
Sabandiae  senatu  tractatarum,  Lyon  1606,  Fol.,  die  Genfer  Theo- 
logen angegriffen  und  das  katholische  Argument  von  der  Praescriptio 
geltend  gemacht.  Dagegen  ist  gerichtet:  Jacobi  Lectii  adv.  Codicis 
Ftbriani  tu  TiguiTa  xuxoiö^a  praescriptionum  theologicarum  11.  2, 
Genf  1607,  8.2).  —  In  einem  Decrete  von  1624  (Alex.  No.  29) 
iteht:  Gonformit^  della  chiesa  Rom.  con  li  gentili,  liber  gallice 
coDflcriptus,  dafür  seit  Ben. :  Frang.  de  Cr 07,  Les  trois  confor- 
mites,  savoir  rharmonie  et  convenance  de  r£gl.  Rom.  avec  le  pa- 
ganisme,  judaisme  et  her^sies  anciennes,  1605  (deutsch  von  J.  J. 
Grasser:  Fr.  Croii  Heydnisches  Papstthum  u.  s.  w.,  1607,  U.  N. 
1727,  353;  englisch  1626,  Walch,  Bibl.  II,  371).  Aehnliche  spätere 
Schriften  sind:  Trait6  des  anciennes  c^remonies,  ou  bist.,  conte- 
oaat  leur  naissance  et  accrobsement,  leur  entröe  en  TEgl.,  et  par 
quels  degrez  elles  ont  passe  k  la  superstition,  Qqevilly  1637,  8., 
Amst  1646  u.  s.  (der  Verfasser  nicht  bekannt,  der  Herausgeber, 
Jean  Porre,  nennt  sich  in  der  Widmung  an  Karl  II.),  verb.  1669; 
Les  Conformitis  des  cerimonies  modernes  avec  les  anciennes, 
Genf  1667  (von  P.  Mussard ,  deutsch  von  Hosmann :  Vorstellung 
der  vor  Zeiten  aus  dem  Heidenthum  in  die  Kirche  eingeführten 
Gebrauche,  1695,  Walch  1.  c),  verb.  1668.  —  1609  wurde  ver- 
boten: L'Antechrist  Romain  oppos^  k  TAntechrist  juif  du  Card. 
Bellannin,  du  Sieur  Remond  et  autres,  s.  1.  160^;  bei  Ben.  noch 
riehtig  unter  Antechrist,  jetzt:  Remond  (du  Sieur  et  autres),  L'an- 
teehrist  .  .  .  Bellarmin,  als  ob  die  Schrift  von  dem  eifrigen  Anti- 
ealvinisten  Florimond  de  Remond  (1570—1602)  und  anderen  gegen 
Bellarmin  geschrieben  wäre. 


1)  Bass,  Convertiten  6,  287.  Backer  5,  740.  Bist,  de  Tedit  de  Nantes 

2)  Jngler  8,  66.  Nie.  19,  293;  80,  185. 

Banaeh,  Index  n.  9 


130  Französische  protestantische  Theologen. 

Andere  kleine  Schriften  aus  dem  Anfange  des  17.  Jahrh.  sind: 
Apologie  ou  defense  des  chrötiens  qni  sont  de  la  religion  evange- 
liqae  oa  reformie,  satisfaisant  k  cenx  qni  ne  venlent  vivre  en  paix 
et  Concorde  avec  eux;  Trois  table  s  espagnol-frangaises:  la  1.  de 
l'ancienne  doctrine  de  Dien  et  de  la  nouvelle  des  hommes,  la  2.  de 
la  C^ne  et  de  la  Messe,  la  3.  de  TAntechrist  et  de  ses  marqnes,  beide 
verb.  1624;  Comparaison  de  Tivangile  du  Pape  avec  riv.  de  J. 
C.  touchant  la  remission  des  pich^s  et  la  consecntion  de  la  yie 
eternelle  (bis  Ben.:  Folinm  idiomate  gallico  conscriptnm:  De  com- 
paratione  etc.),  verb.   1627. 

Später  wurden  noch  folgende  anonyme  Schriften  verb.:  Banme 
de  Galaad,  ou  le  v6ritable  moyen  d^obtenir  la  paix  de  Sion  et  de 
h&ter  la  delivrance  de  TEgl.,  1687,  verb.  1709,  von  G.  Torman;  — 
Le  cinquiäme  empire,  ou  trait6  dans  lequel  on  fait  voir  qu'  il  y 
aura  un  cinquieme  empire  sur  la  terre,  qui  sera  plus  grand  qne 
celui  des  Assyriens,  des  Perses,  des  Grrecs  et  des  Bomains,  Haag 
1687,  12.,  verb.  1693,  von  einem  Hugenotten,  der  beweisen  will, 
Rom  und  Frankreich  würden  bald  untergehen  (ü.  N.  1746,  515); 
—  Entretiens  curieux  ou  dialogues  rustiques  entre  plusieurs  per* 
sonnes  de  difPerens  6tats,  composez  d'un  stile  aisi  et  familier  ponr 
l'utilit^  de  ceux  de  la  religion  reform^e  etc.,  Amst.  1683,  verb. 
1 685,  schon  früher  erschienen  unter  dem  Titel :  Dialogues  rustiques 
.  .  .  par  J.  D.  M.,  Gren^ve,  J.  de  Baptista  1649;  vielleicht  ist 
Baptista  auch  der  Verfasser  (Reuchlin,  Port  Eoyal  I,  315);  — 
Les  entretiens  des  voyageurs  sur  la  mer,  Col.  1704,  und  2.  par- 
tie,  dans  laquelle  on  traite  de  plusieurs  affaires  concernant  l'^tat 
et  la  religion,  Col.  1704,  von  der  Inq.  26.  Oct.  1707  verb.  „ut  1. 
cl."  (S.  88),  eine  spätere  Ausgabe,  Col.  1717,  verb.  1725.  Das 
Buch  war  schon  1683  erschienen;  es  enthält  G-espräche  auf  einem 
von  Amsterdam  nach  Hamburg  gehenden  Schiffe  über  die  Verfol- 
gung der  Hugenotten,  das  Papstthum,  die  Jesuiten  u.  dgl.  Als  Ver- 
fasser  wird  G6d6on  Flournois  bezeichnet.  1740  erschien  eine  Aus- 
gabe in  4  vol.  12.^).  —  De  Tdtat  de  Thomme  aprös  le  p6ch6  et  de 
sa  Prädestination  au  salut,  Amst.  1684,  verb.  1725,  von  Charles 
LeCene  (1647—1703),  enthält  nach  Bayle,  Oeuvres  IV,  613  le  pe- 
lagianisme  tout  pour.  Dagegen  steht  nicht  im  Index  das  im  Sinne 
Beverlands  geschriebene,  ganz  ungläubige  Buch:  Etat  de  Thomme 
dans  le  p6ch6  original  oü  Ton  fait  voir  quelle  est  la  source,  quelles 
sont  les  causes  et  les  suites  de  ce  p£ch6  dans  le  monde,  1714  u.  s., 
auch  unter  dem  Titel:  Hist.  de  Vitat  de  Thomme  dans  le  p.  o., 
1781  u.  S.2).  —  Histoire  apologitique,  ou  defense  des  libertez 
des  6glises  reformies  de  France,  Amst.  1688,  3  vol.,  verb,.  1703, 
von  Fr.  Gautier.  —  Räponse   au  livre  de  Mgr.  l'EvSque  de  Con- 


1)  ü.  N.  1733,  935;  1740  B,  236. 

2)  Freytag,  Anal.  463.  ü.  N.  1732,  949.  lieber  Le  Cöne's  Projet 
d'nne  nouvelle  version  fran^.  de  la  Bibl.  1696,  s.  Bayle,  Oeuvres  lY,  769. 
U.  N.  1741  B,  118.  Baumg.  7,  15. 


Italienische  protestantische  Schriften. 


131 


km  qui  a  pour  titre :  Exposition  de  la  doctrine  de  l'Egl.  cath.  sar 
b  matieres  de  coDtroyerse,  1673,  12.,  verh.  1693,  von  M.-A.  La 
Baetide,  die  einzige  der  vielen  Gegenschriften  gegen  Bossuets  Bach, 
ik  im  Index  steht  (anch  Juriea^s  Preservatif  contra  le  changement 
it  religion,  on  idie  jnste  et  veritable  de  la  rel.  cath.  rom.  opposee 
nx  portraits  flatt^s  qn'oD  en  fait,  et  particnliirement  k  celui  de  M. 
de  Condom,  1680,  warde  nicht  speoiell  verb.);  —  Beoueil  de  plu- 
sieors  pieces  curieuses  comme  il  se  verra  k  la  page  suivante,  Yille 
Franehe,  1678, 12.,  verh.  1687,  enthält  zwei  ältere  satirische  Schriften 
ge^B  Fr.  Y6ron :  La  messe  tronv^e  dans  VEcritnre,  1646  (32  S.  8.) 
B.  8.,  nach  Haag  nicht  von  D.  Derodon,  sondern  von  Lucas  Jansse, 
indLe  hibou  des  Jteaites  oppos^  ä  la  Corneille  de  Charenton,  1624, 
Ton  J.  Mestrezat,  gegen  Y^rons  La  Corneille  de  Charenton  (über 
die  Abendmahls] ehre).  In  der  Schrift  von  Jansse  wird  Yeron  ver- 
spottet, der  in  seiner  Üebersetznng  des  N.  T.  1646  Apg.  13,  2  xul 
hatiwyovmar  uvmy  red  xvQiw  mit  et  enx  disant  la  messe  au  Seig- 
nenr  übersetzt  hatte.  Es  wird  hier  erzählt,  Innocenz  X.  habe  sich 
sehr  erfreut  geäussert,  dass  die  Messe  nun  auch  in  der  Bibel  ge- 
funden worden;  der  Marquis  Furgatoire,  der  Graf  Merite  und  der 
Tieomte  Francarbitre  bitten,  sie  auch  in  die  Bibel  zu  setzen  u.  s.  w.  ^) 
Auffallender  Weise  steht  nicht  im  Index  das  anonym  in  Holland 
enehienene  Buch  des  Isaac  la  Peyr^re  (geb.  1594),  Fraeadamitae 
8.  Exercitatio  super  v.  12 — 14  cap.  5.  Epistolae  ad  Bom  .  .  .  Item 
87Btema  theologicum  ex  Fraeadamitarum  hypothesi.  F.  I.,  1655, 
welches  viele  Gegenschriften  hervorrief,  von  dem  Bischof  von  Na- 
mw  censurirt  und  in  Faris  verbrannt  wurde.  1656  wurde  Feyrere 
io  den  spanischen  Niederlanden  verhaftet,  auf  sein  Yerlangen  nach 
Bom  geschickt,  wo  er  katholisch  wurde  und  bei  seinem  XJebertritt 
sein  Boch  retractirte  (er  behauptete  auch  später,  aus  der  Bibel  lasse 
es  sich  nicht  widerlegen);  er  schrieb  darauf  I.  Feyrerii  Epist.  ad 
Pkilotimum,  qua  exponit  rationes,  propter  quas  ejuraverit  sectam 
(klTini,  quam  profitetabur,  et  Hbrum  de  Fraeadamitis,  quem  edide- 
nt,  Rom,  Propaganda  1657,  4.,  u.  s.  Er  starb  1676.  Auch  sein 
Buch  Du  rappel  des  juifs,  1643,  enthält  wunderliche  Dinge  ^). 


21.     Italieniselie  protestantische  Schriften. 

Protestantische  Schriften  in  italienischer  Sprache  erschie- 
ne im  17.  und  18.  Jahrhundert  nnr  in  der  Schweiz  oder  sonst 


1)  ü.  N.  1745,  667.  Götze  II,  708.  Das  Schriftchen  ist  zu  Genf  1821 
Bea  gedruckt  worden. 

2)  R.  Simon,  Lettres  2,  1.  Haas,  Convertiten  7,  113.  Lecky,  Gesch. 
4»  Aufkl.  I,  2a0. 


132  Italienische  proteBtantische  Schriften. 

im  Anslande.  Der  einzige  bedeutende  Schriftsteller,  der  hieher 
gehört,  ist  Giacomo  Picenino  aus  Samaden,  Prediger  in  Soglio, 
von  welchem  die  Inquisition  1707—14  vier  Schriften  verbot  und 
mit  dessen  Widerlegung  sich  mehrere  katholische  Theologen  zu 
thun  machten.  Sonst  sind  nur  einige  kleine  Schriften,  nament- 
lich über  die  Kämpfe  im  Veltlin  (1620),  und  mehrere  Ueber- 
setzungen,  einige  von  Vincenzo  Paravicino,  zu  erwähnen  (vgl. 
S.  69;  über  die  Bibelübersetzungen  s.  u.). 

Von  Picenino  wurde  1707  verb. :  Apologia  per  i  riformatori 
e  per  la  religione  riformata  contro  le  invettive  di  Fr.  Panigarola  e 
P.  Segnen  [in  LMncrednlo  senza  scusa],  Chur  1706,  dann  1710 
Yestimento  per  le  nozze  dell'  agnello  qui  in  terra,  Chur  1709 
(Beide  wurden  1709  auch  in  Venedig  verb.;  Cecchetti,  Rep.  2,258) 
Die  in  demselben  Jahre  in  Zürich  erschienene  Concordia  del  ma 
trimonio  e  del  ministerio  in  forma  di  dialoghi  wurde  erst  1714  verb. 
gleichzeitig  mit  einer  vierten  Schrift.  Gegen  die  Apologia  schrieb 
nämlich  der  Jesuit  Andr.  Semery  Breve  difesa  della  vera  religione, 
Brescia  1710,  und  dagegen  Picenino  Trionfo  della  vera  religione 
contro  le  invettive  di  Andr.  Semery  S.  J.  esposte  nella  vile  difesa 
della  sua  religione,  Genf  1712.  —  Der  gelehrte  Benedictiner  Bac- 
chini  wollte  gegen  Picenino  18  Lettere  schreiben.  Gegen  die  ersten 
fünf  brachten  aber  die  beiden  in  Rom  bestellten  Censoren,  sein 
früherer  Gönner  Fontanini  und  ein  Dominicaner  (Fabroni,  Vitae 
7,  208),  so  viele  Einwendungen  vor,  dass  Bacchini  21.  Sept.  1707 
an  Passionei  schrieb:  er  schicke  ihm  die  Censuren  mit  seinen  Ge- 
genbemerkungen, beabsichtige  aber  das  Buch  nicht  zu  veröffentlichen, 
sondern  das  Manuscript  sammt  den  Censaren  und  Gegenbemerkungen 
in  einer  Bibliothek  zu  deponiren  (Aff6  5,  383).  Nach  Bacchini's 
Tode  (1721)  wurden  die  fünf  Briefe  von  seinem  Schüler,  dem  Bene- 
dictiner Sisto  Rocco  veröffentlicht :  Lettere  polemiche  contro  il  Sig. 
Giacomo  Picenino,  ministro  in  Soglio,  con  le  censure  alle  medesime 
e  le  osservazioni  su  di  esse,  Altdorf  (Mailand)  1738,  4.  Die  Cen- 
soren beanstandeten  u.  a.,  dass  die  Briefe  italienisch  geschrieben 
seien.  Aber  der  Dominicaner  Vincenzo  Lud.  Gotti  (er  wurde  1728 
Cardinal)  schrieb  unbeanstandet  Vera  Chiesa  di  G.  C.  dimostrata 
da'  segni  e  da'  dogmi  contro  i  due  libri  di  Giac.  Pic.  [Apol.  und 
Trionfo],  Bologna  1719,  3  vol.  4.  (nochmals  1734  und  lateinisch 
von  dem  Dominicaner  Vinc.  Thom.  Covi,  Bologna  1750),  ond  gegen 
die  Concordia  Colloquia  theologico-polemica,  1727.  Auch  der  Abt 
Aloys  Andruzzi  und  der  Augustiner  Hyacinth  Tonti  schrieben  gegen 
Pic.  (Harter  2,  1248).  Eine  gegen  Tonti  gerichtete  Schrift  von 
Manelli,  Esame  placido  della  difesa  del  P.  Tonti  contro  TApol.  del 
Picenino,  Chur  1723,  steht  nicht  im  Index. 

Die  Conversion  des  Frid.  Saliceus  (Salis),  eines  Enkels  des 
gleichnamigen  Hauptbeförderers  der  Reformation  in  Granbünden, 
veranlasste   mehrere  Schriften    von  Graubündener  Predigern.    Eine 


Pioenino.    Pol.  Leyser.    Sandis  u.  a. 


188 


derselben,  die  dem  Vater  nnd  den  beiden  Brüdern  des  Convertiten 
gevidmet  ist,  vnrde  1640  verboten :  Storgae  Saliceae,  i.  e.  Epistola, 
in  qua  pater  orthodoxns  filinm  papietam  in  veritatis  yiam  redncere 
eonatnr,  antb.  Stephane  Gabriele,  Ecclesiae  Ilantinae  in  Grisaeo 
Rhaetomm  Foedere  ministro,  Genf  1617^).  —  Bei  Gelegenheit  des 
Jnbilaeams  von  1650  erschien:  Del  Ginbileo  di  N.  S.  Innocenzo  X. 
con  il  Bommario  degli  altri  passati  giubilei  e  del  vero  modo  di 
ottenere  pienissima  indnlgenza  e  d'altre  cose  misteriose  e  divote, 
itampato  nella  Corte  di  S.  Pietro,  1650,  12.,  verb.  1651  (beiGnicc. 
p.  137  mit:  composto  dal  R.  P.  M.  Fr.  di  Cremona;  vgl.  U.  N. 
1737,  547);  über  ähnliche  Schriften  s.  I  S.  587.  —  Als  Card.  Spinola 
Bischof  von  Lncca  geworden,  richtete  er  ein  Schreiben  an  die  Nach- 
kommen der  im  16.  Jahrhundert  nach  Genf  aasgewanderten  Luc- 
ehesen,  mn  sie  znr  Kückkehr  zur  Römischen  Kirche  zu  bewegen; 
es  wurde  in  Genf  1680  mit  einer  Erwiderung  gedruckt  (Cantu  3, 
720).  Darauf  verbot  die  Inquisition  (Fer.  Y.)  1681:  Libellus  quo- 
rnndam  Genevensium  inscr. :  Lettera  dell*  £min.  Signor  Card.  Spinola 
Vescovo  di  Lucca  agli  oriundi  di  Lucca  stanzianti  in  Geneva,  con 
le  considerationi  sopra  d'essa  fatte  (mit  dem  Motto  1  Petr.  8,  15). 
Seit  Ben.  steht  die  Schrift  unter  Lettera  mit  dem  Zusätze:  quae 
eonsiderationes  sunt  Franc.  Turretini,  ministri  Genevensis. 

1619  wurden  verh. :  Due  prediche  catholiche,  una  delle  opere 
bnone,  Taltra  della  giustificatione  dell'  huomo  con  Dio,  predicate 
nell'  Imperial  Palazzo  di  Praga  dal  Rev.  Padre  P.  L  i  s  e  r  o  (im 
Decrete  steht  Suero,  bei  Alex.  Silero,  erst  Ben.  hat  den  richtigen 
Kamen  hergestellt),  eine  s.  1.  et  a.  (123  8.  16.)  erschienene  Ueber- 
Setzung  von  „Zwo  christliche  Predigten  ...  zu  Prag  gehalten  als 
die  R.  K.  Maj.  Rodolphos  II.  .  .  von  dem  Churf.  zu  Sachsen  .  .  . 
Christian  11.  hesuchet  ward,  jetzo  aber  in  offenem  Druck  publicirt 
TOB  wegen  des  vnuützen  Geschreyes  vnd  Gespeyes,  welches  zween 
Mtnch,  ein  Lojolitisoher  [Andr.  Neupauer]  vnd  ein  Capuciner 
[Lorenzo  da  Brindisi],  dorwider  erreget  Durch  Polycarpvm  Leysern 
D.,  Lpz.  1607,  120  S.  4.  Die  Vorrede  und  die  Postfatio  sind  scharf 
polemisch;  in  den  Predigten  selbst  wird  die  protestantisobe  Lehre 
ohne  Ausfälle  vorgetragen,  aber  gelegentlich  behauptet,  Karl  V., 
Ferdinand  I.  und  Maximilian  II.  hätten  sich  beim  Sterben  allein  auf 
.  die  Yerdienste  Christi  verlassen.  Wo  die  Predigten  des  eifrigen 
Lutheraners  als  „katholische**  Predigten  eines  „Hochw.  Paters'*  ge- 
druckt sind,  ist  nicht  bekannt^).  —  Gleichzeitig  wurde  verb.  Re- 
petitione  delli  principali  capi  della  dottrina  cristiana  cavati  dalla 
8.  Bcrittura. 

Edwin  Sandys,  ein  Sohn  des  gleichnamigen  Erzbisohofs  von 
York,  der  in  der  1.  C\.  steht,  f  1629,  schrieb  1599  ein  Buch, 
▼elches  1605  ohne  sein  Vorwissen  anonym  und  fehlerhaft,  1629 
von  ihm  selbst  correct  herausgegeben  wurde:  Europae  Speculum  or 


1)  Porte,  Hist.  Ref.  11,  287. 

2)  Stieve,  Briefe  und  Acten  Y,  899.  Rosenthal  84,  1655. 


184  Italienische  proteBtantiscfae  Schriften. 

a  view  or  eurvey  of  the  State  of  religion  in  the  western  part  of 
the  World,  wherein  the  Eoman  religion  and  the  pregnant  policies 
of  the  Church  of  Rome  to  snpport  the  same  are  notably  dis- 
played  with  other  memorable  discoveries  and  commemorations  (wie- 
derholt gedruckt,  u.  a.  1673).  Davon  erschien  zu  Genf  1625  eine 
italienische  (1626  eine  französische)  Uebersetzung  mit  Zusätzen  zu 
den  zehn  ersten  Capiteln  (von  Sarpi?)  von  J.  Diodati;  diese  wurde 
1627  verb.:  Relatione  dello  stato  della  religione  [e  con  quali  disegni 
&  arti  h  stata  fabbricata]  del  Gavalier  Edoino  Saudis,  tradotta 
dair  inglese  in  linguaggio  italiano^).  —  1627  wurde  ferner  verb.: 
Instruttione  fondamentale,  se  una  setta  duri  piu  6  meno  di  cent^ 
anni:  similmente,  quäl  sia  l'antica  e  nuova  fede  e  dove  avanti  la  Ri- 
formatione  essa  sia  stata,  data  in  luce  dal  S.  6io.  Giac.  Breitingero, 
trasl.  da  Vincenzo  Paravicino,  servo  di  Cristo,  nell'  a.  1622,  Ueber- 
setzung von  Breitingers  „Bericht"  etc.  1620  (R.-E.  2,  604).  —  Della 
communione  con  Jesu  Christo  nell'  eucaristia  contra  i  Card.  Bellar- 
mino  e  du  Perron;  trattato  di  Giov.  Mestrezat  [Trait^  de  la  com- 
munion  etc.,  Sedan  1625],  trad.  per  Y.  Paravicino,  ministro  della 
parola  di  Dio  nelle  chiese  di  Bondo  e  Castesegna  in  Bregaglia, 
wurde  1640  verb.  Andere  üebersetzungen  von  Paravicino,  —  er 
war  später  Prediger  der  italienischen  Gemeinde  in  Zürich,  —  Com- 
pendio  delle  controversie  (von  Ch.  Drelincourt),  1630,  Del  combat- 
timento  Christiane  (von  P.  du  Moulin),  1627  (Guicc.  216.  Suppl.  2, 
16),  stehen  nicht  im  Index.  —  1714  verbot  die  Inq.  Catechismo, 
nel  quäle  le  controversie  principali  di  questo  tempo  sono  brevemente 
decise  per  la  parola  di  Dio,  trad.  in  lingua  ital.  ed  accresciuta, 
stampato  1668  [?]. 

Mit  der  Unterdrückung  des  Protestantismus  im  Yeltlin  und 
der  Verfolgung  der  Waldenser  in  der  Markgrafschaft  Saluzzo  *)  hangen 
zusammen:  Vera  narratione  del  massacro  degli  evangelici  fatto  dal 
papisti  ribelli  nella  maggior  parte  della  Yaltellina  1620  a  di  9.  di 
Luglio  (von  Paravicino),  verb.  1621.  —  Memoriale  cujus  initium: 
Alla  Santitä  di  N.  S.  P.  Gregorio  XV.  il  clero  e  cattolici  di  Val- 
tellina,  verb.  1622  mit  dem  Zusätze:  prohibetnr  tum  impressum, 
tum  imprimendum,  itaque  etiam  manuscriptum,  ubique  locornm  et 
sub  quovis  idiomate;  nach  dem  Archiv  für  Schweiz.  Reformationa- 
gesch.  1,  534  ist  diese  Denkschrift  wie  zwei  andere,  an  dieEöni^ 
von  Spanien  und  Frankreich,  alle  drei  1621  gedruckt,  jede  12 — 18 
S.  4.,  von  dem  Jesuiten  Scipio  Carrara;  —  Lettres  des  fid^les  du 
marquisat  de  Saluces,  souverainetä  du  Duc  de  Savoye,  envoy^es  a 
Mess.  les  pasteurs  de  T^glise  de  Geneve,  contenantes  Thist.  de  leur 
pers^cution  et  de  la  foy  et  constance  de  deux  martyrs  mis  k  mort 


1)  Wood  II,  472.  Nachr.  v.  der  StoUischeu  Bibl.  2,  666.  Eine  fran- 
zösische Ausgabe,  Relation  de  Testat  de  la  religion  .  .  .,  s.  1.  1641,^  hat 
auch  die  Zusätze.    Eine  deutsche  Uebersetzung  1688. 

2)  Brosch,  Gesch.  des  K.-St.  1,866.377.  Henke,  Neuere  K.-G.  2,  164. 


Paravicino.    Yeltlin.    Waldenser  n.  a.  186 

le  21.  d*Oct.  1619  par  sentence  de  rinqaisition  et  da  Senat  de 
Piemonty  verb.  1624;  gleichzeitig:  Ragionamentoiu  materia  di  reli- 
gione  aecadnto  tra  due  amici  italiani;  —  Antidote  contra  le  calnnnie 
de*  Capnciniy  eompoBto  per  li  fideli  oonfessori  della  yerit&  nelie 
Leghe  de'  Grigioni  (s.  l.  1624,12.,  Gaicc.  Suppl.  2,  l),  verb.  1627. 

Hietoire  ecclesiastiqne  des  eglises  recneillies  en  quelques  val- 
lees  de  Piemont  .  •  .  autrefois  appeUes  iglises  YaudoiseB,  1160 
—1643,  par  Pierre  Gilles,  Pasteur  de  r£gl.  ref.  de  la  Tour,  Genöve 
1644,  wurde  1646  verb.  (Clement  9,  183;  Baumg.  1,  224);  dagegen 
iteht  nicht  im  Index  die  ausführlichere  Hist.  g£n.  des  igh  evan- 
gcliqaes  des  vall^es  de  Piemont  ou  Yaudoises  .  .  .  jusqu*  &  Tan 
1664.  par  Jean  Leger,  Leyde  1669,  2  Fol.  (Baumg.  1,  175).  Von 
den  italienischen  Streitschriften,  welche  Gilles,  wie  er  eh.  61  be- 
richtet, gegen  den  Prior  M.  A.  Eorengo  ^)  und  den  Mönch  Theodor 
Belredere  veröffentlichte,  steht  keine  im  Index.  Apologia  delle 
ehiese  riformate  del  Piemonte  circa  la  loro  confessione  di  fede  e  la 
»ntinua  successione  di  esse,  tanto  ne'  natu  del  paese,  quanto  ne' 
YaJdesi^  contra  le  cavillationi  e  oalunnie  del  Priore  Marco  Aurelio 
Borengo  di  Lncema,  Genf  1662,  wurde  1663  verb.,  aber  von  Ben. 
veggelassen. 

1722  verbot  die  Inq.  La  prattica  di  pietä  che  insegna  al  chri- 
■tiano  il  vero  modo  di  piacere  a  Dio,  composto  in  lingua  inglese 
dal  S.  Luigi  Bayli,  .  .  Yescovo  di  Bangor,  trad.  nelf  ital.  daG.  F., 
Coira  1720  con  licenza  de'  superiori  e  priyilegio;  —  das  Schrift- 
ehen  von  Lewis  Bayly,  Hofprediger  Jacobs  I.,  Practice  of  piety, 
wir  schon  1619  in  11.  Auflage  erschienen  und  ist  in  mehrere  Sprachen 
tbersetzt  worden ;  —  femer:  Conversazioni  familiari  fra  due  fo- 
restieri  sul  punto  della  yera  ed  unica  religione  crist.;  studio  molto 
Qtile  e  necessario  per  confondere  e  convertire  gli  eretici  ostinati, 
dedicato  al  merito  grande  dell'  111.  S.  Gugl.  Burnetti  da  C.  C.» 
Francf.  1711.  So  wird  der  Titel,  vollständiger  als  bei  Ben.,  in  der 
Baceolta  angegeben;  in  dieser  (nicht  im  Index)  steht  auch  Lettera 
itampata  in  Londra  trasmessa  da  persona  apostata  ed  eretica  che 
ba  per  titolo:  Lettera  a  N.  N.  scritta  da  Cristoforo  Caminata  etc. 
per  giustificare  la  sna  sortita  dalla  Chiesa  Eomana  .  .  .,  Londra  25. 
Sett  1707.  Dieser  Cr.  Caminata  wird  also  auch  der  C.  C.  sein,  der 
die  Conversazioni  herausgegeben.  Bei  beiden  Schriften  steht  in  der 
Baceolta  die  Bemerkung:  „Es  wird  erklärt,  dass  dieses  eines  der  in 
der  Bulla  Coenae  verdammten  Werke  ist  und  dass  darum  jeder, 
der  es  liest  oder  behält,  dar  dem  h.  Yater  reservirten  Excommu- 
nicatio  latae  sent.  verfällt.'*  (S.  7). 


1)  Memorie  historiche  dell'  introduttione  delV  heresie  nelle  yalli  di 
Liuxnia,  marchesato  di  Saluzzo,  cd  altre  di  Piemonte,  del  Prior  Marc' 
Aurelio  Rorengo  de'  Conti  di  Lucema,  Torino  1649,  4. 


186  Schriften  über  Päpste,  Inquisition  u.  dgL 

22.     Schriften  ober   die  Päpste,   die  Inquisition 

und  dgl.  1600-1757. 

Es  stehen  nicht  nur  sehr  viele  polemische  Schriften  gegen 
das  Papstthnm  von  Protestanten  im  Index,  wie  deren  schon 
manche  §  16 — 21  angeführt  sind,  sondern  auch  geschichtliche 
Werke  über  die  Päpste  überhaupt  oder  über  einzelne  derselben, 
von  Protestanten  und  Katholiken,  anch  ein  Bnch  des  Jesuiten 
Kiccioli  über  die  päpstliche  Unfehlbarkeit,  freilich  nur  mit  d.  c. 
Dazu  kommen  mehrere  Schriften  über  die  Inquisition  und  den 
Index,  über  die  Taxen  der  päpstlichen  Kanzlei  und  Datarie 
u.  s.  w.  Von  Gregorio  Leti  (1630 — 1701)  wurden,  ohne  Zweifel 
wegen  der  antipäpstlichen  Tendenz  seiner  Schriftstellerei,  schon 
1686  sämmtliche  Werke  verboten. 

Aus  dem  18.  Jahrh.  sind  noch  folgende  Verbote  von  prote- 
stantischen Schriften  nachzutragen:  Histoire  des  papes  et  souve- 
rains  chefs  de  l'öglise  depuis  S.  Pierre  jusqu'  k  Paul  V.,  2  vol., 
verb.  1628.  —  Historia  Pontificum  Rom.  contracta  et  compendio 
perdncta  usque  ad  a.  1632  a  Jac.  Eevio,  Amst.  1632,  12.,  verb. 
1651  (in  dem  Decrete  und  den  älteren  Indices  steht  Reccio;  andere 
Schriften  von  Revius,  1586 — 1658,  sind  nicht  verb.).  —  Formatio 
et  exclusio  infrunitae  monarchiae  papalis,  anth.  Daniele  Lipstorpio, 
Jena  1656,  verb.  1662  (Lipstorp  war  Astronom  und  ist  bekannt 
als  Vertheidiger  des  Copernicanischen  Systems,  A.  D.  B.  18,  746). 
—  Wilh.  Christoph.  Kriegsmann,  De  attrito  per  papas  imperio 
deque  pontificatu  a  Caesare  ecclesiae  reiqiie  publicae  causa  capes- 
sende  dissertationes,  verb.  1687.  —  Nie.  V  edel  ins  (Wedel,  1596 
— 1642),  De  cathedra  Petri  s.  de  episcopatu  Antiocheno  et  Romano 
S.  Petri  11.  2  adv.  Baronium  et  Bellarminum  pro  libertate  regnm, 
principum  et  populonim  christianorum.  Ed.  2.  Genevensi  [1624] 
auctior,  Franeker  1640,  verb.  1693.  Nicht  im  Index:  Disputatio  theol. 
de  magistratu  adv.  Bellarmini  librum  de  laicis,  1638,  die  1642  noch- 
mals als  De  episcopatu  Constantini  M.  s.  de  potestate  magistratuum 
reformatorum  circa  res  ecclesiasticas  erschien  und  viele  Streitschriften 
veranlasste  (Paquot  I,  251). 

Auf  einzelne  Vorgänge  beziehen  sich:  Clementis  VIII.  Fer- 
rariam  petentis  et  ingredientis  apparatus  et  forma,  verb.  1624  (Cle- 
mens VIII.  war  schon  1598  in  das  für  den  h.  Stuhl  gewonnene 
Ferrara  eingezogen;  Ranke,  Päpste,  WW.  38,  177).  —  Supplica 
alla  Santitä  di  N.  S.  Papa  Paolo  V.  per  varii  cittadini  Bolognesi 
ed  altri  creditori  di  Girolamo  Bocohi,  Bologna  1619,  und  Replica 
d'una  supplica  diretta  a  N.  S.  Paolo  V.  da'  creditori  in  difesa  della 
veritä  d  esse  e  dell'  honor  de'  creditori  et  altri  nominati  in  una  tal 


PapstgeBchichte.  137 

rispoita,  ascita  contro  detta  SDpplica,  Frcf.  1620,  beide  als  libelli 
kmm  Terb.  1627.  —  Ein  gewisser  Piccinardi,  der  eine  Biograpbie 
QemeDB*  YIII.,  in  der  er  diesen  mit  dem  Kaiser  Tiberins  verglicb, 
geschrieben,  aber  nicbt  nur  nicbt  veröffentlicbt,  sondern  so  gut  wie 
BJemand  mitgetheilt  batte>  wurde  trotz  der  Verwendung  einflnss- 
recher  Personen  gleich  nach  der  Thronbesteigung  Pauls  V.  auf 
kr  Engelsbrücke  enthauptet  (Ranke  a.  a.  0.  S.  212).  —  Die  1634 
Bit  d.  c.  verbotene  Quinta  parte  de  la  historia  pontifical  por  Marco 
Gnadalaxara  y  Xavier  (Carmeliter),  1630,  ist  eine  Fortsetzung 
des  Buches  von  Illescas  (I  S.  593)  und  handelt  von  Paul  Y. 

Ein  Decret  vom  22.  Dec.  1700,  eines  der  umfangreichsten,  die 
es  gibt,  enthält  eine  ganze  Keihe  von  Schriften  über  die  Päpste, 
smachst  von  Protestanten  die  Simonia  von  Goldast,  eine  Schrift  von 
Sibr.  Lubbertns  vom  J.  1610,  das  Breviarium  Pontificnm  Rom.  .  .  .  a 
Ubo  nsque  ad  Alexandrum  YII.  recensente  Jo.  Cnnrado  Diete- 
riehio,  Giessen  1660,  —  eine  wahrscheinlich  nicht  sehr  bedeu- 
tende zu  Corbach  1675  gedruckte  Chronologia  et  syncrotema  papa- 
tat,  qoae  ex  avitis  aliisqne  veridicis  authoribus  Inci  dedit  Jo.  Cor- 
nerns  (so  in  dem  Decrete,  in  den  Indices  Colnerus)  Wildunga- 
Waldeecus  (dieser  Zusatz,  der  den  Mann  als  aus  Wildungen  in  Wal- 
deck gebürtig  bezeichnet,  ist  ausnahmsweise,  wohl  weil  man  ihn 
tls  Bestand theil  seines  Namens  ansah,  bis  heute  im  Index  beibe* 
Iahen),  und  Jo.  Friedr.  Mayer,  De  Pontificis  Rom.  eleotione  Über 
commentarius,  cum  duarum  dissertationum  appendioe,  1690.  Schulte, 
Geselt  3,  2,  667  verzeichnet  von  ihm  noch  7  Dissertationen  über 
den  Papst,  und  Frank,  Gesch.  der  prot.  Theol.  2,  285,  Logica  pon- 
tifidorum  äXoyog,  Hamb.  1695.  Er  hat  auch  De  morte  Caroli  Y. 
evangetiea,  1682,  geschrieben;  die  genannte  Schrift  ist  die  einzige, 
die  im  Index  steht;  —  dann  von  Katholiken:  den  Conatus  von 
Papebroehius,  R.  P.  F.  Francisci  Carriere  Aptensis  [Minoritae 
GonveDt  D.  Theol.]  Historia  chronologica  Pontificum  Rom.,  cum 
pnesignatione  foturorum  ex  S.  Malachia.  Ed.  2.  aucta,  Lugd.  1663*, 
c.  500  8.  12-,  mit  d.  c.  verb.,  —  Vitae  Paparum  Avenionensium 
b.  e.  historia  Pontificum  Rom.  qui  in  Gallia  sederunt  ab  a.  C.  1305 
ttqiie  ad  a.  1394,  ed.  Stephanus  Baluzius  Paris  1693,  T.  I.  IL, 
—  und  Gesta  Pontificnm  Rom.  ab  Innocentio  IV.  Rom.  Pontifice 
180.  usque  ad  Leonem  X.  P.  0.  M.  219.,  additis  Pontificum  ima- 
ginibus  etc.  Aut.  Jo.  Palatio,  J.  U.  D.  CoUegiatae  S.  M.  Matris 
Dm  Plebano   etc.  Operis  vol.  III.  Yen.  1688. 

Das  Bach  des  französischen  Minoriten  Carriire  (f  1666 ;  Hur- 
^  2,  122)  ist  ein  Separatabdruok  eines  Anhanges  zu  seinem 
Mei  eatholicae  digestum,  1657,  2  Fol.,  und  ist  nicht  etwa  wegen 
^  dem  h.  Malachias  zugeschriebenen  Weissagung  verb.  worden, 
vie  man  aus  der  ausdrücklichen  Erwähnung  dieser  bei  der  Wieder- 
S^be  des  Titels  schliessen  könnte  (Carr.  behauptet  übrigens  nicht 
äeren  Echtheit),  sondern  ohne  Zweifel  wegen  einiger  Gallicanismen : 
aeben  anderen  Yerzeichnissen  gibt  Carriere  auch  eins  der  Pontifices 
aale  affecti  in  Galliam:  Nicolaus  III.,  Bonifaz  YIII.  (sein  Brief 
tt  König  Philipp  und   dessen  Antwort    Sciat   maxima    fatuitas  tua 


n 


188  Schriften  über  Päpste,  Inquisition  u.  dgl. 

werden  mit^etheilt),  Juliue  II.,  Leo  X.,  Hadrian  VI.,  Alexander  VII. 
(über  den  Streit  srwischen  dem  französischen  Gresandten  und  dem 
Bruder  des  Papstes  wird  kurz  berichtet);  ferner  werden  die  sechs 
Sätze  der  Sorbonne  über  die  Grewalt  des  Papstes  vom  J.  1663  mit- 
getheilt  mit  der  Bemerkung:,  sie  seien  allgemein  recipirt.  Im  J.  1694 
erschien  das  Buch  nochmals  mit  einer  Fortsetzung  der  Greschicbte 
der  Päpste  bis  auf  Innocenz  XII.  von  einem  andern  Franciscaner. 
Das  Buch  von  Baluzius  wurde  nach  YaUry  2,  359  verb.  wegen 
der  Vorrede,  worin  er  sagt,  durch  die  nach  Avignon  übergesiedelte 
Curie  seien  die  Laster  der  Italiener  nach  Frankreich  gebracht  worden, 
und  worin  er  die  Vergleichung  der  Avignon'schen  Periode  mit  dem 
babylonischen  Exil  widerlegt.  —  Auffallender  Weise  steht  nicht  im 
Index  Petri  Gastellani,  Magni  Franciae  Eleemosynarii,  vita  auctore 
Petro  Grallandio,  Regio  lat.  lit.  Prof.,  St.  Baluzius  primus  edidit  et 
notis  illustravit.  Accedunt  P.  Gastellani  orationes  duae  habitae  in 
funere  Francisci  I.,  Par.  1674  (Clement  9,  37).  Die  beiden  Reden 
von  Castellan  (du  Chastel),  Bischof  von  Macon,  waren  schon  1549 
gedruckt;  weil  er  darin  gesagt,  man  dürfe  hoffen,  dass  der  König 
im  Paradise  sei,  wurde  er  in  der  Sorbonne  der  Leugnung  des  Feg- 
feuers verdächtigt.  Die  Vita  hatte  Galland  für  Margaretha,  die 
Tochter  Franz*  I.,  geschrieben.  Es  kommen  starke  Sachen  über  Rom 
darin  vor.  Galland  erwähnt  z.  B.,  Castellan,  der  übrigens  kein  An- 
hänger der  Reformation  war,  habe  geschildert  Pontificum  Rom.  su- 
pinas  libidines,  avaritiam  et  rapacitatem,  religionis  contemtum  super- 
biamque  cardinalium,  luxum  et  ignaviam  nundinationesque,  caupo- 
nationes  et  flagitia  reliqua  aulicorum  Romanensium,  und  die  Ueber- 
Zeugung  ausgesprochen,  ue  Pontiflces  quidem  Rom.  tot  suis  suorumqne 
flagitiis  contaminatos  vere  et  ex  animo  Christum  colere,  quae  autem 
in  religione  facerent,  retinendae  dominationis  causa  veluti  larva  ad 
fallendum  apposita  egregie  simulare.  Baluzius  schickte  das  Buch 
dem  Card.  Bona  (diesem  hatte  er  1672  auch  seine  Ausgabe  der 
Dialogi  Augustini  de  gratia  geschickt ;  Bona  lobte  seine  Annotationes, 
nonnullis  exceptis,  de  quibus  te  amice  moneo ;  Bonae  Epp.  ed.  Sala, 
No.  287.  317.  365).  Man  hat  in  Rom  wirklich  an  ein  Verbot  des 
Buches  gedacht.  Ein  Consultor  der  Inquisition,  Michelangelo  Ricci, 
schreibt  1675  an  Card.  Leopold  Medici  (Lettere  inedite,  Firenze 
1773,  II,  191.  194):  ein  Blatt  habe  Bai.  neu  drucken  lassen  müssen 
(es  handelt  sich  um  eine  ziemlich  harmlose  Stelle  über  Margaretha 
von  Navarra);  von  den  Aeusserungen  Castellans  über  Rom  sage 
Bai.  in  der  Vorrede,  er  billige  sie  nicht;  aber  manche  schrieben 
ihm  un  certo  prurito  contro  la  corte  di  Roma  zu,  und  darum  sei 
schon  mehr  als  ein  Buch  von  ihm  verboten  und  die  Neigung  vor- 
handen, auch  andere  zu  verbieten.  Ausser  der  Ausgabe  des  Buches 
von  de  Marca  war  übrigens  von  Bai.  nur  (1674)  verb.  Antonil 
Augustini  dialogorum  libri  duo  de  emendatione  Gratiani  cum  notis 
et  novis  emendationibus  ad  Gratianum,  1672,  2  vol.  8.,  und  später 
wurde  ausser  den  Vitae  P.  Av.  nichts  von  ihm  verboten.  Man  be- 
greift darum  nicht  recht  die  unmuthige  Aeusserung,  welche  Card. 
Querini  (Commentarii  1,  214)  von  ihm  berichtet:  Je  travaille  pour 


BalaauB  u.  a. 


189 


FLidez  de  Borne.  Ein  Römischer  Theologe  wie  Zaccaria,  Storia  p.  319, 
darfte  vielmehr  sagen :  die  Bitterkeit  (il  fiele  amarissimo  o  piuttosto 
il  veleno)  gegen  Eom,  die  BaL  in  allen  (?)  seinen  Werken  bekunde, 
reefatfertige  nicht  nnr,  daas  einige  wenige  derselben  verboten  worden, 
Sandern  lasse  es  verwunderlich  erscheinen,  dass  man  die  anderen 
Terschont  habe. 

Von  dem  Werke  des  Falatius  (Palazzi)  wurden  1703  der  4. 
ukI  5.,  1709  der  1.  und  2.  Band  verb.,  1709  auch  Fasti  cardinalium 
S.  E.  E.,  Ven.  1701,  3  Fol.,  —  warum,  erhellt  nicht.  Schon  1693 
war  von  ihm  verb.  Armonia  contemplativa  sopra  la  vita  di  Giesü 
Cristo,  delli  santi  Filippo  Neri,  Ignatio  Lojola,  Caietano  di  Tienee 
Teresa  di  Giesu,  .  .  .  consegrata  air  Altezza  Ser.  d'  Anna  Maria 
Isabella  .  .  .,  Antw.  1690,  vielleicht  *weil  ohne  Erlaubniss  ausser- 
halb Roms  gedruckt  (I  S.  341). 

Im  18.  Jahrb.  worden  bis  1757  noch  verb.:  Jo.  Georgii  Fues- 
liniConclavia  Romana  reserata,  Tiguri  1692,  verb.  1714;  —  Vie  du 
Pape  Alexandre  VI.  et  de  son  fils  C^sar  Borgia,  contenant  les 
guerres  de  Charles  VI  IL  et  Louis  XIL  rois  de  France,  avec  les  pi^ces 
originales  .  .  .  par  Alex.  Gordon,  Amst.  1732,  2  vol.  8.,  verb. 
1734  (ans  dem  Englischen  übersetzt);  —  Disquisitio  chronologica 
de  sncceasione  antiquissima  episcoporum  Rom.  inde  a  Petro  usque 
ad  Yictorem  .  .  .  Acoed.  4  dissertationes  .  .  .  Auci.  Jo.  Phil.  Bara- 
terio,  Ultrajecti  1740,  4.,  verb.  1748.  Baratier,  ein  Sohn  eines 
evangelisohen  Pfarrers,  Mitglied  der  Berliner  Academie,  starb,  erst 
19  Jahre  alt,  5.  Sept.  1740.  Die  Disq.  sollte  der  Vorläufer  eines 
grossem  Werkes  über  die  Kirchengeschichte  der  ersten  Jahrhunderte 
sein.  £r  sacht  (in  den  Dissertationen)  die  Echtheit  der  apostolischen 
ConstitntioDen,  aller  Ignatianischen  Briefe,  der  Clementinen  und 
der  Areopagitischen  Schriften  nachzuweisen,  aber  er  lässt  Petrus 
anr  2  Jahre  in  Rom  sein  und  die  ersten  Römischen  Bischöfe  anders 
aaf  einander  folgen  als  Baronius  (Morery  s.  v.  U.  N.  1741  B,  59).  — 
Histoire  des  papes  depuis  S.  Pierre  jusqu'  k  Benoit  XlII.  inclusi- 
vement,  5  voL  4.,  Haye  1732—34,  verb.  1750.  Der  Verf.  ist  der 
Franzose  Fr.  Bruys,  der  im  Haag  Protestant,  1736  wieder  Katholik 
wurde,  t  1738  (Nie.  42,  130).  Der  Plan,  das  Buch  ins  Deutsche 
zu  übersetzen,  wurde  aufgegeben,  „um  die  Zahl  sohlechter  Bücher 
baibgelehrter  Leute  nicht  zu  vermehren'^  (Baumg.  2,  383). 

Auffallender  Weise  steht  nicht  im  Index  die  History  of  the 
Popes  von  Archibald  Bower,  die  1748  ff.  in  7  Bänden  erschien  und 
viele  Auflagen  erlebte.  Bower  bezeichnet  sich  auf  dem  Titelblatt 
als  frühem  Professor  in  Rom,  Fermo  und  Maoerata  und  Consultor 
der  Inquisition  zu  Maoerata.  £r  war  ein  geborener  Schotte,  wurde 
1702  in  Rom  Jesuit,  verliess  1726  Italien  und  wurde  Anglicaner, 
t  1766.  Auch  die  deutsche  Bearbeitung  seines  Buches  von  Ram- 
baehy  Magdeh.  1751 — 80,  steht  nicht  im  Index.  —  Auch  eine  von 
dem  Benedictiner  Casimire  Freschot  bald  nach  1700  anonym  her- 
ausgegebene Schrift  über  die  Päpste  von  Clemens  VIII.  bis  Cle- 
mens XL  hätte  wohl  einen  Platz  im  Index  verdient:  L'etat  du 
dege  de  Rome,  des  le  commencement  du  siecle  passä  jusqu'  k  pre- 


140  Schriften  über  Päpste,  Inquisition  u.  dgl. 

sent.    Ses  papes,    lenrs  familles,    lenrs    inclinations  .  .  .  Avec  nne 
id^e  du  gottvernement,  des  mani^res    et  des   maximes    politiqnes  de  1 
la  conr  de  Rome,  Cologne  s.  a.,  3  vol.  8.  ' 

Auffallend  ist  das  Verbot  Ton  zwei  Biograpbieen  beiliger 
Päpste:  Vie  du  P.  Pie  V.,  ecrite  en  italien  par  Aeatio  de  Somma  ' 
et  mise  en  fran^ais  par  M.  F.,  Par.  1672,  12.,  verb.  1674.  Der 
Verfasser  war  nach  Toppi  Dr.  jur.  und  königlicher  Ehrencaplan  zu 
Neapel  1623 — 49,  der  Uebersetzer,  Felibien,  Gresandtschaftssecretär 
zu  Rom  und  ein  frommer  Katholik,  f  1695.  Er  hat  ein  Supple- 
ment beigefügt  über  die  Tugenden  und  das  verborgene  Leben  des 
Papstes.  Pius  V.  wurde  1672  selig  gesprochen ;  wahrscheinlich  ist 
das  Buch  nur  verboten,  weil  es  gegen  die  Verordnung  Ürbans  VIII. 
(s.  u.)  verstiess;  —  Vita  dell'  ammirabile  monaco  e  papa  S.  Pietro 
Celestino,  scritta  dal  R.  P.  Franc.  Ant.  Giorgi  d^Alessano,  Neapel 
1689,  verb.  1690  (Coelestin  V.,  der  1294  einige  Monate  Papst  war 
und  1296  starb,  war  schon   1313  t^anonisirt). 

Bald  nach  seinem  Erscheinen  wurde  1669  mit  d.  c.  verboten 
ein  Buch  des  Jesuiten  Jo.  Bapt.  Riccioli  (1598 — 1671),  Immnni- 
tas  ab  errore  tarn  speculativo  quam  practico  definitionum  S.  Sedis 
Apost.  in  canonizatione  sanctorum,  in  festorum  eccl.  institutione  et 
in  decisione  dogmatum,  quae  implicite  tantum  in  verbo  Dei  scripto 
vel  tradito  continentur,  propugnata,  Bon.  1668,  4.  Was  in  dem 
Buche  corrigirt  werden  sollte,  ist  nicht  bekannt;  Benedict  XIV.  citirt 
es  in  seinem  Werke  De  beatif.  wiederholt,  ohne  das  Verbot  zu  er- 
wähnen. Von  dem  Buche  des  Franciscaners  Franc.  Bordoni,  Sacmm 
tribunal  judicum  in  causis  fidei  contra  haereticos,  Rom  1648,  be- 
richtet Albit.  p.  13,  es  sei  darin  die  Quaestio  gestrichen  worden 
(das  Buch  steht  übrigens  nicht  im  Index),  ob  auch  Definitionen,  die 
der  Papst  sine  consnltatione  gebe,  als  unfehlbar  anzusehen  seien, 
weil  dieser  Fall  moralisch  unmöglich  sei,  cum  Dens,  qui  assistit 
definitionibus  fidei,  assistat  etiam,  ut  media  adaptentur  praedictis 
definitionibus.  —  Tractatus  de  officio  et  jurisdiotione  Datarii  et  de 
stylo  Datariae,  auct.  Theodore  Amydenio,  in  Rom.  Curia  causarum 
et  regio  advocato,  ad  S  D.  N.  Innocentium  X.,  wurde  1653  verb., 
weil  der  Verfasser,  der  Flamländer  Ameyden,  obschon  er  in  Rom 
lebte,  das  Buch  ohne  Erlaubniss  auswärts  hatte  drucken  lassen 
(I  S.  341).  Er  selbst  wurde,  wahrscheinlich  weniger  dieser  Ver- 
öffentlichung wegen  als  weil  er  Avvisi  für  die  spanische  Regierung 
schrieb  (I  S.  452),  ausgewiesen,  durfte  aber  nach  dem  Tode  Inno- 
cenz'  X.  zurückkehren.  Der  Tractat  ist  übrigens  auch  Ven.  1654 
gedruckt  und  Col.  1701  eine  Editio  in  Germania  prima  ab  innume- 
ris  mendis,  quae  antehac  irrepserant,  expurgata  erschienen^). 

Etat  present  de  l'Eglise  Romaine  dans  toutes  les  parties  du 
monde,  6crit  pour  Tusage  du  P.  Innocent  XI.  par  Urban  Cerri, 
Secretaire  de  la  Propagande,  avec  une  ^pitre  dedicatoire  de  Richard 


1)  Giampi,  Innocenzo  X.  p.  257.   Schulte  3,  1,  699. 


Riceioli.    Cerri.    Misson  u.  a.  Inquisition« 


141 


Steele  An  P.  Clement  XI.,  contenant  Vitat  de  la  religion  de  la 
Gnnde-Bretagne,  trad.  par  J.  Bemond,  Amst.  1716*,  verb.  1721.  Die 
esf tische  Ansgabe  war  1715  erschienen.  Das  Bnch  wird  wohl  zu- 
liehst  wegen  der  Dedications- Epistel  verb.  worden  sein ;  ohne  Zweifel 
kat  man  aber  anch  die  Veröffentlichung  des  interessanten  Berichtes 
k»  Secretftrs  der  Propaganda^)  nngem  gesehen  (die  Abschrift 
itemmte  ans  St  Gallen  und  war  von  da  nach  Zürich  gekommen). 
ISicht  im  Index  steht:  The  Romish  Ecclesiastical  History  of  late 
jesra.  By  R.  Steele  Esq.,  Lond.  1714''^,  8.,  eine  polemische  Be- 
Khreibnng  eines  Canonisationsprocesses  ans  dieser  Zeit.  Von  Steele*s 
Speetator  wurde  1745  ein  französischer  Auszng  verb.:  Le  Specta* 
tettr  oa  le  Socrate  moderne,  Amst.  1716,  6  vol.  —  Nonvean 
Yoyage  d*Italie  avec  an  memoire  contenant  des  avis  ntiles  k  cenx 
qai  Tondroot  faire  le  mSme  voyage,  par  Maximilien  Misson, 
Hsye  1717,  3  vol.,  and  Bemarqnes  sur  diverses  endroits  d'Italie 
par  M.  Addison  ponr  servir  de  4.  tome  an  Voyage  de  M.  Misson, 
Paris  1722,  beide  verb.  1729.  Misson  war  ein  französischer  Pro- 
testant, der  seit  der  Aufhebung  des  Edicts  von  Nantes  in  England 
lebte.  Sein  Beisehandbach,  das  erste  ansfUhrliche  derartige  Bnch, 
fiud  vielen  Beifall  (deutsche  Uebersetzung  1713).  Das  Verbot  ist 
erklärlich;  denn  er  erzählt,  wie  Sainjore  2,  439  sagt,  plasieurs 
eboses  divertissantes  ou  piatot  badines,  ist  ein  eifriger  Calvinist, 
glaubt  an  die  Päpstin  Johanna,  und  erzählt  arge  Dinge  von  Beli- 
qaien  und  dgl.  (Paulinus,  Die  Märtyrer  der  Katakomben  S.  42).  — 
Fiscus  papalis  sive  catalogus  indulgentiarum  et  reliquiarum  septem 
principalium  ecclesiarum  Urbis  Romae,  Lond.  1621,  verb.  1622, 
wird  gewöhnlich  Thomas  James,  von  anderen  William  Crashaw  zu- 
geschrieben  (Pope  Blount  p.  945). 

Von  den  über  die  Inquisition  handelnden  Büchern  verbot  die 
Ladex-Congr.  1690  Kelation  del'  Inquisition  de  6oa,  Par.  1688, 
die  Inq.  1694  das  Werk  von  Limborch  und  Histoire  de  Viuqui- 
ntion  et  son  origine,  Col.  (Brux.)  1693,  502  S.  12.  Die  erste 
Schrift  ist  ein  Bericht  des  französischen  Arztes  C.  Dellen,  der  von 
der  Inquisition  zu  Goa  zu  5  Jahren  Gefängniss  in  Lissabon  verur- 
theilt,  von  dort  aber  entkommen  war.  Er  sagt,  die  spanische  In- 
quisition sei  plus  rüde  als  die  Römische,  die  portugiesische  schlimmer 
als  die  spanische,  die  von  Goa  aber  noch  ganz  anders  als  die  euro- 
päische (Amauld  3,  41).  Ein  Jesuit  in  Wien  wollte  Leibniz,  wie 
dieser  an  den  Landgrafen  Ernst  schreibt  (Bommel  2,  177),  aufbinden, 
der  Bericht  sei  eine  Erdichtung.  Die  Hist.  de  llnq.  —  die  im  span. 
Index  unter  dem  Kamen  des  fingirten  Verlegers  dieser  und  vieler 
anderer  Schriften,  Pierre  Marteau  zu  Köln,  steht,  —  ist  von  dem 
Regular-Canoniker  Jacques  Marsollier  zu  üsez,  f  1724  (J.  des  Sav. 
1694,  331),  von  welchem  anch  die  Histoire  de  Torigine  des  dix- 
mes,  des  b^n^fices  et  des  autres  biens  temporeis  de  T^glise,  1689, 
1700  verb.  wurde,  während  seine  Apologie  ou  justifioation  d^Erasme, 


1)  Mejer,  Propaganda  I,  107.  128;  II,  116  u.  s. 


142  Schriften  über  P&pste,  InquiBition  u.  dgl. 

1713,  zwar  scharf  angegriffen  warde  (Harter  2,  1133),  aber  nicht 
in  den  Index  kam^),  —  1721  wurde  auch  verb.  L'inquisition  fran- 
qsLiBe,  ou  Thist.  de  la  Bastille  par  M.  Const.  de  Renneville, 
Amst.  1711  (1724,  5  vol.;  der  5.  Band  ist  das  Buch  von  Deilon). 
Der  Verfasser,  ein  Calvinist,  hatte  wegen  angeblicher  Correspondenz 
mit  fremden  Mächten  11  Jahre  in  der  Bastille  gesessen  und  wurde 
dann  verbannt;  er  starb  in  England  1724.  —  Im  span.  Index  steht 
auch  De  origine  et  progressu  Ofiioii  S.  Inqnisitionis  .  .  .  Aut.  Lud. 
a  Paramo,  .  .  Regni  Siciliae  Inquisitore,  Madr.  1598,  Fol.,  aber 
lediglich,  um  zu  bemerken,  dass  darin  p.  888  in  einer  Bulle  Pius*IY. 
der  Druckfehler  sacramentis  ab  ecclesia  institutis  in  sacr.  in  ecd. 
inst,  zu  corrigiren  sei.  Mendh.  p.  304  beschreibt  ein  Exemplar,  in 
welchem  sacr.  a  Christo  inst,  corrigirt  ist.  Die  Angabe  von  Peignot, 
das  Buch  sei  sans  6clat  von  der  Inquisition  unterdrückt  worden, 
klingt  nicht  glaublich. 

Von  den  Schriften  über  den  Index  steht  ausser  der  Vorrede 
von  Pappus  und  Junius  nur  eine  im  Index,  eine  wissenschaftlich 
unbedeutende,  aber  heftig  polemische:  Danielis  Franoi  Disquisitio 
academica  de  papistarum  Indicibus  librorum  prohibitorum  et  expnr- 
gandorum,  Lips.  1684,  4.,  verb.  1688.  In  einem  Briefe  an  Th.  Spizel 
vom  Febr.  1686  (Schelh.  Am.  lit.  14,  608)  berichtet  Prancke:  der 
ganze  Vorrath  von  Exemplaren  seines  Buches  sei  von  dem  kaiserlichen 
Böchercommissar  zu  Frankfurt  confiscirt  worden  und  dieser  verlange, 
auf  dem  Titelblatte  solle  Papistarum  gestrichen  werden,  wozu  er 
sich  aber  nie  verstehen  werde. 

Eine  Ausgabe  der  Taxen  der  päpstlichen  Poenitentiarie  steht 
bereits  im  Clementinischen  Index,  (I  S.  421).  1654  wurde  eine 
von  dem  Schweden  Laurenz  Banck,  Prof.  in  Franeker,  f  1662,  be- 
sorgte und  mit  polemischen  Noten  versehene  Ausgabe  der  Taxen 
der  päpstlichen  Kanzlei  verb.:  Taxa  sacrae  cancellariae  Romanae 
in  Incem  emissa  et  notis  illustrata  a  Laurentio  Banck  Norcopiensi 
Gotho,  Phil,  et  J.  U.  D.  et  Prof.  Frisio.  Accedit  Index  latino-bar- 
barus  cum  indice  titulorum,  rerum  et  verborum,  Franeker  1651. 
1662  wurde  dieses  Buch  nochmals  verboten,  aber  beigefügt:  et 
Tariffa  delle  spedizioni  della  Dataria.  Dieser  Tarif  (aus  der  Zeit 
Innocenz*  X.)  steht  aber  in  dem  Buche  von  Banck,  und  ist  meines 
Wissens  nicht  separat  erschienen.  Eine  Keihe  von  anderen  Aus* 
gaben  der  Taxen  der  Poenitentiarie,  Eanzlei  und  Datarie  blieb  in 
Rom  unbeachtet;  nur  die  Simonia  Curiae  Rom.  von  Goldast  vom 
J.  1612  wurde  nach  fast  100  Jahren,  1700  verb.  (S.  91).  Gleich 
nach  seinem  Erscheinen  wurde  1820  verb. :  Taxes  des  parties  casu- 
elles  de  la  boutique    du  Pape,  redig^es  par  Jean  XXII.  et  publikes 


1)  Die  Büoher  von  Deilon  und  Marsollier  sind  wieder  abgedruckt 
in  der  von  Goujet  anonym  herausgegebenen,  nicht  verbotenen  Hist.  des  in- 
quisitions,  Col.  1769*,  2  vol.  8.;  hier  sind  auch  die  Memoires  pour  servir 
ä  rhist.  de  l'inq.,  1717,  2  vol.  abgedruckt,  die  gleichfalls  nicht  im  Iudex 
stehen. 


Index.    Taxen.    LetL  14S 

|ir  Leon  X.,  selon  lesquelles  on  absout  etc.  Par  M.  Julien  de  Saint- 
ieheol,  Paris  1820,  528  S.  8.  Dieser  Schrift,  wahrscheinlich 
TW  Collin  de  Plancy,  liegt  zu  Grunde  eine  schon  im  16.  Jahrh. 
sBehieDene,  aber  nicht  yerbotene :  Taxe  des  parties  casuelles  de  la 
feitique  du  Pape.  En  latin  &  en  fran^ois.  Aveo  annotations  .  .  . 
Pv  A.  D.  P.  [d.  i.  Antoine  du  Pinet],  Lyon  1564,  Leyden  1607 
L  8 J). — Yen  L.  Banck  wurde  ausserdem  noch  1658  verb.:  Pompa 
ttiumphalis  s.  actus  inaugnrationis  et  coronationis  Innocentii  X.  P. 
X.  breris  descriptio  cum  omnibus  triumphis  et  ceremoniis  eidem 
aetti  additis.  Aecedit  in  fine  Appendix  de  quarundam  ceremoniarum 
piptHnm  origine,  Franeker  1645,  324  S.  12.  (£d.  2.,  1656,  480 
S.  12.,  mit  12  Figuren;  Banck  hatte  die  Krönung  Innocenz'  X. 
selbst  mit  angesehen),  —  dagegen  nicht  De  tyrranide  Papae  in 
reges  et  principes  christianos  diascepsis,  Fran.  1649,  und  Bizzarie 
pobtiehe,  overo  raccolta  delle  piii  notabili  prattiche  di  stato  nella 
ebristianita,  messa  alla  luce  da  Lor.  di  Banco,  Fran.  1658,  314  S.  12. 
(ötmcnt  2,  398;  Nie.  41,  384). 

Eine  nicht  lange  nach  Banck  erschienene  dickleibige  pole- 
nirahe  Schrift  von  Matthias  Zimmermann,  Superintendent  in  Meissen, 
wrde  erst  1703  verboten:  Dorothei  Asciani  S.  8.  Theol.  D. Moutes 
fiettti«  Romanenses  historice,  canonice,  theologice  detecti.  Praemit- 
to  justos  tractatus  de  nervis  rerum  gerendarum  Bom.  ecclesiae. 
Sibjangitnr  biga  scriptorum  pontificiorum :  Nie.  Bariani  Augustiniani 
Montes  impietatis  et  Mich.  Papafavae  Decisio  contra  montes  pietatis. 
OpQscuIam  omnium  facultatum  et  curiosioris  literaturae  studio sis 
leebi  jacundnm  et  utile,  Lips.  1670*,  964  und  120  S.  4.  ohne  die 
Register,  also  nicht  gerade  ein  opusculum,  auch  nicht  lectu  jucun- 
<liiD,  ausser  den  Monti  di  pietji  auch  die  ganze  Papstgeschichte  und 
▼iele  andere  Dinge  behandelnd  und  manches  Interessante  enthaltend. 
-La  min e  du  papat  et  la  simonie  de  Rome,  avec  une  lettre  cir- 
eolaire  addressee  aux  p^res  dont  les  filles  desertent  leurs  maisons 
rt  la  religion  pour  se  faire  nonnains,  1677,  verb.  1679. 

Von  Gregorio  Leti's  Büchern  sagt  M.  Brosch,  Gesch.  des 
K.-Si  1,  485 :  ,,Sie  ruhen  auf  Römischem  Grunde  und  sind  aus  ihm 
ngetngenem  Römischen  Material  entstanden  .  .  .  Leti,  den  heutzu- 
^  die  Kritik  mit  Recht  vemrtheilt  und  verwirft,  hat  dem  17. 
Jahrhundert  durch  seine  für  uns  ganz  werthlose,  von  ihm  nichts 
veniger  als  richtig  angewandte  Sachkenntniss  Römischer  Dinge  im- 
ponin.  Er  ist  in  seiner  Mache  die  Flüchtigkeit  selbst,  gewissenlos 
^  fähig,   Erfundenes    oder  höchst    zweifelhaften  Gewährsmännern 


1)  Bayle  s.  v.  Pinet.  Ph.  Woker,  Das  kirchliche  Finanzwesen  der 
^'>|wte,  1878,  S.  65.  ^nck  gibt  den  altern,  unzweifelhaft  authenüsohen 
|at  der  Taxen  der  Kanzlei  und  der  Datarie  (Woker  S.  74.  186),  die 
°nwDia  einen  Theil  des  echten  Textes  der  Taxen  der  Poenitentiarie,  (S.  79), 
^  Pinet  einen  Text  der  Taxen  der  apostolischen  Kammer  von  zweifel- 
^  Äuthentie  (S.  84.  86).  Zu  den  von  Woker  S.  76  verzeichneten  Schrif- 
^  iit  1879  noch  eine  von  A.  Dupin  de  Saint-Andrö  hinzugekommen. 
I^her  Merkur  1879,  881. 


144  Schriften  über  Päpste,  Inquisition  u.  dgl. 

Nacherzähltes  für  Greschichte  zu  geben.    Allein  die  Menschen  glaub- 
ten ihm  aufs  Wort,    weil    sie  sahen  oder  es  verspürt-eni    ohne   sicti 
darüber  Rechenschaft  geben  zu  können,  dass  hier  ein  Mann  spreclie, 
der  den  Römischen  Hof  durchblickt,    ins  Detail  kennt    und   in  den 
massgebenden    Charakterzügen    erkennt.      Seine    Schildemngen    der 
Gurial-  und  Conclayen« Vorgänge  wurden  für  haare  Münze  genommen, 
obwohl  sie   dies  nachweislich   selten  genug  waren;    denn  sie   fielen 
regelmässig  nach  der  Seite  aus,  von  der  auch  den  Zeitgenossen  das 
Treiben  des  Römischen  Hofes  bekannt  und  geläufig  war."    Ein  Yer- 
zeichniss  von  Leti's  Schriften,    die  übrigens  nicht  alle  von  italieni- 
schen Dingen  handeln,  gibt  Placcius  p.  659:   es  sind  75  Bändchen , 
diejenigen  nicht  mitgezählt,    die  nur  theilweise  von  ihm   sind    oder 
die  er    ableugnet    (vgl.  l^iceron,    deutsche  Ausg.  3,  317).     In    den 
älteren  Indices  stehen  zehn  Schriften  von  Leti  und  alle  und  jegliche 
Werke  desselben    als   am  2.  Juli  1686    verb.,    und    dann   noch   Lia 
strage  de'  riformati  innocenti  als  1703  verb.,  —  die  17    1661  nnd 
62  erschienenen  Discorsi,    aus  denen   dieses  Werk  besteht,    werden 
einzeln  aufgeführt,   —  seit  Ben.  heisst  es  einfach:    G-r.  Leti,  opera 
omnia,  decr.  22.  Dec.  1700  (im  span.  Index  steht  er  in  der  1.  CL). 
Noch    jetzt  aber  werden  18  psendonyme  und  anonyme  Bücher    von 
Leti,  die  1666 — 82,  durchweg  bald  nach  dem  Erscheinen,  verb.  wor- 
den, im  Index  einzeln  aufgeführt:    Giulio  Capocoda,    L'amore   di 
Carlo  Gronzaga   duca  di  Mantova  e  della    contessa  Margarita    della 
Rovere,  Ragusa  (Genf)  1666 ;    Vita  di  Donna  Olimpia  Maidalchini 
che  govern6  lachiesa  durante  il  pontificato  d'Innocenzo  X.  1644—55, 
scritta  dalF  abate  Antonio  G- u al di ,  Cosmopoli  (Leyden)  1666  (Ranke, 
Päpste,  WW.  29,  172);    von    letzterer    auch    eine    neue  Ausgabe: 
Yita  di  D.  Ol.   M.  Pamfili  principessa  di  S.  Martine,    cognata  d'In- 
nocenzo  X.  S.  F.,  (Florenz)  1781  (über  andere  Ausgaben,  auch  Rom 
1849,    und    die  französische  und  deutsche  Uebersetzung    s.  Ciampi, 
Innocenzo  X.  p.  401);  II  Parlatorio  delle  monache.    Satira  comica 
di  Balth.  Sultanini,    Grenf  1656    (nach  Ciampi  p.  398   von  Pietro 
Bruni);    Vita  di  Sisto  Y.    Pontefice    Rom.    scritta    dal    Sig.  Greltio 
Rogeri  all'    instanza  di  Grreg.  Leti,    Lausanne  1669^);    Dia  log  hi 
historici  ovvero  compendio    bist,   deir  Italia  e  dello  stato  presente 
de'  prencipi  e  reppubliche  italiane,  dell' Acoademico  Inoognito;  Dia- 


1)  Ranke,  89,  69*.  Villani.  Yisiera  111  sagt,  das  Buch  sei  bald  nach 
dem  Erscheinen  verb.  worden,  was  die  wenig  gottesfurchtigen  Buchhänd- 
ler veranlasst  habe,  es  quanti  plurimi  zu  verkaufen.  Eine  französische 
Uebersetzung,  Vie  du  P.  Sixte  V.,  erschien  anonym  Paris  1685  u.  s.,  eine 
deutsche  Köln  1706.  Eine  Bearbeitung  der  französischen  Uebersetzung 
ist:  Sixtus  V.  und  seine  Zeit.  Von  Joh.  Lorentz,  Mainz  1862.  Prof.  Konrad 
Martin  in  Bonn,  später  Bischof  von  Paderborn,  hatte  den  Eichsfeldischen 
Pfarrer  veranlasst,  das  französische  Buch  zu  übersetzen»  und  Kirchheim 
und  Schott,  die  Uebersetzung  zu  drucken,-  und  meinte,  es  sei  eine  inter* 
essante  und  nützliche  Leetüre  für  das  katholische  Volk.  Dass  es  sich  um 
Leti's  Buch  handelte,  davon  hatte  keiner  der  Betheiligten  eine  Ahnung. 
Als  der  Pfarrer  Meuser  zu  Alfter  dieses  in  einer  Zeitung  oonstatirte,  wurde 
das  Buch  aus  dem  Buchhandel  zurückgezogen. 


i 


Schriften  über  die  morgenlandische  Kirche.  146 

logbi  politici  owero  la  politica,  che  nsano  in  qnesti  tempi  i  pren- 
dpi  e  reppubliche  ital.  per  conservare  i  loro  stati;  II  Nipotismo  di 
fiomfl  oyyero  relazioni  delle  ragioni,  che  muovono  i  pontefici  all' 
i^grandimento  de'  nepoti,  (Amsterdam)  1667^);  II  Puttaniemo 
rom&no  owero  conclave  generale  delle  puttane  della  corte,  con 
iaergiunto  d^nn  dialogo  tra  Pasquino  e  Marforio  sopra  ristesso  sog- 
^tto,  LondraC?)  1669  (Melzi  2,  388);  II  Sindicato  di  Ales- 
sindro  Vn.  con  il  sno  viaggio  nell'  altro  mondo  (U.  N.  1714-,  580); 
n  Cardinal  Ismo  di  santa  chiesa,  diviso  in  tre  parti;  L'  Am- 
basciata  di  ILomolo  a'  Romani,  Brüssel  1671  (mit  Pasquinaden  aus 
der  Zeit  der  Sedisvacanz  nach  dem  Tode  Clemens'  IX.);  Li  Segreti 
di  stato  dei  prencipi  dell*  Europa,  rivelati  da  varii  confessori  politici, 
Bologna  1670;  Le  Visioni  politiche  sopra  grinteressi  di  tutti  i 
phncipi  e  reppubliche  della  christianita,  mit  dem  Anhang:  Pasquino 
esiiato  da  Borna;  Itinerario  della  corte  di  Roma,  o  teatro  della 
Sede  apostolica,  auch  unter  dem  Titel:  Precipitii  della  Sede  apo- 
Btolica  owero  la  corte  di  Roma  perseguitata  e  perseguitante ;  II 
Taticano  languente  dopo  la  morte  di  Clemente  X.,  con  i  remedii 
preparati  da  Pasquino  e  Marforio  per  guarirlo,  Parte  l.,  II.  e  III. ; 
n  Live  11  o  politico  o  sia  la  giusta  bilancia,  nella  quäle  si  pesano 
tottc  le  massime  di  Roma,  Parte  I. — IV.;  L'Inquisitione  pro- 
cessata,  Opera  storica,  Col.  1681.  —  La  vita  di  Cesare  Borgia, 
detto  poi  il  duca  Yalentino,  descritta  da  Tomaso  Tomas i,  Monte 
Chiario,  Lncio  Vero  1655,  4.,  verb.  1656,  ist  später  wiederholt  con 
vn  aggiunta  di  Gr.  L.  (Gregorio  Leti)  erschienen  (Melzi  3,  233), 
1789  in  2  vol.  neu  gedruckt  (Nov.  lett.   1789,  177). 

1669  wurde  verb.  La  Rome  ridicule,  caprice  du  Sieur  de 
Saint-Amant,  s.  1.  et  a.,  von  Marc-Antoine  de  Gerard  Sieur  de 
Saint- Amant,  Mitglied  der  französischen  Akademie,  f  1661.  Seine 
Oeuvres,  meist  komische  und  lascive  Poesieen,  waren  schon  1629, 
1642  n.  8.   erschienen  (Baillet  1493). 


23.    Schriften  über  die  morgenlandische  Kirche. 

Wie  im  16.  Jahrhundert  (I  S.  511),  so  wurden  auch  im  17. 
und  18.  nur  verhältnissmässig  sehr  wenige  Schriften  von  grie- 
ehischen  Theologen  auf  den  Index  gesetzt,  von  Barlaam  und 
Sguropulos  auB  älterer  Zeit,  von  Cyrillus  Lukaris,  Nektarius, 
Pbilippns  Cyprius  aus  dem  17.  Jahrh.  Dazu  kommen  Schriften 
eines  fibereifrigen  unirten  Griechen,   Jo.  B.  Gatumsyritus.    Von 


1)  Innooenz  XII.  erliess  2S.  Juni  1692  eina3alle  gegen  den  Nepo- 
tinnus  (Bull.  12,  182).  Damals  erschien:  Nepotismus  theologice  expensus. 
S.  l  et  a.*  (1692),  16.  (von  dem  Card.  Sfondrato). 

Bensch,  Indes  IL  |0 


14^  Schriften  über  die  morgenländische  Kirche. 

Schriften  abendländischer  Theologen  wurden  verboten  eine  von 
Richard  Simon  und  einige  von  Thomas  Smith  (§  49)  und  mehrere 
weniger  bedeutende  von  protestantischen  Schriftstellern,  zum 
Theil  akademische  Dissertationen. 

Barlaamus  XDonachns  de  principatu  sen  primatu  papae  Jo. 
Luydio  interprete  (Oxford  1592),  wurde  erst  1609  verb.,  nach  dem 
Erscheinen  von  Nili  Archiep.  TheRsalonic.  11.  2  de  primatn  papae 
E.omani  (I  S.  275)  .  .  .  Item  Barlaami  mon.  1.  de  princ.  etc., 
ed.  Cl.  Salmasius,  1608.  (Barlaam,  Basilianer  ans  Calabrien,  im. 
15.  Jahrh.,  wurde  übrigens  später  unirt  und  Bischof  von  Geraci  in 
Süditalien).  —  Sylvestri  Sguropuli  [Syropuli]  Vera  historia  unio- 
nis  non  verae  inter  graecos  et  latinos,  sive  Concilii  Florentini  exac- 
tissima  narratio,  cum  notis  Roberti  Creyghton,  Haag  1660,  verb. 
1682.  Creyghton,  Prof.  in  Cambridge,  t  1672  als  Bischof  von  Bath, 
hat  nach  einer  ihm  von  Isaac  Yossius  gegebenen  Abschrift  des  griech. 
Textes,  —  nach  Renaudot  und  A.  Schurius,  Epist.  1,  33.  35,  sehr 
frei  und  ungenau,  —  tibersetzt  und  in  der  Vorrede  und  den  Noten 
viel  polemisirt.  Leo  Allatius  schrieb  1674  gegen  ihn  (K.-L.  10, 
626).  Es  ist  um  so  auffallender,  dass  das  Buch  erst  1682  verb.  wurde. 

Tov  naw  xvq  Nectarii  Patriarchae  Hierosolymitani  Confu- 
tatio  imperii  papae  in  ecclesia,  Lond.  1702*,  verb.  1709,  ein  dicker 
Octavband,  ist  die  von  P.  Allix  herausgegebene  Uebersetzung  der 
zuerst  1682  gedruckten  Schrift  des  Nektarius  (Picbler,  Gesch.  der 
kirchl.  Trennung  1,  24.  474);  —  Gregorius  hieromonachus  China 
protosyncellus,  Synopsis  dogmatum  ecclesiasticorum  vernaculo  grae- 
corum  idiomate,  verb.  1651,  ein  1635  zu  Venedig  erschienener  nen- 
griechischer  Catechismus,  von  dem  Sainjore  1,  186  einen  Auszag 
gibt;  —  Chronicon  ecclesiae  graecae,  quod  primus  e  Byzantino  mscr. 
ed.  Philippus  Cyprias,  magnae  eccl.  Ctp.  ante  hos  40  annos  proto- 
notariuß,  latineque  vertit  Nie.  Biancardus.  Henr.  Hilarius  recen- 
suit.  Acc.  in  fine  app.  historiae  patriarchicae  .  .  .,  1687,  verb.  1693;  — 
Lettres  anecdotes  de  Cyrille  Lucar,  Patriarche  de  Constp.,  sa  con- 
fession  de  foy  avec  des  remarques.  Concile  de  Jerusalem  tenu  con- 
tre  lui  avec  un  examen  de  sa  doctrine.  Attestations  et  pi^ces  diverses 
touchant  la  creance  des  grecs  modernes  ex  am  ine  es  selon  les  regles 
de  la  th^ologie  et  du  droit,  Amst.  1718,  verb.  1720,  ist  eine  neue 
Titelausgabe  der  1708  von  J.  Aymon  herausgegebenen  Monuments 
authentiques  de  la  religion  des  grecs  (ü.  N.   1718,  809). 

In  dem  Decrete  vom  9.  Mai  1686  (Alex.  No.  39)  werden 
verb.  Jo.  Bapt.  Catumsyriti  Italo-Graeci  opera,  exceptis  iis  quae 
ab  auctore  sunt  recognita,  Romae  iterum  edita  ac  probata.  1682 
war  zu  Venedig  mit  Approbation  mehrerer  Doctoren  und  der  Inqui- 
sition und  mit  einei*  Widmung  an  Card.  Franc.  Barberini,  den  Ne- 
poten  Urbans  VIII.,  ein  Quartband  erschienen :  Vera  utriusque  Eccle- 
siae sacramentorum  concordia,  auct.  J.  B.  Catumsyrito,  S.  Th.  Dr. 
Italo-Graeco  Ehegino;  in  der  schon  von  1629  datirten  Widmung 
bezeichnet  er  sich  als  olim  deuterius  post  protopapam  in  coUegiata 


CatumsyrituB.     Abndacnus  u.  &.  14? 

eeel.  graeca,  mox  caDonicns  et  yicarinB  gen.  Crassetanns.  Er  polemi- 
drt  darin  gegen  das  1619  erschienene  Buch  De  concordia  Ecclesiae 
(^identalis  et  orientalis  in  Septem  sacramentorum  administratione 
Jes  in  Rom  lebenden  Griechen  Petras  Arcudins,  den  er  schon  unter 
Paul  Y.  bei  der  Inquisition  denuncirt  hatte,  weil  er  nach  seiner 
üeinung  den  lateinischen  Standpunkt  den  Griechen  gegenüber  nicht 
estschieden  genug  geltend  machte.  Die  Inquisition  verbot  nicht  nur 
das  Bach  von  Cat.,  sondern  hielt  ihn,  wie  Albit.  p.  308  berichtet, 
in  Rom  zurück,  damit  er  nicht  seine  übel  klingenden  Ansichten 
aoter  den  Griechen  verbreiten  könnte.  In  seinem  Eifer  gegen  die 
Griechen  war  er  so  weit  gegangen,  selbst  Päpste  anzugreifen  und  u.  a. 
zn  sagen,  Bellarmin  sei  von  den  Griechen  Eudaemon  Joannis  und 
Monsero  irregeführt  worden  und  habe  selbst  den  Papst  irregeführt, 
der  das  Euchologium  von  Grottaferrata  approbirt  habe;  Pontifices 
si  approbarunt  illud  euchologium,  errasse  in  fide  nee  audiendos; 
femer :  Innocenz  lY.  habe  gelehrt,  die  einzelnen  Gebräuche  bei  der 
Ordination  seien  nicht  von  Christus,  sondern  von  der  Kirche  ange- 
ordnet worden,  und  die  Canonisten  vertheidigten  diese  Ansicht  per 
h»  et  nefas  und  sagten,  der  Papst  oder  ein  Bischof  könne  mit  den 
blossen  Worten:  sis  sacerdos,  sis  diaconus  gültig  weihen,  was  auf 
die  von  dem  Conc.  Trid.  s.  23,  can.  3  verdammte  ketzerische  An- 
sicht Lnthers  hinauslaufe^).  Eine  corrigirte  Ausgabe  des  Baches 
Ton  Cat.,  die  im  Index  als  erschienen  vorausgesetzt  zu  werden 
scheint,  existirt  übrigens  nicht. 

Josephi  Abudacni  Historia  Jacobitarum  seu  Coptorum  in 
Aegypto,  Ljbia  .  .  .  cum  annotationibus  Jo.  Nicolai  vulgavit  Sig. 
H&vercampus,  Leyden  1742,  217  S.  8.,  verb.  1765.  Abudacnus  war 
Professor  der  orientalischen  Sprachen  in  Löwen  im  Anfange  des 
17.  Jahrh.*).  Seine  Hist.  Jacob,  wurde  zuerst  zu  Oxford  1675  von  Tho- 
mas Mareschallus  herausgegeben,  30  S.  4.,  dann  von  J.  H.  Seelen, 
Lübeck  1733 ;  Havercamps  Ausgabe  ist  wegen  der  weitläufigen 
Noten  von  Jo.  Nicolai  verb. 

Georgii  Dousa  de  itinere  suo  Constantinopolitano  epistola, 
1599,  verb.  1619,  enthält  auch  Briefe  von  Griechen,  u.  a.  von  dem 
Patriarchen  Meletius  von  Alexandria  (Paquot  3,  391).  —  Elias 
Veielius,  Exercitatio  hist.-theol.  de  ecclesia  graecanica  hodiema, 
verb-  1662,  ist  eine  praes.  J.  C.  Dannhauer  zu  Strassburg  verthei- 
digte  Dissertation.  Die  Defensio  exercitationis . . .  adv.  refutationem 
Senis  Chii  i.  e.  Leonis  Allatii,  1666,  und  andere  Schriften  von 
Veiel  (t  1706  in  Ulm;  Fabricius  Hist.  B.  4,  429;  A.  E.  1697,  488) 
stehen  nicht  im  Index.  —  Mich,  van  Oppenbusch,  Exercitatio  hist.- 
theoL,  in  qua  religio  Moscovitarum  breviter  delineata  etc.,  Strassb. 
1686,  und  Jo.  Ulr.  Wildt,  Ecclesia  aethiopica  breviter  adumbrata, 


1)  Sainjore  3,  223.  üeber  Arcudias  s.  Hurter  1,  554.  Werner,  Gesch. 
der  apol.  Lit.  3,  94  u.  s. 

2)  Abu-Dhakn  =  Vater  des  Bartes;  er  nennt  sich  auch  Jo.  Bar- 
batus:  Speculum  hebraicum  .  .  .  auct.  Jo.  Barbato  Memphitico,  Lov.  1615. 
Bäcker  4,  2.  Clement  1,  18.  Lessing,  Werke,  1842,  4,  120. 


i4d  Jadai 


aica. 


Ed.  2.,  Strasflb.  1672  (beides  Disaertationen),  verb.  1703. —  Histoire 
de  Testat  de  l'eglise  grecque  et  de  Teglise  armenienne  par  M.  le 
Chevalier  Ricaut,  trad.  de  l'anglais  par  M.  de  Rosemond,  1668, 
verb.  1732  (Paul  Ricaut  war  englischer  Gesandter  in  der  Türkei). 
—  Von  Mathurin  Veyssiere  la  Croze,  geb.  1661,  Mauriner,  seit 
1696  Protestant,  f  zu  Berlin  1739,  wurden  1742  verb.:  Histoire 
du  christianisme  des  Indes,  1724,  und  Eist,  du  christ.  d'Ethiopie 
et  d'Armenie,  1739  (Sainjore  4,  1.  33.  ü.  N.   1743,  973). 

Ueber  das  Buch  des  protestantischen  Theologen  Jo.  Herbinius 
(A.  D.  B.  12,  41),  Religiosae  Kijovienses  cryptae  sive  Kijovia  snb- 
terranea,  Jena  1675  (mit  Kupfern),  verb.  1677,  berichtet  Benedict  XIV. 
De  beatif.  1.  4,  p.  1,  c.  30,  n.  24:  die  Einwohner  von  Kiew  glaubten, 
ihre  Stadt  sei  das  alte  Troja  und  in  den  dortigen  Katacomben  lägen 
noch  unverwest  die  Leiber  des  Priamus,  Hector  u.  a. ;  Herbinius 
sage  dagegen  auf  Grund  der  Mittheilungen  eines  russischen  Archi- 
mandriten,  es  seien  Leiber  von  Heiligen,  die  seit  600  Jahren  unver- 
west geblieben  seien,  und  suche  zu  beweisen,  dass  dieses  ein  Wunder 
sei ;  in  Rom,  meint  Benedict,  nehme  man  ein  solches  Wunder  auf 
solche  Gründe  hin,  wie  sie  Herbinius  anführe,  nicht  als  erwiesen  an. 


24.     Jndaica. 

Nachdem  zu  Rom  1675—94  die  Bibliotheca  rabbinica  vod 

Bartolocci  und  Imbonati   erschieDcn    war,   wurden    1703  einige 

ganz  planlos  ausgewählte  rabbinische  Schriften  verboten,  denen 

1755 — 66  noch  einige  beigefügt  wurden.    Ausserdem  sind  einige 

Uebersetzungen  rabbinischer  Schriften  und  eine  lateinische  und 

eine  spanische  Schrift  von  jüdischen  Verfassern  verboten,  die  Tela 

ignea  von  Wagenseil  wegen  eines  Abschnittes  der  Vorrede,  eine 

ungeschickte   antisemitische   Schrift   des   italienischen  Mönches 

Vincenti  und  —  freilich  erst  1776  —  eine  Vertheidigung  gegen 

eine  solche. 

Die  Titel  der  hebräischen  Bücher  werden  hebräisch  und  latei- 
nisch angeführt.  Die  hebräischen  Wörter  sind  bei  Ben.  correct 
gedruckt,  in  den  älteren  und  neueren  Indices  gräulich  entstellt^).  lieber 
eine  der  zwei  Schriften  von  R.  Jacob,  filius  Chaviv,  filii  Salomonis, 
die  1703  verb.  wurden,  —  sie  war  seit  1546  wiederholt  zu  Venedig 
gedruckt,  —  sagt  Bartolocci  3,  844:    es  sei  ein  Spicilegium  talmu- 


1)  Der  Drucker  des  Index  von  1752  scheint  keine  hebräischen  Typen 
gehabt  zu  haben.  P.  261  (unter  L.)  fangt  ein  Artikel  bei  ihm  an:  Latine 
autem  sie  vertitur:  Liber  Jalkut  (von  R.  Simeon). 


r 


Jodaica.  1 49 


licuiUy  nnd  das  Verbot  des  Talmud  werde  illusorisch  gemacht,  wenn 
■an  dergleichen  Bücher  passiren  lasse.  Die  Schrift  vonMordechai 
iL  [in  den  neuesten  Indices:  Filip.]  Arje  Loew  ist  nach  Wolf  l,  590 
dne  1701  erschienene  cabbalistische  Schrift.  Der  dritte  Autor,  von 
dem  1703  ein  Buch  (ein  Bibelcommentar)  verb.  wurde,  R.  Simeon 
Haddarsan,  lebte  nach  Wolf  1,  1129  im  Anfange  des  14.  Jahrh. 
wid  Bein  Bu«h  war  seit  1521  wiederholt,  1650  in  Li  vorn  o  gedruckt; 
diese  Ausgabe  wurde  verb. 

rrY»i-»  -IDOT  nT)70  ppn  ]i^^  "»-i:^-J,  lat  Portae  Sion,  Praepa- 
ratio  convivii  et  liber  formationis,  verb.  1757,  ist  ein  Buch  des  R. 
Nathan  Hannover,  welches  ascetische  Zugaben  zum  Bitualbuche  ent- 
bot, 1662  u.  o.,  mit  den  beiden  Zugaben,  einer  Schrift  über  das 
Tiseligebet  und  dem  bekannten  cabbalistischen  Buche  Jezira  zu  Yen. 
1701,  12.,  n.  o.  gedruckt.  Nach  Wolf  1,  924  wurde  R.  Schabtai 
wegen  einer  in  seiner  Druckerei  zu  Djrenfurth  erschienenen  Aus- 
gabe im  Anfange  des  18.  Jahrh.  zu  Breslau  gefangen  gesetzt,  weil 
ein  Jesnit  angegeben,  das  Buch  enthalte  Schmähungen  gegen  die 
chriatlicbe  Religion,  namentlich  gegen  die  h.  Maria.  —  Jalknt 
Renbeni,  i.  e.  Raccolta  di  Rabbin  Reuben  Oschi,  1 766  von  der  Inq. 
verb.,  ist  ohne  Zweifel  das  seit  1660  wiederholt  gedruckte  hebräische 
Bncli  des  Prager  Rabbinen,  der  bei  Wolf  1,  1011  Ruhen  Fil.  Hoschke 
heisst. 

Von  dem  1755  verbotenen  D'^inn  nco  nB\c,  lat.  Pulchritudo 
libri  Psalmomm,  una  cum  D'^^nn  «ümu?,  i.  e.  usu  ]?salmorum,  Man- 
tuae  1714  sive  alibi,  ist  mir  ^)  nur  der  Anhang  bekannt,  ein  unzähligen 
jüdischen  Psalmenausgaben  beigedrucktes  Schriftchen,  welches  lehrt, 
wie  man  die  Psalmen  zur  Bereitung  oder  Weihung  von  Amuleten 
u.  dg\.  gebrauchen  soll.  Wahrscheinlich  sind  Uebersetzungen  oder 
Nachbildungen  dieses  Schriftchens:  Brevis  expositio  psalmorum  cum 
eomm  virtntibus  pro  salute  corporis  et  animae  et  augenda  substantia 
mandi  etc.,  Ven.  1534  (circumfertur  cum  Psalterio  D.  Hieronymo 
interprete),  im  Lissaboner  Index  von  1624;  II  Salmista  di  David 
secondo  la  biblia,  con  la  virtii  dei  detti  salmi  appropriata  per  la 
salute  deir  anima  e  del  corpo  e  per  lo  accrescimento  della  sostan- 
tia  di  qae«to  mondo,  verb.  1621;  La  dichiaratione  delli  150  salmi 
di  David  con  le  sue  vere  esplicazioni  e  virtül,  estratta  da  molti  libri 
di  vlrtuosi  rabbini  ebrei,  con  una  insigne  tabella  dei  caratteri  ebrei 
e  sae  virtÄ,  In  Colonia,  per  il  Daniele,  verb.  1714.  Von  dem  Ge- 
brauche der  Psalmen  bei  Zaubereien  spricht  Albit.  p.  498. 

üeber  Precetti  d'essere  imparati  dalle  donne  ebree  .  .  .  com- 
posti  per  Rabbi  Benjamin  d'Arodonio  in  lingua  tedesca  e  tradotti 
per  R.  Giacob  Alpron.  Aggiuntovi  molti  avvertimenti  importantissimi 
e  nel  fine  diversi  precetti  d*insalar  le  carni  ecc,  Ven.  1710,  verb. 
1732,  8.  Bayle  s.  v.  Arodon.  üeber  Rosales  s.  §  29.  —  Von  den 
zahlreichen    Schriften    des    portugiesischen    Juden  Menasseh    Ben 


1)   bezw.  Prof.  Gildemeister,   der  mir  bei   diesem  Paragraphen  ge- 
holfen. 


150  Jadaica. 

Israel,  der  mit  Daniel  Hnet  und  anderen  chriBtliclien  Gelehrten  in 
Beziehungen  stand  und  als  Synagogen- Vorsteher  zu  Amsterdam  1657 
starh  (Paquot  1,  99),  steht  im  Index  nur  De  resurrectione  mortuo- 
rum  11.  3,  1636,  verh.  1656.  —  Der  Titel  des  1755  verbotenen 
span.  Schriftohens  heisst  vollständig:  Oracion  panegyrico-doctrinal 
sobre  la  mala  tentacion,  que  compuso  Mardojai  Ben  Abraham  de 
Soria  y  que  recit6  un  discipulo  suyo  en  dia  que  entro  en  Barmisba 
(als  er  in  das  14.  Lebensjahr  eintrat),  Liorna  1751,  8.  (Steinschneider, 
Cat.  B.  Bodl.  p.  1758). 

Sententiae  et  proverbia  rabbinorum.  Lud.  Henr.  Daquin  inter- 
prete,  verb.  1622.  Der  üebersetzer  war,  wie  sein  gelehrterer  und 
schriftstellerisch  fruchtbarerer  Bruder  Philipp,  Lehrer  des  Hebrüischen 
in  Paris,  ein  getaufter  Jude ;  sie  stammten  aus  Aquino  in  Süditalien, 
daher  Aquinas,  Aquinius  oder  d'Aquin  (Bayle  s.  v.).  —  Jo.  Chrph. 
Wagenseil,  Tela  ignea  Satanae,  h.  e.  arcani  et  horribiles  judaeorum 
adv.  Christum  Deum  et  christ.  religionem  libri  ävtxSoioi,  1681,  fiinf 
jüdische  Schriften  mit  ausführlicher  Widerlegung  enthaltend,  wurde 
1686  verb.,  wohl  nur  wegen  der  in  der  Vorrede  stehenden  Bemer- 
kungen de  modo,  quem  tribunal  Eomanum  in  librorum  censura  et 
proscriptione  observare  solet,  u.  dgl.  (Imbonati  p.  98).  —  R.  Mosis 
Maimonidae  de  idololatria  liber  cum  Interpret,  lat.  et  notis  Dionysii 
Vossii,  Amst.  1668  (zuerst  1642  von  seinem  Bruder  Isaac  herausg.), 
wurde  erst  1718  verb. 

Ein  Alexander  VII.  gewidmetes  Buch  des  Theatiners  Gio. 
Maria  V in  centi,  II  Messia  venuto.  Historia  spiegata  e  provata  agli 
Hebrei  in  cento  discorsi  .  .  .  con  un  trattato  .  .  .  intorno  la  famosa 
questione,  se  meglio  sia  che  i  prencipi  cristiani  permettano  ne'  loro 
stati  gli  hebrei  6  li  discaccino,  Ven.  1659,  1000  S.  Fol.,  wurde  1680 
verb.  Bartolocci  3,  745  und  Imbonati  p.  112  führen  die  darin  vor- 
getragenen Thorheiten  an,  welche  das  Verbot  veranlasst  haben 
werden.  Gleichzeitig  wurde  verb.  Le  piaghe  dell'  ebraismo  sooperte 
nuovamente  da  Franc.  Carbon i,  Cittadino  Veneto,  Ven.  1677,  nach 
Melzi,  1,  174  von  Ign.  Contardi,  der  auch  ein  Flagellum  hebraeorum 
super  judaicam  perfidiam,  Ven.  1672,  geschrieben.  —  Gegen  eine 
Dissertazione  della  religione  e  del  giuramento  degli  ebrei  von  dem 
Advocaten  G.  B.  Benedetti  erschien  Lette ra  apologetica  a  S.  E.  il 
Sig.  Marchese  N.  N.,  amico  del  Sig.  Avv.  Benedetti  di  Ferrara, 
scritta  dal  Sig.  N.  N.  neir  occasione  di  certo  libro  diffamatorio  contro 
li  hebrei,  venuto  alla  luce  sotto  il  titolo:  Dissert.  .  .,  fallacemente 
attribuito  a  detto  Sig.  Avvocato,  Mantua  1775,  4.,  von  dem  Rabbinen 
Giacomo  Saraval  oder  nach  dem  von  diesem  gelieferten  Material  von 
dem  Advocaten  Luigi  Casali  verfasst,  verb.  1776.  Später  erschien 
noch  Gli  ebrei  smascherati,  diss.  postuma  dell'  A(vvocato)  G.  B. 
B(enedetti),  Flor.  1799  (Melzi  2,  83). 


Patrist.  und  mitteUlterl.  Schriftea.  Heidn.  Classiker.  161 

25.     Patristisehe  und  mittelalterliche  Sehriften. 

Heidnisehe  Glassiker. 

Wie  im  16.  Jahrhundert  (I  S.  299.  331),  wurden  einige 
ÄDsgaben  Yon  patristischen  Sehriften  wegen  der  von  den  pro- 
testantischen Herausgebern  beigefügten  Zuthaten  auf  den  Index 
gesetzt,  —  mitunter  werden  ausdrücklich  nur  ihre  Noten  ver- 
boten, —  die  Ausgabe  des  Cyprianus  von  Pell  wohl  auch  wegen 
der  Beseitigung  der  Interpolationen,  die  in  Frankreich  Maran 
beizubehalten  genöthigt  wurde.  Eine  Ausgabe  einer  Schrift  des 
Anastasius  Sinaita  aber  wurde  wegen  ihres  Inhaltes  verboten. 
Die  Veröffentlichung  des  Briefes  des  Ghrysostomus  an  Caesar  ins, 
sowie  des  Liber  diurnus  und  des  Liber  poutificalis  von  Agnel- 
Ins  wurde  beanstandet,  aber  schliesslich  nicht  verhindert.  Einige 
mittelalterliche  Schriften  stehen  nicht  der  Herausgeber,  sondern 
des  Inhalts  wegen  auf  dem  Index,  namentlich  ein  Werk  von 
Erigena  (I  S.  15),  die  von  H.  von  der  Hardt  herausgegebenen 
Acten  des  Constanzer  Concils  und  das  Diarium  des  Burkhard 
von  Strassburg.  —  Von  Classikern  wurden  eine  Ausgabe  des 
Julius  Caesar  und  Uebersetzungen  des  Ovid,  Anakreon  und  Lucrez 
verboten- 

Von  den  Editionen  von  Beumler  und  Heinsius,  sowie  von  Ques- 
nels  AuBgabe  des  Leo  M.,  der  Mauriner  Ausgabe  des  Augustinus, 
den  Uebersetzungen  von  Lombert  und  Fontaines  ist  anderswo  die 
Kede,  von  der  Uebersetzung  des  Cassianus  I  S.  222. 

Ausdrücklich  nur  die  Noten  werden  verb.:  Notae  in  S.  Jo- 
annis  Chrysostomi  opera,  quae  habentur  tomo  8.  editionis  Etonae 
1612,  verb.  1621;  es  ist  die  Ausgabe  von  H.  Savile ;  die  Noten  sind 
von  John  Haies.  —  Greverhard  Elmenborst,  Notae  in  Gennadii  Mas- 
nl.  L  de  eccl.  dogmatibus,  veter is  enjusd.  tbeologi  homiliam  sacram 
et  Marcialis  epist.  Lemovicensis  epistolas,  Hamb.  1614,  verb.  1627^). 
—  Um  der  Noten  willen  stehen  im  Index:  Sulpicii  Severi  opera 
cimi   comm.  Georgii   Hornii,    Leyden    1647  u.  s.,    verb.    1658.  — 


1)  Sot.  expurgirt  die  Noten  ziemlich  stark.  Zu  einer  Stelle  in  Elmen- 
horsis  Commentar  zum  Minucius  Felix,  wo  bemerkt  wird:  Crucem  hono* 
rarant,  non  adoramnt  Christiani,  verordnet  Sot.  am  Rande  beizuschreiben : 
Vera  et  catholica  ecclesiae  doctrina  tribuit  imagini  crucis  non  snlum  ho- 
noranam  adorationem  tanquam  instrumento  sancto  propter  se,  sed  prae- 
terea  eadem  adoratione,  qua  Christus  adoratur,  posse  etdebere  involvi  et 
adorari  crucis  imaginem  simul  cum  prototypo. 


162  Patrist,  und  mittelalterl.  Schriften,  Heidn.  Classiker. 

L.  Com.  Lactantii  Firmiani  opera  cnm  selectis  varionim  commenta' 
rÜB  op.  et  st.  Servatii  Gallaei,  Lugd.  Bat.  1660,  verb.  1685; 
Gralle's  Noten  sind  voll  polemischer  Erörterungen  (E.  Simon,  Let- 
tres  2,  181).  —  S.  Caecilii  Cypriani  opera,  recogn.  et  illustr.  per 
Jo.  [Fell]  Oxoniensem  Episc.  Accedunt  annales  Cyprianici  per  Jo. 
Fearson  Cestriensem  Episc,  Oxon.  1682,  verb.  1686;  stand  bis  Ben. 

unter  Liber  editus  Oxonii  1682,  cui  tit.:    S per    Jo.    Exo- 

nensem  Ep.  —  Epistolae  genuinae  S.  Ignatii,  quae  nunc  primum 
lucem  yident:  adduntur  S.  Ignatii  epistolae  quales  vulgo  circnm- 
feruntur,  ad  haec  S.  Barnabae  epistola  cum  notis  Is.  Yossii,  1646, 
verb.  1686  (vor  Ben.:  Notae  ad  epistolas  etc.).  —  Bibliotheca 
patrum  apostolicorum  graeco-latina  ed.  Thomas  Ittig,  Lps.  1699  ; 
—  Jo.  Em.  Grabii  Spicilegium  sanctorum  patrum  ut  et  haeretico- 
rum  saeculi  p.  C.  n.  I.,  II.  et  III.,  Oxon.  1700;  in  der  Vorrede 
heisst  es  u.  a. :  alle  Steitigkeiten  in  der  Kirche  kämen  daher, 
dass  die  Menschen  neglecta  antiqua  semita  novas  sectantur;  — 
Canones  graeci  concilii  Laodiceni  cum  versionibus  Gentiani  Herveti, 
Dionysii  Exigui,  Isidori  Mercatoris  et  observationibus  Wolfg.  Gund- 
lingii,  1684,  alle  drei  verb.  1714.  —  Codex  canonum  Ecclesiae 
universae  a  Concilio  Chalcedon.  et  Justiniano  Imp.  confirmatus,  ed. 
Christoph.  Justellus,  1610,  wurde  1623  verb.  (auch  bei  Sot. ; 
die  beiden  anderen  Codices  canonum  von  Justel  stehen  weder  im 
Rom.  noch  im  span.  Index ;  Schulte  3,  2,  254).  —  Christoph  Mat- 
thias Pf  äff 's  S.  Irenaei  episcopi  Lugd.  fragmenta  anecdota  .  .  . 
cum  notis  et  duabus  dissertationibus  de  oblatione  et  consecratione 
euoharistiae,  1715  (über  600  S.  8.),  1721  verb.  wegen  der  Noten 
und  Dissertationen,  die  von  Scipio  Maffei  in  dem  Giomale  de^  letterati 
1716  bekämpft  wurden  (Fabroni  9,  106.  158). 

In  der  Kömischen  Ausgabe  des  Cyprianus  von  1563  waren 
die  Interpolationen  in  dem  Buche  de  unitate  ecclesiae  im  Texte  be- 
lassen worden,  obschon  Latinus  Latinius  auf  ihre  Unechtheit  auf- 
merksam machte^).  Auch  die  Ausgabe  von  Rigaltius  von  1648  hat 
den  „herkömmlichen"  (interpolirten)  Text,  den  richtigen  nur  in  einer 
Note.  Die  Ausgabe  von  Fell  hat  den  richtigen  Text  und  diesen 
hatte  auch  der  Mauriner  Prud.  Maran,  der  die  von  Etienne  Balnze 
(t  1718)  begonnene  Ausgabe  1726  vollendete,  drucken  lassen,  mit 
einer  langen  Note  von  Baluze,  worin  die  Unechtheit  der  gestrichenen 
Worte  nachgewiesen  wurde.  Der  Bogen  wurde  aber  nachträglich 
umgedruckt,  der  interpolirte  Text  beibehalten  und  Baluze^s  Note 
stark  abgekürzt.  Das  Nähere  wird  in  Baluze's  Biographie  von  de 
Chiniac  berichtet:  Ein  Abb^  Masbaret,  Professor  im  Seminar  zu 
Angers,  schrieb  eine  Dissertation  zu  Gunsten  der  Beibehaltung  der 
fraglichen  Worte  und  schickte  Abschriften    davon   an  Card.  Fleury, 


1)  S.  I  S.  569.  Latinius  (Bibliotheca  sacra,  Rom  1677,  p.  178)  hatte 
ganz  richtig  bemerkt,  die  betreffenden  Satztheile  seien  zunächst  als  Rand- 
noten beigefügt  und  dann  in  den  späteren  Handschriften  in  den  Text  ein- 
geschoben worden,  also  aus  diesem  zu  entfernen. 


Gyprianiis.    AnastaBias   Sin.  ChryBOstomas  a.  a.  153 

ih  Jesuiten  nnd  andere  einfinssreiclie  Personen.  Der  Cardinal  be- 
auftragte eine  Commission  mit  der  Untersuchung  der  Frage,  ob  die 
^lle  beizubehalten  sei.  Damit  war  ihre  Beibehaltung  entschieden; 
denn  wäre  sie  mit  ministerieller  Grenehmigung  weggelassen  worden, 
10  hatte  man  das  ja  als  einen  Angriff  der  französischen  Regierung 
aif  den  Bömischen  Primat  auffassen  können.  Die  Commission  sprach 
seh  übrigens  anch  für  Beibehaltung  der  Interpolation  ans,  und  Ma- 
nn wurde  angewiesen,  sich  mit  dem  Abb^  de  Louvois  (Targny) 
„iber  die  Sache  zu  benehmen".  Nur  der  eine  Bogen  wurde  neu 
gedmckt.  So  kommt  es,  dass  an  anderen  Stellen,  z.  B.  p.  XII, 
der  richtige  Text  citirt  wird,  als  stände  er  in  der  Ausgabe^). 

1684  wurde  verb.  Liber  editus  a  quodam  haeretico,  inscr. 
S.  Anastasii  Sinaitae  anagogicarum  contemplationum  in  Hexae- 
meron  liber  XII.  [graece  et  lat.  ex  interpretatione  Andreae  Dacerii], 
eni  praemissa^est  expostulatio  de  S.  Joannis  Chrysostomi  epistolae 
ad  Caeeariura  monachum  [adv.  Apollinarii  haeresim  a  Parisien sibus 
aliquot  theologis  non  ita  pridem  suppressa],  Lond.  1682,  4.  Das 
Buch  iet  von  P.  Allix.  Die  11  ersten  Bücher  des  Werkes  von 
Anastasius  waren  schon  in  den  Bibliothecae  Patrum  (lateinisch) 
g^ruckty  das  12.  nicht,  weil  es  eine  der  Lehre  von  der  Transsub- 
stantiation  widersprechende  Stelle  enthält.  Das  Manuscript,  nach 
welchem  es  Allix  drucken  Hess,  befand  sich  in  der  Colbert*schen 
Bibliothek,  und  er  hatte  von  Daillä  eine  Abschrift  erhalten  (Clement 
1,  295).  —  Auch  der  Brief  des  Chrysostomus  an  Caesarins  erregte 
Anstoss  wegen  einiger  Stellen,  die  nicht  zu  der  Lehre  von  der 
TransBubstantiation  passen.  Emerio  Bigot  Hess  ihn  nach  einer  Flo- 
renzer Handschrift,  von  der  er  durch  Magliabechi  eine  Abschrift 
erhalten,  gegen  dessen  Wunsch,  mit  der  Vita  Chrysostomi  von  Palla- 
dius  1680  zu  Paris  drucken;  auf  Verlangen  der  Censoren  (Faure 
und  Grrandin)  wurde  er  aber  aus  dem  schon  fertig  gedruckten  Buche 
beseitigt  Nach  den  unterdrückten  Blättern  wurde  der  Brief  aber 
1686  von  dem  Erzbischof  Wake  veröffentlicht^).  Schon  1685 
hatte  ihn  Le  Moyne  in  den  Varia  sacra  drucken  lassen  (verb.  1687). 
1689  gab  ihn  auch  Hardouin  heraus  (^Hurter  2,  1103).  Nach  dem 
Erscheinen  der  Ausgabe  von  Le  Moyne  schrieb  Mabillon  an  Bigot 
7.  Aag.  1685  (Thuillier,  I,  484) :  „Diejenigen,  welche  früher  den 
Abdruck  des  Briefes  gehindert,  wünschen  jetzt,  ich  möge  ihn  grie- 
ehisch  und  lateinisch  herausgeben.     Ich  weiss  nicht,  ob  Schelstrate 


1)  Buchmann,  Verm.  Aufsätze,  1874,  5.  H.  S.  8.  Hist.  des  capitulaires 
.  .  .  ayec  la  vie  de  Bai  uze.  Par  M.  de  Chiniac,  Par  1779,  p.  226.  Mem. 
de  Trev.  1726,  1877—1904:  Lettre  d'un  savant  d'A[nger8,  Masbaret]  pour 
reclamer  un  passage  important  de  S.  Cyprien  pret  4  etre  enleve  par  de 
oelgbres  anteurs.  Am  Schlüsse  heisst  es:  Vielleicht  werden  meine  Bemer- 
kimgen  diejenigen,  welche  die  neue  Ausgabe  vorbereiten,  zurückhalten . . . 
oder  irgend  eine  Person  von  Autoritöt  veranlassen,  das  Uebel  zu  ver- 
hindern. 

2)  Chatifepie  s.  v.  Bigot.  R.  Simon,  Lettre«  1,  115.  Va16ry  1,  82, 
116.  üeber  die  Castrirung  des  Pariser  Drucks  s.  Mendham,  Index  of  Gre- 
gory XVI.  p.  XXXTT. 


154  Patrist,  und  mittelalterl.  Schriften.    Hcidn.  Classiker. 

Beine  Rechnung  dabei  finden  wird,  die  Echtheit  des  Briefes  zu  be- 
streiten; er  wird  von  7  oder  8  Griechen  citirt,  von  denen  einige 
bald  nach  Chrys.  gelebt  haben,  und  die  Ausdrücke,  von  denen  er 
meint,  sie  wiesen  auf  eine  spätere  Zeit  hin,  finden  sich  auch  bei 
Zeitgenossen  des  Chrys.  Auch  P.  Garnier,  der  ein  grosser  Protector 
des  Briefes  war,  wünschte,  er  möge  gedruckt  werden."  Montfaucon 
nahm  ihn  denn  auch  in  den  3.  Band  seiner  Ausgabe  des  Chrys. 
auf.  Um  dieselbe  Zeit  gab  ihn  auch  der  Marchese  Mafi^ei  heraus  r 
Epistola  di  S.  Giov.  Cris.  a  Cesario  rappresentata  come  sta  nel  cod. 
Fior.,  Florenz  1721,  8.  (Fabroni,  Vitae  It.  9,  108.  160).  Der  Je- 
suit Ch.  Merlin  suchte  in  den  M^m.  de  Trev.  1737  zu  zeigen,  der 
Brief  sei  von  einem  Nestorianer,  spreche  aber  nicht  unbedingt  gegen 
die  Transsubstantiation.  Gegen  ihn  vertheidigte  Dupuy  in  den  M&m. 
de  Trev.  1739  die  Echtheit.  Koch  heute  wird  darüber  gestritten 
(Fessler,  Patrol.  2,  116). 

A.  J.  P.  22,  765  wird  berichtet,  die  Ausgabe  der  Epistolae 
Romanorum  Pontifioum  von  dem  Mauriner  Pierre  Coustant,  Tom.  I., 
Paris  1721,  sei  von  Neidern  der  Inquisition  denuncirt  worden;  wenn 
es  zu  einem  Verbote  gekommen,  sei  dasselbe  jedenfalls  nicht  pn- 
blicirt  worden.  Es  scheint  gar  nicht  zu  einem  Verbote  gekommen 
zu  sein.  Tassin  berichtet  in  der  Hist.  lit.  de  la  Gongr.  de  S.  Maur, 
p.  433 :  man  sei  mit  der  Einleitung  Goustants  in  Rom  nicht  zufrieden 
gewesen,  weil  er  nicht  günstig  genug  über  die  Ansprüche  des  h. 
Stuhles  gesprochen;  Simon  Mopinot,  der  das  Werk  seines  Ordens- 
genossen nach  dessen  Tode  (18.  Oct.  1721)  mit  einer  Widmung  an 
Innocenz  XIII.  herausgegeben,  habe  mehrere  Briefe  zur  Yertheidi- 
gung  desselben  nach  Eom  geschrieben  und  dem  Generalprocurator 
der  Mauriner  in  Rom  einen  gedruckten  Brief  übersandt,  worin  er 
hervorhebe,  dass  Coustant  sich  bemüht  habe,  alle  wirklich  echten 
Briefe  der  Päpste  als  solche  nachzuweisen  und  ihr  Verhalten  gegen 
die  Angriffe  der  Haeretiker  und  einiger  Katholiken  zu  vertheidigen. 
Dabei  wird  man  sich  beruhigt  haben. 

Um  1650  wollte  Lucas  Holstenius,  damals  Bibliothekar  des 
Card.  Barberini,  den  Liber  diumus  herausgeben;  der  Text  war 
bereits  gedruckt.  Die  Veröffentlichung  stiess  auf  Hindemisse,  und 
als  nach  Holstens  Tode  1661  Card.  Barberini  das  Buch  Jo.  Bona  ' 
vorlegte,  erklärte  dieser:  es  werde  besser  nicht  veröffentlicht,  da 
sich  die  von  Holsten  versprochenen  Noten  nicht  vorfänden  und  man 
doch  die  in  dem  Glaubensbekenntnisse  des  neu  gewählten  Papstes 
vorkommenden  Worte,  in  denen  Honorius  verdammt  werde,  qoia 
pravis  haereticorum  assertionibus  fomentum  impendit,  nicht  ohne 
eine  Note,  die  für  diese  Wunde  die  Heilung  enthalte,  veröffentlichen 
könne.  Um  dieser  und  ähnlicher  Stellen  willen  hatte  früher  Sirmond 
den  Gedanken  an  die  Herausgabe  des  Liber  diumus  aufgegeben. 
Ein  anderer  Jesuit,  Jean  Garnier,  edirte  ihn  1680  zu  Paris.  £r 
wurde  nach  Rom  citirt,  starb  aber  auf  der  Reise  dorthin  26.  Oct. 
1681  zu  Bologna.  Es  hiess,  die  Ausgabe  solle  auf  den  Index  ge- 
setzt werden.  Die  Angabe,  dieses  sei  geschehen,  ist  unrichtig.  Auch 
spätere  Ausgaben    sind   nicht   verboten    worden.    Die  Ausgabe  von 


Liber  diurnus.    Ag^ellus. 


155 


Holsten  wurde    1724  in   Rom  fertig   gedruckt    mit    der  Jahreszahl 

1658  M- 

Der  Benedictiner  Benedetto  (in  saeculo  Bemardino)  Baochini, 
ek  Freund  Mabillons,  Muratori's  Vorgänger  als  Bibliothekar  zn 
Modena,  wollte  den  Liber  pontificalis  s.  vitae  pontificum  Ravennatam 
voD  dem  Abt  Agnellus  ans  dem  9.  Jahrh.  herausgeben.  In  Rom 
erregten  aber  manche  Angaben  und  Aeusserungen  des  Agnellus,  dass 
die  Erzbiachöfe  von  Rayenna  das  Pallium  von  den  Kaisern  erhalten 
ind  dgl.,  grossen  Anstoss.  Bacchini  wurde  von  dem  P.  del  Miro 
aufgefordert,  das  Manuscript  nach  Rom  zu  schicken,  damit  es  von 
den  Censoren  des  Ordens  geprüft  werde;  es  wurde  dann  dem  Mag. 
S.  Pal.  vorgelegt,  und  dieser  verbot  1705  die  Veröffentlichung;  der 
bquisitor  von  Modena  wurde  sogar  beauftragt,  Bacchini  alle  auf 
das  Bach  bezüglichen  Manuscripte  wegzunehmen;  Muratori  wurde 
strenge  verboten,  anderen  Abschriften  des  Codex  zu  geben  (Lottere 
di  Ap.  Zeno,  1785,  1,  323).  Bacchini  reiste  nun  1705  nach  Rom, 
am  die  Zurücknahme  des  Verbotes  zu  betreiben,  und  fand  Fürsprache 
bei  Passionei  und  Fontanini,  welche  namentlich  geltend  machten,  es 
sei  doch  besser,  dass  Bacchini  den  Agnellus  mit  einer  Vorrede  und 
mit  Noten,  worin  dessen  Unrichtigkeiten  widerlegt  würden,  heraus- 
gebe, als  dass  er,  was  sonst  nicht  ausbleiben  könne,  von  Prote* 
itanten  edirt  werde.  Der  Papst  Hess  denn  auch  durch  Casoni,  den 
Assessor  S.  OfHcii,  Bacchini  die  Censuren  von  Franc.  Bianchiani  und 
Lor.  AI.  Zaccagni  einhändigen,  um  danach  die  Noten  zu  verbessern 
imd  eine  neue  Vorrede  zu  schreiben.  Die  beiden  Censoren  waren 
aber  auch  mit  der  neuen  Arbeit  Bacchini^s  nicht  zufrieden.  Nun 
Hess  der  Papst  das  Manuscript  und  die  vier  Censuren  einem  andern 
Consultor  der  Inquisition,  dem  Theatiner  Joseph  Maria  Tommasi 
(er  wurde  1712  Cardinal,  1803  selig  gesprochen)  vorlegen,  um  zn 
flehen,  ob  Bacchini  die  Monita  der  beiden  Censoren  genügend  be- 
rücksichtigt oder  noch  weiteres  zu  ändern  habe.  Tommasi^s  Gut- 
achten vom  27.  März  1706  ist  in  seinen  Opera,  Rom  1754,  VII, 
132—144,  abgedruckt.  Bezüglich  der  meisten  unter  den  28  Punkten, 
am  die  es  sich  handelte,  trat  er  auf  Bacchini 's  Seite.  Interessant 
lind  folgende  Bemerkungen  von  ihm:  Bacchini  unterrichtet  in  der 
neuen  Vorrede,  wie  ihm  aufgegeben  war,  seine  Leser  in  ausreichen* 
der  Weise  über  die  inscitia  et  ignorantia  des  Agnellus;  von  seiner 
malignitas  spricht  er  allerdings  nur  mit  einem  suspicor,  während 
einer  der  Censoren  mit  Unrecht  verlangt,  er  solle  dieselbe  als 
sicher  hinstellen;  über  die  Uebergabe  des  Palliums  durch  die  Päpste 
ist  in  der  neuen  Vorrede  genug  gesagt ;  wenn  der  Bischof  von  Rom 


l)  Liber  diurnus  ou  Recueil  des  formulaires  usitees  par  la  Chan- 
eellerie  pontificale  da  5.  au  11.  siecle,  publ.  par  E.  de  Roziere,  Par.  1869, 
btrod.  p.  43.  56,  113.  Das  Gerücht,  man  habe  Garnier  in  das  Inquisitions- 
gefangniss  setzen  wollen,  Michaud  4,  410,  klingt  nicht  wahrscheinlich;  es 
idieint  sogar,  dass  er  nicht  wegen  des  Buches  citirt,  sondern  zu  einer 
General-Congregation  nach  Rom  gesandt  worden  war. 


156  Patrist.  und  mittelalterl.  Schriften.  Heidn.  Classiker. 

als  Patriarch  and  Metropolit  bezeichnet  wird,  so  thnt  das  seinem 
Primat  keinen  Eintrag;  über  die  Constantinische  Schenkung  spricht 
Bacchini  ganz  wie  Baronius  n.  a.  Schliesslich  stellt  Tommasi  die 
Addenda  seu  emendanda  juxta  tertii  censoris  crisim  zusammen,  uud 
nachdem  Bacchini  danach  seine  Arbeit  modificirt  hatte,  erhielt  er 
die  Druckerlaubniss.  Das  Buch  erschien  unter  dem  Titel :  Agnelli, 
qui  et  Andreas,  Abbatis  S.  Mariae  ad  Blachernas  et  S.  Bartholomaei, 
Liber  pontificalis  seu  vitae  pontificum  Ravennatum,  dissertationibus 
et  observationibus  necnon  appendice  monumentornm  illustratus  et 
auctus,  Mutinae  1708*,  2  vol.  4.^). 

Von  den  seit  1483  oft  gedruckten  Flores  doctomm  pene  om- 
nium,  qui  tum  in  theologia,  tum  in  philosophia  hactenus  claruerunt, 
des  Thomas  Hibernicus  (Thomas  Palmeranus  oder  Palmerstone 
ans  Kildare,  tl269)  wurde  1642  eine  bei  Jacob  Stoer  in  Genf  er- 
schienene Ausgabe  verboten,  cum  sint  ab  hoc  impressore  haeretico 
multis  in  locis  adulterati.  —  Das  Verbot  von  1609:  Jacobi  Spie- 
gelii  (I  S.  500)  Scholia  in  Petri  Guntheri  poetae  de  gestis  Cae- 
saris  Friderici  (seit  Ben.  in  Ligurinum  Guntheri)  scheint  durch  die 
Ausgabe  von  Conr.  Kittershusius  1598  veranlasst  zu  sein;  Guntherus 
de  gestis  Imp.  Caesaris  Friderici  cum  scholiis  Jac.  Sp.  war  schon 
1531  erschienen  (Clement  9,  325).  Das  Gedicht  gehört  dem  12.  Jahrh. 
an  (Wattenbach  2,  218).  Antipapistische  Stellen  daraus  bei  Wolf 
IT,  13.  —  Erst  1627  wurde  verboten:  Chronica  Slavorum  seu 
Annales  Heimol di  opera  Reineri  Reineccii  (1581).  Cui  addita  est 
etiam  Historia  de  vita  Henrici  IV.  et  Gregorii  VII.  Diese  Zugabe, 
die  auch  unter  Historia  im  Index  steht,  als  ob  sie  besonders  er- 
schienen wäre,  wird  das  Verbot  veranlasst  haben ;  die  Chronik  von 
Helmold  (im  12.  Jahrb.;  Wattenbach  2,  259)  war  schon  1556  und 
1573  herausgegeben.  —  Ein  Beispiel  eines  noch  mehr  verspäteten 
Verbotes  ist:  Lud.  Tuberi  Commentarii  de  rebus,  quae  temporibus 
ejus  (1490 — 1512)  in  illa  Europae  parte,  quam  Pannonii  et  Turcae 
eorumque  finjtimi  incolunt,  gestae  sunt,  1603,  verb.  1734  (abgedr. 
bei  Schwandter,  Script.  Hung.  2,  107).  Die  Berichte  über  Alexan- 
der VI.  werden  das  Verbot  veranlasst  haben. 

Magnum  oecumenicum  Constantiense  Concilium  ...  ed.  Herrn, 
von  der  Hardt,  1700,  6  vol.,  verb.  1703.  In  dem  Votum  des  von 
der  Index-Congr.  bestellten  Censors,  des  Benedictiner-Abtes  del  Miro, 
über  den  4.  Band,  —  Döllinger  besitzt  eine  Abschrift,  —  kommen 
folgende  merkwürdige  Aeusserungen  vor:  er  habe  den  Abdruck  der 
Actenstücke  mit  den  Handschriften  in  der  Vaticanischen  Bibliothek 
verglichen ;  der  Herausgeber  scheine  bona  fide  verfahren  zu  sein 
und  es  sei  nicht  anzunehmen,  dass  er  absichtlich  den  Text  geändert 
habe;  aber  das  intentum  autoris  sei  schlimm:  er  wolle  die  damalige 
Corruption  in  der  Kirche  zeigen;    er   spreche    zwar  nicht   sein  Ür- 


1)  Affo,  Memoria  6,  845.  Agnellus  ist  bei  Muratori,  Scr.  rer.  it.  2,  1 
(mit  der  Vorrede  Bacchini's)  und  in  den  Script,  rerum  langob.  (M.  G.  1878), 
p.  265  abgedruckt. 


Cona  Constant.  ed«  v.  d.  Hardt.  Bnrchardus  a.  ft.  167 

tkeil  aas,  aber  das  intentam  sei  schlimin.  „Die  Ketzer  werden  frei- 
Ikb  sagen,  scbliesst  er,  wir  verböten  alles,  was  ans  zuverlässigen 
(probabilea)  Scbriftstellem  angeführt  werde,  wenn  es  nicht  mit  der 
Sitten-  nud  Glaubenslehre  übereinstimme,  die  wir  in  der  Komischen 
Kirche  festhalten;  aber  ein  solches  Gerede  (mmores)  darf  nicht 
büher  geachtet  werden  als  das  Seelenheil,  sondern  die  dicteria  der 
Ketzer  sind  nm  des  Seelenheils  der  Katholiken  willen  zn  verachten, 
welcbes  durch  das  Lesen  dieses  Buches  sehr  gefährdet  werden  würde/* 

1703  wurde  verb.  Historia  arcana  sive  de  vita  Alexandri  VI. 
Papae  excerpta  ex  diario  Joannis  Burchardi  Argentinensis  .  .  edita 
a  Gode£r.  Guil.  Leibnizio  1697,  —  das  einzige,  was  von  Leibniz 
im  Index  steht,  —  ein  Verbot,  welches  bei  den  vielen  unerbanlichen 
Dingen,  die  Burkhard,  seit  1483  päpstlicher  Ceremonienmeister,  seit 
150^  Biscbof  von  Horta,  berichtet,  sehr  erklärlich  ist.  Der  2.  Band 
von  J.  G.  Eccardus^  Corpus  historicum  medii  aevi,  1723,  derp.  1863 
— 2160  ausser  den  Berichten  von  Burkhard  die  ebenso  unerbau- 
lichen von  Stephan  Infessura  enthält,  steht  nicht  im  Index.  —  1856 
erschien  zn  Florenz  Jo.  Burchardi  .  .  .  Diarium  Innocentii  VIII., 
Alexandri  VI.,  Fii  III.  et  Julii  II.  tempora  complectens,  nunc  pri- 
mum  pnblici  juris  factum,  commentariis  et  monumentis  quamplurimis 
et  arcanis  adjectis,  ab  Achille  Gennarelli;  diese  Ausgabe  wurde 
sofort  verb.^j  und  die  Giv.  3,  2,  201  brachte  darüber  einen  sehr 
eotrusteten  Artikel.  Sie  constatirt,  dass  Gennarelli,  —  er  war  früher 
Advocat  bei  der  Cnrie,  —  das  im  Vaticanischen  Archiv  aufbewahrte 
Autograph  nicht  benutzt  habe,  sondern  nur  Abschriften,  deren  Zu- 
verlässigkeit nicht  feststehe,  und  die  Stücke,  welche  Lutheraner 
herausgegeben  und  mit  den  schmutzigen  Dingen  interpolirt  hätten, 
denen  Burkhard  seine  traurige  Berühmtheit  zu  verdanken  habe.  Cha- 
rakteristischer noch  als  diese  bodenlose  Verdächtigung  ist  die 
Frage :  wer  denn  Gennarelli  ermächtigt  habe,  ein  Document  zu  ver- 
öffentlichen, dessen  Original  in  der  Hand  der  Kirche  sei  und  aus 
welchem  die  Kirche  in  ihrer  Weisheit  durch  Rainaldi  und  andere 
diejenigen  Stücke,  welche  zur  Aufhellung  der  Kirchengeschiohte 
jener  Zeit  dienen  könnten,  veröffentlicht  habe,  während  sie  das 
übrige  kraft  jenes  Rechtes,  das  jedem  Eigenthümer  zustehe,  ver- 
borgen halte.  „Wäre  Gennarelli,  heisst  es  zum  Schlüsse,  ehrlich 
(di  baona  fede)  gewesen,  so  hätte  er  nicht  die  Braut  Gottes  mit  Ab- 
lehenlichkeiten  befleckt,  welche  den  Lutheranern  so  sehr  gefallen 
haben  und  vielleicht  zum  grossen  Theile  von  ihnen  herrühren.'^ 
Wenn  in  der  Vaticanischen  Handschrift  die  Fäpste  in  besserm  Lichte 
^scheinen  als  in  den  Abschriften,  warum  wird  sie  noch  immer  ge- 
heim  gehalten?    Die  neueste  Ausgabe  des  Diarium,  von  L.  Thuasne, 


1)  In  dem  Index  von  1877  steht  das  Buch  unter  Gennarelli.  Man 
bat  es  auch  unter  Burchardi  setzen  wollen ;  aber  der  Setzer  hat  dieses 
Wort  weggelassen  und  so  steht  unter  dem  vorhergehenden  Worte  Buona 
da]  novella:  —  Diarium  pars  1.  etc.  Irren  ist  menschlich,  aber  in  der 
Anagabe  von  1881  ist  der  Irrthum  nicht  oorrigirt. 


158  Patrisi.  und  mittelalterl.  Schriften.  Heidn.  Classiker. 

Paris  1883 — 84,  ist  (noch)  nicht  verb.  —  Das  Diarium  des  Infes- 
snra  hat  auch  Muratori  in  den  Scriptores  rerum  ital.  t  3,  p.  2  ab- 
drucken lassen,  aber  manche  anstössige  Stellen,  die  in  Eckharts 
Ausgabe  stehen,  weggelassen^). 

Der  im  6.  Bande  der  Monumenta  historica  ad  provincias  Par- 
mensem  et  Placentinam  (Parma  1857)  stehenden  Ausgabe  der  Chro- 
nica Fratris  Salimbene  Parmensis,  0.  Min.  (1282—87),  liegt  zwar 
eine  von  Msgr.  Marini  gelieferte  Abschrift  der  Yaticanischen  Hand- 
schrift zu  Grunde;  in  dieser  Abschrift  sind  aber  alle  Stellen  weg- 
gelassen, welche  Marini  oder  dem  Abschreiber  (Abate  Amati)  an- 
stössig  erschienen^).  —  In  der  1837  zu  Rom  gedruckten  Ausgabe 
der  Memorie  storiche  des  Florentiners  de  Rossi  (im  16.  Jahrh.)  sind 
nicht  nur  grosse  Stellen  weggelassen,  sondern  auch  der  zweite  Theil 
von  den  Herausgebern  fast  ganz  umgeschrieben  und  vieles  gefälscht 
(Gregorovius  8,  602). 

1725  wurden  verb.  Bern.  Segni,  Storie  Fiorentine  dall'  a. 
1527  al  1555,  Augusta  (Florenz)  1723,  Fol.,  und  Benedetto  Varchi, 
Storia  Fiorentina,  nella  quäle  si  conten^ono  Tultime  revoluzioni 
Fiorentine  .  .  .,  Colonia  (Florenz)  1721,  die  von  dem  Florentiner 
Franc.  Settimani  besorgten  ersten  Drucke  der  im  16.  Jahrh.  ge- 
schriebenen Werke,  beide  wegen  des  Berichtes  über  eine  Greuelthat 
des  Pierluigi  Farnese,  des  Sohnes  Pauls  III.,  verb.,  der  in  vielen 
Exemplaren  beseitigt  ist,  Segni  nur  mit  d.  c,  weil  er  nur  ganz 
kurz  davon  spricht^). 

Warum  Caji  Julii  Caesaris  quae  exstant  cum  selectis  variornm 
commentariis,  quorum  plerique  novi,  op.  et  studio  Arnoldi  Montani. 
Accedunt  notitia  Galliae  et  notae  auctiores  ex  autographo  Jos.  Sca- 
ligeri,  Amst.  1660,  1709  verb.  worden,  weiss  ich  nicht.  —  Dell' 
arte  di  amare  libri  3,  trasportati  dal  lat.  di  Ovidio  Nasone  in  ottava 
rima  toscana  da  S.  Gaetano  Yernice,  Colonia  (?)  1707,  wurde  1709 
von  der  Index-Congr.  verb.  —  Von  Alessandro  Marchetti  (1633 
—  1714),  Professor  der  Mathematik  in  Pisa,  dem  berühmtesten 
Uebersetzer  alter  Dichter  (Tiraboschi  8,  466),  verbot  die  Inquisi- 
tion 1712:  Anacreonte  tradotto  dal  testo  greco  in  rime  toscane  da 
AI.  Marchetti,  Accademico  della  Crusca,  Lucca  1707.  Clement  1, 
288  verzeichnet  vier  ältere  ital.  Uebersetzungen  des  Anakreon,  die 
nicht  im  Index  stehen.  Marchetti  wollte  auch  eine  Uebersetzung 
des  Lucretius  drucken  lassen,  —  Tiraboschi  nennt  sie  eine  meister- 
hafte Arbeit,  —  und  Apostolo  Zeno  (Lettere,  Ven.  1785,  I,  93) 
schrieb  ihm  1709,  die  Inquisition  werde    dieselbe  wohl  nicht  bean- 


1)  Schelhorn,  De  consil.  2,  40  theilt  eine  solche  Stelle  (über  Inno* 
cenz  VIII.)  mit.  Vgl.  Gregorovius,  Gesch.  der  St.  Rom.  7,  600.  605. 

2)  Arch.  8tor.  N.S.  16  (1862),  1,  25.  Der  in  der  Ausgabe  von  Parma 
fehlende  erste  Theil  ist  bei  Cledat,  De  fratre  Salimbene  et  de  ejus  chro* 
nicae  auctoritate  p.  67—116  abgedruckt.  Waitz,  N.  Archiv  5,  648. 

3)  Schelh.,  Erg.  2,  633.  Ein  iUlienischer  Fürst  soll  400  Exemplare 
von  Varchi  gekauft  und  vernichtet  haben.  Beide  Werke  sind  1857  zu 
Florenz  und  sonst  neu  gedruckt. 


Gedichte.    Schnlbücher.    Zeitschriften  n.  8.  w. 


159 


liiodeD,  wenn  er  eine  Vorrede  beifüge.  Er  nnterliess  aber  die  Yer- 
ÜBotlichnngy  weil  der  Grossherzog  Cosimo  III.  die  Widmung  nicht 
unehmen  wollte,  obschon  er  eine  christliche  Protestation  gegen  die 
Lehren  des  Lncretins  beigefügt  hatte.  Nach  seinem  Tode  meinte 
Zeoo  1715  (2,  284),  da  die  üebersetzang  in  vielen  Abschriften  ver- 
breitet sei,  sei  es  rathsamer,  sie  correct  und  ganz  drucken,  als  in 
Bttoirecten  und  unvollständigen  Abschriften  circuliren  zu  lassen. 
Sie  wurde  dann  auf  Yeranlassung  Paolo  ßoUi's  gedruckt:  Di 
Tito  Lucrezio  Caro  della  natura  delie  cose  libri  sei,  trad.  da  AI. 
Marehetti,  Londra  1717,  aber  1718  von  der  Inq.  verb.,  und  seit 
Ben.  steht  1.  cl.  bei  dem  Verbote.  (In  Spanien  wurde  1779  eine 
Amsterdamer  Ausgabe  von  1754  verb.,  por  estar  en  vulgär  j  por 
SU  laminas  obscenas).  Eine  Uebersetzung  des  Abate  Giuseppe 
Qniiini  scheint  darum  nicht  verb.  zu  sein,  weil  er  einen  fortlaufen- 
des widerlegenden  Commentar  beigefügt  hat.  Dagegen  wurde  wieder 
verboten:  Baffaele  Pastore  (geb.  1732,  Jesuit  1744;  Caballero, 
Bibliotheca  Script.  S.  J.  Suppl.  2,  79),  Filosofia  della  natura  di 
Tito  Lucrezio  Caro  e  confutazione  del  suo  deismo  e  materialismo, 
eol  poema  di  Ant.  Paleario  deir  immoHalitä  degli  animi,  Londra 
iVcn.)  1776,  2  vol.  8.,  von  der  Inq.  verb.  24.  Febr.  1779.  Da- 
kioter  steht  Saggio  di  poesie  toscane  e  latine,  in  dem  Index  von 
1819  mit  dem  Znsatz:  libellus  jussu  S.  D.  N.  a  S.  Cougr.  S.  0.  ad 
S.  Ind.  Congr.  transmissus,  ut  illum  referret  in  consuetum  catalogum 
L  prob.  25.  Febr.  1779. 

1828  wurden  verb.  Le  opere  scelte  di  Giuliano  imperatore  per 
h  prima  volta  dal  greco  volgarizzate,  con  note  e  con  alcuni  dis- 
a>rsi  illnstrativi  di  Spiridione  Petrettini  (aus  Corfu,  f  1833), 
Mü.  1822. 


26.  Gedichte,  Facetieu  n.  dgL  Schnlbücher.  Zeitschriften 

nnd  encyclopädische  Werke. 

Wie  im  16.  Jahrhundert,  so  wurden  auch  im  17.  nnd  18. 
mauehe  Bücher  verboten,  weil  sie  Obscönitäten,  Spöttereien 
anf  katholische  Dinge  u.  dgl.  enthielten,  —  auch  einige  Schul- 
blicher,  die  anstössige  Beispiele  enthalten  haben  mögen  (I  S.  130). 
Ue  lateinischen  Schriften  der  Art,  die  im  Index  stehen,  gehören 
bst  ausschliesslich  dem  17.  Jahrhundert  an.  Ausser  lateinischen 
tnden  sich  fast  nur  italienische  unsaubere  Gedichte,  Romane 
1. 8.  w.,  zum  Theil  von  Literaten,  die  wie  Marini  im  Dienste 
TOD  Cardinälen  standen,  daneben  auch  anständige  Producta  die 
nur  wegen  einzelner  Stellen  mit  d.  c.  verboten  und  mitunter 
expurgirt  nochmals  gedruckt  wurden.    Manche  dieser  Sachen, 


160  Gedichte.    Schulbücher.    Zeitschriften  u.  s.  w. 

sind  jetzt  kaum  noch  den  Literarhistorikern  bekannt,  stehen  aber 
noch  in  der  neuesten  Ausgaben  des  Index.  Im  17.  Jahrhundert 
werden  auch  die  Verbote  solcher  italienischen  Schriften  seltener. 
—  Eine  Merkwürdigkeit  ist,  dass  die  „Visiones  de  Don  Quevedo, 
d.  i.  wunderliche  satyrisehe  und  warhafftige  Geschichte  Philanders 
von  Sittewald,"  1645  (u.  s.,  von  Hans  Michael  Moscherosch) 
1662  verboten  wurden.  Ausser  diesem  Buche  kam  im  17.  Jahr- 
hundert kein  deutsch  geschriebenes  Buch  in  den  Index,  und 
das  nächste  Buch  aus  der  deutschen  , .schönen^'  Literatur,  welches 
verboten  wurde,  sind  Heine's  Reisebilder.  Nicht  viel  besser 
ist  die  Auswahl,  welche  die  Index- Congregation  aus  der  fran- 
zösischen und  englischen  bellettrischen  Literatur  des  17.  und  18. 
Jahrhunderts  getrofiTen  hat. 

Weniger  zu  rechtfertigen  sind  die  Verbote  der  Acta  Eru- 
ditorum  und  anderer  Zeitschriften  und  mehrerer  lexicalischen 
und  encyclopädischen  Werke,  die  nur  flir  Gelehrte  bestimmt, 
für  diese  aber  kaum  zu  entbehren  waren,  und  es  gereicht  Bene- 
dict XIV.  nicht  zur  Ehre,  dass  er  die  Zahl  dieser  Verbote  ver- 
mehrt hat. 

Wie  ein  Schulbuch  in  den  Index  kommen  kann,  zeigt  ein 
Decret  aus  dem  J.  1804:  von  einer  Grammatica  italiana  e  inglese 
von  Dalmazoni  wird  die  1793  zu  Neapel  erschienene^)  Terza 
edizione  modificata,  corretta  ed  accresciuta  dal  Professore  di  lingua 
inglese  J.  B.,  verdammt  (damnatur),  donec  corrigatur,  praesertim 
qiioad  duo  specimina  ad  stylum  historicum  pertinentia,  also  wegen 
zweier  aus  englischen  Historikern  entnommener  Lesestücke.  —  In 
den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrh.  kamen,  ohne  Zweifel  aus  ähn- 
lichen Gründen,  von  Schulbüchern  in  den  Index:  Daniel  Angelo- 
crator,  Officina  poetica;  Conr.  Aslacus,  De  dicendi  et  discendi 
ratione;  Fr.  Bonnaeus,  Tract.  de  ratione  discendi;  Thom.  Sagit- 
tarius,  Epistolica  institutio  s.  de  conscribendis  epistolis  tractatus 
(wird  bei  Sot.  ohne  Expurgation  freigegeben).  1661  wurde  verb. 
Phil.  Garnier,  Dialogues  en  cinq  langues,  espagnole,  italienne, 
latine,  fran^oise  et  allemande  (bei  Sot.  wird  seine  1593  erschienene 
französische  Grammatik  cum  sua  nota,  d.  h.  unter  der  Bedingung, 
dass  er  als  auctor  damnatus  bezeichnet  werde,  freigegeben). 

Von  dem  Juristen  Otto  Melander  (Schwarzmann)  wurden 
Jocorum  atque  seriorum  centuriae  aliquot,  1604,  1605  verb.;  sie 
enthalten  Supplicatio  collegii  sacrorum  scortorum  rom.  ad  Snmmum 


1)  In  dem  Dccretc  steht:  Roma  presso  Yen.  Monaldini  (subdola  in- 
dicatio),  Napoli  da  G.  P.  Merenda  1793. 


Lateinische  Gedichte  a.  dgl. 


161 


PoDtif.  pro  Card.  Carapha  exule,  Stücke  aas  Naogeorgas  u.  dgl. 
IStrobeL  Mise.  3,  137).  —  Jo.  Owen  Epigrammata,  London  1612 
L  0.,  worden  erst  1654  verb.  Bei  Sot.  werden  sie  stark  expnrgirt. 
Sie  enthalten  viele  Obscönitäten  nnd  Satiren  gegen  Mönche  n.  dgl. 
(BaQlet  1387).  JedenMls  ist  es  nicht  richtig,  wenn  A.  D.  B.  19, 
4^  gesagt  wird,  Owen  sei  nicht  wegen  seiner  Epigramme  anf  den 
Ifidex  gekommen,  sondern  wegen  des  Distichons:  An  Petras  faerit 
Romae,  sab  jndice  lis  est,  Simonem  Itomae  nemo  fnisse  negat.  — 
Ferner  kamen  in  den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrh.  in  den  Index : 
Dominici  Bandii  Poemata nnd  Orationes  (Paquot  2,  210);  anter  den 
Gedichten  stehen  Lobgedichte  anf  Ketzer,  Satiren  anf  Philipp  IT. 
IL  dgl.,  in  den  Orationes  werden  bei  Sot.  die  Grabrede  anf  Jos. 
Sealiger  nnd  die  Orationes  ad  Elisabetham  und  ad  Jacobnm  Regem 
gestrichen ;  —  Deliciae  poetarnm  gallornm  collectore  Ranatio  G-hero 
(d.L  Janns  Gmteras),  3  vol.,  1619,  die  einzige  der  anter  dem  Titel 
Deliciae  poetarnm  erschienenen  Gedieh tsammlnngen  (Baillet  3,  183), 
die  im  Rom.  Index  steht;  bei  Sot.  füllt  die  Expnrgation  dieser  De- 
liciae nnr  1  Spalte,  die  der  6  Bändchen  Del.  p.  germanornm  24 
Seiten;  —  TarraeiHebii  (d.  i.  Caspar  von  Barth,  A.  D.  B.  2,  101; 
TgL  I  S.  594)  Amphitheatrum  serioram  jocoram  and  Amph.  sapien- 
tiae;  —  ferner  Schriften  von  J.  M.  Dilherr,  Gaspar  Domavins, 
Jo.  Freinsbemias,  Georg  Richter,  Steph.  Ritter,  A.  Th.  Siber,  Jo. 
Waleh  (Decasfabalaram);  —  Barth.  Alechtrochora,  Dissert.  theo- 
rieo-praetica  de  nobilissima  et  freqnentissima  Hanreitarnm  materia, 
rerb.  1624;  —  Bacchi  et  Yeneris  faoetiae,  nbi  agitar  de  generibns 
ebriosoram  .  .  de  meretricam  in  snos  amatores  fide,  s.  1.  1617,  and 
zvei Facetiae  facetiaram,  verb.  1651.  —  Nebnlo  nebnlonnm,  h.  e. 
joeo-seiia  neqaitiae  censnra,  annis  abhinc  C  rhythmis  germanicis  edita, 
ddode  latinitate  donata  a  Jo.  Flitnero  Franco,  1620  n.  s.  (eine 
Uebersetzang  von  Th.  Mamers  Schelmenznnft),  warde  erst  1718  verb., 
md  erst  1700,  in  Spanien  erst  1752:  Alojsiae  Sigaeae  Toletanae 
ntyra  sotadica  de  arcanis  amoris  et  veneris,  Alojsia  hispanice  soripsit, 
latinitate  donavit  Jo.  Mearsias,  seit  1680  wiederholt  gedrackt  (Barbier 
1,  49.  Drajon  5).  Unter  dem  Titel  Jo.  Meursii  Elegantiae  latini 
sermonis  wurde  das  Bach  1718  nochmals  verb. 

1603  warden  verb.  Reram  memorabiliam  jam  olim  deperdi* 
tamm  et  reeens  inventarnm  11.  2  Gaidonis  Panoiroli,  lat.  vertit  et 
notis  illnstr.  Henr.  Salmnth,  Amberg  1602;  1605  warde  aber  das 
Verbot  anf  die  Annotationes  Henr.  Salmnth  za  dem  Bache  von 
Paneirolo  (1523 — 99)  beschränkt.  Sie  werden  bei  Sot.  stark  expar- 
girt  —  1621  warde  mit  d.  c.  verb.  Liber  falso  adscriptas  Simoni 
Xajolo,  episcopo  Yaltarariensi,  cni  titalas  CoUoqaioram  s.  dieram 
canicalarinm  Tomas  II.  Es  ist  die  von  Georg  Draadias  1614  her* 
aisgegebene  Fortsetzung  des  za  Rom  1597  a.  s.  erschienenen,  von 
Possevinns  den  Philosophen  and  Predigern  empfohlenen  Baches  von 
Majolo  gemeint.  Der  3.  and  4.  Band  stehen  nicht  im  Rom.  Index; 
bei  Sot.  werden  alle  drei  expnrgirt.  —  Josephi  Langii  Novissima 
Polyanthea  in  U.  20  distribnta,  Ven.  1616,  warde  1627  mit  d.  c. 
Terb.  Sot.  sagt,  er  habe  Lang,  weil  er  (1603)  katholisch  geworden, 

B^nsoh,  Index  n.  1| 


l6ä  %  Gedichte.     Sctiulbüotier.    Zeitsokriften  u.  s.  w. 

aus  der  1.  CL,  in  der  er  bei  Sand,  stand,  in  die  2.  versetzt,  spricht 
ansführlich  über  die  verschiedenen  Ausgaben  des  Baches  (A.  D.  B. 
17,  602)  und  expurgirt  mehrere  derselben. 

Zu  den  Curiositäten,  welche  im  Index  stehen,  gehört  Dispu- 
tatio  perjucunda,  qua  anonymus  probare  nititur,  mulieres  homines 
non  esse ;  cui  opposita  est  Simonis  Gedicci  defensio  sexus  muliebris, 
qua  singula  anonymi  argumenta  distinetis  thesibus  proposita  viriliter 
enervantur.  Ed.  novissima,  Hagae  Comitis  1644,  verb.  1714.  Die 
Disputatio  wurde  zuerst  1595  gedruckt;  Valens  Acidalius,  der  1594 
katholisch  wurde  und  1595  starb  (Bäss  3,  264)  ist  nicht  der  Ver- 
fasser, hatte  aber  das  Manuscript  seinem  Verleger  Osthaus  in  Leipzig 
gegeben.  Sie  ist  wahrscheinlich  in  Polen  verfasst  und  soll  zeigen, 
dass  man  eben  so  gut,  wie  die  Socinianer  bewiesen,  dass  Christas 
nicht  Grott  sei,  beweisen  könne,  dass  die  Weiber  keine  Menschen 
seien.  In  Leipzig  wurde  gegen  das  Schriftchen  gepredigt  und  die 
Wittenberger  theologische  Facultät  warnte  1595  davor  in  einer  Ad- 
monitio  ad  studiosam  juventutem.  In  demselben  Jahre  erschien  die 
Defensio  des  Magdeburger  Theologen  Simon  Gedicke  ^).  Eine 
italienische  üebersetzung  Di  s  cor  so  piacevole,  che  le  donne  non 
siano  della  spQcie  degli  huomini,  tradotto  da  Horatio  Plata  Bo- 
mano,  Lyon  1647,  wurde  1651  verb.  (sie  rief  mehrere  italie- 
nische Widerlegungen  hervor,  Melzi  1,  111),  von  den  beiden  la- 
teinischen Schriftchen  aber  erst  die  Ausgabe  von  1644,  und  diese 
erst,  nachdem  mittlerweile  noch  mehrere  Abdrücke  (Paris  1693, 
Leizig  1707)  erschienen  waren,  genau  70  Jahre  nach  ihrer  Ver- 
öffentlichung. 

Der  berühmteste  unter  den  italienischen  Dichtem  im  Anfange 
des  17.  Jahrh.  war  Gio.  Batt  Marini  (1569 — 1625);  er  stand  Jahre 
lang  in  Diensten  des  Card.  Aldobrandini,  des  Nepoten  Clemens'  VIII., 
1622  des  Card.  Barberini  (ürbans  VIII.),  wurde  in  der  Theatiner- 
kirche  zu  Neapel  begraben  (die  Grabsohriffc  bei  Toppi  p.  136)  and 
nach  seinem  Tode  von  der  Accademia  degli  Umoristi  zu  Bom  als 
der  grösste  Dichter  seines  Jahrhunderts  gefeiert^).  Unter  Paul  V. 
wurde  er  wegen  seiner  obscönen  Gedichte  verhaftet,  versöhnte  aber 
den  Papst  durch  die  Strage  degli  Innocenti.  Erst  nach  seinem  Tode 
wurden  1627  L'Adone  und  Gli  amori  nottomi  verb.  (dass  niemand 
als  der  Papst  die  Erlaubniss  zum  Lesen  des  Adone  ertheilen  könne, 
wie  Erythraeus,  Pin.  1,  p.  35  sagt,  steht  wenigstens  nicht  in  dem 
Decrete),  1628  eine  Beüie  von  anderen  Gedichten  und  noch  drei 
erst  1678.  —  Tommaso  Stigliani,  dessen  Bime  1605  verb.  wurden, 
stand  im  Dienste  des  Card.  Scipio  Borghese;  1623  erschien  zu  Rom 
eine  diesem  gewidmete  expurgirte  Ausgabe  der  Bime  unter  dem 
veränderten  Titeln  canzionero  (Tirab.  8,  454).  Cristoforo  Bronzini, 
dessen  Dialogo  della  dignitä  e  noblitä,  delle  donne    1622  mit   d.  o. 


1)  Placcius  p.  373.  Freytag,  Anal.  5.  Frank,  Gesch.  der  prot.  Theol. 
1    287 

2)  Nicodemo<Toppill2.  Baillet  1404.  Nia  32,  187.  TiraboschiS,  462. 


Italienisobe  Schriften.  168 

rerb.  wurde,  war  Caudatario  der  Cardinäle  Palletta  und  Carlo  de' 
Mediei  und  berühmt  als  genauer  Kenner  der  päpstlichen  Ceremonien 
(Erythraens,  Pin.  3,  26).  Gioseffo  Passi,  dessen  Defetti  donneschi, 
Teo.  1598  und  sonst,  1623  yerb.  wurden,  worde  Camaldnlenser  nnd 
saante  sich  als  solcher  Pietro  Passi.  Von  Girolamo  Brnsoni, 
TOD  dem  zwei  Bücher  im  Index  stehen,  berichtet  Mazzachelli,  er  sei 
dreimal  aas  dem  Garthäoser-Orden  aasgetreten;  er  war  ein  Freund 
Ferrante  Pallavicini^s  and  schrieb  ein  Leben  desselben.  La  simpli- 
dta  ingannata  di  Galerana  Baratotti,  1654,  verb.  1661,  ist  ein 
Roman  der  Yenetianischen  Nonne  Arcangela  Tarabotti,  nach  ihrem 
Tode  gedruckt  (Yillani  p.  110).  Ein  Buch  von  Tomaso  Costo, 
welches  erst  1664  verb.  wurde,  war  schon  vor  1600  zuerst  erschienen. 
—  Andere  solche  Sachen  stehen  unter  Benamati,  Buongiorni,  Bretel, 
Cieognini,  Doppia,  Loredano,  Malespini,  Moro,  Pignatto,  Satire,  Scelta. 

Andere  bellettristische  Sachen  werden  nicht  wegen  Obsoöni- 
titen  verb.  worden  sein,  wie  die  von  Ferrella,  Flori,  Nali,  femer 
des  Dominicaners  Luca  Belli  Comment^  sopra  il  Gonvito  di  Pla- 
tone  in  6  diseorsi  (sollte  nach  Mazzuchelli  ursprünglich  ein  Com- 
mentar  zu  zwei  Sonetten  von  Petrarca  werden),  und  Franc.  Pona, 
La  hcerna  di  Eureta  Misocolo,  dialoghi  IV,  Yen.  1626,  verb.' 1627, 
Gespräche  mit  einer  Lampe,  in  der  sich  der  Autor  (Arzt  in  Yerona, 
1594 — 1652)  eine  durch  mehrere  Körper  gewanderte  Seele  gegen- 
wärtig denkt.  Es  erschien  auch  eine  Entgegnung:  L^antilucerna. 
Dialogo  (Melzi  I,  385).  —  In  einem  Decrete  vom  J.  1621  wird 
Assaldi  Cehk  Historia  Hester  metrice  conscripta  mit  d.  c.  verb.; 
erst  Ben.  hat  den  richtigen  Titel:  La  reina  Esther,  poema.  Ery- 
ihneus,  Pin.  3, 30  berichtet,  der  Card.  Doria,  Erzbisohof  von  Palermo, 
habe  in  dem  G-edichte  vieles  absurd  und  anstössig  gefunden,  Ceb^ 
liabe  sich  in  einem  Briefe  an  den  Cardinal  vertheidigt  und  dieser 
darauf  replicirt,  —  Erythraeus  theilt  beide  Briefe  mit,  bemerkt  aber: 
nilii  videtur  uterque  pugnare  pro  nugis  ao  velitari  de  lana  oaprina, 
~  schliesslich  habe  man  das  Buch  verboten,  weil  es  historiae  sa- 
erae  veritatem  mendaciunculis  multis  contaminasset.  Andere  Sachen 
TOB  Cebä  (t  1623),  —  ehe  er  sich  auf  das  Yerfertigen  frommer 
Gedichte  verlegte,  schrieb  er  Liebesgedicbte,  die  er  später  selbst 
eorrigirte,  —  werden  anstössiger  sein  als  die  Esther.  —  Den  Schluss 
dieser  Liste  mag  ein  Curiosum  bilden:  La  Cioceide,  verb.  1690, 
ist  ein  Sammlung  von  360  Sonetten  von  Franc.  Lazzarelli,  worin 
er  seinen  frühem  Freund  Buonaventura  Arrighini  als  Don  Ciccio 
(=c  Francesco)  verhöhnt.  In  der  Yorrede  einer  1692  erschienenen 
2.  Ausgabe  sagt  er,  die  erste  sei  ohne  sein  Yorwissen  gedruckt 
worden;  er  wolle  nicht  kirchliehe  Dinge  verspotten  und  unterwerfe 
lieh  dem  Urtheil  der  kirchlichen  Oberen ;  einige  der  anstössigsten 
Sonette,  über  Don  Ciccio's  Taufe,  Firmung  und  letzte  Oelung  u.  dgl., 
imd  hier  weggelassen  (Bayle  s.  v.  Lazzarelli.  Mazzuch.  1,  1130). 

Im  18.  Jahrhundert  sind  viel  weniger  italienische  Yersemaoher 
Q-  dgL  in  den  Index  gekommen:  Sofilo  Molossio,  Pastore  Arcade 
Peragino  e  custode  degli  armenti  automatici  in  Arcadia,  gli  difende 
daOo  serutinio   cbe   ne  fa  nella  sua  oritica  il  Sig.  Pietro   Angelo 


164  Gedichte.    Schttlbüoher.    Zeitschriften  u.  8.  w. 

Papi,  medico  e  filoaofo  Sabinese,  zu  Rom  1706  gedruckt^  nach  5 
Jahren  verb.,  woranf  der  Verfasser,  der  Mediciner  Alessandro  Paa- 
coli,  wieMelzi  berichtet,  reumütbig  Sofilo  senza  maschera,  Rom  1711, 
drucken  liess.  —  II  Kicoiardetto  di  NicoW  Carteromaco,  Par.  (Ven.) 
1738,  verb.  1739,  30  Canti  in  der  Manier  Ariosto's  mit  sehr  schlüpf- 
rigen Stellen.  Der  Verfasser  hiess  Nie.  Fortigaerri  (1674— 1735 ), 
warde  unter  Clemens  XI.  Cameriere  und  Canonicns  in  St.  Peter  und 
Beferendario  della  Segnatura,  1733  unter  Clemens  XII.  Secretär  der 
Propaganda,  nach  Fabroni  9, 10  ein  uomo  costumatissimo.  Seine  Verse 
durfte  er  Clemens  XII.  vorlesen,  und  Card.  Comelio  Bentiyoglio 
erhielt  von  ihm  eine  Abschrift  des  Eicciardetto,  wonach  dessen  Neffe 
Guido  ihn  nach  dem  Tode  des  Dichters  drucken  liess ;  es  erschienen 
zwei  Auflagen  in  einem  Jahre.  Fortiguerri  übersetzte  auch  den 
Plautus  und  Terenz;  dieser  ist  1736  gedruckt.  —  Ritratti  poetici, 
storici  e  critioi  di  yarii  uomini  di  lettere,  diAppio  Anneo  deFaba 
Cromaziano,  Neapel  1745,  verb.  1755,  schwtilstige  und  satirische 
Sonette  auf  60  Schriftsteller  mit  einem  Commentar,  von  dem  Cöle- 
stiner  Appiano  (in  saeculo  Benvenuto)  Buonafede  (1716 — 93),  der 
1740  Professor  der  Theologie  in  Neapel,  1752  Abt  wurde,  als  Arcade 
AgatoJ^isto  Cromaziano  hiess  und  unter  diesem  Namen  mehreres  ge- 
schrieben hat.  1760  gab  er  eine  expurgirte  Ausgabe  seiner  Ritratti 
unter  dem  Namen  Lavisio  heraus  (Mazzuch.  s.  y.  Buonafede ;  Melzi 
1,  78).  —  Teatro  comioo  Fiorentino  contenente  venti  delle  piii  rare 
commedie,  citate  da'  signori  accademici  della  Crusca,  Florenz  (Ven.) 
1750,  6  vol,  8.,  verb.  1757,  eine  Sammlung  von  Comödien  von 
Cecohi,  Lasca,  Salyiati,  Buonarroti  u.  a.,  herausg.  von  Gr.  C.  Fre* 
ghetti  (Graesse).  —  Andere  Sachen  stehen  unter  Lopez,  Viccei 
Specchio. 

Considerazioni  intorno  alla  poesia  degli  ebrei  e  dei  greci  von 
dem  Abate  Biagio  Garofalo  waren  1707  zu  Rom  gedruckt  und 
wurden  1718  verb.,  mit  dem  Bemerken,  das  Verbot  treffe  nur  jene, 
nicht  die  eben  (1718)  erschienene  (nach  den  Weisungen  der  Index- 
Congr.)  expurgirte  Ausgabe.  Garofalo  stand  im  Dienste  des  Fürsten 
Borghese  und  hatte  Homilieen  Clemens'  XI.  ins  Griechische  und 
Hebräische  übersetzt  (Clar.  Ven.  ad  Magliabechum  epp.  p.  255). 

Paradiso  perduto,  poema  inglese  del  Sig.  Milton,  trad.  in 
nostra  lingua,  al  quäle  si  premettono  alcune  osservazioni  sopra  il 
libro  del  Sig.  Voltaire  che  esamina  Tepica  poesia  delle  nazioni,  da 
Paolo  Rolli,  Verona  1730,  wurde  1732  wohl  nur  der  Vorrede  wegen 
verb.,  denn  andere  Uebersetzungen,  —  von  Feiice  Mariottini  1796, 
Mich.  Leoni  1817,  —  stehen  nicht  im  Index  und  die  von  G.  C. 
Cuneo  wurde  1822  zu  Rom  gedruckt.  —  Auch  II  Tamburo,  Para- 
frasi  in  yersi  sciolti  della  commedia  tradotta  in  prosa  dal  Sig.  des 
Touches  dair  originale  inglese  di  M.  Addison,  Flor.  1 750  con  appro- 
vazione,  eine  Uebersetzung  von  Addisons  The  Drummer  von  Giulio 
Ruocellai  wurde  noch  in  demselben  Jahre  wegen  der  Vorrede  ver- 
boten, worin  es  heisst:  die  ComÖdie,  die  den  Zweck  habe,  die  Sitten 
zu  verbessern,  indem  sie  Fehler  lächerlich  mache,  dürfe  auch,  ohne 
der  Religion  selbst   zu  nahe  zu  treten,   religiöse  Missbräuche   zum 


Englische  und  fransosische  Schriften.  166 

6«geiiBtande  nehmen  (Storia  lett.  11,  26).  —  Es  mag  gleich  hier 
enrehnt  werden,  dass  1819  die  üebersetznng  von  L.  Steme*B  Yo- 
riek's  Sentimental  Jonmey  (1765):  Yiaggio  sentimentale  di  Yoriok 
hDgo  la  Francia  e  l'Italia  [tradnzione  diDidimo  Chierico,  Pisa  1813; 
der  üebersetzer  ist  ügo  PobcoIo],  mit  der  charakteristischen  Be- 
oerknng  verh.  wnrde:  opns  anglice  editam,  sed  tantnm  in  italica 
rersione  ad  S.  Congr.  relatnm. 

Le  conte  da  tonnean  contenant  tont  ce  qne  les  arts  et  les 
Sciences  ont  de  plus  snblime  et  de  plns  mysterienx,  avec  plnsieurs 
aitres  piices  cnrienses  par  le  Doctenr  Swift,  trad.  de  Tanglois,  Ha  je 
1721,  2  voL,  verb.  1734,  ist  eine  schlechte  üebersetznng  der  1704 
encbienenen  Tale  of  a  tub  (Marchand  1,  326),  —  Pamela  onla 
vertn  r^compensee,  tradnit  de  l'anglois,  Lond.  1742,  verb.  1745, 
eine  üebersetznng  des  Richard son'schen  Romans  von  Abbi  Prevost ; 
gleichzeitig  wnrde  verb.  Anti-Pamela,  onla  fansse  innocenoe 
deconyerte  dans  les  avantnres  de  Sirene,  bist,  v^ritable  .  .  .,  trad. 
de  Tanglois  (von  de  Manvillon),  Amst.  1743  (Marchand  1,  51  ver- 
zeiehnet  noch  zwei  andere  Anti-Pamelas).  —  Im  span.  Index  steht 
aneb  La  vie  et  les  avantnres  de  Robinson  Cmsoe,  verb.  1756. 

1703  wnrden  verb.  Contes  et  nonvelles  en  vers  de  M.  de  La 
Fontaine,  Nonv.  id.,  Amst.  1695,  2  vol.  (zuerst  1665,  in  Spanien 
eist  1761  verb.) ;  sehr  überflüssiger  Weise  wnrde  1804  noch  einmal 
eine  Ausgabe  s.  1.  1777  verb.  —  Femer  stehen  noch  im  Index: 
Le  cabinet  satyriqne  on  recueil  de  vers  piqnans  et  gaillards  etc», 
verb.  1671 ;  —  Jacqueline  de  BaviÄre,  comtesse  de  Hainant.  Non- 
velle  bist,  par  Mdlle  de  la  Roche-Gnilhem,  1702,  verb.  1727, 
wahrscheinlich  nicht  gerade  der  schlechteste  nnter  ihren  Romanen; 
—  Les  illnstres  Frangoises,  histoires  viritables  .  .  .  1713  n.  o., 
Yerb.  1725,  erdichtete  Liebesgeschichten  von  Roh.  (Grig.)  de  Challes ; 
vgl.  Marchand  s.  v.,  der  mehr  dergleichen  Bücher  verzeichnet,  die 
man  ebenso  wohl  hätte  verbieten  können;  —  Lettres  historiques 
et  galantes  de  denx  dames  de  condition,  par  Mad.  Dnnoyer,  Col. 
1704,  7  vol.,  verb.  1725  (in  Spanien  erst  1762,  erst  seit  Ben.  im 
Index);  —  Les  empörte  mens  amonrenx  de  la  religiense  itrang^re. 
Nottvelle  bist  et  galante,  1707,  verb.  1727  (in  Spanien  erst  1790). 
-^  Moli^re  steht  weder  im  Rom.,  noch  im  span.  Index. 

Dass  Sot.  in  Cervantes'  Don  Qnijote  einen  Satz  streicht,  wurde 
bereits  I  S.  594  erwähnt.  Der  Lissaboner  Index  von  1624  streicht 
mehrere,  znra  Theil  3—4  Seiten  lange  Stellen;  er  streicht  auch  in 
einer  Brüsseler  Ausgabe  der  Novelas  ejemplares  von  1614  acht 
Stellen  und  liefert  zu  Los  trabajos  de  Persiles  eine  2  Foliospalten 
fallende  Expurgation  (profecia  wird  z.  B.  in  pronostico,  cosa  sobre- 
natural  in  cosa  muy  nueva  geändert);  Lissaboner  Ausgaben  beider 
Bücher  von  1617  werden  als  expurgirt  freigegeben. 

Von  den  ActaEruditorum  wurden  1703  die  Jahrgänge  1682 
und  1683,  1709  die  Jahrgänge  1684—1705  verboten,  dann  vor  und 
nach  die  folgenden,  von  den  Supplementa  zuerst  1714  der  4.  Band, 
1728  der  5.,  6.  und  7.,  1732  die  drei  ersten,  u.  s.  w.  In  dem  Index 


166  ZeÜBchriften  und  encyclopftdisohe  Werke. 

von  1762  füllt  die  Anfzäblang  der  einzelnen  Theile  eine  ganze  Seite. 
Jetzt  stehen  im  Index  die  A.  £.  1682—1751  nnd  die  Supplementa 
bis  1749  als  1685—1757  verboten,  die  Nova  Acta  Erud.  1752-56 
als  1763—64,  und  die  8  Bände  Sapplementa  dazn  als  1762  verb. 
In  Spanien  wurden  die  A.  £.  erst  1756  verb.  Die  Bibliotbeca 
Lubecensis  steht  in  den  älteren  Indices  mit  dem  Zusätze  Lubecae 
1726  als  1737  verb.  Ben.  hat  den  Zusatz  weggelassen,  also  das 
Verbot  auf  alle  zwölf,  1725 — 32  erschienenen  Theile  ausgedehnt. 
Ebenso  steht  in  den  älteren  Indices  Bibliotbeca historico*philologico- 
tbeologica  (von  Tbeod.  Hasaeus  und  F.  A.  Lampe),  Classis  I,  Faso. 
1 — 3,  Bremae  1718,  verb.  1727;  von  Ben.  wurde  1757  das  Verbot 
auf  alle  8  Bände  ausgedehnt.  —  Von  französischen  Zeitschriften 
wurde  ausser  den  Nouvelles  von  P.  Bayle  und  der  Bibliothique 
universelle  von  J.  Clericus  vor  Ben.  nur  verb.:  Bibliotböque  bri- 
tannique  ohne  nähere  Angabe  1742.  Ben.  verbot  1757  die  ganze 
Serie,  1733—46,  25  vol.  8.,  und  ausserdem  Biblioth^ue  germanique, 
1720 — 40,  35  vol.,  und  Biblioth^ue  raisonn6e  des  ouvrages  des 
savans  de  TEurope,  1728 — 53,  50  vol.^).  —  Einige  interessante 
Bemerkungen  finden  sich  in  dem  von  VaUry  herausgegebenen  Brief- 
wechsel von  Mabillon  aus  dem  J.  1685.  Estiennot  scbreibt:  Mons. 
(der  spätere  Cardinal)  Slusius  theile  ihm  regelmässig  die  Nouvelles 
(von  Bayle)  mit;  es  ständen  hübsche  Sachen  darin  und  man  lese  sie 
in  Bom  gern  (1,  158).  Sie  wurden  1690  verb.  Germain  meint, 
nachdem  er  die  ersten  Theile  von  Adrien  Baillet's  Jugements  des 
savants  sur  les  principaux  ouvrages  des  auteurs  (1685 — 86,  9  vol.) 
gesehen:  es  sei  sehr  zu  furchten,  dass  Baillet  auf  den  Index  komme, 
nicht  nur,  weil  er  a  un  peu  6gratignä  M.  Schelstrate,  mais  aussi 
paroequHl  y  a  trait6  trös-rudement  la  Congregation  de  Tlndex,  qui 
t6t  ou  tard  se  vengera  (2,  192).  Auch  Mabillon  meint:  die  ersten 
Theile  seien  sehr  gut;  aber  man  werde  wohl  (in  Frankreich?)  die 
Fortsetzung  nicht  gestatten,  weil  Baillet  zu  frei  spreche.  L'Index 
y  est  maltraiti  (1,  116,  145).  Das  Werk  rief  in  Frankreich  Gegen- 
schriften hervor,  kam  aber  nicht  in  den  Index. 

Lexicon  universale  historico-geographico-chronologico-poetico- 
philologicum  von  Job.  Jac.  Hof  mann,  Basel  1677,  2  Fol.,  und  die 
Continuatio  1683,  3  Fol.  (A.  D.  B.  12,  630),  wurden  1688  mit 
d.  c.  verb.,  ebenso  1703  Caroli  Stephan  i  Dictionarium  bistoricum, 
geogr.,  poet.  [zuerst  anonym  1596  erschienen],  innumeris  pene  locis 
auctum  per  Nie.  Lloydium,  Oxon.  1670  u.  s.,  dagegen  unbedingt 
1737  Magna  Bibliotheca  ecclesiastica  sive  notitia  scriptorum  ec- 
clesiasticorum  veterum  ac  recentiorum,  angeblich  Coloniae,  Perachon 
et  Gramer,  1734,  Fol.,  eine  sehr  tücbtige  Arbeit  (von  H.  Fb.  de 
Limiers  u.  a.),  die  allerdings  aucb  die  protestantiscben  Theologen 
behandelt.  Es  ist  nur  ein  den  Buchstaben  A  umfassender  Band  er- 
schienen ;  das  Werk  wurde  nach  dem  Tode  des  Verlegers  nicht  fort- 


1)  Näheres  über  diese  Zeitschriften  bei  Brunet  und  Graesse  und  in 
dem  Artikel  Joumaux  litteraires  im  Supplement  zu  Morery. 


Protettanti0ohe  Juristen.  167 


r 

I  faeetzt  (Biblioth.  rais.  32,  1,  280).  —  Grleiobzeitig  wurde  verb.  Da- 
I  oieÜB  Georgii  Morbofii  Polyhistor  literariuB,  pbilosophicus  ao  prac* 
üeus  cnni  aocessionibus  Jo.  Frickii  et  Jo.  MoUeri.  Cai  praefationem 
notitiamqne  diarioram  literariorum  Europae  praemisit  Jo.  Alb.  Fabri- 
dofl,  Labecae  1732.  Die  1.  Ausgabe  des  Polyhistor  war  sebon  1688 
— 92  erschienen.  Schon  1721  war  verb.  Morhofs  De  ratione  con- 
seribendarum  epistolarum  libellus,  1694;  das  Bach  steht  aber  erst 
seit  Ben.  im  Index.  —  Von  Ephraim  Chambers'  Gyclopaedia,  die 
saerst  1728  in  2  Fol.  erschien,  wurden  erst  1760  zwei  italienische 
üeberaetzungen  verb. :  Dizionario  universale  delle  arti  e  delle  soienze 
.  .  .  Traduzione  esatta  ed  intiera  dair  inglese,  Yen.  1749,  9  vol.; 
Ciclopedia  ovvero  Dizionario .  . .  tradotto  dal?  inglese,  Napoli  1747 
—1754,  8  vol. 


27.    Protestantische  Juristen. 

Es  wnrde  (S.  106)  bereits  bemerkt,  dass  in  den  ersten 
Jahizehnten  des  17.  Jahrhunderts  verh'ältnissmässig  wenige  pror 
testantisch'tbeologische,  verhältnissmässig  viele,  znm  Theil  ganz 
nnbedentende  jnristiscbe  Schriften,  fast  ansschliesslich  von  Deut- 
schen und  Holländern,  in  den  Index  kamen.  Von  1640  an 
werden  die  Verbote  weniger  bedeutender  Schriften  seltener. 
Das  Verbot  traf  nicht  bloss  kirchenrechtlicbe  Werke,  —  von 
diesen  stehen  einige  der  bedeutendsten  nicht  im  Index,  —  sondern 
auch  viele  andere  juristische  und  politische  Schriften.  Im  spa- 
nischen Index  stehen  einige  Juristen,  von  denen  im  Römischen 
nur  einzelne  Bücher  verboten  werden,  in  der  1.  Classe,  —  einige 
stehen  gar  nicht  im  spanischen  Index,  —  manche  Bücher  werden 
aber  hier  nnr  mit  d.  c.  verboten,  —  was  im  Römischen  Index 
nur  selten  vorkommt,  ~  und  expurgirt,  und  aus  diesen  Expnr- 
gationen  lässt  sich  der  Grund  des  Verbotes  ersehen,  der  ja  in 
Rom  im  allgemeinen  derselbe  gewesen  sein  wird  wie  in  Spanien. 
In  den  über  Pandectenrecht  handelnden  Werken  fand  man  be- 
greiflicher Weise  vielfach  in  den  Titeln  De  summa  trinitate  et 
fide  eatholica  und  De  baereticis  et  paganis  Anstössiges.  In 
manchen  nicht  ex  professo  kirchenrechtlichen  Büchern  werden 
kirchenrechtliche  oder  theologische  Fragen  bebandelt  oder  doch 
berührt.  In  vielen  verordnet  der  spanische  Index  Stellen  zu 
streichen,  die  von  der  Usnra  handeln,  den  Consensus  der  Eltern 


168  ProtestantiBche  Juristen. 

bei  Verheirathnngen  für  nöthig  erklären^)  n.  dgl.  Bei  anderen 
juristischen  und  politischen  Schriften  sind  Erörterungen  ttber 
die  päpstliche  Gewalt  in  politischen  Dingen  u.  dgl.  der  Grund 
des  Verbotes.  Manche  Bücher  werden  im  Komischen  Index  un- 
bedingt verboten,  in  welchen  im  spanischen  nur  ganz  unbedeo- 
tende  Dinge  expurgirt  werden.  —  Ein  merkwürdiges  Beispiel 
eines  späten  Verbotes  eines  bedeutenden  Werkes  ist,  dass  Pufen- 
dorfs  zuerst  1667  erschienenes  Buch  De  statu  germanici  imperii 
erst  1754  in  den  Index  kam. 

1.  Kirchenrechtliche  Schriften.  —  Von  Jo.  Schi  Her  (1632 
— 1705)  stehen  im  Index:  Praxis  juris  rom.  circa  connubia  in  foro 
germanico,  1680;  De  libertate  ecclesiarum  Germaniae  11.  7,  1683; 
nicht  die  Institutiones  juris  canonici,  1681  u.  o.,  und  anderes,  — 
von  Caspar  Ziegler  (1621 — 1690)  nur:  2idi]Qo^lov  ecclesiasticum 
sive  episcopus  miles  in  veteri  ecolesia  invisus  1672,  verb.  1686; 
De  episcopis  eorumque  juribus,  privilegiis  et  vivendi  ratione  commen- 
tarius,  1686,  von  der  Inq.  verb.  1687;  De  diaconis  et  diaconissis 
veteris  ecclesiae,  1678,  verb.  1690,  —  von  Justus  Henning  Boehmer 
(1674  — 1749):  Animadveraiones  in  Institutiones  juris  eccl.  Claudii 
Eleurii,  1724,  verb.  1729;  Institutiones  juris  canonici  tum  ecclesia- 
stici,  tum  pontificii,  1738  u.  s.,  verb.  1745;  Schilterus  illustratus, 
1712,  verb.  1749,  keine  seiner  anderen  Schriften,  auch  nicht  sein 
Hauptwerk,  Jus  ecclesiasticum  protestantium,  1714 — 37,  5  vol.  4. — 
Antonii  Augustini  de  emendatione  Gratiani  11.  2,  Gerhardus  von 
Mastricht  edidit.  .  .,  Historiam  juris  ecclesiastici  praemisit  et 
Steph.  Baluzii  suasque  notas  .  .  subjunxit,  1677  (Schulte  3,  2,  58), 
wurde  erst  1718  verb.  —  Von  Benedict  Carpzov  (IL,  1595 — 
1666;  A.  D.  B.  4,  11;  Schulte  S.  39)  wurden  1655  verb.:  Com- 
mentarius  in  legem  regiam  Germanorum  (Eeichs-Staatsrecht),  1623 
u.  s. ;  Practica  nova  imperialis  saxonica  rerum  criroinalium,  1635, 
und  die  drei  Centurien  Decisiones  illustres  saxonicae,  1646 — 54; 
dann  1 662 :  Centuriae  juridicarum  positionum  de  juribus  feminarum 
singularibus.  Von  der  seit  1649  oh  gedruckten,  Jahrhunderte  lang 
beinahe  wie  ein  symbolisches  Buch  angesehenen  Jurisprudentia  eccle- 
siastica  seu  consistorialis  wurde  eine  Ausgabe  von  1652  erst  1714 
verb.  Im  span.  Index  steht  dieser  Carpzov  (kein  anderer)  in 
der  1 .  Cl.,  werden  aber  die  drei  zuerst  genannten  Werke  expurgirt. 
—  1678  wurde  eine  Manuductio  ad  Universum  jus  civile  et  ca- 
nonicum, 1677,  12.,  verb.,  welche  Ben.  Carpzovs  Methodus  de  studio 


1)  Bei  Sot.  wird  Gentiani  Herveti  Oratio  ad  Concilium,  qua  suadetur, 
ne  matrimonia,  quae  contrabuntur  a  filiis  familias  sine  consensu  eoram,  in 
quorum  snnt  potestate,  habeantur  deinceps  pro  legitimis,  Par.  1566,  verb., 
„obschon  der  gelehrte  und  fromme  Autor  sie  geschrieben  und  veröffent- 
licht bat,  ehe  die  Kirche  auf  dem  Concil  von  Trient  das  Gegentheil  be- 
schlossen hatte.** 


J 


Kirdienreehtliohe  Schriften. 


169 


jgris  reete  et  feliciter  institnendo  (13  8.),  Jo.  Serpilii  conipendiosa 
jvis  canoniei  et  oivilis  delineatio  und  andere  kleine  Schriften  von 
Ikmiel  Keyser,  Georg  Bmcksnlberg  u.  a.  enthält.  —  Von  Ahas- 
TeruB  Fritsch  steht  im  Index  nnr:  Tractatus  theologico-nomico- 
poHtieas  de  mendicantibus  yalidis,  ...  in  quo  de  officio  magistratanm 
orea  paaperes  etc.,  verb.  1680  (steht  in  seiner  Sylloge  variornm 
tnetatanm,  1657,  p.  1 — 170;  ein  Capitel  handelt  von  den  Bettel- 
Böschen);  —  von  Jo.  Kic.  Hert  nnr  eine  nnter  seinem  Praesidium 
Tertheidigte  Dissertation  De  jactitata  vnlgo  ordinis  Cisterciensis 
übertäte  ao  exemtione  a  snperioritate  et  advocatia  regionnm  in  S. 
B.  Gr.  Imperio  dominornm,  1708,  verb.  1714  (Jngler  5,  144);  — 
Ton  G-eorg  Adam  Strnvins  die  Ton  ihm  mit  Anmerkungen  ver- 
sehene Ausgabe  der  Erotemata  juris  canonici  des  Löwener  Yalerius 
Andreae  Desselius,  1675;  —von  Jo.  Georg  Simon  Brevis  delinea- 
tio impotentiae  eonjugalis,  1672,  verb.  1687,  und  1700  fünf  unter 
seinem  Praesidium  zu  Jena  1675 — 78  vertheidigte  Dissertationen, 
deren  Titel  noch  heute  im  Index  gewissenhaft  verzeichnet  werden, 
allerdings  seit  Ben.  mit  Weglassung  der  Namen  der  Respondenten. 

Einzelne,  meist  nicht  bedeutende  Schriften  über  kirchenrechtliohe 
Fragen,  für  welche  auf  Schulte  verwiesen  werden  kann,  stehen  noch 
im  Index  Yon  Boeckelmann,  Clasen,  Tobias,  Eckhard,  Estor,  Cyriacus 
Hodesianas,  Linck  (er  heisst  im  Index  noch  heute  Linkens),  Sith- 
naim,  Sixtinus,  Sonner,  Joachim  und  Matthias  Stephani  (des  erstem 
lihri  4  de  jurisdictione  werden  bei  Sot.  expurgirt),  Stypmann, 
üngepauer,  Zanger  (stand  schon  in  der  1.  CL),  speciell  über  Ehe- 
recht  von  Beatus,  Brower,  Christen,  Eirchovius,  Monner,  J.  Nicolai. 
Zi  erwähnen  ist  noch  Georg  Theod.  Dieterich,  De  jure  et  statu 
jodaeorum  in  republica  christianorum  discursus,  Marb.  1658,  verb. 
1662. 

Lexicon  juridicum  juris  caesarei  simul  et  canonici,  feudalis 
item,  civilis  ....  opera  Jo.  Calvini  alias  Kahl  Yeterani,  1600, 
Fol.,  u.  0.,  wurde  erst  1661  verb.;  bei  Sot.  steht  eine  5  Spalten 
fallende  Expurgation,  die  sich  natürlich  hauptsächlich  auf  die  das 
Kirehenrecbt  betreffenden  Artikel,    auch  den  über  üsura,  bezieht^). 

2.  £e  wäre  zwecklos,  die  sonstigen  juristischen  Schriften,  die 
im  Index  stehen,  vollständig  zu  verzeichnen.  Ausser  den  im  fol- 
genden zu  erwähnenden  wurden  im  17.  Jahrh.  verboten  Schriften 
Ton  Barth.  Agricola,  Yal.  Arithmaeus,  Jo.  Bidenbach,  Jac.  Bomitius, 
Hatth.  Bortius,  Andr.  Cludius,  L.  Cothmann,  Justus  Eccardus,  Zach. 
Fridenreicfa,  E.  Gockel,  Nie.  Hampel,  J.  O.  Heineccius  (Elementa 
Jons  natnrae  et  gentium,  1738,  mit  d.  c.  verb.  1745),  Jo.  Hensler, 
E  HuyBsen,  Balth.  Klammer,  Gasp.  Klockius,  Herm.  Lather,  Jao. 
Ltmpadins,  Chr.  Liebenthal,  Jo.  Marquard  (d.  c),  Ant.  Matthaeus 
(1564 — 163f ;  die  bei   Schulte  S.  267  erwähnte  Manuductio  ad  jus 


1)  Sot.  bezeichnet  ihn  als  JG.  Gallus,  Wetteranus.  Er  war  gebürtig 
US  Wetter  bei  Marbarff  und  Professor  in  Heidelberg,  f  1614  (Stintzing 
S.682),  und  nicht,  wie  Hurter  1,  306  meint,  identisch  mit  dem  Ck)nvertiten 
JortoB  Caivinus  (Baronios,  I  S.  184.  K.-L.  2,  1723). 


170  Protestantisohe  Juristen. 

canonicam  von  einem  andern  Ant.  Mathaens,  1696  erschienen,  steht 
nicht  im  Index),  Chr.  Matthias»  Herrn.  Meyrer,  Dan.  Moller,  Barth. 
Musculus,  Josias  Nolden,  Phil.  Andr.  Oldenburger,  Tobias  Paur- 
meiflter,  P.  A.  de  Petra,  Chr.  Phil.  Bichter,  Val.  Riemer,  M.  Rume- 
linus,  Georg  Schonborner,  L.  D.  Schritsmeier,  Henr.  Scotanus  (Pa- 
quot  1,  364),  Jo.  Stuckius,  Jo.  Wurmser,  Bern.  Zierits,  —  im 
18.  Jahrh.  von  Henr.  Eoehler,  Guil.  van  der  Mnelen,  Andr.  Chrph. 
Rosenerus  (Roesener).  —  Als  Beispiele  von  unbedeutenden  Sachen 
mögen  angeführt  werden:  Georg  Brand  lacht,  Epitome  jurispru- 
dentiae  publicae  universae,  Gotha,  1643,  12.,  verb.  1662;  Henr. 
Kornmann,  Sibylla  Trig-Andriana  seu  de  virginitate,  yirginum 
statu  et  jure  tractatus,  1610,  verb.  1621  (die  Ausgabe  von  1654 
ist  ein  Bändchen  von  214  S.  12;  vgl.  Bayle  s.  v.);  Joachim  Cln- 
tenius  de  Parchim  Megalopolitanus,  Sylloge  rerum  quotidianarum, 
verb.  1624,  dagegen  nicht  De  erroribus  pontificiorum  in  jure  cano* 
nico  und  anderes;  bei  Sot.  1.  Cl.);  Jac.  Andr.  Crusius»  De  nocte 
et  nooturnis  officiis  tam  saoris  quam  profanis,  und  De  jure  offerendi, 
verb.  1662.  —  Vereinzelt  kommen  Verbote  ganz  unbedeutender 
Schriften  auch  noch  später  vor.  So  wurde  1760  verb.  Abr.  Wie- 
ling,  Apologeticus.  Accedit  Valentini  Jo.  Blondeel  dissertatio  aca- 
demica  de  legibus,  Utr.  1746.  Die  unter  dem  Praesidium  Wielings 
vertheidigte  Dissertation  war  von  den  Utrechter  Theologen  ange- 
griffen und  yon  der  Universitätsbehörde  ein  Verfahren  gegea  den 
Respondenten  eingeleitet  worden ;  das  veranlasste  Wieling,  die  Disser- 
tation mit  einer  Vertheidigung  drucken  zu  lassen  ( Jugler  6»  206).  — 
Neben  vielen  einzelnen  akademischen  Dissertationen  finden  wir  im 
Index  auch  Volumina  duo  disputationum  selectiorum  inaugn- 
ralinm  .  .  .  a  quibusdam  candidatis  in  Basileensium  academia  pro- 
positarum,  verb.  1621. 

Von  den  zahlreichen  Schriften  von  Christoph  Besold,  — 
1577—1636;  er  wurde  1630  heimlich,  1635  öffentlich  Katholik, 
—  stehen  im  Index  nur  Disputationum  nomico-politicarum  11.  3, 
1614,  und  De  jnrisdictione  Iroperii  Rom.  discursus,  1616,  verb.  1619, 
Templum  justitiae  s.  de  addiscenda  et  exercenda  jurisprudentia  dis- 
sert.,  1614,  verb.  1621,  und  Diss.  politioo-jurid.  de  foederum  jure, 
1622,  verb.  1663,  nicht  z.  B.  Discursus  de  nuptiis,  1621.  Im  span. 
Index  steht  er  seit  Sot.  (1640)  in  der  1.  Cl.  (1790  als  Besdus); 
zwei  Schriften  (keine  der  genannten)  werden  expurgirt,  alle  anderen, 
also  auch  diejenigen,  die  er  als  Katholik  geschrieben,  verb.  —  Von 
Conrad  Rittershusius  (1560—1613)  wurden  1619  verb.  Diffe- 
rentiarum  juris  civilis  et  canonici  sen  pontificii  IL  7,  1616,  worin 
oft  scharf  gegen  das  päpstliche  Recht  polemisirt  wird  (Stintzing 
S.  418;  Schulte  S.  632),  und  Jus  Justinianeum  h.  e.  Novellamm 
Imp.  Just,  expositio  methodica,  1615,  wozu  Sot.  eine  zwei  Spalten 
füllende  Expurgation  liefert  (Sot.  expurgirt  auch  einige  philolo- 
gische Schriften).  —  Von  seinem  Sohne  Georg,  1595 — 1670  (nicht 
im  span.  Index),  wurde  1622  verb.:  Jucunda  de  osculis  dissert 
hist.-philol.,  und  1640:  ^AavXiu  h.  e.  de  jure  asylorum  tractatio, 
Argent.  1624.  —   Gleichfalls  1619    wurden   verb.    von    Dominious 


i 


Protestantische  Juristen.  171 

inmaens,  dem  Stammvater  der  Pnblicisten  fl579 — 1678),  Dis- 
arstB  academici  de  jnre  publice,  in  qnibns  de  imperatoribns,  Te^ris 
nnani  electione  et  potesüite,  electomm  origine  .  .  .  tractatur,  also 
NT  der  erste  1617  erschienene  Band  dieser  Sammlung  von  eigenen 
lud  fremden  Arbeiten;  denn  die  4  anderen  erschienen  erst  1620 — 
33;  ferner  1650:  Commentarins  de  comitiis  Eom.  -  Germanici 
inperii,  1630  n.  s. ;  im  epan.  Index  stehen  nicht  diese,  aber  andere 
Werke  von  ihm.  —  Von  Jo.  Althusins  (1557 — 1638)  wurden 
1620  verh.  Politica  methodice  digesta,  ezemplis  sacris  et  profanis 
iDostrata,  1603,  und  Dicaeologiae  11.  3,  nniversnm  jus  qno  ntimnr 
eomplectentes,  1617  n.  s.  Althnsins'  Lehre  von  der  Yolksonve- 
lioetät  nnd  dem  Beehte,  einen  Tyrannen  abzusetzen  ev.  zu  tödten, 
wurde  von  Boeder,  Conring  u.  a.  als  error  pestilens  belcHmpft  (Bayle 
8.  T,) ;  sie  hat  aber  seine  Bücher  wohl  nicht  in  den  Index  gebracht. 
—  Von  Nie.  Beusner  (1545 — 1602)  stehen  im  Eöm.  Index  nur 
Contilia,  1603,  3  Fol.,  verb.  1624;  bei  Sot.  wird  eine  Reihe  von 
Seliriften  von  ihm  expurgirt. 

Kamentlich  bei  manchen  unbedeutenden  juristischen  Sachen, 
die  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  17.  Jahrb.  verb.  wurden,  liegt 
die  Yermuthung  nahe,  dass  die  Titel  aus  den  Messcatalogen  abge- 
selrieben  sind  (S.  13).  Die  Titel  und  die  Namen  sind  übrigens  in 
den  Decreten  und  in  den  älteren  Indices  vielfach  bis  zur  ün- 
kennilichkeit  entstellt  und  erst  von  Ben.  richtig  gestellt  worden. 
In  dem  Decrete  Alex.  No.  5  (1605)  wird  z.  B.  verb.  H.  Breubau 
L  de  militia  politica  togata  et  armata,  1593  (bei  Sot.  expurgirt),  in 
Ko.  9  (1609)  dasselbe  Buch,  aber  als  verfasst  per  H.  Breulan  Li- 
eontenaviensem  Bassum,  und  in  No.  18:  H.  Breulaei  Lichtenav.  De 
rennneiandi  recepto  more  modoque.  Henr.  Breubau,  Breulan  und 
Breolaeus  haben  dann  im  Index  friedlich  neben  einander  gestanden, 
Ins  Ben.  die  beiden  Bücher  unter  Breulaeus  stellte.  —  Ebenso 
btt  ent  Ben.  erkannt,  dass  Ererardns  Bemoiat,  von  dem  lß03  "Em^- 
nofawfor  centuriae  duae  et  conciliationes  eorundem  juxta  seriem  pan- 
deetarum  dispositae,  1594  u.  o.f  verb.  waren,  kein  anderer  ist  als 
Erenrdus  Bronchorst,  von  dem  1646  Aphorismi  verb.  wurden, 
üeber  Reinh.  Koenig  s.  S.  19. 

Warum  Dissert.  de  ludibriis  aulae  Kom.  in  translatione  Im- 
perii  Rom.  auth.  Ant.  Alberto  Soottellio,  Rinteln  1678,  ft*eilich 
erst  1709,  verb.  wurde,  zeigt  der  Titel.  In  anderen  F&llen  gibt 
der  gpan.  Index  über  den  Grund  des  Verbotes  Auskunft.  Bei  Pe- 
tras Hei  gius  (bis  Ben.  hat  er  im  Index  Eigius  geheissen),  Quae- 
Btiones  juris  tam  civilis  quam  saxonici,  1601,  verb.  1608,  streicht 
Sot.  im  1.  Bande  p.  296 — 311:  De  clandestinis  sponsalibus  ex 
jne  civili,  canonico  et  provinciali, ...  de  parentum  consensu,  im  2. 
^  1—37  die  Quaestio:  üsurae  an  jure  divino  vel  humano  licitae 
etc.  Femer  werden  in  folgenden  Sätzen  die  hier  eingeklammerten 
Worte  gestrichen:  Sponsalia  de  praesenti  (verum  et)  consummatum 
nttrimouium  dioi  non  possunt.  (Matrimonia  per  adulterium),  spon- 
aÜa  per ,  fomicationem  solvuntur.  Electio  imperialis  per  auream 
Bvllam  expressa  neque  Imperatoris  (neque  Pontificis)  sanctione  abro* 


172  Protostantiflohe  Juristen. 

gaii  potest,  —  ausserdem  BemerkuDgen,  wie:  Grefangene  seien  (ex 
verbo  Dei)  per  ministros  legis  et  evangelii  zu  belehren,  darch  den 
Paesaner  Religionsfrieden  sei  tranquillitas  (nempe  religionis)  rei- 
publicae  toti  Germaniae  wiedergegeben  worden,  u.  dgl.,  endlich  riele 
Verweisungen  auf  Luther,  Melanchthon,  Flacius,  Postellus  u.  s.  w. 
und  die  Bezeichnung  Grodelmanns  alsJC.  clarissimus  u.  dgl.  —  Bei 
Matthias  Co  1er,  Tractatus  de  processibus  executivis  in  causis  civi- 
libus  et  pecuniariis  ad  practicam  fori  sazonici  accommodatus,  1562 
u.  s.,  mit  d.  c.  verb.  1622,  handelt  es  sich  in  der  Expurgation  von 
Sot.  hauptsächlich  um  die  Üsura.  Diese  ist  u.  a.  auch  Anlass  zur 
Expurgation  bei  Bronchorst.  — In  den  Resolutiones  des  H.  ü.  Hun- 
nius  (S.  91)  sollen  nach  dem  span.  Index  die  Stellen  gestrichen 
werden,  an  denen  gesagt  wird:  die  Polygamie  sei  im  Alten  Test, 
nicht  nur  geduldet,  sondern  erlaubt  gewesen,  der  Concubinat  sei 
nach  canonischem  Rechte  gestattet,  zur  Gültigkeit  der  Eheabschlies- 
Bung  sei  die  Einwilligung  der  Eltern  erforderlich,  die  Ehen  zwischen 
Christen  und  Juden  oder  Muhammedanem  seien  gültig,  durch  Ehe- 
bruch oder  böswillige  Yerlassung  werde  die  Ehe  aufgelöst,  das 
canonische  Recht  müsse  dem  bürgerlichen  weichen  und  sei  unver- 
nünftig. —  Von  Jo.  Harpprecht  (1560—1639)  wurde  Tractatus 
criminalis,  1603,  1605  verb.,  wahrscheinlich  u.a.  wegen  der  Bemer- 
kungen über  Hexenprocesee  (Stintzing  S.  646),  von  In  4  libros  In- 
stitutionum  juris  civ.  Justin,  commentarü,  1615—27  u.  s.,  die  Ed. 
novissima  von  1658  erst  1718  (zu  der  in  älteren  span.  Indices 
stehenden  Expurgation  dieses  Buches  liefert  der  von  1790  noch 
einen  Nachtrag  auf  Grund  eines  Edictes  der  Inq.  von  1777).  — 
Mit  den  Hexenprocessen  wird  auch  zusammenhangen  das  Verbot  von 
Christoph.  Crusius,  Tract.  de  indiciis  delictorum,  und  Tract.  de 
ind.  del.  specialibus  cum  praemissa  maleficiorum  eorumque  poenae 
compendiosa  relatione,  Rinteln  1688,  verb.  1714.  —  Von  den  Con- 
clusiones  practicabiles  des  Matth.  Berlichius  sagt  A.  Dandinns, 
De  suspeotis  de  haeresi  p.  86,  sie  seien  (1659)  verboten  worden, 
weil  darin  der  offenbar  ketzerische  Satz  vorkomme,  maledictiones 
in  Sanctos  non  esse  blasphemias.  Man  hat  aber  ohne  Zweifel  in  dem 
Buche,  von  dem  alle  5  Theile  (1615  ff.  Jngler  2,  132)  verb.  sind, 
auch  noch  andere  anstössige  Dinge  gefunden.  —  1623  wurden  verb. 
Hieron.  Treutier  Selectarum  disputationum  ad  jus  civile  Justinia- 
neum  volumina  duo,  zuerst  1592 — 93.,  ein  beliebtes  Lehrbuch  des 
Pandectenrechtes ,  von  dem  bis  1619  mindestens  11  Auflagen  er- 
schienen (gleichzeitig  die  1625  erschienenen  Consilia  von  Treutier 
und  Andreas  Schöps ;  Stintzing  S.  465).  Bei  Sot.  wird  die  Ausgabe 
von  1603  expurgirt:  gestrichen  werden  11  Zeilen  in  der  Vorrede 
und  zwei  Stellen,  an  denen  von  der  Nothwendigkeit  des  Consenses 
der  Eltern  bei  der  Heirath  gesprochen  wird.  Dieser  Funkt  ist  u.  a. 
auch  Object  der  Expurgation  bei  Cothmann  und  Hilliger.  —  Jo. 
Jac.  Wissenbach,  In  libros  quatuor  priores  codicis  Justin.  .  .  . 
commentationes,  1660,  wurde  1661  verb.,  wie  Wissenbach  selbst  in 
der  Vorrede  zu  der  1663  erschienenen  Fortsetzung  angibt,  wegen 
der  Titel  De    summa    trinitate  etc.    (Jugler  5,  70).    Seine    Disputa- 


Sdiriften  über  Politik.  173 

taooei  jaris  ciYilis;  ad  calcem  adjectae  sunt  contradictioneß  juris 
enonici,  1665,  wurden  erst  1723  verb.  —  Von  einem  Buche  des 
Lefdener  Professors  Arnold  Vinnius  (Vinnen,  f  1657),  In  4  libros 
Listitutioiiiim  imperialium  commentarius,  welches  seit  1642  oft  ge- 
dniekt  ist  und  von  dem  eine  zu  Venedig  1712  erschienene  Ausgabe 
1725  mit  d.  c.  verb.  wurde,  berichtet  Paquot  1,  149,  es  sei  ledig- 
lieh wegen  einer  Stelle  über  die  Noth wendigkeit  des  Consenses  der 
Eltern  bei  der  Heirath  in  den  (spanischen)  Index  gekommen  und 
»  sei  dann  eine  expurgirte  Ausgabe  erschienen:  A.  Vinnii  JC, 
aaetoris  damnati,  cum  expurgatione  vero  permissi,  in  4  libros  .  . , 
eorrectos  aecundum  Indicem  expurg.  S.  Inquisitionis  Hispan.  a.  1707 
jmblicataoi,  Lugd.  1737. 

S.  Schriften  über  Politik.  Von  Samuel  Pufendorf  (1632— 94) 
ttehen  im  Index:  Introduction  a  l'histoire  des  principaux  ätats, 
trad.  de  l'original  allemand  par  Claude  Eouxel,  1687  (deutsch  1682), 
Tcrb.  1693;  De  jure  naturae  et  gentium,  1672  u.  s.,  und  Le  droit 
de  la  nature  et  des  gens,  trad.  par  Jean  Barbeyrac,  avec  des  notes 
da  tradnctenr,  1706,  verb.  1714  (das  Buch  wurde  von  protestan- 
tisehen  Theologen  und  dem  Convertiten  Nie.  Beckmann  schon  seit 
1673  scharf  angegriffen;  E.-E.  12,  385);  Introductio  ad  historiam 
Enropaeam,  lat.  reddita  a  Jo.  Frid.  Cramero  .  ..  1704,  yerb.  1737; 
De  officio  hominis  et  civis,  cum  notis  variorum,  Traj.  1740,  yerb. 
1752  mit  dem  Zusätze:  et  etiam  sine  notis  (das  Buch  war  zuerst 
1673  erschienen);  De  statu  imperii  germanici  liber  unus,  notis  ad 
pnesens  saeculum  accommodatis  et  praefatione  de  libertate  sentiendi 
in  eansis  pnblicis  restricta  auotus  a  Jo.  Godefr.  Schaumburg,  1739, 
▼erb.  1754.  Letzteres  Buch  hatte  Puf.  1667  unter  dem  Namen 
Seyerinua  de  Monzambano  erscheinen  lassen;  strenge  genommen  sind 
also  die  unter  diesem  Namen  erschienenen  und  überhaupt  alle  Aus- 
gaben mit  Ausnahme  der  genannten  nicht  yerb.  Im  span.  Index 
steht  von  Puf.  nur,  und  erst  seit  1787  Le  droit  .  .  .  und  Deyoirs 
de  lliomme  in  jeder  Sprache,  mit  und  ohne  die  Noten  yon  Bar- 
beyrac. 

Daniel  Otto,  Dissert.  juridico-politica  de  jure  publico  Imperii 
Eomani,  1616,  yerb.  1661  und  1662,  ist  das  erste  staatsrechtliche 
Compendium;  es  wird  darin  u.  a.  die  Frage  bejaht,  ob  die  Reichs- 
stände  zur  Yertheidigung  der  Religion  Bündnisse  gegen  den  Kaiser 
eingehen  dürfen  (Stintzing  S.  669).  Sonst  sind  noch  zu  erwähnen: 
Anlicns  politicus  diyersis  regulis  .  .  .  instructus,  ante  multos  annos 
gib  nomine  Duri  de  Pasculo  ablegatus,  .  .  .  nunc  multis  thesibus 
aoctior  .  .  .  diyolgatus  cura  Eberarti  de  Weihe  .  .  . ,  Frcf.  1415*, 
U  El.  236  S.  4.,  yerb.  1619  (steht  erst  seit  Ben.  unter  Weihe, 
früher  anter  Aulicus).  Das  Buch  war  unter  dem  Namen  Durus  de 
Pasenlo  zuerst  1596,  dann  öfter,  auch  zu  Verona,  gedruckt  (Jugler, 
2,  231).  Zu  dem  Verbote  werden  die  Stellen  gegen  Religionszwang 
Anlaas  gegeben  haben:  sanguine,  tormento  religionem  defendere  sei 
Rc  polluere  et  yiolare  (ygl.  I  S.  578).  Weihers  Schrift  De  contro- 
Tersia,  an  jus  pontificium  s.  canonicum  merito  et  licite  in  seholis  et 
foro  fidelinm  locum    obtinere    possit,    1588,   steht   nicht   im    Index 


174  Philos.,  naiurwiss.  und  mediein.  Schriften. 

(Schulte  S.  31).  —  Speculi  aulicarum  atque  politicarum  observa- 
tionum  libelli  octo  .  .  .  procurante  Lazaro  Zetznero  Bibliopola  Ar- 
gentinense  1610,  über  500  S.  4.,  verb.  1621.  Eine  Ausgabe  yon 
1600  enthält  nur  6,  eine  Ausgabe  von  1621  (über  800  S.)  13 
libelli.  In  allen  Ausgaben  stehen  De  conciliis  et  consiliariis  prin- 
cipum  Frid.  Furii  (I  S.  255),  Aulicus  pol.  Dnri  de  Pasculo,  eine 
Schrift  von  Jo.  Sturm,  zwei  von  Hippolytus  a  Collibus  (Jugler  3, 
195)  und  Hypomneses  politicae  Franc.  Guicciardini,  denen  Auszüge 
aus  seinem  Geschichts werke  (IS.  388)  beigefügt  sind.  Diese  werden 
hauptsächlich  das  Verbot  veranlasst  haben.  —  Yenturae  de  Yalen- 
tiis  JC.  Parthenius  Htigiosus  s.  discursus  politico-juridicus  de  liti* 
giosis  nostri  saeculi  malitiis  et  de  remediis  abbreviandarum  litium, 
verb.  1623.  Der  Verf.  ist  G.  V.  Winther,  Eath  der  Herzoge  von 
Pommern  (Placcius,  Pseud.  599).  —  Pacificus  a  Lapide,  Homopo- 
liticus  h.  e.  consiliarius  novus  officiarius  et  aulicus  secundum  hodier- 
nam  praxin,  Cosmopoli  1665,  verb.  1667.  Der  Verfasser  der  zu- 
erst 1654  erschienenen  Schrift  ist  der  preussische  Kanzler  Christoph 
Rappe.  Er  gab  die  Schrift  nochmals  1668  heraus  mit  einer  Ad- 
monitio,  worin  er  sagt,  er  habe  nicht  die  hodiema  praxis,  wie  sie 
sein  solle,  sondern  die  hodiema  praxis  der  Pseudo-Politiker  dar- 
stellen und  damit  auch  bekämpfen  wollen.  Diese  Erklärung  ist 
durch  eine  Gegenschrift  veranlasst,  die  der  Nürnberger  Advocat 
Christoph  Peller  zuerst  1663  anonym,  dann  1669  u.  s.  unter 
seinem  Namen  veröffentlichte:  Politicus  sceleratus  impngnatus,  i.  e. 
compendium  politices  novum  sub  titulo  Hominis  politici  .  .  editum, 
notis  ubique  et  additionibus  .  .  .  illustratum,  verb.  1685  (Nachr. 
von  der  Stollischen  Bibl.  2,  621).  —  Zu  einem  Thesaurus  politi* 
corum  aphorismorum  von  dem  Lutticher  Canonicus  Jo.  a  Chokier, 
der  mit  einer  Widmung  an  Paul  V.  zu  Rom  1610  u.  s.  gedruckt 
wurde  (eine  Ausgabe  von  1625*  ist  ein  Band  von  mehr  als  300  S. 
4.),  erschien  ein  Epimetron  sive  Auctarium  Thesauri  aph.  poL, 
h.  e.  Quaestionum  politicarum  .  .  .  libritres,  Frcf.  1615  (auch  1619*, 
4  Bl.  160  S.  4.),  verb.  1618  (bei  Sot.  stark  expurgirt).  Der  Verf. 
bestreitet  die  Gewalt  des  Papstes  in  weltlichen  Dingen,  tadelt  die 
Einführung  der  Inquisition  in  Belgien  durch  Karl  Y,,  die  inquisi- 
tiones  severae  in  dissentientes  u.  dgl. 


28.    Philosophische,  naturwissenschaftliche  nnd 

medicinische  Schriften. 

Die  philosophische  Literatur  des  17.  Jahrhunderts  ist,  ab- 
gesehen von  Descartes  und  anderen,  von  denen  später  zu  handeln 
ist,  im  Index  vertreten  durch  Montaigne,  Gharron,  Fludd,  Bacon 
von  Veralam,  Herbert  von  Gherbury,  Hobbes,  —  von  dem,  reif- 


PhiloeopliiMhe  Sebriften.  175 

Ikh  erst  1709,  —  sämmtliche  Werke  verboten  wurden,  and  einige 
weniger  bedeutende  Namen.  Von  Julius  Caesar  Vanini,  der  1619 
xs  Tooloiise,  Yon  dem  Parlamente  als  Verbreiter  des  Atheismus 
Tcrurtheilt,  verbrannt  wurde  und  der  im  spanischen  Index  als 
nnpiissimns  atheus  in  der  1.  Classe  steht,  —  von  Hobbes  steht 
in  spanischen  Index  nichts,  —  wurde  in  Rom  1623  nur  ein 
Bteh  mit  d.  c.  verboten  und  dieses  d.  c.  erst  unter  Benedict  XIV. 
gestrichen.  —  Die  Naturwissenschaften  sind,  abgesehen  von  Ga- 
Elei  (§  48)  in  dem  Index  Alexanders  VII.  nur  durch  einige 
Chemiker  oder  Alchymisten  und  durch  eine  Anzahl  Mediciner 
Tertrelen.  Von  diesen  sind  einige  durch  die  um  1600  viel  er- 
örterte „magnetische  Heilung  der  Wunden^'  in  den  Index  ge- 
kommen, —  J.  B.  van  Helmont,  der  dadurch  in  Belgien  in  eine 
mehrjährige  Untersuchung  verwickelt  wurde,  ist  nicht  darunter, 
—  Lionardo  di  Capua  durch  seine  scharfe  Kritik  der  schola- 
stischen Philosophie,  andere  aus  unbekannten,  wahrscheinlich 
gar  nicht  mit  der  Medicin  zusammenhangenden  Gründen,  wegen 
gdegentlicher  anstössiger  Aeusserungen. 

Petrus  BamiLB  (de  la  Eamee,  geb.  1515,  ermordet  in  der  Bar- 
tbolomaeusnaeht  1572)  und  einige  Anhänger  seiner  Philosophie,  wie 
Thomas  Freigins  und  Frid.  Beurhusins,  stehen  schon  bei  Clem.  in 
der  1.  Cl.,  nicht  als  ob  man  die  Ramistische  Philosophie  geprüft 
isd  verwerflich  gefunden,  sondern  weil  man  die  Namen  bei  Frisins 
£uid.  Die  Pariser  Universität  hatte  allerdings  schon  1543  ein 
königliches  Verbot  von  antiaristotelischen  Schriften  von  Bamns  er- 
wirkt^). In  den  ersten  Decennien  des  17.  Jahrh.  kamen  mehrere 
Ramisten  und  Semiramisten  in  den  Index,  aber  meist  mit  nicht 
eigentlich  philosophischen  Schriften,  wie  Libavius,  Goclenius,  Alste* 
dioB.  Schon  1603  wurde  aber  auch  ein  Buch  verb.,  welches  sich 
aaf  dem  Titelblatt  als  der  Schule  angehörend  bezeichnet,  die  eine 
Tereinbarung  der  Bamistischen  und  der  Melanchton' sehen  Logik  an- 
strebte: Sjntagma  Philippo-Rameum  artinm  liberalium  methodo  bre- 
Ti  ac  perspicua  concinnatum  per  Jo.  Bipsterium  (erst  Ben.  hat  Bil- 
itenium)  Marsbergianum  in  gratiam  tyronum  etc.,  Basel  1598. 
Daneben  sind  ein  paar  Compendien  der  Logik  zn  nennen:  Jo. 
Bchollii  Praxis  logica,  verb.  1619,  und  Barth.  Eeckermann 
Gymnasium  logicum,  verb.  1605;  von  Eeckermanns  theologischen 
Behriflen  steht  keine  im  Index.  —  Von  dem  Semiramisten  Bodol- 
jkna  Ooclenias  (Croeckel  aus  Corbach,  Prof.  in  Marburg,  1547 — 
1628;  A.  D.  B.  9,  808)  wurden  verb.  Physicae  oompletae  speculum. 


1)  Werner,  Thomas  von  Aqoin  8,  606. 


176  Philos.,  natarwias.  und  medicin.  Sohriften. 

1604,  verb.  1613;  Partitionum  dialecticarnm  IL  2,  1595—1598,  und 
Controversiae  logicae,  1604,  verb.  1623;  Lexicon  philoBophicam, 
1613  u.  8.,  verb.  1633.  Der  Tractatus  de  magnetica  yulneram  cu- 
ratione  (s.  u.),  der  im  Index  mitten  unter  seinen  Schriften  steht,  ist 
von  seinem  gleichnamigen  Sohne  (1572—1621).  —  Nie.  TanrelltiB 
(1547—  1606)  «teht  im  span.,  aber  nicht  im  Römischen  Index.  Von 
Daniel  Sennert,  1572 — 1637,  Prof.  der  Medicin  in  Wittenberg, 
sind  nur  die  Physica  hypomnemata,  1635,  1642  verb.,  und  zwar 
nur  mit  d.  c.  Noch  Benedict  XIY.  citirt  seine  Epitome  physicae 
oft  in  dem  Buche  De  beatif.  Honoratus  Fabri  polemisirt  u.  a.  gegen 
seine  Ansicht,  die  Seele  sei  nicht  von  Katur,  sondern  durch  den 
Willen  Gottes  unsterblich  (Bayle  s.  v.,  Nie.  14,  140).  Im  span. 
Index  von  1747  werden  seine  Opera  medica  expurgirt.  Mir  un- 
bekannte, wahrscheinlich  unbedeutende  Sachen  stehen  unter  Bou- 
zaeus  (vor  Ben.  Rauzeus),  Mangetus,  Rudigerus  (Ruediger),  Ulmius, 
Witekindus.  Eine  Reihe  von  Schriften  steht  im  Index  von  demMediciner 
Jo.  Jonstonus  Polonus  (geb.  1603  zu  Samter  in  Polen,  aus  einer 
schottischen  Familie  stammend,  f  1675  in  Sohlesien):  Naturae  con-r 
stantia;  Thaumatographia  naturalis;  Historia  universalis  civilis  et 
ecclesiastica  [ab  orbe  condito  usque  ad  a.  1633,  später  fortgesetzt 
bis  1672];  De  festis  Hebraeorum  et  Graecorum  cum  lectionum 
philos.  miscellis,  (abgedr.  bei  Gronovius,  Thes.  VII.),  verb.  1662 ; 
Polymathiae  philologicae  s.  totius  rerum  universitatis  ad  suos 
ordines  revocatae  adnmbratio,  1667,  verb.  1690.  Im  span.  Index 
steht  er  in  der  1.  Cl.  (Mich,  a  S.  Jos.  3,  83). 

Von  Jo.  Blancus  (Bianchi  aus  Nizza,  Dr.  med«)  wurde  1640 
verboten  Divina  sapientia  arte  constructa  ad  cognitionem  et  amorem 
Dei  acquirendum,  1642:  Sapientiae  examen,  in  quo  etuditissimi  viri 
peripateticae  et  communis  doctrinae  apologi  dubia  proponuntur  et 
a  Jo.  Blanco  solvuntur,  Lugd.  1640,  8,  letzteres  Buch  nach  Mazzuch. 
2,  1136,  weil  der  Verfasser  sich  nicht  nur  von  der  Lehre  des  Aristo- 
teles und  den  gewöhnlichen  Ansichten  der  Philosophen,  sondern  auch 
von  der  bei  den  Theologen  üblichen  Ausdrucks  weise  entfernt  und 
neue  Ansichten  vorträgt. 

Jacob  Boehme  steht  nicht  im  Rom.  Index  (im  span.  als  Ja- 
cobus  Böhmen,  Germanus,  Lutheranus,  in  der  1.  Cl.),  aber  seit  1633: 
^h)yokoyla  vera  J.  B.  T.  |d.  i.  Jacobi  Boehmii  Teutonici]  40  quae- 
stionibus  explicata  a  Jo.  Angelio  Werdenhagen,  Amst.  1632, 
620  S.  12.,  Böhmens  Antwort  auf  40  Fragen  des  Mediciners  Balth. 
Walther  (Baumg.  8,  404).  Von  Werdenhagen,  Prof.  in  Helmstädt 
(1581 — 1652),  wurde  1636  noch  verb.  Universalis  introductio  in 
omnes  res  publicas  s.  Politica  generalis,  1632  (Moll,  Cimbria  2,  966). 

1676  wurden  verb.  Les  Essais  de  Michel  Seigneur  de  Mon- 
taigne, mit  dem  Znsatze:  wo  immer  und  in  welcher  Sprache  auch 
immer  gedruckt.  Die  beiden  ersten  Bücher  waren  schon  1580,  das 
ganze  Werk  1588  u.  o.  gedruckt,  zu  Venedig  1633  auch  eine  italien. 
Uebersetzung.  Dagegen  wurde  schon  1605  das  Werk  eines  mit 
Montaigne  befreundeten  und  eine  ähnliche  philosophische  Richtung 
verfolgenden  katholischen  Geistlichen  verb.:    Liber  gaUico  idiomate 


Montai^e.    Charron.    fiacon.    Hobbes  u.  a.  17? 

cdueeriptiis  cni  titnlus  est:  De  sapientia  11.  3  auct.  Petro  Charron 
J.  V.  D.  Paris  1604.  £r8t  seit  Ben.  steht  der  französische  Titel 
iffi  Index:  De  la  sagesse,  trois  livres.  Die  erste  Ausgäbe:  Trait6 
oe  la  Baisse  war  schon  1601  erschienen.  Der  vor  dem  Tode 
Charrone  1603  begonnene  Druck  der  2.  Ausgabe  wurde  31.  Dec. 
1603  von  der  Pariser  Universität  inhibirt,  bis  das  Buch  revidirt 
md  approbirt  sei  (Jonrdain,  Hist.  P.  just.  19).  In  der  1605  ver- 
botenen Ausgabe  von  1604  ist  also  manches  geändert.  In  der  Aus- 
gabe von  1607  sind  die  weggelassenen  Stellen  beigefügt  (Bayle 
s.  V.;  noch  1830  ist  eine  deutsche  Uebersetzung  des  Buches  von 
Willemer  erechienen). 

Von   Franz  Bacon  von  Verulam  (1661—1626)  wurde  De  dig- 
aitate  et  angmentis  scientiarum,    1605  englisch,    1624   vollständiger 
kteinisch,   mit    d.  c.   verb.,    und   zwar  erst   1669.     Bei  Sot.  stehen 
Franc.   Baconus  und  Franc.  Verulam  als  zwei  Autoren  in  der  1.  Cl.; 
TOD    ersterm    wird  De    sapientia  veterum,    1617,    freigegeben,    von 
letzterm    Instauratio    magna,    1620,    expurgirt,    in    dem  Index    von 
1707  auch  die  Opera  omnia,    1665  (1  Spalte).     Frst  in  dem  Index 
von    1790    steht    Fr.  Baco  Baro  de  Yerulamio.  —  Von  den  vielen 
Behriften    von  Robert  Fludd,    f  1637,    steht    nur   eine  im  Index: 
ütriusque  cosmi,    majoris   scilicet   et  minoris,   metaphysica,  physioa 
itque  technica  historia.    Authore  Roberto  Fludd  alias  de  Fluctibus, 
Amigero  et  in  Medicina  Doctore  Oxoniensi  .  .   .  1617 — 23,  3  Tomi 
Fol.  (Clement  8,  377).    Bei   Sot.    steht  er   in    der  1.  Cl.  und  wird 
potissimum  die  Medicina  catholica    verb.  — Von  Edward  Herbert, 
Lord   Cherbury,  f  1648,  wurde    1634    verb.:    De    veritate  prout  di- 
ßtinguitur  a  revelatione,    a  verisimilitudine,    a  possibili    et    a    falso, 
Par.   1624,  4.,  u.  o.    Sein  Buch  De   religione  gentilium   errorumque 
apud  eos  causis,  von  dem  die  erste  unvollständige  Ausgabe  zu  Lon- 
don   1645,    vollständige  Ausgaben    zu   Amsterdam    1663  (von  Isaac 
Vossios  besorgt)  und  1700  erschienen  waren  (Clement  9,  422),  wurde 
erst    1709    verb.    (in  dem  Decrete  wird  die  Ausg.  Amst.  1663  an- 
gegeben), in  demselben  Decrete:   Jo.  Musaei,  S.  Th.  Dr.  et  Prof., 
Dissertatio  de  aeterno  electionis  decreto,  an  ejus  aliqua  extra  Deum 
^usa  impulsiva  detur  necne  etc.    Accessit  de  luminis  naturae  insuffi- 
eientia  ad   salutem   dissert.    contra  Eduardum   Herbert  Decher-Puris 
Baronem  Anglum,    Jenae  1668.     Erst  Ben.  hat  Decher-Puris  in  de 
Cherbury  geändert,  führt  aber  die  zwei  Dissertationen  als  besondere 
Schriften    auf.    (De  rel.  gent.  p.  312  erklärt  Herbert,  er  unterwerfe 
eensnram  hanc  censurae    et  judicio  catholicae  et    orthodoxae  Eccle- 
siae).    —    In    diesem  Decrete    von   1709    werden  auch  sämmtliche 
Werke  von  Thomas  Hobbes  (1588 — 1679)  verb.    Vorher  war  von 
ihm  nnr  verb.,  und    zwar    erst  1703 :    Leviathan    sive    de    materia, 
forma  et  potestate   civitatis  ecclesiasticae    et   civilis  .  .   .   una    cum 
sppendice,  1668  (die  englische  Ausgabe  war  schon  1651  erschienen), 
md   gleichzeitig  Vita  Thomae  Hobbes   Angli    Malmesburiensis  phi- 
losophi,  Carolopoli  (London)  1681  (von  dem  Mediciner  Rieh.  Black- 
bum;  Bayle,  Oeuvres  4,  841).    Viel  prompter  als  die  Schriften  von 
Eobbes  wurde  ein  harmloseres  Buch  auf  den  Index  gesetzt:  Religio 

Beasch,  Index  II.  12 


l78  Philos.,  naturwiBs.  nnd  medioin.  Schriften. 

medici.  So  in  dem  Decrete  vom  18.  Dec.  1646  und  im  Index  noch 
jetzt,  obschon  der  Verfasser,  der  Mediciner  Sir  Thomas  Browne 
(1605—82),  der  diese  religiösen  Betrachtungen  und  Grübeleien  zu- 
nächst für  sich  selbst  aufgezeichnet  hatte,  in  den  späteren  Ausgaben 
des  Buches  in  der  Vorrede  genannt  wird.  Das  Buch  erschien  1642 
englisch,  eine  lateinische  Uebersetzung  von  John  Merryweather  zu 
Leyden  1644.  In  Paris  galt  Browne,  dessen  Buch  viel  gelesen,  in 
mehrere  Sprachen  übersetzt  und  vielfach  nachgebildet  wurde,  — 
Religio  laici,  jurisconsulti,  medici  catholici  u.  dgl.  ^)  —  als  katho- 
lisch gesinnt,  in  Deutschland  als  Atheist;  in  Eom  erschien  eine 
Gegenschrift  Medicus  medicatus. 

Das  Buch  von  Julius  Caesar  Vanini,  welches  1623  mit  d.  c. 
verb.  wurde,  De  admirandis  Naturae,  reginae  deaeque  mortalium, 
arcanis  11.  4,  Lutetiae  1616,  8.,  war  mit  königlichem  Privileg  und 
mit  einer  vom  20.  Mai  1616  datirten  Approbation  von  zwei  Doc- 
toren  der  Sorbonne,  Edm.  Corradin,  Ord.  Min.,  und  Claudius  Le 
Petit,  erschienen,  in  welcher  erklärt  wird,  es  enthalte  nichts  der 
katholischen,  apostolischen  und  römischen  Religion  Widersprechen- 
des und  sei  sehr  scharfsinnig  und  des  Druckes  durchaus  würdig. 
Auch  sein  Amphitheatrum  aeternae  providentiae  divino-magicum, 
christiano-physicum  necnon  astrologico-catholicum  adv.  veteres  phi- 
losophos  Atheos,  Epicureos,  Peripateticos  et  Stoicos,  Lugd.  1615,  8., 
war  mit  geistlicher  und  weltlicher  Approbation  erschienen.  Der 
erzbischöfliche  Censor  de  Ville  bezeugt,  das  Buch  enthalte  nichts 
von  dem  katholischen  und  römischen  Glauben  Abweichendes,  aber 
viele  schärfsinnige  und  kräftige  Argumente  gemäss  der  gesunden 
Lehre  der  bedeutendsten  Magister  der  h.  Theologie.  In  der  Vor- 
rede unterwirft  Vanini  alles  der  Censur  der  Römischen  Kirche^). 
Dieses  Buch  steht  nicht  im  Rom.  Index. 

Von  Andreas  Libavius,  einem  der  Begründer  der  wissen- 
schaftlichen Chemie,  t  1616,  stehen  im  Index:  Defensio  et  declaratio 
perspicua  alchimiae  transmutatoriae  .  .  .  1604,  verb.  1605  (der  Titel 
scheint  aus  den  Nund.  von  1605  abgeschrieben  zu  sein),  und  Appen- 
dix necessaria  syntagmatis  arcanorum  chimicorum,  verb.  1618  (das 
1615  erschienene  Syntagma  selbst  ist  nicht  verb.).  Bei  Sot.  werden 
mehrere  andere  Werke  expurgirt.  —  1624  wurde  verb.  Symhola 
aureae  mensae;  erst  Ben.  hat  Mich.  Maierus,  Symb.  aureae  men- 
sae  duodecim  nationum  .  .  .  1617;  von  demselben  Maier  (f  1622) 
wurde  1628  noch  verb.  Verum  iuventum,  h.  e.  munera  Germaniae 
ab  ipsa  primitus  reperta  et  reliquo  orbi  communicata,  1619  (diese 
munera  sind:  das  deutsche  Kaiserthum,  die  Erfindung  des  Schiess- 
pulvers und  der  Buchdruckerkunst,  Luthers  Reformation,  die  Reform 
der  Medicin  durch  Theophrastus  Paracelsus  und  die  Fratemitas 
roseae  crucis;  Moll,  Cimbria  1,  376).  —  Theatrum  chemicam, 
praecipuos  selectomm  authorum  tractatus  de  chemiae  et  lapidis  phi- 


1)  Weingarten,  Revolutionskirchen  S.  806. 

2)  Nachr.  von  der  Stollischen  Bibl.  2,  181.  206.  Baumg.  4,  619. 


Vanini.    Libavins.     fielmont  u.  ä. 


179 


ksophiei  antiqmtate,  praestantia  et  operationibus  oontinens,  Argent., 
Lax.  ZetzDer,  1659,  6  vol.,  wurde  erst  1709  verb.  Bei  Sot.  wird 
die  Ausgabe  Ürsellis  1602  in  3  Bänden  expargirt. 

Die  magnetiscbe  Heilung  der  Wunden  spielt  in  der  medici- 
lischen  Literatur  um  1600  eine  grosse  Bolle.  Bei  Sot.  wird  ein 
Traetat  von  Andreas  Libavius  De  impostoria  vulneram  per  unguen- 
tom  armariam  sanatione  vom  J.  1594  expurgirt.  Der  jüngere  Bu- 
dolph  Goclenius  veröffentlichte  1608  zu  Marburg  Oratio  qua 
defenditur,  vnlnus  non  applicato  etiam  remedio  citra  ullum  dolorem 
enrari  natnraliter  posse,  si  instrumentam  vel  telum,  quod  sauciavit 
sen  quo  vulnus  est  inflictum,  peculiari  unguento  innnctnm  obligatur, 
^n  1609:  Tractatus  de  magnetica  vulnernm  caratione  citra  ullum 
dolorem  et  remedii  applicationem  et  snperstitionem,  verb.  1621. 
Gegen  diesen  Tractat  schrieb  der  Jesuit  Jo.  Boberti  Anatome  ma- 
fici  Übelli  R.  Goclenii  etc.,  1615,  und  es  folgten  nun  noch  mehrere 
Streitschriften  von  beiden  Seiten  bis  zum  Tode  des  Goclenius  1621 
(Strieder  4,  495.  Backer  I,  635).  Nun  trat  Job.  Bapt.  van  Hel- 
mont  (1577 — 1644)  far  Goclenius  ein.  Die  für  seine  Schrift  schon 
ertheilte  Dmckerlaubniss  der  geistlichen  CensurbehÖrde  wurde  auf 
Betreiben  der  Jesuiten  zurückgenommen,  die  Schrift  aber  ohne  Hei- 
monts  Yorwissen  in  Paris  1621  gedruckt:  De  magnetica  vulnerum 
oatnrali  et  legitima  curatione  contra  Jo.  Boberti  S.  J.  Dieser  ant- 
vortete  in  Curationis  magneticae  et  unguenti  armarii  magica  impo- 
stora  clare  demonstrata  etc.,  1621.  Die  spanische  Inquisition  ver- 
bot Helmonts  Schrift  1626,  nachdem  vier  Examinatoren  27  S&tze 
daraus  censurirt  und  erklärt  hatten:  ipse  auctor  tam  videtur  hae- 
retiens  quam  impudenter  audax;  gleichzeitig  wurden  verb.  J.  B. 
Helmontii  medici  et  philos.  per  ignem  propositiones  notatu  dignae 
depromptae  ex  ejus  disputatione  de  magn.  .  .  .  Parisiis  edita,  Col. 
1624,  16  S.  8.  Im  J.  1627  wurde  dann  von  dem  Official  des  Erz- 
bischofs von  Mecheln'  gegen  Helmont  ein  Process  eingeleitet.  Die 
theolo^sclie  Facultät  zu  Löwen  gab  ein  (auch  von  Cornelius  Jan- 
senius  unterzeichnetes)  Gutachten  ab,  worin  seine  Ansichten  als 
ketzerisch  und  zur  diabolischen  Magie  gehörend  bezeichnet  wurden. 
Auch  die  theologische  Facultat  zu  Douay  und  die  medicinischen 
Facaltaten  beider  Universitäten  censurirten  27  Sätze  von  Helmont 
(die  oben  erwähnten  Propositiones  wurden  nochmals  gedruckt  mit 
Censurae  celeberrimorum  tota  Europa  theologorum  et  medicorum  ex 
autographis  optima  fide  descriptae,  Leodii  1634,  20  S.  4).  Helmont 
wurde  1634  für  kurze  Zeit  verhaftet;  es  warde  beantragt,  ihn  zu 
Terbannen  und  sein  Buch  öffentlich  zu  verbrennen;  man  nahm  aber 
Ton  einer  Bestrafung  Abstand,  da  er  selbst  erklärte,  er  verdamme 
sein  Buch,  sofern  es  etwas  Bedenkliches  enthalte,  und  unterwerfe 
sicli  in  allem  der  Censur  der  Kirche  und  der  Oberen  ^).  —  Im  Böm. 


1)  G.  Broeckx,  Notice  sur  le  manuscrit  Causa  J.  B.  Helmontii  (im 
erzbischöfl.  Archiv  zu  Mecheln),  in  den  Annales  de  l'acad.  d'archeol.  de 
Belgiqae,  t.  9  (1852),  277;   t.  13  (1856),  306.  Haeser,   Gesch.  der  Medicin 


«.,   04v. 


180  t'liilos.,  naturwiss.  und  medicin.  Sohriften. 

Index  steht  Helmont,  wie  gesagt,  niclit ;  aber  1659  wurde  eine  Dis- 
ceptatio  apologetica  de  sanguinis  missione  in  yulneribus  von  Hora- 
tiu8  Vaccherius  verb.  (1668  schrieb  der  Theatiner  Girolamo 
Vitale  Physico-theologica  de  magnetica  vulnerum  curatione;  Nico- 
demo-Toppi  139).  —  Von  dem  Sohne  J.  B.  van  Helmonts,  Franz 
Mercurius  v.  H.  (1618—99),  —  er  war  um  1662  in  seinen  jüngeren 
Jahren  einige  Zeit  im  Gefängniss  der  Inquisition  zu  Rom^),  — 
wurden  nach  seinem  Tode  zwei  anonyme  Schriften  von  der  Inqui- 
sition verb.,  ein  Compendium  der  cabbal istischen  Theologie:  Seder 
olam  sive  ordo  saeculorum,  historica  enarratio  doctrinae,  s.  1.  1693, 
196  S.  12,  verb.  1700,  und  eine  Schrift  über  Seelen  Wanderung : 
De  revolutione  animarum  humanarum:  quanta  sit  istius  doctrinae 
cum  veritate  christianae  religionis  conformitas.  Problematum  cen- 
turiae  duae,  lectori  modesto  modeste  propositae  et  latinitate  do- 
natae  juxta  exemplar  Anglicanum  Londini  a.  1684  Impressum  (144 
S.  12.,  in  den  Opuscula  philosophica,  Amst.  1590.  Clement  9,  369). 
Von  dem  Neapolitanischen  Mediciner  Seb.  Bartoli  (t  1676) 
wurde  1667  verb.  Astronomiae  microcosmicae  systema  novum  cum 
annexo  opusculo:  In  eversionem  scholasticae  medicinae  exercitatio- 
num  paradoxicarnm  decas,  und  1669  eine  neue  Ausgabe  dieses  An- 
hangs: Artis  medicae  dogmatum  communiter  receptorum  examen, 
1666.  —  Genauer  unterrichtet  sind  wir  über  das  Verbot  der  Schriften 
eines  andern  Neapolitanischen  Mediciners,  Lionardo  di  Capoa.  £r 
war,  wie  in  dem  Avviso  vor  dem  2.  Bande  der  Discussioni  von 
Grimaldi  (s.  u.)  berichtet  wird,  zu  einem  Gutachten  über  die  Re- 
form des  medicinischen  Studiums  aufgefordert  worden  und  hatte  in 
diesem  gezeigt,  dass  für  den  Mediciner  auch  das  Studium  der  Phi- 
losophie nöthig  sei,  das  Studium  der  scholastischen  Philosophie  aber 
nicht  genüge.  Dadurch  hatte  er  sich  die  Anhänger  der  letztern  zu 
Feinden  gemacht.  Seit  Ben.  steht  im  Index  unter  seinem  Namen 
nur  Parere  divisato  in  otto  ragionamenti ;  aber  aus  den  älteren  In- 
dices  ist  zu  ersehen,  dass  es  sich  um  ein  Buch  über  Medicin  handelt 
und  dass  die  Inquisition  es  ist,  die  es  1693  verb.  hat.  Als  Titel 
wird  angegeben:  Parere  di  Lionardo  di  Capoa  divis.  in  otto  ra^., 
ne'  quali  parimenti  narrandosi  l'origine  ei  progi*esso  della  medicina 
chiaramente  Tincertezza  della  medicina  si  fa  manifesta.  Lionardo 
hat  aber  zwei  Schriften  veröffentlicht,  1681  Parere  sopra  Torigine 
etc.  und  acht  Jahre  später  (s.  a.)  Eagionamento  oder  Tre  ragiona- 
menti intorno  alla  incertezza  de' medicamenti  (der  Titel,  wie  er  im 
Decrete  angegeben  wird,  gehört  vielleicht  zu  einer  neuen  Ausgabe 
beider).  Die  scharfe  Kritik  der  herkömmlichen  Heilmethode  erregte 
in  Neapel  grosses  Aufsehen  (es  erschien  auch  eine  Gegenschrift  von 
Lavagna),  und  der  berühmte  Mediciner  Kedi  schreibt,  die  medicini- 
schen Pfuscher  und  ihr  Anhang  (il  volgo  e  la  plebe  de^  mediconzoli) 
hätten  Lust  gehabt,  den  Entlarver  ihres  Schwindels  (ciurmeria)  zu 
steinigen  (Val6ry  1,  324.    Tirab.  8,  325).     Woher    die    Inquisition 


1)  Adelung,  Gesch.  der  menschl.  Narrheit  4,  298. 


Magische,  astrologische  und  ähnliche  Bücher.  181 

lie  Mission  hatte,  sich  in  die  Sache  einzumengen,  ist  schwer  zu 
ügen.  Sie  verbot  aber  1700  auch  ein  ähnliches  Buch  eines  Eng- 
inders Gredeon  Harvey,  Ar»  curandi  morbos  exspectatione,  item 
if  vanitatibns,  dolis  et  menddciis  medicorum,  Amst.  1695,  nach 
Hawer  2,  427  eine  schon  1689  englisch  erschienene  „werthlose, 
gegen  die  China  gerichtete  Schrift  von  einem  zanksüchtigen  Viel- 
lehretber,  dem  Leibarzt  Karls  II."  — Von  der  Index-Congr.  wurde 
1717  eine  Schrift  eines  angesehenen  Anatomen  verb.:  Tractatus  de 
eatara  substantiae  energeticae  .  .  .  anth.  Fr.  Glissonio,  Lond. 
1672.  Erklärlicher  ist,  dass  ein  halb  medicinisches,  halb  exegeti- 
xhes,  Buch  des  Dänen  Thomas  Bartholinus,  Paralytici  Novi 
Test,  medico  et  philologico  commentario  illustrati,  verb.  wurde  (zu- 
erst 1653  gedruckt,  verb.  erst  17O0;  De  morbis  biblicis  miscellanea 
mediea,  1672,  steht  nicht  im  Index),  obschon  darin  die  wunderbare 
Heilung  nicht  bestritten  wird  und  Benedict  XI 7.  De  beatif.  1.  4, 
p.  1,  c.  12  u.  8.  das  Buch  citirt. 

Auch  Lettera  del  Dr.  Bart.  Corte  Milanese,  nella  quäle  si 
discorre,  da  quäl  tempo  probabilmente  s'infonda  nel  feto  Tanima 
ragionevole,  von  der  Inq.  verb.  1704,  behandelt  eine  Frage,  die  auch 
Ton  den  Theologen  erörtert  wurde.  —  Martin  Weinrich  De  ortu 
moitstrorum  commeutarius,  Lpz.  1595,  wurde  1621  mit  d.  c.  verb. 
Im  Anfang'e  des  17.  Jahrb.  wurden  ausserdem  noch  Schriften  verb. 
Ton  den  Medicinem  Caspar  Hofmann,  Godfr.  Smoll,  Chr.  Fr.  Gar- 
mann  und  Henr.  Petraeus  (verschieden  von  dem  bei  Clera.  in  der 
1.  Cl.  stehenden  Henr.  Petraeus  Herdesianus). 


29.    Magische,  astrologische  and  ähnliehe  Bncher. 

Im  17.  Jabrhandert  wurde  eine  Reihe  von  Büchern  über 
Magie,  Astrologie  u.  dgl.  verboten,  —  anch  die  Steganographie 
des  Abtes  Trithemius,  weil  man  sie  für  ein  magisches  Bach  hielt, 
-namentlich  1623  und  1624.  Am  1.  April  1631  erliess  UrbanVIIL 
eine  eigene  Bulle  „gegen  die  Astrologen,  welche  über  den  Zu- 
stand der  Christenheit  oder  des  h.  Stuhles  oder  über  das  Leben 
des  Papstes  und  seiner  Verwandten  Berechnungen  machen " 
nahm  am  folgenden  Tage  in  einem  Breve  alle  Ermächtigungen 
zum  Lesen  verbotener  Bücher  zurück  und  schloss  bei  den  neuen 
Licenzen,  die  er  ertheilte,  die  astrologischen  Bücher  aus^).  Im 
18.  Jahrhundert   werden   solche  Verbote    seltener;    1732   aber 


1)  Rensch,  Galilei  S.  200.  76.  Eist.  Zts.  1880,  43,  160. 


182  Magische,  astrologische  und  ähnliche  Bücher. 

schritt  die  Inquisition  zum  ersten  Male  gegen  eine  Sorte  von 
Btlchlein  ein,  die  in  Italien  bis  auf  diesen  Tag  viele  Abnehmer 
finden,  gegen  die  Anweisungen,  in  voraus,  speciell  nach  Träumen, 
die  Nummern  zu  berechnen,  welche  bei  den  nächsten  Ziehungen 
der  Lotterie  herauskommen  werden. 

In  dem  Decrete  vom  7.  Aug.  1603  werden  ausser  dem  Buche 
von  Godelmann  (I  S.  417)  verb.  Davidis  Origani  Grlacensis  Ephe- 
merides  [Brandenburgicae  annornm  sexaginta,  Frcf.  1599]  und  Jo. 
Petri  Stupani  Tractatus  de  idololatria  et  magia,  beide  mit  d.  c. 
Der  Verfasser  des  letztern  Baches,  Giampietro  Stoppani,  einer  der 
Gründer  der  Congregation  der  Oblaten  des  h.  Ambrosius,  ein  Fami* 
liar  des  h.  Carl  Borromeo  und  1580  angeblich  wunderbar  von  ihm 
geheilt,  wurde  von  ihm  1583  nach  der  Yalle  Mesolcina  (Misoxer 
Thal)  gesandt,  um  dort  Ketzerei  und  Zauber-  und  Hexenwesen  zu  be- 
kämpfen, und  wird  damals  dieses  Buch  geschrieben  haben.  Was  in 
Bom  daran  missfallen,  erhellt  nicht;  jedenfalls  hat  man  Stoppani 
seine  Fehlgriffe  nicht  entgelten  lassen,  denn  er  starb  1630  als  6e- 
neralvicar  und  Inquisitor  des  Veltlin^).  —  Die  Ephemeriden  von 
Origanus  stehen  auch  im  Liss.  1624  und  bei  Sot.  Dieser  verordnet, 
einer  Stelle  der  Vorrede  eine  Note  beizuschreiben:  die  hier  vorge- 
tragene Ansicht  über  die  Bewegung  der  Erde  sei  zwar  nicht  die 
Copernicanische,  aber  jam  parum  tuta  et  periculosa  in  fide  atque 
adeo  in  specieni  valde  adversa  nonnullis  scripturae  locis,  qnantum- 
vis  Origanus  contendat  scripturam  aliorsum  trahere,  imo  videtar 
damnata  peculiari  quodam  edicto  Pauli  Y.  a.  1616  (Galilei  bei  Berti, 
Antecedenti  p.  33,  sagt:  Origanus  beweist  im  Anfange  der  Ephe- 
meriden ausführlich  die  Bewegung  der  Erde).  An  dieser  Stelle  bat 
man  in  Rom  1603  ohne  Zweifel  noch  keinen  Anstoss  genommen; 
das  Verbot  ist  vielmehr  veranlasst  durch  die  gleichfalls  von  Sot. 
monirten  astrologischen  Prognosen  und  die  Beifügung  von  Kamen 
von  Ketzern  in  den   Kalendarien^). 

1609  wurde  verb.  Steganographia  h.  e.  ars  per  occultam  scrip- 
turam animi  sui  voluntatem  absentibus  aperiendi  certam  auct.  Jo. 
Trithemio  abbate  Sponhemensi  et  ma^ijiae  naturalis  magistro  per- 
fectissimo,  Frcf.  1608.  Das  Buch  des  Trithemius  (f  1516)  ist  eine 
Anweisung  zu  einer  Geheimschrift,  wurde  aber,  weil  darin  allerlei  aus 


1)  Quadrio,  Dissert.  intorno  alla  Rezia,  Mil.  1756,  III,  460.  Porta, 
Hist  Ref.  I,  49;  D,  27. 

2)  Ijiss.  1624  verbietet  eine  Ausgabe  der  Ephemerides  mit  der  naiven 
Bemerkung :  donec  ab  aoctore  adhue  superstite  recognoscantur  ad  normam 
Constitutionis  Sixti  V.  (I  S,  8:-)9).  Er  expurgirt  auch  die  Ephemerides  von 
Cyprianus  Leovitius  (im  Rom.  Index  1.  CL),  Jo.  Stadius  (Lugd.  1585), 
Jo.  Meletius  (Ven.  1664).  —  Sot.  liefert  zu  einigen  astrologischen  Büchern, 
statt  sie  einfach  zu  verbieten,  spaltenlange  Expurgationen,  so  zu  dem 
Speculum  astrologiae  von  Franc.  Juntinus,  Lgd.  1583.  und  zu  einem  por- 
tugiesischen Buche  von  Joan  de  Barreira,  Cintra  1079. 


OriganuB.     Stapanos.    Trithemius  u.  a. 


188 


der  Magie  entDommene  Aasdrücke  gebraucht  werden,  vielfach  für 
ein  magisches  Bach  gehalten,  obschon  es  Trithemius  selbst  noch 
^gen  diese  Auffassung  vertheidigt  hatte  (Baumg.  2,327;  Kurfürst 
Friedrich  von  der  Pfalz  Hess  auf  Dujons  Betreiben  die  Original- 
bandschrifi  verbrennen).  Auch  Posse vinus,  App.  I,  945  sagt:  es  sei 
nicht  eine  clavis  polygraphiae,  sondern  superstitionis  et  periculi 
plenissimum  magiamque  sapit,  non  naturalem  illam,  quo  tamen  no- 
mine plerique  suas  sordes  tegunt,  verum  etiam  ipsam,  qnae  cnm  a 
S.  RouL  Ecclesia  prohibita  sit  una  cum  ejusmodi  libris  in  Eom.  In- 
diee,  haud  dubium  quin  et  istud  sit  ablegandum.  Dieses  Votum 
hat  denn  ohne  Zweifel  das  Buch  in  den  Index  gebracht.  Es  er- 
schienen mehrere  Yertheidigungen,  u.  a.  von  Caramuel,  Stegano- 
graphiae  necnon  Claviculae  Salomonis  Jo.  Trithemii  declaratio,  Col. 
1635  (Paqnot  2,  178)  und  von  dem  Jesuiten  Caspar  Schott,  Schola 
fiteganographica,  1665.  Aber  noch  1684  beanstandeten  die  Komi- 
schen Censoren  in  der  Kirchengeschichte  des  Xatalis  Alexander  die 
Stelle,  an  der  er  unter  Berufung  auf  Spondanus  sagt,  Trithemius  sei 
TOD  Unkundigen  mit  Unrecht  der  Magie  verdächtigt  worden,  und 
noch  1703  wurde  verb.  Jo.  Trithemii  . . .  Steganographia,  quae  hucus- 
qfte  a  nemine  intellecta,  sed  passim  ut  suppositicia  [bei  Sot.  steht: 
opus  falso  Trithemio  adscriptum],  perniciosa,  magica  et  necromantica 
rejecta,  elasa,  damnata  et  sententiam  Inquisitionis  passa,  nunc  tandem 
yindicata,  reserata  et  illustrata,  auth.  Wolfg.  Emesto  HeidelWor- 
Datiense,  Mog.  1676.  Roncaglia  (1734)  sagt  in  seinen  Noten  zu 
Natalis  Alexander  (ed.  Bing.  17,  396),  dessen  Bemerkung  über  Tri- 
themius sei  richtig,  das  Buch  aber  mit  Eecht  verb.,  weil  weniger 
Unterrichtete  es  für  ein  magisches  halten  und  durch  das  Beispiel 
eines  so  bedeutenden  Mannes  zum  Aberglauben  verleitet  werden 
könnten;  von  ihm  selbst  habe  ein  nicht  ungelehrter  Mann  das  Buch 
verlangt,  um  daraus  die  Kunst  zu  lernen  investigandi  nomina  in 
hdo  Jannenii  extrahenda^).  Jedenfalls  steht  der  arme  Trithemius 
noch  heute  im  Index. 

In  dem  Decrete  vom  16.  März  1621  wird  ein  Schriftchen  von 
Don  Angelo  Gabriello  Anguisciola  —  er  war  ein  Lateranensischer 
Chorherr  und  wird  von  Mazzuchelli  als  ein  frommer  und  gelehrter 
Mann  bezeichnet,  f  1643,  —  verb.:  Della  hebraica  medaglia  detta 
ICaghen  David  &  Abraham,  Dichiaratione,  desgleichen  ein  gedrucktes 
Blatt:  Maghen  David  &  Abraham.  Breve  discorso  e  compendiosa  essa- 
minatione  della  natura  e  proprietä  di  questa  medaglia.  Estratto  dal 
libro  sopra  cio  di  Don  Angelo  etc.  Zugleich  wird  die  Medaille 
selbst  verb.  und  verordnet,  alle  Exemplare  an  die  Inquisition  ab- 
roliefem.  Die  Medaille  wird  in  der  Raccolta  s.  v.  Medaglia  be- 
schrieben: auf  der  einen  Seite  ein  Christuskopf,  umgeben  von  Kreisen 
und  Quadraten  mit  hebräischen  Buchstaben,  auf  der  andern  Quadrate 
lod  Dreiecke  mit  hehr.  Buchstaben  und  Namen,  ,)Von  denen  einige 


1)  Baillet,  Jugem.  2,  288.    Canzler  und  Meissner,  Quartalschrift  f. 
alt  Lit.  2.  J.  (1784),  8.  Qu.  2.  H.  S.  lOS. 


184  Magische,  astrologische  und  ähnliche  Bücher. 

unbekannt  und  verdächtig  sind,  eines  injuriös  gegen  den  £rlöBe^^^ 
Das  Amulet  wurde  namentlich  als  wirksam  gegen  Feuersgefahr  an- 
gesehen^). Imbonati  p.  212  meint,  die  Schrift  von  Angiüsciola  sei 
nur  ein  Auszug  aus  einer  handschriftlich  im  Vatican  vorhandenen 
Schrift  des  getauften  Juden  ßaffaello  Aquilino,  der  uns  als  Gehtilfe 
Oirolamo  Muzio^s  bei  seinem  Feldzuge  gegen  die  talmudischen 
Bücher  im  J.  1553  begegnet  ist  (I  S.  48).  Eine  in  eben  diesem 
Jahre  1621  zu  Bracciano  gedruckte  Schrift:  Scudo  di  Christo  owero 
di  David  in  tre  libri  distinto  dal  B.  D.  Carlo  de  Fabri  da  Mon- 
dolfo,  J.  TJ.  D.,  die  eine  andere  Erklärung  der  Medaille  und  eine 
Vertheidigung  der  Schrift  von  Anguisciola  enthält,  wurde  von  der 
In<J.  verb.,  aber  erst  1701! 

In  dem  Decret  vom  3.  Juli  1623  (Alex.  No.  27)  werden  verb. 
Antonii  Cararini  duo  libelli  astrologici.  Erst  Ben.  hat  die  Titel 
eingesetzt:  Specchio  d'astrologia  naturale,  il  quäle  tratta  dell'  incli- 
natione  della  nativitä  degli  uomini,  und  Inclinatione  e  natura  de' 
sette  pianeti  e  de'  dodici  segni  celesti.  —  In  demselben  Decret  wird 
verb.  Achmetis  Sereimi  F.  Oneirooritica  cum  notis  Nicolai  Rigaltii. 
Diese  Schrift  über  Traumdeutung  wurde  schon  1160  von  LeoTusous 
aus  dem  Griechischen  ins  Lateinische  und  danach  von  Patr.  Tricasso 
(I  S.  395)  ins  Italienische  übersetzt,  griechisch  zuerst  zusammen 
mit  dem  Artemidorus  1603  von  Rigault  herausgegeben  (Bayle  s.  v. 
Achmet).  Diese  in  wissenschaftlichem  Interesse  veranstaltete  Ausgabe 
gehörte  offenbar  nicht  in  den  Index.  —  Im  J.  1623  wurden  ferner 
noch  verb.:  Antonii  Pellegrini  Physiognomia  naturalis,  Mail.  1622, 
auch  die  schon  1596  zu  Venedig  erschienene  Italien.  Ausgabe:  Segni 
della  natura  dell'  huomo,  und  Strozzi  Cicogna,  Palazzo  degl'  in- 
canti.  Erst  Ben.  hat  den  Titel  genauer  gegeben.  Vollständig  heisst 
er:  Palagio  degl'  incanti  e  delle  grau  maraviglie  degli  spiriti  et  di 
tutta  la  natura  loro,  diviso  in  libri  45  et  in  3  prospettive:  spiri- 
tuale,  Celeste  et  elementare,  da  Strozzi  Cigogna,  gentil  huomo  Vicen- 
tino,  Teologo,  Filos.  &  Dott.  di  leggi  &  Nuncio  della  cittÄ  di  Vi- 
cenza  appressa  la  Sereniss.  Rep.  di  Vinegia,  Vicenza  1605,4.  Dieser 
Band,  der  also  erst  18  .Jahre  nach  dem  Erscheinen  verb.  wurde, 
handelt  von  den  guten  und  bösen  Geistern,  von  der  schwarzen 
Magie,  Goetie  undNoetik;  die  drei  Bände,  welche  de  diis  coelestibas 
(Astrologie),  de  anima  mundi  und  von  der  natürlichen  Magie  han- 
deln sollten,  sind  nicht  erschienen.  Das  Buch  ist  in  Deutschland 
ins  Lateinische  übersetzt  worden:  Magiae  omnifariae  vel  potine 
universae  naturae  theatrum  . . .  Auct.  D.  Strozzio  Cicogna,  ex  ital. 
lat.  opera  Caspari  Ens  L.,  Col.  1607.*  568  S.  8.  —  Cicogna  hat 
sich  übrigens  mit  fremden  Federn  geschmückt:  der  Verfasser  des 
Buches  ist  der  Can.  reg.  Thomas  Garzoni,  t  1589,  dessen  Bruder 
auch  Cicogna  zu  Venedig  wegen  unbefugter  Veröffentlichung  des 
Buches  unter  seinem  Namen  verklagte  2). 


1)  Bartolocci  4,  164.  Wolf,  Bibl.  rabb.  3,  997. 

2)  Placcius  p.  575.  Fabricius,  Hist.  Bibl.  476. 


Cioogna.  Le  Norman t.  Neahusins  u.  a. 


186 


Aach  1624  wurden  mehrere  Bücher  verboten:  Historia  memo- 
nhilie  de   tribns   energumenie,    Par.  1623,    seit   Ben.  Jo.  Le  Nor- 
aant  Vera  et   memorabiKs  bist,  de  tr.  en.  in  partibns  Belgii  et  de 
qnibnsdam  aliis    magiae  complicibuR.     Die   ächrift,    1623    zu  Paris 
lateinisch  und  französisch  (2  vol.  8.)  erschienen,  handelt  von  den  von 
dem  Dominicaner   Franz  Dooms  1610 — 11    mit  drei  Nonnen  vorge- 
aommenen  Exorcismen,  worüber  damals  mehrere  Schriften  erschienen 
iQ,netif  II,  483).      Die  Sorbonne   censnrirte   schon   1623  diese    nnd 
eine  zweite  Schrift  desselben  Jean  le  Normant,  Sienr  de  Chiremont: 
De  Ja  rocation   des    magiciens   et   magiciennes   par  le   ministöre  des 
demoDS.  (Ar^.  II  b  137.)  —  Marcelli  Yiscardi  Necessitatis  magna- 
lia  (Ben.  hat  d.  c.    beigefügt).  —  Tragi ca  seu  tristinm  historiaram 
de  poenis  criminalibus  et  exitn  horribili  eomm,  qni  impiefate,  blas- 
phemia  ....    ultionem   divinam    provocarunt    et    mirabiliter  perpessi 
«out,   libri   dao,    Islebiae  1598,*   fast  700  S.  4.     Das  Bach  wird  in 
der  Vorrede    als    2.    Theil    eines    in    demselben  Verlag   erschienenen 
Buches  bezeichnet,    welches,  obschon  gewiss  bedenklicher  als  jenes, 
erst   1656    verb.    i^nrde:    Magica   sen    mirabilium    historiamm   de 
»pectris  et    apparitionibas  spiritnum,    item   de   magicis  et  diabolicis 
incmtationibns,    de  miracalis,  oracnlis,  raticiniis  .  .  .  visionibns,  reve- 
Utionibns   et   aliis    hujuscemodi  mnitis  ac  variis  praestigiis  . . .  malo- 
nun  daemonnm    libri    dno,    ex   probatis   et  üde  dignis   historiaram 
seriptoribus   diligrenter  collecti,  Islebiae  1597,*  4  (dem  Herzog  Hein- 
rich Jaliae  von  Brannschweig  gewidmet),  anch  Lngd.  Bat.  1656,  12. 
Edonis  (in  den  neuesten  Index- Ausgaben  falsch  Edoardi)  Neu- 
hosii  Fatidica    sacra  sive  de  divina  fntnrorum  praennnciatione  libri 
doo,  Amst.    1 630y     verb.  1640.     Das  Buch  handelt  auch  de  somniis 
dinnis,  de  tenipei«tatibus  prodigiosis,  de  monstromm  speciebns  u.  dgl., 
und  ein   1648    erechienener  Liber  3.  de  praesensione  ex  astris  u.  dgl. 
Yon  demselben  Autor   wurde  1677  verb.:    Theatrum  ingenii  humani 
siTe  de   co^oecenda   hominum    indole   et    secretis    animi    moribus, 
gleichfalla  1677    «Tnlii    Reichelti  Exercitatio  de    amuletis,    Argent. 
1676,  94  S.    4    (mit  Abbildungen).    —    Ptolemaeus   parvus    in  gene- 
thliacis  jnnctns    Arabibus,  auct.  Andrea  Argolo  in  Patavino  Lyceo 
mathematicas   ecientias  profitente,  Padua  1652  u.  s.,  verb.  1658,  ist 
der  Königin  Cbristine  von  Schweden  gewidmet.  Argoli  (1570 — 1657), 
ein  angeftebener    Mathematiker  und  Astronom,  war  um  1630  Lector 
der  Mathematik   in  Rom,    machte  sich  aber  dort  durch   seine  astro* 
logiecben  Dinge   nnd  seine  böse  Zunge   unmöglich  (Mazzuch.  s.  v.). 
—  MauritiuB  Comes  de  Flisco  (aus  Genua),  Decas  de  fato  annisque 
fatalibus  tarn  hominibus  quam  regnis,  Frcf.  1665,  verb.  1673.     Die 
Stucke  waren  vorher  einzeln  erschienen:  Discursus  an  resp.  Yeneta 
a.  1656  sit  passnra  imminentes  Italiae  calamitates,  mazime  de  peste, 
1655;    De   mntationibus  sectarum,   imperiorum   et  regnorum   mundi, 
1662;  De  fato  Anstriaco,  1664;  De  paroemia  pontifioum:  Non  vide- 
bis  dies  Petri,  1665  u.  s.  w.  (Oldoini,  Athenae  Ligur.  s.  v.) 

Erst  1674  wurden  zwei  schon  1610  zu  Paris  gedruckte  Bücher 
verb.:  Magia  Mtrologioa  h.  e.  P.  Constantii  Albinii  Villanovensis 
Clavis  sympathiae   Septem   metallorum    et  7  selectorum  lapidum  ad 


186  Mag^Bohe»  astrologische  und  ähnliche  Bücher. 

planetas,  und  D.  Petri  Arlensis  de  Scudalnpis  Hierosolymitani 
presbyteri  Sympathia  7  met.  ac  7  sei.  lap.  ad  planetas,  nach  Morhof 
Polyh.  I,  1,  c.  11  schon  zu  Madrid  1602  und  auch  zu  Rom  gedruckt, 
wo  aber  der  Sohn  des  Yerfassers  die  Exemplare  zurückgekauft  habe ; 
letzterm  ist  beigefügt  Cam.  Leonardi  Speculum  lapidum  (S.  70). 
—  Ausserdem  wurden  bis  zum  J.  1700  noch  verb. :  Nie.  Groderi 
(seit  Ben.  Crogeri,  bei  Jöcher  Croeder)  Ampbitbeatrum  mortis  ma- 
turae,  sortis  durae,  —  Jo.  Franc.  Spina  De  mundi  catastrophe,  h. 
e.  de  maxima  rerum  mundanarum  revolutione  post  a.  1623,  —  Fas- 
ciculus  trium  verarum  propositionum,  astronomicae,  astrologioae  et 
philosophicae.  Auth.  Immanuel  B.  T.  T.  Rosales  Hebraeo,  Flor. 
1654,  —  Nie.  Spadon,  Studio  di  curiositji,  nel  quäle  si  tratta  di 
fisionomia,  chiromantia  e  metoposcopia,  diviso  in  due  parti,  —  Tri- 
nnm  magicum  s.  secretornm  magicorum  opus  .  .  .  editum  a  Caesare 
Longino  Philos.,  Frcf.  1678  (enthält  auch  Goclenius  de  magnetica 
Yulnerum  curatione),  verb.  1700.  —  Des  Holländers  Balthasar  Bekkers 
seit  1691  oft  gedruckte  „Bezaubert«  Welt''  steht  nicht  im  Index, 
obschon  sie  1694  auch  französisch  erschienen  und  in  Rom  nicht  un- 
bekannt war  (Bened.  XIV.  De  beatif  4,  1,  39,  3). 

Dass  Delrio^s  Disquisitiones  magicae,  1593,  nicht  verb.,  sondern 
viel  benutzt  wurden,  wurde  schon  IS.  418  erinnert.  Selbst  de  Backer 
I,  257  sagt:  Le  livre  eut  beaucoup  de  vogue,  quoiquMl  seit  rempli 
de  contes  et  de  fahles  qui  ne  meritent  pas  d'^tre  rapportis.  II  y  oite 
une  infinit 6  d'auteurs,  la  plupart  obscurs  et  inconnus.  Auch  Yinc. 
Baron,  L.  apol.  II,  163,  sagt:  Das  Buch  wäre  vielleicht  besser  nicht 
gedruckt  worden.  —  Ein  ähnliches  Werk  wie  das  von  Delrio  ist 
£pitome  delictorum  s.  de  magia  ...  11.  4,  auct.  Franc.  Torreblanca 
Villalpando  Cordubensi,  Sevilla  1618  und  sonst  (£d.  noviss.  Lugd. 
1678*),  auch  unter  dem  Titel:  Daemonologia  s.  de  magia  natural!, 
daemooica,  licita  et  occulta,  Mog.  1623.*  Diese  Ausgabe,  ein  Quart- 
band von  fast  700  S.,  ist  dem  Bischof  von  Würzburg  gewidmet. 
Auf  dem  Titelblatte  steht:  Nunc  jussu  Philippi  III.  oonscripti  et 
ad  petitionem  Fiscalis  gen.  cum  approbatione  Senatns  Regii  et  S. 
Inq.  editi.  Es  ist  eine  Vertheidigung  des  Buches  beigedruckt^  aus 
der  sich  ergiebt,  dass  der  Verfasser  nicht  ohne  Schwierigkeit  die 
Druckerlaubniss  erhielt.  Im  span.  Index  werden  3  Stellen  expurgirt. 
Das  Buch  wird  von  Albit.  wiederholt  citirt. 

1701  verbot  die  Inquisition  eines  der  vielen  Bücher,  welche 
gegen  Ende  des  17.  Jahrh.  über  die  Wünsch elruthe  erschienen: 
La  physique  occulte  ou  trait^  de  la  baguettc  divinätoire  et  de  son 
utilit6  pour  la  d^couverte  des  sources  dVau,  des  minieres,  des  tri- 
sors  oachis  et  des  meurtriers  fugitifs,  avec  des  principes  qui  expli- 
quent  les  phinomönes  les  plus  obscures  de  la  nature,  par  M.  Le 
Lorrain  de  Vallemont,  Prtoe  et  Dr.  en  Theol.  Par.  1693.  609  8. 
12.,  —  deutsch  Nürnb.  1694 1).    —  1712  wurde   von  der  Inq.   ein 


1)  Ausführlich  darüber  N.  Lit.  Anz.,  München  1807,  893.  Albit  p.  839 
lehrt  übrigens:  der  Gebrauch  von  duae  virgae  nucie  punioae  seu  avellanae 


WÜDBchelruthc.    Lotteriebücher.  18t 

niebt  ernst  gemeintes  Buch  eines  andern  Abb6  über  Cabbala  und 
Bosenkrenzerei  verboten:  Le  Comte  de  Gabalis  ou  entretiens  sar 
les  Sciences  secr^tes,  AmRt.  1671,  328  S.  12.  u.  s.,  und  Lasuite  du 
Comte  de  Gabalis  ou  nouyeaux  entretiens  sur  les  sciences  secr^tes 
toacbant  la  nonyelle  philosopbie,  Amst.  1708.  Der  Verfasser  hiess 
de  Villars,  Abbe  de  Montfaucon.  Nach  dem  Erscheinen  seines  Buches 
warde  ibm  das  Fredigen  untersagt;  er  wurde  1673  ermordet^). 
1752  wurde  noch  eine  Italien,  üebersetznng  verb.:  II  Conte  di  Ga- 
bali oYvero  ragionamenti  suUe  seien ze  segrete,  trad.  dal  francese 
da  Ulla  dama  italiana,  Londra  1751.  Nach  Bayle  s.  y.  Borri  hat 
Villars  La  chiave  del  gabinetto  del  Cavaliere  Gianfrancesco  Borri 
Milanese  benutzt.  Borri  (Burrhus)  wurde  1661  von  der  Komischen 
Inquisition  in  absentia  zum  Tode  verurtheilt  und  in  effigie  mit  seinen 
Schriften  verbrannt,  1670  in  Oeaterreich  verhaftet  und  von  Leopold  I. 
Bster  der  Bedingung,  dasB  er  nicht  hingerichtet  werde,  nach  Rom 
ausgeliefert.  Hier  wurde  er,  nachdem  er  abgeschworen,  1672  zu 
lebenslänglicher  Haft  verutheilt,  f  1695  (E.-L.  2,  1121).  Er  steht 
«ififallender  Weise  nicht  im  Index. 

Gegen  die  Lotteriebticher  erliess  die  Inquisition  1732  zwei 
Becvete.  Am  28.  Mai  verbot  sie:  Libretto  che  contiene  nove 
laste  di  tntte  le  arti,  che  sono  per  tutte  Testrazioni,  che  si  faranno 
selli  presenti  anni  av venire,  aggiuntevi  due  liste  generali,  che  me- 
desimamente  servano  per  qualunque  estrazione,  ed  in  fine  una  gab- 
bola  [cabbala?]  per  li  nomi  della  luna  con  alcune  tariffe  de*  prezzi 
per  miglior  chiarezza  de'  giuocatori  quanto  de'  prenditori.  In  Genova 
per  il  Casamarra,  —  am  15.  Juli:  Liste  deir  arti  di  tutte  Testra- 
zioni  ridotte  per  ordine  d'alfabeto.  In  Genova  etc.  und  ein  zweites, 
dessen  Titel  Ben.  bis  zur  Un Verständlichkeit  abgekürzt  hat  (Carlo 
Franc.  Capuro,  Annotazione  curiosa  e  distinta  ecc);  in  den  älteren 
Isdex -Ausgaben  fällt  er  16  eng  gedruckte  Zeilen;  etwas  abgekürzt 
lautet  er  so:  Curiosa  e  distinta  annotatione  di  tutti  li  nomi,  che 
sono  stati  sino  al  presente  nelle  liste  del  gioco  del  seminario  di  Ge- 
nova, Napoli  . . .,  con  Testrazioni  seguite  nelle  suddette  cittjk  .  . ., 
di  piu  tre  alfabeti,  uno  de'  nomi,  Taltro  de'  cognomi  ed  il  terzo  de 
quondam  .  .  .  con  l'interpretazione  de^  sogni  et  altre  curiositä  per 
twenturare  la  sorte  de'  giuocatori.  In  Milano  1712  con  privilegio. 
Diesem  Verbote  fügte  die  Inquisition  bei:  „Da  aber  zu  vermuthen 
ist,  dass  einige  schlechte  Menschen  ähnliche  verderbliche  Büchlein 
dmeken  werden,  so  verbietet  und  verdammt  die  Inq.  unter  denselben 
Strafen  alle  entweder  schon  verfassten  und  gedruckten,  oder^  was 
Gott  verhüten  wolle,  in  Zukunft  zu  verfassenden  und  zu  druckenden 


duracteribos  inscriptae  et  aqua  lustrali  benedictae  sei  als  Zauberei  straf- 
bar, dagegen  nicht  der  Gebrauch  solcher  virgae  simpliciter  bifurcatae  et 
insimul  oonnexae  (ohne  cbaracteres  und  Weihwasser),  quia  possunt  illae 
Tirgae  natorali  quodam  instinctu  se  indinare  in  eam  partem,  ubi  oondita 
soot  metalla  vel  aquae. 

1)  Baillet  Y,  249.    Freytag,  Anal.  368.    J.  G.  Hocheisen,  Diss.  phy- 
ocae,  qaibtts  elementioolae  Comte  de  Gabalis  examinantur.  Witt.  1704. 


188  GeBchiohtHohe  Schriften. 

äbnliclien  Bücher,  welche  in  irgend  einer  Weise  der  durchaus  eiteln 
und  abergläubischen  Deutung  von  Träumen  zur  Yorherbestimmung 
zufalliger  zukünftiger  Ereignisse  dienen.  Sie  ermahnt  zugleich  die 
Bischöfe  und  Inqnisitoren,  sich  mit  aller  Sorgfalt  zn  bemühen,  diese 
Pest  fern  zn  halten  und  zu  unterdrücken ;  gegen  die  Uebertreter  aber 
sollen  sie  auch  mit  Geld-  und  körperlichen  Strafen  je  nach  dem 
Masse  der  Schuld  vorgehen"  (A.  I.  P.  2,  2652).  Aus  diesem  In- 
quisitionsdecrete  wird  das  allgemeine  Verbot  bei  Ben.  in  den  Decr. 
gen.  II,  14  stammen:  Libri  omnes  agentes,  ut  vulgo  dicitnr,  delle 
venture  e  delle  sorti.  —  Das  Verbot  ist  nicht  wirksam  durchgeführt 
worden.  In  den  Wiener  Indices  stehen:  II  vero  mezzo  per  vincere 
air  estrazzioni  de' lotti,  osia  nuova  lista  generale  di  tutte  le  visioni 
nottume,  Ven.  1752,  und  II  vero  . . .  lista  gen.  contenente  quasi  tutte 
le  voci  delle  cose  popolaresche  appartenenti  alle  visioni  e  sogni  col 
loro  numero,  Ven.  1768.  Und  in  der  Allg.  evang.-luth.  K.-Z.  1883, 
585  wird  aus  Neapel  berichtet:  „Welche  Nummern  bei  der  nächsten 
Ziehung  glücklich  sein  werden,  ist  den  im  Laufe  der  Woche  ein- 
tretenden Ereignissen  zu  entnehmen;  denn  jedes  derselben  bedeutet 
eine  Nummer.  Hiebei  ist  aber  nicht  die  Willkür  des  Einzelnen 
massgebend,  sondern  eine  ans  unbekannter  Zeit  stammende  ^Fest- 
setzung. Diese  findet  sich  in  dem  Orakelbuch  Smorfia  (eigentlich : 
Fratze).  Dieses  findet  man  in  Neapel  in  der  Altstadt  in  allen  Caf^'s, 
in  denen  das  niedere  Volk  verkehrt;  man  kauft  es  bei  den  zahl- 
reichen Strassenbuchhändlern ;  es  hat  der  Priester  wie  der  Enufmann  ; 
es  ist  hier  der  Bibel  an  Würde  gleich.  Letztere  ist  verboten,  aber 
das  heidnische  Buch  der  Smorfia  zu  verbieten,  ist  der  Kirche  nie 
in  den  Sinn  gekommen.*'  Das  „nie''  ist,'  wie  wir  gesehen,  nicht 
richtig. 

Unter  Benedict  XIV.  wurde  1744  verb.:  Gli  avvenimenti 
felici  0  sinistri  degli  amanti,  regolati  dalV  influenza  de^  pianeti  Tanno 
1744,  mit  dem  gewiss  falschen  Druckort  Augusta. 


30.    Geschichtliche  Schriften. 

Es  ist  nicht  zn  verwandern,  dass  viele  geschichtliche 
Schriften  von  Protestanten  im  Index  stehen,  da  es  nicht  schwer 
ist,  in  solchen  irgend  welche  Stellen  za  finden,  an  denen  man 
in  Rom  Anstoss  nehmen  konnte.  Es  ist  auch  nicht  zu  verwun- 
dern, dass  in  der  Auswahl  der  geschichtlichen  Schriften,  die 
man  verbot,  ebenso  wenig  ein  Plan  zu  erkennen  ist  wie  in  der 
Auswahl  der  theologischen.  Aber  auch  geschichtliche  Werke 
von  Katholiken  erregten  in  Rom  Anstoss  und  wurden  yerbotea. 
Das  erste  bemerkenswerthe  Beispiel  dieser  Art  ist  das  Verbot 
des  Gesch ich ts Werkes  von  de  Thou,  um  so  interessanter,  als  wir 


Geschichtliche  Schriften.  169 

Aber  den  Grund  des  Verbotes  genau  unterrichtet  sind.  —  Im 
Index  Alexanders  VII.  stehen  fast  nur  lateinische  Schriften. 
Später  wurden  französische  und  italienische,  auch  zwei  englische, 
keine  deutsche  verboten.  Bemerkenswerth  ist,  dass  im  17.  und 
18.  Jahrhundert  in  Italien  keine  nennenswerthe  Bearbeitung  der 
allgemeinen  Geschichte  erschien  und  dass  eine  1719  von  einem 
Carmeliter  herausgegebene  Uebersetzung  der  Weltgeschichte 
TOD  E.  Dupin  und  eine  Uebersetzung  einer  englischen  Weltge- 
schichte alsbald  verboten  wurden. 

In  grosser  Zahl  stehen  noch  heute  im  Index  kleinere  Schrif- 
ten fiber  kirchliche  und  politische  Vorgänge  in  verschiedenen 
Ländern,  deren  Verbot  gleich  nach  ihrem  Erscheinen  erklärlich 
ist,  die  aber  jetzt  doch  nur  für  den  historischen  Forscher  ein 
Interesse  haben,  zum  grossen  Tbeile  auch  für  diesen  von  geringer 
Wichtigkeit  und  zum  Theil  auch  schwer  aufzutreiben  sind. 

1.  Von  vielen  SchTiftstellem,  von  denen  geschichtliche  Werke 
oder  Werkq^en  in  latein.  Sprache  im  Index  stehen,  wird  es  gentigen 
einfach  die  Kamen  zu  verzeichnen.  Dahin  gehören  die  Deutschen 
und  Hoy ander  Eob.  Baillins,  Marcus  Znerins  Boxhorn  ^),  Je.  Bnno, 
Phil.  .CamerariuB,  Andr.  Corthymins,  Martin  Difenbach^  Gaspar 
Fftcins  (Politica  Liviana,  in  qua  primo,  regnum  Rom.  quibns  pacis 
et  belli  artibns  partum,  auctum  et  multiplicatum  sit  sub  regibus, 
inde,  quibus  erroribus  amisRum  etc.,  1613),  Chr.  Funccius,  Jo.  Lud. 
Gotofredus  (Archontologia,  mit  d.  c.  verb.),  M.  de  Gnichardo,  Jo. 
Ketr.  van  Gnlich,  Chrph.  Helvicus,  Herrn.  Kirchner,  Jo.  Jsaac 
Pontanns,  Chrph.  Rupertus,  Eliafl  Schedius,  und  die  Engländer  Peter 
Heylin  (Cosmographia,  1657,  erst  1717  verb.)  und  Roh.  Johnston. 
Einige  andere  sind  speciell  zu  erwähnen : 

Ephemeris  s.  Diarium  historicum,  in  quo  est  epitome  omnium 
fastornm  et  annaliam  tarn  sacrorum  quam  profanorum,  anspiciis  Nie. 
R^nsneri  elaboratnm  et  consummatum  ab  Elia  Reusnero,  Frcf.  1590, 
verb.  1603.  Bei  Sot.  wird  nur  verordnet,  dem. Namen  des  Verfassers 
und  zwei  anderen  Kamen  die  nota  haeretici  beizufügen.  In  Reus- 
Bere  Stratagematographia  s.  Thesaurus  bellicus,  Frcf.  1609,  verb. 
1623,  streicht  dagegen  Sot.  einige  Stellen,  die  den  protestantischen 
Verfasser  verrathen.  Noch  stärker  expurgirt  er  Basilicon,  Opus 
genealogicnm  catholicum  de  praecipuis  familiis  imperatorum  etc., 
1592.  Dieses  Buch  steht  nicht  im  Rom.  Index.  Possevinus,  Appar. 
I,  502,  erzählt  zwar,  er  habe  von  diesem  Buche  die  Ausgabe  cum 
auctario    Nie.    Reusneri,   Frcf.  1602,    im  Auftrage    von    Cardinälen 


1)  Der  Titel  Bist.  univ.  sacra  et  profana  ad  a.  usque  1650.  Accesflit 
ftppendix  proximorum  sequentium  annorum  res  complexa,  ist  in  den  neue- 
ren Indices  verhunzt  in  Hist.  univ.  sacro  et  proximorum  etc. 


190  (reschicbtlicbe  Schriften. 

darchgeleHen  und  nachgewiesen,  dass  sie  stark  expurgirt  werden 
müsse;  man  scheint  aber  in  Kom  vergessen  zu  haben,  das  Buch  zu 
verbieten.  —  Von  dem  Mercurius  gallo-belgicus  Sleidano  succentu- 
riatus  des  Gotbardus  Arthusius  Dantiscanus  wurden  1616  die  die 
Jahre  1554—70  behandelnden  Bände,  1623  Tomi  14.  1.  1.  verb. 
Ben.  hat  das  Verbot  auf  alle  von  Arthus  herausgegebenen  Bände 
(A.  D.  B.  1,  618)  ausgedehnt.  Seine  Commentarii  de  rebus  in  regno 
Antichristi  memorabilibus,  1609 — 11,  sind  nicht  v^rb.  Im  span. 
Index  steht  er  in  der  1.  Gl.  und  werden  nur  ein  paar  Bücher  frei- 
gegeben. —  Auch  Mich.  Gasp.  Lundorp  steht  im  span.  Index  in 
der  1.  CL,  im  Rom.  nur  Bellum  sexennale  civile  germanicum,  Fref. 
1622,  4.,  verb.  1623.  —  Marquard  Freher  steht  im  span.  Index 
in  der  1.  Gl.  zweimal,  als  Theol.  Galv.  Zuingl.  und  daneben  als  JO. 
Hist.  Lutb.  Im  Rom.  Index  steht  er  gar  nicht,  obschon  Nie.  Sera- 
rius  1598  an  Gard.  Baronius  schrieb,  er  habe  eine  Broschüre  gegen 
Frehers  De  numismate  census  geschrieben,  worin  derselbe  die  Ka- 
tholiken mitunter  angreife  und  namentlich  sage,  Laien  und  Halbge- 
lebrte  wüssten  jetzt,  was  grosse  Doctoren  und  Gardinäle  der  Römischen 
Kirche,  wie  Baronius  im  1.  Bande  der  Annalen,  nicht  wüssten 
(Baronii  £pist.  ed.  Albericius  3,  249).  —  Pallas  Rhaetica  armata 
et  togata  .  .  .  auth.  Fortunato  Sprechero  a  Berneck  Davosiano 
.  .  Bas.  1617,  4.,  u.  s.,  verb.  1621,  wird  von  Sot.  ohne  Expurgation 
freigegeben  (auch  in  seiner  zu  den  Elzevir^schen  Respublicae  ge- 
hörenden Respublica  Rhaetica,  1633,  werden  nur  ein  paar  Stellen  ge- 
strichen). Seine  Historia  motuum  et  bellorum  postremis  hisce  annis 
in  Rhaetia  excitatorum,  Genf  1629,  die  jedenfalls  mebr  AnstÖssiges 
enthält,  obschon  Quadrio  in  der  Einleitung  seiner  Dissert.  intomo 
alla  Rezia  ihre  Objectivität  rühmt,  steht  nicht  im  Index.  —  Fri- 
derici  Achillis  Ducis  Würtemberg.  Gonsultatio  de  principatu  inter 
provincias  Europae,  habita  Tubingae  in  lUustri  GoUegio  an.  Chr. 
1613*  (Tüb.  1613  u.  s.),  750  S.  4.,  ist  eine  von  dem  Ephorus  111. 
GolL,  Jo.  Joachim  a  Grüenthall,  herausgegebene  Sammlung  von 
Declamationen,  welche  die  hochgeborenen  Zöglinge  vorgetragen  und 
worin  der  Reihe  nach  die  einzelnen  Länder  Europa's  gepriesen  und 
herabgesetzt  werden,  bis  zum  Schlüsse  der  Herzog  Friedrich  Achilles 
das  Facit  zieht:  in  Europa  nihil  Germania  illustrius.  —  Von  der 
Introductio  in  universam  geographiam  tarn  veterem  quam  novam 
von  Phil.  Gluverius  (Klüwer),  dem  Begründer  der  wissenschaft- 
lichen historischen  Geographie,  steht  im  span.  Index  die  Original- 
Ausgabe  (1624),  im  Rom.  nur  die  Ausgabe  von  Jo.  Frid.  Hekelius 
von  1685,  und  diese  erst  seit  1709. 

1609  wurde  verb.  Hist.  Belgica  ab  a  1560  usque  ad  160O 
gallice  conscripta  et  1604  apud  S.  Gervasium  impressa;  erst  Ben. 
hat  dafür  gesetzt:  Hist.  des  Fays-Bas  depuis  Tan  1560  jusqu'ä  la 
fin  de  1602,  tir6e  de  Thist.  de  Jean-Frangois  Le  Petit.  Das  Buch 
von  Le  Petit  heisst :  Ghronique  des  Provinces  Unies,  Dordrecht  1 600, 
2  Fol.  Der  Auszug  ist  von  Simon  Goulart,  Prediger  in  Genf, 
t  1628.  —  Georg  Hörn,  Prof.  der  Geschichte  in  Leyden,  t  1670, 
steht  im  span.  Index    in  der  1.  GL,    ohne  dass  ein  Buch  von  ihm 


ArthasiuB.    Hom.    l^alma  Cayet  ü.  a.  I9l 

erknbt  würde.  Im  Böm.  Index  stehen  ausBer  den  bereits  erwähnten 
Schriften  seit  1685:  Orbis  imperans,  seu  tractatus  de  13  orbis  im- 
periis  historico-politicnB  isque  . .  .  partim  castigatns,  partim  illustra- 
tu  a  L.  Joa.  Fellero,  Prof.  Lips.,  1677;  Orbis  politicns  imperiorum, 
regnornm,  principlitunm,  renim  publ.,  cum  memorabilibns  historicis 
et  geographia  veteri  ac  recenti  [von  diesem  Buche  ist  eine  £d.  3 
n  Verona  1688  erschienen ,  wie  es  scheint,  mit  berichtigenden 
Noten;  Jonm.  des  Sav.  1687,  277],  und  Historia  ecclesiastica  et 
politica.  Erst  1732  wurden  verb.:  Dissertationes  historico-politicae, 
1668. 

1605  wnrde  yerb.  Liber  gallico  idiomate  conscriptus:  Chrono- 
logia  septennaria  ....  Anctore  P.  Y.  P.  C,  1624:  Petri  Yictoris 
Ciretani  chronologia  septem  annorum.  Seit  Ben.  steht  dafür:  Chro- 
Bologie  septennaire,  on  Thist.  de  la  paix  entre  les  rois  de  France 
6t  d'Espagne,  contenant  les  choses  les  plas  m^morables  .  .  .  depuis 
le  commencement  de  Tan  1598  jusqn'^  la  fin  de  Tan  1604,  divisie 
en  7  livres,  par  P.  V.  P.  C,  1 604  n.  s.  Der  Verfasser  ist  der  Con- 
vertit  Pierre  Victor  Palma  Cayet,  tl610;  das  Buch  ist  Heinrich  IV. 
gewidmet.  Die  Sorbonne  censnrirte  das  Buch  30.  Jnli  1605  wegen 
der  Satze;  Der  Papst  hat  bezüglich  der  Glaubenslehre  nicht  mehr 
Gewalt  als  ein  anderer,  wenn  er  nicht  eine  Offenbarung  erhalten, 
md  eine  solche  dürfte  nicht  angenommen  werden  ohne  Wunder.  Der 
Papst  ist  als  Bischof  dem  £rzbischof  von  Ostia  unterworfen.  Um 
die  allgemeine  Ue  berein  Stimmung  (auf  einem  Concil)  zu  constatiren, 
ist  ein  Vorsitzender  nöthig,  und  dieser  ist  der  geistliche  Mensch,  der 
ron  niemand  gerichtet  wird  und  über  alle  richtet  (1  Cor.  2,  15; 
Arg.  IIa  542).  In  der  2.  Ausgabe,  von  1605,  steht  eine  Erklärung 
TonCajet,  worin  er  sagt:  man  habe  sich  an  einigen  Sätzen  in  seinem 
Berichte  über  die  Regensbnrger  Conferenz  gestossen ;  er  theile  aber 
in  diesen  Aeusaerungen  der  Disputanten,  nicht  seine  eigene  Ansicht 
But;  bezüglich  der  von  der  Sorbonne  beanstandeten  Sätze  habe  er 
vor  einer  Commission  derselben  5.  Juli  erklärt:  er  erkenne  die 
böchste  und  unfehlbare  Autorität  der  allgemeinen  Kirche  und  des 
Papstes  an;  die  ersten  Sätze  drückten  die  Ansicht  der  Lutheraner 
AUS}  in  dem  dritten  accommodire  er  1  Cor.  2,  15  auf  den  Papst; 
in  der  neuen  Auflage  habe  er  an  den  betreffenden  Stellen  deutlicher 
swisehen  der  Ansicht  der  Katholiken  und  der  Protestanten  unter- 
Khieden  (Clement  6,  476).  In  Rom  müssen  die  Verbesserungen 
io  den  neuen  Ausgaben  nicht  genügend  befunden  worden  sein,  da 
<iu  Verbot  1624  wiederholt  wurde.  Dagegen  ist  die  1608  erschie- 
wnc  Chronologie  novennaire  (über  die  Jahre  1589 — 98)  nicht  ver- 
boten, obschon  in  denselben  Aeusserungen  über  die  Päpste  dieser 
Zeit  vorkommen,  die  man  in  Rom  übel  nehmen  durfte^).  —  Gleich- 
ttitig  mit  dem   Buche   von  Cayet   wurde   1605    verb.:    Epitome 


1)  Beide  Werke  stehen  in  der  Nouv.  Coli,  des  mem.  von  Michaud, 
Tol.  12  and  13  (mit  einer  Notiz  über  (-ayets  Leben  und  andere  Schriften). 


192  Oeschichtliclie  Scbriften. 

historiae  gallicae  h.  e.  regam  et  rerum  gallicarum  usque  ad  a.  1603 
breyis  notatio,  Frcf.  1604. 

2.  Der  erste  Band  von  Jacobi  Angusti  Thuani  Historiae 
sui  temporis,  der  die  ersten  18  (nach  der  spätem  Zählung  26) 
Bücher  enthält  und  die  Zeit  von  1546 — 60  behandelt,  erschien  1604, 
nachdem  er  vorher  Heinrich  IV.  vorgelegt  und  von  diesem  gut  ge- 
heissen  worden  war.  Der  Nuncius  beklagte  sich  über  das  Bach; 
der  König  nahm  dasselbe  anfangs  in  Schutz,  Hess  jedoch  im  Mai 
1605  durch  Yilleroy  de  Thon  ersuchen,  dasselbe  vorläufig  nicht  neu 
drucken  zu  lassen.  In  Rom  traten  die  Cardinäle  Serafino,  Sforza, 
Ossat  und  Duperron  der  Absicht  entgegen,  das  Buch  zu  verbieten. 
—  1606  erschien  der  2.,  1607  der  3.  Band,  welche  die  Bücher  27 
— 57  enthalten  und  bis  zum  J.  1574  gehen  (der  4.  Band,  bis  B.  80 
und  bis  zum  J.  1584,  erschien  1609).  Da  man  in  Rom  wusste,  dass 
de  Thou's  Gregner  bei  dem  Könige  Einfluss  gewonnen,  die  Cardi- 
näle Serafino  und  Ossat  mittlerweile  gestorben  waren  und  Duperron 
Rom  verlassen  hatte,  wurden  in  dem  Edict  des  Mag.  S.  Pal.  voin 
9.  Nov.  1609  Jac.  Aug.  Thuani  Historiae  verboten.  Das  Edict  er- 
regte in  Paris  um  so  mehr  Aufsehen,  als  darin  anch  das  Arr^t  den 
Parlaments  gegen  Chatel  verboten  war.  Dieses  Verbot  wurde  re* 
dressirt  (s.  u.),  aber  Jac.  Aug.  Thuani  Historiae  steht  auch  in  dem 
neuen  Edicte  vom  80.  Jan.  1610.  Der  Gesandte  de  Breves  versuchte 
auch  dieses  Verbot  rückgängig  zu  machen  oder  die  Umwandlung 
des  unbedingten  Verbotes  in  ein  Verbot  mit  d.  c.  zu  erwirken.  De 
Thou  hatte  einen  Brief  an  ihn  geschrieben,  den  er  dem  Papste  und 
dem  Card.  Borghese  in  Abschrift  überreichte.  Dieser  schrieb  darüber 
an  den  Nuncius  in  Paris  2.  Febr.  1610:  man  wolle  sehen,  ob  das 
Buch  ezpurgirt  werden  könne;  das  Richtige  aber  würde  sein,  dass 
de  Thou  selbst  sein  Buch  verbessere  und  es  unbedingt  dem  Urtheile 
Roms  unterwerfe;  der  Nuncius  möge  ihn  das  in  geeigneter  Weise 
wissen  lassen,  aber  ihm  nichts  bestimmt  versprechen,  da  man  in 
Rom  fast  das  ganze  Buch  für  unerträglich  (intolerabile)  und  eine 
genügende  Umarbeitung  für  sehr  schwierig  halte  (Laemmer,  Melet, 
p.  275).  Card.  Barberini  (später  Urban  VIII.)  sprach  sich  deBreve« 
gegenüber,  wie  dieser  18.  Febr.  1610  an  de  Thou  berichtete,  in 
diesem  Sinne  ganz  offen  aus :  er  halte  eine  Verbesserung  des  Buches 
für  80  gut  wie  unmöglich;  de  Thou  zeige  sich  von  Anfang  bis  zu 
Ende  voreingenommen  gegen  alles,  was  mit  der  Ehre  und  Grösse 
der  Kirche  zusammenhange,  spreche  immer  von  den  Katholiken 
geringschätzig,  von  den  Protestanten  lobend  und  tadle  sogar,  was 
sein  Vater  gebilligt  habe,  die  Bartholomäusnacht  (North  Brit.  Rev. 
51  [1870],  69). 

Der  Nuncius  schlug  de  Thou  vor,  er  möge  eine  neue  Ausgabe 
veranstalten  und  darin  einiges  ändern  und  erklären,  in  der  ersten 
sei  manches'  nicht  genau  ausgedrückt  oder  abweichend  von  dem 
Manuscripte  gedruckt.  Darauf  ging  de  Thou  nicht  ein  (Perrens  I, 
350).  Am  22.  Juni  1610  aber  schrieb  der  Jesuit  Richeome  aus 
Roman  de  Thou:  die  Jesuiten  seien  ganz  unschuldig  an  dem  Verbote 
seines  Buches,  —  sein  Vater  habe  ja  1 546  ihre  Rechte  vertheidigt, 


J.  A.  Thuannfi.  19d 

—  iie  wünschten  vielmebr,  seine  Werke  möchten  überall  die  ver- 
iiente  Anerkennung  nnd  Yerbreitnng  finden;  dieser  ihr  Wunsch 
Tirde  auch  yerwirklicbt  werden,  wenn  de  Thou  klug  genug  sei, 
bei  dem,  was  Anstoss  erregt  habe,  Schwamm  und  Feile  anzuwenden. 
Be  Thou  muss  diesen  Vorschlag  nicht  abgelehnt  haben;  denn  am 
IS.  Oct.  1610  schrieb  ihm  Card,  de  la  Rochefoucauld  :  P.  ßicheome 
kabe  ihm  seinen  Brief  gezeigt;  er  habe  sich  bei  dem  Papste  für 
ihn  verwendet;  Bellarmin  und  einige  andere  hätten  erklärt,  sie  würden 
eine  Expurgation  des  Werkes  gerne  sehen ;  er  wolle  denn  eine  solche 
Tersuchen.  Im  Jan.  1611  schrieb  er  dann,  er  habe  das  Buch  dem 
Herrn  de  Creil  gegeben,  um  es  zurecht  zu  machen.  Richeome  schrieb 
im  dieselbe  Zeit:  man  habe  von  Paris  nach  Rom  geschrieben,  das 
Anet  des  Parlaments  gegen  Bellarmins  Buch,  in  dem  doch  sehr  be- 
sckeiden  von  der  Gewalt  des  Papstes  gesprochen  werde,  sei  von 
de  Tbou  aus  Verdruss  über  das  Verbot  seines  Buches,  als  dessen 
Urheber  man  Bellarmin  ansehe,  erwirkt  worden;  er  glaube  das  nicht; 
er  rathe  ihm,  bezüglich  der  Gorrection  seines  Werkes  einige  Pariser 
Doctoren  zu  Rathe  zu  ziehen. 

Jedenfalls  hat  de  Thou  keine  im  Römischen  Sinne  expurgirte 
Ausgabe  seines  Werkes  besorgt.  In  den  späteren  Ausgaben  ist 
zwar  manches  geändert,  einiges  gemildert;  aber  die  in  Rom  bean- 
standeten Stellen  finden  sicl^  auch  in  diesen.  Das  Römische  Verbot 
ist  auch  nicht  modificirt  worden.  Die  nach  1610  erschienenen  Tb  eile 
angdrficklich  zu  verbieten,  hat  man  nicht  für  nöth ig  gehalten.  Aber 
1683  wurde  noch  verb.:  Abrahami  Vechneri  Suada  Gallioa,  h.  e. 
CoDciones  et  orationes  Thuanaeae  .  .  . ,  Frcf.  1679. 

In  der  Londoner  Ausgabe  des  Werkes  von  de  Thou^)  sind 
die  Gutachten  abgedruckt,  welche  der  Theatiner  Antonio  Caraccioli, 
ohne  Zweifel  im  Auftrage  der  Index-Congr.,  über  die  ersten  beiden 
Bande  ausgearbeitet  hat,  —  in  dem  über  den  2.  Band  ist,  wie  der 
Herausgeber  angibt,  einiges  von  Bellarmins  Hand '  geschrieben, 
der  ohne  Zweifel  bei  der  Sache  betheiligt  war,  —  und  welche  ans 
darüber  Aufschluss  geben,  was  man  in  Rom  beanstandete.  Aus 
der  Vorrede  des  1.  Bandes  hebt  Caraccioli  einige  Stellen  hervor, 
vo  de  Thou  gegen  die  gerechte  Bestrafung  der  Ketzer  losziehe  und 
sich  far  Gewährung  der  Gewissensfreiheit  ausspreche  und  die  Ge- 
väbmng  derselben  in  Frankreich  lobe.  Aus  dem  Werke  selbst  führt 
er  Stellen  an,  wo  de  Thou  selbst  tadelnd  über  Papst«  spricht  oder 
tadelnde  Bemerkungen  von  ketzerischen  Autoren  anführt,  und  viele 
Stellen,,  an  denen  Ketzern  lobende  Epitheta  gegeben  werden;  zu 
diesen  werden  auch  Beatus  Rhenanus  und  Erasmus  gezählt,  den 
de  Thou  als  grande  hujus  saeculi  decus  bezeichnet.     Zum  Schlüsse 


I)  Jac.  Aug.  Thasni  Historiae  sui  temporis  (ed.  Sam.  Buckley). 
London  1733,  VIT,  44.  In  dieser  Ausgabe  VII,  19  ff.  und  in  der  Einleitung 
des  1.  Bandes  stehen  die  Actenstücke,  die  im  Texte  benutzt  worden  sind, 
vo  nicht  eine  andere  Quelle  angegeben  wird.  YII,  63—137  sind  die  im 
spanischen  Index  gestrichenen  Stellen  abgedruckt. 

B«aaefa,  Iudex   II.  13 


Id4  Geschichtliche  Schriften. 

beantragt  er,  den  1.  Band  unbedingt  zu  verbieten,  da  derselbe  so 
viele  und  so  abscheuliche  (tarn  foede  pestilentes)  Stellen  enthalte,  dass 
er  nicht  expurgirt  werden  könne,  ohne  die  geschichtliche  Darstel- 
lung lückenhaft  und  darum  unbrauchbar  zu  machen;  der  Verfasser 
zeige  vielfach  einen  solchen  Hass  gegen  den  Römischen  Stuhl  und 
die  Päpste,  dass  er  ein  Calvinist  zu  sein  scheine  und  in  die  1.  GL 
gesetzt  zu  werden  verdiene.  Auch  aus  dem  2.  Bande  führt  er  viele 
Stellen  an,  an  denen  die  Päpste  getadelt  (mordentnr),  Ketzer  nicht 
nur  wegen  ihrer  Gelehrsamkeit,  sondern  auch  wegen  ihrer  Fröm- 
migkeit gelobt,  ketzerische  Secten  mit  dem  Ehrennamen  Eeligion 
bezeichnet  würden,  —  unter  den  gelobten  Ketzern  werden  auch  Con- 
daeuR  und  Navarrus  genannt,  —  auch  das  Tri  enter  Concil  werde, 
wie  im  1.  Bande,  vielfach  angegriffen.  Auch  dieser  Band  sei  un- 
bedingt zu  verbieten;  ob  der  Verfasser  unter  die  Haeretici  1.  Cl. 
zu  setzen,  darüber  möge  man  die  Cardinäle  Duperron  und  du  Henry 
befragen,  die  ihn  kannten. 

In  Frankreich  wurde  das  Römische  Verbot  nicht  als  bindend 
angesehen;  noch  Arg.  I,  XLI  wird  es  als  ein  von  dem  Mag.  S. 
Pal.  für  die-  Italiener  erlassenes  bezeichnet.  Auch  in  Venedig  wurde 
es  nicht  publicirt;  L'Fstoile  notirt  in  seinen  M^moires  (N.  Coli,  des 
M6m.  ed.  Michaud  15,  561):  Aus  Briefen  von  Sarpi  sehe  ich,  dass 
man  in  Venedig  nach  dem  Römischen^ Verbote  das  Buch  an  den 
Thüren  aller  Buchläden  affichirt  hat,  wie  um  der  Censur  des  h. 
Vaters  zu  trotzen.  In  dem  Index  von  Sandoval  vom  J.  1612  wird 
das  Buch  nur  mit  d.  c.  verboten,  aber  freilich  sehr  stark  expurgirt, 

—  die  Expurgation  der  80  Bücher  füllt  19  Quartseiten;  in  der 
Vorrede  an  Heinrich  IV.  wird  ein  Passus  von  7  Seiten  gestrichen, 

—  und  ausserdem  vorgeschrieben,  vor  das  1.  Buch  zn  schreiben: 
dieses  ganze  Geschichtswerk  ist  cautissime  et  cum  judicio  zu  lesen, 
weil  der  Verfasser  vieles  zu  Gunsten  der  Protestanten  sagt.  Der 
Lissaboner  Index  von  1624  sagt:  das  Buch  war  bisher,  nachdem  es 
expurgirt  worden,  gestattet;  jetzt  wird  es  gemäss  dem  Römischen 
Decrete  von  1610  unbedingt  verboten.  Sot.  hat  nur  die  Expur- 
gation von  Sand,  abgedruckt,  obschon  nach  dem  Tode  de  Thou's 
(t  1617)  1620  alle  188  Bücher  erschienen  waren. 

Arnauld  sagt  9,  300  im  Anschluss  an  die  S.  104  mitgetheilte 
Bemerkung  über  Grotius:  Auch  de  Thou's  Werk  ist  verboten.  Man 
würde  sich  aber  sehr  täuschen,  wenn  man  glaubte,  es  werde  darum 
nicht  gelesen.  Die  Kenntniss  der  Geschichte  hat  immer  einen  be- 
trächtlichen Theil  der  allgemeinen  Bildung  ausgemacht,  und  auch 
diejenigen,  welche  zu  Gunsten  der  Kirche  schreiben,  bedürfen  der- 
selben oft.  Es  war  darum  moralisch  unmöglich,  dass  ein  so  um- 
fangreiches, so  gut  geschriebenes  und  so  sorgfältig  ausgearbeitetes 
'Geschichtswerk  wie  das  von  de  Thou  nicht  von  sehr  vielen  benutzt 
werden  sollte  trotz  des  Römischen  Verbotes  ...  So  sehr  Sie  auch 
verpflichtet  zu  sein  glauben  mögen,  zu  behaupten,  es  sei  eine  schwere 
Sünde,  verbotene  Bücher  ohne  Erlaubniss  von  Rom  zu  lesen,  so 
werden  Sie  doch  schwerlich  kühn  genug  sein,  z.  B.  einen  Juristen 
zu  verdammen,  der  ohne  Erlaubniss  bei  de  Thou  sich  über  eine  ge- 
schichtliche Thatsache  Auskunft  holt. 


FnnzÖBiBche  Schriften.  1^5 

SdoppiDB  polemisirte  gegen  de  Thou  in  dem  Scaliger  bypo- 
bolimieus  1607,  und  in  dem  Ecclesiatticos  auctoritati  Ser.  D.  Jacobi 
M.  Biitanniae  Begis  oppositas,  1611  (später  kritieirte  er  de  Thoa'e 
Stil  in  dem  der  Infamia  Famiani  1658  beigedrnckten  Judicium  de 
stjlo  hislorico).  Der  fieclesiasticus  wurde  1612  wegen  der  darin 
oitbaltenen  Scbmäbnngen  Heinricbs  IV.  und  anderer  Stellen  auf 
Befehl  des  Pariser  Parlamentes  verbrannt.  Bellarmin  aber  sohridb 
21  Jan.  1612  an  Scioppius:  er  habe  das  Buch  bei  dem  Papste  ge- 
lobt; wenn  Scioppius  auch  in  einigen  wenigen  Ansichten  yon  ihm 
ftbweiebe,  so  verdiene  doch  seine  Belesenheit  in  der  Bibel^  sein  Eifer 
fli  die  Bekehrung  der  Ketzer,  seine  Freimüthigkeit  im  Tadeln  de 
Tbon's  vnd  seine  geschickte  Polemik  gegen  Jacob  I.  alles  Lob.  1614 
encbien  in  Ingolstadt:  In  J.  A.  Thuani  historiarum  libros  nota- 
tioneR  lectoribus  et  utiles  et  necessariae,  auct.  Jo.  Bapt.  Gallo  JC. 
Gesebrieben  ist  das  Buch  von  dem  Jesuiten  Jean  de  Machault,  zum 
Dnck  befördert  von  Jacob  Gretser,  in  dessen  Opera  1628  es  wieder 
abgedruckt  ist.     In  Paris  wurde  dasselbe  1614  verboten. 

Von  Kic.  Abraham  Amelot  de  Houssaye  (1634 — 1706)  wurden 
1667  verb.  Bist,  du  gonvemement  de  Yenise  und  SuppUment  k 
I1ust  da  gouv.  de  Yenise  (contenant  nne  relation  du  differend  de 
Paul  y.  et  de  la  Eepublique  de  Yenise),  ferner  von  Taoite,  avec 
des  notes  polit.  et  bist,  die  1.  Partie,  1690,  verb.  1721,  Tome  3 
Terb.  1732,  beide  mit  d.  c.,  nicht  die  Uebersetzung  von  Sarpi^s 
Gesebichte  des  Trienter  Concils,  die  1685  in  2.  Auflage  erschien 
(Eayle,  Oeuvres  1,  403.  438).  —  Jacques  Spon,  Eist,  de  la  ville 
et  de  r^tat  de  Gen&ve,  2  vol.  12.,  verb.  1688,  ist  die  einzige  Schrift 
des  protestantischen  Mediciners  Spon  zu  Lyon,  die  im  Köm.  Index 
Btebt;  im  span.  steht  auch  diese  nicht  ^).  —  Der  französische  Arzt 
Samael  Sorbiere  (1615—70),  seit  1653  katholisch  (Räss,  Conver- 
titen  7, 25),  veröffentlichte  anonym  Relation  d'un  voyage  en  Angle- 
terre,  oü  sont  touchäes  plnsieurs  choses  qui  regardent  Viiat  des 
scieoces  et  de  la  religion  et  autres  mati^res  curieuses,  Par.  1664. 
Sie  wurde  von  der  französischen  Regierung  unterdrückt  (Nie.  4,  85) 
und  rief  mehrere  Gegenschriften  hervor.  £iDe  derselben,  Räponse 
ux  fanssetez  et  aux  invectives  qui  se  lisent  dans  la  Rel.  du  voy. 
de  Sorbiere  en  Angl.,  Amst.  1675,  wurde  nach  22  Jahren,  1707 
Toa  der  Inq.  verb. 

Von  1700  —  1757  wurden  folgende  französ.  Schriften  verb.:  His- 
toire  de  Louis  XI.  (nicht  näher  bestimmt),  verb.  1746,  wahrschein- 
Beb  die  von  Dnclos,  Amst.  1746,  3  vol.  8.  (Baumg.  6,  342).  —  Jour- 
nal de  Benri  III.,  Roy  de  Trance  et  de  Pologne,  ohne  nähere  Be- 
liimjnQng,  verb.  1750,  ist  ohne  Zweifel:  Journal  .  .  .  ou  memoires 
|<rai  servir  a  Thist.  de  France  par  M.  Pierre  de  Lestoile,  Haye  et 


1)  Seine  Miscellanea  sind  dem  Dauphin  gewidmet.  Gegen  seine  Lettre 
u  P.  de  la  Chaise  8ur  Tantiquite  de  la  religion  schrieb  Arnauld  1687  Re- 
ines sur  une  lettre  de  M.  Spon,  wovon  Bossuet,  Oeuvres  37,225  sagt: 
i^'oQvrage  est  fort  et  d'nne  tr^s  bonne  et  solide  doctrine.  Notre  bon  ami 
W  avait  bien  dit  des  panvretes. 


\M  Geschichtliche  Schriften. 

Paris  1744,    5  vol.  12.    (herausg.    von  Lenglet   du    Freanoy),    seit 
1621    wiederholt  gedruckt.     Das  Journal    du  r^gne    de  Henri  lY., 
1741,  4  vol.  8.,    welches  viel  mehr  Anstössiges    enthält    (heide    in 
der  Nouv.  Coli,  von  Michaud,  vol.  14.  15),  wurde  in  Spanien  1750 
strenge,   in  Eom  gar  nicht  verb.  —  Hist.  du  r^gne  de  Louis  XIII. 
par  Michel    le  Vassor,    2.  Ed.  Amst.    1700—18,    11  vol.,    die    3 
ersten   Bände    1714,    die    anderen  1718  verb.    (Polenz,  Gesch.  des 
Calv.  5,  21.  482).     Le  Vassor    (1648—1718)   war   früher  Oratori- 
aner,    später   Anglicaner.     Sein    Trait^    de   la    maniire    d^ezaminer 
les  differends    de  religion,   Amst.  1697,   und    die  üebersetzung  der 
Lettres  et  m^moires  de  Fr.  de  Yargas,    du  P.    de  Malvenda    et  de 
quelques   eviques    d'Espagne  touchant  le  Concile  de  Trente,    1699, 
8.,  sind  nicht  verb.   —    Histoire   du   rfegne   de  Louis  XIIL,  .  .  . 
Paris  1716,    mit  d.  c.  verb.  1725,   von  J.  Le  Cointe,    revidirt    von 
E.  Dupin.    —    Hist.  du  rfegne  de    Louis  XIV.    .  .  .  par  H.  P.  D. 
L.  J).  £.  D.,   Amst.  1717,  und    2.  Ed.,    par    H.  P.  de   Limiers, 
Docteur  en  Droit,  1719,  verb.  1725.    —    Le  si^cle   de  Louis  XIV. 
par  M.  de  Franoheville,  verb.  1753.  —  Jean  Bousset  de  Missy, 
Hist.  m^morable  des  guerres  entre  les  maisons  de  France  et  d'Au- 
triche,  1724,  2  vol.,  verb.  1752.  —  Abb6  Een^-Aubert  de  Vertot 
(1665 — 1735),  Hist.  des   chevaliers  hospitaliers  de  St.  Jean  de  Je- 
rusalem, appellez  depuis  chevaliers  de  Ehodes,  1726,  5  vol.,  verb. 
1729  (Baumg.  7,  48).   Origine  de  la  grandeur  de  la  cour  de  Eome, 
Haye  1737  (TJ.  N.  1737  B,  3),  ist  nicht  verb.  —  Isaac  de  Larrey, 
Hist.  d'Angleterre,  d'Ecosse  et  d'  Irlande,  1707  —  13,  4  Fol.,  verb. 
1732.     Larrey    war  ein    Protestant,    der    nach  der  Aufhebung  des 
Edicts  von  Nantes  Frankreich  verüess,  Historiograph  der   General- 
staaten, 1 1719  zu  Berlin.  —  Continuation  de  l'hist.  univ.  de  J.-B. 
Bossuet,  6v^qne  de  Meaux,  1704,  verb.  erst  1742,  von  J.  de  la  Barre. 
—  Methode  pour  Studier  la  g^ographie,  dans  laquelle  ou  donne  une 
description  exacte  de  Tunivers,  tir^e  des  meilleurs  auteurs,  avec  nn 
discours  pr61iminäire  sur  T^tude  de  cette  science,  Amst.  1718,  verb. 
1725,     von    Martineau    du   Plessis,    umgearbeitet   von   Lenglet    du 
Fresnoy. 

Eines  der  wenigen  Bücher,  die  im  englischen  Original  verb. 
sind,  ist  Francis  Osborn*s  Miscellaneous  works,  2  vol.,  nach  Ben. 
1737  verb.  (nicht  in  den  früheren  Indices).  Der  Publicist  Osbom 
lebte  1559 — 1659;  seine  Schriften  erschienen  gesammelt  1673  u.  s. 
(Ghaufepi6  3,  85).  Johnson  (bei  Lowndes)  sagt  von  ihm :  a  con- 
ceited  fellow ;  were  a  man  to  write  so  now,  the  boys  would  throw 
stones  at  him.  —  Crleichzeitig  wurde  eine  Schrift  verboten,  die  ich 
nicht  nachweisen  kann:  Much  may  be  said  on  both  sides;  a  fami- 
liär dialogue  etc.,  latine:  Plura  utrinque  dici  possunt;  dialogus  fa- 
miliaris  Richardum  inter  et  Joannem  quondam  condiscipulos  per 
R.  Cleitron  armigerum  relatus.  —  Jacques  Melvil,  Memoires 
historiques  contenant  plusieurs  evenements  tr^s-importants,  —  womit 
nur  die  Haye  1694,  Par.  1695  erschienene  Üebersetzung  der  zu 
London  1683  erschienenen  Memoiren  von  Sir  James  Melvil,  der  in 
Diensten  der  Maria  Stuart  stand  (1534 — 1606),  gemeint   sein  kann, 


Englisohe  und  italienische  Schriften.  197 

—  ist  durch  ein  Yenehen  durch  Ben.  in  den  Index  gekommen.  In 
dem  dabei  citirten  Decrete  der  Inq.  vom  26.  Oct.  1707  und  in  den 
ilteren  Indices  steht:  Mimoires  de  M.  le  Cheyalier  de  Melville, 
General-Major  de«  tronpes  de  S.  A.  S.  Monsieur  le  Duo  de  Cell  et 
Grand-BaillLf  du  Comte  de  Gifhom,  Amst.  1704. 

3.  Von  italienischen  Werken  wurde  zuerst,  1605,  verh. 
Tesoro  politico;  tutte  le  sne  parti.  Erst  Ben.  hat  den  vollständigen 
Titel:  Tesoro  politico,  in  cui  si  contenfirono  relationi,  instruttioni, 
tr&tfati  e  varii  discorsi  pertinenti  alla  perfetta  intelligenza  della 
ngion  di  stato,  F.  L,  II.  e  III.,  Colonia  1598,  Milano  1600  u.  s., 
auch  lateinisch :  Thesaurus  politious  Philippi  Honorii  J.  ü.  D., 
Fref.  1617.  Die  Verfasser  der  einzelnen  Stücke  gibt  Melzi  3,  140 
an.  —  AlesB.  Campiglia,  Delle  turbolenze  della  Francia  in  yita 
del  re  Henrico  il  Grande,  Yen.  1614  u.  s.,  Ludwig  XIII.  gewidmet, 
mit  d.  c  verb.  1621.  In  Venedig  wurde  auf  ein  Gutachten  Sarpi^s 
Ins  die  Pnblication  des  Verbotes  verweigert  (Cecchetti,  La  rep.  di 
Ten.  2,  258).  —  Continuatione  del  commentario  delle  guerre  suo- 
ee88e  in  Alemagna,  del  Conte  Maiolino  Bisaccioni,  verb.  1634. 
Biiaccioni,  1582—1663,  gab  1633  zu  Venedig  Commentario  .  .  . 
Alemagna  dal  tempo  che  il  re  Gastavo  Adolfo  si  lev6  da  Norimbergo 
heraus,  dann  1634  zwei  Continuazioni  und  1637  eine  dritte  (Maz- 
mcb.).  Der  1.  und  der  4.  Band  sind  also  jedenfalls  nicht  verb. 

Die  Schriften,  welche  Trajano  Bocoalini,  1556—1618,  unter 
Gregor  XIII.*  Governatore  von  Benevent,  —  „ein  hervorragender 
Pnblicist,  unter  den  servilen  Schriftstellern  des  Kirchenstaats  ein 
UnicQiD  an  Männlichkeit  und  Kraft"  (Brosch,  Gesch.  des  K.-St.  1, 
^),  —  herausgab,  wurden  nicht  verboten :  Ragguagli  di  Famasso, 
Ccnturia  L  und  IL,  Ven.  1612,  1613  (Apollo  auf  dem  Farnass  hört 
die  Klagen  der  ganzen  Welt  und  entscheidet;  der  1.  Theil  dem 
Card.  Borghese,  der  2.  dem  Card.  Gaetano  gewidmet),  auch  nicht 
^e  nach  seinem  Tode  erschienene  Fietra  del  paragone  politico,  Cos- 
nopoli  1615,  die  noch  31  weitere  Eagguagli  enthält,  in  welchen  der 
Haas  des  Verfassers  gegen  die  Spanier  und  die  Jesuiten  am  stärksten 
lieiTortritt.  Die  von  ihm  hinterlassenen  historischen  und  politischen 
Bemerkungen  zu  Tacitus  zu  Venedig  zu  veröffentlichen,  wurde  seinem 
Sohne  nicht  gestattet.  Sie  erschienen  zu  Genf  1667,  dann  Cosmo- 
poli  1677  unter  dem  Titel  Coromentarii  di  Trajano  Boccalini  Romano 
wpraTacito.  Im  folgenden  Jahre  veröffentlichte  Gr.  Leti:  La  bilan- 
da  politica  di  tutte  le  opere  di  Traj.  Bocc. . .  II  tutto  illustrato  dagli 
imrtimenti  del  Cav.  Lod.  du  May,  Castellana  (Genf)  1678,  3  vol.  4. 
Bie  beiden  ersten  Bände  enthalten  die  Osservazioni  politiche  über 
Tacitus  mit  Noten  von  du  May,  Frof.  in  Tübingen,  der  3.  als  dessen 
BerauBgeber  sich  Leti  nennt,  40  Lettere  politiche  cd  historiche,  von 
denen  aber  nur  7  von  Boccalini  sind  ^).  Diese  Bilancia  und  die  Aus- 
gabe der  Commentarii,  Cosmopoli  1677,  wurden  1679  verb.  —  Schon 


1)  Arch.  stör.  N.  S.  I  (1866),  2,  117.  Mazzuch.  s.  v. 


^ 


198  Geschieh tlicbe  Schriften. 

1634  wurde  verb.  Degl'  avvisi  di  Parnaso,  ovvero  Compendio  de' 
Raggaagli  di  Traj.  Boccalino,  di  Franc.  Prati,  und  1658  La  segre- 
taria  d^Apollo  da  Ant.  Santacroce,  Amst.  (Yen.)  1653,  16.,  eine 
Nachahmung  der  Ragguagli;  der  Yerfaeser  war  Secretär  und  Theo- 
loge des  Königs  Ladislaus  von  Polen  ^). 

Von  den  bändereiohen  Werken  des  Benedictiners  Vittorio  Siri, 
1625  —85,  der  als  königlicher  Historiograph  in  Frankreich  lebte, 
ist  nichts  yerb.,  aber  ein  Schriftchen:  Parenesi  di  Franc.  deFranchi 
al  Dottor  Capriata  (Verfasser  einer  Geschichte  seiner  Zeit,  Tirab. 
8,  389),  con  una  lettera  informativa  del  Conte  Don  Em.  Tesauro 
a  M.  l'abate  Siri,  autore  del  Mercurio  Italiano,  s.  1.  (Turin  oder 
Genf)  1668,  12.,  verb.  1669  (vielleicht  ist  das  ganze  Schriftchen  von 
Tesauro;  Villani,  Visiera  p.  45.  Melzi  1,  428),  —  und  ein  von  Siri 
unter  dem  Namen  Collenuccio  Nicocleonte  herausgegebenes  Schrift- 
chen: Lo  scudo  e  Tasta  del  Soldato  Monferrino,  verb.  1671.  Dieses 
ist  die  Vertheidigung  einer  1640  von  ihm  unter  dem  Namen  Capi- 
tano  latino  Verita  herausgegebenen  Schrift  über  den  Krieg  von 
Monferrato:  II  politico  soldato  Monferrino,  gegen  seines  OrdeuRge- 
nossen,  des  Sicilianers  Cesare  Gotho  Spadafora,  Lo  storico  politico 
indifferente^).  Dass  nicht  auch  diese  und  andere  Streitschriften,  in 
welchen  es  sich  um  die  Vertheidigung  der  damaligen  französischen 
resp.  spanischen  Politik  handelt,  verb.  wurden  und  noch  heute  im 
Index  stehen,  ist  weniger  bemerkenswerth,  als  dass  die  anderen  noch 
immer  fortgeführt  werden.  —  II  Mercurio,  postiglione  di  questo 
air  altro  mondo,  verb.  1669,  wird  auch  eine  solche  ephemere 
Schrift  sein. 

Pietro  della  Valie  fand,  als  er  1626  von  seinen  Eeisen  zu- 
rttckkehrte,  bei  Urban  VIII.  eine  freundliche  Aufnahme  (er  wurde 
zum  Cameriere  d'onore  di  spada  e  cappa  ernannt).  Als  er  aber  die 
Schrift  Delle  conditioni  di  Abbas  Re  di  Persia,  all*  111.  e  Eev.  Sig. 
Francesco  Card.  Barberino,  Nipote  di  N.  S.  Papa  Urbano  VIII., 
Pietro  della  Valle  il  Pellegrino  drucken  lassen  wollte,  wurde  in 
Rom  das  Imprimatur  verweigert,  weil  er  darin  einen  nicht  christ- 
lichen König  zu  sehr  gelobt.  Die  Schrift  wurde  darauf,  angeblich 
nach  einer  von  einem  Freunde  ohne  Vorwissen  des  Verfassers  ge- 
machten Abschrift,  1628  zu  Venedig  con  licenza  de*  superiori  e 
privilegio  gedruckt^),  aber  1633  verboten  mit  der  Bemerkung :  Cum 
auctor  ut  suum  tantum  agnoscat  librum  qui  Romae  impressus  est. 
Eine  Römische  Ausgabe  dieser  Schrift  finde  ich  nirgend  erwähnte 
—  Von  Valle's  Bericht  über  seine  Reise  in  den  Orient  erschien  der 
1.  Band  in  Rom  1650;  die  beiden  anderen  wurden  nach  seinem  Tode 
(1652)  von  seinen  Söhnen  herausgegeben,  1658,  Alexander  YIL 
und  seinem  Neffen  gewidmet.  Nach  Ciampi,  Innocenzio  X.,  p.  252, 
wurden  darin  manche  Stellen,  namentlich  die  auf  die  spanische  Po- 


1)  Melzi  3,  47.  Marobesi  2,  ISO. 

2)  Mebsi  1,  390,  Affo  V,  205. 

3}  N.  Antol.  1879,  48,  104.  Kollar,  Analecta  Yindob.  1,  1047.  1060. 


Italienische  Schriften.  199 

litik  bezüglichen,  weggelassen.  —  Von  der  Hi^toria  della  citta  e 
r^o  di  Kapoli  di  Gio.  Snmmonte  .  .  .  dall*  anno  1127  insino 
all'  a.  1442,  welche  schon  1601 — 43  in  4  yoL  4.  erschienen  war, 
mrde  erst  die  Ausgabe  Napoli  1675  (Toppi  s.  v.,  Giannone,  Op. 
1,  217)  im  J.  1693  mit  d.  c.  yerb.,  unbedingt  1680:  Della  congiura 
de'  ministri  d^l  Be  di  Spagna  contro  la  .  .  .  cittä  di  Messina,  Rac- 
eonto  historico  del  D.  Gr.  B.  Bomano  e  Colonna,  3  Parti,  1676 
(Mongitore  a.  y.). 

Im  18.  Jahrh.  wurden  einige  ans  dem  Französischen  über- 
setzte Gescbichtswerke  yerb.:  Storia  della  lega  fatta  in  Cambrai 
fn  Papa  Ginlio  IL,  Massimiliano  I.  Imp.,  Lnigi  XIL,  re  di  Francia, 
Ferdinando  Y.,  re  di  Aragonia,  et  tntti  i  principi  d'Italia  contro  la 
repablica  di  Yenezia,  trad.  dal  lingnaggio  francese,  Anyersa  1718, 
Terb.  1719.  —  La  Storia  della  Chiesa  dal  principio  del  mondo 
eino  al  präsente,  espressa  in  ristretto  e  trasportata  dalla  lingua 
franc.  neir  itaL  da  Selyaggio  Cantnrani,  yerb.  1719,  nnd  Storia 
pro&na  dal  sno  principio  sino  al  presente,  composta  nella  lingua 
ihüG.  dair  autore  della  Storia  della  Chiesa  e  trad.  in  lingua  ital. 
da  S.  Cantnrani,  Padoya  1719,  yerb.  1725.  Die  beiden  französischen 
Werke  sind  yon  E.  Dupin;  der  Uebersetzer  war  der  Carmeliter 
Aicangelo  Agostini.  —  Storia  uniyersale  dal  principio  del  mondo 
ono  al  presente,  trad.  dall'  inglese  in  frances  e  dal  franc.  in  ita- 
liano,  yerb.  1737  (erst  seit  Ben.  im  Index).  Yon  dieser  erschien 
später  zu  Florenz  eine  neue  Ausgabe  mit  Noten,  die  freilich  Zacc. 
p.  217  für  angenügend  erklärt. 

1646  wurden,  freilich  nur  mit  d.  c,  zwei  Schriften  yerb.,  die 
über  die  Streitfrage  handeln,  ob  der  Bubicon  das  Flttsschen  Piscia- 
tello,  auch  Bigone  genannt,  bei  Cesena  oder  der  Luso  bei  Bimini 
sei:  Jacobi  Yillani  Ariminensis  Bubicon  in  Caesenam  Scipionis 
Claramontii,  ubi  auctor  per  prosopopoeiam  Bubiconem  fluyium  intro- 
dncit  asserentem  se  esse  Arimini,  non  Caesenae  (gegen  Chiaramon- 
ti'g  Caesenae  nrbis  historiamm  11.  16,  1641),  und  die  Entgegnung 
von  Ghiaramonti:  Yincentii  ciyis  Caesenatis  de  Bnbicone  antiquo 
«dy.  Ariminenses  scriptores  dissertatio,  1643  (alle  drei  Schriften 
abgedr.  bei  Graeyius,  Thes.  ant.  Ital.  YII,  2).  Der  Streit  lebte  ein 
Jahrhundert  später  noch  einmal  wieder  auf^);  in  dem  in  Bom  er- 
scheinenden Giornale  de'  lett.  sprach  sich  Gioy.  Bianchi  aus  Bimini 
für  den  Luso  aus;  dass  aber  ein  päpstliches  Decret  yon  1756  den 
Logo  für  den  wahren  Bubico  erklärt  habe  (Mannert,  Geogr.  9,  1, 
^34;  Paulj,  Beal-Enc.  unter  Bubico),  wird  eine  Fabel  sein. 

Auch  ein  in  Bom  selbst  gedrucktes  Buch  über  die  Anfänge 
der  römischen  Geschichte  steht  im  Index:  Jac.  Hugonis,  Can. 
Theol.  Belgae  Insulensis,  Yera  historia  Bom.  seu  origo  Latii  yel 
Italiae  ac  Bom.  ürbis  e  tenebris  longae  yetustatis  in  lucem  producta, 
L  L,   qui  primordia  Europae  ac  Latii  primaeyi  annales  demonstrat 


1)  Moroni  25,  196;    57,  255.  Meizi  1,  860;    2,  155.    Uebrigens  fand 
aaeh  noch  ein  drittes  Flüsachen  bei  Savignano  Advocaten. 


20O  Geschichtliche  Schriften. 

atque  urbis  cooditae,  Rom  1655,  284  S.  4.,  verb.  1656.  Der  Verf. 
meint  n.  a.:  Homer  habe  von  der  Zerstörung  Jemsalems  und  vom 
Leben  und  Tode  Christi  geweissagt,  Romulus  und  Kemus  seien  Petrus 
und  Paulus,  die  Harpyien  die  Holländer,  welche  die  Kirchengiiter 
geraubt,  die  Lotophagen  die  Lutheraner,  Jason  mit  dem  goldenen 
Vliesse  sei  der  gute  Hirt  mit  dem  Lamme  auf  der  Schulter,  Lauren- 
tia  tellus  Loreto  u.  dgl.  Auf  dem  Titelkupfer  steht:  D.  Petras, 
veterum  Janus,  Aeneas,  Eomulus,  etc.  Götze,  Merkwürd.  3,  No.  294, 
erklärt  es  für  unbillig,  die  in  diesem  Buche  enthaltenen  Dinge  der 
Römischen  Kirche  aufzubürden;  der  Theatiner  Aug.  de  Bellis,  der 
das  Buch  approbirt,  erkläre  nur:  es  sei  darin  nichts  gegen  den 
Grlauben  und  die  guten  Sitten,  und  füge  bei :  Historiae  vero,  quam 
contexit,  ejusque  allusionum  fides  penes  ipsum  sit  auctorem.  Aber 
komisch  ist  doch,  dass  man  1655  ein  Buch  äpprobirte,  um  es  1656 
zu  verbieten.  Eberh.  Rud.  Roth,  Prof.  in  Ulm,  hat  dagegen  die 
Diss.  de  hello  Trojano,  Jena  1672,  geschriebeu.  Vgl.  Observ. 
Halenses  3,  66.  —  Ein  ebenso  grosses  Curiosum  ist  das  Verbot  einer 
Schrift,  in  der  es  sich  nach  dem  Titel  zu  urtheilen  lediglich  um  den 
Stammbaum  einer  Römischen  Adelsfamilie  handelt:  Familiäre  castigo 
apologetico  sul  discorso  genealogico  del  P.  Gamorrini  sopra  la  fami- 
glia  Confidata  d^  Assisi,  pretesa  de'  Dragoni,  dedicato  alla  veritä  da 
Latino  Volgari,  verb.  1667.  —  Auch  Giac.  Lauro,  Historia  e 
pianta  della  cittä  di  Terni,  mit  d.  c.  verb.  1646,  und  Istoria  crono- 
logica  della  Franca  Martina  del  Dottor  D.  Isidoro  Chirulli,  Arciprete 
della  medesima  cittä,  Napoli  1749,  verb.  1751,  werden  nur  eine 
locale  Bedeutung  gehabt  haben,  und  nur  eine  ephemere:  Fantasie 
capricciose  trasportate  in  sensi  politici  e  morali  di  Ramigdio  61a- 
tesecha,  Accademico  de*  Fantastici  della  veneranda  Assemblea 
della  veritä,  Lipsia  (?)  1710,  verb.  1714  (von  dem  Marchese  di 
Gagliati). 

Ans  Portugal  und  Spanien  stehen  im  Index:  Manuel  Calado, 
0  valoroso  Lucideno  e  triumpho  da  liberdade;  1.  Parte,  verb.  1655 
mit  d.  c,  zu  Lissabon  1648,  Fol.,  gedruckt  und  von  den  Thaten  des 
Joao  Fernand ez  Vieira  handelnd,  der  1645  die  Seele  des  Aufstandes 
in  Pernambuco  war,  in  Folge  dessen  die  Holländer  ihre  Besitzungen 
in  Brasilien  verloren  (Schäfer,  Gesch.  v.  Port  4,  564).  Nach  Silva 
5,  384  erschien  16(>8  eine  neue  (Titel-)  Ausgabe,  in  welcher  einige 
Approbationen  weggelassen  sind  und  dafür  die  Notiz  der  portugie- 
sischen Censurbehörde  beigedruckt  ist :  Auf  Grund  einer  neuen  Unter- 
suchung und  entsprechend  dem  dem  h.  Officium  übersandten  Decrete 
der  Index-Congregation  vom  28.  März  1667  heben  wir  das  Verbot 
des  Buches  auf.  Im  Rom.  Index  steht  das  Buch  noch  heute  als 
mit  d.  c.  verb.  —  £1  Marafion  y  Amazonas:  historia  de  los  descu- 
brimientos  .  .  .  en  las  dilatadas  montafias  y  mayores  rios  de  la 
America,  por  Manuel  Rodriguez  [Jesuit],  Madrid  1684,  Fol.,  verb. 
1700,  nicht  im  span.  Index. 

4.  Von  den  kleineren  zeitgeschichtliclien  Schriften  sind  zuerst 
die  auf  Deutschland  bezüglichen  zu  erwähnen:  Discursus  historico- 
polit.  in   tres   sectiones  distributus,    quibus    errores    scripturientiain 


Broschüren.  201 

Bortri  aevi  detegutitur,  auct.  Ericho  (vor  Ben.  Henr.,  in  den  nenesten 
hdkes  Enr.)  Bering  er  o  Philyreo,  verb.  1616.  —  Tractatns  de 
Stlomonis  nnptiis  yel  Epithalaminm  in  nuptias  inter  Fridericnm  Y. 
Comitem  Palatinnm  etc.  et  Elisabetham,  Jacobi  Britanniae  Regia  eto. 
iliam  unicam  [1613],  verb.  1619.  —  Dich  iaratione  publica  di 
Federico,  per  la  grazia  di  Dio  Re  di  Bohemia,  Conte  Palatino  del 
Seno,  Elettore  etc.  Per  qnali  ragioni  habbi'  accettata  il  govemo 
del  regno  di  Bohemia  e  delle  provincie  annesse.  Anno  1619,  7  Bl. 
4.,  üebersetznng  des  „OfiPenen  Ausschreibens"  vom  28.  Oct.  1619, 
Terb.  1621.  —  Sacre  de  T  Electeur  Palatin  Fr^derio  Roi  de  Boeme 
en  Teglise  parochiale  du  chateau  de  Prague  [Traduit  de  latin  en 
IraiKjais  P.  J.  B.  D.  G.,  Paris  1619,  8],  verb.  1624,  wird  üeber- 
setzung  des  Processus  in  coronando  Rege  Bohemiae  Friderico  ejus 
nominis  primo  breviter  consignatus,  Pragae  [1620],  1  Bl.  4.,  sein 
{im  span.  Index  steht  auch  Triumphus  bobemicus  s.  panegyricus  in 
(oronationeni  Friderici  V.).  —  Nescimus  quid  vesper  serus  vehat. 
Sfityra  Menippea  Liberii  Yincentii  Hollandi  [Amstelodami  lY  Idus 
Sept  1619],  verb.  1621,  ist  eine  auf  den  Ausbruch  des  deutschen 
Beligionskrieges  bezügliche  Nachahmung  des  berühmten  Pamphlets 
La  Satvre  Menipp^e  ou  la  vertu  du  Catholicon  vom  J.  1594  (Hist. 
Ztg.  1878,  379),  nach  Melzi  und  Placcius  p.  418  in  Holland  ge- 
druckt, aber  von  dem  Advocaten  Nicolo  Crasso  zu  Yenedig  verfasst, 
Franc.  degli^Ingenui  (Sarpi)  gewidmet^). 

Charakteristisch  für  die  Gelehrten  der  Index-Gongregation  ist 
das  Schicksal  eines  Heftes  von  35  Quartseiten,  welches  den  langen 
Titel  hat:  Machiavellizatio  qua  unitorum  animos  dissociare 
nitentibus  respondetur,  in  gratiam  Dn.  AE.  castissimae  vitae  Petri 
Pazmann  snccincte  excerpta.  [Dieses  Stück  beginnt  mit  etwas  aus- 
fobrlicherem  Titel  p.  3  und  ist  datirt  Cassoviae  a.  1620.1  Oratio 
panhesiastica,  qua  auxilia  a  Rege  et  Ordinibus  petuntur  [für  Frie- 
drich von  der  Pfalz],  babita  Neo-Solii  in  comitiis  [p.  14].  Epistola 
Encbani  Martini  Buddissino-Lusati  ad  celebrem  theologum  D.  Matth. 
Hoe  ab  Hoheneg  etc.  Comitem  Lat.  etc.  [p.  22,  datirt  1620].  Ad- 
dita  est  epistola  C.  Scioppii,  in  qua  haereticos  jure  infelicibus  lignis 
cremari  concludit  [p.  30,  datirt  Rom  9.  Febr.  1600].  Omnia  horum 
tempomm  genio  accommodata,  lectu  dignissima.  Saragossae  1621 
«DD  licentia  OflF.  S.  Inq.  (Ygl.  Salig  I,  777).  In  dem  Decret  vom 
16.  März  1621  (Alex.  No.  23)  stehen  nun  unter  den  alphabetisch 
geordneten  verbotenen  Büchern,  und  noch  heute  stehen  an  ihrer 
Stelle  im  Alphabet  die  drei  ersten  Stücke,  als  ob  das  zweite  und 
dritte  besondere  Schriften  wären:  £p.  Euch.  Martini  ad  Matthiam 
Comitem  Lateran,  (seit  Ben.  ad  M.  Hoeneg  C.  L.),  —  Machiavelli- 
zatio .  .  .  respondetur  (seit  Ben.  wie  in  der  Schrift  selbst  p.  3: 
Mach,  qua  un.  a.  Jesuaster   quidam  dissociare  nititnr),    —    Oratio 


l)  Yen  anderen  dem  Schotten  Andrew  Melvin  oder  dem  Niederländer 
Petras  Cunaeas  zagescbrieben ;  von  diesem  ist  die  Satyra  Menippea  Sardi 
Teoales,  1612,  die  nur  im  span.  Index  steht. 


202  Geschichtliche  Schriften. 

qnaedam  parrh.  etc.  (seit  Ben.  Oratio  parrh.).  Nur  das  dem  Sciop- 
pins  zugeschriehene  Stück  iiher  die  Verhrennnng  der  Ketzer  steht 
nicht  in  dem  Decrete,  nnd  offenbar  hat  man  dieses  nicht  mit,  nicht 
einmal  das  Heft  mit  diesem  Stück  verbieten  wollen  und  darum  die 
drei  anderen  einzeln  aufgezählt,  und  die  Redactoren  des  Index  Bene- 
dicts XIV.  haben )  wie  die  von  ihnen  vorgenommenen  Aendernngen 
zeigen,  das  Schriftchen  vor  sich  gehabt  und  doch  Oratio  nnd  Epistola 
ohne  Andeutung,  dass  sie  nur  hinter  der  Mach,  zu  finden  sind,  stehen 
lassen  ^). 

Tuba  pacis  occenta  Scioppiano  belli  sacri  classico  a  salpiBte 
Theodosio  Berenico,  historiarum  et  patriae  studioso.  Fax  optima 
rerum.  Argent.  1621,  4.,  u.  s.,  verb.  1636,  ist  eine  Entgegnung 
auf  Gasp.  Scioppii,  Consiliarii  Regii,  Classicum  belli  sacri  etc.,  Ticini 
1619  (Aufforderung  zur  Unterdrückung  der  Protestanten),  verfasst 
von  Mathias  Berneggcr*).  Gleichzeitig  wurde  verb.:  Juris  public! 
qnaestio  capitalis,  sintne  protestantes  jure  caesareo  haeretici  et  ultimo 
supplicio  afficiendi.  Contra  sanguinarium  G.  Schoppii  Classicum 
tractata  a  Justo  Meiere  JC.  Acad.  Argent.  Anteoessore,  Arg.  1621. 
Von  Bemegger  wurden  1659  noch  verb.  die  nach  seinem  Tode 
(f  1640)  erschienenen  Observationes  historico-politicae. 

Von  den  Schriften  über  den  westfälischen  Frieden  stehen  im 
Index,  ausser  denen  von  Hoornbeck,  Blondel  und  Conring:  Ludovici 
de  Montesperato  Yindiciae  pacificationis  Osnabr.  et  Monast.  a 
declaratione  nnllitatis  .  .  .  attentata  ab  Innocentio  X.,  Lond.  (?) 
1653,  verb.  1654,  wahrscheinlich  von  Benedict  Carpzov  II.  (A. 
D.  B.  4,  18);  —  De  regimine  saeculari  et  ecclesiastico,  cum  acces- 
sione  eorum,  qnae  durantibus  bellis  circa  statnm  Imperii  Rom.  et 
subseoutam  in  eo  pacis  oompositionem  innovata,  auth.  Tbeod.  Rein- 
kingk  (7.  Ed.  1717),  verb.  1661;  —  Templum  pacis  et  paciscen- 
tinm:  leges  Imperii  fundamentales,  et  imprimis  instrumenta  pacis 
Westfal.,  Noviomagicae  et  armistitii  Ratisbon.,  cum  asteriscis  s. 
auctariis  clarissimorum  .  .  .  scriptorum,  Frcf.  1688,  856  S.  8,  verb. 
1709,  unter  dem  Titel  Annotationes  ad  instrum.  pacis  Westf.  etc., 
Lips.  1697,  mit  dem  Namen  des  Verfassers,  Jac.  Otto,  erschienen 
(Flaccius  236).  —  De  non  speranda  nova  monarchia  dialogus, 
Regensb.  1681,  176  S.  12.,  wurde  erst  1714  verb.  —  Relation  es 
50  ex  Famasso  de  variis  Europae  eventibus;  adjuncta  est  ratio  Status 
David,  Judaeorum  regis,  tribus  libris  comprehensa,  Hamb.  1683, 
verb.  1686,  kenne  ich  nicht. 

Lettera  di  Giov.  Av entrot  al  Re  di  Spagna  nella  quäle  si 
dichiara  il  misterio  della  gnerra  delle  17  provincie  del  Faese  Basso 
tradotta  della  lengna  fiamenga  secondo  Tesemplare  stampato  Amst. 
1615,  72  S.  8.^),  verb.  1621,  mit  dem  Zusätze  qnae  etiam  sab  idio- 


1)  Dem  Münchener  £xemplar  der  Mach,  ist  eine  Castigatio  libelli 
calvinistici  cui  tit.  est  Machiavellizatio  .  .  .  a  Thema  Balasfi,  electo  Episc. 
BoBznense,  Praep.  Posen.,  Aug.  Vind.  1720,  26  8.  4.  beigebunden. 

2)  Forschungen  zur  D.  Geschichte  11,  433.  Clement  3,  160. 

3)  So  gibt  Pelaye  506  den  Titel  an.  Der  Brief  erschien  in  verschie- 


Brotchuren.  203 

Bsate  hispanico  circamfertnr.  J.  Aventrot,  ein  niederländischer  Cal- 
rinirt,  hatte  seit  1609  wiederholt  Briefe  an  Philipp  III.  gesandt, 
ia  denen  er  über  die  Unterdrückung  seines  Vaterlandes  klagte.  Von 
einem  dieser  Briefe  schickte  er  7000  Exemplare  in  spanischer  Sprache 
Baeh  Lissabon,  die  er  dnrch  seinen  Diener  in  Spanien  verbreiten 
lassen  wollte;  die  Inquisition  von  Toledo  vernrtheilte  diesen  10.  Mai 
1H15  za  7  Jahren  Galerenstrafe.  Aventrot  liess  nun  den  Brief 
Bochmals  drucken:  er  vill  darin  beweisen,  dass  der  Papst  der  Ur- 
keber  des  Krieges  in  den  Niederlanden  und  der  Antichrist  sei,  dass 
das  Reich  des  Antichrists  313  begonnen  und  1555  beendigt  sei  u.  s.w. 
Später  kam  er  selbst  nach  Spanien  um  dem  König  und  dem  Herzog 
von  Olivares  Bittschriften  um  Gewährung  der  Gewissensfreiheit  in 
Spanien  und  Flandern  zu  überreichen;  er  wurde  22.  Mai  1632  zu 
Toledo  verbrannt.  Bei  Bot.  steht  er  in  der  1 .  Cl.  und  werden  „alle 
leine  Werke  in  jeder  Sprache,  gedruckte  und  geschriebene,  nament- 
lich seine  spanischen  Briefe  an  Philipp  III."  verb.  Er  hatte  seine 
Briefe  aach  dem  Dogen  von  Venedig  geschickt;  sie  wurden  dort 
1617  anf  Befehl  des  Senats  als  gottlos  und  ketzerisch  verbrannt.  — 
Con ferenda  cnriosa  de  la  asemblea  populär,  que  convoc6  en  la 
puerta  del  Sol  Catalina  della  Parra,  explicada  en  una  carta,  que 
escrive  a  Emerico  Tekeli,  verb.  1693,  steht  auch  im  span.  Index. 
Emerieh  TökÖly  stand  an  der  Spitze  des  ungarischen  Aufstandes 
gegen  Kaiser  Leopold  1678  (Maylath,  Gesch.  der  Magyaren  5,  28). 
Von  den  französischen  Schriften  stehen  nattirlich  nicht  im 
Eomischen  Index  zwei  Broschüren,  in  denen  Richelieu's  Politik,  als 
er  sich  mit  Venedig  und  England  verband,  die  Spanier  im  Veltlin 
sBgrifr  nnd  mit  Holland  und  den  deutschen  Protestanten  in  unter- 
handlang  trat,  als  Verrath  an  der  katholischen  Kirche  dargestellt 
wird :  G.  G.  R.  Theologi  ad  Ludovicum  XIII.  GalHae  et  Navarrae 
Regem  cbristianiss.  admonitio,  ex  gallico  in  lat.  translata,  qua  bre- 
viter  et  nervöse  demonstratur,  Galliam  foede  et  turpiter  impium 
foedas  iniisse  et  injustum  bellum  hoc  tempore  contra  catholicos 
movisse  salvaque  religione  prosequi  non  posse,  Aug.  Francorum  1625, 
55  S.  S.y  und  Mysteria  politica  h.  e.  Epistolae  arcanae  virornm 
.  illostrium  sibi  mutno  confidentium,  lectu  et  consideratione  dignae, 
Neapoli  1625,  42  S.  4.,  —  wahrscheinlich  beide  von  dem  Jesuiten 
Jacob  Keller,  dem  Beichtvater  Maximilians  von  Baiem,  nach  anderen 
die  erste  Broschüre  von  dem  Jesuiten  Eudaemon-Joannis.  In  Paris 
wurden  sie  auf  Befehl  des  Parlaments  verbrannt  und  von  der  Sor- 
bonne und  der  Assemblee   du  Clerg^  censurirt^).   —    Im  folgenden 


denen  Sprachen.  In  München  befinden  sich:  Epistola  Joannis  Aventroti 
ad  Potentiss.  Regem  Hispaniae,  in  qua  breviter  declaratur  mysteriam  belli 
IVII  proTinciarum  Belgicamm.  Recognita  et  aucta.  Cum  admonitione  ad 
prooeres.  Üt  fuit  belgice  excusa.  Amflt.  1615,  85  S.  8.,  und  Ein  Sendbrief 
Johann  Aventrots  ...  In  Hochteutsche  spräche  übersetzet  aus  dem  Nieder- 
ländischen, so  gedruckt  in  Amsterdam  im  jähr  1615,  72  Bl.  8.  Ygl.  Cec- 
dietti,  La  repp.  di  Ven.  2,  268. 

1)  Arg.  II  b  19o.    Mercare  Jesuite  1,  778.     Jourdain  p.  109.    Frat 
4,  576.  Perrens  2,  396.  Bist.  Zts.  1878,  879. 


204  Geschichtliche  Schriften. 

Jahre  erschien  ein  neues  Fasquill  von  nur  16  Seiten:  Quaestiones 
politicae  qnodlibeticae  agitandae  in  majori  aula  Sorbonica  diebus 
saturnalitiis  praeside  Card,  de  Richelieu,  von  dem  nur  2  Exemplare 
nach  Paris  kamen,  die  aber  dort  fleissig  abgeschrieben  wurden. 
Richelieu  drohte  den  Verfasser  hinrichten  zu  lassen;  der  Jesuit 
Garasse  eilte  zu  ihm,  um  seine  Unschuld  zu  versichern*).  —  In  Rom 
wurde  dagegen  1646  verb. :  La  guerre  libre.  Traict6  auquel  est 
decid^e  la  question,  s'il  est  loisible  de  porter  armes  ou  service  d'un 
prince  de  diverse  religion,  trad.  del'anglais,  La  Haye  1641,  12.  (von 
J.  Bouillon). 

Jean  Silhon,  Staatsrath  unter  Richelieu  und  Mazarin  und 
eines  der  ersten  Mitglieder  der  französischen  Akademie,  schrieb:  Le 
ministre  d'^tat  aveo  le  v^ritable  usage  de  la  politique  moderne,  2  vol. 
4.,  Paris  1631—43  u.  s.  In  dem  I.Bande  spricht  er  gegen  die  Ge- 
walt des  Papstes  in  weltlichen  Dingen,  in  dem  2.  gegen  die  Yer- 
gröBserung  der  österreichischen  Macht.  Im  Index  steht  nur  die 
italienische  Uebersetzung  (des  1.  Bandes?):  11  ministro  di  stato  del 
Sig.  de  Silhon,  transportato  dal  francese  per  Mutio  Ziccatta  (d.  i. 
Matteo  Zuccati  Venetiano),  verb.  1640.  —  Romolo  Cortaguerra, 
L'huomo  del  Papa  e  del  Re,  contra  gl*  intrighi  del  nostro  tempo 
di  Zambeccari.  AIP  Illustr.  e  Rev.  Sig.  Patron  colendiss.  Mgr.  Giulio 
Mazarini,  plenipotentiario  della  Maesta  cristianissima  al  convento  di 
Colonia.  Cuneo  s.a.,*  203  S.  12.,  verb.  1671;  Mazarin  wird  ironiscli 
dafür  belobt,  dass  er  das  Unglaubliche  fertig  gebracht,  als  Mann 
des  Papstes  und  des  französischen  Königs  in  Einer  Person  aufzu- 
treten, angeblich  aus  dem  Französischen  übersetzt:  Romule  Courte- 
guerre,  L'homme  du  Pape  et  du  Roy,  ou  repartie  v6ritable  sur  leg 
imputations  calomnieuses  d^un  libelle  diffamatoire  seme  contra  Sa 
Sainteti  et  contre  S.  M.  Tr^s  Chr6t.  Brux.  1635,  8.  (Bibl.  Casan.). 
—  Ausserdem  stehen  noch  im  Index:  Breviarium  politicorum 
secundum  rubricas  Mazarinicas,  Col.  1684,  verb.  1687.  —  Abrige 
de  l'hist.  de  ce  siicle  de  fer,  contenant  les  miseres  et  les  calamitez 
des  demiers  temps,  par  Jean-Nic.  Parival,  Leyde  16Ö3  u.  s.,  verb. 
1661.  —  Interets  et  maximes  des  princes  et  des  estats  souve- 
rains,  und  Maximes  des  princes  et  estats  souv^rains,  beide  Cologne 
1666,*  16.,  erst  1709  verb.;  dem  ersten  liegt  eine  um  1634  geschrie- 
bene und  dem  Card.  Richelieu  gewidmete  Schrift  Sur  les  interets 
des  princes  von  dem  Herzog  Henry  de  Rohan,  dem  Haupte  der 
protestantischen  Partei  unter  Ludwig  XIII.,  zu  Grunde.  —  Nouveaux 
interdts  des  princes  de  TEurope,  oü  Ton  traite  des  maximes  quMls 
doivent  observer  pour  se  maintenir  dans  leurs  ^tats  et  pour  em- 
pecher  qu'il  ne  se  forme  une  monarchie  universelle,  Col.  1695*,  16., 
verb.  1687  2).  —  L'Europe  vivante  ou  relation  nouvelle  bist,  et  polit. 


1)  Avrigny,  Mem.  Eur.  1,  409. 

2)  Hinter  diesem  Verbote  steht  iu  den  neuesten  Indices:  Yide  Decla- 
ratio.  Unter  Deolaratio  steht  aber  das  Interim  (I  S.  &23)  und  die  Com- 
fusion  ist  dadurch  entstanden,  dass  vor  Yide  das  bei  Ben.  stehende  Interim 
weggelassen  ist. 


FalBche  Abitee.  d06 

kioQ»  ses  ^tats  jnsqn'ä  rannte  prisente  1667,  yerb.  1676,  von  Sam. 
Qttppnzean  (Hoefer  s.  v.).  —  L^Europe  esclave  si  rAngleterre  ne 
rompt  ses  fers,  Col.  1702,  verb.  1709,  von  J.-P.  de  Cerdan.  —  Etat 
present  de  TAngleterre  .  .  .,  Par.  1731,  verb.  1734.  —  Besonders 
komisch  ist,  dass  noch  heute  im  Index  steht  Abregi  des  mimoires 
donnes  an  Roy  snr  la  reunion  de  Turdre  et  grande  maistrise  de  St. 
Jean  etc.,  verb.  1628. 

Von  1709  an  wurden  einige  politische  Satiren  in  der  später 
voD  Montesquieu  in  den  Lettres  persannes  angewendeten  Form  yerb., 
zuerst:  L'espion  dans  les  cours  des  princes  chritiens,  ou  lettres  et 
Bcmoires  d'un  envoy^  secret  de  la  Porte,  .  .  .  Col.  1696,  2  vol., 
ud  die  Suite  in  3  vol.,  1697—99  (nach  Barbier  2,  176  ist  der  1. 
Band,  zuerst  1684,  von  P.  Marana);  —  1750:  L'espion  de  Tha- 
nas  Eonli  Khan  .  .  .  trad.  du  persan  par  Tabb^  de  Rochebmne,  Col. 
1746,—  und  1770;  L^espion  chinoin  .  .  .  trad.  du  chinois,  CoL  1766 
(von  Ange  Goudar). 


31.     Falsche  Ablässe. 

Seit  dem  J.  1603  sind,  anfangs  von  der  Inquisition  oder  der 
iDdex-Congregation,  später  auch  von  der  Ablass-Congregation 
(S.  14)  sehr  viele  Bücher,  Heftchen  und  Blätter  verboten  worden, 
worin  Ablässe  verzeichnet  sind,  die  entweder  nie  oder  nicht  so, 
wie  dort  angegeben  wird,  verliehen  oder,  weil  nur  auf  eine  be- 
stimmte Zeit  verliehen,  wieder  erloschen  waren.  Bei  der  un- 
Bbersehbar  grossen  Zahl  und  Mannichfaltigkeit  der  Ablässe, 
welche  —  trotz  dem  von  dem  Trienter  Concil  (Cont.  S.  25,,  Decr. 
<ie  indulg.)  ansgesprochenen  Wnnsche,  es  möge  in  dieser  Hinsicht 
Mass  gehalten  werden,  —  von  den  Päpsten  verliehen  wurden*), 
war  es  nicht  zu  vermeiden,  dass  auch  ohne  irgend  welche  böse 
Absieht  Irrthflmer  und  Verwirrungen  vorkamen;  manche  der 
bischeu  Ablässe  verdanken  aber  ihre  Existenz  der  Specnlation 
aaf  die  Dummheit  und  den  Aberglauben  des  Volkes,  und  es  ist 


1)  Card.  Baroniufl  schreibt  20.  Jan.  1601  an  Antonio  Talpa  (£pp. 
^Albericius  8,  125):  Als  ich  gestern  Abend  den  Papst  um  den  voll- 
kommenen Ablass  bat,  fand  ich  ihn  zu  meiner  Verwunderung  aufs  neue 
^tichlossen,  nie  mehr  einen  yollkommenen  Ablass  für  eine  Person  oder 
|v eisen  Ort  zu  verleihen.  Ich  lobte  ihn  dafür;  denn  in  der  That  sind 
Q  daa  Ablasswesen  viele  Missbräuche  eingerissen ;  ich  habe  mich  darüber 
^  den  Congregationen  früher  oft  ausgesprochen  (ne  bo  esdamato)  und 
^^^l«  und  gutgesinnte  Männer  haben  mir  zugestimmt. 


206  Falaobe  Ablässe. 

charakteristisch,  dass  einige  der  fabalosesten  Ablässe  vom  Anfang 
des  17.  Jahrhnnderts  an  bis  in  die  Gegenwart  immer  aufs  nene 
wieder  haben  desavouirt  werden  mUssen. 

In  den  Decreta  generalia  Benedicts  XIV.  stehen  vier  auf 
Ablässe  bezügliche  Bestimmungen  (III,  9 — 12).  Im  Index  werden 
jetzt  unter  Compendio  vier  (italienische)  Ablassschriften  verboten, 
unter  Indulgentiae  11,  darunter  6  spanische,  die  1696  verboten 
wurden,  unter  Sommario  12  italienische,  unter  Sumario  eine 
spanische  und  unter  Summario  eine  portugiesische,  unter  Ablass 
auch  eine  deutsche  (verboten  1750).  Einige  andere  stehen  unter 
Diario,  Dovizie,  Folium,  Giornale,  Notizia,  Orazioui  oder  unter 
den  Namen  der  Herausgeber,  Jo.  Anicius  Dulmensis  (Francis- 
caner),  Franc,  di  S.  Lorenzo  (Trinitarier)  u.  s.  w.  Es  ist  aber 
nur  ein  verhältnissmässig  kleiner  Theil  dieser  Literatur  in  den 
Index  aufgenommen;  in  der  Raccolta  (S.  37)  füllt  der  Artikel 
Indulgenze  allein  8  Seiten  und  stehen  noch  viele  unter  Com- 
pendio und  Sommario^). 

In  den  Decr.  gen.  III  stehen:  9.  Alle  Ablässe,  welche  vor  dem 
Decrete  Clemens'  VIII.  vom  J.  1597  de  forma  indulgentiarum  für 
coronae,  grana  seu  calcnli,  cruces  et  imagines  sacrae  verliehen  sind; 
alle  Ablässe,  welche  Orden,  Bruderschaften  u.  s.  w.  vor  den 
Bullen  Clemens' VIII.  vom  7.  Dec.  1604  und  Pauls  V.  vom  13.  Mai 
1605  und  23.  Nov.  1610  verlieben  worden,  sind  zurückgenommen 
und  als  apokryph  anzusehen,  wenn  sie  nicht  von  denselben  Päpsten 
oder  ihren  Nachfolgern  erneuert  und  bestätigt  sind  (diese  Bestim- 
mung ist  aus  dem  Beeret  von  1678,  s.  u.).  —  10.  Die  dem  Bir- 
gitten-Rosenkranz von  Alexander  VI.  verliehenen  Ablässe  werden 
fvLT  apokryph  erklärt,  nicht  aber  die  von  Leo  X.  1515  verliehenen. 
—  11.  Die  den  Kreuzen  des  h.  Turibius  von  Urban  VIII.  verliehe- 
nen Ablässe  sind  als  falsch  anzusehen.  —  12.  Alle  Bücher,  Diaria, 
Summaria,  Libelli,  Folia  u.  s.  w.,  worin  Ablass-Verleihungen  verzeich- 
net sind,  sollen  nicht  ohne  Genehmigung  der  Ablass-Congregation 
herausgegeben  werden.  —  Zur  Beachtung  dieser  letzten  Bestimmung 
wurden  die  Bischöfe  1856  nochmals  aufgefordert  (A.  J.  P.  2,  2293). 
Auf  eine  Anfrage  des  Bischofs  von  Perigueux  erklärte  dann  aber 
die  AblasB-Congr.  mit  Genehmigung  des  Papstes  1858:  ein  durch 
ein  päpstliches  Schreiben  bewilligter  Ablass  und  ein  Auszug  aus 
einer  von  der  Congr.  genehmigten  Sammlung  von  Ablässen  könne 
mit  Erlaubniss  des  Bischofs  gedruckt  werden;  nur  neue  Verzeichnisse 
bedürften  der  Approbation  der  Congr.  —  Erst  1807  erschien  zu  Rom 


1)  Im  Span.  Index  stehen  nur  wenige  von  diesen  Schriften,  von  den 
1696  verbotenen  spanischen  keine. 


i 


.    Falsche  Ablässe.  Wt 

nter  dem  Titel  Eaccolta  di  orazioni  e  pie  opere  etc.  eine  von  der 
Ablass-Congregation  als  anthentisch  anerkannte  Sammlung  der  Ab- 
fose;  sie  ist  seitdem  in  einer  Reihe  von  Auflagen  (1855  schon  die 
IS.)  erschienen^). 

Schon  in  einem  Decrete  vom  J.  1603  werden  mit  d.  c.  verb. 
Liber  Indnlg  entiarum  Frafrum  Ordinis  Carmelitarum  und  Ord. 
Senromm,  1605  unbedingt  Tesoro  ricchissimo  delle  indulgenze 
eoncesse  .  .  .  alla  compagnia  posta  in  Yenetia  in  S.  Maria  Formosa, 
per  ordine  del  P.  Cesare  Eenaldino  Fiovano,  Yen.  1605.  Acht  im 
J.  1613  verbotene  Indulgenze  stehen  in  der  Baccolta  von  1624  (S. 
24.  32),  aber  nicht  im  Index.  —  Einige  Decrete  stehen  im  Bulla* 
rium,  Bo  die  1703 — 20  erlassenen  im  Bull.  cont.  2,  386  (ein  Breve 
Innocenz'  XI.  vom  31.  Juli  1679  über  die  der  Rosenkranzbruder- 
Schaft  verliehenen  Ablässe  füllt  im  Bull.  cont.  1,  24  sechs  Seiten), 
ein  Beeret  vom  J.  1754  A.  J.  P.  2,  2292.  Yon  besonderem  Interesse 
ist  ein  im  J.  1678  in  der  Druckerei  der  apostolischen  Kammer  er- 
»hienenes  Decret  der  Ablass-Congr.  vom  7.  März  1678,  unterzeich- 
net von  dem  Praefecten  Card.  A.  Homodeus,  worin  eine  grosse  2^hl 
von  Ablässen  verzeichnet  ist  mit  der  Erklärung,  dieselben  seien  ent- 
weder erdichtet  und  ganz  falsch  oder  von  den  Päpsten  zurückge- 
nommen oder  nur  für  eine  bereits  abgelaufene  Zeit  verliehen.  Dieses 
Decret  ist  abgedruckt  bei  Albit.  p.  518,  —  p.  506  ff.  spricht  er  über 
andere  Decrete,  —  und  mit  einem  Commentar  bei  Thiers,  TraitÄ  des 
snperstitions  4,  16.  120.  In  demselben  Jahre  erschien  (in  Frank- 
reich?) Decret  du  Saint  Office  de  Eome  qui  condamne  et  abolit 
comme  un  abus  toutes  les  confrairies  ou  societez  de  TEsclavage  de 
k  Mere  de  Dien,  Scapnlaire  des  Carmes  et  autres  cordons,  ceintures 
etc.  et  defend  sous  de  grieves  peines  Tusage  des  chaines,  images  et 
medailles  qui  portent  les  marques  de  l'Esclavage  en  tous  les  lieux 
qui  louent  ou  approuvent  ces  devotions;  am  Schlüsse  steht:  Donn6 
i  Rome  le  7  Mars  1678,  Le  Card.  Aloisio  Homodei;  Michel  An- 
gelo  Ricci,  Secretaire.  A  Home  derimprimerie  de  la  B.  Chambre 
Apost  1678.  Dieses  Schriftchen  wurde  von  der  Inq.  Fer.  lY.  25. 
Jan.  1679  verb.  mit  der  Motivirung:  es  sei  darin  ein  Decret,  wel- 
ches die  Inq.  am  5.  Juli  1673  ad  tollendos  quosdam  abusus  catenu- 
larum,  numismatum  et  societatum  Mancipiorum  B.Y.  M.  (§  35)  er- 
lassen, zum  grossen  Theile  abgedruckt,  aber  vielfach  entstellt  und 
böswillig  auf  andere  von  dem  apostolischen  Stuhle  gutgeh eissene 
Bodalitates  cincturae,  scapularis  et  chordae  angewendet;  femer  sei 
darin  der  vorletzte  Paragraph  des  Decretes  der  Ablass-Congr.  vom 
7.  März  1678  abgedruckt,  aber  mit  Weglassung  der  nöthigen  Ein- 
sekränkungen,  so  dass  die  genannten  Societates  und  auch  richtige 
Ablasse  als  ganz  verworfen  erschienen  (Alb.  p.  519). 


1)  Vgl.  J.  Schneider,  S.  J.,  Die  Ablässe,  C.  Aufl.  Puderb.  1878  (die 
üa  folgenden  citirte  Raccolta  ist  nicht  die  hier  erwähnte,  sondern  die 
^.  37  besprochene).  Reusch,-  Die  deutschen  Bischöfe  und  der  Aberglaube, 
1879.  —  Ueber  den  Birgitten- Rosenkranz  (63  Aye  Maria  zum  Andenken 
ui  die  GS  Lebensjahre  der  h.  Jungfrau)  s.  Schneider  S.  200. 


208  Falsche  Ablässe.      . 

Es  ist  weder  möglich  noch  nötbig,  alle  im  Index  stehenden 
Ablassschriften  zu  besprechen.  Es  wird  genügen,  einige  charakte- 
ristische Einzelheiten  hervorzuheben.  In  dem  Decrete  von  1678 
"werden  u.  a.  verzeichnet :  a)  Ablässe,  welche  von  Johann  XXII.  den- 
jenigen verliehen  sein  sollen,  welche  mensuram  plantae  B.  M.  V. 
küssen,  und  Ablässe,  welche  geknüpft  sein  sollen  an  die  revelatio 
de  plaga  in  humero  Jesu  C.  facta  S.  Bernardo,  an  die  mensura  alti- 
tudinis  J.  C.  D.  N.,  an  die  imago  aut  mensura  vulneris  lateri  ejus 
inflicti.  Der  angeblich  von  Johannes  XXII.  verliehene  Ablass  steht 
schon  in  dem  Decrete  von  1613,  und  die  Sorbonne  verbot  schon 
1635  (mit  einigen  französischen  Ablassbüchern,  Arg.  III  a  15) 
l'oraison  miraculeuse  ä  la  Vierge  etc.,  avec  la  mesure  de  la  playe  du 
c6t6  de  N.  S.^)  —  b)  ein  Ablass,  welcher  der  Bruderschaft  des  h. 
Nicolaus  verliehen  worden,  wonach  durch  5  Vater  unser  und  Ave 
Maria  täglich  eine  Seele  aus  dem  Fegfeuer  befreit  werden  könne 
(nach  der  Baccolta  schon  1604  von  der  Inq.  verboten);  —  c)  ein 
Ablass  von  80,000  Jahren,  der  auf  einer  alten  Tabelle  in  der  La- 
terankirche für  ein  Gebet  verheissen  wurde  (angeblich  von  Bonifacius 
VIII.  und  Benedict  IX.  bewilligt,  18;';  6  nochmals  verdammt) ;  — 
d)  Ablässe  für  ein  angeblich  im  Grabe  Christi  gefundenes  Gebet*); 


1)  In  dem  Enchiridion  manuale  precum,  welches  Thiers  4,  88  be- 
spricht, steht  ein  Bild  mit  der  Unterschrift:  Haec  est  mensura  plagae,  quae 
erat  in  latere  Christi,  delata  Constantinopoli  ad  Carolum  M.  in  Capsula 
aurea,  und  mit  der  Versicherung,  es  sei  gut  gegen  Feuer-  und  Wassers- 
gefahr  u.  s.  w.  Von  der  „wahren  Länge  Jesu  Christi"  —  Papierstreifen 
von  etwa  IV2  Meter  Länge  mit  einigen  Zeichen  und  ähnlichen  Versiche- 
rungen —  habe  ich  selbst  zwei  in  Deutschland,  eins  im  19.  Jahrb.,  ge- 
druckte Exemplare  gesehen  (letzteres  war  an  einem  Wallfahrtsorte  g-e- 
kauft).  Auf  der  Diöcesansynode  zu  Münster  1749  wurde  „Gewisse  und 
wahrhafte  Länge  und  Dicke  Christi  und  Mariae"  verb.  (auch  eine  ,,Copie 
des  Hiromelsbriefs  von  Gott  selbst  geschrieben*'  und  noch  6  ähnliche  Dinge ; 
Fleur.  79,  774).  Ein  Blatt  mit  der  Inschrift  La  tres-juste  mesure  du  pied 
de  la  S.  Vierge,  tiree  du  soulier  de  cette  m^re  de  Dieu,  lequel  est  con- 
serve  ä  Saragosse.  und  mit  Angabe  der  Ablässe,  die  Johannes  XXII.  und 
Clemens  VIII.  für  das  Küssen  eines  solchen  Blattes  verliehen  haben  sollen, 
beschreibt  J.  Tissot,  Le  catholicisme  et  Tinstruction  publique,  1879,  S.  49 
als  in  dem  repertoire  pieux  einer  Französin  der  Gegenwart  gefunden. 

2)  Im  span.  Index  werden  unter  Oracion  sechs  derartige  Gebete 
(und  ein  von  Christus  geschriebenes,  zu  Rom  auf  dem  Altare  des  h.  Petrus 
gefundenes)  erwähnt.  Thiers  4,  51  erwähnt  eine  Pratique  pour  adorer  le 
tr^s-saint  sacrament,  worin  die  bekannten  Gedichte  Anima  Christi  sancti- 
fica  me  und  Ave  verum  corpus  mit  der  Bemerkung  stehen,  sie  seien  im 
Grabe  Christi  gefunden  worden,  und  wer  sie  bei  sich  trage,  werde  keines 
plötzlichen  und  bösen  Todes,  nicht  ohne  Beicht  sterben,  vor  Pest,  Blitz 
und  Zauberei  bewahrt  bleiben  u.  s.  w.  In  dem  Antidotarius  animae  von 
dem  Cistercienser-Abt  Nie.  Salicet,  Paris  1502,  steht,  Johannes  XXII. 
habe  für  das  Beten  des  ersten  Gebetes  3000  Tage  Ablass  für  Tod-  und 
20,000  für  lässliche  Sünden  verliehen.  Im  span.  Index  wird  unter  Estampa 
ein  angeblich  von  Alexander  VI.  verliehener  Ablass  von  12,000  Jahren  für 
Tod-,  von  30,000  für  lässliche  Sünden  verb. 


Falsche  Ablasse. 


209 


-  e)  Ablässe,  dio  den  Cruces  CaravaceDses  ^)  verlieben  worden 
(uel  der  Kaccolta.  scHon  1653  und  1655  von  der  Inq.,  von  der 
ibltts-Congr.  nocliTK&&l8  X721  unter  Indulgentiae,  anch  im  apan.  In- 
te unter  IndulgeTici&s  verb.);  —  f)  die  Ablässe,  welcbe  sieb  auf 
eine  Offenbamn^  an  die  sei.  Jobanna  vom  Kreuze  stützen  und  den 
^senkr&uzkügelcl&en  ^v^exlieben  sein  sollen,  welcbe  an  eines  der 
drei  Rügelchen  an^eirlllftrt  sind,  welcbe  sieb  im  Besitze  des  Papstes, 
des  Königs  von  Spanien  nnd  des  Generals  der  Minoriten-Observanten 
bdinden  (schon  1613  n.n€L  nach  der  Raccolta  aueb  1635  verb.).  Diese 
cbei  Kügelchen  Bollen  'von  den  Hosenkränzen  berrübren,  welcbe  die 
Fnnciseanerin  Juana  de  la  Cruz. (im  Anfange  des  16.  Jabrb.)  durch 
ihren  Schutzengel  in  den  Himm(3l  tragen  und  von  Cbristus  selbst 
benedidren  Hess;  ausser'  verscbiedenen  Ablässen  batten  sie  aucb  die 
Kr>ft,  Besessene  zn  befreien,  Feuersbrünste  zu  löseben,  Krankbeiten 
21  bellen,  von  Versnclin.ng'en  gegen  den  Glauben,  Scrupeln  u.  s.  w. 
zn  befreien  n.  s.  w.  nnd  diese  Kraft  allen  an  sie  angerübrten  Kosen- 
kranzkugelchen  mitzn'tli eilen.  Die  Sorbonne  censurirte  1614  eine 
französische  Ueberset^znng^  einer  spaniscben'  Biograpbie  der  Juana 
imd  eine  Brieve  rela'tion  toucbant  les  grains  benits,  vulgairemeut 
appcUez  de  S.  Jeanne,  Tar.  1614  (Arg.  II  b  89).  Bei  Sot.  wird  von 
Fr.  Antonio  Daza's  Hist.  de  Soror  Juana  de  la  Cruz  die  verbesserte 
Ansgahe  von  1614:  freigegeben,  aber  im  Index  von  1707  eine  Me- 
moria über  die  Rosenkranzkügelcben  der  Juana  de  la  Cruz  verb. 
(auch  eine  Memoria  de  las  gracias  que  N.  S.  J.  C.  ba  concedido  a 
las  cruces  que  la  ^en.  ^na  de  la  Cruz  presento  4  Su  Magestad  und 
udere  über  diese  analoge  Gescbicbte  bändelnde  Sr^briften  aus  dem 
J.  1649).  llaclL  einem  Briefe  Benedicts  XIV.  an  den  Biscbof  von 
AMgBbuTg  vom  1.  Oct.  1745,  §  40,  ist  die  Canonisation  der  Juana 
de  la  Cmx  wegen    dieses  Scbwindels  aufgegeben  worden. 

Im.   J-    1689    verbot    die  Inq.   Fer.  V.    17.  Nov.    ein   Hefteben 
von     einigen     Slättem,     welcbes    mit    Deutscbland    zusammenbängt : 
Conipendio  della    confed er azione Mariana  eretta  sotto  la  protettione 
della   B.    V.   Maria     nella   chiesa    parocbiale  di  S.  Pietro    della  cittä 
elettorale   di  Monaco.     In  dem  Decrete  wird  das  Verbot  in  folgender 
Weise  moüvirt :      I>urch  ein  Breve  vom  J.  1684   seien  der  Confra- 
tcraVtas  B.  M.  V .    Anxiliatricis  in  der  genannten  Kircbe  Ablässe  ver- 
liefen worden ;   der   Braderscbaft  werde  aber  in  diesen  Hefteben  ein 
«xk^ereT  If^ame    gegeben;   es  sei  von  einem  Ablass  für  die  Anrufung 
4eT  Ildamen  Jesu   und  Maria e  in  der  Todesstunde  die  Rede,  wovon 
in  dem  Breve  nichts  stebe ;  die  Blätter  würden  in  Italien  und  anders- 
^«o  verhreitet,     als   ob  man  überall  obne  weiteres    der  Bruderscbaft 
beitreten  könne,    während  die  Ablässe  nur  für  solcbe  verlieben  seien, 
die  an  gewissen  Tagen  jene  Müncbener  Kircbe  besucbten  (A.  J.  P. 


1)  üeher  .dieses  angeblicb  aus  der  Zeit  des  b.  Ferdinand  HI.  1230 
ctammende  miraculöse  Kreuz  s.  Acta  SS.  Maii  7,  393.  Die  dort  baupt- 
^i^üich  benutzte  Bist,  del  mysterioso  aparecimiento  de  la  s.  cruz  de  Oa- 
Ton  Juan  de  Robies  Corvalan,  Madrid  1616,  wird  bei  Sot.  expurgirt. 

Beiueta,  Index  II.  I4 


210  Falsche  Ablässe. 

2,  2289).  —  1750  wurden  von  der  Ablass-Congr.  auch  einige 
deutsche  Schriftchen  verboten:  Abi  äs  s  des  kleinen  privilegirten 
Rosenkränzleins  derer  Cloeter-Frauen  von  der  Verkündigung  Mariae, 
welche  verliehen  hat  der  P.  Alexander  VI.,  Julius  II.  und  Leo  X., 
Passau  1747,  und  Der  Orden  des  Friedens^)  oder  deren  dreyen  An- 
dachten der  hochgelobten  .  .  .  Mutter  Gottes  Maria.  Zwei  1721 
verbotene  in  Deutschland  gedruckte  lateinische  Schriften  stehen  unter 
Indulgentiae. 

Zu  den  deutschen  Producten  dieser  Art  wird  auch  EffectnB 
et  virtutes  crucis  s.  numismatis  S.  Patriarch ae  Benedicti,  verb.  1678, 
zu  zählen  sein;  denn  die  BenedictuH-Medaille  ist  von  den  Benedic- 
tinern  von  Metten  aufgebracht  worden,  und  die  1678  verbotene 
Schrift  ist  ohne  Zweifel  Effectus  .  .  .  Benedicti,  item  Medicamentnm 
spirituale  contra  morbos  et  pestem  in  eodem  numismate  expressum 
cum  benedictione  S.  Zachariae.  Cum  permissu  superiorum.  Salis- 
burgi,  typis  J.  B.  Mayr,  Aulico-Academiae  Typographi  1669,  abgedr. 
bei  Dorotheus  Ascianus  (S.  143)  p.  611 — 618.  Unter  den  effectus 
wird  ausser  der  Beseitigung  von  maleficia,  ligaturae  omneque  opus 
diaboli  u.  a.  erwähnt:  in  lacte,  faciendo  butyro  aliisque  successum 
per  maleficia  impeditum  restituit.  In  der  Benedictio  S.  Zachariae 
kommt  auch  die  Formel  vor:  Maledicti  .  .  .  daemones,  in  virtute 
verborum  istornm  Messias,  Emmanuel,  Sabaoth.  Adoratus,  Athana- 
tos,  Ischyros,  Eleison,  Tetragrammaton  vos  constringimus.  —  1742 
hat  Benedict  XIV.  auf  Ersuchen  des  Abtes  von  St.  Margareth  bei 
Prag  die  Medaille  bestätigt  und  die  Weise  der  Segnung  bestimmt. 
Dabei  ist  allerdings  diese  Formel  beseitigt  worden ;  im  übrigen  aber 
unterscheiden  sich  die  Schriftchen,  durch  welche  die  Benedictiner 
im  19.  Jahrh.  diese  Medaille  empfehlen,  nicht  wesentlich,  jedenfalls 
nicht  zu  ihrem  Vortheii  von  den  1678  verbotenen  Effectus^). 

Unter  Clemens  XI.  wurden  1703  von  der  Inq.  zwei  Ablass- 
schriften,  beide  als  quaedam  folia  bezeichnet,  mit  wunderlichen  Titeln, 
und  mit  um  dieser  Titel  willen  verb.:  Lega  spirituale  de'  viventi 
formata  co*  morti  (Bündniss  der  Lebenden  mit  den  Verstorbenen) 
und  Lotto  spirituale  per  le  povere  anime  del  purgatorio  molto  bi- 
sognose  di  christiano  soccorso  (Geistliches  Lotto  für  die  armen 
Seelen  u.  s.  w.).  Auf  den  letzteren  Blättern,  heisst  es  in  dem  Decrete, 
die  in  Rom,  Venedig  und  vielleicht  auch  anderswo  gedruckt  seien, 
werde  eine  Anweisung  gegeben,  für  die  Verstorbenen  zu  verrichtende 
Gebete  zu  verlosen ;  sie  seien  zu  unterdrücken  wegen  des  Titels  mid 


1)  So  heisst  eine  von  der  sei.  Johanna  von  Valois  (f  1505,  K.-L.  1, 
878)  gestiftete  Bruderschaft;  über  die  ihrem  wunderlichen  Rosenkranze 
verliehenen  Ablässe  (1000  Jahre  für  das  blosse  Tragen  desselben  u.  d^l.> 
ist  1868  noch  einmal  verhandelt  worden.  Acta  S.  S.  4,286.' 

2)  Reusch  S.  49.  Schneider  S.  526.  Thiers  1,  803  kritisirt  ein  von 
den  französischen  Benedictinern  verbreitetes  Schrift  eben:»  Les  effets  et 
vertus  de  la  croix  oa  medaille  du  grand  Patriarche  S.  Benoit.  Extrait  de 
Timprime  d'Allemagne.  Paris,  chez  N.  Bessin  .  .  proche  la  porte  de 
TArcheveche  1668.  Avec  permission. 


Medaillen.    Scapoliere    Gürtel.  Portiuncala. 


211 


vegeD  des  profanen  und  der  cbristlichen  Frömmigkeit  anwürdigen 
Arrangements.  Bezüglich  der  Lega  wird  bemerkt:  1653  seien  einer 
Bmderschaft  £.  M.  V.  del  soccorso  in  der  Jesnitenkirche  zu  Santa 
Fe,  i  680  derselben  Brudersebaft  in  der  Jesnitenkirche  zu  Innsbruck 
ud  1683  der  Bruderschaft  B.  M.  V.  de  boDo  remedio  in  der  Tri- 
nitorierkirche  zu  Turin  Ablässe  verliehen  worden ;  von  diesen  seien 
Sasimaria  auf  Blattern  gedruckt,  die,  wo  immer  und  in  welcher 
Sprache  sie  auch  gedruckt  seien,  verboten  würden,  weil  die  für  Le- 
bende verliehenen  Ablässe  auf  Verstorbene  ausgedehnt  würden,  weil 
darin  in  Widerspruch  mit  den  Breven  gesagt  werde,  auch  ein  Ver- 
storbener könne  als  den  Bruderschaften  adscribirt  angesehen  werden, 
wenn  ein  Lebender  einige  guten  Werke  für  ihn  thue,  und  weil  den 
beiden  Jesuiten-Bruderschaften  der  selbst  ausgedachte  Titel  (titulns 
proprio  marte  excogitatus)  Lega  beigelegt  sei^).  —  Später  scheint 
der  Orden  der  Minimi  die  Sache  wieder  aufgegriffen  zu  haben ;  denn 
1755  wnrde  eine  Informazione  über  eine  Lega  spirituale  in 
Santa  Fe  und  in  der  Kirche  der  Minimi  des  h.  Franz  von  Paula  in 
Tsrin  vcrb. 

1712  wurden  verboten:  Breve  notizia  del  santo  habitino  che 
si  dispensa  dai  Padri  Teatini  ad  onore  delF  Immac.  Goncezione '  .  ., 
Verona  1711,  und  Sacro  diario  delle  grazie  ed  indulgenze  concesse 
alla  compagnia  della  Cintura  detta  di  S.  Agostino  e  di  S.  Monica, 
Bologna  1707,  beide  weil  darin  viele  falsche  Ablässe  verzeichnet 
seien ^j.  Dabei  wird  aber  eonstatirt,  dass  es  auch  echte  Ablässe  für 
das  Tragen  des  himmelblauen  Scapuliers  der  Theatiner  und  des  Gür- 
tels der  h.  Monica  gebe,  und  seitdem  sind  deren  noch  viele  ver- 
liehen worden').  —  In  dem  Decrete  von  1678  werden  wahre  und 
&l8efae  Ablässe  für  diejenigen,  die  den  Gürtel  (funiculus)  des  h. 
Fianciscus  tragen,  unterschieden,  und  falsche  Ablässe  für  das  Tragen 
d^  Gürtels  des  h.  Franciscus  von  Paula  erwähnt. 

Wenn  im  Index  mehrere  Schriften  über  den  Portiuncul  a-Ablass 
stehen,  so  trifft  das  Verbot  natürlich  nicht  diesen  Ablass  selbst, 
sondern  rrg-end welche  Uebertreibungen,  die  sich  die  Franciscaner  er- 


1)  Bull.  cout.  2,  386.  Pragm.  Gesch.  der  Mönchsorden  3,  353  wird 
ein  Scfariftchen  erwähnt,  welches  nicht  im  Index  steht:  Le  commerce  des 
Tiraos  fait  en  faveur  des  ämes  du  Purgatoire,  par  le  P.  Bonaventure  Breu- 
fBe,  Gardien  des  RecoUets  a  Digne,  Lyon  .1658. 

2)  Ball.  cont.  2,  443.  Falsche  Ablässe  für  den  Gürtel  der  h.  Monica 
Verden  auch  in  dem  Decrete  von  1678  erwähnt.  In  der  Kaccolta  steht 
ein  Soznmario  delP  indulg.,  gratie  e  privilegi  concessi  .  .  a'  Cinturati  di 
S.  Agostino,  ultimamente  confirmati  da  N.  S.  Gregorio  XIII.,  von  der  Inq. 
Terb.  1634  und  1640  und  im  Index  noch  Giornale  dell'  indulg.  della 
cäitar»  di  S.  Agostino  e  di  S.  Monica,  verb.  1738.  Aus  der  zu  Angers 
erschienenen  Schrift:  Les  beaotes  et  les  richesses  de  la  ceinture,  principa- 
teinent  de  cair  en  l'honneur  du  glorieux  S.  Augustin  et  de  S.  Monique, 
»  devote  mere,  par  Roland  Bourdon,  Provincial  des  Augustins  en  France, 
wird  in  der  Pragm.  Gesch.  der  Mönchsorden  6,  72  ein  satirischer  Auszug 
gegeben. 

3J  Schneider  S.  396   437.  438.    Keusch  S.  40.  48.    A.  J.  P.  2,  1820. 


^ 


dl2  Faiflohe  Abläasd. 

laabten^).  So  wurde  ihnen  z.  B.  1657  verboten,  diesen  Abläse  in 
forma  jubilaei  zu  publiciren  (Alb.  p.  517).  Darum  wird  verboten 
sein:  Indulgenza  plenaria  e  giubileo  perpetuo  per  tutti  li  fideli 
christiani  concessa  dalla  bocca  di  N.  S.  Gicsüi  Christo  ad  istanza  del 
nostro  Serafico  Padre  San  Francesco  &  intercessione  della  Purissima 
Yergine  e  Madre  di  Dio  alla  capella  della  Madonna  degli  Angioli 
in  Assisi  detta  Portiuncula  etc.,  la  seconda  volta  data  in  luce  dal 
P.  Fra  Michele  Angelo  di  Bogliasco  [Min.  Oss.],  Livomo  1662, 
verb.  1860  (die  1.  Ausgabe  ist  nicht  verb.;  Mazuch.  2,  1429).  — 
Erst  seit  Ben.  stehen  im  Index  zwei  schon  1698  verb.  ähnliche 
Schriften  von  Villa  Santi  und  Stef.  Tofi.  Die  Ablass-Congr.  ver- 
bot dann  noch  1735:  Notiz ia  vera  della  diversitä  delF  indnlg. 
plen.  quotidiana  concessa  da  P.  Innocenzo  XII.  a  S.  Maria  degli 
Angeli  da  quella  concessa  da  Onorio  III.  alla  piccola  basilica  della 
Portiuncula,  mit  dem  Zusatz:  firma  tarnen  remanente  ind.  plen.  quoti- 
diana da  Innoc.  XII.  concessa.  —  £ine  gegen  den  Portiuncula-Ablass 
gerichtete  Schrift :  Breve  trattato  teol.  in  cui  si  esamina,  cosa  si  debba 
giudicare  deir  Ind.  accordata,  come  volgarmente  si  dice,  da  Gesü 
Cr.  medesimo  a  S.  Francesco  etc.  (Florenz)  1789,  92  S.  8  (Nov.  lett 
1789,  578),  ist  nicht  verb.  Eine  scharfe  Kritik  des  Portiuncula- 
Ablasses  gibt  Thiers  4,  231. 

In  der  Eaccolta  und  im  span.  Index  von  1790  stehen  noch 
mehr  falsche  Ablässe.  In  letzterem  ist  u.  a.  p.  182  von  einem  Ge- 
bete die  Rede,  für  welches  Pius  Y.  so  viele  Ablässe  verliehen,  als 
Sterne  am  Himmel  stehen,  p.  270  von  einem  Ablasse  von  12,000 
Jahren,  den  S.  Petrus  und  30  Päpste  verliehen  (in  einem  1777  zu 
Mexico  gedruckten  Schriftchen),  p.  301  von  einem  1748  zu  Ant- 
werpen gedruckten  Gebetbuch e,  nach  welchem  durch  ein  bestimmtes 
Gebet  nach  einer  Concession  Pauls  V.  fünf  Seelen  aus  dem  Fegfeuer 
befreit  werden,  und  pag.  3^1  wird  in  einem  1738  in  Spanien  mit 
Approbation  gedruckten  Gebetbuche  u.  a.  die  Stelle  gestrichen:  Jo- 
hannes XXII.  habe  für  ein  Gebet  so  viele  Tage  Abiass  verliehen, 
als  Leichen  in  der  betreffenden  Kirche  oder  auf  dem  Kirchhofe  be- 
graben seien.  P.  235  wird  ein  Sumario  de  las  indulgencias  del 
Ave  Maria  del  Millon  verb.,  worin  von  einem  Rosenkranze  die  Rede 
ist,  dem  (von  Urban  VIII.  und  durch  eine  Bulle  vom  J.  1750,  also 
von  Benedict  XIV.!)  das  Privilegium  verliehen  worden,  dass  jedes 
daran  gebetete  Ave  Maria  den  millionenfachen  Werth  habe. 

Bezüglich  des  Verbreitens  fabuloser  Ablässe  ist  es  im  19.Jabrh. 
eher  schlimmer  als  besser  geworden.  1856  wurde  den  Bischöfen 
ein  Beeret  der  Ablass-Congr.  vom  31.  März  mitgetheilt,  worin  eine 
lange  Reihe  von  falschen  Ablasszetteln,  die  in  Italien,  grossentheils 
in  Florenz  in  der  letzten  Zeit  gedruckt  seien,  verdammt  wird. 
Darunter  befindet  sich   ausser  dem   schon  1678  verdammten  Abiass 


1)  Schneider  S.  539.  Pragm.  Gesch.  7.  207.  Ueber  1769  und  1777 
erschienene  deutsche  Schriften  s.  Nova  acta  bist.  eccl.  1778,  756;  Acta 
bist.  eccl.  nostri  temp.  3,  25.  86. 


Schriften  gegen  und  über  Ablässe. 


213 


von  80,000  Jahren  n.  a.  folgender:  ein  Gebet,  für  welches  PiusV. 
so  viele  Ablässe  verliehen  wie  Sterne  am  Himmel,  Sandkörner  am 
Meere,  Kräuter  auf  dem  Felde  sind;  9  Gebete,  ftir  welche  der  h. 
Gregor  und  sein  Nachfolger  14  Millionen  und  80,149  Jahre  Ablass 
für  jeden  Freitag  und  fftr  den  Charfreitag  ausserdem  8  vollkommene 
Ablässe  verliehen;  ein  auf  einem  Bilde  in  Polen  stehendes  Gebet, 
welches  Maria  sprach,  als  sie  den  Leichnam  Christi  in  ihre  Arme 
nahm;  wer  es  spricht,  dem  hat  Innocenz  XII.  bewilligt,  dass  er  15 
Seelen  aus  dem  Fegfeuer  befreit  oder  15  Sünder,  die  er  namhaft 
maclien  kann,  bekehrt^). 

Einige  protestantische  Satiren  auf  das  Ablasswesen  (Fiscus, 
Giubileo)  wurden  bereits  erwähnt.  Auffallender  Weise  steht 
sieht  im  Index  eine  der  umfangreichsten  derartigen  Schriften: 
Evangelium  Eomanum  prout  immediate  a  Clementis  YIII.  manu 
Jaeobo  Davyo  Ebrodunensi  episcopo  aliisque  traditum  est  et  ab 
nsdem  annunciatum.  Cui  adduntur  1.  Tractatus  de  remissione 
peoeatorum  adv.  paparum  indulgentias ;  2.  Ejusdem  evangelii  per 
partes  expressa  expositio.  S.  l.  1600,  666  S.  8.,  Ph.  Momay  du 
Plessis  dedicirt  von  J.  L.  An  der  Spitze  steht :  Evang.  Rom.  a  Per- 
Tono  annunciatum.  Indulgentiae  concessae  a  Clemente  YIII.  corollis, 
granifl,  cmciculis,  rosariis  .  .  .  instante  Jac.  Davyo  episc.  Ebrod., 
impressae  Bomae.  Indulgenze  concesse  da  Clemente  YIII.  ad  instanza 
dcl  Card,  fiadziwil,  Yesc.  di  Cracovia.  Koma,  P.  Blado  1592.  (Cle- 
ment 8,  139).  —  Erst  1709  wurde  verb.  Andreae  Henr.  Bucholtz, 
Eecl.  Brunsvicensis  Coadjutoris,  de  Ecclesiae  Rom.  Pontifici  subjectae 
indulgentiis  Tractatus  theoL,  in  quo  indulgentiarum  earundem  vani- 
taks  oetenditur,  Rinteln  1657,  —  1760  Lettres  bist,  et  dogm.  sur 
les  jnbil^s  et  les  indulgences  k  Toccasion  du  jubil^  universel  cdlebr^ 
a  Borne  par  Benoit  XIY.  Tan  1750  et  ^tendu  k  tout  le  monde  cath. 
romain  en  1751,  par  Charles  Chais  (prot.  Pfarrer  im  Haag),  1751, 
3  voL  8. 

1753  wurde  verb.  Trait^  th^ol.,  dogmatique  et  crit.  des  indul- 
genees  et  jubiUs  de  l'Egl.  catholique,  Avignon  (?)  1751,  280  S.  12. 
Die  Schrift  ist  von  dem  Pfarrer  N.  Loger  verfasst,  von  Ph.  Boidot, 
Br.  Sorb.,  einem  Appellanten,  herausgegeben  und  lässt  die  Ablässe 
nur  als  Nachlass  der  Eirchenstrafen  gelten  (Migne  2,  613). 


1)  A.  J.  P.  2,  2293.  Schneider  S.  78.  —  A.  J.  P.  22,  884  ist  die 
▼om  28.  Juli  1882  datirte  Antwort  der  Ablass-Congr.  auf  eine  Anfrage 
des  Bischofs  von  Gap  abgedruckt,  der  berichtet  hatte,  ein  früherer  Missionar 
J.  P.  Blanchard  behaupte,  Pias  IX.  habe  ihm  vivae  vocis  oraculo  einen 
ToUkommenen  Ablass  verliehen  für  alle,  welche  die  von  ihm  gesegneten 
Cracifixe  oder  Medaillen  küssen  oder  ansehen  würden,  was  hundertmal 
in  einem  Tage  geschehen  könne.  Die  Congregation  weist  den  Bischof  an, 
dafür  zu  sorgen,  dass  Blanchard  von  dieser  angeblichen  Vollmacht  keinen 
Gebrauch  mehr  mache,  und  erklärt  die  Ablässe  für  apokryph,  was  nach 
dem  cnrialistischen  Sprachgebrauche  nicht  etwa  so  verstanden  werden  muss, 
als  ob  Pias  IX.  jenen  (oder  einen  ähnlichen)  Ablass  gar  nicht  verliehen, 
«mdem  auch  bedeuten  kann,  dass  kein  beweiskräftiges  Document  dafür 
Torhanden  sei    (vgl.  AcU  S.  S.  15,  373). 


214  Ofßcien  und  andere  Gebete. 


32.     Offlcien  nnd  andere  Gebete. 

Zu  den  älteren  Verordnungen  über  MesBbach  und  Brevier  i) 
kam  unter  Urban  VIII.  1624  bezw.  1628  das  jetzt  in  den  Decr. 
gen.  IV,  5  stehende  Verbot  der  ohne  Approbation  der  Congre- 
gation  der  Riten  herausgegebenen  oder  herauszugebenden  Offi- 
cien  der  h.  Jungfrau  Maria  oder  von  Heiligen  und  anderer  der- 
artiger Sachen  hinzu.  Ausser  diesen  nicht  autorisirten  Bereiche- 
rungen des  Breviers  und  Büchern  mit  nicht  approbirten  Litanieea 
(S.  75)  steht  noch  eine  Reihe  von  einzelnen,  meist  aagenscheinlich 
abergläubischen  Gebeten  und  eine  Anzahl  von  Gebetbüchern 
die  dergleichen  Gebete  enthielten,  im  Index.  In  den  Decr.  gen. 
IV,  8  werden  auch  alle  neu  erfundenen  oder  zu  erfindenden^ 
von  dem  h.  Stuhle  nicht  genehmigten  Rosenkränze,  durch  welche 
der  authentische  Rosenkranz  zu  Ehren  Gottes  und  der  h.  Jung- 
frau Maria  beseitigt  werden  würde,  verboten. 

Eine  italienische  Nonne  bat  Urban  VIII.  um  die  Erlanbniss, 
das  Officiam  von  den  15  Nothhelfern  (K.-L.  7,  648)  pro  sua  devo- 
tione  recitiren  zu  dürfen.  Der  Papst  überwies  das  Gesuch  der 
Riten-Congregation.  In  einer  Sitzung  dieser  am  14.  Jan.  1617  be- 
richtete Cardinal  Bellarmin:  jenes  von  dem  Fr.  Hieronymus  Capeila 
verfasste  und  1613  zu  Brescia  gedruckte  Officium  und  die  in  dem 
Messbuch  der  Dominicaner  stehende  Messe  von  den  15  Nothhelfern 
seien  ohne  apostolische  Auctorität  gedruckt,  und  die  Congr.  beschloss, 
beide  vorläufig  zu  verbieten  (A.  J.  P.  7,  145).  In  der  nächsten 
Zeit  scheint  über  andere  ähnliche  Dinge  verhandelt  worden  zu  sein; 
denn    1628  erschien    ein    von    Urban  VIIL   bestätigtes  Decret    der 


1)  Ueber  das  auf  das  Missale  bezügliche  Decr.  gen.  lY,  4  s.  1 S.  4  38. 
lieber  verbotene  und  anstössige  Messformulare  handelt  ausführlich  Thiers, 
Tr.  des  superst.  2,  844.  £r  kritisirt  scharf  die  30  Missae  de  S.  Gre^orio 
pro  defunctis,  vor  denen  in  mehreren  alten  Missalen  stehe:  Incipit  Tren- 
tenarium  B  Gregorii  Papae  quod  quicunque  dixerit  vel  dici  fecerit  ob- 
tinebit  plures  annos  et  quadragenas  Indulgentiarum  per  Innocentium  P. 
datarum.  (Sie  sind  auch  verboten;  Bened.  XIV.  De  raissa  3,  23,  3).  Kr 
erwähnt  auch  Messen  de  S.  Veronica,  de  S.  Longino,  de  la  dent,  du  pre- 
puce,  du  nombril  de  N.  S.  —  Nebenbei  erwähnt  Thiers  auch  p.  325  Dinge, 
die  in  den  Calendarien  alter  Messljücher  stehen,  wie  in  dem  Missale  des 
Ordens  von  Fontevraud  von  1606  bei  dem  Januar:  Vult  lautas  calidasquc 
epulas  et  pocula  Janus,  in  einem  Missale  von  Mans  1559  beim  August: 
Raro  dormitat,  aestum  coitum  quoque  vitat,  in  dem  Missale  der  Glunia- 
censer  von  1523  und  1550:  Jani  prima  dies  et  septima  finem  minatur, 
Tertius  in  Maio  lupus  est  et  septimus  anguis. 


Brevier.  215 

Siten-Congr.,  des  Inhalts:  die  von  ihr  nicht  genehmigten  Messen, 
wie  S.  Gregorii  pro  vivis  et  defnnctis,  15  Auxiliatornm,  de  Patre 
aeterno  [zu  Madrid  gedruckt]  n.  a.,  —  abgesehen  von  den  nur 
Qrdensgeistlichen  [den  Carmelitem]  gestatteten,  wie  Eosarii,  S.  M. 
de  Carmelo  n.  a.,  —  sowie  die  nicht  approbirten  Officia  seien  als 
verboten  nnd  verdammt  anzusehen  bei  den  in  den  Bullen  Pias*  Y. 
über  das  Messbnch  nnd  Brevier  und  in  dem  Index  angedrohten 
Strafen  (A.  J.  P.  1,  1248).  Die  Indez-Congr.  verbot  schon  1624. 
(Alex.  No.  29):  alle  ohne  Approbation  der  Riten-Congr.  heraus- 
gegebenen oder  herauszugebenden  Officia,  wie:  Officium  parvum 
in  honorem  S.  Joseph,  Brixiae  1608;  Off.  parvum  S.  Angeli  Cu- 
stodisy  nicht  das  von  der  Congr.  approbirte,  sondern  das  Yen.  1611 
gedruckte;  Off.  quindecim  Sanctorum  Auxiliatorum,  Brixiae  1613; 
Sanctisaimae  Deiparae  laudes,  150  Psalmomm  prima  verba  expo- 
nente«  David  (erst  seit  Ben.  unter  dem  Namen  des  Herausgebers 
Mich.  Ang.  Äthan  asius);  ein  Opusculum  mit  dem  Titel  Breve 
ad  honorem  S.  Ubaldi  und  ähnliche  Dinge,  welche  ohne  irgend 
welche  Approbation  in  Umlauf  sind.  Dem  entsprechend  stand  seit 
Alex,  im  Index:  alle  ohne  Approbation  der  Eiten-Congr.  herausge- 
gebenen oder  herauszugebenden  Officia. 

Schon  1623  war  verb.:  Preces  devotissimae  ad  Deiparam  Vir- 
ginem  in  qnatnor  magnae  devotionis  officia  distributae  a  Fr.  de- 
mente Ottiudo  Ord.  £rem.  S.  Aug.,  absque  S.  Bituum  Congr.  appro- 
batione  saorumque  superiorum  licentia  impressae  (seit  Ben.  unter 
GL  Attardus  de  ünelia).  —  1642  wurde  verboten:  Libellus  falso 
inscriptns:  Off.  8.  Baphaelis  Archangeli  duplex,  cum  hymnis  et 
lectionibuB  2.  Noct.  a  S.  Eituum  Congr.  approbatis  et  in  nova  im- 
pressione  Breviarii  Eom.,  quandocunque  evenerit,  apponendis  de 
mandato  Sanctissimi,  gedruckt  bei  dem  kurfürstlichen  Drucker  in 
München  1641.  Warum  ein  unter  Domus  stehendes  Buch  über  die 
7  Hören  1671  verb.  wurde,  erhellt  nicht. 

£in  wunderlii)hes  das  Brevier  betreffendes  Yerbot  steht  zwar 
Bicht  im  Index,  aber  in  den  Decreten  bei  Alex.  No.  47.  In  das 
Officium  der  h.  Catharina  von  Siena  (30.  April)  war  bei  der  Eevi- 
aion  des  Komischen  Breviers  unter  Ürban  YUI.  im  J.  1631  die 
Bemerkung  hineingekommen:  die  Heilige  sei  aus  der  mit  der  Fa- 
milie Borghese  verwandten  Familie  Benincasa  gewesen,  ex  Benincasa 
una  cam  Burghesia  familia  ex  eodem  stipite  proveniente.  In  dem 
Ton  Pins  II.  verfassten  Officium  hatte  das  nicht  gestanden,  aber  der 
Jesuit  Tarquinio  Gralluzzi  hatte  es  in  der  Leichenrede  auf  den  Card. 
G.  B.  Borghese,  den  Bruder  Pauls  Y.,  gesagt,  die  1616'  zu  Eom 
mit  einer  Dedication  an  den  Card.  Maffeo  Barberini  (später  Ur- 
ban  VTII.)  gedruckt  war.  1641  kam  die  Sache,  wie  es  scheint,  in 
Fol^e  einer  Eeclamation  der  Familie  Borghese,  in  der  Eiten-Congr. 
zur  Sprache:  die  noch  lebenden  Mitglieder  der  Commission,  welche 
die  ßevision  des  Breviers  im  J.  1631  besorgt  hatte,  stimmten  alle 
for  die  Streichung  der  Worte,  desgleichen  fast  alle  Cardinäle  der 
CongT.y  weil  dergleichen  genealogische  Bemerkungen  in  die  Lectionen 
des  Breviers  nur  dann  aufgenommen  zu   werden  pflegten,    wenn  sie 


216  Officien  und  andere  Gebete. 

unzweifelhaft  richtig  seien,  während  die  Richtigkeit  der  fraglichen 
Notiz  mit  sehr  gewichtigen  Gründen  angefochten  werde.  Die  Riten- 
Congr.  verordnete  also  28.  Sept.  1641  die  Streichung  der  Worte. 
Es  scheinen  noch  einmal  Einwendungen  erhohen  worden  zu  sein; 
denn  die  Congr.  erklärte  11.  Nov.  1641  alle  unter  ihrem  Namen 
oder  dem  Namen  des  Papstes  über  die  Familie  der  h.  Catharina 
erlassenen  Decrete  für  irrig  und  erschlichen.  Am  22.  Jan.  1642 
verordnete  dann  die  Index-Congr.  unter  Berufung  auf  das  Decret 
vom  28.  Sept.  1641  bei  den  in  dem  Index  angedrohten  Strafen,  in 
allen  Exemplaren  des  Breviers  die  fraglichen  Worte  zu  streichen 
und  sie  in  neuen  Ausgaben  wegzulassen^). 

Ueber  die  liturgischen  Bücher  der  unirten  Orientalen  stehen 
im  BuUarium  ausführliche  Verordnungen  von  Benedict  XIV.  vom 
26.  Mai  1742,  26.  Aug.  1754  und  17.  Mai  1755.  Im  Index  steht 
nichts,  was  darauf  Bezug  hat. 

Eine  ganze  Reihe  von  Verboten  steht  seit  Ben.  unter  Orazione. 
Sie  sind  aus  der  Nota  (S.  38)  aufgenommen,  wie  auch  ähnliche 
Sachen,  die  unter  Confessione,  Contemplazione,  Epistola,  Griardino, 
Laude,  Opera,  Operetta,  Paradiso,  Passione,  Rime  stehen.  In  der 
Raccolta  stehen  noch  viel  mehr  derartige  Sachen,  u.  a.  folgende  als 
„durch  mehrere  Decrete  der  Inquisition  verboten":  Gebete,  welche 
verkauft  werden  als  gut  gegen  die  Waffen,  gegen  die  Feinde,  nm 
die  Folter  zu  ertragen  (per  sostenere  la  corda),  um  sich  beliebt  zu 
machen,  für  Gebärende,  um  Gefahren  zu  entgehen  und  für  andere 
Zaubereien,  mit  Missbrauchung  des  Namens  Gottes  und  der  Heiligen 
und  heiliger  oder  geweihter  Sachen,  die  man  bei  sich  tragen  oder 
verschlucken  soll;  ein  Gebet  gegen  Waffen  und  Gefahren,  angeblich 
gefunden  im  Grabe  Christi;  Gebete  gegen  die  Pest,  angeblich  hinter^ 
lassen  von  dem  Bischof  Zacharias  von  Jerusalem  und  wiedergefunden 
in  einem  Benedictinerkloster  zu  Jerusalem,  bestehend  aus  einigen 
Buchstaben  des  Alphabets,  welche  gewisse  Versikel  andeuten,  die 
man  hersagen  oder  bei  sich  tragen  soll  (von  der  Inq.  verb.  1630; 
es  steht  bei  Albit.  p.  499);  an  sich  gute  Gebete,  bei  denen  gesagt 
wird,  sie  müssten,  um  den  gewünschten  Erfolg  za  haben,  in  einer 
bestimmten  ungewöhnlichen  Weise  gesprochen  oder  so  und  so  vielmal 
wiederholt  werden ;  Gebete,  in  welchen  die  Worte  der  kirchlichen  Ge- 
bete, des  Paternoster,  Ave  Maria,  Credo,  eines  Psalmes  oder  Hymnus 
mit  injuriösen  Satiren  gegen  eine  bestimmte  Person  vermengt  sind 
(die  Eacc.  nennt  sie  orationi  sacro-profane  ossiano  libelli  detti  fa- 
mosi,  ma.realmente  infami);  Zettel  (boUetini),  auf  welche  geschrieben 
ist:  Christus  natus,  Christus  passus  etc.,  um  Krankheiten  zu  heilen. 
—  Auch  im  span.  Index  werden  unter  Oracion,  Devocion,  Exercicio, 
Nüvena  und  sonst  viele  sonderbare  Gebete  verboten,  u.  a.  eine  an- 
geblich von  Gregorius    M.    verfasste  Deprecacion    que   contiene   los 


1)  Bened.  XIV.  Beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  8,  n.  7.  Quetif  2,  886.  A.  J.  P- 
7,  277. 


Abergläubische  Gebete.    Rosenkranz. 


217 


73  fiombres  de  Cbristo,  und  Sacrae  et  antiqaae  contra  pestem  ora- 
tkaes,  Compostella  1702. 

Bei  maneben  nach  1680  verbotenen  Gebetbüchern  ist  nicht 
s&sziunacfaen,  ob  sie  wegen  abergläubischer  oder  wegen  qnietistischer 
fiestandtheile  (§  63)  im  Index  stehen.  Zu  den  ereteren  gehören 
jedenfalls  ein  1688  verbotenes  Enchiridion,  welches  ausser  den 
7  BuBspaalmen  eine  Oratio  devota  Leonis  Papae  und  aliquot  ora- 
tiones  adversas  omnia  mundi  pericula  enthält,  vielleicht  auch  das 
S.  77  erwähnte  Vademecum*). 

1727  wurde  verb.  Coronelle  della  Santissima  Trinitä  et  di 
Maria  Sant  estratte  dall'  opera  data  in  luce  da  Franc.  Pepe,  und 
1728  mit  d.  c.  Esercizii  di  divozione  in  onore  della  Sant.  Trinit4, 
opera  di  Franc.  Pepe,  Nap.  1726,  407  S.  12.  Fabroni  10,  359 
berichtet  von  diesem  Jesuiten,  er  solle  in  Neapel  gepredigt  haben, 
der  Verfasser  der  Regolata  devozione,  Muratori,  sei  ohne  Sacramente 
und  als  Ketzer  gestorben  und  in  der  Hölle;  er  bestreite  dieses  in 
einem  Briefe  an  Muratori*s  Neffen,  habe  aber  jedenfalls  starke  Aus- 
drucke gebraucht,  da  er  von  seinen  Oberen  zum  Schweigen  gebracht 
Verden  sei,  worauf  er  gesagt  haben  solle,  die  Kinder  den  Teufels 
hätten  ihm  den  Mund  geschlossen.  In  den  N.  £.  1758,  68.  120; 
1759,  151  wird  berichtet:  Pepe  habe  in  Neapel  Zettel  mit  einem 
Gebete  über  die  Immac.  Conceptio  verbreitet  und  Kranken  empfohlen, 
solche  Zettel  zu  verschlucken;  man  habe  sie  auch  den  Hühnern  ein- 
iregeben,  damit  sie  viele  Eier  legten;  er  sei  als  Deputirter  zur 
Generalswahl  nach  Rom  geschickt  worden;  dort  seien  seine  Zettel 
auf  Befehl  des  Mag.  S.  Pal.  von  der  Douane  confiscirt  worden;  da 
Benedict  XI 7.  eben  gestorben  war,  habe  er  von  den  Capi  d*ordini 
des  Conclave  die  Erlanbniss  verlangt,  neue  drucken  zu  lassen,  sei 
aber  auf  Betreiben  des  Card.  Passionei  abgewiesen  worden.  Er 
starb  1759.  —  üeber  die  Heureset  instructions  chrMiennes  k  l'usage 
des  troupea  de  S.  M.  le  Bei  de  Sardaigne,  die  1759  von  der  Inq. 
rerb.  wurden,  berichten  die  N.  E.  1758,  132  (also  vor  dem  Verbote) : 
der  Rector  des  Jesuiten- Coli egs  zu  Chambery,  Portula,  habe  das 
Buch  angeblich  zu  Turin  drucken  lassen  und  dem  Könige  selbst 
überreicht.  Dieser  sei  aber  von  seinem  Sohne,  dem  Herzog  von 
Savoyen  darauf  aufmerksam  gemacht  worden,  dass  darin  die  Buss- 
psalmen  and  das  Officium  Immac.  Conc.  französisch,  eine  neue  Litanie 
von  den  heiligen  Soldaten  und  andere  ungehörige  Dinge  ständen;  es 
habe  sicli  dann  auch  herausgestellt,  dass  das  Buch  gar  nicht  in 
Turin  approbirt  und  gedruckt  sei  (vielmehr  zu  Lyon);  der  König 
habe  darauf  das  Buch  confisciren  lassen  und  Portula  ausgewiesen. 
Er  wird  dann  auch  das  Verbot  veranlasst  haben. 

Der  gewöhnliche  „authentische^^  Eosenkranz  wird  bekanntlich 
auf  den  h.  Dominicus  zurückgeführt  und  wurde  von  den  Domini- 
easem  zu  den  Glorien  ihres  Ordens  gezählt.  Einer  der  gelehrtesten 
Dominicaner  des  17.  Jahrb.,  Yincenz  Baron,   sagt  Apol.  I,  244:  üt 


])  Friedrich,  Beitr.  zur  Kirohengesoh.  S.  69. 


218  Exoruismen-Bücher. 

ille  looos  deliclarum  uno  fönte  rigabatur  in  quatuor  fluvios  diviso, 
sie  Fraedicatorum  Ordo,  capite  et  institutione  unus,  partibns  qna- 
di*aplex,  rosario,  magisterio  S.  Palatii,  inquisitionis  officio  et  S.  Tho- 
mae  doctrina  velnt  quatuor  fluvüs  totum  ambit  et  irrigat  orbem 
christianum  et  qua  potest  foecundat.  Andere  Orden,  namentlich  die 
Franciflcaner,  sucbten  den  Domioicanern  Conourrenz  zu  machen. 
Durch  ein  Breve  Alexanders  VIT.  vom  28.  Mai  1664  wurde  ein 
von  den  Franoiscanern  zu  Toulouse  gebrauchtes  Rosarium  saraphicnni 
von  9  Novenen  verb.;  im  Index  stehen  ein  Kosario  della  gloriosa 
Sant'  Anna,  vom  Mag.  S.  Pal.  1673  verb.,  Rosarium  seraphicum 
cruentis  passionis  Dominicae  vermiculatum  floribus,  quam  S.  P.  Francis- 
cus,  vivus  sacrorum  quinque  vulnerum  Christi  bajulus.  recentissimae 
immemoris  mundi  offert  memoriae  et  devotioni,  Yarsaviae  1705,  verb. 
1707,  und  Rosaire  et  chapelet  de  la  tr^s-sainte  et  adorable  Trinite 
qu'on  dit .  . .  dans  la  chapelle  des  Pires  de  la  S.  Triniti  redemption 
des  captifs  du  couvent  de  Toulouse  (ohne  Pater  noster  und  mit  Zusätzen 
bei  dem  G-loria  Patri),  in  Folge  einer  Denunciation  des  Dominicaner- 
Grenerals  verb.  1714,  wie  Bened.  XIY.  De  beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  31, 
n.  27  ausführlicher  berichtet.  —  Ausser  dem  authentischen  Rosen- 
kranze sind  übrigens  mehrere  andere  mit  Ablässen  überreich  begna- 
digt (Schneider  S.  168  u.  s.). 


33.    Exorcismen-Bficher. 

•  

Im  J.  1614  erschien  eine  AuBgabe  des  Ritaale  Romannm 
mit  einem  Breve  Pauls  V.  vom  17.  Juni,  worin  die  Bischöfe, 
Achte  und  Pfarrer  „im  Herrn  ermahnt"  werden,  dasselbe  ein- 
zuführen. Da  die  EinfUhrnng  nicht  befohlen  wurde,  blieben 
neben  dem  Römischen  Rituale  andere  in  Gebrauch.  Auch  wurden 
vielfach  neben  dem  Rituale  Bücher  gebraucht,  welche  eine  reich- 
haltigere Sammlung  von  Segnungen,  Beschwörungen  u.  dgl. 
enthielten.  In  einem  Decrete  vom  4.  März  1709  wurden  aber 
auf  einmal  fünf  Exorcismen-Bücher  verboten,  welche  seit  einem 
Jahrhundert  in  vielen  Ausgaben  mit  kirchlichen  Approbationen 
erschienen  waren.  Dass  sie  jetzt  endlich  verboten  wurden,  er- 
klärt sich  daraus,  dass  Daniel  Francus  (S.  142)  einige  scanda- 
löse  Stellen  aus  diesen  Büchern  abgedruckt  und  dann  gesagt 
hatte,  man  möge  ihm  die  Indices  zeigen,  in  denen  sie  verboten 
seien  oder  auch  nur  ihre  Expnrgation  angeordnet  sei,  and  daas 
von  einem  der  schlimmsten  dieser  Bücher,  dem  von  Hieronfmus 
Mengus,  im  J.  1708  zur  Verhöhnung  der  Katholiken  zu  Frank- 


Exorcismeu-Bücher. 


219 


fort  ein  Abdruck  besorgt  worden  war  (U.  N.  1708,  538).  In 
den  nächsten  Decennien  wurden  noch  einige  derartige  Bttcher 
Terboten,  und  einem  Index-Decrete  vom  4.  Dec.  1725  ein  allge- 
Deines  Verbot  beigefügt,  welches  in  folgender  Fassung  in  die 
Decieta  generalia  IV,  1.  2.  7  aufgenommen  worden  ist:  (ver- 
boten sind)  alle  nach  der  Reformation  des  Römischen  Rituale 
dureh  Paul  V.  ohne  Genehmigung  der  Riten-Congregation  zu 
demselben  gemachten  oder  zu  machenden  Zusätze,  alle  von  der- 
selben Congregation  nicht  genehmigten  kirchlichen  Benedictionen 
und  alle  Formeln  von  Exorcismen,  welche  von  den  in  den 
Begeln  des  Römischen  Rituale  vorgeschriebenen  verschieden 
sind,  und  der  Gebrauch  derselben  ohne  vorherige  Prüfung  durch 
den  Bischof  —  Noch  1832  hat  die  Riten-Congregation  auf  die 
Anfrage,  ob  die  viel  gebrauchte,  aber  nicht  approbirte  Collectio 
s.  apparatns  absolutionum,  benedictionum,  conjurationum  etc. 
aacL  Bern.  Sannig  0.  S.  Franc.  (Col  1733*),  auf  Grund  der 
Decr.  gen.  als  verboten  anzusehen  sei,  geantwortet:  nur  die- 
jenigen Bticher  und  in  diesen  nur  diejenigen  Benedictionen  seien 
zn  gebrauchen,  die  dem  Römischen  Rituale  conform  seien  (A. 
J.  P.  1,  1249 ;  im  Index  steht  Sannig  nicht). 

In  dem  Beeret  von  1709  (Hanot  p.  268)  werden  fünf  Bücher 
irerboten,  zunächst  zwei  von  demselben  Verfasser:  1.  Compendio  dell* 
arte  esoTcIstica  e  possibilita  delle  mirabili  e  stnpende  operationi  delli 
demonii  e  malefici.  Del  P.  Fr.  Gerolamo  Menghi,  Minore  Osser- 
7ante,  posto  in  luce  in  Bologna  per  Gio.  Roasi  1580,  auch  Bol. 
1586  u.  8.  —  2.  Flagellum  daemonum,  Auth.  P.  Fr.  Hieron.  Mango 
•  •  Yen.  1644.  Accessit  Pars  secunda  quae  Fustis  daemonum  inscri- 
bitar,  —  das  Flagellum  auch  Bologna  1586  u.  s.»  die  Fustis  Bologna 
1584,  Yen.  1599*  u.  s.,  beide  zusammen  1600  u.  s.  Der  Titel  der 
IQ  dem  Becrete  stehenden  Ausgabe  heisst:  Flagellum  daemonum, 
exorciamos  terribiles,  potentissimos  et  efficaces  remediaqne  probatis- 
nma  ac  doctrinam  singularem  in  malignos  Spiritus  expellendos  fac- 
tuasqae  et  maleficia  fuganda  de  obsessis  corporibus  complectens, 
com  suis  benedictionibus  et  omnibus  requisitis  ad  eorum  expulsionem. 
AccesBit  postremo  pars  secunda,  quae  Fustis  daemonum  inscribitur. 
^niboB  noyi  Exorcismi  et  alia  nonnulla,  quae  prius  desiderabantur, 
superaddita  fuerunt.  Auetore  ß.  P.  F.  Hieronymo  Mengo  Vitellia- 
Btnsi,  Ord.  Min.  Begularis  Observantiae.  Yen.  1644.*  247  S.  8.  - 
Fostifl  daemonum,  adjurationes  formidabiles,  potentissimas  et  efficaces 
IQ  malignos  Spiritus  fugandos  de  oppressis  corporibus  humanis  ex 
^rae  Apocalypsis  fönte  variisque  Sanctorum  Patrum  auctoritatibus 
iianstas  complectens.  Auetore  .  .  .  Opus  sane  ad  maximam  £xor- 
eütaram  oommoditatem  nunc  in  lucem  aeditum.  Yen.  16-14.*  232  S.  8. 


220  Exorcismen-Bücher. 

Aaf  der  Rückseite  beider  Titelblätter  steht:  1623.  die  4.  Sept. 
Imprimatar.  Fr.  Franc.  Carenus  Lect.  Theol.  Yic.  8.  Inqnisit.  Me- 
diol.  —  Fr.  Aloy.  Bariola  Consultor  S.  Off.  pro  111.  D.  Card.  Ar- 
chiep.  —  Vidit  Saccus  pro  Excell.  Senatn.  —  In  einem.  Schreib en 
der  Congr.  der  Bischöfe  und  Regularen  vom  Dec.  1700  (A.  J.  P. 
11,  902)  wird  angeordnet,  in  einem  angeblich  von  bösen  Geistern 
gestörten  Kloster  die  Exorcismen  anzuwenden,  die  in  dem  Flagellam 
daemonum  stehen.  —  Die  anderen  1709  verbotenen  Bücher  sind: 
3.  Complementum  artis  exorcisticae  [cum  litaniis,  benedictionibns  et 
doctrinis  novis].  Anth.  Fr.  Zach.  Yicecomite,  Ord.  SS.  Barnabae 
et  Ambrosü  ad  Nemns,  Mediol.  1537,  auch  Yen.  1600,*  Gel.  1608, 
Med.  1618,  Yen.  1636  (Fabricius,  Eist.  Bibl.  6,  514).  —  4.  Malleus 
daemonum.  Auth.  P.  Fr.  Alexandre  Albertino  (a  Rocha  Contrada) 
Ord.  Min.  Observ.,  Mediol.  1624.*  —  5.  Practica  exorcistarum  ad 
daemones  et  maleftoia  de  Christifidelibus  expellendnm,  Fr.  Yalerii 
Polydori  Patavini  Conventualis,  Yen.  1616. 

1725  wurde  dann  noch  verb.:  Circulus  aureus  s.  breve  com- 
pendium  coerimoniarum  et  rituum,  quibus  passim  ad  suas  et  proximi 
utilitates  presbyteris  uti  contingit,  desumptum  ex  bis  quae  ab  Ecol. 
cath.  Rom.  taliter  et  sparsim  sancita  sunt,  ad  majorem  eorum  com- 
moditatem  a  P.  F.  Franc.  Maria  de  Oapellis  a  Bononia,  Ord.  Min. 
Capuc.  üoncionatore,  — -  dieses  Buch,  das  einzige  dieser  Gruppe,  mit 
der  [von  Ben.  weggelassenen]  ausdrücklichen  Bestimmung :  quocunqne 
loco  et  tempore  impressus,  —  1650  von  dem  Ordensgeneral,  dem 
Yertreter  des  Erzbischofs  und  der  Inquisition  zu  Bologna  approbirt, 
14.  Ed.  Neap.  1670,*  526  S.  16;  19.  Ed.  Yen.  1677;  21.  Ed.  Yen. 
et  Bassani  s.  a.*  —  In  diesem  Index-Decrete  werden  im  allgemeinen 
verboten  alle  von  der  Riten-Congr.  nicht  approbirten  Zusätze  zum 
Römischen  Rituale,  et  maxime  Conjurationes  potentissimae  et  effi- 
caces  ad  expellendas  et  fugandas  aereas  tempestates  a  daemonibus 
per  se  sive  ad  nutum  cujusvis  diabolici  ministri  excitatas  ex  diver- 
sis  et  probatis  auctoribus  colleotae  a  presbytero  Petro  Lnoatello 
tit.  S.  Cassiani  Bergomi,  et  Benedictio  aquae  quae  fit  in  Yig.  Epi- 
phaniae  (A.  J.  P.  2,  2648).  Daher  stammt  das  allgemeine  Yerbot 
in  den  Decr.  gen.  und  das  Yerbot  von  Lucatellus  seit  Ben.  (in  den 
früheren  Indices  steht  er  nicht). 

1727  wurden  noch  zwei  Bücher  verb.:  Manuale  exorcistarum 
ac  parochorum,  h.  e.  tractatus  de  ouratione  ac  protectione  divina, 
in  quo  variis  reprobatis  erroribns  verus,  oertus,  securus,  catholicus 
.  .  .  ejiciendi  daemones  .  .  .  curandi  infirmos,  ab  inimicis  se  tuendi 
Deumque  in  cunctis  necessilatibus  propitium  habendi  modus  traditnr, 
auth.  Candido  Brognolo.  Yen.  1673  (auch  Bergamo  1651  u.  s.). 
Der  Yerfasser,  Minorit,  hat  auch  ein  Alexicacon  h.  e.  de  maleficiis 
et  morbis  maleficis,  Yen.  1668  Fol.,  und  1714,  2  vol.  4.,  herausge- 
geben (Mazzuch.  8.  V.) ;  —  Manuale  commodo  per  gli  curati  e  per 
ogn'  altro  sacerdote  che  s'impieghi  al  benefizio  de*  fedeli  in  fnnzio- 
ni  al  suo  ministerio  spettanti,  di  Giov.  Batt.  Benamati,  Parma  1690. 

Später  wurden  noch  einige  derartige  Bücher  bald  nach  dem 
Erscheinen  verboten:  übaldi  Stoiber  Armamentarium  ecolesiasticum 


fixoroismen-Bächer.  221 

»nplecteDS  arma  spiritualia  fortiBsima  ad  insnltns  diabolicoB  eliden- 
do8  etc.  Angsb.  1736,*  2  vol.  8.,  verb.  1764.  (Der  YerfasBer  war 
liBoiit,  Lector  in  Freising.)  —  Stepb.  Coletus,  Energnmenos 
JigBoscendi  et  liberandi,  tum  maleficia  qnaelibet  dissolyendi,  nee 
MD  benedictiones  ntiliter  conficiendi  Buper  aeg^otoB  compendiaria 
et  &eillima  ratio,  und  Anonyma  qoaeBtiunciila  ex  eodem  opuBcnlo 
iesomta  de  liberandis  energumenis,  BeclDsa  licentia  ordinarii  [im- 
prasa]  Yen.  1762,  verb.  1763.  —  Aaa  älterer  Zeit  wird  stammen: 
DisBolvitar  celebre  quaeaitnm  a  nemine  bactenns  diBcuBanm  pro 
ezordfta  rite  edocto,  quem  fecit  idoneum  miniBtmm  N.  Testamenti 
donuo  Bei.  Ad  obBesBam  ovem  si  qnis  aacerdoB  accedat,  ad  malefi- 
dat&m  liberationis  gratia,  et  benedictionia  ad  infirmam,  quid  aentiant 
ptitoreB  eamm,  verb.  1764. 

Vor  1709  Würde  von  derartigen  Bücbem  nur  verboten:  Floriano 
GtDale,  Del  modo  di  conoBcere  &  sanare  i  maleficiati  &  dell*  anti- 
ekissimo  &  ottimo  nao  del  benedire,  verb.  1706  (vor  Ben.  nicbt  im 
Index).  Ob  das  Rituale  aeu  Caeremoniale  eocleBiaatieum  juxta 
ritun  S.  Matris  Ecclesiae  Rom.  uaumque  Fratrum  diaealceatorum  8. 
Fitris  Auguatini  per  Galliam,  Par.  1632,  wegen  aolcber  Formeln 
oder  wegen  beigefügter  Litanieen  oder  aus  einem  andern  Grunde 
1634  mit  d.  c.  verb.  worden,  erbellt  nicht.  —  Nicbt  verboten  iat 
du  umfangreicliBte  derartige  Bucb,  in  welcbem  die  Bticber  von  Poly- 
donu,  Menghi  (die  beiden  latein.)  und  VicecomeB  und  Petri  Ant. 
Sumpae  Fuga  Satanae  und  Max.  ab  Eynatten  Manuale  exorciatarum 
zQsammengedrackt  Bind:  TbesauruB  exorcismorum  et  conjurationum 
terhbilinm  ...  ad  maximam  exorciatarum  commoditatem  editua  et 
reeom  .  .  .  Col.,  baer.  L.  Zetzner  (1608)  und  1626.*  1232  S.  8 
(Clement  8,  193).  —  Im  apan.  Index  stehen  die  hier  beaprochenen 
Hxoreigmen-Bücher  nicht,  aber  andere,in  Spanien,  alaomit  Approbation 
der  Inquiaition  gedruckte,  z.  B.  Coata,  Exorciami  contra  tempeatatea, 
1636;  Jogum  ferreum  Luciferi  a.  exorc.  terribilea  contra  malignoa 
ipiritog  poBaidentes  corpora  humana,  Valencia  1705,  verb.  1756; 
aadere  unter  Yalladarea  und  Vallejo  und  Expurgationen  unter  La- 
utem und  Paachaaiua. 

Wie  acandalöa  ea  iat,  daaa  die  älteren,  aebr  viel  gebrauchten 
Bvcber  dieaer  Art  erat  im  18.  Jahrb.  verboten  wurden,  mögen  einige 
ioszfige  zeigen.  In  manchen  Exorciamen  (bei  MengUB,  Flag.  p.  46 
<Dd  oft)  findet  sich  folgende  Formel,  mit  der  Yoraohrift,  bei  jedem 
Worte  daa  Ereuzzeichen  zu  machen:  Hei,  Heloym,  Heloa,  Eheye, 
Tttragrammaton,  Adonay,  Saday,  Sabaoth,  Soter,  Emanuel,  Alpha 
et  Omega,  Primua  et  Noviaaimua,  Principium  et  Finia,  Hagioa» 
Iichyros,  Ho  Theoa,  Athanatoa,  Agla,  Jeboua,  Homouaion,  Ya,  Mes- 
^  fisereheye  etc.  (Mengua  gibt  p.  25  eine  Erklärung  der  Namen), 
(^pellia  p.  309  räth:  um  zu  erkennen,  ob  jemand  wirklich  beaesaen 
wi}  BoUe  man  eine  Formel,  die  jene  Namen  enthält,  auf  ge weihtea 
Pipier  Bchreiben  und  dieaea  dem  Patienten,  ohne  daaa  er  ea  wiaae, 
ttfiegen;  wenn  er  danach  unruhig  werde,  aei  er  beaeasen.  Capellis 
^erkt  auadrücklich,  daa  sei  nicht  ala  Aberglauben  anzusehen.  — 
'^  anderen  Formeln  (Mengua,  Flag.  p.  86)  findet  sich :  Conjuro  voa 


222  Exorcismen-Bücber. 

per  omiiia  nomina  B.  V.  Mariae,  sc.  (bei  jedem  Namen  ein  Kreuz- 
zeichen)  Virgo,  FIob,  Nubee,  Regina,  Theotocos,  Imperatrix,  Domina, 
Anrora,  Ancilla  (folgen  noch  80).  Vicecomes  p.  554  hat  folgende 
Formel:  0  maledicti  .  .  .,  voß  ejicio  et  maledico  et  anathematizo,  et 
sitis  a  Deo  maledicti  sicut  Amadiani  et  Basilidiani,  amen ;  sicut 
Oberinthiani  et  Origeniani,  amen  ;  .  .  .  .  sicnt  Lutherani  et  Ugle- 
nothi  (sie),  amen;  sicnt  omnes  baeresiarchae,  amen;  et  sitis  maledicti 
in  omnibas  haeresibus,  sectis  et  schismatis  nunc  et  semper  et  in 
saecula  saecnlornm,  amen.  —  Mengus,  Flag.  p.  134  verordnet,  ein 
Bild  des  Dämons,  von  welchem  jemand  besessen  ist,  mit  seinem 
darüber  geschriebenen  Namen,  in  einem  Feuer  zu  verbrennen,  worin 
zuvor  gesegnetes  sulphur,  galbanus,  asa  foetida,  aristolochia,  hyperi- 
con  et  ruta  hineingeworfen  sind.  Er  gibt  mehrere  Formeln  zur 
Segnung  von  Oel,  welches  bei  Besessenen  äusserlich  und  innerlich 
anzuwenden,  eine,  welche  von  einigen  dem  h.  Cyprianus  zugeschrie- 
ben werde  (p.  176),  eine,  bei  welcher  ganz  in  der  Art  eines  medi- 
cinischen  Kecepts  die  Materialien  angegeben  werden,  die  damit  zu 
vermischen  sind  (p.  189:  Recipe  Rutarum,  Salviae,  Anethi  ciinas 
tres  etc.;  ähnliche  Recepte,  in  denen  auch  Helleborus  albus,  Perfo- 
rata,  Flores  genistae,  Hypericum,  Marrubium,  Urtica  aut  Iva  vor- 
kommen, p.   191.  216). 

Viele  Benedictionen  finden  sich  namentlich  bei  Capellis  p.  283 
u.  s.,  benedictio  tritici,  farinae,  leguminnm,  vini  aut  aceti  u.  8.  w. 
In  fast  allen  kommt  der  h.  Ubaldus  ^),  mit  Christus  oder  Gott  coordi- 
nirt,  vor,  z.  B.  Exorcizo  et  benedico  te,  creatura  N.,  in  nomine 
Jesu  Christi  et  S.  Ubaldi;  Exorcizo  te,  creatura  incensi,  per  Deum 
vivum  ...  et  per  S.  Ubaldum,  fiagellum  inferni;  In  tuo  sancto  no- 
mine Tetragrammaton  et  servi  tui  Ubaldi  eas  exorcizo  et  benedico 
et  sanctifico;  In  nomine  Jesu  et  S.  Ubaldi,  quorum  nomen  et  vir- 
tutem  invoco  super*  has  herbas ;  Fax  et  benedictio  SS.  Trinitatis  et 
S.  Ubaldi  descendat  super  hanc  dpmum.  —  Das  Buch  von  Capellis 
beginnt  mit  einem  Passus  über  die  Wirksamkeit  (virtii)  der  (vom 
Papste)  gesegneten  Agnus  Dei:  sie  befreien  diejenigen,  welche  sie 
andächtig  und  gläubig  gebrauchen,  von  den  Dämonen,  Hexen,  Ver- 
zauberungen (fatture),  Versuchungen,  Pfeilen,  Hagel,  Pest,  Sturm, 
Fallsucht,  Feinden,  Schiffbruch,  Feuersbrunst,  G}-eburtsBchmerzen, 
plötzlichem  Tode,  lässlichen  Sünden ;  diese  Wirkungen  seien  ent- 
nommen aus  den  Versen,  die  Urban  V.  mit  dem  Agnus  Dei  dem 
Kaiser  der  Griechen  gesandt,  und  aus  den  Grebeten,  welche  die  Päpste 
bei  der  Benediction  der  Agnus  Dei  sprechen.  In  letzteren  kommt 
in  der  That  so  ziemlich  alles  vor,  was  Capellis  aufzählt^). 

Benedict  XIV.  publicirte  1752  eine  neue  Ausgabe  des  Rituale 


1)  Von  Ubaldus  berichtet  das  Römische  Brevier:  er  sei  von  Hono- 
riuB  II.  (1124—39)  zum  Bischof  von  Gubbio  ernannt  und  von  Coelestin  III. 
(1191—98)  canonisirt  worden,  und:  Ejus  virtus  praecipue  in  effugandis 
spiritibus  immundis  elucet. 

2)  A.  J.  P.  6,  1680.  Keusch,  Die  Deutschen  Bisch.  S.  62.  Friedrich, 
Beitr.  zur  Kirchongesch.  S.  72. 


Schivlten  über  Heilige.  Heiligenbilder.  223 

JSoBiuiiim.  Sie  enthält  verhältnissmässig  wenige  Benedictionen ; 
aber  einer  zu  Eom  1874  gedrackten  Ansgabe  ist  ein  Anhang  bei- 
^fngt,  in  welchem  sich  Benedictionen  nicht  nnr  für  nene  Eisenbahnen, 
Telegraphen^  Bmnnen,  Erzsfiessereien,  Ziegeleien  finden,  sondern  auch 
für  Bier,  KSse,  Botter,  Medicin,  Yiehfntter,  Ställe,  Vögel,  Bienen 
1.  8.  w.  nnd  Gebete  gegen  Mänse,  Heuschrecken  nnd  andere  schäd- 
Bdie  Thiere  (Vering,  Archiv  f.  K.-R.  1877,  224). 


34.    Schriften  über  Heilige.   Heiligenbilder. 

unter  Urban  VIII.  wnrde  1625  uod  1634  verboten,  Schriften 
8ber  Leben  nnd  Wunder  nicht  heilig  oder  Belig  gesprochener 
Personen  ohne  Genehmigung  zu  veröffentlichen  und  solche  Per- 
sonen wie  Heilige  oder  Selige  zu  verehren  oder  sie  njit  dem 
Heiligenschein  (cum  laureolis  aut  radiis  8i?e  splendoribus)  abzu- 
bilden. Solche  Bilder  werden  danach  in  den  Decreta  gen.  III,  1 
verboten  (die  anderen  auf  Bilder  bezüglichen  Verbote  der  Deer.  gen. 
sind  §  38  zu  besprechen).  Im  Index  stehen  aber  ausser  Schriften 
ttber  derartige  Personen  auch  Schriften  über  anerkannte  Heilige, 
welche  ohne  Zweifel  meist  wegen  frommer  Thorheiten  verboten 
worden  sind,  wie  deren  namentlich  fast  unglaubliche  in  Schriften 
Aber  den  h.  Joseph  und  die  h.  Anna  vorkommen. 

Unter  IJrban  YIII.  wurde  zunächst  ein  Decret  der  Inq.  von 
Fer.  y.  13.  März  1625  pnblicirt  (Alex.  No.  31),  eine  Bestimmung 
deamlben  5.  Juni  1681  erläutert.,  dann  der  Inhalt  desselben  durch 
ein  Brere  vom  5.  Juli  1634  bestätigt.  Diese  Verordnungen  sind 
bei  Albit.  p.  528  und  Bened.  XIV.  De  beatif.  1.  2,  o.  II  und  12 
abgedruckt  und  commentirt.  Sie  und  eine  Verordnung  vom  17.  Nov. 
1674  sind  1821  von  der  Riten-Congr.  wieder  eingeschärft  worden 
(Gardellini  t.  7  n.  4434).  Bezüglich  der  Schriften  über  Personen, 
die  im  Bofe  der  Heiligkeit  geRtorben,  wurde  1625  verordnet,  die- 
selben seien  von  den  Ortsbischöfen  mit  Zuziehung  von  Theologen 
nid  anderen  frommen  und  gelehrten  Männern  zu  prüfen,  und  wenn 
jene  sie  des  Druckes  würdig  erachteten,  sei  das  negotium  instruotnm 
nach  Bom  zu  schicken  und  die  Antwort  des  h.  Stuhles  -abzuwarten. 
In  Rom  wurden  diese  Angelegenheiten  von  der  Eiten-Congr.  oder  (wie 
tt  scheint,  gewöhnlich)  von  der  Inquisition  untersucht.  Diese  be- 
eefaloes  1638:  die  zahlreichen  von  den  Relatoren  bereits  geprüften 
Bücher  sollten  den  Bischöfen  zurückgesandt  werden  ohne  eine  andere 
Erklärung  als:  die  Bücher  würden  hiermit  zurückgesandt  und  es 
werde  die  Beobachtung  der  Decrete  von  1625  und  1684  eingeschärft; 
ebenso  sei  in  Zukunft  zu  verfahren.    Femer  wurde  verordnet,  jedem 


224  Schriften  über  Heilige.  Heiligenbilder. 

derartigen  Bucbe  sei  am  Anfange  und  am  ScUasse  eine  Protestatio 
beizudrncken,  —  der  Wortlaut  derselben  ist  vorgeschrieben,  —  worin 
der  Verfasser  unter  Bezugnahme  auf  die  Verordnungen  ürbans  VIII. 
erklärt :  das,  was  er  berichte,  stütze  sich  nur  auf  eine  menschliche, 
nicht  auf  die  göttliche  Autorit-ät  der  römisch-katholischen  Kirche 
oder  des  h.  apostolischen  Stuhles,  mit  Ausnahme  derjenigen,  die  von 
diesem  in  das  Verzeichniss  der  Heiligen,  Seligen  oder  Märtyrer  auf- 
genommen worden  seien.  Eine  solche  Protestatio  steht  z.  B.  vom 
l.  April -Bande  an  bei  den  Bollandisten. 

Das  Beeret  ürbans  VIII.  wurde  anfangs  strenge  gehandhabt. 
Janus    Nicius    p]rythraeus    (Epp.   ad    Tyrrh.    p.    70)    berichtet    im 
J.  1642:  er  habe  ein  Leben  des  Bischofs  Jo.  Juvenalis  Ancina  von 
Saluzzo  herausgeben  wollen,    es    sei   ihm    aber  die  Druckerlaubniss 
verweigert  worden,  weil  verboten  sei,  von  nicht  canonisirten  Personen 
wunderbare  Dinge  zu  berichten ;  er  habe  sich  erboten,  diese  Stellen 
wegzulassen  und  dafür   die  Tugenden  des  Bischofs  ausführlicher  zn 
behandeln,    aber  auch  das  habe  man  beanstandet;    man    dürfe  also, 
fügt  er  bitter  bei,  über  schändliche  Thaten  und  Beden  böser  Menschen 
schreiben,  aber  nicht  über  die  Tugenden  frommer  Männer.    Man  hat 
aber  vielleicht  an  diesem  Buche   etwas    anderes   beanstandet;    denn 
in    dem  Decrete    von    1631    war    der  Magister  S.  Pal.  angewiesen, 
nur  die  Bezeichnung  der  nicht  canonisirten  Personen  als  heilig  oder 
selig  nicht  zu  dulden,    wohl  aber,    mit    dem  in  der  Protestatio  ent* 
haltenen  Vorbehalt,    ea  quae    cadunt   super  mores  et  opinionem.   — 
1648  wies  die  Eiten-Congr.  den  Erzbischof  von  Neapel  an,  ein  Buch 
über  das  Leben  und  die  Wunder  der  Ursula  Benincasa,  der  Stifterin 
der  Theatinerinnen,  f  1618  (K.-L.  10,  834),  die  auf  dem  Titelblatte 
als  Beata  bezeichnet  war,  zu  confisciren  und  den  Herausgebern  den 
Process    zu    machen    (Ben.  XIV.  Beat.  1.  2,  c.  12,  n.  3).    Das    ist 
vielleicht  ein  Buch  von  dem  Theatiner  Franc.  Maria  Maggie  (Ma- 
zius,   Mongitore    p.  219.    Vezzosi  2,  4),   der    ein    sehr   fruchtbarer 
Schriftsteller  war,  eine  ganze  Eeihe  von  Büchern  über  die  Benincasa 
geschrieben  hat  und  von  dem  eine  lateinische  Vita  als  zu  Palermo 
1645  und  dann  (expurgirt)    zu  Bom  1654  gedruckt    erwähnt   wird. 
Diese  steht  nicht  im  Index,  aber   sein  Compendioso  ragguaglio  della 
vita,  morte  e  monasterii  della  Madre  Oraola  Benincasa,  Neapel  1669, 
verb.    1674,    und    seine    1655    zu  Bom    gedruckte  Vita   della  Ven. 
M.  0.  B.    (nur   der   1.  Band  erschienen),    verb.    erst  1679,    gleich- 
zeitig mit  der  1671  zu  Venedig  erschienenen  Vita  della  Ven.  0.  B., 
von  dem  Theatiner  Gio.  Bonif.   Bagatta^).    —    1657    wurde  auch 
der    Druck    einer   Biographie    des  Hippolytus    Galantinus    nur    mit 
der  Weglassnng    des  B.    vor    seinem    Namen    gestattet,    und    1661 
verbot    die    Riten-Congr.    unter    den   für   das    Behalten    verbotener 
Bücher  angedrohten  Straften  ein  anonymes  Schriftchen  eines  Trini- 
tariers,  worin  der  Trinitarier  Petrus  de  Figuiera  Carpi  als  Märtyrer 


1)  Mazzuch.  8.  V.  —  Vezzosi  1, 95  verzeichnet  mehrere  Biographieen  der 
Benincasa,  eine  Rom  1690,  430  S.  4. 


Schriften  über  Heilige.  Heiligenbilder. 


226 


mit  dem  Heiligenscheine  abgebildet  war  nnd  die  spanischen  Bischöfe 
imd  Geistlichen  aufgefordert  wurden,  seine  öffentliche  Yerehrnng  zu 
fordern.  Der  Nuncins  in  Spanien  wurde  beauftragt,  das  Beeret  den 
Bischöfen  und  Ordensoberen  mitzutheilen  und  den  Verfasser  zu  be- 
strafen (A.  J.  P.  20,  5).     Im  Index  steht  das  Schriftchen  nicht. 

Schriften  über  nicht  canonisirte  Personen  stehen  noch  im  In- 
dex: von  Franc,  di  Poggio  über  Suor  Cherubina  delV  Agnus  Dei, 
Terb.  1679;  von  Fem.  Blas.  Franco  über  die  Franciscanerin  Maria 
de  Jesus  von  Villa  Eobledo,  Madrid  1675,  verb.  1714  (von  dieser 
Sor  Maria  de  Jesus  ist  auch  ein  Buch,  Litania  j  nombres  miste- 
riosos -de  la  reyna  del  cielo,  1678  verb.);  von  dem  Jesuiten  6ius. 
Gentili  ein  zu  Eom  1739  gedrucktes  Buch  über  die  Carmeliterin 
Bosa  Maria  Serio  di  S.  Antonio,  mit  d.  c.  verb.  1746^);  von  dem 
bekannten  Jesuiten  Gr.  B.  Sca  r  am  eil  i  über  die  Franciscanerin  Maria 
Crocifissa  Satellico,  von  der  Kiten-Congr.  1769  verb.  mit  dem  Zu- 
satz: aalvis  tarnen  juribus  causae  (ohne  Präjudiz  für  den  Selig- 
sprechnngsprocess);  eine  zu  Rom  1819  erschienene  emendirte  Aus- 
gabe wurde  von  der  Riten-Congr,  1820  freigegeben.  —  Im  span. 
Index  stehen  sehr  viele  span.  Schriften  über  nicht  canonisirte  Per- 
sonen *). 

Das  Beeret  von  1625  fügt  zu  dem  Verbote  der  Beilegung  der 
Titel  „heilig"  oder  „selig"  den  Vorbehalt  bei,  dass  es  in  keiner 
Weise  denjenigen  präjudiciren  solle,  welche  entweder  auf  Grund 
eines  communis  consensus  der  Kirche  oder  eines  immemorabilis 
temporum  cursus  oder  der  Schriften  von  Kirchenvätern  und  heiligen 
Männern  oder  einer  langjährigen  Kenntniss  und  Duldung  des  h.  Stuhles 
oder  de«  Ortsbischofs  verehrt  würden.  Dieser  Vorbehalt  war  ge- 
eignet, Controversen  hervorzurufen.  Bald  nach  1625  entstand  ein 
Streit  zwischen  den  Erzbischöfen  von  Cagliari  und  Torres  über  die 
Frage,  ob  der  als  Schriftsteller  bekannte  Bischof  Lncifer  von  Cag- 
liari, i*  um  370,  als  Heiliger  zu  verehren  sei.  Jener  beklagte  sich 
in  Rom,  dass  dieser  die  Sache  vor  die  spanische  Inquisition  ge- 
bracbt,  und  die  Römische  Inq.  wies  darauf  1638  den  Nuncius  an, 
den  spanischen  General-Inquisitor  aufzufordern,  die  Sache  dem  h. 
Stuhle  zu  überlassen.  Sie  verbot  dann  aber  1641  nur  bei  Strafe 
der  £xcommunication,  bis  auf  weiteres  pro  und  contra  Schriften  her- 
auszugeben. £ine  Entscheidung  ist  nicht  erfolgt;  nur  wurde  1647 
die  Frage  verneint,  ob  es  gestattet  sei,  Messe  und  Officium  von  dem 
L  Lucifer  zu  halten  und  sein  Bild  zur  Verehrung  auszustellen, 
samentlich  in  DiÖcesen,  wo  das  nicht  herkömlich  sei  (Bened.  XIV. 
Beatif.  1>  40,  3).   Mit  diesem  Streite  hängt  zusammen,  dass  um  1640 


1)  A.  J.  P.  20,  34  wird  berichtet,  Benedict  XIV.  habe  1741  die  Ein- 
leitung des  Canonisationsprocesses  genehmigt,  Pius  VI.  1797  die  Wieder- 
aufnahme desselben  gestattet,  obschon  Benedict  XIV.  perpetuum  silentium 
»%elegt,  also  den  Antrag  auf  Heiligsprechung  definitiv  abgelehnt  habe, 
womit  das  Verbot  des  Buches  zusammenhangen  wird. 

2)  Die  spanische  Inq.  befahl  1777,  auf  Bildern  der  S.  Joanna,  uxor 
Pilati,  das  uxor  Pilati  zu  streichen. 

Reuaeh,  Index  II.  ]5 


i^6  Schriften  über  Heilige.  Heiligenbilder. 

eine  Predigt  des  Jesuiten  Jo.  Nie.  Diana  über  den  h.  Lucifer  von 
der  sardinischen  Inquisition  verdammt  wurde;  Diana  appellirte  an 
den  span.  General-Inquisitor,  und  dieser  cassirte  1653  das  ürtbeil 
und  ernannte  Diana  zum  Consultor  (Bayle  s.  v.  Diana).  —  lieber 
eine  cbarakteristiscbe  Entscheidung  Pius*  IX.,  die  mit  dem  Decrete 
von  1625  zusammenhängt,  wird  in  den  Acta  S.  S.  6,  67  berichtet. 
In  einer  in  dem  12.  October-Bande  der  Bollandisten  unter  dem 
29.  Oct.  stehenden  Abhandlung  bestreitet  der  Jesuit  Victor  de  Back 
das  Martyrium  von  drei  in  Bergamo  besonders  verehrten  Heiligen, 
Eusebia,  Domnus  und  Domnion.  Die  Sache  wurde  von  dem  dortigen 
Bischof  an  die  Riten-Congr.  gebracht  und  diese  beschloss  20.  Aug. 
1870,  bei  aller  Achtung  vor  den  Verdiensten  der  Bollandisten  nach 
Prüfung  der  Documente  zu  erklären,  dass  die  von  de  Bück  gegen 
die  das  Martyrium  betreffende  Tradition  vorgebrachten  Argumente 
nichts  bewiesen.  Das  Decret  wurde  1.  Sept.  von  Pius  IX.  bestätigt 
und  „für  alle,  die  sich  mit  der  Kirchengeschichte  änd  h.  Archäo- 
logie beschäftigen,  vorgeschrieben,  in  den  Fällen,  wo  es  sich  nm 
Heilige  oder  Selige  handelt,  die  mit  Approbation  des  h.  Stuhles  im 
Besitze  eines  öffentlichen  Cultus  sind,  sehr  vorsichtig  zu  sein  nnd 
immer  die  Regeln  zu  beachten,  die  Benedict  XIV.  in  der  Bulle  über 
das  Martyrologium  Rom.  n.  2  und  18  und  De  beatif.  1.  4,  p.  2, 
c.  17  n.  9.  10,  c.  13,  n.  7.  8  aufstellt."  —  Durch  ein  Decret  der 
Riten-Congr.  vom  15.  Dec.  1883  (A.  J.  P.  23,  629)  ist  die  von 
den  Gelehrten  viel  verhandelte  Frage  über  Boethius  (f  526)  dahin 
entschieden  worden,  dass  er  in  Pavia  den  cultus  immemorabilis  als 
Märtyrer  besitze. 

Von  den  Schriften  über  anerkannte  Heilige  oder  Selige  sind 
folgende  zu  erwähnen:  Compendio  della  vita  e  miracoli  del  B.  An- 
drea Avellino  Chierico  Regolare  von  Pasquino  Pignoni,  Flor.  1627, 
1642  mit  d.  c.  verb.,  weil  darin  erzählt  wird,  die  Stadt  Palermo 
sei  durch  die  Hülfe  dieses  Beato  von  der  Pest  befreit  und  dieser 
darum  1625  auf  den  Antrag  des  Senates  mit  Genehmigung  des 
Papstes  unter  die  Patronen  der  Stadt  aufgenommen  worden,  der 
Senat  aber  erklärt  hatte,  er  habe  nie  einen  solchen  Antrag  gestellt, 
das  päpstliche  Decret  sei  also  erschlichen  (A.  J.  P.  7,  275)  ;  — 
drei  italienische  Schriften  über  die  1669  canonisirte  Carmeliterin 
Maria  Magdalena  de'  Pazzi,  verb.  1680—88  (unter  Solazzi,  Tribnti 
und  Maniera  divota  da  pratticarsi  verso  la  serafica  M.  M.  dei  Pazzi 
etc.,  letztere  mit  dem  von  Ben.  weggelassenen  Zusätze  verb.:  nbi- 
cunque  et  quoc.  idiomate  fuerit  impressa);  —  ein  Buch  von  Franc. 
Noia  über  den  h.  Amatus,  Bischof  von  Nusco,  verb.  1714;  —  L'in- 
tera  istoria  della  famiglia,  vita,  miracoli,  traslazione  e  culto  del 
glorioso  martire  San  Grennaro,  Vescovo  di  Benevento  .  .  .  scritta 
dal  Prete  Nicola  Carminio  Falcone  Napoletano;  fatica  promossa 
dal  P.  F.  Ilarione  da  San  Pietro,  Kapoli  1713,  ein  Folioband  mit 
schönen  Kupferstichen,  verb.  1718;  es  war  eine  Anzahl  von  Streit- 
schriften gegen  das  Buch  erschienen  (Meizi  1,  337;  2,  105).  —  Die 
zu  Palermo  gedruckten  Panegirici  di  diversi  santi  des  Capuciners 
Feiice  Brandimarte  scheinen  auf  Betreiben  eines  französischen  Con- 


Schriften  über  Heilige.  Heiligenbilder.  2^7 

foltors  der  Index-Congr.  (1678)  verb.  worden  zn  sein,  der  sich  über 
lue  Ausfalle  gegen  die  Franzosen  ärgerte,  aber  anch  anf  eine  Stelle 
hinweisen  konnte,  wo  der  Capnciner  den  h.  Benedict  als  Mit-ErlÖser 
des  Abendlandes  neben  Christas  stellt  (Michaad  3,  231).  —  Eine 
Centnria  di  lettere  del  glorioso  Patriarcha  San  Francesco  da  Paolo, 
fondatore  deir  Ordine  de^  Minimi,  herausgegeben  von  dem  General 
des  Ordens,  Franc,  da  Longo bardi,  und  gedruckt  zu  Rom  1655, 
4.,  wurde  1659  verb.  mit  der  Motivirung:  cum  multa  falsa  et  apo- 
crjpha  contineat;  mit  derselben  Motivirung  eine  Scelta  di  lettere 
....  Viterbo  1657,  erst  1703.  —  Lettere  di  S.  Antonio  di  Padova, 
Taecolte  da*  suoi  divoti  sermoni  da  Nie.  Graffio,  verb.  1651.  Da- 
zn  kommen  noch  eine  Informazione  über  „falsche  Erscheinungen 
und  Wunder"  und  mehrere  aus  der  Nota  (S.  38)  entnommene  Schrift- 
chen unter  Historia,  Leggenda,  Vita.  —  Als  eine  der  wenigen  nicht 
italienischen  Schriften  ist  noch  zu  erwähnen  Thomas  Messingham, 
Florilegium  insulae  sanctorum  seu  vitae  et  acta  sanctorum  Hiber- 
niae,  Par.   1624,  mit  d.  c.  verb.  1634. 

Historia  sagra  di  Santo  Yeneranda  Parasceve,  cittadina  di 
Sezza,  dal  P.  M.  Filippo  Ciammaricone,  Min.  Convent.,  Ronsi- 
glione  1706,  verb.  1709,  nisi  corrigatur  epistola  ad  academicos  Seti- 
nos.  An  der  Heiligen  selbst  scheint  man  also  keinen  Anstoss  ge- 
nommen zu  haben,  obschon  es  sehr  bedenklich  klingt,  wenn  Toppi 
p.  286  von  einem  Carmeliter  Simone  dello  Spirito  santo  eine  zu 
Neapel  1656  erschienene  Vita  di  S.  Veneranda,  detta  dal  volgo  S. 
Venera,  dai  greci  ayioL  riuQaaxsvi]  verzeichnet  und  dabei  die  S.  Pa- 
rasceve  als  virgine  martire  e  predicatrice  evangelica,  contemporanea 
dei  santi  apostoli  bezeichnet,  deren  Fest  am  14.  Nov.,  von  den 
Griechen  26.  Juli  gefeiert  werde  ^).  Im  Martyrologium  Rom.  steht 
am  14.  Nov.  eine  S.  Yeneranda,  die  unter  Antoninus  in  Gallien  als 
Martyrin  gestorben.  —  Von  der  Vita  S.  Rusinae  seu  Rosanae  filiae 
Austeri  Romanorum  regis  verfügte  die  Index-Congr.  1661:  expun- 
gatur  a  quocunque  libro  ubi  impressa  reperitur;  bei  Ben.  ist  dieses 
weggelassen,  so  dass  der  Schein  entsteht,  als  ob  ein  bestimmtes 
Buch  mit  jenem  Titel  verb.  wäre.  Die  Legende  wird  aus  einer 
Sacra  Rappresentazione  des  1 5.  Jahrb.  stammen,  worin  eine  Rosana, 
Tochter  des  Königs  Austero  von  Rom,  vorkommt;  das  ist  aber 
eine  dramatische  Bearbeitung  der  Liebesgeschichte  von  Flor  et 
Blanclieflor^. 

1633  wurde  verb.:  Sanctificatio  S.  Joseph,  sponsi  Virginis,  in 


1)  In  seinem  Comraentar  zu  dem  63.  Canon  der  Trullanischen  Synode 
Ton  692,  in  welchem  erdichtete  Martyrergeschichten  verboten  werden, 
bericbtet  Balsaraon,  1148  habe  der  Patriarch  Kicolaus-  eine  alberne  Vita 
der  h.  Parasceve  verbrennen  lassen  und  einen  befähigten  Mann  mit  der 
AbfasauDg  einer  bessern  beauftragt.  —  Eine  im  Giern,  eccl.  11,  111  ge- 
lobte Vita  di  S.  Veneranda  von  dem  dalmatinischen  Cauonicus  Paulo vich 
Lucicfa,  Ven.  1795,  erinnert  an  das  Leben  der  h.  Philumena;  Deutscher 
Merkur  1884,  217. 

2)  Symonds,  Renaissance.  Ital.  Lit.  III,  862. 


^26  Schriften  über  Heilige.  Heiligenbilder. 

utero  aBserta  auth.  Petro  Marchant,  0.  Min.,  Brugia  1631.  Jetzt 
werden  solche  Bücher  nicht  mehr  verboten.  Der  Eedemtoriat  Bouvy 
hat  1869  dieselbe  Ansicht  vertheidigt  und  der  Bischof  Laurent  in 
seinen  gedruckten  Predigten  behauptet,  die  Eeinigung  des  h.  Joseph 
im  Mutterleibe  werde  mit  yollem  Recht  von  den  b.  Vätern  ange- 
nommen (Bouvy  gesteht  doch  noch,  dass  kein  Schriftsteller  vor  1400 
etwas  davon  sage),  leuchte  allen  Frommen  von  selbst  ein,  ja  ver- 
stehe sich  von  selbst^).  —  1661  wurde  mit  d.  c.  verboten:  Jose- 
phina Lucernensis,  in  qua  Lucernae  Helvetiorum  S.  Joseph,  vir 
Mariae  .  .  .  centum  elogiis  illustratur  atque  propugnatur  praeside 
Jacobe  Reiss,  Constanz  1658.  Die  Index-Congr.  erklärte,  wenn  21 
von  den  100  Elogia  und  die  ganze  am  Ende  des  Buches  stehende 
Quaestio  singularis  weggelassen  würden,  dürfe  es  neu  gedruckt 
werden  (Catalani,  Secr.  Ind.  p.  30).  —  La  famille  chretienne  soiis 
la  conduite  de  St.  Joseph,  Paris  1644,  verb.  1671,  wurde  von  der 
Sorbonne  schon  1644  censurirt  (Arg.  III  a  53),  weniger  wegen 
einiger  IJeberschwenglichkeiten  zu  Ehren  des  h.  Joseph,  als  wegen 
mancher  Sätze  über  Ehe  und  Cölibat  u.  dgl.  Als  Verfasser  gilt 
AI.  Colas  de  Portmoran.  —  1683  wurde  verb.:  Gabr.  de  S.  Maria, 
Tractado  de  las  siete  misas  del  Sefior  S.  Joseph  en  reverencia  de 
BUS  siete  dolores  e  siete  gozos,  Cadiz  1670  (nicht  im  span.  Index). 
Pius  IX.  hat  1847  für  die  Verehrung  der  sieben  Schmerzen  und 
Freuden  des  h.  Joseph  einen  Ablass  verliehen    (Schneider  S.  297). 

—  Andere  auf  den  h.  Joseph  bezügliche  Schriften  stehen  unter  In- 
stitution, Manuale  und  Pastrana,  in  der  Raccolta  unter  Stellario. 

Im  J.  1666  (Alex.  No.  80)  wurden  verb.  libelli  quidam  con- 
tinentes  particularem  cultum  B.  Annae:  Orationi  quotidiane  da 
recitarsi  ad  onore  delle  grandezze  di  S.  Anna,  madre  della  madre 
di  Dio,  —  Ristretto  prattico  delle  devotioni  da  farsi  alla  glo- 
riosa  S.  Anna,  madre  della  gran  madre  di  Dio  et  ava  del  nostro 
signor  Giesü  Christo,  —  Rosario  della  glor.  S.  Anna,  in  cui  si 
da  il  modo  di  contemplare  e  riverire  i  principali  misteri  della  sua 
vita,  ad  imitatione  della  B.  Vergine  sua  figlia  (dieser  Rosenkranz 
wurde  auch  von  der  Riten-Congr.  1678  verboten,  desgleichen  ein 
Bild  der  h.  Anna  mit  einem  Ave  gratia  plena  beginnenden  Gebete). 

—  Von  1667  an  wurde  dann  noch  eine  ganze  Reihe  von  Schriften  über 
die  h.  Anna  verboten.  Manche  derselben  stehen  in  dem  Index  von 
1681  unter  Libelli  quidam  continentes  particularem  cultum  B.  Annae, 
noch  mehr  in  der  Raccolta  s.  v.  Anna  zusammen.  Seit  Ben.  stehen 
sie  im  Index  zerstreut  unter  Devozione,  Devotioni  (vier  unter  diesem 
Titel,  davon  drei  in  Neapel  erschienen),  Instruttione  und  unter  den 
Kamen  der  Verfasser,  G.  B.  Magnante,  Girol.  Meazza  (Theatiner), 
Fra  Massimo  da  Monza.  —  Einige  andere  verdienen  eine  specielle 
Erwähnung.  1667  wurde  mit  d.  c.  verb.  Mater  honorificata  S.  Anna 
8.  de  laudibus,  excellentiis  ao  praerogativis  Divae  Annae,  op.  et 
studio  R.  P.  Jo.  Thomae  a  S.  Cyrillo.     Auf  den  Antrag  der  Car- 


1)  Beasch,  Die  deutschen  Bischöfe  S.  108.  107. 


S.  Joseph.     S.  Anna.  229 

BeHter  gestattete  die  Index-Congr.  1668,  tun  die  Kosten  eines 
Kendraeks  des  ganzen  Buches  zn  vermeiden,  die  Gorrectio  anf  einem 
ksondern  Blatte  zn  drucken  und  beizuhinden  und  auf  dem  Titel- 
bktte  beizufügen:  cum  correctione  per  S.  Congr.  Ind.  ordinata 
(A.  J.  P.  2,  2640;  im  Index  wird  nichts  davon  gesagt).  Oswald, 
Muiologie  S.  70  sagt,  das  Buch  sei  nicht  sowohl  darum  verboten 
wordeo,  weil  der  Verfasser  Anna  Grossmutter  Gottes  genannt,  als 
rielmehr  weil  er  andere  Cruditäten  vorgebracht  und  Anna  als 
Sebwiegermutter  des  h.  Geistes  bezeichnet  habe.  Aber  1673  ver- 
bot, wie  in  der  Raccolta  s.  v.  Anna  angegeben  wird,  der  Mag.  S. 
Ptl.  alle  Bücher,  Zettel  und  Gebete,  in  welchen  Anna  als  Gross- 
naiter  (ava  oder  progenitrice)  Christi  oder  als  nächste  Blutsver- 
wandte der  göttlichen  Majestät  nächst  der  h.  Jungfrau  (la  piu  stretta 
di  sangae  colla  Maestii  divina  etc.)  oder  Christus  als  Enkel  der 
L  Anna  bezeichnet  werde;  schon  1666  war  das  Ristretto,  in  welchem 
aTa  di  Gesu  Christo  vorkommt,  verb.  und  1678  wurde  eine  Raccolta 
Bit  derselben  Bezeichnung  verb.  —  Der  Jesuit  Petrus  Ant.  Spinelli 
batte  in  dem  Bache  Maria  Deipara  thronus  Dei,  Neapel  1613,  be- 
biiptet,  Anna  und  Joachim  seien  im  Mutterleibe  geheiligt  worden; 
Jae.  Imperiali  lehrte  in  einem  zu  Rom  gedruckten  Buche,  Anua 
Übe  Maria  ohne  Verletzung  der  Jungfrauschaft  empfangen,  und 
grondete  eine  Bruderschaft  zu  Ehren  der  B.  Anna  Yirgo  et  Mater 
Matris  Dei.  Ein  anderer  Jesuit  in  Neapel  vertheidigte  dieselbe 
Ansicht  in  einer  kleinen  Schrift,  und  ein  dritter  forderte  in  einer 
Predigt  auf,  am  Feste  der  h.  Anna  zu  communiciren,  weil  man  im 
Abendmahle  das  Fleisch  der  h.  Anna  empfange.  Die  Inquisition 
n  Neapel  censurirte  die  Meinung,  die  Predigt  und  die  Schrift  und 
bestrafte  den  Drucker^).  Ob  mit  dieser  Geschichte  das  Verbot 
einiger  in  Neapel  erschienenen  Schriften  (s.  o.)  zusammenhängt,  er- 
heUt  nicht 


35.     Mariologie. 

Iq  den  Decreta  generalia  werden  II,  4  alle  nach  dem  J. 
1617  gedruckten  Schriften  verboten,  in  denen  behauptet  werde, 
Varia  sei  in  der  Erbsünde  empfangen,  oder  in  denen  gesagt 
werde,  diejenigen,  welche  meinten,  sie  sei  in  der  Erbsünde  em- 
pfangen, seien  Ketzer  und  Gottlose  (impii)  oder  begingen  eine 
Todsünde.  Dieses  Verbot  stand  schon  seit  Alexander  VII.  im 
hdex  (unter  Libri)  und  ist  ans  einer  Bulle  dieses  Papstes  vom 


1)  Arg.  III  b  826.   Thiers,    Tr.  des  Superst.  2,  265.    Nach  A.  J.  P. 
^%  661  wurde  die  Ansicht  des  Imperiali  1677  verdammt. 


230  Mariologie. 

3.  Dec.  1661  entnommen.  1617  hatte  Paul  V.  durch  die  Inqui- 
sition die  Aufstellung  jener  Behauptung  in  Predigten,  Vorlesungen, 
Thesen  u.  s.  w.  verbieten,  zugleich  aber  erklären  lassen,  da- 
mit solle  der  fraglichen  Ansicht  nicht  präjudicirt  werden.  Wenn 
auch  eine  Reihe  von  Büchern,  in  denen  die  Lehre  von  der  Im- 
maculata Conceptio  vertheidigt  wird,  im  Index  steht,  so  bat 
das  seinen  Grund  in  Missgriflfen,  Uebertreibungen,  Incorrectheiten, 
Verketzerung  der  Gegner  und  dergleichen  Dingen,  welche  von 
den  Dominicanern  bei  der  Inquisition  oder  der  Index-Congrega- 
tion  geltend  gemacht  wurden.  Wegen  arger,  zum  Theil  sehr 
arger  Uebertreibungen,  Verirrungen  und  Geschmacklosigkeiten 
wurden  auch  mehrere  andere  mariologische  Werke  verboten, 
—  von  den  schlimmsten,  denen  von  Maria  von  Agreda  und  J. 
B.  Poza  ist  anderswo  die  Rede,  —  desgleichen  eine  Anzahl 
von  Bruderschaften  mit  ihren  Schriften,  Zetteln  und  Medaillen, 
von  denen  zwei,  die  der  Sclaven  der  Mutter  Gottes  und  die 
der  Heerde  des  guten  Hirten,  auch  in  den  Decr.  gen.  III,  3.  4 
erwähnt  werden.  Von  den  im  Index  stehenden  Schriften  gegen 
die  Uebertreibungen  der  Marienverehrung  wird  später  zu  handeln 
sein. 

1.  Das  Baseier  Concii  hatte  1439  deoretirt,  die  Lehre  von 
der  unbefleckten  Empfängniss  sei  eine  von  allen  Katholiken  festzu- 
haltende. Dem  entsprechend  beschloss  die  Sorbonne  1497,  dass 
jeder  Doctorandus  eidlich  zu  geloben  habe,  diese  Ansicht  zu  ver- 
theidigen  (die  Erklärung,  dass  die  entgegengesetzte  falsch,  gottlos 
und  irrig  sei,  wurde  später  beseitigt).  In  Rom  wurde  natürlich  das 
Baseler  Decret  nicht  anerkannt,  aber  Sixtus  IV.  verdammte  1483 
in  einer  Bulle  die  Behauptung,  die  Lehre  von  der  Imm.  Conc.  sei 
ketzerisch  und  die  Feier  des  Festes  derselben  sündhaft,  verbot  aber 
zugleich  auch,  die  entgegengesetzte  Lehre  als  ketzerisch  zu  bezeichnen. 
Jene  Behauptung  hatte  der  Dominicaner  Vinoentius  de  Bandeiis 
(Bandellus)  in  dem  Tractatus  de  singulari  puritate  et  praerogativa 
conceptionis  Salvatoris  nostri  J.  C.  ex  auctoritatibus  260  scriptomra 
illustrinm,  ed.  per  Fr.  Vincentium  de  Castronovo  0.  P.,  Bononiae 
1481,  4.,  ausgesprochen.  Der  Tractat  war  vorher,  1475,  zu  Mailand 
anonym  als  Libellus  recoUectorius  de  veritate  conceptionis  B.  M. 
erschienen.  Er  wurde  1502  neu  herausgegeben  (angeblich  von  dem 
Dominicaner  Didacus  de  Deza,  Quetif  2,  52),  auch  Mailand  1512^). 


1)  Auch  von  J.  R.  Wetstein  s.  1.  et  a.  (Clement  2,  396).  Man"  be- 
schuldige Bandellus,  er  habe  eine  Aeusserung  der  Gatharina  von  Siena 
zu  seinen  Gunsten  gefälscht  (Quetif.  2,  834).  Anderen  Dominicanern  sind 


Immaculata  ConcepUo. 


231 


—  Piaiillll.  Hess,  als  das  Gerücht  ging,  es  solle  in  Trient  tiber  die  Con* 
troTerae  TerLandelt  werden,  einen  Tractat  gegen  die  Dogmatisirung 
der  Lelire,  den  Job.  de  Turrecremata  zu  Basel  im  Auftrage  der  päpst- 
lichen Legaten  geschrieben,  der  aber  in  Basel  nicht  mehr  vorgelegt 
vorden  war,  durch  den  Mag.  S.  Pal.  Barth.  Spina  (und  den  Domi- 
ueaner  Albertus  Duimius)  herausgegeben^).  Die  Trienter  Synode 
erklarte  1546  Sess.  5.  nur :  es  sei  nicht  ihre  Absicht,  in  dem  De- 
crete  über  die  Erbsünde  Maria  mit  einzuschliessen ;  sie  erneuere 
Tielmebr  die  Verordnung  Sixtus'  IV.  Pius  V.  fügte  dieser  Bestim- 
mung 1570  das  Verbot  bei,  die  Controverse  in  Predigten  und  in 
öffentlichen  Zusammenkünften  von  Männern  und  Frauen  zu  erörtern 
ond  sonst  die  eine  oder  die  andere  Ansicht  als  irrig  zu  bezeichnen'). 
Auch  Paul  V.  schärfte  in  einer  Bulle  vom  J.  1616  nur  die  Ver- 
ordnung SixtuB*  IV.  ein,  Hess  aber  durch  ein  Decret  der  Inquisition 
vom  31.  Aug.  1617  verbieten,  in  Predigten,  Vorlesungen,  Thesen 
0.  dgl.  zu  behaupten,  die  h.  Jungfrau  sei  in  Sünde  empfangen,  dabei 
aber  erklären,  dieser  letztern  Ansicht  solle  damit  nicht  präjudicirt 
werden.  Wie  Paul  V.  von  Philipp  III.,  so  wurde  Gregor  XV.  von 
Philipp  IV.  gedrängt,  die  Controverse  zu  entscheiden ;  er  Hess  durch 
ein  Decret  der  Inq.  vom  24.  Mai  1622  das  Verbot  Pauls  V.  auch 
auf  Privatgespräche  ausdehnen,  nahm  aber  davon  diejenigen  aus, 
welcbe  von  dem  apostolischen  Stuhle  ein  Indult  hätten,  die  Domi- 
nicaner, welche  unter  sich,  aber  nicht  in  Gegenwart  anderer,  ihre 
Ordensansicht  aussprechen  durften.  Zugleich  bestimmte  er  aber, 
diejenigen,  welche  die  Imm.  Conc.  öffentlich  vertheidigten,  sollten 
die  entgegengesetzte  Ansicht  nicht  bekämpfen,  sondern  darüber 
schweigen,  und  in  der  Messe  und  dem  Officium  von  der  Conceptio 
Hariae  —  ein  solches,  von  Leonardus  de  Nogarolis  verfasst,  hatte 
schon  Sixtus  IV.  1476  approbirt,  Paul  V.  hatte  ein  anderes  in  das 
Brevier  aufgenommen,  —  dürfe  nicht  Conc.  Immaculata  (allenfalls 
aber  (jouceptio  Mariae  immaculatae)  gesagt  werden. 

Alexander  VII.  sagt  in  der  Bulle   vom  3.  Dec.  1661:    Vetus 


Falschongen  in  den  Schrifteu  des  Thomas  von  Aquin  Schuld  gegeben 
worden  (Raynaud,  Apop.  49.  Vgl.  Scbeeben,  Dogm.  S,  668).  Im  Sacro 
Arsenale  von  1679  p.  499  wird  verordnet,  in  dem  Off.  de  Conc.  überall 
den  angeblichen  Ausspruch  des  h.  Anselm  zu  streichen:  Non  est  verus  ama- 
tor  qai  celebrare  respait  festum  suae  conceptionis.  —  Ueber  einen  Streit 
aber  die  Iram.  Conc.  in  Leipzig  im  J.  1489  s.  U.  N.  1718,  871. 

1)  Tractatus  de  veritate  conceptionis  B.  V.  pro  facienda  relatione 
eoram  Patribus  Gono.  Bas.  a.  D.  1487  mense  Julio  de  mandato  Sedis  Apost. 
Legatomm  eidem  ooncilio  praesidentium,  per  R.  P.  F.  Jo.  de  Turrecre- 
mata S.  T.  P.  Ord.  Praed.,  tuno  S.  Apost.  ral.  Mag.,  postea  S.  R.  £.  Card. 
Epiac  Sabin.,  Romae  1647  (neu  herausgegeben  von  £.  B.  Pusey).  Bened. 
XIV.  De  festis  2,  16,  10.    Pusey,  Eirenicon  II,  72.  428. 

2)  Wenn  Pins  V.  unter  den  Sätzen  des  M.  Bajus  auch  (No.  78)  den 
To^ammte:  ,,Niemand  als  Christus  ist  ohne  Erbsünde;  also  ist  die  h.  Jung- 
frau wegen  der  von  Adam  ererbten  Sünde  gestorben  und  alle  ihre  wie 
andi  der  übrigen  Heiligen  irdische  Leiden  waren  Strafen  einer  wirklichen 
oder  der  Erbsünde,''  so  wollte  er  damit  die  Controverse  nicht  berühren. 


232  Mariologie. 

est  Christi  fidelium  erga  B.  Y.  M.  pietas  sentientium,  ejus  animam 
.  .  .  a  macula  peccati  originalis  praeservatam  immnnein,  atque  in 
hoc  sensu  ejus  Conceptionis  festivitatem  celebrantium.  .  .  Aucta  et 
propagata  fuit  pietas  haec  et  cultus  ...  ita  ut  jam  fere  omnes 
catholici  eam  complectantur.  Er  erneuert  dann  aber  nur  die  von 
früheren  Päpsten  zu  Gunsten  jener  Ansicht  erlassenen  Decrete  und 
verbietet,  diejenigen,  welche  die  entgegengesetzte  Ansicht  festhielten, 
der  Ketzerei  oder  der  Todsünde  zu  beschuldigen,  da  dieses  von  der 
Komischen  Kirche  und  dem  apostolischen  Stuhle  noch  nicht  entschie- 
den sei.  Clemens  XI.  schrieb  1708  die  Feier  des  Festum  Concep- 
tionis B.  M.  V.  Immaculatae  allgemein  vor,  Hess  aber  einen  Abdruck 
der  Bulle,  worin  Festum  Immaculatae  Conceptionis  B.  M.  Y.  gesetzt 
war,  confisciren  ^).  Erst  Gregor  XYI.  hat  erlaubt  in  der  Messe 
Immaculata  Conceptio  zu  sagen  und  der  Lauretanischen  Litanie  Be- 
gina  sine  labe  originali  concepta  beizufügen.  1854  ist  dann  die  Lehre 
von  der  Imm.  Conc.  von  Pius  IX.  zum  Dogma  erhoben  worden.  Son- 
derbarer Weise  steht  aber  das  Decr.  gen.  II,  2  auch  noch  in  den 
nach  1854  erschienenen  Indices;  nur  ist  in  dem  neuesten  hinter 
den  Decr.  gen.  und  anderen  Monita  die  Declaratio  beigefügt:  Wie- 
wohl, nachdem  8.  Deo.  1854  das  Dogma  von  der  Imm.  Conc*  definirt 
worden,  einige  Werke,  die  darüber  handeln  und  in  den  Index  gesetzt 
worden  sind,  daraus  hätten  entfernt  werden  müssen,  so  hat  man  doch 
in  dieser  Hinsicht  nichts  ändern  wollen,  weil  diese  Werke  auch  um 
anderer  Gründe  willen  verboten  worden  sind;  darum  wird  erklärt, 
dass  dieselben  aus  dem  Grunde,  dass  sie  auf  die  Imm.  Conc.  Bezug 
haben  und  diese  vertheidigen,  keinem  Yerbote  unterliegen. 

Unter  den  Orden  standen  seit  dem  Anfange  des  17.  Jahrh. 
die  Dominicaner  mit  der  Ansicht  von  der  befleckten  Empfängniss 
allein.  Einer  der  bedeutendsten  älteren  Theologen  des  Jesuiten- 
ordens, Maldonado,  hatte  um  1570  den  Eid  der  Sorbonne  getadelt 
und  war  dafür  in  Rom  denuncirt  worden  (I  S.  450).  Aber  nach  dem 
Streite  de  auxiliis  traten  die  Jesuiten  in  corpore  auch  bezüglich  der 
Imm.  Conc.  als  Gegner  der  Dominicaner  auf   (Serry,  Hist.  p.  635). 

Der  Jesuit  J.  B.  Fanre  erhebt  gegen  die  Dominicaner  in  seinem 
Commentarium  (I  S.  177)  p.  213  folgende  Anklage:  Der  Domini- 
caner Barth.  Spina,  Mag.  S.  P.  unter  Paul  III.  schrieb  gegen  die 
Imm.  Conc.  (1542),  der  Franciscaner  Petrus  de  Alva  daÄr(1655); 
dieser  steht  im  Index,  jener  nicht,  obschon  er  z.  B.  sagt:  „Wenn 
der  Papst  Schweigen  geböte,  so  wäre  er  nicht  mehr  Papst  oder 
Statthalter  Christi  .  .  .  Die  Dominicaner  können  unbeschadet  des 
Decretes  Sixtus*  Y.  die  Meinung  von  der  Imm.  Conc.  ^als  ketzerisch 
bekämpfen".  Diese  und  andere  Stellen  wurden  von  den  spanischen 
Gesandtschaften,  die  unter  Paul  Y.,  Gregor  XY.,  ürban  YIII., 
Innocenz  X.,  Alexander  YII.  nach  Kom  kamen,  vorgelegt,  das  Buch 
aber  nicht  verboten.     Es  ist  5— 6  mal    gedruckt  worden    [aber  nur 


1)  Bened.  XIV.  De  festig  2,   15,  15.  22.  28.    Ueber  die  älteren  Mis- 
salien  und  Breviere  s.  Pusey,  Eirenicon  II,  870. 


Immaculata  Conceptio. 


233 


Tor  1617],  —  AlexaDder  VII.  befahl  auf  den  Titel  des  Buches  des 
Jesuiten  Martin  de  Esparza  Immaculata  Conceptio  zu  setzen.  Darauf 
TCTweigerte  der  Mag.  S.  P.  die  Approbation  mit  den  Worten :  Wenn 
der  Papst  das  kraft  seiner  höchsten  Gewalt  befiehlt,  mag  er  auch 
die  Veröffentlichung  des  Buches  befehlen;  meine  Approbation  nach- 
iBsucheiiy  ist  dann  nicht  mehr  nöthig  [das  Buch  erschien  1655  zu 
Som  mit  dem  Titel  Immaculata  Conc.  B.  M.  Y.  deducta  ex  origine 
pe(»&ti  originalis;  Hurter,  Nom.  2,  3].  —  1646  wurden  in  Rom 
Exemplare  eines  angeblichen  Decretes  der  Inq.  vom  J.  1644  ver- 
breitet, worin  gesagt  war,  es  dürfe  nur  Conceptio  B.  M.  V.  imma- 
cdatae,  nicht  immaculata  gesagt  werden,  und  darauf  hin  befahl  der 
Mag.  S.  P.,  jene  Formel  auf  Bildern  und  Büchertiteln  zu  corrigiren. 
Die  Franciscaner  und  die  Spanier  beklagten  sich  darüber,  und  Philipp 
IT.  erwirkte  die  Cassirung  des  Decretes.  Franciscaner  und  Jesuiten  be- 
haupteten, dasselbe  sei  erschlichen  oder  gefälscht.  Die  Dominicaner  ge- 
standen endlich,  das  Decret  sei  nur  aus  einer  bestimmten  Veranlassung 
for  Bologna  erlassen.  Der  Jesuit  (7onsalvi,  der  in  Sachen  der  Imm. 
Conc  Ton  Philipp  IV.  nach  Rom  gesandt  war,  verlangte  eine  au- 
thentische Abschrift;  das  Decret  war  aber  weder  in  Bologna  noch 
in  Rom  im  Arcbiv  zu  finden.  (Etwas  ähnliches  berichtet  Raynaud, 
Apop.  p.  63.)  In  der  Sache  der  Imm.  Conc.  sind  die  Dominicaner 
Partei  and  Richter  zugleich,  und  zwar  bei  einem  Gerichte,  welches 
ganz  heimlich  verhandelt.  Sie  erfahren,  was  die  Franciscaner  und 
Jesuiten  thuen  und  lehren;  diese  aber  erfahren  nicht,  was  die 
Dominicaner  dem  Papste  und  den  Cardinälen  ins  Ohr  flüstern. 
Spanien  hat  schon  wenigstens  zwölf  Gesandtschaften  in  dieser  An- 
gelegenheit nach  Rom  geschickt.  Unter  Alexander  VII.  verlangte 
der  spanische  Gesandte,  die  Dominicaner  sollten  von  den  Verhand- 
lungen ausgeschlossen  werden;  man  hiess  sie  gehen;  der  Papst  be- 
rieth  mit  den  Cardinälen  und  liess  einen  Prälaten  als  Secretar  fun- 
giren,  und  in  acht  Tageri  war  die  Bulle  fertig.  —  Faure  hätte  noch 
beifügen  können,  dass  1 649  der  Tractat  des  Petrus  de  Vincentia  de 
eoneeptu  Virginia  neu  herausgegeben  wurde,  angeblich  von  dem  Do- 
minicaner Antonius  Reginaldus,  der  in  Folge  des  dadurch  entstan- 
denen Lärms  Rom  verliess,  aber  1652  zurückkehrte  (Quitif  2,  662). 
--  Ein  Buch  des  Dominicaners  Job.  Martinez  de  Prado,  Notitia 
Tcridica  scriptorum  Ordinis  Praed.  de  praeservatione  Deiparae  im- 
maculatae  V.  M.  a  peccato  originali.  Liber  I.  praevius,  quasi  histo- 
ricns  de  statu  controversiae.  Deest  alter  scholasticus  edendus,  si 
Bobis  a  S.  Sede  Apost.  fuerit  specialiter  indultum,  Alcala  1661, 
Torin  namentlich  gezeigt  werden  soll,  dass  die  Lehre  des  h.  Thomas 
Boch  nicht  verworfen  sei,  steht  im  span.,  aber  nicht  im  Rom.  Index. 
Prado  schrieb  auch  1662  eine  Denkschrift  für  Philipp  IV.  circa 
legem  concionatoribus  in  Hispania  impositam  de  laudanda  initio  ser- 
Bonis  Virginem  conceptam  sine  pecc.  orig.  Er  wurde  von  Philipp  IV. 
verbannt  (Qu^tif  2,  624).  Das  einzige  Buch  eines  Dominicaners, 
welehes  wegen  der  Imm.  Conc.  verb.  wurde,  ist  das  von  Leonardi 
(S.  85).  Die  1676  erschienenen  Praescriptiones  de  eoneeptu  B.  M. 
V.  von  Launoy,  von  dem  sonst  so  viele  Bücher  verb.  sind,  und  die 


^ 


234  Marlologie. 


Dissertation  theol.  et  hist.  sur  la  Conception  de  la  S.  V.,  1756, 
210  S.  12.,  worin  die  Lehre  direct  bekämpft  wird  (N.  E.  1778, 
195),  stehen  nicht  im  Index. 

Das  erste  grössere  Buch  zu  Gunsten  der  Imm.  Conc,  welches 
verboten  wurde,  ist  das  des  italienischen  Capuciners  Jo.  Maria  Za- 
,  morus  (Zamora),  De  eminentissimae  D^iparae  V.  M.  perfecüone  11. 
3,  Ven.  1629,  Fol.,  verb.  1636.  Raynaud,  Apop.  p.  171  sagt,  es  sei 
verboten  worden,  weil  darin  die  immunitas  B.  M.  V.  a  debito 
peccati  orig.  gelehrt  werde  (Scheeben,  Dogm.  3,  533),  und  rühmt 
die  span.  Inq.,  welche  nicht  nur  das  Buch  nicht  verboten,  sondern 
jene  Lehre  (bei  Poza)  gut  geheissen  habe.  ~  Gleichzeitig  wurde 
verb.  Maria  concetta.  Poema  sacro  dell*  Abate  Gio.  Carlo  Coppola, 
Flor.  1635.  Der  Poet  wurde  1643  Bischof  von  Muro  und  Hess  za 
Neapel  1649  sein  Poema  nochmals  corretto  dalF  autor  medesimo 
drucken  ( Nicodemi-Toppi  p.  121).  Im  Index  wird  von  dieser  Aus- 
gabe keine  Notiz  genommen. 

Die  fruchtbarsten  Schriftsteller  auf  diesem  Gebiete  waren  der 
spanische  Franciscaner  Pedro  de-  Alva  j  Astorga,  1 1667,  und  der 
Italiener  Hippolytus  Marracci  aus  der  Congr.  Cler.  Heg.  Matris 
Dei,  1 1675.  Von  Alva  wurden,  da  er  auch  „unpassende  Waffen  ge- 
brauchte und  die  Gegner,  namentlich  die  Dominicaner  zu  hart  an- 
griff*' (Hurter  2,  12),  1665  einige  Bücher  verb.:  Nodus  indissolu- 
bilis  de  conceptu  mentis  et  conceptu  ventris  (Brux.  1661)  seu  sab 
alio  titulo:  Funiculi  nodi  ind.  .  .  .  ventris,  Brux.  1663,  4.,  die  2. 
Ausgabe  jenes  Buches^).  —  Sol  veritatis  cum  ventilabro  seraphico 
pro  Candida  aurora  Maria  in  suo  conceptionis  -ortu  sancta,  pura,  im- 
maculata  et  a  pecc.  orig.  praeservata,  Madrid  1660,  Fol.  —  Von 
Marracci's  mehr  als  100  Büchern  (Hurter  2,  25)  wurden  1667  verb. : 
Alloquutiones  pacificae  pro  immac.  Deiparae  Virginis  conceptione; 
Fxcusatio  pro  libello  praenotato:  Fides  Cajetana,  ac  pro  opere:  Ca- 
jetanus  triumphatus  ac  triumphator  in  controversia  Conceptionis  B. 
M.  V.;  Magister  a  discipulo  edoctus  in  causa  Conc.  B.  M.  V.;  Me- 
ditamenta  circa  bullam  Alexandri  VII.  in  favorem  Deiparae  Virginia 
ab  orig.  pecc.  praeservatae  editam.  —  Alva  und  Marracci  polemi- 
sirteu  auch  sonst  scharf  gegen  die  Dominicaner;  letzterer  wurde  eine 
Zeit  lang  in  Eom  in  Haft  gesetzt,  weil  er  ein  Buch  gegen  die  Do- 
minicaner durch  Alva  in  Brüssel  hatte  zum  Druck  besorgen  lassen 
(V.  Baron,  Apol.  I). 

1677  wurde  verb.  Balduini  Helenoccei,  Doctoris  Theologi, 
Vera  ac  sincera  sententia  de  imm.  Conc.  Deiparae  Virginis  ejusdem- 
que  cultus  festivi  objectis,  in  qua  ad  trutinam  bullarum  Apost. 
Sedis  appenditur  et  examinatur  Synopsis  hist.  de  eadem  conceptione 
F.  Marcelli   Siderei    Cyriaci,    opusculum   extemporaneum    lucidatum 


1)  Clement  1,  281.  Qu6tif.  2,  765.  789,  wo  auch  die  Gegenschriften 
verzeichnet  sind.  —  Baillet  I,  146  sagt,  Alva  sei  le  jouet  des  Dominioaine, 
la  confosion  des  Cordeliers  et  le  rebut  de  l'Eglise  geworden.  —  Er  schrieb 
auch  unter  dem  Namen  Petrus  a  Conceptione  und  Jo.  Garcia  de  Loaysa. 
Hurter  2,  13. 


Mariae  Himmelfahrt. 


236 


sab  relo  hominis  diaphano.  Cum.  lic.  snp.,  Salisb.  1 668,  4.,  mit  dem 
Zysalze:  qui  liber  etiam  sub  nomine  Jo.  Lud.  Scboenleben  Car- 
lioli  Labacensis  circnmfertur^).  Schönleben,  geb.  zu  Laibach,  war 
Ins  1651  Jesuit,  dann  Decan  zn  Laybach,  f  1681.  1679  wurde  von 
ilim  noch  yerb.:  Palma  virginea  sive  Deiparae  Y.  M.  de  adversariis 
sitae  imm.  conceptionis  victoriae.  —  Steph.  Chiesa,  Epistolica» 
Dissert.  scoti-thomistica  Buper  facti  quaestione,  utrum  Doctor  angelicus 
docneiit,  B.  Yirginem  fuisse  immunem  a  pecc.  orig.,  Turin  1716, 
Bit  d.  e.  verb.  1729.  —  Das  Buch  des  Jesuiten  Thomas  Strozzi, 
CoDtroTersia  della  Concezione  della  B.  Yergine  Maria  descritta  isto- 
rieamente,  Palermo  1700  (2.  Ed.  1703),  2  Fol.,  welches  von  Hurter 
2,  349  als  „weniger  kritisch^*  bezeichnet  wird,  wurde  ohne  Zweifel 
wegen  der  Ausfalle  gegen  die  Dominicaner  (Faure  stützt  sich  bei 
der  oben  mitgetheiltea  Anklage  ausschliesslich  auf  Strozzi)  1704 
Terb.  —  Im  span.  Index  steht  von  diesen  Büchern  keins,  aber  Alph. 
Sanehez  Zarzosa,  Thesaurus  Conceptionis  imm.  Y.  M.  Dei  genitricis, 
1631. 

Ausser  dem  Gedichte  von  Coppola  steht  noch  eine  Eeihe  von 
anderen  Gedichten  im  Index:  Dialogo  per  musica  a  favore  deir 
inm.  Concezione  nel  primo  istante,  verb.  1680.  —  Quatre  sonnets 
a  Thonneur  de  la  tris-pure  et  tres-immaculie  Conception  de  la  Yierge 
Marie,  par  le  Pore  Anne- Joachim  de  J^sus-Marie,  verb.  1686.  — 
La  gar a  delV  intelletto  e  della  volonta,  il  giudicio  della  sapienza 
e  la  vittoria  della  grazia,  da  cantarsi  nell'  accademia  de^  Signori 
Afädati  nella  cittä  di  Pavia  la  vigilia  dell'  Imm.  Conc.  della  S. 
Yergine,  delV  accademico  Affidato  Concorde,  Pavia  1690,  verb.  1693. 
Der  Yerfasser  ist  der  Principe  der  Academie,  der  Senator  Cesare 
Pagani.  —  Wahrscheinlich  hat  man  die  Yerordnung  Pius'  Y.,  dass 
die  Controverse  nicht  in  Predigten  oderYeTsammlungen  von  Personen 
beider  Geschlechter  verhandelt  werden  solle,  auf  diese  Yerse  ange- 
wendet. 

2.  Um  1670  wurde  die  Ansicht  von  der  leiblichen  Aufnahme 
Mariae  in  den  Himmel  Gegenstand  einer  Controverse.  In  der  Pariser 
Gathedrale  war  am  15.  Aug.  bis  zur  Mitte  des  16.  Jahrh.  aus  dem 
Martyrologium  des  Usuardus  ein  Passus  verlesen  worden,  worin  es 
heisst:  Corpus  (Mariae)  etsi  non  inveniatur  super  terram,  tarnen 
Eccleaia  ejus  memoriam  sie  festivam  agit,  ut  pro  conditione  eamis 
eam  migrasse  non  dubitet;  quo  autem  illud  .  .  .  nutu  et  consilio 
divino  occultatum  sit,  plus  elegit  sobrietas  Ecclesiae  cum  pietate 
nescire  quam  aliqnid  frivolum  et  apocryphum  inde  tenendo  docere. 
Seit  der  Mitte  des  16.  Jahrh.  war  dann  statt  dieses  Passus  eine 
Homilie  verlesen  worden,  welche  sich  an  die  Legende  anschloss. 
1668  beachloss  das  Capitel,  fortan  wieder  jene  Stelle  des  Usuardus 
Torlesen  zu  lassen.  Die  Canonici  Nie.  Ladvocat  Billiald  und  Jacob 
Gaudin  bekämpften  diesen  Beschluss,  der  Canonious  J.  Claude  Joly 
Tertheidigte  ihn.    Card.  Bona  correspondirte  darüber   1676  mit  Joly 


1)  Yülani,  Yisiera  p.  63.  Backer  6,  621. 


296  Mariologie. 

und  deutete  an,  dass  er  der  allgemein  verbreiteten  Anschauung  ent- 
gegentrete*). Indes»  kam  keine  von  Joly's  Streite chriften  in  den 
Index,  aucli  nicht  J.  Boileau's  Observationes  adv.  Gaudini  1.  pro 
corporea  SS.  Deiparae  assumptione  contra  Cl.  Jolium,  wohl  aber 
Launoy's  De  controversia  super  exscribendo  Parisiensis  Eccl.  mar- 
tyrologio  exorta  Judicium,  Lauduni  1671  (zuerst  1670,  Opp.  I,  1, 
84)  und  Diversi  generis  erratorum,  quae  in  Parthenicis  Nicolai  Bil- 
lialdi  vindiciis  [1672]  exstant,  1672,  verb.  1690  (gleichzeitig  mit 
vielen  anderen  Schriften  Launoy's  und  wohl  nicht  geradiB  wegen  der 
Bestreitung  der  Legende).  Auch  eine  neue  Ausgabe  des  Pariser 
Breviers  wurde  in  Rom  1680 — 82  in  Untersuchung  genommen,  weil 
darin  das  Officium  Assumtionis  nach  Usuardus  geändert  war  (Michaud 
4,  290) ;  man  liess  die  Sache  aber  fallen.  —  lieber  denselben  Punkt 
entstand  nochmals  eine  Controverse,  als  der  Löwener  Professor 
P.  J.  Marant  eine  IHscussio  bist.,  an  de  fide  sit  aut  saltem  ita  cer- 
tnm  et  de  Ecclesiae  mente,  B.  Y.  M.  et  corpore  in  coelum  assnm- 
tam  esse,  ut  haereticum  sit  aut  saltem  temerarium  de  eo  coram  hi- 
storiae  eccl.  studiosis  modeste  inquirere,  Lov.  1786,  283  S.  8,  trotz 
des  Abmahnens  des  Erzbischofs  nnd  des  Rectors  veröffentlichte^). 
—  Benedict  XIV.  De  festis  2,  8,  18  sagt:  die  leibliche  Assumtio 
Mariae  sei  eine  pia  et  probabilis  opinio,  die  zu  bestreiten  temerär 
sei,  aber  kein  Dogma;  die  dafür  angeführten  Bibelstellen  könnten 
anders  erklärt  werden,  nee  est  ejusmodi  traditio,  quae  satis  sit  ad 
evehendam  haue  sententiam  ad  gradum  articulorum  fidei.  In  neuester 
Zeit  wird  aber  die  Dogmatisation  der  Ansicht  betrieben,  und  Dom. 
Amaldi,  Super  transitu  B.  M.,  Grenua  1879,  hat  sogar  zu  beweisen 
versucht,  Maria  sei  gar  nicht  gestorben'). 

3.  Grrossen  Lärm  erregte  es,  als  durch  ein  Edict  des  Mag.  S. 
P.  Capisucco  vom  17.  Febr.  1678  verb.  wurde:  Officio  dell'  Irnma- 
colata  Concettione  della  Santissima  Yergine  nostra  Signora,  appro* 
vato  dal  Sommo  Pont.  Paolo  V.,  il  quäle  a  chi  devotamente  lo  re- 
citerä,  concede  indulgenza  di  cento  giomi,  [come  apparisce  nel  sno 
breve  dato  Roma,  3.  Luglio  1615],  in  Milano  per  Franc.  Vignone 
(es  handelt  sich  um  ein  lateinisches  Officium;  denn  es  wird  ange- 
geben, es  fange  an:  Ad  Matutinum.  Ave  Maria.  Y.  Eja  mea  labia, 
nunc  annunciate,  und  schliesse  mit  der  Oration :  Dens  qui  per  imma- 
culatam  Yirginis  Conceptionem).  Das  Decret  ist  vollständig  abgedr. 
bei  Thiers,  Tr.  des  superst.  4,  144.  Das  Yerbot  wurde  vielfach  als 
ein  Yerbot  des  Officium  Imm.  Conceptionis  überhaupt  gedeutet,  als 
solches  von  den  „Jansenisten"  in  Frankreich  und  den  Niederlanden 
eifrig  verbreitet,  von  den  Spaniern,  Franciscanern,  Jesuiten  u.  s.  w. 
sehr  übel  anfgenommen.  Der  Kaiser  Leopold  schrieb  darüber  an 
Innocenz  XI.    Dieser  antwortete  18.  Dec.  1678,  das  Schriftchen  sei 


1)  Jo.  Bonae  Epist.  sei.  ed.  Sala  No.  169.  176.  188.  188.  Nat.  Alex. 
S.  2,  p.  1,  art.  8.    Hurter  2,  413. 

2)  N.  E.  1786,  167;  1787,  41.  200.    Backer  6,  184. 

8)  Scheeben,   Dogm.  8,   §   281.    Lit.    Rundschau    1888,   673.   Kath. 
1882,  1,  881. 


i 


Officio  delP  Immao.  Conc.  237 

ferboten  worden,  weil  die  Angabe,  Panl  Y.  habe  für  das  Officium 
einen  AblasB  verliehen,  unrichtig  sei  (in  dem  Beeret  der  Ablass- 
Congr.  vom  7.  März  1678  wird  dieser  Ablass  für  apokryph  erklärt), 
■nd  ans  anderen  Gräuden;  das  Verbot  treffe  nicht  das  Officium, 
welches  seit  der  ältesten  Zeit  mit  Erlaubniss  des  h.  Stuhles  in  der 
Kirche  recitirt  werde;  der  Nuncius  werde  mündlich  eingehender 
iBtworten.  Die  „anderen  Gründe'^  scheinen  Abweichungen  des  be- 
treffenden Officiums  von  dem  in  Rom  approbirten  gewesen  zu  sein, 
lamentlich  die  Beifügung  des  Immaculata  vor  Conceptio;  denn  es 
wird  berichtet,  der  Papst  habe  eine  neue  Ausgabe  genehmigt,  in 
weleher  sancta  conceptio  zu  setzen  sei,  und  in  welcher  der  Mag. 
S.  P.  auch  Domina,  exaudi  orationem  meam  in  Domina,  protege  or. 
BL  und  sonst  noch  einige  Kleinigkeiten  geändert  habe.  —  Einen 
iateressant^n  Bericht  über  die  Vorgänge  in  Rom  gibt  ein  Brief  eines 
dortigen  Jesuiten. vom  10.  Sept.  1678^):  „Der  Mag.  S.  P.  hat  das 
Off.  kraft  eigener  Autorität  ohne  ausdrücklichen  Auftrag  und  ohne 
Yorwiasen  der  Cardinäle  der  Inq.  verboten,  wie  uns  Card.  Kithard 
g«Bgt.  Das  Verbot  hat  viele  verletzt,  namentlich  die  Spanier. 
Unser  Cardinal  hat  das  dem  Papste  vorgestellt.  Er  hat  auch  dem 
Mag.  S.  P.  Vorhaltungen  gemacht  und  ihm  bemerkt,  das  Off.  hätte 
wegen  der  darin  erwähnten  Ablässe  nicht  unbedingt,  sondern  nur 
vorläufig,  bis  zur  Beibringung  des  betreffenden  Ablass-Breve^s  ver- 
boten werden  dürfen.  Das  Verbot  braucht  uns  also  als  ein  unüber- 
legtes nicht  zu  rühren.  Der  Papst  hat  in  diesem  Jahre  viele  Ab- 
lasse, für  die  kein  Breve  existitirt,  für  ungültig  erklärt  (s.  S.  207). 
Bas  haben  die  Dominicaner  benutzt,  um  das  Off.  zu  unterdrücken, 
da  sie  gegen  das  Decret  Alexanders  VII.  nichts  machen  können. 
Aueh  wenn  das  Verbot  rechtsgültig  wäre,  würde  es  [als  von  dem 
Mag.  S.  P.  ausgegangen]  nur  für  den  Kirchenstaat  gelten,  nicht  für 
das  übrige  Italien,  noch  weniger  für  die  Ultramontanen.  Und  da 
das  Verbot  jenseits  der  Alpen  nur  Aergerniss  hervorgerufen  hat, 
wird  es  vielleicht  bald  modificirt  werden.  Das  ganze  litthauische 
Heer  hat  eine  ganz  militärische  Epistel  an  den  Papst  gerichtet  und 
sieh  über  das  Verbot  beklagt.  Es  wäre  an  der  Zeit,  die  Frechheit 
der  Mönche  zu  unterdrücken  und  das  Decret  Alexanders  VII., 
welches  von  einem  Papste  und  nicht  von  einem  beliebigen  Mönche 
aasgegangen  ist,  aufrecht  zu  halten.^'  Ein  Kölner  Jesuit  schreibt 
25.  Aug.  1678:  „Auch  hier  verbreiten  die  Dominicaner  das  Decret. 
Da  die  Anhänger  der  Meinung  der  Franciscaner  ihren  Unwillen 
äusserten,  hat  der  Nuncius  den  Dominicaner,  der  sich  Inquisitor 
sennt,  fragen  lassen,  ob  er  das  Decret  direct  von  dem  Mag.  S.  P. 
erhalten,  was  dieser  verneinen  musste.  Dem  Nuncius  ist  das  Decret 
nicht,  wie  andere  Decrete,  von  Rom  übersandt  worden.  Er  hat 
darüber  nach  Rom  geschrieben,  wie  auch  im  Namen  des  Kurfürsten 
der  Weihbischof  und  Generalvicar.  Wir  beachten  das  Decret  nicht, 
so  lange  es  uns  nicht  in  gesetzlicher  Weise  intimirt  wird,**    In  Rom 


1)  MuDchener  Hofbibl.  Codd.  Moll.  109. 


1 


238  Mariologie. 

hat  man  das  Verbot  nicht  als  nur  für  den  Kirchenstaat  gültig  an- 
gesehen nnd  anch  nicht,  wie  vielfach  angegeben  wird,  cassirt;  es 
steht  in  allen  Indices,  und  erst  in  den  neuesten  ist  beigefügt :  eine 
zu  Rom  1835  mit  Erlaubniss  der  Oberen  gedruckte  emendirte  Aus- 
gabe sei  gestattet.  —  Mit  der  Controverse  über  dieses  Off.  scheint 
zusammenzuhängen:  De  Officio  Imm.  Conc.  Deiparae  antiquissimo 
et  devotissimo,  parvo  mole,  magno  mysteriis,  recens  per  anonymum 
correcto  et  Lucensibus  typis  edito  Observationes  Sigismuodi  a  S. 
Maria  Theologi  ex  SS.  Patribus  et  Doctoribus,  praesertim  Ordinis 
PP.    Praed.  desumtae,    Paris  1681,  verb.  von  der  Inq.  1682. 

Andere  Officia  wurden  wohl  auf  Grund  des  allgemeinen  Ver- 
botes der  nicht  approbirten  Officia  (Decr.  gen.  IV,  5)  oder  der 
Uebersetzung  des  Off.  parvum  (I  S.  439)  verb.  So  stehen  im  Index 
ein  Officium  .  .  .  Imm.  Conc,  zwei  Offices  de  la  Conception,  unter 
Fil.  M.  Bonini  (s.  Mazzuch.  s.  v.)  L'officio  di  M.  V.  trasportato 
all*  ital.  lingua  per  comandamento  .  .  .  di  Eleonora  Aug.  Reg.  di 
Boemia  ed  Ungheria,  Wien  1672,  verb.  1674,  —  De  Kleine  gety- 
den  (s.  u.)  und:  Die  Regel  des  dritten  Ordens  so  von  dem  Sera- 
phischen Patriarchen  S.  Francisco  .  .  und  (mit)  dem  Officio  B.  M.  V., 
Strassb.  1729,  verb.  1742.  —  Dazu  kommen  noch  andere  Marien- 
Gebetbücher,  von  Octavius  Bayardus  (er  bezeichnet  sich  als  Re- 
fereudario  dell'  una  e  dell'  altera  Segnatnra,  Accademico  £truBco 
e  Gittadino  Romano),  von  Mich.  Ang.  Athanasins  und  von  ünelia 
(S.  215);  —  Henr.  Heuel,  Off.  B.  M.  V.  parallelometricum  una 
cum  litaniis  Lauret.  .  .  Wien  1700,  verb.  1789,  ferner  anonyme 
unter  Meditazioni,  Novena,  Orationi,  und  eine  Reihe  von  Schrift- 
chen, die  Ben.  aus  der  Nota  entnommen:  Allegrezze,  Benedizione, 
Confitemini,  Contemplazione,  Contrast^,  Dolori,  Lamento,  Pianto, 
Orazione,  Transito.  —  Auch  einige  Sammlungen  von  Marien- 
predigten und  dgl.  stehen  im  Index  unter  Greg.  Gallicanus  (d.  c; 
Observant  in  Mailand),  Lucas  aMonteforti  (Minorit),  Girol.  Clo- 
dinio  seu  Klodzinsky  (Theatiner;  sein  Bruder  Carlo  wurde  1686 
General  des  Ordens,  Vezzosi  1,  272),  Gius.  Saliceti  (S.  16),  Diego 
de  Lequile  (d.  c. ;  Franciscaner,  Hofprediger  des  Erzherzogs  Fer- 
dinand Karl,  später  Bischof  von  Almisso  in  Dalmatien;  Freytag, 
Anal.  524). 

Wenn  einige  Schriftchen  zu  Ehren  der  Madonna  von  Loreto 
im  Index  stehen,  so  hat  das  seinen  Grund  in  irgend  welchen  Extra- 
vaganzen ;  die  Legende  von  der  Translatio  almae  domus  Lauretanae 
ist  durch  die  Indulgirung  eines  besondem  Festes  (10.  Dec.)  durch 
Innocenz  X.  und  durch  die  Verleihung  von  Ablässen  für  den  Be- 
such des  h.  Hauses  durch  Paul  II.  und  Sixtus  IV.  approbirt.  Vittorio 
Briganti,  Novelli  fiori  dellaVergine  Maria  di  Loreto  e  santa  casa 
sua,  Ven,  1600,  verb.  1603  (der  Verfasser,  ein  Beneficiat  an  der 
Santa  Casa  hat  nach  Mazzuch.  1606  eine  Geschichte  der  Translation 
mit  Berichten  über  Wunder,  Verzeichniss  der  Ablässe  und  Weisungen 
für  Pilger  herausgegeben).  Aus  der  Nota  hat  Ben.  aufgenommen: 
Orazione  della Madonna  di  Loreto,  beginnend:  0  vergin  di  Loreto, 
alma  Maria. 


NovarinuB.    Sidereo  u.  a 


2d9 


Fine«   ^^'^  vielen  Bücher  des  Theatiners  AloysiuH  Novari- 
/+1ß60)     Vit»  di  S.  Maria  nel  venire  di  S.  Anna,  Verona  1641, 
"L    \ttA^  'und    16^0    mit    d.  c.  verb.,    wie    Raynaud    behauptet. 


nide  lft42    « 


ii^eblich 
gtteB  ~ 


^-•en     eines  einzigen  Wortes,    welches    noch    dazu  einer 


n    tnnl?    f^^*^  gewesen,    in  Wirklichkeit  wegen  der  Verthei 
^      Imin.     Conc,    —    ^ie  Casalas    p.  582   erwidert,  wegen 


u  ^T^M^htnoJ?     der    päpstlichen  Decrete   (gegen  die  Verketzerung 
^icfit-Deac  jgo   nicht  wegen  des  abentenerlichen  Themas,  welches 

der  Gegner j,  ^  ^qq  in  63  Capiteln  (Opuscoli  App.  p.  59-^4)  be- 
wehvettosi  .^.^^  ^^  p^^  gedruckte  Novena  in  onore  delli  9 
todelt  ^^^^'       1^     B.  V.    dimorö    nel  ventre    di  8.  Anna,    von  der 

Mm  »«  ^^^**  ^      Btebt  nur  in  der  Raccolta,  nicht  im  Index. 
Im  1704  vem-^   "  ' 

^"  Y      165"^     wurde    mit    d.    c.    ein  ascetisches  Werk  verb., 

TT-     **nzo  Caraff^j  f  1649  als  7.  General  der  Jesuiten,  pseu- 

we\chc8\ince     ^^.^^^^  batte,    und    welches    zuerst    1641    zu  Neapel 

donym  vcrone    ^^  ^^^  ^^^^  ^^^   ^^^^  gedruckt    war:    Camino  de 


"    ^  .  1        i-jj     ivv»-*     *v»*/\/    uuu     j.«/«/**    ^vuiuu&t      wax.       v/auiiuvf    Uel 

dttn  «^^^"**l.^tiche  spirituali  del  P.  Luigi  Sidereo  della  Comp, 
aelo  ^^^^^^  ^2.  Baynaud  (bei  Casalas  p.  583)  sagt,  der  damalige 
~^^''.  T  -' j^dex-Congr.,  Raymund  Capisucco  (er  nennt  ihn  Caput 
becTCtar  ug^tte    a^^^  Betreiben   seines    zum  General    der    Domini- 

^^        h^rörAerten  Vorgängers    J.  B.  de  Marinis    das  Buch    in    den 
T'ä^      eljracbt,    ^^^^  dann   die  Imm.  Conc.  vertheidigt  werde;    da 
•     j-     ß«    Qrnnd  nicht  hätten   geltend   machen  können,    hatten    sie 
f  1      de    nugae    vorgebracht:    1.  Caraffa  sage,    die  h.   Jungfrau  sei 
rvfthrend   ibres  Aufenthalts)  im  Tempel  von  den  Engeln  mit  himm- 
r    hem   Kectar  gespeist  worden;  2.  er  sage,  die  Gnade  Maria's  sei 
vom  ersten   Augenblicke  ihres  Lebens  an    grösser  gewesen    als    die 
der  reinsten  Geschöpfe;    3.  er  citirte    den  h.  Bemardin  von  Siena, 
der  Maria     als    Dea    bezeichne.     Das   erste,    sagt  Raynaud,    lehrten 
auch  die  bedeutendsten  Väter   und    sehr    viele  Neuere;    das    zweite 
fei  eine  fromme    und   probabele  Meinung  *),    die    von  vielen    vorge- 
tragen werde  unter  Berufung  auf  Ps.  86 ;  wenn  das  dritte  verdamm- 
lieh sei     bfttte    man    zuerst    den  h.  Bemardin  verdammen    müssen; 
tbriffenB  sei  in  Rom  um  dieselbe  Zeit  mit  Approbation  des  Mag.  S.  P. 
YiDc.  Candido  der  Commentar  des  Hipp.  Marracci  zu  den  Reden  des 
IsidoT  von  Tbessalonich  erschienen,  in  welchem  eine  10  Seiten  lange 
Polemik  g'egen  Raynaud  stehe,    der    in  dem   Nomenciator  Marianus 
sesairt     man   solle    Maria  nicht  Dea  nennen  ;    dieses    geschehe  aber 
aoeh  von  vielen  anderen.   Casalas    erwidert  darauf  nur,   man  wisse 


1)  Heutzutage  wird  ohne  Widerspruch  der  Index- Congr.  gelehrt: 
Vg  ennbt  sieh  mit  Evidenz,  wie  besonders  seit  dem  Ephesinum  stets  in 
der  Kirche  festgehalten  worden,  dass  die  heiligmachende  Gnade  Mariens 
^cnigftenB  seit  der  Empfängniss  Christi,  —  mit  hinreichender  Sicher- 
brit  aber  auch  seit  ihrer  ersten  Heiligung,  grösser  war  als  die  Gnade 
lieiti  nur  der  höchstbegnadigten  Menschen,  sondern  auch  der  höchsten 
iwmI  "  Scheeben,  Dogm.  3,  616.  Die  Bezeichnung  Dea  lehnt  aber 
IX  weh  Scheeben  S.  606  ab. 


^ 


240  Mariologie. 

nicht,  warum  Caraffa's  Buch  verboten  worden  sei.  Vlnc.  Baron, 
Apol.  II,  182,  gibt  dieselben  drei  Gründe  an  wie  Raynaud.  Von 
Caraffa's  Werk  erschien  eine  neue  —  ohne  Zweifel  expurgirte  — 
Ausgabe  unter  seinem  Namen  zu  Köln  1660  (eine  deutsche  Ueber- 
setzung  Augsb.  1747). 

Ein  Buch  eines  französischen  Franciscaners  (Recollecten), 
welches  eine  der  ärgsten  unter  den  vielen  argen  mariologischen  Yer- 
irrungen  enthält,  wurde  27  Jahre  nach  seinem  Erscheinen,  nachdem 
es  der  Bischof  Persin  von  St.  Pons  denuncirt  hatte  (Bossuet  41, 
264),  verboten:  La  devotion  a  la  Mere  de  Dieu  dans  le  tres-saint 
sacrement  de  l'autel,  fondee  sur  les  unions  qui  sont  entre  son  fils 
et  eile  en  ce  divin  mystere.  Par  le  R.  P.  Zepherin  de  Someire, 
Narbonne  1663,  verb.  1700.  Er  le^rt,  wie  Ben.  XIV.  De  beatif. 
1.  4,  p.  2,  c.  31,  n.  32  berichtet:  in  sacramento  altaris  nos  habere 
non  tantum  sanguinem  Deiparae,  quatenus  in  carnem  et  ossa  Christi 
mutatus  est,  sed  etiam  partem  sanguinis  in  propria  specie,  neque 
solum  veram  carnem  ipsius,  sed  etiam  aliquid  singulorum  membro- 
rum,  quia  sanguis  et  lac,  ex  quibus  formatum  et  nutritum  fuit  cor- 
pus Christi,  missa  fuerunt  ab  omnibus  et  singulis  membris  B.  V. 
Diese  Lehre  wurde,  wie  Ben.  berichtet,  als  irrig,  gefährlich  und 
ärgernissgebend  bezeichnet  und  die  darauf  basirte  Verehrung  der 
h.  Jungfrau  im  h.  Sacramente  verworfen  ^).  Dasselbe  hatte  übrigens, 
wie  Ben.  beifügt,  schon  1653  der  Jesuit  Christoph  Vega  in  seiner 
Theologia  Mariana  gelehrt,  die  nicht  im  Rom.  Index  steht  (im  span. 
wird  sie  expurgirt;  in  diesem  fehlt  aber  Someire.  Mich,  a  S.  Jos. 
4,  503). 

üebrigens  stehen  viele  Bücher,  welche  sehr  bedenkliche  Lehren 
über  Maria  vortragen,  nicht  im  Index  ^).  In  dem  1631  erschienenen 
Viridarium  sacrae  et  prof.  eruditionis  des  Jesuiten  Franc,  de  Men- 
doza  wird,  wie  Arnauld  8,  493  berichtet,  die  Frage,  utrum  B.  Vir- 
ginis  cultorem  in  aeternum  damnari  omnino  impossibile  sit,  bejaht 
mit  der  Motivirung:  Haec  impossibilitas  ex  eo  oritur,  quod  B.  V. 
suo  patrocinio  semper  impetrat  a  Deo  auxilia  gratiae  congruae, 
quibus  cultores  alioqui  pravi  ac  scelerati  ad  Deum  convertuntur, 
und  die  Recollecten  zu  Lüttich  Hessen  demgemäss  1676  die  These 
vertheidigen :  Frequens  confessio  et  communio  et  cultus  B.  V.  etiam 
in  iis,  qui  gentiliter  vivunt,  sunt  signum  praedestinationis.  Der 
ans  Pascals  Provincialbriefen   bekannte  Jesuit  Paul    de  Barry    em- 


1)  Eine  ähnliche  Ansicht  hat  im  19.  Jahrh.  Oswald  vorgetragen; 
sein  Buch  ist  wegen  dieser  und  anderer  Ansichten  verboten  worden  (Schee- 
ben.  Dogm.  3,  619).  Die  Dublin  Rev.  1867,  Jan.  p.220.  230  nimmt  unter 
Berufung  auf  Suarez  und  andere  Jesuiten  eine  solche  Ansicht  in  Schutz 
und  meint,  Benedicts  XIY.  Angabe,  sie  sei  verdammt  worden,  werde 
irrig  seinl 

2)  Im  span.  Index  wird  seit  Sot.  s.  v.  Ponce  und  Tenauderius  eine 
fabulosa  historia  de  obstetricibus  explorantibus  virginitatem  B.  V.  erwähnt, 
die  überall  gestrichen  werden  soll. 


Someire  tt.  a.    Stellarium.  d4l 

pidilt  in  der  Schrift  Le  paradis  ouvert  k  Philagie  par  oent  divo- 
tionfl  k  la  M^re  de  Dien  (1636 — 58  in  16  Auflagen  erschienen, 
ueh  ins  Dentsche,  Holländische,  Italienische  und  Lateinische  über- 
setzt; Baeker  s.  y.)  n.  a.  folgende  Devotionen:  choisir  plutdt  Tenfer 
qae  si  la  S.  Yierge  n^^tait  pas  m^re  de  Dien,  quitter  sa  place  du 
pandis,  si  besoin  ^tait,  pour  eider  ä  la  S.  Y.;  grayer  et  former 
BOT  8on  coenr  le  nom  de  Marie,  par  honneur  ne  prononcer  pas  le 
lom  de  Marie  en  lisant,  mais  en  substituant  un  autre,  donner  des 
oeillades  amourenses  aux  images  de  la  S.  Y.  u.  s.  vr.,  und,  wie 
Thiers,  Tr.  de  superst.  4,  80  sagt,  le  hon  P^re  s'imagine  que  toutes 
e<8  diyotionettes  sont  autant  de  clefs  du  paradis. 

5.  Im  J.  1640  schritt  die  Inq.  gegen  die  yon  den  Francis- 
eanem  gegründeten  Sodalitates  sub  nomine  Stellarii  Imm.  Concep- 
tionifi  B.  M.  Y.  ein.  Man  deutete  die  Yision  yon  dem  Weibe  mit 
mem  Kranze  von  zwölf  Sternen  (Apok.  12,  1),  als  ob  dadurch 
dem  h.  Johannes  die  Imm.  Conc.  geoff6nbart  worden  wäre,  fabricirte 
in  diesem  Sinne  eine  Collecte,  feierte  im  August  ein  Fest  yom  Stella- 
rram und  führte  einen  besondem  Kosen  kränz  mit  12  Perlen  ein. 
Die  Inq.  löste  1640  die  Bruderschaften  auf,  reyocirte  ihre  Ablässe 
Qod  yerbot  das  Beten  der  Corona  sub  titulo  Stellarii.  Das  Beeret 
Tmrde  dem  General  der  Minoriten  intimirt  und  Fer.  Y.  28.  Noy. 
1642  nochmals  bestätigt  i).  Die  Ablass-Congr.  erklärte  1678  die 
diesem  Rosenkränze  yerliehenen  Ablässe  für  apokryph.  In  der  Rac- 
colta  wird  auch  ein  libretto:  Stellario  deir  Imm.  Conc.  della  B.  Y. 
erwähnt  (auch  im  span.  Index  unter  Estellario).  Im  Eöm.  Index 
steht  dieses  nicht;  aber  mit  dieser  oder  einer  ähnlichen  Deutung 
TOB  Apok.  12,  1  hangen  zusammen:  Lode  sopra  li  12  priyilegi 
eoncesfli  dalla  SS.  Trinitä  alla  B.  Y.  M.  in  onore  della  sua  Imm. 
Conc,  Yen.,  yon  der  Inq.  yerb.  1712;  Corona  di  12  stelle  da 
poTsi  in  capo  alla  grande  Imperatrice  del  cielo  •  .  .,  Fano  1733, 
yerb.  1734;  Corona  d*oro  a  M.  Y.  contenente  i  12  priyilegi  che 
^ode  in  cielo,  yerb.  1787. 

Ein  Decret  der  Inq.  Fer.  lY.  5.  Juli  1673  (Alb.  p.  617.  A. 
J.  P.  1,  1242)  besagt:  Ordens-  und  Weltgeistliche  hätten  Bruder- 
schaften der  Sclayen  Mariae«  Schiayi  della  Madre  di  Dio,  errichtet, 
so  die  Mitglieder  derselben  kleine  Ketten  yertheilt,  die  als  Zeichen 
dieser  Sclayerei  am  Halse  und  an  den  Armen  zu  tragen  seien,  Bilder 
md  Medaillen  yerbreitet,  auf  welchen  diese  Sclayerei  dargestellt  sei, 
nad  Büchlein  mit  den  Regeln  und  zur  Empfehlung  der  Bruderschaft. 
Die  Inq.  habe  diesen  Missbrauch  nn  yerschiedenen  Orten  durch 
ipecielle  Edicte  zu  unterdrücken  gesucht ;  da  derselbe  aber  in  Folge 
^er  Bemühungen  einiger  immer  mehr  um  sich  greife,  erlasse  sie 
jetzt  ein  allgemeines  Edict:  die  Bruderschaften  würden  hiermit  auf- 


1)  Dieses  Decret  bei  Porter,  Systema  decretorum  p,  628.  Schneider 
B.  224  sagt:  „Es  gibt  einen  Bosenkranz  von  der  unbefl.  Empf.  von  12 
Körnern,  dessen  Ablässe  1678  für  falsch  erklärt  wurden,  und  einen  echten 
n  Ehren  der  12  Privilegien  Mariae,  dem  1660,  und  die  sog.  Corone  von  den 
12  Sternen,  der  1888  ein  Ablass  verliehen  wurde. 

Btiueh,  Index  n.  16 


242  Mariologie. 

gelöst,  der  Gebrauch  der  Kettchen  untersagt  und  die  Büchlein, 
Bilder  und  Medaillen  bei  den  im  Index  angedrohten  Strafen  ver- 
boten. Es  stellte  sich  aber  heraus,  dass  es  nicht  bloss  Sclaven 
Mariae  gab.  Clemens  X.  erliess  15.  Dec.  1673  ein  Breve  (Porter, 
Systema  p.  643.  A.  J.  P.  1,  1243)^  worin  es  heisst:  es  seien 
Bruderschaften  unter  der  Anrufung  des  h.  Sacramentes,  der  h.  Jung- 
frau und  des  h.  Joseph  unter  dem  Titel  ,,Heerde  des  guten  Hirten" 
mit  Erlaubniss  von  Bischöfen  und  sogar  des  Papstes  errichtet  worden, 
in  deren  Kegeln  der  Gebrauch  gewisser  Kettchen  und  andere  der 
Lehre  und  Praxis  der  Kirche  nicht  entsprechende  Dinge  vorge- 
schrieben seien  und  welche  Schriften,  Blätter  und  Bilder  verbreitet 
hätten,  die  Aergerniss  geben  könnten.  Die  Bruderschaften  würden 
hiermit  nach  Anhörung  der  Inq.  aufgehoben,  die  Schriften,  Bilder, 
Kettchen  u.  s.  w.  verboten.  Demgemäss  werden  (in  den  Indices 
seit  1681  unter  Libelli,  genauer  seit  Ben.)  in  den  Decr.  gen.  III, 
3.  4  verb. :  Bilder  und  Medaillen  für  die  Bruderschaften  der  Sclaven 
der  Mutter  Gottes,  welche  die  Mitglieder  mit  Ketten  darstellen, 
und  Bücher,  in  denen  die  Hegeln  stehen  .  .  .  Bilder,  Kettchen, 
Zettel  und  Bücher  für  die  Bruderschaften  vom  h.  Sacrament,  der 
h.  Jungfrau  und  des  h.  Joseph  unter  dem  Titel  He  erde  des  guten 
Hirten,  auf  welchen  Menschen  an  Christus,  das  Ciborium,  die  h.  Jung- 
frau, den  h.  Joseph  oder  einen  andern  Heiligen  angekettet  (pendali 
a  Christo  etc.)  dargestellt  werden^).  Speciell  werden  im  Index  als 
durch  ein  Decret  vom  2.  Oct.  und  das  Breve  vom  15.  Dec.  1673 
verb.  verzeichnet:  Regole  da  osservarsi  dai  devoti  di  Maria  che 
professano  d^essere  incatenati  schiavi  di  lei,  -r-  Lo  schiavo  della 
Madonna  santissima  ovvero  prattica  di  conservarsi  perfettamente 
per  servo  della  B.  V.  M.,  —  Catena  preziosa  de'  schiavi  della 
santiss.  ed  immacol.  Eegina  del  Cielo,  Madre  di  Dio,  —  Sommario 
della  schiavitudine  di  Giesü  sagramentato,  Maria  immacolata  e  Giu- 
seppe giusto,  intitolata  Ovile  del  buon  pastore,  —  Gregge  del 
buon  pastore  e  piü  perfetta  schiavitudine  di  Gesüi  sagramentato 
.  .  .  giusto  (nach  den  älteren  Indices  ein  Zettel). 

Der  Unfug  scheint  auch  am  Rhein  und  in  Belgien  Verbreitung 
gefunden  zu  haben;  wenigstens  wird  in  den  1673  erschienenen  Mo- 
nita  des  Kölnischen  Juristen  Widenfeld  dagegen  polemisirt,  und  der 
Bischof  von  Tournay  vertheidigt  diesen  unter  Bezugnahme  auf 
das  Römische  Verbot  gegen  eine  Streitschrift  (s.  u.).  —  In  Frank- 
reich wurde  diese  Devotion  u.  a.  durch  Louis  Marie  Grignon  de 
Monfort  befördert.  Als  es  sich  bei  dessen  1838  eingeleitetem  Cano- 
nisationsprocesse   um    die  Prüfung   seiner  Schriften  handelte,  wurde 


1)  Eine  merkwürdige  ünkenntniss  des  Index  verräth  es,  wenn  der 
Jesuit  Schneider,  Die  Ablässe  S.  424  das  Decr.  gen.  III,  3  mit  der  Be- 
merkung anführt,  es  stehe  in  dem  Index,  „wie  er  auf  Befehl  S.  H.  Gre- 
gors XVI.  herausgegeben  und  1841  in  Rom  gedruckt  wurde,  in  der  Vor- 
rede S.  XLV,  No.  3'*,  und  dann  vollends  noch  beifügt:  „dasselbe  Verbot 
hatte  schon  die  Congr.  der  Ablässe  durch  ein  Decret  vom  18.  Dec.  1821 
erlassen.** 


Sclaven  Manae.    Maria  del  Lume. 


243 


^n  eine  sur  l'esolavage  de  la  S.  Vierge  eingewendet,  dass  darin 
ki  Tragen  gesegneter  eiserner  Eettchen  als  Zeichen  de  i'esclavage 
k  Jesus  et  Marie  empfohlen  werde.  Zur  Vertheidigung  Montforts 
firde  angeführt,  die  Devotion  der  Sclaverei  Mariae  werde  schon 
T9B  der  Dominicanerin  Agnes  de  Jesus,  f  1603,  erwähnt;  die  Yer- 
Jtfflmnng  derselben  durch  den  Index  [die  Inquisition]  beweise  nicht, 
•kss  sie  nicht  vom  h.  Geiste  eingegeben  sei,  sondern  nur,  dass  sich 
lÜssbräuche  io  dieselbe  eingeschlichen,  die  der  h.  Stuhl  verdammt 
hbe;  sie  beziehe  sich  übrigens  auch  nur  auf  Braderschaften,  nicht 
«if  einzelne  Personen  und  nicht  auf  die  Form  derselben,  die  Mont- 
fort  empfohlen  habe.  Die  Biten-Congr.  entschied  1853:  die  Schrift 
ober  die  Sclaverei  der  h.  Jungfrau  komme  gar  nicht  in  Betracht, 
k  snr  eine  angeblich  nach  dem  Autographon  Montforts  angefertigte 
AJMchrift  vorliege,  also  nicht  erwiesen  sei,  dass  sie  von  ihm  her- 
nlire;  in  den  Schriften,  von  denen  Montforts  Originalhandschrift 
Torfiege,  komme  nichts  vor,  was  der  Fortsetzung  des  Canonisations- 
proccsses  im  Wege  stehe.  Darunter  ist  aber  ein  Trait6  de  la  vraie 
^erotion  &  la  S.  V.,  von  dem  der  Promotor  fidei  bemerkt  hatte,  es 
kirnen  viele  Sätze  darin  vor,  die  einer  Explication  bedürften  (A.  J. 
P.  1, 737. 1049),  und  in  welchem  auch  der  Ausdruck  Sclaven  Mariae 
felir&acht  wird^). 

Mit  den  £dicten  von  1673  war  jedenfalls  die  Sclaverei  Mariae 
sieiit  far  immer  beseitigt.  Im  J.  1761  bestand  in  Montpellier  eine 
Societe  de  Tesclavage  de  la  S.  V.  und  war  dort  ein  in  Paris  ge- 
dniektes  Schriftchen  Dieu  seul  ou  le  saint  es  ciavage  de  la  Mere  de 
Kea  verbreitet  (N.  E.  1761,  39);  die  span.  Inq.  verbot,  wie  der 
index  von  1790  s.  v.  Aurora  zeigt,  1755  ein  zu  Grranada  1701  ge- 
ecktes Sumario  de  la  Esclavitud  de  Jesus  Sacramentado,  Maria 
lannac.  j  Justo  Joseph  von  Jos.  Man.  de  la  Aurora;  die  Riten- 
CoDgr.  musste  1821  die  alten  Verbote  in  Erinnerung  bringen,  und 
Schneider  8.  425  bemüht  sich  zu  zeigen,  dass  ein  Rescript  Gre- 
ITOT»  XVI.  von  1833,  durch  welches  angeblich  eine  Bruderschaft 
rom  Sclavendienste  Mariens  genehmigt  werde,  wenn  es  echt  sei, 
9eh  nur  auf  eine  Confratemitä  dei  servi  (nicht  schiavi)  di  Maria 
l>eaehen  könne. 

In  einem  Decrete  der  Congr.  der  Riten  vom  27.  Jan.  1742 
(Bened.  XTV.  Beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  31,  n.  33)  heisst  es:  in  Sicilien, 
Maentlich  in  Syracus  seien  drei  anonyme  Schriftchen  über  eine  An- 
^ht  zu  Unserer  Lieben  Frau  vom  Lichte  (Madre  Santissima  del 
Unie)  verbreitet;    es    werde   unter  Berufung   auf  Revelationen  zur 


1)  Diese  Schrift  ist  von  F.  W.  Faber  1863  und  von  einem  andern 
18M  in  englischer  üebersetznng  herausgegeben  worden  und  hat  in  Eng- 
bfid  lebhafte  Discassionen  hervorgerufen.  Man  hat  schliesslich  gesagt, 
^  üebersetznng  sei  schlimmer  als  das  Original.  Pusey,  Eirenicon  111., 
•^2.  Dublin  Rev.  1871,  Jan.  p.  87.  Der  Bischof  UUathorne  von  Birming- 
^  eiklärte  1866 :  man  habe  die  von  Montfort  empfohlene  Andacht  auch 
«  wner  Diöcese  eingeführt,  er  habe  sie  aber  sofort  untersagt,  ohne  von 
*Tn  päpstlichen  Verbote  etwas  zu  wissen.  Th.  Lit.-Bl.  Ib66,  295. 


^14  FäUohuDgen. 

Feier  eines  Festes  mit  diesem  Namen  (am  Mittwoch  in  der  Octa'V 
von  Christi  Himmelfahrt)  aufgefordert,  in  der  Litanie  etwas  beige- 
fügt und  Bilder  und  Medaillen  vertheilt.  Alle  diese  Dinge  wurden 
verboten,  die  Schriftchen  suspendirt,  bis  die  Index-Congr.  sie  f^e- 
prüft  habe.  Diese  verbot  dann  1745:  La  divotione  di  Maria  madre 
santissima  del  Lume,  distribuita  in  tre  parti  e  dedicata  a  . . .  Cristof. 
Fernandez  de  Cordova  e  Alagon,  Yicer^  .  .  .  del  Begno  di  Sicilia., 
da  un  Sacerdote  della  Comp,  di  Gesüi,  Palermo  17H3,  2  vol.  12. 
Das  Buch  ist  nach  Backer  von  dem  Jesuiten  Giov.  Ant.  Genoveei 
unter  Mitwirkung  von  Emanuel  Aguilera  verfasst.  1761  wurde  aucli 
ein  span.  Schriftchen  von  Jos.  de  Tobar  verdammt:  La  invocacion 
de  N.  S.  con  el  titulo  de  Madre  santisima  de  laLuz  .  .  reimpreso 
en  Zaragoza  1758. 

Mit  einer  andern  derartigen  Devotion  hangen  zusammen :  Gratie 
concesse  da  Maria  nostra  signora  imm.  a  molti  divoti  del  digitmo 
perpetuo  in  pane  et  acqua  in  honore  della  sua  purissima  Concettione 
.  .  .  Col  modo  di  fare  detto  digiuno,  verb.  1683,  seit  Ben.  unter 
Buonav.  Ferrara,  —  Digiuno  perpetuo  istituito  in  onore  dell' 
Imm.  Conc.  di  Maria  sempre  virgine  nella  terra  di  Soriano,  —  Ri- 
cordo  per  il  digiuno  perp.  ist.  in  onore  delV  Imm.  Conc,  beide 
verb.  1789. 


36.     Fälschnngeii. 

In  den  Decreta  generalia  II,  10  werden  verboten  alle  ge- 
schriebenen und  gedruckten  Bücher,  Tractate,  Gutachten,  Com- 
mentare  u.  s.  w.  über  die  bei  Granada  gefundenen  Bleitafeln 
(laminae  plumbeae)  mit  alten  arabischen  Schriftzügen  und  über 
die  in  einem  Thurme  zu  Granada  gefundenen  Schriften.  In 
Schriften,  wird  beigefügt,  die  davon  nur  gelegentlich  handeln, 
sind  die  betreffenden  Stellen  zu  streichen.  Die  fraglichen  Blei- 
tafeln  und  Schriften,  die  angeblich  aus  der  apostolischen  Zeit 
herrühren,  wurden  1588—97  gefunden  und,  obschon  die  Fäl- 
schung handgreiflich  ist,  erst  1639  vorläufig,  1682  definitiv  in 
Bom  verworfen.  Die  damit  in  einem  gewissen  Zusamncien- 
hange  stehenden  gefälschten  Chroniken  des  Flavius  Lucins 
Dexter  u.  a.  wurden  weder  in  Rom  noch  in  Spanien  verboten. 
—  Von  den  zahlreichen  Schriften  über  den  angeblichen  Brief  der 
h.  Jungfrau  Maria  an  die  Einwohner  von  Messina  kamen  zwei  in 
den  Index;  aber  von  einer  derselben,  von  dem  Jesuiten  Melchior 
Inchofer,    wurde    1633   eine  zweite  Ausgabe  frei  gegeben,     in 


Laminae  Granatenses. 


245 


welcher  der  Brief  als  wahrscheinlich,  nicht,  wie  in  der  ersten, 
ab  sieher  echt  bezeichnet  wurde.  —  In  den  Decr.  gen.  II,  8 
werden  alle  gedruckten  und  geschriebenen  Bücher,  Codices  und 
Bfitter  fiber  die  angebliche  Heiligkeit.  Weissagungen,  Visionen 
od  anderen  derartigen  Zeichen  des  angeblichen  Anachoreten 
Joannes  Gala  n.  s.  w.  yerboten,  und  III,  6  alle  Bilder,  welche 
diesen  Gala  als  Heiligen  oder  Seligen  darstellen.  Es  handelt 
sieh  hier  um  einen  in  seiner  Art  grossartigen,  um  1660  begon- 
nenen, 1680  durch  einen  Mitschuldigen  aufgedeckten  Betrag 
eines  Neapolitanischen  Geistlichen,  der  den  Joannes  Cala  als 
dien  Heiligen  des  12.  Jahrhunderts  rein  erfunden  hat. 


1.  Im  J.  1588  fand  man  in  ßranada  beim  Abbruch  eines  alten 
Thnrmes  ein  bleiernes  Kistchen  mit  einem  leinenen  Tuche  und  einem 
Ksoeben  und  einem  Pergamentblatte,  auf  dem  der  Priester  Patricius 
erklärt :  er  habe  diese  Beliquien,  «die  der  Bischof  Caecilius  von  Gra- 
&ada  Ton  dem  h.  Dionysius  erhalten,  in  den  Tagen  der  Apostel  hier 
Terborgen;  der  Leinwandlappen  sei  die  Hälfte  des  Tuches,  mit  welchem 
Maria  bei  der  Passion  ihre  Thränen  abgetrocknet,  der  Knochen  sei 
Ton  den  Gebeinen    des  h.  Stephanus.     Ebendort  fand  man  ein  dem 
Evangelisten  Johannes  zugeschriebenes  Document,  arabisch,  griechisch 
und  lateinisch    auf  Pergament  geschrieben,  und  anderes.     Im  März 
1595  fand  man  in  einer  Höhle    in    einem    Berge    in    der  Nähe  von 
Granada  eine  Bleitafel  mit  der  Inschrift:  Corpus  ustum  D.  Mesitonis 
martTris;  passus  est  sub  Neronis  Imp.   potentatu,    später  noch  drei 
Tafehi  mit  den  Notizen:  in  den  Höhlen  dieses  Berges  seien  die  Be- 
liquien von  drei  Schülern  des  h.  Jacobus,  Caecilius,    Hesychius  und 
Tesiphon  verborgen,  die  mit  ihren  Schülern  im  2.  Jahre  des  Nero  ver- 
brannt worden  seien,  so  wie  ein  von  dem  h.  Tesiphon  in  Bleiplatten 
ebgegrabener  liber  fundamenti  ecclesiae.   Man  fand  dann  auch  5  Blei- 
platten    mit   dem    arabisch    geschriebenen  Buche.     Dieses    kündigte 
iber  wieder  die  Existenz  von  anderen  an,  die  man  dann  auch  fand. 
1597  hatte    man  18  arabisch  theils   auf  Bleiplatten,  theils  auf  Per- 
gament geschriebene  Bücher  von  Caecilius,  Tesiphon  u.  a.  in  Händen, 
t.  a.  Liber  ordinationis  missae    Jacobi   Apost.,    L.    rerum  praeclare 
gestarum  D.  N.  Jesu  et  miraculorum   ejus   et  matris  ejus,  L.  prae- 
dare  gestarum  S.  Jacobi,    L.  mysteriorum   magnorum,  L.  historiae 
Qgilli  Salomonis.     Eine    von    dem  Erzbisobof   von  Granada,    Pedro 
Vaca  de  Castro  y  Quifiones,  gebildete  Commission  erklärte  die  Sachen 
for  richtige  Eeliquien  und  die  Lehre   der  Bücher  für  übernatürlich 
lad  geofTenbart,  und  1608  erschien  zu  Granada  eine  Eelacion  breve 
i€  las  reliquias  etc.,  deren  Nachdruck    zwar   unter  Androhung  der 
Excommunication  verboten,    die    aber  zweimal  nachgedruckt  wurde. 
Der  Bischof  J.  B.  Perez  von  Segorbe  erklärte  die  Sache  gleich  für 
Betrog,  schickte  aber  sein  Gutachten  gar  nicht  an  den  Erzbisobof, 


246  FälschuDgeu. 

weil  das  doch  nichts  helfen  würde  ^).  Auch  einige  Gelehrte  sprechen 
sich  in  diesem  Sinne  aus;  aber  Vic.  de  la  Fuente  constatirt  mit 
Bedauern,  die  Zahl  der  berühmten  Spanier,  Inquisitoren,  Cardinäle, 
Erzbischöfe  und  Bischöfe,  welche  während  der  Eegierung  der  drei 
Philippe  an  die  Geschichte  geglaubt  hätten,  sei  schrecklich  gross. 

Clemens  VIII.  erüess  mehrere  Breven  an  den  Erzbischof  von 
Granada,  worin  er  ihm  die  VeröfFentlichung  der  fraglichen  Schriften 
verbot  und  befahl,  dieselben  sammt  allem,  was  dazu  gehöre,  nacli 
Rom  zu  schicken,  und  zugleich  jedermann,  welchen  Eanges  er  ancli 
sein  möge,  kraft  des  h.  Gehorsams  und  unter  Androhung  arbiträrer 
Censuren  und  Strafen  untersagte,  über  die  Bücher  und  ihren  Inbalt 
irgend  ein  Urtheil  zu  fällen  (aliquid  affirmare  vel  negare  vel  alias 
de  illis  judicare).  Erst  unter  Ürban  VIII.  erfolgte  die  erste  papst- 
liche Entscheidung  in  Form  eines  Decretes  der  Inquisition  von 
Fer.  V.  5.  Mai  1639  (Alex.  No.  43).  Es  heisst  darin:  der  Erz- 
bischof von  Granada  selbst  habe  eingestanden,  dass  die  Schriften 
wegen  des  Alters  der  Sprache  und  der  ungewöhnlichen  Schriftzü^e 
dunkel  und  schwer  zu  deuten,  von  verschiedenen  üebersetzern  ver- 
schieden übersetzt  worden  seien  und  grosse  Schwierigkeiten  dar- 
geboten hätten.  Die  Päpste  seit  Clemens  VIII.  hätten  eine  Unter- 
suchung der  Bleitafeln  in  Rom  durch  Sprachkundige  und  Theologen 
für  nöthig  gehalten;  es  habe  aber  bis  jetzt  die  Uebersendung  der- 
selben nach  Eom  nicht  durchgesetzt  werden  können.  Die  Schriften 
würden  aber  vielfach  in  Büchern  und  Predigten,  auch  zur  Begrün- 
dung von  Dogmen,  mit  Ehrfurcht  citirt  und  ihnen  eine  göttliclie 
und  canonische  Autorität  beigelegt,  obschon  angesehene  und  spraclx- 
kundige  Männer  dagegen  gewichtige  Bedenken  vorbrächten  and  be- 
haupteten, in  einigen  der  Schriften  sei  nicht  weniges  enthalten,  ^was 
nach  Gottlosigkeit,  Aberglauben  und  Irrthümern  rieche.  Um  also 
zu  verhüten,  dass  nicht  etwa  unter  dem  Namen  von  Aposteln  und 
Apostelschülern  falsche  Lehren  in  die  Kirche  eindrängen,  verordne 
Seine  Heiligkeit  nach  ernster  und  reiflicher  Ueberlegung  und  na  ob 
Anhörung  der  Vota  der  Cardinäle  der  Inq.:  die  besagten  Bücber, 
Schriften  und  Bleitafeln  seien  zu  suspendiren ;  es  dürfe  ihnen  und 
ihren  Uebersetzungen  keinerlei  Glauben  beigelegt  und  keine  reli- 
giöse Verehrung  (venerationem  sive  cultum)  erwiesen  werden,  bis 
der  apostolische  Stuhl  entscheide,  was  von  der  Qualität  und  Lebre 
derselben  und  der  Wahrheit  und  Treue  ihrer  Uebersetzungen  und 
Deutungen  zu  halten  sei;  alle  Bücher,  Tractate,  Gutach en  (responsa, 
conjsulta),  Commentare,  Glossen,  Zusätze  oder  Anmerkungen,  über- 
haupt alle  Schriftstücke,  handschriftliche  wie  gedruckte,  welche  ex 
professo  von  den  Bleitafeln  und  Schriften  handelten,  würden  suspendirt 


1)  Es  ist  gedruckt  bei  Villanueva,  Viaje  leterario  3,  259;  ebend. 
S.  278  ein  den  Erzbischof  zur  Vorsicht  mahnender  Brief  von  Benito  Arias 
Montano  vom  3.  Mai  1595.  —  Ctesiphon,  Caecilius,  Hesychius  und  4  andere 
werden  übrigens  im  Martyrologium  Rom.  15.  Mai  als  „von  den  Aposteln 
zu  Rom  zu  Bischöfen  geweiht  und  zur  Verkündigung  des  Evangeliums 
nach  Spanien  gesandt,^^   aber  nicht  als  Märtyrer  bezeichnet. 


Laminae  Granaienses.  247 

ud  verboten  und  dürften  nicht  gelesen  oder  behalten  werden,  seien 
Tiehnehr  sofort  an  die  Bischöfe  oder  Inquisitoren  abzuliefern,  bis 
(kr  apostolische  Stuhl  anders  verfuge ;  Mannscripte  und  Bücher, 
in  welchen  die  Bleitafeln  oder  ihre  Lehre  nur  beiläufig  erwähnt 
würde,  sollten  bezüglich  dieser  Stellen  keinerlei  Glauben  oder  Au- 
torität haben ;  die  Stellen  seien  zu  streichen,  widrigenfalls  die  Bücher 
ak  verboten,  donec  expurgentur,  anzusehen.  Die  Verhandlungen, 
&atachten  und  ürtheile  der  von  dem  Erzbischof  von  Granada  oder 
aaderswo  zusammenberufenen  Gelehrten  würden  als  jedes  Gewichtes 
and  jeder  Autorität  entbehrend  erklärt  und  dergleichen  Verband- 
langen  für  die  Zukunft  strenge  verboten.  Auch  solle  niemand, 
wer  es  auch  sei,  fortan  etwas  zu  Gunsten  der  fraglichen  Bücher 
priocipaliter  vel  incidenter  schreiben,  drucken  oder  sonstwie  ver- 
breiten oder  die  Schriften  übersetzen  oder  in  Büchern,  Fredigten, 
Yorlesungen,  Versammlungen,  mündlichen  oder  schriftlichen  Gut- 
achten von  den  Bleitafeln  oder  ihrer  Lehre  reden  oder  Schriftsteller, 
die  darüber  handelten,  citiren.  Die  Uebertreter  dieser  Verordnung 
ohne  Unterschied  des  Standes  und  Banges  werden  mit  der  dem 
Papste  reserrirten  £xcommunicatio  latae  sent.  bedroht,  Ordensgeist- 
hehe  ausserdem  mit  Verlust  ihrer  Aemter  und  des  activen  und  pas- 
nven  Stimmrechtes,  Weltgeistliche  mit  Verlust  der  Aemter  und  mit 
äer  Unfähigkeit,  solche  zu  erlangen,  Laien  mit  Geld-  und  Leibes- 
ctrafes.  Die  Publication  des  Decretes  in  Rom  soll  für  jedermann 
so  verbindlich  sein,  als  wenn  ihm  dasselbe  persönlich  intimirt 
worden  wäre. 

Daas  man  es  in  Hom  mit  der  Durchführung  dieses  Decretes 
ernst  nahm,  zeigt  ein  Vorfall  im  März  1651,  den  Saint- Amour  in 
•einem  Journal  p.  203  berichtet:  Ein  Jesuit  berief  sich  in  einer  in 
dem  Professhause  gehaltenen  Predigt  auf  das  Zeugniss  des  h.  Ctesi- 
phon  in  den  Bleitafeln  zu  Gunsten  der  Immac.  Conceptio.  £in  Do- 
minicaner, der  die  Predigt  gehört,  denuncirte  ihn  bei  der  Inquisition. 
Die  Papiere  des  Jesuiten  wurden  confiscirt  und  bestätigten  die  An- 
klage. Der  Papst  ertheilte  dem  General  einen  Verweis  dafür,  dass 
er  den  Jesuiten  nach  der  Predigt  noch  hatte  Messe  lesen  lassen, 
vodurch  er  irregulär  geworden  sei.  Der  Jesuit  musste,  um  von 
den  Cenauren  freigesprochen  zu  werden,  in  Gegenwart  von  zwei 
Notaren  der  Inquisition  eine  von  dieser  aufgesetzte  Erklärung  von 
der  Kanzel  verlesen. 

Endlich  erliess  Innocenz  XL  unter  dem  6.  März  1682  ein 
Breve  folgenden  Inhaltes  (abgedruckt  bei  Albit.  p.  311):  er  habe 
die  Prüfung  der  bei  Granada  gefundenen  Schriften,  —  sie  werden 
einzeln  aufgezählt,  —  einigen  Cardinälen  der  Inquisition  übertragen; 
diese  hätten  nach  Anhörung  von  Qualificatoren  in  mehreren  Sitzungen 
iber  verschiedene  auf  die  Glaubenslehre  und  die  Kirohengeschichte 
bezügliche  Sätze,  die  aus  der  von  den  von  Innocenz  X.  bestellten 
üebersetzem  approbirten  Uebersetzung  entnommen  seien,  mit  Ver- 
gleichung  der  in  Spanien  angefertigten  und  dem  h.  Stuhle  über* 
sandten  üebersetzungen  verhandelt  und  sich  einstimmig  für  die  Ver- 
dammung der  besagten  Bücher    und   ihres  gesammten  Inhaltes  aus- 


248  FälBohungen. 

geBproohen,  weil  dieselben  fälschlich  als  von  der  h.  Jungfrau  Maria 
und  dem  Apostel  Jacobus  major    verfasst    oder   von    diesem  seinen 
Schülern  Thesiphon  und  Caecilius  dictirt  bezeichnet  würden,  in  Wirk- 
lichkeit aber  zum  Verderben    des    katholischen  Grlaubens    verfasste 
menschliche    Erdichtungen    (figmenta)  seien,    Ketzereien   bezw.   von 
der  katholischen  Kirche  verdammte  Irrthümer  enthielten,  dem  Texte 
der  h.  Schrift  und  der  Auslegung  der  h.  Väter  und  dem  G-ebrauche 
der  Kirche  widersprächen,   ja  manches  in  denselben   nach  Mahome- 
tismus  rieche  und  die  Gläubigen   zur  Secte  Mahomets  verlocke,  ans 
dessen  Alkoran  sowie  aus  anderen  unsauberen  Büchern  der  Mahome- 
taner  ein  nicht    unbedeutender  Theil  der  Bücher  abgeschrieben  sei. 
Demgemäss  verdamme    er    aus   eigenem   Antriebe   und  aus  sicherer 
Wissenschaft  und  nach   reiflicher  üeberlegung  und   kraft  der  Fülle 
seiner  apostolischen  Gewalt  die  besagten  Bleitafeln,  Bücher  u.  s.  w. 
und  verbiete  das  Lesen  und  Behalten  derselben  bei  Strafe  der  reser- 
virten  Excomm.  1.  sent.    Bei  derselben  Strafe  verbiete  er,  dieselben 
in  Schriften,  Predigten  u.  s.  w.   anders    zu    citiren   als  um    die  in 
ihnen  enthaltenen  falschen  Lehren  und  Offenbarungen  zu  verdammen. 
—    Von  der  Trinität  und  der  Gottheit  Christi  ist  freilich  in  diesen 
Büchern  nicht  die  Bede,  aber   von    der  Definition    der  Immaculata 
Conceptio  durch  das  Apostelconcil    und   von    der  Missionsthätigkeit 
des  h.  Jacobus  und  seiner  Schüler  in  Spanien.    Daneben  kommt  die 
Formel  vor:    es    ist   kein  Gott    als  Gott    und  Jesus   ist  der  Geist 
Gottes,  und  was  von  dem  Leben  Jesu  erzählt  wird,  steht  zum  Theil 
im  Koran.     Die  Araber   werden    als   das  Volk  bezeichnet,    welches 
Gott  erwählt  habe,    in  den  letzten  Zeiten   sein  Gesetz  zu  bewahren 
u.  dgl.    Godoy  hält   es  für  sicher,    dass  Moriscos  die  Sachen  fabri- 
cirt    haben,    und  für  wahrscheinlich,  dass  die  beiden  Moriscos,    die 
man  als  Uebersetzer  der  arabischen  Schriften  verwendete,  sie  aacb 
gemacht^). 

Albizzi  sagt  in  seiner  Selbstbiographie  (vor  De  inconst.) :  es 
sei  bei  der  Inquisition  vor  der  Entscheidung  vom  J.  1682  zehn  Jahre 
lang  über  die  Laminae  verhandelt  worden;  in  jeder  Woche  seien 
drei  Sitzungen  bei  dem  Card.  Spada  oder,  wenn  dieser  verhindert 
gewesen,  bei  dem  Card,  de  la  Cueva  oder  dem  Card,  de  Lugo  ge* 
halten  worden.  An  einer  andern  Stelle  (p.  30)  sagt  er  sogar,  er 
selbst,  —  er  war  damals  Assessor  S.  Officii,  —  habe  fast  12 
Jahre  bei  der  Uebersetzung  derselben  geschwitzt  (insudavi).  Unter 
den  Gelehrten,  die  zu  Eathe  gezogen  wurden,  waren  Athanasius 
Kircher  und  Lud.  Marraci,  die  jedenfalls  mehr  von  der  Sache  ver- 
standen als  Albizzi. 

In  den  folgenden  Indices  werden  unter  Laminae  die  betreffen- 
den Stücke  wie  in  dem  Breve  einzeln  aufgezählt;  seit  Ben.  steht 
nur  Laminae  plumbeae  et  membranae  Granatenses  im  Index.  — 
In  dem  span.  Index   von    1707    (und    dem    von  1747)    wird  unter 


1)  Historia  critioa  de  los  falsos  cronioones,   por  D.  Jose  Godoy  AI- 
cantara,   Madr.  1868,  p.  44.    Vgl.  Pelayo  2,  643.   Mich,  a  S.  Jos.  2,  359. 


Chronioon  Flavii  Lnoii  Dextri. 


249 


f.«ininaii  das  Breve  abgedrnckt  und  dabei  bemerkt:  alle  lateiDiBcben 
od  spanischen  üebersetzongeii,  ancb  die  Informacion  para  la  bisto- 
rk  del  Sacro  Monte  .  .  .  donde  parecieron  las  cenizas  de  San  Ce- 
eiüo,  Tesifon  7  Hisicio,  discipnlos  del  Apostol  nnico  patron  de  las 
£Bpafias  Santiago,  y  otros  santos  discipnlos  de  ellos  y  sns  libros 
r  escritos  en  laminas  de  plomo,  nnd  alle  anderen  yor  1682  darüber 
enchienenen  Schriften  seien  verboten ;  dieses  Verbot  beziehe  sich  aber 
nicht  aaf  das,  was  bezüglich  der  in  dem  h.  Berge  gefundenen  Beli- 
qvien  erklart  worden  sei,  nnd  nicht  anf  deren  Yerehrnng.  In  dem 
fpan.  Index  von  1790  wird  ansser  dem  Index  yon  1747  noch  ein 
Edict  der  Inquisition  vom  2.  Oct.  1777  citirt.  Dieses  wird  sich 
anf  eine  Emenerung  des  Schwindels  beziehen,  die  in  der  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  versncht  wurde  nnd  von  der  Vic.  de  la  Fnente  5,  406 
berichtet:  Cristobal  Medina  Conde  n.  a.  gruben  in  der  Nähe  von 
Granada  Tafeln  von  Kupfer,  Blei  und  Stein  ein,  mit  Inschriften,  in 
denen  die  Immac.  Conceptio  u.  a.  gelehrt  wurde.  Der  Betrug  wurde 
entdeckt  und  die  Fabricate  wurden  mit  den  dafür  geschriebenen 
Apologie  en  verbrannt. 

Mit  den  Laminae  Granatenses  hängt  eine  andere  Fälschung 
zusammen.  1594  producirte  der  Jesuit  Hieronymus  Roman  de  la 
Higuera  zu  Toledo  (1563 — 1611),  angeblich  nach  einer  Fuldaer 
Handselirift,  ein  Ghronicon  Flavii  Lucii  Dextri  aus  dem  5.  Jahr- 
hundert, später  auch  Fortsetzungen  dieser  Chronik  von  Marcus  Maxi- 
mus, Bischof  von  Saragossa,  und  von  Luitprand,  Bischof  von  Cremona, 
aus  dem  10.  Jahrhnndert.  Alle  drei  enthalten  Zeugnisse  für  die 
Immac  Conceptio,  Dexter  die  Mittheilung,  das  Fest  der  Imm.  Cono. 
sei  seit  der  Predigt  des  h.  Jacobus  in  Spanien  gefeiert  worden, 
ausserdem  Mittheilungen  über  den  Brief  der  h.  Jungfrau  an  die 
Messinesen  (s.  u.)  und  über  Heilige,  die  in  den  ersten  Jahrhunderten 
in  verschiedenen  spanischen  Städten,  namentlich  in  Toledo  gewirkt 
hätten.  Higuera  hat  alle  diese  Dinge  fabricirt;  sie  sind  aber  längere 
Zeit  von  vielen  für  echt  gehalten  worden:  die  Chronik  des  Dexter 
wurde  wiederholt  gedruckt,  1627  mit  einem  Commentar  nnd  einer 
Yertheidigung  ihrer  Echtheit  von  dem  spanischen  Cistercienser  Franc. 
Bivarins  (de  Bivar),  der  1652  auch  den  Marcus  Maximus  commen- 
tirte,  and  noch  1695  von  dem  Cardinal  Sfondrato  in  seiner  Inno- 
eentia  vindicata  zu  Gunsten  der  Imm.  Conc.  citirt  (Bossuet  40,  209). 

—  Der  Bischof  Perez  von  Segorbe  erkannte  sogleich  auch  diese 
mschung.     Sie  wurde  ausfuhrlich  nachgewiesen  von  Nie.  Antonio, 

—  die  Bleitafeln  vertheidigte  er;  seine  Censura  de  bistorias  fabu- 
losas  ist  1742  von  Mayans  edirt  worden,  —  und  von  dem  Card. 
Aguirre  in  seiner  Ausgabe  der  spanischen  Concilien.  Die  Index- 
Congr.  hat  von  diesen  Fälschungen  keine  Notiz  genommen.  Im 
J.  1630  hiess  es  zwar,  die  Chronik  des  Dexter  solle  verboten  werden. 
Der  Cardinal  Sandoval  y  Moscoso,  Bischof  von  Jaen,  der  nach  Rom 
reiste,  um  den  Hut  zu  holen,  beabsichtigte,  sieb  der  Chronik  anzu- 
nehmen, und  Hess  durch  Bivar  eine  Yertheidigung  schreiben,  — 
Urbano  .  .  S.  P.  pro  Fl.  L.  Dextro  libellus  supplex  et  apologeticus 
a  Fr.  Franc.  Bivario  porrectus,  19  Bl.  Fol.;  —  als  er  aber  in  Born 


^ 


250  FälBchungen. 

ankam,    erfuhr  er,  dass  die  Nachricht,  man  wolle  die  Chronik  ver- 
bieten, ein  leeres  Gerücht  gewesen^). 

2.  Der  Brief  Mariae  an  die  Einwohner  von  Messina  ist  abge- 
druckt bei  Fabricius,  Cod.  apoor.  N.  T.  p.  849  2).  Inchofer,  derselbe, 
der  in  dem  Galilei* sehen  Processe  eine  Eolle  spielte,  hatte  1629  zu 
Messina,  angeblich  im  Auftrage  des  dortigen  Senates,  in  Folio  eine 
Schrift  herausgegeben  unter  dem  Titel  Epistolae  B.  M.  Y.  ad  Messa- 
nenses  veritas  yindicata  ac  plurimis  grayissimorum  scriptorum  testi- 
moniis  et  rationibus  illustrata.  Er  wurde  nach  Bom  citirt  und  die 
Schrift  mit  d.  c.  verboten,  dieses  Verbot  aber,  wie  es  scheint,  nicht 
publicirt,  weil  Inchofer  gleich  eine  nach  den  Weisungen  der  Index- 
Congr.  corrigirte  Ausgabe  publicirte:  De  epistola  B.  M.  ad  Messa- 
nenses  conjectatio  plurimis  rationibus  et  verosimilitudinibus  locuples, 
Yiterbo  1632.  In  dem  Decrete  vom  19.  März  1633  wurde  die 
erste  Ausgabe  verboten,  die  zweite  freigegeben.  Gleichzeitig  wurde 
Yindicata  veritas  Panormitana  von  dem  Ex- Jesuiten  Franc.  (Man- 
fredi)  Baronio,  Yen.  1629,  verb.,  —  ob  auch  wegen  dieser  Sache, 
erhellt  nicht.  Im  folgenden  Jahre,  1634,  wurden  von  Rochus  Pir- 
rus'  (1577  —  1651)  Notitiae  Siciliensium  ecclesiarum  (Sicilia  sacra) 
die  ersten  Theile  (Yol.  L  II.,  Palermo  1630.  33,  Philipp  lY.  ge- 
widmet) mitd.  c.  verb.  Ob  in  dem  Abschnitt,  worin  er  die  Echt- 
heit des  Briefes  bestreitet,  etwas  beanstandet  wurde  oder  sonst 
etwas,  weiss  ich  nicht.  In  der  Yorrede  zu  der  2.  Ausgabe  (von 
1644  (das  ganze  Werk  ist  abgedr.  im  2.  Bande  des  Thesaurus 
antiq.  Sicil.  von  Graevius  und  Burmann)  sagt  Pirrus  nur,  er  habe 
pauca,  quae  sapientibus  hominibus  displicuisse  sensi,  venerationis 
et  obsequii  causa  gestrichen.  Andere  Schriften,  welche  die  Echt- 
heit des  Briefes  vertheidigten,  z.  B.  zwei  1647  von  den  Jesuiten 
P.  Belli  und  G.  B.   Appiano  veröffentlichte    (Backer  s.  v.)  und  des 


1)  Godoy  p.  128.  227.  V.  de  la  Fuente  5,  898.  —  In  Migne's  Pa- 
trologia  t.  31  ist  das  Chronicon  Dextri  nach  der  Ausgabe  des  Bivarius 
vollständig  abgedruckt.  Auf  der  1.  Seite  steht  aber  unten  in  ganz  kleinem 
Druck,  es  werde  jetzt  allgemein  für  eine  Fälschung  aus  dem  16.  Jahrh. 
gehalten.  Backer  und  Hurter  s.  v.  Higuera  sagen  nichts  von  der  Fftlschung. 
Hurter  erwähnt  sie,  ohne  Higuera  zu  nennen,  1,  648,  wo  er  von  Bivar 
spricht. 

2)  Bened.  XIY.  De  beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  26,  n.  7  erzählt  die  Legende : 
Als  die  Messinesen  von  dem  h.  Paulus  hörten,  dass  Maria  noch  lebe, 
schickten  sie  Gesandte  an  sie  nach  Jerusalem,  die  einen  hebräisch  ge- 
schriebenen Brief  mitbrachten.  Dieser  wurde,  „wenn  dem  Flavius  Dexter 
zu  glauben  ist'*,  480  in  Messina  wieder  aufgefunden.  Benedict  erwähnt 
c.  81,  n.  26  die  Notiz  von  R.  Pirrus,  ein  Madonnenbild,  welches  man  sub 
tabulato  qaodam,  italice  literio  s.  literino,  gefunden,  habe  den  Anlass  zu 
dem  Namen  S.  Maria  de  litera  gegeben.  Er  erwähnt  auch,  dass  schon 
Baronius,  Suarez  und  Brisighella  die  Legende  bestritten.  Mabillon,  De  re 
dipl.  p.  25  berichtet  nach  R.  Pirrus,  ein  griechischer  Bischof  sei  dabei 
ertappt  worden,  als  er  das  angebliche  Original  des  Briefes  verg^raben,  da- 
mit man  es  auffinde.  -—  Harenberg,  Gesch.  der  Jes.  S.  1028  verzeichnet 
ausser  den  im  Texte  erwähnten  noch  7  Schriften  von  Jesuiten  über  den 
Brief.  Vgl.  Mich,  a  S.  Jos.  8,  295. 


Brief  Mariae  in  Messina.    Jo.  Gala. 


251 


Dominicaners  Th.  Spada  Dne  discorfli  per  la  lettera  soritta  a'  Mes- 
stnesi  dalla  B.  Y.,  Meeaina  1654,  wnrden  nicht  yerb.,  und  1718 
encMen  zu  Bom  eine  Widerlegung  der  Argumente  von  Rochus 
PirruB  von  dem  Basilianer-Abt  Petrus  Mennitus.  1734  verbot  die 
Index-Congr.  ein  Buch  mit  dem  wunderlichen  Titel  Miklat  Mamer- 
tiBiim  ex  B.  bibliis  et  ss.  patribus  excerptum,  quo  urbs  Messana  ad 
snarn  perpetuam  protectricem  Mariam  a  S.  Epistola  quotidie  refu- 
^ret,  in  horas  precarias  distributum  per  Marianum  Jesuardum, 
Messina  1725.  Aber  schon  1737  Hess  der  Jesuit  Ph.  Scelsi  (Backer 
B.  Y.)  wieder  einen  Panegirico  in  onore  della  s.  lettera  etc.  drucken, 
der  nicht  verboten  wurde,  und  Benedict  XIY.  berichtet  von  einem 
Feste  der  S.  Maria  de  litera,  welches  in  Messina  und  in  der  Kirche 
der  Sicilianer  zu  Rom  gefeiert  werde,  und  von  Ablässen  für  den 
Besuch  dieser  Kirche  und  der  Capelle  S.  Maria  de  litera  im  Dome 
zu  Messina.  Ein  ernstliches  Einschreiten  gegen  den  Schwindel  wird 
man  mit  Rücksicht  auf  die  spanische  Regierung  nicht  gewagt  haben. 
—  Die  1.  Ausgabe  von  Inchofers  Buch  steht  übrigens  seit  1632 
auch  im  spanischen  Index  mit  d.  c;  es  werden  aber  nur  an  einer 
Stelle  5  Zeilen  gestrichen  und  an  einer  ein  Wort  geändert.  In  den 
späteren  span.  Indices  steht  auch  noch  eine  1675  zu  Messina  ge- 
druckte Orazione  panegirica  della  sacra  lettera  ecc.  von  Gioseffo 
Cralessi.  Und  noch  1806  wurde  laut  dem  Index  von  1848  in  Spanien 
ein  Abdruck  des  Briefes  verboten  wegen  der  apokryphischen  und 
tbergläubischen  Note  dazu,  in  der  demjenigen,  der  den  Brief  bei 
sieh  trage,  un  feliz  suceso  y  raras  maravillas  versprochen  werden. 
3.  Carlo  Gala,  Präsident  des  königlichen  Rathes  zu  Neapel, 
ein  angesehener  Jurist,  —  ein  Buch  von  ihm  steht  im  Index,  — 
liess  sich  von  einem  Landsmann,  dem  Priester  Ferdinande  Stocchi 
(Lo  Stocco)  aus  Cosenza  in  Calabrien,  aufbinden,  in  der  Geschichte 
des  12.  Jahrh.  kämen  ein  Joannes  und  ein  Henricus  Cala  vor,  die 
Verwandte  Heinrichs  VI.  und  tapfere  Krieger  gewesen  seien;  Jo. 
Cala  sei  später  Einsiedler  geworden,  habe  Wunder  gewirkt,  prophe- 
zeit und  fromme  Bücher  geschrieben,  sei  von  den  Päpsten  wieder- 
holt um  Rath  gefragt  worden  und  überhaupt  das  Orakel  seiner  Zeit 
gewesen.  Von  Cala  mit  archivalischen  Nachforschungen  beauftragti 
fand  Stocchi  in  mehreren  Archiven,  u.  a.  in  zwei  Römischen,  die 
gewünschten,  von  ihm  selbst  fabricirten,  Urkunden.  Darauf  erschien: 
Istoria  dei  Suevi  nel  conquisto  de'  regni  di  Napoli  e  di  Sicilia 
]>er  rimperatore  Enrico  VI.,  scritta  da  Carlo  Cala,  con  la  vita  del 
B.  Giovanni  Cala,  capitan  generale  che  fü  di  detto  Imperatore,  e 
la  giunta  di  opere  di  antichissimi  autori  sopra  la  vita  cosi  secolare 
eome  ecclesiastica  del  medesimo  Beato,  Napoli  1660,  Fol.  (Melzi  2, 
47).  Das  Buch  wurde  Alexander  VII.  gewidmet;  die  Inquisition 
verbot  aber  die  Fortsetzung  des  Druckes.  Einige  Jahre  später  ver- 
öffentlichte Cala  De  gestis  Suevorum  in  utraque  Sicilia  et  de  hello 
Cum  Normannis  .  .  .  militiae  principibus  Jo.  Cala,  postea  Beato  .  .  . 
Neapel  1665,  2  vol.  —  Stocchi  wusste  es  auch  einzurichten,  dass 
man  die  Gebeine  des  sei.  Jo.  Cala  auffand,  —  es  sollen  Eselsknochen 
gewesen  sein,    —    es   wurde   eine  Procession    mit  denselben  v6ran- 


262  Nonnen-Offenbarungen. 

staltet,  —  Stocclii  soll  während  derselben  leise  gebetet  haben :  Feli- 
ces  asini,  qui  tot  mernistis  honores,  Quot  jam  Romulei  vix  meruere 
dnces,  —  der  General vicar  von  Cassano,  Hyacinthus  Micelli,  Hess 
sieb  bestimmen,  1678  zu  erklären:  Joannem  Cala  anacboretam  faisse 
in  qnasi  possessione  cultus  atqne  ideo  in  ea  manutenendam,  und 
Neapel  wurde  nun  mit  Bildern  und  Medaillen  des  sei.  Gala  über- 
schwemmt. Die  Geschichte  kam  dadurch  aus,  dass  ein  Mitschul- 
diger Stocchi's  sie  dem  Jesuiten  Pietro  Giustiniani  di  Scio  beichtete 
und  dieser  sich  von  ihm  ermächtigen  Hess,  den  Betrug  aufzudecken, 
ohne  ihn  zu  nennen.  Die  Inquisition  wurde  nun  durch  anonyme 
Denunciationen  aufmerksam  gemacht  und  erliess  Fer.  Y.  27.  Juni 
1680  ein  Decret,  worin  sie  das  Decret  des  Generalvioars  cassirte, 
jeden  Cultus  des  Jo.  Cala  untersagte  und  verordnete,  die  Gebeine 
auf  dem  gewöhnlichen  Begräbnissplatze  zu  begraben  und  d.ie  Bilder 
und  Medaillen  zu  vernichten.  Alle  geschriebenen  und  gedruckten 
Bücher  und  Blätter,  über  die  Heiligkeit,  Wunder  u.  s.  w.  des  Cala 
und  Abschriften  und  Abdrücke  des  Deere tes  des  Generalvioars 
wurden  bei  den  Strafen  des  Index  und  des  Decretes  Urbans  VIII. 
vom  5.  Mai  1639  verboten.  Dieses  Decret  wurde  fast  wörtlich  den 
folgenden  Indices  (unter  Libri)  einverleibt.  Im  span.  Index  steht 
nur  C.  Cala,  De  gestis  etc.^). 


37.     Nonnen-Offenbamngen. 

Von  den  zahlreichen  Offenbarungen,  welche  Elosterfranen 
erhalten  haben  wollen,  haben  keine  die  Römischen  Behürden 
80  viel  beschäftigt  wie  die  der  Maria  von  Agreda,  f  16Ö5.  Ihre 
zuerst  1670  gedruckte  „mystische  Stadt  Gottes"  wurde  1681  von 
der  Inquisition  verboten,  das  Verbot  aber  von  Innocenz  XL  dem 
spanischen  Hofe  zu  Gefallen  snspendirt.  Seitdem  wurde  bis 
zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  wiederholt  darüber  verhandelt. 
Das  Urtheil  der  Inquisition  ist  aber  weder  förmlich  publicirt, 
noch  aufgehoben  worden,  und  es  Hesse  sich  darttber  streiten, 
ob  das  Buch  der  Agreda  zu  den  verbotenen  Büchern  gehört  oder 
nicht,   wenn  es  nicht,    —  abgesehen    davon,  dass  es  nicht  im 


1)  Das  Decret  der  Inq.  steht  bei  Bened.  XIV.  De  beatif.  2,  8,  eine 
ausführliche  Darstellung  der  ganzen  Geschichte  nach  den  Acten  der  In- 
quisition im  Giornale  eccl.  VII  (Rom  1792),  No.  13.  1793  erschienen  zu 
Korn:  In  Suevorum  et  Beati  Cala  adulterinam  historiam  adnotationes  [von 
P.  Paoli,  Präsident  der  Accademia  de'  Nobili]  latine  redditae  [von  Conte 
Azzolini  di  Brounfort];  Giom.  eccl.  YIII^  No.  12. 


Maria  von  Agreda.  26d 

Index  Btehty  —  in  vielen  Ausgaben  mit  Gutheissung  der  kirch- 
fiehen  Behörden  verbreitet  wäre.  —  Dagegen  stehen  seit  dem 
Ende  des  17.  Jahrhunderts  im  Index  ähnliehe  Schriften  einer 
andern  spanischen  Nonne,  Hippolyta  Rocaberti,  und  seit  1758 
ein  in  Mttnchen  gedrucktes  deutsches  Hefteben  mit  Offen  ba- 
roBgen  einer  Glarissin. 

1.  Maria,  geboren  1602  zu  Agreda,  seit  1627  Oberin  des  dor- 
tigen, von  ihrer  Mutter  gegründeten  Elosters  der  Franciscanerinnen, 
t  1665,  schrieb,  wie  ihre  Biographen  berichten,  auf  Befehl  ihres 
Beichtvaters  die  ihr  zu  Theil  gewordenen  Offenbarungen  auf,  ver- 
brannte das  Buch  auf  Befehl  eines  andern  Beichtvaters,  und  schrieb 
es  dann,  nachdem  der  erste  Beichtvater  wieder  eingetreten,  zum 
zveiten  Male.  Von  der  ersten  Aufzeichnung  war  eine  Abschrift  in 
den  Händen  Philipps  IV.  geblieben;  eine  Yergleicbnng  zeigte,  dass 
die  zweite  fast  wörtlich  damit  übereinstimmte.  Das  Buch  erschien 
gedruckt  nnter  dem  Titel :  Mystica  Ciudad  de  Dies,  milagro  de  su 
omnipotencia  y  abismo  de  la  gracia.  Historia  divina  y  vida  de  la 
Vergen  Madre  de  Dios,  Beyna  y  Se&ora  nuestra  Maria  santisima, 
restauradora  de  la  cnlpa  de  Eva  y  medianera  de  la  gracia.  Mani- 
festada en  estos  Ultimos  siglos  por  la  misma  Se&ora  a  su  esclava 
8or  Maria  de  Jesns,  Abadesa  de  el  convento  de  la  Immaculada  Con- 
eepdon  de  la  villa  de  Agreda  .  .  .  para  nueva  luz  del  mundo,  ale- 
gria  de  la  Iglesia  catolica  y  confianza  de  los  mortales,  Madrid 
1670,  3  Partes  in  4  vol.  » 

Im  J.  1673  beschloss  die  Congregation  der  Eiten  die  Einlei- 
tung des  Seligsprechungsprocesses  der  Agreda.  1677  beauftragte 
sie  den  Card.  Portocarrero,  unter  Zuziehung  von  Consultoren  die 
Schriften  der  Agr.  zu  prüfen.  Mit  diesen  beschäftigte  sich  aber 
auch  die  Inquisition,  und  am  4.  Aug.  1681  wurde  ein  Per.  V.  26. 
Jimi  unter  dem  Vorsitz  Innocenz*  XI.  beschlossenes  Decret  ange- 
heftet, durch  welches  alle  Bände  der  „Stadt  Gottes^'  einfach  ver- 
boten wurden.  In  dem  Gutachten  eines  Qualificators  der  Inquisition, 
auf  welches  hin  das  Verbot  erfolgte  und  welches  den  Vertretern 
derjenigen,  welche  die  Seligsprechung  der  Agreda  betrieben,  mit- 
getbeilt  wurde,  wird  hervorgehoben:  die  Verfasserin  canonisire  als 
göttlicbe  Offenbarungen  die  besonderen  theologischen  Ansichten  der 
Bcotistischen  Schule  (bezüglich  der  Imm.  Conc.  und  anderer  Punkte) ; 
das  Buch  enthalte  vieles,  was  der  gesunden  Lehre  widerspreche, 
nianches  Falsche,  Apokryphische  und  Unwahrscheinliche;  es  lehre, 
Fleisch  und  Blut  Mariae  seien  propria  specie  in  der  Eucharistie  ge- 
genwärtig und  könnten  durch  einen  besondern  Cult  verehrt  werden, 
Maria  selbst  habe  alljährlich  am  8.  Dec.  das  Gedächtniss  ihrer  Imm. 
Conc  gefeiert,  sei  an  diesem  Tage,  an  allen  Sonntagen  und  an  an- 
deren Tagen  von  Engeln  in  den  Himmel  getragen  worden,  und  auf 
Erden  habe  unterdessen  ein  Engel  ihre  Stelle  eingenommen  u.  s.  w. 
Zur  weitem  Charakteristik  des  Buches  mögen  gleich  hier  noch  einige 
Auszüge  aus  den    später  von  Theologen    der  Römischen  Inquisition 


^ 


254  Konnen-Offenbarangen. 

abgegebenen  Gutachten  beigefügt  werden:  Das  Buch  soll  göttliche 
Offenbarungen  enthalten,  von  denen  Christus  gesagt:  Ich  habe  euch 
noch  vieles  zu  sagen,  aber  ihr  könnt  es  jetzt  nicht  tragen.  Es  be- 
richtet: Maria  wurde  gleich  nach  ihrer  Geburt  von  Engeln  in  den 
Himmel  getragen  und  sah  dort  die  Trinität  per  visionem  beatificam ; 
je  hundert  Engel  aus  jedem  der  neun  Chöre  waren  ihre  Schutzengel, 
zwölf  dienten  ihr  in  sichtbarer  Gestalt;  als  Kind  bat  sie  die  h. 
Anna,  ihr  ein  Kleid  zu  machen  ähnlich  dem  der  Ciarissen ;  sie  wollte 
auch  die  vier  Gelübde  ablegen  (der  Keuschheit,  der  Armuth,  des 
Gehorsams  und  der  perpetua  inclusio),  Gott  gestattete  ihr  aber  nur, 
das  der  Keuschheit  abzulegen;  Maria  war  bei  der  Verklärung  des 
Herrn  mit  zugegen;  bei  dem  letzten  Abendmahl  reichte  ihr  der 
Engel  Gnbriel  die  Eucharistie;  diese  blieb  in  ihrer  Brust  unter  dem 
Herzen,  bis  nach  der  Auferstehung  Christi  der  h.  Petrus  zum  ersten 
Male  die  h.  Messe  las  und  ihr  die  Communion  reichte;  Maria  be- 
suchte den  h.  Jacobus  in  Saragossa  und  überbrachte  ihm  den  Befehl 
Christi,  dort  ihr  zu  Ehren  eine  Kirche  zu  bauen,  in  welcher  ihre 
Marmorstatue  aufgestellt  und  von  Engeln  bewacht  wurde  ^).  —  In 
der  gleich  zu  erwähnenden  Censur  der  Sorbonne  werden  mehrere 
Stellen  nicht  angeführt,  sondern  nur  die  Seitenzahlen  des  ßnches 
angegeben  mit  der  Bemerkung,  dieselben  seien  castarum  aurium 
offensivae;  ein  Römischer  Censor  weist  auf  die  mehr  als  unanstän- 
dige Beschreibung  der  Geisselung  Christi  hin^).  Ein  Römischer 
Censor  constatirt,  dass  vieles  aus  den  Revelationen  des  sei.  Amadeua, 
anderes  aus  apokryphischen  Evangelien  stamme ;  ein  anderer  ver- 
muthet,  das  Buch  sei  von  einem  andern  verfasst,  Agr.  habe  es  nur 
aus  Gehorsam  copirt  und  zugegeben,  dass  es  unter  ihrem  Namen 
veröffentlicht  werde, ,  weil  man  ihr  gesagt,  das  werde  Gott  und  der 
h.  Jungfrau  zur  Ehre  gereichen. 

Die  Hand  oder  der  Einfluss  eines  Franciscaners  ist  in  dem 
Buche  gar  nicht  zu  verkennen.  Was  vom  3.  bis  8.  Capitel  steht, 
sagt  Bossuet  (30,  639),  ist  nichts  als  eine  subtile  Scholastik  nach 
den  Frincipien  des  Duns  Scotus.  Gott  selbst  trägt  diese  Scholastik 
vor  und  erscheint  dabei  als  erklärter  Scotist.  Dieser  Umstand  und 
namentlich  die  Bestätigung  der  Lehre  von  der  1mm.  Conc.  war  der 
Grund,  weshalb  die  Franciscaner  für,  die  Dominicaner  gegen  das  Buch 
Partei  ergriffen.  Letztere  waren  bei  der  Römischen  Inq.  und  Index- 
Congr.  einflussreich,  aber  erstere  fanden  mächtige  Bundesgenossen 
in  den  Jesuiten  und  im  spanischen  Hofe,  und  die  Rücksichtnahme 
auf  diesen  ist  in  der  Angelegenheit  der  Agreda  noch  stärker  ge- 
wesen als  bei  dem  Streite  über  die  Schriften  des  Raymundus  LuUas 
(I  S.  31).  König  Carl  II.  von  Spanien,  die  Königin  Louise  und 
die  Königin  Mutter  Marianne  beschwerten  sich  über  das  Inquisitions- 


1)  Es  ist  die  Maria  del  Pilar.  Im  span.  Index  von  1790  werden  unter 
Examen  die  Schriften  verb.,  welche  „die  Tradition  von  der  Reise  Mariae 
nach  Saragossa'*  bestreiten. 

2)  Weitere  Auszüge  im  Deutschen  Merkur  1870,  90.  Vgl.  E.  Amort, 
De  revelationibus  p.  227. 


Maria  von  Agreda.  256 

decret  von  1681  bei  Innocenz  XI.  £r  antwortete  ihnen  in  fireven 
Tom  9.  Nov.  1681 :  auf  ihren  Wunsch  habe  er,  obschon  dieses  gegen 
&  Praxis  der  Inq.  Verstösse,  das  Decret  suspendirt  (sapersedendnm 
diiximns,  heisst  es  in  einem,  sisti  jnssimus  rei  carsnm  in  dem  an- 
dern Breve);  der  Nunoins  Mellini  sei  beauftragt,  ihnen  weiteres 
nitintheilen.  Jedenfalls  gestattete  die  span.  Inquisition  1686  aus- 
drücklich das  Lesen  des  Buches.  Carl  II.  schrieb  später  an  Alexan- 
der VUI.:  er  habe  gehört,  man  wolle  in  Eom  die  Schriften  der 
Agr.  verbieten ;  in  seinem  Gebiete  würden  sie  gedruckt  und  gelesen, 
oiebt  nur  mit  £rlaubniss  der  Inq.,  die  nach  einer  elfjährigen  Prüfung 
keinen  Anlass  zu  einem  Verbote  gefunden,  sondern  auch  aiif  G-rund 
des  Breves  Innocenz'  XI.;  der  Papst  möge  die  Schriften  allgemein 
freigeben,  und  wenn  man  in  Rom  an  etwas  darin  Anstoss  nehme, 
möge  man  die  Franciscaner  darüber  hören.  Der  Papst  Hess  durch 
den  G»an4ten  antworten :  eine  neue  Verordnung  über  die  Schriften 
aei  nicht  im  Plane;  nach  dem  Breve  supersessorium  dürften  sie  (in 
Spanien)  gelesen  werden.  Carl  II.  bat  auch  Innocenz  XII.  1692 
und  1696,  das  Lesen  der  Schriften  allgemein  zu  gestatten;  der 
Papst  antwortete  beide  Male,  er  habe  fromme  und  gelehrte  Männer 
(die  Cardinäle  Campegna,  Spada  und  Laurea)  mit  einer  nochmaligen 
Prüfling  beauftragt. 

In  der  1692  gedruckten  Appendix  zu  dem  Index  von  1681 
(S.  34)  steht  auch  das  Buch  der  Agr.  Die  Franciscaner  beschwerten 
sieh  darüber,  und  der  Papst  befahl,  dasselbe  in  den  folgenden  Index- 
Anegaben  wegzulassen  (es  steht  nur  in  jener  Appendix  und  in  dem 
Äbdmek  derselben  in  dem  Elenchus,  Nancy  1709).  —  Im  J.  1697 
erklarten  die  Cardinäle  Gasanate  und  Noris  den  spanischen  Fran- 
eiseanem  in  Kom,  an  eine  neue  ihren  Wünschen  entsprechende  Ent- 
seheidung  sei  nicht  zu  denken.  Als  aber  1713  der  Bischof  und  der 
Inquisitor  von  Ceneda  das  Buch  der  Agr.  als  ein  verbotenes  be- 
zeiehneten,  cassirte  die  Inq.  26.  Sept.  1713  diese  Erklärung,  weil 
das  Decretum  supersessorium  noch  in  Kraft  sei^). 

Der  1 695  zu  Marseille  erschienene,  von  zwei  Pariser  Doctoren 
approbirte  erste  Band  einer  französischen  Üebersetzung:  La  mystique 
Cite  de  Dieu  ....  traduite  de  l'espagnol  par  le  P.  Thomas  Groset, 
Reeolet,  veranlasste  die  Sorbonne,  sich  mit  dem  Buche  zu  beschäf- 
tigen. Es  wurden  zunächst  22.  Mai  1696  6  Doctoren  mit  derPrü- 
^og  beauftragt ;  deren  Bericht,  in  welchem  viele  Sätze  scharf  kriti- 
sirt  wurden,  wurde  gedruckt.  Der  Nuncius  bemühte  sich  auf  Be- 
treiben der  Franciscaner  vergeblich,  die  Discussion  zu  verhindern. 
Beim  Beginne  derselben  sprach  der  Franciscaner  M^rom  von  zwei 
Breven,  in  denen  der  Papst  sich  die  Sache  reservire,  und  drohte, 
venn  man  weiter  gehe,  an  den  Papst  zu  appelliren.  Es  stellte  sich 
tber  heraus,  dass  die  Breven  nicht  existirten.  Es  wurde  nun,  da 
152  Doctoren  ihr  Votum  abgaben  und  von  den  Vertheidigern  der 
Agr.  einige  4 — 6  Stunden  sprachen,  vom  14.  Juli  bis  17.  Sept.  1696 


1)  E.  Ämort,  Controversia  de  revelationibus  Agred.  p.  10. 


266  Nonnen-Offenbanuigen. 

discutirt  und  dann  mit  einer  Mehrheit  von  50  Stimmen  die  Ver- 
dammung des  Buches  beschlossen,  welches  viele  temeräre  Sätze, 
Fabeln  und  apokryphische  Träumereien  enthalte  und  die  katholische 
Eeligion  der  Yerachtang  der  Gottlosen  und  der  Ketzer  preisgebe, 
mit  der  Erklärung,  die  Facultät  wolle  damit  der  Verehrung  Mariae 
und  dem  Glauben  an  die  Imm.  Conc.  und  die  leibliche  Himmelfahrt 
Mariae  nicht  zu  nahe  treten^). 

Unter  Benedict  XIII.  wurden  1729  auf  den  Antrag  der  Po- 
stulatoren  für  die  Seligsprechung  der  Agreda  die  Verhandlungen 
über  das  Buch  wieder  aufgenommen  und  unter  Clemens  XII.  bis 
1734  forlgesetzt.  Die  Replik  auf  die  Censur  der  Inq.  vom  J.  1681 
wurde  einer  Commission  von  Cardinälen  überwiesen,  von  denen  der 
Dominicaner  Gotti,  ein  Gegner  der  Agr.,  eine  besonders  hervor- 
ragende Rolle  gespielt  zu  haben  scheint.  Es  erschien  ein  Decret, 
worin  das  Buch  der  Agr.  freigegeben  wurde ;  dasselbe  wurde  aber 
alsbald  für  erschlichen  erklärt^). 

Unter  Benedict  XIV.  kam  die  Sache  wieder  zur  Verhandlung. 
Der  Promotor  fidei,  der  Consistorialadvocat  Lud.  de  Valentibus  ver- 
fasste  1747  eine  ausführliche  Zusammenstellung  der  Bedenken^), 
und  der  Papst  schrieb  dann  an  den  General  der  Observanten,  Ra- 
phael  a  Lugagnano  16.  Jan.  1648:  Bisher  habe  man  nur  über  die 
Frage  verhandelt,  ob  das  Buch  der  Agr.  gelesen  werden  dürfe; 
jetzt  handle  es  sich  um  eine  Prüfung  desselben  behufs  Seligsprechang 
der  Verfasserin.  Dabei  kämen  mehrere  Punkte  in  Betracht.  Zu- 
nächst sei  zu  beweisen,  dass  das  Buch  wirklich  von  Agr.  geschrieben 
sei,  und  zu  dem  Ende  seien  die  beiden  Manuscripte  desselben  mit 
dem,  was  sie  sonst  geschrieben,  durch  Sachverständige  zu  vergleichen ; 
dann  sei,  da  auch  behauptet  worden  sei,  sie  habe  das  Buch  zwar 
geschrieben,  aber  verfasst  habe  es  ihr  Beichtvater,  das  Buch  hin- 
sichtlich des  Stiles  mit  den  unzweifelhaft  echten  Schriften  der  Agr. 
zu  vergleichen.  Drittens  sei  der  Inhalt  des  Buches  zu  prüfen  and 
dabei  seien  auch  das  Urtheil  der  Sorbonne  und  die  Entgegnung  des 
Card.  Aguirre  und  die  Schriften  des  Eusebius  Amort  zu  berück- 
sichtigen.    Der  Card.  Aguirre^)    behaupte  zwar,   die  Sorbonne  habe 


1)  Arg.  III  a  l&O.  Jourdain  Bist.  p.  281.  Bossuet,  Oeuvres  80,  887; 
40,  172.  204  etc. 

2)  E.  Amort,  De  revelationibus  p.  220. 

8)  abgedr.  bei  E.  Amort,  Controv.  p.  19;  ib.  p.  90  das  Breve. 

4)  Ueber  den  Cardinal  Aguirre  macht  Bossuet  in  seinen  Briefen 
(40,  205)  böse  Mittheilungen.  Am  10.  Jani  1696  schreibt  er:  „Aguirre 
will  sich  nicht  aussprechen;  er  will  das  Buch  nicht  gutheissen,  aber  auch 
nicht  verdammen,  was  seine  Nation  und  sein  König  gutheissen*' ;  4.  Sept.: 
„Aguirre  hat  endlich  offen  gesprochen;  man  ist  dahinter  gekommen,  dass 
die  Approbation  des  Buches  die  Wirkung  einer  Hofcabale  ist,  und  der 
Cardinal  hat  sich  in  Rom  meinem  Neffen  gegenüber  ziemlich  unumwunden 
darüber  geäussert'*;  3.  März  1698  (41,  92):  „Aguirre  hat  dem  Abb^  de 
Pomponne  einen  pitoyablen  Brief  über  die  Mdre  d' Agreda  geschrieben; 
er  sagt,  diese  Affaire  könne  zu  einer  Erneuerung  des  Krieges  zwischen 
den  beiden  Kronen  fähren." 


Maria  von  Agreda.  257 

die  TOD  ihr  censurirten  S&tze  ans  der  franzöBiscben  XJebersetzang 
otBommen,  und  diese  sei  nngenan ;  aber  eben  diese  Uebersetznng 
verde  in  einem  ron  den  Po8tnlatoren  eingereichten  Actenstttcke  bis 
m  den  Himmel  erhoben.  Noch  unter  Benedict  XIY.  erklärte  die 
Riten-CoDgr.  7.  Mai  1757,  es  sei  erwiesen,  dass  Agr.  das  Buch  ge- 
schrieben^), aber  erst  unter  Clemens  XIV.,  9.  März  1771,  der  Stil 
desselben  stimme  so  genau  mit  dem  ihrer  unzweifelhaft  echten 
Sehriften  dberein,  dass  man  annehmen  mttsse,  sie  habe  das  Buch 
Mcb  verfasst  (A.  J.  P.  2,  2332).  —  Theiner  (Clemens  XIV.,  I, 
319)  berichtet:  Carl  III.  habe  bei  Clemens  XIV.,  der  als  (Francis- 
eaDer-)Cardinal  Postulator  für  die  Beatification  der  Agr.  und  des 
Biflchofs  Palafox  gewesen»  1769  auf  die  Beendigung  der  beiden  Pro- 
eesse  gedrungen;  der  franzöBische  Gesandte  in  Madrid  habe  an 
Cfaoiseal  geBchrieben :  der  Papst  wünsche  durch  die  Approbation  des 
Baches  der  Agr.  die  Definition  der  Imm.  Conc.  vorzubereiten ;  es 
wäre  traurig,  wenn,  nachdem  der  Streit  über  die  Bulle  Unigenitus 
eben  m  Ende  sei,  nun  ein  neuer  Streit  über  die  Imm.  Conc.  ent- 
stände; er  möge  doch  in  Born  gegen  das  Project  wirken;  Choiseul 
habe  denn  auch  in  diesem  Sinne  an  den  Card.  Bemis  geschrieben. 

Unter  Benedict  XIV.  achrieb  Eusebias  Amort  1744—51 
mehrere  Bücher  über  die  Agr.  und  wurde,  zumal  er  dabei  auch 
(b  der  Controversia  de  revelationibns  Agredanis,  1746)  bedenkliche 
Äenssernngen  über  die  Imm.  Conc.  gethan,  von  den  Franciscanem 
hei  dem  Kurfürsten  von  Baiem  verklagt  und  von  diesem  die  Nova 
demonetratio  de  falsitate  revelationum  Agredanarum,  1751,  verboten. 
Benedict  XIV.  lobte  brieflich  einige  Schriften  von  Amort.  Der  Mag. 
S.  Pal.  gab  sein  Buch  De  revelationibus,  visionibus  et  apparitionibus 
privatis,  1744,  dem  P.  Mamachi  zur  Prüfung;  dieser  fand  aber 
liehts  daran  zu  tadeln  als  den  schlechten  Stil^). 

Eine  definitive  Entscheidung  über  das  Buch  der  Agr.  ist  weder 
Bnter  Clemens  XIV.  noch  später  erfolgt.  In  den  A.  J.  P.  10,  454 
vird  berichtet:  im  April  1866  sei  durch  ein  vom  Papste  bestätigtes 
Decret  der  Index-Congr.  dem  Secretär  derselben  die  Weisung  ge- 
geben worden,  auf  etwaige  Anfragen  zu  antworten,  das  Buch  der 
AfT.  gebore  zu  den  verbotenen  Büchern.  Aber  damit  stimmt  doch 
sieht,  dass  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  Uebersetzungen  und  Be- 
arbeitungen des  Buches  mit  Approbationen  erschienen  sind  und  dass 
«ine  ansführlicbe  Apologie  desselben  von  dem  Abt  Gueranger  von 
Rm  IX.  belobt  worden  ist*). 


1)  Agreda  hatte  einige  Briefe  an  Giulio  Rospigliosi  als  Nunciua  in 
^I>drid,  Cs^inal  und  Papst  (Clemens  IX.)  geschrieben.  Da  sie  sich  nir- 
gends, aach  nicht  in  den  Archiven  der  Rospigliosi  and  Pallavioini,  fanden, 
forderte  Card.  Chigi,  Präsident  der  Riten-Congr.,  durch  ein  Edict  vom 
^.  Jani  1768  unter  Androhung  der  reservirten  Excommunioation  alle, 
die  von  den  Briefen  etwas  wüssten,  auf,  sich  zu  melden.  Es  kam  nichts 
^  Tage.  A.  J.  P.  2,  2962. 

2)  Friedrich,  Beitr.  zurK.-G.  des  18.  Jahrh.  S.  17. 

3)  Deatscher  Merkur  1876,   72.    Eine  1880   zu   Turin   erschienene 
Beaseh,  Index  n.  17 


^8  Nonnen-Offenbarangdn. 

2.  Isabella  de  Rocaberti  y  Solier,  geb.  um  1550  zu  Barce- 
lona, wurde  1567  Dominicanerin^  —  ihr  Ordensname  war  Hippolyta 
de  Jesus,  —  f  1624.  Als  ihr  Seligsprechungsprocess  in  Eom  ein- 
geleitet war,  —  1676  wurden  in  der  Druckerei  der  apost.  Kammer 
zu  Som  Informationes  pro  beatificatione  et  canonizatione  Yen.  Servae 
Dei  Hippolytae  de  Jesus  .  .  .  monialis  Ord.  S.  Dom.  gedruckt,  — 
beauftragte  ihr  Neffe,  der  Dominicaner  Jo.  Thomas  de  Rocaberti, 
seit  1676  Erzbischof  von  Valencia,  —  er  wurde  1G95  Greneral- 
Inquisitor,  f  1699,  und  ist  bekannt  als  Herausgeber  der  Bibliotheca 
pontificia  in  21  Bänden  (Hurter  2,  351),  —  seinen  Ordensgenossen 
Antonius  de  Lorea,  die  Schriften  der  Nonne,  von  denen  ein  Buch 
De  la  penitencia,  temor  de  Dios  y  meditaciones  celestiales  mit  einer 
Oracion  que  se  tuvo  en  las  honras  de  la  Yen.  Madre  Sor  Hipp,  de  Jesus 
von  dem  Jesuiten  Jaime  Puig  bereits  1643  zu  Barcelona  gedruckt 
war,  herauszugeben.  Dieselben  erschienen  zu  Yalencia  1679 — 85 
in  15  Bänden.  Lorea  veröffentlichte  auch  Epitome  de  la  prodigiosa 
vida,  virtndes  y  admirables  escritos  de-  la  Yen.  Madre  Hipp,  de 
Jesus  y  Rocaberti,  sacada  de  los  procesos  de  su  beatificacion  y  ca- 
nonizacion  y  otros  documentos  autenticos,  Valencia  1679,  212  S. 
Fol.  Aber  1.  Dec.  1687  wurde  nicht  nur  diese  Biographie  verb., 
sondern  auch  schon  einige  Schriften  der  Rocaberti  selbst,  und  bis 
1700  folgte  das  Verbot  weiterer  Schriften,  nach  Qu^tif,  quod  quajs- 
dam  visiones  parum  graves  decentesque  exhiberent;  das  Verbot 
einiger  Bücher  wird  aber  wohl  mit  der  Verdammung  der  Lehre  des 
Molinos  (1687)  zusammenhangen.  —  Das  Verzeichniss  der  13  Schrif- 
ten, die  verb.  wurden,  drei  mit  d.  c,  die  anderen  unbedingt,  füllt  im 
Index  fast  eine  Seite.  Es  finden  sich  darunter  zwei  Bände  De  los 
sagrados  huesos  [Knochen]  de  Cristo  und  Alabangas  de  los  divinos 
huesos  in  7  Büchern.  Die  anderen  Titel  klingen  unverfänglicher : 
mystische  Auslegung  des  Hohen  Liedes  und  des  Salve  Regina, 
Tractat  von  den  h.  Engeln  u.  s.  w.  ^). 

Auffallender  Weise  steht  weder  im  Rom.  noch  im  span.  Index 
ein  span.  Buch  von  Luis  de  Mesa,  Vida  y  virtudes  de  la  Yen.  Sor 
Marianna  de  Jesus,  Madr.  1661,  obschon  die  darin  mitgetheilten 
Offenbarungen  der  1620  gestorbenen  Franciscaner-Tertiarierin  von 
dem    Dominicaner   Gayetano    Benitez    de   Lugo    als    Consultor   der 


italienische  Uebersetzung  wird  in  der  Civ.  oatt.  S.  11,  vol.  6  (1881),  p.  92 
gelobt.  —  Die  oben  im  Text  benutzten  Actenstücke  stehen,  wo  nicht  eine 
andere  Quelle  angegeben  wird,  in  den  A.  J.  P.  6,  1549.  2073.  Die  p.  2180 
angekündigte  Fortsetzung  des  Aufsatzes  ist  nicht  erschienen;  aber  A.  J.  P. 
9,  44  stehen  noch  einige  scharfe  Bemerkungen  über  Agr.  —  Der  Jesuit 
d'Avrigny,  dessen  Memoires  ja  aber  anonym  erschienen,  spricht  IV,  48 
spöttisch  von  der  Sache  und  meint,  es  wäre  sehr  gut  gewesen,  wenn  der 
erste  Beichtvater  das  Bucff  ebenso  beurtheilt  hätte  wie  der  zweite;  es 
habe  die  Seligsprechung  der  Agr.  nicht  gefördert  und  Bayle  Anlass  ge- 
geben de  debiter  bien  des  sottises. 

1)  Quetif  (2,  844)  hat  nicht  alle  Bände  der  Gesammt-Ausgabe  ge- 
sehen; sein  Verzeichniss  der  Schriften  ist  aus  dem  Index  zu  vervollstän- 
digen; er  verzeichnet  aber  einige  Schriften,  die  nicht  verb.  sind. 


Hippolyta  Rocaberti  n.  a.  250 

Jäteo-Congr.  in  eiDem  1731  abgegebenen  Yotam  and,  als  dieses 
iQ^^riffen  wurde,  in  einer  1735  in  der  Cameraldrnckerei  zu  Rom 
eedinckten  Assertio  et  jastificatio  voti  etc.  (abgedr.  A.  J.  P.  19, 
528)  sehr  scharf  kriüsirt  inirden  und  der  Beatifioationsprocess  dar- 
af  abgebrochen  wnrde. 

3.  1731  veröffentlichte  der  Benedictiner  Bern.  Pez  zu  Wien 
zvei  wnDderliche  Stücke  ans  dem  13.  und  12.  Jahrh.:  Yen.  Agnetis 
Blannbekin  .  .  .  Vita  et  revelationes  auctore  anonymo  Ord.  FF. 
Kin.  .  .  Accessit  Pothonis  ...  1.  de  miracalis  S.  D.  G.  Mariae 
(456  S.  8.).  Der  Kaiser  Carl  VI.  liess  auf  Betreiben  des  Grafen 
Sinxeodorf  und  des  Bibliothekars  Garelli  das  Bach  wegen  seines 
aostossigen  Inhalts,  namentlich  wegen  einer  das  Praeputinm  Christi 
ktreffenden  Stelle  in  den  Revelationen  der  Nonne  confisciren  ^).  Es 
fteht  auch  in  dem  Wiener  Index  von  1765.  Im  Rom.  Index  steht 
dieses  Bach  nicht,  aber  anter  Libellns  stehen  noch  heute  zwei 
Ausgaben  eines  deatschen  Schriftchens, .  von  denen  die  eine  1758 
von  der  Inq.,  die  andere  1765  verb.  worden  (dem  deatschen  Titel 
ist  eine  latein.  resp.  italien.  Uebersetzung  beigefügt).  Der  Titel  eines 
in  der  Münchener  £.  Bibliothek  aufbewahrten  Exemplares  (einer 
andern  Ausgabe)  lautet:  S)ie  fünfjel^en  gel^eime  Serben,  fo  einer 
&iM^^  Ramend  aHagbalena  im  Itlofler  gfte^burg,  ©t.  Slarä  Otbend 
nnb  im  ähi^m  %xo^ex  ^eiliglcit,  t)on  dl^rtfto  3cfu  felbften  geoffenbatet 
»otben.  3Bie  aud^  nad^  bem  Slbtcbcn  in  tl^ren  ©d^riften  biefe  fotflenbe 
Cffenbaxung  ftd^  befunben.  3Rii  äSetoiUifiung  bet  ^ol^en  Obrtgleit. 
Wmfyn,  3U  ftnben  be^  ber  ller|Ietin  in  ber  Stuft.  Es  ist  ein  Heftchen 
Ton  8  Octavblättern.  Als  Probe  der  geheimen  (d.  h.  nicht  in  den 
Evangelien  erwähnten)  Leiden  Christi  mag  angeführt'werden :  7.  Sie 
Sehingen  mich  durch  einen  Nagel  an  das  Erdreich  und  zogen  mich 
also  bei  den  Beinen  von  der  Statt.  8.  Sie  durchstachen  mich  mit 
mannigfaltigen  Waffen  an  den  hinteren  Theilen  meines  Leibes.  9. 
Sie  scblugen  mich  mit  Steinen  und  brannten  mich  mit  Fackeln  und 
filnt.  11.  Sie  begossen  mir  die  Wunden  mit  wallendem  Blei  und 
Pech.  Das  Schriftchen  ist  noch  1820  wieder  gedruckt  und  von  der 
baierischen  Regierung  1824  verb.  worden  (s.  u.). 

Im  19.  Jahrh.  ist  man  gegen  „Offenbarungen"  von  Nonnen 
iehr  nachsichtig  geworden.  A.  J.  P.  9,  39  wird  Klage  darüber 
geföhrt,  dass  die  Werke  der  Marie  Lataste  ohne  die  durch  Urban  VIII. 
1625  vorgeschriebene  Erlaubniss  des  h.  Stuhles  (S.  223)  wiederholt 
druckt  worden  seien,  —  mit  bischöflicher  Approbation;  sie  auf 
icn  Index  zu  setzen,  davon  ist  nie  die  Rede  gewesen,  —  und  wird 
folgendes  daraus  mitgetheilt:  sie  erzftblt,  sie  habe  in  der  Brust  des 
Heilands  geweilt;  dieser  habe  sein  Herz  in  das  ihrige  gelegt;  sie 
sei  in  den  Himmel    und  in  die  Mitte    der  drei  göttlichen  Personen 


1)  Hadriani  Pontii  Epist.  ad  amicum  qua  . . .  historiam  libri  rarioris 
oponit,  qni  inscribitur:  Yen.  Agnetis  .  .  .  Adjectae  sunt  .  .  .  R.  P.  Pezii 
et  111.  Garellii  Biblioth.  Caes.  de  hoc  libro  epistolae,  1735,  82.  S.  8.  Fleur. 
74,  114.  ü.  N.  1732,  291. 


260  Schriften  über  Orden. 

versetzt  worden;  Jesus  habe  ihr  geofifenbart,  er  habe  zwei  Jahre 
nur  von  der  Milch  Mariae  gelebt;  le  lait  ne  venait  au  sein  de  ma 
m^re  que  lorsque  je  devais  teter,  dreimal  im  Tage  zu  bestimmten 
Stunden;  die  Schönheit  Christi  werde  als  eine  beauti  physique  etlaseive 
geschildert;  sie  habe  in  einer  Vision  die  Accidentien  des  Brodes  von 
der  Substanz  der  Eucharistie  getrennt  gesehen  u.  dgl. 


38.     Schriften  aber  Orden. 

Der  Index  enthält  sehr  viele  Schriften  über  Orden.  Schrif- 
ten gegen  den  Ordensstand  überhaupt  oder  gegen  bestimmte 
Orden  bilden  darunter  die  Minderzahl,  die  Mehrzahl  Schriften 
von  Ordensleuten  selbst,  in  denen  sie  ihren  Orden  ungebührlich 
verherrlichen  oder  andere  herabsetzen  oder  welche  mit  den 
mancherlei,  durchgängig  kleinliehen  Streitigkeiten  der  Orden 
unter  einander  zusammenhangen.  In  den  Decreta  generalia 
steht  II,  12  das  1658  erlassene  Verbot  aller  ohne  Erlaubniss 
der  (Index-)Congregation  gedruckten  oder  zu  druckenden  Bücher, 
welche  die  Controverse  über  die  wahre  und  ununterbrochene 
Nachfolge  der  Söhne  des  h.  Franciscus  und  über  die  wahre 
Form  seiner  Capuze  behandeln,  und  III,  8  das  1663  erlassene 
Verbot  aller  Inschriften  auf  Bildern  des  h.  Franciscus  und  des 
h.  Antonius  von  Padua,  in  welchen  gesagt  wird,  die  Form  des 
Habites,  in  welcher  sie  abgebildet  werden,  sei  diejenige,  die 
sie  selbst  getragen,  oder  *in  denen  behauptet  wird,  dieser  oder 
jener  Orden  desh.  Franciscus  sei  die  wahre,  legitime  und  unun- 
terbrochene Nachfolge  desselben.  —  Ausserdem  stehen  im  Index 
Schriften  über  die  Streitigkeiten  der  Franciscaner  und  Domi- 
nicaner, der  Augustiner-Eremiten  und  Augustiner-Chorherren,  der 
Augustiner- Chorherren  und  Benedictiner,  der  Benedictiner  und 
Hieronymiten,  der  Mercedarier  und  Trinitarier.  Auch  einige  die 
Ordens traditionen  der  Carmeliter  betreffende  Schriften  stehen 
im  Index,  auffallender  Weise  aber  nicht  das  von  Innocenz  XII. 
1698  ausgesprochene  Verbot  aller  Streitschriften,  die  darüber 
noch  erscheinen  würden.  Der  Streit,  welcher  darüber  zwischen 
Carmelitern  und  Jesuiten  geführt  wurde,  führte  in  Spanien  1695 
zu  einem  (1715  wieder  aufgehobenen)  Verbote  von  14  Bänden 


Capuciner  and  Fraiiciscaner. 


261 


der  Aeta  Sanctorom  der  Bollandisten.    In  Rom  wurde  nur  ein 
Band,  und  dieser  ans  einem  andern  Grunde,  verboten. 

1.  Im  Auftrage  des  Generalcapitels  der  Capuciner  schrieb 
Zaeearia  Boverio,  —  Theologe  des  Cardinais  Franc.  Barberini  auf 
seiner  Legation  in  Frankreich  und  Spanien,  dann  Consultor  der  In- 
quisition, —  die  Geschichte  des  Ordens:  Annalium  sive  sacrarum 
bistoriamm  Ordiuis  Minorum  S.  Francisci  qni  Capucini  nuncupantur 
Tom.  I.,  Lugd.  1632,  Fol.  (1525-80).  Der  2.  Band  (1580—1612) 
cr?chicn  erst  nach  seinem  Tode  (1638)  1639  (der  3.,  1612-— 38, 
TOD  Mareellino  da  Pisa,  erst  1676).  £s  erschien  auch  eine  italie- 
msche  üebersetzung :  Annali  de'  Cappuccini  del  Z.  Boverio  tradotti 
in  volgare  da  Benedetto  San-Benedetti,  Ven.  1643,  4  vol.  4.  (anch 
eine  spanische  Üebersetzung,  Madrid  1644,  3  Fol.,  eine  französische 
ent  1675).  Das  Buch  wurde  von  den  Franciscanern  scharf  ange- 
^ffen  nnd  1651  (Alex.  No.  55)  wurden  die  beiden  Bände  des  Ori- 
ginals nnd  die  italienische  Üebersetzung  mit  d.  c.  verboten.  Im 
folgenden  Jahre,  19.  Nov.  1652,  gab  die  Index-Congr.  die  bean- 
standeten Stellen  an  und  gestattete,  das  Buch  nach  dieser  Expurgation 
neu  zu  drucken.  Das  Decret  steht  nicht  bei  Alex.;  aber  im  Index 
steht  seit  Alex.,  die  nach  demselben  corrigirten  Ausgaben  beider 
Bncher  seien  freigegeben.  Es  scheinen  aber  keine  neuen  Ausgaben 
gedruckt  zu  sein^).  —  1656  wurde  ein  zweites  Buch  eines  Capu- 
einers  mit  d.  c.  verboten:  Lectiones  paraeneticae  ad  regnlam  Sera- 
phici  Patris  S.  Francisci  .  .  .  Auct.  Fr.  Cypriano  Crousers  Ant- 
werpiensi,  Col.  1625,  —  1658  ein  drittes:  Vera  et  dilucida  expli- 
catio  praesentis  statns  totius  seraphicae  Fratrum  Minorum  religionis 
&  sancto  et  magno  Francisco  Patriarcha  inclito  numine  divino  inspi- 
rante  fnndatae.  Per  R.  P.  Fr.  Bonitum  Combasson  Sabaudum, 
Friburgi  1628  (Aug.  Vind.  1630*  104  S.  12.),  worin  der  Orden 
des  b.  Franciscus  über  alle  Orden,  der  Capucinerorden  über  alle 
alle  anderen  Zweige  desselben  erhoben  wird.  Gleichzeitig  wurde 
aber  auf  Betreiben  der  Capuciner  unbedingt  verboten  ein  prachtvoll 
ausgestattetes,  mit  75  Kupferstichen  illustrirtes,  von  einem  Laien 
^reschriebenes,  aber  nach  dessen  Tode  von  seinem  Bruder,  einem 
Minonten  herausgegebenes  und  einem  Cardinal  gewidmetes  Werk: 
Fiume  del  terrestre  paradiso  diviso  in  quattro  capi  o  discorsi.  Trat- 
tato  difensivo  del  Signor  Dottor  Don  Niccol6  Catalano  da  S. 
MauTO,  ove  si  raggnaglia  il  mondo  della  veritä  deir  antica  forma 
deir  abito  de'  frati  minori  instituita  da  S.  Francesco.  Dato  alle 
itampe  dal  P.  M.  Giulio  Ant.  Catalano  da  S.  Mauro,  Min.  Prov.  di 
8.  Niccol6  Min.  Conventuale  .  .  .  dedicato  .  .  .  al  Card.  Pier  Luigi 
Carafa,  Prefetto  della  S.  Congr.  del  Concilio,  Florenz  1652,  4. 
Albit.  p.  283  sagt,  es  sei  als  injuriös  für  den  Capucinerorden  verb. 


1)  Mazznchelli  2,  1915.  Niceron  25,  319.  Clement  5,  151.  Pragm. 
6«Bch.  der  Mönchsorden  7,  44  (hier  werden  Auszüge  aus  dem  Buche  ge- 
geben). 


1 


262  Schriften  über  Orden. 

worden.  —  Das  Decret  von  1658  (Alex.  No.  67)  enthält  auch  das 
allgemeine  Verbot,  welches  Ben.  in  die  Decr.  gen.  aufgenommen. 
Unter  dieses  fällt  auch  das  nicht  speciell  verbotenene  Bach  von 
Boverio  :  Demonstration  es  undecim  de  vera  habitus  forma  a  S.  Fran- 
cisco institnta.    Ad  Urbanum  YIII.,  Lugd.  1632. 

Kach  diesem  Verbote  wurde  der  Streit  über  das  Habit  des 
h.  Franciscus  nicht  mehr  mit  Büchern,  aber  mit  Bildern  weiterge- 
führt. Die  Capuciner  Hessen  zu  Verona  ein  Bild  des  h.  Antonius 
von  Padua  im  Capncinerhabit  drucken  mit  der  Unterschrift:  La  vera 
forma  delP  abito  di  S.  Francisco.  Die  Congregation  der  Kiten  be- 
fahl ihnen,  unter  Bezugnahme  auf  das  Decret  von  1658,  das  in  la 
piÄ  vera  zu  corrigiren  (A.  J.  P.  20,  486).  Die  Index-Congr.  aber 
erweiterte  das  Verbot  von  1658  durch  ein  Verbot  in  einem  Decrete 
vom  20.  Nov.  1663  (Alex.  No.  78),  dessen  Inhalt  von  Ben.  in  die 
Decr.  gen.  III,  8  aufgenommen  wurde.  Der  Streit  brach  nach 
wenigen  Jahren  wieder  aus.  Die  Franciscaner-Conventualen  stellten 
mit  Erlaubniss  Innocenz*  X.  in  Neapel  ein  Bild  des  h.  Antonius  in 
ihrem  Habit  aus,  wurden  aber  von  der  Congr.  der  Riten  15.  Jan. 
1667  ermahnt,  ne  victoriam  et  triumphum  jactarent,  da  die  Contro- 
verse  über  das  Habit  des  h.  Franciscus  mit  jener  vom  Papste  er- 
theilten  Erlaubniss  nicht  entschieden  sei.  Nun  stellten  die  Capuciner 
in  Neapel  ein  Bild  des  h.  Antonius  in  ihrem  Habite  aus ;  das  wurde 
von  der  Biten-Congr.  19.  Nov.  1667  verboten.  Die  Conventnalen 
Hessen  das  betreffende  Decret  drucken  und  deuteten  es  dahin,  dass 
der  h.  Antonius  überhaupt  nicht  im  Habite  der  Capuciner,  sondern 
nur  in  dem  der  Gonventualen  abgebildet  werden  dürfe.  Die  Hiten- 
Congr.  erklärte  darauf  21.  Juli  1668,  jenes  Verbot  gelte  nur  für 
Neapel,  und  22.  Jan.  1707  (Gardellini  4,  3612),  es  sei  den  Gapu- 
cinern  gestattet,  Bilder  des  h.  Antonius  im  Capncinerhabit  aufzustellen 
und  auch  bei  Processionen  ausserhalb  ihrer  Kirchen  umherzutragen, 
aber  nicht  unter  solchen  Bildern  Inschriften  anzubringen,  worin  das 
Capncinerhabit  als  die  verior  forma  des  Habits  des  h.  Franciscus 
bezeichnet  werde.  Benedict  XIV.,  der  über  diese  Controverse  ganz 
ernsthaft  berichtet  (Beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  21,  n.  11;  vgl.  A.  J.  P. 
20,  486),  sagt,  jetzt  stelle  jeder  Zweig  des  Franciscanerordens  die 
beiden  HeiHgen  mit  Habiten  nach  seinem  Schnitt  aus^). 

Auch  die  anderen  Zweige  des  Franciscanerordens  hatten  Fehden 
unter  einander.  UrbanVIII.  verbot  15.  Mai  1628  unter  Androhung 
der  Excommunication,  zu  behaupten,  die  Conventualen  seien  nicht 
wahre  und  echte  Söhne  des  h.  Franciscus  (A.  J.  P.  20,  485),  und 
Melzi  2,164  erwähnt  eine  zu  Lucca  1748 — 50  in  3  Quartbänden  er- 
schienene Apologie  eines  Minoriten  gegen  eine  der  Riten-Congr.  vor- 
gelegte Schrift,  worin  mit  historischen  Gründen  bewiesen  war,  dass 
alle  HeiHgen  und  Seligen  der  beiden  ersten  Jahrhunderte  des  Francis- 


1)  Im  span.  Index  steht  auch  eine  Cuestion  medica  moral  von  dem 
Arzte  J.  B.  Manganeda  über  die  Sitte  der  Capuciner,  auch  während  schwerer 
Krankheiten  die  Kutte  auf  blossem  Leibe  zu  tragen,  Cordova  1679. 


i 


Franciacaner  and  Dominicaner. 


263 


eanerordens  ansschliesalicli  den  Conventualen  angehörten.  Diese 
Gontroyerse  hat  aber  keine  Sparen  im  Index  hinterlassen.  Nnr  im 
span.  Index  steht  eine  Schrift  von  Juan  de  Solana,  worin  bewiesen 
werden  soll,  die  Obseryanten  seien  die  echten  Söhne  des  h.  Fran- 
ciaeas.  Mit  irgend  einer  Franciscaner- Angelegenheit  hängt  aber  zu- 
sammen das  Verbot  der  Croniche  della  Biforma  di  Basilioata  da 
Fra  Bnonaventura  (Abbate)  di  Laurenzana,  Keapel  1683,  verb. 
16dO;  denn  nach  Toppi  handelt  es  sich  in  dem  Buche  um  die  Pro- 
rinz  Basilioata  des  Ordens  der  Obseryanten.  Mit  irgend  einem 
Streite  im  Franciscanerorden  in  Spanien,  Über  den  ich  nichts  ge- 
funden, hangen  zusammen  eine  Elucidatio  yeritatis  yon  Jo.  Alyin 
(Albin),  der  als  General  der  Minoriten  bezeichnet  wird,  und  Be- 
traetoriaa  yozes  yon  dem  Minoriten  Julian  Chumillas,  die  beide 
1693  yerb.  wurden.  Dies  letztere  steht  auch  im  span.  Index  als 
1750  yerb.  und  wird  dort  als  ein  Papel  yon  3  Blättern  und  als 
Tom  24.  Jnli  1692  datirt  bezeichnet.  —  Fulgentio  Manfred i,  yon 
dem  1605  Apologia  sopra  la  riformatione  dell*  ordine  suo  contra 
quelli  ehe  sotto  pretesto  di  riformare  lo  difformano,  yerb.  wurde, 
war  nach  Alex.  No.  5  ein  Obseryant. 

Im  Rom.  (nicht  im  span.)  Index  steht  seit  1665:  Naturae 
prodigiam  et  gratiae  portentum  h.  e.  Seraphiei  P.  Francisci  yitae 
aeta  ad  Christi  Domini  yitam  et  mortem  regulata  et  coaptata  a  P. 
Petro  de  AWa  et  Astorga  0.  Min.,  Madr.  1651,  Fol.,  worin  4000 
Aehnltchkeiten  zwischen  dem  h.  Franciscus  und  Christus  nachge- 
wiesen werden,  während  in  dem  Liber  conformitatum  des  Bartholo- 
maeaa  yon  Pisa  doch  nur  40  nachgewiesen  waren  ^).  Gleichzeitig 
warde  ein  Buch  eines  Gehtilfen  Alya's  yerb.:  Juizio  de  Salomon 
aeerca  de  ayeriguar,  quien  sea  la  yerdadera  madre  de  un  hijo  11a- 
mado  antiguamente  Continuo,  despues  Glossa  continua,  y  ahora  Ca- 
tena  aurea,  sacado  a  luz  y  dispuesto  por  el  P.  Fr.  Martin  Perez 
de  Gaeyara  del  Orden  de  los  Menores,  1662,  worin  bewiesen  werden 
soll,  dass  die  Catena  aarea  des  Dominicaners  Thomas  yon  Aquin 
ein  Plagiat  aus  einem  Werke  des  Franciscaners  Pontius  Carbo- 
nellas sei  ^). 

2.  Mit  den  Dominicanern  zankten  sich  die  Franciscaner  nicht 
nur  über  die  Immaculata  Conceptio,  sondern  auch  über  andere  IHnge, 
unter  anderen  über  die  Stigmatisation,  welche  diese  als  eine  Art 
von  Priyileginm  ihres  Ordensstifters  anzusehen  geneigt  waren.  Der 
aus  ihrem  Orden  heryorgegangene  Papst  Sixtus  IV.  y erordnete  1475, 
nur  der  h.  Franciscus  dürfe  mit  den  Wundmalen  abgebildet  werden, 


1)  I  S.  236.  Pragm.  Gesch.  der  Mönchsorden  7,  146.  247.  278.  Cle- 
ment 1,  231.  Biblioth.  raisonnee  31,  1,  287.  —  Im  apan.  Index  werden 
Conclusiones  verb.,  welche  Franciscaner  L742  vertheidigt  hatten,  darunter: 
Corpas  S.  P.  N.  Francisci,  ut  proponitur  sacris  stigmatibus  insignitum, 
est  adorabile  cultn  respectivo  latriae,  und  wird  (1747)  in  den  Asserta 
iheologica  des  Minoriten  B.  6.  Becerra  die  Quaestio  gestrichen  :  Qua  ado- 
raiione  sit  adorabile  corpus  parentis  nostri  S.  Francisci. 

2)  Yiac.  Baron,  Apol.  1,  222.  Mich,  a  S.  Jos.  3,  445. 


264  Schriften  über  Orden. 

und  verbot  1472  speciell,  zu  sagen  und  zu  predigen,  auch  die  h. 
Catharina  von  Siena  habe  das  charisma  stigmatum  gehabt,  und  sie 
mit  den  Stigmata  abzubilden.  Innocenz  YIII.  schärfte  dieses  letzte 
Verbot  ein  und  befahl,  auf  den  vorhandenen  Bildern^'der  h.  Catha- 
rina die  Stigmata  zu  beseitigen.  Unter  dem  Dominicaner  -  Papst 
Pius  y.  wurde  aber  bei  der  lievision  des  Breviers  ein  ausführlicher 
Bericht  über  die  Stigmatisation  der  h.  Catharina  in  ihrem  Officium 
approbirt  und  das  Abbilden  derselben  mit  den  Stigmata  gestattet. 
Clemens  VIII.  verbot,  über  die  Sache  zu  streiten.  Benedict  XIII. 
gestattete  den  Dominicanern  1727  ein  Officium  in  honorem  impres- 
sionis  stigmatum  in  corpore  S.  Catharinae  Senensis  nach  Analogie 
des  Officium  in  hon.  impr.  st.  in  corp.  S.  Francisci,  welches  seit 
Paul  V.  im  Rom.  Brevier  (17.  Sept.)  steht  ^).  —  1738  Hessen  die 
Dominicaner  zu  Palma  theologische  Conclusionen  drucken  mit  einem 
Titelbild,  worauf  die  sei.  Lucia  de  Narni,  eine  Dominicanerin,  mit 
den  Stigmata  dargestellt  war.  Die  Minoriten  beklagten  sich  bei  dem 
Bischof  und  dieser  verbot  die  Conclusionen  bei  Strafe  der  Excomma- 
nication.  Die  Dominicaner  appellirten  nach  Rom  und  die  Riten- 
Congr.  erklärte  es  1740  nach  Anhörung  beider  Orden  für  erlaubt, 
die  sei.  Lucia  mit  den  Stigmata  abzubilden  (A.  J.  P.  1,  1240). 
Auf  Grrund  des  Verbotes  Clemens'  VIII.  kamen  in  den  Index:  Re- 
ligiosa  difesa  del  singolar  favore  delle  sagratissime  stimmate  del 
rafftgurato  di  Cristo  S.  Francesco,  fatta  da  S.  F.  Ugolini,  verb. 
1669,  und  Dialogo  traumatico  regulär,  en  el  cual  hablan  tres  pa- 
dres  del  orden  de  S.  Domingo  como  censores  de  un  tratado  intitu- 
lado :  El  humano  Seraphin  j  unico  Llagado  de  como  solo  el  gloriose 
Padre  nuestro  S.  Francisco  etc.,  Genua  1690,  verb.  1700,  —  erst 
seit  Ben.  unter  dem  Namen  des  Verfassers,  Pedro  Sanchez  Arroyo, 
Min.  Conv.,  —  wie  Benedict  XIV.  1.  c.  berichtet,  verboten,  weil 
der  Verfasser  bei  der  Besprechung  eines  Streites,  der  in  Mexico 
über  ein  Bild  des  h.  Dominions  mit  den  Stigmata  entstanden  war, 
behauptet  hatte,  es  sei  unpassend  (nee  deouisse  nee  decere),  dass 
ein  Weib  stigmatisirt  werde,  was  man  mit  Recht  als  eine  Stichelei 
(suggillatio)  auf  die  Stigmata  der  h.  Catharina  aufgefasst  habe.  Im 
span.  Index  steht  nicht  der  Dialogo,  aber  £1  humano  Seraphin  y 
unico  Llagado,  tratado  apologetico,  mit  dem  Namen  des  Verfassers, 
Fr.  Martin  del  Castillo. 

» 

3.  Wie  Franciscaner  und  Capnciner,  so  befehdeten  einander 
auch  Augustiner-Eremiten  und  Augustiner-Chorherren  (Canonici  re- 
guläres; K.-L.  1,1657.  Pragmat.  Gesch.  5,319).  Von  den  auf  diese 
Fehde  bezüglichen  Schriften  stehen  im  Index:  Prosperi  Stellartii 
Augastiniomachia  i.  e.  pro  Augastino  et  Aagustinianis  vindiciae 
tatelares,  Lugd.  1613,  verb.  1622,  von  dem  belgischen  Augustiner 
P.  Stellaerts  zu  Gunsten  der  Eremiten  geschrieben  (Paquot  2,  161); 
—  Jos.  Mozzagrugni  Narratio  rerum  gestarum  Canonicorum  regu- 
larium,  in  qua  praeter    eornm  originem,  ....  praecellentiam,  habi- 


1)  Bened.  XIV.  Beatif.  1.  4,  p.  2,  o.  8,  n.  4. 


Augtisiiner  and  Benedictiner.  265 

tooi,   reformationes   in    noiversnm    praecipue  recenBentar  reformatio 
fjugdem  Ordinis  in    Canonicos  reguläres  congregationis  S.  Salvatoris 
öndiiiifl  S.  Aug.  necnon  privilegia  etc.,    Ven.  1622,  4.,  verb.  1624 ; 
—  Apologeticus     tripartitos    pro    D.  AngtiBtini   triplici  epistola  per 
oodom  iibelii     snpplicis    oblatus   Sammo   Pontifici,    sapremae  Pari- 
ikrum  Curiae  et   G-enerali  Eremitaram  Ordinis,  in  quo  mnltae  quae- 
ftiones  de  I>.   Aug'ustino  ejnsqne   ordine  solvuntar,    opera  ac  studio 
Fnmeisci  üenati    Kquitis  Gallo- Belgici,   Lugd.  1645,  8.,  verb.  1646, 
^egen  die  Aagrastiner-Chorberren^  speciell  gegen  eine  spanische  Schrift 
nder  goldene   Lieiichter  im  Tempel  Salomo's"',   von  dem  Augustiner- 
Eremiten   Carl   Moreaa   geschrieben,   von   seinen  Freunden  veröffent- 
Üebt    Der   Yerfaeser    des   goldenen   Leuchters  denuncirte  das  Buch 
bei  der  Index- Congr.,     die    dasselbe  nicht  des    Inhalts,    sondern  der 
scherzhaft-satirischen   Form  wegen  verboten  haben  soll.     Darauf  er- 
schien Yindiciae    quadripartitae  pro    D.  Augustino  et   Augustinianis 
s.  epitome  on[ininm,    qnae  disputari  hactenus  solent  circa  D.  Augustini 
Opera  quaedam,     monacbatum,    habltum,    regulam,  calceaturam,  anti- 
qnitatem  Ordinis  £reniitarum  ejusque  approbationem  et  reformationem. 
Ühi  examinatnr     Candelabrum    aureum  .  .  .  op.  et  studio    F.  Caroli 
Moreau,  Ord.    Erem.    S.  Aug.  Communitatis  Bituric,  Antw.  1650,  4. 
Auch  dieses    Bncli      w^nrde   denuncirt    und  Moreau    nach   Born  citirt. 
Er  ftchrieb     nun     Ad    Emin.    Cardinales    negotiis  et  consultationibus 
epigeoporum    et    re^nlarium  praepositos  pro   Vindiciis . . .  Apologeti- 
cas  11.  Oct.    1651    (nicht  gedruckt),  und  wurde  freigesprochen^). 

Stärkere    Spuren  hat  der  Rangstreit  zwischen  den  Augustiner- 
Cborherren   und    den   £enedir.tinem   im  Index  zarückgelassen:  Mure- 
iralae  sacrae   vestis    sponsae  regis  vermiculatae.    Opus  de  privilegiis 
ordinum  regularium,   auth.  Virginio  Alviset  Bisontino,  Ven.    1661, 
Terb.  1664,     Opus    de  privilegiis  ordinum    regularium    et  in  specie 
it  piivilegiiB   ordinis  Benedicti,  1673  und  Kempten  1679,  wird  eine 
ei^uTgiTte    Ausgabe    desselben    Buches  sein.    Erath    in   dem    gleich 
m  erwähnenden    Bache    ist    besonders    verdriesslich    über  eine    Ge- 
sehkhte,  worin  ein  Bauer    über  das   Habit   der  Chorherren  spottet, 
äie  Mviset  aus    einer  Schrift  des  Bischofs   P.   Camutz  (Camus)  auf- 
genommen. —  Commentarius  theologico-jnridico-historicus  in  regulam 
S.  P.  K.  Augastini  .  .  .  Auth.  D.  Augustino    Erath,  Eccl.  colleg. 
»d  B.  V.  in  Wettenhausen  Canonico  regulari.  Tom.  I.,  Wien  1689, 
550  8.  Fol.   —   Antilogia  s.  juridico-historica  defensio  et  responsio 
ad  praejudicia  ecclesiasticae  hierarchiae,  olero,   specialiter  cathedrali 
et  Ordini    S.    Benedicti    illata    a  D.    Aug.    Erath  ....  studio    et 
opera  Dom.  Ensebii  Carlymmeshin  Castroferrariensis,  Wien  1715 
iron    Anselm    Schramb,    Benedictiner   in  Melk),    beide    verboten  in 
«Bern  Decrcte    der  Index-Congr.    vom    13.  Juli  1717,    in    welchem 
zugleich    beiden  Theilen  und  jedermann  Schweigen    aufgelegt    wird 
über  die    in   diesen  Büchern  verhandelte   controversia  praecedentiae 
zwischen  den  Canonici  reguläres  und  den  Benedictinern.    Erath  Hess 


1)  Yillani,  Yisiera  alzaU  p.  108.  Pragm.  Gesch.  6,  SSO;  6,  53. 


266  Schriften  über  Orden. 

wegen  dieses  Verbotes  dem  ersten  ißande  keine  weiteren  folgen  (er 
schrieb  auch  Acta  pro  coaeva  exemptione  cathedralis  Ecciesiae  Paesa- 
viensis  contra  snbjectionem  nietropolitanae  Eccl.  SalisbnrgienBis ; 
auch  bezüglich  dieses  Streites,  über  den  in  Wien  nnd  bei  der  Bö- 
mischen  Rota  verhaDdelt  wurde,  wurde  Schweigen  geboten).  Aber 
in  Hildesheim  vertheidigte  den  Vorrang  der  Benedictiner  Benedietns 
St  ölte  in  dem  Tractatus  historico-juridicus  de  praecedentia  contro- 
versa  monachoa  Benedictinos  inter  et  Canonicos  reguläres  S.  Au- 
gnstiui,  Erfurt  1730.  Das  Buch  wurde  in  Rom  denuncirt  und  1731 
verboten.  Die  Chorherren  hefteten  das  Decret  an  den  Kirchenthüren 
an;  der  Abt  von  Gladbach,  Praeses  der  Bursfelder  Congregation, 
schrieb  nach  Rom  und  erhielt  zur  Antwort,  das  Buch  sei  nur  ver- 
boten, weil  überhaupt  verboten  sei,  über  dieses  Thema  zu  schreiben ; 
der  Streitfrage  selbst  werde  damit  nicht  präjudicirt.  Ohne  Zweifel 
wurde  auch  von  des  Augsburger  Benedictiners  Corbinian  Khamm 
Hierarchia  Augustana  der  Prodromus  partis  III.  Regularis,  Augsb. 
1717,  1721  darum  verb.,  weil  darin  p.  145  eine  Abhandlung  De 
praerogativa  praecedentiae  Canonicorum  Reg.  Ord.  S.  Aug.  steht. 
—  1734  verbot  die  Index-Congr.  Repartie  de  M.  Tabbi  de  St. 
Gilles  ä  la  protestation  de  M.  I'abb6  de  Boneffe  du  2.  de  May, 
1732,  und  Apologie  pour  les  Religieux  Benedictins  du  dioc^se 
et  pays  de  Li^ge  touchant  leur  pres^ance  et  pr^rogatives,  pour  ser- 
vir  de  r^ponse  k  un  äcrit  intitul^  Repartie  etc.,  1732.  Sie  fügte 
nun  aber  gleich  bei,  die  Schriftchen  würden  verboten  ob  transgres- 
sionem  impositi  silentii  etc.,  was  im  Index  billiger  Weise  auch  bei 
Stolte  (und  Khamm)  stehen  sollte^). 

4.  Mit  einer  ganzen  Reihe  von  Schriften  ist  der  Index  be- 
reichert worden  durch  die  Streitigkeiten  zwischen  den  beiden  Orden, 
die  sich  mit  der  Loskaufang  der  Gefangenen  beschäftigten,  den  Tri- 
nitariem,  —  Ordo  Sanctissimae  Trinitatis  redemtionis  captivoruna 
(della  redenzione  de'  schiavi  oder  del  riscatto,  in  Frankreich  Mathu- 
rins  genannt),  gestiftet  1198  von  Joh.  de  Matha  und  Felix  von 
Valois,  —  und  den  Mercedarien,  —  Ordo  B.  Mariae  de  Mercede 
redemtionis  captivorum  (auch  de  Remedio),  gestiftet  1 235  von  Petrus 
Nolascus.  Im  J.  1663  beklagten  sich  die  Mercedarier  bei  dem 
Papste,  die  Trinitarier  behaupteten,  die  Loskaufung  der  Gefangenen 
sei  nicht  schon  in  der  ursprünglichen  Regel  des  0];dens  als  Zweck 
desselben  bezeichnet;  dieses  werde  namentlich  in  einer  1660  zu  Rom 
gedruckten  Biographie  der  Stifter  des  Trinitarier-Ordens  von  Franc, 
di  S.  Lorenzo  behauptet.  Die  Trinitarier  ihrerseits  sagten,  die  Mer- 
cedarier behaupteten  von  ihnen  ähnliches.  Der  Papst  beauftragte 
den  Seoretär  der  Riten-Congr.,  Febeo,  zwischen  den  Generalprocura- 
toren  der  beiden  Orden  Frieden  zu  stiften,  und  diese  versprachen 
denn  auch,  das  Vortragen  jener  Behauptungen  zu  verbieten.  In  dem 
incriminirten  Buche  befahl    die  Riten-Congr.    die  betreffende  Stelle 


1)  Ziegelbauer,  Hist.  rei  lit.  1,  622  (hier  ist  auch  das  Index-Decret 
von  1717  abgedruckt).  Clements,  94.  Ueber  den  Streit  zwischen  den  beiden 
Orden  in  Burgund  s.  Dupin  19,  25.  Valery,  2,  130.  150. 


Trinitarier  and  Mercedarier.  267 

m  einer  nenen  Anegabe  zn  corrigiren  (A.  J.  P.  8, 1140).  Aasserdem 
iclienien  sieh  aber  in  den  Ablass- Verzeichnissen  der  beiden  Orden 
isd  der  mit  ihnen  verbundenen  Bradenchaften  Unrichtigkeiten  ge- 
fanden zu  haben.  Denn  in  dem  Decrete  der  Index-Congr.  vom 
10.  Apr.  1666  finden  sich  anter  der  Ueberschrift:  Libelli  qnidam 
eontinentes  indalgentias,  gratias,  privilegia  etc.  confratemitatis  S. 
I^n.  de  Bedemtione  Captivornm  et  B.  M.  de  Eemedio  ausser  dem 
Compendio  della  vita  miracolosa  dei  Santi  Giovanni  de  Matha  e 
Feliee  Valesio,  con  una  brevissima  dichiaratione  delle  s.  indulgenze 
Ton  Franc,  di  S.  Lorenzo  noch  8  Ablass-Biicher  nnd  Ablasszettel, 
die  seit  Ben.  anter  Lorenzo,  Compendio,  Confr6rie,  Institntione  und 
Sommario  stehen,  ausserdem  J.  Jenny n,  Vera  confratemitatis  S. 
Irin,  de  Red.  Capt.  et  B.  M.  de  Remedio  nee  non  vitae  SS.  Patriar- 
ckarom  Joannis  et  Felicis  idea.  Schon  1621  war  ein  derartiges 
Ablassverzeichniss  (jetzt  unter  Indulgenze)  mit  d.  c.  verb.  1694 
Turde  eines  (jetzt  unter  Sommario)  von  der  Inq.  verboten,  mit  dem 
Zasatze:  impressuro,  ut  falso  dicitur,  Romae  cum  insignibus  Inno- 
centii  XII.  et  Relig.  Captiv.  —  1714  wurde  ein  Rosaire  verboten 
(S.  218),  dann  1714 — 18  noch  drei  Ab] ass Verzeichnisse  von  der  Ab- 
lus-Congr.  (jetzt  unter  Sommario;  vgl.  Bull.  cont.  11,  444 — 446). 
In  den  beiden  letzten  ist  auch  von  einem  Scapolario  ovvero  abitino 
der  Trinitarier  die  Rede;  es  ist  das  weisse  Scapulier,  von  welchem 
Schneider  S.  308  ausführlich  handelt  (Reusch,  Die  deutschen  Bischöfe 
S.  39).  Auch  die  unter  Sanz  stehenden  spanischen  Thesen  werden 
mit  diesen  Ordensstreitigkeiten  zusammenhangen.  —  1729  wurde 
noch  verb.  Jo.  a  S.  Feiice  Triumphus  misericordiae  i.  e.  saorum 
Ordinis  SS.  Trinitatis  institutum  de  redemtione  capt.  cum  Ealen- 
dario  historico  universi  ordinis,  Wien  1704.  Um  diese  Zeit  hatten 
die  beiden  Orden  wieder  eine  Differenz:  die  Trinitarier  erhielten 
1 727  die  Elrlanbniss,  das  Officium  B.  M.  V.  de  Remedio  am  2.  Sonntag 
im  October  zu  beten;  die  Mercedarier  machten  darauf  aufmerksam, 
dass  B.  M.  y.  de  Remedio  docb  nicht  verschieden  sei  von  B.  M. 
V.  de  Mercede,  deren  Officium  Innocenz  XII.  für  den  24.  Sept.  all- 
gemein vorgeschrieben,  worauf  1730  jene  Erlaubniss  zurückgenom- 
men wurde. 

5.  Das  erste  auf  die  Carmeliter  bezügliche  Verbot  ist  vom 
J.  1646:  Paradisus  Carmelici  decoris,  in  quo  archetypicae  religionis 
magni  patris  Heliae  prophetae  origo  et  trophaea  monstrantur  et  He- 
liades  ab  ortu  suo  usque  ad  haec  tempora  sapientia  et  mirabili  vir- 
tnte  clarentes  per  anacephalaeosin  perstringuntur.  .  .  .  Cum  apologia 
pro  Joanne  XLIY.  Patriarcha  Jerosolymitano.  Additur  in  fine  Jo. 
Trithemii  ...  1.  de  laudibus  ordinis  Carm.^).  Auct.  R.  P.  F.  Marco 
Ant.  A  legre  de  Casanate  Carmelita,  Hispano  Celtibero  .  .  .  Lugd. 
1639y  Fol.  (mit  vielen  Approbationen  von  Theologen).  Natürlich 
wird  Elias  als  der  Stifter  des  Ordens  dargestellt ;  unter  seinen  Mit- 


1)  In    dem  Exemplar  der  Mänchener  Hofbibl.  steht  hier  Ad  fidem 
Indicis  expargatorii  a  s.  fidel  aolio  sapremo  editi  nuperrime. 


268  Schriften  über  Orden. 

gliedern  fignriren  die  Propheten  Jonas,  Michaeas,  Isaias,  Jeremias^ 
Ezechiel  und  Daniel,  Jesus  Sirach,  die  Rechabiten  und  die  Assidäer, 
Johannes  der  Täufer,  die  h.  Jungfrau,  der  Evangelist  Marcus,  S. 
Schariotus,  abbas  conventus  Engaddi,  unus  ex  Essenis  Joannis  Bap- 
tistae  discipulis  u.  s.  w.  u.  s.  w.  (Ph.  Labbe,  Diss.  de  Script,  eccl. 
2,  826).  In  dem  Apologema  für  Johannes  von  Jerusalem  (I  S.  554) 
wird  namentlich  Baronius  bekämpft.  Natürlich  wird  auch  die  Or- 
denstradition über  das  Scapulier  ansführlich  vertheidigt.  1642  nahmf 
die  Sorbonne  das  Buch  in  Untersuchung.  Launoy  schrieb  damals 
auf  Ersuchen  eines  Freundes  zwei  Abhandlangen,  die  ein  Canonicus 
von  Beauvais  ohne  sein  Yorwissen  drucken  liess:  Dissertatio  duplex, 
una  de  origpne  et  confirmatione  privilegiati  scapularis  Garmelitarum, 
altera  de  visione  Simonis  Stockii,  Lugd.  Bat.  (Beauvais)  1642.  Die 
Schrift  wurde  von  drei  Carmelitern  bekämpft  und  nun  gab  Launoy 
selbst  heraus:  De  Simonis  Stockii  visu,  de  Sabbathinae  Bullae  pri- 
vilegio  et  de  scapularis  Carmelitarum  sodalitate  dissertationes  quin- 
que,  1642  (Opp.  II,  2,  379),  mit  anderen  Schriften  von  Launoy 
verb.  1690.  —  1684  wurde  verb.:  Historia  Carmelitana  theologice 
propugnata.  Quaestio  theologica:  Quis  prophetas  facit  successores 
post  se?  Theses  quas  tuebitur  Biterris  mense  Aprilis  1682  Philippns 
Teissier.  In  diesen  Thesen,  die  wirklich  im  Carmeliterkloster  zu 
Beziers  in  Gegenwart  des  Bischofs  vertheidigt  wurden  (abgedr.  bei 
Bayle,  Oeuvres  1,82.  Pragm.  Gesch.  der  Mönchsorden  1, 121)  wird 
u.  a.  die  freilich  auch  von  anderen  Carmelitern  vorgetragene  An- 
sicht ausgesprochen,  wahrscheinlich  seien  auch  Pythagoras  und  seine 
Schüler  und  die  Druiden  Carmeliter  gewesen. 

Als  Teissiers  Thesen  verboten  wurden,  war  der  Streit  der  Car- 
meliter mit  den  Jesuiten  (Bollandisten)  bereits  im  Gange,  der'  bis 
zum  Ende  des  Jahrhunderts  dauerte.  In  den  1668  erschienenen  Acta 
Sancterum  mensis  Martii  zeigte  Daniel  Papenbroek,  dass  Berthold 
von  Calabrien  um  1160  (29.  März)  als  erster,  Cyrillus,  1231 — 34 
(6.  März),  als  dritter  General  der  Carmeliter  anzusehen  sei.  Auch 
in  den  folgenden  Bänden  der  Acta  Sanct.  wurden  die  Ansichten  der 
Carmeliter  von  dem  Alter  ihres  Ordens  u.  s.  w.  direct  oder  indi- 
rect  bekämpft.  Es  erschien  nun  1668 — 98  eine  Reihe  von  Streit- 
schriften (Helyot  I  p.  XXXVII.  282  Backer  5,  70)  und  bald  wurde 
der  Streit  auch  in  Rom  und  bei  der  spanischen  Inquisition  anhängig 
gemacht.  Der  Hauptkämpe  der  Carmeliter  war  Sebastianus  a  S.  Panlo. 
Er  schrieb  zanächst  1683  Libellus  supplex  Innocentio  XI.  pro 
origine  et  antiquitate  Ordinis  Carmelitarum  variisqne  illius  historiis 
a  8.  Congr.  Rituum  iterato  recognitis  et  approbatis  nee  non  Summo- 
rum  Pontif.  bullis  adv.  R.  P.  Dan.  Papebrochium  eas  ut  commenta 
et  imposturas  explodentem  exhibitus,  mit  dem  falschen  Druckort 
Frankfurt  o.  J.,  dann,  nachdem  der  Process  bereits  anhängig  war, 
Exhibitio  errorum,  quos  R.  Daniel  Papebrochius  S.  J.  commisit 
contra  Christi  paupertatem,  .  .  .  S.  Pontificum  acta  et  gesta,  buUas, 
brevia  et  decreta,  Concilia,  S.  Scripturam,  Ecclesiae  capitis  prima- 
tnm  et  unitatem  etc.  etc.  Col.  1693*.  650  S.  4.  Gegen  letztere 
Schrift  erschien  Responsio  Danielis  Papebrochii  ad  Exhibitionem  etc., 


Carmeliter  und  BoUandisten.  269 

Antw.  1696  und  1697*,  350  und  550  S.  4.,  und  als  3.  Band:  Elu- 
eidfttio  historica  aetomm  in  controversia  super  origine  .  .  .  S.  Or- 
ünis  B.  M.y.  de  Monte  Carmelo,  Antw.  1698^*  212  S.  4.  (einige 
lodere  Schriften  sind  beigedruckt).  —  Wie  schon  der  Titel  zeigt, 
beschrankt  sich  Seb.  a  S.  Paulo  in  seiner  £xbibitio  nicht  auf  die 
Traditionen  der  Carmeliter;  er  klagt  Pap.  u.  a.  auch  an,  dans  er 
die  Legeode  von  der  Veronica,  die  Echtheit  der  Lucasbilder,  des 
Praeputium  Christi  zu  Antwerpen^)  u.  s.  w.,  den  25jährigen  £pi- 
seopat  Petri  zu  Rom,  den  Aufenthalt  des  Lazarus,  der  Maria  und 
Martha  in  der  Provence,  die  Missionsthätigkeit  des  Dionysius  Areo- 
pagita  in  Paris,  sein  Martyrium  und  die  Echtheit  der  ihm  zuge- 
eehriebenen  Schriften,  das  Concil  von  Sinuessa,  die  Taufe  Constan- 
tiiw  durch  P.  Silvester,  die  Constantinische  Schenknng,  die  Abfassung 
des  Symbolums  Quicunque  durch  Athanasius  bestreite,  Paulus  neben 
Petrus  Bischof  von  Rom  gewesen  sein  lasse  u.  s.  w.,  ferner  dasa 
er  Eetzem  epitheta  honorifica  beigelegt,  z.  B.  Cl.  Salmasius  als  eru- 
ditas  et  accuratus,  Gerhard  Yossius  als  vir  eruditissimus  bezeichne 
lud  von  D.  Blondels  incredibilis  diligentia  spreche,  dass  er  ver- 
botene Bücher,  namentlich  von  Alexander  Natalis  und  Launoy,  citire 
n.  §.  w. 

Bei  der  spanischen  Inquisition  wurden  die  Acta  Sanotorum 
1691  deuuncirt.  l^ach  dem  Tode  des  General-Inquisitors  Diego  Sar- 
miento  de  YoUadores  und  vor  der  Ernennung  seines  Nachfolgers 
verboten  die  ProvinciaMnquisitionen  von  Toledo,  Saragossa,  Madrid 
imd  Yalladolid  im  Nov.  und  Dec.  1695  die  1668 — 88  erschienenen 
Bande,  je  3  vom  März  und  April,  7  vom  Mai  (die  4  letzten  ent- 
halten nichts  über  die  Carmelitertraditionen)  und  das  Propylaeum 
ad  AA.  SS.  Mail  (1685),  zusammen  14  Bände.  Das  Yerbot  wird 
m  allen  vier  Decreten  damit  motivirt,  dass  die  Bände  irrige,  ketze- 
rische, nach  Ketzerei  schmeckende,  .  .  .  .,  für  mehrere  Päpste,  den 
apostolischen  Stuhl,  die  h.  Congregation  der  Riten,  das  Römische 
Brevier  und  Martyrologium,  für  viele  Orden  und  namentlich  den 
der  Carmeliter  und  für  viele  Nationen  und  insbesondere  die  spanische 
beleidigende  Sätze,  auch  viele  Lobsprüche  auf  Ketzer  und  übel  be- 
rufene Autoren  enthielten.  Der  portugiesische  General-Inquisitor, 
Bischof  Joseph  de  Lancastro  (ein  Carmeliter),  beschränkte  sich  in 
seinem  £dicte  vom  24.  Jan.  1696  darauf,  zu  verordnen,  die  14 
Bände,  von  denen  er  erfahren,  dass  sie  manche  der  Lehre  der  h. 
Väter  und  der  gewöhnlichen  Ansicht  der  Kirche  widersprechende 
Sätze  enthielten,  seien  binnen  drei  Tagen  an  die  Inquisition  abzu- 
liefern, um  von  dieser   geprüft  zu  werden^).     Pap.    und  seine  Mit- 


1)  Ich  habe  bei  Döllinger  ein  1802  zu  Rom  mit  Approbation  des 
Mag.  S.  Pal.  gedrucktes  Schriftchen  gesehen  (Narrazione  critico-storica 
della  reliqnia  preziosissima  del  santo  prcpazio  di  N.  S.  Gesü  Cristo  etc.), 
worin  u.  a.  p.  6  gesagt  wird,  diese  in  der  Pfarrkirche  zu  Calcata  in  der 
Diocese  Civitä  Castellana  befindliche  Reliquie  sei  nächst  dem  h.  Sacra- 
sente  der  Eucharistie  die  werthvollste  unter  allen  Reliquien  Christi. 

2)  Ein  zu  Löwen  1696  erschienener  Abdruck  der  5  Decrete:  Decreta 


270  Sohriften  über  Orden. 

arbeiter  baten  nnn  den  nenen  span.  General-Inqnisitor  Thomas  de  Ro- 
caberti,  Erzbisobof  von  Valencia  (Dominicaner),  ihnen  die  von  der 
Inq.  beanstandeten  Sätze  mitzutheilen,  damit  sie  sich  vertheidigen 
könnten.  Rocaberti  bewilligte  dieses  3.  Ang.  1696  mit  dem  Vor- 
behalt, dasB  die  Sfttze  bei  Strafe  der  Excommnnicatio  latae  sent. 
niemand  anders  mitgetheilt,  die  Vertheidigungen  nicht  gedruckt, 
sondern  mit  allen  Goncepten  der  Inq.  eingereicht  werden  sollten 
(Eine.  p.  128).  Nach  nenn  Monaten  erhielt  Pap.  über  300  Sätze 
mit  den  Gensnren  der  Qnalificatoren,  verzichtete  aber  anf  die  von 
der  Inq.  vorgeschriebene  Art  der  Vertheidignng.  —  Die  Carmeliter 
baten  nach  der  Publication  des  Verbotes  von  1695  den  König,  bei 
dem  Papste  dahin  zu  wirken,  dass  die  weitere  Bekämpfung  ihrer 
Ordenstraditionen  verboten  werde.  Die  Jesuiten  reichten  eine  lange 
Supplik  ein,  worin  sie  diesen  Vorschlag  bekämpften  und  um  eine 
nochmalige  Untersuchung  baten,  indem  sie  andere  Fälle  anführten, 
wo  die  Inq.  Verbote  wieder  aufgehoben  habe  (Elucid.  p.  181).  — 
Unter  Berufung  auf  ältere  Decrete,  welche  den  Orden  verbieten, 
einander  zu  schmähen,  verbot  die  span.  Inq.  durch  Decrete  vom 
19.  Oct.  1696  und  11.  Juli  1697  (Elucid.  p.  170)  alle  auf  den 
Streit  zwischen  Jesuiten  und  Carmelitern  bezüglichen  Schriften, 
speoiell  n.  a.  den  Libellus  supplex  und  die  Exhibitio  des  Seb.  a  S. 
Paulo  und  eine  zu  Sevilla  1696  gedruckte  spanische  Bearbeitung 
des  erstem  von  Daniel  de  San  Pedro.  Auch  eine  spanische  Bear- 
beitung des  ersten  Theils  von  Pap.^s  Responsio  von  dem  Jesuiten 
Antonio  Jaramillo  (Xaramilius),  Madrid  1697,  wurde  confiscirt^). 

In  Rom,  wo  die  Carmeliter  schon  1683  Klage  geführt  (Elucid. 
p.  106)  und  1690  eine  förmliche  Denunciation  angebracht,  wurde 
die  Sache  anfangs  sehr  langsam  betrieben  und  scheint  man  sich 
bald  weniger  mit  den  gegen  die  Acta  Sanctorum  vorgebrachten  An- 
klagen  als  mit    dem    1685   erschienenen  Propylaeum  beschäftigt    zu 


SS.  Inquisitionis  Hispaniarum  etc.,  4  Bl.,  ist  manchen  Exemplaren  von 
Streitschriften  aus  dieser  Zeit  beigebunden.  Das  Decret  der  Inquisition 
von  Toledo  steht  auch  in  der  Biblioth.  Carmelitana  I,  843. 

1)  Avr.  4,  46,  Helyot  t.  I,  Pref.  p.  XIX  und  nach  ihnen  andere  er- 
wähnen ein  Schreiben  des  Fr.  Paulus  a  Sebastiane  aus  dem  Orden  der 
Hospitaliter  vom  h.  Johannes  de  Deo  an  seinen  General  vom  J.  1696, 
worin  gesagt  wird:  ihr  Orden  sei  noch  9  Jahrhunderte  älter  als  der  der 
Carmeliter;  Abraham  sei  ihr  erster  General  gewesen;  derselbe  habe  im 
Thale  Mamre  ein  Hospiz  gegründet  und  nach  seinem  Tode  ein  zweitem 
im  Limbus  fnr  die  ungetauften  Kinder.  Der  Brief  steht  wirklich,  wie 
angegeben  wird,  in  Pap.'s  Responsio  II,  254,  aber  Pap.  selbst  lässt  doch 
keinen  Zweifel  darüber,  dass  der  P.  Paulus  a  S.  Sebastiane  nur  erfunden 
ist,  um  den  P.  Sebastianus  a  S.  Paulo  zu  übertrumpfen.  —  Mich,  a  S. 
Jos.  2,  519  berichtet  übrigens  über  ein  1626  von  dem  Capuciner  Jean 
Bolduc  herausgegebenes  Buch  De  Ecclesia  ante  legem:  es  würden  darin 
die  Nephiiim  der  vorsündfluthlichen  Zeit  als  fromme  Asoeten,  die  Ena- 
kirn  als  ein  von  Abraham  gegründeter  Ritterorden  dargestellt  u.  dgl. 
(Hurter  und  das  K.-L.  sprechen  von  dem  Buche  als  einem  Wissenschaft- 
liehen). 


Carmeliter  and  BollanditteiL  371 

kbeo.  Die  Sacke  kam  erst  recht  in  FIubb  nach  der  VeröffentHohnng 
jer  gpEDÜchen  Censnr  von  1695.  Die  Jeeniten  baten  den  Papst,  er 
Böge  das  decretnm  atrocissimnm,  Lnthero  Calvinoqne  dignom^  sas- 
peodiren  (Elncid.  p.  151.  161).  Mehrere  hochgestellte  Personen 
rervendeten  sich  für  sie ;  Kaiser  Leopold  schrieb  über  die  spanische 
Corar  an  den  Papst  nnd  an  den  König  von  Spanien.  (Als  der 
letzere  Brief  gedruckt  erschien,  wurde  er  von  einem  Carmeliter  der 
BjttB.  Inquisition  dennncirt,  freilich  mit  der  Vorbemerkung,  es  würde 
Daiimum  crimen  laesae  majestatis  sein,  wenn  man  den  Brief  für 
echt  halten  wollte;  Elucid.  p.  147).  Aber  1698  schrieb  der  Bene- 
dictiner  Estiennot  an  Mabillon,  der  an  den  Cardinal  Colloredo  ge- 
idurieben,  der  Papst  müsse  die  BoUandisten  schützen  und  die  Auf- 
bebiiBg  des  spanischen  Verbots  verlangen :  „Ich  habe  mit  dem  Card. 
Guanate  darüber  gesprochen,  ob  man  nicht  eine  Suspension  des 
Deeretes  erwirken  könne;  aber  die  Komische  Curie  will  sich  mit 
eioem  so  resoluten  und  furchtbaren  Tribunal,  wie  die  Santa  Inqui* 
siziooe  in  Spania  ist,  nicht  einlassen.  Ich  habe  die  Sache  auch  bei 
dem  [spanischen]  Card.  d'Aguirre  zur  Sprache  gebracht;  er  ant- 
wortete aber,  er  würde  dazu  nicht  nur  nicht  mitwirken,  sondern 
sieh  mit  aller  Macht  widersetzen.  So  hat  also  Pap.  in  diesem 
Punkte  von  Rom  nichts  zu  hoffen'^  ^).  Man  beschränkte  sich  darauf, 
den  Nnocius  in  Madrid  zu  beauftragen,  er  möge  den  General-Inqui- 
sitor zu  einer  Suspension  des  Deeretes  zu  bestimmen  suchen  (Elucid. 
p.  162). 

Im  J.  1696  beauftragte  Innocenz  XII.  die  beiden  Ordensge- 
leiale,  ihren  Untergebenen  die  Einstellung  des  Streites  zu  gebieten. 
Aber  der  Jesuiten-General  Hess  Pap.  gleichzeitig  mit  dieser  Mit- 
theilang  schreiben,  er  dürfe  seine  Responsio  fortsetzen  (Elucid. 
p.  103),  und  auch  Seb.  a  S.  Paulo  liess  noch  1697  zu  Antwerpen 
eis  Memoriale  pro  sacros.  Sede  Apost.  ex  parte  Seb.  a  S.  P.  .  .  . 
^  quo  refutantur  Responsiones  R.  P.  Dan.  Papebrochii,  68  S.  4. 
(anr  der  Anfang)  drucken. 

Während  die  Index-Congr.  noch  mit  den  Acta  Sanct.  oder  viel- 
mehr mit  dem  Propylaeum  beschäftigt  war,  erliess  Innocenz  XII. 
anter  dem  20.  Nov.  1698  ein  Breve  (Bull.  12,  312).  Er  beklagt 
darin,  dass  über  das  Alter  des  Carmeliterordens,  eine  Frage,  die 
gtf  nichts  mit  der  Wahrheit  des  Glaubens  und  der  Sittenlehre  zu 
tbnn  habe,  unter  Ordensgeistlichen,  die  durch  ihre  Gelübde  beson- 
ders zu  Heiligkeit,  Gerechtigkeit  und  brüderlicher  Liebe  verpflichtet 
^ien,  ein  für  die  Gläubigen  ärgerlicher  Streit  entstanden  sei  und 
in  vielen  bitteren  Schriften  fortgeführt  werde,  und  legt  dann,  ent- 
Bprecbend  dem  Antrage  der  Congregatio  Goncilii  Tridentini,  aus 
eigenem  Antriebe  und  sicherer  Wissenschaft  und  nach  reiflicher 
Ueberlegung  und  kraft  der  Fülle  der  apostolischen  Gewalt  über 
<Iie  Frage  de  primaeva  institutione  ac  successione  Ordinis  Fratrum 
B.  X.  y.    de    Carmelo    a  prophetis    Elia    et    Elisaeo    ewiges  Still- 


1)  Thuillier,  Ouvr.  posth.  de  Mabillon  1,  804.  Yal^ry,  8,  40. 


272  Schriften  über  Orden. 

schweigen  auf,  welches  von  den  Yertheidigern  beider  Ansichten  and 
allen  und  jeglichen  anderen  in  Schriften  und  öffentlichen  Disputationen 
zu  beobachten  sei,  bei  Strafe  der  Excommunicatio  latae  sent.  Alle 
Bücher,  Thesen  und  Schriften,  welche  in  Widerspruch  mit  dieser 
Verordnung  veröffentlicht  werden  würden,  würden  bei  den  in  den 
Regeln  des  Index  angedrohten  Strafen  verboten  und  seien  ohne 
weitere  Erklärung  als  ausdrücklich  verboten  anzusehen.  Indess  solle 
durch  dieses  Gebot  des  Stillschweigens  keiner  der  beiden  einander 
gegenüberstehenden  Ansichten  ein  grösseres  Gewicht  gegeben  werden, 
vielmehr  sollten  beide  in  statu  quo  bleiben,  bis  der  apostolische 
Stuhl  anders  entscheide.  Auffallender  Weise  ist  dieses  allgemeine 
Verbot  nicht,  wie  ähnliche,  in  den  Index  übergegangen;  es  steht 
auch  nicht  in  den  Decr.  gen.  bei  Ben.  Es  ist  aber  nie  aufgehoben 
worden,  und  der  gute  Helyot,  der  das  Breve  sammt  dem  Beeret  der 
Congregatio  Concilii  mittheilt  (I,  295),  erklärt:  das  Verbot,  über 
die  Stiftung  des  Carmeliterordens  durch  Elias  und  Elisaeus  zu  schrei- 
ben, hindere  ihn,  die  Gründe  mitzutheilen,  die  er  dagegen  vorbringen 
könnte^). 

Der  einzige  Band  der  Acta  Sanctorum,  der  schliesslich  in  Rom 
beanstandet  wurde,  ist  das  Fropylaeum  in  Acta  Sanctorum,  Antw. 
s.  a.  [1685].  Der  Band  enthält  drei  besonders  paginirte  Theile: 
Apparatus  G.  Henschenii  ad  Chronologiam  Pontificiam;  Dan.  Pape- 
broohii  Conatus  chronico-historicus  ad  catalogum  Rom.  Pontificum, 
Pars  prior,  a  S.  Petro  usque  ad  Gelasium  II.,  und  Pars  secunda,  a 
Gelasio  P.  II.  ad  S.  D.'  N.  Innocentium  XI.  Anst<oss  nahm  mau 
aber  auch  bei  diesem  Bande  schliesslich  nur  an  den  bei  einigen 
Päpsten  beigefugten  Berichten  über  die  Conclaven,  die  aus  gleich- 
zeitigen Aufzeichnungen  unverkürzt  abgedruckt  sind  und  allerdings 
manche  unerbauliche  Dinge  enthalten. 

Schon  10.  Sept.  1695  schreibt  Noris,  damals  Consultor  der 
Index-Congr.,  an  Magliabechi:  ,,Das  Propylaeum  soll  mit  d.  c.  ver- 
boten werden.  Damit  man  von  mir  nicht  sagen  kann,  ich  hätte  zu 
dieser  Verdammung  mitgewirkt  aus  Aerger  über  die  Pamphlete, 
welche  die  Jesuiten  gegen  mich  verbreiten,  habe  ich  der  Gongre- 
gation  vorgestellt,  Pap.  polemisire  in  den  Mai-Bänden  gegen  mich 
bezüglich  der  Gontroverse  über  den  Semipelagianismus  des  Hilarius 
von  Arles  und  des  Vincentius  von  Lerin;  ich  könne  also  nicht 
als  Censor  fungiren,  da  Alexander  VII. '  verordnet  habe,  die  Cen* 
soren  sollten  procul  ab  amore  et  odio  gegen  den  Autor  sein.  So 
bin  ich  von  der  odiösen  Censur  befreit  geblieben.  Die  Cardinäle 
haben  es  übel  genommen,  dass  Pap.  für  die  Zeit  von  1490  an  Ee* 
richte  über  die  Conclaven  mittheilt,    die  hier  schon  verboten  waren 


1)  Danielis  Papebrocbii  protestatio  iterata  de  silentio  circa  primae- 
vam  S.  Ordinis  Carmelitani  institutionem  et  antiquitatem,  sein  per  sibi 
optato,  nunc  demum  inviolabiliter  tenendo,  19  S.  4.,  ist  vor  der  Publi- 
cation  des  Breve's  gedruckt  (nach  Backer  ist  die  Approbation  vom  27. 
Sept.  1698  datirt).  Pap.  hatte  wahrscheinlich  von  dem  Decret  der  Congr. 
Concilii  vom  8.  Mars  1698  Kunde  erhalten. 


Carmeliter  nnd  Bollandisten.  278 

md  nur  darnm  wollen  sie  das  Propylaenm  mit  d.  o.  verbieten.^' 
Xtehdem  Noris  Cardinal  und  Mitglied  der  Index-Congr.  geworden^ 
seliTeibi  er  5.  Mai  1686:  ^^Das  Propylaenm  ist  schon  von  zwei 
Examinatoren  verdammt  worden  nnd  wird  aach  von  dem  dritten 
renkmmt  werden.  Ich  bin  mittlerweile  ans  einem  Gensor  ein  Richter 
geworden,  nnd  will  thnen,  was  ich  kann,  nm  den  guten  Namen  des 
F.  Pap.  zu  beschützen,  der  sehr  unklug  daran  gethan,  sich  mit  dem 
»uien  Carmeliterorden  calceatornm  et  excalceatoram  zu  brouilliren/' 
ind  in  einem  Briefe  ohne  Datnm :  „In  der  Sitzung  der  Index*Gongr. 
am  6.  d.  M.,  wo  wir  zu  zehn  Cardinälen  waren,  wurde  das  Propy- 
laenm  znm  zweiten  Male  von  dem  zweiten  Examinator  verdammt 
snd  das  Buch  dem  dritten  Censor  übergeben,  nach  dessen  Bericht- 
entattang  man  zum  Beschlüsse  kommen  wird.  Die  Patres  Jesuiten 
rertraneo  die  ganze  Sache  meiner  Protection  an,  und  ich  habe  ihnen 
Tor^eseh lagen:  während  hier  die  dritte  Prüfung  stattfinde,  solle  P. 
Pap.  auf  einem  fliegenden  Blatte  das  corrigiren,  was  er  aus  den  zu 
Lyon  gedruckten  und  schon  verbotenen  alten  Conclaven  aufgenommen 
bat  und  was  der  Grund  ist,  weshalb  die  Congregation  das  Propy- 
laenm verdammen  will"*). 

Pap.  liess  wirklich  eine  Erklärung  drucken,  worin  er  sagt: 
er  habe  einige  Irrthümer,  die  in  früheren  Bänden  der  Acta  Sanc- 
tonini  vorkämen,  in  späteren  berichtigt,  z.  B.  den  Irrthum  bezüglich 
des  Frohnleichnams-Officiums  im  Gonatus  2,  51;  so  habe  er  auch 
verordnet,  dass  die  Geschichten  der  Gonclaven  gestrichen  werden 
soUten;  er  wolle  den  ganzen  Gonatus  revidiren  und  neu  drucken 
lassen  mit  Weglassung  der  Gonclaven  und  mit  Verbesserungen,  die 
er  selbst  als  nöthig  erkannt  oder  die  ihm  von  der  Index-Gongr. 
oder  anderen  angegeben  werden  würden  (Responsio  I,  190).  —  Mit 
den  mehrfach  erwähnten  Lyoner  Gonclaven  ist  das  Buch  Gonclavi 
de'  Poutefici  Rom.  qnali  si  sono  potuti  trovare  fin  a  questo  giorno, 
de' quali  si  vede  la  tavola  nel  foglio  seguente,  1667'*',  588  S.  4. 
(Ranke.  Päpste  3  [WW.  39],  85*)  gemeint,  welches  aber  gar  nicht 
?erboten  (vielleicht  in  Rom  confiscirt)  war,  wenigstens  nicht  im 
Index  steht. 

Seinen  Unmath  spricht  Pap.  in  einem  Briefe  vom  4.  Oct. 
1696  aus,  der  an  Delhecque,  den  Herausgeber  von  Serry's  Hist. 
Congr.  de  auxiliis  gerichtet  (und  in  dieser  p.  659  abgedruckt)  ist: 
nich  danke  meinem  lieben  Freunde  R.  P.  Q.  [Quesnel?]  für  seine 
Theilnahme  wegen  des  Verbotes  meiner  Bücher  in  Spanien  und  der 
noch  unwürdigem  Römischen  Gensur  gegen  das  Propylaenm.  Ob 
diese  Gensur  zu  einem  Decrete  führen  wird,  wird  noch  bezweifelt; 
es  ist  möglich,  dass  man  nach  Anhörung  der  Gardinäle  und  der 
französischen  Bischöfe  ein  solches  nicht  erlässt.  Ich  hoffe,  der  erste 
Theil  meiner  Responsiones  wird  die  Gensoren  umstimmen,  von  denen 
ich  annehmen  will,  dass  sie  mehr  aus  Unkenntniss  des  Sachverhalts 
ils  aus  Böswilligkeit  gefehlt  und  dass   sie   anders  geurtheilt  haben 


1)  Clar.  Venet.  ad  Magliabechum  Epistolae  p.  178.  184.  187. 
Eenscb,  Index  n^  18 


274  Schriften  über  Orden. 

würden,  wenn  sie  meine  Antworten  abgewartet  hätten,  die  all- 
wöchentlich in  Eom  ankommen  [Pap.  schickte  die  Aushängebogen 
seiner  Eesponsio  nach  Eom].  Der  St  arm  wird  dazu  beitragen,  dass 
die  Acta  in  weiteren  Kreisen  bekannt  werden.  Es  wäre  gnt,  wenn 
N.  [Card.  Noris]  den  Secretär  der  Index-Congr.  bestimmte,  die  Promul- 
gation des  Decretes  gegen  das  Propylaeum  durch  die  Hin  Weisung 
darauf  zu  hindern,  dass  durch  ein  solches  der  Bespect  vor  der  Con- 
gregation  und  den  Römischen  Censuren  in  Frankreich  sehr  ver- 
mindert werden  würde  ^).  Dort  wird  das  Propjlaeum  von  Bischöfen 
und  Cardinälen  sehr  gelobt  und  selbst  den  Acta  vorgezogen.*' 

Nach  den  Mittheilungen  von  Noris  musste  man  ein  Yerbot 
des  Propylaeum  mit  d.  c.  erwarten;  aber  in  dem  Decrete  der  Index- 
Congr.  vom  22.  Dec.  1700  (Nam.  p.  177)  wurden  unbedingt  verb.: 
Danielis  Papebrochii  Conatus  chronico-historicus  ad  Catalogum  Rom. 
Pontificum  cum  praevio  ad  eundem  apparatu  Grodefr.  Henschenii 
atque  Petri  Possini  a  S.  Petro  usque  ad  Pascalem  IL  deductus  ante 
tomum  IV.  de  Actis  Sanctorum  Maji  und  Conatus  .  .  .  Pontificum, 
Pars  2.  a  Grelasio  Papa  II.  ad  S.  D.  N.  Innocentium  XI.  —  In  den 
folgenden  Index-Ausgaben  steht,  als  ob  es  sich  um  zwei  verschiedene 
Bücher  handelte  und  als  ob  das  zweite  nicht  von  Pap.  wäre,  das 
erste  Stück  unter  Danielis,  das  zweite  unter  Conatus.  Im  J.  1749  gab 
der  Jesuit  Zaccaria  zu  Venedig  in  drei  Bänden  heraus:  Praefationes, 
tractatus  .  .  .  monumenta  .  .  .  Actorum  Sanctorum  voluminibus  prae- 
fixa,  nunc  primum  conjunctim  edita,  und  Hess,  als  ob  der  Index 
nicht  existirte,  im  2.  Bande  p.  1 — 538  den  Conatus  chronico-histo- 
ricus D.  Papebrochii  ad  universam  seriem  Rom.  Pontificum  cum 
praevio  ad  eundem  apparatu  wieder  abdrucken.  Am  13.  Juni  1757 
erklärte  nun  die  Index-Congr. :  Conatus  non  permittitur  nisi  expnnc- 
tis  historiis  condavium  pro  electione  Rom.  Pontificum,  und  seit  Ben. 
steht  im  Index  unter  Papebrochius :  Conatus  .  .  .  Pars  I.  et  II. 
non  permittitur  etc.  mit  Anführung  der  Decrete  von  17O0  und  1757. 

Nach  dem  Tode  des  General-Inquisitors  Rocaberti,  —  von  dem 
Pap.  einmal  den  Verdacht  äussert,  er  habe  sich  durch  das  Verbot 
(vielmehr  die  Aufrechthaltung  des  Verbotes)  der  Acta  Sanctorum 
für  das  Verbot  seiner  Bibliotheca  pontificia  in  Paris  revancliiren 
wollen,  als  dessen  Urheber  man  den  P.  de  la  Chaise  angesehen 
(Epp.  ad  Magliab.  p.  184),  —  kamen  auch  in  Spanien  für  die  Acta 
Sanct.  bessere  Zeiten.  Als  unter  seinem  Nachfolger  Vidal  Marin 
1707  ein  neuer  Index  gedruckt  wurde,  wurden  zwar  die  1696  und 
1697  verbotenen  Bücher  von  Beb.  a  S.  Paulo,  Jaramillo  u.  s.  w. 
darin  aufgenommen,  nicht  aber  die  Acta  Sanct.,  vielmehr  17  Quali- 
ficatoren  mit  einer  nochmaligen  Prüfung  derselben  beauftragt.  Unter 
dem  Greneral-Inquisitor  de  Giudice  wurde    dann    20.  Dec.  1715  ein 


1)  Arnauld,  sonst  kein  Freund  der  Jesuiten,  schreibt  1693,  als  es 
sich  noch  um  die  Acta  Sanct.  selbst  handelte:  ,, Durch  eine  Verdammung 
der  angeblichen  Irrthümer  Pap.'s  würde  man  sich  bei  allen  verstandigen 
Leuten  in  und  ausserhalb  der  Kirche  blamiren"  (Arn.  8,  698). 


Carmeliter  und  BoUandiaien.  275 

laM  Edict  pnblicirt,  durch  welches  das  Verbot  vom  J.  1695  förm- 
fieh  caesirt  und  bestimmt  warde:  die  früher  verbotenen  14  Bände 
feien  einfach  freigegeben;  in  dem  Propylaeum  sei  der  zweite  Theil 
des  Conatas^  nbi  conclavium  historinncnlae  prostant,  zn  beseitigen; 
in  dem  3.  Märzbande  sei  der  Abhandlung  über  die  Genealogieen 
QirLsti  bei  Matthäus  und  Lucas  an  der  Stelle,  wo  gesagt  wird, 
lie  meisten  Ausleger  seien  temere  dem  Africanus  gefolgt,  temere 
in  &cile  zu  corrigiren  (ebenso  in  dem  Apparatus  des  Propylaeum, 
wo  dieselbe  Abhandlung  steht);  im  1.  April-Bande  sei  an  zwei 
Stellen  anf  Berichtigungen  zu  verweisen,  die  in  späteren  Bänden 
gegeben  werden,  im  1.  Mai-Bande  eine  Stelle  zu  streichen,  wo  von 
der  Bibliothek  des  Escurial  gesagt  wird:  ubi  codicum  manu- 
Kriptomm  cadavera  asservantur  et  putrescunt;  auch  in  3  anderen 
Bänden  wird  je  eine  Stelle  corrigirt,  so  viel  ich  sehe,  nichts,  was 
die  Carmeliter  angeht,  jedenfalls  nichts  von  Bedeutung.  Diese  Be- 
itinmnng  wurde  dann  in  den  Index  von  1747  aufgenommen  und 
von  den  Jesuiten,  die  diesen  Index  machten,  noch  mit  einigen  Redens- 
irten  verbrämt,  wie:  14  libros,  gravi  olim  censurae  subjaoentes  per 
tempus  aliquod  proseripti  fuere,  quousque  Supr.  Inq.  Senatus  viso 
authornm  defensorio  auditisque  iterum  iterumque  perpensis  gravis- 
nmis  doctiasimorum  S.  Inq.  censorum  rationibus,  teneri,  legi  .  . 
permiait  adhibitis  sequentibns  notis  .  .  .  His  adhibitis  notis  omnes 
iliaa  censuras  et  prohibitiones  omnino  profligi  et  aboleri  mandavit. 
Die  Parteinahme  der  span.  Inq.  für  die  Carmeliter  im  J.  1695 
ist  um  so  auffallender,  als  sich  dieselbe  früher  nichts  weniger  als 
günstig  gesinnt  gegen  sie  gezeigt  hatte.  Im  span.  Index  wird  schon 
seit  1640  (Sot.  p.  988)  unter  Estampa  ein  Bild  verboten,  worauf 
die  h.  Jungfrau  vom  Berge  Carmel  dargestellt  ist,  wie  sie  dem 
Simon  Stock  das  Scapulier  übergibt  mit  den  Worten:  Fili,  reoipe 
toi  ordinia  scapulare,  in  quo  quis  moriens  aeternum  non  patietur 
incendinm,  und  seit  1707  verordnet,  in  dem  Compendium  privile- 
giomm  .  .  confraternitatis  Scapularis  B.  M.  V.  de  Monte  Carmelo, 
Gol.  1643,  und  bei  Aubertus  Miraeus,  Ordinis  Carmelitani  origo 
atque  incrementa,  Col.  1643,  dieselbe  Geschichte  und  ausserdem 
das  B(eata8)  vor  Joannes  Hierosolymitanus  zu  streichen.  So  strenge 
ist  man  in  Rom  gegen  die  Carmeliter  nicht  gewesen.  Im  J.  1666 
«;hrieb  Card.  Bona  an  Christianus  Lupus,  die  Carmeliter  wollten 
ihn  anklagen,  dass  er  in  seinen  Schollen  Johannes  von  Jerusalem, 
den  sie  za  den  ihrigen  zählten,  als  Ketzer  (Origenisten)  bezeichnet 
habe;  er  habe  den  Papst  über  die  Sachlage  aufgeklärt,  rathe  ihm 
aber,  die  Streitschrift  der  Carmeliter  nicht  zu  beantworten  (£pp.  sei. 
^.  Sala,  No.  87).  Die  Geschichte  von  dem  Scapulier  haben  die  Carme- 
liter ebenso  wie  die  von  der  Stiftung  des  Ordens  durch  Elias  und 
Elisaeus  nicht  nur  ohne  Einsprache  d(^r  Index-Congr.  unzählige  Male 
drucken  lassen,  sondern  sie  steht  auch  —  freilich  etwas  vorsichtig 
^liflirt^)   —  in  dem  Officium  des  Festes  B.  M.  V.  de  Monte  Car- 


1)  Die  Lectioneu  sind  von  Bellarmin  unter  Paul  Y.  revidirt.  Bened. 
UV.    De  festis  2,  6,  10. 


276  Schriften  über  Orden. 

melo  (16.  Jnli),  welches  bis  1675  nnr  von  den  Carmelitem  reciürt, 
dann  aber  von  Clemens  X.  für  die  spanischen  Gebiete  vorgeschrieben 
warde  (der  Bischof  von  Antwerpen  trug  1677  in  einer  von  Papen- 
broek  verfassten  Eingabe  der  Riten-Congr.  seine  Bedenken  vor, 
Elucid.  p.  39),  und  seit  Benedict  XIII.  1726  im  Römischen  Brevier 
steht.  —  Das  Buch  von  Alegre  wurde  in  Spanien  erst  1663  und 
nur  mit  d.  c.  verboten,  gleichzeitig  aber  in  derselben  Weise  eine 
Reihe  von  anderen  Büchern  von  Carmelitem,  u.  a.  ein  1636  zu  Rom 
gedrucktes  von  Michael  Mufloz,  Propugnaculum  £liae  et  propaginis 
Carmelitanae,  und  mehrere  von  dem  Historiographen  des  Ordens 
Francisco  de  S.  Maria,  und  im  allgemeinen  alle  Bücher,  welche  lo- 
quuntur  de  monachatu  Eliae  affirmando,  quod  fuerit  Status  publicns 
tam  pro  viris  quam  pro  mulieribus  cum  tribus  votis  substantialibns 
et  professione  religiosa  sub  approbatione  istius  Ecclesiae.  Diese 
„Lehre^^,  dass  es  schon  im  Alten  Bunde  einen  Ordensstand  gleich 
dem  kirchlichen  gegeben,  wird  auch  als  Hauptgrund  des  Verbotes 
der  genannten  Carmeliter-Schriften  angegeben^).  1697  verbot  die 
Inquisition  mit  anderen  die  Controverse  zwischen  Carmelitera  und 
Jesuiten  betreffenden  Büchern  auch  Controversia  dogmatica  .  .  .  con- 
tra asserentes  quod  in  Y.  T.  fnit  verus  Status  religiosus,  auct.  Franc. 
Galliano  Spuche,  Ord.  S.  Hieronymi,  Madrid  1596,  und  eine  Apo- 
logia  Controversiae  etc.  von  demselben.  Die  Hieronymiten  schickten 
einen  Procurator  nach  Rom,  um  die  Cassirnng  des  Verbotes  zu  be- 
treiben (Elucid.  p.  170).  Die  Bücher  wurden  in  Rom  nicht  ver- 
boten, blieben  aber  im  span.  Index. 

6.  Der  spanische  Hieronymit  Hermenegildo  de  S.  Pablo  suchte 
in  dem  Buche  Origen  y  continuacion  del  Institute  y  religion  Grero- 
nyma,  Madr.  1669,  verb.  1672,  nachzuweisen,  dass  der  h.  Ambro* 
sius,  dessen  Nachfolger  Simplicianus,  der  h.  Paulinus  und  viele 
andere,  auch  der  h.  Benedictus  Hieronymiten  gewesen,  was  nament- 
lich die  Benedictiner  übel  nahmen  (Thuillier  1,  457.  Nie.  Antonio 
8.  V.).     Im  span.  Index    stehen  noch   5   spätere  Schriften  von  ihm. 

Von  mehreren  Schriften,  die  im  17.  Jahrh.  verb.  wurden,  weiss 
ich  nichts  oder  nicht  den  Grrund  des  Verbotes.  Sie  stehen  im  Index 
unter  Propugnaculum  (Canonicorum  Lat.),  Riponse,  Responsomm 
(über  einen  Streit  eines  Klosters  in  civitate  Novariensi  [Novesiensi 
^=  Neuss?]  mit  einer  Bruderschaft  in  Köln),  Ooms  und  Molarcha 
(über  einen  Streit  der  Birgittaner  mit  dem  Bischof  von  Gent),  Cac- 
cini  (7  Folia  und  ein  8.  unter  Torellatius  über  einen  Streit  des 
Damianus  Caccini,  Mönches  von  Vallombrosa,  mit  seinem  General; 
Alex.  No.  73),  P.  A.  Tornamira  e  Gotho  (Benedictiner  von  Monte 
Cassino,  3  Schriften),  Yso  Pfaw  (in  St.  Gallen,  CoUectarium  der  den 
Schweizer  Benedictinern  von  ürban  VIII.  verliehenen  Privilegien). 
—  Ein  ausführliches  Werk  über  das  Strafverfahren  in  Orden,  Aurea 


I)  Das  Decret  von  1663  und  eines  von  1678  stehen  in  der  (hinter 
Papebrochii  Elucidatio  abgedruckten)  Apologia  pro  veritate,  auct.  Ant. 
Xaramilio,  p.  134. 


OrdeuB-Streitigkeiten.  Bilder. 


277 


Dethodas  corrigendi  reguläres,  auct.  Oct.  Späth ario  de  Incisa, 
Ord.  Min.,  Col,  1623  (Pragin.  Gesch.  5,  221),  wurde  sofort  verb., 
ipäter,  1700,  noch  Enchiridion  judiciale  Ordinis  Fr.  Min.  .  .  von 
Fr.  Emmanuel  a  Conceptione,  Liss.  1693  (es  gibt  mehrere  portu- 
pesifiche  Ordensgeistliche  dieses  Namens ;  dieser  hiess  nach  Machado 
3,  226  in  saeculo  Manoel  Teixeira  de  Seixas,  f  1693). 

7.  Mit  Ordens-Kiyalitäten  hangen  einige  jetzt  in  den  Decr. 
gen.  stehende  Verbote  von  Bildern  zusammen:  III,  2.  Bilder  Christi, 
Mariae,  der  Engel,  Evangelisten  und  anderer  Heiligen  in  anderer 
Eleidang'  und  Form,  als  sie  in  der  katholischen  und  apostolischen 
Kirche  seit  alter  Zeit  gebrauchlich  ist,  oder  auch  in  der  besondem 
Xleidnng  irgend  eines  Ordens.  —  5.  Bilder,  auf  denen  der  Knabe  Jesus 
dargestellt  ist  und  unter  ihm  drei  Kirchenlehrer  und  statt  der  drei 
anderen,  die  auf  den  älteren  Bildern  dieser  Art  dargestellt  waren, 
drei  Ordenpriester,  mit  der  Unterschrift:  Jesu  doctorum  intima  etc. 
—  7.  Bilder,  auf  denen  die  h.  Jungfrau  mit  dem  Kinde  dargestellt  ist 
inmitten  zweier  Heiligen  aus  der  Gesellschaft  Jesu,  wie  sie  dem  einen 
ein  Bach,  dem  andern  einen  Rosenkranz  übergibt,  mit  der  Unter- 
schrift: „Die  Mutter  Gottes  mit  dem  Sohne  inspirirt  und  empfiehlt 
der  Gesellschaft  Jesu  die  Gründung  von  Sodalitäten  und  den  Ge- 
brauch des  Officiums  und  des  Rosenkranzes"  ^).  Die  beiden  letzten  V er- 
twte  sind  von  der  Index-Congr.  9.  Febr.  1683  bezw.  15  Jan.  1684 
erlassen  worden  (A.  J.  P.  1,  1240).  —  Am  10.  Deo.  1636  erliess  die 
Index-Congr.  ein  eigenes  Decret  (Alex.  No.  42),  worin  sie,  um  den 
Anlass  zu  Erörterungen  (quaestiones)  unter  den  Orden  zu  beseitigen 
ond  wegen  Nichtbeachtung  der  Vorschriften  des  Trienter  Concils*)  bei 
den  im  Index  und  in  den  h.  Canones  enthaltenen  Strafen  ein  Bild 
verbietet,  auf  welchem  der  h.  Basilius,  in  der  Tracht  der  Benedio- 
tiner  (cncnllatus,  habitu  prorsus  Benedictino)  dargestellt  ist,  wie  er 
mit  der  Linken  seine  Ordensregel   vier  vor  ihm  knieenden  heiligen 


1)  Den  Observanten  zu  Toledo  wurde  1664  verb.,  die  h.  Jungfrau 
abzubilden,  wie  sie  dem  h.  Franciscus  und  der  h.  Clara  (statt  dem  h.  Do- 
minicos)  den  Rosenkranz  übergibt.  Bened.  XIV.  Beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  20, 
VC  noch  andere  derartige  Verbote  angeführt  werden. 

2)  Das  Concil  von  Trient  hatte  Sess.  25  die  Aufstellung  ungewöhn- 
lidier  Bilder  und  ohne  Erlaubniss  des  Bischofs  verboten;  Urban  Vi II. 
reservirte  in  einem  Breve  vom  16.  März  1642  die  Ertheilung  derErlaub- 
nisB  dem  Papste  (A.  J.  P.  1,  1238)  —  1797  wurde  in  Wien  mit  Genehmi- 
gung der  k.  k.  Censur  ein  Bild  der  h.  Dreifaltigkeit  verbreitet,  worauf 
der  h.  Geist  ali  ein  Jüngling  mit  einer  Taube  dargestellt  war,  angeblich 
ueh  einer  altern  Zeichnung  des  Hofmalers  Göz  zu  Augsburg.  Da  der 
Erzbischof  Migazzi  vorstellte,  das  Bild  sei  auf  eine  Anfrage  des  Bischofs 
?on  Augsburg  von  Benedict  XIV.  [in  dem  Schreiben  an  den  Bischof  vom 
L  Oct.  1745,  n.  8]  für  unzulässig  erkl&rt  worden,  wurde  es  oonfiscirt  (Arch. 
t  ost.  Gesch.  50,  368).  1625  verbot  die  Inquisition,  wie  in  der  Raccolta 
f.  V.  Imagini  angegeben  wird,  Bilder,  auf  denen  die  Trinitat  als  ein  Mensch 
mit  drei  Gesichtern  oder  mit  zwei  Köpfen,  zwischen  denen  eine  Taube, 
dargestellt  war,  —  Bilder  die  den  Ketzern  in  Ungarn  Anlass  gegeben, 
die  Trinitat  als  Cerberus  trifaux,  Janus  trifrons  und  dgl.  zu  verspotten. 


27B  Schriften  über  Orden. 

Ordensstiftem  übergibt,  während  die  Stifter  der  anderen  Orden,  ancb 
der  Ritterorden  zur  Rechten  angebracht  sind,  mit  der  Ünterscbrift : 
Znr  Erinnerung  an  den  ürsprang  des  gemeinsamen  coenobitiscben 
Lebens  nach  der  Anordnung  des  h.  Basilias  in  Kupfer  gestochen 
von  Jo.  de  Noort  1634.  Das  Verbot  wurde  1728  erneuert  und 
steht  im  Rom.  Index  unter  Basilius  (im  spanischen  Index  unter 
Estampa  wird  das  Bild  etwas  anders  beschrieben;  als  die  vier 
Ordensstifter  werden  hier  Augustinus,  Benedictus,  Franciscus  and 
Albertus  genannt). 

8.  Von  einer  1623  verbotenen  Schrift  muss  der  Titel  etwas 
vollständiger  angeführt  werden,  als  er  im  Index  steht:  Jo.  de  Cr- 
bara,  Civitatis  Nicosiae  in  insula  Siciliae  gubernatoris,  Epistola  ad 
S.  D.  N.  Paulum  Y.  F.  M.  et  ad  omnes  principes  et  propulos  cbrist. 
et  potissimnm  ad  sacerdotes  et  religiosos,  qua  ostenditur  testimoniis 
y.  et  N.  T.  .  .  .  Ventura  esse  tempora,  in  quibus  sacerdotes  et 
religiosi  Christi  arma  ferre  contra  infideles  suscipiant,  ut  eos  de 
superficie  terrae  penitns  deleant  et  .  .  .  proponitur  forma  quaedam 
militandi  ferro  adeo  ordinata,  ut  perfectissimi  religiosi  possint  sab 
ea  militare  et  bonos  snos  mores  conservare,  Panormi  1611,  8.  Nä- 
heres über  den  Vorschlag  bei  (Pray),  Index  rar.  libr.  biblioth.  Ba- 
densis,  1781,  II,  163,  der  seinen  Auszug  mit  dem  Satze  schliesst: 
Haec  ille  sub  ardente,  ut  videtur,  ooelo  natus.  23  der  36  Capitel 
handeln  übrigens  von  den  Bibelstellen,  und  die  Exegese  wird  den 
Autor  in  den  Index  gebracht  haben. 

Scalae  Jacob  virginibus  Deo  cum  proposito  perpetuae  conti- 
nentiae  in  saeculo  famulantibus  a  Rev.  D.  Jo.  Lindenbom,  S.  Th. 
Lic.  formato,  applicatae,  1666,  wurde  1667  verb.,  weil  der  Ver- 
fasser, ein  holländischer  Geistlicher  (Hurter  2,  489),  in  dieser  für 
einen  von  ihm  geleiteten  Verein  von  frommen  Frauenzimmern  ver- 
fassten  Schrift  solche  in  der  Welt  lebende  Jungfrauen  über  die 
Klosterfrauen  erhob.  Quitif  2,  663  führt  zwei  Gegenschriften  eines 
Dominicaners  Freylinck  au;  Heussen  erzählt  in  der  Batavia  sacra 
2,  124:  Lindenborn  sei,  als  er  wegen  der  holländisch  herausgege- 
benen Schrift  denuncirt  worden,  nach  Rom  gereist,  und  man  habe 
von  einer  Censur  abgesehen  unter  der  Bedingung,  dass  er  in  einer 
latein.  Ausgabe  einiges  erkläre;  aber  eben  diese  latein.  Ausgabe 
steht  im  Index. 

9.  Im  J.  1700  wurde  verb.  Epistola  sub  nomine  Andreae 
Alciati  edit«  ab  Ant.  Matthaeo  Lugd.  Bat.  1695  contra  vitaro  mo- 
nasticam  ad  collegam  olim  suum,  qui  trän  sierat  ad  Franciscanos,  Ber- 
nardum  Mattium.  Die  Epistola,  welche  von  A.  Matthaei  cum  sylloge 
aliarum  eplstolarum  etc.  herausgegeben  wurde,  ist  wirklich  von  A. 
Alciati  (1492—1550;  Jugler  3,  38)  und  steht  seit  Ben.  auch  unter 
seinem  Namen  im  Index. 

1755  wurde  verb.:  Ordre s  monastiques.  Histoire  extraite  de 
tous  les  auteurs  qui  ont  conservd  k  la  postäriti  ce  qu^il  y  a  de 
plus  curieux  dans  chaque  ordre,  enrichie  d'un  tris-grand  nombre 
de  passages  des  m§mes  auteurs .  •  .  Berlin  (Paris)  1751,  7  vol.  8., 
nach  Barbier  von  Abbä  Musson.     Danach  ist  die  Pragmatische  Ge- 


Satiren. 


279 


Bcliichte  der  vomelinisteii  MöDcbsorden,  mit  Vorrede  von  Ch.  W.  Fr. 
Walch,  Lpz.  1774—83,  10  Bände  8.  (yon  dem  Rector  L.  G.  Crome 
in  Einbeck,  unter  Mitwirkung  von  Walch)  bearbeitet. 

Yon  Satiren  auf  Möncbe  steben  im  Index:  Le  moine  s^cala- 
nse,  Col.  1676,  yerb.  1679,  ist  Le  moine  secularisä,  angment^  de 
Boavean  de  la  vie  des  moines  snivant  Toriginal,  Cologne  obez 
Pierre  Marteau  (in  Holland  gedruckt).  Nacb  einem  Briefe,  von  Bayle 
la  Minntoli  (Oeuvres  3,  553)  waren  in  einer  frttbem  Ausgabe  auf 
Verlangen  der  Inquisition  de  Gen^ve  Stellen  über  das  unzüchtige 
Leben  der  Möncbe  weggelassen.  Nacb  demselben  Briefe  wurde  ein 
Geistlicher  zu  Lyon,  Du  Pr6,  für  den  Verfasser  gebalten.  Le  Jä- 
saite  s^cularisi,  Col.  1683,  234  S.  16.,  verb.  1687,  wird  ein  äbn* 
liebes  Product  sein.  —  Meliton,  L*apocalypse  de  Militon  ou  rivi- 
lation  des  myst^res  cenobitiques,  1665,  12.,  erst  1681  verb.,  ist  von 
Claude  Pithoys,  früber  Mitglied  des  Ordens  der  Minimi,  dann  Prof. 
der  Philosophie  in  Sedan ;  er  gibt  vor,  der  Bischof  J.  P.  Camus  von 
Belley,  dessen  Schriften  er  benutzt  hat,  habe  ihm  die  Apocalypse 
dictirt  (Qnerard  2,  1101).  —  Le  Calvaire  profan^  ou  le  Mont 
Valerien  usurp^  par  les  Jacobins  reformes  du  Fauxbourg  S.  Honori, 
Par.  1670,  12.,  ein  Gedicht  des  Abb6  Duval,  worin  geschildert  wird, 
wie  den  Dominicanern  der  Besitz  des  Mont  Valerien,  worüber  sie 
mit  einer  Genossenschaft  von  Weltgeistlicben  stritten,  auf  Betreiben 
des  Card,  de  Betz  von  dem  Parlamente  zugesprochen  und  dieser  Be- 
schlnss,  da  die  Weltgeistlichen  nicht  weichen  wollten,  mit  Gewalt 
durchgesetzt  und  dabei  ein  Priester  verwundet,  ein  Bauer  getödtet 
wurde  (die  Weltgeistlichen  wurden  bald  darauf  wieder  in  ihr  Becht 
eingesetzt.  Suppl.  de  Morery,  s.  v.  Valerien,  ü.  N.  1735,  4^\), 
Das  Schriftchen  wurde  30  Jahre  nach  seinem  Erscheinen,  1700, 
verb.  und  steht  noch  heute  im  Index.  —  La  Guerre  seraphique, 
Ott  histoire  des  perils  qu'a  courus  la  barbe  des  Capucins  [par  les 
violents  att^ques  des  Cordeliers,  avec  une  dissertation  sur  Tinscrip- 
tion  du  grand  portail  de  l'^gl.  des  Cordeliers  de  Beims,  Haye 
1740],  verb.  1752,  mit  Unrecht  vielfach  dem  bekannten  französischen 
Theologen   J.    B.    Thiers   zugeschrieben.     Von    diesem   ist   nur  die 

p.   267 — 359  stehende  Dissertation,  die  als  Diss.  sur  Tinscr 

de  Reims  „Doo  bomini  et  B.  Francisco  utrique  crucifixo",  par  ie 
Sieor  de  Saint-Sauveur,  Brnx.  1670  und  1673,  12.,  erschienen  war 
und.  auch  scharfe  Bemerkungen  über  den  Liber  conformitatum  ent- 
halt. La  guerre  ist  ohne  Zweifel  von  einem  Protestanten,  angeblich 
nach  Boverio  bearbeitet^). 


1)  Ein  Aaszug  bei  Irailh  3, 176.  Vgl.  Marcband  1,  8.  U.  N.  1744,  690. 
Die  Inschrift  in  Keims  wurde  in  Folffe  der  Broschüre  von  Thiers  durch 
eine  andere  ersetzt:  Crucifixo  Deo  homini  et  S.  Francisco.  Comm.  de 
rebus  pert.  ad  Card.  Quirinum  1,  161. 


280  Jesaitica. 


39.    Jesnitica. 

Schriften  von  und  über  die  Jesuiten  sind  in  vielen  Ab- 
schnitten der  Geschichte  des  Index  zu  besprechen.  Hier  sollen 
diejenigen .  zusammengestellt  werden,  welche  nicht  mit  einer 
andern  besonders  zu  behandelnden  Materie  im  Zusammenhange 
stehen.  Dahin  gehören  zunächst  mehrere  1600—1757  erschienene 
Schriften  gegen  den  Orden,  von  denen  die  bedeutendsten  von 
Katholiken  verfasst  sind,  von  dem  Jesuiten  Mariana,  von  J.  GL 
Scotti  und  anderen  Ex-Jesuiten,  —  dahin  gehören  auch  die 
Monita  secreta,  —  von  dem  Capuciner  Valerianus  Magni,  dem 
altern  Arnauld,  Pasquier  und  G.  Scioppius.  Von  den  protestan- 
tischen Schriften  gegen  den  Orden  steht  nur  ein  kleiner  Bruch- 
theil  im  Index.  Ferner  ist  über  einige  Controversen  zwischen 
Jesuiten  und  den  älteren  Orden  und  den  Weltgeistlichen  zu  handeln, 

_  •  

über  das  Pasquill  auf  alle  anderen  Orden  und  die  Weltgeistlichen, 
welches  1712  zu  Wien  unter  dem  harmlosen  Titel  Gura  salutis 
erschien,  über  einige  Verherrlichungen  des  h.  Ignatius  und  einige 
Gontroversen  über  ihn,  endlich  über  den  Orden  der  Jesuitissen, 
der  1631  unterdrückt  wurde,  später  aber  als  Institut  der  eng- 
lischen Fräulein  wieder  auflebte. 

1.  Schriften  von  Jesuiten  und  Ex-Jesuiten.  Protocatastasis 
8.  prima  Societatis  Jesu  institutio  restauranda,  Summe  Pontifici  la- 
tino-gallica  expostulatione  proponitur  Theophili  Eugenii  zelo,  1614, 
verb.  1621.  Der  Verfasser  ist  Guillaume  Pasquelin,  der  18  Jahre 
Jesuit  war,  sich  nicht  zufrieden  gab,  als  man  ihn  nicht  zu  den 
letzten  Gelübden  zulassen  wollte,  und  1613  mit  päpstlicher  Geneh- 
migung aus  dem  Orden  entlassen  wurde.  Er  beantragt,  die  Regeln 
so  zu  reformiren,  dass  der  Orden  der  Idee  seines  Stifters  wieder 
entsprechend  und  den  anderen  Orden  ähnlich  werde  ^).  Die 
Schrift  ist  abgedruckt  im  2.  Bande  der  Tuba  magna;  im  span. 
Index  steht  sie  nicht. 

In  demselben  Decrete  (Alex.  No.  23)  werden  verboten  Monita 
privata  Societatis  Jesu  [ex  hispanico  latine  facta],  Notobrigiae  fKra- 
kau]  1612,  sine  nomine  auctoris.  Das  Buch  war  schon  10.  Dec. 
1616  in  einer  im  Hause    (in  palatio)  des  Card.  Bellarmin,    des  da- 


1)  Schulte,  Gesch.  8,  1,  584.  Prat  8,  594.  Dieser  berichtet  auch  über 
ähnliche  damals  erschienene  Schriften  und  über  die  Gegenschriften  von 
Coton  und  Bicheome. 


Proiocatastasis.  Monita  Beoreta.  Mariana. 


281 


Prafecten,  gehaltenen  Sitsnng  der  Index-Congr.  verb.  worden 
ak  über  falso  Societati  Jesu  adscriptus,  calumniosns  et  diffamatio- 
iibiis  plenns.  Dieses  mit  der  Unterschrift  des  Secretärs  Magd. 
Capiferrens  vom  28.  Dec.  1616  in  der  Druckerei  der  apostolischen 
Sammer  1617  gedruckte  Decret  ist  nicht  bei  Alex.,  aber  in  dem 
Xrakauer  Index  von  1617  (in  welchem  auch  eine  polnische  Ueber- 
setzung  verboten  wird)  und  bei  Huylenbroncq,  Vindicationes  alterae, 
1713,  p.  110  abgedruckt.  Die  folgenden  Ausgaben  haben  etwas 
aadere  Titel:  Aurea  monita  religiosissimae  Soc.  Jesu  edita  a  Theo- 
pkilo  EnlaliOy  Flacentiae  s.  a.,  Arcana  monita  religiös.  Soc.  Jesu, 
1618,  u.  8.  w.  Im  J.  1633  Hess  sie  Scioppias  in  seiner  Anatomia 
p.  49  als  Instructio  secreta  (mit  einer  Aenderung  in  der  Anordnung 
nnd  BeifBgang  yon  zwei  Capiteln)  abdrucken.  Seitdem  sind  sie  oft 
lateiniseli  and  in  Uebersetzungen  gedruckt.  Eine  italienische  Aus- 
gabe, Istruzioni  secrete  della  Gompagnia  di  Gesü  con  aggiunte 
importanti,  wurde  1836  yerb.  mit  dem  Zusätze:  opusculum  impres- 
sam  cum  ementito  editionis  loco  (Rom?).  —  Die  span.  Inq.  verbot 
erst  1634  auf  Betreiben  der  Jesuiten  eine  angeblich  von  dem  Ex- 
(knneliter  Dt,  Spinus  gemachte  Uebersetzung:  Singnlares  y  secretas 
idmoniciones  .  .  .,  s.  1.  et  a.,  und  nur  diese  steht  seit  Sot.  im 
ladex.  —  Man  hat  vielfach  trotz  wiederholter  Erklärungen  der  Je- 
suiten gemeint,  es  seien  in  den  Monita  wirklich  von  den  Ordens- 
oberen  ausgegangene  geheime  Yerhaltungsmassregeln  enthalten;  das 
Boch  ist  aber  ohne  Zweifel  eine  Satire,  in  welcher  von  dem  that- 
sachliclien  Yerhalten  mancher  Jesuiten  diese  fingirten  Monita  abs- 
trabirt  sind.  Der  Verfasser  ist  allem  Anscheine  nach  ein  Ex- Jesuit, 
▼ahrscbeinlich  der  1611  aus  dem  Orden  entlassene  Hieronymus 
Zaoroirski,  Pfarrer  in  Gozdziez^). 

Discorso  del  P.  Mari  an a,  Giesuita  spagnuolo,  intorno  a*  grandi 
error!,  che  sono  nella  forma  del  governo  dei  Gesuiti  (Bordeaux  1 625), 
▼erb.  1628  (seit  Ben.  ist  Gies.  spagn.  weggelaasen).  Das  Manu- 
acript  wurde  mit  anderen  Papieren  bei  der  Verhaftung  Mariana^s  1609 
eoufiscirt;  die  Papiere  wurden  dem  Bischof  Franc.  Sola  von  Osma 
zmr  Darchsieht  gegeben.  Nach  dem  Tode  Mariana's  (16.  Febr.  1623) 
wurde  aus  Veranlassung  der  Streitigkeiten  zwischen  der  Universität 
Paris  und  den  Jesuiten  1624  eine  französische  Uebersetzung  gedruckt 
(sie  liegt  der  italienischen  zu  Grunde),  das  spanische  Orginal,  Tra- 
lado  de  las  cosas   que  ay    dignas  de  remedio    en    la    Compaflia   de 


1)  Backer,  5,  491.  Gieseler,  K.-G.  3,  2,  666.  Pragm.  Gesch.  der 
M5ncli«orden  9,  220.  270.  458.  Mastiaux,  Lit.-Ztg.  1818,  No.  94.  Friedrich, 
Beitr.  zur  Gesch.  des  Jesuitenordens,  1881,  S.  3.  Die  Monita  sind  abgedr. 
in  der  Tuba  magna  von  1713;  in  der  Tuba  altera  von  1715  wird  ihre  ün- 
ecfatbeit  anerkannt.  Auch  Ärnauld  3,  143  sieht  sie  als  eine  Satire  an. 
Yon  der  Ausgabe:  Monita  secreta  Soc.  Jesu.  Instructions  secr^tes  des 
Jesuit««.  Par  Ch.  Sauvestre,  wurden  22000  Exemplare  in  1^/^  Jahren  ab- 
{resetzt  und  erschien  1879  die  18.  Auflage.  H,  A.  Bergmann,  Die  geheimen 
instractionen  für  die  Gesellscb.  Jesu,  ist  doch  nur  1867  in  3.  Aufl.  er- 
schienen. 


282  Jesnitica. 

Jesus,  steht  im  Mercnre  Jes.  II,  1.  Das  Buch  wird  auch  als  Discurso  de 
las  enfermedades  de  la  Comp,  de  Jesu,  Tract.  de  morbis  See.  Jesn 
citirt.  Bei  Sot.  (vorher  schon  in  dem  Index  von  Palermo  von 
1629)  steht  unter  Juan  de  Mariana:  ün  tratado  que  se  le  atribnye 
De  regimine  Societatis.  Die  Behauptung  der  Jesuiten,  die  Schrift 
sei  nicht  von  Mariana  oder  von  den  Herausgebern  interpolirt  (so 
Backer  5,  517),  ist  grundlos^). 

Von  Julius  Clemens  Scotus  (Scotti),  der  1616  zu  Rom  Jesuit 
wurde  und,  nachdem  er  die  vier  Gelübde  abgelegt,  1645  zu  Venedig 
aus  dem  Orden  austrat  und  als  Professor  der  Philosophie  und  des 
Kirchenrechts  1669  zuPadua  starb,  wurden  1651  verb. :  Julii  Clemen- 
tis  Piacentini  ex  illustriss.  Scotorum  familia  De  potestate  pontificia  in 
Societatem  Jesu  ...  ad  Innocentium  X.,  Paris  (Venedig)  1646*,  390  8. 
4.  (Dagegen  erschien  im  Auftrag  des  Jesuiten-Grenerals  Vincenz  Cara£Pa: 
Vindicationes  Societatis  Jesu,  quibus  multorum  accusationes  in  ejus 
institutum,  leges,  gymnasia,  mores  refelluntur.  Auct.  Sfortia  Pal- 
lavicino,  Rom  1649,  400  S.  4.).  —  Julii  Clem.  Scoti  De  obliga- 
tione  regularis  extra  regulärem  domum  commorantis  ob  justum  me- 
tum.  De  jure  tuend!  famam.  De  apostatis  et  fugitivis.  Opuscula 
tria,  in  quibus  juxta  principia  theologiae  tum  scholasticae  tum  posi- 
tivae  sacrorumque  canonum  ac  philosophiae  moralis  plurimae  sol- 
vuntur  quaestiones.  Coloniae  (Venedig)  1647,*  256  S.  4.  (in  den 
Index- Ausgaben  so  gedruckt,  als  ob  die  drei  Opuscula  besonders 
erschienen  wären).  —  Später  wurden  von  ihm  verb.  Paedia  peripa- 
tetica,  qua  omnis  docendae  ac  disoendae  philosophiae  Arist.  ratio 
dissertationibus  octo  exponitur.  In  his  inter  cetera  passim  alaci- 
nationes  a  P.  Sf.  Pallavicino  in  libro  Yindiciae  .  .  .  publicatae  de- 
tegnntur  ac  praesertim  antiquiores  patres  et  insignes  christiani  orbia 
academiae  ab  ipsius  injuriis  asseruntur,  Patavii  1633,  als  Paediae 
peripat.  dissertationes  octo  verb.  1654.  —  Opusculum  de  seligendis 
opinionibus  et  auctoribus  generatim,  Patavii  1625,*  352  S.  8;  Opas- 
culum  de  observandis  in  auctorum  praesertim  scientissimorum  leo- 
tione,  Pat.  1652,  32  S.  8.,  als  Opuscula  duo  etc.  verb.  1656;  — 
endlich  1665  noch  die  Pseudonyme  Schrift:  Notae  64  morales,  cen- 
soriae,  historicae  ad  inscriptionem,  epistolam  ad  lectorem,  appro- 
bationem  et'caput  13.  introductionis  ad  Historiam  Concilii  Tridentini 
P.  Sfortiae  Pallavicini  e  S.  J.,  in  quibus  multa  reponuntur  cum  mul- 
tiplice  eruditione  ad  utramque  theologiam,  canonicam  conciliarem  que 
scientiam  potissimum  spectantia.     Stanislai  Felic   Coloniensis  opera 


1)  R.  Simon,  Lettres  2,  109.  Serry,  Hist.  de  aux.  p.  74.  106.  759. 
Baumg.  8,  250.  Friedrich  a.  a.  0.  S.  12.  Die  Schrift  steht  auch  in  den 
Obras  de  J.  Mariana  (Bibliot.  de  autores,  1854)  II,  595.  Nach  der  Vor- 
treibung der  Jesuiten  erschien:  Discurso  sobre  las  enfermedades  de  la 
Gompafiia,  por  el  F.  Juan  de  Mariana,  oon  una  dissertacion  sobre  el  autor 
y  la  legitimidad  de  la  obra  y  un  apendice  de  varios  testimonios  de  je- 
suitas  espafioles  que  ooncuerdan  con  Mariana,  Madr.  1768,  808  S.  4.  Die 
Dissertation  ist  von  Jose  Miguel  de  Flores.  Pelayo  8,  168. 


J.  Cl.  Scotti.  Monarchia  Solipsomm.  Jarrige. 


288 


tjpis  evnlgatae  et  selectis  in  Eom.  Curia  viris  dicatae.  His  additns 
est  libellns  continens  discnesionem  qnatüor  jndiciomm  jam  impres- 
somm  de  eadem  P.  Pallavicini  Historia,  nna  cnm  incommodis  ab  eo 
Soin.  £ccle8iae  illatis  ac  inferendis  ac  illiiiR  pariter  commodis.  Qnam 
seqnitar  exceptio  contra  accnsationem  Historiae  P.  Soave  Polani 
eju&demqne  accusationis  confatatio,  Coloniae  (Padna?)  1664,*  136 
nnd  24  S.  4.  (beginnend:  Yiris  in  Kom.  Cnria  selectiB  Stan.  Felio 
Colon.  F.  P.)\). 

Scotti  wird  yielfacli  als  der  Yerfaeser  eines  Baches  angesehen, 
welches  auffallender  Weise  nicht  im  Rom.,  wohl  aber  im  span.  Index 
st«ht :  Lncii  Comelii  Enropaei  Monarchia  Solipßorum  ad  V .  Cl.  Leo- 
nem  Allatinm,  zuerst  1646,  dann  wiederholt  gedmckt,  auch  in 
französischer,  italienischer  nnd  dentscher  Uebersetznng.  Diese  Satire 
auf  die  Jesuiten  (soli  ipsi,  sie  denken  nur  an  sich)  ist  aber  wahr- 
scheinlich von  Melchior  Inchofer,  von  dem  Abb6  Bonrgeois,  der 
damals  in  Rom  war,  erzählt,  er  habe  1645  dem  Papste  eine  Denk- 
schrift über  die  Nothwendigkeit  einer  Reform  seines  Ordens  über- 
geben, sei  in  Verdacht  gekommen,  die  Monarchia  verfasst  zu  haben, 
und  die  Jesuiten  hätten  versucht,  ihn  von  Rom  gewaltsam  wegzu- 
schaffen ^). 

Jesuita  in  ferali  pegmate  ob  nefanda  crimina  in  provincia  Gui- 
enna  perpetrata  a  Petro  Jarrigio,  antea  ejusdem  Societatis  viro, 
eonatitutus,  Lugd.  Bat.  1665*  verb.  1688.  Pierre  Jarrige  trat, 
nachdem  er  20  Jahre  Jesuit  gewesen  und  die  vier  Gelübde  abgelegt, 
weil  er  sich  zurückgesetzt  glaubte,  aus  dem  Orden  aus,  wurde 
25.  Dec.  1647  zu  La  Roohelle  Protestant  und  schrieb  nun  zuerst 
Declaration  du  Sieur  Pierre  Jarrigo,  cy  devant  Jesuiste  .  .  . ,  Leyde 
1648,^  87  S.  8.,  dann  Les  Jesuistes  mis  sur  l'ichafaut  pour  plusi- 
eurs  crimes  capitaux  par  eux  commis  dans  la  Province  de  Guienne. 
Avec  la  response  aux  calomnies  de  Jacques  Beanf^s,  Leyde  1648,* 


1)  Backer  1,  753;  3,  559.  Poggiali,  Memoria  .  .  .  di  Piaoenza  2.  215. 
—  l>er  General  Caraffa  beauftrag  den  Provindal  eu  Augsburg  27.  Juli 
1647,  den  Jesuiten  seiner  Provinz  mitzutheilen,  dass  der  eben  erschienen« 
2.  Band  von  Sootti's  Buch  über  die  Gesellschaft  (die  1647  erschienenen 
Opuscala)  in  derselben  Weise  verboten  sei  wie  der  1.  und  von  niemand  ge- 
lesen werden  dürfe  als  von  den  wenigen,  denen  er  die  Erlaubniss  ertheilt, 
den  1.  zn  lesen.  (Münch.  Hofbibl.  Cod.  Moll.  109). 

2)  Der  Bericht  von  Bourffeois  bei  Am.  28, 716;  vgl.  A.  D.  B.  14,  64. 
Was  der  Jesuit  Hon.  Fabri,  ApoL  1,  470  gegen  den  Bericht  sagt,  klingt  eher 
wie  eine  Bestätigung  desselben :  Dolo  sublatum  fuisse,  mentiris  (Bourgeois 
sagt,  der  Plan  sei  vereitelt  worden);  scio  quibusdam  malevolis  et  aemulis 
hoc  in  meutern  venisse  eosque  inanem  illam  movisse  suspicionem.  Dass 
ln<^ofer  die  Monarchia  verfasst,  bestätigt  Fabri,  wenn  er  sagt:  A liquid 
forte  ad  Sodetatem  non  reformandam,  sed  deformandam  moliebatur,  idque 
joco  potius  quam  serio.  —  In  dem  Lit.  Wochenbl.,  Nürnb.  1770,  I,  104 
wird  eine  Notiz  von  Christoph  Arnold  mitgetheilt:  der  Verfasser  sei  der 
Maronit  Abraham  Zechellensis  [Eccbellensis,  f  1664],  wie  ein  Verwandter 
deaselben,  Nie.  Henr.  Panesius,  Wagenseil  in  Rom  mitgetheilt  habe.  — 
La  Monarchie  des  Solipses  par  J.  C.  Scotti  Jesuite,  publice  par  d'Heuin 
de  Cnvilliers,  Par.  1824. 


264  Jesuitioa. 

182  und  147  S.  8.  u.  o.,  auch  in  mehrere  Sprachen  übersetzt.  Er 
wurde  aber  schon  1649  wieder  katholisch  und  veröffentlichte  eine 
Retractation  du  P.  P.  Jarrige  de  la  Comp,  de  J^sns  retirä  de  sa 
double  apostasie  par  la  misericorde  de  Dieu,  Antw.  1650  (deutsch 
bei  Eäss,  Conv.  6,  264),  in  welcher  er  bezüglich  der  Enthüllungen, 
die  er  in  der  frühern  Schrift  Über  einzelne  Jesuiten  gemacht,  er- 
klärt, die  Schuldigen  seien  ausgestossen  worden.  Man  stellte  ihm 
frei,  ob  er  wieder  in  den  Orden  eintreten  oder  als  Weltgeistlicher 
leben  wolle;  er  zog  letzteres  vor  und  starb  1660  in  seiner  Vater- 
stadt TuUe.  Ueber  seinen  Uebertritt  und  Rücktritt  und  über  sein 
Buch  ist  eine  Reihe  von  Schriften  erschienen.  Sein  Buch  wurde 
also  40  Jahre  nach  dem  Erscheinen  der  1.  Ausgabe  und  28  nach 
seinem  Tode  verboten^).  —  Unbekannt  ist  mir  die  1654  (Alex. 
No.  60)  verbotene  Schrift  Nuda  veritas  s.  apologetioa  dilucidatio 
cujusdam  epistolae  capituli  Conimbricensis  ad  instantiam  patnim 
sooietatis  directae  ad  TJrbanum  YIIL,  auct.  Caesare  Dinner,  quon- 
dam  solipso.  Im  span.  Index  wird  auch  eine  spanische  Ueber- 
Setzung,  Verdad  desnuda  etc.,  Venedig  1646,  verb.,  die  der  Rath 
von  Castilien  1771  verbrennen  liess. 

2.  Schriften  von  anderen  Katholiken.  In  einem  Edicte  des 
Mag.  S.  P.  vom  9.  Nov.  1709  steht:  Oratio  M.  Antonii  Arnaldi 
Advooati  in  Parlamente  Paris,  habita  4.  et  3.  Id.  Jul.  prohibetnr 
cum  annexis  opusculis,  vid.  Arrestnm  contra  Jo.  Castellum  scholasticnm 
et  Jo.  Passeratii  praefatiuncula  in  Disputationem  de  ridiculis  cum 
sequentibus  carminibus,  Lugdnni  Bat.  ex  officina  Lud.  Elzevirii  a. 
1595.  Das  verbotene  Buch  enthält  die  Rede,  welche  Antoine  Ar- 
nauld,  der  Vater  des  berühmten  Theologen,  als  Advocat  der  Uni- 
versität -12.  Juli  1594  gehalten,  als  das  Pariser  Parlament  über 
den  Antrag  verhandelte,  die  Jesuiten  aus  Frankreich  auszuweisen^), 
ferner  den  von  dem  Parlamente  nach  dem  Mordversuche  Jean  Chateis 
auf  Heinrich  IV.  (27.  Dec.  1594)  gefassten  Beschluss,  wodurch 
Chatel  zum  Tode  verurtheilt  und  zugleich  decretirt  wurde,  die  Je- 
suiten, die  man  als  Mitschuldige  ansah,  hätten  „als  Verführer  der 
Jugend,  Störer  der  öffentlichen  Ruhe  und  Feinde  des  Königs  und 
des  Staates"'  das  Land  zu  verlassen,  endlich  eine  kleine  Streitschrift 
des  Pariser  Professors  Passerat  nebst  einigen  Gedichten  gegen  die 
Jesuiten.  In  dem  Edicte  des  Mag.  S.  P.  war  ausser  anderen  Büchern 
noch  das  Geschichtswerk  von  de  Thou  verboten.  Das  Edict  wurde 
in  der  üblichen  Weise,  als  Placat  gedruckt,  in  Rom  angeheftet. 
Als  dieses  in  Paris  bekannt  wurde,  erregte  das  Verbot  des  Werkes 


1)  Hacker  8,  318.  Cret.-Joly  Ö,  351.  Baylo  «.  v.  Jarrige  und  Adam. 
Arn.  29,  400.  N 

2)  Sie  war  französisch  schon  1594  gedruckt:  Plaidoye  do  M.  Ant. 
Arnauld,  advocat  en  Parlament,  poar  l'Universite  de  Paris  demandcresse 
contre  les  Jesuites  defendeurs  des  12  et  13  Juillei  1594.  Eine  andere 
Ucbersetzung  von  1595  heisst  Actio  habita  etc.,  eine  in  Deutschland  1594 
gemachte  Philippica  etc.  Clement  1,  119.  —  Man  nannte  das  Plaidoyer 
später  le  peohe  originel  des  Arnauld.  S.-Benve  1,  69. 


A.  Axnauld.  Arret  gegen  Chatel. 


286 


Ton  de  Thon,    noch  mehr  aber  das   des  Parlamentsbeschlusses  über 
den  Konigsmörder,    grosses  Aufsehen.     Allerdings  hatte  sich  schon 
Clemens  VIII.  unwillig  über  dieses  Arret  geäussert  nicht  nur  wegen 
der  scharfen  Anklagen  gegen    die  Jesaiten,    sondern   auch  weil  sich 
eiD  weltlicher  Gerichtshof  angemasst,  den  Satz:  que  le  Roy  Henry  IV. 
k  present  regnant    n'est  en  ^glise  jusqu*^   oe  quMl  ait  l'approbation 
du  Pape  für  ketzerisch  zu  erklären ;  aber  der  Cardinal  d^Ossat  hatte 
ihn  beschwichtigt  (Avr.  1,  112).    Nun  wurde  nach  14  Jahren  unter 
Paul  V.<y  der  eben  damals  nach  Beendigung  des  Venetianischen  Con- 
fiictes  mit  Heinrich  IV.  auf  gutem  Fusse  stand,  das  ArrSt  verboten ! 
Der   Generaladvocat    Louis  Senrin    beantragte  im    Parlamente,   das 
Edict  des  Mag.    S.  P.   durch  Henkershand  öffentlich  verbrennen  zu 
lassen.     Der  Antrag  wäre  durchgegangen,  wenn  nicht  Heinrich  IV. 
auf  die  Vorstellungen    des    Nuncius  übaldini    hin  die  Beschlussfas- 
aong  bis  auf  weiteres  suspendirt  hätte.     Der  König  beauftragte  den 
Kanzler,  den  Staatssecretär  Villeroy  und  seinen  Beichtvater  P.  Goton, 
mit  übaldini  über  die  Sache  zu  conferiren.   Dieser  versicherte,  man 
liabe  in  Rom  gewiss    nicht  den   Mordversuch   Chateis  billigen  oder 
dessen  Vemrtheilung  missbilligen,  sondern  nur  einige  in  dem  Arr^ 
enthaltene    anstössige  Sätze,    —  dieselben,  an  denen  Clemens  VIII. 
Anstoss    genommen,    —    verdammen   wollen;    wenn    das   Parlament 
diese  Sätze    widerrufen    wolle,  werde  man  gewiss  das  Arr€t  wieder 
vom  Index  entfernen.     An  einen  Widerruf  des  Parlaments  war  na* 
türlich  nicht  zu  denken,  und  so  verlief  die  Conferenz  ohne  Resultat. 
Villeroy  bestand  darauf,  das  Edict  müsse  zurückgenommen  werden, 
sehlng  aber  vor,   man    möge  dieses  in  der  Weise  thuen,    dass    man 
ein  neues  Edict  drucken  lasse,  welches  einige  neue  Bücher  und  alle 
in  dem   ersten  verbotenen    mit  Ausnahme    des    die    Rede    von  Ar- 
nauld    und  den  Parlamentsbeschluss   enthaltenden  verbiete,    so  dass 
durch  dieses    neue  Edict  das  frühere  stillschweigend  cassirt  würde. 
P.    Coton     scheint    in    einer    Privatbesprechung    mit    dem    Nuncius 
diesen    Vorschlag    unterstützt   zu    haben,    und    der    Nuncius    über- 
mittelte   denselben  nach  Rom ;    er  fügte  bei :   „Wenn   dieses  Mittel 
dem   h.  Vater  nicht  gefiele,    müsste    man  noth wendig  ein    anderes 
Snden,  vun  den  König  zufrieden  zu  stellen;    sonst   würde  dem  Par- 
lament gestattet  werden,    weiter   zu  gehen;    denn    der  Kanzler  und 
Herr  de  Villeroy  haben  mir  gesagt,  der  König  habe  das  Parlament 
nur   zurückgehalten,-  um   Seiner  Heiligkeit  Zeit    zu    gewähren,    die 
Sache     zu    regeln.'*     Der    König    liess    auch  an    den  Gesandten  de 
Braves  in   Rom  schreiben:  es   sei  ihm  nicht  lieb,  dass  er  sich  nicht 
Mühe    gegeben,    über    die  Verhandlungen    der    Inquisition    sich   zu 
unterrichten  und  die  Publication    des  Edictes  zu  hintertreiben,    und 
dass  der  Cardinal  de  Givry,  der  als  Protector  Frankreichs  in  Rom 
residire    und   Mitglied  der  Inquisition  sei,    zur  Zeit,    als  diese  das 
Edict  genehmigt  habe,  nicht  in  Rom  gewesen  sei ;  er  sei  auch  unwillig 
darüber,    dass    die  Cardinäle    und  Prälaten,    welche  Pensionen    von 
Frankreich    bezögen,    ihm  nicht,    wie  es  ihre  Pflicht  gewesen,   über 
das,    was    man   im  Vatioan  geplant,    berichtet  hätten,    und  er  habe 
Last,    ihnen  die  Pensionen    zu  entziehen;    der   Gesandte    solle  dem 


286  Jesuitica. 

Papste  vorstellen,  der  König  sei  ebensowohl  wie  das  Parlament 
unzufrieden  über  das  Edict,  er  habe  vorläufig  das  Parlament  von 
Massregeln  gegen  dasselbe  zurückgebalten,  werde  aber,  wenn  man 
in  Rom  den  Fehler  nicht  redressire,  nicht  umhin  können,  dem  Par- 
lament freie  Hand  zu  lassen,  mit  dem  Edicte  zu  verfahren,  wie  es 
schon  früher  mit  päpstlichen  Bullen  verfahren  sei,  die  auch  ohne 
TJeberlegung  erlassen  worden.  (Das  Parlament  hatte  z.  B.  1591  eine 
Bulle  Gregors  XIV.  verbrennen  lassen.)  Als  der  Gesandte  dieses 
dem  Papste  vortrug,  antwortete  er:  das  £dict  sei  mehr  durch  ein 
Versehen  als  aus  böser  Absicht  und  gewiss  nicht  in  der  Absicht, 
den  König  zu  beleidigen,  publicirt  worden  und  dgl.  Dann  fragte  er: 
welche  Genugthuung  der  König  denn  verlange.  Der  Gesandte  ant- 
wortete: er  habe  keinen  Auftrag,  eine  bestimmte  Form  vorzuschreiben, 
sondern  nur  den  Auftrag,  überhaupt  Genugthuung  zu  verlangen. 
Darauf  gestand  denn  der  Papst,  der  Nuncius  habe  ihm  bereits  einen 
Vorschlag  mitgetheilt,  mit  dem  die  französische  Eegierung  einver- 
standen sei.  In  der  That  wurde  denn  auch  30.  Jan.  1610  ein  nenes 
Edict  des  Mag.  S.  P.  veröffentlicht,  worin  das  frühere  vom  9.  Nov. 
1609  nicht  erwähnt  wird,  in  welchem  aber  zuerst  die  nämlichen 
Bücher,  die  in  diesem  stehen,  mit  einziger  Ausnahme  des  streitigen, 
dann  einige  andere  verboten  werden^),  und  der  Gesandte  berichtete 
am  3.  Febr.  an  den  Staatssecretär  de  Villeroy:  „Die  Sache  ist  in 
der  Weise  wieder  gut  gemacht,  wie  Sie  mit  dem  Nuncius  verab- 
redet haben.  Ich  schicke  dem  Könige  das  neue  Plaoat,  welches 
gedruckt  worden  ist,  um  Seine  Majestät  zufrieden  zu  stellen.  In 
der  That  hat  Seine  Heiligkeit  sich  zu  dieser  Satisfaction  sehr  bereit 
gezeigt  und  seine  Unzufriedenheit  über  das  Vorgefallene  und  grosses 
Wohlwollen  gegen  Seine  Majestät  an  den  Tag  gelegt.'^  Der  Papst 
ernannte  sogar  aus  eigenem  Antriebe  einen  zweiten  französischen 
Cardinal  zum  Mitgliede  der  Inquisition,  damit  der  allerchristlichste 
König,  der  älteste  Sohn  der  Kirche,  in  dieser  Behörde  besser  ver- 
treten   sei,    —    den   Card,   de    la  Rochefoucauld,   der  freilich,    wie 


1)  Prat  3,  188  erzählt:  ,,Paul  V.  Hess  ein  anderes  Decret  pnbliciren, 
in  welchem  dieselben  Bücher  verboten  wurden  mit  Ausnahme  des  Parla- 
mentsbeschlusses, welcher  durch  andere  Bücher  ersetzt  wurde.  So  blieb 
das  Plaidoyer  Arnaulds  auf  dem  Index,  aber  es  st^ht  in  dem  neuen  De- 
crete  ohne  den  Zusatz :  cum  annexis  opusculis  vid.  Arrestum  contra  Joan- 
nem  Castellum/'  In  der  Note  fügt  er  bei:  .,Die  beiden  Decrete  stehen  in 
den  Indices  1.  pr.  hispanicns  et  romanns,  Madrid  1756  Fol.,  zweite  Pagi* 
nation  S.  205.  206.*'  Eine  zu  Madrid  1756  gedruckte  Ausgabe  derlndioes 
gibt  es  nicht.  Prat  meint  die  von  1667,  in  welcher  die  beiden  Decrete  auf 
den  angeführten  Seiten  stehen;  er  hat  sich  aber  nicht  die  Mähe  gegeben, 
die  Decrete  durchzulesen;  sonst  würde  er  gesehen  haben,  dass  in  dem 
zweiten  das  Plaidoyer  Arnaulds  nicht  steht.  —  Ubaldini  schlug  vor,  in 
dem  neuen  Decrete  auch  die  anonyme  Schrift  von  J.  Gilot,  Traite  des 
droits  et  libertez  de  PEglise  galt.,  1609,  zu  verbieten,  die  man  in  Rom 
noch  gar  nicht  in  Händen  hatte;  man  könne  sie  sur  sa  parole  et  snr  le 
nom  de  l'auteur  verbieten.  Das  geschah  indess  nicht;  das  Buch  wurde  auch 
später  nicht  verboten. 


A.  Amaald.  Et.  Pasqnier. 


287 


Pcirens  sagt,  zu  tagendhaft  war,  als  dass  man  ibn  in  Rom  nicht 
aügeioeiii  bewundert,  aber  auch  zu  unbedeutend ,  als  dass  man  ihn 
|<efircbtet  hatte. 

Der  weitere  Verlauf  der  Sache  zeigt,  dass  die  französische 
Begiemng  mit  der  Cassirung  des  Edictes  vom  9.  Nov.  1609  ebenso 
^pirt  wurde  wie  drei  Jahre  später  mit  dem  Erlass  des  Decretes 
geg^a  Becanus.  In  der  Raccolta  von  1624,  in  den  Ausgaben  des 
Elencliufl  Ton  L632  und  1640  und  in  dem  Index  Alexanders  YII. 
Tdu  1664  steht :  Oratio  A.  Amaldi  .  .  .  cui  annexa  sunt  seqnentia 
opuscula,  vid.  Arrestum  ete.,  in  den  folgenden  Indices  bis  1752 
isel.  w^ortlich  wie  in  dem  angeblich  cassirten  Deorete :  Oratio  A. 
Atnaldi  .  .  .  prohibetur  cum  annexis  opuscnlis,  quae  sunt  Arrestam 
ete^  und  In  der  Sammlung  von  Decreten  von  1624  und  bei  Alex. 
ist  Ho.  10  das  Beeret  vom  9.  Nov.  1609  unmittelbar  vor  dem  vom 
SD.  Jan.  1610  abgedruckt  (es  steht  auch  bei  Arg.  III  a  99  in  der 
Expofliulatio  von  Valerien  de  Flavigny  gegen  die  Thesis  Claromon- 
tana  von  1663,  worin  die  Jesuiten  behauptet  hatten,  das  Arret  gegen 
Chatel  sei  nie  von  der  Inq.  verdammt  worden).  Erst  bei  Ben.  und 
in  den  folgenden  Index-Ausgaben  steht:  Arnaldus  Ant.,  Oratio  con- 
tra jesuitas  habita  Parisiis  4.  et  3.  Idus  Julias  ohne  den  Zusatz  cum 
annexis  opuscnlis.  Diese  Aenderung  ist  aber  wohl  nur  als  eine  der 
Abkürzung  wegen  vorgenommene  anzusehen,  wie  sehr  viele  Bücher- 
titel -von  Ben.  abgekürzt  worden  sind.  Dass  das  Edict  vom  9.  Nov. 
1609  als  nicht  oassirt,  also  auch  Arnaulds  Rede  sammt  dem  Parla- 
mentsbencblusse  gegen  Chatel  als  verboten  angesehen  werden  soll, 
ergibt  sich  daraus,  dass  hinter  dem  Artikel  Arnaldus  etc.  „Decr. 
9.  Nov.  1609''  (seit  1806  in  allen  Ausgaben  verdruckt  5.  Nov.) 
beigefügt  ist. 

Von  einer  Broschüre,    die    Amaald    1602   gegen  die   Rückbe- 
rnfbng  der  Jesuiten  veröffentlichte,    Le  franc  et  v^ritable  discours 
au  Roy  aur  le  r^tablissement  qui  lui  est  demandi  pour  les  J^suites 
(120  S.  8.  und  144  S.  12.,  später  oft  gedruckt;   Prat.  2,  71),  kam 
eist    1624   die  lateinische  Uebersetzung  in  den  Index:    Ingenua  et 
Vera  oratio  ad  Regem  christianiss.  de  eo  quod  postnlatur,  ut  Jesni- 
tae  restituantur  in  regno  Galliae  (Lugd.  Bat.    1603  u.  s.).    In  dem- 
selben Decrete  von  1624warde  verb.  Catechismus  Jesuitarum  seu 
examen  eorum  doctrinae.     Gemeint   ist  Le  cat^chisme  des  Jisuites 
ou  examen  de  leurs  doctrines,  Villefranche  (La  Rochelle)  1602,  also 
in  demselben  Jahre  wie  Arnaulds  Discours  erschienen,  verfasst  von 
dem  berühmten  Juristen    Etienne    du  Pasquier  (1529^—1615).    Der 
Jesuit  Richeome  schrieb  dagegen  La  chasse  du  renard  Pasquin  de- 
comrert  et  pris  en  sa  tani^re   du  libelle  diffamatoire,    faux    marqa6 
Le  Cat  des  J6s.,   par  Foelix  de  la  Orace,    1603  (Perrens  2,  221). 
Man  kannte   also  den  Verfasser,    der    auch  selbst  Heinrich  IV.  ein 
Exemplar  überreicht  hatte.     Die  Jesuiten  bemühten  sich  vergebens, 
den   idten  Herrn    durch    seinen   Beichtvater   zu  einem  Widerruf  zu 
bewegen.  — PasquiersRecherches  sur  Thistoire  de  France,  zuerst  1560, 
dann  oft,    u.  a.  1622  von  seinem  Sohne    stark  vermehrt  herausge- 
geben, kamen  in  den  span.,  aber  nicht  in  den  Rom.  Index,  obschon 


L 


^ 


288  Jesuitica. 

sehr  bedenkliche  Erörterungen  über  das  Verhältniss  der  Päpste  za 
den  französischen  Königen  darin  vorkommen  und  der  Jesuit  Grarasse 
dagegen  1622  die  Recherches  des  Recherches  schrieb,  in  5  Büchern 
mit  den  Ueberschriften:  Le  mödisant,  l'impertinent,  Tignorant,  le 
libertin,  le  glorieux^). 

Einer  der  eifrigsten  Gegner  der  Jesuiten  war  (seit  ihrem 
Streite  mit  den  alten  Orden  über  die  Klosterguter,  s.  u.)  Graspar 
Scioppius,  seit  1598  katholisch,  f  1649^).  Unter  seinem  Namen 
steht  im  Index  nur  Imfamia  Famiani,  cui  adjunctum  est  de  styli 
historici  virtutibus  ac  vitiis  Judicium  et  de  natura  historiae  et  histo- 
rici  officio  diatriba,  Sorae  1658  (auch  Amst.  1663),  gegen  Famiani 
Stradae  de  hello  belgico,  Rom  1632,  erst  1687  verb.  —  Von  den 
Schriften,  die  er  nach  1630  anonym  oder  psendonym,  mitunter  die- 
selbe Schrift  unter  mehreren  Titeln,  herausgegeben,  wurden  1634 
folgende  verboten:  Actio  perduellis  in  Jesuitas  S.  Rom.  Imperii 
juratos  hostes.  Auot.  Philoxeno  Melander,  1632,  deutsch  ge- 
schrieben, auch  als  Flagellnm  jesuiticum  d.  i.  Jesuitergeissel  her- 
ausgegeben, 1632*;  —  Anatoraia  Soc.  Jesu  seu  probatio  Spiritus 
Jesuitarnm.  Item  arcana  imperii  Jesuitici  cum  instructione  secretissima 
pro  superioribus  ejusdem  [Monita  secreta].  Et  deliciarum  Jesuitica- 
rum  specimina,  tandem  divina  oracula  de  Societatis  exitn.  Ad  exci- 
tandam  regnm  et  principum  catholicorum  attentionem  utilissima.  A. 
1633,'^  103  S.  4.  (auch  u.  d.  T.:  Sanctii  Galindii  e  S.  J.  Anatomia 
Soo.  J.  una  cum  aliis  opusc.  ad  salutem  ejusd.  Soc.  .  .  Lugd.  1633; 
Baumg.  3,  240).  —  Jesuita  exen teratus  s.  1.  et  a.  (1633,  deutsch). 
—  Wahrscheinlich  ist  nicht  von  Scioppius  das  gleichzeitig  ver- 
botene Buch:  Mysteria  Patrum  Jesuitarum  ex  eorum  scriptis  cum 
fide  ernta.  Accedunt  huic  editioni  auctiori  et  emendatae  duae  appen- 
dices,  Lampropoli  1633.  In  der  Vorrede  heisst  es:  das  Buch  sei 
vor  9  Jahren  französisch,  dann  englisch,  dann  wieder  vermehrt 
französisch  erschienen;  jetzt  habe  es  der  Verfasser  lateinisch  bear- 
beitet. Eine  Vertheidigung  der  Jesuiten  gegen  die  Mysteria  von 
Lanrenz  Forer  wurde  beantwortet  in  Statera  qua  ponderatur  Man- 
tissae  Laur.  Forerii  Sectio  I.  quam  emisit  adv.  lib.  cui  titulus  est 
Mysteria  Patrum  Jes.,  auct.  Renato  Verdaeo,  Lugd.  1687.  Diese 
Schrift  und  das  französische  Original  der  Mysteria,  Les  mystöres 
des  Peres  J^suites  par  interrogations  et  r^ponses,  extraits  fidelement 
des  ecrits  par  eux  pubii^s,  Villefranche  par  Eleuthöre  Philalethe 
1624,  sind  von  Andr.  Rivet  und  in  dessen  Opera  3,  1228  abgedruckt 
Möglich  wäre,  dass  die  lateinische  Uebersetzung  nicht,  wie  an- 
gegeben, von  dem  Verfasser,  sondern  von  Scioppius  ist  und  von 
diesem  auch  die  Appendices  beigefügt  sind.  Die  Mysteria  handeln 
in  der  Form  von  Dialogen  zwischen  einem  Professor  und  einem  No- 


1)  Leon  Fauffere,  Oeuvres  choisiea  d'Et.  Pasquier,  1849,  I,  178.  183. 
211.  217. 

2)  H.  Kowallek,  Ueber  G.  Scioppius,  Forsch,  zur  D.  Gesch.  11  (1871), 
401.  Nie.  35.  Backer  s.  v.  Forer. 


6.  Scioppias.  Val.  Magni.  286 

nzen  von  der  Apotheose  des  h.  Ignatins,  dem  blindem  Geborsam, 
der  Gewalt  des  Papstes  über  die  Fürsten,  der  fides  servanda,  dem 
Beicbtaiegel  und  der  Aequivocatio,  die  Anbftnge  von  den  Bestre- 
bangen  der  Jesniten  im  Orient.  (Placeios  p.  604.  Banmg.  3,  255). 
—  1665  wnrde  noch  eine  banptsäcblicb  über  den  Streit  zwiseben  den 
Jesniten  nnd  den  alten  Orden  handelnde  Schrift  verb.,  die  Scioppins 
nater  dem  Namen  Alpbonsns  de  Vargas  Toletanas  heransgegeben :  n^ 
Belatio  ad  reges  et  principes  christianos  de  stratagematis  et  sophis- 
matia  politicis  Societatis  Jesu  ad  monarchiam  orbis  terramm  sibi 
eonficiendam,  in  qna  etc.,  s.  1.  1636*  (und  1641),  111  S.  4.  (nene 
Utelansgabe:  Stratagemata  et  sophismata  Jesnitamm,  Col.  1648). 

Ein  eifriger  Gegner  der  Jesuiten  war  anch  der  Capnciner 
Yalerianns  Magnus  (aus  der  gräflichen  Familie  Magni  zu  Mailand), 
apostolischer  Missionar  in  Deutschland,  Polen  nnd  Ungarn,  dessen 
einem  Jesniten  gegenüber  gebrauchter  Ausdruck :  Mentiris  impuden- 
timme  durch  Pascal  (Lettres  prov.  No.  15)  zu  einem  geflügelten 
Worte  wurde.  Er  schickte  wiederholt  heftige  Anklagen  gegen  die 
Jesniten  an  den  Papst  und  die  Römischen  Congregationen  und  gab 
schon  1653  einige  kleine  Streitschriften  gegen  sie  heraus.  1655 
erliesa  die  Propaganda  (aus  einem  andern  Anlass)  ein  Decret,  worin 
den  apostolischen  Missionaren  unter  Androhung  der  Excommunication 
verboten  wurde,  irgend  etwas  ohne  ihre  schriftliche  Erlanbniss 
dmeken  zn  lassen.  Magnus  veröffentlichte  ohne  Erlanbniss  1659 
Apologia  Tai.  Magni  contra  imposturas  Jesuitarum.  Ad  majorem 
Dei  gloriam.  (Eine  sp&tere  Ausgabe,  in  der  ein  von  Magnus  1661 
in  der  Haft  geschriebener  Brief  beigefügt  ist,  ist  ein  Bändchen  von 
130  S.  16.).  Gegen  eine  unter  Titel  Audiatur  et  altera  pars  1661 
zu  Wien  Teröffentlichte  Schrift  seines  frühern  Gönners,  des  Land- 
grafen Ernst  von  Hessen-Rheinfels  schrieb  ein  anderer  Capnciner 
Defenaio  pro  Yal.  Magno,  in  qua  exponitur  Ecclesiae  Romano-cath. 
seandahun  i.  e.  Jesnitamm  haeresis  seu  atheismus  detectus  a  Theo- 
philo  secundnm  apostolicam  denunciationem  Yal.  Magni,  s.  1.  1661. 
Magnus  wurde  wegen  Uebertretung  des  Decretes  der  Propaganda 
Bach  Rom  citirt,  da  er  nicht  Folge  leisten  wollte,  1661  in  Wien 
von  dem  Auditor  des  Nuncins  verhaftet,  auf  Verwendung  einfluss- 
reieher  Personen  aber  gegen  Caution  freigelassen;  er  starb  in  dem- 
lelben  Jahre,  wahrscheinlich  auf  der  Reise  nach  Rom,  zu  Salzburg. 
Seine  Apologia  wurde  erst  1665,  die  Schrift  von  Theophilus  schon 
1664  verb.,  gleichzeitig  eine  Schrift  des  Kieler  Theologen  Chr. 
Kortholt,  worin  die  Apologia  ausgebeutet  wird  (S.  97).  Eine  1662 
verbotene  Schrift  des  Giessener  Theologen  J.  H.  Seipius,  Manes 
Rob.  Bellarmini  in  coUoquio  a  Yal.  Magno  Capuccino  cum  D.  Ha- 
berkom  et  theologis  Giessensibus  habito  irritati,  bezieht  sich  auf 
eine  1651  zu  Rheinfels  gehaltene  Disputation  (A.  D.  B.  20,  92). 

1618  wnrde  eine  italienische  Schrift  verb.:  Instrnttione 
9k  preneipi  della  maniera,  con  la  quäle  si  govemano  li  Padri  Gesniti, 
&tta  da  persona  religiosa  et  totalmente  spassionata,  im  Mercure  je- 
soite  II,  2S1 — 255  abgedruckt  mit  der  Angabe :  stampata  in  Milano 
161 7|  e  di  nuoVo  corretta  et  ristampata  in  Roma  (!)  per  Ant.  Bru- 

Bfmueh,  Index   IL  19 


^90  V  Jesuitica. 

glotti  1618.  Con  lioenza  de*  Ruperiori  (französisch  in  der  Monarchie 
des  Solipses,  Amst.  1754,  p.  347 — 396),  eine  nicht  satirisch,  sondern 
ernsthaft  gehaltene,  übrigens  nicht  bedeutende  Darlegung,  wie  die 
Jesuiten  sich  bei  den  Fürsten  und  Grossen  einschmeichelten,  um 
selbst  zu  herrschen.  Sie  ist  auch  1619  u.  s.  ins  Deutsche  übersetzt 
(Harenberg,  Gesch.  der  Jes.  1,  306). 

3.  Protestantische  Schrifen.  Gonsilium  datnm  amico  de  recu- 
peranda  et  in  posterum  stabilienda  pace  Begni  Poloniae  [in  quo 
demonstratur,  pacem  nee  stabiliri  posse,  quamdiu  Jesuitae  in  Polonia 
maneant.  Conyersum  ex  Polonico  in  Latinum.  Anno  1607.*  2  Bl. 
44  S.  4.],  verb.  1609  (nochmals  gedruckt  als  Gravis  et  maximi 
momenti  Deliberatio  de  compescendo  perpetuo  crudeli  conatu  Jesui- 
tarum, de  novo  .  .  .  typis  repetita  et  dedicata  .  .  .  L.  Baroni  Alexio 
Oxensternio.  Cui  accessit  Philander  Philanax  .  .  .  Frf.  1632.* 
Die  Dedication  ist  unterzeichnet  Jonas  Henricceus  D.).  — Beiati o 
nuperi  itineris  proscriptorum  Jesuitarum  ex  regnis  Bohemiae  et  Un- 
gariae  missa  ex  Helicone  juxta  Pamassum,  Prag  1619.*  32  Bl.  4., 
verb.  1623,  gegen  die  Apologia  pro  S.  J.  ex  Boemiae  regno  ab 
ejusdem  regni  statibus  religionis  sub  utraque  publice  decreto  imme- 
rito  proscripta  a.  1618  die  8.  Junii,  Wien  1618,*  59  S.  4.,  (von 
Adam  Tanner;  Backer  2,  624).  —  Aphorismi  doctrinae  Jesuitarum 
et  aliorum  aliquot  pontificiorum,  quibus  verus  christianismus  corrum- 
pitur,  pax  publica  tnrbatur  (et  vincula  societatis  tolluntur,  sumpti 
ex  pontificum,  jesuitarum  et  aliorum  pontificiorum  scriptis,  dictis  et 
actis  publicis.  Nunc  reges  inteliigite  etc.),  verb.  1624.  So  gibt 
L'Estoile  1608  (Nouv.  Coli,  de  M6m.  par  Michaud  15,  470)  den 
Titel  seines  Exemplares  an  mit  der  Bemerkung:  une  nouvelle  bat- 
terie  contre  les  j6suites,  mais  forte,  ponr  etre  par  lä  battus  de  leurs 
oanons  meme.  Backer  I,  56  erwähnt  eine  Ausgabe  mit  dem  Zu- 
sätze: Accedunt  octavae  huic  editioni  propositiones  doctr.  Jes.  col- 
lectae  ab  authore  libelli  anglici:  An  exact  discoverie  of  Romish 
doctrine,  Amberg  1609.  Becanus  schrieb  dagegen:  Aphorismi  doc- 
trinae Calvinistarum  .  .  .  cum  brevi  responsione  ad  Aph.  falso  Je- 
suitis  impositos.  Dagegen  erschien:  Ad  M.  Becani  Aphorismos  cal- 
yinisticos  notae,  Amberg  1609.  —  Le  Mercure  jesuite  ou  recneil 
des  pi^es  concernant  les  progres  desJesuites,  leurs  Berits  et  di£Pe- 
rents  depuis  l^an  1620  jusqu'ä  la  präsente  annie  1626,  le  tout  fid^- 
lemeni  rapportd  par  pi^ces  publiqaes  et  actes  authentiques  par  Tordre 
des  temps,  Genf  1626  (2.  £d.  en  deux  tomes  1631  '^j,  yerb.  1633, 
ein  Sammelwerk  des  protestantischen  Juristen  Jacques  Godefroj, 
angeblich  wörtlich  mitgetheilte  Actenstücke  zuerst  über  die  Händel 
der  Jesuiten  in  Frankreich  1620 — 24,  dann  aus  älterer  Zeit  1540 
— 1618,  zuletzt  aus  den  J.  1624 — 26,  im  2.  Bande  die  Schrift  von 
Mariana,  Bittschriften  von  Jesuiten  an  Clemens  YIII.  und  anderes 
(Banmg.  3,  246).  —  Philander  Philanax  de  natura,  fine  et  mediis 
Jesuitarum,  verb.  1633  (von  J.  Seyffert,  mit  dem  Titelblatt:  Monar- 
chia  Jesuitica  s.  Instrumenta  potentialia,  Jesuitica . .  .  nunc  primnm 
publici  juris  facta,  Frf.  1632*  nebst  einigen  Gedichten,  47  S.  4., 
als  Anhang  zu  Deliberatio  s.  o.).  —  Ludoyici  Lucii  Historia  jesui- 


Protest.  Schriften.  J.  Markiewicz.  Cura  Balutis. 


^1 


tiea,  Bas.  1627,  4.,  verb.  1646  (A.  D.  B.  19,  354).  —  I^ipoliti- 
q«e  des  J^suites,  Lood.  1699,  verb.  1700,  zuerst  s.  I.  1688  *  454 
S.  8.,  von  L.  de  Montpersan,  aach  Jnrieu  zugeschrieben. 

4.  Streitigkeiten  mit  anderen  Orden  und  Weltgeistlichen.  Die 
durch  das  Restitutionsedict  vom  J.  1629  wieder  eingezogenen  Kloster- 
^ter  wollte  Ferdinand  II.  den  Jesuiten  zuwenden.  Dartiber  ent- 
itand  ein  lebhafter  Federkrieg  zwischen  den  Vertretern  der  alten 
Orden,  namentlich  dem  Benedictin  er  Roman  Hai,  und  Gaspar  Sciop- 
pius  und  den  Jesuiten  Lajmann,  Forer  und  Crusius  ^).  Merkwürdiger 
Weise  steht  ausser  der  Relatio  von  Yargas  keine  der  betreffenden 
Streitschriften  im  Index.  Dagegen  wurden  mehrere  Schriften  des 
polnisclien  Domherrn  Jo.  Markiewicz  verb.,  welche  sich  auf  die 
Ton  den  Jesuiten  in  Polen  beanspruchte  Zehntfreiheit  und  die  darttber 
in  Rom  geführten  Processe  beziehen  (Back er  3,  243  s.  y.  Cichowski). 
Die  erste  Schrift:  Decima  cleri  saecularis  in  Regno  Polontae  de- 
fensa  contra  exemtiones  Patmm  Soc.  Jesu  per  Jo.  Markiewicz,  J.  U. 
D.,  Canonicum  Posnan.,  P.  I.,  Siena  1643;  P.  II.,  Paris  1644,  wurde 
nicht  verb.,  aber  1655  zwei  spätere:  Speculnm  zeli  a  pessimis  ad 
exemplar  malitiae  contra  sacros  canones  et  jurisdictionem  ecclesia- 
sticam  elncubratum  et  sie  sub  nomine  ficti  cujusdam  Adami  Nie- 
tielski  ad  contemplationem  et  censuram  Joanni  Markiewicz  Canonico 
Warmiensi  in  forma  famosi  libelli  dedicatum  et  oblatum,  ab  eodem 
oontemplatum,  censuratum  et  tanquam  pestiferum  et  scandalosum 
refutatum,  Gedani  1652;  Scandalnm  expurgatum  in  laudem  Institut! 
Soeietatis  Jesu,  Gedani  1654.  Die  Schrift,  welche  Markiewicz  in 
der  ersten  als  Pseudonymes  Pasquill  bekämpft,  wurde  nachträglich 
1661  auch  yerb.:  Speculum  zeli  pro  clero  in  materia  decimarum 
sdy.  Polonam  Soc.  Jesu  per  replicationem  titulo  canonicam  a  Rey. 
Jo.  Markiewicz  pessimis  ad  exemplar  malitiae  lucubratum,  111.  et 
adm.  Rey.  D.  Jo.  Markiewicz  Canonico  .  .  .  necnon  S.  R.  Maje- 
statis  Secretario  et  J. Ü.D.  ad  contemplationem  abAdamo  Niesielski 
8.  R.  E.  Presbjtero  dedicatum  et  oblatum,  s.  1.  et  a.  —  Zwei 
weitere  Schriften  yon  Markiewicz  wurden  1674  yerb.:  Yeritas  bonae 
vitae  ex  occasione  occupatae  haereditatis  Jaroslayiensis  patribus  So- 
eietatis demonstrata,  Paris  1671,  und  Summus  Pontifex  Innocentius  X. 
de  duplici  instituto  Soeietatis  ejnsque  constitutionibus  et  declaratio- 
nibus  interrogatus  (yielmehr  interrogans  optimam  informationem  ac- 
eepit  per  Jo.  Markiewicz,  Paris  1672). 

Ein  richtiges  Jesuitenstück  yerbirgt  sich  hinter  dem  harm- 
losen Titel  Cura  salutis,  siye  de  statu  yitae  mature  ac  prudenter 
deliberandi  methodus,  per  decem  dierum  Yeneris  Spiritus  Sancti,  S. 
Del  Matris  boni  consilii,  SS.  Ignatii  et  Xayerii  honori  instituendam 
■olitam  deyotionem  proposita.  Coloniae  apud  Petrum  Martean  1716,* 
8.,  yerb.  1725.  Das  Buch  erschien  zuerst  zu  Wien  1712  mit  einer 
Vorrede  yon  G.  H.  S.  J.,  d.  i.  Gabriel  Heyenesi  (f  1715  zu  Wien), 
dann  1714    mit  einer  Manuductio    ad  coelum,    mit    der  Bemerkung 


1)  Backer  1,  237.  450.  Salig  I,  810.  Arn.  80,  112.  146. 


292  Jesuitica. 

auf  dem  Titelblatte :  SodalibuB  B.  M.  Y.  sine  labe  conceptae  in  Caes. 
academico  S.  J.  Collegio  Viennae  erectae  in  strenam  oblatum  fuit. 
Yon  dieser  Ausgabe  ist  die  Kölniscbe  ein  Abdruck,  mit  Weglassung 
der  Manuductio,  daher  mit  p.  142  beginnend,  mit  p.  326  scbliessend. 
Gleich  p.  148  wird  berichtet,  der  h.  Aloysius  habe  zu  Madrid,  vor 
einem  Bilde  der  h.  Jungfrau  vom  guten  Käthe  betend,  eine  Stimme 
gehört,  die  ihm  befahl,  in  die  Gesellschaft  Jesu  einzutreten  und  mit 
seinem  Beichtvater  darüber  zu  reden.  Yon  p.  230  an  folgen  Be- 
trachtungen, in  denen  die  Gründe  für  und  gegen  den  Eintritt  in 
einen  weltlichen  Stand,  in  den  status  Petrinus  (den  Stand  der  Welt- 
geistlichen), in  einen  Orden,  qui  habet  stabilitatem  loci  (Benedictiner, 
Praemonstratenser),  in  einen  Bettelorden  in  solcher  Weise,  mit  so 
starker  Hervorhebung  der  pericula  et  incommoda  aller  einzelnen 
Stände  vorgeführt  werden,  dass  der  um  sein  Seelenheil' Besorgte 
schliesslich  froh  darüber  sein  muss,  dass  es  noch  einen  andern  Stand 
gibt,  von  dem  dann  in  der  Weise  gehandelt  wird,  dass  die  11  Motive, 
welche  den  h.  Aloysius  bestimmten,  Jesuit  zu  werden,  und  die  6  Be- 
denken, die  sein  Yater  dagegen  erhob,  mit  ihrer  Widerlegung  angeführt 
werden.  —  Zur  Yertheidigung  der  Benedictiner,  die  besonders  schlecht 
wegkamen,  erschien  1715  zu  Kempten:  Bernardi  Pezii  Bened.  episto- 
lae  aliquot  apologeticae  pro  ord.  S.  Bened.  adv.  lib.  Cura  salutis . . . 
Defenduntur  hie  etiam  obiter  inclytus  status  Petrinus,  ordo  Can. 
Eeg.  S.  Aug.,  Cisterc,  Praemonstr.  £d.  Bev.  D.  P.  Mellitus  Oratius 
ejusdem  ord.  1721  erschien  Dav.  Fr.  Hüffenwetter  sacerdotis  eccl. 
Dialogus  apol.  pro  statu  Petrino  s.  eccl.  adv.  lib.  Cura  .  .  .  Opusc. 
posth.  ed.  a  J.  B.  Werdenhagen,  mit  scharfen  Angriffen  gegen 
die  Jesuiten.  Mehrere  Jesuiten  sprachen  sich  anderen  Ordensgeist- 
lichen gegenüber  unwillig  über  Hevenesi^s  Buch  aus  und  versicher- 
ten, auch  der  General  sei  unzufrieden  darüber.  In  dem  Buche: 
Modesti  Taubengall  Apologeticus  adv.  umbras  Oratii  Melliti  pro  fama 
A.  B.  P.  Gabrielis  Hevenesi  et  universae  Societatis  Jesu  in  causa 
libelli,  qui  Cura  sal.  inscribitur  .  .  .,  Yeronae(?)  1722,*  sagt  der 
Yerfasser  sogar,  es  sei  den  Jesuiten  von  ihren  Oberen  verboten, 
gegen  die  beiden  Gegenschriften  zu  schreiben,  darum  habe  er  sich 
dazu  entschlossen.  Natürlich  verbirgt  sich  hinter  dem  Namen  M. 
Taubengall  ein  Jesuit,  Marcus  Hansiz.  Es  erschienen  noch  einige 
weitere  Streitschriften^). 

5.  Schriften  über  den  h.  Ignatius.  Im  J.  1611  hatte  der  Je- 
suit Fr.  Solier  drei  nach  der  Seligsprechung  des  Ignatius  von  Loyola 
durch  Paul  Y.  (1609)  in  Spanien  von  dem  Augustiner  Yalderama 
und  den  Dominicanern  Deza  und  BebuUosa  gehaltene  Predigten  in 
französischer  Uebersetzung  herausgegeben:  Trois  tres-excellentes 
predications  prononcöes  au  jour  et  feto  de  la  beatification  du  glo- 
rieux  patriarche  le  bienheureux  Ignace  .  .  .  Poitiers  1611.  Sie 
wurden   von    dem  spanischen   Dominicaner    Gallardo    der  Sorbonne 


1)  U.N.  1761,673.786.  Ziegelbauer,  Bist,  rei  lit.  8.626.  Backer  b.v. 
Hevenesi  und  Hansiz.  Roakovany,  Rom.  Pont.  8,  1176. 


J.  E.  Nieremberg.  H.  Engelgrave.  298 

(knancirt,  und  diese  erklärte  1.  Oot.  1611  vier  Sätze  darin  für  resp. 
aeandalos,  blasphemisch,  häretisch  n.  s.  w.  Einer  der  Redner  hatte 
gesagt:  Ignatius  habe  dnrch  seinen  auf  Papier  geschriebenen  Namen 
mehr  Wunder  gewirkt  als  Moses  nnd  ebenso  viele  wie  die  Apostel; 
ein  anderer  hatte  gesagt:  Aach  die  anderen  Ordensstifter  worden 
nun  Helle  der  Kirche  gesandt;  noyissime  autem  diebns  istis  locntus 
est  nobia  in  filio  sno  Ignatio,  qnem  constituit  haeredem  nniverso- 
ram  nnd  auf  welchen  sich  nur  die  folgenden  Worte  nicht  anwenden 
lassen:  per  qnem  fecit  et  saecnla  (Hebr.  1,  2);  der  dritte  hatte  den 
Papst  als  Nachfolger  Jesa  Christi  bezeichnet  ^) .  unter  den  Doctoren 
der  Sorbonne  meinte  nnr  Andr^  Dnyal,  die  Sätze  Hessen  sich  allen- 
falls in  einem  erträglichen  Sinne  deuten.  Selbst  der  Nunoius  Ubal- 
dini  meinte,  man  dürfe  doch  nicht  Ignatius  von  Loyola  über  die 
Apostel,  Moses  nnd  Ignatius  Ton  Antiochia  erheben  (Perrens  2,  66). 
Diese  Fredigten  sind  nicht  in  den  Index  gekommen.  Aber  1646 
wurde  mit  d.  c.  verboten:  Yida  de  San  Ignacio  de  Loyola,  fnnda- 
dor  de  la  Compafiia  de  Jesus,  resumida  y  aftadida  de  la  Bula  y 
relaciones  de  su  canonizacion  y  de  otros  graves  autores  por  Juan  £u- 
sebio  Nieremberg,  Madrid  1631.  Raynaud  sagt  (bei  Casalas  p.  590), 
die  Dominicaner  hätten  das  Buch  in  den  Index  gebracht,  weil  darin 
die  Geschichte  von  dem  Priester  stehe,  der  sich  während  seines 
Lebeos  zn  der  Lehre  der  Dominicaner  von  der  Empfängniss  Marias 
bekannt,  als  aber  zn  Manresa  für  ihn  die  Exequien  gehalten  wurden, 
sieh  aas  dem  Sarge  erhoben  und  seine  Ansicht  retractirt  habe,  ein 
Wunder,  welches  vor  Ignatius'  Anwesenheit  in  Manresa  sich  zuge- 
tragen und  dort  durch  ein  Wandgemälde  verewigt  sei,  für  dessen 
Beseitigung  die  Dominicaner  sich  erfolglos  bemüht  hätten.  Vincenz 
Baron  (Apol.  II,  180)  sagt  aber,  das  Buch  sei  nicht  darum  verb.,  weil 
diese,  sondern  weil  andere  Wundergeschichten,  die  bei  dem  Canoni- 
fiationsprocess  als  falsch  erwiesen  worden  seien,  darin  als  wahr  er- 
^hlt  würden;  der  spanische  Minorit  Lud.  de  Aro  habe  nach  Rom 
geschrieben,  man  möge  das  Buch  corrigiren  und  dann  freigeben,  der 
Censor  P.  Lezana  habe  aber  erklärt,  das  Buch  sei  nicht  zn  ver- 
bessern et  a  capite  ad  calcem  spongia  delendus.  Es  wurde  indess 
nur  mit  d.  c.  verb.  und  die  Bollandisten  sagen,  nur  die  2.  Ausgabe 
sei  verb.,  die  3.,  Madrid  1636  (sie  enthält  die  Biographieen  von  Ig- 
satins  und  Franz  Xavier)  sei  freigegeben,  wovon  freilich  im  Index 
siehts  steht.  —  Ein  etwas  später  erschienenes  Buch  von  Henr. 
Engelgrave,  — Cr6t.-Joly  4,  227  bezeichnet  ihn,  Job.  Coster  und 
Hazart  als  die  drei  grössten  Prediger  unter  den  belgischen  Jesuiten 
(i.  Biogr.  univ.  s.v.),  —  wurde  erst  1686  (unbedingt)  verb.:  Lucis 
erangelicae  sub  velum  sacrorum  emblematum  reconditae  pars  B., 
k  e.  Coeleste  Pantheon  sive  coelum  novum  in  festa  et  gesta  Sanc- 
toram   totius  anni   morali   doctrina    varie  illustratum,    Pars   prima. 


1)  Arg.  IIb  50.  Floscnli  blasphemiarum  Jesuitarum  ex.  tribas  oon- 
donibas  .  .  .  deoerpti,  cum  Sorbonae  oensura,  1612,  4.  Marchand  1,  40. 
—  Prat  3,  368  sacht  die  Prediger  za  entschuldigen. 


294  Jesuitioa. 

Es  ist  aber  nicht  anszamaclieD,  ob  das  Buch  wegen  der  Fabalosa 
über  den  h.  Ignatins  verboten  wurde,  die  in  der  Pragm.  Gesch.  des 
Mönchth.  9.  73  daraus  mitgetheilt  werden,  oder  wegen  anderer 
Dinge,  z.  B.  wegen  der  Stellen  über  die  h.  Anna,  die  bei  (Weller) 
Altes  und  Neues,  1762,  I,  546,  zu  lesen  sind,  z.  B.:  Filius  omnia 
nos  habere  voluit  per  Mariam;  ita  Maria,  observantia  in  matrem, 
omnia  nos  habere  voluit  per  Annam;  Jesus,  Maria  und  Anna  seien 
Trias  in  terris;  Christus  habe  bei  seiner  Empfängniss  von  Joachim 
und  Anna  aliquam  illius  substantiae  particulam  sibi  univit,  weshalb 
auch  im  Abendmahl  reperitur  aliqua  particula,  quae  ab  anima  D. 
Annae  vel  D.  Joachim  informaretur ;  Alexander  VI.  habe  1494  den- 
jenigen einen  Ablass  von  30,000  Jahren  verliehen,  die  dem  Ave 
Maria  beifügten:  et  benedicta  sit  Anna  mater  tua,  ex  qua  sine  ma- 
cula  et  peccato  processisti  u.  dgl.  ^).  —  Eitratto  del  gloriose  oapi- 
tano  di  Cristo,  difensore  et  ampliatore  della  sua  fede,  S.  Ignatio  di 
Loiola, .  fondatore  della  Compagnia  di  Gesü,  1690  mit  d.  c.  verb., 
ist  mir  nicht  bekannt. 

Der  Benedictinerabt  Constantin  Gaetani  (Caietanus),  gest.  1650 
als  Greis  von  90  Jahren,  schrieb  eine  Reihe  von  Büchern,  in  welchen 
er  von  berühmten  Männern  nachzuweisen  sucht,  sie  seien  Bene- 
dictiner  gewesen.  So  vindicirte  er  seinem  Orden  Gregor  den  Grossen, 
Amalarius  Fortunatus,  Isidor  von  Sevilla,  Ildefons  von  Toledo, 
Augustinus,  den  Apostel  von  England,  und  Bonifacius,  den  Apostel 
der  Deutschen.  Die  meisten  seiner  Bücher  wurden  in  Rom  gedruckt, 
—  er  war  Gustos  der  Vaticanischen  Bibliothek,  —  und  zwar  von 
anderen  Schriftstellern  bekämpft,  aber  nicht  censurirt.  Bezüglich 
einer  von  ihm  dem  Benedictinerorden  vindicirten  Celebrität,  des 
Verfassers  der  Bücher  von  der  Nachfolge  Christi,  hatte  er  sogar 
die  Freude,  dass  die  Propaganda  14.  Febr.  1689  entschied,  dieses 
Buch  dürfe  in  Rom  und  anderswo  unter  dem  Namen  des  Joannes 
Gersen  de  üanabaco,  Abbas  monasterii  S.  Stephan!  Yercellensis, 
Ordinis  S.  Benedicti,  gedruckt  werden.  Aber  als  er  in  einem  1641 
erschienenen  Buche  zu  beweisen  suchte,  Ignatius  sei  vor  der  Grün- 
dung seines  Ordens  in  Spanien  Benedictiner  gewesen  und  seine 
Exercitien  seien  im  wesentlichen  aus  einem  Werke  eines  Benedie- 
tinerabts  Cisneros  geschöpft,  und  der  Jesuit  Jo.  Rho  dieses  Buch 
sehr  lebhaft  bekämpfte,  wurden  beide  Schriften  1646  verb.:  Con- 
stantini  üajetani  De  religiosa  S.  Ignatii  s.  S.  Enneconis,  fnnda- 
toris  Soc.  Jesu,  per  Patres  Benedictinos  institutione  deque  libello 
Exercitioinim   ejusdem  ab  Exercitatorio  Garciae  Cisnerii  desumto  libri 


1)  Nach  (Dodd),  Bist,  du  College  de  Douay  p.  420  erzählt  Engel* 
grave  auch  die  dem  h.  Franz  Borgia  15G9  zu  Theil  gewordene  Offenba- 
rung, da88  in  den  nächsten  800  Jahren  keiner,  der  als  Jesuit  sterbe,  ver- 
loren gehen  werde,  —  eine  Offenbarung,  über  welche  1874  der  Jesuit  J. 
Terrier  eine  besondere  Schrift  herausgegeben.  Deutscher  Merkur  1880, 
66.  —  Ich  besitze  von  dem  Buche  von  Eng.  ein  Exemplar  der  8.  Ed., 
Col.  1668,  welches  im  J.  1746  ein  Schüler  eines  Jesuiten-Gymnasiums  als 
Prämie  erhalten. 


Ck)D8t.  Cigetaiitta.   J.  Rho. 


295 


dno,  Ten.  1641,  8.,  mit  dem  Zusätze:  qnos  ipee  Abbaa  CongtantinuB 
tioquam  sappositios  eive  adulteratos  non  agnoscit  (er  sagte,  der  Druck 
fftimme  nicht  mit  seinem  Manusoripte  liberein;  aber  unterschoben 
kann  das  Buch  auf  keinen  Fall  genannt  werden;  Armellini,  Biblioth. 
Ben. -Gas.  I,  127);  —  Joannis  Bho  Mediolanensis  Achates  ad 
D.  Const.  Cajetanum  monachum  Casinensem  et  S.  Barontii  Abbatem 
idversoB  ineptias  et  malignitatem  libelli  Pseudo-Constantiniani  de  S. 
Ignatii  institutione  et  Exercitiis,  Lugd.  1644,  12.^).  —  Bho  hatte 
etwas  früher  ein  anderes  Buch  über  die  frühere  Lebensgeschichte 
des  Ignatins  bekämpft.  Giambattista  Castaldo  hatte  nämlich  in  der 
Vita  del  P.  Gaetano  Tiene,  fondatore  della  religione  de^  Chierici 
Segulari«  Born  1616,  erzählt,  Ignatius  habe  einige  Jahre  Tor  der 
Gründung  seines  Ordens  bei  den  Theatinem  zu  Venedig  gewohnt 
und  bei  ihnen  eintreten  wollen;  Cajetanus  aber  habe  ihn  nicht  auf- 
genommen, weil  ihm  Gott  geoffenbart  habe,  Ignatius  werde  selbst 
einen  Orden  stiften.  Dagegen  schrieb  Bho:  Ad  Jo.  Bapt.  Castal- 
dum  Interrogationes  apologeticae,  in  quibus  S.  Ignatii  cum  B.  Caje* 
tano  Thienaeo  colloquentis  atque  ab  eo  Theatinorum  ordinem  postu- 
lautis   rejicitur  fabula,  Lugd.  1641,  4. 

Th.  Baynand  (bei  Casalas  p.  482)  hält  den  Dominicanern  vor: 
Leo  Allatius,  der  auch  gegen  den  halb  verrückten  Cajetanus  ge- 
ichrieben,  sei  nicht  in  den  Index  gekommen,  wohl  aber  Bho,  weil 
er  ein  Jesuit  sei;  dessen  Buch  gegen  Castaldo  habe  man  nicht  ver- 
boten, weil  man  dann  auch  diesen  hätte  in  den  Index  setzen  müssen. 
Bho's  Buch  gegen  Castaldo  wurde  aber  später  verboten,  und  zwar 
ohne  dass  zugleich  Castaldo's  Buch  verboten  worden  wäre,  freilich 
erst  1693,  allem  Anscheine  nach  nur  wegen  der  scharfen  Polemik; 
denn  die  von  ihm  bekämpfte  Legende  galt  auch  bei  der  Curie  als 
Fabel,  wie  sich  aus  einem  Briefe  des  Assessor  S.  Officii,  Carlo  Yiz- 


1)  Gegen  Cajetanas'  Bach,  worin  Gregor  der  Grosse  zum  Benedio- 
tiner  gemacht  wurde,  schrieb  Ant.  Gallonius  oder  unter  dessen  Namen 
Card.  Bamnius  (R.  Siroon,  Lettres  2,  132;  3,  GO;.  Seine  Behauptung,  der 
Abt  Gersen  sei  der  Verfasser  der  dem  Thomas  von  Kempen  zugeschriei)enen 
Xachfolge  Christi,  wurde  von  dem  Jesuiten  Heribert  Rosweyd  bekämpft 
(Backer  1,  651).  In  neuester  Zeit  haben  die  Jesuiten  in  der  Civ.  catt. 
far  Gersen  Partei  ergriffen  (Tüb.  Q.-S.  18B0,  57).  ->  In  dem  (von  Jesuiten 
bearbeiteten)  span.  Index  von  1747  wird  p.  813  verordnet,  in  dem  Supple- 
ment zu  Morery,  Paris  1735,  p.  169  den  Satz  zu  streichen:  man  ssge,  die 
Exercitien  des  Ignatius  fanden  sich  in  einem  Manuscript  eines  Benedic- 
tiners,  welches  150  Jahre  vor  der  Geburt  des  Ignatius  geschrieben  sei, 
und  Gaetani  habe  bewiesen,  dass  die  Regel  des  Ignatius  zu  Monte  Casino 
Ton  vier  Benedictinem  verfasst  worden  sei,  —  weil  das  päpstlichen  De- 
ereten  und  Breven  widerspreche.  Cajetanus,  Castaldus  und  Rho  stehen 
obrigens  nicht  im  span.  Index.  —  Gegen  Castaldo  polemisiren  auch  die 
Jesuiten  F.  Sacchini  in  der  Vorrede  zu  der  Hist.  Soc.  Jesu  (1615)  und 
Julias  Negroni  in  der  Hist.  disputatio  de  S.  Ignatio  ...  et  de  B.  Caje- 
tano  Thienaeo.  Col.  1630  (Backer  2,  439).  —  Auch  über  die  Sage,  Philipp 
Seri  habe  sich  bei  Ignatius  zur  Aufnahme  in  den  Jesuitenorden  gemeldet, 
•ei  aber  znrüokgewiesen  worden,  9ind  im  17.  nnd  18.  Jahrh.  in  Italien 
Sdu-iften  erschienen.  Melzi  I,  78.  462. 


296  Jesuitica. 

zano,  an  den  Generalvioar  von  Cosenza  vom  J.  1659  ergibt,  von 
dem  die  Mtinohener  Hofbibliothek  (Cod.  Moll.  104)  eine  Abschrift 
hat.  Es  heisst  darin:  der  Papst  habe  entsprechend  dem  Votum  der 
Cardinäle  der  Inq.  das  vor  einigen  Monaten  erschienene  Sammariam 
vitae  et  miracnlorum  B.  Gaietani  verbieten  wollen,  weil  es  im  Wider- 
spruch mit  den  Decreten  der  Congregation  die  Fabel  enthalte,  dass 
der  h.  Ignatins  die  Aufnahme  in  den  Theatinerorden  nachgesnclit 
habe.  Die  Theatiner  hätten  aber  versichert,  das  sei  ohne  ihr  Vor- 
wissen gedruckt  worden,  sich  auch  bereit  erklärt,  das  betreffende 
Blatt  zu  beseitigen,  und  dem  Papste  ein  Exemplar  überreichen  lassen, 
worin  die  Sache  corrigirt  sei.  Darum  habe  der  Papst  das  Verbot 
suspendirt  und  die  Veröffentlichung  des  Buches  in  der  corrigirten 
Gestalt  gestattet.  Nicht  corrigirte  Exemplare  dürften  aber  nicht 
verkauft  werden ;  widrigenfalls  werde  das  Buch  verboten  und  die 
Verwegenheit  dessen  gestraft  werden,  der  es  gewagt,  die  Decrete 
der  h.  Congregaton  ausser  Acht  zu  lassen.  Danach  ist  es  allerdings 
auffallend,  dass  Castaldo  nicht  in  den  Index  gekommen  'ist. 

Der  zur  Feier  des  hundertjährigen  Bestehens  des  Ordens  1640 
zu  Antwerpen  gedruckte  Foliant:  Imago  primi  saeculi  Societatie, 
den  man  nicht  ganz  mit  Unrecht  dem  Liber  conformitatum  S.  Fran- 
cisci  an  die  Seite  gestellt  hat^),  ist  nicht  in  den  Index  gekommen, 
wohl  aber  wegen  eines  kleinen  Versehens  die  bei  Gelegenheit  der 
ersten  Säcularfeier  des  Collegiura  germanicum  im  J.  1652  von 
einem  Zöglinge  in  Gegenwart  fast  aller  Cardinäle  vorgetragene 
Festrede:  Panegyricns  de  institutione  Collegii  Germanici  et  üngarici 
a  Comite  Eüsebio  Truxes  Collegii  ejusdem  Alumne  dictus,  a  Hie- 
ronymo  Cataneo  S.  J.  scriptus  anno  saeculari  ejusdem  Collegii, 
s.  1.  et  a.  112  S.  12.*).  Sie  wurde  einige  Tage  nach  der  Ver- 
öffentlichung durch  den  Mag.  S.  P.,  dessen  Socius  V.  Fanus  das  Im- 
primatur ertheilt  hatte,  mit  d.  c.  verboten.  Saint-Amour  (Journal 
p.  300)  will  gehört  haben,  dass  il  j  itait  dit  par  une  assez  sötte 
figure  de  rhetoriqne,  que  le  Pape  favorisait  la  h^resie.  Die  Stelle, 
die  er  meint,  kommt  aber  nicht  in  der  Rede  vor,  sondern  in  der 
vorgedruckten  Dedication  an  Innocenz  X.  In  dieser  wird  von  den 
fürstlichen  Personen  aus  Deutschland,  die  wieder  katholisch  geworden, 
und  von  der  Unterdrückung  der  Ketzerei  in  den  kaiserlichen  Erb- 
landen gesprochen  und  gesagt,  in  Bezug  auf  die  Ausbreitung  der  katho- 
lischen Religion  werde  die  Geschichte  von  Innocenz  X.  mehr  zu  berich- 
ten haben,  als  von  den  20  vorhergehenden  Päpsten.  Das  sei  Gottes 
Werk,  aber  auch  der  Papst  habe  Antheil  daran:  Tanta  benignitas, 
qua  complexus  es  adventantes  Romam  haereticos  principes,  dum 
arote  stringit,  sinu  suo  compressit  ac  prope  elisit  Germaniae  odium. 
Ipsa  haeresis  erubuit  cum  odisse,  qui  et  eam  adeo  amaret.  Cum 
timeret  a  Te  fnlmina,  dona  accepit.  In  dem  Exemplar  der  Münchener 


1)  Pragm.  Gesch.  9,  71,  456.  Deutscher  Merkur  1877,  57. 

2)  EusebiuB  Graf  Truchsess  wurde  1655  Jesuit,   docirte  1658 — 66  in 
Ingolstadt  und  war  später  Secretär  des  Generals  für  die  deutsche  Assistenz. 


H.  CataneoB.  Jesuitisaen. 


207 


Hof bibliothek  ist  za  den  gesperrt  gedruckten  Worten  beigesobrieben : 
Propter  haec  maxime  yerba  libellus  iste  jnssa  Fontificis  fait  snp* 
pressns.  Snbinde  recnsas  est  omissa  hac  epistola  dedicatoria  et  alia 
»b^tuta  ad  Alexandrnm  YII.  Eine  andere  Hand  hat  noch  beige- 
fügt: Sumpsit  antem  anctor  nomen  haeresis  pro  haeretiois.  Backer 
Terzeichnet  übrigens  keine  2.  Aasgabe;  jedenfalls  wird  im  Index 
eine  solche  nicht  als  freigegeben  erwähnt. 

6.  Die  Jesnitissen.  Im  Anfange  des  17.  Jahrb.  wollte  eine 
Englinderin,  Mary  Ward,  einen  weiblichen  Orden  nach  Analogie 
des  Jesuitenordens  gründen:  die  Nonnen  sollten  keine  Clansur  haben, 
nur  einfache  Gelübde  ablegen,  ansserhalb  des  Klosters  in  weltlicher 
Kleidang  thätig  sein  nnd  nicht  nur  Mädchen  unterrichten,  sondern 
Mch  durch  Yorträge  und  in  anderer  Weise  für  den  katholischen 
Glauben,  namentlich  in  England  für  die  Bekehrung  der  Protestanten 
wirken;  man  sagte  sogar,  es  solle  auch  ein  viertes  Gelübde  einge* 
fahrt  werden,  wodurch  die  Nonnen  sich  verpflichten  sollten,  sich 
als  Missionarinnen  zu  den  Türken  und  Ungläubigen  senden  zulassen. 
Die  Organisation  war  ganz  der  der  Jesuiten  nachgebildet:  sie  hatten 
eine  Generalin,  Provincialinnen,  Rectorinnen  u.  s.  w.;  ein  Jesuit 
Roger  Lee  war  der  Rathgeber  der  Mary  Ward  gewesen  und  viele 
Jesuiten  billigten  und  förderten  ihre  Absichten.  Wenn  die  Nonnen 
sich  nicht  selbst  den  Namen  Jesuitissae  beilegten,  so  wurden  sie 
doeh  allgemein  so  genannt.  Eine  päpstliche  Bestätigung  erhielt  der 
Orden  nicht;  es  wurden  aber  in  Belgien,  Deutschland  und  Italien 
Häuser  gegründet.  Aber  schon  1622  berichteten  der  Stellvertreter 
des  englischen  Erzpriesters  und  seine  neun  Assistenten  sehr  un- 
günstig über  die  Jesuitissen  und  auch  von  anderen  Seiten  liefen 
Klagen  über  sie  in  Rom  ein:  die  Generalin  Mary  Ward  kleide  sich 
ond  lebe  sehr  üppig,  fahre  vierspännig,  habe  auf  der  Strasse  vor 
einem  Altar  gepredigt;  die  Nonnen  ständen  im  allgemeinen  nicht  in 
Aehtun^;  man  nenne  sie  wegen  ihres  fortwährenden  Hin*  undHer- 
reiseos  galloping  girls  (auch  apostolicae  viragines);  sie  führten  ein 
leichtfertiges  Leben  und  manche  würden  als  Curtisanen  angesehen. 
Eine  besondere  Commission  von  vier  Cardinälen  erklärte  schon  1622 
die  Unterdrückung  des  Unfugs  für  nöthig  und  1628  verordnete  die 
Propaganda  die  Auflösung  ihrer  Niederlassungen.  Im  J.  1631  wurde 
der  Orden  durch  ein  Breve  Urbans  VIII.  vom  13.  Jan.  (Bull.  5, 
215)  ganzlich  aufgehoben.  Die  Ward  und  eine  ihrer  Assistentinnen 
wurden  verhaftet  nnd  nach  Rom  gebracht;  sie  revocirten  ihre  wider- 
setzlichen Briefe  und  wurden  1637  entlassen. 

Durch  das  Breve  vom  J.  1631  ^urde  aber  die  Gründung  der 
Ward  nicht  vernichtet;  sie  gründete  in  England  neue  Häuser;  in 
München  blieb  ihre  Niederlassung  anter  dem  Schutze  des  Kurfürsten 
laximilian  bestehen,  und  auch  an  anderen  Orten  in  Deutschland 
entstanden  wieder  neue.  Die  Nonnen  widmeten  sich  aber  nun  aus- 
fichliesslich  dem  Unterrichte  der  weiblichen  Jugend  und  nannten 
sich  eDglische  Fräulein.  Ihre  Regel  wurde  von  Innocenz  XII.  und 
auf  Ersuchen  des  Kurfürsten  Max  Emmanuel  von  Baiem  von  Cle- 
mens XI.   1703  bestätigt.     Die  englischen  Fräulein  sahen  ihre  Con- 


298  Controverse  de  auxiliis. 

gregation  als  die  Fortsetzung  des  Ordens  der  Jesnitinnen  und  Maria 
Ward,  die  ihnen  als  Heilige  galt,  nls  ihre  Stifterin  an.  Sie  kamen 
mit  dem  Bischof  von  Augsburg  in  Conflict;  dieser  brachte  die  Sache 
1747  nach  Rom  (Fleur.  79,  313),  und  eine  Bulle  Benedicts  XIY. 
vom  30.  April  1749  (Bull.  3,  31)  belehrte  die  Nonnen,  durch  Inno- 
cenz  XII.  und  Clemens  XL,  die  ein  Institutum  virginum  anglicarum 
approbirt,  sei  die  Bulle  Urbans  VIII.  keineswegs  aufgehoben  oder 
modificirt;  sie  dürften  nicht  die  Maria  Ward  als  ihre  Stifterin,  noch 
weniger  als  eine  Heilige  ansehen  und  nicht  an  ihrem  Todestage  die 
Missa  de  Trinitate  oder  de  omnibus  Sanctis  und  eine  Lobpredigt 
auf  sie  halten  lassen.  Demnach  wurden  denn  auch  1752  in  den 
Index  gesetzt:  Englische  Tugendschul  Maria  unter  denen  von  Ihro 
päpstl.  Heiligkeit  Elemente  XI.  gutgeheissenen  und  bestättigten  Regeln 
des  von  der  hochgeborenen  Frauen  Maria  Ward  als  Stifterin  aufge- 
richteten edlen  Instituts  Maria,  insgemein  unter  dem  Namen  der 
englischen  Fräulein,  von  Marcus  Fridl,  Pfarrer  u.  s.  w.  1.  Theil, 
d.  i.  wundervolle  Lebensbeschreibung  Maria  Ward,  Stiffterin  der  eng- 
lischen Fräulein  u.  s.  w.  Augsb.  1732.  2  Theile  4.,  —  und  Eurtzer 
Begriff  des  wunderbarlichen  Lebens  Maria  Ward,  Stiffterin  der  eng- 
lischen Fräulein,  von  Job.  Unterberg,  Augsb.  1735.  —  Auch  der 
Band  von  Corb.  Ehamms  Hierarchia  Augustana,  in  welchem  p.  487 
— 568  eine  Relatio  de  Anglarum  virginum  origine  ...  et  justa 
defensione  steht,  ist  verb.,  aber  schon  1721  und  aus  einem  andern 
Grunde  (S.  266)  i). 


40.     Die  GoDtroTerse  de  auxiliis. 

Zwanzig  Jahre  nach  der  VerdammuDg  der  Lehrsätze  des 
Michael  Bajas,  wenig  später  als  der  Streit  zwischen  den  Jesuiten 
und  der  Löwener  theologischen  Facultät  (I  S.  544)  entstand  in 
Spanien  eine  Controverse  über  die  Gnadenlehre  zwischen  den 
Jesuiten  und  den  Dominicanern.  Der  hervorragendste  litera- 
rische Vertreter  der  letzteren  war  Domingo  Bafiez  zu  Salamanca, 
t  1604,  der  ersteren  Luis  Molina,  Professor  zu  Evora,  f  zu 
Madrid  1600.  lieber  diese  Controverse,  speciell  fiber  Molina's 
zuerst  1588  erschiene  Concordia  liberi  arbitrii  cum  gratiae  donis 
etc.,  welche  von  den  Dominicanern  denuncirt  worden,  wurde  in 


1)  Vgl.  ausser  der  Bulle  Benedicts  XIY.  Jo.  Coleri  Schediasma  hi- 
storicum  de  Jesuitissis  (Dissertation),  Lpz.  1719.*  68  S.  4.  Dodd-Tieroey 
4,  108.  App.  227.  A.  J.  P.  14,  899.  Sainjore  I,  289.  Friedrich,  Beitr.  zur 
Gesch.  des  Jesuiten-Ordens  S.  48.  —  Die  Jesuitinnen  des  16.  Jahrh.  (R.-E. 
6,  622)  hangen  mit  den  ohen  besprochenen  nicht  zusammen. 


i 


ControTene  de  auziliis.  299 

Kom  von  1597  an  yerhaDdelt,  von  1602>-1606  in  einer  Reihe 
TOD  Sitzungen^  den  sog.  Congregationes  de  aoxiliis,  in  Gegen- 
wart der  Päpste  Clemens  VIII.  (+  5.  März  1605)  und  Paul  V. 
TOD  Vertretern  beider  Parteien  disputirt.  Die  Controverse  wurde 
Dicht  entschieden,  vielmehr  in  einer  unter  dem  Vorsitze  Pauls  V. 
am  1.  Dec.  1611    gehaltenen  Sitzung   decretirt,    es  solle  fortan 

* 

kein  Buch  über  die  streitige  Frage  ohne  Erlaubniss  der  Inqui- 
sition gedruckt  werden.  Dieses  Decret  wurde  unter  Urban  VIIL 
1625  und  1641  und  unter  Alexander  VII.  1657  eingeschärft,  das 
letzte  tlal  mit  dem  Zusätze,  alle  ohne  Erlaubniss  der  Inquisition 
gedruckten  oder  in  Zukunft  zu  druckenden  Schriften,  welche 
die  materia  auxiliorum  divinorum  ex  professo  oder  incidenter 
oder  unter  dem  Vorwande  der  Commentirung  des  h.  Thomas 
oder  irgend  eines  andern  Theologen  behandelten,  seien  als  ver- 
boten anzusehen.  Dieses  allgemeine  Verbot  steht  in  dem  Index 
Alexanders  VII.  und  den  folgenden  unter  Libri,  seit  Ben.  in 
den  Decr.  gen.  II,  1.  —  Diese  Deerete  konnten  freilich  nicht 
strenge  durchgeführt  werden;  sonst  hätten  nach  dem  Deerete 
von  1611  alle  Lehrbücher  der  Dogmatik,  in  denen  die  materia 
auxiliorum  divinorum  nicht  mit  Stillschweigen  übergangen  wer- 
den konnte,  der  Inquisition  zur  Approbation  vorgelegt  werden 
oitissen,  und  wären  nach  dem  Deerete  von  1657  alle  ohne  eine 
solche  Approbation  bis  heute  erschienenen  derartigen  Werke, 
—  denn  das  Decr.  gen.  II,  1  steht  noch  im  neuesten  Index,  — 
als  verboten  anzusehen.  Im  Index  stehen  nur  drei,  während 
der  Verhandlungen  in  Rom  erschienene  unbedeutende  Schriften 
TOD  Ferd.  de  las  Infantas  und  P.  Beni,  ein  von  Th.  Raynaud 
unter  dem  Namen  A.  Riviere  herausgegebenes  Pasquill  gegen 
die  Dominicaner  und  tactlose  Biographieen  von  zwei  Hauptvor- 
kUmpfem  der  beiden  streitenden  Parteien,  von  dem  Dominicaner 
Thomas  de  Lemos  und  dem  Jesuiten  Leonard  Lessius.  —  Später 
reraulasste  die  Veröffentlichung  der  Acten  und  die  Darstellung 
der  Geschichte  der  Congregationes,  namentlich  durch  den  Do* 
minicaner  Hyacinth  Serry  und  den  Jesuiten  Livinus  de  Meyer, 
lebhafte  Controversen;  aber  verboten  wurden  diese  Werke  nicht  ^). 


v^ 


1)  Ausser  den    unten    zu  ervrähnenden  Werken  von  Serry    and   de 
Meyer  sind  im  folgenden  besonders  benutzt  die  Schriften  des  Jesuiten  O. 


800  Controvene  de  auxiliis. 

1581  lieBS  der  Jesuit  Michael  Marcos  zu  Salamanca  Thesen 
vertheidigen,  welche  gegen  die  Lehre  von  Baflez  gerichtet  waren. 
Dieser  schrieb  dagegen  und  erwirkte  ein  Edict  der  spanischen  In- 
quisition, welches  13  von  ihm  denuncirte  Sätze  bis  auf  weiteres  za 
lehren  verbot.  Das  Buch  von  Molina,  Liberi  arbitrii  cum  gratiae 
donis,  divina  praescientia,  Providentia,  praedestinatione  et  reproba- 
tione  concordia,  wurde,  nachdem  es  im  Auftrage  der  portugiesischen 
Inquisition  von  dem  Dominicaner  Barth.  Fereira  geprüft  und  appro- 
birt  worden,  1588  zu  Lissabon  gedruckt  und  nach  einer  von  Ba&ez 
veranlassten  neuen  Prüfung  die  Veröffentlichung  gestattet.  Die  in 
Spanien  darüber  entstandenen  Controversen  veranlassten  Clemens 
VIII.,  1594  den  streitenden  Parteien  vorläufig  Schweigen  zu  ge- 
bieten, dem  päpstlichen  Stuhle  die  Entscheidung  vorzubehalten  und 
die  Oberen  der  beiden  Orden  zur  Einsendung  von  Denkschriften 
aufzufordern.  Die  span.  Inquisition  forderte  auch  von  den  spanischen 
Universitäten  und  von  mehreren  Bischöfen  und  Gelehrten  Gutachten 
ein.  Alle  diese  Actenstücke,  eine  grosse  Kiste  voll,  wurden  1598 
nach  Rom  gesandt.  Schon  im  Nov.  1597  hatte  Clemens  VIII., 
veranlasst  durch  eine  von  Baflez  eingesandte  Denunciation,  eine  be- 
sondere Congregation,  bestehend  aus  den  Cardinälen  Madruzzi  und 
Arigone  und  9  Theologen,  mit  der  Prüfung  des  Buches  von  Molina 
beauftragt.  Diese  beantragte  13.  März  1598,  die  Concordia  und  die 
Lehre  des  Molina  unbedingt,  seine  Commentarii  in  1.  partem  D. 
Thomae  (1593)  mit  d.  c.  zu  verbieten  (Schneemann  S.  46).  Der 
Papst  verordnete  aber  eine  nochmalige  Prüfung  mit  Berücksich- 
tigung der  aus  Spanien  eingesandten  Actenstücke.  Die  Congrega- 
tion  sprach  sich  nochmals  gegen  Molina  aus  und  bezeichnete  eine 
grosse  Zahl  von  Sätzen  desselben  als  irrig.  Ihr  Votum  wurde, 
nachdem  die  von  dem  Papst  auf  den  Wunsch  Philipps  III.  im  J. 
1599  veranstalteten  Conferenzen  von  Theologen  beider  Orden  erfolglos 
geblieben,  1600  den  Jesuiten  mitgetheilt  and  mit  ihren  Erwide- 
rungen der  Congregation  zur  nochmaligen  Revision  überwiesen.  Sie 
beharrte  im  Oct.  1600  bei  der  Erklärung,  20  Sätze  seien  zu  cen- 
suriren.  Im  Jan.  1601  ordnete  der  Papst  eine  vierte  Prüfung  in 
Gegenwart  von  je  zwei  Theologen  beider  Orden  an;  die  Congrega- 
tion gab  aber  29.  Nov.  1601  wieder  dasselbe  Votum  ab.  Nun  ver- 
ordnete der  Papst  3.  Febr.  1 602,  es  sollten  Mitglieder  beider  Orden 
in  seiner  Gegenwart  und  in  Gegenwart  der  Cardinäle  Pompeo  Ari- 
gone und  Camillo  Borghese  (später  Paul  V.)  und  der  Censoren  der 
20  Sätze  disputiren.  Dieser  Disputationen,  —  gewöhnlich  Congre- 
gationes  de  auxiliis  genannt,  —  fanden  vom  29.  März  1602  an  bis 
zum  Tode  Tode  Clemens'  VIII.  68  statt,  dann  noch  17  unter  Paul  V. 
Nach  der  letzten   Disputation    1.    März  1606   befahl  der  Papst  den 


Schneemann:  Die  Entstehung  der  thomistisch-molinistischen  Controverse, 
1879;  Weitere  Entwicklung  der  th.-mol.  Controv.,  1880,  und  Controversiae 
de  divina  gratia,  1881.  Die  zweite  ist  gemeint,  wo  einfach  Schneeraanu 
citirt  wird. 


Congregaiiones  de  anxiliis.  801 

CeoaoreD,  ilire  Vota  schriftlich  ahzngehen:  alle  mit  Ausnahme  des 
Ouiaeliters  J.  A.  Bovine,  sprachen  sich  für  die  Censurirnng 
TOD  42  (der  Erzbischof  Petrns  Lombardus  von  Armagh  von  30) 
Sätzen  Molina's  ans.  Diese  Gutachten  wurden  9  Cardinälen  vor- 
liegt und  diese  gaben  in  einer  28.  Aug.  1607  unter  dem  Vorsitze 
des  Papstes  gehaltenen  Sitzung  ihre  Vota  ab;  ihre  Ansichten  waren 
getheilt  (eine  Aufzeichnung  über  diese  Sitzung  von  der  Hand  Pauls  Y. 
ist  abgedruckt  bei  Schneemann  S.  90).  Der  Papst  traf  keine  Ent- 
sebeidung.  Er  befahl  zunächst  den  Greneralen  beider  Orden,  ihren 
Untergebenen  zu  verbieten,  bei  der  Erörterung  der  Frage  die  Gegner 
n  „qualificiren  und  zu  censuriren.^' 

1610  erschien  zu  Rom  von  Didacus  Alvarez,  einem  der  Ver- 
treter der  Dominicaner  in  den  Congregationen,  De  anxiliis  div. 
gratiae  et  humani  arbitrii  viribus  et  libertate  ac  legitima  ejus  cum 
effieaci  eorundem  auxiliorum  concordia  11.  12.  Darauf  wollten  die 
Jesuiten  Werke  von  Suarez  und  Lessius  drucken  lassen.  Der  Papst 
verordnete  aber  in  der  Sitzung  der  Inq.  vom  1.  Dec.  1611,  die  Kun- 
den zu  beauftragen,  den  Ordensoberen,  Universitäten  und  Bischöfen 
Oirer  Xunciatur  zu  eröffnen:  sie  dürften  für  kein  Buch,  welches 
aber  die  Materie  de  auxiliis  handle,  wenn  auch  unter  dem  Verwände 
des  Commentirens  des  h.  Thomas  oder  in  anderer  Weise,  die  Druck- 
erknbniss  ertheilen;  solche  Bücher  seien  vielmehr  der  Rom.  Inq. 
ZOT  Prüfung  und  Approbation  vorzulegen.  Das  Generalcapitel  der 
Dominicaner  bat  den  Papst  12.  Juni  1612  vergebens,  er  möge  eine 
SntBcheidung  geben  und  ihnen  die  Discussion   der  Frage  gestatten. 

Der  Erzbischof  von  Armagh  hatte  bereits  eine  Bulle  gegen 
Molina's  Lehre  entworfen  (abgedr.  bei  Serry,  App.  155);  es  ist  aber 
fraglich,  ob  dieses  im  Auftrage  des  Papstes  geschehen  war.  Auf 
einer  in  Rom  befindlichen  Abschrift  derselben,  die  Laemmer,  Zur 
Kirchengesch.  S.  106  bespricht,  findet  sich  die  Notiz,  die  Publica- 
tioD  derselben  sei  unterblieben  auf  Betreiben  (maneggio)  des  Card. 
^0  Perron,  nicht  (wie  vielfach  angegeben  wird)  darum,  weil  Paul  V. 
(üe  Jesuiten,  die  sich  bei  seinem  Streite  mit  Venedig  so  correct 
benommen,  nicht  habe  verletzen  wollen.  —  Neben  du  Perfon  be- 
mühte sich  namentlich  Bellarmin  dafür,  dass  keine  Entscheidung 
gegeben  werden  möge  (Schneemann  S.  75.  78).  In  einem  Briefe 
an  Clemens  VIII.  vom  J.  1602^),  den  er  diesen  gleich  nach  dem 
Dorehlesen  zu  verbrennen  bittet,  räth  er  ihm,  den  bisher  zur  Ent- 
seheidung  der  Frage  eingeschlagenen  Weg  zu  verlassen.  „Ihre  Vor- 
ginger haben  nicht  darauf  ihr  besonderes  Augenmerk  gerichtet, 
<iBTch  den  Scharfsinn  ihres  Geistes  und  fleissiges  Studium  in  die 
«dogmatischen  Fragen  einzudringen,  sondern  die  gemeinsame  Ansicht 
^r  Kirche,  namentlich  der  Bischöfe  und  der  Gelehrten  zu  erforschen. 
Damm  haben  die  Päpste  von  dem  h.  Petrus  an  bis  auf  die  Gegen- 
wart gewöhnlich  für  die  Definition    von  Glaubenslehren   Concilien 


1)  Abgedr.  u.  a.  bei  Serry  p.  271  und  bei  Döllinger,  Beitr.  8,  88; 
T^L  Gott  Gel.  Anz.  1884,  582. 


802  Controverse  de  auxilüs. 

verwendet;  ja  sehr  viele  Päpste  haben,  ohne  selbst  zu  stndiren, 
manche  Irrthümer  mit  Hülfe  der  Concilien  und  der  Universitäten 
mit  Erfolg  unterdrückt,  während  auf  der  andern  Seite  manche  durch 
ihr  vieles  Studiren  sich  und  die  ganze  Kirche  in  Gefahr  gebracht 
haben.  So  hat  Leo  X.  nicht  sonderlich  viel  studirt,  um  die  luthe- 
rische Ketzerei  zu  verdammen,  sondern  es  für  genügend  gehalten, 
die  Gensuren  der  katholischen  Universitäten,  namentlich  der  Kölner 
und  der  Löwener,  gut  zu  heissen.  Auch  Paul  III.,  Julius  III.  und 
Pius  IV.  haben  sich  nicht  auf  Studien  verlegt,  aber  unter  Mitwir- 
kung des  Trienter  Concils  Wahrheiten  von  der  grössten  Bedeutung 
klar  gestellt.  .  .  .  Als  dagegen  Johannes  XXII.  auf  den  Gedanken 
gekommen  war,  die  Seelen  der  Heiligen  genössen  [vor  der  Aufer- 
stehung] nicht  die  Anschauung  Gottes,  und  meinte,  das  sei  die  An- 
sicht des  h.  Augustinus,  da  versuchte  er  diese  seine  Meinung  zur 
Geltung  zu  bringen  und  veranstaltete  nicht  nur  nicht  eine  öffent- 
liche Berathung  eines  Concils  oder  der  Universitäten,  weil  er  wusste, 
dass  die  Pariser  Universität  gegen  seine '  Meinung  war,  sondern 
sammelte  eifrig  Stellen  des  h.  Augustinus  zu  Gunsten  derselben  und 
belohnte  diejenigen,  welche  ihm  solche  nachwiesen,  mit  Benefizien,  so 
dass  nur  wenige  mit  ihm  darüber  zu  reden  wagten.  So  verschloss  er 
sich  selbst  den  Zugang  zur  Wahrheit.  Indess  hat  er  in  den  18 
Jahren  seines  Pontificates  sein  Ziel  nicht  erreicht,  weil  der  dem 
apostolischen  Stuhle  zur  Seite  stehende  göttliche  Beistand  nicht  zu- 
liess,  dass  er  etwas  der  Wahrheit  Widersprechendes  decretirte. 
Gleich  nach  seinem  Tode  aber  erliess  sein  Nachfolger  ein  der  ge- 
wöhnlichen Ansicht  der  Theologen  conformes  Decret.  Ew.  Heilig- 
keit wissen  auch,  in  welche  Gefahr  Sixtus  Y.  sich  und  die  ganze 
Kirche  gebracht,  als  er  nach  seinen  Ansichten  die  Bibel  [Vulgata] 
corrigiren  wollte;  ich  weiss  nicht,  ob  es  je  eine  grössere  Gefahr 
gegeben.  .  .  .  Wenn  es  sich  um  Controversen  über  Glaubenssachen 
handelt,  so  geht  die  Sache,  wie  P.  Nicolaus  sagt,  alle  an  und  muss 
sie  öffentlich  und  nicht  insgeheim  mit  wenigen  verhandelt  werden. 
Denn  wenn  man  auch,  falls  E.  H.  die  Sache  ohne  öffentliche  Be- 
rathung entschieden,  verpflichtet  wäre  zu  glauben  und  zu  gehorchen, 
so  würde  das  doch  nicht  ohne  Murren  von  Seiten  der  Kirche  und 
der  Universitäten  geschehen,  die  sich  beklagen  würden,  dass  sie 
nicht  gehört  worden.  Jedenfalls  ist  das  nicht  der  Weg  unserer  Vor- 
fahren, die  E.  H.  nachahmen  wollen.  ...  Es  steht  nur  ein  doppelter 
Weg  offen,  um  die  Sache  zu  Ende  zu  führen:  £.  H.  können  erstens 
den  Streit  dadurch  beschwichtigen,  dass  Sie  beiden  Theilen  Schweigen 
auflegen,  .  .  .  zweitens  ein  Concil  von  Bischöfen  versammeln  oder, 
wenn  das  nicht  gut  scheint,  von  allen  katholischen  Universitäten 
einige  auserlesene  Theologen  nach  Rom  berufen  oder  ihnen  schrift- 
lich die  Hauptpunkte  der  Controverse  und  die  von  beiden  Seiten 
ausgearbeiteten  Denkschriften  zusenden  und  dann  nach  einer  solchen 
Berathung  die  Frage  mit  Hülfe  des  h.  Geistes  entscheiden.'*  Schliess- 
lich beklagt  sich  Bellarmin,  dass  Clemens  durch  scharfe  Aeusse- 
rungen  über  Molina^s  Ansicht  Anlass  dazu  gegeben,  dass  die 
Gegner  sich  rühmten,  er  sei  von  der  Richtigkeit  ihrer  Ansicht  über* 


Bellannin.  Fr.  Saarez.  808 

levgt  Id  seiner  Selbstbiographie  (I  S.  505)  rübmt  sieb  Bellarmin, 
er  habe  Clemens  YIII.  yorbergesagt,  er  werde  die  Sache  nicht  ent- 
sbeiden,  und  diese  Vorbersagnng  wiederholt,  als  der  Papst  erwiedert 
bftbe,  er  werde  doch  entscheiden.  Um  Bellarmin  los  zn  werden,  er- 
Mnnte  ihn  Clemens  YIII.  znm  Erzbiscbof  von  Capna  (Schneemann 
S.  75).  —  Sehr  scharf  kritisirt  wird  Bellarmins  Verhalten  in  dem 
bei  seinem  Beatificationsprocesse  abgegebenen  Yotnm  des  Card.  Pas- 
iionei  (I  8.  505)  p.  42.  —  Card.  Baronins  war  (1603)  ein  ent- 
schiedener €regner  Molina's  (Epist.  et  opusc.  ed.  R.  Alberici,  1759, 
11,121;  III,  124.  142.  Patnzzi  5,  298).  —  Als  Maximilian  von 
Baiem  auf  Betreiben  der  Jesniten  über  die  Angelegenheit  an  Cle- 
mens YIII.  schrieb,  erhielt  er  in  einem  Breve  vom  4.  Oct.  1601 
eine  ziemlich  scharfe  Zurechtweisung  (Stieve,  Briefe  u.  A.  5,  54). 

Unter  Urban  YIII.  wnrde  durch  ein  Inquisitionsdecret  vom 
22.  Mai  1625  das  Decret  von  1611  noch  verschärft:  es  sollen  bis 
auf  weiteres  ohne  speeielle  Erlaubniss  der  Inquisition  keine  Schriften 
▼eroffen tlicht  werden,  welche  ex  professo  vel  inoid  enter  aut  prae- 
textu  commentandi  D.  Thomam  vel  quemlibet  alium  doctorem  aut 
alia  quavis  occasione,  praetextu  vel  modo  de  materia  auxiliorum  divi- 
lorum  handeln,  bei  Strafe  der  Amtsentsetzung,  des  Yerlustes  des  Wahl- 
rechts und  der  Erlaubniss  zu  predigen  und  zu  dociren  ipso  facto 
Bod  anderen  arbiträren  Strafen.  Die  gegen  dieses  Yerbot  erscheinen- 
den Bücher  sind  ohne  weiteres  als  verboten  anzusehen,  die  Drucker 
mit  Geld-  und  anderen  körperlichen  Strafen  zu  belegen.  Beide 
Deerete  wurden  in  dem  Decrete  vom  1.  August  1641  über  das 
Buch  des  Jansenius  und  die  darüber  erschienenen  Streitschriften 
(Alex.  No.  46)  nochmals  wiederholt  und  durch  Androhung  der  re« 
servirten  Exeommunicatio  latae  sent.  verschärft.  Das  Yerbot  wurde 
luter  Alexander  YII.  von  der  Inq.  6.  Sept.  1657  noch  einmal  pn- 
bheirt  mit  dem  Zusätze :  alle  ohne  ihre  Erlaubniss  erschienenen  oder 
is  Zukunft  herauszugebenden  libri  continentes  et  tractantes  mate- 
nam  de  anxiliis  seien  absque  eo  quod  fiat  de  illis  specialis  mentio, 
ipso  facto  et  absque  alia  declaratione  pro  expresse  prohibitis  zu 
halten.  Das  Decret  ist  aber  von  Anfang  an  nicht  strenge  beobachtet 
worden.  Major  fuit  in  exponenda  lege  contentio  quam  in  servanda 
religio,  sagt  Serry  p.  616  und  zählt  eine  Reihe  von  Büchern  auf, 
ia  denen  die  fragliche  Materie  behandelt  wird  und  die  im  17.  Jahrhun- 
dert gedruckt  worden  sind,  ohne  von  der  Inq.  approbirt  zu  sein,  und 
leitdem  sind  deren  noch  viel  mehr  erschienen.  Nach  dem  angeführ- 
ten Decrete  wären  diese  hunderte  von  BDchem,  obschon  keines  der- 
eelben  im  Index  steht,  als  verboten  anzusehen.  Das  ist  aber  schwer- 
lich die  Ansicht  der  Curie;  hätte  die  Inquisition  oder  die  Index- 
Congr.  das  Yerbot  stricte  durchführen  wollen,  so  würde  sie  die 
Kcher  in  den  Index  gesetzt  haben,  wie  z.  B.  1662  mit  einem  Buche 
TOD  Leonardi  geschah  (S.  85). 

Der  Jesuit  Franz  Suarez,  der  freilich  eine  speeielle  Weisung 
trhalten,  seine  Bücher  der  Inquisition  zur  Approbation  vorzulegen 
(§  41),  schickte  seinen  Tractat  de  gratia  nach  Rom  und  bat,  da  er 
liogere  Zeit  keinen  Bescheid    erhielt,    1617  nochmals   um    die  Er» 


"H 


304  Controverse  de  auxiliis. 

laubniss  zur  Yerö£PentlicliTing.  Darauf  schrieb  ihm  der  Card.  Bor- 
ghese  26.  April  1617;  der  Papet  sei  zwar  tiberzeugt,  dass  das  Bach 
ebenso  gut  sei  wie  seine  anderen  Werke;  die  Erlaubniss  zum  Druck 
könne  aber  nicht  ertheilt  werden,  da  sie  auch  anderen,  die  über 
diesen  Gegenstand  geschrieben,  verweigert  worden  sei;  wenn  aber 
das  allgemeine  Verbot  einmal  aufgehoben  werde,  wünsche  der  Papst, 
dass  das  Buch  von  Suarez  unter  den  ersten  sei,  die  gedruckt  würden 
(Serry  p.  636.  Werner,  Fr.  Suarez  I,  84).  Der  Tractat  wurde 
später,  1655  zu  Lyon,  angeblich  ohne  Zustimmung  der  Jesuiten  ge- 
druckt, dann  auch  in  die  Gesammtausgaben  der  Werke  des  Suarez, 
Venedig  1740  flP.,  Paris  1856  ff.,  aufgenommen.  Die  A.  J.  P.  6, 
2187  meinen,  er  stehe  zwar  nicht  im  Index,  falle  aber  unter  das 
von  Benedict  XIV.  erneuerte  allgemeine  Verbot  von  1657.  Der 
Bischof  Malou  dagegen  meint,  Fr.  Suaresii  Opuscula  sex  inedita, 
1859,  p.  213,  der  Tractat  sei  1655  edirt  worden  prohibitione  Sedis 
apost.  jam  vel  abrogata  vel  obsoleta,  als  ob  das  Verbot  nicht  1657 
noch  erneuert  worden  wäre.  Dass  man  in  Rom  noch  1697  das 
Decret  von  1611  als  nicht  aufgehoben  ansah,  zeigt  der  in  diesem 
Jahre  erschienene  Nodus  praedestinationis  des  Card.  Sfondrato,  dem 
ein  Decret  der  Inquisition,  Fer.  IV.  25.  Juli  1696,  vorgedruckt  ist, 
worin  dem  Cardinal  die  Druckerlaubniss  ertheilt  wird,  die  er  nach- 
gesucht, weil  es  verboten  sei,  ohne  Erlaubniss  der  Inq.  Bücher  in 
materia  de  praedestinatione  et  divinis  auxiliis  zu  veröffentlichen. 

Im  Index  stehen  einige  während  der  Verhandlungen  erschienene 
molinistische  Schriften :  Tractatus  de  praedestinatione  secundum  scri- 
pturam  sacram  et  veram  evangelicam  lucem,  divina  mediante  gratia 
ab  idiota  Ferd.  de  las  Infantas,  presbytero  Cordubensi,  composi- 
tus  et  extra  omnem  praetensionem  ipsi  verae  luci  Christo  Dei  Filio, 
a  quo  accepit  omnia,  dicatus,  Paris  1601,  verb.  1603.  Nach  der 
Vorrede  will  er  durch  göttliche  Offenbarung  belehrt  worden  sein 
(Serry  p.  276.  Arg.  III  b  168).  1605  wurde  von  ihm  verb.  Liber 
divinae  lucis  secundum  divinae  et  evangelicae  scripturae  lucem  in 
109.  Psalmi  expositionem  [in  quo  de  hum.  redemptione,  Ecclesiae 
sacramentis  etc.,  angeblich  aus  dem  Italienischen  übersetzt;  Nie. 
Antonio  I,  378;  Col.  1587.  Par.  1601]  Col.  1603.  Beide  Schriften 
stehen  auch  im  span.  Index.  —  Qua  tandem  ratione  dirimi  possit 
controversia,  qnae  in  praesens  de  efficaci  Dei  auxilio  et  libero  ar- 
bitrio  inter  nonnullos  catholicos  agitatur.  Ad  Sanctiss.  et  Beatiss. 
dementem  VIII.  Auetore  Paulo  Benio  Eugubino,  inter  Patavini 
collegii  theologos  minimo,  Padua  1603,  verb.  durch  ein  specielles 
Edict  des  Mag.  S.  Pal.  vom  15.  Mai  1604  de  expresso  mandato 
Clementis  VIII.  (Serry  p.  227),  dann  in  dem  Edicte  vom  16.  Dec. 
1605  (Alex.  No.  5).  Nach  Serry  wurden  der  Verfasser  und  der 
Approbator  des  Buches,  in  dem  man  24  pelagianische  Sätze  gefunden, 
nach  Rom  citirt.  Paolo  Beni,  ans  dem  Jesuitenorden  ausgetreten, 
weil  man  ihm  nicht  erlauben  wollte,  einen  Commentar  zu  Piatons 
Symposion  herauszugeben,  war  1594—99  Professor  der  Philosophie 
an  der  Sapienza,  1599 — 1625  Prof.  der  schönen  Literatur  zu  Padua, 
ein  angesehener  Philologe,   der  sich  aber  sonst  so  wenig  mit  Theo- 


lafantas.     Beni.     Ri  viere.     Choquet. 


305 


kgie  befasfite,  dass  man  vielfach  meinte,  er  habe  nur  seinen  Namen 
n  dem  Buche  hergegeben  ^). 

Th.  Baynand  echrieb  eine  an  Alexander  VII.  adressirte  Ab- 
buidlnng  Theologia  supplex  instructa  libello  pro  libera  quaestionum 
scholasticaram  inter  doctores  disenssione  cum  charitate  atque  mo- 
destia,  worin  er  um  Aufhebung  des  Verbotes  bittet,  welches,  wenn 
aoeh  als  ein  temporäres  Verbot  nicht  zu  missbilligen,  weniger  dem 
iken  Grebrauche  der  Kirche  als  dem  der  Heiden,  Saracenen  und 
Ketzer  entspreche^  nichts  nütze,  wohl  aber  schade  und  so  parteiisch 
gebandhabt  werde,  dass  viele  klagten,  censuram  columbas  duntaxat 
Texare;  ein  Buch  von  Guil.  Camerarius  z.  B.  sei  dem  Mag.  8.  P. 
Biccardi  dedicirt,  in  der  Historia  vitae  S.  Pauli  von  Thomas  Mas- 
futius  sei  eine  Stelle  gestrichen  worden,  an  der  er  von  der  Bern- 
fnng  des  h.  Paulus  spreche  und,  gegen  Calvin  polemisirend,  die 
Frage  habe  erörtern  wollen,  ob  Paulus  der  göttlichen  Gnade  hätte 
widerstehen  können.  Später  schrieb  er  ein  Epimetrum  dazu,  worin 
er  u.  a.  sagt:  kein  Vernünftiger  könne  annehmen,  dass  die  Päpste 
das  Verbot  noch  aufrecht  erhalten  wollten,  welches  jetzt  unter  den 
Teränderten  Verhältnissen  nur  geeignet  sei,  die  Katholiken  zu  ge- 
Biren  and  die  jansenistischen  Ketzer  zu  erfreuen;  es  dürfe  als  auf- 
gehoben angesehen  werden,  es  sei  aber  zu  wünschen,  dass  dieses 
aosdrucklich  erklärt  werde.  Alexander  VII.  bestätigte  aber  1657 
das  Verbot.  Raynauds  Schrift  wurde  in  dem  20.  Bande  seiner  Werke 
lApopompaeus)  1669  gedruckt;  dieser  wurde  1672  verb.  —  Eine 
Schrift,  die  Baynaud  unter  dem  Namen  A.  Ri  viere,  Dr.  Paris., 
Ord.  S.  Aug.,  drucken  liess,  Calvinismus  bestiarum  religio  et  appel- 
latio  pro  Dominico  Banne  Calvinismi  damnato  a  Petro  Paulo  de  Bel- 
üg Italo,  Ord.  Praed.  apostata,  Lugd.  1630  (abgedruckt  im  Apop. 
p.  77  mit  dem  Motto :  Hinc  illae  lacrymae.  Benedicite  omnes  bestiae 
et  pecora  Domino.  Dan.  3),  wurde  1633  verb. ;  es  ist  eine  bittere 
.Satire  gegen  die  Dominicaner:  die  Gnadenlehre  des  Bafiez  sei  von 
der  Calvins  nicht  wesentlich  verschieden. 

1642  wurde  mit  d.  c.  verb.  Mariae  Deiparae  in  Ordinem  Prae- 
dicatomm  viscera.  Exhibet  Hyacinthus  Choquetius  (Dominicaner, 
t  1645.  Quetif  2,  542),  Antw.  1634  (593  S.  8.,  flämische  üebers. 
Ton  Ed.  Bilius,  Löwen  1638).  Raynaud  (Apop.  p.  210.  298;  vgl. 
de  Meyer  I,  375)  sagt,  in  diesem  Buche  werde  u.  a.  berichtet: 
Crban  VIII.  habe  vivae  voois  oraculo  erklärt,  so  oft  Thomas  de 
Lemos  während  der  Congregationes  de  auxiliis  disputirt,  habe  sein 
Angesicht  geglänzt  wie  das  des  Moses ;  Lemos  sei  drei  Jahre  vor 
seinem  Tode  erblindet,  aber,  während  er  Messe  gelesen,  wieder 
sehend  geworden;  als  er  gestorben,  sei  mit  vielen  anderen  auch  sein 


1)  Pius  VI.  wird  an  diese  Schrift  nicht  gedacht  haben,  als  er  1776 
bei  der  Weihe  des  Bischofs  J.  Beni  von  Carpentras  von  Paolo  Beni  sagte: 
Cam  tot  sint  ejus  laudes,  quot  sunt  opcrum  suorum  volumina  publicis 
tjpis  ad  immortalitem  impressa.  Pii  VI.  Allocutiones  ...  ed.  C.  Branca- 
doro,  1792,  p.  30.  N.  E.  1777,  26. 

Beiiach.  Index  IL  20 


30C  Controverse  de  aoxiliis. 

'  Schüler  Nie.  Kiccardi,  der  Mag.  S.  P.,  gekommen,  um  noch  einmal 
seine  Hand  zu  küssen;  er  habe  aber  (non  qnia  statnra  pusillns 
erat,  sed  cum  praepinguis  esset  ac  perobesus ;  Reusch,  Galilei  S.  164) 
sich  nicbt  durchdrängen  können;  da  habe  ihm  die  Leiche  die  Hand 
entgegengestreckt.  Diese  und  andere  Wnndergeschichten,  fügt  Ray- 
naud bei,  hätten  einige  muthwillige  junge  Dominicaner  in  der  Mi- 
nerva dem  guten  Choquet  aufgebunden,  der  alles  für  baare  Münze 
genommen.  —  1646  wurde  eine  Biographie  eines  Jesuiten  verb., 
der  in  der  Controverse  über  die  Gnadenlehre  eine  Rolle  gespielt 
(I  8.  446):  De  vita  et  moribus  Leonardi  Lessii  e  S.  J.  Theologi 
liber.  Ad  utramque  provinciam  Soc.  J.  per  Belgium  jubilaeum  anno 
saeculari  suo  celebrantem.  Una  cum  [Lessii]  divinarum  perfectionnm 
opusculo.  Cura  et  sumptibus  Thomae  Conrtois,  J.  U.  Lic.  et  in 
supremo  Brabantiae  Senatu  Advocati.  Brux.  1640,*  232  und  164  S. 
8.  (auch  Par.  1644,*  183  S.  16.).  Courtois  sagt  in  der  Vorrede,  er 
habe  die  Vita  aus  dem  Nachlasse  seines  Verwandten,  des  Praemon- 
stratensers  Leonard  Scoofs,  eines  Neffen  des  Lessius.  In  dem  De- 
crete  von  1646  (Alex.  No.  48)  wird  dieser  auch  als  Verfasser  ge- 
nannt, und  unter  seinem  Namen  steht  das  Buch  im  Index.  Das  Ver- 
bot desselben  ist  allem  Anscheine  nach  dadurch  veranlasst,  dasa 
darin  freilich  nicht  solche  Geschichten,  wie  sie  Choquet  auftischt, 
erzählt  werden,  aber  u  a.  berichtet  wird,  durch  die  Berührung  von 
Lipsana  des  Lessius  seien  Kranke  geheilt  worden.  Gleichzeitig  mit 
der  Vita  wurde  verb.  ein  zu  Löwen  gedrucktes  Blatt  mit  der  Ueber- 
schrift:  Ea  qnae  in  Vita  R.  P.  L.  Lessii  corrigenda  vel  omittenda 
censuit  S.  Congr.  Ind.  haec  sunt,  mit  der  Erklärung,  das  Blatt  sei 
sub  falso  S.  C.  I.  nomine  gedruckt.  Die  Vita  wurde  unter  einem 
andern  Titel  von  den  Jesuiten  nochmals  herausgegeben:  R.  P.  L. 
Lessii  e  S.  J.  Theol.  Vitae  compendium.  Ed.  2.,  Ingoist.  1658,* 
220  S.  16.  In  der  Vorbemerkung  heisst  es:  man  habe  die  von 
Courtois  herausgegebene  Vita  abdrucken  lassen,  quia  hisce  partibns 
libri  exemplaria  aut  nulla  habentur  aut  rara;  diese  2.  Ausgabe  wird 
aber  wohl  expurgirt  sein. 

Das  unter  Innocenz  X.  Fer.  V.  23.  Apr.  IG54  erlassene  Decret 
der  Inq.,  worin  eine  lange  Reihe  von  Schriften  über  die  Janseni- 
stische Controverse  verboten  wird,  schliesst  mit  folgendem  Satze: 
„Da  zu  Rom  und  anderswo  Abschriften  und  vielleicht  Abdrücke 
der  angeblichen  (asserta)  Acten  der  unter  Clemens  VIII.  und  Paul  V. 
über  die  Frage  de  auxiliis  divinae  gratiae  gehaltenen  Congregationen 
im  Umlauf  sind,  —  sowohl  unter  dem  Namen  des  Fr.  Pegna,  wei- 
land Decans  der  Rom.  Rota,  wie  unter  dem  des  Thomas  de  Lemos 
O.  P.  und  anderer  Prälaten  und  Theologen,  welche  angeblich  (nt 
asseritur)  an  besagten  Conferenzen  theilgenommen,  —  auch  qaoddam 
autographum  [apographum  ?]  sive  exemplar  einer  angeblichen  Bulle 
Pauls  V.  über  die  Entscheidung  der  besagten  Frage  de  auxiliis  und 
die  Verdammung  der  Ansicht  oder  Ansichten  des  L.  Molina  S.  J.: 
so  erklärt  und  verordnet  Se.  Heiligkeit  durch  dieses  Decret,  dass 
jenen  angeblichen  Acten  sowohl  zu  Gunsten  der  Ansicht  der  Domi- 
nicaner als    der  Jesuiten   und  dem  Autographum  sive  exemplar  der 


Sooofs.    Acten  der  Congr.  de  auxiliis. 


307 


besagten  angeblichen  Bulle  durchaus  kein  Glaube  beizumessen  ist 
lud  dass  sie  von  keiner  der  beiden  Parteien  und  von  keiner  andern 
iD^irt  werden  können  oder  sollen,  sondern  dass  bezüglich  der 
besagten  Frage  die  Decrete  Pauls  V.  und  Urbans  VIII.  zu  beo- 
bebten  sind."  Serry  (p.  XXXIX)  sagt  mit  Recht,  dass  durch  dieses 
Decret  nicht  die  Echtheit  oder  historische  Glaubwürdigkeit  der 
Acten  ^),  sondern  nur  die  Authenticität  im  juristischen  Sinne  ge- 
iengiiet  werde,  wie  ja  schon  der  Zusatz  zeigt,  dass  sie  nicht  alle- 
girt  werden  konnten.  Schneemann  8.  151  u.  s.  behauptet  allerdings, 
es  seien  damit  die  Acten  von  Lemos  und  Pefia  und  ähnliche  [zu 
Gunsten  der  Dominicaner  lautende]  Acten  stücke  vom  h.  Stuhle  in 
dem  Sinne  für  durchaus  unglaubwürdig  erklärt  worden,  dass  sie 
lieht  als  geschichtliche  Quelle  benutzt  werden  könnten;  er  hat  es 
aber  „wegen  Mangels  an  Eaum"  unterlassen,  dieses  „gegen  die  Aus- 
ftüdite  Serry's  zu  beweisen."  Eine  ganz  ähnliche  Erklärung  aus 
dem  J.  1657  s.  u.  §  52. 

Veranlasst  ist  das  Deere t  ohne  Zweifel  dadurch,  dass  in  dem 
Jansenistischen  Streite  vielfach  auf  die  Acten  Bezug  genommen 
▼nrde.  Gedruckt  war  1654  nur  erst  weniges  davon  (Acta  Greg. 
Goronelli,  queis  Clementis  YIII.  ad  disputatores  oratio  continetur, 
Serry  p.  845).  —  1678  Hessen  die  Dominicaner  ein  Werk  von 
Lemos  drucken,  in  welchem  manches  aus  den  Verhandlungen  mit- 
getheilt  war:  Panoplia  gratiae  seu  de  rationalis  creaturae  in  finem 
sQpematuralem  gratuita  divina  suavipotent«  ordinatione  duotu,  mediis 
liberoqne  processu  dissertationes  theologicae,  Leodii  [Biterris]  1678, 
4  Fol.  Die  Jesuiten  beklagten  sich  über  diese  Verletzung  der 
päpstlichen  Decrete  und  verlangten,  das  Buch  solle  verboten  oder 
ihnen  gestattet  werden,  die  Historia  controversiarum,  quae  inter 
qaosdam  e  S.  Praedicatorum  Ordine  et  Soc.  Jesu  agitatae  sunt  1548 
—1602,  libris  6  explicata  zu  veröffentlichen,  welche  P.  Possinus 
(Poassines)  im  Auftrage  des  Generals  geschrieben,  für  die  in  Eom 
die  Druckerlaubniss  verweigert  worden  war  und  von  der  darum 
Abschriften  an  die  bedeutenderen  CoUegien  gesandt  worden  waren. 
Dm  Generalcapitel  der  Dominicaner  reichte  darauf  dem  Papste  eine 
Supplik  ein:  da  trotz  der  päpstlichen  Decrete  schon  viele  Bücher 
de  auxiliis,  namentlich  von  Jesuiten,  erschienen  seien,  ohne  dass 
dadurch  in  der  Kirche  eine  Verwirrung  entstanden  sei,  so  möge  der 
Papst  die  Klage  der  Jesuiten  abweisen  oder  zuvor  die  Angehörigen 
ihr^  und  anderer  Orden,  die  de  auxiliis  geschrieben,  bestrafen 
lugen.     Zugleich  bat  der  General,  der  Papst  möge  den  Druck  der 


1)  Du  Vaucel  schrieb  1693  an  Arnauld  (:^,  590) :  wenn  die  Tradition 
de  PEglise  Rom.  aar  la  grace  (von  Quesnel)  denuncirt  werde,  werde  sie 
verb.  werden,  weil  darin  einige  von  den  Actenstücken  enthalten  seien,  von 
äenen  Innocenz  X.  erklärt  habe,  sie  aeien  apokryph  und  verdienten  keinen 
Gkaben.  Arnauld  antwortete:  das  würde  gerade  so  lächerlich  sein,  als 
wenn  man  befehlen  wollte,  za  glauben,  es  sei  am  Mittag  nicht  hell;  denn 
die  Originale  der  in  der  Tradition  abgedruckten  Actenstücke  lägen  in  der 
Bibliothek  der  Augustiner  zu  Rom. 


308  Controverse  de  auxiliis. 

in  der  Engelsburg  und  in  der  Barberini'schen  und  Augustiner- 
Bibliothek  aufbewahrten  Acten  anordnen;  sein  Orden  wolle  gern 
die  Kosten  tragen.  Die  Sache  wurde  der  Inquisition  überwiesen ; 
auf  die  Anträge  beider  Orden  wurde  nicht  eingegangen,  und 
bald  darauf  wurde  ein  Edict  des  Mag.  S.  Pal.  angeheftet,  wo- 
rin bekannt  gemacht  wurde,  dass  das  Buch  von  Lemos  in  Rom 
verkauft  werden  dürfe  (Serry  p.  XXXV.  Schneemann,  Controv. 
p.  299).  1680  wurde  auch  das  Buch  von  Leonardi  (S.  85)  freige- 
geben, ohne  dass  eine  Weglassung  der  auf  die  materia  aux.  div.  be- 
züglichen Stellen  verlangt  wurde. 

Später  erschienen:  Historia  congregationum  de  auxiliis,  aact. 
Augustino  Le  Blanc,  S.  Th.  Dr.,  Löwen  1699  (von  dem  Dominicaner 
Hyacinth  Serry  zu  Padua) ;  Acta  omnium  congregationum  ac  dis- 
putationum  ...  de  auxiliis  div.  gratiae,  quas  disputationes  ego  Fr. 
Th.  de  Lemos  eadem  gratia  adjutus  sustinui  contra  plures  ex  So- 
cietate,  Löwen  1702  (von  dem  lienedictiner  Theodor  de  Viaixnes 
herausg.);  Historiae  controversiarum  de  div,  gratiae  auxiliis  .  .  . 
libri  sex,  auct.  Theodoro  Eleutherio  (von  dem  Jesuiten  Livinas  de 
Meyer),  Antw.  1705;  eine  2.  Auflage  des  Werkes  von  Serry,  mit 
einer  Vertheidigung  gegen  Meyer  vermehrt,  unter  seinem  wahren 
Namen,  Antw.  1709,  und  Historiae  controversiarum  ...  ab  objec- 
tionibus  R.  P.  H.  Serry  vindicatae  libri  tres,  auct.  Liv.  de  Meyer 
Antw.  1715  (mit  anderen  polemischen  Schriften;  beide  Werke  von 
Meyer  zusammen  in  zwei  Fol.  Venedig  1742).  Diese  Werke  ver- 
anlassten lebhafte  Controversen  und  viele  Streitschriften  (Quetif  2, 
803.  Backer  s.  v.  Meyer);  aber  verboten  wurden  in  Rom  nur 
(1725)  Observationesin  controversiam  de  gratia  efficaci  relatam'  in 
libris  Aug.  Le  Blanc  et  Theod.  Eleutherii,  Köln  1707,  von  Celeo 
Migliavacca.  In  den  span.  Index  kam  1747  durch  die  Jesuiten 
Serry'fl  Werk.  —  Ein  von  Quesnel  verfasstes  Abrege  de  rhistoire 
de  la  Congregdtion  de  auxiliis,  c'eBt  h.  dire  des  secours  de  la  grace 
de  Dieu,  tenue  sous  les  Papes  Clement  VIII  et  Paul  V,  Franof. 
1687,  von  Bayle,  Oeuvres  1,  668  als  eine  Arbeit  von  Meisterhand 
bezeichnet,  wurde  1695  von  Precipiano,  aber  nicht  in  Rom  verb. 

In  den  Streit  de  auxiliis  spielt  die  wunderliche  Controverse 
hinein,  ob  man  sagen  dürfe:  Non  est  de  fide,  hunc  numero  homine 
(z.  B.  Clemens  VIII.)  esse  summum  pontificem.  Der  Jesuit  Lud. 
Turrianus  hatte  diese  These  zu  Alcalä  bei  einer  Disputation  ver- 
theidigen  lassen  (Schneemann  S.  74.  Arg.  III  b  168);  sie  wurde 
von  der  Rom.  Inquisition  verdammt  (Serry  p.  277,  838).  Die  Je- 
suiten Hessen  aber  dieselbe  These  auch  später  vertheidigen,  u.  a.  zu 
Graz  unter  Innocenz  X.,  der,  als  er  durch  die  Dominicaner  davon 
Kunde  erhielt,  die  Superioren  des  Collegs  absetzte  (Saint-Amour, 
Journal  p.  300.  334.  358).  Ein  spanischer  Dominicaner  beklage 
sich  1614  bei  Paul  V.,  die  Jesuiten  hätten  die  Inquisition  bestimmt, 
ihm  die  Vertheidigung  der  These :  De  fide  est,  illum  numero  hominem, 
qui  modo  feliciter  gubernat  Ecclesiam,  esse  verum  et  summum  Pon- 
tificem  (Serry  p.  840),  zu  verbieten.  Diese  These  hatte  1609  zu 
Paris  Fr.  Harlay,  Abb6   de  Saint  Victor,    vertheidigen    wollen;    sie 


Casttisten  1600-1654. 


309 


war  aber  vod  E.  Rieber  gestricben  worden.  1611  vertheidigte  sie 
dort  ein  Dominicaner  (Perrens  2,  37).  —  Im  Index  bat  diese  Con- 
trorerse  keine  ei-sicbtiichen  Sparen  hinterlassen. 


41.     Casuisten  1600  —  1654. 


Im  J.  1G02  verdammte  die  Inquisition  unter  dem  Vorsitze 
Clemens*  VIII.  die  Ansicht,  unter  Umständen  könne  brieflich  oder 
dnrch  einen  Boten  die  Beichte  abgelegt  und  die  Lossprechung 
ertheilt  werden;  —  es  wird  das  erste  Beispiel  sein,  dass  eine 
solche  Entscheidung  der  Inquisition  mit  dem  Anspruch  auf  all- 
gemeine Geltung  pnblicirt  wurde.  In  Folge  dieses  Decretes  wur- 
den zwei  Bücher  der  Jesuiten  U.  Henriquex  und  Emmanuel  Sa, 
in  denen  man  freilich  auch  andere  Sätze  anstössig  fand,  und 
ein  Buch  von  M.  A.  Vivaldus  mit  d.  c.  verboten  und  wäre  bei- 
Dahe  auch  einer  der  berühmtesten  Theologen  des  Ordens,  Franz 
Saarez,  in  den  Index  gekommen.  In  den  folgenden  Decennien 
wurde  eine  Reihe  von  casuistischen  Büchern  wegen  laxer  Moral- 
grandsätze theils  unbedingt,  theils  mit  d.  c.  verboten,  mehrere 
von  Jesuiten,  namentlich  von  St.  Bauny  und  Fr.  Amico,  die 
seit  Pascal  zu  den  Hauptvertretern  der  Jesuitenmoral  gezählt  zu 
werden  pflegen,  aber  auch  mehrere  von  Theatinern,  M.  Vidal, 
A.  M.  Verricelli  und  Z.  Pasqualigo,  und  einige  andere. 

1.  In  der  Anklageschrift  des  Dominicaners  BaÜez  vom  J.  1597 
(S.  300)  war  neben  den  9  Sätzen  von  Molina  auch  der  Satz  de- 
nancirt  worden :  es  sei  unter  Umständen  erlaubt,  brieflich  oder  durch 
einen  Boten  einem  abwesenden  Beichtvater  zu  beichten  und  von 
demselben  die  Lossprechung  zu  empfangen  (Schneemann  S.  40). 
Diese  Ansicht  war  u.  a.  von  Fr.  Saarez  und  in  einem  Buche  seines 
Lehrers  Henr.  Henriquez,  Summa  moralis  sacramentorum,  Sala- 
manca  1591  u.  s.,  und  in  einem  Buche  eines  andern  portugiesischen 
Jesuiten,  Emmanuel  Sa  (f  1596),  Aphorismi  confessariorum,  Ven. 
1595  u.  8-,  auch  Rom  1601,  vorgetragen  worden.  In  einem  Decrete 
vom  20.  Juni  1602,  —  es  ist  ohne  Zweifel  ein  Donnerstags-Decret, 
—  machte  die  Inquisition  bekannt,  Clemens  VIII.  habe  jene  Ansicht 
als  mindestens  falsch,  temerär  und  scandalös  verdammt  und  ver- 
boten ;  wer  dieselbe  lehre,  vertheidige  oder  drucken  lasse  oder  sie 
In  anderer  Absicht .  als  um  sie  zu  bestreiten,  erörtere  (disputative 
tractaveritj,  oder  sie  direct  oder  indirect  in  Praxis  befolge  (ad  praxim 
dednxerit),  verfalle  der  reservirten  Excommunicatio  latae  sent. 
Demgemäss  wurden  die  beiden  Bücher  von  Henriquez  und  Sa  durch 


310  Gasuisten  1600—1654. 

ein  Decret  des  Mag.  8.  P.  vom  7.  Aug.  1603  mit  d.  c.  verb.,  und  die 
Expnrgation  des  Baches  von  Sa  bei  Bras.  beginnt  mit  der  Weisang, 
B.  y.  Absolutio  no.  8  den  Satz:  ^^Dass  ein  Abwesender  losgesprochen 
werden  könne,  wird  von  einigen  behauptet,  von  einigen  bestritten; 
ich  glaube,  dass  es  geschehen  kann,  wenn  ein  G-rund  vorhanden  ist'' 
u.  s.  w.,  zu  ändern  in:  „Die  sacramentale  Lossprechung  kann  in 
keinem  Falle  einem  Abwesenden  ertheilt  werden,  was  auch  immer 
einige  im  entgegengesetzten  Sinne  lehren  mögen  ;  so  hat  Clemens  YIU. 
erklärt^',  und  s.  v.  Confessio  n.  14  für  den  Satz:  „Einige  sagen, 
es  sei  nicht  erlaubt,  einem  Abwesenden  durch  einen  Boten  oder 
schriftlich  zu  beichten;  ich  stimme  denjenigen  bei,  welche  dieses 
und  auch  die  Lossprechung  durch  einen  Boten  oder  Brief  gestatten/' 
zu  substituiren :  „Es  ist  einem  Abwesenden  nicht  gestattet,  durch 
einen  Boten  oder  schriftlich  zu  beichten." 

Suarez  trug  nun  in  dem  4.  Bande  seines  Commentars  zur 
Pars  3.  des  h.  Thomas  die  Meinung  vor:  wenn  der  Papst  die  An- 
sicht, es  sei  erlaubt,  einem  Abwesenden  zu  beichten  und  von  ihm 
die  Lossprechung  zu  empfangen,  verdamme,  so  sei  das  „und''  nicht 
divisive,  sondern  complexive  zu  fassen  und  also  nicht  verboten, 
brieflich  ;&u  beichten,  um  dann  persönlich  ohne  mündliche  Wieder- 
holung der  Beichte  die  Lossprechung  zu  empfangen,  wie  ja  auch 
ein  Priester  einem  Sterbenden,  der  bewusstlos  sei,  die  Loesprechung 
ertheilen  dürfe,  wenn  ihm  von  anderen  bezeugt  werde,  dass  derselbe 
zu  beichten  verlangt  habe.  Die  Inq.  beschloss  31.  Juli  1603  auf 
Grund  eines  Gutachtens  einer  aus  dem  Commissar,  dem  Mag.  S.  P. 
und  dem  Capuciner-General  bestehenden  Commission:  das  Buch  des 
Suarez  sei  zu  suspendiren,  bis  es  emendirt  sei;  die  Eraendation  sei 
der  Inq.  vorzulegen;  die  schon  ausgegebenen  Exemplare  seien  wieder 
einzusammeln;  zugleich  sei  dem  P.  Suarez  zu  verbieten,  theologische 
Bücher  herauszugeben,  ohne  sie  vorher  der  Inq.  zur  Approbation 
vorgelegt  zu  haben;  auch  sei  er  zu  ermahnen,  ut  consulat  conscien- 
tiae  8uae  bezüglich  der  in  dem  Decrete  vom  20.  Juni  1602  an- 
gedrohten Excommunication  ;  der  Jesuiten-General  solle  dieses  Decret 
dem  P.  Suarez  persönlich  intimiren  lassen;  ein  Beschluss  darüber, 
ob  derselbe  persönlich  vor  die  Inq.  zu  citiren  sei,  bleibe  vorbe- 
halten. Suarez  kam  Ende  1604  nach  Rom  und  überreichte  dem 
Papste  eine  Vertheidigungssohrift.  lieber  diese  wurde  unter  Paul  V. 
(Clemens  VIII.  starb  5.  März  1605)  im  Juli  1605  in  Sitzungen 
der  Inq.  verhandelt  und  nochmals  Suarez^  Ansicht  für  unrichtig  er- 
klärt und  ihm  aufgegeben,  sein  Buch  zu  corrigiren  und  vor  dem 
Druck  der  neuen  Auflage  der  Inq.  vorzulegen.  Suarez  wollte  nun 
den  Abschnitt,  der  den  Titel  hatte:  utrum  de  necessitate  confessionis 
sit,  ut  poenitens  sacerdoti  praesenti  immediate  revelet  peccata  sua, 
umarbeiten;  die  Inq.  erklärte  aber  18.  Aug.  1605,  derselbe  sei  ein- 
fach zu  streichen.  —  Die  Inq.  bestätigte  ihre  Entscheidung  noch 
einmal  im  J.  1622  in  einer  Antwort  auf  eine  Anftttge  des  General- 
Inquisitors  von  Portugal.  —  Das  Buch  des  Suarez  ist  nicht,  wie 
die  von  Henriquez  und  Sa  mit  d.  c.  in  den  Index  gesetzt  worden, 
ohne  Zweifel    aus  Rücksicht    gegen   den    um    die  Curie    verdienten 


J 


Briefliche  Beicbte.    Fr.  Saarez. 


311 


?eif asser.  Der  Weisunß^  der  Inq.  entsprechend  legte  aber  8uarez 
ttine  späteren  Schriften,  die  Tractate  de  gratia,  de  angelis,  de  opere 
ffx  dieram  snr  Approbation  vor;  für  den  Tractat  de  gratia  wurde 
dieselbe  verweigert  (S.  303). 

1658  wnrde  verboten:  A.  S.  C.  Oissertatio  pro  Francisco 
Saarez  de  gratia  aegro  oppresso  collata  per  absolutionem  a  sacerdote 
pneseate  impensam  praevia  peccatoram  expositione  epistolari  (1655 
n  Lyon  mit  dem  3.  Bande  des  Tractatus  de  gratia  von  Siiarez  ge- 
druckt). Der  Verfasser  derselben  ist  der  Jesuit  Theophil  Raynaud 
(im  Span.  Index  steht  statt  A.  S.  G.  Athanasius  Solerius  Comitanus). 
Er  meint,  nnr  das  Decret  vom  J.  1602  sei  eine  päpstliche  Entschei- 
dnng  ex  cathedra,  die  späteren  Decrete  seien  einfache  Inquisitions- 
deerete  nnd  solche  seien  nicht,  wie  der  Dominicaner  Gravina  per 
idnlationem  patentissimam  effutivit,  als  infallibel  anzusehen;  bei  der 
Aosle^iuig  des  Decretes  von  1602  aber  komme  es  nicht  darauf  an, 
was  die  Dominicaner,  die  es  concipirt,  oder  was  der  Papst  selbst 
UUten  erklären  wollen,  sondern  darauf,  was  der  Wortlaut  besage, 
—  ähnlich  wie  bei  dem  Ausspruche  des  Kaiphas  Job.  18,  14,  — 
aad  mit  diesem  stehe  die  Deutung  des  Snarez  nicht  in  Widerspruch ; 
Paal  y.  habe  als  Cardinal  auf  Suarez'  Seite  gestanden,  aber  als 
Papst  der  Ehre  seines  Vorgängers,  der  ihn  zum  Cardinal  gemacht, 
nieht  zn  nahe  treten  wollen  u.  s.  w.  Die  Jesuiten  haben  diese  Ab- 
handhing nicht  nur  in  dem  20.  Bande  der  Opera  Raynauds  (Apop. 
p.  188)  1669  wieder  abdrucken  lassen;  sie  steht  auch  trotz  des 
Index  in  der  Gesammtausgabe  der  Werke  des  Suarez  Venedig  1740 
— 51 ,  IX,  225  und  in  den  von  dem  Bischof  J.  B.  Malbu  von  Brügge 
beraii8£^egebenen  Fr.  Suaresii  opuscula  sex  inedita,  Brüssel  1859, 
p.  164  (hier  ist  auch  p.  1  die  oben  erwähnte  Vertheidiguiigsschrift 
des  Snarez  abgedruckt  und  ein  zweiter  Tractatus  de  confessione 
peeeatomm  ab  ipso  poenitente  facienda  cum  annotationibus  incerti 
auctoris  S.  J.).  In  der  Ausgabe  der  Werke  des  Suarez  Paris  1866  ff. 
ist  im  2^.  Bande  der  Commentar  zum  3.  Theile  des  h.  Thomas  ohne 
die  von  der  Inq.  verordneten  Streichungen  abgedruckt,  und  stehen 
auch  andere  Sätze,  die  später  verdammt  worden  sind,  ohne  irgend- 
welche Bemerkung,  z.  B.,  dass  man  dem  Gebote  der  jährlichen 
Commnnion  auch  durch  eine  sacrilegische  Communion  genüge,  dass 
ein  nicht  approbirter'Priester  von  lässlichen  Sünden  absolviren  könne 


1)  Die  betreffenden  Decrete  sind  in  einem  Aufsatze  in  den  A.  J.  P. 
%  2181  ab^edr.  Nach  diesem  Aufsatze  sind  die  Darstellungen  bei  Malou 
p.  XUI.,  Werner,  Fr.  Saarez  1,  77,  und  K.-L.  2,  242  zu  berichtigen.  — 
Eine  Schrift  des  Dominicaners  Franc,  de  Avila  De  confessione  per  litcras 
live  per  intemuncium  wurde  zu  Rom  1599,  Douay  1623  gedruckt.  Dje 
Controverse  wird  auch  in  dem  uugedruckten  Werke  von  Fossinus  (S.  307) 
ausfahrlich  behandelt.  Der  aus  dem  Galilei 'sehen  Processe  bekannte  Do- 
minicaner Lorini  sagte  den  Jesuiten  nach,  sie  ertheilten  den  Florentinischen 
Damen  auf  ihren  Villen  brieflich  die  Absolution  (Schneemann  in  den 
Stimmen  aus  Maria-Laach  1878,  119).  In  einem  Manuscript  im  Münchener 


312  Casaisten  1606—1654. 

2.  Von  dem  Buclie  des  Martinus  AlphonsuB  Vivaldus,  Caiio- 
nicuB  regularis  Congr.  D.  Salv.,  geb.  zu  Toledo,  gent.  1605,  Cande- 
labrum  aureum  Ecclesiae  s.  Dei,  in  quo  de  Septem  sacramentis,  cen- 
suris  et  irregularitatibus  praecipue  agitur,  bis  1590  zwölf  mal  ge- 
druckt, war  eben  im  J.  1602  (zu  Venedig)  eine  expurgirte  Ausgabe 
erscbienen,  obscbon  von  einem  frühern  Verbote  des  Buches  nicht  die 
Rede  ist.  Bras.  p.  259 — 263  gibt  an,  was  in  der  Ausgabe  Ven. 
1590  und  den  anderen  nach  der  expnrgirten  Ausgabe  zu  ändern  sei. 
Die  meisten  Aenderungen  hangen  damit  zusammen,  dass  in  der 
neuen  Ausgabe  die  Bulla  Coenae  nach  der  Fassung  vom  J.  1()00 
(von  Clemens  VIII.)  für  die  ältere  Fassung  von  Sixtus  V.  substi- 
tuirt  war.  1603  wurde  das  Buch  mit  d.  c.  verboten  und  es  st^ht 
noch  jetzt  mit  donec  prodeat  emendatum  im  Index,  wie  sich  aus 
Bras.  p.  268  ergibt,  lediglich  darum,  weil  auch  in  der  expurgirten 
Ausgabe  von  1602  bei  der  Erörterung  der  Frage,  utrum  liceat  con- 
fiteri  sacerdoti  absenti  per  literas  vel  nuncium  ac  ab  eo  absolutio- 
nem  accipere,  die  verneinende  Antwort  als  communis  opinio,  die  be- 
jahende als  verlor  bezeichnet  war.  Wahrscheinlich  war  dieselbe 
Ansicht  auch  in  der  gleichzeitig  verboteneu  andern  Schrift  des 
Vivaldus,  Scuola  catholica  morale,  in  tre  parti  principali  e  dialo^hi 
trenta  divisa,  vorgetragen.  —  Liss.  1624  verordnet  bei  mehreren 
Autoreu  (Antoninus,  Petrus  Paliidanus,  Sylvester)  an  der  betreffenden 
Stelle  beizuschreiben :  Sententia  de  absolutione  sacramentali  correcta 
est  a  demente  VIII.  Der  span.  Index  befiehlt,  eine  ähnliche  Notiz 
auch  dem  36.  Cap.  der  Biographie  des  Heinrich  Suso  (in  Lauren- 
tius  Surius'  Ausgabe  seiner  Werke,  1616)  beizufügen,  wo  von 
jemand  erzählt  werde,    er  habe  brieflich  gebeichtet. 

Das  Buch  von  Sa,  —  ein  Daodezband,  eine  Moral  in  lexicali- 
scher  Ordnung,  —  wurde  nicht  bloss  wegen  seiner  Lehre  über  die 
briefliche  Beichte  verboten.  In  dem  Decrete  von  1603  heisst  es:  E.  Sa 
Aphorismi  conf.  hactenus  impressi,  etiam  in  Urbe,  nisi  denuo  pro- 
deant  impressi  Romae  de  mandato  Mag.  S.  P.  emendati  et  casti- 
gati,  bei  Alex.:  impressi  ante  a.  1602,  post  autem  tale  tempus  editi 
de  mandato  Mag.  S.  P.  permitluntur,  seit  Ben. :  nisi  fuerint  ex  cor- 
rectis  juxta  editionem  Koinanam  a.  1602.  Die  erste  expurgirte  Aus* 
gäbe  ist,  wie  der  Wortlaut  des  Decretes  von  1603  zeigt,  nicht  1602 
erschienen,  sondern,  von  Brisighella  als  Mag.  S.  P.  approbirt,  1608. 
Bei  Bras.  steht  p.  347—370  die  Expurgation,  die  über  100  Stellen 
betrifft.  Raynaud  (Erotem.  p.  537)  u.  a.  haben  dem  Expurgator  mit 
Recht  vorgeworfen,  dass  er  zu  weit  gegangen  sei :  er  hat  nicht  nur 


Reichsarchiv  (Jesuit,  in  gen.  fasc.  26,  No.  379)  wird  unter  Propositioncs 
ceuBura  dignae,  quas  publice  docuerunt  quidam  theologi  S.  J.,  auch  der 
•Satz  verzeichnet:  ("onfessio  sacramentalis  facta  per  literas  sacerdoti  ab- 
senti et  simiiiter  absolutio  data  per  literas  ab  eodem  sacerdote  absente 
est  vcre  absolutio  sacramentalis  et  in  aliquibus  casibus  licitum  est  con- 
fiteri  per  literas  sacerdoti  absenti  et  ab  eo  per  literas  absolvi,  und  beige- 
fügt, in  Toledo  habe  der  Jesuit  Job.  Hieronymus  dieses  gepredigt  und  es 
werde  von  »Suarez  und  vielen  Vertheidigern  Molina's  gelehrt. 


V 


M.  A.  Yivaldus.  E.  Sa.  313 

geändert,  was  nach  den  tinmdsätzen  der  Curie  za  beanstanden  war, 
«Godem   das  Buch  nach  seinen  persönlichen  Ansichten  umgearbeitet, 
bei  casnistischen  Controversen  seine  Ansicht  der  von  Sa  substituirt, 
Fenreisungen  auf  Autoren  beigefügt  u.  s.  w.  (er  corrigirt  auch  viele 
Draekfehler).  Sand,  hat  die  Expnrgation  nicht  aufgenommen:  er  ver- 
urdnet  nur,   zwei  Stellen  (über  die  briefliche  Beichte)  zu  streichen, 
und  sagt  dann:     Alia  autem  omittnntur,    quae  neqne  ad  Sancti  Off. 
jidicium  spectare   neque    grayem  offensionem  habere  videntur.    Sot. 
Imt  Sa  gar  nicht,  und  Liss.  1 624  verordnet,  die  Satze  über  die  brief- 
liebe Beichte  und  den  Satz,  quod  extrema  unctio  in  articulo  neoessi- 
tati^    conferri    possit    cum    oieo  non    benedicto    per    episcopum,    zu 
streichen,  und   fügt  bei:  Reliqua  quae  cura  Mag.  S.  P.  Aphorismis 
addita  fnerant  a.  1607,  ad  locupletandum  opus  spectant.    Die  späteren 
Ausgaben    haben   aber   alle   die  von  1608  zur  Grundlage;    es    sind 
ihrer  viele,  —  innerhalb  30  Jahre  erschienen  30,  —  da  die  Jesuiten 
Sa  zu  ihren  classischen  Moraltheologen  zählen  (Hurter  1,  152).  Nur 
eine  zu   Eonen  gedruckte  Ausgabe  ist  ein  Abdruck  der  nicht  expur- 
^en.     Das  dortige  Parlament  wollte  1618  einschreiten;  die  Jesuiten 
irandten   sich    aber    an    die    französische  Eegierung    und    erklärten, 
die  Ausgabe    sei    ohne  ihre  Mitwirkung  veranstaltet,    worauf  allen 
Drnckem    verboten  wurde,    Bücher    von  Jesuiten  ohne  Zustimmung 
ihrer    Oberen    zu    drucken    (Prat  3,  776).     Das   Parlament    scheint 
an  dem  Anstoss  genommen  zu  haben,    was  Sa  s.  v.  Tyrannus    lehrt: 
.,Wer  ein  rechtmässig  erworbenes  Grebiet  tyrannisch  regiert,    kann 
Bicht  ohne   ein  öffentliches  Urtheil  entsetzt  werden  (spoliari);   nach 
der  Fällung  des  Urtheils   kann   aber   jeder   dasselbe  exequiren;    er 
kinn    aber    von   dem  Volke,    auch  wenn  dasselbe    ihm    ewigen  Ge- 
hörtem  g-eschworen,    abgesetzt  werden   (deponi),    wenn  er,    obwohl 
ermahnt,    sich  nicht  bessern  will.     Denjenigen  aber,    der    in  tyran- 
nischer   Weise    die    Gewalt    usurpirt    (ocoupantem    tyrannice    pote- 
statem),     kann   jeder  aus  dem  Volke  todten,    wenn  es  keine  andere 
Abhülfe  gibt;    denn    er  ist    ein   öffentlicher  Feind."     Dieser  Passus 
war  aber  von  Bras.    nicht  beanstandet  und   steht    in    den   späteren 
wie  in    den   früheren  Ausgaben;    in  jenen  sind   nur  einige  Autoren, 
die  dasselbe  lehren,  und  einige,  welche  sagen,  nulli  ex  populo  licere 
etiam  tyrannissimum,  ut  ita  dicam.  occidere,  namhaft  gemacht^). 


1)  Ich  habe  zwei  Ausgaben  verglichen:  R.  P.  Fimanuelis  Sa,  I)oc- 
Wiris  Theologi  S.  J.,  Aphorisrai  Confessarioruin,  ex  variia  doctorum  aententiis 
collect i.  Opusculum  theologis,  omnibusquo  animarum  curam  habentibus 
utile  ac  necessarium.  Coloniae,  P.  Amorfort  1509  (auf  der  letzten  Seite 
riae  Approbation  von  Silv.  Pardo,  Canon.  libr.  ctnsor,  Antw.  1597).  Apho- 
rismi  .  .  .  cx)llecti.  Auetore  Km.  Sa,  Lusitano,  Doctore  Theol.  S.  J.  Nuper 
ucnrate  expurgati  a  Rev.  P.  Mag.  S.  P.  Ap.  Indicatis  doctorum  locis  anno- 
Utionibasque  per  Andr.  Victorellium  Bass.  Theol.  illustrati  et  aucti.  Per- 
ais8u  sap.  Ed.  nltima  prioribus  correctior.  Co!.,  Jo.  Crith  1621  (hinter 
der  Vorrede  die  Approbation  von  J.  M.  Brasichcll.  S.  P.  A.  M.  Die  erste 
von  Vittorelli  besorgte  Ausgabe  erschien  1612).  Die  zahlreichen  Zusätze 
Ton  Vittorelli  sind  mit  *  bezeichnet. 


1 


314  Casuisten  1600—1654. 

Von  dem  Buche  des  H.  Henriqaez,  geb.  zu  Oporto  1536,  f 
zu  Tivoli  1608,  Summae  theologiae  moralis  libri  15,  in  quibus  non 
Racramentorum  solum  .  .  .  sed  etiam  indulgentiarum,  censurarnm 
ecol.  .  .  .  doctrina  omnis  dilucide  explicatur,  erschien  der  1.  Band 
Salam.  1591,  der  2.  1593  (das  ganze  Werk  Yen.  1596.  1600,  Fol., 
u.  8.),  obschon  die  Ordensoberen  die  Approbation  verweigerten,  mit 
Grenehmigung  der  Inquisition.  Henriquez  war  auch  an  der  Aufleh- 
nung spanischer  Jesuiten  gegen  den  G-eneral  Aquaviva  betheiligt, 
trat  aus  dem  Jesuitenorden  aus  (er  war  auch  ein  Gegner  Molina^s) 
und  wurde  1594  Dominicaner,  später  wieder  Jesuit  (Hurter  1,  413. 
Gret.-Joly  3,  7.  Sainjore  4,  30).  —  Bei  Sot.  wird  in  seiner  Summa 
nur  ein  Wort  gestrichen,  virgo  in  dem  Satze:  Henoch  virgo  translatus 
est  in  paradisum.  In  Rom  wird  man  aber  ausser  der  Ansicht  von 
der  brieflichen  Beichte  auch  die  Stellen  beanstandet  haben,  an  welchen 
Henriquez  im  Sinne  der  spanischen  Begalisten  spricht.  Im  Liss. 
1624  wird  eine  Reihe  von  Stellen  gestrichen  und  dann  bemerkt, 
die  Summa  sei  an  den  Stellen,  wo  von  der  kirchlichen  Jurisdiction 
die  Rede  sei,  caute  et  cum  judicio  zu  lesen.  Machado  2,  452  und 
V.  de  la  Fuente  5,  442  berichten,  wie  Clement  9,  405,  Henriquez 
habe  zu  Gunsten  der  recursos  de  fuerza  einen  Tractat  de  clavibus 
Rom.  Pontificis  geschrieben,  dieser  sei  in  Rom  denuncirt  und  auf 
Betreiben  des  Nuncius  die  ganze  Auflage  verbrannt  worden,  so  dass 
nur  noch  3  oder  4  Exemplare,  eins  im  Esourial,  existirten.  Ale- 
gambe und  Sotwell  erwähnen  keine  Separatausgabe  dieses  Tractats 
und  kennen  ihn  nur  als  Bestandtheii  des  1.  Bandes  der  Summa. 
Vielleicht  ist  er  zuerst  allein,  dann  corrigirt  in  der  Summa  er- 
schienen. —  Auch  bei  Sa  findet  sich  übrigens  ein  regalistischer 
Satz:  wo  er  von  der  Excommunication  spricht,  welche  die  Bulla  Coenae 
über  diejenigen  verhängt,  qui  cursum  literarum  apostolicarum  lai- 
cali  auctoritate  impediunt  (s.  v.  Excommnnioatio  n.  16),  sagt  er: 
Non  est  autem  impedire  volle  prius  examinari  et  se  de  eo  consuli, 
ut  fit  a  Rege  Hispaniae.  Denique  facientes  contra  Papae  literas  ant 
praecepta  justa  de  causa  aut  necessitate,  non  incidunt.  Beide  Sätze 
sind  in  den  expurgirten  Ausgaben  weggelassen,  obschon  der  erste 
bei  Bras.  nicht  gestrichen  wird. 

3.  1605  wurde  verb.  Joannis  Maldonati  Snmmula  casnnm 
conscientiae  cuilibet  sacerdoti  confessiones  poenitentium  audienti 
Bcitu  perutilis,  coUecta  per  Fr.  Martinum  Codognat  Minimum,  1604, 
nach  Prat,  Maldonat  p.  513  eine  sohlechte  Compilation  aus  Maldo- 
nats  Werken.  In  dem  Decrete  No.  5  heisst  es:  Jo.  Maldonato  falso 
adscripta,  seit  Ben.  (unter  Codognat):  quae  tamen  falso  Jo.  Maldonato 
tribuitur.  Der  Carmeliter  Jacques  Jaquet  gab  eine  französische  Ueber- 
setzung  davon  heraus,  Paris  1604.  1614.  —  Sot.  verbietet  nicht 
die  Summula,  aber  Disputationum  et  controversiarum  decisarum  . . . 
circa  septem  sacramenta  .  .  tomi  duo,  Lugd.  1614,  und  fügt,  wie 
Liss.  1624,  bei:  Jo.  Maldonato  liber  falso  adscriptus,  ementito  im- 
pressionis  loco  Lugdunum  pro  Francofurto,  impressoris  nomine  snp- 
presso.  Auch  Alegambe  sagt:  Nee  illius  nee  ullius  de  Societate 
sunt  et  suos  etiam  errores  continent.     Es  ist   ein  allerdings  fehler* 


H.  Henriquez.  J   MaldoDatus.    St.  Baany  u.  a. 


316 


kfler  Abdruck  von  Yorlcsnngen,  die  Maldonat  zu  Paris  gehalten 
Bsd  die  besser  in  den  Opera  yaria  theologica  tribns  tomis  comprebenRa, 
Ptf.  1677,  Fol.,  abgedruckt  sind.  Diese  Opera  sind  nicht  von  den 
Jesoiten  heransgegeben  worden,  die  vielmehr  die  Heransgabe  zu 
hintertreiben  suchten  (Yalery  p.  299),  sondern  von  den  Pariser  Theo- 
logen Dubois  und  Fanre,  welche  das  Werk  dem  Erzbischof  Le 
Tellier  von  Reims,  einem  Gegner  der  Jesuiten,  widmeten.  (Prat, 
Maldonat  p.  506.) 

In  den  nächsten  Jahren  wurden  mit  d.  c.  verb.  casuistische 
Werke  von  dem  Observanten  Nicodemo  daFirenze  und  von  Carolas 
de  Baucio  (del  Balzo,  Priester  zu  Capua;  Mazzuch.  s.  v.),  unbe- 
dingt eins  von  dem  Priester  Pellegrinus  Polletta  de  Cisono  Yallis 
Mireni,  am  26.  Oct.  1640  drei  Bücher  des  Jesuiten  Stephan  Bauny 
(t  1649) :  Theologia  moralis,  —  sie  erschien  in  4  Foliobänden  Paris 
1640—47;  das  Verbot  bezieht  sich  also  zanächst  auf  den  1.  Band, 
veleber  de  sacramentis  et  personis  sacris  handelt,  —  Somme  des 
peches,  qui  se  commettent  en  tous  ^tats,  de  leurs  conditions  et 
qnalites,  en  quelles  occurrences  üs  sont  mortels  ou  veniels,  et  en 
qnelle  fa^on  le  confesseur  doit  interroger  son  p^nitent,  Par.  1630, 
5.  Ed.  1638  (1639  erschien  auch  Extrait  d'un  livre  intitulä  Somme 
etc,  der  nicht  verb.  ist),  —  Pratique  du  droit  canonique  au  gon- 
Tenement  de  TFglise,  correction  des  moeurs  et  distribution  des  be- 
n^ees,  le  tont  au  style  et  usage  de  France,  avec  la  d^cision  des 
priocipales  questions  sur  les  matiöres  b^nificiales,  qui  se  traitent 
daoB  les  cours  du  royaume,  Paris  1633,  5.  £d.  1640  (wohl  als  gal- 
Beanisch  verb.).  Von  dem  zweiten  Buche  erschien  1643  eine  Ed.  6., 
TOD  dem  dritten  eine  nouvelle  ed.  1644.  —  üeber  die  Somme 
vnrde  seit  dem  5.  Nov.  1640,  —  also  nach  dem  Römischen  Ver- 
bote, aber  ohne  Berücksichtigung  desselben,  —  auch  in  der  Sor- 
bonne verhandelt.  Sechs  Doctoren  wurden  mit  der  Prüfung  des- 
selben beauftragt;  diese  theilten  ihre  Ausstellungen  Bauny  mit;  er 
erklärte  darauf,  was  er  über  den  Wucher  geschrieben,  würde  er 
jetzt  nicht  mehr  schreiben,  die  anderen  Punkte  könne  er  nicht  als 
begründet  anerkennen.  Die  Commission  legte  darauf  1.  Jali  1641 
15  laxe  Moralsätze  zur  Censurirong  vor  (Arg.  III  a  28).  Die  Pu- 
blieation  einer  Censur  der  Sorbonne  wurde  durch  den  Cardinal 
Riehelien  als  Kanzler  verhindert  (1644  erschien  eine  Schrift  gegen 
den  Bericht  der  Commission,  worin  angedeutet  wurde,  das  Buch  sei 
TOD  der  Sorbonne  approbirt,  Arg.  III  a  35).  Dagegen  veröffentlichte 
<iie  Assemblee  du  Clerg^  in  Nantes  12.  April  1641  eine  scharfe 
Censiir.  —  Bauny  ist  einer  der  Autoren,  welche  Pascal,  Amauld 
vmi  anderen  das  meiste  Material  für  ihre  Darstellung  der  Jesuiten- 
■oral  geliefert  haben ;  Pascal  wendet  mit  Franz  Hallier  auf  ihn 
^e  Worte  an  Ecce  qui  tollit  peccata  mundi.  Hurter  1,  901  feiert 
ibn  als  vir  antiquae  probitatis  et  singularis  circa  quaestiones  omnes 
fie  conscientia  eruditionis. 

Am  18.  Juni  1651  wurde  mit  d.  c.  verb.  Cnrsus  theologici 
juta  scholasticam  hu  jus  temporis  Soc.  Jesu  methodum  tomus  5.  de 
JBre  et  jastitia,    authore    K.  P.    Francisco    Amico  Consentino.    Fr. 


316  Casuisten  1600—1654. 

Amicus  (Amioo  aus  Cosenza)  war  Jesuit  und  war  31.  Jan.  1651 
zu  Graz  gestorben;  Hurter  1,  709  nennt  ihn  einen  Mann  von  griind- 
1  icher  und  ausgebreiteter  Gelehrsamkeit  und  einer  durch  Klugheit 
temperirten  evangelischen  Einfalt,  von  dem  man  glaube,  dass  er  die 
Taufunschuld,  die  er  in  die  Gesellschaft  Jesu  mitgebracht,  auch  in 
den  Himmel  mitgenommen.  Der  5.  Band  seines  9  Folianten  um- 
fassenden Cursus  theologicus  war  1640  zu  Douay  erschienen.  Saint* 
Amour,  der  1651  in  ßom  war,  erzählt  in  seinem  Journal  p.  98: 
der  Secretär  des  Index  habe  ein  Verzeichniss  verbotener  Bücher 
zwei  Monate  in  Händen  gehabt;  die  Publication  desselben  sei  durch 
die  Bemühungen  der  Jesuiten,  das  Verbot  des  Buches  von  Amicus 
rückgängig  zu  machen,  verzögert  worden  ;  sie  hätten  aber  nur  er- 
reicht, dass  er  nicht  als  Jesuit  bezeichnet  und  dass  dem  Verbote 
d.  c.  beigefügt  worden  sei.  In  dem  Bande  sagt  Amicus  u.  a.  (Disp. 
36,  8.  7,  n.  118):  „Es  ist  einem  Geistlichen  oder  Ordensmann  er- 
laubt, einen  Verleumder,  welcher  schwere  Beschuldigungen  gegen 
ihn  oder  gegen  seinen  Orden  auszustreuen  droht,  zu  tödten,  wenn 
ihm  kein  anderes  Mittel  der  Vertheidigung  zu  Gebote  steht,  wie 
ihm  denn  ein  anderes  Mittel  nicht  zu  Gebote  zu  stehen  scheint, 
wenn  der  Verleumder  entschlossen  ist,  öffentlich  und  vor  ange- 
sehenen Leuten  die  besagten  Beschuldigungen  vorzubringen,  falls  er 
nicht  getödtet  wird.  .  .  .  Weil  ich  aber  dieses  bei  anderen  Autoren 
nicht  finde,  will  ich  es  nicht  im  Gegensätze  zu  der  gewöhnlichen 
Ansicht  behaupten,  sondern  nur  disputandi  gratia  vortragen  und  dem 
verständigen  Leser  das  Urtheil  überlassen.^*  Als  das  Buch  1549 
zu  Antwerpen  neu  gedruckt  werden  sollte,  hatte  Amicus  im  Re- 
gister beigefügt,  er  habe  seitdem  diese  Ansicht  auch  bei  Petrus  Ka- 
varrus  und  Sayrus  gefunden.  Der  Conseil  de  Brabant  verweigerte 
aber,  nachdem  er  durch  den  Erzbischof  von  Mecheln  die  Löwener 
theologische  Facult&t  hatte  befragen  lassen,  die  Druckerlaubniss, 
wenn  nicht  der  Passus  gestrichen  werde.  Die  Jesuiten,  welche  die 
Herausgabe  besorgten,  legten  eine  andere  Fassung  der  Stelle  vor, 
die  aber  dasselbe  besagte,  mussten  sich  indess  dazu  verstehen^  die- 
selbe wirklich  wegzulassen,  desgleichen  die  Sätze  (l.  o.  n.  130): 
„Es  ist  nicht  nur  erlaubt,  das  zu  vertheidigen,  was  man  wirklich 
besitzt,  sondern  auch  das,  worauf  man  ein  angefangenes  Kecht  hat 
und  was  man  in  Besitz  zu  bekommen  hofft.  Darum  wird  es  einem 
Erben  oder  Legaten  gestattet  sein,  sich  gegen  denjenigen  zu  ver- 
theidigen, der  ungerechter  Weise  den  Antritt  der  Erbschaft  oder 
die  Auszahlung  der  Legate  hindert.  Dasselbe  ist  demjenigen,  der 
ein  Recht  auf  einen  Lehrstuhl  oder  auf  eine  Pfründe  hat,  gegen  den- 
jenigen gestattet,  der  die  Erlangung  derselben  hindert.**  (Nach  dem 
Zusammenhange  meint  Amicus,  es  dürfe  auch  in  diesen  Fällen  bei 
der  Vertheidigung  eventuell  ,.bis  zur  Tödtung  des  Gegners  vorge- 
gangen werden**).  Amicus  liess  nun  andere  Moralisten  um  ein  Gut- 
achten über  seine  Ansicht  bitten  und  fand  wenigstens  bei  einem, 
der  kein  Jesuit  war,  dem  noch  zu  -erwähnenden  Caramuel,  Zustim- 
mung. „Auch  andere  Theologen,  schrieb  derselbe,  lehren  wie  Amicus, 
und  es  gibt  keinen  Theologen,    der    ihm  ausdrücklich  widerspricht; 


Fr.  Amictts.  Fr.  Pellizarias  u.  a.  817 

iIm  ist  seine  Ansicht  moralisch  sicher,  die  entgegengesetzte  un- 
wahrscheinlich. Denn  wenn  über  einen  bestimmten  Funkt  nur  ein 
daziger  gewichtiger  Schriftsteller  haudelt,  so  ist  dessen  Entschei- 
'iung  moralisch  sicher;  wird  der  Punkt  dann  auch  von  anderen  ge- 
vichtigen  Schriftstellern  behandelt  und  der  erste  direct  bekämpft, 
so  hört  dessen  Ansicht  auf,  gewiss  zu  sein,  und  wird  probabeler, 
gleich  probabel  oder  weniger  probabel,  je  nachdem  der  Gegner 
weniger  oder  mehr  sind;  unwahrscheinlich  wird  sie  erst,  wenn  sie 
TOB  allen  verworfen  wird.  .  .  Du  hast  diese  Lehre  gelesen  und 
fragst :  ob  ein  Ordensmann,  der  sich  mit  einem  gemeinen  Weibe 
vergangen,  welches,  da  es  sich  zur  Ehre  anrechnet»  dass  es  sich 
einem  aolchen  Manne  preisgegeben,  die  Sache  erzählt  und  ihn  in 
öbeln  Ruf  bringt,  dasselbe  tödten  könne?  Was  weiss  ich?  Aber  ich 
habe  von  dem  P.  N.,  Doctor  der  Theologie,  einem  geistvollen  und 
gelehrten  Manne,  gehört:  Amicus  hätte  diese  Entscheidung  weg- 
Lassen  können;  da  sie  aber  einmal  gedruckt  ist,  muss  er  sie  auf- 
recht halten  und  wir  sie  vertheidigen"  (Wendrock  p.  379).  Die 
oben  mitgeth eilten  Sätze  von  Amicus  wurden  1654  nebst  anderen 
von  Jesuiten  vorgetragenen  Sätzen  nach  Rom  gesandt  (s.  u.  §  54). 
Am  6.  Juli  1655  publicirte  darauf  der  Secretär  der  Index-Congr. 
ein  Beeret  des  Inhalts:  die  Cardinäle  der  Congregation  hätten,  um 
die  Correction  des  Buches  von  Amicus  zu  vollenden,  nach  Anhörung 
der  Referenten  befohlen,  der  letzte  Theil  von  Disp.  36  s.  7,  wo  de 
damno  injuste  illato  in  bona  corporis  ejusque  compensatione  ge- 
handelt werde  (folgt  genaue  Angabe  der  oben  angeführten  ersten 
Stelle)  sei  in  neuen  Ausgaben  wegzulassen,  in  den  gedruckten  Exem-* 
plaren  auszustreichen.  Dieser  erste  Satz  befindet  sich  auch  unter 
den  von  Alexander  VII.  24.  Sept.  lt)65  (No.  17),  die  beiden  anderen 
unter  den  von  Innocenz  XI.  2.  März  1679  (No.  32.  33)  ver- 
dammten Sätzen^). 

4.  Gleichzeitig  mit  dem  Buche  von  Amicus  (1651)  wurde 
vcrb.  Franc.  Pellizarii  Manuale  regularium.  Tom.  I.  etil.  (Ven. 
1647.  48).  Dass  der  Verfasser  Jesuit  war  (t  1651),  wird  auch  hier 
nicht  gesagt.  Das  Buch  wurde  unbedingt  verb. ;  es  erschien  aber 
1653  zu  Lyon  eine  Ed.  2.  ab  ipsomet  authore  recognita  .  .  .  ac 
exporgata  ab  erroribus  in  priori  ed.  Veneta  commissis.  Sein  Trac- 
tatas  de  monialibus,  in  quo  resolvuntur  quaestiones  morales  ad 
ülaram  statum  pertinentes,  Bononiae  1644  u.  s.,  wurde  erst  1693 
mit  d.  c.  verb.  und  1725  :  Excerpta  omnia  ex  tract.  de  mon.,  etiam 
italica  lingna.  Eine  expurgirte  Ausgabe,  Tract.  de  mon.  .  .  .  Ed. 
aorissima  aucta  et  correcta  juxta  animadversiones  S.  Congr.  Ind.  a 
Jo.  Franc.  Montane  ejusd.  Soc.  Theol.,  Rom  1755  u.  s.,  wurde  frei- 
gege'ben  (Storia  lett.  13,  337);  es  ist  darin  corrigirt  ce  qu^  avaient 
de  trop  rel&che  certains  maximes  eparses  dans  ce  livre  (Backer).  — 


1)  lieber  den  Versuch  des- Jesuiten  R.  Bauer  (K.-L.  1,  741;  2,  631), 
Amicns  und  Bauny  rein  zu  waschen,  8.  Deutscher  Merkur  1882,  321.  829. 
Den  Amicus  sucht  auch  Stubrockias  p.  196  zu  entschuldigen. 


318  Gasuisten  1600—1654. 

1646  wurde  mit  d.  o.  verb.:  Jo.  Sanohez  (spanischer  Weltgeist- 
licher) Seleotae  et  practicae  disputationes  de  rebus  in  administra- 
tione  sacramentorum,  praesertim  eucharistiae  et  poenitentiae,  passim 
ocourrentibus,  1624  und  1686,  Fol.  Diana  bezeichnet  das  Buch  als 
immortalitate  dignissimum;  Hurter  1,  414  sagt  aber,  der  Verfasser 
sei  nimis  benignus  und  von  ihm  sei  der  von  Innocenz  XI.  167  9 
(No.  4)  verdammte  Satz:  Ab  infidelitate  exousabitur  infidelis  non 
credens  ductus  opinione  minus  probabili. 

1654  wurden  drei  probabilistische  casuistische  Bücher  von 
Theatinern  verb.:  Marci  Vi  dal  Area  vitalis,  in  qua  pretiosiores 
theologiae  moralis  margaritae  ex  vastissimo  tum  theologorum  tum 
canonistarum  oceano  diligenter  coUectae  recluduntur,  seu  Inquisi- 
tiones  theologicae  morales  casuum  conscientiae,  Yen.  1650,  Fol.  Eine 
neue  Bearbeitung,  die  dem  Card.  Scipio  Delci  gewidmet  ist,  Area 
salntaris  consultus  utriusque  juris  includens^  in  qua  humani  generis 
spes  naufraga  ad  salutis  portum  perducitur  s.  Inq.  mor.  cas.  consc, 
Ven.  1660,  Fol.,  wurde  161)1  mit  d.  c.  verb.  (Vezzosi  2,  477). 
Albit.  p.  464  erwähnt  als  einen  Irrthum  Vidals  den  Satz:  emitten- 
tes  Vota  biennii  in  Sooietate  Jesu  esse  religiosos  ex  privilegio,  da 
doch  Gregor  XIII.  in  einer  Bulle  erklärt  habe,  sie  seien  vere  et 
proprie  religiosi^).  —  Quaestiones  morales  et  legales,  auth.  Angelo 
Maria  Verricelli,  Ven.  1653,  Fol.;  bei  ihm  findet  sich  der  Satz: 
Puto  posse  me  operari  secundum  opinionem  cujusvis  recentioris  con- 
tra communem  et  contra  propriam  opinionem,  quamvis  judicem  illam 
esse  falsam  ex  principiis  intrinsecis  (Concina,  Apparatus  2,  449).  — 
'Sacra  moralis  doctrina  de  st-atn  supernaturali  humanae  naturae.  .  • 
ad  scholasticae  lecturae  methodum  deducta  a  Zacharia  Pas  qualig  o 
Veronensi,  Ven.  1650,  Fol.  Pasqualigo  war  15  Jahre  Professor  in 
Rom  und  fnngirte  in  dem  Galilei^schen  Process  als  Qualificator 
(Reusch,  Galilei  S.  275);  sein  Buch  ist  einem  der  Cardinäle  der 
Inquisition,  Marzio  Ginetti,  dedicirt.  Das  Verbot  scheint  von  der 
Inquisition  ausgegangen  zu  sein;  denn  diese  erklärte  29.  März  1656 
(Alex.  No.  54):  da  Pasqualigo  sein  Buch  in  der  von  den  Qualifi- 
catoren  angegebenen  Weise  corrigirt  habe,  dürfe  es  neu  gedruckt 
werden.  Die  gleichzeitig  erschienene  Sacra  speculativa  doctrina  de 
Deo  ceterisque  divinitus  revelatis  ex  theologicis  principiis  ad  schol. 
lect.  meth.  ded.  ist  nicht  verboten,  scheint  aber  auch  bei  der  Inq. 
in  Untersuchung  gewesen  zu  sein:  in  der  Barberinischen  Bibliothek 
befinden  sich  Censuren  über  Propositiones  ex  theologia  speculativa 
P.  Zach.  Pasqualigi,  von  denen  einige  von  dem  Consultor  und  dem 
Commissar  der  Inq.  als  haeresim  sapientes  qualificirt  werden  (Berti, 
II  processo  originale  di  G.  Galilei,  p.  CXXXIV).  1684  wurde  aber 
der  schon  1641   zu  Verona  erschienene  Folioband:    Decisiones  mo- 


1)  Üeber  die  Gelübde  der  Jesuiten  wurde  vielfach  gestritten.  Schnee- 
mann, Entw.  S.  136.  189.  —  Auszüge  aus  einem  andern  Buche  von  Verri- 
celli,  Traot.  de  ai>o8tolicis  missionibus,  Ven.  1656,  Fol.,  bei  Dorotheas 
Ascianus  p.  568. 


Paul  V.  und  Venedig. 


dl9 


nies  jaxta  prlncipia  theologica  et  sacras  atqae  civiles  leges,  mit 
i  e.  verb.^). 

Die  von  dem  Dominicaner  Vincentius  Candidas  heransgegebene 
Casoistik,  Dlustriorum  disqnisitionnm  tomi  qnatuor,  Hom  1637  und 
1643,  seinem  Jugendfreunde,  dem  Card.  Pamfili  gewidmet,  wurde 
aaeb  wegen  laxer  Moralgrund Bätze  angegriffen  und  von  dem  Ordens- 
general  miBsbilligt,  kam  aber  nicbt  in  den  Index.  Candidas  wurde 
sogar,  als  Cardinal  Pamfili  als  Innocenz  X.  Papst  geworden,  1645 
Hipster  S.  Pal.  (CaUlani,  De  Mag.  S.  P.  p.  178). 

Im  spanischen  Index  steht  keiner  dieser  1605—55  in  Rom 
Terbotenen  Moralisten;  nur  in  dem  Tract.  de  mon.  von  Pellizarius 
vird  eine  Stelle  geändert. 


42.    Der  Streit  zwischen  Panl  Y.   nnd  der  Republik 

Venedig,  1606.  P.  Sarpi. 

Mehr  als  die  Controverse  de  auxiliis  beschäftigte  Paul  V. 
im  Aofange  seiner  Regierung  ein  Streit  mit  der  Republik  Venedig. 
Der  dortige  Senat  hatte  1603  und  1605  durch  Gesetze  den 
Bau  neuer  Kirchen,  Klöster  und  Hospitäler  von  seiner  Genehmi- 
gung abhängig  gemacht  nnd  den  Verkauf  und  das  Schenken 
Yon  Liegenschaften  an  geistliche  Corporationen  verboten  und 
zwei  Geistliche  wegen  gemeiner  Verbrechen  vor  das  weltliche 
Gericht  stellen  lassen.  In  zwei  an  den  Dogen  und  an  den 
Senat  gerichteten  Breven  vom  10.  Dec.  1605  erklärte  Paul  V. 
jene  Gesetze  für  ungültig  nnd  forderte  die  Auslieferung  der 
beiden  geistlichen  Verbrecher  an  den  Nuncius.  Da  die  Vene- 
tianer  nicht  gehorchten,  verhängte  der  Papst  in  einem  an  die 
Venetianische  Geistlichkeit  gerichteten  Monitorium  vom  17.  Apr. 
1606  über  den  Dogen  und  den  Senat  die  Excommunication, 
Ober  das  Gebiet  der  Republik  das  Interdict,  falls  nicht  binnen 
24  Tagen  nach  der  Publication  des  Monitoriums  seine  Forde- 
mogen  bewilligt  würden.  Der  Doge  Leonardo  Donato  verbot 
die  Publication  des  päpstlichen  Erlasses.  Die  Jesuiten,  Gapu- 
einer  und  Theatiner,  die  einzigen  Geistlichen,  welche  das  Inter- 


1)  Laxe  Moralsatze  von  Pasqaaligo,    Vidal  and  Jo.  Sanchez  s.  bei 
Conetnm,  Storia  del  Probab.  1,  242;  2,  380.  389.  393. 


1 


320  Paul  V.  and  Venedig. 

dict  beobachteten,  wurden  14.  Juni  1606  ausgewiesen.  Der 
Papst  wollte  nun  die  Venetianer  mit  Krieg  überziehen;  aber 
nach  einem  Jahre  kam  durch  den  französischen  Gesandten  und 
den  Cardinal  Joyeuse  ein  Ausgleich  zu  Stande:  die  beiden 
Geistlichen  wurden  dem  französischen  Gesandten  ausgeliefert 
mit  der  Erklärung,  die  Republik  wahre  sich  das  Recht,  ver- 
brecherische Geistliche  zu  strafen;  die  Gesetze  wurden  nicht 
aufgehoben,  aber  die  Venetianer  versprachen,  sich  mit  gewohnter 
Frömmigkeit  zu  betragen;  der  Senat  widerrief  seine  Manifeste 
gegen  die  Censuren,  der  französische  Gesandte  suchte  in  Rom 
deren  Zurücknahme  nach  und  Card.  Joyeuse  erklärte  21.  April 
1607  in  Venedig  im  Namen  des  Papstes,  dieser  nehme  alle 
gegen  die  Republik  ergriffenen  Massregeln  zurück.  Die  Rüek- 
berufung  der  Jesuiten  lehnten  die  Venetianer  ab;  sie  kehrten 
erst  1657  zurück.  —  Im  J.  1606  wurden  einige  zur  Vertheidi- 
gung  der  Republik  veröffentlichte  Schriften  und  gleichzeitig  alle 
ähnlichen  bereits  erschienenen  oder  noch  zu  veröffentlichenden 
Schriften  über  das  Interdict  von  der  Inquisition  verboten.  Seit 
Alexander  VII.  stand  dann  das  allgemeine  Verbot  der  Libri 
de  censura  et  interdicto  Pauli  V.  in  Rempublicam  Venetam  im 
Index  (vorher  schon  in  dem  Elenchus,  S.  24).  Benedict  XIV. 
hat  es  gestrichen.  —  Nebenbei  ist  zu  erwähnen,  dass  während 
des  Streites  Franz  Suarez,  etwas  später  auch  Thomas  Sanchcz, 
also  zwei  der  berühmtesten  Jesuiten,  in  den  Index  gekommen 
sind,  freilich  nur  in  der  Weise,  dass  die  Ausgaben  von  Werken 
derselben ,  in  welchen  Venetianische  Drucker  curialistische 
Stellen  weggelassen  hatten,  verboten  wurden. 

Der  bedeutendste  literarische  Vertheidiger  Venedigs  war 
bekanntlich  der  Servit  Paolo  Sarpi  (1552—1623).  Er  wurde 
1606  von  der  Inquisition  nach  Rom  citirt,  leistete  aber  natürlich 
keine  Folge  und  protestirte  25.  Nov.  fiJrmlich  gegen  die  Vor- 
ladung^). Seine  Geschichte  des  Trienter  Concils  wurde  gleich 
nach  dem  Erscheinen,  1619,  verboten,  später  auch  noch  einige 
andere   Schriften,   auch  sein  Epitaphium  und  mehrere  Biogra- 


1)  Nach  dem  Ausgleich  machte  sich  Paul  V.  Hoffnung,  man  werde 
Sarpi  und  die  anderen  Theologen  an  die  Inquisition  ausliefern.  Ranke, 
Päpste  3  (WW.  39),  102.* 


i 


Paul  V.  und  Venedig.  821 

piieen  nnd  Vertheidigungen  Sarpi's.    Aber  merkwürdiger  Weise 
sind  7on  diesem  der  Curie  so  verhassten  Schriftsteller  nicht,  wie 
FOD  ?ielen  weniger  bedeutenden,  sämmtliche  Schriften  verboten, 
nieht  einmal    die  Gesammtausgaben    seiner   Werke.     1656   er- 
schien die  officiöse  Geschichte  des  Trienter  Concils  von  Palla- 
vjcifli.    Mehrere   gegen  dieselbe   gerichtete  Schriften  stehen  im 
Index,  auch  einige,  verhältnissmässig  wenige,  ältere  und  spätere 
aoticarialistische  Schriften  tiber  das  Concil. 

1.    Bnrch    ein   am    27.    Juni   1606    pnblicirtes   Edict  wurden 
einige    auf   das  Interdict   bezügliche  iibelli  et  scripturae,    als  viele 
resp.  temeräre,  .  .  .  schismatische,  irrige  und  ketzerische  Dinge  ent- 
hiltend,  ausdrücklich  verb.  und  zugleich  alle  anderen  ähnlichen  ge- 
drnckten  nnd  handschriftlichen  Schriften.    Dieses  £dict  steht  nicht  bei 
Alex.,  wird  aber  in  einem  Edicte  der  Inquisition  vom  20.  Sept.   1606 
fXo.  7)  erwähnt,    worin   nach  Hinweisung  auf  das  allgemeine  Ver- 
bot znr  grössern  Sicherheit   vier  Schriften    mit  derselben  Qualifica- 
tion  aosdrücklich    und    zugleich  nochmals  alle  ähnlichen  gedruckten 
oder  zu  druckenden,    geschriebenen    oder   zu  schreibenden  Schriften 
ober  das  Interdict  unter  Androhung    der   reservirten  Excommunica- 
tio  latae   sent.  verb.  werden,    nämlich    zwei  von  Sarpi  mit  seinem 
Xamen  veröffentlichte:   Considerationi  sopra  le  censure  della  Santitä. 
di  Papa  Paolo  V.  contra  la  Serenissima  Republica  di  Venetia,  del  P. 
K.  Paolo  da  Venetia  dell'  Ordine  de'    Servi,    und  Apologia    per  le 
oppositioni   fatte  dair  111.  &  Rev.  Sig.  Card.  Bellarmino  alli  trattati 
&  resolntioni   di   Giov.  Gersone  sopra  la  validitä  delle  scommuniche 
(eine  Vertheidignng  des  gleich  zu  erwähnenden  Trattato),  —  ferner: 
Aviso  delle    ragioni   della    Ser.    Eepublica   di  Venetia   intorno  alle 
difficnlta  che  le   sono  promosse  dalla  Santitä  di  Paolo  V.,  di  Anto- 
nio Qnirino   Senatore  Veneto    alla   sua    patria    et    a  tutto  lo  stato 
della  medesima  Kepublica    (56  S.  4.),    und  der  von   Sarpi  verfasste 
Trattato  delT   interdetto  della  Santitä  di  Papa  Paolo  V.,  nel  quäle 
si  demostra,   che   egli  non  e  legitimamente  publicato  e  che  per  molte 
ragioni  non   sono  obligati  gli  ecclesiastici  air  essecutione  di  esso  nö 
possono  senza  peccato   osservarlo:    composto   dalli  sottoscritti  Theo- 
logi,  Pietro    Antonio   [Ribetti]   Archidiacono    e  Vicario  Generale  di 
Venezia,    Fr.   Paolo  [Sarpi]  deir  Ordine  de'    Servi,    Theologo  della 
Ser.  Republ.    di   Venetia,  Fr.  Bernardo  Giordano  Minore  Osservante 
Theologo,  Fr.   Michel  Angelo  (Bonicellij  iMin.  Oss.  Theol.,  Fr.  Marc' 
Antonio    Capello    Min.  Conventnale  Theol.,   Fr.  Camillo  Agostiniano 
Theol.,    Fr-   Fnlgenzio  [Micanzio]    dell'    Ord.    de'    Servi    Theol.  — 
Aoüserdem    wurde  speciell  nur  noch  1609  (Alex.  No.  9)  verb.  The- 
saurus juris   executivi   etc.    in   quo   coutinetur  Rutgerii  Rundlant  de 
inroeatione  utriusque  brachii  causae  praesenti  Venetae  accommodatus, 
impressns     Francf.   1606.     Seit  Ben.  ist   dafür  gesetzt:    Rulandt, 
Rutger.   TractattiB   .  .  .    accommodatus,   qui  habetur  initio  (jetzt  ini- 
tioin!)  Thesauri  executivi  ecclesiastici,  criminalis  et  civilis.  In  diesem 

B«iiselx.  Index   U.  21 


^ 


322  Paul  V.  und  Venedig. 

ThesanniB  stehen  nämlich  hinter  dem  Tractate  von  Rulandt  noch 
drei  andere. 

Also  nur  ein  minimaler  Theil  der  damals  erschienenen  Streit- 
schriften wurde  speciell  verb.  L'Estoile  (^M6m.  15,  427)  berichtet 
im  J.  1607:  eine  eben  in  Chur  erschienene  Sammlung  enthalte  17 
Tractate  pro  et  contra;  das  sei  etwa  der  10.  Theil  der  erschienenen; 
er  besitze  53^).  Brosch,  Gesch.  des  K.-St.  1,  351  bemerkt:  „Auch 
wer  von  dem  Meritorischen  der  Frage  absieht,  ja  für  Paul  V.  Partei 
ergreift,  wird  sich  nicht  verhehlen  können,  dass  die  von  papalistischer 
Seite  ausgesandten  Streitschriften  tief  unter  den  Venetianischen 
stehen.  In  welch  trauriger  Gestalt  erscheinen  da  selbst  ein^Baro- 
nius,  ja  sogar  der  federgewandte  Bellarmin!  Gegen  die  von  Sarpi 
verfassten  oder  inspirirten  Meisterstücke  der  Polemik,  die  würdig 
sind,  Lessings  Anti-Göze  oder  Pascals  Provinci  albriefen  zur  Seite 
gestellt  zu  werden,  gegen  die  kleine,  aber  schwerwiegende  Schrift 
des  Senators  Antonio  Quirino  verblassen  die  für  das  Interdict  unter- 
nommenen Rettungsversuche  der  Curialen  zu  farblosen  Stil-  und 
Eedeübungen,  mit  denen  der  besten  Sache  nicht  zu  helfen  gewesen 
wäre.  Und  der  beiderseits  erzielte  Erfolg  richtete  sich  diesmal 
nach  dem  Werthe.  Selbst  im  Kirchenstaate  gingen  die  Publica- 
tionen  der  Venetianer  von  Hand  zu  Hand.  Fragen,  welche  das 
Papstthum  der  Vergessenheit  geweiht  hatte,  wurden  nun  in  schonungs- 
loser Weise  ans  Licht  hervorgeholt  und  der  Menge  ins  Gedächtniss 
gerufen.  Nichts  Schlimmeres  konnte  der  Curie  passiren,  und  wie 
tief  sie  es  empfand,  erhellt  daraus,  dass  Paul  V.  nach  der  Aus- 
söhnung mit  Venedig  wiederholt  in  die  Signorie  drang,  sie  möge  die 
während  des  Interdictes  zu  ihren  Gunsten  erschienenen  Schriften 
verbieten.** 

Als  der  französische  Gesandte  de  Braves  im  Februar  1609 
dem  Papste  mittheilte,  die  Venetianer  klagten  darüber^  dass  der 
Nuncius  und  der  Patriarch  den  Beichtvätern  befohlen  hätten,  die- 
jenigen nicht  loszusprechen,  welche  die  auf  das  Interdict  bezüglichen 
Schriften  läsen  oder  nicht  aus  ihren  Bibliotheken  entfernen  wollten, 
erklärte  der  Papst:  das  sei  ganz  in  der  Ordnung;  diese  Bücher 
seien  schlechter  als  die  Calvins;  in  einem  von  Fra  Paolo  hätten 
gelehrte  Theologen,  die  es  in  seinem  Auftrage  geprüft,  acht  for- 
melle Ketzereien  notirt.  Der  Senat  bestrafte  die  Beichtväter,  welche 
wegen  jenes  Verhaltens  angezeigt  wurden.  —  Als  1623  Paolo  Mo- 
rosini die  Venetianische  Geschichte  seines  Bruders  Andrea  (f  1618) 
mit  einer  Widmung  an  den  Dogen  Luigi  Priuli  herausgeben  wollte, 
verweigerte  der  Inquisitor  die  Approbation,  weil  das  Buch  auch 
über  das  Interdict  handle;  der  Senat  aber  gestattete  den  Druck: 
Andreae  Mauroceni,  Eeip.  Venetae  Historiographi,  Historia  Veneta 
ab  a.  1521  ad  a.  1615,  Ven.  1623,  Fol.  Das  Buch  wurde  in  Rom 
12.  Dec.  1624  mit  d.  c.  verboten.    Der  Senat  liess   durch  den  6e- 


I)  Vgl.  Cecchetti,  Rep.  di  Ven.  2,  471.  Baumg.  3,  354.  435. 


Fr.  Sütrez. 


aas 


rndten    in  Born  Vorstellnngen  machen    und    gestattete    in  Venedig 
die  Veroffentlichnng  des  Verbotes  nicht  (Cecchetti  2,  266). 

2.  Während  des  Streites  erschien  ein  merkwürdiges  Decret 
der  Index-Congr.  vom  7.  Sept.  1606  (Alex.  No.  6).  Die  Venetia- 
Di^efae  Censnr  hatte  für  den  5.  Band  des  Commentars  des  Fr.  Sua- 
rez  zum  3.  Theile  des  h.  Thomas,  der  von  den  Censnren  handelt 
(Dispatatio  de  censnris,  Coimbra  1603,  Lyon  1604),  nur  unter  der 
Bedingung  die  Drnckerlaubniss  ertheilt,  dass  einige  Stellen  wegge- 
lusen  wärden.  In  Rom  war  man  darüber  sehr  erbost,  wollte,  wie 
•Sarpi  (Opere  6,  4)  erzahlt,  sogar  gegen  den  Censor  mit  Censnren 
vorgehen,  beschränkte  sich  dann  aber  auf  jenes  Decret,  welches  im 
wesentlichen  so  lautet:  Die  Venetianischen  Buchhändler  Jo.  Bpt. 
(aquo  und  Jo.  Ant.  und  Jac.  de  Franciscis  haben  in  der  in  diesem 
Jahre  bei  ihnen  erschienenen  Ausgabe  des  5.  Bandes  der  Werke 
des  Jesuiten  Franz  Suarez  in  der  Disput,  de  censnris  vieles  weg- 
gelassen und  dadurch  das  Verbrechen  der  Fälschung  begangen  (falsi 
enmen  incurrendo).  Zur  Strafe  für  diese  Verwegenheit  verbietet 
ihnen  die  Index-Congr.,  in  Zukunft  irgend  welche  Bücher  zu  drucken, 
den  besagten  5.  Band  zu  verkaufen  oder  darüber  irgend  einen  Ver- 
trag abznschliessen,  bei  Strafe  der  dem  Papste  reservirten  Excomm. 
latae  sent.  Allen  Buchhändlern,  Kaufleuten  und  allen  anderen  Per- 
sonen, -wo  sie  auch  wohnen  mögen,  wird  geboten,  den  besagten 
Band  oder  andere  von  den  besagten  Buchhändlern  in  Zukunft  heraus- 
zQgebende  Bücher  nicht  zu  kaufen  oder  zu  behalten,  sondern  an 
die  Ortsbischöfe  oder  Inquisitoren  abzuliefern,  bei  Strafe  der  Ex- 
eomm.  1.  sent.  und  von  500  Eammer-Ducaten,  über  deren  Verwen- 
dung die  Index-Congr.  sich  die  Verfügung  vorbehält.  Ferner  wird 
allen,  die  den  besagten  Band  behalten,  befohlen,  das  Weggelassene 
darin  zu  ergänzen.  Die  Ortsbischöfe  und  Inquisitoren  sollen  dieses 
Ediet  publiciren,  und  /ehn  Tage  nach  dieser  Publioation  soll  es  jeden 
80  verpflichten,  als  ob  es  ihm  persönlich  intimirt  worden  wäre.  — 
In  einem  von  dem  Mag.  S.  P.  im  J.  1609  publicirten  Verzeichnisse 
Terbotener  Bücker  (Alex.  No.  9)  steht  dann  der  Band  von  Suarez 
mit  der  Bemerkung,  er  sei  nur  gestattet  nach  Beifügung  der  weg- 
gelassenen Blätter  und  Stellen.  So  noch  jetzt  unter  Suarez.  Dieser 
lehrt  an  den  betreffenden  Stellen  u.  a. :  die  Unterthanen  seien  erst 
dann  verpflichtet,  dem  Fürsten  den  Gehorsam  zu  verweigern,  wenn 
derselbe  namentlich  excommunicirt  worden  sei,  unter  Umständen 
aber  schon  vorher  dazu  berechtigt,  wenn  derselbe  ein  Ketzer,  Schis- 
matiker und  Bebell  gegen  die  Kirche  sei  und  seine  Herrschaft  den 
Glauben  und  die  Beligion  der  Unterthanen  gefährde ;  der  Papst  könne 
einzelne  Personen  von  der  Pflicht,  die  Steuern  zu  bezahlen,  dispen- 
oren  u.  dgl.  Das  von  Suarez  auf  den  Wunsch  Pauls  V.  geschriebene 
and  durch  ein  Breve  vom  2.  Oct.  1607  belobte  Werk  De  immuni- 
tate  eccl.  a  Venetis  violata  et  a  Paulo  V.  juste  et  prudentissime 
defensa  wurde  damals,  da  mittlerweile  der  Streit  beendigt  war, 
nicht  gedruckt.  Das  2.  und  3.  Buch  des  Werkes  sind  bei  Malou 
(8.  311)  p.  254  gedruckt.  Im  3.  (p.  330)  vertheidigt  er  die  von 
den  Venetianem  weggelassenen  Stellen  des  Tractates  de  censuris. 


324  Paul  V.   und  Venedig. 

In  weniger  scharfer  Form  verbot  die  Index-Congr.  im  J.  1627 
(Alex.  No.  33)  alle  Ausgaben  des  3.  Bandes  der  Disputationes  de 
sacramento  matrimonii  des  Thomas  Sanchez,  in  welchen  in  der 
Disp.  7.  ein  Passus,  —  er  ist  hinter  dem  Decrete  vollständig  abge- 
druckt und  füllt  eine  Folioseite,  —  weggelassen  sei  (Ben.  erwähnt 
speciell  Yenetianische  Ausgaben).  Es  ist  die  Stelle,  an  der  Sanchez 
die  Ansicht  vertheidigt,  die  durch  den  Papst  vorgenommene  Legiti- 
mation unehelicher  Kinder  habe  ohne  weiteres  auch  bürgerliche  Gel- 
tung. —  Der  Versuch,  ein  Verbot  des  Werkes  von  Sanchez  wegen 
seiner  schmutzigen  Casuistik  zu  erwirken,  blieb  erfolglos  (Backer 
I,  686). 

3.  Die  Historia  del  Concilio  Tridentino  .  .  .  di  Pietro  Soave 
Polano  (London  1619,  Fol.)  wurde  22.  Nov.  1619  verb.  mit  dem 
Zusätze:  edita  in  lucem  per  Marcum  Antonium  de  Dominis  Archiep. 
olim  Spalat.,  cum  ejusdem  praefatione  et  dedicatoria  (an  Jacob  L); 
seit  Ben.  ist  dieser  Zusatz  weggelassen.  Die  2.  Edizione  riveduta 
e  corretta  dall'  autore  erschien  1629,  mit  Weglassung  der  von  Sarpi 
missbilligten  Zuthaten  von  Dominis^).  Von  den  Uebersetzungen 
wurde  nur  die  von  Le  Courayer  (wegen  der  Zuthaten)  ausdrücklich 
verb.,  und  zwar  durch  ein  Breve  Clemens'  XIL  vom  26.  Jan.  1740. 

Nach  dem  Tode  Sarpi 's  kamen  von  ihm  noch  in  den  Index: 
Petri  Sarpi  (Ben.  hat  beigefügt  qai  et  Paulus  Sarpi)  De  jure  asy- 
lorum  liber  singularis,  Lugd.  B.  1622,  verb.  1623;  —  Hist.  parti- 
colare  delle  cose  passate  tra  il  S.  P.  Paolo  V.  e  la  Ser.  Rep.  di 
Venetia  gli  anni  1605,  1606,  1607,  divisa  in  sette  libri,  Lione  1624, 
verb.  1625;  —  Hist.  sopra  li  beneficii  ecclesiastici,  verb.  1676; 
gemeint  ist  Trattato  delle  materie  beneficiarie,  der  nach  Simon,  Let- 
tres  3,  115,  nicht  von  Sarpi,  sondern  von  Fra  Fulgenzio  (Manfredi) 
verfasst  ist ;  du  reste,  fügt  Simon  bei,  Fra  Fulg.  6tait  un  autre  Fra 
Paolo;  —  Lettere  italiane  (al  Sign,  dell'  Is(^a  Groslot,  1607 — 18) 
Verona  [Genf]  1673,  12.),  verb.  1677;  sie  sind  nach  der  Justification 
(s.  u.)  grösstentheils  unecht;  —  Scelte  lettere  inedite,  verb.  1887. 
Die  Lettere  ed.  Polidori,  Fir.  1863,  2  vol.,  sind  nicht  verb.  Ge- 
sammtausgaben  von  Sarpi's  Werken  erschienen  Ven.  1677,  6  voL 
12.;  Helmstatt  (Verona)  1761—63,  8  vol.  4.;  Neapel  1790,  24  vol. 
(Baumg.  3,  343);  keine  derselben  ist  verb. 

1623  wurde  verboten  Folium  quoddam  continens  Epitaphium 
factum  sepulchro  Fratris  Pauli  Servitae,  incipiens  Paulus  Venetus 
Servitarum  Ordinis  Theologus,  ita  prudens,  integer,  sapiens  etc.,  tarn 
impressum  quam  manuscriptum.  Femer  stehen  im  Index:  Vita  del 
P.  Paolo  deir  Ordine  de'  Servi,  Leida  1646,  verb.  1659;  sie  ist 
von  Fulgenzio  Micanzio ;  —  Memorie  aneddote  spettanti  alla  vita  ed 
agli  studi  del  sommo  filosofo  e  giureconsulto  Fra  Paolo  Servita, 
raccülte  da  Franc.  Griselini  Veneziano,  Losanna  1760,  verb.  1762; 


1)  Ueber  die  verschiedenen  Ausgaben  und  Uebersetzungen  s.  Baum^. 
8,  205.  K.  Simon,  Lettres  2,  216.  Schulte  S.  466.  Zur  Kritik  Sarpi's  und 
Pallavicini's  s.  Ranke,  Päpste,  WW.  39,  25.* 


Th.  Sanohes.  P.  Sarpi.  Pallaviüini.  325 

—  A.  Bianchi-Giovini,  fiiografia  di  Fra  P.  Sarpi,  1836  u.  s.,  verb. 
1837  (A.  G.  Campbell,  La  vita  di  Fra  P.  Sarpi  da  manoRcritti 
original],  1875,  steht  nicht  im  Index);  —  Apologia  sopra  Tautore 
della  iatoria  del  Conc.  Trid.,  che  va  sotto  il  nome  di  Pietro  Soave 
Polano,  credata  commnnemente  (ma  a  torto)  produzione  di  Fra  Paolo 
äarpi  .  .  .,  opera  del  S.  Damiano  Romano,  Regio  Awocato  Fis- 
calc  .  .  .,  Lecce  1741,  verb.  1742;  —  P>a  Paolo  Sarpi  giußtificato. 
DissertazioDe  epiatolare  di  Giusto  N  a  v  e ,  Colonia  (Lncca  oder  Ven.) 
1752,  152  S-,  verb.  1754,  eine  Vertheidigung  Sarpi's  gegen  die  in 
dem  Erlasse  des  Card.  Tencin,  Erzb.  von  Embmn,  gegen  Courayer 
ausgesprochene  Behauptung,  er  sei  un  vrai  Protestant  gewesen,  von 
einem  Serviten,  wahrscheinlich  Gius.  Giac.  Bergantini  (Mazzach. 
2,  950),  nach  anderen  Baonfigliuolo  Capra;  —  Jnstification  de 
Fra  Paolo  Sarpi,  on  lettres  d'nn  pretre  italien  k  un  magistrat  fran- 
^is  snr  le  caractere  et  les  sentiments  de  cet  homme  c^lebre,  Paris 
1811,*  72  S.  8.,  verb.  1817,  eine  massvolle  Vertheidigung  Sarpi's 
namentlich  gegen  die  Behauptung,  er  sei  innerlich  Protestant  ge- 
wesen, wahrscheinlich  von  Eustachio  Degola  geschrieben,  heraus- 
gegeben von  dem  Gerichtspräsidenten  P.-J.  Agier,  f  1823. 

4.  Als  Pallavicini  seine  Geschichte  des  Trienter  Conoils  ge- 
schrieben hatte,  liess  er  dnrch  den  Yenetianischen  Gesandten  in 
Born  den  Senat  bitten,  den  Verkauf  derselben  in  Venedig  zu  ge- 
statten. Der  Senat  aber  lehnte  dieses  21.  Juni  1658  ab,  da  das 
Buch  kein  rein  geschichtliches  sei,  sondern  viele  Ausführungen  ent- 
halte, welche  die  Republik  berührten  und  das  Andenken  eines  treuen 
Dieners  derselben  verunehrten  (Cecchetti  1,  78).  —  Gegen  Palla- 
vicini's  ungünstige  Aensserungen  über  Paul  IV.  erschien  Difesa  del 
gloriosissimo  Pontefice  Paolo  IV.  dalle  false  calunnie  di  un  modemo 
serittore  data  in  luce  da  Franc.  Velli  Napoletano,  Turin  1658,  Fol., 
und  gegen  eine  Vertheidigung,  die  Pallavicini  in  Form  eines  Briefes 
an  den  Marchese  Gi^iluca  Durazzo  schrieb  und  die  in  Abschriften 
verbreitet  wurde,  Difesa  del  glor.  P.  Paolo  IV.  dalle  nuove  calunnie 
del  moderne  serittore,  ovvero  sommario  d'una  piü  lunga  risposta  all' 
aatore  della  lettera  scritta  a  Gianluca  Durazzo,  data  in  luce  etc. 
Tarin  1658.  Beide  Schriften  wurden  noch  1658  verboten.  Der 
Verfasser  ist  der  Theatiner  Franc.  Maria  Maggio^).  Er  schrieb 
später  De  S.  P.  Pauli  IV.  inculpata  vita  disquisitiones  historicae 
claromm  scriptomm  e  Soc.  J.  testiraoniis  explicatae,  T.  I.,  Neap. 
1672,  Fol.  —  Scipio  Henri cus  (Errico),  ein  Priester  aus  Messina, 
der  lange  in  Venedig  und  Rom  lebte  und  mit  dem  Card.  Spada 
beirenndet  war,  gest.  1670  als  Professor  und  Canonicus  in  Messina 
(er  hat  auch  über  La  lettera  della  Madonna  ai  Messanesi,  1633, 
geschrieben)  veröffentlichte  eine  Censura  theologica  adv.  Petri  Soavi 
Polani  de  Concilio  Trid.  pseudo-historiam,  Dillingen  1654,  8.,  Köln 
1664,  12.,  gegen  welche  Jo.  Hnr.  Heidegger  in  der  Anatome  Con- 
cilii  Trid.  polemisirt.     Einige  Jahre  später  veröffentlichte    er  unter 


1)  Villani  p.  52.  Melzi  3,  200.  Vezzosi  2,  19. 


^ 


326  Paul  y.  und  Venedig. 

dem  Namen  Caesar  Aqnilinus  ein  Scbriftchen  De  tribas  histori- 
cis  Concilii  Trid.,  Amsterdam  1662,  96  S.  8,  worin  er  Sarpi  nnd 
Pallavioini  tadelt  und  Scipio  Henricus^  also  sich  selbst  vertbeidigt, 
verb.  1668^).  —  Das  Schlimmste,  was  gegen  Pallavicini  geschrieben 
worden,  ist  eine  1677  verbotene  anonyme  Schrift  des  Abb6  Jean 
Le  Noir,  Theologal  von  Seez:  Les  nouvelles  lumieres  politiques 
pour  le  gonvernement  de  Tiglise,  ou  Tävangile  nouveau  du  Card. 
Pallavicin,  r6v61e  par  lui  dans  son  Hist.  du  Concile  de  Trente,  b.  L 
et  a.,  Par.  1676,  Col.  1687,*  264  S.  16.,  u.  s., -auch  mit  dem  Titel 
Politique  et  intrigues  de  la  Cour  de  Rome,  äcrit  par  le  Card.  F., 
Col.  1696  (Riflessioni  sopra  la  Storia  del  Concilio  di  Trento  scritta 
dal  Card.  P.,  Ven.  1767,  Uebersetzung  von  Giov.  Bottari,  mit 
einem  Anhang,  Melzi  2,  258.  441).  Es  ist  eine  sehr  geschickt  grup- 
pirte  Zusammenstellung  von  wörtlichen  Auszügen  aus  der  1.  Aus- 
gabe der  Geschichte ;  darunter  finden  sich  z.  B.  die  Sätze :  Aristotele 
se  non  si  fosse  adoperato  in  distinguere  accuratamente  i  generi 
della  ragione,  noi  mancaremmo  di  molti  articoli  di  fede  (p.  15,  aus 
8,  19);  nel  cielo  mistico  della  chiesa  non  si  pu6  imaginär  conjun- 
zione  di  piü  periculosa  influeuza  che  un  sinodo  generale  (p.  58,  aus 
16,  10).  —  lieber  Scotti  s.  S.  282. 

5.  Ferner  stehen  im  Index:  Revision  du  Concile  de  Trente, 
contenant  les  nuUitez  d^iceluy,  les  griefs  des  rois  et  princes  chre- 
stiens,  de  Teglise  gallicane  et  autres  catholiques,  s.  1.  et  a.  (Genf 
1600),  837  S.  8.,  verb.  1619,  von  Guillaume  Ranchin,  Prof.  der 
Rechte  zu  Montpellier  (Marchand  s.  v.);  —  Revelatio  consiliorum, 
quae  initio  Synodi  Trid.  inter  pontificem  caeterosque  principes  et 
Status  pontificios  contra  veros  et  liberos  orbis  christ.  reges,  principes 
et  ordines  sunt  inita,  in  quibus  conjnrationis  Romanae  veritas,  astns, 
continuatio  a  concilii  illius  publicatione  in  hunc  usque  diem  eviden- 
tissime  ostenduntur,  s.  1.  1620,  4.,  verb.  1621,  in  Belgien  gedruckt 
(Schelh.,  Am.  hist.  2,  418);  — -  Sommaire  des  decrets  du  Concile 
de  Trente  touchant  la  reformation  de  la  discipline  ecol.  avec  des 
observations  tiries  de  Tusage  de  France,  Mons  1679,  verb.  1681; 
—  Lettres  anecdotes  et  m^moires  hist.  du  Nonce  Visconti,  Cardinal 
pr^conis^  et  ministre  secret  de  Pie  IV.  et  de  ses  creatures  au  Con- 
cile de  Trente,  dont  plusieurs  intrigues  inouies  se  trouvent  dans  ces 
relations,  mises  au  jour  en  Italien  et  en  frangais  par  M.  Aymon, 
ci-devant  Prälat  theologal  et  jurisconsulte  gradue  k  la  Cour  de 
Rome,  Amst.  1719,  12.,  erst  1746  verb.  (Schelh.  p.  450).  Aymon 
war  in  Holland  Protestant  geworden ;  von  seinen  anderen  polemischen 
Schriften  (Schulte  S.  261)  ist  keine  verb.  —  Dagegen  stehen  nicht 
im  Index  die  Lettres  et  memoires  de  Fr.  Vargas  concemant  le  Conc. 
de  Trente,  herausg.  von  Michel  Le  Vassor,  1699,  gegen  dessen  Vor- 
rede sich  Bossuet,  Oeuvres  42,  251  ereifert,  —  Notes  sur  le  Con- 
cile de  Trente  touchant  les  points  les  plus  importants  .  .  .  avec  une 
dissert.   sur  la  reception  et  lautoritä  de  ce  Concile  en  France,  Col. 


1)  Mongitore  p.  210.  Baillet  5,  316. 


J 


Der  eoglische  Treueid. 


327 


17<)6,*  400  8.  8.,  in  Verbindimg  mit  anderen  Juristen  publicirt  von 
EHenne  Eassicod,  (Baunig.  4,  270.  Schulte  ö.  620),  und  andere  bei 
Schelh.  1.  c.  verzeichnete  Schriften. 


43.    Der  Streit  über  den  englischen  Treneid,  1606. 

Noch  charakteristischer  für  Paul  V.  als  sein  Auftreten  gegen 
Venedig  ist  sein  Verhalten  beztiglich  des  von  Jacob  I.  nach  der 
Entdeckung  der  Pulververschwörung  durch  eine  Verordnung 
vom  5.  Juli  1606  flir  die  englischen  Katholiken  vorgeschriebenen 
Treueides.  Der  Papst  verbot  die  Ablegung  dieses  Eides,  weil 
darin  die  Lehre,  dass  der  Papst  das  Recht  habe,  Fürsten  ab- 
zusetzen und  ihre  ünterthanen  von  der  Pflicht  des  Gehorsams 
gegen  sie  zu  entbinden,  als  gottlos  und  ketzerisch  bezeichnet 
wurde.  Die  von  Jacob  I.  und  in  seinem  Auftrage  herausge- 
gebenen Vertheidigungen  des  Eides  gegen  die  päpstliche  Ver- 
dammung und  deren  Rechtfertigung  durch  Card.  Bellarmin 
wurden  1609  von  der  Inquisition  verboten.  Auch  die  Streit- 
schriften der  katholischen  Engländer  William  und  John  Barclay 
and  Thomas  Preston  (Roger  Wlddrington)  gegen  Bellarmin  und 
eine  Reihe  von  anderen  mit  diesem  Streite  zusammenhangenden 
Schriften  kamen  in  den  Index.  —  Der  Treueid  wurde  auch  von 
Urban  VIII.  1626,  und  selbst  in  einer  vorsichtigem  Fassung  von 
Innocenz  X.  und  Alexander  VII.  für  unzulässig  erklärt  und 
eine  Reibe  von  Schriften,  namentlich  von  Peter  Walsh  (Valesius) 
verboten.  Gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  wurde  ein  solcher 
Eid  von  sechs  theologischen  Facultäten  und  von  den  englischen 
apostolischen  Vicaren  flir  zulässig  erklärt,  und  Rom  schwieg 
dazu. 

1.  Nach  der  Entdeckung  der  Pulverversohwörung  v^urde  der  Pro- 
vincial  der  Jesuiten,  Henry  Garnett,  als  angeblicher  Mitschuldiger 
hingerichtet  Von  der  1606  veröffentlichten  amtlichen  Relation  über 
seinen  Process,  die  eine  Reihe  von  Streitschriften  hervorrieft),  er- 
schien eine  lat.  Uebersetzung :  Actio  in  Henricum  Garnetum  S.  J. 
et  ceteros,    qui  proditione  longe  immanissima  .  .  .  Regem  et  regni 


l)  Clement  8,  löl.     Schelhorn,  Erg.  2,  229.     Pattison,   Casaubonus 
p.  351.  438. 


328  Der  englische  Treueid. 

Angliae  ordines  pulvere  fulminali  e  medio  tollere  conjurarunt:  una 
cum  orationibus  delegatorum.  Adjectum  est  supplicium  de  H.  Gar- 
neto  Londini  sumptum.  Omnia  ex  anglico  a  G.  Camdeno  latine  versa, 
Lond.  1607,  4.  Diese  wurde  1609  verb.  (noch  jetzt  ohne  Camdens 
Namen  im  Index). 

In  dem  Treueide  (oath  of  allegiance,  nicht  zu  verwechseln  mit 
dem  oath  of  supremacy,  der  von  den  Katholiken  nicht  verlangt 
wurde)  sollten  die  Katholiken  anerkennen,  dass  Jacob  rechtmässiger 
König  von  England  sei,  dass  der  Papst  keine  Gewalt  habe,  ihn  ab- 
zusetzen oder  einen  auswärtigen  Fürsten  zu  einem  kriegerischen 
Unternehmen  gegen  ihn  zu  ermächtigen  oder  seine  ünterthanen  von 
dem  Gehorsam  gegen  ihn  zu  entbinden,  und  schwören,  dass  sie  un- 
geachtet eines  etwaigen  Excommunications-  oder  Absetzungsdecretes 
dem  Könige  gehorsam  bleiben  wollten  und  dass  sie  die  verdamm- 
liche  Lehre,  die  vom  Papste  excommunicirten  oder  abgesetzten  Für- 
sten könnten  von  ihren  Ünterthanen  oder  irgend  jemand  anders  ver- 
trieben oder  getödtet  werden,  als  gottlos  und  ketzerisch  von  Herzen 
verabscheuten;  schliesslich  sollten  sie  erklären,  dass  sie  glaubten, 
weder  der  Papst  noch  sonst  jemand  könne  sie  von  diesem  Eide  ent- 
binden. (Der  Eid  wird  lateinisch  in  dem  Breve  von  1606  mitge- 
theilt,  englisch  bei  Dodd-Tierney  4,  App.  117).  In  dem  ursprüng- 
lichen Entwürfe  war  dem  Papste  überhaupt  das  Recht  abgesprochen, 
Könige  zu  excommuniciren ;  „so  weit  aber  wollte  Jacob  in  seinem 
alles  abwägendem  Sinne  nicht  gehen*'  (Eanke,  Engl.  Gesch.  WW. 
15,  53.  Dodd-Tierney  4,  72).  Die  Vertheidiger  der  Curie  erklärten 
den  Eid  für  unzulässig,  weil  darin  die  dem  Papste  in  der  von  dem 
5.  Lateranconcil  bestätigten  Bulle  Unam  Sanctam  vindicirte  Gewalt 
bestritten  werde.  Bossuet  (Defensio  4,  23,  Oeuvres  32,  100)  er- 
klärt es  für  zulässig,  die  Ansicht,  dass  der  Papst  die  Gewalt  habe, 
Fürsten  abzusetzen,  zu  bestreiten  (uti  nos  Franci  fecimus),  aber  für 
temerär,  dass  ein  Katholik  privata  auctoritate  diese  Ansicht  für 
gottlos  und  ketzerisch  erkläre.  48  Doctoren  der  Sorbonne  erklärten 
den  Eid  einfach  für  zulässig.  —  Paul  V.  erklärte  in  dem  Breve  an 
die  englischen  Katholiken  vom  22.  Sep.  1606:  sie  könnten  nicht 
ohne  die  evidenteste  und  schwerste  Verletzung  der  göttlichen  Ehre 
und  nicht  ohne  Gefährdung  des  katholischen  Glaubens  und  ihres 
Seelenheiles  einen  Eid  ablegen,  der  vieles  enthalte,  was  dem  Glau- 
ben und  dem  Seelenheile  augenscheinlich  widerspreche.  In  einem 
zweiten  Breve  vom  23.  Sept.  1607  sagt  er:  da  manche  behaupteten, 
das  erste  Breve  sei  nicht  ein  Ausdruck  seines  eigenen  Willens, 
sondern  mit  Rücksicht  auf  andere  und  auf  Betreiben  anderer  erlassen, 
so  erkläre  er,  dass  er  dasselbe  nicht  nur  motu  proprio  et  ex  certa 
scientia,  sondern  auch  nach  reiflicher  Ueberlegung  erlassen  (Arg.  III  b 
172).  Mehrere  englische  Katholiken,  u.  a.  acht  in  Kewgate  gefangene 
Priester  baten  vergebens  Paul  V.,  die  Ausdrücke  anzugeben,  wegen 
deren  der  Eid  unzulässig  sei.  Dem  Jesuiten  Thomas  Garnett,  einem 
Neffen  Henry  Garnetts,  wurde  die  Freilassung  angeboten,  wenn  er 
den  Eid  ablege;   er  weigerte  sich  und  wurde  23.  Juni  1608  hinge- 


Jacob  I. 


829 


richtet  Der  Erzpriester  Georg  Black  well  leistete  1607  den  Eid 
and  empfahl  den  Geistlichen,  denselben  nicht  zu  verweigern.  Da  er 
trotx  der  Vorstellungen  Bellarmins  und  Parsons'  und  des  zweiten 
Breves  bei  seiner  Ansieht  verharrte,  wurde  er  1.  Febr.  1608  abge- 
setzt; er  starb,  ohne  zu  widerrufen,  25.  Jan.  1612  (Dodd-T.  4,  75. 
App.   148.  205). 

Jacob  I.  schrieb  1607  eine  Apologie  des  Eides,  von  der  1608 
eine  lateinische  Uebersetzung  (von  Sir  Henry  Savile)  erschien:  Tri- 
plici  nodo  triplex  cuneus  s.  Apologia  pro  juramento  fidelitatis  ad- 
TcrsQs  brevia  P:  Pauli  Y.  et  recentes  litteras  Card.  Bellarmini  ad 
G.  Blackwelluni,  Angliae  archipresbyterum,  Lond.  1608,  8.  (die 
zwei  Breven  und  der  Brief  Bellarmins  vom  28.  Sept.  1607  sind  der 
^dreifache  Knote**).  Im  April  1609  erschien  eine  zweite  Auflage 
anter  dem  Namen  des  königlichen  Verfassers  mit  einem  Preamble 
(Premonition)  to  all  Christian  Monarchs,  Free  Princes  and  States, 
in  demselben  Jahre  lateinisch:  Apologia  pro  juramento  fidelitatis, 
primnm  quidem  di'Cüvviuogy  nunc  vero  ab  ipso  auctore  .  .  .  Jacobo .  . 
Rege  F[idei]  D[efensore]  denuo  edita.  Cni  praemissa  est  Praefatio 
nonitoria  Caesari  Bodolpho  II.  ceterisque  .  .  .  monarchis,  rebus- 
publicis  et  ordinibus  inscripta  eodem  auctore,  Lond.  1609.  Als  offi- 
cieller  Tertheidiger  der  Curie  trat  Card.  Bellarmin  auf,  zunächst 
anter  dem  Namen  seines  Kaplans:  Responsio  Matthaei  Torti,  Pres- 
bytcri  et  Theologi  Papiensis,  ad  librum  inscriptum :  Triplici  etc., 
Köln  1608,  Rom  1609,  dann  nach  dem  Erscheinen  der  2.  Auflage 
der  Schrift  Jacobs  auch  mit  seinem  Namen  in  der  Apologia  Roberti 
S.  R,  E.  Card.  Bellarmini  pro  responsione  sna  ad  librum  Jacobi, 
Ifagnae  Britanniae  Regis,  cnjus  titnlus  est:  Tripl.  nodo  tripl.  cunens, 
in  qua  apologia  refellitur  praefatio  monitoria  Regis  ejusdem.  Acces- 
sit  seorsim  eadem  ipsa  responsio,  quae  sub  nomine  Matthaei  Torti 
anno  superiore  prodierat,  Köln  1610,  306  und   157  S.  8^). 

Im  Auftrafie  Pauls  V.  verbot  der  Mag.  S.  P.  23.  Juli  1609 
(Alex.  No.  8)  die  (zweite  Ausgabe  der)  Apologia  des  Königs  bei 
Strafe  der  reservirten  Excommunicatio  latae  sent.  Im  Auftrage  der 
Inqnisitioii  verbot  der  Mag.  S.  P.  9.  Nov.  1609  (nochmals  30.  Jan. 
1610,  Alex.  No.  10.  11)    Tortura    Torti  sive  ad  Matthaei  Torti  li- 


1)  Bellarmin  sagt  Reep.  p.  1,  §3:  Inter  omnes  convenit,  posse  Ponti- 
ficem  Max.  haereticos  principes  jure  deponere  et  subditos  eorum  ab  obe- 
dientia  liberare.  Cum  hac  enim  conditione  reges  terrae  adEcclesium  ad- 
mitt^ntur,  ut  sceptra  sua  Christo  subjiciant  et  fidem  ac  religionem  non 
erertere,  sfcd  protegere,  defendere,  non  oppugnare  debeant.  Quod  si  no- 
)int,  jus  est  illi,  qui  toti  Ecclesiac  vice  Christi  praeest,  eos  a  communione 
^eliam  segregare  subditisque  interdiccre,  ne  illis  pareaut.  §  6  sagt  er 
mit  Rücksicht  darauf,  dass  Jacob  ihm  vorgeworfen,  er  verwechsele  den 
Treueid  niit  dem  Suprematseid:  der  Unterschied  zwischen  beiden  sei  nur 
der,  dass  in  diesem  der  Primat  mit  ausdrücklichen  Worten,  in  jenem 
verbi»  obscurioribus  et  per  ambages  circumlocutionum  ad  decipiendos  in- 
eaatos  verworfen  werde.  In  der  Apologia  sagt  er  u.  a.  c.  3:  Haeresis  et 
apostasia  privat  hacreticos  et  apostatas  multisboniR,  quae  sunt  communia 
Bdelibus,  sed  nou  privat  Pontificem  auctoritate,  quam  in  eoa  habet. 


330  Der  eDglische  Treueid. 

brum  responsio,  qui  nuper  editus  contra  Apologiam  Serenissimi  .  .  . 
Jacobi  .  .  .  auctore  E.  Cicestriensi,  Lund.  1609  (von  Lancelot  An- 
drewes,  Bischof  von  Chichester;  seit  Ben.  unter  Andrewes  im  In- 
dex). Es  wurden  nun  auch  einige  andere  Schriften  Jacobs  I.  ver- 
boten: Jacobi  I.  .  .  .  Hegis  F.  D.  BaaUiKOv  Jüqov  s.  regia  insti- 
tutio  ad  Henricum  principem  primogenitum  filium  suum  etc.,  Hanoviae 
1604,  verb.  1609,  —  Meditatio  in  orationem  dominicam,  verb. 
1619,  —  Meditatio  in  cap.  27,  evang.  Matthaei  v.  27.  28.  29.,  sive 
hypotyposis  inaugurationis  regiae,  verb.  1621.  —  In  dem  Decrete 
von  1609  wurde  auch  eine  schon  30  Jahre  vorher  erschienene  Schrift 
verb.:  Yindiciae  contra  tyrannos  sive  de  principis  in  populum  po- 
pulique  in  principem  legitima  potestate  Stephane  Junio  Bruto  Celta 
auctore,  Edimburgi  (Basel?)  1579,  eine  Yertheidigung  des  Rechtes 
des  Volkes,  einen  tyrannischen  Fürsten  abzusetzen  (§.  44),  nach 
der  gewöhnlichen  Ansicht  von  Hubert  Languet,  wahrscheinlich  aber 
von  Du  Plessis-Mornay  verfasst  und  von  Yilliers  herausgegeben. 
Der  in  demselben  Jahre  verbotene  Tractatus  de  jure  magistratuam 
in  subditos  et  officio  subditorum  erga  magistratus,  e  gallico  in  lat. 
conversus,  Magdeb.  1604,  ist  ohne  Zweifel  die  fast  allen  lat.  Aus- 
gaben des  Buches  von  Junius  Brutus  beigefügte  Schrift,  welche  zu- 
erst von  den  Magdeburger  Lutheranern  1550  deutsch  herausgegeben 
und  1570 — 80  in  Frankreich  wiederholt  lateinisch  und  französisch 
gedruckt  wurde  ^). 

Gleich  nach  dem  Verbote  der  Apologie  Jacobs  I.  forderte  der 
Papst  in  Breven  und  durch  die  Nuncien  die  katholischen  Fürsten 
(auch  die  kath.  Cantone  der  Schweiz)  auf,  die  ihnen  von  dem  Könige 
übersandten  Exemplare  des  Buches,  weil  es  gegen  den  Glauben  und 
von  dem  h.  Officium  verboten  sei,  nicht  anzunehmen  und  das  Buch 
auch  ihrerseits  zu  verbieten.  Der  Madrider  Nuncius  wurde  beauf- 
tragt, den  General-Inquisitor  aufzufordern,  das  Nöthige  zu  veran- 
lassen. Der  Pariser  Nuncius  Ubaldini  berichtete  im  Sept.  1609: 
der  Minister  Villeroy  habe  ihm  gesagt,  der  König  sei  ungehalten 
darüber,  dass  der  Papst  dem  Gesandten  de  Breves  gegenüber  die 
Ansicht,  der  Papst  habe  nicht  das  Hecht,  Fürsten  abzusetzen,  eine 
Ansicht,  die  auch  die  französischen  Theologen  hegten,  als  ketzerisch 
bezeichnet  habe;  er  habe  geantwortet,  jenes  Recht  werde  von  den 
allgemeinen  Üoncilien  und  den  anderen  Theologen  anerkannt  und 
vor  1000  Jahren  habe  der  apostolische  Stuhl  Chilperich  die  Krone 
genommen  und  sie  Pipin  gegeben,  der  französische  König  habe  also 
vor  allen  die  Pflicht,  dieses  Eecht  anzuerkennen;  „so  schlössen  wir 
lachend  unser  Gespräch/'  Ubaldini  wurde  in  diesen  Jahren  wieder- 
holt instruirt,  den  König   zu  strengeren  Massregeln  gegen  schlechte 


1)  Bist.  Taschenb.  1876,  304.  Polenz,  Gesch.  des  Calv.  3.  87.  287. 
420.  Bayle  4,  569.  De  jure  mag.  .  .  .  erga  magistratus,  contra  lib.  cujusd. 
Calviniani  .  .  .  auth.  j.  B.  Ficklero,  Ingoist.  1578,  ist  eine  katholisirte 
Ausgabe  der  Magdeburger  Schrift,  in  welcher  der  Widerstand  der  ünter- 
thanen  auf  den  Fall  beschränkt  wird,  wo  die  Obrigkeit  gegen  die  Ord- 
nung der  Kirche  Gesetze  gibt. 


W.  und  J.  Barclay.  3S1 

Bicher  aufzufordern;  im  Sept.  1609  berichtet  er,  der  englische  Ge- 
sandte habe  eine  franzöRieche  Uebersetzung  der  Apologie  drucken 
lassen;  er  habe  Sbirri  zu  den  Druckern  und  Buchhändlern  geschickt, 
sie  hätten  aber  nichts  gefunden.  Auch  Ubaldini's  Nachfolger  Benti- 
Toglio  wurde  1616  instruirt,  die  wiederholten  Aufforderungen  des 
Papstes  zur  Einschränkung  der  Pressfreiheit  in  Erinnerung  zu  bringeUi 
and  angewiesen,  sich  mit  einigen  Buchhändlern  in  Verbindung  zu 
aetzen,  dass  sie  ihn  auf  neue  Bücher  gegen  den  Glauben  und  den 
L  Stuhl  aafmerksam  machten,  deren  Confiscation  er  dann  bei  dem 
Kanzler  zu  beantragen  habe  (Laemmer,  Mel.  Eom.  Mant.  p.  256). 
Heinrieh  lY.  versprach  wirklich  anfangs,  die  Apologie  zu  verbieten, 
bob  jedoch  das  Verbot  bald  wieder  auf,  beschloss  dann  aber  auf 
Andringen  des  Kuncins,  auf  das  Buch  antworten  zu  lassen.  Die 
Jesüilen  Fronton  le  Duc  und  Coton  entzogen  sich  dem  Auftrage, 
die  Entgegnung  zu  schreiben;  sie  wurde  von  dem  Dominicaner  Nie. 
Goeffeteau  geschrieben,  fiel  aber  ziemlich  zahm  aus^).  —  Der  Eng- 
lander John  Mole,  der  mit  Lord  Boss  in  Italien  war,  wurde,  weil 
er  in  Florenz  die  Apologie  einem  Bekannten  gegeben,  verhaftet  und 
itarb  nach  dreissigj ähriger  Haft  im  Gefängniss  der  Inquisition  zu 
ßom«). 

2.  William  Barclay,  ein  katholischer  Schotte,  ein  Neffe  des 
Jesniten  Edmund  Hay,  hatte  unter  Cujas  zu  Bonrges  Jura  studirt, 
wnrde  durch  Hay's  Protection  Professor  in  Pont  k  Mousson,  ging 
aber  nach  dem  Tode  der  Königin  Elisabeth,  da  er  von  dem  Sohne 
der  Maria  Stuart  eine  Besserung  der  Lage  der  Katholiken  erwar- 
tete, nach  England.  Jacob  I.  bot  ihm  eine  Stelle  in  seinem  Eathe 
an,  wenn  er  Anglicaner  werden  wolle.  Er  kehrte  1604  nach  Frank- 
reich zurück,  wurde  Professor  in  Angers,  starb  aber  schon  1605. 
1600  hatte  er  mit  einer  Widmung  an  Heinrich  IV.  veröffentlicht 
De  regno  et  regali  potestate  adv.  Buchananum,  Brutum,  Bucherium 
et  reliqaos  monarchomachos.  Aus  seinem  Nachlasse  gab  sein  Sohn 
John  heraus:  De  potestate  Papae,  an  et  quatenns  in  reges  et  prin- 
cipes  saeculares  jus  et  Imperium  habeat,  Guil.  Barclaii  JC.  Über 
posthumus,  Mussiponte  1609  (abgedr.  bei  Goldast,  Monarchia  3,  621). 
Barclay  hatte  schon  1 595  mit  Rücksicht  auf  Bellarmins  Controversen 
(1  S.  508)  ein  Buch  über  dieses  Thema  mit  einer  Widmung  an 
Clemens  VIII.  geschrieben,  das  Manuscript  aber  von  dem  Drucker 
zurückgefordert  und  später  umgearbeitet.  Er  bekämpft  die  potestas 
directa  und  indirecta  des  Papstes  in  weltlichen  Dingen.  —  Ubaldini 
schrieb  im  Sept.  1609  an  Card.  Borghese:  das  Buch  von  Barclay, 
der  im  Rufe  eines  guten  Katholiken  gestorben  (Borghese  bezeichnet 
ihn  gleichwohl  in  einem  Briefe  vom  25.  Dec.  1610  als  heretico  in- 
glese),  werde  auch  von  den  angesehensten  Sorbonnisten  sehr  gelobt 
Q&d  von  drei  der  gelehrtesten,  frommsten  und  ältesten  unter  ihnen 
als  das  nützlichste  Buch  über   diesen  Gegenstand  bezeichnet;    auch 


1)  Perrens  1,  334.  Prat  3,  148.  Hist,  Zts.  1874,  99. 

2)  R.  Gibbings,   Were  Heretics  ever  bumed  alive  at  Rome?   p.  44. 


932  Der  englische  Treueid. 

Card,  du  Perron  solle  gesagt  haben:  es  ist  ein  gutes  und  nützliclies 
Buch,  in  Koni  wird  man  es  freilich  nicht  als  ein  solches  ansehen 
(Laemmer,  Melet.  p.  294).  Es  wurde  in  dem  schon  erwähnten 
Decrete  vom  9.  Nov.  1609  verb.  und  Bellarmin  schrieb  dagegen 
Tractatus  de  potestate  Summi  Pont,  in  rebus  temporalibus  adv. 
Guil.  Barclaium,  Eom  1610 1).  Ubaldini  schrieb  11.  Oct.  1610  an 
Card.  Borghese:  er  könne  Bellarmins  Buch  in  Paris  nicht  nacli- 
drucken  lassen  ;  man  möge  es  in  Avignon  oder  in  Flandern  drucken 
lassen  und  ihm  100  Exemplare  zur  gelegentlichen  Vertheilung" 
schicken.  Borghese  schrieb  ihm  7.  Dec.  1610:  er  möge  wenigstens 
die  Veröffentlichung  eines  Buches  verhindern,  welches  man  dem 
Vernehmen  nach  in  Paris  gegen  Bellarmin  herausgeben  wolle,  und 
dem  Könige,  Kanzler  u.  s.  w.  begreiflich  machen,  dass  Bellarmins 
Buch  keine  neue,  sondern  die  von  den  kath.  Theologen  immer  fest- 
gehaltene Lehre  enthalte  (Laemmer  S.  293).  Die  Entgegnung  er- 
schien aber  doch  in  Paris:  Joannis  Barclaii  pietas  sive  publicae  pro 
regibus  ac  principibus,  privatae  pro  Guil.  Barclaio  parente  vindi- 
ciae  adv.  Card.  Bellarmini  Tract.  de  pot.  .  .,  Paris  1612,  verb. 
1613  (abgedr.  bei  Goldast,  üionarchia  3,  847). 

Als  Entgegnung  auf  diese  Schrift  erschien,  wahrscheinlich  im 
Auftrage  Bellarmins  Andreae  Eudaemon- Joannis  Cydonii  S.  J.  Epi- 
stola  monitoria  ad  Jo.  Barclaium  de  libro  ab  eo  pro  patre  suo  con- 
tra Kob.  Bellarminum,  scripto,  Köln  1613.  Darin  wird  Barclay 
nicht  nur  der  Ketzerei  beschuldigt,  sondern  auch  behauptet,  er  sei 
in  England,  —  er  war  eine  Zeit  lang  Secretär  Jacobs  L,  —  Pro- 
testant geworden.  Barclay  erklärte  das  für  unwahr  und  reiste  über 
Paris  nach  Rom,  wo  er  1617  eine  Paraenesis  ad  sectarios  herausgab. 
Er  wurde  von  Paul  V.  und  Gregor  XV.  protegirt;  der  Cardinal 
Barberini  (später  Urban  VIIL)  wurde  Pathe  seines  Sohnes;  er  starb 
1621  (Jani  Erythraei  Pinacoth.  3,  17).  Er  war  als  eleganter  La- 
teiner und  Satiriker  berühmt;  seine  1621  erschienene  Argenis  wurde 
in  mehrere  Sprachen  übersetzt.  Sein  Euphormionis  Lusinini  Saty- 
ricon  (Paris  1608;  der  1.  Theil  schon  1603  gedruckt  mit  einer 
Widmung  an  Jacob  L)  wurde  in  Paris  auf  Betreiben  des  Nuncins 
wegen  einiger  Stellen'  über  den  Papst  confiscirt  (L'Estoile  in  der 
Collection  de  Mem.  von  Michaud  15,  448)  und  1609  verb.  (Er 
schrieb  1610    eine  Apologia  Euphormionis,     die  später  als  3.  Buch 


1)  Bellarmiu  sagt  in  dieser  Schrift  u.  a.:  Wenn  der  Papst  ki*aft 
seiner  geistlichen  Gewalt  Fürsten  cxcommuniciren  kann,  so  kann  er  kraft 
derselben  auch,  falls  es  das  BedUrfniss  der  Kirche  erheischt,  Volker  voa 
dem  Eide  der  Treue  entbinden  und  bei  Strafe  der  Excommunication  die- 
selben auffordern,  dem  excomniunicirten  Könige  nicht  zu  gehorchen  und 
sich  einen  andern  König  zu  wählen  .  .  .  Barclay  fragt,  warum  denn  die 
Kirche  den  ketzerischen  Kaisei*  Constantius  und  Julian  den  Abtrünnigen 
nicht  abgesetzt  habe.  Diese  Kaiser  waren  sehr  mächtig  und  standen  an 
der  Spitze  vieler  Lefjionen,  gegen  welche  die  unbewaffnete  Menge  der 
Gläubigen  nichts  vermocht  hätte,  zumal  es  keinen  christlichen  Fürsten  ga)>, 
der  sie  hätte  bewaffnen  und  gegen  jene  Kaiser  führen  können  und  wollen. 


R.  Widdrington.  383 

<ks  Satyricon  gezählt  wurde;  Bayle  s.  y.).  Bei  Sot.  p.  698  wird  da» 
Sit  expnrgirt.  —  Eine  andere  Vertheidigung  Barclay 's,  De  pote- 
state  papae  in  rebus  temporalibuB  .  .  .  adv.  Bellarminum  II.  2,  in 
qüibiiB  respondetnr  anthoribuR .  .  .  contra  Gnil.  Barclainm  allatis  .  . . 
qvibnB  morte  praeventus  non  respondit  Gnil.  Barclaius,  auctore  Jo. 
[fiuckridge]  Episc.  Roffensi,  London  1614,  4.,  steht,  wie  manche 
aadere,  anch  lateinische  Schriften  über  den  Treueid  von  Engländern 
(Baeker  1,  71),  nicht  im  Index. 

3.  Unter  dem  Namen  Roger  Widdrington  schrieb  der 
fienedictiner  Thomas  Preston  (Dodd  3,  420)  zunächst:  Apologia 
Card.  Bellarmini  pro  jure  principum  adv.  suas  ipsius  rationes  pro 
aaetoritate  papali  principes  saeculares  in  or^ne  ad  bonum  spirituale 
deponendi,  auct.  Rngero  Widdrington,  catholico  anglo,  CosmopoH 
1611  (abgedr.  bei  Goldast  3,  721),  dann:  Disputatio  theologica  de 
juramento  fidelitatis  S.  P.  Paulo  P.  V.  dedicata,  qua  potissimum 
onnia  argumenta,  quae  a  Card.  Bellarmino,  J.  Gretsero,  L.  Lessio, 
Martino  Becano  aliisque  nonnullis  contra  recens  fidelitatis  juramen- 
tnm  ex  decreto  Regis  et  Parliamenti  in  Anglia  stabilitum  facta  sunt, 
examinantur,  Albianopoli  1013  (erschien  in  demselben  Jahre  auch 
engligch).  Die  erste  Schrift  wurde  10.  Mai  1613  mit  anderen 
Btehem  verboten;  16.  März  1614  erschien  aber  ein  specielles  Beeret 
der  Index-Congr.  (Alex.  No.  13),  worin  beide  Bücher  quovis  idio- 
mate  mit  dem  Zusätze  verboten  werden:  nisi  auctor,  qui  catholicum 
se  profitetnr,  quamprimum  se  purgaverit,  censuris  ac  aliis  poenis 
eeclesiaBticis  intelligat  se  omnino  coercendum.  Von  den  anderen 
nnter  Widdringtons  Namen  erschienenen  Schriften  wurde  nur  noch 
(1616)  verboten:  Rngeri  Widdrington,  catholici  angli,  ad  S.  I>. 
Panlnm  Y.  P.  M.  humillima  supplicatio,  cui  adjungitur  appendix 
[gegen  Schulkenius],  Albianopoli  1616.  In  dieser  Schrift  hebt  er 
1.  a.  hervor,  dass  Bellarmin  ein  einflussreiches  Mitglied  der  Index- 
Oongregation,  also  ihm  gegenüber  Ankläger,  Zeuge  und  Richter  in 
Einer  Person  sei^).  Vielleicht  hängt  mit  dem  Verbote  seiner  Schriften 


1)  Die  Rom.  Indexcougr.,  München  1863,  S.  31.  —  Gegen  Widdring- 
tons erste  Schrift  erschienen:  Adolphi  Schulkenii  Geldr.,  S.  Th.  apnd 
Gbtos  Dr.  et  Prof.  (d.  i.  Bellarmin),  Apologia  pro  Rob.  Bellarmino  Card., 
Köln  1613,  und  Joris  poutificii  sanctuarium  defensum  contra  R.  Widdr. 
auctore  Eduardo  Weston,  1613.  —  Lateinisch  schrieb  er  noch:  R.  Wid- 
drington Responsio  apologetica  ad  libellum  cujusd.  Doctoris  Theol.,  qui 
ejus  pro  jore  principum  Apologiam  tanquam  fidei  cath.  repugnantem  falso 
erimioatur,  in  cujus  praefationo  quaedam  dicuntnr  de  novo  fidei  articulo 
m?eato  a  Leon.  Lessio  S.  J.  Theol.  in  suo  Disputatione  apolog.  pro  pot. 
^.  Pontificis,  Paris  1618,  —  Exemplar  decreti  in  quo  duo  libri  R.  W.  dam- 
naniur,  et  purgatio  ejus,  Albianop.  1614,  —  Appendix  ad  Disputationem 
tbeol.  de  jor.  Sd.,  in  qua  omnia  argumenta,  quae  a  Fr.  Suarez  pro  pot. 
ptpali  allata  sunt,  examinantur,  1616  (Werner,  Fr.  Suarez  1,  42),  —  eng- 
Hsch:  A  theological  Disputation  concerning  the  oath  of  allegiance.  By  R. 
W.,  translated  out  of  latin  in  english  by  the  Author.  who  has  added  an 
Appendix,  1613,*  —  A  clear,  sincere  and  modest  confutation  of  the  Reply 
of  T(liomas)  F(itzherbert,  S.  J.).  By  R.  W.,  1616*  (beigeb.  mit  besonderer 


334  Der  englische  Treueid. 

zneammen:  Thomae  Prestoni  et  Thomae  Greenaei  Anglornm 
Appellatio  a  GardinalibuR  ad  Indicem  depntatis  ad  ipsummet  Snmmura 
Pontificem,  verb.  16.  März  1621. 

lieber  die  beiden  ersten  Bücher  von  Widdrington  gab  Sarpi 
24.  April  1614  ein  Gutachten  ab,  als  es  sich  darum  handelte,  ob 
das  Römische  Verbot  in  Venedig  anerkannt  werden  solle  (I,  S.  547 ; 
abgedr.  bei  Cecchetti,  Rep.  di  Ven.  2,  236).  Er  sagt  darin:  Da« 
erste  Bach  ist  nur  eine  Streitschrift  gegen  Bellarmin,  der  neuerlich 
zu  beweisen  versucht  hat,  es  sei  ein  Glaubensartikel,  dass  die  Fürsten 
dem  Papste  in  weltlichen  Dingen  unterworfen  seien  und  dass  er  sie 
absetzen  könne.  Wer  ,das  Buch,  welches  drei  Jahre  verbreitet 
worden,  ohne  verboten  zu  werden,  unbefangen  liest,  wird  es  nicht 
nur  für  katholisch,  sondern  auch  für  zeitgemSss  halten.  £&  ist 
nützlich,  ja  nothwendig,  dass  solche  Bücher  von  allen  gelesen  werden, 
um  die  verderbliche  Meinung  von  der  weltlichen  Auctorität  des 
Papstes  über  die  anderen  Fürsten  auszurotten,  welche  die  Ursache 
eines  unversöhnlichen  Misstrauens  zwischen  der  kirchlichen  und  der 
weltlichen  Ordnung  ist  und  Unzufriedenen  zum  Verwände  dient, 
unter  dem  Vorgeben  der  Religion  gegen  die  Fürsten  zu  machiniren 
und  zu  rebelliren.  Das  zweite  Buch  enthält  theils  die  Lehren  des 
h.  Thomas,  theils  die  Gersons.  .  .  .  Der  Antrag  des  Nuncius,  die 
beiden  Bücher  zu  verbieten,  ist  nach '  dem  Concordate  von  1596 
nicht  zu  bewilligen.  Sarpi  räth  schliesslich,  den  Nuncius  hinzu- 
halten. Das  Verbot  wurde  in  Venedig  nicht  publicirt.  Auch  im 
span.  Index  steht  Widdrington  nicht,  im  Liss.  1624  aber:  R.  Wid- 
drington  cath.  Angli,  sive  verum  sive  fictum  sit  nomen,  omnia 
Opera  prohibentur  nominatim. 

4.  Ausser  den  genannten  Büchern  über  diese  Controverse 
(vgl.  S.  120)  wurden  noch  folgende  verboten:  Dens  et  rex  s.  dia- 
logus,  quo  demonstratur,  Sereniss.  Jacobum  in  regnis  suis  justissime 
sibi  vindicare,  quidquid  in  juramento  fidelitatis  requiritur,  Lond.  1615, 
verb.  1617;  —  Xenium  ad  catholicos  anglos  s.  brevis  et  dilucida 
explicatio  novi  jur.  fid.,  auth.  E.  J.  [sie]  theologo,  ut  anglocatholi- 
corum  conscientiae  plenius  instruantur  et  tranquillentnr  circa  jur. 
fid.,  lateinische  Uebersetzung  (des  Titels)  von  Widdringtons  New 
Yeares  Gift  for  English  Catholics  by  E.  T.  With  the  license  of  the 
superiors,  1620,  8.,  verb.  1621;  —  Scutum  regium  adv.  omnes  re- 
gicidas  et  regicidarum  patronos  ab  initio  mundi  usque  ad  interitum 
Phocae  ...  11.  3,  auth.  Georgio  Hakewill  Oxon.,  1613  (anglican. 
Theologe;  Wood,  Ath.  Oxon.  3,  255),  verb.  1622;  —  Guil.  Barr  et 
(Jurist)  Jus  regis  s.  de  absolute  et  independenti  saecularium  prin- 
cipum  dominio  et  obsequio,  Bas.  1612,  verb.  1624;  —  In  Gre- 
orgium  Blacvellum  Angliae  archipresbyterum  a  Clemente  P.  VIII. 
designatum  Quaestio  bipartita  [cujus  actio  prior  jusjurandum  de 
fidelitate,    altera   jurisjurandi   assertionem   contra  Bellarminum   con- 


Paginirung:  An  adjoinder  to  the  1.  and  2.  Part),  —  Last  rejoinder  to  Fitz- 
herbert's  Ueply,  1619. 


Hakewill,  Barret,  Marbais  n.  a. 


335 


tinet,  Lond.  1609),  erat  1624  verb.,  Bericht  über  Black wells  Ver- 
löre durch  eine  von  dem  König  ernannte  Commisflion  (abgedr.  bei 
Goldast  3,  565,  englisch  schon  1607  gedruckt;  Butler  2,  204.  Wood, 
Atk.  Oxon.  2,  122);  —  G-eorgii  Donnami  (Downham)  Papa  Anti- 
ekristas  s.  Diatriba  duabus  partibns,  qnarnm  prior  sex  libris  vin- 
dieat  Jacobi  Kegis  sententiam  de  Antichristo,  posterior  refntat  L. 
Lessii  16  demonstrationes  Regis  praefationi  monitoriae  oppositas  (in 
der  Scbrift  De  Antichristo  ejnsqne  praecnrsoribus,  Antw.  1611), 
Lond.  1620,  erst  1677  verb.;  —  A  seasonable  Disconrse  shewtng 
bow  that  the  oaths.of  allegiance  and  snpremacy  contain  nothing 
wkieh  any  good  Christian  onght  to  boggle  at.  By  W.  B.,  von 
der  Inq.  Fcr.  IV.  27.  Spt.  1679  verb.  —  Wahrscheinlich  hängt  mit 
dieser  Controverse  auch  zusammen:  SuppHcation  et  requ^te  k  Tem- 
pereur,  aux  roys,  princes,  estats,  republiques  et  magistrats  chretiens 
i«r  les  causes  d'assembler  un  concile  g^n^ral  contre  Faul  V.,  dres- 
sec  par  Nie.  de  Marbais,  Leyden  1613,  verb.  1617.  Wenigstens 
erschien  1613  zu  London:  Supplicatio  ad  imperatorem,  reges  et 
principes  super  causis  generalis  concilii  convocandi  contra  PaulumV. 
Qinbiis  adjicitur  annotatio  de  iis,  quae  Becanns  Jesuita  in  editione 
ejusd.  Controversiae  anglicanae  recognovit  et  Rom.  Pontifici  dicata 
expunzit  (Backer  I,  60;  im  span.  Index  wird  Homo  novus  als 
Name  des  Verfassers  angegeben).  Paul  V.  wird  des  Nepotismus, 
der  ünsittlichkeit,  Vernachlässigung  der  Kirchenzucht,  Nichtbe- 
Btrafan^  unzüchtiger  Cardinäle  und  Bischöfe  beschuldigt.  Ein  Aus- 
zug in  der  Hist.  des  Papes  (von  Fr.  Bruys),  Haag  1732,  5,  170 
(Brower-Rambach   10,  357.    Nachr.  v.  der  Stoll.  Bibl.  1,  315). 

5.  Die  Frage  wegen  ^des  Treueides  kam  im  J.  1647  wieder 
zur  Verhandlung.  Auf  den  Antrag  des  Lord  Fairfax  beschloss  das 
Parlament,  den  englischen  Katholiken  Duldung  zu  gewähren,  wenn 
sie  eine  Erklärung  unterschrieben  des  Inhalts:  sie  glaubten  nicht, 
1.  dass  der  Papst  oder  die  Kirche  die  Gewalt  habe,  jemand  von  der 
Pflicht  des  Gehorsams  gegen  die  in  England  bestehende  Regierung 
zu  entbinden,  2.  dass  es  an  sich  oder  auf  Grund  einer  Dispensation 
des  Papstes  erlaubt  sei,  ein  einem  Haeretiker  gegebenes  Versprechen 
nicht  SU  halten,  3.  dass  es  durch  eine  Dispensation  oder  einen  Be- 
fehl des  Papstes  oder  der  Kirche  erlaubt  werden  könne,  irgend 
jemand  darum  zu  tödten  oder  in  irgend  einer  Weise  anzugreifen, 
weil  er  wegen  Irrthums  oder  Haeresie  angeklagt,  verdammt,  cen- 
surirt  oder  excommunicirt  sei.  Diese  Erklärung  wurde  von  einigen 
Geistlichen  und  59  Gentlemen  unterschrieben,  von  Innocenz  X.  aber 
die  Unterzeichnung  unter  Androhung  der  Excommunication  ver- 
boten ^). 

Giambattista    Rinuccini,    der  während  des  irischen  Aufstandes 


1)  Ch.  Butler,  Historical  Memoire  of  the  English,  Irish  and  Scottish 
Catholics,  Lond.  1822,  2,  413.  DöUinger,  Lectures  on  the  Reunion  of  the 
Chnrches,  tranal.  by  H.  Oxenham,  1872,  p.  118-  Zum  folgenden  vgl.  G. 
Aiazzi,  Nunziatara  in  Irlanda  di  M.  G.  B.  Rinuccini,  Arciv.  di  Fermo 
1645—49,  Florenz  1844  (Edinb.  Rev.  151,  487). 


336  Der  englische  Treueid. 

1645—49  als  Nnncius  in  Irland  war,  protestirte  1648  gegen  einen 
damals  abgeschlossenen  Waffenstillstand,  excommunicirte  alle,  welche 
dazu  mitgewirkt  oder  ihm  zugestimmt,  und  legte  das  Interdict  auf 
die  Städte,  wo  er  anerkannt  werde.  Vierzehn  Bischöfe  nnd  viele 
Ordensgeistliche,  auch  die  Jesuiten  erklärten  die  Censuren  für  null 
und  nichtig  und  appellirten  an  den  Papst.  Einige  seiner  Haupt- 
gegner, namentlich  den  Franci scaner  Peter  Walsh  (Valesius),  bean- 
tragte Rinuccini  1 649  nach  Rom  vor  die  Inquisition  oder  ein  anderes 
Tribunal  zu  citiren^).  Eine  Schrift,  die  Richard  Belling,  der  in 
dem  Aufstande  eine  Rolle  spielte  und  als  Abgesandter  der  Auf- 
ständischen Innocenz  X.  um  Hülfe  gebeten  hatte,  unter  dem  Namen 
Ireuaeus  Philopator  veröffentlichte,  Vindiciarum  Catholicornm  Hi- 
berniae  ad  Alitophilum  11.  2,  Paris  1650,  wurde  1654  verb. 

1660  wurde  Walsh  von  den  irischen  Bischöfen  und  Ordens- 
oberen nach  London  geschickt,  um  Carl  II.  zu  seiner  Restauration 
zu  beglückwünschen  und  freie  Religionsübung  für  die  irischen  Ka- 
tholiken zu  erwirken.  Auf  sein  Betreiben  wurde  Ende  1661  «ine 
Hunible  Remonstrance  of  the  Roman  Catholic  Clergy  of  Ireland  von 
dem  Bischof  von  Dromore  und  24  Geistlichen,  die  in  London  waren, 
und  von  121  Gentlemen  unterzeichnet  und  dem  Könige  überreicht. 
Die  Unterzeichner  erklären:  sie  würden  ungeachtet  irgendwelcher 
Erklärung  des  Papstes  dem  Könige  ihre  Unterthanentrene  bewahreli 
und  räumten  niemand,  auch  nicht  dem  Papste  das  Recht  ein,  sie 
von  dieser  zu  entbinden ;  jeder  Fürst,  welcher  Religion  er  auch  an- 
gehören möge,  sei  ein  Statthalter  Gottes  auf  Erden  und  könne  gemäss 
den  Gesetzen  des  Staates  Gehorsam  in  allen  bürgerlichen  Sachen 
beanspruchen;  die  Behauptung,  irgend  ein  Einzelner  dürfe  den 
Fürsten  wegen  Religionsverschiedenheit  tödten,  sei  gottlos  und  dem 
Worte  Gottes  zuwider  (Butler  3,  419.  Auch  englische  Katholiken 
unterzeichneten  1660  Erklärungen  gegen  die  directe  oder  indirecte 
Gewalt  des  Papstes  in  weltlichen  Dingen;  Butler  2,  23).  Die  Re- 
monstranz wurde  aber  von  einigen  irischen  Bischöfen  missbilli^, 
von  der  Löwener  theol.  Facultät  censurirt  und  21.  Juli  1662  von 
dem  Nuncius  Hieron.  de  Yecchiis  zu  Brüssel  als  den  Erklärungen 
Pauls  V.  und  Innocenz'  X.  widersprechend  verworfen,  8.  Juli  1662 
auch  von  dem  Cardinal  Barberini  im  Namen  der  Propaganda. 
Walsh,  Redmond  Caron  und  andere  Franciscaner,  welche  sie  unter- 
zeichnet, wurden  von  ihrem  General  nach  Rom  citirt;  jene  beiden 
leisteten  aber  keine  Folge  unter  dem  Vorgeben,  der  König  habe 
ihnen  die  Erlaubniss  zur  Reise  verweigert.  Auf  einer  Versammlung 
von  53  Bischöfen  und  Geistlichen  zu  Dublin  im  J.  1666  wurde 
nicht,  wie  Walsh  beantragte,  die  Remonstranz  gutgeheissen,  aber 
eine  Erklärung,  welche  sich  an  die  ersten  drei  der  sechs  Artikel 
der  Sorbonne  vom  J.  1663  (§  58)  anschloss:  der  Papst  habe  in 
weltlichen  Dingen  keine  Autorität  über  den  König;  dieser  sei  nur 
von  Gott  abhängig;    niemand  könne  von  der  Pflicht  des  Gehorsams 


1)  Butler  2,  396.  403.  446.  Aiazzi  p.  315.  324.  377.  424. 


P.  Walsh.  R.  Garon. 


8d7 


ge^en  den  König  entbinden.  Die  £rklftning  wurde  aber  von  dem 
Fieekönig  Herzog  von  Ormond  nicht  als  genügend  anerkannt.  Diese 
Yeraamminng  verdammte  auch  auf  Walsbs  Antrag  eine  Dispntatio 
ipologetica  de  jure  regni  Hibemiae  pro  catbolicis  Hibemis  adv. 
hiereticos  Anglos,  die  1H47  angeblich  zu  Frankfurt  superiorum  per* 
■iisn,  wahrscheinlich  in  Portugal  gedruckt  war  und  einen  dort  an- 
fliasigen  irischen  Jesniten  Const.  O'Mahony  zum  Verfasser  hatte: 
ae  behauptet,  der  König  von  England  habe,  weil  er  ein  Ketzer 
j^eworden  und  die  von  Hadrian  lY.  gesetzten  Bedingungen  nicht 
gehalten,  jedes  Becht  auf  Irland  verloren,  und  fordert  die  Iren  auf, 
dDen  einheimischen  König  zu  wählen  (Aiazzi  p.  256).  Auch  eine 
1658  erschienene  ähnliche  Schrift  des  Capuciners  Bichard  Ferral 
vnrde  verdammt  (Butler  3,  427). 

Walsh  veröffentlichte  1674  The  historj  and  vindication  of  the 
Loyal  Formularj  or  Irish  Remonstrance,  so  graoiously  received  by 
His  Majesty  anno  1661,  against  all  calumnies  and  censures.  In  seve- 
lal  Treatises,  with  a  true  account  and  füll  discussion  of  the  delusory 
Irish  Remonstrance  and  other  papers  framed  and  insisted  on  by 
the  National  Congregation  at  Dublin  a.  1666  and  presented  to  His 
Majesty^s  then  Lord  Lieutenant  of  that  Kingdom,  the  Duke  of  Or- 
Bond,  bot  rejected  by  his  Grace  etc.,  The  Author  Peter  Walsh  of 
tke  Order  of  St.  Francis  .  .  .  printed  a.  1674,*  c.  1000  S.  Fol.^); 
■ein  Frennd  Garon  hatte  schon  1665  herausgegeben  Remonstrantia 
Hibernomm  contra  Lovanienses  ultramoutanasque  censuras  de  in- 
eommutabili  regum  imperio  subditorumque  fidelitate  et  obedientia  in- 
ditpenaabili  ex  ss.  scripturis,  patribus,  theologis  etc.  vindicata.  Cum 
diplici  Appendice,  una  de  libertatibus  gallicanis,  altera  contra  in- 
fidübilitatem  Fontificis  Rom.  Authore  R.  P.  F.  R.  Caron,  Theologo 
emerito  (abgedr.  in  Traitez  des  droits  et  lib.  de  TEgl.  gall.,  1731, 
II,  2).  Beide  Schriften  stehen  nicht  im  Index,  obschon  die  latei- 
niBche  eine  der  bemerkenswerthesten  Bekämpfungen  der  Römischen 
Anschaaungen  ist.  Dagegen  wurde  1690  verboten:  Causa  Yale- 
siana,  epistolis  temis   praelibata:   in  antecessum  fusioris   Apologiae. 


1)  P.  524  ist  ein  Brief  des  bekannten  Dr.  Sorb.  H.  Holden  vom  2. 
Apr.  1648  abgedruckt,  worin  es  heisst:  Die  Decrete  der  Rom.  Congregationeu 
«erden  in  Frankreich  nicht  anerkannt.  Selbst  diejenigen,  welche  vor 
Seiner  Heiligkeit  den  pflichtschuldigsten  Respect  haben,  Welt-  und  Ordens- 
geistliche,  sprechen  es  offen  aus,  die  "Cabalen  und  Interessen  der  Römischen 
Corie  seien  jetzt  so  allgemein  bekannt,  dass  man  von  den  Decreten  ihrer 
Congregationen  ausserhalb  des  Kirchenstaates  kaum  Notiz  nehme  .  .  . 
Jeder,  der  in  Rom  Geschäfte  besorgt  hat,  kann  Ihnen  sagen,  dass  diese 
Congregations-Decrete  in  der  Regel  von  einigen  Cardin älen  und  Prälaten 
gemacht  werden,  die,  um  bescheiden  zu  reden,  nicht  viel  davon  wissen, 
ueh  welchen  Gründen  und  Principien  die  abstrusen  dogmatischen  Fragen 
n  entscheiden  sind  .  .  .  Ich  möchte  gern  mit  meinem  Blute  die  Ueber- 
seagung  aller  erfahrenen  Männer  auslöschen,  dass  bei  der  Römischen  Curie 
nichts  als  Interesse  und  Parteiwesen  herrscht.  Man  kann  jetzt  von  jedem, 
der  den  Lauf  der  Dinge  der  Welt  versteht,  hören,  dass  sie  dort  nur  ihre 
eigenen  Zwecke,  nicht  das  allgemeine  Beste  im  Auge  haben. 


Bttiwoh,  Index  H. 


22 


888  Der  englische  Treaeid. 

Quibns  accesserunt  appendices  duae,  una  instramentoruin,  altera  de 
Gregorio  VII.  et  in  fine  additamentum  de  Carono.  Authore  F.  Petro 
Yalesioy  Ord.  S*  Franc.  Btrictae  obsery.  S.  Th.  Prof.  Lond.  1684» 
8.  (A.  E.  1685,  276).  —  Walsb  wurde  1677  von  seinen  Ordens- 
oberen,  weil  er  Citationen  nach  Belgien,  angeblich  wegen  der  eng- 
lischen Gesetze,  nicht  Folge  leistete,  excommunicirt.  £r  starb  1688, 
nachdem  er  vor  Zeugen  die  Erklärung  unterschrieben,  dass  er  alle 
seine  Schriften  dem  Urtheile  des  Papstes  unterwerfe  und  alles,  was 
darin  beanstandet  werde,  zurücknehme  und,  wenn  er  am  Leben 
bleibe,  so  weit  es  nöthig  sei,  in  neuen.  Schriften  retractiren  wolle 
(Butler  3,  444). 

„Die  irische  Remonstranz  wurde  verdammt,  die  Theologen, 
die  sie  entworfen,  Walsh,  Caron  und  Goppinger  [redigirt  ist  sie 
nach  Butler  3,  419  von  R.  Belling],  wurden  verfolgt  und  censurirt. 
So  war  das  Loos  Irlands  für  Jahrhunderte  besiegelt.  Dieses  £r- 
gebniss  war  den  Cromweirschen  Soldaten  und  den  englischen  und 
schottischen  Abenteurern,  welche  durch  Krieg  und  Confiscation  zn 
Besitz  gelangt  waren,  willkommen.  König  Carl  bestätigte  ihr  Eigen- 
thumsrecht  und  die  Unterdrückung  des  katholischen  Cultus.  Der 
katholische  Adel  in  Irland  fiel,  der  ganze  Grundbesitz  kam  in  pro- 
testantische Hände  und  die  Masse  der  katholischen  Bevölkerung 
wurde  zu  einem  unwissenden  und  barbarischen  Proletariat.  Aber  das 
Recht  des  Papstes,  Könige  abzusetzen,  Eide  zu  annulliren  und  zar 
Rebellion  aufzufordern,  wurde  intact  erhalten"  (Döllinger  1.  c.  p.  118). 

Von  Caron  steht  nur  ein  Buch  im  Index,  welches  mit  dieser 
Controverse  nicht  zusammenhängt:  Apostolatus  evangelicus  Missio- 
nariorum  regularium  per  Universum  mundum  cum  obligatione  pasto- 
rum  quoad  manutenentiam  evangelii,  regulis  actionum  humanarum 
et  methodo  conferendi  cum  haereticis  quibuscunque  et  infidelibue. 
Ezpositus  per  R.  P.  Raymundnm  Caron  um  Hibernnm,  0.  Min. 
Theol.  emeritum,  Antw.  1G53,  8.,  mit  d.  c.  verb.  1662.  Es  ist  eine 
Pastoraltheologie  für  die  in  vorwiegend  protestantischen  Ländern  als 
Missionare  wirkenden  Ordensgeistlichen.  Wahrscheinlich  ist  in  den 
Erörterungen  über  die  denselben  zustehenden  Rechte,  Facultäten  und 
Privilegien  einiges  enthalten,  was  das  Verbot  veranlasst  hat.  Das 
Buch  wird  von  0.  Mejer,  Die  Propaganda  I,  194    und  oft  citirt  ^). 

Im  J.  1680  gaben  60  Doctoren  der  Sorbonne  ein  Gutachten 
ab,  dass  die  englischen  Katholiken  einen  mit  dem  Treueide  Jacobs 
gleichlautenden  Eid  salva  fide  et  tuta  conscientia  schwören  könnten 
(Arg.  III a  139).  Eine  Schrift  darüber:  English  Loyalty  vindicated 
by  the  French  Divines,  or  a  Declaration  of  threescore  Doctors  of 
Sorbone  for  the  Oath  of  AUegiance,  done  in  English  by  W.  H. 
Lond.  1681,  wurde  1682  von  der  Inq.  verb.,  gleichzeitig:  The  Ca- 
techist  catechiz'd,  or  Loyalty  asserted  in  vindication  of  the  Oatb  of 
Allegiance  against  a  new  Catechisme  set    forth  by  a  Father  of  the 


1)  Walshs   und   Carons    andere   Schriften   sind   bei   Lowndes   ver- 
zeichnet. 


Spätere  Schriften.  939 

Society  of  Jesus,  by  Adolpbns  Brontias,  a  Roman  Catholick,  1681 , 
ueh  Dodd  3,  481  von  Edward  Gary,  einem  frühem  Offizier,  der  nnter 
Jacob  II.  Chaplain  general  der  Armee  für  die  Katholiken  war,  f  1711. 
—  BoRsnet  (Defensio  4,  23,  Oenvres  32,  95.  102)  sagt,  Römische 
Bocherrerbote  wie  das  von  1682  hätten  in  Frankreich  Ecclesiae  gal- 
licanae  vetere  atqne  inolito  jnre  keine  Geltung;  er  sehe  aber  nicht 
dn,  warum  den  Engländern  nicht  gestattet  sei,  das  offen  auszusprechen, 
qiod  nos  Franci  publice  summa  omnium  ordinum  consensione  profi- 
temur.  Caron  (Remonstr.  p.  8)  erzählt,  was,  wenn  nicht  wahr,  sehr 
gnt  erfunden  ist,  Cardinal  Barberini  habe  einem  ihm  befreundeten 
Schotten  auf  die  Frage,  warum  den  Engländern  und  Iren  nicht  das- 
selbe gestattet  werde  wie  den  Franzosen,  geantwortet:  die  Franzosen 
pflegten  über  solche  Dinge  bei  den  Römern  nicht  anzufragen. 

Auffallend  ist  es,  dass  ein  Schriftchen,  welches  zuerst  1680 
erschien  und  seitdem  30 — 40  mal  gedruckt  wurde  (vor  1684  6  mal, 
dann  wiederholt  als  Anhang  zu  Qothers  A  Papist  misrepresented 
and  represented  u.  s.;  Butler  3,  493),  nicht  verboten  ist.  Es  heisst 
Boman-Catholic  Principles  in  reference  to  6 od  and  the  King,  und 
aithält  die  Sätze:  „Wenn  ein  allgemeines  Concil  und  vollends  wenn 
ein  päpstliches  Consistorium  sich  anmassen  sollte,  einen  König  ab- 
zusetzen  oder  seine  Unterthanen  von  ihrer  Treue  zu  entbinden,  so 
könote  kein  Katholik  verpflichtet  sein,  sich  einem  solchen  Decrete 
zu  unterwerfen.  Daher  können  die  unterthanen  des  Königs  von 
England  ohne  Verletzung  irgend  eines  katholischen  Grundsatzes  eid- 
lich die  Lehre,  dass  die  wegen  Haeresie  excommunicirten  Könige  ab- 
gesetzt werden  könnten,  als  gottlos  und  verdammlich  verwerfen  .  . . 
Die  Katholiken  als  Katholiken  glauben  nicht,  dass  der  Papst  irgend 
eine  directe  oder  indirecte  Autorität  über  die  weltliche  Gewalt  und 
Jurisdiction  der  Fürsten  habe.  Sollte  aber  der  Papst  die  Unter- 
thanen des  Königs  wegen  Haeresie  oder  Schisma  von  ihrer  ünter- 
thanenpflicht  entbinden  oder  dispensiren,  so  würde  eine  solche  Dis- 
pensation null  und  nichtig  sein^'  (auch  den  Satz:  „Es  ist  kein 
Glaubenssatz,  dass  der  Papst  für  sich,  getrennt  von  der  Kirche, 
bei  der  Darlegung  des  Glaubens  unfehlbar  sei;  darum  verpflichten 
]ap8tliche  Definitionen  oder  Decrete,  in  welcher  Form  sie  auch  er- 
Ussen  sein  mögen,  ohne  ein  allgemeines  Concil  oder  Annahme  durch 
die  ganze  Kirche  niemand  bei  Strafe  der  Haeresie  zu  innerer  Zu- 
iidmmong'^). 

Im  J.  1717  wurde  im  Namen  von  englischen  Katholiken  in 
Rom  angefragt,  ob  folgender  Eid  geleistet  werden  dürfe :  Ich  schwöre, 
dass  ich  dem  König  Georg  gehorsam  sein,  in  keiner  Weise  den 
Frieden  und  die  Ruhe  des  Reiches  stören  und  niemand  direct  oder 
indirect  gegen  die  jetzige  Regierung  beistehen  will,  und  ich  erkläre, 
dass  ich  nie  von  einer  päpstlichen  Dispensation  von  diesem  Eide 
Gebrauch  machen  werde.  In  dem  von  Laemmer,  Mel.  S.  258  mit- 
^theilten  Protocolle  einer  Sitzung  der  Inq.  Fer.  V.  11.  Mai  1719 
heisst  es:  Sanctissimus  auditis  votis  Eminentissimorum  dixit,  nihil 
aliud  esse  respondendum  quam  quod  consulant  theologos,  und  der 
Papst  werde   sich    bei  den  katholischen  Fürsten    dafür   verwenden. 


840  Der  englische  Treueid. 

daB8  sie  durch  ihre  Gesandten  die  englischen  Katholiken  gegen  Be- 
drückungen des  Parlaments  unterstützten  und  die  Kapellen  in  ihren 
Gesandtschaftsgebäuden  den  Katholiken  zugänglich  machten. 

6.  Als  es  sich  gegen  Ende  des  18.  Jahrhnnderts  um  eine 
Milderung  der  englischen  Strafgesetze  gegen  die  Katholiken  handelte, 
erklärten  auf  eine  Anfrage  Pitts  im  J.  1760  die  theologischen  Fa- 
cultäten  zu  Paris,  Löwen,  Douay,  Yalladolid,  Salamanca  undAlcala: 
der  Papst  habe  keine  weltliche  Gewalt  in  England  und  könne  die 
Unterthanen  nicht  von  dem  Treueide  entbinden  und  es  sei  keinem 
Katholiken  gestattet,  Personen  andern  Glaubens  das  Wort  nicht  za 
halten  (Butler  1,  439),  und  die  englischen  Bischöfe  erklärten  einen 
Eid  für  zulässig,  worin  es  heisst:  ,Jch  erkläre,  dass  es  kein  Artikel 
meines  Glaubens  ist  und  dass  ich  verwerfe  und  abschwöre  die  Mei- 
nung, excommunicirte  Fürsten  könnten  abgesetzt  und  ermordet  werden, 
und  dass  ich  nicht  glaube,  der  Komische  Papst  .  .  .  habe  oder  sollte 
haben  irgendwelche  zeitliche  oder  bürgerliche  Jurisdiction,  Gewalt, 
Superiorität  oder  Praeeminenz,  direct  oder  indirect,  innerhalb  dieses 
Reiches^'  (Butler,  3,  295).  In  Eom  fragte  man  nicht  an,  wie  Chal- 
loner  sagt,  weil  der  Eid  etwas  enthalte,  was  ßom,  wenn  man  vor- 
her frage,  wahrscheinlich  missbilligen,  nach  dem  fait  accompli  aber 
toleriren  werde  ^). 

Bei  der  parlamentarischen  Untersuchung  über  das  Seminar  za 
Maynooth  im  J.  1853  erklärten  die  dortigen  Professoren  Eussell, 
Patrick  Murray  u.  a.:  Wir  lehren,  der  Papst  habe  keine  directe 
oder  indirecte  Gewalt  in  weltlichen  Dingen.  Die  entgegengesetzte 
Lehre  darf  als  fast  verschollen  (almost  obsolete)  angesehen  werden; 
die  einzigen  neueren  Schriftsteller,  welche  sie  wieder  in  Aufnahme 
zu  bringen  versucht  haben,  sind  Dr.  Brownson  und  La  Mennais^), 
und  Murray  sagte:  unter  Pius  VI.  sei  unter  dem  Titel  The  present 
State  of  the  Church  of  Ireland  eine  Schrift  eines  anglicanischen 
Bischofs  erschienen,  in  welcher  gehässige  Bemerkungen  über  die 
Formel  Haereticos  persequar  et  impugnabo  in  dem  bischöflichen  Eide 
vorkämen;  die  vier  irischen  Erzbischöfe  hätten  sich  nach  Bom  ge- 
wendet und  in  einem  Eescript  des  Präfecten  der  Propaganda  sei 
darauf  geantwortet  worden,  diese  Worte  seien  wegzulassen,  und:  der 
h.  Stuhl  habe  nie  gelehii;,  dass  man  den  Ketzern  nicht  Wort  zu 
halten  brauche,  dass  der  akatholischen  Fürsten  geleistete  Eid  ver- 
letzt werden  oder  dass  der  Papst  in  deren  weltliche  Rechte  nnd 
Besitzungen  eingreifen  dürfe. 

7.  Mit  dem  Treueide  hängt,  so  auffallend  es  klingt,  zusammen, 
dass  1621  mit  d.  c.  verboten  wurde  Thomae  Dempsteri  de  anti- 
quitate  Romanorum,  d.  i.,  wie  erst  seit  Ben.  im  Index  steht:  Anti- 


1)  Home  and  For.  Rev.  2, 534.  Gladstone,  Yatioanismus,  NördL  ISTS, 
S.  87. 

2)  Maynooth  Commission.  Report  of  H.  M.'s  Gommissioners  appoin- 
ted  to  inquire  into  the  management  and  govemment  of  the  Ck>llege  of 
Maynooth.  Part  IT.  Presented  to  both  Houses  of  Parliament,  Dublin  1855, 
Fol.,  p.  11.  16.  28.  31  u.  s.  w.  Die  Angabe  von  Murray  p.  872. 


PoliÜBclie  Doctrinen  der  Jesuiten. 


341 


quitatum  Komananiin  corpus  absolutissimum,  in  quo  praeter  ea,  quae 
Jo.  Bosinus  delineayerat,  infinita  snpplentur,  mntantur,  adduntur  a 
T\l  Dempstero  aMurceak  JC.  Scoto,  Col.  Allobrogam  1613,  4.  (das 
Buch  von  Jo.  Rosinns  war  schon  1583  erschienen).  Bei  Sot.  p.  647 
werden  wenigstens  nur  eine  Stelle  in  der  Dedication  an  Jacob  I., 
7  Zeilen  in  dem  Buche  selbst,  in  denen  von  dem  Treueide  die  Bede 
ist,  und  im  Register  die  Worte  Juramentum  fidelitatis  praestitnm 
etc»  gestrichen.  Ausserdem  verordnet  Sot.  Jo.  Rosinus  und  Th. 
Dempatenals  Auetores  damnati  zu  bezeichnen.  —  Eine  andere  Schrift 
TOD  Dempster  ist  aus  einem  ganz  andern  Grunde  verb.  worden.  Er 
hatte  1619  zu  Bologna,  mit  einer  Widmung  an  Paul  Y.  eine  Sco- 
tomm  scriptomm  nomenclatura  drucken  lassen,  worin  er  274  Heilige, 
2  Papste,  9  Cardinäle  u.  s.  w.  aus  Schottland  verzeichnet;  in  dem 
1622  gedruckten  Apparatus  in  bist.  Scoticam  zahlt  er  679  Heilige, 
81  Selige  u.  s.  w.,  1603  Schriftsteller,  darunter  viele,  die  in  Wirk- 
lichkeit Irländer,  Engländer  oder  anderer  Nationalität  gewesen  oder 
tberhaupt  nicht  existirt  haben  (Baillet  2,  161).  Gegen  die  Annexion 
von  Irländern  wurde  protestirt  in  einem  Anhange  zu  BrigidaThau- 
matarga.  Dissertatio  . . .  habita  in  Collegio  Hibemorum,  Paris  1620, 
welcher  überschrieben  ist  De  scriptorum  Scotorum  nomencl.  a  Th. 
D.  edita  praecidaneum.  Dagegen  schrieb  Dempster  Scotia  illustrior 
s.  mendicahula  repressa  modesta  parecbasi  Th.  Dempsteri  .  .  .  qua 
libelli  famosi  impudentia  detegitur  .  .  .,  Lugd.  (1620),  82  S.  8., 
worauf  der  Irländer  replicirte  mit:  Hiberniae  sive  antiquioris  Scotiae 
vindiciae  adv.  immodestam  parecbasim  Th.  Dempsteri,  in  quibus . . . 
ioDumerae  ipsius  imposturae  et  mendacia  reteguntur  atque  ipse  levi 
penicillo  depingitur,  ut  intelligat,  quod  qui  quae  vult  dicit,  quae  non 
vult  aadit,  auctore  G.  F.  veridico  Hibemo,  Antw.  1621,  121  S.  8. 
Es  ist  schwer  zu  sagen,  in  welcher  der  beiden  Schriften  der  Gegner 
Bchlechter  behandelt  wird;  beide  wurden  1623  verb.  (Nie.  28,  316). 


44.      Die  Gensarirong  der  politischen  Doetriien    der 
Jesniten  in  Frankreich,  1610-1625. 


In  Paris  wurde  1610  das  bekannte  Bach  von  Mariana, 
worin  auf  Grand  der  Lehre  von  der  Yolkssouveränetät  die  Er- 
Utabtheit  des  Tyrannenmordes  behauptet  wird,  auf  Befehl  des 
Parlamentes  verbrannt.  In  der  nächstfolgenden  Zeit  verboten 
das  Parlament  und  die  Sorbonne  mehrere  Schriften  von  Jesuiten, 
Bellarmio,  Suarez,Santarelli  u.  a.,  in  welchen  das  Recht  des  Papstes, 
Fürsten  abzusetzen,  vertheidigt  wurde.  Paul  V.  war  über  dieses 
Vorgehen  sehr  ungehalten,  verstand  sich  aber  dazu,  im  J.  1613 


342  Politische  Doctrinen  der  Jesuiten. 

ein  Bach  von  Becanus,  um  dessen  Verdammung  in  Paris  zu 
verhindern,  durch  die  Index-Gongregation  mit  d.  c.  verbieten 
zu  lassen.  Dieses  Decret  ist  aber  in  keine  der  seit  1624  ver- 
anstalteten Sammlungen  und  Becanus'  Buch  in  keinen  Index 
aufgenommen,  das  Decret  also,  nachdem  es  in  Paris  seine  Dienste 
gethan,  cassirt  worden.  So  erinnert  an  die  damaligen  Verhand- 
lungen im  Index  nur  das  Verbot  des  Anti-Coton,  einer  1610 
erschienenen  Streitschrift  gegen  den  Jesuiten  Goton,  der  seine 
Ordeusgenossen  nach  der  Verdammung  des  Buches  von  Mariana 
zu  vertheidigen  versucht  hatte  ^).  —  Noch  unter  Glemens  VIIL 
wurde  1603  ein  Buch  des  Italieners  Garerius  verboten,  weil 
darin  die  Lehre  Bellarmins  von  der  bloss  indirecten  Gewalt 
des  Papstes  in  weltlichen  Dingen  bekämpft  wurde,  wie  denn 
ja  auch  von  Glemens  VIII.  das  von  Sixtus  V.  wegen  dieser  Lehre 
verbotene  Buch  Bellarmins  freigegeben  worden  war  (I  S,  503). 

1.  Im  J.  1599  erschien  zu  Toledo  das  Buch  des  Jesuiten  Joh. 
Mariana  De  rege  et  regis  institutione,  1591  auf  Ersuchen  Garcia 
de  Loaysa's,  des  Lehrers  des  Sohnes  Philipps  II.,  des  spätem  Königs 
Philipp  III.,  für  diesen  geschrieben.  Mariana  spricht  nicht  von  dem 
Rechte  des  Papstes,  aber  von  dem  Hechte  des  Volkes,  Könige  ab- 
zusetzen, ein  Recht,  welches  damals  auch  von  Bodin,  Buchanan, 
dem  Verfasser  der  Vindiciae  u.  a.  vertheidigt  wurde  (Huber,  Der 
Jesuiten-Orden  S.  246).  Der  Jesuit  Prat  berichtet  (3,  246),  Pater 
Richeome  habe  das  Buch  gleich  1599  dem  General  Aquaviva  de- 
nuncirt,  und  dieser  habe  befohlen,  dasselbe  zu  corrigiren;  sechs 
Jahre  später  hätten  die  Vertreter  der  Pariser  Ordensprovinz  die 
Censur  Richeome's  wiederholt  und  Aquaviva  habe  sie  dafür  belobt 
und  sein  Bedauern  darüber  ausgesprochen,  dass  das  Buch  der  Wach- 
samkeit der  Oberen  entgangen  sei.  Die  1605  zu  Mainz  cum  privi- 
legio  S.  C.  M.  et  permissu  superiorum  erschienene  Ausgabe^),  be- 
hauptet Prat,  sei  von  Protestanten  veranstaltet  worden.  Erst  durch 
diese  Ausgabe  wurde  das  Buch  in  Frankreich  bekannt,  wo  man 
natürlich  besonders  daran  Anstoss  nahm,  dass  Jacques  Clement,  der 
Mörder  Heinrichs  III.,  darin  als  aeternum  Galliae  decus  gefeiert 
wurde.  Am  27.  Mai  1610,  dem  Tage  der  Hinrichtung  Ravaillacs, 
des  Mörders  Heinrichs  IV.,  beschloss  das  Pariser  Parlament,  die  Sor- 
bonne anzuweisen,  baldigst  ihr  am  13.  Dec.  1413  gefasstes,  von  dem 
Constanzer  Concil  bestätigtes  Decret  über  die  Lehre  vorii  Tyrannen- 


1)  F.  J.  Perrens,  L'eglise  et  l'etat  sous  le  regne  de  Henri  IV.  et 
la  re^enoe  de  Marie  de  Medicis,  Paris  1872,  2  vol.  —  J.  M.  Prat,  Re- 
cherches  bist,  et  crit.  aar  la  Compagnie  de  Jesus  en  France  du  tcmps  du 
P.  Coton  1564—1626,  Lyon  1876,  4  vol. 

2)  Stieve,  Briefe  und  Acten  5,  9 16. 


J.  Mariana.  348 

morde  zu  erneuern.  In  der  Sitzung  der  Sorbonne  vom  4.  Jnni  ver- 
snehte  der  Bischof  Antoine  Rose  von  Clermont  auf  Betreiben  des 
NEncins  Ubaldini,  des  Bischofs  Henri  de  Gondi  von  Paris  und  der 
Jesuiten  unter  der  Hand  die  Mitglieder  zu  bestimmen,  sich  an  den 
b.  Stuhl  zu  wenden;  die  Facultät  fasste  indess  den  fraglichen  Be- 
achiujBs,  und  am  8.  Juni  verordnete  das  Parlament,  dieses  Decret 
der  Sorbonne  solle  fortan  alljährlich  am  4.  Jnni  in  einer  Sitzung 
der  Facultät  verlesen  und  am  ersten  Sonntage  in  allen  Kirchen  von 
Paris  publieirt  werden,  femer:  das  Buch  von  Mariana  solle,  als 
mehrere  abscheuliche  Blasphemieen  gegen  Heinrich  III.  und  die 
Fürsten  und  andere  dem  Decrete  der  Sorbonne  widersprechende  Sätze 
enthaltend,  vom  Henker  verbrannt  werden  und  es  solle  bei  Strafe 
des  Hochverraths  verboten  sein,  Bücher^  die  dem  Decrete  der  Fa- 
eultät  widersprächen,  zu  veröffentlichen  (Arg.  II  b  9.  Jourdaiu  p.  64 ; 
Pieces  jnstif.  No.  31).  —  Paul  V.  äusserte  im  Juli  1610  dem 
französischen  Gesandten  de  Breves  gegenüber:  er  könne  Bücher 
wie  das  von  Mar.  nur  tadeln;  sie  verdienten  verbrannt  und  die 
Yerfasser  bestraft  zu  werden ;  es  wäre  aber  richtiger  gewesen,  wenn« 
das  Bueh  auf  Befehl  des  Bischofs  von  Paris  oder  der  französischen 
Cardinäle  verbrannt  worden  wäre,  und  es  sei  nicht  in  der  Ordnung, 
dass  das  Parlament  die  Pfarrer  zwingen  wolle,  sein  Decret  zu 
pnbliciren  ^). 

In  den  Index  kam  Mariana^s  Buch  De  rege  nicht  (auch  nicht 
in  den  span.  Index);  aber  schon  1609  wurden  seine  Tractatus  Septem, 
Col.  1609,  verb.  (sie  stehen  seit  Ben.  nicht  mehr  im  Index),  wie 
Sarpi  (Opere  6,  12)  angibt,  unter  dem  Verwände,  dass  darin  de 
auxiliis  gehandelt  werde,  in  Wirklichkeit  aber,  weil  er  die  An- 
wesenheit des  h.  Jacobus  in  Spanien  gegen  Baronius  vertheidige, 
die  Römische  Curie  dessen  Annalen  aber  als  ein  Evangelium  an* 
lehe,  wie  denn  die  Inquisition  alle  ihre  Beamten  in  Italien  ange- 
wiesen habe,  darauf  zu  achten,  dass  nichts  gegen  Baronius  geschrieben 
werde.  In  Spanien  wurde  Mar.  wegen  des  Tractatus  de  monetae 
mutatione  (Klage  über  Veränderungen  im  Münzwesen  in  Spanien) 
ein  Jahr  in  Haft  gehalten ;  diesen  Tractat  verbietet  Sand.,  donec  ab 
ipso  auctore  correctus  denuo  excudatur;  Sot.  verordnet:  totus  ex- 
pun^tur  (Mariana,  der  1624,  87  Jahre  alt,  gestorben,  hatte  also 
den  Tractat  nicht  corrigirt).  Ausserdem  werden  im  span.  Index  einige 
Stellen  in  den  Tractaten  de  adventu  S.  Jacobi,  pro  editione  Vul- 
pata  (IS.  574)  und  de  morte  et  immortalitate  gestrichen.  —  Ueber 
Xariana's  Schrift  über  die  Jesuiten  s.  S.  281. 

2.  In  Folge  der  Angriffe,  die  das  Buch  Mariana's  den  Jesuiten 
zazogj  erliess  6.  Juli  1610  Aquaviva  ein  Decret,  worin  er  unter 
Androhung  der  Excommunication  u.  s.  w.  befiehlt,  fortan  solle  kein 
Jesuit  öffentlich  oder  privatim,  noch  weniger  in  einem  Buche  be- 
haupten, es  sei  irgend  jemand  erlaubt,  unter  dem  Vorwande  der  Ty- 
rannei Könige    oder  Fürsten    zu  tödten   u.  s.  w.,    damit  man  sehe, 


1)  Notices  et  exiraiU  du  la  Bibl.  du  Roy  7  B,  SSI.  Prat  8,  248. 


344  Politische  Dootrineo  der  Jesuiten. 

welches  in  dieser  Beziehung  die  Ansicht  der  Gesellschaft  sei,  nnd 
damit  nicht  der  Irrthnm  eines  Einzelnen  die  ganze  Gresellschaft  ver- 
dächtig mache  (Prat  3,  560.  Jourdain  p.  57).  P.  Coton  aber,  £rüher 
Beichtvater  Heinrichs  IV.,  veröffentlichte  im  Juli  1610  eine  Lettre 
declaratoire  de  la  doctrine  des  Peres  J^suites  conforme  aux  d^crets 
du  Goncile  de  Gonstance,  adressäe  a  la  Heyne  m6re  du  Roy,  Regente 
en  France,  worin  er  mehrere  Jesuiten  citirt,  die  den  Tyrannenmord 
misshilligt,  und  behauptet,  die  Jesuiten  entfernten  sich  in  diesem 
Punkte  ebensowenig  wie  in  anderen  von  der  Lehre  der  Kirche.  Eine 
angebliche  Requ^te  de  riJniversiti  k  la  Reine  Rigente  mit  scharfen 
Angriffen  gegen  die  Jesuiten  und  den  Papst,  die  im  Sept  1610  in 
Paris  verbreitet  wurde,  wurde  durch  einen  Anschlag  des  Rectora 
desavouirt  (Jourdain,  P.  just.  No.  34).  Noch  im  J.  1610  erschien 
L*Anticoton  ou  r^futation  de  la  Lettre  decl.  du  P.  (Doton,  livre  oh 
il  est  pijouvö  que  les  J^suites  sont  coupables  et  autheurs  du  parri* 
cide  ex^crable  commis  en  la  personne  du  Roy  Henry  lY.  d'heureuse 
memoire,  s.  1.  1610,  72  S.,  vielfach  dem  protestantischen  Theologen 
Pierre  du  Moulin  zugeschrieben,  wahrscheinlich  von  dem  Advocaten 
Cesar  de  Plaix  zu  Orleans  (Perrens  1,  443.  Clement  1,  366.  Baillet 
6,  37).  Im  Frühjahr  verhandelte  die  Sorbonne  über  eine  von  Goten 
oder  einem  andern  Jesuiten  herausgegebene  Reponse  apologetiqae 
k  TAnticoton  (Prat  3,  296),  worin  gesagt  war,  Ravaillac  habe  nicht 
nach  Mariana's  Lehre  gehandelt:  dieser  sage,  kein  Privatmann  dürfe 
einen  rechtmässigen  Fürsten  tödt^n,  und  lehre  in  dieser  Hinsicht 
nichts,  was  nicht  mit  der  Lehre  der  Facultät  tibereinstimme.  Die 
Facultät  censurirte  die  Schrift  nicht,  missbilligte  aber  jene  Behaup- 
tung und  erklärte,  Mariana^s  Lehre  stimme  nicht  mit  der  ihrigen 
überein;  sie  ertheilte  auch  den  vier  Doctoren,  welche  die  Schrift 
approbirt  hatten,  einen  Verweis.  Diese  appellirten  an  den  Staats- 
rath  und  verlangten,  dass  die  Sache  dem  Bischof  von  Paris  und 
anderen  Bischöfen  vorgelegt  werde.  Der  Staatsrath  war  geneigt, 
darauf  einzugehen ;  da  überreichte  eine  Deputation,  £.  Richer  an 
der  Spitze,  der  Königin  zur  Yertheidigung  der  Facultät  14  Sätze 
aus  Mariana^s  Buch.  Darauf  wurde  die  Sache  fallen  gelassen^).  — 
Obschon  der  Nuncius  Ubaldini  schon  1610  über  den  Anticoton  als 
ein  höchst  verderbliches  Schriftchen  berichtete  (Laemmer,  Melet. 
p.  291),  wurde  erst  1621  eine  zu  Venedig  erschienene  Uebersetzung 
verb.:  L'Anticotone  (seit  Ben.  ist  beigefügt:  ovvero  confntazione 
della  lettera  dedicatoria  [so  noch  heute  statt  declaratoria]  del  P. 
Gotone). 


l)  Jourdain  p.  62.  Arg.  II  b  37.  Censura  s.  Fac.  theol.  Paris,  contra 
doctrinam  de  regum  parricidiis,  quae  continetur  in  libro  cuitit.:  Responsio 
ad  Anticotonem.  Item  analysis  s.  tractatus  super  praecedentem  cenauram 
a  quibusd.  ejusd.  s.  Fac.  theol.  Paris.,  1612,  HS.  Baumg.  3,  52G.  Der 
von  Prosper  Marchand  besorgten  Ausgabe  der  Schrift  von  H.  Rasiel  de 
Silva  (s.  u.)  ist  beigefügt:  Anti-Cotton.  Nouv.  ^d.  augmentee  de  quelques 
remarques  et  pr6c^dee  d'une  dissert.  bist,  et  crit.  sur  ce  fameux  ouvrage. 
llaye  1738.*  150  S.  13. 


Antiooton.  BeUsrmin.  Lessius.  846 

3.  Am  26.  Nov.  1610  verbot  das  PariBer  Parlament  auf  Grund 
dnes  anafuhrlichen  Vortrags  des  königlichen  Advocaten  Lonis  Servin 
bei  Strafe  des  Hocbverratbs,  Bellarmins  Tractat  gegen  Barclay 
(S.  332)  sn  besitzen  oder  zn  verbreiten,  zn  drucken  oder  feilznbieten; 
wer  ein  Exemplar  besitze,  habe  es  an  den  Generalprocnrator  abzn- 
liefern;  kein  Professor  dflrfe  die  Lehre  des  Buches  vortragen^). 
Der  Nuncins  TJbaldini  beschwerte  sich  bei  der  Königin  über  dieses 
Arret^  welches  voll  temerit4  e  bugie  sei»  die  Lehre  der  Kirche 
in  unwürdigen  Ausdrücken  angreife  und  einen  verdienstvollen  Car- 
dinal beleidige;  er  könne  nicht  in  Paris  bleiben,  wenn  sie  nicht 
erkläre,  dass  das  Parlament  gegen  ihren  Willen  gehandelt  habe. 
Die  Königin  suspendirte  die  Publication  und  stellte  den  Präsidenten 
de  Harlaj  zur  Bede.  Dieser  vertheidigte  das  Parlament  sehr  ener- 
giseh  und  sagte  u.  a.:  wenn  jemand  zu  Lebzeiten  Heinrichs  IV. 
ein  solches  Buch  nach  Frankreich  gebracht  hätte,  so  würde  dieser 
den  Betreffenden  gezüchtigt  und  den  Autor  selbst  von  Rom  haben 
bolen  lassen,  und  Seine  Helligkeit  nicht  gewagt  haben  dieses  zu 
kindem  (Arg.  II  b  85).  Paul  Y.  belobte  die  Königin  für  das,  was 
^  gegoi^  das  verwegene  Attentat  des  Parlaments  gethan,  erklärte 
tber,  das  genüge  nicht  (Laemmer  p.  294.  298).  —  Als  Lessius 
seine  Defensio  potestatis  Summi  Pontif.  adv.  libros  Regie  M.  Bri- 
tanniae,  Guil.  Barclaii  et  G.  Blacuelli  in  Flandern  veröffentlichen 
voUte,  erklärte  der  Parlaments-Präsident  Verdau  dem  Nuncins  und 
den  Pariser  Jesuiten,  die  Veröffentlich ang  müsse  wenigstens  ver- 
sehoben  werden,  bis  die  Aufregung  über  Bellarmins  Buch  sich 
gelegt  habe.  Der  Nuncins  scbrieb  nach  Rom,  der  Jesuiten-General 
Böge  die  Veröffentlichung  verzögern.  Das  Buch  erschien  aber 
gleich  (Saragossa  1611)  und  wurde  darauf  in  Frankreich  verboten. 
Auch  das  Verbot  des  Examen  praefationis  monitoriae  Jacobi  I.  von 
dem  Augustiner  Leonard  Coqueau,  Strassb.  1610,  wurde  im  Par- 
hment  beantragt,  unterblieb  aber  auf  Betreiben  des  Nuncins  (Prat 
3,  387.  Perrens  2,  24.  26). 

Im  Dec.  1612  nahm  die  Sorbonne  das  Buch  des  Jesuiten  Martin 
Beeanus  (van  der  Beeck)  Controversia  anglicana  de  potestate  regia 
et  pontifieis  contra  Lancelottum  Andream  sacellanum  Regia  Angliae 
qoi  se  episcopum  Eliensem  vocat,  pro  defensione  111.  Card.  Bellar- 
oini,  Uainz  1612*,  195  8.  8.,  in  Untersuchung  und  notirte  daraus 
s.  a.  folgende  Stellen:  „Die  Frage,  ob  der  Papst,  welcher  Kaiser 
tnd  Xönige  ezcommuniciren  kann,  sie  auch  absetzen  könne,  wird 
Ton  katholischen  Autoren  mit  Recht  bejaht.  Der  Hohepriester  Jojada 
hat  kraft  seiner  hohenpriesterlichen  Gewalt  die  Königin  Athalia 
nerst  als  Königin  abgesetzt,  dann  als  Privatperson  tödten  lassen. 
Dieselbe  Gewalt  und  Jurisdiction,  welche  der  Hohepriester  im  Alten 


1)  Abgedr.  Arg.  IIb  19,  auch  besonders  gedruckt  (mit  Beilagen): 
Remonstrance  et  conclusion  des  gens  du  Roy  et  arresi  de  la  Cour  du 
Parlanient  da  26.  Nov.  1610  sur  le  livre  Traetatus  etc.,  1620,  143  8.,  auch 
lateinisch;  Commonefactio  etc.,  1611  (abgedr.  bei  Goldast,  Moa.  S,  762), 
Baumg.  3,  513.  530. 


846  Politische  Doctrinen  der  Jesuiten. 

Bunde  hatte,  hat  der  Papst  im  Neuen;  jener  hatte  die  Gewalt, 
Könige  abzusetzen,  wenn  sie  es  verdienten ;  also  hat  auch  der  Papst 
diese  Gewalt  •  .  .  Könige  und  Fürsten,  welche  die  vom  Papste 
Klöstern  bewilligten  Privilegien  verletzen,  sind  zu  excommuniciren 
und  ihrer  Ehre  und  Würde  zu  berauben  .  .  .  Wenn  der  Papst 
unverbesserliche  Könige  absetzt,  so  thut  er  dieses  von  Amts  wegen, 
also  auch  von  Rechts  wegen;  denn  er  ist  der  allgemeine  Hirt  der 
Kirche,  zu  welchem  Christus  gesagt  hat:  Weide  meine  Schafen,  s.  w. 
.  .  .  Der  Papst  ist  der  von  Christus  gesetzte  Hirt  der  ganzen 
Kirche.  Zu  den  Hunden  dieses  Hirten  gehören  auch  die  Kaiser  und 
Könige;  lässige  und  faule  Hunde  aber  sind  alsbald  von  dem  Hirten 
zu  beseitigen.  .  .  .  Die  Absetzung  der  Könige  kann  auf  verschiedene 
Weise  vorgenommen  werden;  gewöhnlich  erfolgt  sie  in  der  Weise, 
dass  der  Papst  die  Unterthanen  von  der  Pflicht  des  Gehorsams  ent- 
bindet oder  von  dem  Bande  der  Unterwerfung  löst,  durch  welches 
sie  mit  ihrem  Könige  verbunden  sind,  wozu  ihn  Christus  ermächtig 
hat  durch  die  Worte:  Was  du  auf  Erden  lösen  wirst,  soll  auch  im 
Himmel  gelöst  sein**  (Arg.  IIb  64).  Selbst  P.  Prat  (3,  388),  gibt 
zu :  pWie  es  gewöhnlich  geschieht,  wenn  man  eine  Sache  mit  Wärme 
.  behandelt,  übertrieb  Beoanus  bezüglich  der  Autorität  des  Papstes 
ein  wenig  [!]  die  Consequenzen  der  Grundsätze  des  h.  Thomas,  und 
wiewohl  andere  Theologen  vor  ihm  eine  noch  strengere  Anwen- 
dung von  denselben  gemacht  und  die  Grenzen  der  päpstlichen  Ge- 
walt ebenso  weit  gesteckt  hatten  wie  er,  erschienen  doch  einige 
seiner  Behauptungen  als  übertrieben  zu  einer  Zeit,  in  welcher  man, 
weit  entfernt,  dem  Papste  das  Recht,  Könige  zu  excommuniciren 
[abzusetzen  ?],  zuzuerkennen,  ihm  kaum  das  Hecht  zuerkannte,  seine 
geistliche  Jurisdiction  über  sie  auszuüben.^*  Der  Nuncins  Ubaldini 
war  klug  genug,  einzusehen,  dass  solche  Blicher  den  von  ihm  eifrig* 
protegirten  Jesuiten  gefährlich  werden  könnten.  Er  schrieb  daher 
22.  Nov.  I(il2  an  den  Cardinal  Borghese:  „Da  ich  sehe,  wie  sehr 
solche  Bücher  der  Gesellschaft  schaden,  halte  ich  es  für  angezeigt, 
dass  der  General  allen  Provinzialen  seines  Ordens  befehle,  die  Ver- 
öffentlichung keines  Buches  über  den  Tyrannenmord  und  die  Rechte 
des  Volkes  auch  gegen  rechtmässige  Fürsten  zu  gestatten,  falls 
nicht  der  h.  Vater  und  Sie  es  für  angemessener  halten,  dass,  wenn 
man  Schriften  über  die  indirecte  Gewalt  des  Papstes  [in  weltlichen 
Dingen]  für  nöthig  hält,  die  Abfassung  derselben  Weltgeistlichen 
an  berühmten  Universitäten  oder  Theologen  aus  anderen  Orden  auf- 
getragen werde,  um  auf  diese  Weise  den  » Politikern «  zu  Paris 
einen  der  gewöhnlichsten  Vorwände  zur  Unterdrückung  der  Jesuiten 
zu  entziehen,  die  sie  mit  Unrecht  anklagen,  als  hätten  sie  die  wahre 
und  katholische  Ansicht  über  diesen  Punkt  zuerst  aufgebracht.  Man 
würde  dann  sehen,  dass  diese  Lehre,  wie  sie  so  viele  alte  Schrift- 
steller aus  allen  Nationen  vorgetragen  haben,  so  auch  jetzt  die  von 
allen  Orden  und  Universitäten  allgemein  anerkannte  ist"  (Prat  3, 
389 j.  Gleichzeitig  erwirkte  der  Nuncius  von  der  Königin  eine 
Ordre,  welche  dem  Parlamente  und  der  Sorbonne  verbot,  sich  mit 
dem  Buche    von    Becanus    zu   befassen.     Das  Parlament    gehorchte, 


M.  Becanas. 


847 


in  der  Sorbonne  aber  las  1.  Dec.  1612  und  2.  Jan.  1613  Dr.  Nie. 
it  Paris  die  oben  mitgetheilten  und  andere  Sätze  ans  dem  Buche 
vvr  nnd  beantragte  die  Verdammung  desselben,  und  als  der  Syndicus 
Dr.  Filesac,  der  nltramontan  gesinnte  Nachfolger  £.  Biobers,  die 
Ordre  der  Königin  mittheilte,  bescbloss  die  Faoultftt,  darch  eine 
Deputation  bei  ihr  dagegen  Vorstellungen  zu  machen.  Da  sich 
»eh  der  Prinz  von  Conde  sehr  scharf  gegen  das  Buch  aussprach, 
wire  es  vielleicht  gelungen,  die  Verdammung  desselben  durch  die 
Sorbonne  durchzusetzen.  Der  Nuncius  schrieb  noch  29.  Jan.  1613 
an  den  Card.  Borghese:  „Ich  weiss  ganz  sicher,  dass  die  Richeristen 
UHÜ  Politiker,  yon  ihrer  Gottlosigkeit  getrieben,  diese  Gelegenheit 
benutzeii  wollen,  um  die  Sorbonne  zu  einer  Verdammung  der  Lehre 
des  Card.  Bellarmin  von  der  indirecten  Gewalt  des  Papstes  über 
die  weltlichen  Fürsten  zu  veranlassen.*'  Da  meldete  eine  Depesche 
des  Gesandten  de  Breves  vom  6.  Jan.  1613,  das  Buch  des  Becanus 
sei  auf  Befehl  des  Papstes  in  den  Index  gesetzt  worden.  „In  der 
That  hatte  Panl  V.,  so  erzählt  Prat  (.S,  392),  der  wie  sein  Vertreter 
in  Paris  über  die  Verfolgungen,  mit  welchen  die  Richeristen  und 
Politiker  aus  Anlass  des  Buches  drohten,  und  über  das  Capital, 
welches  sie  daraus  zu  Ungunsten  der  päpstlichen  Gewalt  schlagen 
voUten,  erschrocken  war,  es  für  das  beste  Mittel,  diese  perfiden 
Pläne  zu  durchkreuzen,  gehalten,  selbst  das  Buch  der  Index-Congr. 
ni  übei'weiaen.  Die  bestreitbaren  oder  übertriebenen  Behauptungen 
von  Becanus  benutzend,  verbot  diese  das  Buch;  aber  um  zu  zeigen, 
dass  das  Verbot  nicht  dem  ganzen  Coraplexe  der  Lehre  des  Buches 
gelte  und  nicht  gegen  die  Person  des  Verfassers  gerichtet  sei,  fügte 
sie  die  Fonnel  d.  c.  bei,  welche  sie  anzuwenden  pflegt,  wenn  sie 
im  Interesse  der  Wahrheit  einige  Satze  eines  sonst  gut  gesinnten, 
reehtg^läubigen  und  der  Kirche  ergebenen  Schriftstellers  tadeln 
mass.  .  .  .  Die  Pariser  Jesuiten  waren  anfangs  etwas  bestürzt  über 
diese  Massregel,  wurden  aber  bald  durch  den  Nuncius  und  durch 
cinen  Brief  des  Generals  Aquaviva  beruhigt,  die  ihnen  begreiflich 
machten,  dass  sie  darin  ein  Zeichen  des  Wohlwollens  des  h.  Vaters 
ZQ  erblicken  hätten.'^  Aquaviva  missbilligte  übrigens  Becanus'  Buch 
io  Briefen  an  P.  Coton  und  den  Provinzial  Balthasard  (Perrens  2, 
211). 

In  Paris  wollten  manche  anfangs  nicht  glauben,  dass  man  in 
Rom  wirklich  das  Buch  verboten  habe;  aber  am  1.  Febr.  1613 
irurde  der  Sorbonne  eine  von  dem  Nuncius  am  30  Jan.  vidimirte 
Abschrift  eines  Decretes  der  Index-Congr.  vom  3.  Jan.  1618  mit- 
getheilt,  —  die  Sitzung  hatte  ausnahmsweise  während  .der  vom 
25.  Dec.  bis  6.  Jan.  dauernden  Weihnachtsferien  stattgefunden  (Sarpi 
bei  Le  Bret,  Mag.  4,  588),  —  worin  es  heisst:  da  in  dem  Buche 
lies  Becanus  einige  falsche,  verwegene,  ärgemissgebende  und  auf- 
rührerische Sätze  vorkämen,  habe  P.  Paul  V.  befohlen,  dasselbe, 
bis  es  verbessert  werde,  durchaus  zu  verbieten;  demgemäss  werde 
es  von  den  Cardinälen  der  Index-Congr.  verboten  und  verordnet,  es 
in  die  2.  Classe  des  Index  zu  setzen,  bis  eine  neue,  gemäss  den 
Regeln  des  Index  corrigirte  Ausgabe  gedruckt  sei.  —  Nach  der  be- 


848  Politische  Doctrinen  der  Jesuiten. 

stellenden  Praxis  hatte  Beoanns  die  Aendernngen,  die  er  vornehmen 
wollte,  der  Index-Congr.  vorzulegen  und  diese  zu  entscheiden,  ob 
dieselben  genügten  (Alex.  No.  54).  Ob  dieses  geschehen,  erhellt 
nicht.  Jedenfalls  erschien  schon  wenige  Wochen  nach  dem  Verbote 
eine  f^itio  reoognita  et  aucta,  Mainz  1613*,  mit  der  Approbation 
des  Provinzials  Heinrich  Scheren^).  Ueber  diese  Ausgabe,  be- 
richtet« der  Generalprocnrator  Servin  3.  April  1618,  als  es  sich 
um  den  Antrag  auf  ein  Verbot  der  Annales  ecolesiastici  ex  XII 
tomis  Caesaris  Baronii  .  .  in  epitomen  redacti  opera  Henr.  Spondani 
handelte,  und  wies  durch  die  Anfllhrung  vieler  Stellen  nach,  dass 
die  Aenderungen  nur  ganz  unbedeutend  seien.  „Nun  ist  aber,  fügte 
er  bei,  entweder  die  Correction  der  Römischen  Censur  entsprechend 
vorgenommen,  und  dann  ist  die  2.  Ausgabe  approbirt,  oder  die- 
jenigen, welche  die  2.  Ausgabe  besorgt,  haben  die  Censur  nicht  be- 
achtet und  sie  illusorisch  machen  wollen/^  Er  beantragte,  das 
Parlament  möge  das  Buch  von  Sponde  und  die  beiden  Ausgaben 
von  Becanus  prüfen  lassen  und  vorläufig  verbieten  (Arg.  II  b  73). 
Der  Nuncius  brachte  es  aber  durch  die  Vorstellung,  da  der  Papst 
die  1.  Ausgabe  verboten,  müsse  man  seine  Entscheidung  über  die 
2.  abwarten,  dahin,  dass  dem  Parlamente  und  der  Sorbonne  weitere 
Discussionen  über  das  Buch  verboten  wurden. 

Wenn  von  einem  mit  d.  c.  verbotenen  Buche  eine  Ausgabe 
erscheint,  die  von  der  Index-Congr.  als  genügend  corrigirt  anerkannt 
wird,  so  wird  das  in  den  Index-Ausgaben  ausdrücklich  gesagt. 
Demgemäss  sollte  auch  das  Buch  von  Becanus  im  Index  stehen, 
entweder  mit  d.  c.  oder,  falls  die  2.  Ausgabe  als  genügend  corrigirt 
anerkannt  worden,  mit  der  Bemerkung,  diese  sei  erlaubt,  ähnlich 
wie  die  Bücher  von  Sa,  Inohofer,  Pasqualigo  u.  a.  Es  steht  aber 
in  allen  Index- Ausgaben,  die  ich  gesehen,  das  Buch  von  Becanus 
überhaupt  nicht  (auch  nicht  in  der  Raccolta  von  1624  und  dem 
Elenohus)   und,    was  noch  bemerkenswerther  ist,    in  den    seit  1642 


1)  Controversia  ...  et  Regis,  reoognita  et  auota.  Contra  Lanoellot- 
tum  .  .  .  vocat.  Ubi  etiam  defenditur  111.  Card.  Bell  arm  inus  .  .,  272  S.  8. 
An  der  Spitze  steht  die  vom  29.  März  1613  datirte  Dedication:  Paulo  V. 
P.  M.  Aule  aliquot  menses  scripsi  hunc  librum  eumque  Franc.  Sfortiae 
Cardinali  dedicavi  (diese  Dedication  ist  vom  12.  Aug  l(il2}.  Eundem  nunc 
recognilum  et  auolum  sicut  et  caetera  opuscula,  quae  hactenus  contra 
perduelles  Ecolesiae  a  me  edita  sunt,  Tuo  sisto  tribunali  ac  judioio,  ut  a 
te  si  quid  bene  scriptum  approbetur,  si  quid  male  corrigatur  eta  Von 
dem  Verbote  der  1.  Auflage  wird  nichts  gesagt.  Namentlich  im  4.  Capitel 
ist  manchd^  beigefügt.  Das  in  Paris  besonders  beanstandete  3.  Cap.  ist  so  gut 
wie  ganz  unverändert  geblieben;  weggelassen  ist  von  den  in  Pnris  monirten 
Sätzen:  „Auf  die  Zustimmung  des  Volkes  kommt  so  viel  an,  dass.  wenn 
auch  ein  gesetzlicher  Thronerbe  da  wäre,  doch,  wenn  das  Volk  einen  an- 
dern wählte,  dieser  der  wahre  König  sein  würde.  Ein  Beispiel  haben  wir 
bei  Roboam  und  Jeroboam.'*  —  Backer  1,  60  sagt  von  der  I.Ausgabe  nur: 
Quelques  endroits  de  cette  edition  deplurent  en  Franoe  et  ä  Rome  meme. 
In  dem  Artikel  Becanus  im  K.-L.  wird  das  Buch  gar  nicht  erwähnt.  — 
1648  erschien  zu  Oppenheim:  Summa  actorum  Facultatis  theol.  Paris, 
contra  1.  insor.  Controversia  anglicana  etc.  Vgl.  Deutscher  Merkur  1881,10. 


A.  Scbalkenios.  Fr.  Suares.  840 

enebienenen  Sammlangen  der  Decrete,  aucB  in  der  bei  Alex., 
lieht  das  aaf  Beeanas  besügliche  Beeret  vom  B.  Jan.  1613  nicht 
(Sarpi  a.  a.  0.  S.  595  schreibt  26.  März  1613,  er  habe  das  Decret 
trotz  aller  Mühe  nicht  bekommen  können).  Man  hat  also  angen- 
xheinlich  dieses  Decret  nur  gemacht,  am  es  in  Paris  vorzuzeigen 
and  dadurch  die  Verdammung  des  Buches  durch  die  Sorbonne  zu 
liintertreiben,  und  um  es  dann,  nachdem  dieser  Zweck  erreicht  war, 
za  caasiren  ^). 

4.  Dieselbe  Lehre  wie  Becanus  trug  auch  Caspar  Scioppius  in 
dem  Ecclesiasticus  auotoritati  Regis  Britanniae  oppositus,  Hartbergae 
1611,  vor  (Forschungen  zur  d.  Gesch.  11,  429.  474);  ergriff  darin 
aaeh  Heinrich  lY.  an.  Das  Buch  wurde  1612  in  Paris  verbrannt 
(Prat  3,  391),  1613  auch  das  Buch  von  Adolphus  Schulkenius 
(S.  333 ;  Perrens  2,  208).  —  1614  brachten  die  Pariser  Buchhändler 
von  der  Frankfurter  Messe  mit  die  Defensio  fidei  catholioae  et  apo- 
stolicae  adv.  anglicanae^  sectae  errores,  cum  responsione  ad  Apolo- 
giam  pro  juramento  fidelitatis,  welche  Franz  Suarez  im  Auftrage 
Paula  Y.  geschrieben  und  wofür  dieser  ihn  in  einem  Breve  vom 
9.  Sept.  1613  belobt  hatte.  Das  Buch  war  zuerst  zu  Coimbra 
1613,  dann  zu  Köln  1614  in  Folio  gedruckt  mit  Approbationen 
der  beiden  Jesuiten-Provinziale  Job.  Alvarus  und  Heinrich  Scheren 
and  mehrerer  Bischöfe^).  Jacob  I.  drang  bei  Philipp  III.  und  der 
Begentin  Maria  von  Medici  auf  Unterdrückung  desselben.  Servin 
mottTirte  im  Parlament  20.  Juni  1614  den  Antrag  auf  Unter- 
drückang  des  Buches  und  führte  u.  a.  folgende  Stellen  daraus  an: 
„Der  Papst  hat  den  ungerechten  und  unverbesserlichen,  namentlich 
den  schismatischen  und  hartnäckig  ketzerischen  Fürsten  gegenüber 
eine  solche  Gewalt,  dass  er  sie  aus  guten  Gründen  auch  absetzen 
kann  .  .  .  Wenn  ein  König  in  rechtmässiger  Weise  abgesetzt  ist, 
ist  er  kein  rechtmässiger  Fürst  mehr,  und  wenn  er  sich  in  seiner 
Herrschaft  mit  Gewalt  zu  behaupten  sucht,  fängt  er  an  ein  Tyrann 
zu  sein  .  .  .  Wenn  ein  König  ein  Ketzer  wird,  so  wird  er  in  einem 
gewissen  Sinne  ipso  facto  seiner  Herrscherwürde  beraubt;  dieselbe 
bleibt  entweder  confiscirt  oder  sie  geht  von  Rechts  wegen  auf 
seineD  rechtmässigen  katholischen  Nachfolger  über.  Aber  er  kann 
nicht  sofort  seiner  Herrschergewalt  beraubt  werden,  sondern  behält 
sie  nnd  übt  sie  rechtmässig  aus,  bis  er  durch  eine  declaratorische 
Sentenz  wegen  Ketzerei  verurtheilt  worden  ist.  Nach  dieser  Sentenz 
kann  er  die  Herrsehergewalt  nicht  mehr  rechtmässig  ausüben,  kann 
vielmehr  als  Tyrann  behandelt  und  von  jedem  Privatmann  getödtet 
werden  .  .  .  £in  christlicher  Staat  ist  in  der  Weise  vom  Papste 
abhängig,  dass  dieser  die  Absetzung  eines  für  den  Staat  verderblichen 
Königs  nicht  nur  anrathen  und  gutheissen,  sondern  auch  befehlen 
kann,  wenn  er  dieses    für  nöthig  hält  für  das   geistliche  Wohl  des 


1)  Deutscher  Merkur  1881,  8. 

2)  Prat  8,  B64.  Perrens  2,  226.  Jourdain  p.  78.  Vflrl.  K.  Werner,  Fr. 
Saarez  1 ,  96.  A.  Franck  in  den  Seances  et  travaux  de  TAcad.  des  sciences 
mor.  1860,  Aug.  Sept,  bes.  p.  828.  Deutscher  Merkur  1879,  808. 


860  Politische  Dootrinen  der  Jesuiten. 

Staates,  namentlich  znr  Beseitigung  von  Ketzereien  und  Schismen. 
In  einem  solchen  Falle  findet  die  indirecte  Gewalt  üher  weltliche 
Dinge  mit  Rücksicht  anf  einen  geistlichen  Zweck  Anwendung.  Der 
Papst  kann  in  einem  solchen  Falle  unmittelbar  den  König  absetzen, 
also  kann  er  auch  den  Staat  nöthigen,  dieses  zu  thnen,  wenn  es 
erforderlich  ist  .  .  .  Ein  abgesetzter  König  darf  nicht  ohne  weiteres 
von  jedem  beliebigen  Einzelnen  getödtet  werden,  wenn  ihm  nicht 
dieses  geboten  oder  wenn  nicht  in  dem  Urtheil  ein  allgemeiner 
derartiger  Auftrag  enthalten  ist  .  .  .  Wenn  ein  Papst  einen  König 
für  einen  Ketzer  und  für  abgesetzt  erklärt  und  über  die  AusAihrang 
der  Sentenz  nichts  bestimmt,  so  kann  nicht  jeder  Fürst  dem  Abge- 
setzten den  Krieg  erklären.  Dazu  ist  nur  sein  rechtmässiger  Nach- 
folger, wenn  er  katholisch  ist,  berechtigt;  wenn  ein  solcher  nicht 
da  ist  oder  sein  Recht  nicht  ausübt,  tritt  die  staatliche  Gemein- 
schafti  wenn  sie  katholisch  ist,  in  seine  Recht«  ein,  und  diese  kann 
natürlich  andere  Fürsten  nm  Hülfe  angehen.  Wenn  aber  der  Papst, 
wie  das  wiederholt  geschehen  ist,  anderen  Königen  die  Gewalt  gibt, 
in  das  Reich  des  abgesetzten  Königs  einzudringen,  so  haben  sie 
das  Recht  dazu  ....  Der  Satz:  Der  Papst  hat  die  Gewalt,  ketze- 
rische und  hartnäckige  und  für  ihr  Reich  in  Sachen,  die  das  Seelen- 
heil betreffen,  verderbliche  Fürsten  abzusetzen,  gehört  zu  den  Dogmen 
des  Glaubens  und  muss  geglaubt  werden;  denn  er  ist  enthalten  in 
den  Worten,  die  Christus  in  besonderer  Weise  zu  Petrus  gesprochen : 
Was  du  auf  Erden  binden  wirst  u.  s.  w.  und  Weide  meine  Schafe, 
wie  die  katholische  Kirche,  die  eine  Säule  und  Grundfeste  der  Wahr- 
heit ist,  diese  Worte  immer  verstanden  und  Bonifacius  YlII.  in  der 
Bulle  Unam  Sanctam  ausdrücklich  erklärt  hat.'^  Servin  hob  schliess- 
lich noch  hervor:  der  Jesuiten-Provinzial  Louis  Richeome  habe  in 
einer  16 13  zu  Bordeaux  erschienenen  Schrift  unter  Berufung  auf  Gretser, 
Clarus  und  andere  Jesuiten  gesagt,  Mariana  lehre  nichts  anderes  als 
die  katholischen  Theologen  insgemein  und  seine  Ansicht  sei  mit 
Ausnahme  dessen,  was  er  über  die  Ermordung  Heinrichs  III.  gesagt, 
durchaus  orthodox  und  'die  Lehre  des  h.  Thomas  und  aller  Lehrer 
der  Kirche;  nachdem  der  Jesuiten-General  6.  Juli  1610,  sieben 
Wochen  nach  der  Ermordung  Heinrichs  IV.,  den  Jesuiten  die  Ver- 
öffentlichung von  Schriften  über  den  Tyrannenmord,  die  Anstoss  er- 
regen könnten,  verboten,  habe  der  Jesuit  Jacob  Keller  mit  der  vom 
Febr.  1611  datirten  Approbation  seines  Provinzials  Busaeus  zu  Ingol- 
stadt die  Schrift  Tyrannicidium  s.  soitum  catholicorum  de  tyranni 
internecione,  München  16t  1,  152  S.  4.,  herausgegeben;  auch  die 
Jesuiten  Azorius  [Arg.  II  b  242],  Vasquez  und  Lessius  trügen  die- 
selbe Lehre  vor.  Das  Parlament  verordnete  darauf:  das  Buch  von 
Suarez  sei  von  Henkershand  zu  verbrennen  und  strenge  zu  verbieten ; 
die  Erklärung  der  Sorbonne  vom  4.  Juni  1610  und  dieses  Arret 
seien  alljährlich  in  der  Sorbonne  und  im  Jesuiten- Colleg  zu  ver- 
lesen; die  Jesuiten  Armand,  Coton,  Fronton  und  Sirmond  seien 
vor  das  Parlament  zu  citiren  und  ihnen  Vorhaltungen  darüber  zu 
machen,  dass  im  Widerspruch  mit  ihrer  eigenen  Erklärung  und 
dem  Decrete    ihres  Generals    vom  J.    1610    das  Buch    von    Suarez 


A.  SanctarelliM. 


351 


^cdiiickt  und  nacli  Paris  gebracht  worden;  aacli  sei  ihnen  aufzu- 
leben, bei  dem  General  dabin  zu  wirken,  das«  er  jenes  Beeret  er- 
lenere,  und  in  ibren  Predigten  das  Gegentbeil  der  Lebre  des  Suarez 
Torzotragen   (Arg.  II  b  80). 

Aquaviva  ernenerte  wirklieb  auf  den  Eatb  Cotons  1.  Aug. 
1614  sein  Decret.  Per  Papst  aber  war  natürlich  wüthend  über 
diese  Behandlung  eines  in  seinem  Auftrage  geschriebenen  und  von 
ihB  in  einem  eigenen  Breve  belobten  Buches.  £r  verlangte  von 
der  französischen  Begierung  Genugthuung  und  drohte,  er  werde  das 
Arret  in  ßom  verbrennen  lassen  oder  das  Parlament  ezcommuniciren 
(Hier  den  Nancius  abberufen,  gab  sich  aber  schliesslich  mit  der  £r* 
klirung  zufrieden,  das  Arr§t  solle  nicht  publicirt  werden  (Prat  3,  665). 

5»  Im  J.  1625  erschien  zu  Born  ein  Quartband:  Antonii  Sane* 
tarelli  S.  J.  Tractatus  de  haeresi,  schismate,  apostasia,  sollicitatione 
is  sacramento  poenitentiae  et  de  potestate  Summi  Pontif.  in  bis  de- 
lietis  paniendis.  Ad  Ser.  Principem  Mauritium  Cardinalem  a  Sabau« 
dia,  644  S.  4.%  von  dem  General  Mnzio  Yitellesohi  und  dem  Mag. 
S.  P.  likic.  Kidolfi  approbirt.  Das  Buch  enthält  u.  a.  folgende  Sätze: 
„Wenn  ein  weltlicher  Fürst  Gesetze  erlässt,  die  den  guten  Sitten 
widersprechen,  so  kann  der  Papst  entgegengesetzte  Gesetze  erlassen 
and  dem  Fürsten  befehlen,  seine  Gesetze  wieder  aufzuheben.  Der 
Papst  kann  ketzerische  und  ungerechte  Fürsten  mit  kirchlichen  Cen- 
siren,  auch  mit  zeitlichen  Strafen  belegen,  sie  absetzen  und  ihre 
üntertbanen  von  der  Pflicht  des  Gehorsams  entbinden.  Seine  Ge- 
walt ist  nicht  darauf  beschränkt,  die  Schuldigen  mit  kirchliehen  Gen- 
suren zu  belegen. . .  Die  Bulle  Unam  Sanclam  ist  in  der  Extravagante 
Meruit  von  Clemens  Y.  nicht  zurückgenommen,  sondern  nur  erklärt 
worden,  es  werde  in  jener  Bulle  nichts  neu  definirt,  sondern  nur 
die  Verpflichtung  ausgesprochen,  welche  die  Gläubigen  seit  dem 
Anfange  der  Kirche  immer  gehabt  haben,  dem  Papste  zu  gehorchen.'^ 
Mit  Rücksicht  auf  diese  und  andere  Sätze  ^)  beschloss  das  Parla- 
ment 13.  März  1626:  das  Buch  sei  durch  den  Henker  öffentlich  zu 
verbrennen  und  dürfe  nicht  verkauft  werden;  alle  Exemplare  seien 
abzuliefern.  Ausserdem  oitirte  das  Parlament  für  den  folgenden 
Tag  den  Provinzial  P.  Coton,  die  drei  Beotoren  und  drei  andere 
Jesniten.  Ueber  das  mit  ihnen  angestellte  Verhör  wurde  folgendes 
protocoUirt:  „Billigen  Sie  dieses  schlechte  Buch  von  Santarelli?  P. 
Coton:  Im  Gegentbeil,  wir  sind  bereit,  dagegen  zu  schreiben  und 
alles,  Vas  er  sagt,  zu  bestreiten;  in  unser  Haus  sind  zehn  £xem- 
l^lare  gekommen ;  wir  haben  sie  alle  vernichtet.  —  Wissen  Sie  nicht, 
dass  diese  schlechte  Lehre  von  Ihrem  General  zu  Rom  approbirt 
worden  ist?  Ja,  aber  wir  hier  können  nichts  für  diese  Unklugheit 
und  tadeln  sie  auf  das  entschiedenste.  —  Glauben  Sie,  dass  der 
Papst  den  König  excommuniciren  und  absetzen  und  seine  Ünter- 
tbanen   vom  £ide    der  Treue   entbinden  kann?    Wie  sollte   er  den 


1)  Arg.  n  b  203.  214.    Mercure  JSsuite  1,  888.    Potenz,   Gesch.  des 
CsIt.  5,  443.  Deutscher  Merkar  1879,  815. 


862  Politische  Dootrinen  der  Jesuiten. 

König  excommuniciren,  welcher  der  älteRte  Sohn  der  Kirche  ist 
und  gewiss  nichts  thaen  wird,  was  den  Papst  dazu  nöthigen  könnte  ? 

—  Aber  Ihr  General,  der  das  Buch  approbirt  hat,  hält  das  Ge- 
sagte für  unfehlbar;  sind  Sie  denn  anderer  Meinung?  Der  General, 
der  zu  Eom  wohnt,  kann  nicht  anders  als  approbiren,  was  die  Bö- 
mische  Curie  approbirt.  —  Und  Ihre  Ueberzeugung?  Ist  eine  ganz 
andere.  —  Und  wenn  Sie  zu  Rom  wären,  was  würden  Sie  thaen? 
Wir  würden  es  machen  wie  die,  welche  dort  sind.  —  Nun  geben  Sie 
uns  eine  bestimmte  Antwort.  —  Erlauhen  Sie  uns,  uns  zu  besprechen.'* 
Den  Jesuiten  wird  gestattet,  in  ein  Nebenximmer  zu  treten;  nach 
einer  haben  Stunde  treten  sie  wieder  ein  und  erklären:  „Unsere 
Ueberzeugung  ist  dieselbe  wie  die  der  Sorbonne,  und  wir  werden 
dasselbe  unterschreiben,  was    der  gallicanische  Klerus  unterschreibt. 

—  Geben  Sie  uns  das  schriftlich.  —  Gestatten  Sie  uns  einige  Tage 
zur  Ueberlegung.  —  Das  Parlament  gibt  Ihnen  eine  Frist  von  drei 
Tagen." 

Dieses  ProtocoU  (Arg.  II  b  205)  klingt  wie  eine  Satire ;  aber 
sicher  ist,  dass  dem  Parlamente  folgende  vom  16.  März  1626  datirte 
Erklärung  mit  den  Unterschriften  von  P.  Goton  und  15  anderen 
Jesuiten  (darunter  auch  Dionysius  Petavius)  eingereicht  wurde: 
„Wir  erklären,  dass  wir  die  schlechte  Lehre  desavouiren  und  ver- 
abscheuen, welche  bezüglich  der  Person,  der  Autorität  und  der 
Staaten  der  Könige  in  dem  Buche  von  Sanctarelhis  enthalten  ist; 
wir  erkennen  an,  dass  die  Könige  unmittelbar  von  Gott  abhängig 
sind,  und  wir  sind  bereit,  für  diese  Wahrheit  unser  Blut  zu  ver* 
gie.4sen  und  unser  Leben  hinzugeben.  Wir  versprechen,  die  Censur, 
welche  der  Klerus  oder  die  Sorbonne  über  jene  verderbliche  Lehre 
aussprechen  werden,  zu  unterschreiben  und  nie  Meinungen  oder 
Lehren  vorzutragen,  welche  mit  den  in  dieser  Hinsicht  von  dem 
Klerus,  den  Universitäten  des  Beiches  und  der  Sorbonne  vorgetragenen 
in  Widerspruch  stehen.'^  —  Schon  22.  Febr.  1612  hatten  in  Folge 
eines  auf  den  Antrag  von  L.  Servin  gefassten  Parlamentsbeschlusses 
der  Provinzial  Balthasard,  die  Patres  Fronton  Le  Duc,  Sirmond  und 
zwei  andere  förmlich  zu  ProtocoU  erklärt,  dass  sie  mit  der  Lehre 
der  Sorbonne  übereinstimmten,  auch  bezüglich  der  Sicherung  der 
geheiligten  Person  der  Könige,  der  Aufrechterhaltung  ihrer  könig- 
lichen Autorität  und  der  jederzeit  und  von  Alters  her  in  Frankreich 
bewahrten  und  beobachteten  Eechte  und  Freiheiten  der  gallicanisohen 
Kirche  (Arg.  IIb  58). 

Die  Sorbonne  veröffentlichte  ein  vom  4.  April  1626  datirtes 
Yerdammungsurtheil  über  Santarelli's  Buch.  In  gleichem  Sinne  sprach 
sich  20.  April  die  Universität  Paris  aus.  Auch  die  anderen  Uni- 
versitäten, Toulouse,  Yalence,  Bordeaux,  Poitiers,  Bourges,  Caen, 
traten  dem  Urtheil  der  Sorbonne  bei.  Der  Rector  der  Pariser  Uni- 
versität übersandte  die  Erklärung  der  letztern  dem  Parlamente  mit 
dem  Antrage,  die  Verlesung  derselben  an  bestimmten  Tagen  zu  ver- 
ordnen, erhielt  aber  ein  Schreiben  des  Königs  vom  3.  Mai,  worin 
das  Verhalten  der  Universität  gebilligt,  ihr  aber  verboten  wurde, 
auf  der  Einregistrirung  ihrer  Erklärung  zu  bestehen,  da  dieses  dazu 


V 


A.  Carerius.     B.  dioyeronius. 


d5S 


£enen  würde,  den  eben  beigelegten  Zwist  zwischen  der  Univer- 
sität und  den  Jesuiten  wieder  anzufachen,  und  diese  das  Buch  als 
schlecht  und  verderblich  missbilligt  hätten  (Arg.  II  b  210).  —  Im 
Febr.  1627  erklärte  Card.  Richelieu,  es  sei  nicht  genug,  dass  San- 
tarelli^s  Buch  öffentlich  verbrannt  worden,  —  in  seinen  Memoiren 
■ennt  er  es  le  plus  mechant  de  tous  ceux  de  cette  sorte,  —  es 
Qiüsse  auch  durch  eine  „authentische  Censnr  der  Kirche^'  verdammt 
Verden;  bei  den  Misshelligkeiten,  die  jetzt  zwischen  dem  Papste 
ud  der  französischen  Regierung  obwalteten,  seien  Censuren  der  Sor- 
boDne  und  des  Parlaments  nicht  opportun;  der  König  hoffe  aber  die 
Censurirung  des  Buches  in  Rom  zu  erwirken  (Arg.  II  b  255.  Jour- 
dain  P.  just.  p.  70).  Urban  VIII.  sprach  allerdings  sein  Bedauern 
d&rnber  aus,  dass  das  Buch  gedruckt  worden,  tadelte  den  Jesuiten- 
General  und  den  Mag.  S.  P.  und  verbot,  über  solche  Dinge  anders 
als  sehr  nüchtern  zu  schreiben ;  aber  von  einem  Verbote  des  Buches 
war  keine  Rede.  Auch  der  Jesuiten-General  sprach  sein  Bedauern 
ans  und  beauftragte  die  Superioren,  die  Exemplare  des  Buches  auf- 
mkanfen.  £r  Hess  dieses  sogar  in  einer  kleinen  Auflage  mit  Weg- 
lassnng  der  Capitel  30  und  31  des  1.  Tractats  (De  potestate  quam 
bbet  Snmmus  Pont,  in  puniendis  principibus  haereticis,  p.  290 — 
30S),  an  denen  man  in  Paris  besonders  Anstoss  genommen,  neu 
dmcken  und  schickte  die  Exemplare  dem  Pariser  Nuncius,  —  wozu 
Prat  (4,  750)  zu  bemerken  nicht  unteriässt,  die  Beseitigung  dieser 
Capitel  bedeute  nicht  ein  Aufgeben  der  darin  entwickelten  Grund- 
sätze, —  und  befahl  den  französischen  Jesuiten,  über  die  heikele  Ma- 
terie absolument  rien  zu  schreiben  (Prat  4,  799j.  Man  dachte  so- 
gar daran,  eine  Modification  der  Censur  der  Sorbonne  zu  erwirken. 
Der  päpstliche  Staatssecretär  erklärte  aber  1626  dem  Nuncius  Spada, 
venn  eine  solche  Modification  in  der  Form  einer  neuen  Censur  er- 
folgen solle,  müsse  diese  ganz  allgemein  gehalten  sein,  nicht  speciell 
die  Capitel  30  und  31  erwähnen  und,  die  Richtigkeit  der  Lehre  des 
Boches  voraussetzend,  nur  die  Inopportunität  desselben  hervorheben 
fPrat  4,  760). 

Weitere  Censurirungen  ultramontaner  Bücher,  welche  die  Sor- 
bonne 1626  vorbereitete,  —  des  erwähnten  Buches  von  Spondanus, 
Demonarchia  divina,  ecclesiastica  et  saeculari  christiana,  auth.  Mich. 
Manclero  Dr.  Sorb.,  auch  der  These  des  Dominicaners  Testefort: 
S.  Scriptura  partim  Bibliis  sacris,  partim  epistolis  decretalibus  Sum- 
laorom  Pont.,  quatenus  explicant  S.  Scripturam,  partim  sacris  con- 
öliis  continetur,  —  wurden  von  der  französischen  Regierung,  die 
damals  mit  Rom  in  Unterhandlung  stand,  unterdrückt  (Arg.  II  b 
231.  256.   Jourdain  p.  112). 

6.  Ehe  man  in  Rom  genöthigt  war,  Bellarmins  Lehre  von  der 
lodirecten  Gewalt  des  Papstes  in  weltlichen  Dingen  gegen  die  Eng- 
fcider  und  Franzosen  zu  vertheidigen,  wurde  ein  Gegner  Bellarmins 
^atirirt,  der  auf  demselben  Standpunkte  stand,  von  welchem  aus 
Sixtns  V,  Bellarmins  Buch  in  den  Index  gesetzt  hatte.  Im  J.  1603 
wurde  mit  d.  c.  verboten  das  mit  Approbation  der  Inquisition  von 
Padua  gedruckte  und   einem  Cardinal  gewidmete  Buch  De  potestate 

BeoKlt,  Index   IL  23 


d54  Oallicaner  vor  1682. 

Romani  Pontificis  adv.  impios  politicos  libri  düo,  Alex.  Carerio 
Patavino  JC.  auctore.  Ad  111.  et  Rev.  D.  FranciRCum  ex  Comitibns 
Sancti  Georgii  et  Blaodratae  S.  R.  E.  Cardinali,  Patavii  1599*,  86  Bl.  4. 
Der  Verfasser,  AI.  Cariero,  Propst  und  Professor  zu  Padua  (tl626), 
vertheidigt  die  Ansicht:  Papam  habere  plenissimam  potestatem  in 
Universum  orbem  terrarum  tum  in  rebus  ecclesiasticis  tum  in  poli- 
ticis,  bestreitet  ausführlich  Bellarmins  Ansicht  (f.  50—58)  und  leistet 
u.  a.  folgende  Satze:  Papa  est  fons  et  origo  omnis  principatus,  e 
quo  caeterae  potestates  defluunt  (f.  61).  Papa  in  totum  orbem 
Christ,  habet  temporale  dominium,  seu  mavis  potestatem  ac  jurisdic- 
tionem,  licet  illam  duntaxat  in  Ecciesiae  patrimonio  ordinarie  exer- 
ceat  (f.  64).  Papa  solus  monarcha  jure  merito  dici  meretur  (f.  71). 
Papa  si  ex  causa  reges  et  imperatores  destituit,  fortius  eos  insti- 
tuere  potest. .  .  Imperator  in  omnibus  subest  Rom.  Pontifici  (f.  73)^). 
—  Gleichzeitig  mit  dem  Buche  von  Cariero  wurde  ein  Bnch  eines 
französischen  Domherrn  mit  d.  c.  verb.:  Commentarii  D.  Bermondi 
Choveronii.  JC.  clariss.  et  Cathedralis  Eccl.  Vivarien.  Canonici, 
in  (s.  Lateranensis  concilii)  tit.  de  publicis  concubinariis  (Nunc  pri- 
mum  in  Germania  excusi,  Spirae  1598,*  885  S.  8.),  wahrscheinlich 
wegen  der  Stelle,  an  der  die  päpstliche  Jurisdiction  auch  auf  die 
guten  und  bösen  Engel  ausgedehnt  und  gelehrt  wird,  wenn  es  mög- 
lich wäre,  dass  ein  Engel  in  Irrthum  fiele,  würde  der  Papst  ibn 
richten  und  excommuniciren  können^). 


45.     Gallicaner  vor  1682. 

Während  man  in  Paris  die  im  Auftrage  oder  mit  Gutheis- 
sung der  Römischen  Curie  veröflFentlichten  ultramontanen  Bücher 
censnrirte,  fing  man  in  Rom  an,  die  Bücher  von  französischen 
Juristen  und  Theologen  zu  verbieten,  in  welchen  die  Gewalt 
des  Papstes  in  weltlichen  Dingen  bestritten  und  anderseits  die 
herkömmliche  Gewalt  der   französischen  Könige   in  kirchlichen 


1)  Vgl.  L'Estoile  in  der  Nouv.  Coli,  de  Mem.  (Michaud)  15,  863. 
—  Cariero  hat  auch  den  Beweis  angetreten,  dass  Dante  kein  Dichter  ^- 
wesen:  Breve  et  ingenioso  discorso  contro  Popera  di  Dante.  Di  Mons. 
Aless.  Cariero.  AU'  111.  &  Rev.  Principe  11  S.  Don  Luigi  Cardinale  da 
Este.  Padoa  1682.  Vgl.  Preuss.  Jahrb.  (1883)  51,  269.  —  Die  Potestas 
directa  wurde  um  dieselbe  Zeit  von  den  Brüdern  Thomas  und  Alex.  Bozio 
(beide  Oratorianer)  vertheidigt  (Schulte  3,  1.  463.  468).  Das  Buch  des  P. 
Bozio,  welches  nach  Perrens  1,  470  Clemens  VIII.  dem  französischen  Ge- 
sandten gegenüber  missbilligte  und  Bellarmin  widerlegen  wollte,  wird  Alex. 
Bozio 's  De  temporali  Ecciesiae  monarchia  et  jurisdictione  11.  V,  Rom  1601, 
gewesen  sein. 

2)  Gregoire,  Hist.  des  sectes  3,  159. 


£.  Richer.  366 

Dingen  yertheidigt,  oder,  was  bei  den  Theologen  mehr  hervor- 
tritt, die  Römischen  Anschannngen  über  die  kirchliche  Gewalt 
des  Papstes  bekämpft  und  die  Rechte  der  Bischöfe  vertheidigt 
werden.  Die  ersten  Schriftsteller  dieser  Richtung,  die  in  den 
Index  kamen,  waren  der  Theologe  Edmond  Richer  nnd  der  Jurist 
Simon  Vigor:  Ton  jenem  wurden  1613  das  Schriftchen  über  die 
kirchliche  und  staatliche  Gewalt,  1622  sämmtliche  Werke  ver- 
boten, von  diesem  1613  eine  anonyme  Schrift,  1621  und  1622 
zwei  mit  seinem  Namen  veröffentlichte,  1684  die  Gesammtaus- 
gabe  seiner  Werke.  Einzelne  Schriften  wurden  verboten  von 
den  Juristen  Louis  Servin,  P.  Pithou,  P.  Dupuy  u.  a.,  von  den 
Theologen  Fr.  V^ron,  P.  de  Marca,  J.  Gerbais,  J.  Boileau  u.  a., 
loch  von  einem  Jesuiten,  M.  Rabardeau,  eine  im  Auftrage 
Eichelien's  geschriebene  Schrift.  —  In  Frankreich  wurden  diese 
SSmischen  Gensuren  nicht  anerkannt,  —  nur  die  gegen  Rabar- 
deaa  wurde  von  der  Assemblöe  du  Clergö  ausdrücklich  bestä- 
tigt; —  sie  hatten  aber  wenigstens  für  zwei  der  davon  Betrof- 
fenen unangenehme  Folgen.  Richer  wurde,  schon  ehe  sein 
Schriftchen  förmlich  verboten  war,  auf  Betreiben  der  Curie  seines 
Amtes  als  Syndicus  der  Sorbonne  von  der  französischen  Regie- 
ning  entsetzt;  er  Hess  sich  bestimmen,  1622  eine  Art  von  Unter- 
werfangs-Erklärung  zu  veröffentlichen,  und  wurde  1629  von 
Richelieu  gezwungen,  eine  noch  weiter  gehende  zu  unterzeichnen. 
Pierre  de  Marca  aber  wurde,  als  er  1642  zum  Bischof  ernannt 
war,  unter  Hinweisung  auf  das  kurz  zuvor  erfolgte  Verbot  seines 
Baches  De  concordia  sacerdotii  et  imperii  durch  die  Index- 
Congregation  in  Rom  die  Bestätigung  verweigert  und  er  erhielt 
diese  erst,  nachdem  er  nach  langen  Verhandlungen  1647  eine 
Betractation  unterschrieben  hatte.  —  Im  spanischen  Index  stehen 
von  den  in  Rom  verbotenen  Büchern  dieser  Art  nur  das  Schrift- 
ehen von  Richer,  zwei  Schriften  von  Pithou  und  einige  weniger 
bedeutende  andere. 

1.  E.  Richer  sehrieb  für  eine  Ausgabe  der  Werke  Gereone, 
die  1606  zu  Paris  erschien,  eine  Vita  Gersons;  auf  seinen  Rath 
wurden  auch  Schriften  von  P.  d'Ailly,  Jac.  Almain  und  Joh.  Major  bei- 
gefügt. Der  Nuncius  Barberini,  der  von  Richers  Hauptgegner  in  der 
Sorbonne,  Andre  Duval,  von  dieser  der  Curie  unbequemen  Publi- 
cation  horte,  bestimmte  den  Kanzler  Brulart  de  Sillery,  das  ganze 
Jahr  1606  hindurch  die  Erlaubniss  zum  Verkaufe  derselben  zu  ver- 


350  Gallicaner  vor  1682. 

weigern.  Eicher  yerfasste  auch  eine  Apologie  Gereons  gegen  Bei* 
larmin,  die  zunächst  in  Abschriften  circulirte  und  nach  einer  sehr 
ungenauen  ohne  Richers  Zuthuen  zuerst  1607  in  Italien  gedruckt 
wurde.  Eine  genaue  Ausgabe  erschien  erst  lange  nach  Richere 
Tode:  Apologia  pro  Jo.  Grersone,  pro  suprema  Ecclesiae  et  Concilii 
generalis  autoritate  et  independentia  regiae  potestatis  ab  alio  quam 
a  solo  Beo.  Adv.  scholae  Parisiensis  et  ejusdem  Doctoris  christia- 
nissimi  obtrectatores  per  E.  R.  D.  F.  P.,  Lugd.  Bat.  1676,  4.  Ein 
Auszug  aus  dieser  Apologie  ist  eine  kleine  Schrift,  welche  Richer, 
seit  1608  Syndicus  der  Sorbonne,  verfasst-e,  als  ihn  der  erste  Prä- 
sident des  Pariser  Parlaments,  Nie.  de  Verdun,  ersuchte,  die  Lehre 
der  Facultät  über  die  kirchliche  und  staatliche  Gewalt  kurz  dar- 
zustellen: De  potestate  ecclesiastica  et  politica,  mit  dem  Motto: 
Ecclesia  est  politia  monarchica  ad  finem  supematuralem  institata 
regimine  aristocratico  (quod  omnium  optimum  et  naturae  convenien- 
tissimum  est)  temperata  a  summo  animarum  pastore  .Jesu  Christo. 
Die  Schrift  behandelt  den  Gegenstand  in  18  Capiteln  und  füllt  in 
der  ersten,  1611  ohne  den  Namen  des  Verfassers  in  300  Exem- 
plaren gedruckten  und  nicht  in  den  Buchhandel  gegebenen  Ausgabe 
nur  30  S.  4.^).  Noch  in  demselben  Jahre  erschien  ein  im  Auslande 
veranstalteter  Nachdruck,  Paris  1611,  48  S.  8.,  und  in  den  folgen- 
den Jahren  wurde  die  Schrift  wiederholt  gedruckt.  Als  Paul  V. 
von  dem  Inhalte  derselben  durch  Bellarmin  erfuhr,  wurde  er  sehr 
aufgebracht,  und  verlangte,  die  französische  Regierung  solle  ein- 
schreiten; der  Nuncius  Ubaldini  drohte  Paris  zu  verlassen,  wenn 
man  das  Buch  passiren  lasse.  Richers  Gegner  in  der  Sorbonne, 
ausser  Duval  namentlich  Jean  Filesac  und  der  junge  Fr.  de  Harlav, 
Abb6  de  St.  Victor,  beantragten  die  Censurirung  der  Schrift;  aber 
das  Parlament  verbot  1.  Febr.  1612  der  Sorbonne,  darüber  zu  ver- 
handeln (Arg.  II  b  60).  Card,  du  Perron,  Erzbischof  von  Sens,  cen- 
surirte  das  Buch  gemeinschaftlich  mit  den  Bischöfen  seiner  Kirchen- 
provinz (ohne  Richer  zu  nennen,  Arg.  III  b  184;  Perrens  2,  146), 
und  der  Bischof  von  Paris  und  andere  Bischöfe  Hessen  diese  Cen- 
sur  von  den  Kanzeln  verlesen.  Paul  V.  war  mit  derselben  nicht 
ganz  zufrieden,  weil  darin  gesagt  war,  das  Buch  werde  verdammt 
„unbeschadet  der  Rechte  des  Königs  und  der  französischen  Krone 
und  der  Rechte,  Immunitäten  und  Freiheiten  der  gallicanischeii 
Kirche,"  belobte  aber  gleichwohl  die  Bischöfe  in  einem  Breve  vom 
2.  Mai  1612,  dass  sie  librum  perniciosa  doctrina  pravisque  dogma- 
tibus  refertum  verdammt  hätten  (Arg.  III  b  187).  Richer  reichte 
gegen  die  Censur  der  Bischöfe  einen  Appel  comme  d'abus  ein;  der- 
selbe wurde  aber  nicht  angenommen  (Arg.  III  b  184).  In  der  Sor- 
bonne agitirten  seine  Gegner  für  seine  Entfernung    vom    Syndicat; 


1)  Daher  der  Titel  der  Schrift  Notae  stigmaticae  in  magistrum  tri- 
ginta  paginarum^  auct.  Jo.  Cosmo  Fabricio,  Frcf.  1612,  4.,  deren  Autor- 
schaft Sirmond  anfangs  ableugnete,  aber  20  Jahre  später  eingestehen 
muBste.  Prat  3,  348. 


£.  Richer.  357 

DiaB  suchte  ihn  vergeblich  zam  Kticktritt  zu  bewegen;  am  1. 
Sept.  1612  wurde  von  der  Regierung  die  Wahl  eines  neuen  Syn- 
dicns  angeordnet;  sie  fiel  auf  Filesac  (Arg.  IIb  58.  299).  Der 
Pipst  belobte  in  Breven  vom  26.  Sep.  1612  den  Prinzen  von  Conde 
and  den  Grafen  von  Soiseons,  dass  sie  dafür  gesorgt,  ut  regia  auc- 
toritate  deponeretur  Richerius,  qui  adeo  male  sentiebat  de  ecclesia- 
ßtica  potestate  (Arg.  III  b  188).  Der  Nuncius  Ubaldini  schlug  so- 
frar  vor,  Richer  gefangen  zu  setzen  oder  nach  Rom  zu  schicken. 
Er  wurde  wirklich  auf  Betreiben  des  Herzogs  von  Epernon  ver- 
Iiaftet,  aber  auf  den  Antrag  der  Universität  vom  Parlamente  bald 
vieder  in  Freiheit  gesetzt. 

In  einem  Decrete  der  Index-Congr.  vom  10.  Mai  1613  wurde 
rerboten:  De  ecclesiastica  et  politica  potestate,  Par.  1611  absqae 
aomine  auctoris,  am  2.  Dec.  1622  :  Edmundi  Richeri  opera.  Cnjus 
est  etiam  liber  qaidam  anonjmus,  jam  alias  prohibitus  et  qui  denuo 
modo  prohibetur,  inscriptus  De  eccl.  etc.  (foJgt  der  Titel  mit  dem 
Motto).  Ein  Buch  mit  dem  Titel  Edmundi  Richeri  opera  war  vor 
1622  nicht  erschienen;  das  Yerbot  bezieht  sich  also  auf  die  einzeln 
enchienenen  kleinen  Schriften,  —  die  älteren  können  ausser  der 
Apologie  für  Gerson  kaum  Anstoss  erregt  haben,  und  seit  1615  war 
BW  Gensura  S.  Fac.  Theol.  Par.  in  4  libros  priores  de  rep.  eccl. 
aiict  M.  A.  de  Dominis  (mit  Noten  von  Richer),  1618,  62  S.  4., 
encliienen,  —  und  ist  um  so  auffallender,  als  R.  seit  seiner  Ent- 
fernung vom  Syndicate  ganz  zurückgezogen  gelebt  und  sich  1620 
durch  den  Card,  de  Retz  hatte  bestimmen  lassen,  eine  Erklärung 
abzugeben  des  Inhalts:  er  unterwerfe  sich  und  seine  Schrift  und 
seine  ganze  Lehre  dem  Urtheil  des  apostolischen  Stuhles  und  der 
Kirche  und  bedauere,  dass  einige  Sätze  seiner  Schrift  gegen  seine 
Absicht  so  verstanden  worden  seien,  als  ob  er  der  rechtmässigen 
Autorität  des  Papstes  und  der  Bischöfe  zu  nahe  trete;  er  sei  gern 
bereit,  dieselben  im  guten  und  katholischen  Sinne  zu  erklären  (Arg. 
IIb  301).  Diese  Erklärung  wiederholte  er  30.  Juni  1622  und  ver- 
öffentlichte sie  (Arg.  III  b  187).  Da  aber  seine  Gegner  damit  nicht 
»frieden  waren,  so  fügte  er  seinem  schon  1613  geschriebenen  Testa- 
mente unter  dem  80.  Aug.  1625  einen  Zusatz  bei,  worin  es  heisst: 
..Da  zn  furchten  ist,  dass  man  Richer  zu  einer  Retractation  zwingen 
▼ill,  die  seine  Feinde  oft  durch  Gewalt  und  Drohung  zu  erpressen 
gesucht  haben,  so  erklärt  er:  wenn  er  sich  vielleicht  in  eine  solche 
Bedrängniss  (eztremitäs)  versetzt  finden  sollte,  dass  er  sich  genöthigt 
sibe,  sein  Buch  abzuschwören  oder  etwas  zu  unterzeichnen,  was 
But  seiner  Erklärung  von  1622  in  Widerspruch  stände,  so  desa- 
▼oairt  er  eine  solche  Erklärung  als  erzwungen,  erklärt  in  voraus 
alle«  för  falsch,  unterschoben  und  nichtig,  was  man  in  diesem  Sinne 
viter  seinem  Namen  veröffentlichen  mag,  und  wünscht,  dass  man 
ibm  keinen  Glauben  beimesse,  falls  ihm  nicht  zuvor,  wie  er  wieder- 
Wlt  verlangt  hat,  gestattet  wird,  die  Sätze  seines  Buches  schriftlich 
M  erklären"  (Arg.  11  b  302).  Card.  Richelieu,  —  dem  ürban  VIII. 
^en  Cardinalshttt  für  seinen  Bruder  versprochen  haben  soll,  wenn  er, 
anuer  anderen  Bedingungen,  eine  Retractation  Richers  beschaffe,  — 


358  Gallicaaer  vor  1682. 

brachte  ihn  wirklich  dazu,  dass  er  in  seiner,  des  Pfarrers  Talon 
und  des  bekannten  Capucinerpaters  Joseph  Gegenwart  7.  Dec.  1629 
eine  Erklärung  unterschrieb,  worin  er  zu  der  vom  J.  1622  folgen- 
den Zusatz  macht:  „Ich  unterwerfe  mein  Buch  und  alle  Sätze  des- 
selben und  ihre  Deutung  und  meine  ganze  Lehre  dem  Urtheil  der 
römisch-kath.  Kirche  und  der  Sedes  apostolica,  die  ich  als  Mutter 
und  Lehrerin  aller  Kirchen  und  als  unfehlbare  Richterin  der  Wahr- 
heit anerkenne;  quas  quidem  propositiones,  quatenus  Ecclesiae  cath., 
apost.  et  Romanae  judicio,  ut  sonant,  contrarias  vehementer  improbo 
et  condemno  (Arg.  II  b  302 ;  was  Baillet  u.  a.  von  einer  Bedrohung 
Richers  bei  P.  Joseph  durch  zwei  Männer  mit  Dolchen  erzählen, 
erklärt  Perrens  2,  438  für  eine  Fabel).  Am  24.  Dec.  1629  schrieb 
Richer  als  Codicill  zu  seinem  Testamente  eine  ausführliche  Yer- 
theidigung  seiner  Schrift  nieder  (Arg.  IIb  303). 

Lange  nach  seinem  Tode  (28.  Nov.  1631)  wurde  von  ihm 
veröffentlicht:  Historia  conciliorum  generalium,  Köln  1680  u.  s., 
3  Bände,  verb.  durch  ein  Breve  Innocenz'  XI.  vom  17.  März  1681. 
Im  J.  1670  erschien  zu  Paris:  E.  Richeri  libellus  de  eccl.  et  pol. 
pot.  necnon  ejuodem  libelli  per  eundem  Richerum  demonstratio,  dann 
zu  Köln  1701  (von  dem  Benedictiner  Thierry  de  Viaixnes  heraus- 
gegeben) De  pot.  eccl.  et  pol.  E.  Richeri  libellus  neo  non  ejusd. 
lib.  per  eund.  R.  dem.  Nova  editio  aucta  ejusd.  libelli  defensione 
nunc  primum  typis  edita  ex  manuscripto  ejusd.  anthoris,  in  dnos 
tomos  divisa;  cum  aliis  quibusd.  opusculis,  2  vol.  4.  (Dict.  Jans. 
3,  261).  Diese  Ausgabe  ist  ohne  Zweifel  gemeint  mit  E.  Richeri 
Dr.  Theol.  Paris,  lib.  de  eccl.  et  pol.  pot.,  (Jol.  1703,  in  dem  Index- 
Decrete  vom  4.  März  1709.  Seit  Ben.  steht  mit  diesem  Datum  im 
Index:  Demonstratio  libelli  etc.  —  Dagegen  stehen  auffallender 
Weise  nicht  im  Index:  Traite  des  appellations  comme  d^abus  (1625 
—26  verfasst),  Par.  1763,  2  vol.  12.  (Schulte  3,  1,  578;  ein  Aus- 
zug daraus  in  Dupins  Manuel),  und  Histoire  du  Sindicat  d'Edmond 
Richer  par  E.  R.  lui-meme,  Avignon(!)  1753,*  419  S.  12.  — 
Im  span.  Index   steht    von  Richer    nur   De  eccl.  et  pol.  pot.  ^). 

Gegen  Richer  schrieb  Andre  Duval  (er  hat  den  Namen  Riche- 
ristes  aufgebracht):  Libelli  de  ecclesiastica  et  politica  potestate  Elen- 
chus  pro  suprema  Romani  Pontiücis  in  Eccl.  authoritate,  Paris  1612, 
160  S.  8.  In  Rom  war  man  mit  dieser  Widerlegung  nicht  sehr  zu- 
frieden. Die  Inquisition  beschloss  Fer.  V.  12.  April  1612,  Duval 
auffordern  zu  lassen,  einige  Stellen  seines  Buches  zu  corrigiren,  und 
im  März  1613  übersandte  der  Nuncius  Ubaldini  ein  Exemplar  der 
2.  Auflage,  welche  genau  nach  den  Weisungen  der  Inq.  geändert 
war.  Namentlich  waren  einige  die  päpstliche  Unfehlbarkeit  betreffende 
Stellen  corrigirt,  z.  B.  der  Satz:  „Es  ist  nicht  de  fide,  dass  der 
Papst  unfehlbar  sei,  aber  es  ist  die  sicherere  und  wahrschein- 
lichere Ansicht,   dass  er   unfehlbar  sei,   wenn  er  als  Papst  handelt*' 


1)  Laur.  Fr.  X.  Veith  erhielt  für  sein  etwas  verspätetes  E.  Rioberi 
systema  oonfutatum,  Augsb.  1783,  von  Pius  VI.  ein  Belobungsbreve. 


A.  Duval.  S.  Vigor.  L.  Servin.  369 

Iq:  ^EsiBt  noch  nicht  definirt,  dase  der  Papst  nnfehlbar  sei;  gleichwohl 
Utes  sicher,  dass  er  nnfehlbar  ist,  wenn  er  als  Papst  handelt'*^). 

2.  Mit  der  Yerdammnng  der  Schriften  Itichers  hängt  zusam* 
men  die  der  Schriften  der  Juristen  Simon  Vigor  und  Louis  Servin. 
Yon  ersterm,  einem  Neffen  des  Erzbischofs  von  Karbonne,  Con- 
»iiler  au  grand  conseil  (1555 — 1624),  ist  die  Schrift,  die  1613  in 
demselben  Beeret  wie  Richers  Schriftchen  verboten  wurde:  Ex  re- 
sponsione  synodali  data  Basileae  oratoribus  D.  Eugenii  P.  IV.  in 
eoneregatione  generali  3.  Non.  Sept.  1432  [Hefele,  Conc.-Gesch.  7, 
4S7]  pars  praecipna  et  in  eam  commentarius,  Coloniae  sumptibus 
Tbeophili  Franc!  [Paris]  1613  absque  nomine  authoris.  Duval 
iclirieb  dagegen:  De  suprema  Bom.  Pontificum  in  Eccl.  potestate 
idy.  Yigörium  JC,  1613.  Vigor  antwortete  sogleich  in  der  Apolo- 
gia  de  suprema  Ecclesiae  auctoritate  adv.  Mag.  Andr.  Duval,  Paris 
1613,  verb.  1621.  —  Gegen  die  Apologia  schrieb  Theophraste 
BoQJu,  Aumonier  des  Königs,  früher  Secretär  des  Grafen  von  Sois* 
soDs,  unter  dem  Namen  Beaulieu  Defense  pour  la  hierarchie  de 
TEglise  et  de  N.  S.  P.  le  Pape,  1613  (auch  latein.).  Vigor  ant- 
Tortete  in  De  Testat  et  gouvemement  de  TEgl.,  divise  en  4  livres : 
1.  de  la  monarchie  ecclesiastique  ;  2.  de  l'infaillibilit^;  3.  de  la 
discipline  eccl.;  4.  des  conciles.  Avec  r^ponse  au  livre  de  Th. 
fioujn  dit  Beaulieu  de  la  Defense  ...  et  äpistre  sur  la  justification 
de  Durand,  1621.  4.,  verb.  1622.  Die  drei  genannten  Schriften  von 
Vigor  und  seine  Assertio  fidei  catholicae  ex  quatuor  prioribus  con- 
dlüs  oecumenicis  erschienen  als  S.  Vigorii  opera  omnia  in  4  tomos 
distributa,  Par.  1683,*  zusammen  ein  massiger  Quartband,  verb.  1684. 

Louis  Servin,  unter  Heinrich  IV.  und  Maria  von  Medici  Ge- 
neral-Advocat,  f  1626,  war  ein  eifriger  Gegner  der  Ultramontanen 
vnd  Jesuiten.  Als  1613  eine  Sammlung  seiner  Plaidoyez  in  4 
Binden  8.  erschien,  schickte  sie  der  Nuncius  Ubaldini,  wahrschein- 
lich durch  die  gute  Gesinnung,  welche  der  Hof  in  der  Sache  Richers 
bekundet,  zum  Vorgehen  gegen  einen  andern  hochgestellten  Galli- 
caner  ermuthigt,  gleich  nach  Rom,  und  schon  im  Deo.  1613  sandte 
Card.  Borghese  ein  Verzeichniss  der  Irrthtimer,  die  man  dort  darin 
gefanden,  mit  dem  Verlangen,  Servin  solle  retractiren.  Servin  dankte 
dafür,  dass  das  Sanctum  Officium  (die  Index-Congr.  wird  gemeint 
win)  die  Censur  verschoben,  verlangte  aber  zunächst  Zeit  zum  Corri- 
giren;    dann  sagte  er,    man   habe    seine    Sätze   missverstanden,    er 


1)  Michand  4,  172.  1614  erschien  eine  neue  Ausgabe  von  Du v als 
Schrift,  worin  er  das  Baseler  Concil  als  conciliabulum,  den  Papst  als  un- 
fehlbar, die  Appollatiou  vom  Papste  an  ein  allgemeines  Concil  als  unzu- 
lässig bezeichnet.  Trotzdem  war  man  in  Rom  mit  der  Schrift  unzufrie- 
den, weil  doch  einige  gallicanische  Sätze  darin  vorkamen  (Perrens  2,  228). 
Auch  Georg  Froger,  Dr.  Sorb.,  Hess  eine  Gegenschrift  als  Manuscript 
dracken:  er  fand  Widerspruch,  weil  er  zu  viel  concedirte,  und  zog  die 
Sehrift  zurück.  Ein  Stück  daraus  wurde  mit  den  Verhandlungen  über 
Becanos  gedruckt;  Mellini  verlangte  Bestrafung  des  Verfassers  (Druckers?). 
Perrens  2,  218. 


360  Gallicancr  vor  1682. 

werde  sie  in  anderen  Plaidoyers  beBser  entwickeln,  zurücknehmen 
werde  er  nichts.  So  berichtete  Ubaldini  an  Card.  Mellini,  den 
Präfecten  der  Index-Congr.  28.  Ang.  16141).  Erst  1622  verbot 
diese  mit  d.  c.  Lud.  Servini  actiones  forenses  gallico  sermone  4  tomis 
comprehensae  (erst  seit  Ben.  steht  der  französische  Titel  im  Index). 
—  1622  wurde  auch  mit  d.  c.  verb.  Antonii  Fabricii  Bleyniani 
(Prof.  in  Valence)  In  theoriam  et  praxin  beneficiorum  eccl.  metho- 
dica  et  familiaris  introductio,  1660,  4.  (Schulte  S.  582). 

3.  Durch  Decrete  vom  J.  1623  (Alex.  No.  26.  27)  kam  eine 
ganze  Eeihe  von  französischen  Juristen  in  den  Index,  nämlich  ausser 
Fr.  Juretus  und  P.  Mathieu  (s.  o.)  mit  d.  c:  Barth,  (seit  Ben.  rich- 
tig Benigne)  Milletot,  Trait6  du.delict  commun  et  cas  privil^gie 
ou  de  la  puissance  legitime  des  juges  s^culiers  sur  les  personnes 
ecclesiastiques,  1611  u.  s.;  der  Verfasser,  Parlamentsrath  in  Dijon, 
war  ein  Freund  des  h.  Franz  von  Sales,  der  das  Verbot  des  Buche» 
zu  hintertreiben  suchte  (Mor^ry,  Suppl.);  ~  Lauren tii  Bochelli 
(Bouchel,  Parlamentsadvocat,  tl629)  Öecretorum  Ecclesiae  gallicanae 
libri  VIII,  Paris  1609  (und  1621),  Fol.,  ein  Codex  juris  gallicani, 
im  4.  Buche  ein  Tractatus  de  juribus  et  libertatibus  Eccl.  gall.  (in 
dem  Decrete  No.  27  heisst  es :  Decreta  Eccl.  gall.,  multa  alia  etiam 
ejus  additamenta  immixta  continens ;  bei  Bot.  unbedingt  verb.).  — 
Unbedingt  wurden  verb.  Opuscula  duo  incerti  cujusdam  auctorifl 
de  libertate  Ecclesiae  gall.  inserta  operibus  Petri  Pithoei  (ähnlich 
Sot.).  Erst  seit  Ben.  steht  dafür:  Ecclesiae  gall.  in  schismate  Sta- 
tus sive  seorsim  sive  insertus  operibus  Petri  Pithoei,  und  Les  libertez 
de  l'Egl.  gall.  sive  seorsim  sive  cum  op.  P.  P.  Beide  sollten  unter 
P.  Pithoeus  stehen;  denn  in  dessen  Opera,  Paris  1609,  findet  sicli 
p.  511—534  die  zweite  Schrift,  p.  535 — 697  die  erste:  Ecclesiae 
.  .  .  Status.  Ex  actis  publicis.  Estat  de  VEgl.  gall.  durant  le 
schisme.  Letzteres  sind  nur  Actenstücke  von  Carl  VI.  bis  Hein- 
rich II.,  ersteres  ist  Pithou's  (1535  —  96)  berühmtes  Schriftchen, 
Les  libertez  de  TEglise  gallicane,  redig^es  en  83  articles,  welches 
zuerst  1594  mit  einer  Dedication  an  Heinrich  IV.  (nur  27  S.  8.)^ 
dann  wiederholt  gedruckt  war,  in  Frankreich  als  ein  Meisterstück 
angesehen  und  le  code  des  parlements  wurde  (Prat  3,  338),  nament- 
lich unter  Heinrich  IV.  und  Ludwig  XIII.  „das  (resetz  und  die 
Propheten"  der  französischen  Juristen  war  (Perrens  1,  137),  von 
d'Aguesseau  als  Palladium  de  la  France  bezeichnet  wird  und  mit 
einem  kurzen  Commentar  den  ersten  Theil  von  Dupins  Manuel  (1824 
u.  s.)  bildet.  —  1636  und  1639  gab  ein  Freund  Pithou's,  Pierre 
Dupuy  (1582 — 1651)  unter  Mitwirkung  seines  Bruders  Jacques  zwei 
Sammelwerke  in  je  2  Fol.  heraus:  Traitez  des  droits  et  libertez  de 
l'Eglise    gallicane    und  Preuves  des  libertez    de  PEgl.    gall.  (beide 


1)  Perrens  2,  216.  Prat  3,  586.  L'Eatoile  in  den  Nouv.  Coli,  des 
Mem.  (Michaud)  15,  862  berichtet  unter  16.  Febr.  1604,  die  Sorbonne 
habe  die  zu  Paris  gedruckten  Plaidoyers  et  arrets  de  Servin  (also  eine  ältere 
Sammlung)  censurirt. 


L.  Bochellas.  P.  Pithou.  P.  Dupuy  u.  a. 


861 


uueh  1651  und  vermehrt  1731).  Das  erste  dieser  Werke  wird  in 
dem  Decrete  vom  26.  Oct.  1640  mit  Traitez  des  droits  et  lib.  de 
i'E^l.  gall.  Par  M.  Pierre  Pithon  gemeint  sein.  Es  steht  noch 
heate  nnter  Pithoa,  obschon  es  ausser  dessen  Traiti  noch  18  andere 
Tractate,  auch  den  von  Milletot  enthält.  —  Dnpuy's  Sammelwerke 
wurden  von  den  1639  zn  Paris  versammelten  Prälaten  in  einem 
Schreiben  an  den  französischen  Episcopat  verdammt,  anf  Betreiben 
des  Xancins  anch  von  Richelien,  weil  sie  ohne  Privileg  erschienen 
»ien,  verboten,  der  Verkauf  aber  geduldet*).  Der  Commentaire  de 
M.  da  Puy  sur  le  TraitA  de  TEgl.  gall.  par  M.  P.  Pithou  avec  trois 
antres  traites,  Par.  1 652  (Nouv.  Ed.,  von  Lenglet  du  Fresnoy,  Par. 
1715,   2  vol.;    Baumg.  4,  271.  440),  steht  nicht  im  Index. 

1625  wurden  verb.:  Trattato  delle  appellazioni  nelle  materie 
eeclesiastiche  per  il  capo  di  abuso,  tradotto  dal  francese  da  Maso 
degli  Albizzi  Fiorentino,  Lyon  1624  fauch  bei  Sot.),  und  Historia 
pontificiae  jurisdictionis  [ex  antiquo,  medio  et  novo  usu  .  .  .  adhi- 
bita  praxi  forensi  Galliae,  Hispaniae  .  .  .]  Auct.  Michaele  Kons  sei, 
Par.  1625  (auch  bei  Sot.).  Von  diesem  Buche  sagt  Zacc.  p.  318: 
es  wäre  zu  wünschen,  dass  die  fremden  Juristen  nicht  weiter  ge- 
^ngen  wären  als  Eoussel;  es  komme  aber  auch  bei  ihm  manches 
Verwerfliche  vor,  bittere  Bemerkungen  über  Leo  X.  und  die  Con- 
fordate,  unrichtige  Sätze  über  Appellationen,  über  die  Berufung  der 
Concilien  (er  lasse  es  z.  B.  unentschieden,  ob  das  Apostelconcil  von 
Petrus  oder  von  Jacobus  berufen  worden)  u.  b.  w.  —  1627  wurden 
verb.  Gerardi  de  Maynard  Illustres  controversiae  forenses  .  .  in 
Senatu  Tholosano  decisae,  e  gallico  sermone  in  lat.  translatae  et 
additionibns  .  .  .  auctae  a  Hieron.  Brucknero,  mit  der  Motivirung: 
in  qua  collectione  multa  falsa  dictus  Gerardus  sicut  et  in  additioni- 
bns quoque  Brucknerus  ex  propria  sententia  addunt  et  asserunt. 
Bei  Sot.  werden  die  Decisiones  novae  Tholosanae,  quas  collegit  .  .  . 
(j.  de  Maynard  .  .  . ,  transtulit  H.  Brückner,  Frcf.  1610,  2  Fol., 
expurgirt,  aber  fast  nur  Bemerkungen  von  Brückner  gestrichen. 
Von  den  Decisiones  des  Parlaments  von  Toulouse  wird  nur  eine 
(4, 100)  gestrichen,  mit  der  Ueberschrift :  Ecclesiastici  Jurisdictionen! 
snam  in  rebus  saecularibus  per  varias  molitiones  auxerunt,  und  zu 
einer,  2,  27,  über  Usura,  ein  Caute  lege  beigefügt.  Brückners  Be- 
merkung p.  16:  consuetudine  in  Galliis  recepta  illud  appellationum 
tanquam  ab  abusu  remedium  adv.  ecclesiasticorum  in  jura  regia  usur- 
pationes  ibidem  introductum  wird  nicht  gestrichen,  sondern  nur  die 
weitere  Bemerkung  über  das  Recht  der  protestantischen  Fürsten, 
darch  die  Consistorien  über  geistliche  Dinge  zu  entscheiden. 

Nach  einer  längern  Pause  wurde  1642  verb.  De  la  primaute 
en  rEgliee  ou  de  la  hierarchie  d^icelle  [pour  reponse  ibr&gle  et  par 


1)  Arg.  III  b  244.  A.  J.  P.  22.  752.  Perrens  2,  452.  Das  Schreiben 
der  Prälaten  und  das  Arret  du  Conseil  privS  sind  mit  einer  Apologie  von 
Ihipay  in  der  Ausgabe  der  Traitez  von  1781  abgedr. 


362  Gallicaner  vor  1682. 

avance  aa  gros  volume  du  Sieur  Blondel  de  mSme  titre].  Par  Fran- 
gois  Veron,  Lecteur  et  Predicateur  du  Roy  pour  les  controverBea 
(1575—1649;  1505-1620  war  er  Je«uit) ,  Par.  1641,  8.,  — 
gegen  ein  Buch  von  D.  Blondel,  das  vor  1757  nicht  verb.  war: 
De  la  primaute  de  TEglise.  Trait^  ou  sont  confront^s  avec  la  r^- 
ponse  du  Ser.  Roy  de  la  Gr.  Bretagne  les  Annales  du  Card.  Baro- 
nins,  les  Controverses  du  Card.  Bellarmin,  la  Reponse  du  Card,  du 
Perron  etc.,  Genf  1641,  1268  S.  Fol. 

4.  Um  1640  ging  das  Gerücht,  Richelieu  beabsichtige,  ein 
französisches  Patriarchat  zu  gründen  and  so  die  französische  Kirche 
von  Rom  unabhängiger  nnd  natürlich  noch  mehr  von  sich  und  der 
französischen  Krone  abhcängig  zu  machen^).  Richelieu  soll  selbst 
zu  dem  Gerüchte  Anlass  gegeben  haben,  nicht  als  ob  er  wirklich 
einen  solchen  Plan  gehabt,  sondern  um  die  Curie  einzuschüchtern, 
—  von  einem  Patriarchate  war  übrigens  schon  1594  die  Rede  ge- 
wesen (Thuanus  116,  18)  und  wurde  auch  nochmals  1681  ge- 
sprochen; —  in  Rom  soll  man  durch  die  Berichte  des  Nuncius 
ernstlich  beunruhigt  worden  sein.  Da  erschien  zu  Paris  1640  eine 
bittere  Satire  auf  dieses  Project:  Optati  Galli  de  cavendo  schis- 
mate  liber  paraeneticus  (an  die  französichen  Bischöfe  gerichtet),  39  S. 
8.  Der  Verfasser  war  Claude  Hersent  (Hersan),  Doctor  der  Sor- 
bonne; allem  Anscheine  nach  hatte  er  im  Auftrage  oder  mit  Vor- 
wissen des  Nuncius  geschrieben.  Auf  Betreiben  Richelieu^s  Hess 
das  Parlament  die  Broschüre  alsbald  verbrennen,  und  der  Erzbischof 
de  Gondi  und  die  Bischöfe  seiner  Kirchenprovinz  verdammten  sie. 
Auf  Ersuchen  Richelieu's  verfassten  mehrere  Gelehrte,  u.  a.  Isaac 
Habert,  N'ic.  Rigault,  Jean  Sirmond,  Entgegnungen  (Backer  1,  597). 
Am  meisten  Aufsehen  erregte  unter  diesen  Gegenschriften  Michaelis 
Rabard  ei  e  S.  J.  Aurelian.  Optatus  Gallus  de  cavendo  schismate 
benigna  manu  sectus  tarde,  sed  aliquando.  u^vzog  eq^a,  Par.  1641, 
4"*^.  £s  wird  darin  nicht  nur  bestritten,  dass  in  Frankreich  die 
kirchliche  Immunität  durch  die  weltliche  Gewalt  beeinträchtigt  werde, 
und  das  von  der  Geistlichkeit  für  den  König  verlangte  Subsidium 
unä  das  Edict  über  Ehesachen  vertheidigt,  sondern  auch  bei  der 
Widerlegung  der  Anklage,  dass  Card.  Richelieu  auf  ein  Schisma 
hinarbeite,  behauptet,  die  Errichtung  eines  Patriarchates  würde  un- 
bedenklich und  ohne  Zustimmung  Roms  zulässig  sein,  wie  ja  auch 
die  Patriarchate  von  Jerusalem  und  Constantinopel  ohne  eine  solche 
entstanden  seien.  Und  das  trug  ein  Jesuit  mit  Nennung  seines 
Namens  und  mit  Approbation  seiner  Oberen  vor!  denn  in  der  Vor- 
rede sagt  Rabardeau,  er  sei  iro  Sommer  1640  von  seinen  Oberen 
beauftragt  worden,  den  Optatus  Gallus  zu  widerlegen;  diese  hätten 
dann  freilich  nach  dem  Erscheinen  anderer  Widerlegungen  die  Ver- 
öffentlichung der  seinigen  für  unnöthig  gehalten ;  ein  gelehrter  Theo- 
loge  aber,  dem  er  sein  Mannscript  gezeigt,  habe  dasselbe  bei  einem 


1)  Perrens  2,  450.    R.  Simon»    Lettres  1,  255.    Sainjore,  Biblioth.  2, 
350.  A.  E.  1701,  124.    Morery,   Suppl.  s.  v.  Hersent. 


Fr.  Veron.  M.  Rabardeau.  868 

kochgesteliten  Manne  gelobt  und  dieser  babe  den  Druck  befoblen^). 
Dinn  folgt  die  Approbation  des  Provinzials  yom  9.  Aug.  1641,  er- 
tlieilt  auf  Grund  der  im  Juni  gescbriebenen  Gutheissung  durch  zwei 
Jesuiten.  —  Erst  nach  dem  Tode  Ricbelieu's  (4.  Dec.  1642)  wurde 
das  Buch  durch  ein  besonderes  Beeret  der  Inquisition,  Fer.  IV. 
18.  März  1643  (Alex.  No.  50)  verboten,  worin  es  heisst:  das  Buch 
eti  der  Inq.  als  ein  solches  denuncirt  worden,  welches  viele  Sätze 
enthalte,  die  in  der  Kirche  Gottes  grosses  Aergerniss  hervorrufen 
könnten  und  ein  Schisma  nicht  so  sehr  zu  beseitigen  als  zu  be- 
gtnstigen  geeignet  seien;  die  Inq.  habe  bei  der  auf  Befehl  des 
Papstes  angestellten  Prüfung  erkannt,  dass  es  viele  Sätze  enthalte, 
die  respective  temerär,  argemissgebend,  .  .  .  gottlos,  die  päpstliche 
Gewalt  gänzlich  zerstörend,  der  kirchlichen  Immunität  und  Freiheit 
xawider,  den  Ketzereien  der  Neuerer  sich  annähernd,  dogmatisch 
irrig  und  offenbar  ketzerisch  seien;  demgemäss  werde  es  bei  den  im 
Trienter  Concil  und  im  Index  angedrohten  Strafen  verboten.  Dieses 
Decret  wurde  von  der  Assembl6e  du  Clerge  16.  Sept.  1645  appro- 
birt  (Arg.  III  b  248.  Die  Angabe  p.  244,  [Hersents]  Optatus  Gal- 
lu9  sei  von  der  Inq.  verboten  worden,  ist  unrichtig  und  beruht  auf 
einer  Verwechselung  mit  Kabardeau). 

Hersent  kam  später  als  Yertheidiger  des  Jansenius  in  Born  in 
Ungelegenheiten.  £r  vertheilte  1645  in  Rom  eine  Denkschrift,  wo- 
rin er  behauptete,  Jansenius  trage  nur  die  Lehre  des  h.  Paulus  und 
des  h.  Augustinus  vor  (Super  Bulla  Urbani  YIII.  adv.  Jansenium 
et  libro  Amaldi  admonitiones  quaedam  S.  D.  N.  Innocentio  pro 
memoriali  offerendae,  unterschrieben:  Cl.  Hersent,  Dr.  Theol.  et 
Regis  Christ,  concionator  Ordinarius).  Das  liess  man  hingehen;  als 
er  aber  1650  eine  in  Gegenwart  mehrerer  Cardinäle  in  der  Kirche 
St  Louis  gehaltene  Predigt  mit  einer  Dedication  an  Innocenz  X., 
in  der  ähnliche  Dinge  vorkamen,  drucken  liess  (L'empire  de  Dieu 
dans  les  Saints  ou  bien  T^loge  de  St.  Louis,  Rom  1650,  Par.  1651), 
citirte  ihn  die  Inquisition  und  wollte  ihn  verhaften  lassen;  er  ent- 
floh aber  und  wurde  nun,  weil  er  der  Citation  keine  Folge  ge- 
leistet, ezcommunicirt.  Der  Dominicaner  du  B^aur,  welcher  im  Auf- 
trage des  Mag.  S.  P.  die  Predigt  censirt  und  approbirt  hatte,  wurde 
in  der  Minerva  in  Haft  gehalten,  entschuldigte  sich  aber  damit,  es 
sei  ihm  nur  die  Predigt  selbst,    in   der  die  Inq.  nichts  Anstössiges 


1)  Das  ^AuioQ  fwa  soll  nach  Arnauld  30,  160  andeuten,  dass  das 
Bocfa  auf  Richelieu's  Geheiss  erächienen.  Cret.-Joly  S,  847  sagt:  Richelieu 
habe  sehr  schlau  gehandelt,  indem  er,  pour  combattre  Roma,  il  s'etait 
empare  de  son  bonclier  (der  Jesaiten),  und  versichert,  die  französischen 
Jesuiten  hätten  sich  der  Doctrin  Rabardeau's  nicht  angeschlossen,  die 
Römischen,  englischen  und  spanischen  Jesuiten  hätten  sie  zurückgewiesen. 
Raynaud  (Erotem.  293;  die  Stelle  gehört  mit  zu  denen,  wegen  deren  das 
Bach  mit  d.  c.  verboten  wurde)  sagt:  das  Buch  sei  wegen  vieler  augen- 
scheinlicher Ketzereien  verdammt  worden;  die  schlimmste  Ketzerei,  die 
man  ihm  vorgeworfen,  sei  die  gewesen,  dass  er  bezweifelt,  ob  Salomo  ein 
euionischer  Schriftsteller  sei,  was  man  aus  den  Worten  geschlossen :  Salomo, 
Qt  opinor,  scriptor  canonicus. 


364  Gallicaner  vor  1682. 

fand,  nicht  die  Widmung  an  den  Papst  vorgelegt  worden.  Albizzi, 
der  in  dieser  Affaire  die  Hanptrolle  spielte,  verlangte,  Hersent  solle 
nach  Rom  kommen  und  die  Predigt  durch  eine  andere  retractiren, 
dann,  Hersent  solle  vor  dem  Nuncius  in  Paris  erklären,  dass  er 
sich  dem  Papste  unterwerfe  und  allen  jansenistischen  Meinungen 
entsage;  dann  wolle  er  sehen,  was  sich  für  ihn  thuen  lasse ^). 
Weiteres  ist  nicht  bekannt.    In  den  Index  kam  die  Predigt  nicht. 

5.  Mit  der  durch  den  Optatus  G-allus  hervorgerufenen  Con- 
troverse  hängt  auch  das  Buch  von  Pieiye  de  Marca  De  concordia 
sacerdotii  et  imperii  seu  de  libertatibus  Ecclesiae  gallicanae  11.  VJII 
zusammen^).  Optatus  Gallus  hatte  auch  gegen  das  Werk  von  Dupuy 
polemisirt  und  behauptet,  die  Errichtung  eines  französischen  Patriarcha- 
tes würde  nur  die  letzte  Consequenz  der  gallioanischen  Freiheiten  sein, 
wie  sie  Dupuy  darlege,  und  wenn  er  dabei  andeutete,  Richelieu  habe 
einen  bedeutenden  Mann  gewonnen,  um  das  Project  des  Patriarchates 
zu  vertheidigen,  so  bezog  man  das  auf  Marca,  geb.  1594,  seit  1621 
Präsident  des  Parlaments  zu  Pau,  seit  1639  Mitglied  des  Staatsrathee. 
Diesem  erth eilte  darauf  der  König  den  Auftrag,  den  Optatus  Gal- 
lus zu  widerlegen  und  zu  zeigen,  dass  die  gallicanischen  Freiheiten 
und  die  schuldige  Achtung  vor  dem  h.  Stuhle  wohl  vereinbar,  ja 
dass  jene,  richtig  verstanden,  das  rechte  Mittel  seien,  um  die  Ein- 
tracht zwischen  den  beiden  Gewalten  zu  sichern.  1641  erschienen 
die  vier  ersten  Bücher  des  Werkes,  welche  von  der  Auctorität  des 
Papstes  und  des  weltlichen  Fürsten,  von  den  Freiheiten  der  galli- 
canischen Kirche,  der  Ausführung  der  Disciplinargesetze  und  der 
königlichen  custodia  canonum  et  legum  ecclesiasticarum  handeln. 
(Die  Beifügung  der  Worte  seu  de  lib.  Eccl.  gall.  auf  dem  Titel- 
blatte hatte  der  Verleger  des  Absatzes  wegen  verlangt.)  Der  Ora- 
torianer  Jean  Morin  schickte  das  Buch  dem  Card.  Franc.  Barberini 
mit  der  naiven  Bemerkung,  es  enthalte  eine  gute  Vertheidigung  des 
h.  Stuhles.  Barberini  gab  es  dem  Assessor  des  h.  Officiums  Franc. 
Albizzi.  Dieser  lobte  die  theologische  Gelehrsamkeit  und  ciceroma- 
nische Beredsamkeit  des  Verfassers,  fand  aber  natürlich  vieles  in 
seinem  Buche  sehr  anstössig.  Ebenso  urtheilten  der  Secretär  der 
Congr.  Concilii  Paolucci,  der  Consistorialadvocat  Franc,  de  Rabeis, 
der  Theatiner  Antoninus  Diana,  Lucas  Holstenius  (er  begutachtete  den 
historischen  Theil,    A.  J.  P.   14,  263)    und    der  Präfect   der  Index- 


1)  Journal  de  Saint- Amour  p.  47.  49.  61.  70.  121,  327.  R.  Simon, 
Lettres  1,  258.  —  Harter  1,  852  erzählt  ausführlich,  Hersent  sei  als  Jan- 
senist von  der  h.  Inquisition  excommunicirt  und  hauptsächlich  durch  seinen 
Optatus  Gallus  bekannt  geworden,  in  welchem  er  dem  Card.  Richelieu  den 
ehrgeizigen  Plan  zuschreibe,  sich  zum  Patriarchen  von  Frankreich  zu 
machen;  es  sei  nicht  zu  verwundern,  dass  das  Buch  von  allen  Seiten  in 
Frankreich  verdammt  und  verbrannt  worden  sei.  Dabei  sagt  aber  Hurter 
kein  Wort  von  dem  Buche  seines  Ordensgenossen  Rabaraeau  und  von 
dessen  Verdammung  in  Rom. 

2)  Vgl.  ausser  der  Vita  von  Baluze  (nach  der  Bamberger  Ausgabe 
der  Werke  Marca's  citirt)  A.  J.  P.  14,  261.  308. 


P.  de  Marca. 


B66 


Coagr.  Card.  Spada;  nur  der  Consistorialadvocat  Marinone  sprach 
sieh  günstiger  aus.  In  einer  Gonferenz  bei  Barberini  erklärten 
diese  alle,  das  Buch  müsse  verboten  werden.  Dieses  geschah  durch 
das  Decrct  der  Index-Congr.  vom  11.  Juni  J642  (Alex.  No.  49), 
also  vor  der  Verdammung  Habardeau's.  Als  Marca  dieses  erfuhr, 
Iie38  er  ein  anonymes  Memoire  drucken,  worin  hervorgehoben  wurde, 
dass  er  eine  Reihe  von  zu  weit  gehenden  Sätzen  von  Gallicanern 
bekämpfe  und  in  Eom  eher  Anerkennung  als  eine  Censur  habe  er- 
warten dürfen  (A.  J.  P.  14,  271). 

Im  Dec.  1642  wurde  Marca,  der  seit  1G32  Wittwer,  seit  1608 
Tonsurist  war,  zum  Bischof  von  Conserans  ernannt.  Im  April  1643 
liesg  ihm  Card.  Barberini  durch  den  Pariser  Nuncius  Grimaldi  mit- 
tkeilen,  seiner  Bestätigung  stehe  das  Index-Decret  im  Wege.  Er 
sandte  darauf  einen  Brief  an  Barberini,  der  im  wesentlichen  eine 
Uebersetzung  des  Memoire  ist  und  mit  der  Erklärung  schliesst:  in 
den  folgenden  Bänden  werde  er  einen  Weg  einschlagen,  auf  dem 
alles  Anstossige  beseitigt  werde;  übrigens  unterwerfe  er  alles  dem 
Urtheile  des  h.  Stuhles.  Barberini  theilte  nun  Marca  die  Bemer- 
kungen des  Römischen  Censors  (es  sind  nicht  die  von  Holstenius, 
»ndem  die  von  Albizzi;  Marca  1,  CXIV ;  A.  J.  P.  14,  309)  mit, 
die  Marca  darauf  zu  widerlegen  suchte.  Noch  im  J.  1643  ver- 
öffentlichte er  eine  Dissertation  De  decreto  P.  Vigilii  pro  confirma- 
tione  5.  synodi,  von  der  er  annahm,  sie  müsse  in  Rom  Beifall 
finden,  schickte  sie  an  Barberini  und  bat  nochmals  um  seine  Be- 
stätigung. Statt  dieser  erhielt  er  von  Barberini  die  Aufforderung, 
Blondels  Buch  gegen  den  Primat  (S.  362)  zu  widerlegen.  Marca 
antwortete:  er  übernehme  diesen  Auftrag  und  hoffe  in  zwei  Jahren 
die  Widerlegung  veröffentlichen  zu  können;  als  ejus  operae  velut 
pignus  quoddam  schicke  er  seine  Dissertation  De  primatu  Lugdu- 
nensi  et  de  caeteris  primatibus.  Unter  dem  11.  März  1644  ant- 
wortete Barberini,  der  Papst  habe  nach  Berathung  mit  mehreren 
Cardinälen  erklärt:  ein  Mann^  dessen  Lehre  erst  kürzlich  censurirt 
Yorden,  könne  nur  Bischof  werden,  wenn  er  durch  spätere  Verdienste 
seinen  Fehler  wieder  gut  gemacht;  Marca  solle  also  über  einige 
Hauptfragen  sich  in  einem  dem  h.  Stuhle  günstigen  Sinne  aus- 
sprechen und  von  der  Widerlegung  Blondels  wenigstens  einige  Seiten 
gleich  veröffentlichen  und  darin  erkennen  lassen,  primi  illius  laboris 
ballucinationes  non  tam  tuo  commissos  fuisse  arbitrio  quam  impor- 
tono  alienae  ambitionis  imperio  expressas.  Marca  erhielt  diesen 
Brief  zu  Barcelona,  wo  er  seit  dem  April  1614  als  General- Visitator 
von  Catalonien  fungirte.  Er  antwortete  15.  Mai:  die  erste  Forde- 
ning  wolle  er  in  einem  Briefe  an  Barberini  erfüllen  (dieser  ist  ab- 
gedr.  A.  J.  P.  14,  284);  auf  die  zweite  könne  er  nicht  eingehen, 
da  er  als  ehrlicher  Mann  nicht  sagen  könne,  mihi  vim  illatam,  ut 
Teritati  famum  faciam;  sein  Buch  habe  übrigens  gerade  dem  angeb- 
liehen Projecte  eines  neuen  Patriarchates,  für  welches  er  angeblich 
Habe  schreiben  sollen,  ein  Ende  gemacht;  Blondel  zu  widerlegen, 
babe  er  jetzt  keine  Zeit  und  keine  Bücher  zur  Hand.  Nacii  der 
Thronbesteigung  Innocenz'  X.  beantragte  Card.  Bichi  10.  Dec.  1644 


866  Gallicaner  vor  1682. 

die  Präconisation  Marca^s;  der  Papst  beauftragte  vier  Cardi- 
näle,  darüber  zu  berathen.  An  diese  schrieb  nun  Karca  gleich- 
lautende Briefe,  worin  er  sagt:  kein  anderes  Buch  habe  in  Frank- 
reich zur  Hebung  des  Ansehens  des  h.  Stuhles  so  viel  beigetragen 
wie  das  seinige;  er  habe  dasselbe  dem  Urtheile  der  Bömischen 
Kirche  unterworfen  und  in  dem  Briefe  an  Barberini  versprochen, 
die  Fehler,  auf  die  man  ihn  hinweise,  in  der  2.  Auflage  zu  ver- 
bessern und  in  den  beiden  folgenden  Bänden  die  Sache  der  Kirclie  zn 
vertheidigen.  Er  liess  dann  1 646  ein  im  wesentlichen  mit  dem  Briefe 
an  Barberini  gleichlautendes  Schriftchen  drucken:  Libellus  quo  edi- 
tionis  librorum  de  Concordia  consiliam  exponit,  opus  Apost.  Sedie 
censurae  submittit  et  reges  canonum  custodes,  non  vero  auctorea 
esse  docet  Petrus  de  Marca,  editus  Barcinonae  a.  1646,  und  über- 
sandte dieses  den  vier  Gardinälen  mit  einer  kurzen  Denkschrift  und 
dem  Papste  mit  einem  Briefe  vom  26.  Sept.  1646,  worin  er  sag-t : 
er  gestehe,  dass  er  in  dem  im  Auftrage  des  Königs  herausgegebenen 
Buche  principis  partes  pro  mnneris  mei  ratione  fovisse  praesidem- 
que  potius  egisse  quam  episcopum;  .  .  in  libello  hallucinationes 
meas  deprecatus  sum,  opus  censurae  Beatitudinis  Yestrae  submisi, 
quam  prona  mente  amplexurum  voveo  et  assertorem  vindioemque 
libertatis  ecclesiastioae  futurum. 

Mittlerweile  hatte  aber  Marca  neuen  Anlass  zur  Unzufrieden- 
heit gegeben.  Der  französische  Yicekönig  von  Catalouien,  Graf  Har- 
court,  hatte  verordnet,  es  solle  niemand,  dem  in  Rom  ein  Beneficium 
verliehen  worden,  zum  Genüsse  desselben  zugelassen  werden,  wenn 
nicht  zuvor  constatirt  worden,  dass  die  Verleihung  auf  Empfehlung 
des  französischen  Gesandten  und  nicht  etwa  der  Gegner  der  fran- 
zösischen Herrschaft  erfolgt  sei.  Gleichwohl  war  ein  Geistlicher, 
der  in  Rom  auf  Empfehlung  des  spanischen  Gesandten  ein  Canoni- 
cat  in  Barcelona  erhalten,  durch  Beschluss  der  Mehrheit  des  Capi- 
tels  installirt  worden.  Darauf  hatte  der  Vicekönig  die  drei  Haupt- 
schuldigen nicht  gerade  förmlich  ausgewiesen,  aber  nach  Rom  ge- 
schickt, um  sich  vor  dem  Papste  zu  verantworten.  Ein  vom  1.  Jan. 
1646  datirter  Brief:  D.  Hyacintho  Mesades,  Archidiacono  Empuri- 
tano  Ecclesiae  Gerundensis,  Petrus  de  Marca  S.  D.,  worin  dieses 
Verfahren  vertheidigt  wird,  wurde  (wohl  ohne  Marca*s  Vorwissen) 
gedruckt  und  verbreitet  und  auch  in  Rom  bekannt.  In  dem  Decrete 
der  Index-Congr.  vom  18.  Dec.  1646  (Alex.  No.  51)  wurde  (mit 
vielen  anderen  Büchern)  die  Concordia  nochmals  und  der  Brief 
verboten. 

Im  Juni  1647  verstand  sich  endlich  Marca  während  einer 
Krankheit  zu  einer  förmlichen  Retractation.  Sie  lautet:  „Ich  be- 
kenne, dass  ich  mich  durchaus  an  die  Lehre  von  der  kirchlichen 
Jurisdiction  und  Immunität  und  von  den  übrigen  kirchlichen  Fragen 
halte,  welche  die  Römische  Kirche  lehrt,  und  dass  ich  diese  als  das 
gemeine  canonische  Recht  ansehe.  Was  in  meinem  Buche  und  in 
dem  Briefe  an  Mesades  dieser  Lehre  widerspricht  und  durch  ein 
Decret  de«  h.  Officium  [sie]  verdammt  worden  ist,  verdamme  auch 
ich  und  verspreche  ich  in  einer  zweiten  Auflage  des  Buches  zu  ver- 


P.  de  Marca.  867 

befsern.  Ich  bekenne  ancb,  dass  die  besonderen,  dem  gemeinen 
Rechte  widersprechenden  Rechte,  welche  in  kirchlichen  Dingen  der 
allerchristlichste  König  auBübt,  auf  Privilegien  bemhen,  die  der 
apostolische  Stnhl  der  französischen  Krone  verliehen,  und  sonst 
nicht  rechtmässig  ausgeübt  werden  können"  ^).  Um  dieselbe  Zeit 
«chickte  er  eine  Dissertatio  de  singulari  primatn  Petri  gegen  Barcos 
ii.n.)  nach  Rom,  die  dem  Papste  sehr  gefiel.  Am  8.  Oct.  1647 
Mllte  er  nun  präconisirt  werden;  es  geschah  nicht,  weil  sich  das 
Gerücht  verbreitet  hatte,  er  sei  gestorben.  Am  16.  Dec.  1647  wurde 
er  endlich  präconisirt,  2.  Febr.  1648  von  dem  Bischof  von  Babylon 
nun  Priester  geweiht,  20.  Dec.  von  dem  Erzbischof  von  Narbonne 
eonsecrirt*). 

Im  J.  1652  wurde  Marca  zum  Erzbischof  von  Toulouse  er- 
unnt.  Auch  dies  Mal  stiess  seine  Bestätigung  in  Rom  auf  Schwierig- 
keiten, nicht  weil  er  in  Rom  als  Jansenist  denuncirt  worden,  — 
Kin  Hauptgegner  Albizzi  sagt  ausdrücklich,  des  Jansenismns  sei  er 
in  Rom  nie  verdächtig  geworden  (A.  J.  P.  14,  308),  —  sondern 
wegen  der  von  dem  Erzbischof  von  Embrun  in  Rom  denuncirten 
Ansprache,  die  er  nach  der  Verhaftung  des  Card,  de  Retz  im  Namen 
der  in  Paris  versammelten  Bischöfe  9.  Jan.  1653  an  den  König  ge- 
halten, und  worin  er  gebeten,  der  König  möge  den  Cardinal  frei 
lusen  und  eventuell  vor  geistliche  Richter  stellen,  und  das  Recht 
des  Königs,  Bischöfe  und  Cardinäle  zu  verbannen,  anerkannt  haben 
sollte,  während  er  doch,  wie  man  in  Rom  meinte,  ausdrücklich  hätte 
sagen  sollen,  der  König  dürfe  Cardinäle  höchstens  verhaften,  um  sie 
gleich  dem  Papste  zu  überweisen.  Der  Bischof  Bosquet  von  Lodeve, 
der  eben  in  Rom  war,  hatte  Mühe,  dem  Papste  eine  für  Marca 
günstigere  Version  der  Ansprache  glaublich  zu  machen.  Er 
warde  erst  im  März  1654  bestätigt.  Am  26.  Febr.  1662  wurde  er 
Baeh  der  Abdankung  des  Cardinais  de  Retz  zum  Erzbischof  von 
Paris  ernannt,  starb  aber  schon  drei  Tage  nach  dem  Empfange  der 
5.  Juni  ausgefertigten  Bullen,  29.  Juni  1 662. 

Im  J.  1663  wurde  Marca's  Concordia  von  Etienne  Baluze  voll- 
ständig herausgegeben:  dieser  übersetzte  das  6.  und  7.  Buch  und 
einen  Theil  des  8.,  die  sich  in  Marca's  Papieren  nur  französisch 
Torfanden,  und  vollendete  das  5.  Buch.  Diese  Ausgabe  wurde 
17.  Sov.  1664  (Alex.  No.  84)  in  folgender  eigenthümlichen  Weise 
?erboten:  De  concordia  sac.  et  imp.  s.  de  lib.  Eccl.  gall.  liber  a 
Stephane  Balutio  impressus  Parisiis  1663,  perperam  adscriptus  Petro 
de  Marca,  ex  cujus  retractatis  scriptis  aliorumque  erroneis  sententiis 
opera  praefati  Balutii  editus.     Es    wäre    ja    ganz    in    der  Ordnung 


1)  Marca  I,  XLV.  Was  A.  J.  P.  14,  295  von  einer,  übrigens  mit 
Ausnahme  der  Erwähnung  des  Briefes  gleichlautenden  Retractation  vom 
April  1645  berichtet  wird,  scheint  auf  einem  Missverstandnisse  zu  beruhen. 

2)  Albizzi  sagt,  auch  der  spanische  Canonist  Didacus  de  Covarrubius 
«ei  als  Bischof  von  Segovia  (1565)  erst  Vjestätijrt  worden,  nachdem  er  alles 
Mruckgenoramen,  was  er  der  kirchlichen  Freiheit  und  Immunität  WiJer- 
iprechendes  geschrieben  (A.  J.  P.   14,  »09). 


86S  Gallicaner  vor  1682. 

gewesen,  wenn,  man  bei  •  dieser  Gelegenheit  constatirt  hätte,  dass 
Marca  sein  Buch  retractirt  habe  und  voraussichtlich  selbst  nicht 
nochmals  unverändert  und  mit  dieser  Fortsetzung  publicirt  haben 
würde.  Aber  so  lautete  die  Bemerkung  so,  als  ob  Baluze  Marca 
etwas  ihm  Fremdes  unterschoben  hätte.  Im  Journ.  des  Sav.  1665, 
22  wurde  das  Decret  mit  der  Bemerkung  abgedruckt:  die  Anklage 
gegen  Baluze,  er  habe  das  Buch  fälschlich  Marca  zugeschrieben, 
sei  grundlos;  man  habe  in  Bom  augenscheinlich  diese  Adresse  ge- 
wählt, weil  man  sich  eingebildet,  das  Buch  leichter  disoreditiren  zu 
können,  wenn  man  für  den  Erzbischof  Marca  einen  weniger  hoch 
gestellten  Geistlichen  substituire.  In  dem  Index  Alexanders  VII. 
vom  J.  1667  und  in  den  folgenden  Indices  wurde  die  Bemerkung 
gleichwohl  (unter  Concordia)  einfach  abgedruckt;  erst  seit  Ben.  ist 
sie  weggelassen.  Baluze^s  Ausgabe  wurde  1669  und  1670  noch- 
mals gedruckt,  mit  den  kleineren  Schriften  Marca^s  und  einigen 
Zuthaten  von  Carminus  Firmianus  herausgegeben  zu  Xeapel  1771 
— 80  (Bamberg  1788 — 89).  Die  Index- Congr.  nahm  davon  keine 
Notiz.  —  Im  J.  1668  liess  ein  Verwandter  Marca's,  Abbe  Paul  de 
Faget,  Dissertation  es  postumae  sacrae  et  ecclesiasticae  Ton  ihm  mit 
einer  Biographie  zu  Paris  drucken,  erhielt  aber  die  Approbation 
der  Sorbonne  nur  unter  der  Bedingung,  dass  eine  französische  Ab- 
handlung über  die  Eucharistie  wegbleibe  nnd  zu  einer  lateinischen 
über  denselben  Gegenstand  Cartons  gedruckt  würden,  da  in  beiden 
Abhandlungen  Ausdrücke  vorkamen,  die  man  als  die  protestantische 
Lehre  begünstigend  ansah  (Baluze  bezweifelt  die  Echtheit).  Der 
protestantische  Drucker  gab  Claude  ein  nicht  castrirtes  Exemplar, 
und  so  erschien  1669  in  Holland  ein  Nachdruck.  Das  Buch  steht 
nicht  im  Index  (Dupin  17,  170.  Bayle  s.  v.  Marca,  Note  K).  — 
Im  span.  Index  steht  nur  seit  1707:  Kev.  Kpisc.  de  la  Marca  Gal- 
lus  apud  Gotholan.  clerum  et  religiosorum  coetum  contra  Regem 
Hispaniarum  declamabat. 

6.  Im  J.  1671  gab  Jean  David  eine  ausführliche  Widerlegung 
des  7.  Buches  von  Marca's  Concordia  heraus,  unter  dem  Titel  De-s 
jttgements  canoniques  des  eveques  (mit  einer  Dissertation  über  die 
damals  viel  besprochene  Stelle  des  h.  Augustinus  über  Concilium 
plenarium).  In  der  Assemblde  du  Clerg^  wurde  ihm  vorgeworfen, 
dass  er  lehre:  die  Sachen  der  Bischöfe  seien  in  erster  Instanz  vom 
Papste  zu  entscheiden,  ohne  Zustimmung  des  Papstes  könne  auf 
einem  Concil  nichts  entschieden  werden  und  der  Papst  sei  auch  be- 
züglich der  quaestioues  facti  unfehlbar.  Er  bestritt  in  einer  nchrift- 
lichen  Erklärung  diese  Folgerungen  aus  seiner  Schrift^).  —  Gegen 
ihn  schrieb  Jacques  Boileau  anonym:  De  episcoporum  antiquis 
et  majoribus  causis  Über,  in  quo  ss.  patrum,  pontificum  et  concilio- 
rum  Ecclesiae  cath.  sententiae  proferuntur  ad  confutationem  errorum 
Davidii  in  libro  gallice  scripto  de  judiciis  canonicis  episcoporum. 
Auct.  Theologo  Paris.    Dr.    Sorb.,  Leodii    (Lyon)  1678,    4.     Dieses 


1)  Recueil  des  actes  du  Clerge  1,  700.  Avr.  3,   170. 


J.  David.  J.  Boikaa.  J.  Gferbais.  J.  Launoy.  8A9 

ßtch  wnrde  alsbald  1.  Febr.  1679  verb.^).  Im  folgenden  Jabre 
Terdammte  Innocenz  XL  durcb  ein  Breve  yom  18.  Dec.  1680 
(ansser  dem  Arret  du  Parlement  vom  14.  Sept.  1680,  8*  n.),  als 
eine  scbismatiscbe  und  für  den  apostoliscben  Stabl  injuriöse  Lebre 
enthaltend  ein  anderes  Bncb,  welcbes  gleicbfalls  die  Ansiebt  ver- 
theidigte,  dass  die  cansae  majores  in  erster  Instanz  niobt  vom  Papste, 
andern  von  den  Comprovincialbiscböfen  abznnrtbeilen  seien:  Disser- 
titio  de  cansis  majoribus  ad  caput  concordantiaram  de  cansis,  cum 
appendice  qnataor  monnmentornm,  quibus  Ecclesiae  gall.  libertas  in 
retinenda  antiqna  episcopalinm  judiciornm  forma  confirmatar,  anct. 
Jo.  Gerbais,  Dr.  Paris.  Socio  Sorb.,  Paris  1679.  Gerbais  batte 
das  Bucb  im  Auftrage  der  Assembl^e  du  Clerg^  vom  J.  1665  ver- 
fasat  and  dieser  bereits  1670  das  Mannscript  überreicbt;  der  Präsi- 
dent der  Versammlung  batte  günstig  darüber  bericbtet,  diese  aber 
bcfichlossen,  das  Mannscript  vorläufig  zurückzulegen.  Nacb  dem  Er- 
scheinen des  Bucbes  von  David  hatten  mebrere  Bischöfe  die  Ver- 
öffentlicbung  gewünscht.  Diese  Umstände  hatten  wohl  den  Papst 
Feranlasst,  es  nicht  einfach  in  den  Index  setzen  zu  lassen^  sondern 
durch  ein  Breve  zu  verbieten.  Der  Card.  d'Estries  rieth  Ludwig 
IIV.,  eine  Protestation  des  französischen  Episcopates  gegen  dieses 
seandalöse  Verbot  zu  veranlassen.  Dazu  kam  es  allerdings  nicht. 
Die  AssembUe  von  1681  beauftragte  drei  Bischöfe  mit  einer  noch- 
maligen Prüfung  des  Buches;  diese  belobten  es,  empfahlen  aber  für 
die  2.  Auflage  einige  Aenderungen  ^).  Eine  veränderte  Ausgabe  er- 
schien zu  Lyon  1685,*  Paris  1691.  —  Von  Gerbais  kam  später 
noch  in  den  Index:  Traite  du  cel^bre  Panorme  touchant  le  concile 
de  Basle,  mis  en  frangais,  Par.  1697,  verb.  von  der  Inq.  1699,  in 
Spanien  1789!  Dagegen  wurde  nicht  verb.  die  gleichzeitig  erschie- 
Bene  Lettre  de  TEglise  de  Li^ge  au  sujet  d'un  bref  de  Pascal  II. ; 
vgl.  I  S.  226.  283. 

Jacques  Boileau  ist  auch  der  Verfasser  der  Schrift  De  antiquo 
jore  presbyterorum  in  regimine  ecclesiastico,  auth.  Claudio  Fönte  jo 
Theologo,  Taurini  (Lyon)  1676,  verb.  1690,  worin  gezeigt  wird, 
dass  in  der  alten  Kirche  die  Priester  an  der  Leitung  der  Kirche 
Antheil,  auf  den  Concilien  Sitz  und  Stimme  hatten  u.  s.  w.  In  der 
Vorrede  wird  angegeben,  Claudius  Fontejus  sei  schon  gestorben  und 
in  St.  Leu  begraben.  Der  Erzbischof  Harlay  schöpfte  Verdacht 
gegen  Boileau,  beruhigte  sich  aber,  als  sich  in  den  Sterberegistern 
▼irklich  ein  Cl.  Fontejus  fand  (Nie.  12,  123). 

Jo.  Launoy  vindicirte  in  der  Schrift  Regia  in  matrimoniutn 
potestas,  1674  (Opp.  I,  2,  625),  den  Fürsten  das  Recht,  impedi- 
menta  dirimentia  zu  statuiren.  Dagegen  erschien  in  Rom  1674 
Eeelesiastica  in  matr.  potestas  von  Dom.  Galesius,  Rnbensium  Episc, 


1)  Mich,  a  S.  Jos.  2,511  ist  im  Zweifel,  ob  das  Buch  von  dem  Pariser 
Theologen  oder  von  einem  holländischen  Calvinisten  Jao.  Boelius  s.  Boe- 
^^,  der  im  span.  Index  in  der  1.  Cl.  steht,  oder  von  Jo.  Gerbais  sei. 

2)  Recneil  des  actes  du  clerge  1,  698.  Michaud  2,  208.  222;  4,  229. 

Beiuch,  Index  n.  24 


37Ö  ftegalisten. 

S.  Congr.  Ind.  olim  Consultor  et  in  Sapientia  Canonnm  Professor. 
Laiinoj  antwortete  in  Contentorum  in  libro  sie  inscripto:  Dom.  Gra- 
lesii  .  .  .  erratorum  index  locupletissimns,  1677  (Opp.  1,  2,  883). 
Beide  Schriften  wurden  1688  verb.,  dagegen  nicht  die  Vertheidigung 
Launoy's  von  J.  Boileau,  Trait^  des  empechements  du  mariage, 
1691,  163  S.  8.  (Mich,  a  S.  Jos.  2,  516.  532). 

Vor  dem  J.  1682  kamen  ausserdem  noch  in  den  Index:  De 
la  puissance  royale  et  sacerdotale,  verb.  1662,  ohne  Zweifel  die 
freilich  schon  1579  anonym  erschienene  Schrift  von  Fr.  Grimaudet 
(Schulte  3,  1,  500;  trotz  dieses  Verbotes  erschienen  Oeuvres  de 
Fr.  Grimaudet  sur  les  mati^res  du  droit,  Amiens  1669); —  De  Tau- 
torit6  du  Eoy  touchant  T&ge  n^cessaire  ä  la  profession  solennelle 
des  religieux,  Paris  1669,  verb.  1672  (von  Fran^ois  Holland  I^e 
Yayer  de  Boutigny,  Ende  des  18.  Jahrh.  in  italienischer  und  deut- 
scher üebersetzung  neu  gedruckt;  Schulte  3,  1,  617.  Haureau,  Hist. 
litt,  du  Maine  4,  79);  —  De  l'autoriti  des  äveques  sur  les  b6iie- 
fices,  Col.  1677,  verb.  1679;  —  Maximes  du  droit  canonique  de 
France  par  un  des  plus  cel^bres  avocats  du  Parlement  de  Paris, 
enrichies  de  plusieurs  authoritez  et  observations  tir^es  des  anciens 
d^crets  des  conciles  . .  .  par  le  Sieur  Simon,  Paris  1678.  12.,  verb. 
1680,  eine  Bearbeitung  von  Dubois'  Introduotion  au  droit  eccl.  von 
D^nis  Simon;  Schulte  3,  1,  639. 


46.    Regalisten,  1600—1700. 

Der  König  yon  Spanien  übte  in  seinen  Gebieten  in  kirch- 
lichen Dingen  eine  mindestens  ebenso  grosse  Gewalt  aus  wie 
der  König  von  Frankreich.  Von  den  spanischen  Schriftstellern, 
welche  diese  Rechte  des  Königs  vertheidigten  nnd  die  darauf 
gestutzte  spanische  Praxis  darstellten,  —  gewöhnlich  Regali8ta43 
genannt,  mit  den  Josephinern  der  spätem  Zeit  zu  yergleichen, 
-—  wurden  die  hervorragendsten,  Gevallos  und  Salgado,  unter 
Urban  VIIL  in  den  Index  gesetzt;  in  Spanien  wurde  aber  das 
Verbot  nicht  nur  nicht  anerkannt,  sondern  auch  von  Philipp  III. 
nnd  IV.  energisch  dagegen  protestirt  Später  kam  noch  eine 
Reihe  von  Schriften  von  spanischen,  neapolitanischen,  sicilia- 
nischen  und  portugiesischen  Regalisten  in  den  Römischen,  nur 
einige  wenige  derselben  auch  in  den  spanischen  Index.  —  Der 
Streit  über  die  Monarchia  Sicula,  —  den  Inbegriff  der  weitgehen- 
den Rechte  in  kirchlichen  Dingen,  welche  die  spanischen  Könige 
in  Sicilien  auf  Grund  der  angeblich  durch  Urban  II.  1098  den 


Begalisten. 


871 


Beiierrscheni  der  Insel  übertragenen  Legatengewalt  austtbten, 
-  hat  im  17.  Jahrhundert  im  Index  noch  keine  Spuren  hinter- 
lassen. Aber  ein  im  Sinne  der  Curie  geschriebener  Tractat, 
im  Cardinal  Barohius  dem  1C05  erschienenen  11.  Bande 
seiner  Ännales  ecclesiastici  beifügte,  hatte  zur  Folge,  dass  dieser 
Band  zwar  nicht  in  den  spanischen  Index  kam,  aber  durch  ein 
nnächst  für  Sicilien  erlassenes  Edict  Philipps  III.  im  J.  1610 
anter  Androhnng  strenger  Strafen  verboten  wurde. 

1.  Die  spanischen  Könige  ernannten  nicht  nur  zu  fast  allen 
viehtigen  und  einträglichen  geistlichen  Stellen,  sondern  übten  auch 
eise  Oberaufsicht  über  alle  Acte  der  geistlichen  Jurisdiction  ver- 
mittelst der  sog.  Becursos  de  fuerza  und  das  Recht  der  Retencion 
de  bulas.  Gegen  die  ürtheile  jedes  geistliehen  Gerichtshofes,  auch 
des  seit  1537  bestehenden  Tribunals  der  Nunciatur,  —  nur  nicht 
der  Inquisition,  —  konnte  an  den  Consejo  real  Recurs  ergriffen 
werden;  war  dieser  angenommen,  so  war  damit  das  Urtheil  suspen- 
dirt;  wnrde  dasselbe  annullirt,  so  fällte  der  Consejo  zugleich  ein 
neues.  Alle  päpstlichen  Bullen  u.  s.  w.  mnssten  dem  Könige  vor- 
liegt werden;  fand  dieser  resp.  der  königliche  Rath,  dass  ein  päpst- 
lieber £ria88  die  Gesetze  oder  Gewohnheiten  des  Reiches  verletze, 
so  behielt  ihn  der  König  zurück,  um  dem  Papste  Vorstellungen  zu 
maeben  und  um  Zurücknahme  oder  Abänderung  des  Erlasses  zu 
^ppliciren.  Diese  Suppliken  wurden  aber  nicht  in  jedem  einzelnen 
Falle  sofort  dem  Papste  vorgelegt,  sondern  in  der  Regel  in  grösse- 
ren Zwischenräumen  durch  den  Botschafter  über  eine  Reihe  von 
Erlassen  der  Curie  Vorstellungen  gemacht.  Meist  überliess  man  es 
demjenigen,  der  sich  durch  die  Retention  geschädigt  glaubte,  bei 
<ier  Carie  Klage  zu  fuhren,  was  ein  spanischer  Unterthan  nicht  leicht 
vagte.  Traf  eine  zweite  päpstliche  Verfügung  ein,  so  wurde  auch 
»e  retinirt;  eine  etwaige  Excommunication  gegen  diejenigen,  welche 
dieHetention  veranlassten,  wurde  in  Spanien  als  ungültig  angesehen, 
Bfid  von  der  Excommunication,  mit  der  in  der  Bulla  Coenae  die- 
jenigen bedroht  werden,  welche  cursum  literarum  apostolicarum  lai- 
tali  auctoritate  impedinnt,  lehrten  Sa  und  die  späteren  Regalisten, 
He  finde  auf  die  von  dem  Könige  geübte  Retention  der  Ballen  keine 
-Anwendung.  So  „supplicirte*'  Philipp  II.  gegen  die  Bulla  Coenae 
Pins'  V.  von  1568  (1,  S.  78);  auch  die  Gregors  XIII.  von  1583 
»Tirde  retinirt.  Später  war,  wie  Salgado  sagt,  die  Retention  päpst- 
Ücber  Eriasse  eine  alltägliche  Sache  (Philippson  in  der  Hist.  Zts. 
1878,  39.  269).  R.  Simon,  Lettres  1,  48,  sagt  ganz  treffend,  die 
Spanier  seien  nur  scheinbar  respectvoller  gegen  den  Papst  als  die 
Franzosen :  „sie  nehmen  die  päpstlichen  Bullen  mit  grosser  Khrfurcht 
^;  aber  wenn  sie  finden,  dass  eine  Bulle  den  Gesetzen  und  Ge- 
wohnheiten des  Reiches  widerspricht,  so  stellen  sie  dem  Papst  in 
^^  Form  einer  Supplik  vor,  dass  dieselbe  nicht  ausgeführt  werden 
tenne,  und  darauf  verschliesst  man  die  Bulle  in  einem  Koffer,  und 


S72  Kegalisteu. 

68  ist  nicht  weiter  mehr  die  Rede  davon;  das  nennen  sie  plegar 
la  bula  (die  Bulle  zusammenfalten)." 

In  Neapel  galt  als  Grundsatz,  dass  keine  päpstliche  Verord- 
nung ohne  Zustimmung  der  königlichen  Regierung,  ohne  Exequatur 
veröffentlicht  werden  dürfe.  Päpstliche  Decrete  rein  geistlichen  In* 
haltes  waren  davon  allerdings  principiell  ausgenommen;  aber  um  zu 
entscheiden,  oh  ein  Beeret  rein  geistlichen  Inhaltes  sei  oder  sich 
auch  auf  das  Weltliche  beziehe,  hatte  man  einen  Cappellano  mag- 
giore  angestellt,  und  dieser  pflegte  nach  den  Weisungen  der  Regie- 
rung zu  entscheiden    (Ranke,  Fürsten  und  Völker,  WW.  35,  225). 

Der  Trinitarier  Michael  a  S.  Josephe,  der  wiederholt  General- 
procurator  seines  Ordens  in  Rom  war,  sagt  in  seiner  Benedict  XIV. 
gewidmeten  Bibliographia  critica,  Madrid  1740,  2,  304:  die  Lehre 
des  Salgado  sei  die  allgemein  in  Spanien  geltende  und  man  dürfe 
die  dem  h.  Stuhle  wohl  bekannte  Praxis  eines  katholischen  Landes 
nicht  als  verboten  bezeichnen.  Der  ultramontane  V.  de  la  Fuente 
sucht  in  seiner  spanischen  Kirchengeschichte  5,  440  die  spanische 
Praxis,  wie  sie  sich  im  16.  und  17.  Jahrh.  gebildet,  mit  der  Spanien 
feindlichen  politischen  Haltung  einiger  Päpste,  Clemens'  VIL, 
Pauls  IV.,  ürbans  VIII.,  zu  entschuldigen. 

Die  Verbote  spanischer  Regalisten  beginnen,  abgesehen  von 
Henr.  Henriquez  (S.  314)  unter  Urban  VIII.,  der  1626  auch  eine 
besondere  Congregatio  jurisdictionis  et  immunitatis  errichtete.  Der 
erste,  der  in  den  Index  kam,  war  Hieronjmus  de  Gevallos  (bei  Ben. 
Caevallos  s.  Zevallos),  von  dem  1624  verb.  wurden:  Speculum 
aureum  communium  opinionum  seu  practicae  quaestiones  communes 
contra  communes,  Tomus  IV.,  und  Tractatus  de  cognitione  per  viam 
violentiae  in  causis  ecclesiasticis  et  inter  personas  ecclesiasticas. 
In  letzterm  lehrt  er,  wie  Giannone  (Opp.  12,  155)  angibt,  der  Re- 
curso  de  fuerza  könne  von  dem  königlichen  Tribunal  angenommen 
werden,  ehe  eine  Sache  in  der  geistlichen  Appellationsinstanz,  von 
dem  Metropoliten  oder  dem  Nuncius  entschieden  sei,  und  constatirti 
dass  das  königliche  Tribunal  die  Geistlichen,  die  sich  seinen  Ent- 
scheidungen nicht  fügten,  oft  mit  Sperrung  der  Temporalien  und 
Verbannung  bestrafe.  Von  der  ersten  Auflage,  Toledo  1618,  sagt 
Giannone,  seien  fast  alle  Exemplare  beseitigt,  das  Buch  dann  aber 
angeblich  zu  Köln  (1647)  neu  gedruckt  worden.  Die  erste  Auflage 
ist  schon  früher  erschienen;  denn  schon  1613  wurde  der  Nuncius 
in  Madrid  von  Rom  aus  beauftragt,  das  Verbot  des  Buches  zu  be- 
treiben und  ihm  eine  Censur  desselben  übersandt  (Laemmer,  Melet 
p.  326),  und  Philipp  III.  schrieb  schon  27.  Juli  1617  an  seinen 
Gesandten  in  Rom,  Card.  Borja,  er  habe  gehört,  dass  die  Index- 
Congr.  das  Buch  in  Untersuchung  genommen;  der  Cardinal  solle  das 
Verbot,  welches  seinen  königlichen  Rechten  widersprechen  würde, 
zu  hintertreiben  suchen^).     —    In  demselben  Decrete  wurde  verb. 


1)  Der  Brief  ist  abgedr.    in  (Llorente's)   Colecoion   diplomatica  de 
yarioB  papeles,  2.  Ed.  1822,  No.  6. 


H.  de  GevalloB.  Fr.  Salgado.  873 

fiesponsoram  juris  illnstrium  et  celeberr.  jurisconsultornm  et  di- 
venaram  academiamm  hoc  tempore  florentinm  eive,  nt  reoentiores 
Toeant,  consiliomm  in  Hispania,  Tom.  I.  Frcf.  (bei  Sot.  mit  d.  c). 
Der  bedentesdste  unter  den  apaniacben  Begalisten  dieser  Zeit 
var  Francisco  Salgado  de  Somoza,  früher  General vicar  von  Toledo 
unter  dem  Cardinal-Infanten,  später  Präsident  des  Katbes  von  Ca- 
stiHeo,  Abt  von  Alcalä  la  Real,  f  1664  (zum  Bischof  wurde  er  nicht 
ernannt,  veil  man  nicht  erwarten  konnte,  dass  er  in  Rom  bestätigt 
werden  wurde).  Fuente  5,  444  sagt  von  seinem  Buche  über  den 
Heenre,  er  entwickle  die  damals  in  Spanien  geltenden  Ansichten  in 
weniger  scharfer  und  verletzender  Form  als  Cevallos,  und  stütze 
die  spanische  Theorie  auf  die  Geschichte,  die  Milde  der  Kirche  und 
päpstliche  Concessionen,  nicht  ausschliesslich  auf  die  natürliche  Pflicht 
des  Fürsten,  alle  Ungerechtigkeiten  zu  verhüten,  und  auf  die  Majestäts- 
reebte,  wie  die  Regalisten  des  18.  Jahrb.,  die  darum  nicht  günstig 
iber  ihn  urtheilten.  (Salgado  lehrt  auch,  Ordensgeistliche  könnten 
gegen  ihre  Oberen  keinen  Reours  ergreifen,  was  die  Ordensgeist- 
lieben Araujo,  Torrecilla  und  Yillaroel  behaupteten.)  Sein  Buch 
De  regia  protectione  vi  oppressorum  appellantium  a  causis  et  ju- 
dicits  ecclesiasticis,  Lugd.  1626,*  2  Fol.  (mit  einem  Druckprivileg 
Pbilipps  IV.  und  der  ausdrücklichen  Erlaubniss,  das  Buch  im  Aus- 
lüde drucken  zu  lassen),  wurde  von  dem  Nuncius  in  Rom  denuncirt 
ud  1628  verb.  (1669  erschien  die  4,  Auflage),  1640  sein  zweites 
Werk:  Tractatns  de  supplicatione  ad  Sanctissimum  a  literis  et  bullis 
apostolicis  nequam  et  importune  impetratis  in  perniciem  reipublicae, 
regni  ant  regia  aut  juris  tertii  praejudicium,  et  de  earum  retentione 
interim  in  senatu,  Madrid  1639  (Lugd.  1664).  Albit.  p.  315  spricht 
wbr  scharf  (Horret  animus  etc.)  über  diese  Vertheidigung  der 
Appellationen  an  weltliche  Richter  und  der  Zurückhaltung  der  Bullen 
and  über  die  Behauptung,  die  Bulla  Coenae  sei  bezüglich  dieser 
Pttnkte  in  Spanien  nicht  recipirt.  —  Als  der  Gesandte  in  Rom, 
Graf  de  Ofiate,  Philipp  IV.  das  Verbot  des  ersten  Buches  von  Sal- 
gado meldete,  verbot  dieser  den  Bischöfen,  das  Verbot  zu  publiciren : 
nur  die  Inquisition  dürfe  in  seinem  Reiche  nach  alter  Gewohnheit 
irgend  ein  den  Glauben  betreffendes  oder  damit  zusammenhangendes 
Edict  oder  ein  Verbot  ketzerischer  oder  heterodoxer  Bücher  publi- 
eiren.  Dem  General-Inquisitor  aber  Hess  er  das  ihm  von  dem 
Nuncius  eingehändigte  Breve,  worin  das  Verbot  von  Salgado^s  Buch 
Bitgetheilt  war,  abfordern.  Am  10.  April  1634  schrieb  er  dann  an 
den  Card.  Borja:  er  höre,  dass  man  in  Rom  die  Veröffentlichung 
^on  Büchern  zu  Gunsten  der  Römischen  Anschauungen  über  kirch- 
Kclie  Jurisdiction  befördere,  während  man  Bücher,  welche  die  könig- 
Üehen  Rechte  vertheidigten,  verbiete ;  der  Cardinal  solle  dem  Papste 
Vorstellungen  machen  und  verlangen,  dass  man  in  Sachen,  die  nicht 
den  Glauben,  sondern  Jurisdictionsfragen  beträfen,  jeden  seine  Mei- 
o^g  sagen  lasse;  wenn  der  Papst  die  dem  Könige  günstigen  Bücher 
verbiete,  werde  er  seinerseits  die  gegen  ihn  geschriebenen  Bücher 
verbieten  1).     —     Fuente  5,  445  berichtet,    1633  seien  der  Domini- 


l)  Pelayo  3,  853.  Der  Brief  an  Card.  Borja  bei  Llorente  No.  7  und 


874  Regalisten. 

caner  Pimentel,  Bischof  von  Cordova,  später  Erzbisohof  von  Sevilla, 
nnd  Juan  Chnmacero  y  Sotomayor  nach  Eom  gesandt  worden;  sie 
seien  dort  10  Jahre  geblieben  nnd  hätten  Urban  VIII.  mehrere 
Denkschriften  überreicht,  aber  nichts  ausgerichtet;  eine  etwas  heftige 
Denkschrift  von  Chnmacero  sei  mit  einer  Erwiderung  von  Maraldi 
und  mit  Chumacero^s  Heplik  gedruckt ;  Pimentel  sei  unter  InnocenzX. 
Cardinal  geworden,  Chumacero,  ein  frommer  Mann,  Präsident  des 
Eathes  von  Castilien. 

1642  wurde  von  einem  Buche  von  Jo.  deSolorzano  Pereira, 
Disputationes  de  Indiarum  jure  in  zwei  Bänden,  liber  3.  tomi  2., 
in  quo  de  rebus  ecclesiasticis  et  regio  circa  eas  patronatu,  unbe- 
dingt, das  übrige  mit  d.  c.  verb.  Albit.  p.  134  ereifert  sich  mit 
Bezug  auf  dieses  Werk  gegen  diejenigen  Schriftsteller,  welche,  wo 
sie  sähen,  dass  die  Fürsten  der  höchsten  Autorität  des  Papstes  be- 
dürften, diese  bis  zu  den  Sternen  erhöben,  sie  aber,  wenn  es  sich 
um  ein  Einschreiten  gegen  sündigende  Fürsten  handle,  so  einschränk- 
ten, dass  sie  behaupteten,  der  Papst  könne  in  einem  katholischen 
Staate  nur  mit  Erlaubniss  des  Königs  eine  geistliche  Jurisdiction 
ausüben,  eine  Behauptung,  die  Innocenz  X.  als  ketzerisch  und  schis- 
matisch  verdammt  habe. 

Auch  zwei  portugiesische  Werke  kamen  unter  Urban  VIII. 
in  den  Index,  1642:  Jo.  Lopez  de  Baylo,  Justificationes  motivorum, 
.  .  quibus  Kegia  Audientia  moveri  debet  ad  procedendum  ad  occu- 
pationem  temporalitatum  et  bannimentum  contra  Episc.  Algarvensem 
D.  Ant.  Kusco  .  .  (nochmals  verb.  1646),  und  1640:  De  manu 
regia  tractatus  Gabrielis  Pereira  de  Castro,  Lissabon  1622  u.  s., 
2  Fol.  (Schulte  S.  755).  Albit.  p.  41  tadelt  das  Buch,  weil  darin 
die  der  kirchlichen  Immunität  und  Freiheit  widersprechenden  Ge- 
setze überhaupt  vertheidigt  und  speciell  behauptet  werde,  die  staat- 
lichen Gesetze  gegen  Ketzer  seien  gültig,  wenn  sie  nur  nicht  dem 
canonischen  Bechte  widersprächen,  und  die  weltlichen  Bichter  könnten 
darum  die  vom  Glauben  Abgefallenen  bestrafen,  —  quot  verba,  tot 
mendacia;  —  der  Vater  des  Verfassers,  ein  gelehrter  und  sonst  der 
kirchlichen  Jurisdiction  feindlicher  Mann,  habe  doch  in  diesem  Punkte 
der  Wahrheit  die  Ehre  gegeben. 

Unter  Innocenz  X.  wurde  in  einem  Decrete  vom  18.  Dec.  1646 
(Alex.  No.  51)  das  Verbot  einiger  Schriften  wiederholt  und  eine 
Reihe  von  anderen  Büchern  verb.,  mit  d.  c.  Fr.  de  Amaya  In  tres 
post.  libros  cod.  Justin,  comm.,  1639  (Nie.  Antonio  1,  400);  Mau- 
ritius de  Alzedo,  De  praecellentia  episcopalis  dignitatis  deque  epi- 
scopi  functionibus  .  .  .,  1630  (Schulte  3,1,  756),  und  J.  B.  Larrea, 
Allegationes  ftscales,  —  unbedingt:  De  tertiis  debitis  .  .  Regibus 
Hisp.  ex  .  .  rebus  omnibus,  quae  decimantur,  auth.  Jo.  del  Castillo 


bei  Sempere,  Betrachtungen  2,  27.  —  Der  Bischof  von  Gent,  welcher  das 
Verbot  des  ersten  Buches  von  Salgado  und  anderer  Bücher  publicirt  hatte, 
erhielt  1629  von  der  span.  Regierung  einen  Verweis.  Suppl.  ad  Opp.  v. 
Espen,  App.  p.  32 ;  s.  o.  S.  22. 


Solorzano.  Lopez.  Pereira  n.  a.  875 

Sotomayor;  Defensa  de  laantoridad  real  enlas  personas  eclesiasticas 
. .  por  Fr.  Marti  j  Villadamor  1646;  De  la  potestad  secalar  en 
k»  eclesiasticos . .  por  Narciso  dePeralta,  1646  (Schalte  S.  762); 
De  lege  politica  eJQsqne  naturali  execntione  et  obligatione,  tarn  inter 
laieos  qnam  inter  ecclesiasticoB,  ratione  boni  commnniB,  auth.  Petro 
Gonzalez  de  Salcedo  (Cler.  reg.).  Albit.  p.  283  sagt,  dieses 
Bneh  sei  zu  Madrid  mit  Approbation  des  Erzbischofs  von  Toledo  ge- 
druckt; der  Verfasser  weiche  bezüglich  der  Geltung  der  Bulla  Coenae 
b  Spanien  Ton  Salgado  ab,  sei  übrigens  ejasdem  farinae  homo ;  1681 
wurde  eine   yermehrte  Aasgabe    des  Werkes,    Madrid    1678,   yerb. 

—  In  demselben  Decrete  yon  1646  wurden  auch  zwei  portugie- 
Bscbe  Bacher  mit  d.  c.  verb.:  Practioae  quaestiones  canonicae  et 
civiles  ...  ex  manuscr.  Petri  Cenedo,  und  Deoisiones  .  .  .  senatus 
arebiepisc.  Oljsipon.  .  .  .  collectae  ab  Em.  Themudo  de  Fonseca. 

—  Der  Noncius  yerlangte,  die  1646  in  Eom  verbotenen  Bücher 
sollten  auch  in  Spanien  verboten  werden;  das  Verbot  wurde  aber 
Ton  dem  Rathe  von  Castilien  retinirt  (Fuente  5,  443).  Marti  und 
Peralta  stehen  jedoch  auch,  zwar  nicht  bei  Sot.,  aber  in  den  späteren 
Span.  Indices. 

Nachdem  1641  Portugal  von  Spanien  wieder  unabhängig  ge- 
worden, bemühte  sich  der  neue  König  Jobann  IV.  unter  Urban  VIII. 
und  Innocenz  X.  lange  vergebens,  die  päpstliche  Anerkennung  za 
erlangen.  Auch  den  von  ihm  ernannten  Bischöfen  wurde  die  Be- 
stätigung verweigert.  Ismael  Bouillaud  (BuUialdus,  üonvertit;  Räss, 
Convertiten  5,  238)  schrieb  1649  einen  Tractat,  um  nachzuweisen, 
daw  der  König,  nachdem  er  acht  Jahre  vergebens  gebeten,  die 
Bischöfe  durch  die  Metropoliten  könne  consecriren  lassen.  1651 
schrieb  er  im  Namen- Johanns  IV.  einen  zweiten  Tractat,  um  den 
französischen  Clerus  um  Rath  und  Vermittlung  bei  dem  Papste  zu 
bitten.  Beide  Tractate  (Pro  ecclesiis  lusitanicis  ad  clerum  gallicanum 
iL  2)  wurden  1656  zu  Strassburg  mit  einer  Dissertation  De  populi 
Rom.  fnndis  gedruckt  (abgedr.  bei  Gerd  es,  Scrin.  8, 499).  Nie.  1, 330 
sagt,  Bouillauds  Ansichten  seien  von  der  Inquisition  verdammt  worden. 
Sein  Vorschlag  wurde  von  der  portugiesischen  Inquisition  für  un- 
zulässig erklärt^).  In  Rom  scheint  man  davon  keine  Notiz  genommen 
ZQ  haben;  wenigstens  steht  die  Schrift  nicht  im  Index. 

1651  wurde  ein  spanisches  Buch  über  die  Gesetzgebung  in 
dem  damals  unter  spanischer  Herrschaft  stehenden  Sardinien  verb.: 
De  las  leyes  y  pragmaticas  reales  del  rejno  de  Sardefta,  compuestas 
y  comentadas  por  Don  Franc,  de  Vico,  libro  1.  y  2.  —  Nach 
längerer  Unterbrechung  kamen  unter  Innocenz  XI.  und  Alexander  VIII. 
noch  in  den  Index :  zwei  auf  einen  Process  des  Capitels  von  Sara- 
gossa im  J.  1645  bezügliche  Actenstücke,  unter  Luis  de  Exea  y 
Talajero  und  Memorial,  verb.  1676,  ein  zuerst  1649  zu  Coimbra, 
1678  zu  Genf  gedruckter  Tractatus  de  foro  ecclesiastico  von  Feli- 
eianns  de  Oliva  e  Souza,  Generalvicar  von  Braga  (Schulte  S.  763), 


1}  Garns,  Kirchengesch.  v.  Spapien  3,  2,  282« 


876  Regaüsten. 

mit  d.  c.  verb.  1682,  —  Statuta  et  privilegia  vallis  Antigorii  (der 
Kepublik  Andorra)  ed.  Fr.  de  Villegas  et  Contardi,  Genf  1685, 
yerb.  1688,  und  zwei  auf  transatlantische  YerhältniBse  bezügliche 
Bücher:  Petrus  Frassus,  De  regio  patronatu  ac  aliis  nonnuUis  re* 
galiis  regibus  catholicis  in  Indiarum  occident.  imperio  pertinentibas 
quaestiones,  Madrid  1677,  verb.  1688,  und  Discurso  juridico  poli- 
tico  en  defensa  de  la  jurisdiccion  real,  ilustracion  de  la  provieion 
de  20.  Febr.  1684,  por  el  Dr.  Juan  Luis  Lopez  del  Consejo  de 
S.  JIJ.,  Lima  1785,  von  der  Inq.  verb.  1690.  Ein  von  diesem  Lopez 
verfasster  Foliant :  Historia  legal  de  la  Bula  llamada  In  Coena  Do- 
mini, wurde  erst  1768  mit  einer  Vorrede  von  Campomanes  gedruckt 
(Felayo  3,   156)  und  steht  nicht  im  Index. 

2.  Gegen  die  neapolitanischen  Begalisten  begann  die  Index- 
Congr.  schon  1605  einzuschreiten.  Camillo  de  Curte,  Beggente 
(Präsident)  des  höchsten  Gerichtshofs  und  Yicekanzler  des  Beicbs, 
veröffentlichte  1605  Diversorium  juris  feudalis.  Im  2.  Theile  be- 
spricht er  die  üblichen  Mittel  zur  Vertheidigung  der  königlichen  Juris- 
diction gegen  die  Prälaten :  erst  Warnung,  dann  Citation  nach  Neapel, 
eventuell  Sperrung  der  Temporalien  und  Verbannung.  Dieser  2.  Theil 
wurde  sofort  15.  Dec.  1605  verb.,  und  zwar  omnino  et  sub  anathe- 
mate  (dieses  ist  in  den  Indices  weggelassen).  Der  Viceköuig  Gr&f 
von  Benaventa  verweigerte  natürlich  für  das  Verbot  das  Exequatur 
(Giannone,  Op.  12,  462).  —  Petri  de  ürries  Aestivum  otium  ad 
repetitionem  ritus  235.  Magnae  Curiae  Vicariae  Neapel,  (nach  Gian- 
none p.  264  über  die  requisiti  del  chiericato  da  riconoscersi  da  qael 
tribunale)  wurde  1627  verb.,  das  Verbot  aber  gleichfalls  von  dem 
Vicekönig  unterdrückt.  —  1651  wurde  verb.  Caroli  Cala,  JC.  in 
supremis  Begni  tribunalibus  advocati,  de  contrabannis  clericorum  in 
rebus  extrahi  prohibitis  a  regno  Neapolitano  dissertatio  juridico- 
politica,  worin,  wie  Albit.  314  klagt,  behauptet  wird,  die  Bulla 
Coenae    sei    in  Neapel  nicht  recipirt. 

1623  wurde  unbedingt  verb.  Petri  Gambacurta  (Jesuit,  f  zu 
Palermo)  Commentariorum  de  immunitate  ecclesiarum  in  constitn- 
tionem  Gregorii  XIV.  libri  VIII,  Lugd.  1622,  690  S.  4.,  -  mit 
d.  c.  Martha  de  jurisdictione.  Erst  Ben.  hat  den  Titel  vervollstän- 
digt: Tractatus  de  .jurisdictione  per  et  inter  judicem  ecclesiasticum 
et  saecularem  exercenda  (Mog.  1609  u.s.),  nennt  aber  den  Verfasser, 
einen  Neapolitaner,  der  als  Professor  inPadua  1623  starb,  Horatius 
statt  Hyacinthus  Antonius  Marta^).  Albizzi  in  seiner  Risposta  gegen 
Sarpi  p.  315  führt  Marta  und  Botero  als  Beweis  dafür  an,  dass  man 
nicht  bloss  Schriftsteller,  die  für  die  Autorität  der  Fürsten  einträten, 
sondern  auch  solche,  welche  die  päpstliche  Autorität  erhöhten,  in 
den  Index  setze. 

Per.  V.  15.  Jan.  1654  erliess  die  Inquisition  ein  Beeret 
(Alex.  No.  58)   folgenden  Inhalts:    In  Rom  und  vielleicht  auch  ao 


1)  Grazie  Marta  hat  1616  Rime   drucken   lassen.    Nioodemo-Toppi 
85.  192.  Schulte  S.  467. 


V 


C.  de  Corte.  P.  de  Urries.  G.  Gala  u.  a. 


877 


iidemi  Orten  oiTCulire  ein  spanisches  Manuscript,  beginnend  For. 
Bftoo  d'este  Nuncio  recivio  Sn  Excelencia  nna  carta,  dem  Vernehmen 
Buk  yerfasst  von  Benedictus  de  Treglies,  Collateralis  Consilii  s. 
Cucellariae  Neapolitanae  Regens;  darin  Icomme  ausser  anderen  te- 
Beiiren  und  scandalösen  Sätssen  der  Satz  vor:  der  Papst  könne 
seiae  geistliche  Jurisdiction  über  Personen  und  Sachen  ausserhalb 
^  Kirchenstaates  nur  mit  Genehmigung  des  Landesherrn  ausüben 
ifid  dieser  habe  das  Hecht,  päpstliche  Eescripte  daraufhin  zu  prüfen ; 
di^er  Satz  sei  auf  Befehl  Innocenz^  X.  von  Qualificatoren  der  In- 
quisition geprüft  und  einmüthig  für  schismatisch  und  häretisch  er- 
k]irt  worden;  demgemäss  verbiete  die  Inq.  in  speciellem  Auftrage 
Seiner  Heiligkeit  jenes  Manuscript,  spanisch  und  in  Uebersetzungen, 
bei  den  im  Index  angedrohten  Strafen;  der  Verfasser  aber  möge 
viflsen,  dass  er,  wenn  er  nicht  baldigst  sich  expurgire,  mit 
Ce&siiren  und  anderen  kirchlichen  Strafen  werde  belegt  werden. 
Du  Manuscript  kam  dann  unter  Bened.  de  Treglies  quoddam  ma- 
Dificriptum  in  den  Index  Alex.  Da  aber  Treglies  in  einer  der  Index- 
CoDgr.  übersandten  Supplik  erklärte,  die  Schrift  sei  nicht  von  ihm 
(Zaec.  p.  225),  steht  seit  1681  im  Index:  Benedicto  de  Treglies 
&1bo  adscriptum  quodd.  mscr.,  seit  Ben.  mit  Weglassung  des  Namens 
Liber  ms.,  cnjus  initium  etc.,  und  so  steht  dieses  Verbot,  welches 
ohne  Zurückgehen  auf  das  Beeret  von  1654  ganz  unverständlich  ist. 
Doch  heute  im  Index  ^). 

In  den  letzten  Jahrzehnten  des  17.  Jahrb.  kamen  aus  Neapel 
noch  in  den  Index  Franc.  Eoccus,  Franc.  Broya  und  mit  d.  c.  Ca- 
rolns  Ant.  de  Luca. 

In  dem  oben  erwähnten  Decrete  von  1646  wurden  auch  mit 
d.  c.  verb.  des  toscanischen  Juristen  Franc.  Ansaldus  De  juris- 
dietione  tractatus,  Lugd.  1646  (Mazzuch.  s.  v.),  unbedingt  ein  sici- 
litnisches  Buch :  Codicis  legum  Sicularum  libri  4  a  totidem  Siciliae 
et  Aragoniae  regibus  latarum  cum  glossis  s.  notis  juridico-politicis 
Marii  Cutellii  (Villae  Eosatae  Gomitis),  von  demselben  1654:  De 
piisca  et  recenti  immunitate  Ecclesiae  et  ecclesiasticorum  controversiae, 
Tom.  prior.  Albit.  p.  283  sagt,  dieses  letztere  Buch  und  das  des 
Gonzalez  de  Salcedo  seien  schon  vorher  von  einigen  italienischen 
Bischöfen  verb.  worden,  obschon  sie  zu  Madrid  mit  Approbation 
des  £rzbischofs  von  Toledo  erschienen  seien;  er  führt  dieses  als 
Beispiel  für  den  Satz  an,  dass  Bischöfe  solche  Verbote  erlassen 
konnten,  wenn  sie  sahen,  dass  die  Bücher  weltlichen  Richtern  Anlass 
gäben,  die  kirchliche  Freiheit  und  Immunität  zu  verletzen.  —  1687 
worde  noch  verb.  Kesponsio  decisiva  .  .  .  Phil.  Ca  m  mar  ata  et 
Poyo,  Palermo   1663. 

3.  Der  1.  Band  der  Annalen  des  Baronius  erschien  1588, 
der  2.  1590  (beide  Sixtus  V.  gewidmet),  der  3.  1592  (Philipp  II. 
gewidmet),  der  4.  1593  (Clemens  VIII.  gewidmet),  der  5.  1594. 
Schon  diese  Bände  erregten   in  Spanien  Anstoss.     In    einem   Briefe 


1)  Im  span.  Index  stehen  unter  Copia  und  sonst  viele  Manuscripte. 


878  Regalisten. 

vom  29.  Juni  1594  schreibt  Bar.  an  Antonio  Talpa:  Er  höre  von 
verschiedenen  Seiten,  dass  in  Spanien  die  Inquisitoren  seine  Anualen 
censurirten.  Ein  Mädchen  aus  Temi,  welches  seit  vielen  Jahren 
bei  ihm  beichte,  ein  ganz  einfältiges  Geschöpf,  welches  aber  von 
(iott  eine  besondere  Gabe  habe,  viele  Dinge  vorherzusehen,  habe 
ihm  im  Auftrage  der  Madonna  gesagt,  er  solle  sich  auf  eine  schwere 
Bedrängniss  gefasst  machen,  die  ihn  wegen  der  Annalen  treffen 
werde;  die  Madonna  aber  werde  ihn  unterstützen,  so  dass  er  schliess- 
lich den  Sieg  davon  tragen  werde.  An  demselben  Tage  habe  ihm 
ein  Pater  sub  sigillo  jene  Nachricht  aus  Spanien  mitgetheilt.  Er 
habe  mit  dem  Card.  Borromeo,  dem  Pr&fecten  der  Index-Congr., 
und  mit  dem  Card.  Cusano  gesprochen,  und  beide  hätten  ihm  ihre 
Unterstützung  zugesagt.  Auch  der  Papst  habe  sich  wiederholt 
über  die  Annalen  lobend  geäussert.  Der  Card.  Toledo  (der  berühmte 
Jesuit,  f  1596)  sei  sein  Gegner  und  habe  vielleicht  jene  Geschichte 
angezettelt.  „Ich  höre,  fährt  er  fort,  dass  die  spanischen  Inquisi- 
torefi  ad  libitum,  ohne  Gründe  anzugeben,  in  ihren  Index  setzen, 
wen  sie  wollen,  worüber  in  der  ganzen  Welt  geklagt  wird.  Ich 
bin  darauf  gefasst,  dass  sie  mich  auch  hineinsetzen;  aber  ich  habe 
grosse  Zuversicht,  dass  die  Madonna  ihre  Sache  vertheidigen  wird. 
Sobald  die  Nachricht  sich  bestätigt,  denke  ich  zum  Papste  zu  gehen 
und  ihm  klar  zu  machen,  dass  die  span.  Inquisition  mich  nur  ver- 
dammt, weil  ich  ein  Vertheidiger  der  kirchlichen  Immunität  bin. 
Es  trifft  sich  gut,  dass  ich  als  Beweis  dafür  anführen  kann,  dass 
im  letzten  Jahre  Sixtus'  V.  in  Spanien  ein  Buch  von  Giov.  de  Roa 
gegen  die  kirchliche  Freiheit  mit  einer  Dedication  an  den  König 
und  mit  Approbation  der  Inquisition  erschienen  ist,  welches  in  Hom 
gleich  als  ein  biasphemisches  Buch  in  den  Index  gesetzt  wurde 
(I  S.  537).  An  diesem  Beispiele  kann  man  sehen,  von  welchem 
Geiste  die  span.  Inquisitoren  beseelt  sind.  Der  Mag.  S.  Pal.,  der 
meine  Bücher  geprüft  hat  [Barth,  de  Miranda],  ist  ein  gelehrter 
und  gewissenhafter  Spanier."  Am  28.  Aug.  1594  schreibt  er  weiter: 
am  spanischen  Hofe  spreche  man  nur  lobend  von  den  Annalen ;  die 
Inquisition  scheine  also  die  Sache  heimlich  zu  betreiben  und  diese 
könne  nur  dadurch  bekannt  geworden  sein,  dass  diejenigen,  welche 
dort  die  Bücher  prüften,  an  ihre  Patres  in  Rom  darüber  geschrieben; 
er  habe  nochmals  mit  dem  Card.  Borromeo  gesprochen  und  dieser 
wolle  dem  Papste  rathcn,  in  der  Weise,  wie  Talpa  empfohlen,  an 
die  Inquisition  zu  schreiben  (Baronii  Epp.  ed.  Albericius  3,  65.  67). 
Gegen  die  ersten  10  Bände  geschah  aber  in  Spanien  nichts. 

Der  11.  Band  erschien  1605.  Am  7.  Nov.  1604  schreibt 
Bar.  an  Talpa:  er  habe  ihm  den  Tractat  (über  die  Monarchia  Sicula) 
nach  Neapel  geschickt,  nicht  als  ob  er  im  Zweifel  darüber  gewesen, 
ob  er  ihn  veröffentlichen  solle,  denn  er  werde  mit  Zustimmung  des 
Papstes  gedruckt  werden,  sondern  um  von  ihm  zu  hören,  wie  er 
in  Neapel  werde  aufgenommen  werden ;  er  habe  aber  Talpa's  Rathe 
entsprechend  einiges  geändert,  um  gar  nicht  gegen  die  dem  Könige 
schuldige  Ehrfurcht  zu  Verstössen;  auch  der  Papst  und  einige  Car- 
dinäle  hätten  einige  Milderungen  für  rathsam  gehalten,    and  darauf 


J 


Card.  Baroniiu.  379 

lei  er  gern  eiDgegangen  (Epp.  3,  133).  —  In  einer  im  März  1605 
nach  dem  Tode  Clemens'  VIII.  gehaltenen  Versammlung  der  Car- 
dioäle  wurden  zwei  Briefe  des  Vicekönigs  von  Sicilien,  einer  an 
Clemenn  VIII.,  einer  an  die  Cardinäle,  vorgelegt,  worin  über  den 
Tractat  geklagt  und  verlangt  wurde,  derselbe  solle  als  der  Verbes- 
serong  bedürftig  (also  mit  d.  c.)  verboten  werden.  Die  Ansichten 
der  Cardinäle  waren  getheilt.  Bar.  verth eidigte  sich :  der  Tractat 
sei  von  Clemens  VIII.  und  mehreren  Cardinälen  gutgeheissen  und  auf 
Befehl  des  Papstes  gedruckt  worden.  Man  beschloss  auf  den  Vor- 
lehlag  des  Card.  Medici,  die  Sache  dem  neuen  Papste  zu  überlassen. 
Card.  Medici  wurde  selbst  Papst,  Leo  XL,  st^arb  aber  schon  nach 
26  Tagen.  Nun  hatte  Bar.  Aussicht,  gewählt  zu  werden,  erhielt 
aber  von  Spanien  die  Exclusive.  Nach  der  Wahl  Pauls  V.  schrieb 
Bar.  13.  Juni  1605  an  Philipp  IIL  Er  sagt  selbst,  er  habe  ab- 
sichtlich bis  dahin  gewartet,  um  nicht  den  Schein  zu  erwecken,  als 
liabe  er  vor  dem  Conclave  den  König  umstimmen  wollen.  An  die 
Mittheilung,  der  Papst  habe  den  Tractat  selbst  vor  dem  Druck  ge- 
lesen und  durch  drei  Cardinäle  prüfen  lassen,  knüpft .  er  die  Be- 
merkung: Mögen  also  Laien  einsehen,  wie  bedenklich  es  fUr  sie  ist, 
Schriften ,  die  vom  apostolischen  Stuhle  gutgeheissen  sind,  zu  ver- 
dammen und  zu  verbieten.  Weiter  sagt  er:  sein  Tractat  sei  zwar 
TOD  den  Dienern  des  Königs  übel  gedeutet  worden ;  von  Sr.  Majestät 
möge  er  aber  nicht  anders  denken,  als  von  dem  katholischen  Könige 
ni  denken  sei  (Epp.  1,  97;  2,  203). 

Jo.  Moretus,  der  in  Antwerpen  die  Annalen  des  Baronius  nach- 
druckte, bemühte  sich  vergebens,  von  der  span.  Kegierung  die  £r- 
lanbniss  zum  unveränderten  Abdruck  des  11.  Bandes  zu  erlangen, 
and  schlug  darum  Bar.  vor,  er  wolle  den  Tractat  weglassen  ;  dieser 
aber  bestand  in  einem  Briefe  aus  dem  J.  1606  darauf,  der  Band 
solle  ohne  Weglassung  einer  Zeile  oder  gar  nicht  gedruckt  werden : 
«Das  ist  die  grösste  Verwegenheit,  ein  mit  apostolischer  Autorität 
gedrucktes  Buch  eines  Cardinais  der  h.  Kömischen  Kirche  wegen 
irgend  eines  Vorwandes  der  regierenden  Herren  zu  verstümmeln. 
Glaube  mir,  es  ist  besser,  dass  du  die  schon  gedruckten  Bogen  ver- 
gebens gedruckt,  als  dass  du  vor  der  ganzen  christlichen  Welt  von 
mir  als  Verstümmeier  von  Büchern  öffentlich  angeklagt  wirst  und 
andern  Schaden  leidest.  Der  Band  ist  nicht  nur  in  Kom,  sondern 
auch  in  Venedig  und  Mainz  gedruckt  worden.  Die  Entschuldigung, 
die  du  in  deinem  Briefe  vorbringst,  gilt  nichts  in  meinen  Augen 
oder  in  den  Augen  irgend  jemands,  der  erwägt,  von  welchem  Ge- 
wichte die  Schriften  der  Cardinäle  der  h.  Römischen  Kirche  sind" 
(Bnnnann,  Sylloge  1,  738;  2,  185).  Der  Band  erschien  jedoch 
in  Antwerpen  wirklich  ohne  den  Tractat.  —  In  dem  1607  erschie- 
nenen 12.  Bande  (a.  1186  n.  26)  sagt  Bar.:  es  sei  dictu  nefas,  hör- 
rendum  factu,  dass  königliche  Beamte  den  Buchhändlern  verböten, 
Schriften,  die  vom  Papste  approbirt  seien,  ohne  specielle  Erlaubniss 
m  verkaufen.  Dieser  12.  Band  ist  der  letzte,  den  Bar.  herausge- 
geben.    Er  starb  30.  Juni  1607. 

1609    erschien    zu  Paris,   gewissermassen    als  Supplement    zu 


880  RegaÜBten. 

dem  11.  Bande  der  Antwerpener  Ausgabe  C.  Baronii  TractatuB 
de  mon.  Sic.  Accedit  Ascanii  Card.  Columnae  de  eodem  tractata 
Judicium  cum  Baronii  responRione  apologetica  et  epist.  ad  Phiiip- 
pum  III.  (Der  Brief  des  Card.  Colonna  an  Bar.,  worin  er  ihm  vor- 
hält, dass  er  nimis  aori  stilo  geschriehen,  und  Baronius*  Antwort 
stehen  auch  in  den  Epp.  2,  165).  Der  Nuncius  in  Madrid  erhielt 
darauf  27.  Apr.  1610  den  Auftrag,  wenn  die  Rede  darauf  komme, 
zu  versichern,  der  Papst  sei  über  diese  Publication  sehr  betrübt 
und  habe  Befehl  ertheilt,  alle  nach  Italien  kommenden  Exemplare 
einzuziehen;  er  sollte  zugleich  die  Veröffentlichung  einer  Entgegnung 
oder    weiterer    Schriften    hintertreiben    (Laemmer,    Melet.    p.  281). 

Das  Edict  Philipps  III.  ist  vom  3.  Oct.  1610,  wurde  17.  Dec. 
in  Sicilien  durch  den  Card.  Doria,  19.  Febr.  1611  in  Portugal, 
28.  Febr.  in  Neapel  publicirt  (Arg.  III  b.  590.  Goldast,  Monarchia 
3,  619.  Seabra  2,  98.  601).  Die  Verbreitung  von  Ausgaben  des 
11.  Bandes,  welche  den  Tractat  enthalten,  wird  darin  bei  Strafe  von 
500  Gulden,  im  Wiederholungsfalle  bei  fünfjähriger  Verbannung 
für  Adeliche,  bei  Galeerenstrafe  für  andere  verb.;  mit  derselben 
Strafe  werden  diejenigen  bedroht,  welche  den  Band  nicht  binnen 
20  Tagen  zur  Expurgation  abliefern.  In  der  Motivirung  des  Ver- 
botes heisst  es:  der  Cardinal  spreche  in  dem  Tractate  mehr  als  An* 
kläger  wie  als  Geschichtschreiber,  in  Ausdrücken,  die  sich  für  seinen 
Stand  nicht  ziemten;  er  lasse  sich  von  seinem  persönlichen  Affect 
hinreissen  und  bekunde  Unkenntniss  der  geschichtlichen  Wahrheit 
u.  s.  w.  Die  Angabe,  Philipp  III.  habe  den  Band  öffentlicb  ver- 
brennen lassen,  ist  unrichtig  (Clement  2,  452).  1611  —  12  bemühte 
sich  Paul  V.  vergebens,  durch  den  Nuncius  in  Madrid  und  den 
Beichtvater  des  Königs  die  Aufhebung  des  Verbotes  zu  erwirken 
(Laemmer,  Melet.  p.  300—321). 

In  Eom  erregte  der  12.  Band  der  Annalen  Anstoss,  weil  Bar. 
darin  (a.  1191  p.  84)  die  Echtheit  der  Constantinischen  Schenkung 
preisgegeben  hatte.  Card,  du  Perron  (Perroniana  s.  v.  Conetantin) 
sagt:  man  habe  diesen  Abschnitt  censuriren  wollen;  er  habe  es  ver- 
hindert. Ausführlicher  berichtet  darüber  Bellarmin  in  einem  Briefe 
an  Baronius  vom  9.  April  1607  (Laemmer,  Melet.  p.  364):  ,,Da 
Sie  die  Approbation  des  Papstes  haben,  meine  ich,  Sie  sollten  nichts 
ändern;  das  wird  Ihnen  ohne  Zweifel  auch  Card,  du  Perron  sagen. 
Als  der  Papst  im  Consistorium  mit  mir  darüber  sprach,  sagte  er, 
er  habe  gehört,  dass  Sie  die  Schenkung  Constantins  anzweifelten. 
Ich  antwortete:  die  Schenkung  sei  nicht  zu  begründen;  aber  wenn 
Sie  das  Diplom  Otto's  I.  bestritten,  so  sei  das  eher  eine  Vertheidi- 
gung  als  eine  Verwerfung  der  Schenkung;  am  Schlüsse  tadelten 
Sie  freilich  diejenigen,  welche  so  viel  Werth  auf  jenes  Edict  Con- 
stantins legten,  als  ob  ohne  jene  Schenkung  die  Kirche  untergehen 
müsse.  Darauf  sagte  Se.  Heiligkeit:  alle  Canonisten  hielten  sie  für 
sicher^)  und    darum  wünsche  er,   dass    sie    nicht    bestritten   werde. 


1)  „Noch  um  1570   zählte    der  berühmte  Franz  Bursatus  22  Cano- 


Card.  Baronius.  A.  Bzovius.  381 

[Dn  Perron  erzählt,  er  habe  einmal  mit  dem  Fapete  darüber  ge- 
sprochen ;  derselbe  habe  ihm  nur  lachend  geantwortet ;  Che  volete  ? 
Canonici  la  tengono.]  Später  brachte  mir  der  Benedictiner  Don 
Constantino  [Gaetano,  S.  294]  ein  Schriftchen,  welches  er  für  die 
Scbeokang  geschrieben;  nachdem  ich  es  gelesen,  sagte  ich  ihm,  es 
beweise  gar  nichts  .  .  .  Card.  Monreale  meinte,  Sie  sollten  die 
Stelle:  Habemus  firmiorem  propheticnm  sermonem  weglassen;  die 
Worte  passten  nicht  aof  die  weltliche  Herrschaft,  die  der  Papst 
doch  nicht  jnre  diyino  za  besitzen  behaupte.  Ich  antwortete:  Sie 
wollten  mit  jenen  Worten  auf  die  geistliche  Autorität  des  Papstes 
hinweisen,  die  er  nicht  von  Constantin  habe,  wie  jenes  Edict  an- 
deute, sondern  von  den  Worten  des  Evangeliums.  .  .  .  loh  meinte 
anfangs,  Sie  sollten  dem  Papste  und  den  Canonisten  zu  Gefallen 
die  vier  letzten  Zeilen  weglassen:  Haec  dixisse  et  aperuisse  yolui- 
Blas  etc.  Aber  da  der  Papst  die  Stelle,  die  Card.  Monreale  mit 
einem  Strich  bezeichnet  hatte,  gelesen  und  nichts  eingewendet  hat, 
würde  ich  sie  nicht  weglassen,  da  ich  für  die  Weglassung  keinen 
andern  Grund  hatte,  als  den  Papst  nicht  zu  betrüben." 

Der  Auszug  aus  Baronius*  Annalen  von  Henr.  Spondanns  er- 
regte in  Frankreich  Anstoss  (S.  348),  der  1617  erschienene  2.  Band 
der  Fortsetzung  des  Dominicaners  Abraham  Bzovius  (1567 — 1637, 
der  14.  Band  der  Annalen)  in  Baiern,  wegen  der  Darstellung  der 
Geschichte  Kaiser  Ludwigs  des  Baiern.  Der  Kurfürst  Maximilian  I. 
liegs  durch  Jacob  Keller,  den  Rector  des  Münchener  Jesuiten-Col- 
legs,  eine  scharfe  Widerlegung  schreiben,  die  freilich  nicht  unter 
dem  Namen  Kellers,  sondern  unter  dem  des  kurfürstlichen  Kanzlers 
Georg  Herwart  von  Hohenburg  erschien,  —  Ludovicus  IV.  Imp. 
defensus,  Bzovius  injuriarum  postulatus,  1618 — 19  (nochmals  ge- 
druckt als  Annalium  eccl. .  . .  tomi  14.  ab  A.  Bz.  conscripti  Appen- 
dix. Ed.  2.  recognita  ab  auctore,  1621,  184  S.  Fol.;  Baumg.  2, 
237),  —  und  beklagte  sich  auch  bei  dem  Papste  und  dem  Domini- 
caner-General. Bzovius  mnsste  sich  dazu  verstehen,  dem  Bande 
eine  Erklärung  beizufügen  (sie  wurde  als  Abr.  Bzovii  Retractatio 
de  electione  Ludovici  IV.  Imp.  1628  auch  zu  Ingolstadt  gedruckt) 
asd  in    der  neuen    Auflage  (1623)    das  Anstössige    wegzulassen^). 


luiten  und  73  Juristen  mit  Namen  auf,  die  alle  in  der  Annahme  der  Echt- 
heil  einig  seien.^'  Her^enrother,  Kath.  Kirche  und  christl.  Staat  S.  371. 

1)  Friedrich,  Ueber  die  Geschichtsohreibunff  unter  dem  Kurf.  Maxi- 
milian I.,  1872,  S.9.  Sitzungaber.  der  baier.  Ak.  Phil.-hist.  Cl.  1874,  S.  48. 
Xodi  vor  Herwärts  Bach  erschien  Denfensio  Ludovici  IV.  Imp.  ratione 
slectionis  contra  Bzoviam.  Auct.  Chrph.  Gewoldo  .  .  .  IG18  (Clement  9, 
173.  456).  Bei  Ciampi,  Innocenzo  A.  p.  252  berichtet  Nicoolini  1624: 
der  Agent  des  Kurfürsten  habe  unter  Paul  V.  und  Gregor  XV.  nicht  er- 
wirken können,  dass  Bzovius  zu  einer  Berichtigung  angehalten  werde, 
obichon  der  Kurfürst  gedroht  di  farli  dar  delle  pugnalate  und  die  Domi- 
nicaner aus  Baiem  zu  vertreiben ;  erst  Urban  VIII.  habe  Bzovius  zu  einer 
Berichtigung  angehalten.  Tb.  Spizel  erwähnt  in  einem  Briefe  bei  J.  Brucker, 
HiseeU.,  1748,  p.  262:  der  baierische  Kanzler  habe  seinen  Unwillen  darüber 
g^oaserty   dass,   obschon  Bzovius  dafür  gezüchtigt  worden,    auch    in  der 


382  Streitigkeiten  zwischen  Welt-  und  ördensgeistlichen 

J.  Nicius  Eryth.,  Pin.  1,  198  sagt,  Herwärts  Buch  sei  verboten 
worden;  es  steht  nicht  im  Index,  vielleicht  ist  aber  der  Verkauf 
in  Rom  nicht  gestattet  worden.  —  Bzovius  erregte  auch  sonst  mehr- 
fach Anstoss,  Der  Florentiner  Gesandte  Niccolini  berichtet :  er 
habe  durch  den  Mag.  S.  Fal.  Ridolfi  einfahren,  dass  Bzovius  über 
Lorenzo  Medici,  Clemens  VII.  und  Cosimo  I.  ungünstig  schreibe; 
er  sei  durch  Drohungen  und  Geschenke  bestimmt  worden,  die  Stellen 
zu  ändern.  Auch  die  Franciscaner  und  die  Jesuiten  klagten  über 
ihn,  und  Raynaud  (Apop.  p.  293)  erzählt  ihm  nach:  er  habe  einem 
Bande  seiner  Annalen  Sarpi^s  Geschichte  des  Trienter  Concils  ein- 
verleiben wollen  (doch  wohl  nur  viel  daraus  abgeschrieben) ;  der 
Mag.  S.  Pal.  habe  bereits  die  Approbation  ertheilt  gehabt ;  der 
Cistercienser  Hilarion  Rancati  aber  noch  zur  rechten  Zeit  den  Un- 
rath  gemerkt  (pro  suavi  odore  autoris  exscripti  foetorem  odoratns 
de  morte  in  olla  Pontificem  admonuit). 


47.     Streitigkeiten   zwischen  Welt-   nnd   Ordensgeist- 
lichen, 1600—1700. 

Seit  dem  Ende  des  16.  Jahrhunderts  entstanden  wiederholt 
lebhafte  Controversen  über  die  Stellang  der  Ordensgeistlichen 
zu  den  Bischöfen.  Jene  beansprachten  vielfach,  als  unmittelbar 
unter  dem  Papste  stehend,  von  der  bischöflichen  Jurisdiction 
eximirt  zn  sein.  Viele  Bischöfe  dagegen  behaupteten,  in  ihren 
Diöcesen  dürfe  kein  Ordensgeistlicher  ohne  ihre  ausdrückliche 
Ermächtigung  seelsorgerliche  Functionen  vornehmen.  Der  Gegen- 
satz trat  sehr  scharf  hervor  zwischen  den  Jesuiten  und  dem 
1623  mit  dem  Titel  Bischof  von  Ghalcedon  zum  apostolischen 
Vicar  fUr  England  ernannten  Dr.  Richard  Smith ,  der  in 
Folge  dieser  Streitigkeiten  1628  England  verlassen  musste  und 
bis  zu  seinem  Tode  im  J.  1655  in  Frankreich  lebte.  Ausser 
englischen  Oeistlichen  betheiligten  sich  auch  die  Pariser  Theologen 
FrauQois  Hallier  und  Jean  du  Vergier  de  Hauranne,  gewöhn- 
lich Abbe  de  Saint- Cy ran  genannt,  —  er  schrieb  unter  dem 
Namen  Petrus  Aurelius,  —  an  diesem  Streite.    Im  J.  1633  ver- 


Epitorae  der  Annales  Raynaldi  Ludwig  IV.  nicht  in  der  Reihe  der  Kaiser 
stehe  und  gesagt  werde,  Carl  IV.  habe  seine  Gesetze,  weil  er  ein  Ketzer 
und  Schismatiker  gewesen,  für  nichtig  erklärt«  lieber  die  anderen  Händel 
8.  Bayle  8.  v.  Bzovius. 


in  EDgland. 


d88 


bot  die  Index-C!oDgregation  alle  auf  die  Controverse  zwischen 
dem  Bischof  von  Gbalcedon  und  englischen  Ordensgeistlichen 
bezQglichen  Schriften,  mit  der  Erklärung,  durch  dieses  Verbot 
solle  über  die  Sache  selbst  nichts  entschieden  und  gegen  keinen 
der  betreffenden  Autoren  eine  Censur  ausgesprochen  werden; 
weiteres  über  die  Sache  zu  schreiben  wurde  bei  Strafe  der 
rraerrirten  Exconimunicatio  latae  sententiae  verboten.  Es  er- 
sehienen  gleichwohl  noch  mehrere  Streitschriften.  Das  allge- 
meine Verbot  ging  in  den  Index  über  und  steht  seit  Benedict  XIV. 
ia  den  Decr.  gen.  II,  4.  Speciell  verboten  wurde  nur  1642  ein 
Buch  des  Jesuiten  L.  Geilot  mit  d.  c.  —  Im  J.  1659  censurirte 
die  Inquisition  mehrere  von  französischen  Ordensgeistlichen 
bei  einem  Streite  mit  dem  Bischof  Henri  Amauld  von  Angers 
and  mit  den  Pariser  Pfarrern  aufgestellte  Thesen,  verbot  aber 
sogleich  mehrere  bei  dieser  Gelegenheit  gegen  die  Ordensgeist- 
liehen  erschienenen  Schriften.  Auch  sonst  wurden  mit  Rück- 
sicht anf  zu  weit  gehende  Behauptungen  Schriften  beider  Parteien 
verboten;  so  eine  im  Interesse  der  Orden  geschriebene  von 
Chassaing  und  eine  im  Interesse  der  Weltgeistlichen  geschriebene 
von  Launoy.  Als  aber  die  Sorbonne  1664  eine  unter  dem  Namen 
Jacques  Vemant  veröffentlichte  Schrift  censurirte,  in  welcher 
ausser  den  Privilegien  der  Orden  auch  die  Gewalt  des  Papstes 
in  sehr  weitgehender  Weise  dargestellt  wat,  wurde  diese  Censur 
durch  ein  Breve  Alexanders  VII.  vom  25.  Juni  1665  verdammt. 
—  1693  wurde  auch  eine  massvoll  gehaltene,  dem  Fürstbischof 
von  Bamberg  und  WUrzburg  gewidmete,  von  dessen  Rath  J.  F. 
Karg  verfasste  Schrift  über  die  Privilegien  der  Orden  verboten. 

1.  Nachdem  die  ganze  Hierarchie  in  England  von  Rom  ge- 
trennt war,  —  der  letzte  Rom  treu  gebliebene  Bischof,  Watson  von 
Uneoln,  starb  1584,  —  wurden  für  die  römischen  Katholiken  zu- 
oaebst  nicht  neue  Bischöfe  ernannt,  sondern  gemäss  den  Vorschlägen 
Ton  Parsons  und  anderen  Jesuiten  England  als  Missionsland  be- 
handelt und  an  die  Spitze  der  Geistlichkeit  ein  Erzpriester  gestellt^). 
Der  erste,  Georg  Blackwell,  ernannt  1598,  f  1613,  fand  bei  den 
Weltgeistlichen  vielfach  Opposition.  Parsons  beantragte  1602  das 
Verbot  von  14  theils  lateinischen,  theils   englischen  Schriften  gegen 


1)  Vgl.  zum  Folgenden  auBser  den  bereits  erwähnten  Schriften  von 
Gern,  Dodd-Tierney  und  Butler  Bacine  18,  624.  F*lanagan,  Hist.  of  the 
Cath.  Chorch  2j  306.  Mejer,  Die  Propaganda  in  England  1861. 


384  Streitigkeiten  zwischen  Welt-  und  Ordensgeistlichen. 

den  Erzpriester  und  die  Jesuiten,  darunter  einer  von  John  Musb, 
Declaratio  motuum  ac  turbarum,  quae  ex  controversia  inter  Jesnitas 
iisque  faventem  D.  Gr.  Blackwell  et  sacerdotes  se  minariorum  ab 
obitu  Card.  Alani  (William  Allen,  f  1594)  usque  ad  a.  1601  .  .  ., 
exhibita  ab  ipsis  sacerdotibus,  qui  scbismatis  sunt  insimulati  (Dodd- 
Tierny  3,  App.  158.  177).  Ea  kam  aber  zu  keinem  Verbote.  Auch 
ein  Buch  des  gleich  zu  erwähnenden  Richard  Smith,  Answer  to 
Bell's  Downfall  of  Popery,  wurde  von  Parsons  und  seinen  Freunden 
1609  und  1611  der  Inquisition  denuncirt,  aber  nicht  verb. 

1623  wurde  in  der  Person  des  William  Bishop»  Dr.  Sorb., 
nicht  ein  Bischof,  aber  ein  apostolischer  Vicar  mit  bischöflieben 
Rechten  mit  dem  Titel  Bischof  von  Chalcedon  in  partibus  infldeliam 
bestellt.  In  dem  Breve  vom  23.  März  1623  (Dodd-T.  4,  App.  273) 
heisst  es:  ad  nostram  et  S.  Sedis  beneplacitnm  omnibus  facultatibus 
olim  archipresbyteris  deputatis  necnon  quibus  ordinarii  in  suis  dioe- 
cesibus  utuntur,  .  .  similiter  uti  possis.  In  derselben  Weise  wurde 
von  Urban  VIII.  4.  Febr.  1625  Richard  Smith  ernannt  (Arg.  II  b 
340).  1627  erklärte  Urban  VIII.,  Smith  sei  kein  Ordinarius, 
sondern  nur  ein  Delegirter  des  Papstes.  Der  Nuncius  in  Paris 
wurde  als  zweite  Instanz  bestellt.  In  Rom  wurden  die  englischen 
Angelegenheiten  in  der  Propaganda  verhandelt,  später  aber,  damit 
sie  geheimer  behandelt  werden  könnten,  der  Inquisition  überwiesen 
(Gern  p.  17).  —  Bisbop  bildete  1623,  vorbehaltlich  der  Genehmi- 
gung des  Papstes,  ein  Capitel,  und  Smith  theilte  seine  Diöcese  in 
7  Vicariate,  23  Archidiaconate  und  eine  Anzahl  von  Decanaten. 
Eine  Bestätigung  dieser  Organisation  ist  nicht  erfolgt,  aber  auob 
kein  Widerspruch.  Nachdem  Smith  1628  England  verlassen  hatte, 
fungirte  ein  Generalvicar  desselben  bis  zu  seinem  Tode,  1655.  1635 
kam  durch  das  Bemühen  des  Msgr.  Panzani,  der  seit  1634  als 
päpstlicher  Agent  in  England  war,  eine  Verständigung  zwischen 
einem  Theile  der  Welt-  und  Ordensgeistlichen  zu  Stande;  sie  war 
aber  nicht  von  Dauer  und  die  Jesuiten  protestirten  dagegen  (Fia- 
nagan  2,  320).  —  Smith  erhielt  vorläufig  keinen  Nachfolger;  das 
Capitel  wurde  von  den  Weltgeistlichen  mit  stillschweigender  Dul- 
dung Roms  als  geistliche  Oberbehörde  anerkannt.  In  dieser  Zeit 
wurde  wiederholt  vergeblich  die  Ernennung  eines  Bischofs  bean- 
tragt; namentlich  war  der  Convertit  Sir  Kenelm  Digby,  der  zwei- 
mal als  Gesandter  der  Wittwe  Carls  I.,  Henriette  Marie,  in  Rom 
war,  dafür  thätig.  H.  Holden  und  Tb..  White  (Blackloe,  s.  §  49) 
sollen  vorgeschlagen  haben,  man  solle  in  Frankreich  einen  Bischof  für 
England  weihen  lassen;  der  Papst  werde  das  fait  accoropli  aner- 
kennen, —  ein  Project,  welches  als  Blackloe's  Cabal  wiederholt  er- 
wähnt wird  (Butler  2,  420.  425).  1685  wurde  John  Leyburn  zum 
apostolischen  Vicar  ernannt  (f  1703),  1688  wurden  vier  apostolische 
Vicare  bestellt.  Erst  1850  ist  durch  Pins  IX.  die  bischöfliche  Hie- 
rarchie wieder  hergestellt  worden.  —  Benedict  XIV.  regelte  30. 
Mai  1753  das  Verhältniss  der  apostolischen  Vicare  zu  den  Ordens- 
geistlichen (Mejer,  S.   105);    Leo  XIII.   erliess  wegen    der   diffionl- 


Der  Bischof  von  Ghaloedon.  385 

Utes  et  dissensus    unter    den  Bischöfen  und  OrdensgeiBtlichen  wie- 
der eine  Bnlle  vom  8.  Mai  1881  (A.  J.  P.  20,  811). 

Znr  Yertheidignng  des  Bischofs  von  Chalcedon  schrieh  Dr. 
Matthew  Eellison,  Rector  des  englischen  Collegs  zn  Donay:  A 
Titatise  of  the  Hierarchie  and  divers  Orders  of  the  Church  against 
tlie  anarchie  of  Calvin,  Donay  1629.  Im  J.  1630  erschienen  eng- 
Mkj  1631  in  lat.  Uebersetznng  zwei  Schriften  von  Jesuiten  gegen 
den  Bischof:  A  modest  and  briefe  discussion  of  some  points  taught 
bj  Dr.  M.  Eellison  in  his  Treatise  of  the  Ecclesiastical  Hierarchy, 
fionen  1630;  Modesta  et  brevis  discussio  aliquarnm  assertionum 
D.  Doctoris  Eellisoni,  quaa  in  suo  de  eccl.  hier,  tractatu  probare 
eoDator,  Aut.  Nie.  Smithaeo,  Antw.  1631,  262.  S.  12  (der  Yerfasssr 
kiess  eigentlich  Matthew  Wilson,  nannte  sich  aber  gewöhnlich 
Eduard  Enott;  die  lateinische  Uebersetznng  ist  von  Georg  Wright), 
—  nnd  An  Apology  of  the  Holy  See  Apostolick's  proceeding  for 
the  govemment  of  the  Catholicks  of  England  during  the  time  of 
persecation,  with  a  defence  of  a  religions  State,  written  by  Daniel 
of  Jesus,  Reader  of  Divinity,  Ronen  1630;  Danielis  a  Jesu  Apologia 
pro  modo  procedendi  Sedis  Apost.  in  regimine  Angliae  catholicomm 
tempore  persecntionis  cum  defensione  religiosi  statns.  Praefixa  Ad- 
DonitioDe  ad  lectorem  Hermanni  Loemelii,  S.  Th.  Lic.  et  Canonici 
Re^i.  Eccl.  cath.  Audomarensis ,  Andomaropoli  (Saint  Omer) 
1631.  Der  Verfasser  dieser  Schrift  einschliesslich  der  Admonitio 
Mess  John  Floyd.  Der  Bischof  selbst  betheiligte  sich  an  der  Con- 
tro?erse  nur  mit  Brevis  et  necessaria  declaratio  juris  episcopalis, 
aact  Richardo  Smith,  Calais  1631.  Gleichzeitig  erschien  Bref  narre 
de  ee  qui  s^est  passe  en  suite  du  differend  meu  en  1625  entre 
TEvesque  de  Chalcedoine,  delegue  du  Pape  aux  royaumes  d^Angleterre 
ei  d'Ecosse,  et  les  Jesuites  Anglois,  1631.  Die  beiden  Schriften 
ron  Knott  und  Floyd  (die  englische  Ausgabe)  wurden  1631  von  dem 
£rzbischof  de  Gondi  von  Paris,  der  Sorbonne  und  der  Assembl^e 
da  Clerg^  sehr  scharf  censurirt;  die  Censuren  erschienen  1631  zu 
Paris  gedruckt:  Censura  Parisiensis  Archiepiscopi  die  30.  m.  Jan. 
1631  in  qnasdam  propositiones  hibernicas  (Sätze,  welche  Ordens- 
l?eistliche  in  Irland  vorgetragen  haben  sollten,  Arg.  IIb  328.  357) 
et  duos  libellos  anglicanos  etc. ;  Censura  propositionum  quarundam 
(^om  ex  Hibemia  delatarum,  tum  ex  duobus  libris  anglico  sermone 
eoDscriptis,  in  latinum  bona  fide  conversis  excerptarnm  per  S.  Fa- 
ealtatem  Theol.  Paris,  facta  (Arg.  II  b  329)  ;  Epistola  Archiepisco- 
porom  et  Episc.  Parisiis  nunc  agentium  ad  Archiepiscopos  et  Episc. 
Repi  Galliae  super  animadversione  duorum  libellorum  quorum  tituli 
mnt  etc.  Gegen  diese  Censuren  erschienen:  Antonii  Goffar  S.  Th. 
Dr.  Tindiciae  pro  Nie.  Smithaeo  contra  censuram  nomine  Facultatis 
Paris,  editam  in  ejusdem  librum  cui  nomen:  Modesta  etc.,  Leodii 
1631  (von  Enott?),  und  Hermanni  Loemelii  Antwerpiensis  .  .  . 
^pongia,  qua  diluuntur  calumniae  nomine  Facultatis  Paris,  impositae 
libro  qui  inscribitur  Apologia  etc.,  nee  non  Ecclesiae  anglicanae 
ttuerimonia  apologetica  de  censura  aliquot  episcopornm  Galliae  in 
■laos  libros   anglicanos.  Audomaropoli    1631,    242  S.  8.  (von  Floyd; 

Reasch,  Index  II.  25 


ä86  Streitigkeiten  zwischen  Welt-  und  Ordensgeistlicken. 

die  Qnerimonia  auch  besonders  gedruckt).  Diese  Schrift  liess  das 
Parlament  von  Bouen  als  libelle  diffamatoire,  plein  d'impostures  et 
de  calomnies  verbrennen  (Arg.  II  b  359).  —  Die  Censur  der  Sor- 
bonne wurde  von  einem  englischen  Jesuiten  parodirt  in  der  Form 
einer  theologischen  Censur  des  apostolischen  Sjmbolum,  dessen  ein- 
zelne Artikel  als  mehrdeutig,  einer  ketzerischen  Deutung  fähig  u.  s.  w. 
bezeichnet  werden  (Arg.  IIb  351;  Raynaud,  Apop.  p.  37),  abge- 
druckt als  Anhang  zu  der  ßelatio  von  Yargas  (Scioppius,  S.  289) 
und  mit  dieser  verb.  1665. 

Nun  erschienen  von  FrauQois  Ballier,  Dr.  der  Sorbonne,  Defen- 
sio  ecclesiasticae  hierarchiae  seu  viudiciae  censurae  Fac.  Theol. 
Paris,  adv.  H.  Loemelii  Spongiam,  quo  libro  perspicue  et  copiose 
explicantur  quaestiones  praecipuae  de  statu  Ecclesiae  perfectae,  de 
sacramento  confirmationis,  de  episcopis  et  curatis,  de  hierarchiae 
eccl.  membris  omnibus,  de  regularium  statu  etc.,  de  duplici  honore 
Delegatis  apostoliois  debito,  Par.  1632,  4.,  und  drei  Schriften  von 
Jean  du  Vergier  de  Hauranne,  Abb6  de  Saint-Cyran,  unter  dem 
Namen  Petrus  Aurelius  Theologus:  Assertio  epistolae  111.  ac  Rev. 
G-alliae  Antistitum,  qua  libros  Nie.  Smithaei  et  Danielis  a  Jesu 
damnarnnt,  adv.  librum  cui  titulus:  Querimonia  Eccl.  Angl.,  1632; 
—  Yindiciae  censurae  Fac.  Theol.  Paris,  seu  responsio  dispunctoria 
ad  libellum,  cui  titulus  H.  Loemelii  Spongia,  cujus  mendacia,  con- 
tumeliae,  ignorantiae  et  haereses  novissimae  in  oensuram  S.  Fac. 
Paris,  adv.  librum  pseudonymum  Danielis  a  Jesu  de  regimine  Eccle- 
siae Anglicanae  eruuntur  et  refelluntur  ad  verbum  inserto  textn  ip- 
sius  auctoris,  Par.  1632;  —  Confutatio  collectionis  locorum,  quos 
Jesuitae  compilarunt  tanquam  sibi  contumeliosos  et  injuriosos  ex 
defensione  epistolae  Episcoporum  Galliae  et  censurae  S.  Fac.  Paris, 
a  Petro  Aurelio  edita,  1633.  —  1633  erschien  noch  von  Nie.  Ic 
Maistre,  episc.  Lombariensis,  Instauratio  antiqui  episcoporum  prin- 
cipatus  et  religiosae  erga  eosdem  monachorum  et  dericorum  omnium 
observantiae,  cui  praemissa  est  confutatio  rationum,  quas  Sorbonicae 
censurae  objecit  Spongia. 

In  einem  Breve  an  die  englischen  Katholiken  vom  9.  Jfai 
1631  erklärte  Urban  VIII.:  die  Ordensgeistlichen  seien  kraft  aposto- 
lischer Autorität  berechtigt,  ohne  Autorisation  des  Ordinarius  Beichte 
zu  hören;  es  solle  nicht  weiter  über  die  Sache  gestritten  werden; 
weitere  Erläuterungen  seien  vom  apostolischen  Stuhle  zu  erbitten, 
unter  dem  19.  Mai  1633  erliess  die  Index-Congr.  folgendes  Deoret 
(Alex.  No.  41):  Da  zwischen  dem  Bischof  von  Chalcedon  und  den 
Ordensgeistlichen  von  England  in  den  letzten  Jahren  einige  Streitig- 
keiten entstanden  und  aus  Anlass  derselben  verschiedene  Bücher 
veröffentlicht  worden  sind,  von  denen  die  Anhänger  beider  Parteien 
behaupten,  es  seien  darin  mehrere  der  katholischen  Lehre  wider- 
sprechende Sätze  enthalten,  zum  Schaden  der  Öffentlichen  Buhe  und 
der  brüderlichen  Liebe,  so  hat  die  Index-Congr.,  —  um  allen  Zwistig- 
keiten  gründlich  ein  Ende  zu  machen  und  den  christlichen  Frieden 
unter  den  Gläubigen  zu  befestigen,  im  Anschluss  an  die  apostolischen 
Schreiben,  welche  von  Clemens  VIII.    unter  dem  5.  Oct.  1602  und 


t*r.  Hallier.  Petrus  Anrelius. 


m 


ron  Urban  VIIL  unter  dem  9.  Mai  1681  znm  Zwecke  der  Unter- 
drQcknng  jener  Streitigkeiten  in  England  und  des  Verbotes  jener 
Btclier  erlassen  worden,  welche  aber  zu  anderen  Nationen  noch 
Dicht  gelangt  sind,  —  beschlossen,  dass  alle  und  jegliche  Bücher, 
Tractate  und  andere  Schriftstäcke,  welche  in  irgendwelcher  Sprache 
und  an  irgendeinem  Orte  gedruckt  oder  auch  nur  geschrieben  sind 
md  sich  auf  die  besagten  Streitigkeiten  beziehen  oder  in  irgend 
einer  Weise  direct  oder  indirect  darauf  bezogen  werden  können  oder 
velehe  die  besagten  Streitigkeiten  ex  professo  und  unmittelbar  oder 
ctlegentlich  und  mittelbar  irgendwie  berühren,  zu  unterdrücken 
seien,  wie  sie  dieselben  durch  gegenwärtiges  Decret  gänzlich  unter- 
dräckt,  indem  sie  allen  Gläubigen  in  der  ganzen  Welt,  welchen 
Landes  und  Ranges  sie  auch  sein  mögen,  bei  Strafe  der  dem  Papste 
rescrvirtcn  Excomm.  1.  sent.  verbietet,  in  Zukunft  über  diese  Dinge 
etwas  drucken  zu  lassen,  zu  schreiben  oder  irgendwie  darüber  zu 
handeln  oder  zu  disputiren  oder  Fragen  anzuregen.  Damit  aber  nie- 
mand von  diesem  Decrete  Anlass  nehme,  gegen  andere  Beschul- 
digungen oder  Vorwürfe  auszusprechen,  erklärt  die  Congregation 
ausdrücklich,  dass  sie  für  jetzt  nicht  beabsichtigt,  über  die  Sache 
selbst  (de  meritis  cansae)  etwas  zu  bestimmen  oder  gegen  irgend  einen 
Autor  oder  gegen  irgend  ein  Werk  einen  Tadel  oder  eine  Censur 
anszusprechen  (ignominiam  aliquam  vel  notam  malae  doctrinae  in- 
ferrc).  Das  Urtheil  über  alles  dieses  dem  apostolischen  Stuhle  für 
eine  gelegene  Zeit  vorbehaltend,  gebietet  sie  vielmehr  für  jetzt, 
dass  vor  der  Entscheidung  des  apostolischen  Stuhles  niemand  münd- 
lich oder  schriftlich  die  Bücher,  Tractate  u.  s.  w.  der  Gegenpartei 
^tr  ihre  Verfasser  als  ketzerisch  oder  dogmatisch  irrig  oder  der- 
^eichen  bezeichnen  soll  (haeresis  vel  malae  doctrine  nota  seu  alia 
qnacnnque  afficiat). 

Mit  diesem  Decrete  war  der  Streit  aber  keineswegs  zu  Ende. 
^oeh  im  J.  1633  erschien  zu  Paris  eine  Disquisitio  decreti  S.  Oon- 
gregationis  ad  Indieem  etc.  (abgedr.  im  Journal  de  Saint-Amour, 
Rec.  27—29).  Die  Schrift  ist  an  die  Cardinäle  der  Congregation 
gerichtet  und  enthält  u.  a.  folgende  Sätze:  Das  Decret  wird  von 
manchen  fUr  unecht  gehalten;  es  ist  in  Rom  nicht  angeheftet,  aber 
freilich  in  der  Gameraldmckerei  gedruckt  versandt  worden.  Es  be- 
richt  sich  nach  seinem  Wortlaute  nicht  nur  auf  die  von  einzelnen 
beransgegebenen  Streitschriften,  sondern  auch  auf  die  Erklärungen 
der  französischen  Bischöfe,  des  Erzbischofs  von  Paris  und  der  Sor- 
bonne über  einige  dieser  Schriften.  Ueber  diese  Erklärungen  mag 
der  Papst  ein  ürtheil  abgeben;  aber  der  Index-Congr.  steht  es 
nicht  zu,  sie  zu  unterdrücken  und  die  ganz  richtigen  Erklärungen 
«nserer  Bischöfe  und  Theologen,  wie:  die  Privilegien  der  Ordens- 
gristlichen  könnten  vom  Papste  zurückgenommen  werden,  die  Oberen 
der  Ordensgeistlichen  ständen  nicht  über  den  Bischöfen  u.  dgl.,  in 
derselben  Weise  zu  verbieten  wie  die  schmählichen  Sätze  in  den 
ßcgenschriflen  (unter  den  Beispielen  daraus  wird  auch  die  execra- 
Wia  censura  symboli  apostolici  aufgeführt).  Floyd  veröffentlichte 
darauf  Defensio  decreti  8.  Congr.  ad  Indieem  pro  suppressione  libro- 


388  Streitigkeiten  zwischen  Welt-  und  ördensgeistlichen. 

rum  qnorancnnqne  ntriueqne  partis  in  controversia  Episcopi  Cfaalced., 
dati  Eomae  19.  Martii  1633,  qua  contamax  ejusdem  sacri  deoreti 
disquisitio  refutatnr  per  Hermannum  Loemelium,  Köln  1634.  Diese 
Schrift  wurde  29.  Nov.  1643  von  einer  Yersammlung  von  fransö- 
sischen  Bischöfen  verdammt,  welche  zugleich  die  Verdammung  der 
Schriften  von  £d.  Enott  und  Floyd  mit  Angabe  der  richtigen 
Namen  der  Verfasser,  die  man  in  der  eben  1643  erschienenen  Bi- 
bliotheca  Scriptorum  Soc.  Jesu  von  Alegambe  fand  (Arg.  II  b  324), 
wiederholte.  Das  ProtocoU  der  Versammlung  wurde  1644  als  Pro- 
c^s  verbal  de  Tassembläe  etc.  gedruckt  (abgedr.  im  Recneil  des  actes 
du  Clergi  1,  574  und  bei  Saint-Amour  p.  29). 

Der  Abbe  de  Saint-Cyran  hatte  den  Namen  Aurelius  ange- 
nommen mit  Rücksicht  auf  den  Augustinus,  an  dem  sein  Freund 
Cornelius  Jansenius  damals  arbeitete.  Wer  sich  hinter  diesem  Namen 
verbarg,  war  aber  noch  1635  unbekannt;  denn  als  die  Assembl^e 
du  Clerg6  in  diesem  Jahre  seine  Schriften  approbirte  und  dem  Drucker 
derselben  eine  Subvention  bewilligte,  beauftragte  sie  zwei  Mitglieder, 
sich  bei  Filesac,  dem  Decan  der  theologischen  Facultät,  nach  dem 
Namen  des  Verfassers  zu  erkundigen.  Die  AssembUe  von  1641 
Hess  eine  (wahrscheinlich  von  M.  Barcos  unter  des  Verfassers  Lei- 
tung veranstaltete)  Sammlung  der  unter  dem  Namen  Petrus  Aurelias 
erschienenen  Schriften,  die  Assembl^e  von  1645 — 46  eine  zweite 
Auflage  derselben  auf  ihre  Kosten  drucken:  Petri  Aurelii  Theologi 
Opera,  jussu  et  impensis  Cleri  Gallicani  denuo  in  lucem  edita.  In 
tres  tomos  distributa,  Par.  1646*,  ein  starker  Folioband ;  die  beiden 
ersten  Theile  enthalten  die  oben  genannten  Streitschriften,  der  erste 
auch  eine  geschichtliobe  Darstellung  des  Streites,  der  3.  Adv.  Jac. 
Sirmondum  De  canone  Arausicano  et  sacramento  confirmationia  etc. 
—  Nach  der  Angabe  der  Jesuiten  wäre  die  Assemblee  von  1641 
überrascht  worden  und  hätte  der  König,  durch  seinen  Beichtvater 
Sirmond  von  der  Weise  unterrichtet,  wie  Card,  de  Eochefoucauld 
und  andere  Prälaten  von  Petrus  Aurelius  behandelt  waren,  den 
Drucker  verhaften  und  die  Exemplare  confisciren  lassen.  Das  Werk 
erschien  aber  jedenfalls  1646  nochmals  auf  Kosten  der  Assembl^e. 
Die  Assembl6e  von  1656  freilich  desavouirte  es,  und  Sainte  Marthe, 
der  im  4.  Bande  der  Gallia  christiana  Saint-Cyran  als  Verfasser 
gefeiert,  musste  das  Lob  streichen  (S.-Beuve  1,  314.  Clement  2,  295). 

Gegen  Hallier  und  Petrus  Aurelius  erschien  1641:  De  hierar- 
chia  et  hierarchis  libri  9,  in  quibns  pnlcherrima  dispositione  omnes 
bierarchici  gradus  et  ordines,  episcopalis,  papalis  etc.  secundum  pa- 
trum  doctrinam,  decreta  conciliorum  sine  justa  oujusquam  offensione  ex- 
plicantur,  Auct.  P.  Ludovioo  Cellotio  Parisino  S.  J.  Theol.,  Ronen 
1641.  Als  Cellots  Obere  hörten,  dass  die  Sorbonne  das  Buch  censuriren 
wolle,  wandten  sie  sich  an  Card.  Richelieu  und  erklärten,  Cellot  sei  be- 
reit, zufriedenstellende  Erläuterungen  zugeben.  Der  Cardinal  bestimmte 
darauf  einige  Doctoren,  welche  mit  Cellot,  der  mit  drei  anderen  Je- 
suiten (darunter  D.  Petau)  erschien,  mehrere  Tage  verbandelten. 
Er  nahm  einige  Sätze  zurück,  andere  milderte  oder  erläuterte  er. 
Diese  vom  22.  Mai  1641  datirte  Retraotation  wurde  von  dem  Car- 


L.  Cellot.  389 

iübbI  der  Facnltät  mit  der  Bitte  tibersandt,  sich  damit  zu  begDügen. 
IHe  Sorbonne  begnügte  sich  ancb  damit,  die  Retractation  zn  pnbli- 
eiren  nnd  den  Angnstiner  Fr.  Labbii,  welcher  Cellote  Bach  appro- 
bht  hatte  mit  der  Formel,  es  könne  sine  formidine  censurae  ge> 
druckt  werden,  die  Erklämng  nnterschreiben  zu  lassen,  dass  er  alle 
▼on  der  Facnltät  yerdammten  Sätze  anch  verdamme  nnd  bedauere, 
die  Approbation  ertheilt  zn  haben.  Das  Bnoh  wurde  in  Rom  22.  Jan. 
1642  mit  d.  c.  verboten.  Im  J.  1648  erschien  dann  Lnd.  Cellotii 
S.  J.  Horamm  sabsecivamm  liber  singularis  ad  veram  libromm 
Fnncisci  fiallier  de  hierarchia  eccl.  intelligentiam,  Par.  1648,  8. 
Dieses  Bnch  wurde  in  Rom  nicht  verb.,  und  die  Sorbonne  beschloss 
Biir,  weil  Gellot  darin  seine  Retractation  durch  Spässe  und  Ver- 
drehungen zu  einer  Bestätigung  seiner  revocirten  Ansichten  mache, 
die  Actenfitüeke  über  die  Retractation  nochmals  zu  veröffentlichen 
(Arg.  m  a  40.  57).  Der  Mediciner  Hamon,  der  zu  dem  Kreise 
von  Port-Rojal  gehörte,  schrieb  damals  unter  dem  Hamen  Alypius 
a  S.  Cmce  eine  Apologia  Lud.  Cellotii  tribus  libris  comprehensa  ad 
ipsummet  Cellotinm,  Par.  1648.  —  Von  Cellot  erschien  später  noch 
Historia  Gotteschalci  praedestinatiani  et  acurata  controversiae  per  cum 
rerocatae  dtsputatio  in  11.  5  distincta,  qnibus  accedit  appendix  miscel- 
lanea  ex  opasonlis  nondnm  editis  aliisque  traotatibus  historiae  lucem 
alktaris  eoUeota,  Par.  1655,  FoL  Das  de  libero  arbitrio  handelnde 
opusealum  quartum  in  dieserAppendix  wurde  1732  (!)  verb.  —  Cellot 
mnsste  1641  ausser  vielen  Sätzen,  in  denen  er  die  Orden  erhob,  die 
Bisehofe  und  Weltgeistliohen  herabsetzte,  z.  B.  reguläres  assero  vita, 
noribvs,  institntis  ad  Fcclesiam  et  sanctissimos  canones  ejus  propius 
aecedere  quam  saeoulares  clericos,  auch  die  Sätze  revociren :  concilio- 
mm  generalium  convocatio  pericnlosa,  und  doctrina  morum  a  recentio- 
ribns  Bumenda,  wobei  er  die  Aeusserung  des  Yalerius  Reginaldus  an- 
feffihrt  hatte,  in  Glaubenssachen  müsse  man  die  alten  Schriftsteller  zu 
Bathe  ziehen,  in  Fragen  der  Moral  aber  die  novitii  scriptores,  qui 
temponim  nostrorum  naturam  et  studia  penitus  introspexerunt. 

Cellots  Buch  ist  das  einzige  aus  dieser  Gruppe  von  Schriften, 
welches  im  Index  steht.  In  den  Horae  p.  106  sagt  Cellot:  den  Je- 
suiten in  Rom,  welche  sich  über  das  Verbot  seines  Buches  beklagt 
hätten,  sei  geantwortet  worden,  auch  Halliers  Werke  seien  ver- 
boten. Auch  Valerien  de  Flavigny  (Arg.  III  a  99)  sagt  1663, 
Halliers  Buch  sei  verboten  worden.  Es  steht  aber  in  keinem  Index 
vnd  es  findet  sich  auch  kein  Decret,  worin  es  stände.  Wahrschein- 
lich hat  man  nur  sagen  wollen,  es  falle  unter  das  allgemeine  Ver- 
bot vom  J.  1633. 

2.  In  Frankreich  handelte  es  sich  bei  dem  Streite  zwischen 
den  Bischöfen  nnd  Pfarrern  einerseits  und  den  Ürdensgeistlichen 
anderseits  um  folgende  drei  Punkte:  1.  Ordensgeistliche  behaupteten, 
sie  seien  auf  Grund  der  ihren  Orden  verliehenen  Privilegien  berech- 
tigt, überall  geistliche  Functionen  vorzunehmen,  insbesondere  zu 
predigen  und  Beicht  zu  hören.  Die  Bischöfe  behaupteten,  kein  Or- 
deasgeistlicher  dürfe  dieses  in  ihren  Diöcesen  ohne  ihre  Approbation 
tbuen,  und  manche  Pfarrer,  keiner  dürfe  es  in  ihren  Pfarreien  ohne 


890  Streitigkeiten  zwiBohen  Welt-  und  Ordensgeistlichen 

ihre  Ermächtigung  thuen.  —  2.  Die  Bestimmung  des  Canons  Omnis 
utriusque  sexus  des  4.  Lateranconcils,  dass  jeder  einmal  im  Jahre 
dem  proprhiB  Bacerdos  beichten  und  einmal  im  Jahre,  und  zwar  in 
der  österlichen  Zeit  in  der  Pfarrkirche  communioiren  solle,  wurde 
von  den  Ordensgeistlichen  in  Uebereinstimmung  mit  mehreren 
päpstlichen  Declarationen  und  der  in  anderen  Ländern  herrschenden 
Praxis  dahin  interpretirt,  dass  proprius  saoerdos  jeder  zum  Beichthören 
autorisirte  Priester  sei  und  dass  niemand,  wenn  er  einmal  in  der  öster- 
lichen Zeit  in  der  Pfarrkirche  communicire,  behindert  sei,  auch  anders- 
wo zu  communiciren.  Die  Weltgeistlichen  dagegen  behaupteten,  nach 
dem  in  Frankreich  geltenden  Rechte  dürfe  in  der  österlichen  Zeit 
niemand  ohne  specielle  Erlaubniss  des  Pfarrers  bei  einem  andern 
als  bei  ihm  beichten  und  anderswo  als  in  der  Pfarrkirche  communi- 
ciren; die  Ordensgeistlichen  dürften  in  dieser  Zeit  nicht  Beichthören 
und  in  ihren  Kirchen  nicht  die  Communion  austheilen;  jedenfalls 
könne  der  Bischof  für  diese  Zeit  ihre  Facultäten  suspendiren  oder 
ihnen  bei  der  Krtheilung  derselben  das  Versprechen  abnehmen,  dass 
sie  dieselben  in  jener  Zeit  nicht  gebrauchen  wollten.  —  3.  Die  Be- 
stimmung des  Trienter  Concils,  an  Sonn-  und  Festtagen  der  Messe  und 
Predigt  in  der  Pfarrkirche  beizuwohnen,  wurde  von  den  Ordensgeist- 
lichen als  blosse  Ermahnung  gedeutet,  von  den  Weltgeistlichen  aber 
behauptet,  nach  französischem  Recht  sei  jeder  verpflichtet,  wenigstens 
jeden  dritten  Sonntag  Messe  und  Predigt  in  der  Pfarrkirche  zu 
hören  ^).  —  Bezüglich  des  ersten  Punktes  nnterzeichneten  29.  Febr. 
1633  Vertreter  der  Orden,  an  der  Spitze  zwei  Jesuiten,  zugleich 
im  Namen  der  übrigen  Angehörigen  ihrer  Orden  in  Gregenwart 
Richelieu's  eine  Erklärung,  worin  sie  anerkannten,  dass  sie  in  keiner 
Diöcese  predigen  und  Beicht  hören  dürften  ohne  die  Approbation 
des  Bischofs,  die  dieser  ans  gewichtigen  G-ründen  jederzeit  zurück- 
nehmen könne  (Arg.  III  a  44).  Diese  Erklärung  wurde  aber  von 
vielen  Ordensgeistlichen  nicht  als  bindend  angesehen.  Cellot  musste 
sie  1641  unterzeichnen. 

Eine  von  dem  Bischof  Henri  Arnanld  von  Angers  im  J.  1654 
erlassene  Ordonnanz  veranlasste  die  dortigen  Oberen  der  Bettel- 
orden, der  Carmeliter,  Augustiner,  Dominicaner  und  Franciscaner 
(Cordeliers  und  Recollets),  demselben  eine  Protestation  zu  überreichen: 
Tres-humble  remonstrance  faicte  par  les  religieux  a  un  grand 
pr6lat  de  France.  Die  AssembUe  du  Clerg6  vom  J.  1655  und 
1656  verdammte  darauf  sechs  in  dieser  Remonstranz  und  in  anderen 
Streitschriften  der  Ordensgeistlichen  behauptete  Sätze  und  beauf- 
tragte den  Bischof,  diese  Verdammung  von  den  Ordensoberen  unter- 
zeichnen zu  lassen.  Diese  verweigerten  aber  die  Unterschrift,  appel- 
lirten  an  den  Papst  und  publicirten  eine  Justiiication  des  privil^ges 
des  reguliers  pr6sent^e  au  Pape  et  au  Roy.  —  G-leiohzeitig  war 
ein  Streit  zwischen  den  Ordensgeistlichen  und  den  Pariser  Pfarrern 


1)  Avr.  1,  807.  341.  Abrege  da  Recueil  des  actes  du  Gierge  p.  57. 
442.  1110. 


in  Frankreich. 


891 


eotituiden.  Die  Ansichten  dieser  wurden  dargelegt  in  der  Sclaift: 
L'obligation  des  fid^lea  de  ee  confesser  ä  lenr  cnri  snivant  le 
ebapüre  21.  dn  Goncile  geniral  de  Lateran,  1655,  32  S.  4.  Da- 
gegen sclirieb  der  Jesuit  Jean  Bagot  Defense  du  droit  episcopal  et 
de  la  liberte  des  fidiles  toucbant  les  messes  et  les  confessions  d^ob- 
ligition,  1655  (lateinisch  1659).  Die  Assemblie  verdammte  beide 
Schriften,  die  erste,  weil  darin  behauptet  war,  ohne  die  Ermäcbti- 
gvng  des  Pfarrers  könne  auch  der  Papst  oder  Bischof  in  einer 
P&irei  nicht  predigen  oder  die  Sacramente  spenden  oder  einen 
Priester  dazu  autorisiren.  Die  Pfarrer  reichten  über  diesen  Pankt 
dfie  Berichtigung  ein:  Sommaire  des  declarations  des  curez,  unter- 
leiehnet  von  Jean  Kons  sc,  Pfarrer  von  St.  Roch,  Syndicus  der 
P&irer;  die  Assembl^e  erklärte  aber,  auch  diese  enthalte  missver- 
stindliche  Sätze ^).  —  Während  der  Verhandlungen  der  Assembleie 
erschien  ein  anonymes  Schriftchen,  worin  unter  Berufung  auf  das 
Bach  von  P.  de  Marca  gesagt  war,  der  Papst  habe  kein  Recht, 
lelbst  in  anderen  als  der  Römischen  Diöcese  ohne  Erlaubniss  des 
Dioeesanbischofs  kirchliche  Functionen  vorzunehmen  oder  Ordens- 
geistliehe  zu  solchen  zu  ermächtigen:  R^gles  trös-importantes 
tiries  de  deux  passages,  Tun  du  Concile  de  Florence  et  Tautre  de 
Gkber,  rapportis  par  M.  de  Marca,  Archiv,  de  Toulouse,  et  des 
aneiens  papes,  pour  servir  d'^claircissement  k  l'examen  du  livre  du 
P.  Bagot  .  .  1656,  92  S.  4.  (2.  Ed.  1658).  Der  Verfasser  war 
6ny  Drappier  (59  Jahre  lang  Pfarrer  in  Beauvais,  gest.  1716  im 
Alter  von  91  Jahren),  der  zu  den  Jansenisten  gezählt  wurde,  welche 
tof  Marca  nicht  gut  zu  sprechen  waren.  Marca  beklagte  sich  in 
der  AsaembUe  über  diese  Deutung  seiner  Worte:  seine  Ansicht  sei, 
<isss  der  Papst  allerdings  nach  den  Canones  zu  regieren  habe, 
al>er  unter  umständen  diese  moderiren  oder  von  ihnen  dispensiren 
könne.  Drappier  veröffentlichte  nach  dem  Schlüsse  der  AssembUe 
Lettre  de  lauteur  des  r^gles  trds-importantes  k  M.  de  Marca,  Ar- 
chev.  de  Toulouse,  1657.  Marca's  Entgegnung  Contre  les  satyres 
▼nrde  erst  nach  seinem  Tode  von  Baluze  herausgegeben^. 

In  der  unter  dem  Vorsitze  Alexanders  VII.  Per.  V.  30.  Jan. 
1659  gehaltenen  Sitzung  der  Inq.  wurden  von  den  sechs  von  der 
Assembl^e  verdammten,  von  den  Mendicanten  der  Diöcese  Angers 
nach  Rom  gesandten  Sätzen  auf  Grund  der  einstimmigen  Censur  der 
mit  der  Prüfung  beauftragten  Theologen  und  Canonisten  vier  mit 
yerschiedenen  Qualificationen  verworfen:  1.  Das  Concil  von  Trient 
yerpfliohtet  die  Ordensgeistlichen  in  Frankreich  nicht,  sich  ftir  die 
Beichten  der  Weltleute  von  den  Bischöfen  die  Approbation  zu  ver- 
schaffen; auch  können  nicht  auf  die  Autorität  dieses  Concils  hin  die 


1)  Recneil  des  actes  ...  du  Clerg6  1,  666.  Arg.  III  a  74. 

2)  Marca,  Concordia  etc.,  Bamberg  1788,  V,  p.  IX  und  62.  Dupin, 
Xannel  No.  57  erwähnt  von  Drappier  noch  eine  anonyme  Schrift:  Traite 
da  gonvemement  de  l'Eglise  en  commun  par  les  eveques  et  les  eures, 
Basle  (Konen)  1707,  2  vol.  12. 


S92  Streitigkeiten  zwisclien  Welt-  und  Ordensgeistlichen. 

Friyilegien  der  Ordenegeistlichen  eingeschränkt  werden,  da  dasselbe 
mit  Ausnahme  der  Glaubensentscheidangen  in  Frankreich  nicht  re- 
cipirt  und  die  Bestätigungsbnlle  Pius'  IV.  nicht  promulgirt  ist. 
2.  Wo  das  Concil  recipirt  ist,  können  die  Bischöfe  die  Facultäten 
zum  Beichthören,  die  sie  den  Ordensgeistlichen  geben,  nicht  ein- 
schränken ;  ja  die  Ordensgeistlichen  sind  nicht  verpflichtet,  sich 
diese  Approbationen  zu  verschaffen,  und  wenn  sie  von  den  Bischöfen 
nicht  approbirt  werden,  gilt  diese  Abweisung  ebenso  viel,  als  wenn 
die  Approbation  gewährt  worden  wäre.  3.  Die  Angehörigen  der 
Bettelorden,  welche  einmal  von  einem  Bischof  für  seine  DiÖcese 
zum  Beichthören  approbirt  worden  sind,  sind  als  approbirt  in  an- 
deren Diöcesen  anzusehen  und  bedürfen  keiner  neuen  Approbation 
der  Bischöfe.  Die  Ordensgeistlichen  haben  die  Gewalt,  auch  ohne 
Ermächtigung  des  Bischofs  von  den  dem  Bischof  reservirten  Sünden 
loszusprechen  (dieser  letzte  Satz  steht  auch  als  No.  12  unter  den 
24.  Sep.  1665  von  der  Inq.  verdammten  Sätzen;  Alex.  No.  87). 
6.  Die  Mendicanten  dürfen  weltliche  Obrigkeiten  (judices)  ersuchen, 
den  Bischöfen  aufzugeben,  sie  mit  den  Advents-  und  Fastenpredigten 
zu  beauftragen ;  wenn  sich  die  Bischöfe  dessen  weigern,  gilt  das 
Decret  der  weltlichen  Obrigkeiten  ebenso  viel,  als  wenn  die  bischöf* 
liehe  Erlaubniss  ertheilt  worden  wäre.  —  Ueber  die  beiden  anderen 
Sätze:  —  4.  Niemand  ist  in  foro  conscientiae  verpflichtet,  in  seiner 
Pfarrkirche  die  jährliche  Beichte  abzulegen,  den  Pfarrmessen  beizu- 
wohnen oder  das  Wort  Gottes,  das  göttliche  Gesetz,  die  Anfangs- 
gründe des  Glaubens  und  der  Sittenlehre  zu  hören,  die  dort  in 
Catechesen  vorgetragen  werden.  5.  Ein  derartiges  Gesetz  können 
weder  Bischöfe,  noch  Provincial-  oder  Nationalconcilien  erlassen, 
noch  können  sie  üebertreter  desselben  mit  irgend  welchen  Strafen 
oder  kirchlichen  Censuren  belegen,  —  gab  die  Inq.  folgende  Ent- 
scheidung: der  4.  Satz  ist  bezüglich  des  ersten  und  zweiten  Punktes, 
so  unbedingt  ausgesprochen,  irrig;  werden  aber  apostolische  Privi- 
legien vorausgesetzt,  so  verdient  er  keine  Censur;  bezüglich  des 
dritten  Punktes,  des  Anhörens  des  Wortes  Gottes,  möge  die  Bestim- 
mung des  Trienter  Concils  beobachtet  werden.  Der  5.  Satz  verdient, 
wenn  apostolische  Privilegien  vorausgesetzt  werden,  keine  Censur; 
aber  er  ist  ebenso  wenig  wie  der  4.  öffentlich  vorzutragen.  —  Diese 
Erklärung,  wird  beigefügt,  befiehlt  Seine  Heiligkeit  allen  anzu- 
nehmen und  in  praxi  zu  beobachten,  bei  den  Strafen,  welche  gegen 
Schismatiker,  resp.  Temeräre  .  .  und  der  Ketzerei  Verdächtige  fest- 
gesetzt sind.  Gleichzeitig  verbot  die  Inq.  auf  Grund  des  einstim- 
migen Votums  der  mit  der  Prüfung  beauftragten  Theologen  vier 
französische  Schriften,  weil  sie  Sätze  enthielten,  die  in  der  Kirche 
Gottes  zu  einem  grossen  Aergemiss  und  zu  Zwistigkeiten  Anlass 
geben  könnten  und  ihre  Leetüre  Irrthümer  und  schlechte  Meinungen 
unter  den  Gläubigen  verbreiten  könnte,  nämlich  die  erwähnten  zwei 
Schriften  von  Drappier  und  L'obligation  und  das  Sommaire  von 
Eousse^).    Das  Buch  von  Bagot  wurde  nicht  verb.,  nach  Stubrockius 


1)  Bei  Alex.  No.  69  ist  nur  der  letzte,  das  Bücherverbot  enthaltende 
Theil  des  Decretes  abgedruckt,   das  Vorhergehende  bei  Migne  II,  1268. 


Cbassaing.  Gaerry.  Launoy.  Karg.  393 

p.  87.  252  vielmehr  ausdrücklich  freigegeben  und  in  Hom  selbst 
nei  gedmckt,  aber  nachträglich  10.  Juni  1659  von  der  Index-Congr. 
mit  d.  e.  die  Remonstrance  gegen  den  Bischof  von  Angers. 

1661  wurde  verb.  Privilegia  regularium,  qnibus  aperte  demon- 
stntnr,  regnlares  ab  omni  ordinariomm  potestate  exemptos  esse  .  .  . 
lec  Bon  iu  ntraqae  hierarchia  jurisdictionis  et  ordinis  locum  habere, 
«Bct  Bmnone  Chassaing,  Ord.  Min.  Recollectorum,  Par.  1648 
Inth  1652.  1654).  Die  Assembl^e  du  Clergä  von  1650  hatte  das 
Bach  censürirt  und  die  Bischöfe  aufgefordert,  den  Verfasser  ver- 
haften ZQ  lassen  nnd  allen  Recollecten  die  Facnltäten  zu  entziehen, 
bis  der  Orden  das  Bach  desavouirt  habe.  Das  Parlament  von  Bor- 
desQx  verbot  1651,  Chassaing  zu  verhaften  nnd  die  Recollecten  zu 
belistigen.  Nach  einigen  Jahren  wurde  er  aber  doch  von  dem  Bi- 
«bof  von  TuUe  eingekerkert  und  1654  widerrief  er  zu  Paris  ^).  — 
Etienne  Guerry,  Messe  paroissiale,  verb.  1668,  ist  mir  nicht  be- 
kinnt.  Der  Jesuit  dieses  Namens  wird  bei  Backer  nicht  als  Yer- 
fiascr  verzeichnet.  —  Die  Schrift  Explicata  Ecclesiae  traditio  circa 
ctnonem  Omnis  utriusque  sexus,  1672  (Jo.  Launoii  Opp.  I,  244), 
Torin  L.unoy  nachweisen  will,  daes  unter  sacerdos  proprius  der 
Pfarrer  zu  verstehen  sei,  wurde  1679  verb. 

3.  1693  wurde  (nicht  mit  d.  c,  wie  Feller  angibt,  sondern 
QDbedingt)  verb.  Jo.  Friderici  Karg  Bambergensis  Franconis  Pax 
religiosa  sive  de  exemptionibus  et  subjectionibus  Religiosorum.  Opus- 
eohm  curiosum,  utile  ac  universam  prope  authoritatis  episcopalis 
materiam  facili  et  plana  methodo  theologice,  nomo-canonice  historice- 
qoe  pertractans,  hodiernis  juribus  ac  usibus  accommodatum.  Cum 
pcrmissu  superiorum,  Herbipoli  1680,*  704  S.  12.  Das  Buch  ist 
dem  Fürstbischof  von  Bamberg  und  Würzburg,  Peter  Phil,  von 
Bernbach,  gewidmet,  dessen  Rath  Karg  war  (später  wurde  er  Rath 
des  KurfUrsten  Max  Fmmanuel  von  Baiern,  1683  auch  Decan  von 
U.  L.  F.  in  München;  er  starb  1710  als  Minister  des  Kurfürsten 
Joseph  Clemens  von  Köln).  Das  Buch  enthält  auch  eine  (unbe- 
deotende)  Appendix  de  aulae  Romanae  genio  und  Actenstücke  über 
die  Diöcesen  Bamberg  und  Würzburg.  Von  einem  Löwener  Car- 
meÜter  als  Gallicaner  angegriffen,  schrieb  er:  Fecialis  Pacis  reli- 
Iposae  sab  sacratissimis  auspiciis  Eminentissimorum,  Ser.,  Celsiss., 
Rev,  8.  R.  J.  Principum  Arcbiepiscopali  et  Episc.  dignitate  ful- 
gentium  vindicatae  contra  consultationes  canonicas  P.  Jacobi  a  S. 
Antonio  Carmelitae  a.  1682  in  lucem  emissas,  Bamb.  1682,*  c. 
180  8.  12.  Feller  berichtet,  Karg  habe  nach  dem  Verbote  seines 
Baches  dasselbe  corrigirt  und  erweitert;  das  Manuscript  dieser  be- 
absichtigten neuen  Ausgabe  befinde  sich  in  Lüttich.  Die  Ausgabe 
Venedig  (Bonn)    1778    ist  ein  Abdruck  der  von  1680. 

4.  Die  in  Frankreich  herrschende  Praxis,  Weltgeistlichen,  viel- 
fach solchen,  die  nur  tonsurirt  waren,  die  Verwaltung  und  das  Recht 
aaf  die  Einkünfte  von  Abteien  und  anderen  Benefizien  zu  übertragen, 


1)  Recueü  des  actes  1,  642.  J.  Launoii  Opp.  III,  1,  586;  lY,  2,  461. 


894  Inquisitionsprocesse  unter  Urban  VIII. 

wttrde  scharf  kritisirt  von  dem  Mauriner  Fr.  Delfau  in  der  psen- 
donymen  Schrift:  L'abbä  commendataire,  oü  l'iDJttsticedes  commen- 
des  est  condamnee  par  la  loi  de  Dieu,  les  decrets  des  Papes,  les 
ordoDnances  pragmatiques  et  concordats  des  rois  de  France,  par  le 
Sieur  Desboisfranc,  Cologne  (Compiegne)  1673.  Gerberon  schrieb 
unter  dem  Namen  de  Froimond  einen  zweiten  Theil  dazu.  Es  er- 
schien noch  eine  Reihe  von  Broschüren  darüber;  in  den  Index 
kam  von  dieser  ganzen  Gruppe  von  Schriften  nur  eine  von  Guy 
Drappier  anonym  herausgegebene:  Defense  des  abb^s  commenda- 
taires  et  des  eures  primitifs  contre  les  plaintes  des  moines  et  des 
cur48,  pour  servir  de  r^ponse  k  TAbb^  commendataire,  La  Haye 
1685,  verb.  1690.  Die  Schrift  ist  übrigens  nichts  weniger  als  eine 
Vertheidigung,  vielmehr  eine  bittere  Satire  auf  die  Abb^s  commen- 
dataires  und  auf  die  Cur^s  primitifs,  wie  man  die  Pfarrer  nannte, 
welche  die  Einkünfte  einer  Pfarrei  bezogen,  die  Verwaltung  der- 
selben aber  durch  einen  Vicarius  perpetuus  besorgen  Hessen^). 

Aus  Anlass  des  Streites  über  den  Nachlass  eines  Canonicus 
regularis,  der  Pfarrer  in  Paris  gewesen,  veröffentlichte  Jean  Ger- 
bais Premiere  lettre  a  un  Benedictin  de  la  Gongr.  de  S.  Uaur  tou- 
chant  le  pecule  des  religieux  faits  cur^s  ou  dv^ues,  Par.  1695  und 
1698,  worin  er  zeigt,  dass  nach  französischem  Eechte  der  Nachlass 
eines  Pfarrers  aus  dem  Ordensstande  nicht  den  natürlichen  Erben 
oder  dem  Kloster,  sondern  den  Armen  und  der  Fabrik  der  Pfarrei 
gehöre  (der  eines  Bischofs  den  natürlichen  Erben).  Das  Schriftoben 
wurde  1704  von  der  Inq.  verboten;  zwei  weitere  Briefe,  in  denen 
Gerbais  seine  Ansicht  gegen  Gegenschriften  vertheidigte,  stehen 
nicht  im  Index*). 


48.     Inqaisitionsprocesse  unter  Urban  YUL 

Der  bekannteste  und  merkwürdigste  unter  den  InquisitioDS- 
processen  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  ist  der  6ali- 
lei'8cbe.  Veranlasst  durch  eine  Denunciatlon  gegen  Galilei,  Hess 
die  Inquisition  1.610  zwei  Sätze,  welche  die  Copernicanische 
Lehre  enthalten,  durch  ihre  Theologen  qualificiren:  der  eine 
wurde  für  ketzerisch,  der  andere  fllr  mindestens  dogmatisch 
irrig  erklärt.    Darauf  wurden  durch  die  Index-Congregation  5. 


1)  Hist.  litt,  de  la  Congr.  de  S.  Maur  p.  88.  Sainjore  3,  1.  Haureau^ 
Hist.  litt,  du  Maine  4,80.  Schulte  8,  l,  627.  Abrege  du  Recaeil  des  acteü 

.  .  du  Clerge,  1764,  p.  384.  499.     lieber   die  Schrift  von  Delfau  s.  Mich, 
a  S.  Jos.  2,  285. 

2)  Schalte  3,  l,  621.  Abrege  p.  727.  1169. 


Inquisitionsprooeaee  unter  Urban  VIII. 


895 


1616  das  Werk  des  Gopernions  de  rerolationibas  orbiam 
eoelestiam  and  die  Commentaria  in  Job  von  Didacus  a  Stnnica 
(Toledo  1584,  Rom  1592)  mit  d.  c,  eine  von  dem  Carmeliter 
Paolo  Antonio  Fosearini  veröffentlichte  Leitera  sopra  Topinionc 
de'  Pittagorici  e  del  Copernico,  Neapel  1615,  unbedingt  ver- 
boten, desgleichen  »alle  anderen  Bttcher,  welche  in  gleicher 
Weise  dasselbe  lehren^.  Diese  Entscheidung  über  die  Coperni- 
anische  Lehre  wurde  im  Auftrage  des  Papstes  durch  den 
Cardinal  Bellarinin  Galilei,  der  damals  in  Rom  war,  amtlich 
mitgetheilf,  und  er  versprach,  ihr  zw  gehorchen.  Da  er  1632 
in  seinem  Dialogo  sopra  i  dne  massimi  sistemi  del  mondo,  Tole- 
maieo  e  Copemicano,  die  beiden  Systeme  so  darstellte,  dass 
seine  Ueberzeugnng  von  der  Richtigkeit  des  Gopcrnicanischen 
unverkennbar  hervortrat,  leitete  die  Inquisition  einen  Process 
gegen  ihn  ein,  niVtbigte  ihn,  22.  Juni  1633  die  Gopernicanische 
Lehre  als  Irrthum  und  Ketzerei  abzuschwören,  und  verordnete, 
der  Dialog  solle  durch  einen  öffentlichen  Erlass  verboten  werden. 
ÄnffallendeT  Weise  wurde  er  erst  in  einem  Decrete  der  Index- 
Congregation  vom  24.  Aug.  1634  (Alex.  No.  38)  mit  allerlei 
anderen  Bßchem  zusammen  verboten.  —  Im  J.  1620  veröffent- 
lieble  im  Auftrage  der  Index-Gongregation  der  Seoretär  ein 
Moniinm,  worin  die  in  dem  Werke  des  Gopernicus  vorzunehmen- 
den Streichungen  nnd  Aenderungen  angegeben  werden ;  nur  mit 
diesen  Aenderungen  nnd  mit  Beifügung  dieser  Gorrectio  vor 
der  Vorrede  des  Gopernicus  dttrfe  das  Werk  neu  gedruckt 
werden.  Die  Aenderungen  betreffen  zehn  Stellen  und  bezwecken^ 
das  Werk  so  umzugestalten,  dass  Gopernicus  seine  Ansicht 
aiebt  als  begrflndet,  sondern  nur  als  Hypothese  vorträgt.  — 
1619  vrnrde  noch  Jo.  Keppleri  Epitonie  astronomiae  Copernicanae, 
1618,  Terboten.  Sonst  ist  kein  Buch  um  der  Gopernicanischen 
Lehre  willen  in  den  Index  gekommen.  Aber  die  Raccolta  von 
1624,  der  Elenchns  und  alle  Indices  bis  1757  enthalten  unter  Libri 
das  allgemeine  Verbot:  alle  Bflcher,  welche  die  Beweglichkeit 
der  Erde  und  die  Unbeweglichkeit  der  Sonne  lehren.  In  den 
Index  Benedicts  XIV.  wurde  dieses  Verbot  auf  Grund  eines  in 
der  Sitzung  der  Index-Gongregation  vom  10.  Mai  1 757  gefassten 
B^ehlnsses  nicht  aufgenommen. 


890  Inquisitionsprooesse  unter  Urban  VIII. 

Seitdem  wurden  Id  Rom  selbst  mehrere  Bücher  gedruckt, 
in  denen  die  Gopernicanische  Lehre  offen  vorgetragen  wird. 
Aber  erst  11.  Sept.  1822  erklärte  die  Inquisition  förmlich,  es 
sei  in  Rom  der  Druck  von  Werken  gestattet,  in  welchen  von 
der  Beweglichkeit  der  Erde  und  der  Unbeweglichkeit  der  Sonne 
gemäss  der  allgemeinen  Ansicht  der  modernen  Astronomen  ge- 
handelt werde.  Dieser  Bescblnss  wurde  25.  Sept  von  Pins  VII. 
bestätigt,  und  in  der  nächsten  Ausgabe  des  Index,  die  1835  er- 
schien, wurden  auch  die  Bttcher  von  Copernicus,  Foscarini, 
Stunica,  Kepler  und  Galilei  weggelassen. 

Bei  dem  Inquisitionsprocess  gegen  den  Dominicaner  Thomas 
Campanella  (1626 — 29)  scheint  es  sich  weniger  um  seine  Schriften 
als  um  politische  Händel  gehandelt  zu  haben.  Wenn  1632  alle 
seine  Schriften,  die  nicht  in  Rom  gedruckt  oder  approbirt  seien, 
verboten  wurden,  so  ist  dabei  wohl  die  Verordnung  gegen  ihn 
geltend  gemacht  worden,  wonach  in  Rom  lebende  Schriftsteller 
ohne  Erlanbniss  nichts  auswärts  drucken  lassen  durften  (I S.  341), 
und  wenn  beigefügt  wird:  „da  er  dieselben  nicht  als  die  seinigen 
anerkennt*',  so  zeigt  das,  dass  Gampanella  sich  mit  dieser  Aus- 
rede geholfen. 

Im  Anfange  der  Regierung  Urbans  VIII.,  21.  December 
1624  wurde  der  frühere  Erzbischof  von  Spalatro,  Marcantonio 
de  .Dominis,  der  1616  Anglicaner  geworden,  1622  nach  Rom 
zurückgekehrt  war  und  abgeschworen  hatte,  1623  aber  einem 
neuen  Inquisitionsprocesse  unterworfen  worden  und  im  Gefäng- 
nisse gestorben  war,  als  lückfälliger  Ketzer  verurtheilt  und 
seine  Leiche,  sein  Bild  und  seine  Bücher  verbrannt.  Das  be- 
deutendste unter  diesen,  De  republica  ecclesiastica,  wurde  schon 
1616,  noch  ehe  es  erschienen  war,  von  der  Index-Congregatton 
verboten,  1621  nochmals  und  zugleich  alle  von  ihm  heraasge- 
gebenen  und  herauszugebenden  Schriften. 

Im  J.  1626  wurde  auf  Urbans  VIII.  Verlangen  der  englische 
Benedictiner  John  Barnes  in  Paris  verhaftet  und  nach  Rom  ge- 
bracht und  von  der  Inquisition  zu  lebenslänglicher  Haft  ver- 
urtheilt; er  starb  nach  30  Jahren  irrsinnig.  Unter  den  Schritten, 
die  von  ihm  im  Index  stehen,  ist  eine  erst  nach  seinem  Tode 
von  Anglicanern  veröffentlichte  ironische,  Romano-Gatholicns 
pacificus,  die  merkwürdigste.  —  Girolamo  Vecchietti,   von  dem 


Galilei.  a97 

1622  ein  wanderliehes  Bach  verboten  wurde,  wnrde  Jabre  lang 
TOB  der  Inquisition  in  Haft  gehalten,  weil  er  sich  weigerte,  eine 
iDsieht  über  den  Tag  des  letzten  Abendmahls  zu  widerrufen, 
die  spiter  yon  rielen  Theologen  vorgetragen  worden  ist,  ohne 
im  sie  dämm  behelligt  worden  wären.  —  Cesare  Gremonini, 
Professor  in  Padua,  wurde  wiederholt,  auch  noch  unter Urban  YIII. 
m  der  Inquisition  zur  Rechenschaft  gezogen ;  aber  unter  dem 
Sehntze  der  Bepublik  Venedig  war  er  persönlich  sicher;  man 
otosste  sich  darauf  beschränken,  ein  Buch  von  ihm  zu  verbieten. 
-  Ferrante  Pallavicini  musste  seine  Pasquille  gegen  Urban  YIII. 
Bit  dem  Tode  bUssen;  aber  nicht  die  Inquisition,  sondern  der 
pipstliobe  Legat  in  Avignon  Hess  ihn  1644  hinrichten. 

Ueber  Galilei  und  was  damit  zusammenhängt,  s.  Reasch,  Der 
Proeess  Galilei'a  und  die  Jesuiten,  1879^),  und  Über  die  von  H. 
Grisar,  Galileistndien,  1882,  nochmals  vertheidigte  Ansicht,  die 
Lelire  des  Copernicus  sei  nicht  als  haeretisch,  sondern  nur  als  temerär 
Tcrdammt  worden,  Funk,  Zur  Galileifrage,  in  der  Tüb.  Quartalschr. 
1883,  430«).  —  Das  Monitum  vom  J.  1620  (Eeusch  S.  113)  ist 
geaaaer  als  bei  Alex.  No.  21  in  der  Baccolta  von  1624  und  in 
den  Sammlungen  der  Decrete  von  1624—  1640  (S.  23)  abgedruckt. 
Die  üeberschrift  lautet  hier :  Monitum  S.  Congregationis  ad  Nie. 
Copernici  lectorem  ejusque  emendatio,  permissio  et  correctio,  und 
der  SeUttss:  In  titnlo  capitis  [1.  4,  c.  10]  dele  verba  „herum  trium 
ndemm,'*  qnia  terra  non  est  sidus,    ut  facit    eam    Copernicus    (die 


1)  Das  viel  hesprocliene  E  pur  si  muove  (Keusch  S.  884)  findet  sich 
^diOD  176L  bei  Irailh  ö,  49.  —  Der  Dominicaner  Vinc.  Macolauo  (Firen- 
Biol&),  der  in  dem  Process  Galilei'»  aU  Commissar  der  Inquisition  fungirte, 
Tnrde  1641  Cardinal  von  St.  Clemens  (Reuscb  S.  267).  Er  spielte  bei  den 
Verhandlungen  über  den  Janseuismus  eine  Rolle.  In  der  Relation  des  Abbe 
Bourgeois  (Arnauld  28,  695.  698)  ist  wiederholt  von  ihm  die  Rede  und 
vffd  Q.  a.  berichtet,  in  dem  Conclave  von  1655  h&tten  ihm  nur  2  oder  8 
Stimmen  gefehlt,  um  Papst  zu  werden;  Card.  Albizzi  sei  sein  Hauptgegner 
gewesen  und  habe  gesagt,  er  sei  ein  Jansenist  und  werde  die  Bulle  gegen 
imseoins  zurücknehmen;  die  Jesuiten  hätten  Gebete  veranstaltet,  um  seine 
Wahl  abzuwenden. 

2)  Albizzi  safft  in  der  1678  zu  Rom  gedruckten  Risposta  gegen 
^urpi:  Urban  YIII.  hat  die  Meinung  Galilei's  als  haeretisch  verdammt,  und 
iB  dem  von  einem  Consultor  der  Index-Congr.,  Anseimus  Dandinus,  zu 
ßom  1703  herausgegebenen,  Clemens  XI.  gewidmeten  Folianten  De  su- 
H^is  de  haeresi  heisst  et  p.  494 :  A  Copernioo  renovata  est  hypotasis 
(«c)  Philolai,  sc.  solem  esse  in  mundi  centro  telluremque  gyrare  circa 
Klem,  quam  sententiam  amplexatus  Galileus  adactus  est  Romam  petere 
^  palinodiam  cantare.  Suspicio  poterat  esse,  ipsum  parvipendere  scripturam 
"ücentem:  Oritur  sol  et  occidit,  terra  autem  in  aeternum  stat.  Praedicta 
^en  sententia  potius  dicenda  haeretica,  quia  directe  adversaiur  s.  scrip- 
^ne,  ut  patet  ex  ipsius  scripturae  verbis  mox  allatis. 


398  Inquisitionsproßesse  unter  Ürban  Vllt. 

Worte  qnia  etc.  fehlen  bei  Alex.).  —  Urban  VIII.  behielt  die  Er- 
theilnng  der  Erlaabnies,  Galilei's  Dialog  zu  lesen,  sich  selbst  vor 
(Reusch  S.  376).  Später  gehörte  er  aber  nicht  zu  den  Büchern, 
die  in  den  gewöhnlichen  Licenzen  ausgenommen  wurden.  —  Campa- 
nella's  Apologia  pro  Gralilaeo,  Frcf.  1622  (Reusch  S.  61),  wurde 
nicht  speciell  verb.,  fallt  aber  unter  das  Verbot  von  1632  (s.  u.). 
Dagegen  gehört  nicht,  wie  ich  S.  114,  durch  Wolynski  verleitet, 
angegeben  und  wie  auch  Grisar  S.  139  angibt,  zu  den  Copernica- 
nischen  Schriften :  Circulus  horologii  lunaris  et  solaris,  h.  e.  brevis- 
sima  Synopsis  historica,  tjpica  et  mystica  .  .  .  repraesentans  ex  V. 
et  N.  T.  continuam  seriem  praecipuaram  Ecclesiae  et  mundi  muta- 
tionum  .  .  .  auth.  Wenceslao  Budowez  .  .  .  Hanov.  1616,  274  S. 
4.,  verb.  1619.  Horologium  lunare  et  solare  bezieht  sich  auf  das 
Alte  und  Neue  Testament.  Vgl.  über  das  Buch  des  eifrig  pro* 
testantischen  Verfassers,  der  nach  der  Schlacht  am  weissen  Berge 
1621  zu  Prag  enthauptet  wurde,  und  über  die  dadurch  veranlasste 
Controverse  mit  M.  Hoe  von  Hoenegg  Clement  5,  396.  —  lieber 
Origanus  s.  S.  182.  —  Die  Ansicht,  das  Copernicanische  System 
sei  auch  durch  eine  päpstliche  Bulle,  —  die  Alexanders  VII.  von 
J.  1664,  mit  welcher  er  seinen  Index  publicirte,  —  verdammt  worden, 
ist  irrig  (Reusch  S.  443). 

Das  Decret  der  Index-Congr.  von  1616  und  das  Urtheil  gegen 
Galilei  von  1633  wurden  den  Inquisitoren  in  Italien  und  den  Nun- 
cien  Übersandt,  letzteres  den  Nuncien  mit  dem  Auftrage,  es  den 
Bischöfen  ihres  Bezirkes  zu  notificiren,  damit  es  zur  Kenntniss  aller 
Professoren  der  Philosophie  und  Mathematik  gelange  (Reusch  S.  112. 
370).  In  Frankreich  wurde  es  jedenfalls  nicht  publicirt;  als  1663 
in  einer  in  dem  CoUöge  de  Clermont  vertheidigten  These  darauf 
Bezug  genommen  wurde,  protestirte  ein  Mitglied  der  Sorbonne,  Va- 
lerien de  Flavigny,  gegen  diesen  Versuch,  Decreten  der  Inquisition 
in  Frankreich  Geltung  zu  verschaffen.  Das  ürtheil  wurde  auch  in 
Frankreich  vielfach  nicht  beachtet.  Descartes  sagt  schon  1634: 
Die  Censur  ist  nicht  von  dem  Papste  oder*  von  einem  Concil  autori- 
sirt;  sie  rührt  nur  von  einer  Congregation  her.  Pascal,  Lettres  prov. 
18,  sagt:  Ce  fut  en  vain  que  vous  obtintes  contre  Galilee  ce  de- 
cret de  Rome,  qui  condamnait  son  opinion  touchant  le  mouveraent 
de  la  terre.  Ge  ne  sera  pas  cela  qui  prouvera  qu*elle  demeure  en 
repos,  et  si  Ton  avait  des  observations  constantes  qui  prouvassent 
que  c'est  eile  qui  tourne,  tous  les  hommes  ensemble  ne  l'emp§chc- 
raient  pas  de  tourner  et  ne  s^empecheraient  pas  de  tourner  aussi 
avec  eile.  —  Arnauld  spricht  sich  1692  bestimmter  aus:  II  n'y  a 
presque  plus  d'astronome  qui  ne  la  croie  certaine,  ni  de  secte  de 
Philosophie  qui  soit  en  quelque  estime,  qui  ne  Tembrasse  (3,  557; 
9,  307).  —  Der  Jesuit  Andre  wollte  1711  die  These  vertheidigen 
lassen:  Systema  Copernicanum  defendimus  tanquam  hypothesim  in- 
geniosam,  si  non  veram.  Sein  Censor  corrigirte:  elsi  non  veram. 
Aber  so  hatte  es  Andr6  nicht  gemeint.  In  seinen  Goilegienheften 
sagt  er  u.  a.:  Le  Systeme  de  Gopernicus  a  6pronv6  le  m^me  sort 
que  Topinion  de  Texistence  des    antipodes    avant  la  decouverte    du 


6aliiei. 


SM 


Bomreau  monde.  On  Ta  combattn  d'abord  et  apris  bien  de  com- 
kts  il  est  demeuri  maitre  du  cbamp  de  bataille  .  .  .  Depnis  pres 
d  an  siecle  tous  les  astronomes  de  I  fiurope  out  adopt^  le  Systeme 
de  Cop.,  rectifie  neanmoins  par  le  g^nie  de  Kepler  .  .  L^academie 
des  seiences  n'en  admet  pas  d'autre^). 

Im  span.  Iudex  steben  Copernicus,  Foscarini  nnd  Galilei  nicbt ; 
aber  in  dem  CommeDtar  von  Stunica  (er  bat  im  Böm.  Index  bis 
Beo.  Astnnica  gebeissen)  verordnet  Sot.  zwei  Seiten  zu  streicben, 
ait  der  Bemerkung:  est  enim  jam  illa  de  motu  terrae  quiescente 
eoelo  Copemici  sententia  Sedis  Apost.  decreto  reprobata,  und  auf 
di^ea  Decret  wird  aucb  bei  Origanus  Bezug  genommen  (S.  182). 
Kepler  und  Tycbo  de  Brabe  stehen  in  der  1.  Cl. ;  aber  mehrere 
Sebriften  von  ersterm  werden  expnrgirt,  andere,  darunter  auch  die 
in  Rom.  verbotene  Epitome  cum  nota  auctoris  et  operis  (also  mit 
Beifügung  von  auctoris  damnati  opus  permissum  auf  dem  Titel  blatte) 
freigegeben.  In  derselben  Weise  werden  aucb  die  Notae  des  Nie. 
Mulerius  zu  dem  Werke  des  Copernicus,  Amst.  1617,  freigegeben. 
—  In  einer  1740  zu  Madrid  gedruckten  Uebersetzung  der  Geschichte 
Carls  XII.  (von  Voltaire)  von  Leonardo  de  XJria  y  Urueta  wird  in 
dem  Index  von  1747  u.  a.  an  der  Stelle,  wo  Copernicus  verdadero 
fdndador  der  Astronomie  genannt  wird,  verdadero  gestrichen. 

Als  es  sich  darum  handelte,  ob  das  Verbot  von  1616  in  Ve- 
nedig pnblicirt  werden  solle,  gab  Sarpi  sein  Gutachten  dahin  ab: 
es  konnte  nur  Verwunderung  erregen,  wenn  man  das  Buch  des  Co- 
pernicus jetzt  BUspendire  (mit  d.  c.  verbiete),  welches  vor  100  Jahren 
eRchienen,  von  aller  Welt  gelesen  und  bewundert,  und  weder  in 
Trienty  noch  bisher  in  Rom  verboten  worden  sei  (Cecchetti  1,  408). 
In  dem  Venetianiscben  Index  von  1766  (I  S.  547)  steht  keines  der 
auf  Cop.  bezüglichen  Bücher. 

1691  wurde  der  Löwener  Professor  van  Velden  wegen  Ver- 
tkeidi^ng  einer  Copemicanischen  These  in  einen  Process  verwickelt^). 
Unter  den  166  ketzerischen  Sätzen,  wegen  deren  die  spanische  In- 
quisition 1776  Pablo  de  Olavide  den  Process  machte,  befindet  sich 
aaeh  die  Copemicanische  Lehre').  —  In  der  1739 — 42  erschienenen 
Ton  zwei  Mitgliedern  des  Ordens  der  Minimi,  T.  Le  Seur  und  Fr. 
Jacqnier,  besorgten  Ausgabe  der  Principia  Newtons  ist  die  Note  bei- 
^fligt:  Newtonus  in  hoc  tertio  libro  telluris  raotae  hypothesim  as- 
samit.  Atttoris  propositiones  aliter  explicari  non  poterant,  nisi  eadem 
quoqne  facta  hypothesi.  Hinc  alienam  coacti  sumns  gerere  perso- 
nam.  Caeterum  latis  a  Summis  Pontificibus  contra  telluris  motum 
deeretis  nos  obsequi  profitemur  (Mendham,  Index  of  Gregory  XVI., 
p.  23).  —  In  der  1744  erschienenen  Ausgabe  der  Werke  Qalilei's 
wurde  auch   der  Dialog  abgedruckt.     In    dem  Texte    desselben    ist 


1)  Charma  et  MaDcel,,Le  P^re  Andre  I,  286.  II,  292. 
S)  Proces  "de  Martin  Etienne  van  Velden,   in  der  Collection  de  me- 
naires  relatifs  a  Thist.  de  Belgique,  1871.    Im  neuen  Reich  1879,  II,  409. 
3)  Villanueva,  Vida  let.  1,  18. 


1 


400  Inquisitionsprocesse  unter  ürban  VlII. 


Dichte  geändert;  aber  13  Randnoten  Galilei's  sind  weggelassen  und 
40  in  eine  hypothetische  Form  gebracht  (wiederholt  „die  Bewegung 
der  Erde**  in  „die  vorausgesetzte  Bewegung  der  Erde"  geändert), 
und  eine  Erklärung  des  Herausgebers,  eine  Abhandlung  von  Cal* 
met,  das  Inquisitionsnrtheil  und  Galilei^s  Abschworung  beigefügt 
(Reusch  S.  440).  —  Der  Jesuit  Feller  führte  noch  1778  als  rich- 
tiger Frobabilist  in  seinen  Observations  philos.  sur  les  syst^mes  de 
Newton,  de  Copemic  etc.  den  Beweis,  die  Bewegung  der  Erde  sei 
nicht  so  erwiesen,  dass  man  nicht,  auch  das  entgegengesetzte  System 
festhalten  könne.  Der  Dominicaner  Pini  schrieb  noch  im  19.  Jahrh. 
LHncredibilit^  del  moto  della  terra.  Ueber  dieses  Buch  schreibt 
Dom.  Testa  (es  wird  der  Secretär  Fius'  VII.  sein)  1802  an  den 
Abate  Angelo  Cesaris  (Lettere  ined.,  Mil.  1835,  p.  396):  das  Buch 
solle  8  Bände  stark  werden;  cacasangue!  tre  tomi!  man  habe  Pini 
zugeredet,  perchi  non  dasse  questo  scandalo;  ma  i  vecchi  sono  osti- 
nati,  e  la  frittata  b.  fatta.  La  mangi  chi  vuole,  io  voglio  piuttosto 
morir  di  fame.  —  In  den  letzten  Jahren  des  17.  Jahrh.  bemühte 
sich  Leibniz,  eine  Aufhebung  der  Censuren  gegen  das  Copernicanische 
System,  1765  Lalande,  die  Entfernung  des  Dialogs  aus  dem  Index 
zu  erwirken^). 

Was  ich,  Der  Frocess  Gal.  S.  441  über  die  Vorgänge  unter 
Pius  VII.  berichtet  habe,  ist  nach  den  Mittheilungen  von  Fr.  Thiersch 
in  den  Münohener  Gelehrten  Anzeigen  1855,  II,  189  zu  vervoll- 
ständigen. Der  Mag.  S.  Pal.,  f^ilippo  Anfossi,  verweigerte  dem  Ca- 
nonicus  Settele  die  Druckerlau bniss  für  seine  „Elemente  der  Optik 
und  Astronomie/'  weil  darin  die  Copernicanische  Theorie  nicht  als 
blosse  Hypothese  vorgetragen  war.  Settele  wandte  sich  an  die 
Index-Congregation,  und  diese  erklärte,  das  Buch  könne  gedruckt 
werden.  Anfossi  verweigerte  nochmals  das  Imprimatur  und  Hess  die 
a.  a.  0.  erwähnte  Abhandlung  drucken,  ohne  sie  durch  seinen  Socins 
approbiren  zu  lassen.  Settele  wandte  sich  nun  an  die  Inquisition, 
welche  gleichfalls  den  Druck  seines  Buches  (mit  der  a.  a.  0.  mit- 
getheiiten,  von  dem  Commissar  M.  Olivieri  verfassten  Anmerkung) 
gestattete  und  Anfossi  einen  Verweis  ertheilte.  Nun  appellirte  An- 
fossi an  Pius  VII.  Dieser  bestätigte  aber  den  Beschlnss  der  beiden 
Congregationen,  soll  aber  dabei  sorgenvoll  ausgernfen  haben:  Was 
werden  die  Mönche  dazu  sagen  ?  Anfossi  ertheilte  auch  jetzt  das 
Imrimatur  nicht,  liess  es  aber  durch  seinen  Socius  ertheilen.  —  Nie. 
•Wiseman,  damals  Consultor  der  Index-Congregation,  scheint  sich 
besonders  für  Settele  bemüht  zu  haben  (R.  Gibbings,  Roman  For- 
geries  p.  29). 

2.  Campanella  (1568 — 1639),  der  schon  als  Vertheidiger  der 
Philosophie  des  Bernardino  Telesio  erwähnt  wurde  (I  S.  536)  und 
der  auch  in  dem  Galilei'schen  Process  eine  Rolle  spielte  (Reusch 
S.  61),  war  1599 — 1626  wegen  angeblicher  politischer  Vergehen  in 


1)  M.   Lamey,    Leibniz  und  das  Studium  etc.,    1879,    S.  15.    Grisar, 
S.  167.  —  Ueber  E.  Aniort  s.  Friedrich,  Beitr.  zur  Kirchengesoh.  S.  66. 


Th.  GftmpuiellA.  M.  A.  de  Üomixus. 


401 


Seapel    in  Haft     ürban    VJLll.    erwirkte    1626    seine  Freilassnng 
toter  der  Bedingung,  dass  die  Inqnieition  ihm  den  Process  mache. 
Er  wnrde  von  dieser  sehr    milde  behandelt   nnd  1629  freigelassen, 
Terwickelte  sich  aber  in  allerlei  Händel    nnd  floh  im  October  1634 
nach  Frankreich;  er  starb  im  Mai  1639  zu  Paris.     £r  schrieb  von 
Paris  ans  noch  eine  Reihe  von  Briefen  an   den  Papst,   von  dem  er 
anfangs  anch  noch  eine  Pension  bezog,    nnd   dennncirte  darin  n.  a. 
B»ne  Ordensgenossen  Ridolfl  nnd  Eiccardi,  die  nach  einander  Magi- 
ftri  S.  Pal.  waren  ^).  —  Das  oben  erwähnte  Verbot  steht  nicht  in  der 
Sammlung  der  Deorete,  aber  seit  Alex,  im  Index,  seit  Ben.  mit  dem 
Datum  21.  April  1632.     £s  wird  sich  hauptsächlich   auf  die  aller- 
dings Ton  Camp,  verfassten,  aber   von  Tobias  Adami  zu  Frankfurt 
trerOffentlichten  Schriften,    u.  a.    die  Apologia  pro    Galilaeo,    1623, 
De  sensu  remm  et  magia,  1620,    Realis    philosophiae    epilogisticae 
iL  4,  1623    (Baumg.  8,  110),    nnd  Astrologicorum  11.  8,  1630,  be- 
ziehen (aement  6,  151.  Quetif  2,  513).    Auch  die  Veröffentlichung 
des  1631    zu  Rom   gedruckten  Atheismus    triumphatus    (Baumg.  7, 
530)    nnd  der  1633   zu  Jesi  gedruckten  Monarchia  wurde,    wie  er 
in  seinen  Briefen  klagt,  durch  die  Zurückhaltung  der  Licentia  super 
publieatione  (I  S.  542)  verzögert,  und  mehrere  Schriften,  die  er  in 
Rom    zur  Censur    vorlegte,  n.  a.   ein  Commentar  zu  den  Gedichten 
Urbane  VIII.,  wurden  nicht  gedruckt.     Von   den  Schriften,    die    er 
nach  1632,  meist   zu  Paris  herausgab,   wurde  keine  verboten,    und 
das  Decret  von  1632  kann  auf  sie  doch  nicht    ausgedehnt  werden. 
Er  hatte  aber  wegen  der  in  Paris  gedruckten  Schriften  auch  Diffe- 
renzen mit  der  Sorbonne:    sie  gestattete  ihm  1635,    sich  selbst  die 
Censoren  unter  den  Doctoren  der  Facultät  auszuwählen,  missbilligte 
aber   1636    die  für  seine  Bücher   ertheilten  Approbationen  und  er- 
klärte, sie  werde  fortan  nicht  dulden,  dass  die  Censoren  eines  Buches 
alle  dem  Orden  des  Verfassers  angehörten  (Quetif  II,  519).  —  Im 
span.  Index  steht  yon  Camp,  nur  Realis  philosophiae  etc. 

3.  Marcantonio  de  Domin is,  geb.  1640  zu  Arbe  auf  ^iner  Insel 
m  der  dalmatischen  Küste,  —  er  stammte  aus  der  Familie,  zu  der 
Gregor  X.  gehörte,  —  1579—96  Jesuit,  1600  auf  Empfehlung  des 
Kaisers  Rudolf  zum  Bischof  von  Segni  ernannt,  seit  1602  Erzbischof 
von  Spalatro,  der  Hauptstadt  von  Dalmatien,  hatte  als  solcher  aller- 
lei Differenzen,  wurde  1615  wegen  ketzerischer  Aeusserungen  in 
Rom  denuncirt,  ging  darauf  nach  Venedig,  resignirte  mit  Geneh- 
migung Pauls  V.  zu  Gunsten  eines  Verwandten  auf  sein  Erzbisthum 
und  ^ing  Ende  1616,  nachdem  er  eine  Venedig  20.  Sept.  1616  da- 
tirte  Erklärung:  Marens  Ant.  de  Domin  is  Archiep.  Spalatensis  suae 
profectionis  consilium  exponens,  zu  Heidelberg  hatte  drucken  lassen 
(auch  Ven.    1616  u.  s.),    nach   England«   Jacob  I.  ernannte  ihn  zu- 


1)  Berti,  T.  Campanella,  in  der  N.  Antol.  1878,  T.  10  und  11,  und 
Lettere  inedite  dl  T.  C.  e  catalogo  de'  suoi  scritti,  in  den  Atti  della  R. 
Aee.  dei  Lincei  S.  8,  vol.  2  (1878),  439.  Magazin  f.  d.  Lit.  des  Ausl. 
1882,  No.  22. 

B«iMoli.  Index  II.  26 


402  tnquisitionsprocesse  unter  Ürban  YIH. 

nächst  zum  Dechant  von  Windeor  und  verlieh  ihm  dann  auch  andere 
Beneficien.  Im  J.  1617  veröffentlichte  er  in  London  den  ersten,  4 
Bücher  enthaltenden  Band  seines  Werkes  De  republica  ecclesiastica 
libri  X,  Auetore  M.  A.  de  Dominis,  Archiep.  Spalatensi  (anch  Hei- 
delb.  1618),  1619  Sarpi's  Geschichte  des  Trienter  Concils.  —  Die 
Index-Congr.  verbot  schon  12.  Nov.  1616  (Alex.  No.  15)  die  oben 
erwähnte  Erklärung  mit  der  Motivirung:  sie  enthalte  Sätze,  die 
respective  formell  ketzerisch,  irrig,  schismatisch,  nach  Ketzerei 
schmeckend,  blaspheroisch,  ärgernissgebend  und  die  römisch-katho- 
lische Kirche  schmähend  seien,  und  fügte  bei:  „Und  da  der  Ver- 
fasser in  diesem  Schriftchen  sagt,  er  werde  in  kurzem  ein  Werk 
de  republica  christiana  [sie]  in  zehn  Büchern  herausgeben,  und  den 
Inhalt  der  einzelnen  Bücher  angibt  und  weil  mehrere  Sätze,  dfe  er 
darin  lehren  will,  augenscheinlich  ketzerisch  sind,  darum  wird  auch 
dieses  Werk,  wo  immer  und  in  welcher  Sprache  es  auch  schon  ge- 
druckt sein  oder  gedruckt  werden  mag,  durch  dieses  Decret  ver- 
boten.*' In  dem  folgenden  Decrete,  vom  28.  Nov.  1617,  wurde  die 
von  Dom.  anonym  veröffentlichte  Schrift  Papatus  Eomanus,  liber 
de  origine,  progressu  atque  extinctione  ipsius,  London  1617,  4., 
verb.,  ferner  unter  Bezugnahme  auf  das  vorhergehende  Decret  der 
mittlerweile  erschienene  1.  Band  des  Werkes  De  rep.  eccl.  als  „voll 
von  sehr  vielen  Ketzereien,  Irrthümern  und  Verleumdungen"  und 
eine  neue  Ausgabe  des  Absagebriefes :  Epistola  M.  A.  de  Dom.  Ar- 
chiep. Spal.  ad  episcopos  Ecclesiae  christianae  conscripta,  in  qua 
causas  discessus  a  suo  episcopatu  exponit,  Campidoni  1617.  —  In 
dem  nächsten  Decrete,  vom  18.  Mai  1618,  folgte  das  Verbot  der 
anonymen  Schrift  Scogli  del  Christiane  naufragio,  quäle  va  sco- 
prendo  la  santa  Chiesa  di  Christo  alli  suoi  diletti  figliuoli,  percbe 
da  quelli  possano  allontanarsi,  s.  1.  1618,  166  S.  12.  Dom.  bespricht 
darin  zwölf  „Klippen":  Papstthum,  weltliche  Gewalt,  blinder  &]aabe, 
Kirchenbann,  Gebote  der  Kirche,  falsche  Einheit,  Messe,  Beicht, 
Fegfeuer  und  Ablass,  Anrufung  der  Heiligen,  Bilder  und  Reliquien, 
verdienstliche  Werke;  das  Schriftchen  erschien  1618  auch  englisch 
und  französisch   (Baumg.  8,  208). 

Der  1.  Band  'des  Werkes  De  rep.  eccl.  wurde  15.  Dec.  1617 
von  der  Sorbonne  censurirt,  —  47  Sätze  werden  speciell  qualificirt 
(Arg.  IIb  103),  —  7.  Dec.  1618  mit  specieller  Qualification  von 
sehr  vielen  Sätzen  von  der  Kölnischen  theologischen  Facultät  (Arg. 
III  b  191).  Unter  Mitwirkung  E.  Eichers  erwirkte  die  Sorbonne 
auch  ein  königliches  Verbot  des  Buches  (Jourdain,  Hist.  p.  93); 
die  Kölnische  Facultät  beantragte  ein  Verbot  bei  dem  Kurfürsten. 
Der  Kölnische  Theologe  Leonardus  Marius  gab  eine  Widerlegung 
heraus:  Hierarchiae  ecclesiasticae  catholica  assertio,  in  qua  B.  Petri 
et  Bomanae  Sedis  primatus  contra  haeresim  et  schisma  M.  A.  de 
Dominis  defenditur,  Col.  1618,  8.  (abgedr.  bei  Roccaberti,  Bibl.  t.  15). 
Eine  Antwort  darauf  ist:  Sorex  primus  oras  chartarum  primi  libri 
de  rep.  ecclesiastica  Archiepiscopi  Spal.  corrodens,  Leon.  Marias 
theologaster  Coloniensis,  a  Daniele  Loheto  Burgundo  Laudonensi, 
ejusdem  Domini  Spal.    amanuensi,  in  muscipula    captus   et    ejusdem 


M.  A.  de  Dominis.  408 

Malpello  ooDfossus,  Lond.  1618,  8.  (von  Dom.  selbst  yerfasst, 
ßaumg.  8,  269).  Diese  Schrift  wurde  22.  Oot  1619  verb.  (22.  Nov. 
1619  das  Werk  von  Sarpi,  8.  324). 

1620  erschien  von  dem  Werke  De  rep.  eccl.  der  2.  Theij,  das 
5.  und  6.  Bach  enthaltend,  mit  einem  Anhange  gegen  Da  Perron  nnd 
Soarez  (das  7.  and  9.  Bach  erschienen  Hanoviae  1622,  das  8.  and 
10.  sind  nicht  erschienen;  Baamg.  8,  209)..  Er  wurde  16.  März 
1621  (Alex.  No.  23)  verb.,  zugleich  eine  italienische  üebersetzung 
des  Absagebriefes:  Manifesto  di  Monsignor  M.  A.  de  Dominis  per 
U  8ua  partita  d^Italia,  und  Predica  fatta  da  Mons.  M.  A.  de  Do- 
minis la  1.  Domenica  delP  Avvento  1617  in  Londra  (schon  1617 
is  London  gedruckt,  auch  lateinisch  und  englisch  erschienen),  mit 
dem  Zusätze:  angeblich  auch  zu  Eom  gedruckt  cum  privilegio,  apud 
Jo.  Paulum  1618.  Zugleich  wurden  alle  von  Dom.  herausgegebenen 
uid  herauszugebenden  Schriften,  wo  immer  und  in  welcher  Sprache 
auch  gedruckt,  verb. 

Pauls  V.  Nachfolger,  Gregor  XV.  (1621—23),  der  als  Car- 
dinal mit  Dom.  befreundet  gewesen,  Hess  ihn  durch  den  spanischen 
Gesandten  in  London  unter  Zusicherung  persönlicher  Sicherheit  zur 
Enckkehr  auffordern.  Er  retractirte  in  London  von  der  Kanzel 
leine  Angriffe  gegen  Rom,  wurde  im  März  1622  aus  England  aus- 
gewiesen« schwor  zu  Antwerpen,  wo  er  erkrankte,  vor  dem  Bischof 
ib  and  wurde  nach  seiner  Ankunft  in  Eom  vorläufig  in  dem  Kloster 
Araceli  untergebracht;  die  Inquisition  verurtheilte  ihn,  abzuschwören 
und  in  St.  Peter  (mit  einem  Stricke  um  den  Hals)  und  in  einem 
öffentlichen  Consistorium  Abbitte  zu  thuen,  und  legte  ihm  Buss- 
werke auf,  unter  anderm,  er  solle  zur  Vertheidigung  der  kath.  Re- 
ligion schreiben  und  seine  Verleumdungen  gegen  die  Römische  Kirche 
und  Curie  widerlegen.  Darauf  wurde  er  in  Freiheit  gesetzt.  Eine  vom 
24.  Nov.  1622  datirte  lange  Erklärung  erschien  1623  in  der  Druckerei 
der  apostolischen  Kammer  unter  dem  Titel:  M.  A.  de  Dominis,  Ar- 
ekiep.  SpaL,  sui  reditus  ex  Anglia  consilium  exponit.  Dom.  ver- 
theilte  sie  selbst,  wie  J.  N.  Erythraeus,  Pinac.  3,  17  erzählt,  an  der 
Thüre  der  päpstlichen  Capelle  an  die  Cardinäle,  als  sie  aus  der 
Messe  kamen.  Sie  wurde  wiederholt  nachgedruckt  (auch  bei  Bzo- 
rius  a.  1479,  10,  p.  160 — 170)  und  in  mehrere  Sprachen  übersetzt. 
Ifoch  in  demselben  Jahre  starb  Gregor  XV.  Sein  Nachfolger  Ur- 
ban  VIII.  war  nicht  so  freundlich  gegen  Dom.  gesinnt,  —  während 
des  Conclave's  soll  Dom.  gesagt  haben:  Wenn  Barberini  Papst  wird, 
bin  ich  verloren.  Er  wurde  wegen  heterodoxer  Aeusserungen  denun- 
cirt;  man  hegte  auch  den  Verdacht,  er  wolle  einen  Fluchtversuch 
machen.  Er  wurde  in  die  Engelsburg  gebracht  und  ein  neuer  In- 
qnisitionsprocess  gegen  ihn  eingeleitet.  Der  Dominicaner-Cardinal 
Desiderius  Scaglia  führte  die  Untersuchung.  Dom.  starb  vor  der 
Beendigung  des  Processes,  nachdem  er  vor  Scaglia  und  einigen 
Beamten  abgeschworen  und  darauf  die  Sacramente  empfangen,  8.  Sept. 
1624.  (Da  sich  das  Gerücht  verbreitete,  er  sei  vergiftet  worden, 
wurde  die  Leiche  von  Aerzten  untersucht,  welche  erklärten,  er  sei 
eines  natürlichen  Todes  gestorben).    Da  es  sich  um  die  Anklage  auf 


iÖi  tnqniflitionsproodBse  unter  Ürban  YUt, 

Eückfall  in  die  Ketzerei  handelte,  wurde  die  Leiche  nicht  begraben 
und  der  Process  weiter  geführt:  am  21.  Dec.  1624  wurde  Dom. 
in  der  Minerva  Öffentlich  als  haereticus  relapsus  yerurtheilt  und  dann 
die  Leiche,  sein  Bild  und  seine  Bücher  auf  dem  Campo  di  Fiora 
verbrannt  ^). 

In  den  älteren  Indices  werden  nach  dem  allgemeinen  Verbote 
die  einzelnen  verbotenen  Schriften  von  Dom.  verzeichnet;  seit  Ben. 
werden  De  rep.  eccl.  11.  10  et  cetera  ejusdem  opera  omnia  (also 
strenge  genommen  auch  die  Retractation  von  1623)  verb.,  Scogli 
und  Papatus  aber  noch  immer  als  anonyme  Schriften  und  die 
Schrift  gegen  Marius  unter  Lohetus  aufgeführt.  —  1634  wurde  eine 
Streitschrift  gegen  die  letzte  Schrift  von  Dom.  verb.:  Defensio 
Ecclesiae  anglicanae  contra  M.  A.  de  Dominis  injurias,  .  .  .  D. 
Richard!  Crakanthorp,  S.  T.  I).  et  Begiae  Maj.  nuper  sacellani, 
(t  1624)  opus  posthumum  a  Jo.  Barkham  in  lucem  editum,  Lond. 
1625,  646  S.  4.  (Clement  7,  319).  —  Als  die  Ketractation  1623 
auch  in  Venedig  gedruckt  werden  sollte,  gab  Sarpi's  B'reund  P. 
Fulgenzio  (Micanzio)  ein  Crntachten  dagegen  ab,  worin  er  hervor- 
hebt: wenn  man  Dominis  darin  sagen  lasse,  er  habe  alle  seine 
Ketzereien  gegen  besseres  Wissen  vorgetragen,  so  sei  es  doch  besser, 
dergleichen  von  einem  Prälaten  nicht  zu  veröffentlichen ;  ausserdem 
kämen  in  der  Schrift  beleidigende  Aeusserungen  gegen  den  König 
von  England  und  die  Protestanten  vor  und  namentlich  unter  den 
von  ihm  abgeschworenen  Irrthümern  auch  der  Satz:  Papam  non 
habere  potestatem  in  temporalia  in  ordine  ad  spiritualia  (Gecchetti 
2,  243).  —  Im  span.  Index  steht  Dom.  in  der  1.  Cl.  und  wird 
auch  sein  Bild  mit  einigen  Versen  darunter  in  englischer  oder  in 
einer  andern  Sprache  verb. 

4.  John  Barnes  gab  zuerst  Anstoss  durch  einen  1622  zu 
Kheims  gedruckten  Octavband:  Examen  tropaeorum  congregationis 
praetensae  anglicanae  Ordinis  S.  Benedicti,  worin  er  gegen  die  Ver- 
einigung der  drei  Arten  von  Benedictinern,  die  es  in  England  gab 
(spanische,  italienische  und  englische),  zu  einer  einzigen  Congrega- 
tion  protestirte  (Dodd-T.  4,  91.  App.  208.  222)  und  behauptete,  vor 
der  Beformation  habe  es  in  England  keine  andere  Benedictiner- 
Congregation  gegeben  als  die   der  Gluniacenser,   und  d€r  Papst  sei 


1)  Farlati,  lUyricnm  sacram  8,  481.  Bzovins.  a.  1479,  10,  p.  160—175. 
Theotimi  Eupistini  (Zaccaria)  De  doctis  oath.  viris  etc.,  1791,  p.  73.  J. 
H.  M.  Ernesti,  Ueber  das  Recht,  bes.  der  Hierarchie,  auf  Censur  und  Bücher- 
verbote .  .  .  nebst  einer  Lebens-  und  Ohara cterschilderung  des  berühmten 
M.  A.  de  Dominis,  Lpz.  1829.  Schulte  8,  1,  471.  Den  21.  Dec.  1624  geben 
nicht  nur  Bzovius  u.  a.  als  Datum  des  Autodefe  an,  sondern  auch  G.  R. 
Doubletius  in  einem  Briefe  an  G.  I.  Vossius,  d.  d.  Rom  21.  Dec.  1624 
(Ep.  70):  Interfui  hodie  actioni,  qua  cadaver  .  .  .  cremari  jussum  etc. 
Auffallender  Weise  sagt  Albit  p.  121,  die  Leiche  sei  in  seinem  Beisein 
anno  jubilaei  verbrannt  worden,  und  Erythraeus,  Pinac.  3, 17  g^ibt  Pfingsten 
1625  an.  Es  scheint,  dass  die  Publication  des  Urtheils  21.  Dec.  1624  statt- 
gefunden hat,  die  Verbrennung  aber  der  grossem  Feierlichkeit  wegen  bis 
zum  Pfiugstfest  des  Jubiläumsjahres  verschoben  wurde. 


J.  Bamee. 


405 


fakch  berichtet  worden,  wenn  er  die  Existenz  einer  andern  eng- 
Ikehen  Benedictiner-Congregation  yoranssetze.  Das  Bucli  wnrde  1624 
(Alex.  No.  29)  verb.  mit  der  Bemerkung :  cnjns  autbor  post  episto- 
hm  inscribitnr  Jo.  S.  Andreae  (unter  diesem  Namen  stebt  es  seit 
Ben.  im  Index).  Gegen  das  Bncb  scbrieb  Clement  Beyner  Aposto- 
ktits  Benedietinomm  in  Anglia,  Douay  1626,  Fol.  —  Im  J.  1624 
retcbte  Barnes  der  Sorbonne  eine  Dissertatio  de  aeqniYocatione,  wie 
a  scheint,  lateinisch  und  französisch,  zur  Approbation  ein.  Die 
Approbation  wurde  13.  Juli  1624  ertbeilt;  Barnes  wird  darin  als 
Dr.  theoL,  Professor  der  englischen  Mission  (in  Donay)  und  erster 
Assistent  der  spanischen  Congregation  (er  war  in  Salamanca  Bene- 
(Üctiner  geworden)  bezeichnet.  Am  1.  Ang.  theilte  der  Syndicns  der 
Facolt&t  mit,  der  Nnncins  habe  ihn  ersucht,  dafür  zn  sorgen,  dass 
das  Buch  nicht  gedruckt  werde.  Die  beiden  Censoren  erklärten 
aber,  das  Buch  enthalte  nichts  Anstössiges,  und  die  Facultät  be- 
8chlo88,  die  Approbation  nicht  zurückzunehmen  (Arg.  II  b  146.  Boi- 
leaa,  ^OTUftaazrjg  p.  65).  Das  Buch  erschien  darauf  mit  einer  vom 
13.  Jan.  1625  datirten  Dedication  an  TJrban  YIII.  In  Rom  wurde 
gleichzeitig  mit  dem  oben  erwähnten  Examen,  12.  Dec.  1624,  verb. 
Dispntatio  aequivocatoria  de  licita  aequivocatione  termioorum 
etc.,  liher  anonymus  contra  P.  Lessium  editus  (so  noch  jetzt).  Das 
kann  nicht  wohl  etwas  anderes  als  eine  frühere  Ausgabe  der  Schrift 
Ton  Barnes  sein.  Baynaud  (Apop.  p.  22.  174)  sagt:  Barnes  habe 
de  aequiTocatione  et  restrictione  mentali,  speciell  gegen  Lessius, 
gesehrieben,  und  die  lateinische  Schrift  sei  auch  ins  Französische 
dbersetzt  worden ;  er  (Baynaud)  sei  beauftragt  worden,  sie  zu  wider- 
legen. Die  Widerlegung,  die  er  unter  dem  Namen  St^phanus  Emo- 
nerins  herausgab:  Splendor  veritatis  moralis  coUatus  cum  tenebris 
■lendaeii  et  nubilo  aequivocationis  ac  mentalis  restrictionis.  Addita 
depnlsione  calumniarum,  quibus  Jo.  Bamesius  Leonardum  Lessium 
oneravit,  wurde  1682  auch  verboten.  —  Barnes  scheint  in  Eom 
vegen  seiner  Ansichten  oder  wegen  noch  ungedruckter  Bücher  denun- 
drt  worden  zu  sein;  denn  im  J.  1626  forderte  der  Papst  von  dem 
franzosischen  Könige  und  dem  Cardinal  Richelieu,  ihn  sammt  seinen 
Büchern  nach  Rom  zu  schicken.  Er  wnrde  5.  Dec.  1626  zu  Paris 
▼erhailet,  wie  Raynaud  1.  c.  sagt,  ob  periculosas  novitates  und  als 
novae  fidei  faber  (die  bei  ihm  gefandenen  Bücher,  wie  es  scheint, 
Manuficripte,  sind  Arg.  II  b  283  verzeichnet  und  scheinen  nicht  nach 
Rom  geschickt  worden,  zu  sein).  Er  wurde  nach  Gambray,  von  da 
■ach  Orivolde  bei  Brüssel  gebracht,  entfloh,  wurde  aber  wieder  ein- 
gduigen,  als  er  eben  in  Antwerpen  ein  holländisches  Schiff  besteigen 
wollte.  Nach  Rom  abgeliefert,  wurde  er  von  der  Inquisition  zu 
lebenslänglicher  Haft  verurtheilt.  Im  Grefangniss  wurde  er  irrsin- 
nig und  in  das  Irrenhaus  in  Trastevere  gebracht,  wo  er  30  Jahre 
ueh  seiner  Verhaftung  starb  ^). 


1)  Ygl.  ausser  Raynaud  1.  c.   Morery,  SuppL,  Bayle,   Wood,  Ath. 
Oion.  2,  600,   Dodd.  2,  184,  Dodd-T.   4,  97.    In   mancben    Einzelheiten 


406  Inquisitionsprocesse  unter  Urban  VIII. 

Das  merk'würdigste  Buch  von  Barnes  wurde  erst  längere  Zeit 
nach  seinem  Tode  gedruckt:  Catholico-Eomanus  pacificus.  Anctore 
Jo.  Bamesio  Benedictino  Anglo.  Oxoniae  1680,"^  12.  (abgedr.  in 
E.  Browns  Fasciculue,  1690,  II,  826),  verb.  1682.  Das  Buch  soll 
zeigen,  quod  salva  communione  catboljcae  rom.  Ecclesiae  et  hoc 
saeculo  docetur  et  antea  doctum  fuit  a  catholicis  celebribus,  ist  also 
ein  Seitenstück  zu  Franz  V^rons  E^gle  generale  de  la  foi  catholi- 
que,  Par.  1645,  und  Heinrich  Holdens  Divinae  fidei  analysis,  Par. 
1652,  aber  freisinniger  als  diese.  Bezüglich  des  Papstes  lehrt  er^ 
derselbe  stehe  unter  dem  Concil,  habe  keine  Gewalt  in  weltlichen 
Dingen  und  sei  hinsichtlich  seiner  kirchlichen  Gewalt  mit  einem 
primus  praeses  curiae  parlaraentariae  zu  vergleichen.  Das  Buch 
scheint  übrigens  nicht  von  Barnes  druckfertig  hinterlassen,  sondern 
aus  seinen  Aufzeichnungen  zusammengestellt  worden  zu  sein  (Dodd- 
T.  4,  97).  —  Der  3.  Abschnitt,  De  insulae  Magnae  Britanniae  pri- 
vilegiis  wurde  schon  1656  als  Jo.  Barnesii  Benedictini  Angli  sen- 
tentia  de  Ecclesiae  Britannicae  privilegiis  ex  Cath.  Rom.  Pacifico 
in  der  Diatriba  de  antiqua  Ecclesiae  Britannicae  libertate  (von 
John  Basire)  abgedruckt;  aber  erst  1709  wurde  die  zu  Amsterdam 
1695  erschienene  Ausgabe  dieses  Buches  und  des  Anhangs  verb. 

Einem  andern  irenischen  Buche  eines  katholischen  Engländers 
aus  dieser  Zeit  ist  es  besser  ergangen.  Unter  Carl  I.  war  der  Fran- 
ciscaner  Franciscus  a  Sancta  Clara  (sein  Familienname  war  Christo- 
pher Davenport)  Kaplan  der  Königin  Henriette  Marie;  er  verkehrte 
viel  mit  dem  Erzbischof  Land,  Cosin  und  anderen  englischen  Theo- 
logen und  suchte  eine  corporative  Eeunion  der  englischen  und  der 
römisch-katholischen  Kirche  anzubahnen.  Er  verfasste  eine  Erklärung 
der  39  Artikel,  worin  er  diesen  eine  katholische  Deutung  zu  gehen 
suchte:  Articuli  Confessionis  Anglicae  paraphrastice  exponuntnr,  et 
in  quantum  cum  veritate  compossibiles  reddi  possunt,  perlustrantnr, 
zuerst  separat  gedruckt,  dann  mit  dem  Tractatus  de  praedestina- 
tione,  de  meritis  et  peccatorum  remissione,  Lugd.  Bat.  1634,  der 
1685  auch  unter  dem  Titel  Dens,  natura,  gratia  sive  Tractatus 
etc.  erschien.  Man  war  in  Rom  entschlossen,  die  erste  Ausgabe 
des  Tractats  zu  verbieten;  das  Decret  wurde  aber  aus  Eücksicht 
gegen  die  englische  Regierung  nicht  publicirt  und  der  Verfasser 
zuvor  nach  Rom  beschieden;  er  entschuldigte  sich  mit  Krankheit, 
scheint  aber  brieflich  eine  befriedigende  Erklärung  gegeben  zu  haben. 
Nach  dem  Erscheinen  der  2.  Auflage,  die  keine  derartige  Erklärung 
enthielt,  war  wieder  von  der  Verdammung  des  Buches  die  Rede; 
sie  unterblieb  aber  auf  Betreiben  der  englischen  Agenten  in  Rom 
und  des  päpstlichen  Agenten  in   England,   des  Oratorianers   Gregor 


stimmen  die  Berichte  über  das  Schicksal  des  anglücklichen  Mannes  nicht 
überein.  Jedcnfatls  ist  die  Angabe  im  K.-L.  1,  2083,  er  sei  1626  in  Frank- 
reich von  der  „Staatsinquisition"  aufgegriffen,  auf  das  Schloss  Werden  bei 
Brüssel  gebracht  und  dort  30  Jahre  in  anständiger  Haft  gehalten  worden, 
wegen  der  bestimmten  Mittheilungen  Raynauds  als  irrig  anzusehen. 
Deutscher  Merkur  1882,  371. 


H.  YeochietÜ. 


407 


Puuani,  um  nicht  Carl  I.  zu  verletzen,  von  dem  man  damals  hoffte, 
er  verde  die  Wiedervereinigung  Englands  mit  Rom  durchsetzen, 
fiei  Sot.  wird  das  Buch  Dens,  natura,  gratia  etc.  ex  quacunque 
editione  verboten.  Davenport  selbst  sagt,  der  spanische  Gesandt-e 
m  London,  Alonso  de  Gardenas,  ein  Ex- Jesuit,  habe  das  Buch,  weil 
es  Carl  I.  gewidmet  war,  in  den  spanischen  Index  gebracht  und 
neb  auch  in  Rom  für  die  Verdammung  desselben  bemüht^). 
Midi,  a  S.  Jos.  1,  376,  vermuthet,  das  Buch  sei  durch  Zusätze  von 
irgend  einer  ketzerischen  Hand  corrumpirt! 

5.  Veccbietti  hatte  sein  Buch  mit  vielen  Kosten  in  Augsburg 
1621  in  Folio  drucken  lassen:  Hieronymi  Yecohietti  ab  Aegypto 
florentini  de  anno  primitivo  ab  exordio  mundi  ad  annum  Julianum 
tceommodato  et  de  sacrorum  temporum  ratione  11.  8  (der  endlose 
Titel  Btekt  vollständig  bei  Schelh.,  Am.  lit.  8,  155  und  bei  Baumg. 
1,  7;  er  nennt  sich  ab  Aegypto,  weil  er  zweimal  dort  Reisen  ge- 
Dacht).  Der  Minorit  Marcus  Antonius  Capellus,  der  gegen  Yecch. 
De  eoena  Christi  suprema  deque  praecipuis  ejus  vitae  capitibus, 
Ptr.  1625,  schrieb,  sagt,  die  astronomischen  und  chronologischen 
Aüsichten  desselben  seien  grossentheils  falsch ;  was  er  Theolo- 
gisches vortrage,  sei  fast  alles  insigni  aliqua  labe  aspersnm.  Er 
gibt  u.  a.  eine  Deutung  der  Apokalypse,  wonach  im  Jahre  1744 
Som  von  einem  ketzerischen  deutschen  Fürsten  erobert  werden, 
116  Jahre  in  den  Händen  der  Ketzer  bleiben  und  dann  in  die 
HSnde  der  Muhammedaner  fallen  sollte.  (Der  Herzog  von  Baiern 
beklagte  sich  bei  dem  Cardinal-Nepoten  Ludovisio  auch  über  Aus- 
falle gegen  Ludwig  den  Baiern,  die  in  dem  Buche  stehen).  Aber 
dts,  woran  man  hauptsächlich  Anstoss  nahm,  war  die  in  dem  4. 
Buche  (Chronologie  des  Lebens  Christi)  Cap.  31  ff.  vorgetragene 
Ansicht,  Christus  habe  das  letzte  Abendmahl  am  1 3.  Nisan  gehalten, 
dasselbe  sei  kein  jüdisches  Paschamahl  gewesen  und  die  Eucha- 
ristie also  anch  nicht  mit  ungesäuertem  Brode  eingesetzt  worden. 
Gampanella  (Atti  p.  464.  489)  sagt,  18  Theologen  häUen  die  Mei- 
Bong  Yecchietti*s  als  ketzerisch  verdammt,  er  habe  bewiesen,  dass 
sie  nur  temerftr  sei.  Die  Ansicht  ist  bekanntlich  in  der  griechischen 
Kirche  die  herrschende ;  sie  wurde  auch  von  Suarez  u.  a.  als 
Ketzerei  bezeichnet,  später  aber  auch  von  manchen  orthodoxen 
Theologen  vorgetragen  und  freilich  vielfach  bekämpft,  aber  nie 
wieder  von  Rom  aus  censurirt^).  Vecch.  wird  von  seinem  Zeitge- 
DOflsen  J.  N.  Erythraeus  als  ein  Sonderling,  aber  als  ein  sonst  ganz 
achtbarer  Mann  geschildert.  Er  starb  nicht  im  Gefängnisse,  wie 
Dnpin  17,  8  angibt,    sondern  wurde    nach  Jahre  langer    Haft   frei- 


1)  Paraphrastica  Expositio  Articulorum  Confessionis  Anglicanae  . .  . 
by  Franc,  a  Sanota  Clara  .  .  .  Reprint ed  from  the  Edition  in  Latin  of 
1646  .  .  .  To  which  are  prefixed  an  Introduction  and  a  Sketch  of  the  Life 
of  the  Anthor.  Edited  by  the  Rev.  Fr.  G.  Lee  .  .  .  Lond.  1865.  4.  Vgl. 
Fr.  G.  Lee,  Essays  on  the  Re- Union  of  Christendom,  1867,  p.  118. 

2)  Bened.  XIV.  De  festis  1,  6,  7—16.  Nat.  Alex.  Suppl.  Tomi  1. 
p.  163. 


406  Inquisitionsprocene  unter  Urban  YUL. 

gelassen;  er  starb  (nach  1682)  83  Jahre  alt.  In  der  Lanrentiani- 
sehen  Bibliothek  zu  Florenz  befinden  sich  mehrere  Anfsätze,  die 
er  im  Gefängnisse  zur«  Yertheidignng  seiner  Meinungen  geschrie* 
ben^).     Im  span.  Index  steht  er  nicht. 

6.   Cesare  Cremonini,  seit  1591  Professorin  Padna,  f  1631, 
der  letzte  dortige  Vertreter  des  Averroismos,  entwickelte  in  seinen 
Büchern  das,    was    er  als  die  Lehre  des  Aristoteles  ansah,  nnd  be- 
gnügte   sich,    wie  Pomponatins    n.  a.,    bezüglich  des  Widersprachs 
dieser   Lehre  mit    den  christlichen  G-laubenswahrheiten   mit  Erklä- 
rungen wie:    Quae  philosophi   dicta  non  sunt  retinenda,    quia    neu 
illud  est  sentiendum,   quod  sentit  Aristoteles,  sed  quod  sentit  veri- 
tas  christiana.     Die  Angabe  von  Tirabosohi  7,  434,    er  sei   bis  zu 
seinem  Tode  im  friedlichen  Besitze  seines  Lehrstuhles  gewesen,   ist 
unrichtig.     lieber    einen    Process,    den    die    Inquisition    1611    oder 
früher  gegen  ihn  einleitete  (Reusch,  Galilei  S.  29),  ist  nichts  weiter 
bekannt.     Zu  einem  neuen  Process  gab  seine  1613  zu  Venedig  ge- 
druckte Disputatio    de  coelo  Anlass.    Als  die  Römische  Inquisition 
1614  den  Process  einleitete,    erhob    der   Senat   von  Venedig  durch 
den  Gesandten  dagegen  Einsprache  (Cecchetti  2,  258),  und  deshalb 
wird  Crem,  nicht  nach  Rom  citirt  worden  sein.    Der  Inquisitor  von 
Padua  übersandte    ihm   ein  Schriftstück,    worin    die   Ausstellungen 
verzeichnet  waren,  die  man  in  Rom  an  dem  Buche  gemacht  Crem. 
antwortete  darauf,    erhielt    aber   dann  von  dem  Inquisitor  ein  Ver- 
zeichniss  der  vorzunehmenden  Aenderungen.    Man  gab  sich  schliess- 
lich zufrieden,  als  Crem,  versprach,    in  einer  neuen  Schrift  die  ge- 
wünschten Berichtigungen  zu  geben.     Diese  erschien   1616:    Apolo- 
gia  dictorum  Aristotelis    de   quinti    coeli   substantia.    Aber   8.  Jnli 
1619  schrieb    der  Inquisitor  von  Padua    an    ihn  im  Auftrage    des 
Papstes:    die  Apologia   enthalte  keine  genügende  Verbesserung  der 
Disputatio    und    bedenkliche  Sätze;    er   möge    also    beide  Schriften 
nach  den  Weisungen  der  Inquisition  corrigiren,    widrigenfalls   man 
sie  verbieten   werde.     Crem,  antwortete:    bezüglich  der  Disputatio 
sei  man  früher  übereingekommen,    dass  er  sie  in  der  Apologia  be- 
richtigen solle;    das   habe  auch  der  Senat  genehmigt;    nachdem  er 
die  Apologia  veröffentlicht,  halte  er  sich  nicht  für  verpflichtet  oder 
berechtigt,  an  der  Disputatio  etwas  zu  ändern;   die  ihm  übersandten 
Bemerkungen  über  die  Apologia  wolle  er  erwägen,  mit  dem  Inqui- 
sitor darüber  sprechen  und  in  seinem  Buche  De  coeli  efücientia  be- 
rücksichtigen ;     seine  Darlegung  der  Lehre  des  Aristoteles  halte   er 
übrigens    für  richtig  und  könne    er    nicht    für  unrichtig  erklären; 
man  möge   jemand  beauftragen,   in   ähnlicher  Weise  gegen  ihn    zn 
schreiben,    wie  Niphus  gegen  Pomponatius   geschrieben    (I  S.  60); 
diese    Widerlegung    solle    dann    unbeantwortet    bleiben').     Endlich 


1)  Tirab.  8, 100.  J.  N.  Erytbraeus,  Pinac  1, 196.  Mich,  a  S.  Josephe  I, 
428—489  (hier  ist  die  Stelle  über  das  letzte  Abendmahl  abgedruckt). 

2)  Berti  in  den  Atti  della  R.  Acc.  dei  Lincei,   8.  8,  vol.  2   (1878), 
278.  Renan,  Averroes  p.  857.  Cantü,  Eretici  8,  146.  Clement  7,  888. 


C.  Gremonini.  Femnte  Pallaricino. 


409 


wirde  in  dem  Deerete  der  Index-Congr.  Tom  18.  Jan.  1622  (Alex. 
Ko.  25)  die  Disputatio  de  coelo  „euependirt,  biR  der  Yerfascier  sie 
eomgirt  habe/*  und  erklärt:  wenn  er  das  nicbt  binnen  Jabreefrist 
gethüi,  sei  das  Bncb  ebne  weitere  Erklftning  als  verboten  anzn- 
seken.  In  dem  Deerete  vom  3.  Jali  1623  wnrde  es  aber  docb  ans- 
drieklicli  als  g&nslicb  nnd  ebne  irgendwelcbe  Einscbränknng  nnd 
Restrietion  verboten  erkl&rt.  Es  stebt  ancb  im  span.  Index.  Die 
Apologia  wurde  niebt  verb.  —  Im  J.  1626  dennncirte  P.  An- 
^lo  Castellari  Crem,  in  Rom,  er  babe  gesagt,  die  Seele  sei  sterb- 
licli,  die  Welt  ewig  n.  dgl.  Der  Secretär  der  Inquisition,  Card. 
¥ellini,  beauftragte  den  Nnncins  nnd  den  Inquisitor  zu  Venedig, 
Zeugen  zu  verbören ;  der  Process  scbeint  aber  nicbt  weiter  verfolgt 
worden  zn  sein. 

7.  Ferrante Pallavi ein 0,  geb.  1615,früberLateranensiscberGbor- 
kerr,  ein  liederliober  Literat,  macbte  sieb  den  Barberini  namentlicb 
direh  drei  anonyme  Scbriften  verbaest.  Die  erste,  II  Corriere  svaligiato, 
soll  der  Inquisitor  zu  Venedig  approbirt  baben;  der  Senat  verbot  den 
Druck  und  als  sie  docb  bei  Ginifacio  Spirantini,  d.  i.  Franc.  Picci- 
liu  1641  erscbien,  Hess  er  auf  den  Antrag  des  Nuncius  Vitellio 
PalL  für  einige  Monate  gefangen  setzen.  1642  folgten:  Bacci- 
Bsta  owero  battarella  per  le  Api  Barberine  in  occasione  della 
Biossa  delle  armi  di  N.  S.  ürbano  VIII.  contro  Parma.  Nella  stam- 
peria  di  Pasquino  a  speRe  di  Marforio,  mit  einer  Dedication  an  den 
NuBcins  Vitellio,  und  Dialogo  molto  curioso  e  degno  fra  due  gen- 
tflbnomini  Acanzi,  cioe  soldati  volontarii  deir  Altezze  Ser.  di  Mo- 
dem e  Parma,  sopra  la  guerra  cbe  detti  principi  fanno  contro  il 
Papa,  con  un  breve  discorso  in  fine  fatto  da  Pasquino  a  P.  ürbano 
VÜI.  —  Die  Barberini  gewannen  für  eine  grosse  Summe  einen 
jaogen  Franzosen,  Cb.  de  Brescbe,  der  sieb  mit  Pall.  befreun* 
dete,  ibn  durcb  das  Vorgeben,  Card.  Ricbelieu  sei  über  seine 
Sehiiften  sebr  erfreut,  zu  einer  Reise  nacb  Frankreicb  verleitete 
nd  ibn  dort,  ebne  dass  er  es  merkte,  in  das  päpstlicbe  Gebiet 
fahrte,  wo  er  verbaftet  wurde.  Er  wurde  14  Monate  in  Haft  ge- 
lalten und  5.  März  1644  zu  Avignon  enthauptet.  Der  Verrätber 
wurde  auf  Anstiften  des  Card.  Mazarin  ermordet.  —  Verboten  wur- 
den von  Pall.  bei  seinen  Lebzeiten,  1642,  nur  Lettere  amorose,  La 
imdicitia  scbemita  nnd  La  rete  di  Volcano,  ein  mythologischer  Ro- 
Bao,  dann  1646:  II  Corriere,  femer  II  divortio  Celeste  cagionato 
dalle  dissolutezze  della  sposa  romana  e  consecrato  alla  simplicitä 
dei  scropolosi  cristiani,  Villafranca  1648,  während  der  Haft  in  Avig- 
nm  gescbrieben  (nur  1  Buch;  es  sollten  8  werden;  vervollständigt 
Ton  Gr.  Leti,  Genf  1679);  endlicb  L'anima  di  F.  Pall.,  eine  aus 
Anlass  seiner  Hinricbtung  verfasste  bittere  Schrift,  angeblicb  von 
(liov.  Franc.  Loredano,  in  zwei  Vigilie.  1665  erscbien  ein  zweites 
Bindcben;  eine  vollständige  Ausgabe,  L*anima  di  F.  Pall.  divisa  in 
■ei  vigilie,  Col.  1675,  2  vol.  12.,  wurde  1676  verboten.  —  Die  bis 
1655  nicbt  verbotenen  Scbriften  von  Pall.  erscbienen  gesammelt 
Bit  einer  Vita  von  Girolamo  Brusoni  und  einem  ungenauen  Ver- 
zeichnisse sämmtliober  Scbriften  zu  Venedig  1655,    4  vol.  12.;    die 


410  Katholisohe  Theologen. 

verbotenen  als  Opere  scelte  zu  Yillafranca  (Genf)  1660,  2  vol.  — 
1661  wurden  dann  9  von  Brusoni  als  nicht  verboten  bezeichnete 
Schriften  verboten.  Es  sind  lauter  obscöne  Sachen,  auch  die  von 
Fall,  selbst  als  opera  spirituale  bezeichnete  Le  bellezze  delP  anima, 
1640,  und  die  opere  scrittnrali:  Susanna,  Giuseppe,  Sansone,  Ber- 
sabea.  Auffallender  Weise  wurden  erst  1669  verboten:  Baccinata 
und  Dialogo  und  die  gleichfalls  schon  1642  erschienene  Eettorica 
delle  puttane.  —  Im  span.  Index  steht  nur  Divortio,  und  zwar  eine 
Ausgabe  Ingolstadt  (!)  1643^). 


49.     Katholische  Theologeo. 

Um  nicht  die  Darstellung  der  grossen  Controversen,  welche 
im  17.  und  18.  Jahrhundert  die  Römischen  Gensarbehörden  be- 
schäftigten, der  Jansenistischen,  gallicanischen  und  quietistisehen, 
unterbrechen  zu  mfissen,  schicke  ich  die  Besprechung  derjenigen 
in  dieser  Zeit  verbotenen  Schriften  von  katholischen  Theologen 
voraus,  welche  mit  jenen  Controversen  in  keinem  Zusammen- 
hange stehen.  Unter  diesen  ist  zunächst  der  Engländer  Thomas 
White  zu  nennen,  neben  J.  B.  Poza  {§  50)  der  einzige  Schrift- 
steller dieser  Kategorie,  von  dem  (1661)  sämmtliche  Schriften 
verboten  wurden.  Ausser  ihm  kamen  nur  ganz  wenige  englische 
Schriftsteller  in  den  Index,  —  merkwürdigerweise  einige  eng- 
lische Gatechismen  aus  dem  Anfange  des  18.  Jahrhunderts,  — 
aach  nur  wenige  deutsche  Schriften,  im  17.  Jahrhundert  u.  a. 
zwei  von  dem  Abt  Hirnhaim,  ein  4  Seiten  füllender  Unions- 
vorschlag von  dem  Jesuiten  Job.  Dez  und  ein  irenisches  Buch 
des  Convertiten  M.  Praetorius,  1732  eine  der  derben  polemischen 
Schriften  von  Weislinger.  Neben  dieser  einen  deutsch  ge- 
schriebenen Schrift  findet  sich  auch  eine  ganz  unbedentende 
holländische.  Spanien  und  Portugal  sind,  abgesehen  von  Poza, 
in  dieser  Kategorie  noch  schwächer  vertreten,  sehr  stark  aber 
Frankreich   und  Italien.     Neben   vielen    weniger  bedeutenden, 


l)  Poggiali,  Mem.  .  .  .  di  Piacenza  2.  170.  Marcband,  Dict.  s.  v. 
—  1663  erschien  eine  deutsche  Uebersetzung  von  „Auserlesenen  Werken" 
Pallavicino's:  die  himmlische  Eheücheidung ,  der  geplünderte  Postreater 
u.  8.  w.  Ins  Französische  wurden  viele  derselben  übersetzt,  II  Divortio 
auch  ins  Englische. 


Th.  White.  411 

theilweise  ganz  anbedeatenden  Schriften  wurden  aas  Frankreieh 
Tor  dem  Erscheinen  des  Index  Alexanders  VII.  Bücher  von 
P.  Halloix  und  Fr.  Combefis  verboten,  später  viele  Schriften 
Ton  Richard  Simon,  einzelne  von  J.  B.  Thiers,  Jacques  Boilean 
Q.  a.,  ans  Italien  einige  interessante  Schriften  von  Capassi  und 
Serry  und  sehr  viele  unbedeatende.  —  Im  spanischen  Index 
stehen  Th.  White,  B.  Simon  und  manche  andere  dieser  Sehrifib- 
steller  nicht. 

1.  Thomas  White,  in  Douay  gebildet,  1617  zum  Priester  ge- 
weiht, lebte  theils  in  England,  theils  im  Ausland  (zu  I'aris,  Douay, 
Rom,  Lissabon)  und  starb  1676,  94  Jahre  alt.  Dodd  3,  285  ver- 
zeichnet 48  Schriften  von  ihm  (35  lateinische),  die  er  theils  unter 
Kinem  richtigen  Namen  (Cartesius  nennt  ihn  Vitus),  theils  unter  den 
Xamen  Thomas  Anglus  ex  Albiis  East-Saxonum,  William  Richworth, 
Blackloe  u.  a.  veröffentlichte^).  —  Alle  Schriften  von  ihm,  die  im 
Index  stehen,  wurden  von  der  Inquisition  verboten,  und  zwar  zum 
Theil  Fer.  Y.,  zuerst:  Sonus  buccinae  sive  tres  tractatus  de  virtu- 
tilus  fidei  et  tbeologiae,  de  principiis  earundem  et  de  erroribus 
oppositis,  Anthore  Thoma  Anglo  ex  Albiis  East  Saxonum,  Par.  1654, 
▼erb.  Fer.  IV.  12.  Mai  1655;  —  Tabulae  sufihragiales  de  terminan* 
dis  Mei  litibus  ab  Ecclesia  cath.  fixae,  occasione  Tesserae  tpsvduti^' 
fiuq  Bomanae  inscriptae  adv.  folium  nnum  Soni  buccinae,  Auth. 
Thoma  Auglq  et<;.,  Lond.  1655,  und  Tesserae  xfjsvdiovvfivjg  Bomanae 
eml^atio,  eodem  anthore  (ein  Anhang  zu  den  Tabulae),  verb.  Fer. 
V.  6.  Sept.  1657  (mit  Pascals  Briefen).  In  dem  Decrete  der  Index- 
Congr.  vom  10.  Juni  1658  werden  diese  beiden  Schriften  nochmals 
und  Thomae  Angli  .  .  .  Institutiones  peripateticae  ad  mentem  summi 
riri  clarissimique  philosophi  Eenelmi  Equitis  Digbei  und  ejusdem 
Appendix  theologica  de  origine  mundi,  London  1647,  verb.  Sir  Ke- 
oelm  Bigby,  1603 — 65,  an  dessen  philosophische  Ansichten  sich 
White  anschloss  nnd  mit  dem  er  auch  sonst  befreundet  war  (S.  384), 
▼ar  ein  Gegner  Descartee'  (seit  1631  Katholik;  Bäss,  Convert. 
5,445).  Sonus  buccinae  wurde  wahrscheinlich  wegen  der  Appendix 
yerboten,  welche  gegen  die  Schrift  des  Franciscaners  Macedo :  Mens 
dirinitns  inspirata  SS.  Papae  Innocentio  X.  saper  qniuque  proposi- 
tionibns  Com.  Jansenii,    London  1643,    gerichtet   ist.     Macedo  ant- 


1)  Vgl.  ansser  Ik>dd.  3,  285.  860,  Butler  2,  425,  Ghalmers  s.  y. 
White,  Bayle  s.  y.  Anglus,  Clement  1,  343,  E.-L.  1,  883.  In  der  Schrift 
De  mundo  dialogi  tres,  Par.  1642,  446  S.  8.,  nennt  er  sich :  Thomas  Anglus 
e  generosa  Albiomm  in  Oriente  Trinobantum  prosapia  oriundus.  Von 
seinen  englischen  Schriften  habe  ich  gesehen:  The  Dialogues  of  Wm. 
Kichworth,  or  the  jndgment  of  common  sense  in  the  joice  of  religion, 
Ptr.  1640,  12.  An  Apologry  for  Bushworths  Dialogues,  wherein  the  exoep- 
^Knu  of  the  Lords  Falkland  and  Digby  are  answered  and  the  arte  of 
dieir  commended  Daill^  discovered.  By  Th.  White,  Gent.,    Par.  1664,  12. 


412  Katholische  Theologen. 

wertete  mit  Sonns  litni  adv.  sonnm  bncoinae,  1654,  nnd  gegen  diese 
Schrift  sind  White's  Tabnlae  gerichtet.  In  einem  1660  an  die  nie- 
derländischen Bischöfe  geschriebenen  Briefe,  der  in  den  1660  er- 
schienenen Inst,  ethicae  abgedruckt  ist,  sagt  White:  das  habe  ihm 
die  Ungnade  der  Cnrie  zugezogen,  dass  er  den  Satz:  Summe  Pon- 
tifici  a  Christo  datum,  ut  propositiones  dabias  in  articulos  fidei  trans- 
ferat  dono  quodam  prophetico  spiritus  sancti  in  mosaicis  pontificibns 
ab  evangelista  notato,  entschieden  bekämpft  habe  (haereseos  et  ar- 
ohihaereseos  et  sceleratissimae  praxeos  obelo  confixi). 

Auf  das  Zureden  seiner  Freunde  unterzeichnete  White  18.  Mai 
1657  eine  Erklärung,  dass  er  alle  seine  theologischen  Schriften  dem 
Urtheile  der.  Kirche  und  des  apostolischen  Stuhles  unterwerfe.  Der 
Präsident  des  englischen  Collegs  zu  Douay,  Dr.  Georg  Leybnm, 
erklärte  aber  in  einem  Briefe  an  Holden,  diese  Erklärung  genüge 
nicht,  da  man  die  Ausdrücke  von  einer  Unterwerfung  unter  den 
h.  Stuhl  in  Verbindung  mit  der  Kirche,  also  unter  ein  allgemeines 
Concil  verstehen  könne.  Darauf  unterzeichnete  White  2.  Juli  eine 
zweite  Erklärung,  dass  er  alle  seine  theologischen  Schriften  dem 
Römischen  Stuhle,  dem  Nachfolger  des  h.  Petrus,  dem  Papste,  auch 
ohne  ein  allgemeines  Concil  unterwerfe.  —  Auf  Betreiben  Lejbnrns 
censurirte  im  J.  1660  die  theologische  Facultät  zu  Douay  22  Sätze 
aus  White^s  Schriften.  Auch  einige  Erklärungen  von  englischen 
G-eistlichen  erschienen  gegen  ihn,  unter  anderen  eine,  deren  Unter- 
zeichner ihren  herzlichen  Abscheu  über  die  von  White  1655  während 
Cromwells  Protectorat  geschriebene  Schrift  The  grounds  of  obedience 
and  government  aussprechen. 

Im  J.  1661  Per.  V.  17.  Nov.  erliess  dann  die  Inq.  ein  Edict, 
welches  sich  nur  'mit  White  beschäftigt:  Auf  Grund  der  vielfachen 
nnd  fortgesetzten  Klagen  über  die  Bücher  und  die  Lehre  des  Thomas 
Albius  Blachous  [sie]  oder  Withus  Anglus,  die  von  verschiedenen 
Seiten  an  den  apostolischen  Stuhl  gelangt  sind,  hat  Alexander  YII. 
die  unten  verzeichneten  von  ihm  herausgegebenen  und  nach  Rom 
gesandten  Schriften  durch  die  Inq.  genau  prüfen  lassen.  Auf  Grund 
des  darüber  erstatteten  Berichtes,  dass  dieselben  mehrere  augen- 
scheinlich ketzerische  und  andere  resp.  dogmatisch  irrige,  temeräre, 
ärgemissgebende,  aufrührerische  und  falsche  Sätze  enthalten,  und 
ferner,  dass  aus  Anlass  dieser  Bücher  unter  sonst  rechtschaffenen 
und  katholischen  Männern  bedenkliche  Zwistigkeiten  und  AergemiRse 
entstanden  sind,  hat  Seine  Heiligkeit  nach  Anhörung  der  Vota  der 
Cardinäle  der  Inq.,  damit  nicht  dieses  Gift  weiter  um  sich  greife, 
diese  Bücher  und  alle  anderen  Werke  desselben  Verfassers,  gedruckte 
und  handschriftliche,  verdammt  und  verboten.  .• .  Der  Yerfasser  möge 
wissen,  dass  er,  wenn  er  nicht  baldigst  sich  reinigt  (se  expurgaverit), 
den  Censuren  und  anderen  kirchlichen  Strafen  verfällt.  —  Die  in 
diesem  Edicte  speciell  verbotenen  Schriften  sind,  ausser  Sonus  bnc- 
cinae  undTabulae:  Yillicationis  suae  de  medio  animarum  statu  ratio 
episcopo  Chalcedonensi  reddita,  Par.  1653,  12.;  Monumetham  ex- 
cantatus  sive  animadversiones  in  libellum  famosum  inscriptum  de 
Anglicani  Cleri  retinenda  in  Apost.     Sedem  observantia  (von  Bobert 


Th.  Wbiie. 


418 


PngiiX  Aothom.  1660;  Institatioiinm  ethicamm  sive  staterae  momm 
aptU  rationum  momentis  libratae  tomi  3,  Lond.  1660,  zus.  818  S.  12.; 
ästen  appensa  quoad  salatis  assequendae  facilitatem,  Lond.  1661 ; 
Mueariiun  ad  immisaos  a  Dr.  Thamone  calumniamm  crabrones  et 
wphigmatnm  acarabaeos  censurae  Daacenae  yindices  abigendoB,  Lond. 
1Ü61;  Obedience  and  government,  Lond.  1655. 

Den  Ansichten,  die  White  über  den  Mittelzustand  (das  Pnrga- 
torimn)  Torgetragen ,  wnrde  vorgeworfen,  das  Gebet  für  die  Yer- 
itorbenen  werde  dadurch  zu  einer  nichts  bedeutenden  Ceremonie  ge- 
Baeht  Er  schrieb  znr  Vertheidigong  derselben  noch:  Exoeptiones 
dioram  theologomm  Paris,  adv.  doctrinam  Albianam  de  medio  ani- 
Bsnun  stata  et  aliis  cum  Th.  Albii  responsis,  Lond.  1662^).  Die 
bftitationes  ethicae  gab  er  nochmals  heraus  unter  dem  Titel:  Dux 
Titae  .  .  .,  Eleutheropoli  1672.  Dagegen  schrieb  der  kath.  Erz- 
bisehof  von  Dublin,  Peter  Talbot:  De  efficaci  remedio  contra  atheis- 
■um  et  haereses  et  speciatim  contra  gravem  errorem  Th.  Albi  seu 
Bkcioi  in  libro  Statera  mornm  damnato  a  S.  Inq.  Kom.  a.  1661, 
reqairentis  plus  quam  moralem  evidentiam  ad  assensum  fidei  divinae 
üöoque  rejicientis  necessitatem  piae  affectionis  in  voluntate  ad  illum, 
Par.  1674. 

Als  White  das  Edict  der  Inquisition  erhalten,  schrieb  er  an 
da  Papst:  wenn  Seine  Heiligkeit  ohne  weitere  gesetzliehe  Formen 
SIT  Yerhängung  der  angedrohten  Strafen  schreiten  wolle,  wolle  er 
sieht  opponiren,  sondern  sich  demUthig  fügen.  Er  veröffentlichte 
tber  auch  Exetasis  scientiae  requisitae  in  theologo  ad  censnras  sen- 
tentüs  theologicis  inferendas,  oblata  Em.  et  Rev.  Dnis  S.  R.  E. 
Ckrdinalibus  Congr.  S.  Inq.  a  Thoma  Anglo,  1662,  von  der  Inq.  Fer. 
y.dl.  Mai  1663  verb.  —  Holden  veröffentlichte  1662  über  das  Decret 
der  Inquisition  das  Schriftchen  A  check,  or  enquiry  into  the  late 
aet  of  the  Roman  Inquisition,  busily  and  pressingly  dispersed  over 
«11  England  by  the  Jesuits.  Er  sagt  darin,  einige  Schriften  seien 
gar  nicht  bedenklich;  das  Decret,  welches  voll  fehlerhafter  Angaben 
sei,  sei  vielleicht  unterschoben,  jedenfalls  keine  Sentenz  der  Kirche 
snd  dgl.  Als  eine  fehlerhafte  Angabe  führt  er  speciell  an,  dass 
die  Statera  appensa  quoad  salutis  assequendae  facilitatem  verboten 
werde,  die  gar  nicht  von  White,  sondern  von  John  Sergeant  ver- 
&B8t  (auf  dem  Titelblatte  steht:  Authore  J.  S.)  und  eine  Schrift  gegen 


1)  Zwei  Briefe  von  Henr.  Holden  über  die  22  in  Douay  verdammten 
ätze  und  über  De  medio  animarum  statu  sind  abgedruckt  in  der  Pariser 
Ausgabe  seiner  Divinae  fidei  analysis  von  1787  p.  405—448.  Dieses  be- 
ralunte  Werk  von  Holden  (zuerst  1652  erschienen)  wurde  auch  angegriffen, 
b  dem  Cursos  completos  theol.  von  Migne  6,  790  ist  das  l.  Buch  des- 
^^^^  weggelassen  mit  der  Motivirang:  multia  propositionibus  nota  oen- 
>oria  iniista  fait  (nicht  in  Rom)  quasi  male  sonantibus  minusque  ortho- 
(ioxiae  germanis.  —  Chalmers  s.  v.  White  p.  424  berichtet,  das  Unterhaus 
^be  1666  die  Commission  against  atheism  and  profaneness  ermächtigt, 
ane  Untersucbong  über  atheistische  und  irreligiösle  Schriften  einzuleiten, 
mmentlich  über  Uobbes'  Levinthan  und  das  Buch  eines  gewissen  White 
De  medio  animamm  statu! 


414  Eatholisohe  Theologen. 

Wliite's  Statera  morum  sei.  Wahrscheinlich  hat  man  die  Gegenschrift: 
Staterae  aeqailibriam  quoad  salutis  assequendae  facilitatem,  auth.  Th. 
Anglo,  verbieten  wollen.  Seit  Ben.  steht  das  Buch  unter  Statera 
.  .  .  authore  J.  S.,  während  White's  Schriften  nicht  mehr  einzeln 
▼erzeichnet  werden. 

„Auch  nach  dem  Tode  Blackloe's  (White's)  blieb  Blackloist 
ein  Parteiname.  Man  nannte  so  nur  zu  oft  jeden  Geistlichen ,  der 
sich  für  die  Anstellung  eines  Bischofs  aussprach,  an  die  Unfehlbar- 
keit des  Papstes  nicht  glaubte,  seine  Gewalt,  Fürsten  abzusetzen 
(deposing  power),  bestritt,  Loyalität  gegen  die  bestehende  Eegiernng 
empfahl,  mit  Recht  oder  Unrecht  Ansprüchen  der  Ordensgeistlichen 
entgegen  trat  oder  gegen  irgendwelche  ultramontane  Extravaganzen 
protestirte.  Später  wurde  dafür  die  Bezeichnung  Jansenist  Mode*' 
(Butler  2j  432). 

Der  vorhin  erwähnte  John  Sergeant,  ein  Convertit  (nicht  bei 
E&ss),  ein  geborener  Irländer,  der  aber,  nachdem  er  in  Lissabon  zum 
Priester  geweiht  worden,  40  Jahre  in  England  als  Missionar  wirkte, 
gest.  1707,  86  Jahre  alt,  hatte  erst  später  mit  den  Index-Behörden 
zu  thun.  Seine  Methodus  compendiosa,  qua  recte  investigatur  et 
certo  invenitur  fides-christiana,  Paris  1674,  12.,  wurde  von  dem  er- 
wähnten Erzbischof  Talbot  in  dem  Buche  Blacloanae  haeresis  olim 
in  Pelagio  et  Manichaeo  damnatae,  nunc  denuo  renascentis  historia 
et  confutatio.  Auctore  M.  Lomino  Theologo,  angegriffen.  Der  Erz- 
bischof  bewirkte  auch,  dass  die  Sätze  Sergeants  1675  von  der  Sor^ 
bonne  oensurirt  wurden,  und  denuncirte  ihn  in  Bom.  Sergeant 
schrieb  darauf  Querimonia  Jo.  Sergeant  adv.  M.  Lominum  exhibita 
S.  Congregationi  Üardinalium.  Von  Rom  erhielt  er  eine  von  Fr. 
Laurea  de  Laurea  unterzeichnete,  vom  25.  Juli  1676  datirte  Monitio 
ad  Dom.  Sergeantium  dirigenda  pro  declaratione  suae  doctrinae  circa 
evidentiam  fidei  et  regulae  fidei,  worin  es  heisst:  in  der  Methodus 
und  in  anderen  Schriften  kämen  Sätze  vor,  die  beanstandet  worden 
seien;  er  solle  in  der  Schrift,  die  er  in  Aussicht  gestellt,  sich  über 
vier  Puncto,  die  in  seinen  bisherigen  Schriften  unklar  (obscure)  vor- 
getragen seien,  klar  und  deutlich  erklären  (es  handelt  sich  dabei  um 
das  Verhältniss  von  Glauben  und  Wissen).  Sergeant  veröffentlichte 
nun  Clypeus  septemplex  sive  declaratio  Jo.  Sergeantii  circa  doctrinam 
in  libellis  suis  contentam,  exhibita  S.  Congregationi  Emin.  .  .  .  Car- 
dinalium,  Douay  1677,  8.;  Yindiciae  J.  S.  tribunalibus  Romano  et 
Parisiensi,  ubi  ab  111.  Petro  Talbot  Archiep.  Dublin,  de  doctrina 
prava  accusatus  fuit,  in  librorum  suorum  defensionem  exhibitae. 
Yindiciae  alterae  s.  explicatio  complnrium  propositionum  e  libris  J. 
S.  a  Rev.  P.  Talbot  .  .  .  excerptarum  et  Em.  Card.  Spada,  Nuncio 
tunc  temporis  apud  Christ.  Regem  Apostolico,  exhibitarum  1678, 8. 
(Dodd.  3,  472).  Damit  scheint  man  sich  in  Rom  zufrieden  gegeben 
zu  haben;  wenigstens  kam  von  Sergeants  Schriften  ausser  der  oben 
erwähnten  keine  in  den  Index  ^). 


1)  Bei  Bouillier,  Hist.  de  la  philos.  Cartesienne  2,  496  wird  Sergeant 
als  Gegner  des  Cartesius  besprochen. 


Fr.  Porter.    Bon.  Baro.    Th.  Bonartes.  416 

1682  Würde  ein  in  Rom  mit  allen  erforderlichen  Approbationen 
ii  der  Druckerei  der  apoBtolisclien  Kammer  gedrucktes  Buch  des  in 
dem  Kloster  Sant*  Isidoro  zu  Eom  lebenden  irischen  Franciscaners 
Fnnciseus  Porter,  gest.  1712,  —  es  ist  nicht  zu  ersehen,  warum,  — 
Terb.:  Syntagma  yariamm  Ecclesiae  definitionum  in  materia  fidei  et 
iBornm  a  saeculo  IV.  ad  praesens  usque  tempus  editarum,  1681*, 
524  S.  8^).  1690  verbot  die  Inquisition:  Opusoula  prosa  et  roetro» 
argmnento  eliam  varia.  Author  Bonaventura  Baro  Hybernus  Clou- 
meliensis,  Seraphici  Ordinis  Franciscani  Lector,  Trinitarii  Histori- 
CSS,  Magni  Ducis  Theologus,  Joannis  Scoti  vindex  etc.  Auch  dieser 
he,  Bon.  Baron,  ein  Neffe  Lucas  Waddings,  lebte  in  Sauf  Isidoro, 
1 1696.  Einzelne  Schriften  von  ihm  waren  seit  1653  in  Rom,  Lyon, 
Köln  u.  8.  w.  gedruckt.  Die  Opuscula  sind  zu  Lyon  1669  (1671?) 
in  3  (5?)  Foliobänden  erschienen^).  Vielleicht  sind  sie  den  Domi- 
meanem  in  der  Inquisition  zu  scotistisch  gewesen  (s.  u.).  —  Von 
ebem  dritten  irischen  Franciscaner,  Ant.  Bruodinus  wurde  1668 
ein  zu  Prag  1664  gedrucktes  Buch  verb.  (Hurter  2,  29).  —  Con- 
cordia  scientiae  cum  fide  e  difficillimis  philosophiae  et  theologiae 
Kfaolasticae  quaestionibus  conoinnata,  libris  ö  comprehensa.  Auth. 
Tkoma  Bonartes  Nordtano  Anglo.  Col.  1659,  verb.  1662.  Vinc. 
Baron,  Libri  apol.  I,  405  spricht  ausführlich  über  das  Buch  und 
sagt,  der  Verfasser  trage  haereses  crassissimas  vor:  fidei  christ. 
mjsteria  evertit  et  toUit,  praecipue  mysteria  incarnationis  et  trans- 
Bübfltantiationis,  Christum  purum  hominem  facit,  negat  unionem  hypo- 
Btaticam,  negat  corpus  Christi,  quod  est  in  coelo,  esse  idem  in  altari 
etc.  Backer  hatte  in  der  1.  Aufl.  das  Buch  unter  Olivier  Boonaerts 
(Bonartius)  gesetzt,  hat  es  aber  in  der  2.  gestrichen.  —  1734  und 
35  verbot  dieinq.  A  catechism  forthose  that  are  more  advanced 
in  years  and  knowledge,  1724;  Catechism  or  abridgment  of 
dtristian  doctrine,  1725;  Instructions  and  prayers  for  children, 
with  a  catechism  for  young  children,  1724;  und  1739:  The  Lives 
of  the  Saints,  1724,  4  vol. 


1)  Porter  gab  das  Buch  unter  einem  andern  Titel  erweitert  (und 
corrigirt)  nochmals  heraus:  Systema  decreterum  dogmaticorum  ab  initio 
Bawentis  ecclesiae  per  S.  Pontifices,  concilia  generalia  et  partioularia  hu- 
Cttqae  editarum  juxta  17  saeculornm  ordinem  distributam  .  .  .,  Aviguon 
1693,*  FoL  Bossuet  (Kxposition,  1686,  Avert.  p.  26)  erwähnt  von  ihm,  er 
labe  seine  Exposition  ins  Irische  übersetzt,  Rom  1675,  und  in  seine 
Secaris  eyangelica  ad  radicem  haeresis  posita,  1674,  einen  grossen  Tbeil 
derselben  aufgenommen.  Später  trat  er  als  Gegner  Bossuets  auf:  er  schrieb 
gegen  den  Brief  der  französischen  Bischöfe  gegen  den  Card.  Sfondrato  und 
^egea  die  Declaration  von  drei  Bischöfen  (Bossuet  u.  a.)  gegen  Fenelon. 
Letstere  Schrift  wollten  einige  £xaminateren  nicht  annehmen;  der  Coro- 
Busiar  der  Inquisiticm,  bei  dem  er  sich  beklagte,  versprach  ihm,  er  werde 
die  Schrift  den  Examinatoren  zuschicken  und  diese  verpflichten,  sie  zu 
lesen  (Corr.  de  Fen.  8,  382).  Auch  in  den  Jansenistischen  Händeln  spielte 
er  1682  in  Rom  eine  Rolle.  L    de  Meyer  1,  78.  Serry  p.  718. 

2)  Jo.  a  S.  Antonio,  Biblioth.  universa  Franciscana.  Madrid  1732, 
t.  T.  Bon.  Baronius.  Hurter  2,  29. 


416  Katholiflohe  TlieologeiL 


2.  Von  dem  PrämonstratenBer-Abt  Hieronymns  Hirnhaim  zu 
Prag,  t  1679,  wordeu  1080  mit  d.  c.  verb. :  Meditationes  pro  ain- 
giilis  anni  diebns  ex  s.  scriptnra  excerptae,  quibns  accesserunt  ora- 
tiones  quaedam  selectae  ac  privilegiatae  cnm  indulgentiaram  lucra- 
biliom  catalogo,  1682  unbedingt  seine  bekanntere  Schrift  De  typho 
generis  humani  sive  scientiamm  humanarum  inani  ac  ventoso  ta- 
more,  diMcoltate,  labilitate,  falsitate,  jactantia,  praesumptioDe,  in- 
commodis  et  periculis»  1676,  „die  Dnrcbfübrung  eines  ziemlich  tri- 
vialen Skepticismus,  welcher  der  Reihe  nach  alle  Wissenschaften, 
die  Theologie  nicht  aasgenommen,  als  unzuverlässig  aufzuzeigen  ver- 
sucht und  mit  cynischem  Wohlbehagen  die  Schattenseiten  der  ge- 
lehrten Stände  vorführt,  um  schliesslich  in  dem  bloss  unmittelbaren 
Grlauben  an  die  göttliche  Offenbarung  und  in  der  praktischen  Weis- 
heit eines  demüthigen  und  entsagenden  Lebens  die  letzte  Zuflucht 
zu  finden"  (A.  D.  B.  12,  467).  —  Durch  ein  besonderes  Decret  Fer.  V 
30.  April  1685  verdammte  die  Inquisition  quocunque  idiomate  aut 
versione  einen  libellulus  quatuor  paginarum:  Articuli  fidei  prae- 
cipui  ad  unionem  utriusque  £cclesiae,  Eomano-catholicae  et  Luthe- 
ranae,  Argentorati  1685  (bei  dem  Drucker  des  Fürstbischofs  und 
des  Seminars  gedruckt).  Dieses  Unionsprogramm,  —  auch  deutsch 
erschienen:  „Die  fürnehmsten  Glaubens-Articul,  beede  Kirchen,  nem- 
lich  die  Römisch -oatholische  und  die  Lutherische  mit  einander  zu 
vereinigen,  Strassburg  1685",  abgedr.  ü.  N.  1718,  969, —  rührt  von 
dem  Jesuiten  Job.  Dez  (1643 — 1712)  her,  der  1687  die  grössere 
Schrift:  La  r6uniou  des  protestants  de  Strasbourg  k  TEglise  romaine, 
igalement  n^oessaire  pour  leor  salut  et  facile  selon  leurs  principes, 
herausgab,  welche  der  Convertit  Ulrich  Obrecht  ins  Deutsche  fiber- 
setzte. £s  rief  eine  Reihe  von  Gegenschriften  hervor  (Backer  1, 
262.  Saug  1,  829.  Hurter  2,  684).  Das  Liquisitionsdecret  (abgedr. 
U.  N.  1718,  952)  wurde  zu  Worms  und  Speyer  an  den  Eirchen- 
thüren  angeheftet.  —  1687  verdammte  die  Inq.  eine  zweite  irenische 
Schrift:  Tuba  pacis  ad  universas  dissidentes  in  Occidente  ecolesias, 
sive  discursus  theol.  de  unione  ecclesiarum  romanae  et  protestan- 
tium  necnon  amica  compositione  controversiarum  fidei  inter  bosce 
coetus,  in  Dei  0.  M.  quam  maximam  gloriam,  universae  J.  C.  eoele- 
siae  bono  ezhibitus  per  Matthaeum  Praetorium,  Memela-Pms- 
sum,  Col.  1685,  88  S.  4.  Praetorius  war  noch  Prediger  in  Nie- 
budzen  bei  Gumbinnen,  als  er  das  Manuscript  dieser  Schrift  der 
theologischen  Facultät  zu  Eönigberg  übersandte.  Erst  nach  zwei 
Jahren,  nachdem  er  Secretär  und  Historiograph  des  Königs  Johann  III. 
von  Polen  geworden,  erhielt  er  es  mit  tadelnden  Bemerkungen  von 
Dr.  M.  Zeidler  zurück.  Er  wurde  1684  katholisch  und  liess  nun 
die  Schrift  zu  Amsterdam  drucken,  mit  einer  Widmung  an  Inno- 
cenz  XL,  Kaiser  Leopold  I.,  die  Könige  von  Frankreich,  Polen 
u.  s.  w.  Sie  ist  „wegen  einiger  unzulässiger  Zugeständnisse  in  den 
Römischen  Index  gerathen",  sagt  Räss,  Convert.  8,  345.  Auch  diese 
Schrift  rief  eine  Reihe  von  Entgegnungen  hervor.  Sie  wurde,  nach- 


H.  Himhaim.  J.  Dez.  M.  Praetorius.  N.  Weislinger  q.  a.         417 

dem  PraetorioB  als  kath.  Pfarrer  1707  gestorben  war,  nochmals  (ex- 
pnrgirt?)  zu  Köln  1711  gedruckt i). 

Das  1732  verbotene  Buch  von  Job.  Nie.  Weislinger  ist: 
Huttenus  delarvatns,  das  ist,  wahrhafte  Nachricht  von  dem  authore 
der  verschreyten  epistolarum  obscuroram  virorum  Ulrich  von  Hüt- 
ten ...  .  Constanz  und  Augsburg  1730,  520  S.  8  (in  den  älteren 
Indices  steht  der  ganze  Titel  in  lat.  Uebersetzung  unter  Huttenus). 
Waslinger  erwähnt  das  Verbot  in  seinen  späteren  Schriften  nicht 
(Sehelh.  Erg.  1,  172),  ebenso  wenig  Alzog  in  seinem  Aufsatze  über 
W.  im  Freib.  Diöcesan- Archiv  I  (1865).  —  Unter  Benedict  XIV. 
1755  wurde  noch  verb.  Justificatio  parvuli  sine  martyrio  et  sacra- 
nento  baptismi  in  re  suscepto  decedentis  von  dem  baierischen  Fran- 
dseaner  Venustianus  Hiebe  1. 

Die  1703  verbotene  holländische  Schrift  (erst  seit  Ben.  im 
Index)  ist  die  zu  Amsterdam  erschienene  Onderwys  voor  de  eerste 
h.  Communie,  dat  is  de  geestelycke  bruyloft  (Hochzeit)  van  de 
joDghe  kinderen,  gemaekt  door  eenen  Priester  der  Societeyt  Jesu. 
Sommervogel  verzeichnet  eine  1661  erschienene  4.  Ausgabe,  48  S. 
12.,  und  sagt,  das  Schriftchen  sei  oft  gedruckt.  —  Historiae  eccle- 
dssticae  compendinm  a  C.  n.  usque  ad  a.  1700,  Antw.  1736,  verb. 
1737,  kenne  ich  nicht. 

3.  In  dem  Buche  des  spanischen  Jesuiten  Alvarez  Cienfnegos 
(1657 — 1789),  Aenigma  theologicum  seu  potius  aenigmatnm  et  ob- 
worissimarum  quaestionum  compendium,  Wien  1717,  2  Fol.  (der 
Tollstandige  Titel  füllt  bei  Hurter  2,  947  eine  halbe  Seite),  sollen 
die  Romischen  Theologen  einige  Speculationen  über  die  Trinität 
nod  die  göttliche  Freiheit  beanstandet  haben.  Es  kam  aber  jeden- 
falls nicht  zu  einem  Verbote,  Cienfuegos  wurde  sogar  1720  auf  die 
Empfehlung  Carls  VI.  Cardinal.  Auch  die  in  seiner  Vita  abscon- 
dita  seu  speciebns  eucharisticis  velata  .  .  .  Kom  1728,  Fol.,  vorge- 
tragene Abendmahlslehre  wurde  angegrifPen  (Hurter  1.  c.  K.-L.  1, 
625).  —  Von  dem  portugiesischen  Jesuiten  Stephan  Fagundez,  f  1645, 
▼ird  berichtet,  sein  Tractatus  in  5  Ecciesiae  praecepta,  Lugd.  1626, 
i  Fol.,  sei  von  der  Inquisition  von  Castilien  verb.,  aber  nach  dem 
&icheinen  seiner  Vertheidigung,  Informatio  pro  opinione  esus  ovorum 
et  lacticiniorum  tempore  quadragesimae,  Lugd.  1630,  Fol.,  wieder 
freigegeben  worden  (Hurter  1,902.  G-iannone,  Opp.  12,487).  — 
Der  berühmte  portugiesische  Jesuit  Antonio  Vieira  wurde  1667  von 
ier  Inquisition  zu  Coimbra  processirt  und  zur  Abschwörung  de 
Wi  und  zu  einjähriger  Internirung  in  dem  Noviziat  verurtheilt. 
Die  Anklagepunkte  waren  zum  Theil  aus  seinen  Predigten  entnom- 
Ben,  hauptsächlich  aber  aus  einepr  ungedruckten  Schrift:  Esperangas 


1)  Des  M.  Praetorias  .  .  .  Aufruf  zur  Vereinigung  an  alle  in  Glau* 
bemsacfaen  im  Occident  von  einander  abweichenden  Kirchen.  Aus  dem  Lat. 
ibers.  [von  Pf.  Spenrath  in  Xanten],  mit  einer  theologischen  Vorerinne- 
nng  and  mehreren  [berichtigenden]  Anmerkungen  vermehrt  durch  A.  J. 
Binterim,  Aachen  1822;  2.  A.   1826. 

Reaseb,  Index  II.  27 


418  Katholische  Theologen. 

de  Portugal,  Quinto  Imperio  do  Mundo,  worin  die  Weissagungen  des 
Schusters  G-onsaliannes  Bandarra  commentirt  waren:  vor  dem  Ende 
der  Tage  werde  der  König  von  Portugal,  der  wiederauferstandene 
Sebastian,  als  Kaiser  an  die  Spitze  des  fünften  Weltreiches  treten. 
Auch  von  einem  lateinischen  Werke  von  Vieira,  Clavis  prophetarum, 
—  es  sollte  eine  Anleitung  zur  Deutung  der  biblischen  Propheten 
in  4  Büchern  werden,  ist  aber  nicht  vollendet  und  nicht  gedruckt,  — 
ist  in  dem  Processe  die  Rede.  In  dem  ürtheil  wird  gesagt,  auch 
die  Römische  Inquisition  habe  Sätze  von  Vieira  qualificiren  lassen. 
Darüber  ist  sonst  nichts  bekannt.  1669  reiste  er  nach  Rom  und 
überreichte  Clemens  X.  eine  Denkschrift  über  das  Verfahren  der 
portugiesischen  Inquisition^).  In  den  Span.  Indices  von  1707,  1747 
und  1790  wird  die  Uebersetzung  von  Vieira's  Predigten  expurgirt 
(nur  einige  Ausdrücke  werden  gestrichen  oder  corrigirt).  Im  Röm. 
Index  steht  nur  Crisis  paradoxa  super  tractatu  insignis  P.  Antonii 
Vieyrae  Lusitani  S.  J.  de  regno  Christi  in  terris  consummato  vel 
de  opere  illo  magno  universalis  spei  scopo  Clavis  prophetarum  nnn- 
cupato,  cum  criticis  reflexionibus  atque  illustrationibus  super  Omni- 
bus et  singulis  ipsius  operis  ac  tractatus  materiis  et  assertionibus, 
verb.  1759,  nach  Machado  4,  168  s.  1.  (London)  1748,  4.,  von  dem 
Augustiner  Ignacio  de  S.  Teresa,  Erzbisohof  von  Goa,  f  1751. 

4.  Ein  französischer  Jurist  Fran^ois  de  Monceaux  de  Fridevalle 
zu  Arras,  der  seit  1587  einige  Schriften  über  das  Alte  Testament 
veröffentlicht  hatte,  kam  1609  in  den  Index  mit  dem  wunderlichen 
Buche:  Aaron  purgatus  s.  de  vitulo  aureo  libri  duo,  simul  cbera- 
binorum  Mosis,  vitulorum  Jeroboam,  teraphorum  Michae  formam  et 
historiam  explicantes,  auth.  Franc.  Moncaeo  Fridevalliano  Atre- 
batio,  Atrebati  1606.  Er  meint,  Aaron  habe  nicht  in  götzendiene- 
rischer Absicht  das  goldene  Kalb  angefertigt,  es  sei  ein  geflügeltes 
Kalb  gewesen,  wie  deren  ja  auch  zwei  (die  Cherubim)  auf  der  Bandes- 
lade gewesen  u.  s.  w.,  und  er  hat  sein  Buch  Paul  V.  dedicirt,  der 
ja;  wie  er  meinte,  sich  für  seinen  Vorgänger  Aaron  interessiren 
müsse.  Das  Buch  ist  übrigens  im  7.  Bande  der  Critici  sacri  abge- 
druckt und  ein  Doctor  der  Sorbonne,  Robert  Visorius  hat  es,  ob- 
schon  es  von  zwei  Theologen  approbirt  war,  widerlegt:  Aarönis 
purgati  s.  pseudocherubim  ex  aureo  vitulo  conflati  destructio,  Par. 
1609,  8.2).  —  Auch  P.  Fr.  Claudii  Rango  lii  Crespeiensis-Valesii,  Or- 
dinis  Minimorum  S.  Fr.  de  Paula,  Commentariorum  in  libros  Regum 
Tomus  I.  Lut.  1621,*  Fol.,  noch  1621  verb.,  ist  Paul  V.  gewidmet; 
in  der  Vorrede  sagt  der  Verfasser  (Cl.  Rangueil),  er  habe  auch  den 


1)  Das  ürtheil  der  Inquisition  vom  23.  Dec.  1667  bei  Seabra  2, 
827—860;  vgl.  1, 158  (die  Verlesung  desselben  dauerte  2^/4  Standen).  Die 
Denkschrift:  Noticias  reconditas  do  modo  de  proceder  ä  inquisicion  de 
Portugal  com  os  seus  pregos:  informagao  que  ao  P.  demente  X.  deo  o 
P.  A.  Vieyra,  ist  Lies.  1821  gedruckt.  Vgl.  A.  du  Boys,  Documenta  nonv. 
et  inedits  sur  Tlnq.  Port,  im  Corresp.  1859,  47,  468.  £ine  Stelle  ans 
Vieira's  Clavis  wird  in  Agiers  Buch  über  Lacunza  p.  119  mitgetheilt. 

2]  Hurt  er  1,  856.  Oibbings,  An  exact  reprint  p.  41. 


A.  Vieira.  P.  Picherellus.  P.  Hslloix.  Fr.  Combefis  u.  a.  419 

Vennilias  damnatae  memoriae  benutzt,  weil  er  das  meiste  vor  seinem 
Abfall  geschrieben;  de  potestate  et  jurisdictione  ecclesiastica,  de 
jire  regis  et  fisci,  de  gratia  efficaci  n.  s.  w.  habe  er  [in  den  vielen 
und  langen  Digressionen  seines  Gommentars]  das  vorgetragen,  qnae 
probabiliora  visa  sunt,  nt  si  qnis  melius  sentiret,  liceret  a  me  dis- 
§eDtire.  Dabei  wird  er  manches  vorgetragen  haben,  was  ausser  der 
Beoutzung  Yermigli's  der  Index-Congr.  nicht  gefiel.  Den  2.  Band, 
der  1624  erschienen  ist,  scheint  man  in  £om  übersehen  oder,  da  in 
dem  Decrete  von  1621  nicht  ausdrücklich  der  1.  Band  genannt  ist, 
als  in  voraus  mit  verboten  angesehen  zu  haben.  —  Von  Pierre 
Picherei,  der  von  de  Thou  und  Casaubonus  als  gelehrter  Mann  ge- 
rihmt  wird,  J561  an  dem  Beligionsgespräche  zu  Poissy  theil- 
sahm  und  1590  als  Katholik  starb,'  war  In  Cosmopoeiam  ex  Gen. 
eap.  1 — 5  paraphrasis  cum  annotationibus,  Par.  1579,  4.,  und  nach 
Hioem  Tode :  P.  Picherellus  in  Matth.  cap.  26,  Coenantibus  etc., 
Par.  1596,  8.  gedruckt.  1629  erschienen  zu  Leyden,  von  Andr. 
fii?et  herausgegeben,  Petri  Picherelli  Opuscula  theol.  quae  repe- 
riri  potuerunt,  partim  antea,  partim  nunc  primum  edita.  Die  Sor- 
bonne verdammte  das  Bach  1.  Sept.  1629  in  den  schärfsten  Aus- 
drucken: sie  bezeichnet  den  Autor  als  perduellis  und  Ecclesiae 
eatholicae  deletor  und  sagt,  die  von  nescio  qui  besorgte  Ausgabe 
leiner  opuscula  contra  missae  sacrificium  et  cultum  imaginum,  a 
moltis  annis  consarcinata,  carie  obsita  et  exesa,  sei  ein  libellus 
nefarins,  putente  haereseos  Calvin,  lepra  ubique  interpunctus  et 
olena  ut  antrum  tartari  (Arg.  IIb  286).  In  Kom  wurde  das  Buch 
erst  1658  verb.  In  dem  Decrete  (Alex.  No.  67)  werden  die  Opus- 
enk  verzeichnet:  Expositio  verborum  institutionis  Coenae  Domini  ex 
ttp.  26.  Matth.;  Diss.  de  missa  et  annexis;  Diss.  de  imaginibus 
babita  ad  Fannm  Germani  coram  Regina  Matre  1562;  Appendix 
id  diss.  de  missa  et  Maldonati  duobus  praelectionibus  in  Ps.  110. 
(Tb.  Pope  Blount,  Censura  p.  725). 

Das  Buch  des  belgischen  Jesuiten  Petrus  Halloix,  f  1656, 
Origenes  defensus  s.  Origenis  .  .  .  amatoris  Jesu  vita,  virtutes,  do- 
eamenta,  item  veritatis  super  ejus  vita,  doctrina,  statu  exacta  dis- 
qaisitiot  Leodii  1648,  Fol.,  wurde  1655  mit  d.  c.  verb.  Albit.  p.  9 
ttgt,  das  Buch  sei  zu  der  Zeit,  als  er  Assessor  S.  Off.  gewesen, 
Tcrboten  worden,  weil  darin  parum  modeste  von  der  5.  Synode  ge- 
brochen werde,  die  Origenes  verdammte:  Halloix  bezeichnet  sie 
^  Jastiniani  conciliabulum  instigante  diabolo  concitatum,  behauptet 
»ber,  sie  habe  den  Origenes  nicht  verdammt.  Card.  Noris  polemi- 
sirt  gegen  ihn  in  der  Diss.  de  5.  synodo  (1673^).  —  Ein  gleich- 
witig  mit  dem  Buche  von  Halloix  erschienenes  Werk  des  franzö- 
sischen Dominicaners  Franc.    Combefis,   Historia  haeresis    Mono- 


1)  Die  Sorbonne  verweigerte  1526  die  Approbation  für  eine  Apologie 
^  Origenes  von  Jac.  Merlin.  Arg.  II  a  X.  —  Ueber  die  1864  in  Rom 
enchienene  Vertheidignng  des  Origenes  von  A.  Vincenzi  s.  Th.  Lit.-Bl.  1866, 


420  Katholische  Theologen. 

thelitarum  sanctaeque  in  eam  6.  Synodi  actorum  viodioiae,  Par. 
1648,  wurde  erst  1662,  aber  unbedingt  verboten.  Qu6tif,  der  2, 
678  ausführlich  über  Combefis  handelt,  sagt  nichts  über  den  Grand 
des  Verbotes;  ohne  Zweifel  ist  es  hauptsächlich  seine  Darstellung 
der  Verdammung  des  P.  Honorius  (Arnauld  9,  302);  Kaynaud  stellt 
ausserdem  (Apop.  p.  302)  eine  Keihe  von  unehrerbietigen  pole- 
mischen Aeusserungen  gegen  Baronius  zusammen  und  macht  ihm 
auch  (p.  272)  zum  Vorwurf,  dass  er  p.  244  die  Ansicht  des  Bar- 
cos  über  Petrus  und  Paulus  (s.  u.)  vortrage  und  am  Ende  seines 
Buches  nur  halb  berichtige. 

Vera  idea  theologiae  cum  historia  ecclesiastica  sociatae 
H.  quaestiones  juris  et  facti  theologicae  steht  im  Index  ohne  Angabe 
des  Datums  des  Verbotes  (Ben.  citirt:  App.  Ind.  Clem.  XI.;  es  steht 
zuerst  in  der  App.  von  1704).  Der  Verfasser  ist  der  Jesuit  Jo. 
Gisbert,  der  in  Tours  und  Toulouse  docirte,  f  1710.  Das  Buch  ist 
zuerst  Toulouse  1676,  dann  Paris  1689  und  noch  wiederholt  im 
18.  Jahrh.  in  Deutschland  (Wien  1750)  gedruckt.  Wenigstens  die 
Ausgabe  Paris  1689*  hat  den  vollständigen  Titel:  Vera  .  .  .  theo- 
logicae, olim  ad  disputandum  propositae  et  propugnatae  a  R.  F.  Jo. 
Grisbert,  S.  J.  Sac.  et  Regio  Theol.  Prof.  in  Aoademia  Tolos.  (c.  400  S. 
8.).  Das  Buch  enthält  eine  Reihe  von  ganz  kurzen  Abhandlangen 
über  allerlei  Themata,  viele  über  die  Gnadenlehre,  und  in  diesen 
mag  die  Index-Congr.  Anstössiges  gefunden  haben.  Dass  es  ohne  den 
Namen  des  Verfassers  im  Index  steht,  mag  Anlass  dazu  gegeben 
haben,  dass  man  das  Verbot  übersehen  (auch  Back  er,  Ed.  2.,  I, 
2145  erwähnt  dieses  nicht)  und  das  Buch  wiederholt  neu  gedruckt 
hat.  Gisbert  hat  übrigens  noch  ein  anderes  ähnliches  Buch  ge- 
schrieben: Scientia  religionis  aniversa  s.  christiana  theologia  histo- 
riae  eccl.  nova  methodo  sociata,  Par.  1689,  2  vol.  8.  —  Metho- 
dicus  ad  positivam  theologiam  apparatus,  auth.  Petro  Annato, 
Congregationis  doctrinae  cliristianae  P.  Generali,  Ed.  2.,  Paris  170Ö, 
2  vol.,  von  der  Inq.  verb.  1714.  Der  Verfasser  war  ein  Neffe  des 
Jesuiten  Franz  Annat,  f  1715.  Das  Buch  ist  zuerst  1700  erschienen 
und  die  2.  Auflage  wurde  in  den  M6m.  de  Trevoux  1706,  art.  50 
unbedingt  gelobt.  In  der  zu  Würzburg  1726  gedruckten  Editio 
prima  in  Germania  correctior  et  auctior  steht  in  der  Vorrede:  Ta- 
tiorem  Apparatum  invenies  in  hac  4.  editione  (die  3.  war  zu  Ven, 
1725  erschienen),  quippe  qui  sub  S.  Pontificis  auspiciis  benevola 
manu  recusus  (Magna  Bibl.  eccl.  s.  v.  Annatus).  Wenn  also,  wie 
es  scheint,  trotz  des  unbedingten  Verbotes  von  1714  eine  Expur- 
gation  in  Rom  genehmigt  worden  ist,  hätte  Ben.  nicht  d.  c.  bei- 
fügen, sondern  die  corrigirte  Ausgabe  freigeben  sollen.  Im  span. 
Index  wird  die  Ausgabe  Ven.   1725  freigegeben. 

Jean  Baptiste  Thiers,  Baccalaureus  der  Theologie,  war  einig^e 
Jahre  Regens  des  College  Du  Plessis,  dann  Pfarrer,  zuletzt  zn  Vi- 
bray,  f  1703,  60  Jahre  alt.  Hein  Buch  De  festorum  dierum  immi- 
nutione,  1668,  welclies  er  herausgegeben,  nachdem  die  französischen 
Bischöfe  auf  den  Wunsch  des  Königs  einige  Feste  aufgehoben,  wurde 
1672  mit  d.  o.  verb.     Thiers  schrieb,    als   ihm  das  Verbot  bekannt 


J.  Gisbert.  P.  Aimatus.  J.  B.  Thiers.  421 

wurde,  an   den  Card.  Bona  nnd  bat  ihn  um  Mittheilnng  deBßen,  was 
die  Index-Congr.  beanRtande,    damit    er  dieses  als  gehorsamer  Sohn 
der  Römischen  Kirche    in    der    2.  Auflage    verbessere    und    in  dem 
grossem   Werke,    an    dem  er  arbeite,    De  festornm    diemm    institu- 
tione,    incremento    et   imminntione    (es    ist    nicht    erschienen)    niclit 
wieder  Fehlgriffe  mache.     Bona   antwortete  14.  Juni  1696:    die  In- 
dex-Congr.  verlange,    dass   alle  Stellen  geändert  würden,    in    denen 
den  Bischöfen  das  Recht  zugesprochen  werde,  Feiertage  aufzuheben ; 
sie  habe  auch  daran  Anstoss  genommen,  dass  er  in  der  Vorrede  Ca- 
ramnel  einen  theologus  perversae  doctrinae  und  im  40.  Cap.  dessen 
Assicliteii    pestilentiores    nenne,     was    doch    einem     noch    lebenden 
Bischof  gegenüber  zu  bitter  sei;  er  persönlich  rathe  ihm  noch,    auf 
dem  Titel    pro    defensione  wegzulassen,    das,    was  er  von  der  Ein- 
fIhnzBg  von  Festen    durch  Fürsten  sage,    besser  zu    expliciren  und 
Bocb    einiges    andere    zu    ändern,     namentlich     auch    den   Erasmus 
(iiosti,  quis  ille  fnerit)  nicht  so  hoch  zu  stellen.    Thiers  antwortete, 
er  werde  die    von    der  Index-Congr.    verlangten    und,    wenn    Bona 
darauf    bestehe,    auch    die    von    ihm    vorgeschlagenen   Aenderungen 
(über  die  er  Bemerkungen  macht)  vornehmen;  dass  Caramuel  Bischof 
sei  und  noch  lebe,  habe  er  nicht  gewusst;  was  den  Hauptpunkt  be- 
treffe, so  müsse  er  doch  bemerken,  dass  früher  thatsächlich  Bischöfe 
Feste  aufgehoben  hätten.    Auf  letzteres  antwortete  Bona,  in  Fragen 
der  Disciplin  dürfe  man  nicht  omissa  quaestione  juris  veterum  facta 
geltend   machen.     Später    schickte    Thiers    Bona    seinen    Traite    de 
Texposition  du  s.   sacrement    de  Tautel,    1672    (gegen    die  häufigen 
Expositionen).       Das    Buch    wurde    von    Bona    gelobt    und     nicht 
verb.  ^).       Die  einzige   andere    seiner    zahlreichen  Schriften,    welche 
im  Index  steht,  ist  Trait6  des  superstitions  qui  regardent  les  sacre- 
ments,   seien  TEcriture  sainte,  les  Decrets  des  Conciles  et  les  Senti- 
ments  des   S.Peres  et  des  Th^ologiens,  Paris  1679,  2  vol.  12.,  verb. 
1703.     Nach  Thiera'  Tode  erschienen  1704    noch    2    Bändchen  und 
mehrere  Auflagen  (4.  Ed.  revüe,  corr.  et  augm.   Avignon  [?]  1777,* 
4  vol.    12.);  alle  4  Bändchen  wurden  1757  verb.    Das  Werk  ist  mit 
grosser  Belesenheit,    ernst  und  in  kirchlichem  Geiste    und  massvoU 
freschrieben,    enthält    sehr   viel   schätzbares  Material,    aber    freilich 
manche  Bemerkungen,  die  man  in  Rom  übelnehmen  musste,    so  na- 
mentlich im  4.  Bande  über  Ablässe,  privilegirte  Altäre,  Portiuncula, 
Balla   sabbatina,  im  2.  Bande  über  fabulose   Reliquien,    die    Bemer- 
kmig,   es  sei  nicht  in  der  Ordnung,  einem  Kinde  viele  Vornamen  zu 
leieben,   obschon  Alexander  VII.  einem  Neffen,  den  er  taufte,  13  ge- 
geben; der  h.  Birgitta  sei  geoflFenbart  worden,  Maria  sei  unbefleckt 
empfaxigen,  der  h.  Catharina  von  Siena    das   Gegentheil,    Card.    Ca- 
jetan     gebe  der  Ictzern  den  Vorzug,    weil  sie    regelrecht    canonisirt 


1)  Epist^lae  sei.  Jo.  Bona  ed.  Sala,  No.  205.  209.  265.  269.  321. 
Harter  2,  848.  Von  dem  Traite  de  l'exposition  erschien  die  4.  Ausgabe 
ATignon  1777,*  2  vol.  üeber  die  Disaert.  sur  la  sainte  lärme  de  Vandomo, 
Par.  1699,  s.  Sainjore  3,  337. 


422  Katholische  Theologen. 

worden  sei,  Birgitta  aber  von  Bonifaz  IX.  während  des  Schisma's, 
als  kein  unzweifelhafter  Papst  da  war  (2,  277). 

Jacques  Boileau,  geb.  1635,  Dr.  theol.  1662,  20  Jahre  General- 
vicar  von  Sens,  seit  1694  Canonicus  in  Paris,  f  1716,  steht  nicht 
mit  seinem  Namen  im  Index,  aber  mit  einer  Pseudonymen  Schrift 
und  mit  zwei  anonymen.  Er  wird  von  Sainte-Beuve  5,  516  als 
Docteur  de  plus  d'humeur  que  de  goüt  bezeichnet,  und  sein  eigener 
Bruder,  der  Dichter,  soll  von  ihm  gesagt  haben:  S*il  n'avait  eti 
Docteur  en  Sorbonne,  il  se  serait  fait  Docteur  de  la  comidie  ita- 
lienne^).  Sainte-Beuve's  Charakteristik  passt  besonders  auf  seine 
Hisfcoria  fiagellantium,  de  recto  et  perverse  ilagrorum  usa  apud 
christianos,  ex  antiquis  Scripturae,  Patrum,  Pontificum,  Conciliorum 
et  scriptorum  profanorum  monumentis  .  .  expressa,  Par.  1700,*  12., 
verb.  1709.  In  dem  Index-Decrete  steht  unmittelbar  dahinter:  Liber 
apologeticus  J.  B.  Thiers,  in  quo  exacte  omnia  argumenta  convellit. 
Das  kann  nur  .  Thiers'  Gritique  de  Thist.  des  flagellants  et  justifi- 
cation  de  l'usage  des  disciplines  volontaires,  Par.  1708,  12.,  sein. 
Wörtlich  so  wie  im  Decrete  stand  auch  in  den  Indices  bis  auf 
Ben.,  der  das  Buch  gestrichen  hat.  Es  gab  Anlass  zu  einer  Sa- 
tire, Lob  der  h.  Disciplin,  die  in  den  Ordres  monastiques  4,  262 
(Pragm.  Gesch.  3,  163;  s.  o.  S.  278)  abgedruckt  ist.  —  Andere 
Schriften  von  Boileau  sind  anderswo  erwähnt,  eine  schon  I  S.  16. 
Im  Span.  Index  stehen  unter  Boileau  eine  französische  Uebersetzung 
der  Hist.  flag.,  Amst.  1723,  und  Hist.  confessionis  anricularis 
(gegen  Dallaeus),  1683,  dagegen  nicht  die  beiden  anderen  Schriften. 

Richard  Simon,  geb.  1638  zu  Dieppe,  1662 — 78  Oratorianer, 
1 1712,  wurde  am  schärfsten  in  seinem  eigenen  Vaterlande  ange- 
griffen, namentlich  von  Bossuet  und  Amauld,  die,  so  grosse  Theo- 
logen sie  auch  waren,  für  die  historisch-kritische  Behandlang  der 
Bibel,  für  welche  Simon  bahnbrechend  wurde,  gar  kein  Verstand- 
niss  hatten^).  Die  Histoire  critique  du  Yieux  Testament  wurde, 
nachdem  sich  S.  die  Druckerlaubniss  verschafft,  1678  zu  Paris  ge- 
druckt. Amauld  schickte  Bossuet  die  Vorrede  und  das  Inhaltsver- 
zeichniss;  dieser  glaubte  daraus  zu  ersehen,  dass  das  Buch  un  amas 


1)  (Irailh),  Querelles  litt.  1,  297.  Nie.  12,  128.  Ueber  Boileau's  Biet, 
disquisitio  de  re  vestiaria  hominis  sacri,  1704,  s.  Sainjore  S,  322.  Er  ist 
auch  der  Verfasser  des  Schriftchens;  Joxifjaarijg  s.  de  librorum  circa  res 
theol.  approbatione  disquisitio  hist.,  Antw.  1708,*  16.  —  Seinen  Bruder, 
den  Dichter,  reizte  Boileau,  auf  eine  ungünstige  Kritik  seiner  Satiren  von 
dem  Jesuiten  Baffier  in  den  Mem.  de  Trevoux  von  1703,  welche  auch  die 
Bist,  fiagellantium  verhöhnt  hatten  (turlupine),  zu  antworten  (Boileau  aux 
prises  avec  les  jesuites,  1706).  Er  wollte  eine  Satire  De  l'equivoque  gegen 
die  Jesuiten  von  Trevoux  in  die  Ausgaben  der  Satiren  von  1710  und  1713 
aufnehmen;  die  Jesuiten  erwirkten  aber  ein  Verbot  des  Königs.  S.-Beuve 
5,  616. 

2)  A.  Bernus,  Richard  Simon,  1869.  A.  M.  P.  Ingold,  Essai  de  Biblio- 
graphie Oratorienne,  1880—82,  p.  121.  K.-L.  10,  157.  Bossuet,  Oeuvres 
38,  302.  Sainjore  4.  1.  9:  La  suppression  de  l'Hist.  .  .  en  1678. 


J.  Boileau.  R.  Simon.  TL  Smith.  423 

dlnpietes  ei  nn  rempart  de  libertinage  sei,  und  erwirkte  durch  den 
Xinzler  Le  Tellier  ein  ArrSt  des  Staatarathes  vom  19.  Juni  1678, 
du  Buch  zu  confisciren.  Die  ganze  Auflage  von  1300  Exemplaren 
wurde  bis  auf  6  oder  7  verbrannt.  S.  wurde  aue  der  Congregation 
da  Oratoriuma  ausgeschlossen  und  eine  Generalversammlung  der 
CoD^regation  im  J.  1681  beauftragte  den  P.  Thomassin,  dem  Card. 
Cisuiate  zu  schreiben,  sie  desavouire  das  Buch  und  den  Verfasser. 
1683  wurde  das  Buch  von  der  Index- Congr.  verboten,  mit  dem  Zu- 
ntse  cujuscunque  impressionis  (es  war  in  Amsterdam  1680  ein 
Nachdruck  erschienen,  von  dem  ein  Theil  der  Exemplare,  um  die 
Eiafohrung  in  Frankreich  zu  erleichtem,  den  Titel  Hist.  de  la  reli- 
gion  des  juifs  etc.  hat).  Im  J.  1685  erschien  eine  neue  Auflage 
za  Roterdam,  angeblich  von  einem  Protestanten,  in  Wirklichkeit 
Toii  S.  selbst  besorgt.  Gleichzeitig  erschienen  von  ihm  zwei  Yer- 
theidigungen:  Hierony ml  Le  Camus  Theologi  Paris.  Judicium  de  nu- 
pera  Isaaci  Yossii  ad  iteratas  P.  Simonii  objectiones  responsione, 
Edinbnrgi  (Boterdam)  1685,  64  S.  8.,  und  R.  Simonis  Gallicanae 
Eeclesiae  Theologi  Opuscula  critica  adv.  Isaacum  Yossium  Angli- 
ooae  Eccl.  Canonicum.  Defenditur  sacer  codex  ebraicus  et  B.  Hie* 
ronymi  tralatio,  ib.  86  S.  8.,  und  im  folgenden  Jahre:  Riponse  au 
ÜTTe  intitul^  Sentiments  de  quelques  th^ologiens  de  Hollande  sur 
l'Hist.  crit  du  V.  T.  [von  Jo.  Clericus,  1685]  par  le  Prieur  de 
Bolleville,  Roterdam  1686,  256  S.  4.  Diese  drei  Schriften  wurden 
1687  verb.;  es  sind  die  einzigen  von  den  zahlreichen  auf  die  Hist. 
erii  du  Y.  T.  bezüglichen  Streitschriften,  die  im  Index  stehen ;  auch 
die  Schrift  De  Tinspiration  des  livres  sacr^  .  .  .  par  le  Prieur  de 
BoUeville,  1687  (gegen  Dupin),  wurde  nicht  verb. 

Schon  1686  wurde  verb.  das  ganz  harrolose  anonyme  Schrift- 
dien Novorum  Bibliorum  polyglottorum  Synopsis,  Ultrajecti  1684, 
31  S.  8.,  worin  S.  in  Form  eines  Briefes  von  Origenes  Adamantius 
u  Ambrosins,  datirt  Patmos  20.  Aug.  1684,  den  schon  in  der  Hist. 
crit.  angedeuteten  Plan  einer  neuen  Polyglottenbibel  entwickelt.  Die 
Fortsetzung,  welche  unter  dem  Titel  Ambrosii  ad  Origenem  Epi- 
•tola  de  novis  bibliis  polyglottis,  ib.  1685,  14  S.  8.,  erschien,  ist 
oiclit  verb.  —  Gleichzeitig  wurde  aber  ein  Buch  von  S.  über  einen 
udeiD  Gegenstand  verb.:  Histoire  critique  de  la  creance  et  des 
contumes  des  nations  du  Levant,  publiee  par  le  Sr.  de  Moni,  Francf. 
[Roterdam?)  1684,  230  S.  12.  (später  nochmals  herausgegeben  als 
Hist  crit.  des  dogmes,  des  controverses,  des  coutumes  et  des  oiii- 
monies  des  chretiens  orientaux,  par  R.  Simon,  ci-devant  Pretre  de 
rOratoire,  Trevoux  1711;  Dupin  19,  75;  U.  N.  1709,  258).  In 
den  beiden  ersten  Capiteln  polemisirt  S.  gegen  De  graecae  Ecclesiae 
kodiemo  statu  epistola,  auth.  Thoma  Smith,  Oxf.  1676;  £d.  2. 
et  emendatior,  Lond.  1678.  Smith  (Prof.  in  Oxford)  antwortete  in 
Misoellanea,  in  quibus  continentur:  Praemonitio  ad  lectorem  de  in- 
^tium  communione  apud  Graecos.  Defensio  libri  de  graecae  £ccl. 
^tn  contra  objectiones  authoris  Historiae  crit.  super  üde  et  ritibus 
Orieotalium.  Brevis  et  succincta  narratio  de  vita,  studiis,  gestis  et 
iBartjrio  D.  Cyrilli  Lucarii  Patriarchae  Ctp.  Commentatio   de  hym- 


424  Katholische  Theologen. 

nie  matatino  et  vespertino  graecomm.  Exercitatio  theol.  de  oansis 
remediisqne  diRsidiorum,  quae  orbem  Christian  um  hodie  affligunt, 
Lond.  1686,  198  S.  8.  Dieses  Buch  von  Smith  wurde  1690  verb-, 
die  (2.  Ausg.  der)  Epistola  erst  1718!  —  S.  schrieb  noch  La  cre- 
ance de  l'Egl.  Orientale  sur  la  transsubstantiation  avec  nne  r^ponse 
aux  nouvelles  objections  de  M.  Smith,  oü  Ton  fait  voir  que  Cyrille 
Lucare  .  .  .  qu'il  honore  du  titre  de  saint  martyr,  a  ite  un  impo- 
steur,  Par.  1687,  303  S.  12.,  und  Smith  antwortete  in  einem  2. 
Bande  Miscellanea,  1690.  Aber  diese  und  andere  Streitschriften 
kamen  nicht  in  den  Index  (von  Smith  nur  noch  Yitae  quorundam 
eruditissimorum  et  illnstrium  virorum,  1707,  verb.  1709).  —  Die 
Schrift  über  die  orientalische  Kirche  verwickelte  S.  auch  in  einen 
Federkrieg  mit  Arnauld  und  seinen  Freunden  (Ingold  p.  147).  Im 
J.  1692  schreibt  Arnauld  (3,  527)  wiederholt  sehr  bitter  über  ihn 
an  du  Yaucel  nach  Eom:  er  sei  un  tr^s-m^chant  homme  und  ein 
Socinianer,  und  seine  Bücher  müssten  verb.  werden,  schon  wegen 
dessen,  was  er  über  die  Inspiration  und  über  den  Muhammedanis- 
mus  sage  (S.  sagt  in  seiner  Yertheidigung,  Lettres  3,  243,  Arnauld 
finde  es  anstössig,  dass  er  eine  ganz  objective  Darstellung  der  mu- 
hammedanischen  Theologie  ohne  Polemik  gegeben,  und  meine  aucli, 
er  beurtheile  den  Islam  zu  milde),  namentlich  aber,  weil  er  die 
Beweise  für  den  Glauben  der  griechischen  Kirche  bezüglich  der 
Eucharistie  abschwäche  (S.  antwortet,  Sainjore  1 ,  302 :  er  habe  nur 
gesagt,  durch  Arnauld  sei  die  Frage,  ob  die  Griechen  an  die  Trans- 
substantiation glaubten,  nicht  erledigt),  und  weil  er  sage,  die  Kirche 
der  drei  ersten  Jahrhunderte  habe  Aenderungen  des  Textes  der 
biblischen  Bücher  geduldet. 

Dieser  letzte  Vorwurf  bezieht  sich  auf  die  mittlerweile  er- 
schienenen Bücher:  Histoire  oritique  du  texte  du  Nouveau  Testa- 
ment, ßoterdam  1689,  und  Hist.  crit.  des  versions  du  N.  T.,  ib. 
1690,  denen  1693  die  Hist.  crit.  des  principaux  oommentateurs  du 
N.  T.  folgte.  Auch  Bossuet  urtheilte  über  diese  Bücher  ebehBo 
hart  (und  ungerecht)  wie  Arnauld :  On  apprend  dans  cet  ouvrage  k 
estimer  Grotius  et  les  ünitaires  plus  que  les  p6res,  et  il  n^a  cber- 
ch6  dans  ceux-ci  que  des  fautes  et  des  ignorances  .  .  .  C'est  la 
plus  mince  th^ologie  qui  soit  au  monde  .  .  .  II  ne  fait  que  donner 
des  vues  pour  trouver  qu'il  n'y  a  rien  de  certain  .  .  .  L'erudition 
y  est  mädiocre  et  la  malignitä  dans  le  supreme  degre  (Oeuvres  37, 
485).  Besondem  Anstoss  nahm  Bossuet  wie  Arnauld  an  den  Be- 
merkungen (namentlich  im  3.  Theiie)  über  die  Gnadenlehre  des  h. 
Augustinus.  Er  schrieb  gegen  ihn  eine  Defense  de  la  tradition  et 
des  saints  peres  (erst  1763  gedruckt;  Oeuvres  4,  440;  5,  1).  Im 
Febr.  1694  schreibt  Arnauld  (3,  737)  ganz  unwillig  an  du  Vancel: 
warum  denn  der  letzte  Band  über  das  N.  T.  noch  nicht  verboten 
sei,  was  er  doch  schon  wegen  der  Aeusserungen  über  Augustinae 
verdiene.  Aber  dieser  3.  Theil  wurde  überhaupt  nicht  verb.,  und 
die  beiden  ersten  erst  1700,  dagegen  schon  1693  ein  Pseudonymes 
Buch  über  einen  ganz  andern,  die  Curie  mehr  interessirenden 
Gegenstand:    Histoire  de  l'origine    et  du  progr&s  des  revenus  eocl6- 


R.  Simon. 


426 


autiqnes,  oh  il  est  trait6  selon  l'aneien  et  le  nonvean  droit  de 
tont  ce  qoi  regarde  les  matieres  ben^ficiales,  de  la  r^gale,  des  in- 
Testitnres,  des  nominatioTis  anx  b^nefices  .  .  .  .,  par  Jerome 
a  Costa,  Docteur  en  Droit  et  Protonotaire  apostolique,  Franef.  (Ro- 
terdam?)  1684,  346  S.  12.  (Basel  1706,  2  vol.),  ein  Supple- 
ment zu  Sarpi's  Historia  sopra  li  beneficii  eecl.  (einen  Nachtrag 
daza,  über  Revenuen  aus  Reliquien,  Ablässen  und  dgl.  gibt  Sainjore 
3,  331). 

Die  schärfste  Verurtheilung  erfuhr  in  Frankreich :  Le  Nouveau 
Testament  de  notre  Seigneur  J^sus-Christ,  traduit  sur  Tancienne 
editiun  latine,  avec  des  remarques  literales  et  critiques  sur  les  prin- 
eipales  difßcult^s,  Trevoux  1702,  4  vol.  8.  Bossuet  meinte  anfangs, 
das  Buch  könne  durch  Cartons  corrigirt  werden,  und  es  wurden  wirk- 
lich solche  gedruckt  (Oeuvres  38,  803).  Aber  schon  15.  Sep.  1702 
erliess  Card.  Noailles  auf  Bossuets  Betreiben  eine  Ordonnanz  gegen 
das  Buch,  welche  in  allen  Pariser  Kirchen  verlesen  wurde.  Er  rügt 
darin,  der  üebersetzer,  der  sich  schon  durch  mehrere  Werke  ver- 
dichtig gemacht,  habe  die  Uebersetzung  anonym  und  ohne  Appro- 
bation veröffentlicht  (sie  war  durch  zwei  von  Noailles  und  Bossuet 
Toorgesclilagene  Theologen  geprüft  worden) ;  die  Vorrede,  die  Ueber- 
setzung und  die  Noten  enthielten  Fehler;  viele  Stellen  seien  zu  frei 
übersetzt  und  abgeschwächt;  es  werde  in  ungehöriger  Weise  über 
die  Talgata  und  die  alttestamentlichen  Citate  gesprochen  u.  s.  w.  (die 
Ordonnanz  mit  Simons  Vertheidigung  in  seinen  Lettres  2,  333). 
29.  Sept.  schrieb  auch  Bossuet  eine  Ordonnanz,  worin  das  Buch 
verb.  wurde,  weil  die  Uebersetzung  untreu,  temerär  und  ärgerniss- 
gebend,  der  Commentar  voll  temerarer,  der  Tradition  widersprechen- 
der, ^fährlicher  und  zu  Irrthum  und  Ketzerei  führender  Erklärungen 
seL  Die  Ordonnanz  wurde  erst  3.  Dec.  1702  in  den  Kirchen  der 
Dioeese  Meaux  verlesen,  weil  der  Kanzler  Pontchartrain  die  Ab- 
sndemng  von  zwei  Stellen  in  dem  ersten  Drucke  verlangte.  Bald 
darauf  erschienen  von  Bossuet:  Instructions  sur  la  version  etc.  Auch 
tber  diese  hatte  Bossuet  Verhandlungen  mit  dem  Kanzler,  der  an- 
fsngB  verlangte,  sie  müssten  von  Doctoren  approbirt  werden ;  auch  in 
diesen  wurden  zwei  Stellen  geändert.  Simon  erhielt  für  eine  £r- 
widerang  nicht  die  Druckerlaubniss  (sie  ist  in  den  Lettres  3,  291 
imd  bei  Sainjore  1,  378  gedruckt).  Nicht  ohne  Mühe  bewirkte 
Bo^net,  dass  durch  ein  ArrSt  des  Staatsrathes  vom  22.  Jan.  1703 
das  ffir  die  Uebersetzung  ertheilte  königliche  Privileg  zurückge- 
Bomnien  wurde.    11.  März  1704  wurde  sie  in  Rom  verb. 

Erst  nach  dem  Tode  Simons,  1714,  wurde  verb.  Biblioth^que 
eritiqne,  ou  Recueil  de  diverses  pi^ces  critiques,  dont  la  plüpart  ne 
Bont  point  imprim^es  ou  ne  se  tronvent  que  tres-difficilement,  pu- 
bliees  par  Mr.  de  Sainjore  qui  y  a  ajoute  quelques  notes,  Amster- 
dam (Nancy)  1708 — 10,  4  vol.  12.  Aufsätze  und  Noten  sind  alle 
von  S.  In  Folge  einer  Denunciation  Renaudots  bei  dem  Kanzler 
Pontchartrain  war  in  Paris  schon  durch  ein  ArrSt  des  Staatsrathes 
vom  5.  Aug.  1710.  die  Confiscation  und  Verbrennung  des  Werkes 
angeordnet  worden.  —  Die  Lettres  ohoisies  de   M.   Simon,    oü  Ton 


426  Katholische  Theolo^^n. 

trouve  an  grand  nombre  de  faits  anecdotes  de  literature,  1 700 — 1705, 
3  vol.  12  (Nouv.  6d.  .  .  augm.  d'un  vol.  et  de  la  vie  de  l'aa- 
teur  par  M.  Bruzen  la  Martiniöre,  Amst.  1730*,  4  yol.  12.),  stehen 
nicht  im  Index,   obschon  auch   sie  viel  Anstössiges  enthalten. 

Die  Explication  litt^rale,  historiqae  et  dogmatiqne  des  pri- 
ores et  des  cärömonies  de  la  messe  von  dem  Oratorianer  Pierre 
Le  Brun  (1661—1729),  Par.  1716—26,  4  vol.  8.  (Ingold  p.  74), 
wurde  von  dem  Jesniten  Bougeant  u.  a.  angegriffen,  weil  darin 
eine  ähnliche  Ansicht  von  der  Consecration  vertheidigt  warde 
wie  früher  von  Ambrosius  Catharinus  und  Cheffontaines  (I  S. 
567;  E.-L.  1,  604).  Das  Werk  scheint  auch  in  Bom  denuncirt 
worden  zu  sein;  wenigstens  berichtet  Fabroni,  Yitae  It.  13,  248, 
von  Grinsto  Fontanini,  er  habe  Le  Bruns  Schriften  in  Schutz  ge- 
nommen, nachdem  derselbe  sich  bereit  erklärt,  einiges  zu  verbessern. 
—  Pierre  Faydit  (1644—1709),  bis  1671  Oratorianer,  gab  durch 
allerlei  Schriften  Anstoss,  am  meisten  durch  Alteration  du  dogme 
theologique  par  la  pbilosophie  d'Aristote,  ou  fausses  id^es  des  scho- 
lastiques  sur  toutes  les  mati^res  de  la  religion.  Tome  I.  Traite  de 
la  trinite,  s.  1.  1696,  498  S.  12.  Bossuet  (38,  33)  sagt  davon:  Le 
malbeureux  Faydit,  apr^s  avoir  si  longtemps  souill6  sa  plumeimpie 
et  licencieuse  dans  toutes  sortes  d'emportements  et  d'erreurs,  s'est 
fait  prendre  enfin  pour  oser  publier  un  livre  abominable  sur  la 
trinit6,  ou  il  pousse  le  blasph^me  jusqu'ä  dire  qu'il  y  a  trois  dieux 
...  M.  de  Paris  a  remis  .  .  .  un  ordre  du  roi  pour  le  mettre  a 
S.  Lazare^).     Das  Buch  steht  nicht  im  Index. 

5.  Im  Ji  1610  (Alex.  No.  11)  wurden  verboten:  Apparatus 
in  Eevelationem  J.  ü.  auct.  Guil.  Alabastro  Anglo,  Antw.  1607, 
et  Antithesis  Bened.  a  Benedictis  Veneti  contra  Guil.  Whitakerom, 
nisi  fuerint  ex  correctis  ab  auctoribus  et  Eomae  approbante  Magistro 
S.  Pal.  Der  zweite  Autor  war  ein  Italiener,  Bened.  de'  Benedetü, 
und  sein  Buch  heisst:  Antithesis,  qua  [tam]  falsum  esse,  quod  vica- 
rius  Dei  sit  Antichristus,  quam  falsum  est,  quod  Christus  sit  An- 
tichr.,  demonstratur  contra  impii  G.  Whitakeri  haeretici  Angli  [er 
steht  in  der  1.  GL]  thesim,  qua  Eom.  Pontificem  esse  illum  Anti- 
Christum,  quem  venturum  Scriptura  praedixit,  demonstrare  conatar, 
Coioniae  1608,  4.  (Mazzuch.  2,  813).  Der  erste  war  ein  Engländer, 
ein  angesehener  Dichter,  der  als  Kaplan  des  Grafen  Essex  nach 
Cadiz  kam,  dort  um  1597  katholisch,  später  aber  wieder  Anglicaner 
wurde  und  nach  1630  starb  (Bayle  s.  v.,  Clement  1,  110).  Sein 
Apparatus  in  Kevelationem  J.  C.,  sive  nova  et  admirabilis  ratio  in- 
vestigandi  prophetiarum  mysteria  ex  s.  scriptura  seipsam  interpre- 
tante,  zuerst  1602,  dann  Antw.  1607,  stammt  aus  seiner  katholi- 
schen Periode,    hat    aber  wohl    wegen    der  cabbalistisohen  Tendenz 


1)  Bouillier,  Hist.  de  la  phil.  Cartes.  2,  885.  Ingold  p.  47.  Clement 
8,  273.  —  Faydit  schrieb  auch  gegen  Tillemont;  die  Fortseteung  der 
Polemik  wurde  ihm  aber  untersagt.  S.-Beuve  4,  6:  Tillemont  trouva  son 
Zo'ile  dans  PabbS  Faydit,  critique  p^tulant  qui  n'a  menag§  ni  Fenelon 
ni  Bossuet  ni  personne. 


6.  Alabaster.  B.  a  Benedictis.  H.  Florentinius  a.  a. 


427 


Anstoss  erre^.  Expnrgirte  Ausgaben,  wie  sie  in  dem  Deorete  in 
Anmieht  genommen  werden,  scheinen  von  beiden  Büchern  nicht  er- 
schienen zn  sein.  Dass  noch  jetzt  im  Index  die  Formel  nisi  fuerit 
etc.  steht,  ist  also  sinnlos. 

1668  wurde  verb.  Apologia  in  difesa  d'ana  dottrina  delV  Eccell. 
Sig.  Pietro  Conti  Romano,  raocolta  e  data  in  Ince  da  Ferd.  Cla- 
yestain  Salisbnrgese ,  nnd  1663:  Yeritli  e  religione.  Christiani 
ittmfesti  contro  le  dne  false  ed  irreligiöse  apologie,  mannscritta  e 
itampata  di  P.  Conti  Sezzese,  detto  volgarmento  V  Alins  Dens,  per 
etsersi  ostinato  a  difendere:  Alins  Dens  est  possibilis.  Opera  dell' 
»bste  Aless.  Gaarino,  Nizza  1658.  —  Yinc.  Baron  berichtet  ApoL 
1,407:  der  Satz:  Aliqnis  (offenbar  verdruckt  für  alias)  Dens  est 
possibilis,  sei  zu  Venedig  von  einem  ansgestossenen  Jesuiten,  aber 
sBcb  von  mehreren  Theologen  des  Ordens  vertheidigt  worden.  Von 
eisern  anderen  Pietro  Conti,  dem  Augustiner  Petrus  de  Comiti- 
bas,  wurde  Summae  philosophicae  Pars  I.  tribns  tomis  distincta, 
totam  physicam  complectens,  1673  mit  d.  c.  verb.  Hnrter  2,  19 
erwähnt  von  ihm  Theologia  scholastica,  Ven.  1680—84,  11  vol.  12. 

Hieronymus  Florentinius  aus  Lucca,  Clericus  regularis  Con- 
gregationis  Matris  Dei,  t  1678,  veröffentlichte  1658  zu  Lyon  eine 
Disputatio  de  ministrando  baptismo  humanis  foetibus  abortivorum, 
mit  einer  aus  Rom  datirt«n  £pi8tola  pro  censura  von  «Jo.  Caramuel 
und  einer  Censura  (Approbation)  von  P.  Michael  de  Alcantara,  der 
sieb  als  Generalprocnrator  des  Ordens  S.  Mariae  de  Mercede,  Qua- 
lüicator  der  spanischen  Inquisition  und  Gonsultor  der  Index-Congr. 
bezeichnet.  Er  schickte  sein  Schriftchen  an  mehrere  theologische 
nod  medioinische  Facultäten  und  viele  Gelehrte  und  konnte  in  einem 
Heft  von  40  Seiten  günstige  Urtheile  von  6  Universitäten  und  30 
Gelehrten  (darunter  viele  Jesuiten)  drucken  lassen.  Gegen  eine  zu 
Pistoja  1662  erschienene  nicht  günstige  Beurtheilung  schrieb  unter 
<ieni  Namen  Marti nus  abHoluberveso  entweder  sein  Ordensgenosse 
Bart.  Beverini  (Placcius  p.  365  und  Mazzuch. )  oder  er  selbst  (Melzi 
2^8)  Besponsio  apologetioa  pro  sententia  P.  Hier.  Florentini  de 
baptismo  abortivorum  adv.  objecta  D.  Vigilantii  ab  Arce.  Die  In- 
^ex-Congr.  aber  verbot  1.  April  1666  diese  Responsio  und  erklärte, 
£e  Disputatio  sei  nach  der  1666  erschienenen  neuen  Ausgabe  zu 
eorrigiren.  Diese  hat  den  Titel:  Disputatio  ...  in  hao  2.  impres- 
aone  ab  eodem  auotore  S.  Ind.  Congregationis  jussu  recognita  et 
declarata,  Lucca  1666,  60  S.  4.  Flor,  erklärt  darin:  er  empfehle 
nicht  mehr,  jeden  foetus  zu  taufen,  auch  quando  est  adeo  exiguus, 
vt  grani  hordeacii  magnitudinem  non  excedat,  et  vix  apparent  signa 
ntae,  sondern  nur  illos,  in  quibus  apparent  lineamenta  foetus  hu* 
oani  propria,  trage  seine  Ansicht  auch  nicht  als  sicher,  sondern  als 
probabel  vor  und  wolle  niemand  unter  einer  Todsünde  verpflichten, 
Hir  in  praxi  zu  folgen,  und  nicht  einen  neuen  Ritus  einführen,  was 
nur  der  Congregation  der  Riten  und  dem  Papste  zustehe.  1672 
Hess  er  dann  in  Rom  mit  Approbation  des  Mag.  S.  Pal.  eine  Dis- 
putatio secunda  de  baptismo  humanis  foetibus  abortivis  sub  conditione 
conferendo  drucken  und  1674  zu  Lyon:    De  hominibus  dubiis  bap- 


428  KathoÜBche  Theologen. 

tizandis  pia  prothesie  olim  snb  Lngdanensi  prelo  a  1658  edita,  a 
nnllo  prius  asserta,  unioa  tnno  disputatione,  nunc  tribas  snperadditiB 
consistens.  Und  in  unseren  Tagen  haben  die  Herausgeber  der  A. 
J.  P.  den  Gegenstand  für  wichtig  und  interessant  genug  gehalten, 
um  die  Disputatio  von  1666  mit  einem  ausführlichen  Bericht  über 
die  Sache  (5,1112—38)  abdrucken  zu  lassen  (6,1280—1339). 

Der  Minorit-Conventual  Angelus  Yulpes  a  Montepiloso  in 
Neapel,  t  1647  (Hurter  1,  717),  veröffentlichte  dort  Sacrae  Theolo- 
giae  summa  Joannis  Duns  Scoti,  Doctoris  subtilissimi,  et  Common- 
taria,  quibus  ejus  doctrina  elucidatur,  comprobatur,  defenditur;  opus 
ex  ejusdem  doctoris  contextu  industriose  non  minus  quam  fideliter 
excerptum  et  a  nomine  usque  modo  typis  traditum,  1622 — 45,  12 
Fol.  (4  Partes  k  3  Tomi).  Dagegen  schrieb  der  Dominicaner  Hya- 
cinthus  de  Rugeriis  Defensorium  doctrinae  S.  Thomae  contra  objecta 
Ang.  Vulpis,  Neapel  1655,  Fol.  Verboten  wurde  1659  Tom.  3. 
Partis  4.  Dann  scheint  man  erst  im  18.  Jahrb.  das  Buch  wieder 
vorgenommen  zuhaben;  von  1714  an  wurden  die  einzelnen  Bände  in 
bunter  Ordnung,  jeder  unter  einem  andern  Datum  verb.,  Tom.  1.  und 
2.  Partis  1.  und  Tom.  1.  Partis  2.  mit  d.  c,  die  anderen  unbedingt, 
zuletzt  1725  Tom.  1.  Partis  1.  *).  —  Um  irgendwelche  scotistische 
Subtilitäten  wird  es  sich  handeln  in  Matth.  Ferchii  Defensio  -vesti- 
gationum  peripateticarum  ab  offensionibus  Belluti  et  Mastrii,  1646, 
mit  d.  c.  verb.  1655.  Die  Yestigationes  perip.  hatte  er  Patavii 
1639  drucken  lassen.  Bonav.  Belluti  (Mazzuch.  s.  v.)  und  Bartol. 
Mastrio  haben  zusammen  mehrere  scholastische  Werke  herausgegeben. 
Es  erschien  unter  dem  Namen  von  Mastrio  1647  eine  Entgegnung 
von  Ottavio  Camerani  (Melzi  2,  169).  Alle  vier  Streitenden  waren 
Minoriten-Conventualen.  —  Decisiones  theologicae  ex  4  sententiarum 
libris  omnium  theologorum  principis  Jo.  Duns  Scoti  selectae  a  F. 
Bonav.  Mini  a  S.  Gruce  Regularis  Observantiae  in  forma  thesium, 
Lucae  1694,  wurde  verb.  1695,  vielleicht  wegen  des  dem  Duns 
Scotus  gegebenen  Epithetons.  Andere  scotistische  Thesen  stehen  im 
Index  unter  Duffy  und  Ign.  Oudin  (Thomisticum  Quare  solutum  per 
scotisticum  Quia). 

Co  pia  d'una  lettera  scritta  da  un  Padre  Chierico  regolare 
Teatino  ad  una  signora  sua  penitente,  divota  del  ss.  sacramento  deir 
altare,  mit  d.  c.  verb.  1622,  ist  nach  Mazzuch.  und  Vezzosi  von 
Paolo  Barisoni  aus  Padua,  seit  1591  Theatiner,  f  1648.  Das 
Schriftchen  Dell'  uso  frequente  deir  eucaristia,  welches  er  1625  zu 
Padua  anonym, 2 1643  mit  seinem  Namen  veröffentlichte,  wird  eine 
verbesserte  Ausgabe  des  Briefes  sein.  —  Von  einem  Capuciner  Mario 
de'  Bignoni  da  Venezia,  f^  1660  (Mazzach.  2,1221),  wurden 
1672—74  einige  15 — 20  Jahre  vorher  erschienene  Bände  Predigten 
verb.     Der  deutsche  Franciscaner  Bruno  Neusser    hatte    davon    zu 


1)  In  den  neuesten  Indices  steht  unter  Vulpes  bei  T.  8.  P.  4.  irrig 
1759  statt  1659  und  der  Titel  des  Buches  von  dem  Namen  des  Verfassers 
getrennt. 


Italiener. 


429 


Köln  1663  eine  latein.  ITebersetzang  herausgegeben,  die  auch  nacb 
dem  Verbote  des  Orginals  1676  nochmals  gedruckt  wurde.  —  Von 
dem  Prof.  Hieronymus  Columbas  (Columbinus)  zu  Perugia  wurde 
1661  De  angelica  et  humana  hierarchia  11.  8  yerb.  und  erst  1691 : 
In  sanctam  Jesu  C.  temporalem  nativitatem  quonam  pacto  plane tae 
&e  sydera  Christo  Domino  famulentur,  theol.  disquisitio,  Bologna 
1619.  —  1646  wurde  von  Ant.  Koccus  verb.  Animae  rationalis 
immortalitas  simul  cum  ipsins  vera  propagatione  ex  semine,  also 
generatianiatischy  —  1674  ein  schon  1647  erschienener  Tractatus  de 
serupulis  Yon  Jo.  Ang.  Bossius,  der  nach  Mazzuch.  eine  Zeit  lang 
General  der  Barnabiten  und  1665  als  Assistent  des  Generals  zu 
Born  gestorben  war. 

Ant.  Heraudo,  Riflessioni,  quae  additae  sunt  libro  qui  inscri- 
bitur :  Caai  et  avvenimenti  della  confessione,  scritti  dal  P.  Christoforo 
Yega,  wurde  1668  verb.  mit  dem  Zusätze:  nisi  fuerint  ex  correctis 
jaxta  editionem  Romanum  a.  166S.  Das  Verbot  wurde  also  erst 
pablicirt,  nachdem  die  expurgirte  Ausgabe  erschienen  war:  Casi  .  .  . 
scritti  in  lingua  spagnuola  dal  P.  Chr.  de  Vega  S.  J.  e  transpor- 
tsü  .  .  .  da  nn  sacerdote  della  stessa  compagnia.  Aggiuntevi  in 
qaest'  ultima  impressione  con  un'  aviso  al  lettore  alcune  utili  rifles- 
sioni da  Ant.  Heraudo  di  Levenzo,  sacerdote  secolare,  nuovamente 
eorrette,  Rom  1668.  Die  verbotene  Ausgabe  war  zu  Cuneo  1661, 
12.,  das  spanische  Original,  Casos  raros  de  la  confesion,  zu  Valencia 
1656  n.  8.  erschienen.  Ausser  Christ,  de  Vega  (f  1672)  werden 
aber  aach  Greronimo  Lopez  u.  a.  als  Verfasser  genannt.  Der  italie- 
oisehe  Uebersetzer  ist  nach  einigen  der  Jesuit  Gius.  Fozio,  nach 
anderen  der  Jesuit  Gius.  Alione;  Ant.  Herando  scheint  nur  der  an- 
genoncimene  Name  des  letztern  zu  sein  (Melzi  1,  180).  Das  Schrift- 
fktu  enthält  Erzählungen  von  der  Bestrafung  solcher,  die  ungültige 
Beichten  abgelegt,  und  ist  von  den  Jesuiten  viel  verbreitet  worden  ^). 
—  Riflessi  morali  e  christiani  cavati  per  lo  piü  dair  epistole  di  S. 
Paolo  ...  da  Maddalena  Hommetz  Patina,  Padua  1680,  mit  d.  c. 
verb.  1682.  M.  Hommetz  war  die  Gattin  des  Charles  Patin,  der 
Professor  derMedicin  zu  Paris  und,  aus  Frankreich  verbannt,  1676 
— 81  SU  Padua  war,  1681  nach  Paris  zurückkehrte  und  1683  starb.  — 
Asaertum  responsivum  P.  Mag.  Fr.  Hieronymi  Michelini  Aesinatis 
Au^ustiniani  pro  defensione  castitatis  oonjugalis  .  .  .,  Ancona  1647, 
und  S«  Congr.  Supr.  ac  Univ.  Inq.  de  Urbe.     Aesina  facti  et  juris 


1)  In  Manchen  ist  eine  italienische  Ausgabe :  Casi . . .  opera  del  P.  Chr. 
Vega . . .  Aggiuntovi  in  questa  impressione  da  un  altro  Padre  ...  11  modo 
di  far  bene  la  oonfessione  con  illustri  esempii  d'essa,  Bassano  s.  a.  182  S. 
16.9  und  ,,Traurige  Geschieht  von  der  Beicht  .  .  .  erstlich  durch  R.  P. 
Chr.  de  Vega  aus  der  Ges.  J.  Priestern  in  span.  Sprach  zusammengezogen 
und  beschrieben,  danach  durch  andere  gleiches  Ordens  Priestern  in  die 
welsche  und  teutsche  Sprach  treulich  übersetzet,  München  1719,  c.  280  S. 
16.,  zosammengebunden  mit :  Freuden-Geschicht  von  der  Beicht,  d.  i.  Seeliger 
Ausgang  der  recht  Beicht-  und  Büssenden  .  .  .  beschriben  durch  einen 
Priester  der  Ges.  J.,  München  1707,  820  S.  lii. 


490  Katholische  Theologen. 

pro  justitia  edicti  modemi  episcopi  Aesini  prohibentis  qaendam  li- 
bellum  in  civitate  et  tota  dioecesi  a.  1698,  beide,  ersteres  mit  d.  c., 
von  der  Inq.  verb.  1703.  Michelini  scheint  sich  über  das  Yerbot 
seines  Buches  durch  den  Bischof  von  Jesi  bei  der  Inquisition  be- 
schwert zu  haben,  und  die  zweite  Schrift  ein  für  den  Inquisitions- 
prooess  gedrucktes  Schriftstück  des  Bischofs  zu  sein. 

Schon  1.  April  1688  verdammte  die  Inquisition  Conclusiones 
ex  philos.  ac  theol.  selectae,  pro  solemniis  D.  Dominici  propugnan- 
dae  a  Fr.  Henr.  Ant.  Yerzelli  Servita  in  oonventu  S.  Annuntiatae 
de  Florentia,  praeside  F.  M.  Gerardo  Capassi  Florentino,  in  eo- 
dem  coenobio  stndii  regente,  Flor.  1687.  Wie  Fabroni,  Vitae  7, 
232  berichtet,  hatte  der  Dominicaner- General  Oloche  vier  dieser 
Thesen  denuncirt:  was  die  Theologen  lumen  gloriae  nannten,  sei 
G-ott  selbst;  das  sog.  Athanasianische  Symbolum  sei  wahrscheinlich 
nicht  von  Athanasius;  Christus  habe  nicht  die  Materie  und  Form 
aller  Saoramente  genau  bestimmt  und  die  Kirche  könne  darum  Be- 
stimmungen darüber  treffen;  es  sei  besser,  bei  der  Darstellung  der 
Abendmahlslehre  statt  des  den  Vätern  bis  zum  12.  Jahrh.  fremden 
und  erst  in  den  peripatetischen  Schulen  aufgekommenen  Ausdruckes 
accidentia  die  Bezeichnung  species  anzuwenden.  Fabroni  berichtet 
weiter,  Cap.  habe  eine  Vertheidigung  geschrieben,  die  man  in  Eom 
als  genügend  angesehen  und  die  selbst  Cloche  befriedigt  habe,  und 
Prosper  Lambertini  habe  gesagt,  Gap.  sei  nur  unvorsichtig  gewesen 
in  der  Vertheidigung  von  Ansichten,  die  damals  in  Italien  unerhört 
gewesen  seien,  30  Jahre  später  aber  nicht  nur  ohne  Gefahr,  son- 
dern auch  cum  aliqua  laude  hätten  vertheidigt  werden  können^). 
Die  Conclusiones  blieben  aber  im  Index.  Cap.  wurde  1690  Secre- 
tär  des  Serviten-Generals,  gelangte  später  zu  anderen  Ordensämtem 
und  wurde  sogar  Consultor  Indicis.  Fs  kamen  aber  noch  einige 
andere  Sachen  von  ihm  in  den  Index,  wo  sie  freilich  nicht  unter 
seinem  Namen  stehen.  Der  Grossherzog  Cosimo  III.  war  ein  be- 
sonderer Verehrer  des  h.  Crescius  und  seiner  Genossen,  hatte  eine 
Kirche  derselben  restauriren  lassen  und  veranlasste  die  Veröffent- 
lichung von  Acta  passionis  SS.  Crescii  et  Soc.  Martyrum  ex  mss. 
codd.  biblioth.  Mediceo  -  Laurent.,  Metrop.  Eccl.  Flor,  et  Sapienüae 
Rom.  nunc  primum  edita  et  a  Jac.  Laderchio  Congr.  Oratorii  Urbis 
Presbytero  asserta  et  illustrata,  Flor.  1707,  Fol.  Capassi  hatte  La- 
derchi  schon  1706  gesagt,  er  halte  diese  Acten  für  sehr  unzuver- 
lässig, und  schrieb  nach  dem  Erscheinen  des  Buches  in  demselben 
Sinne  an  Fontanini.  Dieser  Brief  kam  in  Laderchi's  Hände  und  er 
Hess  ihn  mit  einer  Entgegnung  drucken:   Lettera  ad  un  Cavaliere 


1)  M.  Germaiu  schrieb  20.  Juni  1688  an  Magliabechi:  Je  porte 
compassion  au  P.  Capassi,  II  faut  etre  sage  et  ne  s'exposer  pas  k  une  dis- 
grace  par  une  demangeaison  d'ecrire  ce  qa'on  doit  prevoir  quMl  deplaira. 
II  ne  tiendrait  qu'ä  nous  de  bien  publier  des  affaires  que  nous  avons 
tireea  de  differents  endroits,  niais  l'interet  comraun  de  PEglise  et  le  notre 
en  particulier  nous  fera  toujours  taire,  quand  il  sera  dangereux  de  parier 
et  de  se  produire. 


6.  Capasri.  J.  Laderchi.  H.  Serry.  481 

Fioreatino  devoto  de*  santi  martiri  Cresci  e  compagni  in  risposta  di 
^lella  scritta  dal  P.  Fr.  G-herardo  Capassi  deir  Ordine  dei  Servi  di 
Maria  a  Giasto  Fontanini  contro  gli  atti  de^  medesimi  santi,  dati  alla  Ince 
da  Giae.  Laderchi  . . .  Cap.  antwortete  sehr  scharf  in  Nagae  Laderchia- 
nae  in  epistola  ad  eqnitem  Florentinum  sab  nomine  et  sine  nomine 
Petri  Donati  Polydori  (so  hatte  Laderchi  den  Oavaliere  genannt) 
Tulgata,  Centaria  prima,  accnrante  M.  Antonio  Gatto  J.  C,  Genua 
17Q9  (eine  Centaria  2.  ist  nicht  erschienen).  Beide  Schriften  wur- 
den 1712  von  der  Inq.  verb.  In  Florenz  worden  die  Nagae  im 
Sept.  1709  anf  Befehl  des  Grossherzogs  verbrannt  und  Cap.  verlor 
tein  Amt  als  Theologe  des  Grossherzogs  and  des  Cardinais  Medici  ^). 
In  Rom  nahm  man  das  Verbrennen  des  Baches,  worüber  der  h. 
Stahl  noch  kein  ürtheil  gefällt,  übel.  Cap.  ging  Ende  1709  nach 
Bom  and  wnrde  dort  Theologe  der  Cardinäle  Imperiali  nnd  Conti. 
&  wurden  abfallige  mündliche  and  briefliche  Bemerkungen  über 
die  Bulle  ünigenitus  von  ihm  bekannt;  um  sich  zu  rehabilitiren, 
sehrieb  er  auf  Veranlassung  des  Card.  Imperiali  eine  Widerlegung 
QBes  französischen  Briefes,  worin  Clemens  XL  gerathen  wurde, 
Erklämngen  zu  der  Bulle  zu  geben.  Als  Card.  Conti  als  Innocenz 
Xin.  Papst  geworden,  hiess  es,  er  werde  Cap.  zu  seinem  Theologen 
machen,  und  die  Gegner  der  Bulle  knüpften  daran  Hoffnungen ; 
aber  seine  Feinde,  namentlich  die  Cardin&le  Corsini  und  de  Giudice, 
hintertrieben  nicht  nur  seine  Ernennung,  sondern  hätten  ihn  auch 
in  einen  Inquisitionsprocess  verwickelt,  —  auch  die  Thesen  von 
1688  wurden  damals  wieder  hervorgesucht,  —  wenn  nicht  der  Papst 
and  Msgr.  Lambertini  ihn  geschützt  hätten.  Innocenz  XIII.  fragte 
ihn  mehrfach  um  Rath  und  veranlasste  ihn,  die  (nicht  gedruckten) 
Eifleraioni  d'nn  religioso  divotissimo  della  S.  Sede  sopra  un  modo 
di  levare  li  occorrenti  dissidii  per  la  constit.  Ünigenitus  zu  schrei- 
ben.    Aucli  bei  Benedict  XIII.  stand  er  in  Gunst,  f  1737. 

Von  dem  gelehrten  Dominicaner  Jac.  Hyacinthus  Serry,  geb. 
1659  ZQ  Toulon,  seit  1697  Professor  in  Padua,  f  1738,  wurde  die 
Gk«chichte  der  Congregationes  de  auxiliis  nur  in  Spanien  (1701), 
nicht  in  Rom  verb.  (S.  308).  Das  erste  Buch,  welches  in  den  Rom. 
Index  kam,  sind  die  Exercitationes  historicae,  criticae,  polemicae  de 
Christo  ejusque  virgine  matre,  quibus  judaeorum  errores  de  pro- 
ndsso  sibi  liberatore  nova  methodo  refelluntur,  christianae  religionis 
mysteria  omnia  ad  certam  historiae  fidem  exiguntur,  explicantur, 
defendnntur,  habitae  in  academia  Patavina  . .  .  Yen.  1719,  4.  (schlech- 
ter Na.chdruck  Mailand  1719),  von  der  Inq.  verb.  1722.  Da  er 
wegen  dieses  Buches  und  des  Verbotes  auch  bei  den  Yenetianischen 
Behörden  verdächtigt  und  ihm  in  Folge  davon  eine  Gehaltserhöhung 


1)  Weiteres  über  den  Streit  bei  Fabroni  7,  236.  210.  Villarosa, 
Seritt.  Filipp.  p.  151.  Muratori,  Lettere  ined.,  p.  236.  Clar.  Yen.  adMagliab. 
Epp.  p.  263.  292.  Von  der  Lettera  erschien  eine  expurgirte  Ausgabe: 
Lettara  ...  in  risposta  ad  alcune  difficoltä  e  dubbiezze  motivnte  contro 
f^  atti  .  .  .  Vgl.  J.  M.  Thomasii  opera  7,  406. 


L 


482  Katholische  Theologen. 

yorenthalten  wurde  ^),    schrieb  er  1726  eine  Yertheidigung:  Difeea 
del  libro    intit.  Exercitationes  .  .  .  per  la  condanna  segnita  di  detto 
libro,   scritta   dal  medesimo   autore  e  presentata  alk  S.  E.  i  Befor- 
matori  dello  studio  di  Padova,  erst  1 755  gedruckt,  Padua  (Lugano  ?), 
20  S.  4.  (Storia  lett.  13,  356),  abgedr.  in  den  Opera  omnia,    Lugd. 
1770,  m,  283;    von    den    Exercitationes    ist    in    den  Opera  III,  1 
eine  Umarbeitung  abgedruckt,  die  Serry  im  Manuscript  hinterlassen. 
Er  sagt  darin,  er  habe  die  Verdammung  dem  Card.  Fabroni  zu  ver- 
danken, der  ihm  wegen  eines  andern  Buches,    für  dessen  Verfasser 
er  ihn  mit  Unrecht  gehalten,  feind  gewesen  sei;   der  Cardinal  habe 
aber,  obschon  er  in  der  Inquisition  dominirt  habe,  nicht  durchsetzen 
können,    dass  man  irgendwelche  Sätze  seines  Buches  für  ketzerisch 
oder  irrig  erklärt  habe.     „Nun  weiss  aber  jeder,  fährt  er  fort,  der 
die  Praxis   der  Köm.  Curie  kennt,    dass  Verbote  von  Büchern,    bei 
denen  nicht  die  Qualifioation  ketzerisch  oder  irrig  angewendet  wird, 
namentlich  von  Büchern  über  Geschichte  und  Kritik,  in  Rom  so  ge- 
wöhnlich sind  und  aus  so  unbedeutenden  Gründen  erfolgen,  dass  ein 
Schriftsteller,    dem  dergleichen  passirt,    dadurch  wenig    oder  nichts 
von  seinem  Ansehen   bei  den   Gelehrten   und  Einsichtigen    yerliert, 
weil  man  weiss,    dass  Rom    in    solchen  Fällen    nichts  censnrirt    als 
die  unerbittliche  Strenge,    mit  welcher  kritische  Geschichtschreiber 
von  gutem  Geschmack  die  herrschenden  Meinungen  und  Vorartheile 
des  unwissenden  Volkes  bekämpfen  müssen.''     Weiter  berichtet  er: 
er  habe  einen  bei  Benedict  XIII.    sehr  angesehenen  Mann   gebeten, 
ihm    das  Gutachten    des  Serviten  Pieri  zu  verschaffen,    auf  welches 
hin  die  Inquisition  sein  Buch  verboten  habe,  damit  er  dieses  danach 
corrigiren  könne;    derselbe  habe    ihm  geantwortet,    das   gehe    nicht 
an,  habe  ihm  aber  einige  Hauptpunkte  angegeben:  er  habe  bestrit* 
ten,  dass  die  Eltern  Mariae  Joachim  und  Anna  geheissen  und  dass 
der  Heiland   nach  der  Auferstehung  zuerst    seiner  Mutter  und  dann 
erst  der  Maria  Magdalena  erschienen  sei.     Er  habe  diese  Ansichten 
vertheidigt  und    darauf  einen    zweiten  Brief  vom  8.  Juni  1726    er- 
halten, worin  ihm  gesagt  worden  sei,  der  stilo  mordace,  in  dem  er 
Baronius  u.  a.  angegriffen,    habe  am   meisten  Anstoss  erregt.     Sehr 
scharf  hatte  er  auch  die  Maria  von  Agreda  angegriffen.     Die  legen- 
darischen  Elemente   in  den  gewöhnlichen  Darstellungen  des  Lebens 
Jesu   und  Mariae    vertheidigte    gegen  Serry  Ant.  Sandini,  Prof.  im 
Seminar  zu  Padua,  in  der  Historia  sacrae  familiae  ex  antiquis  monu- 
mentis  collecta,  Padua  1734.  Serry  antwortete  in  den  Animadversio- 
nes  anticriticae  in  Hist.   ab  Ant.  Sandini  novissime  scriptam,  Paris 
1 735,  8.,  die  nicht  verb.  sind  ^). 


1)  Cecchetti,  Repubbl.  di  Ven.  2,  258  berichtet:  der  Venetianische 
Senat  habe  1722  ohne  Mitwirkung  der  Inquisition  und  ohne  dass  ein 
Römisches  Verbot  vorgelegen,  das  Buch  verboten,  weil  es  zwar  keine 
Ketzereien,  aber  punti  controversi  d'istoria  sacra  enthalten  habe! 

2)  Storia  lett.  13,  856  wird  noch  erwähnt  Matthaei  Basiie  Archiep. 
Panormit  adv.  Exercitationes  H.  Serry,  accurante  Jac.  BaRÜe  S.  J.,  fratns 
filio,  Neapel  1755,    worin  ausser  den  Namen  Joachim  und  Anna  auch  die 


M.  Amatns  a.  a.  Italiener.  433 

ICicliaelis  Amati,  Presbyteri  Neapolitani,  de  piecium  atqae 
arimin  esus  eonsuetndiDe  apnd  quosdam  cbristifideles  in  antepasobali 
jejuaio,  quem  memorat  Soor.  1.  5.  snae  bistoriae,  dissertatio  bisto- 
rieo-philologica,  Neapel  1723,  verb.  1737.  In  den  M6m.  de  Trev. 
1724,  1107  wird  darüber  bericbtet:  in  einem  Kloster  zn  Neapel 
seien  in  der  Fastenzeit  selectissimae  alitnm  species  aufgetragen  wor- 
den nnd  Streit  darüber  entstanden,  ob  dieses  erlaubt  sei.  M.  d*A- 
nato  (1682 — 1729;  er  bat  nocb  einige  andere  Dissertationen  ge- 
sehrieben,  war  königlicber  Kaplan  nnd  Batbgeber  des  Yicekönigs 
bei  den  Streitigkeiten  mit  Clemens  XI.;  Mazzncb.)  sei  beauftragt 
worden,  die  Sacbe  zu  untersucben;  er  berufe  sieb  darauf,  dass  nacb 
Soer.  5y  22 ;  Kiceph.  12,  34  im  Altertbum  Vögel  als  Fastenspeise 
angesehen  worden  seien,  dass  der  b.  Benedict  seinen  Möncben  den 
GenuBS  des  Fleisches  von  Vierfösslern,  aber  nicbt  von  Vögeln  ver- 
boten, und  dass  aucb  in  anderen  Orden  wenigstens  Wasservögel 
ak  Fastenepeise  angeseben  würden;  natürlich  feblt  aucb  nicbt  die 
Beruf ang  auf  Gren.  1,  20 1). 

Andere,  mir  nicbt  bekannte  und  jedenfalls  nicbt  bedeutende 
italienische  Schriften  stoben  im  Index  unter  Fr.  Benvenuti,  Fil.  M. 
Bonini,  Bern,  a  Bononia  (Capuciner),  P.  Bozi,  Salv.  Cadana  (Mino- 
rit),  P.  Ciof&us,  St.  Consalvi,  Ant.  Cam.  Leoni,  Pbilibertus  Mar- 
ehinuB  (Bamabit,  Hurter  1,  507),  Carolus  Mazzius  (Priester  in  Flo- 
renz, mit .  Mabillon  befreundet,  f  1689  ;  Marc  magnum  sacramenti 
matrimonii  in  exiguo,  Ven.  1686,  Fol.,  verb.  1700;  Bayle,  Oeuvres 
1,  720),  Carlo  Ant.  Muratore,  J.  B.  Pasquali,  P.  Bossetto,  G.  Sa- 
limbeni,  J.  D.  Sanctorius,  Castorius  Soranus,  Placidus  de  Titis  (Oli- 
vetaner),  M.  da  Veglia,  J.  M.  Velmatius,  Jac.  Viviani,  Ant.  Zerola 
(Bischof  von  Minori,  Praxis  episcopalis,  mit  d.  c.  verb.,  Scbulte  3, 
1,  464),  —  femer  unter  Catecbesi,  Compendio,  Instruttione,  Rifles- 
eioni  intomo  ecc.,  Eitratto  di  Cristo. 

M.  Germain  bericbtet  im  J.  1685  (Val6ry  1,  135)  aus  Kom 
ober  ein  Bucb,  welcbes  unterdrückt  wurde,  aber  nicht  im  Index 
steht:  „Ich  habe  ein  Buch  gesehen,  welcbes  den  lateinischen  Titel: 
„von  dem  doppelten  Martyrium  der  italienischen  Bischöfe^'  hat  (De 
duplici  agone  martyrii?).  Die  Herabsetzung  derselben,  die  Demütbi- 
gungen,  denen  man  sie  unterwirft,  die  Pensionen,  die  man  ihnen 
aufladet,  die  Entziehung  der  canonischen  Gerichtsbarkeit  u.  s.  w. 
Verden  darin  lebhaft  geschildert.  Das  Buch  enthält  auch  einiges 
ober  das  eigentliche  Martyrium,  und  das  bat  die  Censoren  verleitet, 
die  Dmckerlaubniss  zu  geben.  Aber  Leute,  die  scharfsichtiger 
sind  als  sie,  haben  gemerkt,  dass  der  Verfasser,  ein  Neapolitanischer 


L^enden  von  deren  langer  Unfruchtbarkeit,  von  der  Opferung  Mariae, 
Uirer  Verlobiing  im  14.  oder  15.  Jahre  a.  s.  w.  und  die  Vorstellungen, 
<k3s  Ochs  und  Esel  an  der  Krippe  standen,  dass  die  Magier  drei  Könige 
waren,  u.  dgl.  gegen  Serry  vertheiiligt  werden. 

1)  Reuscb,  Bibel  und  Natur  S.  100.  Eine  ausführliche  casuistische 
Erörterung  über  diese  wichtige  Materie,  die  Abbe  Craisson  1877  veröffeDt- 
liebt,  8.  Deutscher  Merkur  1877,  111. 

B«iiaeh,  Index  IL  28 


434  J.  B.  t^oza  und  Th.  Raynaud. 

Bischof  aus  dem  Ordensstande,  unter  der  Hand  Dinge  sagt,  welche 
die  Curie  graviren.  Damm  ist  das  Buch  unterdrückt  worden.  Die 
französischen  Bischöfe  dürfen  sich  wohl,  wie  einer  von  ihnen  früher 
gethan  hahen  soll,  Päpste  ihrer  Diöcesen  nennen,  wenn  sie  sich  mit 
den  italienischen  vergleichen,  die  ein  einfacher  Prälat  der  Curie  pro- 
cessiren  und  absetzen  kann."  —  In  J.  M.  Thomasii  Opera,  Rom 
1754,  VII,  198  sind  Osservazioni  (von  einem  von  der  Inq.  oder  der 
Index-Congr.  bestellten  Censor)  über  die  Dottrina  cristiana  (eine  Art 
von  Catechismus)  von  Ottavio  Imberti  della  Congr.  della  dottr. 
crist.  d'Avignon,  Viterbo  1710,  und  Riflessioni  von  Tomasi  über 
diese  Censur  abgedruckt.  Tomas!  rechtfertigt  oder  entschuldigt  die 
beanstandeten  Stellen  und  ihm  wird  es  also  Imberti  zu  verdanken 
haben,  dass  er  nicht  in  den  Index  gekommen.  —  Von  Msgr. 
Gr.  B.  de  Luca  berichtet  der  französische  Gesandte  Duc  d^fistries 
1678,  der  Druck  eines  kirchenrechtlichen  Buches,  welches  er  unter 
dem  Titel  Miscellanea  herausgeben  wollte,  sei  verboten  worden, 
weil  er  und  die  Cardinäle  der  Inquisition  Klage  geführt.  1681 
war  die  Rede  davon,  die  Inq.  wolle  zwei  Bücher  von  ihm  ver- 
bieten. De  Luca  wurde  aber  noch  in  demselben  Jahre  Cardinal, 
t  1683  (Michaud  1,  451;  4,  158). 


50.     J.  B.  Poza  nnd  Th.  Raynaad. 

Diese  beiden  Jesuiten  verdienen  in  der  Geschichte  des  Index 
in  einem  besondern  Paragraphen  besprochen  zu  werden,  nicht 
nur  wegen  des  Charakters  der  von  ihnen  verbotenen  Schriften, 
sondern  namentlich  wegen  der  Verhandlungen,  die  das  Verbot 
derselben  veranlasste.  Von  Juan  Batista  Poza  aus  Bilboa, 
t  1660,  wurde  1628  das  1626  zu  Alcala  gedruckte  Elueidarium 
Deiparae  verboten,  vielleicht  das  schlechteste  unter  den  vielen 
schlechten  Büchern  über  die  h.  Maria  (§  35).  Poza  remonstrirte 
gegen  das  Verbot  in  einer  solchen  Weise,  dass  1632  alle  seine 
Schriften  verboten  wurden.  In  seiner  Opposition  gegen  die 
Index-Congregation  fand  er  einen  Rückhalt  bei  der  spanischen 
Inquisition,  welche  nicht  nur  das  Römische  Verbot  nicht  pab- 
licirte,  sondern  Poza's  Buch  expurgirt  freigab.  •—  Theophile 
Raynaud,  geb.  1583  zu  Sospello  bei  Nizza,  seit  1602  Jesuit,  f  1663, 
war  ein  talentvoller,  gelehrter  und  fruchtbarer  Schriftsteller. 
Mit  der  Index-Congregation  kam  er  zuerst  wegen  einer  bittern 
Satire  gegen  die  Gnadenlehre  der  Dominicaner  in  Conflict(S.  305), 
dann  1646  wegen  der  Vertheidigung  der  Ansicht,  die  in  Folge 


.1.  B.  Posa. 


435 


der  Verpfleg^ong  von  Pestkranken  Geutorbenen  seien  als  Märtyrer 
anzusehen,  nnd  mregen  anderer  barocker  Thesen,  die  er  aufzu- 
stellen liebte.  1659  wurde  eine  Schrift  Raynauds  über  die 
kirehliehen  Btteherverbote  verboten.  Er  veröffentlichte  darauf 
pseadonym  eine  scharfe  Satire  auf  die  die  Inquisition  und  Index- 
Congregation  beherrschenden  Dominicaner.  Dieselbe  wurde  so- 
fort Terboteu^  bald  darauf  aber  auch  zwei  ebenso  scharfe  Ent- 
gepnngen  der  Dominicaner.  Ausserdem  kamen  noch  zwei 
pseadonyme  Vertheidigungen  des  Fr.  Suarez  von  Raynaud  in 
den  Index  (S-  311. 405).  Vom  J.  1665  an  erschien  zu  Lyon,  von  Ray- 
naud selbst  noch  begonnen,  von  seinem  Ordensgeno'rsen  Bertet 
Tollendet,  eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  in  19  Foliobänden, 
k  diese  wurden  natürlich  die  verbotenen  Schriften  nicht  auf- 
genommen; aber  1669  veröffentlichten  die  Jesuiten  mit  einem 
fiüsohen  Drackorte  einen  20.  Band  unter  dem  Titel  Apopom- 
paeos  (der  Stindenbock,  Lev.  16, 10),  in  welchem  die  verbotenen 
Bficher  mit  einigen  nicht  verbotenen  sauber  zusammengedruckt 
sind.    Der  Band  wurde  1672  verboten^). 

1.  Das   Buch  von  Poza  heisst:     Eiucidarium  Deiparae  auctore 
Jo.  Paza    S.    J.     Cantabro    in   Coli.  Complut.  S.  Th.  Prof.  Praevius 
Explorator,   majori  ex  parte  pugnax  et  contentiosus.     De  chronogra- 
pliia  et  geographia  mysteiiorum  Virginia  1.  1.     De  re  paterna  1.  2. 
De  corpore  Virginia  1.  3.     Sapplementum  pro  definiendo  immaculato 
conceptu  1.    4.   Compluti  1626,  Fol.  (Lugd.  1627*    1250  S.  4.).  Daß 
Bach  ist  von  dem  Provincial  Lud.  de  Palma  approbirt.     In  der  Vor- 
rede wird    ein  2.  Band   in  Aussicht  gestellt,  der  Possessor  pacatus, 
ioridiLB  et  mysticus  heissen  und  in  4  Büchern   de  multiplici  mater- 
nitate,  de  virtutibus,  gestis  et  eventibus,  de  sanctitate,   morte,  fune- 
ralibas  et  gloria  und  de  singalaribas   et  iiniversalibus  praerogativis 
handeln  sollte.     Zur  Begründung  des  oben  ausgesprochenen  Urtheils 
müssen  einige  Scandalosa  ans  dem  Buche  mitgetbeilt  werden    (man 
braucht  zu    diesem  Zwecke  nicht  das  Buch  selbst,    sondern  nur  die 
Expnrgation  bei  Sot.  zu  lesen).     L.  2,  tr.  4  wird  behauptet:  Mira- 
culosior  est  conceptio  Mariae  quam  Jesu,  si  non  consideretur  hypo- 


1)  Cret.-J.  sagt  8,  338:  Card.  Richelieu  habe  Raynaud  gewinnen 
wollen,  um  ihn  gegen  die  spanischen  und  deutscheu  Anfeindungen  wegen 
»einer  politischen  Verbindung  mit  Protestanten  (S.  203)  zu  vertheidigen, 
nnd  er  habe  ihn.  da  er  darauf  nicht  einging,  verfolgt;  einige  Jahre  später 
habe  er  das  Bisthum  Genf  abgelehnt.  4,  209  sagt  er  von  Raynaud:  II  lui 
fallait  du  bruit  et  de  Teclat,  du  mouvement  et  de  la  dispute.  Doue  des 
▼ertns  du  religieux,  il  n'apparaissait  dans  le  luonde  que  pour  envenimer 
les  querelles.  Vgl.  (Joly),  Remaniuos  orit.  sin*  le  Dict.  de  Bayle,  1752, 
p.  650. 


486  J.  fi.  Poza  und  Tk.  Raynaud. 

statica  unio  et  qnod  miraculnm  accidit  in  partu  Salvatoris;  tr.  5 
wird  die  Frage  behandelt :  An  Maria  fuerit  pater  et  mater  sive  ma- 
tripater  Jesu,  und  u.  a.  behauptet:  Maria  patemum  simul  et  matemum 
concursum  praestitit  ut  matripater  ad  formationem  Jesu.  Femer 
notirt  Sot.  noch  u.  a.  folgende  Sätze:  Anna  et  Joachimus  nuUam 
levissimam  culpam  commiserunt,  ...  in  utero  materno  ab  injuria 
originali  mundantur,  .  .  .  quoad  internam  sanetitatem  apostolis  prae- 
ponendi;  Maria  in  ventre  matris  nutriebatur  ore  et  non  more  aliorum 
puerorum;  corpora  Deiparae  et  Jesu  ab  instanti  conceptionis  fnisse 
praedita  ossibus,  nervis  et  partibus  carneis;  Maria  ex  miraculo  fnit 
femina;  nunquam  muliebria  passa  est  aut  fluxiones  menstrnas  ex- 
perta.  Die  üeberschriften  von  L.  3,  tr.  18 — 20  lauten:  Maria  de 
suo  corpore  nutrit  humanuni  genus  in  eucbaristia.  De  iis  quae  ha- 
bent  ex  Deiparae  lacte  et  sanguine  capilli  Christi  in  euch.  De  ma- 
teria  laotis  et  sanguinis  Deiparae  permanente  sub  membris  Jesu  in 
euch. 

Der  Nuncius  in  Madrid  bemühte  sich  yergebens,  die  Publication 
des  Eömischen  Verbotes  des  Elucidarium  von  1628  in  Spanien  zu 
erwirken.  Die  Inquisition  behielt  sich  eine  selbständige  Prüfung 
des  Buches  vor.  Sie  wollte  1631  Poza  sogar  zum  Qualificator  er- 
nennen, was  der  Nuncius  denn  doch  durch  die  Hinweisung  auf  das 
Römische  Verbot  hintertrieb.  In  Belgien  forderte  der  Nuncius  den 
Erzbischof  von  Mecheln  auf,  das  Römische  Verbot  zu  publiciren ;  die 
Infantin  Isabella  Clara  Eugenia  aber  hefahl  diesem  7.  Jan.  1633, 
die  Puhlication  zu  verschieben,  bis  sie  von  Madrid  Weisungen  ein* 
geholt  haben  werde  ^).  Die  Gutachten,  welche  im  Auftrage  der  In- 
quisition 1629 — 1633  von  spanischen  Theologen  abgegeben  wurden, 
fielen  grossentheils  ungünstig  für  Poza  aus.  Von  mehreren  der- 
selben wusste  er  sich  Abschriften  zu  verschaffen;  er  schrieb  Ent- 
gegnungen darauf  und  Hess  diese  drucken^).  Auch  zwei  an  Urban 
VIII.  gerichtete  Vertheidigungen  gegen  das  Römische  Verbot  wurden 
1631  gedruckt:  Sanctissimo  Domino  Nostro  ürbano  Papae  VIII. 
Natio  et  cognatio  Cantabrica  Jo.  Baptistae  Poza  e  Soc.  J.  in  causa 
judiciali  tomi  primi  Elucidarii  (anfangend  mit  den  Worten :  Beatissime 
Pater,  Cantabricum  dominium  et  cognatio  Jo.  B.  Poza  e  Soc.  J.  ad 
pedes  V.  S.  abjecti  partes  judicialis  defensionis  tomi  1.  Eluc.  nitro 
suscipiunt),  und  S.  D.  N.  ürbano  P.  VIII.  Cognatio  Cantabrica  J. 
B.  Poza  e  Soc.  J.  in  causa  judiciali  tomi  1.  Eluc.  (anfangend:  Bea- 
tissime pater,  Dr.  D.  Jo.  de  Uribe  y  Tarza  nomine  cognationis  Can- 
tabricae  Jo.  B.  Poza  e  Soc.  J.  ad  pedes  V.  S.  abjectus  partes  jud. 
def.  tomi  1.  Eluc.  nitro  suscipit).  In  der  ersten  dieser  Schriften 
wird  u.  a.  gesagt:  Poza  habe  allen  Respect  (omnem  urbanitatem  et 
reverentiam  impendit)   vor  den  Magistri  S.  Pal.    und  allen  Dienern 


1)  Appendix  zu  dem  Suppl.  ad  Opp.  v.  Espen,  1768,  p.  S2. 

2)  Bei  Seabra  2,  518  ist  ein  von  einem  Jesuiten,  wahrscheinlich 
von  Poza  selbst  vorfasster  Bericht  Do  lo  sucedido  con  la  Inquisicion  de 
Espafia  sobre  ei  tomo  I.  del  Elucidario  y  Apologia  abgedruckt. 


J.  B.  Poza.  437 

des  apostolischen  Stuhles,  aber  wenn  es  sieh  um  die  Entscheidung 
iber  Lehren  handle,  dürfe  er  seine  Einreden  und  Yertheidigungen 
gegen  alle  Personen  und  G-erichte  dem  obersten  Statthaltej  Christi 
Tortragen,  da  nar  der  h.  Stuhl  die  unfehlbare  Kegel  der  Wahrheit 
lei;  man  habe  ihm  Geringschätzung  der  h.  Väter  vorgeworfen;  die 
Kirchenväter  und  Scholastiker  habe  er  mit  der  Intention  durchge- 
lesen, sie  alle  dem  h.  Stuhle  unterzuordnen  und  zu  zeigen,  dass  ihre 
Autorität  ohne  die  Approbation  dieses  h.  Stuhles  gering  sei,  so  dass 
der  apostolische  Thron  auch  eine  Lehre  [die  von  der  Immaculata 
Conceptio],  die  das  G^gentheil  der  Ansicht  nicht  weniger  von  den 
Lehrern  der  alten  Kirche  sei,  unbedenklich  definiren  könne;  auch 
Card.  Bellarmin  sei  durch  die  Intriguen  der  Angeber  und  Censoren 
m  den  Index  gekommen,  aber  durch  Gottes  Yorsehung  befreit  wor- 
den; die  Censuren  der  Komischen  Theologen  über  Poza's  Buch,  — 
sie  werden  einmal  scelestae  genannt,  —  verdienten  scharfen  Tadel 
imd  müssten,  wenn  sie  gedruckt  würden,  expurgirt  werden ;  der 
Papst  möge  sich  doch  an  Apg.  25,  16  erinnern:  Non  est  Komanis 
eonsuetndo  damnare  aliquem  hominem,  priusquam  is,  qui  accusatur, 
praesentes  habeat  accusatores  locumque  defendendi  accipiat.  Uebri- 
gens  wird  dem  Papste  ganz  ruhig  ins  Gesicht  gesagt:  Die  Index*- 
Gongr.  habe  in  Spanien  und  in  den  spanischen  Gebieten,  Indien  und 
Bieüien,  keine  Jurisdiction,  und  die  Spanier  beanspruchten  für  ihre 
Inquisition  das  Kecht,  auch  diejenigen  Bttcher,  die  von  den  Trienter 
7äem  and  anderen  Tribunalen  oder  Congregationen  verboten  wor- 
den, unter  Umständen  freizugeben  oder  nochmals  zu  prüfen  und  zu 
expur^ren  ^). 

Das  konnte  man  sich  in  Kom  doch  nicht  bieten  lassen.  In 
einem  Decrete  der  Index*Congr.  vom  9.  Sept.  1632  (Alex.  No.  36), 
welches  sich  nur  mit  Poza  beschäftigt,  werden  seine  sämmtlichen 
Werke  verboten,  speciell  die  beiden  an  Urban  VIII.  gerichteten 
Schriften,  ein  Memorial  a  los  juezes  de  la  verdad  y  dootrina  [nach 
Sot.  Barcelona  1626],  dasselbe  lateinisch,  ein  libellus  sine  titulo, 
cujus  initium:  El  Doctor  Don  Juan  de  Uribe  j  Yarza  [bei  Sot.  y 
Ar^a]  en  su  nombre  y  en  el  de  los  parientes  y  deudos  del  P.  J. 
B.  Poza  de  la  Comp,  de  Jesus  [bei  Sot.  werden  zwei  mit  diesen 
Worten  beginnende  an  den  König  von  Spanien  gerichtete  Denk- 
schriften verzeichnet],  und  alle  anderen  Tractate,  Apologleen,  Infor- 
mationen, Bittschriften  und  sonstigen  Schriften  zur  Yertheidigung 
des  Elacidarium  oder  der  Lehre  des  besagten  Poza,  gedruckte  und 
kaodschriftliche.  —  Seit  Ben.  wird  im  Index  nur  das  Elucidarium 
einzeln  genannt,  dann  nicht,  wie  in  dem  Decrete  opera  omnia,   son- 


1)  Diese  Auszüge  gibt  Gibbings,  An  exact  reprint  etc.  p.  63.  Gegen 
den  Vorwurf,  er  trage  ganz  neue  Lehren  vor,  beruft  eich  Poza  auf  die 
Ton  der  Synode  von  Constantinopel  von  536  citirte  Bibelstelle  (Sir.  25,  9) : 
Beatus  qui  praedicat  verbum  inaudituni.  So  steht  allerdings  in  älteren 
Conciliensammlungen.  Natürlich  ist  aber  zu  lesen:  praedicat  in  auditum 
(6  diJuyovfAtvoi  itg  tprtt  axovovraiv,  Vulg.  V.  12:  qui  enarrat  jastitiam  auri 
aadienti). 


438  J.  B.  PoxH  und  Th.  Raynaud. 

dem  nur  „alle  Tractate"  u.  8.  w.  —  In  den  spanischen  Indices  von 
1632  (von  Zapata)  und  von  1640  (von  Sot.)  steht  Poza  nicht;  erst 
in  einem  Supplement  zu  letzterm,  welches  auch  1640  oder  bald 
darauf  gedruckt  zu  sein  scheint  (in  dem  Nachdruck  von  1667  p.  989), 
wird  das  Elucidarium  expurgirt  und  werden  die  in  dem  Römischen 
Decrete  von  1632  verzeichneten  Apologieen  verboten  donec  prodeat 
expurgatio,  ausserdem  noch  ein  Quartheft:  Primeras  lecciones  que 
por  la  catedra  de  placitis  philosoph.  etc.  (nach  Bäcker  schon  1612 
zu  Madrid  gedruckt).  —  Poza  wurde  nun  auch  seiner  Aemter  ent- 
setzt; er  verlebte  seine  letzten  Jahre  im  Colleg  zu  Cuenca 
(Back er  5,  588).  Es  scheint  ihm  auch  das  Schriftstellern  verboten 
worden  zu  sein;  wenigstens  werden  keine  nach  1640  erschienene 
Schriften  von  ihm  genannt.  —  Es  ist  bemerken swerth,  dass  Sot.  bei 
Poza  auch  vieles  streicht,  was  auf  die  Immac.  Conc.  Bezug  hat;  so 
die  Bezeichnung  der  Lehre  der  Dominicaner  als  sententia  non  pia 
statt  minus  pia,  die  Behauptung,  opinionem  piam  de  Conc.  plena, 
propria  et  absoluta  canonizatione  decretam  esse  quoad  veritatem  et 
sanctitatem  illius  ex  vi  decreti  Gregorii  XY.,  die  Deduction,  Mariani 
non  potuisse  contrahere  culpam  originalem  nee  debitum  illius,  und 
die  Abschnitte,  in  denen  er  beweisen  will,  die  die  Imm.  Conc.  bestrei- 
tenden Stellen  bei  Thomas  von  Aquin  seien  unterschoben. 

Im  J.  1633  erschien  in  Mailand:  Actio  haeresis  in  Societatem 
Jesu.  Epiphaneia  et  plerophoria  Magistri  Francisci  Reales  (mit  Ap- 
probation der  Inquisition,  des  Erzbischofs  und  des  Senates  von  Mai- 
land). Der  Verfasser,  ein  spanischer  Priester,  der  früher  Professor 
in  Salamanca  und  Lehrer  des  Infanten  Ferdinand  gewesen,  in  Mai- 
land, wie  es  scheint,  mit  Scioppius  bekannt  geworden  war,  sagt:  er 
habe  Poza  von  Anfang  an  offen  bekämpft,  ihn  auch  bei  der  Inqui- 
sition förmlich  denuncirt;  da  dessen  Schriften  jetzt  in  Rom,  gleich- 
wohl aber  noch  immer  nicht  in  Spanien  verboten  worden,  und  Pokr 
und  seine  Parteigen osssen  fortführen,  durch  Apologieen  und  Libelle 
die  Kömischen  und  die  spanischen  Censoren  zu  verhöhnen,  so  trete 
er  als  der  am  heftigsten  Angegriffene  mit  dieser  öffentlichen 
Anklage  auf,  —  er  wendet  sich  damit  an  den  Papst,  den  Kaiser, 
die  Könige,  Fürsten  u.  s.  w.,  —  und  zwar  nicht  bloss  gegen  Poza, 
sondern  auch  gegen  die  Jesuiten,  die  ihn  noch  immer  dociren  Hessen 
und  durch  viele  Schriften,  die  sie  überall  unentgeltlich  vertheilten, 
vertheidigten.  Diese  Schrift  wurde  von  der  span.  Inquisition  am 
30.  Juni  1634  (zugleich  mit  den  Monita  secreta)  verboten,  also 
mindestens  6  Jahre  früher  als  Poza's  Buch,  1665  auch  in  Rom  als 
Anhang  zu  der  Relatio  von  Vargas    (S.  289)^).      Bei  Vargas  findet 


1)  Die  Actio  haeresis  ist  auch  in  des  Henr.  a  S.  Ignatio  Tuba  I, 
331 — 844  und  im  4.  Bande  von  Mariales'  Bibliotheca  (1660)  abgedruckt. 
Das  Decret  der  span.  Inquisition  befindet  sich  im  Münohent^r  Reichsarchiv; 
vgl.  Friedrich,  Beitr.  zur  Gesch.  des  Jesuiten-0.  S.  5.  Reales  wurde  in 
Folge  der  Klagen  der  Jesuiten  von  dem  Cardinal-lnfanten  entlassen  und 
später  von  Philipp  IL  aus  Spanien  verbannt.  Haylenbroucq,  Yindicationes 
alterac  p.  30.  —  Quctif  2,  558  erwähnt  eine  ächrift  des  Dominicaners  Jo. 


J.  B.  Poza.     A.  de  Var^s.  489 

och  auch  (p.  106  und  p.  35)  eine  kurze,  nicht  Honderlicb  witzige 
Satire  aaf  Poza  in  der  Form  einer  Parodie  des  apostoliechen  Syni- 
boloms:  Societatis  Jesu  noviim  fidel  symbolnm  in  Hinpania  promnl- 
eatsm:  Credo  in  duos  Deos,  quomm  nnns  filii  pater  et  mater  e^t 
metaphorice  in  generatione  aetema,  alter  metaphorice  mater  et  pater 
est  in  generatione  temporali,  cui  coneeqaens  est,  nt  tarn  Deo  Patri 
qaam  B.  Virgin!  nomen  matripater  conveniat  etc.  (Die  dahinter 
fteliende  Censura  in  symbolnm  apostolorum  hängt  nicht  mit  Poza 
zusammen,  S.  38^. 

In  dem  Decrete  Alex.  No.  85  steht  hinter  der  Relatio  von 
Vargas:  item  tres  libelli  hnio  annexi,  und  als  diese  werden  genannt 
die  Actio  von  Roales,  Soc.  Jesu  novnm  fidei  symbolnm  und  Sedis 
ipo«tolicae  cenmra  prima  adv.  novam,  falsara,  impiam  et  haereti- 
cam  Soc.  Jesu  doctrinam  nuper  in  Hispania  publicatam.  Unter 
dieser  Ueberschrift  steht  p.  90  und  91  nicht«  anderes  als  das  Index- 
Decret  von  1632  gegen  Poza,  welches  man  doch  nur  aus  reiner 
Gedankenlosigkeit  verbieten  und  bis  jetzt  im  Index  belassen  konnte, 
wenn  man  nicht  bloss  die  Ueberschrift  hat  verbieten  wollen.  Die 
tres  libelli  werden  übrigens  auf  dem  Titelblatte  nicht  genannt  und 
«nd  nicht  mit  besonderer  Paginirung  beigedruckt.  Seit  Ben.  werden 
Bie  irrthnmlich  als  besondere  Schriften  von  y^||*gas  aufgeführt. 

Im  Span.  Index  wird  von  einem  Dr.  Juan  del  Espino  ausser 
anderen  papeles  eine  Acnsacion  publica  contra  la  doctrina  del  P^luci- 
dario  verb.  Es  ist  ohne  Zweifel  der  Ex-Carmeliter  Spinus,  dem  die 
Je$aiiten  auch  die  span.  Uebersetzung  der  Monita  secreta  zuschrieben 
(H.  281).  Weder  im  Bömischen  noch  im  spanischen  Index  stehen 
(sie  fallen  aber  unter  das  allgemeine  Verbot  der  Index-Congr.  vom 
J.  1632):  Votum  Piatonis  de  examine  librorum,  Caesaraugustae 
1639,  —  nach  Bäcker  unter  dem  Namen  Antonius  de  Saura  von 
Poza  herausgegeben,  auch  von  Raynaud,  Apop.  p.  70  als  von 
Poza  verfasst  citirt,  —  und  Opuscnlum  de  gestis  circa  doctrinas  et 
iibros  a  temporibus  Ezechiae  regis  usque  ad  annum  1632^).  In 
letzerm  werden  in  chronologischer  Ordnung  wirkliche  oder  erdich- 
tete Thatsaehen,  *die  mit  der  Censnr  von  Büchern  zusammenhangen, 
zusammengestellt  und  daran  kurze  Reflexionen  angeknüpft.  So  im 
Anfange:  Einige  dem  Salomo  zugeschriebene  Bücher,  wie  ein  Buch 
über  die  Grenien  und  eine  Hygromantie  wurden  von  dem  König 
Ezechiae  verbrannt,  wie  Glycas  nach  Eusebius  berichtet.  Denn  bei 
der  Vernichtung  schädlicher  Bücher  hat  keine  Rücksicht  der  Person 
zu  gelten.  —  Manche  dieser  Notizen  sind  nicht  ohne  Interesse,  z.  B. : 
Das  Gonstanzer  Concil,  obschon  ein  allgemeines,  wird  bezüglich 
seiner  Behauptungen  über  die  AuctoritÜt  eines  allgemeinen  Concils 


Alph.  Baptista  gegen  Poza :  Apologia  por  la  autoridad  de  los  doctorus  du 
la  iglesia  y  sanctos  padres  contra  un  Memorial  intit.  A  los  juezes  de  la 
verdad  y  doctrina,  Saragossa  1628,  von  Jo.  Paulus  Nazarius  0.  P.  ins 
Lateinische  übersetzt. 

1)  Abgedruckt  bei  Seabra  2,  518—568.  Giannone,  Opere  12  (post.  1), 
491  gibt  einige  Auszüge  daraus. 


440  J.  B.  Poza  und  Th.  Eaynaad. 

über  den  Papst  von  dem  Florenzer  und  den  Lateran-Goncilien  ver- 
worfen. Keine  Synode  oder  Congregation  kann  es  bindern,  dass 
ungerecbte  Decrete  oder  falscbe  Censuren  über  Lehren  von  dem 
apostoliscben  Stahle  cassirt  werden;  denn  die  Päpste  verdammen 
auch  die  Irrthümer  der  allgemeinen  Concilien  (S.  552).  Was  in  den 
Schriften  von  Katholiken  zu  expurgiren  ist,  muss  einzeln  angegeben 
werden,  namentlich  wenn  die  Verdammung  einer  Schrift  in  katholi- 
schen Ländern  keinen  Beifall  findet  (S.  526).  Der  Bischof  Virgi- 
lius  behauptete  die  Existenz  von  Antipoden  und^wurde  von  P.  Za- 
charias  dafür  excommunicirt.  Dieses  und  andere  Beispiele  lehren, 
dass  man  in  Rom  keine  Anklagen  wegen  naturwissenschaftlicher, 
philosophischer  und  medicinischer  Controversen  annehmen  sollte,  und 
dass  man  Eömischen  Entscheidungen  mitunter  mit  gebührendem  Ge- 
horsam widersprechen  darf,  zumal  wenn  sie  sich  nicht  auf  solche 
Wahrheiten  beziehen,  für  welche  Christus  gestorben  ist  (S.  539). 
In  dem  Trienter  Index  stehen  keine  spanischen  Schriftsteller,  in  dem 
von  Clemens  YIII.  nur  solche,  die  vorher  von  der  spanischen  Inq. 
verdammt  worden  oder  wie  Jo.  de  Eoa  später  von  ihr  verdammt 
wurden ;  bis  zum  Ende  des  Pontificates  Pauls  V.  hat  die  Index-Congr. 
kein  spanisches  Buch  verboten  (S.  566). 

1634  wurde  eyi  Schriftchen  verb.,  welches  1631*  in  Rom  mit 
Approbation  des  Mag.  S.  Pal.  gedruckt  war:  Prattica  per  ajutare  a 
ben  morire  anco  per  quelli,  che  solo  sanno  leggere,  e  per  imparare 
a  ben  vivere  da  quello,  che  occorre  e  si  deve  fare  nel  t«mpo  della 
morte.  Composta  dal  P.  Gio.  Batt.  de  Yilela  della  Comp,  di  6., 
282  S.  16.  In  der  Vorrede  sagt  der  Verfasser,  er  habe  diese 
Sammlung  von  Belehrungen  und  Gebeten  für  Kranke  ursprünglich 
spanisch  herausgegeben  auf  den  Wunsch  des  Grosscomthurs  von 
Aragonien  Don  Juan  de  Vilela  (wohl  eines  Verwandten),  der  sie 
dann  in  Biscaya  habe  verbreiten  lassen.  Im  span.  Index  steht  das 
Büchlein  nicht.  Nach  Backer  ist  es  auch  ins  Lateinische  übersetzt 
(Praxis  juvandi  etc.),  Wien  1634  und  1714.  Nach  den  Angaben 
von  Th.  Raynaud  und  Casalas  (p.  592)  ist  das  Sohriftchen  verboten 
worden,  weil  darin  einiges  aus  Poza  abgeschrieben  war.  Es  wird 
eine  neue  Ausgabe  von  dessen  Practica  de  ayudar  a  morir,  Madrid 
1619,  sein. 

Es  gereicht  den  Jesuiten  nicht  zur  Ehre,  dass  sie  ein  enfant 
terrible  wie  Poza  nicht  sofort  entschieden  desavouirt  haben.  Th. 
Raynaud  hält  in  seiner  Schrift  gegen  die  Dominicaner  (bei  Casalas 
p.  459.  592)  diesen  vor:  sie  hätten  Poza,  einen  Mann  von  ausge- 
zeichneter Begabung  und  Gelehrsamkeit,  schlimmer  als  Luther  und 
Calvin  infamirt  und  sprächen  noch  immer  von  ihm  in  den  härtesten 
Ausdrücken,  während  er  doch  in  drei  kräftigen  Apologieen  seine 
Lehre  begründet  und  nachgewiesen,  dass  er  nichts  gesagt  habe, 
was  nicht  vor  ihm  ein  Dominicaner  gelehrt;  sein  Hauptverbrecfaen 
sei  in  den  Augen  der  Dominicaner  der  von  ihm  geführte  Beweis, 
dass  sie  die  Schriften  des  h.  Thomas  und  andere  gefälscht  hätten. 
Und  Hon.  Fabri,  Apolog.  2,  600  erkennt  zwar  die  Gerechtigkeit 
des  Verbotes  der  Schriften '  von  Poza  an,  sagt  aber:  er  lehre  nichts, 


G.  B.  de  Yilela.    Th.  Raynaud. 


441 


was  dem  Grlauben  zuwider  sei,  und  fßhrt  als  seine  Verbrechen  in 
den  Augen  der  Dominicaner  noch  die  Yertheidignng  der  Immaculata 
Gooeeptio  an  und  die  Behau ptung,  dass  die  Kirche  nicht  alle  An- 
achten  des  h.  Thomas  billige.  Die  neueren  Jesuiten  scheinen  sich 
doch  Poza's  einigermassen  zu  schämen.  Gret.-Joly  3,  276  erwähnt 
iba  ganz  beiläufig,  und  aus  Hurters  Nomenciator,  in  welchem  so 
fiele  ganz  unbedeutende  Schriftsteller  einen  Platz  gefunden,  würde 
nan  nieht  ersehen  können,  dass  es  einen  Mann  Namens  Poza  ge- 
geben, wenn  nicht  1,  714  erwähnt  wurde,  die  Prolegomena  von  des 
Dominicaners  Xantes  Mariales  Bihliotheca  interpretum  ad  universam 
sammam  S.  Thomae,  Yen.  1660,  seien  1662  verb.  worden  wegen 
der  zu  scharfen  Angriffe  auf  die  Lehre  des  J.  B.  Poza  und  seiner 
Genossen  aus  der  Gesellschaft  Jesu. 

2.  Die  1646  verbotenen  Schriften  von  Th.  Raynaud  waren 
schon  1620  erschienen:  De  martyrio  per  pestem  ad  martyrium  im- 
proprium  et  proprium  vulgare  comparato  Disquisitio  theologica, 
nnd  Error  popularis  de  communione  pro  mortuis.  Gustus  operiH, 
e«  titulus:  Heteroclita  spiritualia  et  anomala  pietatis^).  Beide 
Bücher  wurden  unbedingt  verb.;  aber  nachdem  1659  seine  Erote- 
mata  mit  d.  o.  verb.  worden,  bat  er  die  Index-Congr.  um  die  £r- 
lanbniss,  von  diesen  drei  Büchern  eine  expurgirte  Ausgabe  zu  ver- 
anstalten, und  um  die  Mittheilung  der  nöthigen  Aendernngen.  Auf 
den  Antrag  des  Card.  Brancacci  und  nach  Anhörung  der  Consnltoren 
vorde  dieses  16.  Sept.  1659  bewilligt;  aber  erst  1664  wurde  von 
der  Index-Congr.  eine  Zusammenstellung  der  zu  ändernden  Stellen 
aasgefertigt  mit  der  Erklärung,  so  corrigirt  dürften  die  drei  Bücher 
nen  gedruckt  werden.  Die  Correction  ist  bei  Catalani,  Secr.  Ind. 
p.  35  und  in  dem  Apop.  p.  256  gedruckt,  so  dass  wir  wissen,  was 
das  Verbot  der  Bücher  veranlasst  hat. 

Die  Schrift  über  das  Martyrium  war  dadurch  veranlasst,  dass 


1)  Gustus  etc.  ist  seit  Ben.  in  den  Indices  so  gedruckt,  als  ob  es 
der  Titel  eines  dritten  Buches  wäre.  Es  gehört  aber  zu  dem  Titel  des 
zweiten  und  soll  dieses  als  eine  Probe  aus  einem  grössern  Werke  be- 
zeichnen, welches  R.  unter  dem  Titel  Heteroclita  .  .  .  pietatis  [coelestium, 
terrestrium  et  infemorum]  herausgeben  wollte  und  wirklich  herausge- 
geben hat.  Er  behandelt  darin  die  Auswüchse  der  Frömmigkeit  in  Bezug 
tof  Gott  und  die  Heiligen  (ooelestia),  die  Sacramente  und  das  Wort  Gottes 
(terrestna)  und  die  Verstorbenen  (infema);  einen  Anhang  dazu  bilden 
die  Diptycha  Mariana.  Dieses  Buch  ist  nioht  verb.  worden  und  in  den 
Opp.  15,  64  abgedruckt.  In  dem  Apop.  p.  252  sind  ein  Gutachten  über 
das  Bach,  welches  einige  Jesuiten  1644  vor  dem  Drucke  desselben  im 
Auftrage  der  Ordensoberen  darüber  abgaben,  und  eine  Antwort  Raynauds 
aof  eine  zweite  derartige  Censur  abgedruckt.  Die  Censoren  tadeln  u.  a., 
dass  K,  sage,  Pfingsten  sei  nicht  bloss  ein  Fest  des  h.  Geistes,  sondern 
diieci  und  in  erster  Linie  das  Fest  der  Gründung  der  Kirche,  und  es  sei 
lapsasend,  Gott  dafür  zu  danken,  dass  er  uns  nioht  als  Thiere,  sondern 
»b  Menschen  geschaffen.  Ausserdem  tadeln  sie  den  stacheligen  Stil  und  for- 
den die  Ausmerzung  der  vielen  derben  Ausfälle  gegen  andere  (nicht  ge- 
Bsimte)  Schriftsteller,  ne  modestia  religiosa  Sodetatis  violata  videatur. 


442  J.  B.  Pu%a  und  Th.  Raynaud. 

1628  zu  Lyon  acht  Jesuiten  bei  der  Pflege  von  Pestkranken  ange- 
steckt i^rorden  und  gestorben  waren.  Der  Jesnit  Grillot  hatte  von 
einem  derselben,  P.  Bouton,  gesagt:  er  sei  confessor  (er  war  in 
türkischer  Gefangenschaft  gewesen),  doctor,  virgo  und  nun  aach 
martyr  (Prat,  P.  Coton  .3,  706).  Raynaud  schrieb  also  seine  „theo- 
logische Untersuchung,"  um  zu  beweisen,  dass  diejenigen,  welche 
eines  solchen  Todes  gestorben,  Märtyrer  im  eigentlichen  Sinne  ge- 
nannt werden  dürften.  (In  einer  andern  Schrift  hat  er  auch  be- 
wiesen, dass  der  gute  Schacher  als  Märtyrer  gestorben  sei;  Apop. 
]>.  34).  R.  behauptet  (Apop.  p.  162.  170),  die  Dominicaner  hätten 
das  Buch  schon  1633  verbieten  wollen,  um  sich  für  das  Buch  von 
Riviere  zu  rächen;  das  Beeret  der  Index-Congr.  sei  aber  damals 
von  ürban  VIII.  nicht  bestätigt  worden ;  nach  dessen  Tode  habe 
es  der  Secretär  der  Index-Congr.,  J.  B.  de  Marinis,  wieder  hervor- 
gesucht. In  der  Censur  der  Index-Congr.  (Apop.  p.  256)  wird  IL 
nur  aufgegeben,  den  Titel  des  Buches  etwas  zu  mo^ificiren,  einen 
Passus  beizufügen  des  Inhalts :  der  fragliche  Tod  sei  nicht  in  dem- 
selben Sinne  ein  Martyrium  wie  das  eigentliche  Martyrium,  und  den 
Satz  zu  streichen:  wenn  jemand  getödtet  werde,  weil  er  die  pia 
sententia  de  Immaculata  Conceptione  nicht  missbilligen  wolle,  so  sei 
er  ein  Märtyrer.  Gleichzeitig  mit  diesem  Buche  von  R.  wurde 
auch  eines  von  dem  Theatiner  Franc.  Ant.  Sarro,  Glorioso  trionfo 
d'invitta  morte  di  carita  emulatrice  di  vero  martirio,  Neapel  16%, 
verb.  —  R.'s  Buch  wurde  angegriffen  von  dem  Spanier  Thomas 
Kurt  ad  0  aus  dem  Orden  der  Clerici  reguläres  minores  in  den  Re- 
solutiones  orthodoxo-morales,  scholastioae,  historicae  de  vero,  unico 
et  proprio  martyrio  fidei  sanguine  sanctorum  violenter  effuso  rubri- 
cato,  adv.  quorundam  nuuvokoyiav  de  proprio  martyrio  charitatis  et 
misericordiae,  quibus  junguntur  digressiones  ...  de  martyrio  per 
pestem  ...  de  restrictione  mentali,  Col.  1655,  Fol.  (Hurter,  l,*^!©). 
R.  antwortete  darauf  pseudonym:  Theologia  antiqua  de  veri  mar- 
tyrii  adaequate  sumpti  notione,  ad  spumosam  xaivoXoyiay  et  frago- 
sum  taratantara  Thomae  Hurtado  Buccaferrei  de  Seir,  iterato  vulsi 
ac  depilati  a  Leodegario  Quintino  Heduo,  S.  T.  D.,  Lugd.  1656. 
Dieses  Buch  wurde  1658  gleichzeitig  mit  der  Schrift  für  Suarez 
(S.  311)  verb.^),  das  von  Hurtado  erst  1659  und  nur  mit  d.  c. 

In  der  zweiten  im  J.  1646  verbotenen  Schrift,    Error  popala- 


1)  Es  steht  im  Apop.  p.  150.  Hier  steht  p.  219  auoh  eine  ohne 
Zweifei  von  R.  verfasste  Apologia  pro  vero  et  proprio  martyrio  per  pestem 
.  .  .  authore  Fr.  Jo.  de  Andrada  Septensi«  Ord.  SS.  Trin.  Redemptionis 
Capt,  Provinciae  Portu^alliae  alunmo  et  in  S.  Theol.  Prof.  emerito  ac 
ejusdem  provinciae  modemo  Provinciali,  mit  vielen  Approbationen  von 
Theologen  von  Coimbra  undEvora  aus  den  Jahren  1650—51.  -^  Im  Apop. 
p.  186  steht  auch  noch  eine  etwas  frühere  (nicht  verbotene)  Streitschrüft 
gegen  Hurtado  über  die  andere  im  Texte  erwähnte  Frage:  Thomas  Hur- 
tado, der.  reg.  miuor,  vulg.  Peloso  [so  nannte  man  die  Mitglieder  dieses 
Ordens  in  Spanien]  in  resolutione  controversiae  de  oomrounione  vulsus  ac 
depilattts  a  Leod.  Quintino  Heduo,  Lugd.  1656. 


Th.  Raynaad.     A.  Sarro.     Th.  Hurtadu.     L.  Quintiiius.  443 

im  ete.,  will  E.  beweisen:  die  für  Verstorbene  empfangene  (für 
Seelen  im  Reinignngsorte  aufgeopferte)  Conimnnion  nütze  dj^  Ver- 
storbenen nicht  viel:  ex  opero  operato  könne  sie  nicht  wirksam 
•ein;  das  Gebet  als  solches  nütze  den  Verstorbenen  überhaupt  nicht 
fiel,  das  mit  der  Communion  verbundene  nicht  mehr  als  das  mit 
dem  Empfange  eines  andern  Sacraments  verbundene;  was  den  Ver- 
storbenen viel  nütze,  seien  Werke  der  Genugthuung,  die  für  sie 
aofgeopfert  würden,  und  diese  seien  um  so  wirksamer,  je  mehr  sie 
Bit  Anstrengung  und  Selbstüberwindung^ verbunden  seien;  das  sei 
aber  die  manducatio  et  susoeptio  cibi  eucharistici  nur  in  sehr  ge- 
ringem Grade.  Gegen  dieses  Buch,  sagt  R.  (Apop.  p.  137),  habe 
der  Dominicaner  Aug.  de  Belli»  geschrieben,  weil  er  gefürchtet 
habe,  die  Theilnahme  an  der  in  S.  Andrea  della  Vnlle  an  jedem 
Montag  gehaltenen  Communionfeicr  für  Verstorbene  möge  abnehmen, 
and  der  Secretär  der  Index-Congr.,  J.  B.  de  Marinis,  habe  das 
Verbot  des  Buches  bewirkt  unter  dem  Vorgeben,  es  werde  dem 
hinligen  Empfange  der  Communion  entgegenwirken;  von  dem  gleich- 
zeitig erschienenen,  viel  umfangreichern  und  so  oft  wegen  anderer 
Ketiereien  verdammten  Buche  von  Arnauld  habe  er  dergleichen 
nicht  gefürchtet.  —  Die  Index-Congr.  gab  R.  auf,  den  Titel  des 
Boches  in  De  communione  pro  mortnis  zu  ändern,  eine  ziemliche  An- 
ahl  Seiten  zu  streichen  und  eine  Erörterung  beizufügen,  dass  das 
bei  dem  Empfange  der  Communion  verrichtete  Gebet  für  Verstorbene 
wirksamer  sei  als  ein  Gebet  zu  anderen  Zeiten^).  So  umgestaltet 
ist  die  Schrift  als  De  communione  pro  mortuis  .  .  .  correctus  juxta 
monita  S.  Congr.  Ind.  et  recudi  permissus  in  den  Opp.  6,  11  abge- 
druckt, die  gestrichenen  Stellen  im  Apop.  p.   256. 

1659  wurde  mit  d.  c.  verb.  R,  P.  Th.  Ravnaudi  ex  Soc.  Jesu 
£rotemata  de  malis  ac  bonis  libris,  deqne  justa  aut  injusta  eorum 
eonfixione,  Lugd.  165 3,*  6  Bl.  und  378  S.  •!.,  mit  Approbation  der 
Ordensoberen  und  zweier  Pariser  Doctoren  gedruckt  und  dem  In- 
quisitor in  Toledo  gewidmet.  Die  Stellen,  welche  auf  Verlangen 
der  Index-Congr.  in  der  expurgirten  Ausgabe  weggelassen  oder  ge* 
ändert  wurden,    sind    im  Apop.  p.  280  abgedruckt.    Es  sind  ausser 


1)  Der  Oratorianer  Prevost  schreibt  (bei  Thuillier,  Oeuvres  posth. 
de  Mabillon  1,  518)  1698  aus  Douay  an  Mabillon:  es  sei  dort  Sitte,  dass 
SU  jedem  zweiten  Sonntag  im  Monat  das  Sacrament  in  einer  schwarz  aus- 
g^chlagenen  Kapelle  ausgestellt  werde  und  viele  für  die  Verstorbenen 
oominnmcirten ;  er  habe  in  der  Bibliothek  ein  Büchlein  gefunden,  welches 
diese  Sitte  empfehle:  Rangon  des  ames  du  pnrgatoire;  in  Dieppe  würden, 
wenn  jemand  gestorben  sei,  die  Leute  von  Haus  zu  Haus  eingeladen,  am 
Tage  der  Beerdigung  zu  oommuniciren;  die  Vorstellung,  dass  man  für 
Ve»torbene  communiciren  könne,  scheine  ihm  mit  Thom.  8  q.  79  a.  7 
in  Widerspruch  zu  stehen.  Mabillon  antwortet:  für  andere,  Lebende  oder 
Terstorbene,  zu  communiciren,  sei  nicht  nur  in  den  ersten  Jahrhunderten, 
londem  auch  zur  Zeit  des  h.  Thomas,  ja  selbst  bis  zum  16.  oder  17.  Jahrh. 
enie  unerhörte  Sache  gewesen,  jetzt  aber  eine  so  allgemeine  Sitte,  dass 
nidits  dagegen  zu  machen  sei;  Prevost  müsse  den  Leuten  erklären,  in 
weitem  Sinne  es  zulässig  sei. 


444  J.  B.  Poza  und  Th.  Raynaud. 

der  I  S.  560  angeführten  Bemerkung  eine  lange  Stelle  über  das 
Verdajnmen  von  Büchern  ohne  Anhörung  der  Verfasser,  die  Cen- 
8ur  des  apostolischen  Symbolnms  (S.  386 )  und  einige  Bemerkungen 
über  das  Verbot  einiger  Jesuiten- Autoren,  Bellarmins  durch  Sixtus  V., 
seines  eigenen  Buches  über  das  Martyrium  und  der  Bücher  von 
Eabardaeus,  Sa  und  Henriquez.  In  dem  Register  werden  u.  a.  die 
Sätze  gestrichen:  auch  alle  Doctoren  zusammengenommen  seien 
fallibel  (also  die  sog.  sententia  communis  nicht  massgebend),  und 
eine  Ansicht,  die  wahr  od^r  probabel  sei,  bleibe  dieses  auch  uach- 
dem  sie  censurirt  worden.  —  R.  behauptet  (Apop.  p.  38),  als  sein 
Buch  der  Index.Congr.  als  ein  für  sie  injuriöses  denuncirt  worden, 
habe  der  mit  der  Prüfung  desselben  beauftragte  Consultor  erklärt, 
es  sei  vielmehr  ein  ganz  nützliches  Buch,  von  welchem  alle  Con- 
sultoren  der  Inquisition  und  der  Index-Congr.  ein  Exemplar  haben 
sollten.  Sic  obstructum  est  os  cavillatorium  et  mendax.  Postea 
tamen  liber  labis  purus  spadonatui  ultorio  subjacuit.  Selah!  Das 
Votum  des  Gisterciensers  Ferd.  Ughellus^)  lautet  freilich  anders: 
er  kritisirt  die  Stellen,  die  später  gestrichen  wurden,  und  sagt:  das 
Buch  sei  offenbar  geschrieben  aus  Hass  gegen  die  Index-Congr.,  die 
einige  Bücher  des  Verfassers  verboten  habe;  es  müsse  wenigstens 
mit  d.  c.  verboten  werden,  cum  author  os  suum  in  coelum  mittat, 
h.  e.  de  hac  S.  Congregatione  pluribus  in  locis  per  summam  male- 
dioentiam  imprudenter  loqnatur.  —  Dieses  Buch  steht  auch  im  span. 
Index,  und  zwar  ohne  d.  c. 

£in  schlimmeres  Buch  gegen  die  Römischen  Censurbehörden 
veröffentlichte  R.  später  psendonym:  De  immunitate  autornm  Cyria- 
corum  a  censura  diatribae  Petri  k  Valle  Clausa  S.  T.  D.  (abge- 
druckt im  Apop.  p.  267 — 319).  Er  will  darin  nachweisen,  dass 
die  Cyriaci,  d.  i.  die  Dominicaner,  welche  die  Inquisition  und  Index- 
Congr.  beherrschten,  Bücher  von  anderen  katholischen  Schriftstellern, 
namentlich  von  Minoriten  und  Jesuiten,  in  grosser  Zahl,  oft  unge- 
rechter Weise  in  den  Index  brächten,  während  die  Bücher  ihrer 
Ordensgenossen  in  der  Regel  nicht  censurirt  würden.  Dabei  kommen 
starke  Dinge  vor,  auch  manche  persönliche  Ausfälle;  von  den  Se-* 
oretären  der  Index-Congr.  wird  der  eine,  J.  B.  de  Marinis,  als  om- 
nium  literarum  rudis,  vere  opilio  arcadicus,  bezeichnet,  der  andere, 
Raymund  Capisncco,    gewöhnlich   caput  Cucurbitae   genannt^).    Das 


1)  Döllinger  hat  einen  handschriftlichen  Auszug  daraus. 

2)  Im  Apop.  p.  265  steht  eine  italienisch  geschriebene  Zuaainmen- 
stcUuiig  von  Beispielen,  welche  beweisen  sollen,  wie  parteiisch  dieMagistri 
S.  Pal.  bei  der  Ertheilung  der  Druckerlaubniss  verführen.  Es  finden  sidi 
darunter  allerdings  starke  Stücke,  bezüglich  deren  man  freilich  auch  den 
andern  Theil  hören  müsste:  Sie  haben  einem  Jesuiten  drei  Thesen  ge- 
strichen, die  wörtlich  aus  Büchern  entnommen  waren,  die  von  ihnen  selbst 
upprobirt  waren.  Als  man  ihnen  einmal  vorhielt,  sie  hätten  eine  These 
gestrichea,  die  im  Tridentinum  stehe,  erhielt  man  zur  Antwort:  wenn 
jetzt  das  Tridentinum  zuerst  gedruckt  werden  sollte,  würde  das  auf 
Schwierigkeiten  stossen.    Bücher  von  Jesuiten,  die  in  Rom  gedruckt  werden 


TL  tlaynand.    P.  a  Valle.    Jo.  Caaalas.    Apopompaeas.  445 

Buh  imrde  von  dem  Ordensgeneral  Oliva  in  einem  Briefe  an  den 
PiDTineial  von  Lyon  vom  22.  Mai  1662  deaavonirt,  von  der  Index- 
Coagr.  20.  Jnni  1662  verb.  und  zu  Toalonse  1.  Sept.  1662  sogar 
Tcrbrannt  (Quetif  2,  605).  Die  Dominicaner  veröffentlichten  zwei 
Eotgegnnngen :  Apologia  pro  Sacra  Coogregatione  Indicis  ejnaque 
Seeretario  ac  Dominicanie  contra  Petri  a  Valle  Clausa  libellam  fa- 
sosnm,  Eomae  1662,  4.,  nnd  Jo.  Gasalas  0.  P.  Candor  lilii  s. 
Qrdo  Praedicatornm  a  calnmniis  Petri  a  Valle  Clausa  vindicatus, 
Par.  1664*  (in  diesem  ist  Raynauds  ganzes  Buch  stückweise  vor 
d»  betreffenden  Entgegnungen  abgedruckt).  Beide  wurden  1664 
T«rb.,  und  der  Mag.  S.  Pal.,  Eaymund  Capisucco,  der  fttr  die  Apo- 
logia die  Dmckerlaubniss  ertheilt,  wurde  sogar  1663  von  Alexan- 
der Vn.9  der  den  Jesuiten  gewogen  war,  genötbigt  abzudanken^). 
Terfasst  batte  die  Apologia,  allem  Au  scheine  nach  auf  den  Wunsch 
Gapisuceo's,  Vincenz  Baron,  wie  Casalas  (f  1665)  ein  französischer 
Dominieaner.  £r  erklärte  aber  später,  sein  Buch  sei  nicht  nur 
dmcb  zahllose,  zum  Theil  sinnstörende  Druckfehler,  sondern  auch 
durcli  Zusätze  von  fremder  (Capisucco's?)  Hand,  namentlich  durch 
viele  Schmähungen  entstellt  (Quetif  2,  656).  In  den  Libri  quinque 
apologeüci,  die  er  1666  mit  seinem  Namen  herausgab, —  sie  wurden 
1672  verb.  —  sind  die  zwei  letzten  eine  neue  Bearbeitung  der 
Apologia.  —  Vielleicht  ist  von  Raynaud  auch  Vooabularium  trilin- 
gne  et  elingne  pro  scriptoribus  Dominicanis,  auth.  F.  Pio  Mariano  a 
Conceptione,  Grandavi  1664,  verb.  1664  gleichzeitig  mit  Casalas 
(in  dem  Deorete  Alex.  No.  84  fehlt  es).  Wenigstens  droht  R.  am 
Schlüsse  des  Buches  De  immnnitate :  Gnstum  nunc  parce  exhibeo ; 
eras  in  indice  universali  ad  singulos  quosque  Cyriacorum  libros 
plenas  cnppas  hujus  vappae  propinabo.  Im  Apop.  steht  freilich  das 
Voeabnlarium  nicht. 

Der  Titel  des  20.  Bandes  der  Opera  R.'s  lautet:  Theophili 
Baynandi  S.  J.  Apopompaeus  admodum  rara  continens  (folgen  die 
Titel  der  14  Stücke).  Tomus  vigesimus  et  posthumus.  Per  Anoni- 
nam  novissime  digestus  .  .  .  Cracoviae,  sumptibus  Annibalis  Zan- 
goyski,  Bibliopolae.  1669.*  400  S.  Fol.  (ohne  die  Register).    In  der 


«ollen,  werden  Monate,  ja  Jahre  lang  zuräckgehalten.  P.  Azorius  erhielt 
die  Dmckerlaubniss  für  ein  Buch,  musBie  aber,  als  es  gedruckt  war,  etwas 
<larin  ändern.  In  einer  Dedication  wurde  der  Ausdruck  gentilitfa  signa 
iWapx>en)  gestrichen,  weil  der  Censor  meinte,  es  sei  von  heidnischen  Zeichen 
die  Rede;  dem  P.  Rntilio  wurde  numen  als  ein  heidnisches  Wort  ge- 
ttnchen. 

1}  Catalani,  De  Secr.  Ind.  p.  103.  De  Mag.  S.  Pal.  p.  174.  Capisucco 
vurde  1650  von  Innocenz  X.  zum  Secretar  der  Index- Congr.,  1654  zum 
Mag.  S.  Pal.  ernannt.  Seine  Abdankung  im  J.  1668  kann  nicht  mit  dem 
Badie  von  Casalas  zusammenhangen,  welches  erst  1664  erschien.  Manche 
meinten  übrigens,  er  habe  non  propter  librum  (wegen  der  Apologia),  sed 
propter  Libellum  abdanken  müssen,  nämlich  um  für  Hyacinthus  Libelli 
Platz  zu  machen,  den  Alexander  YII.  zu  seinem  Nachfolger  ernannte.  Cle- 
■lens  X.  ernannte  1673  Libelli  zum  Erzbischof  von  Avignon  und  setzte 
Oiptsneoo  in  sein  Amt  wieder  ein.     1661  wurde  er  Cat^dinal,  f  1691. 


l 


446  Aniaiilds  Buch  über  die  Communion. 

Vorrede  des  Krakauer  Druckers  wird  der  Band  bezeichnet  als  no- 
vemdecim  praecedentibus  praelucens,  velut  inter  ignes  luna  minores, 
sine  quo  astra  illa  tanquain  sole  suo  orbata  param  yel  nihil  spien- 
descerent.  Der  Band  ist  natürlich  nicht  in  Krakau,  sondern  za  Lyon 
in  derselben  Druckerei  wie  die  19  anderen  gedruckt  und  von  den 
Ordensgenossen  E/s  in  Druck  gegeben  worden.  1672  wurde  er 
yerb.  mit  der  Bemerkung,  das  Verbot  treife  nicht  zwei  in  demselben 
enthaltene  Tractate ,  welche  vielmehr  separati ,  also  ans  dem 
Bande  herausgeschnitten  oder  besonders  abgedruckt,  freigegeben 
würden,  nämlich :  Hipparchus  de  religioso  negotiatore,  disceptatio 
[quae  negotiatio  a  religioso  statu  abhorreat.  Lucubratio  Renati  a 
Valle,  Mag.  in  Theol.,  mit  einer  Dedication  an  Urban  VIII.,  p.  320 
—  374]  und  Avxoq  €(pu.  Os  Domini  locutum  est.  Linguarium  vali- 
dum  damnatis  a  Sede  Apost.  inject  um  et  depulsio  frivolae  declina- 
tionis,  qua  pauci  murmurantes  damnationi  Jansenii  per  Innocentiiini  X. 
obtendunt  defectum  Concilii  generalis,  p.  375 — 400  (allein  Lyon 
1657  gedruckt),  eine  sehr  weit  gehende  Vertheidigung  der  päpst- 
lichen Unfehlbarkeit.  Ausser  diesen  beiden  Tractaten  enthält  der 
Band  die  vorhin  besprochenen  verbotenen  Schriften  und  ihre  Ver- 
theidigungen,  die  bis  dahin  nicht  verbotene  Theologia  supplex  (S.  305) 
lind  als  erstes  Stück  ein  mit  vielen  bissigen  Bemerkungen  gespicktes 
Syntagma  de  libris  propriis.  —  Apop.  p.  171  sagt  R.:  nächst  Poza 
sei  kaum  jemand  von  den  Dominicanern  heftiger  angefeindet  worden 
als  er.  Durch  diese  Zusammenstellung  mit  Poza  thut  er  sich  doch 
selbst  unrecht. 


51.     Arnaulds  Buch  fiber  die  GommunioD.  M.  de  Bareos. 

Das  Rituel  d'AIeth. 

Einige  Bttcherverbote,  welche  erst  nach  der  ersten  Verdam- 
mung des  Buches  des  Jansenius  erfolgten,  hangen  mit  der  Jaose- 
nistischen  Gontroverse  nicht  so  enge  zasammen,  dass  sie  nicht 
der  grössern  Uebersichtlichkeit  wegen  vor  dieser  behandelt 
werden  dürften.  Das  Buch  über  die  häufige  Communion,  welches 
Antoine  Arnauld  1643  veröffentlichte  und  welches  den  damals 
noch  jungen  Theologen  sofort  zu  einem  berühmten  Manne  machte, 
wurde  alsbald  bei  der  Inquisition  denuncirt,  von  den  franzö- 
sischen Bischöfen,  die  es  approbirt  hatten,  durch  einen  eigens 
nach  Rom  gesandten  Bevollmächtigten,  Abb^  Bourgeois,  ver- 
theidigt  und  im  Herbst  1645  von  der  Inquisition  freigegebeu. 
Es  ist  auch  später  zwar  vielfach  angefeindet,  aber  in  Rom  nicht 
verboten  worden,   während   ein  ein  Jahrhundert  später  erschie- 


i 


M.  de  Baroos.    Kituel  d^Aleih.  447 

oenes  jesoitisches  GegeDstück  dazu,  von  P.  Jean  Pichon,  1750 

in  den  Index  kam.    Aber  ein  von  Arnanlds  Freund  Martin  de 

Barcos  in  die  Vorrede  des  Buches  von  Arnauld  eingeschobener 

Satz,  worin  die  Apostel  Petrus  und  Paulus  als  ,ydie  zwei  Ober- 

Ittopter  der  Kirche,  die  nur  eines  sind'',   bezeichnet   werden, 

wurde    von    der  Inquisition    1647,    in  dem  Sinne    verstanden, 

dass  dabei  die  Unterordnung  des  Paulus  unter  Petrus  bezüglich 

der  höchsten    kirchlichen   Gewalt   nicht  anerkannt   werde,   für 

ketzerisch   erklärt   und  nicht   nur  die  Bttcher,   die   Barcos  zur 

Vertheidigung   desselben  geschrieben,    sondern   überhaupt    alle 

»Sehriften  verboten,  in  denen  der  Satz  in  dem  angegebenen  Sinne 

behauptet  werde,  ein  allgemeines  Verbot,  welches  in  den  älteren 

Indiees  unter  Libri,  seit  Benedict  XIV.  in  den  Decreta  generalia 

n,  11  steht.    —    Mit  den  Verhandlungen   über  Arnaulds   Buch 

hingt  zusammen  das  Verbot   einiger  Schriften  über  die  in  ein- 

lelnen   französischen  Diöcesen   damals   noch    bestehende   oder 

wieder   eingeführte   öffentliche   Kirchenbusse    und   das   Verbot 

eines  1667  von  dem  Bischof  Pavillon  von  Aleth  für  seine  Diöcese 

reröffentlichten,    unter   Mitwirkung    von  Arnauld,    Barcos   und 

anderen  Theologen  von  Port-Royal  bearbeiteten  Rituale   durch 

ein  sehr  scharfes  Breve  Clemens'  IX.  vom  J.  1668,  welches  von 

29  französischen  Bischöfen   dadurch   beantwortet  wurde,   dass 

sie  eine  1677  erschienene,  nur   wenig  geänderte  Ausgabe   des 

Rituale  approbirten. 

1.  Antoine  Arnauld,  ein  Sohn  des  gleichnamigen  Advocaten 
(S.  284),  zum  Unterschiede  von  ihm  gewöhnlich  Dr.  Arnauld,  von 
seinen  Anhängern  später  auch  le  grand  Arnauld  genannt,  war  1612 
geboren  und  wurde  1641  Priester  und  Doctor.  Die  Veranlassung 
ZOT  Abfassung  des  fraglichen  Buches  war  folgende:  Der  Abbä  de 
Saint  Cyran  hatte  für  die  Prinzessin  Anne  de  Eohan  eine  Instruc- 
tion über  Beichte  und  Communion  geschrieben.  Diese  fiel  dem  Je- 
suiten de  Sesmaisons  in  die  Hände,  der  sie  natürlich  zu  rigoristisch 
&iid^)  und  mit  Hülfe  seiner  Ordensgenossen  Bauny  und  Rabardeau 
eine  Widerlegung  verfasste.  Die  Prinzessin  gab  diese  Arnauld  und 
aaf  St.  Cyrans    und    anderer   Aufforderung    schrieb    er   sein  Buch. 


1)  Le  P.  de  Sesmaisons  etait  de  ceux  qui  niettent  des  counsins  sous 
les  coades  des  pecheurs,  pour  parier  avec  Besauet  et  avec  l'Ecriture . .  . 
Test  contre  ce  „chemin  de  velours'^  (Lafontaine),  si  bien  iiidiquu  par  le 
P.  de  Sesmaisons  ä  sea  nobles  penitontes,  qu'Ariiauld  lancja  le  livre.  S.- 
Beuve  2,  167. 


448  Arnaulds  Bnoh  über  die  Gommunion. 

St.  Gyran  hat  dabei  seinem  jungen  Frennde  ohne  Zweifel  geholfen, 
ist  aber  mit  Unrecht  von  den  Jesuiten  vielfach  als  der  eigentliche 
Verfasser  bezeichnet  worden.  Das  Buch  war  wohl  schon  im  Sept. 
1641  vollendet,  erschien  aber  erst  im  August  1643:  De  la  fr^quente 
communion,  oü  les  sentimens  des  ss.  p^res,  des  papes  et  des  con* 
ciles  tonchant  Tusage  des  sacremens  de  p^nitence  et  d'encharistie 
Bont  fidMement  expos6s,  pour  servir  d'adresse  auz  personnes  qui  pen- 
sent  serieusement  k  se  convertir  k  Dieu,  aux  pasteurs  et  confesseurs  zeles 
pour  le  bien  des  ämes.  Sancta  sanctis,  800  S.  (und  150  S.  Vor- 
rede) 4.,  mit  der  Approbation  von  15  Bischöfen  nnd  21  Doctoren 
(Arn.  27,  71).  Die  erste  Auflage  war  in  14  Tagen  vergriffen,  in 
einem  halben  Jahre  drei  weitere.  'Der  2.  Auflage  ist  ein  Avertisse- 
ment  sur  quelques  sermons  prdchis  k  Paris  beigefügt,  —  der  Je- 
suit Nouet  hatte  gegen  das  Buch  gepredigt;  er  wurde  von  den  Bi- 
schöfen zu  einer  Erklärung  genöthigt,  —  der  5.  Auflage,  die  im 
April  1644  erschien,  eine  Table  de  matidres,  in  welcher  sich  recht- 
fertigende und  berichtigende  Bemerkungen  über  die  Angriffe  finden, 
die  gegen  das  Buch  gerichtet  worden.  1647  gab  A.  eine  lateinische 
Uebersetzung  heraus,  die  auch  zu  Löwen  1674  und  1688  gedruckt 
wurde.  —  Die  Veranlassung  des  Buches  wird  in  der  Einleitung  an- 
gegeben und  Sesmaisons*  Schrift  stückweise  mitgetheilt,  aber  ohne 
dass  dieser  oder  die  Prinzessin  genannt  werden.  Es  erschienen  von 
1643  an  viele  Streitschriften,  namentlich  von  Jesuiten;  von  den 
französischen  Bischöfen  trat  nur  einer  der  unbedeutendsten,  Charles 
Fr.  d'Abra  de  Raconis,  Bischof  von  Lavaur^),  als  offener  Gegner 
A.'s  auf.  Die  Jesuiten  denuncirten  das  Buch  auch  in  Rom  und  P. 
Brisacier  reiste  dorthin,  um  seine  Verdammung  zu  betreiben.  Sie 
redeten  auch  der  Königin  ein,  A.  müsse  nach  Rom  reisen,  um  sich 
zu  verantworten^),  und  Mazarin  befahl  dieses  im  März  1644  A.  und 


1)  Im  K.-L.  1,  118  ist  ihm  ein  besonderer  Artikel  gewidmet  S.- 
Beuve  2,  184  oharakterisirt  ihn  als  personnage  un  peu  follet,  mystifi^ 
autrefois  et  mitre  par  Richeliea.  Zar  Erklärung  dieses  Ausdrucks  diente 
was  R.  Simon,  Lettres  1,  11  erzählt:  11  etait  auprös  de  Son  Eminenoe 
plutot  en  qualite  de  bouffon  qua  de  docteur.  M.  de  Richelieu  donnait  de 
temps  en  temps  ä  de  Raconis  un  texte  bizarre  pour  precher  devant  Inj 
sur  le  champ  dans  une  chambre  oü  il  s'enfermait  expres.  Ce  docteur  qui 
etait  paye  pour  faire  rire  le  Cardinal,  disait  oent  impertincnces  .  .  .  £t 
comme  le  Cardinal  donnait  ordre  qu'on  ne  Tappelat  pour  quelqne  cbose 
que  ce  füt  dans  ce  temps  lä,  il  lui  disait  en  riant:  on  croit  qne  nous 
traitons  ici  des  affaires  les  plus  importantes  de  la  religion. 

2)  Memoires  d'Omer  Talon,  (Michaud,  Nouv.  Coli,  de  Mem.  30),  102. 
Quesnel  (Remontr.  k  M.  de  Precipiano  p.  14)  berichtet,  Raconis  habe  auch 
einen  Brief  mit  Angriffen  gegen  Arnauld  und  die  Bischöfe  an  den  Papst 
gesandt,  die  Bischöfe  hätten  eine  Abschrift  davon  erhalten  und  ihn  ge- 
nöthigt, denselben  pnr  des  reponses  equivoques  zu  desavouiren,  weil  die 
Asssemblee  du  Clerge  gedroht  habe,  auf  Grund  des  Briefes  einen  Prooess 
gegen  ihn  einzuleiten.  Enfin  ce  lache  prelat,  couvert  de  honte,  meprise 
de  ses  confreres,  abandonne  des  Jesuites  memes  k  sa  mauvaise  fortune, 
mourut  (1646),  enseveli  sous  les  ruines  de  ses  ecrits,  de  sa  reputation  et 
de  son  bonneur. 


A.  Amauld.    J.  Bourgeois. 


449 


seinem  Frcnnde  de  Barcos;  der  Befehl  wurde  aber  stillscliweigend 
zarfickgenommen.  Unter  dem  5.  April  1644  schrieben  die  Bischöfe, 
welche  das  Bnch  approbirt  hatten,  —  ihre  Zahl  war  mittlerweile 
«f  20  gestiegen,  —  an  Urban  VIII. ;  auch  wurde  dem  Card.  Bar- 
berini  eine  Erklärung  A.'s  vom  14.  März  1644  übergeben,  worin 
er  sich  dem  Urtheil  der  Kirche  unterwarf  (Arn.  28,  36).  —  Mit 
Rtcksicht  auf  eine  Streitschrift  von  D.  Petau  veröffentliche  A.  1644: 
Li  tradition  de  Teglise  sur  la  penitence  et  sur  la  oommunion  (Oeu- 
vres 28,39),  —  1644  wurden  drei,  1645    zwei  Auflagen    gedruckt. 

Im  Auftrage  der  20  Bischöfe  ging  der  Pariser  Doctor  Jean 
Bourgeois  nach  Rom,  —  er  kam  30.  April  1645  dort  an,  —  um 
gemeinschaftlich  mit  du  Chesne,  der  schon  dort  war,  gegen  die 
Verdammung  des  Buches  zu  wirken.  Wir  besitzen  von  ihm  einen  1674 
gefichriebenen  sehr  interessanten  Bericht  (une  modeste  et  judicieuserela- 
tion.  S.-Beuve  2, 188)  über  seinen  Aufenthalt  in  Rom  (abgedr.  Am.  28, 
665).  Charakteristisch  ist  seine  Mittheilung  (p.  706):  Card,  de  Lugohabe 
lim  gefragt,  ob  die  Approbatoren  der  Freq.  Comm.  Jansenisten  seien; 
er  habe  geantwortet:  die  Fragen  über  die  Grnade  und  die  Busse 
Idngen  nicht  so  enge  zusammen,  dass  nicht  manche  die  Ansichten 
des  Jansenius  billigten  und  das  Buch  A.'s  missbilligten,  und  umge- 
kehrt; er  könne  mehrere  unter  den  Approbatoren  des  Buches  nen* 
Den,  die  sehr  entschiedene  Gegner  des  Jansenius  seien  ^). 

Abgesehen  von  einer  Stelle,  von  der  noch  die  Rede  sein  wird, 
fand  schliesslich  die  Inquisition  in  dem  Buche  nichts  zu  beanstan- 
den, und  zwar  waren,  wie  der  Papst  selbst  Bourgeois  sagte  (p.  712), 
alle  Cardinäle  und  Consultoren  einstimmig  für  die  Freigebung  des- 
selben; das  h.  Officium,  fügte  der  Papst  'bei,  sei  lange  nicht  so 
einig  gewesen;  er  möge  A.  und  den  Bischöfen  seine  Freude  über 
den  glücklichen  Ausgang  der  Sache  aussprechen.  Bourgeois  wünschte 
eb  schriftliches  Document  darüber,  aber  der  Commissar  des  S.  Offi- 


1)  Amauld  konnte  sogar  einen  Jesuiten,  freilich  aus  altererer  Zeit, 
fb  seine  Ansicht  citiren,  Emerico  de  Bonis,  f  1595  zu  Neapel,  der  Trat- 
Uto  del  s.  Bagr.  dell'  altare,  Rom  1590,  und  Tratt.  della  confessione  e 
della  e.  messa,  Yen.  1597,  geschrieben  (Backer  1,  106).  A.  schrieb  über 
ibn:  Abas  des  nouveaux  casuistes  et  directeurs  Jesuites  predits  et  con- 
damnes  par  le  P.  £mery  de  Bonis,  re^u  dans  la  Compagnie  dds  le  vivant 
de  St.  Ignace  (1550).  —  Ein  Judicium  des  Card,  de  Logo  über  das  Buch 
TOQ  A.  hat  Laemmer,  Melet.  Rom.  Mant.  p.  391  veröffentlicht.  Lugo 
aemt,  der  Papst  solle  in  einem  „apostolischen  Schreiben*^  die  richtigen 
finmdsätze  über  Busse  und  Communion  darlegen ;  —  er  fasst  diese  in  sechs 
Poncte  zusammen;  —  da  A.  diese  an  einigen  Stellen  anerkenne,  an  an- 
deren sich  zweideutig  und  wieder  an  anderen  zu  scharf  ausspreche,  möge 
er  in  einer  an  die  Spitze  seines  Buches  zu  stellenden  Erklärung  kurz  und 
bündig  sagen,  dass  er  nichts  ge^en  jene  Grundsatze  einzuwenden  habe; 
flauer  möge  er  den  Satz  über  retrus  und  Paulus,  den  die  Inquisition 
konlich  bei  einem  andern  Autor  verdammt  habe,  in  katholischem  Sinne 
erklären  und  sich  bei  der  Erwähnung  des  Jansenius  auf  ein  Lob  seiner 
Frömmigkeit  beschränken,  aber  seine  Lehre  nicht  im  allgemeinen  loben, 
*»ndem  etwa  sagen,  er  habe  in  vielem  gelehrt  «und  fromm  geredet. 

Beiuch.  Index  II.  29 


450  Arnaulds  Buch  über  die  Communion. 

cium  sagte  ihm:  wenn  die  Inq.  nach  der  Prüfung  eines  Buches  er- 
kenne, dass  kein  Grund  zur  Verdammung  desselben  vorliege,  so  be- 
lasse man  dasselbe  einfach  in  dem  Zustande,  in  welchem  es  Bich. 
vorher  in  Folge  der  vor  der  Denunciation  ertheilten  Approbation 
befunden  (p.  711),  und  ähnlich  äusserte  sich  der  Papst:  nach  dem 
Herkommen  könne  er  nicht  einmal  in  seiner  Antwort  auf  das  Schrei- 
ben der  Bischöfe  etwas  über  das  ürtheil  der  Inq.  sagen.  In  dem 
Breve  an  den  Erzbischof  von  Sens  vom  22.  Oct.  1645  (Arn.  28,649) 
sagt  er  in  der  That  nur,  er  habe  das  Buch  prüfen  lassen;  dass  es 
die  Prüfung  bestanden,  muss  man  daraus  schliessen,  dass  nicht  das 
Gegentheil  gesagt  wird.  (Später  kam  für  solche  Fälle  die  Formel 
Dimittatur  opus  auf.) 

Das  Buch  von  A.  ist  auch  später  in  Rom  nie  verboten  -wor- 
den. Eine  Art  von  Censur  über  einige  Sätze  desselben  ist  in  dem 
Decrete  vom  7.  Dec.  1690  unter  Alexander  VIII.  allerdings  inso- 
fern ausgesprochen  worden,  als  unter  den  darin  ohne  Nennung  der 
Urheber  verdammten  Propositiones  die  16.,  18.  und  23.,  wie  die 
Jesuiten  sagen  und,  soweit  die  Intention  Alexanders  YIII.  oder  der 
Inquisition  in  Betracht  kommt,  mit  Recht  sagen,  aus  der  Fr^q. 
Comm.  entnommen  sind.  A.  hat  freilich  in  seinen  Difficultda  pro- 
posees  k  M.  Steyaert  No.  96  nachgewiesen,  dass  die  Sätze  18  und 
23  so  in  seinem  Buche  nicht  stehen  und  dass  aus  dem  16.  Conse- 
quenzen  gezogen  sind,  die  in  dem  Buche  selbst  abgelehnt  werden  ^). 

Der  Erzbischof  Precipiano  von  Mecheln  verbot  1695  die  1674 
zu  Löwen  gedruckte  Ausgabe  der  lateinischen  Uebersetzung  und 
die  gleichfalls  1674  erschienene  Methodus  von  G.  Huyghens,  die 
auch  in  Rom  denuncirt,-  aber  freigegeben  worden  war  (s.  u.).  Ques- 
nel  berichtete  darauf  in  seiner  Remontrance  (S.  60)  über  die  Ver- 
handlungen in  Rom  und  gab  1695  die  Relation  von  Bourgeois  heraus. 
Ueber  den  span.  Index  s.  u.  —  Auch  von  den  Streitschriften  über 
die  Freq.  Comm.  ist  keine  in  den  Index  gekommen. 

2.  Cr6t. -Joly  4,  23  sagt,  Arnaulds  Buch  sei  der  Curie  zur 
Prüfung  vorgelegt  worden  und  durch  ein  Decret  vom  25.  Jan.  1647 
habe  „Rom  die  Vorrede  desselben  verdammt"  (ebenso  K.  Werner, 
Suarez  1,260).     Das    wäre  doch   ein  kleiner  Trost   gewesen;     aber 


l)  Ein  Echo  der  Aeuseerungen  der  Jesuiten  über  die  Fröq.  Comm.  ist 
es,  wennLaemmer,  Zur  Kirchengesch.  S.  52.  davon  sagt:  der  hochfahrende 
starrsinnige  Arnauld  habe  darin  Saint  Cyrans  gleissnerisches  Pastorations- 
principe  nach  dem  Sacramente  hungern  zu  lassen,  theoretisch  auf  die  Spitze 
getrieben.  Wenn  das  K.-L.  1,  1404  dasselbe  Urtheil  ein  wenig  massvoUer 
ausspricht,  so  unterlässt  es,  —  was  schärfern  Tadel  verdient,  —  die  Ver- 
handlang darüber  in  Rom  auch  nur  mit  einer  Silbe  zu  erwähnen.  Auch 
Hurter  2,  405  sayt  von  der  Freigebung  des  Buches  unter  Urban  VIII. 
nichts,  berichtet  aber,  der  Erzbischof  Gl.  d'Achly  von  Besangon  und  andere 
hätten  das  Buch  und  Alexander  YIII.  mehrere  Sätze  daraus  verdammt; 
widerlegt  habe  es  Petavius;  der  „wüthende  Mensch**  habe  aber  nicht  daran 
gedacht,  diesem  gründlich  und  bescheiden  zu  antworten,  sondern  sich  an 
der  ganzen  Gesellschaft  Jesu  durch  die  Morale  pratique  des  J^suitcs  xu 
rächen  gesucht. 


M.  de  Barco8.  451 

«8  ist  nicht  wahr.     In  der  Vorrede  n.  6  wird  erwähnt,  Petras  und 
Paulus  hätten  Buese  gethan,  und  dann  beigefügt:  de  sorte  que  Ton 
voit  dans  les    deux  chefs    de  TEglise  qui  n^en  sont  qu'un,    le  mo- 
dele de  la  p^nitence.     Dieser  Satz  rührte  nicht  von  A.  her,  sondern 
TOB  Martin  de  Barcos,  dem  Neffen  Saint  Cyrans,  der  den  Druck  des 
Boches  geleitet  und  den  Satz  eingeschoben  hatte  (Arn.  26,  1).     A. 
Hess  aber    denselben  auch  in    den  neuen  Auflagen    stehen  und  ver- 
tbeidigte  ihn  in  der  Table  de  matieres;    er  macht  hier  u.  a.  darauf 
aufmerksam,    dass  Petau  Paulus    le  co]  lateral   de   St.   Pierre   nenne 
fiod  Bellarmin  von    den   Päpsten   sage:    tarn  Petrum   quam  Paulum 
praedecessorem  et    parentem    aguoscunt.     Barcos    selbst  schrieb    zu 
seiner   Vertheidigung    eine  kleine    Schrift:    De    Tautorit^    de  St. 
Pierre  et  St.  Paul  qui  reside  dans  le  Pape,  successeur  de  ces  deux 
apotres,    1645,    und  gegen   die  Schrift    De  la  chaire  et  de    la    pri- 
mante  nnique   de  St.  Pierre,    die  Isaac  Habert  dagegen   herausgab, 
—  er  warf  Barcos  vor,  er  sei  in  die  Irrlehre  des  de  Dominis  ver- 
fallen, —  Lagrandeur    de  TEgl.  Romaine    etablie  sur   Tautorite 
de  St.  Pierre  et  de  St.  Paul,   1646*,  729  S.  4.,  ein  Buch,  von  dem 
S.-Beuve  4,  415  sagt:  ,,Es  hatte  die  Wirkung,  die  Barcos'  Schriften 
gewöhnlich  hatten:  statt  die  Schwierigkeiten  zu  beseitigen,  vergrös- 
serte  es  sie.     Nicole  fand  es   voll  Paralogismen  oder    falscher  Rai- 
sonnements."     Endlich  schrieb  er  auch  noch  eine  Epistola  ad  Inno- 
centium  X.    de    suprema   Ecclesiae   Rom.    amplitudine,    und    Eclair- 
eissements   de  quelques   objections    contre   la   Grandeur  etc.  —  Als 
Bourgeois  in  Rom  ankam,  hatte  die  Inquisition  bereits  O.April  1645 
die  Verdammung  der  ersten  Schrift  von  Barcos  beschlossen  (Racine 
12,  55).     Bourgeois  bemühte  sich    die  Verdammung  rückgängig  zu 
machen  (Am.  28,  707).     Card,  de  Lugo  gab  zu,   der  fragliche  Satz 
Terdiene  keine    theologische  Gensur;    aber  Card.  Spada  und  Albizzi 
machten  geltend,    er  öffne  dem  Schisma  die  Thüre,    da  man  an  die 
Wahl  von    zwei  Päpsten    als  Nachfolgern    von   Petrus    und  Paulus 
denken  könnte.     Das  Decret   von  1645  wurde  nicht  publicirt;    aber 
oach   dem  Erscheinen   der   zweiten  Schrift   von  Barcos    wurde    die 
Sache  nochmals    in  der  Inq.    verhandelt,    und  nach  Bourgeois'  Ab- 
reise wurde  25.  Jan.  1647,  am  Tage  der  Bekehrung  Pauli,  ein  De- 
cret von  Fer.  V.  24.  Jan.  1647  (Alex.  No.  52)  publicirt,  worin  es 
helsst:  Die  beiden  französischen  Schriften  und  der  lateinische  Brief, 
in  welchem  viele  Stellen  von  Vätern,   Päpsten,    Concilien  und  Doc- 
toren  gesammelt   seien,    seien   auf  Befehl   des  Papstes    geprüft  und 
die  angeführten  Stellen  sorgfältig  eingesehen  und  erwogen  worden; 
darauf  habe  der  Papst  den  Satz:    S.  Petrus  et  S.  Paulus   sunt  duo 
Ecclesiae  principes,    qui  unicum  efficiunt,    vel   sunt  duo  Eccl.  cath. 
corjphaei  ac    supremi  duces   summa   inter  se  unitate  conjuncti,    vel 
SQBt  geminus  universalis  Eccl.  vertex,  qui  in  unum  divinissime  coa- 
Inemnt,    vel    sunt   duo  Ecclesiae  summi   pastores  ac  praesides,    qui 
nnicom  caput   constituunt,  —  wenn  er  so  gedeutet  werde,    dass  da- 
mit eine   völlige  Gleichheit  (omnimoda  aequalitas)   zwischen  Petrus 
^d   Paulus    ohne    Subordination     des    letztern    unter    den    erstem 
^zuglich    der    höchsten    Gewalt    und  Leitung    der   Gesammtkirche 


452  Amaulds  Buch  über  die  Communion. 

statuirt  werde,  —  für  ketzerisch  erklärt  und  deo  Brief  und  die  beiden 
Schriften  und  sjle  anderen  Schriften  durchaus  verboten,  in  denen 
der  Satz  in  dem  oben  angegebenen  und  verdammten  Sinne  behauptet 
und  vertheidigt  werde,  mögen  sie  in  was  immer  für  einer  Sprache 
gedruckt  sein  oder  in  Zukunft  gedruckt  oder  auch  nur  handschrift- 
lich verbreitet  werden.  Die  Epistola  ad  Innocentium  X.  ist,  weil 
ihr  Titel  in  dem  Decrete  nicht  angegeben  wird,  nicht  in  den  Index 
gekommen. 

Hon.  Fabri  (Stubrockius  p.  250)  sagt  1659:  „Die  Jesuiten  be- 
haupten in  der  That,  Arnaulds  Buch  sei  vom  h.  Stuhle  verdammt 
worden;  denn  da  Innocenz  X.  1647  alle  Bücher,  welche  die  Meinung* 
von  dem  doppelten  Haupte  der  Kirche  enthalten,  verdammt  hat,  A-*8 
Buch  aber  diese  Behauptung  enthält,  so  ist  es  unzweifelhaft  als 
verdammt  anzusehen.^'  Nach  dem  Gesagten  ist  weder  das  ganze 
Buch  noch  die  Vorrede  der  Friq.  Comm.  vom  h.  Stuhle  verdammt, 
nicht  einmal  die  Streichung  des  betreffenden  Satzes  und  auch  von 
A.  keine  Retractation  desselben  verlangt  worden,  wie  er  selbst  1675 
hervorhob,  als  in  einer  Denunciation  gegen  ihn  bei  dem  Statthalter 
der  Niederlande  behauptet  wurde,  er  sei  wegen  dieses  Satzes  für 
einen  Ketzer  erklärt  und  genöthigt  worden,  diese  Ketzerei  zu  re- 
tractiren  (Am.  11,  845). 

Dass  man  in  Eom  die  in  dem  Decrete  von  1647  verdammte 
Ketzerei  als  eine  sehr  gefährliche  ansah,  sieht  man  daraus,  dass 
viele  Widerlegungen  derselben  erschienen,  —  Th.  Raynaud  schrieb, 
vom  Papste  durch  Card.  Sforza  aufgefordert,  De  bicipiti  Ecolesia, 
in  Amaudi  capite  nata,  Pontificis  gladio  minuta  (Apop.  p.  69),  — 
dass  sich  de  Marca  durch  eine  Streitschrift  dagegen  in  Rom  zu  re- 
habilitiren  suchte  (S.  367),  und  dass  1663  eine  von  dem  protestan- 
tischen Theologen  Jo.  Henr..  Ott  veröjffentlichte  Epitome  tractatns 
gallicani,  cui  titulus:  La  grandeur  etc.,  Bas.  1657,  verb.  wurde. 

Der  Pariser  Nuncius  Hess  das  Decret  vom  24.  Jan.  1647  mit 
Erlaubniss  des  Kanzlers  mit  einer  Art  von  Mandement  als  Decretum 
S.  D.  N.  Innocentii  X.  drucken  und  übersandte  es  den  franzö- 
sischen Bischöfen.  Ein  dagegen  erschienenes  Schriftchen  wurde  auf 
Betreiben  der  Jesuiten  von  dem  Kanzler  verboten.  Das  Parlament 
genehmigte  6.  Mai  dieses  Verbot;  zwei  Tage  später  brachte  aber 
der  Generalprocurator  Omer  Talon  auch  die  Publication  des  Nun- 
cius zur  Sprache:  in  Frankreich  werde  die  Autorität  des  Papstes, 
aber  nicht  die  der  Römischen  Congregationen  anerkannt;  hier  handle 
es  sich  aber  nicht  um  eine  päpstliche  Bulle,  sondern  um  ein  Decret 
der  Inquisition,  und  wenn  man  ein  solches  anerkenne,  erkenne  man 
auch  die  Inq.  an;  der  Nuncius  bezeichne  sich  ganz  unbefugter 
Weise  als  Nuncius  nicht  nur  bei  dem  Könige,  sondern  auch  im 
Königreich  Frankreich  und  sage  in  seinem  Mandement,  er  habe  das 
Decret  den  Bischöfen  seines  Nunciaturbezirkes  übersandt,  als  ob 
er  Jurisdiction  über  ein  bestimmtes  Grebiet  habe.  Talon  beantragte 
demgemäss  die  Confiscation  und  das  Verbot  des  Decretes,  und  ob- 
schon  der  Nuncius  sich  entschuldigte,  beschloss  das  Parlament 
15.  Mai  1647    diesem    Antrage  gemäss    (M4m.  d'O.  Talon  p.  190). 


J.  H.  Ottius.  J.  Pichon. 


453 


3.  lieber  die  oftmalige  Commnnion  wurde  ans  Anlass  von 
Missbrsuclien  in  Spanien  1677  von  der  Congregatio  Goncilii  Trid. 
Ferhandelt  (A.  J.  P.  7,  781)  und  von  dieser  schliesslich  ein  Decret 
Tom  12.  Febr.  1679  veröffentlicht,  worin  u.  a.  die  Behauptung, 
die  tägliche  Communion  sei  de  jure  divino,  verworfen  wird  (Const. 
p.  144). 

Das  jesuitische  Gegenstück  zu  Amaulds  Buch,  L'esprit  de 
Jegus-Christ  et  de  TEglise  sur  la  fr^quente  communion,  par  le  P. 
Jcin  Pichon  de  la  Comp,  de  J^sus,  Paris  1745,*  528  S.  12.,  ist 
von  dem  Provincial  approbirt  und  der  zu  Nancy  wohnenden  Königin 
TOD  Polen,  Maria  Leszczynska,  bei  welcher  Pichon  in  Ansehen 
«Und,  gewidmet.  Selbst  Hurter  2,  1475  gibt  zu,  er  sei  bei  dem 
^er  in  der  Bekämpfung  der  Jansenisten  in  das  entgegengesetzte 
Extrem  gefallen.  Er  stellt  die  oftmalige,  ja  tägliche  Communion 
als  eine  Verpflichtung  dar,  die  nur  für  diejenigen  nicht  bestehe, 
welche  nicht  im  Stande  der  Gnade  seien.  „Alle  Sünder,  die  ein  ver- 
ständiger Beichtvater  losgesprochen  hat,  sind  disponirt  zu  commu- 
niciren.  Wenn  nicht  eine  Todsünde  im  Wege  steht,  bewirkt  dieses 
Sacrament  durch  seine  eigene  Kraft  eine  Gnade,  welche  die  un- 
ordentlichen Neigungen  besiegt,  ähnlich  wie  die  Taufe  bei  den 
Kindern  wirkt  ohne  eine  weitere  Disposition  auf  ihrer  Seite.  Die 
oftmalige  Communion  ist  das  leichteste  Heilsmittel,  ja  für  die  meisten 
Menschen  das  einzige,  dessen  sie  sich  bedienen  können.  Denn 
inniges  und  anhaltendes  Gebet,  Almosen,  Fasten,  eifrige  Arbeit, 
da»  Fliehen  der  Weltfreuden  sind  für  viele  nicht  möglich.  Die 
oftmalige  Communion  ist  auch  die  heilsamste  und  für  Weltleute 
Ieiehte«te  Busse**  (die  öffentliche  Kirchenbusse  dagegen  nennt  er  une 
penitence  de  c^r^monie)  u.  s.  w.  Zur  Begründung  dieser  Sätze 
eitirt  Pichon  nicht  nur  die  im  Index  stehenden  Schriften  von  Molinos 
und  Falconi,  sondern  auch  unechte  Briefe  des  Ignatius,  pseudo- 
isidorische  Decretalen  und  verstümmelte  Stellen  von  Kirchenvätern  *). 
—  1747  wurde  das  Buch  von  mehreren  französischen  Bischöfen  in 
scharfen  Hirtenbriefen  verboten.  Pichon  unterzeichnete  dann  24.  Jan. 
1748  zu  Strassburg  folgende  Erklärung:  Bald  nach  dem  Erscheinen 
seines  Baches  hätten  seine  Oberen  dasselbe  missbilligt  und  den  Verkauf 
desselben  verboten ;  mehrere  Bischöfe  und  Theologen  hätten  Bemer- 
kungen darüber  gemacht ;  er  habe  alles  AnstÖssige  in  einer  2.  Auf- 
lage beseitigt;    diese  sei    seit  August  1747  fertig,    der  Druck   der- 


1)  Eine  gute  Zusammenstellung  der  bedenklichen  Stellen  von  dem 
Enbischof  Languet  von  Sens  ist  dem  Hirtenbriefe  des  Erzbischofs  von 
Lyon,  Card,  de  Teucin  angehängt.  Unter  den  anderen  Hirtenbriefen,  die 
zusammengebunden  einen  stattlichen  Quartband  ausmachen,  sind  die  von 
dem  Oratorianer  de  la  Borde  verfassten  der  Bischöfe  Fitz-James  von 
SoinoDB  und  Bazin  de  Becons  von  Carcassone  und  die  des  Erzbischofs 
de  Rastignac  von  Tours  und  der  Bischöfe  de  Caylus  von  Auxerre  und 
Montgaillard  von  St.  Pens  die  eingehendsten.  Vgl.  N.  E.  1747,  29.  Der 
Bischof  von  Auxerre  vertheidigt  auch  ausführlich  Amaulds  Buch.  Pichons 
Betractation  ist  mehreren  Hirtenbriefen  beigedruckt. 


454  Arnaulds  Buch  über  die  Commuuion. 

selben  aber  durch  Umstände  verzögert  worden;  die  1745  erschienene 
Ausgabe  retractire  und  verdamme  er.  Noch  1747  war,  doch  schwer- 
lich gegen  Pichons  und  seiner  Oberen  Willen,  in  Lüttich  die  1. 
Ausgabe  nachgedruckt  worden;  eine  corrigirte  Ausgabe  ist  nicht  er- 
schienen, —  mit  der  Aenderung  einzelner  Stellen  war  ja  hier  aucli 
nicht  zu  helfen.  Die  Zahl  der  Bischöfe  die  das  Buch  verboten 
oder  die  früher  ertheilte  Approbation  ausdrücklich  zurücknahmen, 
stieg  im  J.  1748  auf  mehr  als  20,  und  13.  Aug.  1748  und  noch- 
mals 11.  Sept.  1750  wurde  es  auch  in  Rom  verb.  Auch  die  Me- 
moires  de  Trevoux,  die  das  Buch  im  Oct.  1745  gelobt,  zogen  sicli 
im  März  1748  zurück.  —  Die  Bischöfe,  welche  gegen  Pichon  auf- 
traten, waren  nicht  alle  Gegner  der  Jesuiten;  der  erste,  der  das 
Buch  öffentlich  tadelte,  war  der  Erzb.  Languet  von  Sens^J.  Mehr 
noch  als  das  Buch  selbst  und  die  sehr  erklärlichen  Angriffe  der 
„Jansenisten*  auf  Pichon  und  le  Pichonisme  haben  der  Reputation 
der  Jesuiten  die  anonymen  Broschüren  geschadet,  in  denen  sie  Pichon 
zu  entschuldigen  und  dessen  Gegner  zu  discreditiren  suchten  (N.  £. 
1748,  57.  89.  113.  115).  In  Spanien  wurde  Pichons  Buch  erst 
1777  verb. 

4.  In  der  Vorrede  der  Fr6q.  Comm.  spricht  Arnauld  von  einer 
Pfarrei  in  der  Diöcese  Sens,  wo  die  alte  Praxis  der  öffentlichen 
Kirchenbusse  noch  bestehe  (es  war  St.  Maurice,  wo  du  Hamel,  ein 
Schüler  Saint  Cyrans  Pfarrer  war).  Anderswo  (9,  292)  hebt  er 
hervor,  dass  die  öffentliche  Busse  für  öffentliche  und  Aergerniss 
gebende  Sünden  von  dem  Trienter  Concil,  dem  h.  Carl  Borromäus, 
dessen  Mailänder  und  anderen  Synoden  empfohlen  worden,  und  er- 
wähnt, dass  sie  in  mehreren  französischen  Diöcesen  wieder  einge- 
führt werde.  Dieses  geschah  in  mehr  oder  minder  grosser  Aus- 
dehnung von  dem  Erzbischof  de  Gondrin  von  Sens  und  den  Bischöfen 
Buzenval  von  Beauvais,  Pavillon  von  Aleth  (in  dem  Rituel  d'Aleth), 
später  (1699)  von  B.  Colbert  von  Montpellier.  Von  den  Jesuiten 
und  ihren  Freunden  wurde  dieses  als  Jansenismus  und  Bigorismus 
bekämpft  (Arn.  25,  274).  Als  der  Jesuit  Menestrier  1672  in  einer 
Predigt  gesagt  hatte,  die  Kirche  babe  die  öffentliche  Busse  abge- 
schafft und  sehe  sie  jetzt  als  Pharisäismus  an,  veröffentlichte  der 
Generalvicar  des  Erzbischofs  von  Sens,  Alex.  Yaret  (nach  dem 
Tode  des  Erzbischofs  zog  er  sich  nach  Port-Royal  zurück,  f  1675) 
Defense  de  la  discipline  qui  s'observe  dans  le  dioc^se  de  Sens 
touchant  Timposition  de  la  p6nitence  publique  pour  les  pdchez 
publics,  imprim6e  par  Vordre  de  TArch^veque  [unrf  mit  Approbation 
von  9  anderen  Bischöfen],  Sens  1673*,  8.  Die  Schrift  wurde,  — 
doch  mit  Weglassung  des  imprim^e  etc.,  —  1679  von  der  Index- 
Congr.  verb.  Arnauld  (9,  292)  sagt,  man  habe  sich  bei  Innocenz  XI. 
über  dieses  Verbot  beklagt  und  der  Papst  habe  eingestanden,  das- 
selbe sei  eine  TJebereilung  gewesen,  und  Abhülfe   versprochen;    die 


1)  Pichon  wurde  übrigens   von  dem  Bischof  von  Sitten  zum  Gene- 
ralvicar ernannt,  f  1761. 


Ritael  d'Aleth. 


165 


Saehe  sei  aber  in  Vergessenlieit  gerathen.  An  eine  Zurücknahme 
des  Verbots  hat  man  in  Rom  schwerlich  gedacht;  1684  wurde  viel- 
Dtehr  eine  ähnliche  Schrift  verb.:  Defense  de  la  discipline  qui 
s'obaerye  dans  plnsieurs  dioc^es  de  France,  touchant  l'imposition 
.  .  .,  Sens  1677  (wohl  eine  neue  Ausgabe  der  Schrift  von  Varet). 
5.  Yen  dem  Rituel  Romain  du  Pape  Paul  Y.  ä  l'usage  du 
diocese  d'Alet,  avec  les  instructions  et  les  rubriques  en  fran^ais, 
heisst  es  in  dem  Breve  Clemens  IX.  vom  9.  Apr.  1668  (Arg.  III  b 
335):  es  enthalte  nicht  nur  einiges,  was  dem  von  Paul  V.  heraus- 
^gebenen  Rituale  fremd  sei,  —  was  ja  nicht  verboten  war  (S.  218), 
—  sondern  atich  (in  den  Instructions)  Lehren  und  Sätze,  die  falsch, 
smgulär,  in  der  Praxis  gefährlich,  irrig,  der  in  der  Kirche  recipirten 
Gewohnheit  und  den  kirchlichen  Yerordnungen  zuwider  seien,  durch 
deren  Lectfire  und  Anwendung  die  Ghristglaubigen  allmählich  zu 
schon  verdammten  Irrthtimern  verleitet  und  mit  schlechten  Mei- 
nungen angesteckt  werden  könnten;  demgemäss  werde  es  motu 
proprio  .  .  .  kraft  apostolischer  Autorität  verdammt  und  das  Lesen, 
Behalten  und  Gebrauchen  desselben  bei  Strafe  der  reservirten  Excomm. 
1.  sent,  verboten;  die  Exemplare  seien  den  Ortsbischöfen  oder  Inqui- 
sitoren, von  den  Angehörigen  der  Diöcese  Aleth  dem  Erzbischof 
oder  einem  benachbarten  Bischof  abzuliefern  und  von  diesen  unver- 
züglich zu  verbrennen. 

Gueranger,  Inst.  lit.  2,  60  (Coli.  Lacensis  1,  816)  sagt  zur 
Erklärung  dieses  Breves :  „Der  Bischof  hatte  gewagt,  in  das  Ri- 
tuale mehrere  der  Maximen  von  Saint  Gyran  und  Arnauld  über  den 
Empfiing  der  Sacramente  ...  an  hundert  Stellen  einfliessen  zu 
lussn,  obschon  man  sich  mit  der  grössten  Sorgfalt  bemüht  hatte, 
Bicht  zu  starke  Ausdräcke  anzuwenden,  um  nicht  bei  dem  h.  Stuhle 
anzustossen,  der  schon  das  Buch  Arnaulds  über  die  häufige  Commu- 
nion  verdammt  (foudroy^)  hatte"  (s.  o.).  —  Der  Hauptgrund  des 
Vorgehens  des  Papstes  war  ohne  Zweifel  nicht  die,  wie  Gueranger 
selbst  zugibt,  sehr  massvolle  Anlehnung  an  die  „Jansenistischen'' 
Pastoralgrandsätze,  sondern  die  oppositionelle  Stellung  des  Bischofs 
gegen  die  Bulle  Alexanders  YIL,  wovon  §  52  die  Rede  sein  wird. 
Nach  der  einige  Monate  später  erfolgten  Aussöhnung  des  Bischofs 
mit  Rom  und  vollende  nachdem  er  1677  für  seine  Haltung  in  dem 
Regalienstreite  (§  59)  von  Innocenz  XI.  belobt  worden,  würde  das 
Breve  wohl  nicht  mehr  erlassen  worden  sein.  Scandalös  ist  es 
tber,  dass,  während,  wie  Arnauld  (4,  130)  hervorhebt,  die  unsitt- 
lichen casuistischen  Bücher  von  Amadaeus  Guimenius  u.  a.  einfach 
in  den  Index  gesetzt  wurden,  hier  in  feierlicher  Weise  durch  ein 
besonderes  Breve  ein  von  einem  frommen  Bischof  herausgegebenes 
Buch,  dem  man  höchstens  eine  zu  strenge  Moral  vorwerfen  konnte, 
zum  Feuer  verdammt  wurde.  —  Der  Bischof  schaffte  das  Rituale 
nicht  nur  nicht  ab,  sondern  veröffentlichte  im  Juli  1668  eine  Lettre 
Pastorale  contre  leBref  qui  condamne  le  Rituel  ^),  worin  er  sagt:  das 


1)  abgedr.  in  Yie  de  M.  Pavillon,    eveque  d'Alet,  Saint  Miel  HSS*^, 


456  Rituel  d'Aleth. 

päpstliche  Decret  habe  in  Frankreich  keine  Geltung  nnd  sei  unge- 
recht ;  er  hätte  doch  wohl  erwarten  dürfen,  dass  der  Papst  ihn  vor 
der  Verdammung  erinnert  und  gehört  hätte;  es  sei  nur  zu  wahr, 
dass  man  in  Eom  Bücher  aus  politischen  Eücksichten  verdamine 
u.  8.  w.  Pavillon  schrieb  unmittelbar  vor  seinem  Tode  (f  8.  Dec. 
1677)  an  Innocenz  XI.  einen  Brief,  der  in  sehr  devoten  Ausdrücken 
abgefasst  ist,  aber  keine  Unterwerfung  enthält  (Avr.  3,  66). 

Das  Breve  wurde  in  Frankreich  nicht  puhlicirt.  1669  traten 
einige  Bischöfe  und  Theologen  mit  Yorwissen  des  Königs  bei  dem 
Bischof  von  Chalons  zusammen,  machten  einige  unbedeutende  Aen- 
derungen  an  dem  Eituale,  welche  Bischof  Pavillon  billigte,  und  1677* 
erschien  eine  neue  (dritte)  Ausgabe  desselben  mit  der  Approbation 
von  29  Bischöfen.  .  Abb6  Pontchäteau,  der  in  Sachen  des  Eegalien- 
Streites  als  Abgesandter  Pavillons  in  Eom  war,  überreichte  Inno- 
cenz XI.  die  neue  Ausgabe  und  hofiPte,  eine  Zurücknahme  des  Ver- 
botes erwirken  zu  können,  —  der  Papst  sagte  1686  dem  Card. 
Eospigliosi,  da6  Eituale  sei  troppo  aspramente  verdammt  worden. 
Diese  Hoffnung  war  allerdings  eitel;  aber  man  bestand  nicht  auf 
der  Publication  des  Breves  und  weder  die  neue  Ausgabe  noch  die 
Lettre  pastorale  wurde  verboten  ^).  —  In  einem  Berichte  über  die  „Un- 
ordnungen in  Flandern,"  der  1675  nach  Eom  gesandt  wurde  (Laem- 
mer,  Mel.  p.  397),  heisst  es:  das  Eituale  sei  auch  in  Löwen  ge- 
druckt worden,  mit  einer  Approbation  des  erzbischöflichen  CensorSf 
worin  die  Verdammung  als  ungerecht  bezeichnet  werde;  diese  Aus- 
gabe sei  allerdings  nachträglich  confiscirt  worden,  aber  eine  angeb- 
lich zu  Paris  gedruckte  werde  viel  gekauft. 

Das  Eituel  d'Aleth  wurde  nach  dem  Tode  Pavillons  noch  ein- 
mal Gegenstand  einer  lebhaften  Controverse  zwischen  zwei  franzö- 
sischen Bischöfen.  Der  Bischof  de  Vintimille  von  Toulon  (später 
Erzbischof  von  Paris)  verbot  durch  eine  Ordonnanz  vom  18.  Febr. 
1678  das  Eituel,  das  N.  T.  von  Mons,  L^office  von  I.  Le  Maitre 
de  Sacy,  Le  miroir  von  Gerberon  und  —  Le  meine  secularise.  Der 
Bischof  Persin  de  Montgaillard  von  St.  Pons  veröffentlichte  darauf 
eine  Lettre  h  M.  P^veque  de  Toulon  sur  le  rituel  d'Alet,  und  es 
folgten  von  beiden  Seiten  noch  mehrere  Streitschriften.  In  Eom 
hat  man  davon  aber  keine  Notiz  genommen^). 


vol.  8,  p.  881—419.  (Das  Buch  ist  zu  Ghartres  gedruckt  und  von  dem 
Pariser  Dr.  Ant.  de  la  Ghassaigne  de  Ghateaudun  verfasst.  Der  ganze 
8.  Band  handelt  von  der  Affaire  du  Eituel).  Beigefügt  ist  p.  420  die  Appro- 
bation der  Bischöfe.  Vgl.  ü.  N.  1705,  755. 

1)  Am.  4,  157;  9,  289;  85,  XXV.  Michaud  4,  286. 

2)  Eecueil  de  ce  qui  s'est  passe  entre  Mess.  las  eveques  de  Saint 
Pons  et  de  Toulon  au  sujet  du  rituel  d'Alet;  Suite  de  ce  qui  etc.  Lettre 
d'un  theologien  ...  au  sujet  du  Eituel  (gegen  St.  Pons);  Extrait  fait  par 
M.  l'ev.  de  St.  Pons  de  plus  de  26  faussetes  ...  et  heresies  .  .  .  dans 
la  Seconde  Lettre  d'un  theologien  ...  S.  1.  et  a.*  (zusammen  ein  starker 
Band  in  12.).  Vgl.  A.  J.  P.  2,  2649.  Michaud  4,  284. 


Die  JanscnistiBche  Cuuirovcrsc. 


457 


52.    Die  JaBsenistische  Controverse,   1641  —  1669. 


Der  Angnstinns  des  Gornelins  Jansenius,  Bischofs  von 
Ypern,  welcher  erst  nach  seinem  Tode  (6.  Mai  1638)  im  J. 
1641  erschien,  wurde  zunächst  sammt  mehreren  durch  die  Ver- 
offeDtlicbung  hervorgerufenen  Streitschriften  durch  ein  Decret 
der  Inquisition  Fer.  V.  1.  Aug.  1641  wegen  Verletzung  der  Ver- 
ordnangen  bezüglich  der  de  auxiliis  handelnden  Schriften  (8.  299) 
Terboten.  Durch  eine  Bulle  vom  6.  März  1642  bestätigte  Ur- 
btn  YIIL  dieses  Decret,  verbot  einige  weitere  Streitschriften 
Dod  motivirte  das  Verbot  des  Buches  von  Jansenius  nun  auch 
damit,  dass  darin  einige  in  den  gegen  M.  Bajus  erlassenen 
Bullen  (I  S.  445)  bereits  verdammte  Sätze  enthalten  seien.  Die 
Bemtthungen  der  Löwener  Theologen,  eine  Modification  oder 
Erläuterung  dieser  Bulle  zu  erwirken,  blieben  erfolglos.  In 
Belgien  wurde  dieselbe  erst  1651  publicirt,  von  einigen 
Bischöfen  mit  Erläuterungen,  die  ihnen  eine  Vorladung  vor  die 
bqnisition  zuzogen. 

In  eine  zweite  Phase  trat  der  Streit,  als    im  J.    1651  85 

französische  Bischöfe   in  Rom   die   ausdrückliche  Verdammung 

Ton  fttnf   aus  dem  Buche   des  Jansenius  entnommenen   Sätzen 

(Propositiones)  beantragten.    Auf  den   von   anderen  Bischöfen 

geäusserten  Wunsch,  es  möge  über  diese  Sätze,  wenn  man   sie 

Bberhaupt  speciell   prüfen  wolle,  in  ähnlicher  Weise  wie  über 

die  Frage  de  auxiliis  contradictorisch  verhandelt  werden,  wurde 

nicht  eingegangen.    Die  Sache  wurde  vielmehr  einer  besondern 

ans  vier  Gardinälen  bestehenden  Gongregation  überwiesen,  welche 

£6  Begutachtung  der  Sätze  den  13  Theologen  der  Inquisition 

auftrug  und   den    von    beiden  Parteien   nach   Rom    gesandten 

französischen    Theologen    nur    gestattete,    sich    mündlich    oder 

schriftlich  über  die  Sache  zu  äussern.    Durch    eine  Bulle  vom 

31.  Mai  1653  verdammte  dann  Innocenz  X.  die  fünf  Sätze.  Durch 

ein  Decret  der  Inquisition  von  Fer.  V.  23.  April  1654,    welches 

hmocenz  X.  selbst  in  einem  Breve  vom  29.  Sept.  1654  als  eine 

nothweodige  Consequenz  seiner  Bulle  bezeichnet,   wurden  dann 

^ele  Schriften  speciell  und  schliesslich  überhaupt  alle  Schriften 

^boten,  in  denen   die   in    den  fünf  Sätzen  verdammte  Lehre 


458  Die  Jansenistischc  Controverse. 

des  Angustinus  des  C.  Jansenius  gebilligt  oder  vertheidigt  werde. 
Dieses  allgemeine  Verbot  wurde  1657  von  der  Inquisition  wieder- 
holt und  steht  in  den  älteren  Indices  unter  Libri,  seit  Benedict  XIV. 
in  den  Decr.  gen.  11,  5. 

In  eine  dritte  Phase  trat  der  Streit  unter  Alexander  VII. 
(1655 — 67),  sofern  jetzt  die  Frage  in  den  Vordergrund  trat,  ob 
man  auf  Grund  der  Bulle  von  1653  auch  anerkennen  müsse,  dass 
Jansenius  wirklich  die  fünf  Sätze  in  dem  Sinne,  in  welchem 
sie  verdammt  worden,  gelehrt  habe.  Namentlich  Arnauld 
entwickelte  1655  die  Ansicht:  bezüglich  der  Quaestio  juris,  ob 
die  fünf  Sätze  irrig  seien,  sei  der  Bulle  rückhaltlos  zuzustimmen; 
was  aber  die  Quaestio  facti  angehe,  ob  die  Sätze  in  diesem 
irrigen  Sinne  in  dem  Buche  des  Jansenius  vorgetragen  würden, 
könne  eine  innere  Zustimmung  erheischende  kirchliche  Ent- 
scheidung nicht  gegeben  werden  und  genüge  es,  in  dieser  Be- 
ziehung ein  ehrfurchtsvolles  Schweigen  (silence  respectueux)  zn 
beobachten.  Diese  Erklärung  hatte  zunächst  Arnaulds  Aus- 
stossung  aus  der  Sorbonne  zur  Folge  (und  diese  das  Erscheinen 
der  Briefe  von  Pascal,  §  53).  Alexander  VII.  aber  erklärte 
in  einer  Bulle  vom  10.  Oct.  1656:  die  fünf  Sätze  seien  aus 
dem  Buche  des  Jansenius  entnommen  und  in  dem  von  diesem 
intendirten  Sinne  verdammt  worden,  womit  indirect  für  den 
Papst  auch  das  Reicht  beansprucht  wurde,  bezüglich  „dogmatischer 
Thatsachen"  innere  Zustimmung  erheischende  Erklärungen  abzu- 
geben, so  dass  nunmehr  die  Frage  über  den  Umfang  der  kirch- 
lichen bezw.  päpstlichen  Unfehlbarkeit  die  Hauptfrage  wurde. 

Um  die  Bulle  von  1656  zur  allgemeinen  Geltung  zu  bringen, 
verordnete  Alexander  VII.  im  Einverständniss  mit  Ludwig  XIV. 
in  einer  neuen  Bulle  vom  15.  Febr.  1665,  es  solle  von  allen 
Bischöfen,  Geistlichen  und  Nonnen  folgendes  Formular  unter- 
schrieben werden : 

Ich  unterwerfe  mich  den  Bullen  Innocenz'  X.  vom  31.  Jiai 
1653  und  Alexanders  VIT.  vom  15.  Oct.  1656  und  verwerfe  und 
verdamme  mit  aufrichtigem  Herzen  die  fünf  aus  dem  Auc^stinus 
des  C.  Jansenius  entnommenen  Sätze  in  dem  von  dem  Verfasser 
intendirten  Sinne,  wie  sie  der  apostolische  Stuhl  durch  die  be- 
sagten Bullen  verdammt  hat.  So  schwöre  ich,  so  wahr  mir  Gott 
helfe  und  diese  h.  Evangelien  Gottes. 

Vier  ü-anzösische  Bischöfe  erliessen  im  Juni  1665  Mande- 


C.  Jansen iu8.  459 

ments,  worin  sie  erklärten,  das  Formular  sei  za  nnterzeichnen 
avec  soamission  de  foi  vers  le  droit  et  de  respect  et  de  discipline 
reiB  les  faits  contenus  dans  les  constitntions  on  balles  des  papes. 
Diese  Hirtenbriefe  wnrden  18.  Jan.  1667  von  der  Index-Congre- 
gaktion  verboten.  Die  Verhandlungen  des  Papstes  mit  der 
französischen  Regierung  über  ein  weiteres  Vorgehen  gegen  die 
vier  Bischöfe  wurden  durch  den  Tod  Alexanders  VII.  (22.  Mai 
1667)  unterbrochen.  Unter  seinem  Nachfolger  Clemens  IX.  (1667 
—69)  kam  es  zu  einem  Ausgleich,  der  sog.  Paix  de  Clement  IX. : 
die  vier  Bischöfe  unterzeichneten  das  Formular,  nachdem  sie 
in  einem  ProtocoU  ihrer  Ueberzeugung  in  vorsichtiger  Weise 
Ausdruck  gegeben,  und  richteten  ein  Schreiben  an  den  Papst, 
der  sie  darauf  in  einem  Breve  vom  19.  Jan.  1669  dafttr  belobte, 
dass  sie  das  Formular  aufrichtig  unterschrieben  und  die  fünf 
Sätze  ohne  Vorbehalt  in  jedem  Sinne,  in  welchem  sie  von  dem 
apostolischen  Stuhle  verdammt  worden,  verdammt  hätten.  — 
In  den  nächsten  Decennien  wurde  in  Frankreich  ziemlich  allge- 
mein die  Unterzeichnung  des  Formulars  mit  dem  von  den  vier 
Bischöfen  gemachten  Vorbehalte  als  zulässig  angesehen.  So 
trat  der  Jansenistische  Streit  in  den  Hintergrund,  zumal  nach- 
dem unter  Clemens  X.  (1670—76)  der  Regalienstreit  und  unter 
Innocenz  XI.  (1676 — 89)  die  gallicanische  und  die  quietistische 
Controverse  aufgetaucht  waren. 

Es  kamen  etwa  100  mit  der  in  diesem  Paragraphen  darge- 
stellten Controverse  zusammenhangende  Schriften  und  Schriftchen 
in  den  Index,  darunter  etwa  20  von  Amauld.  Im  spanischen 
Index  von  1707  stehen  die  Verdammung  des  Buches  des  Jan- 
senius  und  der  ftlnf  Sätze  und  das  allgemeine  Verbot  der  Schrif- 
ten zu  Gunsten  derselben,  aber  nur  wenige  specielle  Verbote. 
Von  dem  Index  von  1747  wird  später  die  Rede  sein. 

1.  Jansenius  beauftragte  mit  der  Veröffentlichung  seines  Au- 
gUBtinus  vor  seinem  Tode  (6.  Mai  1638)  den  Professor  Libertus 
Fromondus  (Froidmond)  zu  Löwen  und  den  Canonicns  Henr.  Calenns 
ZQ  Hecheln.  Das  Buch  wurde  bei  Jacob  Zegers  in  Löwen  gedruckt 
und  1640  der  Druck  vollendet^).      Die  Jesuiten  hatten   sich  durch 


1)  üeber  die  hier  in  Betracht   kommenden  Schriften   und  Schrift- 
stücke  gibt   am   besten  Auskunft   die  Histoire   generale   du  Jansenisme, 


460  Die  Jansonistische  Controverso. 

einen  Arbeiter  des  Druckers  die  Aushängebogen  verschafft  (Cret. 
Joly  4,  15)  und  machten  dem  IntemunciuR  Stravius  Mittheilunji^. 
Dieser  schrieb  an  den  Card.  Barberini  und  erhielt  die  Weisung,  sich 
fiir  die  Suspension  der  Veröffentlichung  zu  bemühen,  da  Bücher  de 
anxiliis  nicht  ohne  Genehmigung  der  Inquisition  gedruckt  werden 
dürften.  Das  Buch  wurde  aber  veröffentlicht  und  Anfang  1641  auch 
in  Paris  mit  Approbation  von  5  Doctoren  gedruckt  (1643  auch  in 
Rouen).  Der  Jesuit  Petrus  Biverus  (Vivero)  schrieb  nun  ein  M  e- 
morial  al  Serenissimo  Cardenal  Infante  de  Espafta  und  einen  Brief 
AI  Emin.  y  Eev.  Sefior  Cardenal  de  la  Caeva  de  la  Congregacion 
de  la  S.  Inquisicion  (26.  Jan.  1641),  und  die  Jesuiten  Ign.  Derkennis 
und  Jo.  de  Jonghe  Hessen  Theses  theol.  de  gratia,  libero  arbitrio, 
praedestinatione  etc.,  in  quibus  doctrina  theologorum  Soc.  J.  contra 
Com.  Jansenii  Augustinum  defenditur,  in  sex  capita  divisae,  drucken 
(Antw.  1641*,  124  S.  Fol.)  und  22.  März  im  Jesuiten-Collegium 
vertheidigen.  Der  Drucker  Jo.  Zegers  überreichte  nun  dem  Car- 
dinal-Infanten  eine  (natürlich  von  den  Freunden  des  Jansenius  ver- 
fasste)  Humilis  et  snpplex  querimonia  adv.  libellum  B.  P.  [Biveri] 
S.  J.,  regiae  capellae  Bruxellensis  concionatoris,  et  theses  Patnim 
8.  J.  Lovanii  a.  1641,  12.  Martii  disputatas,  von  der  bald  nach 
einander  3  Auflagen  gedruckt  wurden.  Biverus  schrieb  darauf  ein 
Memoriale  ad  Em.  Card,  de  la  Cueva  circa  querimoniam  frivolam 
Jansenianam  .  .  .,  24  S.  Fol.*.  Die  Löwener  Theologen  schrieben 
dagegen  Clypeus  adv.  tela  R.  P.  Viveri  und  Spongia  mendorum  R.  P. 
V.  Die  Löwener  Jesuiten  veröffentlichten  darauf  Theses  theol. 
apologeticae  et  miscellaneae  adv.  doctrinam  Corn.  Jansenii  propu- 
gnatam  ab  ejus  patronis  sub  praetextu  typographi  Lovaniensis(Antw. 
1641*,  16  S.  Fol.)  und  Biverus  eine  Epistola  an  die  Doctores 
Janseniani,  beginnend:  Ad  rem,  ad  rem;  quod  nuUa  res  est,  omnino 
nihil  est  (l  Folioblatt*).  Am  16.  Juni  veröffentlichten  dann  Fro- 
mondus  und  Calenus  eine  Epistola,  beginnend  Theses  vestras,  worin 
sie  die  Jesuiten  auffordern,  die  Polemik  einzustellen  und  dem  h. 
Stuhle  die  Entscheidung  zu  überlassen,  worauf  die  Jesuiten  mit  einer 
Epistola  eximio  ac  admodum  rev.  D.  Liberto  Fromondo  etc.  ant- 
worteten. 

Durch  ein  Decret  der  Inq.  von  Fer.  V.  1.  Aug.  1641  (Alex. 
No.  46)  wurden  die  Löwener  und  die  Pariser  Ausgabe  des  Augu- 
stinus und  alle  vorhin  genannten  Schriften  (mit  Ausnahme  des  Cly- 
peus und  der  Spongia)  und  noch  einige  andere  (s.  u.)  wegen  Ver- 
letzung der  Verordnungen  von  1611  und  1625  bezüglich  der  de 
anxiliis  handelnden  Schriften  bei  Strafe  der  Excomm.  1.  sent.  verboten. 
Zugleich  wurden  in  diesem  Decrete  unter  Androhung  der  reservirten 
Excomm.  1.  sent.  und  anderer,  auch  körperlicher  Strafen  jene  Verord- 
nungen eingeschärft,  mit  dem  Zusätze:  es  dürfe  auch  nicht  unter 
dem  Verwände  einer  philosophischen  Erörterung  de  concnrsu  causae 


Amst,  1700,  3  vol.  12.  (von  Gerberon;    im  Texte  mit  Gerb,  citirt).     Vgl. 
Racine  vol.  11  und  S.-Beuve  2,  92  (1,  521). 


Loewener  Streitschriften,  1641.  461 

primae  cujn  eecunda,  und  namentlich  nicht  unter  dem  Yorwande  der 
Yertheidignng  oder  Bekämpfung  des  Buches  des  Jansen ius  oder  der 
Thesen  der  Jesuiten^)  oder  anderer  in  diesem  Decrete  verbotener 
Sdiriften  irgend  etwas  über  die  materia  auxiliorum  divinorum  oder 
über  Gnade  und  Willensfreiheit  veröffentlicht  werden;  auch  dürfe 
dagegen  nicht  geltend  gemacht  werden,  dass  die  Decrete  von  1611 
nnd  1625  in  einer  Provinz  nicht  publicirt  oder  recipirt  seien.  — 
Die  Schriften,  welche  ausser  den  genannten  in  diesem  Decrete  ver- 
boten wurden,  sind :  Comelii  Jansenii  Iprensis  episcopi  laudatio  fune- 
ralis  dicta  a  R.  Fr.  Jo.  a  Lapide,  die  bei  dem  Anniversarium  für 
Jansenius  4.  Mai  1640  gehaltene  und  zu  Löwen  gedruckte  Rede  eines 
Praemonstratensers,  —  Augustini  Hipponensis  et  Augustini  Ipren- 
ds  de  Deo  omnes  salvari  volente  et  Christo  redimente  homologia 
per  thcses  antiapologeticas  expressa  et  Lovanii  loco  per  Jac.  Zegers 
designando  propugnanda,  quando  adversariis  videbitur,  Lov.  1641 
(nach  Gerb.  1,26  von  Jo.  Sinnich);  Somninm  Hipponense  sive  Ju- 
dicium Angustini  de  contro versus  theologicis  hodiernis,  relatore 
Philetjmo  S.  T.  Baccalaureo  formato,  Par.  1641  (nach  Gerb.  1,  27 
Ton  Stockmans,  nach  Paquot  1,  15  u.  a.  von  Fromond). 

Das  Conseil  de  Brabant  verbot  die  Publication  des  Inquisitions- 
deeretes  und  das  Conseil  du  Roi  erklärte  es  für  unverbindlich,  so 
lange  es  nicht  das  Placet  erhalten.  Die  Löwener  Professoren  li essen 
eine  Attestat io  notarialis  (des  Notars  der  Universität,  Peter 
Mintaert)  quod  neque  decretum  S.  D.  Urbani  VIII.  neque  Pauli  V. 
Lovanii  sit  publicatum,  drucken  und  ein  Neffe  des  Corn.  Jansenius, 
Jean  Jansenius,  Canonicus  zu  Furnes,  ein  Memorial  au  Roy,  worin 
er  sich  über  das  Decret  der  Inq.  beschwert  und  dem  er  eine  von 
dem  Universitätsnotar  beglaubigte  Sammlung  von  Testimonia 
emditorum  virornm  celebrantia  librum  cui  tit.  Corn.  Jansenii  .  .  . 
Augustinus  beigefügt  hatte.  Das  Somnium  Hipponense  erschien 
Dochmals  unter  dem  Titel:  Conventus  africanus  s.  disceptatio  judi- 
eialis  apud  tribunal  praesulis  Augustini  inter  veteris  et  novitiae 
theologiae  patronos,  enarratore  Artemidoro  On eirocritico ,  Ronen 
1641,  und  Fromondus  veröffentlichte  unter  seinem  Namen  Brevis 
anatomia  hominis,  naturam  ejus  talem  repraesentans,  qualem  S.  Aug. 
olim  nobis  descripsit,  Lov.  1641,  4. 

Nunmehr  erliess  Urban  VIII.  die  Bulle  In  eminent!  vom  6. 
März  1642,  worin  das  luquisitionsdecret  ausdrücklich  bestätigt  wird 
und  auch  die  eben  genannten  Schriften  verboten  werden.  Ferner 
beisst  es  darin:  bei  einer  sorgfältigen  und  reiflichen  Prüfung  des 
Boches  von  Jansenius  habe  sich  postmodum  (nach  der  Publication 
des  luquisitionsdecret  es)  herausgestellt,  dass  darin  viele  von  Pius  V. 
and  Gregor  XIII.  (in  den  Bullen  gegen  M.  Bajus)  bereits  verdammte 


1)  Cantü,  Storia degli  Italiani  6,  67  sagt:  im  Index  von  1744  würden 
verb.  libri  omnes  .  .  .  tarn  contra  quam  pro  Corn.  Jansenio  et  Patribus 
Jesuitis,  and  scheint  zu  meinen,  das  sei  ein  damals  erlassenes  Verbot.  Es 
iteht  wortlich  so  schon  bei  Alex. 


462  Die  Jansen  istische  Controversc. 

Sätze  enthalten  seien  und  zum  grossen  Aergerniss  für  die  Katho- 
liken und  mit  Missachtung  der  Autorität  des  h.  Stuhles  gegen  diese 
Verdammungen  vertheidigt  würden;  darum  würden  die  Bullen  der 
genannten  Päpste  bestätigt  und  das  Buch  des  Jansenius,  welches  die 
darin  verdammten  Meinungen  erneuere,  sammt  den  anderen  Schriften 
verboten.  Diese  Bulle  wurde  auffallender  Weise  erst  19.  Juni  1643 
in  Rom  angeheftet  (Gerb.  1,49.  67).  Einige  Verwirrung  erregte 
es,  dass  sie,  wie  das  bei  Bullen  üblich  war,  anno  incarnationis 
millesimo  sexcentesimo  quadragesimo  primo,  pridie  nonas  Martii 
(das  Jahr  mit  dem  25.  März  beginnend)  datirt  war  (die  Bulle  steht 
sogar  noch  bei  Alex.  No.  45  vor  dem  Decrete  vom  1,  Aug.  1641). 

Die  Bulle  wurde  mit  einem  königlichen  Schreiben  vom  27. 
Nov.  1643  der  Sorbonne  übersandt.  Diese  erklärte,  sie  nehme  die 
Doctrin  der  Bulle  an,  wahre  sich  aber  ihr  altes  Eecht,  über  alle 
Theile  der  Lehre  des  Magister  Sententiarum ,  auch  de  auxiliis  zu 
disputiren  und  zu  schreiben.  Der  Nuncius  Grimaldi  sagte  einer 
Deputation  der  Facultät,  es  sei  nur  verboten,  die  verdammten  Sätze 
zu  lehren  (Arg.  III  a  49.  52).  Die  Sorbonne  untersagte  aber  l.Oct. 
den  Doctoren  die  Approbation  von  Büchern  für  und  gegen  Jansenins 
(Boileau,  z/oxi^acmy^  p.  91).  Erzbischof  Gondi  von  Paris  publicirte 
die  Bulle  11.  Dec.  1643,  —  sie  wurde  auch  von  anderen,  nicht  von 
allen  französischen  Bischöfen  publicirt,  —  und  wiederholte  dabei 
das  schon  4.  März  erlassene  Verbot,  die  betreffende  Controverse  auf 
die  Kanzel  zu  bringen  (Arg.  III  b  246).  Gondi  hatte  auf  Betreiben 
der  Jesuiten  in  einem  Mandement  vom  27.  Jan.  1643  auch  verboten: 
Theologie  familiere  ou  Instruction  de  ce  q\ie  le  chrdtien  doit  croire 
et  faire  en  cette  vie  pour  etre  sauve,  par  M.Jean  du  Vergier  de 
Hauranne,  abb6  de  Saint  Cyran.  St.  Cyran  hatte  diesen  kleinen 
Catechismus  auf  die  Bitte  des  Generaladvocaten  Bignon  für  dessen 
Kinder  geschrieben;  er  wurde  von  seinen  Freunden  mit  einer  vom 
1.  Oct.  1642  datirten  Approbation  von  5  Doctoren  herausgegeben 
und  erschien  im  Jan.  1643  kurz  vor  St.  Cyrans  Entlassung  aus  der 
Haft.  Arnauld  und  seine  Freunde  bestimmten  den  Erzbischof,  sein 
Mandement  kurz  vor  der  Publication  durch  ein  anderes  zu  ersetzen 
(Arn.  29,  588.  S.-Beuve  2,  200).  In  Rom  worden  1654  alle  Aus- 
gaben des  Schriftchens  verboten  (1693  erschien  die  13.  Ed.). 

Von  den  1643  ff.  in  Paris  erschienenen  Streitschriften  sind 
(weil  sie  später  in  den  Index  kamen)  folgende  zu  erwähnen: 
Apologie  de  M.  Jansenius  6v.  dTpre  et  de  la  doctrine  de  St.  Au- 
gustin expliquee  dans  son  livre  intitule  Augustinus  contre  trois  ser- 
mons  de  M.  Habert,  theologal  de  Paris,  P.  1644,  —  gegen  drei 
Predigten,  die  Isaac  Habert  am  1.  und  4.  Adventssonntag  1642  and 
im  Sept.  1643  gehalten,  auf  Veranlassung  Saint  Cyrans  (f  11.  Oct. 
1643)  von  Arnauld  geschrieben.  Gegen  Haberts  Entgegnung,  La 
defense  de  la  foy  de  TEgl.  et  de  Tancienne  doctrine  de  Sorbonne 
touchant  les  principaux  points  de  la  grace  etc.,  1644,  schrieb  Ar- 
nauld Apologie  seconde  pour  M.  Jansenius  .  .  .  contre  la  reponse 
que  M.  Habert  .  .  .  a  faite  a  la  premiere  Apologie,  1645  (Arn.  16, 


Balle  TJrbans  YIIL  von  1^42.  463 

30;  17, 1)^).  Im  J.  1646  wurden  dann,  walirscheinlicb  von  Habert, 
8  Sitze  ans  dem  Augastinus  zuBammengestellt  nnd  nach  Rom  ge- 
suidt  (abgedr.  Gerb,  i,  186).  Dagegen  erschien  zu  Löwen  1646 
Ei&men  libelli,  cni  titulus  est:  Propositiones  excerptae  ex  Au- 
pstiDo  Rev.  D.  Comelii  Jansenii  episc.  Ipr.  quae  in  speciem  ex- 
lübentor  Suae  Sanctitati. 

Die  Löwener  Universität  opponirte  mit  Zustimmung  mehrerer 
belgischer  Bischöfe  längere  Zeit  gegen  die  Bulle  von  1642.  Im  J. 
Iß43  schickte  sie  im  Einverständniss  mit  dem  Erzbischof  Jacob 
Boonen  von  Mecheln  und  dem  Bischof  Anton  Triest  von  Gent  den 
Theologen  Jo.  Sinnich  nnd  den  Canonisten  Cornelius  Fapius  (de 
Piep,  Oratorianer)  nach  Rom,  um,  wenn  nicht  eine  Zurücknahme, 
doch  eine  Erläuterung  resp.  Modification  der  Bulle  zu  erwirken. 
Diese  erreichten  natürlich  nichts;  nur  wurde  ihnen,  da  sie  auch 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  Abschriften  und  Abdrücke  der 
Baue  nicht  genau  mit  einander  übereinstimmten,  29.  Juli  1644  eine 
beglaubigte  Abschrift  derselben  sammt  einem  Decrete  der  Inq.  von 
Fer.  Y.  16.  Juni  1644  eingehändigt,  welches  bezüglich  aller  die 
Bulle  betreffenden  Zweifel,  Schwierigkeiten  und  Klagen  für  immer 
Schweigen  gebot  (abgedr.  Const.  p.  54).  Die  Denkschriften,  welche 
sie  in  Rom  überreicht  hatten,  Hess  Sinnich  1644  nach  seiner  Rück- 
kehr (Fapius  starb  in  Rom  1644)  drucken:  Memoralia  per  depu- 
tatoB  aeademiae  Lovan.  exhibita  Romae  Summis  Pontif.  Urbano  YIIL 
et  Innocentio  X.  pro  doctrina  B.  Angustini  manutenenda  .  .  .(16S. 
4.*),  verb  1654^).  —  Yon  den  in  den  nächstfolgenden  Jahren  in  Belgien 
erschienenen  Streitschriften  kamen  mehrere  später,  meist  1654,  in 
den  Index.  Der  Prämonatratenser  Macarius  Semeomo  schrieb  gegen 
Conferenzen,  die  der  Jesuit  W.  Landsheer  1646  in  Antwerpen  ge- 
halten und  in  denen  er  Jansenius  scharf  angegriffen,  anonym  Col- 
latio  Antwerpiensis  ad  Petrum  Aurelium  und  Novus  Prosper  ad 
noynm  coUatorem,  beide  Lov.  1647.  Fromond  schrieb  1644  anonym 
Cbrysippus  s.  de  libero  arbitrio  epistola  circularis  ad  philosophos 


1)  Es  ist  auffallend,  dass  Florentii  Conrii  Peregrinns  Hiericuntinus, 
Paris  1641,  weder  jetzt  noch  spater  verboten  wurde.  Conry,  Franciscaner, 
Tüularbischof  von  Tuam,  f  1631  (Harter  1, 497),  hatte  für  das  Schriftchen, 
veQ  es  de  auxiliis  bandelte,  in  Rom  die  Druckerlaubniss  nicht  erhalten. 
Die  Ausgabe  von  1641  ist  von  Arnauld  besorgt,  wahrscheinlich  auch  die 
französische  üebersetzung  von  1645  (Arn.  10,  LXXXVIII). 

2)  Bei  St.  Amonr,  Rec.  p.  270  ist  eine  Erklärung  abgedruckt,  die 
Sionich  1647  eidlich  vor  einem  Notar  abgab:  Urban  VlII.  habe  ihm  26. 
^or.  1648  gesagt:  er  habe  durch  seine  Sülle  nur  die  Bulle  Plus'  Y.  be- 
stätigen, niemand  mit  Nennung  seines  Namens  censuriren  und  der  Lehre 
d»  Augustinus  nicht  zu  nahe  treten  wollen;  auf  die  Einwendung:  wie 
^nn  der  Name  des  Jansenius  in  die  Bulle  hineingekommen  sei,  habe  er 
gttagt,  Sinnich  solle  mit  Albizzi  sprechen,  der  die  Bulle  entworfen  habe. 
ÖMs  dieser  gegen  den  Willen  und  ohne  Vorwissen  des  Papstes  den 
Passas  über  «fansenius  in  die  Bulle  eingeschoben,  ist  viel  weniger  wahr- 
Kheinlich,  als  dass  Sinnich  Urban  YIIL  missverstanden  oder  dieser  nicht 
g&nz  die  Wahrheit  gesagt. 


464  Die  Jansenistische  Controverse. 

peripateticos,  dann  gegen  die  Jesuiten  D.  Petau  nnd  Ant.  Bicardus 
(d.  i.  Etienne  Decbamps)  Vincentü  Lenis  Theriaca  adv.  D.  Petavii 
et  A.  Ricardi  de  libero  arbitrio  libellos,  Par.  1648,  und  gegen  deren 
Erwiederung  unter  demselben  Namen  Epistola  prodroma  gemella  ad 
D.  Petavium    et    Ant.    Ricardum,    Lov.   1649    (zwei  weitere   Streit- 
scbriften  gegen  sie,  Gerb.   1,  247.  293,  Backer  1,  254,    stehen  nicht 
im  Index),  und  gegen  die  Theologen  von  Donay,  welche  unter  dem 
Einfluss  des   Jesuiten  L^Hermite  1649    die  Bulle  angenommen    und 
gegen   Jansenius   Partei    ergriffen  hatten    (Liv.   Meyer  2,41;    Serry 
p.  806),  Lucerna  Augustiniana,  qua  breviter  et  dilucide  declaratur 
concordia  et  discordia,  qua  duo  nuper  ex  DD.  Doctoribus   S.  Theol. 
Duacen.  conveniunt  aut  recedunt  a  ceteris  hodie   S.  Augustini  dis- 
cipulis,   1649,    und  Emunctorium  lucernae  Aug.,    quo  fnligines  a 
quibusdam    aspersae  emunguntur,  1650    (die   dritte  hieher  gehörige 
Streitschrift  Epistolica  responsio  ad  Val.  Randour,  1650,  Gerb.  1,  353, 
steht  nicht  im  Index).  —  Sinnich  veröffentlichte  1648:     Sanctorum 
Patrum  de  gratia  Christi   et  libero  arbitrio   dimicantium  trias.    Au- 
gustinus   Hipponensis,    Prosper    Aquitanicus,    Fulgentius    Ruspensis 
adv.  Pelagium,   Cassianum  et  Faustum.    Collectore  Paulo  Erynacho 
Gratianopolitano  Theologo.     Diese  Schrift  kam  erst  1661  in  den  In- 
dex, und  zwar,    da  man  doch  die   Auszüge   aus   den  Kirchenvätern 
nicht  verbieten  konnte,  mit  donec  corrigantur  tituli  capitum  et  arti- 
culorum  atque  index.     Gegen  den  Jesuiten  Ripalda,  der  im  3.  Bande 
seines  Werkes  De  ente  supernaturali  gegen  Bajus  und  die  Bajanisten 
polemisirt  hatte,   schrieb  Sinnich  anonym:     P.  Jo.  Martinez  de  Ri- 
palda  e   Soc.   nominis    Jesu    vulpes    capta   per    theologos  S.  Fac. 
Academiae  Lovan.,  1649,  und  gegen  ein  1650  erschienenes  Paralle- 
lum  inter  Bajanas  propusitiones  et  prop.  Jansenii,    worin    behauptet 
wurde,  28  Sätze  in  dem   Buche    des  Jansenius    seien    identisch   mit 
Sätzen  von  Bajus,    die   Pius  V.  verdammt  habe;  Aurelii  Aviti  Ve- 
ronensis  Theologi  Molinomachia  h.  e.     Molinistarum  in  Augustinum 
Jansenii  antistitis  Ipr.    insultus  novissimus,   28  consonantiarum  doc- 
trinae  inde  excerptae  cum  articulis  a  Pio  V.  Pont,   proscriptis  com- 
pilatione  subnixus,  totidem  vero  dissonantiarum  contrapositione  elisas, 
Par.  1650  (erst  1663  verb.).  —  Ferner  erschienen  in  Belgien  noch 
(von  Löwener  Theologen):  Corn.  Jansenii  Parallelum  erroris  Mas- 
siliensium  et  opinionis  quorundam  recentiorum,   1647,  ein  Separatab- 
druck der  auch  im  Augustinus  stehenden  Abhandlung,  — Planctus 
Augustinianae  veritatis  in  Belgio  patientis,  Lov.  1649  (Gerb.  1,  219), 
—  Reponse  h  un  escrit  qui  a  pour  titre:    Advis  donnä  en  amy  k 
un  certain  ecclesiastique  de  Louvain  au  sujet  de  la  Bulle  du  P.  Ür- 
bain  VIII.  qui  condamne  le  livre  portant  le  titre:   Aug.  Com.  Jan- 
senii,  s.  1.  et  a.  1649*,   32  S.  4.,    —    Utrum  sit  damnandus  Jan- 
senii Augustinus,  ein  Schriftchen,  welches  mit  dem  Satze  schliesst: 
Non    potest    damnari   Jansenius    nisi   ridente   Pelagio    et    plorante 
Augustino.     Humilis  Romanus. 

Auf  Verlangen  des  Conseil  de  Brabant  entwickelten  der  Erz- 
bischof Jacob  Boonen  von  Mecheln  und  der  Bischof  Ant.  Triest  von 
Gent;  dieser  als  der  älteste  belgische  Bischof,  die  Bedenken,  welche 


Erzb.  Boonen  von  Meoheln  uad  B.  Triest  von  Gent.  465 

der  Pnblication  der  Bolle  von  1642  entgegenständen  (Gerb.  1,  175). 
Ihre  Denkschriften  wnrden  1649  gedruckt:  Rationes  ob  qnas  111.  ac 
Sev.  D.  Archiepiscopus  Mecbliniensis  Belgii  Primas  .  .  .  a 
promidgatione  Bullae,  qna  prosoribitur  liber  cui  titolns :  C.  Jansenii 
. .  .  Aug.,  abstinuit,  ex  mandato  Regio  Saae  Majestati  exbibitae 
e  gallico  in  lat.  translatae  (33  S.  4.*,  vorher  französisch  gedruckt); 
Baison«  pour  lesqueiles  on  n'a  trouvä  convenir  de  publier  au  diocese 
de  Guod  arec  les  solemnitez  aocoustumees  certaine  Bulle  contre  le 
livre  da  defdnct  Evesque  d'Ipre,  Jansenius,  represent^es  par  Mgr.  le 
Rer.  Evesque  de  Gand  au  Conseil  de  Sa  Maj.  Cath.  k  Brusselles  le 
90.  de  Mars  1647  (s.  1.  1649*,  43  S.  4.,  steht  jetzt  im  Index  unter 
Triest).  Nach  langen  Verhandlungen,  —  der  Löwener  Professor 
Beeht  war  in  dieser  Angelegenheit  längere  Zeit  in  Madrid  (Gerb. 
1,  269),  —  wurde  endlich  von  Philipp  IV.  die  Publication  der  Bulle 
befohlen.  Mit  der  Fassung  des  von  dem  Statthalter  Erzherzog  Leo- 
pold erlassenen  Edictes  vom  28.  Febr.  1651  (Arg.  111  b  259)  war 
aber  der  Intemuncius  Anton  Bichi  so  unzufrieden,  dass  er  dagegen 
protestirte.  Der  Protest  wurde  von  dem  Erzherzog  im  Juni  für 
nichtig  erklärt.  Am  11.  Nov.  1651  beklagte  sich  der  Papst  in 
Breven  an  den  König  und  an  den  Erherzog  (Katholik  1883,  2,  293). 
Boonen,  Triest  und  die  Generalvicare  des  erledigten  Bisthums 
Ypem  publicirten  nun  im  März  1661  die  Bulle  mit  Edicten,  welche 
in  Rom  grosses  Missfallen  erregten,  weil  darin  gesagt  war:  die 
Bolle  sei  bisher  nicht  publicirt  worden,  weil  das  Bedenken  erhoben 
worden  sei,  man  könne  in  der  Verdammung  des  Buches  von  Janse- 
ms  eine  Verdammung  der  Lehre  des  h.  Augustinus  finden;  sie 
verde  jetzt  auf  Befehl  des  Papstes  und  des  Königs  publicirt ;  dieser 
babe  aber  versprochen,  er  werde  bei  dem  Papste  eine  neue  Prüfung 
des  Baches  des  Jansenius  und  eine  Freigebung  desselben  nach  Aus- 
nerzung  der  darin  etwa  enthaltenen  Irrthümer  beantragen.  Der 
Erzbisebof  erwähnte  schliesslich  ausdrücklich,  der  Erzherzog  habe 
die  Publication  vorbehaltlich  der  Privilegien  der  niederländischen 
Provinzen  angeordnet  (die  drei  Edicte  bei  Arg.  III  b  251).  Durch 
eiB  Beeret  der  Inq.  Fer.  V.  11.  Mai  1651  (Alex.  No.  54)  wurden 
die«e  drei  Edicte  und  die  zwei  erwähnten  Denkschriften  als  „vieles 
fv  die  Autorität  des  h.  Stuhles  Präjudicielle  enthaltend*'  verboten 
'die  Edicte  stehen  im  Index  unter  Mecbliniensis,  Triest  und  Edic- 
tun);  zugleich  wurden  den  Verfassern,  falls  sie  nicht  baldigst  ge- 
ntgende  Erklärungen  abgäben  (se  expurgaverint  sc.  vom  Verdachte 
der  Häresie),  kirchliche  Censuren  angedroht.  Die  Generalvicare  von 
Tpem  scheinen  sich  gefügt  zu  haben;  wenigstens  ist  von  ihnen 
nicht  weiter  mehr  die  Rede.  Den  beiden  Prälaten  wurde  das  In- 
qaisitionsdecret  im  Juni  insinuirt;  da  sie  darauf  nicht  reagirten, 
wurden  sie  unter  dem  18.  Nov.  1651  von  der  Inquisition  nach 
fiom  citirt  und  ihnen  diese  Citation  im  December  durch  den  Inter- 
nuncins  insinuirt.  Da  sie  nicht  erschienen,  wurden  sie  21.  Dec.  1652 
^r  suRpendirt  erklärt.  Das  Conseil  de  Brabant  erklärte  dieses  De- 
kret für  unwirksam,  weil  nach  notorischen  Privilegien  und  alten, 
mit  Genehmigung    des    h.    Stuhles    bestehenden    Gewohnheiten    der 

Beiiacb,  Index  II.  3() 


466  tMe  Jansenistisohe  Oontröverse. 

Niederlande  Bewohner  derselben  nicht  ausserhalb  des  Landes  citirt 
und  Komische  Censuren  nicht  ohne  Genehmigung  des  ßathes  publi- 
cirt  und  ausgeführt  werden  könnten.  Die  beiden  Prälaten  unter- 
warfen sich  schliesslich  auf  die  Aufforderung  des  Erzherzogs  Leo- 
pold und  wurden  im  Sept.  1653  von  den  Censuren  abselvirt  (die 
Actenstücke  bei  Arg.  III  b  255  und  bei  de  Ram,  Synodicon  helg, 
4,  307).  —  Die  Anschauungen  des  Rathes  von  Brabant  wurden  bei 
dieser  Gelegenheit  von  dem  angesehenen  belgischen  Juristen  Peter 
Stockmans  (1633  Prof.  in  Löwen,  1643  Mitglied  des  Käthes,  flGTl; 
Paquot  1,  13),  in  zwei  kleinen  anonymen  Schriften  begründet:  Jus 
Belgarum  circa  BuUarum  pontificiarum  receptionem  und  Defensio 
Belgarum  circa  evocationes  et  peregrina  judicia,  beide  1654  mit 
dem  Zusatz  1.,  2.  vel  alterius  editionis  verb.^).  Der  Rath  von  Bra- 
bant protestirte  1657  gegen  die  Publication  des  Verbotes  (App.  ad 
Suppl.  V.  Espen  p.  17). 

Am  18.  März  1650  censurirte  die  spanische  Inquisition  22 
Sätze,  die  angeblich  von  Jesuiten  und  dem  Löwener  Professor 
Schinkelius  aufgestellt  und  von  dem  Dominicaner  Franc.  Gonzalez 
nach  Salamanca  geschickt  waren,  als  temerär,  übelklingend  und  für 
den  h.  Augustinus  injuriös.  Der  König  bat  den  Papst,  die  Censur 
zu  bestätigen;  dieser  überwies  sie  der  unten  zu  erwähnenden  Con- 
gregation,  die  sich  natürlich  gegen  die  Bestätigung  aussprach  (Avr. 
2,  203).  Sie  stehen  seit  1707  im  span.  Index  als  22  propositione« 
contra  dootrinam  Augustini  insertae  in  supplicatione  oblata  Papae. 
Laemmer,  Zur  Eirchengesch.  S.  51  erwähnt  eine  Rom  19.  Mai  1653 
datirte  an  Innocenz  X.  gerichtete  Denkschrift,  worin  ausser  diesen 
22  Sätzen  noch  116  aus  Molina,  Yasquez,  Mariana  und  anderen  Je- 
suiten denuncirt  werden. 

2.  Als  die  beiden  belgischen  Bischöfe  gemassregelt  wurden, 
war  die  Angelegenheit  bereits  in  eine  neue  Phase  getreten,  inso- 
fern eine  Verdammung  bestimmter  Sätze    aus  dem  Buche   des  Jan- 


1)  Sie  sind  wiederholt  gedruckt  worden:  Innooentii  X.  Bulla  .  .  . 
una  cum  Defensione  Belgarum  contra  peregrina  judioia  et  bullae  istius 
receptionem,  junctim  ed.  Numa  Sedulius  Colon.  In  Civitate  libera  1663,* 
4.  (Der  Herausgeber  ist  Samuel  Hundius).  —  Jus  Belgarum  .  .  •  £d. 
altera.  Leodii  1665*,  12.  (beigebanden  Defensio  .  .  Leodii  1666).  Sie  stehen 
auch  in  Petri  Stockmans  Opera  omnia,  Brux.  s.  a.  (1698*),  4.,  p.  189 
— 296.  In  der  Biblioth.  Belg.  von  Foppens,  1739,  p.  1018  wird  angedeutet, 
die  beiden  Schriften  seien  wahrscheinlich  von  den  Jansenisten  Stocknaans 
unterschoben  worden  (das  wird  zu  den  Stellen  gehören,  die  Foppens  auf 
Befehl  des  Erzbischofs  d'Alsace  de  Bossu  von  Mecheln  in  sein  Buch  ein- 
fügte; Reiffenberg,  Annuaire  de  la  Bibl.  Boy.  1848»  p.  71),  und  den  Acta 
Z.  B.  van  Espen  auct.  T.  W.  Backhusio,  Mechl.  1827,  ist  p.  141  eine  eigene 
Disquisitio  hist.-critica  de  gemino  opusculo  circa  jura  Belgarum,  quod 
Petro  Stockmans  adscribitur,  beigefügt,  worin  Foppens'  Verdacht  ausführ- 
lich begründet  wird.  Der  Verfasser  beruft  sich  auf  Haeresis  Jansenianae 
praeclusa  effugia,  auct.  Antonino  de  Luca  (A.  Huylenbroucq  S.  J.).  1709, 
der  also  der  Urheber  des  Verdachtes  sein  wird,  zu  dessen  Würdigping  die 
Thatsache  genügt,  dass  nach  Paquot  1,  14  das  Originalmanuscript  von 
Stockmans  in  Brüssel  aufbewahrt  wird. 


P.  Stookmans.    Saint-Amour.     Die  fünf  Propositiones. 


46^ 


senhiB  in  Ansgicbt  genommen  war.  Am  1.  Jnli  1649  wurden  der' 
Sorbonne  von  dem  Syndicns,  dem  Ex-Jesaiten  Nie.  Comet,  7  Sätze 
nr  Censnr  vorgelegt,  welche  er  und  seine  GesinnungsgenosBon  als 
die  Haaptpankte  des  Jans,  ansahen,  obschon  dieser  nicht  genannt 
wurde.  Ein  von  Habert,  der  mittlerweile  Bischof  von  Vabres  ge- 
worden, verfasstes  Schreiben  an  den  Papst,  worin  derselbe  um  eine 
Entscheidnng  über  5  Sätze  gebeten  wurde  (Arg.  III  b  260),  wurde 
▼or  und  nach  von  85  französischen  Bischöfen  unterzeichnet  und  im 
Avg.  1651  nach  Rom  abgesandt.  15  andere  Bischöfe  baten  den 
Papst,  keine  Entscheidung  zu  geben,  eventuell  vor  derselben  in 
ihnlicher  Weise,  wie  bei  der  Controverse  de  auxiliis,  Dootoren  beider 
Parteien  zu  hören  (Saint- Amour,  Reo.  p.  5).  Von  der  Majorität  und 
Ton  der  Minorität  wurden  mehrere  Theologen  zur  Vertretung  ihrer 
Ansehanung  nach  Rom  gesandt.  Von  einem  der  Theologen  der  Mi- 
norität erschien  später  ein  ausführlicher  Bericht:  Journal  de  Mr. 
de  Saint  Amour,  Dr.  de  Sorb.,  de  ce  qui  sVst  fait  ä  Rome  dans 
I'affaire  des  cinq  propositions,  avec  un  recueil  de  diverses  pi^ces 
dont  il  est  parl^  dans  ce  Journal  ou  qui  en  regardent  la  matidre, 
i.  l.  1662,*  verb.  1664 1). 

Die  in  dem  Schreiben  der  französischen  Majoritätsbischöfe  ent- 
haltenen 5  Propositiones  sind  folgende:  1.  Einige  Gebote  Gottes  zu 
erfüllen,  ist  auch  den  Gerechten,  die  es  wollen  und  versuchen,  mit 
den  Kräften,  die  sie  jetzt  haben,  nicht  möglich;  es  mangelt  ihnen 
auch  die  €rnade,  wodurch  es  ihnen  möglich  würde.  2.  Der  innem 
Gnade  wird  im  Stande  der  gefallenen  Natur  niemals  widerstanden. 

3.  Zum  sittlichen  Handein  (ad  merendum  et  demerendum)  ist  im 
Stande  der  gefallenen  Natur  nicht  Freiheit  von  der  Nothwendigkeit 
(a  necessitate),  sondern  nur  vom  Zwange    (a  coactione)  erforderlich. 

4.  Die  Semipelagianer  gaben  die  Nothwendigkeit  der  zuvorkommen- 
den innem  Gnade  zu  den  einzelnen  Acten  zu,  auch  zum  Anfange 
des  Glaubens;  ihre  Ketzerei  bestand  darin,  dass  sie  behaupteten, 
diese  Gnade  sei  eine  solche,  welcher  der  menschliche  Wille  wider- 
stehen oder  gehorchen  könne.  5.  Es  ist  semipelagianisch,  zu  be- 
baupten,  Christus  habe  für  alle  Menschen  ohne  Ausnahme  den  Tod 
erlitten  oder  sein  Blut  vergossen. 

In  Rom    war   man  natürlich    sehr    erfreut    darüber,    dass  die 

Mehrheit  der  französischen  Bischöfe    dem   Papste    Gelegenheit   bot, 

nch  auch  ihnen  gegenüber  als  denjenigen  zu  zeigen,  der  in  Glaubens- 

ncken  zu  entscheiden  habe^).     Eine  Discussion,  wie  sie  in  der  Con- 


1)  Das  Journal  ist  zu  Amsterdam  gedruckt.  Es  füllt  578,  das  Re- 
oieQ  286  8.  Pol.  Auf  dem  Titelblatte  steht  das  Motto:  Non  enim  possu- 
mDfl,  qaae  vidimus  et  audivimus,  non  loqui.  Act.  4,  20.  Ausser  diesem 
Bache  sind  benutzt  die  in  dem  Mainzer  Katholik  1883,  11,  282  abgedruckte 
Relation  von  Franc.  Albizzi  über  die  Sitzungen  der  im  April  1651  ge- 
Inldeten  Congregatio  particularis,  und  die  Einleitung  zum  19.  Bande  von 
Arnanlds  Werken. 

2)  In  einem  Schriftstücke,  welches  Saint- Amour  (p.  159)  sah,  hiess 
«'  es  sei  rathsam,    Gelegenheiten,  das  päpstliche  Recht,    Glaubensfragen 


466  Die  Jansenistisohe  Conttoverdd. 

'troverse  de  auxilüs  stattgefunden,  war  man  aber  von  yomberein  ent- 
schlossen,  nicht  Zuzulassen.     Da  die  Discussion    der  Angelegenheit, 
wie  es  in  dem  Berichte  Albizzi^s  heisst,  in  den  Plenarsitzungen  der 
Inquisition  „wegen  vielfacher  Ursachen  und  der  Verschiedenheit  der 
Ansichten"  sich  zu  sehr  in  die  Länge  zog,  wurde  sie  12.  April  1651 
von  Innocenz  X.  einer  aus  vier,  später  fünf  Cardinälen  bestehenden  be- 
sondern Congregation  überwiesen,  um  sie   brevi  manu  zu  diseutiren. 
Dieser  Congregation,    welche    also  für    diese  Angelegenheit   an  die 
Stelle  der  Inquisition  trat,    und    deren  Vorsitzender   anfangs    Card. 
Roma,    dann  Spada  war,    war  Franc.  Albizzi,   Assessor  S.  Off.,   als 
Secretär    beigegeben;    er  war  thatsächlich   die    Hauptperson.    Brevi 
manu  konnte  aber  freilich  die  Sache  auch  von   dieser  Congregation 
nicht  erledigt    werden.     Sie  begann   damit,    sich    über    den  Verlauf 
der  Angelegenheit    des  M.  Bajus    zu    informiren,   verhandelte    aber 
1651  auch  über  einige  mit    ihrer  Hauptaufgabe  zusammenhangende 
Angelegenheiten,    wie    über  die  Opposition  der  belgischen  Prälaten 
und  über  einige  später  zu  erwähnende  Buch  er  verböte.  Im  Juli  1651 
beauftragte  sie  4  von  ihr  ausgewählte  Qualiiicatoren,  die  7  von  der 
Sorbonne    vorgelegten    Sätze    zu    qualificiren    (Eath.  S.  291).     Die 
von  den  Bischöfen  vorgelegten  5  Sätze  überwies  sie  aber    —    erst 
4.  Juli  1652   —    allen  13  ordentlichen  Qnalificatoren  der  Inq.,  „da- 
mit man  nicht  sagen  könne,    sie   habe  die  G-egner  des  Jans,  ausge- 
sucht.*'    Den  Qualificatoren  wurde  aufgegeben,  jeder  einzeln  die  5 
Sätze  in  abstracto,    ut  jacent,  zu  qualificiren,   aber   freigestellt,    sie 
auch    ad    mentem  Jansenii    zu    qualificiren.     Sie   gaben  zweimal  in 
mündlichem  Vortrag  vor  der  Congregation  ihre  Vota  ab  und  wurden 
dann  angewiesen,    dieselben   schriftlich    einzureichen    (diese    schrift- 
lichen Vota  füllen  einen  Folioband  von  700  Seiten;  Kath.  S.  286). 
Bei  der  ersten  Verhandlung  sprachen  sich  9  für,  4  gegen  die  Ver- 
dammung der    5    Sätze  aus;    hinsichtlich    der  Frage,    ob    die  Sätze 
so,  wie  sie  vorgelegt  waren,  von  Jans,  gelehrt  würden,  gingen  auch 
die  9  aus  einander.  Die  Qualificat-oren,  welche  sich  gegen  eine  Ver- 
dammung der  5  Sätze  aussprachen,    waren  die  Dominicaner  Vincen- 
tius    Candidus   (f  1654,    81    Jahre  alt),    der  als  Mag.  S.  Pal.,    und 
Vinc.  Depretis,    der  als  Commissarius   S.  0.    ex    officio  Qualificator 
war,    der  Augustiner-General    Phil.  Visconti    und  der   Franciscaner 
Lucas  Wadding.     Die  Dominicaner  traten  auch  sonst  für  die  Theo- 
logen   der    Minorität    ein;     ihr  General   bat    17mal   vergebens  um 
eine    Audienz    bei   dem    Papste,    um    Schriftstücke   von    Theologen 
seines  Ordens    zu  überreichen  (S.-Amour  p.  400).    —    Den  franzö- 
sischen   Theologen    wurde    im  Juli   1652  anheimgegeben,    mündlich 
oder  schriftlich  ihre  Sache  bei  der  Congregation  zu  vertreten.    Die 
der  Majorität  machten  von  dieser  Erlaubniss  Gebrauch ;  die  der  Mi- 


zu  entscheiden,  zur  Anerkennung  zu  bringen,  nicht  unbenutzt  zu  lassen; 
die  jetzige  Gelegenheit  sei  günstig,  da  der  französische  König  und  her- 
vorragende Mitglieder  des  Parlaments  versprochen  hätten,  die  Entschei- 
dung des  Papstes  anzuerkennen.  Eine  andere  derartige  Aeusserung  p.  423. 


Verhandlungen  in  Rom  1661—53.  469 

Boritit  weigerten  sich  anders  als  contradictorisch  zu  verhandeln; 
sc  erklärten  auch,  sie  hielten  einige  Qnalificatoren  und  namentlich 
Albixii  nicht  für  anparteiisch  (Kath.  S.  473).  Saint- Amonr  klagt 
aiieli  in  seinem  Tagebnehe  über  vielfache  Beweise  von  Parteilichkeit, 
Dtnentlieb  von  Seiten  Albizzi^s,  der  z.  B.  einen  Abdruck  von  Schriften 
des  Angustinns,  den  die  Theologen  der  Minorität  in  Rom  .veran- 
sttlteten»  zu  hindern  sachte,  dagegen  die  Yeröffentlichang  einer 
Streitschrift  dee  Jesuiten  Annat  gegen  den  Willen  des  Mag.  S.  Pal. 
durchsetzte. 

Vom  10.  März  1653  an  fand  eine  Reihe  von  Sitzungen  der 
Congregation  in  Anwesenheit  des  Papstes  statt.  In  einer  derselben, 
19.  Mai,  wurde  den  Theologen  der  Minorität  gestattet,  ihre  Sache 
m  vertreten.  Sie  erläuterten  bei  dieser  Gelegenheit  u.  a.  und  über- 
gaben dann  dem  Papste  ein  Schriftstück,  worin  in  drei  Spalten  die 
ketzerische  Deutung,  die  man  den  5  Sätzen  mit  Unrecht  gebe,  die 
riehtige  Deutung  derselben  und  die  dieser  entgegenstehende  Ansicht 
der  Gegner  zusammengestellt  waren.  —  In  diesen  Sitzungen  coram 
Ssnetissimo  gaben  auch  die  Qnalificatoren  nochmals  mündlich  ihr 
Votum  ab:  die  beiden  Dominicaner  und  der  Augustiner  Visconti 
votirten  auch  jetzt  gegen  die  Verdammung  der  6  Sätze.  Wadding 
erklärte:  der  erste  könne  in  einem  gewissen  Sinne  vertheidigt  werden, 
den  2.  habe  Jansenius  nicht  haeretisch  gemeint,  der  3.  stehe  nicht 
in  seinem  Buche,  wer  den  4.  excerpirt  habe,  verstehe  entweder 
Jans,  nicht  richtig  oder  wisse  nicht,  worum  es  sich  handle.  Der 
Dominicaner  Depretis  bat  kniefällig,  man  möge  nicht  sub  larva  dam- 
Bsre  doctrinam  Augustini;  auch  Visconti  rief  aus:  Prob  dolor,  Au- 
gustinus sab* nomine  Janeenii  condemnatur,  und  bat  kniefällig,  man 
Rolle  sich  hüten,  ne  incidamus  in  ea  infelicia  tempora,  in  quibus 
frandibns  ürsacii  et  Valentis  totns  orbis  vidit  se  Arianum,  et  hodie 
Boa  videat  se  Semipelagianum  (Eath.  S.  484).  —  „Die  Würfel  waren 
aber  schon  gefallen^'  (Eath.  S.  287).  Nach  der  Sitzung  vom  19.  Mai 
überreichte  Albizzi  dem  Papste  einen  Bericht  über  die  ganze  Sache. 
Er  erhielt  den  Auftrag,  die  Bulle  zu  entwerfen.  Sein  erster  Ent- 
vnrf  wurde  nicht  genehmigt.  Er  machte  mit  dem  Card.  Chigi 
einen  zweiten  Entwarf,  den  der  Papst  genehmigte  ^)  und  den  Albizzi 


1)  Intiocenz  X.  hatte  anfangs  wenig  Lust,  sich  mit  der  Angelegen - 
lieit  zu  befassen.  S.-Amour  p.  150  erzählt,  er  habe  zu  ihm  gesagt:  E  poi 
QOD  e  U  mia  professione,  oltrache  sono  vecchio,  non  ho  mai  studiato  teo- 
logia,  und  P.  Ubaldino  habe  gesagt:  II  Papa  non  e  teologo,  non  e  la 
^a  professione,  e  legista  (p.  154).  Der  Bischof  von  Loddve  (später  von 
Montpellier)  berichtete  in  der  Assemblee  du  Clerge  von  1655:  der  Papst 
Ittbe  ihm  2.  Januar  1654  u.  a.  gesagt:  er  habe  die  Mitglieder  der  Con- 
gregation oft  and  aufmerksam  angehört;  er  habe  sich  zwar  früher  nur 
mit  Rechts-  und  Verwaltungsangelegenheiten  beschäftigt,  aber  Gott  habe 
lim  erleuchtet,  dass  er  auch  die  subtilsten  Erörterungen  vollkommen  vcr- 
stuiden  und  den  Sitzungen  mit  dem  grössten  Vergnügen  beigewohnt  habe; 
die  Cardinäle  [und  seine  Verwandten,  p.  424]  hatten  ihm  oft  vorgestellt, 
»  schade  durch  seine  fleissige  Theilnabme  an  den  Berathungen  seiner 
Oesundheit  u.  s.  w.;  endlich  habe  er,  nachdem  er  alles  geprüft  und  Gott 


470  Die  Jansenistische  Coniroverse. 

in  einer  27.  Mai  unter  dem  Vorsitze  des  Papstes  gehaltenen  Sitzung 
der  Cardin äle  der  Congregation  (Spada,  Ginetti,  Pamfili,  Chigi)  vor- 
las. Auf  den  Vorschlag  Spada's  wurde  der  Entwurf,  wie  Albizzi 
herichtet,  auch  Domino  W.  (Kallier),  injuneto  secreto  sub  poena 
excommunicationis,  vorgelegt;  aliqua  putavit  addenda,  quae  addita 
fuerunt,  non  sine  impulsu  Spiritus  sancti  (Eath.  S.  491). 

Am  9.  Juni  wurde  die  vom  31.  Mai  1653  datirte  Bulle  Cum 
occasione  publicirt.  Die.  5  Sätze  werden  darin  als  ketzerisch  ver- 
dammt, der  5.  jedoch  nur  in  dem  Sinne,  dass  Christus  nur  für  das 
Heil  der  Praedestinirten  gestorben  sei,  als  ketzerisch,  sonst  als 
falsch  u.  8.  w.  In  der  Einleitung  heisst  es:  „unter  anderen  Mei- 
nungen des  Jansenius"  hätten  diese  5  Anlass  zu  Controversen  ge- 
geben; am  Schlüsse:  die  Verdammung  dieser  5  Sätze  bedeute  nicht 
eine  Gutheissung  anderer  in  dem  Buche  des  Jans,  vorgetragener 
Meinungen.  Die  Bischöfe  und  Inquisitoren  werden  aufgefordert, 
gegen  diejenigen,  welche  sich  der  Entscheidung  nicht  fugen,  mit 
Censuren  und  anderen  Strafen  vorzugehen  und  nöthigenfalls  die 
Hülfe  des  weltlichen  Armes  anzurufen.  Die  Bulle  wurde  dem 
König  und  den  französischen  Bischöfen  mit  Breven  vom  31.  Mai 
übersandt  (Arg.  III  b  261).  Ludwig  XIV.  verordnete  4.  Juli  die 
Publication;  die  in  Paris  versammelten  Prälaten  richteten  ein  zu- 
stimmendes Schreiben  an  den  Papst  (Arg.  III  b  271.  273). 

Das  erste  Verbot  von  Schriften,  die  mit  der  Jans.'schen  Sache 
zusammenhangen,  welches  nach  der  Bulle  von  1642  und  unter  Inno- 
cenz  X.  erschien  war  ein  Decret  der  Inq.  Fer.  V.  6.  Oct.  1650 
(Alex.  Ko.  53).  Es  betrifft  den  anonym  und  ohne  Angabe  des 
Druck ortes  erschienenen  Catechisme  de  la  grace  und  den  dagegen 
gerichteten  Catechisme  ou  abräg^  de  doctrine  touchant  la  grace 
divine  selon  la  Bulle  de  Pie  V.,  Gr6goire  XIII.,  ürbain  VIII.  An- 
tidote contre  les  erreurs  du  temps  par  un  Docteur  de  la  S.  Theol. 
de  Douay,  Douay  1650.  Beide  Schriften  werden  in  allen  Sprachen 
verboten,  weil  sie  ohne  Erlaubniss  des  apostolischen  Stuhles  ex  pro- 
fesso  de  auxiliis  handeln,  noch  dazu  in  der  Form  von  Catechismen 
in  der  Volksprache,  da  doch  der  in  ihnen  behandelte  Gegenstand 
über  die  Fassungskraft  des  gewöhnlichen  Volkes  hinausgehe,  dem 
man  Milch  zu  trinken  geben  müsse,  nicht  solche  Speise,  die  es 
nicht  verschlucken    könne;    der  erste  aber  auch  darum,    weil  darin 


wiederholt  die  Sache  empfohlen,  den  Card.  Chigi  rufen  lassen  und  ihm  die 
Bulle  dictirt;  die  Sache  sei  ihm  so  klar  gewesen,  dass  ihm  das  Dictiren 
gar  keine  Mühe  gemacht  (p.  577;  mit  dem  oben  mitgetheilten  Berichte 
Albizzi's  stimmt  das  freilich  nicht).  Dem  französischen  Theologen  Ma- 
nessier,  der  ihm  die  Nothwendif^keit  einer  contradictorisuhen  Verhandlung 
vorstellte,  antwortete  Innocenz  X. :  Tutto  questo  dipende  dell'  inspirazione 
dello  Spirito  santo,  und  daManessier  erwiderte:  der  der  Kirche  verheissene 
Beistand  des  h.  Geistes  dispensire  nicht  einmal  die  allgemeinen  Condlien 
davon,  die  geeigneten  Mittel  zur  Erforschung  der  Wahrheit  anzuwenden; 
eben  bei  der  Anwendung  dieser  Mittel  werde  ihr  der  Beistand  des  h.  Geistes 
zu  Theil,  sagte  der  Papst:  non  dite  questo,  questa  opinione  non  ^  buona 
(p.  443). 


J 


Bulle  Innoce&s'  X«  von  1653.  CateohiBine  de  la  grace.  471 

lOBehe  schon  von  Pias  Y.,  Gregor  XIII.  und  Urban  VIII.  ver- 
duunte  Ansichten  vorgetragen  würden.  Der  Verfasser  des  zweiten 
Utechismus  ist  der  Jesnit  Martin  L'Hermite  (f  1652);  den  ersten, 
eis  Schriftchen  von  40  S.  12.  (abgedr.  bei  Arn.  17,  839),  hatte 
Matthien  Feydeaa,  Dr.  Sorb.,  auf  den  Wunsch  des  Bischofs  Fran- 
roie  le  Fevre  de  Caumartin  von  Amiens  verfasst,  und  dieser  hatte 
ihn  drucken  lassen ;  es  erschien  auch  eine  Ausgabe  unter  dem  Titel 
Eelaircissements  sur  quelques  difficult^s  touchant  la  graoe.  Es  er- 
icliienen  mehrere  Gegenschriften  (Arn.  16,  XX.  S.-Beuve  6,  250), 
B.  a.  von  dem  Jesuiten  Jean  Dorisy  (Backer  1,  268).  In  der  von 
L'Hermite  fanden  die  Löwener  Theologen  15  Irrthfimer  (Am.  17, 
815).  —  Amauld  schrieb  über  dieses  Decret  1651  Eeflexions  sur 
iB  decret  de  l'Inquisition  92  S.  4.  (Am.  17,  689).  Der  Erzbischof 
Boonen  publicirte  dasselbe  nicht  und  schrieb  darüber  28.  Jan.  1651 
as  den  Papst  (Gerb.  1,  361.  540).  Es  wurde  auch  von  der  Assem- 
Mee  du  Clerge  nicht  angenommen  und  von  dem  Pariser  Parlament 
31.  Dec.  1650  unterdrückt  (Am.  16,  XXI).  Saint- Amour  machte 
in  Rom  Vorstellungen  und  rieth,  wenigstens  derartige  Decrete  nicht 
melu-  zu  machen ;  Card.  Barberini  sprach  sich  ihm  gegenüber  lobend 
aber  Amaulds  Schrift  aus.  —  Fejdeau's  Schriftchen  wurde  trotz 
des  Verbotes  noch  oft  gedruckt.  Eine  auf  Veranlassung  der  Lö- 
wener Theologen  veranstaltete  flämische  Uebersetzung :  Gatechis- 
muB  ofte  leeringhe  van  de  gratie,  zu  Gent  gedruckt  (Am.  16,  XXI), 
wurde  1688  von  der  Inq.  verb. 

Der  reformirte  Theologe  Samuel  desMarets  (Maresius)  über- 
setzte das  Schriftchen  ins  Lateinische,  meinte,  dasselbe  sei  den 
Dordiechter  Beschlüssen  conform,  und  folgerte  daraus,  dass  die  Jan- 
•enisten  nicht  fem  vom  Himmelreich  seien  (Reuchlin,  Port-Royal 
\y  375;  2,  676):  Synopsis  verae  catholicaeque  doctrinae  de  gratia 
et  aoneiis  quaestionibus  proposita  partim  in  libello,  qui  anno  supe- 
riore  a  Jansenistis  prodiit,  .  .  .  partim  brevibus  ad  illum  soholiis, 
6ron.  1651»  4.  Der  Jesuit  Brisacier  schrieb  nun  sofort  eine  Bro- 
ichfire:  Les  Jansenistes  reconnus  Calvinistes  par  S.  Desmarets, 
1652;  Godefroy  Hermant  antwortete  darauf  mit  Fraus  calvinistarum 
Ktecta,  sive  Cat.  de  gratia  ab  haereticis  Samuelis  Marezii  corrupte- 
lu  vindicatus  per  Hieronymum  ab  Angelo  Forti,  Dr.  Theologum, 
Par.  1652,  4.  —  Die  Schrift  von  Maresius  und  seine  Apologia  no- 
viseima  pro  S.  Augustino,  Jansenio  et  Jansenistis  contra  Pontificem 
^  Jesuitas,  Gron.  1654,  wurden  übrigens  1654  verb.;  seit  Ben. 
(■teilen  sie  nicht  mehr  im  Index,  weil  seine  opera  omnia  verb.  sind. 
In  demselben  J.  1651  erschien  von  Jean  de  Labadie  (S.  94)  eine 
I)eclaration  über  die  Gründe  seines  Uebertritts  zur  reformirten 
Kirehe  and  dann  Lettre  h  ses  amis  de  la  communion  romaine 
touehant  sa  declaration,  worin  er  u.  a.  sagt,  er  habe  seine  Ueber- 
KQgODg  nicht  geändert,  wenn  er  früher  Jansenist  gewesen  und  jetzt 
Calvinist  sei.  Auch  dieses  wurde  von  den  Jesuiten  in  mehreren 
Schriften  ausgebeutet,  u.  a.  in  Le  grand  chemin  du  Jansenisme  au 
Calvinisme  enseign^  par  le  Sieur  J.  de  Labadie,  worauf  Arnauld 
mit  einer  Lettre  d'un  Dr.  en  Th^ol.  k  une  personne  de  condition  et 


l 


472  Die  Jansenistische  Controverse. 

de  piät6  sur  le  snjet  de  Tapostasie  dn  S.  J.  de  L.    (Arn.  29,  391) 
und  Hermant  mit  einem  Qnartbande:    Defense  de   la  pi£t6  etc.  ant* 
wertete.     Auch  Labadie's  Lettre  worde  1654  verb.,    seine  Declara- 
tion  nicht,  aber  1666:  Premiere  apologie  pour  Jean  de  Labadie,  et 
pour  la  justice  de  sa  deciaration,  par  E.  Dufeu  dit  de  Blanc-Mont. 
Das  umfangreiche  Decret  der  Inq.  vom  23.  Apr.  1654  (Alex. 
Ko.  59)  wiederholt  zunächst  das  Verbot  der  in  der  Bulle  von  1042 
verbotenen  Bücher,  verbietet  dann  die  oben  erwähnten  französischen 
und  belgischen  Streitschriften  und  eine  Reihe  von  anderen,  die  bis- 
her noch  nicht  erwähnt  worden  sind:  Consid^rations  sur  la  let- 
tre compos6e  par  l'iveque   de  Vabres    [Habert]    pour  Itre    envoyee 
au  Pape  en  son  nom  et  de  quelques  autres  prelats,  1651  (von  Ar- 
nauld;    abgedr.  19,  43);    —    De  la  gr&ce    victorieuse  de  J.  C,    ou 
Molina  et  ses  disciples  convaincus   de  Terreur  des  Pelagiens  et  des 
Semip^lagiens,   .  .  .    pour  Texplication   des    5    propositions    par    le 
Sieur  de   Bonlieu,  Paris  1651;  der  Verfasser  ist  Noel  de  Lalane, 
einer  der  Theologen,  die  von  den  Minoritätsbischöfen  nach  Rom  ge- 
sandt wurden;    schon    während    seiner  Anwesenheit    daselbst  hatte 
die  Congregation  1.  Febr.  1652  das  Verbot  des  Buches  beschlossen; 
—  Distinction    abregee    des    cinq   propositions    qui   regardent  la 
matiere  de  la  grace,    laquelle  a  ^to  present^e  en  latin  k  Sa  Saintet6 
par  les  Theologiens  qui  sont  ä  Rome  pour  la  defense  de  la  doctrine 
de  St.  Aug.,  oü  Von  voit  clairement  en    trois  colomnes    les  divers 
sens  que  ces  propositions  peuvent  recevoir,  et  les  sentimens  des  Cal- 
vinistes  et   des  Lutheriens,    des  Pelagiens  et  des  Molini stes,    de  St. 
Augustin  et  de   ses  disciples,    und   Brevissima    5    propositionum    in 
varios  sensus    distinctio    etc.,    die    am    15.  Mai  1653    vorgelegte 
Schrift,    noch  1653    zu   Paris    französisch    und    lateinisch    gedruckt 
(lateinisch  bei  Arg.  III  b  263);  sie  wird  verb.,  sive  typis  sive  scripto 
extet;    Lalane    hat   sie  zuerst  unterzeichnet    und  wird  darum  wohl 
als  Verfasser  angegeben.  Der  Jesuit  Annat  veröfTentlichte  dagegen 
im  Febr.  1^54  Cavilli  Jansenianorum  contra  latam  in  ipsos  a  S.  Sede 
sententiam  seu  confutatio  libeili  trium    columnarum  et  aliarum  con- 
jecturarum,    queis   Janseniani  obtinere  conantur,    ut    non    videantar 
esse  condemnati;    dagegen    erschienen    noch    1654   Reponse  au  P. 
Annat,  Provincial  des  J^s.,    touchant    les    5  prop.    attribu^es   a    M. 
TEveque  d^Ipre,    divis^e    en    deux  parties,    und    Memoire    sur    le 
dessein  qu^ont  les  Jesuites  de  faire  retomber  la  censure  des  5  prop. 
sur  la  veritable  doctrine    de    St.  Aug.    sous   le    nom   de  Jansenius, 
beide  von  Amauld  (19,  147.  196).     Pri^re  pour  demander  ä  Dien 
la  gr&ce  d'une  veritable   et    parfaite    conversion,    1652,    72  S.   16., 
ist  nicht  von  Amauld   (Dict.  Jans.  3,  299),    sondern  von  Quill.   Lie 
Roy,  Abbe    de    Hautefontaine    (Am.    33,  611;    trotz    des   Verbotes 
noch  20  mal  gedruckt ;  s.  §  53).    —  Lettre  pastorale  de  Mgr.  TAr- 
cheveque    de    Sens    [de    Gondrin]    pour  la  publication  de  la  Con- 
stitution de  N.  S.  P.  le  Pape  donnee  a  Rome   le    31.  Mai    dernier, 
und  Ordonnance  de  Mgr.  TFveque  de  Cominges  [G-ilbert  Choyseul 
du  Plessis-Praslain,  später  Bischof  von  Tournay]  sur  la  publication 
quHl  a  faite  dans  le  synode  diocisain  de  Cominges  le  9.  Oct.  1653 


Böcherverbote  von  1654. 


473 


de  1a  Constitation  de  N.  S.  P.  le  Pape  Innocent  X.  portant  cen- 
nre  de  5  prop.  touchant  la  grace  et  le  franc  arbitre;  beide  Bi- 
sebofe  batten  mit  der  Publication  der  Bulle  eine  Empfeblnng  der 
Lebre  des  b.  Angvstinns  verbunden  (Gerb.  II,  189),  —  femer  Pbi- 
loeopliia  moralis  cbrist.,  continena  tres  dissertationes :  1.  de  rectitu- 
dine  et  pravitate  actnnm  hnm.,  2.  de  libero  arbitrio,  3.  de  con- 
cann  divino,  anct.  Pbil.  Camera rio  Presb.,  Andegavi  1652;  — 
Jwta  damnatio  5  propoBitionnm,  stndio  Maroi  Ferri,  Yen.  1653; 
Ferro  war  Dominicaner  (Qnetif  2,  659);  —  endlich  noch  zwei  pole- 
imscbe  Scbriften:  Reponae  k  nn  sermon  prononc^  par  le  P.  Brisa- 
eier  J^anite  dans  Viglise  de  St.  Solene  k  Blois  le  29.  Mars  1651 
(von  da  Tronillas),  und  Les  enlnminnres  da  fameax  almanacb 
des  Peres  J^saites  intital6  La  deroote  et  la  confasion  des  Jansi- 
Distea,  1654,  91  S.  12.    Der  Kalender   für  1654,    den  die  Jesuiten, 

—  dont  le  goüt  fut  longtemps  d^testable,  wie  S.-Beuve  2,  333  sagt, 

—  unter  diesem  Titel  im  Dec.   1653  herausgaben  und  von  dem  sie 
16,000  Exemplare    verbreitet    haben  sollen,    war    mit    einem  Titel- 
kupfer verziert,   welches  fibrigens  nicht  ein  Jesuit  gezeichnet  hatte, 
wnderD,  wie  die  Revue    des  sciences  eccl.   1875,   I,  324  sagt,    „ein 
echter  Schüler  des  h.  Franz  von  Sales  und  des  h.  Vincenz,"  Adrien 
Gambert,  Beicbtvater  der  Salesianerinnen:    auf    der  einen  Seite  der 
Papat  umgeben  von  Cardinälen  und  Prälaten,  den  Blitz  schleudernd 
auf  eine  Hvdra  mit  5  Köpfen   (den  5  Propositionen),  auf  der  andern 
Ladwig  XIV.  auf  dem  Throne,  dem  die  Justitia  das  Schwert  reicht, 
Uten  Jansenius    mit  Fledermausflligeln,    sieb  in   die  Arme  Calvins 
and  anderer  Haeresiarchen  flüchtend,  umgeben  von  Irrtbum,  Unwissen- 
heit und  Betrug  in  der  Gestalt  von  Ungeheuern,  alle  von  dem  Blitz- 
strahl des  Papstes  getroffen.     Man  beklagte  sich  bei  den  Bebörden; 
der  Kalender    wurde    in  Paris   verboten,    aber  wieder    freigegeben, 
oaehdem  man  einiges  geändert,  namentlich  die  Fledermausfiügel  ent- 
fernt hatte;    die    Exemplare  k  ailes  de    diable  wurden  dann  in  der 
Provinz  abgesetzt.     Zu  diesem  Bilde  also   gehören  die  Enluminures 
(Colorirangen),  Spottverse  von  Isaac  Louis  le  Maistre  de  Saci,  von 
denen   S.-Beuve    mit    Recbt    sagt:    un    ecrit   des  plus    contraires  k 
Tesprit  de  Saint-Cyran :   je  rougis   pour    nos    amis    de   l'erreur    de 
cettc  reponse  et  de  tant  d'autres  sur  le  m^me  ton  qui  en  furent  la 
«nite.    I)as8  cette    lourde  et    crasse    mani^re    de    plaisanterie   avait 
choqn^  quelques  amis   eclaires  de  Port-Roy al,    zeigt    die  Thatsache, 
dasB  Amauld  zur  Vertheidigung  SaciV   1654  ein  anonymes  Schrift- 
chen herausgab:  Reponse  k  la  lettre   d'une  personne  de  condition 
tOQchant  les  regles  de  la  conduite  des   saints   p^res  dans  la  compo- 
sition  de  leurs  ouvrages  pour  la  defense  des  v^rit^s  combattues  ou 
de  rinnocence  calomni^e  (Arn.  21,  1),   welches    1 683'^nochmals  ge- 
druckt und  komischer  Weise  [ein    halbes  | Jahrhundert    nach  seinem 
enten  Erscheinen,    1700,    verb.    worde   (S.-Beuve   2,  327.     Reuch- 
lia  1,  615.  791).    Der  Almanacb  kam   nicht  in  den  Index,' ^ebenso- 
w«aig  die  Predigt  des  P.  Brisacier  und  die  Vertheidigung  derselben, 
I^  Jansenisme  confondu,    und  andere  Schriften  von  ihm,    die    nacb 
den  Auszügen  zu  urtheilen,    welche  Arn.  29,  597 ;    30,  6 ;  35,  100 


1 


474  Die  Jan sonis tische  Controverse. 

und  Cret.-Joly  4,  29  daraus  mittheilen,  einen  ebenso  abscheulichen 
Geschmack  verrathen  wie  der  Almanach.  Auch  solche  Sohrifteiiy 
welche  unter  das  Verbot  der  Schriften  de  auxiliis  fielen,  wurden, 
wenn  sie  gegen  Jans,  gerichtet  waren,  nun  nicht  mehr  ausdrücklich 
verboten.  Dagegen  fugte  die  Index-Congr.  dem  Decrete  von  1654, 
wohl  wissend,  dass  das  lange  Blich  er  verzeichniss  desselben  auf  Voll- 
ständigkeit nicht  entfernt  Anspruch  machen  könne,  das  allgemeine 
Verbot  bei:  „alle  und  jegliche  Bücher,  Büchlein,  Briefe  u.  s.  w., 
gedruckte  und  geschriebene  oder  in  Zukunft  zu  druckende  und  heraus- 
zugebende, in  denen  die  in  den  5  Sätzen  verdammte  Lehre  des 
Augustinus  des  C.  Jansenius  gebilligt  oder  vertheidigt  wird,  in 
welcher  Sprache  sie  auch  geschrieben  sein  mögen.'* 

Zu  den  auf  die  Römischen  Verhandlungen  1651  —  53  bezüg- 
lichen verbotenen  Schriften  kamen  noch  hinzu:  Tredecim  Theolo- 
gorum  ad  examinandas  quinque  propositiones  ab  Innocentio  X. 
selectorum  suffragia  seu,  ut  appellant,  vota  Summo  Pontifioi  scripto 
tradlta,  verb.  von  der  Inq.  Fer.  V.  6.  Sept.  1657  (Alex.  No.  66) 
und  das  1662  erschienene  Journal  von  Saint-Amour,  verb.  1664. 
Die  Vota  der  13  Qualificatoren  wurden  1657  von  Nicole  mit  Noten 
herausgegeben  und  sind  auch  bei  Saint-Amour  (Reo.  p.  173  und  bei 
Wendrock  p.  601)  abgedruckt.  Dem  Verbote  derselben  ist  in  dem 
Deorete  der  Inq.  beigefügt:  der  Papst  (Alexander  VII.)  habe  deore- 
tirt,  iis  tanquam  apocryphis  nuUam  fidem  esse  adhibendam  nee  a 
quocunque  allegari  posse  vel  debere.  Saint-Amour  bemerkt  p.  172: 
dass  die  dem  Drucke  zu  Grunde  gelegte  Abschrift  genau  sei,  habe 
der  Bischof  von  Montpellier  ausdrücklich  anerkannt;  wenn  die  Vota 
für  apokryph  erklärt  würden,  so  heisse  das  nur,  dass  man  in  Rom 
ihre  Veröffentlichung  nicht  gern  gesehen,  und  Nicole  selbst  sagt, 
man  habe  sich  wohl  gehütet,  die  Vota  falsa  et  conficta  zu  nennen; 
apocrypha  heisse  nur  injussu  Inquisitionis  edita.  Auch  Serry  p.  XLI 
stellt  diese  Erklärung  mit  der  von  1654  (S.  306)  auf  eine  Linie. 
Stubrockius  p.  295  behauptet  freilich  die  Vota  seien  spuria  et  Ro- 
manis theologis  afficta! 

3.  Schon  1654  erklärten  sich  die  in  Paris  versammelten  Prä- 
laten in  einem  Schreiben  an  die  übrigen  Bischöfe  scharf  gegen  die- 
jenigen, welche  behaupteten,  die  5  Sätze  seien  nicht  von  Jans,  und 
seien  in  einem  Sinne  verdammt  worden,  der  mit  der  Lehre  des 
Jans,  nichts  zu  thuen  habe.  Dieses  Schreiben  sandten  sie  mit  einem 
Begleitschreiben  desselben  Inhalts  an  Innocenz  X.  Dieser  antwortete 
aber  29.  Sept.  1654  nur  mit  der  vagen  Ermahnung,  die  BiscliÖfe 
möchten  fortfahren,  sich  die  Durchführung  der  Bulle  von  1653  und 
des  dazu  gehörenden  Inquisitionsdecretes  vom  23.  Apr.  1654  ange- 
legen sein  zu  lassen  (Arg.  III  b  277).  Von  Alexander  VII.  war 
ein  schärferes  Vorgehen  zu  erwarten:  er  hatte  als  Card.  Chigi  bei 
den  Verhandlungen,  die  der  Bulle  von  1653  vorhergingen,  eine  her- 
vorragende Rolle  gespielt  und  war,  wie  Faure,  Comm.  p.  264  sagt, 
den  Dominicanern  wegen  ihres  Widerstrebens  gegen  die  Verdam- 
mung der  5  Sätze  abgeneigt,  dagegen  als  Gönner  der  Jesuiten  be* 
kannt. 


A.  Amauld. 


475 


Arnftuld  veröffentlicbte  Anfangs  1655  anonym  eine  Lettre 
dm  Doctenr  de  Borbonne  a  nne  personne  de  condition  sur  ce  qni 
eit  arrive  depnis  pen  dans  nne  paroisse  de  Paris  ä  an  seigneur  de 
ii  eoar,  worin  er  berichtet,  dass  ein  Pariser  Geistlicher  [Picote  in 
St  Sulpice  mit  Billigung  des  Pfarrers  Olier,  31.  Jan.  1655]  einem 
Hofmanne  [dem  Herzog  von  Liancourt]  die  Absolution  verweigert 
labe,  weil  er  nicht  versprechen  wollte,  mit  den  Jansenisten  keinen 
Verkehr  mehr  zu  haben,  seine  Enkelin  von  Port-Royal  zurückzu- 
holen und  seinen  Jansenistischen  Hausgeistlichen  [Bourzeys]  zu  ent- 
kssen^).  Es  erschienen  rasch  nicht  weniger  als  9  Broschüren  über 
diesen  Brief,  von  den  Jesuiten  Annat  und  Ferrier  u.  a.  Amauld 
antwortete  einige  Monate  später  in  einer  umfangreichem  Schrift  mit 
lemem  Namen:  Lettre  seoonde  ...  a  un  Duc  et  Pair  de  France 
[den  Duc  de  Luynes],  pour  servir  de  r^ponse  a  plusieurs  eorits  qui' 
oot  ete  publiee  contre  sa  premiere  lettre  etc.,  250  S.  4.  In  diesen 
firiefen  sagt  Am. :  die  5  Sätze  seien  allerdings  irrig,  aber  sie  seien 
dem  Jans,  mit  unrecht  imputirt  worden;  man  sei  berechtigt,  wenn 
Dan  diese  Sätze  in  dem  Augustinus  nicht  finde,  die  üeberzeugung 
feitsuhalten,  dass  Jans,  sie  nicht  gelehrt  habe,  und  nur  verpflichtet, 
neh  jedes  Streites  bezüglich  dieser  rein  thatsäch  liehen  Frage  (point 
de  &it)  zu  enthalten  und  darüber  ein  respectvolles  Schweigen  (si* 
IcBce  respectneux)  zu  beobachten;  mehr  als  eine  solche  Unter  wer- 
ftiog  sei  man  selbst  allgemeinen  Concilien  bezüglich  solcher  spe- 
«eilen  Thatsachen  (faits  particuliers)  nicht  schuldigt).  Den  zweiten 
Brief  schickte  Arn.  selbst  an  Alexander  YII.,  von  dem  er,  wie  er 
in  dem  Begleitschreiben  vom  27.  Aug.  sagt,  gehört,  dass  er  den 
ersten  Brief  gelesen  und  nicht  missbilligt  habe. 

Ueber  diesen  zweiten  Brief  wurde  in  der  Sorbonne  vom  No- 
Tember  1655  an  lebhaft  verhandelt.  Sie  oensurirte  schliesslich  zwei 
darin  ausgesprochene  Ansichten,  nämlich  als  propositio  facti  die  eben 
enrähnte  Ansicht  über  die  Bedeutung  der  Verdammung  der  5  Sätze 
oad  als  propositio  juris  den  Satz:  Petrus  sei  das  Beispiel  eines 
Gerechten,  dem  die  Gnade,  ohne  welche  man  nichts  vermöge,  bei 
eiDer  Grelegenheit,  wo  er  sicher  gesündigt,  gefehlt  habe  (Arg.  III  a 
S7).  Da  Am.  einen  Widerruf  verweigerte,  wurde  er  81.  Jan.  1656 
ans  der  Facultät  ausgestossen.  Während  der  Verhandlungen  schrieb 
Am.  mehrere  Vertheidigungen :  Epistola  et  scriptum  ad  S.  Faculta- 
tem  Paris,  in  Sorbona  congregatam  die  7.  Dec.  1655,  ~-  Scripti 
pars  altera  ad  S.  Fac.  .  .  .  congreg.  die  10.  Dec.  1655,  —  Epistola 


1)  Gerb.  2,  266.  S.-Beuve  3,  29.  Vie  de  M.  Aniauld  p.  54.  Amauld, 
Oeorres  19  und  20. 

2)  Der  Jesuit  Yves  Andre,  f  1764,  sagt  in  einem  Briefe  (N.  £.  1782, 
^):  Ich  glaube  fest,  dass  die  5  Sätze  sich  bei  Janseniiis  finden;  darum 
QQterzetchne  ich  das  Formular  ohne  Bedenken.  Aber  ich  glaube  zugleich, 
man  muss  den  Verstand  verloren  haben,  um  daraus  einen  Glaubensartikel 
za  machen  .  .  .  Wir  haben  kein  einziges  Beispiel  in  der  ganzen  alten 
Kirdie,  dass  man  für  solche  Thatsachen  den  nämlichen  Glauben  verlangt 
bitte  wie  für  die  geoffenbarten  Thatsachen. 


476  Die  Jansenistisclie  Controverse. 

et  alter  apologeticus  ad  S.  Fac.  .  .  .  congreg.  die  17.  Jan.  1656, — 
Propositiones  tbeologicae  duae,  de  quibiis  hodie  maxime  dispiitatur, 
clarissime  demonstratae,  —  nach  der  Ausstossung  u.  a.  eine  Epistola 
ad  Henr.  Holdenum  (Holden  hatte  ihn  vertheidigt,  aber  die  Censur 
mit  unterRchrieben,  während  Launoy,  obschon  nichts  weniger  als  ein 
Jansenist,  sich  mit  ausstossen  Hess  nnd  die  Censnr  scharf  kritisirte) 
und  Vera  S.  Thomae  de  gratia  sufficienti  et  efficaci  doctrina  dilucide 
explanata,  beide  im  März  1656  geschrieben.  Unter  den  zahlreichen 
anderen  Schriften  über  diese  Angelegenheit  machten  drei  Briefe  an 
einen  Provincialen  besonderes  Aufsehen,  die  drei  ersten  der  Pascal- 
schen  Briefe  (s.  §  53). 

Am  8.  Aug.  1656  wurden  die  genannten  Schriften  von  Arnauld 
von  der  Index-Congr.  verb.  Am  10.  Oct.  1666  erschien  dann  die 
Bulle  Ad  sacrum  (Arg.  III  b  281),  worin  Alexander  VII.  die  Bulle 
seines  Vorgängers  bestätigt  und  die  oben  (S.  485)  angeführte  Er- 
klärung abgibt  und  zugleich  das  Buch  des  Jans,  und  alle  zur  Ver- 
theidigung  seiner  Lehre  geschriebenen  oder  zu  schreibendem  Bücher 
nochmals  verbietet.  Fer.  V.  6.  Sept.  1657  verdammte  dann  aach 
die  Inq.  ausser  Pascals  Briefen  nochmals  die  genannten  Schriften 
von  Arnauld.  —  Die  auf  Arnaulds  Ausstossung  ans  der  Sorbonne 
bezüglichen  Schriften,  —  ausser  den  genannten  noch  mehrere  andere, 
—  erschienen  später  gesammelt  und  mit  einer  langen  Praefatio  (von 
Quesnel)  unter  dem  Titel:  Causa  Arnaldina  seu  Ant.  Amaldas  .  . 
a  censnra  a.  1656  sub  nomine  Facultatis  Theologiae  Paris,  vulgata 
vindicatus  suis  ipsius  aliorumque  scriptis,  nunc  primum  in  unnm 
Volumen  coUectis  .  .  .  Leodici  Eburonum  1699*,  112  und  670  S.  8. 
Das  Bucli  wurde  sogleich  18.  Apr.  1699  von  der  Inq.  verb.  mit 
der  Motivirung:  ex  quo  continet  nonnulla  opuscula  alias  damnata. 
Dieser  sind  nur  sechs.  Es  ist  auffallend,  dass  diese  Motivimn^ 
beigefügt  wurde;  selbst  du  Vaucel  meinte:  die  von  Am.  1640  ver- 
theidigten  Theses  theol.  de  gratia  (p.  657)  hätte  man  weglassen 
sollen;  es  ständen  harte  Dinge  darin  (C.  Qu.  p.  433).  Die  gleich- 
falls von  Quesnel  herausgegebene  Justification  de  M.  A.  Arnanld 
contre  la  censure  d'une  partie  de  ]a  Fac.  de  Th6ol.  de  Paris,  on 
recueil  des  ecrits  frangais  sur  ce  sujet,  1702,  3  vol.  12.,  wurde 
nicht  verb. 

Das  Decret  der  Inq.  vom  6.  Sept.  1657  wurde  von  dem  In- 
ternuncius  den  belgischen  Bischöfen  mitgetheilt  und  von  dem  Erz- 
bischof von  Mecheln  publicirt.  Das  Conseil  de  Brabant  cassirte  23. 
Nov.  1657  die  Publication,  weil  das  Decret  nicht  das  Placet  erhalten. 
Darauf  decretirte  die  Inq.  Fer.  V.  14.  Mai  1658  (A.  J.  P.  6,  1757): 
es  widerspreche  der  Vernunft  und  der  Frömmigkeit  katholischer 
Fürsten,  namentlich  des  Königs  Philipp  von  Spanien,  dass  päpstliche 
Decrete,  namentlich  dogmatische,  nicht  ohne  Placet  sollten  publicirt 
werden  können,  da  es  ganz  gewiss  sei,  dass  die  von  Christus  dem 
Papste  übergebene  Gewalt  nicht  durch  Edicte  von  weltlichen  Fürsten 
behindert  oder  beschränkt  werde  und  dass  die  päpstliche  oder  prie- 
sterliche Würde  und  Autorität  nicht  von  der  königlichen  Gewalt 
abhängig  sei  (cadere  sub  manu  regia).     Demgemäss  habe  der  Papst 


Bulle  Alezanclers  VH.  von  1656.  f^ormular.  4?7 

knft  apostolischer  Autorität  jenes  £dict  sammt  allen  seinen  Folgen 
asari  und  verbiete  —  bei  den  gegen  die  Yerletzer  der  kirchlichen 
Innanität  nnd  Freiheit  nnd  die  Bekämpfer  der  päpstlichen  Autorität 
(estgesetzteD  Censnren,  von  denen  ansser  in  Todesgefahr  niemand  als 
der  Papst  solle  lossprechen  können,  —  jenes  Edict  vor  Gericht  oder 
KHut  zu  allegiren  oder  Anwendung  davon  zq  machen.  Dem  Rathe 
TOD  Brabant  gebiete  er,  das  Edict  aus  seinen  Buchern  und  Regesten 
n  entfernen,  damit  er  nicht  genöthigt  sei,  gegen  die  Mitglieder  des 
Bstkes  schärfere  Massregeln  zu  ergreifen  (ad  alia  majora  remedia 
proeedere).  Das  Edict  ist  trotz  dieser  scharfen  Verdammung  nicht 
gleich  andern  ähnlichen  Documenten  in  den  Index  gekommen. 

4.  Ein  Formular  wurde  zuerst  von  der  Assembl^e  du  Clerge 
von  1656—57  entworfen  (Arg.  III  b  288)  und  allen  Bischöfen  über- 
laadt,  mit  dem  Ersuchen,  von  den  Geistlichen  die  Unterzeichnung 
dcffielben  zu  verlangen^).  Gegen  diesen  Beschluss  ist  gerichtet 
Lettre  d'un  advocat  au  parlement  h  un  de  ses  amis  touchant  l'in- 
((Bintion  qu'on  veut  ^tablir  en  France  a  Toccasion  de  la  nouvelle 
Balle  du  Pape  Alexandre  YIL,  k  Pnris  1.  Juin  1657,  worin  zugleich 
uf  die  Nullitäten,  an  denen  die  Bulle  laborire,  hingewiesen  und 
bovorgehoben  wird,  dass  solche  motu  proprio  erlassene  Bullen  in 
Fnakreich  nicht  anerkannt  würden.  Der  Brief  wurde  später  gewöhn- 
lieh den  Lettres  a  un  provinciel  als  19.  beigedruckt,  ist  aber  nicht 
von  Pascal,  auch  nicht  von  Barbier  d'Aucourt,  sondern  von  dem 
frohern  Parlamentsadvocaten  Antoine  Le  Maftre  verfasst,  der  seit 
1637  io  Port-Royal  lebte  (S.-Beuve  1,  368). 

Es  kam  vorerst  noch  nicht  zur  Durchführung  der  1657  be- 
sehlossenen  Massregel.  Im  J.  1662  machte  der  Bischof  Ühoysenl  von 
Comminges  noch  einen  Versuch,  zwischen  den  beiden  Parteien  einen 
Aasgleich  zu  Stande  zu  bringen.  Die  eine  war  bei  diesen  Verhand- 
lugen durch  den  Jesuiten  Ferner,  die  andere  durch  Dr.  de  Lalane 
lad  Lic.  Girard  vertreten.  Man  einigte  sich  über  5  Artikel,  in 
denen  die  Lehre  der  Schüler  des  h.  Augustinus  über  die  Materie 
der  5  (in  den  Bullen  verdammten)  Sätze  enthalten  und  von  denen 
van  überzeugt  sei,  dass  dieselben  orthodox  seien  und  von  den 
pipetlicheD  Decreten  über  die  5  Sätze  nicht  betroffen  würden.  Zehn 
^errorragende  „Schüler  des  h.  Augustinus^*  unterzeichneten  ein 
Sehreiben  an  den  Bischof  Choyseul  vom  7.  Juni  1663,  worin  sie 
zogleieh  im  Namen  ihrer  Gesinnungsgenossen  ihn  baten,  die  5  Ar- 
tikel dem  Papste  zu  übersenden,  und  versicherten,  sie  seien  bereit, 
den  päpstlichen  Bullen  die  gebührende  Ehrfurcht  und  Observantia 
ZQ  zollen  und  alles  weitere  zu  thun,  was  der  h.  Stuhl  verlangen 
werde,  damit  sie  bezeugten,  wie  aufrichtig  sie  an  der  durch  die 
Ballen  sanctionirten  Lehre  festhielten  und  diesen  Bullen  gehorchen 
wollten.     Choyseul  schickte  die  Erklärung  19.  Juni  nach  Kom.  Die 


1)  lieber  die  Verhandlungen  der  Assemblee  s.  Arnauld  21,  Preface, 
5ber  die  verschiedenen  Formulare  ib.  25,  150.  In  der  Assemblee  spielte 
^.  de  Marca  eine  hervorragende  Rolle;  s.  S.  391.  Recueil  touchant  If^s  aß'. 
da  ho».,  tir6  des  memoire»  de  P.  de  Marca,  A.  J.  P.  12,  1645. 


478  Die  Jansenistische  Controverfte. 

Inqnisition  beechloss  21.  Juli,  keine  Entscheidung  über  die  5  Artikel 
zn  geben;  der  Papst  möge  ausweichend  antworten  (L.  de  Meyer 
2,  685).  In  einem  Breve  vom  29.  Juli  1663  belobte  dann  Alexan- 
der YII.  die  französischen  Bischöfe  für  ihren  Gehorsam  und  forderte 
sie  auf,  auch  ferner  in  geeigneter  Weise  dahin  zu  wirken,  dass  alle 
den  Bullen  gehorchten  und  die  5  aus  dem  Buche  des  Jans,  entnom- 
menen Sätze  in  dem  von  dem  Verfasser  intendirten  Siniie  aufrichtig 
verdammten.  Ludwig  XIY.  liess  mit  diesem  Breve  die  5  Artikel 
den  in  Paris  anwesenden  Bischöfen  vorlegen^  die  sich  in  einem 
Briefe  an  den  Papst  vom  2.  Oct.  1663  gegen  dieselben  aussprachen. 
Er  liess  auch  durch  seinen  G-esandten  dem  Papst  die  Nothwendigkeit 
der  Einführung  eines  Formulares  vorstellen.  Darauf  erliess  Alexan- 
der YII.  die  oben  erwähnte  Bulle  Regiminis  apostolici  vom  15. 
Febr.  1665,  welche  Ludwig  XIV.  im  April  publiciren  liess ^). 

5.  Die  vier  Bischöfe,  welche  im  Juni  1665  die  S.  458  erwähnten 
Mandements  erliessen,  waren  Nie.  Pavillon  von  Aleth  (f  1677), 
Etienne  Fran^ois  de  Caulet  von  Pamiers  (f  1680),  Nie.  Choart  de 
Buzenval  von  Beauvais  (f  1679)  und  Henri  Arnauld  von  Angers 
(f  1692).  Durch  ein  Arr^t  du  Conseil  vom  20.  Juli  wurden  diese 
Mandements  cassirt  und  den  Geistlichen  der  Diöcesen  verboten, 
ihnen  zu  gehorchen.  Von  der  Index-Congr.  wurden  sie  18.  Jan. 
1667  zusammen  mit  anderen,  zum  Theil  gar  nicht  mit  dieser  Con- 
troverse  zusammenhangenden  Schriften  verb.  (Alex.  No.  91 ;  sie 
stehen  im  Index  unter  Alet,  Angers,  Beauvais  und  Pamiers).  Lud- 
wig XIV.  hatte  in  Rom  beantragt,  der  Papst  solle  durch  ein  Breve 
die  Bischöfe  zum  Widerruf  und  zur  einfachen  Unterzeichnung  des 
Formulars  auffordern  und  durch  ein  zweites  französische  Bischöfe 
zu  Commissaren  ernennen,  um  gegen  ihre  vier  CoUegen  vorzugehen. 
Die  Breven  fielen  nicht  so  aus,  wie  der  König  gewünscht  hatte, 
avec  leurs  clauses  abusives  et  leur  sans-gene  ultramontain :  nach 
dem  Breve  vom  20.  Mai  1667  sollten  9  französische  Bischöfe  als 
judices  delegati  kraft  päpstlicher  Autorität  die  Bischöfe  aburtheilen. 
£s  kam  zu  nichts»  da  Alexander  VII.  22.  Mai  starb. 

Unter  Clemens  IX.  verwendeten  sich  19  französische  Bischöfe 
für  ihre  vierCollegen  bei  dem  Papste  und  dem  Könige;  derNuncins 
verhandelte  im  Auftrage  des  Papstes  mit  drei  dieser  Vermittler. 
Der  Brief  der  vier  Bischöfe  an  den  Papst  ist  von  Amanld  verfasst 
(Arn.  1,  619).  Der  Papst  richtete  sein  Breve  vom  19.  Jan.  1669 
an  die  vier  Bischöfe  (und  gleichzeitig  eines  an  die  drei  Unterhänd- 
ler, Arg.  III  b  337),  nachdem  die  Angelegenheit  von  einer  Congre- 
gation  von  Cardinälen  in  30  Sitzungen  berathen  worden  war. 

Faure,  Comm.  p.  116  sagt,  der  Papst  sei  von  den  Jesuiten  foede 
illusus,  und  auch  andere  haben  behauptet,  Clemens  IX.  habe  keine 
Ahnung  davon  gehabt,  dass  die  vier  Bischöfe  nicht  ohne  allen  Vor* 
behalt  das  Formular  unterschrieben.     Man  konnte  den  wahren  Sacfa- 


1)  Die  Actenstücke  bei  Arg.  Illb  306.    Vgl.   Gerb.  3,  31.  Paix  de 
Clement  IX.  (von  Queanel)  B.  16.  87.  S.-Beuve  4,  162. 


Balle  Alexanders  Vll.  von  1666.  Paix  de  Clement  IX.  479 

Tcrhalt  in  Rom  wisBea  und  hat  ihn  ohne  Zweifel  gekannt,  aber 
igiorirt  oder  dissimnlirt,  wie  das  ja  bei  derartigen  diplomatischen 
Angleichen  anch  sonst  mehrfach  geschehen  ist  (Arn.  3,  486.  670). 
Der  Jesait  Daubenton  schreibt  darüber  an  Fen61on  (Corr.  de  F6n. 
3,336):  „Nichts  war  leichter  als  sich  von  der  Aufrichtigkeit  oder 
ÜBekrlichkeit  der  vier  Bischöfe  zu  überzeugen:  man  brauchte  von 
ümeo  nur  die  Yorlegung  ihrer  Protocolle  zu  verlangen;  es  wäre 
^t  natürlich  gewesen,  diese  Vorsicht  anzuwenden.  Gleichwohl 
sprach  davon  weder  der  Papst  noch  der  Nuncius.  Das  erweckt  den 
Verdacht,  dass  man,  um  die  Sache  zu  Ende  zu  bringen,  die  Augen 
z&drfickte.'' 

In  den  nächsten  Decennien  wurde  von  den  meisten  französi- 
schen Bischöfen  die  Unterzeichnung  des  Formulars  nicht  mehr  ver- 
laDf^  und  wo  es  noch  unterzeichnet  wurde,  wie  in  der  Sorbonne, 
lien  man  die  von  den  vier  Bischöfen  gemachte  Distinction  zu  (Am. 
25,142).  Der  Bischof  Arnauld  von  Angers  verbot  1676  sogar  der 
dortigen  Universität,  die  Unterzeichnung  des  Formulars  ohne  Unter- 
scheidung zwischen  der  Lehre  der  5  Sätze  und  der  thatsächlichen 
Frage,  ob  Jansenius  dieselben  gelehrt,  —  bezüglich  deren  nur  eine 
sonmission  de  discipline  und  nur  ein  silenoe  respectueux  verlangt 
werde,  —  zu  fordern.  Durch  ein  Arröt  du  Conseil  vom  30.  Mai 
1676  (das  Edit  du  camp  de  Ninove)  wurde  diese  Ordonnanz  cassirt 
mit  der  Erklärung:  der  h.  Stuhl  habe  mit  grosser  Klugheit  die 
Naehncht  geübt,  einige  Unterzeichnungen  des  Formulars  mit  einigen 
Erliaterungen  zuzulassen ;  diese  Interpretation  dürfe  aber  nicht  obli- 
gatorisch gemacht  und  niemand  verwehrt  werden,  sich  purement  et 
simplement  zu  unterwerfen  (Arg.  III  b  354).  Arnauld  erklärte  in 
einem  zweiten  Mandement,  welches  nicht  beanstandet  wurde,  er 
wolle  nur  hindern,  dass  man  in  seiner  Diöcese  im  Widerspruch  mit 
den  Bedingungen  des  Friedens  die  unbedingte  Unterzeichnung  obli- 
gatorisch mache  (S.-Beuve  5, 150).  Auch  diese  Vorgänge  hat  man 
in  Rom  ohne  Zweifel  erfahren  und  ignorirt.  —  Eine  weitere  Störung 
des  Friedens  wurde  dadurch  veranlasst,  dass  Gerberon  indiscreter 
Weise,  wie  S.-Beuve  6,  58  sagt,  die  von  M.  Barcos  (f  1678), 
Terfasste  Exposition  de  la  doctrine  chr^tienne  touchant  la  gr&ce 
et  la  predestination,  avec  un  recueil  des  passages  les  plus  pricis  et 
Im  plus  forts  de  Ticriture  sainte,  sur  lesquels  est  fond^e  cette 
doctrine,  Mons  1696,  12.  herausgab.  Das  Buch  wurde  noch  1696 
von  dem  Erzbischof  NoaiDes  als  Jansenistisch  verb.  (s.  u.),  8.  Mai 
1697  auch  in  Rom.  Es  wurde  1700  noch  einmal  gedruckt  mit  einer 
Schrift  von  Arnauld  (s.  u.). 

Unter  Innocenz  XL  (1676 — 89)  standen  Arnauld  und  seine 
Freunde  in  Born  in  Gunst,  nicht  nur  wegen  ihrer  gelehrten  apolo- 
getuchen  und  polemischen  Werke,  --  den  1.  Band  der  Perpetuiti  de 
^  foi  widmete  Arnauld  1669  Clemens  IX.,  den  2.  und  3.  übersandte 
w  Innocenz  XI.,  der  durch  Card.  Cybo  danken  Hess,  —  sondern 
iveh  weil  sie,  obschon  in  theologischer  Hinsicht  Gallicaner,  in  dem 
ßegalienstreite  auf  die  Seite  des  Papstes  traten.  Faure,  Comm.  p.  205 
constatirt  mit  grosser  Entrüstung,  dass  Innocenz  XI.  in  einem  Schrei- 


460  bie  JansenistiBche  Contro versa. 

bell  an  ArDauld  denselben,  den  Alexander  VII.  als  filins  iniquitatis 
charakterisirt,  ter  venerabilis  dominus  genannt  habe.  Ludwig  XIY. 
drang  mitunter  auf  energische  Massregeln  gegen  die  Jansenisten  und 
seit  1679  gegen  Port-Royal;  aber  Innocenz  XI.  äusserte  wieder- 
holt: in  Frankreich  gebe  es  viele  Gegner  des  h.  Stuhles,  aber  keine 
Jansenisten;  denn  als  solche  könne  man  doch  nur  diejenigen  be- 
zeichnen, welche  gegen  die  Bullen  gegen  Jansenius  Opposition  mach- 
ten. Sein  Secretär  Favoriti  definirte  sogar  Jansenist  als  vir  exi- 
miae  pietatis  et  virtutis  inimicus  Jesuitarum.  Als  Oönner  der  Jan- 
senisten unter  den  Cardinälen  galten  Casanate,  Azzolini,  Carpegna 
und  Colonna.  Der  Beichtvater  Ludwigs  XIV.,  P.  La  Chaise,  klagte 
bitter  über  die  Jansen  istischen  Inclinationen  des  Papstes^).  Wäh- 
rend des  Zerwürfnisses  über  die  Franchises  äusserte  der  Greneral- 
advocat  0.  Talon  im  Parlamente:  der  Papst,  dessen  Hauptsorge 
sein  sollte,  die  Reinheit  des  Glaubens  zu  bewahren  und  den  neuen 
Meinungen  zu  steuern,  habe  seit  seiner  Thronbesteigung  fortwährend 
mit  den  offenkundigen  Anhängern  des  Jansenius,  dessen  Lehre  seine 
Vorgänger  verdammt  hätten,  Verkehr  unterhalten,  sie  mit  Gnaden- 
erweisen und  Lobsprüchen  überhäuft  und  sich  als  ihren  Protector 
gezeigt,  —  und  in  Paris  erzählte  man  sich,  der  königliche  Beicht- 
vater habe  Talon  veranlasst,  diesen  Passus  in  sein  Plaidoyer  aufzu- 
nehmen (Arn.  3,  73.  88).  —  Als  unter  Benedict  XIV.  über  die  Se- 
ligsprechung Innocenz'  XI.  verhandelt  wurde  (A.  J.  P.  11,271), 
machte  der  Promotor  fidei  (Advocatus  diaboli)  geltend:  er  werde 
von  einigen  Schriftstellern  als  Gönner  der  Jansenisten  bezeichnet, 
habe  mit  den  vier  Bischöfen  in  freundlichem  Briefwechsel  gestan- 
den, den  Bischof  von  Aleth,  der  sein  verdammtes  Ritual  nie  aufge- 
geben, für  einen  Brief  belobt,  in  dem  u.  a.  der  Jansenismus  als  ein 
Phantom  bezeichnet  werde ;  er  habe  den  Bischof  von  Pamiers  nach 
seinem  Tode  belobt,  dem  Dr.  Arnauld  mehrfach  sein  Wohlwollen 
bezeugt,  so  dass  das  Gerücht  habe  entstehen  können,  er  wolle  ihn 
zum  Cardinal  machen^);  Talon  habe  1688  im  Parlament  gesagt  u.  s.  w. 
Der  Postulator  causae  suchte  die  zwei  Briefe  an  den  Bischof  von 
Pamiers  zu  entschuldigen  und  die  anderen  Anklagen  zu  widerlegen, 
wusste  aber  gegen  die  Anklage,  Innocenz  XI.  habe  gegen  die  Janse- 
nisten in  seinem  1 3jährigen  Pontificate  nichts  gethan,  nichts  anderes  vor- 
zubringen, als:  er  habe  1679  das  Neue  Testament  von  Mons,  1680 
drei  jansenistische  Schriften  gegen  die  Jesuiten  und  den  Pentalogns 
diapboricas,  ferner  mehrere  dem  Erzbischof  von  Mecheln  überreichte 


1)  Michaud  4,  414.  432.  436.  441.  Der  Briefwechsel  Arnaulds  mit 
Innocenz  XI.  und  mehreren  Cardinälen  steht  bei  Arn.  1,  693;  2,  9.  Auch 
Card.  Bona  (f  1674)  stand  mit  Arnauld  in  Correspondenz  und  sagt  von 
ihm  z.  B.  in  einem  Briefe  an  L.  Dachery  von  1672  (£pp.,  Lucca  1759, 
II,  17):  quem  ob  insignem  sapientiam  et  solidam  pietatem  summopere 
semper  veneratus  sum. 

2)  Das  Gerücht  tauchte  1682  auf.  Card.  Casoni  soll  gesagt  haben, 
Arnauld  würde  Cardinal  geworden  sein,  wenn  er  nicht  die  gallicanischen 
Artikel  vertheidigt  hätt«. 


iDDOoenz  XI.    P.  Kioole.    J.  Ck)urtoi8  u.  a. 


481 


Janscnistische  Thesen  und  die  üebersetznng  des  Chrysostomus,  sowie 
Juisenisüsche  Sätze  verdammt.  Bezüglich  der  Aeusserung  von  Ta- 
lon wird  nur  auf  Sfondrato's  Refntatio  Talonii,  Rom  1688,  und  eine 
Censur  der  Cardinäle  (§  60)  verwiesen. 

Es  sind  noch  einige  Bücherverbote  aus  den  letzten  Jahrzehnten 
des  17.  Jahrb.  zu  verzeichnen  (von  einigen  wird  anderswo  zu  han- 
deln sein).  Gleichzeitig  mit  den  Mandements  der  vier  Bischöfe  wur- 
den 1667  von  der  Index-Congr.  verb.:  Memoire  sur  la  cause  des 
ereques,  qui  ont  distingne  le  fait  du  droit  und  noch  4,  einige  Wochen 
später  noch  3  M^moires  über  denselben  Gegenstand;  das  8.  handelt 
mr  les  nullitez,  abus  et  injustices  d'un  Bref  contre  les  quatre  ^ve- 
qaes,  obtenu  par  surprise  du  P.  Alexandre  VII.  dans  l'extremite  de 
la  maladie.  Diese  Memoires  wurden  1666 — 67  von  Arnauld,  La- 
Une  und  Nicole,  die  damals  im  Hotel  Longueville  zusammen  wobn- 
ten,  gemeinschaftlich  ausgearbeitet.  Das  9.  und  10.,  die  Arnauld 
1668  schrieb,  sind  nicht  in  den  Index  gekommen  (Arn.  24,  170).  — 
Femer  wird  in  dem  Decrete  von  1667  verb.:  L'her^sie  ima- 
gin&ire,  das  sind  10  im  Laufe  der  Jahre  1664  und  65  von  P.Nicole 
onter  dem  Titel  Les  imaginaires  ou  lettres  sur  Theresie  imaginaire 
(den  Jansenismus)  veröffentlichte  Briefe,  —  nach  S.-Beuve  4,  433  assez 
dans  le  gout  des  Provinciales,  assez  dignes  de  les  snivre  k  distance. 
Die  Fortsetzung  derselben  bilden  8  Briefe  unter  dem  Titel  Les 
monnaires,  die  nicht  im  Index  stehen. 

Schon  1663  wurde  von  der  Inq.  Fer.  V.  31.  Mai  verb.:  Ma- 
nuale catholicorum  hodiernis  controversiis  amice  componendis  ma- 
zime  necessarium,  auth.  Alethophilo  Charitopolitauo,  Charitopoli 
1663,  von  dem  Oratorianer  Jean  Courtot.  Das  Buch  wurde  mit 
dem  Journal  de  Saint-Amour  von  dem  Conseil  du  Roy  zu  Paris  4. 
Jao.  1664  zum  Verbrennen  verdammt  (Arg.  III  b  314).  Eine  ältere 
Aasgabe:  Manuale  catholicorum  ad  evitandas  ex  mente  apostoli  pro- 
Suias  vocum  doctrinarumque  novitates  ex  conciliis  atque  antiquis 
patribus  fideliter  contextum,  1651,  wurde  erst  1727  verb.  —  1669 
wurde  verb.  Abregi  de  Tancienne  et  Celeste  doctrine  de  St.  Aug. 
et  de  toute  Tegl.  touchant  la  grace,  par  M.  F.  Mathieu  (vielleicbt 
eme  Ausgabe  des  Catechisme  de  la  gr4ce  von  Matthieu  Feydeau, 
S.  470).  —  1674  wurden  zwei  Eeihen  von  Theses  über  die  Gna- 
denlehre verb.,  welche  die  Oratorianer  zu  Saumur  hatten  vertheidi- 
gen  lassen.  Von  den  Oratorianern  galten  damals  viele  als  Janse- 
nisten;  als  die  Assembl^e  g^n^rale  des  Oratoriums  zu  Paris  1678 
sieb  scharf  gegen  die  Lebre  des  Jansenius  und  Cartesius  aussprach, 
traten  Qnesnel  und  andere  aus  (Avr.  3,  114.  131).  —  Weitaus  die 
meisten  von  den  zahlreichen  in  diesen  Decennien  erschienenen  Streit- 
schriften sind  überhaupt  nicht  in  den  Index  gekommen,  einige  erst 
spater.  Schon  Anfangs  1664  erschien  ein  satirisches  Gedicht  (von 
1800  Versen,  von  Barbier  d'Aucourt)  über  die  Unterdrückung  der 
gsten  (Jansenistischen)  Bücher :  Onguent  k  la  brulure,  ou  le  secret 
pour  empecher'  les  J^suites  de  bruler  les  livres  (Gerb.  3,  86),  und  im 
April  »ur  Yertheidigung  desselben  (von  demselben  Autor)  Lettre 
d'no  avocat  k  un  de  ses  amis  sur  l'Onguent  pour  la  brulure,   beide 

Beuacta.  Index  IT.  3| 


4ää  Die  Jansen istis che  Cotttrore] 

22.  Pec.  1700  verb.      In    demBelben    Decrete 
la  brulare,  1670,  und  Senonde  miiniere  d'o 

5.  Von  den  geBchichtlichen  Daratellunf^f 
graphen  besprochenen  Angelegenheit  stehen 
gdndrale  du  Jansenisme,  confenant  ce  qui  a'ef 
Espagne,  en  Italie,  dans  les  Pays-Baa  etc.  ( 
AngustinuB  Com.  JanEenÜ,  par  M.  I'Abbe  ' 
vol.  12.,  von  der  Inq.  verb.  1700,  von  Gerbe 
HiBt.  du  formulaire  qn'on  a  faif  signer  en 
que  le  P.  Clement  IX.  a.  rendue  k  cette  egliai 
von  Arnauld  (Oeuvres  25,150);  —  Hist.  al 
l'^glise,  Mona  1683,  verb.  1732,  von  Quesnel 
ment  IX.,  ou  demoiiHtration  des  deus  fsusse 
dans  l'Hist.  des  5  propoHitions  contre  la  foi 
Aug.  et  la  BJnceritÄ  des  quatre  iveques,  avec 
modement  et  plus,  pi^ces  justificativea  et  h: 
verb.  1707,  von  aueanel,  XL  und  308  S.  1: 
de  plus,  actee  etc.  300  S.,  in  dieser  Abtheih 
abregee  .  .  .,  imprimee  en  169H  et  corrig^e  i 
5  prop.  de  Jans,  depuie  1640  jusqu'  4  lfi6!),  1 
welche  Quesnel  schreibt,  ist  von  Hilaire  du 
von  dem  Jesuiten  Le  Tellier  (Picot  4,  192). 
Vers  sor  la  paix  de  l'eglise  verb.'). 

Mit  der  Janaenistisclien  Coniroverse  här 
seit  1662  Fasti  academici  stiidii  generalis 
im  Index  steht.  Der  Name  des  Verfassers  w 
crete  (Alex.  No.  77J,  noch  in  den  alteren,  : 
erschienenen  Indioes  genannt ,  obschon  auf 
edeute  Valerie  Andrea  Dcsselio,  J.  U.  Dr.  et 
ist  die  Editio  ilerata  accuratior  et  altera  parti 
nicht  die  1.  Ausgabe  von  1636*;  denn  nur  in 
len,  die  offenbar  mit  d.  c.  geraeint  sind.  P. 
Bnlle  Pius'  V.  von  1567  wurden  mehrere  Sa 
in  Bajus' Schriften  nicht  ständen,  und  p.  367: 
der  verdammten  Sätze  non  esse  suas  nee  a  si 
tas,  ut  patet  tum  ex  apolugia  ejus  manu  et 
qnas  Gomara  ad  N.  Cardinalem  scHpsit  (der 
mitgetheilt).  P.  128  wird  berichtet:  Jao.  Joi 
1625  neben  Bajus  begraben  worden,  ut  quos 
nae,  praesertim  Augustinianae  zelns  rapneral 
raret.  P.  139  wird  die  Grabschrift  des  Jani 
berichtet,    er  habe    an  seinem  Augustinus    20 


1)  Recueil  des  pi^cea  qui  justifient  la  veri' 
dans  la  paix  qui  a  6te  donnee  ä  l'Egl.  du  France 
en  l'an  1668,  1680  von  Abbä  de  Pontcbäteau  hei 
wurde  1696  von  Precipiano  verb.  In  La  paix  de 
Medaille  mit  der  Inschrift  „Ob  restit.  Ecclesiae 
gebildet. 


Geschichtliche  und  protestantische  Schriften. 


488 


(Be  Werke  des  h.  Augnstinns  lOmal,  die  über  die  Gnade  handeln- 
den 30 mal  gelesen.  Dann  wird  angegeben,  das  Buch  sei  verboten 
worden,  weil  angeblich  früher  verbotene  Sätze  darin  gelehrt  würden, 
qB&mvis  hoc  aliqni  negent  et  provocent  ad  examen  ipsius  libri. 
P.  142  wird  Lib.  Fromondus  als  in  theologia  eminens  et  vere  exi- 
mins  bezeichnet,  ut  manifestum  faciunt  libri  ab  eo  conscripti.  Eine 
corrigirte  Ausgabe  der  Fasti  ist  nicht  erschienen.  —  Es  mag  hier 
auch  ein  eigenthümliches  Analogen  zu  dem  Römischen  Verbote  der 
Eiogia  haereticorum  erwähnt  werden.  Der  Academiker  Charles 
Perrault  gab  1697  in  einem  Foliobande  100  Portraits  von  berühm- 
ten Franzosen  mit  kurzen  Eloges  heraus:  Hommes  illustres  du  17. 
oecle,  Bossuet  schreibt  darüber  23.  Febr.  1697  (Oeuvres  40,  265): 
Die  Cabale  und  Eifersucht  gewisser  Leute  hat  eine  Verstümmelung 
des  Werkes  zu  Wege  gebracht:  es  sind  Männer  weggelassen  wor- 
den, welche  wohl  einen  Platz  darin  verdient  hätten.  Bossuets  Se- 
eretärLedien  gibt  den  Gommentar  dazu:  Die  Jesuiten  haben  bewirkt, 
dass  Pascal  und  Arnauld,  deren  Portraits  schon  gestochen  und  deren 
Eloges  schon  gedruckt  waren,  weggelassen  worden  sind.  Das  hat 
namentlich  die  Grelehrten  revoltirt,  und  es  ist  ein  Brief  darüber  er- 
schienen. S.-Beuve  5, 479  berichtet,  die  Jesuiten  hätten  durch  Bou- 
bonrs  Perrault  Vorstellungen  machen  lassen,  und  dieser  habe  aus 
Furcht,  durch  ihren  Einfluss  seine  Pension  zu  verlieren,  nachgege- 
ben; man  habe  in  Paris  mehr  von  der  Weglassung  der  beiden  als 
von  der  Aufnahme  anderer  gesprochen  und  darauf  angewendet,  was 
TadtQs  Ann.  3,  76  bei  Gelegenheit  der  Beerdigung  der  Junia,  der 
Frau  des  Cassius  und  Schwester  des  Brutus,  sage:  Praefulgebant 
Cassius  et  Brutus  eo  ipso  quod  eorum  effigies  non  visebantur. 

Nach  1669  wurden  einige  Streitschriften  von  J.  Claude  und 
P.  Jurieu  gegen  Arnauld  und  Nicole  verb.,  von  jenem:  EÄponse 
an  livre  de  M.  Arnauld:  La  perpetuit^  de  la  foi,  1640,  verb.  1671, 
und  La  defense  de  la  r^formation  contre  le  livre:  Prejug^s  legiti- 
mes contre  les  Calvinistes  (von  Nicole),  1673,  verb.  1685.  Gegen 
die  von  Jurieu  anonym  herausgegebene  Schrift  La  politique  du 
derge  de  France  hatte  Arn.,  ohne  den  Verfasser  zu  kennen,  L'apo- 
logie  pour  les  catholiques  contre  les  fausset^s  et  les  calomnies  d  un 
Kttc  intitul6:  La  pol.  .  .  .,  geschrieben,  in  zwei  Theilen:  über  die 
Behauptung,  die  Keformirten  seien  die  einzigen  ünterthanen,  auf 
deren  Treue  der  König  bauen  könne  ^),  und  über  verschiedene  dog- 
matische Punkte.  Jurieu  antwortete  anonym  mit  L^esprit  de  M. 
Arnauld,  tir^  de  sa  conduite  et  des  Berits  de  luy  et  de  ses  disci- 
ples,  particuli^rement  de  TApologie  pour  les  catholiques,  Deventer 
1684*,  2  vol.  12.,  verb.  1690  (vgl.  R.  Simon,  Lettres  1,  190.  Arn. 
82,  LXV).  Mit  seinem  Namen  schrieb  Jurieu  Justification  de  la 
morale  des  r^form^s    contre  les  accusations   de  M.  Arnauld,    1685, 


1)  In  Rom  nahm  man  Anstoss  daran»  dass  Arnauld  dem  Papste  das 
Beeht  bestritt,  die  Ünterthanen  ketzerischer  Fürsten  vom  Treueid  zu  ent- 
binden  (Arn.  12,  LX). 


idi  Pascal  und  Araauld  über  Jetuiten-Honil. 

2  vol.,  verb.  1693.  Eine  Kitere  anonyme  E 
oonvaincu  de  vaine  sophisterie,  ou  examen 
Arnauld  snr  le  Pr^servatif  coDtre  le  chaDge 
wnrde  erst  X707,  aber  von  der  Inq,  verb.  { 
12,  515,  ersohienen  anonym  1682,  Jurteua  Pr 
S.  131, 1681.) 

Ende  1686  erschien  von  Amanld  Le 
oa  juBtification  des  pr^tendne  Jansenistes  p 
Savoyard,  lenr  nouvel  aocaaateur,  intitul6:  P 
le  Jansänisme  [avec  ane  bist,  abräg^e  de  c< 
Doctottr  de  Sorbonne,  1686,  von  dem  jun( 
Savoyen],  worin  der  Satx  ausgeführt  wird: 
Haeresie  des  Jansenismus  das  Festhalten  der 
steht,  HO  ist  das  allerdings  eine  Haeresie,  aht 
steht  man  darunter  die  Weigerung,  eidlich  a 
Irrthümer  in  dem  Buche  des  Janeeniue  stehe 
Haeretiker,  aber  das  ist  keine  Haeresie. 
wurde  wiederholt  gedruckt,  aber  trotz  aller 
ten  nicht  verboten  ^).  Dagegen  verbot  die 
antijansentstischen  Schriften  1694  (§  65)  D 
logica,  an  Jansenismus  sit  merum  phantaem 
den  älteren  Indices  steht  diese  Disquisitio 
Schrift  mit  der  Angabe,  sie  sei  von  der  I 
19.  Hai  1694  verb.  worden  (19.  Mai  wurde 
ist  sie  im  Index  nicht  weggelassen,  wie  Hi 
dem  anter  Jac.  de  Honbron  aufgeführt, 
sie  erschienen  ist.     Der  Verfasser  ist   der  •! 


53.     Pascal  and  Arnaald  aber 

Die  bekannten  Briefe  von  Pascal,  i 
zeln  und  anonym  erschienen,  wurden  IG 
verboteu;  sie  stehen  noch  beate  im  lüde 
Die  Jesuiten  haben  mit  ihren  Vertheid 
bekanntlich  wenig  Erfolg  gehabt;  sie 
Rom  so  wenig  Beifall  gefunden,  daes  die 
Pirot  nnd  Daniel,  verboten  wurden.  Di 
der   Pascal'schen  Briefe,    welche  P.  Nico 


1)  Bibl.  Jans.  p.  90  und  Dict.  Jans.  3, 
fantöme,  Nicole'e  Heresie  imaginaire  und  La  cb 
von  einer  Assemblee  du  Clerge  verdammt  wori 
von  1700  geroeint,  die  aber  keines  jener  Buch« 
verdammt  hat,  in  welchem  dur  Jansenismus  als  I 


486  Paacat  und  Arnauld  über  Jesuiten-Moral. 

heute    nicht    unter    Paacal  oder  Lonia    de  Moi 
Lettre. 

Schon  während  des  Ereclieinens  der  Bi 
gegnungen  von  Jesuiten,  von  denen  aber  Arnat 
sagt,  Pascal  habe  sie  in  den  letzten  Briefen  r 
dann  za  Paris  Apologie  pour  lea  casuietes 
des  Jans^nistes,  oÄ  le  lecteur  trouvera  les 
chr^t.  si  nettement  expliqu^es  et  pronväes  avec 
lui  sera  aise  de  voir  que  les  maximes  des  Ji 
rence  de  la  v^rit^  et  qu'effectivemeDt  elles  p( 
de  p6chez  et  am  grands  relächeroents  qn'elles 
sdverif^,  par  un  Theologien  et  Professeur  en  I 
(Col.  1658,  338  8.  12.),  von  den  Jeeniten  G 
1659).  Sie  wurde  von  den  Pfarrern  von  Pai 
Erzbischöfen  dcnuncirt,  von  mehreren  Bischöfei 
Anführung  der  schlimniBten  Stellen  16.  Jnli  v 
Burirt  (Arg.  III  a  75)  und,  namentlich  auf  Bt 
ners  Ch.  Desmarets,  auch  durch  ein  speciel 
Fer.  V.  21.  Äug.  1659  (Alex.  No.  71)  verb. 
1,  665,  sagt,  diese  Apologie  sei  nicht  im  Auft 
verfasBt  und  nicht  vom  General  approhirt  woi 
Verfasser  ond  behaaptet,  von  seinen  54  Hon 
4  sicher,  45  probabeler  als  das  Gegentheil  und 
oder  nicht  probabel;  jedes  Buch  könne  verbot 
weil  es  eine  schlechte  Lehre  enthalte,  wie  die 
feinde,  oder  weil  es  in  zu  scharfem  Tone  gesch 
sagten,  das  habe  an  der  Apologie  Alesander 
fallen)  oder  weil  es  gegen  die  Index-Hegeln  ol 
nym  und  ohne  Angabe  des  Druckers  und  Druc 
An  einer  andern  Stelle  p.  686  sagt  er:  die 
Genehmigung  Alexanders  VII.  beschlossen,  dai 
prüfen  (er  selbst  sei  mit  dem  Referate  beauft 
der  Papst  habe  in  Folge  der  Vorstellungen  zwe 
Sinn  geändert  und  an  einer  Fer.  V.  befohlen,  d 
Untersuchung  zu  verbieten.  —  Spätere  Jesuit 
Cret.-Joly  4,  43  bezeichnet  sein  Buch  als  ein 
qui  donnait  gain  de  cause  ü  Pasi'.al,  und  scho 
„Es  ist  als  ob  Pirot  eine  Apologie  der  Briefe  P 
wollen  ;  so  viel  Mühe  gibt  er  sich,  mehrere  ( 
Entscheidungen  (von  Casuisten)  zu  rechtfertig 
heber  wahrscheinlich  selbst  verdammt  hätten, 
vorausgesehen  hätten.  Man  sngt,  der  Provincial 
Suiten,  die  das  Manuscript  gesehen,  seien  gegei 
gewesen,    Pirot    und    seine     Freunde    hätten    ' 

In  den  Jahren   1656—58  erschien    eine 
klärungen  der  Pfarrer    von  Itouen  und  Paris 

Pirot,  zum  Theil    von  Arnauld    und  Nicole    (c 


Ehöfe  missbill  igten  ein 
linis  ohne  Genehmigung 
ne  Äcrit  des  cnr^B  de 
d'^tat  nnterdriickt;  die 
<9  eine  vardammt  {Ävr. 
touBBe  bezieht   Bicb  auf 

nsterdam  ?),  eine  Ueber- 
kltii  litterae  provindalee 
logo  in  latinam  linguam 
Die  üebersetaang  und 
-ensei  DiR^uiBLtiones  ad 
irtuoae  aind  von  Pierre 
ne  noch  grössere  Ver- 
FascalB  Angriff  gegen 

I  März  16&7  die  ersten 
Wie  S.-Benve  3,  212 
emplar  missen,  nnd  es 
verbrannt  (on  ne  sacri- 
59  drangen  die  Jesuiten 
Verdaninung  der  Äug- 
ten fanden  aber  nichts 
gte  ein  Arret  du  con- 
dem  Urtbeil  von  4  Bi- 
ler  König  mit  der  Prü- 
den Noten  und  in  den 
ur  die  Ketzereien  des 
kpst,  die  Bischöfe,  der 
Irden  geschmäht  würden 
ershand  zn  verbrennen, 
tt  (Arg.  III  b  294). 
Irock  nicht  verb.,  auch 
reo  leB  notes  de  Gaill. 
ol.^).  Dagegen  wurde 
lUigi  daHontalto.... 
radotte  nell'  italiana  fa- 


204. 

:u  lieben,  Note  3  ed  Epist. 
AufsRtzeB  von  Arnauld; 
Epist.  G  liegt  ein  Aufsatz 
tend  erweitert  hat    (Arn- 

rock  ist  von  Mademoiaelle 
ich  eine  Hiat.  abregee  du 
falU  nicht  im  Iudex  steht 


488  PaBcal  und  ArnRuld  über  Jeiu 

voIIb,  oon  imOTfl  annotaEioni,  Yen.  1761,*  I 
lange  Vorrede  enthfilt  beftige  Angriffe  aul 
Ana pi ein n gen  auf  die  Curie;  S.  32  wird  i 
immer  ein  Cardinal  im  Solde  der  Jenaiten, 
diefl  CoBcia,  unter  Benedict  XIV.  Valenti  f 
der  esecrabile  bnlla  Unigenitue  gesprocben 
Uebersetzer  war  Coaimo  Brnnetti,  nacli  dei 
Bern  lebender  apostaeirter  Franciscaner.  Ii 
das  Bnch  »ei  mit  falschem  Drnclcorte  orsoh 
Vorreden,  Veree,  Noten  nnd  andere  Eetier 
mende  Zunätze;  ee  solle  verbrannt  werde) 
1 762  vor  der  Uinerva)  nnd  diese  Ausgabe  ' 
hei  Strafe  der  reserrirten  Excomm.  1.  i 
1762,  69). 

WendroclEs  Bach  wurde,  wie  gesagt, 
aber  das  Bncb  des  Jesaiten  Honoratus  Fab 
Wendrockii  ad  Lndovici  Slontaltii  literas  < 
Irenaei  innstae  a  Bern.  Stobrocliio  Viennei 
302  S.  8.,  freilich  eret  1678,  während  der 
in  dessen  2.  Auflage,  Col.  1672,  die  'So 
Epistolares  libelli  ad  Provinoialem  refntati 
1660,  abgedrnckt  sind,  schon  1672  nnd  16 

Endlich  40  Jahre  nach  dem  Ersch« 
unternahm  einer  der  angesehensten  französ 
Daniel  (1667—1728),  die  Wideriegnng  de 
Schrift  Entretiens  de  Cl^andre  et  d'Endoxf 
vincial,  Oologne  (Rotten)  1694  (die  2.  An 
Titel :  R£ponse  anx  lettres  prov.  de  Lonis 
tiens  etc.).  Das  Bach  wurde  noch  in  demse 
ins  Lateinische  tibersetit:  Oleander  et  Ei 
libns  quas  vocant  literis  dialogi,  Col.  1694 
Jahren  von  anderen  Jeaniten  ioa  Italieniso! 
lische  (Backer  1,  242).  —  Cr^t.-Joly  4,  5: 
Temachlässigten  ihre  Yertheidigiing  [sie  h( 
lieh  nichts  Durchschlagendes  zu  ihrer  Vertl 
als  mehrere  [31]  Jahre  nach  dem  Tode  Pasi 
antemahm,  hatte  er  den  kalten  Verstand 
auf  seiner  Seite.  Er  unterlag  in  diesem  i 
Eindruck,  den  Pascal  gemacht  hatte,  war  n 
3,  222  sagt;  „Sein  Buch  wurde  wenig  gele 
in  der  Partei  fürchteten,  es  möchte  noch 
P.  de  La  Chaise  nnd  der  Erzbischof  de 
Mftnner  von  G^eist  waren,  thaten  alles  um  < 
gleich  nach  der  Geburt  zu  unterdrücken.'' 
Ausgabe  wurden  zu   einem    hoben  Preise 


1)  S.-Beuve  2,  223  sagt  weiter:    „Man  e 
auch  an  dem  langweiligen  Hofe  des  KöoigB  Jai 


490  Ptuoal  und  Amaald  über  Jei 

Die  Jesaiten  baben  in  dem  Kampfi 
kurzem  (gezogen  und  die  Wanden,  die  er 
schmerzt').  Die  Behnuptung,  Pascal  bab< 
Briefe  bereut  ond  eingestanden,  dasa  er 
than,  ist  eine  Fabel.  Er  erklärte:  „Ai 
Bücher,  die  ich  citirt,  alle  geleaen,  antn 
Eacobar  habe  ich  zweimal  ganz  dnrchgeli 
dorch  einige  meiner  Freunde  durcblesen 
der  von  diesen  geaammelten  Stellen  benu 
sammenhange  gelesen  zu  baben."  „Seil 
3,  133,  haben  hie  und  da  ein  ungenau 
arrangirte  nnd  zugespitzte  UeberHetzung 
stellt  mitunter  die  Meinung  des  Gegners 
Tortreten  würde,  wenn  er  den  ganwn  1 
wie  Aonat  sagt,  vier  Worte  aas  einer  la 
ihm  das  paeet;  er  hilft  gern  dem  Wortlau 
ihm  auch  bei  dem  Gewirre  von  Autorität* 
da  ein  Hissgriff  begegnet:  das  ist  olles,  i 
darum  ein  Recht  zu  haben,  seine  Ehrlicbl 
Und  Reuohlin  sagt:  „Die  Jesniten  hatten 
Briefen  20  Filschnngen  nachzuweisen  ge 
seits  nicht  in  Abrede  zu  stellen,  dasa  er 
Sinne  vorgebracht  hatte,  welchen  sie  ii 
ja  dasB  in  der  ersten  Ausgabe  eine  Stelle 
war,  wovon  nur  ganz  weniges  sich  in  de; 
so  fallen  anderseits  die  20  Falschbetten  ! 
sammen;  einen  Theil  der  Anklagen  hat  Pa 
siegreich  zurückgewiesen  und  für  die  ttb 
seiner  Wahrhaftigkeit  sehr  beaohtenswe 
entschuldigende  Grilnde  in  gute"^). 


die  Bnlle  Unigenitus,  nahm  aber  die  Appellati 
er  einen  Traite  eur  l'autorite  et  infailHbilite 
ment  verb,;  Bocqoain,  L'esprit  revol.  p.  37). 
Titularbischof  von  Macra  ernannt  und  von  S 
ihm  eine  Mitra  gab  mit  den  Worten:  Qu 
hao  S.  Sede,  ipaa  Sedes  S.  te  remunerat.  Dt 
Documenta  sanae  et  orthodox ae  doctrinae 
Pol.,  darin  ein  Brief  an  Card.  Corradini,  worin  < 
von  ihm.  Zur  Entschuldigung  dieser  Behaup 
werden,  data  «ein  ManuBcript  mit  einigen 
gedruckt  worden  war.    Morery,  Suppl.  i.  v. 

1)  Bugai-Rabutio  erzählte  seinen  Freuni 
löse  Histoire  amouri-uts  des  Gaules  166G  in  i 
ihm  die  Jesuiteu  durch  aeinen  Beichtvater  P. 
Beichtvaters  de«  Königs  P.  Annat  versprocl 
schreiben  wolle;  er  habe  sich  von  ihnen  Matt 
erkannt,  daes  die  Aufgabe  onmögticta  eu  löae 

2)  Patcala  Leben  S.  187.  170.  Veber  Ci 
Qetuita  rood.  7,  49. 


Theologie  morale  des  Jesuites. 


491 


Auch  Pascals  Pensees  (zuerst  1670  gedruckt)  stehen  im  In- 
dex,  aber  nur  die  Ausgabe  Pensees  de  Pascal  avec  les  notes  de 
M.  de  Voltaire,  Geneve  1778,  2  vol.,  verb.  1789,  natürlich  nur  der 
Voltaire'schen  Xoten  wegen.  Freilich  Hardouin  zählte  Pascal  zu 
den  Atheisten  und  auch  der  Erzbischof  de  Tencin  von  Embrun 
brachte  1733  einige  ,,Chicanen"  gegen  die  Pens6es  vor  (S.-Beuve 
3,  395). 

2.  In  Amaulds  Theologie  morale  des  Jesuites  extraite  fidelle- 
ment  de  leurs  livres,  Par.  1643  (und  1644),  61  S.  12.  (Arn.  29, 
74),  sind  in  kurzen  Paragraphen  Sätze  aus  Schriften  von  Jesuiten 
nisammengeBtellt  unter  den  Eubriken:  1.  gegen  die  christliche  Moral 
im  allgemeinen,  2.  gegen  die  Liebe  Gottes  und  des  Nächsten,  3.  gegen 
die  zehn  Gebote,  4.  bezüglich  der  Sacramente,  5.  gegen  die  Kirche 
und  die  Hierarchie,  z.  B.  unter  No.  3:  „Bezüglich  des  2.  Gebotes 
btbauptet  Bauny,  wenn  man  Gott  als  Zeugen  anrufe  bei  einer  kleinen 
Löge,  80  sei  das  keine  ünehrerbietigkeit  (irreverence),  wofür  Gott 
einen  Menschen  verdammen  wolle  und  könne."  Am  Rande  stehen 
die  Verweisungen  auf  Sanchez,  Sa,  Reginald,  Cellot,  Bauny,  Garasse, 
P.  de  Barry.  Die  Universität  hatte  Hallier  beauftragt,  eine  solche 
Zusammenstellung  zu  machen,  und  dieser  hatte  Arnauld  die  Arbeit 
übertragen  und  ihm  Material  dafür  geliefert.  —  Es  erschienen  Gegen- 
schriften von  mehreren  Jesuiten,  Caussin,  Pintherau  (unter  dem 
Kamen  Abbe  de  Boisic,  Am.  35,  11)  und  Annat,  von  diesem :  Lettre 
d'Eusebe  k  Polemarque,  dagegen  Lettre  de  Polemarque  4  Eusebe 
und  Lettres  d  un  th6ologien  ä  Polemarque,  1644  (Arn.  29,  95.  101). 
—  Das  Parlament  von  Bordeaux  verbot  1644  La  theol.  mor.  des 
Jee,  contre  la  morale  en  general  (Arg.  III  b  248).  Das  wird  Ar- 
nauids  Schriftchen  sein.  Wahrscheinlich  ist  es  auch  mit  Anonymi 
CBJusdam  liher  inscr.  Theologia  moralis  Jesuitarum  in  dem  Index- 
Decrete  vom  10.  April  1666  und  in  den  älteren  Indices  gemeint. 
Ben.  hat  dafür  substituirt  La  Theologie  morale  des  Jesuites  et 
nouveaux  casuistes.  Ein  Werk  mit  diesem  Titel  gibt  es :  La  th6ol. 
mor.  des  Jes.  et  nouv.  casuistes,  representee  par  leur  pratique  et 
par  lenrg  livres,  condamnee  il  y  a  dejä  long-temps  par  plusieurs 
censures,  decrets  d'universitez  et  arrests  de  cours  souveraines,  nou- 
Tellement  combattue  par  les  curez  de  France  et  censur^e  par  un 
grand  nombre  de  prelats  et  par  des  Facultez  de  Theol.  catholique  .  .; 
aber  diese  Sammlung  ist  erst  Cologne  1668  erschienen  (Mendham 
p.  182),  kann  also  in  dem  Index-Decrete  von  1666  nicht  gemeint 
sein.  —  Ein  drittes  Werk  mit  einem  ähnlichen  Titel  ist :  La  morale 
des  .Jesuites  extraite  fidelement  de  leurs  livres  imprimez  avec  la 
pennission  et  l'approbation  des  superieurs  de  leur  Compagnie,  par 
un  Docteur  de  Sorbonne  (Perrault),  Mons  1667,  4.  (Mons  1702,* 
3  vol.  12.).  Dieses  wurde  1670  von  einigen  Doctoren  der  Sorbonne 
auf  Befehl  des  Erzbischofs  von  Paris  geprüft  und  auf  ihr  Gutachten 
Wn  als  ein  Buch  yoll  Lügen  und  Verleumdungen  und  voll  sranda- 
löser  und  ketzerischer  Sätze  auf  Befehl  des  Parlaments  13.  Mai 
verbrannt  (Arg.  III  a  138;  III  b  337).     Im  Index  steht  es  nicht. 

3.  Ein  Buch  anderer  Art,  welches  sich  nicht  mit  den  Lehren, 


493  Fa8C»l  nnd  Arnauld  über  Jei 

sondern  mit  den  Thaten  der  Jesuiten  bes 
pratique  des  J^suites,  repriflentie  en  ] 
dans  tontes  lee  parties  du  moode,  wovon 
vier  in  Amsterdam)  16G9  erschien,  ein 
parties,  oü  l'on  reprdsente  lear  condnite 
pon,  dans  rAm^rique  et  dans  l'Etliiopie, 
toris^s  ou  de  püces  trSs-autlientiques,  b.  1 
Bände  abgedrnckt  bei  Arn.  32,  1].  Der 
Weissagung  der  h.  Hildegard  mit  einem 
Lanuza  0.  P.,  einen  Anszug  aus  der  Tmi 
mentar,  Berichte  über  den  Streit  der  Jee 
in  Dentsohland  (S.  291),  Berichte  Über  ei 
in  Sevilla,  über  verschiedene  Betrügereiei 
Jesniten  in  Japan ,  der  2.  a.  a.  Act 
fiicte  mit  dem  Bischof  Palafox.  —  Der 
Bände  ist  der  Abb£  Sebastien  Joseph  dn 
ein  Verwandter  Eiehelien's  ')<  nicht  Ama 
gar  nicht  betheiligt  ist,  za  dem  2.  nnr 
das  6.,  Remarques  sur  diverses  ohoses  ii 
racontent  d'enx  mämes  en  rapportant  les 
(Am.  3,  42.  44).  Der  erste  Band  wurde  1 
Index- Congr.  verb. 

Eine  Hauptqaelle  Pontch&teau's  v 
Teatro  Jesoitico,  apologetico  discurso  co 
doctrinas,  neoeearias  &  los  prinoipes  y  sei 
bialo  el  D.  Franoisco  de  la  Piedad,  Co 
soll  eigens  nach  Spanien  gereist  sein,  u 
Buches  zu  verschaffen.  Als  Yerfasser 
Grund  der  in  Spanien  allgemein  verbrei' 
caner  Alonso  Henriquez,  einen  natürlich« 
1663  Bischof  von  Ualaga,  f  1692,  bezeic 
dieser  aber  auf  Veranlassung  der  Jesuiten, 
die  Erklärung  ist  gedruckt  unter  dem 
Madrid  1686^).  Wahrscheinlich  hat  der 
f  1687  zu  Cordova,  das  Buch  geschriebc 
kung  des  Bischofs  von  Malaga.  Er  wirt 
spaeeta  monopantica ^)  dirigida  a  don  F 
mente  coufimado  con  el  nombre  de  Fier 
dem  Jesniten  Juan  Cortes  Osorio)  als  Ve: 


1)  S.-Beuve  5,  248.  6,  800.  Nach  Hon 
Claude  de  Sainte  Martha  und  Baudri  de  St. 
Bänden  mit  gearbeitet  und  hat  Alex.  Varel 
geschrieben. 

2]  Amsuld  3,  42;  4,  4.  Eine  zu  Mai: 
liess  der  Bischof  von  Malaga  verbrenneD,  ^ 
beauftragten  Jesuiten  sie  geändert  hatten.   F 

3)  Honopantioi  —  die  allein  alles  BiD( 
name  der  Jesuiten.  Papebroch,  Eluoid.  p.  13 


1  Jes.    M.  Le  Tellier.  *fl3 

n  Waffen  gegen  die  Jesuiten 
>07).  Diese  RespueHta  hnin 
a  2.  Bande  der  Morale  prat. 
\  Bcliün  12.  Febr.  XÜ55  verb. 

der    Morale  prat.    erschien 

res  intitulez:  La  morale  prat. 
iron  Jurieu),  1687,  568  S.  12. 
plaintes  contre  cette  defense, 
lel  Le  Tellier  (1643—1719), 
war.     Arnauld  verülfentlicbttt 

den  Landgrafen  Ernet  von 
en  schrieb  Le  Tellier  Entre- 

de  Malaga,  TEsprit  de  M. 
it  deux  lettrea  de  M.  Arnauld, 
les.  3.  Volunie,  contenant  la 
•,s  de  cette  Morale  contre  le 
IB89.  DieHem  3.  Bande  Hess 
»1.,  contenant  l'hist.  de  Dom 
I.  contenant  l'hiNt.  de  la  per- 
es  Jeeuites,  Dom  Bernard  de 
raguay)  et  Dom  Phil.  Pardo 
L69I,  —  6.  vol.  contenant  la 
1  Tode  erHchien  noch:  7.  vol. 
^s  entre  les  Jes.  et  leurs  ad- 
B,  1695  (Arn.  33—35).  Bei 
itchäteau  mit.  Material  lie- 
isoni,  auch  die  Cardinäle  Ca- 
inicaner  Serry  und  Massouiie 
ito  (Arn.  3,  aSff.). 

1690  von  den  Dominicanern 
äx-Congr.  darüber  verhandelt. 

Prüfung  übergeben  wurde, 
ind  der  Bernardiner  Borgia, 
desselben.  Die  Jesuiten  er- 
be zu  veranstalten;  einHuss- 
wendeten  sich  fiir  Le  Tellier, 

in  welcher  nur  8  Cardinäle 
g  des  den  Jesuiten  günstigen 

beschlosflen,  dem  Verfasser 
en,  innerhalb  deren  er  nach 
Ausgabe  besorgen  solle  (zwei 
■  d,  0.,  Aguirre  für  ein  unbe- 
einem  Briefe  an  Arnauld,  Le 
er  Citation  nach  Rom  Folge 
ndern  schickte  den  P-  Doucin 
ler-Gener.il  wurde  beauftragt, 
zugeben,    aber   auf  Betreiben 


494  t>Mca1  und  Aroanld  über  Jesuit 

der  JesuiteD  durch  drei  andere,  nicht  dem 
hörende  Correctorec  ersetzt.  Die  Correctur 
Man  scheint  eich  aber  nicht  über  eine  ezpui 
digt  zu  haben,  denn  die  Index-Congr.  beschl 
stimmig,  das  Buch  einfach  mit  d.  c.  zu  vei 
Jesniten,  die  Fublication  dieses  Decreles  zu 
wurde  erst  1700  publicirt.  Le  Tellier  hati 
gäbe  mit  seinem  Namen  und  mit  der  Erklär 
der  Correction  des  h.  Stuhles  unterwerfe,  pi 
aber  kein  neuer  Druck;  es  sind  nur  einige  { 
neu  gedruckt;  Backer  2,  628);  eine  in  Kom  i 
ist  nicht  erschienen.  Es  handelte  sich  iibi 
nicht  bloss  um  die  Darstellung  der  Thätigl 
sondern  auch  um  Angriffe  auf  die  Löwener, 
Lessius  (I  S.  446)  Le  Tellier  gesagt  hatte, 
und  jansenistisch  verdammt  worden,  und  dgl 

Während  der  Verhandlungen    über    di 
1692,  TersQcbten  die  Jesuiten  durch   eine  D 
des  der  Horale  pratiqne  eine  Diversion  zu  i 
strengangen,    denselben    in  den  Index  zu  br 
folg  (Arn.  3,518.  711).      Auch    die   folgend 
nicht  verb.  worden.      Wenn  seit  Ben.  im  Ii 
prat.  etc.  ohne  vol.  1.  et  2.,    also  das  ganz 
ist  das  ein  Fehler.      Die   dabei  angeführten 
1687  verbieten  nur  die  beiden  ersten  Bände 
erst  1689),    und   hätte  Ben.  auch    die  andei 
das  Datum    des  Verbotes  dabei   stehen,    w 
bliothiqne  10.  Mtti  1757  beigefügt  ist  — 
dem  Secretär   der   Index-Cong.,    P.  Ricchini, 
Index   von  1757  half,  soll  die  Weglassnng 
haben  '). 

4.  Juan  de  Palafox  y  Mendoza,  geb 
Bischof  von  Puebia  de  los  Angelos  (Ang 
1653  wurde  er  Bischof  von  Osma  in  Spe 
Differenzen  mit  den  dortigen  Jesuiten  und  Tül 


1)  Serry,  Biet,  de  aux.  p.  54.  Jo.  Bona 
Arn.  3,  469  ff.  Du  Vaucel  schreibt  1G98  ai 
Jetuiteo  halten  einem  Cardinal  2000  Scudi  gell 
für  werde  wohl  Le  Tellier  mit  einigen  Correctur 
sagt  Praef.  p.  II:  man  hnbe  in  Rom  auch  geltei 
BUB  einer  vornehmen  Familie  (Arnauld  eagt,  er 
Bondem  Tellier  geheiseeu).  Cret.-Joly,  4, 34'erzi 
Lodwigs  XIV,,  ob  er  mit  dem  Kanzler  .Michel 
geantwortet,   er  sei  ein  Bauer  ans  der  Normand 

'  des  Königs  zu  leinem  Beichtvater  sagt  übrigem 
Tellier  dominait  Louis  XIV. ;  on  a  merae  präten 
Joug  par  crainte;  .  .  .  il  tenaJt  dans  sea  maina  I 
Harter  2,  728  erwähnt  die  Defense  gar  nicht  ni 

2)  (Degola)  Cat.  de'  Gesuiti  p.  461. 


i.  de  PalafoX. 


496 


gjanischen  Briefe  vom  25.  Mai  1647  und  in  einem  sehr  umfang- 
reiehen  lateinischen  vom  8.  Jan.  1649  über  sie  Klage  bei  Innocenz  X. 
Der  Streit  wnrde  durch  ein  Breve  vom  14.  Mai  1648  im  wesent- 
lifhen  zu  seinen  Gunsten  entschieden.  Die  Jesuiten  bemühten  sich, 
den  König  von  Spanien  zur  Ketention  des  Breves  (S.  371)  zu  be- 
stimmen, und  erwirkten  in  Rom  eine  nochmalige  Untersuchung;  das 
Breve  von  1648  wurde  aber  durch  Breven  vom  19.  Nov.  1652  und 
?om  27.  Mai  1653  bestätigt  und  die  Jesuiten  definitiv  zur  Ruhe 
Terwiesen.  Es  gelang  ihnen  aber,  eine  in  ihrem  Sinne  gehaltene 
Schrift,  Processus  et  finis  causae  Angelopolitanae,  —  einen  Haupt- 
tkil  derselben  bilden  Resolutiones  ad  favorem  Patrum  Societatis  ex 
brevi  supradicto  deductae,  —  zuerst  1653,  angeblich  in  der  Druckerei 
der  apostolischen  Kammer,  drucken  zu  lassen  und  dann  die  Drucker 
der  Lyoner  Ausgabe  des  Bullarium  zu  bestimmen,  in  dem  1655* 
erschienenen  4.  Bande  p.  289 — 300  diese  Schrift  unmittelbar  hinter 
dem  Breve  abzudrucken.  Wäre  dieses  durchgegangen,  so  hätten  sie 
sieb  fortan  kurzweg  auf  das  Bullarium  berufen  können.  Aber  die 
Index-Congr.  verbot  schon  3.  Aug.  1656  diesen  Band  des  Bulla- 
rium, donec  expurgetur  ab  adjectis,  und  erklärte  in  dem  Decrete 
vom  10.  Juni  1658  (Alex.  No.  67),  nach  einem  Decrete  vom  27. 
M  1657  sei  der  Band  so  zu  expurgiren:  es  seien  zu  beseitigen 
die  unter  No.  25  p.  279  stehende  Bulla  confirmationis  Religionis 
Clericorum  (der  Doctrinaires,  von  Mascombrun  gefälscht,  Arn.  3,  180) 
und  das  p.  289 — 300  stehende  Stiick^).  —  Die  Behauptungen  der 
Jesuiten,  der  Brief  vom  J.  1649  sei  gar  nicht  von  Palafox  und  er 
babe  später  bereut,  ihn  geschrieben  zu  haben,  werden  von  Arnauld 
(33,341)  ausführlich  widerlegt  2). 


1)  Am.  33,  447.  562.  Vie  du  Ven.  Dom  Jean  de  Palafox,  Col. 
1772*  (von  Abbe  Dinouart?),  p.  72.  Die  Actenstücke  und  die  Geschichte 
des  Processus  ausführlich  im  12.  Bande  der  Obras  de  . . .  Palafox,  Madrid 
17fJ2*  (13  Tom.  in  15  vol.  Fol.).  P.  649  werden  mehrere  Jesuiten  genannt, 
die  den  Processus  auch  nach  dem  Verbote  von  1656  als  im  Bullarium 
siebend  dtiren. 

2)  Vgl.  Vie  p.  XIX.  Die  Briefe  stehen  im  6.  Bande  der  Obras  und 
sind  auch  sonst  oft  gedruckt,  französisch  bei  Arn.  33,  675,  deutsch  Frankf. 
ODd  Lpz.  1773*  (ein  Auszug  Deutscher  Merkur  1877,  345).  Bei  dem  Beati- 
fieationsprocesse  wurden  1760  die  Originale  vorgelebt  (Obras  1,  Fol.  d  8). 
E*  ist  stark,  dass  im  K.-L.  8,  44  gesagt  wird:  „Mehrere  nicht  unbedeu- 
tende Kritiker  behaupten,  der  Brief  von  1649  sei  unterschoben.  Und  in 
der  That,  wenn  es  wahr  bleiben  soll,  dass  Palafox  ein  würdiger  und  heilig- 
ffläsMger  Bischof  gewesen,  so  muss  man  an  eine  Unterschiebung  denken; 
dfeun  dieser  Brief  gibt  von  dem  Orden  der  Jesuiten  eine  Idee,  die  einem 
Voltaire  und  Consorten  Ehre  gemacht  hätte  .  .  .  Wenigstens  muss  man 
wünschen,  dass,  wenn  P.  wirklich  der  Verfasser  sein  sollte,  er  sich  nie 
Ton  blinder  Leidenschaft  zu  einer  so  ungerechten  Schmähschrift  gegen 
einen  Orden  hätte  hinreissen  lassen,  der  in  der  alten  und  neuen  Welt 
ißehr  gethan  hat  als  hunderte  von  Bischöfen  .  .  .  Uebrigens  soll  P.  selbst 
in  späteren  Jahren  sein  früheres  Benehmen  getjen  die  Jesuiten  bereut 
li»b«j.**  Bei  Hurter  wird  Palafox,  obschon  seine  Werke  eine  Reihe  Folian- 
^  füllen,  nicht  erwähnt. 


496  Paacal  und  Amauld  übe 

Im  J.  1696  war  zuerst  die  Redt 
zu  lausen.  Der  damalige  Jeauiten-Gt 
sandte  dem  König  von  Spanien  eine  £ 
aasaer  von  dem  Briefe  von  1649  auc 
Jansenisten  die  Rede  ist.  In  dieser 
besonders  gravirend  hervorgehoben,  di 
Carta  pastoral  veröffentlichte  Sclirifl 
gracia,  bondad  y  misericordia  y  de  nt 
3,  1,  339),  eine  Bearbeitung  der  165i 
mander  i  Dieu  la  grace  d'une  verit« 
die  1654  von  der  Index-Oong,  verb. 
—  Der  BeatificationaprooeBB  wurde  « 
war  Card.  Porzia,  seit  1741  Passion 
später  Galli  Ponens,  d,  h.  mit  der  L« 
1760  erklärte  die  Congregation,  4ie 
vorgelegten  Scbriflen  von  Palafox  (i: 
Ausgabe  von  1659—71,  den  Briefen 
gefunden,  was  der  FortfUhrnng  des  F 
and  67  wurde  daBselbe  von  den  mi 
Schriften  (meist  Briefen)  erklärt,  un 
Congr.:  es  seien  in  der  letzten  Zeit  e 
Schriften  erschienen,  in  denen  in  vei 
Weise  die  in  so  feierlicher  Weise  füi 
P.  kritisirt  würden;  der  Papst  habe 
nochmals  bestätigt,  dem  Promotor 
Schweigen  anferlegt  nnd  den  Oonsultoi 
die  Orthodoxie  der  in  den  Werkei: 
tragen').  Das  nächste  Stadium  des 
Untersuchung  über  die  heroischen  Td 
Pins  VI.  1777  eingestellt  2). 

In  einem  Briefe  Carls  III. 
Aug.  1T60  heiest  es:  eins  seiner  Tri 
jedenfalls  nach  Einleitung  des  Beatiflo 
von  Pal.  verbrennen  lassen,  bloss  dai 
liehe  Approbation  erschienen  Bttien;  c 
General- Inquisitor  Quintano  Bonifaz 
ein  Edict,  worin  es  heisat:  1700  sei 
Papst  und  den  König  von  Spanien  v 
Schlechtes  enthielten,  sondern  um  i: 
aufleben  zu  lassen;  1759  seien  die  v 


1)  Vie  p.  3ß8.  403.  4S3.  Gioborti, 
Vida  1,  119.  1771  trscbien  in  der  pä] 
degii  atti  per  la  cauonisazione  dei  Yen. 
Mamachi  Bchrieb  Alethini  PhiWethae  de 
3  vol.,  1772  — 7J,  und  über  daa  Verhältni; 
erschien  Jauseniani  erroris  calumnia  i 
Mantuae  Carpetanorum  1773*,  8. 

2}  Le  Bret,  Magazin  7,  353. 


raltheologie.  497 

ausgegebenen  Briefe  vou  Pal. 
jten  worden,  weil  sie  ohne 
lote  würden  jetzt,  uach  dem 
Behoben  (Viep-  385.  Ol.raB  I, 
^hen  in  dem  Index  von  1790 
h:  Alle  Werke  von  Pal.  sind 
wie  aus  der  einstimmigen 
vom  J.  1760  hervorgebt,  auf 
Jezug  nimmt  Kur  die  1747 
iioB  devotos  blieben  verboten. 
f64  und  6ß  verboten  einige 
p.  119.  205.  207). 


Ittaeologie,  1657— 17B0. 

£um  ersten  Male  von  der 
vom  24.    Sept.  1665    und 

Sätzen  (Proposition es)  von 
)e  der  Sthril'teu,  aus  denen 
bnlichu  Dccrcte  er»cliieneu 
nil  {§  65).  —  Gegen  Än- 
ri  die  Ca-suititen  aus  dem 
'a  zuerst  unter  dem  angc- 
eniuti,  dann  nnter  seinem 
Vertheidigiing  wurde  1665 
rt  und  16ti6  von  der  Index- 
ition  nnd  168U  durch  ein 
Spsinien  wurde  sie  nicht 
rdcu  fast  gleichzeitig,  1670 
ind  Viucenz  Itaron  verboten. 

Gegner  der  Jesuiten-Moral 
r  der  gelehrtesten  Jesuiten 
Ordens.  (Auch  diese  stehen 
onst  finden  sieb  unter  den 
jtik,  Prohabilismus  u.  dgl., 
^  Jahrhundei-ts  und  m  den 
chrifteu  von  Jesuiten  und 
n   derselben;  von  manchen 

(§  55  und  6.5)  zn  handeln. 
32 


499  StreitBcliriftea  über  Mon 

—  Das  merkwflrdigBte  moraltheologisel 
ist  das  1694  erschienene  Buch  des  G 
gegen  den  Probabilismos,  merkwUrdi 
faalts  au  sich,  sondern  einerseits  ah 
und  vollends  von  dem  General  verSfTt 
in  dem  Orden  berrsctiende  Richtani 
grossen  Scbnierigkeiten,  die  der  Verfi 
itm  die  Veröffentlichnng  des  Baches 
Schutze,  den  Innocenz  XI.  nnd  XU.  i 
sncfae,  die  in  seinem  Orden  herrschend 
kämpfen,  angedeihen  liessen,  bildet  e 
dass  ein  gegen  den  „RigoriBmus"  geri 
Balthasar  Francolinns  1705  unter  Cleu 
wurde  und  mehrere  Gegenschriften  vei 

1.  In  dem  Edicte  der  InquIsitioD 
heiBBt  es:  Alexander YII.  habe  zu  seinei 
daSB  manche  zur  Lockerung  der  Christ 
das  Verderben  der  Seelen  herbeifilhrerdi 
gestellt,  theils  wieder  hervorgeeucht  « 
erangeliBohen  Einfalt  und  der  Lehre  dei 
ohende  und  für  die  Sittlichkeit  gefährlichi 
Meinungen  zu  formuliren  (modus  opinai 
greife;  er  habe  darum  die  Cardinäle  dei 
eher  Meinungen  beauftragt.  Diese  hätt 
ihr  Votum  abgegeben  (folgen  28  Sätze). 
bleibe  vorbehalten;  die  voratehenden  al 
der  Papst  als  mindestens  ärgern! ssgebend 
der  einen  derselben  lehre,  vertheidige,  ^ 
oder  privatim,  es  sei  denn,  um  ihn  zu 
tire,  der  reservirten  Excomm.  I.  sent. 
kraft  des  h.  Gehorsams  und  unter  Hinwe 
rieht  allen  Christglänbigen  verboten,  nao 
dein.  Durch  ein  Edict  von  Fer.  V. 
weitere  Sätze  (No.  29—45)  in  gleicher  ' 
88.  89.  —  Prep.  45  ist:  Bücher,  welcl 
können  behalten  werden,  bis  sie  sorgfältij 
dem  Veto  des  Card.  Passionei  (I,  505) 
Bona  und  der  spätere  Card.  Casanate,  c 
Verdammung  der  Sätze  erwirkt.  Die  : 
Casuisten  aufgestellt  worden  (Viva,  The 
sicher  von  Guimenins,  Banny,  Caramnel, 
du  Clerge  von  1700  sprach  ihr  Bedauen 
der  YII.  und  Innocenz  XI.  die  schlecht 
tonim  fomiulis  antiqno  ac  noatro  usn  rei 


i).  499 

und  cenBurirte  aelbBtiindig 
äpstPn  verdammten,  ferner 
1(>53  und  1(>57  und  aun 
IS  etitnommene  and    einige 

erschien   in  Spanien    unter 

Encliipee  ein  Manifento  a 
erversas  qne  enfieilaD,  <Ie- 
jitas  (auch  zu  Löwen  1646 

Äguila  (nach  Nie.  Antonio 

nach  anderen  ein  Francis- 
le  muerda  (der  Hund  helle 
1  die  den  Jesuiten  vorge- 
,  namentlich  Dominicanern 
;n  im  apan.,  aber  nicht  im 
,ro  Jesiiitico  (S.  492).  Nun 
ya(161l— 84),  Beichtvater 
leincB  Ordens  auf  mit  der 
oiies  contra  nonnullas  Je- 
^o  Gninienio  LomarienBi, 
I  der  7  Jahre  spüter  eine 
itel  Ainadaei  Guimenü  Lo- 
suhim  Bingularia  universae 
[uorundam  expoatulationeR 
one  prol)abili  etc.  Ed.  no- 
luch  wurde  1.  Sept.  16(>4 
durch  13  Doctoren  geprüft 
rt.  Ee  wird  u.  a.  als  ein 
Bsimis  »bse^ena  curiositate 
.Bauet,  einer  der  13  Doc- 
n  alB  eine  Kloake,  worin 
Oaauisten  zu  finden  gewe- 
■d  eine  lange  Keihe  von 
e  sehlimmttten,  de  impuri- 

eitirt,  —  die  der  Verfas- 
u  den  Beinigen  zu   maeheu, 

alflo  nach  neiuen  tirund- 
lureh  diese  Zusammenstel- 
losH  über  Guimenius,  son- 

laxen  MoraliHten  ihr  Ur- 
stutirt,  dasB  in  dem  Buche 
apiiciner  liuisius  a  Valen- 
1  im  Xanien  des  (renerals 
ner  dieses  Namens  (Arg. 
Hura  S.  Fae.  Th.  Paria,  in 
d.    1665). 

allerdings  von  Alexander 
lirt;  aber  nicht  um  Moya's 
)r    Papat   sagte  dem  Card. 


ÖOO  Streitschrift«!!  über  Moraltheologie. 

de  Retz,  niemand  in  der  Well  eei  weiter  i 
sen  Ignoranten  und  Verbrecher  (sc^Urat) 
lauze,  Card,  de  Retz  p.  311),  und  von  dei 
luq.  verdammten  Moralsfttzen  stimmen  meh 
wörtlich  mit  den  von  der  Sorbonne  aus 
Uherein.  Der  Papst  wollte  auch  dae  Bnci 
die  Cardinäte  Albizzi  und  Pallavicini  dre 
Ottoboni  (später  Alexander  YIII.)  mit  di 
unbillig,  GuimeniuB,  der  nur  die  Ansicht 
II.  a.  znaammengeatetlt,  namentlich  zu  ceni 
ihm  excerpirten  Autoren  nicht  namentlich 
de  Retz  etellte  dem  Papste  vor,  dass  nac 
Index  von  1664  abgedruckten  InBtruction 
press.  §  1)  der  Herausgeber  von  Compilati 
sehen  sei,  und  der  Papst  meinte,  die  Inde 
was  die  Inq.  unterlassen  (Chantelanze  p. 
verbot  denn  auch  trotz  der  Bemtlhangen  d< 
(Chantel.  p.362)  10.  April  1666  das  Bnot 
erfuhr,  dass  sein  Opusoulum  auch  in  Rot 
er  einen  LibelluB  snpplex  an  die  Index -Co 
Apol.  II,  117—148  abgedruckt  ist.  Er  si 
mache  seinem  Bache  zum  Vorwurfe,  dass 
nnngen  aas  vielen  Büchern  in  eins  zusamn 
rere  scandalöae  Meinungen,  die  er  anführe, 
er  Stellen  aus  Thomas  von  Aqnin  und 
Wenn  er  nun  nachweisen  könne,  dass  diei 
seien,  werde  ihm  die  Congregation  wohl  gei 
mit  Beifügung  der  von  ihr  für  nöthig  , 
eine  neue  Auegabe  zu  veranstalten,  da  er 
Jesuiten,  sondern  der  ganzen  Gesellschaft 
unius  vel  alterius  Jeauitae,  aed  universae 
Er  vertheidigt  sich  dann  ausfUbrlich  gegen 
V.  Barons  Buch  von  1665,  erwähnt,  dass  c 
das  Buch  freigegeben,  und  scbliesst  mit  di 
in  der  neuen  Auegabe  die  vou  Alexander 
notiren  und  vou  anderen  nachweisen,  dasa 
Da  er  die  Erlaabniss  zu  einer  neuen  Aui 
OpUBonlum  vielmehr  1666  unbedingt  verbo 
zu  Uadrid  unter  seinem  wahren  Namen  (^u 
in  denen  er  ganz  unumwunden  sagt,  er  hal 
und  dem  Libellus  supplex  des  Amadaens 
nommen.  Diese  Q,uaestiones  nahm  Hon.  F( 
Apologeticus  auf.  Sie  kamen  erst  1704  in  d 
Opusculum  wurde  nnt«r  Clemens  X.  12.  i 
der  Inq.  verb.,  und  16.  Sept.  1676  erschien 
cenz'  XI.  (Arg.  Illb  353J,  worin  es  heisE 
werden  die  Titel  beider  Ausgaben  angefttb 
ligen  Verbotes  von  einigen  behalten  nnd 
der  Papst,   da  durch  die  Anwendung  der 


Fr.  Voril«.  601 

Verden  künntc,    hiemit  motu  pro- 

^n  angeführten  und  allen  anderen 
^URgabe,  auch  a1)geRi;)i  rieben,  bei 
Bent,  verbieten;  alle  Exemplare 
jTen  abzuliefern   nnd    von    diewen 

I.  204)  sagt  zur  Rechtfertigung 
Lur  heweioen  wollen,  daes  lu\e 
esuiten  aufgestellt  worden  seien; 
^ie  Dominicaner  nicht  dominirten, 
lagegen  sei  das  Buch  dreimal  ver- 
n,  unter  InnocenzXI.,  demselben, 
gen  Arnaulds  und  anderer  Janse- 
ch Backer:  Guimenius  will  be- 
r  Jesuiten,  die  man  tadelte,  von 
rden  seien;  aus  Kespect  vor  die- 
■n  beiden  ersten  Ausgaben  kein 
It;  in  der  3.  verdammte  und  wi- 
Q  Innocenz  XI.  einen  Brief,  worin 
iisgaben  billigt.  —  Innocenz  XI. 
und  Moya  fand  nicht  bloss  mit 
Theologen,  sondern  auch  mit  eei- 
I  Beifnll.  1704  wurden  von  der 
X  praeci|)ui8  theologiae  mor.  tra- 
a.  J.,  }{pginae  Uariae  Annae  a 
rdix  ad  i]uaestiones  .  .  .  prioris 
iand  zuerst  1&70). 
uch  eine  Schrift  von  Jo.Caramuel 
nser,  seit  164S  Titularbinchof,  mü5 
lex.  Caramuel  wird  von  Alphons 
ichnet.  Kr  machte  namentlich  von 
Anwendung  (S.  316;  andere  »ei- 
.  1,  2n;i).  Seine  Theologia  moralis 
L,  erschien  l6J)t>  auch  zu  Kom, 
orrigirt;  man  wird  also  aus  per- 
erhole  der  1.  Aungabe  abgesehen 
staltet  haben,  Gegen  ihn  achrieb 
l'laceiilia,  (luaesliones  ttelectae 
cirinae  K.  l'.  Caramiielia  coiifutan- 
wurde  vertheidigt  von  seinem 
loiiioiis  in  Neapel  (lCi88  Bischof): 
nes  selectae  novitotis,  singulari- 
ippellatae  a  Lud.  Crespino  .  .  . 
uch,  welches  in  einem  Index-De- 
als Fr.  Verde  opus  inipressum 
I)  Index  gestanden  hat,    bis  Ben. 


602  StrciUotiriftci)  über  Moraltheologie. 

deo  Titel  vervollständigte.  —  Gegen 
leicht  auch  direct  gegen  Caramuel  spra< 
in  einem  Tractat  de  opinione  probal 
erschienenen  Jus  canonicnm  ans.  Dai 
gema  pro  antiquisBima  et  universalisi 
contra  singnlarem  Fr.  Fagnani  opinal 
Dominicaner  Julius  Hercorns  schrieb  ' 
de  probab.  Fr.  Fagnani  adv.  Äpol.  Jo. 
In  demselben  Jahre  wurde  Caramnels 
deres  Beeret  (Alex.  No.  SO)  verb.,  an 
weil  er  Fagnani,  -  wahrscheinlich  da 
rnngen  der  Ffarrer  von  Ronen  nnd 
Jansenismus  beschuldigt  hatte  (Conci 
ihm  jetzt  auch  verboten  worden  sein, 
schreiben,  aussei  etwa  einen  Liber  reti 
1,  5),  eine  Angabe,  zu  der  freilich  die 
er  noch  1672Haplotes  de  restrictionibns 
und  1675  eine  neue  vermehrte  Ansgal 
scheinen  Hess  (Paquot  2,  175). 

Eine  Schrift  gegen  den  Probab 
renda,  Disputationis  de  conailio  minima 
dnobua  malia  juxta  opinionem  specifica 
licito  in  concnrsn  opiiiionis  specificanti 
cito  Pars  prima,  wurde  13.  Nov.  1662 
1663  aber,  nach  einem  Decrete  vom  2 
gegeben.  Wie  viel  corrigirt  worden, 
jedenfalls  der  Ausdruck,  der  Pobabilii 
(Hexaples  6,343).  Ausserdem  wurde 
verb.  (1658"!  Dello  scrupuloRo  c^nvintf 
religiosa  acadeinia  ...  da  M.  Paolo 
rentino. 

3.  Den  1656  zu  einem  Generak 
canem  wurde  niitgetheilt :  Alexander  VI 
so  viele  nene  Meinungen  in  der  Uor 
möchten  ihnen  entgegenwirken.  Der 
berichtet  •)  und  welcher  sieh  redlich  h 
Papstes  zu  entsprechen,  hat  wenig  Dai 
cenz  Baron,  geb.  1604  zu  Martres  in 
louee  in  den  Orden  eingetreten,  f  167 
adv.  laxiores  probaliilietas  pars  prior  u 
theol.  pars  altera,  beide  Par.  1685,  8. 
wurden  alsbald  von  den  Jesuiten,  die 
von  6uimenius  ärgerlich  waren,  denunc 
der  Bemühungen  Fagnani's  beschränkt! 
Veranstaltung  einer  nenen  Ausgabe  aul 
Diese  erschien  als  Tbeologiae  moralis 


de  opinioniim  ex    lege    de- 

defeusa  adv.  D.  Caramiielis 
nodos  in  Mercorum,  Theojdi. 
HÜ  tractatuB  quindeeim.  Ed. 2. 
m  jusau  a.  l'ontificis  recog- 

.  Pars  altera  contra  ticti 
'II.  aucta  ejusdem  S.  Ponti- 
668*.  —  Als  3.  Theil  war 
Dmae  vera  et  una  mens  de 
Lcatur  et  scliolae  tbomisticiie 
ilioRtjue  liiijus  aetatie  melioriR 

Tlieil:  r.ibri  quinque  apo- 
ia,  moribuB  ac  juribus  Or- 
i  Jibros  tres,  totidem  Petri 
nunoii,    Expostulatioiiee  Car- 

Äijolijgiae  libri,  Par.  16U7*). 
verb,,  der  3.  mit  d.  c,  die 
I  welebeiii  Baron  im  Praelo- 
;n  Prüfung  hätten  die  sechs 
ih  noniinlla  vt'rba  a  lenitate 
len,  was  auch  nur  einer  der- 

sechs  eeien  fünf  ihm  wohl- 
)iH,  —  ein  Boniinieaner?  — 
]ie  Ceiisuren  des  Somaskers 
n  ihm  überwBndt  worden,  — 

AuBzuge.)  Freilich  scheint 
itgetheilt  erhalten  und  die 
irobation  nach  Kom  gesandt 
,  Apol.  1,682,  Baron  habe 
:  geändert  und  werde  dafür, 
irgation    zufrieden    gewesen, 

li;72,  wurde  ein  Buch  des 
orafi  Fabri  ä.  J.  Tlieulogi 
Sonetatis,  Lugd.  167U,  und 
so  die  Ausgabe :  R.  P.  Hon. 
'ftttatibus  diversoruni  aucto- 
iiia  eetjuens  elenehus  dabit, 
diRcutiuntur.  In  duas  par- 
Ed.  altera,  [irima  in  Ger- 
c.  7O0  +  t)50  S.  Fol.,  dem 
be  von  9  JoBuiten,  die  Köl- 
tftt  zu  Mainz  approbirt.  — 
i'ranzoee  (er  hiess  eigen t lieb 
isophie  und  Jlalhemiitik  in 
itiar  in  der  St.  Peters-Kircbc, 
InqniBition.  In  einein  Briefe 
om  19.  Miirz  1071  {I.ettere 
er  eich   fUr  dessen  Verwen- 


504  Streitschriften  über  Hon 

dung.  in  Folge  deren  er  in  priatinum  sl 
die»  liberalioriR  carceris  et  5  panlo  Rtri 
sein  Buch,  fügt  er  bei,  sei  noch  nicht 
Heterodoxen,  die  er  seit  Jahren  heh&mp 
fehl  der  Päpste  eelbet  einige  Schriften 
würden,  wenn  sein  Bnoh  verdammt  wei 
handelte  es  sich  nicht  um  die  schon  166 
im  Copernicanischen  Sinne  geochriebenei 
de  motn  terrae  dieputatur  (Keusch,  Gali 
1670  erschienenen  und  1672  verboten! 
Vorrede  zu  diesem  sagt  Fabri:  er  habe 
ben,  wohin  er  von  Rom  zur  Wiederhe: 
gesandt  worden*);  er  wolle  die  Angri 
Fagnani,  Ant.  Marinarius,  Aug.  de  Änj 
Magoi  widerlegen  und  einige  npologetif 
beifügen;  da  der  König  von  Frankreich 
ten  gegen  die  JanBeniaten  zu  veröffent 
Formular  unterschrieben,  Janfienisten  zu 
niutiBche  Controverse  ganz  bei  Seite  g 
Martin  de  Esparza  gegen  Sinnich  und  i 
rock  habe  er  aber  aufgenommen,  weil  S 
Franzosen  Beien,  sich  auf  sie  das  könig 
ziehe;  er  gebe  sein  Buch  nicht  im  Auft 
dem  lediglich  in  seinem  eigenen  Namen 
den  ausdrücklich  als  von  Fabri  selbe 
Schriften  die  er  unter  dem  Namen  Carter 
geben,  sind  wieder  abgedruckt.  Von  and 
der  1-,  theils  in  der  2.  Auflage  u.  a. 
von  Sanmarco,  eine  Abhandlung  von  H 
gegen  Chr.  Lnpus  und  Farvacqnes  und 
qnaestiones  von  Moya. 

Gleichzeitig  mit  dem  2.  Theile  de 
darin  wieder  abgedruckte  pseudonymc  S' 
Justa  expostulatio  de  P.  M.  Xantes  Mat 
thecae  interpretum  ad  nniversam  sumi 
Aquinatis,  Venetiis  editae  1660  et  per  an 
Ludovico  Carterio  Vocontio,  S.  Th.  e 
contiorum     ».    n.    (1662?).      Von    der    1 


1)  Fabri  galt  übrigens  auch  aln  Cartes 
(Michaud  3,  218).  I^ibniz  schreibt  über  il 
(Bommel  1.  278):  er  habe  mit  ihm  über 
correspondirt,  Bchät^e  ihn  und  zähle  ihn  zi 
bei:  Je  m'etoune  qu'un  auBxi  hsbile  homme 
morale  ridicule  de  In  probabilitc  ot  ces  s 
l'ancienne  egline  et  meme  rejetees  par  lea  p 

2)  Der  Ordensgeneral  Oliva  sagt  in  ein 
Briefe  vom  3.  Febr.  1669;  er  habe  geh lirt.  d; 
wolle;  er  solle  vorsichtig  nein. 


Curteriu».  ÖCJ5 

I,  hatte  iVw  hidex-Congr.  Kchon 
,  non  perniittitiir  nisi  e\|>tinctii 
[lovatores.  Auf  diese  beKieht 
MarialeB  habe  die  GesrllBchaft 
cliniiiht'),  den  Frieden  zwischen 

n.  B.  w.  Anf  dem  Titel  de« 
nm  fuit  B.  11)38,  noium  vero, 
tvptifrraphi  accidenlarios  casus 
(e  Jti6ü  (Quetif  2,  600).  Fabri, 
ngabe  nnd  sagt,  die  1643  er- 
werde  in  dem  Buche  erwähnt; 
:Hen,  aber  später  noch  einipcB 
txpOHtulatio  des  Carterius  sagt 
den  Verfasser  derselben;  aber 
»ntiquae  necessitudinis  %'inculu 
jn  ihm,  aber  da  er  sie  pseudo- 

nnch  mehr  gehen  als  in  den 
n  Theilen  des  Apologeticus.  Er 
art,  sie  schrieben  nicht  gegen 
irt    und    seine  Verdammimg  ku 

gehört  habe,  die  Dominicaner 
:n  Einfliiss  dahin  gebracht,  dass 
it    mehr    zu    erwarten    sei,     so 

die  Widerlefjung  übernehmen. 
lie  vier  insaiiae  molis  volumina 
en  verdammt  worden;  die  Ito- 
in  des  Verbotes  verzögert,  dann 

bewirkt,  dass  die  Sache  noch- 
worden sei,  wo  sie  kein  Ende 
Verbot  erfolgte  20.  Juni  1662, 
1  von  4  FoliobHnden  nicht  auf- 
18  muHB  also  vor  jenem  Termin 
flnsfl    der    Dominicaner    spricht 

seine  Ordensgenossen  Raynand 
I  Leute  haben  die  Index  Gongr. 
n  wenige  IJucher  von  den  Eue- 
;her,  namentlich  von  .Tesniten, 
verboten ,  nnd  wenn  die  ersten 
it  sie  der  Secretär  anderen,  bis 
li  oder  utibilJig  genug  ist,  das 
)    oder  Verdachtsgründe    willen 

if  den  Titeln  seiner  Bücher  ge- 
(auch    sein  unter  dem   Namen 


die  Coutroversia  s( 
Sil)  dnctrinam  acri 
ebmen  wollen;  S. 


606  StreiUohrillen  über  Morallheol 

Btnbrock  ergcbieiiBaBa  Buch)  auch  die  Jesniti 
bnrini,  Chiavetta,  Bomtrtes,  Siderens,  Poza 
schien:  Germana  doctrina  K.  P.  Tb,  Tambni 
fellenn  impiignationea  Vinc.  Baronii  adv.  illai 
K.  D.  Don  Lacii  Sanmarco  aacerdotiB,  Faler 
Praef.  zu  Para  altera  sagt  Baron:  Tamburin 
Venedig  nen  drucken  laaaen  wollen,  Card.  ] 
aber  in  einem  Schreiben  an  den  dortigen  Inq 
Buch  iat  nicht  in  den  Indes  gesetzt  und  wied 
Schriften  gedruckt  worden  (Harter  2,236). — 
von  Baron  stehen  nicht  im  Index:  Kesponaio 
denaa  S.  J.  [Hurter  2,231],  1672,  und  Ethlo 
1673,  gegen  Eatrix,  Eaparza,  Terillaa,  Sani 
Clemens  X.  (1670—76)  wurde  nur  noch  167 
Volpi  Resolntionea  moralee  quotidianae  ntr 
der  Verfaaaer  war  nach  Toppi  erst  Juriat, 
Weltgeiatlicber,  nnd  aein  Buch  Clemens  X.  g 

3.  Im  J.  1870  gab  der  spanische  Jesai 
(f  1678)  unter  dem  Titel  De  recta  doctrina  i 
vermehrt  Col.  1684,  Fol.)  ein  Werk  gegen  d 
ana,  aber  ohne  Vorwissen  seiner  Oberen  um 
menen  Namen  Antonius  Cellndei.  Dagegen  k 
moram  von  dem  engliBoben  Jesuiten  zn  Dou 
(Bonvill),  die  nach  aeinem  Tode  (1676)  vor 
vier  anderen  JcHuiten  zu  Lüttich  1677  in  Fol 
(Hurter  2,  239.  Mich.  a.  8.  Jos.  4,  322).  Eli 
1669  an  Card.  Bona  (Epist.,  Lncca  1769,  I 
nera)  habe  ihn  wegen  seiner  Lehre  über  den 
sobwersten  Strafen  bedroht;  aein  demnächst  o 
scheinendes  Buch  werde  ohne  Zweifel  angekh 
warde  aber  erst  1603  von  den  Gegnern  des 
nieeben  nnd  der  römischen  Inquisition  denunci 
Amanld  meint,  die  Inquisition  solle  vielmehr 
verbieten,  in  welchem  schreckliche  Grnnds&ti 
Es  wurde  weder  das  eine  noch  das  andere  B 

Im  J.  1673  schickte  Thyrsus  Gonzalt 
Professor  zn  Salamanca,  sein  antiprobabilistisc] 
logiae  moralis  zur  Approbation  an  den  Orden 
beauftragte  fünf  Patres,  einen  Spanier  (Espar: 
einen  Italiener,  einen  Franzosen  nnd  einen  6e 
des  ManuBcriptes;  sie  erklärten,  dasselbe  dilri 
den.  Sie  sagen  in  ihrem  am  18.  Juni  167' 
dicinm  u.  a.:  Endlich,  wer  kann  es  ertragen. 
eines  Jesuiten  Leuten,  die  aich  um  die  Geselle 
gemacht  und  .Anhänger  der  nenen  Lehre  (, 
FngnanuH,  Sinnich,  Mercorna,  Merenda  u.  a. 
spendet  wird?  .  .  .  Aus  diesen  und  anderei 
rathsam,  dass  dieses  Buch  veröffentlicht  werd 
Gegner  sagen ,    den  Jesniten    seien    endlich    d 


KUB  Guii/.aluK.  507 

;ugt  allmälilith  au«  ihrem  Irr- 
;h  Gonxatez'  Bitte  um  die  Er- 
iid  «einer  Tbeologia  scliolaBtica 
Nachdem  Iniioceri  XI.  1679 
ätze  erlassen,  erfuhr  er  durch 
und  liesR  sich  eine  Abschrift 
Theologen,  denen  er  denselben 
esB  er  Gonzalez  durch  den  Kun- 
len.  In  dem  Protoeolle  einer 
0.  Juni  1Ü80  (Patuzzi  2,  256) 
Brief  des  P.  Gonzalez  berichtet 
ihm  sagen,  der  Papüt  wünsche, 
id  schriftlich  opinionem  magis 
lung  bekämpfe,  man  dürfe  auch 
Dem  General  der  Jesuiten  ist 
eben,  nicht  nur  den  Patres  der 
io  magia  probabilis  zu  schreiben 
dürfe  bei  dem  Zusammentreffen 
t  einer  probabelern  der  erslern 
versitäten  der  Gesellschaft  zu 
rleiliirkeit,  dass  jeder  in  diesem 
Deigetiigt:  am  8.  Juli  sei  dieses 
r  habe  versprochen,  zu  gehor- 
■giiiiger  hätten  das  nie  verboten 

■etzt  noch  nicht  heratis,  schrieb 
:,  er  müsse  sie  umarbeiten  und 
Werk  De  regula  morum  (von 
m  Gonz.  nach  Korn  zu  der  Ge- 
rn Tode  des  Generals  Oliva  ge- 
rn Wunsch  zn  erkennen,  Gonz, 
werden,  und  dieses  geschah  6. 
I  ausgesprochenen  Wunsche  des 
leralcongregation  auch  eine  Er- 
ve rg  es  (ihr  i  eben  war,  unter  ihre 
pn    General    aber   ermahnte  der 


Alfaro  luua  verfüsate  Ceiisura  oen- 
.1  gciieralil'us  ahgcdr.  bei  Conciua, 
ium  sei  vun  l'läpiirzB  verfasst,  die 
chrieben.     —     Bei  Concina  2,  300 

(ionxaleK  verfasnle  Brevis  narraf.io 
.  Suo.  J-,  percgit  jam  iiide  usque 
reputaretur  «ententia  propria  Euae 
den,  wo  nicht  eine  andere  Quelle 
T  Letterc  di  Kuaebio  Eraniste  (Fa- 
2,184:  6,22.  213)  benutzt  worden. 

Lcttere  inedito  di  Paolo  Scgncri 
iitografi,  Kir.  1857. 


508  StreitBchriftcn  über  Moral theoloc"" 

PapHt,  die  (loctrina  majoris  probabjlitatis,  in  qi 
pendet,  in  den  Schulen  der  Jesuiten  zu  fordern 
dieeer  Kichtaug  im  Römiachen  Colleg  anzuetell« 
Spanier  Joseph  Alfaro, 

Erst  unter  Innocenz  XII.  (1691 — 1700)  e 
eine  Schrift  gegen  den  ProbabiliRmue  zu  veröffen 
nagt,  auch  darum,  um  zu  zeigen,  dass  das  18. 
i;ongre);ation  ernst  gemeint  und  daas  der  Pn 
Iißhre  aller  Jesuiten  sei.  Die  Schrift  wurde  t 
druckt.  Als  die  fünf  AsBistenten  davon  hörte 
Oeneral  auf,  die  Schrift  nicht  zu  veröffentlii 
einigem  Widerstreben  nach,  da  er  Hirchten  tnns 
Seite  angegriffen  zu  werden,  weil  er  die  Sc) 
auswärts  hatte  drucken  lassen,  —  selbst  Back 
plar  dieser  Schrift,  —  behielt  sich  aber  vor,  eil 
zu  veröffentlichen  ^).  Die  Assistenten  baten 
öffentlichnng  des  Ruches  zu  verbieten;  dieser 
auffordern,  die  Sache  bis  zu  der  im  Nov.  16£ 
gregation  der  Procuratoren  zu  verschieben,  die 
den  haben  werde,  ob  eine  Generalcongregatior 
diese  wurde  von  der  Römischen  Provinz  u.  a. 
entschiedenste  Gegner  des  Generals,  —  der 
Einäuse  bei  dem  Papste  gegen  ihn  benutzte,  - 
anderen  Provinzen  sandten  meist  Procuratoren, 
einer  Generalcongregation  und  Gegner  des  ( 
Congregation  der  Procuratoren  beschloss  mit 
Berufung  einer  Generakongregation,  die  dam 
dftH  Buch  zu  veröfTentlichen  sei,  entscheiden  » 
protestirte,  und  so  kam  die  Sache  an  den  Pa 
1694  den  üardinälen  Marescotti,  Carpegna,  E 
Albani  (später  Clemens  XI,)  überwiea.  ^Am  "i 
Noris  an  Magliabechi  (p.  166);  „Uer  grosse 
General  Thyrsus  und  der  Partei  der  Gegner  d 


1}  Segneri  p.  260  crwShnt,  dasB  Gonz.  von  Ol 
nicht  erhalten,  und  fahrt  dann  fort:  Ora  e«sendo 
la  palls  al  baixo  (hat  i>t  dieee  günstige  Situation 
Btamparc  furtivamcnte,  —  ohne  Befragung  diT  Aai 
Buch  von  Jesuiten  approbiren  7.u  laaeen.  Nach  p.  2 
della  Vittoria  ed  uno  di  San  B>;rnardo  apprnbirl, 
gibt,  sie  hätten  aiuh  darüber  gewundnrt,  da«a  der 
Respect  von  aeinem  eigenen  Orden  rede,  und  v 
fatto  aquarci  grandiaaimi  al  libro).  P.  299  sagt  er:  d 
Buches  würden  mehr  Unheil  angerichtet  haben  als  < 
ganzen  Morale  pratique  und  anderen  derartigen  Bü 
die  der  General  statt  der  furlivanientc  gedruckte) 
schreibt  er  p.  287  (im  August  1693),  sei  nicht  eo 
ihr  sei  viel  zu  vorhesaern. 

2)  Eb  ist  Paolo  Segneri  der  ältere,    t   169*, 
Unterscheidung  von  seinem  gleichnamigen  Neffen,  ' 


:alez.  509 

ter  Segneri  war,  ist  zu  Ende, 
■liiiiäle  bestliloseen:  non  vna- 
iocuratornm  provincialiuin,  et 
lern.  Card.  Panciatici  legte  den 
Papste  vor;  er  bestätigte  ilui 
intur.  So  ist  also  P.  Tliyrxus 
CS  i'.  SegiiiTi  für  weniger  pro- 
6  sagt:  Albani  und  Panciatici 
dinäle  der  Majorität  seien  Cre- 
Bm  spaniHclien  und  österreichi- 
!gire).  Uleiebzeitig  wies  der 
.  S.  Palatii  Ferrari  zur  Appro- 
en  die  Assistenten  noeh  einmal 
;n  schliesslich,  das  Buch  solle 
e Suiten  erscheinen,  der  sagen 
1  von  Gcinz.  zu  Kalamanca  ge- 
■  Das  Buch  erschien  zu  Heim 
694  und  bald  darauf  an  ver- 
undamentum  tlieologiae  moralia, 
opiniunum  probabilium  .... 
Prof.  SulnianticeDHJ,  nunc  Prae- 

gebe  das  Buch  nicht  als  Ge- 
lege des  Ordens  heraus.  Card. 
:heinen  desselben  an  Mabillon 
von  allen  sehnsüchtig  erwartet 
istruin  iltud  probabiliHuii  placet 
|uain  menti.  Au  den  König  von 
iian  beabsichtige  auf  der  (iene- 
er  der    würdigste    General  sei, 

Franz  Burja  gehabt,   der  aber 

^zeichnet  werde,    wie   ja    viele 

viele    ihrer    laxen  Moralsätze 

net  hätten  (Patuzzi  p.  LXXXII). 

Generals  zu  seinen  Assistenten 
usebius  Truchsess  {H.  2itü),  — 
Papst  (Patuji/ip.XClII),  worin 
rsUN  Gonz.  quält  {laeessit)  seit 
;llHchaft  aus  AnlaKS  (praetextu) 
'robabilismus  gcKclirieben  und 
I    liat.  ...     Er  verbreitet  un- 

l'umoBus  et  incredibiliter  ma- 
in  weldien  er  die  falsitates  et 
s  nicht  nur  wiederholt,  sondern 
Hsistenten  sehwer  kränkt.  .  .  . 
terkeit  und  die  conatua  des  P. 
lere  Verbreitung  solcher  scrip- 
3gen  die  Jesuiten  siud,  zu  ver- 


610  Streitschriften  über  ' 

bieten,  3.  ihm  zd  befehlen,  da«  in  re 
beit  and  gegen  den  guten  Rnf   der 

In  seinen  letzten  Lebensjahren 
—  Clemena  XI.  eine  Bittschrift  übei 
1697  unter  dem  Namen  des  Franc. 
nen,  aber  von  einem  bereits  yerstorl 
lydiuB  recentioriB  antiprobabilismi  w 
diesentieote  societate  iiniverea  hera 
werde  man  den  ProbabilismuB  wieder 
Man  kcinne  nicht  beiden  TheiLen  Sc) 
Inquisitionadecret  von  1680  und  viel 
Bchriebene  Briefe  der  Cardinale  Cybi 
Jesuiten  nach  der  Ansiebt  des  h. 
kämpfen  dflrften  und  dass  sich  dei 
entgegengesetzten  Ansicht  hingeneigt, 
der  Jesuiten  befehlen,  dafür  za  sorgi 
gelehrt  werde  contra  eos  sensus,  in 
est.  Clemens  XI.  .  erklärte:  es  w 
wenn  die  Oberen  den  Jesuiten  verbi 
gestattet  nach  der  opinio  minus  probi 
vorzutragen  und  zd  vertheidigen ,  c 
Sit,  ita  expedire  ad  incoiumitÄtem 
Ben.  (nicht  in  den  früheren  Indioes) 
Orisis  de  probabilitate  ex  aoademi 
monasterio  S.  Catharinae  Genuae. 
eine  zu  Genua  1694,  12.,  erschienen 
dem  Benedictiner  Bernardinp  Bissi  vei 
unter  dem  Namen  Nie.  Maria  Monsa 

4.  Von  dem  Carmeliter  Caaeii 
hiesB  in  »aeculo  Giambatt.  Pallavicir 
lati  p.  1022  als  ein  sehr  frommer 
mit  d.  0,  verb.  Centnin  historiamra 
in  ntroque   foro,    seu  decieionen   the 


1)  Segneri  achreibt  im  April  1693 
die  Schriften  (scritture),  weiche  der  Pat 
gehen  lassen"  (p.  2Sb);  im  Herbst  1<J93; 
Schriften  t\i  Gunsten  seiner  Person  ausg 
dass  sie  gesandt  wurden  (p.  ^93;  es 
Spanien  und  dgl.  gemeint  sein);  die  Cc 
nicht  mehr  die  Hauptsache  (p.  287).  Mi 
erscheinen  soll,  als  dass  der  Guneral  he 
wahren  Gestalt  zu  erkennen  gegeben  bat. 
nicht  die  Rede.  Fis  liefet  uns  wenig  dai 
nnr  in  der  rechten  Weise  regiert.  Das 
Oberen  Frä  Diax,  Card.  Aguirre,  die 
trateii]  und  weuiger  bedeutende  vo[i  de: 

'2)  Eine  interessante  Denkschrift  i 
bilismns  in  Spanien,  die  der  Jesuit  lg 
Übersandte,  ist  abgedr.  bei  Patuzzi  6,  4! 


in.     B.  CiafToni  u.  a.  611 

vorkommen!),  „  dann  1686: 
ie  alphabetiro  digesta,  Veii. 
»b  Älei.  VII.  et  Innoc.  XI.). 
i  verb,;  Jo.  ab  Ulmo  Reso- 
icite  permitti  posse  meretrices, 

iion    posBunt,    Catania    1673, 

J.,  Censor  der  apan.  Inquiüi- 
controversÜR  moralibuR,  Lugd. 
dingt  verb.');  —  JoB.HoKsel 
,  praxis  deponendi  conscien- 
fleichzeitig  wurde  verb.  I.aiir. 
im.  tuiiii  2,  Lugd.  1C41  (der 
ir  schon  1639    zu    Alcala  ge- 

span.  Index  wird  verordnet, 
ii  anderen  Autoren  die  aus 
len.  —  RespnBHta  del  Sere- 
idias    k  una    earta    del  Iluntr. 

Obinpo  auxitiar  del  titulo  de 
,  wird  gpgen  Barrienton'  Ex- 
erichtet  sein  (liuetif  2,  740). 
m  zunächst  in  den  Index:  Ri- 
tita uni versa.  Editio  pOHthuma, 
.  184)  und  in  den  älteren  In- 

2.  onbedingt  verb.,  eeit  Ben. 
»er,  R.  Archdeacon  an«  Kü- 
ntwerpen,  t  1693.  Sein  Buch 
i  ist  auch  nach  1700  wieder- 
ch  dem  Verbote  ersehienenen 
ches  geändert,  namentlich  im 
iccatum  phitosophicum  wegge- 
:.-L.  1,  1252  richtig  ist:  die 
;ten  Correcturcn,"  ao  miUsen 
thura  enthalten:  die  älteren 
ngen  und  gestatten  also  keine 
!ren  bezeichnen  alle  Ausgaben 

Heraiido.  die  späteren  auszu- 

padri  contra  quei,  che  nelje 
!a  etima.  Opera  postuma  del 
upidio    Min.    Conv.    ["I-  16H4], 


)  veste  virili  mcntiri  scxum,  ut 
Bnum.  donec  edat  partum  con- 
iore  ejuxdpm  conventun.  54.  An 
nis  ob  atl'eetlvaiii  erga  üIbs  re- 
t  unam  iingelicam  «alutationem, 
loniiiÜB  fornicnria  aequirat  sibi 
catiouum.  A.  E.  16B3.  2m. 
Elucidatin,   Madrid  1651,   Lyon 


Itl2  Streittohrifteu  Ober  Hor  ' 


molto  necsBsaria  per  uu'  infallibile  regi 
fuBfl  frä  le  ambiguiti  de'  moderni  pro 
riuu  a.  &.',  l&O  S.  16.;  gegen  Caramuel, 
Buflembauin  u.  a.),  —  und  La  scimia  c 
ciuolo  intit. :  Apologia  .  .  .  convmta  ( 
Gratz(?)  1698,  171  S.  12-,  beide  von 
Verfasser  dea  zweiten  SchriftcbeoB,  ^ 
.Affen  Paeoals"  verhöhnt,  ist  der  Jeeu 
hat  daaeelbe  1760  trolz  dea  Verbotes 
il'apologie  dei  Gesniti  wieder  abdrucke' 
Die  Eisposla  all'  autore  dell'  Apologia  . 
ttabriel  Gnaldo),  Salzb.  1701,  2  vol. 
nicht  verb. 

Einen  ei gentfaU milch eo  Gegensatz 
böte  der  Schrift  von  Ciaffoni  und  der 
ein  Bach  des  Römiscben  Jesoiten  Baltbi 
verb.  worde,  wohl  aber  zwei  Gegensoh 
anonym:  Clericua  flomanus  contra  nim 
libro,  qaorum  uno  veteris  eccleslae  se 
eccl.  benignitatem  a  rigidiorum  quorund 
dicat,  Rom  1705,  wiederholt  unter  ee 
Aogeb.  1796*).  Opstraete  anonyme  G 
clericum  Komanum  muniens  .  .  .  ipsami^ 
et  orbi  dcDunciaus,  Lüttich  1706,  4 
nicht  verb.,  wohl  aber  Francolinus  cle 
rie  in  admiaistrando  poenitentiae  sacri 
commentitiae  rigoriataruin  aectae  üctitit 
et  recentem  calumniariim  imijugiiatur,  obi 
moralibns  exagitatus,  Delft  (?)  1706,  225 
Anton  Bordon  aus  Marseille,  der  seit 
(tiu^tif  2,  80  1),  von  der  inq.  verb.  1707, 
teologico-niorali  scritte  da  un  dottore 
Veneaiano,  Avignon  (Neapel)  17U9,  38 
Biagio  Maiüli  de  Avetabile  zu  Neapel 
verb.  1714;  der  1.  Brief  ist  ein  Aui 
Opstraet  und  Bordon  und  aus  einer  ! 
Jeauiten  Blasiua  Viaoonli,  Syuthesis  a 
Neapel  1708,  worin  gegen  Kraneolinua 
ist  eine  Vertheidiguug  Ciaffoni's  (Magu 
Francohni  kommen  u.  a.  folgende  Dil 
die  Moral  der  .lanaenisten ;  hujus  tria 
plurimum,  pontiüces  aestimare  parvi, 
(p.  XIX).  Von  den  Schriften  der  leti 
von  wem  sie  sind ;  von  den  Schriften  d 
unecht  oder  zweifelhaft  oder  von  der 
corrnmpirt;  jene  sind  klarer  und  bedü 
mentare  wie  diese.  Die  neueren  Sehr 
surae  und  nach  einer  vorherigen  Cem 
zahlloser  Ketzereien  geschrieben;  darun 


liVancolinuB.  613 

nen  aU  die  alten,  deren  Schriften 
pflegt,  obschon  sie  vielen  Zwei- 
•"alfichea  (iijimlich  Untersehobe- 
ren  enthalten  eruditionem  longe 
Ktjiie  usibus  luagifl  accommoda- 
ereit  continent,  et  eani,  quam 
it  antiquos  doctoreH  per  decem 
nerifl  quHeHlionibuB  reKpondent, 
lijui  (p.  252).  Sich  immer  auf 
en  AuguBlimiB  berufen,  sapit 
Wenn  die  Kireheni-äter  von 
itweder  nicht,  ob  etwas  erlaubt 
tena  nicht,  oh  etwas  an  sich 
1  VerhällniaKen    unerlaubt    sei; 

sie  auch  keine  Unterschiede, 
as  nnd  sieben  gegen  diejenigen 
erkennen  kann,  ob  dieses  an 
dsiinde    oder  nur  eine  lüeeliche 

BuKspraxis  werden  allerdings 
Aber  wir  hoffen,  dass  sie  bald 
jetzt  mehr  Priester,  die  für  sie 
'Cwinnen  jetzt  so  viele  Ablässe 
Ipste  zu  dem  Zwecke  effusius 
iläublgen  zum  Sacramente  der 
hwere  Bussen  auferlegt  werden, 
n  Si:hatze    der  Kirche    Genug- 

.  noch  in  den  Index :  Risposte 
i,  seit  Ben,  unter  Franc.  Maria 
%'iam  moralem  .  .  .  aulh.  Jo. 
07,  616  S.  4.,  beide  von  dei- 
Prattica  del  confessionario  e 
iiate  da  Tnn.  XI.  e  AlesH.  VII. 
al.  dai  F.  Fr.  Pietro  Franc. 
.  verb.  1710  und  1712.  Erst 
1  beigefügt:  Giae.  di  Coreglia 
));  sein  Bnrh  ist  in  Spanien 
ch  dem  Verbote  ist  eine  Intein. 
isi-aiiüs  erschienen:  Praxis  con- 
9,  1203).  —  Tractatiis  proba- 
iposilus,  nuet.  Nie.  Pegulelo, 
lern  Tliealiner  (-labriel  Gualdo, 
iii.lo  Bellagra  (S.  .512}  und  An- 
kppar.  2.  ;-(27,  sagt;  das  Ver- 
;her    weide    von   den    Probabi- 


Appar.  2,339,  und  Bischof 


514  Streitigkeiten  über  UoFkltkaok 

listen  nicht  besolitet,  and  führt  aus  den  Jüiecel 
S,  487  die  Aeuaaernng  an,  das  Buch  von  Gi 
dottore  della  probabllitii  genannt,  —  sei  nicht 
eeioe  Lehre  falsch  sei,  sondern  weil  die  Znsan 
probabeler  Meinungen  die  Sittlichkeit  gerährd< 

Dazu  kamen  noch  unter  Benedict  XIII.  (1' 
conscientiae  dubiae,  theologico-morali  ratiocini 
J.  gymnaeio  Tridenti  praea.  Lud.  Simonzin 
pntationi  propositum  .  .  .  1718,  verb.  1727, 
neusis  (S.  J.  f  1725)  Theologia  speculativa  e 
3  Fol.,  verb.  1728—29.  Das  Buch  wurde  1 
wegen  der  horriblee  relächementB  dennncirt 
4,  637).  Uich.  a  8.  Job.  3,  113  eagt:  die  Bämi 
darin  mehr  als  140  Sätze  beanstandet;  in  B 
doctorum  judicia;  das  Buch  wurde  wenigste: 
diesem  Paragraphen  erwähnten,  in  Spanien  i 
aber  auch  in  Venedig  1748  und  1760  wieder 

Eine  Controverse  zwischen  italienischen 
berühmten  Dominicaner,  Äug.  Franc.  Orsi,  de 
1T&9  Cardinal  wurde,  f  1761,  hat  keine  Spu 
lassen.  Der  Jesuit  Carl  Ambr.  Cattaneo,  f  1 
Lezioni  sacre  gesagt,  die  Bestrictio  mentalis 
erlaubt.  Dagegen  schrieb  Orsi  Dissertazione 
contra  l'nso  materiale  delle  parole,  Rom  1721 
widmet),  und  gegen  die  Allegaiione  in  difesa 
1728,  La  oansa  della  vertt^  sostenuta  contro 
del  P.  Cattaneo,  Florenz  1729,  86  S.  4.  Aue 
Saocheri,  Richelmi,  Rota  betheiligten  sich  mi 
an  dem  Streite'). 

Der  Bisehof  0-ay  S^ves  de  Rocheohoua 
1703  die  Synopsis  theologiae  praotioae  des  J 
(Taverne),  Douay  1698  n.  o.,  und  eine  neue  ; 
druckte  Ausgabe  der  Xoralwerke  des  Jesuiten 
und  censnrirte  speciell  von  e rater m  13,  voi 
Selbst  Avr.  4,  226.  237  findet  wenigstens  das 
aus  gerechtfertigt,  da  man  in  der  neuen  Aus 
von  luDDcenz  XI.  verdammten  Sätze  geatricl: 
schrieb  aber  gegen  den  Bischof  Yindioiae  Gob 
2,  226).  Im  Index  stehen  Taberna  und  Gobat 
en  forme  de  dissertation  aur  la  com^die  von  < 
welche  der  Verfasser  auf  Verlangen  dea  Erzb 


1)  Der  vollständige  (lange)  Titel  des  Buchet 
1,  270.  Vezzosi  1,  425.  Gualdo  Bchrieb  auf  Bapti 
esistentiura.  Diisert.  medico-theol.,  zuerst  anonyi 
dann  unter  seinem  Namen   1712  und   3.  Ed.,  Ten. 

2)  Backer  2,  109.  Hurter  2,  1376.  Fsbroni 
und  anafSbrlich  BibliothSqne  italienue,  vol.  8 — 12. 


lil  sie  BoBsnet  ver- 

ie  zu  schreiben!), 
le  Schrift  drucken, 
loralen  varias  des 
705,  6  Pol..  denun- 
elloRa  Clemens  H„ 
Concinit,  Appuratus 
Römischen  Indes. 


in  1654-1690. 

en  Hälfte  Öes  17. 

dcD  Jesuiten  nnd 
5ti  Theologen  der 
gen  Ordens-  und 
i  es  sich  weniger 
ral-  nmt  Pastoral- 
ineiits  u.  a.),  nach 
Dass  in  dieBer 
e  in  den  Nieder- 
I  umfangreicheren 
ins  Giibiielis  aneh 

eine  Anzahl  von 
unterriclit,  —  in 
beide  Parteien  es 
ritten  der  Gegen- 

rsiliit  mit  Geneh- 
om,   um  die  Ver- 

zu  betreilfen  und 
Aiifeiudungen    der 

denn  auch  durch 
1(179  65  Siltze  in 
3j   mit  45  Sätzen 


518  Streitigkeiten  in  den  Niederlsnd 

geschehen  war  (S.  497).  Bezüglich  der 
ErkläruDg,  die  Lttwener  hielten  an  der 
Facultäten  von  Löwen  und  Douay  vom 
fUr  geattgend  erklärt.  —  Wie  in  den 
1666  werden  anch  in  dem  von  1679  diejen 
die  verdammten  Sätze  entnommen  wan 
Frage,  von  welchen  Autoren  die  Sätze 
von  Jesuiten  oder  nicht,  wurde  in  ei 
Schritten  erörtert,  von  denen  dann  mel 
—  Nach  der  Publication  des  Decretes 
sich  die  Inquisition  mit  der  Prüfung  ^ 
den  Gegnern  der  Löwener  als  in  ihren 
Schriften  enthalten  dennncirt  worden  wi 
ZI  dieser  Sätze  verdammt  wurden,  wurde 
fertig  geBteltt,  aber  erst  unter  seinem  Na 
mit  dem  Datum  Fer.  V.  7.  Dec.  1690  p 
dämmten  Sätze  sind  nicht  alle  Moralsät; 
auf  die  GnadeDlehre;  der  29.  bezeichn 
der  Superiorität  des  Papstes  Über  das 
von  seiner  Unfehlbarkeit  in  der  Entsc 
fragen  als  fntilis  et  toties  convulsa  ass 
dieses  Decret  bezUgliehe  Schriften  ward 

1.  Der  Erzbischof  BooDen  (S.  464) 
eine  Dnangenehme  Correspondenz  mit  Born. 
mit  den  Orden BgeiBtlichen  seiner  Siöceee, 
behaupteten,  eine  Äatorisation  zur  Absolut 
Keeervatfällen  nicht  zu  bedürfen  (S.  392' 
die  Praxis  ein,  von  allen  Welt-  nnd  Order 
die  Ermächtigong  zum  Beichthören  ertheil 
zu  verlangen,  dass  sie  17  laxe  Horalsäti 
Welt-  und  Ordensgeiatlichen  hatte  begutach 
anf  seine  Ye  ran  läse  ang  1653  auch  von  d 
Faeultät  censurirt  (Arg.  III  b  267),  — 
Sieben  Jesniten  verweigerte  er  die  Approl 
niss  ablegen  würden.  Die  Jesuiten  beschwe 
Erzbischof  wurde  18.  Apr.  1664  von  der 
wiesen,  den  sonst  geprüften  und  approbirten  , 
znm  Beichthüren  nicht  vorzuenthalten,  wenn 
Gründe  dafür  angebe;  sonst  werde  man  eini 
tigen,  sie  zq  prüfen  und  zu  antorisiren. 
nun  17.  Juli  1654  einen  ausfUbrlichen  '. 
III  b  267),  dem  er  die  17  Sfitze  beilegte,  i 


Streitigkeiten  in  den  Niederlanden  1654—90. 


617 


derselben  seien  früher  von  Jesuiten  bei  einem  Examen  vertheidigt 
worden,  namentlich  der  4.,  dass  man  bei  starkem  Concurse  nur  die 
halbe  Beichte  anzuhören  brauche.  Der  Erzbischof  wurde  unter  dem 
U.  Xov.  1654  für  seinen  Eifer  belobt  und  ihm  mitgetheilt,  die 
Sätze  seien  der  Inquisition  zur  Prüfung  übergeben  worden.  Eine 
weitere  Antwort  erfolgte  nicht.  Nach  dem  Tode  des  Erzbischofs 
(11655)  schickte  der  Bischof  Triest  von  Gent  1657  der  Löwener 
Facnltät  26  weitere  Sätze,  über  welche  diese  5.  Mai  1657  eine  mo- 
tivirte  Censur  gab.  (Die  Actenstticke  bei  Arg.  III  b  267.  283.) 
Einige  dieser  17  und  26  Sätze  finden  sich  unter  den  von  Alexan- 
der VII.  1665  verdammten. 

Die  Bulle  Alexanders  VII.  vom  J.  1656  fand  in  den  Nieder- 
landen keinen  offenen  Widerspruch.  Die  Löwener  Theologen  schrieben 
20.  März  1660  an  den  Papst,  sie  hielten  an  der  in  der  Censur  von 
1588  entwickelten  Lehre  fest  und  seien  bereit,  diese  ihm,  wie  früher 
Sixtus  y.,  zur  Entscheidung  vorzulegen.  Der  Papst  antwortete 
7.  Aug.  in  nichts  sagenden  Ausdrücken.  Gleichzeitig  (1660)  wurde 
in  Löwen  ein  Formular  eingeführt,  welches  auch  diejenigen  be- 
schworen konnten,  welche  zwischen  Jus  und  Factum  unterschieden: 
gich  schwöre,  dass  ich  die  5  durch  die  Bullen  Innocenz'  X.  und 
Alexanders  VII.  verdammten  Sätze  verdamme  und  diese  Bullen  ge- 
wissenhaft beobachten  will  (religiosam  observantiam  praestare).*' 
Man  behielt  dieses  Formular  auch  nach  der  Publication  der  Bulle 
von  1665  bei,  indem  man  annahm,  dass  das  in  dieser  enthaltene 
Formular  nur  für  Frankreich  vorgeschrieben  sei  (Arn.  1,  344.  Ra- 
nne 13,  294). 

Die  Facnltät  in  Douay  war  ganz  jesuitisch  geworden;  aber  in 
L)wen  gab  es  angesehene  Theologen,  welche  zwar  die  5  Sätze  ver- 
warfen, aber  die  Augustinische  Lehre,  wie  sie  Jaiisenius  entwickelt 
batte,  festhielten,  mit  Arnauld  und  seinen  Freunden  in  Verbindung 
«tanden  und  auch  deren  Ansichten  über  Moral,  die  Autorität  des 
Papstes  und  die  gallicanischen  Artikel,  Bibellesen  u.  s.  w.  theilten  ; 
sö  Gammarus  Huygens,  Jo.  Libertus  Hennebel,  Macarins  Haver- 
mans  (Prämonstratenser,  f  1680).  Seit  1683  war  der  Internuncins 
niit  Erfolg  bemüht,  die  Theologen  dieser  Richtung  von  der  (aus  8 
Mitgliedern  bestehenden)  engern  Facnltät  auszuschliessen.  In  dieser 
^ominirte  nach  1685  Martin  Steyaert,  nach  dem  Dict.  Jans.  1,  61 
Jrüher  erklärter  Jansenist,  nach  der  Verdammung  der  5  Sätze  ein 
vollkommener  Katholik,"  aber  auch  später  mitunter  von  den  Je- 
suiten als  verkappter  Jansenist  bezeichnet,  w'eil  er  in  Fragen  der 
Horal  nicht  mit  ihnen  übereinstimmte  (Arn.  3,  242.  575).  Seit  er 
1677—79  in  Rom  gewesen,  war  er  ein  entschiedener  Gegner  der 
gallicanischen  Ansichten. 

2.  Abgesehen  von  den  1667  verbotenen,  mir  nicht  bekannten 
Ma  quaedam  partim  gallice,  partim  lat.  edita,  quorum  tituli  sunt: 
l^eelogio  primo  et  praecipuo  doctrinae  angelici  doctoris  S.  Thomae 
Aq.  .  .  .  (Alex.  No.  91),  gab  den  ersten  Anlass  zum  Einschreiten 
(Jer  Index-Congr.  ein  verhältnissmässig  unbedeutender  Federstreit  in 


518  Streitigkeiteii  in  den  NiederUoden  16(i4— 90. 

Gent.  Von  dem  dortigen  Pfarrer  und  Cano 
cum  erschien  I6T2  loatractio  ad  tironem  t 
theologica  ooto  regnÜB  peretricta,  36  Ü.  12 
Witte,  der  später  eine  grössere  Rolle  spielte, 
probation  des  Erzpriesters  Gillemans.  Der 
Gebt  Terbut  das  ächriftchen,  weil  es  eeanda 
Sätze  enthalte,  nnd  der  Jesuit  Aegidins  Esti 
dagegen  Diatriba  theologica  de  sapientia  Dei 
nndaotio  ad  fidem  divinam  pervestigandani,  ci 
dam,  asBerta  potissimum  aactoritate  Rom.  Pu 
noxia  errori,  etiam  in  qaaestione  facti  valgo  di< 
4.  Es  folgten  noch  mehrere  Streit schriftei 
beron),  von  BasRnm :  Instmctio  ad  tironem  . 
sis  Jesoitae  Estiix  cavillis  vindicata  und  I 
Äeg.  Estris  in  Diatriba  theologica  oppoDJ 
theol-,  Gent  1672,  61  8.  12.,  von  Estris: 
poatificibufi,  generalibua  concilns  et  ecciesia 
BuBCum  Inatmctionem  ad  tJr.  tbeol.  et  ejued 
sionem  et  vindiciaa,  Äntw,  1672,  94  S.  4.,  un 
doctrinae  theologorum  de  fide  imperfecta  qm 
num  nnper  asserta  Diatriba  theologica,  Anti 
Schriften  vnrden  auch  nach  Roiii  geschickt. 
Gillemans  ia  Correapondenz  stand,  schrieb 
{Epp.  sei.  ed.  Sala,  No.  250);  seine  acht  Re 
standen,  orthodox;  aber  in  der  Erläuterung 
er  selbst  anerkenne,  einige  Dinge  vor,  an  den< 
könne;  es  sei  doch  zu  scharf,  wenn  er  sage, 
theidigten  viele  ketzerische  Sätze,  und  wenn 
darüber  tadle,  dass  sie  dem  Beschlüsse  über 
dition  in  der  4.  Sitzung  nicht  eine  Aufzählui 
gefügt  hätten;  auch  lege  er  dem  Baaeler  Co 
hei.  Bona  verspricht  aber  schliesslich,  er 
Buecnm  zu  vertheidigen.  —  Schlieaslich  kam 
triba  und  die  Dilncidatio  von  Estris,  dann  seini 
Schriften  von  Buscum  in  den  Indes.  Dass 
liatischen  Schriften  von  Eatrix  verboten  ward 
338  seinen  Grund  hauiitaüchlich  darin,  dass 
Satz  vertheidigt:  die  Übernatürliche  und  zum 
benazuatimmung  könne  mit  einer  nur  proba 
Offenbarung,  ja  auch  mit  der  Befürchtung,  di 
offenbart  habe,  bestehen,  —  ein  Satz  der  i 
2.  März  1679  unter  tnnocenz  XI.  verdamc 
Estrix  hat  noch  eine  Reihe  von  Schriften 
anonym  oder  pseudonym,  wie  einer  seiner 
Bomani  fulminis,  quo  jam  saepius  tactus  fui 
er  mehrere  Broschüren  und  Dennnciationen  gc 
logen  unter  dem  Namen  Franc.  Simonis  (Ai 
steht  von  ihm  noch  eine  unter  dem  Namen  \ 


Belgien,  ging   1687  nacb 

ü  remittendi  et  retinendi 
a.  T.  D.  in  Academia 
iCoUegiumHadrianiVI.; 
reBoiiloHsen,  1687  wieder 
■'iedeie  int  ritt  verhindert; 
zum  ErzbiBchof  gewählt, 
1  I'ociren,  Predigen  «nd 
vertritt  die  in  Amanlds 
.Ratze    über    Anfecbiebeo 

dnmaligen  Controversen 
DB  Bchickte  e«  an  Bona, 
342).  Die  Jesuiten  de- 
;let.  p.  401);  es  wurde 
wie  der  KunciuB  Tanari 
logia  illi  adjuncta  per  S. 
fipOBiljouem  continere  in- 
Hgegen    gelang    ea  1661, 

von  Toledo  zu  erwirken. 
ecipiano  (S.  59).  —  Com- 
ä,  1.  2.  et  2.  2.  D.  Tho- 
>llegio  Adriani  VI,  prae- 
),  wurde  von  der  Inq. 
«es  Verbotea  wurde  Pre- 
assten    Themen    über    die 

den  .Jesuiten  angegriffen, 

seine  üpäteren  Schriften 
;ens,  UnvernmiiB,  Neeiien 
'r.  äimonis  (Aeg.  Estrix): 
empöre  attentatae  in  Bei- 
m  supplicatione  ad  Cle- 
;tola  apolog.  ad  Inn.  XI. 

1676'.  Ersteie  Schrift 
b.;  darauf  ereehien  Pro- 
liep.    Mechlin,    15.  Febr. 

in  Liiwen  studiert  hatte 
JanseniuB  zur  FrÖmniig- 
nmea  Buch,  von  welchem 


Xr.  nat.  3.  '1110,  Idee  .  .  de 
)<if  vcm  Gent  erklärte  auch, 
lllcbuiig  di.'r  Instructio  der 
r  diesüD  Process  erschienen 
7S    und    die   Sache    wurde 

:3.     Opstraet,    Opp.  theol., 


620  Streitigkeiten  in  den  Niederlande) 

er  selbst  ea^,  es  sei  fast  nnr  ein  Anezng  a 
Centnria  colloqQiomm  Dei  et  animae,  qaibu 
doctrinam  e  campo  dispatandi  Martio  in  pl 
Binm  transducere  conatus  est  Jo.  Wierts 
{Paqnot  1.  6);  es  wurde  gleich   1677  verb. 

4.  Der  Carmellter  üarolns  ab  Äsenint 
Welt  Charlee  de  Briaa,  war  ein  Bruder  dei 
bray  und  früher  Soldat  goweeen,  —  echrieb 
manne  Fhilalethee  Eupietinus  zuerst  eine  V' 
media,  dann,  nachdem  diese  Schrift  dnrcb 
nymaa  Henneguier  unter  dem  Namen  Phila 
bekämpft  worden  (Quölif  2,  781),  im  tbom. 
starum  triumphue,  i.  e.  SS.  Äag.  et  Thoma 
scientia  media,  de  natura  pnra  .....  Donaj 
gegen  eine  Erwiederung  den  JcHuiten  Fr.  Fol 
des  Thom.  triumpbas,  1674,  und  Fonicnlna 
D.  Tbomae  ad  veram  S.  Augustini  intellige 
gitur  adv,  Bajaro,  Molinam  et  Jansenium,  < 

Die  beiden  ersten  Bände  des  Thom.  tr 
dennncirt,  aber  nicht  verb.  Card,  Bona,  d 
angenommen,  theilte  Ihm  dieses  19.  Mai 
dankte  dem  Cardinal  für  seinen  Schutz  (Epp. 
beging  aber  die  Tactlosigkeit,  jenen  Brief  ro 
zD  lassen.  Bei  Papebroch,  ElncidatJo  p.  8! 
P.  CaroloB  vom  15.  Aug.  1674  abgedruek 
verweist,  dase  er  den  Brief  vom  J.  1(175  l 
ihn  auffordert,  alle  Exemplare  einzusammeln 
bei  beklagt  er  sich  nicht  über  eine  Alterir 
falsche  Deutungen  des  Briefes:  manche  bek 
KU  scharf  angegritfen,  während  er  nnr  die  : 
die  P.  Carolas'  Buch  dennncirt  hätten,  und 
Brief  nicht  richtig:  er  habe  in  diesem  wede 
billigt  noch  gesagt,  die  Inquisition  habe  sie 
er  habe  dazu  beigetragen,  dass  sein  Buch 
sei;  es  seien  übrigens  auch  noch  andere  Schi 
und  er  wisse  nicht,  ob  nicht  diese  verboten 
Ausgabe  des  Briefes  wurde  1676  verb.  S' 
Indices  als  Liher  cui  titulus:  Epistola  sut 
Dom.  Joannis  S.  R.  E.  Card.  Bona,  approt 
Pbilalethis  Eupistini,  seit  Ben.  als  Eplst 
dem  Zusätze:  Libellus  contra  Card.  Buna  si 
satK  ist  irreführend.  Die  Schrift  ist  allerdi 
Briefe  beigefügten  Bemerknngen,  die  man  a 
tra  Card.  Bona  bezeichnen  kann,  verb.  (Con 
der  Brief  selbst  ist  echt  und  richtig  abj^odi 
3,  124  behauptet,  Card.  Altieri  habe  den 
Malice  gegen  Bona  in  den  Index  gebracht 
(Jarolus,  der  ein  so  eifriger  Vertheidiger  de 
lehre  war,  veröffentlichte  1678  anonym  und 


diaphoricat.  521 

im  rationes,  ex  qnibnt 
I  mentem  ^emini  Eccle- 
exameii  Iniiocentio  XI., 
(42,  515)  sagt,    es    sei 

Irrthünrnrn  über  die 
lueh    wer  alle  Sonntage 

Es  ernchienen  melirere 
»ph.  .  .  Innocentio  XI. 
).,  und  EclairciRsementB 
:i.  soll  das  Buch  vor 
nr  Veröffentlifliung  ge- 
as  nicht  wusAle,    befahl 

unter  Androhung  der 
T  auch  that.  Der  neue 
rbeitnng  seines    Burheo 

l'usage  de  l'absolution 
lomas  avec  trois  regles 

(mit    einer    36  Seiten 

Hieron.  Henneguier). 
)  a  Jesu  Chr.,  peccato- 
redemptore,  adv.  rigori- 

Leodii  1683.  —  Der 
veranlaesten    Schriften) 

■Rität,  welche  1677—79 
,  van  Vianen,  Chriatian 
L  (AuguHtiner)  und  Mar- 
tze,   über  100,  sind  ab- 

.1.  L.  Hennebel,  Lov. 
Per.   V.     2.    März  1679 

als  „mindestens  ärgcr- 
nt  unter  Androhung  der 
?inen  derselben  verthei- 
Verdammung  dieser  65 
em  Papste  von  irgend- 
■*atze  angesehen  werden. 
ipst  den  Theologen  zur 


a  S.  Jo.  liapt.,  Biblioth. 
I  Ilavermaiie  sclii'ieb  ein 
!utalogus  .  .  .  fol.  167J), 
die  KolairciBsements  des 
(Vieri  Leilres  d'un  Tlieo- 
ri-n  eine  Erwiederung  des 
;)iof  Lettre  aux  paBteura 
iehrieb  Observnliona  d'un 
■heobigieu  Hamaud.  ISeo. 
lirciNaemcnt  eine  Seconde 
eil  (Arn.  42,  G14). 


623  Streitigkeit«!!  in  den  Niederluiden 

Pflicht,  sich  fortan  in  Schriften,  Disputation 
Cenenren  (censara  et  nota)  and  Schmähungen 
zu  enthalten,  die  noch  noter  den  Katholike 
der  b.  Stuhl  darüber  ein  Unheil  anstiprechf 
fiiachöfe  von  Arraa  und  St.  Pens  hatten 
mehrerer  Theologen  in  einem  in  ihrem  Ani 
oipirten  Briefe  um  die  Verdammung  von  80 
beten;  aber  das  eind  mit  ganz  wenigen  Aui 
in  dem  Decrete  von  ]679  stehenden;  dies* 
jenen  Brief  veranlaBat,  Ludwig  XIV.  verb( 
Bischöfen,  sich  an  dieser  Denunoiation,  durc 
keiten  wieder  angefacht  werden  könnten,  zi 
13,  938.  Miohaad  3,  283).  Er  drang  auch 
Unterdrückung  des  Janseniemus  in  Lüwen  al 
der  Morahätze,  und  die  Fublication  des  De 
in  Frankreich  von  dem  Parlamente  nicht 
177.  180). 

Bezüglich  der  Gnadenlehre  legten  die  '. 
von  Artikeln  vor,  welche  die  Lehre  der  Faci 
hei,  Opusc.  p.  12);  von  diesen  wurde  nur  < 
mit  der  von  den  Deputirten  gegebenen  Erläi 
klärt  ^).  Femer  legten  sie  eine  ihnen  167t 
übersandte  Erklärung  vor,  daee  eie  an  der  i 
und  in  der  Jnstificatio  derselben  (I  S.  446) 
halte.  Die  Inquisition  Hess  diese  durch  den) 
den  CommiBear  Pnteohonellns  und  die  Cons 
und  Laur.  de  Laurea  prüfen;  diese  erklärten 
Censur  ftir  orthodox,  und  9.  Jnni  1679  eröffi 
Piazza  den  Deputirten  ira  Auftrage  derinq. ; 
legi  etdoceri;  ein  förmliches  Donament  darü! 
die  Praxis  der  Inq.  Die  Deputirten  worden 
möge  flieh  die  Eintracht  zwischen  Welt-  und 
die  Vermeidung  aller  Neuerungen  bezüglich 
derverehrung  and  bezüglich  des  Busssacra 
lassen^).  Wenn  die  Inq.  wirklich  dem  Inter 
getbeilt  hat,  die  Censur  dürfe  ohne  Erlaubnii 
Inq.  nicht  gedruckt  werden,  so  war  das  nur  ein 
meinen  Verordnung  über  die  Veröff'entliehung 
(S.  299).  Die  Censur  und  die  Justificatio  ^ 
und  die  Apologiae  der  Jesifiten  zu  Lüttich  l 


1)  Omae  opus  ut  plane  bonum  tit  et  ne  ve 
linquator,  debet  ex  tali  caritate  procedero  sc  pe 
Damit  solle  nicht  gesagt  sein;  opers,  quae  per  > 
in  Deum.  nunquam  esse  moraliter  bona,  sondern 
fectam  caritatem  in  primum  princlpium  virtuali 
aiont  oportet. 

S)  Dieses  ist  nach  den  weitläufigen  Brörtf 
und  L.  de  Meyer  1,  T8  aU  das  Bichtige  snzuneh 


von  1679.  628 

TB,  die  Censuren  von  Löwen 
Ten  wordeo,  schrieb  QueRnel 
le  Lonvain  et  de  Douai  sur 
Bachelier  eo  Theol-,  Col, 
uay  erklärte  1690,  dana  sie 
i  Hi97  wurde  es  mit  d.  c. 
lit    d.  c;    das  Verbot   fehlt 

er  der  C5  verdammten  Sätze 
cusatoriH  anonym!  damnatati 
lentis  ordinum  TeligioBomin 
luct.  Wilh.  aandaeo,  S.  Th. 
irb.  von  der  Inq.  Fer.  V.  14. 
eblirh  zu  Brügge  gedruckte 

65  Sätze,  in  der  die  Ver- 
einen) beigedruckten  Briefe 
cbt  nachzuweisen,  dasa  die 
■elehrt  worden  seien.  —  Re- 
s  nd  epistolam  eujusd.  Prae- 

certi  theologi  reguläres  eint 
Martii  1679  Innocentiua  P. 
on  peremptoire  dun  certain 
;  de  Decret  de  N.  S.     Pfere, 

et  quelijues  «vertisaenients 
79?),  —  AvertiBBCment. 
pasBages  rapportez  cy-devant, 
:  a  fin  d'apprendre  !eur  con- 
le  drei  verb.  18.  Juni  16B0. 
qnod  habetur  p.  34  opusculi 
pe  Innocent  XI.  contre  plu- 
ohne  Zweifel  das  Schriftchen, 
et  ist,  und  wahrscheinlich 
IS  einer  Pariser  Handschrift) 
•s  ecrits,    oü  sont  les  propo- 

Moya,  einige  Estrix  zuge- 
saints  perea  les  Papes  Ale- 
'luaieurs  propositions  de  la 
18  dogmaiica  et  politica,  in 
jre  atteiitata  in  Belgio,  ob- 
>,  antiqüitatis  patrono,  fldei 
-  beide  verb.  von  der  Inq. 
chriftchen  beweist  allerdings 
iiir,  die  65  Sütxe  Heien  nicht 
nehr  grosüentheils  von  ihnen 
1  Hauptzweck  ist,  zu  zeigen, 
nheit    in  Belgien    nur  berge- 


634  Streitigkeiten  in  den  Niederlam 

stellt  werden  könne,  venn  man  alle  Rom 
den  JanaeniBten  unbeqaemen,  energisch  i 
rangen  steuere.  Äne  diesem  Schriftcliei 
sehen,  worum  es  sich  bei  den  Notulae  i 
HecliliniensiB,  datum  Brnxellis  die  29.  Ai 
Jnnii  ejnsdem  anni,  Col.,  verb.  16S3,  han< 
phons  de  Berthes,  1669 — 89)  hatte  verböte 
zeitig  das  Sanctisaimuni  und  Heiligenbüdei 
einer  Proceasion  am  Feste  des  h.  Midis 
SaDctiaBimum  einherzatragen.  Der  Magist 
bei  dem  Gouverneur,  und  dieser  verordne 
Sitte  bleiben'). 

Zo  den  durch  das  Decret  von  1679 
gehört  noch  eine,  der  Tendenz  nach  der 
zwar  nicht  in  den  Index  gekommen,  abe 
Index  wichtig  ist,  die  S.  18  erwähnten  Ci 
Col.  1679.  Jo.  Neeroassel,  Bischof  von 
Decret  von  1679  mit  einem  kurzen  Hirti 
ist  in  dem  Schriftchen  an  erster  Stelle  at 
renthetiaohen  Zusätzen,  in  denen  das,  was 
crete  sagt,  auf  alle  päpstlichen  Decrete  aui 
ein  einfacher  Abdruck  der  römischen  Deci 
ansgeber  aniiahm,  dass  aie  den  Jansenist 
als  das  von  1679,  mit  der  Bulle  Plus  'V 
darunter  auch  eine  Anzahl  von  Decreten 
Congr.  In  der  3.  Ausgabe  von  1686  ist 
fortgeführt  und  anch  ein  polemischer  Epil 

Ausser  den  genannten,  in  den  Nieder 
noch  folgende  Commentare  zu  den  Decrt 
Innocenz  XI. ^)  verb.:  Tuta  oonscientia  s. 
qnid  possit  vel  non  possit  Aerj  tuta  conscie 
dootrinam  .  .  primae  claBais  doctorum  nee 
rnm  Pontif.  et  Cardinalinm  Congregationii 
Casalichio  rS.  J.),  Neapel  1681,  Fol-,  v 
Raymundi  Lumbier  (Carmeliter  in  Sarag 


1)  Der  Erzbiichof  wurde  damals  in  Roir 
der  oftmaligen  Expositionen  des  Snnctiasimi 
mit  demselben  decuncirt.  Der  Denunciaiit  er 
solche  Expositionen  selten  statt,  hob  aber  h 
selben  Sitte  (die  Sitte  sei  durch  die  östem 
geführt),  und  die  Abneii^unt;  des  Erzbischors 
aus  Arnaulds  Freq.  Comm.  und  dem  Kitiiel 
p.  402. 

2)  Das  verbreitetste  Buuh  Über  diesen  ( 
Jesuiten  Dominicue  Viva,  Damnatac  tlieeca  ab  A 
et  Alexaiidro  VIU.  necnon  Jansenii  ad  theo 
juxta  pondas  sanctuarit,  Neapel  1708  u.  o, 
Bande  der  Letlere  di  Eusebio  F.ranista  nach, 
die  Urheber  der  Thesee  vielfach  ungenau  eint 


lis.  526 

e  circa  propoBitione«  ab  Alex. 
lae  1682,  4.,  verb.  1684;  da- 
P.  Gedeonis  gludiuB  proposi- 
oi  doctoris  ope  penitus  profli- 
■rvatioiies  .  .  .  Fmiormi    1683 

nnimutig  der  65  laxen  Uoral- 
t.  1679  (Comt.  p.l65)  Hpeci- 
didbolicae,  aulh.  R.  l\  F.  Äe- 
>rdiniB  a.  yraiicisci  de  Poeiii- 
75,  in  welcher  laxe  Moralsätze, 
ilüssig  erklärte  Satz  über  die 
ingeiiibrt  waren.  168U  wurde 
eint,  auch  wegen  anderer  An- 

an  Keercasoel  (42,  Snppl.  20), 
der  BuHEe  und  der  Marienver- 
hof,  ihm  Empreblungen  mitzu- 

der  Specimina  werde  als  eine 
i  iSütze  die  LaxiBten  freuen.  — 
i  (t  l(Jö3)  und  CaBoni,  Sccre- 
en  galten,  protegirt.  Favoriti 
heolugen  des  Card,  d  Eetrees, 
B  Erlaubnise  zum  Drucke  der 
on  1660  zu  Hom  mit  der,  wie 
Mtion  des  Jlag.  S.  Pal.  Capi- 
>ralia  H.  P.  F.  Aeg.  GabrieÜB 
iure  correcta  et  aucta.  Aber 
Schriftstück,  worin  behauptet 
fe  Irrtbiimer -),  und  der  Papst 
oviti'B  durch  einen  Theologen, 
ir  (lonsultorcn  der  Inq.  prüfen, 
.  Die  Inquisition  von  Toledo 
nistiBche,  Janseiiistiscbe,    nach 


rnrds)  seien  une  espöce  de  Fran- 
t  der  2.  Ausgabe  wird  Gahrielis 
itelgium  cuuimissariui  l)czei('hnet. 
KUs^ezogen,  In  einem  Briefe  au 
759,  1,76)  sagt  er:  der  Cardinal 
illaria seiner  Anlitliesis  goschitkl. 
weil  man  darin  eine  ItiUigung 
gefunden;  er  habe  dorn  InLer- 
er  dicsa  Salze  nicht  billige;  er 
ingenommen.  Am  24.  Febr.  Ili74 
ndu  Thiisis.  In  der  er  sicli  allcr- 
und  den  falschen  Probaliilismus 
ardinal  möge  sie  prüfen  und  ihn 

Kanzler    von  Brabant  denuncirt. 


596  Streitigkeiten  in  den  Hi«derlandi 

Ketzerei  aohmeokende  eto.  Sätze  enthaltei 
spanische  Gesandte  beklagte  sieb  im  Anftr 
Gestaltung  der  neuen  Ausgabe;  es  erschiene 
dagegen  1;,  und  so  wurde  denn  von  der  In 
auch  die  drei  Jahre  vorher  in  Rom  approbii 
zeitig  ancli  eine  von  äerberon  besorgte  fra 
eseais  de  la  th^ologie  morale  par  le  R.  P 
Definiteur  g^neral  et  Commisiaire  Apost.  d 
tion  revue,  corrig^e  et  angment^e  Bnivant  1 
...  1 680  avec  la  permission  dn  Maistre  c 
anderen  Ausgaben  und  TJebersetznngen ,  g 
niobt  bekanntes  Buoh :  Uyterste  devoiren  ii 
de  leste  caauistiqne  Pasquil-makers  tegbei 
loganten,  gheremonstreerd  door  Philippns  J 
7.  Patrioius  Daffy,  ein  iriBcher  JUinoi 
numine  Catbolicae  Majeetatis,  96,  Fr.  Porte 
Minorit  (S.415),  nomine  cleri  saeoularis  et 
von  50  Geistlichen  bevollmächtigt),  101  Sä 
von  Löwener  Theologen  und  ihren  Gesin 
Viele  Sätze  standen  in  beiden  Denuneiatio 
nächst  dem  Mag.  S.  PaJatii,  dem  Commisaar 
anderen  Qualilicatoren,  Ricci  und  de  Laorea 
überwiesen,  um  zu  constatiren,  ob  die  Sätzi 
Quelle  angegeben  waren,  wirklich  enthalter 
von  diesen  mit  Bemerkungen  wie  Non  hat 
dgl.  beseitigt.  Mit  der  Prtlfnng  der  von  de 
erkannten  Salze  wurden  8  andere  beauftragt: 
die  Löwener  auch  Über  die  betreffenden  Sät 
derselben)  zur  Aenaserung  aaf gefordert. 
1685  wurde  in  den  Sitzungen  der  Inqnie 
verhandelt;  dann  trat  die  qnietistische  Angi 
grnnd.  Es  kam  aber  noch  unter  Innocenz 
worin  31  Sätze  verdammt  wnrden.  Der  '. 
aber  nioht,  wie  es  scheint,  auf  den  Etstb 
wegen  der  Vorstellniigen,  die  Card.  d'Estr^ee 
des  galUcaniscbea  29.  Satzes  machte.  Na 
X[.  wurde  die  Sache,  hauptsächlich  auf  Beti 
Könige  von  Spanien,  des  Minoriten  l'iaz,  t 
das  Decret  ohne  nochmalige  Berathang  in  i 
sächlich  um   des  29.  Satzes  willen,  —  von 


1)  Scrapuli  novi  et  antiqui  es  lectione  S] 
Cornelio  Zegers,  Col.  1681*,  B.  Aeg.  Oabrielia  n 
examen  e.jusque  catholics  repetita  ca^tigatio,  L 
4,  14).  Uebtr  die  Verhandlungen  in  Rom  a.  M 
Et  wurde  1633  gegen  Gabrielis  weiter  inquirirt 
die  er  früher  vorgetragen  haben  sollte,  und  we| 
selben,  die  roan  nioht  genügend  fand.  Man  verlac 
die  gallicanischeu  Artikel  schreiben;  er  entwicl 


in  1690.  637 

j;  1R90  am  20.  Deo.  1690 
Die  31  Sätze  wurden  ver- 
male eonantea,  injurineae, 
ereticae,  aleo  schärfer  als 
um  Rcandalosae  et  in  praxi 
erRplben  sind  aaa  Sionich 
■,  einige  aus  Schriften  von 
[irielis,  Henr.  a  S.  Ignatio, 
(S.  450),  der  2fi.  aus  den 
t.  Jans.  3,  335). 
über  diesen  Deeret  ebenso 
rfreot.  Arnauld  (3,  350) 
■on  jProces  II,  p.  10}  «agti 
)a  Cour  Romaine,  1a  honte 
Seat  d'Alexandre  VIII.  — 
et  erKchtenen,  kam  ausser 
deren  9.  Theil  (9,  322) 
.  wurde,  in  den  Index  nur 
nr  de  Korne  sur  le  decret 
31  propoFiitionB,  Toulouse 
'hoiilouse  Itüll.'  66  S.  12.), 
;,  aber  sehr  pikante  Schrift 
no  hatte  diese  schon  169& 
ychritten  stehen  nicht  im 
iraus  anführt  and  die  erste 
tae  breves  ac  modestae  in 
s,  Col.  (Liiwen)  Ifi'Jl,  nach 
nebel,  und  tiuaestio  juris 
Rom.  adv.  31  prop.  latuni 
;  Pretre,  Abbate  Frigidae 
ar  inipressum  Toloaatibus 
lass  nach  den  Grundsätzen 


r  l'rmiciacaner Bruno  Neusscr, 
ndere  Anti -Jan  sc  nisten  nacli 
r.K  deniincirt;  dieser  sei  nach 
:uriiek gekehrt:  der  Carmeliter 
lurig  der  Sache  übernorameii, 
imen  aber  jedenfalls  aus  den 
lie  im  Text  »ngtführte  Lettre 

177.  Niich  Miehaud  4,  183 
011  Chriiit.  Lupus  verhandelt, 

verdächtig  nach  Born  citirt 
,  in  Sehnt*.  —  Mit  diesen 
la  doctrinae  theologicae  per 
ib  a.  1Ü^4  usque  ad  a.  lü7T, 
■n  Quartband  bilden,  Auszüge 
rede  gesagt  wird,  zur  Infor- 
Eanuscript,    darum    i.  1.  et  a. 


628  Streitigkeiten  in  den  NiederlBn<]eii  1664— 

des  canonischen  Rechtes  das  Decret  ipso  jun 
3,  355). 

8.  VoD  P.  Duffy  wurden  1684  durch 
verb.,  welche  er  1679  in  dem  irischen  Mir 
hatte  vertheidigen  lassen.  Der  Titel,  Tlieolo 
subtilis  Jo.  Duns  Scotl,  läest  vermuthen,  da 
wegen  sind.  Andere  Theaen,  die  1685  verbo 
den  besprochenen  Parteinngen  zusammen, 
de  Bergheß  versuchte  nämlich  16t&  eine 
den  Jesuiten  und  RecoHecIen  und  den  Lö 
eine  üonferenz  herbeizuführen.  Die  für  die 
genen  Materien  formulirte  Huygens.  Name 
Philipp  de  Vos  Gegenvorschläge  in  vier  Ai 
verlangte,  die  FrofeHsoren  sollten,  ehe  mai 
ein  anderes  Formular  unterzeichnen  als  das 
bränchliche,  nämlich  das  Alexanders  YII.  m 
ich  de)in  überhaupt  auch  alles  verdamme  ui 
Btuhl  oder  die  Inquisition  aus  Anlass  diesej 
Versen  verdammt  hat"  (Arn.  2,  546).  Darau 
nicht  ein,  und  so  kam  die  Conferenit  nicht 
in  den  nächsten  Wochen  eine  Reihe  von  Tb 
nigen  Seiten)  gedruckt,  über  die  unter  dem 
und  de  Voa  von  jungen  Theologen  dieputirt 
verzeichnet  6);  die  beiden  ersten  wurden 
dämmt:  Theses  tbeologicae,  i.  e.  articuli  Th 
biti  .  .  .  Archiepiscopo  Mechlin.  causa  con 
Patribus  Soc.  J.  et  aliis,  quas  praes.  .  .  .  G 
defendet  Jo.  ßeauwer  Gemblacensis  in  Coli 
die  13,  Jul.  1685,  und  Antitheses  ad  Theses 
quas  praes.  Phil,  de  Vos  S.  J.  .  .  .  defei 
Geffen  ejusd.  Hoc.  exercitio  hebdomadario  I 
(CouBt.  p.  205;  Arn.  2,  500.  562).     Die  folg 

Strena  veritatis  amatoribus  pro  veritate 
denti  mnitum  impugnata,  nullis  annis  expngn 
1680  per  Jo.  Lucam  Veronensem  S.  Th.  Bai 
und  Le  prdtendu  ennemi  de  Dien  et  de  la  l< 
Saint  Victor,  adresse  k  l'auteur  degnis^  so 
la  Mark,  Lille  1681,  beide  1681  verb.,  si 
.Schritten  zur  Vertheidignng  des  Janaeniue, 
gelehrt  habe.  Reyner  ab  Andringa,  l)< 
Lovan.,  sed  quorundam  privatorum,  Mainz 
1682,  kenne  ich  nicht.  — Ein  Capuciner  Eiigei 
1679  in  Lüwen  Aufsehen  durch  eine  Predig) 
Anspielung  anf  Jansenius  und  die  b  Sätze  m. 
zu  nennen.  Er  war  ausserdem  als  heftige 
bekannt  und  hatte  ein  Sämisches  Schriftch 
welches  heimlich  gedruckt,  aber  confiscirt  w 
halten  kam  er  in  Conflict  mit  seinen  Obe 
Kloster  zu  Maseyk  in  Haft  gehalten.     Sein< 


;he  Schriftchen.  62d 

ji  Heck  znr  Prüfung 
08  Provinciae  Flandro- 
t  nicht  vollendet  (Pa- 

Ultima  voi  zelatricia 
»upplei  Fr.  ilugenii 
1  XI.,  Col.  (Holland) 
rin  gegen  die  Jesuiten 
I  der  Ca pu einer  ver- 
Provinz, die  Praedesti- 

Gnadenlehre  und  die 
ehren.  Die  InquiHition 
Ite  dem  General  einen 
:unehmen  (Arn.  3,  385). 
nden  groBBeo  Anfeehen 
'orin  eine  Anzahl  von 
:)U8  continentur  Septem 
ebet  neceBsitate  medii, 
puncten  ofte  artikelen 
n  door  noodigheyd  des 
b«  .  .  .  .,  wat  breeder 
'Beden    druck,    Brüssel 

(die  zwei  ersten  als 
1  duo  folia  latino  idio- 

:  De  christelijke 
ler    dienstigh    voor   de 

door  eenen  liefhebber 
kt  te  worden,  BrüRsel 
Btendom  gextelt  teghen 

—    Den    noodighen 

liedekens,  nytgegeven 
LBt.  16811). —  Arnuuld 
ri  einige  Weltgeistliche 
ekaicht  auf  die  Unwie- 
B  Heftchen  und  Blatter 
breitet;  in  einem  1631 
gedruckten  und  Urban 
lOnicuB   Cornelius   CÜ^a 


orrect  (jedruckt;  es 
jarnesiu  ...  llem 
ido  propunciitia,  nenipe: 
?he  u.  9.  w.  II.  hätte  vor 
Barnea  haben  die  Libelli 
e  in  l'olge  dieser  Incor- 
iluituiig:  et  ejusdem  auu- 
aber  bei  ihm  und  noch 
ighe,  und  unter  ConfeBsio 
iiuiBchv  Ueberaetzmig  des 
wei  Folia  weggelassen, 
34 


680  Streitigkeitan  in  den  Niederlanden  1654-00. 

seien  dieselben  Ponkte  anfgeiSh 
[explicite  zn  glauben),  bemerkt 
Ansiclit  einiger  Theologen  nnr 
aber  die  andere  Ansicht  sei  d 
praktisch  besser,  in  einer  solche 
als  sie  wegEnlaseen.  —  Warnir 
seien,  erfuhr  Amauld,  wie  er 
er  7  oder  8  Briefe  darum  gesch 
Neercaesel,  das  beeret  sei  dar< 
den,  der  in  Rom  gegen  die  1 
Gegensatz  zwischen  Welt-  und 
ergibt  eich  daraus,  dass  die  belj 
noch  ehe  der  Intemnncinn  dai 
(Arn.  2,  167).  Sie  Hessen  au< 
apostolisohe  Symbolnm  an  die 
Arnauld  (2,  176),  dnrch  die  7 
Vielleicht  hat  man  in  Rom  gel 
eine  solche  nene  Znsammenstell 
offizielles  Symbol  erinnerte,  oh 
verbreitet  wurde. 

Die  Pfarrer  stellten  dem  1 
Bischöfe  hätten  denjenigen,  die 
liehen;  die  Leute  seien  jetzt  bes 
kämen  Zeloten  in  die  Schulen 
Heftchen  zu  zerreissen.  Im  Aufl 
CDypers  zu  UrOssel  eine  Justi 
qne  curatomm,  qua  consuever 
ptincta  tanquam  credenda  expll 
die  Amauld  (9,  316)  als  sehr  $ 
Erzbisohof  schichte  sie  im  Nov.  1 
meinte,  wenn  die  Herren  vom  S 
niss  ihres  Unrechts  kSmen  und 
haltbar  sei  und  so  grossen  Scar 
Uenschbeit  verzweifeln.  Die  Je 
von  der  Indei-Congr.  verb.  (ni 
werden  sollte,  wurde  diese  Cei] 
wnrde    freilich    1686    doch    em 


1)  Arnaald  theilt  die  7  Pui 
die  als  „die  sieben  Stücke,  die  in 
in  manchen  deutschen  Catechismen 
9,  l,  696)  heisit;  Epitome  praxeos 
caritati».  praeaertim  qan  media  sni 
der  7  Punkte  seien  sicher,  einige 
medii.     Arn.  2,  177;  9,  3U.  K.  M 

2)  Mehrere  belgische  Jesniti 
Nobis  QOn  Deceasaria  neceseitate  m 
SS.  TriniUtis  ant  Christi  mediator 
evangelinm. 


ischeD  Pr«di|;er,  man  habe 

pt.  1G88,  hielt  die  Inqni- 
id  ochon  im  Index,  I  S.  420) 
et    Sandrico  idiomate  editi, 

irrepsernnt,  secnnda  pars 
sfie  verbia  „Sancta  Maria 
„Maria  mater  gratiae  etc." 
1669  und  zwei  flämieche 
n.  steht    das  Verbot  stark 

Schriftchen  gibt  ans  Ar- 
bei,  die  (zuerst)  vor  100 
igegeben  worden  ist,  wahr- 

oich   einbildete,    er  werde 

[der  übrigens  erst  in  der 
irde,  Bist.  Jahrb.  1884,88. 
B  parens  clementiae,  tu  nos 
set^e.      Die    „anderen  Irr- 

sicb  darauf,  dass  in  der 
üne  b.  katholische,  sondern 
ist.  Zts.  1875,  269  wnrde 
leit  unter  [nicht:  über]  den 
In  haben  gegen  die  Welt- 
von  keinem  derselben  er- 
üst  hat;  der  arme  Drucker, 
WM  BüBCH  dabei  zu  denken, 
ie  das  Ding  sogar  in  Rom 
f  der  ersten  Seite  des  Index. 
izigcs  Werk  erwähnt  wer- 
t,  obschon  ich  nicht  weiss, 
eit  Ben.  steht  das  Verbot 
m  Decrete  (Const.  p.  171) 
I  audienda  diehus  feotiB  ex 
'  und  die  SchlusBworte  an- 
uim  permittitur  sibi  [tibi?] 

partem  ab  uno  audias,  — 
sagt  war,  man  geniige  der 
'ei  halbe  Messen  höre.  Das 
en  gelehrt.      Der   Satz  ist 


tio  aod  über   das 
bicnm. 

,     durch    welche    ganze 
sind  noch   zwei    zn   er- 


833  AUrilio  und  Peccatum  phiiosopbici 

wKbnen,  in  denen  es  sich  nnr  nm  einzelne 
ein  nnter  Alexander  VII.  Teröffentlicbtea 
1667  wurde  die  Streitfrage,  ob  die  sog. 
Ättritio,  gentlge,  nm  der  eacramentalen  Lo 
zu  werden,  mcbt  entschieden,  sondern  ni 
oder  die  andere  Ansicht  zu  verketzern 
Alexander  VIII.  TeröfTeDtlicbtes  Decret 
wurden  die  zwei  Sätze  Terdammt,  dass 
einem  sittlichen  Leben  nicht  nothwendig  i 
die  jemand  begehe,  der  Gott  nicht  kenne 
des  SUndigens  an  Gott  nicht  denke,  —  d 
Sünde  im  Unterschiede  von  der  theologisc 
Sünde  sei.  Diese  beiden  Inqnisitionsdecre 
einiger  Sebriften  zur  Folge  gehabt.  Die 
ist  ein  unter  dem  Titel  Amor  poenitens  ers 
der  ehrwürdigsten  BiscbUfe  aus  den  letzte 
Jahrhunderts,  des  Bischöfe  von  Cagtoria 
cassel,  welches  nach  langen  Verhaadlnnge 
boten  wurde. 

1.  Das  Trienter  Goucil  erklärt  S.  14.  d< 
Tollkommene  Reue,  welcbe  in  der  Liebe  6 
(coDtritiu  caritate  perfecta),  könne  die  Aussöhn 
ehe  daa  Sacrament  der  Bosse  empfaDgen  v 
das  YerlaQgen,  dieses  Sacrament  zu  empfang' 
gescblosseii  sei;  die  unvollkommene  Beue,  di 
aus  der  Betrachtang  der  Schändlicbheit  dei 
Furcht  vor  den  HöUenstrafco  entetehe,  mit 
nicht  mehr  kd  sUndigen,  und  die  Hoffnun) 
bnnden  sei,  könne  ans  sich  selbst  ohne  das 
den  Sünder  nicht  zur  Kechtfertigung  fahren, 
diesem  Sacrameate  die  Gnado  Gottes  zu  erle 
vicini  bericbtet,  in  Trient  ursprünglich  vorges 
die  Attrition  genüge  (snfficere),  am  im  Saci 
Sündenvergebung  za  erlangen,  dann  aber  atai 
trag  des  Bischofs  von  Tndela  disponere  gest 
Coocil  offenbar  die  Controverse  nicht  entscl 
Attrition  selbst  genügend  sei,  nm  die  Lossp 
oder  nur  den  Werth  einer  Vorstufe  za  der 
Lossprechnng  erforderlichen  Gontrition  habe. 

Am  1.  Juli  1638  censnrirte  die  Sorbonn 
Uebersetznng    des  Buches    de  virginitate    toi 
Oratorianer   Claude  Seguenot,    Paris    1638, 
auch    diejenigen,    in    welchen    er  die  Attritio 


Attritio  und  Peccatam  philosophicum. 


533 


Contrition  ans  Yollkommener  Liebe  als  absolut  notbwendig  zum 
Empfange  des  Busssacramentes  und  zugleich  die  priesterlicbe  Los- 
sprechuDg  als  eine  blosse  juridische  Erklärung,  dass  dem  Beichten- 
den seine  Sünde  (um  der  Contrition  willen)  vergeben  sei,  bezeichne 
(Arg.  III  a  24).  Der  Greneral  der  Oratorianer  soll  darauf  erklärt 
haben,  die  Sätze  seien  von  Saint-Cyran  und  in  Seguenots  Buch,  man 
wisse  nicht  wie,  hineingekommen.  Seguenot  und  Saint-Cyran  wurden 
auf  Befehl  flichelieu's  verhaftet  (Avr.  2,  84).  Es  ist  also  etwas 
Wahres  daran,  wenn  berichtet  wird:  Richelieu  qui  se  piquait  de 
theologie,  pretendait  que  Tamour  n'^tait  pas  necessaire  avec  le 
sacrement,  und  er  habe  Saint-Cyran,  der  das  Gegentheil  behauptet, 
verhaften  lassen^).  Nur  war  dieses  nicht  der  eigentliche  Grund 
der  Verhaftung.  —  Mit  Rücksicht  auf  eine  in  der  Diöcese  Chalons 
entstandene  Controverse  schrieb  Launoy  1658  De  mente  Concilii 
Trid.  circa  contritionem  et  attritionem  in  sacramento  poenitentiae 
(Opp.  1,  1,  143),  dem  Bischof  von  Chalons  gewidmet,  worin  er 
nachweist,  dass  das  Concil  die  Frage  nicht  entschieden  habe,  dass 
aber  die  Ansicht,  die  Contritio  sei  erforderlich,  antiquior  et  tutior  sei. 
Im  J.  1666  wurde  die  Frage  in  Belgien  lebhaft  verhandelt. 
Christianus  Lupus  schrieb  De  germano  ac  avito  sensu  ss.  universae 
Eccleeiae  et  praesertim  Trid.  synodi  circa  christianam  contritionem 
et  attr.,  Löwen  1666,  12.,  dagegen  der  Jesuit  Max.  Le  Dent  De 
attritione  ex  metu  gehennae  ejusque  cum  sacramento  poenitentiae 
snfficientia,  Mechl.  1668.  Es  erschienen  noch  mehrere  Streitschriften 
darüber  (Backer  1,  258;  3  Schriften  von  Le  Dent  sind  abgedruckt 
bei  Hon,  Fabri ;  s.  S.  504).  —  Lupus  schrieb  über  den  Streit  an 
den  Card.  Bona  (Epp.  sei.  ed.  Sala,  No.  88.  108):  er  und  seine 
Freunde,  welche  die  Ansicht,  dass  die  Attritio  sine  ulla  charitatis 
leintilla  genüge,  bekämpften,  würden  von  den  Jesuiten  als  Janse- 
nisten  bezeichnet;  der  Internuncius  habe  die  Löwener  Facultät  veran- 
lasst, den  Jesuiten  nicht  zu  antworten,  und  sein  Buch  nach  Rom 
gesandt;  Bona  möge  ihn  und  seine  Freunde  bei  dem  Papste  und 
dem  Card.  Barberini  vertreten.  Aehnlich  schrieb  er  an  H.  Noris 
(Nat.  Alex.  ed.  Bing.  Suppl.  1,  281).  Lupus'  Buch  wurde  nicht 
verboten,  aber  es  erschien  ein  Decret  der  Inquisition  von  Fer.  V. 
5.  Mai  1667  (Alex.  No.  92),  worin  es  heisst:  Der  Papst  habe  zu 
seinem  Bedauern  gehört,  dass  über  die  Frage,  an  illa  attritio,  quae 
concipitur  ex  metu  gehennae^  excludens  voluntatem  peccandi  cum 
spe  veniae,  ad  impetrandam  gratiam  in  sacramento  poenitentiae  re- 
qnirat  insuper  aliquem  actum  diiectionis  Dei,  von  den  Theologen 
beftig  und  nicht  ohne  Anstoss  für  die  Gläubigen  gestritten  und  die 
eine  Partei  von  der  andern  censurirt  werde;  nach  Berathung  mit 
der  Inq.  verbiete  er  bei  Strafe  der  reservirten  Excomm.  1.  sent., 
die  eine  oder  die  andere  Ansicht  zu  verketzern,  so  lange  nicht  der 
b.  Stuhl  etwas  darüber  definirt  habe.  Dabei  wird,  und  darin  liegt 
die  Pointe  der  Entscheidung,  von  der  Ansicht,  welche  die  necessitas 


1)  Eusdbe  Philaldthe  (Clemencet),  Lettre  ä  Morenas  p.  270. 


BS4  Attritio  nnd  Feooatam  philoMpbiaora. 

aliqaalia    dileotioDis   Det  in    attritione  ex 
Terneint,    geäugt:    qnae  hodie  inter  scholi 

Eine  weitere  Definition  des  h,  Stnh 
nediot  XIII.  ugt  in  einer  Inetructio,  d 
FroTinoialooDoil  von  1725  steht,  die  senfc 
daas  die  Attritio,  d.  i.  dolor  oonoeptas  v 
paradisi  jactura  vel  ex  peocati  foeditate, 
aummam  conjunota  cam  aliqnali  initio  ai 
Benedict  XIV.,  S^n.  dioec.  7,  8,  19,  beh 
trovera. 

Seit  1667  eraobienen  viele  Sohrift< 
aine  amore  initiali  als  genügend  dargestei 
Jesuiten;  dem  Jesuiten  Harscouet  wurde  ^ 
diese  Ansicht  geradezu  als  doctrine  de 
(Cbama,  Le  P.  Andr^  1,  430).  Die  ande 
lieh  von  den  Jansenisten  und  den  Üominii 
sten  französischen  Theologen  vertheidigt, 
cina  sagt,  Theol.  ehr.  contr.  2,  118:  Mi 
Theologen,  darunter  der  Card.  Agnirre  nn< 
gilt  als  100  Casuisten,  verwerfen  die  At 
Assembl^e  du  Clerg^  von  1709  verdamm 
Concil  habe  das  Anathema  gegen  diejsnig 
leugneten,  attritionem,  qUAC  snppcnatur  eil 
ad  absolntionem  (Recueil  des  actes  1,783 
tnrirte  1716  ansfUhTlich  die  Lehre  des 
über  die  Snfficienz  der  Attrition  (Arg. 
dann  1717  ihre  Lehre  in  G  Artikeln,  den 
cultäten  beistimmten  (Fleor.  69,  667). 

Im  Index  steht  ansser  Lannoy's  Su' 
dem  Erscheinen,  1693  verb.  wurde,  keim 
ex  professo  behandelt.  1 698  wnrde  zq 
necessitate  amoris  initialis  ad  saoramenta  m 
pioni  mit  Approbation  des  Mag.  S.  Pal 
war,  dass  die  neueren  Theologen  allerd 
sage,  meist  die  entgegengesetite  Ansicht 
Lehre  des  Thomas  von  Aquin,  Bonavent 
Campioni's  Gegner  verschafften  sich  dun 
ein  Exemplar,  beantragten  in  einer  6  B 
dem  Hag.  S.  Pal.,  er  solle  die  Licentia  su 
nicht  ertheilen,  nnd  drohten,  da  dieses 
bei  der  Inq.  su  dennnciren  (BosBuet41,4 
es    aber  jedenfalls  nicht.     Einige   Jahre 


1)  Die  Verdammung  der  Sätie;  Proba' 
naturalem,  modo  honeBtam  (1679,  No.  57);  Ti 
nataralia;  Attritio,  quae  sehennae  et  poenan 
lectione  benevolentiae  Det  propter  se,  non  e 
turalis  (1690,  No.  14. 15),  beriibrt  di«  Coutroi 


1.  Prancolinus  für,    anderBeita 

)   Drtjü  gegen   die  jeauitiBche 

II  Gorcum,  Or&torianer,  seit 
»postolischer  Vicar  von  Hol- 
nor  poeniteoe,  sive  de  divini 

recto   claTium  neu  libri  dito, 

Emmerich  1683,  2  vol.  121). 
1  von  Arnauld  und  Gerberon 
in  Wunsch  der  Lüwener  Pro- 
B  es  approbiren  Bollten,  tiocb 
L  184;  4,  162).  Es  erschien 
Lmor  poen.  .  .  animadversio- 
^um,  Mainz  s.  a.*  (approbirt 
weise   von  der  Attrition    und 

GrnndHätze  über    die  Beicht- 

dgl.,  wie  sie  Arnauld  und 
le  anran^B   der  2.  Theil  viel- 

Augustiner  van  Heck,  dem 
1.  Capisucco.  früher  Mag.  H. 
aan  doch,  wenn  auch  in  Rom 
ution  unbekannt  Bei,  die  An- 
Iche  sich  Ü.  auf  den  h.  Carl 
le  der  1.  Theil  angegriffen, 
instandeten,  in  welchem  man 
tecretes  Alexanders  VII.  über 
[.  selbst  und  bei  mehreren 
inlioh    sehr    beliebt,    und    es 

Rücksicht  auf  den  Verfasser 
liache  Kirche  von  einer  Cen- 
i^erde.  Card.  Grimaldi,  Erz- 
I  an  Card.  CaBoni:  man  dürfe 
li  das  Verbot  eines  Buches 
tich  sei,  dem  Geiste  den  b. 
izösischen  Bischöfe  enlspreche 
ichtigkeit  bedürfe;  der  Papst 
in  der  Kirche  die  laxe  Moral 
Am  17.  Febr.  1685  schrieb 

Sache    ist   abgemacht ;    man 

des  Buches^),  in  der  N.  alles, 


-4  pasnim.  Boeauet  37,  283.  Ra- 

Cum  appendice  in  qua  circa 
ntssione    peccalorum    uunnullae 

Vera  sententia  S.  Thomae  Aq. 
i)mbricae  1ÜÜ5.*   2  vol.  8.    Vor 


696  Attritio  nnd  Peooatai 

wovon  er  glaubte,  dasB  man  Anstosi 
gefaset  hatte,  mit  Approbationen  v 
Agde  und  Saint  Föne  und  von  30  frt 
Theologen  Mamnter  J.  Boileaa  nnd 
Erklärnngen  von  den  Cardinälen  Le 
Buet  und  anderen  Bischöfen  veröffen 
fürchtete,  den  Unterzeichnern  Verlef; 
sie  wegen  ihrer  Betheiligung  an  d( 
miflsliebig  waren.  —  Im  Januar  II 
ein  neuer  Sturm  gegen  das  Buch 
neue  Bedenken  dagegen  geltend  gen 
Benedictiner  U.  Germain  (bei  VaUr 
daa  Gutachten  des  Card.  Capisucco, 
die  Fürsprache  angesehener  Männer, 
des  VerfaHserB  und  sein ,  Anerbietei 
selbst  seine  Frennde  missbilligten,  &i 
selbst  geschrieben,  —  würden  ein  ' 
Inq.  beschloss  aber  bald  darauf,  di 
der  Papst  bestätigt«  indess  den  Be 
nochmalige  Prüfung  durch  andere  E 
Assessor  S.  Off.,  der  ihm  den  Bes 
.Der  Inhalt  des  Buches  ist  gnt  nnd  ' 
nach  einer  andern  Version:  II  libro 
3,638.  661;  9,  297),     N.  starb  6.  . 

Im  März  1689  schreibt  Amaol 
wie  Sie  schreiben,  die  Cabalen  ge| 
so  wäre  das  ein  Zeichen,  dass  der 
Congregationen  liegt.  Erst  naohde' 
war,  unter  Alexander  VIII.  wurde 
das  Buch,  nnd  zwar  ausdrücklich  do 
9,  299),  von  der  Inquisition  mit  d. 
Erwähnung  der  1.  Auflage  weggela 

2.   Etwas  früher  &Ib  die  31  S 
1690,   wurden  von   der  Inquisition 


dem  1.  Bande  ist  ein  Hirtenbrief  abgei 
derer  pHgiuirung)  die  Appendix.  App 
TOQ  Arnauld  (Arn.  3,417).  !□  dem  H. 
Pontificis  (Innacentii  XI.)  vices  hiace  ii 
me  ex  ejus  sensu  loqui  so  docera  convi 
tum,  siciiti  et  es  omuia,  quae  haoten 
^us  judiciu  devotus  subdo  .  .  .  Haec  < 
Eiccleeiiie  Antistitibus,  ut  suo  sk  nomine 
S.  D.  Nostro  commendarentur,  scripait 
rnm,  nihil  hiice  in  libris  oontineri  nisi 
et  nie!  conforrae  doctrinae  ss.  palruia, 
tifioum,  sensibus  et  disciplinae  tum  S, 
liae  epiecoporum.  Non  absimilia  testai 
(älteren)  Jesuiten  verzeichnet,  welche 
klären.    Die  von  ihm  bekämpften  Sobr 


nm,  687 

eDtia  objecti  com  natura 
actus  cum    regula    morum. 

üneiB  oltimum  interpreta- 
ue  in  principio  neque  in 
uro  philoBophium  seu  mo- 
.atnrae  rational!  et  rectae 
ranspreBsio  libera  divinae 
in  illo,  .({iii  Deum  ignorat 
>eco.aturo,  aed  non  est  of- 
vtnK  aroicitiam  Dei    neque 

dem  Decrete:  der  Papst 
te  schon  früher,  die  zweite 
mehreren  Theolof^en,  dann 
geben  und,  nachdem  diese 
iBch  erklärt  und  zu  lehren 
KT  und  ihre  Begünstiger 
j^ls  scandalöB,  temerär,  für 
mmt  und  unter  Androhung 
lehren  oder  zu  einem  an- 
■legong  über  sie  zn  dispu- 
651. 

im  Jesuiten  ■Collegium  zu 
;hon   ganz    ähnliche    Sätze 

1665  von  Alexander  VII. 
.  5.  6,  7)  verdammt  wor- 
ranlasst,  die  These  durch 
isson  24.  Febr.   1690    cen- 

zweiten  These  fügt  Den- 
ie  Bemerkung  bei :  Illam 
ue  adversarüs  catumniose 
pectvoU  gegen  den  Papst 
itten  sich  von  Arnauld  so 
10,  wie  sie  in  dem  Decrete 
im  Juni  1686  in  dem  Je- 

und  lag  in  Rom  gedruckt 
.   Nouvelle   hM.mt  dans   la 

chriften,  die  er  selbst  als 
zeichnet  und  in  denen  er 
rhesen  auch  von  anderen 
unimung  Anläse  gegeben^). 


im  31.  Bande  der  Oeuvres, 
dnr  Controverse,  p,  ^Oä  auch 
pie  contro  le  commandement 
tioiie  solunnel1<?i  de  l'EGfliee 
lO.  Vgl.  3,  SM.  Mttgn.  ßibl. 
ä35  berichtet:  in  dem  Archiv 
ick,  woraus  hervorgehe,  daes 


fiS8  Attritio  und  Peocal 

Er  forderte  auch  du  Yancel  auf, 
xn  wirken,  und  zwur  nicht  dnrol: 
die  These  von  Dijoa  und  eine  ä1 
durch  ein  beeonderee  Decret  der 
2.  These  nicht  auch  wie  die  erst« 
bat  seinen  Grund,  wie  du  Vaucel 
daBS  das  h.  Offfcium  jene  Quali& 
wenden  pflegte,  die  nchon  einma 
Verdammnng  der  2.  These  war  b 
besohtoRseD  worden,  wurde  aber 
Yerhandlnngen  über  die  erste  zd 
erwartete,  die  Jesuiten  wärden  t 
dee  Decretea  in  Frankreich,  wie  i 
die  65  Sätze,  durch  Parlamentabe: 
Deoret  wnrde  aber  nngehindert  j 
Schill,  Die  Bnlle  ünigenitua 
„unter  dem  Jubel  der  Janaeniatei 
sehen  Sünde  verdammt.  Ee  jnbelt 
z.  B.  MabitloQ,  und  Card.  Äguir 
der  Sanriner,  es  «ei  zwar  nicht  v 
von  Dijon  bei  der  Inquisition  den 
tban  hätte,  würde  er  eher  Lob  ali 
296.  301.  304).  Bossaet  und  die  i 
welche  dos  Bach  des  Card.  Sfond 
nnnoirten,  bezeichnen  die  darin  < 
pfaischen  Sfinde  als  eine  von  Ale 
tosa  dootrina.  Aneb  die  Assembl^ 
die  These  von  Bijon  (No.  113).  - 
Lebre  in  der  Fasanng,  wie  sie  in 
ZD  vertbeidigen ;  P.  Uusnier  selb 
(Arg.  Illb  355)  nnd  P.  Bouhonn 
ten  eine  Art  Besavonimng  derselt 
würde  die  Lehre  von  der  philost 
siren  als  Amanld;  miin  branobe  ei 
um  sie  fiir  den  gesunden  Menscbei 
Was  an  der  Lehre,  wie  sie  P.  Uuei 
war,  sieht  man  ans  den  Theiien,  d 
dem  Jesuiten  Bufßer  zar  Unterze 
philosophischen  Sünde  erkenne  icl 
ist,   es  sei  eine  ootnelle  Anfmerks 


1619  ein  Jesnit  gelehrt:  wenn  jemam 
aber  die  littliche  Schlechtigkeit  des  i 
Sache  gegen  das  Licht  der  Vi 
r,  daas  aber  vier  Revisoren  d 
Lehre  sei  zwar  von  katholischen  Aut 
solle  sie  aber  ala  eine  verderbliche 
Schülern  das  Gegentheil  dictiren;  eii 
lassen  worden. 


S 


lauuDgsbÜcbar.  bS9 

!e  werde.  Verblendete  nnd  ver- 
bruch  nnd  andere  Verbrechen 
tdem  eie  nicht  bedenken,  dasa 
selben  dem  natürlichen  Gesetze 
[öllenstrafe  würdig,  da  sie  nicht 
sehen  Kind,  weil  sie  octaell  auf 

R  Decretes  vom  24.  Aug.  1690, 
ammt  wurde:  Wiewohl  e»  eine 
itea  gibt,  entschuldigt  dieeelbe 
^atnr  niemaU  von  einer  Tod- 
n  die  beiden  Thesen  entnommen 
keine  der  bia  1690  erschienenen 
tor  der  Jesuiten  reichte  bei  der 
der  Thesen  von  Bijon  und  Lö- 
Nouvelle  hireeie  von  Arnauld 
iT  beantragte,  weil  darin  eine 
1  Gerichten  denuncirt,  also  die 
EntHcheidung  religiöser  Fragen 
ht  nur  conlroveree,  sondern  in 
icipirte  Ansicht  ala  Ketzerei  be- 
n  das  Breve  Innocenz'  XT.  von 
rurde,  obschon  sich  auch  Card. 
hte,  von  derinq.  im  April  1693 
wurden  1.  Juli  161*3  verb.: 
jne  convaincu  de  m^chant  prin- 
nt  Theologien,  Col.  1690,  and 
los.  cum  expositione  deoretl  In- 
1.  et  a.,  40  S.  12.,  von  dem 
^lischen  CoUeg  zu  Lüttich  (Arn. 
nem  Schriftchen  eines  Löwener 
libus,  mater  peccati  philos.,  de- 
wurden von  der  Inq.  geprüft, 
). 


ErbaanDgsbgcher. 

le  vom  J.  1571  ausgesprochene 
cium  parvum  B.  M.  V.  in  der 
51  auf  eia  von  einem  Theo- 
benes  Werkchen  angewendet, 
1  nicht  verboten  wurden.  Im 
II.  in  einem  Breve  in  eehr 
lache  Uebersetzung  des  Mess- 


S40  „J&Dseniatiadie"  Erl 

bucbee  und  erklärte  llberhaapt  al 
baches  fdr  ODKulääsig.  Noch  16S 
von  Nie.  Le  Tonrneux  verboten, 
Uebersetzung  enthalten  waren.  D. 
der  Me8S|;ebete,  namentlich  des  Cs 
auch  von  französischen  Bischöfen 
senisten  aber  empfohlen  wurden, 
schweigend  aufgehoben  worden;  t 
im  Index  «tehende,  aus  dem  Breve 
Miseale  Komanum  e  latino  idioma 
guam  converaum  et  typis  erulgat 
gestrichen.  —  Durch  ein  Breve  CI« 
eine  von  Theologen  von  Port-Boj 
Neuen  Testamentes,  das  sog.  N.  1 
nicht  allgemein  die  Uebersetzang 
missbilligt  (s.  n.  §  81). 

In  sehr  charakteristischer  Wei 
den  Jesuiten  nnd  ihren  Anhänger 
nannten  Jansenisten  hervor  bei 
salutaria  B.  M.  V.,  eine  sehr  sct 
Auswüchse  der  MarienverehruAg, 
angefeindet,  von  ihren  Gegnern  le 
wnrde  1674  verboten,  in  den  näc 
theidignngen  derselben  und  eine  i 
A.  Baiilet.  Von  diesem  wnrde  i 
verboten,  welches  man  in  Rom  ah 

I.  Unter  dem  Titel  Le  ohape 
hatte  Kive  AgujiB  (Am&ald)  in  Port- 
nen  Gebraache,  ein  Büchlein  mit  et 
tanken  verfaeBt.  Eine  ÄbRchrift  ka] 
tieoicht,  nnd  dieser  liesB  es  durch  6 
Sie  beantragten  die  Unterdrückung 
travaganzen,  Irrthümer,  Blasphemie 
(dae  Schriftchen  mit  der  Cenaur  bei 
schickte  es  auch  nach  Rom,  wo  ma 
gnügte,  das  Schriftohen  ohne  Aufael 
de  Saint-Cyran  schrieb  eine  anonym 
wird  mitunter  mit  Unrecht  als  Verf 


1)  Wendrook  p.  476.  Racine  10 
PorVRoyal  1.  414.  Da«  Saint-Cyran 
StDbrockin«  p.  2&3. 


ioyal.  Ml 

de  r^glise  et  de  1&  Vierge 
s  traduitea  en  vera,  par  M. 
Bgaben  par  i/i.  Laval).     Der 

i.  Von  diesem  gewöhulich 
tbuche  ernchienen  in  einem 
jdngen.  In  dem  beigefügten 
uch  einige  heiligmftssige  Per- 
I  ein  Versehen  des  Druckers 
;ureui  vorgeBelzt,  welches  in 
tigt  wurde.  Dan  veranlasste 
eitschrift:  Le  calendrier  des 
■u  et  corrige  par  Fran\'oiB  de 
),  59  H.  1-2.,  weicher  er  einen 
B  Kalenders  heifügter  Calen- 
la  8econde  edition,    imprimee 

24  a.  12.  {Barker  7,  288). 
;nder  und  das  Gebetbuch  an, 
,  bemülite  nich,  dort  ein  Ver- 
a  sich  angelegen  sein,  diesei 
urnal  einen  ausfiihrliclien  und 
dlungen  mit  Cardinälen  und 
'en  das  Buch  geltend  gemacht 
en  B.  hauptsächlich  folgende: 
dventshymnus  sei  mit  J^Hiis 
jnst  Stellen,  an  denen  gesagt 
I  gestorben,  nach  der  5.  Pro- 
rde  aber  gezeigt,  dass,  wenn 
nes  wegen  das  oninium  nicht 
iedanke  an  5  anderen  Stellen 
US  ne  ferez  point  d'idole  ni 
■  les  adorer.  ganz  wie  in  der 
rte  die  Meinung  veranlassen 
rn  nicht  knieen;  Saint-Amour 
I  allen,  aber  in  vielen  fran- 
die  Fassung  sich  an  den  hib- 
m.  anschlieaRe;  3.  durch  die 
etzungen  des  Officium  parvnm 

;    Saint-Amour  bemerkte  da- 


2,  177,  S.-Beuve  2,  325.  Reuchlin 
HC  persntjne    de  condition   puur 

eontre  les  reproche»  iiijnrieuscs 
3U8e  le  traducteiir  d'avoir  voulu 
ileur  de    tou»  les  hiinimes,    Par. 

—  R.  Himon  (Sainjore  3,  180) 
lie  Psalmen  nicht  nath  der  Vul- 
ractzt;    das   sei  nicbt  l'uftice  de 

i    den   Verhandlungen    über  das 


543  „J&Dieniititche"  Erbantuigi 

Tunf,  deTgleichen  seieii  aher  in  Frankreich 
eine  von  dem  Jesuiten  Adam,  in  der  die 
qnee  et  ridicules  wiedergegeben  aeien^).  ( 
wenn  er  diese  dennncire,  würde  sie  anch  verb 
wurde  BofangB  bei  der  Inqnisition  verhandi 
nicht  geneigt  war,  ein  Verbot  sn  erlMsen, 
bracht.  Saint-Ämour  bat,  man  möge  ihm  ange 
es  BoUe  in  einer  neaen  Ansgabe  geändert  odc 
18.  Juni  1651  wnrde  das  Of^ce  eammt  dei 
Labbe  verb.;  Card.  Spada  meinte,  das  Verl 
da  in  demselben  Decrete  gegen  30  andere 
Amoar  meint  wohl  nicht  mit  Unrecht,  di 
des  Inhaltes,  als  am  des  Verfassers  and  se 
boten  worden.  AU  Grand  des  Verbotes  wui 
angegeben.  Aber  warum  wurde  denn  nicl 
in  Frankreich  viele  französische  Ausgaben 
Verbot  in  Erinnerong  gebracht?  Amauld  e 
sei  in  Frankreich  nie  beobachtet  worden,  e 
teini  ach -französische  oder  französiache  Ans; 
2.  Der  Titel  des  französischen  Meaab 
Romain  selon  le  reglement  da  Concile  de  T 
avec  l'explication  de  tontes  lea  messes  .  . 
sin,  Fretre,  Dooteur  eo  Th&olope  etc.  Ft 
Voisin,  ehe  er  Friester  wurde,  Farlamentsi 
war  ein  frommer  und  gelehrter  Mann ;  er  i 
des  Fngio  fidei  von  Raymnnd  Martini  nnd  ] 
von  R.  Simon  als  sehr  gut  bezeichnete  Bö( 
2,  891).  Simon,  der  ihn  genau  gekannt,  i 
kein  Jansenist  gewesen,  Wiewohl  die  Jana 
digung  seines  Meaabncbea  hätten  angelegen 
258).  —  Das  Breve  Alexanders  VII.  voi 
No,  72)  lautet:  Es  iat  üna  zum  groaaen  S 
Ohren  gekommen,  daaa  in  Frankreich  einig 
welche  zum  Schaden  der  Seelen  nach  Net 
kirchlichen  Satzungen  und  den  kirchlichen 
neuester  Zeit  bis  zu  dem  Wahnsinn  (vesa 
daaa  aie  daa  Römische  Messbneb,  welches  ii 
so  vieler  Jahrhunderte  in  der  Kirche  bewäl 
abgefasst  iat,  in  die  französische  Volksp 
dieser  ü ebersetz ung  drucken  zn  lassen  i 
Standes  nnd  Geschlechtes  zu  verbreiten  ge' 
lieh  versucht  haben,  die  in  lateinische  W( 
hochheiligen  Ritus  herabzuwürdigen   und  i 


l)  Das  Buch  von  Jean  Adam  (1608—84) 
eu  latin  et  en  fraufaia,  d^di^es  au  Ro;,  16IJ1 
der  2.  Auagsbe  will  er  beweisen,  data  die  H 
katholisch  seien.  Backer  1,  8.  Sein  Buch  bestoc 
Terae  wegen  die  Concnrrenz  nicht.    Am.  8,  11 


/oisin.  S48 

len  Volke  preiBzogeben. 
,  die  Sorge  für  den  von 
I  mit  seinem  kostbaren 
ijabaoth  iibertraßen  ist, 
n,  von  denen  er  über- 
jselben,  so  viel  wir  mit 
Neuerung  als  eine  £iit- 
;he,  die  leicht  Ungehor- 
aiidere  Uehel  zur  Folge 
en,  HO  das  besagte  in 
r  verfasste  oder  in  Zu- 
nd  zu  veröffentlichende 
iherer  Wissenschaft  und 
lammen,  verwerfen  und 
nd  verboten  angesehen 
Tuck,  das  Lesen  und  das 
i-istgläubi{;en  beider  Ge- 
ler Würde,  Ehre,  und 
nd  einzeln  zu  erwähnen 
sent.,  der  sie  ipso  jure 
IHR  jeder,  der  das  Hess- 
Weise  bekommen  wird, 
Inquisitor  abliefern  and 
en  soll. 

lexander  VII.  gegen  daa 
nauld  (8,  306)  berichtet: 
(des  fiisrhofs  Pernin  de 
irin,  um  Alexander  VII. 
ben  machte,  dessen  6e- 
pprobirt.  um  die  Feier 
bereiten."    Der  Nuncius, 

Mazarin  zu  bitten,  er 
lurch    die    eben    damals 

Eine  solche  durchzu- 
^hofs    von  Ronen,    jetzt 

verbot  das  Buch  am 
,  daRselbe  in  ihren  Diö- 
ti  7.  Febr.  1661  an  den 
m  erschienen  war,  also 
ARsen  worden  ist.  Die 
onscil  gegen  das  Buch 
lagegen  als  gegen  einen 
stiften  (Avr.  2,  385). — 
3ezugnahme  auf  frühere 
Jer  Bibel,  des  Brevieres, 
turgischer  Bücher  über- 
isin  nicht  approbirt;  es 
.läning  der  Messen  des 
Uebersetzung    des  Mess- 


944  „JaDMDtstische''  Erbkanngibfichei*. 

baohes  naohgesncht  worden.  Am  2.  März  16 
aoBführlich  VoiBin'«  Werk:  es  sei  vieles  fala 
setzt  und  ea  seien  (in  den  Erklärangen)  Sätze 
sie  lauteten,  IrrthUmer  gegen  die  Lebre  von  C 
der  Gnade  und  den  Sacramenten,  namentlic 
Busse,  enthielten  (Arg.  III  a  81)-  ^  handel 
welcbe  in  der  Censnr  angeführt  werden,  nnr  1 
veratändliche  Ausdrucke  (R.  Simon,  Lettres  i 
Das  ßreve  wurde  in  Frankreich  scbon 
nicht  einregiatrirt;  aber  auch  die  Verbote  d 
Sorbonne  worden  nicht  beachtet.  Amauld  (8, 
dem  Verbote  der  Aesembl^e  sei  das  Ueesbncl 
kauft  worden.  Boesaet  (Oeuvres  42,  474)  erv 
Verbote  nicht  und  sagt:  „Mau  hat  den  Bre^ 
Beachtung  geschenkt,  und  man  bat  eich  gen6 
lehmng  der  Convertiteu  (unter  Ludwig  XIV.) 
plaren  einer  franzöaiechen  Uebereetzung  der  A 
B.  Simon  (p.  263)  erwähnt  dae  Breve  nicht 
Censur  der  Sorbonne  und  des  Verbotes  der  Ai 
buch  in  ganz  Frankreich  immer  gelesen,  gedm 
kauft  worden,  und  niemand  hat  sich  Scrupel 
Gewöhnlich  las  st  das  Publicum  den  Scbrif 
widerfahren,  deren  Bücher  man  übereilter  1 
—  In  praxi  ist  das  Breve  Alexanders  VI 
(und  Spaniens)  von  Anfang  an  nicht  allgemei 
weniger  beachtet  worden.  Voisin  selbst  lies 
der  Charwoche  mit  dem  ganzen  Ordinarinm 
dee  Canons  französisch  drucken  und  widmete 
Hotter.  Ebenso  wenig  wie  dieses,  wurden  a 
Ordinarium  französisch  enthielten,  beanstande 
von  Paris  liess  1695  eine  Uebersetzung  i 
draekeo.  —  Die  neueren  katholischen  Ctebel 
Jesuiten  herausgegebenen,  enthalten  so  ziemli 
wie  sie  der  Priester  spricht,  einschliesslich 
vollständigen  Uebersetzungen  des  Missale  vi 
sind  wenigstens  in  Deutschland  nicht  beanstt 
sohof  von  Laugres  hat  freilich  noch  1651 
erlaubt  sei,  das  Ordinarium  missae  in  di< 
setzen,  von  der  RJten-Congr.  die  Antwort  er 
tores  at  a  coepto  abstineant,  ejusdemque 
pnblioationem  inbibeat  (Ami  de  la  rel.  15B, 
3.  Nicolas  Le  Tourneux,   geb.  1640,    si 


1)  Die  auf  Veranstaltung  des  Königs  und 
gedruckten  Priores  cbretiennes  selou  l'esprit  de 
struction  aux  nouveaux  catholiques  enthielten  das 
dem  Canon  fran^tösisch.  In  dar  2.  Auflage  wurd< 
nauld  3,   106). 

2)  Mehrere  Memoires  aber  Voisiui  Misael 


Nie.  Le  Tourneux. 


546 


Port-ßoyal,  gab  1673  L'office  de  la  semaine  sainte  lateinisch  und 
französisch  heraus  (1675  erhielt  er  von  der  Akademie  den  Prix 
d'eioqnence),  1682  Careme  chretienne,  die  Episteln,  Evangelien  und 
Collecten  der  Fastenzeit  mit  Belehrungen  und  Betrachtungen.  Der 
Kanzler  Le  Tellier  und  der  Akademiker  Pellisson  (Convertit)  for- 
derten ihn  auf,  diese  Arbeit  fortzusetzen,  und  1682  erschien  der 
I.Band  von  L^annee  chretienne,  ou  les  messes  des  dimanches, 
feries  et  fetes  de  tonte  l'annee  en  latin  et  en  frangais,  avec  l'ex- 
plication  des  epitres  et  des  evangiles  et  un  abregt  de  la  vie  des 
saints  dont  on  fait  Toffice.  Nachdem  1685  der  6.  Band  erschienen 
war,  —  es  sollten  noch  3  folgen,  —  sagte  der  Nuncius  dem  könig- 
lichen Beichtvater  La  Chaise,  der  Papst  verlange  das  Verbot  des 
Bucbes,  weil  darin  eine  französische  Uebersetzung  der  Messe  stehe 
(die  Angabe,  Le  Tourneux  habe  das  Missel  von  Voisin  oder  das 
Neue  Testament  von  Mons  benutzt,  ist  unrichtig).  Auf  Befehl  des 
Königs  verbot  darauf  der  Erzbischof  von  Paris  dem  Verleger  den 
Verkauf  des  Buches  unter  Zusicherung  einer  Entschädigung  und 
Hess  Le  Tourneux  ein  Avertissement  zustellen,  er  solle  nicht  in 
seine  Schriften  meler  de  ces  choses,  que  l'Eglise  n'approuve  pas  et 
qa'on  taxe  de  nouveautes.  Le  Tourneux  antwortete  dem  Erzbischof 
inerst  brieflich,  und  kam  dann  nach  Paris,  um  die  Sache  zu  regeln, 
wurde  aber  28.  Nov.  1686  vom  Schlage  gerührt  und  starb.  Der 
Erzbipchof  hob  das  Verbot  Ende  1686  wieder  auf,  und  der  Nuncius 
gab  sieh  zufrieden,  nachdem  die  Uebersetzung  des  Canons  wegge- 
lassen worden  (Arn.  8,  V).  —  Am  10.  Apr.  1688  verbot  Harlay's 
Official  auch  Le  Tourneux'  Breviaire  Eomain  en  latin  et  en  frangais, 
4  vol.  8.,  dessen  Druck  im  Nov.  1687  vollendet  war,  weil  die  Ueber- 
setzung des  Breviers  überhaupt  nicht  zulässig  und  diese  Ueber- 
setzung anonym  und  ohne  Approbation  des  Erzbischofs  erschienen 
and  nicbt  genau  sei  und  mehrere  von  der  Kirche  verdammte  Ketze- 
reien entbalte.  Der  Erzbischof  Le  Tellier  von  Reims  schrieb  da- 
rüber 26.  April  1688  an  Bossuet:  II  faut  que  M.  de  Paris  alt 
lesprit  de  vertige.  Das  Buch  wurde  nach  dem  Verbote  nur  um  so 
mehr  gekauft,  und  der  Erzbischof  musste  dasselbe  freigeben^).  Das 
Brevier  wurde  in  Rom  nicht  verb.,  aber  1695  die  Annee,  und  zwar 
11  Bände  (der  10.  und  11.  wurden  von  Paul-Ernest  Ruth  d'Ans 
beigefügt),  mit  dem  Zusätze:  das  Werk  enthalte  das  scbon  von 
Alexander  VII.  verbotene  Missale  in  französischer  Sprache  und 
werde,  so  weit  es  (nach  diesem  Verbote)  nöthig  sei,  aufs  neue 
verboten. 


I 


1)  Arn.  2.  648;  3,  101.  104;  8,  259  (Defense  des  versions  de  l'Ecri- 
tiire  sainte,  des  Offices  de  l'Eglise  et  des  ouvrages  des  peres,  et  en  par- 
ticulier  de  la  nouvelle  traduction  du  Breviaire  contre  la  sentence  de 
l'Official  de  Paris  du  10.  Avril  1688,  Col.  1688).  S.-Beuve  5,  209.  Dict. 
^iDs.  1,  199.  In  dem  Brevier  erscbien  zuerst  die  Uebersetzung  der  Hym- 
ßsn  von  Racine.  Als  Ludwig  XIV.  diesen  aufi'orderte,  de  faire  quelques 
^era  de  piete,  antwortete  er:  Sire,  j'en  ai  voulu  faire,  on  les  a  con- 
damne«. 

Renscb,  Iudex    II.  35 


546  „.Ttuueu istische"  Erhauimgf 

S.-Benve  5,  231  epriobt  selir  boIiöd 
der  Arbeiten  von  Le  Toameox  und  mit  ge 
Gneranger,  der  (Inst,  litarg.  t.  2,  eh. 
Arbeiten  des  17.  Jabrh.  als  r^anltat  d'une 
ne  tramait  contre  la  foi  des  fidölea,  darstellt, 
sagt  er  ireiter,  est  surtout  l'objet  d'attaqi 
mSme  all6  (car  la  oalomnie  de  ce  o6te  est 
mSle  ais^ment)  jusqii'ä  inoriminer  sa  foi  < 
Ghriet.  Mais  le  grand  crime  £tait  de  toqIo 
raieon  et  de  oonnalssance  dans  les  livres 
sanctnaire,  de  diminner,  toSme  en  le  reverai 
dans  une  certaine  mesnre,  le  mystärienx  et 
ü  la  cdl^bration  dn  onlte  ...  Au  Heu  de  1 
on  l'acoable  sodb  la  stapidit^  dee  accasatioi 
moire.  Que  gagne  la  vraie  religion  h  ces 
si  I'ennemi  commnn,  les  philosophes,  l'espi 
personne  n'approchaient  pas.  Oh,  ijae  le  r 
senisine  k  merveille  et  qiii  en  avait  de  boi 
famille,  devait  rire  en  voyant  les  livres  dt 
et  l'antear  trait^  comme  un  mäor^aat!  C'et 
lai.  —  Ämaold  schreibt  1688  an  den  Lai 
Sie  haben  Recht,  wenn  Sie  meinen,  man  m 
nod  Italien  geschieht,  die  Yolkspraohe  znr 
anwenden.  Wir  haben  seit  50  Jahren  in 
Er  erwSbnt  dann  die  Heures  de  Port-Roy 
Tonrnenx,  Priores  en  fran^ais  pour  dire  da 
Herzog  von  Lnynes  unter  dem  Namen  Lavi 
denen  ein  frommer  Mann  4 — 5000  Ezempis 
dmcken  lassen,  und  Cantiques  (französisohe 
de  Heanville;  einem  Pariaer  Pfarrer,  der  8< 
ausgeben  vollen,  sei  es  verboten  worden. 

Auch  in  den  Niederlanden  wurde  ü 
Üeberaetzangen  des  Ordinarinm  Missae,  spe< 
Der  Abt  von  Rolduo  wurde  wegen  eines 
Nnncius  in  Köln  denuncirt,  machte  diesen 
daas  dergleichen  Bücher  anch  in  Ltittioh 
seien  nnd  dass  ein  sehr  verbreitetes  Grel 
Jesniten  die  ganze  Messe  von  allen  Heilige] 
(Am.  8,  316);  die  letzte  Bemerkung,  bei 
habe  mehr  Effect  gemacht,  als  wenn  man  ä 
väter  citirt  hätte.  —  Auch  ein  in  Holland  i 
dem  Biachof  NeercasseL  1685  empfohlenes 
Onderweyzingen  en  Grebeden  enthielt  die  Mc 
p.  102).  Es  wird  dieses  dasselbe  Buch  sf 
(3,  162)  1689  an  du  Yaucel  achreibt,  er 
dasB  die  Heures  cath.  en  flamand,  in  dei 
einer  altem  TJeberaetzung  von  einem  Jesu 
boten  würden,  da  das  Verbot  des  in  Hollan 
^ossea   Scan  dal    veruraaohen    würde.    — 


Monita  salutaria   B.  Mariae  V. 


547 


Heagsen,  Provicar  in  Utrecht,  denimcirt,  weil  er  dem  Dominicaner 
Tan  Hoom  einen  Verweis  ertheilt,  der  gepredigt  hatte,  der  Canon 
fiörfe  nicht  übersetzt  werden,  nnd  weil  er,  als  ihm  das  Breve  Ale- 
xanfiers  VII.  entgegengehalten  wurde,  erklärt,  dasselbe  gelte  nur 
ÜT  Frankreich  (C.  Qu.  103).  —  De  Kleine  getyden  oft  bedeston- 
lien,  rtrecht  1699,  nach  C.  Qn.  p.  89  von  A.  Schurius  nach  dem 
Vorbilde  der  Annee  ehret,  bearbeitet,  wurde  1701  verb. 

4.  Die  Monita  salutaria  Beatae  Mariae  Virginis  ad  cultores 
snos  indißcretos  erschienen  zuerst  Ende  Nov.  1673  zu  Gent  mit  Ap- 
probation des  bischöflichen  Censors,  Canonicus  J.  Gillemans^).  In 
dem  Sohriftchen  werden  der  h.  Jungfrau  Warnungen  vor  Uebertrei- 
kngen  ihrer  Verehrung  in  den  Mund  gelegt,  z.  B.  „Nehmt  nicht 
Hebt  alle  und  jede  Geschichtchen  an,  die  über  meine  Erscheinungen 
oder  Offenbarungen  oder  Wohlthaten  und  Privilegien  verbreitet 
werden.  ...  Es  ist  von  Ewigkeit  nicht  erhört  worden,  dass  der- 
jenige, welcher  eine  ernste  Busse  vernachlässigt  hat,  durch  mich 
befreit  worden  wäre.  Einem  solchen  werden  nichts  helfen  die  For- 
meln und  Gebetchen,  die  er  hergesagt,  oder  die  Zeichen  und  Instru- 
mente der  Frömmigkeit,  die  er  getragen,  oder  die  Bruderschaften, 
denen  er  angehört  hat  .  .  .  Saget  nicht,  Christus  sei  ein  strenger 
Richter,  ich  aber  die  Mutter  der  Barmherzigkeit;  er  habe  sich  die 
Gerechtigkeit  vorbehalten,  mir  aber  die  Barmherzigkeit  übertragen." 
—  Der  Verfasser  ist  ein  frommer  Kölnischer  Jurist,  Adam  Widen- 
Wdt,  ein  Freund  des  dortigen  Weihbischofs  Peter  von  Walenburg, 
t2.  Juni  1678.  Der  Angabe  des  Dict.  Jans.  1,164,  er  sei  auf  einer 
Reise  mit  den  Jansenisten  zu  Gent  und  Löwen  und  zu  Paris  mit 
Amauld  und  dessen  Freunden  bekannt  geworden ,  habe  sich  dann 
zwar  der  Bulle  Innocenz'  X.  unterworfen,  von  den  Jansenisten  aber 
wleiten  lassen,  jenes  Schriftchen  zu  verfassen,  steht  die  Erklärung 
^on  Amauld  (2,732)  gegenüber:  er  und  seine  Freunde  hätten  von 
WidenfeHt  erst  nach  dem  Erscheinen  der  Monita  etwas  gehört  und 
niemals  Verkehr  mit  ihm  gehabt.  Arnauld  und  seine  Freunde  haben 
sieh  aber  die  Verbreitung  und  Vertheidigung  des  Schriftchens  ange- 
'^en  sein  lassen,  standen  indess  in  dieser  Hinsicht  nicht  allein.  Es 
•erschienen  bald  nach  der  Originalausgabe  mehrere  französische  Ue- 
Hersetznngen,  eine  (von  Gerberon)  unter  dem  Titel:  Avis  salutaires 
dp  la  B.  V.  Marie  ä  ses  devots  indiscrets,  Lille  1674,    eine  andere 

inter  dem  Titel:  Avertissemens  salut par  M.  W.,  und  eine 

nämisohe:  Heylsame  vermaningen  van  de  S.  M.  Maria  an  haer 
ondiscrete  dienaers,  Middelburg  1G75  (mit  Anmerkungen).  In  dem 
?leich  zu  erwähnenden  Buche  von  A.  Baillet  ist  eine  französische 
' 'Übersetzung  und   eine  Reihe    von  Approbationen  aus  dem  J.   1674 


1)  Ich  kenne  nur  eine  Ausgabe  juxta  exemplar  Gandavense  typis 
y-  d'Erckel  a.  1673,  16  S.  4.,  die  zu  Köln  gedruckt  sein  nuisa,  da  ausser 
^^  Genter  Approbation  eine  7Aveite  von  GodetV.  Molanus,  Prof.  et  Pastor 
•J-  Pauli,  d.  d.  Köln  24.  Jan.  1674  darin  steht.  Nach  einer  Ausgabe  Leo- 
Jü  apud  Nie.  de  la  Roche  1674  ist  das  Schriftchin  ubgedr.  in  M.  Leydeckeri 
^te.  Jansenismi  11.  6,  1695,  p.  631--640. 


648  „Jansen  18 tJBohe"  Erb Auongib Scher. 

abgedruckt,  u.  a.  von  dem  Bischof  von 
dem  Weihbiachof  Walenbarg  und  dem 
Köln  vom  2.  Jan.  (Walenbarg  sagt,  er 
mal  HOTgfältig  geprüft  und  nichts  Bedei 
sogar  vieles  zut  Vertheidigung  deseelbe: 
nöthig  hielte).  In  den  Jahren  1674  nnc 
Schriften  für  und  gegen  die  Monita '),  d 
peres  toachant  lee  cxcellences  et  les  p 
Vierge  .  .  .  poar  servir  de  r^ponse  auj 
Abelly,  6v6que  de  Rhodez,  Par.  1674,  i 
l'Ill.  et  Rev.  EvSque  de  Tournay  aux 
culte  de  la  tr^a-sainte  Vierge  et  des  Sair 
Avis  salutaireB  .  .  .  Lille  1674*  45 
p.  804).  Der  Bischof  (Gilbert  de  Choii 
in  diesem  vom  17.  Jaoi  1^74  datirten 
Verfaesei  nicht;  er  verthetdigt  ihn  u. 
sohieneDeB  Schriftchen  (von  de  Cert) :  Je 
gegen  dieses  vertheidigt  er  auch  p.  40( 
niU  §  lY  über  die  Maucipia  B.  M.  ^ 
echliesslicb  auch  von  der  von  manchen 
daes  die  Honita  würden  in  Rom  verboti 
möglich,  sagt  er,  dass  man  durch  Declam 
Wirkungen  des  Büchleins  obrepticemei 
wirke;  man  werde  aber  gewiee  nicht  die 
und  keinen  einzigen  Satz  desselben  cent 
von  dem  h.  Stuhle  komme,  mit  Respect 
aasführen;  aber  die  Lehre,  die  er  in 
BchlnsB  an  die  Monita  vortrage,  sei  so 
jeden,  der  ein  anderes  Evangelium  pred 
1,  8)  anssprechen  könne.  Von  dem  Hi 
nisobe  üebersetznng  gedrnekt :  Fastora 
Bcopi  Tornacensis  ad  fldeles  dioecesis  Ti 
1674*,  79  S.  4.  Sie  wurde  ausgegebe 
Honita  in  Korn  verboten  waren;  es  wurc 
fUgung  der  Monita  eelbet  auf  den  Wunet 
dagegen  sind  die  sämmtlichen  Approbati 
feldt   selbst    schrieb    eine  Vertheidiguuf 


1)  Im  Dict  Jans.  1,  171  werden  46  N 
aber  auch  Debersetsungen  und  bloue  Briefi 
Über  Muratori'B  Buch  Della  re^olata  divozi 
zeichniss  in  der  Storia  letterena  8,  S47  ab 
Backer  2,  497  und  Migne  3,  901.  Zacoaria 
heit  die  Monita  als  empia  opericciola.  Av 
rien  de  plna  misärable  qne  ce  libelle.  —  I 
Jahrb.  noch  einmal  nud  zwar  in  Africa  gi 
Sainte  Vierge  tronväe  dans  la  cbapelle  pro 
adreasee  a  L.  A.  A.  Favy,  äveque  d'Alger 
ponie  a  l'Akbbar,  2.  Avis  salutaires  publiei 


Monita  salutaria  B.  Mariae  V. 


549 


ersten  Approbator  GillemanB  in  Gent,  der  sie  als  Epistola   apologe- 
tica  auctoris  Monitorum  .  .  .  Mecheln  1674,  drucken  liess. 

Die  (Jesuiten-)  Universität  zu  Mainz  verdammte  die  Monita 
1674  als  scandalosa,  noxia,  officinam  Jansenariorum  olentia  et  gnstui 
Luthero-Calvinicorum  vehementer  arridentia ;  die  Index-Congr.  verbot 
sie  19.  Juni  1674  mit  d.  c.,  die  spanische  In<^uisition  27.  Nov.  1674 
nnbedingt.  —  Die  Correspondenz  des  Card.  Bona  (Epistolae,  1759, 
I,  51  und  II,  22)  enthält  über  das  Römische  Verbot  folgendes:  Der 
Bischof  von  Tournay  schickte  Bona  seinen  Hirtenbrief,  Gillemans 
die  Epistola  apologetica,  der  Bischof  Neercassel  ein  handschriftliches 
Gütachten  mit  der  Bemerkung,  er  sei  aufgefordert  worden,  es  drucken 
zu  lassen,  wünsche  aber  vor  dem  Druck  die  Approbation  der  In- 
quisition zu  erhalten,  der  Bona  das  Manuscript  vorlegen  möge ;  wenn 
Beine  Schrift  mit  dieser  Approbation  erscheine,  könne  der  Lärm  über 
die  Monita  dadurch  beschwichtigt  werden.  Bona  selbst  schreibt, 
theils  an  Gillemans,  theils  an  Neercassel :  es  seien  viele  Exemplare 
der  Monita  mit  Denunciationen  nach  Rom  gesandt  worden  und  meh- 
rere Prälaten  hätten  Briefe  seu  potius  declamationes  erhalten,  in 
denen  gesagt  werde,  das  Schriftchen  werde  von  den  Ketzern  gelobt 
und  tbue  der  Verehrnng  der  h.  Jungfrau  Eintrag;  es  hätten  schon 
Franenzimmer  in  der  Beichte  sich  cils  über  eine  Sünde  und  mit  dem 
Versprechen,  es  nicht  wieder  thuen  zu  wollen,  darüber  angeklagt, 
dasB  sie  die  Lauretanische  Litanei  und  den  Rosenkranz  gebetet*); 
auch  habe  man  den  Verfasser  als  Jansenisten  bezeichnet.  Er  habe 
sich  nach  Kräften  bemüht,  das  Verbot  des  Buches,  welches  nach 
seiner  Ansicht  nichts  gegen  den  Glauben  enthalte,  zu  verhindern ; 
man  habe  es  aber  mit  d.  c.  verbieten  zu  müssen  geglaubt,  weil  man 
gefürchtet  habe,  die  Freigebung  des  Schriftchens  würde  in  Belgien 
Aergemisse  hervorrufen  und  der  Marienverehrung  Eintrag  thuen. 
An  Xeercassel  schreibt  er:  seine  Erläuterung  der  Monita  sei  vor- 
trefflich, aber  der  Inquisition  könne  er  sie  jetzt  nicht  mehr  vor- 
legen; dass  sich  viele  Missbräuche  in  die  Marienverehrung  einge- 
schlichen und  dass  etwas  dagegen  geschehen  sollte,  sei  ja  nicht  zu 
lengneu,  sed  aliquando  Deo  permittente  saniora  consilia  negliguntur 
et  praevalent  artes  existimantium  quaestum  esse  pietatem;  emerget 
tarnen  veritas,  cum  Dens  voluerit.  —  Der  Kurfürst  von  Köln,  Maxi- 
milian Heinrich  Herzog  von  Baiern,  hatte  unter  dem  3.  Juni  1674 
ein  Schreiben  an  die  Cardinäle  der  Inquisition  gerichtet,  worin  er 
sagt:  er  habe  gehört,  man  habe  die  Monita  in  Rom  denuncirt;  das 
Schriftchen  sei  von  seinem  Weihbischof,  von  seinem  Generalvicar 
und  den  gelehrtesten  Weltgeistlichen  in  Köln  approbirt,  von  dem 
Bischof  von  Tournay,  dem  Bischof  Neercassel  und  vielen  verdienst- 
vollen Männern  empfohlen  werden;  ein  Verbot  desselben  könne  nur 
dazu  dienen,  die  Einfältigen  in  ihren  Irrthümern,  die  Ketzer  in  ihren 


1)  Auch  der  Bischof  von  Tournay  (Baillet  p.  425)  und  der  Land- 
graf Ernst  (Rommel  1,  269)  erwähnen  dieses  und  ausserdem:  man  habe 
die  Scapuliere  und  Rosenkränze  ins  Feuer  geworfen,  das  Beten  des  Salve 
Regina  eingestellt  u.  dgl.,  —  bezeichnen  es  aber  als  pure  Erfindung. 


660  „Jansenütische"  Erbauung 

falschen  Ansichten  von  Jer  Itatholischen  '. 
Streitigkeiten  zwischen  den  Freunden  und 
eeiner  Diöceae  zwischen  Welt-  und  Ordenc 
und  fromme  und  eifrige  Laien  wie  den  V 
ZD  verBtimmen ;  er  bitte  kein  Urtbeil  zu  fi 
klämng  zu  erwägen. 

Sie  Angabe  vud  Zaccaria  u.  a.,  das 
nita  von  1674  sei  1675,  da  maa  gesehe 
immer  aoblimmer  geworden,  durch  ein  abt 
den,  ist  unwahr.  Die  lateinische  Ausgabe 
im  Index.  Unbedingt  verboten  wurde  16' 
eine  französische  Ueberaetzun^  (AvertiSE 
Sätie,  die  7.  Dec.  1690  von  der  Inquisition 
Laus,  quae  defertur  Mariae  ut  Mariae,  van 
3.  1,  aber  mit  dem  Nachsätze:  das  Maria 
Gottes  gespendete  Loh  sei  heilig.  —  Voi 
die  Honita  stehen  folgende  im  Index:  Ula 
recte  expositus  P.  Alexii  Recolleoti  suo  i 
1673  Gandavi  super  libello  diuto:  Moniti 
beigefügt:  flandrice;  der  flämisclie  Titel  w 
Monita  sal.  B.  M.  V.  vindicata  per  notai 
titulatum:  Cultus  B.  V.  M.  vindicatus  Fat 
[Dominicaner,  St.  Omer  1674]  et  similes  a 
Regulari  ortbodoxi  cultus  B.  Y.  M.  zetati 
contra  Defeneionem  B.  Y.  M.  Ludovicii 
Apologie  des  devots  de  la  S.  Yierge,  c 
time  sur  le  lihelle  intitnle:  Les  avis  sal. 
gätique  de  son  auteur  et  sur  les  nonvet 
flexions  ajout^es  au  libelle,  verb.  1677  (i 
Greuier,  Btus.  1675);  —  Statera  et  exan 
tione  proscripti,  cni  titulus:  Uonita  .  .  . 
nedictino  Gladbacensi,  Episcopi  Paderborn 
sario,  ir)75  (2.  Ed.  Neuhaus  1677,  12.) 
Die  Schrift  des  Bischofs  Neercasael :  Tracta 


1)  Der  Titel  dieaei  Schriftcbens  ist  l>el 
rum  cultorum  illius  contra  libellum  intit.  M 
laiD  apologeticam  pro  ÜBdem,  cui  additn  est 
pastoralem  gallice  editam  a  D,  Gilberto  Episc 
latoa  directa,  Buthoru  Francisco  Loiiuiscio  Bo. 
251  S.  16.  In  der  Vorrede  wird  gesagt,  in 
Behörde  den  Druck  von  Kchriften  fiir  und 
Prof.  Dubais  in  Löwen  habe  «einen  Zohörei 
uud  dieses  Dictat  liege  der  Schrift  zu  Grunde 
fasser    (genannt    und    als    eifriger    Janeenist    t 

6  221  Jesu  Christi  monita  maxime  salutaria 
ariae  debite  eihibendo,  edita  Duaci  per  R 
Dr.  et  Prof.  Regiuro  (abgcdr.  bei  Leydecker  p 
liesB  der  Jesuit  Piazza  1761  iu  eioer  Streitac 
einmal  abdrucken  (ilurter  2,  1360). 


Baillet.  55t 

.  1675  (frauKÜsiech  von  Le  Buy, 
,  wird  eine  erweiterte  Bearbei- 
(Jard.  Bona  sandte;  weuigHtens 
t  vom  5.  Febr.  1676  (37,  109), 
ni  Jahre  in  Belgien  entatandeneu 
ijg  geHchrielien.  Sie  steht  nicht 
LIV.  wiederholt  citirt.  —  Land- 
n  einem  Hriefe  an  Leibniz  vom 
l.iegner  der  Jaiisenisten  durch 
des  SühriftcheiiB  durchgesetzt 
Imrkeit  des  h.  Stuhles,  meint  er, 
ühen  Dummheiten  (liivues)  ver- 
tie  Fehllmrkeit  beweise.  Leibniz 
'en  von  der  Jiiijuisition  niithigen, 
len  Iwie  Ja  die  spanische  ln<}ui- 
rte  Ausgabe  veranRlalten.     Eine 

'gung  der  Monita  gab  der  Jesuit 
Titel:  La  vrritable  devotion  i\  la 
Thiers,  Sujierst.  4, 131  sagt  da- 
laiWe  dnns  toutes  les  devotion« 
ribuer  ä  l'honneur    de    la  8.   V. 

I  seinem  Preservatif  contre  le 
ste  et  vei'itable  de  la  rel.  cath. 
(jne  l'on  en  fait,  et  particulÜTe- 
Avnauld  (42,  Suppl.  22)  schrieb 
81 :  er  möge  Bossuet  darüber 
ie  (Jitate  richtig  seien,  eine  (Jen- 
reh die  Sorbonne  zu  veranlassen; 
eiiuncireii.  „Wa»  soll  man  den 
'enn  sie  uns  vorhalten,  dass  man 
iie    Gegensehriften,    welche    die 

II  y  Es  ist  ein  grosser  Fehlgriff 
mint  hat;  durch  die  Verdammung 
wieder  gut  gemacht  werden." 
inne  an  Bossuet  (Oeuvres  37,  235) 
D[  seien,  werde  er  sich  bemühen, 
isets  Buch  ist  natürlich  in  Ktun 
von  der  Sorbonne,  obschon  Ar- 
n  Syndikus  Pirot  schrieb,  — 
»ahnt  in  dem  Judicium  der  Lii- 
lience  von  1704  (Arg.  III  b  599) : 
ruverehrung  gewisse  Kigoritten 
ten     derselben,     namentlich     die 

gt,  in  Hom  nicht  verboten,  wohl 
äehriebene,  aber  umfangreichere 
e  Vierge  et  du  culte  qni  lui  est 
ti.     Das    Buch    ist    von    Adrien 


6fi2  Gallioanüche  Controverte  unter 

Baillet,  geb.  1619,  seit  1676  Frieeter,  b 
Prftaideiiten  Lamoignon ,  and  Boll  veranli 
Bourdalone  8.  Dec.  1692  gehalten«  Pred 
Lamoignon  Baillets  Urtheil  haben  wollte. 
(Tonmay  1712*,  24  und  444  S.  12.)  ist 
Titel  blatte  und  unter  der  Dedication  genai 
IntaireB  und  die  Lettre  paetorale  des  6i8< 
fügt.  Das  Buch  wird  im  Dict.  Jana.  1, 
sehr  Bcbarf  getadelt;  aber  der  Brzbiachol 
bonne,  bei  denen  es  dennncirt  wnrde,  cei 
Rom  ist  es  nur  mit  d.  c.  verboten  wordf 
die  2.  17011).  „  y^j,  Je^  grBBaern  Wei 
compoa^B  enr  ce  qui  noua  est  reat^  de  p1 
aeaurä  dana  leura  hiatoirea,  diapea^ea  aelo 
et  des  martyrologea  avec  l'hiet.  de  lenr 
Baillet,  sind  nur  die  zwei  ersten  BSnde 
Jan.  bis  Äug.  omfassend,  lT14verb.  Daa 
Noaillea  gewidmet,  zuerat  1701  in  3  Pol 
Band,  1703,  enthält  L'hiat.  des  fetea  mol 
de  l'Ä.  T.,  Chronologie  und  Topographie 
erate  ausführliche  Leben  der  Heiligen,  in 
achluaa  an  Tillemont,  Fabeln  und  nnznTC 
dere  Berichte  anageechieden  aind  (Dupin 
Seibat  Benedict  XIV.  meint  freilich,  Bai) 
er  polemisirt  wiederholt  gegen  ihn  und  ea 
Homo  vel  certissiniamni  renim  veritafem, 
est,  Bollicitana.  Aueftthrlich  krttieirt  ihn 
Der  Bischof  von  Gap  verbot  1711  das  gai 
der  Excomm.  1.  sent.,  weil  viele  Dogmen 
darin  im  Jansen! st iachen  oder  proteatantisc 
Die  Verbote  haben  der  Verbreitung  dea  I 
than;  es  ist  wiederholt  gedruckt  worden 
1.  Bandes  atehende  Dtaconrs  aar  l'hiat.  de 
erst  1690  anonym  erschienen. 


58.     Die  galtieanisclie  Coni 
Alexander  VII.  1 

VeranlasBi  durch  das  Anftancben 
fasste  die  Sorbonne  4.  Msi  1663  folgen' 

1.  Ea  iat  nicht  Lehre  der  Facnltat,  df 
Antorititt  über  die  weltlichen  Angelegenhe 


D  immer  wi  dem  prochen,  welche 
:  annehmen.  —  2.  Eb  ist  lieh re 
ig  in  weltlichen  Dingen  keinen 
!r  ist  Lehre  der  Facultät,  dass 
ande  von  der  Treue  und  dem 
■rden  können.  —  4.  Die  Fac. 
:oritat  des    K"ni{;B,    den    echten 

und  den  im  Königreiche  reci- 
dsBR  der  Papst  im  Widerspruch 
en    könne.  —  5.  Ea    ist    nicht 

dem  allgemeinen  Concil  stehe, 
Zustimmung    der    Kirche    (nullo 

Mai  von  dem  Parlamente, 
tätigt  und  zugleicli  rerboten, 
echendes  zu  lehren  nnd  zn 
1665  censurirte  die  Sorbonne 
on  Jacques  de  Vernant  and 
en  verdammte  Alexander  VII. 
Inni  1665.  Daa  Pariser  Par- 
der  Bulle  nnd  bestätigte  die 
latische  Verhandinngen  über 
niss.    Er  hatte  aber  znnUchst 

nicht  lange  nach  der  Bnlle 
Exposition  de  la  doctrine  de 
9  de  controverse  von  Bos»net 
ie  allgemeinen  Concilien  nnd 
istiscben  Ansichten  vorgetra- 
Infnahme  nnd  wnrde  von  In- 


rtete  der  Jesuit  Jacques  Coret 
de  Clermont  vertheidi(;tr,  die 
den  Papstes,  und  zwar  auch  in 
r  schon  im  Juni  im  College  de 
luld  schrieb  dagegen  La  nou- 
piiblinueinent  A  l'iiris  ...  de-  . 
(Arn.  21,  514).  -  Am  19.  Jan. 
nenve  eine  These  vertheidigen, 
ze  vorkamen  (der  Papst  habe 
er  habe  einigen  Königen,    na- 


.  App.  3,   11   (33.  G3-2). 


564  G&llicaiiische  Coatroverse  unter  • 

mentlich  den  franzÜBJechen,  Friyilefcien  vi 
oilien  seien  iiiltzlioh,  aber  nicht  nöthig:). 
die  Vertheidi^ng  der  These  22.  Jan.,  up 
ähnliche  These  im  Colleg  der  Bemardiner 
en  dieses  in  einem  ÄrrSt  vom  14.  April  (i 
sich  gegen  den  Verdacht  v.m  sichern,  als  tl 
fasste  die  Sorbonne  die  oben  mitgetheilte 
von    dem  Brzbischof  Hardouin  de  Pär^tixe 

Noch  im  J.  1663  verhandelte  die  So 
im  College  de  Clermont  vertheidigte  These 
bleiben,  ob  das  Decret  der  Römischen  In 
nicanische  Lehre  eine  definitive  Entscheii 
verse  sei;  jedenfalls  sei  es  für  diejenige] 
welche  nicht  nur  darauf  achteten,  was  di 
aneh  darauf,  wohin  sie  neige  (quo  propen 
68,  welchen  Weg  man  einsiuhalten  habe  (j 

2.  Das  von  dem  Carmeliter  Bone 
Familienname  war  Heredie,  +  1667)  nntei 
Vernant  heransgegehene  Buch :  La  d^fens» 
le  Fape,  do  Kosseigneurs  les  Cardinaux, 
ques  et  de  Teniploi  de«  Mendiants  conti 
Metz  1658,  wnrde  der  Sorbonne  1.  Äpi 
langen  Verband  langen  censurirte  sie  26.  3 
desselben,  n.  a. :  dem  Fapüte  al«  Stellver 
active,  der  Kirche  passive  Autorität  zn  (c 
tisch  bezeichnet) ;  nur  dnrch  die  göttlich« 
walt  des  Papstes  beschränkt  und  ihm  G( 
den;  nur  die  Ketzer  und  Feinde  des  Glau 
die  AutoritSt,  Verordnungen  für  die  ganze 
das  Concil  vom  Papste;  ein  allgemeines  Ci 
des  Papstes  prüfen;  der  Papst  entscheide 
hensfragen ;  die  Bischöfe  erhielten  ihre 
nur  mittelbar  von  Gott;  der  Papst  könn< 
Zustimmung  der  Bischöfe  seine  Gewalt  de 
ziehen  sich  anf  die  Privilegien  der  Ordt 
erkUrte  dabei,  sie  wolle  durch  ihre  Cei 
des  Papstes,  der  Autorität  des  apost. 
Innocenz'  X.  und  Alexanders  VIL,  die  sii 
Sie  rilgte  nebenbei,  dass  Vernant  unecht 
Vätern  anführe,  die  echten  falsch  citire  u 
surirnng  des  Buches  des  Gnimenius  (des  J< 
1665  handelte  es  sich  vorzugsweise  um 
Aber  Guimenius  war  ein  ebenso  strenger 
ralist,    und  die  Sorbonne  censnrirte   neben 


I)  Are.  III  a  100.  Boisuet  32,  401.  ] 
gegen;  La  doctrine  andenne  des  theologiena  ( 
\  la  ceneure  (aite  par  la  meme  Fac.  de  P.  an 
S.  P.  le  Pape.  1664. 


!he  Gewalt,  —  man  raiisae 
it  unl'ehlbar  sei,  nicht  nur 
1er  Sitten,  in  dem  Sinne, 
1  Vollkommenheit  entspre- 
i,  —  mit  der  Erklärung, 
i  falsch  und  temerär,  deu 
der,  für  die  Univereitati^ii, 
)octoreR  beleidigend  (Arg. 

iriruiig  curia! iHtittcher  An- 
[[.  beKitig  die  Ilngesthick- 
rirung    Vernants,    sondern 

zu  beklagen.     Unter  dem 

ein  BrevB    folgenden  In- 

wie  sehr  die  Oensur  der 

.  hahe;    er  werde    die  Zu- 

er  darin  enthaltenen  gegen 

injuriiifien  Sätze;  die  Fa- 
:r  Ketzerei  der  Jansenisten 
lit  wullen,  omnem  gloriam 
ISO    tempore,    quo  pestiferi 

inetaiitis  aoiem  adeo  im- 
m  AviH  den  genn  du  Roi 
■g.  III  a  115—124)  heiBBt 
ie  CenHuren  nur,  weil  sie 
ihm  die  Infallibilit&t  ent- 
o  freigebig  beigelegt.  Am 
I.  eine  lange  Bulle  (Alex. 
irin  es  heiset:  In  den  bei-^ 
s  Sät/e  censTirirt,  welche 
.  Stahles,  die  .luriwliclion 
von  dem  h.  Sluhle  verlie- 
leitsationen  und  die  Kegel 
ndere,  ■welche  sich  auf  die 

und  den  beständigen  Ue- 
insuren  können  nicht  ohne 
inc  gebührende  Küge  und 
len.  Um  dem  Aergernisse 
Katholiken  entstehen  kann, 
id  hervorragende  Magister 
laliticaturen  der  Congrega- 
'II  dazu  deputirt,  wie  die 
r  berathen,  und  nachdem 
i>n  angehört.  —-  auH  eige- 
and  kraft  der  Fülle  Unsc- 


Ictenstiick    aia    breve. 


656  Gullicanisobe  Cantroverae  unter 

rer  apost.  Gewalt  die  besagten  Ceneurei 
und  argem isBgebeDd,  erklären  sie  fiir  i 
fehlen,  daes  sie  niemand  billigen  oder  ve: 
oder  Schriftetttoken  allegiren  soll,  bei  8 
comra.  1.  sent.  Bei  der  gleichen  Strafe  v 
Bücher  und  Censnren  zu  dmcken  oder  zi 
ten,  in  welchen  die  Censuren  irgendwie  e 
vertheidigt  werden,  werden  verboten  und 
an  den  Orten,  wo  das  Amt  der  h.  Inqni 
Inquisitoren  abzuliefern,  bei  der  gleichen 
die  Inquisitoren  sollen,  erstere  auch  als 
les,  gegen  die  Ungehorsamen  mit  Erklär 
nnd  anderen  geeigneten  Strafen  nach  il 
Das  weitere  Urtheil  über  die  Censnren  u 
snrirten  Büchern  ausgesprochenen  Meinungi 
vorbehalten.  —  Dem  gern  äs«  stehen  htii 
noch  heute  unter  Censara  im  Index. 

Das  Pariser  Parlament  verbot  29.  . 
Denis  Talon,  diese  Balle  zu  behalten,  zi 
liehen,  bestätigte  die  Censuren  der  Feen 
auch  in  Zaknnft  vorkommenden  Falls  il 
(Arg.  III  a  126).  Eine  noch  im  J.  1665 
nyme  Sehrift  (von  Noel  de  Lalane,  Dr 
de  ee  qni  e'est  passä  an  parlament  au  SDJ 
le  F.  Alexandre  VII.  contre  les  censares 
ein  apeoielles  Decret  der  Inq.  Fer.  V,  15 
verdammt,  weil  sie  voll  von  Unrichtigk 
der  Verfasser  alles  nach  seinem  Sinne  z 
pite  oomponere)  und  die  Schrift  irrige, 
den  Papst  und  die  Autorität  des  h.  Stnhl« 

Die  Bnlle  nnd  die  Beschlüsse  der 
roents  gaben  zu  diplomatischen  Verhandl 
zöeischen  Regiemng  nnd  der  Curie  Vera 
trage  der  erstem  von  dem  Card,  de  ßetz 
welche  R.  Chantelanze,  Le  Card,  de  RetJ 
tiqnee  k  Rome,  Paris  1879,  p.  213  au 
Pallavioini,  der  Beichtvater  des  Papstes,  bi 
der  Unfehlbarkeit  des  Papstes  werde  vo 
allen  Universitäten  mit  Ausnahme  der  P 
sehen,  dass  die  entgegengesetzte  Aneicht  : 
bezeichnet  werden  dürfe.  Card.  Albizzi 
hatte,  —  der  Nuncius  in  Paris  sagte  sog) 
Inquisition  ausgegangen,  der  Papet  habe 
(p.  266.  286), — meinte  dagegen,  man  verl 
.\nsicht  von  der  Unfehlbarkeit  nicht  als  k< 
nicht,  dass  man  dieselbe  in  Frankreich  al 
Der  Papst  selbst  war  geneigt,  seine  Bul 
terpretiren,  wenn  die  Sorbonne  wie  Cai 
nicht  gegen    die  Lehre    von  der  Unfehlbf 


Bossuets  Exposition. 


557 


ge^en  die  Verketzerung  ihrer  eigenen  Lehre  habe  protestiren  wollen 
(p.  304).  Die  Verhandlungen  blieben  aber  schliesslich  ohne  Ergeb- 
Diss  (p.  357.  369). 

In  dem  1673  erschienenen  5.  Bande  der  Lyoner  Ausgabe  des 
Bullarinm.Eomanum  wurde  die  Bulle  weggelassen.  Die  Index- 
Congr.  erklärte  darauf  25.  Jan.  1684:  der  Band  sei  verboten,  donec 
in  ea  ponatur  Bulla  Alexaudri  YIL  data  7.  Kai.  Jul.  1665  .  .  . 
pront  est  in  Bullario  Rom.  edito  Romae  1672.  —  Nicht  verb.  ist: 
Recneil  de  diverses  pieces*  concernant  les  censures  de  la  Fac.  de 
Th.  de  Paris  sur  la  hierarchie  de  l'Egl.  et  sur  la  morale  chrdtienne, 
avec  des  remarques  sur  le  18.  tome  des  Annales  d*Odericus 
ßajnalduH,  Münster  (?)  1666,  12.  Als  Herausgeber  wird  J.  Boi- 
leau  bezeichnet;  jedenfalls  sind  von  ihm  die  in  der  Sammlung  stehen- 
den Considerations  respectueuses  sur  le  bref  d'Alexandre  VII.  con- 
tre  les  censures  etc.  Die  auch  in  dieser  Sammlung  stehenden  Re- 
marques sur  la  nouvelle  bulle  du  Pape  faite  contre  les  censures  de 
Sorbonne  sind  nicht  von  Nicole,  sondern  von  Arnauld  (10,  740 
vgl.  p.  XL VIII).  Er  sagt  u.  a. :  La  nouvelle  bulle  est  peut-6tre 
It  plus  monstrueuse  et  la  plus  etonnante  que  Ton  ait  jamais  vue 
diü8  l'Egl.  cath.  —  Dass  die  Schrift  nicht  verboten  wurde,  ist  um 
so  auffallender,  als  die  Cardinäle  der  Inquisition  sie  recht  wohl 
kannten  und  „sehr  gewürzt**  (assai  aromatico)  fanden  (Chantelauze 
p.  365.  368).  —  Auch  eine  von  Edmond  Imbert  9.  Oct.  1665  in 
der  Sorbonne  vertheidigte  These,  die  in  Rom  denuncirt  worden  war 
und  welche  während  der  Unterhandlungen  mit  lietz  von  der  In- 
quisition geprüft  wurde  (Chantelauze  p.  325),  ist  nicht  in  den  Index 
gekommen. 

3.  Bossuet  sagt  in  seiner  Exposition  u.  a. :  „19.  Durch  die 
Art  und  Weise,  wie  der  erste  Streit  in  der  Zeit  der  Apostel  ent- 
schieden wurde  (Apg.  15,  6  ff'.),  haben  diese  allen  folgenden  Jahr- 
liDnderten  gezeigt,  durch  welche  Autorität  alle  anderen  Streitigkeiten 
beendigt  werden  müssen.  Wenn  also  Streitigkeiten  entstehen,  welche 
<iie  Gläubigen  entzweien,  wird  die  Kirche  mit  ihrer  Autorität  da- 
zwischen treten  und  ihre  versammelten  Hirten  werden  wie  die  Apostel 
^agen:  Es  hat  dem  h.  Geiste  und  uns  gefallen.  —  21.  Da  der  Sohn 
Gottes  wollte,  dass  seine  Kirche  Eine  und  fest  auf  der  Einheit  auf- 
gebaut sei,  hat  er  den  Primat  des  h.  Petrus  eingesetzt,  um  diese 
Einheit  zu  erhalten  und  zu  befestigen.  Darum  erkennen  wir  diesen 
Primat  in  den  Nachfolgern  des  Apostelfürsten  an,  denen  aus  diesem 
Grunde  die  Unterwerfung  und  der  Gehorsam  gebühren,  welche  die 
^-  Concilien  und  die  h.  Väter  immer  alle  Gläubigen  gelehrt  haben. 
*^a8  die  Dinge  betrifft,  von  denen  man  weiss,  dass  in  den  Schulen 
taber  disputirt  wird,  so  ist  es,  o bschon  die  Prediger  nicht  auf- 
hören sie  anzuführen,  um  jene  Gewalt  gehässig  zu  machen,  nicht 
nöthig  hier  davon  zu  reden,  da  sie  nicht  zum  kath.  Glauben  ge- 
»oreu.  Es  genügt,  ein  Oberhaupt  anzuerkennen,  welches  Gott  ge- 
f^zt,  um  die  ganze  Heerde  auf  seinen  Wegen  zu  leiten,  was  die- 
J^'ijgen  immer  gern  thuen  werden,  welche  die  Eintracht  der  Brüder 
«nd  die  kirchliche  Einmüthigkeit  lieben." 


566  Oallicftniaclie  Oontrovi 

Die  Expoflition  erschien  zm 
von  elf  französischen  Bischöfen, 
üebersetznngen.  Von  Rom  ans 
Bona  an  Card.  Bouillon:  ,,Ich  I 
merksamkeit  gelesen,  nnd  da  Si 
daran  ansEnsetzen  Tänilen,  so  hi 
was  etwa  getadelt  werden  könnt 
finden,  was  nicht  das  grösste  1 
Card.  Sigismund  Chigi  an  A.  de 
8.  Pal.  nnd  dem  Secretär  der  1 
gehört,  daes  niemand  mit  ihnen  n 
rie  sind  selbst  voll  Achtung  vi 
den  Cardinälen  der  Congregation 
sehr  geneigt  gefnnden,  das  Bnch 
loben  .  .  .  Von  der  Antorität  c 
dem  gebührenden  Respect  vor  de 
er  von  dem  sichtbaren  Oberhani 
8.  Pal.,  Hyacinth  Libelli,  schri 
„Die  Lehre  des  Buches  ist  ganz 
netzen  (ne  v'ha  omhra  di  mano« 
man  dagegen  vorbringen  könnte, 
ilrackt  werden  soll,  werde  ich 
dasB  ein  Wort  geändert  wird." 
lobte  das  Buch  in  einem  Briefe 
.1.  1678  erschien  eine  im  Anftraj 
geber  des  Qiomale  de'  letterati, 
eines  Begleiters  des  Card.  d'Estr 
setznng  zn  Rom  mit  den  dort  v 
Congregation  der  Propaganda  ge 
druckt.  Schon  1675  war  in  R< 
dem  Minoriten  Franc.  Porter  gei 
die  italienische  nnd  die  lateinisi 
überreicht  worden  war,  Hess  Boi 
seine  Zufriedenheit  aussprechen.  I 
1678  und  erhielt  dann  ein  Breve 
sagt,  das  Bnch  verdiene  nicht 
allen  gelesen  and  geschätzt  zn 
fügte  BoBsuet  ein  Avertissement 
düng  der  Protestanten  gegenüber 
Ansichten,  die  sich  den  ihrigen 
Europa  und  namentlich  in  Rom 
von  Bona,  Cbigi  n.  s.  w,  beruft. 
dem  Papste  und  erhielt  darauf  e 
worin  es  heisst:  „Wir  bestätige 
dir  fHr  dein  vortreffliches  Werk 

1)  Dip  hier  angeführten  Aci 
gaben  der  Exposition,  e.  B.  in  d 
UT,  39.    Reeueil  des  actei  du  Cleiy 


L.  Thomassin. 


559 


Bossuet  berief  eich  später  in  Beiner  Vertheidigung  der  galli- 
eanischen  Artikel  auf  diese  Römische  Approbation  seines  Buches 
(31,  188;  33,  637).  Innocenz  XI.  äusserte  allerdings  im  J.  1683 
dem  frauzösischen  Gesandten  gegenüber,  der  ihn  während  der  durch 
die  Declaration  von  1682  entstandenen  Misshelligkeiten  an  das  Breve 
erinnerte:  qnesto  e  scappato  (Michaud  4,  48).  —  üeber  die  Gegen- 
ichriften  von  La  Bastide  und  Jurieu  s.  S.   131. 

4-  Als  um  1660  die  Superioren  der  Orato rianer  bei  dem  Pa- 
riser Nuncius  ihre  Congregation  gegen  den  Verdacht  verwahrten, 
lU  sei  sie  den  (Jansenistischen)  Neuerungen  hold,  wurde  ihnen  ge- 
antwortet, das  beste  Mittel  de  detromper  le  Pape  werde  die  Ver- 
öffentlichung eines  Buches  sein,  welches  dem  Papste  gefallen  könne. 
Darauf  wurde  1662  Louis  Thomassin  (1619 — 95;  R.  Simon  nennt  ihn 
BD  homme  tres-laborieux,  mais  qui  meditait  peu)  beauftragt,  etwas 
der  Art  zu  schreiben.  Er  schrieb  einen  Quartband :  Dissertationum 
in  concilia  generalia  et  provincialia  Tom.  I.  Das  Buch  erregte  aber 
in  Paris  Anstoss  und  der  General-Procurator  de  Harlay  verbot,  an- 
geblich in  Folge  einer  Denunciation  des  Dr.  Faure,  den  Verkauf, 
and  gestattete  ihn  auch  nicht,  nachdem  zu  36  Seiten  Cartons  ge- 
druckt und  eine  neue  Vorrede  beigefügt  worden.  Erst  später  ge- 
langte es  in  die  Oeffentlichkeit  ^).  —  Ein  späteres  Werk  von  Thom., 
Ancienne  et  nouvelle  discipline  de  TEglise  touchant  les  benefices  et 
les  ben^ficiers,  1678,  gefiel  Innocenz  XL  so,  dass  er  ihn  1686  zum 
Cardinal  machen  wollte  und  ihn  aufforderte,  eine  lateinische  Be- 
arbeitung herauszugeben,  die  1688  erschien.  Einige  Römische  Theo- 
logen fanden  aber  auch  in  diesem  Buche  Gallicanismen.  Card.  Casa- 
nate  schickte  Thom.  eine  scharfe  Censur  eines  Römischen  Theologen. 
Thom.  schickte  dem  Cardinal  eine  Replik,  erhielt  von  diesem  eine 
Daplik  und  Hess  in  den  folgenden  Ausgaben  seine  Replik  und  eine 
Entgegnung  auf  die  Duplik  abdrucken  (in  der  Mainzer  Ausgabe 
von  1787  I  p.  XXI).  Er  sagt:  während  ihm  der  Römische  Theologe 
vorwerfe,  das«  er  dem  h.  Stuhle  zu  wenig  einräume,  sage  man  in 
Frankreich,  er  räume  ihm  zu  viel  ein;  er  glaube  die  goldene  Mittel- 
straase  eingehalten  zu  haben. 


1)  Sein  Ordensgenosse  R.  Simon  erzählt  die  Geschichte  aupführlich. 
Lettre«  1,  197.  201,  zunächst  1G65:  die  Gens  du  Roi  hätten  auf  eine  Oon- 
fification  verzichtet  und  gestattet,  dass  die  Exemplare  in  einem  Zimmer. 
Jni  dem  sie  allein  den  Schlüssel  gehabt,  aufbewahrt  würden,  dann  1694: 
Yor  einigen  Jahren  hätten  die  Oratorianer  den  Schlüssel  erhalten  und 
darauf  sei  das  Buch  ohne  Genehmigung  des  General-Procurators  und  des 
Krzbischofs  verkauft  worden;  die  Oratorianer  hätten  die  Schuld  auf  den 
Bibliothekar  Bordes  geschoben,  und  dieser  habe  gesagt,  er  habe  gemeint, 
«las  Buch  werde  jetzt  keinen  Anstoss  mehr  erregen,  und  er  habe  Exem- 
plare verkauft,  um  für  den  Erlös  andere  Bücher  anzuschatt'en ;  die  wenigen 
noch  nicht  verkauften  Exemplare  seien  auf  Befehl  des  Erzbischofs  wieder 
verschlossen  worden. 


Streit  über  <lu  Kef^alienreclit. 


59.    Der  Streit  über  das  RegAÜe 

Die  vOD  Ludwig  XIV.  im  J.  1673  ve 
sog.  RegalienrechteB  auf  alle  franeOsie 
der  AnlasB  zu  einem  heftigen  Confticte 
bis  1682  dauerte,  dana  aber  durch  die  i 
tikel  (§  60)  in  den  Hintergrund  gedräng 
Streites  kam  nur  eine  anonyme  Schrift 
den  Index.  Aber  1710  wnrde  ein  Buch 
von  Andoul  durch  ein  Breve  ClemcDs' 
dieses  Breve  von  dem  Parlamente  zurticl 
bot  die  Inquisition  1712  auch  das  Arn 
selbe  Schicksal  hatte  schon  1680  ein  ai 
Breve  Über  eine  Angelegenheit  von  gai 
deutung  gehabt. 

1.  Unter  Regalienrecht  (la  r6gale)  vei 
französiBchen  Königen  seit  langer  Zeit  ge&l 
Angenblicke  der  Erledigong  eines  Bisthumi 
nennnng  oder  Einsetzung  des  neuen  Bischi 
seinen  Treaeid  in  der  Reohnungskammer  zu  1 
laeaen  nnd  von  dieser  gegen  Entriolitnng  eii 
gebung  seiner  Einkünfte  erlangt  hatte,  die 
zn  beziehen  und  alle  Beneficien  mit  Ansnal 
jure,  d.  h.  mit  derselben  Wirkung,  als  ob  i 
hÄtte,  in  vergeben.  Schon  1637  that  Lndwi) 
gaiienrecht  Hnok  auf  die  Diöcesen  ausindeh 
nicht  besUnd  ('Racine  10,  412).  Ludwig  X] 
Ediot  vom  10.  Febr.  1673  auf  alle  DiBoesi 
Bischöfe,  welche  olfen  dagegen  opponirten, 
von  Aleth  nnd  Fr.  Etienne  Caulet  von  Pan 
Sache  1677  an  den  Papst.  Pavillon  starb 
Jahre  alt,  Caulet  7.  Aug.  1680,  nachdem 
kfinfte  eeqneetrirt  worden  waren.  Der  Stre 
Pamiere  noch  einige  Zeit  fort,  weil  die  vor 
herren  Capitularvicare  wählten,  welche  die 
und  der  Papst  dem  von  dem  Könige  ernannt 
mont  die  Bestätigung  verweigerte.  —  Gaule 
Charlas  musste  1679  fliehen  nnd  ging  naoh 
Theologal  von  Aleth,  wnrde  1677  nach  St, 


1)  G.  J.  Phillips,   Das  Regalienrecht  in   : 
Michaud  3,  340.  Abr£ge  du  Recuuil  de»  actes  d 


ieiireht.  561 

:  zu  Kom  unter  dem  Namen 

schrieben  gegen  das  Rege- 
nten der  nächsten  Decennien 
In  Vaucel  aU  Janeenist. 
e  nach  einander  drei  Breven 
f  von  Toalonse,  der  die  Or- 
iTS  caGsirt  hatte,  an  den  in 
w.  Er  unterlag  in  dieseni 
endigung  der  ABsembl^e  du 
uftinimenden  Brief  an  den 
z   ICSI   nach  PariB  berufene 

zu  Gunsten  der  königlichen 
ferBammlung  wurde  der  In- 
:  Augustiner  van  Heck  mit 
'ard.  d'Estr^ei)  setzte  durch, 
l  3,  493).  Die  im  October 
lerg^  erklärte  eich  11.  Dec. 
I  auf  alle  franzü  ei  sehen  Diö- 
,  dass  die  von  dem  Könige 
I  ßeneficien  Seelsorge  oder 
n  Ca]>itularvicaren  die  cano- 
Dieses  wurde  von  dem 
i  Assemblee    richtete  darauf 

an  den  Papst  und  bat  ihn, 
intwortete   mit  einem  Breve 

kraft  der  ihm  von  dem  all* 
issire  er  alles,  was  von  der 
blossen  sei,    und  er  erwarte 

l,  821).  Am  6.  Mai  16ö2 
die  über  die  Regalien  erlas- 
..  Jan.  1681  (und  die  Breven 
loweit  sie  den  Rechten  der 
id    diese  Protestation  wurde 

353).  Das  Breve  vom  II. 
vorgelegt;  Bossuet  entwarf 
r  DiscuR^ion    kam,    weil  die 

suspendirt  wurden  und  die 
rde  (Phillips  S.  371).    Durch 

19.  März  1682  wurde  der 
ntergrund  gedrängt,  und  die 
Rom  aus,  wo  man,  wie  8.- 
liniger  fraiizösiflchen  Bischöfe 

geduldet, 
treite  auf  Seiten  des  Papstes 
chen  Beichtvater  La  Chaise 


rks),   I.endii   IGflr.   (gegen 


Se2  Streit  über  da«  Regnlienre 

an  der  Spitze,  auf  Seiten  des  Königs.  I 
nicht  in  blosiier  Servilität,  Bondern  wesentli 
die  Jttnsenisten,  die  sich  seit  dem  Frieden  Cl 
der  freier  bewegen  konnten  nnd  zu  kirohlic 
—  die  Bischöfe  von  Aleth  und  Pamiers  g 
nisten.  Bern  wollte  mau  dadurch  entgeg 
Setzung  möglichst  vieler  Stellen  io  die  Hani 
F.  La  Chaise  gebracht  wttrde.  lieber  die  Ki 
in  diesem  Streite  spielten,  berichtet  Cr^t.-J( 
des:  „Innocenz  XL  blieb  nicht  innerhalb  de 
geschriebenen  Grenzen.  Er  erliess  Breven , 
iangage  ne  sert  meme  point  de  passe-port  k 
Eins  derselben  vom  1.  Jan.  1681  wurde  voi 
(auf  den  Antrag  des  Generalprocurators  1 
anterdrhckt.  Der  Papst  befahl  daranf  dem 
tenordens,  Charles  de  Noyelle,  den  Proyino 
louse  Absohriften  des  Breves  mitzntheilen, 
zn  pnbliciren.  Der  Assessor  S.  OfF.  erhielt 
Antwort  der  Jesuiten  zn  berichten.  Noyell 
sischen  Jesniten  aber  ignorirten  das  Breve. 
Parlamente  von  Paris  nnd  Toulouse  citirt; 
schienen  nicht  and  die  Patres,  die  erschieni 
.  .  .  Später  schleuderte  Innocenz  XL  in  e: 
Zorn,  der  vielleicht  gerechtfertigt  war,  ein 
gegen  Lndwig  XIY.  nnd  gab  es  dem  P.  De 
zn  pnhliciren.  Dieser  veröffentlichte  aber 
Pariser  Jesniten  schrieben  an  den  Oeners 
dieses  Breves  zn  verlaDgen,  welches  der  Pa] 
heit  zn  verdammen  schien,  da  er  es  nicht  i: 
public irte.  Der  Papst  erkannte  schliesslicl 
verstSndig  gehandelt;  diese  Escommunicatioi 
jede  Spur  verloren  hat,  hatte  keine  weiterei 
dazu,  die  Klugheit  der  Kinder  Loyola's  zu 
Wenn  Cr^t.-Joly  übrigens  sagt,  von 
Uaimbourg  zu  Gunsten  des  Königs  geschriebi 
Die  erste  Schrift  tiber  den  Regalien  streit,  w 
dex  kam,  ist  Epietola  pro  pacando  super 
Pontifice  Innocentio  XL  ad  Em.  Card.  Aid' 
Status  adminiatratorem,  1680,  nnd  diese  hc 
flnssreichen  P.  B£d^  Rapin  zum  Verfasser, 
Fr^mon,  wie  Qu^rard  5,1195  meint.  Backi 
Rapins  Schriften  und  sagt  nnr,  die  zu  Köln 
nach  dem  Verbote  erschienene  französisch) 
schlecht,  als  dass  sie  von  Rapin  sein  kön 
Zweifel  von  den  Jesuiten  besorgt.  Rapin  sp 
das  Eegalienrecht  den  Vortheil  habe,    die  ] 


1)  Vgl.  Avr.  3,  197.    Phillips  S.  392,  Mich 


G,  Audiiol  u.  a.  56fl 

„üer  König,  sagt  er,  war  zu 
ch  den  bei  «Mner  ErÜniiDg  ab- 
;]iiitzen  wolle;  denn  auf  andere 
lasa  ein  Bischof,  der  der  Secte 
n  der  Secte  die  Beneftcien  ver- 

f.  gescliriebenes  Werk,  Disser- 
is  en  matiere  de  regale,  parM. 
litre  de  reqnetes,  S.  370),  Col. 
en  Index  (1703),  aU  es  unter 
iter  dem  Titel  Trait^  de  l'auto- 
;ion  de  l'Egl.  gallicane,  Amat. 
,  12.)  nochmals  erschien.  (Es 
an,  Londres  tPari»]  1754.  2  vol. 
ins  Plaidoyer  über  da»  Arret  dn 
i  bulle  d'Innocent  XI.  touchant 
1737  verbotene  Buch:  Traita 
tique  et  de  la  puissance  clvile, 
eprises  dea  papea  pour  ^tendre 
eiller  de  grande  chambre  (Del- 
■t  im  wcHeutlichen  ein  Abdruck 
,610.    Hanreau,    Hist.    litt,   du 

le  Vertheidigung  des  Regalien- 
gale et  des  canses  des  son  Ata- 
ul ,  Avotat  an  Parlement  et  aux 
i'Orleans,  Par.  1708,  4.,  wurde 
18.  .Tan.  1710  (Bull.  12,  480) 
1,  dehne  das  Regalienrecht  nicht 
die  zur  Zeit  der  auf  dem  2. 
n  davon  frei  gewesen,  sondern 
lienrecht,  welches  Innocenz  XI. 
:n  Rechte  widersprechend  ange- 
s  der  Gerechtiffkeit  entsprechend 
■riifung  des  Buches  beauftragten 
mden,  dnRS  dasselbe  ausserdem 
iigenscheinlich  falsch,  der  durch 
len  Satzungen  begründeten  kirch- 
emerär,  irrig,  ja  nach  Kntzerei 
de  das  Buch  kraft  apostolischer 
Excomra.  1.  sent.  verboten ;  die 
lifichöfe  oder  Inquisitoren  abzu- 
D  u.  8.  w.  —  Dieses  Breve  und 
egen  den  Bischof  von  St.  Pona 
riamentc  1.  April  1710  zurttck- 
lu  Parlement  nur  deux  imprimez 


664  Streit  über  das  B> 

en  forme  de  brefa  du  Pape  da  18. 
22.  Juni  1712  von  der  Inq.  verb.  — 
Bnobea  von  Audonl  ist  nni  so  anffol 
sean  (IS,  306)  davon  ea.gt:  der  d 
Zweifel  nn  der  Gerechtigkeit  dea  & 
»e  za  beveiseu,  Bondern  auch  daa  6 
(von  PiuB  VII.  1S03  selig  geaproch 
ThomasiDB  im  Juli  1708  darüber  abg 
7,  156),  gar  nicht  ao  scharf  laatet. 
feind  der  Ketzer  nnd  erkenne  den 
Kirche,  Beneficien  zn  verleihen,  an  m 
am  Bom  zu  bewegen,  nicht  den  Fe 
In  der  Widmung  an  den  König  war 
leien  misebraucht;  auch  in  dem  Bncl 
von  Bonifaz  VIII.,  Innocenz  XL,  Ca 
des  Regalienr echtes  werde  in  verletZ' 
ftr  den  König  von  Frankreich  werdi 
Missbranche  der  kirchlichen  G-ewalt 
cilien  zn  bcrnfen,  Keglements  über 
erlasBcn  u.  b.  w.  Aach  sei  bedenkli 
geschrieben  sei.  Das  Merkwürdige 
SchloBB:  Dicerem  prohibendum  esse 
praeceptomm  et  cenaurarum  obligatio, 
veniant  censurae  mnltiplicatae  crescat 
ceptontm  hnroanomia.  Er  sei  also  6 
aber  nicht  das  Leecn  deseelbcn  zu  ^ 
ranooncil  mit  dem  Buche  des  Abtes 

3.  Im  J.  1677  ernannte  Ladwi 
von  der  Herzogin  von  Orleana  gegi 
Fanboarg  St.  Antoine  Marie  Ang^liq 
Sie  war  eine  CiBteroienserin,  währeu( 
des  Pierre  Fourier  angehörten ;  ihre  E 
Erzbiechof  von  Paris  durch  die  Er) 
Oongregation  seibat  keine  Nonne  vor 
das  geistif;  und  materiell  hemnterg 
heben.  Die  Nonnen  proteatirten  und 
Der  Erzbiachof  installirte  aber  8.  No 
schickte  12.  T)ec,  vier  der  lautesten' 
zurück,  unter  dem  Vorgeben,  sie  h&t 
dächtige  Correspondenzen  unterhalten 
für  die  Einheimischen  genug.  Die  . 
cenz  XI.,  nnd  dieser  caseirte  in  einei 
EmeDunng  der  Grandohamp  und  wie 
zu  wKblen.  Ein  Arr^t  dn  Conseil,  i 
erat  an,  als  Catherine  Ang^liqne  L£v 
Parlament  erklärte  24.  Sept.  die  Wa 
beatätigte  aie  durch  ein  Breve  vom  1 
vorschriftsmässig  vorgenommen  war, 
sie  a  quocunque  clefectu,    etiam  subs 


1682.  M5 

rar  der  Parlamentsbe- 
am  18.  Dec.    erechien 

;r  reBervirten  Excomm. 
■Exemplare  des  Arrgt 
i  d'Aoüt  1680,  du  24. 
;fnhl,  dieselben  aa  die 
abzuliefern.  Das  Par- 
in.  1681,  nachdem  es 
esselben  infrieden  leu 
aufgehoben.  Die  19 
Auch  die  Ässerabl^e 
e  (S.  561).  Es  war  in 
eiteres  Breve  erlasHcn 
t  vom  24.  Sept.  1680 
1594  (S.  284)  in  den 

es  sich  handeln  bei 
Charlotte  de  Kotondis 
B   de  S.  Jean  Baptiste 


[  TOD  1682. 


erkaQQte   niclit  nor 
sondern  erliees  aucb 


jwalt  über  bürgerliche 
e  und  Fürsten  sind  in 
unterworfen  und  sie 
Kirche  üirect  oder  in- 
Treue  und  Gehorsam 
2.  Der  Papst  hat  die 
Weise,  das8  die  Be- 
i/er ConciJB  in  Kraft 
:ht  an,  dass  diese  von 
des  tJchismaB  erlassen 
Gewalt  ist  durch  die 
von  der  franzöischen 
wohitheiten  und  Ein- 
j  1  a üb euB fragen  kommt 
!u  (praeci]>uas  iSummi 
ete   alle    und    jegliche 


566  Die  gallicanischen  Artikel 

Eirohen  an;  sein  TJrtheil  ist  aber  nicht  ii 
ZuBtimninng  der  Kirche  hinzugekommen 

Die  Declamtion  wurde  durch  ei: 
Parlamente  einregistrirtes  Edtct  Ludwi 
dachte  in  Rom  daran,  die  Ueclaration 
dämmen;  —  eine  Qualification  der  vte 
werfen:  der  2.  wurde  als  temerUr  und 
Ketzerei  annäberod  bezeicboet;  —  in' 
noch  einer  seiner  Nachfolger  hat  vor  d< 
Bulle  erlassen.  Aber  ein  Breve  Alex; 
erklärte  die  Beschlüsse  der  Versammli 
auf  Grund  derselben  erlassenen  Edici 
und  in  indirecter  Weise  gaben  auch  i 
ihre  Missbilligong  des  Inhaltes  der 
namentlieb  durch  das  Verbot  von  Biic 
vertheidigt  wurde.  Durch  besonder 
wurden  verboten  Bficher  von  Natalis  , 
bourg  (1685),  Dupin  (1688),  von  dei 
Cougregation  Schriften  von  dem  Bit 
nay,  Borjon,  Claude  Pleury,  Fevret, 
BoBsuets  Vertheidigung  der  Declaration 
man  daran,  das  Buch  zu  verbieten,  unt 
mässigkeitBgrttudeu. 

1.  Hitglieder  der  Aasemblde  da 
ecböfe  nnd  je  zwei  PrieBter  ans  jeder  der 
Deelaration  war  von  BoBanet  verfaset. 
bide  mit  einem  Begleitschreiben  vom  1£ 
Bischöfen  überaandt.  —  In  dem  Edicte  1 
1682  wird  u.  a.  verordnet:  1.  Eb  darf  i 
WidersprechendeB  lehren.  2.  Die  Leb 
ünivereität  mflsBen  die  Declaration  ni 
Collegien  der  Universität  masB  die  Lehn 
bezw.  alle  drei  Jahre  einmal  vorgetra; 
Promotionen  in  der  Theologie  oder  in 
These  dieae  Lehre  zu  vertheidigen.  —  I 
oenz  XI.  vom  4.  Mal  1682  bat  die  Aa 
tikel  aaadrUcklich  zn  erwähnen,  den  Paps 
verletzt  oder  beeinträchtigt  werde  (co: 
franzöeiecbe  Kirche  anf  Grund  der  Gew 


1)  Phillips,  Regalienreoht  S.  337.  Micl 


eile  der  BiiichÖfe,  die  Jurj^dictiüii 
die  Hechte   des  Reiclies,  die  Pm- 

len  Tlieili)eliiuerii  der  Versammlunf^ 
zu  ßischüfen  ernannt  wurden,  die 
nitliin  §einorfleits  die  Beatätigongs- 
an,  80  lange  Hie  nicht  auch  jenen 
ils  Iiinocenz  X[.  12.  Aug.  1689 
e;  sie  wurden  nber  von  den  er- 
haltet. 

•  franKÖB lachen  Regierung  nnd  der 
Is  Tiniocenz  XI.  durch  eine  Bulle 
filr  die  (Innftiere  der  fremde«  Ge- 
authob und  im  Verlaufe  des  da- 
ran lösiechen  öesandten  Marquis  dp 
die  Kirche  St.  Louis  in  Hom  das 
arlament  erklärte  23.  Jan.  1688 
irators  Talon  diene  MaHBregeln  für 
■in  allgenieince  Concil.  Ludwig  XJV. 
naipHin  besetzen  und  den  Nuncius 
Innocenz  XI.  liees  Satze  aus  dem 
iver  Talons  und  der  Erkläning  La- 
esoiidere  Congregation  von  7  t'ar- 
der  Qnalifieatoren  eine  Reihe  von 
I  tur  falsch,  . .  .  für  fromme  Ohren 
rioB  und  beschini])feiid.  Der  Plan, 
am  aber  nicht  zur  AusfüliTung'), 
iL,  Alexander  VIIL,  der  6.  Oct. 
:  XIV.  Avignon  und  Venaissin  zu- 
ie  FranchiseB.  Bezüglich  der  De- 
,  der  König  solle  dem  Papste  er- 
23.  März  1682  nicht  aufrecht  er- 
Bischöfe  zu  der  Erklärung  anhalten, 
as  zu  definiren.  was  dem  h,  Stuhle 
man  aber  über  die  Fassung  dieser 
ir  Papst  i.  Aug.  1690  durch  den 
irfen,  worin  er  „nach  Anhörung 
Augelegenheit  epeciell  beauftragter 
:ten  aus  eigenem  Antriebe  .  .  .  und 
lehou  Gewalt  alles  und  jegliches, 
es  Regalienrechtes  und  der  Decla- 
It  und  der  in  dieser  Declaration 
ersammluiig  vom  J.  1682  verhan- 
nnit  allen  und  jeglichen  Edieteu 
in  irgendwelchen  Personen  darüber 
re   null  und    nichtig   erklärt."  Das 


8.  53.  71;  4,  273. 


668  Die  gallicaniiohea  Artikel  v 

Breve  wurde  aber  vorerst  nicht  poblioirt. 
am  Tage  vor  seinem  Tode  Hess  der  Papa 
anwesenden  Cardinälen  vorlesen  und  bef 
Unter  dem  30.  Jan.  riclitete  er  ein  entsp 
König.  (Am  7.  Dec.  1690  hatte  die  Inq. 
verdammt;  8.  516.)  Der  König  verbot  d 
Breve  vom  4.  Ang.  1690  Notiz  zn  nehm 
cenz  XII.,  der  erst  5  Monate  nach  dem 
12.  Jali  gewählt  wurde,  weiter  verhandeli 
nachdem  über  die  Fassung  der  betrefieni 
hin  und  her  verhandelt  worden  (Phillip 
4,  132),  zu  einem  Ausgleich.  Ludwig  X 
den  Papst:  er  habe  die  nöthigen  Befehle 
mungen  seines  Edictes  vom  22.  Harz  168 
damaligen  VerhältnisBe  genötliigt  worden 
wQrden,  und  die  betreffenden  Bischüfe  scb 
bedauerten,  was  auf  der  Yersaunilung  von 
sähen  das,  was  als  auf  derselben  hezUgli< 
und  der  päpstlichen  Autorität  beschlossen 
können  (decretum  censeri  potuit),  als  nich 
raaf  sie  ihre  Ballen  erhielten  (Pbülips  S. 
Hit  diesen  diplomatischen  ErkläruDgi 
der  Deolaration  zu  Grunde  liegenden  Anschi 
Ups  S.  430).  Das  Edict  vom  22.  März  1 
registrirung  Gesetz  geworden  und  wurde  ' 
während  als  gflltig  angesehen,  und  auch 
gar  Dicht  im  tlnklareu  gelassen,  dass  man 
aufgegeben.  Als  der  Abbe  de  Saint- Agna 
Beauvais  ernannt  worden  war,  verweigert! 
tigung,  weil  derselbe  1705  in  einer  These 
digt,  und  verlangte  vorher  eine  Retractatioi 
XIV.  dem  Card,  de  la  TremoiUe  7.  Juli  1 
dieses  dem  Papste  mitzutheilen :  „Innocei 
unter  Innocenz  XI.  begonnenen  Streitig keiti 
mir  nicht  verlangt,  dass  ich  die  durch  di 
Grundsätze  der  französischen  Kirche  aufgel 
dieses  Yerlangen  vergeblich  sein  würde' 
F^n^lon  schrieb  in  derselben  Sache  12.  Ji 
benton,  worin  es  heisst:  „Abb6  de  Saint 
Ministers  Duc  de  Beauvilliers,  ist  sehr  | 
Saint  Sulpice  erzogen.  Die  These  hat  er  ' 
der  Kanzler  einen  Befehl  des  Könige  erw 
den  Abb^,  das  Seminar  von  St.  Snlpice 
Personen  bei  dem  Könige  verdächtigt  hal 
es  dem  Neffen  des  Bischofs  von  Chartrea 
der  1709  zn  dessen  Nachfolger  ernannt  w( 
die  Bullen  nicht  verweigert  hat.  (P.  Timo 
an  Clemens  XI.:  „Sie  haben  schon  mehr  a 
bestätigt,  ohschon  sie  dieselbe  Lehre  vorg 


1682.  559 

mben,  um  Sie  mit  dem 
nii  der  Sorbonne  die 
ir  nicht  die  souverSne 
Rtritten  werden;  Saint- 
über  welche  sich  l£om 
Die  JftnseniBten  suchen 
der  Bulle,  die  tniin  vor- 
gcn,  die  von  dem  Mit- 
n  Weff  zn  versperren. 
PK  dulde  die  Bezwei- 
cher  cn  Reine  Gewalt, 
pfen  wolle.  Der  König: 
fteben;  aber  man  eucht 
in  ürundfeBten  emchUt- 
er  Ultramontanen  nicht 
lin  iilaiisibeler  Vorwand 
PS  »ich  um  die  einfache 
ührlichi^te  Ketzerei  mit 
jetzt  freilich  die  These 
an  sollte  einen  Ausweg 
h  »ellarmin  de  fide  ist, 
Meinungen  frei  lassen." 
r  habe  seinem  Auftrage 
'theilt,  niid  dieser  habe 
.deF6nelon4,302.323). 
Iwi^XIV.  habe  die  Je- 
[  Dienste  geleistet,  von 
enflirt,  obschon  P.  La 
runstcn  eine  Ansiiabme 
en  sie  dieselben  unter- 
1  sie  dieselben  denn  ja 
er  Artikel  sind  nie  als 
Päpste  haben  sich  eines 
;  sie  haben  nur  wieder- 
aniiullirt  als  einen  Act 
e  bestimmte  Lehre  vor- 
■e,  welche  die  in  der 
verdammt  wuriie,  womit 
1  war,  sich  die  Rechte 
iRSte."  ~  Pins  VL  tadelt 
in  den  schärfsten  Aas- 
)eclaration  von  1682  in 
;t:  „Die  Acten  der  As- 
durch  ein  Breve  Inno- 
klicher  durch  die  Con- 
10  für  null  und  nichtig 
die  Adoption  derselben 
,  ärgemissgebend  und, 
jünger,    für  den  aposto- 


570  Dia  gallicaDwchen  Artil 

lisohen  Stnbl  im  höohateo  Grad«  iiijari 
Aber  noch  am  27.  Sept.  1820  hat  di 
die  Anfrage  eines  Beichtvaters,  ob  er  ' 
und  iniiBBe,  der  sich  weigere,  sich  d' 
sprochenen  Verdammung  der  vier  Art 
wort  ertfaeilt:  „Die  DecJaration  der  j 
vom  apoat.  Stuhle  miBsbilligt  und  die 
und  nichtig  erklärt  worden ;  aber  die 
Doctrin  ist  nicht  censurirt  worden  fdc 
censnrae  innsta) ;  darum  steht  nichts  im 
in  gutem  G-laaben  und  aus  Ueberzeug 
gen,  loezasprechen,  vorausgesetzt,  daes  t 
dig  sind"  (Roskovany,  Rom.  Pont.  4,  I 
liebe  Unfehlbarkeit  angeht,  so  schrieb 
Gabrielli:  Sie  wird  nicht  anerkannt  v 
Bischöfen  und  von  den  Gelehrten  m 
Si  Pontiflciam  infallibilitatem  asseras, 
proscriberis;  sl  reticeas,  Romae  damni 

Die  Sorbonne  hielt  an  der  Erkli 
welche  die  Grundlage  der  Declaration 
von  Bo  ssnet  den  Satz  anführt  (aas  der 
Abeat  deolaratio  quo  libuerit;  non  « 
pimna,  so  sollte  man  nicht  unterlaseei 
mit  zu  oitiren:  manet  inconcassa  et 
illa  eententia  Parisiensium. 

Am  4.  Dec.  1681  vertheidigte  dt 
worin  die  Sätze  vorkamen  ;  Es  gibt  Ki 
unterworfen  ist ;  er  kann  nicht  immer 
er  kann  nicht  Könige  absetzen  und 
Steuern  auflegen;  die  Bischöfe  haben 
die  Sorbonne  hält  den  Papst  nicht  für 
eil  stehend ;  das  Regalienreobt  ist  wi 
Usurpation.  Der  Papst  saspendirte  c 
hielt  den  Auftrag,  ihm  dieses  zu  in 
dieses,  und  Bnhy  beachtete  die  Sus 
verhängten  nun  Censuren  über  ihn ; 
14.  April  1682  in  Schutz  und  ertbeij 
Uvr.  3,  20O).  ~  Im  Nov.  1683  wo 
Malagola,  der  eine  These  S.  Petro,  De 
venti  in  terris  et  in  ooelis,  i.  o.  tenenti  i 
widmet  und  eine  ihm  von  der  Sorbonne 
Keiehnen  verweigerte,  in  der  List«  de: 
III  a  141.  Uichand  2,  416;  4,  151). 
onltät  auf  eine  Anfrage  des  Parlami 
erschienenen  Schrift:  Ad  HI.  et  Rt\ 
sitio  theologico-jnridioa  super  declai 
Martii  1682  per  qnendam  S.  Theol.  Pn 
Sedem  apost.  divino  immntabili  priv; 
fidet  judicare,    sei,    sofern    darin   den 


it,  die  fiie  imniittplljar  von  Chii- 
temerär,  irrig,  dem  kirchlichen 
iuttes    widerspreobend    und    eine 

der  Facultiit  verworfenen  Lehre. 
'om  Parlamente  verboten,  gleich- 
;",  welthee  ein  Decret  des  Etil- 
r  die  Üeclaration  enthalte  (Arfi. 
11). 

dan  Parlament  wiederholt  Schrif- 
inicaner  .lo.  Thomas  de  Roeaherti 
KrzbifiL-liof  von  Valencia  und  (le- 
1—94  unter  d°m  Titel  De  Kom. 
pste  gewjdmeteH  Werk,  worin 
jewalt  in  weltlichen  Dingen  in 
Im  2,  und  3.  Baude  sind  he- 
{  nnd  -21.  Nov.  Ifi94  abgedruckt. 
Ludwig  XIV.  ein  Gutachten  (33, 
in  Auflgleich  mit  Kom  7.\i  Stande 
t   den  Erklärungen    der  Btadiüfe 

Prälat  den  Streit;  er  behandle 
B  PapNtea  als  ketzerisch,  die  von 
weltlichen  Dingen  als  gotllofl, 
!  eich  heftige  Angriffe  gegen  die 
[tönig  und  fordere  den  Papst  aui, 
;n  steuern,  von  denen  Frankreich 
ächen  wo  möglieh  noch  heftiger; 
Adae  peccatnm  auf  das  Buch  an: 
;e  qui  a  merite  d'avoir  Till.  Ro- 
fehle  eich  nicht,  meint  Bossuet, 
luriren  zu  lassen,  da  diese  sich 
iBgesprochen  habe  und  eine  neue 
nem  neuen  Zank  geben  könne ; 
ch  verbieten,  solle  aber  in  dem 
en  des  Verbrennens  des  Buches 
en.  Auch  könne  mun  den  Papst 
ingsbreven  bitten  und  ersuchen, 
seine  Geistlichkeit  als  ketzerisch 

widrigenfalls  franzüsische  Schrift- 
sten.  —  Eine  solche  Bitte  wäre 
itocaberti  wurde  allerdings  nicht 
en  Benedictiner  Joseph  Haenz  de 
t,  weil  er  der  erste  gewesen,  der 
Michaud,  4,  1:25),—  aber  lfiH5— 
inde  seiner  Bibliotkeca  pontiticia 
irlamente  aber  wurde  das  (erste) 

and  Afaimhourg  s.  §  61.  Durch 
'de  verb. :  De  antiqua  Ecclesiae 
anth.    Lud.    Ellies   Dupin,    Par. 


672  Die  gallicanisohen  Artikel 

1686.  Die  7  Dissertationeo  sind  hnnpti 
(De  appellationibua)  und  A.  Oliarlas  geri 
gewidmet  und  von  7  Doctoren  npprc 
NunoiuB  verbot  der  Kanzler  den  Verkauf 
nochmalige  Revision  .an,  wornuf  es  freij 
billon  meinte,  Dupin  aei  zu  weit  gegange) 
nym  b  er  ausgegebene  Schrift  —  über  d 
Schriften  h.  §  61  —  Traiti  de  la  puies 
1707,  wurde  durch  ein  Breve  Clemena'  5 
466)  verb.,  unter  Androhung  der  reaerv 
überhaupt  in  den  gewöhnlichen  Formen 
Verbrennen  des  BucheB  die  Rede  im). 
der  Declaration,  znnfichat  für  junge  Tlie 
digen  hätten  {Dupin  19,404);  cr  M  wie 
noch  1768  von  Abbe  Dinouart  mit  Du 
684).  Von  Dupin  ist  auch  Traite  hist.  ■ 
leqnel  ou  expoae  l'ancienne  et  In  nouv 
sDJet  des  excorom.  et  des  autren  censures, 
Nicht  durch  ein  Breve,  nonüern  dut 
23.  Oct.  1688  wnrde  eine  kleine  Schnft 
verb, :  Epietola  III.  et  Rev.  Gilbert 
Fraslin,  Epiac.  TornacenBis,  ad  D.  Mart 
eocieeiaetica,  InBulis  1688.  Choiseul  wi 
glied  der  Aesembl^e  von  1682;  seine  Hi 
nea  de  Fontifice  Rom.,  Löwen  1667,  g 
Professor  M.  Steyaert  gegen  den  Pf.  G 
und  bekämpft  namentlich  die  päpstliche 
tr^EB  sehrieb  über  dsB  Verbot  an  Ludwi 
dem  Werthe  des  BucheB  keinen  Eintrag 
sehr  gleichgültig  sein";  zngleirh  achickt 
wnrf  zu  einem  BeachwerdeBchreiben,  weli 
richten  könne  und  worin  u.  n.  gesagt  w 
pflegten  sich  nicht  die  Mühe  zn  nehmen, 
selbst  EU  lesen,  sich  vielmehr  auf  den 
verlassen.  In  dem  Schreiben,  welches 
1689  an  den  Papst  richtete,  heisst  es:  ,, 
terschied  zwischen  den  Decreten  der  Inr 
tionen  und  ich  weiss,  dasR  die  Bücher, 
verdammt,  darum  von  verständigen  Leut 
werden,  namentlich  wenn  sie  dieselben  vf 
gehört  zu  haben  oder  ohne  einen  besli 
Darum  hat  mich  das  Decret  der  Inq. 
zählt  mich  seit  42  Jahren  zu  denjenigen 
Leitung  der  Kirche  anvertraut  hat  und 
Brüder  zu  bezeichnen  geruhen:  werden 
quisitoren  Ihren  Namen  raisebraucben,  eii 


1)  Valiry  r,  S26.  332.  335.    Arnauld  2 


:b.  E.  Borjon.    Cl.  Fleury.  573 

(Michaud  4,  254.  Journ.  d.  Sav. 
;    des    IrniuiBitionadecretes    wurde 

Dec.  168«  verboten.  Cboiseul 
gen  Steyaert,  Epistola  D.  Felici« 
i.  Th.  Lic,  nuper  Regii  in  Acad. 
Tbeol.  Prof.,    ad  M.  Stpyaert  de 

wurde  1689  von  der  Inq.  verb. 
iser  eintgeo  Büchern  von  Boileaii 
lexander  VIII.)  den  erRten  Band 
lel  Borjon  (IG33— 91)  Compila- 
.ngais  et   du  droit  canonique,    ac- 

Der  Band  handelt:    des  dignites 

des  cardiiiaux.  1700  wurde  das 
i.,  verb,  —  Unter  Innocena  XII. 
1693,  also  während  der  Verhand- 
mtion  all  droit  eccl^siaDtique  par 
188.  Das  Buch  war  schon  1670 
D  droit  eccl.  de  France,  conipoeee 
i  droit    can.    ä  Langres    (üngirter 

de  MasRac,    avocat  an  parlenient 

noch  viele  AuRgaben  erRchienen; 
n  lateinischer  Ucbersetxung  auch 
gebraucht  worden  (Schulte,  3,  I, 
:e  in  Koni  ein  Buch  erregen,  wcl- 
723)  erschien:  Neuvieme  diecoura 
t^s  de  l'Egl.  galjicane,  a.  1.  et  a. 
Bande  der  Kirchengeschichte  von 
der  über  das  Wiederaurteben  der 
li.  bandeln  und  an  die  Spitze  des 
icht   erschienen  ist  (Herele,  Beitr. 

Fleury  schon  1690  geEchrieben, 
.  entRcbloRsen,  aber  einige  Jahre 
jbreiben  gestattet  hatte  (Morery, 
van  Abbe  Louia  Debonnaire,  der 
sgabe  wurde  wegen  der  von  die- 
I  durch  ein  Arr^t  du  Conaeil  un- 
I    von    der   Inq,  verb,,    und  zwar 

Noten  ')■ 

ie  Inq.  1700   Traitc  de  Tabus  et 


;re  Male  g'edruckt,  —  auch  ale  Ma- 
lemoire sur  lea  lib.  de  l'Ogl.  gall., 
üoudier  d'Arg-is),  der  »elbat  in  den 
tadelt  wird  (Mouveau  commentaire 
touchant  les  lib.  de  l'egl.  gall.,  mis 
.  ,  Par  M.  Pierre  de  Cbiiiiac  de  ta 
1767*).  Der  Text  differirt  in  den 
Fleury's  Handschrift  aligfdr.  in  den 
jry,  par  J.  A.  Einery,   1807. 


574  Die  ^lltcauiachen  Artikel  voi 

dn  vrai  snjet  des  appellations  qualifi^ea  d«  oi 
les  Fevret,  3.  Ed.  Lyon  1677,  [4.  Ed.  168! 
gäbe  war  Bolion  1 653  za  Dijon  erecltien 
PaTlamenteadvocat  war  (t  1661).  Bald  dam 
jnrisdictioDiB  vindiciae  adv.  C.  Fevreti  et  alio] 
aoct.  Dadino  Altenerra  (Hanteserre,  1703*,  ■ 
L  eeprit  de  Gersoti  on  instmctions  cathol 
Si^ge,  1692,  von  der  Inq.  verb.  1709,  ist 
Noble,  früber  General  pro  curator  in  Metz  ('}' 
läre  Vertbeidignng  der  gallicanischen  Aneich 
ten  Capiteln  dee  Droit  de  franobise  nnd  < 
allgemeines  Concil').  1765  verbot  die  Inq.  s 
eine  (getreue?)  italieniecbe  UebersetEung  de 
iotomo  la  Santa  Sede,  tradotte  dal  francese 
nicbt  nnr  gegen  die  weltlicbe,  sondern  aui 
Gewalt  des  Papstes,  gering  an  Umfang,  ab 
impndentia  teterrimum;  es  solle  10.  .InH  voi 
werden,  nnd  die  Ertbeilung  der  Erlaubnisi 
dem  PapBte  vorbebalten  bleiben  (N.  E.  1761 
ttbersandte  der  Buobdmoker  Varin  eine  ne 
de  Gerson  dem  damals  in  Paria  versamraelti 
bemerkte  darin  eine  Stelle,  wo  gesagt  wird 
Conoil  nicht  versammelt  «ei,  könne  der  Pap 
Stuhl  proviBorisch  dogmatiache  Entsoheidungf 
rnng,  die  xu  dem  sonstigen  Inhalte  des  Buch 
Wien  das  Buch  darum  zurück  und  veranlasst 
Erklärung  vorzudrucken  (N.  E.  1801,  66). 

Canonici  juris  inetitntionum  libri  tres 
mm  statnm  accommodati,  op.  et  studio  Fra 
soris  Andegavensis,  Par.  1681,  12.,  dem  Sl 
met,  sollte  schon  1684  von  der  Inq.  verbot 
140);  warum  dieses  nicht  geschah,  erbellt 
das  Buch  erst  1 727 ;  in  dem  Decrete  wird  d 
genannt;  das  Buch  ist  aeit  1684  auch  wie 
gedruckt  (Jugler  1,  435). 

Trait^  de  l'autontä  dn  pape,  dans  leq 
blis  et  r^dnits  k  lenrs  juates  bornes  et  les  p 
l'Bgl.  gall.  jnstiSez,  par  M.  E.  de  B.,  Hayc 
1722  ist  eine  dem  Febronins  ähnliche  Arb 
.fean  L^vesque  de  Buvigny  {1692—1785; 
inonirt  mit  Recht,  er  heisae  nicht  Bnrigny,  irrt 
sei  Bischof  gewesen;  L^veaqne  hieas  er).  1 
einem  5.  Bande  von  Chiniac  erschien  zu  Vii 


1)  Ich  besitze  ein  Exemplar,  in  welchem 
„L'eiprit  de  Gerson.  1691."  steht,  p.  1;  L'espr 
Dna  Buch  erschien  auch  unter  dem  Titel:  Le 
sentiments  de  Gerson  et  des  canonistes  toucban 
rt  des  roiB  de  France, 

2)  Darauf  schrieli  Abb4  .1.  Pey  eine  Wi. 
BrancadoTO  1788  ins  Italieniecbe  Übersetzt  wurd< 


a.     Itnssiiets  Dtfe-isio.  575 

(ie  stünden  in  dem  Streite  über 
dae  Regal  ieiirecht  auf  Seiten  des 
Plaidoyer  erschienenen  Schriften: 
i8$,  nnd  Refutation  du  plaid.  .  ., 
erberon  (Haureau,  Hint.  litt,  du 
Äriiauld  zngeRchrieben,  ist  aber 
Genet,  einem  Bruder  des  Bischofs 
unciuB  Dada  in  England,  den  der 
lentras  ernennen  wollte,  wogegen 
rte  (Michaud  4,  446).  —  Pagegen 
■treter  der  in  der  Declaration  von 

einem  Briefe,  den  er  nach  dem 
(Arn.  3,  3.15),  kommen  folgende 
nie  sur  le  trnne,  la  simonie  den 
dans  le  S.  College,  le  trouble  mis 
le  propORitioiiB  etjuivoqnee^S.  527), 
:  bulle  subreptiee  pulliee  la  sur- 
r  le»  pretenaiona  inaontenableft  de 
eu  d'une  funeste  divi^ion  entre  le 
glise  de  U  chretientü.  Arnauld 
'on  der  gallicaniBchen  Lehre  als 
U  sie  von  zwei  allgemeinen  Con- 
lie  ultramontane  Annicht  die  blofa 

von  ihm  1604  verfasate  Schrift 
onstant.  etc.,  1683,  die  mit  einem 

wurde:  Eclairciseemente  sur 
et  des  papes:  ou  explication  du 
lions  IV.  et  V.  du  concile  gen.  de 
r.  de  Schelstrate.  Ouvr.  posth.  de 
1.11,  1),  wurde  1718  verb.  —  Na- 
lömiachen  Censurbehörden  entgan- 
orum  Bcholae  ParisienaiB  de  aucto- 
tra  defensores  monarchiae  iiniver- 
4,  Col.  1683,  4,,  —  enthält  eine 
zbischof«  von  Gran,  Schriften  von 

jrg  in  2  ftuartbänden  die  1.  Aus- 
rationia  conventus  cleri  gallicani 
,te.  Dae  Werk  war  schon  1685 
ieben  und  dem  Könige  überreicht, 
licht  veröffentlicht  worden.  Nach 
Rocaherti  (S,  5T1)  begann  Bossuet 
^iten  Kedaction,  die  den  Titel  6al- 
Paris.  totiuB<|ue  cleri  gallic.  adv. 
ir  eine  direete  Vertheidisnng  der 
Ite,  arbeitete  er  bis  1702.  Der 
;rhafte  Abschrift  der  1.  Rednction 
Ausgabe  der  2.  Redactiou  nach 
NeH'e,    der   Tlischof  Bossuet    von 


576  Die  g:sllicM)iBcbeD  Artikel 

Troyes,  beeaBB,  in  desBeti  Änftrage  von  d 
beBorgt,  zu  AmBterdam  in  2  vol.  8.  Le 
franzöaiBcbe  Ueberaetzung  heraus.  Von 
tnng  und  die  Noten  zu  beiden  Ausgaben, 
als  Appendix  die  Vorrede  und  die  3  erf 
tion,  die  bei  der  zweiten  durch  eine  Disai 
den,  heigedruckt  (die  Ausgabe  von  174! 
31—33  abgedruckt).  Benedict  XIV.  sag 
Verbot  der  Schriften  von  Noris  in  Span 
dammung  (der  Luxemburger  Ausgabe) 
viele  bedenkliche  Sachen  vorkämen,  sei  u 
40)  verhandelt  worden,  ein  Verbot  aber 
meraoriam  auctoris  de  religione  bene  meri 
ilissidiomm  timorem  ^}. 

5.  Ala  eine  der  besten  Schriften  g 
siebt  wurde  in  Rom  an^sehen:  Traotatu 
gallicanae,  continenN  aniplam  disnussion 
II!.  Archiep.  et  Episc.  Parisiis  mandato  n 
M.  C.  S.  Theol.  Dr.,  Leodii  1684  (1689*, 
dieses  Buches,  welches  auch  Richer,  Dup 
Lannoy  bekämpft  und  von  dem  Papste 
sehr  gerühmt  wurde  (Valiry  1,  99.  108. 
achten  eines  Gallicaners  s.  A.  J.  P.  22, 
wähnte  Charlas,  der  1698  zu  Rom  stärt 
Valfry  1,  159,  im  Oct.  16B5,  es  circulire 
kurze,  aber  sehr  gut  gemachte  Gegensc 
Italiener  sei,  der  sich  aber  nicht  nenne, 
mal  Bon  temps).  1720  wurde  die  Schrift 
paganda  mit  Approbation  dea  Hag.  S,  Pal. 
Tractatns  .  .  .  gallic.  Tomus  I.  Autore  Ai 
3-  ex  autographo  antoris  locupletior  et  ei 
terea  ejusdem  opnscnla  quatuor  antebao  i 
und  2,  enthalten  den  Tract.,  Tom.  3.  die 
dictionis  Rom.  Pontifloi  aaaertns  gegen  E 
Steyaerts  gegen  Bischof  Uhoiaeul,  F.  Di 
nannten).  Auffallender  Weiae  eracbien  t 
Vtr.  IV.  4.  Juni  1721,  worin  es  heisst: 
suren  mehrerer  mit  der  Prüfung  beauftn 
dem  über  diese  und  die  Vota  der  Cardii 
worden,  verdamme  in  dessen  Auftrage  i 
dieaes  Werkes  stehende  Vita  des  Verfasa 
gedruckt,  nicht  behalten  und  gelesen, 
werden;  die  Schriften  von  Charlas  trelTe 


1)  1869  erschien  zu  Brüssel  ein  Band 
doxn,  d'apris  l'aiitojrraphe  de  Bossuet,  ange 
nicht  gsIlicnniRcber  Tendenz.  Es  ist  bis  auf 
lieber  Abdruck  eine«  Theilea  der  Defensiii.    , 


itoriker.  677 

Beben,  sind  die  vier  Bogen, 
d  durch  8  Blätter  ersetzt 
ht  enthielt  die  Vita  Dinge, 
osinche  Regierung  in  einem 
dem  Hag.  S,  Pal.  appro- 
ing  man  die  unbegreifliche 
Ständigen  Titel  des  Baches) 
lex  zD  setzen,  zuerst  in  die 
.nngaben  bis  1752,  so  dass 
1  Chartas,  —  aus  dem  we- 
e  allein  beanstandete  Vita 
ehern    gehörte.     Erst   Ben. 

itivirte  10.  Juni  1663  das 
najestatis  11.   3,  Arg.  1685, 

Pragmatiea  Sanctio  et  in 
Pinsonio,    Par.  1663,  damit, 

Bchismati sehen"  Satz    ent- 

indirecte  Gewalt  über  die 
den  „irrigen  und  schisma- 
n  Papste,  und  den  „minde- 
rn" Satz:  der  Papst  sei  in 
itimmnng  der  Kirche.  Die 
nd  Manu  Scripte,  in  welchen 

sie  angeführt  worden,  um 
losanet  31,  189).  Im  span. 
von  Dupin,  die  zwei  von 
Alezander   und    Enprit   de 


BBhistortker. 

Ddere  Breven  1684,  1685 
Natalis  Alexander,  1$85 
T  gallicaDischen  Ansiebt 
D  Geachichte  Gregore  I. 
ren  schon  1680  verboten, 
lange  Reihe  ron  kircben- 
Abhandlungen  verboten. 
tbtliches  Werk  durch  ein 
in  (S.  571),  die  Bibliotbe- 
kam  noch  eine  Reibe  von 
Hllemonts  Werke  wurden 
37 


S78  Qallioaniacbe  Kirchen 

1707  dennncirt,  aber  anf  Grnnd  de 
Gelehrten  ron  einem  Verbote  Abstan 
KircbeogeBcbiebte  steht  oiobt  im  Int 
rechtlicben  Werken  (S.  573)  wurde 
qne  (mit  d.  c.)  verboten.  Von  Mabil 
Schrift  in  den  Index  gekommen,  die 
GallicaDismas  nocb  mit  dem  Janseni 
einen  sebr  beikeln  Pnnct,  den  mit 
ans  den  Eatacomben  getriebenen  M 
begnügte  aich  in  Rom  Bcblieselicb 
seiner  Scbrift  eine  „verbesserte"  Aa 
seinem  Trait^  des  ^tndes  monastiqn 
Bearbeitung  verboten.  —  MerkwQrdig 
gescbiobtliebes  Bacb  eines  französiscl 
die  Zeit  von  1600—1718  wegen  vieler 
verboten  wurde.  —  Durch  Breven  w 
Schriften  von  Le  Courayer,  die  Ve 
der  anglicanischen  Weihen  1728, 
schiebte  des  Trienter  Concils  von  S 

Bemerkenswertb  ist,  dass  das  e 
geschiohte  des  Natalis  Alexander,  — 
unter  Benedict  XIV.  wesentlich  gen 
hoben  wurde,  als  Ausgaben,  in  dei 
abgedruckt,  aber  eine  Reibe  von  bc 
und  Abhandlungen  von  Roncaglia 
wurden. 

1.  Jean  de  Lannoy,  geb.  1603 
wurde  1634  Priester,  1636  Dr.  theol., 
und  sein  g&nxes  Leben  den  Stadien  { 
Uitglied  des  ColUge  da  Navarre,  vurd 
er,  obecbon  nichts  weniger  als  ein  Jan 
gesprochenen  Censur  nicht  zuatimmen  ^ 
renzen,  'welche  Montags  in  seinem  Hau 
1676  TOD  der  Kegierung  untersagt. 
oharakterisirt  ihn  als  emdit  profond  ei 
bona  mota,  raillant  volontiers  le  mau<> 
^vSqnes  et  apportant  en  th^ologie  qnel 
Patin.  Dieoer  bat  nach  Bayle  von  ihi 
nn  Saint  da  paradis,  ein  anderer :  H  a 
dix  papes  n'en  ont  canonis^a;  Tbiers  sag 
des  saints  genannt,    und   dem  Cnr£  de 


J.  Lannoy. 


579 


die  Aeussemng  zu:  Qnand  je  rencontre  le  Docteur  de  Launoy,  je 
le  salüe  jasqu^^  terre  et  ne  Ini  parle  qne  le  chapean  k  la  main  et 
avec  beaücoup  d'humilit^ ,  tant  j  ai  peur  qu'il  ne  m'ote  mon  Saint 
EöPtache  qni  ne  tient  ä  rien.  Daneben  verdient  aber  die  Grabscbrift 
ang'eführt  zu  werden,  die  der  Generalprocurator  Le  Camus  ihm 
setzen  wollte,  was  aber  untersagt  wurde:  .  .  .  veritatis  assertor 
pfrpetuus,  jurium  Ecclesiae  et  Regis  acerrimus  vindex,  vitam  in- 
noxiam  exegit,  opes  neglexit,  muita  scripsit  nulla  spe,  nullo  timore. 
-  Seine  Schriften  verzeichnet  Nie.  32,  84  (U.  N.  1716,  633).  Die 
tjesammtausgabe,  Jo.  Launoii  opera  omnia,  Genf  1731,  6  Fok,  ist 
Ton  dem  Abbe  Grauet  besorgt. 

Im  spau.  Index  steht  L.  als  haereticus  in  der  1.  Cl.  In  den 
Römischen  kamen  von  ihm  zuerst  zwei  verhältnissmässig  unbedeu- 
tende Schriften.  Auf  Ersuchen  des  Bischofs  von  Laon,  welcher  mit 
'ien  Prämonstratensem  über  die  von  diesen  beanspruchte  Immunität 
Streit  hatte,  schrieb  er  1658  Inquisitio  in  privilegia  Praemonstra- 
tensis  ordinis  (Opp.  III,  1,  444).  Der  Prämonstratenser  Norbert 
Caillieu  vertheidigte  die  Ansprüche  seines  Ordens  in  einer  Responsio 
ad  inquisitionem  D.  Launoii  .  .  .,  Par.  1661,  und  denuncirte  zugleich 
die  Schrift  von  L.  8.  Dec.  1661  bei  Alexander  VII.  und  dem  Car- 
dinal Carpineo,  dem  Protector  des  Ordens,  indem  er  besonders  her- 
Torhob,  dass  L.  päpstliche  Bullen,  namentlich  eine  von  Alexander  V., 
angreife  (Opp.  IV,  2  am  Ende  p.  XVIII).  13.  Nov.  1662  wurde  L.'s 
Schrift  verb.,  17.  Nov.  1664  auch  seine  Censura  responsionis,  qua 
Fr.  Norbertus  Caillocius  sese  mendaciis  atque  erroribus  novis  irre- 
tirit,  1663.  Zwei  andere  auf  diesen  Streit  bezügliche  Schriften  wur- 
den erst  1690  verb.:  Examen  du  privilege  d'Alexandre  V.,  1658, 
und  Capituli  Laudunensis  Ecclesiae  jus  apertum  in  monasteria  Prae- 
monstratensium  dioecesis  1658  (1670).  —  Die  Assemblee  du  Clerge 
censurirte  1661  das  Buch  von  Caillieu  wegen  der  Angriffe  auf  den 
Bischof  von  Laon  und  forderte  alle  Bischöfe  auf,  ihn  verhaften  zu 
lassen  und  die  Prämonstratenser  zu  keinen  kirchlichen  Functionen 
zuzulassen,  bis  sie  das  Buch  desavouirt  hätten.  Auf  Befehl  seines 
Ordensgenerals  leistete  Caillieu  1670  Abbitte  (Recueil  des  actes  du 
Clerge  1,689). 

1672  wurde  verb.  Conspectus  epistolarum  Jo.  Launoii  (so 
noch  jetzt).  Da  es  ein  Buch  mit  diesem  Titel  nicht  gibt,  werden 
Epistolanim  ad  amicos  libri  8  gemeint  sein,  die  1664 — 66  in  5 
Bänden  erschienen  und,  nachdem  1665 — 73  eine  2.  Ausgabe  in  8 
Bänden  erschienen  war,  1687  mit  dem  richtigen  Titel  nochmals  verb. 
wurden  (mit  einer  Vorrede  von  William  Saywell  auch  Cambridge 
1689,  Fol.;  Opp.  V.).  Es  sind  Abhandlungen  in  Briefform,  —  nach 
Thiers  wählte  L.  diese  Form,  um  keine  Approbation  nachsuchen  zu 
mügsen,  —  die  grösstentheils  in  einschneidender  Weise  die  Infalli- 
Wität  des  Papstes,  seine  Superiorität  über  die  allgemeinen  Concilien, 
seine  Gewalt  in  weltlichen  Dingen  und  hervoiTagende  curialistische 
Schriftsteller,  Card.  Cajetanus,  Baronius,  Bellarmin,  Alteserra,  be- 
dampfen. —  1687  wurde  ferner  verb.:  De  recta  Nicaeni  canonis  VI. 
^t  proat  a  Rnfino  explicatar  sententia,   1640,  vermehrt   1662   (Opp* 


660  Gallioanuche  Kindi« 

IJ,  3, 1),  über  die  Patriarchalgawalt  de 
EcoleBiae  suborbicariae  (Hefele,  Conc- 
Eine  ganze  Reihe  tod  Schriften 
21.  Nov.  1690  verb.  Darunter  sind 
einige  Decennien  alte  kritisch-histori 
einigen  anderswo  erwähnten  zwei  iihei 
den  über  die  Anfänge  dea  ChriatentI 
epietolae  de  tempore,  quo  primum  in 
fidea,  1689,  gegen  einen  Brief  des  Petrn 
165^  —  Dissertation  es  tres,  quarnm 
episooporuin  (der  angeblich  von  den  A 
Gallia,  altera  Snlpitii  Sev.  de  primia 
fenditur  et  in  utraqae  diveraarnm  Gall 
tantor,  tertia  quid  de  primi  Cenomanc 
dum  Bit  explioatnr,  1651:  '2.  Bd.  167' 
genden  von  Lazarns,  Maria  Magdalei 
verb.),  —  und  ttber  andere  kirchengee 
auctore  rero  profesaionis  fidel,  quae  F 
tribni  vulgo  aolet,  dise.,  1665;  L.  vi 
De  Victorino  episcopo  et  martyre,  16ö£ 
mein  anerkannten  Ansicht,  dass  Victoi 
vinm  =  Foitiers,  Bondern  von  Petabio 
causa  Heceesns  S.  Brnnonie  in  ercmum, 
Urban  VIII.  ans  dem  Brevier  entfer 
vertbeidigteu  Legende  über  das  Uotiv 
der  Cartbauaer  (K.-L.  2,  1360;  Tb.  fii 
mit  seinem  Hercules  Commodianne);  - 
angebliche  Privilegien  für  Kloster  (Op 
ohartam  fondationis  et  privllegia  Vindo 
1661;  Inq.  in  cbartam  immunitatie,  qt 
episo.  Bnbnrbano  mouasterio  dedisBC  fert 
qnod  Gregorius  P.  I.  monasterio  S.  M 
—  Vier  Schriften  handeln  von  der  Stc 
2,  9,  14.  In  der  P.  de  Maroa  gewidm 
plenarü  apud  Aug.  concilii  in  causa 
(Opp.  II,  2,  110),  zeigt  er,  plenarium 
provinciali,  und  Aug.  meine  das  Conci 
vertbeidigte  er  gegen  den  üominicaner 
3, 350)  sehr  bissig  in  der  Confinnati 
1667,  und  gegen  Jean  David  in  den  I 
(von  David)  oü  l'on  montre  en  qnel 
l'Egl.  nnivereelle  consentit  k  reoevoir 
1671,  nnd  in  dem  Examen  de  la  pr^: 
David  aux  Hemarquee  enr  la  disserta 
termina  suivant  S.  Aug.  oette  contes 
liebsten  ist  das  Verbot  von  Venerandi 
niam  traditio,  1675,  worin  er  die  Bömi 
der  Römischen  Cnrie  aber  über  die  An 
quieition  und  Indez-Congregation  stark 


Natalis  Alexauder. 


581 


1686  wurde  verb.  Jo.  Lannojus  testis  et  confeseor  veritatis 
evangelico-catbolicae  in  potioribus  fidei  capitibus  controversis  adv. 
Ri)b.  Bellarminum  et  alios  quosdam  Sedis  Rom.  defeiisores  egregius 
et  luculentns  vindicatus  opera  et  studio  Antonii  Reiseri  Augustani 
i Pastor  in  Hamburg),  Amst.  1685,  862  S.  4.  (aucb  unter  dem 
Titel:  Anti-Bellarminus  Jo.  Launoii,  s.  Defensio  libertatum  Ecclesiae 
jall.  contra  infallibilitatem  Rom.  Pontificis  Sedisque  Rom.  defensores, 
ex  Launoii  operibus  excerpta,  Daventriae  1720;  Marchand  1,  29, 
vd  Jouru.  des  Sav.  24,555), —  1700:  Elogium  Joannis  Launoii 
Parifliensis  Theologi,  una  cum  ejusdem  notationibus  in  censuram  du- 
anm  propositionum  A.  A(rnaldi)  D(octori8)  S(orbonici),  Lond.  1685, 
12.  (am  Ende  des  1.  Bandes  der  Opera  abgedr.). 

2.    Von   dem   grossen    kirchengeschichtlichen  Werke    des    N  a- 
talis  Alexander  (Noel  Alexandre,  geb.  1639  zu  Ronen,  seit  1655 
Dominicaner,    f  1724  zu  Paris),    Selecta  historiae  ecclesiasticae  ca- 
pita  et  in  loca   ejusdem    insignia   dissertationes    historicae,    criticae, 
dogmaticae,  erschienen  die  drei  ersten  Bände  (8.)  1677,   der  24.,  bis 
zam  Ende  des  Trienter  Concils  gehend,  1686,  worauf  noch  6  Bände 
ober  das  Alte  Testament  folgten.     AI.  schickte  die  einzelnen  Bände 
felbgt  nach  Rom    und  erhielt  für    die  ersten  ein  im  Auftrage  Inno- 
cenz'  XL  von   dem  Card.  Cybo  geschriebenes    belobendes  Schreiben 
vom  15.  Juli   1682.     Die  1683  erschienenen  Bände,  welche  das  11. 
and  12.  Jahrhundert  bebandeln,    konnten   aber   bei  der  Weise,    wie 
darin  der  Streit  Gregors  VII.  mit  Heinrich  IV.  und  ähnliche  Punkte 
dargestellt  waren,    in  Rom  keinen  Beifall  finden.     Das  ganze  Werk 
^urde  nun  nicht  der  Index-Congr.  oder  der  Inquisition,  sondern  einer 
besondern  Commission  von  Cardinälen  (Ottoboni,  Azzolini,  Casanate, 
Uuria  und   Capisucco)   und   mehreren   Theologen    (dem    Augustiner 
van  Heck,  dem  Dominicaner  Bianchi,  einem  zweiten  Augustiner  und 
einem  Theatiner)  zur  Prüfung  überwiesen.     Bianchi  beantragte,  den 
11.  nnd  12.  Band  unbedingt,  die  vorhergehenden   mit  d.   o.  zu  ver- 
bieten; auch  Card.  Lauria  war  für  ein  Verbot  mit  d.  c.,  aber  Capi- 
succo (Dominicaner  und  früher  Secretär  der  Index-Congr.   und  Mag. 
j^.  Pal.)  and  andere  Cardinäle  für  das  unbedingte  Verbot  des  ganzen 
W^erkes.      Der  Papst   entschloss  sich,    das  Verbot   durch  ein  Breve 
auszusprechen  (Michaud  4,  211).  Dieses  ist  vom  13.  Juli  1684  datirt 
lind  verbietet    bei  Strafe    der   reservirten    Excomm.  1.   sent.    die  16 
ersten  Bände  der  Kirchengeschichte  und  zugleich  —   offenbar  nicht 
ttni  ihres  Inhaltes,    sondern   lediglich    um  des  Verfassers  willen  — 
noch  einige  Schriften  von  AI.:  Summa  S.  Thomae  vindicata  et  eidem 
angelieo  doctori  asserta  contra  praeposteras  Jo.  Launoii  dubitationes. 
Itpm  contra  Launoianas  circa  simoniam   observationes  animadversio, 
w  1675,  194  S.  8.     Dissertationum    eccles.    trias :     1.   De    divina 
^piscoporum    supra  presbyteros    eminentia  adv.  Blondellum;     2.  De 
«acromni  ministrorum    coelibatu  s.  de   bist.  Paphnutii    cum  Nicaeno 
"^none  concilianda;  3.  De  Vulgata  scripturae  s.  veraione,  Par.  1678, 
•^-  S.  8.     Dissertatio    polemica    de    confessione    sacramentali   adv. 
librog  4  Jo.  Dallaei  Calvinistae  divinam  ejus  institutionem  et  usum 
^^eccl.   Perpetuum  impugnantis,    Par.  1678,    256  S.  8.      Charakte- 


ristiaoh  ist,  daas  Launoy'B  böeee 
welches  AI.  die  Cnrie  vertheidigt, 
Der  General  der  Dominicaner  wni 
noch  weiteres  ohne  seine  Genebmi 
activen  and  possiTen  Stimmrechtes 
ümtern  anegeschlossen  xn  erkläre 
1685  und  26.  Febr.  1687  wurden 
chengescbichte  verb. 

AI.  lies«  1687  trotz  der  Ver! 
Er  erhielt  auch  nach  dem  ersten 
denen  er  die  neuen  BSnde  ttbersandt 
so  im  Dec.  1664  ron  Norfolk,  It 
1692  von  Casanate  (und  Noris,  der 
er  sagt  n.  a.:  Nemo  jam  eccles.  h 
sibi  prins  ducem  postnlet  ant  tna 
poRcat.  lY,  33).  Card.  Spada  sein 
XII,  habe  das  Schreiben  wohlgefäll: 
dass  er  alle  seine  Schriften  der 
Emendation  Seiner  Heiligkeit  nnte 
Erklärung  steht  auch  in  der  Vom 
geschiohte  vom  J.  1699  (IV,  !6). 
dass  AI.  nicht  gesonnen  war,  se 
emendiren.  Nach  dem  Tode  Innt 
Cardinal,  den  er  nicht  nennt,  eim 
logen  erhalten,  die  sein  Werk  ^ 
hatten  (einer  derselben  erklSrte:  e 
rigore  error  contra  tidem  vel  bon 
opinionibus  in  Cnria  Born,  recepti 
Am.  9,  303).  Er  fflgte  nun  den 
bei,  in  denen  er  die  Vonita  der  rc 
antwortet.  Die  Cunsoren  wollten  vi 
einzelne  Stellen  gestrichen  habei 
darin  die  Ansichten  des  Baronius 
YII,  599),  die  meisten  wegen  des 
widert  in  den  meisten  Efillen :  was 
liehe  Thatsachen;  seine  ürtheile  t 
Bischen  Eirche  nnd  der  Sorbonne. 
bei  ihm  streichen  wolle,  was  cur 
gesagt,  wie  die  Kritik  der  Consti 
Baronins  fallen  lasse  (VIII,  26),  i 
Constantins  durch  P.  Silvester,  i 
verworfen  werde  (VII,  599),  zweii 
lavioini  entnommen  (XVII,  68.  10 

Im  J.  1734  veranstaltete  Co 
Lncca  eine  nene  Ausgabe  des  V 
sammt  den  Soholien  unverändert  i 
Anmerkungen  und  Dissertationen 
Diese  Ausgabe  wurde  von  der  Ind( 
nnd  ist  wiederholt  abgedruckt  wo: 


mbuurg.  CSS 

m  Lucea  1749,    zu  Venedig   1778 

Ben.  steht  im  Index  hinter  dem 
{abe  von  Ronüaglia  sei  freigegebeo 
1754    auch   die   von    Innocenz  XI. 

alle  Aufigaben  aufgehoben.  —  In 
ills  1684  verb,,  in  dem  Index  von 

freigegeben, 
ihrte  AI.  einen  Federkrieg  mit  den 

seine  Theologia  dogmatica  et  mo- 
■tif  2,812.  Hurter  2,1085).    Davon 

—  Daubenton  schreibt  1710  an 
nicaner  Delbecque  habe  einen  Aus- 
Bändchen  verfaest  und  dem  PapHte 
8  schon  unter  der  Presse  gewesen, 
;  und  einem  Consultor  der  Inqui- 
war  zu  Kora  eine  Summa  Alexan- 
1.    8.    (Hurter  2,  804}     erschienen. 

vielleicht  auf  eine  von  Delhecque 

Cae  de  conscience;  1706  —  10  war 
er  sich  den  Appellanten  gegen  die 
llll.  sprach  gleichwohl  sehr  wohl- 
ihn  seinen  gelehrten  Lehrer.  AI. 
alt  und  erblindet,  ein  devotes  und 
ät,  starb  aber  —  als  Appellant,  — 
apates  gelangte   (Hist.  des  Refl.  4, 

ab.  lu  Nancy  16IU,  1626—1682 
von  gesohichtlichen  Büi^hern  ge- 
26  Duodezbände;  von  einem  der- 
,  87,  was  mehr  oder  weniger  von 
ip  de  broderie,  und  Quesnel  {bei 
pour  les  fenimes.  —  Beanstandet 
j  grand  schisme  d'Occident,  1678 
Grece  erschienen).  Man  erfuhr  in 
as  Verbot  des  Buches  beabsichtigt 
Gesandten  in  Rom,  den  Duc  d'Es- 
uybo  darauf  zu  dringen,  dass  man 
SS  nehme.  Cybo  befahl  dem  Se- 
^i,  vorläufig  die  Sache  ruhen  zu 
US  dem  Orden  der  Minimi,  der  als 
latte,  ihm  seine  Censur  einzuhän- 
}ri,  dem  Vertrau ensmann  des  Ge- 
wurde das  Buch  12.  Juni  1679 
Vunsch  des  Gesandten  suspendirte 
,  der  durch  den  Card.  d'Estrees 
Sefehl  des  Königs  nach  Frankreich 
kte  der  Minister  Pomponne  ein  Me- 
spriich  die  Hoffnung  aus,  der  Papst 


564  Gallioamsohe  KirchüDhutoriker. 

werde  das  Verbot  rückgHngig  macheD.  Der  Papst  verepr&ch 
Geaandten  MUtbeilung  deeaeo,  was  man  in  dem  Buche  beanst« 
dieser  erhielt  sie  aber  nicht  und  wurde  im  October  beachieden, 
wolle  die  Punkte  dem  Jesoiten-General  Oliva  mittheilen,  der 
nach  Frankreich  schicken  könne.  Uittlerweile  hatte  man  auch 
Hist.  de  la  d6cadence  de  l'empire  apräs  Cbarlemagne  et  des  ( 
rends  des  cmpereors  aveo  les  papes  an  anjet  des  inveatitnree  e 
rindipendance,  1679,  in  Untersuchung  genommen,  und  23.  Mai  1 
worden  beide  Btlcher  durch  ein  besonderes  Decret,  nicht  der  In 
Congr,  sondern  der  Inquisition  (Fer.  V.),  und  nicht  mit  d.  c, 
dern  unbedingt  verboten  (Oonst.  p.  169).  ISoch  in  demselben  J 
12.  Dec.  folgte  das  Verbot  der  Hist.  du  Lntheranieme,  16fO.  S 
im  März  1680  sprach  eich  der  Papst  gegen  den  Jesuiten-G-ei 
sehr  ungehalten  darüber  aus,  dass  er  ein  Mitglied  seines  Ordeni 
Buch  über  den  Streit  zwischen  Päpsten  und  Kaisern  habe  sehr« 
lassen,  welches  ebenso  schlecht  sei  wie  die  BUcher  von  Fra  I 
(dera  Gesandten  gegenüber  bezeichnete  er  im  November  M.  al 
mechant  homme  et  nn  hugnenot);  am  7.  Jan.  1681  liess  er 
General  durch  den  Assessor  S.  Officii  in  Begleitung  eines  N' 
unter  Ändrohnng  der  Absetzung  befehlen,  U.  ans  dem  Orde 
entlasBCti  und  denjenigen,  welche  seine  fiUcher  approbirt  hätteo, 
Poenitenz  aufzulegen.  Ludwig  XIV.  war  anfangs  geneigt  die 
stoBBung  M.'s  zu  hindern :  aber  10.  Febr.  1662  trat  dieser  , 
willig"  ans,  nnd  der  König  setzte  ihm  eine  Pension  aus. 

Die  ereten  Bücher,  welche  er  als  Ex-Jesuit  veröffentlichte, 
du  Calvinisme,  1682,  und  Hist.  de  la  Ligue,  1683,  wurden  in 
nicht  beanstandet.  Aber  Ende  1684  erschien,  dem  Könige  g( 
met,  Trait^  historiqne  de  l'^tabliseement  et  des  prärogatives  de 
glise  de  Korne  et  de  ses  6v6ques,  worin  die  nnbestrittenen,  au( 
Frankreich  anerkannten  Kechte  des  Papstes  gegen  die  Protest- 
rertheidigt,  den  Ultramontanen  gegenüber  die  bestrittenen  Re 
Infallibilität,  SuperioritSt  über  das  allgemeine  Concil,  das  Beoht 
Kirche  nnabhängig  von  den  Canones  zu  regieren,  Gewalt  in  ' 
liehen  Dingen,  bekämpft  werden.  Die  Inq.  beBohloas,  das  Bud 
in  derselben  Weise  wie  das  des  Natalis  Äle:xander  durch  ein  h 
deres  Breve  zn  verdammen;  der  Papst,  der  seit  7 — 8  Monaten 
Sitzungen  nicht  mehr  beigewohnt,  bestätigte  den  ihm  durch 
Assessor  vorgelegten  Besohlnse,  nnd  am  4.  Jnni  1685  erechiei 
Breve,  worin  das  Buch  (zunächst  die  168!t  erschienene  2.  Aal 
aber  ausdrücklich  auch  alle  anderen  Ausgaben  und  alle  U< 
Setzungen)  unter  Androhung  der  reeervirten  Excoram.  1.  sent. 
dämmt  wurde,  mit  der  AufTordernng,  alle  Exemplare  an  die  Biai 
oder  Inquisitoren  abzuliefern,  um  sie  zn  verbrennen  (Michaud  4, 
1,  269).  Emmanuel  Scheeletrate,  gegen  dessen  Acta  Constanti 
Concilii  ad  expositionem  decretorum  ejus  sesB.  4.  et  5.  facif 
Antw.  L683,  U,  polemisirt  hatte,  wurde  angewiesen,  ihn  zu  w 
legen,  und  schrieb  einen  Tractatue  de  sensu  et  anctoritate  decreti 
Cono.  Const.  etc.,  Rom  1686. 

Auch    M.'n    HiBtoire    du    pontificat    de  S.   Grigoire   le  Gi 


L.  Msimbourg.  J.  Le  Fevre.  585 

1686,  wurde  durch  ein  Breve  Innocenz'  XI.  vom  26.  Febr.  1687 
Terb.,  obsehon  Scbeeletrate  gleich  nach  dem  Erscheinen  des  Buches 
nrcifelte,  ob  es  censnrirt  werden  würde,  und  ein  anderer  Römer 
neinte:  wenn  nicht  20 — 30  Stellen  wären,  an  denen  er  uns  striegelt, 
könnten  wir  ihm  dankbar  sein  nnd  wünschen,  er  möge  auch  über 
Leo  schreiben.  Die  Besprechnng  der  Verwerfung  des  Titels  Epi- 
roopQB  universalis  durch  Gregor  wird  in  Rom  am  meisten  AnstOHs 
erregt  haben.  Jedenfalls  ist  das  Buch  mehr  des  Verfassers  als  des 
hhalts  wegen  durch  ein  Breve  verdammt  worden.  Hist.  de  Lion 
le  Grand  erschien  1687  nach  M.^s  Tode  und  wurde  nicht  verb.  — 
1686  erschienen  in  Paris  Les  histoires  du  Sieur  Maimbourg  (der 
Verleger  wollte  gegen  M.'s  Wunsch  beifügen:  ci-devant  Jisuite), 
12  Tol.  4.,  und  ein  Italiener  Contarini  Hess  auf  seine  Kosten  sämmt- 
Hclie  Werke  in  italienischer  üebersetzung  drucken.  Estiennot 
Mlireibt  23.  Dec.  1684  aus  Rom,  eine  Zeit  lang  habe  man  bei  der 
Ertheilung  der  Erlaubniss  zum  Lesen  verbotener  Bücher  Maimbourg 
wie  Machiavelli  und  Molinaeus  ausgenommen ;  jetzt  geschehe  es  nicht 
nehr  (VaUry  I,  46.  218.  228).  —  Im  span.  Index  stehen  nur  Hist. 
de  8.  &r6goire  und  Trait^  hist. 

Gegen  M.'s  Geschichte  des  Lutherthums  schrieb  Seckendorf, 
gegen  die  Geschichte  des  Calvinismus  Bayle  anonym  Critique  gini- 
nie  del'  Hist.  du  Calv.  de  M.  Maimbourg,  Villefranche  (Amster- 
dam) 1682  (3.  Ed.  1684,  2  vol.),  von  der  Tnq.  verb.  1684,  und 
Koavellea  lettres  de  Tauteur  de  la  Critiqne  g6n.  ...  1.  Partie, 
1685,  2  vol.  (nicht  mehr  erschienen),  verb.  1709.  Die  Critique  ist 
von  Ben.  durch  ein  Versehen  unter  Maimbourgs  Schriften  gestellt 
worden  nnd  hat  dort  ihren  Platz  behalten!  —  Die  Entretiens  d*Eu- 
doze  et  d*Euchariste  sur  l'Hist.  de  TArianisme  et  des  Iconoclastes 
du  P.  Maimbourg,  1674,  sind  von  Jacques  Le  Fivre,  Dr.  Sorb.  und 
GeDcralvicar  von  Bourges,  f  1716.  Von  ihm  wird  auch  sein  Pre^ 
mier  Entretien  d'Endoxe  et  d'Euchariste,  pour  servir  de  defense 
a  la  these  d'un  Bachelier  de  Sorbonne  contre  le  P.  Maimbourg, 
Terb.  1674.  Le  F^vre  schrieb  auch  mehrere  Schriften  gegen  die 
Galvinisten,  wegen  deren  er  mit  Amauld  in  einen  Federstreit  ge* 
rieth,  da  er  diesem  gegenüber  die  mildere  Ansicht  vertrat,  dass 
l'ensemble  des  reform^s  n'est  pas  si  absurde  et  si  anticatbolique  sur 
Tarticle  de  la  pritendue  inamissibilit^  de  la  grace  (S.-Beuve  5,319. 
Harter  2,  705).  Eine  seiner  polemischen  oder  irenischen  Schriften 
wurde  1681  verb.:  Projet  de  Conference  sur  les  mati^res  de  con- 
troverse,  appuyi  de  quelques  observations  sur  trois  ou  quatre  points 
de  religion    et   partiouli^rement    sur  le  sacr.  de  penitence,  aveo  50 

Jaestions  choisies  pour  ^tre  propos^es  k  Messieurs  de   la  R.  P.  R. 
religion  pr^tendue  reformie],  Par.  1680. 

Louis  Maimbourg  begann  seine  schriftstellerische  Thätigkeit 
mit  TJne  methode  pacifique  pour  ramener  sans  dispute  les  protestants 
4  la  yraie  foi  sur  le  point  de  reucharistie,  1670.  Diese  Schrift  ist 
aieht  verb.,  aber  Examen  du  premier  traite  de  controverse  du  P. 
L.  Maimbourg,  intitul^  Methode  etc.,  Col.  1683,  verb.  1685,  von 
seinem  Vetter  Theodore  Maimbourg,  der,   mit  einer  Calvinistin  ver- 


686  OaUickoisabe  Kirohenhiatoriker. 

lieirathet,  ein  guter  Katholik  blieb,  so  lange  er  eine  Peniio: 
1000  Livrea  von  der  Familie  Scbomberg  bezog,  dann  aber  Gal 
oder  Sooinianer,  1681  Änglioaner  wurde  und  vor  1687  in  Er 
starb  (R.  Simon,  Lettres  1,87;  2,  254). 

4.  Von  Louis  Ellies  Dnpin,  geb.  su  Paris  1657,  Doct< 
Sorbonne  1684,  f  1719,  —  über  dae  Verbot  seiner  kircfaen 
liehen  Schriften  e,  571  —  erschien  1686  der  erste  Band  der 
Teile  Bibliotbique  des  antenre  eccl^Biastiqaee,  die  ersten  3  Jal 
dertfl  umfassend.  1691  varen  5  Bände  emchieneu.  Auf  Bet: 
BoBBuets  beauftragte  die  Sorbonne  eine  Coinniission  mit  der  Fi 
des  Werkes.  Hitttenreile  veröfFentlichten  die  Benediotiner  v 
Vannes  eine  specielle  Kritik  deaselben:  Remarques  eur  la  ] 
theqne  des  auteurs  ecch,  Par.  1691.  92,  3  vol.  8.  (von  Ma 
Fetitdidier  verfaast).  Dupin  beantwortete  dieselbe.  Üitdiesei 
Wort  war  aber  Boasuet  nooh  weniger  znfrieden  als  mit  dem  ^ 
selbst.  Er  übersandte  dem  Enncler  Boncherat  Ewei  Memoirea, 
er  mehrere  dogmengeschioht liebe  Ansiebten  Dupins  und  seine 
Stellung  der  Concilien  von  Epbesus  und  Chalcedon  bestreite 
erklärt,  das  Werk  müsse  censurirt  werden  oder  D.  retractirei 
wenigstens  Erklärungen  abgeben  (Oeuvres  30,  476;  42,  653.  Be 
H)Bt.  de  Bosanet  3,  327).  Racine,  ein  Verwandter  D.'s,  Pirc 
Gerbais  verwandten  sich  für  ihn  bei  Bossuet.  Es  wurde  eii 
spreohung  zwischen  beiden  veranlasst  und  Bossuet  gab  sieh  m 
Erklärungen  zufriedea.  Es  kam  nun  auch  zu  keiner  Censn 
durch  die  Sorbonne.  Aber  der  Erzbisohof  de  Harlay  erliesi 
Ordonnanz  vom  16.  April  1693,  worin  er  sagt:  er  habe  die  5 
tomeBi  (en  7  volumes)  durch  4  Dootoren  der  Sorbonne  prüfen 
nnd  selbst  geprüft  und  auch  den  Verfasser  angehört,  der  eii 
Ordonnanz  beigefügte  (sehr  umfangreiche)  Erklärung  abgegebe 
dadurch  seine  persönliche  Orthodoxie  bekundet  habe  (il  met 
ligion  au  oouvert);  das  Werk  selbst  sei  einer  Verbesserung 
fähig  und  werde  darum  verboten,  als  Sätze  enthaltend,  die 
falsch,  temerär,  .  .  .  geeignet,  die  Beweise  der  Tradition  fU 
Autorität  der  canonischen  Bücher  und  tur  andere  ölaubenskrtik 
schwächen,  fUr  die  allgemeinen  Concilien,  den  apostolisoben 
und  die  Kirchenväter  injuriös  .  .  ,  seien  (Arg,  III  b  373). 
Kanzler  verbot  dann  den  Verkauf  des  Werkes.  Am  1.  Juli 
wurden  5  tomi',  a  tribus  prioribns  saeculis  ecclesiae  osque  ad 
7.,  auch  von  der  Inq,  verb.  D,  setzte  aber  sein  Werk  fort  nn 
Kanzler  erklärte  sich  trotz  des  Widerspruches  des  Erzbischofs  I 
ihm  die  DnickerlanbniNB  für  die  folgenden  Bände  zugeben,  w« 
den  Titel  ändere  {Valery  2,  356).  Die  Fortsetzung  erschien  m 
unter  dem  Titel:  Hist.  des  controverses  et  des  matiires  ecole 
ques,  7  vol.,  1694 — 98  (9. — 15.  Jahrb.),  dann  unter  dem 
Hist.  de  l'^glise  et  des  nateurs  eccl.  du  16.  sieole,  5  vol.,  17( 
3,  dann  wieder  unter  dem  alten  Titel,  9  vol.,  1708-U  (16 
-Tahrh.).  Wenn  seit  Ben.  im  Index  der  Zusatz:  5  tomi  etc.  y 
lassen  und  dem  Datum  1.  Juli  1693  das  zweite  10.  Hai  176 
gefügt  ist,  so  wird  damit  das  Verbot  auf  das  ganze  Werk 
gedehnt. 


L.  E.  Dupin.  687 

Nachdem  das  Breve  Clemens'  XI.  vom  12.  Febr.  1703  gegen 
deD  Gas  de  conscience,    den  anob  D.  nnterzeicbnet   hatte,    in  Paris 
»gekommen  war,    wurde  er  von  dem  Könige  verbannt  und  so,  wie 
d^Agnessean    (13,  204)   sagt,    martyr  d'ane  opinion  quMl  ne  Buivait 
paB;  er  sei  ebenso  wenig  ein  Jansenist  gewesen  wie  diejenigen,  die 
seine  Yerbannnng  bewirkt  hätten ;  man  habe  aber  am  Hofe  gewnsst, 
dus  er   als  Gallicaner    in  Rom    übel  angeschrieben  war,    nnd    der 
König  habe    an    demselben    Tage    durch    einen  £ammerherrn    dem 
Knncins  sagen  lassen,    que  c'etait  pour  faire  plaisir  a  Sa  Saintete 
qn*il  traitait  ainsi  oe  docteur.     In  einem  Breve  vom  10.  April  1703 
(Arg.  lUb  420)  belobte  denn  auch  Clemens  XI.  den  König  dafür, 
di88  er  mit  der  Bestrafung  der  Unterzeichner  des  Gas  de  conscience 
den  Anfang    gemacht,    indem   er  D.,    nequioris    doctrinae    hominem 
temerataeque    plnries  Apost.  Sedis   dignitatis  renro,    verbannt  habe. 
Nach  vier  Jahren    durfte   er,   nachdem    er    eine    Betractation    ver- 
öffentlicht, ssurückkehren.     In  einem  Memoire,  welches  1713  der  Ca- 
pnciner  Timothee  de  la  Fläche  dem  Könige,  angeblich  im  Auftrage 
des  Papstes,  überreichte,  heisst  es:   der  Papst  wisse,  dass  D.  unter 
dem  Schutze  des  Card.  Noailles  agitire.     Er  gehörte  in  der  That  zu 
den  eifrigen  Gegnern  der  Bulle  Unigenitus.  —  Bei  seinen  Lebzeiten 
kamen  noch  von  ihm  in  den  Index:  Traite  de  la  doctrine  chr^tienne 
et  orthodoxe,  dans  lequel  les  viritez  de  la  religion  sont  etablies  sur 
Ticriture  et  sur  la  tradition,    et  les  erreurs   opposees  detruites  par 
leg  mdmes  principes,    1703,   von   der  Inq.  verb.  1704,    der  1.  (und 
einzige)  Band  eines  Lehrbuches  für  gebildete  Laien;  —  Histoire 
de  Teglise  en  tibrigi  par  demandes  et  par  riponses  depuis  le  com- 
mencement  du  monde  jusqu^^  präsent,  1712,  4.  vol.  12.,  verb.  1719 
(erst  seit  Ben.  im  Index\  gleichzeitig  die  italienische  Uebersetzung ; 
i.  S.  199.     1722  verb.  die  Inq.  eine  These,   welche    unter    seinem 
Präsidium  einen  Monat  vor  seinem  Tode  (f  6.  Juni  1719)   verthei- 
digt  worden  war.  —  Nach  seinem  Tode  erschienen   noch:    Histoire 
dn  Concile  de  Trente    et  des  choses  qui  se  sont  passies  en  Europe 
tonchant    la  religion  depuis  la  vocation    de    ce  Concile    jusqu'ä    sa 
fin,  Bmx.  1721,    verb.    1725;  —  M^moires    bist,  pour    servir    k 
Iliist  des  inquisitions,  Col.  1716,  2  vol.,  verb.  1739    (als  Bestand- 
theil   von    Bemards   Ciremonies,    s.  u.);  —  Traiti    theologique    et 
philos.  de  la  v^ritä  (im  Index  steht  der  Titel  noch  heute  lateinisch 
Tractatus  theologico*philos.  de  veritate),    Utrecht  1733,  394  S.  12., 
Terb.  1742,  gleichzeitig:  Methodus  studii  theologici  reote  instituendi. 
Pnefationem  de  vita,  factis  et  scriptis  Dupinii  praemisit  Jo.  Friokius 
[eine  Uebersetzung  der  Methode  pour  etudier  la  th^ologie,  1716, 12., 
700  dem  gelehrten  Ulmer  Theologen,  A.  D.  B.  7,379]^).  —  Im  span. 

1)  Das  auf  den  Wunsch  Peters  des  Grossen  1717  von  9  Doctoren 
der  Sorbonne  entworfene  Memoire  über  eine  Union  der  russischen  und 
kt«inißchen  Kirche  ist  auch  von  Dupin  unterzeichnet,  aber  von  Boursier 
▼erfasst  (Picot  1,  127).  In  den  Jahren  1718  und  19  correspondirte  Dupin 
mit  dem  Erzbisohof  Wake  von  Canterbury  über  eine  Union.  D*un  projet 
d^nnion  entre  les  egl.  gallicane  et  anglicane.  Correspondance  entre  Wake, 
Areh.  de  Cantorberi,  et  Dupin,  Docteur  de  Sorb.    Lond.  1864. 


L 


S88  GslUoanischu  RirchenhUtorikcr. 

Index  werden    alle  Werke    von  D.  mit  i.  e.,    nur  De  antiqua 
diaciplinH  unbedingt  verb. 

In  des  OratorianerR  Charles  Le  Cointe  Annates  ecclesi 
Francornm,  1665  —  83,  wnrde  1684  in  Rom  die  Dissertation  I 
Htandet,  in  welcher  er  xeigt,  dsM  P.  Zacharias  niclit  den  König 
perich  kraft  seiner  päpstlichen  Gewalt  ahgeeetzt,  sondern  nur 
Anfrage  der  Franken  beantwortet  babe  (Hichaad  4,  238). 
Buch  steht  aber  nicht  im  Index. 

5.  Von  Tillemonts  Werken  sagt  Benedict  XIV.  in  dem  l 
von  1748  über  Noris  (s.  n.),  sie  seien  unter  Clemens  XI.  dent 
und  vieles  der  Censur  Würdige  daraus  angeführt,  von  dem  1 
aber  Schweigen  geboten  worden.  £b  war  der  Oratorianer  Ladi 
der  Fortsetzer  des  Baronins,  der  1707  Till,  als  einen  sehr  ver 
lieben  Autor,  den  er  in  16  Briefen  widerlegt  habe,  dennncirte. 
war  ohne  Zweifel  auf  Till. 's  Bücher  speciell  darum  erbost,  weil  ' 
die  Martyreracten,  auf  die  er  sich  in  den  Noten  zu  seinen  Ac 
Cresoii  berufen  (S.  430),  für  unecht  erklärt  waren.  Der  Paps 
fahl  die  BUober  zu  nntersncben.  Ginsto  Fontanini  Hess  ihm 
eine  Denkschrift  überreichen,  worin  er  n.  a,  sagt;  „Gewisse  1 
betreiben  das  Verbot  von  Werken  berühmter  Schriftsteller  ledi 
darum,  weil  darin  bezUglioh  streitiger  Pnnkte,  bei  denen  es  sie 
philosophische  und  die  Religion  nicht  berührende  oder  um  gescl 
liehe  Fragen  handelt,  andere  Ansichten  als  die  ihrigen  vert 
werden.  Solche  Verbote  würden  die  Decrete  des  h.  Stofales 
Gespbtte  aussetzen,  die  Wissenschaft  schädigen  und  die  Gelel 
betrüben.  Ausser  anderen  schon  seit  langer  Zeit  bei  den  Eatbo 
in  Ansehen  stehenden  Büchern  sind  aneh  die  Mimoires  sur  1 
eccl.  und  Hist.  des  empereors  von  Till,  deniincirt  worden.  Till, 
ein  sehr  guter  Katholik,  ein  frommer  Geistlicher  und  einer  dei 
Hcheideneten  nnd  gelehrtesten  Schriftsteller,  die  es  gibt.  i 
Hohriften  sind  für  die  Kirche  sehr  nützlich,  werden  von  den  Ki 
liken  sehr  gelobt  nnd  sind  den  Haeretikern  sehr  unbequem. 
Einige  Männer,  denen  die  Ehre  Roms  und  die  Wahrheit  am  H( 
liegt  und  welche  die  Werke  von  Till,  unparteiisch  geprüft  hs 
stellen  Ew.  Heiligkeit  ehrfurchtsvoll  vor,  dass  das  Verbot  dersc 
dem  h.  Stuhle  nicht  zur  Ehre  gereichen  und  zn  grosser  Verwir 
und  allgemeiner  Unzufriedenheit  Anlass  geben  würde.  ...  ^ 
Bücher  Censoren  zur  Prüfung  übergeben  werden,  so  scheint 
heutzutage  schon  so  gut  wie  ein  Verbot  zu  sein.  Nicht  alle 
Boren  sind,  wenn  auch  vielleicht  in  anderer  Beziehung  sehr  gel 
in  gewissen  Materien  gründlich  bewandert;  es  ist  niemand  da, 
den  Autor  verlheidigt,  nnd  die  Censoren  sind  von  Hause  ans  gei 
ihn  anzuklagen,  und  es  ist  ja  gar  nicht  schwer  für  sie,  etwas 
delnswerthes  zu  finden;  ja  man  glaubt  ziemlich  allgemein,  es  sei 
Amt  des  Censurs,  dem  ein  Buch  zur  Begutachtung  gegeben  i 
den  Autor  anzuklagen  und  nicht  zu  vertheidigen >  und  das  sei 
Mittel,  sich  Ansehen  zu  verschaffen."  Auch  der  spätere  Card 
Passionei  überreicht«  dem  Papste  eine  von  ihm  und  anderen  R 


Tillemoat.  Gl.  Fleory.  689 

tthen  Gelehrten  unterscliriebene  Denkschrift^)  and  auch  andere  ein- 
ftmireiche  Pereonen  machten  dem  Papste  Vorstellnngen  (Card.  Me- 
dkn  wurde  damals  von  Paris  ans  ersucht,  den  Denanciationen  La- 
itichi»  gegen  angesehene  französische  Schriftsteller  Einhalt  zu  thnn). 
Der  Papst  nahm  darauf  seinen  Befehl  zurück,  und  im  Herbst  schrieb 
Fontanini  an  Magliabechi :  von  einem  Verbote  Till. 's  werde,  so  lange 
er  lebe,  nicht  mehr  die  Rede  sein;  wenn  die  Sache  an  die  Indez- 
Coiigr.  gekommen  wäre,  wärde  er  die  Yertheidigung  Till/s  über- 
nommen haben;  wenn  I^aderchi  seine  Briefe  drucken  lassen  wolle, 
würden  sie  ihm  zur  Censnr  gegeben  werden;  die  Römischen  Ge- 
lehrten seien  sehr  erfreut  über  das  Scheitern  der  Intrigue ;  auch  von 
Florenz,  Neapel  und  Padua  habe  er  Dankschreiben  erhalten  (Clar. 
Yen.  ad  Mag].  £pp.  p.  264—274).  Fabroni  (Yitae  It.  13,  215)  hebt 
als  bemerkenswerth  hervor,  dass  Till,  freigegeben  worden,  obschon 
Bin  ihn  zu  den  Jansenisten  gezählt  und  Clemens  XI.  nihil  tarn  oderat 
quam  Jansenistamm  nomen^). 

6.  Von  Claude  Fleury  (t  1723)  waren  bis  1728  nur  kir- 
ekenrechtliche  Schriften  verb.  (S.  573).  In  diesem  Jahre  wurde  der 
raerst  1679,  dann  oft  erschienene  Cat^chisme  historique  contenant 
en  abr^g6  Thistoire  sainte  et  la  doctrine  chr^tienne  mit  d.  c.  verb., 
md  1745,  auch  mit  d.  c,  eine  italienische  Uebersetzung:  Cateohismo 
iitorieo  che  contiene  in  ristretto  Tist.  santa  e  la  dottr.  christ.,  Yen. 
1705  (beide  fehlen  in  den  Index -Ausgaben  vor  Ben.).  Eine  von 
Paquot  corrigirte  Ausgabe  des  Cat^chisme«  Bruxelles  1778  (N.  £. 
1780,  73.  J 16),  wurde  von  dem  Card.  Frankenberg  approbirt.  Aber 
ent  7.  Juli  1859  hat  die  Index -Congr.  erklärt:  Permittitur  editio 
emendata  Avignon  1859,  was  in  den  index- Ausgaben  sonderbarer 
Weise  nicht  unter  Fleury,  sondern  unter  Gat^chisme  steht.  (In 
Spanien  wurde  eine  Uebersetzung  von  Fr.  J.  Interian  de  Ayala, 
Madrid  1773,  1785  expurgirt).  —  Die  Histoire  eccl^siastique,  1691  — 
1720,  20  vol.  4.  (bis  1414),  wurde  mehrfach  angegriffen  (Hurter  2, 
1078),  u.  a.  von  dem  Carmeliter  Honoratus  a  S.  Maria  (in  saeculo 
Blaise  Vauzeulle,  f  1729)  in  den  anonymen  Observation«  sur  THist. 
ecel.  de  M.  Flenry  adressees  au  P.  Benoit  XIII.  et  aux  eveques, 
Lille  1726  (in  der  Approbation  des  Abdrucks  Mecheln  1729  dankt 
der  Can.  Stevart  Gott,  dass  ein  Katholik  den  Muth  gehabt,  die  nach 
dem  Urtheile  aller  orthodoxen  Theologen  sehr  schlechte  und  ver- 
derbliche Kirch eugeschichte  anzugreifen).  Ein  anderer  Carmeliter, 
Alex,  a  S.  Joanne  de  Crnce  zu  Augsburg,  tibersetzte  die  noch  stär- 


1)  Memorie  per  servire  alla  storia  del    Card.  Passionei,    Rom  1762, 
p.  20. 

2)  lieber  die  Bedenken  des  Pariser  Censors  gegen  den  1.  Band  der 
Hiit  eeoL,  die  Controverse  mit  B.  Lamy  über  das  letzte  Abendmahl  und 
die  Angriffe  von  Faydit  s.  S.-Beave  4,  5;  Hefele,  Beitr.  2,  107.  —  Das« 
die  Ultramontanen  mit  Tillemont  nicht  zufrieden  waren,  und  er  min- 
deitena  mit  d.  c.  in  den  Index  gekommen  sein  würde,  wenn  die  Con- 
r^ttion  seine  Werke  in  Untersuchung  genommen  hätte,  sieht  man  aus 
Httrter  2,  466. 


i 


590  GallicaniBclie  Kirchenhittoriker. 

ker  gaüicaniBche  Forteetzang  Aea  Flenry'achen  Werkes  von  ( 
Orfttorianer  Jean  -  Claude  Fabre  (bis  1595)  inn  Lateinische  und 
ferte  eine  weitere  FortRetzang  biR  17(;5  (Hefele.  Beltr.  2,  93). 
Im  IiideK  steht  die  Kirch en^e schichte  nicht.  Aber  als  unter  Bf 
dict  XIV.  zn  Venedig  eine  italieniBche  UebersetEiiag  derselben 
scheinen  sollte,  fand  man  dos  in  Rom  doch  wegen  der  sehr  tre 
cnrialistisohen  Tendenz  des  Werkes  bedenklich,  und  der  Dominica 
Orai  rieth,  die  Sistimng  des  Druckes  sn  erwirken  and  eine  d 
italienische  Kirch engeschichte  schreiben  za  laisen,  womit  er  d 
selbst  beauftragt  wurde  (Fahroni,  Vitae  It.  11,25);  er  kam  in 
Bänden  nnr  bis  600,  sein  Werk  wurde  von  Bottari  nnd  Becch 
fortgesetzt. 

1750  erschien  zu  Avignon  ein  im  cDrialistiscben  Sinne  gel 
tenes  AbrigÄ  de  l'Hist.  ecci.  de  Fleury,  8  vol.  12.,  1781  eine  C 
tinuation  als  toI.  9.  et  10.;  als  Verfasser  wird  der  Kedactenr 
Courier  d'Avignon,  Francois  Morenas  genannt.  Die  Continoation 
Benedict  XIV.  gewidmet  nnd  warde  von  ihm  in  einem  Breve  ni 
Berufung  aaf  ein  günstiges  Gutachten  des  Dominicaners  Touron  G 
die  drei  ersten  Bände  beloht.  In  den  Lettres  d'Ensibe  Philal« 
ä  M.  Fran^oie  Morenas,  snr  son  pr^tendn  Abr£g£  de  l'Hiet.  . 
[von  Cb.  Clemencet],  Liege  1757*,  p.  562  steht  ein  Brief  des 
minicaners,  worin  er  erklärt,  sein  günstiges  Urtheil  beziehe  i 
gar  nicht  auf  das  Abrigd  von  Morenas,  das  er  damals  gar  nicht 
kannt  habe,  sondern  auf  das  anonym  erschienene  Abrege  von  Rai 
(s.u.).  —  Ein  anderes  Abr^gi  de  l'hist.  eccl.  de  Flenry,  trai 
de  l'anglais,  Berne  176(),  2  vol.  8.,  wurde  unter  Clemens  XIV. 
der  Inq.  Fer.  V.  1.  März  1770  verdammt.  In  den  fndex-Aasgs 
seit  1770  steht  es  als  decreto  Clementis  XIV.  in  Congr.  S. 
verdammt  und  wird  dem  Titel  beigefügt:  mendax  titalns  raendaoisi 
operis.  Das  Buch  ist  nicht  zu  Bern,  sondern  zu  Berlin  gedruckt 
in  Bern  wurde  es  1766  verbrannt;  —  das  Avant-propos  ist 
Friedrich  II.  (abgedr.  in  den  Oeuvres  bist.,  Berlin  1847,  7,  13 
144),  das  Uebrige  soll  in  seinem  Auftrage  nnd  nach  seinen  Änga 
(er  hatte  1762  Fleury's  Werk  gelesen)  Abh^  de  Prades  gemt 
haben  (Oeuvres  1.  c.  p.  XIV)'), 

7.  Sehr  oft  sind  bisher  citirt  (mit  Avr.)  worden  Hemoi 
chronolngiqnee  et  dogmatiques  pour  servir  ä  l'histoire  eccl^siaeti 
depuis  1600  jusqu'en  1716,  avec  des  r^flexions  et  des  remar«] 
oritiques,  s.  1.  (Paris)  1720',  4vol.  12.*),  verb.  1727.  Das  B 
ist  für  die  Kirche ngesch ich te  des  17.  Jahrb.  ebenso  brauchbar 
für  die  des  18.     (Picots)  M^moires  pour  servir  k  l'hist.  eccl.  peni 


1)  AusEUg  aus  der  Kirchengescfa.  des  Kardinsli  (II  von  Flenry. 
fasst  und  mit  eigenen  Reflexionen  begleitet  von  Friedrich  11.  von  Prent 
Berlin  1788. 

3)  Bäcker    enriihnt  einen    incorrecten   Nachdruck    von    Ljon 
Ronen,   eine  2.  Ed.  Paris  17U&  und  eine  Anigabe  Nismef   1781,    9  voi 
llnrter  erwähnt  dieten  Aotor  nicht. 


R.  d'Ayrigny.    Mabillon.  691 

le  18.  fliflcle,  2.  Ed.  considerablement  aagment^e,  Paris  1815,  4  vol. 
\  wenn  anch  beide  ihren  Partei  -  Standpunkt  deutlich  hervortreten 
lusen.  Der  Verfasser  ist  der  Jesuit  Hyacinthe  Robillard  d^Avrigny 
(1675—1719).  Er  hat  auch  M^moires  p.  s.  k  Thist.  universelle 
fEarope  1600—1716,  Paris  1725»,  4  vol.  12.,  geschrieben.  Beide 
BScher  sind  erst  nach  seinem  Tode  erschienen  und  der  mit  der  Cen- 
SV  beauftragte  P.  Lallemant  soll  stark  daran  geändert  haben  (nach 
einer  nieht  wahrscheinlich  klingenden  Angabe  d*Avrigny  vor  Aerger 
über  die  Verstümmelung  des  erstem  Werkes  durch  seinen  Ordens- 
broder  gestorben  sein).  Er  hat  an  dem  erstem  Werke  nicht  genug 
gdndert,  um  es  vor  dem  Index  tu  schützen.  Der  Verfasser  ver- 
rUl)  zwar  nichts  weniger  als  Sympathie  für  die  Jansenisten,  aber 
er  spricht  an  sehr  vielen  Stellen  wie  ein  richtiger  Gallicaner :  „Die 
Unfeblbarkeit  des  Papstes  und  seine  Superiorität  über  das  Concil 
ist  noch  ein  unentschiedenes  Problem,  bezüglich  dessen  jeder  naclr 
winer  Einsicht  Partei  ergreifen  kann.  .  .  Die  Schriftsteller,  die  sich 
für  den  Papst  erklären,  behaupten,  ihre  Ansicht  nähere  sich  einem 
(rkabenssatze,  müssen  aber,  wenn  man  Suarez  and  einige  andere 
aasnimmt,  zugeben,  dass  sie  kein  Dogma  ist  (3,  236).  Streitigkeiten, 
wie  die  tlber  die  Monarchia  Sicula  gehen  den  Glauben  nichts  an; 
jeder  ist  berechtigt  die  Partei  zu  ergreifen,  die  er  für  die  gerech- 
tere hält  (1,  142).  Die  Väter  von  Constanz  haben  nicht  daran  ge- 
dacht zu  behaupten,  dass  die  Fürsten  von  den  Statthaltern  dessen, 
der  gesagt,  sein  Keich  sei  nicht  von  dieser  Welt,  abgesetzt  werden 
konnten.  Die  Unabhängigkeit  der  Könige  in  weltlichen  Dingen  ist 
in  Frankreich  immer  sehr  lebhaft  vertheidigt  worden.  .  .  Jetzt  den- 
ken darüber  die  Staatsbeamten  in  allen  Ländem  ebenso;  Streit  ist 
mir  noch  unter  den  Theologen  (1,  144).  Die  Lehre  der  Ultramon- 
tanen  über  einige  Punkte  erscheint  uns  als  Schmeichelei  und  Krie- 
cherei, und  sie  erweisen  uns  kaum  die  Ehre,  uns  bezüglich  dieser 
Ponkte  als  katholisch  anzusehen.  Es  gibt  Dinge,  worüber  man  bis 
zom  Ende  der  Zeiten  disputiren  wird  (1,  202).  Der  auf  die  Un- 
ibkingigkeit  der  Fürsten  bezügliche  Theil  der  Erklämng  von  1662 
bietet  nur  denjenigen  Schwierigkeiten,  welche  für  die  ultramontanen 
Meinungen  voreingenommen  sind**  (3,  226). 

8.  A\s  Mabillon  1686  in  Rom  war,  kamen  dort  Briefe  an,  in 
denen  angedeutet  war,  er  sei  bei  allen  seinen  vortrefflichen  Eigen- 
lehaften  ein  Gallicaner  (Valery  I,  296).  Er  wurde  gleichwohl  bei 
der  Curie  sehr  beliebt  und  sogar  zum  Consultor  der  Index-Congre- 
gation  ernannt  (S.  12.  115).  Beinahe  hätte  er  aber  die  Gunst  der 
Ctrie  verscherzt  durch  die  Schrift  Eusebii  Romani  ad  Theophilum 
ßallam  epistola  de  cultu  sanctorum  ignotorum,  Par.  1698*,  32  S.  4. 
Hie  ist  zwar  direct  gegen  den  in  Frankreich  vorkommenden  Miss- 
brauch  gerichtet,  dass  man  zu  Ehren  von  Heiligen,  von  denen  man 
Hefiquien  aus  den  Kataoomben  erhalten  und  denen  in  Rom  Namen 
beigelegt  worden,  grosse  Feste  veranstaltete,  Predigten  hielt,  das 
Sanctissimum  ausstellte  u.  s.  w.,  und  Mab.  konnte  sich  diesem  Miss- 
bianeh  gegenüber  auf  ein  Decret  der  Congregation  der  Riten  vom 
J.  1691  berufen,    wonach  nur  von  solchen  Heiligen,  die  im  Marty- 


i 


592  Gallicanisohe  Kirchenhistoriker. 

rologium  stehen,  Officinm  und  Messe  gehalten  werden  soll.  Aher 
wenn  auch  nur  indirect,  so  ist  doch  die  Schrift  hauptsächlich  eine 
Kritik  der  Römischen  Praxis  bezüglich  der  „unbekannten  Heiligen". 
Mab.  tadelt  den  Gebrauch,  dass  der  Cardinal  -  Vioar  oder  der  Mon- 
signore  Sacrista  die  Heiligen,  von  denen  man  Beliquien  in  den  Ea* 
tacomben  gefunden,  ohne  dass  auf  den  Grabsteinen  ihr  Name  ge- 
nannt war,  „taufe",  d.  h.  ihnen  Namen  (Victor,  Felicissimus  u.  dgl.) 
beilege  ^),  was  zu  dem  Unfug  Anlass  gebe,  dass  man  nun  auch 
Yitae  solcher  Heiligen  fabricire,  die  auf  blossen  Yermuthungen  oder 
Erdichtungen  beruhten  oder  aus  anderen  Yitae  entlehnt  seien,  wie 
man  z.  B.  das,  was  von  einem  Mailänder  Märtyrer  Yictor  berichtet 
werde,  auf  einen  Yictor  übertragen  habe,  dessen  Reliquien  ans  den 
Katacomben  nach  Paris  gekommen  seien;  es  gebe  solcher  Yitae, 
die  von  Rechtswegen  im  Index  stehen  sollten.  Ferner  meint  Mab., 
es  würden  viele  in  den  Katacomben  gefundene  Gebeine  ohne  genü- 
genden Grund  als  Gebeine  von  Märtyrern  angesehen.  Man  habe 
früher  jedes  Grab  als  Grab  eines  Märtyrers  angesehen,  auf  dem 
man  ein  Kreuz,  das  Monogramm  Christi,  einen  Palnizweig  u.  dgl. 
gefunden,  und  erst  1668  habe  die  Congregation  der  Ablässe  und 
Reliquien  erklärt:  nur  ein  Palmzweig  verbunden  mit  einem  Blut- 
fläschchen  sei  ein  sicheres  Kriterium;  über  die  anderen  bisher  an- 
genommenen Kriterien  bleibe  die  Entscheidung  vorbehalten.  Mab. 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  zwar  in  den  Katacomben  viele 
Märtyrer  beigesetzt,  die  Reliquien  der  meisten  aber  schon  unter  Gre- 
gor III.  (lY.)  erhoben  worden  seien. 

Die  Schrift  war  schon  1691  fertig;  1696  schickte  sie  Mab. 
an  den  Card.  Colloredo,  dem  er  sie  widmen  wollte.  Dieser  rieth 
ihm  aber,  sie  in  dieser  Gestalt  nicht  zu  veröffentlichen.  Mab.  liess 
sie  nun  doch  erscheinen,  aber  pseudonym.  Gleich  nachdem  sie  in 
Rom  bekannt  geworden,  schrieb  Estiennot  an  Mab.:  Card.  Casanate 
rathe  ihm,  er  solle  gleich  eine  zweite  Ausgabe  voröffentlichen  und 
in  dieser  sagen:  er  habe  die  Zweifel,  welche  die  Kritiker  bezüglich 
der  Kriterien  der  Märtyrer  erheben  könnten,  vorgetragen,  sei  aber 
der  Ansicht,  dass  auf  Grund  einer  constanten  Tradition  die  frag- 
lichen Gebeine  als  Reliquien  von  Märtyrern  angesehen  und  verehrt 
werden  dürften,  zumal  es  sich  um  eine  Sache  handle,  die  den  Glau- 
ben nicht  berühre.  Mab.  lehnte  das  ab.  Estiennot  schrieb  ihm  noch- 
mals: die  Dissertation  werde  sicher  grossen  Anstoss  erregen;  man 
versende  alle  Tage  solche  Reliquien,  und  der  Papst  wolle  bei  Ge- 
legenheit des  bevorstehenden  Jubiläums  eine  grosse  Quantität  ver- 
schenken ;  es  sei  ein  Missbrauch,  aber  man  müsse  ihn  dulden  u.  s.  w. 
Im  Mai  1698  schickte  er  Mab.  die  Bedenken  eines  Generals  und 
eines  Provinciais:  Mab.  gebe  den  Ketzern  Gelegenheit,  den  Reliquien- 
cultus  anzugreifen;  er  gehe  mit  seinen  Yor würfen  auch  zu  weit; 
so  leichtfertig,  wie  er  annehme  verfahre  man  in  Rom  nicht;  die  Ka- 


1)  Das  Yerzeichniss   der  Namen,  die  beigelegt  werden,  s.  A.  J.  P. 
7,  9B7. 


J 


J.  Mabillon.  ^93 

tacomben  konnten  noch  nicht  erschöpft  aein,  da  dort  viele  Tansende 
Ton  Märtyrern  beigesetzt  worden  seien  n.  s.  w.  —  Zu  denen,  die 
Mab.  zustimmten,  gehörte  auch  der  Bischof  Flechier  von  Nismes ; 
er  Rcbrieb  ihm:  „Ich  habe  lange  gewünscht,  dass  man  einigen  aber- 
gliobigchen  Gebräuchen  bezüglich  der  Leiber  ein  Ende  machte,  die 
man  Heilige  nennt  und  die  vielleicht  nicht  einmal  getauft  waren. 
Die  fiömische  Curie  ist  mitunter  sehr  freigebig  mit  solchen  Ge- 
schenken. Es  kommt  kein  vornehmer  Herr  von  Rom  zurück,  ohne 
einen  Märtyrer  mitzubringen,  für  den  er  dann  eine  Andacht  und  ein 
Fest  in  einer  Kirche  einrichtet,  die  er  in  Affection  genommen.  So 
entstehen  an  manchen  Orten  falsche  Gescbichten  und  wenig  solide 
Ansichten." 

Die  erste  Entgegnung,  welche  unter  dem  Titel  B^ponse  k  une 

lettre  de   Dom  Mabillon   snr  les  Saints    des  catacombes,    Col.    1698, 

erschien,  —  Mab.    hielt    einen  Jesuiten    für    den  Verfasser,    andere 

Termuthen  den  1696  protestantisch  gewordenen  Mauriner  La  Croze, 

—  veranlasste  Mabillon,  einen  vom  Juli  1698  datirten  Brief,  Fr.  Jo. 

Mftbillonii  epistola  ad  D.  Cl.  Estiennot,  Procuratorem  Congr.  S.  Mauri 

in  Curia  Rom.,    super   epistola   de   cultu  sanctorum  ignotorum  nach 

Rom  zu  schicken,    wo   Estiennot  Abschriften   an   die  Cardinäle  und 

Consultoren  der  Inquisition  und  der  Index-Congr.  vertheilte ;  er  wurde 

in  Paris  1698  auch  gedruckt.     In  diesem  sagt  er  u.  a. :    er  erkläre 

allerdings    alle  Kriterien    mit  Ausnahme  des  Palmzweigs  zusammen 

mit  dem  Blutfläschchen  für  unsicher;  wenn  aber  Gebeine  auf  andere 

Zeichen  hin  als  Märtyrer-Reliquien  vertheilt  würden,  so  geschehe  das 

nicht  von  dem  Papste,  auch  nicht  von  dem  Cardinal-Vicar  oder  dem 

Sacrista,  sondern  von  Unterbeamten ;  man  sollte  bei  der  betreffenden 

Untersuchung  ebenso  vorsichtig  verfahren  wie  bei  einer  Canonisation ; 

sein  Brief  sei  weder  gegen  die  Reliquienverebrung  noch  gegen  Rom 

gerichtet;  er  habe  nicht  behauptet,  seit  Gregor  IV.  seien  überhaupt 

keine   Martyrer-Leiber  mehr  in  den  Eatacomben  ;  mehrere  Eatacomben 

seien  erst  später  entdeckt  worden.   Estiennot  konnte  Mab.  berichten, 

dass  diese  Erklärung  von  einflussreichen  Cardinälen  gut  aufgenommen 

worden  sei.  —  1700    erschien    in    Rom    eine  Entgegnung  (Raphael 

Fabretti,  Präsident  der  Congregation  zur  Untersuchung  der  Reliquien, 

hatte  eine  solche  schreiben  sollen,    starb    aber  27.   Apr.   1700):    In 

epistolam  Eusebii  Rom.  .  .  .  apocrisis,    in    qua    defenduntur  contra 

Sns.  reliquiae  e  catacombis  Rom.  erutae,   auct.   Ant.  Alex.  Ploverio 

Tomac.  (Plouvier  war    ein  früherer  Oratorianer;    Estiennot   meinte, 

er  habe  nur  seinen  Namen    dazu    hergegeben).      Der  Mag.  S.  Pal. 

sagte  Estiennot,    er  habe  darin  alle  scharfen  Ausdrücke  gestrichen; 

aber  Montfaucon,  der  damals  in  Rom  war,    nennt    das  Buch  male- 

dictis  respersum,   nugis  plenissimum  et  tarnen  editum   cum  approba- 

tione  Domini    Patrizzi    et  permissu    Mag.    S.   Pal.    (Valiry  3,  94). 

Estiennot  rieth  Mab.,    nicht    darauf   zu    antworten,    da    die    Schrift 

venig  Eindruck   gemacht  habe;    ja  er  glaubte    im  Aug.  1700  Mab. 

▼ersichem  zu  dürfen,  dass  sein  Brief  weder  denuncirt  sei  noch  werde 

denuncirt  werden.      Aber   im  Mai   1701    erfuhr  Mab.,    dass  bei  der 

Index-Congr.    eine  Denunciation    eingegangen  sei.      Er  wandte  sich 

Beuach,  Indaz  n.  38 


694  Gallicanische  Kirchenhistorikei*. 

darauf  an  den  Card.  Bouillon  und  dieser  schrieb  in  seinem  Interesse 
an  den  Secretär  des  Index,  P.  Bianchi,  der  Mab.'s  Gegner  war; 
Bianchi  antwortete,  er  werde  die  von  dem  Cardinal  angeführten 
Gründe  für  die  Schonung  des  Verfassers  der  Congregation  vorlegen. 
Am  22.  !N^ov.  1702  schrieb  Guillanme  de  la  Pare,  der  nach  dem 
Tode  Estiennots  Procurator  der  Mauriner  geworden  war,  au  Mab.: 
Bianchi  habe  zuerst  Msgr.  Franc.  Bianchini  mit  dem  Keferate  über 
seinen  Brief  beauftragt,  dann  aber,  nachdem  dieser  seinen  Bericht 
eingereicht,  noch  einen  zweiten  Qualificator  bestellt,  der  wahrschein- 
lich weniger  günstig  berichten  werde.  Im  Jan.  1703  schrieb  de  la 
Pare  femer:  auch  Bianchini  rathe,  zwei  Stellen  zu  corrigiren,  die 
Berufung  auf  den  Brief  Gregors  III.  an  Otgarius  von  Mainz,  der 
nicht  echt  sein  könne,  da  jener  100  Jahre  früher  gelebt  als  dieser, 
und  die  Bemerkung,  man  sehe  auch  das  Kreuz,  das  Monogramm 
Christi  und  den  Palmzweig  als  Kriterien  an,  da  man  in  Wirklich- 
keit nur  den  Palmzweig  mit  dem  Blutfiäschchen  zusammen  als  Kri- 
terium gelten  lasse.  Mab.  antwortete  bezüglich  des  ersten  Punktes: 
der  fragliche  Brief  sei  von  Gregor  IV.,  Gregor  IIL  sei  nur  ein 
Druckfehler,  bezüglich  des  zweiten :  auch  bezüglich  des  letztern  Kri- 
teriums hätte  er  noch  viel  zu  sagen,  was  er  aus  Bespect  vor  dem 
h.  Stuhle  und  der  Congregation  der  Riten  unterlasse;  thatsächlich 
habe  man  aber  auch  andere  Kriterien  gelten  lassen.  „Wenn  man 
in  Bom  die  Ausschreitungen  kannte,  die  in  Frankreich  und  anderswo 
vorkommen,  so  würde  man  zugeben,  dass  das,  was  ich  gesagt  habe, 
eigentlich  eine  Apologie  des  Decretes  der  Congr.  der  Riten  ist, 
welches  diese  Missbräuche  verdammt,  welches  aber  hier  zu  Lande 
schlecht  beobachtet  wird,  wo  man  Feste  zu  Ehren  dieser  Art  von 
Heiligen  mit  grösserer  Feierlichkeit  begeht  als  die  Feste  der  grössten 
Heiligen  der  Kirche."  Bianchini  erklärte  sich  befriedigt;  Bianchi 
aber  sagte,  die  Untersuchung  müsse  weiter  geführt  werden,  weil  der 
Card.  Carpegna  auf  einem  Verbote  des  Briefes  bestehe.  Am  27. 
Sept.  1703  schrieb  Mab.  an  Card.  Colloredo:  wenn  er  wüsste,  was 
man  beanstande,  werde  er  gern  die  betreffenden  Punkt«  erläatem 
oder  verbeBsern;  er  denke  daran,  eine  neue  Ausgabe  zu  veranstalten, 
und  wenn  die  Congregation  darin  citra  veri  et  sinceri  praejudicinm 
etwas  beigefügt  haben  wolle,  werde  er  gehorchen.  Colloredo  schrieb 
ihm  dann  20.  Nov.  1703,  am  19.  habe  die  Index-Congr.  beschlossen, 
die  Ausstellungen  an  dem  Briefe  zusammenstellen  zu  lassen,  und 
diese  Observationes  wurden  von  einem  Bruder  des  Card.  Ottoboni 
Renaudot  und  von  diesem  Mab.  mitgetheilt.  Es  sind  —  abgesehen 
von  dem  Briefe  Gregors  III.  —  zwei  Punkte:  nur  das  Eine  Kri- 
terium werde  in  Rom  anerkannt,  und  die  Katacomben  seien  noch 
nicht  erschöpft,  man  dürfe  nicht  mit  Dodwell,  den  Ruinart  widerlegt 
habe,  an  der  grossen  Zahl  der  Märtyrer  zweifeln.  Mab.  erklärte 
darauf,  er  werde  diese  Bemerkungen  in  seiner  zweiten  Ausgabe  be- 
rücksichtigen. Bianchi  brachte  die  erste  Ausgabe  21.  April  1704 
nochmals  in  der  Index-Congr.  zur  Sprache  und  Hess  den  Bericht  des 
zweiten  Qualificators  verlesen;  die  Cardinäle  beschlossen,  wie  zu 
geschehen  pflegte,   wenn   die   zwei  ersten  Qualificatoren  nicht  über- 


J 


3.  Mabillon.     G.  Ceppi.  565 

eiastiininteii,  einen  dritten  zu  bestellen;  aber  im  Mai  spracb  Card. 
Ottoboni  anf  den  Wnnscb  Benandots  mit  dem  Papste,  nnd  dieser 
befahl  Bi&ncbi,  die  Sache  bis  auf  weiteres  rohen  zu  lassen.  —  Mit 
eineiD  Briefe  yom  8.  Febr.  1705  tibersandte  Mab.  Clemens  XI.  das 
erste  Exemplar  der  zweiten  Ansgabe,  und  2.  Juni  meldete  ihm 
Card.  Ottoboni,  die  Index-Congr.  habe  einstimmig  beschlossen,  die 
Siehe  als  mit  dieser  neuen  Ausgabe  erledigt  anzusehen.  In 
eisem  Briefe  vom  19.  Jan.  1705  sagt  Mab.:  er  habe  seine  Schrift 
Rtoiicliirt,  ebne  etwas  abzuscb wachen,  und  sie  um  mehr  als  die 
Hllfte  vermehrt,  in  der  Vorrede  zu  der  neuen  Auflage :  er  habe  sie 
Yeranstaltet  ad  ejus  nutnm  et  Imperium,  penes  quem  residet  summa 
pnecipiendi  auctoritas,  und  darin  gemildert,  was  zu  scharf,  erläutert 
was  zu  dunkel  gesagt  gewesen,  und  corrigirt,  si  quid  secus  quam 
pir  ait  a  me  scriptum  nonnullis  videatur;  namentlich  hebe  er  her- 
Tor,  das«  man  nicht  den  Palmzweig  allein,  sondern  nur  in  Verbin- 
dung mit  dem  Blutflftschchen  als  Kriterium  ansehe ,  und  dass  nicht 
den  Cardin al-Vicar  oder  den  Monsignore  Sacrista,  sondern  nur  die 
seeuodarii  ministri  ein  Vorwurf  treffe*). 

Von  dem  zweiten  Theile  von  Mabillons  Traiti  des  6tudes  mo- 
nastiques,  Par.  1691,4.,  der  ihn  in  eine  Controverse  mit  dem  Trap- 
pisten-Abt  de  Bancd  verwickelte,  erschien  zu  Rom  eine  italienische 
Bearbeitung:  La  scuola  Mabillona,  nella  quäle  si  trattano  quei  studii 
ehe  possono  convenire  agli  ecclesiastici,  con  una  lista  delle  princi- 
pali  difficoltA  che  si  trovano  nella  lettera  de'  concilii,  dei  padri  e 
deir  istoria,  gik  erett*  per  li  Padri  Benedittini  di  Francia  ed  ora 
aperta  a  tutti  li  religiös!  d'Italia  dal  P.  M.Nicola  Girolamo  Ceppi 
Agostiniano,  Rom  1701.  1727,  2  vol.  12.  Thuillier  I,  367  berichtet 
darüber:  Ceppi  habe  Mühe  fi^ehabt,  von  dem  Magister  S.  Pal.  die 
DruckerlaubnisB  zu  erhalten;  derselbe  babe  Anstoss  daran  genommen, 
das8  darin  auch  die  Leetüre  von  haeretiscben  Büchern,  wenn  auch 
mit  Vorbehalt,  empfohlen,  dass  XJsserius,  ein  Haeretiker,  der  zuver- 
liasigste  Führer  auf  dem  Gebiete  der  Chronologie  genannt,  dass 
gewisse  scholastische  Fragen  als  überflüssig  bezeichnet,  dass  Theo- 
dorct  über  Gebühr  erhoben,  dass  die  Profangeschichte  und  Chrono- 
logie als  für  das  Verständniss  der  h.  Schrift  nothwendig  dargestellt 
würden;  auch  dass  Annius  von  Viterbo  ein  Betrüger  genannt  werde, 
hätten  die  Dominicaner  übel  genommen;  der  Mag.  S.  Pal.  habe  so- 
gar gedroht,  er  werde  Mabillons  Buch  durch  die  Inquisition  censu- 
riren  lassen;    auf  die  Vorstellungen  des   P.  Massouliä    hin   habe  er 


1)  Beide  Ausgaben  der  Schrift  von  Eusebius  Rom.  abgedr.  in  Ouvr. 
posth.  de  J.  Mabillon  et  de  Th.  Ruinart,  par  V.  Thuillier,  Par.  1724, 
I,  213;  ebend.  p.  803  ff.  die  meisten  im  Text  benutzten  Actenstücke. 
Vgl-  Yalery  8,  10  ff.  und  Paulinus,  die  Märtyrer  der  Katakomben  und  die 
Born.  Praxis,  1871,  S.  49.  —  Die  wissenschaftliche  Controverse  über 
die  Lveiber  aus  den  Katacomben  ist  in  neuerer  Zeit  wieder  aufgelebt;  über 
die  Schriften  von  de  Bnck,  Le  Blant,  Scognamiglio,  Kraus  s.  Paulinus 
a.  iL  0.,  K.-L.  1,  766.  —  Auch  der  mit  diesen  Reliquien  getriebene  Unfug 
ist  tn  neuester  Zeit  mehrfach  aufgedeckt  worden.   Rhein.  Merkur  1871,  308. 


696  Oallicanisobe  EirclienbiBioriker. 

endlich  das  Imprimatur  ertlieilt  unter  der  Bedingung,  dass  die  Em- 
pfehlung der  Lecture  haeretischer  Bücher  weggelassen  werde.  Trotz 
des  Imprimatur  wurde  Ceppi^s  Buch  1735  von  der  Inq.  verb. 

Gegen  Montfaucons  Diarium  italicum,  Paris  1702,  erschienen 
Osservazioni  di  Francesco  Ficoroni  sopra  Tantichitli  di  Eoma  de- 
scritte  nel  Diario  italico  publicato  in  Parigi  .  .  ,  Rom  1709.  Mont- 
faucon  vertheidigte  sich  gegen  die  Bemerkungen  des  Bömischen 
Archäologen  im  Journal  des  Savants  1709.  Es  erschien  aber  anch 
eine  Apologia  del  Diario  italico  del  M.  R.  P.  D.  Bemardo  Mont- 
fancon  .  .  .  contra  le  Osservazioni  .  .  .  composta  dal  Padre  Don 
Bomualdo  Riccobaldi  .  .  .,  Yen.  1710,  die  von  den  Benedictinem 
dem  Papste  und  den  Cardinälen  überreicht  wurde,  aber  nicht  Ton 
einem  Mönche  von  Monte  Cassino,  auch  nicht  von  Fontanini  (Clar. 
Ven.  ad  Magliab.  Ep.  2Ö5),  sondern  von  Paolo  Aless.  Maffei  ver- 
fasst  ist.  Die  Index-Congr.  verbot  1714  beide  Schriften  mit  d.  c, 
wohl  lediglich  wegen  der  darin  vorkommenden  Grobheiten;  um  theo- 
logische Dinge  handelt  es  sich  nicht. 

P.  Timothie  de  la  Fliehe  (p.  154)  erzählt,  er  habe  1713  im 
Auftrage  Clemens'  XL  Ludwig  XIV.  für  die  Aufhebung  der  Con- 
gregation  der  Maurin  er  gewinnen  sollen,  die  er  schon  seit  längerer 
Zeit  wegen  der  vielen  Irrthümer,  die  von  denselben  verbreitet  wür- 
den, vorhabe.  Die  Mauriner  galten  als  Jansenisten  und  Gallioaner, 
und  nach  1713  waren  viele  von  ihnen  Appellanten.  Sie  haben  viele 
Schriften  veröffentlicht,  von  denen  man  sich  wundern  muss,  dass  sie 
nicht  im  Index  stehen.  Besonders  auffallend  ist  es,  dass  von  den 
vielen  Schriften  von  Charles  Clemencet  (f  1778)  keine  verb.  ist. 
Im  Dict.  Jans.  1,  108;  2,  421  wird  die  von  ihm,  Dantine  und  Du* 
rand  herausgegebene  Art  de  verifier  les  dates  scharf  kritisirt,  und 
sie  ist  eine  seiner  harmloseren  Schriften.  —  Eine  anonyme  Schrift 
von  dem  Mauriner  Antoine  Guyard  (t  1760)  steht  im  Index:  Dis- 
sertation sur  rhonoraire  des  messes,  oü  Ton  traite  de  son  ori- 
gine,  des  illusions  et  autres  abus  qui  en  sont  suivis  .  .  Ouvrage 
examinä  et  approuv^  par  difförents  doctei}rs,  s.  1.  1748,  327  S.  8., 
verb.  1750  (vgl.  M6m.  de  Trev.  1749,  97),  eine  vermehrte  Ausgabe 
1757,  italienisch:  Diss.  suir  onorario  delle  messe,  Prato  1785  (G. 
ecoL  1,  107),  deutsch  unter  dem  etwas  vergröberten  Titel:  Dringende 
Vorstellung  an  die  Religion  wider  die  Halbguldenmesse  und  die 
Priestermiethe.  Eine  französ.  Abb.  des  berühmten  Don  Ant.  Guyard 
.  .  Auf  die  österreichische  Kirche  angewendet  von  Karl  Jos. 
Huber, .  .  des  Fürstbischofs  zu  Passau  geistl.  Rath,   1783,  202  S.  8.M- 

9.    Pierre-Fran^ois  Le  Courayer,  Eegular-Canonlker  aus  der 


1)  In  der  Histoire  literaire  de  la  France  (1733  ff.)  warde  den  Mau- 
rineru  von  der  französischen  Censur  einiges  gestrichen,  z.  B.  in  dem  7. 
Bande  (1746)  ein  Passus  über  die  Scholastik:  On  vint  bientot  ä  substituer 
ä  Pautorite  de  l'ecriture,  des  conciles  et  des  pdres  celle  d^Aristote  et 
d'autres  auteurs  profanes  et  ^  poser  pour  principes  des  axiomes  pria  d'une 
mauvaise  philosophie  etc.  Bibliophile  Beige  18(38,  251.  Th.  Lit.-BL 
1870,  988. 


Manriner.    Le  Courayer.  697 

CongregatioD  8t  Genovefa  (Picot  2,  24;  Migne  2,  418\  yeröffent- 
licMe  anonym  DiR^ertation  Rur  la  validit^  des  ordinatione  des 
iDgloifl  et  snr  la  snccession  des  ^v^qnes  de  TigÜRe  anglicane,  Brnx. 
(Nancy)  1723,  und  znr  Yertbeidigung  derselben  gegen  Le  Qnien, 
Hardoain  n.  a.  l)^fenBe  de  la  Diss.  .  .  .  anglois  contre  les  diff6- 
rentes  r^ponses  qui  y  ont  iti  faites,  aven  )es  preuves  justificatives 
des  faits  avanc^s  dans  cet  ouvrage,  Brnz.  1726,  4  vol.  12.  i'as 
zweite  Buch  erregte  noch  mehr  Anstoss  als  das  erste,  weniger  wegen 
der  Yertheidignng  der  Gültigkeit  der  anglicanischen  Weihen  als 
wegen  Aensserungen  über  andere  Punkte.  Der  Bischof  de  Belzance 
TOD  Marseille  verdammte  beide  Bücher  1727.  In  demselben  Jahre 
worden  sie  auf  Befehl  des  Königs  von  20  in  Paris  anwesenden  Bi- 
^höfen  unter  dem  Vorsitze  des  Card.  Bissy  geprüft  und,  nachdem 
diefte  37  Sätze  darans  censnrirt  hatten,  7.  Sept.  1727  verboten. 
Aueb  das  Qoncil  von  Rmbrun  verdammte  sie  anf  Gmnd  eines  von. 
dem  Bischof  von  Marseille  erstatteten  Berichtes  28.  Sept.  1728 
(Coli  Lac.  1,698.  715).  Benedict  XIII.  verdammte  sie  durch  ein 
Breve  vom  25.  Jnni  1728  (Bull.  13,  348 ^  weil  sie  resp  falsche, 
...  für  die  Autorität  des  h.  Stuhles  und  der  Concilien  injuriöse, 
lehismatische,  .  .  .  die  Bedeutung  der  h.  Weihen  und  anderer  Sacra- 
Dfnte  der  Kirche  zerstörende  und  ketzerische  Sätze  enthielten^).  — 
1750  wurde  verb.  Commentatio  hist.-theologica,  qua  controversia  de 
eonFecrationibns  episcoporum  anglornm  recensetur  et  dijudicatur,  in 
academia  Julia  praes.  Jo.  Laur.  Moshemio  conscripta  et  exhibita  ab 
Olao  Ki  örningio  Sueco  [Pastor  primarius  in  Stockholm],  Heimst. 
1739,4.  (ü.  N.  1739  B,  196).  —  Courayer  wurde  1727  von  seinem 
Abt  ausgestoBsen ,  und  da  der  Erzbischof  Barchmans  von  Utrecht 
eeioe  Dienste  ablehnte,  ging  er  im  Jan  1728  nach  England,  —  die 
Universität  Oxford  hatte  ihn  28.  Aug.  1727  zum  Dr.  theol.  ernannt, 
—  wo  er  erst  1776,  95  Jahre  alt,  starb.  In  seinem  Testamente 
vom  J.  1774  sagt  er,  er  sterbe  als  Mitglied  der  katholischen  Kirche, 
mißbillige  aber  mehrere  Meinungen  und  abergläubische  Dinge,  die 
io  der  Römischen  Kirche  eingeführt  seien.  Im  Index  stehen  von  ihm 
noch  Histoire  du  Concile  de  Trente,  ^crite  en  Italien  par  Fra  Paolo 
Sarpi  et  traduite  de  nouveau  en  fran^ois,  avec  des  notes  critiques, 
iirt.  et  th^ol.,  Lond.  1736,  2  Fol.  (Amst.  1736,  2  vol.  4.),  verb. 
durch  ein  Breve  Clemens'  XII.  vom  26.  .Jan.  1740  (Bull.  15,  345), 
als  falsche,  .  .  .  früher  verdammte,  für  alle  Bischöfe,  den  h.  Stuhl 
nnd  die  ganze  Kirche  injuriöse,  .  .  .  ketzerische  und  die  Begründung 
eines  gottlosen  und  ketzerischen  Keligionssystems  bezweckende  Sätze 
enthaltend,  —  Defense  de  la  nonvelle  traduction  de  THist.  .  .  .,  verb. 
1746.  —  Von  der  üebersetzung  Sarpi's  schreibt  Card.  Fleury  an 
Card.  Querini  lin  dessen  Commentarii  II,  2,293):  die  Vorrede  sei 
das  Scandalöseste,  was  man  sich  denken  könne,  nicht  nur  protestan- 
tiseh,  sondern  fanatisch;    das   Buch   werde  begierig  gelesen  werden 


1)  Gourayers  Dissertation  on  the  validity  .  .  .  new  edition,  entirely 
reriaed,  with  biographical  introd.  and  many  notes  and  additions,  Oxf.  1844. 


l 


598  Philosophische  Schriften. 

und  viel  Böses  anrichten;  die  Begierung  habe  mit  Erfolg  die  Ein- 
schleppang  von  Exemplaren  nach  Frankreich  bei  schwerer  Strafe 
verboten.  —  Auffallender  Weise  stehen  andere  Schriften  von  Cour, 
nicht  im  Index,  auch  nicht  Eelation  bist,  et  apologetique  des  sen- 
timents  et  de  la  conduite  du  P.  Le  Courayer,  avec  les  preuves 
justificatives  des  faits  avanc^s  dans  Touvrage,  Amst.  1729,  2  vol.  12., 
und  das  anonyme  Examen  des  defauts  thdologiques,  oü  Ton  indique 
les  moyens  de  les  r^former,  Amst.  1744*,  2  vol.  12. 


62.   Philosophisclie  Schriften,  1660—1750. 

Es  ist  ganz  unrichtig,  wenn  6.  Ventara,  De  methodo  phi- 
losophica,  Rom  1828,  sagt:  die  philosophische  Methode  des 
Cartesius  (R6n6  Descartes,  1596 — 1650)  sei  zweimal  in  Rom 
verdammt  worden.  Es  sind  nur  im  J.  1663  die  Hauptschriften 
desselben  mit  d.  c,  1722  von  den  Meditationes  eine  Ansgabe 
mit  Zuthaten  anderer  unbedingt  von  der  Index-Congregation 
verboten  worden,  lieber  die  Methode  liegt  also  gar  kein  Ur- 
theil  vor;  es  sind  nur  einzelne  Theile  der  Schriften  beanstandet 
worden.  Welche,  dartiber  liegt  gleichfalls  keine  anthentische 
Erklärung  vor,  da  eine  expurgirte  Ausgabe  nicht  erschienen  ist 
und  die  Stellen,  welche  zu  streichen  oder  zu  ändern  gewesen 
wären,  von  der  Index-Congre^ation  nicht  angegeben  worden 
sind  ^).  Es  wäre  freilich  nicht  möglich  gewesen,  aus  den  Haapt- 
schriften  die  Stellen  hinaus  zu  corrigiren,  an  denen  Cartesius' 
Gegner  Anstoss  nahmen,  ohne  sein  System  zu  zerstören;  denn 
der  Hauptanstoss  war  der  Gegensatz,  in  welchem  er  zu  der 
Aristotelischen  Philosophie  stand,  und  wären  seine  Schriften 
mit  dieser  in  Einklang  gebracht  worden,  so  würden  sie  eben 
nicht  mehr  Schriften  des  Cartesius  gewesen  sein.  Wahrschein- 
lich hat  man  in  Rom  bei  dem  Verbote  mit  d.  c.  gar  nicht  an 
eine  Expurgation  gedacht,   sondern   diese    Form  des  Verbotes 


1)  Vffl.  den  Aufsatz  von  Gosselin  in  Tables  des  oeuvres  de  FeDelon, 
preoedees  d^une  revue  de  ses  ouvra^es,  Paris  1880,  p.  52.  Stockl  im  K.-L. 
2,  1189  erwähnt  das  Verbot  der  Schriften  des  Cartesius  gar  nicht  — 
Zum  Folgenden  vgl.  Fr.  Bouillier,  Eist,  de  la  philosophie  Cartesienne, 
Par.  1854,  2  yol.  J.  fi.  Meyer,  Die  Philosophie  auf  dem  Index,  Deutsobe 
Revue  8,  2,  220. 


J 


R.  Descartes.  699 

lor  als  die  mildere  gewählt  (I  S.  30).  —  Von  dem  Oratorianer 
Nicolas  Malebranehe  (1638 — 1715)  wurde  eine  Reihe  von  Werken 
onbedingt  verboten.  Dagegen  stehen  die  philosophischen  Schriften 
?oa  P.  Gasscndi,  M.  Mersenne  und  E.  Maignan  nicht  im  Index. 
Besonders  strenge  wurden,  freilich  erst  1726,  die  Streitschriften 
des  Neapolitaners  Costantino  Grimaldi  gegen  die  Bekämpfung 
des  Cartesianismns  durch  den  Jesuiten  deBenedictis  (1694)  ver- 
boten. Von  den  vielen  Schriften,  in  welchen  tfber  die  Vereinbar- 
keit der  neueren  philosophischen  Ansichten  mit  der  Lehre  von 
der  Transsubstantiation  verhandelt  wurde,  sind  nur  einige  ver- 
boten. —  Von  B.  Spinoza  wurde  der  Tractatus  theologico-poli- 
tiens  1679,  9  Jahre  nach  dem  Erscheinen  verboten  (er  steht 
noch  heute  als  anonymes  Buch  im  Index),  gleichzeitig  die  Opera 
posthnma,  Amst.  1677.  Von  philosophischen  Schriften  protestan- 
tischer Verfasser  stehen  nur  wenige  im  Index,  von  Leibniz  und 
Chr.  Woiff  keine.  Im  spanischen  Index  stehen  auch  Cartesius, 
Malebranche  und  Spinoza  nicht. 

1.  In  dem  Deorete  vom  20.  Nov.  1663  (Alex.  No.  78;  im  In- 
dex von  1881  ist  verdruckt  1666)  wurden  von  Descartes  (im 
Decrete  and  in  den  älteren  Indices  R.  des  Ghartes)  mit  d.  e.  verb. : 
Meditationes  de  prima  philosophia,  in  qnibns  Dei  ezistentia  et  ani- 
mae  hnmanae  a  corpore  distinctio  demonstratnr.  His  adjunctae  sunt 
variae  objectiones  doctorum  virorum  .  .  .  cum  reAponsionibus  authoris, 
Amst.  1650  (zuerst  Far.  1641);  —  Notae  in  programma  quoddam 
nib  finem  a.  1654  [vielmehr  1647,  von  Henr.  Regius  in  Utrecht] 
in  Belgio  editnm  cum  hoc  titulo:  Explicatio  mentis  humanae  s.  de 
anima  rationali,  ubi  explicatur,  quid  sit  et  quid  esse  possit  (Amst. 
1647;  abjfedr.  in  den  Epistolae,  Amst.  1668,  1,  317—332);  —  Epi- 
Btola  ad  P.  Dinet,  S.  J.  per  Franciam  Propositum  provincialem  (in 
der  angegebenen  Ausgabe  der  Medit.  p.  143 — 14);  —  Epist.  ad 
Gisbertnm  Yoetium,  in  qua  examinantur  duo  libri  pro  Yoetio  ültra- 
jeeti  simnl  editi:  primus  de  confraternitate  Mariana,  alter  de  philo- 
sophia Carteaiana  (Amst.  1643,  der  angegebenen  Ausgabe  der  Medit. 
beigedmckt);  —  Passiones  animae,  libellus  gallice  oonsoriptus,  nunc 
antem  in  exterorum  gratiam  latina  civitate  donatus  ab  H.  D.  M.  J. 
Ü.  L.,  Amst.  1650;  —  Ejusdem  auctoris  opera  philosopbica,  womit 
ohne  Zweifel  die  1644  (und  1650  und  1656)  zu  Amsterdam  ersohie- 
Benen  Op.  phil.  sc.  Principia  philosophiae,  Dissertatio  de  methodo 
(französisch  zuerst  1637),  Dioptice,  Meteora  et  Tract.  de  pass.  ani- 
mae gemeint  sind  (Pieters,  Annales  de  Tlmpr.  des  Elseviers,  1858, 
p.  246).  —  Wenn  Meditationes  de  prima  philosophia,  in  quibus  ad- 
jeet&e  sunt  utilissimae  quaedam  animadversiones  ex  variis  authoribus 


^ 


600  Philosophische  Schriften. 

colleotae,  Amst.  1709,  1722  ohne  d.  c.  yerb.  wurdeo,  so  gilt  dieftea 
unbedingte  Verbot  nur  für  diese  Ausgabe  mit  Zutliaten  von  anderen. 

Schon  vor  dem  Kömischen  Verbote,  10.  Mai  1662,  schrieb  ein 
Cardinal  von  Rom  an  einen  Löwener  Theologen:  er  wundere  sich, 
dasB  zu  Löwen  die  Irrthümer  der  Cartesianisohen  Philosophie  gras- 
sirten,  die  zum  Atheismus  führten.  Am  1.  Juli  forderte  der  Inter- 
nuncius  Hieronymus  Vecchio  zu  Brüssel  die  Löwener  Artisten- Fa- 
cultät  auf,  den  Epikureischen  Dogmen  der  Cartesianisohen  Philosophie 
entgegenzutreten  und  die  alte  Aristotelische  Lehre  aufrecht  zu  hal- 
ten. Die  Thesen,  welche  ein  Candidat  der  Medicin  am  29.  Aug. 
vertheidigen  sollte,  veranlassten  den  Internuneius  sich  klagend  an 
den  Kector  zu  wenden.  Dieser  legte  die  Thesen  der  theologischen 
Faoultät  vor,  welche  sie  scharf  censurirte  (Arg.  III b  303).  Trotz 
dieser  Verbote  wurde  die  Cartesische  Lehre  in  Löwen  vorgetragen 
und  1697  widmeten  sogar  fünf  Franciscaner  Cartesianische  Thesen  dem 
Internuneius.  —  Im  J.  1666  verbot  man  in  Paris  die  kirchliche 
Beisetzung  der  Asche  des  Cart.  und,  als  diese  gestattet  worden,  die 
Trauerfeierlichkeit  und  1667  die  Errichtung  eines  Denkmals^). 

Um  1 67 1  bat  die  Sorbonne,  deren  Decan  Morel  war,  den  ersten 
Präsidenten  Lamoignon  um  Wiedereinschärfung  eines  alten  Arr^t, 
wonach  nur  die  Philosophie  des  Aristoteles  vorgetragen  und  jede 
Neuerung,  also  jetzt  die  Cartesische  Philosophie  fem  gehalten  wer- 
den sollte.  Lamoignon  fragte  Amauld  und  Boileau  um  Eath.  Jener 
schrieb  eine  ernsthafte  Denkschrift  (s.  u.),  dieser  aber  antwortete: 
„Lassen  Sie  mich  nur  machen,  Herr  Präsident,  ich  werde  Sie  von 
diesen  zudringlichen  Menschen  befreien**,  und  verfasste  ein  ArrSt 
burlesque,  donne  en  la  G-rande  Chambre  du  Parnasse,  en  faveor  des 
mattres  ds  arts,  medecins,  et  professeurs  de  TUniversitä  de  Stagire« 
welches  mit  dem  Satze  schliesst:  La  Coar  matntient  et  garde  Ari- 
stote  en  pleine  et  paisible  possession  et  jouissance  des  dites  Cooles, 
ordonne  qu^il  sera  tonjours  suivi  et  enseign^  par  les  .  .  .  professeurs 
en  la  dite  üniversit^,  sans  que  pour  cela  ils  soient  obligis  de  le 
lire  ou  de  savoir  sa  langue  et  ses  «entimens;  remet  les  entit^s, 
identit^s  etc.  en  lenr  bonne  fame,  .  .  .  bannit  k  perp^tnit^  la  Raison 
des  öcoles  de  la  dite  Universiti,  lui  fait  defense  d'y  entrer,  troubler 
ni  inqui6ter  le  dit  Aristote  en  la  possession  y  jouissance  dUcelles,  k 
peine  d'^tre  d^clar^e  jansiniste  et  amie  des  nouveautis  (Bonillier  I, 
456.  S.-Beuve  5,  490)  —  In  Paris  erfolgte  darauf  für  jetzt  kein 
Verbot;  aber  der  Universität  zu  Angers  wurde  durch  ein  Schreiben 
des  Königs  und  eine  Verordnung  des  Conseil  d'6tat  1675  das  Vor- 
tragen der  Ansichten  von  Cart.  untersagt,  worauf  auch  die  theolo* 
gische  Facultät  zu  Caen  ein  solches  Verbot  erliess^);  1691  wurden 


1)  K.  Fischer,  Gesch.  der  neuern  Ph.  3.  Aufl.  1,  2,  9. 

2)  Arg.  III b  838.  344.  Bouillier  1,  460.  Ausführlich  handeln  über 
die  Streitigkeiten  in  Angers,  wo  Bernard  Laray  und  andere  Oratorianer 
die  Cartesianische  Philosophie  vortragen,  Haur^au,  Hist.  litt,  du  Maine  2, 
118,  und  Ingold,  Essai  p.  65. 


J 


R.  Descaries.  601 

aseh  den  Professoren  der  Philosophie  zu  Paris  1 1  Sätze  mitgetheilt, 
die  der  König  zu  lehren  yerbiete,  und  1 693  schärfte  ihnen  die  Sor- 
bonne ein,  von  der  Aristotelischen  Lehre  nicht  abzuweichen  und 
Bch  vor  Neuerung  zu  hüten  (Arg.  III a  140).  —  1678  verboten  die 
GeDer&lcapitel  der  französischen  Oratorianer,  unter  denen  bis  dahin 
der  Cartesianismns  eifrige  Vertheidiger  gefunden,  und  der  Clerici 
refilares  der  Congregation  der  h.  Genovefa  den  Vortrag  der  Car- 
tesisehen  Lehre  (Arg.  III b  342.  A.  J.  P.  22,  611).  Die  entschieden- 
sten Gegner  des  Cart.  waren  die  Jesuiten.  Hon.  Fabri  soll  der  Hanpt- 
arheber  des  Römischen  Verbotes  sein,  und  Arnauld  sagt  in  dem 
gleich  zu  erwähnenden  Memoire,  dem  Vernehmen  nach  habe  der 
General  durch  ein  Circular  die  Jesuiten  aufgefordert,  gegen  Cart. 
aufzutreten.  Der  Jesuit  Le  Vallois  schrieb  unter  dem  Namen  Louis 
de  k  Ville:  Sentimens  de  M.  des  Cartes  toachant  Fessence  et  les 
proprietez  du  corps.  opposez  k  la  doctrine  de  TEglise  et  conformes 
MX  errears  de  Calyin  sur  le  sujet  de  reucharistie,  avec  une  dis- 
Kil  sur  la  pr^tendue  possibilite  des  choses  iropossibles,  Par.  1680 
(Boaillier  1,  567).  —  Sehr  heftig  wurde  Cart.  von  Gisbert  Voetius 
und  Martin  Schoockius  in  Utrecht  angegriffen.  Auf  ihr  Betreiben 
wBiden  seine  Epistolae  ad  Voetium  und  die  Epist.  ad  P.  Dinet, 
vorin  er  über  den  Streit  mit  Voetius  berichtet,  in  Utrecht  verboten ; 
das  Verbot  wurde  aber  von  den  Generalstaaten  aufgehoben  (Boul- 
fier  1,  242). 

Bossuet  sagt  (38,251)  von  Cart.:  „Er  hat  immer  gefürchtet, 
TOB  der  Kirche  censurirt  zu  werden,  und  man  sieht,  dass  er  mit 
Rficksicht  darauf  grosse,  hie  und  da  übergrosse  (jusqu*li  Tezcki) 
Vorsieht  angewendet  hat.'*  Nach  der  Verurtheilung  Galilei's  unter- 
drnekte  er  ein  fast  vollendetes  Werk  über  die  Welt  und  wagte  er 
niebt  mehr,  sich  offen  für  die  Copemioanisohe  Lehre  auszusprechen 
(Bonllier  1,  42). 

Ein  entschiedener  Vertheidiger  des  Cart.  war  Arnauld  (Boul- 
iier  2, 143.  S.-Beuve  5,  350).  In  dem  für  den  Pr&sidenten  Lamoi- 
goon  geschriebenen  Memoire  sur  les  soUicitations  que  fait  M.  Morel 
et  quelques  autres  docteurs  pour  obtenir  du  parlement  nn  arrSt  qni 
eoDdamne  toute  autre  philosophie  que  celle  d'Aristote  (Bon Hier  1 , 
458.  A.  J.  P.  14,  253),  erinnert  er  unter  Bezugnahme  auf  Launoy 
M  die  mittelalterlichen  Verbote  des  Aristoteles  (I  S.  17 ),  die  ohne 
Wirkung  geblieben  seien.  Er  erwähnt  dann,  dass  unter  Franz  L 
Ramus  zuerst  verboten,  dann  auf  Betreiben  des  Cardinais  von  Loth- 
ringen wieder  erlaubt  worden  sei,  zu  duoiren,  dass  die  Sorbonne 
1624  anti- aristotelische  Lehren  strenge  verdammt  habe  (Arg.  III  a 
215),  dass  aber  in  demselben  Jahre  (rassendi  seine  Exeroitationes 
pttradozicae  adversus  Aristotelem  geschrieben.  Vor  20  Jahren  habe 
Cart.  seine  Metaphysik  der  Sorbonne  gewidmet,  und  sie  habe  bis 
jetzt  dazu  geschwiegen;  die  Behauptung,  die  Lehre  des  Cart.  rainire 
^e  Lehre  von  der  Transsubstantiation  sei  grundlos;  es  handle  sich 
jetzt  wieder  wie  1624  hauptsächlich  um  die  Lehre  von  den  Formae 
^bfltantiales,  deren  herkömmliche  Fassung  aber  auch  von  Hon.  Fabri 
in  der  dem  Jesuiten-General  gewidmeten,  1666  zu  Paris  gedruckten 


^ 


602  Philosophische  Schriften. 

Schrift  De  planus    et  de    generatione  animaliam,   und   von   dem  P. 
Maignan,   der  zn  Eom  Professor   gewesen,    in  seinem  1653  zu  Tou- 
louse   gedruckten    Lehrbuche  bestritten   werde.  —  In   einem  Briefe 
von  1691  (3,  395)  sclireibt  er:  er  wundere  sich  nicht  darüber,  dass 
wie    du  Yaucel    melde,    in  Neapel   junge  Leute    durch   die   Leetüre 
Gassendi's  Atheisten  und  Epikuräer  geworden;  denn  dieser  zerstöre 
ja  die  Beweise  für  die  Existenz  Gottes  und  die  Unsterblichkeit  der 
Seele,   die  Cart.  entwickelt  habe;   das  zeige  die  Weisheit  (le  grand 
jugement)    der  Bömischen    Inquisition   und    die    Nützlichkeit    ihrer 
Verbote,    dass  Gassendi  nicht  verboten  sei,    wohl  aber  Gart.;    man 
werde  ja    auch  Huets  Buch    gegen  Cart.  (P.  D.  Huetii  Abrincensis 
designati  quaestiones  de  concordia  rationis  et  fidei,  1690)  nicht  ver- 
bieten, vielleicht  aber  die  Yertheidigung  des  Cart.  gegen  Huet  durch 
Sylvain  B6gis.      Von  dem  Verbote  der  Notae  sagt  Amauld  (3,  397): 
„Ein  Schüler  Descartes'  mit  Namen  Eegius    (Le  Roi)  behauptete  in 
einem  Piacard,  wenn  es  nicht  gegen  den  Glauben  wäre,  könnte  man 
sagen :  der  Gedanke  sei  nur  eine  Modification  der  körperlichen  Sub- 
stanz (Boullier  1, 247) ;  Descartes    widerlegte    dieses.      Was   thnen 
unsere  Römischen   Censoren?    Sie    sagen    von    dem  Piacard   nichts, 
setzen   aber   die  Widerlegung,    Notae   in  progr.  etc.    in  den  Index, 
erlauben  also,    das  Gift  zu  verschlucken,  und  verbieten,  das  Gegen- 
gift zu  nehmen.     Freilich  sagen  sie:    donec  corrigatur ;  da  sie  aber 
nicht  sagen,  was  zu  corrigiren  sei,  ist  ihr  Verbot  einem  unbedingten 
gleich^^  —  Nach  dem  Auftreten  Spinoza's  sagt  er  (3,  426) :  „Das  ist 
kein  Grund,  Descartes*  Philosophie  zu  tadeln,  dass  Spinoza,  der  sieh 
einen  Cartesianer  nennt,  den  Atheismus  gelehrt  hat;  denn  das  heisst 
nicht,    dieser  Philosophie    folgen,    sondern    sie    zerstören.     Es  gibt 
keine  Philosophie,    die  man  nicht   missbrauohen  könnte.     Auch  die 
des  Aristoteles  hat  zu  Leo's  X.  Zeit  viele  zu  Atheisten  und  Liber- 
tins  gemacht."     Bücher  wie  die  von  Spinoza,  der  ein  offener  Atheist 
ist,  sagt  er  anderswo  (3,  406),  darf  man  schon  nach  dem  Naturrechte 
nicht  lesen,  ausser  um  sie  zu  widerlegen. 

Antonii  Le  Grand  Institutio  philosophiae  seoundum  prinoipia 
D.  Renati  des  Cartes  nova  methodo  adomata .  .,  Lond.  1678,  wurde 
erst  1714  verb.  und  desselben  Apologia  pro  R.  Descartes  contra 
Samuelem  Parkerum,  S.  T.  P.  Archidiac.  Cantuar.,  instituta  et  ador- 
nata,  juxta  exemplar  Londin.  .  .  (Lond.  1<)79),  Norimb.  1681,  erst 
1721.  Der  Verfasser  war  Minorit,  geboren  und  erzogen  zu  Douay, 
Missionar  in  England  (Bouillier  2,  491).  Seine  Concordia  fidei  et 
rationis,  1711,  ist,  obschon  die  Abendmahlslehre  Widerspruch  fand 
(Werner,  Thomas  v.  Aq.  3,  555.  560),  nicht  verb.  —  (Gleichseitig 
mit  dem  ersten  Buche  von  Le  Grand  wurde  verb.  Jo.  Eberh.  Schwe- 
lingii  Exercitationes  cathedrariae  in  Petri  Dan.  Huetii  Episo.  Sues- 
sion.  Censuram  philosophiae  Cartesianae,  Bremae  1690. 

2.  Maiebranche 's  Hauptwerk,  De  la  reoherche  de  la  verite, 
ou  Ton  traite  de  la  nature  de  Tesprit  de  Thomme  et  de  rnssge 
quUl  en  doit  faire  pour  ^viter  Terreur  dans  les  sciences,  erschien 
1674.     Es    wurde  von  Amauld  u.  a.    angegriffen    und  von   beiden 


j 


A.  Le  Grand.    N.  üalebranohe.  608 

Seiten  eine  Reihe  von  Streitschriften  veröffentlicht^).  Erst  1709 
wurde  yon  diesem  Werke,  nachdem  1700  schon  die  5.  Auflage  er- 
(dtieoen  war,  die  lat.  üebersetzüng  (von  Abbe  Lenfant)  verb.:  De 
üqojrenda  yeritate  libri  sex.  .  .,  Genua  1691  (Genf  1685),  dagegen 
Khon  1690:  Trait^  de  la  natnre  et  de  la  gr&ce,  und  zwar  die  (erste) 
Ausgabe  Amst.  1680  nnd  die  derni^re  (2.)  edition  angmentie  de 
phaears  äclaircisseroents  qni  n'ont  point  encore  para,  Rott.  1684, 
Bod  mehrere  Streitschriften:  Defense  de  Tanteur  de  la  Recherche 
de  ia  Y^rit^  contre  Taconsation  de  M.  de  la  Yille  (P.  Valois),  1684, 
Lettres  du  P.  Mal.  k  an  de  ses  amis,  dans  lesqaelles  il  ripond  aax  R6- 
flexions  philos.  et  theol.  de  Mr.  Amauld  snr  le  Traite  de  la  nat.  et 
de  la  grice  (1685),  Rott.  1687,  nnd  Lettres  tonchant  Celles  de  Mr. 
Anurald  [Lettres  an  P.  Mal  1685],  Rott.  1687.  —  Erst  1714  wor- 
den dann  noch  verb.  Entretiens  snr  la  m^taphysiqne  et  snr  la  reli- 
^on,  Rott.  1686,  nnd  Trait6  de  morale  par  Tantenr  de  la  Recherche 
de  la  veriti,  1.  Partie,  Rott.  1684. 

Anch  Bossnet  nnd  F^nölon  waren  Gegner  von  Mal.:  jener 
raebte  ihn  wie  Amanld  auch  mtindlich  von  seinen  Ansichten  abzn- 
Inringen  nnd  von  der  Veröffentlichung  derselben  abzuhalten.  Es  war 
die  Rede  von  einer  Censnrimng  des  Traitä  de  la  natnre  et  de  la 
Srice  in  Frankreich;  sie  scheint  nnr  aus  Rücksicht  darauf,  dass 
Kai.  persönlich  allgemeine  Achtung  genoss,  unterblieben  zu  sein. 
Dem  Benedictiner  Frangois  Lamy  wurde  sogar  von  seinen  Oberen 
die  Fortsetzung  der  Polemik  gegen  Mal.  untersagt').  —  In  Rom 
vtf  schon  1685  von  dem  Yerbote  des  Trait^  die  Rede.  Michel 
Oermain  (Valiry  1,  138)  schreibt  in  diesem  Jahre:  „Das  schlechte 
Bich  von  MaL  wird  vor  Ablauf  des  Jahres  censurirt  werden.  Es 
lütte  schon  längst  geschehen  sein  sollen.  Es  thut  mir  leid,  dass 
die  Sorbonne  nicht  vor  dieser  Censur  ihre  Pflicht  gethan'^  Im  Febr. 
1690  sehreibt  du  Vaucel  (Arn.  3,  265),  der  Trait6  sei  von  der  In- 
dez-Congr.  an  die  Inquisition  abgegeben  worden,  um  durch  ein  spe- 
delles  Decret  verdammt  zu  werden.  Diese  Nachricht  war  unrichtig 
oder  der  Plan  ist  aufgegeben  worden;  denn  kein  Buch  von  Mal. 
iit  von  der  Inq.  verb.  worden. 

In  einem  Briefe  vom  13.  Juni  1690  sagt  Mal.:  Der  Traite  ist 
nuammen  mit  den  [vielen]  Büchern  von  Launoy  verboten.  Man 
sagt,  der  P.  Le  Drou  [belgischer  Augustiner]  habe  die  Sache  be- 
trieben .  .  .  Ich  hatte  nach  Rom  geschrieben,  um  zu  erfahren,  was 
nan  an  meinem  Buche  auszusetzen  habe,  und  mich  erboten,  die 
Aapstellungen  zu  beachten  (d'y  satisfaire);  man  hat  es  aber  nicht 
for  angezeigt  gehalten,  mich  vor  der  Verdammung  zu  hören.  Man 
kst  mir  geschrieben,  Urban  YIII.  habe  verboten,  tiber  die  Gnade 
ra  sehreiben,  mein  Buch  sei  in  Holland  gedruckt,  man  habe  auch 
Bescartes  verdammt:   Gründe   für    die  Verdammung,    deren  Beant- 


1)  Am.  38,  XXYII.    S.-Beuve  5,  348.    BouiUier  2,  16.    163.     Poly- 
biblion  1876,  285. 

2)  BauBset,  Fenelon  S,  267.  Bossaet  37,  283.  372.  890. 


604  Philosophische  Sofariften. 

wortnngf  auf  der  Hand  liegt  .  .  .  Man  mnss  also,  um  ein  Christ  zu 
«ein,  Peripatetiker  werden  ...  Es  scheint  mir,  die  Römischen  Theo- 
logen sollten  einfach  katholische  Theologen  sein  nnd  den  Platonis- 
mns  und  Peripateticismus  den  Universitäten  Uherlassen  ^).  —  In  einem 
Briefe  an  P.  Andr6  (1,  26)  vom  J.  1707  wiederholt  Mal.:  die 
Freunde  Arnanlds,  die  als  Deputirte  von  Löwen  in  Rom  waren, 
hätten  den  Trait6  denuncirt,  „namentlich  Herr  *,  —  der  Name  iat 
mir  entfallen,  er  war  einer  der  Approhatoren  von  Arnaalds  Üisaer- 
tation  sur  les  miracles,  einem  Boche,  welches,  wie  Sie  wissen,  voll 
Yerleumdungen  ist  und  dessen  Approbation  ein  gewissenhafter  Mann 
zurücknehmen  müsste  [gemeint  ist Le  Drou].  Sie  hatten  damals  Freunde 
in  Rom,  und  ich  kannte  dort  niemand.  Vor  10 — 12  Jahren  hat  mir 
ein  Römischer  Geistlicher,  den  ich  sonst  nicht  kenne,  das  Grutachten 
des  Examinators  meines  Buches  geschickt,  mit  welchem  er  befreundet 
war.  Die  Arbeit  ist  erbärmlich  und  der  Verfasser  hat  mich  gar 
nicht  verstanden.  Ich  habe  davon  keinen  Gebrauch  machen  und 
es  der  Zeit  überlassen  wollen,  die  Wahrheit  zur  Geltung  zu  bringen. 
Wenn  man  seine  Ansichten  möglichst  klar  dargelegt  hat,  ist  es  in 
der  Regel  besser,  zu  schweigen,  als  auf  Kritiken  zu  antworten. 
Dieses  erbittert  noch  mehr,  und  die  Zeit  mildert  alles.^'  Arnanld 
selbst  antwortete  übrigens  du  Vauoei,  als  ihm  dieser  vorschlug,  an 
den  Card.  Bouillon  zu  schreiben,  er  möge  die  Verdammung  der 
Schriften  von  Mal.,  mit  denen  sich  eben  die  Inquisition  beschäftige, 
nicht  hindern:  „Das  würde  ich  für  alles  Geld  in  der  Welt  nicht 
thuen.  Mögen  sie  thuen,  was  sie  wollen;  es  soll  nicht  auf  mein 
Betreiben  geschehen.  Das  würden  alle  anständigen  Leute  sehr  übel 
aufnehmen,  und  mit  Recht"  (3,  285).  üebrigens  waren  auch  Ar- 
naulds  Schriften  gegen  den  Trait6  von  den  Jesuiten  denuncirt;  sie 
wurden  aber  nicht  verb. 

Charakteristisch  für  die  Stellung,  welche  die  Jesuiten  gegen 
Cartesius  und  Malebranche  einnahmen,  sind  die  Mittheilungen  des 
Jesuiten  Tves  Andr6  (1675 — 1764)*).  Ein  Assistent  des  Provinciais 
schrieb  1709  an  Andr6:  Sie  gestehen  in  Ihrem  Briefe,  dass  Sie 
Cart.  und  Mal.  stets  geschätzt  haben,  und  behaupten,  dass  deren 
Lehre  keine  Ketzerei  oder  gefährliche  Neuerung  sei  und  dass  jeder 
vernünftige  Mensch  in  Frankreich  einräumen  müsse,  unter  ihren  An- 
sichten seien  sehr  annehmbare.  Diese  Sprache  setzt  mich  in  Er- 
staunen. Denn  die  Wahrheit  ist,  dass  diese  Lehre  in  ihrem  ganzen 
Wesen  mit  der  guten  Theologie,  ja  mit  mehreren  Glaubensartikeln 
in  Widerspruch  steht.  Sie  wissen,  dass  sie  zu  Rom,  von  dem  Erz- 
bischof von  Paris  und  von  mehreren  Universitäten  verworfen  worden 
ist.     Es  kann  Ihnen  nicht  unbekannt  sein,    dass  der  Pater  General 


1)  Der  Brief  steht  bei  E -A.  Blampignon,  Etüde  sur  Malebranche.. 
Buivie  d'une  correspondance  inedite,  Par.  1862,  p.  7,  aber  mit  dem  falschen 
Datum  1689. 

2)  Le  Pere  Andr^,  par  A.  Charma  et  6.  Maroel,  Caen  1844,  2  vol.  8. 
Bouillier  2,  373. 


i 


R.  Descaries  und  N.  Malebranche.  605 

nd  die  Snperioren  sie  verbieten  nnd    dass    die  Gesellschaft    nicht 
Bv  ▼erlangty   dass  man  sie  nicht  billige,  sondern  dass  man  sie  be- 
kämpfe, wie  man  die  Lehre  Calvins  vor  dem  Concil  bekämpfte  .  .  . 
MftD  i8t  entschlossen,  in  der  Gesellschaft  nicht  nar  diejenigen  nicht 
la  dolden,    welche    jenen    Schriftstellern    folgen    oder    sie    loben, 
Ksdem  aneh  diejenigen   nicht,    welche  sie   nicht  tadeln  und  keinen 
Eifer  gegen  ihre   Lehre  bekunden.  —  Andri  antwortete  n.  a.:  Mein 
Gewissen  soll  mir  nicht  vorwerfen,  dass  ich  die  Schmach  ohne  An t- 
vort  lasse,  die  Sie  in  Ihrem  Briefe  zwei   sehr  katholischen  Schrift- 
stellern anthnen,  indem  Sie  sie  mit  den  infamsten  Haeresiarchen  auf 
eine  Linie  stellen  .  .  .  Welche  Anhänglichkeit  zeigt  nicht  Descartes 
Id  seiner  Methode  an  die  Religion  seiner  Väter !    Wem   widmet    er 
seine  metaphysischen   Meditationen,    in    denen    man    das  ganze  Gift 
seiner  Lehre  finden    will?    Niemand    anders    als   der  katholischsten 
üniTersitat  in  Europa^    der    Universität,    die    sich    auch   bei   dieser 
Gelegenheit  als  eine  katholische  erwies,  indem  sie  die  Widmung  des 
Buches  erst   annahm,    nachdem    sie   es    durch   ihre   tüchtigsten  und 
eifrigsten  Doctoren  hatte  prüfen  lassen.     Wissen  Sie  nicht,  dass  er 
seine  Principien    der  Censur    der  Kirche  unterworfen  hat?    Hat  er 
ein  Buch,  ja  man  kann  fast  sagen,  hat  er  auch  nur  einen  Brief  ge- 
schrieben,  der  nicht  die    deutlichsten  Spuren  seiner  Religiosität  an 
sich  trägt?    Ist  es   ketzerisch,    dass  er  eine  Wallfahrt   nach  Loreto 
machte?    Sie  wissen,    dass  er  unsere    Gesellschaft    stets    liebte  und 
bis  zu    seinem  Tode    mit    den   heiligsten    und  gelehrtesten  Jesuiten 
seiner  Zeit  in  Briefwechsel  stand.     Diese    hüteten  sich  wohl,   seine 
Lehre  als  mit  unserm  heiligen  Glauben  in  Widerspruch  stehend  an- 
zusehen, während  der  protestantische  Theologe  Voet   an   der  Spitze 
der  Universität  Utrecht  sie  verdammte  als  den  gänzlichen  Ruin  des 
CalvinismuR  bezweckend,    während    man    ihn    in   Holland    als  einen 
Emissär  des  Papstes  und  einen  verkappten  Jesuiten  ansah.  .  .  .  £r 
bat  stets  in  der  kath.  Kirche  gelebt    und   ist  in  Frieden  gestorben. 
Wenige  Tage  vor  seiner  letzten  Krankheit  hat  er  aus  der  Hand  des 
P.  Vincent    die   Communion  empfangen  .   .  .    Die  Königin  Christine 
hat  schriftlich  erklärt,   Descartes  habe  mehr  als  irgend  ein  anderer 
ZQ  ihrer  Bekehrung   beigetragen    (Bouillier    1,  449).    —    Was    den 
Pater   Malebranche    betrifft,    welche    Frömmigkeit    bekundet    er    in 
seinen  Schriften!  Wie  demüthig  bekennt  er  seine  Unwissenheit  nnd 
gesteht  er  seine  Irrthümer  ein,    sobald    man    sie  aufdeckt  I    Welche 
Liehe  zu  Christus,    welche    Anhänglichkeit  an  die  Kirche  zeigt  er! 
Welche  Geissei  war    er   für    den    Jansenismus!  .  .  Vor  allem,    mit 
welcher  Liebe  antwortet  er  seinen  Gegnern!   ...  Es  kommen  Irr- 
thümer bei  beiden   Schriftstellern  vor,    und  vielleicht  kann  man  aus 
diesen  Irrthümern  Folgerungen  ziehen,  die  für  den  Glauben  bedenk- 
Heh  sind.     Aber   sie    leugnen    diese    Consequenzen    und   behaupten, 
dass  sie  aus  ihren  Principien  nicht  folgen  .  .  .  Können  Sie  billiger 
Weise  zwei  Schriftsteller  mit  Calvin    zusammenstellen,    welche  der 
grössere  and  verständigere  Theil  der  Katholiken  für  orthodox  hält, 
•  .  .  von    denen   der    eine    im  Schoosse  der   Römischen  Kirche    ge- 
storben   ist,    der  andere    noch   in  erbaulicher  Weise  darin  lebt?  — 


606  Philoflophische  Schriften. 

Aber,  sagen  Sie,  ihre  Lehre  ist  in  Born  verdammt  worden.  Das 
klingt,  als  sprächen  Sie  von  einer  authentischen,  von  dem  Papste 
gegen  sie  geschlenderten  Censnr,  nnd  doch  handelt  es  sich  nnr  nm 
den  Index.  Ich  weiss,  dass  einige  ihrer  Werke  in  den  Index  ge- 
setzt worden  sind.  Aber  meinen  Sie  denn,  man  müsse  die  Lehre 
aller  Schriftsteller,  die  in  dieser  Liste  stehen,  bekämpfen  wie  die 
Calvins?  Dann  müsste  man  aucb  den  P.  Langlois,  den  P.  Le  Tellier 
und  viele  andere  gute  Katholiken  anathematisiren. 

8.  Der  Cnrsus  philosophious  des  oben  von  Arnauld  erwähnten 
£mmanuel  Maignan  aus  dem  Orden  der  Minimi,  f  1676,  —  er 
war  kein  Cartesianer»  aber  ein  Anti-Aristoteliker,  —  der  zu  Tou- 
louse 1652  u.  s.  erschien,  steht  nicht  im  Index,  auch  nicht  die 
Yertheidigung  desselben,  Philosophia  sacra  sive  entis  tum  superna- 
turalis  tum  increati,  Toul.  1662 — 72,  2  Fol.,  —  von  ibm  ist  nur 
eine  Dissert.  theol.  de  usu  licito  pecuniae,  Toul.  1673,  12.,  1674 
verb.,  —  obschon  beide  Werke  von  Dominicanern  und  Jesuiten, 
u.  a.  von  Vinc.  Baron  und  Th.  Baynaud  angegriffen  wurden  (Werner, 
Thomas  v.  Aq.  3,  646.  Hurter  2,  152).  Dagegen  wurden  1709 
zwei  Bücher  seines  Schülers  Jo.  Saguens  verb.:  Philosophia 
Maignani  scholastica  in  4  vol.  divisa,  Toul.  1703,  und  Systema 
gratiae  philos.-theologicum,  in  quo  omnis  vera  gratia,  tum  actualis, 
tum  habitualis,  explanatur;  accessit  Appendix,  in  qua  exponitur 
quid  rei  physicae  sint  virtutes  infusae,  gratiae  gratis  datae,  fructns 
Spiritus  s.  ac  characteres  sacramentales,  Mailand  1701  (beide  Bücher 
erschienen  nochmals  Col.  1718  resp.  1721).  Eine  spätere  Yerthei- 
digung der  vielfach  angefochtenen  Lehre  Maignans  von  seinem 
Ordensgenossen  Emmanuel  de  Naxera,  Maignanus  redivivus  s.  de 
vera  quidditate  accidentium  manentinm  in  eucharistia  juxta  novo- 
antiquam  Maignani  doctrinam,  Toul.  1720  (Mich,  a  S.  Jos.  3,  335), 
ist  wieder  frei  ausgegangen.  —  Ein  anderes  grösseres  Werk,  welches 
den  Aristotelismus  vom  Standpunkte  der  neuen  Philosophie  bekämpft, 
gleichfalls  die  Formae  substantiales  und  accidentales  verwirft  und 
von  der  Transsnbstantiation  handelt,  ist:  Atomi  peripateticae  sive 
tum  veterum  tum  recentiorum  atomistorum  placita  ad  neotericae 
peripateticae  scholae  methodum  redacta  a  P.  Casimire  Tolosate 
Capucino,  Biterris  1675,  6  vol.  8.  (Joum.  des  Sav.  30.  März  1676). 
Die  Bände  2—6  wurden  1681  mit  d.  c.  verb. 

In  Frankreich  erregte  ein  Buch  des  Pfarrers  Pierre  Cailly  zu 
Reims  (f  1709),  Durand  commentä,  ou  Taocord  de  la  philosophie 
avec  la  thiologie  touchant  la  transsubstantiation  de  l'eucharistie, 
Col.  1700,  einiges  Aufsehen.  Bossnet  (38,  234;  42,  684)  gab  1701 
ein  Grutachten  darüber  ab,  worin  er  im  Einverständnisse  mit  dem 
Card.  Noailles  das  Verbot  des  Buches  beantragt,  aber  zagleich  er- 
wähnt, der  Verfasser  sei  bereit,  zu  retractiren  ^).  Im  Index  steht 
Cailly   nicht.     Dagegen    wurde    1734   verb.:    Pikees  fugitives  sur 


I)  Bonillier  1,  618.  Suppl.  de  Mor6ry  s.  v.  Cally. 


E.  Maignan.    J.  B.  Chiavetta.    A.  Pissinas  tt.  a.  607 

reaebaristie,  Genf  1730.  Die  Sammlan^  ist  yon  dem  protestan- 
tüehen  Theologen  Vernet  herausgegeben  und  enthält  n.  a.  ein 
Memoire  ponr  expliquer  la  possibilite  de  la  transsnbstantiation, 
weldies  Malebranche    zugeschrieben    wird    (Le    P.   Andrd  1,  308). 

Wie  in  Frankreich ,    so    wurde  auch  in  Italien  in  einer  Reihe 
Ton  Schriften  in  der  2.  Hälfte  des  17.    Jahrb.    über  die  Vereinbar- 
keit der   Lehre    von  der  Transsubstantiation    mit    den    neuen    (ato- 
BQstischen)    philosophischen  Ansichten   yerhandelt  (Werner  3,  545). 
im.  Index    stehen    von    den  zahlreichen    zu    dieser  Controverse  ge- 
hörenden   italienischen  Schriften    nur    zwei:    Trutina    D.   Jo.    Bapt. 
Cliiavettae,  Dr.  Theol.  Panormit.,  qua  D.  Jo.  Balli  [Canonicns  in 
Biri,  1 1640]  sententia  eo  libro  contenta  cujus  titulus  est :  Aenigma 
diseolntnm  de  modo  existendi  Christi  Dom.  sub  speciebus    panis    et 
Tini  in  augustissimo   eucharistiae  sacramento,    ad  aequissimum  exa- 
men  crpenditur,    Monreale  1643,    verb.    1655,    —    und   Naturalium 
doctrina,    qua    fanditns  eversis  materiei   primae   formaeque  substan- 
tiilis  et  accidentalis   sententiis,    inopinata    substituuntur  aut  penitus 
oWoleta  revocantur,  auct.  Andr.  Pissino,  Augsb.  1675,  verb.  1675. 
~  Bajuaud  verhöhnt  den  Mag.  S.  Pal.  Yincentius  Candidus,  f  1654, 
d&88  er  das  Buch  von  Chiavetta  und  damit  dessen  und  Ballo's  An- 
sicht approbirt  habe:    die  nach    der  Consecration  zurückbleibenden 
Gestalten  des  Brodes  und  Weines  seien  nur  ein  durch  die  göttliche 
Macht  bewirkter  subjectiver  Sinnenschein  (die  Ansicht  de  speciebus 
eocharistiae  evanidis,  quales  sunt  colores  iridis,  wie  Raynaud  sagt); 
Vinc.  Baron,    Apolog.   1,  33    antwortet'  ihm    aber:    die   Trutina  sei 
Ton  dem  Jesuiten  Franc.  Bardus  verfasst,  der  sie,  da  er  keine  Ap- 
probation habe    erhalten  können,    unter    dem  Namen    des  Chiavetta 
Teroffentlicht  habe,  nachdem  er  sie  selbst  mit  seinem  wahren  Namen 
approbirt  und    sich   dann  auch    die  Approbation  von   13  Theologen 
308  verschiedenen  Orden    verschafft    habe,    worunter   drei  Jesuiten 
und  die    Dominicaner    Jos.    Caruso    und   Jo.    Vinc.    Candia    (nicht 
Cftndidns).    —    Der  Olivetaner  Andrea    Pissini    (nicht  Pissy,  K.-L. 
h  627)    aus   Lucca    vertheidigte    eine    ähnliche   Ansicht.      Da  ihm 
die  Inquisition   zu  Venedig    und    Padua    die   Druckerlaubniss    ver- 
weigerte,   Hess    er   das  Buch    (wirklich  oder   angeblich)    in  Augs- 
burg drucken.     Er    wurde    darauf   von    der    Inquisition  nach  Bom 
citirt  und   musste  eine  Erklärung  unterschreiben,   worin    er    einige 
Satze  zurücknimmt,   namentlich  dass    er  die  herkömmliche  Ansicht 
al«  eine   gottlose    Meinung   und    ihre  Vertreter   als  Schwachköpfe, 
als  Märtyrer   des  Aristoteles    auf  Kosten    des    Evangeliums  u.  dgl. 
bezeichnet  hatte    (Clar.   Ven.    ad  Magliabecum  Epp.  p.  82.  Werner 
3,  556). 

4.  Der  Jesuit  Giambattista  de  Benedictis  ( 1622 — 1706),  Professor 
in  Neapel,  veröffentlichte  ftinf  Lettere  apologetiche  in  difesa  della 
teologia  scolastica  e  della  filosofia  peripatetica  di  Benedetto  Aletino, 
Keapel  1694,  12.,  mit  einer  scharfen  Kritik  des  Cartesianismus  und 
persönlichen  Angriffen  auf  Neapolitanische  Gelehrte,  die  als  Gegner 


608  Philosophische  Schriften. 

der  Scholastik  bekannt  waren,  Lionardo  da  Capoa  (S.  180),  Tommaso 
Coruelio,  Francesco  d'Andrea  u.  a.  G-egen  ihn  achrieb  der  Jurist 
Costantino  Grimaldi  anonym :  Risposta  alla  Lettera  apol.  in  difesa 
della  teol.  scol.  [den  1.  der  5  Briefe]  di  Ben.  Aletino.  Opera,  nella 
quäle  si  dimostra  essere  quanto  necessario  ed  utile  la  teol.  dog- 
matica  e  metodica,  tanto  ioutile  e  vana  la  volgare  teol.  scolastica, 
Con  licenza  de'  Superiori,  Col.  1699,  —  Risposta  alla  seoonda 
Lettera  apol.  di  Ben.  Aletino.  Opera  utilissima  a'  professori  della 
filosoiia,  in  cui  fassi  vedere,  quanto  manche vole  sia  la  peripatetica 
dottrina,  Col.  1702,  —  Risposta  alla  terza  Lettera  apol.  contro 
il  Cartesio  creduto  da  piü  d^Aristotele  di  Ben.  Aletino.  Opera  in 
cui  dimostrasi  quanto  salda  e  pia  sia  la  filosofia  di  Renato  delle 
Carte,  Col.  1703  (die  Sachen  sind  ohne  Zweifel  in  Neapel  gedruckt). 
Benedictis  antwortete  mit  der  Difesa  della  scolastica  teologia,  Rom 
1703,  12.,  und  Difesa  della  terza  Lettera  apol.  di  Ben.  Aletino,  di- 
visa  in  tre  parti,  la  prima  teologica,  Taltra  filosofica  (über  Carte- 
sius),  la  terza  critica,  Rom  1705,  8.  Grimaldi  wollte  antworten, 
unterliess  dieses  aber,  weil  sein  Gegner  1706  starb,  und  schrieb 
nur  noch  Analisi  del  modo  di  teologare.  Da  aber  einige  Jesuiten 
öffentlich  ^bren  ganzen  Orden  für  beleidigt  erklärten,  schrieb  sein 
Sohn  Gregorio  (wohl  unter  seiner  Mitwirkung)  Lettera  di  Claristo 
Li  Cent  eo  [recte  Licuuteo]  scritta  al  Signor  Ridolfo  Grandini,  in 
cui  si  esaminan  due  luoghi  deir  opera  del  Signor  Franc.  Maradei, 
per  occasione  de'  quali  si  raggiona  della  sospensione  [sospezione?] 
proposta  dal  P.  Procurator  della  Provincia  della  Comp,  di  Gesü  in 
persona  del  Regio  Consiglier  D.  Costantino  Grimaldi,  [Neapel]  1716 
(Melzi  1,  176.  213).  Später  veröffentlichte  Grimaldi  eine  vermehrte 
Ausgabe  der  Risposte:  Discussioni  istoriche,  teologiche  e  filosofiche 
di  Costantino  Grimaldi  fatte  per  occasione  delle  risposte  alle  Lettere 
apol.  di  Ben.  Aletino.  Con  licenza  de'  Superiori,  Lucca  (Neapel) 
1725,*  3  vol.  4.  Nun  wurden  die  Discussioni  und  die  drei  Risposte 
von  der  Index-Congr.  23.  Sept.  1726  verb.,  die  Lettera  von  Licen- 
teo  schon  1721.  Am  Schlüsse  des  Decretes  findet  sich  die  Bemer- 
kung: der  Secretär  habe  das  Decret  Benedict  XIII.  vorgelegt  und 
dieser  habe  dasselbe  genehmigt  und  auszuführen  befohlen,  mit  dem 
eigenthümlichen  Zusätze :  atque  insuper  in  1.  classi  praedictos  libros 
prohiberi  voluit  et  mandavit  (Storia  lett.  d'It.  1753,  IV,  176;  s.  o. 
S.  88).  Dass  die  Risposte  jetzt,  26  Jahre  nach  dem  Erscheinen  der 
ersten,  in  dieser  scharfen  Form  verdammt  wurden,  wird  damit  zu- 
sammenhangen, dass  Grimaldi  als  Vertheidiger  der  Neapolitanischen 
Regierung  unter  Clemens  XL  missliebig  geworden  war  und  auch 
in  den  jetzt  verbotenen  Schriften  von  der  Reception  der  Römischen 
Decrete,  dem  Exequatur,  dem  Rechte  oder  der  Pflicht  der  Fürsten, 
den  theologischen  Unterricht  zu  reformiren,  und  dgl.  sprach.  Auf 
Anstiften  des  Nuncius  und  der  Jesuiten  wurde  Grimaldi  jetzt  auch 
von  dem  Card.  Althan  angegriffen,  in  Wien  aber  von  seinem  Freunde 
Giannone  (Opere  12,  482)  vertheidigt  (Fabroni  Vitae  It.  13,  152). 
—  Unter  Clemens  XII.  wurden  Grimaldi's  Bücher  nochmals  ge- 
prüft und  auf  den  Antrag  des  Abate  (später  Card.)  Tamburini  und 


J 


C.  Grimaldi.    B.  Spinoza  a.  a.  609 

des  Secretärs  des  Index  P.  Orsi  wurde  beschlossen,  mit  Rücksicht 
ut  eine  Retractation  Grimaldi's  zwar  das  Verbot  seiner  Bücher 
aifreeht  zu  halten,  aber  sie  ans  der  1.  Classe  zu  entfernen.  Die 
Retractation  ist  in  einem  Briefe  an  einen  Freund  (Storia  1.  c.  p.  180) 
enthalten,  worin  Grimaldi  sagt:  er  sei  ein  gläubiger  Katholik  und 
sehr  betrübt  über  das  scharfe  Verbot  seiner  Bücher;  er  habe  darin 
keine  andere  Absicht  gehabt,  als  die  Studien  und  die  Gelehrten 
seines  Vaterlandes  zu  yertheidigen  und  zu  zeigen,  dass  das  Studium 
der  dogmatischen  und  der  scholastischen  Theologie  zwar  sehr  gut 
sei,  die  letztere  aber  von  einigen  Theologen  missbraucht  werde; 
veon  er  dabei  zu  harte  Worte  gebraucht,  so  thue  ihm  das  leid; 
er  gestehe  auch,  dass  er  zu  diesen  Missbräuchen  nicht  viele  kirch- 
liche Crebräuche  hätte  zählen  dürfen,  die  seit  Jahrhunderten  im 
Abendlande  beständen,  z.  B.  dass  man  auf  die  Altäre  ein  Crucifix 
stelle,  die  Privatmessen,  dass  man  den  Kindern  nicht  die  Commu- 
nion  and  die  Firmung,  den  Laien  das  Abendmahl  nur  unter  Einer 
fieatalt  spende,  dass  die  Lossprechung  modo  indicativo  ertheilt 
werde,  die  überstrenge  Verordnung  über  das  Beichtsiegel;  was  er 
gegen  diese  Gebräuche  gesagt,  nehme  er   zurück. 

5.  Spinoza's  Opera  posthuma  stehen  in  den  älteren  Indices 
nicht;  erst  Ben.  hat  sie  aufgenommen.  Er  gibt  als  Datum  des 
Verbotes  13.  Mart.  1679  et  29.  Aug.  1690  an.  Das  erstere  ist 
aber  das  Datum  des  Verbotes  des  Tractatus.  —  1826  wurde  verb.: 
Theologisch-politische  Abhandlung  von  Spinoza,  freie  Uebersetzung 
uid  mit  Anmerkungen  begleitet  von  Z.  [recte  J.]  A.  Kalb,  München 
1825,  wohl  nicht  die  gefährlichste  unter  den  vielen  Schriften  über 
Spinoza.  —  Die  Schrift  des  mit  Spinoza  befreundeten  Amsterdamer 
Arztes  Ludwig  Meyer,  Philosophia  scripturae  interpres,  exercitatio 
paradoxa,  in  qua  veram  philos.  infallibilem  s.  literas  interpretandi 
nonnam  esse,  apodictice  demonstratur,  Elentheropoli  1666,  4.  (3  Ed. 
cnm  praef.  Semleri,  1776;  Diestel,  Gesch.  des  A.  T.  S.  392),  ist 
nicht  verb. 

Von  philosophischen  Schriften  protestantischer  Verfasser  stehen 
408  der  Zeit  von  1670 — 1757  ausser  Schweling  im  Index  nur:  Jac. 
Thomasius  (zu  Leipzig,  1622 — 84),  Exercitatio  de  stoica  mundl 
ezostione,  cui  accesserunt  argumenti  varii,  sed  inprimis  ad  bist, 
stoicae  philos.  facientes  dissertationes,  Lpz.  1676,  verb.  1678.  — 
Paosophia  enchiretica  sive  philosophia  experimentalis  in  academia 
Moysis  primum  per  sex  prima  capita  Genesis  tradita,  demum  per 
ignem  examinata  et  probata,  auct.  Arnolde  Bachimio  Denstonio 
Cosmosopho,  Nürnb.  1682,  verb.  1688.  —  Traiti  du  beau,  par 
Jean- Pierre  de  Crousaz,  Amst.  1724,  2  vol.,  verb.  1742  (Suppl. 
de  Mor^ry  s.  v.).  —  Jac.  Brück  er,  Historia  critica  philosophiae, 
5  vol.,  1742—44,  verb.  1755  und  1757  (obschon  Brucker  noch 
1754  mit  dem  Card.  Passionei  in  freundschaftlicher  Correspondenz 
stand;  Memorie  della  vita  del  Card.  Passionei,  Rom  1762,  p.  240). 
~-  I>ie  Philosophie  von  Leibniz  und  Chr.  Wolff  ist  im  Index  nur 
vertreten  durch  das  Buch  von  Canz    (S.   113)    und  G.  B.  Bülffin- 

Reasch,  Index   n.  39 


610  Der  Quietismod. 

gerus  (Büfinger,  A.  D.  B.  2,  634),  De  harmonia  animi  et  corporis 
hum.  maxime  praestabilita  ex  mente  Leibnitii,  1720,  verb.  1727. 

6.  Durch  Cartesins  wnrde  ancb  die  Controverse  de  anima 
brutoram  angeregt.  Im  Index  steht  von  den  zahlreichen  Schriften, 
die  seit  1662  darüber  erschienen  (Bonillier  2,  151),  nur  De  anima 
brntorum  commentaria.  Gnriosum  nobis  natura  ingeninm  dedit. 
Sen.  de  vita  beata  c.  32.,  mit  d.  c.  verb.  1784. 


63.   Der  Qaietismns. 

Zwei  kleine  ascetiscbe  Schriften  des  in  Rom  in  hohem  An- 
sehen lebenden  Spaniers  Miguel  de  Molinos  wurden  schon  am 
1680  als  eine  falsche  Frömmigkeit,  den  Quietismus,  befördernd 
angegriffen,  unter  anderm  von  dem  Jesuiten  Paolo  Segneri,  von 
der  Inquisition  jedoch  anfangs  in  Schutz  genommen.  Im  J.  1685 
wurde  gegen  Molinos  wegen  seiner  Lehre  und  seines  Lebens 
ein  Process  eingeleitet  und  1687  er  selbst  zu  lebenslänglicher 
Haft  verurtheilt,  seine  Lehre  zuerst  durch  ein  Decret  der  Inqui- 
sition, dann  durch  eine  besondere  Bulle  Innocenz'  XI.  verdammt 
und  alle  seine  Schriften,  gedruckte  und  handschriftliehe,  verboten. 
Bald  darauf  wurden  von  der  Inquisition  auch  die  ascetischen 
Schriften  seines  Freundes,  des  Cardinais  Petrucci,  —  obschon 
sie  viel  weniger  von  der  herkömmlichen  mystischen  Theologie  ab- 
weichen als  die  des  Molinos,  —  sowie  anderer  Anhänger  denselben 
verboten,  auch  einige  französische  Schriften  ähnlichen  Charakters, 
namentlich  von  Malaval,  Boudon,  La  Combe  und  Madame  Guyon. 

In  den  nächsten  Jahren  bis  1704  verbot  die  Inquisition  noch 
eine  Reihe  von  ascetischen  Schriften,  darunter  manche,  welche 
bis  dahin,  zum  Theil  schon  seit  geraumer  Zeit,  ungehindert  ver- 
breitet worden,  zum  Theil  in  Rom  selbst  gedruckt  waren,  von 
Falconi,  Canfeld,  Bernieres-Louvigny  u.  s.  w.  Jedenfalls  ist  bei 
diesem  Eifer,  welchen  die  Inquisition  jetzt  im  Ausraufen  des  Un- 
krauts auf  dem  Felde  der  ascetischen  Literatur  entfaltete,  auch 
mancher  Weizenhalm  mit  ausgerauft  worden.  —  Schon  vor  Mo- 
linos, 1675  wurden  von  Giacomo  Lambardi  sämmtliche  Schriften 
verboten. 

1.  Die  ersten  Schriften  des  17.  Jahrb.,  welche  vielleicht  als 
quietistische  bezeichnet  werden  können  und    im  Index  stehen,   sind 


6.  Lambardi  n.  a.  M.  Molinos.  611 

die  von  eisem  VincentiuB  N  er  ins  Neapolitanns:  Expositio  nova  in 
Terbum  hoc:   Judicium   (seit  Ben.  in  verbnm:    Hoc  Judicium)    und 
LuninoBO  Bole,  per  mezzo  del  quäle  Tanima  christ.  pu6  intrare  nel 
sacro  regno    della    mistica   ed    occulta    theologia,    verb.  1634,    und 
Exereicefl  spiritnels   pour  la  r^traite    de  dix  jours  par    le  F.  Sul- 
piee,  RecoUet  de  Nantes,  mit  d.  c.  yerb.  1668.  —  Von  Griacomo 
Lambardi  berichtet  Pelayo  2,  573:    er  habe  fast  alle  Ceremonien 
und  äusseren  Cultushandlungen  verworfen,    sei    von  der  Inquisition 
in  Perugia  zu  einer  Busse  verurtheilt^    später  nochmals  in  Spoleto 
verbaftet  worden  und  im  G-efängnisse  gestorben^).     In  einem  Decrete 
(wohl  der  Inq.)  vom  28.  März  1675  werden  von  ihm  verboten  die 
Oposeoli:    Deploratio  animae,    Semplicit&    spirituale,    Trattato    dell* 
esterioritä,  Yerba  ministri  altaris  ö  sia  libro  di  profetie,    und   „alle 
TOS  ihm  geschriebenen  oder  dictirten  oder  aus  seinen  Schriften  ent- 
nommenen oder  irgendwie  abgeschriebenen  Regeln,    Docnmente  und 
Weisungen  (avvertimenti)  und   überhaupt   alle    von    ihm    verfassten 
oder  über  ihn  handelnden  Schriften **    (seit  Ben.  nur:    alle  seine  ge- 
drackten  oder  handschriftlichen  Opuscula).  •—  Nur  in    der  Raccolta 
stehen  als  von  der  Inq.  10.  Sept  1679  verb.,  Libretti  spirituali  del 
P.  Bemabei,   Min.    Conv.,    dedicati  alV  Imperatrice  Eleonora,    stam- 
pati  in  Praga. 

1676  wurde  verb.:  Stati  d^orazione  mentale  per  arrivare  in 
breve  tempo  a  Dio,  dalla  Rev.  M.  Maria  Bonaventura  dell'  Incar- 
nazione,  eine  üebersetzung  einer  Schrift  der  Marie  Guyard,  geb. 
1599,  vom  17.  bis  19.  Jahre  verheirathet,  seit  1631  Ursulinerin 
(als  solche  hiess  sie  Möre  Bonav.  de  Plncamation),  die  1639  nach 
Canada  ging  und  dort  Vorsteherin  eines  Klosters  war,  f  1672.  Ihr 
Sohn,  der  Mauriner  Claude  Guyard,  schrieb  ihre  Biographie,  Par. 
1677,  12.  Sie  stand  mit  Bernieres-Louvigny  (s.  u.)  in  Verkehr 
(Heppe  S.  96).  Bossuet  spricht  in  seinen  Schriften  über  den  Quie- 
tismns  mit  Achtung  von  ihr  und  sagt  in  einem  Briefe  von  1695 
(39,365),  ihre  Biographie  habe  er  sehr  geschätzt 2).  Trotz  des  Ver- 
botes ihres  Buches  ist  ihr  Beatificationsprocess  eingeleitet  (Acta  S.  S. 
15,  288).  —  Ueber  A.  Bourignon  und  J.  de  Labadie  s.  S.  94.  101. 
2.  Miguel  de  Molinos^),  geb.  1640,  aus  einer  angesehenen 
Familie  in  Aragonien,  zu  Coimbra  zum  Dr.  theol.  promovirt,  kam 
1669  oder  1670  nach  Rom,  wurde  dort  ein  sehr  gesuchter  Beicht- 
vater und  stand  in  geistlichen  Kreisen  in  hohem  Ansehen,  auch  bei 


1)  Ueber  Processe  der  Inquisition  gegen  schwärmerische  Conventikel 
aod  damit  zasammenhanffende  Ünsittlichkeiten  in  Neapel,  Brescia,  Treviso, 
Florenz  s.  D.  Bernini,  Hist.  di  tutte  Fheresie,  Ven.  1721,  4,  722.  A.  J.  P. 
B,  1569.  Le  Bret,  Mag.  8.  564. 

2)  La  Combe  (Bossuet  40,  107)  erwähnt  drei  andere  Schriften  der 
Mere  Bon  (sie)  de  rincamation,  Ursulinerin  von  St.  Marcellin  in  der  Dau- 
pbine :  Jesus  bon  pasteur,  Etat  du  pur  amour,  Catechisme  spirituel.  Heppe 
srwihnt  diese  nicht. 

'6)  Vgl.  Scharling,  M.  Molinos,  Zts.  f.  bist.  Theol.  1854.  55.  Heppe, 
6eseh.  der  quietist.  Mystik,  1875.  Bossuet,  Oeuvres  27,  493.  Michaud  4, 
*5l.  Valery,  Corr.  de  Mabillon. 


612  Der  Quietismus. 

mehreren  Caidinälen,  u.  a.  bei  dem  Card.  Benedetto  Odescalchi,  der 
1676  als  Innocenz  XI.  Papst  wurde  und  Mol.  eine  Wohnung  im 
päpstlichen  Palaste  anwies.  1675  erschien  von  ihm  zu  Rom  eine 
kleine  Schrift:  Guida  spirituale  che  disinvulge  Tanima  e  la  conduce 
per  Tinteriore  cammino  air  acquisto  della  perfetta  contemplazione  e 
del  ricco  tesoro  della  pace  interiore,  etwas  später  eine  yod  ihm 
spanisch  geschriebene,  ohne  seinen  Auftrag  von  einem  italienischen 
Priester  übersetzte  Abhandlung :  Breve  trattato  della  cotidiana  com- 
munione,  composta  in  idioma  spagnuolo  dal  D.  M.  de  Molinos  e 
fatto  tradurre  e  mandato  a  luce  da  un  altro  divoto  sacerdote.  1678 
erschienen  beide  zusammen  zu  Venedig,  seitdem  regelmässig  zusam- 
men, zu  Eom  1681  u.  s.,  bald  auch  in  anderen  Sprachen  (lateinisch 
von  A.  H.  Prancke  1687,  deutsch  von  Gottfr.  Arnold  1699,  3.  Aufl. 
1712,  englisch  s.  1.  1699).  Die  Guida  war  von  5  Theologen,  wor- 
unter 4  Qualificatoren  der  Inquisition,  approbirt.  Der  Erzbischof 
von  Palermo  Hess  1681  eine  Ausgabe  für  die  Frauenklöster  seiner 
Diöcese  und  ihre  Beichtväter  mit  einem  Vorwort  drucken.  Dagegen 
klagte  der  Erzbischof  von  Neapel,  Card.  Caraccioli,  in  einem  Briefe 
an  Innocenz  XI.  vom  30.  Jan.  1682  über  die  neuen  „Quietisten" : 
sie  missachteten  das  mündliche  Gebet  und  die  Meditation  und  legten 
nur  Werth  auf  das  passive  Gebet  oder  die  Conteroplation  und  hielten 
die  Gedanken,  die  ihnen  in  dieser  Stille  des  Gebetes  in  den  Sinn 
kämen,  für  göttliche  Eingebungen  und  glaubten  darum  keinem  Ge- 
setze mehr  unterworfen  zu  sein;  einige  verwürfen  das  mündliche 
Gebet  ganz,  auch  den  Rosenkranz  und  das  Ereuzzeichen,  Crncifixe 
und  Heiligenbilder;  viele,  auch  Verheirathete,  wollten  täglich  com- 
municiren;  er  habe  einer  ihm  vorgelegten  quietistischen  Schrift  die 
Approbation  verweigert.  —  Der  bedeutendste  Anhänger  des  Mol., 
sein  „Timotheus",  war  Pietro  Matteo  Petrucci,  geb.  1636  zu  Jesi, 
erst  Jurist,  dann  nach  einem  leichtfertigen  Leben  Oratorianer,  damals 
Vorsteher  des  Oratoriums  zu  Rom.  Seine  ältesten  Schriften  sind : 
Lettere  e  trattati  spirituali  e  mistici,  2  Theile,  Jesi  1676  and  78, 
Ven.  1681,  —  Meditazioni  ed  esercitii  prattici  di  varie  virtu,  ed 
estirpatione  de'  vitii  per  la  novena  del  s.  Natale  di  Gesü  N.  S.  e 
per  la  Settimana  santa,  Jesi  1679,  —  I  mistici  enigmi  disyelati; 
dichiaratione  deir  ultimo  sonetto  della  4.  parte  delle  poesie  del  P. 
Petrucci,  con  un  breve  metodo  per  la  guida  delle  anime  all'  altezza 
mistica  della  divina  gratia  guidate,  Jesi  1680. 

Die  ersten  literarischen  Gegner  des  Mol.  waren  Jesuiten.  Schon 
1678  veröfiPentlichte  Gottardo  Bell'  Huomo  zu  Modena  II  pregio 
e  l'ordine  deir  orationi  ordinarie  e  mistiche.  Es  ist  bezeichnend 
für  das  Ansehen,  in  welchem  Mol.  damals  stand,  dass  der  Jesuiten- 
General  Oliva,  als  dieses  Buch  bei  der  Inq.  denuncirt  worden,  sich 
1680  bei  Mol.  für  den  Verfasser  verwendete^).     1680  erschien  dann 


1)  Serry  p.  666  theilt  Bruchstücke  aus  dem  Briefwechsel  mit.  Oliva 
schreibt  36.  Febr.  1680:  Bell'  Huomo  sei  denuncirt  worden,  als  wenn  er 
von  dem  h.  Dionysius  Areopagita  verächtlich  gesprochen,  die  wahre  Con- 


J 


M.  MolinoB.    P.  M.  Petraoci.   P.  Segneri.  613 

GoDeordia  tra  la  fatioa  e  la  quiete  neir  oratione  espressa  ad  un  re- 
ligioflo  in  risposta  da  Paolo  Segneri  della  C.    di  Ges^i,    worin  aus- 
j^führt  wird:  man  dürfe  nicht  die  Meditation  verachten  und  metho- 
diflch  nach  der  Contemplation  streben,  da  diese  ein  besonderes  Cha- 
risma sei;    das  contemplative  Leben    sei  höher   als   das  ascetische, 
aber  hoher  als  beide    stehe  das  Leben,    in   welchem  Contemplation 
und   Meditation,    Beschaulichkeit    und    Thätigkeit    vereinigt    seien. 
Petnicci  schrieb  dagegen   La  contemplazione  mistica  acquistata,    in 
eoi  si  sciogliono  Toppositioni    contro   a   questa  oratione,    Jesi  1681, 
dem  Card.  Alderano  Cybo  gewidmet,  nochmals  mit  einer  polemisch- 
apologetischen Aggiunta  1682.   Von  Segneri  erschien  dann  Letter a 
di  risposta  al  Sig.  Ignatio  Bartalini  sopra  Teccettioni  che  da  un  di- 
feosore  de'  modemi  quietisti  a  ohi  ha  impugnato   le   loro  leggi    [in 
orare,  diyulgata  in  onor  dell'  utile  e  vera  contemplazione   e  in  dis- 
cemimento  della  contraria],  Ven.  1681.     Im  folgenden  Jahre  erschien 
noch  Clavis  aurea,    qua  aperiuntur   errores  Michaelis  de  Molinos  in 
ejus  libro  cui  titulus:     La  guida  spirituale,  per  Patrem  Alex.  Re- 
giam,  Cler.  reg.  minorem  elaborata,  Ven.  1682.  —  Die  Inq.  nahm 
diese  Schriften  in  Untersuchung  und  verbot  nicht  die  von  Mol.  und 
Petmcci,  sondern  26.  Nov.  1681  die  von  Bell'  Huomo  mit  d.  c,  15. 
Bee.  1682  unbedingt   die  von   Eegius    und  Segneri's   Lettera.     Ein 
Verbot  von  dessen  Concordia  scheint  nicht  veröffentlicht,    ihm  aber 
aufgegeben  worden   zu  sein,    eine    neue  verbesserte  Ausgabe  davon 
zn  veranstalten,    welche  aber  erst  1691  unter  dem  Titel  Concordia 
.  .  .  corretta  dal  medesimo  autore  in  Koma,  nella  stamperia  di  D.  A. 
Ercole  erschien^). 


templation  geleugnet  und  sich  als  unerfahren  in  den  ersten  Elementen 
des  Innern  Gebets  gezeigt  habe,  wahrend  er  doch  sehr  verständig  und 
bescheiden  geschrieben.  „Lob  sei  Gott,  der  den  höchsten  Definitoren 
der  Inquisition  so  viel  Licht  mitgetheilt,  und  Dank  der  göttlichen  Vor- 
sefaong,  dass  die  Unschuld  eines  so  tüchtigen  und  vorsichtigen  Mannes 
beschützt  wird."  Mol.  antwortet  27.  Febr.:  er  kenne  den  Pater  Bell* 
Huomo,  und  wenn  er  auch  kein  so  bedeutendes  Talent  hätte,  wie  Oliva 
angebe,  würde  er  ihn  doch  schon  darum  schätzen,  w^eil  er  ein  Sohn  der 
Ton  ihm  sehr  geachteten  Gesellschaft  Jesu  sei.  Oliva  möge  sich  beruhigen; 
wenn  das  Buch  so  gut  sei,  werde  Gott  die  Gegner  erleuchten,  dass  sie  es 
anerkannten.  Auch  Pelayo  2,  576  berichtet  über  diesen  in  der  Casana- 
teusischen  Bibliothek  befindlichen  Briefwechsel,  sagt  aber  von  Bell'  Huomo 
nichts  und  stellt  die  Sache  so  dar,  als  ob  Mol.  sich  bei  Oliva  wegen  seiner 
Ansichten,  die  mit  denen  der  spanischen  Begardos  und  Alumbrados 
(1  S.  584)  nichts  zu  thuen  hatten,  gerechtfertigt  und  Oliva  darauf  halb 
ironisch  geantwortet  hatte. 

1)  In  Segneri's  Biographie  von  Massei  (in  den  Opere  del  P.  Paolo 
Segneri,  Ven.  1742,  4  vol.  4.)  wird  §  49  erzählt:  „Die  Concordia  wurde 
in  Rom  verboten.  Segneri  beklagte  sich  nie  darüber,  tröstete  vielmehr 
die  Freunde,  die  ihm  ihr  Beileid  bezeugten,  mit  den  Worten:  das  sei 
Gottes  Sache  und  Gott  werde  ihn  beschützen,  wie  es  denn  auch  geschah, 
da,  nachdem  die  Wahrheit  besser  erkannt  und  die  unter  den  Blumen  ver- 
borgene Schlange  entdeckt  worden  war,  die  Irrthümer  [des  Mol.]  von  der 
Inq.  verdammt  und  Segneri's  Buch  zu  seinem  grossen  Ruhme  dem  Publicum 
zorückgegeben  wurde."  Die  Concordia  steht  in  keinem  Index ;  aber  in  einem 


614  Der  Quietismns. 

Petrucoi,  der  1681  Bischof  von  Jesi  geworden,  veröffentlichte 
in  den  nächsten  Jahren  noch :  II  nuUa  delle  creatnre  e  il  tutto  di 
Dio;  trattati  due,  Jesi  1682,  —  Lettere  hrevi  spiritnali  e  sacre,  2 
Theile,  Jesi  1682  und  84  (dem  2.  Theile  heigefügt  an  trattato  per 
bene  regolare  le  passioni);  —  La  scnola  dell'  oratione  aperta  alle 
anime  devote  nell'  expositione  d'una  sagra  canzonetta  di  S.  Teresa, 
Bologna  1686,  —  La  Yergine  assnnta,  novena  spiritnale  per  il 
beatissimo  transito,  resurrettione  ed  aasnntione  di  Maria  Nostra 
Signora,  con  una  introduttione  all'  oratione  interna  e  con  nn*  expli* 
catione  di  sette  punti  di  perfettione  oristiana,  accennati  dal  Yen.  P. 
F.  Giov.  Taulero,  Macerata  16871). 

Iih  J.  1685  beschloss  die  Inquisition,  gegen  Molinos,  allem 
Anscheine  nach  hauptsächlich  auf  Grrund  von  Anzeigen  über  sittliche 
Vergehen,  einen  förmlichen  Process  einzuleiten  ^j.     Der  Assessor  8. 


Briefe  vom  4.  Sept.  1690  (Lettere  inedite  p.  189)  schreibt  Segneri  an  den 
Grossherzog  Cosimo  III. :  „Ich  habe  (von  Rom)  die  Bemerkungen  über  die 
Concordia  erhalten.  Card.  Colonna  will,  dass  ich  die  neue  Ausgabe  nicht, 
wie  die  erste,  ihm,  sondern  einem  andern,  etwa  £w.  Hoheit  widme  (Seg- 
neri erwähnt  dabei,  der  Grossherzog  habe  sich  auch  unter  dem  vorigen 
Pontificate  für  das  Buch  verwendet).  Uebrigens  glaube  ich,  dass  der  Car- 
dinal nicht  ohne  Mühe  es  dahin  gebracht  hat,  dass  nur  wenige  und  un- 
bedeutende den  Sinn  betreffende  Aenderungen  verlangt  werden.  Die  Re- 
visoren haben  nicht  unterlassen,  möglichst  viel  zu  nergeln  (cavillare);  aber 
die  h.  Congregation  ist  schliesslich  dem  Urtheil  des  Cardinais  beigetreten.'* 
Am  17.  März  1691  (p.  149)  schreibt  er  von  Rom  aus:  „Ich  habe  mit  den 
beiden  mir  von  der  h.  Congr.  angewiesenen  Revisoren,  dem  Magister  S. 
Pal.  und  dem  Conventualen  P.  Fabbri,  Consultor  der  Inq.,  bezüglich  der 
Concordia  alles  in  Ordnung  gebracht."  —  Ein  Verbot  der  Lettera  erwähnt 
Massei  nicht;  ohne  Zweifel  ist  aber  die  noch  jetzt  im  Index  stehende 
Lettera  di  risposta  al  Sig.  Ign.  Bartalini  identisch  mit  der  (trotz  des  Ver- 
botes) in  den  Opere  4,  337  unmittelbar  hinter  der  Concordia  abgedruckten 
Lettera  (der  Titel  ist  ganz  derselbe;  nur  fehlt  in  den  Opere  „al  Sig.  Ign. 
Bartalini"  und  sind  die  oben  in  [  ]  stehenden  Worte  beigefügt);  hinter 
der  Lettera  stehen  noch  zwei  andere,  Yen.  1682  erschienene  Schrifben, 
die  gegen  die  Schrift  von  Malaval  gerichtet  sind,  die  auch  in  der  Lettera 
erwähnt  wird.  Petrucci  wird  in  dieser  nicht  pfenannt,  ist  aber  ohne  Zweiff! 
mit  L'illustrissimo  mio  impugnatore  gemeint.  In  einem  Briefe  vom  23. 
März  1686  (p.  68)  spricht  Segneri  von  questo  accidente  della  mia  Lettera 
di  risposta  ristampata  con  quelle  righe  di  aggiunta  spropositata,  —  also 
einem  nach  dem  Verbote  erschienenen  Abdruck,  —  und  füßjt  bei:  der 
Pater  General  habe  ihm  aufgegeben,  an  den  Commissar  der  Inq.  zu 
schreiben,  der  ihn  kenne. 

1)  Auch  einige  Schriften  von  Petrucci  wurden  früh  von  Protestanten 
übersetzt:  Kurtze  geistliche  Brieffe  des  Card.  P.  M.  Petrucci,  mit  Vorrede 
G.  Arnolds,  Halle  1705  (U.  N.  1705,  366).  Card.  Petrucci's  Christian  per- 
fection  in  the  love  of  God.  .  .  .,  1704. 

2)  Es  heisst,  Ludwig  XIV.  habe  auf  Betreiben  seines  Beichtvaters 
La  Chaise  durch  seinen  Gesandten  dem  Papste  sein  Befremden  darüber 
aussprechen  lassen,  dass  er  einen  Mann  in  seinem  Hause  unterhalte  und 
begünstige,  der  ofiPenbare  Ketzereien  lehre  und  das  Volk  zur  Geringschätzung 
der  kirchlichen  gottesdienstlichen  Uebungen  verleite.  Scharling  1855,  15. 
Bei  Michaud  findet  sich  aber  nichts  der  Art  und  4,  463  eine  Mittheilang 


J 


M.  Molinos.  615 

Off.,  Piazza,    hatte  Mühe,   von    dem  Papste  die  Geuehmigung  zur 
Terhafhmg  des  Angeklagten  zu  erlangen.     Der  Prooess  dauerte  bis 
mm  August  1687.     Im  Angust    1685  schreibt  J.  Durand:    manche 
meinten,  die  Sache  werde  in  Bauch  aufgehen ;  die  Königin  Christine 
protegire  Mol.,  bemühe  sich,  seine  Freilassung  zu  erwirken,  und  habe 
durchgesetzt,    dass    er    im  Grefängnisse   sehr    gut  behandelt  werde. 
Gleichzeitig  schreibt  Germain :  die  meisten  billig  urtheilenden  Leute 
atg;ten,  Mol.*s  Sitten    seien  vorwurfsfrei  gewesen;    französische  Ge- 
Idirte,  die  sein  Buch  und  andere  Actenstücke  gelesen,  fänden  darin 
mehts  Bedenkliches ;  aber    die  Inq.  pflege  allerdings   sonst  niemand 
zu  verhaften,    dessen    Schuld    nicht  zu   zwei  Dritteln    erwiesen    sei 
(Yalery  1,  73.  98).      Man  beschränkte    sich   nicht   auf   eine  Unter- 
rachnng  des  gedruckten  Baches,    sondern  prüfte  auch  die  Tausende 
von  Briefen,  die  sich  bei  Mol.  gefunden,  —  angeblich  allein  von  der 
Fürstin  Borghese  2000,    von    der   Königin    Christine  200    (Michaud 
4,484),  —  und  verhörte    auch    eine  Menge    von  Personen,    welche 
durch    diese  Briefe    oder  sonstwie    als    seine  Anhänger  bekannt  ge- 
worden waren.     Anfangs  scheint  der  Process  lässig  betrieben  worden 
ZQ  sein.     Die    spanische    Inquisition   kam   der    Römischen    mit    der 
Verdammung  des  Buches  zuvor  (sie  verbot  eine  1677  zu  Saragossa 
jredruckte  span.  Ausgabe),  was  man  in  Rom  übel  nahm.   Erst  Ende 
1686  scheint  man  begonnen  zu  haben,  die  Untersuchung  energischer 
zu  fahren.     Im  Herbst   wurden    der  Priester   Simon  Leoni,    Beicht- 
vater in  einem  Römischen  Nonnenkloster,  und  sein  Bruder  Antonio 
Maria,  ein  Schneider,  verhaftet,  am  9.  Febr.  1687   70  Personen,  um 
als  Zeugen  vernommen  zu  werden,  darunter  Paolo  Rocchi,  der  Beicht- 
vater der    Fürstin  Borghese,    und    mehrere    andere   Geistliche,    der 
Graf  und  die  Gräfin  Vespignani  und  andere  hochgestellte  Personen. 
Es   ging    sogar    das  abenteuerliche  Gerficht,    auch  Benedetto  Odes- 
ealchi,  —  der  Papst,  —  sei  als  Zeuge  vernommen   worden.     Unter 
dem  15.  Febr.  1687  erliess    die  Inq.  ein  von   dem  Card.  Gybo  als 
Secretär  unterzeichnetes    geheimes  Circular  an    die  italienischen  Bi- 
schöfe^), worin  dieselben  zum  Einschreiten  gegen  quietistische  Con- 
Tsrtikel  und  zar  Ueberwachung  der  Beichtväter  der  Nonnen  aufge- 
fordert wurden.     Am  29.  Juni  1687  schreibt  Estiennot  (Yal.  2,  52): 
er  habe  den  Process  gelesen;    man  habe  260  Sätze  aus  den  Manu- 
wripten    und  Briefen    des  Mol.  ausgezogen,  —  diese    von  den   Con- 
niltoren  und  Qualifioatoren  begutachteten  Sätze  waren  nach  Michaud 
4,462  schon  4.  März   den  Cardinälen   der  Inq.  mitgetheilt  worden, 
—  von  seinem  Buche  habe    man    noch    nichts  gesagt;    da   dasselbe 


des  Card.  d'Estrees  vom  19.  Aug.  1687 :  Card.  Chigi  habe  gewünscht,  der 
König  möge  den  Papst  (zur  Bestätigung  des  Urtheils)  drängen;  er  habe 
geantwortet,  die  Sache  gehe  die  Franzosen  nichts  an. 

1)  Bei  Bossuet  27,  497  steht  dieses  Circular  mit  der  falschen  Ueber- 
lehrift:  ä  tous  les  potentats,  eveques  et  sup^rieurs  de  la  ohretiente.  Aus 
dem  Inhalte  ergibt  sich,  dass  es  an  die  italienischen  Bischöfe  fferichtct  ist, 
aad  darum  ist  es  auch  gar  nicht  auffallend  (Heppe  S.  266),  dass  es  nicht 
lateinisch  abgefasst  ist. 


616  Der  QuietiBmus. 

noch  vor  wenigen  Jahren  approbirt  worden,  werde  man  sieb  jetzt 
noch  nicht  entschliesBcn  können,  dasselbe  zu  verdammen  ;  das  werde 
kommen,  aber  erst  mit  der  Zeit.  Die  Irrthtimer  der  Quietisten, 
welche  sich  bei  der  Untersuchung  ergeben,  wurden  in  19  Artikeln 
zusammengestellt  ^). 

Am  8.  Juli  1687  wohnte  der  Papst  zum  ersten  Male  seit  einem 
Jahre  wieder  einer  Sitzung  der  Inq.  bei  (Michaud  4,  462).  Am  22. 
Juli  1 687  schreibt  Estiennot  ( Val.  2,  68)  :  Appiani,  —  ein  wegen 
seiner  Gelehrsamkeit  und  Frömmigkeit  angesehener  Jesuit,  —  sei 
verhaftet  worden;  man  sage,  er  sei  im  Gefängniss  irrsinnig  gewor- 
den und  in  der  vorigen  Woche  gestorben.  Letzteres  Gerücht  war 
irrig ;  im  October  meldet  Estiennot,  Appiani  sei  zu  3  Jahren  strengen 
und  7  Jahren  gewöhnlichen  Gefängnisses  verurtheilt  worden;  man 
meine,  er  sei  noch  wohlfeil  davon  gekommen^). 

Noch  vor  der  Beendigung  des  Processes,  in  den  Jahren  1686 
— 87,  verbot  die  Inq.:  Eespuesta  i  unos  errores  que  han  appa- 
recido  vagos  sin  antor,  bien  que  se  presume  prohijarse  al  insigne 
varon  el  Doctor  Molinos;  —  L^ecclesiasticoin  solitudine  .  ,  . 
composto  da  N.,  Prete  della  Congr.  dell'  Oratorio,  Brescia  1685;  — 
Alfabeto  litterale,  fantasmatico,  mistico  ...  .;  —  Passi  deir  anima 
per  il  Camino  di  pura  fede,  cioe  brevi  notizie  dei  gradi  e  mutationi, 
che  fa  Tanima  neir  oratione  acquistata  per  il  Camino  di  pura  fede. 
Opera  del  P.  Gio.  Paolo  Kocchi  da  Cittä  di  Castello,  Ven.  1677; 
—  Lettera  scritta  dall'  abate  Verneuil  ad  un'  amico  di  Marseglia 
[Malaval?]  sopra  la  dottrina  del  maestro  della  nuova  scuola  dell* 
orazione  di  quiete  o  di  pura  fede;  Melzi  3,210  sagt:  nach  der 
Biblioth.  Picena  habe  der  Capuciner  P.  Franc.  Maria  da  Jesi,  in 
saeculo  G.  B.  Mengarelli,  diesen  Brief  in  Druck  gegeben  (auch  ver- 
fasst?).  1689  wurden  noch  verb.:  Quinque  folia  impressa  pine  no- 
mine autoris  et  s.  1.  et  a.  impressa,  quorum  titulus  est:  Risposta 
deir  amico  alla  lettera  scritta  dall'  abate  Yemeuil  .  .  .  Die  Keplica 
deir  ab.  Verneuil  alla  risposta  delV  amico  sopra  la  dottrina  del  C. 
P.  [Card.  Petrucci],  Padua  1687  (Melzi  3,  210),  steht  nicht  im  Index. 

Endlich,  am  3.  Sept.  1687,  wurde  ein  Decret  der  Inq.  von 
Fer.  Y.  28.  Aug.  angeheftet  und  das  am  20.  Aug.  von  der  Inq. 
gefällte  Drtheil  über  Molinos  in  Santa  Maria  sopra  Minerva  in  Ge- 
genwart von  23  Cardinälen  und  vielen  Prälaten,  des  spanischen 
Gesandten  und  einer  grossen  Volksmenge  verkündigt.  In  dem  De- 
crete  heisst  es:    es  sei  der  Inq.  kund  geworden,    dass  ein  gewisser 


1)  Die  Errori  principali  di  quelli  che  esercitano  l'oratione  di  quiete 
stehen  in  den  Three  Lettrcs  p.  65,  französisch  bei  Bossuet  27,  498. 

2)  Die  Jesuiten  geben  an,  Appiani  habe  abgeschworen  und  sei 
reumüthig  gestorben,  Michaud  4,  468:  er  sei  im  Gefängniss  fast  irrsinnig 
geworden,  schliesslich  ohne  Abschwörung  entlassen,  ihm  aber  die  Erlaubniss, 
Beicht  zu  hören,  entzogen  worden.  Von  dem  Jesuiten  Esparza,  der  das 
Buch  von  Mol.  mit  approbirt  hatte,  ging,  als  er  nach  der  Einleitung  des 
Processes  von  Rom  verschwand,  das  abenteuerliche  Gerücht,  er  sei  einge- 
mauert worden. 


J 


M.  Moliiios.  617 

c  Mülinos,  ein  Sohn  des  Venlerbpn»,  scliledite  Lehren  niiiniilLult 
schrifllieli  verkündet    und  pruktisrh  anpc wendet,    durcli  welclie 

dem  Verwände  der  Oratio  quietifl  im  WidfTsi'riithe  mit  der 
!  nnd  dem  Geljrsuehe  der  Kirche  die  GliuiMgen  der  wahren 
ion  nnd  der  Keinheit  der  christlichen  FrünnniKkeit  entfremdet 
u  «ehr  proesen  Irrthümern  und  gewissen  Schnmilichkeifen  ver- 

Koriten  seien;    nach  dein  Votum  der  Inq.  habe  der  Pajit  fol- 

Sätze,  welche  Mol.  gelehrt  und  geglaubt  jiii  hnben  überwiesen 
■n  bezw.  geständiR  sei,  als  resp.  ketieriseh,  verdäehliir  .  ,  . 
mint  (folgen  68  Sätze;  ee  waren  der  Inq.  211.3  Siitze  vorgelegt 
ti;  A.  J.  P.  10,  5741;  ferner  verbiete  der  Papst  alle  gedrnckten 
rpÄchriebenen  Schriften  des  Mol.  nnd  gebiete,  dieselben  ahzu- 
1  und    zu  verbrennen.  —  In   dem    sehr  umfangreichen  Urlheil 

es  n.  a.;  mehrere  Zeugen  hätten  bclvnndet,  dans  Mol.  nnzücb- 
md  andere  schleehte  Handlungen,  Schmähungen  gegen  Gott, 
.  Jungfrau  und  die  Sacramente  u.  p.  w ,  die  sie  begangen,  ent- 
ligt  und  sie  ermüchtigt  habe,  dieselben  nicht  zu  beichten;  nun 
I  Briefen  nnd  Geständnissen  ergebe  sieh,  dass  er  von  solchen 
ungen  gesagt,  sie  seien  nicht  sündhaft,  weil  nicht  freiwillig, 
rn  in  Folge  einer  Nüthignng  durch  den  Teufel  begangen;  er 
behauptet,  er  sei  durch  hiihere  Erleuchtnnp  in  den  Stand  ge- 
worden, eolehe  Handlungen  von  wirklich  eilndhaflen  zu  unler- 
en; die  von  ihm  mündlieh  nnd  brieflich  vorgetrngenen  Irrlhümer 
da«  Gebet  seien,  in  einige  Haiiplpunkte  Kusammengefasst,  von 
naiificaloren  censiirirt  und  die  von  ihm  selbst  gegebenen  Er- 
ungen  als  nngenögcnd  erkannt  worden;  er  habe  in  einem  Briefe 
,  es  gebe  zahllose  Seelen,  die  nie  zu  beichten  brauchten,  weil 
:li  keiner  Sünde  bewusüt  seien,  und  er  selbst  habe  22  Jahre 
uiiteria  actnalis  suiticiens  zur  Beichte  gehabt;  er  habe  un- 
se  Handlnngen  eingestanden.  SchlieHslich  heiRst  es:  Mol.  sei 
lereticus  doginatizans  den  Cennuren  verfallen,  solle  aber,  da  er 
bekundet,  nach  vorheriger  Abschwörung  von  der  Excommuni- 

losgesprochen  werden ;  ferner  werde  er  zu  formalis  carcer 
uuR  sine    spe  veniae  verurtheilt  und  habe  täglich  das  uposto- 

Glauhensbekenntniss  und  den  dritten  Theil  des  llosenkranzea 
en  und  viermal  jährlieh  zu  beichten.  —  Am  folgenden  Tage 
n  die  Brüder  Leoni  abschwüren;  der  Priester  wurde  zu  zehn- 
er, der  Schneider  zu  lebensmngiicher  Haft  verurtheilt.  Krst 
in  1689  wurde  der  Spanier  Pedro  Peila,  der  Molinos'  Secretär 
;n  war,  zur  (nicht  Üfl'entlichen)  Al'schwörung  nnd  zu  lebens- 
her  Haft  verurtheilt. 
im  15.  Febr.   16P8    wurde    eine  eigene    vom    20.  Nov.  Iß87 

Bulle  über  die  Irrthümer  des  Molinos  publieirt.  Sie  ist  in- 
li  im  wesentlichen  nur  eine  'Wlederholiing  und  Bestätigung 
quisitionsdecretes     vom    28.  Aug.'),      In    den    alteren  Indices 


)  Das  Decret  vom    28.   Aug.   IßBT    und    die  Bulle   sieben    bei  Arf 
<7,  die  Sentenz  A.  J,   V.  6,   1G5Ü  (auch  juxta  cxein|>lar  Kom.  im  An 


618  Der  Quietismas. 

steht  mit  Verweisung  auf  die  Bnlle  Mich.  Moiinos  libri  omnes  om- 
niaqne  opera  quoc.  loco  et  idiomate  impressa  necnon  omnia  mann- 
scripta,  seit  Ben.  opera  omnia  tarn  edita  quam  mannscr.  —  Renau- 
dot,  der  einen  Auszug  aus  den  Processacten  in  Händen  hatte,  schrieb 
13.  Oct.  1687  an  Bossuet:  Moiinos  6tait  un  des  plus  grands  scili- 
rats  qu'on  puisse  s^imaginer.  II  n'y  a  ordures  execrables  qu41  n^ait 
commises  durant  22  ann^es  sans  se  confesser.  Auch  andere,  welche 
die  (abschriftlich  in  München  befindlichen)  Acten  durchgesehen, 
sprechen  über  seine  sittliche  Verkommenheit  nicht  milder.  Diese 
ist  denn  auch  ohne  Zweifel  der  Hauptgrund  des  Verbotes  seiner 
Schriften  gewesen^).  —  1693  ging  das  Gerücht,  Mol.  sei  gestorben; 
nach  den  Römischen  Zeitungen  ist  er  aber  erst  28.  Dec.  1697,  reu- 
müthig  und  mit  den  Sacramenten  versehen,  gestorben  (das  Gerücht, 
er  sei  vergiftet  worden,  ist  ohne  Zweifel  grundlos).  Auf  seinem 
Grabe  im  Dominicanerkloster  San  Pietro  in  Montorio  steht  die  In- 
schrift: Qui  h  il  corpo  del  D.  M.  Moiinos  ii  gran  heretico. 

Gegen  Petrucci,  er  wurde  2.  Sept.  1686,  also  nach  der  Ein- 
leitung des  Processes  gegen  Mol.,  zum  Cardinal  ernannt,  —  wurde 
natürlich  rücksichtsvoller  verfahren.  Er  wurde  nicht  verhaftet,  und 
im  Juni  1687  übertrug  der  Papst,  zum  Verdrusse  der  Inquisition, 
die  Untersuchung  gegen  ihn  einer  besondern,  aus  den  Cardinälen 
Cybo,  Ottoboni,  Casanate  und  Azzolini  bestehenden  Commission  und 
suspendirte  das  Decret  der  Inq.,  welches  seine  oben  verzeichneten 
Schriften  verbot.  ~-  Estiennot  meldet  im  Aug.  1687:  ein  Abate 
Taya  sei  von  der  Inq.  verhaftet  worden,  weil  er  eine  Apologie  der 
Ansichten  Petrucci's  und  der  Quietisten  habe  drucken  lassen ;  der 
Verfasser  derselben  sei  P.  Boussy  (Biscia?  s.  u.)  von  der  Ghiesa 
nuova,  —  also  ein  Oratorianer,  —  und  Card.  Cybo  habe  mündlich 
die  Erlaubniss  zum  Drucke  ertheilt;  die  Exemplare  seien  confiscirt 
worden,  Boussy  aber  habe  sich  dadurch  aus  der  Affaire  gezogen, 
dass  er  bei  dem  Papste  ein  offenes  Geständniss  abgelegt;  nun  müsse 
Taya  für  alle  bezahlen;  die  fragliche  Schrift  sei  nicht  übel  gemacht, 
aber  Taya  habe  sie  ohne  Erlaubniss  des  Mag.  S.  Pal.  drucken  lassen 
und  zu  frei  gesprochen;  übrigens  habe  man  ihm  schon  lange  etwas 
anhaben  wollen  und  auf  einen  Anlass  gewartet.  Card.  Petrucci  habe 
gesagt,  er  habe  keinen  Auftrag  zur  Abfassung  der  Schrift  gegeben; 


hange  von  A.  H.  Francke's  Uebersetzung  der  Gaida,  Manuductio  spiritnalis, 
1687),  die  Sentenzen  gegen  die  Brüder  Leoni  A.  J.P.  10,  594,  die  Sentenz 
gegen  Pefia  bei  Laemmer,  Mal.  Rom.  p.  407,  Beschreibungen  der  Abschwö- 
rung  des  Mol.  bei  Le  Bret,  Mag.  4,  124;  Valery  2,  95;  Laemmer  1.  c; 
Michaud  4,  465.  Vgl.  Deutscher  Merkur  1879,  113. 

1)  Leibniz  schreibt  1688  an  den  Landgrafen  Ernst  (Bommel  2^  ISl): 
Les  personnes  las  plus  devotes  et  las  plus  eclairees  de  Korne  ont  ete  trom- 
pees  par  les  hypocrisies  de  Moiinos  ...  La  Guida  ne  dit  presque  rien 
qu'on  ne  trouve  dans  les  auteurs  mystiques  approuves.  Si  Moiinos  a  cache 
du  venin  sous  ce  miel,  est-il  juste  que  Petrucci  et  autres  personnes  de 
merite  an  soient  responsables?  .  .  J'ai  trouve  des  espressions  dans  la 
Guida  que  je  n'approuve  pas,  quoiqu 'alles  se  trouvent  chez  quelques  au- 
teurs mystiques. 


.j 


Card.  FetrDCci.  fi.   Biscia.  619 

imehmen  nach  lasse  er  selbst  eine  Sehrift  drucken,  worin 
was  man  in  seinen  Büchern  beanstande,  denavnuire,  revocire 
kläre;  er  solle  dem  Papste  gesagt  lial'en,  er  habe  geglaubt, 
hrheit  in  schreiben,  aber  wenn  der  Papst  anders  nrtheile, 
r  retraetiren.  Am  23.  Sept.,  also  nach  Molinos'  Verurthei- 
:hreibt  Eatieunot;  Petrucci  thue  ganz  unbefangen;  einige  sag- 
werde in  einer  Schrift  rectraetiren,  andere,  er  bfhanple,  er 
chta  geschrieben,  wae  man  eenauriren  kijniie.  Etwas  später 
Estiennot,  man  habe  Commissare  in  Petrueci's  Diücese  ge- 
.  —  Durch  ein  I>ecret  der  Inq.  vom  5.  Febr.  1'1P8  wurden  seine 
;rzeicbneten  8  Schriften  verboten,  „damit  sie  nicht  unter  dem 
de  einer  gefährlichen  Andacht  den  Ungelehrlen  zum  Anstoss 
■-).  Er  ist  der  einzige  Cardinal  aus  den  letzten  Jahrhunder- 
■  im  Index  steht,  —  über  Noaillee  s.  §  83  — ;  er  wird  aber 
B  Cardinal  bezeichnet,  obschon  er  wenigstens  einige  Schriften 
her  nochmals  hat  drucken  lassen.  —  Die  In().  hielt  auch 
iBchwömng  für  nöthig;  aber  der  Papst  nahm  diese  selbst 
n  ohne  die  bei  der  Inq.  üblichen,  für  einen  Cardinal  alier- 
lemiithigenden  FoniialitSten,  nnd  Hess  auch  der  Inq.  kein 
11  darüber  mittbeüen  (Jliehaud  4,4(17).  Er  wurde  darauf 
si  geschickt,  später  aber  wieder  nach  Korn  berufen,  wahr- 
ch  um  dort  beaufsichtigt  zu  werden;  1696  resignirte  er  auf 
ithum,  +  1701.  Im  J.  1697  interessirte  er  sich  für  Fenelon, 
ler  keinen    Einfluss  gehabt  haben  ^), 

leichzeitig  mit  Petrucei's  Schriften  wurden  drei  von  dem  Ora- 
Benedetto  Biscia  verb.:  Inaegnamenti  spirituali  per  le  mo- 
Jesi  1683;  Brevi  documenti  per  le  anime  che  aspirano 
Bt.  perfettione,  Jesi  1683;  Giesü  specehio  dell'  anima,  Rom 
fl.  0.],  —  ferner  ein  franzüsisc.hes  Htatt ;  Propositiona 
es  livres  et  autres  eerits  du  Dr.  Molinos,  chef  des  qui^tistes, 
n^es  par  la  S.  Inquisition  de  Home,  von  dem  die  Inq.  1.  Apr. 
?lich  erkJärte,  es  sei  nur  wegen  der  sclilecbten  Uebersetzung 
ze  verb.   worden. 

Es  folgten  nun  in  der  nächsten  Zeit  Verbote  von  älteren, 
in  nicht  beanstandeten  ascetiscben  Schriften.  1.  Apr.  IßHg 
die  in    italienischer  Uebersetzung   in  Korn    selbst,    also  mit 


Valei-y  2,  64  ff.  Am  30.  Sept.  1GB7  sclireibt  Estiennot ;  es  sei  eine 
iber  die  Lehre  der  Quietisten  von  dem  Marcbese  Pallavicini,  Maestro 
ra  de»  Card.  Cylw  (SecretSrs  der  Inq, \  erschienen;  Pallavicini  sei 
orden;  der  Cardina)  habe  von  ihm  veilangt,  er  solle  nicht  sagen, 
selbst  ihm  die  bthrift  diclirt  habe,  und  da  Pallavicini  sich  dessen 
:!,  habe  er  ihn  entlasBen. 
Trotz  des  Verbots  ist  1837  i 
z   für  hiihere  Seelenleituug   in 

von  Jesi,  P.  M.  Petrucci. 

Corr.  de  Fen.  8,  163;  ö,  78.     —      Abbe  Bossuet  schrieb  anfangs 
I  de  Bossuet  40,391):  Petrucci  lobe  Feneloiis  Bach  bei  den  München ; 

bavard   qui   ne   sait  rien;    später  (■10,  ii'Aj:    er    habe    sich   gegen 

ausgesprochen. 


n 


620  Der  Quietismus. 

ErlaubniBB  deß  Mag.  S.  Pal.  gedrnckteTi  Schriften  deß  Spaniers  Juan 
Falconi  aus  dem  Orden  B.  M.  V.  de  Mercede  (1596—1638)  verb.: 
Alfabeto  per  saper  leggere  in  Christo,  libro  di  vita  eterna  [spanisch 
Madrid  1657,  auch  ins  Französische  übers.];  5.  impressione  [der 
italien.  Uebers.]  con  l'agginnta  del  ristretto  della  vita  dell'  autore 
e  di  una  lettera  snritta  dal  medesimo  ad  una  sna  divota  [d.  d.  23. 
Juli  1628],  Rom  1680,  —  Lettera  scritta  dal  Servo  di  Dio  il  P. 
Gio.  Falconi  ad  una  figliola  spirituale,  nella  quäle  insegna  il  pin 
puro  e  perfetto  spirito  deir  oratione,  Rom  1680  [der  dem  ersten 
Buche  angehängte  Brief;  die  span.  Ausgabe,  Madrid  1657,  ist  die 
einzige  Schrift  von  Falconi,  die  auch  im  span.  Index  steht],  —  Let- 
tera scritta  ...  in  difesa  del  modo  delP  oratione  in  pura  fede  da 
Ini  insegnato  [Madrid  1629],  Rom  1674.  Moiinos  hat  die  Schriften 
von  Falconi  gekannt ;  einmal  beruft  er  sich  ausdrücklich  auf  ihn,  und 
mehrere  Sätze,  die  in  der  Bulle  verdammt  werden,  kommen  auch 
bei  ihm  vor  (Bossuet  27,  72.  76).  Die  italienische  Uebersetzung  ist 
von  dem  Oratorianer  Nie.  Balducci  zu  Rom,  f  1684,  der  wie  Biscia 
mit  Petrucci  befreundet  war  (Melzi  1,  34).  Das  Verbot  der  Ueber- 
setzung wird   auch  für  das  Original  gelten  sollen  (S.  82). 

Durch  dasselbe  Decret  wurde  verb. :  Prattica  facile  per  elevar 
Tanima  alla  contemplatione  in  forma  di  dialogo  di  Franc.  Malavalle, 
laico  cieoo,  tradotta  dal  francese.  Parte  I.,  Rom  1677  [1671?].  P.  IL, 
volgarizzata  da  D.  Lucio  Labacci,  Sacerdote  Romano,  Rom  1672. 
Auch  dieses  Buch  ist  von  Balducci  übersetzt.  Der  Verfasser  heisst 
FrauQois  Malaval,  war  1627  zu  Marseille  geboren  und  9  Monate  alt 
erblindet,  f  1717.  Seine  Pratiqne  facile  pour  elever  l'äme  a  la  con- 
templation  erschien  mit  Approbation  von  mehreren  Doctoren  der 
Sorbonne  1669.  Er  übersandte  das  Buch  durch  den  Oratorianer 
Chappuis  dem  Card.  Bona,  widmete  diesem  auch  eine  Ausgabe  des- 
selben, und  Bona  schrieb  ihm  1.  Sept.  1671 :  er  habe  die  ihm  über- 
sandten Exemplare  vertheilt  und  sie  würden  cum  ingenti  Inc'ro  ani- 
mamm  gelesen ;  die  Königin  Christine  nenne  ihn  den  Didymus  un- 
serer Zeit.  Bona  erwirkte  für  Malaval  auch  ein  Breve,  dass  er 
trotz  seiner  Blindheit  Cleriker  werden  könne.  Er  schrieb  u.  a.  auch 
ein  Leben  des  Philipp  Benizi  und  übersetzte  Bona's  Via  compendii 
ad  Deum  (Bona,  Epist.,  Lucca  1759,  I,  41.46.  II,  15.  Epist.  sei. 
ed.  Sala  No.  150).  Als  ihm  das  Verbot  feines  Buches  bekannt 
wurde,  erklärte  er  seine  Unterwerfung^). 


1)  Dass  Malaval  sich  unterworfen,  sagen  nicht  bloss  die  Jesuiten  in 
den  Mem.  de  Trevoux  von  1719  (Heppe  S.  65),  sondern  auch  Racine  13, 
808,  und  Goujet  im  Suppl.  de  Morery.  Die  zu  Cologne  (Amsterdam)  1714 
erschienenen  Poesies  spirituelles,  oü  Pen  apprend  ä  s'elever  ^  Dieu  par 
N.  S.  Jesus-Christ,  par  les  oeuvres  de  la  nature  et  par  les  merveilles  de 
la  gräce,  sprechen  nicht  dagegen,  weil  sie  bereits  1671  ereohienen  waren 
und  wohl  ohne  Malavals  Vorwissen  1714  nochmals  gedruckt  wurden. 
Als  er  starb,  hinterliess  er  seine  Manuscripte  den  Feuillants  zu  Marseille 
(Goujet  verzeichnet  sie) ;  sie  wurden  nicht  j?edruckt.  Darunter  sind  Briefe, 
die  er  seit  1646  geschrieben,  auch  einer  an  den  Papst  und  einer  an  Lud- 
wig XIV.    über    seine   Unterwerfung;     eine  Erklärung    über   seine  Ünter^ 


J.  Falciini.     Fr.  Malaval.     T.  Meiishini-     »-  Canfeld.  631 

ie  Lettre  de  M.  Malavai  k  Mr.  l'abb*  de  Forei-ta- Colongue, 
general  de  l'eveque  de  Marseille,  Marseille  1695,  BOJHe  16i*7 
rerden;  Card.  Bouillon  hintertrieb  dieses  damals,  indem  er 
Lob,  die  Qualiäcatoren  Granelli  nnd  Miro  verständen  nicht 
franzosisch  (Boasuel  41,  5U3).  Sie  wurde  dann  aber  1704 
-  Bosauet  urtheilt  sehr  scharf  über  Makval  (27,  79),  auch 
I  war  nicht  mit  ihm  einverntnnden  (Corr.  7,  179.  183),  und 
Ji  Combe  (Boseuet  40,  16a)  sagt,  er  habe  einige  Ansichten 
in  missbilligt. 
nrch  dasselbe  Decret    von   168Ö    wurden    endlieh    auch    üwei 

des  DominicaDers  Tommaso  Menghini  aus  Albacina, 
rfaasers  des  Sacro  Arsenale  (Heusch,  Galilei  S.  480.  Qu^tif 
,  verb.:  Opera  della  div.  gratia,  che  mostra  la  prattiea  degl' 
aentali  per  via  di  fede  per  salire  con  preslezza  e  facilit;\  al 
Orebbe  della  contemplatione,  Rom  1R80,  —  Lnme  mistico 
aercitio  degl'  atfetti  divini  preso  dall'  Opera  della  div.  gra- 
ibblicato  a  beneticio  delT  anime  divote  dallo  scrittore  di  essa, 
62. 

i  einem  Decrete  vom  29.  Nov.  1689  verbot  die  Inq.  italie- 
Debersetzungen  noch  älterer  ascetischer  Schriften,  von  dem 
len  Capnciner  Benedict  von  Canfelt  (Csnfeld),  tl611,  und 
nzösischen  Laien  Jean  de  Bernieres-Louvigny,  f  1659.  Ereterer 
tlichte  eine  ychrift,  die  zuerst  in  Abschriften  verbreitet  und 
ner  schlechten  Abschrift  gegen  seinen  Willen  gedruckt  wor- 
r,  zu  Ronen  16U8  unter  dem  Titel:  La  regle  de  perfection, 
nt  nn  abrege  de  toute  la  vie  spirituelle  reduit  a  ce  senl 
e  la  volonte  de  Dieu,  divisä  en  'd  parties  .  ,  .,  dem  Card. 
i,  Erabischof  von  Konen,  gewidmet,  mit  Approbation  von  l'a- 
jctoren  u.  a.  w-,  auch  englisch :  The  rule  of  perfection,  Konen 
ind  auf  Veranlassung  des  Capuciner^tienerals  auch  lateinisch: 
perfeclionis  .  .  .  a  Fr.  Benedicto  Angio  de  Canfeld  in  Esae- 
acdicatore  Capucino,  gallice  priinuni  et  angiice  composita, 
ium  de  mandftto  K.  P.  Hieron.  a  Castro  Fcrrettarum  ejnsdem 
jneralia  typis    ab    eodera    lat.   niandata,    C'il.  lölO.     Bei  Sot, 

p,  95  diese  lat.  Ausgabe,  p.  115  alle  UebersetüUngen  in 
ikasprache,  speciell  die  spanische,  Zaragoza  16^9,  verb.,  in 
.er    erst  1689  die   italienische  Uebersetznng:    Regula  di  per- 

,  .  .  trad.  dal  P.  Fr.  Modesto  Komano,    Viterbo   1667'). 


schickte  er  an  fast  alle  fran::ösisclieu  lüfichöfe,  die  Sorbonne  und 
Ürdeiisgcnemle.  Wenn  tioujel  beifügt:  daas  er  sich  unterworfen, 
in  Biicf  au  Foresta  Ideu  Heppe  gar  nicht  erwähnt),  so  scheint  es 
da  eben  dieser  Brief  in  Rom  verboten  wurde,  dass  er  eich  nwar 
rfen,  aber  nicht  von  seinen  Anaichten   hat  loniiiachen  können. 

Wenigstens  die  lat.  Ausgabe  ist  trotz  des  Yrrbotes  wieder  ge- 
vorden:  Regula  perfeclionia  ,  .  .  Impressum  Becundum  Itomanorum 
m.  Wirceburgi  1741,*  57S  S.  12.  Hinter  den  Approbationen  steht 
:lärung,  worin  Fr.  Ren.  d-  Canfeld  di^s.-s  Itucli  und  i.lk-,  die  er 
chreiben  werde,  der  Censur  und  dem  Urlheil  diT  h.  lliini.  Kirclic 
rsalis  in(|ui«iUonis  unterwirft.     I)o<ld  2,   144    nennt    ihn   CauBtirld 


622  Der  Quietismua. 

Jean  de  Bernieres-Loavigny,  geb.  1602  in  der  Normandie, 
königlicher  Rath  und  Tresorier  de  France  zir  Caen,  seit  1641  Mit- 
telpunkt eines  frommen  Kreises  im  nördlichen  Frankreich,  yerlebte 
die  letzten  Jahre  in  Zurückgezogenheit,  f  3.  Mai  1659  (HeppeS.  88). 
Nach  seinem  Tode  erschien:  Le  chr^tien  Interieur,  on  la  conformit^ 
interieure  que  les  chretiens  doivent  avoir  avec  J.-C,  compoa6  d*apr^8 
les  manuscrits  dictes  par  le  pieux  Jean  de  Bernieres-Lonvigny,  Par. 
1660,  compilirt  von  dem  Capuciner  Louis  Fran^ois  d'Argentan,  der 
1676  einen  2.  Band  herausgab.  1670  wurden  von  Robert  de  Saint 
Gilles  ans  dem  Orden  der  Minimi,  seine  Oeuvres  spirituelles  heraus- 
gegeben, in  4  Büchern,  von  denen  das  1.  und  2.  Le  chretien  int6- 
rieur  enthalten.  Das  erste  Buch  war  1678  schon  in  12  Auflagen 
und  30,000  Exemplaren  verbreitet,  und  wurde  1666  ins  Holländische 
übersetzt,  in  demselben  Jahre  ins  Italienische:  II  Ohristiano  in- 
teriore,  ovvero  la  conformit^  interiore  che  devono  havere  11  christtani 
con  Giesü  Christo.  Opera  trad.  .  .  dal  Sig.  Aless.  Cenami,  Priore 
di  S.  Alexandro  di  Lucca,  Yen.  1666.  Diese  Uebersetzung  wurde 
1688  verb.,  später  auch:  Opere  spirituali  del  Sig.  di  Berniires- 
Louvigni,  onde  fü  oavato  il  Ghristiano  interiore,  ovvero  guida  secu- 
ra  per  quelli,  che  aspirano  alla  perfettione.  Parte  1.  e  2.,  data  in 
luce  da  F.  A.  D.,  Todi  1676,  verb.  1692,  und  Esercizii  del  Ghristiano 
interiore  ne'quali  s'insegnano  le  prattiche  per  conformare  il  nostro 
interiore  a  quelle  di  Gesu  Christo  e  per  vivere  della  sua  vita,  com- 
positi  dal  P.  Luigi  Franc.  d'Argentano,  dalla  lingua  franc.  trad. 
neir  ital.,  Yen.  1660,  verb.  von  der  Index-Gongr.  1728.  Im  span. 
Index  von  1707  steht  ohne  Berni^res'  Namen  £1  Christiane  interior, 
übersetzt  von  Franc.  Cobillas  Don  Yague,  Madrid  1677.  —  Mabil- 
lon  fragt  (Yalery  2,  310)  1690  bei  Sergardi  an,  warum  denn  Le 
chretien  Interieur  verboten  worden  sei,  und  Ranc6,  der  Stifter  der 
Trappisten,  soll  1692  geäussert  haben:  es  gebe  kein  Buch,  welches 
bis  in  die  letzte  Zeit  so  allgemeine  Anerkennung  gefunden  (Val.  3, 
300).  Bo8Suet(39,  354.  860)  sagt  1695  über  das  Yerbot:  Ich  habe 
in  dem  Buche  noch  nichts  Schlechtes  gefunden;  aber  im  allgemeinen 
finden  sich  bei  den  modernen  Mystikern  starke  Uebertreibungen; 
viele  Briefe  von  Berni^res  gefallen  mir  nicht,  es  kommen  darin  manche 
sehr  verdächtige  Stellen  vor.  Fenelon  (Corr.  7,  102)  schreibt  1694: 
„Man  sagt  [!],  man  habe  in  Rom  auch  die  Werke  des  Yerfassers 
des  Ghr6tien  Interieur  verboten.  Es  ist  jetzt  Mode,  dass  sehr  gute 
Bücher  verboten  werden  und  sehr  schlechte  en  vogue  sind"*). 


al.  Fitch.  Nach  Räss,  Con  vertuen  2,  422  hiess  er  William  Filch,  wurde 
um  1584  katholisch,  1586  Capuciner  (Benedict  ist  sein  Ordensname)  nnd 
schrieb  1596  eine  Geschichte  seiner  Conversion,  die  in  der  7.  Ausgabe 
der  Regle  de  pcrfection,  Par.  Itj27  abgedruckt  ist.  Dass  Canfeld  im  Index 
steht,    davon  hat  Räss  keine  Ahnung. 

1)  In  Mastiaux'  Lit.-Ztof.  1819,  31  wird  „Das  verborgene  Leben  mit 
Christus  in  Gott,  aus  den  Schriften  des  gottsei.  Joh.  von  Bernieres  Loavigüi 
gesammelt  von  einem  Katholiken,  18 18'^  gelobt,  und  dabei  erwähnt,  bis 
1700  seien  20  Ausgaben  des  Buches  erschienen,  1726  zu  Köln  eine  deutsche 


1 


F.  de  Bemieres-Louvigny,    H.  M.  Boiidon.     Fr.  La  Combe.        62;! 

SS8  Würde  femer  verb.:  Dio  Boio,  ovvero  aggrpgazione  per 
Bae  di  Dio  eolo,  composlo  in  lingua  franceee  dal  Sie.  Hen- 
iria  Dndone,  Theol.  ed  Archidiacono  della  Chiesa  d'Evreux, 

neir  ital.  da  nn  eacerdote,  Kom  l()67.  Dudone  wird  der 
er  in  Folge  eines  Druekfehlers  in  dem  Decrete  in  allen  In- 
renannt,  seit  Ben.  Dudone  alias  Biidone.  Er  hiess  Bondon 
\T  nach  Picot  4,  6  einer  der  frommsten  und  eifrigsten  Geint- 
des  17.  Jahrb.,  dem  sogar  Wunder  zugeRcbrieben  wurden, 
Er  hat  viele  kleine  Erbauungsscbriflen  verfaBst^).  Gleich- 
rurden   noch   verb.  eine  Schrift   dee    Barnabiten    Fran^joiw    La 

aus  Thonon  in  Savoyen  (s.  u.):  Orationia  mentalis  analysia 
■arÜB  ejnsdem  speciebus  Judicium  ei  divini  verbi  sanctorum- 
trnm  sententiis,  per  Fr.  Franc.  La  Comhe  Tononensem,  l'reflb. 
am  Congr.  Cler.  Reg.  S.  Pauli,  Vercelli  1686,  und  zwei  ita- 
,e  Schriften,  eine  1676  gp.druckte  von  dem  Dominicaner  R. 
zoni  und  eine  anonyme:  Barlumi  ( Lichtstrahlen,  Andeutun- 
'  direttori  neu'  esercizii  di  S.  Iguatio  Lojola  .  .  .  Ven.  J684. 
Inter  dem  23.  April  1689  erliess  die  Inq.  ein  Oircular  an  die 
ischen?)  Bischöfe,  um  sie  zur  Wachsamkeit  bezüglich  des 
mu8,  der  noch  in  verschiedenen  Gegenden  grassiren  solle,  zu 
en-  So  wird  A.  J.  P.  6,  1373  berichtet;  hier  wird  auch,  lei- 
le  Datum,  die  Antwort  der  Inq.  auf  eine  Anfrage  des  Bischofs 
vona  mitgetheilt,    die  durch    die  Ansicht  mancher  veranlasst 


}  mit  Kupfern ;  1809  sei  ein  Auszug  von  der  Tra Otiten- Gesellschaft 
1  und  1815  ein  ähnlicher  von  J.  M.  Anich  zu  Luzern  erschienen; 
□  genannte  Ausu^abe  aber  sei  volUlÜndig  und  treu,  hos  ItömiBche 
wird  nicht  erwähnt.  In  dem  ItüchuT-VerzeicIiuiss,  welche»^  dem 
rger  Pastoral  schreiben  geeen  die  afternijstipchen  Lehren  onil  Si-cten 
tö  beigefügt  ist,  stehen :  Das  verborgene  Leben  .  . .  aus  den  Üchriftcn 
tsel.  J,  V.  B.  L,  gesammelt  fiir  die  Innigen  und  Stillen  im  Lande. 
I,  von  der  h.  Communion,  löl»,  72  S.  12.,  und  Innerlicher  Christ 
zogen  aus  den  Schriften  eines  grossen  Dieners  Gottes  unserer  Zeiten 
einen  Einsiedler.  Aus  dem  Franzüa.  ...  von  Fr.  Brandenberg, 
;o  üu  Bisthof;:ell,  zum  5.  Male  gedr.  Nümb.  1740,  597  b.  8.  Von 
Protestant  ischen)  Uebersetzung  ist  Frankf.  1843  die  9.  Aufl,  erschienen, 
er  andern,   mit  Vorwort   von  Gerbard  Tersteegen,  E^sen  s.  a.,    die 

neue  deutsche  Ansgabe  von  M.  Sintzel  Itegensh.  1837,  Im  K.-L.  3, 
ast  es  nach  Erwäbuung  der  Römischen  Verbote:  Eine  purgirte 
e  er!ichi(^D  1761  in  Pamieis.  Die  deutschen  Ausgaben  Regensb. 
lünster  1863,  Regensb.  18ti6,  werden  besser  nicht  verbreitet. 
)  Es  gibt  mehrere  eigene  Biogra[ihieea  Boudons,  eine  von  CoUet, 
7!)4,  2  vol.  8.  K.-L.  2,  1152;  dass  Briudon  im  Index  steht,  weiss 
L.  ebensowenig  wie  andere  (in  Folge  des  Druckfehlers).  Einige 
Schriften  von    ihm    hat    der  Convertit  E.   H.  Thomfiaon   übersetzt: 

life  of  Jesus,  Devotion  to  the  niiie  choirs  of  anguls,  Holy  wuy  of 
SS,  Lond.  181)9—76.  —  Das  Original  der  verbotenen  Schrift  heisst: 
■ul  ou  l'association  (lour  l'inleret  de  Dieu  Beul;  die  bioHi'aph ischen 

führen  statt  ihrer  eine  andere  an:  Dieu  seul  ou  le  saiiit  esclavage 
mere  de  Dieu,  1674  (von  dieser  finde  ich  eine  Ausgabe  Marseille 
ngezeigt),  aber  auch  Dens  solus  s,  cimfocderatio  inita  nd  majorem 
Jei  honorem,   1747. 


624  Der  Quietismus. 

war,  darch  die  YerdammuDg  des  Molinos  sei  auch  die  Lehre  des 
Franz  von  Sales  und  anderer  über  die  Contemplation  verworfen. 
Die  Inq.  erklärt:  sie  verdamme  nicht  das  innere  Gebet,  die  sog. 
Orazione  degli  affetti  e  della  quiete,  sondern  die  Ansichten  derje- 
nigen,  welche  1.  die  mündlichen  Gebete  und  die  in  der  Kirche  üb* 
liehen  Andachtsübungen  verwürfen,  2.  behaupteten,  diejenigen,  welche 
jenes  innere  Gebet  übten,  seien  ihres  Heiles  gewiss  und  bedürften  3. 
nicht  der  Busse,  wer  4.  jenes  Gebet  nicht  übe,  begehe  eine  Todsünde ; 
in  diesem  Sinne  solle  der  Bischof  seine  Diöcesanen  belehren;  die- 
selbe Erklärung  solle  auch  dem  Inquisitor  von  Genua  mitgetheilt 
werden;  beide  sollten  auch  darüber  wachen,  dass  nicht  bei  Tage 
oder  bei  Nacht  Conventikel  gehalten  würden. 

Ein  Decret  der  Inq.  vom  29.  Nov.  1689  verbot  wieder  eine 
Reihe  von  italienischen  Schriften,  die  zum  Theil  schon  seit  mehr 
als  20  Jahren  in  Umlauf  waren,  von  Paolo  Manassei  da  Temi, 
Capucino,  Tiberio  Malfi,  Gio.  Maria  Grimaldi  (seit  Ben.  nicht  mehr 
im  Index),  Pietro  Batt.  di  Perugia,  Min.  Osserv.,  Gio.  Ant.  So- 
lazzi  da  Veraila,  Carlo  Guadagni,  Livio  Leoni,  Ant.  Rojas 
(Vita  dello  spirito,  Pavia  1684;  das  spanische  Original,  Madrid 
1629,  und  ein  zweites  Buch  von  Rojas  stehen  schon  bei  Sot.),  — 
auch  einige  anonyme:  Strada  felice,  Tesoro  mistico,  Trattato  per 
condurre  Tanime  alla  stretta  unione  con  Dio.  .  .  trad.  dalla  lingua 
franoese,  —  ferner  Trait6  de  la  theologie  mystique,  oü  l'on  decou- 
vre  les  secrets  de  la  sagesse  de  Dieu  dans  la  conduite  des  ftmes 
appliquees  au  saint  exercise  de  l'oraison,  par  M.  Desqueux,  Cure 
et  Doyen  de  Lille,  Lille  1686,  endlich:  Moyen  court  et  tres- 
facile  pour  Toraison  que  tous  peuvent  pratiquer  tres-aisement  et 
arriver  par-lä  en  peu  de  temps  k  une  haute  perfection,  Grenoble 
1685,  —  Lettre  d'un  serviteur  de  Dieu  k  une  personne  qui  aspire 
k  la  perfection  religieuse,  —  Rigle  des  associez  k  Tenfance  de 
Jesus,  modele  de  perfection  pour  tous  les  estats,  Lyon  1685.  Das 
erste  Schriftchen,  Moyen  etc.,  ist  von  Madame  Guyon  (Jeanne  Marie 
Bouvieres,  geb.  1648,  1664 — 76  mit  Jacques  de  la  Mothe-Guyon 
verheirathet),  und  war,  nachdem  es  bereits  in  Abschriften  Ver- 
breitung gefunden,  von  einem  Parlamentsrathe  mit  Approbation  der 
Sorbonne  und  der  Ordinariate  von  Lyon  und  Grenoble  1685  ver- 
öffentlicht und  seitdem  wiederholt  gedruckt  worden.  Die  Lettre  ist 
eine  dem  Moyen  p.  157  beigefügte  Uebersetzung  des  Briefes  von 
Falconi  (S.  620).  Die  Regle  ist  nach  Heppe  S.  450  auch  von  Mad. 
Guyon,  nach  Biblioth.  Jans.  p.  287  aber  von  Bernieres;  sie  wird 
von  Bossuet  und  Pension  nie  als  eine  Schrift  der  Mad.  Guyon  er- 
wähnt, und  diese  erklärte  selbst  1695  (Corr.  de  Fen.  7,  160),  es 
seien  nur  zwei  Schriften  von  ihr  gedruckt  worden,  Moyen  und  Le 
Cantique  des  Cant.  interpret^  selon  le  sens  mystique,  1685.  La 
Combe  erklärte  1698  (Bossuet  41,  107):  II  y  a  une  ^bauche  d'un 
livre  RÄgle  des  associez,  livret  qui  devrait  etre  tont  autre  que  celui 
qui  a  6te  imprim6  sous  le  meme  titre  et  que  M.  de  Meaux  a  cen- 
sure.  Je  Tavais  commenc6  il  y  a  14  ans  avant  presque  que  l'autre 
ent  paru.     Von  den  zahlreichen   anderen  Schriften   der  Mad.  Guyon 


J 


Had.  Gu;oa.    Haria  di  GiesA.    J.  Snrin  d.  a.  62S 

äehon  dnrch  den  Process  gegen  sie,  bei  dem  BoHanet  uod 
n  eine  so  grosse  Rolle  »piellen,  die  Aufmerkflamkeit  auf  sie 
;  wurde,  in  Rom  keine  verb.  worden;  ihr  Name  steht  über- 
aicht   im  Index. 

.  In  den  nächsten  Jahrzehnten  wurden  von  der  Inq.  noch 
•chriften  von  dem  Minoriten  Sislo  de'  Cucchi  dl  Bergamo, 
eneral-Deiinitor  der  Augustiner  Gio.  Bart,  da  S.  Claudia, 
1  di  salnte    von  einem  ungenannten  Augustiner,    Breve  com- 

0  inlorno  alla  perfettioue  christ.  {1672,  verb.  1703),  —  Va- 
Tcizi  spirituali  composti  .  .  .  dalla  Ven.  Madre  Maria  di 
,  Carmelitana  Scaiza  (Genua  1652.  Ven.  1679),  und  Teo- 
immaestrata  secondo  gli  esempj  della  M.  Suor  Paola  Maria 
u  Centnriona,  Carmelitana  Scaiza,  fondatrice  de'    monasteri  iu 

ed  in  Gratz  {Ven.  1649.  Genua  16.=i8),  beide  verb.  1693, 
:b  mit  d.  c.  1).  Ben.  hat  auch  dem  eratern  d.  c.  beigefügt 
■zterea  unter  den  Namen  des  Verfiiasers  gesetzt:  Gio.  Andrea 
ti  (.Teauit,  1611—57,  Backer  1,  7),  —  ferner  Catechismo 
ile,  in  cui  si  contengono  li  principali  mezzi  per  arrivare  a 
ettione,  comp,  da  Giua.  Surini  Sacerdote  e  trad.  .  ,  .  dall' 
legrino  Monegnini,  Bologna,  verb.  16D5,  eine  üeberaetzung 
[(■chieme  spirituel  contenant  lea  principaux  moyens  d'arriver 
;rfection  des  Jesuiten  Jean  Joseph  Surin  (Seurin),  fl^'^S")» 
erst  der  Prinz  von  Conti  ohne  Suriiia  Vorwiaaen  und  gegen 
illen  seiner  Oberen  ala  compoae  par  J.  D.  S.  F.  P.  {Jean  de 
Foy,  PrPtre),  Par.  1661.  63,  2  vol.,  drucken  Ueas,  der  dann 
ich  wiederholt  unter  Surins  Namen  erschien.  Bossuet,  mit 
Approbation  ein  anderes  Buch  von  Snrin,  Les  fondementa  de 
apirituelle,  erschienen  war  (Fenelon  4,  281),  vertheidigt  (28, 
en  Catechiemus  ^). 

1  Die  beiden  KlÖxter  waren  von  Ferdinand  II.  und  der  Kaiserin 
e  gegründet,  bei  welcher  die  Ce(itiirinna(15öS—164ß)  in  grossem  An- 
band. Nach  der  Bibholh.  Carmelitana,  Orleans  17ö2,ll,  52»  wurde 
rruptione  corporis  aliisquc  prodigiis  a  Deo  honorata.  Alberti  schrieb 
le  Vita  derselben. 

I  Im  J.  1633  wurde  der  Pfarrer  Urbain  Grandier  von  Loudun, 
lächtig  war  La  cordonniere  di^  Loudun,  ein  Pamphlet  Regen  Richelieu, 
■ben  zu  haben,  auf  dessen  Befehl  verhaftet  und  18.  Aug.  1634  als 
r    und  Urheber   der    aiigel) liehen   l!i'Hesaenlieit    der  Nounen    eines 

zu  Loudun  verbrannt.  V.  äurin  und  zwei  andere  wurden  dann 
)uijun  gesandt,  um  die  Nonnen  zu  exorciBireu.  Die  DämoDen,  so 
zählt,  sagten  bei  den  Exorcisirungen  aus,  zwei  Zauberer  hätten 
ne  Hostien  bei  Seite  gebracht;  Surin  erbot  sich  im  Gebete,  seinen 
Leib  den  Dämonen  preiszugeben,  um  das  h.  Sacrament  zu  retten  ; 
lonen  brachten  die  Hostien  zur  Stelle  und  Surin  wurde  besessen. 
41.  Bayle  a.  v.  Grandier.     Es  erschien  darauf  Bist,  des  diables  de 

von  dem  Calvinisten  Aubin.  —  Die  Hist.  sbregee  du  la  posseasion 
uh'nes  de  Loudun  et  des  peinee  du  P.  tiurin  und  andere  Sachen 
■in    sind    erat  1828  u.  s.  w.  gedruckt.     Der   oben    erwähnte  H.  M. 

schrieb  L'homme  de  Dieu  en  la  peraonne  du  P.  J.  J.  Seurin, 
acker  2,  604;  7,  a61. 

\  Bei  dem  Procesa  liegen  den  MalläuJer  Priester  Joseph  Beceaüelli, 
'•""•■  """>  II.  40 


n 


626  Der  Quietismus. 

Von  der  Inq.  wurden  auch  verb. :  Trois  lettres  toncbant 
l'Ätat  präsent  de  Tltalie,  icrites  1687;  la  1.  regarde  Taffaire  de 
MolinoB  et  des  qui^tistes,  la  2.  TlnquiBition  et  Tetat  de  la  religion, 
la  3.  la  politique  et  les  interna  de  quelques  etats.  Pour  eervir 
de  BuppÜment  aux  lettres  du  Dr.  Burnet.  Trad.  de  l'anglais,  Col. 
1688,  verb.  1691  und  1692,  eine  von  Cornand  de  la  Croze  besorgte 
Uebersetzung  der  Three  Letters  concerning  the  state  of  Italy,  die 
1688  als  Supplement  zu  Gilbert  Burnets  Letters  (S.  123)  erschienen 
(Scharling  1854,  339);  —  Recueil  de  diverses  pi^ces  concemant 
le  qui6tisme  et  les  qui^tistes  ou  Molinos  et  ses  disciples,  Amst. 
1688,  verb.  1691,  auch  von  C.  de  la  Croze,  enthält  eine  Ueber- 
setzung der  zwei  Schriften  von  Molinos,  Auszüge  aus  Briefen  über 
ihn  und  in  der  Vorrede  eine  Apologie  desselben  (A.  E.  1688,  426. 
Scharling  1854,  344);  —  La  rovina  del  quietismo  e  deir  amore 
puro,  per  F.  Gulielmo  Felle,  Maestro  Dominicano,  Col.  1702,  verb. 
1704.  Das  Buch  enthält  eine  Widerlegung  der  68  Sätze  des  Mo- 
linos und  der  23  Sätze  F6nälons  und  161  Theoremata,  in  welchen 
die  Nonnen  vor  dem  Quietismus  gewarnt  werden.  Felle  (f  1711; 
Qu6tif  2,  775  erwähnt  nicht,  dass  das  Buch  verb.  ist)  ist  ein 
leidenschaftlicher  Gegner  des  Quietismus.  Zur  Verdammung  seines 
Buches  haben  ohne  Zweifel  Stellen  Anlass  gegeben  wie  die  von 
Heppe  S.  129  citirten:  £n  Sanctum  Komae,  quem  adorabant  Car- 
dinales, episcopi,  generales  ordinum,  principes,  .  .  .  qui  fascinabat 
principes  viros  ac  feminas  et  in  amorem  ac  admirationem  sui  rapie- 
bat  Eomam  sanctam  universam.  —  Gothofredi  Arnoldi  Hist.  et 
descriptio  theologiae  mysticae  s.  theosophiae  arcanae  et  reconditae 
itemque  veterum  et  novorum  mysticorum,  wurde  1709  von  der 
Ind.-Congr.  verb. 

5.  Die  bisher  erwähnten  Verbote  sind  fast  alle  von  der  Inq. 
ausgegangen,  welche  seit  1680  die  quietistische  Literatur  sich  re- 
servirt  zu  haben  scheint.  Auch  die  Index- Congr.  verbot  freilich  in 
dieser  Zeit  eine  Reihe  von  ascetischen  Schriften,  ob  aber  wegen 
quietistischer  Tendenz  oder  aus  anderen  Gründen,  erhellt  nicht. 
Dahin  gehören  elf  1676 — 80  erschienene  Schriften  des  Venetianischen 
Priesters  Michele  Cicogna,  die  1684 — 1714  verb.  wurden,  zwei 
von  dem  Augustiner  Antero  Maria  da  San  Bonaventura  zu  G«- 
nua,  eine  zu  Jesi  1682  erschienene  Schrift  des  Canonico  Carlo 
Caldori  di  Fabriano,  ferner  Schriften  von  dem  Augustiner  Fr. 
Maria  Battaglia,  Gio.  Giac.  Cevasco,  dem  Minoriten  Angelo  £lli, 
Inn.  Am.  Gherardi,  G.  Palazzi  (S.  137),  Luc.  Eaineri,  eine  anonyme 
Maniera  di  conversare  con  Dio  .  .  .  trad.  dal  francese,  und  spanische 


der  1708  von  der  Inquisition  verhaftet  wurde,  1710  zu  Venedig  abschwor 
und  zur  Galeere  verurtheilt  wurde  (Heppe  S.  445),  handelte  es  sich,  wie 
bei  früheren  Processen  (S.  611)  hauptsächlich  um  grobe  ünsittlichkeiten 
(A.  J.  P.  6,  1374.  Laemmer,  Zur  Kirchengesch.  S.  58).  —  üeber  die 
1724  zu  Palermo  verbrannten  beiden  „Quietisten  und  Molinisten^  und 
das  darüber  erschienene  Buch  L'atto  pubblico  di  fede  .  .  .  descritto  dal 
D.  Ant.  Mongitore,  Palermo  1724  (Bologna  1868),  vgl.  Th.  Lit.-Bl.  1873, 49. 


J 


G.  Felle.  P.  Gisolfo.  Fr.  de  Clu^ny  v.  a.  637 

Ipn  von  dem  Capuciner  Felix  de  AI  am  in  und  P.  Martin  de 
rote.  —  Von  La  guida  de'  peccatori  von  Pietro  Gisolfo, 
i  1681  *),  Terb.  1684,  erschien  nach  Toppi  eine  Aasgabe, 
a  ed  espurgata  da'  I'adri  Pii  Operarii  di  H.  Baibin«,  Ven. 
lim  Index  nicht  erwiihnt);  von  demselben  warde  1684  verb. 
:io  di  matnre  virtii  nella  vita  di  Fiisco,  fanciiillo  di  tre  «nni 
,  Nap.  1682.  —  II  cristiano  occupato  di  dieci  giorni  per 
i  esercizi  di  S.  Ignazio,  und  Giornata  bene  Hpesa  ...  da 
igioso  Franciscano  de'  Min.  Convent.,  verb.  1742,  sind  von 
Änt.  Marchefelli;  von  dem  ersten  Buche  wurde  eine  expur- 
kasgabe  von  1777  freigegeben, 
ja    devotion    des  pechenrs,    par    ur    pecheur,    Lyon     1685, 

12.,  n.  s-,  und  De  l'oraieon  den  pecbeurs,  par  un  pecheur, 
1689,  139  S.  16.,  beide  verb.  1714,  sind  von  dem  Üratorianer 
lis  de  Clugny,  1637—94  (Ingold,  Essni  p.  35.  Suppl.  de  Mo- 
.  V.).  Er  sagt  in  dem  zweiten  Hchriftchen,  einer  seiner  Haupt- 
;  sei  die  Bekämpfung  der  Irrthiinier  des  Holinos  und  der 
n  Qnietisten;  die  Bibl.  Jans.  p.  248  behaoptet  aber,  es  sei 
änrchdrungen  von  diesen  Irrthümern,  und  in  dem  ersten 
chen  findet  das  Dict.  Jana.  1,418  viele  impietus,  blasphemes 
iie  Sujets  d'oraison  pour  les  pecheurs  tir^a  des  epitres  et 
ang.  de  l'annee,  par  un  pi-cheur,  Lyon  1695—90,  4  vol.,  12., 
nur  in  dem  Jesuiten-,  nicht  im  Hiizn.  Index.  Von  dem  Abbe 
ion,  den  Feller  als  Gesinnungsgenossen  der  Mad.  Guyon 
met,    wurde     1727    verb.    La  vie    de  la  trtis-suhlinie  contem- 

Soenr  Marie  de  S.  Therese,  Carmelite  de  Bordeaux,  Par. 
3  vol. 

Im  spanischen  Index  von  1707  sind  die  38  Sätze  dea 
s  abgedruckt.  In  dem  von  1747  wird  beigefügt:  gemäss 
Edicte  der  span.  Inquisition  seien  13  zur  Lehre  des  Moünos 
ude  Sätze,  —  8  werden  spaniscli,  6  indecente  lateinisch  an- 
,  —  überall,  wo  sie  vorkämen,  ku  strciehen.  Von  den  vielen 
)  im  Rom.  Index  stehenden  (luietistidcheu  Schriften  steht  im 
hen  ausser  denen  von  Faleoni,  Berniüres  und  Zearrote  keine. 
■n  werden  zuerst  in  dem  Supplement  zu  dem  von  1707  verb.; 
t.  de  la  Anunciacion,  De  la  conimunion  qnotidiana,  Cadiz 
in  seinem  Memorial  de  padres  espirituales,  Ali'ala  lti79,  soll 
at  ans  Motinos  gestrichen  werden),  und  Franc.  Montalvo,  Hist, 
quietistas,  und  seit  1747  eine  Schrift  des  Bischofs  Jean  Pierre 
von  Belley,  dem  Freunde  des  h.  FranK  von  Sales,  f  1652, 
I  Sprachen,  apeciell  in  der  Ueheraetzung  von  Cabillas,  Epitonie 
;a  essencia  del  amor  de  Dies,  Barcelona  1693. 


I  Von  diesem  Buche  schreibt  de  la  M'>nnais,  Oeuvres  incdites,  1866, 
m  J.  leil;  Uu  iivr«  qui  est  bien  fait  piiur  nioi;  La  gui.le  di^s 
B  par  le  P.  P.  Gisolfe  de  rOrdro  dea  pieux  ouvriers,  Napifs  1677. 
.  qne  l'auteur  etait  un  bon  religieux,  plein  do  piete,  tel  i|ue  le  Pore 
},  4  la  Biiite  duquei  il  marche  hiunljlement.  Kr  heschri'ibt  dag 
'00  S.)  und  gibt  Auszüge  daraus. 


n 


628  Fdnelon. 

1733  verbot  der  Bischof  von  Münster,  Clemens  Augast  von 
Baiern,  die  IJebersetznng  des  Buches  von  Berniires  von  Branden- 
berg,  Via  s.  vita  spiritns  auct.  A.  de  Eoxas,  Col.  1695  und  1716, 
Vita  aeterna,  Col.  1719,  und  Thalamus  sponsi,  Col.  1723,  mit  dem 
Bemerken,  die  beiden  ersten  Bücher  seien  von  der  h.  Congregation 
schon  öfter  verb.  worden  (d.  h.  in  mehreren  Index- Ausgaben  ent- 
halten; Hartzheim,  Conc.  10,  475).  —  In  der  Biblioth.  Jans,  steht 
ein  Anhang:  Biblioth.  des  auteurs  qui^tistes,  mit  der  Bemerkung: 
der  Quietismus  sei  nichts  anderes  als  der  praktische  Jansenismus. 
Thatsächlich  waren  die  Jansenisten  die  entschiedensten  Gegner  des 
Quietismus.  Amauld  spricht  2,  770  sehr  ungünstig  von  Malaval 
und  Berni^res;  Nicole  bekämpfte  in  den  Yisionnaires  direct  des  Ma- 
retz  de  Saint-Sorlin,  der  ein  erklärter  Gegner  von  Port-ßoyal  war 
(S.-Beuve  4,  441),  aber  indirect  auch  Bernieres  und  Guillor^^),  und 
schrieb  1695  auf  Veranlassung  Bossuets  eine  Refutation  des  prin- 
cipaux  erreurs  des  qui^tistes.  Auch  Kacine  und  die  N.  E.  (1750, 
89  u.  s.)  sprechen  sehr  ungünstig  von  dem  Quietismus.  In  dem 
Streite  zwischen  Bossuet  und  F6n61on  standen  nicht  die  Jansenisten, 
sondern  die  Jesuiten  auf  des  letztern  Seite  (Tabaraud,  Suppl.  aux 
bist,  de  Bossuet  et  de  F6n61on,  1822,  p.  485).  Pichon  war  zwar 
nichts  weniger  als  Quietist,  berief  sich  aber  auf  Molinos  und  Fal- 
coni  (S.  453). 


64.     Fen^IoD. 

lieber  die  Schriften  der  §  63  erwähnten  Madame  Guyon 
veraneinigten  sich  1696  zwei  der  bedeutendsten  französischen 
Bischöfe,  Bossuet  und  F^nölon.  Des  letztern  i^Darlegnng  der 
Grundsätze  der  Heiligen  über  das  innere  Leben",  1697,  wurde 
namentlich  wegen  dessen,  was  er  darin  über  die  Gontemplation 
im  Unterschiede  von  der  Meditation  und  über  die  reine  und 
uneigennützige  Liebe  Gottes,  bei  der  die  HoiSTnung  und  das  Ver- 
langen nach  eigener  Beseligung  zurücktrete,  vorgetragen,  von 
Bossuet  nnd  einigen  anderen  Bischöfen  angegriffen  und  Yon 
ihm  selbst  dem  Papste  zur  Entscheidung  übersandt.  Ludwig  XJV. 
beantragte  im  Juli  1697  bei  Innocenz  XIL  die  Verdammung 
des  Buches.    Dasselbe  Vurde  der  Inquisition  zur  Prüfung  über- 


1)  Heppe  S.  96  spricht  von  einem  Mystiker  Saint  Jnrius;  er  meint 
den  Jesuiten  J.  B.  de  Saint  Jure,  von  dem  Arg.  III  b  352  berichtet,  er 
habe  über  einige  Stellen  eines  seiner  ascetischen  Bücher  Erklärungen  ab- 
geben müssen. 


j 


F.  La  Coml'c  und  Mad.  Guyon.  R29 

in.  lieber  die  Verhandinngen  haben  wir  von  den  Vertretero, 
le  die  beiden  Rigchnfe  nach  Rom  gesandt  hatten,  Berichte, 
geeignet  sind,  (Ins  Verfahren  der  Inquii:;ition  in  solchen 
D  (S.  2)  anschaulich  zu  niuchen.    Eb  wUrde  wohl  nicht  zu 

Verdammung  des  Buches  gekommen  sein,  wenn  nicht 
ig  XIV.  auf  einer  solchen  bestanden  hätte').  Sie  erfolgte 
I  eiu  Breve  vom  12.  März  1699,  worin  das  Bueh  bei  Strafe 
iconimnnication  verboten,  2;i  Sätze  aus  demselben  censurirt 
;n.  In  dem  Breve  waren  die  meisten  der  sonst  üblichen 
ein,  welche  in  Frankreich  die  Reception  desselben  erschwert 
I  würden  (S.  19),  vermieden,  namentlich  jede  Erwähnung 
nquisition.  Es  wur<le  denn  auch  in  Frankreich  förmlich 
cirt.  FiSnölon  unterwarf  sich  dem  Urtheil. 
DaB  Römi§c]ie  Verbot  von  Schriften  des  P.  La  Combe  und  der 
Guyon  ist,  wie  es  scbeint,  in  Frankreich  kaum  bekannt,  jeden- 
licht  beachtet  worden;  in  den  Verhandlungen  über  beide  ist 
t  wie  nie  die  Hede  davon.  16H8  verbot  der  Bischof  von  Genf, 
ä'Aranthon  d'Alex,  in  einem  Hirtenbriefe  die  Schriften  von 
I    nebxt   denen  von  Mulinos,    Falconi   und  Malaval.     Heit  1688 

Mad.  Guyon  auch  const  in  Frankreich  vielfaeh  angefeindet'). 
!pt.  1693  übergab  sie  auf  Fent-Ions  Kath  Bo»iRuet  alle  ihre 
re  mit  der  Erklärung,  sie  wolle  «ich  seineni  Urlheil  unterwer- 
BosBuet  versuchte,  nachdem  er  ihre  Schriften  gelesen,  wie  es 
t,  nicht  ohne  Erfolg,  sie  zu  belehren,  und  rieth  ihr,  zuriick- 
;n  zu  leben  und  zu  schweigen.  Im  Juni  1604  verlangte  nie 
lem  Briefe  an  Mad.  de  Maintenon  eine  neue  Prüfung  ihres 
a  und  ihrer  Lehre,  und  auf  ihren  Wmisch  wurden  Boasnet, 
es,  damals  noch  Bischof  von  Chalons,  und  Tronson,  Superior 
It.  Sulpice,  mit  der  Untersuchung  beauftragt.  Diese  hielten 
■lerbat  1694  bi"  Frühjiihr  1G95  zu  Issy  Conferenzen.  Ausser 
R.  übersandte  ihnen  auch  Pen.  eine  Reihe  von  Schriftstücken; 
erklärten  wiederholt,  sie  würden  sich  dem  Sprucha  der  Com- 


1)  Der  Kanzler  d'Aguepucaii  (Oeuvres  18,  1R7)  bezeichnet  die  An- 
nbeit  alt  cette  graniJe  aDaire  qui  n'a  pae  ete  tnoiiis  une  intriguc  de 
lij'iine  querello  reliffieuse. 

2}  Ueber  die  Sfbicksale  der  Mad.  Guyon  und  dt^a  P.  I.a  Combo 
eppe  S.  145.  2P3  und,  ut  audiatur  et  altera  pars,  Ruck);aber,  der 
!mua  in  Frankreich,  Tüb.  (J -S.  IBfifl;  J.  Phelippeaux,  Kulalion  de 
iie.  du  prngrus  et  de  la  condauination  du  (^uietieme  cn  France.  1782, 
(auf  Befi'lii  df»  ConHeil  d'etat  verbrannt),  und  Lettres  de  l'abbe  de 
tterie  au  sujet  de  la  Relation  du  Quietiume  (1733)  in  der  Corr.  de 
>,  91.  Tnbaraud,  Suppl.  aux  hixt.  de  Bossuet  et  de  Feneton.  1822. 
flupiquelk-n  für  das  Folgende  sind  Oeuvree  de  Boesuet,  vol.  27—29, 
!.  Oeuvres  de  Fenelon,  vol.  5.  6,  Correapondance  de  Fenelon  vol.  7 
"gl.  D'Aguesseau,  Oeuvres  18,  167. 


n 


680  Fel61on. 

mission  fügen.  (Während  der  Conferenzen  veröffentlichte  Erzb.  Har- 
lay  von  Paris  ein  Verbot  des  Buches  von  La  Gombe,  des  Moyen 
und  des  Cantique).  Das  Ergebniss  der  Conferenzen  waren  34  Ar- 
tikel, die  10.  März  1695  von  den  drei  Comuiissaren  und  von  dem 
8.  Febr.  1695  zum  Erzbischof  von  Cambray  ernannten  F6n61on  unter- 
schrieben wurden.  Sie  wurden  Mad.  G.  vorgelegt,  die  sie  15.  Apr. 
gleichfalls  unterschrieb.  Bossuet  und  Noailles  erliessen  dann  16.  resp. 
25.  April  Ordonnanzen,  worin  sie  die  Artikel  von  Issy  publicirten 
und  die  Guida  von  Molin os,  die  f  ratique  von  Malaval,  die  Analysis 
von  La  Combe  und  das  Moyen  und  Cantique  (da  sie  anonym  er- 
schienen waren,  ohne  Nennung  der  Verfasserin)  verboten.  Auch 
diesem  Verbote  ihrer  Schriften  unterwarf  sich  Mad.  G.  —  Ihr  Freund 
La  Combe  starb,  nachdem  er  zehn  Jahre  lang  von  einem  Gefäng- 
nisse ins  andere  geführt  worden,  1699  im  Irrenhause  zu  Charenton; 
sie  selbst  st^rb  erst  9.  Juni  1717  zu  Blois.  Noch  zu  ihren  Leb- 
zeiten erschienen  von  ihr  zu  Cologne  (Amsterdam)  Opuscules  spiri- 
tuels  1704,  Les  livres  de  l'A.  et  du  N.  T.  avec  des  explications  et 
des  riflexions  qui  regardent  la  vie  Interieure  1713 — 15,  20  vol.,  von 
dem  reformirten  Theologen  Pierre  Poiret  herausgegeben,  später  wie- 
derholt französisch  und  deutsch  gedruckt,  Discours  chretiens  et  spi- 
rituels  1716,  2  vol.,  nach  ihrem  Tode  Lettres,  1717,  4  vol.,  La 
vie  de  Mad.  G.  6crite  par  elle-mSme,  1720,  3  vol.,  und  Poesies  1722 
(Heppe  S.  449).  In  den  Index  kam,  wie  gesagt,  von  diesen  späte- 
ren Schriften  keine. 

Bossuet  hatte  in  seiner  Ordonnanz  vom  16.  Apr.  1695  eine 
ausführlichere  Erläuterung  der  Artikel  von  Issy  in  Aussicht  gestellt. 
Diese  schrieb  er  unter  dem  Titel  Instruction  sur  les  etats  d'oraison 
und  bat  Noaillesy  seit  19.  Aug.  1695  Erzb.  von  Paris,  und  Fendlon, 
als  die  beiden  Bischöfe,  welche  die  Artikel  mit  unterschrieben,  die 
Schrift  zu  approbiren.  F6n.  verweigerte  dieses  wegen  des  nach 
seiner  Meinung  ungerechten  Urtheils,  welches  Bossuet  darin  über 
Mad.  Guyon  ausgesprochen,  und  verfasste  auch  seinerseits  eine  Schrift 
über  die  Artikel  unter  dem  Titel  Explication  des  maximes  des  Saints 
sur  la  vie  int6rieure.  Sie  erschien  im  Febr.  1 697,  einen  Monat  früher 
als  Bossuets  Schrift.  Dieser  Streit  zwischen  zwei  der  angesehensten 
Bischöfe  erregte  natürlich  grosses  Aufsehen.  F6n.  wurde,  nicht  mit 
Unrecht,  beschuldigt,  dass  seine  Schrift  mit  den  Artikeln  von  Issy 
nicht  harmonire,  und  Bossuet  arbeitete  mit  Noailles  und  dem  Bischof 
Godet  Desmarets  von  Chartres,  die  sein  Buch  approbirt  hatten,  an 
einer  Erklärung,  durch  die  F6n.  zum  Widerruf  genöthigt  werden 
sollte.  —  Beide  Bischöfe  übersandten  ihr  Buch  dem  Papste,  Fen. 
mit  Erlaubniss  des  Königs  mit  einem  Briefe  vom  27.  Apr.,  worin 
er  den  Papst  um  die  Entscheidung  der  Controverse  bat.  Im  Juli 
bat  er  den  König  um  die  Erlaubniss,  selbst  nach  Rom  zu  gehen, 
um  sein  Buch  zu  vertheidigen.  Diese  wurde  ihm  verweigert  und 
ihm  zugleich,  —  ein  Zeichen  der  allerhöchsten  rngnade,  —  die 
Weisung  ertheilt,  sich  in  seine  Diöcese  zu  begeben.  Am  26.  Juli 
1697  schrieb  der  König  einen  eigenhändigen  Brief  an  den  Papst, 
worin  er  F6n.'s  Buch  als   ein  sehr  schlechtes  und  gefährliches,    be- 


J 


Fenölon.  631 

t  von  BiEchufen  nnd  vielen  Theologen  verworfeneB,  die  von  F*n. 
;boIenen  Erkläningen  als  migcniigend  bezeichnet  und  vergichert, 
lenie  seine  ganze  Autorität  anwenden,  um  die  Entscheidung  des 
ilnhles  zur  Gellung  zu  bringen.     Der  Papst  versprach  10.  Sept. 

UnterBDchung.  Im  Augu.it  überreichten  Noailles,  Bosauet  und 
et  mit  Geuehmigung  des  Königs  ihre  DecJaration  des  eentimentB 

Xunciufl  Delfini. 

Fen.  schickte  als  Beinen  Vertreter  den  Abbe  N.  de  Lacropte 
Jhanterac  nach  Itom,  Boss,  besuftrngte  mit  seiner  Vertretung 
;d  Neffen,  Abbfi  Bossuet  und  den  Äbb6  Phclippeaux,  die  bereits 
rn  einer  andern  Angelegenheit  seit  einem  Jahre  in  Rom  waren. 
:h  deren  Berichte  nnd  BosKuets  und  Fenelons  Briefe  an  sie  sind 

sehr  vullstündig  über  die  Verhandlungen  unterrichtet,  zumal 
;  des  Stillschweigens,  zu  welchem  die  betheiligten  Theologen 
Cardinäle  verpflichtet  waren,  Abbii  Bossuet  Mittel  fand,  über 
Sitzuugen  a.  s.  w.  genaue  Informationen  zu  erlangen;  Chanterac 
ir  viel  weniger.  Ks  iBt  sehr  menschlich  dabei  zugegangen,  und 
nben  allerlei  Einfiiiase  dabei  mitgewirkt. 

Eine  Hauptstütze  Fen.'e  war  in  Kom  merkwürdiger  Weise  der 
tüsische  Botschafter,  Card.  Bouillon,  der  aber  in  Kom  keinen 
nss  hatte,  am  Hufe  der  königliche  Beichtvater,  B.  La  Chaise,  den 

llad.  de  Maintenon  in  Schach  hielt.  Ueberhaupt  standen  die 
iten  auf  seiner  Seile'),  —  diese  waren  aber  eben  damals  wegen 
chinesischen  Angelegenheit  bei  dem  Papste  übel  angeschrieben 
r.  11,  65),  —  und  es  blieb  niolit  aus,  dass  seine  Gegner  als 
enisten  bezeichnet  wurden.  Unter  den  Komischen  Prälaten 
ff  am  entschiedensten  für  ihn  Partei  Kabroni,  damals  Secretär 
Propaganda,  der  amtlich  bei  den  Verhandlungen  gar  nicht  be- 
igt,    aber    bei    dem    Papste    sehr    einHussreioh    war.   —    Wäh- 

der  Verhandlungen  verfassteu  Boss,  und  Fen.  eine  Reihe 
Schriften  zu  ihrer  Vertheidigung,  theils  lateinische,  die  direct 
Rom  bestimmt  waren,  —  Fen.  übersetzte  auch  seine  Maximes 
Lateinische,  —  theils  französische,  —  qui  divertirent  le  pu- 
et  affligerent  l'Eglise,  sagt  d'Agucsseau  (13,  177}  davon,  — 
iber  auch  nach  Kom  geKchickt  wurden.  In  einer,  der  Relation 
le  quiiitisme  (2fi,  51it),  brachte  Boss,  auch  Fen.'s  VerhiiltniBS  zu 

Guyon  zur  Sprache,  und  sein  Neffe  schrieb  ihm  wiederholt; 
:ise  für  einen  unzüchtigen  Verkehr  dieser  Frau  mit  La  Combe 
für  Fen.'B  freunilschaftlicheB  Verhältnisa  zu  ihr  würden  in  Rom 
'  Eindruck  machen  als  zwanzig  theologische  Argumente.  Eiu- 
t  machte  in  Rom  auch  die  Entlassung  mehrerer  Freunde  Fcn.'s 

1)  Beim  Beginne  der  Verhandlungen  bezeichnete  Boss,  in  einem 
e  an  seinen  Neffen  (40,  28B)  I'.  Dez  als  einen  seiner  specicUcn  Freunde, 
r  nahm  aber  für  Fen.  Partei  und  ist  der  VerfaBser  von  zwei  anonymen 
ften  zu  seinen  Gunsten:  KeHexiiinB  d'un  Docteur  de  Sorbonne,  1697, 
Lettre  d'un  ecclesiastique  de  Flandres,  HiilP.  —  D'Aguesaeau  13,  173 
auf  Betreiben  des  F.  La  Chaise  und  dea  Duc  de  Beauvilliere  sei 
Jansen  in  Bom  durch  den  Ii'en.  günstig  gesinnten  Card.  Bouillon 
:t  worden. 


682  F6n6Ion. 

vom  Hofe,  und  ein  ungünstiger  Zufall  war,    dass  eben  jetzt  wieder 
einige  Quietisten   in  Rom  verhaftet  wurden. 

Mit  der  Prüfung  der  F6n/8chen  Schrift  wurden  zunächst  7  Quali- 
fioatoren  beauftragt:  der  Mag.  S.  Pal.  Paolino  Bernardini,  der  Do- 
minicaner Antonin  Massoulie,  der  Generalprocnrator  der  Augustiner- 
Eremiten  Nie.  Serrano^  der  spanische  Jesuit  Alfaro,  der  Franciscaner 
Jo.  Maria  Gabrielli,  der  Observant  Thom.  G-ranelli  und  der  Bene- 
dictiner  Gr.  B.  del  Miro.  Es  wurden  dann  aber,  wie  es  scheint,  auf 
Betreiben  der  Gönner  Fen.'s,  noch  drei  weitere  Qualificatoren  er- 
nannt, zunächst  der  Conventual  Jo,  Damascenus,  der  aber  auf  eine 
von  Paris  aus  erhobene  Einsprache  bald  wieder  beseitigt  wurde 
(man  machte  gegen  ihn  geltend,  dass  er  bei  der  Herausgabe  von 
Sfondrato^s  Buch  betheiligt  gewesen  sei,  was  freilich  auch  gegen 
Gabrielli  hätte  eingewendet  werden  können),  und  an  dessen  Stelle 
dann  der  frühere  General  der  unbeschuhten  Carmeliter  P.  Philipp 
trat,  und  Nie.  Radolovic  aus  Ragusa,  Erzbischof  von  Ghieti,  und 
der  Augustiner  Lambert  le  Drou,  früher  Professor  in  Löwen,  seit 
1692  Erzbischof  von  Porphyra  und  Monsignore  Sacrista  des  Papstes.  — 
In  der  ersten  Zeit  wurden  die  Qualificatoren,  abweichend  von  dem 
Stile  des  h.  Officiums,  dem  Vertreter  Fen.'s  gegenüber  von  dem 
Secretum  Sancti  Off.  dispensirt,  um  sich  von  ihm  Informationen  geben 
zu  lassen;  auch  wurde  Chanterac  gestattet,  die  von  den  Anklägern 
eingereichten  Schriftstücke  durch  vereidete  Copisten  abschreiben  zu 
lassen.  Sobald  aber  die  10  Examinatoren  sich  über  die  zu  qualifi- 
cirenden  Sätze  geeinigt  hatten  und  es  sich  nun  um  die  Qualification 
derselben  handelte,  wurden  sie  zum  Stillschweigen  verpflichtet.  Die 
Leitung  der  Verhandlungen  der  Qualificatoren  stand  dem  Assessor 
S.  Off.  Bemini  zu.  Ende  Januar  1698  wurden  die  Cardinäle  Noris 
und  Ferrari  beauftragt,  in  den  Sitzungen,  in  denen  es  mitunter  sehr 
lebhaft  herging,  zu  präsidiren ;  ausser  ihnen  und  dem  Assessor  nahm 
auch  der  Commissarius  S.  Off.  daran  Theil. 

Vom  12.  Oct.  1697  bis  25.  Sept.  1698  fanden  64  Sitzungen 
statt,  die  mitunter  6 — 7  Stunden  dauerten.  Anfangs  Mai  1698  war  man 
so  weit  gekommen,  dass  man  38  Sätze  aus  dem  Buche  zusammen- 
gestellt hatte,  —  sie  wurden  später  auf  23  reducirt,  —  über  die 
von  nun  an  Montags  und  Mittwochs  die  Qualificatoren  in  Gegen- 
wart der  beiden  Cardinäle  discutirten.  Donnerstags  fanden  die  Sit- 
zungen der  Cardinäle  der  Inquisition  unter  dem  Vorsitze  des  Papstes 
statt,  in  denen  auch  wieder  die  Qualificatoren  gehört  wurden. 

Ludwig  XIV.  sprach  wiederholt  im  Febr.  und  im  Mai  1698, 
das  erste  Mal  unter  Beifügung  einer  von  Boss,  verfassten  Denkschrift, 
den  Wunsch  aus,  man  möge  die  Sache  beschleunigen.  Fen.  äusserte 
im  Juni  in  einem  Briefe  an  den  Papst  nochmals  den  Wunsch,  sich 
persönlich  in  Rom  zu  vertheidigen.  Es  wurden,  da  die  Sache  sich 
so  in  die  Länge  zog,  allerlei  Auswege  vorgeschlagen,  u.  a.,  man 
solle  das  Buch  mit  d.  c.  in  den  Index  setzen,  auch,  man  solle  das 
Buch  und  alle  zur  Vertheidigung  desselben  veröffentlichten  Schrif- 
ten bei  Strafe  der  Excommunication  verbieten  und  die  Fortsetzung 
der  Prüfung  der  Lehre  vorbehalten.     Card.  Bouillon  Hess  im  August 


J 


Fen.  Torachlagen,  er  möfre  den  Papst  neUiHl  bitten,  sein  Buch 
rbieCen  und  die  beaiiHtnndcten  Sätze  in  dem  Sinne,  den  ihnen 
Gegner    beilegten,    verdammen,    worauf  Fen.    natürlieh    nicht 

Am  25.  Sept.  1698  wurden  endlich  die  Discussionen  der  Quali- 
en  gefichlüHHen  und  diesen  unftfef^eben,  jeder  einzeln  sein  Votum 
lieh  einzureichen  1).  Sie  lieferten  das  missliche  ErpebniBs,  daas 
■  für,  5  gegen  die  Verdanimnng  der  discutirten  Sätze  auHspra- 
dagegen  die  drei  zuletzt  ernannten  Cinal iticatoren,  Gabrielli 
er  Jesuit  Alfaro.  Die  Angabe  Bausaets-),  nnch  den  Hegeln 
quisition  hätte  das  Buch  nun  freigegeben  werden  miisnen,  aber 
ücksicht  auf  das  Drängen  Ludwigs  XIV.  habe  der  l'apRt  die 
ive  Prüfung  den  Cardinälen  der  Inq,  übertragen,  ist  unrichtig, 
utachten  der  Qualificatoren  hatte  überhaupt  keine  masBgebende 
:utig.  Nach  der  Praxis  der  Inq.  hätten  der  Papst  oder  die 
äle  der  Inq.  allenfalls  noeh  weitere  (^ualificaloren  mit  der 
ichtung  beauftragen  liünneu,  und  dacs  man  davon  absah,  ist 
anfFalleiid.  Eine  Beschleunigung  und  Abkürzung  des  Verfah- 
larde  insofern  beliebt,  als  man  die  Gutachten  der  yualitica- 
nieht  erst  den  Connultoren  der  Inq.  überwies,  sondern  die 
äle  beschlossen,  sofort  selbst  über  die  Sache  zu  verhandeln. 
len  Papst  machte  allerdings  die  Stimmengleichheit  Kindruck, 
ier  Commissar  der  Inq.  stellte  ihm  vor,  die  Ansichten  der 
äle  seien  nicht  so  getheilt  und  die  Entscheidung  stehe  doch 
«hch  ihm  allein  zD. 

Da  aber  im  October  die  Donnerstags- Sitzungen  auszufallen 
n,  weil  die  Cardinäle  meist  aufs  Land  gingen,  —  die  . 
ichs-Sitzungen  erlitten  keine  Unterbreehung,  —  so  wurde  be- 
len.  die  Cardinüle  sollten  während  dieses  Monats  die  Gutachten 
iialiticatoren  und  daa  sonstige  Material  studiren  und  gleich 
illerheiligen  die  Discussion  beginner..  Während  dieser  Unter- 
ng  veranlasste  Noailles,  . —  Bossuot  war  dabei  nicht  bethei- 
-  den  Dr.  Pirot,  eine  motivirte  Censur  von  12  Sätzen  aus  Fen. 's 
von  Doctoren  der  Sorbonne  unterschreiben  zu  lassen;  Ifi.  Oct, 
eiehneten  ßO,    später    noch  mehr   (Bossuet  41,554)    ein    1699 

1|  Einie-e  Vota  sind  in  den  A.  J.  P.  veri i (Ten Ui cht,  die  vnn  Bernar- 
ie Drou  and  Maaaoulie  9,  SIO.  828.  019,  die  von  tierrano  und  Miro 
i.   407. 

2|  Vie  de  Fiinelon  2.  216;  ebenso  Heppc  ö,  428,  Chanterac  sagt 
(Cnrr.  8,494)  auch;  man  habe  ihm  gesagt,  bei  Stimmengleichheit, 
üt  bei  Majorität  von  nur  einer  Stimme  werde  ein  Buch  i'reigegobfii, 
In.  selbst  (9,  486);  „Wird  maii  die  Bii^el  des  b.  üfHciums,  wonach 
^h  freigegeben  wird,  nenn  die  Hälfte  der  Stimmen  dafür  aV^regeben 
I,  verletzen,  um  einem  unter würÜKcn  und  dem  h.  Stuhle  ergebenen 
;hof  für  immer  ein  Brandmal  aufnudrücken  ?"  Aber  epäler  sii);t 
rac  (9,  482):  „Wenn  diese  Examinatoren  Kichter  wären,  müsntcn 
'igesprochen  werden :  .  .  .  denn  es  ist  unerhört,  dass  man  im  h. 
■n  hei  ölimmengleichheiteine  Person  oder  ein  Buch  verdammt  hatte; 
le  FJxaminatoren  haben  nur  eine  berathende  Stimme;  das  Urtheil 
iie  Cardinäle  oder  der  Papst." 


% 


634  Fen61on. 

gedrucktes  Memoire  dagegen  (Corr.  10,  245.  282).  In  Rom  scheinen 
manche  dieses  Vorgehen  übel  genommen  zu  haben;  man  sagte  zu 
ihrer  Beschwichtigung,  es  handle  sich  nur  um  eine  vorbereitende 
gutachtliche  Aeusserung  und  um  eine  Widerlegung  des  Gerüchtes, 
die  Sorbonne  sei  für  F^n.  Dieser  beklagte  sich  über  diese  „Erzwin- 
gung von  Unterschriften*'  gegen  ihn  in  zwei  Briefen  an  den  Papst 
vom  25.  Oct.  1698  und  31.  Jan.  1699.  Er  bemühte  sich  auch  im 
Jan.  1699,  durch  M.  Steyaert  ein  Gutachten  der  Löwener  Facultat 
zu  erlangen,  und  deutete  an,  man  möge  von  Eom  aus  auch  andere 
Universitäten  befragen.  Dass  man  dieses  thun  werde,  hielt  auch 
Boss,  für  möglich;  er  fragte  bei  dem  Gesandten  in  Madrid  über  die 
Stimmung  in  Spanien  an  und  erhielt  im  Dec.  1698  zur  Antwort: 
es  herrsche  dort  jetzt  eine  solche  Unwissenheit,  dass  man  die  My- 
stik kaum  dem  Namen  nach  kenne;  die  Inquisition  führe  nur  gegen 
das  Judenthum  Krieg  u.  s.  w.  (42,  76). 

Im  Jan.  1699  schrieb  Fen.  an  Chanterac:  er  selbst  könne 
nicbt  wohl  Bossuets  Schriften  bei  der  Inquisition  denunciren;  aber 
wenn  die  Sache  sich  in  die  Länge  ziehe,  möge  Chanterac  irgend 
einen  geachteten  Ordensgeistlichen  veranlassen,  dieses  in  einer  Weise 
zu  thuen,  dass  auf  ihn  selbst  kein  Verdacht  falle;  dieses  Manöver 
sei  freilich  nicht  nach  seinem  Geschmack,  man  habe  ihm  aber  ge- 
rathen,  etwas  der  Art  zu  thuen,  wie  ja  auch  in  dem  Streite  de  auxi- 
liis  die  Jesuiten  aus  der  Defensive  in  die  Offensive  übergegangen 
seien;  in  seinen  Schriften  habe  er  anstössige  Sätze  von  Boss,  her- 
vorgehoben; man  könne  auch  Sätze  aus  der  von  ihm  approbirten 
Yie  du  Fr.  Laurent^)  beifügen.  (Es  handelt  sich  nur  um  Sätze, 
die  mit  der  obschwebenden  Controverse  zusammenhangen,  nicht  etwa 
um  gallicanische.)  —  Dieser  Plan  kam  aber  ebenso  wenig  zur  Aus- 
führung wie  der  Gedanke  an  eine  Befragung  der  Universitäten. 

Am  12.  Nov.  1698  begannen  die  Sitzungen  der  Cardinäle  der 
Inquisition:  Bouillon,  Garpegna,  Nerli,  Casanate,  Marescotti,  Spada, 
Panciatici,   Ferrari,    Noris,   Ottoboni    und   Albani^).      Ausser   ihnen 


1)  Les  moeurs,  entretiens  et  pratiques  du  Frere  Laurent  de  ia  Re- 
surrection,  religieux  convers  (Laienbruder)  des  Carmes  dechaussez,  Paris 
1694.  Das  Buch  war  übrigens  nicht  von  Bossuet,  sondern  von  Noailles 
approbirt.  Bossuet  40,  484  erwähnt,  dass  man  in  Rom  auf  das  Buch  and 
Noailles'  Approbation  aufmerksam  gemacht,  und  fugt  bei:  L'exoös  et 
Pexageration  sortent  partout  dans  les  paroles  de  ce  bon  religieux.  Fröre 
Laurent  biess  vor  seinem  Eintritt  in  den  Orden  Nicolas  Herman  und  war 
ein  Lothringer,  f  1611.  Ueber  seine  Schriften  und  seine  qaietistische 
Mystik  s.  Heppe  S.  83.  Im  Index  steht  das  Buch  nicht. 

2)  Altieri  war  kurz  zuvor  gestorben,  Cybo,  87  Jahre  alt,  kam  nicht 
mehr  zu  den  Sitzungen,  Portocarrero  war  in  Spanien,  d'Estrees  in  Frank- 
reich, Medici  in  Florenz,  Orsini  in  seiner  Diöcese  Benevent.  Die  Cardinäle 
werden  Corr.  10,  543  charakterisirt.  Pikant  ist  die  Bemerkung  von  Abbe 
Bossuet  (41,  289):  Durch  den  Tod  des  Card.  Altieri  haben  wir  einen 
günstigen  Richter  verloren;  seine  Theologen  waren  gut  instruirt.  Ein 
anderes  Mal  (41,  513)  schreibt  er:  Ich  stehe  im  Verkehr  mit  den 
Theologen  der  Cardinäle  Marescotti,  Carpegna,  Panciatici  und  Ottoboni. 
Spada  wird  den  Cardinälen   Noris   und  Casanate  folgen.     Nerli  will  den 


J 


F^^IoD.  685 

Off.  (Sperello  Hperelli;  Bernini  war  im  Jnoi 
nmisear  der  Inq.  an  den  Sitzungen  Theil. 
ih  die  DiscuBsion  in  die  l.a.nge.     Unter  dem 

Ludwig  XIV.  wieder  ein  Schreiben  an  den 
rti  das«  daa  für  den  Frieden  der  Kirche  eo 
rzögert  werde  dnrch  die  Knnstgriffe  derjeni- 
irzögerung   ein  Intereeee  zu    haben  glaubten, 

baldige,  aber  klare,  beetimmte  and  gegen 
sicherte  Entscheidung  bittet,  im  Interesoe  des 
1  der  Beruhigung  der  Glänbigen  nnd  des 
nt.  Anch  an  den  Card.  Bouillon,  dem  man 
ie  Sache  hinziehe,  achrieb  der  König  einen 
als  furchtbar  und  kränkend  bezeichnet.  Seine 
dadurch  zn  erkennen,  dasa  er  im  Jan.  1699 
Beeoldtiiig  eines  Srziehere  der  Prinzen  enl- 
19  schrieb  Chanterao  an  Fön.r  „Alle  Welt 
n  furchtbaren  Gindruck,  den  der  Brief  des 
des  Hofes  machen;  man  hält  es  ftir  unmög- 
derstehe;  Card.  Bouillon  scheint  mehr  einge- 
ille  anderen.  Es  scheint,  daes  die  Cardinäle 
iciren  [censariren]  entschlossen  nnd  nnr  ver- 

iiber  die  Weise  und  die  Wahl  einiger  mehr 
isdrücke",  und  10.  Febr.  schrieb  Bouillon  an 
werde   nnn  bald  nach    seinen  Wttnscben  ent- 

ndigten  die  Cardinäle  ihre  Disrnsstonen ;  es 
i  aufeinander  folgenden  Tagen  Sitzungen  unter 


Albani  iit  ein  Politiker,  der  sich  mir  gegenüber 
(41,202)  zahlt  er  die  günstig  und  die  ungünstig 
,  unter  letzteren  den  Botschafter  Card.  Bouillon, 
wohl  Cardinal  gegen  Cardinal  zählen;  aber  ein 
9  aSairo  k  Rome.  Er  fügt  dann  bei,  der  kaiaer- 
instig  gestimmt,  der  spanische  jcUt  nicht  mofar. 

achn-ibt  Phelippeaux  {ii.  73|  :  Mnn  sollte  nie 
Lach  Rom  bringen;  man  ist  hier  zu  unwissend 
iunst  and  Intrigue.  Hätte  man  die  Sache  in 
Fe    oder  darofa    die  IJorbonne   entscheiden  lassen, 

gewagt  haben,  etwas  dagegen  zu  tbuen.  Man 
lehrter  ist;  die  Römer  bringt  bei  ihrer  Unwissen- 
■age  in  Verlegenheit,  SchllesslicL  hangt  unsere 
Mönchen  ab,  und  es  gibt  fast  keinen  Doctor  der 
'eligiöse  Fragen  viel  geschickter  wäre  als  sie.  — 
t  deutete  in  einem  Briefe  an  den  Erzbiiohof  von 
idlungen  an,  que  Rome  nc  sait  plus,  oA  eile  en  est, 
ou  politiqoc  (12,  3S8).  Abbe  Bossui-t  (42.  341) 
Examinatoren  sind  die  Theobgi^n  gewesen;  die 
>lles- 

r  1699  an  gibt  die  Corr.  de  F6n.  vol.  10  eine 
efen  Bouillons   an  den  König   und  den  Marquis 


636  F6ii61on. 

dem  Vorsitze  des  Papstes  abgehalten,  in  denen  jeder  Cardinal  sein 
definitives  Votum  abgab  und  motivirte  ^).  Dass  das  Buch  von  Fin. 
zu  verdammen  sei,  darüber  scheinen  alle  Cardinäle  einig  gewesen 
zu  sein,  auch  darüber,  dass  dieses  nioht  durch  ein  Decret  der  Inqui- 
sition, sondern  durch  ein  päpstliches  Decret  geschehen  müsse.  Aber 
ob  durch  eine  Bulle  oder  ein  Breve,  und  wie  die  Verdammung  zu 
formuliren  sei,  darüber  waren  die  Ansichten  getheilt.  Namentlich 
wurde  darüber  gestritten,  ob  Fen.  als  Urheber  der  zu  verdammen- 
den Sätze  zu  nennen  sei  oder  nicht,  ob  jedem  einzelnen  Satze  eine 
Qualification  beizufügen  oder  alle  in  globo  zu  verdammen  seien,  ob 
man  der  Verdammung  der  einzelnen  Sätze  mit  quatenus  eine  genaue  Be- 
stimmung darüber  beifugen  solle,  in  welchem  Sinne  sie  verdammt 
würden  (S.  451),  oder  eine  Bemerkung,  dass  die  von  F^n.  gegebenen 
Erklärungen  über  die  Sätze  nicht  missbilligt  werden  sollten,  endlich 
ob  man  dem  10.  Satze  die  Bemerkung  beifugen  solle,  ¥in,  habe 
denselben  desavouirt  (er  hatte  wiederholt  erklärt,  derselbe  sei  nur 
durch  ein  Versehen  bei  dem  Drucke  in  das  Buch  gerathen).  —  Card. 
Bouillon  schrieb  3.  März  an  Ludwig  XIV.,  er  bemühe  sich  auch 
dafür,  dass  in  das  Decret  nichts  inserirt  werde,  was  den  Freiheiten 
der  gallicanischen  Kirche  zuwider  sei,  und  kein  Ausdruck,  aus  wel- 
chem die  Curie  Vortheil  ziehen  könne  gegen  die  den  curialistischen 
Maximen  entgegengesetzten  französischen.  Auch  Bossuets  Vertreter 
bemühten  sich  in  dieser  Richtung  und  drangen  namentlich  darauf, 
es  möge,  wie  in  dem  Breve  gegen  das  Neue  Testament  von  Moos, 
die  Formel  motu  proprio  vermieden  werden.  Sie  suchten  auch,  wo- 
mit sie  nicht  durchdrangen,  ein  Verbot  der  Vertheidigungsschriften 
Fin.'s  zu  erwirken. 

Innocenz  XII.  war  persönlich,  nachdem  er  sich  ungern  zur 
Verdammung  des  Buches  entschlossen,  für  die  mildeste  Form.  Er 
soll  in  den  letzten  Tagen  noch  den  Assessor  und  den  Commissar 
der  Inq.  zu  den  einzelnen  Cardinälen  geschickt  haben,  um  ihnen 
Schonung  der  Person  F6n.'s  zu  empfehlen,  und  den  gegen  diesen 
feindlich  gesinnten  Cardinälen  gegenüber  soll  er  geäussert  haben: 
Peccavit  ille  excessu  divini  amoris,  sed  vos  peccastis  defectu  amoris 
proximi,  nach  einer  andern  Version:  Meldensis  defectu  amoris  pro* 
ximi.  Abbe  Bossuet  meldet,  man  habe  dem  Papste  gesagt,  er  könne 
Fen.  nicht  verdammen,  ohne  zugleich  die  h.  Theresia  zu  verdammen, 
und  er  sei  zuletzt  so  günstig  für  Fin.  gestimmt  gewesen,  dass  man 
es  als  ein  Wunder  ansehen  müsse,  dass  er  gethan,  was  er  gethsn. 
Auch  Card.  Bouillon  schrieb  7.  März  (Corr.  10,  387):  der  Papst 
sei  sehr  für  F6n.  eingenommen,  aber  er  wolle  dem  Könige  nicht 
missfallen  und  das  habe  ihn  bestimmt,  sich  über  jede  andere  mensofa- 
liche  Rücksicht  hinwegzusetzen.  Gleichzeitig  deutete  er  von  den 
Cardinälen  an,    da  die  meisten    von    ihnen  papabiles  seien  und  der 


1)  Abbe  Bossuet  schreibt  darüber  (42,  276):  Ces  congreptioos  ont 
6te  tenues  ad  honores;  car  le  Pape  n*entend  rien  k  ces  discussions;  ü  ^ 
yrai  qu'en  reoompense  il  a  une  grande  oonfianoe  au  Saint  Esprit 


Fteelon.  0S7 

t  Bei,  würden  sie  auf  die  Wünsche  des  französischen  Hafe§ 

t  nehmen!). 

I  24.  Febr.    wurden    der  Fen.    gewogene  Card.  Albari    als 

der  Breven  und  die  Cardlnäle  Noris  und  Ferrari  aU  Theo- 
s  h,  Collegiums  beauftragt,  das  püpstliche  Decret  zu  conci- 
inf  Grund  der  Vorstellungen    mehrerer  Cardinäle    und    der 

BosBueta  gegen  die  Ausschliessung  de«  Card.  Casanate  von 
ommission,  wurde  dieser  ihr  nachträglich  beigegehen,  und 
nem  Kinflusse  wurde  der  von  den  drei  angefertigte  Entw.urf 
rschärft,  namentlich  der  Satz:  „Wir  beabsichtigen  nicht,  die 
Igen  des  Verfassers  7,u  verwerfen*  gestrichen,  desgleichen 
itz  zu  dem  10.  der  verdammten  tiätze:  ,Der  Verfiisser  er- 
eser  Satz  sei  nicht  von  ihm.'' 

ihrend  dieses  letzten  Stadiums  der  Verhandlungen  erfuhr 
isBuet,  es  Bei  der  Vorschlag  gemacht  worden  und  derselbe 
Esicht  angenommen  zu  werden,  der  Papst  solle  sich  darauf 
ken,  in  12  Canones  (Corr.  10,  481)  den  Irrthümcrn  der 
n  gegenüber  die  Lehre  der  Kirche  zu  formuliren  und  diese 

von  Fen.  nnterBchreiben  zu  lassen.  Card.  Ferrari  sollte 
□FHchlag  auf  Anetiften  des  Carnieliters  Philipp  gemacht  und 
luillon,  Fabroni  und  die  Jesuiten  denselben  unterstützt  haben. 
:>aillon  berichtet  seinerseitB  darüber  7.  März:  der  Papat  habe 
'orschlag  in  der  letzten  Donnerstags-Sitzung  mitgctbeilt,  mit 
lärang,  derselbe  scheine  ihm  sehr  zweckmässig  und  er 
,  daea  auch  die  Cardinäle  ihm  zustimmten;  er  habe  zuge- 
nit  dem  Vorbehalt,  dass  die  Erledigung  der  isache  dadurch 
I  mehr  als  drei  Tage  verziigert  werden  dürfe;  die  Mehrzahl 
linäle  habe  sich  aber  dagegen  ausgesprochen.  Jedenfalls 
■  Papst  das  Project  fallen.  —  Als  Abbe   IJossuet  von  diesem 

hürte,  sandte  er  einen  besondem  Courier  nach  Paris,  um 
itestatioD  des  Königs  zu  provociren.  Am  16.  März  sandte 
oh  Ludwig  XIV.  ein  von  Boss.  verfasBtee  fulminantes  Me- 
:.    (EtoBB.  42,  342.  351).      Als  dieses   in    Hom    ankam,    war 

Sache  bereits  erledigt.      Am  12.  März    wurde    das  Decret 

Sitzung  der  inq.  definitiv  genehmigt  und  von  Innocenz  XII., 
zuvor  öffentliche  Gebete  hatte  abhalten  und  Almosen  ver- 
laaeen,  —  unterzeichnet. 

iat  ein  Breve,  keine  Bulle.  Im  Eingange  wird  der  volle 
e  Buches    angegeben   und  dann  gesagt:    die    über    die  nicht 

Lehre  desselben  entHtandene  Aufregung  habe  den  Papst  ver- 


Chanterac  schreibt  Cxrr.  10,  3T2  mit  specicller  Rücksicht  auf 
^anate;  „Man  sagt,  die  pHpabtrlen  Cardinäle,  wiewohl  sonst  ganz 
hafte  Mäuner  (fort  integres),  seiun  für  uns  immerhin  zu  rürchten.'- 
^agt  er  von  Casanate;  er  sei  der  Protector  der  .Aiiti-Kegaliatcn 
!eni9ten,  und  von  Moria:  er  wolle  Papst  werden.  Auch  Abbe 
äusaert  41,  299;  „Gegen  das  Ende  eines  Pcintificatea  denkt  jeder 
in,  i  ae  men^er",  und  41,  396:  „Carpegna  hat  Einsieht,  aber  er 


688  Fenölon. 

anlasst,  —  von  den  Schritten  Ludwigs  XIY.  and  Bossnets  und  an- 
derer französischer  Bischöfe  wird  den  Wünschen  des  französischen 
Hofes  entsprechend  nichts  gesagt,  —  dasselbe  durch  einige  Cardinäle 
und  Theologen  prüfen  zu  lassen,  —  von  der  Inquisition  wird  nicht 
gesprochen ;  —  nach  Anhörung  derselben,  fährt  der  Papst  fort,  ver- 
biete er  aus  eigenem  Antriebe  und  aus  sicherer  Wissenschaft  und 
nach  reiflicher  Ueberlegung  und  kraft  der  Fülle  seiner  apostolischen 
Gewalt  das  Buch  in  allen  Ausgaben  und  Uebersetzungen,  weil  durch 
das  Lesen  desselben  die  Gläubigen  allmählich  in  schon  von  der 
Kirche  verdammte  Irrthümer  geführt  werden  könnten  (diese  Formel 
ist  aus  dem  Breve  von  1669  gegen  das  Eituel  d'Aleth)  und  weil 
dasselbe  Sätze  enthalte,  die  entweder  nach  dem  zunächst  liegenden 
Sinne  ihres  Wortlautes  (in  obvio  eorum  verborum  sensu)  oder  mit 
Rücksicht  auf  ihren  Zusammenhang  (dieselbe  Formel  kommt  in  der 
Bulle  gegen  Meister  Eckart  vor)  temerär,  ärgern  issgebend,  übel- 
klingend, für  fromme  Ohren  beleidigend,  in  praxi  verderblich  und 
auch  irrig  seien  (für  die  Beifügung  von :  ketzerisch  und  der  Ketzerei 
sich  annähernd  hatten  vier  Cardinäle  gestimmt,  dagegen  Noris,  Fer* 
rari  und  die  anderen).  Das  Drucken,  Abschreiben,  Lesen  und  Be- 
halten des  Buches  wird  bei  Strafe  der  Excommunicatio  1.  sent.  ver- 
boten (die  Excomm.  ist  nicht,  wie  sonst  gewöhnlich,  eine  reservirte) 
und  jedem,  der  es  besitzt,  befohlen,  es  dem  Bischof  oder  Inquisitor 
abzuliefern  (bei  dem  Rituel  d'Aleth  war  noch  das  Verbrennen  des 
Buches  angeordnet).  Dann  werden  23  Satze  aus  dem  Buche  ange- 
führt, welche  die  oben  ausgesprochene  Censur  treffe,  mit  der  Er- 
klärung, durch  die  ausdrückliche  Verwerfung  dieser  Sätze  solle  nicht 
der  übrige  Inhalt  des  Buches  gutgeheissen  werden.  —  Abbä  Bossuet 
meinte  noch  am  13.  März,  der  Papst  habe  eine  Bulle  unterzeichnet; 
später  stellte  er  die  kühne  Behauptung  auf,  der  Papst  selbst  habe 
dieses  gemeint.  Er  meinte  dann,  der  König  solle  die  Umwandlung 
des  Breves  in  eine  Bulle  verlangen,  was  mehrere  Cardinäle  für 
möglich  hielten.  Aber  der  französische  Hof  und  Bossuet  waren  zu- 
frieden, endlich  so  viel  erreicht  zu  haben.  Später  meldet  Abb^ 
Bossuet,  die  Cardinäle  hätten  darüber  berathen,  ob  das  Breve  in 
eine  Bulle  umzuwandeln  sei,  die  Frage  aber  verneint. 

Fen.  erhielt  die  Nachricht  von  der  Verdammung  seines  Buches 
durch  seinen  von  Paris  nach  Cambray  geeilten  Bruder  25.  März 
1699,  als  er  eben  die  Kanzel  besteigen  wollte.  Er  predigte  darauf 
über  den  Gehorsam  gegen  die  Oberen.  Dann  schickte  er  Chanterac 
zwei  vom  4.  Apr.  datirte  Briefe  an  den  Papst,  mit  dem  Anheim- 
geben, den  einen  oder  den  andern  zu  überreichen.  In  dem,  welcher 
überreicht  wurde,  heisst  es:  „Meine  Unterwürfigkeit  und  Gelehrig- 
keit siegen  über  den  Schmerz,  den  ich  über  das  Urtheil  über  mein 
Buch  empfinde.  Ich  erwähne  nicht  mehr  meine  Unschuld ,  die 
Schmähungen,  die  zahlreichen  zur  Rechtfertigung  meiner  Lehre  ge- 
schriebenen Erläuterungen;  ich  will  von  der  Vergangenheit  überhaupt 
nicht  mehr  reden.  Ich  habe  schon  ein  Mandement  entworfen,  worin 
ich,  der  apostolischen  Censur  mich  demüthig  unterwerfend,  das  Buch 
mit  den  23  daraus  entnommenen  Sätzen  demüthig,  absolut  und  ohne 


j 


Fenaon.  639 

ihattpn    von  Vorbehalt    verdaniiiien    und    diis   Beliallen    und 
es  BuclieB  verbieten  wi^rde.     Da«  MandeniPnt  wird  veröffent- 
rden,    sobald  ich  die   ErlaiibniHK  de«  KJinis«  erhalten  haben 
.  .  lob  werde  nicht  den  Sebatten  einer  DiHlinction.  wodurch 
Tete    aOBgewichen  werden  kijimte,    niid  nicht    die  gerinirste 
digung  vorbringen."  In  dem  nii'ht  abgegebenen  Briefe  (Corr. 
"ichlusKe:  „Nur  eins   bedauere  ich:  dass  manche 
che  SluJtl  habe  die  Lehre  verdammt,    dass  die 
;lbst  beziehe,  ohne  etwa«  für  Bieh   zu  erwarten. 
igkeit  auf  die  Pernon    eiriea  iinsehuidigen,    be- 
gröBsten  Gelehrigkeit  pich  unterwerfenden  Erz- 
ieht nehmen  zu    dürfen  glauben,    so  mögen  Sie 
lurehauB  reine  Lehre  in  Schutz  nehmen."  Kach- 
es  Königs  eingetroffen,    veröffentlichte  Fen.  9. 
ndement    de«   angegebenen  Inhalts    und    sandte 
Rom  mit  einem  Briefe,  worin  er  sagtr     „Gott 
.  ich  die  in  meinem  Buche  einfach  angeführten 
iseprüche    der  Heiligen   vielfach    habe    mildern 
Ich  glaubte,    hinlänglich  dafür  Sorge  getragen 
!  Worte  nicht  anders  gedeutet  werden  könnten, 
in  VertheidigungBKcbriften  erklärt  habe.      Aber 
■n ,    daBB    ich   meine  Ansichten    in    dem    Buche 
■be   und  daBB  es  mir  nicht  gelungen  ist,    Miss- 
halten."  —  Per  Brief  vom  4.  April  wurde  in 
vom  27.  vorgelesen    und    Card.  Albani  beauf- 
dsrauf  zn  entwerfen.      Abbe  Bossuet  erwirkte 
ibgesandt  wurde.      Die  von  Albani  entworfene 
lef  vom  10,  circulirte    hei    den  Cardinälen  und 
mehrerer  sehr  stark,    auf  die  Hälfte    reducirt 
ih  farblosen  Aetcnstück  gemacht. 
Ffn.,  dahin  zu  wirken,   dass  das  Ereve  wegen 
en    die    galHcanischen  Maximen    nicht    recipirt 
B  der  Art,  erwähnt  aber  (Terberona  Argumente 
Ihanterac  (10,  4il2):     Die  Formel  motu  proprio 
nRtrös;    las  Breve  sa^t  a  ch    delnblcation  in 
inze  Welt  g  Iten     v  i  nlle  fran70s  seh  n  Maxi- 
n   wirft.      \ber   rene   lenle     die   Url  eher  der 
haben  alle  Fre  he  ten  der  ^  II  can  Bchei   Kirche 

■rmächtifcte  durch  en  P  nds  1  re  ben  vom  22. 
e,  mit  il  r  n  Sufl  a„a  en  z  sin  i  e  zutreten,  um 
es  Breves  u  d  d  e  gic  h  as"  ge  I)  rchführung 
Höccfien  zu  beratl  en  i  d  ber  il  re  Beschlüsse 
damit  er  d  nn  se  e  T  ttres  patentes  für  die 
;uti(m  des  Breves  eriassci).      Die   Bischöfe  der 


640  F6n61on. 

Pariser  Eirchenproyinz  (Paris,  Meaux,  Chartrus  und  Blois),  die  zu- 
erst zusammentraten,  baten  auf  Betreiben  Bossuets  in  ihrer  Antwort 
den  König,  auch  die  zur  Yertheidigung  der  Maximes  erschienenen 
Schriften  zu  verbieten.  Von  den  16  anderen  Versammlungen  schlössen 
sich  8  dieser  Bitte  an,  auch  die  von  Cambraj  mit  d«n  Stimmen 
der  3  Suffraganen  gegen  die  F^nelons.  Auf  dieser  Versammlung 
äusserte  der  Bischof  von  St.  Omer :  die  Ausdrucke  in  dem  Mande- 
ment  von  Ein.  Hessen  eine  innere  Zustimmung  vermissen.  Pin.  ant- 
wortete: er  glaube  deutlich  genug  gesagt  zu  haben,  dass  er  sein 
Buch  aus  aufrichtiger  Gelehrigkeit  gegen  den  h.  Stuhl  innerlich 
verdamme;  er  denke  nicht  daran,  dasselbe  zu  erklären;  er  stelle 
die  Auctorität  des  h.  Stuhles  über  seine  eigene  schwache  Einsicht; 
sein  Gewissen  verbiete  ihm  freilich,  einzuräumen,  dass  er  jemals 
einen  der  Irrthümer  gehegt,  die  man  ihm  zugeschrieben  habe;  er 
habe  gemeint,  sein  Buch  könne  mit  den  Verbesserungen,  die  er  dem- 
selben habe  folgen  lassen,  den  Irrthum  weder  lehren  noch  begün- 
stigen; aber  er  verzichte  auf  sein  ürtheil,  um  sich  dem  des  h. 
Vaters  anzuschliessen;  wenn  dieser  seine  Unterwerfung  ungenügend 
finde,  wolle  er  sie  so  aussprechen,  wie  es  verlangt  werde. 

In  der  königlichen  Declaration  über  die  Publication  des  Breves 
vom  4.  Aug.  1699  wurden  mit  den  Maximes  alle  zur  Vertheidigung 
der  verdammten  Sätze  veröffentlichten  Schriften  verboten.  Diese 
Declaration  wurde  14.  Aug.  im  Pariser  Parlament  verlesen  und  nach 
einem  Vortrage  des  General-Advocaten  d'Aguesseau,  worin  er  em- 
pfahl, über  das  motu  proprio  und  die  Formel,  dass  das  Buch  auch 
für  diejenigen,  welche  speciell  zu  erwähnen  wären,  verboten  sein 
solle,  hinwegzusehen,  wurde  das  Breve  einregistrirt.  Dasselbe  ge- 
schah in  den  anderen  Parlamenten  (d'Aguesseau  13,  188).  Die  Sache 
kam  nochmals  zur  Verhandlung  in  der  Assemblie  du  Clerge  von 
1700.  Diese  approbirte  23.  Juli  einen  von  Bossuet  vorgetragenen, 
objectiv  und  massvoll  gehaltenen  Bericht,  in  welchem  schliesslich 
betont  wird,  die  Bischöfe  seien  auf  den  Pro vincial versammlangen 
nicht  mit  einer  einfachen  Ausführung  des  Breves,  sondern  mit  einer 
Kenntnissnahme  von  demselben  und  in  der  Form  eines  Urtheils 
vorgegangen  und  hätten,  weil  in  der  Sache  mit  dem  päpstlichen 
Decrete  einverstanden,  über  gewisse  Formalitäten  hinweggesehen, 
auf  die  man  jedoch,  um  den  Consequenzen  aus  denselben  vorzubeugen, 
ebenso  bestimmt  wie  respectvoll  aufmerksam  gemacht  habe.  In 
Kom  war  man  von  diesen  Gallicanismen  nicht  sehr  erbaut,  schwieg 
aber  dazu. 

F6n.  fürchtete,  man  werde  auch  in  Rom  seine  Vertheidigungs- 
schriften  verbieten.  Vielleicht,  sagt  er  (Corr.  10,  580),  werden  diese 
Italiener,  welche  die  Lehre  meiner  Vertheidignngsschriften  so  loben, 
auch  sie  dem  Könige  zum  Opfer  bringen,  wenn  dieser,  nachdem  alle 
Kirchen  seines  Reiches  ihre  Unterdrückung  verlangt  haben,  dem 
Papste  vorstellt,  er  dürfe  im  Interesse  der  Befestigung  des  Friedens 
die  Verdammung  nicht  verweigern.  .  .  Dann  wird  man  annehmen, 
der  h.  Stuhl  billige  nur  die  Lehre  der  Partei,  der  er  zum  Siege 
verhelfen  hat.     Abbe  Bossuet  regte  die  Sache  wirklich  in  Rom  an; 


j 


Fenelon.  641 

1   förmlicher    Antrag    oder    eine  Denunciation    bei    der  Inq. 

licht  eiligereicht  worden  zu  sein,  und  ohne  eine  solche  vor- 
wnr  weder  der  Praxis  entnprecliend,  nuch  mochte  man 
dazu  haben.  Im  Juni  1699  meldet  Abb£  BoHHuet:  das 
.tom  de  la  2.  Lettre  d'ua  theolopicn  (Gerberon)  k  M.  de 
,vec  des  reraarques  Bur  le  nnuveau  bref  du  Pape  (Ph^lip- 
250)  Hei   der  Inq.  übergeben  worden  und  werde  sicher  verb. 

Die  Lettre  steht  aber  nicht  im  Index, 
lill,  Die  B.  Unig.  8.  56,  sagt:  NoailleB  sei  dafür,  daes  er, 
ein  Jungendfreund  Fen.'s,  „eich  von  Boseuet  ins  Schlepptau 
liess,  mit  dem  Cardinalate  belohnt  worden,  den  ihm  der 
700  von  Innocenz  XIL  erwirkte."  Beraerkenflwerther  ist, 
i  den  Fen.  günstigen  Qualiücatoren  zwei,  Gabrielli  und  Ra- 
einige  Monate  nach  der  Entscheidung  zugleich  mit  demAs- 
.  Off.  Sperelli  Cardinäle  wurden  {Fabroni  1706),  Innocenz  XII. 
1  Fen.  BKlbst  zum  Cardinal  haben  ernennen  wollen  oder  er- 
ber   in  petto    reservirt  haben  und  davon  abgehalten  worden 

vor  Beinern  Tode  zu  nennen  (Corr.  11,64). 
r  Herausgeber  der  Oeuvres  de  Fen,  sagt  in  der  Vorrede 
Bande  S.  4:  er  habe  die  Maximes  aus  Gehorsam  gegen  die 
licht  in  die  Sammlung  aufgenommen,  gebe  aber  eine  Ana- 
ses  berichtigt  er  nachher  S.  231  sehr  vor- 
keineswegs  eine  Analyse  des  Buches  geben, 
itsächlichBten  Irrthümer  desselben  darlegen, 
ting  veranlasst  hätten.  —  F^n.'e  Neffe,  Mar- 
eine  ManuBcripte  geerbt  hatte,  liesB  1718  zu 
Oeuvres  spirituels  drucken.  Er  wollte  auch  die 
glich  erhalten,  drucken  lassen,  sonderbarer 
ler  dortige  Erzbischof  verweigerte  die  Druck- 
seinem  Briefe  an  den  Marquis  von  der  Ver- 
Fen.'B  und  seiner  erbaulichen  Retractation 
Marquis:  sein  Oheim  habe  Beine  Lehre  in  den 
entwickelt;  diese  habe  der  Papst  nicht  ver- 
h  von  einer  Retractation  nicht  die  Rede  sein. 
Buchhändler  einen  Prospectus  von  Oeuvres 
breiteten,  liess  Card.  Fleurj  darüber  an  den 
eper  erklärte,  ea  handle  sich  nur  um  bereits 
•'leury  liess  antworten,  es  sei  passender,  d&sa 
i  mit  Approbation  erscheine,  und  da  es  gleich- 
ckt  wurde,  liess  es  die  Kegienmg  auch  in 
gegen  den  Wunsch  des  Marquis  —  das  Avis 
■ücke  in  diesen  Schriften  erinnerten  an  die 
-  Maximes;  es  sei  zu  beachten,  dass  diese 
irfasst  worden  seien,  ehe  der  Verfasser  mit 
ten  verdammt  habe  (Bausset,  Fenclon  3,  433), 
h  bezüglich  der  Unterwerfung  unter  die  Ent- 
hles  als  Muster  aufgcBtellt.  Schon  die  oben 
lie  in  den  Briefen  an  den  Papst  und  Abbe 
chof  von  St.  Omer  gegenüber  Insaen  aber  den 


^ 


642  Fenelon. 

Vorwurf  nicht  als  nnbegründet  erscheinen^  den  z.  B.  Taharaud  p.  310 
ansspricht:  er  habe  dasselbe  gethan,  was  er  an  den  Jansenisten  so 
scharf  getadelt;  seine  Unterwerfung  habe  sich  auf  das  Silence  re- 
spectnenx  beschränkt^).  Es  finden  sich  aber  noch  deutlichere  Er- 
klärungen. In  einem  umfangreichen  eigenhändigen  lateinischen 
Schriftstücke,  welches  sich  nach  seinem  Tode  unter  seinen  Papieren 
fand  und  welches  er  selbst  als  eine  Art  Testament  bezeichnet  und 
von  dem  er  bestimmte,  es  solle  dem  Papste  zugesandt  werden 
(Bausset  2,  383),  wiederholt  er  in  starken  Ausdrücken  seine  Unter- 
werfung unter  die  päpstliche  Entscheidung,  fügt  dann  aber  bei:  „Ich 
glaube  bis  zur  Evidenz  erwiesen  zu  haben,  dass  ich  niemals  einen 
der  23  Sätze  so,  wie  sie  im  Breve  stehen,  habe  vertheidigen  wollen^', 
und  gibt  dann  eine  längere  Darlegung  seiner  Ansichten,  von  der 
leider  Bausset  nur  einen  dürftigen  Auszug  mittheilt.  In  einem  für 
den  Jesuiten  Le  Tellier  geschriebenen  Memoire  vom  J.  1710  (Gorr. 
3,  245)  sagt  er:  „Ich  habe  das  verdammte  Buch  nur  geschrieben, 
um  die  Irrthümer  und  Illusionen  des  Quietismus  zu  verwerfen.  Ich 
wollte  nur  sagen,  im  Stande  der  höchsten  Vollkommenheit  habe  man 
in  der  Regel  kein  eigenes  Interesse  und  keine  eigennützige  Liebe 
Gottes  mehr.  Das  ist  die  gewöhnliche  Sprache  aller  Heiligen  von 
dem  h.  Clemens  von  Alexandria  bis  auf  den  h.  Franz  von  Sales  .  . . 
Der  Bischof  von  Meaux  hat  mein  Buch  aus  Voreingenommenheit 
bekämpft  und  eine  verderbliche  und  unhaltbare  Lehre  vertheidigt: 
der  Grund  der  Liebe  zu  Gott  sei  nur  das  Verlangen  nach  Glück- 
seligkeit. Man  hat  diese  unwürdige  Lehre,  welche  die  Liebe  de- 
gradirt,  indem  sie  dieselbe  auf  die  Hoffnung  als  ihren  einzigen  Be- 
weggrund reducirt,  geduldet  und  triumphiren  lassen.  Derjenige, 
welcher  irrte,  hat  gesiegt;  derjenige,  welcher  frei  von  Irrthum  war, 
ist  zertreten  worden  (^crase).  Der  König  und  die  Meisten  glauben, 
meine  Lehre  sei  verdammt  worden;  ich  schweige  dazu,  schon  seit 
mehr  als  zehn  Jahren."  Ramsay  gegenüber  erklärte  er:  er  habe  sein 
Buch  fallen  lassen,  da  dieses  eine  unreife  Geburt  (avorton)  seines 
Geistes  sei;  seine  Lehre  aber  sei  keineswegs  in  Rom  verworfen  wor- 
den, werde  vielmehr  in  allen  katholischen  Schulen  vorgetragen 
(Heppe  S.  440).  Schon  1699  sagt  er  in  einem  Briefe  (11,  18): 
„Der  Ausdruck  Retractation  wird  gewöhnlich  nur  angewendet,  wenn 
jemand  eingesteht,  dass  er  an  eine  I^ehre  geglaubt  habe,  die  er  jetzt 
als  falsch  erkennt.  In  diesem  Sinne  habe  ich  nie  retractirt;  viel- 
mehr habe  ich  immer  behauptet,  ich  hätte  nie  an  einen  der  frag- 
lichen Irrthümer  geglaubt.  Der  Papst  hat  keinen  Punkt  meiner 
wahren  Lehre  verdammt,  die  ich  ausführlich  in  meinen  Vertheidi- 
gungsschriften  dargelegt  habe;  er  hat  nur  die  Ausdrücke  meines 
Buches  »in  dem  Sinne,  welchen  sie  natürlicher  Weise  darbieten«  und 
den  ich  nie  damit  verbunden  habe,  verdammt.'* 


1)  Cret.-Joly  4,  889  sag^  von  P.  La  Chaise,  der  ganz  auf  Fen.'t  Seite 
gestanden:  II  n^eut  pas,  ainsi  qae  le  dit  Fontenelles,  tonte  la'  ooquetierie 
d^umilite  de  l'auteur  de  Telemaque,  mais  en  pretre  soumis  ä  Paatorite, 
il  accepta  la  sentenoe. 


j 


Sb«lti^eiten  in  den  Niederlanden.  MO 

n  Span.  Indes  stehen  Finilons  Haximee  nicht,  aber  gemSea 
Idicte  von  1771  werden  die  Noten  zn  einer  Londoner  Ausgabe 
^maqne  expnrgirt. 


Streitisbeit«!  in  den  Niederlanden  1690  —  1712. 

kirchlichen  Parteien  in  den  Niederlanden 
ebhaft,  nachdem  der  bisherige  Bischof  von 
0,  ein  fanatischer  Gegner  der  Jansenisten, 
Hecheln  geworden  war  (f  1711).  Im  J. 
im  Verein  mit  den  anderen  Bischöfen  ein 
,  welches  über  das  Alexanders  VII.  (S.  458) 
iDOcenz  XII.  verordnete  aber  in  einem  Breve 
!s  solle  nnr  die  Unterzeichnung  des  Formn- 
.  und  die  Verdammung  der  ans  dem  Buche 
imenen  Säue  in  sensu  obvio,  —  also  nicht 
intento  —  verlangt  werden.  Gleichzeitig 
r  Interpretation  des  Formnlares  und  der 
Uillschweigen  geboten  und  den  Bischöfen 
nicht  zu  dulden,  dass  jemand  als  Janseuist 
geistlichen  Aemten  und  Functionen  aus- 
ron  dem  nicht  erwiesen  sei,  dass  er  einen 
ilte.  Diese  Entscheidung  wurde  nicht  mit 
»tack  zu  der  Paix  de  Clement  IX.  <S.  45d) 
Zeit  wurden  mehrere  Dennnciationen  gegen 
von  der  Inquisition  abgewiesen  nnd  mehrere 
sie,  a.  a.  von  Precipiano's  Beichtvater,  dem 
i  Fontaine,  verboten.  Precipiano  verbot  nun 
1  Decret  vom  15.  Jan.  1695  Jansenistische 
erwirkte  in  demselben  Jahre  Verordnungen 
nien,  nach  welchen  die  des  Jansenismus 
en  Aemtern  ausgeschlossen  werden  sollten, 
reranlassteu  ein  zweites  Breve  Innocenz*  XII. 
welchem  das  erste  bestätigt,  aber  ausdruck- 
te Bulle  und  das  Formular  Alexanders  VII. 
aodificirt  werden.  Auch  in  den  folgenden 
rere  Streitschriften  gegen    die  Jansenisten 


^ 


644  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

n.  a.  von  Palazol  und  Desirant,  verboten.  Im  J.  1703  gelang 
aber  Precipiano  ein  Hauptschlag  gegen  die  Jansenisten :  Gerberon 
und  Quesnel,  nach  dem  Tode  Arnaulds  (f  8.  Aug.  1694)  die  be- 
deutendsten unter  den  nach  Belgien  geflüchteten  französischen 
Theologen,  wurden  mit  Ermächtigung  der  Römischen  Inquisition 
und  der  spanischen  Regierung  verhaftet,  processirt  und  der 
Excommunication  verfallen  erklärt.  Ausser  von  ihnen  kamen 
auch  einige  Schriften  von  Opstraet,  Henricus  a  S.  Ignatio  u.a. 
in  den  Index,  ausserdem  eine  Menge  von  Thesen,  unter  denen 
nur  die  von  Fr.  Martin  bemerkenswerth  sind. 

1.  Humbert  Guillaume  Corate  de  Precipiano  de  Soye  aus 
einer  Genuesischen  Familie,  geb.  1626  zu  Besannen,  war  in  seinen 
jtlngeren  Jahren  nicht  eben  besonders  kirchlich.  Als  er  1661  zum 
Domdecan  in  Besangen  ernannt  wurde,  entstand  ein  Streit,  der  20 
Jahre  dauerte  und  in  welchem  Prec.  der  Excommunication  verfiel. 
£r  liess  sich  erst  absol^iren,  als  er  1682  zum  Bischof  von  Brügge 
ernannt  wurde  (Vie  de  v.  Espen  p.  24).  Als  er  1690  nach  dem 
Tode  des  milden  Alphons  de  Berghes  (1669 — 89)  Erzbischof  von 
Mecbeln  wurde,  bezeichnete  ihn  Arnauld  in  einem  Briefe  (3,  235) 
als  un  trfes-mis^rable  sujet.  —  In  einem  Beeret  vom  9.  Jan.  1691 
und  in  einer  Epistola  pastoralis  super  praecipuis  ecclesiarom  belg. 
turbis  vom  12.  Oct.  1691,  Brux.  1692,  64  S.  8.i),  schärfte  er  die 
Trienter  Bestimmung  über  das  Lesen  der  Bibel  in  der  Yolksprache 
ein,  nahm  alle  bisher  ertheilten  Ermächtigungen  dazu  zurück  und 
erklärte,  bei  der  Ertheilung  neuer  Ermächtigungen  würden  ketze- 
rische und  verdächtige  Uebersetzungen,  namentlich  das  wiederholt 
verdammte  N.  T.  von  Mens,  ausdrücklich  ausgenommen  werden. 
Gleichzeitig  verbot  er  gemäss  dem  Breve  von  1661  (S.  539)  Ueber- 
setzungen des  Messbuches,  namentlich  des  Canons,  und  schärfte  die 
Beobachtung  der  Eömisohen  Bücherverbote  ein.  In  demselben  Jahre 
hielt  er  mit  den  Bischöfen  von  Antwerpen,  Brügge  und  Roermonde 
zu  Brüssel  eine  Conferenz,  zu  der  auch  der  Generalvicar  van  der 
Noot  und  die  ultramontanen  Doctoren  Harney  und  Steyaert  zuge- 
zogen wurden  und  auf  der  u.  a.  folgendes  verabredet  wurde :  es 
soll  nach  Rom  und  Madrid  wegen  Einführung  des  Alexandrinischen 
Formulares  geschrieben  werden;  es  soll  bei  dem  Statthalter  und  in 
Madrid  beantragt  werden,  die  vor  Ertheilung  der  Druckerlaubniss 
vorzunehmende  Prüfung  theologischer  Bücher  ausschliesslich  durch 
die  Bischöfe  vornehmen  zu  lassen  und  die  Placate  über  das  Bücher- 
wesen in  Erinnerung  zu  bringen ;  es  .  soll  überlegt  werden,  was 
diesen  beizufügen  ist;  Harney  und  Steyaert  sollen  die  in  Belgien 
erschienenen  Bücher  verzeichnen,  welche  zu  verbieten  sind ;  das  Lesen 
der  h.  Schrift  in  der  Yolksprache  und  das  N.  T,    von  Mona  sollen 


1)  De  Ram,  Synodicon  [s.  o.  S.  21]  2,  391.  A.  J.  P.  6,  1748. 


J 


Erihischof  Precipiano.  ft45 

werden,  —  Die  Confereni  richtete  unter  dem  31.  Jan. 
Schreiben  an  die  Inquisition,  worin  über  das  Umaichgreifen 
geklagt  wird.  Insbesondere  wird  über  fraudulenti 
"  gcklugt  und  eine  Schrift,  worin  dieselben 
inae  Augnstinianorum  Theoloporum  etc.,  de- 
rird  der  Inquisition  ein  Buch  von  Cornelius 
t,    der  praeter  ceteros  felicms  in  exagitandie 

t'erner  werden  Specimina  der  zahlloHen  be- 
ligt,  die  von  .laiiseniRten  verlhcidigt  würden 
nmt  werden  sollten  wie  die  31  Hätze  von 
;h  wird  über  die  Jansenistisf^he  Bussprasis 
um  dedit  fainoHus  de  freqnenti  coiniuunione 
-aefalio  haereticam  continet  de  bieipiti  Eccle- 
m  (Synodieon  1,  570). 

rticuli  sind  die  5  in  Paria  1663  vereinbarten 
;]ie  Unesnel  16^9  mit  einer  Vorrede  hatte 
t  denen  die  Lijwener  Theologen  (auch  Stey- 
n    erklärt   hatten.     Arnaiild   hatte   sich   nach 

bestimmen  lasHen,  26.  Jan.  1B90  an  Alesan- 
za  echreiben  (3,  2r>Ü),   dem  «uesnels  Schrift 

Gegenschrift,  welche  die  Bischöfe  der  In- 
heisst:  Frans  quinque  artieulorum  a  Pseudo- 
rimum  Alexandro  VII.,   nunc  iterum  Alexan- 

sive  eorum  cum  Auguatino  Iprenei  conve- 
T  Comelium  a  Craneberch  Lovaniensem 
I.  Der  VerfaBner  derselben  war  der  Jesuit 
e,  der  Beichtvater  Precipiano's.  Mit  ihrer 
ä  Bischöfe  Unglück.  Beide  Schriften  wurden 
prüft,  die  von  Quesnel  freigegeben,  die  von 
.602  verb.  Eine  ausdrückliche  Erklärung  über 
Censuren  von  1587  (_I  S.  446),  die  Arnauld 
olgte  nicht'). 

.  welches  die  belgischen  Bischöfe  1692  ein- 
ing  insofern  über  das  Alexandere  VII.  hin- 
enthielt: „loh  beschwöre  nicht  nur  die  Wahr- 
n  diesen  Bullen  auf  das  Recht  (jua),  sondern 
.   anf  die  von  Alexander  VIT.  detinirle  That- 

d,  h.  dass  ich  die  6  Sätze  verdamme,   nieht 

jedem    ketzerischen  Sinne,    den    sie    haben, 


I  Qupsnol  wird  oft  als  ..Coram"  cilirt,  weil  sie 
[■(,.  In  dem  llecueil.  welches  (JucRnels  Schrift  La 
lö2)  beijifd ruckt  inf,  steht  p.  U  eine  französische 
Nouveile  declaration  des  disciplea  de  St.  Aug., 
nc^re  de  leur  doctrine  sur  la  maliere  des  5  pro- 
■esentes  eii  lG'i3  nu  P.  Ale:iaiider  VII,  et  gouiuis 
du  P.Alexandre  VIII.  en  16«9.  ■-  Urber  die  Ver- 
OD    Über   die    beiden   Schriften   s.  Itecueil    p.  61. 


646  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

Bondem  auch  Bpeoiell  als  aus  dem  Augnstinns  des  Jansenins  excer- 
pirt  und  in  dem  von  Jans,  intendirten  oder  in  seinem  Buche  ans- 
gedrtickten  Sinne''  (Arn.  24,  605;  25,  154).  Die  Bischöfe  berich- 
teten darüber  an  Innooenz  XII.  im  März  1692  in  einem  Schreiben 
(Synod.  1,  579),  worin  folgende  charakteristische  AusfOhmng  vor- 
kommt: Weil  einige  Bischöfe  jansenistisch  gesinnt  gewesen  und  die 
weltliche  Grewalt  und  nach  dem  Vorgänge  einiger  Löwener  Profes- 
soren viele  Geistliche  widerstrebt  hätten,  habe  man  bisher  nur  ein 
zweideutiges  Formular  (das  von  1660,  S.  517)  einfuhren  l^önnen. 
Manche  meinten  nun,  die  darin  versprochene  religiosa  observantia 
bestehe  lediglich  darin^  dass  man  die  Bullen  nicht  öffentlich  an- 
greife ;  ein  belgischer  Schriftsteller  sei  es  gewesen,  der  den  in  dem 
Decrete  von  1690  unter  No.  30  verdammten  Satz  vorgetragen: 
wenn  jemand  eine  Lehre  bei  dem  h.  Augustinus  deutlich  ausge- 
sprochen finde,  könne  er  sie  festhalten  und  vortragen,  ohne  Rück- 
sicht auf  irgendwelche  Bullen ;  ja,  es  habe  neulich  jemand  geäussert, 
kein  Papst  habe  jemals  seine  Fehlbarkeit  deutlicher  bekundet  als 
derjenige,  welcher  die  5  Sätze  in  dem  von  Jansenius  intendirten 
Sinne  verdammt  habe.  Jansenist  en  seien  es  femer,  welche  lehrten, 
das  Lesen  der  h.  Schrift  in  der  Volksprache,  namentlich  des  N.  T. 
von  Mens,  könne  nicht  durch  kirchliche  Gesetze  beschränkt  werden, 
welche  das  Busssacrament  durch  unkluge  Strenge  gehässig  machten, 
welche  behaupteten,  das  Beichtsiegel  brauche  nicht  strenge  gehalten 
zu  werden^).  Um  die  Axt  an  die  Wurzel  zu  legen,  hätten  die  Bi- 
schöfe mit  Zustimmung  des  Intemuncius  beschlossen,  fortan  von 
allen,  welche  die  Weihen  oder  Beneficien  und  kirchliche  Aemter 
erhalten  wollten,  einen  Eid  nach  dem  Formular  Alexanders  VII.  zu 
verlangen.  Das  sei  jetzt  durchzusetzen,  da  die  Bischöfe  einig,  die 
Regierung  der  guten  Sache  günstig  gesinnt  und  von  der  Universität 
Löwen  Unterstützung,  nicht  Behinderung  zu  erwarten  sei.  —  Das 
Vorgehen  der  Bischöfe  veranlasste  eine  Reihe  von  Streitschriften, 
u.  a.  Supplicatio  ad  Archiep.  Mechlin.  ceterosque  Belgii  episcopos, 
qua  juramentum  in  veritatem  facti  Janseniani  ea  qua  par  est  reve- 
rentia  deprecantur  quidam  Belgae  theologi,  1692,  32  S.  4.  Amaald 
schrieb  damals  Histoire  du  formulaire  qu'on  a  fait  signer  en 
France,  et  de  la  paix  que  le  P.  Clement  IX.  a  rendue  k  cette  iglise, 
Lille  1692,  56  S.  8.  (darin  sind  die  verschiedenen  Formlare  abge- 
druckt), —  sie  wurde  nochmals  Gol.  1698  gedruckt,  und  diese 
Ausgabe  1734(1)  verb.^). 


1)  Wie  Am.  8,  77.  478  bt^richtet,  hatte  man  1688  eine  solche  Be- 
schuldijrung  geffen  Huygens  und  Opstraet  aasgestreut.  Es  handelte  sidi 
aber  nicht  um  das  Beiohtsiegel,  sondern  um  die  Solicitatio  ad  turpia.  Mit 
dieser  Beschuldigung  werden  die  1689  unter  Hen nebeis  Vorsitz  verthci- 
digten  Thesen  de  sigillo  oonfessionis  (Opusoula  p.  570)  zusammenhangen. 
—  Die  Inquisition  hatte  schon  1682  eine  auf  das  Beichtsiegel  bezügliche 
Propositio  verdammt  (Gonstit.  p.  191). 

2)  Sie  erschien  nochmals  1765  mit  einer  Fortsetzung  von  anderer 
Hand,    und  ist  abgedr.  Am.  25,  152.    Ueber  die   anderen  Streitschriften 


J 


Du  Formular.  M7 

Auf  den  Wansch  Carls  II.  schickten  beide  Theile  Agenten 
Rom,  die  Biacböte  den  Augustiner-Eremiten  Bernard  Desirant, 
war  Profritior  der  Gescbichte  und  Politik,  also  Justna  Lip- 
Kachfolger,  —  ihre  Gegner  den  ProfeB§or  Jo.  Libertns  Henne- 
Vom  Nov.  16A2  nn  wurde  länger  als  ein  Jahr  in  der  Inqui- 
t').  Dann  schickte  Innocenz  XII.  den  Bi- 
6.  Febr.  16!)4  (Arg.  III  b  390),  worin  er 
.  Innocenz  X,  und  Alexander  VII.  bestätigt 
lert,  gegen  jeden,  der  die  darin  verdammten 
rechtlichem  Wege  vorzngehen,  dann  aber 
rlangen,  dass  Jeder,  der  zur  Unterzeichnung 
lert  werde,  dasselbe  aufrichtig  unterzeichne 
Reslrictjon  oder  Expoeition  die  aus  dem 
erpirten  Sätze  in  sensu  obvio,  quem  ipsamet 
le  se  ferunt,  verdamme;  es  floUe  aber  dem 
II.  weder  mündlich  noch  schriftlich  irgend 
leigefiigt  werden.  Um  allen  Streitigkeiten 
'apst  weiter,  habe  er  (in  dem  unten  zu  er- 
Inq.)  verboten,  andere  Deutungen  dea  For- 
Worten  aelbst  liegenden  vorzutragen  oder 
auch  habe  er  bezüglich  der  Interpretation 
5  Sätze  ewiges  Stillschweigen  aufgelegt. 
len  Bischöfen  zur  Pflicht,  nicht  zu  dulden, 
vage  Beschuldigung  des  Jansenieinue  auRge- 
läesige  Name  Jansenist  angewendet  werde, 
,  daee  er  verdächtig  sei,  einen  der  5  Sätze 
n  zu  haben,  oder  dass  jemand  unter  diesem 
1,  Beneficien,  Gnaden,  dem  Predigen  oder 
ictionen  ausgeachloseen  werde,  wenn  nicht 
[ass  er  diese  Strafe  verdient  bttbe.  —  Unter 
a  ein  Breve  an  die  Löwener  theologische 
p.  57.  716),  worin  der  Papst  sagt:  Heniiebel 
ler  Facultiit  vom  7.  Mai  1693  überreicht, 
e  ihr  gestattet  werden,  bis  zu  einer  ander- 
.es  h.  ätuhlea  die  in  den  Cetisuren  von  1587 
agen;  er  erachte  eine  eingehende  Erörterung 
wie  sie  unter  Clemens  VIII.  und  Paul  V. 
it  ala  opportun,  halte  das  Verbot  der  Ver- 
■ten  über  diese  Materie  aufrecht,  und  or- 
,  indem  sie,  wie  sie  versicherten,  eich  zu 
tinus  und  des  h.  Thomas  bekannten,    Strei- 


daa  neue  Formular  überlmupt    s.  Arn.  3,  439. 

idluiigen  B.  van  Espen,  Commentnriolus  de  ori- 
'ii  Alexandrini  in  Bcigio,  Upp.  K,  322,  336.  Arn. 
I  Paix  de  Clement  IX.  p.  249  und  Recueil  p.  273. 
Zur  Kirchengesch.  S.  99.  Clarorum  Venet.  ad 
L,  16a 


646  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

tigkeiten  yermeiden  a.  6.  w.  —  Gleichzeitig  wurde  das  in  dem 
ersten  Breve  erwähnte  Decret  der  Inq.  Fer.  V.  28.  Jan.  1694  (Bull, 
cont.  1,  294.  Arg.  III  b  390)  publicirt,  in  welchem  bezüglich  der 
Deutung  des  Formulars  und  der  5  Sätze  allen  Schweigen  auferlegt 
wird,  alle  ex  professo  oder  inoidenter  darüber  handelnden  Schriften 
verboten  werden  und  untersagt  wird,  Schriften  darüber  drucken  su 
lassen.  Die  üebertreter  dieses  Decretes  sollen  ipso  facto  der  Pri- 
vation  ihrer  Dignitäten  und  Aemter  und  der  Vollmacht  zu  predigen  und 
zu  dociren  u.  s.  w.  verfallen,  alle  noch  zu  veröffentlichenden  Schriften 
der  bezeichneten  Art  ohne  weitere  Erklärung  als  ausdrücklieh  ver- 
boten angesehen,  die  Drucker  derselben  mit  Confiscation  der  Bficher 
und  mit  Geld-  und  anderen  körperlichen  Strafen  belegt  werden. 

Ganz  zufrieden  waren  mit  dieser  päpstlichen  Entscheidung 
beide  Theile  nicht  Der  Erzbischof  musste  natürlich  sein  Formular 
aufgeben  und  verordnete  im  Juli  1694  die  Unterzeichnung  des 
Alexandrinischen  (Arg.  III  b  597).  Amauld  (3,  749)  war  nament- 
lich über  das  Inquisitionedecret  unzufrieden;  von  dem  Breve  an 
die  Bischöfe,  welches  mit*  königlichem  Placet  publicirt  wurde,  meinte 
er:  wenn  es  nicht  so  klar  sei,  wie  man  wünschen  könne,  so  sei  es 
doch  in  drei  Punkten  den  Löwenern  günstig:  1.  die  Bestätigung 
der  früheren  Bullen  sei  auf  den  dogmatischen  Inhalt  derselben  be- 
schränkt; 2.  es  heisse:  die  5  Sätze  seien  in  sensu  obvio,  quem  verba 
prae  se  ferunt,  (nicht  in  sensu  a  Jansenio  intento)  verdammt^); 
3.  es  verbiete  die  vagen  Beschuldigungen  des  Jansenismus.  Jeden- 
falls meinte  er,  könnten  die  Löwener  das  Formular  Alexanders  VII. 
unterzeichnen,  und  es  sei  zu  hoffen,  dass  das  Breve  der  niederlän- 
dischen Kirche  den  Frieden  wiedergeben  werde.  Auch  sonst  wurde 
vielfach  dieses  Breve  dem  Breve  an  die  Seite  gestellt,  durch  welches 
die  Paix  de  Clement  IX.  begründet  worden.  Es  erhielt  auch  für 
Frankreich  Bedeutung  dadurch,  dass  die  Assemblie  du  Clerg^  von 
1700  daraus  die  Warnung  vor  der  vagen  Beschuldigung  des  Jan- 
senismus in  ihre  Beschlüsse  aufnahm  (Recueil  des  actes  1,  713).  — 
Auch  Quesnel  verfasste,  wie  Amauld  (3,  770)  1694  schreibt,  eine 
eigene  Schrift,  um  zu  zeigen,  dass  man  jetzt  das  Formular  unter- 
zeichnen könne.  Es  wird  das  dieselbe  sein,  die  freilich  erst  1697 
Pseudonym  erschien:  Defense  des  deux  brefs  de  K.  S.  P.  le  P. 
Innocent  XII.  aux  äveques  de  Flandre  (des  Breve  von  1694  und 
des  gleich  zu  erwähnenden  von  1696)  contre  le  Docteur  Martin 
Stejaert,  adress6e  k  ce  m§me  docteur  par  l'abbi  du  Manoir, 
Douay  1697,  von  der  Inq.  verb.  1704  (C.  Qu.  p.  73.  347). 

Speoielle  Bücherverbote  sind  in  dem  Decrete  der  Inq.  nicht 
enthalten.  Das  für  die  Zukunft  bestimmte  Verbot  wurde  natürlich 
nicht  beobachtet,   —   es  ist  nicht  wie  ähnliche  Verbote  unter  Libri 


1)  Den  Unterschied  bebt  aach  Sainjore  2,  66  hervor:  das  unglück- 
liche in  sensu  ab  auctore  intento,  welches  der  Klugheit  Alexanders  VII. 
keine  Ehre  mache,  sei  durch  in  sensu  obvio  (le  sens  naturel  de  son  livre) 
ersetzt  worden. 


J 


Du  Formular,     ßenunciationen.  649 

-"-  -'--\t  bei  Ben.  in  die  Decr.  gen.  aufgenommen. 
trbot  die  Tnq,  Lettre  ^crite  de  Home  a  nn 
jjel  do  nouveao  decret  et  du  bref  de  N.  8. 
aus  ivöqnes  de«  Paya-Baa  touchant  le  for- 
,  und  Litterae  Roma  datae  ad  Doctorem 
retuni  et  breve  S.  D,  N.  iTinocenfÜ  XU.  ad 
lulario  contra  JarBeniiim  et  theologi  Lovan. 
tom  23,  Febr.,  wahracheinlich  von  Hcnnebet, 
dieseB  Verbot  werde  auf  alle  solche  Briefe 
ebnt  (dieser  ZuRalz  ist  von  Ben.  gestrichen), 
ober  auf  dienen  Gnind  hin  verb.  worden  zu 
4  wurde  ein  einzelnes  Heft  einer  (im  Haag 
rnard,  H.  fiasnage  n.  a.  heran  Rgegebenen) 
refl  bistoriques  contenant  ce  qiii  ce  paase 
urope  et  leB  reflexiond  necencairee  Bur  ce 
ti*.     Das    Heft    beginnt    p.  357  mit  einem 

und  die  Verhandlungen  in  Rom.  Gleich- 
'on  den  RecoUecten  Bnkentop,  van  Doren, 
eher«  verb.,  weil  darin  von  dem  Formulare 

Queanel,  Remontrnnce  p,  70)  gesprochen 
>  wurden  Thesen  von  L.  de  Behault  mit 
ea  Grundes  verb,:  oh  cnntradictionem  eilen- 

idlungeii  in  Rom  1692 — 94  hängt  znsammen 
8  per  Belgium  diBseminatae  juBsn  Congre- 
:tae  atque  ad  auprernnm  Innocenlii  XII.  P. 
theologoB  orthodüxae  fidei  et  aiitoritatia 
dI,  1692,*  6  Bl.  143  S.  4.  (AuRzug  darauB 
Jesuiten  sagten,  der  ErzbiBcliof  von  Mecheln 
llung  auf  Befehl  des  Cardinais  Cybo,  des 
,  drucken  laswen  (Arn.  10,  XXXIV).  Wahr- 
efientlichen  die  1691  von  Precip.  und  den 
icirten  Sätze  (S.  645).  Als  denjenigen,  der 
eilt  und  die  Denunciation  eingereicht,  be- 
).  625)  den  Franeiscaiier  Diaz,  der  damalfi 
1  Interease  der  belgischen  Bischöfe  thätig 
Schreiben  un  die  Cardiniile  der  InquiBition, 
1er  Sammlung  steht,  sagt  der  VerfasBer,  er 
rage  Ihrer  Eminenzen  zusammengestellt,  um 
eben  mit  Unrecht  behauptet  werde,  es  gebe 
listen,  Bajaner  und  Neuerer,  um  den  trau- 
ion  in  Belgien  anschaulich  zu  machen  und 
betreffenden  Sätze  zu  erwirken.  Die  Sätze, 
,  woraus  sie  entnommen,  genau  angegeben 
luf  dogmatische  und  ethische  Fragen,  auch 
apstea,  der  Inquisition  und  der  Index  Con- 
hnen  ausgehenden  Biicherverboto').  —  Huy- 

,    durch    12    oder   weuiger  Römische   Ceuaoren 


1 


660  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

gene  and  andere  angegriffene  Theologen  reclamirten.  Die  von  Jo. 
Opstraet  verfasste  Vertheidignng  wurde,  nachdem  Amanld  (3,  601. 
608;  10,  676)  sie  durchgesehen,  1093  handsohriftlloh  nach  Born 
geschickt  und  1694  gedruckt:  Responsio  Jo.  Opstraet  ad  articnlos, 
de  quibus  accusatnr  in  lihro,  qui  inscribitur  Propositiones  .  .  . 
84  S.  4.  (Opp.  6,  "247—395).  Sie  behandelt  69  Anklagepunkte  ^). 
Wenigstens  über  viele  dieser  Sätze  ist  in  Born  verhandelt  worden; 
—  A.  J.  P.  2,  1594  werden  Qualifioationen  von  16  Sätzen  über 
Absolution  u.  dgl.  mitgetheilt,  —  zu  einer  Censurirung  kam  es  aber 
nicht,  aber  doch  wohl  aus  einem  andern  Grande  als  aus  dem  von 
den  A.  J.  P.  vermutheten:  weil  man  die  rigoristischen  Lehren 
einiger  Theologen  von  schwachem  Eenommie  nicht  für  so  geHlbr- 
lieh  hielt,  dass  der  h.  Stuhl  seine  Stimme  erheben  müsste.  —  £ine 
andere  Denunciation  überreichte  im  J.  1694  Desirant  der  Inquisition. 
Es  wurden  darin  61,  angeblich  wörtlich  aus  den  Schriften  von 
Huygens,  Hennebel,  Opstraet  und  van  £spen  entnommene  Sitxe 
denuncirt  (von  van  Espen  6  aus  seinem  noch  nicht  gedruckten 
Tractat  de  cultu  sanctorum).  Hennebel  überreichte  eine  Vertbei- 
digungsschrift.  Die  Inq.  nahm  nur  6  von  den  denuncirten  S&tsen 
in  Untersuchung,  und  auch  diese  wurden  beigegeben  (Vie  de  v. 
Espen  p.  111). 

Im  J.  1693,  also  während  der  Verhandlungen  in  Bom,  er- 
schienen kurz  nach  einander,  angeblich  zu  Köln,  drei  kleine  An- 
klageschriften gegen  die  Jansenisten,  die  einen  ganz  ähnlichen  Cha- 
rakter haben,  nur  wo  möglich  noch  boshafter  sind  als  die  Proposi- 
tiones: Jansenismus  evertens  omnem  religionem,  extingaens 
omnem  pium  affectum  erga  Deum,  .  .  .  omnem  in  ecolesia  jadicem 


Wahrheiten  der  Religion  zu  entscheiden,  macht  dem  h.  Stuhle  keine  Ehre. 
Die  Inquisition  ist  wie  eine  Räuberhöhle,  in  welcher  die  Censoren  den 
Leuten  nachstellen,  sofern  sie  dieselben  verdammen,  ohne  ihnen  eine  Vei^ 
theidignng  za  gestatten  (Quesnel,  p.  10.  11).  Ein  Deeret  der  Index-Gon- 
gregation  oder  der  Inquisition  (una  Feria  V.,  imo  una  Feria  IV.)  reisst 
uns  mitunter  die  besten  und  nützlichsten  Bücher  aus  der  Hand  (p.  12). 
Niemand  ist  verpflichtet,  seine  Einsicht  dem  Urtheil  von  7  oder  8  Con- 
sultoren  oder  auch|von  ebenso  vielen  Cardinalen,  denen  sie  referiren,  zu 
unterwerfen.  Der  Trienter  Index  ist  nur  eine  für  eine  bestimmte  Zeit 
erlassene  Verordnung,  den  Yerordnunffen  zu  vergleichen,  die  zur  Zeit  eines 
Krieges,  einer  Pest  oder  Hungersnoth  erlassen  werden  und,  nachdem  der 
Grund  weggefallen,  von  selbst  erlöschen  (de  Witte,  p.  17). 

1)  Manche  Sätze  waren  in  den  Prep,  zwar  richtig  citirt,  aber  aos 
dem  Zusammenhange  gerissen.  So  wird  von  Opstraet  der  Satz  citirt:  ni 
forte  tam  missis  opus  sit  quam  stipendio,  non  ad  refrigerandas  animas 
in  purgfatorio,  sed  in  refectorio.  Opstraet  zeiget  p.  268,  dass  er  von  dem 
Unfug  der  Mönche  gesprochen,  die  den  Sterbenden  verhiessen,  sie  wurden 
nicht  ins  Fegfener  kommen,  wenn  ihnen  durch  ihren  Abläse  die  Taofon- 
Bchuld  wiederhergestellt  werde  (s.  Reusch,  Die  deutschen  fiischöfe  8.  30). 
und  die  dann  gleich  nach  dem  Tode  eine  grosse  Menge  von  Messen  f&r 
nöthig  erklärten.  —  Viele  Sätze  sind  übrigens  aus  Schriften  entnommen, 
die  l^reits  verboten  waren  (Eugenius  Brug.,  S.  Victor,  Gonde^  M61iton 
u.  8.  w.). 


j 


n.  lodex  Precipiano'».  651 

renerationem  imaginam  et  «anctorom, 
llena,  vilipendens  indnlgentias  et  a  sa- 
laristiae  avertens,  .  .  .  proculcana  reg. 
HB  omnibiiH  eine  discriraine  lectionem 
ari  et  lectionem  librornm  prohibitorum 
Ii8t.  Jana.  p.  557),   —    JansenismuB 

damnatos  pertinaciter  defendens,  55  S. 
Diohia  exotice  rigidus,  51   S.  8.*     Der 

approbirt  sind  aie  von  Nie.  Dnboia 
ren;  Arnautd  (3,  627.  629)  berichtet 
,  der  ErzbiBchof  selbHt  sei  an  der  Ab- 
tn  etwa  30  JanBenisten,  die  darin  an- 
ch  ansRer  den  belgischen  auch  franzo- 
J,    Nicole    (Paulus    IrenaeoB),    Bieohof 

Fabel  von  Bourgfontaine  wird  darin 
trieb  gegen  das  erste  StUck  Proc^e  de 
'ape  et  les  evfqueB,  lee  princea  et  Ibb 
dana  le  placard:  JansenismuB  omnem 
teura,  Ich  approbateurs  et  les  fautears 
Ingen  1693  erBchienen  {die  2, — 5.  an 
krD.  25,  207—318)').  Er  drang  auch 
anf,  dase  die  Schriflchen  in  Eom  ver- 
it  etwa  in  einem  Decrete  mit  beliebig 
ammen,  sondern  in  einem  beeondem 
gen  Mangele  eines  Dennncianten  nnge- 
nöthigenfalla  selbst  bei  der  Inquisition 
3).  Sie  wurden  denn  auch,  aber  mit 
zweiten  Schrift  von  Fontaine  (S.  484) 
von  der  Inq.  7.  Dec.  1694  verb.  (Nam. 

Öffentliehte  Precipiano  das  S.  59  be- 
ir    fiO    „Jaiisenistische"  Schriften  verb. 

erwähnten  und  noch  zu  erwähnenden 
^nesnel  eine  gnnze  Keihe  von  Gilles  de 
sehe,  französiche  und  flämische  Bro- 
;    des  Formulars    und    das    Bibelleeen, 

gegen  ihn  selbst  und  seinen  Vor- 
gen    Steyaert.     In  Rom    hat   man  von 


gen  Pbrenesia   Molinistica  .  .  auct.  Jo.  Au- 

:dee  61). 

it   wie  Craiicberch   und  Monbron    ein   nom 

de  la  Fontaine;  s,  Üacker  s.  v.,  wo  auch 
n  Prac.  verzticlmet  sind.  —  In  den  Beinern 
61)  führt  Prec    aus  einer  Lettre  d'un  eccie- 

AugUBtin  touuhaut  l'autorite  des  Papes  et 
'uccaeioQ  des  theaes  de  M.  Steyaert,  >.  1. 
^führten  Satze  Über  die  Feria  V.  noch 
uUeuda  die  Kirche  haben  mit  solchen  De- 


662  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

diesem  Index  keine  Notiz  genommen  (S.  61 ;  anoli  Qnesnels  Remon- 
trance  wurde  nicht  verb.);  dagegen  wird  er  in  dem  Dict.  Jans, 
wiederholt  citirt,  um  von  einem  Bnche.  welches  nicht  im  Rom.  In- 
dex steht,  doch  sagen  zu  können,  es  sei  verboten  worden.  —  Schliess* 
lieh  verbietet  Prec.  das  Lesen,  Abschreiben  und  Verbreiten  eines 
an  ihn  selbst  gerichteten  Briefes  von  Hennebel  d.  d.  Rom  20.  Febr. 
1694  dessen  temeritas,  wie  ihm  von  dem  Internuncius  mitgetheilt 
worden,  der  Verfasser  später  selbst  anerkannt  habe.  Es  war  das 
ein  Brief  über  das  Formular,  den  die  Inquisition  wegen  Verletzung 
des  vom  Papste  aufgelegten  Schweigens  und  vielleicht  wegen  unan- 
gemessener Ausdrücke  missbilligt  und  den  darauf  4.  Sept.  Hennebel 
vor  der  Inq.  retractirt  hatte  (Quesnel,  Remontr.  p.  88.  Fleur. 
66,  195;  s.o.  S.  649). 

5.  Aus  dem  J.  1695  wird  auch  die  bei  öachard,  Hist.  de  la 
Belgique  au  commencement  du  18.  si^cle,  1880,  p.  99  theilweise 
abgedruckte  eigenhändige  Denkschrift  stammen,  worin  Prec.  dem 
Madrider  Hofe  vorstellt:  es  sei  unmöglich,  den  Jansenismus  in  den 
Niederlanden  auszurotten,  wenn  es  nicht  der  König  kraft  seiner 
Autorität  thue.  Sie  beginnt:  „Von  Rom  ist  nichts  zu  hoffen  unter 
dem  jetzigen  Papste:  er  thut  selbst  nichts  und  überweist  alles  den 
Congregationen,  in  denen  der  Card.  Casanate  und  der  Assessor 
Bemini  dominiren,  die  notorisch  erklärte  Beschützer  der  Jansenisten 
sind.  Auch  der  Card.  Aguirre  (er  wurde  1686  Cardinal)  beschützt 
sie,  seit  er  in  Rom  ist"  u.  s.  w.  —  Unter  dem  7.  Nov.  1695  ge- 
bot denn  auch  Carl  II.  dem  Erzbischof,  dem  Conseil  de  Brabant 
und  der  Löwener  Universität,  die  Jansenisten  von  kirchlichen  und 
staatlichen  Aemtem  fern  zu  halten.  Bei  der  Ausführung  dieser 
Verordnung  kam  natürlich  alles  auf  den  Begriff  „Jansenist"  an, 
dem  der  Erzbischof  eine  sehr  weite  Ausdehnung  zu  geben  geneigt 
war.  Etwa  150  Geistliche  beauftragten  den  Brüsseler  Pfarrer 
Wilh.  van  de  Nesse  14.  Febr.  1696  zu  remonstriren,  und  dieser 
reichte  dem  Conseil  de  Brabant  zwei  Suppliken  ein.  Das  Conseil 
sprach  sich   denn  auch   in  einem  Berichte    an  den  Statthalter,    den 


creten  wenig  oder  nichts  zu  schaffen.  Sie  kommen  sehr  oft  ohne  genü- 
gende Untersuchung  und  in  Folge  von  Cabalen  zu  Stande.  Die  Ordeos- 
geistlicben,  von  denen  man  weiss,  dass  ihnen  ihre  Sonderinteressen  mehr 
am  Herzen  liegen  als  die  wahren  Interessen  der  Kirche,  dominiren  in  allen 
Congregationen.  Die  Erfahrung  lehrt,  dass  Jahre  lange  Anstrengungen 
und  eine  grosse  Geduld  dazu  gehören,  um  die  Verdammung  der  schlech- 
testen Lehren  zu  erwirken,  wenn  die  Ordensgeistlichen  dagegen  sind,  dsss 
dagegen,  wenn  diese  es  wünschen,  die  besten  Bücher  mit  der  grössten 
Uebereilung  censurirt  werden  .  .  .  Diejenigen,  welche  an  den  Römischen 
Verboten  den  grössten  Antheil  haben,  sind  in  der  Regel  Mitglieder  ver- 
schiedener Orden,  namentlich  der  Bettelorden,  und  da  merkwürdiger 
Weise  die  meisten  von  diesen  jetzt  die  erklärtesten  Vertheidiger  laxer 
Ansichten  und  die  gefährlichsten  Gegner  der  guten  Moral  sind,  so  kommt 
es  oft  vor,  dass  die  besten  Bücher  Gefahr  laufen,  censurirt  zu  werden, 
und  dass  die.  welche  den  Laxismus  und  die  schlechte  Moral  fördern,  bei 
den  Tribunalen,  die  sie  verdammen  sollten,  Schutz  finden. 


i  des  Königs  von  SpaDien.  668 

.  Apr.  1696  dahin  au§,  dass  die  könig- 
Breve  von  16<)4  zn  deuten,  aUo  daR 
iiterpretiren  «ei.  Der  Aufforderung  des 
ickung  der  Schriften  der  Neuerer  und 
£u  lassen,  stellt  das  Coneeil  eine  Uin- 
m  1694  and  die  Bitte  entgegen,  es 
he  anerkannte  Regel  angegeben  werden, 
ünne,    was    Neuerung    oder  Rigorismus 

Önig  veranlasste  die  „Jansenisten,"  dem 
Supplik  überreichen  an  lasBen^}.  Auch 
19.  Juli  1696  nochmals  an  den  Papst 
dem  Jansenismus  durch  das  Breve  von 
jrt  worden  sei.  Der  Papst  antwortete 
ili  1690  (Arg.  HI  b  392):  Jenes  Breve 
'läute rungen.  Wenn  angebliche  Janse- 
ich verkehrt  deuteten,  so  urtheile  die 
venn  sie  es  mündlich  oder  schriftlich 
1  die  Bischöfe  einzuschreiten.  Mit  Ver- 
lass  in  Belgien  einige  mündlicli  oder 
durch  das  Breve  sei  die  Bulle  Alexan- 
lar  alterirt  oder  reformirt  worden;  beide 
ätigt.  Bezüglich  des  Lesens  vou  Bibel- 
erbotenen  Büchern  sei  in  früheren  Bullen 
izuglich  der  Spendung  der  Sacrameute 
zu  wachen,  dass  die  cnnonischen  tSat- 
'raxia  beobachten  würden.  Die  Inquisi- 
'rüfung   von  Salzen  bescliaftigt,    die  ihr 

erschienen  in  der  Form  von  Verthei- 
Decvete    zwei    Streitschriften    gegen  die 

eathoJici  a  calumniis  vindicata,  s.  1.  et 
kl  al  Key  nuestro  seilor  Carlos  II.  en 
OS  en  el  Pais  Baxo  catholico,  heginneud: 
lao.  Prof.  de  la  Comp,  de  Jesus,  in  nom- 

üonzalez,  Preposito  general  de  la  mis- 
Der  Jesuit  klagt  darüber,  dass  der 
r  verbreitet  und  mächtig  sei,  dass  die 
'-  Hennebel  zu  erwirken  gewusst,  den- 
s  Conseil  de  Brabant  und  andere  Behör- 
gen  thätcn  u.  s.  w.  Die  Schrift  wurde 
ou  28.  Sept.  169Ö  verb.,  als  beleidigend 


!2.  123.  V.  EBpcn,  Opp.  5,  339.  Reiffenberg, 

1848,  p.  77. 

lutatorum  ad  Innoceritium  Xll.  auper  regii» 

datirt  Löwen  2T.  Dec.  lt)9!3,  unterachricbea 
ad  drei  anderen,  abgc:drackt  in  dum  Anhang 


664  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

nnd  injuriös  für  boohgestellte  Personen  geistlichen  and  weltlichen 
Standes  und  die  königlichen  Behörden  und  G-erichtshÖfe.  In  Korn 
verklagte  Hennebel  im  Juni  1698  den  Jesuiten-General  bei  der  In- 
quisition  und  drohte  ihm  mit  einer  Injurienklage  bei  einem  andern 
Gerichtshofe  (fiossuet,  Oeuvres  40,  288);  er  überreichte  auch  dem 
Papste  und  mehreren  Cardinälen  eine  von  ihm  verfasste  Widerle- 
gung. Die  Römische  Inquisition  soll,  wie  Bossuet  von  seinem 
Neffen  aus  Rom  geschrieben  wurde  (Oeuvres  40,  517),  der  spanischen 
für  das  Verbot  gedankt  haben.  Sie  selbst  verbot  die  Schrift  quo- 
cunque  idiomate  8.  Apr.  1699.  —  Opstraet  schrieb  dagegen:  Libelli 
hispanice  editi  hoc  titulo:  Memorial  .  .  .  Gonfntatio  per  Beigas 
Theologos,  s.  1.  et  a.*,  101  S.  8.^). 

Mit  Rücksicht  auf  van  de  Nesse's  Suppliken  erschien:  Cer- 
tamen  immunitatis  sacerdotum  Belgii  in  causis  personalibus,  prae- 
cipue  criminalibus,  zelatorisque  ejus  Archiepiscopi  Mechlin.  adv. 
anctores  libelli  ...  95  S.  8.  (von  Precipiano's  Generalvicar  Peter 
Govarts),  worin  van  de  Nesse  und  Genossen  darüber  angegriffen 
wurden,  dass  sie  die  Sache  vor  eine  weltliehe  Behörde  gebracht. 
Yan  Espen  schrieb  darauf:  Concordia  immunitatis  eocl.  et  juris  regii, 
adv.   Certamen  .  .  .  1700  (Opp.  4  B.  93;  Vie  p.  23),  erst  1733  verb. 

Im  J.  1698  schickte  Desirant  (handschriftlich)  nach  Rom  eine 
Accusatio  et  querela  populi  Belgici  gegen  Huygens,  Hennebel,  Op- 
straet und  van  Espen.  Diese  liessen  darauf  zu  ihrer  Yertheidigang 
(auch  über  die  61  Sätze,  S.  650)  drucken:  Imposturae  libelli  ano- 
nymi  oui  tit.:  Accusatio  .  .  .  per  Jo.  Opstraet  et  eos  qui  aocnsaDtur 
refutat<ae  et  doctrina  acousatoris  denunciata,  Leodii  1698  (v.  Espen, 
Opp.  5,  150).  Diese  Schrift  wurde  10.  Sept.  1700  von  Hennebel 
den  Cardinälen  der  Inq.  überreicht.  Darauf  veröffentlichte  Desi- 
rant  Commonitorium  ad  orthodoxes  de  accusatis  in  Urbe   doctrinis 


1)  In  dieser  Confutatio  steht  p.  51  GoUectio  instrumentomm  sd 
hanc  oonfutatioaem  pertinentium.  Beigebanden  ist  demselben  Memorial 
espagnol  .  .  .  condamne  par  un  decret  de  PInq.  generale  de  TEspagna 
Le  tout  tradait  en  fraa^is,  1699,  127  8.  8.»  das  Memorial  spanisch  and 
französisch;  vorgedruckt  ist  das  Decret  der  Inquisition  (dieses  steht  aach 
U.  N.  1762,  B70).  In  diesem  wird  zugleich  eine  gegen  den  Franciscancr 
Olmo  gerichtete  Schrift,  La  embiada  . .  .  mas  clara,  verb.,  weil  sie  Sätze 
enthalte,  in  denen  die  h.  Schrift  missbraucht,  der  Observanten-Orden  in- 
juriirt  und  der  Verfasser  des  darin  citirten  Buches  (P.  Olmo)  sammt  den 
Approbatoren  desselben  geschmäht  werde.  —  Ausführlich  über  Palazol 
und  die  Confutatio  Aletophilus  §  34.  Ueber  die  Widerlegung  von  Hen- 
nebel 8.  Laemmer,  Zur  Kirohengesch.  S.  98,  über  andere  Streitschriften 
Backer  6,  413.  —  Palazol  ereifert  sich  auch  gegen  eine  Stelle  in  der  6i- 
blioth.  Hisp.  vetus  des  Nie.  Antonio  1.  500,  wo  der  Satz  des  Prudentios 
Trecensis:  sanguinem  Christi  pro  omnibus  .  fusum  credentibns,  non  vero 
pro  bis  qui  nunquam  credideruot  nee  hodie  crednnt  nee  unquam  credi- 
turi  sunt,  als  gut  katholisch  bezeichnet  wird.  Er  meint,  da  weder  Nie 
Antonio,  noch  Card.  Aguirre,  der  nach  dessen  Tode  das  Buch  zu  Born 
1696  drucken  liess,  diesen  Jansenistischen  Satz  habe  billigen  können,  so 
müsse  die  Stelle  von  irgend  einem  Jansenisten  eingeschmuggelt  worden 
sein.    Aletophilus  p.  212.  Bayle  s.  v.  Antonio. 


B.  DMinnt.    J.  L.  Hennebel.  6E5 

Hnygens,  J.  L.  Hennebel,  Z.  B.  ran  Eepen,  Jo.  Opetraet 
,  s.  ImpOHturarnm,  quae  ipsorum  nomine  prodjernnt,  con- 
iov.  1701.  Das  Blich  war  dem  General  der  Augustiner  ge- 
dieser  befahl  aber  dasselbe  zu  unterdrücken,  üpstraet 
uper  Common  itoriura,     Leodii    1701. 

liesHen  26.  Äug.  1701  dem  Aseeasor 
ichen  (v.  Espen,  Opp.  5,341),  und 
Inq.  verb.  (nicht  etwa  bloss  wegen 
[II.  auferlegten  Schweigens;  denn 
e  verboten  worden  sein). 
bei  von  Rom  Eurilok.  Er  liess  in 
i  articulos  doctrinae   in  Belgio  con- 

Hennebel  die  10.  Spt.  170Ü  oorani 
d  Acta  doctorum  Lovaniensium  De- 

wonach  Hnygena  und  6  andere 
'ieler  abwesenden,  vor  dem  Eector 
itio  kundgegeben  (den  Opuscula  J. 
Aletophilus  p.  203).  Uie  Facultät 
irn    nnr  einige  Doctoren   hätten    die 

Meyer  p.  LH).  G.  de  Witte,  ein 
Bedeutung  des  Wortes,  lietis  eine 
inae  obinta  omni  poscenti  Hecnndutn 
•ctrinae  in  Belgio  controversae  per 
im  Nftmen  Irenaeus  Philalethes  dru- 
lagt,  Hennebele  Erhläning  sei  voll 
'nnd  derselben  in  Rom  geschlossene 
te  p.  SO),  und  ähnlich  äusserte  sich 
i.  Cardinalium  Congregationi  a  D. 
Jansetiistarum  nomine  exhibitum 
ersionibuH  ac  notationibus  censoriis, 
te  veröfTent liebte  M..  Steyaert  eine 
lem  Ü.  Hennebel,  und  Franc.  Mar- 
clarationem  D.  Hennebel,  von  denen 
ift  sagt,  er  habe  darin  die  Schüler 
.  L'etat  pres.  p.  104.  146.  214.  285). 

1704  von  der  Inq.  verb. 

wandten  sich  Rector  und  Univer- 
?on  Frankreich,  desHen  Truppen  da- 

der  Klage,  dasR  die  besten  Theo- 
achiitlet  und  von  den  Aemtem  der 
enn  sie  sich  vertheidigen  wollten, 
1  Beamten  erwirke,  gehindert  wür- 
nm  seine  Fürsprache').  Ueber  eine 
seu  Status  controversiae  inter  tbeo- 
;lche    die    Ansicht    vertbeidigt,    die 


i  steht  eine  Denkschrift  aus  demselben 
der  theologischen  Facultät   zu  Douay. 


666  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

Kirche  sei  unfehlbar,  wenn  sie  einen  Satz  in  dem  Sinne,  in  welchem 
ßie  ihn  verstehe,  verdamme,  aber  nicht  in  der  Entscheidung  darüber, 
welches  der  sensus  obvius  des  Satzes  sei,  schrieb  F6n61on  an  Card. 
Gabrielli  (Oeuvres  15,  3).     Sie  wurde  nicht  verb. 

6.  Im  J.  1702  denuncirte  Precipiano  Quesnel  und  Grerberon 
bei  der  Römischen  Inquisition  wegen  Abfassung  und  Verbreitung 
verderblicher  Schriften  und  Unterhaltung  eines  bedenklichen  Ver- 
kehrs mit  Gilles  de  Witte  und  Andreas  Schurius,  welche  in  Holland 
agitirten.  Er  wurde  ermächtigt,  sie  zu  verhaften,  erwirkte  auch 
von  dem  König  von  Spanien  eine  Ordre  an  den  Gouverneur  Marquis 
de  Bedmar,  ihm  starke  Hand  zu  leihen,  und  liess  dann  30.  Mai  1703 
beide  und  ihren  Freund  Brigode  zu  Brüssel  festnehmen.  (Queanel  "* 
entkam  bald  aus  dem  Gefangnisse.  Auf  Grund  der  bei  ihnen  g'e- 
fundenen  Papiere  wurden  auch  Dom  Thierry  de  Viaixnes,  Dom  Tbl- 
roux  und  Vuillart  verhaftet.)  Auf  Grund  der  gegen  sie  eingeleiteten 
Frocesse  erklärte  Free.  10.  bezw.  24.  Nov.  1704  beide  der  Ex- 
communication  verfallen  und  verurtheilte  Quesnel  zur  Haft  in  einem 
Kloster,  Gerberon  zur  Auslieferung  an  die  Abtei  Corbie  u.  s.  ir. 
Die  Acten  der  Frocesse  mit  reichhaltigen  Auszügen  aus  den  oonfis- 
cirten  Papieren  wurden  gedruckt:  Causa  Quesnelliana  sive  Motivuin 
juris  pro  procuratore  curiae  ecclesiasticae  Meohliniensis  actore  contra 
F.  Faschasium  Quesnel,  Oratorii  BeruUiani  in  Gallia  Fresbyterum, 
citatum  fugitivum.  Gui  dein  accessit  Sententia  ab  111.  ao.  Rev.  D. 
Archiep.  Mechlin.,  Belgii  Primate  etc.,  in  Quesnellum  lata,  Bnuc. 
1704*,  über  500  S.  4.  —  Processus  offilcii  fisoalis  curiae  ecol.  Mecfa- 
lin.  contra  D.  Gabr.  Gerberon  .  .  .  Brux.  s.  a.,  66,  26  und  44  S.  4.* 
Sie  lieferten  das  Material  für  mehrere  Streitschriften  gegen  die  Jan- 
senisten  ^)  und  sind  eine  der  wichtigsten  Quellen  für  die  Darstellung^ 
der  literarischen  Thätigkeit  der  beiden  Schriftsteller  und  der  Strei- 
tigkeiten der  damaligen  Zeit.     Quesnel  veröffentlichte  mehrere  Ver- 


1)  Le  Jansenisme  devoile.  Lettre  d'un  Doctenr  de  Sorbonne  ä  un 
homme  de  qualite  sur  le  proc^s  fait  par  Mgr.  T Arche v.  de  Malines  k  Dom 
Gabriel  Gerberon  .  .  .  Loav.  1704,  44  S.  4-,  abgedruckt  in  I^e  veritable 
esprit  des  nouveaux  disciples  de  S.  Augastin,  Brax  1705*,  3  vol.  12, 
p.  1212.  Ein  Auszug  aus  der  C.  Qu.  in  der  Suite  du  verit.  esprit,  Brax. 
1707*,  572  S.  12.  Die  beiden  letzteren  Schriften  sind  von  dem  Jesuiten 
Jac.  Phil.  Lallemant.  —  S.-Beuvc  5,  482  sagt:  La  saisie  des  papiers  de 
Quesnel  en  1703,  en  donnant  les  moyens  ou  les  pretextes  de  persecutions 
Sans  nombre,  fat  le  point  de  depart  et  le  signal  d'ane  recmdescence  de 
fanatisme  de  tons  les  sens.  £r  führt  aus  einem  Briefe  der  Mad.  de  Main- 
tenon  vom  5.  Apr.  1717  den  Satz  an:  „Ich  glaube,  dass  die  Jesuiten  die 
Papiere  haben,  welche  bei  dem  P.  Quesnel  gefunden  und  von  dem  Erz- 
bischof  von  Mecheln  hieher  geschickt  wurden;  sie  gaben  sie  beftweiee 
dem  Könige,  und  ich  habe  zehn  Jahre  damit  zugebracht»  sie  alle  Abende 
zu  lesen  (dem  Könige  vorzulesen?  j'ai  passe  dix  ans  k  les  lire  toua  les 
soirs)."  6,  180  sagt  er:  Wenn  der  F.  de  la  Chaise  von  dem  Verdacht  des 
Jansenismus,  mit  dem  es  damals  so  leicht  war  Leute  anzuschwärzen,  wirk- 
lich gesagt  hat:  G'est  mon  pot  de  noir,  so  galt  das  namentlich  von  der 
Zeit,  nachdem  er  die  Papiere  des  P.  Quesnel  in  Händen  hatte. 


j 


Qaetnel.    Gerberon.    W.  v«n  de  Neeie.  667 

igsschriften  (Mi^e  2,  791),  o.  a.  Anatomie  de  la  sentence 
Ärchev,  de  Matines  eontre  le  P.  QneBnel,  oii  Ton  dicouTre 
tices  et  les  nullitee  fondees  Bur  lea  calomniea  et  les  arti- 
pon  fiBcal  et  sur  les  dt-faata  esBenliels  <ie  la  procedare, 
i4S.  12.,  und:  Idee  generale  du  libelle:  Caasa  Quesnelliana 
ont  exposes  les  artiKces  .  .  „  1706,  Vi8  S.  12.  Diese  bei- 
en  im  span.,  aber  nicht  im  HQm.  Index. 

Precipiano  auch  nonet  mit  neinen  MaRB- 
lei  Innocenz  XII.  Im  J.  1700  kam  er 
den  weltlichen  Bebürden,  speciell  dem 
diese  das  Asylrecht  nicht  respectirten. 
B  er  die  Anslieferung  eines  Menschen, 
lOBsen  und  sich  dann  in  ein  Kluster  ge- 
ies  Generalpvocuratürs  aber  ins  Gefäng- 
r.  Er  bedrohte  den  General  procurator, 
it  ausliefere,  mit  der  Exoummunioation, 
ind  weigerte  sich,  auf  das  Verlangen  des 
;.  dieselbe  zurückzunehmen.  Die  Sache 
l  verhandelt  nnd  schliesslich  arrangirt; 
(Schriften  wurden  von  der  Inq.  11.  Jan. 
lettre  ecrite  k  Mr.  de  .  .  .  sur  l'excom- 
eneral  du  Roy  ä  Malines,  und  Discus- 
et  politiijue  Rur  rimmnnitö  reelle  des 
iux,  Bur  1  «sage  des  excommunicationB, 
et  Bur  le  pritexte  que  l'Archev,  de  Ya- 
mmunier  le  Procureur  gen.  du  Roy,  nvec 
nee  du  Grand  Conseil  8.  Aoüt  1700.  — 
P.  Govarts  schrieb  damals  Certamcn  pro 
Bsylo,  1700,  348  S.  4.,  und  van  Espen 
;erceBHione  s.  intervenlione  episcoporum 
.ibuB  ad  eccIesiaR  stve  de  .  .  ,  aRylo  tem- 
;,  1734  verb.  (Vie  de  v.  Espen  p.  29). 
iftstücken  steht  im  Index,  die  sich  auf 
dem  Brüsseler  Pfarrer  Wilhelm  van  de 
r  ihm  schon  1696  missliebig  geworden 
LHiauld  in  seiner  Kirnhe  beerdigt,  und 
s  scheint,  mit  Unrecht  —  beschuldigt, 
n  zu  haben,  und  verbannt.  Der  Bischof 
er  Ketzerei  verdächtig  behandelt  hatte, 
Folge  einer  Weisung  von  Rom,  wo  sich 
(van  Espen  5,  222).  Nach  der  Wieder- 
Herrscbaft  im  J.  1706  kam  N.  zurück; 
dirte  ihn  4.  Juni  1706,  weil  er  seine 
legte  Fragen,  —  ob  er  die  (läpstlichen 
t  als  unfehlbar  anerkenne  u.  a.  w.,  — 
Schwerte  sich  bei  dem  CouHcil  de  Bra- 
für  ihn  die  Appellationssclirift  nnd  Mo- 
lil.  vao  de  Nesse,  Pastore  S.  Calh.  in 
rabantiae  Bupplicante  conlra  III.  et  Rcv. 
43 


668  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

Arohiep.  Mechlin.  etc.  nnd  Appendix  ad  Mot.  etc.  (v.  Espen,  Opp.5,189). 
Dieses  warde  alsbald  26.  Oct.  1701  von  der  Inq.  verb.  Das  Conseil 
entschied  27.  Nov.  1707  zu  Gunsten  N.'s.  Dieser  erhielt  von  dem 
Erzbischof  ein  Monitorium  vom  17.  Febr.  1708,  worin  er  aufgefor- 
dert wurde,  die  Sentenz  des  Conseil  als  null  und  nichtig  anzusehen. 
Das  Conseil  forderte  24.  Februar  den  Erzbischof  auf,  das  Moni- 
torium zurückzunehmen.  Dieser  wandte  sich  aber  sofort  an  die 
Inquisition,  und  diese  fasste  in  einer  unter  dem  Vorsitze  Clemens'  XI. 
Fer.  Y.  29.  März  1708  gehaltenen  Sitzung  einen  ganz  ähnlichen 
Beschluss  wie  1658  (S.  476):  Sententia  s.  decretum  a  Consilio 
Brabantiae  emanatum,  quo  non  solum  praecipitur  Archiepiacopo 
Mechlin.,  ut  quasdam  suas  monitoriales  literas  ad  G.  van  de  Nesse, 
deservitorem  ecclesiae  paroch.  S.  Cath.,  pro  rebus  ad  fidem  spec- 
tantibus  transmissas  casset  et  annullet,  verum  etiam  omnibus  tam 
ecclesiastiois  quam  saecularibus  personis  injungitur,  ut  censuris  in 
praedictis  monitorialibus  literis  appositis  et  comminatis  nullatenus 
obediant,  wurde  kraft  apostolischer  Autorität  verdammt  und  cassirt^ 
bei  Strafe  reservirter  Censuren  verboten,  sie  zu  beachten,  und  dem 
Conseil  befohlen,  sie  aus  seinen  Büchern  und  Regesten  zu  entfernen, 
damit  nicht  der  Papst  genöthigt  sei,  contra  consiliarios  ad  major« 
remedia  prooedere  ^).  —  Ohne  Zweifel  hangen  mit  dieser  Sache  auch 
zusammen  Remarques  sur  le  Bref  de  N.  S.  P.  le  P.  Clement  XI. 
k  Mgr.  H.  G.  a  Precipiano,  Archiv,  de  Malines,  du  3.  Mars  1708, 
von  der  Inq.  verb.  1709.  —  1712  verbot  die  Inq.  dann  noch:  Ri- 
futation  dun  monitoire  de  Mgr.  T Archiv,  de  Mal.  signifii  a  Mr. 
G.  van  de  Nesse,  Brux.  17.  Fevr.  1708,  74  S.,  von  P.  E.  Ruth 
d'Ans,  und  Relation  abr^g^e  de  l'affaire  suscitie  par  Mgr.  T Ar- 
chiv, de  Malines  au  Sieur  G.  van  de  Nesse  .  .  .  pour  repondre  k 
une  nouvelle  plainte  de  ce  prölat,  dagegen  merkwürdiger  Weise  nicht 
das  umfangreichste  Buch  über  die  Sache  (von  Quesnel) :  Defense  de 
la  justice,  de  la  sonverainet6  du  Roy,  de  la  sentence  du  söu verain 
Conseil  de  Brabant  et  du  droit  des  eccl6siastiques  dans  la  cause  de 
G.  van  de  Nesse  contre  TArchiv.  de  Mal.,  s.  1.  1708,  400  S.  4. 
(Vie  de  van  Espen  p.  114).  —  Der  Pfarrer  van  de  Nesse  starb  erst 
unter  Precipiano's  Nachfolger  1716.  Der  General vicar  verbot,  ihn 
kirchlich  zu  beerdigen;  das  Conseil  de  Brabant  cassirte  dieses  Ver- 
bot; er  wurde  dann  13  Tage  nach  dem  Tode  beerdigt. 

7.  Arnauld  betheiligte  sich  an  den  niederländischen  Contro* 
Versen  mit  einer  der  werthvoUsten  Streitschriften  aus  dieser  Zeit, 
—  es  ist  eine  der  letzten  seiner  grösseren  Schriften:  —  Diffi- 
cultez  propos6es  k  M.  Steyaert,  die  in  9  Abtheilungen  (mit  fort- 
laufender N^merirung  der  Difiicultäs)  in  den  Jahren  1691  und  92 
erschienen  (Oeuvres  8,  467  und  9,  1).  Steyaert  hatte  mit  zwei  an- 
deren Commissaren  im  Auftrage  des  Erzbischofs  von  Cambray  eine 


l)  A.  J.  P.  6,  1758.  Mem.  bist,  sur  l'affaire  de  la  B.  Unigenitus  4, 
520.  Die  Sententia  und  die  Gonsulta  des  Rathes  von  Brabant  über  das 
Inquisitionsdecret  bei  v.  Espen,  Opp.  4  B,  347. 


A.  Aroftold.  659 

hnng  ge^en  die  Oratorianer  zu  Mons  geführt,  die  TOn  den 
dennncirt  worden  waren,  nnd  darüber  in  einem  gedruckten 
Gegen  dieaea  sind  gerichtet:  Pre- 
tez  .  .  .,  Col.  1691  (sie  handeln  n.  a. 
.  Ra  folgten  noch  im  J.  1691  :  3. 
du  eacrement  de  pinitence,  4.  P.  .  .  . 
tainte,  5.  P.  .  .  .  de  la  4.  den  r^gles 
i  lectore  de  l'Ecr.  s.  en  tangne  tqI- 
iQ  Test,  de  Kons,  7.  P.  .  .  .  jastiftoa- 
e  Mona  contre  les  objectiona  partion- 
.  de  aea  emportementa  am*  1a  lectnre 
ordonnance  anr  oe  meme  anjet  (tod 
9.  P,  .  .  .  dea  prohibitiona  de  livren 
,  Die  DifficaMe  erschienen  anonym; 
il,  man  würde  ihn  schon  ala  Verfaaaer 
m  (3,421),  die  letzte  Abtheilnng,  die 
lie  Verdammnng  der  31  Sätze  im  J. 
nnd  8.)  handeln  solle,  unter  einem 
ta  sonst  die  ganze  Serie  werde  ver- 
te:  Wenn  das  Verbot  dieser  Ahthei- 
s  meines  Erachtena  fQr  die  Kirche 
en,  als  daas  sie  allein  verboten  wird. 
ano  1696  verb.,  in  Rom  nicht  unter 
rob  ein  Inquisitionsdecret  vom  3.  HKrz 

694.  Die  von  Qnesnel  verfaaate  Hi- 
ea  de  M.  Amauld,  1695*,  336  8.  12. 
IndiKte  Auagabe  der  Schrift:  Queation 
tr^tiqne,  Col.  1690,  226  S.  12.,  steht 
L  Index,  anch  nicht  Vie  de  Meeaire 
a  maison  et  eoci^tä  de  Sorbone,  Paria 
.gegen  wurde  1704  von  der  Inq.  verb. 
in  l'äcriture  et  lea  pirea,  par  feu  H. 
de  la  foi  de  l'^gl.  rom.  tonchant  la 
M.  Barcos  et  plus,  autrea  piices  anr 
von  Gerberon  herausgegeben  (Proc^ 
iction  ist  eine  kleine,  von  Arn.  un- 
eisa  nicht  wann  verfaaate  Schrift  (Arn. 


'urden  noch  verbittert  dnrch  die  Affaire 
'  de  Douay.  Ueber  dioee  Sache  nnd  die 
B  im  Index  keine  Spur  hinterlasien  haben, 
Merkur  1U84,  8t  und  121. 
AoBgaben  atcht  Inatitutioni.  Schlimmer 
a  im  Index  stehenden  Schrift  Arnaldui, 
raehan  beim  Drucke  ausgefallen  iat  und 
1  Werke  Dnt«r  Arnaldm,  Ant.,  Advocatua 


660  '    Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

Im  J.  1759  erschien,  angeblich  zu  Avignon  gedmckt,  ein 
ProBpeotas  zu  einer  Ausgabe  der  sämmtlichen  Werke  Arnaaldsi  wo- 
rin der  Lausanner  Buchhändler,  der  diese  drucken  wollte,  sagt,  sein 
AsBOci^  habe  in  Eom  mit  Benedict  XIY.  und  mehreren  Cardinälen 
von  seinem  Plane  gesprochen  und  diese  hätten  denselben  gebilligt 
Der  Erzbischof  von  Avignon  bezeichnete  in  einer  Ordonnanz  vom 
11.  Juli  1759  die  Angabe,  dass  der  Prospectus  in  Avignon  gedruckt 
sei,  als  unwahr  und  verbot  allen  Buchhändlern  seiner  Diöcese  bei 
Strafe  der  Excomm.  1.  sent.,  denselben  zu  vertheilen  und  Subscrip- 
tionen  anzunehmen.  Am  14.  Aug.  1759  verbot  auch  die  Inq.  den 
Prospectus;  er  steht  noch  heute  im  Index  unter  Progetto.  Goujet 
sagt  in  seinen  M6moires:  er  habe  den  Prospectus  verfasst  und  er 
habe  es  auf  Ersuchen  des  Card.  Passionei  übernommen,  die  Einlei- 
tungen zu  den  Werken  Amaulds  zu  schreiben  (Arn.  1,  XI).  Nach 
Goujets  Tode  (1767)  erschien  1774  ein  neuer  Prospectus  und  dann 
1775—1782  zu  Lausanne  Oeuvres  de  M.  Arnauld,  im  Auftrag 
Dupac  de  Bellegarde's  von  Abb6  Hautefage  besorgt,  in  42  vol.  4.; 
dazu  kamen  als  43.  Yie  de  M.  Arnauld  (von  Larri^re)  und  ein  £e- 
gister  (von  Hautefage)  und  die  Perpetuite  de  la  foi,  1781 — 82,  6 
tomes  in  7  vol.  4.  ^).     Die  Ausgabe  steht  nicht  im  Index. 

8.  Gabriel  Gerberon,  geb.  1628,  seit  1649  Mitglied  der  (Jon* 
gregation  der  Mauriner,  seit  1682  flüchtig  in  den  Niederlanden,  nach 
der  Verurtheilung  durch  Preoipiano  bis  1707  in  Haft  zu  Amiens, 
dann  in  Yincennes,  nachdem  er  das  Formular  unterschrieben,  1710 
in  Freiheit  gesetzt,  worauf  er  seine  Unterschrift  zurücknahm,  f  1711, 
hat  über  100  Schriften  herausgegeben^).  Sein  Name  kommt  im 
Index  nicht  vor;  aber  ausser  den  bereits  erwähnten  (über  seine 
Ausgabe  des  Bajus  s.  1 446)  stehen  folgende  Schriften  von  ihm 
darin:  Le  Miroir  de  la  piet6  chr^tienne,  oii  Ton  considäre  avec  des 
rifiexions  morales  Tenohainement  des  v6rit^s  cath.  de  la  pridesti* 
nation  et  de  la  gräce  de  Dien  et  de  leur  alliance  avec  la  liberte 
de  la  cröature,  par  Flore  de  Sainte-Foy,  Brux.  1676,  Liege  1677, 
296  S.  12.,  mit  einer  Suite  du  Miroir  de  la  p.  ehr.,  verb.  1678. 
Das  Buch  wurde  auch  von  mehreren  Bischöfen  verb.  und  es  er- 
schienen 1678  zwei  Gegenschriften.  Gerberons  Yertheidigung:  Le 
Miroir  sans  tache  oü  Ton  voit  que  lee  v^rit^s  que  Flore  enseigne 
dans  le  Miroir  de  la  pi6tä,  sont  tris-pures,  et  que  ce  qu^on  a  ecrit 
pour  les  röfuter,  n'est  rempli  que  d'injures,  'de  faussetes  et  d'erreurs, 
par  Tabbe  Valentin,  Par.  1680,  12.  (ein  Auszug  im  Proc^s  III,  34) 
wurde  nicht  verb.,  aber:  Factum  circa  propositiones  libri  oui  tit: 
Le  Miroir  .  ,  .  ex  quibus  fideliter  extractis  et  collectis  collatisqne 
cum  Janseniana  doctrina  clare  patet,  illas  prava  et  haeretica  dog- 
mata  continere,  auth.  Andrea  Sanguin.  —  Disquisitiones  duae  de 
gratuita  praedestinatione   et  de  gratia  seipsa  efficaci,    Ant.  Martino 


1)  Ami  de  la  rel.  1819,  18,  268. 

2)  (Tasfiin)  Bist.  litt,  de  la  Congr.   de  St.  Maur.  p.  811.    Haur^ao, 
Hiflt.  litt,  du  Maine  4,  72. 


J 


G.  Gerberon.  P.  Queenel.  661 

DD  Theol.,  Par.  1697,  verb.  8.  Mai  1697  (vor  Ben.  nicht  im 

die  franzöüieche  Bearbeitung:  Traitez  hint.  anr  ]a  gräce  et  la 
en,  Sens  169!t,  ist  nicht  verb.  (Pro- 
iae  Hom.  catholicaeqne  veritati«  de 
st.  Janseniami  hallacinatioties  inja- 
elgnatio  Eyckenboom  Theologo. 
b.  16Ü9  (Lejrteckers  Buch  wurde 
ise  Rom.  contre  las  calomnies  des 
iMcernement  de  la  croyance  cath. 
kna  et  des  PelagienH  touchant  la 
rran<;aiB  par  C.  B.  R.,  et  les  En- 
in  aar  la  nieme  mati^re,  avec  nn 
,  oomiioBes  par  G.  de  L.,  thdolo- 
.,  von  Precipiano  1695,  von  der 
ft  war  zuerst  allein  holländiach 
che,  calvinistiBche  und  katholische 
nebeneinander').  —  Gleichzeitig 
ienne  appuyee  sur  qiiatre  princi- 
nt  necessairement  les  principales 
bonimes,  Utrecht  1700,  Beweis, 
e  des  h.  Aug.  von  der  Prädesti- 
sie  führe  zur  Verzweiflung.  Das 
fbischofe  von  Mecheln  1703  auch 
^acultät  zu  Douay  censurirt  (Pro- 
.  —  Im  Span.  Index  von  1747 
b.,  mit  der  Bemerkung,  die  frei- 
t  gemacht  werden,    was  nicht  ge- 

.uesnel,  geb.  1634,  seit  1657 
1  in  den  Niederlanden,  seit  dessen 
er  bedeutendste  Schriftsteller  der 
chichte  dea  Index  namentlich  als 
ng,  gegen  welches  die  Bulle  Uni- 
)em  Namen  steht  im  Index  nur: 
onibus,  notis,  obaervationibusque 
frb.  1676.     Vor  Ben.  hiess  ee  im 


ich  gesehen,  ist  Defense  .  .  .  prote- 
;  dann  folgt  Le  juste  ■  ■  .  par  C.  B.  R,, 
mit  fortlaufender  Paglnirung  p.  144 
DbatioQ  vom  J.  1688.  Bei  Precipiano 
rech  ie Den  angegeben. 

er  in  seinem  Buche  Qiiesncl  zu  be- 
c  sein,  ä  demeler  l'homme  vrai  d'avec 

les  partie,  und  sein  Leben  darzn- 
uiteR  et  de  refuites  et  de  pratiquea 
'Arnauld  dang  »es  derni^rea  anneiis, 
t  pnuasa  plus  loin  sea  defauts.  —  In 
ei7,  Amat.  1740.  a.  v.  Queane)  werden 


662  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

Index,    wie   in    dem  Deorete  (G.  Qu.    p.  331):    P.  Qaesnel  Disser- 
tationes,  notae,  observationes,   emendationeB,  interpretationeB,    adno* 
tationes,  postillae  ad  S.  Leonis  M.  opera  et  ad  Codicem  canonnm  et 
constitutionnm  Sedie  Apost.  Hauptsächlich  hatte  die  5.  Dissertation, 
über   den  Streit  Leo's    mit  Hilarins  von  Arles,   Anstoss  erregt  und 
dass   er  einen    Theil    der  Acten    der   Synode     von    Cbalcedon,  der 
zu  Gunsten   der  Komischen  Ansprüche  spricht,    für  unächt    erklärt 
(C.  Qu.   p.  337).     Die  Ausgabe  wurde  trotz  des  Verbotes  1700  zu 
Lyon  vollständig  neu  gedruckt,  der  blosse  Text  auch  Venedig  1741 
u.  s.  (Hurter  2,  791).     —     Ueber  das  Verbot   schrieb  Q.  Iß77    an 
Magliabechi  (Valery  3,  240):  Man  hat  mir  von  Rom  mehrere  M^moires 
über  die  Punkte  geschickt,  an  denen  man  Anstoss  genommen;  aber 
das  alles  ist    sehr  kleinlich  und  nicht  geeignet,    mir  Furcht    einzn* 
flössen.     Card.  Barberini   hat  die  Gnade  gehabt,    mir  Varianten   zu 
schicken  und  bezeugt  mir  viel  Freundlichkeit;  man  stellt  mir  sogar 
die  CoUationen  von  Latinus  Latinius  in  Aussicht  .  .  .  Ich  habe  mich 
genöthigt  gesehen,  auf  einige  Bemerkungen  zu  antworten,  die  mir  Card« 
Barberini  geschickt  hat.     £s   sind  darunter  Bemerkungen  von  Mgr. 
Suares  (Hurter  2,  140),    von  dem  Erzbischof  von  Rossano  und  von 
dem  Oratorianer  Marquez  (diese    hatten    also   wohl    für    die  Index- 
Congr.    referirt).     Die  Ehre,    die  man  mir  erwiesen,    mich    in    den 
Index    zu  setzen,    hat   mir    die  Bekanntschaft    dieser  Eminenz   ver- 
schafft, die  mir  viele  Güte  erweist  und  mir  viele  Varianten  geschickt 
hat,    um  meine  Textesänderungen    zu  verbessern   oder  vielmehr  zu 
bestätigen.     Im  Sept.  1678  schreibt  er:    Es  ist  nicht  ehrenvoll  für 
diejenigen,  die  mich  bekämpfen  wollen,  dass  man  drei  Jahre  gewartet 
hat   und   nun    nur    einen  guten  Flamländer   gegen    mich    bewaffnen 
kann,  der  nicht  gerade  der  furchtbarste  Mensch  ist  [Emanuel  Schel* 
strate,   der  in  der  Antiquitas  illustrata,    Antw.  1698,  gegen  (^  po- 
lemisirt].      Den  Wolf   [Christ.  Lupus,    der  1681  gegen  Q.  schrieb, 
Hurter  2,  477]  will  ich  abwarten;    ich  glaube  nicht,    dass  er  mich 
fressen  wird.      Ist  denn  das  Index-Decret  nicht  genügend  gewesen, 
das  Unrecht  wieder  gut  zu  machen,    das  ich  ihnen  angethan  haben 
soll,    dass  sie  Bravos  dingen,    mich  zu  schlagen  und  zu  ermorden? 
Das  Gerücht,    ich  hätte  widerrufen,   ist  falsch.     Ich  habe  mir  viel- 
mehr erlaubt,    an  Se.   Heiligkeit    und   den    Card.    Cybo    Briefe   zu 
schreiben,    worin  ich  mich  so  freimüthig  und  kräftig  über  das  Un- 
recht,   das  man  mir  durch  das  Verbot  meines  Buches  angethan,  be- 
klage, dass  diejenigen,  denen  ich  die  Briefe   nicht  verschlossen  über- 
sandt,  sie  nicht  haben  abgeben  wollen  (Ein  Auszug  aus  dem  Briefe 
an  den  Papst  C.  Qu.  p.  336).     Meine  Antwort  an  den  Card.  Barbe- 
rini ist  der  Art,    dass  sie    nur  diejenigen  als  eine  Retractation  auf- 
fassen können,  welche  die  Nacht  als  Tag  ansehen.  —  Nach  dem  Er- 
scheinen des  Buches  von  Lupus  verfasste  Q.  eine  Schrift  über  das 
Index-Decret  (C.  Qu.  p.  341),    von  deren  Veröffentlichung  Amauld 
(2,  150.  159)  ihm  abrieth,  u.  a.  mit  der  Bemerkung:  Sie  thnen  der 
Index-Congregation  zu  viel  Ehre  an,  indem  Sie  sich  mit  so  viel  Emotion 
gegen  sie  vertheidigen^). 


1)  In  den  Opera  Jos.  M.  Thomasii  Card.  7,  897  steht  eine  Verthei- 


P   Quon^l.     J.  L.  Hennebel.  663 

BBer  dieaein  Buche  nnd  dem  darcli  die  Bulle  UnigenituB  ver- 
gteht  noch  eine  Reihe  von  anonymen  und  Pseudonymen 
von  Q.  im  Index,  ausser  den  anderswo  erwähnten  fol- 
t  des  Souverains  Pontifes  contre 
recht,  avec  un  recueil  de  plu- 
pour  l'histoire  de  la  paix  de 
par  M.  Germain,  Dr.  en  Th., 
4;  ee  ist  eine  iTortsetzung  der 
ige  Koni.  Hur  la  pri^deetination 
I.  1687,  3vol.  (Keuchlin  2,  801). 
thiologie  de  Louvain,  oü  l'on 
de  aes  theologiens  et  de  lenrs 
i  BÜrete  des  ruin  et  contre  les 
Eo  troJB  letlree.  Avec  plu- 
res,  Trevoux  1701*,  12.,  verb. 
ausHucbung  unter  Q.'s  Büchern 
n  ihm  verfasst  ist,  ist  iweifel- 
^iele  interessante  Mittbeilungen 
und  charakterisirt  namentlich 
trtin.  Man  sieht,  daee  damals 
und  GallicaniamuB  (neben  dem 
ttigoriBmun)  eine  ebenso  grosse 
süglich  der  Gnadeulehre.  Der 
;it  1682  habe  man  zu  den  Jan- 
llicanischen  Lehre  gezühlt  ^). 
ihe  er  nach  Itom  ging,  eine  iileine 
ex  e]iiet.  B.  Pauli  Äp.  ad  Rom., 
agisterio  esposuit  Lov.  17.  Aug. 
ewöhnlich  rasch,  von  der  Inq. 
B  Decret  Per.  IV.  In  dem  De- 
ebel  (Nenhebel)  genannt ;  auch 


Ik  Hcrauageber    des   Leo   eruditus 

bens  gemacht  von  einem  dort  ab- 
;efiindenen  Concept  eines  Briefes, 
chriebeo.  an  den  französiechen  Be- 
nite  d'Avaux  gerichtet  ist  und  die 
■  des  h.  AufiUHtinus     bei  dem  Ab- 

zu  stellen  hUttcu,  Da»  Projet  bor- 
sagt,  eine  badiuerie,  die  Ariiauld, 
herz  gemacht.  —  Ii'eneloii  bezeich- 
i)  Q.  aU  Verfasser  der  Ancieniie 
n  Mandement  public  boub  le  nom 
7,  denonceo  k  tous  les  eveques  de 

libelle  calomnieux  atlribue  au  P. 
l'arch^v.  de  Cambrai,  1709,  76  H. 
ene  Schrift  sei  von  einem  Jesuiten, 


664  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

in  den  Indioes  hat  er  bis  Ben.  Nen-Nebel  und  Nennebel  geheisBen. 
Im  Dict.  Jans.  4,  102  werden  ans  diesen  Thesen  die  Sätze  angeführt: 
Franz  von  Sales  war  von  dem  Irrthum  der  Semipelagianer  ange- 
steckt. Johannes  Capistranus  ist  zwar  von  Alexander  YIII.  oano- 
nisirt  worden,  aber  darum  ist  seine  Lehre  nicht  minder  yerderblieh, 
und  wenn  wir  an  seiner  Heiligkeit  zweifeln,  sind  wir  darum  nicht 
weniger  gut  katholisch.  Da  Alexander  VIII.  erst  1689  Papst  und 
Capistranus  erst  1694  selig  gesprochen  wurde,  so  kann  dieses  Hen* 
nebel  1682  nicht  geschrieben  haben.  —  Als  er  1690  eine  von  Ar- 
nauld  (3,  268)  gelobte  These  De  sacerdote  lapso  veröffentlichte  (ab- 
gedr.  Opuscula  p.  411),  drohte  Steyaert,  gegen  den  sie  gerichtet  War, 
mit  Kom;  sie  wurde  aber  ebensowenig  verboten  wie  irgend  eine 
andere  Schrift  von  ihm.  1708  unterschrieb  Hennebel  die  Bulle  Vi- 
neam,  1715  mit  der  ganzen  Faoultät  die  Bulle  ünigenitus,  f  ^720 
(Paquot  3,  628).  —  In  Fen61ons  Briefwechsel  4,  369.  430  ist  von 
einer  von  Hennebel  oder  einem  seiner  Schüler  verfassten  Diesertatio 
de  nova  quadam  fidei  professione  circa  Jansenii  condemnationem  die 
Bede,  die  1713  Clemens  XI.  vorgelegt  wurde  (zuerst  gedruckt  bei 
F6n.  15,  51 ;  es  ist  ein  Yermittlungsvorschlag).  Dieser  wollte  an* 
fangs  mit  einem  Breve  antworten ;  die  Entscheidung  wurde  aber,  wie 
Daubenton  1714  schreibt,  trotz  dessen  wiederholter  Erinnerung  hin- 
ausgeschoben, weil  man  mit  politischen  Fragen  beschäftigt  war. 

Jo.  Opstraet,  1651— 1720,  wird  von  Hurter  2,677  als  Orakel 
der  Jansenisten  bezeichnet,  war  in  viele  theologische  Kämpfe  ver- 
wickelt» —  er  schrieb  u.  a.  gegen  Francolinus ;  L.  de  Meyer,  Huy- 
lenbroucq  und  andere  Jesuiten  schrieben  gegen  ihn;  —  und  doch 
stehen  nur  wenige  Schriften  von  ihm  im  Index,  unter  seinem  Namen 
nur  eine  der  unverfänglichsten:  Fastor  bonus,  seu  idea,  ofüoium  et 
praxis  pastorum,  und  von  dieser  zuerst  1687  erschienenen  Schrift 
wurde  erst  die  1764  von  dem  Bischof  von  Passau  für  seine  Geist- 
lichkeit veranstaltete  Ausgabe  (mit  Aenderungen  und  Zusätzen)  1766 
von  der  Inq.  verb.^).  —  Nach  der  Annahme  der  Bulle  Ünigenitus 
durch  die  Löwener  Facultät  schrieb  0.  anonym :  Antiquae  facultatis 
Lovaniensis  qui  adhuc  per  Belgium  superstites  sunt  discipuli  ad 
eos  qui  hodie  Lovanii  sunt  theologos  de  declaratione  S.  Fao.  Th. 
Lovan.  recentioris  circa  Const.  Ünigenitus,  1716,  verb.  1734.  Nach 
seinem  Tode  erschienen  De  1  o  c  i  s  theologicis  dissertationes  X.  Theo- 
logi  Lovaniensis,  Insulis  1737,  verb.  1739,  weil  darin  die  Unfehl- 
barkeit der  Kirche  bezüglich  der  nicht  geoffenbarten  Thatsaohen,  die 
Unfehlbarkeit  und  weltliche  Gewalt  des  Papstes,  die  Geltung  der  4. 
Hegel  des  Index  u.  s.  w.  bestritten  werden.  Trotz  der  Verbote  er- 
schienen seine  Opera  omnia  Yen.  1771*,  9  vol.  8. 


1)  Jo.  Opstraet  Pastor  bonus  .  .  .  jussu  Leop.  Emesti  de  Firmian 
Episoopi  Passav.  suae  dioeceseos  clero  pro  norma  agendi  propositus  (N. 
Biblioth.  Frib.  1776,  1,  252).  Die  N.  E.  1767,  104  meinen,  man  habe  die 
Bischöfe  von  Passau  und  Augsburg,  —  auch  dieser  hatte  das  Buch  seinen 
Geistlichen  empfohlen,  —  mit  dem  Verbote  für  andere  Vergehen  g^n 
die  Curie  stra&n  wollen.  —  Ausführlich  über  Opstraet  Morery,  SuppL 


J 


J.  OpKtraet.     Henricua    a  S.  Ignatin.  666 

r.  1709  erschien  zn  Lttttich:  Ethica  amoriB  8.  Theologia 
magni  praeBertim  AuguHtinj  et  Thomae  Aquinatis,  circa 
amorie  et  morum  doctrinatn  adversuH  novitins  opiniones 
eriis  principaliter  hodie  controveraiH 
r.  Hewicnm  a  S.  Xgnatio  AthenBem, 
Carmelo,  3  vol.  Fol.  L.  de  Meyer 
hätten  daH  Buch  miBuMlügt  und  die 
von  Luttich  sei  erdichtet  gewesen  und 
Htbischof  verboten  worden;  der  Ver- 
lanHeniBten,  der  Janseniamufl  sei  ein 
Pancal  und  andere  verbotene  Schrift- 
neb QueBnels  Reflexione  u.  b.  w,  (vgl. 
In  Rom  wurde  das  Buch  u.  a.  von 
er  CorreHpondetit,  der  Jeeuit  Dauben- 
I)  im  Mai  1711:  Der  Papat  babe  dem 
oalificatoren  für  das  scandalöse  Buch 
legtne  en  nn  pays  ofi  tont  se  fait  avec 
:pt.  1714  verbot  die  Inq.  den  1.  Band, 
Werk  (bis  Ben.  stand  in  den  Indices 
1  ganze  Werk  unter  Rthica).  Vor  dem 
chte  P.  Henricus  noch  Gratiae  per  se 
mietieae  adv.  injustam  JanseniBnii  ac- 
eliam  Theologia  mor.  eanct.  adv.  in- 
713,  worauf  Streitschriften  von  L.  de 
ises  Buch  wurde  nicht  verb.  —  Schon 
entlieht:  Artes  Jesuilicae  in  sustinen- 
ämnabilibuB(]ue  Sociorum  laxitatibus, 
hie  exhibentur  S.  D.  N.  Clement!  P.  XI. 
.le  topbilum,  Salisbnrgi  apud  Ama- 
8.  12.  Diese  Ansgabe  wurde  von  der 
Editio  secunda  media  fere  parte  auc- 
hoven  1710,  von  der  Inq.  1711;  da- 
uRg.,  cum  vindiciis  prioram  editionum, 
Ad  artes  Jes.  Appendix,  in  qua  de- 
S.  J.  vindicationes  adv.  praesentem 
i  infnndatas,  62  S.  8.  —  Auffallender 
intijesuiticum  von  P.  Henricus  nicht 
Bonnm  ad  dementem  XI.  .  .  .  per 
I  2.  Auflage  hat  den  Titel:  Tuba  altera 
ent.  1714,  die  3,:  Tuba  magna  mirum 
2  vol.  Im  2.  Bande  sind  auch  die 
,  Sülipsorum   nnd  andere  ältere  Anti- 


schlecht Ulli])  offenbar  anderswo  gedruckt 
inncheinc  nach    "(alt    des    urBprünglichfn 


n 


666  Streitigkeiten  in  den  Niederlanden. 

jesnitica   abgedruckt.      Sonst    ist   Arnaulds    Morale    pratique   stark 
benutzt^). 

Franc.  Martin,  ein  Irländer,  geb.  1652,  von  Precipiano  nach 
der  Absetzung  Opstraets  1691  zum  Professor  im  Mechelner  Seminar 
ernannt,  später  Professor  in  Löwen,  seit  1701  Mitglied  der  engem 
Faoultät,  t  1721,  war  lange  ein  eifriger  Gegner  der  Jansenisten 
und  Gallicaner  (L'^tat  pr6s.  p.  148).  Arnauld  (3,  385)  belichtet, 
eine  These  gegen  die  Augustinische  Lehre,  die  er  1691  im  Seminar 
habe  vertheidigen  lassen,  sei  in  Rom  verdammt  und  ihm  ein  scharfer 
Verweis  ertheilt  worden  (ich  finde  sie  in  keinem  Index).  Eine  kleine 
Schrift  gegen  Hennebei  wurde  1704  von  der  Inq.  verb.  (S.  655). 
Später  sagte  er  sich,  wie  er  selbst  sagt,  namentlich  in  Folge  der 
Fonrberie  de  Louvain  (s.  u.)  von  seinen  bisherigen  Parteigenossen 
los.  1711  wurde  er  von  ihnen  bei  dem  Rector,  dem  Erzbiscbof  und 
dem  Internuncius  verklagt,  1712  nochmals,  jetzt  wegen  einer  von 
ihm  angekündigten  These :  ein  allgemeines  Concil  sei  wünschenswerth 
und  leicht  möglich,  wenn  alle  Bischöfe,  Hirten  und  Doctoren  ihrer 
Stellung  würdig  wären.  Auf  Betreiben  des  Internuncius  verbot  die 
Facultät  die  Disputation  über  diese  These,  und  Martin  veröffentlichte 
nun:  Nodus  in  scirpo  quaesitue  a  Molinistis  et  eorum  asseclis  contra 
D.  Martin,  s.  Motivum  juris  in  causa  thesis  Lovanii  defensae  5. 
Martii  1712  praeside  eodem  Doctore.  Oblatum  Urbi  et  orbi,  25 
S.  4.  (vom  21.  März  datirt).  Die  Jesuiten  veröffentlichten  nun  am 
folgenden  Tage  ein  Motivum  juris  über  zwei  Reden,  die  M.  im  Ja- 
nuar gehalten  und  worin  er  Arnauld  und  Quesnel  gelobt  und  gesagt 
hatte,  der  Cardinal  Tournon  sei  der  Wuth  der  Jesuiten  zum  Opfer 
gefallen.  Schon  am  23.  replicirte  M.  in  einem  Alterum  Motivum 
juris  contra  patres  .Soc.  ac  eorum  patronos  et  asseclas,  4  Bl.  4. 
Yom  10.  Mai  1712  ist  datirt  Tertium  motivum  juris  contra  Patres 
Jesuitas  et  ceteros  Molinistas,  oblatum  Urbi  et  orbi,  cujus  priori 
parte  exhibetur  confessio  et  retractatio  erratorum,  de  quibus  tantum 
abest,  ut  adversarii  Doctorem  illum  accusarent,  quin  potius  impense 
laudarent,  posteriori  vero  parte  diluuntur  falsa  crimina  eidem  Doctori 
per  eosdem  objecta,  44  S.  4.,  die  interessanteste  unter  diesen  Streit- 
schriften, weil  M.  darin  eine  Art  Selbstbiographie  gibt,  die  er  be- 
züglich seiner  früheren  Schriftstellerei  als  publicorum  meorum  de- 
lictorum  confessio  bezeichnet.  £s  folgte  noch  in  demselben  Monate 
Quartum  juris  motivum  in  causa  Doctoris  Martin  contra  theologos 
Societatis  et  cunctos  eis  adhaerentes  et  faventes,  oblatum  Urbi  et 
orbi,  quo  exponuntur  beneficia,  quae  ille  Dootor  quibusdam  eorum 
[Damen  und  Parmentier]  praestitit,  et  gravamina,  quae  passus  est 
ab  eis,  narraturque  historia  informationum  hisce  diebus  captamm 
sub  Yicario  generali  Mechlin.  contra  illum,  24  S.  4.  Die  beiden 
ersten  Stücke  wurden  22.  Juni,  die  beiden  letzten  29.  Nov.  1712 
von  der  Inq.  verb.  und  die  Sächelchen  stehen  noch  heute,  seit  Ben. 
mit  abgekürzten  Titeln,    unter  Martin  im  Index.      In  dem  Sammel- 


1)  Ueber  die  Gegenschriften  von  Huylenbroucq  s.  Backer  2, 306. 


mmenhangende  Controveraen.  667 

funden,  stehen  noch  Articuli  per  quos- 

jtn  respotiBie  ad  illoe  ab  eo  datis  .  .  . 
1713,  12  S.  4.,  eine  Antwort  auf  fünf 
12  und  13.  Kr  sagt  darin  p.  12,  er 
leile  des  b.  Stuhles  unterworfen  und 
erdaminung. 

des  18.  Jshrlu  spielte  sich  in  Belgien 
;  Acten  der  Congregationes  de  auxiliis 

ahnten  belgischen  Theses  stehen  noch 
von  der  Inq.  verb.  von  den  Jesuiten 
Woestyne  (von  diesem  zwei,  eine  von 
lea  letztem  Gegner,  dem  Dominicaner 
i  Augustiner  Housla.  Es  mögen  hier 
dex  stehenden  Thesen  verzeichnet  wer- 
hnt  werden  und  von  denen  sich  meist 
a  untersuchen  nicht  der  Mühe  lohnt, 
en  der  Sorbonne  stehen  nnter  Binet, 
rrenet,  Mayou,  de  la  Grange,  Mazure, 
ranzösische  unter  CuiUerie,  t'rancbois, 
■gn  (Jes.),  —  deutsche  unter  Chastean 
(Jesuit  zu  Münster),  Conen  {Dom.  zu 
:en  war  ein  Baron  von  Walpot),  Hilden 
lorit  in  Köln),  —  Panicelli  (Jesuit  zu 
jetzt  im  Index  steht,  erst  1784,  son- 
.),  und  Cortasse  (Romae  in  aede  Mini- 
er Inq.  verb.   15.  Mai    1703). 


Iche  mit  der  JanBenistischen 
QuenbsngeD. 

itroverse  spielte  sich  im  17.  Jabr- 
ankreich  und  den  Niederlanden  ab. 
von  Scbrit'tea  aus  anderen  Ländern 
^nadenlehre  handeln;  sie  sind  aber 
lung.  In  der  Geschichte  des  Iudex 
er  zu  besprechen,  deren  Veri)ot  in 
aber  dort  frei{;egeben  wurden.  Ein 
ipiel  der  Art  ist  ein  H>73  erschienenes 
lus  and  die  Gnadenichre  des  fa.  Aii- 
r  Heinrich  Noris  (seit  1695  Cardinal, 
:  von  den  Jesuiten  und  dem  Francis- 


668  Mit  der  Janens.  zusammenhang^ende  Controvenen. 

caner  Macedo  als  Jansenistisch  deDuncirt,  dreimal  in  Rom  ge- 
prüft und  freigegeben  wurde,  -—  verboten  wurden  nur  einige 
Streitschriften  von  seinen  Gegnern  und  eine  von  ihm,  —  und 
welches  gleichwohl  1747  in  Spanien  als  Jansenistisch  verboten 
wurde,  was  zu  einem  interessanten  Schreiben  Benedicts  XIY.  an 
den  spanischen  General-Inquisitor  Anlass  gab  (§  78).  —  Auch 
andere  Theologen  wurden  von  den  Jesuiten  und  ihren  Frennden, 
welche,  wie  Card.  Bona  sagt,  jeden,  der  nicht  ein  Molinist  war, 
als  Jansenisten  ansahen,  denuncirt  oder  angegriffen,  namentlich 
Dominicaner  und  Augustiner,  welche  die  in  den  Schulen  ihrer 
Orden  herkömmliche  Gnadenlehre  vortrugen;  —  manche  hoben 
dabei  ausdrücklich  hervor,  dass  sich  diese  von  der  Janseni- 
stischen unterscheide,  und  wurden  daftlr  dann  auch  wie  Noris 
von  den  Jansenisten  angegriffen;  —  aber  mit  Ausnahme  des 
Spaniers  Gonzalez  de  Rosende  und  des  französischen  Oratorianers 
Juenin  ist  kein  bedeutender  Theologe  dieser  Richtung  in  den 
Index  gekommen,  wohl  aber  u.  a.  eine  Censur  der  Facultät  von 
Douay  vom  J.  1722,  in  welcher  die  Dominicaner  Contenson 
und  Massouli^    als  Jansenisten    bezeichnet    wurden.    Auf  der 

• 

andern  Seite  wurde  auch  trotz  sehr  starker  Denunciationen  ein 
1697  erschienenes,  über  Molina  noch  hinausgehendes  Buch  von 
Sfondrato,  der  freilich  Cardinal  war,  nicht  verboten.  —  Auch 
die  Mauriner  Ausgabe  der  Werke  des  h.  Augustinus  wurde  als 
Jansenistisch  angegriffen,  aber  in  Rom  in  Schutz  genommen.  — 
Durch  ein  besonderes  Breve  Clemens'  XL  vom  J.  1704  wurde 
ein  angeblich  von  J.  Launoy  verfasstes,  erst  1703  nach  seinem 
Tode  veröffentlichtes *,Buch  gegen  die  Augustinische  Gnadenlebre 
in  scharfen  Ausdrücken  verboten.  —  Im  engen  Zusammenhange 
mit  der  Jansenistischen  Controverse  steht  auch  das  Verbot  des 
sog.  Neuen  Testamentes  von  Mons  durch  ein  Breve  Clemens*  IX. 
vom  J.  1668. 

1.  Das  Verbot  des  Neuen  Testaments  von  Mons  wird  in  dem 
Breve^  Clemens'  IX.  vom  22.  April  1668  (Arg.  III  b  336)  nur 
durch~die  Sätze  motivirt:  der  Papst  habe  darüber  zu  wachen,  dass 
die  h.  Schrift  in  der  Reinheit,  in/welcher  sie  durch  Gottes  Güte  so 
viele  Jahrhunderte  erhalten  worden,  erhalten  bleibe;  auf  Grund 
einer  Prüfung  durch  mehrere  Cardinäle  und  andere  Gelehrte  ver- 
damme er  die' /ragliche'' Uebersetzung  als  temerär,  schädlich,  von 
der  Vulgata    abweichend  und  für   Einfältige  anstössig    (offendicula 


Neaei  TeaUment  von  Mona.  669 

ium  oontinent*m)  bei  Strafe  der  Eicomm.  1.  eent.  —  Das 
rscbicD  anter  dem  Titel:  Le  Nouveau  Testament  de  Notre 
aiii;ai8  selon  l'ediiion  Tulffate, 
nnpard  Higeot  1667,  2  vol.  1'2. 
i),  mit  Approbation  des  Erz- 
von  Natiiur  und  des  kiinig- 
Löwen.  Es  ist  die  gemein- 
fort-Koyal:  ausser  Louis-Isaac 
eit  gethaii,  haben  sein  Bruder 
i  (und  Claude  de  Saint e-Marthe) 
Uas  Buch  wurde  niclit  in 
eguier  auf  Anstiften  des  Ora- 
bernetznng  herausgeben  wollte, 
jntcliäteau  reiste  nach  Amster- 
Üebersetzuiig  sollte  in  Paris 
in  aber  die  Jesuiten,  indem  sie 
predigen.  Sie  hatte  aber  in 
tux  Buuces:  avoir  sur  la  table 
nl  traduit,  elegamtnent  imprime, 

^übisuhof  Hardonin  de  Perefixe 
ifiing  auf  Verordnungen  fran- 
äi  Strafe  der  Excommunieation 
ohne  Kriaubniss  dea  Bischofs 
Iten  (A.  J.  P.  3,  40).  Auf 
'n  Lehrers  des  Königs,  und  dea 

22.  Nov.  16tid  auch  das  Conseil 
ten  herrühre,  welche  notorisch 
die  Ordonnanz  des  Erzbischofs 
(von  Arnauld)  Abus  et  nullitez 
'Archev.  de  Paris,  par  laquelle 
L  traduction  du  N.  T.  impr.  ä 
:hte  darauf  eine  zweite  Ordon- 
'on  der  Uebersetzunij  sagt:  sie 
ielfach  mit  der  Genfer  überein, 
ction  u.  B.  w.,    sei  vielfach  zu 

Text  eingeschoben,  die  alten 
Suchern  und  Capiteln,  die  nach 
1.  HieronymuH  redigirt  seien  [!], 
;  einiger  Stellen  begünstige  den 
le  von  der  Nothwendiglteit  dos 
Sorbonne  1527  verdammt  habe 


tiner  zweiten  Ordon- 
,  ist  weni^r  gegen 
de  von  Kmbrun  gerichtet  und  von 
,  der  kein  Jansen  ist  war.  S.-Beuve 


670  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controversen. 

(Dict.  jaoR.  4,  45).  —  Die  Uebersetzung  wurde  auch  von  einigen 
wenigen  anderen  französischen  Bischöfen  verboten  (S.-Benve  4,  380). 
Die  Index-Congr.  verbot  19.  Sept.  1679  eine  zu  Brüssel  1675  ge- 
druckte Ausgabe  mit  dem  Zusätze:  vel  ubique  locorum  et  quocunque 
idiomate(!)  impressus  seu  imprimendus.  —  Das  Breve  von  1668 
wurde  in  Frankreich  nicht  publicirt  und  auch  von  dem  Conseil  de 
Brabant  unterdrückt  (Racine,  12,  319). 

Es    erschien    eine    Reihe    von  Streitschriften  über  die  Ueber^ 
Setzung  und  das  Breve  (Migne  2,  636.  Backer  2,  27;  4,  371).  Die 
Uebersetzung  erlebte    aber  viele   Ausgaben.     Kach    dem   Ausgleich 
von  1669    wurde    sie  mit  .Genehmigung    des    Erzbischofs    Per^fixe 
von  Bossuet  gemeinsam  mit  Arnauld,  Nicole,  Lalane  und  Saci  revi- 
dirt;  der  Erzbischof  starb  aber,  ehe  er  die  revidirte  Ausgabe  appro- 
biren  konnte,  1670    (S.-Beuve  2,  359).    Pie  25.  Ausgabe  von  1684 
ist  nach  Sainjore  3,  177  etwas  geändert.  —  Bossuet  37,  76   tadelt 
an  der  uebersetzung    (nach  dem  Römischen  Verbote)    nur   in   sehr 
milder  Weise  (si  la  version  de  Mons  a  quelque  chose  de  blamable) 
die  Diction;    R.  Simon  (Sainjore  3,  177)   sagt    nicht    mit   Unrecht, 
sie  würde  besser    und  einheitlicher   geworden    sein,    wenn  nicht  so 
viele  Hände  daran  gearbeitet  hätten,  und  gibt  Arnauld  Schuld,  dass 
man  sich  nicht,  wie  de  Saci  gewollt,  genau  an  die  Yulgata  gehalten. 
Die  Concurrenz-Uebersetzungen  beurtheilen  R.  Simon  u.  a.  weniger 
milde:  der  Oratorianer  Denys  Amelotte  (1606 — 78)  hatte  bei  seiner 
Uebersetzung,  die  schon  1666  erschien,  die  Aushängebogen  der  von 
Mons,  die  er  sich  verschafft,    benutzt  und,  da  er  in  besserm    Fran- 
zösisch übersetzen  wollte,  seine  Arbeit  von  einem  Mr.  Conrart  cor- 
rigiren  lassen,  der  Protestant  war  und  weder  griechisch  noch  latei- 
nisch verstand  (Sainjore  3,  183).     Von  der    Uebersetzung,    die  der 
Jesuit  Dom.  Bouhours  mit  Hülfe  seiner  Ürdensgenossen    Le  Tellier 
und  Bernier  anfertigte,   Par.   1697 — 1703  u.  s.,    —    er  schrieb  seit 
1668  gegen  die  Uebersetzung  von  Mons,    —    sagt  Simon,  sie  lasse 
die   Evangelisten    a    la    Rabutine   reden  ^).     Ueber    Simons   Ueber- 
setzung s.  S.  425. 


1)  Difficultez  proposees  au  R.  P.  Boahonrs  ...  sur  sa  tradoction 
frauQ.  des  4  evangelistes,  Amst.  1697  (die  ersten  2  Briefe  sind  de  Ro- 
mainville,  der  8.  und  4.  Eugene  unterzeichnet).  S.-Beuve  2, 574  berichtet: 
Bouhours  habe,  nachdem  die  Uebersetzung  der  Evangelien  erschienen,  die 
Uebersetzung  der  anderen  Bücher  dem  Erzbischof  Noailles  zur  Approbation 
vorgelegt;  dessen  Censoren  hatten  sie  stark  corrigirt,  dann  habe  Noailles, 
obschon  Bouhours  kniefällig  und  weinend  remonstrirt  habe,  erklärt,  das 
Buch  dürfe  nicht  unter  seinem  Namen  erscheinen,  und  seinen  Freanden 
gesagt:  Son  nom  n'est  pas  assez  grave  pour  etre  mis  ä  la  tete  d*un  livre 
si  divin,  weil  Bouhours  bisher  nur  über  profane  Dinge  geschrieben  und 
l'auteur  de  Tepitaphe  de  Moliöre  et  d'une  infinite  de  bagatelles  sei.  - 
Simon  kritisirt  die  Uebersetzungen  von  Mons,  Amelotte  und  von  dem 
Bischof  Godeau  von  Vence,  Paris  1668  (sie  ist  mehr  eine  Paraphrase)  aas- 
führlich  Hist.  crit.  des  versions  eh.  82—39  und  Nouv.  Observations  p.  175. 
Vertheidigungen  der  Uebersetzung  von  Mons  bei  Arn.  d,  269.  428;  9,  1. 


H.  Norii.  871 

de  Saci  verfaeste  Hiatoira  dn  T.  et  dn  N.  T.  arec 
des  S8.  p4res  poar  rdgler  lei  moeai-B 
p»  le  Sieur  Royaamont,  Pftr.  1669 
ches  er  während  seiner  Haft  in  der 
nd  von  dem  die  ersten  Liefemngeii 
lach  seinem  Tode  (1684)  von  Pierre 
nre,  f  1717,  vollendet  wnrdei),  La 
i^ais  svec  des  explioations  dn  sens 
r.  1682—1706,  32  vol.  8.  n.  o.  — 
den  akatholiechen  liebere etznngen, 
ten  im  Dict.  Jans,  nnd  sonst  ange- 
S.  Jesus-Christ,  traduit  en  fran^oia 
,  oü  on  explique  le  sens  littiral  en 
Qorales  .  .  par  H.  Charles  Hur^  .  ., 
S.  E,  le  Card.  NoftiUes,  Par.  1702, 
en  wegen  des  engen  AnschlDsses  an 
)ritique  2.  673),  sondern  aneh,  was 
wird,  von  der  Inq.  29.  Jnli  1722, 
der  QneenerscheD  und  Noailles'echen 
.rdinal  Querini  war  schon  1714  mit 
agt  und  erstattete  1715  seinen  Be- 
er für  die  Inqnisition  lieferte ;  — 
ihm,  die  TJebersetzang  sei  der  von 
Anfl.  beigefügten  Noten  seien  ans 
72,  81.  86).  Das  nnter  Saci's  Namen 
\  blieb  nn beanstandet,  obschon  das 
D  MotiB  sehr  ähnlich. 
<31  EU  Verona,  Ängnetiner,  Professor 
Historia  Pelagiana  et  dissertatio  de 
itis  Vindiciie  Angnstinianis  pro  librii 
ao  Semipelagianos  soriptis,  1673. 
robirt,  aber,  wie  Benedict  XIV.  be- 
isoren  nach  Rom  geschickt,  wahr- 
Werk  de  anziliia  handelte.  Noris 
nach  Rom,  um  die  Approbation  zn 
nz  leicht,  da  er  von  den  Jesniten 
t  worden  war^).  Er  berichtet  selbst, 
ng  des  Baches  nicht  der  Index-Con- 
on  Übertragen  worden  sei,  bei  der 
;  (Magl.  p.  23).  Die  Prüfung  der- 
laupt  der  Inq.  zu,  und  auch  einige 
;eBor  S.  Off.  Hieron.  Casanate  zeigten 
egen  ihn  (Fabr.  p.  13).  Er  erhielt 
)raokerlaabniss,  sondern  wurde  auch 


^  Harter  2,  430. 

it  Fabr.  Fabroni,  Vitae  Italorum,  vol.  6, 
Hagliabechinm  epittolae,  tom,  1.,  Flor. 


n 


672  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controvenen. 

von  Clemens  X.  zum  Qnalificator  der  Inq.  ernannt;  Card.  Barbe- 
rini  übernahm  die  Bezahlung  der  Druckkosten  und  Card.  Medici 
veranlasste  seine  Berufung  nach  Pisa  (Magl.  p.  197).  In  dem 
Buche  erregten  namentlich  die  Vindiciae  Anstoss,  in  denen  er  die 
Jesuiten  Annat,  Adam  u.  a.  scharf  angegriffen  und  die  Angusti- 
nische  Gnadenlehre,  wie  man  behauptete,  nicht  viel  anders  als  Jan- 
senius  dargestellt  hatte,  obschon  er  sich  gegen  diesen  sehr  stark 
äusserte.  Charakteristisch  ist  eine  Aeusserung  in  einem  Briefe  an 
Card.  Bona  vom  4.  Nov.  1673  (Epp.  sei.  ed.  Sala  No.  26):  ,,Wenii 
ich  in  der  Vorrede  sage,  bei  Jansenius  seien  nescio  quae  opinionum 
portenta,  so  spreche  ich  im  Sinne. der  Päpste,  ohne  sagen  zu  wollen, 
was  ich  davon  halte;  ich  habe  das  Buch  des  Jans,  selbst  nicht  ge- 
lesen, weiss  also  nicht,  was  für  dogmatische  Ansichten  er  hat,  lege 
auch  keinen  Werth  darauf,  dieses  zu  wissen."  —  Der  Versuch  seines 
Gegners  Macedo,  in  Venedig  ein  Verbot  des  Buches  zu  erwirken, 
blieb  erfolglos;  aber  in  Frankreich  wurde  der  Abdruck  desselben 
verboten,  weil  man  überhaupt  den  Druck  von  Jansenistiscfaen  und 
antijansenistischen  Schriften  nicht  gestatte,  und  die  Einrede,  es 
handle  sich  hier  nicht  um  Jans.,  sondern  um  Augustinus,  nicht  gelten 
liess  (Magl.  p.  40).  Card.  Bona  (No.  33)  schrieb  Noris  17.  März 
1674:  der  König  habe  das  Verbot  auf  Betreiben  seines  Beicht* 
Vaters  Le  Tellier  erlassen;  er  fügte  bei:  Ihre  Sache  ist  gerecht;  aber 
so  geht  es  jetzt  in  der  Welt :  wer  kein  Molinist  ist^  ist  ein  Ketzer. 
Am  29.  April  1676  schreibt  Noris  über  eine  zweite  Prüfung 
seines  Buches  durch  die  Inq.  an  Magliabechi  (p.  83) :  „Die  Jesuiten 
haben  es  nicht  direct,  sondern  durch  andere  denuncirt  und  zwar, 
um  der  Sache  mehr  Nachdruck  zu  geben,  durch  mehrere  und  auch 
durch  Briefe  aus  ultramontanen  Ländern^).  Unter  den  Censoren 
befindet  sich  auch  P.  Lauria,  der  mein  Gegner  ist.  Leider  leben 
Card.  Bona  und  Mgr.  Falconieri  nicht  mehr,  die  1673  Bevisoreu 
waren.  Man  hat  in  einer  Sitzung  daran  erinnert,  dass  mein  Buch 
in  Bom  approbirt  worden  sei;  aber  Card.  Albizzi  hat  darauf  geant- 
wortet, es  seien  in  Padua  nachträglich  Zusätze  gemacht  worden, 
wie  P.  Macedo  bezeuge,  und  darum  eine  neue  Prüfung  nöthig  .  .  . 
Wird  das  Buch  mit  d.  c.  verboten,  so  werde  ich  rasch  eine  neue 
Ausgabe  machen;  nach  meinem  Tode  würde  keine  solche  von  einem 
andern  gemacht  werden.  Ich  fürchte,  die  Vindiciae  werden  mir  den 
Hals  brechen;  Albizzi  donnert  gegen  sie  speciell;  der  Abdruck  mit 
den  Lobsprüchen  der  Löwener  hat  mir  geschadet;  sie  wären  1673 
nicht  approbirt  worden,    wenn  Bona  nicht  gewesen  wäre."     4.  Mai 


1)  Eine  drollige  Dennnoiation,  die  bei  der  Inq.  angekommen  war, 
theilt  Noris  (Magl.  p.  110)  mit:  „N.  N.,  Bischof  in  Dalmatien,  voll  Eifers 
für  den  orthodoxen  Glauben,  fühlt  sich  im  Gewissen  gedrungen,  der  h. 
Congregation  mitzutheilen,  dass  ein  Buch  von  Italien  hierher  gebracht 
worden  ist  mit  dem  Titel:  Hist.  Fei.  .  •  .  Ich  weiss  (non  so,  wird  wohl 
heissen  sollen :  ich  kenne ;  denn  der  Name  steht  auf  dem  Titelblatt)  den 
Verfasser  nicht:  aber  ich  weiss,  dass  es  Sätze  und  eine  Lehre  enthält,  die 
yerdammenswerth  sind.  Darum  etc.'*  u.  s.  w. 


tzung  das  unbedingte  Verbot  der 
fiprach,  und  da  jener  in  scharfen 
lonua,  der  sehr  heftig  ist  (terri- 
nch  noch  Unter  als  der    andere" 

vehemenlia  et  petulantia  prope 
ch  ein  ganzes  Jahr  hin.  21.  April 
■uchung  geht  zu  Ende;  man  hat 
)  PelagianiBDius  werde  höchstens 

nÜBHen;  fraglich  ist  noch  das 
e,  sie  würden  verboten,  weil  ich 
en  (Macedo)  zu  viel  gelobt  habe," 
:zung  stattgefanden  nnd  die  Car- 
olini  haben  zu  meinen  Gunsten 
laben  sich  sehr  günstig  geäussert; 
gekommen."  Das  Buch  wurde 
Beschuldigung,  Noris  habe  einige 

erwies  sich,  wie  Benedict  XIV. 
ihm  und  Macedo  befohlen,  keine 
aen,  Innocenz  XII.  berief  Noris 
lonsultor  der  Inq.  nnd  1692  zum 
ithek^).  Nun  wurde  er  zum  dritten 
.  Mai  an  Magliabechi  (p.  152): 
!    Denk-   und  Ötreitschriften  (me- 

worden;  der  Papst  sagte;  Jetzt, 

die  Hölle  gegen  ihn  wieder  ent- 
P.  Diaz,  dem  Nachfolger  Porters 
deren  sind  auonym."  Um  dieselbe 
ititure  .  .  .  con  204  lettere,  Man- 
:  mich  jetzt  offen  als  Jansenisten, 

Lehre  des  Jansenius  vertheidigt 
Fabr.  6,  108)  berichtet  er:  „Der 
iten-Kloster,  den  der  König  von 
Jen  Jesuiten  besoldet.  In  seiner 
er  18  Sätze  meines  Buches  als 
durch  den  Assessor  S.  Off.  über 
nq.  berichten  lassen,  auf  dessen 
'd.  Casanate,  der  damals  Asses- 
I,  die  Inq.  habe  die  gegen  mich 
et  erklärt  und  mir  und  Macedo 
tt   ist  mir  damals  von  dem  Nuu- 

Florenz,  Macedo  zu  Fadua  von 
len.  Casanate  sagte  dem  Papste 
approbirt.  Am  Ö.  Mai  hatte  die 
iimer  mein  Gegner  gewesen,  war 


Vali-ry  2,  338)r  Ich  habe  mein  Amt 
;arosse  zu  meiner  Vertüguiig.  Idi 
ut  vidouiit  et  inviUvaTit. 


^ 


674  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controversen. 

nicht  anwesend.  Casanate  nnd  Aguirre  setzten  den  Beschluss  durch, 
der  AsBessor  solle  dem  Papste  im  Namen  der  Inq.  rathen,  mich  in 
Born  zu  behalten.  Am  folgenden  Tage  sagte  P.  Segneri  dem  Papste, 
er  habe  selbst  mein  Buch  nicht  gelesen,  aber  seine  Patres  sagten, 
es  sei  Jansenistisch.  Der  Papst  theilte  ihm  die  Erklärung  der  Inq. 
mit.  Die  Jesuiten  haben  eine  Schrift  gegen  mich  verbreitet,  die 
mir  ein  Cardinal  mitgetheilt  hat.  P.  Le  Drou  von  Löwen  ist  zum 
Sagrista  ernannt  worden;  auch  ihm  sind  die  Jesuiten  gram  wegen 
einer  Schrift  über  die  Attritio." 

„So  ist  die  grosse  Mine  in  die  Luft  gesprungen"  schrieb  Noris 
Ende  Mai  1692  an  Magliabechi.  Die  Sache  war  aber  keineswegs 
zu  Ende.  Im  März  1694  schreibt  Noris  (Fabr.  p.  144):  „Im  De- 
cember  wurden  dem  Papste  neue  Denkschriften  über  meine  Yindiciae 
überreicht,  u.  a.  von  P.  Diaz,  und  eine  Schrift  des  verstorbenen 
Card.  Lauria  veröffentlicht.  Dieser  hat  nämlich  einen  Monat  vor 
seinem  Tode  ausser  den  früheren  18  Sätzen  noch  28  in  meinem 
Bache  als  der  Correctur  bedürftig  bezeichnet,  und  nach  seinem 
Tode  wurde  dann  ein  Voto  del  Card.  Lauria  circa  il  libro  del  P. 
Noris  verbreitet.  Der  Papst  Hess  durch  den  Assessor  aus  der  Woh- 
nung Lauria's  alles,  was  er  gegen  mich  geschrieben,  abholen  und 
beauftragte  dann  mit  der  Prüfung  der  gegen  mich  erhobenen  An- 
klagen nicht  die  Inq.,  sondern  den  Magister  S.  Pal.  und  vier  Or- 
densgeistliche, von  denen  ich  nur  einen  kenne,  einen  Conventualen,' 
einen  Zoccolante  (Observanten),  einen  Cistercienser  und  einen  Carme- 
liter.  Erst  nach  20  Tagen  hörte  ich  davon;  ich  überbrachte  dem 
Papste  die  vier  Exemplare  der  Gerrae,  die  ich  noch  hatte ;  er  sagte 
mir,  er  habe  die  neue  Untersuchung  angeordnet,  um  mir  Ruhe  zu 
verschaflFen.  Die  fünf  Theologen  prüften  die  46  Sätze  zwei  Monate 
lang,  und  gaben  dann  ein  ausführliches  Gutachten  zu  meinen  Gunsten 
ab.  (Ein  Cardinal  sagte  mir,  die  Gerrae  hätten  die  Sache  entschie- 
den.) Dieses  Hess  der  Papst  durch  den  Magister  S.  Pal.  in  einer 
Plenarsitzung  der  Inq.  verlesen,  und  diese  stimmte  zu.** 

Es  erschienen  aber  noch  fortwährend  Streitschriften  gegen 
Noris.  Er  spricht  im  Dec.  1694  namentlich  von  einer  Schrift,  von 
der  von  Frankreich  aus  Exemplare  an  die  Inq.  und  an  mehrere 
Cardinäle  und  Prälaten  gesandt  worden  seien  (Magl.  p.  169 ;  es 
war  die  Schrift  von  Hardouin,  s.  u.).  Gegen  diese,  sagt  er,  habe 
er  in  vier  Stunden  eine  Vertheidigung  geschrieben,  worin  er  sich 
auf  Petavius,  Vasquez  und  Natalis  Alexander  berufen  habe;  die 
Broschüre  sammt  der  Vertheidigung  sei  dann  dem  Papste  und  der 
Inq.  überrreicht  worden,  und  der  Papst  sei  über  die  prompte  Wider- 
legung sehr  erfreut  gewesen.  Der  Papst  befahl  ihm  dann,  eine 
ausführliche  Vertheidigung  seines  Buches  in  Rom  zu  veröfFcntlichen. 
Noch  während  er  daran  arbeitete,  erschienen  neue  Schriften  gegen 
ihn  und  wurden  die  Anträge  auf  eine  nochmalige  Untersuchung 
wiederholt  (Magl.  p.  176).  Im  Oct.  1695  schreibt  er  an  MagHa- 
bechi:  „Der  Druck  meines  Buches  hat  begonnen,  wird  aber  zwei 
Monate  in  Anspruch  nehmen.  Es  erscheint  ohne  meinen  Namen, 
wie  die  Cardinäle  wollen ;    ich  habe  es  nur  geschrieben,    weil   der 


J 


[aoedo.  676 

irwarf  gemacht  hat,  er  hahe 
fatioana  gemacht."  Im  Dec. 
in  (ftlterea)  Buch  jetzt  bei  der 
dieses  dem  Papste  erzählte, 
h  ein  Ende  machen,    dass  ich 

12.  Dec.  1695  warde  er  Car- 
I  er  dem  Papste  seine  Yer- 
enthält  5  Dissertationen:  Con- 
pologia  monaohornm  Soythiae 
nonymi  scrnpnlis  circa  veteres 
D  ad  appendicem  auctoris  scni- 
■nblata '). 

Norie  in  seiner  Vertheidigang 
npuli  Doctoris  Sorbonici  ort! 
ni  inecrihitar  Hiat.  Pelagiana, 
^  ist  von  dem  Jesniten  Jean 
L695  Tcrb.  —  Von  den  ftlteren 
tris'  gleichfalls  psendonymen 
liat.  Pelag.  im  1.  Bande  von 
9)  sind  folgende  zn  enrühnen: 
äh.  1694   zu  Coimbra,  1614— 

zn  Padna,  scfaneb  Hnmberti 
;matnm  Com.  Janaenii  episc. 
lie  oben  wiederholt  als  Gerrae 
adv.  gerras  germanas  Germa- 

ab  Annibale  Kiccio  gerichtet, 
logmatistes  S.  Aagnstino  injn- 
Polono,    Canonico  Lateraaenei. 

der  Prodromns  velitaria  pro 
iictore  fimnone  Nenaser,  Mainz 
esuiten  Honoratua  Fabri  ist*), 
an  Albizzi  im  Mai  1676  unter 
!t  (Hagl.  p.  94),  aber  23.  Juni 
lehafte  Schrift  gegen  Maoedo: 
i)    HacedonicQS    Plantino    eale 


üonei  vom  J.  ni2  (Tita  del  F. 
1  den  Vindiciae  die  Sätze  aeiner 
ie  Stellen  augegeben ;  in  der  sehr 

seien  diese  auf  einem  Blatte 
ona  1728-82,  4  Fol.,  aber  ans 
er  weggelasBen.  Sie  stehen  hinter 
Patrologia  47,  881. 

Es  gab  dimab  einen  Minoriten 
;r  dieser  ist  sicher  nicht  der 
is  duae  ecclesiBBticBB  polemicae 
tiat.,  altera  pro  S.  Aug.  etAnrelio 
wogegen  Noris  Adventoria  Fran- 
i  S.  Ang.  de  gratia  Christi,  Flor, 
in  dem  Prodromus    abgedruckt. 


^ 


676  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controversen. 

perfrictns  opera  Annibalis  Corradini  Yeronensis,  Altdorfi  Norico- 
rnm  [Verona?  1675].  Sie  ist  Bioher  von  Noris^).  üeber  das  Ver- 
bot schreibt  er :  ^^Das  Buch  wird  jetzt  von  den  Censoren  der  Index- 
Gongr.  geprüft  und  in  kurzem  verboten  und  in  dem  grossen  Ver- 
zeichniss  der  verbotenen  Bücher  verewigt  werden^^  (Magl.  64). 

Noris  wurde  wegen  seines  Versuches,  die  Augustinische  Gna- 
denlehre zu  vertheidigen,  ohne  die  des  Jansenius  zu  billigten,  auch 
von  anderer  Seite  angegriffen.  Gerberon  schrieb  aus  Anlass  der 
5  Dissertationes :  Norisins  aut  Jansenianus  aut  non  Auguatinianns 
demonstratns  a  L.  Maugnin  Peninsulano,  Ronen  1699  (nicht  im 
Index).  —  Ans  Noris'  Briefen  sind  noch  einige  interessante  Mit- 
theilungen über  die  Inquisition  anzuführen,  welche  zeigen,  wie  viel 
Arbeit  einem  einzelnen  Beamten  derselben  zufiel,  wenn  er  ein  so 
brauchbarer  Mann  wie  Noris  war.  Als  er  Qualificator  geworden, 
schrieb  er  1673:  Ich  habe  nun,  ohne  ein  Gehalt  zu  beziehen,  viel 
Arbeit  mit  der  Prüfung  der  der  Inq«  denuncirten  Bücher  und  mit 
der  Abfassung  von  Gutachten  (Magl.  p.  197),  und  1695:  loh  bin 
jetzt  Consnltor  und  habe  nun  nicht  viel  Zeit  mehr  zum  Arbeiten: 
drei  Vormittage  (Montag,  Mittwoch  und  Donnerstag)  gehen  mit  den 
Sitzungen  der  Inq.  verloren  (p.  170  erwähnt  er  eine  Montags- 
Sitzung,  die  über  6  Stunden  gedauert);  die  drei  anderen  Vormittage 
bin  ich  auf  der  Bibliothek;  zu  Hanse  habe  ich  mit  den  Consnlti  ed 
imbrogli  des  h.  Officium  zn  thuen.  Sie  würden  lachen,  wenn  Sie 
hörten,  wie  ich  über  Tortur,  Gefängniss,  Galerenstrafe  votire,  ond 
sähen,  wie  ich  aus  einem  Chronisten   ein  Criminalist  geworden  bin. 


1)  Nach  Mebsi  1,  256  ist  die  Schrift  in  Löwen  anter  dem  Namen 
Annibale  Butturini  Veronese  nachgedruckt  und  auch  Sparaviero  und  Ferrari 
zugeschrieben  worden.  1709  erschien  zu  Amsterdam  H.  Norisii  Paraeuesis 
ad  Jo.  Harduinum.  Accessit  ejusdemThraso  etc.  Darauf  ist  ebensowenig 
Gewicht  zu  legen,  wie  darauf,  dass  der  Thraso  nicht  mit  den  anderen 
Streitschriften  in  die  Opera,  Verona  1729,  I,  13S3  aufgenommen  ist;  aber 
aus  den  Briefen  an  Magliabechi  (p.  58)  sieht  man,  dass  Noris'  das  Buch 
geschrieben  und  Magliabechi  den  Druck  besorgt,  wenigstens  die  Exemplare 
in  Händen  hatte  luid  nach  Noris'  Weisungen  versandte.  Wenn  er  einmal  von 
dem  Veronesen,  seinem  Freunde  und  Advocaten,  spricht,  und  Mas^liabechi 
bittet,  Macedo  zu  sagen,  er  verstehe  zu  wenig  vom  Plautus,  um  das  Buch 
geschrieben  haben  zu  können,  so  spricht  das  nicht  gegen  seine  A  utorschaft. 
Auch  die  Somnia  50  Francisci  Macedo  in  Itinerario  S.  Ang.  post  bapds- 
mum  Mediolano  Romam,  excutiebat  levi  brachio  P.  Fulgentius  Fosseus 
August.,  1687,  sind  von  Noris.  Die  Retractatio  P.  Henrici  Noris  de  ca- 
lumnia  Semipelagianismi  imposita  S.  Vincentio  Lirinensi,  worin  Noris  über 
das  Verbot  der  Schrift  von  Risbroch  frohlockt  als  über  eine  Bestätigung 
seiner  Lehre,  ist  von  Macedo.  Noris  schrieb  dagegen:  Confutatio  palinodiae 
sub  nomine  H.  N.  publicatae,  auct.  Annibale  Kiccio  Veneto.  Unter  dem- 
selben Namen  schrieb  er  Responsiones  P.  Franc.  Maoedi  adv.  Propositiones 
Fr.  Jo.  a  Guiddiciolo  coUectas,  Ven.  1676,  gegen  die  von  Hon.  Fabri  unter 
letzterm  Namen  veröffentlichten  Propositiones  parallelae  Michaelis  B^ji 
et  Henr.  de  Noris,  Frof.  1676.  —  In  der  5.  Dissertatio  vertheidigt  sich 
Noris  auch  gegen  eine  Lettera  d'un  cavaliere  dimorante  in  Parigi  ad  un 
suo  amioo  in  Italia,  die  er  auch  in  einem  Briefe  vom  Jnli  169A  (Magl. 
p.  177)  erwähnt. 


(Toniatei  de  RoMnde.  677 

'i  ho  genio),  und  ich  will  drei 
lern  EnUcblnfls  fassen  (HagL 
e  ParEenesiB  ad  Jo.  Herdninma: 
irUabniss  für  diese  Antwort  eu 
^lich  im  nennten  Grade.  Ich 
:wortet;  aber  das  bischen  Salz 
rt  dem  zarten  Gaamen  des  be- 
üiner  der  Gründe,  weshalb  Rom 
m  fa  per  me).     Die  Paraenesis 

lie  Ansicht  über  den  Gebrauch 
des  heim  Abendmahl,  die  Card. 
,  Rom  1671,  vorgetragen,  die 
baristicns  b.  Joannis  Bona  .  .  . 
io  mieeae  per  mille  et  amplins 
aminata,  expensa,  refatata,  In* 
I,  8.,  mit  d.  c.  verb.  1673.  Am 
ron  Fadoa  ans:  der  dortige  In- 
tas  de  azymo  die  Draokerlatib< 
ichrift  gegen  einen  noch  leben- 
Inqnisitor  doch  anweisen,  die 
ene  nicht  diesen  Grand  für  die 
>p.  ed  Sala,  No.  20  der  ital. 
D  Briefe  an  Noris  (Epp.,  Laoca 
[acedo's  Tractat,    weil  er  darin 

an  die  Inquisition  hieher  ge- 
h  solle  nicht  gedruckt  und  das 
erden.  Aue  Verdmss  dartiber 
licht,  welches  Sie  mir  gesandt 
aber  der  Assessor  hat  in  einer 
Verbot  beantragt  nnd  erwirkt." 
(Epp.  ed.  Sala,  No.  323)  bittet 
de  pane  encbaristiae  azjmo  et 
18  gegen  Macedo  gerichtete  12. 
diesen  in  Teraohten  als  ihn  zn 
lieh  , nicht  in  der  Ausgabe  von 
in  Bona's  Epp.  1.  c.  Haoedo 
enheiten  gegen  Bona  espnrgirte 

zwar  nicbt  im  Index  freige- 
>birt  ist :  Em.  ac  Key.  D.  Card. 
msa,  Verona  1673,  nnd  gleicb- 
mi  et  fermentati,  Verona  1673 

sende  Dispntationes  de  Jostitia 
gratuita.  Tom.  I.  de  jnst.  orig., 
nq.  verb.  (steht  anoh  im  epan. 
len  der  Clerici  minores  and  hat 
ilafox  geschrieben.  Von  einem 
lanld  (3,  243)  1683 :  ,Joh  habe 


678  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controvenen. 

dasselbe  nicht  gelesen;  da  aber  sein  grosses  Werk  im  Index  steht, 
wird  auch  dieses  verdammt  werden.  Es  wird  ihm  also  nichts  ge- 
holfen haben,  dass  er  Jansenias  und  die  Jansenisten  anathematisirt 
hat;  ans  demselben  Grunde  mnss  er  sich  selbst  anathematisiren ;  denn 
er  hat  nach  40-jährigem  Studium  bei  Augustinus  dieselben  Principien 
gefunden  wie  Jansenius.^^ 

Die  Institutiones  theologioae  in  usum  seminariornm  des  Oratoria- 
ners  Caspar  Ju  enin,  Lyon  1696, 4  vol.  12.,  2.  Ed.  Par.  1700,  7  vol.  12., 
wurden  in  mehreren  Seminaren  gebraucht,  von  dem  Erzb-  Noailles  von 
Paris  aber  (die  2.  Ed.)  durch  ein  Mandement  vom  12.  Juni  1700  verb. 
Diesem  Mandement  ist  eine  Erklärung  von  Juenin  selbst  beigedruckt,  mit 
der  sich  der  Erzbischof  zufrieden  gegeben.  Eine  veränderte,  von  dem 
Pariser  Generalvicar  Pirot  approbirte  Ausgabe,  Par.  et  Ven.  1704 
— 5,  übersandte  Juenin  mit  einem  devoten  Schreiben  dem  Papste; 
er  erhielt  ein  Dankschreiben  des  Card.  Paoluccio.  Die  neue  Aus- 
gabe .wurde  aber  von  mehreren  Bischöfen  oensurirt.  Es  erschienen 
darauf  Lettre  d'un  Docteur  sur  l'Ordonnance  de  Mr.  le  Card,  de 
Noailles  touohant  les  Inst,  th^ol.  du  P.  Juenin,  sur  la  declaration 
de  cet  auteur,  mise  en  forme  de  lettre  au  bas  de  la  m8me  Ord.,  und 
Jngement  doctrinal  des  th^ologiens  sur  les  Inst,  th^ol.  du  P. 
Juenin,  suivi  d'un  probl^me  sur  l'Ordonnance  de  S.  E.  le  Card,  de 
Noailles  et  sur  le  Mandement  de  Mr.  Madot,  evSque  de  Belley. 
Diese  beiden  Schriften  wurden  von  der  Inq.  26.  Oct.  1707  verb., 
dann  Juenins  Werk  Fer.  IV.  25.  Sept.  1708  (Bull.  cont.  2,  397), 
und  zwar  unbedingt;  d.  c.  ist  erst  von  Ben.  beigefQgt  worden.  Nach 
diesem  Römischen  Verbote  veröffentlichte  der  Bischof  Bissy  von 
Meaux  (später  Cardinal)  eine  eigene  Ordonnanz  gegen  das  Buch, 
1710,  614  S.  4.  Juenin  verth eidigte  sich  in  den  (anonymen)  Re- 
marques sur  le  Mandement  et  instruction  pastorale  de  M.  Henri  de 
Bissy  .  .  .,  worauf  der  Bischof  1712  ein  zweites  Mandement  erliess. 
Nach  dem  Tode  Juenins  (1713)  erschienen  noch  (14)  Lettres  thiol. 
contre  le  Mand.  et  Tinstruction  past.  de  M.  H.  de  Thiard  de  Bissyi 
iv.  de  Meaux,  sur  le  Jans^nisme,  portant  condamnation  des  Instr. 
thiol.  du  P.  Juenin,  von  Etemare  und  Petitpied.  Vorher  waren 
schon  erschienen:  D6nonciation  des  mandements  de  Mgr.  Vir.  de 
Noyon  ...  au  pape,  aux  ^v^ques,  aux  facultas  de  theol.  et  k  tons 
les  pasteurs  de  TEglise,  39  S.  12.,  und  Remarques  sur  TOrdonnance 
et  instr.  past.  de  M.  Paul  Desmarets,  £v.  de  Chartres,  touohant  les 
Inst.  th6ol.  du  P.  Juenin,  1709,  865  S.  i  2.  (der  Bischof  von  Chartres 
war  für  seine  320  Seiten  fallende  Ordonnanz  vom  Papste  7.  Sepi 
1709  belobt  worden).  Diese  Streitschriften  wurden  nicht  verb.,  auch 
nicht  Juenins  andere  Bücher^). 

Zwei  anderen  französischen  Theologen,  die  im  Dict.  Jans,  als 
gemilderte  Jansenisten  bezeichnet  werden,  ist  es  in  Rom  besser  er- 
gangen als  Juenin,  obschon  es  an  Bemühungen,  auch  sie  in  den 
Index    zu   bringen,   nicht   fehlte.     Nie.  Lherminier,    Dr.  Sorb.   und 


1)  Fleury  48,  884.  Migne  2,  589.  Hurter  2,  692. 


' 


nuioier.  L.  Htbart.  679 

'55),  iohrieb  Snmma  theologiae  ul 
•ar.  1700—11,  7  vol.  8.  üeber  den 
1  alsbald  eine  Dünonciation  do  la 
IfiB  evSqaee,  1709.  Lh.  gab  den 
beraDB;  aber  onn  erschien  eine 
it  en  quoi  coasiate  la  nouvelle  hi- 
ifl  de  se«  sectaleori,  1711.  Auch 
Dcb.  Eine  Umarbeitang  des  Trac- 
21  vollendet  hatte,  erschien  nicht, 
wnrdei).  ^  Louis  Eabert  (1635 
NoailleB,  als  dieser  noob  Bisohof 
tticB  et  moralis  ad  uenm  seminaiü 
erfasste  darüber  eine  Lettre  k  un 
erts  Ansieht  angreift,  es  gebe  zwei 
Concnpiscenz;  die  stärkere  der  bei- 
rendigkeit.  Diese  Lettre  sohiokt« 
e  mit  der  Bitte,  mit  dem  P.  Le 
3  gedruckt  werden  solle.  In  dem 
i''enn  dieses  System  nicht  ketzerisch 
Tansenias  angerecht  und  der  Jan- 
ine imaginäre  Ketzerei,  deren  sieh 
inen  Bchüler  des  h.  Angnstinns  sa 
junsten  des  Molinismus  zu  tyran- 
iTÖffentlichung  der  Lettre  für  an- 
eine Dünonciation  de  la  Thäol.  de 
Card,  de  Koailles  et  M.  l'äv.  de 
cht,  wie  Koailles  meinte,  von  Fe- 
nach  von  dem  Jesuiten  Lallemant 
<n£lon  darcbgeeeheue  Umarbeitung 
ge  Streitschriften  darüber  und  No- 
Honitoire,  um  den  Verfasser  her- 
rauf durch  Le  Tellier  dem  Könige 
theidige,  werde  er  ein  Uandemeut 
solches,  vom  1.  Hat  datirt,  wurde 
Könige  trotz  F4n61ons  wiederholter 
;  gestattet.  Eine  andere  ausführ- 
hat  sich  unter  F^n^lons  Papieren 
es  16,  207—549  abgedruckt^).  — 
lie  Verdammung  der  Bücher  von 
:en.  Sein  dortiger  Correspondent, 
I  23.  Oct.  1711  :  Man  ist  zur  Cen- 
hlossen ;  aber  alles  geht  hier  lang- 
Briefen  spricht  er  nnr  von  Habert: 
'  druckt  sich  andere  aus,    and  du 


ne  2,  82. 
1,  SOi   u.  B.  w. 


\ 


680  Mit  der  Jansen,  zosammenhangende  Gontroyenen. 

genügt,  um  ihn  yor  einer  Censur  von  hier  aus  zu  schütEen.  Seine 
moralische  Not h wendigkeit  ist  freilich  eine  physische;  aber  er  leugnet 
dieses,  und  das  genügt  hier.  Die  Thomisten  werden  nicht  dalden, 
dass  man  seine  Deleotation  victorieuse  censurire,  da  sie  die  Freiheit 
ebenso  wenig  beeinträchtige,  wie  ihre  Gratia  praedeterminans.  Es 
wird  sehr  schwer  sein,  di&  Verdammung  von  Haberts  Buch  zu  er- 
wirken; ich  will  nicht  sagen,  dass  es  unmöglich  sei  (Corr.  3,  506). 
Ich  habe  oft  mündlich  und  zwei-  oder  dreimal  schriftlich  die  Ver- 
dammung von  Haberts  Ansicht  beantragt.  Man  hat  mir  geantwortet, 
man  könne  sich  nicht  mit  so  vielen  Dingen  auf  einmal  befassen;  es 
sei  vorerst  mit  der  Verdammung  Quesnels  genug  (4,  327).  Ihre 
dritte  Eingabe  über  die  Ansicht  der  Dominicaner  ist  ganz  richtig; 
aber  bei  dem  Ansehen,  in  welchem  diese  Patres  hier  stehen,  wagt 
man  nicht  daran  zu  rühren.  Uebrigens  sind  die  meisten  Cardinäle 
so  wenig  bewandert  in  den  speculativen  und  abstracten  Fragen,  dass 
es  verlorene  Zeit  ist,  mit  ihnen  davon  zu  reden.  Ich  habe  Ihre 
Schrift  nur  Fabroni  gezeigt;  er  ist  einverstanden,  hält  es  aber  nicht 
für  opportun,  die  Sache  zu  urgiren  (4,  270).  —  Habert  kam  ebenso- 
wenig wie  Lherminier  in  den  Index.  Er  verbessert«  aber  sein  Buch 
in  den  späteren  Auflagen^). 

Theologie  morale  ou  r^solution  des  cas  de  conscience  selon 
l'icriture  sainte,  les  canons  et  les  saints  peres,  compos^e  par  l'ordre 
de  M.  l'Eveque  et  Prince  de  Grenoble,  8  vol.  12.,  —  zuerst  Paris 
1670,  dann  oft,  im  Auftrage  des  Card.  Le  Camus  verfasst  von  Fran- 
Qois  Genet,  geb.  1640,  der  1685  Bischof  von  Vaison  wurde,  f  1702, 
—  steht  in  Bibl.  und  Dict.  Jans.;  Romanus  Philalethes  (Concina, 
Appar.  1,  57)  hebt  aber  hervor,  dass  der  Verfasser  kein  Jansenist, 
sondern  nur  ein  Gegner  des  Probabilismus  und  Laxismus  war  (er 
wird  auch  in  der  Löwener  Censur  über  den  Cas  de  conscience  zu 
den  Rigoristen  gezählt),  dass  eine  lateinische  Uebersetzung  des  Buches 
von  Capisnoco  als  Mag.  S.  Pal.  approbirt  und  von  Card.  Barbadioo 
in  seinem  Seminar  zu  Montefiascone  (später  auch  von  dem  Erzb.  Mar^ 


1)  In  den  Briefen  Daubentons  anFenelon  aas  den  J.  1710 — 11  (Corr. 
3,  279.  868.  477),  finden  sich  folgende  für  die  Römische  Justiz  charakte- 
ristische Mittheilnngen:  Abbe  Lonis  Maille  aus  derDiöcese  Aix,  Professor 
an  der  Sapienza,  ein  Agent  der  Jansenisten  and  Gegner  der  Jesuiten,  der 
viele  Gönner  hatte  and  namentlich  mit  den  Cardinälen  Casanate,  Koris 
und  Casoni  verkehrte,  wurde  im  Frühjahr  1710  aus  Rom  ausgewiesen. 
Er  bat  den  Papst,  ihm  die  gesen  ihn  vorgebrachten  Anklagen  mitsutheilen. 
Der  Papst  wies  ihn  an  die  niquisition  and  diese  sprach  ihn  freu  Zwei 
Cardinäle  setzten  darauf  den  Assessor  S.  Ofif.  und  den  Consaltor  P.  Da- 
mascenus  in  Bewegung.  Dieser  verhörte  ohne  Mitwirkung  des  Commissa- 
rius  S.  Off.  in  drei  Monaten  in  seinem  Kloster  Bekannte  von  Maille,  und 
darauf  liess  ihn  der  Assessor  nicht  in  das  Inquisitionsgefangniss,  sondern 
in  die  Engelsburg  bringen.  Dort  werde  er  wohl  bis  zu  seinem  Tode  bleiben, 
meinte  Daubenton  Ende  1711,  da  er  durch  aufgefanffene  Briefe  von  Toa- 
reille,  der  8 — 10  Jahre  in  Rom  mit  ihm  in  einem  Hause  gewohnt,  sehr 
gravirt  sei;  in  diesen  Briefen  werde  der  Papst  als  fripon  behandelt  und 
auf  den  König,  die  Cardinäle  und  die  Jesuiten  geschimpft.  Maille  wurde 
jedoch  1715  freigelassen,  f  1738  in  Paris. 


iura  Duacensia.  681 

sfiihrt  wurde  und  daeo  die 
1.    mor.  .  .  .  par  Jacques  de 

[pBeudonym],  2  vol.,  nicht 

sondern  anch  1679  in  den 
e,  Le  Camus  habe  das  Buch 
*t  unwahr  (N.  E.  1750, 172). 
sein;  wenigntens  bezeichnet 
wenigsten  schlechte. 
,  December  1696  zu  Beims 
;hte  Mitte  zwischen  Semi- 
ils  solche  aus  unzähligen 
ung  durch  die  Päpste,    wie 

hervorgegangen.  Dagegen 
Tellier  eine  von  dem  Pariser 
mnanz.  Dieselbe  ist  strenge 
[)ius  und  seine  Schiller,  was 

scharf  tadelt.  Die  Jesuiten 
und  einer  (von  P.  Daniel 
lectiieiisenient  insolente  nennt 
Itefehl  des  Künigs  confiscirt 
n  ihres  respectwidrigen  Ver- 
äident  de  Harlay  bewog  ihn 

zu  geben.  Boesuet  schlug 
ne  indirecte  Bestätigung  zu 
:hen  A]iprobationen  drucken 
on  gebalten.     Das  kam  aber 

eol.  Dnacensis  in  qaasdam 
dictatis  philosophicis   Domi- 

Collegii  Duac.  professorum 
■sorum  primarioriim  Oollegii 
m  in  epistolani    soriptam  ab 

praeside,  1722,  4.  (abgedr. 
729  3).  Faure.  Oomm.  p.  26a 

da^s  eie  die  von  den  An- 
rlassene  Censur  von  Douay 
r  Deimnciation  freigegeben, 
uirt  werde,  verboten  hätten, 
LHB  eine  Censur,  noch  dazu 
lassoulie  und  Contenson  als 

Jannenfl  und  Quesnel»  ver- 
f  angegriffen  werden  (Arg, 
idex-Congr.  (Catalani,  Secr. 
g.    1728    habe  der  Secretär 


.  4,  91.   Bossuet  40,  522, 


662  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Coniroversen. 

wegen  der  Censura  angefragt,  worüber  Clemens  XII.  sich  das  ür- 
theil  reservirt  hatte;  der  Papst  habe  erklärt,  er  habe  nach  Rück- 
sprache mit  dem  Commissarius  S.  Off.  beschlossen,  sie  solle  mit  d.  c. 
verb.  werden;  es  würden  darin  mit  Unrecht  Lehren  der  ThomiBt<en 
als  mit  Jansenius  verdammt  bezeichnet,  und  Massoulie  und  Contenson 
und  selbst  der  h.  Thomas  ungerecht  angegriffen.  Die  Facultät 
schickte  den  Canonisten  Toussaint  Theodor  du  Many  nach  Eom,  um 
zu  erfahren,  was  zu  corrigiren  sei;  die  Index-Congr.  erklärte  ihm 
8.  April  1731 :  die  Facultät  solle  nach  den  oben  mitgetheilten  Er- 
klärungen des  Papstes  selbst  eine  expurgirte  Ausgabe  veranstalten 
und  diese  vor  dem  Druck  vorlegen.  Das  ist  nicht  geschehen.  — 
Aus  demselben  Grunde  wurde  1739  ein  Pseudonymes  Werk  des 
spanischen  Jesuiten  Diego  de  Quadros  (1677  —  1746)  verb.:  Caduceos 
theologicus  et  crisis  pacifica  de  examin e  thomistico  .  .  opera  et 
studio  D.Martini  Ortizii,  Madrid  1733,  Fol.,  in  drei  Theilen,  von 
denen  der  2.  gegen  Massouliä,  Graveson,  Cajetan  Benitez  de  Lugo, 
Montalvan  u.  a.  gerichtet  ist.  In  Spanien  wurde  das  Buch  nicht 
verb.;  er  erschien  sogar  1741  zu  Madrid  ein  2.  Band,  der  nament- 
lich gegen  Benitez,  f  1739  als  Bischof  von  Zamora,  gerichtet  ist, 
den  er  auch  deutlich  genug  als  denjenigen  bezeichnet,  der  den  ersten 
Band  in  den  Index  gebracht  habe^).  Dieser  2.  Band  wurde  nicht 
verboten. 

Von  Vinc.  Contenson  (f  1674)  wurde  die  Theologia  mentis  et 
oordis,  1673—76,  9  vol.  12.,  mehr  noch  wegen  ihres  Rigorismas 
als  wegen  der  Gnadenlehre  angegriffen.  Der  letzte  Theil  des  Werkes 
ist  von  Antoninus  Massouliä  (f  1706),  von  dessen  D.  Thomas  sui  in* 
terpres  de  divina  motione  et  libertate  creata,  Rom  1692,  2  Fol., 
F6nälon  (Gorr.  3,  243)  sagt:  Während  er  den  Jansenismus  zu  ver- 
dammen scheint,  ist  er  mit  seiner  Praemotio  tief  in  das  Jansenistische 
System  hineingerathen.  —  Charakteristisch  ist,  was  von  Am.  31,  448 
berichtet  wird:  Hennebel  und  Desirant,  die  Vertreter  der  beiden 
Parteien  unter  den  Löwener  Theologen  in  Rom  (S  647),  kamen  über- 
ein, einen  angesehenen  Thomisten  um  eine  Darlegung  der  Lehre  von 
der  Gratia  sufficiens  zu  bitten,  die  sie  dann  beide  unterschreiben 
wollten.  Massouliä  verfasste  auf  ihr  Ersuchen  eine  Explicatio  na- 
turae  et  necessitatis  sufficientis  auxilii  juxta  principia  S.  Thomae  et 
ipsius  scholae,  die  von  anderen  Dominicanern  approbirt  wurde. 
Hennebel  unterschrieb  dieselbe  wirklich,  Desirant  aber  nicht.  — 
lieber  ein  Buch,  welches  P.  Dez  gegen  Gerberons  Auegabe  des 
Bajus  schrieb,  berichtet  Abb^  Bossuet  an  seinen  Oheim  (Oeuvres 
40,  388)  in  den  letzten  Monaten  des  Jahres  1697:  Ein  Wohlunter- 
richteter sagte  mir,  es  sei  ein  schlechtes  Buch;  der  Verfasser  er- 
neuere unter  dem  Verwände,  Bajus  zu  widerlegen,  den  Jansenisti- 
sohen  Streit  und  spreche  schlecht  von  Augustinus.  Der  Mag.  S. 
Pal.   hat   das  Buch   dem  Dominicaner  Massoulie  gegeben.      Dessen 


1)  Mich,  a  S.  Jos.  2,  842;  3,  394  und  fol.  8;    4,  2.  Harter  2,  1315 
sagt  nichts  davon,  dass  der  Caduoeus  im  Index  steht. 


U&.  Card.  Sfondnito.  683 

ommen  and  er  }iat  dagegen 

chrieben,  worüber  Rieh  Mas- 
.  ,  Die  Inq.  hatte  das  Buch 

geben;  die«  haben  dftseelbe 
In    der  Sitsuiig  hat  Card. 

I,  und  ee  ist  vorläufig  be- 
allen Cardinälen  schriftlich 

:e    JHt    es    nicht    gekommen; 

h  (41,  412)  Dez  als  den  ge- 

ch  von  Sfondrato  bilden  eine 
stischen  Streite.  CoelcptinuH 
zu  Mailand,  seit  1687  Abt 
riften  gegen  den  Gatlicanis' 
.  1G»6.  Das  Buch  heisst: 
B  doctrinaque  SS.  Augustini 
olufns.  Kom  1697",  4.  Sf. 
VeroffentlicLung  des  Werkes 
04);  e«  wurde  nach  seinem 
Albani  (später  Clemens  XI.) 
DamascenuR  hernuHgegeben. 
liamuB  zu  vertreten"  (Schill, 
lur  von  den  Jansenisten  an- 
iiet  desnen  Verdammung  be- 
*n  Innocenz  XII.  wurde  23. 
ErzbischÖfeu  von  Paris  und 
id  Arras  unterRchrieben,  und 
inson,  denaelben  dem  Papste 
ortete  6.  Mai,  er  habe  eine 
nannt.  Der  Brief  der  ö  Bi- 
lurden  im  Juni  zu  Paria  ge- 
■n  Fenelons  und  der  Jesuiten 
CominiBsion  waren  die  Car- 
ler Dominicaner  und  Jesuiten 
suet  engt,  den  franzÖBischen 
Angelegenheit,  und  von  dem 
Kom,  er  habe  alle  Federn 
I  Buches  zur  Verfügung  ge- 
Rom  nicht  sehr  geneigt  war, 

Man  sagte  dem  Papste ,    fUr 


vgl.  40,  264  u.  B.  w.;  41,  34 
gedruckte  Hcbrift  von  Bacchini, 
L  im  mindesten  wahrscheinlich 
miBgcber  ceändert  worden  und 
tlich  gmnaclit  werden. 


684  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Gontroversen. 

die  Vertheidigting  eines  von  ihm  ernannten  Cardinais  mfisee  er  Zeit 
gewähren.  Im  Sept.  1698  schrieb  Abb<^.  Chanterac  an  F£n61on 
(Corr.  9,  461) :  man  lasse  die  Sache  ruhen  unter  dem  Verwände,  dass 
F^n^lons  Angelegenheit  die  Inquisition  ganz  in  Anspruch  nehme ;  im 
Grrunde  aber  wolle  man  abwarten,  ob  die  fünf  Bischöfe  nach  der 
Beendigung  dieser  Angelegenheit  ihre  Anklage  erneuern  würden. 
Gleichzeitig  schickte  er  F^n^lon  das  Manuscript  einer  Yertheidignng 
Sf/s  mit  der  Bemerkung:  „Der  Verfasser,  den  ich  nicht  nenne,  der 
aber  ein  Mann  ist,  welchem  wir  Dank  schulden,  lässt  Sie  bitten,  das 
Buch  in  Köln,  Holland  oder  Flandern  drucken  zu  lassen.  Auch  die 
Curie  würde  es  gern  sehen,  dass  das  Buch  auswärts  gedruckt  würde, 
damit  sie  nöthigenfalls  sagen  kann,  sie  habe  nichts  damit  zu  thuen. 
Es  ist  mir  ausdrücklich  gesagt  worden,  die  Curie  würde  für  die 
Vermittlung  des  Druckes  dankbar  sein.'^  F^n^lon  besorgte  den 
Druck  des  Buches :  Dispunctio  notarum  XL,  quas  scriptor  anonymus 
Card.  Sfondrati  libro  .  .  .  innssit,  Col.  1698.  Der  Verfasser  war, 
was  in  Rom  kein  Geheimniss  war,  Card.  Gabrielli,  der  als  Theologe 
des  Papstes  Sf.'s  Buch  approbirt  hatte.  £r  schrieb  selbst  später 
an  Fen^lon  (Corr.  2,  477) :  der  Papst  habe  die  Veröffentlichung 
seines  Buches  gewünscht,  dasselbe  habe  aber  auswärts  gedruckt 
werden  müssen,  da  in  Rom,  was  er  sehr  missbillige,  nichts  anonym 
oder  Pseudonym  veröffentlicht  werden  dürfe.  Nach  den  Römischen 
Verordnungen  sollte  aber  auch  kein  Römischer  Schriftsteller  ohne 
Frlaubniss  etwas  auswärts  drucken  lassen^).  —  Bossuets  Agent  in 
Rom  war  übrigens  damit  einverstanden,  dass  die  Verhandlung  über 
Sf.'s  Buch  bis  nach  der  Erledigung  der  F6n61on'schen  Sache  aus- 
gesetzt würde,  und  nachdem  diese  erledigt  war,  erhielt  er  im  Mai 
1699  von  Bossuet  die  Weisung,  nicht  auf  eine  Wiederaufnahme  der 
Untersuchung  zu  dringen,  zumal  auch  der  Erzbischof  Noailles,  der 
Cardinal  werden  wollte,  sich  nicht  durch  ein  nochmaliges  Dennnciren 
des  Buches  von  Sf.  missliebig  machen  wollte  (Bossuet  42,  465.  518). 
—  Eine  Sammlung  von  scharfen  Kritiken  des  Buches:  Augustiniana 
Ecclesiae  Rom.  doctrina  a  Card.  Sfondrati  Nodo  extricata  per  varios 
S.  Aug.  discipulos,  Col.  1700,  von  Uuesnel  und  seinen  Freunden 
herausgegeben,  wurde  der  As8emb]6e  du  Clerg6  von  1700  übersandt 
und  Bossuet  legte  dieser  auch  einige  Sätze  aus  den  Büchern  von  Sf. 
und  Gabrielli  zur  Censur  vor  (Bausset  3, 249).  Die  Assemblie 
glaubte  aber,  wie  Bossuet  (38,  102)  sagt,  den  guten,  wohlgesinnten 
und  Frankreich  wohlwollenden  Papst  menagiren  zu  müssen,  und  er- 
klärte, sie  wolle  sich  über  das  Buch  von  Sf.,  da  der  Papst  eine 
Prüfung  desselben  zugesagt,    nicht  aussprechen,    müsse   aber  einige 


1)  Vgl.  I,  341.  434.  Die  Schrift  von  GabrieUi  ist  gerichtet  gegen 
Hennebels  Propositiones  40  excerptae  ex  1.  cui  tit.  Nodus  praed.,  adjunotis 
quibusdam  notia,  1696  verfasst,  abgedr.  in  der  Sammlung  Augustiniaiift 
Eccl.  Rom  etc.  lieber  diese  s.  C.Qu.  p.  255.  Eine  kleine  Satire:  Appendix 
ad  Nodom  Sfondratianum  s.  litterae  parvulorum  sine  baptismo  mortuoram 
scriptae  e  limbis  ad  suae  quietis  perturbatores,  Col.  1698^^,  wurde  Serry 
zugeBchrieben,  von  diesem  aber  abgeleugnet;  Opera  I  p.  XI. 


Augustinua.  686 

tteoWerkes,  daas  der  Janee- 
?1.,  rügeD  (Kecueil  des  actes 
t  ceneurirt;  dieUntersuohung 
uf^enoninien  worden  zu  at'm, 
wurde   nicht  verb.    (im  span, 

enisten;  ea  war  darum  zu  er- 
ärke  des  h.  AugustinuB  scharf 
le,  von  Fran^oiH  iJelfau  bear- 
Ijfenden  8,  von  Thomas  Blam- 
— ytl.  Der  10,  Band  wurde 
uche  de  correptione  et  gratia 
:b  Buches  befand,  die  ana  der 
nRgftbe    desselben    entnommen 

dem  General-Superior  Dom 
erklärte:  Blampin  sei  ersucht 
t  Approbation  eriicbienen  aei, 
jenigen,  die  ea  wünschten,  sie 
icker  habe  sie  ohne  sein  Vor- 

er  werde  aber  dafür  sorgen, 

Exemplaren  entfernt  werde. 
B  als  SüUB-Prieur  von  St.  Ger- 
ik  Chaise  verlangte,  von  Paris 
erüöentlichung  des  10.  Bandes 
elben.  In  einer  Lettre  de 
igregation  de  Saint  Manr  nur 

Augustin,  Col.  (Paris  1699), 
glich  der  Gnadenlehre  hinge- 
ides  fanden.  Die  Lettre  gab 
les  luteinischea  Briefes  eines 
Jesuiten  Jean  Bapt.  Langlois 
it  antworteten,  veröffentlichte 
ttre  d'un  abbe  coramendataire 
de  St.  Maur,  27  S.  12.,  worin 
hl  daran,  zu  schweigen,  und 
ux  KU.  PP.  Ben.  de  la  Congr. 
urgehalten  wird,  sie  miissteu 
len  ihnen,  nicht  offiziell,  aber 
,  und  eo  erschienen  denn  noch 


(  .St.  Maur  fvon  R.  Pr.  Tassin), 
tations  au  eujut  de  la  nouvelle 
19.  Polyliiblion  31,  47B:  32,  383; 
649)  ist  in  dem  zu  AntweiTien 
ck  wieder  beigefügt;  in  diesem 
On  PhercponiuB  (Je.in  Le  C'lerc). 
ihrieb  Dcfennio  Artmldina  s.  Ana- 
B44  edita  ab  oninibus  reprehen- 
)  1700. 


666  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controversen. 

1699  Lettre  d*nn  thiologien  k  nn  de  ses  amis  sar  nn  libelle,  qai  a 
pour  titre :  Lettre  de  Tabb^  de  ***. . . ,  Plainte  de  Tapologiste  de«  B^nÄ- 
dictins  k  MM.  les  pr^lats  de  France  (beide  von  Fran^ois  Lamy,  f  1711) 
nnd  R^flexions  sar  la  lettre  d'un  abb6  allemand  .  .  .  (von  Denys  de 
Sainte-Marthe,  f  1725).  Langlois  schrieb  nnn  noch  Memoire  d'ui 
Docteur  en  Theol.  k  MM.  les  prelats  de  France  snr  la  r^ponse  d'on 
th^logien  des  FP.  B6ned.  .  .  .,  s.  1.  1699,  128  S.  8.,  worauf 
Sainte-Marthe  mit  Lettre  ä  un  Docteur  de  Sorbonne  touchant  le  Me- 
moire .  .  .  antwortete.  Es  erschienen  noch  mehr  Schriften  von 
beiden  Seiten;  der  König  Hess  im  Nov.  1699  durch  den  Erzbischof 
den  Snperioren  beider  Orden  die  Fortsetzung  des  Streites  unter- 
sagen^). —  Montfaucon ,  der  damals  eben  in  Eom  war,  Hess  dort 
mit  Approbation  des  Mag.  S.  Pal.  1699  drucken:  Yindiciae  editionis 
S.  Aug.  a  Benedi  ctinis  adornatae  ad  versus  epistolam  abbatis  ger- 
mani,  auth.  D.  B.  de  Riviöre.  Am  2.  Juni  1700  wurden  die  vier 
Schriften  von  Langlois  (keine  andere  über  diese  Controverse)  verb. 
(das  Decret  bei  Tassin  p.  306 ;  im  span.  Index  stehen  sie  nicht,  aber 
Poeme  sur  les  Berits  des  Jesuites  contre  la  nouvelle  Edition  de  S. 
Aug.).  —  Im  J.  1700  erschien  der  letzte,  11.  Band  der  Ausgabe 
des  Augustinus.  Die  darin  stehende  Praefatio  generalis  ist  von  Ma- 
billon  geschrieben,  aber  von  den  Bischöfen,  denen  sie  vorgelegt 
wurde,  stellenweise  geändert,  so  dass  die  Schüler  des  h.  Augustinus 
von  der  strengem  Observanz  unzufrieden  damit  waren  (Taasin  p.  258. 
309).  Clemens  XI.  belobte  in  einem  Breve  vom  J.  1706  an  den 
Oeneral-Superior  die  Mauriner  für  ihre  Ausgaben  der  Kirchenväter. 
Die  Anfeindungen  der  Ausgabe  des  Augustinus  hörten  mit  dem 
J.  1700  nicht  auf.  Im  März  1701  schreibt  Montfaucon  aus  Rom 
(Yal^ry  3,111):  Die  Jesuiten  von  Toulouse  haben  ein  Factum  ge- 
macht, worin  sie  alle  Anklagen  gegen  die  Ausgabe  erneuern  und 
sagen,  unser  G-eneral  habe  eingestanden,  dass  Ketzereien  darin  stän- 
den, und  die  Praefatio  generalis  gebe  das  auch  zu.  —  1712  behaup- 
tete der  Basilianer  Jo.  Chrys.  Scarp^o  (Scarf6)  zn  Neapel  in  einem 
unter  dem  Namen  Grisofano  Gardieletti  geschriebenen  Briefe,  den 
Montfaucons  Gegner  Ficoroni  drucken  Hess,  die  Mauriner  hätten  8 
Sätze  im  Jansenistischen  Interesse  gefälscht.  Der  General-Procurator 
des  Ordens  in  Rom  beklagte  sich,    nnd  Scarpho   wurde  vor  die  In- 


1)  Zu  erwähnen  ist  wegen  öines  Miss  Verständnisses  Lettre  d'an  eode- 
siastique  au  R.  P.  E.  L.  J.  sur  celle,  qu^il  a  ecrite  aux  RR.  PF.  Bened. 
.  .  .  Osnabrück  (?)  1699.  MitE.  L.  J.  ist  Emeric  Langlois  Jesuite  gemeint; 
aber  nicht  dieser,  sondern  Jean  Bapt.  Langlois  ist  der  Verfasser  der  Lettres. 
In  der  2.  vermehrten  Ausgabe,  Liege  1700,  steht  auf  dem  Titelblatt  an 
R.  P.  L.  J.  —  Der  Mauriner  Vincent  Thuillier  (f  1786)  hatte,  als  er  noch 
Appellant  war,  eine  Hist  des  ooutestations  arrivees  entre  les  Jesuites  et 
la  Congr.  de  St.  Maur  au  sujet  de  la  nouv.  Edition  de  St.  Aug.  geschriebeu 
und  an  Cl.  P.  Goujet  geschickt,  um  sie  drucken  zu  lassen,  was  damals 
unterblieb.  Später  schickte  Thuillier  die  Histoire  ganz  umgearbeitet  an 
B.  Pez,  der  sie  1735  im  38.  Bande  der  Bibliotheca  germanica  veröffent- 
lichte. Nun  gab  Goujet  den  ursprünglichen  Text  mit  Einleitung  und  Noten 
heraus,  1786  (Tassin  p.  629.  N.  £.  1736,  124). 


J 


P.  Jjombert.    N.  Fontaine.  687 

qBiiition  citirt  und  muBBte  widerrufen^).  —  Im  J.  1710  plante  F^ 
Delon  eine  neue  Ausgabe  des  Augustinus  „mit  guten  Noten'S  für  die 
mAD  in  Rom  eine  Approbation  oder  eine  Belobung  erwirken  müsse. 
Le  Tellier  sollte  ihm  dabei  durch  zwei  oder  drei  Theologen  seines 
Ordens  helfen  lassen  (er  nennt  Germon  und  Lallemant) ;  wenigstens, 
KJireibt  er  an  Le  Tellier,  müsse  man  eine  neue  Ausgabe  der  Bücher 
ober  die  Grnade  veranstalten  „mit  Noten,  welche  die  der  Benedictiner 
diicreditiren'';  denn  es  komme  alles  darauf  an,  den  Jansenisten  den 
powtu  Namen  des  h.  Augustinus  und  die  Maske  des  Thomismus 
n  entreissen  (Corr.  1,  385;  3,  242).  Von  der  Ausgabe  der  Mau- 
riner  sagt  er:  sie  hätten  viel  und  nicht  bloss  lässlich  darin  gesün- 
digt, und  die  Praef.  gen.  müsse  der  katholischen  Kirche  ebenso  sehr 
oissfallen  wie  der  Jansenisten-Secte  (Oeuvres   15,  83). 

Es  sind  hier  noch  zwei  üebersetzungen  von  patristischen 
Werken  zu  erwähnen.  Les  oeuvres  de  St.  Cyprien  traduites  en  fran- 
jois,  avec  des  remarques  et  une  nouvelle  vie  de  St.  Cyprien  tirÄe 
de  ses  ecrits,  par  Bf.  Pierre  Lombert,  eine  tüchtige  Arbeit  eines 
Juristen,  der  sich  den  Einsiedlern  von  Port-Kojal  angeschlossen, 
t  1710,  wurde  1672  verb.,  wohl  nicht  bloss  wegen  der  Weglassung 
der  Interpolationen  in  dem  Buche  de  unitate  ecclesiae;  wenigstens 
hat  das  Dict.  Jans.  3,  187  auch  an  seiner  Darstellung  des  Streites 
zwischen  Cyprianus  und  Stephanus  vieles  auszusetzen.  —  Ein  anderer 
der  Einsiedler  von  Port-Royal,  Nicolas  Fontaine,  f  1709,  84  Jahre 
alt,  veröffentlichte  anonym:  Homelies  ou  sermons  de  St.  Jean 
Chrysostome,  archevesque  de  Constantinople,  sur  l'^pistre  de  S.  Paul 
anx  Romains,  Paris  1682,  verb.  1687.  Der  5.  Band  des  ganzen 
Werke«,  die  Homelies  .  .  .  sur  les  ^pistres  h  Tim.,  k  Tite,  k  Phi- 
lemon  et  aux  Hebreux,  Par.  1690,  steht  nicht  im  Index,  wurde 
aber  in  Frankreich  angegriffen,  zuerst  1691  von  dem  Jesuiten  Gabriel 
Biniel  in  einer  Lettre  touchant  une  h^r^sie  renouvel^e  depuis  peu, 
nnd  in  einer  lat.  Dissertation,  dann  von  dem  Jesuiten  Edme  Rivi^re 
in  Le  Nestorianisme  renaissant  denonce  ä  la  Sorbonne,  1693;  dagegen 
sehrieb  Quesnel  Le  roman  seditieux  du  Nest,  renaissant  convaincu 
de  calomnie  et  d'extravagance,  1693,  4.,  worauf  Daniel  in  einer 
Lettre  apolog^tiqne  antwortete  (Backer  1,  241).  Es  wurde  Fontaine 
namentlich  zum  Vorwurf  gemacht,  dass  er  zwei  Stellen  der  Homilieen 
tum  Hebräerbrief  so  übersetzt  hatte,  als  ob  Chrysostomus  von  zwei 
Personen  in  Christus  rede ;  er  war  eben,  wie  S.-Beuve  2, 244  sagt, 
ni  th^ologien  tr^-sur,  ni  helleniste  sans  appel.  Dass  er  aber  nichts 
weniger  als  eine  böse  Absicht  gehabt  (im  Dict.  Jans.  2,  236  fehlt 
die  Anklage  nicht,  er  habe  an  der  r^alisation  du  projet  de  Bourg- 
fontaine  mit  gearbeitet),  zeigt  ein  Brief  an  den  Erzbischof  Harlay 
vom  4.  Sept.  1693  und  eine  demselben  beigelegte  Retractation ,  die 
er  dem  Bande  beifügen  wollte,  der  ausserdem  durch  Cartons  corrigirt 
wurde  (Arg.  III  b  386).  Der  Erzbischof  verbot  gleichwohl  das 
Werk.     Ein  Avertissement  de  Tauteur  de  la  traduction  des  homelies. 


/ 


1)  Tassin  p.  309.  791.  Muratori,  Letterc  ined.  p.  278. 


668  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controversen. 

worin  gezeigt  werden  soll,  dass  er  richtig  übersetzt  and  dass  auch 
andere  Kirchenväter  sich  so  ausgedrückt,  ist  nicht  von  Fontaine, 
wie  er  in  einem  zweiten  Schreiben  an  den  Erzbischof  vom  1 2.  März 
1694  (Arg.  III  b  388)  ausdrücklich  erklärt  i). 

7.  Durch  ein  Breve  Clemens'  XI.  vom  28.  Jan.  1704  (Bull, 
cont.  2,  25.  Arg.  III  b  442)  wurde  unter  Androhung  der  Excomm. 
1.  sent.  verb.  Yeritable  tradition  de  TEglise  sur  la  pr6destination 
et  la  gr&ce,  par  Mr.  de  Launoy,  Liege  1703,  127  S.  12.,  als  ein 
Buch,  welches  die  Cardinäle  der  Inq.  als  libellum  ad  minus  iropium, 
blasphemum,  nee  non  .  .  .  S.  Augustino  (cujus  praecelsam  doctrinam 
Eom.  Pontifices  magno  semper  in  pretio  habuerunt  totoque  mentis 
affectu  amplexi  fnerunt),  quinimo  ipsimet  Ecclesiae  atque  Apost.  Sedi 
injuriosum  bezeichnet  hätten.  Die  Schrift  (abgedr.  Opp.  I,  2,  1065 ; 
vgl.  lY,  2,  445)  ist  wahrscheinlich  nicht  von  Launoy,  sondern  von 
seinem  Schüler  Louis  de  Marals,  gibt  aber,  von  der  Ausfuhrung  ab- 
gesehen, Launoy^s  Ansicht  wieder,  wie  sie  Arn.  3,  531  darstellt: 
Launoy  s'itait  mis  dans  la  tSte  qu'il  y  avait  deux  sentiments  dans 
TEglise  tonchant  la  gr&ce,  Tun  de  St.  Augustin  et  de  ceux  qui  IV 
vaient  suivi,  Tautre  des  p^res  qui  Tavaient  pr^c^de  et  des  Semipi- 
lagiens,  et  qu'on  ne  devait  condamner  personne  sur  Tune  ou  Tautre 
de  ces  deux  opinious.  R.  Simon,  Lettres  1,  278,  schreibt  schon 
1690:  die  Schrift  sei  in  Abschriften  in  vielen  Händen;  einer  von 
Launoy's  Schülern  habe  ihm  eine  Abschrift  gegeben;  er  habe  an- 
fangs geglaubt,  sie  könne  nicht  von  Launoy  sein,  der  zwar  von  den 
Autoren  vor  Anselm  nicht  viel  gewusst  habe,  aber  doch  nicht  so 
grobe  Fehler,  wie  sie  in  der  Schrift  vorkämen,  gemacht  und  nicht 
den  Pseudo-Dionysius  und  den  Pseudo-Clemens  citirt  haben  würde. 
Simon  kam  in  den  Verdacht,  die  Schrift  herausgegeben  zu  haben 
(Ingold ,  Essai  p.  159).  —  Der  Jesuit  Gabr.  Daniel  schrieb 
dagegen  Defense  de  St.  Aug.  contre  un  livre  sous  le  nom  de  Lau- 
noy, oii  Ton  fait  passer  ce  saint  p^re  pour  un  novateur  sur  la  Prä- 
destination et  sur  la  gr&ce,  Par.  1704  (auch  in  seinem  Recneil  de 
divers  ouvrages,  1724,  II,  219),  und  der  Dominicaner  Serry  D.  Au- 
gustinus summus  praedestinationis  et  gratiae  doctor  a  calumnia  vin- 
dicatus  adv.  Jo.  Launoii  tractatum  peculiari  Clementis  XL  decreto 
nuper  inustum,  1704,  424  S.  8.  Später  deutete  Serry  in  einer 
Epistola  Jo.  Launoii  ex  Elyseo  ad  G-eneralem  Soo.  Jesu  Praepositum 
data.  In  Campis  Elyseis  1705,  24  S.  12.  (Opp.  Launoii  I,  1105), 
an,  Launoy  habe  seine  Bemerkungen  gegen  Aug.  aus  den  Schriften 
der  Jesuiten.  Darauf  erschien  eine  Lettre  du  P.  D(aniel)  Jisuite 
au  P.  Ant.  Cloche,  Gin,  de  TOrdre  de  St.  Dom.,  touchant  le  livre 
du  P.  Serry  contre  Launoy  et  touchant  une  imprimee  contre  las 
Jisuites,  1705,  39  S.  12.,  worauf  noch  einige  Streitschriften  von 
beiden  Seiten  folgten  (Qu6tif  2,  803.  Hurter  2, 180).    Le  Molinisme, 


1)  Racine  12,  356.  Recueil  des  divers  ouvr.  du  P.  Daniel,  Par.  1724, 
3,  669.  Racine  und  Goujet  im  Suppl.  ä  Mordry  halten  das  Avert  für  echt. 
J^aoh  Dict.  Jans.  2,  289  wäre  es  von  Dupin. 


J.  Lannoy.     C.  J.  Tricassinus.    J.  Le  Noir. 


689 


Bjsteme  th^ol.  le  plns  ancieo,  le  plus  sür  et  le  plus  raisonnuble, 
1732,  ist  eine  Art  von  Edition  rechaaff^e  des  Buches  von  Lannoy 
TOD  dem  Ex-Oratorianer  Dueil  (N.  E.  1733,  154.  189). 

Ein  Buch,  welches  1686  zn  Paris  anonym  erschien  unter  dem 
Titel  Theologie  morale  de  S.  Augustin,  oü  le  pr^cepte  de  Tamour 
de  Dieu  est  trait^  k  fond  etc.,  —  der  Verfasser  ist  Dr.  Michel 
Bonrdaille,  Generalvicar  zu  La  Rochelle,  f  1694,  —  bot  Anlass  zn 
der  Schrift  Morale  rel4ch6e  (corrompue)  des  pretendus  disciples  de 
S.  Angnstin  denonc^e  k  TAssembUe  du  Clerge  de  France,  Li6ge  s.  a. 
Die  AssembUe  von  1700  censurirte  zwei  Sätze  daraus  (No.  114.  115). 
Die  Jansenisten  für  die  Theologie  verantwortlich  zu  machen,  war 
nan  aber  nicht  berechtigt,  da  Amauld  die  betreffenden  Sätze  schon 
1686  scharf  getadelt  hatte  und  Quesnel  erklärte,  der  Verfasser  habe 
nie  za  den  Messieurs  de  Port-Royal  gehört.  In  den  Index  ist  das 
fiach  nicht  gekommen  ^).  —  Dagegen  wurde  G-ratia  efficax  a  se  ipsa 
refotata  ex  libris  S.  Augustini  per  P.  Carolum  Josephum  Tricas- 
sinnm,  Mog.  1687,  verb.  1693.  Der  Verfasser  war  ein  Capuciner 
ans  Troyes,  der  viele  Schriften  verfasst  hat,  um  Augustinus  für  die 
Molinisten  zn  vindiciren  (Hurter  2,  410). 

Jean  Le  Noir,  seit  1652  Canonicus  und  Th^ologal  zu  Siez, 
t  1692  zu  Nantes,  wurde  zu  den  Jansenisten  gezählt^).  Die  Schriften, 
die  von  ihm  im  Index  stehen,  haben  aber  mit  dem  Jansenismus 
nichts  zu  schaffen.  Eine  ist  S.  326  besprochen;  die  zwei  anderen 
sind  heftige  Streitschriften  gegen  französische  Bischöfe,  namentlich 
gegen  den  sittenlosen  Erzbisohof  Harlay:  Lettre  de  M.  Le  Noir, 
Theol.  de  Seez,  k  Son  Alt.  Roy.  Mad.  la  Duchesse  de  Guise  sur  le 
snjet  de  Theresie  de  la  domination  episcopale  qu'on  itablit  en  France, 
Col.  1679,  von  der  Inq.  verb.  1681;  —  L'evesque  de  cour  op- 
po«^  k  l'evesque  apostolique.  Premier  entretien  sur  ^ordonnance  de 
M.  Tev.  d'Amiens  contre  la  tradnction  du  N.T.  en  frangais  imprim^e 
k  Mens,  und  Second  entretien,  oü  Ton  fait  voir,    de  quelle  mani^re 


1)  Am.  3,  11.  Dict.  Jans.  4,  92.  (Lallemant),  Le  verit.  esprit 
p.  916.  1000. 

2)  Morery,  Snppl.  s.  v.  —  S.-Beuve  5,  327  (p.  518  zählt  er  andere 
Le  Noirs  auf)  sagt:  er  repräseDÜre  die  äasserste  Linke  der  Partei  und  sei 
?on  Amauld  desavouirt  worden.  Amauld  missbilligte  aber  nur  seine 
Schriften,  und  spricht  sonst  von  ihm  mit  grosser  Achtung.  „Man  hat  ihn 
sdion  zum  dritten  Male  in  ein  anderes  Gefängniss  gebracht,  schreibt  er 
1687  (3,  50);  aber  er  ist  überall  zufrieden  und  wird  von  seinen  Wächtern 
wie  ein  Heiliger  angesehen;  denn  er  ist  sehr  fromm,  wiewohl  sein  £ifer 
nicht  immer  gut  geregelt  ist."  Den  Bischof  von  Seez  verklagte  er  bei 
dem  Könige,  weil  er  nicht  gegen  einen  Catechismus  einschritt,  in  welchem 
gesagt  war,  es  gebe  5  göttliche  Personen,  die  Object  der  Devotion  seien, 
Christna,  Maria,  Joseph,  Joachim  und  Anna,  und  Christus  sei  im  Sacra- 
meot  wie  das  Hühnchen  im  Ei.  Wegen  seiner  Angriffe  gegen  Harlay 
Würde  er  1684  zur  Abbitte  und  zu  den  Galeeren  verurtheilt;  die  Abbitte 
leistete  er  nicht  (er  hörte  das  Vorlesen  derselben  stillschweigend  an),  und 
zu  den  Galeerern  wurde  er  nur  verurtheilt,  damit  man  diese  Strafe  in 
lebenslängliches  Gefänfipiiss  umwandeln  könne,  wozu  damals  in  Frankreich 
direct  niemand  verurtheilt  wurde  (Amauld  8,  49). 

Reusch,  Index  n.  44 


690  Mit  der  Jansen,  zusammenhangende  Controversen. 

les  paroles  qui  paraissent  injurieuses  contra  les  saperienrs  eccl.,  ne 
le  Bont  pas  tonjonrs,  qne  les  evesqnes  de  coor  sont  la  cause  de  tous 
les  manx  de  TEgl.,  et  comment,  sans  en  Stre  chassez,  ils  cessent 
d*§tre  evesques  et  perdent  lenr  caract^re  et  leur  antoritö  selon  les 
canons  etc.,  Col.  1674%  240  S.  16.,  verb.  4.  Dec.  1674.  Es  folgten 
noch  4  weitere  Entretiens  nnter  demselben  Titel  (No.  4 — 6  in  einem 
Tome  2.,  Col.  1682*),  worin  Le  Noir  nachzuweisen  sucht:  ein  Bi- 
schof, welcher  sich  der  Haeresie  schuldig  mache,  verfalle  der  Excom- 
munication;  ein  notorisch  excommunicirter  Bischof  höre  auch  vor 
seiner  förmlichen  Absetzung  auf,  Bischof  zu  sein ;  als  Haeresie  sei  bei 
einem  Bischof  anzusehen  jede  Verletzung  der  Canones  verbunden  mit 
Ünverbesserlichkeit,  notorische  Simonie,  Tyrannisiruug  der  Geist- 
lichen, speciell  Benutzung  der  Lettres  de  cachet  gegen  sie,  Ver- 
letzung der  Eesidenzpfiicht  u.  s.  w.  Er  spricht  in  den  schärfsten 
Ausdrücken  über  das  unge  ist  liehe  Leben  der  Hof  bischöfe,  und  wendet 
sich  in  No.  6  direct  gegen  den  Erzbiscbof  Harlay,  den  er  einen 
Com6dien,  einen  Filou  mitri  und  dgl.  nennt  und  u.  a.  beschuldigt,  er 
habe  sich  seine  Verfolgung  10,000  Livres  kosten  lassen.  In  den 
älteren  Indices  stehen  nur  die  beiden  ersten  und  harmloseren  En- 
tretiens; erst  Ben.  hat  die  anderen  mit  dem  Datum  10.  Mai  1757 
beigefügt. 

8.  Von  deutschen  Theologen  finden  wir  nur  ganz  vereinzelt 
Schriften  über  die  Jansenistiscbe  Controverse  im  Index,  von  dem 
Dominicaner  Seb.  Knippenberg,  —  er  stammte  aus  Brabant,  war 
aber  Professor  und  apostolischer  Inquisitor  in  Köln  (Paquot  1,  ß8), 
—  Opusculum:  doctrina  S.  Thomae  in  materia  de  gratia  ab  errori- 
bus  ipsi  falso  impositis  liberata.  Adjungitur  compendium  dootrinae 
C.  Jansenii  .  .  in  5  famosis  propositionibus  illius  damnatae,  Col. 
1718,  204  S.  8.  (nach  L.  de  Meyer  2,  355  verwirft  er  die  Praede- 
terminatio  physica  im  Sinne  des  Baftez),  —  und  Opusculum  contra 
librum  auctoris  anonymi  intit. :  Praedicatorii  Ordinis  fides  et  religio 
vindicata,  Col.  1721  (gegen  den  Dominicaner  Jo.  van  Bilsen),  — 
beide  verb.  1722.  —  Aus  Spanien  kam  in  den  Index:  De  divina 
scientia  et  praedestinatione,  auth.  P.  Michaele  Avendafio  Eztenaga 
S.  J.,  in  Civitate  Lassionensi  vulgo  San  Sebastian  1674,  3  Fol.  verb. 
1686.  —  Von  einem  andern  spanischen  Jesuiten,  Christoph,  de 
Ortega,  f  1686,  90  J.  alt,  rühren  nach  Serry  p.  81  die  zwei  Sätze 
her,  welche  durch  ein  Decret  der  Inq.  23.  Nov.  1679  als  mindestens 
temerär  und  neu  verdammt  wurden:  „Gott  schenkt  uns  seine  All- 
macht, damit  wir  sie  gebrauchen,  wie  jemand  einem  andern  ein 
Landgut  oder  ein  Buch  schenkt.  Gott  unterwirft  uns  seine  Allmacht.*' 
Sein  Werk  De  Deo  uno.  Tomus  I.  Controversiarum  dogmaticarum 
scholasticarum  de  essentia,  attributis  non  vitalibus,  de  scientia  et 
decreto  concurrendi  cum  causis  liberis.  Opus  scholis  theologicis  et 
S.  Inquisitionis  censoribus  (er  war  selbst  Censor)  perutile,  in  quo, 
quidquid  hactenus  pro  scientia  media  vel  adstruenda  vel  impugnanda 
a  variis  auctoribus  tentatum  est,  radicitus  examinatur  et  docti  auc- 
toris penu  illustratur  et  augetur.  Ed.  noviss.,  Lugd.  1671,  FoL, 
wurde  erst  1722  verb.     Der  gleichzeitig  erschienene  2.  Band,    der 


J 


S.  Knippenberg.   M.  Avendalio.    Chr.  Ortega  n.  a.  691 

Q.  a.  de  praedestinatione  et  reprobatione  handelt,  wurde  nicht  verb. 
Im  span.  Index  steht  von  ihm  nur  Allegatio  theologica  pro  illa  pro- 
positione:  Dens  assumpsit  hominem,  Toledo  1657. 

Yon  italienischen  Schriften  stehen  im  Index:    L'incertezza  ac- 
eertata  circa   la  predestinatione    deir    hnomo.      Si  sciolgono  alcnni 
dsbbii  cnriosi   e   divnoti  per  consolatione  e  quiete    de*  fedeli.     Dal 
£ey.  P.  Frat'   Andrea  da   S.   Tomaso  (Augustiner,    Genua   1654), 
Ycrb.  1659  und  nochmals  1662  (Alex.  No.  76;    Hurter  1,721);  — 
No?a  concordia    praedestinationis    divinae    cum    libertate  voluntatis 
ereatae,  auctore  Gregorio  de  Sebenico,  Yen.  1665,  12.,  verb.  1667. 
Der  Verfasser  war    ein  Carmeliter    aus  Dalmatien;    er  verwirft  die 
Ansicliten  der  Thomisten  und  der  Molinisten  und  versucht  eine  neue 
Ansicht  zu  begründen  (Bibl.  Carmelit.).  —  Jos.  de  Vita,  Dominicaner 
in  Sicilien,  f  1677,  gab  heraus:   Tractatus  sex  duobus  tomie  distri- 
bvti,  qnorum  tomus  1.  tractatum  de  proprio  et  per  se  principio,  unde 
proFenit  peecatum    in  actionibus  voluntariis,  continet,  Palermo  1665, 
Fol.,  worin    er  die  Thomistische    Praedeterminatio    bekämpft.     Der 
General  Thomas  Turchi  befahl  1663,  als  das  Buch  unter  der  Presse 
war,  dasselbe  nach  Rom  zu  schicken,    und  verbot  1666  es  zu  ver- 
kaufen.    Yita  gehorchte  aber  nicht.     Der  folgende  General  Jo.  Thom. 
de  Rocaberti  verbot  dann  1674  in  einem  Circular  den  Dominicanern 
du  Buch  zu  lesen,  es  sei  denn,  um  es  zu  widerlegen.     Der  2.  Theil 
wurde  in  Rom  zurückbehalten  und  nicht  gedruckt.     Die  Jesuiten  L. 
de  Meyer  und  Jac.  Platel  beuteten  den    1.  Band  aus.      Es   ist   anf- 
allend,   dass  er    nicht    in  den  Index  gebracht  wurde  ^).  —  Contro- 
versiae  dogmaticae  adv.  haereses  utriusque  orbis  in  tres  tomos  dis- 
tribntae,  auct.  Fr.  Liberio  a  Jesu,  Carmelita  Excalceato.     Tom.  1., 
Born  1701,   von  der  Inq.  mit  d.  c.  verb.  1703.     Der  Verf.  war  36 
Jahre  Professor  der  Controversen  im  Seminar  seines  Ordens  und  von 
Innocenz  XII.  zum  Studienpräfecten  in  der  Propaganda  ernannt,  wurde 
aber  nach  dem  Verbote  seines  Buches  abgesetzt,  f  1718.  Die  Stelle, 
an  der  die  Inq.  Anstoss  nahm,  klingt  allerdings  im  Munde  eines  Römi- 
achen  Theologen  naiv.     Er  antwortet    auf  eine  Einwendung  des  Ve- 
drosns  haereticus :  die  Jansenisten  hätten  sich  bezüglich  der  Quaestio 
juris  dem  h.  Stuhle  demüthig  unterworfen  und  verlangten  nur,    ge- 
hört zu  werden  bezüglich  der  Quaestio  facti,  ob  die  5  Sätze  in  dem 
Buche  des  Jansenius  ständen    und    ob  er  sie  in  dem  Sinne  verstan- 
den, in  welchem  sie  verdammt  worden  seien  ;    at  vero   in  quaestio- 
nibus  facti  Apost.  Sedes  non   est  judex    infallibilis.     1710  erschien 
zu  Rom  eine  neue  Ausgabe,    in  welcher  ein  Blatt  mit  einer  demü- 
thigen  Retractation  eingeheftet  ist  (A.  E.  1710,  398).    Diese  Ausgabe 
wird  im  Index  nicht  ausdrücklich  freigegeben;    aber   bei  dem   Ver- 
bote steht  editionis  Romae  1701^). 


1)  Harter  2,  22.  Mich.  a.  S.  Jos.  8,  184.  Franc.  Janssens  Elinga, 
0.  F.,  Veritas  manifestata  pro  auotoritate  Fr.  Thomae  Turci,  Mag.  Ordi- 
nis,  circa  praedeterminationem  physicam;  item  decretum  Fr.  Jo.  Th. 
de  Rocaberti,  Ord.  Mag.,  contra  operaFr.  Jos.  de  Vita,  Antw.  1675,  48  S.  4. 

2)  Biblioth.  Carmel.  2,  252.  1082.  Hurter,  2,  656.  Aas  seinem  Nach- 
Iiase  wurden  noch  7  Bände  Controversiae  zu  Mailand  1743—54  gedruckt. 


692  Gas  de  oonscience  von  1702. 


67.     Der  Cas  de  conscience  von  1702. 

Im  J.  1702  wurde  einer  Anzahl  von  Doctoren  der  Sorbonne 
die  Anfrage  eines  Beichtvaters  vorgelegt,  ob  er  einen  Geistlichen 
absolviren  dürfe,  der  nach  seinen  eigenen  Erklärungen  folgende 
Ansichten  habe  (sie  verdienen  hier  mitgetheilt  zu  werden  als 
eine  Zusammenfassung  der  Ansichten,  die  damals  die  „Jan- 
senisten**  überhaupt  vertraten): 

1.  Die  5  Sätze  verdammt  er  einfach  und  rückhaltlos  in  jedem 
Sinne,  in  welchem  die  Kirche  sie  verdammt  hat,  auch  im  Sinne  des 
JanseniuB  in  der  Weise,  wie  InnocenzXII.  1694  erklärt  [S.  643]  hat; 
er  hat  auch  in  dieser  Weise  das  Formular  unterzeichnet.  Was  das 
Factum  betrifft,  so  hält  er  eine  Soumission  de  respect  et  de  silence 
unter  das,  was  die  Kirche  in  dieser  Hinsicht  entschieden  hat,  für 
genügend,  und  er  glaubt,  so  lange  man  ihn  nicht  juridisch  über- 
führen könne,  einen  der  5  Sätze  vertheidigt  zu  haben,  dürfe  er  ge- 
mäss dem  von  der  letzten  Assembl^e  du  Clerge  (von  1700)  ange- 
nommenen Breve  Innocenz'  XII.  nicht  verdächtigt  werden.  —  2. 
Er  nimmt  eine  Praedestinatio  gratuita  et  praecedens  praevisionem 
meritorum  und  eine  Gratia  efücax  ex  se  ipsa,  die  zu  jedem  guten 
Werke  nothwendig  ist,  an,  weil  er  überzeugt  ist,  dass  dieses  die 
Lehre  des  h.  Augustinus  ist.  Er  erkennt  an,  dass  es  innere  Gnaden 
gibt,  welche  die  Erfüllung  der  göttlichen  Gebote  möglich  machen» 
aber  in  Folge  des  Widerstandes  des  menschlichen  Willens  nicht 
ihre  volle  Wirkung  haben.  —  3.  Er  glaubt,  dass  man  &ott  über 
alles  lieben  und  virtuell  alles  auf  ihn  beziehen  muss  and  dass 
Handlungen,  die  nicht  wenigstens  virtuell  auf  Gott  bezogen  werden 
und  nicht  irgendwelche  Begung  der  Liebe  zum  Motiv  haben,  Sünden 
sind,  wenn  sie  auch  mit  Eücksicht  auf  ihr  specielles  Object  und 
auf  ihren  speciellen  Zweck  gut  sein  können.  —  4.  Er  erkennt  an, 
dass  die  Kirche  nichts  darüber  entschieden  hat,  ob  die  Attrition 
genüge,  und  dass  die  Attrition,  welche  in  der  Furcht  vor  Strafen 
ihr  Motiv  hat,  gut  ist,  weil  diese  Furcht  eine  Gabe  Gottes  ist;  aber 
damit  diese  Attrition  eine  genügende  Disposition  für  den  Empfang 
der  sacramentalen  Lossprechung  sei,  muss  zu  dem  Motive  der  Furcht 
ein  Anfang  der  actuellen  Liebe  Gottes  über  alles  hinzukommen.  — 
5.  Um  der  Messe  in  gebührender  Weise  beizuwohnen,  muss  man  ihr 
mit  Andacht  und,  wenn  man  sich  einer  Todsünde  schuldig  weiss, 
im  Geiste  der  Busse  beiwohnen ;  wer  ihr  beiwohnt  mit  dem  Willen 
und  der  Neigung  (affection)  zur  Todsünde  ohne  irgend  eine  Regung 
der  Busse,  begeht  durch  diese  schlechte  Disposition  eine  neue  Sünde. 
—  6.  Es  ist  für  jeden  Christen  sehr  nützlich,  viel  Devotion  gegen 
die  Heiligen,  namentlich  die  h.  Jungfrau  zu  haben;  aber  diese  be- 
steht nicht  in  den  eitelen  Wünschen  und  oberflächlichen  üebungen, 
die  sich  bei  gewissen  Schriftstellern  finden,  sondern  in  einer  grossen 


Cas  de  ooDscieDce  von  1702. 


698 


Li«b€  zur  h.  Jnngfran,  voll  Aditnng  und  Ehrfurcht,  welche  bewirkt 
ku  man  sich  freut  über  die  GruadenerweisuDgeD,  die  ihr  von  Grott 
ra  Theil  geworden,  welche  zur  Nachahmung  ihrer  Demuth  und  ihrer 
anderen  Tugenden  antreibt,  welche  begleitet  ist  von  Vertrauen  auf  sie 
wegen  ihres  Ansehens  bei  ihrem  göttlichen  Sohne  und  welche  bewirkt, 
da88  man  sich  an  sie  als   eine  mächtige  Fürsprecherin  wendet.     Er 
missbilligt   es  aber,    dass   man   predigt,   man  müsse  auf  sie    ebenso 
nel^  ja  mehr  Vertrauen  setzen  als  auf  Gott,  sie  rette  vor  den  ewigen 
Strafen  Seelen,    welche    die  Gerechtigkeit    ihres  Sohnes    dazu    ver- 
dammt ....  —   7.  Bezüglich  der  Empf&ngniss  der  h.  Jungfrau  ist 
er  bereit  zu   glauben,  was  die  Kirche  darüber    zu  entscheiden    für 
gut  findet;  an  die  unbefleckte  Empfängniss  glaubt   er  nicht,   da  die 
Bulle  Alezanders  VII.  die  Frage  nicht  entscheidet,  hütet  sich  aber, 
dieser  Bulle  entsprechend,  etwas  gegen  diese  Meinung  zu  sagen.  — 
8.  £r   liest   Arnaulds   Buch    von    der    häufigen  Communion,  Saint 
Cjrans  Briefe,    die  Heures   von  Dumont,    die  Moral    von  Gr^noble, 
die  Conferenzen   von    Lu^on    und    das    Bituel    d'Aleth,     weil    alle 
diese  Bücher  von    mehreren  Bischöfen   und  Doctoren  approbirt  und 
m  allgemeinem  Gebrauche    sind,    und    das  Bituel   vom  Papste    nur 
dnrch  üebereilung  (par  surprise)  verdammt  worden  ist,  da  derselbe 
Papst,  der   es  1688  verdammt  hat,  ohne   eine  Retractation    zu  ver- 
langen, an  den  Bischof  von  Aleth  16.  Jan.  1689  ein  Breve   mit  an- 
erkennenden Ausdrücken   über  seine  Frömmigkeit  und  Gelehrsamkeit 
gerichtet  hat.  —  9.  Er  hält   es  für  nicht  verboten,    das  Lesen    der 
Bibel  in   der  Volksprache    zu    empfehlen.     Das   Verbot    des  N.  T. 
von  Mens   durch  den   Erzbischof   von  Paris    sieht    er    als    nur    für 
d(»8en  DiÖcese  bindend  an. 

Vierzig  Doctoren  der  Sorbonne,  darunter  Petitpied,  Dupin, 
Natalis  Alexander  und  V^ron,  unterzeichneten  folgende  Antwort 
aaf  die  Anfrage: 

Die  unterzeichneten  Doctoren  sind  der  Meinung,  dass  die  An- 
sichten des  Geistlichen  weder  neu,  noch  eigenthümlich,  noch  von 
der  Kirche  verdammt,  noch  endlich  der  Art  sind,  dass  der  Beicht- 
vater, um  ihm  die  Lossprechung  zu  ertheilen,  von  ihm  verlangen 
mäaste,  sie  aufzugeben.     Berathen    in   der  Sorbonne  20.  Juli  1702. 

Sobald  die  beiden  Actensttieke  gedruckt  erschienen,  wurden 
sie  durch  ein  Breve  Clemens'  XL  vom  12.  Febr.  1703  verdammt, 
nochmals  auf  den  Wunsch  Ludwigs  XIV.  durch  die  Bulle  Vineam 
Domini  Sabaoth  vom  15.  Juli  1705.  In  dieser  Bulle  waren  alle 
Ausdrücke  sorgfältig  vermieden,  die  ihre  Reception  in  Frankreich 
kätten  erschweren  können.  Gleichwohl  wurde  sie  in  einer 
wichen  Weise  in  Frankreich  recipirt,  dass  es  darüber  zu  einem  Zer- 
wtlrfoisse  kam^  welches  erst  1711  durch  einen  diplomatischen 
Ausgleich  beseitigt  wurde.    Unter  den  mit  dieser  Angelegenheit 


694  Gas  de  consdenoe  von  1702. 

zasammenbangendeii  iranzösiBchen  Schriften,  welche  in  Rom 
verboten  wurden,  sind  die  bemerkenswerthesten  die  des  Bischofs 
Persin  de  Montgaillard  von  St.  Pons,  des  einzigen  französischen 
Bischofs,  der  gegen  die  Bulle  offene  Opposition  machte^  —  er 
hatte  auch  früher  schon  allerlei  Differenzen  mit  Rom  gehabt, 
—  und  ein  Arrßt  des  Parlaments,  durch  welches  ein  gegen  den 
Bischof  von  St.  Pons  (und  ein  gegen  das  Buch  von  Audoul, 
S.  563)  gerichtetes  Breve  zurückgewiesen  wurde.  —  In  Löwen 
wurde  die  Bulle  ohne  Widerspruch  angenommen ;  aber  der  Index 
wurde  mit  einer  ganzen  Reihe  von  belgischen  Streitschriften 
bereichert,  namentlich  von  Aegidius  de  Witte,  dem  unermüd- 
lichsten und  verwegensten  Vertheidiger  des  Jansenins. 

1.  Wenn  man  Petitpied  als  Verfasser  des  Gutachtens  der  Doc- 
toren  bezeichnet,  so  ist  das  wohl  nur  daraus  erschlossen,  dass  er 
zuerst  unterzeichnet  hat.  Wahrscheinlich  haben  mehrere  gemein- 
schaftlich den  Cas  de  conscience  mit  dem  Gutachten  ausgearbeitet. 
Unterzeichnet  wurde  das  Gutachten  von  den  meisten  im  Palais  des 
Erzbischofs  Noailles  bei  Dr.  Pirot,  Prof.  der  Sorbonne,  der  damals 
Kanzler  und  Generalvicar  des  Erzbischofs  war  und  wie  der  andere 
Generalvicar  Yivant  lediglich  um  dieser  seiner  amtlichen  Stellung 
willen  nicht  mit  unterschrieb.  Ohne  Zweifel  hat  der  Erzbischof 
darum  gewusst^). 


1)  Avr.  4,  196  sagt:  den  Entwarf  des  Cas  habe  Perrier,  Ganonicas 
zu  Glermont,  ein  Neffe  Pascals,  nach  Paris  gesandt^  Rouland  und  Anque- 
tille  hätten  daran  gearbeitet  und  Petitpied  habe  statt  der  Thomistischen 
Gnadenlehre  die  Augustinische  hineincorrigirt.  Gleich  nach  der  Veröffent- 
lichung des  Gas  wurde  Bernard  Couet,  der  eben  damals  Generalvicar  in 
Ronen  geworden  war,  als  Verfasser  bezeichnet  (Picot  in  der  Corr.  de  Fenelon 
11,  805);  er  gab  nach  einander  eine  Reihe  von  Erklärungen  ab;  erst  die 
vierte,  in  der  er  sich  über  Droit  und  Fait  in  einem  jeden  Zweifel  an  seiner 
Orthodoxie  ausschliessenden  Weise  ausspricht,  wurde  als  genügend  ange- 
sehen. Bossuet  (42,  579)  schrieb  in  einem  Briefe  an  Mad.  de  Mainteoon 
vom  9.  Juni  1703  sich  das  Verdienst  zu,  ihn  zur  Unterwerfung  bewogen 
zu  haben.  —  S.-Beuve  sagt  6, 169:  Le  cas  de  conscience,  digned'avoir  ete 
forg6  par  un  agent  provocateur,  avait  6te  propose  bonnement,  naivement 
par  M.  Eustace,  confesseur  des  religieuses  de  Port-Roy al  et  tres-peu  theo> 
logien,  soit  qu'il  eüt  dresse  lui-meme  Pexpose,  soit  qu'il  ne  Teüt  propose 
que  de  vive  voix,  und  6,  178:  Eustace  et  Besson,  eure  de  Magny,  voisin 
de  Port-Royal,  ces  deux  honnetes  gens  un  peu  trop  simples,  avaient  arrange 
les  articles  les  plus  facheux  du  Gas.  Sie  werden  das  Material  geliefert, 
Theologen  der  Partei  den  Gas  redigirt  und  die  Unterzeichnung  arrangirt 
haben.  —  In  der  Hist.  du  Gas  de  consc.  p.  VTII  wird  behauptet,  Noaüles 
sei  von  einigen  Doctoren  gefragt  worden  und  habe  ihnen  geratfaen,  zu 
unterzeichnen,  aber  ihn  nicht  zu  compromittiren.  Dr.  Bourlet  sagte,  er 
habe  in  Noailles'  Auftrag  Unterschriften  gesammelt  (Gorr.  de  Fenelon 
4,  111.  Bausset,  F6nelon  8,  802).  Auch  Eustace  bemühte  sich,  die  Doctoren 
zum  Unterzeichnen  zu  bewegen  (S.-Beuve  6,  169). 


I 

j 


Lettre  de  M.  ♦♦♦. 


695 


Erst  Ende  1702  oder  Anfangs  1703    wurde  der  Gas  gedruckt 
bena8§;egeben    mit   einem    knrzen   Schreiben  dea  Canonicos  von  B., 
forio  gesagt  wird :     die  Erklärung    der  Doctoren  diene  zur  Wider- 
le^ng  solcher,  welche  der  guten  Lehre  widersprächen  und  gelehrte 
md  fromme  Priester,  welche  die  hier  mitgetheilten  Ansichten  hegten, 
iIb  Jaosenisten  verschrieen:   Lettre  de  Mr.  ***    Chanoine  de  B.  & 
I.  T.  D.  A.  etc.    Gas  de  conscience  propos^   par  un  confesseur  de 
pro?ince  touchant  un  eccl^siastique  qui  est  sous  sa  conduite,  et  re- 
wh  par  plusieurs  Docteurs    de  la  Facult^    de  Theologie    de  Paris 
fsb^r.  Arg.  III  b  413).     Wer  das  Schriftchen  veröffentlicht   hat, 
tft  nicht  bekannt ;  jedenfalls  keiner  der  Unterzeichner.     Es  erregte 
gmses  Aufsehen.     Es    erschienen    bald    ftinf  Oegenschriften.     Der 
fiisehof  von  Apt  erliess    schon    4.  Febr.  ein  Mandement  dagegen^), 
im  10.  Febr.  kam  es  in  Rom    an    und    schon    am  12.  erliess  Gle- 
mens   XL    ein    Breve    (Bull.   12,  385.    Arg.  III  b  417),    worin    es 
heisst:  nachdem  mehrere  Gardinäle,  die   er    mit  der  Prüfung  dieser 
Blatter  beauftragt,  sich  für  die  Verdammung  derselben  ausgesprochen, 
verdamme  er  sie  kraft  apostolischer  Autorität  und  verbiete  bei  Strafe 
der  Excomm.    1.   sent.,    sie  zu  lesen  u.  s.  w.;    die    Publicatien    des 
Breve's  in  Rom  solle  dasselbe  für  alle  verbindlich  machen  u.  s.  w. 
Unter  dem  13.  schrieb    er    an  den  König    und    an    den  Erzbischof 
Noailles  (Arg.  III  b  418).     In  dem  ersten  Schreiben  heisst  es :    in 
dem  Schriftohen    würden  mehrere  verdammte  Irrthümer  wieder  ans 
Licht  gezogen    und   unverkennbar    ketzerische  Dogmen    begünstigt; 
er  habe  den  Erzbischof  aufgefordert,    gegen   die  Unterzeichner  vor- 
zugeben, und  bitte  den  König,    die  ihm  von  Gott  übertragene  Ge- 
walt im  Dienste  Gottes  und  seiner  Kirche  zur  Anwendung  zu  bringen. 
In  dem  zweiten  Briefe  heisst  es:    das  Schriftchen  sei  von  sehr  ge- 
ringem Umfange,  aber  voll  mannichfaltigen  Giftes  neuer  Lehre;   es 
würden  darin  mehrere  schon  verdammte  Irrthümer  und  verderbliche 
Neuerungen  vorgetragen    und    indirect    die  Bullen  Alexanders  YII. 
angegriffen;  die  Unterzeichner  gelobten  einen  innem  Gehorsam  gegen 
die  Bullen,  den  sie  änsserlich  verletzten,  und  suchten  durch  unnütze 
und  verwirrende  Fragen  die  Klarheit  der  kirchlichen  Entscheidungen 
zu  verdunkeln. 


1)  Den  Bischof  von  Apt  bezeichnet  d'Aguesseau  18,  202  als  entid- 
rement  devoue  aux  Jesuites,  esclave  de  la  cour  de  Roma,  grand  partisan 
de  l'infaillibilite  et  aussi  hardi  qu^ignorant,  und  sein  Mandement  als  aussi 
ridicule  que  tout  ce  qui  est  sorti  depuis  de  la  plume  de  ce  pr61at.  —  Die 
hier  in  Betracht  kommenden  Actenstücke  stehen  meist  bei  Arg.  III  b  420, 
wichtige  Berichte  über  die  Verhandlungen  bei  H.  Fr.  d'Aguesseau,  Oeuvres 
13,  200.  D'Aguesseau  (1668—1761),  damals  Generalprocurator  (später 
Kanzler),  war  ein  frommer  Katholik,  aber  entschiedener  Gallioaner.  Er 
berichtet  (p.  206):  der  König  habe  das  Breve  feierlich  acceptiren  lassen 
wollen;  er  habe  aber  in  zwei  Memoires  auf  das  darin  verborgene  Gift  (die 
mit  den  gallicanischen  Grundsätzen  nicht  vereinbaren  Formeln)  aufmerksam 
gemacht  und  durchgesetzt,  dass  durch  ein  Arret  vom  9.  Mai  1703  ein- 
geschärft worden  sei,  dass  keine  Breven  u.  dgl.  ohne  Lettres  patentes  du 
^y  enregistr^s  au  Parlement  publicirt  werden  dürften. 


606  Gas  de  consoienoe  von  1702. 

Koailles  erliess  nnn  eine  Ordonnanz  gegen  den  Caa  (Arg.  III  b 
421).  Sie  ist  vom  22.  Febr.  datirt,  erscbien  aber  erst  am  5.  März 
nnd  wurde  erst  am  7.  angebeftet,  ist  also  offenbar  antedatirt  (S.-Benye 
6,  170).  Das  Breve  wird  darin  nicht  erwäbnt.  Noailles  erklärt: 
der  1.  Artikel  widerspreche  den  durch  die  Assemblee  von  1700 
angenommenen  Bullen  und  seiner  Ordonnanz  vom  20.  Aug.  1696, 
habe  die  Tendenz,  schon  entschiedene  Fragen  zu  erneuern,  begünstige 
die  Praxis  der  Zweideutigkeiten,  Mental-Eestrictionen  und  sogar  der 
Meineide  und  derogire  der  Autorität  der  Kirche;  in  einigen  anderen 
Artikeln  kämen  verfängliche  Ausdrücke  vor;  das  ganze  Stück  ent- 
halte Widersprüche,  mehrere  tadelnswerthe  und  einige  für  den 
h.  Stuhl  injuriöse  Ausdrücke;  solche  ausserordentliche  und  wichtige 
Casus  seien  in  Zukunft  ihm  vorzulegen.  £r  verdammt  dann  auch 
die  bitteren  Streitschriften,  die  bei  dieser  Grelegenheit  erschienen 
seien,  als  injuriös,  ärgemissgebend,  verleumderisch  u.  s.  w.  nnd  er- 
neuert schliesslich  unter  Berufung  auf  das  Breve  Innocenz'  XU. 
vom  J.  1694  und  die  Erklärung  der  Assemblee  von  1700  das  Ver- 
bot, die  vage  und  gehässige  Anschuldigung  des  Jansenismus  vorzu- 
bringen, wenn  jemand  nicht  wirklich  verdächtig  sei,  einen  der  5  Sätze 
gelehrt  zu  haben.  —  Noch  im  März  erklärten  die  meisten  Unter- 
zeichner ihre  Unterwerfung  unter  die  Ordonnanz  und  ihr  Bedauern, 
unterschrieben  zu  haben.  Sarrazin  erklärte,  er  habe  gar  nicht  unter- 
schrieben; zwei  Unterzeichner  waren  gestorben;  nur  Petitpied  und 
Hyacinthe  de  Lan  verweigerten  die  Unterwerfung.  Sie  wurden 
1.  Oct.  1704  von  der  Sorbonne  für  ausgeschlossen  erklärt,  wenn  sie 
sich  nicht  in  einem  Monat  unterwürfen.  Nun  unterwarf  sich  de 
Lan;  nur  Petitpied  blieb  fest  und  wurde  ausgeschlossen;  er  ging 
bald  darauf  zu  Quesnel   nach  Holland    (Arg.  III  b  423.  III  a  159). 

Durch  ein  ArrSt  du  Conseil  d^6tat  vom  3.  März  1703  wurde 
fast  in  denselben  Ausdrücken  wie  im  J.  1668  beiden  Parteien 
Schweigen  geboten  und  mit  diesem  Arr§t  das  Breve  24.  März  den 
Bischöfen  übersandt.  Dieses  Verfahren  erregte  natürlich  die  Unzu- 
friedenheit des  Papstes.  Er  richtete  10.  April  1703  ein  neues 
Schreiben  an  den  König,  worin  er  ihn  zunächst  dafür  belobt,  dass 
er  die  hauptsächlichsten  Billiger  des  abscheulichen  Schriftohens  be- 
straft, namentlich  Dupin  verbannt  habe  (S.  587),  und  ihn  ermahnt,  so 
fortzufahren,  da  es  sich  um  Menschen  handle,  die  nur  mit  strengen 
Strafen  in  Ordnung  zu  halten  seien,  dann  aber  fortfährt:  es  sei 
zwar  zu  loben,  dass  er  ein  von  dem  h.  Stuhle  verdammtes  Schrift- 
chen auch  seinerseits  verboten  habe ;  damit  man  aber  nicht  ans 
einigen  Ausdrücken  des  königlichen  Edictes  schliesse,  es  solle  nicht 
nur  die  Vertheidigung,  sondern  auch  die  Bekämpfung  der  Janse- 
nistischen Ketzerei  fortan  nicht  gestattet  sein,  werde  es  angemessen 
sein,  dass  der  König  sich  darüber  deutlicher  ausspreche;  der  Nun- 
cius  werde  ihm  mündlich  mehr  darüber  sagen.  „Man  begreift  leicht, 
sagt  d^Aguesseau  (13,  205),  wie  ein  Papst  solche  Danksagungen 
schreiben,  aber  weniger  leicht,  wie  ein  König  von  Frankreich  sie 
annehmen  konnte.^' 

Ausser  Noailles  erliessen  noch  18  französische  Bischöfe  Hirten- 


X    .■ 


Judicium  Facultatis   Lovaniensis.  697 

briefe  ^^en    den   Cas.     Gegen  vier,    welche    das    Breye   pnblicirt 
bttteiit  ehe  es  einregistrirt  war,  nahm  das  Parlament  den  Appel  comme 
d'abns  an,  u.  a.  gegen  den  Bischof  von  Clermont.    Auch  darüber  war 
der  Papst  sehr  nngehalten  (Gorr.  de  F^n.  2,  96;  3,  4),  aber  auch  über 
die  Bisehöfe  von  Chartres  und  Noyon.    Wenigstens  schrieb  Pension 
(Oeuvres  2,  420)    an    Card.   Grabrielli:    er    höre,    dass    man    deren 
Hirtenbriefe  verbieten  wolle,    weil    sie   darin    viel    von  der  Unfehl- 
barkeit der  Kirche,    aber    gar    nichts    von    der  des  Papstes  sagten 
(anch  Fen^lons  Hirtenbrief   erregte  dadurch  in    Rom  Anstoss).     Er 
bebt  hervor,    die  Unfehlbarkeit  des  Papstes  werde    von  den  Parla- 
menten,  den   Bischöfen  und  den  Gelehrten  mit    sehr    wenigen  Aus- 
oahmen  nicht  anerkannt,   und  wenn  man  sage,  sie  sei  fere  de  fide, 
Ro  erkenne  man  damit  doch  an,    dass    sie  nicht    de  fide  sei ;    wenn 
man  wirklich  jene  Hirtenbriefe  verbiete,  so  werde  kein  französischer 
Bischof  mehr  gegen  die  Jansenisten  kämpfen  wollen,    um  nicht  aus 
der  Scylla    in    die  Charybdis   zu  gerathen.     Der  Bischof  von  Char- 
tres, Godet  Desmarets,  war  ebensowohl  wie  F^n^lon  ein  Gegner  des 
(rallicanismus  und  wirkte  durch  Mad.  de  Maintenon  zu  Gunsten  der 
Pnblication  des  Breves  über  den  Cas  (d'Aguesseau  13,  217). 

Die  Sorbonne  befasste  sich    erst  1.  Oct.   1704   mit  der  Sache 
(Arg.  III  a   159)    und    beschränkte    sich    darauf,    Petitpied    und   de 
Lan  die  Ausstossung  anzudrohen  und,  ohne  das  Breve  zu  erwähnen, 
zu  erklären:  den  Satz,  dass  eine  Soumission  de  respect  et  de  silence 
bezüglich  des  Factums  genüge,  habe  sie  schon  1656  in  der  Censur 
^egen  Amanld  verworfen;  wenn  sie  jetzt  nur  diesen  Satz  nochmals 
censurire,    wolle    sie   damit  nicht    den    übrigen  Inhalt   des  Cas  gut 
heissen.     Die  Facultät    von   Douay    veröffentlichte    1704    eine    aus- 
föhrliche  Declaration  gegen  den  Cas  (Arg.  III  b  424),  die  von  Löwen 
ein  Judicium  Facultatis  Theol.  Lovan.  super  8  articulis  inter  alias 
excerptis  ex  Casu  conscientiae  in  Sorbona  a  40  doctoribus  20.  Julii 
1702  subscripto,  recenter  vero  Universitati  Lovan.   palam  notificato 
et  eidem  Facultati  Theol.  ex  parte    111.   D.    Mechlin.    Archiepiscopi 
proposito,  expeditum  14.  Martii  1703  (Arg.  III  b  597—600).    Dieses 
wurde  von  der  Inq.  11.  März  1704  verb.    F^n^lon  (2,  419)  schreibt 
darüber  an   Card.  Gabrielli:  die  Jansenisten  triumphirten  über  dieses 
Verbot,  welches  wohl  ihr  Gönner,  der  Ass.  S.  OflF.  Casoni,    besorgt 
haben  werde.     Das  Judicium  sei  zwar  nicht  viel  werth;  man  hätte 
aber  doch  nicht  um  einiger  Unvorsichtigkeiten  willen    fromme  Vor- 
kämpfer der  gesnnden  Lehre    wie    die  Löwener    durch    ein   solches 
Verbot  kränken  sollen.    Gabrielli  antwortet  (Corr.  3,  25):  man  habe 
sich  auch  bei  dem  Papste  über  dies  Verbot  beklagt,  und  dieser  sei 
ärgerlich    darüber,    dass    er  (Gabrielli)  in  der  betreffenden  Sitzung 
der  Inq.  gefehlt  habe;  er  kenne  das  Judicium  nicht,  aber  dergleichen 
Cenenren  würden  nicht  selten  censurirt,    weil  die  Verfasser  bei  der 
Kritisirung  eines  Irrthums  in  das  entgegengesetzte  Extrem  geriethen 
oder  Schmähungen  aussprächen  oder  die  gute  Sache  mit  schlechten 
Mitteln  vertheidigten ;    ob   das    auch    bei  diesem    Judicium  zutreffe, 
wisse  er  freilich  nicht.     Ohne  Zweifel  hat  man  dasselbe  verdammt, 
weil  man  es  nicht  scharf  genug  fand  und  gleich  an  dem  ersten  Ab- 


^ 


698  Gas  de  consoienoe  von  1702. 

Batze  AnstosB  nahm,  worin  es  heisst:  der  Verfasser  des  Gas  wider- 
spreche sich  selbst,  wenn  er  von  einer  Sonmission  de  respect  et  de 
silence  spreche  und  dann  sage,  er  glaube  an  die  Entscheidung  über 
das  Factum  nicht  in  derselben  Weise  wie  an  die  über  das  Jus: 
„wer  hat  denn  diesen  Freund  des  Stillschweigens  genöthigt  zu  reden, 
dum  medium  silentium  tenerent  omnia,  und  wie  haben  die  40  Appro- 
batoren  dieses  Stillschweigens  übersehen  können,  dass  solche  Schriften 
und  Unterschriften  reden,  das  gedämpfte  Feuer  wieder  anfachen?" 
u.  8.  w. 

Durch  dasselbe  Inquisitionsdecret  wurde  verb.:  Lettre  d^un 
^yeque  k  un  6veque,  ou  coneultation  sur  le  famenz  Gas  de  con- 
science  resolu  par  40  Docteurs  de  la  Fac.  de  Th6ol.  de  Paris,  1704, 
130  S.  12.,  von  Quesnel,  gegen  die  Retractation  der  Doctoren 
und  gegen  Noailles.  —  1707  verbot  die  Inq.:  Defense  iea  thio- 
logiens  et  en  particulier  des  disciples  de  St.  Augustin  contre  Tor- 
donnance  de  Mr.  l'iveque  de  Ghartres,  portant  oondamnation  du 
Gas  de  conscience.  2.  Ed.  revue  et  augm.,  avec  une  r^ponse  au 
remarques  du  m^me  prelat  sur  les  declarations  de  M.  Gouet,  1706, 
von  Jacques  Fouillou,  —  und  sonderbarer  Weise  1709:  Defense  de 
tous  les  th6ol.  ...  de  Gfaartres  du  3.  Aoüt  1794,  540  S.  12.,  also 
die  1.  Auflage  desselben  Buches^). 

Im  J.  1705  Hess  Ludwig  XIV.  den  Papst  bitten,  durch  eine 
Bulle  den  durch  den  Gas  de  conscience  wieder  angeregten  Janse- 
nistischen  Gontroversen  ein  Ende  zu  machen,  die  Bulle  aber  so  zu 
fassen,  dass  ihre  Publication  in  Frankreich  erfolgen  könne,  also  alle 
den  gallicanischen  Freiheiten  widersprechenden  Ausdrücke  zu  ver- 
meiden. Clemens  XI.  gebrauchte  die  „demüthigende  Vorsicht^',  dem 
Könige  den  Entwurf  der  Bulle  zu  übersenden ;  dieser  legte  denselben 
dem  Parlaments- Präsidenten  Harlay,  dem  General-Procurator  d'Agues- 
seau  und  dem  Erzbischof  Noailles  vor  und  verlangte  dann,  es  müsse  in 
der  Bulle  ausdrücklich  gesagt  werden,  dass  sie  auf  den  Antrag  der 
französischen  Bischöfe  erlassen  sei.  Darauf  ging  man  in  Rom  ein, 
und  nun  versprach  der  Gardinal  Jansen,  die  Bulle  werde  in  Frank- 
reich wie  die  von  Innocenz  X.  und  Alexander  VII.  recipirt  werden*). 


1)  Üeber  Fouillou  8.  S.-Beuve  6,  172.  Er  war  nur  Diaoon  und  Li- 
centiat  der  Sorbonne,  aber  „eine  der  besten  Federn  der  Partei".  Die 
Histoire  du  cas  de  conscience,  Nancy  (Holland)  1705—11,  8  vol.  12.,  an 
welcher  ausser  Fouillou  auch  Louail,  Petitpied,  Quesnel  und  Mdlle.  de  Jon- 
coux  arbeiteten,  also  la  nouvelle  generation  Janseniste  au  complet  (S.- 
Beuve  6,  171),  ist  nicht  in  den  Index  gekommen. 

2)  Corr.  de  Fen.  3,  370.  D'Aguesseau  13,  227  sagt:  er  habe  bean- 
tragt, dass  erwähnt  werde,  der  Könige  habe  um  die  Bulle  gebeten.  Das 
wird  in  den  Lettres  patentes  (Arg.  IIl  b  452)  erwähnt,  in  der  Bulle  aber 
steht,  —  und  das  war  ja  auch  vom  gallicanischen  Standpunkte  aus  wich- 
tiger, —  sie  sei  erlassen  auf  die  Bitte  vieler  Bischöfe  in  verschiedenen 
Ländern,  namentlich  in  Frankreich  (nicht  motu  proprio).  Nach  d'Agueeseau 
wünschte  femer  Noailles,  es  möge  gesagt  werden,  die  früheren  Bullen 
seien  von  der  ganzen  Kirche  reoipirt  worden;  dem  Card.  Jansen  wurde 
auch  eine  Abschrift  gezeigt,  in  welcher  stand:  quas  tanto  cum  applausu 


^i 


Balle  Yineam  Domini  Sabaoth. 


699 


—  Die  80  vereinbarte  Balle  Vineam  Domini  Sabaoth  ist  vom 
15.  Jnli  1705  datirt  Der  Papst  inserirt  darin  die  Balle  Alexan- 
den YII.  von  1664,  in  welche  die  Bulle  Innocenz  X.  von  1653  in- 
lerirt  ist,  nnd  erklärt  dann :  es  werde  mit  Unrecht  behauptet,  die 
Breven  Clemens*  IX.  von  1669  an  die  vier  französischen  Bischöfe 
und  Innocenz'  XI.  von  1694  und  1696  an  die  belgischen  Bischöfe 
enthielten  eine  Restriction  oder  Modification  jener  Ballen  und  das 
Fon&olar  Alexanders  YII.  könne  auch  von  denjenigen  unterschrieben 
werden,  welche  innerlich  nicht  der  Ansicht  wären,  dass  die  ketze- 
rische Lehre  in  dem  Buche  des  Jansenius  enthalten  sei;  um  allen 
Miflsverständnissen  definitiv  ein  Ende  zu  machen,  erkläre  er,  dass 
dem  jenen  Ballen  gebührenden  Gehorsam  durch  das  obsequiosum 
filentium  nicht  genügt  werde,  dass  vielmehr  der  Sinn  der  5  Sätze 
des  Jansenius' sehen  Buches,  den  der  Wortlaut  habe  (quem  illarum 
verba  prae  se  ferunt),  von  allen  nicht  nur  mit  dem  Munde,  sondern 
«ich  im  Herzen  als  ketzerisch  verworfen  werden  müsse. 

Man  hatte  in  Frankreich    die  Ankunft  der  Bulle  während  des 
Tagens  der  Assembl6e  du  Clerg^  von  1705  erwartet  und  den  dieser 
Torhergehenden  Provincialversammlungen  empfohlen,  ihren  Abgeord- 
neten unbedingte  Yollmacht  zur  Annahme  der  Bulle  zu  geben.  Das 
geschah  überall;   nur  in  der  Provinz  Narbonne  widersprach  der  Bi- 
ichof  Persin   de  Montgaillard   von  Saint  Pons.     Als    die  Bulle    an- 
gekommen war,  erklärten  der  Parlaments-Präsident  und  der  General- 
Procurator  dieselbe  für  unverfänglich,  empfahlen  aber,  in  der  Assem- 
bl^e  und  in  dem  Arr^t    die  Rechte  der  Bischöfe    zu  wahren.     Der 
König*  übersandte  2.  Aug.    die  Bulle    der  Assemblee,    um  über  die 
Annahme    derselben    in    der    herkömmlichen   Form   zu    berathen  ^). 
Der  Vorsitzende  Noailles  ernannte  eine  Commision  zur  Prüfung  der 
finlle    (vorher    soll    er    sich   sehr    lebhaft    gegen    die    Hirtenbriefe 
einiger  Bischöfe  über  den  Gas  de  conscienoe  ausgesprochen  und  er- 
klärt haben,  die  Kirche   beanspruche   keine  Unfehlbarkeit  bezüglich 
nicht  geoffenbarter  Thatsachen;  Picot  1,  34).     Der  Vorsitzende   der 
Commission,  Erzbischof  Colbert  von  Ronen,  erstattete  21.  Aug.  Be- 
richt:   die  Commission    habe  als  Grundsatz  aufgestellt:    1.  Bischöfe 
hätten  nach  göttlichem  Rechte  über  doctrinelle  Materien  zu  urtheilen  ; 
2.  die  Constitutionen    der   Päpste    verpflichteten    die    ganze  Kirche, 
wenn  sie  von  dem  Corps  des  pasteurs  angenommen  seien;    3.  diese 
Acceptation  erfolge    immer  par  voie  de   jugement;    die   Commission 
beantrage  femer:  1.  die  Bulle  sei  mit  Ehrfurcht  und  Unterwerfung 
anzunehmen;  2.  die  Versammlung  solle  dem  Papste  ein  Glückwunsch- 
nnd    Dankschreiben    übersenden,    3.   alle    Bischöfe    des    Reiches  er- 
mahnen, die  Bulle  zu  publiciren,    4.  den  König   bitten,    Lettres  pa- 
tentes Hir  die  Einregistrirung  und  Publication  der  Bulle  zu  gewähren. 
Diese  Anträge  wurden  22.  Aug.  angenommen.  —  In  dem  Schreiben 
an  den  Papst    heisst    es:    Definitionem    Beatitudinis   Vestrae    debita 


tota  exoepit  Ecciesia.    Das  wurde  wieder  gestrichen,  der  Papst  gestattete 
aber  nachträglich,  dass  die  Bischöfe  das  bei  der  Publication  sagten. 
1)  Recneil  des  aotes  du  Clerge  1,  879—404. 


700  GaB  de  consoienoe  von  1702. 

observantia  colentes  et  uno  spiritn  .  .  .  conBtitntioiiem  ea  qua  par 
est  reyerentia  snscepimas  communiqne  consilio  promnlgandam  de- 
orevimns. 

Unter  dem  30.  Aug.  übersandte  der  König  die  Balle  der  Sor- 
bonne; diese  nahm  sie  1.  Sept.  snmma  cam  reyerentia  et  religione 
an  nnd  bescbloss  zugleich,  wenn  der  König  damit  einyerstanden  sei, 
fortan  yon  den  Candidaten  die  Unterzeichnung  des  Formalars  Alexan- 
ders VII.  za  verlangen.  Unter  dem  31.  Aug.  erliess  der  König 
Lettres  patentes,  worin  er  dem  Parlamente  die  Einregistrirang  der 
Bulle  befahl,  die  am  4.  Sept.  erfolgte.  Er  sagt  darin:  er  habe  den 
Papst  um  eine  neue  Bulle  zur  Bestätigung  der  früheren  gebeten, 
die  durch  die  Acoeptation  yon  Seiten  der  Kirche  allgemeine  Gresetze 
geworden  seien;  er  habe  die  neue  Bulle  mit  gebührendem  Respeet 
aus  der  Hand  des  Nuncius  entgegengenommen  und  zunächst  der 
Assembl^e  du  Clerge  übersandt,  damit  sie  über  die  Acoeptation  der 
Bulle  in  den  herkömmlichen  Formen  berathe  und  damit,  indem  die 
Stimmen  (le  sufirage)  der  Bischöfe  zu  der  Autorität  des  ürtheils 
des  h.  Stuhles  hinzuträten,  dieses  Zusammenwirken  und  diese  üeber- 
ein Stimmung  der  Glieder  mit  ihrem  Haupte  die  kirchlichen  Zwistig- 
keiten  unterdrücke;  aus  den  Protocollen  der  Assembl^e  ergebe 
sich,  dass  die  Prälaten,  in  der  Bulle  den  Geist  und  die  Lehre  der 
Kirche  erkennend,  dieselbe  mit  der  dem  sichtbaren  Oberhaupte  der 
Kirche  gebührenden  Ehrfurcht  angenommen. 

Unter  dem  14.  Sept.  sandte  die  Assembl6e  ein  Rundschreiben 
an  alle  französischen  Bischöfe,  um  sie  zur  Publioation  der  Bulle 
aufzufordern ;  der  Entwurf  eines  ganz  kurzen  und  trockeneiT  Man- 
dement  war  beigefügt.  In  dem  Rundschreiben  heisst  es:  Wir  haben 
eine  so  wichtige  Angelegenheit  sorgfUltig  geprüft,  da  wir  wissen, 
dass  wir  dabei  nicht  als  einfache  Executoren  der  apostolischen  De- 
crete  handeln,  sondern  in  Wahrheit  mit  dem  Papste  urtheilen  und 
uns  aussprechen ;  aber  je  mehr  wir  die  Entscheidung  des  h.  Stahles 
erwogen,  um  so  mehr  haben  wir  darin  die  Grundsätze  und  Gresin- 
nungen  der  französischen  Bischöfe  erkannt.  Auch  in  dem  Mande- 
ments-Entwurfe  heisst  es:  die  Bischöfe  derAssembläe  hätten  in  der 
Entscheidung  des  h.  Vaters  die  Lehre  erkannt,  die  der  französische 
Clerus  stets  festgehalten,  und  in  diesem  Geiste  mit  Ehrfurcht  und 
Unterwerfung  einmüthig  die  Bulle  angenommen^). 


1)  Noailles  publicirte  die  Bulle  mit  einer  Ordonnanz  contre  le  Jan- 
senisme  vom  21.  März  1706.  Die  Ordonnanz  wurde  in  Port-Royal  publi- 
cirt  und  von  den  Nonnen  angenommen,  sane  deroger  ä  ce  qui  est  fait  ä 
leur  egard  k  la  Paix  de  PEglise  sous  Clement  IX.  Das  wnrde  die  Ver- 
anlassung zur  Aufhebung  des  Klosters  (S.-Beuve  6,  183).  Seit  1706  durften 
keine  Novizen  mehr  aufgenommen  werden;  eine  auf  den  Antrag  desKonift:! 
erlassene  Bulle  vom  27.  März  1708  hob  das  Kloster  auf.  Die  noch  darin 
lebenden  22  Nonnen,  von  denen  keine  unter  50,  mehrere  über  80  Jahre 
alt  waren,  wurden  29.  Oct.  1709  in  verschiedenen  Klöstern  untergebracht; 
auf  Grund  eines  Arret  du  Conseil  vom  22.  Jan.  1710  wurden  die  Gebäude 
demolirt.    So  war  das  Kloster  „endlich  zerstört**;  Schill  S.  42. 


Penin  de  Montgaillard,  Bischof  von  St.  Pons. 


701 


Der    einzige    französische  Bischof,    welcher  gegen    die    Bulle 
Opposition    machte ,    war    der    von    St.  Föns.       F^n^lon    hatte    in 
leiner  Pastoral-Instruction  über  den  Gas  de  conscience  vom  21.  Mai 
1705  eine  Stelle  des  Briefes  der  19  Bischöfe  von  1667  besprochen, 
die  Ton  den  Jansenisten  zu  Gunsten  des  ehrfurchtsvollen  Schweigens 
Terwendet  wnrde.     Der  Bischof  von  St.  Pons,    der  einzige  noch  le- 
besde  der  19  Bischöfe,  veröffentlichte  darauf  Lettre  de  M.  Töv^que 
de  Saint-Pons  &M.  Tarchev.  de  Cambray,  oü  il  justifie  les  19  evöqnes 
qai  ecrivirent  en  1667  au  Pape  et  au  Roy  au  sujet  des  4  c^lebres 
hrSqnes   d^Alet  etc.,    datirt    9.  Juni  1705.     Fen^lon    antwortete   in 
einem  Briefe  vom  10.  Dec.  1706,  den  ohne  sein  Vor  wissen  der  Je- 
Boit  Lallemant    drucken   Hess  (Oeuvres  12,  413).     Darauf  erschien 
Noavelle  lettre    de    M.  T^veque    de   Saint-Pons   qui  r^fute  celle  de 
M.  TarchiT.    de    Cambray    touchant    Tinfaillibilit^    du   Pape,    1707. 
Finalen  antwortete  darauf:    er   habe    nicht    von    der   Unfehlbarkeit 
des  Papstes,    sondern    der  Kirche  bezüglich  der  dogmatischen  That- 
Mchen  gesprochen  (Oeuvres  12,  473.    Dieser  Brief  wurde  lateinisch 
gedrackt  und  nach  Rom  geschickt,  dort  aber  „nicht  goutirt^';    Oeu- 
vres 10,  LYI).     Der  Bischof  von  St.  Pons  veröffentlichte  nun  noch 
Beponse  de  M.    l'ev.   de    Saint-Pons  k    la    lettre    de  M.    Tarch.  de 
Cambray.     lieber  die  Bulle  Yineam  Domini    veröffentlichte    er   das 
vom  31.  Oct.  1706  datirte  Mandement  deM.  Tev.  de  Saint-Pons  ton- 
diant  l'acceptation  de  la  bulle    de  N.   S.  P.    le  P.  Clement  XI.  sur 
le  cas  Bigni  par  40   docteurs,  avec  la  justification   des  23  ^v^ues, 
qoi  voulant  procurer  la  paix  k  T^gl.  de  France    en  1667,    se    ser- 
Tirent  de  Texpression  du  silence  respectueux  pour  marquer  la  sou- 
misnon  qui  est  due  aux   d^cisions    de   TEgl.    sur    les  faits  non  ri- 
jtlh,  avec  le  moyen  de  r^tablir  a  present  cette  paix. 

F^nilon  drang  1707  in  einem  Briefe  an  Card.  Gabrielli  da- 
nof,  diese  Briefe  zu  censuriren:  die  Jansenisten  würden  triumphiren, 
wemi  das  nicht  geschehe  (Oeuvres  2,  448).  P.  Daubenton  schrieb 
ihm  24.  März  1709:  er  bemühe  sich  nun  schon  geraume  Zeit,  das 
Verbot  durchzusetzen;  aber  tont  va  lentement  en  cette  cour  (Corr. 
3,  204).  £ndlich  wurden  die  drei  Briefe  and  das  Mandement  von 
der  Inq.  Fer.  IV.  17.  Juli  1709  verb.  (sie  stehen  jetzt  unter  Per- 
•in),  gleichzeitig  die  Defense  von  Fouillou  und  die  unten  zu  er- 
wähnende Justification  von  demselben.  Der  Papst  verdammte  die 
▼ier  Schreiben  nochmals  in  einem  Breve  vom  10.  Jan.  1710  (Bull. 
12,  479),  worin  es  heisst:  da  dieselben  trotz  der  Verdammung  noch 
immer,  namentlich  in  Frankreich  verbreitet  würden,  so  verdamme 
er  sie  nach  Anhörung  einiger  Cardinäle  und  Theologen  nochmals 
&l8  Schriften,  welche  falsche,  .  .  .  schismatische  und  offenbar  eine 
Umgehung  der  letzten  zur  gänzlichen  Ausrottung  der  Jansenistischen 
Ketzerei  erlassenen  Bulle  bezweckende  Sätze  enthielten,  bei  Strafe 
der  reservirten  Excomm.  l.  sent.;  die  Exemplare  seien  an  die  Bi- 
schöfe oder  Inquisitoren  abzuliefern  und  zu  verbrennen;  gegen  den 
Verfasser  behalte  er  sich  vor  nach  den  canonischen  Satzungen  zu 
verfahren;  die  Publioation  des  Breves  in  Rom  solle  genügen  u.  s.w. 
"  Das  Breve  wurde  mit  Lettres  patentes  dem  Parlament  übersandt. 


^ 


702  Cas  de  consciene«  von  1702. 

von  diesem  aber  auf  den  Antrag  des  Generaladvooaten  G.  Fr.  Joly 
de  Fleury  die  Einregistrirung  verweigert,  weil  es  mehrere  den  gal- 
licanischen  Grundsätzen  widersprechende  Ausdrücke  enthalte,  n.  a.  in 
dem  Satze,  der  Papst  wolle  gegen  den  Bischof  einschreiten.  Gleich- 
zeitig protestirte  das  Parlament  gegen  das  Breve  über  Audoul, 
S.  5631). 

Der  König  verlangte  nun  eine  Bulle  gegen  den  Bischof  von 
St.  Pons,  stiess  aber  in  Rom  auf  Schwierigkeiten.  Man  war  dort 
sehr  unwillig  über  die  „gallicanischen  Allüren**  der  Assemblie  von 
1705  (Schill  S.  44).  Der  Papst  klagte  in  einem  Breve  an  den 
König  vom  31.  Aug.  1706:  die  Assembl^e  habe  sich  so  ausgedrückt, 
als  ob  sie  nicht  an  die  Annahme  seiner  Bulle,  sondern  an  eine 
Begränzung  der  Autorität  des  h.  Stuhles  gedacht;  er  habe  die 
Bischöfe  ermahnt,  nicht  die  Fülle  der  Gewalt,  die  allein  dem  Stahle 
des  h.  Petrus  von  Gott  übertragen  sei,  zu  usurpiren  und  zu  beden- 
ken, dass  sie  dergleichen  Decrete  über  den  katholischen  Glauben 
zu  verehren  und  auszuführen,  nicht  zu  discutiren  und  zu  beurtheilen 
hätten;  er  habe  übrigens  gehört,  dass  viele  Bischöfe  mit  den  Aeus- 
serungen  der  Assembl^e  nicht  einverstanden  seien.  (Aber  sogar 
Finalen  schrieb  1707  an  Card.  Gabrielli:  Nihil  insolitum  sibi  arro- 
gant gallicani  antistites,  dum  doctrinale  Judicium  sibi  tribunnt).  — 
Als  es  sich  um  eine  Bulle  gegen  den  Bischof  von  St.  Pons  han- 
delte, erklärte  der  Papst:  er  werde  eine  solche  nicht  erlassen,  wenn 
er  nicht  zuvor  von  Seiten  der  Assembl6e  Satisfaction  erhalten ;  wenn 
man  ihm  sage,  die  Bulle  werde  in  Frankreich  ebenso  angenommen 
werden  wie  die  von  Innocenz  X.  und  Alexander  VII.,  so  habe  ihm 
der  Card.  Jansen  dasselbe  bezüglich  der  Bulle  Yineam  versprochen, 
man  habe  aber  nicht  Wort  gehalten  (Corr.  de  F6n.  3,  370).  Es 
wurde  also  nun  zwischen  dem  Card.  Fabroni  und  dem  Abb6  de 
Polignac  über  die  Redressirung  des  Auftretens  der  Assembl^e  ver- 
handelt (d'Aguesseau  13,  262).  Noailles  und  11  andere  Prälaten 
hatten  10.  März  1710  eine  Explication  des  maximes  Stabiles  .  .  . 
21.  Aoüt  1705  unterzeichnet,  worin  es  hiess:  1.  Die  Assembl^e  habe 


1)  üeber  Fenelons  Streit  mit  dem  Bischof  von  St.  Pons  s.  Oeuvres 
10,  LVl.  Fen.  schrieb  auch  1710  auf  P.  Le  Telliers  Ersuchen  eine  Lettre 
k  un  eveque  sur  le  Mandement  de  P6t.  de  St.  Pons  (13,  177),  erklärte 
aber,  es  widerstrebe  ihm,  nachdem  das  Breve  erschienen  sei,  noch  etwas 
gegen  den  80jährigen  Mann,  dessen  Familie  mit  der  seinigen  befreundet 
sei  und  der  jetzt  schweige,  zu  veröffentlichen  (Corr.  3,  329.  349).  —  üeber 
das  Arret  des  Parlaments  war  Fen.  sehr  ungehalten:  „Man  will  durch 
diese  Kritiken  die  Sache  dahin  treiben,  dass  Rom  es  nicht  mehr  wagt, 
dogmatische  Urtheile  gegen  die  Neuerung  nach  Frankreich  zu  schicken. 
Rom  wird  doch  nicht  den  Stil  aller  seiner  Bullen  ändern  sollen;  das  hiesse 
sich  selbst  erniedrigen  und  sich  seine  Aufsätze  vom  Parlament  corrigiren 
lassen.  So  wird  man  Rom  zum  Schweigen  bringen;  man  möchte  es  auch 
mit  dem  Könige  brouilliren"  (Corr.  1,  363).  —  lieber  die  Verhandlungen 
in  Paris  s.  d'Aguesseau  13,  291.  Am  Hofe  waren  die  Jesuiten  und  Sul- 
picianer  und  der  Bischof  von  Chartres  gegen  den  Bischof  von  St.  Pons 
thätig. 


ArrSt  de  )a  coar  da  parlement. 


708 


die  Bolle  Yineam    in   derselben  Weise    annehmen  wollen,    wie    die 
anderen  Ballen  gegen  das  Bach  des  Jansenins    angenommen  worden 
«den;  2.  wenn  sie  gesagt,  die  päpstlichen  Ballen  verpflichteten  die 
ganze  Kirche  nach  der  Annahme  darch  das  Corps  des  pastears,    so 
bbe  sie  nicht  eine  feierliche  Acceptation   für  nöthig  erklären  wol- 
len; 3.  sie  seien  tiberzeugt  gewesen,   dass  den  Ballen  gegen  Janse- 
nins keine  der  Bedingungen  fehle,    die   nöthig  seien,    damit  sie  die 
ginze  Kirche  verpflichteten;   4.  sie  hätten  der  Assemblee  nicht  das 
fiecbt  vindiciren  wollen,    die  dogmatischen  Urtheile   der  Päpste  zu 
prüfen  und  sich  als  Richter  derselben  und  als  ein  höheres  Tribunal 
zu  geriren.  —  Noailles  wurde  nun  willig  gemacht,    eine  in    diesem 
Sinne  gehaltene  Erklärung   nach  Rom   zu    schicken.      Das  Concept 
derselben  wurde  in  Rom  modificirt;  Noailles  unterzeichnete  dieselbe 
in  dieser  modificirten  Form  und  am  29.  Juni  1711  wurde  sie  nebst 
einem  Schreiben    des  Königs    dem    Papste    von    dem  Card,  de  Tre- 
moille  übergeben.  Der  Papst  antwortete  beiden  1 7.  Aug.  Daubenton 
«abreibt  23.  Oct.  1711:   der  König  sei  mit  dem  an  ihn  gerichteten 
Breve  zufrieden  gewesen,    das  an  Noailles   gerichtete  habe   er  dem 
Nincins  zurückgegeben  und  verlangt,    der  Papst  solle    daraus  alles 
entfernen,    was  gegen  die  Usages  de  France    Verstösse^).     In   dem- 
selben Briefe   schreibt  Daubenton:    der  Papst  sei   so  ärgerlich  über 
den  letzten  Brief  des  Bischofs  von  St.  Pons,  dass  er  dessen  Schrif- 
ten in  einer   scharfen  Bulle  verdammen  wolle:    aber  um  die  Cardi- 
näle,  die  dagegen  seien,    zum  Schweigen  zu   bringen,    wünsche  er, 
dass  der  König  nochmals   die  Bulle  verlange;    er  (Daubenton)  habe 
dieses  dem  P.  Le  Tellier  mitgetheilt.     Die  Bulle  ist  nicht  erschie- 
nen; aber  22.  Juni  1712   verbot  die  Inquisition  Arr^t  de  la  cour 
dn  parlement  sur  deux  imprimes  en  forme  de  brefs  du  Pape  du  18. 
Janv.  1710,    Tun  concemant  le  mandement  et  autres   ecrits  de  M. 
r^v.  de  St.  Pons,    Tautre  le  Trait^  de    l'origine  de  la  rdgale  (von 
Andonl),    obschon  Ludwig  XIV.    ein  von    dem    General- Ad vocaten 
Flenry  geschi'iebenes  Memoire   zur  Erläuterung  einer  beanstandeten 
Stelle  des  Arrßt  mit  einer  Art  von  Entschuldigungsschreiben   nach 
Hom  geschickt  hatte  (d'Aguesseau  13,  315). 

2.  In  Löwen  wurde  die  Bulle  Yineam  einfach  angenommen 
nnd  die  Facultät  durch  ein  Breve  vom  12.  Febr.  1705  dafür  belobt 
(Arg.  ni  b  455).  Aber  ohne  Opposition  und  ohne  viele  Streit- 
schriften ging  die  Sache  auch  in  den  Niederlanden  nicht  ab^). 


'•-I 


1)  Corr.  de  Fen.  3,  446.  d'Aguesseau  13,  316.  Die  beiden  Passungen 
der  Eirklärung  von  Noailles  stehen  bei  Arg.  III  b  458  (vgl.  Corr.  de  Fen. 
3,  372).  Das  p.  470  abgedruckte  Breve  an  Noailles  enthält  nichts  auf- 
fiillendes;  es  scheint  also  die  castrirte  Fassung  zu  sein. 

2)  Die  Facultät  beschloss  damals  auch,  jeder  zu  promovirende  Can- 
didat  solle  das  Formular  Alexanders  VII.  conformiter  ad  Bullam  Vineam 
mterschreiben.  Da  sich  1710  zwei  Candidaten  darüber  bei  dem  Conseil 
de  Brabant  beschwerten,  sprachen  sich  Universität  und  Facultät  für  die 
Aafhebung  der  Forderung  aus,  und  das  Conseil  verordnete  die  Wieder- 
einführung des  Formulars  von  1660  (S.  517).    Die  Regierung  suspendirte 


704  Gas  de  consoience  von  1702. 

Heinrich  Denys,  seit  1686  Professor  im  Seminar  zu  Lüttioli^), 
hatte  schon  1694  durch  Thesen  Anstoss  erregt.  Der  Bischof  yer- 
hot  sie  anfangs,  gab  sie  dann  aber,  wahrscheinlich  auf  &nind  yon 
Erklärungen  Seitens  Deny8\  frei.  Seine  Gegner  appellirten  nach  Rom, 
und  dort  wurden  1695  gleichzeitig  in  den  Index  gesetzt:  Henr. 
Denys  Epistola  ad  amplissimnm  Dominum  a.  1695,  und  Respon- 
sio  ad  Epistolam  a  D.  Lic.  Denys  scriptam  ad  amplissimum  Do- 
minum, Col.  1695.  Auch  1699  wurden  wieder  Thesen  von  ihm 
denuncirt  und  mehrere  Streitschriften  darüber  veröffentlicht;  es  kam 
aber  nichts  davon  in  den  Index,  nicht  einmal  Quesnels  Justification 
de  la  doctrine  de  M.  H.  Denys,  1700,  150  S.  4.  —  Nach  der  Pub- 
lication  der  Bulle  Yineam  schrieb  Denys  1705  anonym  Epistola  de 
subscriptione  formularii  (gewöhnlich  als  Ep.  Leodiensis  citirt),  worin 
er  ausfuhrt,  dass  man  das  Formular  aus  Gehorsam  gegen  die  kirch- 
lichen Oberen  unterschreiben  könne,  wenn  man  sich  auch  bezüglich 
des  Factum  keine  Ueberzengung  gebildet  habe.  Diese  Schrift  wurde 
von  beiden  Seiten  angegriffen,  einerseits  von  den  Jesuiten  in  einer 
D6nonciation  d'une  lettre  de  formula  subscribenda  au  grand-vicaire 
de  lAige  und  von  Fenälon  in  einer  Lettre  ä  un  Theologien  sur  une 
lettre  anonyme  de  Li^ge,  1706  (13,  449),  anderseits  von  de  Witte 
(s.  u.)  und  in  den  von  Quesnel  herausgegebenen  Divers  ecrits  tou- 
chant  la  signature  du  formulaire  par  rapport  k  la  demiire  Consti- 
tution de  N.  S.  le  P.  Clement  XI.,  1708»,  8.  (Die  Sammlung  ent- 
hielt den  Brief  von  Denys,  14  S.,  und  Repliken  von  Qvesnel  und 
de  Ligny  und  zwei  Schriften  von  Nicole.)  Denys  vertheidigte  sich 
in  der  Defensio  auctoritatis  Ecclesiae,  in  qua  asseritur  gravissimnm 
poüdus  constitutionum,  refellitar  novellum  quorundam  principinm 
ipsi  injuriosum  ac  Epistola  Leod.  de  formulari  Alex,  vindicatur, 
1706.  Der  Streit  wurde  noch  einige  Zeit  fortgesetzt.  Denys  appel- 
lirte  schliesslich  nach  Rom,  retractirte  und  unterschrieb  1713  auch 
die  Bulle  ünigenitus,  f  1717.  Die  bis  jetzt  genannten  Schriften 
über  diesen  Streit  sind  nicht  in  den  Index  gekommen,  wohl  aber 
wurden  1701 — 8  von  der  Inq.  verb.:  Memoire  touchant  le  dessein 
qu'on  a  d*introduire  le  formulaire  du  P.  Alexandre  dans  Vigh  des 
Pays-Bas,  1707,  von  der  Inq.  verb.  1707,  —  Justification  du 
silence  respectueux,  ou  reponse  aux  instructions  pastorales  et  autres 
^rits  de  1  arch.  de  Cambray,  1707,  3  vol.  12.,  von  J.  Fouillou  (nach 


aber  die  Yerordnung,  und  die  Facultät  beschloss  dann  bald  mit  4  gegen 
3  Stimmen  die  Wiedereinführung  des  Alexandrinischen  Formulars;  v.  äpen, 
Opp.  5,  828. 

1)  Ueber  Denys  s.  Biogr.  nat.  4,  603.  L.  de  Meyer  1,  86;  2,  876, 
388.  721.  V.  Espen  5,  841.  Das  Lütticher  Seminar  wurde  damals  den 
Jesuiten  übergeben,  die  dasselbe  zu  einer  Universität  uud  damit  Löwen 
CoDCurenz  machen  wollten.  Auch  von  den  Streitschriften  über  diese  Mass- 
regel, mit  der  die  Angriffe  auf  Denys  zusammenhangen,  steht  keine  im  Index. 
L'^tat  present  (S.  663)  p.  202.  Vie  de  v.  Espen  p.  124.  Morery,  Suppl 
s.  v.  Naveus.  Backer  s.  v.  L.  Sabran.  —  üeber  den  Streit  im  J.  1706  s. 
Fenelon,  Oeuvres  10,  LXXV.  Id^e  de  M.  de  Witte  p.  146. 


'''■ 

•  »1 


H.  Denyg.  Aeg.  de  Witte. 


705 


Dict.  Jans.  2,  369  sind  eh.  40  und  41  von  Petitpied):  Fen^lon  schrieb 
^^n  das  Bnch  eine  eigene  Instruction  pastorale  vom  1.  Juli  1708 
(14,1—339);  —  De  qnaestione  facti  Jansenii  variae  quaestiones 
jiri»  et  responsa,  1708,  nach  Dict.  Jans.  3,  337  von  dem  Löwener 
Bector  Parmentier  3.  Apr.  1708  bei  Strafe  der  Excomm.  verb.; 
gegen  die  Schrift  erschienen  Defensio  veritatis  cath.  und  Dialogi 
picifici,  für  dieselbe  Assertio  opusculi  De  quaestione  etc.,  1708,  152 
S.  12  (Dict.  Jans.  1,  114).  —  Responsio  pro  eruditissimo  viro 
Epistolae  Leodiensis  confutatore  ad  perillustrem  ejusdem  epist.  au- 
tborem,  defensorem  ac  vindicem,  1710,  wurde  erst  1714  von  der 
Inq.  yerb.,  und  erst  1722:  Obedientiae  credulae  vana  religio,  sive 
BÜentinm  religiosum  in  causa  Jansenii  explicatum  .  .  .  adv.  Theo- 
lopm  Leodiensem  aliosque  obedientiae  credulae  defensores,  in  duas 
partes  divisus,  s.  1.  1708*,  2  vol.  12,  von  Nie.  Petitpied.  —  Viel- 
leicht gehört  zu  dieser  Gruppe  von  Schriften  auch  Considera- 
ÜoneB  circa  exactionem  formulae  Alexandrinae  variasque  de  hoc 
vgiimeiito  difficultates  ac  pugnantes  inter  se  opiniones,  Delphis 
1711,  von  der  Inq.  verb.  1712. 

Eine  ganz  andere  Stellung  als  Denys  nahm  Gilles  (Aegidins) 
de  Witte  ein.  Er  vertheidigte  Jansenius  unbedingt,  erkannte  keine 
der  gegen  ihn  erlassenen  Bullen  an,  polemisirte  gegen  die  Paix  de 
Clement  IX.  und  erklärte  die  Unterzeichnung  des  Formulars  für 
anbedingt  unzulässig.  Er  stand  mit  dieser  Ansicht  so  gut  wie  allein. 
6anz  entschieden  vertheidigt  sie  der  Verfasser  der  Idee  de  la  vie 
et  des  Berits  de  M.  Gilles  de  Witte,  Rom  (Utrecht)  1756*  Pierre 
Le  Clerc^),  der  vorher  schon  die  Schrift  Renversement  de  la  reli- 
gion  et  des  loix  div.  et  hum.  par  toutes  les  bulles  et  brefs  donnes 
.  .  contre  Baius,  Jans.  .  .,  1755,  herausgegeben  (beide  Schriften 
nicht  im  Index). 

Witte,  geb.  1648  zu  Gent,  wurde  1684  Pfarrer  und  Decan  in 
Mecheln,  gerieth,  als  Precipiano  1690  Erzbischof  geworden,  mit 
diesem  bald  in  Confliote,  —  u.  a.  weigerte  er  sich,  dessen  Ordon- 
nanz gegen  das  Bibellesen  zu  publiciren,  —  legte  im  März  1691 
«eine  Stelle  nieder,  lebte  IY2 '^^^^^  in  Gent,  dann  in  Holland,  meist 
in  Utrecht,  wo  er  1721  starb.  Er  hat  etwa  140  Schriften  verfasst 
nnd,  da  er  reich  war,  auf  seine  Kosten  drucken  lassen.  Sie  sind 
freilich  meist  geringen  Umfangs,  zum  Theil  nur  einige  Quartblätter 
stark.  Sie  sind  theils  holländisch,  theils  französisch,  theils  latei- 
nifcb  geschrieben,  fast  alle  polemischen  Inhalts,  nur  wenige  unter 
dem  Namen  de  Witte,  einige  unter  dem  latinisirten  Namen  Aegidius 
Candidus  oder  Albanus,  manche  unter  allerlei  angenommenen  Namen.  — 
Schon  als  Student  schrieb  er  eine  Vertheidigung  des  für  ihn  ver- 
faasten  Scbriftchens  von  van  Buscum.  1685  gab  er  durch  einige 
bittere  Aeusserungen  über  Rom  bei  einer  Leichenmahlzeit  Anlass 
ni  einer    ganzen   Reihe    von  Streitschriften   und  zu    Verhandlungen 


1)  Le  Clerc  wurde    von    der  Synode    von  lltrecht    1763   censurirt. 
Walch,  N.  Rel.-Gesch.  6,  487.  —  üeber  de  Witte  s.  auch  Biogr.  nat.  6,  4. 

Bensch,  Iudex.  45 


706  Gas  de  oonsoience  von  1702. 

bei  der  Löwener  theol.  Facnltät  und  bei  dem  Mechelner  Offioialat; 
auch  Amanld  griff  mit  einigen  Schriften  in  diese  Controverse  ein; 
es  ist  aber  nichts  davon  in  den  Index  gekommen^).  —  Im  J.  1686 
gab  der  Carmeliter  Marens  a  S.  Francisco  ein  flämisches  Schrift- 
chen heraus  unter  dem  Titel  Gonde  mijne  (von  einem  andern  Car- 
meliter ins  Französische  übersetzt:  La  mine  d*or  de  la  fr^uente 
communion),  worin  er  empfahl,  öfter,  ein-  bis  dreimal  wöchentlich 
zu  communiciren,  und  meinte,  auch  Eückfällige  seien  von  der  Com- 
munion nicht  auszuschliessen,  da  der  Enckfall  in  die  Sünde  nicht 
beweise,  dass  man  keine  Reue  habe,  und  der  Lossprechung  nicht 
unwürdig  mache  (Arn.  3,  56).  Auf  Ersuchen  der  Mechelner  Pfarrer 
schrieb  W.  anonym  eine  Widerlegung  des  „seelenverderblichen  Bu- 
ches^* unter  dem  Titel  „Die  Goldgrube  untergraben  und  in  die  Luft 
gesprengt",  —  Goude  mijne  ondergraven  ende  in  de  locht  ge- 
sprongen,  oft  wederlegghinge  der  ziel-verderfelycken  boeck  van  P. 
Marcus  van  den  H.  Franciscus,  Religieus  Carmeliet  Discalz.,  Löwen 
1 688,  —  da  der  Carmeliter  sich  vertheidigte,  einen  2.  Tbeil :  Goude 
mijne  .  .  .  tweede  deel,  behelsende  de  wederlegghinge  van  de  voor- 
der  argumenten  van  P.  Marcus,  Loewen  1688,  und  da  der  Carme- 
liter der  Universität  Löwen  eine  Klage  gegen  den  Drucker  der 
Schriften  von  W.  einreichte,  Eefutatio  libelli  supplicis  R.  P.  Marci 
a  S.  Francisco,  Carm.  discalc.  indigni  [so  hatte  sich  P.  Marcus  selbst 
bezeichnet],  auctore  Aegidio  Albano,  Pastore  et  Decano  .  .  .  Mech- 
lin.,  Lov.  1688,  6  S.  4.  Arnauld  meinte,  das  Buch  des  Garmeliters 
müsse  von  der  Inq.  verdammt  werden;  aber  nicht  dieses,  sondern 
die  drei  Schriften  von  W.  wurden  1 689  von  der  Inq.  verb.  (die  zwei 
ersten  sind  die  einzigen  der  vielen  holländischen  Schriften  von  W., 
die  in  dem  Index  stehen).  Eine  vierte  Schrift,  worin  W.  unter 
Berufung  auf  die  kirchliche  Immunität  seine  Weigerung  begründete, 
vor  dem  Grand  Conseil  de  Malines  zu  erscheinen,  vor  das  der  Car- 
meliter die  Sache  gebracht  hatte,  kam  doch  nicht  in  den  Index. 

Nachdem  die  Unterzeichnung  des  Formulars  Alexanders  YII. 
in  Löwen  eingeführt  worden,  veröffentlichte  W. :  Panegyris  Janse- 
niana,  seu  testlmonia  eruditorum  virorum  celebrantia  librum,  cui 
titulns:  Com.  Jansenii  Ep.  Ipr.  Augustinus,  addito  prologo  galeato 
hodiemis  contro versus  non  parum  illustrandis  accommodo,  per  Pau- 
lum  Aurelium  Theologum  Timaleten.  Tempus  loquendi.  EccL  3,7. 
Gratianopoli  (Delft)  1698,  210  S.  4.,  eine  seiner  wenigen  umfang- 
reicheren Schriften.  Sie  wurde  sofort  8.  Apr.  1698  von  der  Inq. 
verb.  Es  folgten:  Apologia  Panegyreos  Jans,  ad  Theologum  Lovan., 
ubi  Janseniani  facti  assertionem  formulario  ineluctabiliter  contineri 
ostenditur,  ejusdem  formularii  exactores  subscriptoresque  non  unius 
criminis  peraguntar  rei  ac  lugubres  has  controversias  tandem  ali- 
quando  finiendi  necessitas  denuo   et  via  panditur,    Gratianop.  1699, 


1)  Idee  p.  9.  Dict.  Jans.  1,  346.  Amauld  10,  LXI;  11,  307.  Valery 
1,  199.  C.  Qu.  p.  23.  90.  In  dem  Index  von  Precipiano  von  1695  stehen 
5  hierauf  bezügliche  Schriften  von  M.  D.  W. 


Aeg.  de  Witte. 


707 


36  S.  4.  (anonym),  —  Apologia  secnnda  Panegyreos  Jane,  configens 
JiBMoismi  histoham  brevem  corrasam  a  L.  C.  Deckero,  S.  T.  L., 
EccI.  metrop.  Mechlin.  Canonico,  Gratianop,  1700,  31  S.  4.,  —  Apo- 
logia  tertia  Panegyreos  Jans,  enervans  Defensionem  brevis  bist. 
JiDs.  conflatam  a  L.  C.  Deckero  .  .  .,  Gratianop.  1701,  40  S.  4, 
die  beiden  letzten  gegen  die  S<:briften  von  Leodegar  (Leger)  Carl 
de  Decker:  Jansenismi  bist,  brevis  cnm  adjecta  solutione  planum 
difficnltatam  in  nova  Panegyri  Jans,  aliisqae  bujasmodi  scriptis, 
1700, 158  S.  12.,  undDefensio  brevis  bistoriae  Jans.,  1700,  64  S.  12. 
(Paqnot  2,  600).  Sonderbarer  Weise  wurde  die  2.  Apologia  von 
der  Inq.  1701,  die  1.  und  3.  erst  1707  verb.,  und  nocb  sonderbarer 
ist,  dass,  wäbrend  früber,  nocb  1819,  im  Index  alle  drei  ganz  rieb- 
tig  anter  Apologia  standen,  jetzt  die  2.  und  3.  unter  Deckero  steben. 

Im  J.  1706  scbrieb  W.  gegen  die  Bulle  Vineam:  Aviti  Aca- 
demici  Paraenesis  ad  alumnos  almae  Universitatis  Lovan.,  e  qua 
Üqnet,  quid  deferendum  sit  constitutioni  Clementinae  nuperae,  quae 
Vineam  Domini  Sabaotb  de  exordio  dicitur.  Timebo  bominem  ut 
Uceam  veritatem?  20  S.  4.  Er  vertbeidigte  diese  Scbrift  gegen 
H.  Denys:  Paraenesis  vindicata,  56  S.  4.  (Auszug  aus  beiden  Id^e 
p.  142).  Nur  die  erstere,  kleinere  Scbrift  wurde  1707  von  der 
loq.  verb.  Im  J.  1709  folgte  eine  kleine,  aber,  wie  scbon  der  Titel 
xei^  sebr  scbarfe  anonyme  Scbrift:  Denuntiatio  solemnis  bullae 
Clementinae  quae  incipit  Vineam  Domini  Sabaotb,  facta  universae 
eeelesiae  ao  praesertim  omnibus  bierarcbis  ejus  tanquam  evertentis 
doetrinam  gratiae,  qua  Cbristiani  sumus,  tanquam  resuscitantis  Pe- 
ligiam  cam  suis  asseclis,  tanquam  objicientis  Ecclesiam  extraneorum 
sctndalo  ....  ?.  Junii  1709,  11  S.  4.  Das  Scbriftcben  wurde  1712 
Ton  der  Inq.  verb.  Von  einigen  anderen  Scbriften  von  W.  wird 
§68  die  Rede  sein.  £s  ist  auffallend,  dass  nicbt  wenigstens  nocb 
zwei  der  umfangreicberen  verboten  wurden:  Nouvelle  apologie  de 
la  sainte  doctrine  de  Jans^nius,  1707,  52  S.  4.  (abgedr.  binter  der 
Idee),  und  namentlicb  Augustinus  Iprensis  vindicatus  atque  a  dam- 
natione  R.  P.  ürbani  VIII.,  Inn.  X.,  Alex.  VII.  et  Clementis  XI. 
ereptas  et  emtus  .  .  .  per  Aeg.  Albanum,  nuper  in  civ.  Mecblin. 
Decannm,  1711,  478  S.  4.  Es  wäre  weniger  auffallend,  wenn  man 
TOD  Witte  omnia  opera  verboten  bätte. 

Eine  französiscbe  Uebersetzung  der  Denuntiatio  mit  Bemerkungen 
htt  Pension  den  Lettres  de  Mgr.  Tarcb^v.  de  Cambray  au  P. 
Quesnely  1711  (Oeuvres  13,  265),  beigefügt,  von  denen  die  erste 
speciell  über  die  Denuntiatio  bandelt.  Quesnel  sagt  in  seiner  Rä- 
pofise  aax  deux  lettres  de  Mgr.  Tarcb.  .  .  .,  1711*:  er  babe  gar 
keinen  Antbeil  an  der  Abfassung  und  Verbreitung  der  Denuntiatio; 
dieses  6orit  t^m^raire  et  insupportable  werde  von  allen  Tbeologen, 
mit  denen  er  in  Verbindung  stebe,  missbilligt.  Witte  antwortete 
in  Augustini  Iprensis  vindicati  vindiciae  uberiores  s.  Epistolae  D. 
Fenelonii  ...  ad  P.  Qnesnellium  et  Responsionis  ab  boc  ad  D.  Fe- 
oelonium  datae,  qua  parte  Denuntiationem  Bullae  Clementinae  in- 
Taduit,  excussio  et  depulsio,  per  Aeg.  Albanum  Presb.,  1711. 
Qaesnel  wiederbolt  in  der  Reponse  a  M.  de  Witte  sur   son  demier 


70ft  Gas  de  conscience  von  1702. 

6crit,  oüL  il  pr^tend  jastifier  sa  Denonc.  de  la  balle  de  Clement  XL, 
.  .  .  1711:  die  DeDuntiatio  werde  von  allen  verständigen  Greistlicben 
als  BcandalÖs  angesehen,  der  selige  Erzbischof  von  Sebaste  sei  dar- 
über sehr  indignirt  gewesen.  Du  Vaucel  schrieb  schon  1701  an 
Quesnel:  die  Löwener  müssten  Witte  und  Gerberon  desavoniren,  und 
zwar  nicht  bloss  ihr  Auftreten,  sondern  auch  ihre  Ansichten;  man 
müsse  sie  extra  synagogam  facere;  sie  richteten  mit  ihren  Masslosig- 
keiten  un  mal  infini  an  (L.  de  Meyer  p.  XVI).  Witte's  Nouvelle 
Apologie  wurde  auch  von  seinem  Freunde,  dem  holländischen  Priester 
Andreas  van  der  Schner  (Schurius,  f  1719)  bekämpft:  Irenicon  s. 
Epistola  pacifica  Philireni  presbyteri,  1708,  worauf  de  Witte  mit 
Polemicum  s.  bellica  expostulatio  catholici  Philalethis  adv.  Irenicum 
.  .  16  S.  4.,  antwortete  (beide  der  läie  beigebunden).  Von  diesem 
wurden  Andreae  Schurii  Grorcomiensis  Presbyteri  S.  T.  P.  Episto- 
lamm  1.  L,  IL  et  III.,  Utrecht  1694—97*,  3  voL  8.,  1702  verb. 
Die  allermeisten  dieser  Briefe,  —  Schurius  und  Witte  galten  als 
elegante  Lateiner,  —  sind  ganz  harmlosen  Inhalts.  Eine  andere 
Briefsammlnng  von  ihm:  A.  S.  Philireni  Epistolarum  Centuria  L, 
cum  farragine  epistolarum  Andreae  Alciati  aliorumque  ad  Viglium 
Zuichenum,  Delphis  1702*,  und  A.  Schurii  Anthologia,  P.  1.  et  2., 
Utrecht  1700*  (Briefe  und  Excerpte  aus  Kirchenvätern),  stehen  nicht 
im  Index. 

Ein  Enfant  terrible  der  antijansenistisohen  Partei  war  Adrian 
van  Wijck,  geb.  zu  Eoterdam  1641,  wie  er  selbst  hervorhebt  im 
Jahre  der  Verdammung  des  Jansenius,  nach  Vollendung  seiner 
Studien  1666  von  Neercassel  zum  Priester  geweiht  und  zum  Pfarrer 
zu  Ketel  bei  Delft  ernannt.  Nach  Neercassels  Tode  J.686  wurde  er 
(von  den  Jesuiten)  Innocenz  XL  als  dessen  Nachfolger  in  Vorschlag 
gebracht;  er  klagt,  der  spätere  Erzbischof  Codde  habe  ihn  damals 
als  Faex  missionis,  als  Zänker,  unruhigen  Kopf  u.  s.  w.  bezeichnet. 
—  1689  schrieb  er  Den  catholycken  Theologand  ofte  een  theologische 
verhandelinghe  aengaende  de  goddelycke  gratie  volgens  de  wys  op 
welcke  van  dien  Stoffe  .  .  .  ßot.  1689.  Schurius,  welcher  darin 
besonders  angegriffen  wurde,  denuncirte  das  Buch  in  Rom  (Epist. 
2, 182).  Auch  Arnauld  (3,  228)  schickte  Thesen  daraus  an  du  Vau- 
cel, —  er  bezeichnet  den  Verfasser  als  Semipelagianer,  —  und  sprach 
die  Hoffnung  aus,  die  Cabale  der  Jesuiten  werde  die  Verdammung 
des  Buches  nicht  hindern.  Es  wurde  wirklich  1690  von  der  Inq.  verb., 
einige  Monate  später  auch  Den  toet-steen  [Prüfstein]  van  het  boekjen: 
Eechtmaetigh  onderscheyd  .  .  .  Rot.  1690  (über  die  Distinction  ab- 
r6g6e,  S.  472).  1692  veröffentlichte  er  Vriendelycken  zentbrief  aen  alle 
de  soogenaemde  Jansenisten,  worin  auch  die  Lehren  der  Thomisten 
von  der  gratuita  praedestinatio  und  gratia  per  se  ef&cax  als  schreck- 
liche Lehren  bekämpft  werden  (Arn.  3,  737).  Der  Commissarius  8. 
Off.,  Thomas  Maria  Bosius,  und  der  Qnalificator  Phil.  a.  S.  Nicoiao 
(Carmeliter)  erklärten:  das  Sendschreiben  sei  eine  offenbare  Ueber- 
tretung  der  päpstlichen  Deorete,  weil  darin  die  Sententia  communis 
der  Väter  und  Theologie  von  der  gratuita  praed.  et<;.  verketzert 
werde;    es  sei  darum  und  wegen  seines  verwegenen  und  injuriöeen 


el^. 


Adrian  van  Wijck. 


709 


Tones  geeignet,  die  Eintracht  und  den  Frieden  unter  den  in  ketze* 
fischen  Gegenden    lebenden  katholischen  Missionaren   zu  stören,  und 
es  sei  als  Epistola  seditiosa  et  scandalosa  zu  verbieten  (Serry  p.  82). 
Die  Inq.  verbot' dasselbe  1.  Juli  1693,  gleichzeitig:    Den  oprechten 
Catholyck  thoonende  [beweisend],  dat  Godt  aen  alle  menschen,  niemant 
Qjtgenommen,  een  genoeghsame  genade  geeft,  om  te  kunnen  saligh 
werden,  Rot.  1668    (mit   dem  Zusätze    tractans  etiam  in  particulari 
de  infidelibus  paganis   et  parvulis  non  baptizatis),    und  Kort  en  ge- 
troaw  verhael    van  H  gene  on längs  is  voorgefallen  tusschen  den  H. 
Lambertus  van  Rhijn,  Pastor  tot  Punachker,  en  my  onderschrieven 
Adriaao  van  Wijck  (als  Folium  bezeichnet).      Der   Int«rnunoiu8  zu 
Brüssel   wurde    von    der  Inq.  beauftragt,    Wijck  das  Decret  mitzu- 
theilen   und    ihn    zur  Unterwerfung    aufzufordern.     Wijck    aber,  — 
Atd.  3,  737  sagt,    er  habe  gewusst,    dass    der  Intemuncius  und  die 
Jesuiten  für  ihn  seien,  —  weigerte  sich  und  veröffentlichte:     Adr. 
VBD  Wijck,  saecularis.presbyteri  et  in  Hollandia  missionarii,  suppli- 
eatio  ad  Emin.  et  Rev.  S.  R.  £.  Cardinales  et  Inquisitores  supremos, 
at  Don   cogatur    subscribere   judicio  Patris  Commissarii    et    alterius 
Qualificatoris.     Diese  Schrift  wurde   natürlich   sofort    19.  Mai   1694 
verb.  und  Wijck  nochmals  zur  Unterwerfung  aufgefordert.    Er  ver- 
öffentlichte nun  Eenvoudigh  verhael  van  'tgene  voorgevallen  is  wegens 
sekcr  geschrift :  Vriendelycken  zentbrief  .  .  .,  und  anonym :  Naeder 
dekreet  van   de   Roomse  vierschaer  [Decretum  nuperum  tribunalis 
Rom.]    genaemd    Inquisicie    by   het    welke   onder  anderen  verdoemt 
's  Word  het  smeekschrift  [Bittschrift]  van  Heer  Adriaen   van  Wijck, 
Pa«toor  in  de  Kethel,  door  den  voorz.  beer    an   de   Cardinalen  van 
Rom,    dat    zijne    ses  voorige   geschriften  veroordeelt    en   verbannen 
waeren,  beide  1694,    verb.  7.  Sept.  1695.  —  Andere  Schriften  von 
ihm  sind  nicht  verboten  worden.     In  der  erst  in  neuester  Zeit  ver- 
öffentlichten Responsio  bipartita  sagt  er:    sieben  Schriften   von  ihm 
seien  in  Rom  lediglich  [!]  darum  verboten  worden,  weil  er  darin  ohne 
Erlaubniss  des  h.  Stuhles,  und  zwar  in  der  Volksprache,  de  auxiliis 
gratiae  geschrieben;    seine  Libelli  seien  aber  encomiastico  censorum 
ordinariorum  calculo  muniti  erschienen;  er  spricht  dann  ausführlich 
über  einzelne  angebliche  Irrthümer  in  denselben^). 

3.    Pierre- Jean-Frangois  Persin  de  Montgaillard ,    geb.  1633, 
»eit  1664  Bischof   von   St.  Pons^),    von    dem  d'Aguesseau  13,  291 


1)  Responsio  bipartita  Adriani  Wyckii  ad  ea,  quae  in  recenti  Apo- 
\og\2L  quorundam  (e%  ist  die  1702  erschienene  Apologia  von  Jo.  Palaeopi- 
itoa,  d.  i.  G.  de  Witte  gemeint)  de  clero  nostro  tum  de  persona  illius  tum 
de  doctrina  continentur,  im  Archief  voor  de  gesch.  van  het  AB.  Utrecht, 
9(1881),  321-308.  Vgl.  van  der  Aa  s.v.  Paquot  8,  644.  Bellegarde 
p.  200.  231.  250.  Eist.  Zts.  1875,  259.  262.  —  De  Witte  schrieb  Duyts 
antwoord  op  sekeren  latynsen  brief  van  Adriaan  van  Wyck,  Pastor  in  Ketel, 
1705  (Idee  de  Witte  p.  126),  der  Dominicaner  Norbert  d'Elbecque  Dis- 
sohitio  schematis  Wyckiani  bipartiti  de  praedestinatione,  1708  (Quetif  2, 
788.  Serry  p.  660.  L.  de  Meyer  p.  XV.  XXVI). 

2)  Sein  Vater  war  wegen  Uebergabe  einer  Festung  im  Mailändischen 


710  Cas  de  oonscience  von  1702. 

sagt,  er  sei  einer  der  heiligsten  Biscböfe  der  letzten  Zeit  gewesen 
und  werde  mit  Unrecht  als  Jansenist  bezeichnet,  wurde  in  Rom  zu- 
erst denuncirt  wegen  einer  Instruction  contre  le  schisme  des  preten- 
dus  r6formez,  dann  wegen  des  1681  von  ihm  in  seiner  Diöcese  ein- 
geführten Breviers,  darauf  wegen  eines  Streites  mit  den  RecoUecten 
in  seiner  DiÖcese.  —  In  einem  ausführlichen  Briefe,  den  er  an  Cle- 
mens XL  richtete,  als  durch  ein  Decret  der  Inquisition  vom  27.  Apr. 
1701  8  Schriften  von  ihm  verboten  worden  (ü.  N.  1705,  96),  sagt 
er,  Innocenz  XI.  habe  seine  Gegner  mit  den  beiden  ersten  Denun- 
ciationen  abgewiesen.  Der  Instruction  war  zum  Vorwurf  gemacht 
worden,  dass  er,  um  die  Protestanten  zu  gewinnen,  einige  Unter- 
scheidungslehren abgeschwächt  und  u.  a.  das  Lesen  von  französischen 
Bibelübersetzungen  für  erlaubt  erklärt  habe.  Der  Bischof  versichert, 
Card.  Grrimaldi  und  mehrere  französische  Bischöfe  hätten  das  Buch 
gelobt  und  es  habe  die  Bekehrung  mancher  Protestanten  bewirkt. 
Es  wurde  1701  nur  mit  d.  c.  verboten.  —  Was  das  Brevier  betrifft, 
so  war  in  der  Diöcese  St.  Pons  früher  das  Brevier  von  Narbonne 
(in  der  Kathedrale  das  Benedictiner-Brevier)  gebraucht,  1657  von 
Persins  Vorgänger  das  Römische  empfohlen  worden.  Persin  führte 
dieses  mit  einigen  Modificationen  ein:  er  fügte  eine  Anzahl  von 
Diöcesan-Officien  bei  und  liess  eine  Anzahl  von  Römischen  weg, 
u.  a.  S.  Mariae  ad  Nives,  Nominis  Mariae,  auch  einige  Ordensheilige, 
Antonius  von  Padua,  Ignatius  Loyola,  Raimund us  Nonnatus,  anch 
Stigmata  S.  Francisci.  Der  Archidiakon  F.-G.  de  Thesan  du  Puyol 
reichte  im  Namen  des  Domcapitels  und  einiger  anderen  Geistlichen 
eine  Beschwerde  darüber  bei  Innocenz  XL  ein.  Der  Bischof  ver- 
theidigte  sich  in  einer  Schrift  Du  droit  et  du  pouvoir  des  ^vlques 
de  regier  les  offices  divins  dans  leurs  dioc^ses,  suivant  la  tradition 
de  tous  les  sifecles  depuis  J.-Chr.  jusqu*^,  präsent,  1686,  dem  ein 
Recueil  des  factums  et  autres  pi^ces  qui  ont  servi  k  la  defense  du 
calendrier  du  dioc.  de  St.  Pons  beigefügt  ist  (die  drei  Factums  waren 
im  Parlament  von  Toulouse  vertheilt  worden,  bei  welchem  der  Archi- 
diakon einen  Appel  comme  d'abus  eingelegt  hatte).  Diese  zwei 
Schriften,  aber  auch  die  Klageschrift  von  Thesan  wurden  1701 
sammt  dem  von  dem  Bischof  eingeführten  Proprium  Sanctorum  und 
den  Directoria  et  Calendaria  für  1681  verb.^).  —  Der  Streit  mit 
den  RecoUecten  begann  schon  1671  mit  einer  Schrift  La  veritable 
dävotion  k  la  Mire  de  Dieu  ^tablie   sur   les   principes   du  christia- 


1640  enthauptet  worden.     Später  wurde  sein  Andenken  retablirt  und  zum 
Tröste  der  Familie  1664  der  zweite  Sohn  zum  Bischof  ernannt. 

1)  Von  der  Instruction  wird  in  dem  Briefe  in  den  ü.  N.  1705  aus- 
führlich gehandelt,  von  dem  Brevier  in  einer  Schrift  ohne  Titelblatt  40  S.  4., 
welche  den  (lateinischen)  Texte  de  la  lettre  de  l'Archidiacre  de  St.  Pons 
k  Innocent  XI.  und  (französische)  Notes  de  1'  eveque  de  St.  Pons  enthalt. 
Es  ergibt  sich  daraus,  dass  der  Bischof  auch  die  2.  Nocturn  etwas  cx- 
purgirt,  u.  a.  die  Legenden  von  den  Päpsten  Marcellinus  und  Silvester 
in  ganz  ähnlicher  Weise  geändert  hatte,  wie  neuestens  Leo  XIII.  (A.  J. 
P.  23,  382.  494).  Vgl.  (Freschot),  L'etat  dn  siege  de  Rome  2,  176. 


J 


Perain  de  Montgaillard,    Bischof  von  St.  Pons. 


711 


Bume,  par  le  P.  Chernbin  de  S.  Maria  Rnppe  Reoollet.   Es  scheint 
flch  anfangs  um    eine  Polemik   über  Marienverehrnng  (S.  240)  und 
andere   doctrinelle  Pankte,    anch    um    das  Bibellesen    gehandelt   zn 
haben;   später,    1694,    trat  der  Streit  über  die  Stellung  der  Orden 
zum  Bischof  in  den  Vordergrund,  da  die  Recollecten  unter  Berufung 
aof  ihre   Exemtion    gegen    eine   bischöfliche  Visitation  protestirten. 
Beide  Theile  wandten   sich   an   den  Papst   und  der  Bischof  schickte 
leinen  Neffen  als  seinen  Vertreter  nach  Rom.     Innocenz  XII.  beauf- 
tragte 1698  einige  Theologen   mit  der  Prüfung  der  Sache  ^).     Diese 
wurde  aber  bald  der  Inquisition  übergeben  und  am  27.  April  1701 
erliess  diese  ein  Beeret,  worin  8  Schriften  des  Bischofs,  ausser  den 
schon  erwähnten  4  auf  den  Streit  mit  den  Mönchen  bezügliche,  ferner 
die  Schriften    von  Thesan    und  von  Rupp6  (mit  d.  c.)    und   noch  8 
andere  verb.  wurden,  die  im  Index  unter  Examen,  Lettre  (3),  Picot, 
fieflexions  (2),  Requete  stehen,  also  zusammen  18  Schriften,  zu  deren 
Lectäre  sich    wohl   jetzt  kaum    noch  jemand  versucht  fühlen  wird. 
In  dem  Decrete  werden  schliesslich  auch  noch  alle  anderen  Libelli, 
epistolae,  folia  et  alia  quaecunque  hinc  inde  edita  occasione  contro- 
versiae  inter  praedictum  Episcopnm  et  Patres  Recollectos  verboten, 
woraus  doch  Ben.  kein  Decretum  generale  gemacht  hat. 

Auf  den  Rath  Renaudots  wendete  sich  der  Bischof  nochmals  an 
den  Papst  mit  dem  schon  erwähnten  Briefe  vom  J.  1705.  Er  erinnert 
darin  daran,  dass  ihm  Innocenz  XII.  versprochen,  er  wolle  die  Sache 
durch  eine  ausserordentliche  Congregation  untersuchen  lassen  und 
dann  selbst  entscheiden,  und  dass  auch  Clemens  XI.  seinem  Vertreter 
eine  Entscheidung  des  h.  Stuhles  in  Aussicht  gestellt  habe ;  und  nun 
sei  ein  Inquisitionsdecret  gekommen,  welches  er  nach  dem  Vorgange 
der  Sorbonne,  der  Parlamente  und  vieler  Bischöfe  einfach  ignoriren 
könnte,  welches  eine  Beleidigung  des  Episkopates  sei,  da  es  mit 
demselben  Stocke  den  Hirten  und  die  Schafe  schlage  u.  s.  w.;  der 
Papst  möge  die  Sache  nochmals  untersuchen  lassen,  das  Beeret  cas- 
siren  und  selbst  entscheiden,  damit  man  ihm  nicht  höhnend  vorhalte, 
er  hätte  voraus  wissen  können,  cunota  Romae  teuere  monachos  contra 
invisos  ibi  episcopos,  maxime  gallicos;  arripi  occasiones  eos  in  or* 
dinem  redigendi  altosque  eorum  spiritus  frangendi;  si  quid  scrip- 
aerint  ab  italicis  moribus  nonnihil  remotum,  a  nudius  tertius  in- 
dactis  consuetudinibus  dissonum,  a  recentioribus  quorundam  religio- 
aorum  opinionibus  alienum,  id  mille  quaesitis  coloribus,  imo  nullo 
qnaesito  colore  damnari.     Nachdem  das  S.  701  erwähnte  Breve  von 

1710  erschienen  war,    schrieb   der  alte  Bischof  einen   vom  2.  März 

1711  datirten  Brief  an  den  Papst,  den  er  offen  dem  Vicelegaten  von 


1)  In  dem  Briefwechsel  Bossaets  mit  seinem  Neffen  werden  die  Ver- 
handlungen in  Rom  wiederholt  erwähnt;  Oeuvres  41,  74.  180.  268.  289. 
Im  J.  1700  schreibt  Bossaet  (38,  103)  an  den  Bischof  de  la  Broue  von 
Mirepoix,  der  den  Streit  mit  den  Recollecten  beizulegen  versucht  hatte 
(40,  262.  392):  der  Bischof  von  St.  Pens  werde  der  Kirche  einen  grossen 
Dienst  leisten,  wenn  es  ihm  gelinge,  de  rendre  Rome  traitable  bezüglich 
der  Bibelübersetzungen  und  des  Bibellesens.        * 


712  Die  Utrechter  Kirche. 

Avignon  zusandte  und  den  dieser  an  den  Cardinal-Staatesecretär 
Paolucci  schickte.  Er  sagt  darin:  der  Papst  sei  über  sein  Mande- 
ment  nicht  gut  unterrichtet;  er  möge  dasselbe  prüfen  lassen,  dann 
werde  er  wohl  die  Censur  zurücknehmen  (Corr.  de  F6n.  3,  401). 
Vierzehn  Tage  vor  seinem  Tode  (13.  März  1713)  soll  er  nochmals 
an  Clemens  XI.  geschrieben  und  sich  unterworfen  haben. 


68.    Die  Utrechter  Kirche« 

Der  Gegensatz  zwischen  den  zwei  Richtungen,  die  man 
kurz  als  die  Jansenistische  und  die  jesuitische  bezeichnen  kann, 
bestand  auch  in  Holland.  Hier  kam  aber  noch,  wie  auch  anderswo, 
der  Gegensatz  zwischen  Weltgeistlichen  und  Ordensgeistlichen 
hinzu  und  ausserdem,  wie  in  England,  der  Streit  über  die  Frage, 
ob  die  Katholiken  in  protestantischen  Ländern  Bischöfen  oder 
apostolischen  Viearen  zu  unterstellen  seien.  Diese  Frage  ge- 
staltete sich  in  Holland  anders  als  in  England:  während  hier 
thatsächlich  Jahrhunderte  lang  apostolische  Vica.re  fungirten 
und  von  einem  grossen  Theile  der  Katholiken  die  Errichtung 
von  Bisthtimem  nur  angestrebt  wurde,  war  in  Holland  die  Hie- 
rarchie nicht  ganz  zerstört  worden.  Es  blieben  Capitel  bestehen, 
welche  Erzbischöfe  von  Utrecht  wählten,  die  zugleich  als  Ober- 
hirten der  Katholiken  in  den  fünf,  seit  der  Reformation  nicht 
mehr  besetzten  SufTraganbisthümern  fungirten.  Von  der  einen 
Seite  wurde  nun  behauptet,  jene  Erzbischöfe  seien  wirkliche 
Ordinarien,  wenn  sie  auch  nicht  den  Titel  Erzbischöfe  von 
Utrecht  flihrten,  sondern  nach  einem  Erzbisthum  oder  Bisthnm 
in-  partibus  benannt  würden,  auf  der  andern,  Holland  sei  seit 
der  Reformation  ein  blosses  Missionsland  und  der  Erzbischof 
ein  blosser  apostolischer  Vicar.  —  Diese  Gegensätze  führten 
zu  einem  förmlichen  Bruche,  als  Clemens  XI.  im  J.  1702  den 
Erzbischof  Peter  Codde  absetzte  und  Theodor  de  Cock  zum 
apostolischen  Vicar  ernannte  und,  da  diesem  von  der  Regierung 
der  Aufenthalt  in  Holland  nicht  gestattet  wurde,  dem  Nuncins 
in  Köln  die  Leitung  der  holländischen  Mission  übertrug.  Die 
Capitel  protestirten  gegen  diese  Massregel  und  wählten  von  1724 
an  in  ununterbrochener  Reihenfolge  Erzbischöfe  von  Utrecht, 
welche   von  1742   be'4W.  1758    an  auch  die  Bisthümer  Haarlem 


H.  Fr.  van  HeuMen.  718 

indDeventer  wieder  besetzten.  Der  Bruch  wurde  noch  dadurch 
vergr^ssert,  dass  die  Capitel  von  Utrecht  und  Haarlem  und  die 
ihnen  anhangenden  Geistlichen  nicht  nur  bezüglich  der  erwähnten 
päpsdichen  Massregel,  sondern  auch  bezüglich  der  Bulle  Uni- 
genitos  an  ein  allgemeines  Goncil  appellirten^). 

Im  J.  1707  wurde  durch  ein  Breve  Clemens'  XL  31  auf 
die  Codde'sche  Angelegenheit  bezügliche  Schriften  verboten, 
später  noch  eine  grosse  Zahl  von  Schriften  zu  Gunsten  der 
ütrechter  Kirche.  Von  dem  gelehrtesten  Berather  derselben, 
dem  berühmten  Löwener  Juristen  Z.  B.  van  Espen,  wurde  1704 
sein  Hauptwerk,  Jus  ecclesiasticuni,  1734  sämmtliche  Werke  ver- 
boten. 

1.    Im  J.  1682  wurde  Hugo  Franz  van  HeusBen  von  den  Ca- 

piteb  Ton  Utrecht  und  Haarlem  zum  Coadjutor  des  Bischofs  Neer- 

easgel  gewählt.    In  Born  stiesB  die  Bestätigung  auf  Schwierigkeiten, 

da  zuerst   seine  1677    in  Löwen  vertheidigten  Thesen,    dann    seine 

16S1    zu    Löwen   gedruckte    holländische  Schrift    über   den   Ablass 

denimcirt  wurde.    Card.  Azzolini  und  Schelstrate   vertheidigten  diese 

Schrift.     Während  der  Verhandlungen  starb  Neercassel  6.  Juni  1686, 

und  18.  Juli  wurde  Heussen   zu  seinem  Nachfolger  gewählt.    Inno- 

ceiiz  XI.  wollte  ihn  bestätigen;  aber  der  Augustiner  van  Heck  u.  a. 

denuDcirten  nochmals    die  Schrift  über  den  Ablass    der    Inquisition 

(Arn.  2,  763),    und    durch    ein  Decret  von    Fer.  V.    15.  Mai  1687 

vurde   (G.  Ziegler    De    episcopis  und)    Libellus    flandrico    idiomate 

impressus  Lovanii    1682,     cujus    titulns    latine  sonat:    Tractatus  de 

indulgentia  et  jubileo.  au  ct.  Vgo  Francisco  van  Heussen  ohne  weitere 

Motivirung  verb.^)  und  darauf  die    Bestätigung  verweigert.    —    Im 

Index  steht  die  Schrift  ohne  Heussens  Namen  als  Brevis  Tractatus 

interrogationibus  et    responsionibus    digestns    in  usum  fidelinm,    qui 

indulgentias  et  jubilaeum  cum  fructu  lucrari  meditantur,  Lov.  1681. 


1)  G.  Dapac  de  Bellegarde  (f  1789),  Bist,  abregee  de  l'egl.  metro- 
politaine  d'Utrecht,  3.  Ed.,  ütr.  1852,  p.  196.  500.  (Freschot),  L'etat  pres 
iS.  139),  3,  21.  (J.  G.  Herbst),  Die  kath.  Kirche  zu  Utrecht,  Tüb.  Q.-S. 
iP26.  Nippold,  Die  altkath.  Kirche  des  Erzbisthums  Utrecht,  1872.  Wenzel- 
burger, Erzbischof  Codde  von  Utrecht,  Hiat.  Zts.  1876,  241.  Rheinischer 
Merkur  1872,  5.  Vgl.,  ut  audiatur  et  altera  pars,  Fleur.  67,  1.  Til.  Wilh. 
Bickhusios,  Acta  Z.  B.  van  Espen,  P.  Quesnelli  et  Chr.  Erkelii  circa  mis- 
sionem  Bollandicam  1701—31.  Ed.  nova,  Mechl.  1827  (1787  auch  italienisch 
gedruckt;  G.  eccl    3,  42). 

2)  Das  Decret  steht  auf  der  letzten  Seite  der  Constit  Was  Belle- 
gsrde  p.  198  gegen  dasselbe  vorbringt,  reducirt  sich  darauf,  dass  Fehler 
darin  vorkommen,  wie  sie  sich  in  vielen  Decreten  finden:  ungenaue  Wieder- 
gabe des  Titel»,  Ugo  statt  Hugone  und  1682  statt  1681.  Wenn  Beileg. 
sagt,  der  Papst  habe  das  Decret  reformiren  lassen,  so  bezieht  sich  das 
nur  auf  einen  von  den  Schnitzern  gesäuberten  neuen  Druck. 


714  Die  Utrecbter  Kirche. 

Ben.  hat  belgice  beigefügt,  was  ganz  in  der  Ordnung  ist,  da  die  1690 
erschienene  und  dem  Card.  Gasanate  gewidmete  lateinische  Bearbei- . 
tung  nicht  yerb.  ist.  Arn.  3,  227  berichtet  1689:  Heussen  habe 
von  dem  Internuncius  die  Mittheilung  erhalten,  er  dürfe  eine  latei* 
nische  üebersetzung  mit  ganz  kleinen  Aenderungen  drucken  lasseD, 
aber  nichts  davon  sagen,   dass  die  Propaganda  dieses  erlaubt  habe. 

Nachdem  Heussens  Bestätigung  verweigert  worden,  schlugen 
die  Capitel  drei  andere  Geistliche  vor,  von  denen  der  Oratorianer 
Peter  Codde,  Pfarrer  und  Canonicus  zu  Utrecht,  20.  Sept.  1688  er- 
nannt wurde.  £r  erhielt  den  Titel  Erzbischof  von  Sebaste  i.  p. 
Vor  seiner  Consecration  forderte  der  Nuncius  Davia  zu  Brüssel  von 
ihm  die  Unterzeichnung  des  Formulars  Alexanders  YII.,  bestand 
aber  nicht  darauf,  als  Codde  erklärte,  er  müsse  sich  darüber  erst 
mit  seinen  Freunden  besprechen.  1697  veröffentlichte  der  Jesuit 
Louis  Doucin  ein  unter  Mitwirkung  von  Wyck  u.  a.  verfasates 
Memorial  abrege,  extrait  d^m  autre  plus  ample,  touchant  Petat  et 
le  progres  du  Jansenisme  en  Hollande,  s.  1.  (bald  darauf  auch  la- 
teinisch, erst  1705  holländisch;  Hist.  Zts.  1875,  268;  ein  Auszug 
daraus  A.  J.  P.  6,  1755).  G.  de  Witte  schrieb  dagegen  unter  dem 
Namen  Yincentius  Palaeophilus  eine  Refutatio  prodroma,  1698, 
36  S.  4.,  und  gegen  eine  Replik  Doucins  Gratia  triumphans  de  no- 
vis  liberi  arbitrii  decomptoribus,  inflatoribus,  deceptoribus,  ac  prae- 
sertim  schbillatore  Notarum  brevium  in  Kefutationem  prodromam 
Brevis  memorialis  de  statu  et  progressu  Jansenismi  in  HoUandia, 
per  Vinc.  Palaeophilum,  Delphis  1699,  82  S.  4.  (Diese  zweite 
Schrift,  nicht  auch  die  erste,  wurde  1707  von  der  Inq.  verb.,  s.  u.). 
—  Codde  schickte  im  Jan.  1698  Doucins  Memorial  nach  Rom;  im 
Juli  schrieb  er  darüber  an  den  Papst  und  einige  Cardinäle,  erhielt 
aber  keine  Antwort.  £r  schickte  auch  eine  Widerlegung  nach  Rom, 
welche  sein  Procurator  in  der  päpstlichen  Druckerei  drucken  liess 
und  den  Cardinälen  überreichte. 

In  einer  Sitzung  der  mit  den  holländischen  Angelegenheiten 
beauftragten  Cardinäle  unter  dem  Vorsitze  Albani's,  der  im  folgen- 
den Jahre  Clemens  XI.  wurde,  wurde  25.  Sept.  1699  beschlossen, 
Codde  abzusetzen  und  Theodor  de  Cock  zum  Provicar  zu  ernennen, 
diesen  Beschluss  aber  vorerst  nicht  zu  veröffentlichen  und  Codde 
einzuladen,  zum  Jubiläum  im  J.  1700  nach  Rom  zu  kommen.  £r 
kam  dort  11.  Dec.  an,  als  eben  Clemens  XI.  Papst  geworden  war. 
Drei  Cardinäle,  Marescotti,  Tanara  und  Ferrari,  wurden  mit  der 
Untersuchung  der  gegen  ihn  gerichteten  Anklagen  beauftragt  und 
ihnen  Fabroni  als  Secretär  beigegeben.  Er  überreichte  schon  3.  März 
1701  den  Status  missionis  in  Foederato  Belgio,  worin  er  n.  a.  be- 
streitet: ecclesiam  Batavam  concidisse  ad  vilitatem  pnrae  missionis, 
dann  zu  seiner  persönlichen  Yertheidigung  2.  Juni  1701  Declaratio 
Archiepiscopi  Sebasteni,  Apostolici  in  HoUandiae  missione  Vicarii, 
super  pluribus,  quae  tum  ad  ipsum,  tum  ad  illam  pertinent,  inter- 
rogationibus,  und  15.  Oct.  Responsiones  ...  ad  scriptum  yaria  ac- 
cusationum  capita  continens  jussu  Eminentissimornm  ei  traditum. 
Die  beiden  letzteren  Schriften  wurden  in  der  Druckerei  der  aposto- 


j 


P.  Godde.  716 

fisehen  Kammer  (als  Mannscript)   gedruckt.     In  einer  Gongregation 
Yon  10  Cardinälen,    die    mit  der  Prüfung  beauftragt,  wurde  (Inqui- 
lition?),    Bpracben    sich    18.  Dec.  1701    fünf,    darunter    Norie   und 
d^tr^es,  für,  fünf  gegen  Codde  aus.  Durch  ein  Breve  vom  18.  Mai 
1703  wurde  aber  Peter  de  Cock,  da  Codde  suspendirt  sei,  zum  Pro- 
ricar  ernannt    (er    wurde   von  den  Capiteln  und  den  Ständen  nicht 
inerkannt,  von  diesen  8.  Aug.  1703  verbannt  und  lebte  dann  einige 
Zeit  in  Emmerich,  darauf  in  Rom).     Godde   wurde  noch  11  Monate 
ia  Rom  zurückgehalten,  —  es  scheint,  dass  man  ihn  bis  zu  seinem 
Tode  dort  zurückhalten  wollte,    —   und  kehrte  erst  1703  in  Folge 
einer  Aufforderung   der    Stände    nach    Holland    zurück.     In   einem 
Breve  an  die  holländischen  Katholiken  vom  7.  April  1708  (Rosko- 
rany  3,  2)  erklärte  Clemens  XI.,    er    habe    aus  gerechten  und  ge- 
vichtigen  Gründen  den  Erzbischof  von  Sebaste  von  dem  Amte  eines 
apostolischen  Yicars    suspendirt    und  einstweilen  einen  Provicar  er- 
nannt, und  forderte  sie  auf,  sich  von  den  wenigen  ecclesiae   et  rei- 
pablicae  tnrbatores  nicht  irreleiten  zu  lassen,  die  sich  als  Vertreter 
euer  exactior  disciplina  et  rigidior  theologia  gerirten  und  Schmäh- 
Hbelle  gegen  den  h.  Stuhl  verbreiteten. 

Am  7.  Mai    1704    publicirte    die  Inquisition  ein  von  Per.  V. 
3.  April    datirtes  Beeret  (L.  de  Meyer  2,  723),    worin    die    beiden 
Yertheidignngsschriften    Codde's  auf  Grund  der  Gutachten  mehrerer 
Theologen  und  der  Vota  der  Gardinäle  verdammt  wurden,    weil  sie 
Lehren    und   Behau]^ungen   enthielten,    die    mindestens    verdächtig, 
lingulär    und   den  kirchlichen    Constitutionen    zuwiderlaufend    seien 
nud  wodurch  die  Gläubigen  in  schon  verdammte  Irrthümer  geführt 
nnd   mit  verkehrten    Meinungen    angesteckt    werden    könnten.    (Sie 
stehen  seit  Ben.  unter  Coddaeus.)     Codde  selbst,    wird  beigefügt, 
sei,  da   er    nach    einer    langen   und    sorgfältigen  Untersuchung  der 
ganzen  Sache  bezüglich  dessen,    worüber  er  denuncirt  worden,    den 
apostolischen   Stuhl    nicht  zufrieden    gestellt,    von  der  Leitung  der 
holländischen  Miesion,  von  der  er  früher  suspendirt  worden,    gänz- 
lich entfernt  und  ein  anderer  apostolischer  Vicar  zu  ernennen,    wo* 
rSber  in  der  Congregation  der  Propaganda  zu  verhandeln  sei.  Codde 
hatte  mittlerweile  in  einem   Hirtenbriefe  vom    19.  März  1704   über 
das  Verfahren  gegen  ihn  berichtet  und  erklärt,    er  werde  sein  Amt 
fortfuhren:  Epistola  ad  cath.  incolas  foederati  Belgii  de  suo  ad  Ur- 
bem  itinere    ac   de  muneris  sui    administrandi    interdictione.     Unter 
dem  20.  Aug.  veröffentlichte  er  eine  Epistola  secunda  etc.    In  dem- 
telben  Jahre  erschien  auch  D^fensio  P.  Coddaei  Archiep.  Seb.  adv. 
decretum    Inquisitionis   Romae    emanatum    Fer.  V.     3.    Apr.    1704. 
Diese  wurde  23.  Juli  von   der  Inq.  verb.  —  Ende  1706  veröffent- 
liehte  Godde  eine  Declaratio    apologetica    P.   Coddaei  Archiep.  Seb. 
sinceris  solidisque  documentis  firm  ata,    quam   circa  praecipua  causae 
niae  capita  evulgandam    duxit,    die  1707    auch  französisch  erschien 
(213  S.  12.  Belieg.  p.  501).     Darauf  zog  er  sich  zurück. 

In  einem  Breve  vom  4.  Oct.  1707  (Bull.  cont.  2,  60)  erklärte 
Clemens  XI.:  er  habe  von  den  zahlreichen  Schriften,  welche  zur 
Vertheidigung  des  3.  Apr.  1704  abgesetzen  Codde  und  seiner  gleich- 


716  Die  Utrechter  Kirche. 

zeitig  yerdammten  Schriftstücke  in  lateinischer,  französischer  and 
belgischer  Sprache  erschienen  und  welche  geeignet  seien,  die  Zwi* 
stigkeiien  unter  den  holländischen  Katholiken  zu  fordern  und  den 
Samen  falscher  Lehre  zum  Schaden  des  orthodoxen  Glaubens  ans- 
zustreuen,  vorläufig  einige  durch  die  Inquisition  prüfen  lassen.  Auf 
Grund  ihres  Gutachtens  und  auch  motu  proprio  verdamme  er  diese 
als  viel  Falsches,  Verleumderisches,  für  den  apost.  Stuhl  und  seine 
Diener  Beleidigendes  .  .  .  und  zum  offenen  Schisma  Führendes  ent- 
haltend, desgleichen  alle  Werke,  Bücher,  Briefe  und  anderen  Schriften, 
in  welchen  jenes  Decret  angegriffen  werde,  in  welcher  Sprache  sie 
auch  herausgegeben  seien  oder  herausgegeben  werden  würden.  — 
Die  31  in  diesem  Breve  verdammten  Schriften  sind  folgende:  die 
zwei  Hirtenbriefe  und  die  Declaratio  (im  Index  steht  Denunciatio) 
von  Codde  und  ein  1704  veranstalteter  Abdruck  der  bereits  1704 
verdammten  beiden  Schriftstücke:  Declaratio  et  responsiones,  cum 
in  Urbe  esset,  Em.  DD.  Cardinalibus  tradita  et  jam  orbi  pandita 
Christiane,  —  zwei  Schriften  über  das  Breve  vom  7.  Apr.  1703: 
Notae  breves  in  epist.  ad  catholicos  Hollandiae,  quae  sub  nomine 
Pontificis  Clementis  XI.  circumfertur,  per  jurisconsultum  Batavum, 
und  Vreedzamige  waarschouwing  over  zekere  brief  de  naem 
voerende  van  Clemens  XI.,  —  Litterae  ad  Archiep.  Sebastennm 
nomine  S.  Congr.  de  Propaganda  fide  25.  Aug.  1703,  ut  fertur, 
scriptae,  notis  vero  brevibus  illustratae  per  Janum  Parrhasium, 
Amst.  1704,  —  drei  Schriften  über  das  Inquisitionsdecret  vom 
3.  Apr.  1704:  Notae  in  decretum,  quod  Inquisitionis  nomine  cir- 
cumfertur contra  Archiep.  Seb.,  per  Janum  Parrhasium;  Zedelyke 
overweginge  van  het  dekreet  der  Roomische  Inquisitie  des  jaers 
1704,  3.  April,  tegens  de  verklaringe  en  verantwoordinge  de  Aartsb. 
van  Sebasten,  Roterdam  1704,  seit  Ben.  unter  Timotheus  van  Vrede; 
Avis  sinc^res  aux  catholiques  des  provinces-unies  sur  le  dtoret  de 
rinq.  de  Eome  oontre  T Archiv,  de  Seb.,  avec  plusieurs  pi^es  qoi 
ont  rapport  k  son  affaire,  1704,  340  S.  12.,  von  Quesnel;  —  zwei 
Schriften  des  Phil,  et  Med.  Dr.  Henr.  Spoor:  Responsio  ad  episto- 
lam  sibi  scriptam  a  D.  Internuncio  Bruxellensi,  datirt  Utrecht  im 
Mai  1703,  lateinisch  und  holländisch  gedruckt;  Klagende  Merkuor 
opgedragen  van  de  Heer  Franc.  Fairlemont  TheoL  Dr.,  Utr.  1703; 
—  Lettre  d'un  homme  de  qualit^,  pour  servir  de  reponse  ä  une 
autre  k  lui  address6e  par  Mgr.  Tlnternonce  apostolique  avec  la 
bulle  .  .  datee  k  Rome  le  7.  d'Avril  1703;  —  zwei  pseudonyme 
Schriften  von  de  Witte  (S.  705):  Apologia  pro  clero  ecclesiae  Batavomm 
romano-catholicae,  seu  rationes  ob  quas  clerus  censuit  in  locam 
Rev.  Archiep.  Seb.  non  esse  illico  recipiendum  D.  Theodorum  Cok- 
kium,  per  Jo.  Palaeopistum ,  Delft  1702,  79  S.  4.;  Imago  pon- 
tificiae  dignitatis  penicillo  sacrarum  scripturarum  et  traditionis  nati- 
vae  delineata,  ubi,  quid  Rom.  Pontifici  competat  vel  non  competat, 
coUectis  ex  ecclesiastica  suppellectili  documentis  Inculente  ac  com- 
pendio  demonstratur,  auct.  Desiderio  Palaeophilo,  Constanüae 
1704,  70  S.  4.;  —  mehrere  andere  Schriften  gegen  Cook:  Colly- 
rium  Theodore  de  Cook  dono    missum    per  M.  M.  A.  P.  C.  cordis 


Streitschriften.  717 

tmicitia,  1704;  Adeodatas  presbyter  compTesbyteris  de  clero  per 
Foederatvin   Belginin  D.  Theod.  Cokkinm  nt  proyicäritim  non  recipien- 
tibns  S.  P.,  Dclft  1703;    Diotrephes,   sive  spiritas    et  opera  Theod. 
Cockii  accarate  descripta  et  jnstifioando  clero  enm  in  vicariam  apost. 
lon  recipienti  in  Incem  data  ab  Eur^enio    Clario    Theologo,    Lngd. 
1704   (an  dieser  Schrift  hat  de  Witte   mitgearbeitet);    —    mehrere 
7ertheidigaiigen    Codde's:    Evenredige    samenspraek   op  het  ver- 
vjzen  van  onsen  Baligmaker  Jesue  Christan  en  op  de  zaek  van  den 
Arsehb.  van  Sebasten;  Xenicnm  chronographienm,  sive  selecta  in- 
oocentiae  per  invidiam  calnmniamqne  oppressae  exempla,  111.  ac  Rev. 
D.  Petro  Coddaeo,  Archiep.  Seb.,  pro  strena  oblata  cordis  et  animi 
nnceritate,  1705;    Disquisitio   theologica   de  potestate  ac  jnrisdic- 
tione,    qnibns  in  Foederati  Belgii    provinciis    etiamnnm    frnitar  Ar* 
diiep.  Seh.,  ablato  licet  vicariatn  apostolico,    nnnqnam  antehac    ty* 
pia  edita;    Lamenta   et   qnerelae   sponsae   Sebastenae  per  demen- 
tem XI.  vidnatae  ad  enndem  pro  sponsa  sna;  —  eine  Vertheidigang 
des  Rechtes  der  ütreehter   Kirche,    noch  als  Erzbisthtim,    nicht  als 
lissioDskirche  angesehen  zn  werden:    Assertio  juris  ecclesiae  me- 
tropoHtanae  ültrajectinae   romano-cath.   adv.  qnosdam,    qni    eam  ad 
instar  ecclesiamm    per    infidelium    persecntiones    destractamm    jure 
pristiiio  penitns  excidisse  existimant,    per  J.  G.  E[rkel],   J.  U.  Lic, 
ejusdem    eccl.    canonicum,    Delft   1703:    —     zwei  Denkschriften  flir 
iu  Recht  des  Haarlemer  Capitels:  Motivnm  juris  pro  capitulo  cathe- 
drali  Harlemensi,   und  Refntatio   responsi    ad    libellum    cui    titnlus : 
Motivam  .  .  .  sive  elncidatio  ulterior  jurium  ejusdem  capituli,  beide 
Haarlem  1703,    im  Breve  als  anonyme  Schriften,    seit    Ben.    unter 
dem  Namen  des  Decans  des  Capitels,    Martin   de  Swaen,    der    die 
beiden  Schriften   veröffentlichte;    verfasst  sind    sie    von    van  Espen 
(abgedr.  Opera  5,  343);    —   Cato  üticensis   redivivns  ad  amplissi- 
mos  archidioeceseos  Ultraject.    et    dioec.    Harlem.   capitulares  viros. 
Pro  arifi  et  focis;   —   Cleri    catholici    per    Foederatum  Belgium  et 
Arehiepiscopi  Beb.  religio  vindicata  contra  libellum  memorialem  de 
etata  et  progressu  Jansenismi  in  HoUandia  (von  Doucin);  Jo.  Clerici 
m    S.  Augustinum    censura    [S.  685]    refellitur;     scripta    varia   ad 
rem  pertinentia  ad  calcem  appendnntur.  Anth.  Christiano  Philire no 
Presbytero,  S.  Th.  Prof.,    ütr.  1703,  8.,    von  Quesnel;    —    Refle- 
xions   suceinctes  sur  la  lettre    d'nn   catholique  romain  a  un  de  ses 
«nis  d'Italie  tonchant  V^t  präsent    des  catholiques    rom.    en  Hol- 
lande, 7.  Nov.    1704;    —    endlich    einige  Schriften    gegen    die    Je- 
suiten:    Lettre    de    M.  N.    a  un    seigneur   d'Angleterre  sur  la  de- 
mande,  e*il  est  hon  d^employer  les  Peres  J^suites  dans  une  mission, 
qu'on  a  trouv^  k  propos  de  donner  derechef  au  public  en  taut  qu^elle 
foumit  de  la  Inmiere  dans  l'affaire  de  M.  de  Sebaste,  1686,  3  Fevr., 
▼on  Gerberon;  Gisberti    Amstelii    expostulatie  altera  adv.  Lojoli- 
tas,  foedos  societatis  Jesu  desertores,  Col.    1704  (von  der   Expostu- 
iatio  prima  adv.    eos,    qui   dicunt    se  de  consortio  Jesu  esse  et  non 
sunt,  et  sunt  synagoga  satanae,  wurde  erst  die  Ed.  2.  von  der  Inq. 
26.  October  1707    verb.);    Jesuitarum    aliorumque    Rom.  Curiae 
adnlantium  de  Summi  Pontificis    authoritate   commenta   regnis  regi- 


718  Die  Üireohter  Eirohe. 

bnsqae  infesta  ac  specialiter  Bupremis  praepotentibusqne  Foederati 
Belgii  Ordinibus  pericnlosa,  fideliter  proposita  per  JnrlBConBaltam 
Bataynm,  ecclesiae  et  patriae  amantem,  Amst.  1704,  von  Erkel.  — 
Die  Inq.  verbot  dann  noch  17.  Juli  1709:  Responsum  juris  .  .  . 
D.  Wemberi  Tbummermutb  JCti  ßermani  .  .  quo  .  .  .  evincitar, 
rescripta  pontificia  .  .  .  jute  non  snbeistere  •  •  .  ,  1708.  Eine  unter 
dem  Titel  Causa  Coddaeana  1705  erscbienene  Sammlung  der  baupt- 
säcblicbsten  Actenstüoke  (Belieg.  p.  500)  steht  nicht  im  Index  ^). 

Im  J.  1709  wurde  eine  Protestation  gegen  den  Nuncins  Bussi 
in  Köln  veröfPentlicbt,  dem  der  Papst  die  holländischen  EathoUken 
unterstellt  hatte:  Cleri  Bomano-catholici  praecipuarum  in  Hollandia 
australi  civitatum  protestatio  adv.  editores  et  divulgatores  quarundam 
epistolarum,  quae  sub  nomine  111.  ac  Rev.  D.  J.  B.  Bassii  .  .  . 
sparguntur,  23  S.  4.  Dann  erschien:  Protest  van  de  Rooms-catho- 
lyke  Clergie  .  .  .  tegen  het  vuyl  en  ondeugend  boek,  bedriegelyk 
genaemd  Troost-Schrift  voor  de  Rooms-Catholyken  .  .  .  [von  De- 
sirant]  door  J.  C.  van  Erkel  .  .,  Delft  1710.  Erkel,  Canonicus 
in  Utrecht,  wurde  darauf  von  dem  Nuncius  nach  Köln  citirt,  um 
sich  wegen  dieser  Schrift  zu  verantworten ;  er  protestirte  gegen  die 
Citation  und  wurde  16.  Jan.  1711  excommunicirt  (Vie  de  v.  Espen 
p.  142)  und  die  zweite  Schrift  15.  Apr.  1711  von  der  Inq.  yerb. 
Der  Protest  selbst,  zwei  weitere  umfangreichere  Yertbeidigungen 
desselben,  eine  Schrift  über  seine  Excommunication,  die  Defensio 
Archiepiscopi  Sebasteni  und  andere  Schriften  von  Erkel,  t  1734 
(Beileg.  p.  500),  stehen  nicht  im  Index. 

Am  18.  Dec.  1710  starb  der  Erzbischof  Codde,  nachdem  er 
kurz  zuvor  das  Ansinnen  des  Auditors  des  Nuncius  Bussi,  A.  Borgia, 
sich  zu  unterwerfen,  abgelehnt  hatte.  Durch  zwei  Decrete  der  Inq.  vom 
30.  Dec.  1710  und  14,  Jan.  1711  (Bull.  cont.  2,  410)  wurde  er  als  no- 
torisch ungehorsam  und  widersetzlich  gegen  die  apostolischen  Constitu- 
tionen und  Decrete  der  Fürbitte  der  Gläubigen  und  des  kirchlichen  Be- 
gräbnisses unwürdig  erklärt  und  der  Nuncius  beauftragt,  dieses  den 
holländischen  Katholiken  bekannt  zu  machen,  tam  ad  damnandam 
defuncti  memoriam  quam  ad  aliorum  refractoriorum  exemplum  et 
admonitionem.  Zwei  hierauf  bezügliche  Schriften  wurden  1712 
von  der  Inq.  verb. :  Justification  de  la  memoire  de  M.  P.  Codde, 
Archev.  de  Seb.,  Yicaire  apost.  dans  les  Provinces  unies,  contre  un 
d^cret  de  Tlnq.  du  14.  Janv.  1711,  en  deux  parties,  17 11^  von 
Petitpied;  Defensio  piae  memoriae  111.  ac  Rev.  D.  Petri  Goddaei 
.  ...  ad  clarissimum  Dominum,  1711,  —  in  demselben  Jahre  eine 
ausführliche  und  scharfe  Kritik  des  Breves  vom  4.  Oct.  1707  von 
Quesnel:  Divers  abus  et  nullitis  du  d^cret  de  Rome  du  4.  Oct. 
1707  au  sujet  des  affaires  de  TEgl.  oath.  des  Provinces  unies,  1708, 
234  S.  12. 


1)  üeber  manche  der  im  Iudex  stehenden  Schriften  hat  mir  auch 
der  beste  Kenner  der  auf  die  ütrechter  Kirche  bezüglichen  Literatur, 
Präsident  Carl  Garsten  zu  Amersfort  (f  1884)  keine  nähere  Auskunft  geben 
können. 


J.  C.  van  Erkel  n.  a.    Utrechter  Synode.  719 

In  dem  folgenden  Decenniam  wurden  yerb. :  Batavia  sacra 
dre  res  gestae  apostolicomm  viromm,  qni  fidem  Bataviae  primi 
iDtttlerant  .  .  .  studio  T.  S.  F.  H.  L.  H.  S.  T.  L.  P.  U.  T.,  Brüssel 
1714,  Fol.,  verb.  von  der  Inq.  1722,  von  van  Heussen  (Clement 
2,  491),  —  Storia  e  sentimento  delV  abate  Tosini  sopra  il  Gian- 
senismo  nelle  presenti  circostanze,  Concordia  1717,  3  voL  12.,  erst 
1728  verb.  Tosini,  Prof.  in  Bologna,  hatte  den  spätem  Cardinal 
Passionei  zu  dem  Utrechter  Congress  begleitet  and  bei  dieser  Ge- 
legenheit mit  Vertretern  der  Kirche  von  Utrecht  verhandelt;  sein 
fioeh  ist  Clemens  XL  gewidmet  (Belteg.  p.  276.  U.  N.  1741,  294). 
Henssens  Bist,  episcopatnom  Foederati  Belgii,  1719,  2  Fol.  nnd  viele 
andere  znr  Yertheidigung  der  Utrechter  geschriebene  Schriften 
(Walch,  N.  ReL-Gesch.  G,  95.  165)  stehen  nicht  im  Index. 

Im  J.  1723  wnrde  Cornelias  Steenoven  zam  ersten  Erzbischof 
Ton  Utrecht  seit  der  Entstehnng    des  Schismas  gewählt    and    1724 
roo  Dominicas  Maria  Yarlet,  Erzbisohof  von  Babylon  i.  p.,    conse- 
mrt    Benedict  XIII.  erklärte  in  einem  Breve  vom  21.  Febr.  1725 
die  Wahl  für  nall  and  nichtig,    die   Consecration    für  darchans  an- 
erlaabt  and  verdammlich  (execranda).    Aehnliche  Breven  erschienen 
fortan  fast   nach  jeder  Bischofswohl    in    der  Utrechter  Kirche.    — 
Fon    den    zahlreichen    and    zam  Theil  umfangreichen  Schriften,    in 
denen     bei    Gelegenheit     der    ersten    Erzbisohofswahl    und    danach 
das  Becht  der  Utreohter  Kirche    vertheidigt  wurde,    stehen    im  In- 
dex nur:    Acta    qaaedam  ecclesiae  Ultrajectinae  exhibita  in  defen- 
sionem  juriam  Archiepiscopi  et  capitali  ejusdem  eccl.  adv.  scriptum 
Ctrdinalis  Archiepiscopi  Mechliniensis,  Haag  1737,  verb.  1739  (Bel- 
ieg, p.   355.    Nippold  S.  139);    —    Instramentnm    appellationis 
ni.  ac    Bev.    Archiepiscopi    Ultrajectensis   et    Episcopt    Harlem.  ad 
Concilinm   generale    futurum    a    duobus    brevibus,    quae    praeferunt 
nomen  S.  D.  N.  Benedicti  XIV.,  scriptis  ad  universos  catholioos  in 
Foederato  Belgio,  s.  1.  1744,  verb.  durch  ein  Breve  Benedicts  XI Y. 
vom  26.  Juni  1745,   in  welchem  e^  heisst:    schon    der  Titel    zeige 
swar,    dafls  diese   Schrift  der   Proscription  würdig  sei;    gleichwohl 
werde  sie  nach  Anhörung  mehrerer  Theologen  und  vieler  Cardinäle 
aasdrücklich  verdammt  als  falsche  .  .  .  zum  Schisma  und  zur  Zer- 
störung der  kirchlichen  Hierarchie  verlockende  (nicht  auch:    ketze- 
rische) Sätze  enthaltend,  und  bei  Strafe  der  reservirten  Excomm.  1.  sent. 
verb.     Zugleich  werden  bei  derselben  Strafe  alle  geschriebenen  oder 
gedrnckten  Schriften  verdammt,    in    welchen   dergleichen  Irrthümer 
irgendwie    erneuert    oder   vertheidigt    werden.     Auffallender  Weise 
steht  kein  Verbot  in  den  Decr.  gen. 

Im  J.  1763  wurde  in  Utrecht  eine  Provincialsynode  gehalten, 
^ne  Abschrift  der  Acten  warde  nach  Rom  gesandt  mit  einem  vom 
21.  Sept  1763  datirten  Briefe  der  Synode  an  Clemens  XIII.,  worin 
sie  unter  besonderer  Hinweisung  auf  die  Decrete  über  den  Primat  und 
über  Hardouin  und  Berruyer  (ausser  diesen  war  auch  Phil.  Le  ClerC| 
S.  705,  censurirt  worden)  um  Approbation  bat.  Der  Commissar 
der  Inq.,  so  berichtet  Belleg.  p.  415,  erklärte  den  Cardinälen,  die 
Holländer  hätten  Hecht,  und  Clemens  XIII.  äusserte  einem  Prälaten 


^ 


720  Die  ütreehter  Kirche. 

gegenüber,  man  müsse  die  holländische  Angelegenheit  beizulegen 
suchen,  da  Acten  einer  Synode  angekommen,  die  sehr  gnt  seien. 
Die  Acten  wurden  1764  gedruckt:  Acta  et  decreta  secundae  Synodi 
provinciae  ültrajectensis  .  .  .,  ütr.  1764,  219  S.  4.,  und  vielen 
Bischöfen  übersandt.  Einige  französische  Bischöfe  beantragten  ihre 
Verdammung.  Card.  Castelli  erklärte  sich  sehr  heftig  gegen  die- 
selben in  einem  Consistorium  am  3.  Apr.  1765;  Card.  Albani,  ob- 
wohl sonst  kein  Freund  der  Utrechter,  widersprach  ihm.  Es  wurde 
nun  eine  besondere  Congregation  von  6  Cardinälen  mit  der  Prüfung 
der  Acten  beauftragt.  Sie  sprach  sich  mit  vier  Stimmen  (Rezzo- 
nico, Negroni,  Fabroni,  Castelli)  gegen  zwei  (Albani,  Torregiani) 
für  die  Verdammung  aus;  demgemäss  wurde  30.  Apr.  1765  eine 
Declaratio  nullitatis  pseudosynodi  Ultraj.  et  condemnatio  libri :  Acta 
etc.  publicirt  (Bull.  cont.  3,  67.  Tüb.  Q.-S.  1726,  223).  Der  Papst 
bezeichnet  darin  die  drei  Bischöfe  als  perditi  homines  et  pervicaces 
iniquitatis  filii,  welche  wiederholt  apostolico  majoris  excommnnica- 
tionis  mucrone  confixi  und  als  schismatici  vitandi  erklärt  seien. 
Diese  hätten,  sagt  er  weiter,  tumentes  in  peccato  suo,  die  Acten 
ihres  illegitimus  et  nefarius  conventus  nicht  nur  veröffentlicht, 
sondern  auch  mehreren  Bischöfen  übersandt.  Nach  Anhörung  einiger 
Cardin äle  und  anderer  frommer  und  gelehrter  Männer  cassire  er  die 
Acten  der  Pseudo-Synode,  verdamme  das  Buch  Acta  et  decreta  etc. 
und  verbiete  es  in  jeder  Sprache,  desgleichen  alle  anderen  geschrie- 
benen und  gedruckten  oder  zu  druckenden  Schriften  zur  Verthei- 
digung  dieses  verderblichen  Schisma^s.  Die  Utrechter  veröflPent- 
lichten  darauf  eine  Epistola  episcoporum  et  cleri  ecclesiasticae  pro- 
vinciae Ultraj.  ...  ad  8.  D.  N.  Clementem  P.  XIII.  .  .  occaaione 
Declarationis  .  .  . ,  1767,  46  S.  4.  —  Die  so  kräftig  verdammten 
Acta  stehen  merkwürdiger  Weise,  —  es  wird  pure  Vergesslichkeit 
sein,  —  in  keinem  Index,  auch  nicht  ein  Buch,  welches  der  Curie 
viel  unangenehmer  sein  musste:  Recueil  de  divers  temoignages  de 
plusieurs  cardinaux,  archevöques,  eveques,  universites  ....  juris- 
consultes  et  autres  personnes  c^l^bres  en  faveur  de  la  catholicit^  et 
de  la  16gitimit6  ...  de  l'egl.  cath.  des  Provinces-Unies  contre  le 
schisme  introduit  .  .  .  par  les  manoeuvres  des  J^suites  et  de  lears 
adh^rents,  Utr.  1763,  450  S.  4.  (Belleg.  p.  398).  Auch  die  Histoire 
abreg6e  von  Dupac  de  Bellegarde  ist,  obschon  dreimal  gedruckt, 
1765,  1770  und  1852,  nie  verb.  worden.  —  Nach  langer  Unter- 
brechung verbot  die  Index-Congr.  1844  quocunque  idiomate  Instruc- 
tion pastorale  sur  le  schisme  qui  divise  les  catholiques  de  Tegl.  de 
Hollande  vom  5.  Febr.  1844,  von  dem  1843  consecrirten  und  darch 
Gregor  XVI.  excommunicirten  Bischof  von  Haarlem,  H.  J.  van 
Buul  (Nippold  S.  83). 

2.  In  den  ersten  Streitigkeiten  der  Utrechter  Kirche  mit  Rom 
spielte  eine  hervorragende  Rolle  Zeger  Bernard  van  Espen,  geb. 
1646,  seit  1673  Priester,  seit  1674  Prof.  des  Kirchenreohts  sa 
Löwen.  Sein  Hauptwerk,  eine  der  bedeutendsten  Bearbeitungen  des 
Eirchenrechts  im  anticurialistischen  Sinne  (Schulte  S.  706),  Jus 
ecclesiasticum    Universum   hodiernae    disciplinae,    praesertim    Belgii, 


J 


Z.  B.  van  Espen.   Fourberie  de  Louvain.  721 

Gallianun  et  yicinarum  proTÜiciaram  aocommodatum  .  .  . ,  Lov. 
liOOy  wurde  1702  von  dem  GeneralTicar  des  Erzbiscliofs  Preci- 
pJAio,  Tan  Sneteren,  in  Rom  denuncirt  nnd  1704,  als  der  Process 
^n  Codde,  als  dessen  Rathgeber  man  v.  Espen  kannte,  im  Gange 
nr,  darch  ein  besonderes  Decret  der  Inq.,  aber  ohne  specielle  Mo- 
dTirang  verb.  (Yie  p.  22.  Snppl.  App.  p.  31).  Die  Inq.  verbot 
ferner  noch  bei  v.  Espens  Lebzeiten  (Fer.  IV.)  1707  das  Motivom 
jniis  för  van  de  Nesse  (S.  657)  nnd  1714  Tractatns  de  promnlga- 
ione  legam  eccl.  ac  speciatim  bullamm  et  rescriptoram  Cnriae  Born., 
ibi  et  de  placito  regio,  Lov.  1712  (Vie  p.  47). 

Schon  V.  Espens  erste  Schrift,  Dissertatio  canonioa  de  pecn- 
iaritate  in  religione  et  de  simonia  circa  ingressionem  religionis, 
iOy.  1684,  400  S.  12.,  —  worin  er  zwei  in  manchen  EJöstem  ein- 
erissene  Missbränche  bekämpft,  dass  den  Mönchen  der  Gennss 
bes  Privateigenthnms  (pecnlinm)  gestattet  nnd  dass  von  den  Ein- 
retenden  eine  Mitgift  gefordert  wurde,  —  wurde  von  den  Augusti* 
an  Desirant  und  Peter  Clenaerts  (t  1696)  und  einigen  anderen 
[&nchen  heftig  angegriffen  und  in  fiom  denunoirt.  Amauld  (S|100; 
,  645)  sagte:  es  wäre  scandalös,  wenn  die  Dissertatio  verboten 
trde;  die  Gegenschrift  von  Desirant  werde  man  jedenfalls  nicht 
erdanimen;  denn  er  greife  zwar  Fagnani  heftig  an  und  behaupte, 
ipstliche  Bullen  verpflichteten  nicht  mehr,  wenn  sie  40  Jahre  nicht 
iobachtet  worden;  aber  er  declamire  gegen  die  Jansenisten  und 
;ge,  der  Papst  habe  Gewalt  ad  alligandos  reges  in  compedibus 
e.  Die  Dissertatio  wurde  damals  nicht  verb.,  aber  1689  die 
liesen,  die  Clenaerts  1688*  hatte  vertheidigen  und  unter  dem 
ital  Synopsis  quadripartita  etc.  drucken  lassen  und  worin  v.  Espen 
gegriffen  wurde  ^). 

Desirant  war  auch  später  ein  Hauptgegner  v.  Espens  und 
leite  1707  eine  Haaptrolle  bei  der  sog.  Fourberie  de  Louvain. 
'  sandte  nämlich  dem  Erzbischof  und  dem  Internuncius  eine  An- 
hl  von  Schriftstucken,  welche,  wenn  sie  echt  gewesen  wären, 
Espen  und  seine  Freunde  hätten  ruiniren  müssen.  Das  schlimmste 
ir  ein  vom  10.  Jan.  1707  datirter,  Z.  B.  Y.  E.  unterzeichneter 
ief  an  van  de  Nesse,  worin  derselbe  ersucht  wurde,  die  Freunde 
r  Unterzeichnung  einer  beigelegten  Erklärung  zu  veranlassen, 
ren  Unterzeichner  den  holländischen  Generalstaaten  für  immer 
ihorsam  versprechen,  geloben,  keine  Delegaten  des  h.  Stuhles  an- 
erkennen und  kein  Decret  desselben  zu  beobachten,  immer  ihren 
auben  und  die  vortrefflichen  Sätze  des  Jansenius  zu  vertheidigen, 
d  sich  damit  einverstanden  erklären,  als  Bürger  von  Amsterd&m 
gezeichnet  zu  werden,  um  den  Schutz  der  holländischen  Begierang 
lieeeen  zu  können.  Der  Brief  war  von  der  Hand  eines  jungen  Mannes 
i.  Tourteau  geschrieben,  welcher  eidlich  erklärte,  van  Espen  habe 
1  desselben  dictirt.     Ferner  wurde  ein  Liber  congregationum  pro- 


1)  Ueber  andere  Thesen  von  Clenaerts  s.  Am.  2,  620.    Vgl.  Yie  de 
ESapen  p.  8. 

fiameli,  Indes  n,  46 


722  Die  Utrechter  Kirche. 

ducirt,  ein  ProtocoUbnch  über  Conventikel  der  Jansenisten,    welche 
ein  Jahr  lang  unter  van   fispens  Vorsitz    gehalten  sein  sollten,  ~ 
anch  darin  ist  wiederholt  von  dem  Ansohlnss  an  Holland  die  Rede, 
—  und  drei  Briefe  eines  Theologie-Studirenden  Grasper  ans  Amster- 
dam an   zwei    dortige  Freunde.    Diese  drei  (harmlosen)  Briefe  waren 
echt  und  von  Tourteau  auf  der  Post  gestohlen ;  alle  anderen  Schrift- 
stücke waren  fabricirt.     Tourteau  gestand  dieses   26.  März  ein  und 
gab   an,    Desirant,    dessen    Amanuensis  er  war,    habe    ihn    zu   der 
Fälschung  verleitet.     Des.  leugnete  dieses  und  behauptete,   er  habe 
die  ihm    von  Tourteau  vorgelegten  Schriftstücke    für  echt  gehalten 
und  bona  fide  gehandelt,    als  er  sie  heimlich    an   die  Behörden  ge- 
sandt.    Am  18.  Mai  1708  föllte  der  von  dem  Staatsrath  eingesetzte 
G-erichtshof  das  Urtheil:    die  Fälschungen   seien   von  Henkershand 
zu  verbrennen,    Desirant,  als    verdächtig,    die   Sache  mit  Tourteau 
ausgeheckt    und  denselben    zum  Stehlen    von    Briefen    verleitet  zu 
haben,  und  als  überwiesen,  authentische  Abschriften  von  den  Schrift- 
stücken gemacht   und   diese  mala  fide   den  Behörden    übersandt  zu 
haben,  abzusetzen  und  für  immer  zu  verbannen.     Nach  Beendigung 
des  Processes  wurde  die  (von  van  Espen  verfasste)   Conclasio  fina- 
lis  des  Fiscals  der  Universität,    Heinrich  Malcorps,   veröffentlicht^). 
Des.  veröffentlichte  mehrere  Vertbeidigungsschriften,  u.  a.  Apologia 
contra  impressam  conclusionem  finalem  D.  Henr.  Malcorps;  Goncor- 
dantia  litterarum  Z.  B.  V.  E.  Lovanii  in  Jan.  1707    et    litterarum 
Henrici  Grasper  ibidem  in  seq.  Febr.  detectarum;     De  nuUitatibns 
aliisque    defectibus    schedulae,  quam  D.  H.  Malcorps  cum  suis  cor- 
ruperunt  publicisque    tjpis  donarunt    sub    nomine    sententiae    latoe 
contra    P.   Bern.    Desirant,     1710,    endlich    P.    Nicolai    Tourteau 
poenitentia  christiana  .  .  .    contra  Henr.  Malcorps  tanquam  evnlga- 
torem    famosae    conclusionis   finalis  .  .  .,    CoL    1713*.     In    dieser 
letzten  Schrift  gibt   er  einen   Auszug  aus  den  drei  vorhergehenden 
und,  —  was  das  Beste  ist,  das  er  zu  seiner  Yertheidigung  beibringen 
konnte,  —  eine  Erklärung,    die  Tourteau    17.  Oct.  1713  zu  Löwen 
vor  seinem  Tode  abgegeben:    er   habe    die    Schriftstücke   fabricirt, 
aber  nicht  auf  Anstiften  Desirants    (es  erschien    dann    freilich  eine 
Epist.  ad  JCtum  Aquisgranensem  de  praetensa  N.  Tourteau  revoca- 
tione).  —  Yon  diesen  Schriften  verbot  die  Inq.  1714  De  nullitatibus 
etc.,  gleichzeitig:  Justitia  et  veritas  vindicata  contra  calumnias  et 
falsitates,  quibus  scatet  Apologia  Patris   Desirant  in  iis,    quae  con- 
cemunt  quosdam  Superiores  Carmelitarum  Discalc.  circa  Patres  Leo- 
poldum  et  Sylvanum,    ejusdem  ordinis  religiöses,    Leodii  1710.     In 
seltier   Apologia    hatte  Des.    auch    von    diesen   beiden    gesprochen; 
P.  Leopold  hatte  in  dem  Process  eine    sehr    verdächtige  Rolle    ge- 
spielt (van  Espen  5,  526.  578);  die  Justitia  enthält  nach  Desirants 
Yersicherung  Invectiven  gegen  die  beiden  Patres,   um  ihr  Zeugnias 
in  dem  Process  zu  verdächtigen. 


1)  Die  Actenstücke  bei  v.  Espen,  Opp.  5,  509  vffl.  289.  Danach  ist 
bearbeitet  Le  P.  Desirant  ou  l'hist.  de  la  Fourberie  de  Lonvain,  1710,  nach 
Des.  yon  Quesnel,  nach  Vie  de  v.  Espen  p.  163  von  Petitpied, 


J 


Z.  B.  Tan  Espen.    B.  Deeirmnt.  728 

Nach  seiaer  Yerartheiliing  begab  sich  Des.  znnächst  nacli 
Aichen.  Joaepb  I.  ernannte  ihn  zum  kaiserlichen  Theologen  nnd 
stellte  ibm  Wiedereinsetzung  in  Aussicht.  In  einer  Bittschrift  vom 
J.  1717  beantragte  er  bei  Carl  YI.  Cassimng  des  ürtheils,  Wieder- 
aisetenng  in  sein  Amt  und  Nachzahlung  des  Gehaltes;  das  Conseil 
de  Brabant,  dem  die  Bittschrift  zur  Begutachtung  übersandt  wurde, 
erklSrte,  sie  sei  remplie  d^impostures  d'un  bout  k  Tautre  (y.  Espen 
5,  591).  Er  wurde  dann  in  Rom  Professor  an  der  Sapienza,  schrieb 
noch  eise  Anzahl  Bücher  (Hurter  2,  982),  u.  a.  ein  Clemens  XI. 
gewidmetes  Consilium  pietatis  ...  ad  appellantes,  Rom  1720,  und 
itaxb  1728. 

Von  1703  an  verfasste  van  Espen  eine  Beihe  von  Outachten 
flr  die  ütrechter  (Opp.  5,  345—508.  Vie  p.  131).    Eines  derselben, 
De  numero  episcoporum  ad  yalidam    ordinationem  episopi    requisito 
itipoosio  epistolaris,  1725,  wurde  auf  Befehl  des  Grand  Conseil  de 
Malines  als  injurios  gegen    das  Breve    Benedicts  XIII.    und  andere 
Deerete  des  h.   Stuhles   öffentlich  zerrissen.    Wegen   dieser   Schrift 
wurden   bei    dem    Staatsrath  und    bei    der  Universität   und    wegen 
fleiner  Weigerung,    das   Formular  Alexanders  VIL    und    die   Bulle 
üiügenitns  zu  unterschreiben,  bei  dem  Erzbischof  yon  Mecheln  Pro- 
eesse  gegen  yan  Espen  eingeleitet,    die  ihn  1728  yeranlassten,   Lö- 
wen zu  verlassen.     Er  starb  2.  Oct.  1728,  82  Jahre  alt,  zu  Amers- 
£(M)rt^).  —  Sechs  Jahre  nach  seinem  Tode,  1734,  verbot  die  Index- 
Congr.  eisige  längst  gedruckte  Schriften,    Tractatus    hist.-canonicus 
de  censuris  eccL,  1709  (Vie  p.  42);  Diss.  de  asylo  1721 ;  Concordia 
immunitatis,  1700  (S.  654.657);    femer  Tract.    de  recursu  ad  prin- 
dpem  .  .  .  1725  (Opp.  5»  287.  Yie  p.  56),  necnon  opera  omnia  ejus- 
dean  yan  Espen.  Im  span.  Index  stehen  nur  einige  Werke  von  ihm. 
—  Die  Werke  sind  trotz  des  Verbotes  öfter,    auch    zu  Neapel,  Ve- 
Bedig  und  Köln'),    gedruckt   (Vie  p.  61)    und  viel  benutzt  worden, 
such  in  Bom:  Benedict  XFV.  citirt  sie  oft,  und  in  einem  1780  von 
dem  Secretär  der  Propaganda,  Mgr.  Borgia,  verfassten  und  in  deren 
Druckerei  gedruckten  Gutachten  wird  er  fast   auf  jeder  Seite  citirt 
(Walch,  N.  Rel.-Gesch.  8,  540).  Ferd.  Walter  nannte  in  der  1.  Auf- 
lage seines  Eirchenrechts  1822  das  Jus  eccl.    „ganz  ausgezeichnet" 
und  erklärte  noch   1839    (Höninghaus,    Eirchenzeitung  1839,  716): 
„dass  unter  den  von  mir  über  das  Eirohen-  und  Eirohenstaatsrecht 
aufgestellten  Grundsätzen  auch  nicht  ein  einziger  ist,  den  ich  nicht 


1)  Vie  p.  153.  166.  Mera.  bist,  sar  Paffaire  de  la  B.  Unigenitas  2, 
462.  Die  Actenstücke  der  Processe,  Causa  Espeniana,  Opp.  5,  60iB. 

2)  Ich  citire  nach  der  Ausgabe  Col.  1777.  —  1768  erschien  zu  Brüssel 
oad  Paris  ein  starker  Folioband:  Supplementum  ad  varias  oolleotiones 
operum  dar.  viri  Z.  B.  van  Espen.  Er  enthält  ausser  Schriften  und  Briefen 
Ton  V.  £.  und  der  Causa  Espeniana  ^828  S.)  mit  besonderer  Paginirang 
eine  Appendix  I.  und  II.  (44  S.)  und  Yie  de  M.  van  Espen  .  .  .  par  M*** 
Liceneie  ^  Droits,  Louvain  1767  (218  S.;  von  Dupac  de  Bellegarde). 
I^asselbe  enthält  der  als  Supplementum  bezeichnete  5.  Band  der  Ausgabe 
der  Opera,  Col.  1777;  nur  sind  hier  die  Appendices  weggelassen  und 
ist  die  Biographie  ins  Lateinische  übersetzt. 


724  Die  Balle  ünigenitus. 

dnrch  sind  der  anerkanntesten  Autoritäten  der  französischen  und 
deutschen  Schule,  eines  Bossuet,  Thomassin,  de  Marca,  van  Espen, 
Zallwein,  Sauter  ...  zu  rechtfertigen  im  Stande  wäre." 

Yen  van  Espens  Freund  und  CoUegen  Armand  Bauwens  (1674 
— 1724),  der  1722  mit  ihm  ein  Gutachten  für  die  ütreohter  unter- 
zeichnete (Opp.  5,  407;  er  war  Hontheims  Lehrer),  steht  im  Index 
nur  Dissertatio  de  concordia  sacerdotii  et  imperii,  hahita  Lovanii 
1723*,  rerh.  1725,  ein  Heft  von  24  S.  4. 


69.    Die  Bulle  Unigenitas. 

Quesnels  Anmerkungen  zum  Neuen  Testament,  deren  erster 
Theil  zuerst  1671  erschienen  war,  wurden  1708  durch  ein  Breve 
Clemens'  XI.  verboten.  Auf  den  Wunsch  Ludwigs  XIV.  ver- 
öffentlichte dann  der  Papst  die  Bulle  Unigenitus  vom  8.  Sept. 
1713,  wodurch  nicht  nur  das  Verbot  des  Buches  bestätigt,  son- 
dern 101  Sätze  aus  demselben  verdammt  wurden,  darunter  viele, 
die  jedenfalls  an  sich  unverfänglich,  zum  Theil  unbestreitbar 
richtig  sind,  ohne  dass  irgendwie  in  der  Bulle  angedeutet  wurdCi 
in  welchem  Sinne  dieselben  als  falsch  anzusehen  seien.  Die 
Bulle  wurde  von  dem  Pariser  Parlament  und  der  Sorbonne  mit 
Stimmenmehrheit  angenommen  und  von  den  meisten  französischen 
Bischöfen  publicirt,  von  einigen  aber,  namentlich  dem  Card,  de 
Noailles,  Erzbischof  von  Paris,  mit  Mandements,  die  im  J.  1714 
als  für  den  apostolischen  Stuhl  beleidigend  und  zum  SchisDia 
führend  von  der  Inquisition  verdammt  wurden.  Nai^h  dem  Tode 
Ludwigs  XIV.  (1.  Sept.  1715)  sprachen  sich  sofort  die  Pariser 
und  andere  theologische  Facultäten  offen  gegen  die  Bulle  aus 
und  mehr  als  80  Bischöfe  erklärten,  sie  hätten  die  Bulle  nur 
unter  Beifügung  von  Erläuterungen  angenommen,  und  baten  den 
Kegenten»  er  möge  eine  Interpretation  durch  den  Papst  erwirken. 
Im  J.  1717  appellirten  zunächst  vier  Bischöfe  feierlich  an  ein 
allgemeines  Goncil,  und  ihnen  schlössen  sich  mehrere  andere 
Bischöfe,  auch  Card.  Noailles,  viele  Geistliche  und  Laien  an. 
Sie  wurden  Appellanten  genannt,  ihre  Gegner  Acceptanten  oder 
Constitutionnaires.  Die  Frage,  ob  die  101  Sätze  irrig  seien  oder 
nicht,  trat  mehr  und  mehr  gegenüber  der  andern  Frage  in  den 
Hintergrund,  ob  eine  dogmatische  Bulle  als  eine  endgültige  Eni- 


Die  Bulle  ünigenitns.  725 

seheidang  von  Glaabensiragen,  also  als  unfehlbar  anzusehen  sei. 
Darum  wurde  der  Gegensatz  nicht  gemildert,  sondern  verschärft 
durch  eine  zweite  Bulle  vom  J.  1718,  in  welcher  Clemens  XI. 
zwar  der  Behauptung  entgegen  trat,  dass  durch  die  erste  Bulle 
Sitze  verdammt  würden,  die  bisher  unbehindert  vorgetragen 
worden,  aber  zugleich  jede  Erklärung  der  Bulle  fttr  unnOthig 
erklärte  und  unbedingten  Gehorsam  forderte.  Im  J.  1720  kam 
em  Ausgleich  zu  Stande,  in  Folge  dessen  manche  Appellanten 
Are  Appellation  zurücknahmen,  während  andere  dieselbe  wieder- 
holten (Reappellanten). 

Den  Nachfolger  Clemens'  XI.,  Innocenz  XIII.    (1721—24) 
baten  sieben   französische  Bischöfe,    die  Bulle  zu  cassiren  und 
ein  allgemeines  Concil  zu  berufen.    Ihr  Schreiben  wurde   von 
der  Inquisition  verdammt.  Benedict  XIII.  (1724—30)  erklärte  1724 
in  einer  Bulle,  die  Lehren  des  h.  Augustinus  und  des  h.  Thomas 
wfirden  durch  die  Bulle  Unigenitus  nicht  berührt;  er  war  persön- 
lich auch  zu  weiteren  entgegenkommenden  Erklärungen  geneigt ; 
aber   in  den  Acten  des  1725  zu  Bom  gehaltenen  Provincial- 
eoDcils  wird  die  Bulle  als  Regula  fidei  bezeichnet,  und  1727  be- 
stätigte er  das  Provincialconcil  von  Embrun,  welches  einen  der 
standhaftesten  Appellanten,  den  Bischof  Soanen  vonS^nez  suspen- 
dirt  hatte.    Ausser   diesem  verharrten  nur  wenige  französische 
Bischöfe  in    offener  Opposition  gegen  die  Bulle;    die  meisten 
onterwarfen  sich,    1730  auch  die  Sorbonne.    In  den   nächsten 
Jahren  trat  in  Frankreich  die  durch  die  angeblich  auf  die  Für- 
sprache des  Diakons  Fran^ois  Paris  und  anderer  Appellanten 
gewirkten  Wunder    hervorgerufene   Bewegung  in   den  Vorder- 
grund.  —    Unter   Clemens  XII.  (1730—40)   erschien   eine  be- 
merkenswerthe,   von  dem  Dominicaner  H.  Serry  anonym  unter 
dem  Titel  Theologia  snpplex  veröffentlichte  Kritik  des  Inhalts 
der  Bolle,  bezw.  der  Verdammung  vieler  der  101  Sätze,  die  eine 
ganz    orthodoxe    Deutung    znliessen.      Sie  wurde   ebensowohl 
verboten  wie  sein  etwas  früheres  Buch  über  die  päpstliche  Un- 
fehlbarkeit. 

Vom  Jahre  1731  an  nahm  das  Pariser  Parlament  eine  gegen 
die  cnrialistischen  Bischöfe  feindselige  Haltung  ein,  namentlich 
mit  Bücksicht  auf  ihre  Anordnung,  den  Appellanten  die  Sacra- 
mente  und  die  kirchliche  Beerdigung  zu  verweigern.  Diese  An- 


726  Die  Bulle  ünigenittiB. 

gelegenheit  wurde,  da  ancb  die  Bischöfe  Aber  die  Frage,  wie 
weit  diese  Verweigerung  auszudehnen  sei,  nicht  einig  waren, 
nach  Rom  gebracht,  und  Benedict  XIV.  erklärte  in  einem  Breve 
vom  16.  Oct.  1756:  nur  notorischen  Gegnern  der  Bulle  seien 
die  Sacramente  zu  verweigern,  eine  Entscheidung,  welche  nament- 
lich darum  bei  den  heftigeren  Gegnern  der  Appellanten  Miss&Uen 
erregte,  weil  der  Papst  die  Bulle  nicht  als  irreformabele  Definition 
der  Kirche,  sondern  nur  als  eine  Bulle  bezeichnete,  der  man 
Gehorsam  schulde. 

Im  Index  stehen  ttber  100  Schriften,  welche  mit  der  Bulle 
Unigenitus  zusammenhangen,  darunter  22  amtliche  Actenstücke 
von  französischen  Bischöfen,  von  denen  einige  durch  Breven, 
die  meisten  von  der  Inquisition  verboten  wurden,  —  drei  von 
dem  Cardinal  de  Noailles  wurden  von  Benedict  XIV.  aus  dem 
Index  entfernt,  —  und  vier  ArrSts  des  Pariser  Parlaments«  Von 
den  Bischöfen  Golbert  von  Montpellier  und  Gaylns  von  Anxerre 
wurden  sämmtliche  Schriften  verboten.  Diese  100  Schriften 
sind  nur  ein  kleiner  Theil  der  betreffenden  Literatur^);  aber 
am  17,  Febr.  1717  verbot  die  Inquisition  überhaupt  alle  Schriften 
in  denen  die  Bulle  in  hinterlistiger  Weise  umgangen  oder  in 
verwegener  Weise  angegriffen  werde.  Dieses  allgemeine  Ver- 
bot nahm  Benedict  XIV.  in  die  Decreta  generalia  11,  6  auf  und 
fligte  bei:  alle  Vertheidigungen  des  Buches  von  Quesnel;  alle 
Appellationen  von  der  Bulle  an  ein  allgemeines  Coneil;  Urtheile 
von  Theologen  oder  theologischen  Facultäten  oder  Akademieen, 
Berathungen,  Gonsultationen,  Acten  und  Decrete  von  solchen, 
irgendwelcher  anderen  Personen  Mandata,  Ordinationes,  Arresta, 
Epistolae,  auch  Interpretationen  und  Declarationen  und  alle 
Schriften,  in  welchen  unter  dem  Verwände  der  Erläuterung  oder 
irgendwelchem  andern  Verwände  irgend  etwas  gesagt  wird,  wo- 
durch die  Geltung,  Autorität  und  Verbindlichkeit  der  Bulle  be- 
einträchtigt oder  bestritten  wird. 


1)  F.  Rocqnain,  L'esprit  revolutionnaire  avant  la  revoluiion  1716 
— 1789,  Paris  1878,  p.  485  führt  eine  Aeusserung  von  Grimm  ans  dem 
J.  1786  an:  wenn  man  die  Schriften  über  die  Etat«  genöranx  sammele, 
werde  man  bald  mehr  über  die  Constitution  de  la  monarchie  sahlen,  als 
es  über  die  Constitntion  Unigenitus  gebe;  car,  sor  oette  grande  et  belle 
question,  il  n'y  en  a,  dit-on,  gadre  au  del&  de  dix  mille. 


Qnesnel's  Noaveaa  Testament.   Probleme  eoclesiastiqae.  727 

In  dem  spanischen  Index  von  1747  ist  die  Balle  Unigenitns 
abgedrackt  und  werden  von  Qaesnel  sämmtliche  Werke  verboten; 
dagegen  stehen  viele  in  Born  verbotene  Schriften  nicht  im 
spanischen  Index,  dafür  aber  einige,   die  im  Komischen  Index 

fehlen. 

1.  Ton  Qaesnels  Werk  erschien  znerst  Abregt  de  la  morale 
de  l'evangile  on  pensees  chrit.  sur  le  texte  des  4  ^v.  pour  en 
Rsdre  la  lectnre  et  la  miditation  plus  facile  k  ceux  qni  commenoent 
a  sy  appliqner,  Par.  1671,  12.,  von  dem  Bischof  Yialart  von  ChA- 
lona  approbirt,  dann  ein  nener  Abdruck  und  zwei  Bändchen  über  die 
anderen  neutestamentl.  Bücher,  Par.  1679,  von  4  Dootoren  appro- 
birt.  £iDe  2.  erweiterte  Auflage  erschien  1687,  eine  3.  1693,  4 
rol.  8.,  unter  dem  Titel:  Le  Nouveau  Testament  en  frangois,  avec 
leg  r^flexions  morales  sur  chaque  verset.  Es  mag  hier  gleich  he- 
nerkt  werden,  dasn  schon  die  1.  Ausgabe  mehrere,  die  von  1687 
53  der  später  verdammten  Sätze  enthielt^). 

Louis-Antoine  de  Noailles,  geb.  1651,  seit  1680  Bischof  von 
Mlons-sur-Mame,  empfahl  das  Werk  (die  Ausgabe  von  1693)  in 
dnem  Hirtenbriefe  vom  23.  Juni  1695.  Er  wurde  in  demselben 
fahre  Erzbischof  von  Paris  und  als  solcher  censurirte  er  dieExpo- 
itioD  von  M.  Barcos  (S.  479)  in  einer  Pastoral-Instruction  vom  20. 
ijLg,  1696,  die  von  Abb^  Boileau  redigirt,  deren  dogmatischer  Theil 
her  von  Bossnet  verfasst  war').  Darauf  erschien  1698  zu  Brüssel 
^roblime  ecclisiastique  propose  k  M.  Tabbi  Boileau  de  Tarchö- 
lohe  de  Paris:  k  qui  Ton  doit  croire  de  M.  L.-A.  de  Noailles, 
Iveque  de  Chälons  en  1695,  ou  de  M.  L.-A.  de  Noailles,  Archiv, 
e  Paris  en  1696,   worin  auf   den  Widerspruch   zwischen  der  Em- 


1)  Tabaraud,  Suppl.  aax  biet.  deBossuet  et  de  Fenelon  p.  481. 

2)  Sie  steht  in  seinen  Oeuvres  7,  669.  Er  schickte  Exemplare  der 
rdonnanoe  vraiment  admirable  für  die  Cardinäle  Noris  and  Casanate  an 
inen  Neffen  nach  Bom.  Er  bemerkt  dabei:  Noailles  sei  von  gewisser  Seite 
klrilngt  worden,  das  Buch  von  Barcos  zu  verdammen ;  er  habe  es  gethan, 
MT  „das  schönste  Zengniss  für  die  Gnade  und  die  Autorität  desh.  Au- 
istinns  beigefügt.**  Der  Nuncins  war  von  der  Ordonnanz  nicht  sehr  er- 
rat und  meinte,  dogmatische  Explicationen  st&nden  nnr  dem  Papste  zu. 
och  Card.  Noris  war  nicht  ganz  einverstanden  und  man  erzählte  sich  in 
Dm,  der  Papst  lasse  die  Ordonnanz  heimlich  prüfen;  Bossnet  hoffte  aber 
1  Mai  1697,  er  werde  sie  durch  ein  Breve  betätigen  (Bossuet  40,  221. 
K).  286.  248.  818).  --  S.-Beuve  safft  6,  162,  die  Publication  der  Expo- 
ion sei  in  zu  grossem  Vertrauen  auf  die  Protection  des  neuen  Erzbischofs 
«chehen,  und  charaktcrisirt  6,  287  die  Pastoral-Instruction  so:  Elle  frap- 
Ai  le  livre  tout  en  etablissant  une  doctrine  Augustini enne  trös-analogue: 


»er  die  Exposition  schrieben  J.  Louail  und  Mademoiselle  de  Joncoux  die 
ist.  abr§gee  du  Jansönisme  et  remarques  sur  Pordonnance  de  M.  lArchev. 
Paris  du  20.  Aoüt  1696,  Col.  1696. 


n 


728  Die  Bulle  ünigenitns. 

pfehlnng  des  Buches  von  Quesnel  und  der  Verdammung  des  Bucbes 
von  Barcos,  die  doch  beide  dieselbe  Lehre  vortrügen,  hingewiesen 
wurde.  Das  Schriftchen  wurde  10.  Jan.  1699  in  Paris  von  Henkers- 
hand verbrannt  (Bossuet  42,  239)  und  von  der  Inq.  2.  Juni  1700 
verb.  Wer  es  verfasst  hat  ist  nicht  ausgemacht:  die  Jesuiten 
schrieben  es  einem  Jansenisten  (speciellYiaixnes)  zu,  die  Jansenisten 
einem  Jesuiten  (speciell  Daniel,  der  es  eidlich  desavouirte,  und 
Doucin);  wahrscheinlich  ist  Doucin  der  Verfasser  (Bäcker  3,  275). 
—  Bossuet  schrieb  darauf  eine  Abhandlung,  um  zu  zeigen ^  dass 
zwischen  den  Ansichten  von  Barcos  und  Quesnel  ein  Unterschied 
sei  und  dass  die  des  letztem  passiren  könnten.  Diese  Abhandlung 
war  nicht  zur  Veröffentlichung  bestimmt;  Bossuet  gab  sie  Noailles, 
damit  seine  Theologen  Boileau  und  Beaufort  sie  zu  seiner  Verthei- 
digung  benutzen  könnten,  und  diese  veröffentlichten  denn  auch  mit 
Benutzung  derselben  4  Lettres,  Antw.  1700.  —  1699  wurde  Noailles 
um  die  Approbation  einer  neuen  Ausgabe  von  Q.^s  Buch  gebeten; 
er  Hess  dasselbe  durch  Bossuet  und  einige  Theologen  revidiren,  und 
Bossuet  schrieb  (mit  Benutzung  seiner  Abhandlung)  ein  Avertisse- 
ment,  —  eine  Art  Vertheidigung  des  Buches  und  des  Erlasses  von 
1696,  —  welches  vorgedruckt  werden  sollte  (Oeuvres  4,  193).  Die 
neue  Ausgabe  erschien  aber  1699,  angeblich  weil  Q.  sich  mit  den 
Revisoren  über  die  vorzunehmenden  Aenderungen  nicht  einigen 
konnte,  ohne  neue  Approbation  und  ohne  dieses  Avertissement.  Q. 
erhielt,  wahrscheinlich  von  Boileau,  eine  Abschrift  desselben  (Taba- 
raud  p.  437.  525)  und  liess  es  nach  dem  Tode  Bossuets  (1704) 
drucken  (s.  u.). 

Ein  Doctor  der  Sorbonne,  Frommageau,  soll  schon  1694  199 
Sätze  in  dem  Buche  vonQ.  als  verwerflich  bezeichnet  haben  ^).  Das 
erste  Verbot  desselben  erliess  1703  der  Bischof  von  Apt.  Nach 
Q.'s  Verurtheilung  durch  den  Erzbischof  Precipiano  1704  folgten 
mehrere  bischöfliche  Verbote;  erst  unter  13.  Juli  1708  veröffent- 
lichte Clemens  XI.  ein  Breve  (Bull.  cont.  2,67)  folgenden  Inhalts: 
Das  Buch  Le  Nouveau  Testament  en  fran9ai8  .  .  .  Par.  1699,  oder 
Abr6g6  de  la  morale  .  .  .  Paris  1698  und  1694  und  sonst,  sei  von 
einigen  Gardinälen  geprüft  worden  und  nach  deren  Ansicht  zu  ver- 
bieten, weil  die  darin  enthaltene  Uebersetzung  des  N.  T.  fehlerhaft 
(textus  damnabiliter  vitiatus),  der  1668  verdammten  Uebersetzung 
(von  Mons)  vielfach  gleich,    von  der  Vulgata  aber  vielfach  abwei- 


1)  A.  J.  P.  22,  781  wird  die  vom  24.  März  1700  datirte  Antwort 
des  Conseil  (welches  ?)  auf  die  Frage  mitgetheilt,  ob  man  die  Ausgabe  von 
1699  lesen  dürfe.  Sie  wird  verneint,  weil  das  Buch  die  Jansenistisohe 
Ketzerei  erneuere,  wie  in  der  Ordonnanz  von  Noailles  erklärt  werde;  es 
ständen  zwar  in  der  Ausgabe  Approbationen  von  2  Bischöfen  und  4I)o&- 
toren;  aber  die  Approbation  des  ersten  Bischofs  sei  von  1671,  die  von 
Noailles  von  1696  sei  erschlichen ;  Noailles  habe  befohlen,  aus  der  Ausgabe 
von  1699  die  Irrthümer  zu  beseitigen,  aber  die  damit  Beauftragten  hätten 
das  nicht  gethan;  es  seien  nur  wenige  Stellen  durch  Cartons  verbessert 
worden. 


Breven  von  1706  und  1710.  729 

sei,  die  Noten  aber  nnter  dem  Scheine  der  Frömmigkeit  auf 
ät  Untergrabung  derselben  berechnet  seien  (babentes  qnidem  speciem 
pietatis,  sed  ad  yirtntem  ejus  abnegandam  subdole  deducentes)  und 
dann  Lehren  und  Sätze  vorkämen,  welche  resp.  aufrührerisch,  teme- 
rir,  yerderbUch  und  nach  früher  verdammten  Irrthümern  und  der 
JanseoistiBchen  Ketzerei  schmeckend  seien.  Nach  dem  Eathe  der 
Gudinäle  und  kraft  apostolischer  Autorität  verbiete  er  das  Buch 
i!ot«r  jedem  Titel  und  in  jeder  Sprache,  .  .  .  verordne,  es  zu  ver- 
breenen ;  .  .  die  Fublication  in  Rom  solle  genügen.  —  Q.  veröffent- 
lichte darauf  Entretiens  sur  le  decret  de  Rome  contre  le  N.T.  de 
Chilons  aecompagn6  de  r^flexions  morales,  oü  Ton  d^couvre  le  vrai 
Doüf  de  ce  decret,  on  soutient  les  droits  des  ^vlques  et  Ton  justifie  l'ap- 
probation  de  Mgr.  le  Card,  de  Noailles,  1 709.  Diese  Schrift  wurde 
lorch  ein  neues  Breve  vom  6.  Juni  1710  (Bull.  12,486)  verb.,  weil 
de  Satze  enthalte,  die  resp.  ärgernissgebend,  in  praxi  verderblich,  für 
kn  apost.  Stuhl  injuriös,  irrig,  schismatisch,  der  Ketzerei  nahe  kom- 
nend  und  ketzerisch  seien.  —  1710  gab  Q.  —  nicht,  wie  einige 
neinten,  Noailles^)  —  Bossuets  Avertissement  heraus  unter  dem  Titel: 
fustification  des  Riflexions  mor.  sur  le  N.  T.,  composie  en  1699 
»ntre  le  Probleme  .  .  .  par  M.  Bossnet  (nochmals,  verbessert,  1711). 
Clemens  XI.  soll  sich  anfangs  selbst  an  dem  Buche  von  Q. 
rbaut  haben;  jedenfalls  haben  sich  viele  Katholiken  daran  erbaut, 
nd  dass  es  kein  augenscheinlich  gefahrliches  Buch  war,  zeigen  die 
liatsachen,  dass  Bossuet  es  vorbehaltlich  einiger  Verbesserungen 
ir  empfehlenswerth  hielt^)  und  dass  eine  Reihe  von  Jahren  nur 
anz    vereinzelte  Angriffe    dagegen    erfolgten    und    diese    sich    erst 


1)  Die  Bischöfe  von  Lu^on  und  La  Rochelle  schrieben  24.  Oct.  171 1 
d  den  Dauphin:  Noailles  habe  die  Justification  neu  drucken  lassen,  und 
'hielten  von  dem  Könige  die  Erlaubniss,  eine  Ordonnanz  zu  veröffent- 
ehen  pour  justifier  la  memoire  de  feu  M.  Bossuet  au  sujet  de  TimpHrne 
li  parait  sous  son  nom  (Corr.  de  Fen.  3,  449.  486.  489;  die  Ordonnanz 
31  Flenr.  68,  324).  Auch  Daubenton  (ib.  8,  491)  spricht  von  dem  pre- 
ndn  auteur  des  Buches;  4,  257  sagt  er:  es  gebe  zwei  Ausgaben,  eine 
it  dem  Namen  des  Verfassers  und  einer  Vorrede,  worin  die  Freunde 
aesneb  die  Geschichte  der  Entstehung  der  Schrift  in  ihrer  Weise  erzähl- 
n;  diese  werde  Noailles  zugeschrieben  (p.  269).  —  Schriften  darüber 
irseichnet  Eist,  des  Refl.  1,  87.  Vgl.  Guettee,  Essai  bibliogr.  sur  Pouvr. 
i  Bossuet  intit.  Avertissement  .  .  .  Par.  1854. 

2)  Bossuet  bezeichnete  24  Stellen,  die  zu  oorrigiren  seien;  einige 
kvozi  sind  in  der  Ausgabe  von  1699  corrigirt;  u.  a.  ist,  was  Bossuet  als 
e  wichtigste  Aenderung  bezeichnet,  in  dem  Satze:  la  graoe  de  J.  C, 
incipe  efficace  de  toute  sorte  de  bien  etc.  das  Wort  ef&cace  in  der  Aus- 
,be  von  1699  und  in  allen  folgenden  gestrichen.  In  der  Bulle  steht  gleich- 
>hl  unter  No.  2  der  Satz  nach  den  älteren  Ausgaben.  Von  11  Stellen, 
e  ein  Gegner  Quesnels  beanstandet  hatte  und  die  alle  11  in  der  Bulle 
ifaen,  hatt«  Bossuet  10  vertheidigt.  Guettee  1.  c.  p.  18 — 20.  —  Der 
mit  J.-Ph.  Lallemant,  f  1748,  gab  als  Ersatz  für  Quesnels  Werk  1713 
25  Reflexions  morales  avec  des  notes  sur  le  N.  T.,  12  vol.  12.,  heraus, 
e  Ton  Fenelon  und  anderen  Bischöfen  approbirt  wurden,  zu  denen  er  aber 
jrtons  drucken  lassen  musste  (Corr.  de  Fen.  4,  181.  191.  224). 


780  Die  Bnlle  ünigenitixs. 

mehrten,  nachdem  Q.  dnrch  den  Process  des  ErzhiBchofs  von  Mecheln 
eine  anrüchige  Persönlichkeit  geworden  war.  Schill^)  sucht  die 
späte  Yerdammnng  des  Baches  mit  der  Bemerkung  zn  erklären,  es 
sei  von  den  G-elehrten  wenig  beachtet  nnd  als  ein  ascetisches  Buch 
nicht  so  strenge  benrtheilt  worden.  Aber  andere  ascetisehe  Bücher 
der  Jansenisten  wurden  wohl  beachtet  und  strenge  beurtheilt  (§  57), 
und  hier  handelte  es  sich  vollends  um  ein  französisches  N.  T.  — 
Faure,  Comm.  p.  117  gibt  an,  das  Buch  sei  alsbald  bei  der  Inqui- 
sition denuncirt,  von  dieser  aber  erklärt  worden,  den  Denuneianten 
sei  nicht  zu  glauben  und  die  Denunciation  Q.  mitzutheilen  und  er 
darüber  zu  hören;  1702  habe  der  Erzbischof  von  Mecheln  das  Buch 
nochmals  denuncirt;  die  Jansenisten  hätten  aber  damals  die  Domi- 
nicaner in  ihrem  Streite  mit  den  Jesuiten  über  die  chinesischen 
G-ebräuche  unterstützt;  darum  hätten  die  Dominicaner  Q.  in  Sohuta 
genommen,  und  so  sei  1704  ein  Decret  gegen  die  Jesuiten  zu  Stande 
gekommen,  aber  erst  1708,  37  Jahre  nach  seinem  ersten  Erscheinen, 
das  Buch  von  ft.  verboten  worden.  —  D'Aguesseau  (13,267)  be- 
richtet: während  der  Verhandlungen  desAbbi  dePolignac  mit  Card. 
Fabroni  über  das  Verhalten  von  Noailles  bezüglich  der  Bulle  Vi- 
neam  habe  ein  obscurer  Mönch  das  Buch  von  Q.  denuncirt,  Polignae 
aber  von  einer  Verdammung  abgerathen,  so  lange  jene  Verhandlungen 
nicht  beendigt  seien.  Der  obscure  Mönch  ist  ohne  Zweifel  der  Ca- 
puciner  P.  Timothy  de  la  Fläche ^).  Dieser  selbst  berichtet:  er  habe 
schon  1703  mit  dem  Papste  von  dem  Buche  gesprochen  und  in 
dessen  Auftrage  die  schlimmsten  Stellen  daraus  zusammengestellt^ 
und  dieser  habe  den  Assessor  S.  Off.  Casoni  beauftragt,  dasselbe 
prüfen  zu  lassen.  Casoni  habe  die  Sache  drei  Jahre  liegen  lassen 
und  daftir  die  Angelegenheit  der  Bulle  Vineam  zum  Verwände  ge- 
nommen. Erst  als  er  Cardinal  geworden,  habe  sich  sein  Nachfolger 
der  Sache  angenommen.  Da  der  Papst  erklärt  habe,  man  solle  nicht 
Dominicaner  und  Jesuiten  mit  der  Prüfung  beauftragen,  sei  das  Bnoh 
dem  französischen  Theatiner  Dubuc,  Professor  an  der  Propaganda, 
gegeben  worden.  Dessen  Grutachten  habe  der  Papst  zu  scharf  ge- 
funden und  die  Inquisition  andere  Examinatoren  ernannt.  Der  Papst 
sei  durch  andere  wichtige  Angelegenheiten  sehr  in  Anspruch  ge- 
nommen worden,  habe  aber  das  Buch  stets  im  Auge  behalten. 

2.  Die  Acceptation  des  Breves  von  1708  wurde  wegen  der 
gewöhnlichen  Gründe  vom  Pariser  Parlamente  beanstandet  und  1711 
definitiv  abgelehnt. 


1)  Die  Constitution  Unigenitus,  ihre  Veranlassung  und  ihre  Folgen, 
1876,  8.  50. 

2)  MSmoires  du  P.  Timoth^e  de  la  Fläche,  Capudn,  depois  eveqae 
de  Berite ;  contenant  plnsieurs  aneodotes  bist,  du  Pontificat  de  Clement  XL 
et  de  la  fin  durdgne  de  Louis  XIV.,  8.1.  et  a.  (1774),  327  S.  16.,  p.21.  <- 
P.  Timotbee  hiess  in  saeculo  Jacques  Pechard,  geb.  za  La  Fläche,  seii 
1716  Titalarbischof  vonBerytus,  f  1744.  Die  unsäglich  gescfawätaigen  und 
selbstgefälligen  M^moires  hat  Abb6  Bertrand  de  la  Tour  herausgegeben. 
Corr.  de  Feu.  11,  867.  Haureau,  Bist.  litt,  dn  Maine  4,  311. 


Yerhandlimgen  in  Rom.  781 

Auf  Betreiben  des  P.  Le  TeUier  erliessen  die  BieehÖfe  von  La 

EocheUe  und  Ln^on  unter  dem  5.  Jnli  1710  ein  gemeinschaftliches 

MaBdement  gegen    das  Buch   von  Q.    (Fleur.  66,  223);     ein  Bnch* 

kindler   Hess  die  Ankündigung  desselben   an    dem   erzbischöflichen 

Falais  in  Paris  anschlagen.     Darauf  erliess  Noailles  28.  April  1711 

me  Ordonnanz    gegen    die  beiden  Bischöfe  nnd  den  von  6-ap,    der 

Omen  4.  März  1711    beigetreten  war.      Der  damals  allmächtige  Le 

TeUier  (S.  494)  bestimmte  nun  auch  andere  Bischöfe,  sich  in  Schreiben 

u  den  König  gegen  Q.  auszusprechen.      Die  Bischöfe    von  La  Ro- 

dielle  und   Ln^on    brachten   den  Streit   nach  Rom;    auch    Noailles 

vindte    sieh  an    den    Papst,    obschon    er   wegen    der  Denunciation 

Sfondrato's    und   seines  Verhaltens    bezüglich    der  Bulle  Vineam  in 

Som  übel  angeschrieben  war.     Ludwig  XIV.  liess,  nachdem  er  11. 

Not.  1711  das  Buch  von  Q.  verboten,   im  Deoember  durch  seinen 

ßesandten,  Card,  de  Tremoille,    den  Papst  bitten,    durch  eine  Bulle 

die  ge^rlicfasten  Sätze  von  Q.  zu  verdammen  ^),  dabei  aber,  um  die 

Beception  der  Bulle  in  Frankreich  zu  erleichtem,    alle  den  gallica- 

nisehen  Grundsätzen  widersprechenden  Ausdrücke  zu    vermeiden  nnd 

den  Entwurf  vorher  der   französischen  Regierung  vorzulegen.     Der 

Papst  wollte  anfangs,    verdriesslich    über    das  Schicksal    der  Bulle 

Tineam,  keine  neue  Bulle  erlassen  (P.  Timothee  p.  96);    ging  dann 

aber  darauf  ein. 

Die  Prüfung  des  Buches  wurde  in  ähnlicher  Weise  vorgenom- 
men wie  die  des  Fenilon'schen.  Zunächst  wurden  10  Theologen 
wÄ  der  Qnalifieation  der  aus  demselben  excerpirten  Sätze  beauftragt 
Sie  hielten  17  Sitzungen  unter  dem  Vorsitz  der  Cardinäle  Fabroni 
md  Ferrari.  Dann  wurden  23  Sitzungen  der  9  Cardinäle  und  der 
Gonsiiltoren  der  Inquisition  unter  dem  Vorsitze  des  Papstes  gehalten 
(Corr.  de  Fin,  4,  325).  Den  Consultoren  wurden  zuerst  30  in  dem 
Handranent  der  beiden  französischen  Bischöfe  censurirte  Sätze  über- 
wiesen, dann  noch  103  und  nochmals  19,  zusammen  152  (Tabaraud 
p.  459;  nach  Hist.  des  B^fl.  1,49  wurden  155  Sätze  geprüft;  die 
54  nicht  verdammten  sind  dort  mit  den  Vota  abgedruckt).  Q.  schrieb 
22.  Juli  nnd  22.  Sept.  1712  an  den  Papst  und  bat  um  Mittheilung 
der  beanstandeten  l^tze;  er  erhielt  keine  Antwort;  den  zweiten 
Brief  gab  Card.  Ferrari  gar  nicht  ab  (Tabaraud  p.  458.  Fleur.  68, 
428).  —  Die  Bulle  wurde  von  dem  Card.  Fabroni  entworfen;  Ein- 
leitung and  Dispositiv  wurden  dem  Card,  de  Tremoille  vorgelegt 
imd  seinen  Monita  entsprechend  geändert. 


1)  Rocqnain  p.  3  führt  aus  den  Briefen  der  Herzogin  von  Orleans 
(Elisabeth  Charlotte  von  der  Pfalz)  aus  den  letzten  Jahren  Ludwigs  XIV. 
die  Stelle  an :  On  avait  f ait  au  Roi  une  teile  peur  de  l'enfer,  qu*il  oroyait 
qne  tons  cenz  qui  n'avaient  pas  ete  instruits  par  les  Jesuites,  6taient  dam- 
nes,  et  qu'il  craignait  d'etre  damne  aussi  s'il  les  frcquentait.  Quand  on 
Tonlait  perdre  qaelqu'nn,  on  n'avait  qu'ä  dire:  II  est  haguenot  ou  janse- 
niste:  alors  I'affaire  dtait  falte.  Der  Marschall  d'Harcourt  sagte,  qn'un 
jsDs^niste  n'6tait  souvent  autre  chose  qu'un  horome  qu'on  voulait  perdre 
k  la  cour.  D'Aguesseaa  18,  129. 


732  Die  Bulle  Unigenitus. 

Am  8.  Sept.  1713  unterzeichnete  der  Papst  die  mit  den  Worten 
Unigenitns  Dei  Filius  beginnende  Bulle.  Er  sagt  darin:  er  habe 
erfahren,  dass  das  1699  bezw.  1698  und  1694  zu  Paris  erschienene 
Buch,  —  Q.  wird  nicht  genannt;  das  Buch  steht  noch  heute  im 
Index  nicht  unter  seinem  Namen,  sondern  unter  Ahrigi  und  Testa- 
ment, —  wiewohl  es  von  ihm  verdammt  worden,  und  wiewohl  es 
zwar  beim  ersten  Anblicke  die  Leser  durch  den  Schein  der  Fröm- 
migkeit verlocke,  in  Wirklichkeit  aber  mit  katholischen  Wahrheiten 
die  Lügen  schlechter  Lehren  vielfach  vermische,  von  vielen  noch 
immer  als  yon  jedem  Irrthum  frei  angesehen  und  verbreitet  werde, 
auch  ins  Lateinische  übersetzt  worden  sei ;  von  vielen  für  den  ortho- 
doxen Grlauben  Eifernden,  namentlich  von  französischen  Bischöfen 
sei  darüber  geklagt  worden.  Er  wolle  darum  die  früher  nur  im 
allgemeinen  angedeutete  trügerische  Lehre  des  Buches  durch  mehrere 
aus  demselben  ausgezogene  Sätze  bestimmter  darlegen.  Dass  dieses 
für  die  katholische  Sache  von  Nutzen  und  namentlich  zur  Beseitigung 
von  Streitigkeiten  in  Frankreich  dienlich  und  zur  Beruhigung  der 
Gewissen  sehr  nützlich,  ja  nothwendig  sei,  hätten  nicht  nur  franzö- 
sische Bischöfe,  sondern  auch  der  König  Ludwig  bezeugt.  Es  seien 
demgemäss  viele  aus  den  beiden  angeführten  Ausgaben  des  Buches 
ausgezogene  Sätze  französisch  und  lateinisch  zuerst  mehreren  Theo- 
logen zugestellt  und  von  ihnen  vor  zwei  Cardinälen  discutirt,  dann 
in  seiner  Gregenwart  und  unter  Zuziehung  mehrerer  anderer  C&rdi- 
näle  wiederholt  geprüft  worden.  Es  folgen  101  Sätze,  lateinisch 
und  französisch,  mit  Angabe  der  betreffenden  Stellen  der  beiden 
Ausgaben  am  Rande.  Diese  Sätze  werden  dann  als  resp.  falsch, 
verfänglich,  übelklingend,  für  fromme  Ohren  verletzend,  ärgerniss- 
gebend,  verderblich,  temerär,  für  die  Kirche  und  ihre  Praxis  inju- 
riös,  nicht  nur  die  Kirche,  sondern  auch  die  weltlichen  Gewalten 
schmähend,  aufrührerisch,  gottlos,  blasphemisch,  der  Ketzerei  ver- 
dächtig und  nach  Ketzerei  schmeckend,  die  Ketzer,  Ketzereien  und 
auch  das  Schisma  begünstigend,  der  Ketzerei  nahekommend,  wieder- 
holt verdammt,  endlich  auch  ketzerisch  und  verschiedene  Ketzereien, 
namentlich  die  Jansenistische  offenbar  erneuernd  verdammt.  Durch 
die  ausdrückliche  Verdammung  dieser  Sätze,  heisst  es  weiter,  solle 
nicht  der  sonstige  Inhalt  des  Buches  approbirt  werden,  zumal  sich 
im  Verlaufe  der  Prüfung  noch  andere,  den  verdammten  ähnliche 
gefunden.  Auch  der  Text  des  N.  T.  sei  in  verdammlicher  Weise 
corrumpirt  u.  s.  w.  (wie  in  dem  Breve  von  1708).  Das  Buch  selbst 
werde,  unter  welchem  Titel,  wo  und  in  welcher  Sprache  es  auch 
gedruckt  sein  oder  werden  möge,  bei  Strafe  der  reservirten  Excomm. 
1.  sent.  verboten,  desgleichen  alle  zur  Vertheidigung  desselben  ver- 
fassten  Schriften. 

Die  Lobredner  der  Bulle  citiren  gewöhnlich  eine  Stelle  aus 
einem  Briefe  des  damals  in  Rom  lebenden  Jesuiten  Daubenton  an 
Fenelon  (Corr.  4,325):  „Vielleicht  ist  niemals  ein  Buch  länger  und 
vorsichtiger  geprüft  worden.  Man  hat  bei  dieser  Prüfung  während 
einer  Zeit  von  fast  drei  Jahren  die  tüchtigsten  Theologen  in  Rom 
verwendet,    die  man  von  allen  berühmten  Schulen  her  genommen: 


Die  Bulle  ümgenitiu.  783 

Le  Drou  ans  der  Schule  der  AagustiniaDer,  den  Magister  S.  Pal.  and 
den  Secretär  der  Index-Congregation  ans  der  Schale  der  Thomisten, 
die  Patres  Palermo    nnd  Santelia  ans    der  Schnle   der  Scotisten,  P. 
Alfaro,  den  Theologen   des  Papstes,    ans    der  Schnle    der  Jesniten, 
Jhgr,  Tedeschif  Bischof  von  Lipari  (s.  n.))    einen  Benediciiner,  ans 
der  Schnle    des  h.  Anselm,    den  Missionspriester  Castelli    und   den 
Baroabiten  Tevoni.  . .   In  den  Sitzungen  untersuchte  man  zuerst,  oh 
der  lateinische  Satz   richtig    ans    dem  Französischen   ühersetzt    sei, 
dann  den  Satz  und    die  Qualität  desselhen.     Es    ist  kein  Satz  dar- 
uter«  der  nicht  dem  Papste  3 — 4  Stunden  hesondem  Studiums  ge- 
kostet hätte.''     (Im  April  1713,  4,  219,  schreibt  er:  „Der  Papst  hat 
mir  gezeigt,  was  er  über  jeden  der  bisher  geprüften  84  Sätze  eigen- 
baiidig  geschrieben;  es  würde  einen  starken  Band  geben.")     Es  ist 
aber  sieht  zu  übersehen,   dass  der  nämliche  Daubenton  Ende  1711 
0.  a.  an  F^n^lon  schrieb:     „Ausser  dem  Card.  Fabroni  ist  niemand 
in  Rom,   der   ein  selbständiges  ürtheil  über    das  Buch  yon  Q.  ab- 
geben könnte.  .  .  .  Üeber  die  chinesische  Streitfrage  ist  noch  nichts 
entschieden;    man  denkt    in  fiom  jetzt  nur   an  Comacchio  .  .  .  Bei 
der  Inquisition  liegen  jetzt  so  viele  Sachen  vor  nnd  gibt  es  so  we- 
nige Leute,  die  sich  ernstlich  damit  beschäftigen  oder  die  fähig  sind, 
sieh  damit  zu  beschäftigen,  dass  man  Jahre  lang  zu  thuen  bat,  um 
die  Verdammung    eines  Baches   zu  erwirken,    wenn   es  etwas   dick 
ist    Nur  Card.  Fabroni,    der  Assessor   des    h.  Officiums    und   der 
P.  Bamascenns  widmen  diesen  Geschäften  alle  ihre  Zeit*'    (Corr.  3, 
447.  478). 

Nach  der  Pnblication  der  Bulle  schreibt  Daubenton :  man  habe 
sich  mit  unendlicher  Sorgfalt  bemüht,  in  der  Bulle  alle  Formeln  zu 
vermeiden,  die  nur  im  mindesten  dem  französischen  Klerus  oder  dem 
Parlament  anstössig  sein  könnten;  wenn  es  trotzdem  mit  dieser 
BüUe  gehe  wie  mit  der  Bulle  Yineam,  so  könne  der  Papst  den  Tod 
davon  haben.  „Die  ganze  Erde  hat  sich  in  Bewegung  gesetzt,  um 
Hm  von  der  Pnblication  der  Bulle  abzuhalten;  mehrere  Cardinäle 
baben  ihm  vorgestellt,  er  setze  sich  der  Grefahr  eines  zweiten  Af- 
front aus;  er  ist  fest  geblieben,  pour  faire  plaisir  au  roi,  der  die 
Baue  dringend  verlangt  hat"  (Corr.  de  F6n.  4,  325.  370).  „Nicht 
ohne  furchtbare  Opposition  ist  die  Bulle  durchgesetzt  worden.  Man 
hat  den  Papst  so  eingeschüchtert,  dass  ich  hundertmal  geglaubt  habe, 
die  Sache  sei  gescheitert"  (4,  327).  Nach  Racine  14,  113  wurde 
die  Bulle  vor  der  Pnblication  ausser  Trimoille  nur  5  Cardinälen^  vor- 
gelegt, Fabroni,  Ferrari,  Albani,  Ottoboni  und  Tolomei.  Der  Domi- 
nicaner-Cardinal  Ferrari  hatte  alles  aufgeboten,  den  Papst  von  der 
Pnblication  der  Bulle  abzuhalten.  Concina  hatte  in  seiner  Biogra- 
phie des  Cardinais,  die  1755  in  Rom  erschien,  dieses  ausführlich 
nachgewiesen,  musste  aber  die  Stelle  streichen  (Sandelli,  Vita  Con- 
cinae  p.  203).  —  P.  Timoth^e  (p.  173)  erzählt:  Card.  Rohan  habe 
ihm  bemerkt,  der  Papst  hätte  besser  gethan,  sich  auf  die  Verdam- 
mung von  15 — 20  der  schlechtesten  Sätze  zu  beschränken,  die  nie- 
niand  zu  vertheidigen  wagen  würde;  er  habe  geantwortet:  er  habe 
das  dem  Papste  auch  gerathen  und  den  Eindruck  bekommen,  als  ob 


784  Die  Bulle  Unigenitus. 

das  seine  Absicht  sei;  er  wisse  nicht,  warum  er  seinen  Sinn  geän- 
dert habe,  und  sei  sehr  überrascht  gewesen,  als  er  gesehen,  dass  man 
so  viele  Sätze  verdammt  habe. 

Es  ist  nicht  zu  viel  gesagt,  wenn  Gieseler  (Eirchengesch.  4, 49) 
bemerkt,  unter  den  101  Sätzen  seien  viele,  welehe  theils  in  der  h. 
Schrift  sehr  deutlich  enthalten,  theils  wörtlich  dem  Augustinus  und 
anderen  Kirchenvätern  abgeborgt  waren,  ohne  dass  die  Bulle  Erklä- 
rungen hinzugefügt  hätte,  in  welchem  Sinne  dieselben  unrichtig  und 
daher  bei  Q.  zu  verdammen  seien.  Selbst  F^n61on,  der  über  die  Bulle 
sehr  entzückt  war  (Corr.  3,  350),  gibt  z.  B.  in  seinem  ersten  Mande- 
mmit  darüber  (Oeuvres  14,  460)  von  No.  91:  „Die  Furcht  vor  einer 
ungerechten  Ezcommunication  darf  uns  niemals  hindern,  unsere  Pflicht 
zu  thuen'',  folgende  Umdentung:  „Wenn  die  Ungerechtigkeit  der 
Excomm.  feststeht  und  die  Pflicht  eine  wirkliche  ist,  enthält  der 
Satz  eine  Wahrheit,  die  man  nicht  bestreiten  kann;  aber  wenn  die 
Excomm.  nur  in  der  Vorstellung  des  davon  Betroffenen  ungerecht 
und  die  Pflicht  nur  eine  vermeintliche  ist,  oder  auch,  wenn  darüber 
ein  Zweifel  besteht,  ist  der  Satz  falsch  und  um  so  gefährlicher,  als 
er  unter  dem  Scheine  der  Wahrheit  auftritt^' ^). 

Ludwig  XI Y.  legte  die  Bulle  zunächst  im  Ootober  1713  den 
in  Paris  anwesenden  Bischöfen  vor,  die  sich  unter  dem  Vorsitze  von 
Koailles  versammelten  und  ihrerseits  zunächst  die  Bulle  einer  Com- 
mission  von  sechs  Bischöfen  überwiesen.  Diese  Commission  erstattete 
erst  vom  15.  Jan.  1714  an  ihren  Bericht,  der  mit  dem  Antrage 
schloss,  die  Bulle  mit  einer  erläuternden  Instruction  pastorale  zu 
publiciren.  Es  wurde  bei  ihren  Berathungen  bemerkt:  wenn  nicht 
eine  solche  Erläuterung  beigefügt  werde,  werde  jeder  die  Bulle  naoh 
seinem  Geschmack  deuten;  man  könne  sie  auch  so  deuten,  dass  da- 
durch eine  ganz  andere  Art  der  Frömmigkeit  und  für  die  Theologen, 
Prediger,  Katecheten  und  Verfasser  von  Erbauungsbüchem  das  Er- 
lernen einer  neuen  Sprache  nöthig  werde ;  die  Convertiten  und  auch 
die  geborenen  Katholiken  könnten  murren  über  die  vage  Censnr  über 
das  Lesen  der  Bibel,  die  doch  in  Frankreich  in  jedermanns  Hand 
sei;  man  könnte  aus  der  Bulle  folgern,  dass  jeder  ein  Recht  habe, 
von  dem  Beichtvater  sofort  die  Lossprechung  auch  von  den  grössten 
Sünden  zu  verlangen,  er  möge  gut  oder  schlecht  disponirt  sein  (Corr. 
de  F^n.  4,418).  —  Der  Antrag  der  Commission  wurde  1.  Febr. 
1704  von  40  Bischöfen  angenommen  (Fleur.  68,  586);  Card.  No- 
ailles,  —  der  übrigens  in  einem  Mandement  vom  28.  Sept.  1713 
seine  Approbation  des  Buches  zurückgenommen  und  dasselbe  ver- 
boten hatte,  —  und  8  andere  Prälaten  stimmten  nicht  zu  und  erklärten, 
sie  würden  den  Papst  um  Erläuterungen  zu  der  Bulle  bitten.    Lud- 


1)  Der  Jesuit  Yves  Andr^,  f  1764,  sagt  in  einem  Briefe  (N.  E.  1781, 
163):  „Ich  sehe  hier  Sätze,  die  einen  schlechten  Sinn  haben,  vermengt  mit 
Sätzen,  die  nur  handgreifliche  Wahrheiten  aussprechen,  und  beide  Arten 
von  Sätzen  einander  gleich  gestellt  und  in  derselben  Weise  qualificirt  und 
mit  etwa  20  Schimpmorten  (injures)  bedacht,  von  denen  man  uns  in 
rathen  überlässt,  welches  derselben  auf  sie  passen  soU.*^ 


J 


Mandements  franzosisoher  Bischöfe.  785 

ijg  XIY.  ontenagte  dieser  Minorität,    von  der  einer  bald  rar  Ma- 
joiiUt  übertrat,  die  Absendnng  eines  gemeinsamen  Schreibens  an  den 
Papst  (Flenr.  68,  617),    verbot  Noailles  den  Hof  und  verwies  die 
anderen  acht  in  ihre  Diöcesen.  Unter  dem  14.  Febr.  erliess  er  Lettres 
patentes  für  die  Publication  der  Bulle,  und  das  Parlament  beschloss 
mit  Stimmenmehrheit  die  Einregistrirung  derselben.     Auch  die  Sor- 
hojme  nahm  5.  M&rz  nach  stürmischen  Verhandlungen  mit  Stimmen- 
meltrheit  die  Bulle  an.     Ueber  100  französische  Bischöfe  publicirten 
liie  Bulle;  einige  andere  erliessen  Hirtenbriefe,   worin  sie  das  Buch 
Ton  Q.  verboten,    die  Bulle  aber  nicht  erwähnten    oder  diese  mehr 
oder  weniger  umdeuteten.  —  In  Bom  war  man  sehr  ungehalten  über 
die  Verzögerung    der  Annahme    der  Bulle,    über    die  gallicanischen 
Wendungen  in  dem  Berichte  der  Gommissiony  in  dem  Beschlüsse  der 
Majorität  und   in   den  Lettres  patentes  und  vollends  über  das  Ver- 
leiten der  Minorität  und  über  die  erwähnten  Hirtenbriefe  (Corr.  de 
Fes.  4,431.  450).     Mit  Mühe  wurde  der  Papst  bestimmt,  ein  aner- 
kemiendes  Breve    an    die  Majorität    zu    richten.      „Die  Commission 
TOS  Cardinälen,  schreibt  Daubenton  (p.  453),  welcher  der  Papst  gleich 
anfangs  die  Sache  überwiesen  hat  (Spada,  Paolucci,  Albani,  Ferrari, 
Tolomei,  Casini,  mit  Msgr.  Alamanni  als  Secretär),  hat  sich  für  ein 
anerkennendes  Breve  ausgesprochen.    An  diesem  ist  acht  Tage  lang 
hin  und   her  corrigirt  worden.     Gott  gebe,   dass  die  41  damit  zu- 
frieden sind!'' 

Noch  im  J.  1714  wurden  von  der  Inquisition,  „nachdem  über 
die  Censnren  mehrerer  speciell  beauftragter  Theologen  und  die  Vota 
der  Cardinäle  der  Inq.  dem  Papste  berichtet  worden,  auf  dessen  Be- 
fehl'' verdammt:  zuerst  Lettre  pastorale  et  Mandement  de  S.  £. 
Mgr.  le  Card,  de  Noailles,  Archiv,  de  Paris,  au  sujet  de  la  Con- 
ttitution  de  N.  S.  P.  le  Pape  du  8.  de  Sept.  1713,  Paris  1714,  „als 
mindestens  verfönglioh,  ärgemissgebend,  temerär,  für  den  apost. 
Stahl  injuriös  und  nach  dem  Schisma  riechend  und  dazu  verleitend", 
ssd  Mandement  de  Mgr.  TArch^v.  de  Tours  [Isorä  d*Hervaut],  15. 
Feyr.  1714,  als  „verfänglich,  ärgemissgebend,  temerär  und  für  den 
apost.  Stuhl  injuriös^'  (Hanot,  App.  p.  10), —  dann  mit  derselben  Ein- 
leitung die  Hirtenbriefe  der  Bischöfe  von  Boulogne  (Pierre  de 
Langle),  Ch&lons  (Gaston  J.-B.  de  Noailles)  und  Bayonne  (A. 
Dreuillet),  die  beiden  ersten  mit  derselbea  Motivirung  wie  der  Pa- 
riser, der  dritte  wie  der  von  Tours,  —  endlich  die  der  Bischöfe  von 
Hetz  (Henri- Charles  de  Camboust,  Duc  de  Coislin)  undMirepoix 
f Pierre  de  la  Broue).  Diese  7  Mandements  wurden  dann  auch  in 
Frankreich  durch  Arrets  du  Conseil  unterdrückt. 

£nde  1714  schickte  Ludwig  XIV.  Amelot  nach  Bom  mit  dem 
Vorschlage,  es  solle  ein  französisches  Nationalconcil  gehalten  werden. 
Der  Papst  übertrug  dem  Card.  Fabroni  die  Verhandlung  mit  Amelot, 
lehnte  aber  den  Vorschlag  des  Königs  anfangs  ab.  Er  schickte  dem 
König  zuerst  ein  mahnendes  Breve  für  Noailles,  dann  ein  zweites 
mit  drei  Monitorien  mit  Fristen  von  je  fünf  Tagen;  dieses  Breve 
weigerte  sich  aber  der  König  abzugeben.  Später  war  der  Papst 
geneigt,    nach    einem  Monitorium    an  Noailles   die  Abhaltung  eines 


786  Die  Bulle  ünig^nitus. 

Nationalconcils  zuzulassen  nnd  Card.  Casini  als  Legaten  dahin  zn 
schicken.  Der  Tod  des  Königs  1.  Sept.  1715  machte  aber  den  Un- 
terhandlungen ein  Ende. 

3.  Der  Herzog  von  Orleans,  welcher  für  den  unmfindigen 
Ludwig  XY.  die  Regentschaft  fährte,  nahm  anfangs  eine  andere 
Haltung  an.  Die  AssembUe  du  Clerg^,  welche  noch  bei  Lebzeiten 
Ludwigs  XIV.  zusammengetreten  war,  censurirte  im  Oct.  1714  zwei 
umfangreiche  Werke  gegen  die  Bulle  (sie  stehen  im  span.,  aber  nicht 
im  Rom.  Index) :  Les  Hexaples  ou  les  siz  colonnes  sur  la  Constitu- 
tion ünigenitus,  1714,  von  Jacques  du  Fouillou^),  und  Du  t^moignage 
de  la  y^tM  dansVfiglise;  Dissertation  th^ol.,  oü  l'on  examine,  quel 
est  ce  temoignage  tant  en  g^n^ral  qu'en  particulier  au  regard  de 
la  derni^re  Constitution,  1714,  333  S.  12.,  von  dem  Oratorianer 
Vivien  de  la  Borde  (auch  1754*,  2  vol.  8).  Der  Regent  verbot 
aber  den  Druck  der  Censur  (Picot  1,  118).  —  Die  Sorbonne  sprach 
sich  5.  Dec.  1715  offen  gegen  die  Bulle  aus  (ähnlich  darauf  andere 
theologische  Facultäten),  und  mehr  als  30  Bischöfe  erklärten  dem 
Regenten,  sie  hätten  dieselbe  nur  unter  Beifügung  von  Erläuterungen 
angenommen,  und  baten  ihn,  er  möge  eine  Interpretation  durch  den 
Papst  erwirken.  Clemens  XI.  forderte  1716  Noailles  und  die  op- 
ponirenden  Bischöfe  unter  Androhung  der  Absetzung  zur  Unterwer- 
fung auf,  wies  die  Datarie  an,  für  sie  nichts  zu  expediren,  verwei- 
gerte allen  von  dem  Regenten  ernannten  Bischöfen  die  Bestätigung, 
falls  sie  sich  nicht  zur  Pnblication  und  Durchführung  der  Bulle 
bereit  erklärten,  und  suspendirte  durch  ein  Breve  vom  18.  Nov. 
1716  (Bull.  cont.  2,  180)  die  der  Sorbonne  von  dem  h.  Stahle  er- 
theilten  Privilegien.  Die  Breven  wurden  von  dem  französischen  Hofe 
und  dem  Parlament  zurückgewiesen. 

Per.  IV.  17.  Febr.  1717  verdammte  die  Inq.  im  Auftrage  des 
Papstes  (das  Decret  füllt  bei  Arg.  III  b  606  vier  Foliospalten)  9 
Erklärungen  von  französischen  Geistlichen  aus  dem  J.  1716,  worin 
sie  ihre  Unterwerfung  unter  die  Bulle  zurücknehmen,  und  verord- 
nete, diese  Schriften,  Briefe  und  Blätter,  die  zwar  geringen  Um- 
fangs,  aber  abundantia  malitiae  teterrima  seien,  am  3.  März  vor 
Santa  Maria  sopra  Minerva  Öffentlich  zu  verbrennen  (was  mit  vieler 
Feierlichkeit  geschah).     Zum  Schlüsse  heisst  es :  Es  sind  noch  viele 


1)  Diese  erste  Ausgabe  ist  nur  ein  Band,  die  zweite,  Amst.  1721^ 
4  Tomes  in  7  vol.  4.  Ausser  Fouillou  haben  Gabr.-Nic.  Nivelle,  d'Etemare 
u.  a.  daran  gearbeitet.  Die  1.  Colonne  enthält  die  verdammten  Sätze  nach 
Materien  geordnet,  die  2.  den  Text  aus  Quesnel  im  Zusammenhang,  die 
8.  Stellen  aas  der  Bibel  und  Kirchenvätern,  die  4.  theologische  Erörte- 
rungen, die  5.  Stellen  aus  Quesnel  zur  Erläuterung  der  Sätze,  die  6.  die 
entgegenstehenden  Lehren  der  Jesuiten.  Die  4.  Colonne  (von  Etemare) 
erschien  auch  besonders:  Remarques  en  forme  de  dissertations  aar  les 
propositions  condamn^es  par  la  B.  Unig.,  s.  1.  1728,  2  vol.  4.,  und  die 
historische  Einleitung  als  Histoire  du  livre  des  Reflexions  etc.,  s.  u.  — 
Der  Capuciner  Paul  de  Lyon  schrieb  Antihexaples,  dagegen  der  Mauriner 
Fr.  Louvart  Lettre  d'un  Theologien  contre  les  Antihexaples. 


Appellationen.  787 

udere  Shnliehe  Briefe  gedruckt  worden  ond  es  werden  fortwährend 
wJefae  iowie  andere  Schriften  gedruckt,  in  welchen  die  Bulle  sub- 
dole  eladitur,  temerarie  carpitur  aut  etiam  abjecto  omni  pudore  con* 
temBitor  et  impugnatur.  Es  werden  also  alle  in  irgend  welcher 
Sprache  gedruekte  oder  geschriebene,  veröffentlichte  und  zu  Ter* 
öientliehende  derartige  Schriften  yerdammt.  In  einem  Breye  yom 
17.  Juii  (£piBt.  sei.  p.  2245)  theilte  Clemens  XI.  dieses  Decret 
einer  Anzahl  von  francösischen  Bischöfen  mit  und  forderte  sie  auf, 
ik  Ver&sser  und  Verbreiter  solcher  Schriften  und  ihre  Hauptgönner 
iB&tipiiren  (inyestigare)  und  zu  bestrafen,  zunächst  die  ihrer  Juris- 
dietioD  unterstehenden  zu  suspendiren.  —  Die  in  dem  Decrete  na- 
neDtlich  aufgeführten  Schriften,  Erklärungen  theils  yon  einzelnen 
Sditlichen»  theils  von  mehreren,  stehen  in  den  älteren  Indices  unter 
\Mtt  zusammen,  seit  Ben.  drei  unter  Lettre,  je  eine  unter  Betrac- 
itions,  Barbaut,  Bellaunay,  Bizault,  Cambronne  und  Mouhn. 

Man  sollte  in  Rom  bald  wichtigere  Dooumente  zu  verdammen 
gekommen.  Zwei  Tage  nach  dem  Autodefe  vor  der  Minerva,  5. 
im  1717,  erschienen  die  vier  Bischöfe  Pierre  de  la  Broue  von 
ßrepoix,  Jean  Soanen  von.  S6nez,  Charles- Joachim  Colbert  von 
Contpellier  und  Pierre  de  Langle  von  Boulogne  in  der  Sorbonne 
od  lieesen  dort  ein  vom  1.  März  datirtes  Actenstfick  verlesen, 
rorin  sie  formlich  an  ein  allgemeines  Concil  appellirten.  Die  Sor- 
oooe  trat  dieser  Appellation  bei,  in  der  nächsten  Zeit  auch  noch 
lebrere  Bischöfe,  die  Ideologischen  Facultäten  zu  Bheims  und  Nantes, 
ie  Generaloberen  der  Mauriner  und  der  Oratorianer,  2 — 8000  Gheist- 
ßbe,  auch  eine  Anzahl  von  Nonnen  und  Laien  ^).  —  Am  1 6.  Febr* 
718  verdammte  die  Inq.  die  lateinische  und  französische  Ausgabe 
sr  Appellation  der  4  Bischöfe^)  und  die  Appellation  des  Card.  No- 
lies,  die  vom  3.  April  1717  datirt  ist,  im  Dec.  ohne  sein  Zuthun 
idmckty  von  ihm  selbst  aber  erst  24.  Sept  1718,  also  nach  dem 
erböte  pnblicirt  wurde:  Instrumentum  appellationis  inteijeotae 
e  1.  Martii  1717  ab  111.  et  Rev.  Episc.  Mirapicensi,  Senecensi, 
ontis-Pessulani  et  Boloniensi  ad  futurum  Concilium  generale  a 
mstitutione  S.  D.  N.  Clementis  P.  XI.  .  .  .  necnon  ab  omnibus 
ie  secatis  aut  seouturis  et  a  gravaminibus  occasione  ejusdem  Constit. 
S.  D.  N.  .  .  .  illatis  vel  inferendis  seu  adv.  dictos  Episcopos  seu 
V.  ipeis  adhaerentes,  subjunctis  conclusionibus,  quibus  dictae  appella- 
»ni  adhaeserunt  S.  Facultas  Theol.  Paris.  .  .  die  5.,  .  .  .  Remensis 


1)  Die  Appellationen  sind  gesammelt  in  La  Constitution  Unigenitus 
Sree  &  l'^glise  universelle,  ou  recueil  des  actes  d'appel  .  .  .  Ool.  1757, 
?ol.,  von  Gabriel-Nicolas  Nivelle,  Prieur  de  St.  Q6r^on  in  der  Diöcese 
Dtes.  i*  1761,  der  an  den  Hexaples  mitarbeitete  und  ausserdem  eine 
Eation  de  ce  qoi  a'est  passS  dans  la  Facultö  de  Paris  au  sujet  de  la 
lle  Doig.,  7  Yol.  12.,  und  unter  dem  Titel  Le  cri  de  la  foi,  1719,  S  vol.  12., 
e  Sammlung  von  Erklärungen  ffegen  die  Bulle  herausgab  (N.  £.  1761, 

Em  steht  nichts  von  ihm  im  Index. 

2)  Ein  Huissier  au  Chätelet  soll  ein  Exemplar  in  Rom  an  der  Peters- 
die  angeheftet  haben.  F.  Rooquain,  L'esprit  revolationnaire  avant  la 
olntion,  1878,  p.  9. 

Itoiueb,  Index  II,  47 


^ 


738  Die  Balle  ünigemtus. 

die  8.  et  .  .  .  Kaanetensis  die  10.  ejasdem  mensis, — Acte  d*appel 

interjeti  le  1.  Mars  1717  par  les  ävßqnes  de  Mirepoix —  Acte 

d^appel  de  S.  E.  Mgr.  le  Card,  de  Noailles,  Arehev.  de  Paris,  da  3. 
Avril  1717  au  Pape  mieax  conseillä  et  an  fatar  Concile  gininl  de 
la  Conetitation.  .  .  .  Von  beiden  Appellationen  wird  gesagt:  sie  ent- 
hielten falsche,  temeräre,  ärgemissgebende,  für  den  Papst  injnriöse, 
irrige  nnd  sehismatische  Sätze;  in  der  ersten  hatte  die  Inquisition 
ansserdem  aufrührerische  nnd  ketzerische,  in  der  zweiten  der  Ketzerei 
sich  annähernde  Sätze  gefunden.  —  Der  Regent  gebot  5.  Oct.  1717 
allgenieines  Stillschweigen  über  die  kirchliche  Streitfrage,  und  das 
Parlament  unterdrückte  einige  Schriften,  u.  a.  die  Appellation  von 
Noailles,  aber  auch  das  Decret  der  Jnq. 

„Die  Appellationen  machten  in  Rom  tiefen  Eindruck.  .  .  .  Der 
Papst  änderte  sein  Verfahren  vollständig:  statt  mit  Excommuni- 
eationen  vorzugehen,  schrieb  er  25.  März  1717  einen  eigenhändigen 
väterlichen  Brief  an  Noailles".  So  Schill  S.  148.  Aber  16.  Febr. 
1718  wurden,  wie  gesagt,  die  Appellationen  verdammt  und  am  8. 
Sept.  1718,  dem  Jahrestage  der  Publication  der  Bnlle  Unigenitus, 
wurde  die  vom  28.  Aug.  datirte  Bulle  Pastoralis  officii  publicirt,  die 
Schill  S.  167  eine  Ehrenrettung  der  Bulle  ünig.  nennt.  Der  Papst 
tadelt  darin  nicht  nur  die  Gregner  dieser  Bulle,  sondern  auch  die- 
jenigen, welche  „Erklärungen  über  die  für  alle  anderen  ganz  deut- 
lichen Dinge  verlangen,  um  die  Kirche  in  nutz-  und  endlose  Fragen 
asu  verwickeln,  und  welche  durch  dieses  Verlangen  eeigen,  dass  sie 
der  Bnlle  noch  nicht  den  gebührenden  Gehorsam  beweisen,  da  sie 
meinen,  es  würden  dnrch  dieselbe  kath.  Dogmen  oder  die  kirchliche 
Disciplin  verletzt,  was  dasselbe  ist,  als  wenn  man  fürchten  wollte, 
der  G-laube  des  h.  Petrus  habe  abgenommen  und  die  ganze  Kirche, 
durch  das  Lehramt  der  apostolischen  Stimme  unterrichtet,  sei  von 
dem  Wege  der  Wahrheit  und  des  Heiles  abgewichen.''  Es  sei  nicht 
wahr,  dass  durch  die  Bulle  Sätze  nnd  Lehren  verdammt  würden,  die 
bisher  in  kath.  Schulen  ohne  Censur  vorgetragen  worden ;  alle  hervor- 
ragenden Schriftsteller  der  Kirche  hätten  es  immer  für  ihre  Pflicht 
gehalten,  von  dem  apostolischen  Stuhle  zu  lernen,  was  sie  zu 
glauben  und  zu  lehren  hätten;  jene  Sätze  und  Lehren  aber,  die  man 
mit  den  in  der  Bulle  verdammten  verwechsele,  würden  auch  jetzt 
noch  in  Rom  selbst  &ei  vorgetragen  und  seien  also  keineswegs  ver- 
dammt^). Schliesslich  werden  diejenigen,  welche  der  Bulle  ünig. 
den  gebührenden  Gehorsam  versagen,  von  der  kirchlichen  Gemein- 
schaft mit  dem  Papste  ausgeschlossen  erklärt,  bis  sie  sich  bekehren. 
—  Diese  Bulle  wurde  von  dem  Pariser  Parlamente  zurückgewiesen. 

Am  19.  Dec.  1718  wurde  in  Rom  ein  italienisches  Ediot  der 
Inq.  (Bull.  Gont.  2,  404)  angeheftet,  worin  kraft  des  h.  Gehorsams 
und  unter  Androhung  der  Ezcomm.  1.  sent.  jedermann  aufgefordert 
wurde,  binnen  30  Tagen  bei  dem  h.  Officium  oder  dem  Ortsbischof 


1)  Wie  Card.  Querini,  Comm.  2,  1,  144  ersählt,  legte  der  Papst  auf 
diese  Erklärung  besonderen  Werth. 


J 


Balle  Pftstoralxs  officii.    Gorp«  de  dootrine.    Aooommodemeiit.       789 

aDe  diejeDigen  anxoseigen,  von  denen  er  wisse,  dass  sie  die  Sätze 
der  Bulle  IJnig.  lebren  oder  verbreiten,  die  Urheber  oder  Vertbei- 
di^r  derselben  loben,  vertbeidigen  oder  begünstigen,  die  Yerdam- 
mimg  derselben  tadeln  oder  ebne  gebübrenden  Respect  davon  reden, 
Bftcber,  Briefe  n.  s.  w.,  gedruckte  oder  geschriebene,  lesen,  welche 
dinet  oder  indireet  gegen  die  Balle  spreohen  oder  die  verboten  sind 
oder  noch  werden  verboten  werden.  Gegen  die  Delinquenten  werde 
tteh  dem  Stile  des  h.  Officinms  vorgegangen  werden;  wer  nicht 
teascire,  könne  nnr  von  der  Inq.  absol virt  werden ;  anonyme  Briefe 
seien  nicht  genügend  und  würden  von  dem  h.  Off.  nicht  berücksichtigt. 

Die  vier  Bischöfe,  die  saerst  appellirt  hatten,  appellirten 
im  April  1719  anch  von  der  Bulle  Pastoralis  und  von  dem  Inqui- 
ntionsdeerete  vom  16.  Febr.  1718;  der  kurzen  Appellation  wurde 
eise  ausführliche  Denkschrift  beigefügt:  Memoire,  dans  lequel  on 
bit  Toir  la  n^oessite  d'un  Concile  giniral  pour  remädier  aux  mauz 
le  TEglise  et  ou  l'on  d^duit  les  motifs  de  Tappel  inteijet^  au  fiiture 
Dooeile  .  .  (in  den  Oeuvres  de  Colbert  1,  19 — 260).  Diese  Appel- 
atioR  und  die  anderer  Bischöfe  wurde  nicht  ausdrücklich  verdammt, 
mch  nicht  die  Noailles  vom  3.  Oct  1716,  wohl  aber  eine  von  ihm 
)ei  der  Veröffentlichung  seiner  Appellation  in  Aussicht  gestellte  und 
1719  gedruckte  Premi&re  instruction  pastorale  de  S.  E.  Mgr.  le  Card. 
le  Koaiiles,  Arohiv.  de  Paris,  au  clergi  seculier  et  regulier  de  son 
üoeese  sur  la  Const.  ünig.,  und  zwar  durch  ein  besonderes  Decret 
m  Fer.  V.  3.  Aug.  1719  (Bull.  cont.  2,  404),  als  S&tze  enthaltend, 
ie  resp.  falsch,  .  .  .  für  alle  katholischen  Bischöfe,  namentlich  die 
ranzösischen,  und  den  apost.  Stuhl  injuriös  .  .  .  schismatisch  und 
etieriseh  seien. 

4.  Im  J.  1719  fing  der  Regent  unter  dem  Einflüsse  des  be- 
Kchtigten  Abb6  (seit  1723  Cardinal)  Dubois  an,  seine  Politik  zu 
ödem.  Am  5.  Juni  gebot  er  wieder  für  ein  Jahr  Schweigen, 
^n  wurde  unter  dem  Einflüsse  des  Hofes  ein  Corps  de  doctrine, 
ine  Art  von  Interpretation  der  Bulle,  ausgearbeitet  und  vor  und 
ich  von  den  meisten  Bischöfen  unterschrieben ,  auch  von  Noailles 
13.  März  1720)  und  einigen  anderen  Appellanten.  Durch  eine 
Snigliche  Declaration  vom  4.  Aug.  1720  wurde  dann  verordnet, 
iehts  gegen  die  Bulle  und  das  Corps  de  doctrine  zu  lehren  oder 
I  veröffentlichen  und  die  Appellation  an  das  Concil  als  nichtig  an- 
isehen.  Das  Parlament  nahm  diese  Declaration  widerstrebend  an 
tocqnain  p.  22).  Noailles  veröffentlichte  18.  Nov.  1720  ein  Man- 
sment,  worin  er  die  Bulle  mit  Erklärungen  acceptirte.  Auch  viele 
idere  Appellanten  nahmen  jetzt  ihre  Appellation  zurück.  —  In 
om  wux^e  dieser  Ausgleich  nicht  gerne  gesehen;  aber  Card.  Fa- 
"oni  drängte  vergebens  den  Papst  zu  schärferm  Vorgehen. 

Von  den  vielen  Schriften,  die  um  diese  Zeit  über  das  Accom- 
ddement  erschienen,  kamen  —  erst  1727  —  folgende  in  den  In- 
IX :  Memoire  pour  nosseigneurs  duParlement  sur  l'enregistrement 
!  la  declaration,  qui  autorise  Taccommodement  conclfl  entre  plu- 
»nrs  iveques  touchant  la  Constit.  ünig.  —  Pensies  d'un  ma- 
strat  sur  la  declaration    qui  doit  6tre  port^e   au  Parlement,    1720 


740  Die  Bulle  ünigenituB. 

(von  Dnguet).  —  Memoire  snr  le  droit  de  la  Faoult^  de  Thiol. 
de  Paris,  d^^tre  entendne  sur  lea  d^cisions  de  dootrine  propoaies  poor 
seryir  de  loi  dans  le  royaume  (von  Dacornet),  —  Eelation  de  oe 
qui  B^est  pass^  dans  rassembl^e  de  Sorbonne  du  4.  Juin  1721,  — 
Lee  tr^s-hnmbles  remonstrances  de  la  Facult^  de  Th4ol.  de  Paris 
an  Hoy  {Aug.  1721),  —  Belation  de  ce  qui  s'eat  passi  an  Parle- 
ment  de  Ronen  an  snjet  de  la  d6claration  du  4.  Aoüt  1720  tonchant 
la  conoiliation  des  äv^qnes,  —  Memoire  ponr  justifier  Tasage  des 
reqnStes  de  la  part  des  parties  interessees  tonohaot  renregietrement 
des  edits  et  d^clarations  dn  Eoy^). 

Der  Ausgleich  veranlasste  die  vier  Bischöfe,  die  zuerst  appel- 
lirt  hatten,  im  Nov.  1720  ein  vom  10.  Sept.  datirtes  Actenstück  zu 
publiciren,  worin  sie  ihre  Appellation  wiederholten  (Oeuvres  de  Col- 
bert  1,  264).  Mehrere  Bischöfe  und  etwa  1500  Welt-  und  Ordens- 
geistliche  schlössen  sich  ihnen  an.  Es  wurden  mehrere  Listen  von 
Reappellanten  veröffentlicht.  Zwei  von  diesen  und  einige  auf  die 
I^appellation  bezügliche  Schriften  kamen  —  gleichfalls  1727  —  in 
den  Index:  Liste  des  chanoines,  curez,  docteurs  et  ecclisiastiques 
seculiers  et  reguliers  de  la  ville  et  du  diooise  de  Paris,  qui  ont 
diclarä  qu^ils  persistent  dans  leur  appel,  —  Liste  premi^re  des 
chanoines  .  .  .  des  diffdrents  dioceses  de  France,  qui  ont  declare 
.  .  .  Avertissement  sur  la  diclaration  .  .  .  de  plnsieurs  religienx 
BinMictins  .  .  .,  —  Avertissemens  sur  les  lettres  suivantes: 
....  Lettre  an  R.  F.  D.  Thierry  de  Viaiznes  k  Toccasion  de  son 
renouvellement  d'appel,  ^-  Lettre  d'un  th6ologien  auz  RR.  PF. 
B^nidictins  des  congrdgations  de  St.  Maur  et  de  St  Yanne  pour  les 
exhorter  k  continuer  de  defendre  le  christianisme  renversi  par  la 
Constit  Unig.  (21.  Juli  1721),  14  8.4.,  —  Lettre  Ji  un  magistrat, 
o&  Ton  examine,  si  ceux  qui  ont  d^clarä  qu'ils  persistent  dans  leur 
appel,  peuvent  8tre  accus^s  d^imprudence,  1 721,  14  S.  4.  —  Gleich- 
zeitig wurde  verb.  La  tour  de  Bable,  ou  la  division  des  iviques 
de  France  qui  ont  eu  part  k  la  Constit.  Unig.  depuis  Ta.  1714,  ein 
Tableau,  worin  die  französischen  Bischöfe  je  nach  ihrer  Stellung  zu 
der  Bulle  in  nicht  weniger  als  27  Gruppen  geordnet  waren  ^). 

5.  Clemens  XL  starb  19.  März  1721.  Von  seinem  Nachfolger 
Innocenz  XIII.  (1721 — 24)  soll  Card,  de  Gesvres  gesagt  haben: 
Conti  n'est  pas  favorable  k  la  Constitution,  mais  Innocent  XIII.  y 
est  attachi  et  il  est  entrainö  par  la  cour  de  Rome').  An  ihn 
richteten  sieben  Bischöfe,  —  der  frühere  Bischof  von  Toumay,  die 
Bischöfe  von  Pamiers,  Sinez,  Montpellier,  Boulogne,  Auxerre  und 
Macon;  der  von  Mirepoix  und  drei  andere  Appellanten  waren  ge- 
storben, —  unter  dem  9.  Juni  1721  ein  Schreiben,  worin  sie  um 
die  Cassirung  der  Bulle  Unig.  und  um  Berufung  eines  allgemeinen 
Concils  bitten.     Es  wurde  im  Nov.  1721  lateinisch  und  französisch 


1)  Eist,  des  Refl.  II,  444.  457.  III,  1,  80.  67. 

2)  Bist,  des  R^fl.  II,  610.  ID,  1,  37.  60.  71. 

3)  Hist  des  H6fl.  III,  6,  61.  S.  o.  S.  481. 


Reappellationen.    B.  Colbert  von  Montpellier.  741 

gedruckt:  Epistola  111.  ac  Rev.  Ecclesiae  Principum  ....  ad  S. 
D.  Innocentinin  P.  XIII.  occagione  Constitationis  Unig.  (90  S.  4., 
abgedr.  Oeuvres  de  Ck>lbert  1,  303,  angeblieh  you  dem  Abb6  Boor- 
oer  Terfiwat),  nnd  8.  Jan.  1722  yon  der  Inq.  verdammt  als  viele 
for  die  katb.  Bisoböfe,  namentlich  die  französischen,  und  für  Clemens 
II.,  den  jetzigen  Papst  und  den  apost.  Stuhl  injuriöse  Satze  enthal- 
teid  nnd  als  im  Ganzen  schismatisch  und  voll  ketzerischen  Geistes. 
Ib  Breven  an  den  König  und  den  Regenten  vom  24.  März  1722 
(Arg.  III  b  476)  klagte  Innocenz  XIII.  über  sohismatisohe  Briefe 
einiger  Bischöfe,  ermahnte  den  König,  für  die  Wahrheit  einzutreten, 
und  erklärte  sich  auch  gegen  den  Ausgleich,  ohne  ihn  ausdrücklich 
n  nennen. 

Der  Staatsrath  unterdrückte  19.  Apr.  1722  das  Schreiben  der 
7  Bischöfe.     Darauf  veröffentlichten  sie  im  Juli  eine  Lettre...  au 
Roj,  au  sujet  de  TarrSt  du  conseil  d'itat  contre  la  lettre  des  sus- 
dits  prilats  k  N.  S.  P.  le  Pape    Innocent  XIII.    (abgedr.    Colbert 
1,355),   von^er  Inq.  verb.  23.  Sept.   1723.      Gegen  eine  umfang- 
reiche Instruction  pastorale  des  Card,  de  Bissj,  Bischofs  von  Meaux, 
eiiies  der  eifrigsten  Acceptanten  ^),  veröffentlichten  sechs  der  genann* 
ten  Bischöfe  (der  von  Tournay  betheiligte  sich  nicht)   eine  Entgeg* 
Diing  (288  S.  4.,  bei  Colbert  1,  387),  die  mit  einem  kurzen  Schreiben 
dem  Könige  übersandt  wurde:    Lettre  .  .  .  au  Roy,    par  laquelle 
ih  BUpplient  Sa  Haj.    de  se  faire  rendre  oompte  de  leur  riponse  k 
i'Instr.  past.  de  M.  le  Card,  de  Bissy,  von  der  Inq.  verb.  13.  Febr. 
1725.  —  Der  Bischof  Languet  von  Soissons  (später  Erzbischof  von 
Seos)  schrieb  eine  ganze  Reihe  von  Instructions  past,  Lettres,  Aver- 
tissements  u.  s.  w.  zu  Gunsten  der  Bulle.      In   einem  Schreiben  an 
den  Bischof  vonBoulogne  vom  J.  1720  griff  er  die  vier  ersten  Ap* 
pellanten  an;    dagegen    erschien    Lettre    de   Mgr.    TEv.    d'Auxerre 
(Charles  de  Caylus)  k  TEv.  de  Soissons  k  roocasion  de  ce  que  ee 
pr^Iat  dit  de  lui  dans  sa  premi^re  lettre  k  l'Ev.  de  Boulogne  (vom 
Xov.  1721,  88  S.  4.),   von   der   Inq.  verb.  Fer.  IV.  14.  Juli  1728 
als  voll  Bohismatischen  und   haeretischen  Geistes  (Arg.  III  b  608). 
Andere  Streitschriften   gegen  Languet  von   den  Bischöfen   von  Au- 
xerre  und  Boulogpne  und  anderen^)   stehen  nicht  im  Index. 

Unter  den  appellirenden  Prälaten  trat  besonders  hervor  Cbar« 
let* Joachim  de  Colbert  de  Croissy,  geb.  1667,  seit  1697  Bischof 
Ton  Montpellier,  f  1738.  Als  im  J.  1722  die  Unterzeiohnung  des 
Fonnulars  Alexanders  VII.  wieder  verlangt  wurde,  ordnete  er  die* 
selbe  mit  einer  Erklärung  an,  worin  unter  Bezugnahme  auf  die  Paix 
de  Clement  IX.  die  Unterscheidung  von  Droit  und  Fait  aufrecht  er- 
halten wurde.  Diese  Erklärung  wurde  von  dem  Staatsrathe  oassirt. 
Dagegen  veröffentlichte  Colbert  Tr^s-humbles  remonstrances  au  Roy 
KL  sujet  de  TarrSt  du  conseil  d'6tat  de  Sa  Maj.  du   11.  Mars  1723 


1)  Fen^lon  sagte  1710  (Corr.  l,  872)  von  ihm:  Bissy  est  un  hon 
komme,  mais  une  fort  mediocre  tete.  II  erneut  tont  et  ne  r^sont  rien, 
oomme  le  soleil  de  mars. 

2)  Eist,  des  Refl.  U,  560.  HI,  1,  145.  149;  2,  174.  178  n.  s.  w. 


^ 


742  Die  Bulle  Unigenitus. 

(yom  2.  Mai  1724)  und  etwas  später,  4.  Jani  1724  Lettre  pa- 
storale  au  snjet  des  troables  excites  dans  son  diocöse  et  de  quel- 
ques libelles  repandus  dans  le  publie  k  roccasion  de  la  signature  du 
formulaire  (beide  in  den  Oeuvres  1,  639-— 722).  Die  Remonstranz 
wurde  von  dem  Staatsratb  21.  Sept.  1724  unterdrückt,  beide  Acten- 
stücke  13.  Febr.  1725  von  der  Inq.  verb.,  gleichzeitig  Lettre  de  M. 
Duguet  ä  l'Ev.  de  Montpellier  au  sujet  de  ses  remonstrances  ao 
Boy,  25.  Juillet  1724,  —  Duguet  schliesst  sich  darin  Golbert  offen 
an  und  erklärt,  da  die  anderen  Bischöfe  schwiegen,  so  sei  er  mit 
dem  £pi8copat  solidaire  bekleidet  (Diot.  Jans.  2,481),  —  alle  drei 
als  temeräre  und  für  den  apost.  Stuhl  injuriöse  Sätze  enthaltend  und 
im  Ganzen  voll  schismatischen  und  ketzerischen  Geistes.  Schon 
1722  wurde  verb.  Du  refus  de  signer  le  formulaire,  pour  servir 
de  riponse  ä  un  eorit  qui  a  pour  titre:  Second  preservatif. 

In  dem  oben  erwähnten  Inquisitionsdecrete  vom  14.  Juli  1723 
werden  ausser  dem  Briefe  von  Caylus  noch  verdammt:  Ordonnance 
et  instr.  past.  de  Mgr.  r£v.  et  Comte  de  Bhodez  (Bodez,  de  la 
Yove  de  Tourouvre)  pour  la  condamnation  du  Trait6  des  aetes  hu- 
maines,  dicte  au  colUge  de  Bhodez  par  le  P.  Cabrespine  Jesoite, 
1722,  und  Mandement  de  Son  Altesse  Mgr.  Fran^ois-Armand  de 
Lorraine,  Ey.  de  Bayeux,  contenant  le  jugement  qu^il  a  porte  aar 
differentes  propositions  qui  lui  ont  ete  denonc^es,  Par.  1722  (30 
S.  4.,  angeblich  von  Petitpied  verfasst),  beide  als  einige  verdäch- 
tige, für  den  apost.  Stuhl  injuriöse  und  verdammten  Irrthömem 
günstige  Sätze  und  Meinungen  enthaltend,  und  mit  der  Erklärung, 
durch  ihre  Verdammung  solle  über  die  darin  censurirten  Sätze  kein 
Urtheil  abgegeben  werden^).  Die  drei  Bischöfe  beschwerten  sich 
1724  in  einem  gemeinsamen  Schreiben  an  Benedict  XIII.  über  dieses 
Decret  (N.  E.  1735,  119).  Aber  13.  Febr.  1725  verdammte  die 
Inq.  von  dem  Bischof  Franz  von  Lothringen  von  Bayeux  nochmals 
eine  Ordonnance  et  instr.  past.,  portant  condamnation  de  deux  libelles 
intitulez,  Tun:  Instruction  en  forme  de  cateohisme  au  sujet  de  la 
Constit.  ünig.,  Pautre:  Instr.  th^ol.  pour  servir  de  r^ponse  ä  an 
libelle:  Entretien  familier  au  sujet  de  la  Constit.  Unig.,  1724  (Eist, 
des  Befl.  IV,  68),  als  mehrere  für  katholische,  namentlich  franzö- 
sische Bischöfe,  für  Se.  Heiligkeit  und  den  apost.  Stuhl  injuriöse, 
schismatisohe  und  die  Ketzerei  begünstigende  Sätze  enthaltend. 

Von  den  Büoherverboten  aus  der  Zeit  Innocenz'  XIII.  smd 
noch  folgende  1722  von  der  Inq.  erlassene  zu  erwähnen:  Memoire 
dans  le  quel  on  ezamine,  si  l'appel  interjet6  au  future  Goncile  g6n. 
.  .  .  est  ligitime  et  canonique,  s.  1.  1717;  Nouveau  memoire  sur 
les  appels  des  jugemens  eccl.,  s.  1.  1717;  Dinonciation  k  M.  le 
Procureur-gin^ral   du  Parlement  de  Dijon    dW  libelle:     Lettre  de 


1)  Der  Erlass  des  Bischofs  von  Rhodez  ist  durch  Sätze  aus  der  Dog- 
matik  und  Moral  veranlasst,  die  Cabrespine  vorgetragen  und  die  eine  Reihe 
von  Streitschriften  hervorriefen;  der  des  Bischofs  von  Bayeux  ist  gegen 
den  Jesuiten  de  Genne  gerichtet.  Bist,  des  R^fl.  III,  3,  53;  III,  5,  106. 
Fleur.  71,  310. 


J 


Opposition  in  den  Niederlanden.  748 

l'ey^ue  de  CliälonB  ...  an  snjet  de  Bon  mandement  sur  le  liyre 
das  Hexaplea  (S.  736),  s.  1.  et  a.;  ObservationeB  in  qninqne 
epistolsB,  qnae  circnmfemntnr  nomine  UniversltatiB  SalmanticensiB 
. .  .  8.  L  1716,  Bemerkungen  zn  den  Briefen,  welche  die  Univer- 
ntät  Salamanca  veröffentliclite,  ale  das  Gerücht  ging,  sie  habe  gegen 
die  Bulle  protestirt  (Fleor.  69,  171). 

6.  Auch  in  den  Niederlanden  fand  die  Bulle  Unigenitas  unter 
den  Geistlichen  vielfache  Opposition.  Die  Utrechter  Kürohe  BchlosB 
lieh  1719  der  Appellation  an.  Der  Nachfolger  des  Erzbisohofs 
Freeipiano  von  Mecheln,  d'Alsaoe  de  Bossu,  und  die  übrigen  belgi- 
floben  Bischöfe  bemühten  sich  für  die  Durchführung  der  Bulle,  und 
die  Löwener  üniverBität  nahm  sie  1715  an.  Im  J.  1720  ging  Ser- 
viis  Hoffireumont,  geb.  1665  zn  Yerviers,  seit  1705  Pfarrer  zu 
fince  bei  Lüttich,  mit  einer  Vollmacht  von  75  Geistlichen,  worunter 
nch  Tan  Espen,  nach  Wien,  um  Carl  YI.  um  Schutz  für  die 
Gegner  der  Bulle  zu  bitten.  1723  wurde  aber  zu  ihren  Ungunsten 
eotschieden,  HofPreumont  wurde  abgesetzt  und  ging  wie  van  Espen 
Bseh  Amersfort,  f  1737  ^).  —  Im  Index  stehen  yon  belgischen 
Sehriften:  Memoire  sur  la  publication  de  la  Bulle  Unig.  dans  les 
Pajs-Bas,  1714,  von  der  Inq.  verb.  12.  Sept.  1714;  das  Sohriftchen 
empfiehlt  der  Begierung,  das  Placet  zu  verweigern  (Hist.  des  R6fl. 
I,  98);  —  La  faillibiliti  des  Papes  dans  les  d^cisions  dogmati« 
qne«  demonstr^e  par  tonte  la  tradition,  d'oü  il  resulte,  qu'on  n^est 
point  Obligo  de  receyoir  aveuglement  la  Constit.  Unig.  ni  aucune 
utre  d^cision  des  Souyerains  Pontifes.  Aveo  des  remarques  sur 
BBe  lettre  au  Pape  de  M.  TArchiv.  de  Malines  et  des  autres  ivi- 
Ines  du  Pays-Bas,  2  vol.,  s.  1.  1704  und  1720,  von  der  Inq.  verb. 
^.  Juli  1722  (von  Hoffreumont  verfasst);  —  Antiquae  Faoultatis 
Lovaniensis  qui  adhuc  superstites  sunt  discipuli  ad  eos,  qui 
bdie  Lovanii  sunt,  theologos  de  declaratione  S.  Fao.  Th.  Lov.  recen- 
ioris  circa  Constit.  Unig.,  1716,  374  S.  12.,  erst  1784  verb.,  von 
Dpstraet 

In  Italien  wurde  der  Bischof  von  Orvieto  1719  als  Gegner 
1er  Bull.  Unig.  denuncirt,  verhaftet  und  in  die  Engelsburg  gesetzt. 
Sr  muBste  27.  Juli  feierlich  abschwören  und  wurde  für  Lebenszeit 
n  ein  Eloeter  verwiesen  (Fleur.  70,  269;  um  dieselbe  Zeit  wurden 
i  Personen  wegen  Atheismus  processirt ;  sie  schworen  ab  und  wurden 
heils  zu  lebenslänglichem,  theils  zu  jahrelangem  GefängnisB  ver- 
irtheilt;  ein  Abate  Yolpini  wurde,  es  wird  nicht  angegeben  wes- 
lalb,  zum  Tode  verurtheilt,  aber  zu  lebenslänglichem  Gef&ngnisB 
»egnadigt). 

7.  Auf  Innocenz  XIII.,  f  7.  März  17S4,  folgte  der  75jährige 
!ard.  Orsini  als  Benedict  XIII.  (1724 — ^30).     Er   war  Dominicaner 


1)  V.  Espen  Opp.  5,  842.  Yie  de  van  Espen  p.  180.  Fleur.  71,  180. 
^aquot  8,  288.  Mömoires  hist.  aar  l'affaire  de  la  B.  Unigenitus  dans  les 
^mys-Bas  Aatrichiens,  prinoipalement  depuis  son  arrivee  en  1718  jusqn'en 
780.  Bmx.  1755*,  4  vol.  8.  (von  Dnpac  de  Bellegarde).  Das  Buch  steht 
lebt  im  Index. 


744  Die  Bulle  Unigenitos. 

und  Thomist  und  Dicht  abgeneigt»  Erklärungen  über  die  Balle  Unig. 
zu  geben,  welohe  die  Unzufriedenen  beschwichtigen  könnten.  Aber 
die  meisten  Cardinal^  und  Curialisten  waren  dagegen,  weil  sie  darin 
eine  Abschwächung  der  päpstlichen  Autorität  erblickten,  und  die 
constitutionellen  französischen  Bischöfe,  weil  sie  einmal  eifrig  für 
die  Bulle  Partei  ergriffen  hatten.  Schon  6.  Nov.  1724  erlieas  er, 
da  der  Dominicaner-General  Pipia  ihm  vorstellte,  daas  die  Bulle 
vielfach  gegen  die  Gnadenlehre  seines  Ordens  ausgebeutet  werde, 
ein  Breve  (Bull.  cont.  2,  478),  worin  er  es  als  selbstverständlich 
bezeichnet,  dass  die  Lehren  des  h.  Augustinus  und  Thomas  von 
keinen  Censuren  der  Bulle  getroffen  würden.  In  demselben  Sinne 
sprach  er  sich  später  in  einer  Bulle  vom  26.  Mai  1727  aus.  P.  Gra- 
veson  und  andere  meinten,  wenn  der  Papst  erkläre,  die  Lehre  von 
der  Gratia  per  se  efficax  sei  festzuhalten  und  bei  der  Verwaltung 
der  Sacramente  habe  man  sich  an  die  Grundsätze  des  h.  Carl  Bor- 
romaeuB  zu  halten,  so  werde  ein  grosser  Theil  der  Appellanten  die 
Bulle  annehmen.  Auf  einer  solchen  Grundlage  wurde  denn  auch 
mit  dem  Card.  Noailles  unterhandelt.  £s  handelte  sich  bei  diesen 
Unterhandlungen,  so  weit  sie  von  den  einem  Ausgleich  günstig 
Gesinnten  geführt  wurden,  hauptsächlich  darum,  ob  der  Papst  zu- 
erst Erklärungen  geben  oder  zuerst  die  Appellation  zurückgezogen 
werden  solle.  Die  Gegner  des  Ausgleichs,  in  Frankreich  nament- 
lich die  Cardinäle  Bissy  und  Rohan,  wirkten  darauf  hin,  dasa  über- 
haupt keine  Erklärung  gegeben  und  eine  unbedingte  Unterwerfung 
gefordert  werde.  —  Als  Basis  der  Unterhandlungen  dienten  12  Ar- 
tikel, die  Noailles  dem  Papste  vorlegte  als  eine  kurze  Darlegung 
dessen,  was  er  und  die  anderen  opponirenden  Bischöfe  als  Lehre 
der  Kirche  über  die  in  der  Bulle  berührten  dogmatischen  Punkte 
ansähen^).  Der  Papst  persönlich  war  geneigt,  diese  Artikel,  etwa 
in  Form  eines  Breves  gutzuheissen.  Aber  die  Cardinäle  und  Theo- 
logen, denen  er  die  Sache  vorlegte,  erklärten,  Noailles  müsse  ein- 
fach die  Bulle  an-  und  seine  Appellation  zurücknehmen.  In  Frank- 
reich wurden  die  12  Artikel,  als  sie  1725  als  Explications  de  K. 
S.  P.  Benoit  XIII.  envoy6es  en  France  au  mois  de  Mars  1725  sur 
la  Bulle  Unig.  gedruckt  erschienen,  von  mehreren  Bischöfen  offen 
bekämpft,  von  dem  Bischof  von  Montpellier  u.  a.  vertheidigt.  Der 
Minister  Fleury,  Bischof  von  Frijus  (später  Cardinal)  soll  sie  als 
zu  Jansenistisoh  bezeichnet  haben;  sie  wurden  von  dem  Staatsrath 
unterdrückt  (Rocquain  p.  42).  —  Einen  Druck  suchte  man  auf 
Noailles  und  die  anderen  opponirenden  Bischöfe  auch  dadurch  aus- 
zuüben, dass  ihren  Diöcesen  1726  der  Jubiläums- Ablass  vorent- 
halten wurde. 

Anfangs  1727  ging  das  Gerücht,  Noailles  werde  sich  unter- 
werfen. 30  Pariser  Pfarrer  baten  ihn  in  einem  (im  Febr.  gedruckten) 
Briefe,  st-andhaft  zu  bleiben;  viele  andere  stimmten  ihnen  zu.  Im 
April  wurden  die  Unterhandlungen    abgebrochen,    und    es  erschien 


1)  Eist,  des  Befl.  IV,  841.  Fleur.  70,  488.  Laemmer,  Melet.  p.  408. 


Yerliandlangen  mit  Card.  Noailles.  Romisches  Concil  von  1725.     745 

Btn  eine  im  Auftrage  von  Noailles  verfasste  (aber  nicht  in  seinem 

Avftnge  gedruckte)  Relation  de  ce  qai  s'est  passä,  tant  ä  Rome, 

qie  de  la  part  de  M.  le  Card,  de  Noailles,  snr  l'affaire  de  la  Gon- 

ftitation,  depnis  Texaltation  de  N.  S.  P.  le  Pape  Benoit  XIII.    Sie 

mvde  17.  Sept.  1727  verb.  (sie  steht  erst  seit  Ben.  im  Index)  and 

im  Anftrage   des  Papstes    ein    anderer  Bericht    von   dem   Assessor 

S.  Off.  (später  Card.)  Ansidei  italienisch   nnd  französisch  veröffent- 

Hcbt^).  —  Während  der  Unterhandlungen  mit  Noailles  erschien  ein 

Beeret  der  Inq.    vom   13.  Febr.  1725,    worin  mehrere  Actenstücke 

TOD  französischen  Bischöfen   yerdammt    wurden,    2.  Sept.  1727  ein 

Deeret  der   Index-Congr.,    worin    ausser   vielen    bereits   erwähnten 

Schriften  verb.  wurden:    Discours   de  Mr.    Joalin  Sindio    (bei  Ben. 

richtig  Jo Ilain,   jetzt  Joallain),    ein   von    dem  Syndicus    der  Sor- 

boBiie  nach  dem  Tode  Clemens*  XI.  1721  gehaltener  Vortrag  (Eist. 

des  Refl.  III,  1,  6),    —    Maxim  es    chrätiennes    sur    le   devoir    de 

psrier  en  faveur  de  la  virit^,    —    und  Supplement  au  memoire  de 

ptrler  en  faveur  de    la  virite    (ein  M6m.    ou  Ton  ^tablit  le  devoir 

. .  .  veriti  par  rapport  k  ceux  qui  ne  re^oivent  ni  la  Constit.  TJnig. 

Di  raccommodement^  48  S.  4.,  wurde  1721    vom  Parlament  verb.; 

Hist.  des  Rifl.  ri,  555). 

8.  Das  im  J.  1725  von  Benedict  XIII.  gehaltene  Römische 
Provincial-Concil  ist  für  die  Geschichte  der  Bulle  Unig.  nur  inso- 
fern von  Bedeutung,  als  in  dem  gedruckten  Texte  desselben  (Coli. 
Lae.  1,  346)  den  Bischöfen  befohlen  wird,  dafür  zu  sorgen,  dass 
diese  Bulle,  quam  nos  tanquam  fidei  reguiam  agnoscimus,  omnimoda 
le  debita  obedientia  et  executione  observetnr,  und  behauptet  wird, 
der  Zwischensatz  quam  .  .  .  agnoscimus  sei  von  dem  Secretär  des 
Concils,  Antonio  Fini,  später  Cardinal,  nachträglich  beigefügt  worden'). 
--Warum  das  Diario  del  Concilio  Romano  oelebrato  in  S.  Griovanni 


1)  Hist.  des  R6fl.  IV,  82.  175.  Nur  im  span.,  nicht  im  Rom.  Index 
teben:  Aneodotes  ou  memoires  secrets  sur  la  Constit.  Unig.,  1730 — 33, 
\  YoL  12.,  Yon  J.  Fr.  Bourgoin  de  Villefore  nach  den  ihm  von  Noailles 
;elieferten  Materialien  verfasst  (N.£.  1731,  140.  Reuchlin  2,  33);  —  Journal 
[e  M.  l'abbe  d'Orsanne  (Generalvioar  Noailles',  f  1728)  contenant  Thist. 
i  les  aneodotes  de  ce  qui  s'est  passe  ä  Rome  et  en  France  dans  Fafifaire 
ie  la  Constit.  Unig.,  2  vol.  4.  (6  vol.  12.,  2.  £d.  1756).  —  Villefore  hat 
L  a.  die  Briefe  benutzt,  die  Noailles  von  dem  Lazaristen  Philopald  de  la 
bye  (1674 — 1762)  erhielt,  der  Generalproourator  seiner  Congregation  in 
tom  und  ein  Agent  von  Noailles  war.  Er  schrieb  1714  gegen  die  Bulle 
lettera  d'nn  vescovo  di  Francia  al  Card.  Fabroni,  72  S.  12.,  wurde  1715 
OS  Rom  ausgewiesen,  1724  aus  seiner  Congregation  ausgeschlossen,  von 
em  Bischof  Caylus  angestellt  und  starb  als  Appellant  (Corr.  de  F6n.  11, 
SO). 

2)  Hist  des  Refl.  IV.  868.  Fleur.  72,  8.  In  den  N.  E.  1781,  113  ist 
ne  Erklärung  des  Card.  Marefosohi,  in  der  dieses  behauptet  wird,  abge- 
rockt;  vgl  1782,  200.  Eine  ähnliche  notarielle  Erklärung  von  Msgr. 
ottari  vom  2.  Jan.  1761  ist  abgedruckt  im  Journal  de  oorrespondanoes 
'»  de  voyi^es  dltalie  et  d'Espagne  pour  la  paix  de  l'^glise  en  1768,  1768 
;  1769.  Far  M.  Clement,  alors  tösorier  de  l'egl.  d'Auxerre  et  depuis 
reque  de  Versailles  (Paris  an  X.  1802,*  8  vol.  8.)  1,  276. 


746  Die  Bulle  Unigenitus. 

Laterano  1  anno  del  ginbileo  1725,  sotto  il  pontificato  di  F.  Bene- 
detto  XIII.,  Kom  (Venedig)  1728,  sofort  verb.  und  der  Heraus- 
geber, Primicerio  der  Kathedrale  za  Bologna,  mit  grossem  £clat 
von  der  Inq.  verhaftet  wurde  (N.  £.  1728,  182),  ist  nicht  klar. 
Erklärlicher  ist,  dass  Jo.  Georgii  Walchii  Commentatio  de  oon- 
cilio  Lateranensi  a  Benedicto  XIII.  celebrato,  Lpz.  1727,  1729 
verb.  wurde. 

Wichtiger  ist  für  uns  das  vom  16.  Aug.  bis  26.  Sept.  1727 
unter  dem  Vorsitze  des  Erzbischofs  Pierre  de  Gu6rin  de  Tencin 
gehaltene  und  von  Benedict  XIII.  durch  ein  Breve  vom  17.  Dec. 
1727  plenissime  bestätigte  Provincialconcil  von  Embrun  (Coli.  Lae. 
1,  635.  727),  auf  welchem  einer  der  standhaftesten  Gregner  der 
Bulle,  der  achtzigjährige  Jean  Soanen,  seit  1695  Bischof  von 
S6nez,  suspendirt  wurde  (er  wurde  darauf  in  der  Abtei  Chaise-Dieu 
internirt,  wo  er  erst  25.  Dec.  1740  starb). 

Im  J.  1726  hatte  sich  das  Gerücht  verbreitet,  er  sei  gestorben. 
Darauf  erschien  im  Jan.  1727  eine  vom  28.  Aug.  1726  datirte  In- 
struction past.  de  M.  l*£v.  de  Senez,  dans  laquelle  k  l'ocoasion  des 
bruits  qui  se  sont  repandues  de  sa  mort,  il  rend  son  olerge  et  son 
peuple  d^positaires  de  ses  derniers  sentiments  sur  les  contestations 
qui  agitent  TEglise^).  Dieser  Hirtenbrief  wurde  von  dem  Concil 
von  Embrun  ganz  im  Stile  der  Eömischen  Inquisision  als  temerär, 
für  die  Kirche,  die  Bischöfe  und  die  königliche  Autorität  injuriös, 
schisroatisch,  voll  des  ketzerischen  Geistes  u.  s.  w.  unter  Androhung 
der  dem  Bischof  reservirten  Excomm.  1.  sent.  verboten  und  der  Bi- 
schof, weil  er  trotz  der  canonischen  Warnungen  ihn  nicht  habe  zu- 
rücknehmen wollen,  für  suspendirt  erklärt. 

Der  Hirtenbrief  steht  merkwürdiger  Weise  nicht  im  Index, — 
Testament  spirituel  en  date  du  28.  Mars  1735,  verb.  1742,  ist  ein 
anderes  Schriftchen   von  wenigen  Blättern*),  —    aber  ein  30.  Oot. 


1)  Pioot  4,  178  sagt,  dieser  Hirtenbrief  sei  von  dem  Abbö  Gadry 
(Darcy,  f  1766)  verfasst,  auch  die  meisten  anderen  unter  Soanens  Namen 
erschienenen  Schriften  seien  von  anderen  verfasst,  vielleicht  alle,  sogar 
seine  Sermons.  Dass  aber  Soanen  wenigstens  ein  guter  Prediger  war, 
bezeuget  Bossuet,  der  im  J.  1700  (38,  76)  schreibt:  Kons  avons  ici  l'eveque 
de  S6nez  qui  enchante  toute  la  ville  de  Toulouse  par  ses  sermons.  Rooquain 
p.  48  sagt  von  dem  Urtheil  des  Concils:  On  frappait  un  pr^lat  univer- 
sellement  estimö,  qui  avait  preche  toute  sa  vie  aveo  eclat,  se  oonduitait 
en  apotre  dans  son  dioo^se  et  donnait  tout  aux  pauvres.  D  n'ötait  pas 
jusqu'  aux  noms  des  juges  qui  ne  deshonorUt  oette  sentenoe.  „Fiöau  des 
honnetes  gens,  simoniaque,  incestueux,  mauvais  citoyen,  honni  et  m^prise 
partout",  ainsi  etait  qualifie,  quelques  ann^es  aprds,  par  le  marquia  d'Ar- 
genson,  Pabbe  de  Tencin,  archev.  d'Embrun  (vgl.  p.  63.  99).  Er  wurde 
1789  Cardinal,  1740  Erzbisohof  von  Lyon,  f  1768.  —  Die  Hist.  de  la 
condamnation  de  M.  de  SSnez  par  les  prdlats  assemblös  k  Embrun,  1728, 
164  S.  4.,  steht  nicht  im  Index.  --  Der  Plan,  gepren  den  viel  streitbarenn 
Bischof  Golbert-  von  Montpellier  ein  Provincialconcil  zu  Narbonne  zu  halten, 
kam  nicht  zur  Ausführung. 

2)  La  vie  et  les  lettres  de  M.  Jean  Soanen  .  .  .  (Gol.  1760*,  2  vol. 
4.)  1,  176-178. 


ConcÜ  von  Embmn.  Die  Wunder  des  Fr.  Paris.  747 

1727  von  50  Advocaten  nnterseiclinetes  (von  Anbry  verfaMtas) 
Reehtagataohten,  Gonsnltation  des  avocats du  parlement  de  Paris, 
n  rojet  du  jngement  rendu  a  Ambrun  contre  Viy.  de  S^nez,  wurde 
iveh  ein  Brere  vom  9.  Juni  1728  (Ball.  13,  346)  in  jeder  Sprache 
verboten,  als  ärgemissgebende,  .  .  .  schiBmatische  nnd  ketzerische 
Sitze  enthaltend;  der  Papst  klagt  zngleich  darüber,  dass  Laien  es 
wtgpea  über  kirchliche  Urtheile  abzusprechen.  Die  Consultation 
wnrde  auch  von  einer  Anzahl  von  Bischöfen  censarirt  (Diet.  Jans. 
1,  321). 

Koailles  und  7  andere  Bischöfe  übersandten  7.  Mai  1728  dem 
Parlament  eine  Proteatation  gegen  die  Einregistrirung  der  Bestftti- 
pDg  des  Concils  und  des  päpstlichen  Breves  und  richteten  an 
den  König  ein  in  demselben  Sinne  gehaltenes  Schreiben.  Noailles 
lo;  aber  seine  Unterschrift  bald  darauf  zurück  und  nahm  noch  in 
demselben  Jahre  die  Bulle  an^),  erhielt  darauf  die  Jubiläu^sbulle 
and  Glückwunschschreiben  von  dem  Papst  und  den  Cardinälen.  Er 
•tarb  1729,  78  Jahre  alt.  Sein  Nachfolger  de  Yintimille  war  ein 
eifriger  Constitutionnaire.  Die  Begierung  setzte  1780  auch  die  An- 
Dshme  der  Bulle  durch  die  Sorbonne  durch  (Laemmer,  Melet.  p.  405), 
indem  sie  48  Q-egnem  derselben  das  Stimmrecht  entzogt),  und  ver* 
pflichtete  dann  alle  Geistlichen  zur  Annahme  (Eocquain  p.  52). 
Ton  den  Bischöfen  verharrten  in  offener  Opposition  ausser  Soanen 
nur  noch  Colbert  von  Montpellier  (f  1788),  Bossuet  von  Troyes 
(t  1743)  und  Caylus  von  Aunerre  (f  1754). 

9.  Im  J.  1781  beschäftigte  sich  die  Inquisition  zum  ersten 
Male  mit  den  Berichten  über  die  Wunder,  welche  auf  die  Fürsprache 
des  Diakons  Fran^ois  Paris,  f  1727,  und  anderer  Appellanten  ge* 
wirkt  sein  sollten.  Zunächst  erschien  über  die  Yie  de  M.  Paris 
diaere,  1731,  232  S.  12.,  ein  Decret  vom  22.  Aug.  1731  (N.  £. 
1731,  179):  das  Buch  sei  geringen  ümfangs,  aber  abundantia  ma- 
Htiae  teterrimus,  nur  geschrieben,  um  Einfältige  von  der  kath.  Re- 
ligion und  dem  Gehorsam  gegen  den  h.  Stuhl  abwendig  zu  machen ; 
einem  Menschen,  der  gegen  diesen  rebellisch,  ein  Schismatiker  und 
Haeretiker,  ein  erklärter  Gegner  der  Balle  Unig.  und  der  Secte  der 
Jansenisten  hartnäckig  zugethan  gewesen,  würden  darin  nicht  nur 
Lobsprüche  gespendet,  sondern  auch  falsche  Wunder  zugeschrieben; 


1)  Das  betreffende  Mandement  ist  vom  11.  Oot.  1728  datirt.  Naoh 
Tie  et  Lettres  de  M.  Soanen  p.  331  hat  er  noch  im  Deo.  1728  und  Febr. 
1729  erklärt,  er  habe  sich  nicht  unterworfen ;  aber  Card.  Querini,  Gomm.  2, 
1,  42  theilt  einen  Brief  vom  21.  März  1729  mit,  worin  er  sich  als  unter- 
worfener  ausspricht.  Er  scheint  bis  zu  seinem  Lebensende  geschwankt  zu 
haben. 

2)  Die  Universität  wurde  erst  1789  dazu  gebracht,  ihre  Appellation 
sorfickzunehmen.  82  Mitglieder  protestirten  öffentlich,  der  fast  80jährige 
Ch.  Rollin  nnd  84  andere  Professoren  wurden  abgesetzt.  Es  wurde  damals 
ein  Avis  vertheilt:  Yous  etes  pri^  d'assister  au  convoi  et  enterrement  de 
tres-hante  et  trös-puissante  dame,  madame  l'Universite  de  Paris,  fille  ainee 
dn  Roi,  decMee  en  son  hotel  des  scienoes  le  20.  mars  1789.  Son  corps 
Dort  aera  döpose  dans  l'eglise  des  RR.  PP.  Jesuites,  pour  y^ttendre  la 
rgsurrection  du  hon  sens  en  France.  Rooquain  p.  96. 


748  Die  Bulle  Unigenitus. 

im  aasdrücklichen  Auftrage  des  Papstes  werde  das  Bach  als  falsche 
.  .  .  schismatisohe  und  ketzerische  Sätze  enthaltend  in  jeder  Sprache 
bei  Strafe    der    Excomm.    L    sent.  verb.  und  verordnet,  es  am  29. 
öffentlich  zu  verbrennen.    —    Der    firzbischof  von    Paris  verbot  ia 
einem  Mandement  vom  30.  Jan.  1732    drei    verschiedene    Vies  de 
M.  Paris,  und  es  erschienen  vor  und  nach  10  Recueils  des  miracles 
op6r6s  au  tombeau  de  M.  Paris  und  zahllose  andere  Schriften  über 
ihn  (Migne  2,  728),  die  nicht  im  Index  stehen.  —  Durch  ein  Breve 
vom  3.  Oct.  1733  verbot  Clemens  XII.  Bischof  Colberts  Instmc- 
tion  past.  ...  au  sujet  des  miracles    que  Dien   fait  en  favenr  des 
appelans   de  la  Bulle  Unig.  (vom  1.  Febr.  1633),   als  falsche  blas* 
phemische,  irrige  und  offenbar  ketzerische  S&tze  enthaltend,  befahl, 
die  Exemplare  dem  Bischof  oder  Inquisitor,    in   der  Diöceae  Mont* 
pellier    dem   Metropoliten    oder   nächsten    Bischof   zum  Yerbrennen 
abzuliefbm,    und  behielt  sich  zugleich  vor,    alle  anderen  Acten  und 
Schriften  Colberts  gegen   die  Bulle   oder  andere  päpstliche  Decrete 
zu  censuriren.  Dieser  erliess  darauf  Lettre  past. . . .  pour  notifier  nn 
miracle  opere  dans  son  dioc^se  par  l'intercession  de  M.  Paris  et  les 
primunir    contre    un   bref  de  N.  S.  P.  le  Pape  en  date  du  3.  Oct 
1733^),  die  dann  in  einem  Breve  vom  11.  Oct.  1734   (Bull.  15,  4) 
verdammt  wurde,  als  resp.  falsche,  ...  die  Auctorität  des  h.  Stuhles 
und    der  ganzen   Kirche  beeinträchtigende  ketzerische  Sätze  enthal- 
tend ;    zugleich    wurden    alle  ähnlichen   von  dem  Bischof  -veröffent- 
lichten  und  zu  veröffentlichenden  Schriften  verb.  —  In  einem  Breve 
vom  19.  Juli  1734  wurde  des  Bischofs  Caylus  Mandement. 4  l'oc- 
oasion  du  miracle  op6re  dans  la  ville  de  Seignelay  le  6.  Janv.  1733 
verb.;    dagegen  blieb  die  Instruction   past.   vom  8.  Aug.  1735,  die 
er  zur  Yertheidigung  jenes  Mandement  gegen  das  Breve  und  versohie- 
dene  Broschüren  veröffentlichte  (84  S.  4.,  N.£.  1736,  33),  verschont 
Femer    wurden  unter  Clemens  XII.    noch  verb.:    Traiti  sor 
les  miracles,  dans  lequel  on  pronve  que  le  diable  n'en  saurait  £sire 
pour  confirmer  Terreur,    par   Jacques  Seroes,    Amst   1729,   verb. 
1734.  —  Requeste   pr6sent^e  au  parlement  par  23  curis  ...  de 
Paris  contre  1  Instruction  past.    de  Mgr.  Languet,    arohev.  de  Bens, 
au  sujet  des  miracles  op^res  par    Tintercession    de  M.  Paris,    verb. 
1736  (N.  E.  1738,  34);    —  YiedeM.  de  la  Noe-Menard,    pr8tre  du 
dioc.  de  Nantes  [t  1717],  .  .    avec    ThLst.   de  son  culte  et  les  rela- 
tions  des  miracles  opereis   ä  son  tombeau,    Brux.  1734,   238  S.  12.^ 
verb.  1736  (N.  £.  1734,  225);  —  La  viriti  des  miracles  op^6s  k 
l'intercession  de  M.  de  Paris  et  autres    appelans  demontr^    contre 
M.    TArch^v.    de   Sens.   Tome  1.,    s.  1.  1737*,  4.,    13.  Febr.  1739, 
von  der  Inq.  in  denselben  Formeln  verb.  wie  die  Yie  de  M.  Paris 
im  J.  1731  (N.  E.  1740,    19),    verfasst    von    dem    Parlamentsrathe 
Louis  Basile  Carri  de  Montgeron,  der  29.  Juli  1737  dem  Könige, 
dann  auch  dem  Herzog  von  Orleans,    dem    ersten   Präsidenten  und 
dem  Generaladvocaten  Exemplare  überreichte,    nachdem  die  Polizei 


1)  Beide  Schriften  und  andere  ähnliche  in  Colberts  Oeuvres  3,  18. 


B.  Soanen  von  S^nes.    B.  Bossuet  von  Troyes.  749 

bereitB  5000  Exemplare  confisoirt  hatte,  worauf  er  yerbaftet  und 
otdi  der  Citadelle  Yon  Valence  abgeführt  wurde,  wo  er  1754  starb. 
DtB  Buch  enthalt  eine  Dedication  an  den  König,  einen  Bericht  über 
das  Wunder  der  Bekehmng  Montgerons  selbst  und  9  wunderbare  Hei- 
famgen  u.  s.  w.,  auch  20  Bilder.  Es  war  zu  Utrecht  unter  der  Leitung  des 
khhi  Nie.  Le  Gros  gedruckt.  1741*  folgte  eine  Continnation  des  demon- 
itntioDs  de  miracles  op^r^s  etc.,  die  auch  über  die  Convulsionen  han- 
delt, 1747  ein  8.  Band ;  beide  wurden  yon  Le  Gros  und  seinen  Freunden 
niwbiUigt.  Es  erschien  eine  ganze  Reihe  von  Schriften  über  das  Buch, 
TOB  denen  nur  Critique  g6nirale  du  livre  de  M.  de  Montgeron  sur 
Im  miracles  de  M.  Tabbä  de  Paris,  par  M.  de  Yoeux  (Pastenr  de 
regliie  frsn^aise  k  Dublin),  Amst.  1740,  1745  verb.  wurde.  Bene- 
dict XIY.  sagt  von  diesem  Buche  (De  beatif.  1.  4,  p.  1.  c.  7.  n.  22): 
Toeox  zeige  in  seinen  Briefen  über  das  Buch  von  Montgeron,  dass 
die  betreffenden  Wunder  entweder  erlogen  oder  keine  Wunder, 
sondern  natürliche  Vorgänge  seien;  aber  in  der  Vorrede  und  in  den 
Briefen  kämen  mehrere  ketzerische  Dogmen  vor^). 

unter  Benedict  XIV.  wurden  1742  verb.:  Id6e  de  la  yie  de 
M.  Jean  Soanen  et  son  testament  spirituel,  und  Relation  du  mi- 
nele  arrivi  en  la  personne  de  Marie  Anne  PoUet  .  .  .  par  l'inter- 
eession  de  Jean  Soanen  de  sainte  m^oire,  ^y.  de  S^nez,  appelant 
an  futur  coneile  g^n.  de  la  B.  Unig.  et  de  Tinfraction  de  la  Paix 
de  CUment  IX.,  condamni  au  conciliabule  d^Embrun  .  .  . ,  1741 
(N.  £.  1741,  98.  173),  —  schon  1741:  Tableau  historique  des 
piindpaax  traits  de  la  yie  du  bienh.  J.  Soanen,  ein  Heftohen  in  12., 
enthaltend  18  Bilder  mit  IJeberschriften,  einem  kurzen  Gebete  und 
einem  der  101  Sätze  aus  der  Bulle  (N.  E.  1741,  72);  —  femer: 
OuTrages  posthumes  de  Mgr.  TEvdque  deBabylone  [Varlet,  S.  719], 
oi  il  est  principalement  traits  des  miracles  contre  M.  PArchev.  de 
Sens,  yerb.  1752;  —  Defense  de  l'autorit^  et  des  d^isions  des 
meryeilles  que  Dieu  ne  cesse  point  de  faire  en  France  depuis  un 
gTsad  nombre  d'ann^es,  1.  Partie,  1732,  yerb.  1754. 

An  die  Conyulsionen  und  die  Controyersen,  die  darüber  unter 
den  Appellanten  entstanden  (Figuristes  und  Antiüguristes,  Secouristes 
imd  Antisecouristes,  Discemants  und  Milangistes ;  Picot  2,  99.  115. 
137;  4,  304),  erinnert  im  Index  nur  eine  174ü  yerbotene  Schrift  yon 
dem  Bischof  Soanen:  Lettre  au  sujet  d'un  ecrit:  Vains  efforts  des 
Melangistes  (ou  Discemants  dans  Voeuyre  des  conyulsions  pour  d^ 
fendre  le  systime  du  m61ange,  K  E.  1738,  126,  nach  Picot  4,  304 
von  J^rdme  Besoigne  und  d'Asfeld). 

10.  Von  dem  Bischof  Bossuet  yon  Troyes  steht  nur  ein 
nach  seinem  Tode  erschienenes  Projet  de  reponse  de  Mr.  TEy.  de 
Troyes  k  Mgr.  TArch^y.  d*Embmn  1743,  42  S.  4.,  yerb.  1746,  im 
Index.  Bischof  Colbert  hatte  sich  in  der  oben  erwähnten  Instruc- 
tion Ton  1733  bezüglich  des  allgemeinen  Abfalls  yon  der  Wahrheit 


1)  Suppl.  de  Mordry   8.  y.  Montgeron.   Migne  2,  674.    U.  N.    1734, 
«86;  1787,  B  201;   1740,  B  261. 


760  Die  Bulle  Unigenitos. 

auf  eine  Stelle  von  Bossnet  von  Meanx  berufen,  und  darauf  der 
Erzbischof  Tencin  ron  Embrun  in  einem  Hirtenbriefe  von  1733  be* 
bauptet,  Golbert  babe  willktirlicb  Bossnet  seine  eigene  Ansicht  zu- 
geschrieben. Der  Bischof  von  Troyes  beklagte  sieb  darüber  in 
einem  Schreiben  vom  26.  Apr.  1737;  Tencin  veroffentiicbte  eine 
Antwort  vom  27.  Oct.  1737,  40  S.  4.,  und  gegen  diese  ist  jenes 
Projet  gerichtet  (Dict.  Jans.  1,  317). 

Von  Golbert  verdammte  Clemens  XII.  durch  ein  Breve  vom 
27.  Aug.  1731  (Bull.  13,  197)  eine  nur  einige  Seiten  füllende  Or* 
donnance  au  sujet  d'une  delib^ration  de  son  chapitre  (Oeuvres  1, 
637 — 639),  die  veranlasst  war  durch  eine  von  dem  Dompropst  be- 
rufene Sitzung  seines  Capitels,  in  welcher  von  24  Domherren  16  er- 
schienen und  mit  12  gegen  4  Stimmen  die  Annahme  der  Bulle  Unig. 
beschlossen.  Am  Schlüsse  des  Breve's  sagt  der  Papst:  auch 
andere  Schriften  des  Bischofs  verdienten  verdammt  zu  werden;  er 
behalte  sich  dieses  vor  und  verdamme  für  jetzt  nur  jenes  Scriptum 
als  falsch,  ...  zu  Schisma  und  Ketzerei  führend,  ja  offen  schis- 
matisch. —  Nachdem  dann  1783  zwei  andere  Hirtenbriefe  Colberts 
verdammt  worden  (S.  748),  verdammte  Clemens  XII.  in  einem  Breve 
vom  23.  1735  einen  in  den  Oeuvres  (2,  865)  auch  nur  zwei  Seiten 
füllenden  Erlass  vom  23.  März  1735  (er  wird  in  dem  Breve  als 
quoddam  folium  bezeichnet):  Mandement  portant  condamnation  d'un 
6crit  intitul6:  Testament  de  M.  Jean  Soanan,  £v.  de  S6nez,  dress^ 
k  la  Chaise  Dien  par  M.  Antibule.  Das  Mandement  verdammt  die 
fragliche  Satire  auf  den  Bischof  Soanen,  weil  sie  injuriös  gegen 
Gott  und  seine  Heiligen  sei,  das  Andenken  des  glorreichen  Be- 
kenners  des  Glaubens,  des  h.  Diakonus  Paris,  besudele,  die  Wahr- 
heit der  an  seinem  Grabe  geschehenen  Wunder  bestreite,  der  Lehre 
des  h.  Augustinus  von  der  Praedestination,  von  der  Unmöglichkeit 
in  gewissen  Fällen  das  Gesetz  Gottes  zu  erfüllen,  und  von  der 
geringen  Zahl  derjenigen,  die  an  den  Verdiensten  des  Blutes  des 
Erlösers  Antheil  haben,  widerspreche  und  die  Leute  zur  Anerken- 
nung der  Entscheidungen  Roms  anleite.  Der  Papst  verdammte  seiner- 
seits auf  Grund  einer  Prüfung  durch  einige  Cardinäle  und  Theologen 
das  Mandement  als  gottlos,  blasphemisch,  Spaltungen  verursachend 
und  haeretisch  klingende  (haereticales)  Sätze  enthaltend  und  liess  es 
vor  der  Minerva  feierlich  verbrennen.  Darauf  richtete  Golbert 
unter  dem  4.  Nov.  1735  ein  Schreiben  an  den  Papst  (sammt  dem 
Breve  in  den  Oeuvres  2,  866),  worin  er  erklärt:  das  Mandement 
sei  gar  nicht  von  ihm;  er  habe  es  nochi  nicht  einmal  gesehen;  es 
sei  ihm  von  einem  Böswilligen  unterschoben  und  stamme  wohl  aus 
derselben  Werkstätte  wie  das  schlechte  Libell,  gegen  welches  es 
gerichtet  sei.  (In  einem  Privatbriefe  2,  747  sagt  er:  beide  Stücke 
seien  von  Jesuiten  und,  wie  er  höre,  zu  Avignon  gedruckt,  wo  man 
den  Verfasser  kenne;  das  Breve  nennt  er  hier  une  b6vue  groasi^re). 
Er  beklagt  sich,  dass  der  Papst  ad  perpetuam  rei  memoriam  eine 
so  schwere  Anklage  gegen  ihn  erhoben,  und  weist  darauf  hin,  dass 
er  schon  einmal  1724  ein  ihm  zugeschriebenes  lateinisches  Mande- 
ment öffentlich  für  unterschoben  erklärt  habe  (Oeuvres  2,  215.  864) 


B.  Golbert  Ton  Montpellier.  751 

nd  dam  man  die  TJnechtlieit  des  Maehwerkes  doeh  woU  hätte  er- 
kennen können.  Dieser  Brief  wurde  1736  gedruokt.  Ob  Colbert 
dae  Antwort  erhalten,  erhellt  nicht;  aber  das  falsche  Mandement 
staM  unter  Verweisang  auf  das  Breve  in  der  1739  gedruckten  Ap- 
pendix znm  Index  nnd  in  allen  folgenden  Index- Ausgaben  bis  auf 
diesen  Tag. 

Am  8.  April  1738  starb  Colbert;  er  wurde  mit  allen  kirch- 
liehen  Ehren  begraben  und  sein  Domcapitel  ordnete  G-ebete  für  ihn 
an.  Les  oeuvres  de  Messire  Charles-Joachim  Colbert,  iy^ue  de 
Montpellier,  Col.  1740^  3  vol.  4.,   wurden  1742  verb.  ^). 

Sein  Nachfolger  als  Bischof  von  Montpellier,  Georges- 
Lazare  Berger  de  Charancy  erliess  1739  ein  Mandement  pour  le 
retabüssement  de  la  signature  du  formulaire;  dagegen  erschien  Ee- 
ponae  au  Mandement  de  Mgr.  Berger  de  Charancy  .  .  .  Diese  ver- 
dammte Benedict  XIV.  in  einem  Breve  vom  29.  Nov.  1740.  — 
Zwei  Pforrer,  welche  gegen  das  Mandement  opponirten  und  die 
Appellation  aufrecht  erhielten,  wurden  excommunicirt;  sie  veröffent- 
lichten Plainte  et  protestation  de  Jean  Gras  ...  et  de  Theodorit 
Herder  excommnniez  ,  .  .  k  TEglise  universelle,  k  N.  S.  P.  le 
Pape,  k  tous  les  ^vesques  oath.  et  notamment  aux  ivesques  de 
France,  dont  ils  implorent  la  protection  et  la  justice,  et  k  tous  les 
fidiies  k  qui  ils  demandent  le  secours  de  leurs  priores  et  la  conso- 
lation  de  leur  chariti,  en  France  1741,  33  S.  4.,  verb.  1742'). 

Unter  dem  24.  Sept.  1740  veröffentlichte  Charancy  eine  Lettre 
past  au  sujet  d'un  6crit  trouvi  dans  son  dioc^e.  In  dem  Nach- 
huae  des  Pfarrers  Bonnery,  der  1736  als  Appellant  gestorben,  hatte 
neh  ein  Manuscript  gefunden  mit  der  Ueberschrift:  Constitutions 
on  secret  du  Jans^nisme,  Lettre  circulaire  des  prStres  de  Port-fioyal 
k  messieurs  les  disciples  de  S.  Augnstin.  Charancy  sagt  in  seinem 
Hirtenbriefe,  und  einige  andere  Bischöfe  sprachen  es  ihm  nach :  das 
seien  oonfidentielle  Mittheilungen  Quesnels  an  die  zuverlässigsten 
Männer  seiner  Partei,  aus  denen  man  die  schrecklichen  Ansichten 
nnd  Bänke  der  Jansenisten  kennen  lernen  könne.  Sofort  wurde  in 
den  N.  £.  1740,  189  gezeigt,  dass  jenes  Manuscript  nur  eine  Ab- 
sehrift  eines  Stückes  aus  einem  1654  gedruckten  Buche  von  Ma- 
rand^,  Inconvinients  d'6tat  proc^dants  du  Jansinisme,  war,  welches 
Arnauld  schon  1694  in  der  Morale  pratique  des  Jisuites  (35,  118. 
121)  als  eine  plumpe  Fälschung  nachgewiesen,  dass  der  Jesuit  Dal- 
baret,  Professor  der  Philosophie  im  CoUeg  zu  Montpellier,  1708 
dieses  Stfick  seinen  Schülern,  unter  denen  auch  Bonnery  war,  vor- 
(fiesen  und  zum  Abschreiben  gegeben,   um    sie  vor  dem  Jansenis- 


1)  Die  Oeuvres  sind  aa  Utrecht  gedruckt  and  von  Abbe  Le  Grros 
beraaagegeben.  Es  erschienen  auch  Les  lettree  de  Mgr.  de  Montpellier, 
i  vol.  12. 

2)  N.  E.  1741,  143.  Beide  flohen  nach  Paris  und  lebten  dort  unter 

raommenen  Namen,  Gras  bis  1774,  Mercier  bis  1782.  Letzterer  ernährte 
durch  Anfertigung  von  Blechwaren  und  wurde  81  Jahre  alt.   N.  E. 
[784,  146. 


762  Die  Bulle  Unigenitas. 

mns  zu  bewahren,  und  dass  Bonnerj's  Hanuscript  el^en  daher 
stammte.  Von  den,  zum  Theil  sehr  heftigen  Streitschriften,  die  der 
unglückliche  Hirtenbrief  Charancy's  hervorrieft),  wurde  eine  der 
mildesten,  La  foi  des  appelants  justifiee  contre  les  calomnies  oon- 
tenues  dans  une  Lettre  past.  de  M.  de  Gharancy,  £v.  de  Montpel- 
lier, 22  S.  4.,  1742  verb. 

Durch  ein  Mandement  vom  1.  Juli  1742  berief  Gharancy  eine 
Diöcesansynode  zur  Publication  der  Bulle  Unig.  Die  Lettres  de 
plusieurs  cutis  ...  du  dioo^se  de  Montpellier  ä  leur  äydque  au  su- 
jet  de  son  mandement  ...  et  memoire  apologitique  pour  la  de- 
fense des  ecci^siastiques  de  ce  mSme  diocöse  acousös  dans  leur  foi 
par  Mgr.  Tiv^ue  dans  ce  m^me  mandement,  100  S.  4.  (N.  £. 
1744,  45;  das  Memoire  ist  von  J.  B.  Gaultier),  steht  nicht  im  Lidex. 
obschon  es  viel  umfangreicher  und  wohl  auch  bedeutender  ist  als 
die  oben  erwähnte  Plainte  der  beiden  Pfarrer.  Aber  des  Bischofs 
Gay  Ins  von  Auxerre  Lettre  k  PEv.  de  Montpellier  &  l'occasion  de 
ce  que  ce  pr61at  dit  de  lui  dans  son  mand.  en  date  du  1.  Juillet 
1742  und  Seconde  lettre  k  TEv.  de  Montp.  k  l'occasion  de  la  re- 
ponse  de  ce  prilat  en  date  du  1.  Avril  1744  wurden,  freilich  erst 
1750,  verb.  und  in  demselben  Jahre  auch  noch  Lettres  d'un  th^- 
logien  k  Mgr.  dQ  Gharancy  k  Toccasion  de  sa  röponse  k  Mgr.  r£v. 
d'Auxerre,  vom  Nov.  und  Dec.  1744,  55  S.,  von  J.  B.  Gaaltier. 
—  1754  wurden  Les  oeuvres  de  Messire  Gharles-Gabriel  de  Thu- 
biöres  de  Caylus,  Evdque  d'Auxerre,  Gol.  1751,  4  vol.,  verb. 

Das  Mandement,  in  welchem  Jean-Gharles  de  Segur,  Bischof 
von  Saint-Papoul,  1735  seine  Anerkennung  der  Bulle  zurücknahm 
und  sich  den  Appellanten  anschloss,  8  S.  4.,  —  er  vernichtete 
gleichzeitig  auf  sein  Bisthum  und  lebte  zurückgezogen  bis  1748, — 
wurde  von  dem  Erzbischof  Tencin  und  einigen  anderen  Bischöfen 
angegriffen  und  von  dem  Staatsrathe  unterdrückt  (Dict.  Jans.  1,  9. 
Rocquain  p.  89),  steht  auch  im  span.  Index,  aber  nicht  im  Rom., 
auch  nicht  Abreg6  de  la  vie  de  M.  J.  Gh.  de  Sigur,  ancien  ev.  de 
Saint-Papoul,  mort  en  odeur  d'une  Eminente  piöti,  avec  son  man- 
dement d'abdication,  un  recueil  de  lettre  et  autres  pi^.es,  Utrecht 
1749*,  12. 

11.  Auch  Glemens  XII.  (1730 — 40)  erklärte  in  einem  Breve 
vom  2.  Oct.  1733  (Bull.  14,  297),  durch  die  Bulle  werde  die  Lehre 
der  Augustiner  und  Thomisten  de  divinae  gratiae  efficacitate  nicht 
betroffen,  bestätigte  die  Belobung  det  Thomisten  durch  seinen  Vor- 
gänger, erklärte  aber,  dadurch  würden  andere  theologische  Schalen 
nicht  beeinträchtigt,  und  verbot  allen  theologischen  Schulen  bei  der 
Erörterung  der  Lehre  von  der  Efficacia  grätiae  einander  zu  ver- 
ketzern oder  zu  schmähen.  Das  unter  seiner  Regierung  1737  ver- 
botene Buch  von  Jac.  Eyacinthus  Serry  heisst:  Theologia  supplex 
coram  Glemente  XII.    P.  M.  Glementinae  Gonstitutionis    Unigenitus 


1)  Eine  Lettre  k  Mgr.  de  Gharancy  von  J.  B.  Oaultier,  1740,  24  S. 
4.,  nannte  man  damals  Les  vergas  d'Heliodore. 


6.  Cayius  von  Anxerre.    H.  Serry.  758 

Bei  Films  explicationem  atqae  intelligentiam  rogans»  Col.  1736^). 
Seny  sagt  darin:  die  Bnlle  werde  selbst  von  den  Bischöfen  ver- 
Khiäen  erklärt;  die  101  Sätze  seien  zum  grossen  Theile  einer 
mebifachen  Dentnng  fähig;  bei  einigen  könne  man  nach  dem  Sen- 
su aoetoris  nicht  fragen,  weil  sie  von  den  Dennncianten  ver- 
Stimmelt  den  Gensoren  zur  Benrtheilnng  vorgelegt  worden  seien, 
wieNo.  29  nnd  59;  bei  vielen  sei  der  Sensns  obvins  gesnnd  und  ortho- 
dox, wie  bei  No.  27,  66,  69,  76,  82,  84,  85,  98,  101.  SchUess- 
liefa  wird  der  Papst  gebeten,  die  Doppelfrage  zu  beantworten :  ob 
dureh  die  Verdammung  der  Sätze  79—81,  83 — 85  auch  die  vielen 
Kirchenväter  verdammt  werden  sollten,  welche  den  G-länbigen  aller 
Stande  das  Lesen  der  h.  Schrift  empfohlen,  oder  ob  die  Satze  nur 
danun  verdammt  worden  seien,  weil  sie  das  Bibellesen  für  alle  ohne 
iil^eodwelche  Ausnahme  zur  Pflicht  zu  machen  schienen,  und  zwar 
möge  der  Papst  den  ersten  Theil  der  Frage  verneinen,  den  letzten 
bejahen. 

Unter  seinem  Namen  hatte  Serry  veröffentlicht:  De  Bomano 
PoDtifice  in  ferendo  de  fide  moribusque  judicio  falli  et  fallere  ne- 
sdo  eodemque  conciliis  oecumenicis  auctoritate,  potestate,  jurisdiotione 
niperiori  dissertatio  duplex.  Accedit  appendix  de  mente  Ecclesiae 
^licanae  et  Academiae  Parisiensis  circa  duo  illa  Sedis  apost.  privi- 
legia,  Padua  1732,  295  S.  8.  Gleich  darauf  Hess  er  eine  anonyme 
Fertheidigung  von  einigen  Blättern  folgen :  Preservativo  contro 
ia  critica  d'alcuni  falsi  zelanti,  s.  1.  et  a.  (beide  in  den  Opera 
tom.  5).  Beide  wurden  14.  Jan.  1733  von  der  Inq.  verb.,  und  der 
Kommissar  des  h.  Officiums,  also  ein  Ordensgenosse  Serry's,  Aloy- 
ias  Maria  Lucini,  veröffentlichte  dagegen  anonym:  Eomani  Ponti- 
Icis  privilegia  adv.  noviesimos  osores  vindicata,  duplex  dissertatio 
mn  duplici  appendice,  Yen.  1734.  Serry  antwortete  gleichfalls  anonym 
oit:  bifallibilitatis  pontificiae  justis  terminis  circum scriptae  expli- 
atio  atque  defensio  necnon  dissert.  apolog.  adv.  novissimum  privi- 
Bgiorum  pontiflciorum  vindicem,  Col.  (Yen.)  1734,  63  S.  8.  Darauf 
ab  Lncini  1735  sein  Buch  nochmals  mit  einer  Appendix  unter 
einem  Namen  heraus,  und  nun  erschien  noch  Fr.  Hyac.  Serry, 
rimarii  Theol.  Patavini,  ab  AI.  M.  Lucinio  .  .  .  aperta  jam  fronte 
rovocati  iterata  defensio  seu  infallibilitatis  pontificiae  justis  terminis 
ircumsoriptae  fusior  explicatio  firmiorque  defensio,  dissert.  apol. 
ficundis  curis  adornata,  Par.  (Yen.)  1735.  Es  ist  anzuerkennen, 
Bss  diese  späteren  Schriften  nicht  im  Index  stehen ').  Man  machte 
erry  zum  Yorwurf,  dass  er  einerseits  die  Unfehlbarkeit  des  Papstes 
BKüglich  der  Facta  dogmatica  bestreite,  —  in  dem  Preservativo 
igt  er,    nicht  er  bestreite  sie,    aber  Bellarmin,    Baronius  u.  a.,  — 


1)  Ad  exemplar  Coloniense  de  a.  1736*,  c.  160  S.  8.;  auch  in  den 
pera  omnim,  Lugd.  1770,  V,  189;  vgl.  P.  I  p.  XLH. 

2)  Faure,  uomm.  p.  226  constatirt  mit  besonderer  Befriedigung, 
ISS  Serry  in  einem  Dictionarium  Lucinianum  in  der  kleinen  Sohriß  des 
nnmissarias  S.  Off.  90  Solöcismen  und  Barbarismen  nachgewiesen  habe. 

Bemcli,  Index  II.  48 


764  Die  Bulle  Ünigenitas. 

und  dass  er  anderseits  die  Unfehlbarkeit,  —  er  will  lieber  aaqxtXäa 
sagen,  —  der  Gathedral-Entscbeidnngen  davon  abhängig  mache, 
dass  der  Papst  mit  Zuziehung  von  Theologen  die  Sache  reiflich  geprüft 
und  sich  des  Consensus  der  Römischen  Kirche,  wenigstens  der  Car- 
dinäle  versichert  habe;  wenn  Päpste  geirrt  hätten,  so  habe  es  sich 
entweder  nicht  um  Glaubenssachen  gehandelt  oder  sie  hätten  nicht 
als  Päpste  geirrt  oder  die  Römische  Kirche  habe  nicht  zugestimmt 

Durch  ein  Breve  vom  26.  Jan.  1740  (Bull.  15,  344)  verbot 
Clemens  XII.  Histoire  du  livre  des  RMexions  morales  sur  le 
N.  T.  et  de  la  Constit.  ITnig.  (Amst.  1723—38,*  4  vol.  4.,  der  1.  Theil 
von  J.  Louail,  die  folgenden  von  J.  B.  Darcy,  s.  S.  736),  weil  das 
Buch  falsche  .  .  .  nicht  nur  die  Kirche,  sondern  auch  die  welt- 
lichen G-ewalten  schmähende,  .  .  ketzerische  und  verschiedene  Ketze- 
reien, namentlich  die  Jansenistische  und  Quesnelistische,  erneuernde 
Sätze  enthalte.  —  Von  der  Index-Congr.  wurden  verb. :  Catächisme 
historique  et  dogmatique  sur  les  contestations  qui  divisent  mainte- 
nant  TEglise,  Haag  1729—30,*  2  vol.  12.,  verb.  1732,  von  J.  B. 
Raymond  Pavie  de  Fourquevaux,  früher  Militär,  dann  Akolyth, 
f  1767;  beginnt  mit  der  Controverse  de  auxiliis;  vermehrte  Aus- 
gabe von  L.  Paris- Yasquier,  Nancy  (Utrecht)  1736,  2  vol.;  es  er- 
schienen 8  Auflagen  in  20  Jahren;  —  Suite  du  Cat^chisme  bist 
et  dogm.  Utrecht  1751,  2.  vol.,  verb.  1754,  von  L.  Troya  d'As- 
signy,  Priester  zu  Grenoble,  tl772;  —  Parall&le  de  la  doctrine 
des  payens  avec  celle  des  Jesuites  et  de  la  Constitution  du  P.  Cle- 
ment XI.  qui  commence  par  ces  mots:  Unig.  Dei  Filius,  Amst. 
1726,*  237  S.  12.,  u.  s.,  verb.  1732,  auf  Befehl  des  Parlaments 
verbrannt  1726,  vielfach  dem  Oratorianer  P.  Boyer,  f  1755,  zuge- 
schrieben, wahrscheinlich  von  einem  Laien  Namens  P6an ;  —  Jesus- 
Ghrist  sous  Tanath^me  et  l'exoommunication,  Amst.  1731,*  63  S.  8., 
verb.  1734,  von  Gudver,  früher  Pfarrer  zu  Laon,  1 1734:  Christus  per- 
sönlich von  dem  jüdischen  Synedrium  verdammt,  aufs  neue  dans  sa 
v6rit6  in  der  Bulle  Unigenitus  (ü.  N.  1732,  825;  1784,  1136); 
Nach  der  Ausgabe  Utrecht  1739  wurde  die  Schrift  von  Bracassi 
übersetzt:  G-esfi  Cristo  sotto  l'anatema  e  sotto  la  scomunica,  ovvero 
riflessioni  sul  mistero  di  G-.  Cr.  rigettato,  condannato  e  scomunicato 
dal  gran  sacerdote  e  dal  corpo  dei  pastori  del  popolo  di  Bio,  per 
l'istruzione  e  consolazione  di  quelli,  che  nel  seno  della  chiesa  pro- 
vano  un  simile  trattamento,  Pistoja  1786,  verb.  1787  (nicht  erst 
1797,  wie  in  den  neueren  Indices  steht);  —  La  v6rit6  rendue 
sensible  k  tout  le  monde  contre  les  d^fenseurs  de  la  Constit.  Uni- 
genitus par  demandes  et  par  r^ponses,  ouvrage  dans  lequel  on  de- 
truit  clairement  toutes  les  difficultes  qu'on  oppose  k  ceux  qui  rejet- 
tent  cette  Bulle,  4.  Ed.  Brux.  1733,  verb.  1735,  von  du  Saussois, 
Pfarrer  in  der  DiÖcese  Ronen,  f  1727;  die  1.  Ausgabe  erschien 
schon  1719,  die  4.  1721  (die  von  1733  ist  also  nicht  die  4.,  son- 
dern eine  der  vielen  späteren;  Hist.  des  Refl.  III,  148.  N.  £. 
1744,  25). 

Unter  Benedict  XIV.  wurden  verb.:  R^flexions  sur  l'In- 
struction  past.  de  Mgr.  TEv.    de  Rhodez  au    sujet   des    erreurs    de 


Hifit.  da  livre  dee  R^exions  u.  a.  766 

JufflenraB,  verb.  1742  von  Nie.  Petitpied;    er  meint,  wie  der  Ver- 

kmr  der  Foi  des  appelants,    der  Papst  solle,  ohne  die  Bnlle  üni- 

^itns  zn  erwähnen,    eine  dogmatische  Erklärung  geben,   die  aach 

die  Appellanten  annehmen  könnten  (N.  E.  1741,  129;  1742,  169);  — 

Testament  spiritoel  de  Messire  Jean-Fran^ois   Pen  et,    Prdtre,    Dr. 

es  Theol.  .  .  .  1740,  14  S.  4.,  verb.  1744;  Penet  hatte  sieh  früher 

ntenrorfen,    nahm    aber    seine    Unterwerfong    1738    snrfick;    das 

Sehriftchen  erschien  nach  seinem  Tode  1740  (N.  £.  1741,  10);  — 

fieflexions   nonvelles  snr  la  yirit^  da  serment    par  rapport  aax 

jvgcments  de  TEglise,  1744,  verb.  1746;  —   Lettre  k  M.  Berqnet 

[recte  Beoqnet],  Prof.  en  Th6ol.   au  seminaire  de  Yerdnn,   au  siget 

de  k  tb^e  qa'il  a  fait  soutenir  an  mois  d*Avril  1741,  und  Seconde 

lettre  ...  de    la   seconde  thöse  qn^il  .  .,    beide   Col.  1741,   verb. 

1746;  der  Bischof  verbot  die  antijesaitischen  Briefe,  die  ein  Pfarrer 

Joly  geschrieben  haben  soll,  und  der  Gerichtshof  liess  sie  verbrennen ; 

die  Sache  soll    in    Lothringen  Aufsehen   erregt  haben,  und   diesen 

Stunn  im  Glase  Wasser  hat  dann  die  Index-Congr.  verewigt  (N.  E. 

1746,  33.  117.  Dict.  Jans.  2.  372);    —  ParalUle  abr6g6  de  Thi- 

stoire  du  peuple  d'Israel  et  de  Thist.  de  l'Eglise,  Li^ge  1724,  verb. 

1750,  von   Fran^ois  Joubert,    der  eine  Eeihe   von  Bänden  über  die 

Apokalypse   und  die   alttest.    Propheten   geschrieben   hat,    die    mit 

Klagen  über  den  Abfall  von  der  Wahrheit,  die  Tyrannei  und  Pflicht- 

rergessenheit  der  Bischöfe  u.  dgl.  stark  gewürzt  sind  (Picot  4,  307); 

—  Lettres    äun  ami  sur  la  Gonst;  Unig.,  1752,  verb.  1753,  von 

Mesenguy,  unter  dessen  Schriften  N.  E.  1768,  141  fünf  Lettres  etc. 

erwähnt  werden,  oder  von  Fourquevaux,  der  zuerst  Eclaircissement 

des  difficultes  qa'on  oppose  aux  appelants,  171  S.  12.,  (N.  E.  1752, 

199,  nicht  im  Index),  dann  als  Fortsetzung  zwei  Lettres  k  un  ami, 

M  S.  12.,  schrieb  (N.  E.  1755,  88;  1768,  157);  —  Le  combat  de 

lerreor  contre  la  verite:  snite  du  Parallele  de  la  doctrine  condam- 

oie  par  la  B.  TJnig.  avec  celle    des   äorivains  sacres,    des    peres  et 

des  docteurs  de  TEglise,  Utrecht  1749,  verb.  1754. 

12.  Am  18.  Febr.  1735  beschloss  das  Parlament,  hauptsächlich 
laf  Betreiben  des  Abbe  Pucelle,  einen  Hirtenbrief  des  Erzbischofs 
le  Saint-Albin  von  Cambray  vom  14.  Aug.  1734  und  eine  von  dem 
^bbe  Yinot  in  der  Sorbonne  vertheidigte  These  zu  unterdrücken, 
intern,  weil  darin  ein  Decret  der  Inquisition  und  in  Frankreich 
lieht  recipirte  Bullen  (gegen  Bajus  und  Unigenitus)  als  Glaubens- 
"egel  citirt  seien,  die  These  aus  einem  ähnlichen  Grunde  (Fleur. 
'5,  22;  der  König  cassirte  übrigens  das  Arr^t;  Picot  2,  148).  Cle- 
nens  XII.  verdammte  durch  ein  Breve  vom  18.  Mai  dieses  ArrSt 
le  la  cour  de  parlement  portant  euppression  ...  18.  Fevr.  1735. 
~  Am  4.  Jan.  1738  verbot  das  Parlament  die  Bulle  Clemens'  XII. 
^om  16.  Juni  1737,  durch  welche  Vincenz  von  Paul  (f  1660)  cano- 
lisirt  wurde  (Bull.  15,  120),  auf  den  Antrag  einiger  Pariser  Pfarrer, 
reiche  an  den  Ausdrücken  Anstoss  nahmen,  in  welchen  von  dem 
Sifer  des  neuen  Heiligen  gegen  den  Jansenismus  und  von  den  Be- 
Dühungen  der  Neuerer  gesprochen  wurde,  durch  falsche  und  er- 
lichtete Wunder  ihre  Irrthümer    zu  unterstützen,    den   Frieden  der 


756  Die  Bolle  ünigeuitus. 

Kirche  zu  stören  u.  a.  w.  (Dict.  Jans.  1,  330).  Clemens  XII.  ver- 
dammte dnrch  ein  Breye  vom  15.  Febr.  1738  dieses  Arr^t  de  la 
conr  de  pari,  qni  snpprime  an  imprim6  intitnlä:  Canonizatio  Vin- 
centii  a  Paulo,  Parisiis  1737. 

Yom  J.  1731  an  entstand  eine  Reihe  von  Conflicten  dadurch, 
dass  viele  Bischöfe  verboten,  Appellanten,  die  sich  nicht  unterworfen 
und  darüber  durch  ein  Billet  de  confession  von  einem  approbirt«n 
Priester  ausgewiesen,  mit  den  Sterbesacramenten  zu  versehen  und 
kirchlich  zu  beerdigen,  und  dass  das  Parlament  solche  Verordnungen 
der  Bischöfe  cassirte  und  gegen  die  Geistlichen,  die  danach  handelten, 
einschritt^).  Diese  Conflicte  haben  auch  im  Index  viele  Spuren 
hinterlassen.  Noch  Clemens  XII.  verdammte  kurz  vor  seinem  Tode 
(6.  Febr.  1740)  durch  ein  Breve  vom  26.  Jan.  (Bull.  15,  345)  quod- 
dam  folium:  Arr^t  de  la  cour  du  parlement  portant  suppression 
d'un  imprimä  intitul6:  „Lettres  de  plusieurs  6v6ques  sur  Tobligation 
de  priver  de  l'oblation  du  sacrifice  de  la  messe  et  des  sufFrages  de 
l'Eglise  ceux.  qui  meurent  appelants  de  la  Constit.  IJnig.,  k  Ypres 
chez  P.  J.  Rave,  imprimeur  de  Mgr.  l'Eveque  1739,  avec  appro- 
bation."  Paris,  chez  P.  Simon,  imprimeur  du  parlement  1789.  Die 
Briefe  sind  von  8  Bischöfen,  das  ArrSt  ist  vom  22.  April  1739. — 
Unter  Benedict  XIV.  wurden  zunächst  von  der  Index-Congr.  verb.: 
Recueil  des  consultations  de  mess.  les  avocats  du  parlement  de 
Paris  au  sujet  de  la  procedure  extraordinaire  de  Tofficial  de  Cam- 
bray  contre  le  sieur  Bardon,  ohanoine  de  Leuze,  sur  son  refus  de 
souscrire  aux  bulles  contre  Baius  et  Jans^nius  et  k  la  B.  Unig., 
1740,  verb.  1740*);  —  Arröt  de  la  cour,  rendu  sur  les  remon- 
strances  .  .  .  de  M.  le  Procureur  g6n.  du  Roy,  qui  le  regoit  appe- 
lant  comme  d'abus  d'un  Mandement  du  S.  Ev^ne  de  Vannes,  5.  Juin 
1744.  .  .  .,  verb.  1745;  —  dann  aber  durch  ein  Breve  vom  20. 
Nov.  1752  (Bull.  4,  25):  Apologie  de  tous  les  jugementa  rendus 
par  les  tribunaux  s6culiers  en  France  contre  le  schisme,  dans  iaquelle 
on  etablit:  1.  Tinjustice  et  Tirregularite  des  refus  de  sacremens,  de 
s^pulture  et  des  autres  peines  qu*on  prononce  contre  ceux  qui  ne 
sont  pas  soumis  k  la  Constit.  ünig.,  2.  la  competence  des  jnges 
laics  pour  s^opposer  k  tous  ces  actes  de  schismes,  Paris  1752,  2  vol. 
12.  Das  Breve  sagt,  das  Buch  enthalte  Behauptungen,  die  resp. 
falsch,  temerär,  ärgemissgebend,  für  fromme  Ohren  verletzend,  für 
den  Papst,  den  h.  Stuhl  und  die  Bischöfe  injuriös,  die  kirchliche 
Jurisdiction  beeinträchtigend,  den  der  Bulle  von  allen  gebührenden 
aufrichtigen  Gehorsam  zerstörend,  das  Schisma  begünstigend,  schis- 
matisch, zum  Irrthum  verleitend  und  irrig  seien.  Die  Apologie  war 
von  zwei  Parlamentsadvocaten  gemeinsam  herausgegeben,  die  uns 
noch  öfter  begegnen  werden,  Abb6  Claude  Mey    (er  war  Tonanrist, 


1)  Abreg6  du  Recueil  des  actes  du  Clerg^   p.  15B8.   Picot  2,  97  ff. 
Rocquain  p.  130  ff.  Kev.  bist.  5,  241. 

2)  Die  zahlreichen   ähnlichen  Consultationen   sind   zusammengestellt 
bei  Migne  2,  282. 


RefüB  des  sacremenU.  Billets  de  oonfession.  757 

t  1797)  nnd  Gabriel-Nicolas  Maoltrot  (f  1903).     Sie  erscUeii  noch 

1752  in  2.  Auflage,  3  vol.,  und  als  Fortsetzung:  Recueil  des  arrets 

rendns  dans  tous  les  parlemens  et  conseils  sourerains   du  royaume 

aa  Bujet  de  la  Bulle  Unig.   et  de   ses   suites  depuis  1714  jusqu'^ 

rieeommodement  de  1720,    pour  servir  de  suite  k  l'Apologie  .  .  . 

1.1.1753,  4  Yol.   12^).     Diese    stellt   nicht   im  Index,    aber    Mi- 

■oire  sur  les  refns  des  sacremens  k  la  mort  qu'on  fait  a  ceux  qui 

i'icceptent  pas  la  Constitution^  et  une  addition  concernant  les  billets 

de  oenfession,  1750,  69  S.  12.,  yerb.  1753.     Der  Verfasser,  Louis- 

Gtbriel  Gueret,    f  1759,  80  Jahre  alt,  der,  freilich  nur  äusserlich, 

Aeeeptant  war,  klagt,  dass  man  gegen  notorisch  ungläubige  und  un- 

ntüiehe  Menschen  weniger  strenge   sei  als  gegen  die  Appellanten, 

die  man   mit  Unrecht   als  Haeretiker  oder  Schismatiker    bezeichne, 

ud  hebt  hervor,  dass  kein  kirchliches  Gesetz  unbedingt  die  Beichte 

Tor  der  Communion  vorschreibe,    von  einem  Kranken,    der  commu- 

niciren  wolle,  also  kein  Billet  de  confession  gefordert  werden  dürfe  ^). 

Grosses  Aufsehen  erregte  es  namentlich,  als  der  Pariser  Pfarrer 

Bouettin  mit  Yorwissen    des  Erzbischofs  de  Beaumont  dem  frühem 

fiector  der  Universität,    Charles  Coffin,    einem  frommen  Manne    (er 

ist  der  Verfasser  der  neuen  Hymnen  im  Pariser  Brevier),  die  Sterbe- 

facramente  verweigerte,  weil  er  kein  Billet  de  confession  hatte,  ob- 

«chon  die  Verwandten   bezeugten,    er   habe    bei    einem  approbirten 

Priester  gebeichtet  und  noch  8  Tage  vorher  communicirt;   er  starb 

21.  Juni  1749.     Aehnlich  wäre  es  beinahe  seinem  minder  frommen 

Neffen,  Charles  Coffin,  Conseiller  au  Chätelet,  f  10.  Jan.  1751,   er- 

gugen,  obschon  sich  dieser  erbot,   bei  Bouettin  selbst  zu  beichten, 

was  dieser    ablehnte    mit  Eücksicht  auf  Aeusserungen,    die  er  ihm 

gegenüber  (über  die  Bulle)  gethan ;  ein  anderer  Pariser  Pfarrer  hörte 

iber  seine  Beichte  und  gab  ihm  ein  Billet^).      Eine  Lettre  de  M. 

L  . .  .  i  M.  B.  . . .,  ou  relation  oirconstanci^e  de  oe  qui  s^est  passi 

in  sujet  du  refus  des  sacremens  fait  k  M.  Coffin,  Conseiller  au  Ch&- 

^let,  par  le  sieur  Bouettin,  Curö  de  St  Etienne-du-Mont,  La  Haye 

1751,  94  S.  12.,  wurde  1753  verb. 

Die  Assembläe  du  Clerge  vom  J.  1755  berieth  über  die  Frage, 
irie  die  Gegner  der  Bulle  zu  behandeln,  namentlich  wann  ihnen  die 
iteramente  zu  verweigern  seien  (Picot  2,  295).  Man  wurde  nicht 
aaig:  17  Bischöfe  und  22  Priester  formulirten  10  mildere,  16  Bi- 
ehöfe  und  10  Priester  8  schärfere  Artikel  (Boskovany  3, 196).  Beide 
•Erklärungen  wurden  von  dem  Könige  trotz  des  Widerspruchs  des 
Parlaments  19.  Dec.  1755  nach  Rom  gesandt.  Der  Entwurf  einer 
Sncyclica  soll  darauf  wiederholt  nach  Versailles  und  zurück  gesandt 
forden  sein  (N.  £.  1757,  60).  Endlich  erschien  dieselbe  mit  dem 
kturn  16.  Oct.  1756   (Roskovany  3,  199).     Die  Verhaltungsmass- 


1)  Picot  4,  572.  604.  N.  E.  1752,  142.  161;  176S,  164. 

2)  Dict.  Jans.  3,  86.  N.  E.  1761,  21.  Auch  Traite  des  refus  publice 
l  secret«  de  la  communion,  2  vol.  12.,  ist  von  einem  Acceptanten;  N.  E. 
755,  15. 

3)  Migne  2,  398.  N.  £.  1749,  109.  149;  1751,  68.  60. 


1 


758  Die  Bulle  Unigenitas. 

regelB,  die  Benedict  XIY.  darin  gibt,  sind  so  milde,  als  man  nnr  er- 
warten konnte:  die  SterbeBacramente  seien  nur  solchen  zu  yerwei- 
gem,  welche  als  Gegner  der  Bulle  gerichtlich  überführt  seien  oder 
sich  offen  erklärt  oder  durch  notorisches  Handeln  sich  gezeigt  hätten. 
Es  ist  auch  bemerkenswerth,  dass  die  Minorität  der  Assemblie  die 
Bulle  Unig.  als  irreformabilis  definitio  totius  Ecclesiae  in  rebus  fidei, 
die  Minorität  als  perpetuum  et  irretractabile  Judicium  totius  Ecclesiae 
et  doctrina  in  rebus  fidei  bezeichnet  hatten,  der  Papst  aber  sich 
darauf  beschränkte,  zu  sagen:  Tanta  est  in  Ecclesia  Dei  anctoritas 
Constitutionis  Unig.  eademque  sibi  tarn  sinceram  venerationem,  obse- 
quium  et  obedientiam  ubique  vindicat,  ut  nemo  fidelinm  possit  abs- 
que  salutis  aetemae  discrimine  a  debita  erga  ipsam  subjectione  sese 
subducere  aut  eidem  uUo  modo  refragari. 

Im  J.  1757  erhielten  die  in  Korn  anwesenden  Gardinäle  Ab- 
Schriften  einer  bitterbösen  Satire  auf  die  Encyolioa  zugesandt: 
Epistola  amplissimis  S.  R.  E.  Cardinalibus  et  clarissimis  theologis 
in  urbe  Praeneste  congregatis  post  pacem  Ecclesiae  gallicanae  resti- 
tutam  et  methodum  propediem  edituris  pro  stndiis  peragendis  ab 
alumnis  collegii  Urbani  de  Propaganda  Fide  ad  haeretioos  profli- 
gandos,  ad  gentiles  et  atheos  in  sinum  Ecclesiae  reducendos.  Der 
Verfasser  legt  der  Commission,  welcher  der  Papst  die  Ausarbeitung 
eines  neuen  Studienplanes  aufgetragen,  vier  Dubia  vor:  1.  Ist  den  Zög- 
lingen zu  gestatten,  über  das  Schweigen  zu  beobachten,  was  die  Rö- 
mische Kirche  als  Glaubensartikel  erklärt  hat,  unter  dem  Verwände, 
den  Frieden  nicht  stören  und  die  Ketzer  nicht  scandalisiren  zu 
wollen  ?  Viele  sind  geneigt,  zu  glauben,  ein  solches  Schweigen  werde 
durch  das  Breye  gestattet,  in  welchem  die  Bulle,  die  der  h.  Stuhl 
für  eine  Regula  fidei  erklärt  hat  [S.  745],  nur  als  ein  Gesetz  be- 
zeichnet wird.  2.  Ist  es  den  Predigern  erlaubt,  in  ähnlicher  Weise 
diplomatisch  zu  reden,  wie  das  Breve  die  Appellanten  höflich  be- 
handelt? 3.  Dürfen  solchen,  die  der  Ketzerei  dringend  verdächtig 
sind,  und  4.  solchen,  die  für  notorische  Sünder  gehalten  werden,  die 
Sacramente  gespendet  werden  ?  *)  —  Wie  aufgebracht  der  Papst  über 
diese  Impertinenz  war,  zeigt  das  offenbar  von  ihm  selbst  geschriebene 
Breve  vom  5.  Sept.  1767  (Bull.  4,  333):  Der  Brief  sei  mehreren 
Cardinälen,  auch  dem  Staatssecretär  Archinto,  ohne  Zweifel  zu  dem 
Zwecke  zugesandt  worden,  dass  er  selbst  davon  Kenntniss  erhalte, 
id  quod  factum  est.  Er  habe  ihn  einigen  ganz  unparteiischen  Theo- 
logen zur  Begutachtung  gegeben,  und  diese  hätten  alle  erklärt,  er 
müsse  verdammt  werden  als  voll  von  resp.  falschen,  .  .  .  nitver- 
schämten  [impudentibus,  sonst  keine  übliche  Qualification],  aufruh- 
rerischen und  das  Schisma  begünstigenden  Behauptungen.  Eben  so 
hätteuv  einige  gelehrte  Cardinäle  geurtheilt.  Er  habe  diese  CenaureD 
mit  der  Epistel  selbst  verglichen  und  die  Sache  der  Inquisition 
übergeben.  Auf  deren  Rath  und  auch  motu  proprio  und  aus  sicherer 
Wissenschaft  verdamme  er  kraft  apostolischer  Autorität  die  Epistel 


1)  U.  N.  1758,  406.  Walch,  Neueste  Bel.-Gesch.  1771,  S.  125.  495. 


Encyclics  Benedicts  XIV.  NouvelleB  ecclesia&tiqaes.  759 

ik  eDthaitend  etc.  (wie  oben).  Wer  Exemplare  besitze,  habe  sie 
dem  Inquisitor  oder  Bischof  abzuliefern,  bei  Strafe  der  reservirten 
Excomm.  1.  sent.  ftir  Laien  und  der  gleichen  Suspension  für  Welt- 
imd  Ordensgeistliohe.  Der  Verfasser  tadele  und  schmähe  das  durch- 
u»  richtige  Verhalten  der  Cardinäle,  die  er  vor  dem  Erlass  der 
Esejclica  vom  16.  Oct.  1756  zu  Eathe  gezogen,  und  greife  auch 
äiB  selbst  an.  Darum  habe  er  das  h.  Officium  beauftragt,  den  Ver- 
gaser ausfindig  zu  machen  und,  sobald  Indicia  semiplenam  proba- 
tionem  constituentia  da  seien,  ihn  zu  verhaften  und  gegen  ihn  vor- 
ngehen. 

Die  Epistola  ist  ohne  Zweifel  von  einem  Jesuiten  verfasst. 
fanre,  auf  den  der  Verdacht  zunächst  fiel,  versicherte  freilich  eid- 
lieli,  sie  sei  nicht  von  ihm.  Die  Jesuiten  vergassen  dem  Papste  die 
Aeossemngen  nicht,  welche  er,  wie  Cordara  bei  Döllinger,  Beitr.  3,  9 
beriehtety  wiederholt  als  Cardinal  gethan:  die  Seote  der  Jansenisten 
m  eine  blosse  Erfindung  der  Jesuiten  und  diese  seien  es  gewesen,  die 
Clemens  XI.  zu  der  Balle  gegen  Quesnel  verleitet,  welche  in  Frank- 
reich so  viele  Unruhen  veranlasst  habe^). 

Die  späteren  Streitigkeiten  über  die  Bulle  Unig.  haben  im  In- 
dex keine  Spuren  zurückgelassen  ^). 

13.  Die  Appellanten  hatten  von  1728  an  ein  eigenes  wöchent- 
lich erscheinendes  Organ,  die  Nouvelles  ecclösiastiques,  worin  über 
die  ffir  sie  interessanten  Vorfälle  und  Schriften  ausführlich  berichtet 
wurde  und  welches  bei  all  seinen  Mängeln  eine  der  wichtigsten 
Quellen  für  die  Kirchen-  und  kirchliche  Literatur-Geschichte  des  18. 
Jahrh.  ist.  Den  Plan  dazu  entwarf  Jacques-Joseph  Duguet  (1649 
—1733;  S.-Beuve  6,  78);  der  erste  Herausgeber  war  Jacques  Fon- 
taine, der  sich  seitdem  de  la  £oche  nannte  (f  1761).  Das  Blatt 
wurde  heimlich  in  Paris  gedruckt,  die  meisten  Jahrgänge  in  Hol- 
land nachgedruckt,  die  älteren  später  neu  gedruckt^).  1767  erschien 


1)  Patuzzi  schrieb,  wahrscheinlich  imAaftrago  des  Papstes:  Lettera 
enciclica  del  S.  P.  Benedetto  XIV.  diretta  alla  Assemblea  generale  del 
clero  gallicano,  illusirata  e  difcsa  da  Eusebio  Eraniste  contro  Fautore 
dei  dnbbj  o  quesiti  propositi  ai  cardinali  e  teologi  della  S.  Congr.  di  Pro- 
paganda, Lucca  1759 ;  danach  Lettres  d'nn  th6olog^en  ä  un  ami  ponr 
confondre  l'aatear  des  qaatre  doates,  Utr.  1760*. 

2)  Joseph  II.  verordnete' 1781 :  in  seinen  Erblanden  solle  die  Bulle 
als  nicht  ezistirend  angesehen  und  nichts  pro  et  contra  gelehrt  und  ge- 
schrieben werden.  Archiv  f.  österr.  Gesch.  50,  323.  Branner,  Theol.  Diener- 
schaft S.  122.  Der  Freimüthige  1,  64.  558;  2,  484.  569. 

3)  Dict.  Jans  3,  155.  Picot  2,  105;  4,  293.  Die  ersten  Nnmmem, 
vom  1.  Jan.  bis  16.  Febr.  1728,  wurden  in  Abschriften  verbreitet  (in  dem 
Neadruck  sind  sie  mit  abgedruckt),  vom  23.  Febr.  an  wurde  das  Blatt  in 
Paris  heimlich,  angeblich  anfangs  auf  einem  auf  der  Seine  liegenden  Boote, 
gedruckt.  Der  Polizei-Lieutenant  Heraul t  hielt  einmal  in  einem  Hause, 
wo  angeblich  das  Blatt  gedruckt  wurde,  Haussuchung;  er  fand  nichts, 
aber  als  er  wieder  in  seinen  Wagen  stieg,  lag  ein  Pack  von  noch  feuchten 
Exemplaren  der  neuesten  Nummer  darin  (S.-Beuve  3,  58).  —  In  dem 
holländischen  Nachdruck  wurden  eine  Zeit  lang  polemische  Noten  gegen 
die  Pariser  Ausgabe  beigefügt.    Ueberhaupt  spiegelt  sich  in  den  späteren 


760  Die  Bulle  ünigenitiu. 

ein  aneführliobes  alphabetisolieB  Register  za  den  Jahrgängen  1728 
—60,  2  vol.  4.,  1791  ein  Register  zu  den  Jahrgängen  1761 — 90. 
Louis  Fatouillet  und  andere  Jesuiten  gaben  1734 — 48  ein  Supple- 
ment aux  N.  £.  heraus.  —  1731  Hess  das  Parlament  5  Nummern  der 
N.  E.  verbrennen  (von  No.  1  wurden  in  diesem  Jahre  900  Exem- 
plare oonfiscirt,  N.  E.  1731,  37.  106).  1732  erliess  der  Erzbischof 
von  Paris  ein  Mandement  dagegen  (N.  E.  1732,  85).  Im  J.  1740 
nahm  auch  die  Inquisition  Notiz  von  dem  Blatte.  In  der  Nummer 
vom  20.  Febr.  1740  meldeten  die  N.  E.  denTod  des  Cardinais  Giov. 
Ant.  Davia  und  theilten  einige  Briefe  desselben  an  den  Bischof  Gol- 
bert  mit,  die  auch  in  dem  3.  Bande  der  in  demselben  Jahre  erschie- 
nenen Oeuvres  desselben  stehen.  Der  Cardinal  zeigt  sich  darin  als 
Freund  des  alten  Appellanten,  fordert  ihn  auf,  gegen  den  Probabi- 
Iismus  zu  schreiben,  und  bezeichnet  noch  einen  andern  Cardinal  als 
Gesinnungsgenossen.  Die  Briefe  wurden,  wie  es  scheint,  mit  Recht, 
für  unecht  erklärt^)  und  von  der  Inq.  19.  April  1740  verordnet,  jene 
Nummer  der  N.  E.,  als  falsche,  verleumderische,  die  Gläubigen  zu 
verführen  geeignete  und  die  Reputation  eines  hochgestellten  Hannes 
schädigende  Berichte  enthaltend,  vor  der  Minerva  zu  verbrennen. 
Das  geschah  25.  April  (N.  E.  1740,  141).  Seitdem  steht  jene 
Nummer  (zwei  Quartblätter)  auch  im  Index:  Suite  des  Nouvelles 
eccl.  (so  lautet  der  Titel  jeder  Nummer,  nur  die  erste  eines  Jahr- 
gangs heisst  Nouvelles  eccl.),  desgleichen  die  Nummern  vom  20. 
Juni  1740  und  20.  März  1741,  in  denen  ich  nichts  besonders 
Schlimmes  finde.  Das  Verbot  dieser  drei  Nummern  mit  fortzuführen, 
war  um  so  überflüssiger,  als  1742  und  nochmals  10.  Mai  1757  die 
Nouvelles  Eccl.  überhaupt  verb.  wurden. 

14.  Mit  dem  Streite  über  die  Bulle  Unigenitus  hängt  auch 
zusammen  das  Memoire  sur  les  droits  du  second  ordre  du  clerg6, 
avec  la  tradition  qui  prouve  les  droits  du  second  ordre.  £n  France 
1733,  82  und  56  S.  4.,  durch  Arrdt  du  Conseil  vom  29.  Juli  und 
von  der  Inq.  26.  Aug.  1733  verb.  Der  Verfasser,  Nie.  Le  Gros 
(1675 — 1751)  zeigt,  dass  die  Bischöfe  nicht  allein,  sondern  nur  in 
TTebereinstimmung  mit  ihrer  Geistlichkeit  Entscheidungen  (über  die 
Acceptation  der  Bulle  u.  s.  w.)  zu  treffen  hätten  (Dict.  Jans.  3, 96). 
Die  Schrift  schiiesst  sich  also  an  die  von  Fontcjus  (S.  369)  an. 
Eine  ganze  Reihe  von  anderen  Schriften,  die  seit  1734  in  Frank- 
reich über  die  erste  und  zweite  Stufe  der  Hierarchie  erschienen, 
war  veranlasst  durch  die  Suspension  appellirender  Priester  durch 
ihre   Bischöfe    und    die    dadurch    für    die    Appellanten   entstehende 


Jahrgängen  auch  die  unter  den  Appellanten  eingerissene  Veruneinigang 
ab.  Sie  erschienen  in  HoUand  noch  bis  1808,  seit  1794  alle  14  Tage, 
daneben  in  Paris  ein  Organ  der  constitutionellen  Geistlichen. 

1)  R^ponse  k  un  ami  touchant  les  iettres  qu'on  attribuo  au  Card. 
Davia  dans  la  Suite  des  N.  E.  No.  29,  24  S.  4.  In  den  N.  E.  1742,  20 
wird  die  Unechtheit  der  Briefe  zugegeben,  aber  die  Echtheit  der  Briefe 
Colberts  an  Davia  festgehalten.  Dass  der  Herausgeber  der  N.  E.  die  Briefe 
fabricirt  habe  (Dict  Jans.  2,  620),  ist  ganz  unwahrscheinHoh. 


Schriften  von  Gegnern  der  Bnlle  Unigenitas.  761 

Scbvierigkeity  Beichtväter  za  finden ,    und  veiiheidigte  die  Ansicht, 
du8  der  Priester  durch  die  Ordination  die  Gewalt,  die  Lossprechung 
ZD  ertheilen,    erhalte    und   nach   dem  alten  kirchlichen  Rechte  dazu 
keiner  speciellen  Autorisation    durch    den  Bischof  bedürfe.      So  die 
CoDsultation  Bur  la  Jurisdiction  et  sur  l'approbation  nicessaire  pour 
eonfesser,  1784,  von  Nie.  Travers  (1686—1750),  die  1735  von  der 
Sorbonne    ausführlich    censurirt    wurde    (Arg.  III  a  208),   und  Les 
poQYoirs  legitimes  du  premier  et  second  ordre  dans  Tadministration 
des  sacremens  et  le  gonvernement  de  l'Eglise,  1740,  800  S.  4.,  von 
demselben.      In    der   letztem    Schrift    wird    behauptet,    es    bestehe 
zwischen  Bischof   und  Priester   kein  wesentlicher  Unterschied.     Sie 
vnrde  von    der  Assemblee   du   Clerge  1745    censurirt    (Dict  Jans. 
1,340;  2,  273)  und  von  den  N.  £.  1745,  185  desavouirt,  wie  auch 
mehrere  ähnliche  spätere  Schriften  (1755,  91.  92).     Andere  behaup- 
teten nur,  im  Nothfalle  dürfe  auch  ein  ungerecht  suspendirter  Priester 
absolviren  (Dissertations  th6ol.  et  can.  sur  Tapprobation  n^cessaire 
pour  administrer  le  sacrement  de  penitence,  466  S.  12.  N.  £.  1755, 
92)f  oder    der  Bischof  könne  nicht  willkürlich  die  Jurisdiction  be- 
sehranken,  z.  B.  nicht  verbieten,  den  Appellanten  die  Lossprechung 
m  ertheilen  (R^flexions  sur  le  despotisme  des  ^vdques  et  les  inter- 
dits  arbitraires,  N.  E.  1769,   109).     Von  den  vielen    über  diese  Ma- 
terie  erschienenen    Schriften   steht    merkwürdiger  Weise    keine    im 
Index. 


70.     SehriftM  ron  Gegnern  der  Bnlle  Unigenitns. 

Zu  den  hundert  in  §  69  besprochenen  Schriften  kommen 
Doch  einige,  welche  zwar  nicht  direct  mit  der  dort  beschriebe- 
nen Controverse  zusammenhangen,  aber  von  Appellanten  verfasst 
sind  and  dogmatische  oder  ethische  Anschaunngen  vertreten,  die 
mit  der  Bulle  Unigenitns  nicht  übereinstimmen.  Dazu  gehören 
namentlich  zwei  Lehrbücher  der  Religion :  eins  von  dem  Orato- 
rianer  Ponget,  welches  der  Bischof  Colbert  von  Montpellier  1702 
drucken  Hess  and  welches  gewöhnlich  Cat^chisme  de  Montpel- 
lier genannt  wird,  and  eins  von  Mesengay.  Von  dem  ersten 
wurde  1721  die  französische  Ausgabe,  dann  auch  drei  Ueber- 
setzongen  unbedingt  verboten ;  in  einer  corrigirten  französischen 
nnd  lateinischen  Aasgabe  hat  aber  das  Buch  eine  grosse  Ver- 
breitung gefanden.  Von  dem  zweiten  warde  die  französische 
Aasgabe  1757  durch  die  Index-Congregation  verboten,  eine  ita- 
lienische Uebersetzung  durch  ein  Breve  Clemens*  XIII.  vom  J. 
1761.  —  Unter  den  anderen  Appellanten,  von  denen  (anonyme) 
Scluriften  verboten  wurden,  sind  Dnguet,   Trenv^  und  der  Kir- 


^ 


762  Sohriften  von  Gegaern  der  Bulle  Unigenitus. 

chengeschichtschreiber  Racine  die  bedeutendsteD.  —  Neben  den 
vielen  auf  die  Geschichte  des  Jansenismns  bezüglichen  Schriften 
von  Jansenisten  findet  sich  im  Index  auch  eine  von  dem  Jesuiten 
du  Chesne.  —  Viele  Schriften,  welche  von  den  Jesuiten  in  dem 
Dictionnaire  Jans^niste  als  Jansenistisch  dennncirt  wurden,  dar- 
unter auch  einige  bedeutende,  wie  von  Roursier,  wurden  nicht 
verboten. 

1.  Der  sog.  Cat^chisme  de  Montpellier  erschien  zuerst  zu 
Paris  1702:  Instructions  gen^rales  en  forme  de  catechisme,  ou  ron 
explique  en  abrege  par  T^criture  eainte  et  par  la  tradition  l'histoire 
et  les  dogmes  de  la  religion  .  .  . ,  imprim^es  par  ordre  de  Messire 
Charles- Joachim  Colbert,  Eveque  de  Montpellier.  Es  sind  drei 
Catechismen,  ein  ausführlicher  für  alle  Grläubigen  und  ein  grösserer 
und  ein  kleinerer  Auszug  für  Kinder.  Verfasst  ist  er  von  dem 
Oratorianer*  Fran^ois-Aime  Pouget,  damals  Superior  des  Seminars 
zu  Montpellier.  Der  Erzbischof  Noailles  von  Paris  hatte  das  Buch 
approbirt.  Colbert  sandte  es  im  März  1703  an  Clemens  XI.  Es 
fand  vielen  Beifall;  Mabillon  spricht  sich  in  seinem  und  Thierry 
Ruinarts  Namen  ohne  Vorbehalt  lobend  darüber  aus  und  nennt  es 
un  abreg6  trfes-exact  de  toute  la  doctrine  chr6tienne  (Thuillier  1, 
541).  Selbst  Dict.  Jans.  2,  276  sagt,  es  sei  bon  ä  certains  egards, 
und  weiss  nur  wenige  Stellen  zu  tadeln.  Das  Buch  wurde  wieder- 
holt gedruckt  und  bald  in  andere  Sprachen  übersetzt:  Istruzioni 
generali  .  .  .  tradotte  dal  f^ancese  nell*  italiano  da  Costanzo  Grasse- 
iini Fiorentino,  Ven.  1717,  —  Instrucciones  generales  .  .  .  tradu- 
cidas  en  castellan  per  D.  Manuel  de  Yillegas  j  Piflateli,  Madrid 
1713,  —  General  Instructions  .  .  .  translated  from  the  original 
french  and  carefully  compared  with  the  spanish  approved  translation. 
First  Part.  The  second  edition  corrected  and  amended  by  Silvester 
Lewis  Lloyd  [Minorit,  Bischof  von  Eillaloe,  dann  von  Waterford, 
t  1747;  die  üebersetzung  ist  von  Hall,  Dr.  Sorb.],  London  1723^). 
—  1721  wurden  die  französische  und  die  italienische  Ausgabe,  1725- 
die  englische,  1727  die  spanische  von  der  Index-Congr.  verboten. 
Dass  Colbert  und  Pouget  Appellanten  waren,  wird  der  Hauptgrund 
des  unbedingten  Verbotes  gewesen  sein^).  Eine  Expurgation  im 
curialistischen    Sinne    war    nicht    einmal    schwierig:    es    erschienen 


1)  Später  wurde  der  (kleinere)  Catechismus  auf  Veranlassung  des 
Bischofs  von  Evora  ins  Portugiesische  übersetzt  (N.  E.  1766,  104).  De  Lionne, 
apost.  Vicar  in  China,  wollte  ihn  ins  Chinesische  übersetzen  (Dupin  19, 
360).  —  Lettres  critiques  sur  les  dififerentes  editions  du  Cat.  de  M<mt- 
pellier,  Paris  1768,  205  S.  12.  (N.  E.  1769,  68). 

2)  In  Colberts  Oeuvres  2,  710  werden  Briefe  aus  Rom  aus  dem  J. 
1734  angeführt,  wonach  der  Catechismus  verb.  worden  wäre  wegen  der 
Sätze:  qu'une  courtisane,  qui  entend  la  messe  avec  la  disposition  de  oon- 
tinuer  dans  sou  libertinage,  commet  un  pech^,  und  qu'on  n'adore  point 
le  sacrement,  mais  Jesus-Christ  dans  le  sacrement. 


J 


CatechiBme  de  Montpellier.  Fr.  Ph.  Mesengay.  768 

nebrere  corrigirte  Ausgaben  oder  Bearbeitungen.  Colberts  Nacb- 
folger  in  Montpellier,  Cbarancy,  liese  eine  solcbe  für  seine  Diöcese 
drucken;  eine  andere  wurde  in  Angers  eingeführt  (N.  £.  1753,  107). 
Die  italienische  Uebersetzung  war  von  dem  Erzbischof  La  ßherar- 
desea  Ton  Florenz  approbirt ;  unter  dessen  Nachfolger  Incontri  wurde 
eine  uebersetzung  von  Burelli,  in  der  Colberts  Käme  weggelassen 
und  ein  Passus  über  den  Primat  beigefugt  war,  yon  der  Regierung 
trotz  vielfachen  Widerspruchs  in  ganz  Tosoana  eingeführt  (Potter, 
fiioei  1,  32). 

1725  erschien  zu  Paris  eine  lateinische  Bearbeitung:    Institu- 
tiones  cath.  in  modum  catecheseos  ...    in    lat.    translatae,  adjectis 
smgfulis  e  scriptura  et  traditione  probationibus  et  testimoniis,  auctore 
eodera  et  interprete  Fr.  Amato  Pouget,  2  Fol.  Pouget  starb  während 
des  Druckes  des    1.  Bandes  (1723),    die  Arbeit    wurde    von  einem 
BDdem  Oratorianer,  P.  N.  Desmolets  (Ingold,  Essai  p.  40)  vollendet. 
Der  Sfegelbewahrer  d^Armenoviile  verbot  im  April  1723  die  Fort- 
letznng  des  Druckes;    sie   wurde   aber  von  Card.  Dubeis  gestattet; 
nur  durfte  Colberts  Namen  nicht  auf  das  Titelblatt   gesetzt  und  es 
mnasten  einige  Cartons    gedruckt   werden    (Hist.  des  Reil.  4,  656). 
Diese  lateinische  Bearbeitung  ist  sehr  oft  gedruckt  und  in  Rom  nie 
beanstandet,    in    späteren   Ausgaben   aber  noch  mehr  durch  Aende- 
mngen  und  Zusätze  modificirt  worden.     (Die  neueste,  mir  bekannte 
Ausgabe  ist  die  von  Avignon  1837,  12  vol.  8.)   —  Colbert  erliess 
1726  eine  eigene  Ordonnance    portant  condamnation   du  livre  Insti- 
tationes  .  .  .  (Oeuvres  2,  773;   vgl.  2,  p.  XXVI)    und    1732   eine 
zweite  gegen  eine  verstümmelte   französische  Ausgabe  (2,  801)  und 
erklärte,  nur  die  Ausgabe  von  1702  sei  die  von  ihm  approbirte.  — 
Die  spanische  Ausgabe  des  Catechismus  steht  auch  in  dem  span.  In- 
dex von    1747;    das  Verbot   wurde  aber  1782  von  der  Inquisition 
aufgehoben.  —  Im  Rom.  Index  stehen  noch:  Lettre   d'un  eccl^siasti- 
que    ou    tb^ologal   d'une    cath^drale    sur  le  oat.    de  Montpellier  et 
laröponse,  Carpentras  1723,  verb.  1725,  und  Lettres  k  Mgr.  TEv. 
d* Angers  au  sujet  d'un  pr^tendu   extrait  du  cat.  de  Montpellier  au- 
torise  jpar  ce  prelat,  Toulouse  1752,  192  S.  12.,  verb.  1754,  6  Briefe 
von  J.  B.  Gaultier  (N.  E.  1758,  107). 

2.  FranQois-Philippe  Mesenguy,  —  geb.  zu  Beauvais  1677, 
Lehrer  im  College  de  Beauvais,  1728  als  Appellant  aus  dieser  Stellung 
entfernt,  er  starb  erst  1763,  86  Jahre  alt,  —  ist  der  Verfasser  der 
anonymen  Exposition  de  la  doctrine  chretienne,  instruotions  sur 
les  principales  verit^s  de  la  religion,  Utrecht  1744,  6  vol.  12.  (ver- 
besserte Ausgabe  Cologne  1754,*  4  vol.  8.).  Das  Buch  wurde  1752 
im  Dict.  Jans.  2,  136  scharf  kritisirt,  —  S.-Beuve  3,  634  bezeichnet 
Me«.  als  einen  verspäteten  Port-Royalisten,  —  und  1757  von  der 
ludex-Congr.  verboten.  Die  N.  E.  1758,  54  sagen:  Das  hätte  man 
von  Benedict  XIV.  nicht  erwarten  sollen ;  aber  Ricohini,  der  Secre- 
fär  der  Index-Congr.,  ist  jetzt  ganz  jesuitisch  (es  wird  angedeutet, 
er  wolle  General  werden  und  die  Jesuiten,  die  wegen  des  Verbotes 
der  Biblioth.  Jans,  gegen  ihn  erbittert  seien,  versöhnen);  er  hat 
das  Buch  einem  Jesuiten  zur  Prüfung  übergeben  und,  obsohon  dieser 


764  Schriften  von  Gegnern  der  Balle  Unigenitus. 

ein  günstiges  Gntaoliten  abgab,  anf  dem  Verbote  bestanden  und  nicht 
erst,  wie  doch  der  Papst  verordnet,  den  Verfasser  gehört  (derselbe 
hatte  sich  freilich  nicht  genannt,  war  aber  im  Dict.  Jans,  angegeben). 
Das  Bnch  wurde  trotz  des  Verbotes  von  einer  Gesellschaft  von 
Geistlichen  in  Neapel  übersetzt,  und  die  Uebereetznng  von  zwei 
Dominicanern  1758  approbirt  und  mit  Genehmigung  der  Begierung 
in  5  Bänden  gedruckt:  Esposizione  del  Simbolo.  fisposizione  dell' 
orazione  dominicale.  Esp.  del  decaloffo.  Esp.  de'  sagramenti.  £sp. 
de*  comandamenti  della  chiesa,  con  1  aggiunta  di  un  trattato  della 
giustificazione,  1758 — 60.  Diese  italienische  Ausgabe  wurde  bei 
der  Inquisition  denuncirt.  Die  Neapolitanische  Regierung  beklagte 
sich  über  die  Denunciation,  und  Mes.  selbst  schrieb  an  Card.  Pas- 
sionei,  um  das  Verbot  abzuwenden.  Sein  Buch  fand  auch  in  Bom 
Gönner.  Die  Monsignori  Bottari  und  Foggini  vertheilten  Exemplare 
gratis,  und  die  Cardinäle  Orsi  und  Passionei,  zwei  Mitglieder  der 
Inq.,  von  denen  der  Jesuit  Gordara  sagt,  sie  hätten  wegen  ihrer  Ge- 
lehrsamkeitin besonderm  Ansehen  gestanden,  lobten  das  Buch;  Card. 
Tamburini  meinte,  man  könne  es  expurgiren,  und  Card.  Spinelli, 
man  solle  mit  dem  Verbote  der  Neapolitanischen  Ausgabe  warten, 
bis  eine  neue  verbesserte,  die  zu  Venedig  vorbereitet  werde,  erschie- 
nen sei.  Von  den  12  Theologen  aus  verschiedenen  Orden  (mit  Aus- 
schluss der  Jesuiten),  denen  Clemens  XIII.  die  Prüfung  des  Buches 
übertrug,  sprachen  sich  nach  Cordara  11  für  ein  unbedingtes  Ver- 
bot aus.  In  der  Sitzung  vom  25.  Aug.  1760  stimmten  mehrere 
Cardinäle,  nach  einer  Angabe  die  Majorität,  gegen  ein  Verbot  (das 
Votum  Passionei's  bei  Fleur.  84,  372);  der  Papst  behielt  sich  die 
Entscheidung  vor  und  entschloss  sich,  angeblich  hauptsächlich  auf 
Betreiben  Ricchini's  und  Mamachi's,  —  dieser  soll  früher  das  Buch 
sehr  gelobt  haben;  Cordara  nennt  ihn  eine  Windfahne,  —  das  Buch 
durch  ein  Breve  zu  verdammen.  Card.  Passionei,  der  Seoretar  der 
Breven,  ging,  um  dasselbe  nicht  unterzeichnen  zu  müssen,  aufs 
Land.  Clemens  XIII.  schickte  ihm  aber  das  Breve  nach  mit  dem  Be- 
fehle, es  zu  unterzeichnen  oder  sein  Amt  niederzulegen.  Er  unter- 
schrieb, —  calamum  fremens  frendensque  arripuit,  sagt  Cordara, 
—  und  eine  Stunde  darauf  rührte  ihn  der  Schlag ;  er  starb  am  fol- 
genden Tage,  5.  Juli  1761,  79  Jahre  alt^). 


1)  Vgl.  den  Bericht  von  Cordara  bei  Döllinger,  Beitr.  8,  32.  N.  £. 
1761,  66.  118;  1763,  87;  1765,  204.  Nach  Mesenguy's  Tode  ersohien: 
Memoire  justificatif  da  livre  Exposition. .  .  .  Ouvrage  postbome  de  l*abbe 
Meseng^y,  1768,  850  S.  12.,  mit  einem  Avertissement  von  dem  Abbe  Le- 
queux.  —  Cordara  unterlässt  nicht  zu  bemerken,  dass  einige  Tage  vor 
Passionei  Orsi,  bald  nach  ihm  Tamburini  und  Spinelli  gestorben  seien. 
Von  Passionei  sagt  er :  Inimicitiam  contra  Jesuitas  exercebat  aperte  et  nt 
ita  dicam  boneste,  non  nt  quidam  alii  ex  occulto  et  simulate.  In  Rom 
machte  man  damals  folgende  Verse  (Merkw.  Lebensgesch.  aller  Cardinäle, 
Regensb.  1768,  III,  862):  £  morto  Passionei,  E  morto  d'aocidente,  Amazzato 
da  demente  Per  quel  breve  benedetto,  Che  soscrisse  a  suo  dispetto.  Piange 
Speranza  (sein  Seoretar),  Baldriotti  (sein  Beichtvater)  fa  instanza,  Bottari 
(sein  Freund)  fa  tempesta,  E  al  Geaü  si  fa  festa.    Bei  Fleur.  84, 405  steht 


I 


Fr.  Ph.  Mesengy.    J.  J.  Daguet.  766 

Das  Breve,   vom    14.  Jani    1761    datirt   (Bull.  cont.  2,  132), 
lo^Llicli  von  dem  Assessor  S.  Off.  Yeterani  verfasst,  verdammt  das 
Bach,   als  falsche,    temeräre,    den    apostolischen   Deoreten    und  der 
kuchlichen  Praxis  widersprechende,  mit  hereits  von  der  Kirche  yer- 
dammten  Sätzen  übereinstimmende  Sätze  enthaltend,   in  allen  Ans* 
gaben  nnd  Uebersetzungen,  auch  eine  etwa  private  cninsvis  ingenio 
&cta  ant  facienda  correctio.     Oleichwohl  wird  im  Index  das  Breve 
sieht  bei  der  französischen,  sondern   nur  bei  der  italienischen  Aus- 
gabe citirt,  die  sonderbarer  Weise  unter  Italica   interpretatio  operis 
iiucr.  Exposition  etc.  steht.     Noch  in   demselben  Jahre  erschien  zu 
Venedig   eine   von    dem  Dominicaner    Patuzzi    corrigirte    Ausgabe, 
Esposizioni  suUe  dottrine  cristiane,  die  gar  nicht  beanstandet  wurde. 
—  In  Neapel  wurde    den  Bischöfen    im  Dec.  1761    verboten,    das 
Breve  zu  publiciren,  bevor  es  das  Exequatur  erhalten.  Der  spanische 
General-Inquisitor    Qnintano  Bonifiaz  publicirte    das    ihm    von    dem 
Voncius  zugestellte  Breve  9.  Aug.  1761.  Carl  III.,   der  sich  durch 
das  Verbot  des  Buches  persönlich  verletzt  fdhlte,  weil  dasselbe  bei 
dem  Unterrichte    seines  Sohnes    gebraucht  werden    sollte,    forderte 
Bonifaz  auf,  seinen  Erlass  zurück  zu  nehmen.   Dieser  weigerte  sich, 
weil  das  der  Ehre  des  h.  Offioiums  und  dem  Gehorsam,  den  er  dem 
Oberhaupte  der  Kirche  schulde,    zuwider  sei,    und  wurde  darauf  in 
ein  Kloster  verwiesen.     Nun  that  er  Abbitte,  —  auch  der  Nunoius 
zeigte  sich  feige,  indem  er  die  Schuld  auf  Bonifaz    schob,    — *    und 
▼orde  dann  wieder  eingesetzt.     Dieser  Vorfall  veranlasste  Carl  III., 
durch  eineCedula  vom  18.  Jan.  1762  zu  verordnen:  jedes  päpstliche 
Schreiben  sei  ihm  vor  der  Publication  vorzulegen,  und  die  Inquisi- 
tioii  habe,    wenn  sie  in  Bom  verbotene  Bücher  auch  ihrerseits  ver- 
bieten wolle,  dieses   auf  Grund  eigener  Prüfung  und  Entscheidung, 
nicht  auf  Grund  des    Römischen  Verbotes  zu  thuen^).    —    Mesen- 
gafn  Buch  steht  aber  im  Index  von  1790  als  1761  verb. 

3.  Jacques-Joseph  Duguet  (Du  Guet,  1649—1733),  bis  1686 
Oratorianfer,  war  ein  sehr  frommer  und  gelehrter  Mann,  ein  stand- 
bafter  Appellant,  aber  mit  manchen  Extravaganzen  der  Partei  nicht 
einverstanden,  le  Nicole  de  ces  temps  opiniätres  et  querelleurs,  de 
ees  temps  insens^s  et  eonvulsifs  (S.-Beuve  6,  71).  Von  seinen  zahl- 
reichen anonymen  Schriften  stehen  ausser  den  S.  740.  742  erwähnten 
im  Index:  Traitez  sur  lapri^re  publique  et  sur  les  dispositions  pour 
offrir  les  ss.  mjsteres  et  y  participer  avec  fruit,  Brux.  1708,* 
304  S.  8.,  oft  gedruckt,  mit  d.  c.  verb.  1714,  für  einen  Canonicus 
geschrieben,  der  ihn  gefragt,  was  er  zu  thuen  habe,    um  andächtig 


das  Epitaphium:  Virtuti,  non  Roroae  satisfecit.  Bellarmini  et  Palafoxii 
cansas  pro  beatificatione  S.  Sedie  honore,  veritatis  decore  solo  seryando 
invicte  egit.  In  Petri  faciem  pro  Romana  gloria  saepius  resistens,  tandem 
resistente  Petro,  ne  ultro  violentiae  cederet,  ardua  purpuratis  relinquene 
monamenta  imitanda,  in  eremo  sibi  viventi  inter  Camaldulenses  construoto 
cessit  fato. 

1)  Le  Bret»  Magasin  8,  496.  Sempere,  Betrachtungen  2, 90.  Pelayo  3, 
132. 


766  Schriften  yon  Gegnern  der  Balle  UnigenitaB. 

sein  zu  können  bei  dem  amas  de  priores  qiie  Tabus  des  fondations 
pieuBes  avait  attach^es  k  de  certaines  cbarges,  mit  anderen  Worten^ 
comment  on  ponvait  Hre  cbanoine  et  non  pas  en  faire  le  metier, 
mais  en  remplir  le  minist^re  en  conBcience,  avec  presence  d'esprit 
et  de  coeur  pendant  de  si  longues  Offices  et  sans  laisser  i  des 
cbantres  gag^s  le  sein  de  le  loner  Dien  (S.-Beuve  6,  66).  Dugnet 
gibt  darüber  ganz  vortreffliche  Anweisungen»  spricht  aber  neben- 
bei massvoll  und  freimüthig,  und  das  hat  sein  Buch  in  den  Index 
gebracht,  über  das  Missliche  der  vielen  und  langen  Offlcien,  des 
täglichen  Messelesens  u.  dgl.  —  Institution  d*un  prince,  ou  tnlXi 
des  qualitis,  des  vertue  et  des  devoirs  d^un  .souverain,  Leyde  1739, 
4  vol.  12.,  verb.  1745,  für  den  Herzog  von  Savoyen,  den  spätem 
König  von  Sardinien  geschrieben,  nicht  im  Dict.  Jans.  (Nouv.  £d. 
avec  la  vie  de  Tauteur,  Londres  1750*).  —  Explication  des  qua- 
litez  ou  des  caract^res  que  S.  Paul  donne  a  la  charite.  Nouv.  £d. 
revue,  corr.,  angm.  1728  (zuerst  1727),  mit  d.  c.  verb.  1746,  über 
1  Cor.  13,  oft  gedruckt  (mit  Dnguets  Namen  Brux.  1759*),  in 
einigen  Ausgaben  expurgirt  (Dict.  Jans.  2,  124).  S.-Beuve  6,  50 
sagt,  Gonthier  habe  cet  inappreciable  livre,  ohne  den  Verfasser  zu 
kennen  (touchante  ignorance!),  1824  zu  Genf  neu  drucken  lassen, 
et  ce  livre  reimprim6  sans  nom  faisait  son  chemin  dans  les  coeurs 
et  op^rait,  Dieu  aidant,  plus  de  bons  mouvements  secrets  et  dura- 
bles  qu'une  tragidie  dans  un  thäalre  ne  fait  verser  de  pleurs^). 

Von  einer  schon  1684  erschienenen  Schrift  (von  Simon-Michel 
Treuv6,  1668—1730)  Le  directenr  spirituel  pour  ceux  qui  n'en  ont 
point,  wurde  sonderbarer  Weise  nur  eine  1 703  erschienene  englische 
Uebersetzung,  The  spiritual  director  for  those  who  have  none,  und 
diese  erst  1729  verb.  (im  span.  Index  steht  das  Original).  Im  Dict. 
Jans.  1,  442  wird  dem  Verfasser  zum  Vorwurf  gemacht,  dass  er 
mehrere  schlechte  Bücher,  u.  a.  seine  eigenen  Instructions  empfehle, 
davon  abrathe,  während  der  Messe  den  Rosenkranz  oder  Psalmen 
zu  beten  u.  dgl.,  und  „tausend  andere  Thorheiten  vortrag^'*^).  Die 
für  Mad.  de  Longueville  geschriebene  Instruction  sur  les  dispositions 
qu'on  doit  apporter  aux  sacrements  de  p^nitence  et  d'eucharistie, 
1676,  von  der  viele  Auflagen  erschienen  (u.  a.  Paris  1710*)  und 
die  im  Dict.  Jans.  2,  382  viel  schärfer  kritisirt  wird,  ist  nicht  verb. 

Ausserdem  stehen  noch  folgende  französische  Schriften  im  In- 
dex: Dissertation  sur  les  vertus  th^ologales,  1744,  verb.  1746 
(Dict.  Jans.  1,  502).  —  Memoire  servant  de  clef  de  David,  on  le 
molinisme  et  le  materialisme  demasques,  von  der  Inq.  verb.  1759. 
—  Instructions  sur  les  verites  de  la  grace  et  de  la  predesti- 
nation  en  faveur  des  simples  fidMes,  Nouv.  Ed.  Avignon  1748* 
(Dict.  Jans.  2,  538,  von  Nie.  Hugot),    erst  1768  verb.,  gleichseitig 


1)  S.-Beuve  6,  3  handelt  ausführlich  über  Dugnet.  Vgl.  L'esprit  de 
M.  Duguet  ou  precis  de  la  morale  chr6t.  tir6  de  ses  ouvr&ges,  Par.  1764*, 
490  S.  12. 

2)  Wittola  gab  1771  eine  deutsche  Uebersetzung  heraus  (N.  £.  1772, 
188).  Üeber  Treuve  s.  Morery,  Suppl. 


J 


S.  M.  Treuve.  L.  Fr.  Bonnier  n.  t.  767 

eine  italieniselie  Uebersetznng :  Le  verilÄ  della  grazia.  —  R^ponse 
SBx  diffienlt^B  propos^s  anx  snjet  d*nn  äcrit:  Dernier  eclaircisse* 
ment  snr  les  vertue  th^oL,  verb.  1750. 

4.   Unter  den  Schriften,    die  von  den  Jesuiten  im  Biet.  Jans. 

md  sonst  als  Jansenistiscli  dennncirt,  aber  nicht  verb.  wurden,    ist 

die  bedeutendste :  De  l'action  de  Dien  snr  les  creatures,  trait6  dans 

leqael  on  prouve  la  premotion  physique  par  le  raisonnement  et  o& 

Ton  examine    plusieurs  questions   qui   on   rapport   k  la   nature  des 

espritB  et  k  la  gr^ce,  Paris  1713*,  2  vol.  4.  (6  vol.  12.),  1714  vom 

Canseil  d'etat  verb.,  im  Dict.  Jans.  1,38  als  insinuant  d'un  bout  k 

Fantre  le  Jansenisme,  le  Calvinisme  et  le  Spinoeisme  ( !  der  Verfasser 

war  Thomist    und    Cartesianer;    Bouillier  2,311)    bezeichnet.      Der 

Verfasaer  ist  L.-Fr.  Boursier  (1679—1748),  nach  S.-Beuve  6,79  le 

grand   personnage   iniluent  k  Paris  et   le  directeur   du  Jans^nisme 

central,  der  Concipient  der  Appellation  der  vier  Bischöfe  und  vieler 

bischöflichen    Actenstücke.     Es    erschienen    mehrere    Gegenschriften 

(o.  a.  von  Malebranche  R^flexions  sur  la  premotion  physique,  1715) 

und  als  Vertheidigung   gegen    diese  Hist.   et  analyse    du    livre  de 

TAction  de  Dieu  aveo  des  opuscules  de  M.  Boursier  rälatifs  k  cet 

oovrage,    1753,    3  vol.  12.,    von  Chr.   Coudrette    (Werner,    Suarez 

1,529.  Migne  2,  346).  —  Die  12  Lettres  k  un  eccl^siastique  sur  la 

jastice  chr^tienne  et  les  moyens  de  la  conserver  ou   de  la  r^parer» 

1733,  1734  von  der  Sorbonne  ausführlich  censurirt    (nicht,   wie  im 

Diet.  Jans.  2,  393    angegeben  wird,    von  dem  Oratorianer  Gaspard 

Terrasson ;  Migne  2,  869),  sind  von  Boursier  revidirt. 

Louis- Jacques  Chapt  de  Rastignac,  1724 — 50  Erzbischof  von 
Tours,  zog  sich  die  Ungnade  der  Jesuiten  zu  durch  die  Verdammung 
des  Buches  von  Pichon  und  durch  drei  gegen  dessen  Grundsätze 
gerichtete  ausführliche  Instructions  pastorales  sur  la  p6nitence,  sur 
la  communion  und  sur  la  justice  chretienne  par  rapport  aux  sacre- 
ments  de  p^nitence  et  d'euoharistie.  Die  letzte  (1749*,  200  S.  4.), 
die  der  Appellant  P.-E.  Gourlin  verfasst  haben  soll,  wird  im  Dict. 
Jans.  2,  297 — 320  als  von  Anfang  bis  zu  Ende  voll  Bajanismus, 
Jansenismus  und  Quesnelismus  bezeichnet;  der  König  Hess  ihm  durch 
den  Card,  de  Bohan  Vorstellungen  darüber  machen ;  es  erschien  da- 
gegen eine  Lettre  de  M.  ***  k  un  de  ses  amis,  angeblich  von  einem 
Abbi  Cussac,  vielfach  Patouillet  zugeschrieben.  Der  alte  Erzbischof 
Terdanimte  diese  in  einem  Mandement,  erklärte,  er  acoeptire  die 
Bulle,  nehme  aber  seine  Instruction  nicht  zurück.  Im  Index  steht 
sie  nicht,  auch  nicht  die  Uebersetzung :  Trattato  dommatico  e  morale 
della  giustizia  cristiana,  Ven.  1751,  4.  Ed.  Flor.  1791,  obschon  im 
ßiom.  eccl.  6,  172  „der  Quesnelist  Gourlin'^  als  Verfasser  bezeichnet 
wurde.  —  Als  halber  Jansenist  wurde  auch  Bossuet  angesehen  (Corr. 
de  F^n.  8,  573).  Seine  El^vations  sur  les  mystiree,  1727,  2  vol., 
und  Meditations  sur  VEvangile  1731,  4  vol.  (Oeuvres  vol.  8 — 10), 
yon  seinem  Neffen,  dem  Bischof  von  Troyes  herausgegeben,  von  Du- 
guet  in  der  Einleitung  zu  den  N.  E.  1,  4  als  der  Bulle  Unig.  durch- 
aus widersprechend  bezeichnet,  stehen  im  Dict.  Jans.,  aber  doch 
nicht  im  Iudex.  Die  Mem.  de  Trevoux  bestritten  sogar  die  Echtheit; 


768  Schriften  von  Gegnern  der  Bulle  ünigenitus. 

der  Bischof  von  Troyes  konnte  aber  die  Original-Handschrift  vor- 
legen. —  Eine  von  dem  Erzbischof  Yintimille  1735  eingeführte 
neue  Ausgabe  des  Pariser  Breviers  wurde  als  Jansenistisch  ange- 
griffen, —  eine  dagegen  gerichtete  sehr  heftige  Lettre  liess  das 
Parlament  verbrennen,  —  auch  Clemens  XII.  schrieb  darüber  unzu- 
Meden  an  den  Nuncius;  Card.  Fleury  bewirkte  aber,  dass  man  die 
Sache  in  Rom  nicht  weiter  verfolgte^). 

5.  Das  1757  verbotene  Werk  des  Abbi  Bonaventure  Kacine 
(1708 — 55)  heisst:  Abr6ge  de  l'histoire  eccUsiastique  contenant 
les  ivenements  considerables  de  ohaque  si^le  avec  des  reflexions, 
Col.  1752^  15  vol.  8.;  als  16.  Band  wird  das  oben  S.  590  erwähnte 
Buch  von  Clemencet  bezeichnet.  Im  span.  Index  stehen  alle  16 
Bände  als  1787  strenge  verb.  —  Die  mit  Eacine's  Namen  gedruck- 
ten Reflexions  sur  ohaque  siicle  de  Thist.  eocl.,  Nouv.  ed.  Col.  1759*, 
2  vol.  8.,  und  die  von  Clemencet  herausgegebenen  Oeuvres  post- 
humes  (N.  £.  1759,  160)  sind  nicht  verb.,  auch  nicht  die  italie- 
nische Ausgabe :  Storia  ecclesiastica  divisa  per  secoli  con  riflessioni, 
Fir.  1778—84,  21  vol.  4.,  nachgedruckt  in  Neapel,  die  im  G.  eccl. 
2,  98  und  in  Le  Raciniane,  owero  lottere  di  un  cattolico  ad  un 
partigiano  della  Storia  eccl.  di  B.  Racine,  s.  1.  et  a.  (Gr.  eccl.  3, 49) 
ausführlich  kritisirt  wurde.  —  Das  1752  verbotene  Abrege  chro- 
nologique  de  Thist.  eccl.,  Paris  1751,  2  vol.,  ist  von  dem  Parla- 
mentsadvocaten  Phil.  Macquer.  1757  erschien  eine  2.  Ausgabe,  1768 
eine  3.  Feller  sagt,  die  späteren  Ausgaben  seien  von  den  Janse- 
nisten  entstellt  und  der  der  3.  von  Abbe  Dinouart  beigefügte  3.  Band 
sei  ganz  fanatisch.  Yerb.  ist  aber  nicht,  wie  die  Biogr.  univ.  an- 
gibt, die  3.,  sondern  schon  die  1.  Ausgabe.  —  Von  den  vielen  und 
theilweise  umfangreichen  geschichtlichen  und  biographischen  Schriften 
über  Port-Royal,  die  Appellanten  u.  s.  w.  (Reuchlin,  Port-Royal 
2,  637)  stehen  nur  ganz  wenige  im  Index:  Vies  interessantes  et 
^difiantes  des  amis  de  Port-Royal,  Utrecht  1751,  verb.  1754;  —  La 
veritable  v  i  e  d'Anne  Geneviöve  de  Bourbon,  duchesse  de  Longne- 
ville,  par  Tauteur  des  Anecdotes  de  la  Constitution  Unig.,  Amst 
1739,  verb.  1742,  von  Villefore  (S.  745;  über  die  Rolle,  welche  die 
Herzogin,  f  1679  bei  den  Karmeliterinnen  zu  Paris,  in  den  kirch- 
lichen Angelegenheiten  spielte,  s.  S.-Beuve  4,  366;  5,124). 

In  einem  Briefe  an  F^neion  vom  J.  1713  (Corr.  4,  221)  klagt 
der  Jesuit  Lallemant,  die  1712  erschienene  neue  Ausgabe  des  Dic- 
tionnaire  von  Louis  Mor6ry,  an  der  Dupin  mitgearbeitet,  sei  voll 
von  choses  favorables  au  parti  [Jansäniste] ;  es  scheine,  dass  manche 
Aenderungen,  die  vorgeschrieben  worden,  in  den  in  die  Provinz  ge- 
sandten Exemplaren  nicht  gemacht  seien.  An  der  Ausgabe  von 
1732  arbeitete  der  in  literargeschichtlichen  Dingen  sehr  bewanderte 
Appellant  Claude-Pierre  Goujet  (1697—1767)  mit  (er  hat  auch  Ni- 
c6ron  werthvolle  Beiträge  geliefert).  1735  gab  er  ein  Supplement 
zu  Mor^ry  in  2  Fol.    heraus.      Dasselbe   wurde  in  Paris  gedruckt, 


1)  Rocquain  p.  88.  Fleur.  75,  267.  Quirini  Comm.  3,  293.  204. 


B.  Racine.    J.  B.  da  Chesne.   N.  Burlamacohi  ü.  a.  76d 

aber  der  Verkauf  yerboten,  bis  74  Cartons  dazu  gedruckt  worden 
wircD,  welche  im  Auftrage  des  Card.  Fleury  Abbe  Thierry  machte. 
GoBJet  Hess  die  Bände  ohne  Cartons  nochmals  drucken.  1749  er- 
leiden ein  zweites  Supplement  in  2  Fol.,  in  welchem  aber  auch  in 
den  meisten  Exemplaren  einige  Artikel,  u.  a.  über  Quesnel  und  Pe- 
titpied,  beseitigt  sind  (Ingold  p.  51).  Goujets  erstes  Supplement 
vnrde  im  Dict.  Jans.  4, 20  als  den  Jansenisten  und  Appellanten 
günstig  angegriffen  (Picot  4,  320),  steht  aber  nicht  im  Index.  — 
Dietionnaire  historique,  litt^raire  et  crit.,  contenant  une  id6e 
abrigee  de  la  vie  et  des  ouvrages  des  hommes  illustres  en  tout  temps 
et  en  toutpays,  1758,  6  vol.  8.,  verb.  1762,  ist  von  dem  Appellanten 
Abbe  Pierre  Barral  (Picot  4,353;  N.  E.  1759,  124). 

Histoire  du  Baianisme  ou  de  l'heresie  de  Michael  Baius,  avec 
des  Dotes  bist.,  chronol.,  et  crit.,  suivie  d'^claircissements  theol.  et 
d'nn  recneil  de  pi^es  justificatives,  par  le  P.  J.  B.  [Philipotean] 
do  Chesne  Douay  (Paris)  1731,  4.,  verb.  1734.  Der  Verf., 
ein  Jesuit,  "f  1 755,  handelt  über  Bajus,  den  Streit  der  Löwener  mit 
Lnsius  und  über  Jansenius,  Saint  Cyran,  Barcos  und  Gibieuf.  Es 
erschienen  Gegenschriften,  nicht  nur  von  Le  Gros  und  Coudrette, 
»mdem  auch  von  Orsi  (eine  Vertheidigung  des  P.  Soto,  Rom  1734, 
Hurter  2,  1378)  und  von  Billuart  (Apologie  du  P.  Pierre  Soto  et 
des  anciennes  censures  de  Louvain  .  .  .  par  Louis  de  Lomanise, 
1738).  Die  N.  E.  1739,  50  sagen:  Du  Chesne  findet  bei  P.  Soto 
das  £i  des  Bajanismus  uud  Jansenismus;  der  Dominicaner  Orsi  hat 
eine  400  S.  4.  starke  Apologie  des  P.  Soto  geschrieben,  die  dem 
Papste  gewidmet  ist,  und  in  welcher  er  dem  Jesuiten  auch  andere 
Verleumdungen  nachweist  ^). 

In  der  Merkwürdigen  Lebensgesch.  aller  Cardinäle  des  18. 
Jahrh.,  Regensb.  1768,  1,  303,  und  danach  bei  Lor.  Cardella,  Me- 
morie  stör,  de'  Cardinali,  Rom  1793,  8,  197  und  Fleur.  73,  409 
wird  berichtet :  in  Holland  sei  eine  Schrift  contra  regalia  Sedis  ap. 
unter  dem  ^amen  des  1723  gestorbenen  Card.  Dubois  erschienen, 
worin  dieser  als  Gönner  der  Jansenisten  und  Appellanten  dargestellt 
werde ;  Clemens  XII.  habe  eine  Congregation  von  7  Cardin  älen 
mit  Lanfredi  als  Secretär  mit  der  Prüfung  des  Buches  beauftragt  und 
auf  deren  Gutachten  hin  dasselbe  23.  Dec.  1730  verboten'  und  die 
Gelehrten  aufgefordert,  es  zu  widerlegen.  Ich  finde  sonst  nichts 
darüber;  ein  derartiges  Buch  steht  auch  nicht  im  Index. 

6.  Von  einem  Abate  Nie.  Barlamacchi  aus  Lucca  berichten 
N.  E.  1732,  73,  er  sei  in  Paris  mit  den  Herren  von  Port-Royal 
befreundet  gewesen,  nach  seiner  Rückkehr  nach  Italien  Canonicus 
[^worden,  wegen  einer  Uebersetzung  des  Lebens  Ranc^'s  und  der 
RMexions  von  Quesnel  der  Inquisition  denuncirt  worden,  1720  nach 
Prankreich  geflohen,  habe  sich  erst  bei  den  Carmelitern,  dann  bei 
den   Carthättsem    in    der  Nfthe    von  Marseille  aufgehalten    und    sei 


1)  Da  Chesne  wird,   obschon  er   im  Index  steht,    von  Scheeben   im 
Katholik  1868,  J,  282  sehr  gelobt. 

Beiucl],  Index  II.  49 


n 


770  Schriften  von  Gegnern  der  Bulle  Ünigenitiu. 

17S2  in  sehr  hohem  Alter  gestorben.  Im  Index  stehen  von  ihm: 
La  Bcienza  della  salute  ristretta  in  qnelle  due  parole:  Foohi  sono 
gli  eletti.  Trattato  dogmatico  portato  dal  frances  dair  ab.  Nie.  Bar- 
lamacchi,  Lucca  1707,  verb.  1709,  und  Vita  di  D.  Armando  Giov. 
le  Bouth liier  di  Hanse,  ....  raccolta  da  qnella,  che  a  scritta  in 
lingua  francese  Tabate  di  Marsollier,  pubblicata  nelP  idioma  italiano 
dair  abate  Nie.  Barlamacchi,  Nobile  Lncchese,  Lucca  1 706,  mit 
d.  c.  verb.  1718.  —  1725  wurde  verb.  Dissertatio  de  gratia  se- 
ipsa  efficaci  et  de  praedestinatione,  Col.  (Yen.)  1717,  8.,  von  dem 
Mailänder  Celso  Migliavacca  (f  1755  als  Generalabt  der  Lateranen- 
sischen  Chorherren;  Hurter  2,  1365).  Von  p.  117  an  stehen  darin 
Observationes  über  Serry  und  de  Meyer  (S.  308),  die  im  Index  als 
besondere  Schrift  stehen.  Migliavacca  gerieth  später  in  eine  Contro- 
verse  mit  dem  Marchese  Scipio  Maffei.  Dieser  liess  sich  von  den 
Jesuiten  und  dem  Card.  Bissy  bereden,  ein  italienisches  Werk  gegen 
die  Jansenisten  zu  schreiben,  und  P.  Tournemine  rieth  ihm,  dasselbe 
in  Rom  erscheinen  zu  lassen,  damit  es  um  so  mehr  Autorität  hätte. 
Er  übergab  dem  Cardinal  Kiviera  das  Manuscript  und  Faure,  Comm. 
p.  256  sagt,  er  habe  auch  die  Approbation  erhalten,  die  Dominicaner 
hätten  aber  den  Druck  in  Rom  (unter  Clemens  XII.  und  Benedict 
XIV.)  hintertrieben.  Card.  Passionei  sagt,  Benedict  XIV.  sei  von 
verschiedenen  Seiten  aufgefordert  -worden,  den  Druck  nicht  zu  ge- 
statten. Der  Papst  war  Maffei  sehr  gewogen,  wird  aber  über  seine 
theologische  Dilettanten-Arbeit  nicht  sehr  erbaut  gewesen  sein.  Pas- 
sionei erzählt  von  Maffei,  er  habe  ihm,  als  er  an  dem  Werke  arbei- 
tete, versichert,  bis  jetzt  habe  noch  niemand  den  Augustinus  recht 
verstanden,  gleichzeitig  aber  gestanden,  er  habe  den  Augustinus 
selbst  noch  nicht  durchgelesen^).  Das  Buch  erschien  1742* zu  Trient 
(Roveredo):  Istoria  teologica  delle  dottrine  e  delle  opinioni  corse  ut 
clnque  primi  secoli  della  chiesa  in  proposito  della  divina  grazia,  del 
libero  arbitrio  e  della  predestinazione  (lateinisch  von  dem  Jesuiten 
Friedr.  Reiffenberg,  Frkf.  1756*,  Fol.,  dem  Weihbischof  Hontheim 
gewidmet).  Es  erschienen  dagegen  scharfe  Animadversiones  in  Hi- 
storiam  theol.  .  .  .,  Frcf.  1750,  und  gegen  Maffei*s  Risposta  all' 
anonimo  impugnatore  dell'  Istoria  teoL,  Verona  1750,  eine  Difesa 
deir  animadversioni.  Maffei  schrieb  noch  weitere  Repliken,  zuletzt 
Giansenismo  nuovo  dimostrato  nelle  consegueuze  il  medesimo  e 
anche  peggiore  del  vecchio,  Ven.  1752.  (Seine  Streitschriften  sind 
der  lateinischen  Uebersetzung  der  Istoria  beigefügt.)  Maffei  liess  sich 
einreden,  Concina  sei  der  Verfasser  der  Streitsclu*iften,  und  beklagte 
sich  über  ihn  bei  dem  Papste  und  mehreren  Cardinälen,  nahm  aber 
die  Klage  zurück,  als  ihm  Concina  in  einem  Briefe  versicherte,  er 
sei  nicht  der  Verfasser.  Die  Schriften  sind  von  Celso  Migliavacca. 
In  den  Index:  kam  keine  dieser  Schriften;  Maffei  erwirkte  aber,  dasa 
Migliavacca   verboten  wurde,    die  Gontro verse  fortzusetzen,    und  so 


1)  Die  Bemerkungen  von  Passionei  in  seinem  Votum  über  Bellarmin, 
Fleur.  82,  200;  vgl.  Fabr.  9,  117.  Vita  del  P.  Concina  p.  168. 


J 


Die  ehineBischen  and  malabar.  Gebrauche.  771 

bKeb  dessen  Widerlegung  des  Griansenismo  ungedmckt  (Giornale  de ' 
letteraü  per  l'a.  1745  [Rom],  p.  47). 


71.     Der  Streit  fiber  die  chinesischen  nnd 
malabarisehen  Gebränehe. 

Unter  Clemens  XL  wurde  zunächst  durch  ein  Decret  der 
Inquisition  vom  J.  1710,   dann  durch  eine  Bulle  vom  J.  1715 
der  langjährige  Streit  der  Missionare  aus  dem  Jesuitenorden  und 
der  aus  den  anderen  Orden  tiber  die  Frage,   ob  den  bekehrten 
Chinesen  die  Beibehaltung  gewisser  Gebräuche  gestattet  werden 
könne  oder  nicht,  zu  Ungunsten  der  Jesuiten  entschieden.    Die 
Inquisition  verbot  zugleich  alle  ohne  ihre  oder  des  Papstes  aus- 
drückliche Erlaubniss  veröffentlichten  Schriften,   in   denen  von 
den  chinesischen  Gebräuchen   oder  den   dartlber   entstandenen 
Controversen  gehandelt  werde,  ein  Verbot,  welches  von  Benedict 
XIV.  in  die  Decreta  generalia  IV,  6  aufgenommen  und  u.  a.  1722 
auf  den  über  diesen  Gegenstand  handelnden  Theil  der  grossen 
Geschichte  des  Jesuitenordens  (von  Juvencius)  angewendet  wurde. 
Der  Streit  dauerte  fort  und  Benedict  XIV.  erliess  darüber  2.  Juli 
1742  eine  neue  Bulle.  Er  entschied  durch  eine  zweite  Bulle  vom 
12.  Sept.  1744  auch  den  analogen  Streit  in  Ostindien  (über  die 
malabarisehen  Gebräuche)  nnd  liess  1745  durch  die  Inquisition 
das  umfangreiche  Werk  des  Gapnciners  Norbert  verbieten.  Sonst 
sind  von  den  zahlreichen  über  die  beiden  Controversen  erschie- 
nenen Schriften  nur  wenige  speciell  verboten^). 

1.  In  der  Bulle  Benedicts  XIV.  vom  2.  Juli  1742  wird  über  die 
früheren  Römischen  Entscheidungen  über  die  chinesischen  Gebräuche 
folgendes  berichtet:  Im  J.  1645  wurden  einige  von  dem  Domini- 
caner Jo.  B.  Morales  vorgelegte  Fragen  von  der  Propaganda  dahin 
beantwortet,  die  darin  erwähnten  Gebräuche  seien  als  abergläubisch 
anzasehen,  und  Innocenz  X.  gebot  den  Missionaren  unter  Androhung 
der  Excomm.  l.  sent.,  diese  Entscheidung  bis  auf  weiteres  zu  beob- 
achten. Unter  Alexander  VII.  wurden  weitere  Fragen,  welche  der 
Jesuit  Martin  vorlegte,  von  der  Inq.  Fer.  V.  23.  März  1656  (Arg. 
in  b    592)    in    einem    den  Jesuiten    günstigen  Sinne    entschieden. 


1)  Racine  12,  234.  Gieseler,  K.*G.8,  2,  659.  Picot  1,  9;  4,  62.  Cerri, 
EUt  präsent  p.  202.  Deutscher  Merkur  1882,  345. 


772  Die  ohinesischen  nnd  malabar.  Gebraache. 

Unter  Clemens  IX.  erklärte  dann  die  Inq.  1669  wieder,  durch  die 
Entscbeidung  von  1656  sei  die  von  1645  nicht  aufgehoben.  Da  die 
Streitigkeiten  fortdauerten,  beauftragte  Innocenz  XII.  die  Inq.,  die 
Sache  gründlich  zu  untersuchen;  die  Untersuchung  wurde  unter 
Clemens  XI.  fortgesetzt,  und  nachdem  beide  Parteien  gehört  worden, 
gab  die  Inq.  Fer.  V.  20.  Nov.  1704  (Bull,  cont  2,  389)  eine  den 
Dominicanern  günstige  Entscheidung.  Diese  wurde  dem  1702  als 
Visitator  nach  China  gesandten  Patriarchen  von  Antiochia,  Carl  Thomas 
Maillard  de  Tournon  übersandt  und  von  diesem  25.  Jan.  1707  promul- 
girt^).  Da  die  Jesuiten  dieselbe,  wie  Ben.  sagt,  eludere  inanibusque 
rationibus  effugere  versuchten,  so  verordnete  die  Inq.  Fer.  V.  25.  Sept. 
1710:  die  Entscheidung  von  1704  und  das  Decret  Toumons  seien 
zu  beobachten,  letzteres  im  Sinne  der  erstem  zu  interpretiren.  Da 
der  Streit  fortdauerte,  bestätigte  Clemens  XL  die  Entscheidung  der 
Inq.  durch  eine  Bulle  vom  19.  März  1715,  in  welcher  zugleich  ver- 
ordnet wurde,  dass  alle  Missionare  eidlich  Gehorsam  zu  geloben 
hätten.  —  Das  Decret  der  Inq.  von  1710  verbietet  zugleich  unter 
Androhung  der  Excomm.  1.  sent.,  irgendwelche  Schriften,  Berichte, 
Thesen  oder  Blätter,  in  denen  ex  professo  oder  incidenter  von  den 
chinesischen  Gebräuchen  oder  den  darüber  entstandenen  Controversen 
gehandelt  werde,  ohne  ausdrückliche  Erlaubniss  des  Papstes  oder 
der  Inq.  zu  veröffentlichen ;  die  ohne  solche  Erlaubniss  erscheinenden 
Schriften  seien  ohne  weitere  Declaration  als  verboten  anzusehen; 
über  die  bereits  erschienenen  bleibe  die  Entscheidung  vorbehalten. 
Wegen  dieser  Bestimmung  ist  das  Decret  in  mehreren  seit  1710 
erschienenen  Index-Ausgaben  abgedruckt ;  seit  Ben.  steht  sie  in  den 
Decr.  gen.  IV,  6.  —  Die  Propaganda  hatte  schon  in  einem  Decrete 
vom  19.  Dec.  1672,  welches  Clemens  X.  1.  März  1673  und  6.  Apr. 
1674  bestätigt  hatte,  eine  ähnliche  Verordnung  erlassen  (S.  15). 

Im  J.  1710  erschien  von  der  von  Orlandini  begonnenen  Historia 
Societatis  Jesu  der  von  Jos.  Ju  vencius  (de  Jouvancy)  bearbeitete, 
die  Jahre  1591 — 1616  behandelnde  Tomus  posterior  des  5.  Theiles. 
In  Bezug  auf  diesen  Band  erklärte  die  Inq.  29.  Juli  1722:  Prohi- 
bentur  ea,  quae  concernunt  ritus  Sinenses,  quibus  deletis  über  per- 
mittitur.  Der  Band  war  von  dem  Mag.  8.  Pal.  approbirt;  aber  von 
den  beiden  Theologen,  denen  dieser  die  Censur  übertragen  hatte,  er- 
klärte der  eine,  der  Dominicaner  Minorelli,  der  über  China  handelnde 


l)  Tournon,  ein  Piemontese,  wurde  durch  ein  Breve  vom  2.  Juli 
1702  zum  Visitator  mit  den  Rechten  eines  Legatus  a  latere  ernannt.  Er 
kam  im  Nov.  1703  in  Pondichery  an,  publicirte  23.  Juli  1704  ein  Decret 
über  die  malabarisohen  Gebräuche,  ernannte  den  Jesuiten  Yisdelou,  der 
die  Ansichten  der  anderen  Jesuiten  missbilligte,  zum  Bischof  von  Claudio- 
pol is  und  beauftragte  ihn,  die  Ausführung  des  Decrets  zu  überwachen. 
1705  kam  Tournon  nach  China,  erliess  zu  Nanking  25.  Jan.  1707  ein  Decret 
über  die  chinesischen  Gebrauche,  wurde  darauf  nach  Macao  gebracht  und 
starb  dort  im  Gefangniss  8.  Juni  1710,  wahrscheinlich  an  Gift.  Am  1.  Aug. 
1707  war  er  zum  Cardinal  ernannt  worden.  Huber,  Jesuitenorden  S.  198. 
Friedrich,  Zur  Vertheidigung  meines  Tagebuchs,  1872,  S.  11. 


r 


J.  JavencioB.    A.  Rnbino.  775 

Abttlmitt  sei  ihm  gar  nicht  vorgelegt  worden,  der  andere,  Fontanini, 
es  seien  yiele  Stellen  gedruckt  worden,    die    er  im  Mannsoript   ge- 
strichen habe  (Harenberg,  Gesch.  der  Jes.  I,  Vorn).     Andere  Bücher 
wurden  nicht    ansdrücklich   verb.,    z.  B.  Examen  des   fansset^s  snr 
Iss  cnltes  chinois  avanc^es   par  le  P.  J.  Jonvancy  .  .  .,  trad.  d'un 
ecrit  latin    compos^    par    le  F.  Minorelli,  1714,   184  S.  12.,   nach 
Bäcker  1 ,  418  verfasat  von  dem  Lazaristen  Cbarles  Maigrot,  Bischof 
▼on  Conen,    apost.  Vicar   in  China,    übers,    von  Nie.  Fetitpied,    — 
Idohlatria  Jeanitamm   in   regno  Chinae  (Qa6tif  2,  779),    —    anch 
nickt  die  schon  1709   erschienene  Difesa  del  gindizio  formato  dalla 
8.  Sede  apost.  20.  Nov.  1704  e  pnbblicato  dal  Card.  diTonmon.  .. 
oontro  nn  libro  sedizioso :  Alcnne  riflessioni  intomo  alle  cose  presenti 
della  Cina  (von  Senry).     Das  Buch  von  Jnvencius  wurde  1713  auch 
von  dem  Pariser  Parlament  verboten.     Der  Provincial  Dauchez  und 
drei  andere  Pariser  Jesuiten   unterzeichneten  damals  eine  Erklärung, 
sog  welcher  sich  die  Gründe   des  Yerbotes  ergeben:   Wir  erkennen 
an,  dass  er    bei   der  Besprechung   der  französischen  Wirren  gegen 
Ende  des  16.  Jahrb.  Ausdrücke  gebraucht,  die  für  eine  Partei  günstig 
klingen,  von  der  man  nur  mit  Abscheu  reden  kann ;  dass  er  bei  der 
Besprechung   gewisser  Werke,    die    durch  die  Parlamentsbeschlüsse 
▼on    1610  ff.    verdammt    worden    sind  (§  44),    und  einiger  anderer 
Bücher,    die    dieselbe  Lehre    enthalten,    die  Verfasser  entschuldigt, 
md  dass  manche  seiner  Ausdrücke  wie  eine  Billigung  der  vom  Parla- 
mente verdammten  Lehre  klingen  . . .  Wir  sind  weit  entfernt,  solche 
Ansichten  zu  theilen ;  wir  halten  fest  an  den  französischen  Gesetzen, 
Maximen  und  Gewohnheiten    bezüglich   der  königlichen  Gewalt,  die 
in  weltlichen  Dingen    weder   direct  noch  indirect  von  einer  andern 
Gewalt   auf  Erden    abhängig  ist    und  nur  Gott  über  sich  hat;    wir 
verdammen  die  Lehre  der  Bücher,  die  das  Parlament  verdammt  hat, 
und  aller  ähnlichen  Bücher...   Wir  bedauern  die  Fehler,  die  einem 
Schriftsteller   entschlüpft    sind,    der    nicht  in  Frankreich   und  unter 
unseren  Augen  gearbeitet  hat.     Wir  werden  dafür  sorgen,  dass  sich 
in  die  Fortsetzung  nichts  unserer  Erklärung  Widersprechendes   ein- 
schleicht   und    dass   der  Verfasser   in    der    kürzern  Geschichte    des 
Ordens,  an  der  er  eben  arbeitet,  sich  dieser  Erklärung  entsprechend 
ausdrückt^).  —  Diese  kürzere  Geschichte  ist  nicht  erschienen. 

Vor  1710  war,  abgesehen  von  dem  Teatro  jesuitico,  der  Morale 
pratique,  dem  Buche  von  Le  Tellier  u.  dgl.,  nur  verb.  Metodo  della 
dottrina  che  i  Padri  della  Compagnia  di  Giesü  insegnano  ai  neofiti 
Belle  missioni  della  Cina,  con  la  risposta  all'  objettioni  di  alcuni 
moderni  che  la  impugnano;  opera  del  P.  Antonio  Kubino  della  C. 
di  G.,  Visitatore  della  Provincia  di  Giappone  e  Cina,  trad.  dal  por- 
tughese  in  ital.  dal  F.  Giov.  Fil.  de  Marini  della  medesima  Comp.,  aggi- 
untovi  al  fine  un  breve  trattato  della  forma  del  battesimo  pronuntiata 


1)  Becueil  de  pi^oes  touchont  VHist.  de  la  Comp,  de  J.  par  J.  Juv. 
sapprimee  par  arret  du  Pari,  de  Paris  24.  Mars  1718,  Liege  (Amst.)  1718, 
M2  S.  12.,  von  Nie.  Petitpied.  Avr.  4,  822.  Harenberg,  Gesch.  der  Jes.  2, 
1268. 


774  Die  chinesischen  und  malabar.  Gebräuche. 

in  lingua  Tnmkinese  e  propoBti  alcnni  casi  di  matrimonii  colk  ocooni, 
verb.  1680.  —  1720  verbot  die  Inq.  Inform atio  pro  veritate  contra 
iniqniorem  famam  sparsam  per  Sinas  cum  calamnia  Fatmm  Soc.  J. 
et  detrimento  missionis  communicata  missionariis  in  imperio  Sinensi 
a.  1717. 

Faure,  Comm.  p.  106.  115  bemerkt:  auch  in  diesem  Streite 
seien  die  Dominicaner  mit  den  Jansenisten  yerbündet  gewesen;  in 
einer  1700  von, den  Jesuiten  der  Inquisition  überreichten  Denkschrift 
werde  darüber  geklagt,  dass  die  bei  der  Inq.  angestellten  Domini- 
caner den  holländischen  Jansenisten  (Amauld  für  seine  Morale 
pratiqne)  Aotenstücke  zur  Verfügung  gestellt  hätten.  —  Abb^  Bossnet 
(Oeuvres  41,  122)  spricht  1698  von  einer  Denkschrift  von  700  Seiten, 
welche  die  Jesuiten  namentlich  gegen  Maigrot  hätten  drucken  lassen 
und  deren  Verfasser  P.  Dez  sei.  —  1702  bemühte  sich  P.  de  La 
Chaise  französische  Bischöfe  zu.  Aensserungen  zu  Gunsten  der  Jesuiten 
zu  veranlassen  (Bossuet  38,  341). 

Die  Sorbonne  censurirte  1700  drei  Bücher  von  Jesuiten:  Noa- 
veaux  mimoires  fiur  T^tat  prösent  de  la  Chine,  Par.  1669 — 97  (von 
Louis  Le  Comte) ;  Bist,  de  T^dit  de  TEmperenr  de  la  Chine,  1698  (von 
Ch.  Le  Gobien,  3.  Band  der  Nouv.  m6m.);  Lettre  sur  les  ceremonies 
de  la  Chine,  Li^ge  1700,  worin  u.  a.  der  Satz  vorkommt:  Die  christ- 
liche Beligion  ist  in  ihren  Prinoipien  und  Fundamentalpunkten  identisch 
mit  der  alten  Beligion,  zu  welcher  sich  die  Weisen  und  die  ersten 
Kaiser  von  China  bekannten  ^). 

2.  Die  zweite  Bulle  Benedicts  XIV.  berichtet  über  die  Strei- 
tigkeiten in  Ostindien:  Ein  von  dem  Legaten  Toumon  23.  Juni 
1704  erlassenes  Edict  wurde  unter  Clemens  XI.  von  der  Inquisition 
Fer.  V.  7.  Jan.  1706  bis  auf  weiteres  bestätigt  (und  nur  bezüglich 
einiger  Punkte  eine  weitere  Untersuchung  vorbehalten).  Dieses 
Decret  wurde  mit  einem  Breve  vom  17.  Sept.  1712  nochmals,  von 
der  Propaganda  1714  zum  dritten  Male  nach  Ostindien  gesandt  Da 
Missionare,  die  nach  Rom  kamen,  um  eine  Milderung  desselben  baten, 
ordnete  ClemensXI.  eine  nochmalige  Untersuchung  an.  Benedict  XUI. 
bestätigt«  in  einem  Breve  vom  12.  Dec.  1727  Tournons  Anordnungen 
in  ihrem  ganzen  Umfange.  Unter  Clemens  XII.  fand  eine  noch- 
malige Untersuchung  statt,  bei  der  beide  Parteien  von  der  Inq.  ge- 
hört wurden.  Darauf  wurden  die  meisten  Entscheidungen  Tournons 
durch  Breven  vom  24.  Aug.  1734  und  13.  Mai  1739  bestätigt  und 
die  Missionare  verpflichtet,  eidlich  (rehorsam  zu  geloben.  Durch  die 
Bulle  Benedicts  XIV.  wurden  dann  einzelne  Punkte  gemildert.    — 


1)  Arg.  III  a  156.  Avr.  4,  166.  Boseuet  88,  265.  Aehnliche  Sätze  aus 
JuvenciuRbeiGie8eler2,  2,  t>ül.  —  Le  Gobien,  f  1708,  gab  audi  die  ersten 
Bände  der  Lettres  edifiantes  et  curieases  (1708 — 76,  34  vol.)  heraas,  vol. 
9—26  J.  B.  du  Halde,  f  1743.  Von  des  letztern  Description  de  la  Chine 
handelt  der  8.  Band  über  die  Controverse.  Der  Jesuiten-Greneral  veröffent- 
lichte einen  Brief  an  Clemens  XII.  vom  12.  Apr.  1789,  worin  er  alles  des- 
avouirte,  was  Du  Halde  mit  Verletzung  desDecretes  von  1710  geschrieben. 
A.  J.  P.  2,  2648. 


r 


P.  Norberte. 


77B 


Zwei  Hirtenbriefe,  in  denen  Mezzobarba  1721  einige  Punkte  in  einem 
nildem  Sinne    entschieden,   wnrden  dnrch  ein  Breve  Clemens'  XII. 
Tom  26.  Nov.  1739  nnd  dann  in  der  Bulle  Benedict«  XIV.  cassirt. 
Ein  Hauptwerk  über  die  Controverse  in  Ostindien,  —  es  ent- 
hält namentlicb    die    betreffenden  Actenstücke    ziemlich  vollständig, 
—  sind  die  Memorie  istoriche  presentate  al  P.  Benedetto  XIV.  in- 
torno  alle  missioni  dell'  Indie  orientali,  in  cui  dassi  a  divedere,  che 
i  PP.  Cappnccini  Missionarj    hanno    avuto   motivo    di  separarsi    di 
eomunione  da  i  ER.  PP.  Missionarj    Gesuiti,  per  aver  essi  ricusato 
di  flottomettersi   al  Decreto    dell'  £m.  Card,    di  Tonmon  .  .    opera 
M.  B.P.  Norberte  Cappuccino  Lorenese,  Missionario  Apost.  e  Pro- 
eniatore  delle  prefate    missioni    nelia   corte  di  Borna  .  .  .  tradotta 
dalFrancese.  Lucca  1744,*  3  vol.  4.    Norbert,  —  er  hiees  in  saeculo 
Pierre  Curel  Parisot    und    war  geb.    zu  Bar-le-Duc  1697,   —  hatte 
das  Werk  französisch    geschrieben    und  Benedict    mit  einem  Briefe 
vom  11.  Mai  1742  übersandt.     Der  Papst  antwortete  9.  Juni:  „Ich 
habe  bereits    angefangen    das  Buch  zu  lesen;    du   darfst    überzeugt 
sein,  dass    ich    es  ganz    lesen    und   dann  Hand  anlegen  werde,  die 
üebelstände  zu  beseitigen^  ^).  Norbert  hatte  dann    das  Buch    durch 
seinen   Ordensgenossen   Agostino    da  Parma    ins  Italienische    über- 
setzen lassen,  und    zwei  Komische  Theologen,  ein   Piarist  und   ein 
Observant)   der  Qualificator  der  Inquisition  und  Consultor  des  Index 
war,  hatten    es    gutgeheissen.     £s  scheint  aber,    dass    in  Born    die 
Druckerlanbniss   nicht    ertheilt  wurde.     Der  Erzbischof   von  Lucca 
ertheilte   die  Approbation,  nachdem  er  das  Buch  durch   den  Domini- 
caner Stephan  Maria  Mansi    hatte    prüfen    lassen.     Der  Werth  des 
Buches  wird  auch  durch  die  eigenthümliche  Motivirung  des  Verbotes 
anerkannt.    Diese  erfolgte  durch  ein  langes  (wohl  von  Benedict  XIV. 
selbst  verfasstes)  Decret  der  Inq.  .von  Per.  Y.  1.  Apr.  1745  (A.  J. 
P.  1,  1257),    worin  es  heisst:    Das  Buch   sei  ohne  Erlaubniss  des 
Cardinal-Vicars  und  des  Mag.  S.  Pal.  ausserhalb  Roms  veröffentlicht 
worden  im  Widerspruche    mit  dem  Decrete   der  Inq.   von  1625    (I 
S.341);  es  handele  von  Missionen  nnd  sei  ohne  Erlaubniss  der  Pro- 
paganda veröffentlicht  worden  im  Widerspruch  mit  dem  Decrete  von 
1672  (S.  772);  es  verdiene  also  schon  aus  diesen  Gründen  verboten  zu 
werden;  der  Papst  habe  es  aber  auch  durch  Theologen   prüfen  und 
deren  Gutachten  den  Cardinälen  der  Inq.  mittheilen  lassen  und  ver- 
biete es  auch  darum,  weil  es  Aegerniss  erregen  müsse.     P.  Norbert 
sage  in    seinem  Buche   wiederholt:    wenn  der  Jesuit  Job.  de  Brito 
selig  gesprochen  werden  würde,  würden  die  Malabaren  darin  eine  Aner- 
kennung der  Zulässigkeit  ihrer  Gebräuche  finden,  während  doch  in 
dem    die    Seligsprechung   betreffenden    Decrete   vom    2.  Juli    1741 
ausdr&cklich  gesagt  sei:    falls  wirklich  Brito  nach  dem  päpstlichen 


1)  Der  Brief  ist  abgedruckt  in  Requete  et  apologie  pour  l'abb^  Curel 
Parisot,  dit  Platel,  oi-devant  P.  Norbert  Capucin,  au  chapitre  g^n.  de  tont 
Pordre  des  Capucins  assemblS  ä  Borne  au  mois  de  Mai  1761,  dress^  par 
lui,  envoyee  de  Lisbonne  au  mois  d'Avril  de  la  meme  aunee  (88  S.  8.), 
beigeb.  dem  Manuel  des  Inquisiteurs  (von  Morellet),  Lisb.  1762*. 


N 


776  Die  chinesischen  und  malabar.  Gebräuche. 

Verbote  die  malabarischen  Gebräache  geduldet  habe,  würde  das 
darum  seiner  Seligsprechung  nicht  im  Wege  stehen,  weil  dieses 
Vergehen  durch  das  Martyrium  gesühnt  sein  würde ;  Norbert  habe 
denn  auch  in  einer  dem  Papste  und  der  Inq.  eingereichten  Apologie 
gestanden,  dass  er  jenes  Decret  nicht  gekannt  habe.  Der  Papst  erkläre 
übrigens  ausdrücklich,  dass  das  Verbot  des  Buches  von  Norbert 
seiner  Bulle  vom  J.  1744  keinen  Eintrag  thuen  solle.  Schliesslich 
schärfe  er  die  oben  erwähnten  Decrete  von  1625  und  1672  ein, 
unter  Androhung  der  reservirten  £zcomm.  1.  sent.  Diese  Einschär* 
fung  wurde  durch  ein  besonderes  Decret  von  Fer.  V.  17.  Oot.  1744 
publicirt.  —  Faure,  Comm.  p.  226  behauptet,  der  Commissar  der 
Inq.  habe  nach  dem  Verbote  der  Memorie  noch  ein  ganzes  Jahr  den 
Verkauf  derselben  in  Rom  geduldet;  erst  Klagen,  die  aus  Frankreich 
und  Portugal  eingelaufen,  hätten  dem  ein  Ende  gemacht.  —  Die 
französische  Ausgabe,  M^moires  bist.,  apologätiques  .  .  .  prisent^ 
en  1751  au  S.  P.  Benott  XIV.,  London  1751,  3  voL,  wurde  durch 
ein  Decret  der  Inq.  Fer.  IV.  24.  Nov.  1751  (A.  J.  P.  1,  1261) 
unter  Bezugnahme  auf  das  Decret  von  1745  verb.  —  1759  wurde 
Norbert  von  Clemens  XIII.  säcularisirt^);  er  nannte  sich  nun  Abbe 
P.  G.  Platel  und  gab  unter  diesem  Namen  eine  vermehrte  Ausgabe 
seines  Werkes  heraus;  M^moires  bist,  sur  les  affaires  des  J^snites 
avec  le  Saint  Si6ge  .  .  .  Lissabon  1766,  7  vol.  4.,  dem  Könige  von 
Portugal  dedioirt,  mit  Approbation  des  Patriarchen  und  der  Inqui- 
sition. 

Ausserdem  wurden  unter  Benedict  XIV.  noch  von  der  Inq. 
1 746  verb. :  Lettres  idifiantes  et  curieuses  sur  la  visite  apostolique 
de  M.  de  la  Baume,  Eveque  d'Halicarnasse,  k  la  Cochinchine  en  Ta. 
1740,  oü  Ton  voit  .  .  .  la  conduite  des  missionnaires  J^s.  .  .  . 
pour  servir  de  continuation  aux  Jtf6m.  bist  du  R.  P.  Norbert,  par 
M.  Favre,  Prdtre  suisse,  .  .  Provisitateur  de  la  m6me  visite,  Ven. 
17462j,  —  nnd  Lettre  au  sujet  de  la  Bulle  de  N.  S.  P.  le  Pape 


1)  Das  Brave  vom  24.  Apr.  1759,  Dilecto  filio  Norberto  a  Lotha- 
ringia,  in  der  Requete  p.  51.  Die  Entlassung  aus  dem  Orden  absque 
ullo  poenaram  eccl.  incursu  aut  irregularitatis  nota  wird  darin  so  motivirt: 
cum  ob  graves  quas  passus  fuisti  persecutiones  propter  patefactas  Nereo 
Card.  Gorsini  (dem  Secretar  der  Inquisition)  ac  Nobis  plane  notas  rationes 
molestia  affectus  et  insectatus  longe  vagari  cogaris.  Auch  von  seinem 
Ordensobem  in  Toul  wurde  Norbert  in  anerkennenden  Ausdrücken  ent- 
lassen, und  mit  dessen  Vorwissen  hielt  er  sich  in  Lissabon  auf.  —  Die 
zwei  Lettres  a  M.  PEveque  de*  sur  le  livre  du  P.  Norbert  1745,  sind  von 
dem  Jesuiten  Patouillet.  N.  £.  1745,  187. 

2)  Favre  hatte  den  Bischof  de  la  Baume  als  Seoretär  begleitet  und 
war  von  diesem  vor  seinem  Tode  1741  zum  Provisitator  ernannt  worden,  blieb 
dieses  aber  nur  kurze  Zeit.  Später  lebte  er  in  Freiburg  in  der  Schweiz. 
Der  Bischof  von  Lausanne  verbot  sein  Buch,  suspendirte  ihn  und  verar- 
theilte  ihn  zu  Einsperrung.  Er  schrieb  darauf  zwei  Memoires  apolog. 
pour  M.  P.  Fr.  Favre  .  .  .  appelant  des  sentences  de  M.  TEv.  de  Lausanne, 
pour  servir  de  suite  aux  Lettres  edif  .  .  .,  zusammen  224  S.  12.  (N.  E. 
1747,  181;  1748,  25;  1755,  15). 


Kirchlioh-poliiinhe  Sireitigkeiten.  777 

dn  12.  Sept.  1744  ooncemaot  les  rite«  malabares,  1745,  43  S.  12., 
Ton  J.-B.  Ganltier;  dessen  Schrift  Les  Jis.  convaincas  d'obstination 
i  pcrmettre  l'idolatrie  en  China,  1744,  135  S.  12.  (N.  E.  1744, 
106),  ist  nicht  verb.,  auch  nicht  Anecdotes  sur  l'ätat  de  la  religion 
dtos  k  Chine,  Par.  1734 — 38,  7  vol.,  im  Auftrage  des  Siminaire 
des  missions  ^trangöres  herausg.  von  dem  Snlpicianer  Michel  Yiller- 
maales  (de  Villers,  Picot  4,  275),  die  von  dem  Card.  Passionei  her- 
aiugegebenen  Memorie  storiche  del  Em.  Mgr.  Card,  di  Tournon,  Yen. 
1761-62,  8  vol.  12.,  und  viele  andere  Bücher  i). 


72.    Kirchlich-politische  Streitigkeiten  1700—1750. 

Clemens  XI.  (Albani,  1700 — 21)  nimmt  in  der  Geschichte 

des  Index  eine  hervorragende  Stellung  ein.    Er  ist  der  Urheber 

der  Bulle   über  die  chinesischen  Gebräuche,  der  Bullen  Vineam 

bomini  Sabaoth  und  Unigenitus  und  des  Utrechter  Sehisma^s.  Er 

hat  eine  Beihe  von  Breven  erlassen,  in  welchen  Bttcher  verboten 

werden,  und  unter  den  unter  seiner  Regierung  veröffentlichten  De- 

ereten  der  Index-Gongregation  sind  einige,  denen  an  Umfang  sehr 

wenige  gleich  kommen,  vom  22.  Dec.  1700,  11.  März  1704  und 

4.  März  1709^).    Auch  die  zahlreichen  Streitigkeiten,  in  welche 

Clemens  XI.  mit  fast  allen  europäischen  Regierungen  verwickelt 

war,  haben  eine  Bereicherung  des  Index  zur  Folge  gehabt,  und 

zwar  sind  nicht  nur  Schriften  verboten  worden,   welche   gegen 

die  Ansprüche  des  Papstes  gerichtet  sind  oder  den  Standpunkt 

der   Regierungen,   zum  Theil   in   deren  Auftrage,   vertheidigen, 

sondern  auch   staatliche  Gesetze   und  Verordnungen  und  Ent- 

scheidangen  von  Gerichtshöfen.    Die   bedeutendsten  unter  den 

Schriften  der  erwähnten  Kategorie,    welche  unter  Clemens  XI. 

verboten  wurden,  sind  einige  von  Neapolitanischen  Beamten  ver- 

fasste.    Das  fUr  die  Curie  anstössigste  Werk,  welches  von  dort 


1)  Von  den  Memoires  de  la  Congrej^ation  de  la  mission,  welche  die 
Lazaristen  in  Paris  zwischen  1850  und  60  herauszugeben  anfingen,  ver- 
ordnete 1872  ihr  Snperior  Etienne  auf  eine  Weisung  von  Rom,  die  Bände 
4 — 8  zu  vernichten.  Friedrich,  Beitr.  zur  K.-Gesch.  S.  95. 

2)  Die  beiden  ersten  stehen  Nam.  p.  177—186,  188—191,  das  dritte 
bei  fianot  p.  261 — 276.  Wenn  der  Bischof  Bailles  von  LuQon  (Instr.  past. 
p.  228}  riditig  gezählt,  sind  unter  Clemens  XL,  der  allerdings  21  Jahre 
regierte,  806  lat.  und  188  franz.  Schriften  verb.  worden  (unter  Innooenz  XI., 
1676—89,  182  lat.  und  45  franz.). 


778  Kirohlich-politische  Streitigkeiten. 

ausging,  die  Istoria  civile  del  Regne  di  Napoli  von  dem  Advo- 
caten  Pietro  Giannone  (1676 — 1748),  erschien  erst  unter  Inno- 
cenz  XIII.  1723  und  wurde  sofort  von  der  Inquisition  verboten. 
—  Unter  Benedict  XIV.  wurden  die  meisten  Zwistigkeiten  der 
Curie  mit  den  katholischen  Regierungen  ausgeglichen;  aber  auch 
er  verbot  in  einem  Breve  vom  9.  Juni  1746  ein  Buch  des  spa- 
nischen Benedictiners  Garrido,  welches  aber  aach  in  Spanien 
verboten  wurde. 

1.  Am  19.  Ang.  1694,  also  noch  unter  Innocenz  XII.  wurde 
ein  Beeret  der  Ipq.  pablicirt,  des  Inhaltes:  Der  Herzog  Victor 
Amadeas  II.  von  Savoyen  habe  trotz  wiederholter  Abmahnungen 
von  Seiten  des  h.  Stahles  darch  ein  Edict  vom  28.  Mai  nicht  nur 
die  gegen  die  Ketzer  in  den  Thälern  von  Lacema,  Perugia  a.  s.  w. 
gerichteten  Gesetze  aufgehoben,  sondern  auch,  was  man  nicht  ohne 
Thränen  erwähnen  könne,  ausdrücklich  erlaubt,  dass  die  Kinder  der 
Ketzer,  die  mit  der  Milch  des  wahren  Glaubens  genShrt  seien,  den 
Eltern  zurückgegeben  würden  und  dass  diejenigen,  welche  die  Ketze- 
rei abgeschworen  und  dann  wieder  abgefallen  seien,  zurückkehren 
könnten,  ohne  belästigt  zu  werden ;  der  Herzog  habe  auch  allen  dort 
wohnenden  Ketzern  freie  Hebung  ihrer  verdammten  Religion  zuge- 
sichert. Innocenz  XII.  habe  nach  wiederholter  Anhörung  der  Car^ 
dinäle  der  Inq.  dieses  Edict  als  den  h.  Canones  und  apostolischen 
Constitutionen  widersprechend  annuUirt  und  verordnet,  es  als  nicht 
vorhanden  anzusehen,  und  allen  Bischöfen  und  Inquisitoren  geboten, 
ohne  Rücksicht  auf  dasselbe  wie  zuvor  gegen  alle  Ketzer  und 
der  Ketzerei  Verdächtigen  einzuschreiten  (A.  J.  P.  22,  625).  — 
Noch  unter  Innocenz  XII.,  1699  bezw.  1700  wurden  von  der  Inq. 
verb. :  Factum  pour  les  directeurs  des  villages  du  pays  du  frano 
de  Bruges  au  sujet  des  dixmes  contre  les  ecclisiastiques  .  .  .  (von 
Lootyns),  Vindioiae  jurisdictionis  saecularis  et  imperii  adv.  usur- 
pativam  exemptionis  et  immunitatis  ecclesiasticae  extensionem  in 
materia  reali  collectarum  et  talliarum,  s.  1.  1699,*  33  S.  8.  (handelt 
von  einem  Streite  in  der  Diöcese  Lüttich).  Dazu  kam  1703  eine 
1698  erschienene  Apologetioa  responsio  gegen  einen  Canonicus 
reg.  Ünterstorfiensis  über  Amortisation. 

Das  1694  verdammte  savoyische  Edict  steht  nicht  im  Index. 
Auch  von  den  zahlreichen  ähnlichen  Breven  und  Decreten  der  Ro- 
mischen Congregationen,  welche  unter  Clemens  XI.  erschienen,  — 
sie  stehen  theils  im  Bullarium  XII.  und  im  Bull,  continuatum  II., 
theils  in  Clementis  XI.    Epistolae  et  Brevia  selecta^),  vgl.  A.  J.  P. 


1)  £pp.  p.  2142  steht  u.  a.  ein  Breve  an  den  Herzog  von  Orleans 
vom  1.  Mai  1716,  wodurch  in  einer  Ordinatio  pro  norma  Consilü  con- 
scientiae  alles,  was  der  Kirche  oder  dem  h.  Stuhle  zu  nahe  trete,  kraft 
apostolischer  Autorität  cum  omnibus  inde  seoutis  et  secaturis  fSr  null  und 
nichtig  erklärt  wird. 


Lothringer  ^!dicte.  779 

22, 504,     —    haben    nnr    einige    im    Index     Sparen    hinterlassen. 
Der  Hersog  Leopold  I.  von  Lothringen  pnblicirte  1701  eine  Samm- 
hing  Yon    Verordnungen    über    allerlei  Dinge.     Da    darunter    aneh 
solche  waren,  in  denen  Clemens  XI.  Eingriffe  in  die  kirchliche  Juris- 
dietion    erblickte,    so  annnllirte    er  durch  ein  Breve  vom  22.  Sept. 
1703  Ordonnance  de  Leopold  I.  Duc  de  Lorraine  et  de  Bar  donnie 
ft  Nancy  au  mois  de  Juillet  1701,  Nancy  1701.    Dieses  Breve  steht 
niebt  im  Bali,  und  in  den  Epistolae  sei.,  wohl  aber  in  diesen  u.  a. 
p.  177  ein  an  den  Herzog  gerichtetes  Breve  vom  26.  Sept.,    worin 
er  demselben  mittheilt,   dass  er  die  Verordnungen  habe  verdammen 
Busen,  und  ihn  auffordert,  dieselben,    soweit  sie    den  Bechten  der 
Kirebe  widersprächen,  zurückzunehmen,  und  ein  von  demselben  Tage 
datirtes  Breve  an  die  lothringischen  Bischöfe,  mit  der  Aufforderung, 
für  die  Becbte  der  Kirche  einzutreten.     Ein  Acte  d^appel  interjete 
par  le  procureur  genäral  de  Lorraine  et  Barrois  [Boursier]  de  l*eze- 
eatioD  du  bref  du   22.  Sept.    demier  rendu   contre    ^ordonnance  de 
Soo   Altesse    Boyale    du    mois  de  juillet    1701,    de  N.  S.  P.  le  P. 
Clement  mal  inform^  k  notre-dit  S.  P.  le  Pape,    lors-qu'il  sera  mi- 
euz  loforme,    avec  l'arret    d'enregistrement  d'icelui,    27  S.  4.,    gab 
Anlass  zu  einem  neuen  Breve  vom  11.  Febr.  1704   (Bull.  12,  391, 
ond  Bull.  cont.  2,  26).     Es  heisst  darin:  nachdem  einige  Cardinäle 
und  Theologen  und  Canonisten  diese  quaedam  folia  geprüft  und  con- 
statirt,    dass  dieselben  falsche  .  .    für  die  Kirche  injuriöse  und  die 
kirchliche    Jurisdiction    und   Freiheit   verletzende  Sätze    enthielten, 
verdamme    sie    der  Papst    kraft  apostolischer  Gewalt,   gebiete    bei 
Strafe  der  reservirten  Ezcomm.  1.  sent.,  alle  Exemplare  abzuliefern, 
Qod  erkläre,  dass  die  Appellation  und  das  ArrSt  von  niemand  gegen 
das  Breve  vom  J.  1703  geltend  gemacht  werden  könnten.    Den  Bi- 
sefaofen  wurde   durch    ein  Breve    vom    10.  Mai  1705    eingeschärft, 
dass  Beamten,   welche  die  Verordnungen  beobachteten,  die  Losspre- 
ehung  zu  verweigern  sei.     üeber  eine  Ordonnance  ampliative  de 
S.  A.  B.  pour  suppUment  de  celles  des  mois  Juillet  et  Aoüt  1701, 
dornige  ä  Luneville    le    19  Fevr.    1704,    richtete    Clemens  29.  Juli 
1704  ein  Breve  an  den  Herzog  (Epp.  p.  239),  worin  er  klagt,  dass 
dadurch  die  verdammten  Verordnungen   eher  bestätigt    als  beseitigt 
vürden.     Sie  wurde    dann    26.  Oct.  1707   von  der  Inq.  verdammt. 
—  Im  J.  1710  kam  ein  Ausgleich  zu  Stande:  der  Herzog  Hess  eine 
neue  Ausgabe  der  Sammlung  drucken,    in   welcher   die  Stücke,    an 
denen  der  Papst   Anstoss  genommen,   weggelassen  waren,    erklärte 
aber  dabei,    für  die  in  dieser  Sammlung    nicht  behandelten  Gregen- 
stände  gälten   die    älteren    (also    eben    die  weggelassenen)    Verord- 
nungen, und   mit   dieser    scheinbaren  Concession    gab    man  sich  in 
Bom  zufrieden  ^).    Au  moyen  de  ces  menagements  pueriles  qui  äqui- 
valent k  des   fourberies    diplomatiques,    l'affaire  fut  termin^,    sagt 
Grigoire,  Essai  bist.  p.  264.     Die    drei  Stücke  stehen    noch    heute 
im    Index.     Am    2.    Febr.    1715   schrieb    der    Papst   nochmals   an 


1)  Epp.  p.  727.  Huth,  Kirchengesch.  1,  323.  Fleur.  67.  165. 


780  Kirchlioh-politiflohe  Streitigkeiten. 

den  Herzog  über  eine  neue  Verordnung,  von  der  er  in  der  in 
Holland  erschienenen  Clef  du  cabinet  des  princes  gelesen  (Epp. 
p.  2049). 

2.  Clemens  XI.  hatte  dazu  mitgewirkt,  dass  Carl  IJ.  von  Spa- 
nien den  Herzog  von  Anjon  zu  seinem  Thronerben  eingesetzt,  und 
hatte  auch  diesen  als  Philipp  V.  anerkannt.  Durch  den  Einmarsch 
eines  österreichischen  Heeres  in  den  Kirchenstaat  war  er  genöthigt 
worden,  sich  zu  Gunsten  des  andern  Prätendenten,  des  Erzherzogs 
Carl,  zu  erklären^}.  Philipp  V.  liess  dagegen  durch  seinen  Gesandten 
protestiren,  und  erliess  im  Juni  1709  ein  Manifest,  worin  er  über 
das  Verhalten  des  Papstes  Klage  führte  und  es  rechtfertigte,  dass 
er  den  Nuncius  auswies  und  den  Verkehr  mit  Born,  namentlich  die 
Geldsendungen  dahin  verbot:  Eelaoion  de  lo  sucedido  en  fioma 
sobre  el  reconocimiento  del  archiduque,  concordados  entre  el  Papa 
y  Key  de  Bomanos,  protesta  hecha  por  el  Duque  de  Uzeda  a  Sn 
Santidad,  j  oficio  que  mando  el  Bey  se  pasase  con  el  nuncio  inai- 
nuandole  su  salida  de  Espafla.  Der  Papst  erliess  2.  Oct.  1709 
ein  Breve  an  den  spanischen  Clerus,  worin  er  das  Manifest  ver^ 
dämmte  und  zum  Widerstand  und  zur  Verweigerung  der  Steuern 
und  Gaben  auiforderte.  Als  der  Streit  einige  Jahre  gedauert,  ver- 
lautete in  Madrid,  der  Papst  wolle  die  Waffen  Gregors  VII.  und  Bo- 
nifacius^  VIII.  anwenden.  Der  Bath  von  Gastilien  wurde  beauf- 
tragt, ein  Gutachten  darüber  abzugeben,  was  in  diesem  Falle  zu 
thuen  sei,  und  der  Generalfiscal  Melohor  Bafael  de  Macan4z,  früher 
Professor  in  Salamanca,  überreichte  19.  Dec.  1713  eine  Denkschrift 
in  55  Paragraphen  (gedruckt  in  der  Coleccion  von  Llorente  p.  27) 
und  2.  Jan.  1714  einen  Nachtrag  dazu  von  35  Paragraphen  (erst 
1841  gedruckt  alsPedimento  sobre  los  abusos  de  la  corte  di  Roma). 
Abschriften  davon  kamen  nach  Bom;  Clemens  XI.  verdammte  aber 
die  Denkschrift  nicht  selbst,  —  die  Verdammung  eines  Manusoriptes 
wäre  nicht  ohne  Praeoedens  gewesen  (S.  377),  —  sondern  befahl 
dem  spanischen  General-Inquisitor  Card,  del  Giudice,  dagegen  ein- 
zuschreiten (Epp.  p.  1651).  Dieser  war  damals  als  Gesandter  in 
Paris  und  liess  an  der  Thüre  seines  Palais  ein  Edict  vom  SO.  Juli 
1714  anheften,  worin  er  (neben  einigen  in  Frankreich  erschienenen 
Büchern,  u.  a.  einem  von  Denys  Talon)  die  Denkschrift  als  ver- 
wegen, anstössig,  für  den  Papst  beleidigend,  der  wahren  Lehre  der 
Kirche  widersprechend  verbot.  Das  Edict  wurde  15.  Aug.  auch  an 
allen  Kirchenthüren  in  Madrid  angeschlagen.  Ludwig  XIV.  wies 
Giudice  aus  Frankreich  aus,  Philipp  V.  setzte  ihn  als  General-In- 
quisitor ab  und  verbannte  ihn!  im  December  in  seine  Diöcese  in  Sici- 
lien.  Vom  Papste  wurde  er  für  das  Edict  belobt  (Epp.  p.  2051). 
Die  Zurücknahme  der  Verdammung  der  Schrift  von  Macan4z  ver- 
weigerte  die  Inquisition;    der    von    Philipp   V.    ernannte    General- 


1)  Vgl.  zum  folgenden  Baumgarten,  Gesch.  Spaniens,  1861,  S.  31. 
Sempere,  Betrachtungen  2,  56.  Game,  Kircbengesch.  v.  Spanien  lii,  2,  318. 
Pelayo  8,  46.  Vering,  Arohiv  10,  185. 


r 


Streitigkeiten  mit  Spanien  und  Neapel.  781 

Iiqnisitor  nahm  nicht  an  und  Clemens  XI.  erklärte,  er  werde  keinen 
andern  als  Gindice  anerkennen.  Später  verständigte  sich  Philipp  Y. 
mit  dem  Papste  nnd  der  Inquisition;  in  einem |Breve  vom  24.  Dec. 
1716  nahm  Clemens  XI.  Gindice's  Abdankung  an,  nnd  Jo.  Molines, 
Decan  der  Rota,  wurde  sein  Nachfolger.  Die  Schrift  von  Macan4z 
kam  in  den  span.  Index  von  1 747  und  steht  auch  noch  in  dem  von 
1790  unter  El  Fiscal  General:  ,|hand8chriftlicher  Aufsatz  (papel), 
weleher  so  anfängt,  gewöhnlich  Papel  de  Macan&z  genannt";  unter 
ttinein  Namen  stehen  dann  noch  zwei  Briefe,  die  er  1716  von  Pau 
an  die  Cardinäle  Altieri  und  Gualterio  geschrieben.  Im  Rom.  Index 
iteht  Hacan&z  nicht.  Auch  dieHistoria  civil  de  Espafia  .  .  .  1700 
-1733,  von  dem  Franciscaner  Nicolds  de  Jesus  Belando  wurde 
trotz  ihrer  starken  Angriffe  auf  Rom,  die  Jesuiten  u.  s.  w.  in  Rom 
nickt  verh.,  wohl  aber,  obschon  sie  nicht  nur  mit  Approbation,  son* 
dem  auch  mit  einer  Widmung  an  Philipp  Y.  erschienen  war,  1744 
TOD  der  span.  Inquisition,  und  da  Belando  in  einer  von  dem  Advo- 
eaten  Joseph  Quiros  unterzeichneten  Schrift  dagegen  remonstrirte, 
▼nrde  auch  diese  verboten  und  gegen  beide  ein  Process  eingeleitet 
vod  Belando  befohlen,  Überhaupt  nichts  mehr,  Quiros,  nichts  mehr 
il»er  die  Inquisition  zu  schreiben  (Llorente  2,  428.  465.  Pelayo 
3,  59). 

3.  Der  zweite  Sohn  des  Kaisers  Leopold,  der  1707  als  Carl  III. 
K$oig  von  Neapel   (1711  als  Carl  VI.  Kaiser)    wurde,    oder   seine 
Neapolitanische  Regierung  erliess  u.  a.  ein  Edict,  wodurch  die  Ein- 
künfte der  Beneficien,  die  im  Besitze  von  Ausländem  waren,  seque- 
«trirt  wurden.     Drei    Juristen    sehrieben    1708    anonym    Vertheidi- 
gvngen  des  Edictes,  der  Duca  Gaetano  Argento  (f  1730,    Mazzuch. 
1,  1043)    De  re  beneficiaria    dissertationes  tres,    ubi  Caroli  III. 
.  .  .  edictum  tum  summo  tum   optimo  jure,    recte  atque  ordine  fac- 
tam  demonstratur.     Rex    qui  sedet    in   solio  judicii,    dissipat  omne 
malum  intuitu  sno.    Prov.  20,  —  Alessandro  Rinoardi  Ragioni  del 
Regne  di  Napoli  nella  causa    de'   snoi  benefizii  eccies.  etc.  (Vie  de 
y.  Espen  p.  44),  —  Costantino   Grimaldi   Considerazioni   teolo- 
g:ico-politiche    fatte  a   pro    degV    editti    di    S.  M.  Cattolioa  intomo 
alle  rendite  eccl.  del  Regno  di  Napoli.     Unter  dem  17.  Febr.  1710 
erliess  Clemens  XI.    ein  Breve,    worin    diese  drei  Schriften  in  den 
Sblichen  Formen  verdammt  wurden,    mit  der  Motivirung:    die  Car- 
dinale der  Inq.  hätten  darin  Sätze  gefunden,  die  resp.  falsch,    .  .  . 
die  Einheit  und  den  Primat  der  h.  Römischen  Kirche  untergrabend, 
die    kirehliche  Freiheit    und  Immunität    gänzlich  vernichtend,    der 
Ketzerei  verdächtig,    dem  Schisma  und  der  Ketzerei  nahekommend, 
jß  auch  ketzerisch    seien.     Yon    den    Considerazioni   wird   nur  der 
1.  Theil  erwähnt.     In    einem   zweiten  Breve,    vom  24.  März  1710, 
wird  aber  erklärt,    das  Verbot  beziehe  sich  auch  auf  den  1709  er- 
schienenen   2.   Theil   und    auf  alle  Ausgaben   und    üebersetzungen 
(Bull.   12,  482.    Giannone,  Opere  12,  396).  —  In  einem  Breve  vom 
17.  Febr.  1710  wird  in  denselben  Formeln  verb. :   Ragioni  a  pro 
della  fedelissima  cittjt  di  Napoli  contro  il  procedimento  straordinario 
seile  cause  del  S.  Offizio,    divisate  in  tre  capi,    Neapel  1709   (von 


782  Kirohlioh-politisohe  Streitigkeiten. 

Nie.  Caravita,  Profeesor  der  Rechte,  1647—1717;  Tipaldo  7,  274). 
Nnr  hat  die  Inq.  in  diesejn  Bache  keine  ketzeriflche,  dafür  aber 
zum  Schisma  anreizende  nnd  für  das  Tribunal  der  h.  Inquisition 
injuriöse  Sätze  gefanden.  —  In  den  folgenden  Jahren  warden  noch 
verboten:  Considerazioni  per  le  qnali  si  dimostra  la  giustizia 
delle  lettere  della  Maesta  del  Re  eatt.  Carlo  III.  che  stabiliscono, 
doversi  nelle  cause  appertenenti  alla  religione  procedere  nelle  cittä 
e  regno  di  Napoli  dagli  ordinarii  e  per  la  via  ordinaria  usata  in 
tuttigli  altri  delitti  e  cause  criminali  ecclesiastiche,  1710,  yon  der 
Inq.  verb.  1711,  —  Nulluni  jus  Pontificis  maximi  in  regno  Nea- 
politano.  Dissertatio  historico-juridica.  Alithopoli  (Neapel),  verb. 
1714,  verfasst  von  Caravita  ^),  —  Bagioni  a  pro  del  commune  della 
fedelissima  cittit  di  Napoli  .e  de*  snoi  casali  intorno  al  sepelire  i 
morti,  verb.  1716,  —  Ragioni  per  la  fed.  ed  eccellentissima  cittA 
di  Napoli  circa  Timpedire  la  fabbrica  delle  nuove  chiese  e  Tacquisto 
che  gli  ecclesiastici  fanno  de'  beni  de^  secolari,  verb.  1721  (von 
Franc.  Peccerillo). 

4.  Durch  ein  Beeret  der  Inq.  vom  7.  Sept.  1712  wurden  zwei 
auf  die  Monarchia  Sicula  bezügliche  Schriften  verb.  Zum  Verständ- 
niss  der  Titel  sind  folgende  Notizen  nöthig:  Der  Bischof  Tedeschi 
von  Lipari  Hess  1711  einen  Sack  Erbsen  verkaufen.  Die  Beamten 
erhoben  davon  die  übliche  Steuer,  gaben  dieselbe  aber  zurück  und 
entschuldigten  sich,  als  sie  erfuhren,  dass  der  Bischof  der  Verkäufer 
gewesen.  Sie  warden  aber  gleichwohl  von  diesem  wegen  Verletzung 
der  kirchlichen  Immunität  excommunicirt.  Sie  wandten  sich  an  das 
Tribunal  der  Monarchie,  welches  sie  ad  cautelam  provisorisch  (ad 
reinoidentiam)  absolvirte  und  den  Bischof  zur  Einsendung  der  Acten 
aufforderte,  die  dieser  verweigerte,  weil  die  Insel  Lipari  nicht  unter 
dem  Tribunal  der  Monarchie  stehe.  Er  erwirkte  auch  Erlasse  der  Rö- 
mischen Congregation  der  Immunitäten  vom  5.  Aug.  1711  und  16. 
Febr.  1712,  worin  erklärt  warde,  Excommunicationen,  die  ein  Bi- 
schof verhängt,  könnten  überhaupt  nur  vom  Papste,  nicht  von  einem 
Legatus  a  latere,  also  auch  nicht  von  dem  Judex  monarchiae  auf- 
gehoben werden.  Der  Erzbischof  von  Palermo  und  zwei  andere 
Bischöfe  übersandten  die  Decrete  an  die  Regierung,  um  das  Exe* 
quatur  zu  erbitten;  drei  andere  Bischöfe  machten  in  Rom  Vorstel- 
lungen, die  Bischöfe  von  Catania,  Girgenti  und  Mazzara  aber  publi- 
cirten  die  Decrete  unter  dem  Vorgeben,  es  seien  dogmatische  Decrete, 
für  die  das  Exequatur  nicht  nÖthig  sei.  Der  Vicekönig  verlangte 
die  Zurücknahme  der  Publication,  der  Papst  aber  excommunicirte 
in  einem  Breve  vom  12.  Juni  den  Judex  Monarchiae  und  gebot 
allen  Bischöfen  die  Publication  der  beiden  Decrete.  Diese  erfolgte 
nun  überall;  ein  Decret  des  Vicekönigs  aber  erklärte  alle  Römischen 
Erlasse  für  wirkungslos.  Der  Bischof  von  Catania  griff  dieses  De- 
cret in  einem  Erlasse  an,    wurde    ausgewiesen  und  verhängte  über 


1)  6r6goire,  Essai  bist.  p.  366  erwähnt  eine  italienische  Uebersetxnng 
von  Eleonora  Fonseca  Pimentel:  Niun  diritto  .  .  .  Aletopoli  1790. 


J 


r 


Monaroliia  Sicnl».  J.  P.  ▼.  Lndewiir.  788 


seine  Diöoese  das  Interdiot.  Der  Bisobof  von  Oirgenti  excommoBi- 
cirte,  dorcli  ein  Breve  Tom  17.  Jani  1713  angewiesen,  die  Beamten, 
welche  die  Güter  des  Bischof a  von  Catania  seqnestrirt  hatten,  wurde 
gleichiklls  ausgewiesen  und  sprach  gleichfalls  das  Interdict  aus. 
Der  weitere  Verlauf  der  Sache  braucht  hier  nicht  erzählt  zu  werden, 
-  darch  eine  Bulle  vom  20.  Febr.  1715  hob  schliesslich  der  Papst 
die  Konarchia  Sicula  ganz  auf,  womit  der  Streit  darüber  aber  auch 
nicht  zu  Ende  ging^),  —  die  beiden  1713  verbotenen  Bücher  oder 
Schriftstücke  aber  stehen  noch  heute  im  Index  unter  A Heg azioni 
udPropugnaculo  de  la  real  jurisdiccion,  —  dieses  nach  Sentis 
S.  4  von  Franc.  Amigier  (seit  Ben.  sind  die  Titel  stark  abgekürzt; 
der  zweite  füllt  in  den  älteren  Indices  12  klein  gedruckte  Zeilen). 
Die  im  Auftrage  von  Yittorio  Amedeo  II.  geschriebene  Defense  de 
Is  joooarchie  de  Sicile  contre  les  entreprises  de  la  Cour  de  Bome 
roB  L.  E.  Dupin,  Amst.  1716  (Cantü  3,  422),  steht  dagegen  nicht 
im  Index. 

5.  Clemens  XI.  protestirte  auch  wiederholt  und  kräftig*  gegen 
die  Usurpation  des  Königstitels  durch  den  akatholischen  Markgrafen 
Ton  Brandenburg.  Das  veranlasste  die  Schrift  des  Hallischen  Pro- 
feuors  J.  P.  von  Ludewig,  „Päpstlicher  Unfug  wider  die  Krone 
Preussen/'  CöUn  am  Bhein(?)  1703,  von  dem  Verfasser  übersetzt: 
Neniae  pontiflcis  Bomani  Clementis  XI.  de  jure  reges  adpellandi 
anctore  Job.  Franc.  Alba ni.  Romae  novae  typis  Aldinis  HOÖ^'^'S.; 
beigefügt  ist:  Perillustris  cujusdam  viri  eidem  diplomati  Clementino 
oppositus  libellus  (beide  sind  abgedr.  in  Ludewigs  Opusc.  miscella 
1,  130,  letzteres  mit  dem  Namen  L.  B.  de  Limbach).  Als  1708 
mit  der  kaiserlichen  Armee  auch  fünf  prenssische  Bataillone  in  den 
Kirchenstaat  eingerückt  waren,  Hess  Friedrich  I.  dort  200  Exem- 
plare der  Naeniae  verbreiten^);  aber  erst  21.  Jan.  1721  wurde 
verb.  Libellus  nomine  auctoris,  loci  impressionis  ao  typographi  emen- 
titis:  Neniae  Pontificis  .  .  .  cum  alio  opuscnlo  ad  hu  jus  calcem  ex- 
«wo:  Perillustris  .  .  . 

Der  Streit  über  Parma  und  Piacenza,  —  in  welchem  Clemens  XI. 
1708  in  einem  Breve  dem  Kaiser  Joseph  I.  drohte,  er  werde  gegen 
ihn  als  einen  rebellischen  Sohn  mit  der  Excommunication  und  nöthigen- 
falls  mit  den  Waffen  vorgehen,  und  Joseph  I.  das  Breve  als  seinen 
nsd  des  Beichee  Kechten  widersprechend  und  die  Androhung  der 
Excommunication  für  null  und  nichtig  erklärte  (v.  Espen,  Opp.  4, 
373);  der  Streit  dauerte  unter  Innocenz  XIII.  und  Clemens  XII. 
fort,  —  hat  im  Index  keine  Spuren  hinterlassen;  auch  nicht  der 
Streit  über  GomachSo.    Auch  Muratori's  Schriften  über  diesen  Streit 


1)  Sentis,  Die  Monarchia  Sicula,  1869.  S.  142.  Avr.  4,  350.  Brosch, 
Gesch.  des  Kirchenstaats  2,  61:  Auch  unter  Victor  Amadeus  IL,  der  daroh 
den  ütrechter  Frieden  1718  Köniff  von  Sicilien  wurde,  „nahm  der  wegen 
dei  bischöflichen  Erbsensacke  entbrannte  Streit  seinen  Fortgang/'  Die 
lahlreichen  päpstlichen  Actenstüoke  im  Bull.  cont.  2,  104 — 35ü. 

2)  M.  Lehmann,  Preussen  und  die  kath.  Kirche  1,  880. 


784  Kirchlich-politische  Streitigkeiten. 

wurden  nicht  verboten,  auch  nicht  die  anonyme  französische  lieber- 
setEung  derselben:  Les  droits  de  l'Empire  snr  l'estat  eccl^siastiqne 
...  4  Toccasion  de  Comachio.  Le  tont  tradnit  de  Titalien,  Utrecht 
1713*,  4.  Card.  Querini  (Comment.  2,  128)  berichtet  aber,  er  habe 
1718  nicht  die  Erlanbniss  zum  Druck  seines  Hemm  monasticarum 
Italiae  Tomus  I.  Coenobinm  Farfense,  erhalten,  weil  die  Urkunden, 
die  er  darin  veröffentlichen  wollte,  den  Römischen  Ansprüchen  nicht 
günstig  lauteten. 

In  einem  Breve  an  das  Domcapitel  in  Köln  vom  17.  Juni  1713 
spricht  Clemens  XI.  von  einer  Schrift  eines  Hieronymns  Buck  gegen 
den  Verwalter  der  Nunciatnr,  Alessandro  Borgia,  die  der  Erzbischof 
von  Trier  verboten  habe,  und  tadelt  es,  dass  Buck  nicht  seiner 
Capitelsämter  entsetzt  worden  sei.  Merkwürdiger  Weise  ist  Buck 
nicht  durch  den  Index  verewigt  worden. 

Dnrch  ein  Breve  vom  19.  Dec.  1707  (Bull.  cont.  2,  63)  ver- 
bot Clemens  XI.  zwei  Schriften  von  Lourenzo  Pires  de  Carvalho, 
Quaestiones  selectae  12  de  Bulla  S.  Cruciatae,  Liss.  1678,  und  Epi- 
tome  das  indnlgencias  e  privilegios  da  Bulla  de  S.  Cmzada,  Liss. 
1696.  In  dem  Breve  wird  gesagt,  die  Inq.  habe  die  Bücher  ver- 
dammenswerth  gefunden,  aber  nichts  näheres  angegeben.  Der  Ver- 
fasser bezeichnet  sich  in  der  zweiten  Schrift  als  Mitglied  des  Con- 
selho  de  S.  M.  und  des  Tribunal  da  consciencia  und  als  General- 
Commissar  für  die  Bulla  da  S.  Cmzada. 

1704 — 18  wurden  5  Schriften  von  dem  Conte  Giov.  Batt.  Co- 
mazzi^)  verb.  (einige  sind  zu  Trient  gedruckt),  darunter  La  morale 
de'  principi,  Ven.  1690,  Züge  aus  dem  Leben  der  Römischen  Kaiser 
von  Caesar  bis  Constantinus  Chlorus  mit  moralischen  Reflexionen, 
auch  ins  Französische  und  (von  W.  Hatchett  1729)  ins  Englische 
übersetzt,  und  Politica  e  religione  . . .,  Col.  1709  (auch  Trient  1712*); 
zu  dem  Verbote  des  letztem  Buches  mag  eine  Stelle  in  c.  78  Anlass 
gegeben  haben,  an  welcher  von  dem  Verhältniss  der  geistlichen  und 
weltlichen  Gewalt  in  gallicanischer  Weise  gesprochen  wird.  —  Ausser- 
dem kamen  unter  Clemens  XL  noch  in  den  Index :  Tractatus  de  po- 
testate  jurisdictionis  seu  de  regimine  animamm,  auct.  Carolo  Ant. 
de  Manen tib US,  Rom  1707,  verb.  1709.  —  Lndovici  Mariae  Sini- 
strari  de  Ameno  de  delictis  et  poenis  tractatus  absolutissimus,  Ven. 
1700,  mit  d.  o.  verb.  1709.  Eine  expurgirte  Ausgabe,  Rom  1753, 
wurde  freigegeben.  Der  Verfasser  war  ein  Minorit;  über  seine 
Schriften  über  Ordens-Strafrecht  s.  Pragm.  Gesch.  der  Mönchsorden 
5,  219. 

6.  Giannone's  Werk  erschien  1723  zn  Neapel  in  4  Quart- 
bänden mit  einer  Widmung  an  Carl  VI.  und  der  Dmckerlaubniss 
des    Vicekönigs    Card.    Althan ^),     Der  Erzbischof   Card.    PignatelH 


1)  Er  war  Historiograph  der  Kaiser  Leopold  I.  und  Joseph  L,  t  '^ 
Wien  1711.  Morery,  Suppl. 

2)  Fabroni  18,  118.  Tipaldo  7,  313.  Cantü  3,  425.  448.  Mit  Ist  wird 
im  Folgenden  die   zu  Mailand  1823  in  11  Octavbänden    erschienene  Aas- 


P.  Giannone.  786 

dtirte  um,  und    da  er  niclit  erschien,  erklärte    er  ihn  im  April  in 
eoBtnmaeiam    auf    Grrund    des    Decretes    des    5.  Lateranconcils    and 
der  Diöcesangesetze  für  excommnnicirt,  weil  er  sein  Bach  oline  £r- 
kabniss  des    Biöcesanbischofs    habe    drucken    lassen.     Gleichzeitig 
werde  das  Volk  gegen  ihn  verhetzt,  weil  er  über  die  Heiligen  und 
die  Ablässe  gespottet,  das  Wunder  des  h.  Januarius  geleugnet  u.  dgl. 
&  rerliess  Neapel   und    ging  nach  Wien.     Von    dort    schickte   er 
2.  Oct  1723    dem  Erzbischof    eine   Erklärung,    worin   er  um  Los- 
sprechang  von  der  Excommunication    bat  und  sagte:  er  unterwerfe 
sein  Buch  dem  Urtheil  der  Slirche ;  er  habe  gemeint,  die  Nachsuchung 
der  Approbation  sei  Sache  des  Druckers.     Der  Erzbischof  hob    auf 
Gnmd   dieser  Erklärung  und  wahrscheinlich   aus  Furcht  vor  einem 
Conflict  mit  der  Regierung,  22.  Oct.  1723  die  Excommunication  auf. 
Mittlerweile  hatte  aber  die  Inquisition  durch  ein  besonderes  Decret 
Ton  Fer.  Y.  1.  Juli    das  Buch  verdammt,    mit    der  Motivirung:    es 
enthalte  sehr  viele  Lehren  und  Sätze,   die  falsch,  temerär,  ärgerniss- 
gebend,  aufrührerisch,    für   alle  kirchlichen  Stände,   namentlich  den 
apostolischen  Stuhl  in  höchst  verleumderischer  Weise  injuriös,  irrig, 
sckismatisch,  gottlos  und  mindestens  nach  Ketzerei  schmeckend  seien 
(Op.  post.  1,  392).  —  Carl  VI.  wies  6.  1724  wegen  der  wichtigen 
Dienste,  die  er  der  königlichen  Krone  durch  die  Yertheidigung  ihrer 
Rechte  in   seinen  Werken  geleistet,    eine  Pension  von  1000  Gulden 
anf  den  sicilischen  Staatsschatz    an  und  beauftragte  ihn,    gegen  die 
Curie  über  die  Monarchia  Sioula  zu  schreiben  (das  Buch  wurde  nicht 
gedruckt).     Die    von  dem  Neapolitanischen  Jesuiten  Oius.  Sanfelice 
verfassten  Eiflessioni    morali  e  teologiche   sopra  l'Istoria  civile  .  .  . 
da  Eusebio   Filopatro,  Col.  (Itom)  1728,  2  vol.,    wurden    von   dem 
Vicekönig  Graf  Harrach  1729   verboten^).     G.    schickte   einen   von 
Nie.  Capasso  verfassten  Artikel  dagegen    an  Menoken,   den  Heraus- 
geber der  Acta  Eruditorum  (A.  E.  1729,  423),  für   welche  er  auch 
sonst  Beiträge  lieferte,  und  verfasste  eine  satirische  Professione    di 
fide  e  dubbii   intomo    alla   morale    del  P.  Sanfelice,    die  erst  1753 
gedruckt,    aber   gleich    in  Abschriften    verbreitet  wurde.     In  Wien 
sehrieb  er  auch  eine  Schrift,    die    von  einem  andern  ins  Lateinische 
äbersetzt,  aber  von  ihm  selbst  veröffentlicht  wurde:  Jani  Perontini 
JG.  de  consiliis  ac   dicasteriis,    quae    in  urbe  Yindobona  habentur, 
Über  singularis,  Halae  1732.  Der  Nuncius   und    der  Erzbischof  von 
Wien  beklagten  sich  darüber,  dass  er  darin  ihre  Jurisdiction  ange- 
griffen.    Die  Schrift  kam  1735  in  den  Index. 

Nachdem  1734  Neapel  spanisch  geworden,  verlor  G.  seine 
Pension.  Er  bat  vergebens  um  die  Erlaubniss,  nach  Neapel  zu- 
rackzukehren.     Er  wurde  auch  in  Yenedig  und  Mailand  ausgewiesen 


gäbe  der  Istoria  civile,  bezw.  die  im  1.  Bande  abgedruckte  Yita  von  dem 
^^eapolitani8chen  Priester  Leonardo  Panzini  (zuerst  Yen.  1768)  citirt,  mit 
Op.  post.  die  gleichfalls  zu  Mailand  1823  erschienenen  Opere  postume,  8  vol. 
1)  Das  Decret  steht  Ist.  1,  101.  Es  ist  in  ganz  ähnlicher  Form  ab- 
gefasst  wie  die  Decrete  der  Born.  Inq. 

Beaucb,  Ind«x  IL  50 


786  KircMich-politische  Streitigkeiten. 

und  ging  nach  Oenf,  wo  er  das  1 2  Jahre  zuvor  begonnene  Triregno 
(del  regno  terreuo,  Celeste  e  papale)  vollendete,  mit  heftigen  An- 
griffen auf  das  Papstthum  und  kirchliche  Lehren  und  Gebräuche. 
Das  Buch  wurde  nicht  gedruckt,  aber  in  Abschriften  verbreitet 
Eine  von  dem  Abate  Bentivoglio  in  Genf  gekaufte  Abschrift  kam 
in  das  Archiv  der  Inquisition  (Ist.  1,  154.   187.  Gantü  3,  429.  450). 

1736  wurde  G.  von  einem  falschen  Freunde  auf  piemonte- 
sisches  Gebiet  gelockt,  dort  verhaftet  und  nun  nicht,  wie  Card.  Albani 
wünschte,  nach  Kom  ausgeliefert,  aber  zuerst  6  Monate  in  dem  CasteU 
Miolans,  dann  13  Jahre,  bis  zu  seinem  Tode  in  Turin  gefangen  ge- 
halten, obschon  er  sich  im  März  1738  von  dem  Oratorianer  G.  B. 
Prever  bestimmen  Hess,  vor  der  Inquisition  zu  Turin  eine  ausfuhr- 
liehe,  freilich  schwerlich  aufrichtig  gemeinte  und  in  einzelnen  Punkten 
unwahre  Eetractation  (Op.  post.  3,  5)  zu  unterschreiben:  was  er  in 
der  Istoria  über  kirchliche  Missbräuche  zu  viel  gesagt,  nehme  er 
zurück;  er  wünsche,  dass  das  Buch  vernichtet  werden  könnte;  mit 
der  Entgegnung  gegen  Sanfelice  habe  er  nicht  die  Römische  Kirche 
beleidigen,  sondern  nur  sich  vertheidigen  wollen;  die  Schrift  sei 
nicht  für  den  Druck  bestimmt  gewesen  und  er  bedauere,  dass  sie 
in  Abschriften  Verbreitung  gefunden;  das  Buch  de  consiliis  erkenne 
er  nicht  als  von  ihm  verfasst  an,  da  der  Uebersetzer  daran  vieles 
geändert  habe;  andere  Schriften,  wie  die  über  ungültige  Excommuni- 
cationen,  über  das  Bücherverbot,  über  den  Concubinat,  —  das  Triregno 
wird  nicht  erwähnt,  —  seien  nicht  für  den  Druck  bestimmt  gewesen; 
manche  Manuscripte,  die  man  bei  ihm  gefunden,  seien  nur  Auszüge 
aus  Schriften  anderer,  die  er  freilich  nicht  hätte  lesen  und  excer- 
piren  dürfen ;  er  nehme  aber  alles  zurück,  was  er  in  seinen  Schriften 
der  Lehre  der  Kirche  Widersprechendes  oder  Anstössiges  gesagt, 
und  werde  sich  freuen,  wenn  die  h.  Kirche  seine  Retractation  ver- 
öffentlichen wolle ;  nach  Genf  sei  er  aus  Koth  gegangen,  habe  aber 
dort  als  Katholik  gelebt  und  er  sei  in  einem  sardinischen  Dorfe 
verhaftet  worden,  als  er  dorthin  gekommen,  um  die  österliche  Com- 
munion  zu  empfangen. 

Giannone  s  Istoria  ist  noch  im  18.  Jahrh.  wiederholt  gedruckt, 
auch  ins  Lateinische,  Französische,  Englische  und  Deutsche  übersetzt 
worden.  1768  erschienen  auch  nachgelassene  Schriften  von  ihm 
(Fabr.  p.  194).  Sie  wurden  nicht  verb.,  auch  nicht  Anecdotes  eccle- 
siastiques,  contenant  la  police  et  la  discipline  de  TEglise  .  .  .,  les 
intrigues  des  6veques  de  Rome  et  leurs  usurpationa  sur  le  temporel 
des  souverains,  tir6es  de  l'Hist.  ...  de  Giannone,  bruUe  a  Rome 
en  1726,  Amst.  1738  (wahrscheinlich  von  Isaac  Yemet  zu  Genf; 
Ist.  1,  179).  Im  Span.  Index  steht  nur  eine  zu  La  Haye  1742  er- 
schienene französische  Uebersetzung  der  Istoria  von  G.  —  Brosch, 
Gesch.  des  K.-St.  2,  4  sagt:  Giannone  ist  für  Neapel  und  andere 
monarchische  Staaten  der  Halbinsel,  sofern  sie  im  18.  Jahrh.  von 
antipäpstlichen  Strebungen  erfasst  wurden ,  annähernd  dasselbe , 
was  Sarpi  im  17.  Jahrh.  für  die  Yenetianische  Republik  war.  Der 
Genius  des  Neapolitanischen  Juristen  und  Geschichtsforschers  war 
dem  des  grossen  Servitenmönches  nahe  verwandt,  wenngleich  unter- 


J 


r 


F.  M.  Ottieri.    G.  Gorini.    J.  B.  Garrido  u.  a.  787 

geordnet  an  Klarheit  und  Macht,  an  Kunst  der  Rede  nnd  Tiefe  des 
Wiffiens.  Vor  dem  Dogma  standen  beide  achtungsvoll  still  [?]  .  .. 
aber  die  Geldmanipnlationen  und  Herrscherkünste  Roms  .  .  decken 
oe  beide  gleich  schonungslos  auf,  mit  unermüdlichem  Eifer  und  un- 
stillbarem Hasse  ^). 

7.  Durch  ein  besonderes  Beeret  der  Index-Congr.  vom  17.  Jan. 
1729  (Bull  13,   380)  wnrde  yerb.:  Istoria  delle  guerre  avvenute  in 
Europa  e  particolarmente  in  Italia  per  la  successione  alla  monarchia 
della  Spagna  1696 — 1725,  scritta  dal  Conte  eMarchese  Franc.  Maria 
Ottieri,  Accademico  della  Crusca,  Rom  1728,  mit  der  Motivirung, 
du  Buch  enthalte  Ausdrücke,  die  für  Fürsten  nnd  einige  ^Nationen 
und  durch  Geburt,  Rang  und  Amt  hervorragende  Männer  verletzend 
md  injuriös  seien,  nnd  narrationes  rerum  minime  subsistentium.    Am 
Schlosse  des  Decretes  heisst  es,  der  Secretär  habe  dasselbe  BenedictXIII. 
Torgelegt  und  dieser  es  genehmigt    und  auszuführen  befohlen.     Das 
Buch  steht  seit  Ben.  nicht  mehr   im  Index.    —  1737  wurden  zwei 
Schriften  von  Ascanio  Centomani  in  Neapel  verb.,  in  welchen  die 
Verweigerung  des  Exequatur  fnr  einzelne  Römische  Erlasse  gerecht- 
fertigt wird,  1742    eine  Snpplica  a  S.  M.    delle    due  Sicilie    per 
qualche  opportune  rimedio  sopra  li  gravami,  che  dalla  corte  dl  Roma 
in  materia   di  beneficii  e  rendite  eccles.    soffre  questo  suo  regno    di 
Napoli.  —  Von  dem  Mailänder  Giuseppe  Coric  Marchese    di  Gor  in  i 
(t  1762;    er    ist  sonst  als  Tragödiendichter  bekannt)    wurde    1742 
Terb.:  Politica,  diritto  e  religione  per  ben  pensare  e  scegliere  il  vero 
dal  falso  in  queste  importantissime  materie,  Milano  1 742  con  licenza 
de*  superiori.    19.  Juli  1759  verbot  die  Inquisition:  L'uomo.  Trattato 
ilnco-morale  diviso  in  due  tomi  e  tre    libri  (L^esser,   le  passioni,  i 
doveri  delFnomo),   Lucca  1756    con  lic.  dei  sup.,    auch  eine  gleich- 
zeitig anonym  erschienene  Ausgabe  und  A  v  v  i  s  o  tradotto  dal  francese : 
La  tradnzione  e  impressione  francese  del  trattato  metafisico  deiruomo, 
Opera  stampata  in  Italia  dal  Sig.  March.  Gorini,  si  darä  da  noiAn- 
gelet-Yemb   .   .   .,  Yercelli    1758.     Die    französische    üebersetzung 
Anthropologie,    erschien    zu  Lausanne  1761    und  wurde    nicht   aus- 
drücklich verb.;  das  Verbot  des  buchhändlerischen  Prospectus  steht 
aber  noch  heute  im  Index. 

8.  Das  1746  von  Benedict  XIY.  und  im  span.  Index  ver- 
botene Buch  heisst:  Goncordia  praelatorum.  Tractatus  duplex  de  unione 
ecclesiarum  et  beneficiorum,  de  exemptione  personarum  et  ecclesiarum 
tum  pontificia  tum  regia  vel  de  immediata  regis  protectione,  auct. 
P.  Jo.  Bapt.  Garrido  Benedictinae  Congregationis  Hispanae  Gene- 
nli  Magistro,  Madrid  1745.  Das  Breve  steht  nicht  im  Bull.  — 
Von  Franc.  Ant.  Chionio,  Prof.  in  Turin,  der  1 754  6  Sätze  in  einem 


1)  Tanacci  gab  1709  dem  Sohne  Giannone's  eine  Pension  nnd  be- 
zeichnete  diesen  in  dem  Decrete  als  den  grössten,  um  den  Staat  verdien- 
testen und  am  ungerechtesten  verfolgten  Mann,  den  Neapel  im  18.  Jahrh. 
erzeug^.  Die  umfangreichste  unter  den  Schriften,  welche  gegen  Giannone 
erschienen,  ist  die  des  Minoriten  Giov.  Ant.  Bianchi,  Della  potesta  e  po- 
lizia  della  Cbiesa,  Rom  1745—51,  7  vol.  4.  (Hurter  2,  1455). 


788  GallicaTier  1729—68. 

von  ihm  dictirten  Tractate  de  regimine  eoelesiae,  worb  er  dem 
Staate  weitgehende  Rechte  in  kirchlichen  Dingen  vindicirte ,  wider- 
rufen muBste^),  —  er  wurde  abgesetzt  und  6  Monate  in  einem 
Kloster  eingesperrt,  —  ist  nichts  gedruckt. 


73.    eallicaner  1729—63. 

Benedict  XIII.  schrieb  1729  die  Feier  des  Festes  Gregors  VII. 
für  die  ganze  Kirche  vor  und  Hess  für  das  Brevier  eine  Lection 
pnbliciren,  in  welcher  gerühmt  wird,  dass  Gregor  VII.  den  Kaiser 
Heinrich  IV.  abgesetzt  habe.  Mehrere  franzTSsische  Parlamente 
und  Bischöfe  protestirten  gegen  diese  Anordnung.  Durch  vier 
Brevencassirte  Benedict  XIII.  die  Verordnungen  von  drei  Bischöfen, 
—  diese  stehen  noch  heute  im  Index,  —  und  alle  Beschlüsse 
weltlicher  Behörden  (das  neue  Officium  wurde  auch  in  den  öster- 
reichischen Staaten  verboten).  —  Unter  Benedict  XIV.  wurden 
mehrere  Schriften  verboten,  welche  den  1749  von  der  franzö- 
sischen Regierung  gemachten  Versuch,  eine  Besteuerung  der 
Geistlichen  einzuführen,  vertheidigen,  eine  1752  mit  dem  Zusätze, 
welcher  in  die  Decreta  generalia  II,  9  übergegangen  ist:  j^Alle 
Bücher  welche  die  Immunität  der  kirchlichen  Güter  bestreiten.* 
Ein  Buch  des  Oratorianers  de  La  Borde  wurde  1753  von  der 
Inquisition,  1755  durch  ein  Breve  an  die  polnischen  Bischöfe 
verboten,  weil  es  in  Polen  Verbreitung  gefunden.  —  Nicht  weniger 
als  sechs  Schriften  sind,  freilich  erst  bald  nach  dem  Tode  Be- 
nedicts XIV.,  in  den  Index  gekommen,  in  denen  es  sich  um 
die  Frage  handelt,  ob  ein  getaufter  Jude,  Borach  Levi,  noch 
bei  Lebzeiten  seiner  jüdisch  gebliebenen  Frau  eine  andere  hei- 
rathen  könne,  eine  Frage,  die  in  Frankreich  in  Widerspruch 
mit  einer  Bulle  Benedicts  XIV.  verneinend  entschieden  wurde. 

1.  Gregor  VII.  wurde  von  Gregor  XIII.  1584,  als  man  in 
Rom  an  die  Ausschliessung  Heinrichs  IV.  von  der  französischen 
Thronfolge  dachte,  in  das  Martyrologium  aufgenommen  als  ecclesia- 
sticae  libertatis  propugnator  ac  defensor  acerrimus.  Faul  V.  cano- 
nisirte  ihn  1606,  während  des  Streites  mit  Venedig;  er  indulgirte 
1609  die  Feier  seines  Festes  für  Salemo,  Florenz  und  Siena,  Ale- 
xander VII.  nach  der  Declaration  von  1682  für  Born,  Clemens  XI. 


1)  Theotimus  Eapistinus  p.  58. 


r 


Officium  S.  Gregorii  YU.  789 

1705  für  die  GiBtercienser,  1710  für  die  Benedictiner.  Benedict  XIII. 
machte  1729  das  Fest   zu  einem  allgemeinen^).      Durch  ein  Beeret 
der  Congr.  rituum    vom  25.  Sept.   wurde   das  Officium  bekannt  ge- 
maelit    Dieses  war  von  dem  Secretär  der  Congr.,  dem  aus  Sicilien 
yertriebenen  Benedictiner  Tedeschi  (S.  782)  yerfasst  und  enthält  in 
der  5.  Lection  den  Satz ,    der  bis  dahin  wohl   in  dem  Officium  der 
fienedictiner,   aber  nicht  in   dem  zu  Eom  gebrauchten  Officium  ge- 
standen hatte:  Contra  Henrici  Imperatoris  impios  conatus  fortis  per 
onmia  athleta  impavidus  permansit  .  . .  ac  eundem  Henricum  in  pro- 
hodani  malorum  prolapsum  fidelium  communione  regnoque  priyayit 
atqne  subditos  populos  fide  ei  data  liberavit  (von  Schill  S.  252  als 
„harmlose''  Worte  bezeichnet).  —  Im  J.  1723  waren  in  Paris  Thesen 
aber  die  4  Artikel  mit  polemischen  Bemerkungen  gegen  Gregor  YII. 
unter  dem  Vorsitze    des   Bischofs  Eastignac    von   Tülle  vertheidigt 
worden.     Als  dieser  1724  zum  Erzbischof  von  Tours  ernannt  wurde, 
erhielt  er  die  Bullen   erst  nachdem  er  die  Thesen  desavouirt  hatte. 
Oegen    die  Verordnung  Benedicts  XIII.    erklärte   sich  zuerst, 
22.  Juli  1729,  das  Pariser  Parlament,   dem   mehrere  andere  Parla- 
mente folgten.     Der  erste  Bischof,  welcher  ein  Mandement  dagegen 
erliess,  war  Caylus  von  Auxerre,  24.  Juli  1729.  Ihm  folgten  Colbert 
ron  Montpellier,    H.  Ch.    du   Cambout,    Duc   de  Coislin  von   Metz, 
BoBsuet  von  Troyes,  Ch.  Fr.  d'Hallenconrt  von  Verdun  (der  einzige 
der  nicht  zu  den  Appellanten  gehörte)  und  Honor6  de  Quinqu^reau 
de  Beaujeu  von  Castres.     Die  Mandements  sind  alle  Actenstücke  von 
▼enigeu  (4 — 8)  Quartseiten.      Das    von  Caylus    wurde   durch  ein 
Breve  vom  17.  Sept  1729  (Bull.  cont.  4,  408)  für  null  und  nichtig 
erklärt  und  cassirt,  bei  Strafe  der  reservirten  Excomm.  verboten,  es 
za  lesen,  zu  behalten,  zu  drucken  und  abzuschreiben,  und  verordnet, 
es  abzuliefern  und  zu    verbrennen.      Aehnliche  Breven   ergingen  8. 
Oci  und    6.  Dec.  1729  gegen    die  Mandements    von  Colbert   und 
dem  Bischof  von  Metz  (Bull.  13,  422.  423).     Die  anderen  wurden 
nicht  verb.,  aber  in  einem  Breve  vom  19.  Dec.  1729  (Bull.  13,424) 
wurden  alle  Edicta,  decreta,  senatus  consulta,  praecepta,  mandata  et 
quaevis  aliae  ordinationes  per  magistratns,  etiam  supremos  ....  et 
a  quacunque  laicali  potestate  ejusque  nomine  ad  versus  deoretum  ex- 
tensionis  Officii  S.  Oregorii  VII.   promulgata    für  null    und  nichtig 
erklärt.  —  Der  Bischof   von  Auxerre  schrieb    über   das   Breve   im 
Febr.  1730  an  Ludwig  XV.  und  übersandte  dem  Pariser  Parlamente 
eine  RequSte  gegen    dasselbe   mit  einer  Consultation  von  50  Advo- 
caten.     Der  König  öffnete  den  Brief  aber  nicht.     Das  Parlament  be- 
schloss  23.  Febr.  1730,   das  päpstliche  Decret  und  die  vier  Breven 
zu  cassiren.     Das  Arr^t  wurde  gedruckt,  durfte  aber  auf  Befehl  des 
Card.  Fleury  nicht  öffentlich  verkauft  werden.  —  Am  12.  Mai  1780 
erklärte  sich  auch  der  Erzbischof  Steenhoven  von  Utrecht  gegen  das 
neue  Officium  und    29.  Sept.  1730    verboten    es   die    holländischen 


1)  Fleur.  73,  108.    Gr^goire,  Essai  bist,   eur   les  libert^s  de  VEgl. 
gilL,  1818,  p.  91.  BibUoth.  itolique  6,  205. 


^ 


790  Gallioaner  1729<-68. 

Greneralstaaten  bei  Strafe   von  1000  Grulden  in  das   Brevier  aufzu- 
nehmen. 

In  Oesterreieh  hat  nicht  erst  Joseph  II.  1782  verordnet«  die 
betreffende  Stelle  in  den  Brevieren  mit  weissem  Papier  zu  verpicken 
(die  Verordnung  bei  Brunner,  Mysterien  der  Aufklärung  S.  166). 
Als  im  J.  182Ö  über  ein  bei  den  Mechitaristen  in  Wien  gedrucktes 
Brevier  verhandelt  -wurde,  constatirte  die  Hofkanzlei,  dass  die  Ver- 
ordnung zuerst  von  Carl  VI.  erlassen  und  von  Maria  Theresia  1774 
erneuert  worden  sei.  Der  Polizei-  und  Censurchef  Sedlnitzki  ver- 
fügte darauf,  das  Blatt  in  dem  neuen  Brevier  sei  umzudrucken,  in 
den  bereits  verkauften  Exemplaren  herauszuschneiden  oder  zu  ver- 
picken. Das  Consistorium  machte  damals  geltend:  das  neue  Brevier 
sei  für  das  Ausland  bestimmt;  jene  Verordnung  gelte  nur  für  die 
kaiserlichen  Erblande,  und  auch  hier  sei  der  Abdiiick  des  Officiums 
nicht  gefährlich,  da  in  den  Directorien  angeordnet  werde,  am  Feste 
Gregors  VII.  (nicht  die  betreffenden,  sondern)  die  Lectiones  de  com- 
muni  zu  lesen  ^).  Für  Belgien  hatte  schon  1 730  Carl  VI.  das  Offi- 
cium verboten  und  Maria  Theresia  das  Verbot  1750  einschärfen 
lassen  2).  —  In  einer  Depesche  des  Vicekönigs  von  Neapel,  Graf 
Harrach  an  Carl  VI.  vom  5.  März  1729  (L'avocat  2, 124)  wird  aus- 
führlich über  das  Officium  berichtet  und  angegeben,  das  Tribunale 
de!  Collaterale  meine,  man  solle  die  Sache  ignoriren,  weil  ein  Ver- 
bot des  Becitirens  doch  nichts  helfen  werde,  aber  den  Drucker,  der 
das  Officium  in  Neapel  ohne  Erlaubniss  des  Vicekönigs  nachgedruckt, 
auf  diesen  Grund  hin  verhaften  und  die  Exemplare  confisciren. 

Die  Controverse  wird  ausführlich,  hauptsächlich  nach  den  N. 
E.,  dargestellt  in  der  Schrift:  L^Avocat  du  diable  ou  Memoires 
bist,  et  crit.  sur  la  vie  et  sur  la  Ugende  du  P.  Gr6goire  VII.  Avec 
des  memoires  du  m^me  goüt  sur  laBule  de  canonization  de  Vincent 
de  Paul  .  . .  A  Saint  Pour^ain  chez  Tansin  Pas  Saint  1743  ^^  3  vol. 
8.,  verb.  1752  (in  mehreren  Indices  verdruckt  1725).  Als  Verfasser 
wird  gewöhnlich  ein  Pariser  Pfarrer  Adam,  von  Barbier  der  Capu- 
ciner  Osmont  du  Sellier  bezeichnet. 

2.  Im  August  1749  erschien  in  Frankreich  ein  Edict,  welches  die 
Erwerbung  von  Gütern  durch  die  todte  Hand  beschränkte.  Gleich- 
zeitig wurde  versucht,  die  Dons  gratuits,  welche  die  Geistlichkeit 
der  Eegierung  zu  bewilligen  pflegte,  in  eine  Steuer  (von  einem 
höhern  Betrage)  umzuwandeln,  wogegen  die  Assemblie  da  Clerge 
unter  Berufung  auf  die  durch  Kirchen-  und  Staatsgesetze  garantirte 
Immunität  der  Geistlichkeit  remonstrirte.  Es  erschien  damals  u.  a. 
eine  Schrift  unter  dem  Titel  Lettres  mit  dem  Motto  Ne  repugnate 
vestro  bono  .  .  .,    Sen.  de  const.  sap.  c.  19,  London  (?)  1750*,    in 


1)  Archiv  f  österr.  Gesch.  50,  464.  Die  Lectiones  de  communi  waren 
noch  in  dem  Wiener  Directorium  für  1849  vorgeschrieben ;  Brunner  S.  166. 
Picot  2,  54  missbilligt  das  Auftreten  der  französischen  Prälaten  auch  darum, 
weil  sich  niemand  in  Frankreich  für  die  Annahme  des  Officiums  ausge- 
sprochen und  kein  Bischof  dieselbe  autorisirt  habe. 

2)  Suppl.  ad  Opp.  V.  Espen,  App.  p.  87. 


J 


r 


y.  de  La  Borde  a.  a.  791 

welcher  niclit  nnr  gegen  die  Immunität  der  Geistlichen,  sondern  anch 
gegen  die  Eirchengfiter,  den  Cölibat  n.  a.  polemisirt  wird,  angeblich 
TOD  dem  Abbi  Henri-Phil,  de  Chanvelin  (1715 — 70),   nach  anderen 
Ton  dem  Advocaten  Bargeton  (f  1749)  verfasst^).  Sie  wurde  I.Juli 
1750  Yon  dem  Staaterathe  verb.,  14.  Sept.  von  der  Asaembl^e  cen* 
nuirt  als  falsche,  temeräre,  für  die  Kirche  injuriöse,  . . .  irrige  und 
gotüose  Sätze  enthaltend.  Voltaire  schrieb  aus  Anlass  dieses  Streites 
iber  die  Immunitat  die  anonyme  Broschüre  La  v  o  i  x  du  sage  et  du 
penple,  Amsl  1750.     Beide  Schriften  wurden  von  Benedict  XIY.  in 
einem  Breve  vom  25.  Jan.  1751  (Bull.  3,  179)   verdammt  als  eine 
Ldire  und  Sätze  enthaltend,  die  resp.  falsch,  .  .  .  des  Schismas  und 
der  Xetzerei  verdächtig  und  früher  von  dem  apost.  Stuhle  verdammt 
seien.  —  1752  wurde  verb.    Examen  impartial    des  immunitis  ec- 
disiastiques,  cont^nant  les  maximes  du  droit  public  et  les  faits  hi- 
storiques  qui  j  ont  rapport,  London  1751,  12.,  von  Chauvelin.     In 
diesem  Decrete  findet  sich  der  Zusatz:     aliique  ejusdem  notae  libri 
ae  libelli  ad  versus  ecclesiasticorum  bonorum  immunitatem.  —  1754 
wurden  verb.:  Trait6  des  deux  pnissances,  ou  maximes  sur  Tabus 
aTec  les  preuves  tir^  du  droit  canonique,   des  principes   du  droit 
publique  et  de  l'histoire,  Paris  1752,  —  Traiti  des  droits  du  Roy 
rar  les  binifices  de  ses   ätats,    1752,   von  Dom.  Simonel,  —  Tra- 
dition des  faits  qui  manifestent  le  Systeme  d'ind^pendance   que  les 
^vdques    ont  opposi    dans  les  diffirents  siecles  aux  piincipes  inva- 
riables  de  la  justice  souveraine  des  rois  sur  tous  les  sujets    indi- 
Btinctement,  et  la  nicessiti  de  laisser  agir  les  juges  siouliers  contre 
leors  entreprises  pour  maintenir  ^Observation  des  lois  et  la  tranquil- 
M  publique,  1753,  363  S.  12.,  von  Chauvelin  2). 

Zuerst  von  der  Inquisition  5.  Aug.  1 753,  dann  durch  ein  Breve 
vom  4.  März  1755  wurde  verb.  Principes  sur  l'essence,  la  distinc- 
tion  et  les  limites  des  deux  puissances,  spirituelle  et  temporelle. 
Ouvrage  posthume  du  P.  de  La  Borde  de  TOratoire,  s.  1.  1753,4. 
(gleichzeitig  auch  lateinisch).  Yivien  de  La  Borde  wurde  1716  mit 
dem  Abbi  Chevalier  von  Noailles  nach  Kom  geschickt,  ist  der  Ver- 
fasser des  Timoignage  de  la  v^rite  dans  TEglise,  1714,  und  anderer 
Schriften  gegen  die  Bulle  Unigenitus  und  mehrerer  bischöflicher 
Mandements  und  starb  1748  als  Superior  des  Seminars  Saint-Ma- 
gloire  zu  Paris  (Migne  2,313).  Das  Breve  Benedicts  XIV.  (Bull. 
4,  163)  hat  das  Eigenthümliche,  dass  es  an  die  Bischöfe  in  Polen 
gerichtet  ist').     £r  sagt  darin:     das  Buch  sei  schon  1753  von  der 


1)  Die  erste  Lettre  40  S.,  die  2.  289,  die  3.  86  S.,  Lettre  derniöre 
62  S.  8.  Beigebunden  Remontrances  du  Clerge  present^es  au  Roi  le  24 
Aont  1749,  31  S.  —  Vgl.  Picot  2,  229;  4,  335.  Ranke,  Franz.  Gesch.  4 
(WW.  11),  390.  Rooqvain  p.  132.  189. 

2)  Picot  4,  336.  N.  £.  1758,  112.  127.  Das  Buch  wurde  mit  einer 
Einleitung  von  A.  G.  1825  neu  gedruckt;  Ami  de  la  rel.  45,  215. 

3)  Von  einer  andern  Lettera  ciroolare  vom  J.  1748  sagt  Benedict  XIV. 
in  den  Briefen  an  den  Canonious  Peggi,  hrsg.  von  F.  X.  Kraus,  1884,  S.  51 : 
ne  sei  soritta  ai  vesoovi  di  Polonia,  che  bevono  molto  ed  intendono  poco. 


792  Gallioaner  1729—68. 

Inq.  verdammt,  aber  nochmals  französisch  und  polnisch  gedrückt 
worden  und  werde  in  Polen  verbreitet.  Die  Bischöfe  müssten  also 
die  Verdammung  oder  die  schlechte  Tendenz  des  Baches  nicht 
kennen,  da  sie  sonst  eingeschritten  sein  wtlrden.  Der  Verfasser  be- 
streite die  von  Christus  der  Kirche  gegebene  Gewalt,  nicht  allein 
durch  Belehren  und  Mahnen  zu  leiten,  sondern  auch  durch  Gesetze 
zu  gebieten  und  die  Ungehorsamen  durch  Richtersprüche  und  heil- 
same Strafen  zu  zwingen,  indem  er  das  Ministerium  der  Kirche  in 
der  Weise  der  weltlichen  Gewalt  unterordne,  dass  er  dieser  die  Auf- 
gabe zuweise,  de  externa  omni  ao  sensibili  gubernatione  cognoscere 
et  judicare,  ein  System,  welches  schon  von  Johannes  XXII.  als 
ketzerisch  verdammt  worden  sei.  Es  fänden  sich  in  dem  Buche 
Sätze,  die  verfänglich  und  falsch,  gottlos  und  irrig,  früher  verdammt 
und  ketzerisch,  für  die  Kirche  sehr  injuriös  und  ihre  Gewalt,  Bechte 
und  Freiheit  beeinträchtigend  (ejusque  potestatis  .  .  .  prorsus  eva- 
sivae)  seien  u.  s.  w.  Von  den  sonst  in  solchen  Breven  üblichen 
Formeln  fehlt  die  Bestimmung,  dass  die  Publication  in  Bom  genü- 
gen solle. 

Examen  de  deux  questions  importantes  sur  le  mariage:  com- 
ment  la  puissance  civile  peut-elle  d^clarer  des  mariages  nuls?  quelle 
est  r^tendue  du  pouvoir  des  souverains  sur  les  empichements  diri- 
mants  le  mariage?,  1753,  4.,  verb.  1755,  ist  von  dem  Parlaments- 
advocaten  Pierre  Le  Kidant,  f  1768,  im  Sinne  von  Launoy  geschrie- 
ben. —  1757  wurde  verb.:  Exposition  de  la  doctrine  de  l'Eglise 
gallicane  par  rapport  aux  pr^tentions  de  la  cour  de  Korne  par  M. 
du  Marsais.  Libert^s  de  TEgl.  gall.  par  P.  Pithou  avec  un  dis- 
cours  preliminaire,  Paris  1778*,  8.  C6sar  Chesneau  du  Marsais 
war  ein  irreligiöser  Advocat,  Mitarbeiter  an  der  Encyclop6die,  der 
aber  vor  seinem  Tode  1757  die  Sacramente  empfing.  Sein  Bach, 
das  er  auf  Veranlassung  des  Präsidenten  de  Maison  begonnen,  wurde 
ins  Italienische  und  Deutsche  übersetzt^)  und  aus  Anlass  des  fran- 
zösischen Concordates  von  1817  von  dem  Philologen  B.  Ciavier 
nochmals  herausgegeben,  Paris  1817  (Mejer,  Zur  Gesch.  der  römisch- 
deutschen Frage  II,  1,  153).  Diese  Ausgabe  wurde  1819  verb. — 
Ausserdem  wurden  1757  noch  vier  anonyme  Schriften  von  dem  Ap- 
pellanten Etienne  Mignot,  Dr.  Sorb.,  1698—1771  (Picot  4,  344),  verb., 
alle  zu  Amsterdam  (Paris)  erschienen:  M6moire  sur  les  libertes 
de  TEglise  gallicane,  1755  (mit  dem  Zusätze:  sive  alibi),  376 S.S., 
—  Trait6  des  droits  de  Tetat  et  du  prince  sur  les  biens  poss^diß 
par  le  clerg6,  1755,  2  vol.  8.,  —  Histoire  du  d6mel6  de  Henri  II. 
avec  Th.  Becket,  pr6c6dee  d'un  discours  sur  la  Jurisdiction  des 
princes  et  des  magistrats  s^culiers  sur  les  personnes  eocl^s.,    1756, 


1)  La  dottrina  della  chiesa  gallicana  esposita  ed  illustrata,  Ven.  1766. 
Darstellung  der  Lehre  der  gallicanischen  Kirche  in  Hinsicht  auf  difc  Forde- 
rungen der  Römischen  Kurie,  aus  dem  Französ.  des  Herrn  du  Marsais. 
Eine  alte  Vorarbeit  zu  einem  neuen  Konkordate  bei  irgend  einer  neuen 
Einrichtung  der  kath.  Kirche,  Stuttg.  1816  (von  Werkmeister?);  Mastianz, 
Lit.-Ztg.  1818,  No.  99. 


1 


P.  Le  Ridant.    Et.  Mignot  a.  a.    Borach  Levi.  793 

—  Eist,  de  la  reception  du  Concile  de  Trente  dans  les  difiKrents 
etats  cath.,  avec  les  pieces  jnstificativeB  servant  k  prenves  que  les 
decrets  et  reglements  eccl^s.  ne  penvent  et  ne  dolvent  etre  ex^cates 
Sans  Tautorite  des  sonverains,  1756,  2  vol.  8. 

Im  Span.  Index  steht  keine  dieser  Schriften,  dagegen  eine  von 
dem  Dr.  Sorb.  Jean-Pierre  Gibert,  Corpus  juris  canonici  per  regulas 
natorali  ordine  digestas  usuque  temperatas  .  .  .  expositi,  1735,  3 
Fol.  Im  'Rom,  Index  steht  weder  diese  noch  eine  andere  der  (gal- 
licanischen)  Schriften  von  Gibert  (Mich.  a.  S.  Jos.  3,511.  Schulte 
S.  637),  auch  nicht  die  Histoire  du  droit  public  eccUs.  frangais, 
1737  und  1751  (von  du  Boulay),  aus  der  die  Sorbonne  1751  19 
Satze  ceneurirt«  (Picot  2,  243.  Schulte  S.  644). 

3.  In  einer  Bulle  vom  16.  Sept.  1747  (Bull.  2,  199)  hatte 
Benedict  XI Y.  erklärt:  nach  1  Cor.  7,13  könne  ein  getaufter  Jude 
nicht  der  Jüdin  gebliebenen  Frau  den  Scheidebrief  geben;  er  habe 
sie  zu  fragen,  ob  sie  sich  bekehren  wolle  und  cohabitare  sine  con- 
tamelia  creatoris;  wenn  sie  sich  weigere,  könne  er  eine  andere  hei- 
rathcn.  In  einem  Breve  an  den  Cardinal  von  York  vom  9.  Febr. 
1749  (Bull.  3, 2)  hatte  er  bezüglich  eines  Juden,  der  getauft  werden 
sollte  und  mit  einer  Protestantin  verheirathet  war,  die  katholisch 
werden  wollte  verordnet,  das  Paar  sei  nach  der  Conversion  zu 
trauen,  da  seine  Ehe  propter  cultus  disparitatem  nichtig  sei.  —  Der 
elsässische  Jude  Borach  Levi  wurde  1752  getauft;  er  erhielt  die 
Yomamen  Joseph  Jean  Frangois  Elie.  Seine  Frau,  Mendel  Cerf, 
weigerte  sich,  ihm  nach  seinem  neuen  Wohnort  zu  folgen,  und  das 
Strassburger  Officialat  erklärte  1754,  er  könne  eine  andere  heirathen. 
Der  Pfarrer  Daage  zu  Villeneuve  weigerte  sich,  die  neue  Ehe  ein- 
zusegnen, und  das  Officialat  des  Bischofs  Fitzjames  von  Soissons  gab 
ihm  Becht.  Levi  appellirte  an  das  Pariser  Parlament,  wurde  aber 
von  diesem  2.  Jan.  1758  abgewiesen.  Durch  ein  Decret  vom  6. 
Sept.  1759  verbot  die  Inq.  zunächst  vier  Processschriften :  Memoire 
a  consulter  et  consultation  de  MM.  Pothouin  d^Huillot  et  Travers, 
avocats  au  Parlement,  sur  Tappel  comme  d'abus  interjete  par  Levi 
de  deux  sentences  de  Tofficialite  de  Soissons  .  .  .,  1757,    51  S.  4., 

—  Memoire  pour  le  S.  Daage  .  .  .  1757,  64  S.  4.,  von  dem  Ad- 
vocaten  Serieux,  —  Consultation  sur  le  mariage  du  juif  Borach 
Levi,  Par.  1758,  87  S.  4.  (von  P.  Le  Ridant),  —  Plaidoyer  pour 
Mgr.  l'Ev.  de  Soissons  .  .  .  Par.  1758,  94  S.  4.,  von  dem  Adv. 
Moreau,  —  ausserdem  Dissertation  oi  l'on  prouve  que  8.  Paul  dans 
le  7.  chap.  de  la  1.  aux  Cor.  n'enseigne  pas,  que  le  mariage  puisse 
etre  rompu,  lorsqu'  une  des  parties  embrasse  la  religion  chr6t.,  Brux. 
1758,  15  S.  4.,  von  dem  Appellanten  Alexis  Desessarts  (Picot.  4,  363). 

—  Kecueil  important  sur  la  question  de  savoir  si  un  juif  mari6  dans 
sa  religion  peut  se  remarier  ....  Amst.  1759,  2  vol.  12.,  worin 
ausser  den  4  genannten  Schriften  auch  4  der  Gegenpartei  abgedruckt 
sind,  steht  nicht  im  Index.  —  1765  wurde  dann  noch  verb.  Opus 
inscriptum:  Les  deux  livres  de  S.  Aug.  ...  &  Pollen tius  sur  les 
mariages  adultöres,  trad.  en  frauQais,  avec  .  .  .  une  dissertation,  d^ 
di^   k  Mgr.  TEv.  de  Soissons  .  .  .,  1763,   von    dem    Appellanten 


794  Italienische  StreitsohrifteD. 

Denis  File.  Da  darin  Desessarts'  Auslegung  von  1  Cor.  7  bestritten 
wnrde,  veröffentlichte  dieser  eine  2.  Ausgabe  seiner  Dissertation . . . 
avec  une  analyse  des  deux  livres  de  S.  Aug.  .  .  .,  une  reponse  anx 
objections  faites  kla.  1 .  ed.  ...  et  une  explioatiou  de  plus,  passages 
de  S.  Paul,  1765,  544  S.  12.  (N.  E.  1768,  128).  Von  Pile  erschien 
noch  eine  Dissert.  posthnme  sur  rindissolubilit^  absolue  du  lien  con- 
jugal,  1788,  2  vol.,  worin  anch  die  Unauflöslichkeit  des  Matrimo- 
nium  non  consummatum  vertheidigt  wird  (N.  £.  1788,  160).  Diese 
Schriften  kamen  nicht  mehr  in  den  Index,  auch  nicht  die  später 
aasserhalb  Frankreichs  erschienenen:  CoUectio  variarum  dissertatio- 
num  casum  Apostoli  1  Cor.  7  illustrantium,  Lüttioh  1 779,  4.,  meist 
Löwener  Dissertationen  aus  den  Jahren  1770 — 71,  zwei  von  Le  Fiat, 
eine  gegen  den  Löwener  Augustiner  Maugis,  auch  ein  Auszug  ans 
dem  Tractatus  de  sacramentis  des  Wiener  Prof.  Crervasio,  1766  (N. 
E.  1779,  134),  —  Recueil  de  pi6ces  interessantes  sur  les  deux  que- 
stions  celebres,  savoir  si  un  juif  converti  .  .  .  peut  ipouser  une  fille 
ehret.,  lorsque  son  epouse  jnive  refuse  de  le  suivre,  et  si  un  juif 
endurci  devenu  baron  [Liefman  Calmer]  peut  nommer  aux  canonicats 
d'  une  coll6giale  de  sa  baronie,  Deux-Ponts  1779,  114  S.  8.*). — 
Die  Frage  wurde  1789  auch  in  Genua  in  einer  Dissertation  des 
Dominicaners  Ben.  Solari,  des  spätem  Bischofs  von  Noli,  im  galli- 
oanischen  Sinne  behandelt  (N.  £.  1799,  27). 


74.    Italiemsehf  Streitsehriften. 

• 

Wie  aus  dem  17.,  so  stehen  auch  aus  dem  18.  Jahrhundert 
satirische  Schriften  in  Prosa  und  in  Versen  im  Index,  von  denen 
es  erklärlich  ist,  dass  sie  im  Kirchenstaate  verboten,  aber  fast 
komisch,  dass  sie  in  das  für  die  ganze  Christenheit  bestimmte 
Verzeichniss  verbotener  Bücher  aufgenommen  wurden,  und  ab- 
surd, dass  sie  noch  heute  darin  stehen.  Einige  darunter  haben 
freilich  auch  heute  noch  ein  Interesse,  weil  sie  für  die  damaligen 
Zustände  Italiens  charakteristisch  sind,  wie  die  Streitschriften, 
welche  der  Florentiner  Giovanni  Lami  und  die  Jesuiten  gegen 
einander  richteten,  und  die  Schrift  des  Marchese  Maffei  Aber 
den  Gonstantinsorden. 

1.  Der  Marchese  Seipio  Maffei  (1675—1755)  veröffentlichte 
mit  einer  Widmung  an  Clemens  XI.  Della  scienza  chiamata  caval- 
leresca  libri  tre,  Rom  1710  u.  s.  (über  Duelle,  I  S.  511).  Das  Buch 


1)  J.  Loeb,  Borach  Levi,  im  Annuaire  de  la  Soc.  des  etudes  juives, 
8.  A.,  1884,  p.  273—334.  Auch  der  Mauriner  Maran  gab  GuUchten  über 
die  Sache  ab.    Hist.  lit.  de  S.  Maur  p.  748. 


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Sc.  Maffei.  796 


rief  mehrere    Entgegnungen    hervor;   eine    derselben  wnrde    1718, 
5  Jahre   nach  dem   Erscheinen  der   2.    Auflage,  yerb.:    Eiflessioni 
lopra  il  libro  intit.    Della    sc.    eh.  cav.  ed  insienie    la  conciliazione 
fra  le  massime  dell'  antore  del  suddetto  libro  e  quelle    degli    altri 
professori  di  detta  scienza,  del  Marchese  Giac.  Natta  d'Alfiano..., 
nnoTaniente   ristampata    con   molte  ginnte  dair  antore,  Casale  1713 
(merst  1711;    Giom.  de'  lett.  [Rom]   1745,  29).    ~    Schon  früher 
als  }?atta  kam  Maffei    selbst    in  den  Index,    freilich    nicht  mit  der 
Scieoza  cavallerescha,    aber   mit    einer    damit    zusammenhangenden 
Schrift.   Er  hatte  in  der  Scienza  bemerkt,    dass    die    ersten  Eitter- 
orden  in  der  Zeit  der  Ereuzzüge  entstanden  seien.     Nun  hatte  aber 
eben  damals  ein  griechischer  Schwindler   sich    für  einen  Comnenen 
and  Kachkommen  Constantins  und    für  den  Grossmeister  eines  von 
diesem  gestifteten  Ritterordens  ausgegeben,  —  die  ersten  40  Ritter 
sollten  Yon  Constantin  mit  der  Bewachung  des  Labarum  beauftragt 
vorden  sein,  —  und  seine  Grossmeisterwürde,  natürlich  gegen  haar, 
an  den  Herzog  Francesco  Famese  von  Parma  und  seine  Nachfolger 
abgetreten,  —  Maffei  behauptet,  die  Jesuiten  hätten  diesen  zu  dem 
Geschäfte  verleitet,  —    und  Innocenz  XII.  hatte  1699  in  einer  an- 
geblich von  dem  Card.  Albani  (Clemens  XI.)  verfassten  Bulle  diese 
Uebertragung  von  Seiten  des  Jo.  Andreas  Angel us  Flavius  Comne- 
nns,  princeps  Macedoniae  et  Magnus  Magister  Militiae  auratae  Con- 
stantinianae  sub  titulo  S.  Georgii  et  regula  S.  Basilii  Magni,  an  den 
Herzog    genehmigt    und   Clemens  XI.    dieselbe    durch    eine    zweite 
Bnlle  vom  J.  1701  bestätigt  (Bull.  cont.  2, 195;  vgl.  Helyot  1,  249). 
Dieser  Schwindel  wurde  nun  aufgedeckt  in    De    fabula    equestris 
ordinis  Constantiniani  Scipionis  Maffeii  Marchionis    epistola,    Tiguri 
1712.     Bei  der  Veröffentlichung  der  Schrift   war   eine  ganze  Reihe 
von  angesehenen  Männern  betheiligt.     Giusto  Fontanini  galt  vielfach 
als  derjenige,  welcher  den  Entwurf  derselben  gemacht;    er  schickte 
jedenfalls  das  Manuscript  an  Querini  und  dieser  an  Montfaucon,  der 
die  Schrift  in  Paris   mit   dem  Druckort  Zürich  auf  Maffei's  Kosten 
drucken  liess.     Sie  wurde  begreiflicher  Weise  nicht  nur  in  Parma, 
sondern  auch  in  Rom  übel  genommen.     Den  Herzog  beschwichtigte 
Maffei  einigermassen  durch  Ablieferung   der  noch  nicht  abgesetzten 
Exemplare^).     Bei  der  Index-Congr.    wurde  die  Schrift,   wie  Maffei 
selbst  angibt,  durch  Msgr.  Battelli  noch  im  J.  1712  denuncirt.  Der 
eiste  von  ihr    bestellte  Censor,    Lambertini,    sprach  sich  gegen  ein 
Verbot  derselben  aus;  es  wurde  aber  in  der  Person  des  Msgr.Dan- 


1)  Er  schreibt  dem  Abate  Conti,  er  wolle  dieses  thuen,  weil  ein 
Verwandter  von  ihm  wegen  eines  Processes  der  Protection  des  Herzogs 
bedürfe.  Er  beauftragte  aber  Conti»  der  die  Ablieferung  besorgen  sollte, 
etwa  50  Exemplare  heimlich  nach  verschiedenen  Seiten  zu  versenden,  auch 
fnr  eine  Besprechung  des  Buches  in  holländischen,  französischen  und 
deutschen  Zeitschriften  zu  sorgen,  wegen  einer  Besprechung  in  den  Mdm. 
de  Trevoux  an  P.  Toumemine  zu  schreiben,  da  der  Jesuiten-General  sage, 
er  habe  keine  Autorität  über  diese  Zeitschrift;  Lettere  soelte  dell'  Ab.  Ant. 
Conti,  Yen.  1812,  p.  68-71. 


796  Italienische  StreiUchriften. 

dini  ein  zweiter  Censor  bestellt,  der  sich  anders  aussprach.  Im 
Dec.  1713  gab  MaiFei  dem  Card.  Piazzi  ein  Exemplar  and  einen 
Brief  für  den  Papst  mit ;  aber  als  der  Cardinal  in  Rom  ankam,  war 
das  Verbot  bereits  erfolgt,  15.  Jan.  1714.  Ma£Pei  Hess  in  Rom  er- 
klären: er  werde  nicht  widerrufen  und  sich  auch  nicht  verpflichten, 
keine  neue  Auflage  zu  veranstalten.  £r  bemühte  sich  in  Rom  ver- 
gebens, die  Gutachten  der  beiden  Censoren  zu  erhalten;  das  von 
Dandini  erhielt  er  durch  Muratori.  An  diesen  schrieb  er:  Das  Ver- 
bot meiner  Schrift  böte  die  beste  Gelegenheit,  Italien  über  die  Ty- 
rannei aufzuklären,  welche  Rom  über  Werke  ausüben  möchte,  die 
von  Dingen  handeln,  welche  ganz  ausserhalb  seiner  Jurisdiction 
liegen.  Weil  jene  Narren  sich  Bullen  und  Breven  verscbafft  haben, 
soll  man  den  Betrug  nicht  aufdecken  dürfen.  Ich  muss  freilich  ans 
Rücksicht  gegen  den  Herzog  schweigen  (mordere  il  freno).  Ich 
möchte  aber,  um  mich  Rom  gegenüber  aussprechen  zu  können,  eine 
Salvaguardia  haben,  che  mi  renda  persona  non  cosi  di  leggieri  vio- 
labile.  Das  wäre,  meint  er,  ein  kaiserlicher  Kammerhermschlüssel !^) 
Einen  Erfolg  hatte  Maffei's  Schrift  freilich  nicht.  Clemens  XI.  be- 
stimmte durch  ein  Breve  vom  J.  1718  eine  Kirche  in  Parma  zur 
Ordenskirche  für  den  fabulosen  Orden  und  verlieh  1720  Ablässe 
für  dieselbe  (Bull.  cont.  2,  196.  211),  und  der  Advocat  Michele 
Lazzari  schrieb  gegen  Mafi^ei:  Exetasis  in  epistolam  Sc.  Mafi^ei  ad 
Gisbertum  Cuperum  de  fabula  .  .  . ,  Ven.  1725.  —  Seit  Ben.  steht 
die  Schrift  ohne  MafTei^s  Namen  im  Index. 

Gegen  Mafl^ei's  theologische  Schriftstellerei  wurde  unter  Bene- 
dict XIV.  eine  grosse  Nachsicht  geübt  (S.  770).  Auch  seine  Schriften 
über  die  Magie  kamen  nicht  in  den  Index.  Sie  wurden  veranlasst 
durch  das  Buch  von  Girolamo  Tartarotti  zu  Roveredo  (1702 — 61) 
Del  congresso  nottumo  delle  lamie,  460  S.  4.,  welches  1749  zu  Ve- 
nedig erschien,  nachdem  es  zwei  Jahre  auf  die  Approbation  der  dor- 
tigen Inquisition  hatte  warten  müssen.  Tartarotti  bekämpft  den 
Hexen wabn  und  polemisirt  scharf  gegen  Delrio,  bestreitet  aber  die 
Möglichkeit  der  Magie  nicht.  In  der  Schrift  Arte  magica  dileguata, 
Lettera  del  S.  March.  Maffei  al  P.  Innocente  Ansaldi  delP  Ord.  de^ 
Pred.,  Verona  1749,*  51  S.  4.  wird  dagegen  gezeigt,  dass  Tarte 
magica  oggigiorno  h  un  bei  nulla.  Er  verth  eidigte  diese  Ansicht 
in  der  unter  dem  Namen  Ant.  Fiorio  herausgegebenen  Arte  magica 
distrutta,  1750,  und  in  der  gegen  Tartarotti's  Apologia  del  Con- 
gresso .  .  .,  1751,  gerichteten  Arte  magica  annichilita,  Verona  1754. 
Gegen  Tartarotti'^  und  Maffei's  Schriften  erschien  eine  ganze  Reihe 
von  Gegenschriften ;  aber  in  den  Index  kamen  sie  nicht,  auch  nicht 
die  ähnlichen  (deutschen)  Schriften  des  Theatiners  Ferd.  Sterzinger 
(1766),  die  von  dem  Augustiner  Agnellus  März  und  dem  Benedio- 
tiner  Angelns  März  angegriffen  wurden^). 


1)  Rivista  Eur.  1880,   26,  229.     Card.  Quirinus,   Comment   1,   288. 
273.  Val&ry  3,  208. 

2)  Harter  2,  1899;   8.  362.  L.  Rapp,   Die  Hexenprocesse   und   ihre 
Gegner  in  Tirol,  1874,  S.  78.  90.  110.  175. 


Q.  SeoUniu  (Sergardi).  797 

2.  Im  J.  1700  wurde  yerb.  Qninti  Seotani  Satyrae  in  Phi- 
iodefflom  cum  notis  variorum,  Col.  1681   idiomate  vulgari  et  latino 
editae,  and  Satire  di  Salvator  Bosa  dedicate  a  Settano,  Amst.  s.a. 
(aoeh  1719  u.  s.).    Der  Satiren   des  berühmten  Malers    sind  sechs; 
die  letzte    ist  gegen  diejenigen  gerichtet,    welche  behaupteten,    die 
Satiren    seien    nicht   von  ihm,   sondern    von    einem  Dominicaner^). 
Qaiotus  SectanuB  ist  der  angenommene  Namen   des  Msgr.  Lodovico 
Sergardi  (f  1726),  der  nach  dem  Tode  Innocenz' XI.  1689  anfYer- 
anlassung    des   Card.  Petrncci   beauftragt  wurde,   die   Rede    an  die 
Cardinäle  über  die  Papstwahl  zu  halten,  bei  Alexander  YIII.  (1689 
—91)  sehr    beliebt    und  Secretär   des  Cardinais   Nepoten    Ottoboni 
war,  auch  die  literarische  Correspondenz  des  Papstes  besorgte  und 
nach  dessen   Tode  auf  Card.   Ottoboni's  Veranlassung    die  Leichen- 
rede hielt.    Philodemus   ist    der   Jurist  Gianvincenzo  Gravina,   seit 
1698  Professor  an  der  Sapienza,  einer  der  Gründer  der  Accademia 
degli   Arcadi.     Gegen    ihn    sind    die    16  Satiren   yorzugsweise   ge- 
richtet, im  übrigen  gegen  Laster  und  Lächerlichkeiten  der  Bömischen 
Geaellschaft.    14  derselben  waren  schon  1696  apud  Triphonem  bib- 
liopolam  (in  Rom)   gedruckt,    alle   16    (die  16.  ist  gegen  Trifo  ge- 
riehtet,    der  die  Satiren  ohne  sein  Yorwissen   und    sehr   fehlerhaft 
gedruckt  habe)  erschienen  cum  notis  variorum  Coloniae  (Lucca)  1698 
(nicht  1681).     £s  erschien  noch  eine  Ausgabe  mit  einem  Commen- 
tar:  Q.  Sectani  satyrae  in  Phil,  numero  auctae,  mendis  purgatae  • . . 
ed.  noyissima  curante  P.  Antoniano,  Amst.  1700,    2  vol.,  in  Wirk- 
liehkeit  zu  Eom  gedruckt,    von  Paolo  MaiTei    unter    den  Auspicien 
des  Card.  Ottoboni  besorgt,    aber    unvollendet   (nur  8   Satiren  ent- 
haltend), nach  Fabroni,  weil  sich  Sergardi  mit  dem  Cardinal  über- 
warf und  das  Buch  verboten  wurde.     Die  Uebersetzung :    Satire  di 
Settano  tradotte  in  terza  rima  dallo  stesso  autore,  Zurigo  (Florenz) 
1700,  ist  nach  Melzi  3,  61   nicht  von  Sergardi,    sondern   von    dem 
Pfarrer  Girolamo  Pallini  aus  Siena.    1707  erschien  zu  Palermo  eine 
zweite  Uebersetzung'). 

1737  wählte  der  mehrfach  erwähnte  Jesuit  Giulio  Cesare  Cor- 
dara  dei  Conti  di  Calamandrana  (1704 — 85)  den  Namen  Sectanus 
für  4    in  Hexamet-ern  geschriebene  Satiren    gegen    (riov.  Lami  und 


1)  Maffei  3,  106.  Ciampi,  Innocenzo  X.  p.  272.  292. 

2)  Fabroni,  Yitae  It.  2,  370.  Melzi  3, 44.  61.  Valery  I,  LIII.  Im  Auf- 
trage Alexanders  YIII.  correspondirte  Sergardi  u.  a.  mit  Mabillon.  Bei 
YaL  2,  210  frag^  er  diesen,  wie  man  in  Rom  französische,  holländische 
ond  englische  Bücher  bekommen  könne.  Er  war  ein  Gegner  der  Jesuiten 
imd  Bewunderer  der  Lettres  provinciales.  Ein  Heiliger  war  er  ebenso 
wenig  wie  sein  Gegner  Gravina;  Fabr.  2,  870  beschreibt  eine  Prügelei 
zwischen  beiden  bei  einem  Diner.  —  Die  Uebersetzanff  erschien  nochmals 
mit  einer  kurzen  Biographie  Amst.  (?)  1788  (Novelle  lett.  1768,  177),  das 
Origrinal  Lucca  1783  in  3  vol.;  in  4  vol.  4.  die  anderen  Schriften  von 
Sergardi  mit  einem  Commentar  von  Leonardo  Giannelli,  Chierico  reg. 
della  Madre  di  Div.  —  Seit  Ben.  steht  im  Index:  Sectanus  Q.  Satyrae,  — 
eaedem  cum  notis  variorum,  —  eaedem  italice.  Ben.  hat  also  alle  Ausgaben 
verbieten  wollen. 


^ 


798  Italienische  Streitschriften. 

andere  Florentiner  Gelehrte:  Lucii  Sectani  Q.  filii  de  tota  graecn- 
lorum  hujas  aetatis  literatura  ad  Gajnin  Salomorinm  sermones  qua- 
tuor.  Accessere  qaaedam  Fhilocardii  enarrationes.  Genevae  (Lucca) 
1737.  Philocardius  nnd  Salomorias  ist  wahrscheinlich  der  Jesuit 
Girolamo  Langomarsini.  Lami  hielt  die  Jesuiten  Pompeo  Ventura 
und  Langomarsini  für  die  Yerfasser  und  antwortete  in  italienischen 
Versen:"  I  piiferi  di  montagna  che  andarono  per  sonare  e  forono 
sonati.  Raggionamento  I.  di  Cesellio  Filomastige,  Leida  (Florenz?) 

1737.  Von  Cordara  erschien  dann  L.  Sectani  Q.  F.  ad  Gajum 
Salomorium  sermo  V.    cum  M.   Fhilocardii  enarrationibus,    Corythi 

1738,  und  von  Lami,  jetzt  auch  in  Hexametern,  M.  Thymoleontis 
adversus  improbos  bonarumque  artium  osores  Menippea.  Accesse- 
runt  Sex.  Philomedis  enarrationes,  Londra  (Florenz)  1738  (Phi- 
lomedes  ist  der  Florentiner  Pfarrer  Bini).  Schärfer  noch  als  in  der 
ersten  Antwort  greift  Lami  in  dieser  die  Jesuiten  überhaupt  an. 
In  einer  Appendix  steht  ein  chronologisches  Register  von  Sünden 
der  Jesuiten  von  1540 — 1738,  darin  z.  B.:  1630  Galilei  a  Jesnitis 
persecutionem  passus;  1731  die  Geschichte  des  P.  Girard  und  der 
Cadi^re;  1737  Jesuitae  sub  Sectani  nomine  satyras  edunt  et  vires 
doctos  ac  probos  Florentinos  ex  mera  invidia  maledictis  pro- 
sequumtur.  Am  13.  Apr.  1739  wurden  die  erste  Schrift  von  Cor- 
dara und  beide  von  Lami  verboten.  Es  erschienen  noch  einige 
Schriften,  von  denen  aber  die  Index-Congregation  keine  Notiz  nahm. 
Auf  Verlangen  Clemens'  XIIL  untersagte  schliesslich  der  General 
Ketz  den  Jesuiten  die  Fortsetzung  der  Polemik.  Lami  gab  später 
sammtliche  Schriften,  auch  die  verbotenen  heraus:  Kaccolta  di  com- 
posizioni  diverse  sopra  alcune  controversie  letterarie  insorte  nella 
Toscana  nel  corrente  secolo,  s.  1.  (Lucca)  1761,*  2  vol.  4.  Die  Ser- 
mones von  Cordara  wurden  von  dem  Jesuiten  Guido  Ferrari  mit 
Weglassung  der  Enarrationes  Fhilocardii,  die  er  als  die  Ursache  des 
Verbotes  ansah,  Hagae  1 752  neu  herausgegeben  und  stehen  auch  in 
den  Opere  del  Cordara,  Ven.  1804 1). 

Ein  ausführlicher  Bericht  Lami*s  über  den  Streit  ist  abge- 
druckt in  dem  Elogio  del  D.  Giov.  Lami  .  .  .  dall'  Ab.  Franc.  Fon- 
tani,  Firenze  1789,  p.  111.  In  diesem  Buche  wird  auch  tiber  die 
Angriffe  berichtet,  die  Lami  von  anderen  Seiten  erfuhr.  Unter 
anderm  wurde  er  wegen  der  Bestreitung  von  Legenden,  z.  B.  dass 
die  Apostel  von  Toscana,  Romulus,  Paulinus  und  Frontinus,  von  dem 
h.  Petrus  gesandt  worden  seien,  als  Ketzer  und  von  Leone  Pascoli 
als  l'empio  autore  del  libro  De  eruditione  apostolorum  bezeichnet 
In  einem  S.  107  abgedruckten  Billet  vom  J.  1721  bittet  ihn  der 
Inquisitor  von  Florenz,  die  Veröffentlichung  des  9.  Bandes  seiner 
Deliciae  eruditorum  zu  suspendiren,  da  die  darin  ausgesprochenen 
Zweifel  an  der  allgemeinen  Ansicht,  dass  das  Gesicht  der  Madonna 
in  Santa  Nunziata  von  einem  Engel  gemalt  sei,  Anstoss  erregen 
werde,  zumal  die  Biten-Congregation    für    die  Serviten  ein  Of&cnm 


1)  Melzi  8,  46.  ü.  N.  1789  B,  147 ;  1740  B,  93.  Dollinger,  Beitr.  3,  VIB. 


Lncins  Sectanns  (Gordara).    6.  Lami.    G.  Oigli.  799 

des  sei.  Alezins  Falconieri  approbirt  habe,  in  dem  es  heisse:  Orante 
cum  aliis  aociis  B.  Alexio  Yaltnni  coelitns  perfectum  fnisse  tradnnt. 
Da  der  Band  doch  ausgegeben  wurde,  fielen  die  Serviten  über  Lami 
ker.  —  Lami  blieb  freilich  seinen  Gegnern  nichts  schuldig  (Hurter 
3,  114),  und  in  seinen  Schriften  und  in  dem  Elogio  kommen  so 
starke  Stellen  über  die  Unwissenheit  der  italienischen  Geistlichen, 
die  Legenden  des  Breviers  u.  a.  vor,  —  auch  die  Bemerkung,  dass 
manche  Bücherverbote  Born  bei  den  Ketzern  lächerlich  machten,  — 
diss  man  der  Index-Congr.  eine  Anerkennung  dafür  nicht  versagen 
kann,  dass  sie  dieses  hingehen  liess. 

3.    Girolamo  Gigli,  geb.  I(i60  zu  Siena,  seit  1698  Professor 
der  italienischen  Sprache  daselbst,  war  Verfasser  mehrerer  Theater* 
Stacke.     Eins  derselben,  II  Don  Pilone,  ovvero  il  bacchettone  falso, 
Commedia  tratta  nuovamente  dal  francese,  Lucca  1711,    eine  Nach- 
ahmung des  Tartuffe,  wurde  1718,    nachdem  er  vorher    durch  eine 
andere  Schrift  in  Ungclegenheiten  gekommen  war,  verb.    1707  ver- 
öffentlichte   er   den    Prospectus    zu    einer   Sammlung    der    Scrittori 
Sanesi,    die    32    Quartbande   füllen    sollte   (Clar.  Yen.  ad  Magliab. 
£pp.  206).     Es  erschien  davon   aber  nur  eine  Gesammtausgabe  der 
Werke    der  h.  Caterina   von  Siena,    1707 — 13,  4  vol.   mit  Anmer- 
knngen    des    Jesuiten    Fed.    Bnrlamacchi   (Clement   6,  424).     1708 
wurde  Gigli  als  Erzieher  eines  Fürsten  Euspoli,  der  später  Cardinal 
wurde,  nach  Rom  berufen;    er  wurde   von  Clemens  XL  und  vielen 
Cardinälen  gern  gesehen.     Hier  begann  er  die  Ausarbeitung  und  den 
Druck  eines  Vocabolario  Cateriniano;    die  einzelnen  Bogen  wurden, 
so  wie  sie  gedruckt  waren,  an  die  Snbscribenten  vertheilt.    Die  Ar- 
beit wird  wissenschaftlichen  Werth  haben,  enthält  aber  vieles,  was 
flicht  in  ein  Yocabolario  gehört;    namentlich  liess  Gigli  seiner  Nei- 
gung zu  spöttischen  und  satirischen  Bemerkungen  freien  Lauf,    vor 
allem  gegen   die  Florentiner  im  allgemeinen,    gegen  die  Accademia 
della  Crusca  (sie    hatte  eigenthümliche  Ausdrücke    der   h.  Caterina 
und  des  Dialektes  von  Siena  nicht  als  classisch  anerkennen  wollen) 
und  gegen    einzelne  Personen  in  Florenz,    u.    a.    einen    P.  Zanobi 
Campana.     Nachdem  der  Artikel  Pronunzia  p.  141—232  erschienen 
war,  liess  der  Grossherzog  Cosima  die  gedruckten  Bogen  durch  den 
Henker  verbrennen,    Gigli    aus  der   Crusca  ausstossen  und  ihm  die 
Rückkehr    nach  Toscana  verbieten   und    führte    nun    auch   bei  dem 
Papste  Klage,    dass    man    ein  solches  Buch  in   Rom  passiren  lasse. 
In  Folge  davon    erschien   dann    ein  Edict   des  Mag.  S.  Pal.  Selleri 
vom    21.  Aug.  1717    (A.  J.  P.  2,  2645)    des    Inhalts:    Es   werden 
viele  Blätter  verbreitet,  die  von  der  h.  Caterina  von  Siena  handeln, 
beginDcnd:    Girolamo  Gigli  a  chi  legge,    die  ohne  Approbation  des 
Mag.  S.  Pal.,  man  weiss  nicht,  wo,  gedruckt  sind,  mit  Uebertretung 
der  Decrete   vom  13.  Sept.  1625  und   20.  Nov.  1659,    und  welche 
Spöttereien  enthalten,    die    der  Reputation    anderer    Eintrag  thuen, 
was  der  Instruction    Clemens'  VIII.    zuwiderläuft.     Darum  verbiete 
ich  kraft  meines  Amtes  und    in    speciellem    Auftrage  Clemens'  XI. 
diese  bis    p.  312  gehenden   Blätter  u.  s.  w.   —  Muratori   schreibt 
über  das  Buch:    Die  Unannehmlichkeiten,    die   sich  der  arme  Gigli 


800  Italienisöhe  Streitschriften. 

zugezogen,  werden  den  Wertb  seines  Buches  nicht  vermindern,  sondern 
vermehren,  da  man  nun  noch  mehr  neugierig  darauf  sein  wird.  Ich 
habe  es  mit  vielem  Vergnügen  gelesen  .  .  Wenn  es  einmal  voll- 
ständig erscheint,  wie  ich  hoffe,  wird  es  die  Verfolgung  in  Florenz 
so  berühmt  gemacht  haben,  dass  es  grossen  Absatz  finden  wird. 
Gigli  bat  übrigens  später  den  Grossherzog  und  die  Florentiner  in 
einer  ausführlichen  Retractation  um  Verzeihung.  —  Gigli  war  bis 
zu  dem  Worte  Ragguardare  gekommen.  Nach  seinem  Tode  (1721) 
besorgte  Giac.  Angelo  Nelli,  wahrscheinlich  zu  Lucca,  einen  Neu- 
druck mit  einer  Fortsetzung  von  anderer  Hand  und  einigen  Zu- 
thaten:  Vocabolario  Cateriniano  di  Girolamo  Gigli,  da  lui  lasciato 
imperfetto  alla  lettera  R,  e  che  in  questa  seconda  impressione  si 
da  compito,  ove  si  spiegano  e  si  difendono  alcune  voci  e  frasi  di 
S.  Caterina  da  Siena,  usate  da  essa  nelle  sue  opere  secondo  il  dia- 
letto  Sanese  o  sue  proprio,  con  Taggiunta  .  .  .  delle  lottere  di  quasi 
tutte  le  accademie  ditalia  in  approvazione  della  locuzione  della 
Santa.  A  Manilla  nell'  Isole  Filippiue,  con  licenza  de^  snperiori, 
8.  a.*,  XLIV  u.  483  S.  4.1). 

1721  wurden  verb.  Satire  di  Benedetto  Menzini,  Cittadino 
Fiorentino,  Amst.  1718.  Menzini  (1646—1708)  lebte  seit  1685  in 
Rom  als  Professor  an  der  Sapienza  und  Arcade,  wurde  von  der 
Königin  Christine  und  mehreren  Cardinälen  protegirt,  von  Inno- 
cenz  XII.  zum  Canonicus  ernannt  (Fabroni  7,  264)  und  war  nach 
Tiraboschi  8,  471  einer  der  ersten  Satiriker.  Von  seinen  12  Satiren 
(u.  a.  gegen  Gio.  Andrea  Moniglia,  Leibarzt  Cosimo^s  III.,  und  gegen 
die  Jesuiten)  gab  er  Freunden  Abschriften,  wollte  sie  aber  nicht 
drucken  lassen.  Nach  seinem  Tode  wurden  sie  wiederholt  gedruckt; 
die  im  Index  stehende  Ausgabe  ist  (mit  Anmerkungen  von  A.  M. 
Salvini)  zu  Neapel  gedruckt.  In  den  älteren  Indioes  steht  auch 
Storia  di  Ben.  Menzini,  von  Ben.  gestrichen ;  Storia  wird  ans  Satire 
entstanden  sein;  eine  Storia  wird  von  Menzini  nirgend  erwähnt. 

Madame  de  Graffigny  gab  1 747  Lettres  d'une  Peruvienne  her- 
aus, von  denen  sie  sagte,  sie  seien  aus  dem  Peruanischen  übersetzt, 
im  Originale  aber  grösstentheils  nicht  geschrieben,  sondern  mit  Qui- 
pos  hergestellt,  d.  h.  mit  Wolltäden  von  verschiedenen  Farben  und 
Formen  (mit  verschiedenen  Knoten  u.  dgl.).  Raimondo  di  Sangro, 
Principe  di  San  Severe  Hess  nun  einen  Brief  drucken,  der  einer 
ungenannten  Herzogin  die  Zweifel  an  der  Möglichkeit  einer  solchen 
peruanischen  Schrift  benehmen  sollte:  Lettera  apologetica  dell' 
Esercitato  Accademico  della  Crusca,  continente  la  difesa  del  libro 
intitolato  Lettere  d'una  Peruana,    per  rispetto  alla  supposizione  de* 


1)  Jo.  Lami,  Memorabilia  Italorum,  Flor.  1742,  p.  149  (Hieron. 
Lilius).  Lettere  inedite  di  L.  A.  Muratori,  1854,  p.  290.  342.  888.  469. 
Götze,  Merkwürd.  2,  82.  Götze  hat  Gigli  persönlich  gekannt  (er  erwähnt 
u.  a.,  dass  er  ein  Jesuitenfeind  gewesen)  und  beschreibt  ein  Exemplar  des 
Vocabolario  von  320  Seiten  (es  waren  also  mehr  als  312  gedruckt),  dem 
die  Retractation  beigebunden  ist.  Diese  steht  auch  in  der  Ausgabe  von 
Nelli  p.  204. 


Die  Freimaurer.  dOl 

doipo,  scritta  alla  Dnchessa  dl***  e  dalla  medesima  fatta  pabblicare, 
Xeapel  1750,  320  S.  4.  Anf  sein  Thema  kommt  der  Autor  erst 
p.  183,  yorher  und  auch  nachher  in  Noten  und  Digressionen  schwätzt 
er  über  allerlei,  auch  über  philosophische  und  theologische  Dinge, 
aoch  über  das  Kainszeichen,  über  das  Wunder  des  h.  Januarius, 
das  er  gegen  d'Argens  yertheidigt,  u.  s.  w.  Das  Buch  wurde 
1752  yerb.  Er  erschienen  auch  zwei  anonyme  Gegenschriften: 
Letten  nella  quäle  si  censura  la  Lettera  deir  Esercitato  .  .  •,  Flo- 
renz (Neapel)  1751,  von  dem  Jesuiten  Sertori  de  Mattei,  und 
Parere  intomo  alla  vera  idea  contenuta  nella  Lettera  apolog.  .  . , 
Neapel  (Rom)  1752,  von  dem  Abate  Innoc.  Molinari.  Letztere 
lieaa  der  König  von  Neapel  als  ein  Pasquill  gegen  den  Yer- 
faaaer  der  ersten  Lettera  verbrennen;  es  hiess  auch,  er  werde 
den  Papst  auffordern,  alle  Exemplare  in  Rom  confisciren  zu  lassen^). 
Ob  dieses  geschehen,  weiss  ich  nicht;  jedenfalls  steht  das  Parere 
oieht  im  Lidex.  15  Jahre  später,  1765,  wurden  aber  die  Lettres 
dW  Peruvienne  verb. 


75.     Die  Freimanrer. 

Clemens  XU.  und  Benedict  XIV.  verdammten  durch  Bullen 
Tom  28.  April  1738  bezw.  28.  März  1751  die  Oesellschaften  der 
Liberi  Muratori  oder  Francs-Magons,  verhängten  über  die  Mit- 
glieder derselben  die  reservirte  Excommunicatio  latae  sententiae 
und  geboten  den  Bischöfen  und  Inquisitoren,  gegen  sie  als  der 
Ketzerei  verdächtig  einzuschreiten.  Eine  ähnliche  Bulle  erliess 
Kus  VII.  13.  Sept.  1821  gegen  die  Carbonari  (Bull.  15,  446). 
In  einer  Bulle  Leo's  XII.  vom  13.  März  1825  werden  diese 
drei  Bullen  inserirt  und  bestätigt  (Acta  S.  S.  1,  301).  In  der 
Balle  Pius'  VII.  wird  auch  das  Behalten  und  Lesen  „aller  Gate- 
cbismen  der  Carbonari,  der  Bücher,  in  welchen  beschrieben  wird, 
was  bei  ihren  Zusammenkünften  geschiebt,  ihrer  Statuten  und 
aller  zu  ihrer  Vertheidigung  geschriebenen  Schriften,  gedruckter 
und  handschriftlicher,"  bei  Strafe  der  reservirten  Excomm.  1.  sent. 
verboten.  Merkwürdiger  Weise  ist  dieses  Verbot  nicht  in  den 
Index  aufgenommen.  Auch  von  den  Freimaurer-Schriften  stehen 
in  diesem  aus  dem  18.  Jahrhundert  nur  eine  (und  ein  bei  Caglio- 


1)  Zaccaria,    Storia    lett.    1762,  III,  526.  Novelle    lett.    1761,    776; 
1753,  108. 

Bevsob,  Index  n.  51 


802  Die  Freimaurer. 

stro  confiscirtes  Manascript !),  aus  dem  19.  nur  wenige ;  die  yon 
Reghellini  de  Schio  werden  in  den  gewöhnliehen  Licenzen  zum 
Lesen  verbotener  BUcher  ausgenommen. 

Nach  Leo  XII.  haben  sich  Doch  gegen  die  Freimaurer  und  die 
geheimen  Gesellschaften  ausgesprochen  Fius  YUI.  in  der  Encyclica 
vom  24.  Mai  1829,  Fius  IX.  in  der  Encyclica  vom  9.  Nov.  1846 
und  in  der  AUocution  vom  25.  Sept.  1865  (Acta  S.  S.  1,  318. 291. 
193)  und  Leo  XIII.  in  der  Encyclica  de  secta  Massonum  vom  20. 
Apr.  1884  (mit  der  dazu  gehörenden  Instmctio  der  Inquisition  ab- 
gedr.  Katholik  1884,  1,534.653).  Die' Inquisition  hat  Fer.  lY.  12. 
Jan.  1870  (Acta  S.  S.  1,  290;  5,369)  erklärt,  dass  auch  die  irischen 
und  americanischen  Fenier  unter  das  Verbot  fallen. 

Nach  der  VeröjOfentlichung  der  Bulle  Clemens'  XII.  verbot  die 
Inq.  1739  Relation  apologetique  et  historique  de  la  sociit^  des 
Francs-Ma^ons  par  J.  Gr.  D.  F.  M.  D.,  Dublin  1738.  Das  Buch 
wurde  (mit  einer  Schrift  über  die  Wunder  des  Diakonus  Faris)  vor 
der  Minerva  feierlich  verbrannt  (Fleur.  76,  489).  Im  span.  Index 
stehen  ausser  der  Relation  auch  Bist,  des  obligations  et  Statuts  de 
la  tr^s-ven.  confraternit6  des  Francs-Magons,  Frcf.  1742,  und  L*ordre 
des  Fr.'M.  trahi  et  le  secret  des  Mopses  rivöle,  Amst.  1745.  In 
demselben  Jahre  1739  wurde  zu  Florenz  Tommaso  Grudeli  von 
der  Inquisition  verhaftet  und  angeklagt,  dass  er  Freimaurer  sei,  über 
die  Madonna  dell'  Impruneta  und  San  Cresci  (S.  430)  gewitzelt, 
verbotene  Bücher  (Marohetti,  Sarpi,  Leti^sYita  di  Sisto  Y.)  gelesen  habe 
und  dgl.  1740  wurde  er  zu  Hausarrest  verurtheilt  und  ihm  aufgegeben, 
ein  Jahr  lang  alle  Monate  die  7  Busspsalmen  zu  beten.  Cantii  be- 
zeichnet Grudeli  (1703  —  45)  als  discreto  poeta  lepido,  erzählt  aber 
von  ihm,  er  habe  in  einem  Gedichte  von  dem  Senator  Fil.  Buonarroti 
gerühmt,  dass  er  frenar  solea  il  tempestoso  procellar  del  olero,  und 
sich  dadurch  Anfeindungen  von  Seiten  der  Greistlichen  zugezogen. 
Die  nach  seinem  Tode  gedruckte  Raccolta  di  poesie  del  Dottor  T. 
Grudeli,  Napoli  (Florenz)  1746,  wurde  sofort  verb.^). 

Gagliostro  wurde  28.  Dec.  1789  verhaftet  und  auf  die  Engels- 
burg gebracht.  Am  7.  April  1791  erklärte  die  Inquisition  unter 
dem  Yorsitze  des  Papstes,  er  sei  allen  von  den  h.  Ganones  und  den 
bürgerlichen  und  municipalen  Gesetzen  den  formellen  Haeretikem, 
Haeresiarchen,  Astrologen,  Magikem  und  Freimaurern  angedrohten 
Strafen  verfallen  und  also  dem  weltlichen  Arme  zu  übergeben;  der 
Papst  habe  aber  aus  besonderer  Gnade  diese  Strafe  in  lebensläng- 
liche strenge  Haft  ohne  Hoffnung  auf  Begnadigung  umgewandelt, 
unter  der  Yoraussetzung,    dass  er  abschwöre  (er  starb   1795  in  der 


1)  Cantü  S,  438.  458.  Dieser  citirt  fdr  den  Prooees  Fatti  attinenti  alla 
Inquisizione  e  sua  storia  generale  e  partioolare  in  Toscana,  Florenz  1783. 
Le  Bret,  Mag.  8,  572.  679.  Tipaldo  6,  40.  Ferd.  SbigoU,  Tomm.  Grudeli 
e  i  primi  framassoni  in  Firenze,  Mil.  1884;  vgl.  F.  T.  Perrena,  Un  poete 
francmaQon  devant  le  S.  Office  au  18.  siecle,  in  Rev.  des  d.  m.  1885, 
67,  142. 


J 


r 


T.  Grndeli.    Cagliostro.    Reghellini  u.  a.  608 

m 

Festung  S.  Leo).  Die  bei  ihm  gefundenen  Bücher  und  Instrumente 
wurden  Tor  der  Minerva  verbrannt,  darunter  ein  ManuBcript,  worin 
(Üe  Inquisition  die  christliche  Religion  untergrabende,  abergläubische, 
gottlose  ...  und  ketzerische  Sätze  gefunden.  Das  ist  Ma^onnerie 
^ptienne  mss.,  welches  als  7.  April  1791  verb.  im  Index  steht ^). 
In  Spanien  wurden  1789  strenge  verb.  M^moires  authentiques  pour 
servir  ä  Thist.  du  Comte  de  Cagliostro,  par  Mr.  Beam***,  Hamb. 
1786. 

Von  Reghellini   de  Schio  (er  stammte  aus  einer  Yenetiani- 

sehen  Familie,    war  zu   Schio   geboren,    lebte  aber  zu  Brüssel  und 

Paris,  t  1853)  verbot  die  Index-Congr.  1836:    La  magonnerie  con- 

sideree  comme  le  resultat    des  religions  egyptienne,   jnive  et  chr6t., 

Paris  1833,    3  vol.,    und  Examen  du  mosaisme  et  du  christianisme, 

Paris  1834,    3  vol.^),    dann  1839  die  Inq.  eine  ältere  und  kleinere 

Schrift:  Esprit  du  dogme  de  la  franche  magonnerie;  recherches  sur 

son  origine  et  celle  de  ses  differents  rites,    compris  celui  du  carbo- 

sarisme,  Brux.  1826.  —  Ausserdem  stehen  noch  im  Index:  Examen 

eritico  de  las  causas  de  la  persecucion    que  han    experimentado  los 

frencmagones,    y   explicacion    de  las  bulas  de  los  Sumos  Pontifices 

Clemente  XII.  y  Benedicto  XIV.,  verb.  1820;  —  La  sociedad  de 

los  Francos  Ma^ones  sostenida  contra  las   falsas  preocupaciones  por 

F.  .  .  ,  R.,  verb.  1822^);  —  Historia  da  Franc-Magonaria  ou  dos 

pedreiros  livres  pelo  author  da  Bibliotheca  magonica,  von  der  Inq. 

verb.  1846;  —  Zeffirino  Falcioni,  Coup  d'oeil  sur  le  christianisme, 

par  un  Franc-ma^on,  disciple  de  la  philosophie  positive,    ancien  se- 

ci^taire  de  la  chapelle  pontificale,  Paris   1879,  verb.  1880. 


1)  Compendio  della  vita  e  delle  gesta  di  6.  Balsame  denominato  il 
Coote  Cagliostro,  che  si  e  estratto  dal  processo  contro  di  lui  formato  in 
Roma  l'a.  1790,  e  che  puö  servire  di  srorta  per  conoscere  l'indole  della 
setta  de'  Liberi  Muratori,  Rom  1791.  Cantü  3,  399.  N.  Antoi.  1881,  26, 
622.  Allg.  Ztg.  1833,  131  B.  Herzan  (bei  ßrunner,  Theol.  Dienerschaft 
S.  183)  meldet  im  April  1789:  Cagl.  habe  um  sicheres  Geleit  angesucht; 
a  sei  ihm  geantwortet  worden,  da  er  im  Kirchenstaate  kein  Verbrechen 
bj^ngen,  habe  er  dessen  nicht  nöthig;  im  Mai:  er  sei  ane^ekommen,  mit 
einer  Empfehlung  des  Fürstbischofs  von  Trient  an  Card.  Albani ;  80.  Dec. 
1789:  er  sei  verhaftet  worden,  gleichzeitig  der  Capuciner  Florentin  de 
St.  Maurice;  2.  Sept.  1795:  Cagl.  sei  im  Kerker  unter  Gotteslästerungen 
gestorben.  —  Der  Capuciner  wurde  für  schuldig  erklärt,  zu  Rom  Frei- 
maarer  geworden  zu  sein,  die  abergläubische,  gottlose  und  ketzerische 
ägyptische  Secte  durch  Wort  und  Schrift  begünstigt  und  Zauberei  und 
Astrologie  getrieben  zu  haben,  mit  Rücksicht  auf  einige  Umstände  und 
sein  freiwilliges  Bekenn tniss  aber  nur  zu  zehnjähriger  Haft  in  einem  Kloster 
verurtheilt. 

2)  Carove,  Neorama  2,  216. 

3)  Viele  andere  span.  Schriften  verzeichnet  Pelayo  8,  640.  782. 


804  Jesuitica  1740-60. 


76.     Jesnitica  1740—60. 

Von  den  an  den  sonderthümlichsten  Ansichten  reichen  Werken 
des  gelehrten  Jesuiten  Jean  Hardouin  (1646— 1729)  wurden  1739 
Opera  selecta  und  Opera  varia,  1742  der  Gommentar  zum  N.  T. 
verboten.  Die  Opera  selecta  waren  schon  1709  erschienen  und 
sogleich  von  den  Oberen  der  französischen  Jesuiten  desavouirt, 
auch  der  Verfasser  zu  einer  Betractation  genöthigt  worden.  Auch 
die  nach  Hardouins  Tode  1733  erschienenen  Opera  varia  wurden 
sofort  von  den  Jesuiten  desavouirt.  Im  spanischen  Index  stehen 
diese  Werke  nicht.  Wenn  man  es  schon  auffallend  finden  konnte, 
dass  die  Oberen  des  Jesuitenordens  das  Erscheinen  der  Werke 
HardoninSy  die  sie  nachträglich  desavouirten,  nicht  verhindert 
hatten,  so  erscheint  noch  auffallender  ihr  Verhalten  gegenüber 
einem  Schtller  Hardouins,  Joseph  Isaac  Berruyer  (1681 — 1758). 
Er  veröffentlichte  eine  Geschichte  des  Volkes  Gottes  in  drei 
Theilen,  von  denen  jeder  folgende  anstössiger  ist  als  der  vor- 
hergehende. Der  erste  erschien  1728  mit  Approbation  der  fran- 
zösischen Oberen,  musste  aber  auf  Befehl  des  Generals  nmge- 
arbeitet  werden.  Von  dem  zweiten,  der  1753  erschien,  erklärten 
die  Oberen,  er  sei  ohne  ihr  Vorwissen  veröffentlicht  worden, 
und  Berruyer  selbst  erklärte  seine  Unterwerfung  unter  die  ver- 
dammenden Urtheile  des  Erzbischofs  von  Paris  1754  nnd  des 
Parlaments  1756,  Hess  aber  sofort  1757  den  3.  Theil  erscheinen. 
Die  beiden  ersten  Theile  wurden  von  der  Index-Congregation 
1734  und  1755,  eine  italienische  Uebersetzung  des  zweiten  1758 
durch  ein  Breve  Benedicts  XIV.  und  der  3.  durch  ein  Breve 
Clemens'  XIII.  verboten.  Unter  Clemens  XIII.,  dem  Gönner 
der  Jesuiten ,  wurden  dann  noch  mehrere  Vertheidigungen  Ber- 
ruyers  verboten.  In  Spanien  wurden  erst  1759  alle  drei  Theile 
verboten.  —  Unter  Benedict  XIV.  und  in  den  ersten  Jahren  Cle- 
mens' XIII.  wurden  auch  einige  der  Schriften  gegen  die  Jesuiteo 
verboten,  die  um  diese  Zeit  in  grosser  Zahl  erschienen. 

1.  Von  Hardouin  soll  Daniel  Huet  gesagt  haben:  er  habe 
40  Jahre  daran  gearbeitet,  seine  Keputation  als  Gelehrter  zu  mi- 
niren,  ohne  dass  ihm  dieses  ganz  gelungen  sei.  Von  ihm  selbst 
citirt  Cr^t-Joly  4,210  die  Aeusserung:  er  stehe  nicht  jeden  Morgen 


1 


J.  Hardouin.  805 

im  4  Uhr  aaf,  poor  etre  de  Tayis  de  tont  le  monde.  Za  den  Punk- 
ten, in  denen  er  anderer  Meinung  war  als  die  ganze  Welt,  gehörte 
oamentlich  die  Ansicht:     der  Theologe  habe    nur  drei  zuverlSssige 
Qaellen,  die  Yulgata  (den  lateinischen  Text  des  N.  T.  hielt  er  für 
den  Ori|^naltext),  die  Acten  des  Trienter  Concils  nnd  die  mündliche 
Ueberlief emng ;  der  griechische  Bibeltext,  die  Schriften  der  Kirchen- 
vater,  die  Acten  der  älteren  Concilien  n.  s.  w.,   sowie  die  meisten 
Sehriften  der  Classiker  seien  von  einer  Bande  vonNebnlones  im  13. 
oad   14.  Jahrh.    fabricirt    worden.     H.    hatte  auch    eigenthümliche 
dogmatische  Ansichten,   z.  B.  der  Logos  habe  erst  mit  der  Mensch- 
werdung angefangen,    Sohn  Gottes   zu    sein.      Im  allgemeinen  aber 
bielt  er   an   der  streng  römisch-katholischen  Anschauung   fest,    und 
eben  die  Ueberzeugung,    dass    diese    auch    der  Glaube   der    ersten 
Jahrhunderte  gewesen  sein  müsse,  und  die  Thatsache,    dass  sich  in 
der  iltem  Literatur  vieles  findet,  was  zu  dieser  ÜFeberzeugung  nicht 
passte,  brachte  ihn  auf  den  Gedanken  einer  grossartigen  Fälschung^). 
H.  begann  seine  Thätigkeit  als  theologischer  Schriftsteller  1 687 
mit  De  baptismo  quaestio  triplex.     Die  Schrift  de  nummis  Herodia- 
duD,  1693,  wurde  gleich  nach  ihrem  Erscheinen  von  seinen  Oberen 
Bnterdrfickt.     1696    erschien   Numismata  saeculi  Constantiniani  und 
1697    mit  Approbation  des    Provincials    Chronologia  Yeteris    Test., 
beide  zu  Paris.     Letztere  wurde  vom  Parlament  verboten,  aber  so- 
gleich,   angeblich    auf  Veranlassung   eines  FreunAles,    in  Strassburg 
und  1699  in  Lyon  neu  gedruckt    (Backer  s.  v.).     1709  erschienen 
kl  J.  L.  de  Lorme  in  Amsterdam  in  Folio:     Fr.  Harduini  e  S.  J. 
Presb.  opera  eelecta,  tum  quae  jampridem  Parisiis  edita  nunc  emen- 
datiora  et  auctiora  prodeunt,  tum  quae  nunc  primum  edita,  Amstelod. 
1709,  Fol.     Das  Werk  wurde  schon  1708  angekündigt.     Das  Auf- 
sehen,   welches  die  Ankündigung  erregte,    veranlasste  die  Jesuiten, 
H.  aufzugeben,  die  bedenklichsten  Sachen  wegzulassen  oder  zu  cor- 
rigiren.     Der  Drucker   wollte    sich    aber    auf   diese  nachträglichen 
Aenderungen  nicht  einlassen.     Darauf  erschien  eine  Protestation  du 
P.  Hardouin  contre  T^dition  de  ses  ouvrages  que  Ton  fait  k  Amster- 
dam   (dem   Augustheft    der    M^m.  de   Trev.    von    1708    beigefügt), 
worin  er  sagt:    an    der  Ankündigung  des  Werkes   habe   er  keinen 
Theil;  er  habe  dem  Drucker  Aenderungen  gesandt,  die  derselbe  nicht 
berücksichtigen  wolle;    er   desavouire    also   in  voraus  die  Ausgabe, 
die  vieles  enthalte,  was  sie  nicht  enthalten  würde,  wenn  de  Lorme 
gegen  ihn  handelte,  wie  ein  Verleger  gegen  den  Autor  handeln  sollte. 
Ein  unbekannter  Protestant  schreibe  ihm  die  Meinung  zu,  die  Schriften 
der  Kirchenväter  seien  unterschoben ;  er  habe  aber  über  diese  keine 
andere  Ansicht   als  die  der  Bömischen  Kirche  und  der  gelehrtesten 
Kritiker  und  kath.  Theologen,  und  wolle  alle  Stellen  streichen,  die 


1)  Mem.  de  Trev.  1761,  3012.  Biblioth.  rais.  11,  237.  Ein  witziges 
Epithaphiam  auf  H.  von  L  Vernet  bei  Harter  2,  1100.  Ein  Analogon  zu 
H.  aas  der  neuesten  Zeit  ist  der  Komische  Professor  Aloysius  Vincenzi, 
der  Verfasser  des  Buches  De  Hebraeorum  et  Christianomm  sacra  mo- 
narchia  et  de  infallibili  in  utraque  magisterio.  Deutscher  Merkur  1882,  225. 


806  Jesuitioa  1740—60. 

jenen  Protestanten  anf  jene  Meinung  hätten  bringen  können.  Dass 
jener  Protestant  mit  Unrecht  für  seine  Ansichten  seinen  Orden  ver- 
antwortlich mache,  habe  er  schon  im  14.  Bande  von  Le  Clercs  Bi- 
blioth^ue  choisie  erklärt.  In  dieser  Zeitschrift  st«ht  14,  382  ein, 
also  von  H.  herrührender  Artikel:  Sentiments  d'an  Doctenr  de  Sor- 
bonne sur  un  libelle  intitnl^  Dissertations  bist,  snr  divers  snjets, 
Rotterd.  1707,  in  welchem  gesagt  wird:  Si  le  P.  Hardooin  a  quel- 
ques sentiments  particuliers,  il  faut  les  mettre  sur  son  compte  et  ne 
les  pas  imputer  k  sa  sooiit^,  qui  n'y  entre  pas  plus  que  les  cen- 
senrs  ou  approbateurs  de  dehors,  dont  il  faut  avoir  Tattache  pour 
avoir  la  permission  dMmprimer.  Als  Verfasser  der  Dissertations  be- 
zeichnet H.  dabei  La  Croze,  der  dann  1708  unter  seinem  Namen 
Vindiciae  veterum  scriptorum  contra  J.  Harduinum  herausgab.  — 
Bald  darauf  erschien  eine  Protestation  de  J.  L.  de  Lorme  des  In- 
halts: er  habe  die  Werke  genau  nach  dem  von  H.  gelieferten  Ma- 
nusoripte  gedruckt,  sich  aber  auf  die  von  den  Oberen  gewünschten 
Betranchements  nicht  eingelassen,  weil  dieses  dem  Buche  zum  Scha- 
den gereicht  haben  würde  (Bibl.  choisie  17,  373).  —  Noch  vor  dem 
Erscheinen  des  Bandes  veröffentlichten  der  Provincial  Michel  Le 
Tellier  und  die  drei  Superioren  des  Jesuitencollegs  zu  Paris  eine 
Erklärung  folgenden  Inhalts  (M6m.  de  Trev.  1709,  367.  Bibl.  choisie 
18,252):  In  dieser  Ausgabe  stehen  Werke,  von  denen  wir  gewünscht 
hätten,  dass  sie  nie  erschienen  wären.  Das  Buch  de  nummis  Hero- 
diadum  (1693),  welches  die  Grundlage  der  anderen  bildet,  wurde 
von  den  Superioren  unterdrückt.  Die  Chronologie  des  A.  T.  und  die 
Schrift  über  die  Münzen  des  Constantinisohen  Jahrhunderts  sind  nicht 
verkauft  und  wären  nie  gedruckt  worden,  wenn  die  Revisoren  ge- 
merkt und  den  Superioren  mitgetheilt  hätten,  dass  darin  Stellen  vor- 
kommen, welche  den  Zweck  haben,  das  System  zu  begründen,  wegen 
dessen  jenes  Buch  verboten  wurde.  Andere  Bücher  derselben  Ten- 
denz sind  im  Auslande  gedruckt  worden,  ohne  von  dem  Orden  re- 
vidirt  worden  zu  sein ;  auch  einige  Bücher,  von  denen  de  Lorme  sagt, 
sie  würden  in  seiner  Ausgabe  zuerst  erscheinen,  sind  nicht  revidirt 
worden.  Wir  haben  ihn  vergebens  gebeten,  diese  Schriften  wegzu- 
lassen. Man  erhebt  mit  Recht  gegen  diese  Bücher  folgende  Ankla- 
gen: 1.  nach  H.'s  G-rundsätzen  kann  man  schliessen,  fast  alle  alten 
kirchlichen  Denkmäler  und  viele  profane  seien  unterschoben;  2.  H. 
bezweifelt  thatsächlich  die  Echtheit  mehrerer;  3.  die  Echtheit  meh- 
rerer bestreitet  er  entschieden;  4.  er  scheint  den  griechischen  Bibel- 
text nicht  für  alt  zu  halten;  5.  er  trägt  andere  Neuerungen  vor. 
Wir  erklären:  1.  wir  verwerfen  als  verderblich  das  Paradoxon  von 
der  Unterschiebung  des  griechischen  Bibeltextes,  der  patristischen 
Schriften  und  der  kirchlichen  Monumente,  die  allgemein  in  der  Kirche 
anerkannt  werden;  2.  wir  betrachten  als  eine  Chimäre  die  Bestrei- 
tung der  profanen  Schriften,  die  von  den  Kritikern  als  echt  ange- 
sehen werden,  3.  namentlich  derjenigen,  die  von  den  Kirchenvätern 
citirt  werden;  4.  wir  bezeichnen  als  falsch  alle  Thatsachen  und 
G-rundsätze  in  den  Schriften  H.'s,  aus  denen  jene  Paradoxen  erschlos- 
sen werden  können;    5.  wir  desavouiren    alle  anderen    von  der  ge- 


J.  Hardouin.  607 

wölmlicheD  Ansioht  der  kath.  Theologen  abweichenden  Aneichten 
EV;  6.  wir  erklären  hiemit  nichts,  wozu  wir  nicht  von  dem  Pater 
General  autorieirt  worden  wären.  Das  System  des  P.  H.  ist  übrigens 
in  den  Mem.  de  Trev.  schon  bekämpft  worden,  ehe  ein  holländischer 
Protestant  (La  Croze  ist  gemeint)  es  als  ein  Dessein  concerti  entre 
Im  saperienrs  de  la  Compagnie  angegriffen  hat.  —  Unter  dieser 
£rUämng  steht  folgende  von  H.  selbst  vom  27.  Dec.  1708:  Ich 
antersohreibe  aufrichtig  die  vorstehende  Erklärung.  Ich  verdamme 
in  meinen  Werken,  was  sie  verdammt,  namentlich  was  ich  von  einer 
gottlosen  Partei  sage,  welche  vor  einigen  Jahrhunderten  die  meisten 
der  bisher  als  alt  angesehenen  kirchlichen  oder  profanen  Werke 
fabrieirt  habe.  Ich  verspreche,  nie  etwas  zu  sagen  oder  zu  schreiben, 
was  dieser  Eetractation  widerspräche. 

}i(ach  den  im  Orden  geltenden  Verordnungen  durfte  kein  Jesuit 
irgend  etwas  ohne  Erlaubniss  der  Oberen  veröffentlichen^).     Wenn 
also  wirklich  H.  Schriften  ohne  eine  solche  Erlaubniss  veröffentlicht 
nnd  einem  Amsterdamer  Buchhändler  ohne  Erlaubniss  das  Manuscript 
XU  den  Opera    selecta  tibersandt  hatte,    so    darf  man    sich  billiger 
Weise  wundem,    dass   er   nicht  aus  dem  Orden  entlassen  und  dass 
nicht  wenigstens    seine  Schriftstellerei  unter  die  strengste  Aufsicht 
gestellt  nnd  dafür  gesorgt  wurde,    dass   seine  Manuscripte  nicht  in 
Hände  solcher  geriethen,  die  sie  nach  seinem  Tode  (1729)  veröffent- 
liebten.     1733  erschienen,  wieder  zu  Amsterdam,  in  Folio  Jo.  Har- 
dnini  S.  J.  Opera  varia,  darin  p.  1—258  Athei  detecti,  worin  u.  a. 
Jansenius,    Quesnel,    Pascal,    Arnauld,   Nicole,   Cartesius  und  Male- 
branche als  Atheisten  figuriren  (Biblioth.  rais.  21,  237).     Vor  dem 
Erscheinen  des  Bandes  brachten  die  Mem.  de  Trev.  1733,  1677  fol- 
gende   von    dem   Provincial   Pierre  Frogerais    und  drei  Superioren 
unterschriebene  Erklärung:     Man  druckt  in  Holland   ein  nachgelas- 
senes Werk  von  H.     Es  ist  zu  fürchten,  dass  darin  Sachen  stehen, 
die  an  seiner  Retractation    nicht  stimmen.      Der  Provincial  und  die 
Soperioren  erklären :  1 .  sie  wissen  nicht,  wer  die  Werke  herausgibt 
and  wie    er    die  Manuscripte  erhalten;    2.  wenn  es   ihnen   möglich 
wäre,  würden  sie  den  Druck  ohne  vorherige  Prüfung  nicht  dulden ; 
3.  sie  werden  nicht  dulden,  dass  einer  ihrer  Untergebenen  die  in  der 
Betractation    verworfenen  Meinungen  lehre.  —  1741   erschien   dann 
noch  za  Amsterdam,  von  dem  Verleger  dem  Card,  de  Tencin  gewid- 
met, Commentarius  in  N.  T. ;    accedit  lucubratio,   in  cujus  1.  parte 
ostenditnr,  Cepham  a  Paulo  reprehensum    (Gal.  2,  11)  Petrum  non 
fuisse,  in  altera  p.  Joannis  Ap.  de  S.  Trinitate  locus  (1  Job.  5,  7) 
explanatur  et  eidem  suo  auctori  vindicatur.     Dass  die  französischen 
Jesuiten  nicht  auch  über  dieses  Buch,    obschon  es   ebenso  viel  Be- 
denkliches enthielt  wie  die  früheren  (Biblioth.  rais.  27, 162;  28, 166), 
eine  Erklärung  abgaben,  wird  Mem.  de  Trev.  1761,  3035  damit  ent- 
schuldigt: es  habe  wenig  Aufsehen  erregt  und  es  seien  nur  wenige 


1)  K.  Th.  Heigel,   Zur  Gesch.  des  Censnrwesens  in  der  Gesellschaft 
Jesu,  Archiv  des  D.  Buchh.  6,  162.  Deutscher  Merkur  1888,  168. 


808  Jesuitica  1740—60. 

Exemplare  naoli  Frankreich  gekommen.  Aber  1761  waren  doch 
schon  die  Verkehrtheiten  dieses  Werkes  von  Hardouin  durch  seinen 
Schüler  Berruyer  popularisirt  worden.  —  Im  span.  Index  steht  mir 
Ad  censnram  scriptomm  vetemm  Prolegomena  jnxta  aatographom, 
Lond.  1766,  strenge  verb.  1777  (vgl.  Backer  s.  v.  n.  99). 

Die  von  H.  herausgegebene  Conciliensammlnng  steht  nicht  im 
Index,  wurde  vielmehr  in  Rom  sehr  gut  aufgenommen,  fand  aber  in 
Frankreich  als  antigallicanisch  Widerspruch.  £r  begann  schon  1695 
daran  zu  arbeiten.  Die  Assembl6e  du  Glerge  von  1700  gestattete, 
dass  das  Werk  unter  ihren  Anspielen  erscheine,  unter  der  Bedingung, 
dass  es  den  Doctoren  Pirot  und  Witasse  und  dem  Farlamentsadvo- 
caten  Le  Merre  zur  Revision  vorgelegt  werde,  um  diese  Censur  zu 
vermeiden,  erwirkten  die  Jesuiten  die  Erlaubniss,  dass  das  Werk  in 
der  königlichen  Druckerei  gedruckt  werde.  1715  war  die  Collectio 
regia  maxima  conciliorum  in  12  Folianten  vollendet.  Nach  dem  Tode 
Ludwigs  XIY.  verbot  das  Parlament  20.  Deo.  1715  vorläufig  den 
Verkauf  des  Werkes  und  beauftragte  die  Doctoren  Anquetil,  Dupin, 
Witasse  und  Leger  und  die  Advocaten  Le  Merre  und  Bertin  mit 
einer  genauen  Prüfung  desselben.  Die  drei  ersten  starben  vor  der 
Beendigung  derselben,  die  drei  anderen  überreichten  13.  Aug.  1722 
ein  ausführliches  Avis.  Das  Parlament  verordnete  darauf  7.  Sept.: 
die  Concilien Sammlung  dürfe  nur  verkauft  werden,  nachdem  die  De- 
dication  an  Ludwig  XIV.,  —  in  welcher  u.  a.  die  Hoffnung  ausge- 
sprochen war,  brevi  fore,  ut  renitentes  qui  supersunt  (Card.  Noailles 
und  die  anderen  Bischöfe,  welche  die  Bulle  Ünigenitus  nicht  ange- 
nommen) ad  unitatem  fidei  revocentur,  —  entfernt,  dem  ersten  Bande 
das  Avis  des  censeurs  und  die  ArrSts  des  Parlaments  und  jedem 
Bande  die  betreffenden  Stücke  des  Avis  beigedruckt  wären.  Das 
Avis  u.  8.  w.  war  bereits  gedruckt ;  aber  auf  Betreiben  der  Jesuiten 
ernannte  das  Conseil  du  Roi  andere  Censoren  und  cassirte  auf  deren 
Gutachten  hin  21.  Apr.  1725  den  Parlamentsbeschluss  und  verord- 
nete: das  Werk  dürfe  ohne  Weglassungen  und  Znthaten  verkauft 
werden;  nur  sei  an  der  Spitze  des  1.  Bandes  auf  einen  Supplement- 
band zu  verweisen,  der  die  nöthigen  Ergänzungen  und  Berichtigungen 
bringen  werde,  —  aber  nie  erschienen  ist.  Das  Parlament  machte 
vergebens  Vorstellungen  dagegen;  es  wurde  nicht  einmal  die  Ver- 
öffentlichung des  Avis  in  Frankreich  gestattet.  Es  erschien  im  Aus- 
land: Avis  des  censeurs  nommes  par  la  cour  du  Parlement  de  Paris 
ponr  l'examen  de  la  nouvelle  Collection  des  conciles  faite  par  les 
soins  de  J.  Hardouin  J^suite  avec  les  Arrets  du  Parlem.  qui  auto- 
risent  ledit  Avis,  et  TArrSt  du  Conseil  qui  en  a  emp^hä  la  publi- 
cation,  Utrecht  1731,  XVI  und  100  S.  4.  ^). 

2.  Der  1.  Theil  des  Werkes  von  Berruyer  erschien  1728 
unter  dem  Titel:     Histoire  du  peuple  de   Dieu  depuis  son  origine 


1)  Der  Bericht  der  von  dem  Conseil  beauftragten  Censoren  A.  J. 
P.  22,  1.  169.  Vgl.  Biblioth.  rais.  7,  409.  Pfaff,  Introd.  in  bist.  theoL  lit. 
3,  213.  Fleur.  70,  302. 


r 


I 


J.  I.  Berruyer.  809 

juqna  la  naissance  du  Hessie,  tiree  des  seuls  livres  saints,  oa  le 
texte  sacre  des  livres  de  l'A.  T.  reduit  en  un  corps  d'histoire,  7 
Tol.  4.  Picot  2,  276  nennt  es  OQvrage  assez  profane,  oft  il  sem- 
biait  avoir  pris  k  tache  de  faire  de  1a  Bible  nne  espece  de  roman. 
In  den  N.  £.   1758,  100    wird    folgende  Aeussening    von  Rousseau  [ 

angeführt:  L'indignation  ne  m'a  pas  permis  d'en  achever  seulement 
le  1.  volume.     Je   ne  congois  pas   qu^on  ait  pn  permettre  Timpres- 
üon  d'nn  ouvrage  aussi  scandalensement  ^crit  qne  celui-l&.   Je  suis 
bien  aise  de   n'avoir  pas   6t6   le  senl    qui  lui  ait    donni  le  nom  de 
roman,    mais  je   suis  surpris  .  .  .  qu'il  ait  pu  trouver  des  approba- 
tcurs  dans  nn  pays,  od  la  traduction  mSme  la  plus  severe  des  livres 
ncr6s  est  k  peine  permise.      Je  crois  Tauteur  fort  honnlte  homme, 
pnisque  vous   me  le  dites;    mail  s'il    n'a  eu  dessein  de  toumer  ce 
qo^ü  7  a  de  plus  v^nirable  dans  la  religion   en  ridicule,    il  a  tra- 
Taille   bien    peu  conseqnemment.      Das  Buch  war  mit  Approbation 
der  Oberen  gedruckt,  fand  aber  doch  gleich  auch  im  Orden  Wider- 
sprach, namentlich  bei  P.  Tournemine,  der  namentlich  die  schlüpfrige 
Darstellung,  les  amours  des  patriarches  und  dgl.  tadelte.     Der  Ge- 
neral Hess    sich  durch    vier  Patres  im  Kömischen  Colleg,    de  Yitri, 
Ghezzi,    de  la  Reguera   und   Tschiderer,    ein  G-utachten   geben   und 
übersandte  dieses    2.  Juni  1729    dem  französischen  Provincial  Bre-  . 
tonneau  mit  der  Weisung,    nach  demselben  eine  neue  Ausgabe  ver- 
anstalten zu  lassen.     In  dem  Grutachten  wird  ausser  der  Darstellung 
auch  die  eigenthümliche  Chronologie  (es  war  die  Hardouin'sche)  und 
namentlich  die  Behandlung  der  messianischen  Weissagungen  getadelt^). 
Die  neue  Ausgabe  erschien  1733   mit  einer   vom  22.  Mai  1732  da- 
tirten  Approbation  des  Provinciais.      1734  wurde    das  Werk  verb., 
allerdings  zunächst  nur  die  erste  Ausgabe,  aber  ohne  dass  die  von 
1738  ausdrücklich  freigegeben  wurde. 

Dieser  1.  Theil  ist  aber,  wie  Picot  sagt,  der  am  wenigsten 
verdammenswerthe.  1753  erschien  angeblich  im  Haag,  in  Wirklich- 
keit in  Paris,  der  2.  Theil :  Hist  du  peuple  de  Dieu  depuis  la  nais- 
sance  du  Messie  jusqu^li  la  fin  de  la  Sinagogue,  tir^e  des  seuls  livres 
Saint«,  ou  le  texte  sacr^  du  N.  T.  reduit  en  un  corps  d'histoire, 
4  vol.  4.  Der  4.  Band  enthielt  5  lateinische  Dissertationen  De  Jesu 
Christo  scripturarum  objecto,  s.  de  composito  theandrico  etc.  Nach 
Berathung  mit  22  Bischöfen  erliess  der  Erzbischof  de  ßeaumont  von 
Paris  13.  Dec.  1753  ein  scharfes  Mandement  dagegen.  Es  erschien 
auch  eine  von  dem  Provincial  und  drei  Snperioren  unterzeichnete, 
vom  22.  Sept.  datirte  Erklärung:  das  Buch  sei  ohne  ihr  Vorwissen 
gedruckt  worden;  sie  würden  es  nicht  ohne  starke  Aenderungen 
approbirt  haben,  und  26.  Dec.  1753  erklärte  B.,  er  unterwerfe  sich 
der  Censur  des  Erzbischofs.  1755  wurde  dieser  2.  Theil  von  der 
Index-Congr.  verb.      1756  decretirte  das  Pariser  Parlament,   der  2. 


1)  Parerga  Gotting.  1736,  I,  1,  81.  Irailh  3,  19  (nach  handschrift- 
lichen Observations  sur  PEist.  du  peuple  de  Dieu  von  Tournemine).  Fleur. 
83,  569. 


810  Jesaitioa  1740-60. 

Theil  von  B.,  die  Analyse  de  Bayle  des  -Ex-Jesuiten  de  Marsy  und 
La  Christiade  ou  le  paradis  reconquis  des  Abbe  de  la  Banme  (nne 
histoire  de  J.  C.  babill^e  k  la  maniöre  des  romans)  seien  von  Hen- 
kershand zu  verbrennen,  —  das  Buch  von  B.  wegen  antigallicani- 
scher  Sätze,  —  und  B.  zu  einer  Erklärung  aufzufordern,  die  er  12. 
April  abgab  (Picot  2,  303). 

Picot  2,  278  sagt^  die  Jesuiten  hätten,  wie  man  sage,  verspro- 
chen, der  3.  Theil  von  B.  solle  nicht  erscheinen.  B.  gab  ihn  aber 
„trotz  der  vielseitigen  Censuren  gegen  die  ersten  Theile  unter  dem 
Widerspruch  seiner  Mitbrüder",  wie  es  im  E.-L.  2,466  sehr  naiv 
heisst,  schon  1757  heraus:  Hist.  du  peuple  de  Dieu,  3.  Partie,  ou 
paraphrase  des  epftres  des  apotres  d*aprä  le  commentaire  latin  du 
P.  Hardouin,  La  Haye  (Lyon)  1757,  2  vol.  4.,  und  Picot  sagt, 
dieses  sei  der  tadelnswertheste  Theil  des  ganzen  Werkes,  ganz  nach 
dem  (verbotenen)  Commentar  Hardouins  gearbeitet  und  voll  von 
IrrthtLmern  und  sonderthüm liehen  und  paradoxen  Ansichten. 

Mittlerweile  war  von  dem  1.  Theile  eine  italienische  üeber- 
setzung  erschienen :  Storia  del  popolo  di  Dio  .  .  .  trad.  da  Canziano 
Franceschini,  Ven.  1741  und  1755,  —  sie  wurde  1757  von  der  Index- 
Congr.  verb.,  —  und  1756  erschien  eine  Uebersetzung  des  2.  Theiles 
(Zaccaria  erklärte,  sie  sei  nicht  von  ihm,  sondern  von  zwei  anderen 
Jesuiten  und  einem  Weltgeistlichen).  Cordara  (DöUinger,  Beitr. 
3, 12)  berichtet,  Benedict  XIV.  habe  dem  P.  Trigona,  dem  Assistenten 
des  Jesuitengenerals  für  Italien,  empfohlen,  den  2.  Theil  italienisch 
herauszugeben;  der  Druck  sei  schon  weit  fortgeschritten  gewesen, 
als  das  Buch  (das  Original  1755)  verb.  worden  sei;  der  Druck  sei 
aber  fortgesetzt  und  dem  Papste  ein  Exemplar  überreicht  worden. 
Wenn 'diese  Angabe  richtig  ist,  muss  Benedict  XIV.  seine  Ansicht 
über  das  Buch  bald  darauf  sehr  geändert  haben.  Denn  unter  dem 
17.  Febr.  1758  erliess  er  ein  Breve  (Bull.  4,  App.  2,25)  folgenden 
Inhalts:  der  2.  Theil  von  B.  sei  schon  1755  mit  seiner  Genehmigung 
von  der  Index-üongr.  verboten  worden ;  gleichwohl  habe  jemand 
nimia  audacia  das  Ruch  italienisch  herausgegeben:  Storia  ...  2. 
Parte,  trad.  da  un  Eeligioso  della  med.  Comp.,  Yen.  1756,  4  yol.  4., 
und  am  Schlüsse  nicht  nur  eine  Mantissa  dissertationum  ab  auctore 
latine  conscriptarum,  sondern  auch  eine  Apologie  des  Werkes  unter 
dem  Titel:  Difesa  della  2.  P.  deir  Ist.  .  .  .  contro  le  oalunnie  d*un 
libello  intitolato:  Progetto  d'istruzione  pastorale,  beigefügt.  Es  sei 
kaum  zu  sagen,  wie  viel  Anstoss  und  Aergemiss  das  bei  den  Gut- 
gesinnten und  GottesfÜrchtigen  aller  Stände  erregt  habe.  Er  habe 
durch  die  Inq.  das  Original  und  die  Uebersetzung  nochmals  prüfen 
lassen,  obschon  unzweifelhaft  ein  in  einer  Sprache  verbotenes  Buch 
als  in  allen  Sprachen  verboten  anzusehen  sei;  auch  die  Dissertationen 
und  die  Apologie  seien  geprüft  worden.  Dem  Gutachten  der  Theo- 
logen und  den  in  der  Sitzung  der  Inq.  vom  29.  Dec.  1757  abgege- 
benen Vota  der  Cardinäle  entsprechend,  verdamme  er  das  Werk 
sammt  den  Anhängen  quocunque  idiomate  und  verbiete  es  bei  Strafe 
der  reservirten  Excomm.  1.  sent.  für  Laien,  der  Suspension  für  Geist- 
liche, weil  es  resp.  falsche,  ...  die  Ketzerei  begünstigende  nnd  der 


J.  I.  Bemiyer.  811 

Ketzerei  sicli  annähernde  und  dem  einmüthigen  Consensns  der  b. 
Yäter  und  der  Kirche  in  der  Auslegung  der  L.  Schrift  widerspre- 
ehende  Sätze  enthalte.  —  Noch  in  demselben  Jahre  verdammte  Be- 
nedicts ^Nachfolger  Clemens  XIII.  durch  ein  Breve  vom  2.  Dec.  1758 
(Bull  cont.  1,  61)  ganz  in  derselben  Weise  den  3.  Theil.  Im  Ein- 
gaoge  recapitulirt  er  die  früheren  Verbote  und  sagt  dann  von  dem 
3.  Theile:  Quod  quidem  ob  doctrinae  fallaciam  et  contortas  s.  lite- 
ranim  interpretationes,  offusis  etiam  tenebris  super  eos  articulos, 
qaos  Christian!  populi  fides  ac  pietas  praecipue  profitetur  et  colit, 
Bcasdali  mensnram  implevit.  —  Im  J.  1760  wurde  das  Werk  von 
B.  auch  in  Venedig,  ohne  Bezugnahme  auf  die  Eömisohen  Decrete, 
Yerb.  (Fleur.  83,  681.  I  S.  547). 

Als  der  Erzbischof  von   Paris   1753  gegen    den  2.  Theil  von 
B.  einschritt,    überreichten  ibm  die  Jesuiten  eine   von  P.  Berthier 
verfasste  Eingabe  (N.  E.  1757,  138),  worin  sie  sagen:  der  1.  Theil 
sei  bereits  ins  Deutsche^),  Polnische,  Italienische  und  Spanische  über- 
setzt worden.     Der  König  von  Spanien  habe  die  Uebersetzung  (von 
dem  Jesuiten  Antonio  Espinosa)  gelesen  und  sich  für  die  Fortsetzung 
interessirt.     Man  habe  ihm  den  2.  Theil,  aber  auch  das  Mandement 
des  Erzbischofs  übersandt;  er  habe  eine  Prüfung  des  Werkes  ange- 
ordnet und  dann  den  P.  Espinosa  beauftragt,   auch  den  2.  Tbeil  zu 
übersetzen.      Diese  Uebersetzung  werde  natürlich    vor   dem    Druck 
durch    die  Ordensoberen  und   die   spanische  Censurbehörde    geprüft 
werden.     Die  Einleitung  werde  wohl  weggelassen  werden,    da  eine 
solche  Polemik  gegen  die  Ungläubigen  in  Spanien  nicht  angebracht 
sei;  auch  die  lateinischen  Dissertationen,  die  nur  für  Theologen  be- 
stimmt seien,  werde  man  in  die  für  das  Volk  bestimmte  span.  Aus- 
gabe nicht  aufnehmen.     Die  Einleitung  und  die  Dissertationen  seien 
es  ja  aber,    die  bei  den  französischen  Bischöfen  vorzüglich  Anstoss 
erregt  hätten.  —  Die  span.  Ausgabe   erschien  denn  auch  1755  mit 
euer  Vorrede,  worin  gleichfalls  behauptet  wurde,  nur  die  Einleitung 
und  die  Dissertationen  hätten    grossen  Anstoss  erregt;    aber    1759 
wurden  beide  Theile  derselben  mit  dem  ganzen  französischen  Werke 
ttnd  der  italienischen  Uebersetzung  (und  Helvetius^  De  Tesprit)  verb., 
oachdem    der  Nuncius  dem  General-Inquisitor    die  Breven  Clemens' 
Xin.  mitgetheilt  hatte.      Der  General -Inquisitor  meldete  dieses  2. 
Hai    dem  Papste   und  wurde  am  7.  Juli   dafür    belobt    (Bull.  cont. 
1,  209). 

In  Frankreich  erschienen  unmittelbar  nach  dem  Mandement  des 
Erzbischofs  von  Paris  und  der  Unterwerfung  B.'s  (drei)  Lettres  en 
reponse  a  un  eccl^siastiqne  de  province  au  sujet  de  THist.  .  .  ., 
Paris  1764,  64S.  12.,  zur  Vertheidigung  B.'s,  nach  Sommervogel  von 
B.  selbst.  Es  folgte  eine  Menge  von  Schriften  für  und  gegen  ihn, 
die  bei  de  Backer  verzeichnet  sind.  Zu  erwähnen  sind  davon  fol- 
gende :  Projet  d^nstruction  pastorale  sur  les  erreurs  de  B.,  81  S.  4., 


1)  Die  deutsche  uebersetzung  (nur  des  1.  Theiles)  ist  von  P.  Weimer 
and  1763  mit  einer  Approbation  von  Hontheim  zu  Luxemburg  gedruckt. 


812  Jesaitioa  1740—60. 

von  J.  B.  A.  Duhamel  im  Auftrage  des  Bischof b  Caylus  von  Au- 
xerre  ausgearbeitet,  aber,  da  dieser  1754  starb,  als  anonyme  Schrift 
veröffentlicht.  Dagegen  schrieb  B.  anonym  Defense  de  la  2.  partie 
de  THist.  .  .  .  contre  les  calomnies  d*un  libelle  intit.  Projet  .  .  ., 
Avignou  1755,  300  S.,  das  Buch,  dessen  italienische  Üebersetzung 
1758  verb.  wurde;  —  Le  P.  Berruyer  J6suite  convaincu  d'Arianisme, 
de  Pelagianisme,  de  Nestorianisme  .  .  .  1755,  400  S.  12.  (vol.  2. 
1756),  von  dem  Oratorianer  J.-A.  Maille.  Derselbe  schrieb  —  gegen 
die  von  B.  veröffentlichten  Lettres  d'un  th6ologien  k  nn  de  ses  amis 
au  Bujet  des  diff^rents  Berits  qui  ont  paru  pour  la  defense  du  P. 
Berr.,  Avignon  1756,  —  Le  P.  Berr.  convaincu  d'obstination  dans 
TArianisme  .  .  .,  1756.  Dagegen  erschien,  nachdem  B.  gestorben 
war,  Le  P.  Berruyer  justifie  contre  Tauteur  d*un  libelle  intitul^: 
Le  P.  Berr.  .  .  .,  Nancy  1759,  2  vol.  12.  (von  Forestier).  In  dem- 
selben Jahre  erschien  noch  mit  Rücksicht  auf  die  in  der  Sorbonne 
begonnenen  Verhandlungen  über  B.  Lettre  k  un  Docteur  de  Sor- 
bonne sur  la  d^nonciation  et  Texamen  des  ouvrages  du  P.  Berr., 
22  S.  12.  Die  beiden  zuletzt  genannten  Vertheidigungen  wurden 
von  der  Inq.  30.  Aug.  1759  mit  derselben  Motivirung  wie  der  2. 
und  3.  Theil  des  Werkes  von  B.  verboten.  In  dem  Decrete  wird 
das  Verbot  dieser  beiden  Theile  noch  einmal  in  Erinnerung  gebracht 
und  beigefügt:  der  Papst  habe,  um  dem  Scandale,  welches  er  zu 
seinem  grossen  Schmerze  noch  immer  fortdauern  sehe,  für  immer 
ein  Ende  zu  machen,  zugleich  alle  Schriften,  die  zur  Vertheidigung 
des  mit  so  vielem  Bechte  verdammten  Werkes  von  B.  in  irgend 
welcher  Form  oder  Sprache  erschienen  seien  oder  etwa  noch  erschei- 
nen würden,  für  verboten  erklärt  (N.  E.  1751,  173).  Dieses  all- 
gemeine Verbot  ist  auffallender  Weise  nicht  in  den  Index  aufgenom- 
men worden. 

Die  Assembl6e  du  Clerge  vom  J.  1760  erklärte  sich  mit  dem 
Mandement  des  Erzbischofs  Beaumont  einverstanden;  auch  der  Erz- 
bischof von  Wien  verbot  1760  das  Werk  von  B.  1762  wurde  end- 
lich auch  die  Sorbonne  mit  ihrem  Urtheil  fertig:  sie  censurirte  93 
Sätze  aus  den  lat.  Dissertationen,  231  aus  dem  2.  und  3.  Theile  und 
aus  Vertheidigungsschriften  von  B.  und  seinen  Anhängern.  Die 
Gensur  wurde  gedruckt  als  Determinatio  S.  Facultatis  ...  1 762,  4., 
und  Jugement  doctrinal  de  la  Facnlti  .  .  .  1762,  3  vol.  12.^). 

Nach  dem  Tode  ßerruyers  gaben  die  Jesuiten  von  ihm  noch 
heraus  Beflexions  sur  la  foy,  adressees  k  Mgr.  l'ArchivSque  de  Paris, 


1)  N.  E.  1763,  97 ;  1765,  13.  Das  umfangreichste  Buch,  welches 
gegen  (Hardouin  und)  Berruyer  erschien,  ist  Mandement  de  Mgr.  TEv^que 
de  Soissons  (Fitzjames),  Paris  1760*,  7  vol.  8.,  von  P.-E.  Gourlin  verfasst 
(im  K.-L.  2,  466  wird  hervorgehoben,  Fitzjames  sei  als  Jansenist  ein  Gegner 
der  Gesellschaft  Jesu  gewesen).  Zu  Brcscia  erschien  davon  eine  italienische 
Üebersetzung.  Von  Les  grandeurs  de  J6su8-Christ  et  la  defense  de  sa  di- 
vinite  contre  les  Peres  Hardouin  et  B.,  1756  (von  dem  Mauriner  Prud, 
Maran),  veranstalteten  die  Monsignori  Bottari  und  Foggini  eine  italienische 
Üebersetzung,  Rom  1757. 


J.  L  Berniyer.  818 


l)  In  Deffola'fl  Cateohismo  de'  Gesuiti  p.  282  wird  berichtet:  Der 
Provinsial  der  Jesuiten,  Mathurin  Le  Forestier,  ein  Verwandter  Berruyers, 
habe  dem  Buchhändler  Bördelet  50,000  Fr.  für  den  Druck  des  2.  Theiles 
Teraprochen;  der  Schuldschein  habe  sich  im  Nachlass  des  Buchhändlers 
gefunden.    Bei  de  Backer  s.  v.  Berrruyer  werden  diese  und  ähnliche  An- 


Bern  (Trevoiix)  1761.  In  dem  '^oraitsgeschickteii  Avertissement  wird 
er  als  grand  homme ,  tili  difenaeur  de  la  foi,  confeaseur  intripide 
md  dgl.  gefeiert  und  allea,  waa  gegen  aein  Werk  geschehen,  auf 
eine  Cabale  zurückgeführt.  Gourlin  schrieb  darauf  Examen  d*ttn 
ooayel  onyrage   du   P.  B.  intit.  BiilexionB  .  .  .  mit  einer  Parallele  \ 

on  eon&ontation   du    Symbole    resultant   de   la  doctrine    des   P^res  * 

Hardouin  et  B.  avec  le  Symbole  des  Conciles  de  Nic^  et  de  Const.,  J 

1762.  Davon  erschien  eine  Uebersetzung:  Collazione  del  simbolo 
Niceno  e  Const.  col  simbolo  che  si  ricava  dalle  dottrine  de*  PP.  Ar- 
dnino  e  B.  Gesuiti,  indicati  i  luoghi  delle  loro  opere  d*onde  son 
tratte.  1764  wurden  die  R^flexions  von  der  Inq.,  die  Collazione 
von  der  IndeK*Congr.  verb.  —  1788  Hess  Mathurin  Le  Forestier,  früher 
Prorincial,  ein  Verwandter  von  B.,  zu  Fermo  eine  italienische  ue- 
bersetzung einer  Yertheidigung  der  päpstlichen  Unfehlbarkeit  von  B. 
dmcken! 

Cordara  S.  12  meint,  Berruyer  werde  wohl  mit  Becht  verboten 
sein,  aber  dass  dieses  mit  einer  atrocitas  verborum  geschehen,  wie  sie 
veder  gegen  Luther  noch  gegen  Calvin  noch  gegen  einen  andern 
der  schlimmsten  Sectenstifter  angewendet  worden,  komme  wohl  da- 
lier,  dass  es  sich  um  das  Werk  eines  berühmten  Jesuiten  gehandelt 
liabe,  die  Jesuiten  aber  den  Dominicanern  und  einigen  einflussreichen 
Cardinälen  der  Inquisition  verhasst  gewesen  seien.  Der  Artikel  Ber- 
royer  im  K.-L.  2, 466  schliesst  mit  der  Notiz :  „Zahlreiche  Schriften 
erschienen  für  und  gegen  B.,  der  sich  selbst  vertheidigte  und  seine 
Anhänglichkeit  an  die  kirchlichen  Lehren  betheuerte;  manche  seiner 
Yertheidigungsschriften  wurden  auf  den  Index  gesetzt.  Dass  aber 
nicht  alles,  was  B.  in  seiner  [von  zwei  Päpsten  in  so  scharfen  Aus- 
drücken verdammten]  Geschichte  des  Volkes  Gottes  geschrieben,  un- 
brauchbar war,  bezeugt  der  1811  zu  Paris  erschienene  Auszug  aus 
dem  1.  Theil,  den  der  Director  des  Seminars  von  Besannen  ver- 
bessert und  mit  Anmerkungen  versehen  1828  (und  1851)  herausgab, 
nachdem  derselbe  auf  den  Antrag  des  Card.  Kohan  in  Born  geprüft 
worden  war."  Eine  solche  Rehabilitation  des  2.  und  3.  Theils  ist 
doch  nicht  versucht  worden,  und  auch  die  expurgirte  Ausgabe  des 
1.  hat  man  doch  nicht,  wie  das  mit  anderen  Büchern,  z.  B.  mit 
Fleury's  Catechisme  bist,  geschehen  ist,  im  Index  freigegeben. 

J.-Fr.  Berthier  veröffentlichte  in  den  M6m.  de  l^ev.  1761, 
301 2  recht  gute  Observations  sur  les  syst^es  des  PP.  Hardouin  et 
Berruyer.  Aber  die  oben  angeführten  und  die  bei  Backer  verzeich- 
neten Schriften  zeigen,  dass  andere  Jesuiten  für  B.  Partei  ergriffen, 
und  lassen  die  von  Picot  2,278;  4,278  angefochtene  Bemerkung, 
dass  le  parti  Hardouino-Berrujeriste  im  Orden  nach  dem  Tode 
Toomemine's   (1739)  das  Uebergewicht  erlangt^)  und  das  Publicum 


814  Jestiitioa  1740--60. 

mit  Apologieen,  Satiren  und  Broschüren  überBcbwemmt  habe,  als 
richtig  erscheinen.  Wenn  Picot  sagt,  es  sei  gewiss,  dass  das  Buch 
von  B.  zu  der  Vernichtung  seines  Ordens  beigetragen  oder  wenig- 
stens einen  Verwand  geboten,  so  wird  man  richtiger  sagen:  dass 
Schriften  wie  die  von  Hardouin  und  Berruyer,  die  doch  schlechter 
sind  als  die  von  Jansenius  und  Quesnel,  und  die  von  Pichon,  Benzi 
u.  a.,  nicht  nur  von  Jesuiten  veröffentlicht,  sondern  auch  von  Jesui- 
ten vertheidigt  wurden,  hat  in  Verbindung  mit  anderen  Thatsachen 
dazu  beigetragen,  dem  Orden  die  Sympathieen  vieler  ernsten  Katho- 
liken zu  entziehen  und  seine  Aufhebung  nicht  als  ein  Unglück  für 
die  Kirche  erscheinen  zu  lassen. 

Ein  Buch  des  italienischen  Jesuiten  Cesare  Calitao,  Tratteni- 
mento  istorico  e  cronologico  sulla  serie  dell'  Antico  Test.,  Ven. 
1724,  2  vol.  4.,  wurde  von  dem  Abate  Franc.  Maria  Biacca  in  dem 
Tratt.  ist.  e  cron.  opposto  al  Tratt.  del  P.  C.  Calino,  1728,  2  vol.  4. 
angegriffen  (Hurter,  2,  1807).  Calino  denuncirte  Biacca's  Buch 
bei  der  Inquisition;  aber  diese  entschied  zu  dessen  Gunsten  und 
übergab  das  Buch  von  Calino  ihren  Revisoren  (Parerga  1.  c.  p.  93). 
Es  wurde  aber  nicht  verb. 

3.  Im  J.  1750  wurde  verb.  Del  Rev.  P.  Egidio  Maria 
Griulii  della  Comp,  di  G-.  .  .  .  Lettera  postuma  critico-apologetica 
degli  studii  di  sua  religione,  Lucca  1750,  82  S.  4.,  ein  vertraulicher 
Brief  an  einen  Freund,  worin  Giulii  (f  1748)  die  Btudienordnung 
im  Collegium  germanicum  kritisirt,  in  welchem  er  Prof.  des  cano- 
nischen Rechtes  war;  am  Schlüsse  bittet  er  um  Rücksendung  des 
Briefes,  den  er  dem  General  und  vielleicht  auch  dem  Papste  vor- 
legen wolle.  Catalani,  De  Secr.  p.  50  sagt,  aus  dem  Inhalte  ergebe 
sich  kein  Grund  des  Verbotes;  der  Brief  müsse  aus  irgend  welchen 
Zweckmässigkeitsgründen  verboten  sein.  Man  wird  die  Veröffent- 
lichung eines  vertraulichen  Briefes  missbilligt  und  die  darin  geübte 
Kritik  nicht  gern  gesehen  haben.  Der  Jesuit  Lazeri  erklärte  in 
einem  Avviso  al  pubblico  sopra  una  lettera  che  va  sotto  il  norae 
del  P.  Giulii,  Rom  1750,  10  S.  4.,  der  Brief  sei  nicht  von  Giulii ; 
aber  Zaccaria,  Storia  lett.  2,419  bestreitet  die  Echtheit  nicht  ^). 


gaben  für  unwahr  erklärt.  Degola  sagt  ferner  p.  278:  Berthier  habe  nicht 
die  Erlaubniss  erhalten,  eine  Refutation  du  roman  de  Berruyer,  und  Toar- 
nemine  nicht,  eine  Refutation  des  paradoxes  du  P.  Hardouin  (als  besondere 
Schriften)  drucken  zu  lassen. 

1)  Giulii  war  mit  Concina  befreundet  (Sandelli  p.  252)  und  bei 
Benedict  XIV.  sehr  beliebt.  Cordara  (bei  Döllinger,  Beitr.  8,  12 ;  vgl.  71) 
erzählt:  Hunc  adhibebat  ad  conficiendum  opus  de  synodo  dioecesana.  Ma- 
teriam  operis  rudern  et  indigestam  Pontifex  subministrabat,  Julius  in  oeKa 
capita  tribuebat,  ordinabat,  latinam  faciebat.  Cumque  ad  extremum  Pontifex 
praefationem  satis  longam  misisset  operi  praefigendam,  eam  ego  rogatu  Julii 
ex  italica  lingua  in  latinam  verti  (der  Jesuit  Forestier  erzählte  dann  später, 
das  Buch  sei  gar  nicht  von  Benedict  XIV.  Deutscher  Merkur  1880,  330. 
348).  Cordara  berichtet  weiter,  der  portugiesische  Jesuit  Emanuel  de  Aze- 
vedo,  der  sehr  reich  gewesen,  habe  auf  seine  Kosten  Benedicts  Werke  neu 
drucken  lassen.   Er  sei  bei  dem  Papste  sehr  beliebt,  aber  bei  den  anderen 


£.  M.  Oinlii.    Sohriflen  gegen  die  Jesuiten.  816 

Die  1750—61  verbotenen  Schriften   gegen    die    Jesniten  sind 
iQBser  den  schon  genannten  folgende:  Histoire  des  religienx  de  la 
compagnie  de  J^sns,  contenant  oe  qni  s'est  pasB^  dans  cet  ordre  depuis 
wn  Etablissement  jnsqa'i  präsent,    Utr.  1741,    2  vol.,  verb.  1750, 
aocfa  Paris  1740,  4  vol.,  von  Qnesnel  (N.  £.  1741,  176),    auch  in 
Spanien  1756  verb.  —  Pro  eis  contre  les  j^suites,    pour  servir  de 
mite  anx  canses  cil^bree,  Brest  1750,  211  S.  12.,  verb.  1754,  eine 
Fortsetznng  der  Causes  cilebres  von  Pitaval,  7  Processe  gegen  Je- 
raiten  enthaltend,    von  dem  Bankier  Nie.  Jonin  zu  Paris,    f  1757, 
2.  Ed.  Paris  1759,    eine  3.  vermehrte   Ansgabe  zu  Douay  1760(?); 
N.  £.  1 750,  258 ;  1761,  29.     Recneil  g^niral  des  pi^s  snr  le  pro- 
ees  contre  la  Demoiselle  Cadi^e  et  le  P.  Girard  jlsnite,  1731,  steht 
nor  im  span.  Index.  —  Lottere    scritte  da  nn  teologo  a  nn  ves- 
eoYo  di  Francia  sopra  l'importante  questione,  se  sia  licito  di  appro- 
vare  i  gesuiti  per  predicare  e  confessare,  Trento  1757,  verb.  1758, 
eine  üebersetznng  der  Trois  lettres  d'un  th^ologien  h  nn  iv^ne  snr 
eette  qnestion  importante,    sMl  est  permis  d*appronver   les  Jisuites 
poor  prScher  et  pour  confesser,  Paris  1716,  12.,  die  dem  Hanriner 
ToDttie  zugeschrieben  wurden,    aber  von  dem  Abbi  Bernard  Couet 
(geb.  1669,  ermordet  1736)  verfasst  sind,  der  1718  von  dem  Card. 
Noailles  zum  Canonicus  und  Generalvicar  ernannt  wurde  und  1720 
bei  den  Ausgleichsverhandlungen  eine  grosse  Rolle  spielte  (Corr.  de 
Pension  1 1 ,  305).     Die  Briefe  erschienen  nochmals  als  Lettres  .  .  . 
par  Couet,  chanoine  de  Paris,  Amst.  1755''^.     Hier  ist  als  4.  Brief 
beigefügt  E^ponse  d'un  thiologien  k  un  pr^lat  sur  le  r6fu8  de  M.  de 
Noailles    de  continuer  ses  pouToirs  aux  Jesuites   (N.  £.  1748,  24; 
17.^5,  181).  —  ProblÄme  historique,  qui  des  Jesuites  ou  de  Luther 
et  Calvin  ont  le  plus  nui  k  l'Eglise  chr^tienne.     La  Solution  de  ce 
Probleme  d^couvrira  la  v^ritable  cause  des  maux  qui   affligent  l'E- 
glise et  le  Royaume    de  France,    et  le  seul    moyen   efficace  qu'on 
puisse  prendre  pour  les  faire  censer,  Avignon  (Paris)  1757,  2  vol.  12., 
TOD  der  Inq.  verb.  1759,   von  Abbe  Mesnier,    f  1761,    2  Ed.  aug- 
ment^e,  Utr.  1758*,   auch  Utr.  1763*;    in  diesen  Ausgaben  ist  ein 
langer  Brief  des  Erzbischofs  Meindaerts  von  Utrecht  an  Benedict  XIV. 
vom  13.  Febr.  1758,  und  Benedicts  XIY.  Breve  an  den  Card.  Sal- 
danha  vom  1.  Apr.  1758  (über  Paraguay)  vorgedruckt.     Eine  Ver- 
theidigung  des  Verfassers  gegen  das  Decret  der  Inquisition  erschien 
unter  dem  Titel:  Addition  au  Probleme  .  .  .,  58  S.  12.  (N.  E.  1760, 
140).  —  Histoire  de  Tadmirable  Dom  Inigo  de  Ouipuscoa,  Chevalier 
de  la  Yierge  et  fondateur  de  la  monarchie  des  Inighistes,  avec  une 
description  en  abregt  de  Petablissement  et  du  gouvernement  de  cette 
formidable  monarchie,  par  le  Sieur  Hercule  Rasiel  de  Silva.  Nouv. 
ed.  augmentie  de  l'Anticoton  et  de  Thistoire  critique  de  ce  fameux 
ouvrage,  Haye  1738*,  2  vol.  12.,  von  der  Inq.  verb.  1759.    Diese 
Ausgabe  ist  von  Prosper  Marchand  besorgt  (Marchand  1,24.  U.  N. 


portugiesischen  Jesuiten,  er  wiese  nicht  warum,  verhasst  gewesen  und  durch 
deren  ocoulta  oonspiratio  sei  es  gekommen,  dass  ihn  Benedict  auf  Verlangen 
des  Königs  von  Portugal  von  nom  weggeschickt  habe. 


816  Streit  über  den  ProbabiliBmus. 

1739,  504).  Die  1.  Ausgabe  ist  Haye  1736,  2  vol.  12.,  ersobienen. 
Das  Bucb  ist  nicbt  von  de  Salles  oder  von  Quesnel  de  Dieppe,  son- 
dern von  Cb.  Le  Vier  (Qa^rard  3,  323).  Im  span.  Index  steht  seit 
1747  die  1.  Ausgabe  als  strenge  yerb.  und  Basiel  als  Autor  1.  cl. 
—  Preservativo  contro  certi  libri  e  sermoni  dei  Gesuiti,  verb. 
1761. 

In  dem  Journal  des  Biscbofs  Clement  (S  745)  stebt  1, 41  ein 
Brief  des  Mgr.  Bottari  zu  Rom,  worin  es  beisst:  das  Probleme  sei 
mit  grosser  G-elebrsamkeit,  präcise  und  klar  gescbrieben,  werde  aber 
gleicb  verboten  werden  müssen.  Solche  Bücber  fUrebteten  die  Je- 
suiten nicbt,  da  sie  aucb  bei  anderen  Widerspruch  fänden;  aber  die 
Lettres  von  Gouet  seien  ihnen  sehr  unbequem,  weil  sie  mit  grosser 
Mässigung  gescbrieben  seien  und  von  der  Bulle  und  der  Curie  nichts 
sagten.  Die.  zu  £om  gedruckte  italienische  Uebersetzung  von  einem 
Dominicaner  aus  Lucca  sei  in  aller  Händen ;  sie  sei  denuncirt  worden, 
aber  die  Censoren  sagten  bis  jetzt,  das  Bucb  sei  unverfänglich. 
P.  215  beisst  es:  das  Buch  sei  28.  Aug.  1758  verb.,  aber  das  Decret 
nicht  publicirt  worden;  es  werde  eine  zweite  Ausgabe  gedruckt,  in 
welcher  die  Vorrede,  die  allein  Anstoss  erregt,  geändert  worden  sei. 
Tbatsäcblicb  stebt  aber  nicht  bloss  eine  Ausgabe  im  Index,  und  nach 
K.  E.  1768,  88  kam  der  Uebersetzer,  der  Dominicaner  Carrara,  in 
Hafti). 


77.    Der  Streit  ttber  den  Probabilismos,  1743—57. 

Unter  Benedict  XIV.  entstand  eine  lebhafte  Controverse 
zwiseben  den  Dooninicanern,  namentlich  dem  Friauler  Daniel 
Concina  (1687 — 1756),  und  den  Jesuiten,  namentlich  Giambattista 
Faure  (aus  einer  französischen  Familie,  aber  geb.  zu  Rom  1702, 
t  1779),  zunächst  über  eine  schamlose  Moralthese  des  Jesuiten 
B.  Benzi,  der  die  spöttische  Bezeichnung  Mamillartheologie  ihren 
Ursprung  verdankt,  dann  ttber  den  Probabilismus.  Aosser  zwei 
Schriften  von  Benzi  und  einem  Pasquill  auf  Concina  und  einer 
andern  kleinen  Schrift  von  Faure  kam  unter  Benedict  XIV. 
keine  der  betre£Fenden  Schriften  in  den  Index.  Das  von  den 
Jesuiten  denuncirte  Hauptwerk  Concina's  wurde  nicht  verboten, 


1)  In  den  ältesten  Appendices  zu  dem  Index  von  1758  stebt:  Letiere 
.  .  .  Trento  1757,  verb.  5.  März  1759,  in  der  ersten  amtlichen  Appendix 
und  den  folgenden  Indices:  Lettere...  (ohne  Trento  1757),  verb.  28.  Aug. 
1766.  £s  scheint  also,  dass  das  28.  Aug.  1758  beschlossene  Verbot  der  Aus- 
gabe Trento  1757  erst  5.  März  1759  publicirt,  dann  aber  aucb  auf  die  2.  Aus- 
gabe (Lugano  1758)  ausgedehnt  worden  ist. 


J 


B.  Benzi.  817 

aber  dem  Verfasser  von  dem  Papste  aufgegeben,  eine  ausführ- 
liche Erklärung  zu  unterzeichnen  und  zu  veröfifentlichen.    Auch 
ein  Bach  des  Jesuiten  Nie.  Ghezzi  wurde  unter  der  Bedingung 
nicht  verboten,    dass  er  demselben  eine  Erklärung  beidrucken 
liess.    Einige   unbedeutende  probabilistische  Schriften  wurden 
unter  Clemens  XIU.  verboten,  u.  a.  eine  Predigt  des  deutschen 
Jesuiten  Neumayr,  daneben  auch  eine  Biographie  Goncina^s.  — 
CoDcina's  Kampf  gegen  den  Probabilismus  wurde  eifrig  fortge- 
setzt von  seinem  Ordensgenossen  Qianvincenzo  Patuzzi  (1700 — 69). 
Weder  von   seinen  Schriften  noch  von  den  Gegenschriften    ist 
eioe  verl)oten.    Als  sein  Gegner  trat  u.  a.  1764  Alfonso  Maria 
(li  Liguori  auf  (geb.  1696,  Stifter  der  Congregation  der  Redem- 
toristen  1732,  1762—75  Bischof,  f  1787).  Durch  diesen  ist  der  von 
Concina  mit  Gutheissung  Benedicts  XIV.  bekämpfte  Probabilis- 
mos   insofern   zum  Siege  gelangt,  als  seine  moraltheologischen 
Schriften    im  19.  Jahrhundert  wiederholt,  namentlich  bei  seiner 
Cauonisation  im  J.  1839   und   bei  seiner  Erhebung  zum  Doctor 
i'lcclesiae  im  J.  1871   von  den  Päpsten   in    den   stärksten  Aus- 
drucken gutgeheissen  worden  sind. 

1.  1743  erschien  zu  Venedig  von  dem  Jesuiten  Bemardino 
Benzi  (1688 — 1768)  Piasertatio  in  casus  reservatos  Venetae  dioe- 
f^espos^).  Zu  den  Casus  reservati,  —  den  Sünden,  deren  Losspre- 
ohnng  der  Bischof  sich  vorbehalten,  —  gehörte  in  Venedig  u.  a. 
qnaelihet  iinpudicitia  cum  monialibus  peracta  vel  quocunque  modo 
attentata.  Dazu  machte  nun  Benzi  folgende  Bemerkung:  (iuaeritur 
an  reservatione  afficiatur,  qui  cum  moniali  peragat  vel  attentet  ac- 
tus snbimpudicos  de  se'  veniales,  v.  g.  genas  vellicare,  mamillas 
tangere,  et  solum  ex  pravo  aifectu  vel  ex  prava  intentione  morta- 
les.  Reapondeo,  negative ;  nam  juxta  8.  nostram  regulam  nonnisi 
peccata  per  externam  malitiam  mortalia  reservantur.  Es  wurden 
Benzi  zunächst  privatim  von  einem  Dominicaner  Vorhaltungen  über 
diese  Stelle  gemacht;  er  suchte  sie  aber  zu  rechtfertigen  und  berief 
sicli  darauf,  sein  Buch  sei  vor  dem  Druck  von  mehreren  Theologen 
;feprüft  und  nach  dem  Erscheinen  von  vielen  G-eistlichen  gelesen, 
von  keinem  missbilligt  worden;  er  selbst  sei  seit  15  Jahren  Beicht- 


1)  Das  Folgende,  wo  nicht  andere  Quellen  citirt  werden,  nach  D. 
Sandellii  de  D.  Concinae  vita  etc.  Brixiae  1767,  p.  59  und  Vita  del  P. 
Concina,  p.  51.  Die  Literatur  bei  Mazzuch.  2,  899.  Tipaldo  8,  301. 
Backer  .S,  136.  Vj?l.  U.  N.  (N.  Beitr.)  1753,  814;  1754,  400.  Friedrich, 
Beitr.  zur  Kirchengesch.  S.  132. 

Retuicli,  Index  11.  52 


818  Streit  über  den  Probabilismus. 

vater  und  seit  8  Jabren  Lector  der  Moraltheologie  u.  r.  w.  Concina 
veröffentliobte  nun  Epistolae  theologico-morales  ad  III.  et  Eev.  N.  N. 
adversns  librnm  inscr.  Disßertatio  .  .  . ,  Yen.  1744,  nnd  denuncirte 
Benzi  bei  dem  Secretär  der  Index-Congr.,  J.  A,  Orsi.  Benedict  XIV. 
überwies  aber  die  DisRertation  der  Inquisition.  Die  Jesuiten  Hessen 
durch  den  P.  Turano  eine  Yertheidigungsschrift  yerfassen  und  diese 
als  Manuscript  für  die  Mitglieder  der  Inq.  drucken.  Sie  bemühten 
sich  dann,  das  gleichzeitige  Verbot  der  beiden  Schriften  von  Con 
cina  und  Benzi  zu  erwirken;  aber  Fer.  V.  16.  April  1644  ver 
dämmte  die  Inq.  Benzins  Buch  als  resp.  falsche,  übel  klingende 
ärgemissgebende  und  fromme  Ohren  verletzende  Sätze  enthaltend 
verbot  alle  zur  Yertheidigung  desselben  veröffentlichten  oder  zu 
veröffentlichenden  Schriften  und  gab  Benzi  auf  zu  revociren.  Benzi 
unterschrieb  denn  auch  die  Erklärung:  „Da  mir  in  meinem  Buche 
.  .  .  einiges  entfallen  ist  (exciderint),  wovon  ich  höre,  dass  viele 
daran  Anstoss  genommen,  und  wovon  ich  nach  besserer  üeberlegung 
selbst  nicht  behaupte,  dass  es  zu  billigen  sei,  so  nehme  ich  mit 
aufrichtiger  Ueberzeugung  den  Satz:  vellicare  genas  et  maroillas 
tangere  monialium  esse  actus  subimpudicos,  de  se  veniales  et  solnm 
ex  pravo  affectn  vel  ex  prava  intentione  mortales,  als  falsch  .  .  . 
zurück.  Zugleich  erkläre  ich,  dass  ich,  indem  ich  diesen  Satz  spe- 
ciell  missbillige,  damit  nicht  andere  Sätze  des  Buches  billigen  will, 
die  einem  verständigen  Leser  als  weniger  vorsichtig  oder  weniger 
opportun  erscheinen  mögen;  ich  unterwerfe  sie  vielmehr  alle  dem 
Urtheil  der  Oberen  und  der  Entscheidung  der  h.  Eömischen  Kirche 
und  bin  bereit,  alles  zurückzunehmen,  was  von  ihr  verworfen  wird." 
Nach  Concina,  Appar.  2,  351  hatte  die  Inq.  namentlich  auch  den 
Satz  missbilligt:  Si  blasphemia  sit  imperfecte  deliberata  ex  prava 
consuetudine  blasphemandi,  .  .  secundum  multos  doctores,  utpote  non 
voluntaria  saltem  perfecte,  non  est  culpa  saltem  mortalis.  Nach 
N.  E.  1744,  167  hatte  die  Inq.  eine  erste  Retractation  Benzi's  für 
ungenügend  erklärt  und  nahm  sie  die  oben  mitgetheilte  nur  auf 
Befehl  des  Papstes  an.  Der  Patriarch  von  Venedig  entzog  Benzi 
die  Cura;  er  wurde  nach  Padua  versetzt,  wo  ihm  der  Card.  Rezzo- 
nico» der  spätere  Clemens  XIII.,  gleich  wieder  die  Cura  gab;  von 
da  wurde  er  nach  Belluno,  dann  aber  nach  Venedig  zurückversetzt, 
wo  ihm  der  Patriarch  auf  Ersuchen  des  Nuncius  wieder  die  Cura 
gab  (N.  E.  1752,  188),  obschon  mittlerweile,  22.  Mai  1745,  noch 
ein  zweites  über  den  Beichtstuhl  handelndes  Buch  von  ihm  in  den 
Index  gekommen  war:  Praxis  tribunalis  conscientiae  seu  tractatus 
theologicus  moralis  de  sacramento  poenitentiae,  auot.  B.  Benzi  S.  J. 
Presb.,  Bononiae  1742*,  c.  500  S.  4. 

Es  gereicht  den  Jesuiten  nicht  zur  Ehre,  dass  sie  sich  bei  der 
Censurirung  und  Eevocation  Benzins  nicht  beruhigten,  sondern  durch 
Streitschriften,  in  welchen  sie  sich  an  Concina  zu  rächen  sachten, 
die  widerwärtige  Sache  immer  aufs  neue  wieder  aufrührten.  Kurz 
vor  der  Verdammung  der  Schrift  von  Benzi  erschien:  AU'  antore 
delle  due  epistole  contro  la  Dissertazione  dei  casi  riservati  in  Vene- 
zia  Avviso  salutevole,  acci6  conosca  se  stesso,  Napoli  1744,  TOS.  4., 


Schriften  gegen  Concina.  819 

unmittelbar  nacli  der  Yerdammung  ein  Secondo  awiso,  s.  1.  et  a. 
60  H.  4.  (Fatuzzi  2,  400).  Es  kam  heraus,  dass  beide  in  Born  bei 
Mainardi  im  Auftrage  der  Jesuiten  Faure  und  Castellini  gedruckt 
varen;  bei  Faure  fand  sich  das  Manuscript,  von  dem  er  freilich  be- 
hauptete, es  sei  eine  von  ihm  gemachte  Abschrift  eines  Manuscriptes, 
das  ihju  Ton  einem  Unbekannten  zugesandt  worden  sei;  von  Backer 
nnd  Sommervogel  wird  er  als  Verfasser  anerkannt.  Der  Drucker  wurde 
zn  einer  Geldstrafe  verurtheilt;  die  Bestrafung  der  beiden  Jesuiten 
wurde  ihrem  General  überlassen :  sie  mussten  sich  im  Refectorium 
die  Disciplin  geben  und  Exercitien  machen  (N.  E.  1744,  167). 
Bald  darauf  erschien:  Ritrattazione  solenne  di  tutte  le  ipgiurie, 
bngie,  falsificazioni,  calumnie,  contumelie,  imposture,  ribalderie  stam- 
pate  in  varii  libri  da  Fra  Daniello  Concina,  Domenicano  Gavotto, 
contro  la  Yenerabile  Compagnia  di  Gesü,  da  aggiugnersi  per  modo 
di  appendice  alle  due  infami  lottere  teologico-morali  contro  il  R  F. 
Benzi  de  IIa  medesima  Compagnia.  In  Venzia  1744  .  .  .  con  licenza 
de'  superiori  e  privilegio,  eine  unsäglich  gemeine  Schmähschrift 
j^en  Concina  (ein  Auszug  bei  Sandelli  p.  77.  Fatuzzi  2,  413),  die 
damals  verschiedenen  Jesuiten,  u.  a.  Cordara,  Tornielli,  Zaccaria  zu- 
geschrieben wurde,  —  von  Sandelli  dem  F.  Coccognati,  —  aber  allem 
Anscheine  nach  von  Faure  ist,  den  Caballero  als  Verfasser  angibt. 
—  Die  Inq.  verdammte  Fer.  IV.  17.  Juni  1744  de  mandato  Bene- 
dicti  XIV.  die  Schrift  (nonnulla  folia  impressa)  uti  librum  famosum 
(Sandelli  p.  82).  Sie  wurde  zu  Lucca  und  Venedig  nachgedruckt. 
Es  erschienen  auch  noch  andere  Schriften  von  Seiten  der  Jesuiten 
(Patnzzi  2,  418).  Auch  die  oben  erwähnte  Vertheidigungsschrift 
von  Turano  wurde  neu  gedruckt:  Judicium  cujusdam  Theol.  Fro- 
fessoris  ad  amicum  confessarium,  Ven.  1745.  Turano  erklärte  in 
einem  Schreiben  an  den  Fapst,  dieses  sei  ohne  sein  Vorwissen  ge- 
schehen, und  der  Fapst  nahm  in  einem  Briefe  vom  22.  Febr.  diese 
Entschuldigung  an  (Storia  lett.  18,  301).  —  Man  erwartete,  Con- 
cina werde  antworten,  und  in  Rom  wurde  schon  als  Titel  seiner 
Antwort  angegeben:  Ritrattazione  .  .  .  Operetta  curiosa  che  pu(^ 
«ervire  di  supplemento  alla  Morale  prattica  de'  Gesuiti.  Der  Fapst 
Hess  aber  Concina  durch  den  Nuncius  in  Venedig  befehlen,  nicht  zu 
antworten;  Concina  schrieb  darauf  dem  Fapste,  er  habe  dieses  gar 
nicht  vorgehabt^). 


1)  Concina  ist  der  Verfasser  von  Esplicazione  di  qaattro  paradossi 
che  son  in  voga  nel  nostro  secolo,  Lucca  1746  (dem  Card.  Querini  ge- 
widmet), wovon  der  Dominicaner  Fr.  Dufoar  eine  Uebersetzung  herausgab : 
Explication  de  qaatre  paradoxes  qui  sont  en  vogue  dans  notre  siicle, 
avec  une  preface,  dans  laquelle  on  rend  compte  de  ce  qui  a'est  passe  en 
italie  a  l'occasion  de  Thist.  du  probabilisme  et  de  la  condamnation  des 
nottveaux  Mamillaires,  par  le  R.  P.  D.  C,  k  Lucques  1746  sous  les  au- 
spices  du  Card.  Querini.  Ouvi^^e  trad.  de  Vitalien  et  augmente  d'une  re- 
Ution  exacte  des  disputes  sur  la  morale  qui  se  sont  elevees  par  delä  des 
monts  depuis  1789  .  .  .  Par  M.  le  Chevalier  Philalethi  Venitien,  Avignon 
1752,  146  S.  (Sand.  p.  109).  —  In  dieser  Schrift  wird  auch  der  bekannte 
•lo.  Dom.  Mansi,  als  Erzbischof  von  Lucca  f  1769,  als  Freund  der  Jesuiten 


820  Streit  über  den  Probabilismus. 

In  Beinern  Commentarium  p.  210  macht  Fanre  der  Inq.  zum 
Vorwurf,  dass  sie  Benzi  flchärfer  verurtheilt  habe  als  Pascal  und 
Quesnel.  Auch  Cordara  (Döllinger,  Beitr.  3,  11)  ist  unwillig  dar- 
über, dasB  Benzins  Buch  verboten,  Concina's  freigegeben  sei,  und 
knüpft  daran  ähnliche  Bemerkungen  wie  Faure:  In  der  Inq.  sässen 
zwar  in  der  Eegel  die  angesehensten  Cardinäle,  aber  wenn  es  sich 
um  Bücher  handle,  so  liege  die  Entscheidung  so  gut  wie  ganz  in 
den  Händen  der  acht  Ordensgeistlichen,  die  neben  einigen  Prälaten 
Consultoren  seien.  Unter  diesen  8  seien  immer  4  Dominicaner, 
darunter  der  einflussreiche  Commissarius  S.  Officii,  nie  ein  Jesuit. 
Damals  seien  mehrere  den  Jesuiten  feindliche  Cardinäle  Mitglieder 
der  Inq.  gewesen,  Passionei,  Tamburini,  Spinell!  und  namentlich  der 
Dominicaner  Orsi.  So  sei  es  nicht  zu  verwundern,  dass  alle  bei 
der  Inq.  denuncirten  Bücher  von  Jesuiten  verboten  worden.  AIh 
Beispiel  könne  Berruyer  dienen.  —  Die  neueren  Jesuiten  scheinen 
doch  Benzi  fallen  zu  lassen:  bei  Hurter  kommt  er  nur  3,  61  vor, 
wo  von  Faure  de  Rede  ist,  und  im  K.-L.  hat  er  keinen  Artikel 
erhalten  und  wird  er  auch  s.  v.  Concina  nicht  erwähnt. 

2.  Concina  hat  sich  nicht  bloss  durch  seine  Polemik  gegen 
Benzi  den  Hass  der  Jesuiten  zugezogen,  sondern  auch  durch  seinen 
Kampf  gegen  den  Probabilismus.  Von  der  ersten  Redaction  seiner 
Hauptschrift  schickte  er  das  Manuscript  mit  dem  Titel  La  morale 
evangelica  contenente  i  punti  fondamentali,  an  den  Ordensgeneral 
zur  Approbation.  Dieser  bestellte  seinen  Assistenten  Th.  A.  Eic- 
chini,  der  später  Secretär  der  Index- Congr.  und  Mag.  S.  Pal.  wurde, 
und  den  P.  Pio  Tommaso  Schiara,  später  Secr.  der  Index-Congr., 
als  Censoren.  Diese  behielten  das  Manuscript  ein  Jahr  lang,  und 
da  Conc.  drohte,  er  werde  einen  Weltgeistlichen  bitten,  das  Buch 
unter  seinem  Namen  zu  veröffentlichen,  schickten  sie  das  Manu* 
Script  sehr  stark  castrirt  dem  Inquisitor  zu  Venedig  mit  dem  Auf- 
trage, es  in  dieser  Grestalt  drucken  zu  lassen,  ohne  es  Conc.  sehen 
zu  lassen.  Als  dieser  davon  hörte,  zog  er  das  Manuscript  zurück, 
arbeitete  es  um  und  veröffentlichte  sein  Buch  nun  mit  einer  Wid- 
mung an  den  Card.  Nerio  Corsini  unter  dem  Titel  Della  storia  del 
probabilismo  e  del  rigorismo  dissertazioni  teologiche,  morali  e  criti- 
che,  nelle  quali  si  spiegano  e  dalle  sottigliezze  de*  modemi  proba- 
bilisti  si  difendono  i  principj  fondamentali  della  teologia  cristiana, 
Lucca  1743,*  2  vol.  4.  Benedict  XIV.  liess  durch  Card.  Passionei  Conc. 
für  sein  Buch  beloben  und  ihn  beauftragen,  eine  Zusammenstellung 
der  laxen  Moralsätze  aus  den  von  ihm  bekämpften  Autoren  anzu- 
fertigen (Sandelli  B.  p.  6.  12).  Conc.  stellte  216  Sätze  zusammen. 
—  Gegen  Conc.'s  Buch  erschienen  alsbald  mehrere  Streitschriften 
von  den  Jesuiten  Sanvitale,  Nie.  Ghezzi,  Zaccaria  u.  a.,  denen  Conc. 


angegriffen.  Dessen  Tractatus  de  excommuüicatione  et  casibus  reservat is, 
1724,  wurde  —  nicht  von  Concina  —  wegen  laxer  Moralsätze  in  Rom 
denuncirt.  Der  Mansi,  dessen  Bibliotheca  moralis  im  span.  Index  expur- 
girt  wird,  ist  ein  anderer,  der  Oratorianer  Jos.  Mansi  (Hurter  3,   101). 


D.  Concina.  821 

and  sein  Orden^genoese  Vinc.  Maria  Dinelli  antworteten.  Am  22.  Febr. 
1746  scbrieb  der  Dominicaner-General  Ripoll  an  Conc.,  die  Inqui- 
sition habe  ihm  durch  ein  Viglietto  vom  19.  befohlen,  ihm  die  Ver- 
offentlichnng  weiterer  Schriften  über  den  ProbabilismuR  gegen  Ghezzi 
nnd  andere  Jesuiten  zu  verbieten;  der  Protector  des  Ordens,  Card. 
Gorsini  erklärte  aber,  er  sei  von  dem  Papste  mündlich  beauftragt, 
dieses  Verbot  dahin  zu  erläutern,  dass  nur  die  Fortsetzung  des 
Federkrieges  (privata  gara)  zwischen  Conc,  Ghezzi  u.  s.  w.  beiden 
Theilen  untersagt  sei,  nicht  aber  den  Dominicanern  die  Yertheidigung 
des  Probabiliorismns  (Sandelli  p.  57).  Der  Federkrieg  wurde  aber 
doch  fortgesetzt. 

Einen  neuen  Streit  veranlasste  Conc. 's  umfangreichstes  Werk: 
Theologia  christiana  dogmatico-moralis,  Romae  (Yen.)  1749 — 51, 
13  vol.  4.  (die  beiden  zuletzt  erschienenen  Bände  heissen  Ad  theolo- 
giam  ehr.  .  .  apparatus).  Die  General-Congregation  der  Jesuiten, 
die  im  J.  1751  gehalten  und  in  der  Ign.  Visconti  zum  General  ge- 
wählt wurde,  beschloss,  über  das  Werk,  von  dem  9  Bände  gedruckt 
waren,  bei  Benedict  XIV.  Klage  zu  fuhren,  und  der  neue  General 
fiberreichte,  von  seinen  Assistenten  begleitet,  dem  Papste  die  An- 
klageschrift, in  der  300  Sätze  censurirt  wurden  und  die  einen  dicken 
Band  fällte.  Der  Papst  schlug  ihnen  vor,  sie  möchten  den  Band 
drucken  lassen;  dann  wolle  er  beiden  Theilen  Schweigen  gebieten. 
Da  die  Jesuiten  darauf  nicht  eingingen,  wurde  ihnen  aufgegeben, 
eine  compendiösere  Anklageschrift  einzureichen  (abgedr.  Appar.  1, 
210—222.  Sand.  p.  148).  Diese  übergab  der  Papst  drei  Theologen, 
iiess  sie  aber  durch  den  General  Bremond  auch  Conc.  einhändigen, 
nm  sich  zu  vertheidigen  (die  Vertheidigung  abgedr.  Appar.  1,  222 
— 230.  Sand.  p.  161).  Der  Papst  verordnete  darauf,  Conc.  solle 
eine  Erklärung  unterschreiben,  in  der  er  die  in  seinem  Werke  wirk- 
lich vorkommenden  Unrichtigkeiten  berichtige.  Die  von  den  drei 
Theologen  entworfene  Erklärung  verwarf  Benedict  XIV.  mit  den 
Worten:  Non  vogliamo  che  quel  galantuomo  di  Concina  sia  aggra- 
vato;  er  dictirte  selbst  eine  Erklärung  und  Hess  sie  Conc.  zustellen 
mit  der  Weisung,  sie  in  lateinischer  Uebersetzung  in  einem  der 
folgenden  Bände  abzudrucken.  Sie  ist  im  1.  Bande  des  Apparatus 
abgedruckt  mit  der  üeberschrift:  Declaratio  et  sincera  protestatio 
Fr.  D.  Concinae  super  aliquibus  oppositionibus  factia  contra  tomos 
»nae  Theologiae  ehr.  .  .  recens  typis  editos  (3  BL,  auch  separat 
Komae  1752;  U.  N.  1753,  247).  Der  Anfang  lautet:  Ich  erkläre, 
dass  ich  nie  die  Gesellschaft  Jesu  habe  beleidigen  wollen,  über  die 
ich,  wie  ich  auch  im  1.  Bande  p.  124  gesagt,  immer  mit  gebühren- 
der Achtung  gesprochen  habe.  Was  hiemit  nicht  in  Einklang  stehen 
sollte,  nehme  ich  zurück.  Ich  habe  als  einfacher  Theologe  Mei- 
nungen einzelner  Autoren  aus  der  Gesellschaft  wie  aus  anderen 
Orden  widerlegt;  aber  ich  habe  nur  diese  Meinungen  widerlegen, 
nicht  die  Autoren  beschimpfen  wollen.'*  Dann  folgt  eine  Antwort 
auf  die  einzelnen  Anklagepunkte,  und  zuletzt:  Ceterum  si  quid 
peccavi,  si  quid  convicii,  imposturae,  contumeliae  aut  cujusvis  alte- 
rius   generis    injuriae   calamo    meo,    sane    praeter  animum,    excidit, 


822  Streit  über  den  Probabilismus. 

ingenne  retracto  omnia,  deleo,  improbo,  detestor.  —  Aehnlich  ver- 
fuhr  etwas  später  die  Index- Congr.  mit  dem  Jesuiten  Nie.  Ghezzi, 
dessen  Buch  De^  principj  della  morale  filosofia  riscontrati  co*  prin- 
cipj  della  cattolica  religione  11.  3,  Mailand  1752,  bei  ihr  denuncirt 
worden  war.  Sie  übersandte  ihm  eine  Dichiarazione  e  protestazione, 
die  er  unterschreiben  und  drucken  lassen  musste,  damit  sie  seinem 
Buche  beigeheftet  werde.  Sie  beginnt:  „Auf  Befehl  der  Index- 
Congr.  und  um  meine  katholische  Gesinjiung  zu  beweisen,  erkläre 
ich/'  und  bezieht  sich  auf  12  Sätze,  zum  Theil  auf  solche,  in  denen 
er  Ansichten  seiner  Gegner  als  Jansenistisch,  die  Gegner  des  Pro- 
babilismus als  Eigensten  und  Jansenisten  bezeichnet  hatte,  auch  die 
Sätze:  im  allgemeinen  hätten  in  Moralfragen  die  Theologen  des  18. 
Jahrb.  mehr  Autorität  als  die  der  früheren  Jahrhunderte  und  sei 
in  Sachen,  die  das  Gewissen  betreffen,  ein  guter  Summist  mehr 
werth  als  alle  Kirchenväter  ^).  —  Es  ist  den  Jesuiten  nicht  zu  ver- 
denken, dass  sie  die  Erklärung  von  Conc,  und  den  Dominicanern 
nicht,  dass  sie  die  von  Ghezzi  separat  drucken  Hessen  und  in  zahl- 
reichen Exemplaren  verbreiteten;  es  ist  auch  erklärlich,  dass  darüber 
gestritten  wurde,  welche  der  beiden  Erklärungen  mit  mehr  Recht 
als  Retractation  bezeichnet  werden  könne.  —  Auch  ein  Dominicaner 
Gonsalvo  Carattini,  mit  welchem  Conc.  eine  Controverse  hatte,  musste 
i%rjfyv)[aii'!^  quarundam  operis  Vita  claustralis  propositionum,  ab  auc- 
tore  ejusdem  ad  amicum  scripta  et  per  niodum  appendicis  operi  ad- 
nexa,  Verona  1744,  drucken  lassen  (Sandelli  p.  47). 

Ghezzi  hat  auch  Saggio  di  supplementi  teologici  morali,  di 
cui  abbisogna  la  Storia  del  Frobabilismo  e  Rigorismo,  Lucca  1744, 
geschrieben.  Das  Buch  sollte  in  Mailand  gedruckt  werden  ;  der  In- 
quisitor hatte  schon  die  Druckerlaubniss  ertheilt,  da  erhielt  er  die 
Weisung,  das  Manuscript  nach  Rom  zu  schicken.  Ghezzi  zog  nun 
dieses  zurück  und  schickte  es  nach  Lucca  an  Mansi,  den  Sandelli 
p.  52  bei  dieser  Gelegenheit  als  Haupt-Probabilisten  seiner  Zeit  be- 
zeichnet. Damals  schrieb  aber  Giov.  Lami  an  den  Jesuiten-General: 
wenn  er  fortfahre  es  zu  dulden,  dass  seine  Patres  anständige  Leute 
mit  ihren  Pasquillen  verhöhnten,  werde  man  für  dieses  Treiben  den 
Orden  verantwortlich  machen.  Darauf  befahl  der  General,  den  schon 
begonnenen  Druck  des  Buches  von  Ghezzi  einzustellen,  und  gestattete 
später  die  Fortsetzung  desselben  nur  unter  der  Bedingung,  dass 
die  einzelnen  Bogen  zur  nochmaligen  Durchsicht  nach  Rom  gesandt 
würden. 

Von  Patuzzi's  Werken  sind  die  Lettere  teologico-morali  di 
Eusebio  Eraniste,  Trient  1751 — 54,*  6  vol.  8.,  für  einige  Abschnitte 
der  Geschichte  des  Index  von  grossem  Werthe.  Ueber  seine  anderen 
Streitschriften  und  die  Gegenschriften  s.  Backer  s.  v.  Balla  und 
Gagna;  Werner,  Fr.  Suarez  1,  362,  Gegen  Liguori*^  Breve  disser- 
tazione  dell'    uso  dell'   opinione    probabile,    1762,    schrieb  Patuzzi : 


1)  Storia  lett.  9,  68.  Suppl.  ai  tomi  4  e  5  della  Storia  lett  2,  282. 
Sandelli  p.  183. 


J 


6.  y.  Patuzzi.    Alf.  Ligrnori.     G.  B.  Fauro.    D.  SUdlcr.  823 

La  causa  del  probabilismo  richiamato  all'  esame  da  Mona,  di  Li- 
gnori  e  norellamenie  convinta  di  faUita  da  Adelfo  Dositeo,  Ferrara 
(Ven.)  1764 ;  vgl.  Werner  S.  365.  —  Liguori's  Praxis  confessarii 
Yen.  1757  wird  im  span.  Index  von  1790  nach  einem  Edict  der 
gpan.  Inquisition  von  1762  expnrgirt;  es  werden  6  Stellen  gestrichen. 
In  dem  Index  von  1805  wird  noch  eine  Stelle  in  einer  zu  Born 
1767  erschienenen  Aasgabe  der  Theol.  moralis  gestrichen. 

Im  Vorstehenden  sind  zwei  Biographieen  benutzt  worden :  Dio- 
ojsii  Sandellii  Patavini  de  Danielis  Concinae  vita  et  scriptis  com- 
mentarins,  Brixiae  1767,*  292  S.  4.  (mit  neuer  Paginimng  sind 
Epistolae  olaromm  virornm  ad  P.  D.  Concinam  angehängt,  99  S.), 
nnd  Vita  del  Padre  Daniello  Concina  delP  Ordine  de'  Predicatori, 
che  serve  di  compimento  alle  celebri  Lottere  teologico-morali  di 
Eascbio  Eraniste,  Brescia  1768,*  XXIV  und  300  S.  8.  Diese  wird 
als  eine  italienische  Bearbeitung  der  von  einem  Ungenannten  unter 
dem  Namen  D.  Sandelli  herausgegebenen  Vita  bezeichnet,  der  einige 
Notizen  und  ungedruckte  Briefe  beigefügt  seien.  Sie  wurde  1777 
verb.,  wahrscheinlich  weil  darin  gesagt  wird:  der  Streit  darüber, 
ob  die  5  Sätze  von  Jansenius  gelehrt  worden,  sei  kein  dogmatischer 
Streit,  also  der   sog.   Jansenismus  ein  Phantom  (N.  E.  1777,  56)^). 

Am  21.  Nov.  1757  wurde  noch  verb.  De  praxi  Quesnelliana 
in  dilatione  sacramentalis  absolutionis,  ad  propositiones  87.  et  93. 
ex  101  proscriptis  in  Bulla  ünigenitus,  dissertatio  dogmatica.  Nach 
den  N.  E.  1757,  93.  186  ist  diese  Dissertation  von  Faure,  der  Druck 
derselben  aber  sistirt  worden,  als  80  S.  4.  gedruckt  waren.  Es 
wird  dieselbe  Schrift  sein,  die  nach  der  Bibliografia  Romana,  1880, 
I,  113,  wo  Faure's  Schriften  verzeichnet  werden,  1791  zu  Rom  er- 
schien in  dem  Buche:  In  Arnaldi  librum  de  freq.  communione  Me- 
diolani  nuper  recusnm  et  in  alterum  ejusdem  de  traditione  Ecclesiae, 
in  quibus  Quesnelliana  ab  Ecclesia  damnata  praxis  de  absolutionis 
dilatione  adstruitur,  dissert.  postuma  et  imperfecta,  ab  altero  .  .  . 
ad  metam  perducta. 

3.  Ein  Buch  des  Jesuiten  Daniel  Stadler  (1705 — 64),  Tractatus 
de  duello  honoris  vindice  ad  theologiae  et  juris  principia  examinato, 
Ingoist.  1751,  4.,    worin    das    Duell    als   unter  Umständen    erlaubt 


1)  Von  der  Vita  von  Sandelli  ffibt  es  auch  eine  Ed.  altera,  Venetiis 
1767*,  4.  Melzi  3,  252  erwähnt  noch  De  vita  et  studiis  P.  Danielis  Con- 
cinae  0.  P.  commentarius  cura  et  studio  V(inoentii)  F(aB8iui)  R(aconien8i8), 
Ven.  1762,  8.,  und  meint  irrthümlich,  diese  sei  verb.  worden  und  darauf 
habe  Fassini  die  Biographie  unter  dem  Namen  Sandelli  heraussegcbon. 
Die  italienische  Vita  erwähnt  er  1,  289  als  unter  dem  Namen  Niceforo 
Desmio  erschienen,  und  sagt,  die  Uebersetzung  sei  von  einigen  Priestern 
im  Seminar  zu  Brescia  angefertigt  und  von  Fassini  selbst  revidirt  worden, 
Sandelli  p.  228  sagt:  ein  dürftiger  Commentarius  de  vita  et  studiis  etc., 
den  Laroi  dem  P.  Fassini  zuschreibe,  stehe  im  6.  Bande  des  nach  Con- 
cina's  Tode  erschienenen  Theologiae  ehr.  .  .  Compendium,  Bologna  1762. 
Eine  andere  Biographie  von  Lauren tius  Rubens  steht  in  Theologia  Christ. 
.  .  in  duos  tomos  contracta,  Bologna  1769*. 


n 


824  Streit  übor  den  Frobabilismas. 

dargestellt  wird,  wurde  in  Rom  denuncirt  und  gab  Veranlassung 
zu  einer  Bulle  vom  10.  Nov.  1751  (Bnll.  4,  22),  worin  Benedict  XIV. 
die  Decrete  früherer  Päpste  und  des  Trienter  Concils  gegen  das  Duell 
(I  S.  511)  recapitulirt,  bestätigt  und  verschärft  und  auf  Grund  des  Gut- 
achtens einer  speciellen  Congregation  von  Cardinälen  und  Theologen  5 
Sätze  über  die  Erlanbtheit  des  Duells  in  bestimmten  Fällen  unter  An- 
drohung der  Excomm.  1.  sent.  zu  lehren  verbietet.  Diese  Sätze,  sagt  er, 
seien  aus  Schriften  von  Neueren  entnommen.  Stadler  wird  nicht 
genannt.  Sein  Buch  steht  auch  nicht  im  (Römischen,  wohl  aber 
im  Wiener)  Index.  Er  musste  aber  retractiren,  und  es  wurde  ihm 
aufgegeben,  seine  Ansichten  in  einer  neuen  Auflage  zu  berichtigen. 
Eine  solche  ist  aber  nicht  erschienen.  Hurter  3,  179  lobt  sein  Buch 
als  gelehrt,  genau  und  gründlich,  ohne  die  Bulle  zu  erwähnen  ^).  — 
Als  ein  Beispiel  von  liberaler  Handhabung  der  Censur  unter  Bene- 
dict XIV.  kann  auch  angeführt  werden,  das^  1747  eine  Schrift 
(Dissertation)  des  baierischen  Prämonstratensers  Georg  Lienhardt 
(f  1783),  Ogdoas  erotematum  ex  ootonis  theosophiae  scholasticae 
tractatibus  publicae  luci  et  concertationi  exposita,  Ulm  1746,  un- 
bedingt verb.,  dann  aber  1748  auf  die  Vorstellung  des  General- 
Procurators  der  Prämonstratenser  der  Index-Congr.  befohlen  wurde,  die 
beanstandeten  Sätze  dem  Verfasser  mitzutheilen ,  damit  er  von 
seiner  Schrift  eine  verbesserte  Ausgabe  veröffentlichen  könne,  die 
freilich  nicht  erschienen  ist  2). 

Der  Jesuit  Franz  Neumayr  (1695 — 1765)  hat  eine  Menge 
von  Controverspredigten  drucken  lassen  (die  Titel  beginnen  durch- 
weg mit:  Frag:  ob;  Backer  s.  v.).  Frag:  ob  der  Probabilismus 
oder  die  gelindere  Sittenlehr  catholischer  Schulen  abscheulich  und 
zu  vermaledeyen  seye?  Beantwortet  von  P.  Fr.  Neumayr  S.  J., 
des  hohen  Dom-Stiffts  der  Reichs-Stadt  Augepurg  Ordinari  Predigern, 
wider  die  protestantischen  Zeitungsschreiber^)  am  Oster- Dienstag  im 
Jahr  Christi  1759,  wurde  von  der  Inq.  Fer.  V.  29.  Mai  1760  quo- 
vis  idiomate  verdammt  als  resp.  ärgernissgebende,  verderbliche,  ver- 
wegene und  fromme  Ohren  beleidigende  Sätze  enthaltend.  Der  Je- 
suit macht  von  dem  Probabilismus  eine  eigenthüm liehe  Anwendung: 
wenn  einem  Haeretiker  nach  hinreichender  Discussion  der  Religion 
seine  eigene  noch  probabel  scheinen  würde,  so  könne  und  müsse 
er  in  derselben  bleiben,  obwohl  ihm  die  katholische  Religion  merk- 
lich probabeler    scheine    (ähnlich  schon  Thomas    Sanchez;     Patuzzi 


1)  Concina,  Theol.  ehr.  contr.  1,  194.  320.  —  Zu  einer  Stelle  in 
Barth.  Cassanaeus,  Catalogus  gloriae  mundi,  1586  und  1612,  verordnet 
Lies.  1624  am  Rande  beizufügen:  Duella  nunquam  privata  auctoritatc, 
publica  nisi  in  rare  casu  licent,  Sot.  p.  92:  Duella  nonnisi  publ.  auct  et 
raro  permittuntur. 

2)  Münchener  Allg.  Reichsarohiv.  KI.  Fölling,  Fase  17,  No.  127. 
Ueber  Lienhardt  s.  Feller  s.  v.  Hirsching  4,  1,  267. 

3)  Heinr.  Gross  hatte  in  einer  Erlanger  Zeitschrift  über  den  Pro- 
babilismus geschrieben.  Die  Predigt  erschien  1759  in  zwei  Auflagen,  auch 
lateinisch:  Quaestio  an  prob,  etc.,  mit  Anmerkungen. 


G.  Lienhardt.    Fr.  Neumayr.    Thesen  von  Aviso.  825 

1, 275).  Ensebins  Amort  hatte  die  Predigt  bei  einem  Cardinal 
deuuncirt.  Der  Bischof  von  Augsburg  veröffentlichte  das  Verbot 
und  DÖthigte  Neumayr,  dasselbe  zu  unterschreiben.  Die  Jesuiten 
sprengten  dann  aber  aus,  der  Papst  sei  hintergangen  worden ;  die 
Predigt  wurde  als  pures  Wort  Gottes  gepriesen,  das  gleichsam  nur 
von  der  Synagoge  angefochten  worden,  und  Neumayr  als  unschuldig 
verdammter  Märtyrer  gefeiert^).  In  einer  1774  erschienenen  Schrift 
werden  die  „in  Rom  sehr  zahlreichen"  Jansenisten  für  die  Ver- 
dammung verantwortlich  gemacht.  —  Der  Erzbischof  Migazzi  von 
Wien  verbot  1760  die  Predigt  gleichzeitig  mit  dem  Werke  von 
Berniyer.  Die  deutsche  und  die  lateinische  Ausgabe  der  Predigt 
Würden  1762  auch  in  Spanien  verb.,  speciell  aber  das  Titelkupfer, 
welches  nach  der  Beschreibung  des  span.  Index  die  Stellen  Ps.  138, 
12;  71,  4  (Dens  humiliabit  calumniatorem),  den  Namen  Jesus,  einen 
MercuriuB,  Porträts  des  Papstes  und  Ferdinands  VI.  und  Henker, 
welche  Bücher  verbrennen,  enthält.  Unter  diesen  Büchern  war  eins 
alft  Palafox'  Werke  bezeichnet,  und  das  hat  das  spanische  Verbot 
yeranlasst  (Obras  de  Palafox,  T.  I,  e  3  v.). 

Fer.  V.  26.  Febr.  1761   verdammte  die    Inq.  (coram  demente 

mi.)  Plagula  undecim  thesium,    cui   titulus:    Probabilismus  dis- 

pntationi  ven.  clero  Avisiensi  exercitii  gratia  expositus  contra  proba- 

biliorismum  stricte  talem,  utpote  negotium   perambulans  in  tenebris, 

pro  die  10.    Jun.    1760    in    aedibus    canonicalibus   Avisii.     Die  11 

Thesen  hatten  den  Geistlichen,  die  zu  Aviso  bei  Trient  darüber  dis- 

patirten,  nur  handschriftlich  vorgelegen;  der  Fürstbischof  Franz  Felix 

Alberti  von  Trient  verdammte  sie  3.  Jan.  1761    in    einem  Circular 

an  sämmtliche  Pfarrer,    als    sie  ausserhalb    seiner  Diocese  gedruckt 

erschienen  waren ;  der  Ganonicus  Ceschi  denuncirte  sie  in  Rom.  Das 

Beeret    der  Inq.    wurde    dem   Fürstbischof  zugesandt,    der   es    den 

P&rrem  mittheilte  und  im  Auftrage  der  Inq.  den  Pfarrer  von  Aviso 

zom  Widerruf    aufforderte.     In  dem  Decrete    (bei    Concina,    Theol. 

Christ-,  1769,  2,439;  Fleur.  84,327)  sind  die  11  Thesen  abgedruckt; 

das  Blatt  wird  verdammt,  weil  es  Sätze  enthalte,  von  denen  einige  resp. 

falsch,    temerär    und    för  fromme  Ohren  verletzend  seien,  einer  — 

der   wahre  Probabilismus    oder    Benignismus   sei    Christo    Domino 

fromme    familiaris    gewesen    —    irrig   und    haeresi   proxima.      Die 

Satze  waren  grösstentheils  fast  wörtlich    entnommen  aus  Conclusio- 

nes,  welche  die  Jesuiten  1754  zu  Palermo  hatten  vertheidigen  und 

drucken  lassen,  die  aber,  weil  nicht  denuncirt,  auch  nicht  verdammt 

worden   waren.     Als    Patuzzi   gegen    Liguori    behauptete,    die  Inq. 

habe  den  Probabilismus  verdammt,  da  in  der  ersten  der  11  Thesen 

der  Satz  vorkomme :    Licet    sequi  sententiam  minus  probabilem  pro 

libertate  relicta  probabiliori  pro  lege,  fragte  Liguori  bei  dem  Card. 

Gotti  als  Poenitentiarius  major,    bei  dem  Secretär  der  Index-Congr. 

and  bei  dem  Mag.  S.  Pal.  an,    und    erhielt    den  Bescheid:    es  seien 

nicht  alle  einzelnen  Sätze  des  Blattes  verdammt  worden  ^). 


1)  Friedrich,  Beitr.  zur  Kirchengesch.  S.  87.  115.  Fleur.  84,  306. 

2)  Acten  über  die  Erhebung  Liguori's  zum  Doctor  £ccl.  col.  487. 


826  Streit  über  den  Probabilismas. 

4.  Gregor  XVI.  sagt  in  der  Bulle  vom  J.  1839,  darch  welche 
Liguori  heilig  gesprochen  wurde  (selig  gesprochen  war  er  1816  von 
PiuB  VII.):  Illad  in  primis  notatu  dignum  est,  quod  licet  copiosis- 
sime  scripserit,  ejusdem  tarnen  opera  inoffenso  prorsus  pede  percurri 
a  fidelibus  posse,  post  diligens  institutum  examen  perspectum  fue- 
rit,  und  Pius  IX.  in  dem  Breve  von  1871,  wodurch  ihm  der  Titel 
Doctor  Ecclesiae  zuerkannt  wurde  (Acta  S.  S.  6,  320):  Ipse  errorum 
tenebras  ab  incredulis  et  Jansenianis  late  diffusas  docäs  operibus, 
.maxime  theologiae  moralis  tractationibus,  dispulit  atque  dimovit, 
obscura  insuper  dilucidavit  dubiaque  declaravit,  cum  inter  implexas 
theologorum  sive  laxiores  sive  rigid iures  sententias  tutam  straverit 
viam,  per  quam  christifidelium  animarum  moderatores  inoffenso  pede 
incedere  possent.  —  Als  der  Erzbischof  von  Besannen,  Card.  Kohan 
Chabot,  der  Poenitentiarie  die  Frage  vorlegte:  ob  ein  Beichtvater 
zu  beunruhigen  sei,  der  die  Werke  Liguori's  nur  gelesen,  um  dessen 
Ansichten  kennen  zu  lernen,  ohne  sich  um  die  Begründung  der- 
selben zu  kümmern,  und  der  in  praxi  sich  nach  diesen  Ansichten 
richte,  lediglich  darauf  gestützt,  dass  der  h.  Stuhl  in  seinen  Werken 
nichts  der  Censur  Würdiges  gefunden,  entschied  die  Poenitentiarie 
ö.  Juli  1831  verneinend,  habita  ratione  mentis  S.  Sedis  circa  appro- 
bationem  scriptorum  servorum  Dei  ad  effectum  canonisationis  (Acta 
S.  S.  1,  497),  und  auf  eine  Anfrage  eines  Professors,  der  den  an 
seiner  Universität  vorgeschriebenen  Eid  geleistet,  er  wolle  nach 
Kräften  den  Probabiliorismus  vertheidigen^  ob  er  gegen  diesen  Eid 
handle,  wenn  er  in  allem  der  Lehre  des  h.  Alphons  folge,  —  er 
fügte  die  Bitte  bei,  man  möge  ihn  eventuell  von  diesem  Eide  ent- 
binden, —  entschied  die  Poenitentiarie  19.  Dec.  1855,  die  Frage  sei 
zu  verneinen  und  also  eine  Entbindung  von  dem  Eide  nicht  nöthig 
(Hurter  3,  464). 

Cret-Joly  6,  231  sagt:  „Die  Lehre  Liguori's  ist  identiscli  mit 
der  der  Theologen  der  Gesellschaft.  Seine  Moraltheologie  ist  nur 
ein  Commentar  zu  der  Medulla  des  P.  Busembaum,  deren  Text  er 
vollständig  aufgenommen.  Seine  Canonisation  war  also  die  Recht- 
fertigung der  Casuisten  der  Gresellschaft  und  namentlich  Busembaums.** 
Und  der  Jesuit  de  Montezon  (bei  S.-Beuve  I,  526)  sagt:  „Die  Lehre 
der  Jesuiten  ist  bei  einer  feierlichen  Gelegenheit  von  der  Kirche 
als  gegen  jeden  Tadel  geschützt  anerkannt  worden,  durch  das  Ur- 
theil,  welches  über  die  Moraltheologie  Liguori's  bei  seinem  Selig- 
sprechuugsprocess  gefällt  worden  ist.  Denn  wenn  dabei  auch  die 
Jesuiten  nicht  ausdrücklich  genannt  werden,  so  betrifft  das  Ürtheil 
doch  direct  ihre  Theologie,  die  der  ehrwürdige  Bischof  zu  der  sei- 
nigen gemacht.  Bei  der  Prüfung  der  Lehre,  welche  der  Selig- 
sprechung vorhergeht,  wurde  gegen  Liguori  geltend  gemacht,  dass 
er  seine  Moraltheologie  auf  den  Probabilismus  gestützt  .  .  .  £r  hatte 
auch  Jesuiten,  namentlich  Busembaum  zu  Führern  genommen  und 
in  den  meisten  Fällen  die  Entscheidungen  dieser  Theologen  zu  den 
seinigen  gemacht,  selbst  diejenigen,  welche  Pascal  und  seine  Nach- 
ahmer mit  ihrer  schwärzesten  Kohle  angestrichen  ....  Nihil  cen- 
sura  dignum,   heisst    es    in  dem   Decrete,    und   später    erklärte  ein 


Bibliothöque  JanseniBte  und  spanischer  Index  ven  1747.  827 

uderes  Bömisches  Tribunal,  jeder  Beichtvater  dürfe  ohne  weitere 
Prüfung  sich  nach  allen  Entscheidungen  Liguori^s  richten.  Das  ist 
eine  vollständige  und  feierliche  Apologie  der  Lehre  der  Jesuiten, 
dnroh  die  zugleich  ein  gewisser  Tadel  gegen  die  übertriebene  Strenge 
der  entgegengesetzten  Lehre  ausgesprochen  wird."  S.-Beuve  selbst 
sagt  3,  455  mit  Bücksicht  auf  die  Vorrede  der  Benedictiner  von 
Solesmes  zu  ihrer  Ausgabe  der  Werke  Liguori's  (1734):  „Die  be- 
queme Moral  der  Jesuiten,  welche  Pascal  denuncirte,  ist  nun  ganz 
gesund  und  heilsam  geworden;  sie  ist  mehr  als  amnestirt,  sie  ist 
präconisirt  worden.  Liguori  hat  nichts  anderes  gethan,  als  sie  zu 
Ehren  gebracht,  sie  praktisch  gemacht  und  sie  in  authentischer 
Weise  unter  den  Christen  in  Umlauf  gesetzt.  Das  ist  recht  eigent- 
lich sein  Beruf  gewesen;  für  eine  so  grosse  Wohlthat  verdient  er 
als  ein  Mittler  zwischen  Himmel  und  Erde  begrüsst  zu  werden''^). 
Nachdem  Liguori  zum  Doctor  ecclesiae  erhoben  und  so,  wie 
Hmter  3,  464  sagt,  „den  hh.  Athanasius,  Augustinus,  Bernardus,  Tho- 
mas, Bonaventura  und  anderen  Säulen  der  Kirche  und  der  theolo- 
gischen Wissenschaft  zugesellt'^  worden,  haben  übrigens  die  Jesuiten, 
speciell  Ant.  Ballerini,  zu  zeigen  unternommen,  seine  Entscheidungen 
seien  zum  Theil  noch  zu  rigoristisch  und  sein  Aequiprobabilismus 
müsse,  um  haltbar  zu  sein,  im  Sinne  des  gewöhnlichen  Probabilis- 
mos  gedeutet  werden;  sie  haben  dadurch  eine  Controverse  mit  den 
Kedemtoristen  hervorgerufen,  welche  das  ihrem  Stifter  zuerkannte 
Nihil  censura  dignum  auch  den  Jesuiten  gegenüber  zur  Geltung 
bringen  wollen.  Es  hiess  einmal,  Ballerini  werde  in  den  Index 
kommen ;  aber  seine  Bücher  sind  in  Rom  mit  Approbation  des  Mag. 
S.  Pal,  erschienen 2). 


78.    Die  Bibliotbeqne  Janseniste  und  der  spanische 

Index  Yen  1747. 

Im  J.  1722  veröfFentlichte  der  Jesuit  Dominique  de  Golonia 
noter  dem  Titel  Bibliotheque  Janseniste  ein  Verzeichniss  der 
von  den  Jesuiten  als  Jansenistisch  angesehenen  Schriften,  worunter 
natürlich  sehr  viele  sind,  die  in  Rom  nie  verboten,  einige,  die  aus- 


1)  Fr.  Meyrick,  Moral'  and  devotional  Theology  of  the  Church 
of  Rome  aoeordinff  to  the  authoritative  teaching  of  S.  Alfonso  de'  Liguori, 
liODd.  1857  (handelt  auch  von  deu  „Herrlichkeiten  Mariae'^).  Auch  LeoXIII. 
lut  1879  Liguori's  Theologie  geprieseu  und  dabei  hervorgehoben:  nervo- 
sinime  propugnavit  Rom.  Pontificis  primatum  et  infallibile  magisterium 
(AcU  S.  S.  12,  273). 

2)  Vgl.  über  den  Streit  Katholik  1873,  2,  222;  1874,  1,  164.  Lit. 
Hdw.  1873,  228;  1875,  74.  Th.  Lit.-Bl.  1874,  21. 


828  Bibliütheque  Jaiis6nistü  und  spanischer  Index  von  1717. 

drücklich  freigegeben  worden  waren  i).  Aus  einer  spätem  Auf- 
lage dieses  Buches  stammt  das  Verzeichniss  der  Jansenistischen 
Bücher,  welches  dem  spanischen  Index  von  1747  angehängt  ist 
(S.  54).  In  jenem  jesuitischen  und  diesem  spanischen  Index 
steht  auch  das  Werk  des  Gardinais  Noris,  welches  in  Rom 
wiederholt  denuncirt,  geprüft  und  freigegeben  worden  war  (S.671). 
Das  veranlasste  Benedict  XIV.,  zunächst  1748  dem  spanischen 
General-Inquisitor  in  einem  sehr  interessanten  Privatbriefe  Vor- 
stellungen zu  machen,  dann,  da  dieses  erfolglos  blieb,  das  Ver- 
bot des  Werkes  von  Noris  zu  suspendiren  und  bei  dem  Könige 
von  Spanien  Beschwerde  darüber  zu  führen.  Erst  1758  wurde 
das  Verbot  aufgehoben.  —  Die  Bibliotheque  Jansöniste  wurde 
1749  von  der  Index-Congregation  verboten.  Die  Jesuiten  rächten 
sich  dafür  durch  drei  Pasquille  gegen  den  Secretär  derselben, 
Bicchini,  —  auch  diese  wurden  natürlich  verboten,  —  und  1752 
veröffentlichte  P.  Patouillet  eine  bedeutend  vermehrte  Ausgabe 
der  Bibliotheque  unter  dem  Titel  Dictionnaire  des  livres  Janse- 
nistes,  in  welchem  Noris  weggelassen,  aber  u.  a.  Werke  der 
Augustiner  Bellelli  und  Berti  verzeichnet  wurden,  welche  eben 
damals  in  Rom  denuncirt,  untersucht  und  freigegeben  worden 
waren.    Das  Dictionnaire  wurde  1754  verboten. 

1.  Dass  Dominique  de  Colonia,  geb.  1660  zu  Aix,  f  1741  zu 
Lyon,  der  Herausgeber  der  Bibliotheque  ist,  ist  unbestritten,  obsehon 
in  seinem  Eloge  in  den  Mim.  de  Trevoux  1741,  2101  das  Buch 
nioht  genannt  wird.  Die  erste  Ausgabe  ist  nur  ein  kleines  Bänd- 
eben: Bibliotheque  Janseniste,  ou  catalogue  alphabetique  des 
principaux  livres  Jans,  ou  suspects  de  Jansinisme,  qui  ont  paru  de- 
puis  la  naissance  de  cette  heresie,  avec  des  notes  critiques  sur  les 
vdritables  auteurs  de  ces  livres,  sur  les  erreurs  qui  y  sont  conte- 
nues  et  sur  les  condamnations,  qui  en  ont  ite  faites  par  le  Saint 
Siege  ou  par  TEglise  gallicane  ou  par  les  iveques  diocesains,  s.  1. 
1722  *,  24  Bl.  und  308  S.  4.  Eine  2.  Edition  corrigee  et  augmen- 
tee  de  plus  de  la  moitie  erschien  zu  Lyon  1731*  (N.  E.  1731,302), 
auch  8.  1.  (in  Holland)  1735.  Die  3.  Ausgabe  erschien  zu  Brüssel 
1739  in  2  vol.,  die  4.  ebendaselbst  1744  (also  nach  dem  Tode  Co- 


1)  Schon  früher  war  erschienen:  Bibliotheca  autijanseniana  s.  <»ta- 
lojrus  piorum  eruditorumque  scriptorum,  qui  C.  Jansenii  ...  et  Jansc- 
nianorum  haeresim,  errores  ineptiasque  oppugnanint,  cum  pracludiis  hi- 
storiae  et  cribratioue  farraginis  Jansenisticae,  Paris  1654,  104  S.  4-,  von 
Phil.  Labbc  S.  J.  Die  Imago  primi  saeculi  Jansenistarum  von  Alph.  Huylen- 
broucq,  f  1722,  ist  nicht  gedruckt,  aber  wahrscheinlich  für  das  Dict.  be- 
nutzt worden.  Backer  2,  807. 


Bibliothdqae  Janaeniste. 


829 


lonia's)  in  2  vol.  unter  dem  Titel:  Bibl.  Jans,  ou  cat.  alpbab.  de 
lirres  Jansenistes,  Quesnelistes,  Baianistea  ou  suspects  de  ces  erreurs 
etc.  (N.  E.  1750,  82).  Das  Verbot  erfolgte  durch  ein  besonderes 
Decret  vom  20.  Sept.  1749  (Catalani,  Secr.  p.  58),  welches  von  dem 
Card.  Guadagni  als  Praefecten,  dem  Dominicaner  Riccbini  als  Secre- 
tar  der  Index-Congr.  unterschrieben  ist.  Verboten  werden  darin 
alle  Ausgaben,  —  dem  Titel  der  letzten  ist  beigefügt:  Bruxellis 
1744  et  alibi,  und:  quocunque  idiomate,  —  und  motivirt  wird  das 
Verbot  durch  die  Bemerkung,  das  Buch  enthalte  mehreres,  was  resp. 
falseh,  temerär,  für  katholische  Schulen  und  Schriftsteller,  auch 
kirchlich  hochgestellte  (etiam  ecclesiastica  dignitate  emineutibus), 
ioJQriös  sei  und  Decreten  des  apostolischen  Stuhles  widerspreche. 
Am  Schlüsse  wird  angegeben,  das  Decret  sei  Benedict  XIV.  durch 
<len  Secretär  vorgelegt  worden  und  er  habe  es  bestätigt  und  zu  pu- 
bliciren  befohlen.  —  Mit  den  in  der  Bibl.  übertretenen  Decreten 
sind  das  Breve  von  1694  (S.  643)  und  ähnliche  gemeint,  mit  den 
bochgestellten  Schriftstellern  namentlich  Card.  Bona,  dessen  Epistola 
(S.  520),  und  Card.  Noris,  dessen  Hist.  Pelag.  in  der  Bibl.  steht, 
letztere  mit  der  Bemerkung,  sie  sei  dreimal  dem  h.  Stuhle  denuncirt, 
aber  nie  verdammt  worden.  Auch  viele  andere  Bücher  stehen  in 
der  Bibl.,  die  in  Rom  ausdrücklich  freigegeben  worden,  wie  Ar- 
naulds  Freq.  Communion,  oder  doch  nicht  im  Rom.  Index  stehen, 
wie  Petri  Äurelii  opera,  Theologie  de  M.  Habert,  Theol.  niorale  de 
Grenoble,  die  M^ditations  von  Bossuet,  die  Essais  de  morale  von 
Nicole,  der  Tractatus  de  Sanctorum  .  .  .  cultu  von  Neercassel  n.  s.  w. 
Bald  nach  dem  Verbote  erschien  s.  1.  Epistola  Doctoris 
Sorbonici  ad  amicum  Belgam,  Parisiis  XII.  Kai.  Dec.  1749,  auch 
französisch:  Lettre  etc.,  von  dem  Jesuiten  Pietro  Lazeri  verfasst 
(U.  N.  1750,  119.  552),  eine  bittere  Satire  auf  das  Decret,  von 
welchem  behauptet  wird,  es  gehe  gar  nicht  von  der  Index-('ongr. 
ans,  sondern  sei  von  Riccbini  fabricirt,  der  das  Interesse  des  Papstes 
für  Card.  Noris  benutzt  habe,  um  ihm  einzureden,  durch  das  Verbot 
«ler  Bibliotheque  könne  das  Verbot  der  Werke  von  Noris  im  span. 
Index  paralysirt  werden  (Catalani  p.  82).  Riccbini,  heisst  es  ferner, 
8ci  pro  suo  arbitrio  Dominus  et  moderator  der  Index-Congr. ;  mit 
«lieser  könne  es  nicht  besser  werden,  wenn  nicht  die  Mönche  entfernt 
Hnd  gelehrte  und  angesehene  Praelaten  an  ihre  Stelle  gesetzt  wür- 
(len;  die  Index  -  Decrete  seien  so  in  Missachtung  gekommen,  dass 
davon  Menage's  Wort  gelte:  Notabitur  Romae,  legetur  ergo.  —  Das 
Sehriftchen  wurde  mehreren  Cardinälen  und  anderen  Personen  in 
Rom  zugeschickt.  Als  Entgegnung  darauf  erschien  Romani  Pbila- 
lethis  ad  Theologum  Lovaniensem  Epistola  de  justa  Bibliothecae 
Jansenianae  proscriptione,  Ven.  1750,  4.,  pridie  Idus  Martii  1750 
datirt,  nicht  von  Riccbini,  wie  Melzi  1,  279  angibt,  sondern  von 
Concina  (in  dessen  Theol.  Christ,  contracta,  Bononiae  1769,  p.  347 
unter  seinen  Werken  verzeichnet,  in  dem  Apparatus,  1751,  1,53 — 64 
abgedruckt;  vgl.  Sandelli,  Vita  p.  187).  Concina  bezeichnet  die 
gegen  Riccbini  vorgebrachte  Beschuldigung  als  lächerlich,  und  sagt, 
^  schmählichsten  sei,    dass   in   der  Bibliotheque  Noris,    Bona  und 


830  Biblioth^que  Janseniste  nnd  spanischer  Index  von  1747. 

Oenet  unter  den  Jansenisten  ständen;  warum  man  nicht  auch  den 
Card.  Thomasius  aufgenommen  habe,  den  Laderchi  auch  als  Janse- 
nisten verdächtigt;  der  Satz  in  dem  Tractatus  de  Sanctorum  .  .  . 
cultu,  auct.  Jo.  Episcopo  Castoriensi,  von  dem  die  Bibl.  sage,  ihn 
könnten  auch  die  Calvinisten  unterschreiben:  Catholiri  colunt  sanctos 
in  coelo  commorantes  eodeni  modo,  quo  colunt  sanctos  hie  in  terra 
exulantes,  sei  von  Augustinus  u.  s.  w.  ^). 

In  einem  besondern  Decrete  der  Index-Congr.  vom  6.  Mai 
1750  (Catalani  p.  59)  wurde  Lazeri's  Epistola  (und  Lettre;  sie  wird 
als  folia  nonnulla  bezeichnet),  quocunque  idiomate  impressa  seu,  qnod 
absit,  imprimeuda  verb.  als  Libellus  famosus,  der  falsche,  temeräre, 
ärgernissgebende,  aufrührerische  und  für  den  apost.  Stuhl  injuriose 
Sätze  enthalte.  Lazeri  blieb  die  Antwort  nicht  schuldig:  Sor- 
ben ici  Doctoris  ad  Rev.  Ricchinium,  S.  Congr.  Indicis  Secretarium, 
gratiarum  actio,  quod  Epistolam  Sorbonicam  nomine  S.  Congregatio- 
nis  proscribendo  confirmaverit,  s.  1.  et  a.*,  2Y2  S.  4.  Dass  Ricchini 
seine  Epistola  sofort  verboten  und  die  Erwähnung  des  Card.  Noris 
in  der  Bibliotheque  so  übel  genommen  habe,  während  er  die  Apo- 
logie des  Frater  Berti  approbirt  nnd  dabei  den  Erzbiscbof  von 
Vienne  heftig  angegriffen  habe,  die  Schriften  des  Bischofs  von  Au- 
xerre,  eines  notorischen  Appellanten,  in  denen  Benedict  XIV.  zu  den 
.Jansenisten  gezahlt  werde,  nicht  verbiete  und  ebensowenig  die  Vor- 
lesungen von  Serry,  in  denen  die  Auctorität  der  Kirche  bezüglich 
des  Factum  Jansenianum  offen  bestritten  werde ^),  das  zeige  aufs 
neue  die  Parteilichkeit  der  Dominicaner  und  beweise,  dass  „mit 
vollem  Rechte  Deutschland,  Polen,  Ungarn,  Frankreich,  Spanien, 
Portugal,  ja  auch  fast  ganz  Italien  diese  neuen  Decrete,  mögt  ihr 
den  Namen  der  Inquisition  oder  des  Index  oder  des  Magister  S. 
Pal.  daran  hangen,  namentlich  wenn  es  sich  um  euere  Parteisachen 
handelt,  nicht  als  apostolische,  sondern  als  Dominicaner-Decrete  be- 
zeichnen und  ansehen."  Zugleich  wird  angedeutet,  das  letzte  Decret 
sei  gegen  den  Willen  des  Präfecten  der  Index-Congregation,  des 
Card.  Querini,  erlassen  worden.     Diese  Behauptung  stützte  sich  auf 


1]  Decret  de  la  Congregation  de  l'Index  contre  la  Bibliothdque  Jana., 
avec  la  lettre  d'un  Docteur  de  Sorbonne  ä  un  de  ses  amis  en  Flandre 
et  la  lettre  d*un  Theologien  Romain  k  un  Docteur  de  Louvain,  Avignon 
1750,  126  S.  12.,  die  drei  Stücke  lateinisch  und  französisch,  mit  einem 
Avertissement  von  XII  S.,  welches  nach  N.  £.  1760,  157  von  einem  „Bul- 
listen"  geschrieben  ist,  sich  aber  gegen  Colonia  wendet  und  anerkennt, 
dass  es  sich  bei  dem  Jansen  istischen  Streite  gar  nicht  mehr  um  Glaubens- 
Sachen,  sondern  nur  um  nicht  geoffenbarto  Thatsachen  handle. 

2)  In  einer  Anmerkung  wird  der  1742  erschienene  4.  Band  der  Prae- 
lectiones  von  Serry  citirt  und  beigefügt:  Audi  jam,  Ricchine  frater.  Ilaec 
Serrii  tui  doctrina  si  prava  est,  cur  ab  octo  jam  annis  per  Italiam  cum 
plausu  vulgatur,  Rev.  Ursio  anteu,  nunc  te  protegente?  (Orsi,  seit  1749 
Mag.  S.  Pal.,  war  vor  Ricchini  1738—49  Secretär).  Sin  autem  catholica 
est,  cur  a  centum  fere  annis  Belgium  et  Galliam  tot  turbis  permiscuit 
Apostolica  Sedes,  ut  ad  eam  doctrinam  ejurandam  formulario  Alexandrino 
adigeremur? 


Dictionnaire  des  livres  Jans^niste«. 


B81 


die  Thatsacbe,  daRS  das  Decret  niclit  von  Qnerini,  sondern  von  dem 
Card.  Spinelli  unterschrieben  war.  Qnerini  erklärte  aber,  er  habe 
wegen  Unwoblseins  der  betreffenden  Sitznng  nicht  beigewohnt  und 
darum  nnd  ans  einem  andern  Grunde,  den  er  durch  den  Secretär 
dem  betreffenden  Cardinal  mitgetheilt,  gewünscht,  dass  das  Decret 
statt  von  ihm,  von  dem  ältesten  der  anwesenden  Cardinäle  unter- 
sehrieben  werde  (Catalani  p.  60).  Diese  zweite  Epistel  wurde  24. 
Not.  1751  verb.,  gleichzeitig  auch  eine  Erwiederung  auf  Concina's 
Epistel:  Ad  Philalethem  Romanum,  cujus  est  Epistola  de  justa  Bi- 
bliothecae  Jansenianae  proscriptione,  Hispani  Philale thae  respon- 
sio,  ubi  de  justa  proscriptione  Norisii  per  Hispanam  Inquisitionem, 
Hispali  1751  superiorum  permissn,  24  S.  4.,  sicher  ebenso  wenig 
in  Sevilla  wie  mit  Erlaubniss  der  Oberen  gedruckt,  von  einem  Je- 
suiten, wahrscheinlich  von  Faure,  nach  anderen  von  Langomarsini, 
verfasst 

Faure  gab  noch  in  demselben  Jahre,  1750,  eine  umfangreichere 
Schrift  gegen  die  Dominicaner  heraus,  das  18.  177  besprochene 
Commentarinm,  erst  1757  verb.  Von  der  Biblioth^ue  aber  er- 
schien eine  stark  vermehrte  Ausgabe  unter  dem  neuen  Titel:  Dic- 
tionnaire des  livres  Jansenistes  ou  qui  favorisent  le  Jans^nisme, 
Anvers  (Lyon)  1752*,  4  vol.  8.,  von  dem  Jesuiten  Louis  Patouillet 
(1699 — 1777),  worin  Concina's  Brief  als  une  miserable  deolamation 
coiitre  le  P.  de  Colonia  et  contre  les  J^suites,  qui  contient  les  plus 
grandes  fausset^s  et  les  plus  pitoyables  raisonnements  (2,  56),  cha- 
rakterisirt  wird.  Es  wurde  1754  verb.;  1755  erschien,  angeblich 
wieder  zu  Antwerpen,  eine  neue  Ausgabe,  die  aber  nur  eine  Titel- 
aosgabe  ist.  Es  erschienen  dagegen  Observations  sur  un  ouvrage  in- 
titule  Dictionnaire  ...  28  8.  12.,  Lettres  au  R.  P.  P(atouillet)  Je- 
snite  pour  servir  d'introdnction,  de  commentaire  et  d'apologie  a  son 
Dictionnaire,  Anvers  1752,  156  S.  12.  (N.  E.  1755,  187.208),  letz- 
tere auch  italienisch,  Neapel  1756,  94  S.  8.  (Backer  7,  202).  — 
Das  Dictionnaire  ist  natürlich  durch  und  durch  parteiisch  (die  Ur- 
theile  in  Hurters  Nomencl.  stammen  meist  daraus),  aber  wegen  der 
reichhaltigen  Notizen  über  viele  seltene  Schriften  für  die  G-eschichte 
des  Index  unentbehrlich.  Eine  Art  von  neuer  Bearbeitung  desselben 
mit  Berücksichtigung  der  spätem  Literatur  ist  das  Dictionnaire 
des  Jansenistes,  contenant  un  apergu  historique  de  leur  vie  et  un 
examen  critique  de  lenrs  livres,  in  Migne's  Dictionnaire  des  herisies, 
des  erreurs  et  des  schismes,  1847,  Tome  2.,  col.  247 — 906,  aus  dem 
Dictionnaire,  Picot,  Feller  u.  a,  compilirt,  aber  bequem  geordnet.  — 
Es  steht  doch  auch  eine  Streitschrift  gegen  den  Jesuiten-Index  im 
Index:  Reponse  ä  la  Bibliothique  Jans^niste,  avec  des  remarques 
^nr  la  rifutation  des  critiques  de  M.  Bayle  et  des  ^claircissemens 
bor  les  lettres  de  Mgr.  Saleon,  Ev.  de  Rodez  ä  Mgr.  Bossuet,  Ev. 
de  Troyes,  Nancy  (Paris)  1740,  408  S.  12.,  nach  Dict.  Jans.  3,  459 
von  Nie.  LeGros,  nach  Picot  4,341  von  dem  Capuciner  Osmond  du 
Sellier  (P.  Tranquille  de  Bayeux),  vielleicht  von  beiden  gemeinschaft- 
lich verfasst^). 


1)  Dagegen  Lettres   critiques  sur  differents    points  d'histoire  et  de 


832  Bibliothdque  Janseniste  und  spanischer  Index  von  1747. 

2.  Der  apanische  Index  von  1747  enthält  II,  1097—1112  ein 
„VerzeichnisB  der  Jansenistischen  Bücher,  die  in  französischer  Sprache 
zu  unserer  Kenntniss  gekommen  und  nach  Spanien  eingeführt  worden 
sind,  welche  alle  in  jeder  Sprache  oder  Ausgabe  verboten  werden". 
Der  grösste  Theil  der  hier  verzeichneten  Bücher  ist  ganz  sicher 
weder  den  Inquisitoren  zu  Gesichte,  noch,  vielleicht  von  einzelnen 
Exemplaren  abgesehen,  überhaupt  nach  Spanien  gekommen.  Das 
Yerzeichniss  ist  einfach  aus  dem  Eegister  der  Bibliotheque  Jans., 
wahrscheinlich  der  Ausgabe  von  1744,  entnommen.  Am  Schlüsse 
p.  1112  steht  eine  „Liste  der  Jansenistischen  Schriftsteller,  deren 
Namen  in  diesem  Verzeichnisse  vorkommen'^,  mit  der  Bemerkung: 
„Alle  Schriften  mit  dem  wirklichen  oder  fingirten  Namen  dieser 
Schriftsteller  werden  von  der  [nq.  verboten,  bis  sie  geprüft  und 
expurgirt  worden  sind".  Tüs  sind  50  Namen,  zum  Theil  stark  cor- 
rumpirt,  darunter  Arnaut,  d'Asfeld,  Baillet,  Barcos,  Courrayer,  Dupin, 
de  Guot  (I)uguet),  Heniiebel»  Huygens,  HurÄ,  Jurenin,  Nicole,  Sim- 
nich,  Nie.  Tourneus,  M.  Vassor,  Guilles  de  Wit.  —  Die  Jesuiten 
('asani  und  Carrasco,  welche  die  Kedactiou  des  Index  besorgten, 
sollen  dieses  Verzeichniss  eigenmächtig  beigefügt  haben  (Llorente 
2,  48G.  489). 

In  diesem  Theilc  des  span.  Index  steht  nun  auch  Historia 
Pelagiana  et  Diss.  de  synodo  V.  oecum.  auct.  P.  M.  Henr.  Noris 
(nicht  die  Yindiciae  Augustinianae,  die  auch  in  der  Bibliotheque 
nicht  ausdrück licli  erwähnt,  aber  doch  durch  etc.  hinter  oecum.  an- 
gedeutet werden).  Das  veranlasste  Benedict  XIV.  unter  dem  31.  Juli 
1748  an  den  General-Inquisitor,  Francisco  Perez  y  Prado,  Bischof 
von  Teruel,  folgenden  Brief  (A.  J.  P.  17,28)  zu  schreiben:  Der 
General  der  Augustiner  hat  mich  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
die  Hist.  Pelag.  und  die  Diss.  de  V.  syn.  in  dem  span.  Index 
stehen.  Wenn  diese  Bücher  wirklich,  wie  der  Vex'fasser  der  Biblio- 
tliHque  Jans,  mit  Unrecht  behauptet,  etwas  nach  Bajanismus  und 
Jansenismus  röchen,  so  hätte  doch  nach  Verlauf  so  vieler  Jahre, 
in  denen  sie  mit  dem  grössten  Beifall  aufgenommen  worden  sind, 
eine  prudens  ecclesiastica  oeconomia  verlangt,  von  einem  Verbote 
Abstand  zu  nehmen,  welches  doch  bei  den  Augustinern  und  anderen 
Gelehrten  Widerspruch  ßnden  musste.  Man  hat  in  dieser  Beziehung 
oft  gut  befunden  von  dem  strengen  Kochte  abzugeben.  Unter  Clemens 
XI.  wurden  Tillemonts  Werke  denuncirt  und  vieles  der  Censur 
Würdige  daraus  angeführt;  der  Papst  aber  hat  Schweigen  geboten. 
Aehnlich  wurde  verfahren,  als  die  BoUandisten  denuncirt  wurden, 
obschon  die  Ankläger  vieles  anführten,  was  eine  theologisclie  Censur 
verdiente.  Du  kennst  das  Werk,  welches  Bossuet  auf  Befehl  Lud- 
wigs XIV.  über  die  gallicanischen  Artikel  von  1682  geschrieben. 
Es  ist  schwer,  ein  anderes  Werk  zu  finden,  welches  der  ausserhalb 
Frankreichs  überall  recipirten  Lehre  von   der  Unfehlbarkeit  des  ex 


dogme,  adressecs  a  rauteiir  dp  la  Re])onae  ,  .  .  par  M.  le  PnVur  de  Saint 
Edme  (Collpt),  1744. 


Brief  Benedicts  XIV.  von  1748.  883 

cathedra  redenden  Papstes,  von  seiner  Snperiorität  über  ein  allge- 
meines Goncil  und  von  dem  indirecten  Rechte,  welches  er,  nament- 
lieb  wenn  es  der  Nutzen  der  Religion  und  der  Kirche  erheischt, 
über  die  weltlichen  Rechte  der  Fiirsten  ausübt,  so  entgegenträte.  Zur 
Zeit  meines  unmittelbaren  Vorgängers  Clemens'  XII.  ist  ernstlich  von 
einem  Verbote  des  Werkes  die  Rede  gewesen,  aber  schliesslich  be- 
Bcblossen  worden,  davon  Abstand  zu  nehmen,  nicht  nur  um  des  An- 
denkens eines  in  so  vielen  anderen  Beziehungen  um  die  Religion 
vohl  verdienten  Mannes  willen,  sondern  auch  aus  Furcht  vor  neuen 
Zwistigkeiten.  Wie  vieles  steht  in  Muratori's  Werken,  was  der 
Censur  würdig  ist;  wie  viel  der  Art  (hujus  furfaris)  haben  Wir  selbst 
beim  Lesen  derselben  darin  gefanden,  und  wie  vieles  ist  Uns  von 
Rivalen  und  Anklägern  vorgelegt  worden !  Wir  haben  die  Werke 
nickt  verboten  und  werden  sie  nicht  verbieten,  weil  das  mehr 
Schlimmes  als  Gutes  zur  Folge  haben  würde.  —  Die  Werke  von 
Noris  sind  aber  nicht  einmal  Jansenistisch.  Sie  sind  von  der  In- 
quisition geprüft  worden.  Die  beiden  Schriften  sollten  ausserhalb 
Roms  gedruckt  werdev,  wurden  aber,  nachdem  sie  von  den  auswär- 
tigen Revisoren  geprüft  worden,  vor  der  Veröffentlichung  nach  Rom 
geschickt  und  hier  nochmals  revidirt  und  approbirt.  Darauf  wurde 
Noris  angeklagt,  er  habe  einige  nicht  approbirte  Sätze  beigefügt; 
darüber  hat  er  sich  gerechtfertigt.  Innocenz  XII.  ernannte  Koris, 
der  damals  Professor  in  Pisa  war,  zum  ersten  Gustos  der  Vatica- 
nifichen  Bibliothek  und  wollte  ihn  zum  Cardinal  machen.  Da  er 
nochmals  denuncirt  wurde,  liess  Innocenz  XII.  durch  acht  Theologen 
seine  Werke  prüfen.  Ihr  G-utachten  wurde  der  Inq.  vorgelegt  und 
diese  fand  nichts  zu  tadeln.  Darauf  ernannte  Innocenz  Noris  zum 
Consultor  der  Inq.  Da  neue  Broschüren  gegen  ihn  erschienen,  schrieb 
er  auf  Befehl  des  Papstes  5  Dissertationen,  die  zu  Rom  1695  ge- 
dmckt  wurden.  Er  wurde  nun  Cardinal  und  Mitglied  der  Inq. 
Unter  diesen  Umständen  hätte  ihn  die  span.  Inquisition  nicht  in 
den  Index  setzen  dürfen,  und  Wir  werden,  nicht  nur  eingedenk  des 
Wohlwollens,  welches  Uns  Card.  Noris  in  Unseren  jüngeren  Jahren 
bewiesen,  sondern  auch  nach  dem  Beispiele  Unserer  Vorgänger,  zu 
dem  dem  Cardinal  in  dem  span.  Index  angethanen  Unrecht  nicht 
schweigen.  Wir  bitten  Dich  also,  Abhülfe  zu  schaffen  und  nicht 
zwischen  Dir  und  Uns,  der  Römischen  und  der  spanischen  Inquisition 
einen  Zwist  entstehen  zu  lassen.  Ueber  die  Gnadenlehre  gibt  es 
Schulmeinungen,  die  der  apostolische  Stuhl  duldet  und  die  auch  die 
Bischöfe  und  Inquisitoren  dulden  müssen  u.  s.  w. 

Was  der  General-Inquisitor  geantwortet,  ist  nicht  bekannt. 
Die  Angabe  N.  E.  1749,  104,  er  habe  geantwortet:  die  Bulle 
Ünigenitus  sei  in  Rom  für  eine  Regula  ffdei  erklärt  worden;  Noris 
lehre  Sätze,  die  darin  verdammt  seien ,  und  sei  darum  in  den 
Index  gesetzt  worden,  ist  augenscheinlich  nicht  wahr,  aber  nicht 
übel   erfunden^).      Jedenfalls  hatte    der  Brief  des  Papstes  zunächst 


1)  In  einem  Schriftchen  (von  J.  B.  Desessarts  Poncet)  Observations 
8W  le  Bref  de  N.  S.  P.  le  P.  Benoit  au  Grand  Inqnisiteur  d'Espagne,  1749, 

Benioh,  Index  II.  53 


^ 


834  Bibliotheque  Janseniste  und  spanischer  Index  von  1747. 

keinen  Erfolg,  und  Benedict  erliess  19.  Febr.  1749  folgendes  Decret 
(Fabroni,    Vitae   It.  6,119):    Wir  haben  zu  ünserm  Bedauern  yob 
den  Streitigkeiten  gehört,  welche  in  Spanien  darüber  entstanden  sind, 
dass  Schriften  von  Noris   in    den  Index    von    1747  gesetzt  worden. 
Die  bis  jetzt  von  Uns  angewandten  Mittel,  diesen  Zwistigkeiten  ein 
Ende  zu  machen,  sind  erfolglos  geblieben.    Darum  suspendiren  Wir 
kraft  apostolischer  Autorität  das  Verbot  jener  Schriften  und  wollen, 
dass  die  Insertion  derselben  in  jenen  Index  als  nicht  geschehen  an- 
gesehen   werde.     Alle    zur  Yertheidigung    oder  Bekämpfung   dieses 
Verbotes  herausgegebenen  Schriften  verbieten  Wir  und  befehlen  Wir 
an  die  Inquisition  abzuliefern.     Es  soll  fortan  niemand  mehr  etwas 
darüber  schreiben;   was  etwa  noch  darüber  erscheint,    soll    als  ver- 
boten angesehen    werden.     Dieses  Decret   soll   alle  verpflichten,  Bi- 
schöfe und  Cardinäle  nicht  ausgenommen,  bei  Strafe  der  reservirten 
Excomm.  1.  sent.  für  Laien,  der  Suspension  für  Geistliche.  —  Bene- 
dict schrieb    fünfmal   über   die  Sache    an  Ferdinand  VI;    aber  erst 
nachdem  dessen  Beichtvater,  der  Jesuit  Ravago,  entlassen  war,  hatten 
seine  Bemühungen,    die    der  Justizminister  Manuel    de  Eoda  unter- 
stützte,   Erfolg  (Llorente   2,  489.  Fabroni    6,  90).     Der  Nachfolger 
Perez  y  Frado's,  Emmanuel  Quintano  Bonifaz,  Erzb.  von  Pharsalus, 
erliess    28.    Jan.  1758  folgendes  Edict:    Dass  ein  Werk    des  Card. 
Noris  in  den  Index  von  1747  gesetzt  worden,  hat  viele  Controversen 
und  eine  Keihe  von  anonymen  Streitschriften  veranlasst.     Um  nicht 
unsem  Vorgänger    offen  anzugreifen    und  den  dem  Inquisitionsrathe 
gebührenden  Eespect  offen  zu  verletzen,  haben  einige  sich  nicht  ge- 
scheut, zu  behaupten,  das  Buch  sei  ohne  vorherige  Prüfung  von  Seiten 
der  Inq.    verboten  worden;    andere   sind  noch  weiter  gegangen  und 
haben  behauptet,    das  Verbot    sei  für  alle  Welt  ein  Greheimniss  ge- 
wesen,   bis  man   es  im  Index  gefunden;    man  hat  es  auf  einen  Irr- 
thum  oder  auf  einen  Willküract  der  mit  der  Herausgabe  des  Index 
beauftragten  Personen  zurückgeführt,  welche  in  unerlenchtetem  Eifer 
auf  gründlose  Angaben  hin  und  unbekannt  mit  der  auf  Befehl  von 
zwei  Päpsten  wiederholt  vorgenommenen  Prüfung  des  Werkes  durch 
die  Eömische  Inq.  dasselbe  in  den  Index  gesetzt  hätten.      Bei  der 
Hitze  des  Streites  und  während  der  heftigen  Partei- Agitationen  ge- 
bot die  Klugheit  zu   schweigen  und   einen  geeigneten  Zeitpunkt  fiir 
die  Entscheidung  der  Sache,    welche   der  Augustinerorden   an   den 
Inquisitionsrath  gebracht,  abzuwarten.     Nach  reiflicher  Prüfung  und 
aus  besonderen  Gründen,   die  wir  verschweigen,    verordnen  wir  mit 
Zustimmung  des  Inquisitionsrathes,    aus    dem    Index   von  1747,  11, 


14  S.  4.,  wird  bemerkt:  wenn  der  Papst  Noris  als  katholisch  in  Sohntz 
nehme,  so  desavonire  er  indirect  die  Balle  Unigenitus  (dagegen  erschien 
Lettre  d'nn  Dr.  de  Sorb.  k  an  provincial  de  ses  amis  aa  sajet  des  Obser- 
vations  ...  et  sur  les  impatations  calomnieuses  de  Henri,  Theologien  de 
Doaay,  faites  k  la  doctrine  da  Card.  Noris,  1749).  Diesen  Observations  ist 
ein  Brief  des  Jesuiten  Dauben  ton  an  P.  Croiset  beigedruckt,  der  schon 
1714  gedruckt,  aber  von  den  Jesuiten  in  den  Mem.  de  Trevoux  und  sonst 
für  eine  Fälschung  erklärt  worden  war.  Dict.  Jans.  3,  182.  N.  E.  1749,  91. 


J 


Der  spanische  Index  von  1747.  886 

1101,  den  Satz :  Historia  Pel.  eto.  zn  entfernen,  zu  den  noch  nicht 
verkanften  Exemplaren  einen  Garten  zu  drucken,  in  den  schon  ver- 
kauften  den  Satz  unleserlich  zu  machen.  Schliesslich  werden  wie 
in  dem  Decrete  Benedicts  XIY.  alle  Streitschriften  verboten^). 

Schon  1722  hatte  die  span.  Inquisition  verb.  De  virtutibus 
iniidelium  ail  mentem  P.  Augustini  reflexio  vindex  pro  £m.  Card. 
Henrico  de  Noris,  von  dem  Augustiner  Petrus  Manso,  Salamanca 
1721,  worin  die  Oratia  pure  sufficiens  der  Jesuiten  als  pelagia- 
nisch  und  die  Praedeterminatio  der  Thomisten  als  der  Lehre  des 
Augustinus  und  Thomas  widersprechend  bezeichnet  wurde.  Manso 
gab  eine  expurgirte  Ausgabe  heraus  (Mich,  a  S.  Jos.  3,  460).  — 
Die  Theses  Norisianae,  in  quibus  damnatae  Jansenii  et  novatorum 
dogmata  magno  adscribuntur  Augustino,  1780,  von  den  Jesuiten 
unter  dem  Namen  eines  Theologen  Henricus  von  Douay  herausge- 
geben, stehen  in  keinem  Index,  auch  nicht  die  Entgegnung:  £1  de- 
fensor  de  su  agravio  Noris,  worin  erzählt  wird,  wie  Noris  einem 
Pfarrer  Don  Antonio  erscheint  und  eine  Yertheidigung  dictirt  (N.  E. 
1749,  105.  177). 

Dem  2.  Bande  des  Stuttgarter  Exemplares  des  Index  von  1747 
sind  zwei  gedruckte  Folioblätter  beigebunden,  welche  die  üeberschrift 
haben:  „Noten  zu  dem  Expurgatorio  von  1747,  dem  obersten  Käthe 
[der  Inquisition]  vorgelegt,  damit  er  die  für  geeignet  erachteten 
Massregeln  ergreife",  —  es  wird  die  von  Llorente  2,  489  erwähnte 
Denunciation  des  Dominicaners  Martin  Liebet  sein,  —  und  welche 
(in  spanischer  Sprache)  gegen  den  Index  folgende  Anklagen  erheben: 
1.  Es  sind  Schriften  ausgelassen,  welche  durch  Edicte  der  Inq.  ver- 
boten sind ;  [es  werden  vier,  die  Theologia  supplex  (von  Serry)  und 
drei  Schriften  von  Jesuiten  namhaft  gemacht,  mit  genauer  Angabe 
de«  Datums,  unter  welchem  sie  verb.  waren].  —  2.  Der  Eedacteur 
hi  sich  mitunter  nicht  an  den  Wortlaut  der  Edicte  gehalten,  z.  B. 
bei  einem  Buche  den  im  Edicte  stehenden  Namen  des  Verfassers 
(des  Jesuiten  Nie.  Estrada),  bei  mehreren  Autoren  die  Bezeichnung 
8.  J.  oder  wenigstens  P.  weggelassen  [diese  Angabe  ist  insofern  un- 
richtig, als  bei  den  speciell  namhaft  gemachten  Jesuiten  auch  bei 
Sot.  kein  S.  J.  steht  und  bei  Poza  dieses  nicht  fehlt],  während  bei 
anderen  Ordensleuten  ein  analoger  ZTisatz  nicht  fehlt;  bei  einem 
Bache  sind  zu  dem  Yerbote  Znsätze  gemacht,  welche  gegen  den 
Brnst  und  den  Stil  des  h.  Tribunals  Verstössen  (das  Edict  verordnet 
die  Expurgation  einer  Ausgabe  eines  Catechismus  des  Jesuiten  Qas- 
par  Astete ;  der  Index  hat  dieses  in  folgender  Weise  umschrieben : 
»Von  diesem  Catechismus,    der   zu  so  grossem  Nutzen   der  Seelen 


1)  Das  Decret  wurde  gleich  spanisch  und  französisch  mit  einer  Ein- 
leitung gedruckt;  eine  italienische  Uebersetzung  steht  in  dem  Römischen 
Gioraale  de'  letterati,  1756—57,  p.  873,  eine  französische  A.  J.  P.  2,  2656. 
—  In  dem  von  mir  benutzten  Exemplare  des  Index  von  1747  sind  die 
Zeilen  durchgestrichen ;  ein  Exemplar  mit  einem  Carton  beschreibt  Mend- 
^  p.  288.  —  In  dem  Index  von  1790  wird  unter  Noris  der  Inhalt  des 
IWfftet  angegeben. 


836  Biblioth^que  Janseniste  und  spanischer  Index  von  1747. 

mehr  als  ein  Jahrhundert  verbreitet  worden^  ist  zu  Yalladolid  eine 
fehlerhafte  Ausgabe  erschienen ;  in  dieser  ist  zu  corrigiren  .  .  .  Ver- 
boten werden  alle  Abdrücke  dieses  wichtigen  Büchleins,  die  nicht 
der  Originalansgabe  entsprechen,  welche  der  Pater  Astete  in  so 
lobenswerthem  und  katholischem  Geiste  zu  so  grosser  Ehre  Gottes 
und  Belehrung  der  Gläubigen  verfasst  hat'*).  —  3.  Einige  Ausdrücke 
in  den  Expurgationen  sind  unrichtig;  z.  B.  bei  Qu6tif  soll  bei  Sa- 
vonarola  B.  M.  i.  e.  Beatus  Martyr  gestrichen  werden ;  B.  M.  bedeutet 
aber  nur  beatae  memoriae  [ist  nicht  richtig];  bei  Jo.  Lorinus  soll 
in  dem  Satze:  Jacobus  an  in  Hispania  fuerit,  sub  dubio  est,  vor  est 
ein  non  beigefügt  werden;  das  ist  zu  viel  gesagt,  wenn  auch  die 
Spanier  gute  Gründe  haben,  es  zu  glauben;  bei  Franc.  Victoria  soll 
die  Stelle  gestrichen  werden,  wo  er  die  Ansicht,  dass  das  bei  der 
letzten  Oelung  gebrauchte  Oel  nicht  von  dem  Bischof  geweiht 
zu  sein  brauche,  als  probabel  bezeichnet;  diese  Ansicht  ist  aber 
richtig  [diese  beiden  Expurgationen  stehen  schon  bei  Sot.].  —  4. 
Der  Catalog  der  Jansenistischen  Bücher  ist  aus  dem  Begister  der 
Biblioth^ue  Janseniste  abgeschrieben,  diese  ist  aber  als  ein  verbo- 
tenes Buch  anzusehen,  weil  sie  anonym  erschienen  ist  und  die  Inq. 
6.  Juni  1747  den  Orden  verboten  hat,  einander  zu  schmähen,  und 
Innocenz  XII.  1694  das  Verdächtigen  der  „Jansenisten"  verboten 
hat.  Die  in  diesem  Catalog  stehenden  Schriften  sind  grösstentheils 
durch  kein  Edict  der  Inq.  oder  nicht  als  Jansenistisch  verb.  worden ; 
Noris  und  Genet  (der  Verfasser  der  Theologie  de  Grenoble)  sind 
wiederholt  denuncirt,  aber  freigesprochen;  die  Historia  de  auxiliis 
von  Serry  ist  in  Spanien  verb.,  aber  nicht  als  Jansenistisch,  und  die 
Ausgabe  von  1749  wird  in  Spanien  geduldet.  Auch  ein  Buch  von 
Pedro  Jos.  Benitez  de  Lugo,  Ascendencia  de  Santo  Domingo  de 
Guzman,  welches  in  dem  Index  als  verboten  aufgeführt  wird,  ist 
gar  nicht  verboten,  wie  die  Inq.  auf  Ersuchen  der  Dominicaner  18. 
Jan.  1748  erklärt  hat.  [In  dem  Stuttgarter  Exemplar  ist  an  der 
betreffenden  Stelle,  p.  936,  am  Eande  beigeschrieben:  niclit  jenes 
Buch  sei  verboten,  sondern  die  über  dasselbe  erschienenen  Streit* 
Schriften.]  —  5.  Viele  Namen  sind  falsch  gedruckt,  was  den  Spott 
der  Protestanten  zur  Folge  haben  wird.  —  „Die  Abweichungen  von 
den  Edicten,  welche  die  einzige  Grundlage  des  Index  bilden,  fügt 
der  Denunciant  bei,  und  die  Annahme  der  Ascendencia  und  eines 
Catalogs  von  Jansenistischen  Büchern,  die  nie  in  Spanien  verboten 
sind,  begründen  eine  starke  Präsumtion  gegen  die  Zuverlässigkeit 
des  Expurgatorio  und  gegen  die  ihm  gebührende  Verehrung  und 
Achtung  und  motiviren  die  Vergleichung  desselben  mit  den  Edicten." 
—  Auf  dieser  gedruckten  Denunciation  findet  sich  die  handschrift- 
liche Notiz,  sie  sei  von  der  Inq.  28.  Jan.  1758  verboten  worden. 

Trotz  der  Ableugnung  in  dem  Edicte  des  General-Inquisitors 
von  1758  scheint  die  Angabe  richtig  zu  sein,  dass  die  Jesuiten 
Casani  und  Carrasco,  die  Eedacteure  des  Index  von  1747,  das  Vei^ 
zeichniss  der  Jansenisten  eigenmächtig,  ohne  Auftrag  des  General- 
Inquisitors  und  des  Inquisitionsrathes,  beigefügt.  In  einem  Schreiben 
vom    J.    1776    sagt    der  Justizminister  Manuel   de  E4)da,    Qnintano 


F.  Bellelli  und  6.  L.  Berti. 


837 


leibst  habe  in  einem  Briefe  an  den  König  vom  23.  Dec.  1757  dieses 
eingestanden  (Llorente  2,  490.  Villanneva,  Yida  1,  112).  Trotzdem 
ging  der  Inhalt  dieses  Verzeichnisses  im  wesentlichen  in  den  fol- 
genden Index,  den  von  1790,  über.  Namentlich  steht  bei  fast  allen 
50  Schriftstellern,  deren  Werke  1747  bis  auf  weiteres  verboten 
murden,  dieselbe  Bemerkung  im  Index  von  1790.  Nur  L.  Haberts 
Theologia  wurde  1781  unbedingt,  Lherminiers  Summa  vorbehalt- 
lich der  Weglassung  einer  Stelle  1761,  und  Juenins  Comm.  de  sacra- 
mentis  1787  unbedingt  und  von  den  Institutiones  eine  verbesserte 
Ausgabe  1769  freigegeben,  1799  auch  zwei  Schriften  von  Dnguet. 
Kicole's  Werke  wurden  nach  Pelayo  3,  186  noch  1790  auf  Grund 
emes  Gutachtens  von  7  Theologen  freigegeben,  stehen  aber  im  Index 
Ton  1805  wieder  als  1804  verb.  Weder  Biblioth^que  noch  Diction- 
nüre  Jans,  steht  im  span.  Index 

3.  Der  Augustiner  Fulgenzio  Bellelli,  seit  1727  General  seines 
Ordens,  f  1742,  veröffentlichte:  Mens  S.  Augustini  de  statu  naturae 
ntionalis  ante  peccatum,  polemica  dissertatio  adv.  aliquot  Pelagianos, 
Baianos,  Jansenianos  errores  recentesque  quorundam  doctorum  opi- 
niones,  Antw.  1711,  8.,  und  Mens  S.  Augustini  de  modo  repara- 
üonis  hnmanae  naturae  post  lapsum  adv.  Baianam  et  Jansenianam 
haeresim  juxta  apost.  constitutiones  exposita,  Rom  1737,  2  vol.  4., 
sein  Ordensgenosse  Gian  Lorenzo  Berti,  1696 — 1766,  Professor  in 
Pisa,  im  Auftrage  des  Ordensgenerals  Schiaffinati  eine  Theologia 
historico  -  dogmatico  -  scholastica  s.  libri  de  theologicis  disciplinis, 
•ßom  1739—45,  8  vol.,  die  wiederholt  gedruckt  wurde*).  Trotz 
der  Polemik  gegen  den  Bajanismus  und  Jansenismus  mussten  beide 
Augustiner  den  Yorwuuf  hören,  ihre  Lehre  sei  von  der  des  Bajus  und 
Jansenius  nicht  zu  unterscheiden.  Sehr  scharf  wurde  dieser  Vorwurf 
formulirt  in  den  anonymen  Schriften:  Baianismus  redivivus  in  scrip- 
ta PP.  FF.  Bellelli  et  Berti  Ordinis  Eremitarum  S.  Aug.,  und  Jan- 
•enismus  redivivus  in  scriptis .  .  .,  beide  1744,  293  und  271  S.  4., 
von  Jean  d'Tse  de  SaUon,  seit  1735  Bischof  von  Ehodez  (1746 
wurde  er  Erzbischof  von  Vienne,  t  1751).  Dieser  hatte  schon  1737 
dnieh  ein  Mandement  die  Hefte  des  Dominicaners  Yiou  zu  Rhodez 
Als  Jansenistisoh  verdammt.  Yiou  brachte  die  Sache  nach  Bom  (er 
▼nrde  1743  von  dem  Gei^eral  ausgestossen)  und  Saigon  schrieb  dar- 
über 1742  an  Benedict  XI Y.,  der  ihn  in  seiner  Antwort,  ohne  auf 
die  speciellen  Streitfragen  einzugehen,  zur  Yorsicht  und  Mässigung 
ennahnte.  Er  schickte  auch  seine  Schriften  von  1744  an  den  Papst 
mit  einem  Schreiben,  worin  er  ihn  bat,  die  Lehre  der  beiden  Au- 
gustiner zu  verdammen,  und  denuncirte  diese  auch  1747  (ohne  Er- 
folg) bei  der  Assembl6e  du  Clerg6  (Picot  4,  231).  —  Berti  ver- 
öffentlichte,  nachdem  er  mit' Mühe  die  Approbation  erlangt   hatte. 


1)  Mazzuch.  2,  665.  1044.  Fabroni,  Vitaelt.  11,43.  —  Aless.  Pompeo 
Berti,  Clerico  reg.  della  Madre  di  Dio,  1686—1752  (Mazzuch.  2,  1037), 
fibersetzte  n.  a.  Saggi  di  morale  von  Nicole,  Yen.  1729,  4  vol.  12.;  Mura- 
tori  besorgte  ihm  einen  Yerleger  (Lottere  ined.  p.  894).  Zaccaria  tadelte 
^  darüber. 


8S8  Bibliotheque  Janseniste  und  Bpanisoher  Index  von  1747. 

Angnstinianum  systema  de  gratia  ab  iniqua  Baiani  et  JanBeniani 
erroris  insimnlatione  vindicatum,  sive  refatatio  libromm,  quomm  tit. : 
Baianismus  et  Jans,  redivivi  in  scriptis  PP.  FF.  Bellellii  et  Berti!.  .  . . 
eodem,  qni  secundo  loco  insimulatur,  auctore,  Korn  1747,  2  yol.  Saleon 
veröffentlichte  dagegen  1750  eine  Instruction  pastorale  und  gleich- 
zeitig Jean-Joeepli  de  Languet  de  Gergy,  seit  1730  Erzbischof  von 
Sens  (1715 — 30  Bischof  von  Soissons,  f  1753),  Judicium  de  operibuB 
theologicis  Fratrum  Bellelli  et  Berti.  Saigon  richtete  auch  1750 
und  1751  zwei  Briefe  an  Benedict  XIV.  (Fleur.  80,  667),  worin  er 
ihn  dringend  bittet,  die  Lehre  der  beiden  Theologen  zu  verdammen, 
und  u.  a.  auch  darauf  hinweist,  dass  die  Appellanten  sich  auf  die- 
selbe beriefen,  wie  namentlich  der  Bischof  Caylus  von  Auxerre  und 
die  Herausgeber  der  Nouvelles  ecclesiastiques  in  einer  besondem 
Beilage  zu  dem  Jahrgang  1750  (solche  über  Bellelli  und  Berti  han- 
delnde Additions  aux  N.  £.  erschienen  auch  1753  und  1757;  sie 
wurden  1758  zusammen  gedruckt,  457  8.). 

Das  zweite  Buch  von  Bellelli  und  beide  Bücher  von  Berti 
waren  in  Rom  erschienen  und  dort  vorher  geprüft  worden.  Auf 
Grund  einer  speciellen  Denunciation  gegen  Berti  von  dem  Canonicus 
de  Gorgne  zu  Soissons  ordnete  aber  Benedict  XIY.  eine  nochmalige 
Untersuchung  seiner  Schriften  an  und  beauftragte  damit  den  Bene- 
dictiner  Fortunato  Tamburini  (er  war  ein  Neffe  des  Jesuiten-Generals, 
aber  nach  Cordara  bei  Döllinger,  Beitr.  3,  33  nichts  weniger  als 
ein  Freund  der  Jesuiten)  und  Gioacchino  Besozzi,  Abt  von  Santa 
Croce  in  Gerusalemme  und  Consultor  der  Inq.  (beide  wurden  später 
Cardin&le).  Beide  erklärten  sich  für  Freigebung  der  Werke;  letzterer 
betonte,  Berti's  Ansicht  stimme  mit  der  von  Noris  und  Massouli6 
überein^). 

1752  wurden  Bellelli  und  Berti  im  Dict.  Jans.  1,445;  3,107 
als  Jansenisten  aufgeführt  (Berti  soll  dazu  beigetragen  haben,  dass 
Benedict  XIY.  sich  des  Card.  Noris  gegen  die  Bibl.  Jans,  und  die 
Span.  Inquisition  annahm).  In  Italien  führte  hauptsächlich  Zaccaria 
in  seiner  Storia  letteraria  den  Kampf  gegen  Berti.  Dieser  und 
seine  Freunde  blieben  ihm  scharfe  Antworten  nicht  schuldig.  In 
den  Index  kamen  davon:  Lettera  di  Fra  Guidone  Zoccolante  a  Fr. 
Zaccaria  Gesuita,  nella  quäle  si  dimostra,  chi  sieno  quei  religiosi 
che  debbonsi  chiamare  frati,  Cosmopoli  all'  insegna  delle  stelle 
1751,  —  Lettera  seconda  ...  in  cui  si  ragiona  della  proibizione 
della  Biblioteca  Giansenistica,  Filippopoli  all'  insegna  del  sole  1756, 
—  Lettera  terza  .  .  .  la  quäle  serve  di  apologia  al  Rev.  Secretario 
deir  Indice  e  altresi  alla  lettera  precedente,  Nicopoli  all'  insegna 
della  luna  1756^  die  erste  1754,  die  beiden  andern  1757  verb.    Sie 


1)  Die  Gutachten  sind  abgedruckt  in  Alcuni  apologetici  scritti  oontro 
l'autore  della  Storia  letteraria  d'Italia,  Napoli  1757*,  2  vol.  4.  Nach  I,  46 
erklärte  auch  Card.  Galli,  er  habe  den  8.  Band  von  Berti,  der  haaptsäch- 
lieh  angegriffen  wurde,  mit  der  Lehre  von  Noris  übereinstimmend  ge- 
funden, und  fand  auch  ein  anderer  Ck)nsultor  der  Inquisition,  der  Minorit 
Balestracci,  nichts  zu  erinnern. 


L.  A.  Muratori. 


839 


werden  wohl  von  Berti  selbst  sein,  obsohon  er  es  leugnete  (Fabr. 
p.  64.  Sein  satirisches  Gedicht  La  Zaccareide  ist  nicht  gedruckt). 
Gegen  Languet  vertheidigte  sich  Berti  in:  In  opusculum  inscriptum: 
B.  J.  Languet  Archiep.  Sen.  Judicium  .  .  .  aequissima  expostulatio, 
Livomo  1756.  —  Später  kamen  noch  in  den  Index:  Sonetti  contro 
le  opinioni  di  Michel  Baio,  di  Giansenio  Iprense,  del  Bellelli,  del 
P.  Berti  Agostiniano,  del  Viatore,  del  Eotigni  e  del  Migliavacca, 
Ven.  1760,  verb.  1762.  Die  72  Sonette  sind  von  dem  Observanten 
GioY.  de  Luca,  der  viele  anonyme  Sachen  für  die  Jesuiten  schrieb, 
wegen  dieser  Sonette  aber  auf  2  Jahre  aus  Eom  verbannt  wurde 
(Melzi  1,  458;  Fabr.  p.  80).  Berti  schrieb  dagegen  Bisposta  di 
Fra  Paraclito  Livomese  con  le  annotazioni  di  Fra  Andrea  da  Fu- 
oecchio  ai  sonetti  di  Fra  Giovanni  Zoccolante  Yeneziano,  Lugano 
1763. 


79.     L.  A.  Muratori. 


In  dem  Briefe  an  den  spanischen  General-Inquisitor  nennt 

Benedict  XIY.  mehrere  Schriftsteller,  von  denen  aus  besonderen 

Bflcksiehten  Werke  nicht  in  den  Index  gesetzt  worden   seien, 

obschon  sie  dieses  strenge  genommen  verdient  hätten,  darunter 

auch   seinen  Freund  Ludovico  Antonio  Muratori  (1672—1750). 

Als  jener  Brief  bekannt  wurde,  schrieb  dieser  darüber  an  den 

Papst,  und  dieser  erklärte  ihm,  er  habe  bei  jener  Aeusserung 

nur  an  seine  von  der  weltlichen  Jurisdiction   des  Papstes   in 

seinen  Staaten  handelnden,  nicht  an  seine  theologischen  Schriften 

gedacht    Es  ist  eine    der  wenigen  erfreulichen  Thatsachen  in 

der  Geschichte  des  Index  und  eine  Thatsache,  die  Benedict  XIV. 

zur  Ehre  gereicht,  dass  von  Muratori  kein  Buch  verboten  worden 

ist,  obschon  mehrere  derselben  nicht  nur  in  Streitschriften  scharf 

angegriSen,    sondern   auch  in  Rom   denuncirt  und  untersucht 

wurden. 

1.  Durch  das  Bekanntwerden  seines  Briefes  an  den  General- 
Inquisitor  kam  Benedict  XIY.  auch  den  Bollandisten  gegenüber  in 
einige  Yerlegenheit.  In  einem  Briefe  an  sie  vom  3.  Apr.  1751 
(ü.  N.  1753,  100.  Fleur.  79,  703)  sagt  er:  man  habe  ausgestreut, 
er  sei  ihnen  nicht  mehr  so  gewogen  wie  früher,  und  sich  dafür 
auf  jenen  Brief  berufen ;  dieser  sei  ein  Privatbrief,  der  nur  durch 
die  ünklugheit  und  Indiscretion  eines  Mannes,  den  er  aus  christ- 
licher Liebe  nicht  nennen  wolle,  zumal  er  seinen  Fehler  bereut  und 
Ton  ihm  Yerzeihung  erhalten,  in  die  Oeffentlichkeit  gekommen  sei; 
er  habe  darin  übrigens  die  AngriflPe  auf  Papebrochius  nur  erwähnt, 
nicht  für  begründet  erklärt. 


J 


840  L.  A.  Maratori. 

Der  Brief  Mnratori's  ist  vom  16.  Sept.  1748  nnd  lautet:  Hei- 
ligster Vater!  Mit  aller  Ergebung  und  Demuth  höre  ich,  was  E.H. 
in    dem    Briefe    an    den    span.    General-Inquisitor    über  mich    ge- 
schrieben, und  aus  dem,  was  mir  berichtet  wird,  und  aus  den  Wortea 
E.  H.  selbst  erkenne  ich,    dass    eine  Hand  Blitze  geschleudert  bat, 
gleichwohl  aber    von    der    andern    Strahlen  höchster  Gnade    ausge- 
gangen sind.     Bei  alle  dem  befinde  ich  mich  in   der   grössten  Be- 
stürzung, ja  Trostlosigkeit;    denn    der  für  mich  so  betrübende  Aus- 
spruch (oracolo)  E.H.  wird  in  Ewigkeit  fortbestehen;  man  wird  es 
weder  der  Mitwelt  noch    der  Nachwelt    ausreden    können,   dass  ich 
ohne  förmliches  ürtheil  verdammt  worden  bin;  man  wird  auch  meine 
Irrthümer  und  Vergehen  für  grösser   halten,    als  sie  wirklich  sind. 
In  diesem  meinem    grossen  Unglücke    finde    ich    nur  Trost   in    der 
Gewissheit,    dass  nichts  desto  weniger    die  väterlichen  Gesinnungen 
E.  H.  gegen  mich,  Ihren  unglücklichen  Sohn,  fortdauern.   Ermuthigt 
durch  dieses  Vertrauen,  wage  ich  mich  zu  den  Füssen  E.  H.  nieder- 
zuwerfen und    zu  bitten,    E.  H.   möge    befehlen,    mir   das,    was   in 
meinen    Schriften   der  Censur  würdig  ist,    anzugeben,    damit  ich  es 
widerrufen    und   durch  Reue    und  Gehorsam  Verzeihung    zu   finden 
hoffen    kann.     So    wird    von    denselben   Vaterhänden,    von  welchen 
der  Schlag  gekommen,  auch  ein  Heilmittel  kommen ;  ich  werde  auch 
nicht  der  Gefahr  ausgesetzt  bleiben,  in  der  Folge  jemand  zu  finden, 
der  ein  weniger  liebevolles  Herz  gegen  mich  hätte  als  E.  H.  Möge 
E.  H.  durch  Ihre  grosse  Liebe,  und  ich  möchte    hinzusetzen,    auch 
durch  die  Gerechtigkeit  sich  bewegen  lassen,  meinem  armen  Namen 
einen  solchen  Trost   zu  gewähren.     Ich  zeichne,    indem    ich    K  H. 
die  Füsse  küsse,    mit    tiefster  Verehrung.    —    Benedict    antwortete 
ihm  alsbald  25.  Sept.:  Benedict  XIV.  Papst.    Geliebter  Sohn!  Grass 
und  apostolischer    Segen!    Die  Sache    verhält    sich    so  ...  .   Von 
Meinem  Briefe   wurde    dem   Generalprocurator  der  Augustiner  ver- 
traulich eine  Abschrift  gegeben,  damit  er  sähe,  dass  Wir  uns  seines 
Ordens  annähmen.     Er   meinte,     derselbe  verdiene  den  Werken  des 
Card.  Noris  vorgedruckt   zu  werden;    ich   erklärte    ihm    aber,    der- 
selbe sei  nicht  zur  Veröfi'entlichung  bestimmt,    sonst   würde  ich  die 
Stelle  über  Muratori  weggelassen  haben  .  .  .  Zwei  Tage  darauf  war 
der  Brief  ohne  mein  Vorwissen  gedruckt.    Ich  habe  dem  Augustiner 
meine  Meinung  gesagt  und  ihm,  so  lange  ich  lebe,  den  Palast  ver- 
boten.     Auch  dem  Card.  Querini  kam  eine  Abschrift  in  die  Hände. 
Er  schrieb  Uns,    er  würde  von  dem  Briefe,    auch  wenn  er  ihn  vor 
dem  Erscheinen  Ihrer  Schriften    über   die  Feiertage  in  Händen  ge- 
habt hätte,  keinen  Gebrauch  gemacht  haben.     Wir  antworteten  ihm, 
er  würde  sehr  wohl  gethan  haben  und  solle  auch  in  Zukunft  keinen 
Gebrauch  davon  machen,    da   die  Aeusserung    über    Ihre   Schriften 
sich  nicht  auf  den  Streit  über   die  Feiertage,    überhaupt   nicht  auf 
Sachen  des  Glaubens  und  der  Disciplin  beziehe.  Was  in  Ihren  Werken 
hier  nicht  gefallen    hat  und  wovon    Sie  auch  nie  erwarten  konnten, 
dass  es  hier  gefallen  werde,    das  betrifft   die  weltliche  Jurisdiction 
des  Papstes  in  seinen  Staaten.     Man  geht  hier  von  anderen  Grand- 
sätzen  aus  und  erkennt  gewisse  Ansichten  und   gewisse  That^achen 


GorreBpondenz  mit  Benedict  XIV. 


841 


nicht  als  wahr  an,  und  Sie  können  überzeugt  sein,  wenn  jene  Dinge 
in  den  Schriften  eines  andern  vorkämen,  würde  die  Gongregation 
nicht  unterlassen  haben,  sie  zu  verbieten.  Das  ist  nicht  geschehen, 
weil  Unsere  Zuneigung  zu  Ihnen  allgemein  bekannt,  und  die  Ach- 
tang, die  Wir  mit  der  übrigen  Welt  Ihren  Verdiensten  zollen,  noto- 
risch ist  und  weil  Wir  immer  geglaubt  haben,  es  sei  nicht  recht, 
Ihnen  wegen  Meinungsverschiedenheiten,  welche  nicht  den  Glauben 
nnd  die  Disciplin  betreffen,  Yerdruss  zu  bereiten,  obschon  jede  Ee- 
gieruDg  das  Eecht  hat,  Bücher  zu  verbieten,  in  denen  Dinge  stehen, 
welche  ihr  missfallen  und  mit  ihren  Ansichten  nicht  übereinstimmen. 
Das  ist  die  reine,  ungeschminkte  und  wahre  Gresohichte  ohne  Be- 
flexionen  und  Folgerungen.  Diese  können  Sie  mit  Ihrem  gesunden 
ürtheil  selbst  daraus  ziehen  und  erkennen,  ob  Wir  nicht  Ihnen  so- 
wohl wie  Ihren  Schriften  die  schuldige  Achtung  zollen.  Unter- 
dessen umarmen  Wir  Sie  mit  ganzem  Herzen  und  geben  Ihnen  den 
apostolischen  Segen. 

2.  Man  nahm  in  Kom  nicht  bloss  Anstoss  an  den  Schriften, 
in  welchen  Mur.  1708 — 20  die  Kechte  des  Hauses  Este  und  seines 
Fürsten,  des  Herzogs  von  Modena,  auf  Comachio  vertheidigte  (S.  738) 
and  auf  die  Giusto  Fontanini  scharfe  Entgegnungen  schrieb,  sondern 
aach  an  den  Antiquitates  Italiae  medii  aevi,  1738 — 42,  6  Fol.,  und 
den  Dissertazioni  sopra  le  antichita  italiane,  1751,  3  vol.  4.,  die 
später,  1765,  Gaetano  Cenni  mit  curialistischen  Berichtigungen  heraus- 
gab, und  an  den  Annali  d'Italia,  1744 — 49,  12  vol.  4.,  die  auch 
von  Cenni  in  den  zu  Bom  erscheinenden  Novelle  letterarie  scharf 
bitisirt  und  1762  mit  Genehmigung  des  Papstes,  dem  der  1.  Band 
gewidmet  ist,  zu  Rom  von  Gius.  Catalani  mit  kritischen  Einlei- 
tungen versehen  wurden.  Cenni  bezeichnet  in  den  Nov.  lett.  die 
Annali  als  uno  dei  libri  piü  fatali  al  principato  Romano  und  tadelt 
namentlich,  dass  Mur.  oft  und  anscheinend  mit  Wohlgefallen  von 
der  Souveränetät  der  byzantinischen  Kaiser  über  Rom  und  von  der 
Ünterthanen-SteUung  der  Päpste  und  von  den  Acten  .der  Autorität 
nnd  Jurisdiction  spreche,  welche  die  deutschen  Kaiser  im  Kirchen- 
staate ausgeübt  hätten;  es  scheine  fast,  als  ob  er  deren  Nachfolger 
auffordern  wollte,  ihre  angeblichen  Rechte  auf  Rom  und  den  Kirchen- 
staat geltend  zu  machen^).  Mur.  fügte  dem  12.  Bande  der  Annali 
eine  massvolle  Entgegnung  bei.  —  In  der  Besprechung  der  1872 
erschienenen  Scritti  inediti,  in  denen  Mur.  sich  vielfach  noch  deut- 
licher Ausspricht,  sagt  die  Civ.  8, 10,  453 :  er  habe,  wie  Dante,  dem 
Irrthum  gehuldigt,  dass  dem  Kaiser  die  Souveränetät  über  den 
Kirchenstaat  und  als  Advocatus  ecclesiae  auch  das  Recht,  die  äusseren 
Angelegenheiten  desselben  zu  ordnen,  zustehe,  und  in  den  A.  J.  P. 
9,  1081  wird  behauptet,  Mur.'s  Schriften  über  Comachio  verriethen 
eine  grosse  Feindseligkeit  gegen  alles,  was  die  weltliche  Souveräne- 
tät der  Päpste  betreffe,  und  Mur.  habe,  nachdem  er  in  diesem  Punkte 
unterlegen  sei,  —  Comachio  wurde  1724  dem  Papste  zurückgegeben, 


1)  Pacca,  Mem.  del  ministero,  Pesaro  1830,  I,  152. 


842  L.  A.  Muratori. 

—  alle  seine  Bücher  *mit  falschen  und  yonirtheilsyollen  Behaup- 
iangen  gegen  die  weltliche  Souveränetät  der  Päpste  angefällt  und 
sie  zu  einem  Arsenal  von  geschichtlichen  Lügen  gemacht,  aus  welchem 
die  Feinde  des  Papstthums  Waffen  entlehnt  hätten. 

8.  Sein  Buch  De  ingeniorum  moderatione  in  religionis  nego- 
tio  veröffentlichte  Mur.  unter  dem  Namen  Lamindus  Pritanius  und 
nicht  in  Italien,  sondern  zu  Paris  1715^).  Schon  im  Juni  1709  schreibt 
er  (Lett.  p.  237):  Ich  bin  in  Verlegenheit,  einen  Drucker  zu  finden; 
das  Buch  enthält  nichts  IJnkatholisches,  aber  Wahrheiten,  die  nicht 
jedem  gefallen  werden ;  darum  will  ich  es  auch  nicht  unter  meinem 
Namen  herausgeben,  —  und  später  (p.  287):  Das  Buch  sollte  in  Ita- 
lien gedruckt  werden;  das  ist  nicht  geschehen,  weil  ich  mich  nicht 
mit  einer  Inquisition  verständigen  konnte,  welche  eine  nothwendige 
und  gerechte  Wahrheit  weggelassen  haben  wollte.  —  Wenn  man 
in  Italien  aber  daran  Anstoss  nahm,  dass  Mur.  dem  Papste  zu  weni^ 
einräumte,  so  fand  man  in  Paris,  dass  er  ihm  zu  viel  eingeräumt, 
und  corrigirte  einige  Grallicanismen  hinein.  In  einer  Erklärung* 
vom  20.  Febr.  1716,  die  Mur.  im  Giorn.  d'Italia  drucken  Hess  (Soli 
p.  267)  sagt  er,  an  den  folgenden  Stellen  seien  die  in  Parenthese  ge- 
setzten Worte  eingeschoben:  L.  1,  c.  11:  Certi  quoque  judices  catho- 
licae  doctrinae'  sunt  Eom.  Pontifices  (quibus  eadem  consentit  eccle- 
sia);  c.  18:  Romano  Pontifici  aliquod  decementi  dogma  (cui  assen- 
titur  ecclesia  universalis)  credendum  est.  Er  habe  nie  daran  gedacht, 
fügt  er  bei,  die  Unfehlbarkeit  der  ex  cathedra  redenden  Päpste  zu 
modificiren^).  —  Das  Buch  wurde  zuerst  nach  14  Jahren  von  den 
Jesuiten  in  Süditalien  angegriffen,  —  sie  müssten  von  Neapel  und 
Palermo  kommen,  meint  Mur.  Lett.  p.  486,  dove  hanno  spaccio  le 
superstizioni  ibere.  Mur.  hatte  2,  6  das  von  den  Jesuiten  in  Sici- 
lien  sehr  in  Schwang  gebrachte  Gelübde,  Blut  und  Leben  für  die 
Vertheidigung  der  frommen  Meinung  von  der  Immaculata  Conceptio 
hinzugeben,  für  unerlaubt  erklärt.  Der  Jesuit  Franc.  Burgi  schrieb 
dagegen  unter  dem  Namen  Candidus  Parthenotimus  Votum  pro  tueoda 
Deiparae  conceptione  ab  oppugnationibus  recentioris  L.  Pritanii  vin- 
dicatum,  Palermo  1729  (Fabr.  p.  302).  Mur.  hatte  Mühe  für  seine 
schon  1732  vollendete  Gegenschrift  die  Druckerlaubniss  und  einen 
Drucker  zu  finden;  Concina  besorgte  die  Veröffentlichung:  Antonii 
Lampridii  de  superstitione  vitanda  s.  censura  voti  sanguinarii  in 
honorem  immac.  conceptionis  Deiparae  emissi  a  Lamindo  Pritanio 
ante  oppugnati  atque  a  Cand.  Parth.  Theologo  Siculo  incassom  vin- 
dicati,  Mailand  (Venedig)  1742,  216  S.  4.  Es  erschien  nun  noch 
eine  Eeihe  von  Streitschriften,    meist  von  Jesuiten,    u.  a.  von  Zac- 


1)  Soli  bezeichnet  im  Folgenden  die  Vita  Muratori's  von  seinem 
Neffen  G.  Fr.  Soli  Muratori  im  I.Bande  der  Opere,  Arezzo  1767,  —  Fabr. 
=  Fabroni,  Vitae  Italorum  10,  89,  —  Lett.  =  Lettere  inedite  di  L.  A. 
Muratori,  Firenze  1854. 

2)  Eine  nach  Muratori's  Angaben    corrigirte  Ausgabe   besorgte    A. 
GandorgaeuB  (Gallandi)  Ven.  1752. 


De  ingenioram  moderatione. 


8i3 


eaiia  (Hurter  2,  1357),  —  von  Mar.  noch :  Eerd.  Yaldesii  epistolae 
(17)  8.  Appendix  ad  libmm  Ant.  Lampridii  .  .  .  ubi  votam  sangui- 
oftriom  recte   oppugnatam,    male  propugnatam    ostenditar,    Mailand 

1743,  231  S.  4.  —  In  Spanien  wurde  das  Bach  von  Ant.  Lampri* 
dius  1765  yerb.^).  Im  Eöm.  Index  steht  keine  dieser  Schriften, 
"  eine  Confatatio    sex    priorum  epistolarum  .  .  .   Mailand    (Yen.) 

1744,  Yon  dem  Obseryanten  Giov.  de  Luca,  verbot  der  Papst  in 
Rom  za  verkaufen,  aber  lediglich  wegen  ihrer  Mordacita  (Soli 
p.  112),  —  und  Benedict  XI 7.  läset  auch  in  seinem  Werke  De 
beaüf,  3,  19  die  Erage  unentschieden  und  verweist  auf  Streitschriften 
beider  Parteien*). 

Im  J.  1740  spielte  sich  eine  eigenthümliche  Gontroverse  über 
Mar.  in  Salzburg  ab^).  Die  Mitglieder  einer  von  J.  B.  von  Gas- 
paris gegründeten  literarischen  Gesellschaft,  die  vielfach  angefeindet 
und  als  freimaurerisch  bezeichnet  wurde,  lasen  und  lobten  das  Buch 
de  ing.  mod.  und  die  Vita  del  P.  Paolo  Segneri  ed  esercizi  spiri- 
tnali,  Modena  1720.  Der  Prokanzler  der  Universität,  der  Benedic- 
tiner  Placidus  Böckhn,  Hess  eine  Predigt  über  die  Nothwendigkeit 
der  Heiligenverehrung  drucken  und  polemisirte  in  einer  Note  gegen 
die  Yita,  in  welcher  Mur.  die  Yerehrung  der  Heiligen,  namentlich 
der  h.  Jungfrau,  als  nützlich  und  löblich,  aber  nicht  noth wendig 
bezeichnet  hatte.  Man  verbreitete  einen  Brief  des  Secretärs  des 
Capuciner-Generals,  worin  gesagt  war:  Lamindus  Pritanius  stehe 
noch  nicht  im  Index,  aber  seine  Ansichten  seien  bedenklich,  und 
wenn  man  in  Rom  erfahre,  dass  sie  vertheidigt  würden,  werde  man 
das  Buch  verbieten.  Endlich  wurde  noch  ein  Brief  des  Benedic- 
tiners  J.  B.  Steinhauser  an  seinen  Bruder  bekannt,    worin  über  das 


1)  Ausserdem  steht  im  span.  Index  nur  eine  span.  Uebersetzung  von 
Mur.'B  Riftessioni  sopra  il  buon  gaste  (1708)  mit  einem  Discurso  sobre  el 
buen  gusto  actual  de  los  Espafioles  por  J.  Sempere  y  Guarinos,  1782. 
Es  wird  aber  nur  verordnet,  in  dem  Satze:  nou  quaerentes  gloriam  ab 
hominibus  neqiie  a  vobis  neqae  a  Deo,  statt  a  Deo  zu  schreiben :  ab  aliis. 

2)  Ben.  XIV.  erörtert  hier  die  Frage,  ob  derjenige,  der  für  den 
Glauben  an  die  Immac.  Conc.  den  Tod  erleide,  als  Märtyrer  angesehen 
werden  dürfe.  N.  15  erwähnt  er,  dass  nach  Garena  der  Satz,  ein  solcher 
sei  ein  Märtyrer,  weil  jener  Artikel,  wenn  nicht  de  fide,  doch  de  pertinen- 
tibus  ad  fidem  sei,  von  der  portugiesischen  Inquisition  annuente  raulo  V. 
1619  verdammt  worden  sei,  und  dass  bei  Raynaud  (Apop.  p.  256)  die 
Index-Congr.  einen  ähnlichen  Satz  gestrichen  habe.  Wie  es  sich  aber  auch 
mit  dieser  Gontroverse  verhalten  möge,  quam  sapientiorum  judicio  relin- 
qaimuB,  für  alle  anderen  Fälle,  gelte  die  Regel,  dass  derjenige,  welcher 
lor  einen  noch  nicht  von  der  Kirche  definirten  Punkt  sterbe,  kein  Märtyrer 
8ei.  In  den  späteren  Ausgaben  ist  beigefügt:  Vgl.  die  seit  der  1.  Auflage 
dieses  Werkes  erschienenen  Schriften  für  und  gegen  das  Votum  .  .  .  von 
Ant.  Lampridius  .  .  .  Card.  Querini  legte  im  Auftrage  Benedicts  XIV. 
Mar.  die  Frage  vor,  wie  er  mit  seiner  Ansicht  die  Thatsaohe  reime,  dass 
Thomas  Becket  als  Märtyrer  verehrt  werde.  Mur.'s  Antwort  vom  21.  März 
1743  befriedigte  den  Papst.  Soli  p.  280. 

3)  Soli  p.  287.  Fabr.  p.  826.  Fleur.  77,  137—224.  Hist-pol.  Bl.  72, 
517.  Ginzel,  llieol.  Studien  S.  26. 


844  L.  A.  Muraiori. 

Eindringen  der  Eetserei  der  Liberi  Murarii  geklagt  wurde,  die  von 
einem  italienischen  Priester  L.  A.  Maratori  ihren  Namen  hätten 
und  sich  Liberi  nannten,  weil  sie  nach  dessen  Lehre  und  Beispiel 
Gedankenfreiheit  bezüglich  der  Religion  vertheidigten.  Gasparis 
veröffentlichte  darauf  ^jivsiaiioUfxovog  (f,iXo^fiaiov  Yindiciae  ady.  sy- 
cophantas  Juvavienses,  Gol.  (Yen.)  1741.  Der  Fürstbischof  Leopold 
Graf  Firmian  Hess  diese  Schrift  und  Boeckhns  Predigt  confisciren 
und  Steinhauser  widerrufen.  Mur.  beklagte  sich  bei  dem  Eector 
der  Salzburger  Universität.  Dieser,  der  Benedioliner  Gregor  Hor- 
ner,  antwortete :  er  und  seine  Ordensgenossen  hätten  Mur.  nicht 
zum  Stifter  der  Freimaurer  gemacht  und  sein  Buch  zu  den  ver- 
botenen gezählt;  dieses  stehe  aber  allerdings  bei  ihnen  in  übelem 
Rufe  (male  audit),  weil  darin  die  Immaculata  Conceptio  zu  den  leves 
causae  gezählt  werde  und  weil  man  unter  Berufung  auf  dasselbe 
ihre  Ansicht  angreife,  dass  die  Heiligen-Verehrung  nothwendig  sei, 
wenn  auch  nicht  necessitate  medii. 

Mur.  ist  noch  einmal  in  dem  Hermesischen  Streit  viel  be- 
sprochen worden.  J.  Braun  und  F.  Biunde  gaben  eine  üebersetzung 
des  Buches  De  ing.  mod.  heraus:  L.  A.  Muratori  über  den  rechten 
Gebrauch  der  Vernunft  in  Sachen  der  Beligionf  Coblenz  1837.  Das 
Buch  ist  von  7  bischöflichen  Ordinariaten  approbirt.  Der  Erzbischof 
Droste  von  Köln  aber  hatte  die  Approbation  verweigert,  nachdem 
sein  Censor,  Pf.  Kerp  in  Köln,  erklärt  hatte,  er  habe  in  dem  Buche 
„einen  so  bösen  Geist  und  einige  so  hämische  Angriffe  auf  die  Braut 
Christi,  die  h.  kath.  Kirche  gefunden,  dass  es  nach  seiner  festen 
Ueberzeugung  dem  Laien  nicht  in  die  Hand  gegeben  werden  dürfe, 
wenn  er  nicht  irre  werden  solle  an  seinem  Glauben."  Li  zwei  katho- 
lischen Zeitschriften  aber  wurde  damals  behauptet,  das  Buch  von 
Mur.  stehe  im  Index,  —  in  der  einen  mit  der  Bemerkung,  nur  die 
von  Boncaglia  und  Mansi  besorgte  Ausgabe  sei  freigegeben,  wobei 
Mur.  also  mit  Natalis  Alexander  verwechselt  wurde.  Eine  Index- 
Ausgabe  haben  diese  Gelehrten  also  nicht  angesehen^). 

4.  Ebenso  viele  Angriffe  erfuhr  die  Schrift  Della  regolata 
divozione  de*  cristiani.  Trattato  di  Lamindo  Pritanio,  Ven.  1747 
u.  0.  (auch  ins  Lateinische  und  wiederholt  ins  Deutsche  uberaetst^ 
Soli  p.  65).  Zunächst  bekämpfte  Card.  Querini  das,  was  Mur.  im 
21.  Cap.  zu  Gunsten  der  Verminderung  der  Feiertage  gesagt  hatte, 
in  einer  Lettera  a  Mons.  Bemardo  di  Franckenberg,  Abbate  del 
Monastero  di  Disentis,  1747.  Mur.  antwortete  in  der  Difesa  di 
quanto  ha  scritto  L.  Prit.  in  favore  della  diminuzione  delle  troppe 
feste  (in  der  Baccolta  di  scritture  concernenti  la  diminuzione  delle 
feste  di  precetto,  Lucca  1748).  Querini  veröffentlichte  nun  zwei 
Briefe  an  den  Erzbischof  Borgia  von  Fermo;  Mur.  hatte  die  Ant- 
wort darauf  bereits  fertig,  da  erschien  ein  Breve  vom  11.  Nov.  1748 


1)  J.  Braun,  Ehrenrettung  L.  A.  Muratori's  durch  Benedict  Xr\r., 
in  neue  Erinnerung  gebracht  .  .  . ,  Trier  1837.  Zts.  f.  Fhilos.  und  kath. 
Th.  22,  229;  27,  209;  31,  166. 


I)ella  regolata  divozione. 


84« 


(Bull.  2,  303),  worin  Benedict  XIY.  sagt:  die  Anordonngen,  die  er 
getroffen,  nachdem  sich  von  40  Bischöfen  und  Theologen,  die  er 
befragt,  33  zn  Grinsten  einer  Yerminderang  der  gebotenen  Feier- 
tage ausgesprochen^),  —  er  hatte  sich  bereit  erklärt,  auf  den  An- 
trag der  Bischöfe  für  einzelne  Diöceeen  und  Provinzen  die  Zahl  der 
Feiertage  zn  vermindern,  —  hätten  einen  Streit  hervorgerufen,  bei 
welchem  die  Streitenden  nicht  innerhalb  der  Grenzen  einer  unbe- 
denklichen Controverse  geblieben  seien,  sondern  einander  mit  An- 
klagen und  Censuren  überhäuft  hätten.  Einige  Theologen,  die  er 
mit  der  Prüfung  der  betreffenden  Schriften  beauftragt,  hätten  er- 
klärt, es  sei  von  beiden  Seiten  kein  katholisches  Dogma  verletzt, 
der  Bulle  Urbans  YIII.  vom  J.  1642,  worin  die  Zahl  der  Feier- 
tage normirt  wurde,  nicht  zu  nahe  getreten  und  überhaupt  nichts 
ünkatholisches  vorgebracht  worden.  Einige  Cardinäle  aber,  die  er 
befragt,  hätten  gerathen,  den  Streitenden  Stillschweigen  zu  gebieten, 
znmal  von  beiden  Seiten  genug  Argumente  vorgebracht  seien,  dass 
lieh  jeder  Bischof  ein  ürtheil  darüber  bilden  könne,  ob  er  eine 
Yerminderung  der  Feiertage  zu  beantragen  habe  oder  nicht.  Darum 
verordne  er  kraft  apostolischer  Autorität:  1.  es  solle  fortan  keine 
Erklärung  dieses  Decretes  und  keine  Schrift,  worin  dasselbe  direct 
oder  indirect  angegriffen  werde,  mehr  veröffentlicht  werden,  2.  keine 
Bacher,  .  .  .  Thesen,  Folia,  Briefe,  in  denen  über  die  Vermind^ung 
der  Feiertage  ex  professo  vel  incidenter  gehandelt  werde,  auch  nicht 
anonjm  oder  pseudonym ;  3.  die  bisher  erschienenen  Schriften  seien 
nicht  neu  zu  drucken;  alles,  was  fortan  mit  Verletzung^  oder  Um* 
gehung  dieses  Decretes  veröffentlicht  werde,  solle  ohne  weitere  Prü- 
hng  zur  Strafe  für  den  Ungehorsam  in  den  Index  gesetzt  werden. 
Dieses  Decret  sei  von  allen,  welchen  Standes  sie  auch  seien,  die 
Cardinäle  nicht  ausgenommen,  zu  beachten  bei  Strafe  der  reservirten 
Excomm.  für  Laien,  der  Suspensio  a  divinis  für  Geistliche  bis  zn  den 
Priestern  inclusive,  der  Suspensio  a  pontificalibus  et  a  perceptione 
fractuum  beneficiorum  für  höhere  Geistliche.  —  Auffallender  Weise 
ist  dieses  allgemeine  Verbot  nicht  in  die  Decr.  gen.  aufgenommen. 
Nach  dem  Tode  Mur.^s  wurde  sein  Buch  Della  regolata  divo* 
zioDe  namentlich  von  Jesuiten  im  Interesse  der  Marien-  und  Hei- 
ligen-Verehrung angegriffen.  Franc.  Pepe  predigte  in  Neapel  gegen 
ibn  (S.  217);  einem  Drucker  in  Neapel  wurde  fui  eine  Schrift  von 
ihm  erst  die  Erlaubniss  verweigert,  dann  unter  der  Bedingung  ge- 
geben, dass  er  Trient  als  Druckort  angebe.  —  Ben.  Piazza  (Piazza) 


1)  Vgl.  Bened.  XIV.  de  beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  16.  —  Auch  Mar.  hatte 
1748  ein  Votam  darüber  abgegeben,  in  dem  merkwürdige  Stellen  vor- 
kommen (Soli  p.  298.  893).  Die  Sache  lag  Mur.  sehr  am  Herzen;  er  spricht 
in  den  Lettere  ined.  wiederholt  davon  und  sachte  Bischöfe  and  Regierangen 
za  veranlassen,  namentlich  im  Interesse  der  Armen,  eine  Yerminderung 
der  Feiertage  zu  beantragen;  Soli  p.  488.  489.  Die  Briefe  über  seine 
Aussöhnang  mit  Querini  p.  800.  Die  RiBposta  di  Lamindo  Pritanio  alla 
nnova  scritta  dal  Card.  Querini,  welche  in  Folge  des  Breve's  damals  nicht 
erschien,   steht  in  den  Scritti  inediti  di  Muratori,    Bologna  1872,  II,  268. 


846  L.  A.  Muratcri. 

gab  einen  Quartband  von  800  S.  heraus:  Christianomm  in  sanctoB 
sanctommque  reginam  .  .  .  devotio  a  praepostera  cnjnsdam  scriptoris 
refonnatione  vindicata,  Palermo  1751^),  —  er  zählt  Mnr.  zn  den 
Jansenisten;  in  dem  Trattato  della  confidenza  cristiana  von  Aletofilo 
(dem  Benedictiner  Constantino  Eotigni),  Ven.  1751,  wird  er  alg 
Molinist  angegriffen;  —  in  einer  Besprechnng  des  Baches  in  den 
Novelle  letterarie,  Ven.  1753,  wurde  Mar.  scharf  angegriffen,  der 
Herausgeber  aber  von  den  Riformatori  zu  einer  Betractation  ge- 
nöthigt.  Auch  Zaccaria  polemisirte  gegen  Mur/s  Buch  in  der  Storia 
letteraria  und  äusserte  den  frommen  Wunsch :  utinam  e  fidelium 
manibus  eripiatnr.  Als  in  Mainz  eine  deutsche  Uebersetzung  gedruckt 
werden  sollte,  sagte  man  dem  Kurfürsten,  das  Buch  sei  in  Eom 
verboten  worden;  der  Nuncius  Archinto  belehrte  ihn  eines  Bessern. 
Auch  in  Prag  und  Augsburg  erschienen  deutsche  Ausgaben;  in 
Wien  liess  der  Erzbischof  Migazzi  1757  das  Buch  drucken,  —  der 
Jesuit  Schez,  der  Mitglied  des  CensurcoUegiums  war,  emchte  ver- 
gebens den  Druck  zu  hintertreiben,  —  und  überreichte  einer  Erz- 
herzogin ein  Exemplar.  Deren  Beichtvater,  der  Jesuit  Lehner, 
warnte  sie  vor  der  Leetüre.  Durch  Maria  Theresia  veranlasst, 
wandte  sich  darauf  Migazzi  an  den  Secretär  der  Index-Congr.,  £ic- 
chini,  und  liess  dann  23.  Sept.  1759  dessen  Antwort  drucken:  die 
Congr.  habe  das  von  Piazza  angefeindete  Buch  auf  Befehl  des 
Papstes  geprüft,  aber  18.  Deo.  1752  erklärt:  nuUam  illi  posse  vel 
levissimam  censoriam  notam  inuri,  da  das,  was  der  Yerfasser  be- 
kämpfe, nur  augenscheinliche  Missbräuche  oder  unverständige  Mei- 
nungen des  zum  Aberglauben  geneigten  gewöhnlichen  Yolkes  seien, 
welche  die  kath.  Kirche  nie  gebilligt  habe*). 

5.  Andere  literarische  Streitigkeiten  Muratori's  sind  von  ge- 
ringerer Bedeutung.  Der  Streit  mit  Fontanini  über  Castelvetro  ist 
bereits  l  S.  581  erwähnt  worden.  Fontanini  betrieb  1727  ver- 
gebens das  Verbot  von  Mur.'s  Vita  di  L.  Castelvetro.  Fr.  Valesio, 
der  Fontanini's  Eloquenza  italiana  im  Auftrage  des  Mag.  S.  Pal. 
revidirt  hatte,  erhielt  einen  Verweis  dafür,  dass  er  die  bitteren  Aus- 
fälle gegen  Mur.,  die  dieser  in  einem  Primo  esame  deir  El.  it 
rügte,  hatte  passiren  lassen  (Soli  p.  84.  381).  Mit  Fontanini 
hatte  Mur.  auch  Streit  über  die  eiserne  Krone  zu  Monza  und  den 
1695  zu  Pavia  gefundenen  angeblichen  Leib  des  h.  Augustinus.  — 
Als  der  Mag.  S.  Pal.  für  eine  kleine  Schrift  von  Mur.  Della  caritä  cri- 


1)  Piazza  (1677 — 1761),  Cenaor  und  Consultor  der  sicilianischeu  In- 
quisition (Backer  2,  500),  vertheidigte  u.  a.  die  Sätze:  1.  man  könne  nicht 
unbedingt  sagen,  dass  nur  Gott  von  Sünden  lossprechen  könne  and  dass 
man  nur  von  Gott  und  nicht  auch  von  den  Heiligen  Sündenvergebung 
erbitten  und  erhoffen  dürfe;  2.  nicht  nur  von  Gott,  sondern  in  einem  ge- 
wissen Sinne  auch  von  den  Heiligea  würden  Gnaden  und  Wunder  gewirkt 
—  Auf  der  andern  Seite  mussta  sich  Piazza  in  einer  besondem  Scbrifl 
gegen  den  Vorwurf  des  Franciscaners  Mezzadoro  vertheidigen,  dass  er  den 
Portiancula-Ablass  gering  schätze. 

2)  Soli  p.  141.  403.  Fabr.  10,  859.  Fleur.  83,  840. 


Controverse  über  das  Zinsennehmet).  B47 

Btiana  die  Approbation  bereits  anagefertigt  hatte,  Hess  er  sich  von 
Fontanini  bestimmen,  sie  zu  zerreissen.  Mar.  legte  darauf  das 
Schriflchen  einigen  Theologen  vor,  n.  a.  dem  Dominicaner  Yincenzo 
Gotti,  später  Cardinal,  und  da  sie  dasselbe  gut  hiessen,  Hess  er  es 
mit  einer  Widmung  an  Carl  VI.  1723  zu  Modena  drucken  (Fabr. 
p.  337).  —  Als  Benedict  XIV.  1747  ein  Breve  an  den  Bischof  von 
Augsburg  über  die  angebliche  Heilige  Crescentia  von  Kaufbeuren 
erlassen  hatte,  schrieb  Mur.  gegen  eine  Streitschrift  von  E.  von 
Windheim  De  naevis  in  religionem  incurrentibus  s.  Apologia  Epi- 
Btolae  a  S.  D.  N.  Benedicto  XIY.  F.  M.  ad  Episoopum  Augusta- 
Dum  scriptae,  Lucca  1749.  Auch  diese  Schrift  wurde  von  mehreren 
Seiten  getadelt,  weil  Mur.  gegen  die  Protestanten  zu  matt  polemi- 
sire  und  ihnen  bezüglich  der  Missbräuche  in  der  kath.  Kirche  zu 
yiel  zugebe.  Der  Papst  aber  dankte  Mur.  für  seine  Schrift  (Fabr. 
p.  367). 

Gegen  Muratori's  Liturgia  romana  vetus,  tria  sacramentaria 
complectens,  Ten.  1748,  2  vol.  4.,  ist  gerichtet  Jo.  Aug.  Ernesti's 
AntimuratoriuR  s.  confutatio  Muratorianae  disputationis  de  rebus 
litnrgicis  ad  Sal.  Deylingium,  Lips.  1755,  8.,  verb.  1759. 


80.     Die  Controverse  fiber  das  Zinsennehmen. 

Durch  eine  Reihe  von  Concilien  und  Päpsten  ist  bekannt- 
lich erklärt  worden,  dass  das  Zinsennehmen,  auch  wenn  es  sich 
Dicht  um  eigentlichen  Wucher  bandle,  unter  den  Begriff  der 
sQndbaften  Usura  falle.  Diese  Anschauung  wurde  auch  im  17. 
und  18.  Jahrhundert  festgehalten  und  auch  mehrere  Formen  von 
Geschäften,  durch  welche  das  Verbot  des  Zinsennehmens  um- 
gangen wurde,  für  unerlaubt  erklärt.  DemgemäsB  wurden  viele 
juristische  Schriften  auch  darum,  weil  darin  die  Erlaubtheit  des 
nicht  wacherischen  Zinsennehmens  vertheidigt  wurde,  verboten 
(S.  167).  Auch  einige  Schriften,  welche  ex  professo  Fragen  be- 
handeln, die  damit  zusammenhangen,  sind  im  17.  und  18.  Jahr- 
hundert in  den  Index  gekommen.  Unter  Benedict  XIV.  trat 
die  Controverse  in  den  Vordergrund  durch  eine  Schrift  des 
Utrechter  Geistlichen  Nie.  Broedersen  und  noch  mehr  durch  eine 
Schrift  des  Marchese  Scipio  Maffei,  in  welchen  die  in  Rom 
berrschende  Anschauung  bekämpft  wurde.  Benedict  XIV.  er- 
liess  im  J.  1745  eine  Encyclica,  in  welcher  im  wesentlichen 
die  alte  Anschauung  bestätigt  wird;   aber   die  beiden  Bücher 


n 


848  Controvene  über  das  Zinsennehmen. 

wurden  nicht  nnr  nicht  verboten,  sondern  auch  das  von  Maffei 
1746  in  Rom  selbst  nochmals  gedruckt,  gleichzeitig  mit  Schriften 
des  Dominicaners  Daniel  Concina,  worin  Maffei's  Ansicht  als 
ketzerisch  bekämpft  wurde,  so  dass  man  sagen  kann,  die  alte 
Anschauung  sei  unter  Benedict  XIV.  theoretisch  bestätigt,  aber 
praktisch  aufgegeben  worden.  Auch  später  ist  ausser  einigen 
Schriftchen  von  Laborde,  der  Gegner  der  alten  Anschauung 
heftig  bekämpft,  kein  über  das  Zinsennehmen  handelndes  Buch 
in  den  Index  gekommen,  obschon  die  Controverse  auch  im  19. 
Jahrhundert  wieder  auftauchte,  und  mehrere  neuere  Päpste  haben 
ausdrücklich  erklärt,  die  Praxis  des  nicht  wucherischen  Zinsen- 
nehmens sei  bis  zu  einer  definitiven  Entscheidung  des  b.  Stuhles 
zu  dulden.  Eine  solche  definitive  Entscheidung  ist  wohl  lediglich 
darum  nicht  gegeben  worden,  weil  darin  die  früheren  päpstlichen 
Entscheidungen  direct  oder  indirect  als  irrig  oder  wenigstens 
als  jetzt  nicht  mehr  gültig  bezeichnet  werden  müssten^). 

Die  von  den  kath.  Theologen  bei  der  Frage  über  TJsnra  am 
meisten  bekämpften  Schriftsteller  sind  Molinaens  (Graspar  Caftdlinns,  I 
S.  442),  Saimasins  und  Noodt.  Wie  viele  Schriften  von  Theologen 
über  die  Frage  erschienen  sind,  sieht  man  aus  dem  Register  zu 
Hurter  s.  v.  üsura.  —  Mehrere  auf  Usura  bezügliche  Sätze  sind 
unter  den  Propositiones  damnatae  von  1666  (Alexander  YII.,  No.  42) 
und  1679  (Innocenz  XL,  No.  40 — 42).  In  den  Index  kamen  vor 
Ben.  noch  folgende  Schriften:  Discorso  e  parere  di  un  teologo 
intomo  al  cambio  della  ricorsa  a  se  stesso,  und  zwei  Schriften  von 
D.  Antonio  di  S.  Salvatore,  Trattato  della  ricorsa  e  continuazione 
de'  cambii  fatti  a  se  stesso  und  Decisione  d*  un  caso  e  con  esso  di 
alcuni  altri  dubbii  in  materia  de'  cambii,  verb.  1624;  —  De  usu 
licito  pecuniae  dissertatio  theol.  auct.  Emman.  Maignan,  Tolosae 
1673,  verb.  1674;  —  Factum  ou  propositions  succinctement  re- 
cueillies  des  questions  qui  se  forment  aujourd'buj  sur  la  mati^re  de 
l'usure,  sur  lesquelles  il  est  k  propos  de  faire  une  consultation  .  .  . 
jouxte  la  copie  imprim^e  k  Ville  sur  Illon  en  1680  (von  Fr.  Guinet) ; 
Vindicatio  consuetudinis  Angliae  de  concedenda  ad  usum  pecunia, 
Lond.  1699;  üsury  explain'd  or  conscience  quieted  in  the  case  of 
putting  out  money  at  interest,  by  Philo pen es,    Lond.  1695,    von 


1)  Vgl.  F.  X.  Funk,  Zins  und  Wucher,  1868;  Geschichte  des  kirch- 
lichen Zinsverbotes,  1876  (Tübinger  Programm);  Scipio  Maffei  und  das 
kirchliche  Zinsverbot,  in  der  Theol.  Quartalschrift  1879,  3 ;  vgl.  Deutscher 
Merkur  1879,  19.  —  üeber  die  verschiedenen  bei  der  Controverse  in  Be- 
tracht kommenden  Geschäfte,  Contractus  Mohatra,  Montes  pietatis,  Census 
realis,  personalis  et  vitalitius,  Cambium,  Contractus  trinus,  s.  Jo.  Devoti 
Institutiones  canonicae  1.  4,  tit.  16  (Gandae  1836,  II,  345). 


N.  Broedersen.    Sc.  Maffei.  84d 

der  Inq.  verb.  1704;  —  ausserdem  noch  Mich.  Wolfredi  Asser- 
tiones  theologicae,  qaibus  rei  trapeziticae  in  Belgio  foederato  aucto- 
ritate  publica  constitntae  bonestas  et  necessitas  exponitur  et  vindi- 
catnr,  Hardervici  1660,  verb.  1714;  L'uomo  in  traffico  osia  la  ma- 
teria  de'  contratti  di  Giov.  Tuba,  Yen.  1712,  verb.  1737.  Der 
1713  erschienene  Traitä  de  Tusure  des  Parlamentspräsidenten  'Rkni 
de  la  Bigotiere,  der  im  Geiste  Dumoulins  geschrieben  ist  und  eine 
lebhafte  Gontroyerse  hervorrief  (Funk,  Gesch.  S.  66),  steht  nicht 
im  Index. 

Das  Buch    von  Nie.  Broedersen,  —  er   war  Pfarrer  zu  Delft, 
später  Decan  des  Capitels  zu  Utrecht,  —  heisst  De  usuris  Ileitis  et 
illicitis,    vulgo  nunc  compensatoriis    et  lucratoriis  .  .  .  11.  12  .  .  ., 
Delphis  1743,    Fol.  (Hurter  2,  1464).      Es   fand  auch   in   der   Ut- 
recbter  Kirche    und    bei  anderen  Jansenisten    heftigen  Widerspruch 
(Picot4,  252.  371).     Das  Buch  von  Maffei  erschien  aus  Anlass  einer 
Controverse  über  eine  von  der  Stadt  Verona  aufgenommene  vierpro- 
eentige  Anleihe    zuerst  unter  dem  Titel:    Deir  impiego  del  danaro 
libri  tre.  Alla  Santiti  diN.  S.  Papa  Benedetto  XIV.,  Verona  1744*, 
XXII  und  332  S.  4.    (in  der  Dedication  nennt  sich  Maffei  als  Ver- 
fasser) ;  als  Anhang  sind  Auszüge  aus  Broedersen,  Maignan  und  dem 
Traite  des  prets  de  commerce,  1738  (von  dem  Abbä  Aubret)  beige- 
fügt (von  diesem  Buche  besorgte  Et.  Mignot  eine  vermehrte  Ausgabe, 
1759,  4  vol.  12.).     Es  ging  das  Gerücht,  Maffei  sei  vor  die  Inqui- 
sition in  Verona  citirt  worden  und  habe  einen  Verweis  und  den  Be- 
fehl erhalten ,    nichts  mehr   über  theologische  Dinge  zu   schreiben ; 
aach  die  Römische  Inquisition  habe  ihn  citiren  wollen  (N.  E.  1745, 
206).    Benedict  XIV.  beauftragte  4.  Juli  1745  eine  besondere  Con- 
gregation  von  4  Cardinälen    (Gentili,  Cavalchini,  Besozzi  und  Tam- 
burin!) und   11  Theologen    (darunter  der  Dominicaner  Concina,    der 
Observant  Bianchi  und  die  Jesuiten  Turani  und  Giulii)  mit  der  Prü- 
fung der  Sache.     In  zwei  18.  Juli  und  1.  Aug.  unter  dem  Vorsitze 
des  Papstes  gehaltenen  Sitzungen  gaben  diese  ihre  Vota  ab.    Diese 
wurden  in  fünf  Sätze  zusammengefasst  und  im  Anschluss  daran  pu- 
blicirte  Benedict  XIV.  die  Encyclica    an    die  italienischen  Bischöfe 
Tom  1.  Nov.  1745    (Bull.  1,  353).      Den  Inhalt  der  5   Sätze  fasst 
Benedict  XIV.  De  syn.   dioec.   1.  10,    c.  4,    §  10  so  zusammen:    1. 
Omne  lacrum  ex  mntuo  ratione   mutui   usurarium   et   illioitum    est. 
2.  Man  darf  nicht  sagen,  es  sei  nur  verboten,  hohe  Zinsen  und  von 
Armen  solche  zu  nehmen.     3.  Es  ist  allerdings  erlaubt,   auf   einen 
andern  Titulus  hin    als   den  des  Leihens  von  dem  Leihenden  etwas 
zu  nehmen;  aber  es  ist  verwegen,  zu  behaupten,  ein  solcher  Titulus 
sei  immer  vorhanden.      Dass   die  Erklärung  gegen  Maffei  gerichtet 
ist,  deutet  Benedict  an  derselben  Stelle  mit  den  Worten  an:  die  En- 
cyclica    sei    dadurch    veranlasst    worden,    dass   nonnulli   praedictam 
exoticam  opinionem  (die  von  Broedersen  u.  a.)  iterum  refricare  non 
dnbitarunt.     In  der  Encyclica  sagt  er:    er  wolle  über  den  Vertrag, 
der   zu    der  Controverse  Anlass  gegeben    (die  Anleihe  von  Verona) 
für  jetzt  keine  Entscheidung  geben,  auch  nicht  über  andere  Punkte, 
die  unter  den  Theologen  und  Canonisten  controvers  seien;  bei  diesen 

BeuAch,  Index  n.  54 


^ 


650  Controverse  über  das  Zinsennebmen. 

Controversen  sollten  die  Gegner  einander  nicbt  scbmäben  oder  ver- 
ketzern u.  B.  w. 

Im  folgenden  Jabre  1746*  erscbien  in  Rom  selbst  mit  dem 
Eeimprimatur  des  Mag.  S.  Pal.  Eidolfi«  von  Maffei's  Buch  Seconda 
edizione  accresciuta  d'nna  lettera  enciclica  di  Sna  Santit^  e  d'altra 
lettera  delF  autore  alla  medesima  Santitä  Sua  (XXXVI  und  300 
S.  4.,  die  3.  Ansg.  Bassano  1756),  und  in  diesem  Briefe,  datirt 
Verona  12.  Nov.  1745,  sagt  Majffei  ganz  unverfroren:  was  in  der 
Encyclica  verdammt  werde,  babe  er  nicbt  gelebrt,  er  babe  viel- 
mehr die  Lebre  der  Encyclica  in  seinem  Buche  anticipirt,  während 
doch  „in  Wahrheit  von  einer  Uebereinstimmnng  nicbt  die  Rede  sein 
kann,  vielmehr  zwischen  dem  Buche  von  MafiPei  nnd  der  Encyclica 
der  grösste  Gegensatz  besteht"  (Q.-S.  S.  46).  In  demselben  Jahre 
1746  gab  Concina  drei  Schriften  heraus,  zu  Neapel  Esposizione  del 
dogma,  che  la  chiesa  propone  a  credersi  intomo  all'  usura,  coUa 
confutazione  del  libro  intit.  Dell'  impiego  del  danaro,  zu  Born,  also 
mit  Approbation  des  Mag.  S.  Pal.,  In  Epist.  encycl.  Benedicti  XIV. 
adv.  usuram  commentarius,  quo  illustrata  doctrina  cath.  Nicolai 
Broedersen  et  aliorum  errores  refelluntur  (diese  Schrift  erschien  sub 
pontificis  praesidio;  Sandelli  p.  120)  und  Usura  contractus  trini  .  . 
demonstrata  adv.  moUioris  ethices  casuistas  et  Nie.  Broedersen  .  .  . 
(dem  Card.  Querini  gewidmet).  Concina  behandelt  Maffei  als  italie- 
nischen Bearbeiter  des  Buches  von  Broedersen  und  dessen  Ansicht 
als  ketzerisch.  So  ist  es  erklärlich,  wenn  ein  hochgestellter  Mann, 
der  von  £om  kam,  Muratori  sagte  (er  berichtet  es  in  einem  Briefe 
vom  10.  Febr.  1747  in  den  Lettere  ined.  p.  501):  „Eine  schöne  Ge- 
schichte! Der  h.  Vater  nimmt  Widmungen  von  Concina  und  von 
Maffei  an,  und  doch  ist  entweder  jener  ein  Verleumder  oder  dieser 
ein  Ketzer."  —  Gegen  Concina  schrieb  der  Jesuit  F.  X.  Zech  zu 
Ingolstadt  (Hurter  3,150)  drei  Dissertationen :  Eigor  moderatus  doc- 
trinae  pontificiae  circa  usuras,  1747—52^),  worauf  Concina  antwor- 
tete (Sandelli  p.  122). 

üeber  das  Zinsennehmen  wurde  in  Frankreich  seit  1 820  wieder 
sehr  lebhaft  verhandelt.  Die  strengere  Ansicht  wurde  namentlich 
von  Abb6  Pag^s,  Dissertation  sur  le  pröt  ä  interet,  1821,  vertbeidigt, 
die  mildere  in  den  Dissertations  sur  le  pret  de  commerce  par  fen 
M.  le  Card,  de  La  Luzerne,  6v6que  de  Langres,  1823,  5  vol.,  und 
von  Abbi  Baronnat,  Le  pr6tendu  myst^re  de  Tusure  d6voil6,  1822, 
2  vol.  Dieser  widmet  sein  Buch  den  französischen  Bischöfen,  de- 
nuncirt  (d^fere)  ihnen  förmlich  die  Schrift  von  Pages  nnd  zwei 
ähnliche  und  gibt  ihnen  anheim,  sein  Buch  nach  Rom  zu  schicken, 
wie  1804  mit  dem  Trait^  des  Abb6  Rossignol  geschehen  sei^). 
—  Die  mildere  Ansicht  wnrde  auch  in  einem  1831  in  Rom  erschie- 


1)  Sie  sind  mit  einigen  anderen  Sachen  abgedruckt  bei  Migne,  Theo- 
logriae  Cursus  completus  16,  764. 

2)  Ami  de  la  rel.  84,  385;  vgl.  29,  38;  38,  385  u.  8.  Migne  p.  1066. 
Funk,  Gesch.  S.  69.    lieber  Mastrofini  (1763—1845)  s.  Tipaldo  10,  174. 


Lesen  der  Bibel  in  der  Volksprache. 


861 


nenen  ßuche  des  Abate  Marco  Mastrofini  vertbeidigt  (Le  uBure, 
Libri  tre.  Discassione,  —  DiBCussion  aar  l'usnre,  trad.  de  l'italien 
snr  la  4.  Edition,  Lyon  1834),  und  es  erscbienen  dann  ancb  in 
Italien  mebrere  Schriften  pro  et  contra. 

Die  Frage  wurde  auch  wiederholt  von  Frankreich  und  Nord- 
italien aus  der  Inquisition  vorgelegt.  Die  von  1780  bis  1872  er- 
gangenen Antworten  Hess  die  Congregation  der  Propaganda  zusammen 
dmoken:  Apostolicae  Sedis  responsa  authentica  et  instructiones  circa 
lucmm  ex  mutuo  in  unum  collectae  a.  1873(abgedr.  A.  J.  F.  13,  309). 
Sie  laufen  darauf  hinaus :  diejenigen,  welche  auf  Grrund  der  bürger- 
licben  Gesetzgebung  massige  Zinsen  nehmen,  bis  zu  5  Procent,  selbst 
Geistliche,  die  dieses  thun,  sind,  so  lange  nicht  der  h.  Stuhl  eine 
definitive  Entscheidung  gegeben,  im  Beichtstühle  nicht  (durch  Ver- 
weigerung der  Lossprechung)  zu  beunruhigen,  unter  der  Bedingung, 
dass  sie  bereit  sind,  sich  einer  eventuellen  andern  Entscheidung  des 
h.  Stuhles  zu  fügen  (dummodo  parati  sint  stare  mandatis  Sanctae 
Sedis). 


81.     Das  Lesen  der  Bibel  in  der  Yolkspraehe. 

Neben  einigen  protestantischen  Bibelübersetzungen  wurden 
einige  katholische  Uebersetzungen  des  Neuen  Testaments  ver- 
boten: das  sog.  N.T.  von  Mens  1668  durch  ein  Breve  Clemens' ES. 
(S.  668),  im  Anfang  des  18.  Jahrb.  ausser  dem  Werke  von  Quesnel 
die  französischen  Uebersetzungen  von  R.  Simon  und  Hur6  (S.  425. 
671)  und  die  holländische  von  Schurius.  Andere  Uebersetzungen 
worden  nicht  verboten  und  fanden  zum  Theil  eine  grosse  Ver- 
breitung; nur  in  Italien^),  Spanien  und  Portugal  wurde  das 
Verbot  des  Lesens  der  Bibel  in  der  Volksprache  strenge  auf- 
recht erhalten.  In  Frankreich  und  den  Niederlanden  entstand 
darüber  in  den  letzten  Decennien  des  17.  Jahrhunderts  eine 
lebhafte  Controverse,  in  welcher  die  „  Jansenisten^  sich  für  die 
Nichtverbindlicbkeit  der  4.  Regel  des  sog.  Trienter  Index  aus- 
sprachen. Von  ihren  Streitschriften  wurden  nur  einige  wenige 
Terboten,  aber  in  der  Bulle  Unigenitus  mehrere  auf  diesen  Punkt 


1)  Eine  Provincialsynode  von  Neapel  1699  (Coli.  Lac  1,  165)  er- 
Ujh^e:  Bibeln  in  der  Yolkspraehe  dürfen  auch  nicht  mit  Erlaubniss  des 
Bischofs  behalten  werden;  denn  den  Bischöfen  ist  durch  apostolisches 
Mandat  die  Gewalt  genommen  worden,  eine  solche  Erlaubniss  zu  ertheilen 
(1  S.  338). 


86^  Lesen  der  Bibel  in  der  Volkäpraohe. 

bezügliche  Sätze  verdammt.  In  dem  Index  Benedicts  XIV.  wurde 
aber  der  4.  Regel  auf  Grund  eines  Decretes  der  Index-Congre- 
gation  vom  13.  Juni  1757  der  Zusatz  beigefügt:  „Wenn  der- 
gleichen Bibelübersetzungen  in  der  Volksprache  von  dem  aposto- 
lischen Stuhle  gutgeheissen  oder  mit  Anmerkungen  herausge- 
geben sind,  die  aus  den  h.  Kirchenvätern  oder  ans  gelehrten 
und  katholischen  Männern  entnommen  sind,  werden  sie  gestattet" 
(conceduntur),  d.  h.  dürfen  sie  ohne  specielle  Erlaubniss  von 
jedermann  gelesen  werden,  während  eine  solche  Erlaubniss  für 
das  Lesen  anderer  Ausgaben  erforderlich  bleibt.  Diese  Milde- 
rung der  4.  Regel  ist  aber  unter  Gregor  XVI.  durch  ein  Moni- 
tum der  Index-Congregation  vom  7.  Jan.  1836  (seit  1841  in  den 
Index- Ausgaben  abgedruckt)  wieder  aufgehoben  worden:  „Es  ist 
der  Congregation  berichtet  worden,  dass  an  einigen  Orten  Bibeln 
in  der  Volksprache  ohne  Beobachtung  der  darüber  bestehenden 
Gesetze  gedruckt  werden.  Sie  bringt  darum  in  Erinnerung, 
dass  nach  dem  Decrete  von  1757  nur  solche  Bibelübersetzungen 
in  der  Volksprache  zu  gestatten  sind  (perraittendas  esse),  welche 
vom  apostolischen  Stuhle  gutgeheissen  oder  mit  Anmerkungen 
.  .  .  versehen  sind,  und  dass  im  übrigen  das  festzuhalten  ist, 
was  durch  die  4.  Regel  des  Index  und  später  durch  Clemens  VIII. 
verordnet  worden.*'  Danach  gilt  also  die  4.  Regel  auch  jetzt 
noch,  und  zwar  mit  der  Verschärfung,  dass  Bibelübersetzungen, 
die  nicht  von  dem  Papste  gutgeheissen  oder  mit  Anmerkungen 
versehen  sind,  nicht  gedruckt  und  demgemäss  auch  nicht  ge- 
braucht werden  sollen,  so  dass  also  auch  jetzt  noch  jeder,  der 
die  Bibel  in  der  Volksprache  lesen  will,  die  Erlaubniss  dazu 
nachsuchen,  ihm  aber  nur  die  Erlaubniss,  eine  vom  Papste  gut- 
geheissene  oder  mit  Anmerkungen  versehene  Ausgabe  zu  be- 
nutzen, gegeben  werden  kann,  -—  eine  Bestimmung,  die  freilich 
in  praxi  ebensowenig  allgemein  befolgt  wird  wie  früher  die 
4.  Regel  des  Index  ^). 

1.  Die  verbreitetste  protestantische  italienische  Bibelübersetzung, 
die  von    Giov.  Diodati,    zuerst    (zu  Genf)    1607  erschienen,   wurde 


1)  Die  meisten  hier  in  Betracht  kommenden  Acienstncke  sind  ab- 
gedruckt Acta  S.  S.  9,  489,  und  bei  J.  B.  Malou,  Das  Bibellesen  in  der 
Volksprache,  übersetzt  von  H.  Stoeveken,  1849,  2,  520.  Vgl.  K.-L.  2, 662. 


J 


ProtesiaDtische  Uebcrsetzungen.  A.  Schurios. 


853 


nicht,  wie  A.  J.  P.  3,  33  behauptet  wird,  ausdrücklich  verboten,  aber 
die  gleichfalls  von  Diodati  veröffentlichten  Sessanta  Salmi  di  David 
tradotti  in  rime  volgari  italiane  secondo  la  verita  del  testo  ebreo, 
eol  cantico  ^i  Simeone  e  i  dieci  comandamenti  della  legge:  ogni  cosa 
insieme  col  canto,  verb.  1617  (Melzi  3,  60  bezeichnet  also  unrichtig 
eine  Ausgabe  von  1621  als  die  erste).  —  Im  18.  Jahrh.  wurden 
verb.:  II  N.  T.  di  G.  C.  Signore,  nuovamente  riveduto  .  .  .  ed  il- 
loBtrato  di  .  .  .  annotazioni,  Coira  1709,  verb.  1712;  —  II  nuovo 
confederamento  di  Giesu  il  Messia  Salvatore  nostro,  divolgarizzato 
fedelmente  di  greco  e  reso  intelligibile  iniino  al  volgo  ...  da  Matteo 
Berlando  della  Lega  e  Jac.  Fil.  Ravizza,  zwei  protestantisch  ge- 
wordenen Italienern,  gedruckt  zu  Erlangen  1711^),  verb.  1721.  — 
La  sainte  Bible  ou  le  V.  et  le  N.  T.,  avec  un  commentaire  litte ral 
compose  de  notes  choisies  et  tirees  de  divers  auteurs  anglois,  verb. 
1745,  ist  das  von  Charles  Chais,  La  Haye  1743  ff.,  6  vol.  4.,  her- 
ausgegebene Bibelwerk.  —  Clemens  XI.  forderte  in  Breven  von 
1709  und  1710  (Epp.  sei.  p.  639.  689)  den  spanischen  General- 
Inquisitor  und  den  Card.  Portocarrero  auf,  die  Verbreitung  einer  in 
London  gedruckten  americanischen  Bibelübersetzung  nicht  zu  dulden 
(es  wird  eine  von  der  1701  gegründeten  Society  for  the  propagation 
of  the  gospel  in  foreign  parts  herausgegebene  [spanische?]  Bibel 
gemeint  sein).  —  In  neuester  Zeit  ist  noch  ein  grosses  französisches 
Bibelwerk  in  den  Index  gekommen:  La  Bible.  Traduction  nouvelle 
avec  introductions  et  commentaires  par  Edouard  Keuss,  Prof.  ä 
rUniv.  de  Strasbourg,  1874—81,  18  vol.  8.,  verb.  1879,  mit  dem 
Zusätze:  opus  praedamnatum  ex  II.  Reg.  Ind. ^). 

2.  1684  erschien  in  Antwerpen  eine  Bearbeitung  der  alten 
flämischen  Uebersetzung  des  N.  T.,  die  eine  grosse  Verbreitung 
fand,  obschon  sie  in  sprachlicher  Hinsicht  sehr  mangelhaft  war  (der 
Bearbeiter  scheint  kein  Holländisch  verstanden  zu  haben).  Von  dem 
Bischof  Neercassel  aufgefordert,  gab  Andreas  van  der  Schuer  (Schu- 
rius)  eine  neue  Uebersetzung  zunächst  der  Evangelien,  dann  des 
ganzen  N.  T.  nach  der  Vulgata  heraus:  Het  Nieuwe  Testament 
v»n  onsen  beere  Jesus  Christ,  met  körte  verclaringhe  op  de  duy- 
stere  plaetsen  .  .  .,  1696.  Die  Uebersetzung  der  Evangelien  war 
schon  1691  in  Rom  denuncirt  worden;  das  ganze  Buch  wurde  1712 
von  der  Inq.  verb.  —  Für  Schurius'  Uebersetzung  von  50  Psalmen 
mit  Anmerkungen  wollte  der  Löwener  Censor  „wegen  der  Zeitum- 
stände und  anderer  Gründe"  die  Approbation  nicht  ertheilen ;  sie  er- 
schien erst  nach  5  Jahren,  1697®).  Schurius'  Uebersetzung  des 
A.  T.  wurde  nicht  verb.,  auch  nicht  de  Wittens  Uebersetzung  des 
N.  T.,  Emmerich  1696,  2  vol.  12.,   und  der  ganzen  Bibel,    obschon 


1)  G.  W.  Meyer,    Gesch.  der  Schrifterklärung  4,  401.   Nach  Mazzu- 
chelli  hiess  übrigens  der  erste  Borlando. 

2)  Im  Index  von  1881  steht:  Reuss,  Edovard,  Prof.  .  .  .  Strasbourg. 
Paris  1876  etc.,  mit  Weglassang  des  Titels:  La  Bible  o.  s.  w. 

3)  Schurii  Epist.  I,  185.  203;  II,  296;  III,  223. 


854  Lesen  der  Bibel  in  der  Volkspraohe. 

erstere  von  M.  Steyaert  nnd  Henr.  van  Bakentop  angegriffen,  von 
Witte  in  mehreren  lateinischen  Schriften  vertheidigt^)  und  von 
Doucin  in  seinem  Memorial  1698  speciell  denuncirt  wurde,  mit  dem 
Bemerken,  Witte  habe  (mündlich)  geäussert,  er  habe  sich  möglichst 
genau  an  das  N.  T.  von  Mons  gehalten. 

Ludwig  XIV.  liess  von  Amelotte's  Uebersetzung  des  N.  T, 
100,000  Exemplare  unter  die  besiegten  Camisarden  vertheilen.  In- 
gold,  Essai  p.  8  verzeichnet  17  Ausgaben,  theils  mit,  theils  ohne 
Noten,  die  vor  1720  erschienen.  Auch  das  N.  T.  von  Mons  fand 
trotz  des  Verbotes  eine  grosse  Verbreitung,  auch  in  Belgien.  In 
einem  Berichte  über  Disordini  in  Fiandra,  der  1675  nach  Rom  ge- 
sandt wurde  (Laemmer,  Melet.  p.  398),  wird  geklagt,  dasselbe  sei 
in  Brüssel  nachgedruckt  worden  und  werde  ungehindert  verkauft,  da 
das  Conseil  de  Brabant  erklärt  habe,  das  Breve  gegen  dasselbe  sei 
nicht  placetirt.  —  Das  Bibelwerk  des  Oratorianers  Louis  de  Car- 
riöres,  1701—16,  24  vol.  12.,  wurde  nicht  beanstandet,  aber  erst 
seit  1740  oft  gedruckt  (Ingold  p.  31).  Auch  La  Sainte  Bible  tra- 
duite  sur  les  textes  originaux  avec  les  diffirences  de  la  Vulgate,  Col, 
1739  u.  s.,  —  von  dem  Appellanten  Nie.  le  Gros,  —  ist  nicht  verb. 
Das  Bibelwerk  des  Benedictiners  Augustin  Calmet  (1672 — 1757), 
La  S.  Bible  en  latin  et  en  frangais  avec  un  commentaire  littiral  et 
critique,  1707 — 16,  23  vol.  4.,  wurde  denuncirt,  aber  nicht  verb. 
1715  schrieb  Montfaucon  an  einen  Eömischen  Prälaten:  „Das  exe- 
getische Werk  des  P.  Calmet,  welches  bis  jetzt  sine  querela  ge- 
wesen, ist  der  Inq.  denuncirt  worden.  Ich  bitte  Sie,  das  Verbot 
desselben  zu  hintertreiben.  Er  ist  ein  Benedictiner  von  unserer  Be- 
form, wenngleich  nicht  von  unserer  Congregation  [er  gehörte  zu  der 
CongrÄgation  de  S.  Vannes  et  Hidulphe].  Sie  würden  seiner  Con- 
gregation einen  um  so  grossem  Dienst  leisten,  als  bis  jetzt  noch 
kein  Buch  derselben  von  der  Inq.  verdammt  worden  ist  und  man 
doch  nicht  mit  diesem  Buche  anfangen  sollte,  welches  eine  solche 
Behandlung  in  keiner  Weise  verdient"  ( Val6ry  3,  206).  Das  Werk 
wurde  auch  in  Frankreich  angegriffen  (Hurter  2, 1302).  Mansi  gab 
1730 — 38  eine  lateinische  Uebersetzung  heraus,  gegen  die  allerdings 
die  gegen  ein  solches  Bibel  werk  in  der  Volksprache  erhobenen  Be- 
denken nicht  geltend  gemacht  werden  konnten.  1731  war  sogar  die 
Bede  davon,  Calmet  solle  Cardinal  werden  ^).  Im  spanischen  Index 
von  1747  wurde  Calmets  Histoire  de  TAncien  et  du  N.  Test.,  Par. 
1718,  2  vol.  4.,  unter  Bezugnahme  auf  das  allgemeine  Verbot  solcher 
Bücher  verboten;  sie  wurde  1787  freigegeben. 


1)  Capistrum  ab  Embricensi  interprete  dono  missum  N.  [Martine 
Steyaert]  declamatori  in  versionem  belgicam  novissimam  N.  T.  (Dict.  Jans. 
1,  217;  auch  im  span.  Index),  —  Epistola  apologetica  ad  amicum  Lovan. 
adv.  Examen  translationis  Flandricae  N.  T.  Embricae  auct.  H.  Bnkentop 
(Idee  p.  69).  —  Die  Bibelübersetzung  veranlasste  eine  Controvene  mit 
dem  kath.  Pfarrer  Peter  Hollen  zu  Utrecht  über  Gen.  1,  2,  wo  Witte 
„ein  starker  Wind"  statt  „der  Geist  Gottes*'  übersetzt  hatte  (Idee  p.  127). 

2)  Memorie  per  servire  alla  storia  del  Card.  Passionei,  Rom  1762, 
p.  129. 


A.  Galmet.     Schriften  über  Bibellesen. 


855 


3.  Sohon  1661*  erscbien  zu  Paris  CoUectio  qnorondam  gra- 
viom  authomm,  qui  .  .  .  s.  scriptnrae  aut  divinorum  officiorum  in 
valgarem  linguam  translationem  damnarnnt,  .  .  .  jussn  ac  iiiandato 
Cleri  Gallicani  edita,  122,  271,  109  und  81  S.  4.,  von  Louis  Doni 
d'Atticlii  aus  dem  Orden  der  Minimi,  später  Bischof  von  Eiez  und 
Antun,  t  1664  (Arn.  8,  I ;  ß.  Simon,  Nouv.  Observations  p.  571). 
Im  J.  1679  schrieb  Ch.  Mallet,  Dr.  Sorb.  und  Canonicus  zu  Eouen, 
De  la  lecture  de  r£cr.  sainte  en  langue  vulgaire,  worin  er  zeigt,  es 
sei  die  Intention  Gottes,  dass  die  Bibel  (in  der  Synagoge  wie  in  der 
Kirche)  nicht  von  dem  Volke,  sondern  nur  von  den  Priestern  und 
Doctoren  gelesen  würde,  die  dann  dem  Volke  das  Nöthige  mitzu- 
tbeilen  hätten^}.  Dagegen  schrieb  Arnauld  De  la  lecture  de  TEcr. 
8.,  1680  (Am.  8,  1),  wovon  S.-Beuve  5,  294  sagt:  Arnauld  abima 
le  pauvre  Mallet.  V^ron  sagt,  die  4.  Regel  des  Index  sei  in  Frank- 
reich nicht  recipirt  (I,  S.  336),  und  Amelotte,  sie  sei  jetzt  nicht 
mehr  verbindlich.  —  Von  dem  Bischof  Neercassel  erschien  1677  zu 
Emmerich  Tractatus  de  lectione  scripturarum,  in  qua  protestantium 
eas  legendi  praxis  refeliitur,  catholicorum  vero  stabilitur.  Aocedit 
Dissertatio  de  interprete  scripturarum,  auctore  Jo.  Episcopo  Casto- 
riensi,  1680  auch  französisch^),  —  worin  die  4.  Eegel  des  Index 
für  nicht  mehr  verbindlich  erklärt  und  zum  fleissigen  Bibellesen 
ermahnt  wird.  Das  Buch  wurde  in  Eom  nicht  nur  nicht  verboten, 
sondern  in  dem  Giom.  dei  letterati  günstig  beurtheilt 

Precipiano  erliess    schon   1685  als  Bischof   von  Brügge   eine 


1)  Bei  Avr.  8,  88  ist  zu  lesen:  „Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass 
die  meisten  Bücher  des  A.  T.  nicht  in  der  Volksprache  geschrieben  sind; 
sicher  ist  dieses  von  mehreren  Büchern  des  N.  T.  Matthäus  hat  sein  Evan- 
gelium hebräisch  geschrieben,  also  in  einer  Sprache,  welche  die  Juden 
nicht  mehr  redeten  seit  der  babylonischen  Gefangenschaft,  in  welcher  sie 
sich  eine  andere  Sprache,  die  jüdische  (judaique),  gebildet  hatten,  die  der 
syrischen  und  chaldäischen  sehr  nahe  kam.  Marcus,  Jacobus  und  Paulus, 
selbst  in  seinem  Briefe  an  die  Römer,  bedienten  sich  der  griechischen 
Sprache,  obschon  diese  dem  grössten  Theile  der  Römer  unbekannt  und 
bei  den  Juden  verachtet  war.  Man  darf  daraus  schliessen,  dass  die  Ab- 
sicht der  b.  Schriftsteller  war,  dass  das  Volk  die  Religion  viel  mehr  durch 
den  mündlichen  Vortrag  der  Lehrer  als  durch  eigenes  Lesen  ihrer  Schriften 
lernen  sollte.  Aus  diesem  Grunde  waren  die  Uebersetzungen  in  der  Volk- 
Sprache  den  Vätern  unbekannt,  die  mit  Recht  den  Missbrauch  fürchteten, 
den  man  damit  treiben  konnte."  Avrigny  wusste  doch  gewiss,  dass  die 
alten  lateinischen  Uebersetzungen  Uebersetzungen  in  die  damalige  Volk- 
sprache  waren. 

2)  Traite  de  la  lecture  de  PEcriture  sainte  .  .  .  par  l'Evesque  de 
Castorie,  Yicaire  Apostolique.  De  la  traduction  de  M.  L.  R.  A.  D.  H.  F. 
(Le  Roy  Abbe  de  Haute  Fontaine),  Col.  1680,*  80,  428  und  216  S.  8. 
6«ii  der  Uebersetzung  sind  die  Vorarbeiten  für  eine  (nicht  erschienene) 
neue  Auflage  des  Originals  benutzt.  Der  Artikel  des  Giornale  ist  darin 
abgedruckt.  Die  Dissertatio  de  interprete  polemisirt  auch  gegen  die 
Schrift  von  L.  Meyer  (S.  609).  —  Neercassels  Buch  wurde  auch  ins  Hol- 
landische übersetzt  von  F.  v.  H.  (Franz  van  Heussen).  Ein  Auszug  dar- 
aus: Vom  Lesen  der  h.  Schrift,  nach  Joh.  von  Neercassel,  Mainz  1846. 
Vgl.  zum  Folgendon  Arnauld  8,  L  Racine  12,  275. 


856  Lesen  der  Bibel  in  der  Volksprache. 

Verordnung  gegen    das  Lesen  von  Bibelübersetzungen  in  der  Yolk- 
spracbe,  die  er  1691  als  Erzbiscbof  von  Meoheln  wiederholte  (S.  644). 
Aehnliche  Verordnungen  erliess  1689  und  1691  der  Bischof  Albert 
de  Homes  von  Gent  (Synodicon  Belg.  4,  347).     Zur  Vertheidigong 
des  Erlasses    von  1685  schrieb    der  Jesuit  Cornelius   Hazart  unter 
dem  Namen  Antonius  Suivius    eine    holländische  Schrift,    worin    er 
zeigen  wollte,  das  Bibellesen  sei  für  die  Laien  schädlich.     Arnauld 
forderte  Neercassel  auf,    diese  masslose  Schrift  als  Bischof  zu  ver- 
bieten und  in  Eom  das  Verbot  derselben  zu  beantragen;    er  selbst 
werde  darüber  an  duVaucel  schreiben  (Am.  42,  SuppL  53).   Neer- 
cassel begnügte   sich  mit   der  Veröffentlichung  einer  anonymen  Wi- 
derlegung:    G-ods  Woord  verdedigd.  —  Die   Hauptvertheidiger  der 
Bischöfe  waren  aber  M.  Steyaert,  der  Carmeliter  Alex,  a  S.  Theresia 
(Sanctuarium    reseratum,    1690,    2  vol.;    vgl.  Schurii  £pp.  2,  206. 
214),  und  namentlich  der  Dominicaner  Martin  Harney,  Prof.  in  Lö- 
wen   (De  s.  scriptura   linguis  vulg.    legenda    rationabiie   obsequium 
Belgii  catholici,    Lov.  1693'*',    302  S.  12.,    mit  einem  Schreiben  an 
die  Cardiuäle  der  Index-Congr.,  schon  1686  holländisch).  —  Ausser 
Arnauld,  der  die  Frage  namentlich  in  den  Difficultes  gegen  Steyaert 
eingehend  behandelt,  betheiligten  sich  auch  Gerberon  und  de  Witt«^) 
an  dem  Streite.     Von  Gerberon  wurde  in  Rom  1693  verb.  Körte  en 
noodighe  onderwysinghe  voor  alle  catholycken  van  Nederlandt,  rae- 
kende    het   lesen    der    heylighe    Schriftuer,    door  Cornelius    van  de 
Velden,    Col.  1690.     Zwei  andere  Schriften   von  ihm  verbot  Pre- 
cipiano  1695:     Decretum  Archiepiscopi  Mechlin.    contra    Scripturae 
lectionem  notis  illustratum,  1691,  und  Difficult^s  addressees  kMgr. 
de  Hernes,  ev.  de  Gand,  par  les  catholiques  de  son  diocese  touchant 
la  lecture  de  l'^cr.  sainte  en  langue  vulgaire.  Er  schrieb  auch  noch 
Quaestio  juris,  an  Caroli  V.  edictis  lectio  scripturae  s.  prohibita  sit, 
an   virgines  Birchianae  poenas   incurrerint  a   Carolo  V.  statutas.  — 
E.  Simon  polemisirt  in   den  Nouv.  Observations  sur  le  texte  et  les 
versions  du  N.  T.,    1695,    p.  465  gegen  Arnauld,    vertheidigt  aber 
nicht  gerade   die  4.  Eegel  des  Index,    sondern    meint,   es  sei  Sache 
der    einzelnen   Bischöfe,   je  nach  den  Verhältnissen    ihrer  Diöcesen 
Verordnungen    über   das  Bibellesen   zu  erlassen.  —  Unter  Innocenz 
XII.  sollen   sich  Casoni  und  Favorit!  bemüht  haben,    eine  Abände- 
rung der  4.  Eegel  im  Sinne  Neercassels  und  Amaulds  zu  erwirken. 
Das  war  aber  in  Eom  viel  zu  früh. 

Die  in  der  Bulle  Unigenitus  verdammten  Sätze  No.  79 — 85 
klingen  allerdings,  aus  dem  Zusammenhange  gerissen,  zum  Theil  et- 
was outrirt,  z.  B.  80.  Das  Lesen  der  h.  Schrift  ist  für  alle.  81. 
Die  Dunkelheit  des  Wortes  Gottes  ist    für  die    Laien    kein    Grund, 


l)  De  Witte  schrieb  drei  Briefe  an  den  Erzbischof,  um  sich  zu  recht- 
fertigen, dass  er  den  Hirtenbrief  von  1691  nicht  verlesen,  und  ausserdem 
unter  dem  Namen  Aletophilus  Onitrama  eine  Broschüre  gegen  Harne? 
und  unter  dem  Namen  Urbicus  Aletophilus  mehrere  gegen  den  Pfarrer 
Hieron.  Haerts  in  Ranst  (Pica  Ranstensis  a.  s.  w.).  Sie  stehen  in  dem  In- 
dex Precipiano's. 


Bulle  Unigenitus.     A.  Martini. 


857 


sich  von  dem  Lesen  desselben  zu  dispensiren^).  Aber  auch  der 
Satz  wurde  unter  No.  82  verdammt:  Der  Sonntag  muss  von  Christen 
durch  fromme  Leetüre,  vor  allem  der  h.  Schrift  geheiligt  werden: 
C8  ist  verderblich,  einen  Christen  von  dieser  Leetüre  abhalten  zu 
wollen.  In  dem  8.  der  12  Artikel  des  Card.  Noailles  von  1725 
(Fleur.  70,  540)  ist  die  Sache  wesentlich  gemildert.  —  In  der  Bulle 
Yon  1794  gegen  die  Synode  von  Pistoja  wird  N.  67  nur  Doctrina 
perhibens  a  lectione  s.  scripturarum  nonnisi  veram  impotentiam 
excasare,  subjungens,  ultro  se  prodere  obscurationem,  quae  ex  hu- 
JQsee  praecepti  neglectu  orta  est  super  primarias  veritates  religionis, 
als  falsa,  temeraria,  quietis  animarum  perturbativa,  alias  in  Ques- 
nellio  damnata  bezeichnet.  —  Die  Schrift  De  jure  circa  scripturas  sa- 
cras  communi  et  special!  sacerdotis,  principis  et  plebis  bei  v.  Espen, 
Opp.  5,  250  (auch  bei  Fleur.  72,  277)  ist  nicht  von  v.  Espen, 
aber  unter  seiner  Anleitung  von  ihm  befreundeten  Theologen  ver- 
fasst  und  1726  von  ihm  ausdrücklich  gutgeheissen.  —  lieber  Bil- 
luart  (1750)  s.  I,  S.  336. 

4.  Im  18.  Jahr,  wurde  nur  noch  verb.  —  durch  ein  Decret 
Clemens'  XIV.  von  1773,  —  eine  rationalistische  Nouvelle  traduc- 
tion  des  ^pitres  de  S.  Paul  von  Laugeois  de  Chantelliers,  einem 
Literaten,  der  auch  eine  Psalmenübersetzung  und  Entretiens  sur  S.Paul, 
Bouillon    1772,    500  S.  12.,    herausgegeben  (N.  E.  1773,  77.  112). 

Unter  Clemens  XIII.  wollten  die  Oratorianer  zunächst  eine 
italienische  Uebersetzung  der  Evangelien  drucken  lassen,  erhielten 
aber  dazu  nicht  die  Erlaubniss.  Zu  Neapel  erschien  1766  eine 
Uebersetzung  des  Bibelwerkes  von  Saci.  Unter  Clemens  XIV. 
wurde  eine  1769  zu  Turin  erschienene  Uebersetzung  des  N.  T.  in 
ßom  ungehindert  verbreitet.  Der  Papst  nahm  1771  die  Widmung 
einer  Uebersetzung  der  Apostelgeschichte  von  dem  Canonicus  Cate- 
nacci  an.  1772  erschien  zu  Venedig  eine  Uebersetzung  von  Arnaulds 
Schrift  gegen  Mallet  mit  den  Thesen  v.  Espens,  und  von  1773  an 
eine  modernisirte  Ausgabe  der  zuerst  1471,  zuletzt  1567  erschie- 
nenen Uebersetzung  von  Malermi  mit  Anmerkungen  von  Alvise 
Gruerra  (N.  E.  1777,  52;  1781,  205).  —  1769—71  veröffentlichte 
der  Abate  Antonio  Martini  (geb.  1721  zu  Prato;  Tipaldo  7,303)  zu 
Turin  eine  Uebersetzung  des  N.  T.  und  1776  den  ersten  Band  einer 
Uebersetzung  des    A.    T.  mit  beigedruckter  Vulgata    und    mit   An- 


1)  Der  80.  Satz  ist  aus  der  Anmerkung  zu  Apg.  8,  27.  28.  entnom- 
men und  lautet  im  Zusammenhange  (Hexaples  1,  4)  ganz  anders:  C'est 
ainsi  (en  imitant  l'eunuque)  qu'on  sanctifie  les  voyages  par  des  lectures 
de  piete.  Celle  del'ecriture  sainte  entre  les  mains  meme  d'un  homme 
d'affaires  et  de  finances  marque  qu'elle  est  pour  tout  le  monde. 
Cette  lecture  porte  une  benediction  particuliöre  et  attire  de  grandes  graces. 
Rien  n'est  plus  propre  a  entretenir  les  sentiments  de  piete  que  Pon  rem- 
porte chez  sei  en  revenant  de  la  priere  publique.  Und  zu  dem  81.  Satze 
fügte  Quesnel  (zu  Apg.  8,  30.  31)  bei:  C'est  une  etrange  presomtion  de 
pretendre  la  pouvoir  entendre  par  son  propre  esprit  et  sans  le  secours 
des  docteurs  de  Teglise. 


858  Lesen  der  Bibel  in  der  Volksprache. 

merkangen;  in  der  Vorrede  sagt  er,  er  sei  durch  das  Decret  von 
1757  daza  veranlasst  worden.  In  einem  Briefe  an  Giov.  Lami  (bei 
Fontani,  Elogio  del  D.  G.  Lami,  1789,  p.  209)  schreibt  er:  die- 
jenigen, welche  den  Tractatus  de  actibus  hnmanis  (von  dem  Erz- 
bischof Incontri,  s.  u.)  angegriffen,  (die  Jesuiten)  hätten  Lust  gehabt, 
auch  das  Bibel  werk  anzugreifen.  Dasselbe  wurde  aber  ohne  Be- 
hinderung 1781  vollendet,  23  vol.  8.  Diese  üebersetzung  ist  nicht, 
wie  vielfach  angegeben  wird,  von  dem  h.  Stuhle  gutgeheissen ; 
aber  Martini  erhielt  von  Pius  VI.  ein  Breve  vom  17.  März  1778 
(Acta  S.  S.  9,  544),  worin  anerkannt  wird,  sein  Werk  entspreche 
den  Eegeln  des  Index  und  der  Verordnung  von  1757,  und  worin 
ferner  gesap^t  wird:  Optime  sentis,  si  Christi  fideles  ad  lectionem 
divinarum  literarum  magnopere  excitandos  existimas ;  illae  enim  sunt 
fontes  uberrimi,  qui  cuique  patere  debent  ad  hauriendam  et  mornm 
et  doctrinae  sanctitatem  depulsis  erroribus,  qui  bis  corruptis  tempo- 
ribus  late  disseminantur.  (Damit  steht  die  oben  angefilhrte  Stelle 
der  Bulle  von  1794  nicht  gerade  im  Widerspruch.)  In  demselben 
Jahre  ernannte  Pius  VI.  Martini  zum  Bischof  von  Bobbio;  1781 
wurde  er  Erzbischof  von  Florenz,  t  1809.  —  In  einer  Apologia 
del  Breve  di  Pio  VI.  a  Mgr.  Martini,  Pavia  1784,  288  S.  8.  (von 
Jos.  Tavelli)  wird  berichtet,  einige  hätten  gesagt,  das  Breve  ent- 
halte falsche  und  irrige  Sätze  und  verdiene  der  Inquisition  denan- 
cirt  zu  werden,  und  Pius  müsse  retractiren  (N.  E.  1785,  157.  Villa- 
nueva,  Vida  1,  99). 

Martini*8  Üebersetzung  wurde  oft  gedruckt.  1879  gab  Garci 
eine  neue  Üebersetzung  des  N.  T.  heraus.  In  der  Vorrede  bemerkt 
er:  es  sei  kein  Zeichen  von  grossem  Eifer  für  die  h.  Bücher,  dass 
Martini^B  üebersetzung  die  einzige  geblieben,  ohne  dass  man  daran 
gedacht,  sie  zu  verbessern  und  dem  geänderten  Geschmacke  anzu- 
passen; darin  liege  ohne  Zweifel,  —  freilich  neben  anderen  trauri- 
geren Ursachen,  —  ein  Grund,  dass  seit  dreissig  Jahren  die  Neu- 
drucke viel  seltener,  also  die  Nachfrage  geringer  geworden.  Von 
seiner  eigenen  Arbeit  gesteht  Curci  (II  Vaticano  p.  318),  er  habe 
damit  Fiasco  gemacht. 

Unter  dem  20.  Dec.  1728  erliess  auch  der  spanische  General- 
Inquisitor  Felipe  Bertran,  Bischof  von  Salamanca,  auf  Verlangen  des 
Königs  und  der  Minister  Roda  und  Floridabianca  ein  Decret,  worin 
der  5.  Eegel  des  spanischen  Index,  soweit  sie  über  die  4.  des  Rö- 
mischen und  die  von  Benedict  XIV.  genehmigte  und  von  Pius  VI. 
in  dem  Breve  von  1778  praktisch  autorisirte  Declaration  der  Index- 
Congregation  hinausgehe,  aufgehoben  wurde  und  also  die  Bibel- 
übersetzungen in  der  Volksprache,  die  vom  h.  Stuhle  approbirt 
oder  mit  Anmerkungen  .  .  .  versehen  seien,  die  die  Gefahr  einer 
schlechten  Deutung  ausschliessen,  freigegeben  wurden,  so  dass  nur 
diejenigen,  bei  welchen  diese  Bedingungen  fehlen,  als  verboten  an- 
zusehen seien  (Mendham  p.  254).  Darauf  erschien  dann  die  erste 
katholische  spanische  Bibelübersetzung  von  dem  Piaristen  Felipe 
Scio  de  San  Miguel  (später  Bischof  von  Segovia,  f  1796),  zuerst 
Valencia  1790—93,    10  vol.,    mit    der  Vulgata    und   Noten.    Eine 


J 


Bibelgesellschaften.  859 

zweite  gab  der  Biscbof  von  Astorga,  Felix  Torres  Amat,  1824 — 25 
herans  ^).  —  Die  erste  katholische  portngiesiRche  üebersetzung,  von 
Antonio  Pereira  da  Figuereido,  erschien  etwas  früher,  1778—90, 
23  voL 

5.  Die  Päpste  des  19.  Jahrb.  haben  in  einer  Eeibe  von  Acten - 
stücken  sich  gegen  die  Bestrebungen  der  Bibelgesellschaften  erklärt, 
welche  allen  ohne  Unterschied  die  Bibel  in  der  Volksprache  in  die 
Hand  geben  wollten,  jedermann  znm  selbständigen  Deuten  derselben 
aufforderten,  üebersetzungen  ohne  Anmerkungen,  ja  auch  unrichtige 
üebersetzungen  (protestantische  und  ohne  „Apokryphen")  verbreiteten, 
woran  sich  vielfach  zugleich  die  Verbreitung  antikatholischer  und 
revolutionärer  Schriften  anschliesse.  Auf  einen  Bericht  des  Erzbischofs 
Baczynski  von  Gnesen  über  die  Thätigkeit  der  Bibelgesellschaften 
antwortete  Pius  VII.  29.  Juni  1816:  Horruimus  vaferrimum  inven- 
tnm,  qao  vel  ipsa  religionis  fundamenta  labefactantur  u.  s.  w.;  er 
erinnert  an  die  Bestimmung  von  1757  und  fordert  den  Bischof  auf, 
die  neue  Ausgabe  der  polnischen  Bibelübersetzung  von  Wujec  (I 
S.  335),  in  der  die  Anmerkungen  weggelassen  seien,  mit  einem 
Gutachten  nach  Kom  zu  schicken^).  In  einem  Breve  Pius'  VI. 
vom  3.  September  1816  wurde  der  Erzbischof  Siestrzencewicz 
von  Mohilew  scharf  getadelt,  dass  er  die  von  der  (russischen) 
Bibelgesellschaft  herausgegebenen  Ausgaben  empfohlen.  In  einem 
Schreiben  an  die  apostolischen  Vicare  von  Persien  und  Armenien 
vom  3.  August  1816  missbilligte  es  die  Propaganda,  dass  der 
von  ihr  zum  Prafecten  der  Missionen  in  Persien  ernannte  Rö- 
mische Priester  Leopold  Sebastiani  den  ersten  Theil  des  K.  T.  aus 
dem  Griechischen  ins  Persische  übersetzt  habe,  und  dass  er  sich 
mit  der  ketzerischen  Universitä  inglese  delle  Indie  in  Verbindung 
gesetzt,  welche  diese  üebersctzung  habe  drucken  lassen  und  ver- 
breite^).    Die  apost.  Vicare  werden  angewiesen,  vor  dem  Lesen  der 


1)  K.-L.  2,  743  (Nekrolog  Scio's  im  G.  eccl.  11,  145).  Auch  Scio 
erhielt,  als  er  Pius  VI.  den  1.  Band  der  2.  Ausgabe  übersandi  hatte,  ein 
Breve  vom  25.  Febr.  1795;  es  ist  aber  nur  ein  einfaches  Dankschreiben. 
Die  englische  Bibelgesellschaft  veranstaltete  einen  Abdruck  der  Ueber- 
setzung  mit  Weglassung  der  Noten  und  der  Apokryphen.  Eine  Correspon- 
denz  darüber  mit  dem  Erzbischof  von  Bogota  vom  J.  1837  s.  A.  J.  P. 
3,  36.  —  J.  Villanueva  veröffentlichte  zu  Valencia  1791  in  Folio  Tratado 
de  la  leccion  de  la  sagrada  escritura  cn  Icnguas  vulgares,  mit  einem  An- 
hange, welcher  Aeusserungen  von  span.  Schriftstellern  zu  Gunsten  des 
Bibellesens,  Fragmente  von  Biblias  lemosinas  aus  dem  14.  und  15.  Jahrb. 
und  Documente  über  die  castilische  Uebersetzung  des  15.  Jahrb.  enthält. 
Dagegen  schrieb  der  Ex-Jesuit  Miguel  Elizalde  ürdiroz  unter  dem  Namen 
Guillermo  Diaz  Lucesedi  (1793),  dem  Villanueva  in  den  Cartas  eclcsiasti- 
eaa  antwortete.     Villanueva.  Vida  1,  30.  99.  Hurter  3,  516). 

2)  üebcr  die  Verhandlungen  der  Wiener  Censurbehörde  über  eine 
Leipziger  Ausgabe  von  Wnjec's  Uebersetzung  im  J.  1839  s.  Archiv  f. 
wterr.  Gesch.  50,  494. 

3)  Acta  S.  S.  9,  580.  An  Sebastiani's  Uebersetzung  wird  getadelt, 
dass  nicht  die  Vulgata  zu  Grunde  gelegt  und  Matth.  1,  angeblich  um  ein 
Aergerniss  zu  verhüten,    der  Name    Joachim    (als    der  des  Vaters   der  h. 


860  Lesen  der  Bibel  in  der  Volksprache. 

von  der  Bibelgesellscbaft  veröffentlicbten  Uebersetzungen  überbaupt 
zu  warnen.  Als  am  23.  Juni  1817  verboten  steht  im  Index:  Istoria 
saccinta  delle  operazioni  della  compagnia  biblica  britannica  e  stra- 
niera  .  .  .  Napoli  1817,  mit  dem  Zusätze:  „und  alle  Bibelüberset- 
zungen in  der  Volksprache,  wenn  sie  nicht  von  dem  apost.  Stuhle 
approbirt  oder  mit  Anmerkungen  ....  versehen  sind,  gemäss  dem 
Decrete  von  1757."  —  1819  und  1820  wurden  dann  mehrere  von 
der  englischen  Bibelgesellschaft  besorgte  Ausgaben  des  Martini'schen 
N.  T.  ohne  Anmerkungen  verb.:  Nuovo  Testamento  secondo  la 
Yolgata  tradotto  in  lingua  italiana  da  Mgr.  Ant.  Martini,  Arciv.  di 
Firenze,  Livomo  1818  und  Italia  1817;  II  N.  T.  del  K  S.  Gesii 
Cristo.  Ed.  stereotipa.  Shatklewell  dai  torchi  di  T.  Eutt  1813. 
In  dem  Decrete  (Mendh.  p.  275)  ist  beigefügt:  juxta  decreta  S. 
Congr.  Ind.  13.  Jun.  1757  et  23.  Jun.  1817,  in  den  neueren  Index- 
Ausgaben:  et  omnes  editiones,  in  quibus  ejusdem  interpretis  notae 
desunt.  Wegen  der  zu  Livorno  auf  Kosten  der  Bibelgesellschaft  von 
Capitain  Pakenham  veranstalteten  Ausgabe  wurde  gegen  diesen  und 
den  Drucker  von  der  Regierung  ein  Process  eingeleitet;  die  con- 
fiscirten  Exemplare  wurden  vernichtet. 

1821  wurde  die  zuerst  1807  erschienene,  1815 — 17  von  mehreren 
deutschen  Bischöfen  und  Ordinariaten  und  von  den  theologischen 
Facnltäten  zu  Freiburg  und  Würzburg  approbirte  TJebersetzung  des 
N.  T.  von  Leander  van  Ess*)  verboten  (die  TJebersetzung  des 
A.T.,  1822 — 36,  steht  nicht  im  Index),  und  1840  (nicht,  wie  in  den 
neueren  Indices  steht,  1740)  '1  Neuv  Testament  de  Nossegnour 
Gesu-Christ,  tradout  in  lingua  piemonteisa,  mit  dem  Zusätze:  juxta 
reg.  IV.  Indicis. 

Leo  XII.  sprach  sich  in  der  Encyclica  vom  5.  Mai  1824  kurz 
gegen  die  Bibelgesellschaften  aus,  Pius  VIII.  in  der  vom  24.  Mai 
1829,  Gregor  XVI.  in  der  vom  15.  Aug.  1840,  letzterer  ausführlich 
in  der  Encyclica  vom  8.  Mai  1844.  In  dieser  wird  nach  Erwäh- 
nung der  4.  Regel  des  sog.  Trienter  Index  gesagt:  Haie  eidem 
regulae  nova  subinde  propter  perseverantes  haereticorum  fraudes 
c;autione  constrictae  (damit  wird  der  Zusatz  Clemens'  VIIL,  I,  S.  333, 
gemeint  sein)  ea  demum  auctoritate  Benedicti  XIV.  adjecta  declara- 
tio  est,  ut  permissa  porro  habeatur  lectio  ^ulgarium  versionum, 
quae  ab  Apost.  Sede  approbatae  aut  cum  annotatiocibus  .  .  .  editae 
fnerint.  Pius  IX.  spricht  von  den  Bibelgesellschaften  in  den  Ency- 
cliken  vom  9.  Nov.  1846  und  vom  8.  Dec.  1849;  in  dem  Syllabus 


Maria)  eingeschoben  sei.  Es  wird  eine  genauere  Prüfung  der  üebersetcnng 
durch  des  Persischen  Kundige  in  Aussicht  gestellt.  Weiteres  darüber  ist 
nicht  bekannt.  Joachim  soll  auch  in  einer  lat.  üebersetzung  des  N.  T. 
von  Sebastiani,  London  1817,  stehen.    Er  starb  1843  zu  Rom. 

1)  A.  D,  B.  6,  378.  Die  theol.  Facultat  zu  Münster  lehnte  auf  den 
Antrag  von  Hermes  die  Approbation  ab  (Esser,  Hermes  S.  60).  Der  En- 
bischof  Hohenwart  von  Wien  hatte  die  Uebersetzung  approbirt,  votirte 
aber  1816  gegen  die  Zulassung  der  Ess'schen  Bibelgesellschaft,  Ardiiv  f. 
Ost.  G.  50, 417.  —  üeber  das  piemontes.  N.  T.  s.  Mendham,  Add.  Suppl.  p.  29. 


Monitum  Gregors  XVI.  von  1886. 


861 


von  1864  werden  §  TV.  Socialismas,  Communismus,  Societates  clan- 
destinae,  Societates  biblicae,  Societates  clerico-liberales  zusammen- 
gestellt. 

6.  Die  Verordnung  Benedicts  XIV.  ist  früher  allgemein  so 
gedeutet  worden,  dass  das  Lesen  von  Bibeln  der  bezeichneten  Art 
freigegeben  werde.  Das  wird  auch  jetzt  noch  von  vielen  Theologen 
abgeltendes  Recht  angesehen.  Fessler  S.  177  sagt  z.  B. :  „Das 
Bibelverbot  für  die  Katholiken  existirt  in  Wahrheit  nicht,  indem 
die  Uebersetzungen  in  die  Volksprache,  welche  vom  apost.  Stuhle 
approbirt  oder  mit  Anmerkungen  aus  den  h.  Vätern  oder  anderen 
kath.  Gelehrten  versehen  sind,  keinem  Verbote  unterliegen  und  so- 
mit deren  Gebrauch  als  erlaubt  anzusehen  ist,"  und  der  Bischof  von 
Lagen  sagt  in  einer  1856  ertheilten  Approbation  einer  französischen 
Bibel  mit  den  Allioli'schen  Noten:  „Nach  den  Decreten  von  1757 
und  1836  sind  Bibelübersetzungen  in  der  Volksprache  hinlänglich 
antorisirt,  wenn  sie  Anmerkungen  haben,  welche  etc.  Die  vorlie- 
gende Uebersetzung  darf  also  von  den  Gläubigen  gelesen  werden, 
obne  dass  sie  den  vom  Index  festgesetzen  Strafen  verfallen.*'  Da- 
gegen wird  in  den  A.  J.  P.  1,  793  die  Ansicht  vertreten,  das  Lesen 
der  Bibel  in  der  Volksprache  ohne  specielle  £rlaubniss  sei  auch 
jetzt  noch  verboten,  nach  den  Decreten  von  1757  und  1836  könne 
aber  demjenigen,  der  eine  solche  Erlaubniss  nachsuche,  von  dem 
Bischof  oder  Inquisitor  nicht  mehr  allgemein  das  Lesen  einer  belie- 
bigen (bischöflich  approbirten)  katholischen  Uebersetzung,  sondern 
nur  einer  den  Bestimmungen  Benedicts  XIV.  entsprechenden  ge- 
stattet werden,  also  z.  B.  in  Deutschland  der  Allioli^schen  Ueber- 
setzung mit  Anmerkungen,  aber  nicht  des  Kistemaker'schen  N.  T., 
welches  vielmehr  (abgesehen  etwa  von  einer  speciellen  päpstlichen 
Erlaubniss)  niemand  gestattet  sei^).  Man  sollte  sich  nicht  ver- 
hehlen, dass  die  Bestimmung  Benedicts  XIV.  und  die  Gregors  XVI. 
(S.  852)  verschieden  sind,  dass  jene  durch  diese  umgedeutet  worden 
ist.  Die  erstere  Ansicht  entpricht  dem  Decrete  von  1757,  die  letz- 
tere dem  Monitum  von  1836. 

Thalhofer,  der  die  strengere  Ansicht  vertheidigt,  erklärt  aber 
zugleich,  die  4.  Eegel  des  Index  habe  in  Deutschland  nie  förmliche 
Rechtskraft  erlangt,  und  dies  müsse  consequent  auch  von  den  späteren 
Zusätzen  zu  derselben  gesagt  werden,  und  darum  dürfe  auch  das  in 


1)  Die  erste  Ansicht  vertritt  auch  Malou  a.  a.  0.  1,  ßO,  die  zweite 
der  frühere  Bischof  von  Lugon,  Bailles,  La  Congr.  de  1 'Index  p.  580,  und 
V.  Thalhofer  in  F.  X.  Reithmayrs  Lehrb.  der  bibl.  Hermeneutik,  1874, 
S.  204.  Vgl.  Th.  Lit.-Bl.  1875,  6.  Einzelne  Bischöfe  haben  ausdrücklich 
die  4.  Kegel  des  Index  eingeschärft;  so  der  Erzbischof  von  Mecheln  in 
der  Fastenverordnung  für  1845:  ,,Wir  erneuern  das  Verbot,  die  Bibel  in 
der  Volksprache  ohne  Erlaubniss  des  Bischofs  oder  Beichtvaters  zu  lesen" 
(Malou  1,  61).  Die  Utrechter  Provincialsynode  von  1865  (Coli.  Lac.  5,  804) 
verordnet  nur,  es  sei  den  Gläubigen  zu  rathen,  für  das  Bebalten  und 
Lesen  solcher  Bibelübersetzungen  sich  die  Erlaubniss  des  Pfarrers  oder 
Beichtvaters  zu  erbitten. 


862  Irreligiöse  ScbriHen. 

unzähligen  Exemplaren  unter  den  Katholiken  verbreitete  N.  T.  von 
Kistemaker  ohne  specielle  Erlaubniss  gebrancht  werden.  —  Der  ge- 
sammte  irische  Episcopat  hat  1857  von  einer  englischen  Bibelaus- 
gabe mit  Anmerkungen  erklärt:  er  approbire  sie  kraft  seiner  Au- 
torität und  erkläre,  dass  sie  von  den  Gläubigen  mit  grossem  geist- 
lichen Nutzen  gebraucht  werden  könne,  wenn  sie  mit  gebührender 
Ehrfurcht  und  in  der  rechten  Absicht  gelesen  werde. 

Bei  den  nicht  ausschliesslich  für  wissenschaftliche  Zwecke 
bestimmten  Bibelübersetzungen  von  Katholiken  ist  durchgängig  die 
Yulgata  zu  Grunde  gelegt,  obschon  eine  ausdrückliche  Yorschrifl 
der  Art  nicht  existirt.  Es  ist  bemerkenswerth,  dass  Curci  1883  für 
eine  Uebersetzung  der  Psalmen  nach  dem  Hebräischen  (mit  Erklä- 
rungen) das  Imprimatur  des  Mag.  S.  Pal.  erhalten  hat  (Yaticano 
Regio  p.  334). 

Eine  von  dem  apostolischen  Stuhle  gutgeheissene  neuere  Bibel- 
übersetzung ohne  Anmerkungen  ist  mir  nicht  bekannt.  Die  AUioli^sche 
ist  im  Auftrage  des  Papstes  von  drei  deutschen  Bischöfen  geprüft 
und  darauf  von  dem  Papste  der  Druck  gestattet  worden,  aber  unter 
der  ausdrücklichen  Bedingung,  dass  Anmerkungen  etc.  beigefügt 
seien.  Von  der  Uebersetzung  des  N.  T.  von  J.  B.  Glaire  erklärte 
die  Index-Congr.  auf  Grund  des  Gutachtens  einiger  von  ihr  mit  der 
Prüfung  beauftragter  Consultoren,  dem  Drucke  stehe  nicht«  im 
Wege,  und  dieses  Decret  wurde  vom  Papste  25.  Jan.  1861  bestätigt. 


82.     Irreligiöse  Schriften. 

Die  Planlosigkeit  der  Römischen  Bücherverbote  tritt  be- 
sonders deutlich  hervor  bei  den  deistischen  und  anderen  die 
christliche  Religion  und  Sittlichkeit  angreifenden  Schriften,  deren 
im  18.  Jahrhundert  so  viele  erschienen.  Allerdings  stehen  viele 
derselben  im  Index,  —  von  P.  Bayle  seit  Benedict  XIV.  s&mmt- 
liche  Werke,  —  und  man  wird  nicht  erwarten  können,  sie  alle 
darin  zu  finden.  Aber  dass  ist  doch  auffallend,  dass  z.  B.  von 
den  unfläthigen  Schriften  des  Holländers  Hadrian  Beverland, 
die  von  1678  an  lateinisch  erschienen,  keine  im  Index  steht, 
wohl  aber  ein  gegen  ihn  gerichtetes  Schriftchen  des  holländischen 
Theologen  Ryssenius,  dass  von  den  englischen  Deisten  Tiodal 
und  andere  fehlen,  nicht  aber  mehrere  gegen  sie  gerichtete 
Schriften,  dass  von  John  Locke's  1690  erschienenem  Essay  con* 
ceming  human  understanding  die  1700  erschienene  französische 
Uebersetzung  1734,  Montesquieu's  1721  erschienene  Lettres 
persannes   1761  verboten  wurden.     Englische  Schriften  wurden 


J 


J.  Locke  n.  a. 


d6d 


fast  immer  erst  verboteD,  nachdem  sie  in  französischer  Ueber- 
setznng  erschienen  waren,  anch  französische  zum  Theil  erst 
lange  nach  dem  Erscheinen.  —  Von  Voltaire  wurden  1751 — 57 
einige  Schriften  durch  die  Index-Congregation  verboten  (mehr 
nach  1757,  8.  §  87),  dagegen  durch  ein  besonderes  Breve  Bene- 
dicts XIV.  1752  eine  von  dem  Abb6  de  Prades  zu  Paris  ver- 
theidigte  These,  die  in  Frankreich  damals  viel  Aufsehen  machte. 
—  In  Spanien  wurden  die  hier  in  Betracht  kommenden  Schriften 
meist  noch  später  verboten  als  in  Rom,  dann  aber  strenge  (S. 
54),  z.  B.  die  Lettres  persannes  1797,  von  Locke's  Essay  eine 
1764  erschienene  französische  Ausgabe  1804.  Von  Bayle  steht 
nur  das  Dictionnaire  im  spanischen  Index,  und  dieses  erst  seit 
17471). 

1.  Von  Job.  Lysers  (Leysers)  Schrift  über  die  Polygamie, 
die  zuerst  1674  erschien  (Clement  1,  172),  wurde  die  Ausgabe  Po- 
ijgamia  triumphatrix  s.  discursus  politicns  de  polyg.  auct.  Theopbilo 
Alethaeo,  cum  notis  Athanasii  Vincentii,  Lond.  1682,  1687  verb. 
Die  Schrift  gegen  Beverland  (Clement  3,  270)  von  Leonardus  Eys- 
seniuB,  Justa  detestatio  libelli  Adriani  Beverland!  (in  den  neuesten 
Index- Ausgaben  Bevelardi)  de  peccato  originali;  accedit  descriptio 
poetica  creationis  et  lapsus,  1680,  wurde  1700  verb.  (lieber  Etat 
de  Thomme  etc.  s.  S.  130). 

Von  John  Locke  wurde  durch  ein  Breve  Clemens'  XII.  vom 
19.  Jan.  1734  verb.  Essay  pbilosophique,  concernant  Tentendement 
hamain  .  .  .  traduit  .  .  .  par  Pierre  Coste  sur  la  4.  Edition,  Amst. 
170O,  und  Extrait  d*un  livre  anglois  qui  n'est  pas  encore  publik, 
intit.:  Essay  philos.  .  .  .  communiqu^  par  M.  Locke  (der  in  Le 
Clercs  Biblioth.  univ.  1688  veröffentlichte  Auszug).  Le  christianisme 
raisonnable  tel  qu^il  nous  est  repr^sent^  dans  Tecriture  sainte,  Amst. 
1715  (Coste's  Uebersetzung  des  1695  erschienenen  Originals),  wurde 
1737  verb.  mit  dem  Zusätze:  1.  Cl.  (S.  88).  In  dieser  franzö- 
nschen  Ausgabe  ist  ein  Trait6  de  la  religion  des  dames  beigefügt, 
der  nicht  von  Locke  ist  (Nie.  1,  47);  ein  Abdruck  davon  wird  sein: 
La  religion  des  dames.  Discours,  oü  Ton  montre  que  la  rel.  est  et 
doit  6tre  k  la  portie  des  plus  simples  des  femlnes  et  des  gens  sans 
lettres,  trad.  de  Tanglois,  von  der  Inq.  verb.  1767.  —  Epistola  de 
tolerantia  ad  Cl.  V.  T.  A.  R.  P.  T.  0.  L.  A.  (Limborch)  scripta  a 
P.  A.  P.  0.  J.  L.  A.  (Jo.  Lockio  Anglo),  Gouda  1689,  dann  auch 
englisch  und  französisch,  steht  nicht  im  Index.  —  Es  klingt  doch 
eigenthümlich,  wenn  etwa  20  Jahre  nach  dem  Breve  über  Locke 
ein  Consultor  der  Inquisition,  L.  Ganganelli,  der  spätere  Clemens  XIV. 


1)  Die  im   span.    Index   stehenden  Bächer   sind  im  Folgenden  mit 
„in  Sp.*'  (wo  es  ein  Interesse  hat,  mit  Beifügung  des  Datums)  bezeichnet. 


864  Irreligiöse  Soliriften. 

an  eine  Signora  B.  zu  Venedig  schreibt:  „Sie  erzeigen  mir  zu  viel 
£lire,  indem  Sie  über  Ihre  treffliche  Uebersetzung  des  Locke^schen 
Buches  mein  Urtheil  zu  wissen  wünschen.  .  .  .  Der  englische  Phi- 
losoph würde  sich  sehr  freuen,  könnte  er  das  geschmackvolle  ita- 
lienische Gewand  sehen,  welches  Ihre  Hand  ihm  gegeben.  Nur 
hätte  ich,  wäre  es  möglich  gewesen,  gewünscht,  dass  Sie  aus  dem 
Buche  die  Stelle  entfernt  hätten,  wo  der  Verfasser  durchblicken 
lässt,  dass  die  Materie  des  Denkens  fähig  sein  könnte  .  .  .  Lassen 
Sie  das  Werk  drucken"  .  .  .  (Reumont,  G-anganelli  S.  97). 

Von  den  in  Lechlers  Geschichte  des  englischen  Deismus,  1841, 
behandelten  Schriftstellern  stehen  ausser  Tindal  gar  nicht  im  Index: 
Arthur  Bury,  Earl  of  Shaftesbury,  William  Whiston,  Thomas  Chubb, 
Thomas  Morgan,  Viscount  Bolingbroke  u.  a.  —  Von  John  To lande 
(1670 — 1722)  Schriften  steht  nur  eine  der  lateinischen  im  Index: 
Adeisidaemoii  seu  Titus  Livius  a  superstitione  vindicatus;  annexae 
sunt  origines  judaicae,  Hagae  1709,  8.,  verb.  1725  (Lechler  S.  468), 
—  von  Anthony  Collins  (1676 — 1729)  nur  Discours  sur  la  liberte 
de  penser,  6crit  k  Toccasion  d'une  nouvelle  secte  d'esprits  forts  ou 
de  gens  qui  pensent  librement,  trad.  de  l'anglois  et  augmente  d'une 
lettre  d'un  m^döcin  arabe,  Londres  (Haag)  1714,  verb.  1718  (in 
Sp.  strenge),  eine  von  Collins  selbst  besorgte  Uebersetzung  des 
englischen  Originals,  welches  1713  erschien,  in  kurzer  Zeit  5  Auf- 
lagen erlebte  und  in  England  34  Gegenschriften  hervorrief  (Lechler 
S.  230.  Baumg.  2,  133).  —  Von  Thomas  Woolston,  1669—1731, 
1705  von  der  Eing^s  Bench  verurtheilt  und  bis  zu  seinem  Tode  im 
Gefängniss,  wurden  1767  von  der  Inq.  zwei  Schriften,  und  zwar 
englische,  verb.:  Discourses  on  the  miracles  of  our  Saviour  in  view 
of  the  present  controversy  between  infldels  and  apostates  [d.  i.  den 
Geistlichen,  die  von  der  alten  Auslegungsweise  abgewichen  seien], 
und  Defence  of  bis  discourses  ....  against  the  bishops  of  St.  Da- 
vids and  London  and  his  other  adversaries.  Die  Discourses  waren 
zuerst  einzeln  1727,  also  genau  40  Jahre  vor  dem  Verbote,  er- 
schienen, der  erste  1729  schon  in  6.  Auflage,  die  Defence  in  zwei 
Theilen  1729  und  1730,  der  1.  Theil  1729  in  drei  Auflagen.  Von 
den  anderen  Schriften  Woolstons,  auch  von  den  lateinischen,  hat 
man  in  Kom  keine  Notiz  genommen.  In  England  erschienen  an  60 
Streitschriften  gegen  ihn  (Lechler  S.  289.  Baumg.  1,  479). 

Von  Conyers  Middleton,  dem  Verfasser  des  Lebens  Cicero's, 
erschien  1729  anonym  A  letter  from  Eome,  shewing  the  exaet  con- 
formity  between  popery  and  paganism,  worin  viele  römisch-katho- 
lische Gebräuche,  Weihrauch,  Weihwasser,  Kerzen,  Votivtafeln  u.s.  w., 
als  aus  dem  Heidenthum  stammend  dargestellt  waren.  Der  aposto- 
lische Vicar  Kichard  Challoner  (1691—1781)  schrieb  dagegen  The 
Catholic  Christian  instructed  in  the  sacraments,  sacrifice  and  cere- 
monies  of  the  Church  (Räss,  Convertiten  9,  179);  auch  in  angli- 
canischen  Kreisen  meinte  man  vielfach,  die  ^Angriffe  auf  päpstliche 
Wunder  klängen  so,  als  ob  sie  gegen  Wunder  überhaupt  gerichtet 
seien.  Middleton  fügte  der  4.  Auflage  von  1741  eine  Vertheidigong 
bei.     Eine    französische  Uebersetzung   dieser    Auflage   wurde  1755 


j 


Englische  l)ei>ten. 


666 


yerb.:  Lettre  icrite  de  Eome,  oü  Ton  montre  l'exacte  confonniti 
qa^il  7  a  entre  le  papisme  et  la  religion  des  Bomains.  Ayec  an 
discours  pr61iminaire,  oü  en  r^pondant  a  tontes  les  objeetions  d'on 
livre  papiste:  Le  Chritien  cath.  instmit  .  .  .  on  a  .  .  .  et  un  Post- 
Script, o^  Ton  examine  ropinion  de  M.  Warbnrton . .  .  Amst.  1744, 
308  S.  12^).  —  La  fable  des  abeilles,  on  les  fripoDS  deyenns  hon- 
netes  gens,  avec  le  commentaire  oi\  Ton  prouve,  qne  les  vice«  des 
particnliers  tendent  k  Tavantage  da  pablic,  trad.  de  Panglois,  Lon- 
don 1740,  yerb.  1745,  ist  Uebersetzung  des  zaerst  1714  erschiene- 
nen Baches  von  Bernard  de  Mandeville  (1670—1733),  The  fable 
of  the  bees,  or  private  vices  pablick  benefits,  von  dem  1732  die 
6.  Auflage  mit  einer  Yindication  of  the  book  erschienen  war^). 
Schon  1732  warde  yerb.  Pens 6 es  libres  sar  la  religion,  T^glise 
et  le  bonhenr  de  la  nation,  tradaites  de  Vanglois  da  doctear  B. 
M[andeyille],  Haye  1723,  2  yol.  In  der  3.  Anfl.  1738  hat  sich  der 
Uebersetzer,  Jaste  yan  Effen,  genannt  (Banmg.  8,  50). 

Aasserdem  stehen  noch  im  Index:  Becherches  sar  la  natnre 
da  fea  de  Tenfer  et  du  lien  oii  il  est  sitai,  par  M.  S  winden,  trad. 
de  Taaglois  par  M.  Bion,  Amst.  1728,  yerb.  1745,  englisch:  On 
the  natnre  and  place  of  hell,  1717,  deutsch:  Schwindens  Betrach- 
tung, dass  die  Hölle  in  der  Sonne  za  suchen,  übers,  yon  J.  J.  Lieber, 
1728;  Patuzzi  schrieb  dagegen  De  sede  inferni  in  terris  quaerenda 
(Vita  di  Concina  p.  78);  —  Histoire  du  diable  [contenant  en  de- 
tail les  circonstances  oü  il  s'est  trouy6  depuis  son  bannissement  du 
ciel  ...  et  de  la  conduite  qu'il  a  tenue  jusqu'ä  präsent .  .  .],  trad. 
de  Tanglois,  Amst.  1729,  12.,  yerb.  1744  (in  Sp.  1747),  yon  Daniel 
de  Foe,  handelt  auch  über  das  Wirken  des  Teufels  im  Fapstthum 
(U.  N.  1732,  400);  —  zwei  Schriften  yon  Medicinern  über  die 
wunderbaren  Heilungen  (Jhristi:  Eyangelium  medici  seu  medicina 
mystica  de  suspensis  naturae  legibus  siye  de  miraculis  reliquisque 
iv  Totg  ßißkioig  memoratis,  quae  medicae  indagini  subjici  possunt, 
anct.  Bemardo  Connor  .  .  .  Ed.  3.,  Jena  1706,  yerb.  1721,  zaerst 
London  1697  (Connor,  ein  Irländer,  soll  auf  dem  Sterbebette  1698 
wieder  katholisch  geworden  sein;  Baumg.  3,  406);  —  Medica  sacra 
B.  de  morbis  insignioribus,  qui  in  bibliis  memorantur,  commentarius, 
auct.  Ricardo  Mead,  Lond.  1749,  yerb.  i754  (in  Sp.  1756). 

Gegner  des  Deismus.  —  Radulphi  Cudworth  Systema  intel- 
lectuale  hujus  uniyersi  s.  de  yeris  naturae  rerum  originibus  com- 
mentarii,  Jena  1733,  2  Fol.,  yerb.  1739  (in  Sp.  1796),  ist  J.  L. 
Mosheims  latein.  Uebersetzung  des  bereits  1678  erschienenen  Buches 


1)  Dr.  C.  Middletons  Free  enqairing  in  the  miraoulous  powers  tup- 
poied  to  haye  existed  in  the  Christian  church,  with  a  Letter  from  Rome 
.  .  .  London  1826. 

2)  Drei  dagegen  gerichtete  Hirtenbriefe  des  Bischofs  Edmund  Gibson 
von  London  wurden  von  Abr.  Le  Moyne  französisch  herausgegeben  als 
Preservatif  contre  rincredulite  et  le  libertinage  en  trois  lettres  past.  de 
Mgr.  PEv.  de  Londres,  Haye  1732  (Baumg.  8,  818.  U.  N.  1746,  950. 
Piooi  2,  190). 

Beuob,  Index  II.  55 


866  Irreligiöse  Schriften. 

The  tme  intellectnal  System  of  the  universe,  von  Ralph.  Cndwortb 
zu  Cambridge,  1617 — 1688,  welches  hauptsächlich  gegen  Hobbes 
gerichtet  ist  (Lechler  S.  131).  —  Eobert  Boyle,  f  16^1  (S.  119), 
bestimmte  in  seinem  Testamente  eine  Summe  von  jährlich  50  Ff. 
für  je  8  Vorträge,  in  denen  die  Wahrheiten  der  christlichen  Eeli- 
gion,  mit  Beiseitelassung  aller  confessionellen  UnterscheidnngslehreD, 
gegen  die  .Ungläubigen  zu  yertheidigen  seien.  Der  erste  Boyle- 
Lecturer  war  Richard  Bentley  1692.  Dieser  schrieb  später  gegen 
GoUins  Eemarks  upon  a  late  discourse  of  free-thinking  in  a  letter 
to  F[rancis]  H[are]  D.  D.  by  Phileleutherus  Lipsiensis,  1713.  Eine 
Uebersetzung  davon  von  Armand  de  la  Chapelle  ist  La  friponnerie 
laique  des  esprits  forts  d'Angleterre,  ou  remarques  de  Phileleuth^re 
de  Leipsick  sur  le  discours  de  la  libertä  de  penser«  trad.  de  Tan- 
glois  sur  la  7.  Edition,  Amst.  1738,  verb.  1742  (Lechler  S.  233. 
Baumg.  2,  148).  —  Defense  de  la  religion  tant  naturelle  qne 
revel6e  contre  les  infidSles  et  les  incr^dules,  extraite  des  ecrits 
publiis  pour  la  fondation  de  M.  Boyle  par  leS  plus  habiles  gens 
d'Angleterre,  Haye  1738,  verb.  1746,  ist  eine  gleichfalls  von  A. 
de  la  Chapelle  herausgegebene  Uebersetzung  von  A  defenoe  of  na- 
tural and  revealed  religion,  being  an  abridgment  of  the  sermons 
preached  at  the  lecture  founded  by  the  Hon.  Roh.  Boyle  (von  Gil- 
bert Burnet),  London  1737,  4  vol.,  —  Alciphron,  ou  le  petit 
philosophe  en  7  dialognes,  contenant  une  apologie  de  )a  religion 
chr6t.  contre  ceux  qu'on  nomme  esprits  forts,  Haye  1734,  2  vol. 
12.,  verb.  1754,  P.  de  Joncourts  Uebersetzung  der  1732  erschienenen 
Schrift  von  Georges  Berkeley,  Bischof  von  Cloyne,  die  besonders 
gegen  den  Earl  of  Shaftesbury  gerichtet  ist  (U.  N.  1734,  1034), 
der  selbst  nicht  im  Index  steht.  —  Examen  des  fondemens  de  la 
religion  naturelle  et  r^vel^e,  traduit  de  Tanglois  de  M.  [Arthur 
Ashley]  Sykes,  Amst.  1742,  verb.  1745,  ist  gegen  CoUins  gerichtet. 

—  Von  diesen  apologetischen  Schriften  wurden  also  Uebersetzungen 
verboten,  die  in  Amsterdam  erschienen  waren,  einem  Druckorte, 
der  allerdings  in  Rom  verdächtig  war. 

2.  Ton  Pierre  Bayle  (1647—1706)  sind  seit  Ben.  sämmtliche 
Werke  verb.  Vorher  standen  unter  seinem  Namen  nur:  Diction- 
naire  historique  et  critique,  zuerst  1695 — 1697,  —  der  1.  Band 
und  der  2.  Theil  des  2.  Bandes  wurden  1700,  der  1.  Theil  des 
2.  Bandes  1703  verb.,  —  und  Lettres  choisies  de  M.  Bayle  avec 
des  remarques,  Roterdam  1714,  verb.  1732.  Von  seinen  anonymen 
und  Pseudonymen  Schriften  stehen  noch  jetzt  im  Index:  die  beiden 
Schriften  gegen  Maimbourg  (S.  585),  Nouvelles  de  la  republique 
des  lettres  (vom  März  1684  an),  einzelne  Theile  verb.  1690  and 
1693,  seit  Ben.  mit  dem  Zusätze:  opus  Petri  Bayle,  —  H.  V.  P. 
ad  B**'*'  de  nuperis  Angliae  motibus  epistola,  in  qua  de  diversum 
a  publica  religione  circa  divina  sentientium  disseritur  tolerantia, 
Rot.  1686,  ein  Brief  von  Hadrian  van  Paets  an  Bayle  vom  12.  Sept 
1685,  von  diesem  veröffentlicht »  auch  in  französischer  Uebersetzung; 

—  Commentaire  philosophique  sur  ces  paroles  de  J.-C. :  Contrains- 
les  entrer,  oü  Ton  prouve  parplusieurs  raisons  demonstratives  qu^il 


P.  Bayle  u.  a. 


867 


n'y  a  lien  de  plus  abominable  qne  de  faire  des  conversions  par  la 
coDtrainte,  et  Ton  r6fate  tous  les  sophismes  des  convertisseurB  k 
coDtrainte  et  Tapologie  que  S.  Augustin  a  faite  des  pers^entions, 
traduit  de  Tauglois  du  Sieur  Jean  Fox  de  Bruggs  par  M.  J.  F., 
Cantorbery  (Amst.)  1686,  von  der  Inq.  verb.  1714  (steht  seit  Ben. 
unter  Fox  mit  der  Parenthese  Pierre  Bayle).  Da  im  Decrete  der 
Titel,  wie  oben,  angegeben  ist,  waren  nur  die  1686  erschienenen 
beiden  Theile  verb.,  nicht  die  1687  erschienene  3.  Partie,  conte- 
nant  la  rifutation  etc.  (Der  Erzbischof  von  Paris  hatte  1685  die 
zwei  Briefe  des  h.  Augustinus  drucken  lassen  mit  einer  Vorrede: 
Conformiti  de  PFglise  de  France  .  .  .  avec  celle  d'Afrique). 
—  Erst  1777  (in  Sp.  1766)  wurde  verb.:  Analyse  raisonn^e  de 
Bayle,  ou  abrig^  mithodique  de  ses  ouvrages,  particuli^ement  de 
8on  Dici  .  .  .  Das  Pariser  Parlament  hatte  die  4  ersten  Bände, 
Lond.  1755,  schon  1756  verb.  und  den  Herausgeber,  den  Ex-Jesuiten 
Fr.-M.  de  Marsy,  einige  Zeit  in  die  Bastille  setzen  lassen;  1765 
Iiatte  auch  die  Assemblie  du  Clergä  das  Buch  verb.  (Picot  2,  304. 
310);  die  zu  Amst.  1770  erschienene  Fortsetzung:  Analyse  de 
Bayle,  4  vol.,  ist  von  J.-B.-R.  Robin  et 

Von  anderen  französischen  Schriften  wurden  noch  vor  1770 
?erb.:  Hexameron  rustique  ou  les  six  joum6es  passies  ä  la  cam- 
pagne  entre  des  personnes  studieuses,  Paris  1670,  verb.  1677,  das 
letzte  Werk  von  Frangois  de  la  Mothe  Vayer,  dem  frühem  Lehrer 
Ludwigs  XIV.,  der  1672,  86  Jahre  alt,  starb,  stellenweise  skeptisch 
und  obscön  (Bayle  s.  v.);  Entretiens  sur  la  pluralitä  des  mon- 
des,  Amst.  1683,  verb.  1687,  von  Bemard  Le  Bovier  de  Fontenelle, 
tl757,  fast  100  Jahre  alt;  La  r6publique  des  philosophes  ou  bist 
des  Ajaoniens,  ouvr.  posth.  de  M.  de  Fontenelle,  Genf  1768, 
verb.  1777  (in  Sp.  1781).  —  In  den  ersten  Jahrzehnten  des  18. 
Jahrb.  kamen  hinzu:  Les  avantures  de  la  Madonna  et  de  Fran^ois 
d'Assise  par  M.  Renoult,  cy-devant  pridicateur  en  Fegl.  Rom.  et 
4  präsent  ministre  du  s.  6vangile,  Amst.  1701,  von  der  Inq.  verb. 
1701  (in  Sp.  1704)^);  —  Religion  ou  th6ologie  des  Turcs  par 
Echialle  Mufti,  avec  la  profession  de  foi  de  Mahomet  fils  de  Pir 
Ali,  Brux.  1703,  2  vol.  12.,  verb.  1709  (in  Sp.  1750);  —  Dialo- 
gaes  de  M.  le  Baron  de  La  Hon  tan  et  d'un  sauvage  d'Am^rique, 
contenant  une  description  exacte  des  moeurs  et  des  coutumes  de  ces 
peuples  sauvages,  Amst.  1704,  von  der  Inq.  verb.  1712,  Satire  auf 
den  französischen  Hof  mit  Spöttereien  über  Religion  und  Sittlich- 
keit (ü.  N.  1705,  38);  das  Buch  steht  unrichtig  unter  La  Hontan: 
M  ist  eine  von  dem  Ex-Benedictiner  Gueudeville  verfasste  Fortsetzung 
▼on  dessen  Voyages  dans  TAm^rique,  1702,  2  vol.;  in  Spanien 
wurden    auch    diese  1759  verb.;     —    La  Bagatelle    ou  discours 


1)  Eine  deutsche  üebersetzung :  Begebenheiten  der  Madonna  und 
des  h.  Franciscus  Assisi,  Köln  (?)  1736,  wurde  1737  mit  Veranlassung  zu 
Verhandlungen  zwischen  dem  Frankfurter  Magistrat  und  dem  Wiener  Hof- 
nihe.  Fleur.  75,  693. 


868  Irreligiöse  Schriften. 

ironiqaee  oü  Ton  pr^te  des  Bophismes  ingenieux  aa  vioe  et  a  l'extra- 
yagance,  ponr  en  faire  mienx  sentir  le  ridicale,  Amst.  1718,  3  voL 
8.,  verb.  1718,  von  Juete  van  Effen  (Morery,  Snppl.  s.  v.);  — 
Moyens  snrs  et  honnStes  ponr  la  conversion  de  tons  les  h^r^tiques  et 
avis  et  expedients  salutaires  ponr  la  reformation  de  l'Elglise,  Col. 
1681,*  2  vol.  12,,  erst  1737  verb.;  der  Titel  verräth  freilieb  nicht, 
dass  das  Bnch  scharfe  Angriffe  gegen  Papstthnm,  Mönche,  Jesuiten 
u.  s.  w.  enthält;  der  Verfasser  ist  nicht  bekannt  (Bayle,  Oeuvres  2, 
780);  —  C^remonieset  coutumes  religienses  de  tons  les  penples  du 
monde,  repräsenties  par  des  fignres  dessinies  de  la  main  de  Ber- 
nard Ficard>  avec  une  explication  historique  et  quelques  disserta- 
tions  ourieuses,  Amsterdam  1723—43,  9  vol.  Fol.,  einzelne  Theile 
verb.  1738  und  1739,  das  ganze  Werk  10.  Mai  1757  (in  Sp.  1789). 
Es  ist  eine  von  dem  gelehrten  Amsterdamer  Buchhändler  J.  Fred. 
Bemard  herausgegebene,  mit  schönen  Kupferstichen  verzierte,  kritik- 
lose Compilation  (im  8.  Bande  das  Buch  von  Mussard),  auch  über 
Inquisition,  Quietismus  u.  a.  Vgl.  Baumg.  8,  31.  —  unter  Bene- 
dict XIY.  kamen  noch  hinzu:  Dissertations  mglees  sur  divers 
Sujets  importants  et  curieux,  Tom.  1.,  Amst.  1740,  verb.  1742  (in 
Sp.  1756),  herausg.  von  demselben  Bernard  (Qu6rard  4,  1090) ;  der 
2.  Band  ist  nicht  verb.;  —  Recueil  de  diverses  pi^ces  sur  la 
philos.,  la  religion  naturelle,  l'hist.,  les  math^matiques,  par  M.  Leib- 
niz,  Clarke,  Newton  et  autres  auteurs,  verb.  1745,  von  P.  Desmai- 
seaux;  —  Philosophie  morale  ou  milange  raisonnä  de  principes, 
pensees  et  reflexions  par  M.  S.,  verb.  1755,  vielleicht  die  Sclurift 
von  Diderot,  die  zuerst  1745  als  Principes  de  la  philos.  mor.  ou 
essai  de  M.  SChaftesbury]  sur  le  m^rite  et  la  vertu,  avec  riflexi- 
ons,  1751  als  Phil.  mor.  k  ses  princ,  ou  essai  etc.  erschien. 

Von  den  anonymen  deistischen  Schriften  der  protestantischen 
Genferin  Marie  Huber  (1698—1753)  stehen  im  Index:  Le  Sy- 
steme des  anciens  et  des  modernes  sur  Vitat  des  kmes  siparees 
des  Corps  en  14  lettres,  1739,  verb.  1739  (auch  in  Sp.),  und  noch- 
mals als  Le  Systeme  .  .  .  modernes  conciliö  par  l'exposition  des 
sentiments  differents  de  quelques  th^ologiens  sur  l'itat  .  .  .  Lond. 
1757,  verb.  1759  (gegen  die  Ewigkeit  der  Höllenstrafen),  —  Let- 
tres sar  la  religion  essentielle  k  Thomme  distinguie  de  ce  qui  n'est 
que  Taccessoire,  Amst.  1738,  verb.  1742,  gleichzeitig  auch  die  Ge- 
genschrift des  Genfer  Predigers  Frang.  de  Boches,  Defense  du 
christianisme,  ou  priservatif  contre  un  ouvrage  intitule  Lettres  .  .  ., 
Lausanne  1740,  2  vol.,  und  1745  (in  Sp.  1789)  eine  zweite  Gegen- 
schrift: Lettres  sur  les  vrais  principes  de  la  religion,  oü  Ton 
examine  un  livre  intit.  Lettres  .  .  .,  1741,  2  vol.  12.,  von  David 
Eenaud  Bouillier,  Prediger  in  Amsterdam,  später  in  London. 

8.  Der  Name  Montesquieu(1689 — 1755)  kommt  im  Indexnicht  vor, 
da  er  nur  anonyme  Schriften  herausgegeben  ^).     Die  1761  verbotenen 


1)  Das  Folgende  nach  dem  Aufsätze  über  Montesquieu    im   Ckirre- 
spondant  1877,  vol.  106  und  107. 


Montesquieu  u.  a. 


869 


Lettres  persanne«  waren  schon  1721  zu  Cologne  (in  Holland)  ge- 
druckt, und  wenigstens  4  Ausgaben  und  4  Nachdrucke  erschienen. 
Card.  Dubois  verbot  das  Buch  wegen  Angriffe  auf  die  Religion  und 
die  Sittlichkeit.  Als  Mont.  1727  Mitglied  der  Akademie  werden 
wollte,  überreichte  er  dem  Card.  Fleury  ein  durch  Cartons  expur- 
girtes  Exemplar;  der  Cardinal  merkte  die  Geschichte,  gab  sich  aber 
zufrieden.  Im  folgenden  Jahre  war  Mont.  in  Rom  und  wurde  von 
Benedict  XIII.  wiederholt  freundlich  empfangen^).  —  Ausser  den 
Lettres  pers.  steht  von  Mont.  im  Index  nur  noch  L^esprit  des 
loix,  ou  du  rapport  que  les  loix  doivent  ayoir  avec  la  Constitution 
de  chaque  gouvemement,  les  moenrs,  le  climat,  la  religion,  le  com- 
merce, verb.  1752  (in  Sp.  1756),  gleichzeitig  mit  der  üebersetzung: 
Lo  spirito  delle  leggi  .  .  .,  con  alcune  note  dei  traduttori,  Napoli 
1750,  con  licenza  dei  superiori  (vielleicht  von  Ant.  Genovesi  be- 
sorgt; wenigstens  erschien  1774  zu  Neapel:  Lo  Spirito  delle  leggi 
con  le  note  deir  Abate  Ant.  Genovesi).  Das  Buch  wurde  in  Genf 
unter  der  Leitung  des  protestantischen  Predigers  Jacques  Yemet  ge- 
druckt D^Argenson,  Directeur  de  la  librairie  fran^aise,  wurde  ge- 
beten, stillschweigend  den  Verkauf  des  Buches  in  Frankreich  zu  ge- 
statten; es  wurde  aber  zuvor  die  Abänderung  von  14  Stellen  ver- 
langt und  ausgeführt,  und  als  nun  das  Buch  im  Jan.  1749  (s.  1. 
1749,  2  vol.  4.)  erschien,  wurde  es  provisorisch  verboten*  und  erst 
freigegeben,  nachdem  Lamoignon  de  Malesherbes  im  Dec.  1750  Di- 
recteur de  la  librairie  geworden.  —  Die  M6m.  de  Trev.  tadelten 
im  Apr.  1749,  dass  das  Buch  ne  menage  pas  assez  la  religion.  Viel 
schärfer  wurde  es  seit  dem  Oct.  in  den  N.  E.  (1749,  161;  1750, 
65;  1756,  36)  angegriffen,  wahrscheinlich  von  J.  B.  Gaultier,  der 
auch  Les  Lettres  persannes  convaincues  d'impi^t6  schrieb  (N.  E. 
1752,  47)  und  das  Buch  auch  in  Rom  denuncirt  haben  soll.  Mont. 
gab  eine  Defense  de  TEsprit  des  loix,  Genf  (Paris)  1750,  heraus 
(die  Suite  de  la  Defense  .  .  .  1751,  ist  von  La  Beaumelle).  Als  der 
Erzbischof  Languet  von  Sens,  von  der  Assemblee  du  Clerg6  von 
1750  beauftragt  wurde,  über  ein  Buch  gegen  die  kirchliche  Im- 
manität  zu  berichten,  beantragte  er,  auch  das  Buch  von  Mont.  zu 
prüfen;  die  Assemblee  ging  jedoch  darauf  nicht  ein.  Die  Sorbonne 
aber  ernannte  1.  Aug.  1750  12  Examinatoren,  welche  eine  Censur 
entwarfen.  Mont.  überreichte  einige  M6moires,  in  denen  er  einge- 
stand, er  habe  sich  vielleicht  ungenau  ausgedrückt,  und  sich  zu  Be- 
richtigungen erbot.  Die  Sorbonne  beauftragte  darauf  zwei  Theologen, 
mit  ihm  zu  correspondiren,  und  da  sich  auch  der  Erzbischof  Beau- 
mont  von  Paris  für  ihn  verwendete,  wurde  die  Censur  nicht  publicirt. 


1)  In  der  Abschiedsaudienz  gab  der  Papst  Mont.,  natürlich  ohne 
von  diesem  gebeten  zu  sein,  als  Zeichen  seines  besondern  Wohlwollens 
eine  Dispense  von  der  Abstinenz.  Als  am  andern  Tage  ein  Beamter  der 
Curie  Mont.  ein  Document  darüber  brachte  (und  die  Gebühren  dafür  ein- 
cassiren  wollte),  wies  es  Mont.  mit  der  Bemerkung  zurück,  er  habe  den 
Papst  als  einen  Ehrenmann  kennen  gelernt,  dessen  Wort  ihm  genüge. 
Corr.  106,  889. 


670  Irreligiöse  Schriften. 

Die  Index-Congr.  beauftragte  Msgr.  Bottari  mit  der  Präfdng 
des  Buches.  Der  französische  G-esaudte  Duc  de  Nivemais  wandte 
sich  an  Card.  Passion  ei  und  verschaffte  sich,  von  diesem  empfohlen, 
von  Bottari  dessen  Bericht,  um  ihn  Mont.  zu  schicken.  Mont  schrieb 
darauf  2.  Juni  1750  an  Card.  Passionei:  er  freue  sich,  dass  die 
gegen  ihn  gerichteten  Angriffe  ihm  die  Protection  Seiner  Eminenz 
verschafft;  der  Gesandte  habe  ihm  mitgetheilt,  wie  viel  er  dem  Car- 
dinal zu  verdanken  habe;  er  schicke  einige  Bemerkungen  zu  dem 
Berichte  Bottari's,  mit  dem  er  fast  überall  einverstanden  sei;  er 
wünsche  sehr,  dass  man  in  Rom  mit  ihm  zufrieden  sein  möge.  Die- 
sem Briefe  war  folgende  Note  beigelegt,  die  der  Cardinal  der  In- 
dex-Congr. vorlegen  sollte:  Der  Verfasser  des  Esprit  hat  em  rein 
politisches  Buch  geschrieben  und  Beifall  damit  gefunden,  wie  die  22 
Auflagen  bezeugen.  Einige  haben  darin  religionsgeföhrliche  Grrund- 
sätze  gefunden ;  er  hat  aber  gar  nicht  von  Beligion  handeln  wollen. 
Er  hat  eine  Schrift  ausgearbeitet,  worin  er  sich  vertheidigt  und 
zeigt,  dass  man  ihn  missverstanden  oder  missdeutet  hat;  diese  ist 
eben  erschienen  und  wird  hoffentlich  alle  Bedenken  zerstreuen.  In 
einer  neuen  Ausgabe  wird  er  aber  die  beanstandeten  Stellen  unter- 
drücken oder  erläutern.  Er  hofft,  die  Index-Congr.  werde  die  Yer- 
theidigung  berücksichtigen  und  die  neue  Auflage  abwarten  und  be- 
denken, dass  es  sich  nicht  um  ein  theologisches,  sondern  um  ein 
politisches  Werk  handelt.  Der  Verfasser  ist  um  seiner  Geburt  und 
amtlichen  Stellung  willen  der  Eücksichtnahme  werth;  er  hat  sich 
in  Italien  und  Rom  allgemeine  Achtung  erworben. 

Dieser  Brief  war  28.  Aug.  noch  nicht  in  Rom  angekommen, 
als  der  Scoret&r  der  Index-Congr.  erklärte,  die  Sache  lasse  sich  nicht 
mehr  aufschieben.  Passionei  schrieb  nun  an  Bottari:  Ich  hoffe,  Sie 
werden  morgen  die  Papiere  erhalten,  die  Sie  für  den  am  Montag  ab- 
zustattenden Bericht  bedürfen.  Sie  werden  sehen,  ob  sich  die  Con- 
gregation  zuMeden  geben  kann.  Der  Verfasser  ist,  wie  Sie  wissen, 
bereit,  alles  zu  corrigiren.  Es  scheint  mir  billig,  einen  Schriftsteller 
anzuhören,  ehe  man  über  einige  eigenthümliche  Ideen  ein  ürtfaeil 
fällt.  Auf  Bottari's  Antrag  beschloss  die  Congregation  Anfangs 
Sept.  mit  Stimmenmehrheit,  das  XJrtheil  zu  verschieben,  ohne  Zweifel 
bis  zum  Erscheinen  einer  neuen  Ausgabe.  P.  Concina  las  bei  dieser 
Gelegenheit  eine  Stelle  aus  einem  seiner  Bücher  vor,  an  der  er  gegen 
eine  in  dem  Esprit  vorkommende  nicht  sehr  respectvoUe  Aeusserang 
über  die  Inquisition  polemisirt  —  Im  Nov.  1750  schrieb  Mont.  an 
Nivernais:  wenn  die  früheren  Ausgaben  seines  Buches  Ketzereien 
enthielten,  könnten  die  in  einer  spätem  Ausgabe  gegebenen  Erklä- 
rungen die  Verdammung  jener  nicht  hindern;  da  es  sich  aber  nur 
um  einige  missverständliche  Ausdrücke  handle,  so  müsse  eine  Mo- 
dification  oder  Erläuterung  in  einer  spätem  Ausgabe  und  in  einer 
Apologie  genügen,  um  das  Buch  überhaupt  vor  einem  Verbote  xn 
schützen.  Danach  scheint  Mont.  die  Mittheilung  erhalten  zu  haben, 
dass  man  das  Buch  verbieten,  aber  gleichzeitig  eine  corrigirte  Aas- 
gabe freigeben  wolle.  In  einer  Sitzung  im  Dec.  1750  sprach  sich 
denn  auch    die  Mehrheit  für    das  Verbot    der  älteren  Auflagen  und 


Voltaire. 


871 


der  mittlerweile  erschienenen  üebersetzüng  aus;  die  Minderheit 
machte  dagegen  geltend,  dass  weder  die  Assemblöe  du  clergi  noch 
die  Sorbonne  das  Buch  verboten  habe.  Auch  der  Präfect,  Card. 
Qnerini,  war  mit  den  von  Mont.  gegebenen  Erklärungen  zufrieden. 
Äaf  die  Bitte  des  Gesandten  verbot  der  Papst  der  Congregation, 
eben  Beschluss  zu  fassen.  Im  April  1751  schrieb  Nivernais  an 
Mont,  Msgr.  Bottari  sei  durch  Aimaldi,  Secretär  der  lateinischen 
Breven,  ersetzt  (letzterm  die  Abfassung  eines  zweiten  Gutachten 
aufgetragen?)  worden;  dieser  sei  sein  Freund  und  habe  sich  früher 
günstig  über  das  Buch  ausgesprochen,  werde  aber  nicht  gern  als 
tolerant  erscheinen  wollen ;  er  habe  nur  versprochen,  die  Sache  nicht 
zu  beeilen.  Er  verzögerte  denn  auch  seinen  Bericht;  da  aber  die 
Deue  Ausgabe  des  Esprit  keine  wesentlichen  Aenderungen  enthielt, 
so  wurden  3.  März  1752  LVsprit  des  loix,  Genive  1749,  und  die 
italienische  üebersetzüng  verboten. 

Im  Correspondant  107,  654  heisst  es:  , Das  Beeret  wurde  ge- 
Wissermassen  geheim  gehalten ;  kein  Zeitgenosse  spricht  davon,  und 
derjenige,  der  das  18.  Jahrhundert  am  besten  kannte  [Yillemain], 
leugnete  noch  1857  seine  Existenz.*^  Das  Verbot  steht  in  einer 
Appendix  ad  Indicem  1.  pr.  a  m.  Sept.  1750  usque  ad  totum  m. 
Martii  1752  und  in  allen  seit  Ben.  erschienenen  Indices,  freilich 
nicht  unter  Montesquieu,  sondern  unter  Esprit.  —  1789  erschien 
nach  dem  Corresp.  p.  819  eine  Edition  revue,  corrig^e  (assez  chr6- 
tiennement)  et  considerablement  augmentee  par  Tauteur  (d'apr^s  les 
papiers  trouv^s  k  sa  mort)^). 

4.  Erst  1752  wurden  Voltaire^s  Lettres  philosophiques, 
1734,  in  Rom  verb.,  vorher  nur  1751  die  anonyme  Voix  du  sage 
(S.  791).  Unter  Benedict  XIV.  kamen  femer  noch  1753—57  in 
den  Index:  Oeuvres,  Dresde  1748;  Hist.  des  croisades,  1753;  Ab- 
rege de  Thist.  universelle  depuis  Chariemagne  jusqu^^  Charles  V., 
1753,  und  Essai  sur  Thistoire  universelle,  1754,  von  den  zahlreichen 
anonymen  und  Pseudonymen  Schriften  nur  La  Pucelle  d'Orl^ans, 
verb.  1757. 

Voltaire  übersandte  Benedict  XIV.  1745  seinen  Mahomet, 
dessen  AufPtihrung  in  Paris  1742  verboten  worden,  mit  folgendem 
Briefe:  „Ew.  Heiligkeit  werden  die  Freiheit  verzeihen,  die  sich 
einer  der  geringsten,  aber  einer  der  grössten  Bewunderer  der  Tugend 
nimmt,  dem  Oberhaupte  der  wahren  Religion  eine  Schrift  gegen 
den  Stifter  einer  falschen  und  barbarischen  Religion  zu  widmen.  An 
wen  könnte  ich  passender  die  Satire  auf  die  Grausamkeit  und 
die  Irrthümer  eines  falschen  Propheten  richten  als  an  den  Stellver- 
treter und  Nachahmer  eines  Gottes  des  Friedens  und  der  Wahrheit? 


1)  lieber  seine  Bekehrung  auf  dem  Sterbebette  durch  den  Jesuiten 
Kouth  8.  Picot  4,  261.  Theotimus  Eapistinus  p.  63.  —  In  Spanien  wurden 
die  Lettres  persannes  1797  verb.,  aber  schon  1781  die  Considerations  sur 
•  .  la  grandeur  des  Romains  und  eine  span.  Üebersetzüng  von  1776.  In 
Wien  wurde  L'esprit  1750  verb.,  1763  freigegeben.  Sitzungsber.  der  W, 
Akad.  Ph.-hist.  Cl.  84,  412. 


672  Irreligiöse  Sohriften. 

Grestatten  £.  H.,  dass  ich  Ilmen  das  Buch  und  den  Verfasser  zu 
Füssen  lege.  Ich  wage  es  um  Ihren  Schutz  für  jenes  und  um 
Ihren  Segen  für  diesen  zu  bitten.  Mit  den  Gefühlen  einer  tiefen 
Verehrung  falle  ich  nieder  und  küsse  Ihre  heiligen  Füsse."  Der  Papst 
antwortete  (italienisch)  19.  Sept.  1745:  „Dilecte  £li,  Salntem  et 
apostolioam  benedictionem.  Vor  Wochen  wurde  Uns  in  Ihrem  Auf- 
trag die  schöne  Tragödie  Mahomet  überreicht,  die  Wir  mit  dem 
grössten  Vergnügen  gelesen  haben.  Dann  überreichte  Uns  in  Ihrem 
Namen  Card.  Passionei  Ihr  ausgezeichnetes  Gredicht  über  Fontenoy. 
Mgr.  Leprotti  gab  Uns  darauf  das  Distichon,  welches  Sie  zu  ünserm 
Porträt  gemacht^).  Gestern  morgen  gab  Uns  Card.  Valenti  Iliren 
Brief  vom  17.  August.  .  .  .  Wir  sprechen  Ihnen  den  schuldigen 
Dank  aus  für  Ihre  Güte  gegen  Uns  und  versichern  Ihnen,  dass  Wir 
alle  gebührende  Achtung  haben  vor  Ihrem  mit  so  vielem  Beifall 
belohnten  Verdienst.''  Der  Papst  erzählt  dann,  jemand  habe  es  geta- 
delt, dass  in  dem  Distichon  hie  als  kurze  Silbe  gebraucht  sei ;  er  habe 
ihm  aber,  obschon  er  seit  30  Jahren  den  Virgil  nicht  gelesen,  einen 
Vers  desselben  citirt,  in  dem  hie  kurz,  einen,  in  dem  es  lang  sei. 
Voltaire  antwortete:  „Die  Züge  Ew.  U.  sind  auf  den  Medaillen, 
mit  denen  Sie  mich  beschenkt,  nicht  besser  ausgedrückt,  als  die 
Züge  Ihres  Geistes  und  Charakters  in  dem  Briefe,  mit  dem  Sie 
mich  beehrt  haben.  Ich  lege  Ihnen  meinen  demüthigsten  Dank  zu 
Füssen.  Ich  muss  Ihre  Unfehlbarkeit  in  literarischen  Entscheidungen 
[in  der  über  die  Quantität  von  hie]  wie  in  den  anderen  ernsteren 
Dingen  (les  autres  choses  plus  respectablesj  anerkennen''  u.  s.  w. 
(Oeuvres,  Par.  1830,  5,  10).  —  Das  päpstliche  Schreiben  an  einen 
Schriftsteller,  dessen  Lettres  philosophiques  schon  1734  auf  Befehl 
des  Parlamentes  verbrannt  worden  (Picot  2,  124),  erregte  doch  nicht 
bloss  bei  den  Herausgebern  der  N.  E.  (1746,  3.  61)  Aufsehen.  Vol- 
taire  aber  pochte  darauf,  als  er  sich  1746  um  einen  Sitz  in  der 
Akademie  bewarb  (Desnoiresterres  3,47).  „Dass  der  Dichter,  sagt 
Strauss,  Voltaire  S.  53,  ein  solches  Stück,  dessen  Zielpunkte  (Hass 
gegen  Fanatismus  oder  die  positive  Religion)  keineswegs  bloss  in 
der  Türkei  lagen,  dem  Papste  widmete,  ist  ebenso  bezeichnend  für 
Voltaire,  wie  es  für  die  Zeit  bezeichnend  ist,  dass  es  damals  einen 
Papst  gab,  —  le  bonhomme  Lambertini,  wie  er  dafür  bei  Voltaire 
hiess,  —  der  für  die  Widmung  in  einem  heitern  Schreiben  sich  be- 
dankte". 

Dem  Card.  Querini  schickte  Voltaire  1745  mit  einem  devoten 
Briefe  sein  Gedicht  über  die  Schlacht  von  Fontenoy.  Querini,  der 
für  solche  Höflichkeiten  sehr  empfänglich  war,  antwortete  nicht  nur, 
sondern  Hess  auch    eine  Uebersetzung   des  Gedichts   in  lateinischen 


1)  Lambertinus  bic  est,  Romae  decus  et  pater  orbis, 
Qui  mundum  docuit  scriptis,  virtutibus  omat. 
In    einem   Briefe    vom    10.  Aug.    1745    schreibt   Voltaire:    Je   viens    de 
recevoir  le  portrait  du  plus  joufflu   (pausbackig)    Saint    Pore   que    noas 
ayons  eu  depuis  longtemps.    II  a  Fair  d'un  hon  diable  et  d'un  homme  qui 
sait  h  peu  pres  ce  que  tout  cela  vaut. 


Marquis  d'Argens.    Les  moeurs. 


873 


Hexametern  dracken  and  widmete  diese  den  Jesuiten,  welche  die 
M^moires  de  Trevonx  herausgaben,  zum  Danke  für  die  günstige  Be- 
sprechung seiner  Ausgabe  der  Briefe  des  Card.  Reginald  Polus;  in 
dem  Briefe,  mit  welchem  er  sie  ihnen  übersandte,  heisst  Voltaire 
eximius  vates,  praestantissimus,  ja  divinus  poeta.  Querini  nahm 
diese  Sachen  noch  1756  in  seine  Epistolae  auf  (p.  247.  276.  376). 
Der  Jesuit  F.  Sanvitali  berichtet  in  seiner  Fortsetzung  der  Commen- 
tarii  de  rebus  pertinentibus  ad  Card.  Quirinum,  Brescia  1761,  II, 
120:  Voltaire  habe  1752  dem  Cardinal  ein  Gedicht  geschickt;  von 
den  Freunden,  denen  er  es  zu  lesen  gegeben,  hätten  einige  es  für 
ironisch,  andere  sogar  für  gottlos  gehalten;  der  Cardinal  aber,  qui 
in  externo  cortice  minime  haerebat,  sed  de  Voltairii  animo  ex  pri- 
vatis  ipsius  epistolis,  quas  non  paucas  acceperat,  judicabat,  sei 
anderer  Meinung  gewesen  und  habe  das  Gedicht  sammt  einigen 
Briefen,  quae  de  recta  ac  sincera  ejus  fide  et  de  ejusdem  sensibus 
catholico  homine  dignis  certum  testimonium  omnibus  facerent,  zu 
Brescia  drucken  lassen,  desgleichen  eine  Elegie,  welche  auf  seine 
Veranlassung  der  Jesuit  Joseph  Mari  unter  dem  Namen  Brixianus 
Philopater  Voltaire  gewidmet.  —  Mahomet  und  sechs  andere  Tra- 
gödien gab  1752  der  Jesuit  A.  M.  Ambrogi  in  italienischer  Ueber- 
Fetznng  heraus. 

5.  Jean-Baptiste  de  Boyer,  Marquis  d'Argens,  1704 — 1771 
(A.  D.  B.  1,  521.  Picot  2, 182),  steht  im  Index  als  J.  B.  de  Boyer 
nur  mit  La  philosophie  du  bon  sens,  ou  r^flexions  philos.  sur 
l'incertitude  des  connaissances  humaines,  Haye  1746,  3  vol.,  verb. 
1753  (in  Sp.  1756).  Schon  1742  (in  Sp.  1760)  wurden  von  ihm 
verb.:  Lettres  jnives,  1736,  8  vol.  (nochmals  die  Ausgabe  von 
1738  verb.  1744),  Lettres  cabalistiques,  1737,  7  vol.,  und  Let- 
tres chinoises,  1739,  5  vol.,  —  dann  1757  (in  Sp.  1760)  noch 
Mimoires  secrets  de  la  r^publique  des  lettres,  ou  le  thäatre  de 
lavÄriti,  par  Tauteur  des  Lettres  juives,  1737,  4  vol.  (1744,  7  vol.). 
Ke  Oeuvres  du  marquis  d'Argens  1768,  24  vol.,  stehen  nicht  im 
Index.  —  Noch  unter  Benedict  XIV.  wurde  1757  verb.:  Les 
moeurs.  Bespicere  exemplar  vitae  morumque.  Hör.,  Amst.  (Paris) 
1748,  431  S.  8.  Der  Verfasser  ist  nicht  Diderot,  sondern  der 
mit  diesem  liirte  Advocat  Fran^ois- Vincent  Toussaint  (er  nennt 
sich  in  dem  Buche  Panage),  gest.  zu  Berlin  1772.  Das  Buch  wurde 
schon  1748  auf  Befehl  des  Parlaments  verbrannt.  Toussaint  schrieb 
Eclaircissement  sur  les  moeurs,  1762,  worin  er  gegen  den  Vorwurf 
des  Deismus  protestirt,  seine  Anhänglichkeit  an  die  Religion  be- 
theuert, deren  Pflichten  er  erfülle  und  in  der  er  seine  Kinder 
erziehe,  und  einiges  widerruft^). 

Aus  dem  1.  und  dem  4.  Bande  von  Buffons  Histoire  naturelle 
wollte  die  Sorbonne    1750    14    Sätze  censuriren;    Buffon    kam    der 


1)  Picot  2,  215;  4,  357.  Rocquain  p.  124.  Baumg.  2,  545.  Lettre 
de  M.  Toussaint,  auteur  du  livre  des  Moeurs,  destinee  a  faire  voir  qu'un 
antre  n'est  pas  lui,    Leyde  1750.  ü.  N.  1752,  567. 


874  Irreligiöse  Schriften. 

Censurirang  durch  eine  Erklärung  vom  12.  März  1751  zuvor,  welche 
die  Sorbonne  zufriedenstellte  und  an  der  Spitze  des  7.  Bandes  ab- 
gedruckt wurde  (Picot  2,  236).  1779  wollte  die  Sorbonne  die  1775 
erschienenen  Epoques  de  la  nature  censuriren;  Buffon  beschwichtigte 
sie  aber  nochmals  durch  eine  Erklärung  vom  18.  Mai  1780  (Picot 
3,  4;  Buffon  sagt:  Ich  habe  der  Sorbonne  ohne  Bedenken  alle  Er- 
klärungen gegeben,  die  sie  verlangt«;  wer  anders  handelt,  ist  ein 
Karr.  Correspondant  107,  648).  Die  Indez-Congregation  und  die 
Span.  Inq.  nahmen  von  Buffon  keine  Notiz,  ebensowenig  von  La- 
marck,  Telliamed  (de  Maiilet,  Picot  2,  217)  u.  a.,  auch  nicht  von 
dem  deistisohen  Buche  Les  prinoesses  Malabares  ou  le  c^iibat  phi* 
losopbique,  angeblich  von  Pierre  de  Longue,  welches  1734:  vom 
Parlamente  verb.  wurde  (Picot  2,  133)  und  wogegen  Mosheim  eine 
eigene  Dissertation  schrieb  (Diss.  ad  hist.  eocl.  2,  659). 

Auch  ein  Italiener  ist  hier  zu  erwähnen:  Francesco  Algarotti, 
geb.  1712  zu  Florenz,  seit  1739  eine  Beihe  von  Jahren  am  Hofe 
Friedrichs  des  G-rossen,  von  diesem  1740  in  den  (rrafenstand  erho- 
ben, —  die  Markgräfin  von  Bayreuth  nennt  ihn  einen  der  ersten 
Schöngeister  des  Jahrhunderts,  —  zuletzt  wieder  in  Italien,  t  1764 
zu  Pisa  (A.  D.  B.  1,  340).  Ein  von  ihm  schon  1736  zu  Paris  ver- 
fasstes  Buch,  Le  Newtonisme  pour  les  dames,  erschien  auch  in  ita- 
lienischer Uebersetzung :  II  Newtonianismo  per  le  dame,  ovvero 
dialogi  sopra  la  luce  e  i  colori,  Neapel  1737,  und  wurde  1739  verb. 
Lange  nach  dem  Verbote,  17.  Dec.  1754,  schreibt  Ganganelli  (£eu- 
mont  S.  162)  an  ihn:  „Was  kann  ein  unbedeutender  Philosoph,  ein 
Zögling  des  Scotus,  besseres  thuen  als  sich  die  Lehren  eines  Schrift- 
stellers zu  nutze  machen,  der  den  Newton  den  Damen  bekannt  ge- 
macht hat?  Eine  besonders  anziehende  Philosophie  muss  die  Ihrige 
sein,  der  Sie  einen  so  sanften  und  liebenswürdigen  Charakter  haben. 
Doch  bei  so  vielen  trefflichen  Eigenschaften  möchte  ich,  Sie  wären 
etwas  weniger  Newtonianer  und  etwas  mehr  Christ."  —  Nicht  im 
Index  steht  Alberto  Badicati,  Conte  di  Passerano,  der  während  des 
Streites  des  Königs  Victor  Amadeus  IL  von  Savoyen  mit  der  Curie 
für  jenen  Streitschriften  schrieb,  nachdem  König  und  Papst  sich  ver- 
tragen, an  die  Inquisition  ausgeliefert  werden  sollte  und  von  dieaer 
in  absentia  zum  Tode  verdammt  wurde,  nach  England  floh,  sich  mit 
Collins  und  Tindal  befreundete  und  u.  a.  ein  Recueil  de  pieces  cu- 
rieuses  sur  les  matiöres  les  plus  interessantes,  Bot  1736,  schrieb 
(Cantü  3,  422). 

J.  C.  Dippel,  J.  Chr.  Edelmann  und  andere  deutsche  Freidenker 
stehen  nicht  im  Index. 

7.  Jean-Martin  de  Prades,  Priester  der  Diöcese  Montauban, 
Baccalaureus  der  Sorbonne,  vertheidigte  seine  These  18.  Nov.  1751, 
um  Licentiat  zu  werden.  Sie  war  mit  den  nöthigen  Approbationen 
gedruckt:  Hierusalem  coelesti.  Quaestio  theologica:  Quis  est  ille, 
cujus  in  faciem  Dens  inspiravit  spiraculum  vitae?  [Thise  soutenue 
en  Sorbonne  .  .  par  M.  J.-M.  de  Prades,  Pritre  .  •  .  Amst.  1752. 
91  S.  8.].  Nach  einigen  Tagen  wurde  sie  aber  von  dem  Dr.  Le  Bouge 
der  Facultät  denuncirt  und   von    dieser    15.  Dec.    für   condamnable 


J.  M.  de  Prades.  875 

erklart  und    die    Promotion  suspendirt.     De    Prades  gab    22.    Deo. 
eine  Erklärung    ab,    er    habe    geirrt   n.  s.  w.     Die    Verhandlungen 
über  die  These  wurden  aber  fortgesetzt:    die  von  der  Facultät    er- 
nannte Commission  beantragte  3.  Jan.  1752  die  Censurirung  von  10 
Sätzen ;  darüber  wurde  in  11  Sitzungen  von  146  Doctoren  gesprochen; 
27  Jan.  stimmten  105    für  die  Censurirung  der  Sätze,    83    für    die 
Ausschliessung  de  Prades'  von  dem  Licentiat.    Am  29.  Jan.  erliess  der 
Erzbischof  de  Beaumont  von  Paris  ein  Mandement  gegen  die  These, 
dann  auch  die  Bischöfe  von  Montauban  und  Auxerre,  und  unter  dem  22. 
März  1752    erliess  Benedict  XIV.  ein  Breve   (Bull.  3,  273),    worin 
Foliom  quamplurimas  continens  theses,  quas  in  Sorbona  defendendas 
proposuit  J.  M.  de  Prades,  in  den  üblichen  Formen  verdammt  wird 
als  resp.  falsche,  .  .  .  gottlose,  der  Ketzerei  nahekommende,  ketze- 
rische und  die  Irrthümer  der  Deisten  und  Materialisten  begünstigende 
Sätze    enthaltend.  —   Die    in    Paris  censurirten  Sätze  betreffen    das 
Wesen  der  Seele,  den  Begriff  von  Gut  und  Böse,  den  Ursprung  der 
Gesellschaft,    die    Offenbarung;    besondern  Anstoss  erregte    die  Zu- 
sammenstellung der  Wunder  Christi  mit  denen  des  Aesculap.     Man 
sagte,  Diderot,   dem    de  Prades  einen  Artikel  für    die  EncyclopÄdie 
geliefert,   habe  die    These    redigirt;    wahrscheinlich    hat   der    Abb6 
anter  seinem  Einfluss  die  anstössigen  Sätze  aufgenommen. 

De  Prades  ging  nach  Holland  und  wurde  im  Sommer  1752 
anf  Voltaire's  Empfehlung  La  Mettrie's  Nachfolger  als  Vorleser 
Friedrichs  des  Grossen.  In  Amsterdam  erschien  1752  eine  Apologie 
de  M.  Tabbe  de  Prades  in  3  Theilen,  der  3.  angeblich  von  Diderot^). 
Die  Gegenschriften  wurden  zusammen  gedruckt  in  La  religion  vengde 
des  impi^t^s  de  la  Th^se  et  de  1* Apologie  de  l'abb^  de  Prades,  ou 
recneil  de  9  ecrits  contre  ces  deax  pieces,  Montauban  (Holland)  1754, 
500  S.  12.  (N.  E.  1754,  49).  —  Friedrich  IL  schlug  de  Prades 
1753  zum  Domdecan  in  Breslau  vor.  Der  Fürstbischof  Schaffgotsch 
schrieb  darüber  an  Benedict  XIV.  Dieser  beauftragte  den  Card. 
Tencin  als  Procurator  der  Sorbonne,  diese  darüber  zu  vernehmen, 
and  diese  empfahl,  nachdem  de  Prades  sich  ihrer  Censur  unter- 
worfen, ihn  der  Milde  des  Papstes,  falls  er  förmlich  retractire.  De 
Prades  unterzeichnete  im  J.  1754  eine  ihm  von  Kom  aus  über- 
sandte Ketractation  und  wurde  wirklich  Domdecan,  f  1782^). 


1)  Auch  Abbe  Claude  Yvon  (s.  u.)  wurde  als  Verfasser  oder  Mit- 
arbeiter der  These  und  der  Apologie  bezeichnet,  lieber  de  Prades  s. 
Picot  2,  244.  Rocquain  p.  149.  N.  E.  1751,  208;  1752,  38.  Triuius 
S.  396. 

2)  Piecee  nouvelles  et  curieuses  sur  l'affaire  de  l'abbe  de  Prades, 
Par.  1754,  32  S.  12.  Theiner,  Zustande  der  kath.  Kiche  in  Schlesien,  1862, 
2,  184.  M.  Lehmann,  Preussen  und  die  kath.  Kirche  3,  460.  682.  Theiner 
bezeichnet  de  Prades  als  „geheimen  Verbündeten  der  Jansenisten  und  der 
mit  ihnen  verbündeten  Philosophen",  obschon  die  X.  E.,  das  Organ  der 
^«fansenisten,"  ihn  aufs  schärfste  bekämpften. 


876 


Berlchtigniigen  und  Nachtrige. 

S.  29,  Note  1.  Vorher  veröffentlichte  James  A  Manuduction 
or  Introduction  nnto  Divinitie :  containing  a  Confntation  of  Papist« 
by  Fapists,  throughout  tbe  important  Articles  of  onr  Eeligion;  their 
testimonies  taken  either  ont  of  the  Indices  Expürgatorii,  or  out  of 
tbe  Fatbers  and  ancient  Records,  bat  espeoially  tbe  Mannscript,  Ox- 
ford  1625,  144  S.  4.  Mendbam,  Add;  ^uppl.  p.  4.       •    •         .      ; 

S.  109,  Z.  8  V.  u.  lies:  würfe  174^  vferÜ.,*  stabtf  "abe^  efrst 
seit  Ben.  im  Index. 

S.  128,  Z.  18  V.  n.  Ein  äbnlicbes  Bncb,  nacb  Eypseler  u.  a. 
bearbeitet,  L*^tat  et  les  d^lices  de  la  Snisse,  oa  description  Helvi- 
tique  bistorique  et  giogr.  .  .  .,  Amst.  1730,    wurde  1765  verb. 

S.  148,  Z.  7  V.  n.  Bern,  a  Bononia,  Bibliotb.  scriptorum  Capnc, 
Ven.  1747,  verzeicbnet  unter  Anonymus  sextus  Italus:  Librorum 
bebraicorum  liber  expurgatorius,  in  quo  supra  480  Hebraeorum  libri 
ab  erroribus  et  imprecationibus  contra  Cbristianos  expurgantur,  Man- 
tuae  1696,  als  handsobriftlich  in  der  Vaticaniscben  und  Barberi- 
niscben  Bibliotbek  befindlicb. 

S.  149,  Z.  8  V.  u.  VirtÄ  delli  150  salmi  di  David,  con 
l'espositione  di  molti  santi  padri,  verb.  1684. 

S.    170  Z.    6.  V.  0.  beizufügen:  J.  Tb.  Sprenger,    Erotemata. 

S.  176,  Z.  3  V.  u.  Als  Montaigne  1580  nach  Rom  kam,  wurden 
ihm,  wie  er  in  dem  Journal  de  voyage,  1775,  I,  21?;  IE,  27.  59 
erzählt,  die  Bücher,  die  er  bei  sich  hatte,  zum  Zwecke  der  Bevisiün 
weggenommen,  darunter  auch  die  eben  zu  Bordeaux  erschienenen 
zwei  ersten  Bücher  der  Essais.  Diese  wurden  ihm  nach  einigen 
Wochen  von  dem  Mag.  S.  Pal.  zurückgegeben  mit  der  Expurgation 
eines  französischen  Mönches,  den  der  Mag.  S.  Pal.,  selbst  des  Franzö- 
sischen unkundig,  mit  der  Kevision  beauftragt  hatte.  Der  Mag.  S. 
Pal.  sagte  ihm  aber  später,  er  möge  diese  Censur,  die,  wie  ihm 
andere  Franzosen  gesagt,  mebrere  Dummheiten  enthalte,  nicht  beachten 
und  nur  bei  einer  neuen  Auflage  streichen,  was  er  selbst  trop  licen- 
tieux  finde,  namentlich  das  Wort  fortune. 

S.  236,  Z.  17  V.  u.  TJeber  die  Anträge  auf  Dogmatisirung 
der  Himmelfahrt  Mariae  s.  Martin,  Omnium  Conc.  Vat.  docum.  coli, 
p.  106.     Friedrich,  Yat.  Concil  2,  221. 

S.  283,  Z.  9.  Schon  in  einem  Briefe  aus  Rom  von  1647  bei 
Sommervogel  p.  528  wird  Scotti  als  Verfasser  der  Monarchia  Soli- 
psorum  bezeichnet. 

S.  334,  Z.  3  beizufügen:  Augustae  1620,  34  S.  4.  Mendbam, 
Suppl.  p.  27. 

S.  415  Z.  1  V.  u.  The  Lives  of  the  Saints  coUected  from 
authentick  records  of  church  histoiy,  with  a  füll  account  of  the 
other  festivals  throughout  tbe  year,  London  1729,  4  vol.  4.,  ist 
nach  S.  Halkett  and  J.  Laing,  Dictionary,  von  Richard  Cballoner 
(S.  864),  vielleicht  eine  Bearbeitung  von  A.  Baillets  Werk  (S.  552). 


DER  INDEX 


DER 


VERBOTENEN  BÜCHER, 


EIN  BEITRAG 


ZUR  KIRCHEN-  UND  LITERATURGESCHICHTE 


TOH 


DR  FR.  HEINRICH  REU8CH, 

PR0FER80B  AK  DER  UNITBR8ITÄT  ZU  BONN. 


ZWEITER  BAND. 


ZWEITE  ABTHEILUNG. 


BONN 

VERLAG  VON  MAX  COHEN  &  SOHN  (FR.  COHEN) 

1886. 


J      I 


Iihi^U. 


Seite 

83.  Ansgaben  des  Eömiscben  Index  von  1758  bis  1881     .  877 

84.  Supplemente  zn  dem  spanischen  Index  von  1790     .     *  887 

85.  Staatliche  Indices  nnd  Bücherverbote 892 

86.  Bischöfliebe  Bücherverbote 900 

87.  Irreligiöse  Schriften,  1758— 1800 *     .     .  906 

88.  Anfbebnng  des  Jesuitenordens 919 

89.  Kirchlich-politische  Schriften,  1758—1800 929 

90.  Deutsche  kirchenrechtliche  Schriften,  1758—1800    .     .  940 

91.  Die  Theologen  von  Pavia 956 

92.  Die  Synode  von  Pistoja  1786 966 

93.  Andere  iUlienische    theologische  Schriften,  1758—1800  975 

94.  Die  Andacht  zum  Herzen  Jesu 983 

95.  Moderne  Chiliasten       .     .     .     .    ' 987 

96.  Nicht  theologische  iUlienische  Sfhriften,  1758—1800    .  990 

97.  Französische,    deutsche  und  englische    katholisch-theo- 
logische Schriften,  1758—1800 ".  995 

98.  Schriften  über  das  Cölibatsgesetz        1007 

99.  Die  französische  Revolution 1008 

00.  Das  französische  Concordat  von  1801 1019 

01.  Protestantisch-theologische  Schriften,  1758—1884     .     .  1022 

02.  Schriften  über  die  morgenländische  Kirche,  1758—1884  1028 

03.  Philosophische  und  naturwissenschaftliche  Schriften       .  1033 

04.  Geschichtliche  Schriften 1044 

05.  Bellettristische  Schriften  des  19.  Jahrhunderts     .     .     .  1049 

06.  Itaüenische  Schriften,  1817—48 1054 

07.  Spanische  und  portugiesische   Schriften 1060 

08.  Französische,  holländische  und  englische  Schriften,  1817 
—30 1071 

09.  Schriften  von  deutschen  Katholiken,  1814—45    .     .     .  1080 

0.  F.  de  La  Mennais        1093 

1.  Gallicaner  und  liberale  Katholiken,  1845—1870       .     .  1099 

2.  Hirscher,  Hermes  und  Günther 1112 

3.  Baierische  Schriften 1125 

4.  Die  Revolution  von   1848 1132 

5.  Rosmini  und  Gioberti        1135 

6.  Traditionalismus  und  Ontologismus 1145 


lY  Inhalt. 

117.  Mariologie 1152 

118.  Die  B5mi8ohe  Frage        1158 

119.  Das  Yaticanische  CoDoil 1171 

120.  Commnnisten  nnd  Socialisten 1179 

121.  MagDetismns  nnd  Spiritismas 1181 

122.  Französiscbe  Schriften,  1835—84 1183 

123.  Italieniflohe  Schriften,  1840—84 1192 

124.  Americanische  Schriften        ,     .  1200 

125.  Zeitungen 1205 

126.  Schluss 1206 

127.  Berichtigungen  und  Nachträge  asum  ersten  nnd  zweiten 
Bande. 1219 


j 


Ausgaben  des  Rom.  Index  von  1758  bis  1881.  877 


83.    Ausgaben  des  RomiscUoii  Indßx  von  1758  bis  188L 

Der  Index  von  1758  (S.  38)  iat  die  Grandlage  aller  seit- 
itv^  erschienenen  Ausgaben  des  RönUscbeo.  Index,  pie  neuen 
Bfteberyerbote  wurden  von  Zeit  zu  Zeit  in  Appeudicesi  za  der 
letzten  Ausgabe  zusammengestellt  und  in  den  neuen  Ausgaben 
in  das  Alphabet  eingereiht.  Die  neuen  Ausgaben  wur^ep  von 
dem  zeitigen  Secretär  der  Index-Congregation  besorgt,  von  dem 
jedesmal  ein  Vorwort  beigefügt  ist,  das  sieh  aber  immer  an  das 
Ton  Ricchini  in  der  Ausgabe  von  1758  ansehliesst. 

Zu  dem  Index  von  1758  erschienen  in  der  Druckerei  der 
apostolischen  Kammer  Appendices  in  den  Jahren  1763,  1770 
und  1779^).  Mehrere  handliche  und  correct  gedruckte  Ausgaben, 
welche  nach  den  Titelblättera  1758—1770  in  der  Cameral- 
Drackerei  gedrackt  sein  sollen^),  —  die  hübscheste  ist  die  von 


1)  Indicis  libronim  prohibitorum  Appendix,  in  qua  recensentur  dein- 
ceps  proscripti  post  annnm  1757  usque  ad  diem  17.  Jan.  a.  1763;  am 
Schlüsse:  Romae  1768,*  Ex  typogr.  Rev.  Cam.  Apost.  (Oxford)  8  S.  8. 

Indicis  1.  p.  Appendix  altera,  in  qua  .  .  .  proscripti  post  primam 
Appendicem  usque  ad  diem  26.  Martii  a.  1770;  am  Schlüsse:  Romae  1770,* 
Ex  typoffr.  .  .  . ,  15  S.  4.  und  16  S.  8. 

Indicis  1.  p.  Appendix  tertia,  in  qua  .  .  .  a  die  8.  Dec.  a.  1770  ad 
diem  14.  Maji  a.  1779. 

Appendix  ad  Indicem  1.  p.  a  mense  Novembri  1757  usque  ad  totum 
mensem  Martii  1759,*  3  nicht  paginirte  S.  8.,  wird  von  Bonfilius  nicht  er- 
wähnt, ist  also  keine  amtliche  Ausgabe. 

2)  Index  librorum  prohibitorum  Sanctissimi  Domini  nostri  Bene- 
dicti  XIV.  Pontificis  Maxim i  jussu  recognitus,  atque  editus.  Romae  1758,* 
Ex  Typographia  Rev.  Camerae  Apostolicae.  Cum  Summi  Pontificis  privi- 
legio.  LVI  und  320  S.  8.  (Reusch).  Mitten  auf  der  Seite  819  beginnt  No- 
vissima  Appendix.  Ab  anno  1758  usque  ad  totum  Mensem  Martii  1759 
(nicht  alphabetisch).  Es  ist  also  ein  1759  erschienener  Nachdruck. 

Index  .  .  .  editus.  Editio  postrema  ceteris  ornatior  cum  addita- 
mentis.  Romae  1761*,  Ex  .  .  .  privilegio.  Unter  diesem  Titel  sind  drei 
Ausgaben  erschienen:  a.  232  S.  breit  8.  (Freiburg),  —  b.  232  S.  gewöhn- 
lich 8.  (Reusch),  —  c.  LVI  und  322  S.  8.  (München  K.).  Alle  drei  ent- 
hsdten  Novissima  Appendix  Ab  anno  1758  usque  ad  diem  primam  Mensis 
Septembris  1760  (nicht  alphabetisch;  a  und  b  S.  230— 232,  c  S.  819—322). 

Index  .  .  .  additameutis.  Romae  1764*,  Ex  .  .  .  privilegio.  232  S.  8. 
(Freiburg).  Darin  S.  223:  Indicis  novissimi  1.  p.  App.  in  qua  recensentur 
deinceps  prohibiti  post  a.  1757.  usque  ad  diem  27.  Febr.  1764  (alpha- 
betisch). 

'    Index...  editus.  Cum  Appendicibus.  Romae,  1770*.  Ex  Typographia 
Bev.  Camerae  Apostolicae.  Cum  Summi  Pontificis  privilegio.  XXXVIII  und 

Reusch,  Iudex  II  56 


878  Ausgaben  des  Rom.  Index  von  1768  bis  1881. 

1770,  —  sind  dagegen  auswärtige,  und  zwar,  wie  die  Verschieden- 
heit der  Typen  zeigt,  aus  verschiedenen  Druckereien  hervorge- 
gangene Nachdrucke.  Denn  Hyacinthus  Maria  Bonfitius  sagt 
in  der  Vorrede  zu  der  von  ihm  besorgten  Ausgabe  von  1786^), 
jene  drei  Appendices  seien  zu  der  jetzt  fast  vergriffenen  Aus- 
gabe von  1758  erschienen,  und  erwähnt  keine  zwischen  1758 
und  1786  erschienene  Römische  Ausgabe.  Ein  Nachdruck  mit 
richtiger  Angabe  des  Druckortes  erschien  1788  zu  Parma ^). 

Zu  der  Ausgabe  von  1786  erschienen  fünf  Appendices"). 
Sie  wurde  1787  und  1806  nachgedruckt^). 

Die  erste  im  19.  Jahrhundert,  1819,  erschienene  amtliehe 
Ausgabe  hat  ein  Vorwort  von  Alex.  Angelicus  Bardani*).   Die 


320  S.  8.  P.  297:  Indiciß  Hbr.  prob.  Appendix  .  .  .  (bis  27.  Febr.  1764, 
wie  in  der  Ausgabe  von  1764) j  p.  807:  Indicia  nov.  libr.  proh.  Appendix 
altera  .  .  .  (bis  26.  März  1770,  wie  oben  Note  1). 

1)  Index  Librorum  probibitoram  Sanctissimi  Domini  nostri  Pii  Sexti 
Pontiücis  Maximi  jussu  editus.  Romae  1786.  ExTypographiaRev.  Camcrae 
Apostolicae.  Cum  Summi  Pontificis  privilegio.  XLIV  und  323  S.  8.*  (S.  320 
leer,  S.  321 — 323  alphabetische  Apendix,  die  während  des  Druckes  ver- 
verbotenen Bücher  enthaltend).  Die  Angabe  A.  J.  P.  2,  2660:  Pias  VI. 
habe  1786  Bonfili  beauftragt,  eine  neue  Ausgabe  zu  machen,  diese  sei  aber 
der  ungünstigen  Zeitverhältnisse  wegen  erst  1806  erschienen  (s.  Note  4), 
ist  unrichtig. 

2)  Index  . . .  editus  (wie  S.  677,  N.  2).  Adjectis  in  fine  hujus  editionis 
Appendicibus  librorum  novissime  prohibitorum.  Parmae  1783.  Apud  PhiL 
Carmignani  typographum  ex  privilegio  S.  R.  C.  (Göttingen).  P.  294—300 
steht:  Indicis  novissimi  1.  p.  appendix  ...  17.  Jan.  a.  1763;  p.  302 — 815: 
Indiois  nov.  1.  p.  app.  altera  .  .  .  26.  Martii  a.  1771.  Dann  folgt  mit  neuer 
Paginirung  Ad  Ind.  nov.  1.  p.  App.  tertia  ...  14.  Maji  a.  1779,  12  S. 
Büigebunden:  Libri  novissime  prohibiti,  3  nicht  paginirte  Seiten. 

3}  Das  sagt  Bardani  in  der  Ausgabe  von  1619.  Eine  Appendix  von 
1790,  6  Bl.  8.,  und  eine  von  1796,  5  Bl.  8.,  finden  sich  in  Exemplaren  der 
Ausgabe  von  1786,  —  eine  App.  vom  16.  Juli  1808  bis  30.  Sept.  1817  (Komae 
1818)  bei  Petzh. 

4)  Index  .  .  .  editus.  In  hac  editione  adjecti  sant  suis  in  locis  libri 
novissime  prohibiti  usque  ad  a.  1787,  Romae  1787*  (ohne  Angabe  der 
Druckerei).  XL VIII  und  287  S.  8.  Die  in  der  Appendix  der  Aasgabe  von 
1786  stehenden  Bücher  sind  in  das  Alphabet  eingereiht. 

Index  .  .  .  editus;  et  sub  Pio  Septimo  ad  annum  usque  MDCCCVI 
continuatufl.  Romae  1806*.  Ex  Typ.  u.  s.  w.  XLIV  und  340  S.  8.  P.  387: 
Appendix,  in  qua  recensentur  Libri  proscripti  ab  Anno  1800  usque  ad 
diem  9  Deoembris  Anni  1806  (die  in  den  früheren  Appendices  stehenden 
sind  also  in  das  Alphabet  eingereiht);  p.  339:    In  locum  suum  reponendi. 

5)  Index  librorum  prohibitorum  Sanctissimi  Domini  nostri  Pii  Sep- 
timi  Pontificis  Maximi  jussu  editus.  Romae  1819.  Ex  Typographia  Bev. 
Camerae  Apostolicae.  Cum  Summi  Pontificis  privilegio.  1  B},  XUV  und 
844  S.  8.  P.  343:  Appendix  in  qiia  recensentur  libri  proscripti  post  in- 
choatam   novissimam    hanc  editionem    —    Ein  Nachdruck   hat  deuselbeo 


^[ftbeii  des  ttöm.  Index  von  1768  bia  läSl.  879 

in  Ausgaben  ersehieneD  mit  einam  Vorwort  von 
linuB  Degola  unter  Gregor  XVI.  1835i)  und  1841=). 
iQu  drei  Ausgaben  gibt  es  Nachdrucke,  die  aber 
uigabe  dea  richtigen  Drackortes  erschienen  sind, 
BrOssel")  und  mit  päpstlicher  Erlanbniss  zu 
iBza''),  Monreale   in  SiciHen*)   und  Neapel').    In 


librorum    prohibitorum    SaDctissiini   Doinini    noetri    Gre- 
ificiB  Haximi  jussa  editus.  Romae  1S3S.  Ex  Typ.  u.  a.  w., 
..  T^L  die  I  S.  220  ftngeführte  Schrift  von  J.  Mendham. 
.  .  wie  Note  1,  nar  Romae  1811.*  2  DI.  422  S.  8. 
;ue  dea  ouvrage«  mia  i,  l'Index.   fariB,  Imprimerie  eccl£sia- 
Riuand  1825.*  1  Bl.  LXI  u.  301  S.  8-  Abdruck  der  Römiicben 
L9  mit  Einfügung  der  später  verb.  Bücher  in  das  Alphabet, 
iiberaeheu  eind.  Voraasge schickt  sind  ein  Avis  da  l'editeur 
reve  Benedicts  XIV.  und  die  Vorreden  von  Bicchini  und  Bon- 
er franeÖBiBcher  Uoborsctinnfj.     In  einer  buch- 
der  letzten  Seite  heiist  ei:  dieser  Index  werde 
ben  Verlag  erecbieneDen  Sammlung  Le  Propa- 
les  diriger  dans  le  choii  de  leura  bibliotböques. 
id   dieser  Sammlung.    —    Eine  blosse  Titelaus- 
vrageB  mis  ä  l'Iudei,  contcnant  le  nom  de  tous 
i  Coar  de  Rome  depuia  l'invention    de  l'impri- 
lea   datea  des  d^crele   de   leor  oondamnation. 
]  {Mendbani  p.  266.  861),  wahrecheinlich  anch 
ein  Abdruck  der  Aoegabe  von  I62S  ;  Catalogne 
ndamnation,  3.  Edition,    Bruxelles    1828    (Hey- 
leohter)  Abdruck    der  Mechelner  Ausgabe    von 
1  Dictionnaire  des  her^sies  .  ,  .  publie    par  M. 
[f,  905— 1254  (ä.  831). 

pnrohibitorum  juxta  exemplar  Romanum  juasu 
iditnm  anno  1835.  Acoesserunt  suis  locis  nomina 
a  ad  hano  diem  damnati  fuere.  Muohliniae,  P.  J.  Hauioq, 
>.  Mecbl.  1888.  2  Bl.  L  und  30ä  3.  8.  Ih  einigen  Exem- 
0  oder  1830  statt  1836  (Uendbam  p.  61.  Heymana  p.  174). 
.  Mechliniae  1843. 

.  Mecfaliniae,  H.  Dessaio,  aucceuur  P.  3.  Hanicq,  Summi 
ingregationis  de  Propaganda  fide  et  Arehiep.  Mechl.Typo- 
j  and  370  S.  8. 

.  anno  1841.  Accesserunt  .  .  .  Mechliniae,  H.  Desiain  .  .  . 
und  287  S.  8.  Dazu  Supplenientum  ad  Indicem  1.  p.  23. 
0,  Sept.  1864  (11  S.)  und  13.  Oct.  1864  —  11.  Juni  1866 
babetisch). 

.  .  .  Romae  1841  (wie  Note  2).  Cum  Summi  Pontificis 
oue  Modoetiae  1850  recnsoa  ex  typogr.  Institati  Paulino. 
io  Aug.  Comaggia  Bamabita  direoti.  357  S.  8. 
librorum  prohibitorum  SS.  Domiui  nostri  CIregorii  XYI 
ai  JDSsu  edituB  Romae  1841.  Monteregali  1852*  Excudebat 
ipresaor  Episoopalia  cum  speciali  approbatione  Summi  Pon- 
74  S.  8.  —  S.  449  beginnt  Appendix  librorum  proh.  adie 
MO  ad  ß  septerobris  1852.  Am  Schlüsse  S.  470  steht:    Ap- 


m 


Aüsgaisen  des  Rom.  tndex  von  1758  bis  1881. 


Rom  wnr^e   zn   der  Ausgabe  von  1841  eine  bis  znm  22.  Aug. 
1851  gehende  Appendix  gedruckt^). 

Unter  Pins  IX.  erschienen  zwei  Ausgaben,  1855*)  und 
18778),  gehon  1881  die  erste  unter  Leo  XIII.  veröffentlichte*), 
alle  drei  mit  einem  Vorwort  von  Hieronymus  Pins  Saocheri. 
Die  letzten  Ausgaben  sind  in  grösserm  Octavformat  gedruckt 
als  die  früheren  und  sehr  elegant  ausgestattet.  Die  Zahl  der 
Druck-  und  Redactionsfehler  ist  aber  seit  Benedict  XIV.  vor 
und  nach  wieder  sehr  angeschwollen. 

1.  Das  Hauptverdienst  an  den  Verbesserungen  des  1758  er- 
schienenen Index  kommt  nächst  dem  Papste  ohne  Zweifel  dem  P. 
Thomas  Augustinus  Riochini  zu,  der  1749,  als  J.  A.  Orsi  zum  Mag. 
S.  Pal.  befördert  wurde,  Secretär  der  Index-Congregation  wurde. 
1756  wünschte  Benedict  XIV.,  er  möge  zum  General  der  Domini- 
caner gewählt  werden;  er  wurde  aber  nicht  gewählt,  weil  er  als 
jesuitenfreundlich  verdächtigt  wurde '^).  Als  Orsi  1759  Cardinal 
wurde,  wurde  ßicchini  Mag.  S.  Pal.  —  Nach  Zaccaria  p.  188  haben 
an  der  Berichtigung  der  Fehler  in  dem  Index  die  Gardinäle  Fran- 
cesco Landi,  Fortunato  Tamburini  und  Antonio  Andrea  Gralli  ge- 
arbeitet. Aber  Landi  und  Galli  nennt  Zaccaria  wohl  nur,  weil  sie 
nach  Querini  Präfecten  der  Index-Congr.  waren.  Von  Tamburini 
sagt  er,  er  sei  einige  Monate  lang  bei  dieser  Arbeit  durch  den 
Abate  Pierluigi  Galletti  unterstützt  worden.  Ricchini  wurde  bei 
der  Eedactionsarbeit  nach  Zaccaria  von  drei  Consultoren,  dem  Abate 
Michelangelo     Monsacrati ,     dem    Olivetaner  -  Abt    Franc.    Caroclli 


pendix  altera,  in  qua  opera  omnia  recensebuntur  quae  in  Indioem  1.  p- 
S.  Sedes  Apost.  per  annum  referenda  mandabit,  ex  hac  eadem  typogra- 
phica  officina  singulis  annis  prodibit.  Meinem  Exemplare  sind  beige- 
bunden: Appendix  I.  p.  a  die  6  sept.  1852  ad  mensem  junium  1868,  14  S., 
und  App.  1.  p.  a  die  6  sept.  1852  ad  diem  28  jun.  1868.  (Adduntar  non- 
nuUi,  bac  stellula*  notati,  in  Monregalensi  editione  omissi,  eo  quod  deei- 
derabantur  in  exemplari,  ex  quo  haec  fuit  deprompta),  22  S. 

7)  Index  1.  p.  Gregorii  XVI.  P.  M.  jussu  editus.  Editio  norissima. 
Neapoli  1858.  8.  (bis  1853). 

1)  Correspondance   de  Rome,    Tome  8  ^(Liege  1856),  p.  61. 

2)  Index  librorum  probibitomm  Sanctissimi  Domini  nostri  Pii  IX. 
Pont.  Max.  jussu  editus.  Diese  Ausgabe  wird  bei  Fessler  S.  170  erwähnt. 

8)  Index  .  .  .  editus.  Editio  novissima  in  qua  libri  omnes  ab  Apo- 
stolica  Sede  usque  ad  annum  1876  proscripti  suis  locis  recensentar. 
Romae,  ex  typographia  polyglotta  S.  C.  de  Propaganda  Fide  1877*.  LI 
und  852  S.  8.  Meinem  Exemplar  ist  beigebunden:  Appendix  1.  p.  a  die 
17.  Dec.  1877  usque  ad  diem  8.  Febr.  1879,  2  Bl.»  alphabetisch. 

4)  Index  librorum  prohibitorum  Sanctissimi  Domini  nostri  Leonis  XIII. 
Pont.  Max.  jussu  editus.  Editio . .  .  ad  annum  1880  proscripti ....  1881*. 
LI  und  860  S.  8.  Dazu  eine  Appendix .  .  .  usque  ad  mensem  Maii  1884 
inclusive,  5  S. 

5)  Reumont,  Ganganelli  S.  214.    Le  Bret,  Mag.  8,  411. 


Aoigabe  von  1758.  861 

«nitSD    Pietro   Lazeri,    aateretUtzt.     Die  Correctnr   be- 

loderer    CoDsoltor,    der    Lateranensiscbe  Chorherr  Gio- 

^arelli. 

:htigeren  Aenderangen    worden  auf  Anregung  und  mit 

:  des  Papstes  in  Sitzungen  der  fndex-Congr.  (namentlich 

>7)   beechlosten.     So    die  Weglassong    dee    allgemeinen 

Copemicaniscben  Schriften  (S.  395),  das  Verbot  sämmt- 
I  vieler  Schriftsteller  (S.  88)  und  aSmmtlicher  Theile 
e,  von  denen  bis  dabin  nur  einzelne  verboten  waren '), 
ieniDgen  bei  Fapebrocbius  (S.  274)  und  Natalis  Ale- 
83),  wahrscheinlich  auch  die  Weglaeaung  des  Verbotes 
)artioulareB  (S.  79),  der  Schriften  über  den  Streit  Pauls 
idig  (S.  330),  des  französischen  Messbuches  (8.  540) 
riften  des  Card.  NoaiUea  (3.  726). 
)gla«siiBg  anderer  Sohriftea  kann  auf  einem  Versehen 
ICanobe  siod  nicht,  wi«  man  gemeint,  weggelassen,  aon- 
ndere  Schlagwörter  gestellt,  namentlich  vielfach  anter 
ler  VerfiiBser^),  wie  denn  solche  Umstellungen  auch  in 
ces  vorkommen.  Einige  Schriften,  die  in  den  früheren 
h  Versehen  weggelassen  waren,  wurden  eingereiht*), 
der  Nota  (S.  38)  steheuden  und  manche  von  der  Ahlass- 

verbotene  (S.  15).  Bei  einigen  Bttchem  wurde  d.  c, 
bsichtlioh,  bald  durch  ein  Verseheu,  weggelassen,  bei 
efiigt'').  —  Die  bei  Alex,  oft  sehr  unvollständig  und 
;egebenen  Bfichertitel   sind  vielfach  vervollständigt  and 

die  in    den    späteren    Indices    und  Appendices  oder  in 


otheca,  Bibliotheqne  (S.  166),  Dupin,  Bibliolh^iie  (S.  G86), 
)ur  (S.  421),  NnuTellei  ecol.  (S.  760),  Thiers,  Snpentitione 
imonies  (S.  866).  Auch  von  Thuanus  (S.  193)  wurden  10. 
B  Theile  verb.  und  von  Thomas  Ittig  (1643—1710),  von 
De  baeresiarohis  aevi  aposlolici  et  apostolico  proxinii  dissert., 
torioe  ecci.  primi  saecult  selecta  capita,  1709,  verb.  waren, 
sl.  ae«undi  Haeo.  sei.  cap-,  1711. 

c^ia  delle  chiese  rif.  (S.  13S),  Confessione  di  fede  (S.  70), 
bro  (S.  16),  Moriana  (S.  843),  Orbini  (S.  79),  Ottieri  (S.  787), 
i). 

bron  (8.  464),  Alberti  (S.  636),  Andrewes  (S.  330),  Labbe 
ez  (S.  264),  Sooofa  (S.  306),  Swaen  (S.  717),  Athanasins,  Mo- 
Weislinger. 

le,  du  Chesne,  Criai»,  Dunoyer,  Fleury  (Cat^chisroe),  Gery, 
le,  Laoalellu«,  Morhof,  OnderwijB,  Oibom,  Relation  (S.  743), 
>za  (S.  609),  Storia  dclla  chieis.  Ein  Decret  hat  auch  Ben. 
82). 

^lassen  bei  Saliceti  und  Vanini,  beigefügt  bei  Annatus,  Ars- 
'abridna  (Bibliotbeca),  Jnenin,  Visoardog. 
tissement  (S.  623).  Tesoro  (S.  197).  Verde  (S.  601).  Eine 
bei  Cb^las  (ä.  677),  Acnderungen  bei  Marca  (S.  368)  und 
797).  Einige  Bücher  bat  Ben.  ebensowenig  identifioiren 
:h:  Amor  «acer,  verb.  1624;  Guil.  Doresses,  Liber  contra 
ositiones  Joannis  Dominici  (seit  Ben.  Franoisoi)  Angli,  gal- 


882 


Ausgabon  des  Rom.  Index  von  1758  bis  1881. 


den  Decreten  vollständig  angegebenen  Titel  dagegen  vielfach  abge- 
kürzt. Diese  Aendemngen  sind  in  der  Kegel  zweckmässig  oder 
doch  irrelevant,  mitunter  aber  unzweokmässig,  in  einigen  Fällen 
unriobtig  oder  insofern  willktirlicb,  als  von  Büchern,  von  denen  in 
den  Decreten  nnr  bestimmte  Ausgaben  oder  einzelne  Theile  verboten 
waren,  nun  bei  Ben.  alle  Ausgaben  oder  Theile^)  als  verboten  er- 
scheinen. Eine  andere  nicht  lobenswerthe  Abkürzung  ist,  dass  in 
der  Regel  nicht  angegeben  wird,  ob  ein  Buch  von  der  Index-Congr. 
oder  von  der  Inq.  Fer.  V.  oder  lY.  oder  von  dem  Magister  S.  P. 
verboten  worden.  So  behalten  neben  Ben.  die  älteren  Indices,  die 
dieses  angeben,  noch  immer  ihren  Werth.  Bei  einigen  Verboten  hat 
Riech ini  das  Datum  des  Verbotes  nicht  constatiren  können ;  er  citirt 
dann  Ind.  Innoc  XL,  z.  B.  bei  Barro  (I  S.  395),  oder  App.  Ind. 
Clem.  XL,  z.  B.  bei  Idea  (S.  420).  —  Auch  sonst  kommen  noch 
allerlei  Fehler  vor*);  sie  sind  aber  wenig  zahlreich  und  unbedeu- 
tend in  Vergleich  zu  den  Fehlem  älterer  und  neuerer  Indices. 

2.  Was  bei  Ben.  vor  dem  eigentlichen  Index  steht,  ist  in 
allen  späteren  Ausgaben  unverändert  abgedruckt.  In  der  Ausgabe 
von  1835  wurden  zwei  Stücke  beigefügt:  1.  Mandatum  LeonisXIT. 
additum  decreto  S.  Congreg.  die  26.  Martii  1825:  Seine  Heiligkeit 
hat  befohlen,  alle  Patriarchen,  Erzbischöfe,  Bischöfe  und  anderen 
kirchlichen  Vorgesetzten  an  di^vor  dem  Index  stehenden  Trienter 
Regeln  und  die  Zusätze  dazu  von  Clemens  VIIL,  Alexander  VII. 
und  Benedict  XTV.  zu  erinnern,  damit  sie,  weil  es  ganz  unmöglich 
ist,  alle  ^inaufhörlich  erscheinenden  schädlichen  Bücher  in  den  Index 
zu  setzen,  dieselben  kraft  eigener  Autorität  den  Händen  der  Gläu- 
bigen zu  entreissen  sich  bemühen  und  diese  darüber  belehren,  welche 
Nahrung  (quod  pabuli  genus)  sie  als  heilsam,  welche  als  schädlich 
und  todbringend  anzusehen  haben,  damit  sie  bei  der  Wahl  der  Nah- 


lice  editus,  verb.  1623;  Acta  conferentiae  coeptae  Senae  et  oontiuuatie 
üzetiae  et  Gratianopoli  m.  Sept.  1607»  publicata  per  Barth.  Recend, 
pastorem  ecclesiae  de  Merindol,  contra  jactantias  Fr.  Hilarii  Capncini, 
verb.  1609  (im  Decrete  steht  dabei:  gallice)^;  Steph.  Verrus,  Oratio 
panegyrica  habita  in  assumptione  D.  D.  Joseph  Michaelis,  cujus  initium: 
Immcnsus  curatur  oceanus,  verb.  1G80. 

1)  unrichtig  ist  die  AendtTung  bei  Melville  (S.  196),  Swedenborg 
(S.  118)  und  Theologie  morale  (S.  491).  Von  Castoriensis  war  nur  die 
erste  Angabe  verboten  (S.  536;  vgl.  Sectanus  S.  797  und  Croiset  §  94), 
von  Arthus  nur  einige  Bände,  von  der  Morale  pratique  nur  die  zwei  ersten 
(S.  491).  Der  bei  der  letztern  Aenderung  gegen  den  Jesuiten  Lazeri  ge- 
äusserte Verdacht  könnte  auf  die  Weglassung  Mariana's  (S.  343)  and  auf 
Calendarium  Tirnaviense  ad  a.  1721  .  .  .  opera  cujusdam  Astrophiii 
ausgedehnt  werden;  in  den  älteren  Indices  steht  Astrophili  e  Soc.  Jesu  in 
Archiepisc.  üniversitate  Timav. 

2)  Bona  (S.  520),  Confessio  und  Professio  (S.  529),  Dudone  (S.  6,J3), 
Pithou  (S.  361),  Raynaud  (S.  441),  üsserius  (S.  119)^  Vargas  (S.  439).  - 
Irrthümlich  sind  die  Fehler  bei  Casaubonus  8.  120,  Christelycke  S.  529, 
Maimbourg  S.  585  als  schon  bei  Ben.  vorkommend  angegeboi;  sie  finden 
sich  erst  in  den  neueren  Indices. 


iwre  AuBgaWa.  Äuctur  laudabiliUir  se  aubji^t,  883 

rcb  deD  Sehein  angelockt  nnd  daroh  den  Reiz  irrege- 
).  —  2.  UonitDm  der  h.  Congregatiou  vom  4.  Mars 
■  Congregation  erinnert  alle  Patriarcben,  Erzbiscköfe, 
inarien  und  Local-iiiqntsitoren  an  die  Beatimmnng  der 
Bgel:  Die  Bücher  der  Ketzer,  irelche  ex  profeHso  über 
^ln,  werden  durcbaiiB  verboten,  und  an  die  Bestimmung 
>tion  Clemens'  YIII.  I,  6:  Von  alten  Bücher o,  die  von 
iken  Stahle  verboten  sind,  sind  anch  alle  Uebereetzun- 

—  In  dem  Index  von  1841  kam  das  Monitam  über 
letrangen  (S.  852)  hinzu,  in  dem  vtm  1877  eine  Ad- 
a  aber  die  Modificationen  der  Strafoe Stimmungen  durch 
1  J.  1869  (I,ä.  74)  und  eine  Deolaratio  bezüglich  der 
die  Immaculata  Conoeptio  (S.  282).      Das  Uonitum  in 

Gregors  XVI.  vom  8.  Mai  1844,  dass  man  auch  die 
X  stehenden  allgemeinen  Regeln  und  päpstlichen  De- 
iteo  und  darum  sich  nicht  nor  vor  den  in  dem  Index 
,  sondern  anoh  vor  den  unter  Jene  allgemeinen  Vor- 
aden  Büohem  zu  htlten  habe,  ist  nicht  in   den   Index 

reta  generalin  sind  seit  Ben.  nicht  vermehrt  worden, 
seitdem  mehrere  allgemeine  Verbote  erlassen  worden, 
ta  generalia  ganz  analog  sind;  sie  stehen  aber  entweder 
ichen  Index,  —  eines  nnter  Libri  (omnes  incredolorum), 
Uen,  wo  man  sie  nicht  sucht,  das  Verbot  der  spiri- 
her  noter  Matter,  —  oder  sie  werden  im  Index  gar 
lioh  erwähnt,  wie  das  allgemeine  Verbot  der  Schriften 
erroyers  (S.  812),  der  Synode  von  Piatoja  und  der 
tbera  und  der  Schriften  der  Garbonari  (S.  801). 
cbtliche  Weglaasnng  des  Namens  des  Verfassers  eines 
lobes  (S.  40)  kommt  in  den  neaeren  Indioes  nur  bei 
jur  vor. 

rmel,  welche  erst  nach  Ben.  im  Index  vorkommt,  ist: 
iliter  se  snbjecit  et  opus  sunm  reprobavit.  Wenn  ein 
Inquisition  oder  der  Index-Congregation  wegen  haere- 
verdamrat  wird,  ho  begründet  ja  das  Tortragen  dieser 
n  Grnndsätzen  der  Inq,  gegen  den  Verfasser  den  Ver- 
iresie,  und  die  Zurücknahme  der  Sätze  oder  die  Ver- 
'erbotenen  Buches  sichert  den  Verfasser  gegen  ein  Eiu- 
Inq.  gegen  ihn  als  einen  der  Haereaie  Verdächtigen^). 


aorat  rom  ^.  März  1825  ist  das  zweite,  welches  uatur 
»rt  wurde;  dem  Vermerk  über  die  BeBtäLtguug  dcBselbeu 
ebenda  Mandat  mit  Insuper  Sauutitas  Sua  niaudavit  ange- 
Bs  Monitum  vom  1,  März  16^8  atobt  in  einem  Decrete  von 
]:nt«r  dem  Verzeichuie«  der  verbotenen  BÜcber,  vor  dem 
die  räpstlicbe  Bestätigung. 

Da  Deorote  der  Index-Congrc^ation  vom  16.  März  1614, 
her  von  R.  Widdrington  im  Auftrage  des  Papates  ver- 
findet sich  der  Satz:  Ac  nisi  illorum  auctor  quamprimum 


884 


Ausgaben  des  Böm.  Index  vou  1768  bis  1881. 


Es  ist  aber  Sitte  geworden,  dass  auch  die  Verfasser  solcher  fifioher, 
welche  nicht  ausdrücklich  aus  dem  genannten  Grrunde  verboten  wür- 
den, wenn  man  rücksichtsvoll  gegen  sie  verfahren  will,  vor  der  Ver- 
öffentlichung des  Verbotes  davon  in  Kenntniss  gesetzt  werden  and 
dass  dann  das  Verbot  erst  nach  dem  Eintreffen  ihrer  Erklärang  mit 
Beifügung  jener  Formel  publicirt  wird^).  In  neuerer  Zeit  erwartet 
mau  aber  in  ßom,  dass  auch  solche  Katholiken,  die  erst  durch  die 
Publication  aus  den  Zeitungen  oder  sonstwie  das  Verbot  ihres  Buches 
erfahren,  die  Erklärung  einsenden,  dass  sie  sieh  unterwerfen,  und  es 
wird  dann  in  einem  spätem  Decrete  der  Index-Ck>ngr.  die  Unter- 
werfung erwähnt^)  und  auch  in  den  Index- Ausgaben  Anctor  laud. 
etc.  beigefügt,  —  freilich  ohne  Datum,  so  dass  aus  dem  Index  nieht 
zu  ersehen  ist,  ob  die  UnterwerfuQg  vor  oder  gleich  nach  oder  mehr 
oder  weniger  lange  nach  der  Publication  des  Verbotes  erfolgt  ist 
Die  regelmässige  Formel  ist  die  oben  angegebene :  Auetor  laudabiliter 
se  subjecit  et  opus  (opusculum)  reprobavit^).  Steht  eine  andere 
Formel,  so  hat  das,  wenigstens  in  neuester  Zeit,  einen  besondem 
Grrund.  Namentlich  bedeutet  das  einfache  Auetor  (laudabiliter)  se 
subjecit  immer,  dass  der  Verfasser  eine  Erklärung  abgegeben,  in 
welcher  er  zwar  dem  Verbote  sich  unterwirft«,  das  Buch  aber  nicht 
auch  selbst  für  verwerflich  erklärt. 

Im  18.  Jahrb.  wird  die  Unt-erwerfung  (unter  ein  Deoret  der 
Inq.)  nur  bei  Oberhauser  1764  und  Barzi  1766  erwähnt.  Die  Un- 
terwerfung unter  Index-Deorete  wird  z.  B.  bei  Febronius,  Nanna- 
roni  und  delMare  nicht  erwähnt  (ein  Beispiel  von  der  Verweigerung 
der  Unterwerfung  haben  wir  bei  Stattler).  Im  19.  Jahrh.  wird  die 
Unterwerfung  zuerst  bei  Ganzetti  1804  erwähnt,  dann  bei  Borsini 
1821,  Dissertazione  und  Spettatore  1824  (hier  kommt  zuerst  die 
vollständige  Formel  vor).  In  einem  Decrete  von  1838  steht  zum 
ersten  Male  am  Schlüsse:  Auotor  opusculi  Una  lezione  .  .  .  prohi- 
biti  decreto  4.  Jul.  1837  opus  laudabiliter  reprobavit;  von  1844  an 


i 


.     i: 


8686  purgaverit,  ceosuris  ac  aliis  poeni8  ecclcsiasticis  intelligat  se  omnino 
coercendum  (S.  833).  Ein  ähnlicher  Sat2  kommt  in  einigen  späteren  De- 
creten  der  Inquisition  vor,  S.  377.  412.  465,  aber  nie  in  einfachen  Index- 
Decreten. 

1)  Rosmini,  Güntheri  Ginzel. 

2)  Ventura,  Hirscher,  Haiz,  Leu. 

3)  Diese  Formel  ist  gemeint,  wenn  im  Folgenden  Auetor  laud.  etc. 
gesetzt  ist;  andere  Formeln  führe  ich,  wenn  es  der  Muhe  werth  ist,  voll- 
ständig an.  Die  angegebene  kürzere  Formel  steht  z.  B.  bei  Chaillot, 
Ginzel,  eine  andere  bei  Günther,  Lasaulx,  Duftski,  Monti.  —  Bei  Büchern, 
die  mit  d.  c.  verb.  werden,  heisst  es:  Auetor  laud.  se  subj.  et  reprobanda 
reprobavit  (Dissertazione)  oder  et  opus  emendavit  (K.  Martin).  —  Die 
Unterwerfung  erfolgt  mitunter  erst  geraume  Zeit  nach  dem  Verbote.  Eine 
Schrift  vou  Casangian  wurde  z.  B.  1873  verb.,  aber  erst  1881:  Anctor 
laud.  etc.;  ein  Schulbuch  von  G.  Sandrini  wurde  1860  verb.,  erst  1881 
Auetor  laud.  etc.  Von  den  1877  verbotenen  Schriften  von  Bombelli  wurde 
1881  gemeldet:  Auetor  ante  mortem  laud.  etc.  Mitunter  ist  von  der 
Unterwerfung  im  Index  keine  Notiz  genommen,  z.  B.  bei  Fuchs,  Kopp,  Vook. 


fr'   ' 


J 


Irlassu  für  den  KiroheniUkt.  866 

■olcfaen  Notiien    (seit  1846  mit  der 

eil  vorkommende  Formel  Opas  prae- 

B.  §  87.  lOX,  über  vereinrelt  vor- 
ei  KodrigneB  and  Gnldenstabbe. 
längig  in  jeder  neuem  Römiechea 
rorhergebenden.  Manches,  was  bei 
^ohlimmbessert  ^),  und  auch  bei  den 
id  arge  Nachlisaigkeiten  gar  nicht 
[fehlem  gani  abgesehen,  finden  sich 
tD  bei  den  Namen  Bercfatold,  Gram- 
e,  G.  Sand,  Stendhal,  Stookler, 
ohne  Allen  Grand  nicht  nnter  den 
.  Ifontag,  Zintel),  einige  unter  zwei 
I  unter  Liber,  Libellae,  Opue ;  einige 
B  ausgefallen  (Amauld  S.  659,  Bar- 
1    des  Baches  weggelassen   (Caronns 

653)  oder  an  eine  verkehrte  Stelle 
ige  Bfichertitel  werden  nur  in  Istei- 
ig  gegeben  (Schneider,  Ruckgaber, 
Sermann);  Hesengay's  Buch  (S.  765) 
ge  verbotene  Bücher  sind  ganz  aus- 
ux,  1877  auch  einen  von  V.  Hngo^). 

Utrechter  Synode  (8.720)  nnd  der 
ibronins  ateben  in  keinem  Index. 

IX.  vom  3.  Juni  1848  wurde  für 
1  Prävcntivoensnr  anf  Bücher  nnd 
toralis  aat  religiosi  argnraenti)  be- 
e  1851,    1,  1).     Die   frUher  in  Rom 

das  Imprimatur  des  Hsg.  S.  Pal. 
lal-VicarB,  I,  8.  339)  haben  mnsste, 
irt  za  sein.  Eiu  1882  zu  Rom  ge- 
ngnineti    hat   nur:    Imprimatnr.    Fr. 

8.    P,    A.  Magister.    —    Ein    paar 

im  Kirchenstaate  in  der  Zeit  der 
t  wurden,  sind  durch  A.  Gcnnarelli') 


Decker  (S.  707).  Statt  Zornius  steht 
ilsches  Datum  steht  bei  CartetiuB  S.  599, 
[S.  428.  607.  754.  860). 
lat  mehr  Druckfehler  aU  die  von  1677. 
schlimmere  Dinge  vor.  In  dem  Mechel- 
!r  dcB  Werkes  (von  dem)  die  Bisthums- 
Cbristkatholiichcn  glaubeoB  .  .  .  von 
,  die  unter  Bonafode  und  Fava  stthen, 
^meldet,  dass  die  Verfasser  eich  untcr- 
hcn  Buches  von  Cappellctti  wird  fran- 
.risiae  statt  Mekhistsriste  gedruckt, 
sedellaoorte  Romana,  Fir.  1652,  p.94, 
ato  Romano,    Prato  1860,    1,  302.  807. 


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88e 


Ausgaben  des  Köm.  Index  von  1768  bis  1881. 


bekannt  geworden.  Das  eine  ist  ein  Schreiben  des  ausserordentlichen 
päpstlichen  Commissars  Bedini  an  den  Delegaten  von  Forli  vom  8.  Oct 
1850 :  die  h.  Gongregation  des  h.  Ofßcinms  habe  angeordnet,  dass 
gegen  die  Personen  aus  8.  Arcangelo,  welche  des  Lehrens  (insegna- 
mento)  des  Protestantismus  beschuldigt  seien,  eine  regolare  inqui- 
sizione  eingeleitet  werde,  mit  welcher  der  Pater  Inquisitor  von 
Pesaro  beauftragt  sei.  Das  andere  ist  ein  Erlass  des  Greneral-In- 
qnisitors  von  Pesaro,  Rimini,  Fano  u.  s^.  w.,  Fra  Filippo  Bertolotti 
0.  P.,  d.  d.  Pesaro  15.  Sept.  1851,  worin  es  heisst:  Da  uns  kund 
geworden,  dass  viele  aus  Bosheit,  andere  aus  Ungehorsam  und  andere 
aus  Unwissenheit  der  strengen  Verpflichtung,  dem  h.  Officium  die 
dasselbe  angehenden  Vergehen  zu  denunciren,  nicht  nachkommen,  . . . 
so  befehlen  wir  kraft  des  h.  Gehorsams  und  bei  Strafe  der  Exoom* 
municatio  latae  sent.  .  .  .,  dass  jedermann  innerhalb  eines  Monates 
uns  oder  unseren  Vicaren  oder  den  Ortsbischöfen  alle  diejenigen 
zur  förmlichen  Anzeige  bringe  (rivelare  e  giuridicamente  notiflcare), 
von  denen  er  weiss,  dass  sie  Satiren  gemacht  oder  Schriften  ver- 
breitet gegen  den  Papst,  das  h.  CoUegium,  die  kirchlichen  Oberen 
oder  die  regulären  Orden,  oder  dass  sie  Schriften  verfasst  oder  in 
irgend  einer  Weise  verbreitet,  in  denen  heilige  Worte  missbraucbt 
werden,  oder  dass  sie  ohne  vorsehriftsmässige  Erlaubniss  Schriften 
(scritti  o  stampe)  behalten,  welche  Ketzereien  enthalten,  oder  Bücher 
von  Ketzern,  welche  ex  professo  gegen  die  Religion  bandeln,  oder 
dass  sie  solche  lesen,  drucken,  drucken  lassen,  importiren  oder  unter 
irgend  welchem  Verwände  verbreiten.  —  Dieses  £diot  soll  in  allen 
Sacristeien  angeheftet  werden;  ausserdem  wird  allen  Buchdruckern, 
Buchhändlern,  Zoll-  und  Steuereinnehmern,  Thorwärtem,  Wirthen 
und  Ladenbesitzem  zur  Pflicht  gemacht,  in  ihren  Localen  ein  Exem- 
plar des  Edictes  so  anzuheften,  dass  es  von  jedermann  gesehen  und 
gelesen  werden  kann. 

In  einer  Instruction  des  Cardinal -Vicars  von  Rom  vom  112. 
Juli  1878  (Civ.  10,  7,  475),  welche  hauptsächlich  von  dem  Besuche 
des  Gottesdienstes,  der  Vorträge  und  Schulen  der  Ketzer  handelt, 
„die  ihr  Haupt  erheben  unter  den  Augen  des  unfehlbaren  Lehrers 
des  G-läubens'^,  wird  am  Schlüsse  erklärt:  auch  die  Setzer,  welche, 
um  nicht  von  ihren  Principalen  entlassen  zu  werden,  Bücher  der 
Ketzer  setzen,  versündigen  sich  schwer  und  verfallen,  wenn  es  sich 
um  Bücher  handelt,  in  welcher  die  Ketzerei  gelehrt  und  vertheidigt 
wird,  der  dem  Papste  speciell  reservirten  grossem  Excommunication. 


In  dem  zweiten  Buche  (und  bei  Cantü  2,  353)  ist  der  Erlass  des  Inquisi- 
tors vom  15.  Sept.  1841  datirt.  Ein  ganz  ähulicher  Erlass  de«  Inquisi- 
tors Ancarani  von  Forli  vom  14.  Mai  1829  steht  in  (schlechter)  üeber- 
setzung  bei  J.  G.  Koeberle,  Rom  unter  den  drei  letzten  Päpsten,  1846, 
2,   52. 


i 


I  dem  epaniicben  Index  voa  1790. 


1  dem  spaDischen  Index  von  1790. 

1  1790  (S.  54)  stehen  zwei  SnppIemeDto, 
i  Druckes  von  der  Inquisition  verbotenen 
}  Bind  fast  anascbliesslich  Schriften,  die 
terolntion  zusammenhangen.    Im  J.  1805 

Supplement,  die  1789—1805  verboteneD 
>arnnter  sind  auch  wieder  viele  revolntio- 

anch  manche  anf  die  Synode  von  Fistoja 

letzten  Jahrzehnten  auch  in  Rom  ver- 
iriften.    In   der  Vorrede  wird  ein  Edict 

Don  Felipe  Bertran,  Bischof  von  Sala- 
(2  wieder  abgedruckt,  welches  ausfllhr- 
tigungen  zum  Lesen  verbotener  Bücher 
iren  1806 — 19   pubiicirte  die  Inquisitioo 

denen  viele  Schrifteo  verboten  wurden; 
liebe  Zusammenstellung  derselben  mehr 
u  Madrid  gedruckter  Index,  in  welchem 
m  1790  und  das  Supplement  von  1805 
x  nach  der  Mechelner  Ausgabe  von  1843 
aigt  sind-),  ist  eine  Privatarbeit.  1848 
lendix,  die  von  der  spanischen  Inquisition 
1 1842— 46  verbotenen  BBcber  enthaltend»), 


idioc  libcpurgKtorio  da  AQo  de  1790,  quo  coo- 
y  m&adadoa  uxpurgar  en  todos  los  Ruynos  j 
ic  EapaBa  el  St.  D.  Carloa  IV,,  deado  el  Edicto 
10  de  1789,  hasta  el  25  de  Agosto  de  1805. 
il.   1805.*  7  S.  tTitel  und  Vorrede)  nnd  66  S.  4. 

1  lo»  libro«  prohibidos,  compneslo  del  Indice 
lido^  y  nundado*  exporKar  hutft  fin  de  Dioiein- 

[nquieidor  General  y  SefloreB  de!  Snpremo  Con- 
Dquisicioii,  de  Idb  Saplemeutoa  dol  miuno,  quo 
)  de  1806,  y  ndemas  de  ud  Index  librorum  pro- 
Romanum  juMU    SS.    D.  N.   editum  auiia  1835, 

en  aus  reafiectivoa  lugares  loB  prohibidoB  hasta 
Ldia  neceaaria.    Madrid  1844."    Imprenta   de  D. 
und  36S  S.  4.    (Berlin). 
e  general    de    los    libros  prohibidos,    que  com- 

Inquiaicioii  ptnteriores  al  de  36  de  Agosto  de 
:  1819    (ältimo  que  ae  publicö)   y   Iob   deoretoe 


888 


Supplemente  zu  dem  spanischen  Index  von  1790. 


und  1868  eine  zweite  Appendix,  in  welcher  die  in  Rom  1846—62. 
verbotenen  Bücher  stehen^). 

Der  Index  von  1844  ist  von  den  Herausgebern  der  Biblioteca 
religiosa  und  der  Censura  „mit  der  erforderlichen  (bischöflichen 
Druck-)  Erlaubniss"  verÖfFentlicht  worden.  S.  I — XXX  und  1—6 
stehen  die  einleitenden  Stücke  des  span.  und  des  Rom.  Index.  In 
dem  Index  selbst  (und  in  der  Appendix  von  1848)  sind  die  im  Rom. 
Index  stehenden  Bücher  mit  einem  Kreuzchen  bezeichnet.  Beide 
Indices  sind  mit  allen  Fehlern  abgedruckt.  In  der  Appendix  steht 
hinter  jedem  von  der  spanischen  Inquisition  verbotenen  Buche  dan 
Datum  des  Decretes,  mitunter  mit  einer  Motivirnng  wie:  (verboten,) 
weil  es  irrige,  scandalöse,  ketzerische  .  .  .  Sätze  enthält,  oder:  als 
obscön  und  irreligiös.  Bloss  darum,  weil  in  dieser  Appendix  die 
von  der  spanischen  Inquisition  1806 — 19  verbotenen  Bücher  zusam- 
mengestellt sind,  hat  sie  eine  Bedeutung. 

Das  Edict  vom  J.  1782,  von  welchem  in  dem  Index  von  1700 
nur  ein  Auszug  steht  (unter  dem  Worte  Licencias  p.  160)  bestimmt 
folgendes:  Alle  Licenzen  zum  Lesen  verbotener  Bücher  müssen  all- 
jährlich den  Beichtvätern  mitgetheilt  werden;  diese  sind  von  der 
Inquisition  ermächtigt,  sie  zurückzunehmen,  wenn  sie  dem  Beicht- 
kinde zum  Schaden  gereichen.  Sie  sollen  auch  die  Beichtenden, 
namentlich  in  der  Fastenzeit,  wenn  sie  das  Kirchengebot  (der  jähr- 
lichen Beichte)  erfüllen,  fragen,  ob  sie  verbotene  Bücher  haben,  und 
diejenigen,  welche  solche  haben  und  dadurch  in  Censuren  gefallen 
zu  sein  scheinen^  ermahnen,  sich  von  diesen  zu  befreien,  indem  sie 
ihnen  bemerken,  dass  die  Absolution  von  den  Censuren,  wenn  sie 
nicht  die  ihnen  obliegende  Verpflichtung  erfüllen  [d.  h.  wohl,  wenn 
sie  nicht,  von  dem  Beichtvater  auf  die  Censuren  aufmerksam  ge- 
macht, die  Bücher  vernichten  oder  abliefern],  gemäss  den  Breven 
Pauls  V.  von  1612  und  Urbans  VIII.  von  1627  den  General-Inqui- 
sitoren reservirt  ist.  Die  von  Römischen  Congregationen  ertheilten 
Licenzen  gelten  in  Spanien  nicht,  die  von  dem  Papste  selbst  ertheil- 
ten sind  dem  General-Inquisitor  oder  dem  Inquisitionsrathe  vorzu- 
legen, um  zu.  prüfen,  ob  nicht  der  Gebrauch  derselben  für  den  Be- 
treffenden unangemessen  sei,  und  um  sie  einregistriren  zu  lassen. 
Die  Inquisitoren  sollen  mit  aller  Strenge  verfahren  und  durch  Leibes- 
und Geldstrafen  (castigo  personal  y  pecunlario)  die  fast  erloschene 
Furcht  vor  den  kirchlichen  Censuren  verstärken.  Mit  der  Erlaub- 
niss,  verbotene  Bücher  zu  lesen  und  zu  behalten,  ist,  wenn  dieses 
nicht  ausdrücklich  gesagt  wird,  nicht  auch  die  Erlaubniss  ertheilt, 
solche  Bücher  zu  importiren,  zu  kaufen,  zu  verkaufen,  zu  verschenken 
oder  umzutauschen.      Wer  dagegen  handelt^    verliert  ipso  facto  die 


de  S.  Santidad  y  de  la  Sagrada  Congregacion  del  Indice  hasta  8  de  Marzo 
de  1846.     Con  la  licencia  neceaaria.   Madrid  1848.'^  31  S.  4.  (Berlin). 

1)  Apendioe  ...  los  decretos  de  Su  Santidad  y  de  la  Sagrada  Con- 
ffregacion  del  Indice  desde  17  de  Agosto  de  1846  ha«ta  15  de  DiciemlH« 
de  1862,  Barcelona  1863.  12  S.  4.   (Petzholdt,  Anzeiger  18()d,  307). 


n  1783.    Indaz  von  1790:  680 

wenn  sie  mneli  die  BrUnbniM  Bom  LeMO 
bei  Strafe  der  Excommaniottion,  über  die 
unBdrQckliobe  ErlftubniBs]  nicht  verfflgen 
jn,  welche  für  Ahademieen,  Geaelliohaften 
Ti>erHchaften  ertbeilt    sind,    sind   nicht  eo 

den  eineeinen  Mitgliedern  die  ErlanbnisB 
Heber  zn  lesen;  sie  gelten  nur  für  solche 
'  Körperschaft  mit  einer  Arbeit,  bei  der 
inchen  sind,  speciell  beanftragt  sind,  nnd 
Inftrags. 

Cwla  III.  (1769—88)  mit  der  Inquisition 
md  die  Biblioth^Tie  Janaäni«t«  nnd  yon 
ex  von  1747  war  scbon  die  Bede.  Im 
763  gnspendirte  Pragmatik  vom  16.  Jan. 

wieder  in  Kraft  nnd  verordnete:  1.  die 
1  eines  ani^eoebenen  nnd  gelehrten  Satho- 
r  denselben  oder,  wenn  er  gestorben  oder 
ertheidiger  gehdrt  zn  haben;  2.  sie  solle, 
r  venige  Sätze  beanstandet  würden,  das 
Iten,  sondern  die  Satze  gleich  angeben, 
Q ;  8.  sie  solle  anoh  die  Bflcber  verbieten, 
ral  oormmpiren ;  4.  jedea  Verbot  sei  vor 
1  Jnetizminister  dem  Könige  vorzulegen; 
ich  die,  welche  Bucherverbote  enthalten, 
lignng  des  Königs  veröffentlicht  werden^). 
ir  beide  Pragmatiken  onter  dem  15.  Juni 
iachöfe  (Bnll.  2,  330).  —  Clemens  XIV. 
'.  durch  ein  Edict  der  Inquisition  vom  5. 
verbieten,  die  seit  1760  in  Rom  verboten 
lemens  XIV.  1,  318). 
Dqniaitor  Rnbis  de  Cevallos  die  Absicht 
1 1790  den  von  1747  verbessern  ku  lassen, 
nr  in  sehr  geringem  Hasse  verwirklicht: 
iqaiflitioD,    Joaqnin  Castetlot,    der  ftlr  ein 

die  Redaction  des  neuen  Index  besorgte, 
&.rbeit  zeigt,  ein  nnflbiger,  sondern  anoh 
irr.  Von  Büchern,  die  nach  der  Vertrei- 
lanbnisB  Carls  III.  spanisch  gedruckt  wor- 
er  Monarchie  des  Solipses)  die  &anzBei- 
trenge  verb.  in  den  Index  auf  (Villanneva, 
B  Suplemento  von  1790  enthält  nnr  fran- 
ieer  Nationalversammlung  u.  s.  w.  betref- 
rinzelne  Nummern  von  solchen.  Alle  diese 


Spaniens,  1861,  9.  136.  N.  £.  1768,  167.  Die 
ur  iil  nach  Pelayo  8,  l&ß  unter  Isabella  II. 
gebracht  worden,   um  den  Syllabns  Pins'  IX. 


Suppleiildiite  tu  dam  spanischen  Index  von  1790. 


Saehen  waren  durch  ein  Edict  der  Inq.  vora  13.  Deo.  1789  verb., 
ans  welchem  anoh  die  allgemeine  Verordnung  mitgetheilt  wird:  alle 
Blätter  und  Schriften,  welche  von  den  Unruhen  in  Frankreich  han- 
deln und  den  Greist  des  Aufruhrs  einflössen  könnten,  seien  an  die 
Beamten  der  Inq.  abzuliefern.  In  einer  Apendice  j  oontinuacion  del 
Suplemento  werden  die  durch  ein  Ediot  vom  7.  Mars  1790  verbote- 
nen Schriften  verzeichnet,  meist  revolutionfire  oder  obscone.  Ausser- 
dem steht  im  Anhange  des  Index  von  1790  eine  Anzahl  von 
Expurgationen ,  als  Supplement  zu  denen  des  Index  von  1747. 
Am  umfangreichsten  sind  darunter  die  zu  den  Institutions  po- 
litiques  des  Baron  de  Bielfeld,  zu  der  Palestra  oritico-medica  des 
Cisterciensers  Eodriguez,  1734,  und  zu  einigen  im  18.  Jahrh.  zu 
Antwerpen  gedruckten  span.  Gebetbttchem.  In  diesen  werden  u.  a. 
gestrichen  Notizen  wie:  Johann  XXII.  habe  für  ein  bestimmtes 
Gebet  die  Nachlassung  von  1000  Todsünden  yerliehen  und  dgl 
(S.  212). 

In  dem  Suplemento  von  1805  beginnt  jeder  Buchstabe  mit  einem 
neuen  Blatte,  so  dass  oft  Vs^^Vs  Seiten  (für  das  Eintragen  spä- 
terer Verbote)  leer  bleiben.  Unter  den  darin  (nicht  im  Rom.  Index) 
verbotenen  Bttchem  verdienen  erwähnt  zu  werden:  Gh.  Bonnet, 
Oeuvres,  18  vol.;  französische  üebersetznngen  der  Werke  von  SaL 
Gresner,  Alex.  Pope,  Lor.  Sterne ;  Gr.  Forster,  Voyage  philos.  (strenge 
Ycrb.);  Jerusalemi  Discours,  trad.  de  I'allem.,  4  toI.  (strenge  verb.); 
Basedovius,  Opus  elementare  .  .  .  interpr.  G.  E.  Mangelsdorfio  und 
Nouvelle  m^thode,  trad.  par  M.  Huber;  Smith,  Becherches  sur  la 
.  .  richesse  des  nations ;  auch  E.  fiurke,  RMexions  sur  la  r^volntion, 
und  Die  Rechte  des  Menschen,  eine  Antwort  auf  Herrn  Burke's  An- 
griff gegen  die  franz.  Rev.,  Brl.  1792  (dieses  strenge  verb.).  Aueh 
dieses  Suplemento  bringt  noch  einige  Expurgationen,  vorwiegend 
komische.  In  Berti^s  Brev.  eocl.  bist,  soll  in  dem  Salze:  Conölium 
primum  oongregatum  paulo  post  adventum  Spiritus  sanoti  das  post 
in  ante  corrigirt  werden,  weil  die  G-elehrten  der  Inquisition  nicht 
die  Apg.  15,6,  sondern  die  1, 13  berichtete  Versammlung  als  erstes 
Gonoil  zählten.  In  einem  1765  zu  Zaragoza  erschienenen  Novenario 
di  S.  Lorenzo  soll  die  Notiz  gestrichen  werden,  dass  der  h.  Lan- 
rentius  am  Freitage  Seelen  aus  dem  Fegfeuer  befreie,  wie  die  h. 
Jungfrau  am  Samstage,  und  in  einem  1762  zu  Yalencia  ersdneneuen 
Leben  der  h.  Catharina  die  Versicherung:  nächst  Maria  sei  sie  die 
von  G^ott  am  meisten  begnadigte  Jungfrau  und  Gott  habe  sie,  als  er 
ihr  den  Ring  gegeben,  zur  ersten  unter  seinen  Bräuten  und  zur  all- 
gemeinen Patronin  der  ganzen  christlichen  Welt  erklärt.  Im  Phädros 
sollten  jetzt  die  Fabeln  10 — 14  des  4.  Buches  gestrichen  werden*). 

Mendham,   Additional  Supplement  p.  31    beschreibt  9  Blatter, 


l)  Reformistas  antiguos  espaQoles  V,  App.  88  wird  ansföhrhch  über 
eine  1807  erschienene,  von  der  Inq.  corrigirte  Ausgabe  eines  Haches  des 
Jesuiten  Pedro  Montengon  berichtet,  welches  unter  dem  Titel  Easebio 
1786,  4  vol  8.,  und  sonst  erschienen  war. 


u  1806.     Ediot«  VC»  1806— 1B19.  891 

Inqainüon  in  Peru  durch  Deorete  vom  28. 
1790  verbotenen  BUch«r  verzeichnet  und. 
AnsnahmcD  dieeelben  za  tein,  die  in  Spanien 

ppendix  von  1848  beintztan  Edicten  sind 
12.  Jan.  1906  bw  12.   Jan.  1807,   die  sich 

Ton  1805  anmittelbar  anBohliemeo,  ->  sie 
che  revolationlire  Schriften;  —  dann  folgen 
15,  1.  Uärz  1817  nnd  29.  Mai  1619.  Das 
:  das  vom  J.  1815,  welches  im  Diario  de 
Juli  verbffeDtlioht  'wuTde^)nnd  von  welchem 
klioh  hervorgehoben  wird,    alle    darin    ver- 

von  dem  General 'Inqnisilor  mit  Vorwissen 
inigs  verbaten  worden.  Darunter  siBd  viele 
kirchliche  nnd  politisohe  Fragen,  ancb  Reden 
imissionaberichte  der  Cortes  von  1813,  und 
UB  Sehriften  über  die  Inquisition.  Sonst 
istoria  antiqna  und  Hist.  nniversalis  von 
734.  35.,  Snlpicius  Sevems  ed.  G-.  Eomius, 
.  eine  französieche  Uebersetznng  von  Hogh 
zu  Madrid  1803  erschienene  Uebersetsnng 
1«,  weil  sie  dieselben  Irrtbümer  enthält,  wie 
giqol,  —  Lord  ChMterfields  Advise  to  bis 
tze  eatbaltend.  die  der  Lehre  des  Evange- 
<etters  of  Lady  M.  W.  Montagne,  1800,  weil 

und  Gebrftnche  verspottet  and  an  mehreren 

die  Seele  Mahoma'e  vertheidigt  werden,  — 
itteratnre,  Par.  a.  IX.,  weil  im  Geiste  des 
abrieben  und  ketzerische,  gottlose  und  anti- 
»Itend.  —  In  den  £dicten  von  1817  und 
i  handsohriftliohe  Sachen,  Komödien,  Spott- 
d  dgl.  verb.,  in  dem  von  180fi  eine  ganze 
assbtiobern,  Gebeten  u.  dgl.  —  Auch  diese 

Expurgationen  vorwiegend  komischer  Art. 
1806,   in  dem  Abr£g£  du  voyage  de  Mungo 

jennesse,  Far.  1800,  eine  Stelle  za  streichen, 
I  les  p^res  du  oonoUe  dansereat  avec  antant 
i,  mit  der  Motivimng,  das  sei  eine  satiriaohe 
ter  des  h.  Goncils  von  Trient  anschwärzende 

59—88)  und  Carl  IV.  (1788— 1808)  wurde 
eform  der  Inquisition  verhandelt.  Als  Fer- 
ien die  Inq.  aufhob,  fragte  man  Carl  III., 
^ispiele  seines  Sohnes  folge;  er  antwortete: 


892 


Staatliche  Indioes  und  Bücherverbote. 


Weil  die  Spanier  die  Inq.  lieben  und  sie  mioli  nieht  genirt  (Yillan. 
1, 29).  Sie  bestand,  in  ihrer  Organisation  nicht  wesentlich  ver* 
ändert,  aber  in  ihrer  Wirksamkeit  nur  noch  ein  Schatten  dessen,  was 
sie  früher  gewesen,  bis  ins  19.  Jahrh.  fort  ^).  Am  5.  Febr.  1813  wurde 
sie  nach  lebhaften  Debatten  in  den  Cortes  von  Cadiz  aufgehoben^). 
Bücherverbote  sollten  fortan  von  der  Staatsbehörde  publicirt  werden. 
1814  wollte  der  frühere  General-Inquisitor  Boman  de  Arce  einen 
neuen  Index  ausarbeiten  lassen;  es  kam  aber  nicht  dazu.  In  dem- 
selben Jahre  1814  wurde  die  Inq.  von  Ferdinand  YII.  wiederher- 
gestellt, und  der  neue  General-Inquisitor  Fr.  X.  Mier  y  Campillo, 
Bischof  von  Almeria,  leitete  1814  einen  Process  gegen  16  Frei- 
maurer ein  (Pelayo  3,  498)  und  publicirte  1815 — 19  die  oben 
erwähnten  drei  Ediote^).  Am  9.  März  1820  wurde  die  Inqui- 
sition definitiv  aufgehoben.  Nach  der  Reaction  von  1828  wurden  in 
einigen  Diöcesen  die  Inquisitionstribunale  unter  dem  Namen  Juntas 
de  fe  wiederhergestellt.  Die  Junta  zu  Yalencia  verurtheilte  Caye- 
tano  Ripoll  als  Deisten  und  Hess  ihn  31.  Juli  1826  hinrichten. 
Das  war  die  letzte  derartige  Exeoution  in  Spanien.  Die  Regierung 
tadelte  sie  und  löste  die  Juntas  auf  (Pelayo  S,  523). 


85.     Staatliche  Indices  nnd  Bfichenrerbote. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  wurden  in 
mehreren  katholischen  Staaten  von  den  Regierangen  Censur* 
behörden  organisirt  und  mit  Befugnissen  ausgestattet,  durch 
welche  die  von  den  Römischen  und  anderen  kirchlichen  Behörden 
beansprachten  Befugnisse  beseitigt  oder  wesentlich  eingeschränkt 


1)  Llorente  4,  79.  Villiinueva,  Vida  1,  16.  64.  Pelayo  3,  181.  253. 
Mehrere  Bischöfe  und  Minister  wurden  bei  der  Inq.  denuncirt,  aber  nicht 
processirt  (Villan.  1,  82.  Pelayo  8,  181).  Godoy  wurde  1796  als  des  Un- 
glaubens und  SkepticismuB  leviter  suspectus  ad  cautelam  absolvirt  (Pelayo 
3,  220).  1776  wurde  Pablo  Oiavide  verhaftet  und  1778  als  Ketzer  m 
achtjähriger  Einschliessung  in  ein  Kloster  und  Verbannung  verurtheilt,  — 
unter  den  66  Anklagepunkteu  befindet  sich  auch  die  Yertheidiffung  des 
Copernicanischen  Systems;  —  er  floh  nach  Paris  und  erhielt  1798  die  Er- 
laubniss  zurückzukehren,  nachdem  er  El  Evangelio  eu  triumpho,  6  historia 
de  un  filosofo  convertido,  4  vol.  4.,  geschrieben  (ViU.  1,  16.  Pelayo  3, 
205.  347). 

2)  Pelayo  3,  469.  Das  Beeret  ist  vom  28.  Febr.  datirt  und  wurde 
27.  Juli  auch  in  Peru  promulgirt.     Mendham,  Additional  Supplement  p.  38. 

3)  Gregoire  sagt  in  der  Chronique  rel.  p.  400 :  gleichzeitig  mit  dem 
Edicte  von  1815,  worin  Schriften  über  die  Inquisition  u.  s.  w.  verb.  werden, 
habe  er  den  Prospectus  eines  neuen  Wochenblattes  erhalten,  worin  über 
die  Stierkämpfe,  die  Herkunft  der  Thiere,  die  Persönlichkeit  der  Torea- 
dores,  den  Verlauf  der  Kämpfe  u.  s.  w.  bericlitet  werden  sollte. 


ehe  CenearbebÖrdei).  693 

es  sind  Ton  solchen  Behörden  nur  in 
taiern  einer  hergeatellt  worden.  Sie 
bte  des  Römischen  Index  einerseits 
ben  in  Betracht,  anderseits  auch,  ao 
len  Bttcherrerbote  Hberbanpt,  sieb  auf 
1  wie  der  Rtmieche  lodex. 
ict  XIV.  eTBchien  in  Toacana  eine  Ver- 
ir  den  Drnck  tin<l  Import  von  BUchem 
he  die  Römische  Inquisition  mit  einem 
rtete,  wodnrch  alle  Bflcher,  die  in  Florenz 
Ao!e  erachienen,  für  verboten  und  die 
D  canoniBohen  Strafen  verfallen  erklärt 
bardei  übertrug  Maria  Theresia  30.  Dec. 
I  Druck  und  Import  von  Büchern  einer 
deren  Mitgliedern  sie  anch  drei  theolo- 
emannte.  Der  Plan  dieaer  Organisation 
nnd  dem  Erzbiachof  und  dem  Inquisitor 
ein  Mitglied  der  Commieeion  zu  ernennen; 
m  durch  den  Nunciue  in  Wien  Yorstel- 
:  darüber  auch  31.  Jan.  1767  ein  Breve 
>oi  zu  keiner  vorherigen  Verständigung^). 
Joaeph  I.  durch  eine  Verordnung  vom 
oenae  und  die  anderen  auf  das  BUoher- 
lud  die  Indicee,  die  ohne  königliche  G-e- 
lien,  fUr  nicht  verbindlich,  und  errichtete 
g  vom  8,  April  eine  königliche  Ceneur- 
i,  welcher  die  biaher  von  den  Biscliofen, 
'gierung  wahrgenommene  Beaufsiolitigung 
ine  allein  zustehen  aoUte.  Uer  Bischof 
aidenten  dieser  Behörde  ernannt;  ordent- 
Bollten  der  Generalvicar  des  Patriarchen 
ih  von  dem  General-Inquisitor  zu  depu- 
ige  von  dem  Könige  ernannte  sein.  Er 
rdensgeistliche,  darunter  Antonio  Pereira 
i^aiea  und  6  Ordenegei etliche  zu  ausser- 
^ulfallender  Weise  berichtete  der  Kuncius 
?1  als  über  eine  ziepilich  unverfängliche 
agregation ').     In   Rom   begriff   man   die 


1,  372,    die   anderen  Actenatücke  Doctimenti 

.nnjren  Btehen  bei  Seabra  2,  183.  Seabra'» 
IT  GeBetze  und  wird  in  den  VerordnonKcn 
liuB  bei  Theiner,  Clemens  XIV.  2,  74. 


894 


Staatliche  Indices  und  Bücherverbote. 


Tragweite  der  Sache  besser,  und  unter  Maria  IT.  kam  eine  Verständi- 
gung über  eine  neue  Organisation  zu  Stande.  Im  Einverständniss 
mit  der  Königin  errichtete  Pius  VI.  durch  ein  Breve  vom  26  Nov. 
1780  (Bull.  6,  286)  ein  Tribunal  commissionis  pontificiae  et  regiae 
super  examine  et  censura  librorum,  dessen  Mitglieder  nur  Geist- 
liche sein  sollten,  dessen  Präsident  vom  Papste  zu  bestätigen  war 
und  in  dem  der  Patriarch  sich  durch  einen  Geistlichen  vertreten 
lassen  konnte.  Die  bisherigen  Eechte  der  protugiesischen  Inquisition 
bezüglich  des  Bücherwesens  wurden  aufgehoben,  die  der  Bischöfe 
(pro  forma)  vorbehalten.  Die  von  der  Komischen  Inquisition  oder 
Indei-Congregation  für  Portugiesen  ausgefertigten  Licenzen  zum 
Lesen  verbotener  Bücher  sollten  fortan  nicht  der  Inquisition,  sondern 
dem  neuen  Tribunal  übersandt  werden. 

Einen  Index  hat  die  von  Joseph  I.  errichtete  Behörde  nicht 
veröffentlicht;  aber  1771  wurden  60  Bücher,  meist  von  Jesuiten, 
verboten,  16  mit  der  Bestimmung,  alle  Exemplare  seien  binnen  3 
Monaten  abzuliefern  (Escobar,  Mariana,  Santarelli,  Francolinus,  Pichon 
u.  s.  w.).  14  andere  sollten  nur  verkauft  werden  dürfen  mit  einer 
davor  gedruckten  Notiz,  worin  die  beanstandeten  Stellen  angegeben 
seien,  u.  a.  exegetische  Werke  von  Serarius,  Cornelius  a  Lapide, 
Tirinus  (N.  E.  1773,  24).  —  Der  Bischof  von  Coimbra,  Miguel  deir 
Anunciada,  bat  1768  um  die  Erlaubniss,  einen  Hirtenbrief  gegen 
sohlechte  Bücher  zu  erlassen.  Da  er  keine  Antwort  erhielt,  liess 
er  ihn  drucken.  Er  wurde  von  der  CensurbehÖrde  als  ein  aufrüh- 
rerisches, eines  Bischofs  unwürdiges  Pamphlet  verboten  und  nament- 
lich gerügt,  dass  er  Schriften  von  Febronius  und  Dupin  und  andere, 
deren  Leetüre  gesetzlich  erlaubt  sei,  mit  Schriften  von  Voltaire, 
Rousseau  u.  a.  zusammenstelle,  die  zudem  den  Diöcesanen  des  Bischof« 
so  unbekannt  seien,  dass  sie,  wenn  sie  die  Namen  hörten,  fragen 
würden,  ob  das  Mineralien  oder  Pflanzen,  Land-  oder  Seethiere  seien. 
Der  Bischof  wurde  abgesetzt  und  das  Capitel  angewiesen,  Franc. 
Lemos  Taria  zu  seinem  Nachfolger  zu  wählen.  Dieses  geschah  und 
Taria  liess  den  in  Rom  verbotenen  Catechismus  von  Montpellier  ins 
Portugiesische  übersetzen;  er  wurde  später  von  Clemens  XIV. 
zum  Coadjutor  Miguels  ernannt  und  nach  dessen  Tode  sein  Nach- 
folger ^). 

2.  In  Oesterreich  verordnete  Maria  Theresia  1752,  um  die 
Verbreitung  protestantischer  Schriften  unter  dem  Volke  zu  bindern, 
die  Katholiken  sollten  die  geistlichen  Bücher,  die  sie  besässen  oder 


1)  Pacca,  Denkwürdigkeiten  6,  22.  Schafer,  Gesch.  v.  Port.  6,  314. 
Pelayo  3,  302  berichtet,  der  Dichter  Manoel  Maria  Barbosa  de  Bocage 
sei  1797  von  dem  General-Intendanten  der  Polizei  wegen  gottloser  (ob- 
scöner)  und  aufrüherischer  Schriften  verhaftet  worden;  seine  Freunde 
hätten  erwirkt,  dass  sein  Process  der  Inquisition  überwiesen  worden  sei, 
die  damals  in  Portugal  wie  in  Spanien  ein  nicht  nur  mildes,  sondern 
schattenhaftes  (vano  e  irrisorio)  Tribunal  gewesen  ;  er  sei  einige  Zeit  in 
ein  Kloster  eingesperrt  worden.  1803  sei  er  bei  der  Inquisition  als  Frei- 
maurer denuncirt,  aber  jfar  nicht  processirt  worden. 


terreichische  Indice«.  895 

len,  ihren  SeelBorgern  vorlegen  und  diese 
,  die  anderen  mit  ihrer  Untersehrift  und 
i  znriickstellen.  1756  wnrden  die  Buch- 
len  znm  Einbinden  gegebenen  erajigelischen 

auBzoliefem  ^).  Diese  Terordnnngen  be- 
r  anf  populäre  Schriften.  —  In  demeelben 
iifnng  der  schon  gedruckten  BiiDher,  1753 
mckenden,  die  bis  dabin  gröeetentheils  die 
^t  hatte,  der  Bücher-Beviaione-Commienon 
)ertragen,  und  diese  auf  van  Swietens  An- 
choisse  der  verbotenen  Bücher  anzufertigen. 
lit  einigen  Abänderungen  bis  zum  J.  1848 
wnrden  theils  nnbe dingt  verboten,  theils 
asB  aie  ernditia,  acatholicis,  continuantlbus 
canft  werden  dürften,  alao  an  Gelehrte, 
anf  Liefer nnga werke  oder    an  aolche,    die 

eine  besondere  Erlaubniaa  erhalten,  — 
fosepha  II.  von  1781  eoUten  dieae  Bücher 
eu;  daa  erga  schedam  kam  aber  später 
verbotenen  Bächer  erhielten  entweder  das 
franaeat;  in  letzterm  Falle  durften  sie  vbt- 
itnngen  angekündigt  werden.  Den  Bischüfen 
untersagt,  andere  ala  die  ataatlichen  Bttcher- 

rate  öBterreichisohe  Index  unter  dem  Titel 
>rnni  per  Conseasum  Cenaurae,  von  1758 
e  nnter  dem  Titel  Catalogue  libronim  a 
bitoram^].    Später  wnrde  längere  Zeit  kein 


rürdigkeiten  der  öaterreichiBcheh  Zensur,  1647, 

.  194.  217.  248.  349.  A.  Foumier,  G.  vau  Swietrn 
Wiener  Ak.  Ph.-hist.  Cl.  84,  387.  Archiv  des 
B4G  hatte  Walter»  Kirchenreaht  nur  das  Tran- 
.dmittitur  für  daa  Freiburger  Kirchenlexicon 
acht,  dass  ilie  von  Österreich iechen  Gelehrten 
!r  in  Wien  zur  Censur  vorgelegt  würden.  H. 
1  seine  Zeit,  1877,  2.  lÜO.  1798  war  —  ähn- 
dnet,  daas  die  im  Ausl&nde  zu  druckenden 
I  der  inländiaohen  Censur  vorzulegen  seien, 
th  J,  Beidtel  wurde,  wie  er  in  der  Vorrede 
Buche  ,,Das  canonische  Recht"  erzählt,  1631 
ksselbe  im  Auslande   drucken  zu  lassen,    ver- 

rejectorum  per  Conaessnm  Censurae,   Vicnnae 
tio  I.— III.  1755-57.  31.   16,   17  Hl. 
r  quinquennium  a.  Commissione  Aulicn  prohi' 
1758.    1   Bl.  187  S.  8. 

ul.  proh.  Viennae,  Kaliwod  17G2.*  2ü0  S.  8. 
I  dazu   1763—69. 


896  Staatliche  Indio 

Index  veröffentlicht,  aber  alle  1 
nisB  der  Schriften,  die  nicht  ei 
titur  erlangt,  von  dem  Wienf 
übrigen  Kevisionaänitem,  den  ö 
lizeibeh Orden  mitgetheilt  (Wies 
alle  zwei  Monate  ein  Verzeichn 
blättern  gedruckt^).  1816  erst 
dex^).  1786  wurde  auch  ein  Ii 
lande  veröffentlicht  *). 

In  den  älteren  Wiener  In 
im  Römischen  Index  stehen  ui 
Plan  bei  der  Auswahl  —  herül 
protestantische  Schriften  von  ä 
CatalogUB  testium  veritatis  an ; 
Bodinns  u.  dgl.;  Bajns,  Causa 
ment  und  viele  Jansenistica,  F£n 
jesnitica  u.  s.  w.,  aber  auch 
haum,    Lacroix,    Gobat,    Rentei 


Cat.  libr.  a  Comm.  Aul.  pri 
1765"  IM  S.  8.  (Bonn). 

Supplementum  ad  Cat.  .  .  . 
Viennae,  typis  .  .  ,   1771.'  55  8.  ( 

Cat.  libr.  a  Comm.  Caes.  R( 
1768.    Viennae,  Kaliwod  1768. 

Cat.  libr.  a  Comm.  C.  R.  Ai 
1774.  364  S.  8. 

Cat.  libr.  a  Comm.  C.  R.  A 
C.  R.  ApoBt.  Majestatis.  Viennae  . 
8.    (Prag). 

Cat.  libr.  a  Comm.  C.  R.  A 
annum  1780.    9.  1.  et  a.'  318  S.  i 

1)  Die  Fräser  Bibliothek  bei 
Verzeichnisse  von  je  1—8  Blatte 
heiast:  „Verzeichniss  der  Bücher, 
Wien  in  den  Monathen  Januar  un 
verboten  worden  sind.''  Auf  diese 
welche  ihres  miuder  anstösaigen 
Monathe  Jan.  und  Febr.  mit  er( 
Das  letzte  gedruckte  Verzeicbnisi 
für  Nov.  und  Dec.  1803  ist  hands 
fehlen  die  Worte  „bey  der  k.  k.  ] 
hat  eine  durchlaufende  Pagin irun| 

2)  Neues  durohgeeehenes  '\ 
Bücher.  Wien  1816.'  S50  S.  4.  (j 
seit  dem  1.  Juli  1814  verbotenen 
plare,  in  welchem  auf  zwischenf 
J.  1847}  verbotenen  Bücher  beiges 
nur  „P.  17.    Von  P-S"  (inol.). 

3)  Catalogue  des  livres  de 
Royale  juaqu'ä  l'annee  1786.  Bru 
Catalogue  des  pieces  qu'il  est  pe 
Pays-BaB  Aiitrichiens.  Brwt.  1787. 


»ohische  Indicet.  (107 

n  Cochem,  Diana.  Sanserath,  Orsi  de 
jndicio,  Rom  1772,  Pichler  Jus  canoni- 
nasse  bilden  obHcöne,  iireligiöee  oder 
in  dentacber  and  anderen  modernen 
idicea  kommen  fast  nur  neu  erschienene 
IS  den  Jahren  1762—1816  stehen  n.  a. 
e,  Herder,  J.  G.  Jacobi,  Ew.  v.  Kleist, 
äge,  Wieland,  der  Göttinger  Mneenal- 
ond  Tieck  von  1802  {Schlegels  Lncin- 
isenbergB  Gedichte,  Görres'  Aphorismen 
Gott  iet  die  reinste  Liebe  in  allen 
hriften  von  Freimaurern  nnd  sie  be- 
ie  Namen  haben."  —  Nach  den  hand- 
von  1816  bis  1847  waren  nur  erga 
von  Raumer  (u.  a.  Histor.  Tasohen- 
Rotteck,  Rnge,  L.  Schefer,  Schleier- 
Religion  waren  verboten),  SchloBser, 
u]i4,  Walter  Scott,  Schillers  Gedichte, 
'  Ranke's  Rom,  Päpste,  Rettbergs  Cy- 
ind  Pascal,  Kommels  Leibniz,  Stähelins 
Reumonts  Rheinlands  Sagen  (1847  &ei- 
on  nnd  über  Ronge  ^)  und  über  den 
ii  nngenähte  Rock  oder  König  Orendel), 
7on  Scupoli,  PöbI  und  Sintzel,  SchilT- 
ifs  Einheit  der  Kirche  u.  s.  w,  Unbe- 
.tens  gesammelte  Werke,  Pölitz'  Welt- 
von  Rotteck  und  Welcker,  Sarpi  über- 
lers  Pentateuch  und  andere  Judaica,  — 
oiren"  Schriften  von  Sohuselka  and  die 
'oeten. 

ter  Max  Joseph  III.  17ß9  ein  eigenes 
US  einem  Präeidenten  nnd  8  Referenten 
3r  (drei  Geistlichen  für  Theologie  und 
OBophie),  errichtet  nnd  beauftragt,  all- 
irorum  approbatorum  et  prohibitonim 
)ei  denen  ein  Pericolnm  pervereionie 
erbotene  Bücher  mit  kurfürstlicher  Spe- 
[>•  gogen  einen  Revers,  dase  sie  nur  aus 
er  Widerlegung  halber,  begehrt  und  an 
werden.     Es  scheint  aber  nnr  ein  ein- 


dnunK    vom   J.  1767,   in   den    Dircotorien 

rften  AblSsso  für  Vcrstorbonc  nicht  er- 
gründete Ldire  sei  auch  in  neuen  Ausgaben 
ud  eine  Remonstration  dos  Erzbiseliois  von 

120. 
furdc  A.  Stolz'    Kalender  für    1847  ledig- 
ilesinger  Hannes  zweimal  darin  vorkommt; 
it  genannt  werden.'' 


898 


Staatliche  Indices  und  Büoherverbote. 


ziger  Catalogus  librorum  prohibitonim,  28.  Nov.  1769  genehmigt,  er- 
schienen zu  sein^).  In  diesem  werden  Schriften  von  Voltaire,  Roussean, 
Crebillon  u.  s.  w.,  Bayle's  Dictionnaire,  auch  Boccaccio's  Decamerone 
verb.,  ferner  Jacob  Böhmens  Büchlein  von  Christi  Testament  nebst  allen 
übrigen  Schriften  dieses  fanatischen  Schusters  von  Görlitz,  Stoibers 
Armamentarium,  das  grosse  Planetenbuch,  das  Traumbuch  des  Jacobus 
Lupius  und  andere  abergläubische  Schriften,  endlich  auch  Febronius. 
Durch  ein  Mandat  vom  1.  Aug.  1769  waren  bereits  8  Bücher  verb.: 
drei  polemische  Schriften  gegen  Veremund  von  Lochstein,  Bellarmins 
Abhandlung  von  der  Macht  des  Papstes  im  Weltlichen,  übers. 
München  1768  2),  Busembaums  Moral,  alle  Ausgaben,  auch  der  Com- 
mentar  von  Lacroix,  Anselm  Molitors  von  der  gesetzgebenden,  zwin- 
genden und  erklärenden  Macht  der  Kirche  und  Hispano-Jesuitica 
anecdota.  —  In  dem  Nürnberger  Allg.  Lit  Anzeiger  von  1797, 
S.  409  stehen  zwei  alphabetische  Verzeichnisse  der  von  dem  kur- 
fürstlichen Bücher-Censur-Collegium  1790—92  und  1793  verbotenen 
Bücher;  ersteres  umfasst  64,  letzeres  150  Nummern.  In  dem  Ka- 
tholik von  1824,  11.  Bd.  S.  251  —  256  steht  ein  aus  baierischen 
Intelligenzblättern  ausgezogenes  Verzeichniss  von  verbotenen  Schriften. 
Es  enthält  viele  kleine  Gebetbücher  und  Gebetzettel  (viele  zu  Bu^^g- 
hausen  gedruckt),  u.  a.  Fünfzehn  heimliche  Leiden  u.  s.  w.,  1820 
(S.  259),  15  Gebete  der  h.  Brigitta,  München  1821  (I  S.  310), 
Gebet  zu  der  h.  Jungfrau  und  Märtyrin  Wilgefort  oder  Kümmer- 
niss  (K.-L.  7,  772),  viele  abergläubische  Sachen,  u.  a.  Granz  neu 
aufgelegtes  Traumbüchlein,  daraus  ein  jeder  Lotterieliebhaber  seine 
Träume  untersuchen  etc.,  Venedig- Augsb.,  Bauern-Praktika  oder 
Planetenbüchlein  u.  s.  w.,  ferner  Vertheidigungsschrift  für  den  Dr. 
Ludwig  Jahn,  Glarus  1823 ;  Die  Protestanten  in  Baiern  oder  deren 
Wünsche  bei  der  Generalsynode  von  Fr.  Faber,  Stadtpfarrer  xu 
Ansbach,  Nürnb.  1823;  Ideale  und  Irrthümer  des  akademischen 
Lebens  von  Ferd.  Herbst,  Stuttg.   1823, 

In  den  anderen  deutschen  Staaten  sind  amtliche  Indices  nicht 
veröffentlicht,  auch  ihre  Bücherverbote  nicht  in  grösserer  Zahl  in 
Verzeichnisse    zusammengestellt    worden^).     Der    neueste    staatliche 


1)  Catalogus  ücrfd)icbencr  93üdjcr,  fo  uon  bcm  ß^uvfl.  ©ücftcrccnfurcoöcöio 
tf)cil§  alö  rcIiflion^iDlbrifl,  tl)cil8  als  bcucii  fluten  ©ittcn,  tljcild  audj  bcncn 
fionböfürftlirficn  ®crcd)t)amcn  unrfitöcilifl  ucrbolfjcn  lüorbcn.  Scrlcgt^  ^ot). 
!J?cp.  gri^  in  9Riiud)cn  1770.  8  Bl.  8.  —  Vgl.  Heigel,  Die  Consur  in  Alt- 
baiern,  Arch.  des  D.  Buchh.  2,  11. 

2)  Die  Jesuiten  hatten  diese  Ausgabe,  ohne  sie  zur  Censur  vorzu- 
legen, drucken  lassen  unter  Berufung  auf  die  ihnen  durch  kaiserliches 
Privileg  bewilligte  Censurfreiheit.  Sie  wurde  1769  auch  von  dem  Kur- 
fürsten von  Mainz  verb.  (N.  E.  1769,  57.  66). 

8)  Eine  kleinere  Zusammenstellung  ist:  Index  librorum  prohibitorum. 
Katalog  über  die  in  den  Jahren  1844  und  1846  in  Deutschland  verboteDCU 
Bücher.  Beitrag  zur  Geschichte  der  Presse.  Jena  1845.  46.*  (2  Hefte  8.) 
„Ein  Index  librorum  prohibitorum  aus  den  dreissiger  Jahren"  in  Petz- 
holdts  Anzeijrer  1883,  S.  7— 10,  ist  nur  ein  Verzeichniss.  von  Büchern, 
die  einer  süddeutschen  Bibliothek  1880  ff.  als  verboten    eingereiht  waren. 


iaidemoorsten-lndex.  890 

I  VerzeichnisB  der  auf  Grund  des 
enen  Bocialdemokratisclien  Druck- 
Hummern,   meist  Flugblätter,  um- 

153  b  Librorum  in  Suecia  prolii- 
'III  Elenchus,  Gotheborgi  1850, 
iplaren  gedruckt.  In  einer  Diaser- 
14")  werden  30  in  den  Jahren 
ae  Bücher  verzeichnet,  und  noc!» 
lie  Beseitigung   einzelner    Blätter 

meist  um  theils  politiache,  theila 
rhalb  Schwedens  kein  Interesse 
i  Discursus  de  polygamia,  verb, 
n  Pufendorf  von  Josna  Schwär», 
,  verb.  1675.  —  Bei  Fleur.  79, 
I.  auf  den  Antrag  der  Geistlichen 

mitgetheilt,  welches  in  der  Form 
hnelt;  nur  dass  dan  Besitzen  der 
tu,  sondern  mit  einer  Geldstrafe 
für    das    Angeben    des  Verfassera 

1000  Thalem  versprochen  wird. 
I.    David    Michaelis'    Compendium 

volutionnaire  avant  la  r4voIution, 
ne    sorgfältige  Zusammenstellung 


'schichte  der  Ccnsur  und  der  Bücher- 
ib.  des  D.  Bncbb.:  für  Prcusscii  4, 
ichseu  8,  101;  9,  47;  fiir  Straeitbur^' 
von  14  im  J.  11169  von  den  Drei- 
.  S,  116);  Zur  Geecb.  der  kaiserlichen 

I.  4,  96;  7,  264.  —  Ucbcr  eiuzclnc 
M  (über  das  von  dum  Corpus  Eviin- 
er  Rudimcnta  bistorica  des  Jesuitcu 

gemoingeftthrlichcti  Bestrebungen  der 
nebst  den  auf  Urund  desselben  cr- 
ilphabetischen  Vurzeiohniss   der  vcr- 

Im  anitliuhen  Auftrage  zuaammcii- 
;s-AsseBsor   im  Königl.  Polizci-Prösi- 

8.  Das  Vcrzcichuias  der  verbotenen 
18  {Ü.  114—116  folgen  einige  Lithu- 
3i— 136  einige  wieder  aufgehobene 
daud,  der  Schweiz  und  Ameril.a  gc- 
cinigc  franzÖBisuhe  und  iiohiischu, 
lurcu  u.  dgl.  auch  einige  mehrbändige 

Zeitungsnotiz   waren    bis  zum   Sept. 

rum  in  Suecia.  Cujus  bpeoimeii  pri- 
mittunt  Samrut  J.  Alnandcr,  l'liilos. 

II,  ätipund.  Reg.  Ostrogothi,  in  audi- 
pialiae.  »  Bl.  116  S.  4.  (Dresden). 


900 


Bischöfliohe  Büoherverbote. 


der  vielen,  grösstentheils  die  kirch liehen  YerhältniRse  betreffenden, 
1715 — 89  von  dem  Pariser  Parlament,  dem  Conseil  d'etat,  dem  Grand 
Conseil  oder  dem  Chätelet  verbotenen  Bücher.  Zwei  Arrets  des 
Parlaments  von  1761  und  1762  enthalten  Indices  von  24  bezw. 
163  Schriften  von  Jesuiten  (s.  §  88).  —  Die  in  Frankreich  seit 
1814  von  der  Regierung  verbotenen  oder  von  den  Gerichten  ver- 
urtheilten  Schriften  sind  seit  1827  wiederholt  in  alphabetische  Ver- 
zeichnisse zusammengestellt  worden^). 

Index  librorum  prohibitorum :  being  notes  bio-,  biblio-,  icono- 
graphical  and  critical  on  curious  and  uncommon  buoks.  By  Pi* 
sanus  Praxi.  London,  privately  printed  1877.  620  S.  4.,  ist  ein 
Verzeichniss  von  obscönen  Schriften. 


86.     Bischofliche  Bücherverbote. 


-]■ 


';  \ 


Seitenstticke  zu  den  Löwener  und  Pariser  Indices  des  16. 
Jahrhunderts  gibt  es  nicht,  obschon  auch  nach  dem  J.  1600  die 
Sorbonne  sehr  viele,  die  Löwener  und  andere  theologische 
Facultäten  einzelne  Bücher  censurirten.  Dagegen  haben  wir 
einen  von  dem  Erzbischof  von  Paris,  freilich  im  Auftrage  des 
Parlamentes  veröffentlichten  Index  kennen  gelernt  (S.  57)  und 
zwei  Indices  von  Prager  Erzbischöfen  (S.  63).  Auch  das  Decret 
des  Erzbischofs  Precipiano  vom  J.  1695  (S.  59)  ist  eine  Art  von 
Index.  Einzelne  Bticherverbote  von  Bischöfen  sind,  so  weit  sie 
von  Bedeutung  waren,  gelegentlich  erwähnt  worden.  Solche  sind 
auch  in  der  neuern  Zeit  manche  erlassen  worden.  Einige  der- 
selben können  sogar  im  gewissen  Sinne  als  Indices  bezeichnet 
werden,  sofern  darin  eine  grössere  Zahl  von  Schriften  verboten 
wird.  So  namentlich  ein  Pastoralschreiben  des  Augsburger 
General vicariates  vom  J.  1820  „in  Betreff  der  neuen  schwärme- 
rischen aftermystischen  Lehren  und  Secten*',  dem  ein  Verzeich- 


:    ,'i  ^ 


1)  Catalogue  des  ouvrages  condamnSs  depuis  1814  jnsqu'ä  oe  jour 
[1.  Sept.  1827],  suivi  du  texte  des  jugements  et  arrets  inser^s  au  Monitenr. 
Paris  1827.*  71  und  64  S.  12. 

Catalogue  des  ouvrages,  ecrits  et  dessins  de  toute  nature  pour- 
suivis,  supprimes  ou  condamnes  depuis  le  21.  Oct.  1814  jusqu'au  31.  Juil- 
let  1877.  Edition  enti^rcinent  nouvelle,  considerablement  augmentee  .  .  • 
Par  Fernand  Drujon.  Paris  1879.*  XXXVII  und  430  S.  gr.  8.  -  Drujon 
verzeichnet  p.  VIII  8  ältere  Zusammenstellungen.  Eine  bis  xum  J.  1847 
gehende  ist  bei  Migne,  Dict.  des  heresies  2,  1229  abgedruckt. 


r.  Ifi20.    Turiner  Erlaas  v.  ie&2.  901 

logt  ist,  ferner  ein  Erlass  der  Bischöfe 
nnd    eine  Pastoral-Instrnction    des 
vom  J.  1852. 

üschreiben  von  1820  steht  in  Maettaux' 
129—171.  In  dem  heigefiigten  „Ver- 
nd  BücLgen,  welche  von  der  aftermyati- 
ucht  werden",  stehen  einige  Schriften 
i8,  698),  eine  von  Feneberg,  zwei  von 
on  G.  Tersteegen,  Job.  Arndt,  Gottfr. 
und  viele  anonyme.  Am  Schlüsse  steht: 
lit  werden  noch  empfohlen  die  Schriften 
!>ehraätze  der  Heiligen,  Tanlerue'  Werke 
)en. 

irchenprovinz  Tnrin,  an  der  Spitze  der 
veröffentlichten  nnt«r  dem  2.  Oct.  1852 
über  verhotene  Bücher  und  Zeitungen 
Sie  geben  darin  zunächst  die  CensureD 
lener  Bücher  gesetzt  seien,  sagen  dann, 
in  gehörten  diejenigen,  die  im  Index 
ein  des  Index  fielen,  nnd  zählen  einige 
iie  nach  diesen  Regeln  verboten  seien, 
etiker  nher  irgendwelche  Gegenstände, 
jischof  approbirt,  Bibeln  oder  einzelne 
ksprache,  die  nicht  vom  h.  Stuhle  ap- 
[en  von  Kirchenvätern  oder  katholischen 
im  Bischof  approbirt,  zuletzt  Bücher, 
als  ketzeriscbe,  verdächtige  .  .  .  Sätze 
,Als  solche,  heisat  es  dann  weiter,  er- 
reiflicher Prüfung  nnd  nach  Be&agnng 
en  folgende  Bücher:  I  Yaldesi,  cenni 
a  confesBione,  saggio  dommatico  storico 
corrispondeuza  religioea ;  Libera  propa- 
ecomp, ;  Corso  oompleto  di  diritto  pnb- 
Marchese  Diego  Soria;  Gli  orrori  dell' 
'orino  e  di  Koma;  Iia  strenna  del  fis- 
iperai;  La  filosoüa  deüe  scuole  italiane 
ihrift  wurde  7.  Oct,  1852  auch  in  Rom 
ioht  im  Index).  Femer  verbieten  wir, 
it  und  dem  Glauben  zu  schaden,  die 
e  Fürsten  zu  diffamiren,  den  Unterschied 
■  zu  verwischen,  folgende  Blätter:  Ga- 
La  S;trega  o  Maga,  II  Fisohietto,  L'I- 
le'  communi  italiani,  unbeschadet  anderer 
n  uns  für  ihre  Diöcesen  erlassen  haben 
r  und  Blätter  darf  niemand  drucken, 
oder  behalten ;  wer  sie  zu  seiner  Ver- 
schof  abzuliefern;  nur  die  Blätter  darf 
ann  wird  das  Breve  vom  22,  Aug.  1851 


902 


Bischöflicho  Büchcrverboie. 


gegen  Prof.  Nuytz  in  Erinnerung  gebracht  und  bemerkt,  in  diesem 
Brave  sei  implicite  auch  das  Schriftchen  II  Prof.  Nuytz  a'  suoi  con- 
cittadini  verboten ;  den  in  dem  Breve  angedrohten  Censuren  verfalle 
auch  derjenige,  der  die  Bücher  nicht  gelesen,  aber  unterlassen  habe, 
sie  an  den  Bischof  abzuliefern.  —  In  einer  Anmerkung  werden  Ver- 
bote von  Zeitungen  durch  andere  Bischöfe  erwähnt,  u.  a.  des  Sior 
Antonio  Rioba  durch  den  Patriarchen  von  Venedig  1848,  das  Ver- 
bot des  Avvenire  und  die  Verwarnung  der  Redacteure  des  Mediter- 
raneo  und  des  Ordine  durch  den  Bischof  von  Malta  1851.  In  einer 
andern  Anmerkung  werden  diejenigen  im  Römischen  Index  stehenden 
Schriften  aufgezählt,  die  in  der  Eirchenprovinz  Turin  am  meisten 
verbreitet  seien :  die  Bibeltibersetzung  von  Diodati,  Machiavelli'B 
Principe,  die  Werke  von  Voltaire,  Rousseau,  Volney,  de  la  Mennais. 
Proudhon,  Eugene  Sue  (besonders  Les  myst^res  de  Paris),  Maurette, 
Alfieri,  Gioja,  Botta,  Gioberti,  Rosmini,  Pilati,  Rossetti,  Maineri, 
Bianchi-Giovini^),  Tommaseo,  La  buona  uovella,  II  Costante,  Gesü 
davanti  un  consiglio  di  guerra,  Non  piu  tiara  (italienisch  und  fran- 
zösisch). 

Die  Instruction  pastorale  de  Monseigneur  l'^vSque  de  LuQon 
8ur  rindex  des  livres  prohib^s,  Paris  1852,  238  S.  8.,  erwähnt  das 
Mandatum  Leo's  XII.  von  1825  (p.  79;  s.  o.  S.  882)  und  enthält 
p.  201 — 222  einen  Index  dioc^sain,  in  welchem  die  von  dem  Bischof, 
—  er  hiess  Jacques-Marie- Joseph  Baill^s,  —  seit  seinem  Amtsantritt 
im  J.  1845  und  einige  von  seinem  Vorgänger  Soyer  und  die  in 
Rom  seit  1845  verbotenen  Bücher  in  Ein  Alphabet  geordnet  sind. 
Von  den  von  den  beiden  Bischöfen  verbotenen  Büchern,  die  mit 
einem  *  bezeichnet  sind,  verdienen  erwähnt  zu  werden:  die  Biogra- 
phie universelle  von  Hoefer,  das  Bibel  werk  von  Is.  Gaben  (das 
A.  T.  hebr.  und  französisch  mit  Noten,  20  vol.  8.),  Livre  d^instruc- 
tion  morale  et  religieuse,  nouv.  6d.  s.  a.,  218  p.  12.,  sans  nom 
d'auteur,  mais  attribue  k  M.  Victor  Cousin;  Ad.  Rion,  Bibliotheqne 
pour  tout  le  monde,  50  vol.  18.;  Alphabet  et  premier  livre  de  lec- 
ture,  autorisä  par  le  Conseil  royal;  A.  Bossu,  Anthropologie,  conte- 
nant  Tanatomie  etc.,  2  vol.  8.  avec  atlas  de  20  planches;  Le  Jour- 
nal La  Presse  (die  einzige  Zeitung,  die  erwähnt  wird)  und  105  (nicht 
speciell  aufgezählte)  protestantische  Broschüren  der  Societe  des  trai- 
tes  religieux.  —  Die  Instruction  enthält  sonst  allerlei  über  den  In- 
dex. P.  230  sagt  der  Bischof,  er  hoffe  bald,  entsprechend  dem 
Wunsche  des  Provincialconcils  von  Bordeaux  und  dem  Geiste  der 
Kirche,  erklären  zu  können,  dass  der  ganze  Römische  Index  in 
seiner  Diöcese  verbindlich  sei ;  vorläufig  beauftragt  er  p.  232  die 
Pfarrer,  in  der  Predigt  die  Leetüre  der  im  Index  stehenden  Schriften 
von  E.  Sue,    G.  Sand,    Balzac,    A.  Esquiros   und  Proudhon  zu  ver- 


1)  Bianchi-Gio villi  polemisirt  gegen  die  Notificanza  in  der  Vorrede 
der  Critica  degli  evangeli  und  crwälint  dabei,  dass  vier  von  seinen  hier 
aufgezählten  Büchern  zu  Mailand  gedruckt  seien  und  die  österreichiscL'.' 
Censur  passirt  hätten. 


lea  Bischof«  BailUi  von  Luqod.  SOS 

I,  daBB  nach  dieser  Pnhlication  der  Index  be- 
verbindlich  sei.     I'.  197    epricht  er  von    den 

Tür  die  Buchhändler,  'weist  aber  doch  p.  233 
.en  Bnchhändlem  ih^er  Pfarrei  begreiflich  zu 
ttireraient  de  b^n^dictions  sur  leur  .commerce, 
es  Monates  ihm  ein  volletändig'efi  VerzeichniHS 
vente  zur  Prüfung  einsenden  wollten.  —  Im 
er  Bischof  ein  Avis  important  sur  le  colpor- 
res  (Ami  de  la  rel.  163,  241),  worin  er  es 
n  der  Begiemn'g  anfgestellten  Verzeichnissen 
rt  werden  dürften,  aach  solche  ständen,  welche 
Index  fielen,  wie  protestantische  Bibeln  und 
iell  im  Index  ständen,  wie  Schriften  von  Vol- 
aire  nnd  Pascals  Pro  vi  nci  albriefe,  und  aueser- 

nnd  dgl.  von  Dumas,  Houlie,  Karr  und  de 
von  Perigueux  nahm  1854  den  Index  zum 
lirtenbriefes,  wurde  dafür  vom  Papste  belobt 
lobungsbreve;  Ami  de  la  rel.  166,  170.)  — 
BailUs  von  Pius  IX.  auf  Veranlassung  der 
,  der  er  als  Lejritimist  missliebig  geworden, 
nnd  zur  Resignation  veranlasst  (Ami  de  la 
ab  in  Kom,  wnrde  Consnltor  der  Index-Congr. 

das  Verbot  einiger  französischen  Schriften 
ffentliohte  er  eine  Vertheidignng  des  Index 
Kualands   in    der  Senatssitznog   vom  31.  Mai 


1  de  l'Indcx  miuux  conmic  et  vcngäc  par  l'anclcn 
1866,  III,  VII  und  616  S.  8.  —  Rouland,  damah 
c  de  Franc«,  hatte  u.  a.  g-eaagt:  „Die  ultramon- 
iii    anderes  Mittel,    um  alles  zu  ruiniren,    was  cb 

freien  Meinungen  gab.  Sie  nahm  ihre  Zuflacht 
lg  von  Entscheidungen  der  Index -Co  ngregation. 
.?  Die  Incarnatiun  des  DeapotismuB,  ein  Tribunal, 
'.u  hören.  Unsere  Väter  wachten  iiber  ihre  Rechte, 
rclie  wurden  die  EnlBcheidungen  des  Index  nie 
:?  Weil  die  to  fromme  und  gelehrte  französische 
Türde  hatte,  welches  wir  nicht  mehr  haben,  weil 
tn  König  kanute  und  nicht  begriff,  dass  der  Papst 
Jrthei]  einer  Congregation  delegiren  koune,  damit 
,  auftrete.  Unsere  Väter  hatten  Recht.  Wenn  man 
i,  wasste  mun,  dass  man  direct  mit  dorn  Papste 
^eßhrlicbcr,  ni<'hls  ungerechter  als  ein  Tribunal, 
gehört  EU  haben;  und  ein  solches  Tribunal  sollto 
la,    einen    Priester    brandmarken    dürfen  ?    Nein, 

die  Bächerverboto  seien  in  neuesler  Zeit  üabl- 
egt  BailMs  p.  208  mit  Ziffern :  unter  Gregor  XVI., 
urden  110  (raniösische.  7  lat.  Schriften  verb.,  nur 
sten  19  Regierungsjahren  Pius'  IX.  In  den  IT^/g 
»forden  138  franx.,  92  lat.,  in  den  20Vg  Jahren 
305  lat.  Schriften  verb.  u.  s.  w. 


904 


Bischöfliche  Bücherverbote. 


Bei  den  Verhandlungen  über  das  baierische  Concordat  von 
1817  wurde  in  Rom  die  Aufnahme  eines  Artikels  gefordert,  wonach 
kein  Buch  ohne  die  Zustimmung  des  Bischofs  gedruckt  oder  in  das 
Land  gebracht  werden  sollte.  Der  Artikel  13  erhielt  aber  schliess- 
lich die  Form :  „Wenn  die  Bischöfe  im  Lande  gedruckte  oder  in  das 
Land  gebrachte  Bücher,  welche  etwas  dem  Glauben,  den  guten  Sitten 
oder  der  kirchlichen  Disciplin  Widersprechendes  enthalten,  der  Re- 
gierung anzeigen,  so  wird  diese  unverzüglich  für  ihre  Unterdrückung 
sorgen"^).  Bei  einem  Buche  von  Brendel  wurde  ein  vergeblicher 
Versuch  gemacht,  diese  BestiDimung  durchzuführen  (§  109). 

In  dem  österreichischen  Concordate  von  1855  lautete  Art  9: 
Archiepiscopi  .  .  propriam  auctoritatem  omnimoda  libertate  exer- 
cebunt,  ut  iibros  religioni  morumque  honestati  perniciosos  censura 
perstringant  et  iideles  ab  eorundem  lectione  avertant.  Sed  etGuber- 
nium  ne  ejusmodi  libri  in  Imperio  divulgentur,  quovis  opportuDO 
remedio  cavebit.  In  den  Separatartikeln  zum  Concordat^  die  in 
einem  Schreiben  des  Erzbischofs  Rauscher  an  den  Cardinal  Yiale  Prela 
vom  18.  Aug.  1855  formulirt  wurden  (Coli.  Lac.  5,  1229),  heiest 
es  zu  Art.  9:  die  Regierung  werde  den  betreffenden  Wünschen  der 
Bischöfe  gebührende  Rechnung  tragen;  doch  bedürfe  es  grosser 
Vorsicht  um  die  Sache  nicht  schlimmer  zu  machen ;  die  Verhältnisse 
seien  nicht  in  allen  Theilen  des  Reiches  dieselben:  in  den  lombar- 
disch-venetianischen  Provinzen  sei  es  leichter,  schlechte  Bücher  aus- 
zuschliessen  als  anderswo;  überdies  sei  in  Italien  vieles,  dessen 
man  in  Deutschland  überdi'üssig  geworden,  noch  neu  und  darum 
noch  von  verderblichem  Einflüsse.  Das  Concordat  und  die  Separat- 
artikel wurden  mit  einem  Schreiben  des  Grafen  Thun  vom  25.  Jan. 
1856  den  Bischöfen  übersandt  und  darin  darauf  hingewiesen,  dass 
in  den  Separatartikeln  die  Gründe  hervorgehoben  seien,  weshalb 
von  Repressivmassregeln  gegen  Druckschriften  ein  vorsichtiger  Ge- 
brauch zu  machen  sei.  Mittlerweile  hatten  aber  bereits  im  Dec. 
1855  einige  Bischöfe  in  dem  österreichischen  Italien,  namentlich  der 
Erzbischof  Romilli  von  Mailand  und  der  Patriarch  von  Venedig  auf 
Grund  des  Concordates  verordnet:  es  seien  ihnen  alle  Manuscripte 
vor  dem  Drucke  vorzulegen  (was  doch  selbst  im  Kirchenstaate  nicht 
mehr  verlangt  wurde,  S.  885),  und  für  den  Verkauf  aller  von  aussen 
importirten  Bücher  mit  Ausnahme  der  notorisch  erlaubten  sei  ihre 
Erlaubniss  nachzusuchen;  wer  verbotene  Bücher  verkaufe  gegen  den 
werde  die  Hülfe  des  weltlichen  Armes  angerufen  werden.  Der  Bi- 
schof Speranza  von  Bergamo  bezeichnete  sogar  in  einem  Hirtenbriefe 
vom  16.  Jan.  1856  die  Aufhebung  der  Censur  als  ein  Werk  des 
Teufels  (er  verbot  zugleich  die  Zeitschrift  II  crepusculo).  Die  Wiener 
Kirchenzeitung  erklärte  darauf  (1856,  No.  5,  ohne  Zweifel  im  Auf- 
trage Rauschers):  die  italienischen  Bischöfe  hätten  sich  über  ihre 
Verordnungen  mit  dem  Erzbischof  Rauscher  nicht  vorher  benommen; 


1)  Sicherer,  .Staat  und  Kirche  in  Bayern,  1874,  S.  65.   118.  146.  21F. 
Deutscher  Merkur  1874,  116. 


und«chreiben  der  [ndex-CoDgr.  von  18&i.     905 

sei   bei   Art.  9  den  Concordatea  g&r  nicht 

nicht  einmal  ErbanungübScher  und  kirch- 
irt    zur  Censur    verlangt    und    die    seit    8 

werde  nicht  geändert  werden.  Graf  Tbnn 
Bischöfe  auf,  ihre  Erlasse  zaiück  zu  nehmen, 
e  di  Milane  desavouiren  (Wiener  E.-Z. 
in  einem  ErlBsse  an  alle  Länderchefs  vom 
ernng  könne  sich  nicht  auf  Gnmd  des 
iIb    blosse  Voll  streck  er  in    der    vom    kirch- 

Erkenntnisse  ansehen,  habe  sich  vielmehr 
sowohl  bei  Beurtheilung  der  Biloher  als 
ir  Frage,  welche  Massregeln  gegen  die  fitr 
anwenden  seien,  gewahrt  und  werde,  wenn 
iischöfe  ihre  Mitwirkung  zur  Unterdriicknug 
ich  bezeichneten  Bücher  für  wUnscbenswerth 
in  die  Frage,  ob  und  in  welcher  Weise  auf 
en  Gesetze  diesem  Ansuchen  entsprochen 
;  erwägen*).  Die  Uegierung  hrachte  das 
ch  in  Rom  zur  Sprache,  und  10.  Nov.  1857 
raf  Colloredo,  der  Cardinal -StaatssecretSr 
rde  dem  Bischof  von  Bergamo  die  Mise- 
aussprechen  und  einschärfen,  sich  künftig 
hnlichen  Fällen  an  die  Regierungsbehörden 
le  sie  vorzugehen, 

;.  1864  richtete  die  Index-CoDgregation  an 
I  Präfecten  Card.  Altieri  und  dem  Secretär 
:e  Rundschreiben  folgenden  Inhalts  (Civ. 
cheinen  jetzt  sehr  viele  schlechte  Druck- 
e  und  wohlfeile  Schriften  and  Zeitnngen. 
ler  Indcx-Congregation  denuncirt;  da  diese 
nehmende  Zahl  der  Denunciationen  aus  der 

überbürdet  ist,  kann  sie  nicht  alle  An- 
igen. Das  hat  zur  Folge,  dass  ein  Yerbot 
ret  erfolgt,  wenn  das  Lesen  derselben  schon 
htet  hat.  Um  diesem  Uebelstande  abzu- 
I  beauftragt,  das  Handatum  Leo'e  XII.  vom 
mng  zu  bringen,  was  wir  mit  dieser  Lettera 
man  aber  nicht  die  Bucherverbote  der  Bi- 
m,  diese  seien  zu  solchen  nicht  berechtigt, 
^orwande  geringschätzen  zu  dürfen  glaube, 
nit  ermächtigt,  in  dieser  Sache  als  Dele- 
ituhles  vorzugehen.  Es  sollen  jedoch  dem 
!  diejenigen  Schriften    vorbehalten  bleiben, 

Prüfung    erheischen    und    hei    denen    nur 


Z.  1d»l,  No.  II.  26.  Ällg.  Ztg.  18.'ill,  9.  14. 
31.  187),  22B.  Unwillige  AeuBserungen  C.  Can- 
lasB  in  den  Lettere  di  Giuo  Capponi  8,  171. 


^1 


906 


Irreligiöse  Schriften  1758—1800. 


ein  Urtheil  der  höcheten  Autorität  eine  heilsame  Wirkung  erzielen 
kann.  —  Man  kann  nicht  sagen,  dass  die  Bischöfe  von  dieser  neuen 
delegirten  (lewalt  einen  ausgedehnten  Gebrauch  gemacht^),  und  eben- 
sowenig, dass  die  Index-Congregation  seitdem  in  ihrer  Thätigkeit 
eine  Aenderung  habe  eintreten  lassen. 


87.     Irreligiöse  Schriften  1758-1800. 

Clemens  XIII.  (1758—69)  verdammte  durch  Braven  vom 
31.  Jan.  und  3.  Sept.  1759  (Bull.  1,  88.  222)  das  anonym  er- 
schienene Buch  von  Helv<5tiu8  De  l'esprit  und  die  Encyclopedie, 
jenes  mit  der  Bestimmung,  dass  es  auch  für  diejenigen  verboten 
sein  solle,  welche  die  Erlaubniss  zum  Lesen  verbotener  Bücher 
hätten,  und  dass  nur  der  Papst  das  Lesen  desselben  solle  ge- 
statten dürfen.  —  eine  Bestimmung,  die  in  der  Folge  auf  an- 
dere derartige  Bücher  ausgedehnt  wurde  und  zu  der  sich  ein 
Analogon  auch  in  den  spanischen  Indices  findet.  In  einem  Breve 
an  den  Erzbischof  von  Reims  vom  20.  Nov.  1765  (Bull.  3,  147) 
belobte  Clemens  XIII.  die  Assemblöe  du  Clergö  für  die  Ver- 
dammung schlechter  Schriften,  und  in  einer  Encyclica  vom  25. 
Nov.  1766  (Bull.  3,  225)  ermahnte  er  die  Bischöfe,  sich  die  Un- 
terdrückung der  schlechten  Bücher  angelegen  sein  zu  lassen  und 
dazu  auch  die  Hülfe  der  Fürsten  anzurufen.  Auch  Clemens  XIV. 
(1769 — 74)  ermahnte  in  seiner  Encyclica  vom  12.  Dec.  1769 
(Epistolae  ed.  Theiner  p.  39)  die  Bischöfe  zur  Bekämpfung  der 
ungläubigen  Literatur.  —  Von  der  Inquisition  oder  der  Index- 
Congregation  wurden  von  1758  an  Schriften  von  Voltaire,  Rous- 
seau, La  Mettrie,  Holbach,  Marmontel,  Raynal  und  viele  andere 
verboten,  von  Helv6tius  ausser  De  Tesprit  nur  eine,  auch  von 
Diderot  und  d'Alembert  ausser  der  Encyclopödie  nur  je  eine, 
—  die  von  d'Alembert  mit  d.  c,  die  von  Diderot  erst  1804,  — 
von  Grimm,  Cröbillon  u.  a.  keine.  Im  spanischen  Index  werden 
von  Voltaire  und  Rousseau  alle  Schriften  als  seit  1762  bezw. 
1764  strenge  verboten  bezeichnet^).    In  Rom  wurden  nach  1757 


1)  Phillips,  Kirchenr.  6,  022.  624  macht  den  Bischöfen  darüber  Vor- 
haltungen. 

2)  Die  anderen  in  Spanien  verbotenen  Schriften  sind  in  der  S.  863, 
Note  1  angegebenen  Weise  bezeichnet. 


1820  von  einzelnen  Schriftstellern  sämmt- 

1821  von  G.  Morardo,  1824   von  David 

3  erlieas  Pins  VI.  ein  allgemeine»  Ver- 
D  den  IndezansgabeQ    —  nicht  bei   den 

Bein  richtiger  Platz  wäre,  soadem  — 
i  omnee  incrednlornm,  sive  anonymi  sive 
ra  religionem  agitnr.  Beigefügt  ist  die 
Erlaubniss,  »olcbe  BUcher  zn  lesen  oder 
te   reservirt  sei,  und   eine  Weisung   fUr 

oder  ihren  Secretär:  eic  etiam  in  Indice 

reg.  II.  Ind.  praedamnati),  womit  ohne 

solle,  wenn  dergleichen  Bücher  speciell 
Urden,  beigefügt  werden,  sie  seien  eigent- 

Regel  des  sog.  Trienter  Index  verboten. 
.   nun  freilich  zwecklos,    —    wenn  man 

hatte,  den  ProtestänteD  damit  einen  Tort 
lie  Unglüiibigen  mit  ihnen  unter  die  in 
;  Beiteichnnag  Haeretici  zusammenfasste; 
ci  Indices  gar  nicht  gemacht  bis   zum  J. 

da  an  nicht  bei  den  Schriften  der  Un- 
bei  einigen  proteetantischen  und  seit 
liscben.  Das  allgemeine  Verbot  Pius'  VI. 
zweckmässig,  als  man  doch  nicht  vorans- 
ann alle  ungläubigen  Schriftsteller  kennen 
30  ihrer  Schriften,  noch  weniger,  welche 
religiös  sind.  Viel  praktischer  ist  die 
len  indices  von  1747  und  1790,  in  welchen 
he  auch  fdr  solche,  die  die  Erlaubniss 
Jücher  haben,  verboten  sein  sollen,  dieses 
er  durch   ein  Zeichen  angedeutet   ist  (8. 

esprit  von  Claude-Adrien  Helvfitins  (1715 
c  l'approbation  et  privilSge  da  Roy,  G43  8. 
10.  Aug.  17S8  von  dem  Conneil  d'etat  za- 
lueh  22.  Nnv.  von  dem  Eribinchof  de  Bean- 
5)  und  9.  Apr.  1759  von  der  Sorbonne 
idte  ihre  ('enttnr  gednieht  tllemens  XIII. 
Breve    vom    20.  Juni    (Bull.    1,  141)  daf«r 


908 


Irreligiöse  Schriften  1758—1800. 


belobt.  Das  Buch  wurde  auch  in  Sp.  1759  strenge  verb.  In  einem 
Breve  vom  7.  Jnli  1759  (Bull.  1,  209)  wird  der  span.  General- 
Inquisitor  dafür  belobt,  dass  er,  wie  er  gemeldet,  die  päpstlicben 
Decrete  gegen  Berruyer  und  De  l'esprit  publicirt  babe.  —  Von  der 
Encyclopedie  ou  dictionnaire  raisonn^  des  sciences,  des  arts  et 
des  m^tiers  par  une  sociale  de  gens  de  lettre  .  .  .  publie  par  M. 
Diderot  ...  et  par  M.  d'Alembert,  waren  1759  als  sie  von  Cle- 
mens XIII.  (und  in  Sp.)  verb.  wurde,  7  Bände  erschienen.  Die 
1751  erschienenen  verhältnissmässig  harmlosen  beiden  ersten  Bände 
wurden  durch  ein  ArrSt  du  Conseil  du  Eoy  vom  2.  Febr.  1752 
verb.,  nach  18  Monaten  aber  die  Fortsetzung  des  Druckes  gestattet. 
—  In  dem  Breve  heisst  es  von  De  Tesprit,  das  Buch  sei  von  der 
Inquisition  geprüft  und  Fer.  V.  11.  Jan.  1759  bezeichnet  worden 
als  die  christliche  Religion  und  die  natürliche  Sittlichkeit  unter- 
grabend, die  verkehrten  und  verdammten  Meinungen  der  Epikureer 
und  Materialisten  adoptirend  und  vertheidigend  und  voll  von  gott- 
losen, ärgemissgebenden  und  ketzerischen  Sätzen.  Von  der  Ency- 
clopedie heisst  es  in  dem  Breve,  sie  sei  von  der  Index-Congr.  5.  März 
verboten,  es  sei  eine  verbesserte  Ausgabe  veranstaltet,  diese  sei  von 
.  der  Inq.  nochmals  geprüft  worden  und  auf  Grund  ihres  Beschlusses 
von  Fer.  V.  11.  Aug.  werde  das  Werk  auch  mit  den  Noten  oder 
Erklärungen  und  Verbesserungen  verboten  als  enthaltend  eine  Lehre 
und  Sätze,  die  falsch,  verderblich  und  ärgernissgebend  seien,  zum 
Unglauben  und  zur  Verachtung  der  Religion  verleiteten  und  der 
Sittenverderbniss  und  Gottlosigkeit  den  Weg  bahnten. 

Durch  eine  Declaration  Ludwigs  XV.  vom  16.  April  1757 
wurde  die  Veröffentlichung  und  Verbreitung  von  Schriften  gegen 
die  Religion  bei  Todesstrafe  verboten.  Diese  Drohung  wurde  natür- 
lich nicht  ausgeführt,  und  der  Präsident  de  Malesherbes,  der  1750 
— 68  die  Aufsicht  über  das  Bücherwesen  hatte,  war  sehr  nachsich- 
tig (Picot  2,  248.  357).  —  Am  2.  Febr.  1759  verbot  das  Pariser 
Parlament  De  Tesprit  und  sechs  andere  ungläubige  Schriften  (Boc- 
quain  p.  204).  Helv6tiu8  leistete  eine  Art  Widerruft)  und  der  Censor 
seines  Buches  nahm  seine  Approbation  zurück  und  resignirte.  Zu- 
gleich wurde  der  Verkauf  der  7  Bände  der  Encyclopedie  vorläufig 
verboten  und  eine  genauere  Prüfung  derselben  vorbehalten.  Durch 
ein  Arrit  du  Conseil  du  Roy  vom  8.  M&rz  wurde  das  Privileg  zu- 
rückgezogen. Die  Herausgeber  erwirkten  aber  eine  stillschweigende 
Duldung  der  Fortsetzung  (Picot  2,  353;  4,  449).  Es  erschienen 
bis  1772  28  Bände. 

1762  wurde  von  der  Inq.  verb.  Liber  tametsi  ironice,  ut 
prae  se  fert,  elaboratus,  qui  sie  inscribitur:  La  petite  Encyclopedie 
ou  dictionnaire  des  philosophes.  Ouvr.  posthume  d'un  de  ces  mes- 
sieurs.  Ridiculum  acri  Fortius  et  melius  plerumque  secat  res,  Anvers 


1)  Zaccaria  (Theotimus  Eapistinus  p.  66)  zählt  ihn  deshalb  zu  den 
kath.  Gelehrten,  welche  ihre  Irrthüracr  widerrafen,  sagt  aber  nichts  von 
seinen  späteren  Schriften. 


D'Alembert    Diderot.    Toltaire.  009 

6  S;  12.,  nach  SommerTogel  Dielt,  vie  ge- 
'd,  VOQ  Abr.-JaH.  de  Chanmeix,  dem  Ver- 
'itimes  contre  l'Encyclop^ie,  die  von  Cle- 
len  (Ficot  2,  364;  4,466),  sonden)  von  dem 
d.  —  Im  epan.  Index  steht  aach  Ii'eaprit 
B  articles  lee  plus  cnrienx  .  .  .  de  ce  grand 
I  ff.    Von    der  Ency clop^die    Htellt    der  spaii, 

in  AnsBicht,  die  doch  nicht  zn  Stande  ge- 
il Breve  yom  10.  Mai  1770  (Bull.  4,  166) 
epaniache  GeBellichaft  von  Frenoden  des 
dcB  Verbotes  dee  Dictioaarium  encyclopae- 
nrendet  hatte;  dieBer  ermKchtigt  den  General- 
äern  der  Geeelhchaft,  die  er  für  geeignet 
B  Werkes  zu  ge statte d. 

itebt  im  Index  nnr  dai  nach  eeinem  Tode 
2in  heranBgegebeiie  Bnch  De  Tbomme  et  de 
[lee    et   de    Bon    äducation.    Oarr.  posthnme, 

verb.  1774  (in  Sp.  1785).  Die  OenTres, 
^ht  verb.  1761  warde  verb.:  Examen  des 
Eeprit,  Lond.  1760,  tou  G.  Le  Roy.  —Von 
liert  (1717—83)  stehen  im  Index  nnr  Mä- 
l'histoire  et  de  philoaophie.  Konv.  id.  angm. 
la  tradnction  de  quelques  morceanx  de  Taoite, 
1767  (in  Sp.  unbedingt  1773).  Unter  Denis 
lieht  im  Index  nnr  Jacqnes  le  fataliste  et 
I.,    verb.    1804   (in  den  neuesten    Index-Aus- 

ob  Jacqnes  der  Vorname  Diderota  wäre). 
von  Diderot  nur  die  Pensöes   philoa.,    verb. 

i  kamen  nnter  seinem  Namen  von  1768 — 
ndex  :  Freeis  de  rEccl6aiaite  et  da  Cantiqne, 
la  tolirance,  1763  (über  die  Calas'sobe  Af- 
Pioot  2,  469  sagt  von  dem  1.  Abschnitte: 
,  d^ceot  et  raisonn^),  verb.  1766;  Commen- 
lit«  et  des  peines  (vou  Beccarial,  verb.  1768; 
latnre,  verb.  1770;  Pens^es  de  Pascal  avec 
taire,  Genfeve  1778,  2  vol.,  verb.  1789;  ~ 
ihen  anonymen  und  Pseudonymen  Schriften : 
idMes  'pour  servir  de  euite  et  d'iclaircisse- 
1760,  127  8.  12.,  verh.  1761.  Die  Sohrift, 
lire  Simon  fiugex  angibt,  ist  gerichtet  gegen 
ühilosophes  p.  s.  de  euite  et  d'^cl.  aux  oen- 
Bern  1769  (von  Abbe  Cl.-M.  Gnyon) ;  sie 
des  Parlaments  verbrannt.  Im  span.  Index 
nt  d'un  inconnn  sur  l'oracle  des  nouv.  phi). 
1  cet  ouvrage,  dedi^  fi  M.  de  Voltaire,  Ville- 
de  Charles  Gonju  k  sea  frerea,  verh.  1762. 
mo  del  Sig.  Dottor  Balph,  tradotto  dal  fran- 
üriginal  steht  nicht  iui  Iudex,  aber  Emma- 
&8 


dIO  IrreligiÖte  Scbrirte 

nnel  Raipli,  U^moii'BH  de  Gandide 
paix  g^n^rale,  les  foDdementfl  de  l'on 
ourrage  traduit  de  rallemand  inr  la 
k  PariB,  k  Londres,  ä  Borne  [die  lud 
fortasse]  et  k  Peterabourg,  l'an  de  g 
tionnaire  philo sophiqiie  portatif. 
augmeutöe  de  divers  artiolea  par  Tai 
S.   153.     Es   wurde    1765    auch    vo 

2,  463.  470).  —  Essai  hist.  et  orit 
de  Pologne,  par  Joseph  Board  illo 
1768').  —  Philosophie  de  l'hisl 
Index  steht  dabei:  emeotitum  nomen] 
Discours  aax  conf^därez  de  Katniene< 
ling,  major  au  eervice  du  roy  de 
gile  di^jour  contenant:  De  la  psii 
heart;  lostruction  du  gar4iea  des  ca 
culoso  partant  pour  la  Terre  sainte; 
Malebranche  par  l'abb^  Tilliadet ;  lJi< 
logique,  mais  raisonnable  ea  44  chap 

3,  828),  verb.  1770  mit  dem  Zusa 
menta.  —  Honveaux  m^langes  pl 
vor  und  nach  rerb.  1773,  17T8  und  J 
.  .  .  trad.  par  l'abbä  Tamponet,  par 
verb.  1779.  —  Les  droits  des  hon 
trea,  Padona  1768,  verb.  1769,  wi 
Tjes  droits  .  ,  ,  des  Papea  eein. 

1765  wurde  verboten ;  Ouvra; 
ves  k  la  religion  de  l'antenr,  mit  de 
gäbe  habe  den  Titel:  L'uvangile  de 
M.  D  . . .  y,  und  die  .Sammlung  entht 
einzeln  verb.  würden:  Saiil  et  Davi 
titulee:  The  man  after  Gods  own  he 
[Strausa  S.  176.  274];  Catfichisme  di 
entre  nn  caloyer  et  un  homme  de  hif 
D.  J.  J.  a  C.  D.  C.  D.  G.;  Sermon 
bue  a  M.  du  Sfartayne  ou  du  Harea 
il  est  d'un  grand  prince  trea-instruit 
Examen  de  la  religion  dont  on  che 
foi,  attribu^  k  M.  de  Saint  £vrem( 
Schriften,  die  17ßB  auch  vom  Parh 
2,  473),  sind  von  Voltaire;  die  letz 
duit  de  Vanglois  de  Gilbert  Bui-net, 
Sie  erschien  unter  zwei  verschiedene 
gäbe  angeblich  Trevoux,  aux  depens< 


1)  Ueber  einen  lobenden  Artikel 
di  Mnntov«  führte  derNunoius  bei  der 
Uocumenti  inediti  o  rari,  Rom  1681,  I, 


Voltaire,     ßoiisxeau.  B1 1 

I  zngeiioh rieben,  ist  nber  von  dem  Lientenant 
'  dem  Sterbebette  1748  vor  einem  Pfarrer  zu 
r  Widerruf  in  der  Biblioth^qne  raisonn^e, 
b  abgedructtt  int  (Frpytag,  Anal.  325). 
nmelwerh  (Libcllna)  wnrde  1770  durch  ein 
'erb.  (fi.  u.),  ein  drittes  oder  ein  der  Index- 
er  Sammelband  1771  in  folgender  Weise: 
ipio  ficurra  edita:  Leu  quentiona  de  Zapata 
idnites  par  le  Sieur  Tamponet,  Doctear  de 
ementitum  nomen);  Collertion  de  lettre«  sur 
Genftye  et  k  NeufcliMel  par  le  propoBant 
Needam,  M.  Haudinet  et  M.  Mont-Moulin 
txamen  importAnt  du  milord  Bolinbroke,  ^crit 
T.  ed.  corrig^e  et  angin,  rqf  le  manoBerit  de 
aec  eommenlitia,  diese  drei  Stücke  sind  von 
philosophe,  oa  difficult^x  sur  la  religion  pro- 
)ninclie  .  .  par  an  ancien  uffinier,  nonv.  ed. 
WC  «ant,  von  J.-A.  Naigeon,  einem  Freunde 
das  letzte  Capitel  von  Holbaeh,  l*icot  4,  647); 
^cns;  La  defense  de  non  oncte  (beide  von 
de  M.  de  Voltftire,  verb.  1760,  ist  von  Claude 
Beeret  Pius'  VI.  vom  11.  Juli  1776",  ohne 
nter  «einem  VorKifz  gefansten  BexcblnHH  der 
iestimniang,  dasB  der  Papst  sich  die  Krthei- 
m  Leeen  und  Behalten  vorbehalte,  verb.  La 
i.  eine  17fi9  erschienene  neue  Ausgabe  de« 
nd  ABC.  Dii-aept  dialogne«  traduits  de 
1  neueren  Indices  verwirrt  in  A  B  C  [1']  etc. 
etc.  Dix-sept  u.  b.  w.).  —  (iegen  eine  von 
besorgte  Ausjrabe  der  Oeuvres  de  Voltaire 
nige  Bischöfe  und  die  Korbonne  Erklärungen; 
leni  Oonseil  dVtat  verb.  (Koequain  p.  398. 
icbt  im  Index,  aber  als  1801  verb.:  Bomans 
in  k  Celle  de  Kell  (eio),    avee  Agares,    Lyon 

n  verbot  fl.  Sept.  1762:  Emile  oo  de  l'^du- 
Konsseau,  citoyen  de  Geneve,  gleichzeitig 
aris)  1762,  4  vol.  12.,  erschienen.  I}a8  Buch 
)m  Parlamente  zum  Verbrennen  verurtheilt, 
inne  c«nsurirt  und  von  dem  Erzbischof  Bean- 
ben  Jahre  auch  in  Genf.  Housseau  schrieb 
e  Beanmont,  Archiv,  de  Paris,  vom  18.  Nov. 
68),  verb.  1TC6,  und  gegen  das  Genfer  Ver- 
la niontagne.     Vitnm  imjiendere  vero,  Amst. 


von   17-17  und    1790    {p.  2fiil.    294.  304)    werden 
apan,  Uebersetziing    der    Hist.    de   Chiiries  Xll. 


BIS  IireligiÖM  Schriften  1766—1800. 

(1763),  von  der  Inq.  verb.  1767, 
vom  Farlamente.  —  Dn  oontrat  soci 
qne,  AmBt.  1762,  12.,  wurde  1766 
iocial,  daoB  lequel  ob  rifute  d'uoe  i 
les  principeB  pos^B  dans  le  Contrat  i 
[Beaaclair],  Ha^e  1764.  Eine  gleit 
dea  protestantischen  Theologen  Ant 
(1734—1806),  Offrande  aux  antels  ei 
fenae  dn  chriBtianiame  on  räfntatio: 
Examen  hiBt.  dee  quatre  beanx  Bie< 
■ont  lea  moyenB  de  tirer  nn  penple 
verb.  —  Von  der  Nouvelle  H^loise, 
wurde  erBt  die  Nonv.  id.  angment^f 
Bomaton,  Par.  1793,  und  diese  ersl 
von  KouBsean  überhaupt  nicht.  — 
wurden  1770  dnroh  die  Inq.  verb. 
1753,  2  vol.,  und  Oeuvree  philos., 
(in  Sp.  1771  strenge  verb.).  Die  12 
tenen  Stocke  werden  in  di^m  Decrel 
Bive  conjunctim  eive  eeparatim  verb. 
Auegabe  der  Oenvrea  philos.  war  sc 
erschienen  (Baumg.  7,  76),  L'homn 
(Baumg.  1,  75).  Vor  1770  war  a 
verb. :  Histoire  naturelle  de  l'ftme,  tr 
par  fen  M.  H(unan]d)  de  racad£mi< 
Paris  schon  1746  verbrannt  (Pioot 
Dass  der  Name  dea  Baron  d*H 
dex  vorkommt,  erklärt  aicb  daraus,  i 
oder  Pseudonym  erschienen  (A.D.  B.  1! 
dex  ansser  der  Antiqaitä  devoiUe  (s.  i 
nature  on  des  loie  du  monde  phyeiqn 
band  (ementitum  nomen),  verb.  177' 
Namen  des  1760  gestorbenen  Becretä 
baud  (Pioot  4,  269)  herausgegeben  ui 
unter  Di  derote  Mitwirkung  verfssst,  1; 
des  Parlaments  verbrannt  (Ficot  2, 
1800  20  Auflagen  (eine  deutsohe  TJe 
eine  spaniBche  wurde  in  9p.  1819 
ponse  au  Systeme  de  la  natura  rei 
logiatBB  de  la  religion  ohr^tienne  par 
in  demselben  Jahre  auch  von  der  Assen 
Befehl  des  Parlaments  verbrannt.  —  S 
morale  et  de  la  potitique,  aveo  un  ex 
ment  sur  les  moeura,  1773,  2  vol.,  u 
relies  oppos^es  aux  id^es  surnaturellea, 
guBto,  oaaia  idee  naturaU  oppoate  alle  b 
Zusätze :  opus  jam  damnatum  idiomat 
de  J^Bus-Christ,  ou  analyse  raisonn 
Pudet  me  humani  geuerie,    cujus  mt 


e.  Holbacb.    Hu-montel.    Rb;iib1.  918 

B.  [1770],  verb.  1778  nnd  noohinalB  tod  der 
7S2.  —  La  oontftgioD  aacr^e  on  Thist.  natn- 
D,  zneret  1768  erschienen,  erat  1821  qaoo. 
lorale  universelle  on  lei>  devoirs  de  rhontme 
:776,  erst  1837  yerb.  Im  spaii.  Index  stehen 
es,  strenge  verb.  1782  bezw.  1779. 
Marmontel  de  l'Acad^mie  franfaise,    Paria 

1767  mit  d.  c.  verb.  In  Frankreich  warde 
iiirirt:  die  Sorbonne  veröffentlichte  eine  Censar 
tteinifich  und  französisch,  123  S.  i.,  and  der 
ein  Mandement  vom  24.  Jan.  1768,  56  S.  4. 
15,  le  fameux  obapitre  de  la  tol^ranoe,  An- 
Brsicherte  dem  Erzbischof,  er  sei  ein  gnter 
m  Capitel  nur  die  Lehre  der  Jesaiten  vorge-, 

sieb  der  Anotorität  der  Kirche.  Er  nnter- 
r  Sorbonne  und  schrieb  eine  Apologie,  worin 
JDch  sich  von  den  irreligiösen  natersoheide. 
agt  er,  er  habe  die  Sorbonne  nnd  den  Ers- 
wollen.  —  Les  Incas,  on  la  deatrnction  dn 
len  gegen  „Aberglanben  nnd  Fanatiamne"  (N. 
rivolen  Contea  moranx  stehen  nicht  im  Index, 
drei    Bücher    1779,    bezw.     1783    nnd    1789 

b.  Histoire  pbiloaophiqne  et*  politiqae  des 
Dmmerce  des  Enropeeua  dana  lea  deux  Indea, 
olit  .  .  .  Opera  dell'  Abate  Raynal  .  ,  .  trad. 
eaeren  Indicea  atebt  auch  daa  Original  unter 
nas  Raynal,  1713—96,  war  bis  1748  Jeeuit, 
erot  befreundet;  dieser  nnd  Holbach  eoUen  an 
itet  haben,  von  dem  von  ITTO  an  mehrere 
uerst  mit  Raynals  Namen  1780  (zu  Genf)  in 
irde  1772  durch  Airet  du  Conaeil  dVtat  unter- 
Aflsemblce  du  ClergS  verdammt.  1780  tiber- 
dem  Könige  eine  Denkachrift,  worin  nament- 
rgehoben  wurde,  daas  ein  Priester  und  frü- 
len  Namen  an  die  Spitze  eines  so  mit  Blas- 
tbes  setze.  Die  Sorbonne  censurirte  das  Bach 
;nt  liese  es  verbrennen^).  Als  Kaynal  1782 
m  zn  seinen  Ehren  ein  Gedicht:    La  nymphe 


de  rUniv.  p.  435.    Picot  2,  513.  N.  E.    1768,  33. 

<aioD  gab  d^n  Bclifaire  frei ;  Maria  Theresia  befahl 
Irzb.  MigaEzi.  das  Buch  dürfe  nur  mit  Weglaasuns 
irden.  Sitzungsber.  der  W.  Ak.  Ph.-bist.  Cl.  8+,  437. 
!.  389.  Vgl.  Piot  2,  588;  3,  15,  26;  4,  559.  N.  E. 
ournal  17K2. 7,  190.337.350.  Oerdil  u.  a.  sohrieben 
larini  4  Bände  Degli  errori  di  Rayual ;  G.  eccl. 
l'une  nourelle  id.  de  Baynal  wird  auafübriioh  be- 
1817,  13,  257. 


ftU  Irnligiöse  Schriften  I7B8— 1800. 

de  Spa  h  l'abbe  Raynal  (vod  J.  N.  BaBsenge).  Der 
Fr.  Karl  Graf  von  Weibruck,  bei  de™  Rnvnnl  !«  Rn„-t , 
von  eeiner  GeiBtIiohkeit  genöthigt, 
1782,9.  50).  1781  klagte  der  Kri 
Bocb,  „ein  MeiBttrHlüclc  der  Gott.l< 
finde,  worauf  der  öffeniliche  Verka 
österr.  Gescb.  50,  322).  In  Spanier 
verb.^  1784  erschien  eine  castrirte  epa 

Recherchee  sor  Torigiiie  du 
Btitione.  Ouvragft  postbunie  de  Mr. 
von  der  Inq.  verb.  1T64.  Seconde 
qnae  pariter  daumantnr:  DisHertaticx 
fabulist«,  Traite  mathematique  eur 
1767,  —  ist  von  Kio.-Ant.  Boulangei 
für  die  Encyclopedie  achrieb,  aonst  ab 
vor  Beinern  Tode  bekehrte.  Aus  seiiK 
Werke,  mehr  oder  weniger  von  i 
herauBgegebeii  (Picot  4,  285.  Biog 
NameQ  erechien  Amst.  1766  aiicli  ] 
uaages,  von  Holbach  umgearbeitet 
Sieaes  Buch  wurde  erat  1823  verb.,  ( 
dävoÜK,  ou  exanen  des  principes  e 
tienne,  von  der  Asseniblee  du  der 
venaurirt  und  auf  Befehl  dee  Parlai 
1758  unter  Boulanger»  Namen  ersc 
aber  von  einem  Cürrespoudenteu  Volt 
Biogr,  univ.  a.  v.  Damilaville).  —  Vi 
Henri-Jueeph  Uulaureiia,  1719—97, 
Trinitarier,  dann  fahrender  Literat,  1 
zu  lebenslänglichem  Gefiiugnias  veru 
imlndex:  La  chandelle  d'Arraa,  p< 
Bern  1765,  verb.  1766;  —  L'Arr. 
de  l'eBprit  en  fait  de  bon  eena],  1. 
1776,  verb.  1782;  auf  dem  Titelblat 
gedruckten  Buchea  steht:  A  Rome 
rindex  1774;  —  Le  compere  Matt 
buraain.  Nouv.  öd.  ornäe  de  bellea 
1787,  5  vol.,  erst  1804  verb.,  zuerat 
Brux.  1823,  4  voL,  stehen  nicht  im 

Unter  Clemens  XIIL  wurden 
RHIexionB  eur  les  grands  honimee 
Amst.  1758,  von  A.-F.  Boureau  D 
(Trinius  S.  45);  Tableau  du  sieole 
de  Saint  Cyr,  in  Sp.  1776);  Lettr 
prouve  que  l'atheisme  et  le  der^gl 
s'^tablir  daus  le  systiuie  de  la  n^cessi 
Vues  philosophiques  .  .  .  par  M.  [ 
montval  [1716—64],  der  auch  and. 
hat  (Feiler  s.  y.);  Code  de  la  natni 


IT.     Dulauren»  a.  a.     Millot,  916 

.  m^Donna.  Partout  cliez  le  vrai  sage,  1755 
lerot  oder  La  Beaumelle,  Rondern  von  Mo- 
eeiner  1753  ersohienenen,  für  eine  üeber- 
rit  des  Fidpai  ausgegebenen  Basiliade  on 
es,  woiiii  die  Rückkelir  zum  Naturznstande 
,  513;  1840  von  einem  Anbänger  Cabets, 
rausgegeben);  De  la  nature,  Amst.  1761 
i  der  Inq,  (in  Sp.  1781  strenge)  verb-,  von 
der  kurze  Zeit  Jesuit  gewesen  (Picot  2,  513; 
uf  dem  Sterbebette  einen  Widerruf,  Ami  de 
li  soit  qui  mal  y  pense,  ou  bist,  des  filles 
761,  von  J.-A.  .lullien  {in  Sp.  1766  verb.); 
ouveau,  ou  decouverte  d'une  isle  .  .  .  par 
i  1758,  trad.  de  l'anglois  {in  Sp.  1769);  Le 
8  Tin  payB  inconnu  .  ,  .  par  M.  de  Listo- 
de Yilleneiive;  Hemoirea  pour  eervir  l 
iee  de  Moinlenon,  verb.  1765  (in  Sp.  1762), 
!  La  Beaumelle  (Desnoiresterres,  Voltaire 
ir  la  vie  de  Mdlle  de  Lenclon  par  M.  B., 
:'enfer;  onvr.  critique,  hint.  et  moral,  Haje 
lieh  von  J.-Fr.  Bemard  (S.  8Ö8);  Lothaire 
nme  mis  en  interdit,  trng*^die  en  5  actes 
.  verb.  1768,  von  P.-P.  Gudin  de  la  Bre- 
'  auch  andere  irreligiösi;  und  obecune  Sachen 

.  wurde  auch  noch  (1768)  verb.  Hietoire 
i,  1766,  12.,  von  dem  Ex-Jesuiten  Abb^ 
85),  von  dem  d'Alembert  sagt,  er  habe  le 

souvenu  qu'il  ütait  J^suite  et  prftre.  Er 
>n  geschichtlichen  Compendien  geschrieben, 
;ebrauoht  wurden  (Picot  4,  455-  N.  E.  1774, 

im  span.  Index  von  1805  mehrere,  im  Rö- 
listoire  geiiiral  par  M,  l'abbe  Millot,  1835 
ae  idiomate  und  speciell  die  italienische 
LQt.  Loschi  con  varie  agglunte  ed  annota- 
oalouse  erschienene  Histoire  gen.  k  l'usage 
ss-Magne  jusqu'i  nos  jours,  von  dorn  Abbä 
nach  Voltaire  bearbeitet,  wurde  von  dem 
erb.  and  aan  dem  Buchhandel  zurückgeitogen, 
I  (Picot  2,  r.6li;  4.  340.   N.  E.  1770,  201). 

Clemens  XHT.  vom  l.  März  1760  (Epist. 
arouirte  Fr.-Joachim  de  Bernio,  eeit  1758 
redichte:  er  habe  immer  zur  Vertheidignng 
;  in  seinen  akademischen  und  hellettristi- 
icbts  vor,  wae  die  Religion,  die  Sittlichkeit 
i  verletze;  er  habe  schon  1744  in  seinen 
auirt  des  recueile  que  mee  ennemia  avaient 

(1769—74)    liees   1769  durch  den  NunoiiiB 


Irreligiöse  Schrifteo  1768—1800. 


ClergÄ  dem  KSnige  eine  von  dem  Erzbi 
des  Äbb4  Bergt  er  verfasete  Denk  seh  rif 
ligiöBen  Literatnr,  —  9  Schriften  wert 

—  sie  lieBH  aach  ein  vom  6.  Ang.  i 
dangere  de  riiicr^dnUt6  in  allen  Diöcei 
1770  ersohien  dann  auch  ein  ArrSt  du  1 
Schriften  (Picot  2,  557.  567.  Rooquain 
die  ÄBsembläe  in  einem  Schreiben  vc 
p.  113)  nnd  forderte  sie  1772  nochma 
Bücher  eh  wirken;  er  beauftragte  auch 
fHr  und  gegen  die  Religion  erschien< 
Bohicken,  wo  sie  in  einer  Zeitschrift 
(Theiner,  Clemens  XIV.  2,  181).  1771 
eins  bei  dem  Könige  das  Verbot  des  £1 
worin  derselbe  als  ein  Apostel  der 
war  (Theiner  2,  41.  Rocquain  p.  29i 
Eloge  den  Preis  zuerkannt,  ein  Äocese 
Cardinal;  Corr.  de  F6n.  11,  VIII.  Ii 
Harpe).  —  1775  veröffentlichte  die  Asi 
Avertisaement,  vorin  13  Schriften  spei 
qnain  p.  336). 

In  einer  unter  dem  Vorsitz«!  des 
gehaltenen  Sitzung  der  Inquisition  wui 
hatte  nach  Theiner  1,  310  das  Beeret 
im  Index:  decreto  8.  D.  N.  Clementis 
Mart.  1770):  Ahrigi  de  Fleu«y  (S.  bi 
(§  89)i  Oeuvres  philosophiqnee  par  ! 
und  ein  Libellua  impi^is  contiuens  se 
den  sive  conjunctim  sive  separatim  vei 
gewesen  sein;  alle  7  Schriften  sind  vo 
du  R.  P.  L.  Eacharbotier  .  .  Capucin 
chanssä  (cum  hnjusce  responsis);  Const 
poor  la  defense  da  chrietianisme,  par 
th^ologie  [gegen  den  bekannten  Apolo; 
509];  L'^pitre  aux  Romaina;  Hom^lie 
LondreB  le  jotir  de  la  PentecSte  1763 
Lord  Bolingbroke;  La  profeseion  de  fi 
du  Corps  des  paateura  du  Qevaudan  k 
Buisae  k  Londrea  (vgl.  Barbier -Qu^ 
Libellns  Bteht:  der  Papat  habe  sich  a 
halten,  die  Ertaubniaa  zum  Behalten  t 
ertheilen.  Das  steht  aeit  1806  bei  d 
dex-Anagftben,  während  hei  De  l'esprit 

—  Unter  Clemens  XIV.  wurden  ferner 
origine  et  son  antiquit*,  1751  erschien 
Fr.  Eernard  mit  Noten  von  dem  Abb 
Theil,    De  l'äme  et  de  son  immortalit 


unter  Clemeni  XIV.  and  Pins  VI. 


B17 


8t  1775  vert. ;  —  L'an  2440,  rtve  b'U  en  fnt 

verb.  1773,  von  Lonis-Seb.  Mercier,  später 
i.  In  einem  Decrete  von  1822  Bteht:  L'anno 
0  foflse;  deor.  15.  Nov.  177^;  idem  cum  notis, 
eine  itatien.  Uebernetznng ,  sondern  eine  neue 
In  8p.  wurde  1776  eine  Ausgabe  von  1776 
e:  nnr  in  der  königl.  Bibliothek  dürfe  du 
den. 

I.  trarden  1777 — M  verb.:  Reobercbes  philo- 
;ricaine,  on  m^moireo  int^resBiints  ponr  esrvir 
oitö,  par    M.  do  P.,    von    Comelina    de  Panw, 

t  1799.  Er  Bohrieb  auch  ober  Aegypter, 
n.  Die  Rechercbes  erecbienen  Knsammen  Paris 
r    Ex-Benedictin  er    Ant.-Jos.  Pemety,    Biblio- 

178S  wieder  in  Paris,  spater  Swedenborgianer, 
0  de  Panw  eine  Dissertation  aur  TAm^rique 
770,  nnd  gegen  eine  Erwiederung  de  Panwa 
es  .  .  ,,  1771,  2  vol.  Er  steht  nicht  im  Index. 
den  die  Recherohes  nnd  die  Uissert.  strenge 
oral,  00  rhomme  considir^  tant  dang  l'^tat  de 

la  soci^tÄ,  par  Pierre-Charles  LÄvesque;  Le 
osophiqne,  Loadres  1775;  Le  livre  k  la  mode 
enr  .  .  par  le  Chevalier  des  Essarte,  Amst. 
iflexions  snr  divers  sDJets  par  l'abb^  Sottile, 
Kations  historiqnes,  crit.,  morales  et  d'^rndi- 
les  fons  en  titre  d'office,  par  M.  D.,  anteur 
is,  reines  et  regentes  de  France,  2  vol.,  von 
r  (1714—81);  die  Anecdotes  etc.,  Par.  1776, 
nicht  erbaulicher  sind,  sind  nicht  verb.;  Vie 
iins  et  des  nonnes  .  .  ..  Cologne,  verb.  1784, 
la  gamalogia  o  sia  dell'  edocazione  delle  zitelle 
monio.  Opera  diviaa  in  17  letteri  del  Sig. 
il  franc.  da  L;  S.  A.  F.,  Torino  1778,  verb. 
»t  Cerfvol  und  das  Original  war  schon  1772 
Trance  lit.  2,  100). 

is  impunteurs,  von  welchem  1783  zwei  Aus- 
Tverdon  de  Timprimerie  des  professenrs  de 
.  1775,  ist  nicht  das  viel  besprochene,  angeb- 
rockte,  in  neoerer  Zeit  von  Genthe  heraus- 
ribns  impoetoribos,  welches  nicht  im  Index 
srst    im  Haag  1719  gedrockte,  dem  Mediciner 

Bncb  Esprit  de  Spinoaa,  welches  seit  1767 
n  Titel  gedruckt  wurde  ^).  Eine  Uebersetznng 
on  wirfl  sein  das  1864  verbotene  Bach:  Mose, 


I  imposteur«  . . .  preoede  d'uo  ootic« . 
'ar.  1867,  p.  XXIX. 


918  IrreligiÖHe  Schriften  1768-1800. 

GcBu  e  Maometto    del  Barone  d'Orbach  cod  1b  ginnta 

tiesü    di    Renan,    Milano    1863.    —    Erxt    1704    wurd< 

Errotica  Biblion,    i.  e.    Amatorii 

AbBtrUHnm   exciidit.     Demiere  ed, 

merie  du  Vatican    (Pans)    1783, 

Toriginal    de    1783,   J881).     Noch 

nomine  auctoriEi,  qui  tarnen  in  prael 

misRa    fuiiise    dicitur    Mirabeau,    n 

proBcripti   operis,  cui  titulua:    Sya 

beau  nomine  editj.     Der  Mann,    i 

Systeme    da  la    natnre    berau^gab 

der  Errotica  ist  der  bekannte  Coi 

aua  dem   17.  Jabrb.  wurden  erst 

6.  Von  David  Hume  (171 
philoBophiqucs  sur  l'enlendement 
Bophes  dtt  meme  auteur,  trad.  c 
Da§  Original  war  luerst  1738  er 
underatanding.  Hume's  History  o 
wurde  erst  1837  verb,,  und  zwar  ■ 
Ueberaetzung  von  A.  Clerichetti,  1 
Werke  von  Harne  verboten'}.  Ji 
certatioDH  Bnr  les  pASBionn,  eur  1 
trad.  de  l'angloia,  Amat.  1759,  5 
Gibbonfl(1737— 94)  Hiatory  of 
Empire  wurde  1783  eine  italieni 
Auflagen  eraohienenen  1.  Bandes 
della  rovina  dell'  imperio  romano, 
(libbon  trasportata  in  idioma  fran 
chenea.  TraduKione  italiaoa,  Loaa 
Hchienen  erat  1781  nnd  1788  und 
Index  steht  Gibbon  nicht.  —  Tbo 
of  the  corruptiona  of  christendom 
u.  a.  atehen  nicht  im  Index.  In 
de  politique  par  J.  Priestley,  Par 

Von  Friedrich  II.  verbot  dit 
Fleury)12.  März  1760:  Oeuvre 
donjon  du  cbatean  (Berlin)  1750, 
Congr.  Lettera  al  marcBciallo  Ke 
e  lo  apavento  d'un  ultra  vita,  di 
Zuaatze:  ex  gallica  editione,  quae 
stehen  nicht  die  Oeuvrea,  aber  d 
de  la  maisoD  de  Brandeboarg,  au 


1)  In  dem  Index  von  18T8  wei 
zwei  Autoren  behandelt,  wa»  denn  d' 

2)  1620—24  erBchien  in  Mailan 
bedeutenden]  bericlitigenden  Anmerku 
■cbrieb  OsBervaiioni  gegen  diese  Aui 
rel.  43,  309. 


iing  Uee  Jmuitenordens. 


919 


k  OD  corpB  de  druit  pour  1«e  etats  de  S. 
'.  de  Tnllemand  par  A.  A.  de  C,  Conseiller 
1756.  —  Vüri  den  zatilreicheo  Sclirifteii 
1  (1094—1776),  der  freilicli  nicht  zu  den 
ihleii  Ut,  irurde  diejcuigc,  die  am  meisten 
un  dem  Verfasser  selbst  herausgegebenen 
äritable  religion,  uiiique  <le  hoii  espece, 
puB,  corrtimpue  par  les  disputes  des  theo- 
irs  Beetes,  reUlli  en  Christ,  1750,  verb. 
irb.  EsiBi  Bur  cette  iiDestioa:  quand  et 
le  eti'  peuplee  d'hoitimcH  et  d'animaux,  par 
;00  H.  4.,  von  dem  Schweizer  Geographen 
,  der  darin  nicht  nur  die  Allgemeinheit 
sondern  auch  allerlei  bedenhliche  Erörte- 
ge  vorträgt  (N.  E.  1767,  66). 
!♦,  also  ein  Jahr  nach  dem  Deerete  Pius' 
lorum,  fUr  den  FürstbiKchof  Franz  Ludwig 
lagefertigten  Facnltäten '-^j  werden  von  der 
ler  zu  lesen  (1  S.  186),  anstiei  C.  Moli- 
den  Libri  de  astrulogia  judieiaria  aunge- 
'ia,  La  pucelle.  De  l'eaprit,  Istruzioni  ih' 
;s  philos.  de  H.  de  la  Mettrie,  Les  coli' 
;  aus  dem  Libellus  werden  nicht  genannt), 
>ui  di  an  Italiano,  Sj^teme  de  la  nature, 
ison  par  aiphabet  (A  B  C).  In  den  Quin- 
R42  (Mejer,  Propag.  2,  204}  werden  aus- 
Diipuy,  Voltaire,  Reghellini,  Pigault  Le 
J.-A.  Dolanre,  FStes  et  conrtifianes,  No- 
de  obacoenis  et  contra  religionein  ex  pro- 


ong  des  Jesnitenordens. 

eind  unter  Clemens  XIII.  (1758—69) 
ften  gegeD  die  Jesaiten  nur  ganz  wenige 


•Lex  10 


.  ö.   545.    R.-E.  8,  725.    Friedrich, 


len  als  ex  oraculo  3.  D.  N.  Pii  VI.  a  R.  P. 
>eiiigne  concpsiae  bezeichnet  (Abschrift  bei 
■n  für  den  Bischof  Max  Chr.  von  ßodt  von 
''reimiitb.  P,  331)  iat  noch  leenbiehl  beigefiigt. 
ainzer  Geueralvicar  Humanu  anf  Grund  Beiner 
,KIee  (Dogm.  1,S. XXVIII)  ausstellte,  werden 
Giannone,    Pucelle   uud    De    TeBprit   ausge- 


9S0  Anfbebnng  des  Jetuitenordeni. 

in  den  Index  gekommeD.    In  einem  Brere  an  die  eei 

gischen  Cardinäle   vom  8.  Sept.  1762  (Ball.  2,  196)  s 

habe  in  dem    am    3.    gehaltenen  G 

Arrests  Parlamentorum  gegen   die  . 

nnll  und  nichtig  erklärt;  im  Indes  t 

wie  mehrere  ältere,  einen  Platz    er 

die  InquiBitioD  einen  Hirtenbrief  < 

SoisBons  über  die  im  Anftrage  des  P: 

gestellten  Kstraite  des  assertions  per 

selbst  stehen  nicht  im  Indes,  —  ui 

die  von  ihm  1765  zu  Gunsten  der  . 

stolicnm.  Unter  Clemens  XIV.  (1769 

Über  die  Jesuiten  verboten,  unter  f 

zahlreichen  über  seinen  Vorgänger 

der  unbedeutendsten  nnd  zwei  von  , 

nyme  Denkscbriften    über    die    Au 

durch  Breven  vom  13.  Juni  1781  u 

1.  Von  den  Arrets  des  Parise: 
vom  6.  Aug.  1761  und  vom  6.  Aug. 
werden,  weil  sie  lodices  entbatten.  In 
von  Jesniten,  mit  Sa'a  Aphoriemen  ^ 
der  Moral  von  Lacroix  schliesaend, 
risch,  die  ohrietlicbe  Uoral  zerstören' 
Bchenliche,  die  Sicherheit  nnd  daa 
sondern  such  der  geheiligten  Peraoi 
Lehre  enthsltend,  vom  Henker  zerrisse i 
Das  zweite  enthält  ein  solches  Verzeio 
bei  Rocqnain  p.  512).  —  Die  in  d 
Moral  von  Lacroix,  war  schon  1757 
dortigen  Parlamentes  verbrannt  worde 
Ausgabe  ist:  Hermanni  Busembaura 
pluribus  partibus  aacta  a  Claudio  La 
genter  recognita  .  .  ab  uno  ejusdem 
Die  MeduUa  theologiae  mor.  von  Bm 
50mal  gedruckt,  die  Bearbeitung  von 
erschienen.  Die  Jeeniten  zu  Toulousi 
gäbe  und  erklärten,  da  das  Verbot 
die  schon  im  Anfange  des  17.  Jahrl 
Lehren  (S.  341)  hervorgerufen  war, 
gallicaniscben  ^Grundsätzen.  Dieselbe 
Jesuiten  zu  Paris  ab.  Zaccaria  aber  e 
de  la  th^ol.  mor.  des  PP.  Busembaun 


Arr^to  du  Parlement.    Biiohof  Fitz-Jamei.  921 

I  purlements  qni  ont  condamnö  oet  onvn^.  1.758.  die 
i'arlament  10.  X'iiz  1768  verbrenoen  lieM^). 
br&ite  des  asaertions  pemicienflea  et  dangerenBeB  ea  tont 
9  Boi-disante  J^BoiteB  ont  daoe  toue  lee  tempa  Boutennea, 
lUtiondB  par  lee  commisBaires  dn  Parlemeot, .  .  .  Par. 
Ed.  AmBt.  1763,  3  vol.  6.),  —  sie  sollen  banptsäoh- 
Abbia  GoDJet  und  Minard  und  dem  ParUmeDtBrathe 
i  Tour  zaBamroeiigeetellt  worden  Bein,  —  werden  im 
wäbnt  in  dem  Verbote:  Ordonnance  et  iDstrootion 
Hgr.  l'EvSqne  de  SoisBonii  an  sojet  des  ÄsaertionB  ex- 
I  parlement  dea  livres,  thiaea,  oahiers,  compoa^B,  pnbUea 
lea  J^nites,  1762,  von  der  Inq.  verh.  Per.  IV.  13.  Apr. 
Bischof  von  Soiaaona,  Fran^oia  Dno  de  Fitz-Jamea  (geb. 
hn  des  Herzogs  von  Berwick,  eines  natttrlichen  Sohnea 
äit  1738  Bischof,  t  1764)  hatte  aein  umfangreiohea  Man- 
Hardonin  und  Berrnyer  (8.  812)  1759  mit  einem  Briefe 
^III.  gesandt.  Der  Papst  Hess  ein  anerkennendes  Breve 
laen ;  dieses  lag  längere  Zeit  anf  seinem  Ptilte  nnd  ver- 
D.  Der  Bischof,  der  davon  gehört,  beklagte  sich  in 
n  Briefe  vom  8.  Hftri  1762,  dass  er  keine  Antwort  er- 
erhielt  nun  ein  Breve  vom  26.  Uai,  worin  aber  die 
esemngen  fiber  die  Jesuiten  in  dem  zweiten  Brief«  ge- 
1.  Er  antwortete  8.  Jan.  176it  und  übersandte  dem 
cb  die  oben  erwähnte  Ordonnance,  24  8.  4.  Das  Ver- 
wird in  dem  Decrete  der  Inq,  nicbt  motivirt,  ist  aber 
h  nicbt  bloBs  wegen  der  Angriffe  auf  die  Jesuiten, 
1  wegen  der  Vertbeidigung  der  gallicaniecben  Artikel 
ligatens  klagt  der  Fapat  anch  darüber  in  dem  Briefe, 
er  das  Decret  dem  König  von  Frankreiob  überaandte 
auch  die  franzöaiachen  Cardinäle,  seine  Klage  gegen 
lei  dem  Könige  zu  unteretützeu).  Das  Decret  der  Inq. 
em  Parlamente  unterdrückt;  erat  nacbdem  dieses  ge- 
antwortete der  König  dem  Papste,  beklagte  ea,  dass 
;t  nnd  einseitig  vorgegangen  eei  und  die  in  ganz  Frank- 
inten  vier  Artikel  verdamme,  versprach  aber,  die  Sache 
untersuchen  zu  lasseu.  Die  mit  der  Untersuchung 
vier  Biscböfe  sprachen  sich  günstig  Tür  Fitz-Jamea  aus 
g  nahm  ihn  in  einem  Briefe  an  den  Papst  vom  2b.  Juli 
itz^).     Mebrere  gegen  ihn  nnd  die  Extraita  gerichtete 


nain  p.  206.  N.  E.  1767,  165;  1768.  6.  Backer  s.  v.  Lacroiz 
1.  2&.  Deutscher  Merkur  1881,139.  —  Angelo  Franzoja,  Prof.in 
I  dunals  Theologia  morum  ab  H.  Busembaum  prirouro  tradita, 
roiz  et  Fr.  Ä.  Zaccaria  aucta,  nunc  demum  juxta  aaniore»  et 
Thomae  Aq.  doctrinaa  s.d  trutinam  rcrocate,  Bononiae  JT60. 
I  dann  seiner  Aiiigabe  des  Buiembaum,  Kavenna  1761,  eine 
ilatio  gegen  Franzoja  bei  (Hurter  8,  423). 
Lctenatücke  in  Oeuvres  de  Mgr.  la  Duc  de  Fitz-Jamea,  Ev. 
.vLgnon  1769»,  2  vol.  12.  (Die  Oeuvres  sind  edirt  von  P.-E. 


923  Aufhebung  des 

biBchSfliolie  ErtaBHe  wurden  gleic 
Zwei  andere  Ordonnanzen  über  d 
Biachof  von  Angern,  und  von  J.-L. 
von  Alaia  (f  1776),  wurden  v( 
19.  Sept.  und  Dec.  1764  getadel 
den  Index  gesetzt,  obschon  die  d 
nm fangreicher  ist  als  die  des  ] 
sprioht  in  verschiedenen  Breven 
Feinden  der  Kirche  oder  von  de 
hinterlistig  zu  s  am  ni  engen  teilten  i 
worden  auch  von  einer  Heihe  vo 
—  aber  im  Index  stehen  sie  nicl 
la  naissance  et  des  progre«i  de  \t 
und  Snppl^ment,  1764,  2  vol.,  von 
(N.  E.  1774,  198);  Annnles  de 
par  Emmanuel-Robert  de  Philib 
ohan.  de  Toulouse,  5  vol.  4.  (iil 
se-dicenti  GeBuiti,  1780,  2  vol.  i 
2.  In  Portugal  wnrde  die 
geleitet  durch  die  Untersuchnng 
welcher  noch  Benedict  XIV,  du 
den  Card.  Saldanha  beauftragte, 
»isohen  Regierung  geschriebene 
qae  OS  religiosoB  Jesuitas  .  .  . 
marines  .  .  .  ,  welche  Benedict  ] 
de  Alnieda  überreicht  worden  war 
der  Drucker  Pagliarini  wurde  al 
theiU  des  Card.  Saldanha  vom  1 
gestattet^).  Wie  Cordara  (Döllir 
reichte  der  Jesuiten-General  Kicci 
dem  neuen  Papste  Clemens  XIIl 
des  Verfahrens  Saldanha's.  Der 
beschränkte    sich  dann  aber  darai 


Gourliii,    der  auch  die  beiden   oben 
Zum  Folgenden  vgl.  Flcur.  85,  99. 

1)  Die  RäpoDse  au  livre  Extr 
unter  der  Leitang  des  P.  Sauvage  i 
C,  60C.  Andere  Vertheidigungen  der 
Cerutti,  der  I76*i  die  Apologie  gene 
Jes.  herausgab,  erbot  dicli  1767,  dei 
abKule^en,  da  ihm  die  Augen  aufgi 
Sinne  der  Revolution  (Picot  4,  522) 
Phil.  V.  WalderdorEf  171(4  die  Apoli 
fisciren  und  die  Jesuiten,  die  sie  hei 
femeu;  Fleur.  85,  363. 

2)  Schäfer,  Gesch.  v.  Port.  6, 
437.  Sie  erschien  übersetzt  als  La 
versee,  ou  relation  authentique  .  • 
46.  100.  157.   188. 


meda  lieia  die  Bittsclirift,  die 
merknogeo  von  dem  PiariBten 
ter  Pagliarini  wurde  lu  den 
M  aber  begnadifft.  Verboten 
Es  ersobien  auch  aocb  eine 
i  gegen  die  Jesuiten,  zn  denen 
aus  dem  Archiv  der  Propa- 
iiition  verbot  durch  ein  Ediot 

presentado  por  el  F.  General 
i,  Farecer  qne  di6  la  Cungre- 
al  .  .  . ,  nnd  zwei  andere  aaf 
jfariften  (Carta,  Caniaa). 

Gabriel  Malagrida  durch  die 
-  die  Yemrtbeilnng  atlitste  sich 
:  Yida  da  glorioBa  Santa  Anna 
tichriati,  —  und  hinrichten^), 
ihienenen  Schriften  steht  keine 
len  zahlreichen  damals  in  Por- 

Kom  grossen  Anatoss  erregen 
s  Msjestati  Domini  nostri  Ke- 

Dr-  Jos.  de  Seabra  Sjlvio.  .  . 

nltimnm  et  criticnm  statnm 
Jean  nnncupsta  expulsa  pro- 
ispsniae.   Latinitate  donavit . , 

•  16  und  78  S.  8.,  und  die 
itliohte,  17T1  Ton  Ant.  Fereira 
dogicK  et  analytica.  F.  I.,  abi 
rendae  manifestantnr  clades  a 
coloniis  .  .  illatae  ...  F.  II., 
is  ecclesiae  epochie  contigerant 
mpressionis  lihrornm  ^),  zwei 
m  Card.  Facca  (Denkw.  6,  96) 
B  des  aasertions,  nnd  von  dem 
ihtet,  die  Nnncien  in  Madrid 
bedentendate  Werk  gegen  die 

Jeanitas  feite  ao  natural  1764 
Uebersetznng :  Retrato  de  loa 
a&s  doctos  y  mäs  ilnstrea  cato- 


ilevne  hist.  18P2,  18,  323.  Hier 
n  würde  jeder    moderne  Richter 

[IS  ...  de  rainia  huic  regno  ejnaqne 
ionea  Bullae  Coenae  et  Expnrga- 
p.  1B8  Regia  lex  de  suppriroendis 
e  snpentruoti  sunt  liidicea  eip., 
poblioirte  Gesetz    über  die  Curia 


924  AufLe 

liooB  .  .  .  Ed.  3.,  oon  >i 
oion  del  Batrato  ...  (3^ 
verb.  stoben  im  sp&n.  lud 
Über  das  Verfahren  des 
treibang  der  Jenaiten,  i 
Quia  no«  eeparabit?  und 
1772  verb.  gedraokte  am 
oiones  etc.,  in  denen  Bibt 
oder  boahafte  Anspieliuig 
kommen.  Andeneita  wui 
1768,  2  vol.,  von  dem  & 

3.  Die  Bolle  ApoeU 
von  der  Clemens  XIV.  i 
apoat.  a  Clemento  XIU. 
durfte  in  Gen  na,  Florene, 
tagal  nnd  Oestorreich  ni 
Aix  liesB  aie  26.  Jan.  11 
rerbotonen  Schriften  Bind 
che  cominoia :  Apostolicn; 
tianisohen  Theatinet  Tos 
Index,  Carta  primeira  .  . 
franzöeiech :  Lettres  d'nn 
163  8.  12.  (N.  E.  1766, 
und  nichtig  bezeichnet;  - 
in  favore  dci  RR.  PP.  G 
e  aopra  la  bolla  ApostoUi 
12.  März  1766,  als  nefa: 
aobickten  Honitom  nnd  di 
während  der  Sitznng  der 
von  dem  Henker  zu  verbri 
raccolta  de'  brevi  di  S.  f 
portanti  aopra  li  medeaii 
Index. 

4.  Von  den  zahlreich 
atoht  im  RSmiachen  Inde 
jour  par  le  E.  P,  B.  ■  , , 
poeilaire  de  tous  sea  eeci 
Meudon  (Amst.)  1775,  12 
Uberaetzt,  noch  von  dem 
von  Joaepb  de  Lanjninait 


1)  Broacb,  Oeeoh.  dei 
hUt.  Cl,  8*,  480.  Cr4t.-J,  5 
pr^me  en  matiire  de  foi,  ei 
infaiilible  f^prochen.  Vgl.  ' 

2)  Das  üecret  i»t  den 
index  TOQ  1758  beigrebund( 
Raoneil  contsnant  la  Coniti' 
roent  et  de  Dotes,  66.  S.  12. 


Uli.  nnd  XIV.  Memoria  cattolioa.  935 

ler  einer  Ersiehnogsanstalt  zn  Mondon  in  der 
b;  er  hatte  vorher,  gleichfalls  anonym,  Mo- 
odige  de  bontä,  de  eavoir  et  de  aageaae,  qui 
I.   Jmeph  II.,    Lanaaone  1774,    geaehrieben; 

Hess  1776  dieses  Baoh  verbrennen  (Rocqnain 
1,  129);  der  spSter  za  erwähnende  Jean-Denia 
Ifeffe.     Im    span.  Index  steht  als  im  J.  1789 

Lo  spirito  etc.  Amst.  1777,  2  vol.  Ferner 
:  Yids  del  P.  Clement«  XIY.  por  el  Marq. 
itellan  por  D.  Fr.  M.  Nipho,  Madr.  177K  (ea 
estrichen)    nnd  Lettrea    dn    P.  Clement  XIV. 

de  la  vie  de  ce  Pape  et  auivieB  de  l'oraiBon 
ribonrg,  Li^ge  1777,  4  vol.  (drei  Stellen  ge- 
lt noch  in  den  Rom.  Index  gekommen;  Oan- 
F  gegen    den    Jeanitiamna.     Ein    Charakterge- 

Ton  H.  M.  E.  Earlanihe  1845. 
I  erregte  im  J.  1780  die  Schrift  Memoria 
ei  a  Sna  Santitfi,  Opera  poatuma,  Coemopoli 
reicher  in  sehr  ichanTer  Weise  zn  zeigen  ver- 
ehnngabrere  sei  nnll  nnd  nichtig,  weil  er- 
angereoht  nnd  fttr  die  Kirche  schftdlioh.  Der 
Iter  herauskam,  der  Ex-Jeanit  Carlo  fiorgo, 
die  Schrift  zn  Rom*).     Rie  wurde  dort  Ende 


I  von  dem  Marcheae  Caraoaiolo  heraiiisegeben. 
>ben  (Picot  4,  607.  Tbeiner,  aemena  XIV.,  I,  S. 
Reumont,  GaDganelli  S.  40.  Italienisoha  Aub- 
1831  und  1S45.  Die  Biographie  erschien  zuerst 
«ch;  Vita  di  Fra  Lor.  Ganganelli,  P,  demente 
llnstrata  da  scritti  .importanti  intomo  i  Gesniti, 
Im    Rom.    Index    steht  keine  Anigabe  beider 

latte  steht  das  Motto:  Ta  loii  qnouiam  faltnm 
tra  me:  et  ecce  morior,  cum  nihil  biiram  fecerim, 
iBuerunt  advereum  me.  Gxaudirit  autem  Dominus 
,  44.  Der  1.  Theil  ist  italicniscb,  der  2.  deutsch 
g.  8,  1S9— 37G.  Eine  Ueberaetzung,  „Katholiiche 
;keit  zn  öberreichen",  eracbieu  zu  Frankfurt  und 
Dasi  Borgo  der  Verfasser  ist,  wird  von  Bäcker 
1.  1,  767,  sein  eigenhändiges  Manuscript  sei  früher 
ik  zu  Qenua  aufbewahrt  worden),  von  Hurter  3, 
Memoria  wird  auch  in  Eerzans  GesandtachafUb«- 
Fheol.  Dienerschaft  S.  56)  erwähnt.  Es  erschien 
iattolica  von  einem  Dominicaner,  —  Der  Jesuit 
n  in  dem  NürnberKer  Journal  poar  l'histoire,  XIIL 
Is  Pins  VI.  die  Memoria  zuerst  gelesen,  habe  ar 
t;  nachdem  sie  gedruckt  worden,  hätten  einige 
den  Verkauf  zu  verbieten  und  sie  prüfen  zu  lassen, 
linden  der  Jesuiten  übertragen  worden,  die  auch 
s  Aufhehuogsbreves  bezeichnet  würden.  Auf  ihr 
lann  daa  Bnoh  verbieten  mässen. 

69 


926 


Aufhebang  des  Jesuitenordens. 


1780  confisciit;  drei  Ex- Jesuiten,  der  Abate  Baccinelli,  d«r  sie  in 
Edm  verbreitet  hatte,  und  der  Drucker  Perego  aus  Mailand,  ein 
früherer  Laienbruder  der  Jesuiten,  und  ein  Jude  aus  Livorno,  der 
das  Manuscript  nach  Rom  gebracht  und  drei  Druckern  angeboten, 
wurden  verhaftet.  Am  8.  Jan.  1781  wurde  das  Buch  von  deni 
Mag.  S.  Pal.  als  ein  boshaftes  und  durchaus  verwerfliches  verboten. 
Am  13.  Juni  erschien  dann  ein  Breve  Pius'  VI.,  worin  er  sagt: 
er  habe  sich  von  mehreren  unparteiischen  Theologen,  von  jedem 
einzeln,  Gutachten  abgeben  lassen,  und  auf  Grund  derselben  ver- 
damme er  das  Buch  als  resp.  für  fromme  Ohren  verletzende,  ärger- 
nissgebende,  temerär^,  ii'i^g^?  aufrührerische,  der  Ketzerei  verdächlige 
und  das  Söhisma  begünstigende  Sätze  enthaltend,  und  verordne,  elB 
als  eine  für  den  h.  Stuhl  und  katholische  Fürsten  injuriöse  Sehmäh- 
schrift zu  verbrennen  (N.  E.  1781,  149).  Trotz  des  Verbotes 
erschien  noch  in  demselben  Jahre  eine  2.  Ausgabe  mit  noch  stärkeren 
Zusätzen.  Die  Memoria  ist  abgedrückt  in  den  Anecdoti  interes^nti 
di  storia  e  di  critioa  sulla  Memoria  cattolica.  Insta  opportatie,  im- 
pbrtune,  argue,  obsecra,  incre|>a  in  omni  patientia  et  doctrina.  2  Tim. 
4.,  1787,  413  S.  8.  (nicht  im  Index).  —  Einige  Jahre  später  er- 
schien Seconda  Memoria  cattolica  contenente  il  trionfo  della  fede 
e  chiesa,  de'  monarchi  e  monarchie  e  della  Compagnia  di  Gesii  e 
sue  apologie  coUo  sterminio  de^  loro  nemici,  da  presentarsi  a  Siia 
Santitä  ed  alli  principi  cristiani:  opera  divisa  in  tre  tomi  e  parti  e 
postuma.  Sie  wurde  in  einem  langen  und  sehr  scharfen  Breve  vom 
18.  Nov.  1788  (Bull.  8,  247)  als  ein  wahrer  Libellus  infamatorios, 
noch  verwegener  und  schlechter  als  die  erste  Memoria,  als  ein  Ge- 
webe von  Lügen  und  Schmähungen  gegen  den  Papst,  Könige,  Car- 
dinäle  und  Minister  verdammt.  Unter  demselben  Datum  verbot  der 
Gouverneur  von  Rom  und  Vice-Camerlengo  des  h.  Stuhles  für  den 
Kirchenstaat  das  Behalten  und  Verbreiten  des  Buches  bei  Todes- 
strafe, unter  Berufung  auf  die  Bestimmungen  des  Bando  generale 
über  Hochverrath,  und  setzte  einen  Preis  auf  die  Anzeige  des  Ver- 
fassers und  der  Verbreiter.  Die  Schrift,  angeblich  schon  1783 — 84 
gedruckt,  wurde  übrigens  nur  ganz  heimlich  vertheilt;  der  Spanische 
Gesandte  Azara  verschaflfte  sich  mit  Mühe  für  60  Scudi  ein  Exem- 
plar (N.  E.  1789,  55).  Sie  ist  nicht,  von  C.  Borgo,  sondern,  wie 
in  der  2.  Auflage  von  dessen  Memoria  angegeben  wird,  von  einem 
spanischen  Ex- Jesuiten,  nach  Backer  2.  Ed.  2,  1109  von  Bruno 
Martin  —  In  Spanien  wurden  beide  Memorie  1789  verb.,  schon 
1785:  Sensa  Rom.  Pontifinum  Clementis  XIV.  praedecessorum  com 
animadv.  circa  ejus  Breve,  Amst.  1776,  467  S.  8.,  von  dem  Ex-Jes. 
Casimir  Bedekowics. 

Während  des  Conclave's  nach  dem  Tode  Clemens^  XIV.  er- 
schien II  Conolave  deir  anno  1774.  Dramma  per  musica  da  reci- 
tarsi  nel  teatro  delle  dame  nel  carnevale  del  1775.  Dedicato  alle 
medesime  dame.  In  Roma  per  il  Cracas  all'  insegna  del  Silenzio, 
con  licenza  e  approvazione.  Die  Cardinäle  des  Gonclaves  liessen 
„dieses  ruchlose  Drama  mit  anderen  Satiren  und  Pasquillen  zu  Rom 
von    dem    Henker    verbrennen    und    beauftragten   die  NuncieUi   die 


lod  A.  Theiner.  9S7 

deaaelbeo  auCtufordern"  (Hid^er 
i  IUI.  C,  134  wurde  der  Verfasser, 
sTurtheiJt,  ab»'  auf  den  Wunsch 
B  Pasquill  hauptaäolilicli  (gerichtet 
Bi  Indes  ^). 

kanntiicli  über  Clemens  XIV.  und 
ewei  ^ruBBere  Werke  erBchienen: 
it  XIV.  et  les  Jesuitee,  Par.  184T 
Pontißcat  de  Clement  XIV.,  Par. 

Üret.-Joly  zwei  Lettres  au  P6re 
DR  den  .Teeniten  Ualerial  erhalten, 
r  es  verarbeitete,  in  Verlegenheit 
isbeit  Pins'  IX.  erregt.  In  dessen 
oh  begonnen;  mit  der  AuefUhmng 
let  nichtR  veniger  als  zufrieden. 
Dg    aus  Theiners  Such  herausgab 

sagt  (Warnung  vor  Neuerungen, 
ist  ia  den  Index  gesetzt  und  vom 
in  Folge  deasen  desavouirt  worden. 

seiner  Geheimen  (reschichtc  der 
.nfhebung  des  Jesuitenordens  zu 
Bl.  14,  empfiehlt  diese  mit  dem: 
1  Grunde  gelegte  Buch  von  Orät.- 
eit    eines    Papstes    und    somit  der 

den  Index  gesetzt  worden;  aber 
n  Clemens  XIV.  und  einen  Thell, 

gibt,  ist  in  dem  Buohe  des  ge- 
in  Abbruch  geschehen.«  Von  dem 
es  scheint,  wenig  Notiz;  dagegen 
itioB  in  Wien  185B  eine  deateche 
elches  der  h.  Stuhl  zu  lesen  ver- 
er  Schrift  P.  Theiner  nnd  die  Je- 
H.  Gisiger,  Mannh.  1875,  S.  231, 
1881,  215  behauptet:  „Kaum  war 
geschriebener  Clemens  XIV.  er- 
isetzt  wurde  und  alle  l^iemplare, 
i  konnten,  verbrannt  wurden."  In 
noch  das  andere  B\xc\i  im  Index; 
^ide^  im  Kirchenstnate  zeitweilig 
).  Jan.  ISiS  schreibt  der  Jesuit 
,Auch  ich  bftbe  den  Verdacht  ge- 


onü  gedruckt,  angeblich  unter  den 
i;a  erschien  nochmals  zu  Mailand  17«7. 
eutBcher  Uebenctzung,  156  S.  8.  In 
in  gran  parte  tinl  cel^bre  abate  P. 
in  MctaetasioV  Der  Vurfawer  Bcbrieb 
gleichfalls  in  Verum  vr-n  Motast.asio. 


028 


Aufhebong  des  Jesaiienordens. 


habt^  dass  man  Ihren  Clemens  XIV.  in  den  Index  setaea  weUe; 
aber  jetzt  habe  ieb  Gründe  zn  glauben,  da«8  man  den  Gedankei 
aufgegeben  bat.  Es  ist  aber  mögliohi  dass  das  Verbot  des  Ver- 
kaufes noch  nicht  aufgehoben  ist*^^).  lieber  Theiners  Buch  erliess 
Card.  Mertel  als  Minister  des  Innern  28.  Sept.  1853  folgendes  ge- 
heime Circular:  „Der  Magister  S.  Pal.  hat  mir  gesagt,  es  sei  zu 
Mailand  der  erste  Band  der  Geschichte  Clemens'  XIV.  von  A.  Theiner 
mit  einer  Vorrede  des  Uebersetzers  Fr.  Longhena  ersehienen  und 
er  habe  nach  einer  Anfrage  hohem  Orts  in  Kom  den  Verkauf  der 
Uebersetzung  als  geeignet,  Missstimmung  und  Beunruhigung  zn  be- 
fördern, verboten;  er  hat  mir  auch  bemerkt,  dass  es  nöthig  sei,  den 
Import  und  Verkauf  im  ganzen  Kirchenstaate  zu  verbieten'^  u.  s.  w. 
A.  Gennarelli  (Govemo  Pontif.  ),  546),  der  dieses  Actenatftek  mir 
theilt,  verzeichnet  eine  Beihe  von  Büchern,  die  pioht  im  Index 
stehen,  aber  1850—55  durch  den  Minister  des  Innern  verboteif 
wurden,  darunter  z.  B.  auch  Lettere  di  Gladstone  su  l^apoli. 

Von  der 'Wiederherstellung  des  Jesuitenordens  handelt  ein  Buih 
vt>n  J.  L.  Chaillot,  Pie  VII  et  les  Jesuites  d'apres  des  doo««ienti 
iuÄdits,  Bome  1879*,  494  S.  8.  £r  sucht  nachzuweisen,  Pius  VII. 
habe  den  Jesuitenorden  nicht  in  der  Gestalt,  die  er  zur  Zeit  der 
Aufhebung  gehabt,  wiederhergestellt,  sondern  in  seiner  ursprünjglichen 
Gestalt,  wie  er  von  Paul  IIL  bestätigt  worden,  und  olme  die  Fri- 
vilegien,  welqhe  ihm  die  Päpste  von  Gregor  XIIL  an  verlieben; 
von  diesen  habe  ihm  erst  Leo  XII.  einige  wieder  bewilligt.  Das 
Buch  war  schon  1879  gedruckt,  wurde  aber  erst  1882  veröffentlicht 
und  dann  gleich  3.  Apr.  verboten.  Der  Verfasser  schrieb  dtnmf 
an  den  Seoretär  der  Index-Gongr.:  das  Decret  sei  ihm  zwar<  nioht 
zugestellt  worden;  er  erkläre  aber  seine  völlige  Unterwerfung  unter 
dasselbe.  In  dem  nächsten  Decrete,  vom  10.  Juli  1882  (Acta  3.  8. 
15,  S9)   steht  demgemäss:   Auotor  se    subjecit    Dass   nidit  gesagt 


1)  Die   in  Rom    erscheinende  Speranza  verglich    damals  Cret.-Jo1j 
mit  Paul   Jovius   und    Aretino    und   der    Contemporaneo    brachte  einen 
Artikel  gegen  ihn,   den  anfangs  der  Gensor  zurückwies,    den  aber  dann 
der  Mag.  S.  Pal.  Modena  nach  Weglasiung  einiger  Htellen  paMiren  Hess, 
um,    wie  er  sagte,   das  durch  Cret.-Joly  gegebene  Aergerniss  zu  mildem. 
Der  Jesuiten-General  Roothaan   veröffentlionte   eine   ]&klärung   vom  24. 
Dec.  1852,  die  mit  dem  Satze  schliesst:  ,Jch  protestire  laut  in  der  ganzen 
Aufrichtigkeit   meines  Gewissens   in  meinem    und    aller  Meinigen  Namen 
gegen  alles,  was  in  den  Schriften  des  Herrn  Cret.-Joly  die  dem  h.  Stahle 
gebührende  Ehrfurcht  verletzt,  und  erkläre,  dass  zwischen  diesem  Schrift- 
steller und  den  Mitgliedern  der  Gesellschaft  Jesu  keine  Solidarität  ezistirt'' 
Als  Cret.-Joly    1857    mit   Pius  IX.   Frieden  schloss,    wurde  in  den  Brie^ 
den  er  diesem  schreiben  musste,    von  Card.  Villecourt    im  Auftrage   des 
Papstes  der  Satz  eingeschoben:  „Ich  verpflichte  mich,  fortan  nichts  mehr 
zu  veröffentlichen,  was  den  Statthalter  Jesu  Chr.  betrüben  oder  verletzen 
könnte,  und  werde  diesem  gern  alle  Schriften,    von  denen  er  es  wünscht, 
vorher  vorlegen.*'    ü.  Maynard,  Jacques  Cretineau-Joly,  1876.  A.  v,  Droffel, 
Cretineau-Joly,  Eist.  Zts.  1884,  16,  1.    Die  Streitschriften  für  und  gegea 
Theiner  bei  Roskovany  4,  1300. 


w  Bcbriftan  176»— 1800.  »9 

et  opus  reprobaTit,  ist  nicht  Bn&llig- 
"t:  er  habe  aioh  zwar  unterwoifcD  und 
mHokgezo^n,  aber  es  niofat  reprabirt'). 


cbe  SehrineB  1758—1800. 

liehe  aas  Anlaas  der  Streitigkeiten 
id  FiDS  VI.  und  den  Regierungen 
irachienen,  wurden  einig«  tod  der 
ID  der  lodex-CoDgregation  rerboten. 
it  dem  Herzog  vou  Parma  hat  keine 
Aach  TOo  den  spanisohea  Schriften, 
sefaieneo,  wurden  in  der  xweiten 
keine  verboten,  —  einige  naohtiHg- 
tngiesiscbeu  nur  einige  der  nabe- 
aich  kamen  a.  a.  einige  kirohlicb- 
i^oiB  Bicher,  ferner  zwei  Bber  die 
rere  Ober  die  staatliche  BeschrSn- 
en  Index,  ana  Holland  eine  durch 
trecbter  Kirche  veranlasste  Schrift 
es. 

1  Pistolesi  Pio  VU.,  1, 133  wird  an- 
b.  1698,  1734— 77  Minister  in  Neapel 
r  der  Massregeln,  welche  zu  den  Con- 
rbittert  darüber  gewesen,  daaa  eine 
I  er  als  Piofeasor  in  Pisa  geschrieben, 
3o  Tiel  iah  weis«,  steht  keine  der- 
Index^V  —Unter  Clemens  XUI.  kam 


ie  Zeitschrift  L'avenir  catholiqne  heraus 
ore.  Der  Jesuit  Seb.  Sangaineti  schrieb 
A  e  la  Bua  legale  esietenza  nella  Chiesn. 
illot  «cl  libro  .  .  .,  Rom  1882»,  279  nad 
:  einzige  Werthvolle  iu  beiden  Büchern, 
igitens  jetzt  im  Buchhandel,  —  sind  die 
ederherstellung  des  Ordens. 
über  die  Erhebung  Liguori's  zum  Doctor 

er  seine  1772  erschienene  latoria  dell' 
!t  Orbis.    Conceesionis  tituli  Doctoris  - .  . 

49).  Er  rühmt  diesen  in  der  Widmung, 
rengsten  Strafen  die  Einechlcppung  von 
fede  verboten  nnd  diejenigen  gezüchtigt 


980  KircUich-politiiche  Schriften  1758—1600. 

von  Schriften,  welche  sich  an 
nur  eine  in  den  Index:  Diee 
della  chiesa  e  podeeta  de)  £0 
112  S.  i.,  verb.  1766  {'S.  E. 
j^buai  della  giarisdiaione  ec 
1769,  verb.  1774,  von  B.  Bn 
Neapel  der  Druck  nicht  gesta 
Unter  Pins  VI.  wurden  1777 
avvenuto  alla  religione  e  all 
regolari.  A  Sua  Ecc.  il  Sig. 
Dritto  pnbblico  sulla  proibizi 
clesiaslici  e  sulla  regalia  de' 
quali,  Napoli  1776,  4.  (im  In 
excommnn  icationis) . 

1782  wurde  der  Oratoria 
von  Potenzfi  ernannt.  Piue  ^ 
er  nicht  über  die  den  Rechte  1 
Bpre  oh  enden  Sätze  genügende 
Schriften  De  s.  scripturig  Übe 
1763,  und  De  clarie  catechisfii 
letztern  Schrift  spricht  er  au8 
bot  seines  Bnohes).  Die  erstei 
nicht.  Er  reiste  mit  Genehm 
wurden  ihm  von  dem  Auditor 
vorgelegt,  über  die  Gewalt  d 
Catechismen  von  Mesenguy,  F 
Eirchengut,  und  ob  er  seine 
unterwerfe.  Da  er  es  ableh 
wurde  die  Präconisation  verw 
erklärte  die  Vorlegung  der  '. 
nochmale  die  Bestätigung  (ein 
zwei  .Juristen,  welche  die  Kegi 
der  Fragen  für  eine  Insulte  nr 
und  die  ComprovincialbischQf 
überwies  die  Sache  einer  C01 
entwarf  eine  Erklärung,  welc 
10.  Juni  1783  nntersrhrieb ;  1 
missio  et  obedientia  gegen  dei 
Einheit  n.  s.  w-,  unterwirft 
schreibenden  Werke  der  Gens 
canonischen  ürtheile  zu  gehoi 
üon  18.  Juli  1783.  In  der  l 
oution  berichtete  Pins  VI.  aus 


habe,  welche  durch  Jas  Einschle 
den  Bücher  in  Neapel  solche  heil 
vgl.  Walch,  Neueste  Rel.-Gesch., 
et  tar  son  ponlilicat,  Paris  s.  a. 


A.  Semo.  G.  TapeeeUtro.  981 

jffnang  sDi,  Serrao  werde  sich  fortan  nicht 
igen  Sohrifteteller  halten,  dnrch  die  er  sich 
indem  an  die  Lehre  seinem  berühmten  Vor- 
Card. Jo.  de  Tnrreoremata^).  Die  beiden 
in  tthrigens  nicht  im  Index,  anch  nicht  die 
päteren  anonymen  Schriften,  worin  die  Er- 
rch  den  König  und  die  Beatätigang  dersel- 
ten  berurwortet  wird:  La  prammatica  ean- 
i  Francia,  proposta  ai  rifonnatori  dell'  ec- 
ittera  di  nn  canonieta  a  nn  miniatro,  o.  1. 
all'  antore  de)  Giornale  eccl.  di  Roma.  . . 
inello,  che  egii  a  censarato  nell'  opneculo 
lap.  1788,  118  S.  8.;  Ragionameoto  enll' 
'i,  1788.  114  S.  8.  (N.  E.  1789,  37.  185. 
gen  wurde  von  der  Inq,  Fer,  V.  29.  Jan. 
n  Erzbischof  Gins.  Capecelatro  Ton  Tarent 
[880)  verfasste  DiecorBO  tstorico-politico 
so  e  della  decadenza  del  potere  dei  chierioi 
con  ua  ristretto  detl'  istoria  delle  dne  9i- 
».  a.,  195  S.  6.,  ale  enthaltend  propositiones 
nque  potestatem  seditioaas,  praesertim  vero 
Sedi  Apost.  ...  et  toti  Ecciesiae  snmmo- 
>nis,  libertatis,  immanitatis  ecclea.,  nnitatis 
ra.  PoDtificis  destrnctivas,  in  schiama  et  in 
sndentea  ...  et  etiam  baereticas  (G.  eccl. 
I  von  Capecelatro  veröffentlichten  Riflee* 
Dialogo  del  Sig.  Censorini  Italiano  col  Sig. 
Ha  e.  a.,  94  S.  8.  (G.  eccl.  4,  217),  wurden 
>ichzeitig  erschien  dann  Confntazione  degli 
la  chiesa  e  la  sovranitä  eparse  in  due  libelli 
<Bioni  ....  2  vol.  k  6—700  S.  4.  (G.  eccl. 
von  Cap.  sind  noch  einmal  zusammen  zu 
—  Eine  noch  schärfer  anticurialistische 
1804  mit  einigen  anderen  Schriften  dnrch 
Index-CoDgr.  verb. :  Della  Monarchia 
ipondit  Jesus:  Regnnm  menm  oon  est  de 
36.  Diecorso  nmiliato  alla  Maestä  di  Fer- 
itti  i  sovrani  del  mondo  cristiano.  Et  nunc 
Bapel)  1789,  321  S.  8.  Das  Buch  wurde 
i,  89  als  veramente  infame  ed  enpio  libello 
irso  di  un  anonimo  della  Mon.  .  .  .  trattato 
).  Fr.  A.'  Zaooaria  .  .  .  in  un  eaggio  dell' 
itBliti  ammonticohiate  in  tale  discorso,  Rom 


I.    Allocutioncg  etc.  p.  137.    Mem.  hist.  3,  54. 

No.  2.  3.  Serrao  »chloss  sich  1798  bei  der  In- 

evolutionSren  Partei   an    und   wurde  1799  bei 
luffo  ermordet.    Colletta  4,  2. 


982  Eirohlioh-politiHh«  Schriften  176B— 1800. 

1791,  86  S.  8.  kritisirt.  Hit  Unrectit  ist  Semo  &1b  mvÜi 
Verfaiser  bezeichnet' worden  (Picot  4,  582).  Dm  6.  -ec 
sagt,  Franc.  Confo 
ProfeBBur  an  der 
das  Buch  von  den 
Uaroello  Eusebio  : 
forti  and  Tanacol 
2.  205). 

2.  Von  den 
corso  sopra  l'as 
Gio.  Bajt.  Paaqna 
27.  Pthi.  1764,  i 
Melzi  1,  314  von 
kämpft  von  Giac. 
(Harter  3,  162). 
pOBsedntl  dalle  c 
dicono  Mani  mort 
1766,  gleichfalU  i 
nonicns  Antonio 
Franc.  Ant.  Plorii 
gionamento  .  .  ., 
gnacco  mit  Con 
agii  autori  dello 
in  cinqne  lettere, 
dann  1769—70  in 
qnistare  e  di  poaa 
gt'impDgnatorl  de! 
Bagionameoto  .  . 
gegen  gerichtete  I 
vertirei,  Gelopoli 
—  GleichfalUne 
mento  da  tentare 
di  UD  (liscofBo  Boi 
stituzioni  del  c 
di  Yenezia,  dall'  i 
ohini,  von  dem  H 
1765,  4,  anführt,  n 
1772  explicatnrns 
pabl.  ecol.  P.  P. 
de  snmini  priocipi 
rebus  eccl.  handel 
unterdrückt  und  ] 
durcb    den  Abate 


(Tipaldo  8,  254). 
3.  Von  Car: 
paldo  6,  33)  wurd 
rale  impngoata  e  i 
1767  D'nna   rifo 


eiwdig.    C.  A.  PiUti.  988 

pernioioB«  leggi  d'Italia,  Yillafranca  (Yen.) 
oh,  welobCB  allerdings  sehr  scharfe  Bemer- 
ben  ZnatSnde  nnd  sehr  rsdicale  RefonnTor- 
limfithige  2,  Sl).  1770  erschien  eine  2.  Anf- 
B  andere  Ausgabe  Noovo  progetto  di  nna 
)  1786,  3  Tol.,  ist  mit  Noten  verseben,  die 
eetiali  ed  empie  bezeiohnet  und  einem  mia- 
breibt;  sie  sind  naefa  Ueizi  2,444  angebliob 
1er  ancb  die  beigefügten  gcLleohten  Novellen 
rfasst  haben  mag.  Dieie  Anegabe,  gegen 
belangelo  Ori&ni  Brevi  rifieaaioni  eul  libro 
Bologna  1793,  achrieb,  wnrde  trotz  dea  vor- 
■b.,  aber  ein  Separatabdmck  der  NgTolle 
DO  riaggiatore  incognito,  Amat.  (Mailand) 
—  In  deranter  dem  Vorsitze  Clemens' XIV. 
nq.  Fer.  V.  1.  Mttrz  1770  wurde  verb.  Bi- 
Bopra  la  cbiesa  in  generale,  aopra  il  olero 
eopra  i  vescovi  ed  i  Rom,  Pontefioi  e  sopra 
priacipi,  Borgo  Francone  (Yen.)  1768*, 
3crete  beisat  es  von  dem  Bncbe :  Omnis  de- 
tedificatio,  jnta,  slatos,  aactoritas  minnnntnr 
oram  Rom.  Pontificum  aliommqne  epiacopo- 
r,  olems  saecnlaris  et  regalaris  maledictia 
it  oneratnr,  ecoleaiasticorum  leges,  inatitnta, 
et  concnloantDr.  Anob  wird  die  Yerbren- 
angeordnet  (Zacc.  p.  216).  1652  wnrde 
r  Pilati'a  Namen  erschienene  Ausgabe  nnter 
bot  von  1770  verb,  —  Von  Pilati  ist  auch 
>  fiiovanni,  commedia,  e.  1.  1789  (in  den 
).  1789.  —  1784  wurden  verb.  MemorJ« 
'  servire  di  apologia  a  qnanto  viene  pre- 
differenti  corti  di  Buropa  per  condarre  la 
ilmente  regolare,  per  quanto  aia  poseibile, 
Opera  d'nn  Italiano.  Coniaberga  (Siena) 
esini  BUS  Luoca  (1756—1832),  einem  Bra- 
lomaten  Mareheae   Girolamo   L.    (A.  D.  B. 

Diritto  libero  del  sovrano  anl  matrimonio, 
.  4,  234  ZQ  Neapel  erschienen.  Es  wird 
eben  Contract  und  Sacrament  unterschieden 
ihe  nicht  die  Ehe  zu  einem  Sacramente  ge- 
iment  eingesetzt,  um  die  Ehe  zu  heiligen, 
tlich  in  Frankreich  seit  Launoy  viele  Ver- 
Uhrlioh  in  dem  Buche  Principes  sur  la  di- 


:  p.  1-302  eine  bittere  Satire  auf  die  Mönche 
del  regno  di  Cumba,  acoompagnata  di  riflesiioni 
li  che  cagionano. 


BfM  KirchHoh-polUitohe  Sobriftaa  1758—1800. 

«tiBotioQ  da  lOODtraot    et  du  sacrameiit    de  maciage,    sur 

d'appoHer  des  emp€«heiDeDtH    dirJmasB  et  sur  le  droit  d't 

dispenees    in&trimonislee,    l'ariB 

frähers  üntorianer  Mathieu  M( 

grilndat  wird.     Dieses   BHch.  at 

■cliof  Dnbom-g    von  Limoges  es 

1618    verdammte    and    eine  Bc 

ein.  Brev«  Pins'   VJI.  vom  9..iiV 

Zeitungen  bekauot  machte ;    — 

de  la  poisBaBce.  tsmporelle    sur 

du  1&  Ferr.  1818  (49  S.  8^  a 

fliratea  <  Schrift  dvriih  Abb£  Boy« 

Dagegen   stehen   im    Index:    D 

matrimonio    deve  ritenersi  distii 

1K40,  verb.   1842,  von  dem  £ri 

und  Fil.  Maineri,  Del  matFimai 

¥erb.  1852. 

Ausserdem  ateben  im  Inde« 
i  loro  limiti.  Coooordia  diaoor 
p.  337.280);  --  Autoritä  leg 
procadere  alln  riforma  de'  regol 
del  papa,  verb.  1770;  —  La  m 
ha  il  piinoipe  sapra  la  cUuBnn 
ritomarienfl  al  secolo,  sopfiresi' 
1783');  -r-  DiBoorso  indiriKzi 
von  der  Inq.  verb.  1782,  viel 
Ttforms  'geaeral«-  indirizzato  alli 
wogegen  L.  Martorelli  sa  Rom  . 
173);  —  Ddl'  autoritb,  ehe 
di  religione.  Saffi«iant  limites,  i 
poBnernnt.  8.  Leo,.  £p.  135. 
1787,  verf).  1788.  —  1768  wa 
JDce,  die  mi  Ferrara  vertbetdigit 
und  eine  ans  dem  bürgerliehen 
in  8  Bänden  in  Floiene  heraus 
«gia  ginrisdizione  {Le  Bret,  Mi 
nicht  Letfere  teologiclie,  orit.  e 
giurisdizione  ad  antoritä  oorapet 
i  beni  e  gli  afFari  degli  ecclesiaB 
Brenna  (G.  eccl.  6,97). 

Von  den  Hauptwerken,    w 
rejra  de  Figueiredo  (1725— 97j 


1)  Ami  de  la  rel.  10,  369.  A 
«eher  Merkur  1BS3,  3ö9.  Von  Tab 
mehrte  Auagaba.    Schulte  S.  656. 

2)  I>ell'  autoritä  del  prtiioipe 
Vinc.  heeotü,  Can.  in  Milano,  1786 
2,  67.   184;  1,  271)  sind  nicht  verb. 


leirado.  OH 

rOffentlicfato^),  etefat  heines  in 
:e  pretfnde  ntMtrmr  . .  h,  soerst 
i  apologfltioa  gegen  äen  Bp&- 
r69,  TOD  ihm  selbst  ttbenetet: 
trore  ctm&tnr  anotor,  nbi  ^Apo- 

oA  Dolntmta  EpHcopo*  faeal- 
ntiB  matrimonii  proTidendique 
I  Romano  Pontificl  reaeiratiB, 
I  poatnlarit,  1769,  auch  fran- 
91  Teseovi  oirca  Le  dUpenM  .  .  . 
>n.  1767  (voH  dem  DoniiiricaBer 
nymi  Itomasi,  qui  d«  priiliatu 

mala  fidw:  fa.  «.  I>efeMio 
ponin  tenpore  Bcirnnrae  adv. 
la  Romae  nnper  ewilgatnm, 
nato  del  Rom.  Pontefioe  dil'eso 
vi  ciroa  )e  dispoDBe,  SaYenna 
rrara;  — -Appen^x  «iUostracaÖ 
epo*  em  tenpö  de  rotara,  1768, 

oanonica  e  historiea  do  direite 
>nfirmarem  t  mandarem  sagrar 
La  MageMade,  .  .  .  ainda  fora  do 
99,  44  and  474  S.  4.,  auch  fran- 
deatsch:  ProBteBtation  irider 
Dm  Recht  der  UetropoUten  und 
78<X  —  Im  Index  atehen  von 
ereira,  Congregntionis  Oratarii 
oripait:  Doclrinam  voteria  oe- 
vicofl  pateatate  .  .  .  qno  daoe 
pnblice  propngnandam  ansoepit 
tonas,  1765,  verh.  1766,  ond 
eHsaö  da  fi  do  S.  P.  Pio  IV., 

verkUrat),  1795  verb.,  gleioh- 

di   fcde    del  S.   P.  Pio  IV., 


Gatalogne  raiionnü   »einer  ge- 

E.  180^,  ö6.  tjilva,  Dicoioaario 
w  dem  ÜraUirium  aus,  iieae  eich 
ieder   HufaFhnian.      Üeber    seine 

von  Cavrara  wurdu  auf  Grund 
9  ungefährlich  nicht  verb.,  aber 
D  beizuheften  (abgedr.  Anonymi 
n.  Uebersetzung  der  .  Tentativa 
Ion   der  DemonttraQaÖ  erschien 

(Wiaeman,  Enays  I,  &06).  — 
lt.  et  thsol.  de  g«itii  no  soripUs 
oi  porlngieaiBche  Sohriften  über 
vetniDg  de«  Briefeider  liütticher 


^ 


»86 


Kirehlidi-politiBohe  Söhnften  1768-1600. 


ora   tradottft   dal  pol^toghese  oon  nionne  dünddasdoni,   Kapoli  1792, 
140  S.  4.,  Ton  Genoajo  Geatari  (G.  eool.  SnppL  179S,  857.;  1793,  195). 

P^layo  (8,282)  sagt,  Lnia  Antonia  Yeiiiey,  Arohidiakon  Ten 
Evora,  sei  der  Philosoph,  wie  Pereira  der  Ganonist  Pomhals  gefwesen. 
£r  hält  ihn  für  den  Verfasser  der  28  Briefe  eines  italieaiMhea 
Gapnciiiers  an  eiDen  Professor  in  Goimbra  fiber  die  ,,reelite  Methode 
zu  stadiereik*\  die  soharfe  Angriffe  gegen  die  Jesuten  enthalten 
(1747,  2  Bände;  Seahra  1,  362).  Auoh  Pacoa^  Denkw.  6,  104  sagt 
von  dem  Bnofae,  es  sei  in  Pombals  Anftrag  gvsehriebetty  ikält  aber 
P.  Norbert  für  den  Verfasser,  der  aaeh  fttr  Pombal  das  Bnoh  über 
Paraguay  gesehrieben  habe^).  liekrere  lateinischo  Sehriften  ron 
Vemej  ersohienen  zu  Born:  Aloysii  Ant.  Verneii,  Bqaitis  Ton|iisti, 
Arohidiaooni  Erorsnsis,  Apparatna  ad  philosaphiam  et  tbeologiam 
(1751),  •*-  De  re  meUphjsioa  (1758),  *-*  De  re  logioa  (1751,  Ed. 
altera  1757),  alle  drei  ad  nsnia  Lositanomi '  adoleseeathim.  Ebe 
gegen  die  1.  Auflage  des  letzten  Baches  geriohiete  psendonjne 
Sebrift:  Fnrlnr  logicae  Vem^anae,  auoti. •  Victoriaao  Censorino, 
Pamplaaae  1761,  wnrde  1753  verb. 

Le  Manuel  des  Inquisitenirs,  k  Tusage  des  InqnisitioM  d^Es- 
pagne  et  de  Portugal,  ou  abrigä  de  l'ouvrage  intitnle  Direetorhnn 
Inqnisitornm,  eompos^  yers  1358  par  Hie.  Eymerie  [1  8.  14]  .  .  . 
On  a  Joint  une  courte  bist,  de  TiitablisseiAent  de  Tlnq.  dans  le  ro* 
yauni6  de  PorttgaU  tirie  du  latin  de  Lonis  k  Paramo,  Lisbonae 
[Paris?]  1762*,  198  S.  8.,  von  Abb«  Morellet,  steht  als  1785 
strenge  yerb.  im  span.,  aber  nieht  im  Rom.  Index.  In  der  iroai* 
sehen  Vorrede  heisst  es:  Si  les  maximes  de  l'Inq.  ainsi  expoo&s  ti" 
Toltent'la  raison  et  Thnnaniti,  oe  n'est  pas  la  fante  dutndnctear. 
In  der  That  steht  in  den  amtlichen  Schriften  über  die  Bömisbbe  und 
spanische  Inq.  mehr  Bevoltirendss  als:  in  den  Sireitsehrifton  gegen  sie 

5.   Eioer  der  Minister   Carls  III^  Pedro  Rodrign«2  Oonte  de 


1)  Pelayo  3,  232  gibt  den  Tit^  ein^r  spanischen  Uebersetsnng:  Y«^ 

dadero  metodo  de  e9tadiar  pars  ser  util  a  la  Repdblioa  y  ä  la  Iglotis, 
proporcionado  al  estado  y  necasidad  de  Portugal  .  .  .  por  el  R.  ?•  ß&r- 
badifto  de  la  CongrHgacioji  de  Italia  al  R.  P.  Doctor  en  la  Univ.  de  Goim- 
bra. Trad.  .  .  por  D.  Jos.  Maymö  y  Ribes,  Madrid  1760,  3  vol.  4.  — 
Isla,  der  im  Fray  Gerundio  das  Buoh  des  BarbadÜlo  ab  ein  Werk  7er- 
ney's  verspottet,  sagt  in  einem  Briefe  ans  dem  J.  1761  (Pelayo  8,  386): 
Benedict  XIV.  Hess  sich  von  Verney  wie  von  manchen  anderen  dreisten 
und  oberflächlichen  Gelehrten  täuschen,  die  der  fleissige  Papst  nicht 
darchschaute,  weil  er^  da  er  so  vieles  las,  keine  Zeit  hatte,  alles  su  prüfen. 
Er  war  die  rechte  Hand  Pombals  und  seines  Gesandten  in  Rom,  de  Al- 
mada; ich  halte  ihn  auch  für  den  Verfasser  des  Bsdies  über  IViraguay. 
—  In  Portugal  Inslt  man  Verney  auch  fiir  den  Verfasser  einer  bu  Modena 
anonym  ersiänenenen  Schrift:  Lnsitaniae  Kcclesiae  religio  in  adnrinistra&do 
poenitentiae  sacramento  (über  die  damals  in  Portugal  geführte  Contvo- 
vepse  i^r  das  von  Benedict  XIV.  den  Beichtvätern  eingesohärfbe  Verbot, 
die  Beichtenden  nach  den  Mitschuldigen  zu  fragen;  A.  J.  P.  3,  1200;  7f 
641),  und  der  General-Inquisitor  Card.  Acugna  und  Card.  Ahneida  be* 
zeichneten  ihn  darauf  hin  als  Ketzer.  Muratori  bekannte  sich  1749  ia 
einem  Briefe  an  Verney  als  Verfasser  der  Schrift  (Fabroni  10,  842). 


■MUM.    Fraf  Oerandio.  98T 

er&ffeDtliobte  1765  einen  Foliob&nd: 
zacion,  eine  aniftlhrKahe  genchicht- 
sr  SegienRigen  liberiiBDpt  nnd  der 
irerbong  tod  ü fitem  durch  die  todte 
Inrch  ein  Gesetz  ron  1T68  gecebehen 
GeiBtliofaen  gedmokt^).  Der  Vene' 
■etnng  des  Werkei  druckeni    Trat- 

nel  qnalft  ti  dimostra  l'nso  coRtante 
li»  le  illimitate  «lienazitmi  di  beni 
hre  manimoTt«,  Von,  1767,  S  vol.  4. 
iah  nicht  verfaß,  «andern  ent  1836^ 
■von  dem  Card.  Pedro  de  Ingoanza 
ilayo  S,  600).  Andere  Bitter  von 
ex,  auch  niobt  dae  von  ibm  berani- 

die  Balla  Coenae  (B.  376).  —  Eis 
Lino,  Bpftter  Conte  da  Florida  Bianca, 
J  Dorrö  eins  Oarta  apolog4tioa  über 
rte  da»  von  dieMm  entworfene,  ron 
paTcial  Bobre  las  letraa  en  forma  de 
1  Bom.,  en  que  te  intentan  derogar 
Is  Paniia  j  dispvtarie  la  Boberania 
i,    Fol.    (in  einer  2.  Aaegabe   17fl9, 

dieses  Bsch  steht  niebt  im  Index, 
0   IT72  mm  OeBandtea  in  Bom  er- 

itber  Honifto'a  Verhalten  Überhaupt 

lohflB  anaew  dem  to«  Tobar  (S.  S44) 
iet  HJBtoria  del  CimMo  predicador 
iaa  Zotei,  eeorita  por  el  Liomoiado 
tr.  Libro  primeiro.  Madrid  1758 
Libro  prim.  iat  in  den  späteren  In- 
eo  das  Verbot  anf  das  ganzB  Werk 
ler  in  der  Manier  des  X>on  Qnijote 
tlige  Predigtweise  vieler  spanischen 
IC.  de  Isla.  Der  1.  Theil  erechien 
Dra  der  Inquisition,  des  Trinitariers 
ioars   von   Madrid    and   nnt    einem 


l  bei  Pelayo  9,  im  Vgl.  mm  Folgen- 
1.  13.  Banmgsrten,  Getch.  Spanieoi 
nngen  .  .  .  mit  Amaerknngen  von  H. 
«  wurde  wiaderbolt  bei  der  epan.  Inq. 
r  von  ihm  nnr  gefordert,  der  AbeohwA- 

1)06.  Dm  Breve  Clemens'  Xin.  über 
TOD  dem  Pariier  Parlamente  nnter- 
Arrit  allen  Bisohäfin  nMenden  und, 
vevweigert    wurde,   Avigaon  beeataem 


988 


KirchliGh-poHtische  Sobnfiben  1758--- 1800. 


köittglichen  Druokprivileg  f&r  alle  .Bünde.  Gleichwohl  wurde  dei 
erste  Band  auf  Betreiben  der  Mönche. im  Mai  1760  von  der  Inqoi- 
sition  verbi,  erst  1776  der  2.  Band  und .  zngleieh  alle  gedruekten 
und  geaohriebenen  Schriften  für  und  gegen  das  Buch  ;  untor  *  Aih 
drohung  der  Excomno.  fär  jeden,  der  nöehifür  oder  gegen  dasselbe 
etwas  aehreiben  werde  (Indexe  von  1790  unter  Loben).  VoUslÄndig 
erschien  das  Buch  zuerst  1773  in  englischer  Uebersetzong;  erst  1787 
spanisch  ^).  -^  iH^icht  gerade  unter  Andfohung  der  Exoommunioation, 
aber  strenge  verbot  die  span.  Inq.  17^7  einen  177^  zu  Madrid  ge- 
druckten.  Saggio  di  edueaaione  danstrale  per  ligiovani  oheientrano 
nei  novizkitivaccomiftodato  alli  tempi  presenti  .  ^  .  di  OesareotPözzi 
(Benediotiner,  Prof,  an  der  Sapienza  und  Eaaminatore  dei  veacovi), 
der  von  JJBr  Muftoz  in  iSinem  por  ^l  honor  de  Ja  litecatwra  ei^[MUU>ki 
geschriebenen  Juizio  scharf  angegriffen  wurde,  und  alle  Vertheidi^ 
gongen  desselben,  darunter  auch* eine  €arta  al  S.  Pontifice^). 

6.  Von  dem  Parlamentsadvocaten  Fran^ois  Bieher  (1718*r^98) 
sind  die ;  8ohr>ften :  Exa^men  des  principes  d^ apres  lesquels  on  peat 
appr^cier  la  declaration  de  TAasembl^e  da  €lerge  de  1760,  1760^ 
\ü.y  verb.  1761y  und  Bc'  rau;ti07it^  d»  clerg^  ;et  du  pouvoiri  du 
Boagisteat  politique  sor  Texereicef  des.ffonctioos  du  ministdrceeeUs. 
Par  M* '''♦♦,  Av.  au  Pari,  Amst  (Paiia)  1766,  5iVoL^  vetebw  1767, 
Diese  8chrk%  wurde  auf  Betreiben  dies  Erebischofs  Migazzi  1767 
auch  I  in  Wien  verb.>  aber  1 1 7 69  freigegeben  %  Von  eipem :  asdem 
Parhunäntsädvoeaten,  Fr.-Gh.  Hueme  de  la  Mothe  ist  Llesprit  ea 
les  pvinoipes  dt  dtoit  eanonique,  Avignoni  1760,  3  vol«  12i,  verb. 
1761  (Schulte  S.  647),  von  dem  Appellanten  Abbe  Jacques  Taühe 
Histöire  des  eaireprises  du  clergi  sur  la  sonverainefaik  dee  roys, 
recueilliB  des  ouvr.  dC'  Bossuet,  Pleury,  Baillet  et  autres  auteurd 
ceUbres^i  1767,  2  voL.  12„  verb. .  1768  (N.  E.  1791,.  170.  Migae 
2,  879).  —  Nach,  der  Yertreibiuig  der  Jesuaten  wurde  1766,  eine 
Gommission  für  die  Reform  der  anderen  Orden  niedergesetzt  (Picot 
2,  502).  Damit  hangen  .zusammen :  Me  m  o  i  re  ^  pri&senlief  a  messiears 
les  oommissaires  proposäs  par  le  Roy  pour  proo^der  &i  la  nformation 
des    ordres   religieux,    and  M6m»  sur  les  professions  xel.  en  favsar 


1)  Auch  Paris  1824*,  5  voL  16.  Der  deutschen  Uebersetsung  (ron 
Bertuch)»  Gesch.  des  berühmten  Predigers  Hrader  Gerundio  ...  in  aweeu 
Bänden.  Neue  Ausff.  1777*,  liegt  die  englische  (von  Baretti)  zu  Grunde. 
In  der  Vorrede  zu  derselben  wird  eine  der  Streitschriften  erwähnt:  Ana- 
tomia  del  cuerpö  de  Fray  Ger.  de  Camp,  y  apologia  de  su  alma.  —  Ein 
Edict  der  Inq.  von  1806  verordnet  die  Expurgatioh  der  Scrmones  mora- 
les  del  P.  JosS  Fr.  de  Isla,  Madrid  1782;  es  wird  u.  a.  eine  Stelle  ton 
5  Seiten  gestrichen. 

2)  Index  von  1790  8.  vu  Pozzi.  Pelayo  3»  S43.  Von  der  von  Luis 
Caüoelo  1781—85  herausgegebenen  Zeitschrift  El  Censor  werden  im  In- 
dex von  1790  viele  einzelne  Nummern,  zwei  strenge,  verb.  Von  einer 
andern  (freisinnigen)  Zeitschrift  £1  Apologista  universal  von  dem  .Auga- 
stiner  Pedro  Centeno  erschienen  1786  nur  16  Nummsrn.  Beide  Redacteiue 
muBSten  abschwören.    Pelayo  3,  264. 

3)  Sitzungsber.  der  W.  Ak.  Ph.-hist.  Gl.  84,  437. 


her  ToleruE.  N.  Piael.  M9 

,  beide  verb.  1767.  —  Die  Inq. 
iee.  poteatate  ...  .ad  normtm  de- 
Fratres  Praedicatores  Tolusani. 
,  ChriBti  et  libertatibue  gallicanie 
enw  werden  ^ie  Tlieeen  (22  8.  12.) 
;  Lambert,  Professor  zu  limogei, 
,  die  der  Bischof  Louiii  Cb.  Dd- 
dennncirte  und  die  ännn  die  Ent- 
T  Fo^«  botten  (}4.£.'  ITM,  lOSi 
i  de  legibBB  von  den  Dominioanern 
Sine  Collectio  tbesium  in  diversja 
.  .  ..  Par.  1768,  473  S.  8.,  die 
1769,  173  o.  B.  v.),  Bteht  nioht  iiA 

eranz  stehen  (aneeer  denen  von 
x:  Traite  des  loix  civiles  et  ec- 
par  les  papes,  Im  etnperenrB, '  le« 
irDTitaiauxiHpprottvvz  par  Vigtito 
«  persicntion,  Iraduit  de  Tani^lois, 
U  1769—61  verb.:  Qneetiona 
si  Ibb  tuaiiines  de  )a  persA^ntioÜ 
8  gu»i  Jiilftreiigiuti, '&  l»-inoTale^ 
ngi,  nnd  Eaüsi  sitr  la  toieranoe 
von  J.  Tailh^  und  dem  Parlaments- 
714—1802;  N.  E.  1803,  37);  — 
tolArance  poar  servlr  de  riptAB^ 
r  U  tt^.m»  matür«,  1760^  hanptr 
i  de  CaTeyrac  Apologie  de  Louis 
vocation  de  l'^dit  de  Nantes  und 
on  lar  la  3.  Bartb^lemi  (Picot  4, 
esenfe  dann  deabornea  Isf^itinicev 
Yvon,  dar  fUr  die  Encyclop^die 
a.  schrieb,  gest.  1791  als  Cano- 
■de  auch  ein  Gedicht  des  Appel- 
,  414),  La  France  au  parlement, 

ex:  De  primatn  papae,  et  in 
du  pape.  in  4.  latine  et  gallice. 
einer  Controveme  innerhalb  der 
Qck,  Decan  de*  Utreohter  Capitels, 
■etti-e  8ur  la  pnmaute  de  S.Pierre 
worin  er  dem  Papste  auch  einen 
inRtitntionis  Tindioirt.  Dagegen 
itet,  die  London  (im  Haag)  1770 
,  207  S.  4,,  nnd  dem  Papste  nnr 
'erfasst  ist  sie  von  dem  frühem 
8). 

Raureaa,  Bist.  litt,  du  Maine  4,  865. 


Dentsahe  Idrekenrechtliobe  S(Arift«D  1760—1800. 


90.     Deatsche  kirehenreebtlic! 

Das  Bach,  welches  der  Trierei 
dem  Namen  Jastinus  Febronins 
gleich  einer  Anzahl  von  nnbeden 
einfaches  Decret  der  Index-Cong 
gleich  nach  dem  Erscheinen  nnd  i 
ebenso  die  2.  Auflage  nnd  der  2. 
Bache  eine  grossere  Bedeutung  be 
die  zahlreichen  GegenBcbrifteD  cnria 
auch  die  Thatsacben,  daas  Glenif 
mehrere  Breven  die  deutschen 
des  Werkes  aufforderte  nnd  dase, 
Zeichnung  eines  Widerrufs  sich  hi 
dieses  in  einem  eigens  zu  diesem 
1778  gehaltenen  Consistorium  feii 
1784  wurde  die  Einleitung  in  das 
TOD  der  lodex-Congregation,  dagej 
Ohrenbeichte  durch  ein  langes  Bn 
schon  früher,  1782,  anmittelbar  toi 
Wien  erschienene  Broschüre  „Wat 
gleichfalls  durch  ein  langes  Brer< 
anderen  deutschen  Broschüren,  die 
von  denen  nur  eine  kleine,  ganz 
Index  steht,  wUrdigte  Pins  VI.  noc 
bekenntoiss  aller  Religionen,  1784  e 
—  Die  Emser  Punctation  von  178f 
umfangreichen  Responsio,  die  1789 
werden  nicht  nur  die  mit  der  Pui 
Streitigkeiten  zusammenhangenden 


1)  Anfangt   wüiuohte   Cleiaeni  Xi 
direot  belümpfeii,  um  nicht  der  Contro^ 

Sehen.  Die  ersten  Gegen gchriften  erschi 
ie  nichts  weniger  als  scharfe  Justiniani 
Febronium.  von  EaKbius  Amort  auf  Te 
—  aber  von  1766  an  erschien  eine  ga,\ 
Itklien.  Friedrich,  Beitr.  cor  Kirohenge 
Weifabiiohof  J.  N.  v.  Hontheim  und  seil 


3.  PebroDlna.  941 

nch  viele  darauf  bezfigliobe  SehrifteD  aus- 
id  der  Papst  sagt  (c.  9  d.  7),  er  habe  eine 
tioa  von  CardinUlen  und  BischUfen  beauf- 
ke  nnd  Schriften  zu  prUfen,  nm  m  einer 
mg  zn  nnterwerfeD.    Es   stehen  aber,    — 

Systemlosigkeit,  die  in  der  Indei-Congre- 
arakteristiach,  —  nur  zwei  auf  diese  Sache 

TOD  denen  man  nicht  sagen  kann,  dass  es 
raren,  im  Index.  Auch  von  Hedderich  nnd 
fesaoreu,  deren  Schritten  der  Papst  gleich- 
Congregstion  Überwiesen  und  Über  die  er 
'  scharf  ansgesproehen,  sind  nur  einzelne 
I  gekommen, 
oatfaeim,   geb.  1701,  wurde  1748  WeibbiBcbof 

Eurfttrsten  von  Trier,  Franz  Georg  Graf  von 
car  blieb  er  am  bis  1764).  Im  Sept.  1763 
rJnstini  FebronÜ  JCti  de  statu  eoclesiae  et 
mani  Fontificis  liber  BiDgularia,  ad  reuniendoe 
le  ohriBtiaiioB  compoaitu«,  Bullioni  apad  Guil. 
8.  4.  Hontheim  wurde  schon  1764  als  Ver- 
lieses aber  in  der  Köln.  Zeitung  dementiren. 
ort  von  den  Nuncien  in  Köln  und  Wien  nach 
27.    Febr.    1764    von    der    Index-Congr.    verb. 

erliess  Clemens  XIII.  drei  Breven  an  die  Kur- 
nd  Köln,  an  den  Kurfürsten  von  Trier  und 
d  an  den  FürstbiBchof  von  Wilrsburg,  mit 
s  Buch  zn  nnt«rdrUoken  (Bull.  3,  460).  Der 
tnd  mehrere  Bischöfe  verboten  das  Buch,  der 
und  die  BiBohöfe  von  Basel  wnrdeu  noch  1764, 

Wilrzbnrg  im  Febr.  1765  ermahnt,  dasselbe 
lität  Köln  durch  ein  Breve  vom  19.  Oct.  1765 
FebroniuB  (uud  der  Utreohter  Synode)  belobt 
140).  ~  Die  Editio  altera  priore  emendatior 
llioni  1765,  B16  S.  4.,  wurde  3.  Febr.  1766 
Bsonders  abgedruckten  Vindioiae  Febronianae 
Dullorum  opuBculorum,  quae  adv.  J.  Febronü 
'  prodienint,  Turici  (Frankf.)  1765,  wurden 
rb.,  aber  die  vier  Appendiues  der  2.  Auflage 
ete  einzeln  aufgeführt  (in  allen  seit  1806  er- 
teht  falsch  das  Datum  27.  Febr.  1764  hinter 
e  und  den  3  ersten  Appendicee,  3.  Febr.  1766 

rsehien  eine  deutsche  Bearbeitung,  1766  eine 
e  und  portugiesische  Uebersetzung.  Der  Rath 
if  den  Antrag  von  Campomanes  1TG7  auch  das 


942  DeutBohe  kirchenreoht).  Schriften  ]750— IßOO. 

Original    aachdrnoken.     Die    in  VeneHi»   «ru-liiofniii«  TTa>.pi 

Ton  Frkuc.  Rosai   wurde   im  Kirchene 

In  Wien  wurde  das  Buch  anrangs  fre 

gleichzeitig  mit  der  deutschen   Beerbe: 

dam  freigegeben^).  —  Ale  der  Jesuit 

thehar  des  Herzoge  von  Hodena,  gege 

febronio  ossia  apotogia  polemico-storici 

la  dannata  opera  di  Giustino   Febronit 

BfTentlichte,  wurde  er  von  dem  Herzog 

znm  Professor  an  der  Sapienia.  eman: 

Unter  dem  14.  Oct.  1769  ford 
füreten  von  Trier,  Clemens  Wenceala 
das  Erscheinen  einer  neuen  Ausgabe  i 
nach  jetzt  in  Frankfurt  gedruckt  wen 
seihe  zn  verbietet)  (Bull.  4,  72).  IT: 
Ausgabe,  sondern  Tomus  secundue,  u 
tinens,  Francof.  et  Lip«ae  1770.  Es 
.  .  .,  1772;  T.  4.,  uIt«rioreB  .  .  .  Pa; 
2.  Band  wnrde  14.  Mai  1771  verb. 
der  3.  3.  März  1773;  der  4.  wnrde  n 
FehroniuB  abbreviatne  et  emendatns, 
ex  B.  scriptnra,  traditione  et  meliorir 
adomatus,  ah  anctore  ipso  in  hoc 
Lipe.  1777,  4. 

Im  J.  1778  gelang  es  dem  Kui 
Widerruf  zu  bestimmen.  Derselbe  wnr 
erhlfirte  aber  in  Bveven  vom  22.  Au 
heim  müsBC  an  seinem  Widerruf  noch 
angegeben  wurden,  vornehmen  nnd 
als  den  ersten,  von  ihm  freiwillig  vei 
sponte  elncuhratam)  wieder  einsenden 
mögen  an  mit  Ausnahme  des  Satces: 
Eecleeiae  regimen  a  catholicis  dootor 
klärte  sich  mit  diesem  vom  1.  Nov. 
an  den  Kurfürsten  und  an  Hontheim 
gestellt,  theilte  diesem  mit,  er  lasse  i 
liehen  Strafen  nach,  nnd  forderte  ihn 
widerlegen.  Hontheim  scheint  eine 
rufee  nicht  erwartet  zn  haben;  aber  1 
ein  Consistorium,  um  in  einer  Alloci 
zu  verkünden    nnd    die  Actenetttcke 


1)  Sitzungsber.  der  Vf.  Äk.  Ph.-Hi 
Index  von  1780  steben  Zaccaria's  Antifeb 
von  F.  W.  Reichenberger,  1768)  und  An 
(Rom  1773—73,  4  vol.  a)  und  Viatoris 
Frcf.  1773  (Lucca  1768,  von  dem  Capuci 
S.  87. 


nuDs.    TheotiTnna  Enpiaiinna.  943 

torio  eeoreto  habito  etc.  drucken^)  and  dem 
Auf  dessen  Verlangen  pnblicirte  Hontheim 
(von  dem  Karfürsten  stark  abgeinderten) 
r.  1779. 

um  diese  Zeit  mündliofa :  „leb  habe  einiger- 
lerrafen,  so  wie  ein  viel  gelebrterer  Pi^lat, 
Zänkereien  nnd  Widerwärtigkeiten  zn  ent- 
errof  ist  der  Welt  nnd  der  christlichen  Re- 
id  dem  Römischen  Hofe  nicht  nützlich  nnd 
in.  Die  Sätze  meiner  Schrift  bat  die  Welt 
igenommeu;  mein  Widerraf  wird  denkende 
D,  diese  Sätze  zn  verwerfen,  ala  so  manche 
^gen  Theologaster,  Mönche  and  Schmeichler 
haben."  Im  Frühjahr  1781  erschien  in 
ronii  JCti  commentarias  in  enam  retracta- 
>al.  Nov.  a.  1776  sabmiBsam,  worin  er  in 
»gen  sncht,  er  habe  mit  seinem  Widerrnfe 
''esentlichen  nicht  geändert.  Er  übersandte 
ils  die  von  diesem  gewünschte  Widerlegung 
,  nnd  mit  der  Erklärnng,  wenn  ihm  an 
en  Testamente  etwas  missfalle,  sei  er  bereit, 
:,  welches  er  dann  als  ('odicill  beifügen 
Pins  VI.  gab  die  Schrift  dem  F^fecten  der 
1.  öerdil,  der  allerdings  VerbesBerangen  für 
Papst  befahl,  Gerdils  AnimadversioneB  in 
ronio  in  au«m  retraet.  editnm  als  vorUnlige 
onins  zu  drucken;  sie  wurde  aber  erBt  1792, 
ims,  t  1790,  veröffentlicht.  Der  Commen- 
Index. 

Widerruf  ist  ein  Buch  von  Zaccaria  veran- 
i  de  doctU  oatholicis  viria,  qni  Cl.  Jnstino 
retractandiB  ah  anno  1S80  landahili  exemplo 
aris,  Hom  1791,*  XXXII  and  133  8.  4.. 
F.  Richer,  P.  de  Marca,  Pension,  Card,  de 
tesqnien,  Helv^tiuB  and  M.  A.  de  Dominis 
l8  dargestellt  werden.  Das  Bach  war  schon 
.es  Mag.  8.  Pal.  Schiara  gedruckt;  der  Papst 
e  es  scheint,  anf  Gmnd  von  Yoretellangen 
anf  weiteres  die  Veröffcntlichnng.  Schiara 
B  an  Card.  Albani,  dem  das  Bach  gewidmet 
lie  Veröffentlichang  interessirte,  der  Papst 
n  der  Klugheit,  namentlich  am  die  Fran- 
die  Veröffentlichnng  beanstanden,  und  rieth 
iznlassen.  In  dem  Briefe  kommen  die  merk- 
ror:  man  müsse  die  Franzosen  nicht  zwingen 


,  Pii  VI.  Allocntio 


944  Deutsche  kirolieii recht).  Schriften  1760—1600. 

wollen,    ihre  Ansicht    von  der  Saperiorität  des  allgemeinen 

üher  den  Papst  zu  Qunsten  der  richtigen,   aber  doch  nicht 

Kirche  definirten  Aneicht  anfzugeben;  mi 

lanten  nnd  JanBenisten  identificiren,  sonst 

Eoaen  zu    JaneenisteD  machen,    und  wem 

senisten  con  piü  einceritii  e  oon    minore  ( 

wtirde   es  gor  keine   JaneeniBten    geben. 

die  verlangten  Aenderungen,  und  das  Bu' 

gegeben  worden  zu  sein^). 

2.  Die  Frincipia  juris  eeclesiast 
Germaniae  accoromodata  in  usum  tyronai 
verb.  1750,  nach  dem  Verbote  wiederhol 
noch  1754  amtlich  für  die  Vorlesungen 
317),  sind  verfasst  von  Georg  Christo 
Honiheims,  seit  1748  Prof.  des  canonisch« 
NrIIct  wurde  wegen  dieses  Grundrisses, 
ist,  auch  in  Trier  voti  den  Jesuiten  ang 
schrieb  175Ü  Animadversiones  dagegen 
reichen  DissertationeQ  wurden  einige  v( 
(Schulte  S.  213);  im  Index  steht  nur 
hist.-canonica  pro  eancta  prorincia  Roms 
ut  apostatam  a.  963  reprobante  et  coran 
Leonem  VIII.  canonice  eligente,  1766,  v 

Job.  Caspar  Barthel,  geh.  1C97,  ge 
nifichen  Hechte  und  Dechant  des  Stifts  i 
einige  Zeit  in  Rom  bei  dem  Secrefär  der 
per  Latn bertin i  gearbeitet  und  von  diesei 
niss  erhalten  hatte,  auch  in  Rom  Doctoi 
war,  wnrde  in  Bom  denuncirt,  daes  in 
in  Abschriften  Verbreitung  fanden,  bede 
liehe  AutoritSt  gefährliche  SKtze  vorki 
39.  Dec.  1751  an  seinen  alten  Lehrer,  d 
Papet  war,  ein  Promeraoria,  worin  er  si 
»einen  gedruckten  Schriften  nichts  Anstc 
dass  er  in  seinen  Vorlesungen  nicht  dictire  r 
Studenten  nicht  verantwortlich  sei,  dann  a 
Erklärungen  gibt,  die  allerdinge  nicht  g 
Ansichten  übereinstimmen,  von  Benedict 
angesehen  zu  sein  scheinen,  da  er  ni' 
Von  seinen  gedruckten  Schrifteu    steht   I 


1)  Beilagen  sam  Mainzer  Rel.-JourDsl 
Hilizia  iß.  u.)  p.  111.  113  schreibt:  der  i>Bl 
habe  die  Veröttentlicbuug  zu  hirtRrtreiben  | 
der  Cardinal  Staatssecretär  dagegen  gewesen 
der  Mag.  S.  P.  nscti  einer  Bcrathung  i 
öffentlichung  gestattet,  seufzend  geengt;  AI 
la  aalaa  delle  conseguenze. 


J,  h.  Horix.  B,  Oberhäuser  n.  ■ 


3,    wurde  in  Rom  nachgedrückt  *).    —  Von 

anticnrialistischen  Diflaertationen    Toa   Joh. 

nnd  1776-89  Prof.  in  Mainz,  +1792*) 
raotatinncnla  de  fontibus  jarifi  canonici 
ionea  anaa  academicaa  ad  13.  lüov.  1758 
;.,  46  S.  4.,  von  der  Inq.  verb.  1759.  (Der 
les  Norix  oder  Herix  gedrnokt).  Seine  Con- 
cae  integra  praemisaa  introdnctione  historica, 
ler  Eeaponsio  Pii  VI.  p.  165  ale  Collectio 
bezeichnet,  stehen  aber  nicht  im  Index, 
verdammte  die  InqniBition  vier  Hefte  Theaee, 

unter  dem  Präeidinm  von  Benedict  Ober- 
leidigt  worden  waren  (ex  biatoria  de  pro- 
le  legnm  materia,  ex  biet,  juris  ecclefliaBtici 

maxime  in  Crermanta)  und  deaselben  Prae- 
a  titnloB  1.  I.,  11.  et  III.  deorelaliam,  ex 
et  controversÜB  melioris  notae  .  ,  .  hodiemo 
io  accommodatae  (Salzb.  1761,  Antw.  1762), 
trnrde  aber  nicht  gleich  pahlicirt  (en  steht 
'.  Febr.  1764  gehenden  Appendix  des  Index 
1  Verfasser  mit  einer  KetractationB-Formel 
Fnni  1764  nnterschrieh  (N.  E.  1765,  126). 
it  7.  Jan.  1765  von  der  Index-Congr.  publi- 
inaa  tfaeses  ao  praelect  juxta  decretnin  S. 
jcriptas  anptor  ipse  errore  ognito  laudabi- 
Btavit  reprobavitqne.  Oberhauser,  Benedic- 
eeit  1760  Profeesor  des  Kirchenrechts  nnd 
ih,  Turde  wegen  seiner  antionrialisti sehen 
US  in  Köln  denuncirt  und  dieser  untersagte 
rd  also  auch  seine  Schriften  in  Rom  dennn- 
r  kehrte  nach  Lambach  znrttck,  wo  er  1766 
eren  anticunalistischcD  Schriften,  —  seine 
bn  als  Dltramontanistamm  malleus  (Schulte 

im  Index,  auch  nicht  Z.  B.  van  Espen  Jua 
am,  1782,  2  vol.  In  den  N.  E.  1778,  135 
jiue  in  Wien  habe  erwirkt,  daee  sein  Trac- 
len  caltioris  jarisprudentiae  canon.  ad  jnetas 

Rom.  EccI.  evolvendas,  Salzb.  1777,  nur 
werde.  —  1764  wurde  eine  Schrift  von 
amals  Scriptor  an  der  Hof  bibliothek  zn  Wien 
t  gewesen),  verb.:  De  originibus  et  usa 
latoriae    circa    sacra   Apostolicorum    Regum 


.  Das  Proroemoria  abgedr.  im  Cbilianeum,  1862, 

i'riedrich,  Das  päpatliob  gewährleistete  Recht  der 

0,  S.  1. 

on  1878  und  1861  steht  vol.  trei. 


9i6  Deutsche  kirchenreohtl.  Sclmft«ii  1750—1800. 

Hongariae,  Wien  1764i)|   —    176$:  FoBitioDea  ex  joi 
qnaa  eine  praeside  palilicae  dispntt 
I.  Cornea  de  Tanneoberg,  Sooietatia 
lieh  die  N.  E.  1767,  104  beeproc 
Bischof   Firmlan)  vertheidigten  g< 

3.  In  einem  Breve  vom  17 
Clemens  XIII.  den  Bischof  von 
Wenceelans  von  Sachsen,  für  e 
namentlich  gegen  eins,  dessen  V 
täten  zu  berauben  snohe.  Es  wir< 
von  Ostervald  sein:  Yeremunds 
für  als  wider  die  geistliche  Immu 
gegeben  nnd  mit  Anmerkungen 
17fi6,  velche  durch  eiu  au  allen 
heftetes  Patent  des  Bischofs  von 
bei  Strafe  der  Excommunication 
auf  Befehl  des  Eurfüraten  entferi 
kam^).  Am  3.  Dec.  1770  wur( 
seinen  Freund  über  die  Macht 
1770,  von  Andreas  Zanpser  in 
Kreisen  auch  durch  andere  Schri 
war  das  Verbot  der  Briefe  dnr 
Hieron.  Franz  Fürst  Colloredo, 
Theiuer  p.  91)  6.  Juni  1770  aoi 
CensuT  seiner  Universität  über  d 
möge  die  Briefe,  als  falsche,  . 
Schisma  führende  nnd  früher  v 
dämmte  Sätze  enthaltend,  in  seini 
kraft  seiner  bischöflichen  Gewalt, 
mit  Wir  nicht  Dingen  ein  Grewic 
vielleicht  manchmal,  wenn  man  a 
können  und  wegen  ihrer  Unbedi 
uns  ein  Eingreifen  mit  Unserer 
falls  für  später  vorbehalten." 

Mit  ungewöhnlicher  Hilde 
Cistercienser  Ulrich  Mayr  zu  K 
virte  1772  zu  Ingolstadt  bei  Geli 
versität  mit  juristischen  Thesen  u 
de  nesu  statisticae  cumjurisprudi 
de  Marca,  Sarpi,  Febroniua  nnd 
and  manche  Sätze  vorträgt,    die 


1)  Das  Buch  wurde  auf  Betrc 
aber  1769  erga,  Bchedam  frei  g'egel 
Sitiuiftsber.  84,  457. 

2)  Sicherer,  Staat  ucd  Kirche 

3)  Schulte  S.  263.  Rel.-Journa 
1780  Schriften  von  ihm,  namentlioli 
strenge  verb.    Annalen  1,  223.  Sicht 


tkitein.  U.  Mapr.  F.  v.  Bslthuar  u.  a.  M7 

1773  schrieb  der  Papst  an  den  KuTfüraten 
von  Trier  ah  Bischof  von  Angebnrg:  die  In- 
iaaertation  geprüft  nnd  voll  von  Inthiimero 
ide  dem  KarfOrsten  das  noch  nicht  pablicirte 
iiid  bitte  ihn,  den  VerfasBcr  zu  bestimmen,  daae 
tion  drucken  lasse  und  in  dieser  non  obecore 
D  der  frühern  ansgespro ebenen  Ansichten  Ter- 
schrieb  darauf   au   den  Abt  nnd  erhielt  von 

die  Dissertation  habe  allgemeinen  Beifall  ge- 
I  Crener  Anhänger  des  fapstes  und  werde,  so- 
ide  Gelegenheit  finde  oder  der  Fapet  es  deut- 
len  h.  Stuhl  eintreten.  Nach  einiger  Zeit  be- 
isohe  Gesandte  in  Rom;  der  Papst  verlange 
line  DisaertatioQ  widerrufe,  da  er  nicht  eine 
Q,  sondern  nnr  Besserung  seiner  Gesinnung 
erde  es  genUgen,  wenn  man  sich  bemuhe,  die 
rtation  zu  unterdrücken.     Mayr  solle  aber  eine 

ergreifen,  um  die  vorgetragenen  Ansichten  bei 
schuldigen  und  das  gegebene  AergeiTiiss  zu 
a  Zeit  und  die  Art  und  Weise  wolle  der  Papst 
elmehr   das  Weitere  dem  Kurfürsten  und  dem 

wird  dann  noch  ausführlich  angegeben,  was 
snheit  der  Vertheidigung  von  Thesen  in  Ingol- 

Kloster  sagen  könne  (Walch,  Neueste  Rel.- 
ijT  reröffentlichta  1774  zu  Angsburg  Biga 
m  hietoriae  literariae  cum  studio  theol.  ac  de 

jurispr.  ecol..  Ed.  2.  (N.  Bibl.  Trib.  1,  46), 
1  Indes.  Die  Schrift  erschien  auch  deutsch: 
1er  Gelehrten  geschieh  te  auf  das  Studium  der  ' 
.  .  nebst  Geschichte  der  Bewegungen  des  Köm. 
>hrift,  Angsb.  1778. 

26.  Uärz  1767  Libellus  germanica  lingua 
redditur:  ßeddite,  quae  sunt  Caesaris,  Caesari, 
Fapae,  wohl  eine  ältere  Ausgabe  der  Schrift: 
'as  des  Kaisers  ist,  und  dem  Papste,  was  des 
i2,  80  S.  (N.  EeL-Beg.  1783,  5).  Eine  fran- 
linem  ähnlichen  Titel:  Rendez  k  Cäsar  oe  qul 
Introduotion  k  nne  nouvelle  bist,  des  papes, 
de  nicht  verb.,  aber    1788  Bendete  a  Cesare 

vende  in  Italia,  2  vol.  12.,  wogegen  Zaccaria 

ma  si  a  Die  rendete  qnel  ch'ä  di  Dio,  1788, 
97). 

e  Schrift  des  Luzemer  Kleinraths  Joe.  Anton 
f  1810,  DeHelvetiornm  jnribns  circa  eacra, 
ler  Entwurff  der  Freyheiten  und  der  Gerichts- 
sen  in  sog.  geistlichen  Dingen,  Zürich  1768, 
ins  dennncirt  und  1.  Febr.  1769  von  der  Inq. 
von  Constanz  forderte  die  zu  seiner  Diöcese 
nf,  die  Schrift  zu  verbieten;  die  meisten  lehnten 


948  UDutMihe  kircheareohtl.  Schriften  nbO—lSOO. 

ab,  aber  in  Zng  wurde  sie  verbrannt.  1769  eTBohienen  i 
Format  und  Druck  wie  Balthasar*  Schrift 
eines  Schweizers  über  die  Frage:  Ob  ea 
nosaaohaft  nicht  zntr&glioh  wäre ,  die  ri 
aufzuheben  oder  wenigstens  einzusohi^nkei 
in  demselben  Sinne  gehaltene  WiderlegUD] 
Keßexionen  (nicht  die  Widerlegung)  wnrdei 
Inq.  verb.  Beide  Schriften  wurden  auch  i 
Meyer,  der  als  Verfasser  angesehen  wnrdi 
die  Züricher  Kegierung  nannte  im  Einvem 
den  Rathsherm  Heidegger  als  Verfasser  de 
leguDg  sei  anonym  eingesandt;  sie  ist  von 
der  Verfasser  der  ersten  Schrift  war,  bli« 
einem  Breve  vom  27.  Sept.  1769  bolofot 
eins  in  Lnzem,  dass  er  dort  das  Verbot 
und  beauftragt  ihn,  den  Pfarrer  Gloggner 
thosar  dafür  zu  beloben,  dass  sie  ihn  uute 
5.  Von  Jos.  Valentin  F,ybel(I741- 
in  jus  eocIesiaBtionm  catbolicoruni,  1777,  ! 
1784  von  der  Index- Congr.  verb.  Noch  in 
erliess  Pias  VI.  ein  eigenes  Brere  (ee  fUl 
Spalten)  gegen  seine  Schrift:  Was  enth 
christlichen  Alterthums  von  der  Obrenbeich 
Der  Papat  sagt:  er  habe  die  Schrift  ine  1 
erschien  noch  in  demselben  Jahre  anoh 
Uebersetzung)  und  durch  mehrere  Theol 
der  Inq.  prQfen  lassen,  und  verdamme 
mine  (diese  Formel  ist  nicht  gewöhnlich 
proprio  etc.  als  resp.  falsche,  .  .  .  ketzerisc 
Conoil  fllr  ketzerisch  erklärte  Lehren  ui 
Strafe  der  Excomm.  1.  sent.  (in  anderen  Brt 
Geistlichen  Suepensioo  angedroht)'),   —  I 


1)  Theiner,  Epietolae  Clem.  XIV.  p.  31. 
1,  BOB.  L.  Snell,  Gesch.  der  Einführung  der 
1847,  S.  IL.  a2.  Theiner,  Clemens  XIT.,  1.  288 
mit  den  RifleBBioDi  von  Pilali.  Gegen  dieae 
der  katholischen  Stände  zu  Fr&uenfeld,  die,  w 
anraws  eine  unkirchliohe  Sprache  führte  und 
aufhoben  wollte,  aber  von  dem  NunciuB  und  ( 
CoiistvnK  „eingeschüchtert"  wurde.  162S  iel 
Kurzer  hiat.  Entwurf  .  .  .  Neue,  vum  Verf.  selb 

2)  N.  Rel.-Beg.  J7«4,  317.  379;  1766,  2 
von  der  Ohrunbeicht  enthüllt  von  Georg  Feißi 
zu  Augsburg  mit  Approbation  erschienen  (t 
vicariat  für  unecht),  ist  wahrscheinlich  von  Kyb 
Diese  Schrift  und  Was  ist  der  Papst?  2.  verbes 
fehlem  gureinigte  Ausg.  von  G.  Feiner,  178S 
von  181i>.  lu  Pavia  1787  erschienen  1787  Ob 
prandi  Dott.  in  Teol.  sul  libro  del  ä.  Eybel .  . 


it  Dispeneation  derk. 
le«  Namene"  erscbie- 
,8  8.  8-,  wurde  erst 
heiest  darin:  Ejbel, 
mten  Sohrinen  nur 
ge  Grerinnnng  gegen 
eknndet,  dase  er,  als 
rt,  jene  Schrift  mit 
nfendi^ngen  sich  he- 
h  damnls  verdammt, 
ale  ob  er  das  ans 
iglanbt  habe,  ein  so 
%  er  aber  jtlngat  er- 
I  in  andere  Spntcben, 
eei,  glaube  er  ein- 
irift  nach  AnbSriing 
;ieche,  . .  ketzeriKohe 
thaltend,  bei  Strafe 
lent.  n.  a.  w.  —  Be 
einfach  1782  in  den 
imfangreichee  beson- 
im  Bull.  7,  671  13 
sondern  anoh  einige 
b.  eine  von  Zaocaria, 
elt  tüT  sein  Respon- 
gsb.  1782,  7S  8.  8., 
Von  den  Vertheidi- 
keine  von  E^bels 
t  ein  Pfarrer?   Wan 

eU  Schrift  über  den 

Ubereln  mit  jenen, 

,llen  österreichischen 

von  allen  Welt-  und 


Denneville  erhielt  fSr 
I,  ein  Belobnngabreve, 
(CID  Oentsch  reratebe, 

erachienen  dann  auch 
i  Papi  Buoi  nicceasori, 
;hte  unter  dem  Namen 
ctorem  anon.  opusculi 
lehrfaoh  kritisirt,  u.  a. 
;lle  da  Bagno,  im  14. 
n  La  voce  della  veritk 
*ont.  relativa  alla  oon- 

E.  1789,  62).  Gegen 
di  due  libclli  diretti 
-    Schulte  S,  1,  265. 


MO  Deutsche  kirchenreohtl.  Sohiiften  1750— 

OfdeliBgeistUohen,  von    den  Caadidate  " 

demiBohB  Dootorwiirde  verthnidigt  we 
auf  die  Bintliobe  Synopeis  doctrinae 
in  theologia  lanream  aspirantes  in  pr. 
mine  prapngiiabDiit, .  Wien  1669  (von 
43),  und  Synopaia  Joris  eool.  quod 
Imp.  Uariae  Thareaiae  obtinet,  Wien  1' 
trotz  eiaea  anafahrtichen  Gntacbtens 
Haria  Theresia  genehmigt;  Aroh.  f.  '• 
Geeoh.  der  üniv.  Wien  1,  635).  Di< 
Index. 

Von  den  xahlloeen  sohleohten 
Bchieneo,  wttrdigte  Fius  VI.  noch  eim 
17.  Nov.  1784  (Bull.  7,330;  5  Spalt 
bekenntnini  aller  Religionen,  dem  gei 
widtnet,  1784,  mit  dem  Motto:  Erkenn 
Mann.  Der  Papat  bezeichnet  die  Sehr 
fange,  aber  mit  sohwarzer  Galle  und  I 
Stelle  an,  wo  gesagt  wird:  es  sei  nirj 
geboten  werden,  recht  an  denken,  sondi 
einer  dieses  thue,  komme  es  nicht  dara 
Heide,  Christ  oder  Katuralist  sei,  nnd 
ketzerische,  und  die  ganee  geoffenbart 
enthaltend.  —  Der  Ertbiaohof  Higazj 
„ärgerliche  nnd  elende  Broeohüre"  i 
stimmte  ihm  bei;  weil  sich  aber  Mig 
berief,  blieb  die  Schrift  unangefocht«i 
gaizi's ,  dasB  das  „  Glaubenibekeni 
ringenden  Hannes",  1785,  freigegebi 
es  sei  ein  diohterischee  Werk  und 
Glauben  nocb  nicht  befestigten  Manm 
50,  386).  £■  ist  von  Älojs  Blum 
nisB  eines  mit  dem  Tode  ringenden  ] 
Index  seit  1786,  wird  daaselbe  sein, 
ducten  dieser  Art  noch  im  Index  (znn 
Hehreres  von  Ehediapenaen,  als  was  E 
beit  nnd  Pflicht  fordert.  Uelins  est  i 
veritas  reticeatur.  S.  Greg.  M.  Wahl 
der  Brust  1782;  Heinr.  Jos.  Watter 
und  Bürgerrechte  der  Protestanten  in  ki 
ben  eines  Ö st err eich i sehen  Pfarrers  ■ 
Grundsätzen  der  kath.  Kirche,  1781, 
WittolaB),  alle  drei  1783  verb.;  Die  l 
sepbs  Begientng  von  J.  B(iwanko),  1' 
pellation  an  den  Rom.  Stuhl,  von  We 


1)  N.  Rel.-Beg.  1782,  366;  17S9,  22 
über  diese  Schrift  bcBchwet-te  sich  Uie-azi 

2)  Bei  Roskovany  p.  925  noch  em  2 
Bog.  1783,  280. 


'ieoer  BroeohiLren.  Hil 

Kel.-JoQrn.  bemerkt  zn  der  Sohrift  über 
}84:  „Wie  viel  würde  die  Rom iache  Curie 

die  ao{;,  Wiener  RefoTmationsschnfteti  in 
her  Sprache  dort  eraohienenl"  £>  soheint 
Tgabe  der  Curie  gehalten  zu  haben,  sieh 
!Uin  dieser  Art  zm  thnen  zn  maoben.  Die 
lg  aller  Schriften,  die  dnroh  YeranlaBSung 

and  Reform- Edicte  .  .  .  eraohienen  sind", 
de  zu  Wien  gedruckt  vaien  (N.  Rel.-Beg, 
II  Index. 
lH  opusoula;    oontinent:    Honaoholc^iam; 

DefenBionem  Phitiopbili;  Anatomiam  mo- 
t  praefatne  est  F.  Aloysins  Xartiua.  Aug. 

ist  die  2.  vermehrte  AuAage  der  bittem 
I  dem  Mineralogen  Ignai  von  Born,  f  1791 
:  gewesen),  den  Seb.  Brunner,  Theol.  Die- 
gabteeten  nnter  dem  Troea  der  Pamphle- 

anch  deuteohe  Schriften  der  Art  verfaut 
wnrde  auch  ins  Deuteohe,  Franzöaiaobe, 
e  (von  Carlo  Botta  1801}  überietst.  Hi- 
rfolg  bei  dem  Kaiser  für  die  Uuterdriiokung 

tti  Ezercitatio  politioo-theologioa,  in  qna 
t  de  reoeptamm  in  Imperio  Romano  Tben- 
ia  cura  theologica  tum  politioa  disputatur 
«tu  graeaorQm  tractatur,  Wien  1782,  263 
e  Yertheidigung  de«  Toleranz-Edietea  von 
:  Assessor  des  CensurcoUeginins,  früher 
B.  1783,  18).  Gegen  diese  und  tlhnliohe 
unizioue  degli  eretici  e  del  tribnnale  della 
apologetica.  1769,  2  vol.  8.  (6.  eool.  4, 
t«ta  1795.  —  1777  wurden  zwei  juristisohe 

von  Fr.  Bihl  und  Ant.  Remis  (Caruio- 
,  Wien  1774)  verb.  —  Von  den  von  Ro- 
>T  in  äittioh,  verfusten  Genuina  tolius 
icipia,  Wien  1781,  2  vol.,   wurde  nnr  die 


.  Rel,-Bej.  1784,  385.  ßel.-Journ.  Beil.  6,  23. 
:he  Auggabe  steht  übrigens  im  Wiener  Index 
eisst:  Jo.  Phisiophili  Spedmen  moQSchoIogiae 
ribni  aeneis  illustratum,  cam  adnexie  thetibas 

Hftg.  Chori  et  Reotoris  Eccl.  Metrap.  Tienn. 
«.  F.  Capistrano  a  mulo  S.  Antonii,  Leotore 
randium  in  vestibulo  refeotorii  conventus  do- 
ere  Theresiae  et  P.  Tbeodatu«  a  stigmatibus 
les  minorum.  Äug.  Viiid.  enmtibus  P.  Aloyiii 
h.  1783,  6  B,  4.  Es  ist  eimeermassen  auffallend, 

des  Eit-Jesuiten  Aloya  Man  und  de«  ChoT- 
sterien  S.  131)    nicht,   wie  sonst  oft  gesdiab, 


9B2  Deutsche  kirofaenreehtl.  Schriften   1750—1800. 

italieniBche  Uebersetzung  (toii  l'antb 
nuini  di  tntta  la  ^uriepradenza  ■aora 
metodo  tnittati  .  .  coli'  agginnta  di  i: 
Prato  1787,  3  vol.  (Schulte  S.  290). 
der  groBsen  und  allgem.  Kirchenverf 
Band.  Prag  1780.  83,  wurde  1783 
1784.  85,  nicht,  Dannemayers  Kirch 
aus  dieser  Zeit  eret  1820. 

6.  Während  bie  zum  J.  1763 
franzüeiscber  BiBcböre  in  den  Indi 
keinem  der  deutschen  Hirtenbriefe  b' 
mehreren  nach  dem  Toleranzedict  t 
grossen  Anstose  nahm.  Ueber  die  V 
Retben,  des  von  dem  Bischof  von  I 
Hcrberstein,  1782  erlassenen,  theilt 
richten  Herzans  vom  J.  1786  folgeni 
einem  Briefe  an  den  Kaiser,  er  sei  l 
zu  erbeben,  mtisae  dicBes  aber  Tcrscl 
der  Bischof  in  jenem  Hirtenbriefe  gel 
selbe  sei  von  mehreren  ausUndiache 
Der  Staataaecretär  sagte  Herzan,  mw 
atosB,  dass  in  dem  Hirtenbriefe  nichl 
der  Akatholiken  gesprochen,  eonden 
daa  Recht  habe,  sich  einen  Glauben 
Herzan  meinte,  durch  eine  ErklBmn; 
Itoben  Sinn  der  beanstandeten  Stelle 
verbindliahen  Briefe  an  den  Papst  we 
kÖnnoD.  I>ie  von  dem  Bischof  gegel 
Rom;  anch  Herzan  nannte  eie  aeicht  i 
besser  einfach  sein  MiesyergnUgen  dt 
eine  anrichtige  Ueberaetzung  einijifen  { 
geeignet  worden,  und  erklärt,  dass  e 
logische  Toleranz  gemeint  habe.  Im 
Papst  dem  Kaiser  mit  einem  vertrau 
den  Bischof,  —  eine  theologische  AI 
von  dem  Prälaten  Stay  verfasst,  von 
girt;  —  als  dem  Papste  die  Antwort 
war  er  eben  {7.  Oct.  1787)  gestorbe 
zan :  die  Antwort  sei  bei  weitem  nie! 


1)  Im  Index  steht  noch  beute:  f 
idiomate,  qno  editnm  est  hoc  opus:  Ges 
Eine  italieniache  üebersetznng  des  Bach 

2)  Die  betreffende  Stelle  lantet  (b 
weit  die  Akatholiken  in  Glaubenssache 
sind,  darüber  wirft  eich  der  Monarch  ni 
ei  ihrer  eigenen  Kinaicht,  weil  jeder  da 
die  Retigionspsrtei  za  halten,  die  ihm  n 
haften  PHifang  die  wahre  zu  sein  diink 


lirtenbriefe.  Reipoiuio  Pii  VI.  969 

wUrde  er  seine  Briefe  sammt  dem  Brere  mit 
aben  dmckeD  lauen,  am  bidIi  vor  der  ganzen 
I.  —  Als  andere  Hirtenbriefe,  an  denen  man 
)D  mnsate,  von  denen  aber  keiner  im  Index 
i.  324  Docli  einen  lateiniaoben  vom  J.  1781 
Leop.  von  Hay  von  KöniggrätK^)  und  einen 
von  dem  Fürstbiscbof  Colloredo  von  Salsbarg, 
ron  dem  Biscbof  von  Mantua  1781  über  Ehe- 
sohof  Horoeini  von  Verona  17S2  gegen  Bru- 

BBponaio  Pii  YI.  P.  M.  ad  Metropolitan os  Ko- 
lonien, et  Salisbargen.  super  nnntiatnris  apo- 
36  S.  j.^),  erwgbnte  Congregation  (ä.  911) 
^bt,  in  Folge  der  Invasion  Borne  dnrcb  die 
sn  Beratbnngen  nicht  eu  Ende :  wenigstens 
Verdammung.  Die  beiden  einzigen  anf  dieae 
iften,  die  im  Index  stehen,  sind:  Betrachtnng 
«  P.  Pii  VI.  an  den  Fürstbischof  von  Frey- 
786,  mit  teateoher  Freymiitbigkeit  entworfen 
Gedrnokt  zu  Damiat  1787  (Pacoa  war  Erz* 
p.),  verb.  1788,  nnd:  Gedanken  Über  die 
er-Congreasee  and  die  im  Streit  befangene 
he  im  romisoben  dentechen  Reiche  von  U.  D. 
Qtsohland  1790*,  176  8.  4.,  verb.  1790.  D» 
Sermann  steht  im  Index  in  italienischer  Ue- 
9r  Besponelo  werden  die  Titel  der  deutschen 
B  Stellen  ans  denselben  italienisch  angeführt. 
t,  dass  die  schon  1785  za  Sahbnrg  erBchie- 
;  eines  KnrfQrBten  geschriebene  Dissertatio 
nunoiis,  102  S.  (N.  E.  1786,  85),  nioht  im 
*aoca  Denkw.  S.  8  berichtet,  er  habe  sie  aiif 
iderlegen  sollen,  and  die  in  der  Besponelo 
nrd. 

en  lateinischen  Schriften  des  Minoriten  Philipp 
})Uedderich,  aeit  1776  Lehrer  des  Kirchen- 
te  S.  267),    wurden  1760  verb.:    Diaaertatio 


12,  881.  Deutscher  Merkur  1876,  58.  —  Laibach 
II.  8,  124)  ErzbiBthum. 

über  Deutschland  S.  92  «agt;  Card.  Qarampi, 
hätten  das  Material  zu  der  Reaponsio  geliefert, 
ilfe  des  Advooatea  Smith  dieselbe  redigirt;  er  ist 
sehr  unzufrieden.  Ich  citira  uach  dem  Abdruck 
.,  der  zu  Mainz  erschieuen  und  deaien  polemische 
rerfaaet  sein  soll.  —  Die  Scbrifteu  über  die  Nun- 
-.eichnet  HoakoTany  8,  963— Sä5.  In  der  Resp. 
en  aufgezählt  mit  der  Bemerkung,  sie  seien  alle 
it  Guthvisaung  der  Erzbischöfe  erschienen.    Gegen 

p.  4S2  poleuiiairt. 


9M  DeatMhe  kirchenreohtl.  Schriften  1760— ISOO. 

Joris   eocl.   de   poteatat«  principis  circa   nltimae  volnntab 

OAiiaaa    earamque    privilegia,     1779,    und  Syetema  qao    ; 

praemiasa   praelectioncB    saae     publioaa   indioit,     1780. 

Breve  an  den  Eurfttraton  vom  30.   At 

den  Gründen,  weshalb  er  die  von  ihn 

niolit  lieitätigen    könne,    anch  diesen 

Heijderich  in  Ansehen  stehe  (isthic  11< 

rieh),    dessen    duroh    den  Dmck    beka 

Art  seien,  dass  die  jnngen  Leate  bei  ih 

Bei  Gelegenheit  der  Eröffnung    der  m 

veröffentlichte  Hedderioh    De  juribns 

manicae  in  conventn  Emsano  explicati 

nirca  benefloia  mensivm  inaeqnalinm.  Pt 

diese  Schrift  würde  in  den  Index  geko 

das  Urtheil  gesprochen  worden,  in  Fe 

dnrch  die  Franzosen    alle  damals  bei 

Saoben  liegen   geblieben  wSren.    Am  £ 

Pins  Vi.  an  den  Kurfürsten  und  das  K< 

über  die  schlechten  Lehren,    die  in  B 

simae    notae  doctrinae    ao   den  Knrftti 

monatra  an  das  Capitel).     Hedderioh, 

heim,    P.  Thaddaena,    Schneider  und  i 

hätten  dnroh  ihre  Lehren  solches  Aei 

tere    lU  verdammen    genöthigt    sein  1 

Oongregation,  die  für  die  Streitigkeit  n 

bestellt  sei,   mit    der  Prüfnng  ihrer  8i 

Briefe  an  den  Kurfürsten  erwShnt  de) 

gerichtete  Sohrift,    die  ihm  zngeaandt 

Lovaniensiura  Bonnensinmqne    doctoru 

bonnm   religionia    cath.  a  Theodnipho 

Jnliacensi  nepote  patmo  suo  scriptniU; 

besondere  Congregntion  nichts   eu  Bta 

Einrücken  der  Franzosen  seine  Erklämi 

erwähnte  Dissertation  nicht  im  Index 

wie  Paoca  es  darstellt;  denn  1792  wi 

IMssertatio    hiatorico-ecotesiaetica    de 

et    Eccl.  Coloniensi,    speciatim    de  arc 

qnam  praes.  Andrea  SpitE  .  .  .  defem 


t)  Der  Verfasser  ist  der  Pfarrer  A 
in  Düsseldorf,  weil  sie  in  Köln,  vo  Heddt 
nicht  erhalten  haben  würde.  Es  ersohieni 
unter  demselben  NBmen(K.-L.  2, 1109),  nai 
in  R.  P.  Thaddaei  a  S.  Adamo  .  .  .  Apol 
fnrsten  von  dem  Domcapitel  20.  Jan.  1T0O 
Dias,  de  arohiiliaconatibus  ist  nach  dieser 
Beiugnahme  auf  die  beiden  Breven  wnrdf 
darüber  gemacht,  data  er  Dereser  in  Seh 
1818,  3,   154.  179. 


A.  Deraaer.   Bnl.  Schneider.  95S 

[Arnsberg]  Cau-  cap.,  Bonn  1790,  verb., 
aents  jnris  canonici  qaatnor  in  partee  di- 
Bonn  1791,  6  vol.  (snerat  1778.  85).  In 
i  er  p.  194  als  Anctor  Apost.  äedi  int«r 
hnet  nnd  anch  gegen  andere  ola  die  hier 
tisirt.  Von  F.  Thaddaens  a  S.  Adamo 
1  Index  nnr  Commentatio  biblioa  in 
8,  19:  Tnes  Petras  etc.,  quam  .  .  pnblioo 
)  ex  WipperfHrth  Ord.  Capuo.  Bonnae  in 
,,  verb.  1790,  von  Enlogina  Schneider, 
abeln  aus  diesem  £reise'),  nur  „Katecbe- 
ülgemeinsten  Grundsätzen  des  praktiscben 
.  1791  ^noch  bente  stebt  im  Index;  In«ti- 
i  germanico  idiomate).  Jedenfalls  konnten 
londere  Härte  der  Index-Congr.  nicbt  be- 
sieh schon  1783  als  jam  qnater  Bomae 
(Rel.-Journ.  1783,  491),  so  war  dag  eine 
—  So.  Weimer  wollte  1787  in  Köln 
ler  den  Primat  vertbeidigen.  Der  Knneins 
nnd  schickte  die  gedruckten  Thesen  nach 
in  einem  Breve  vom  14.  Febr.  1787  die 
srtheidigung  nicht  gestattet  (Facoa,  Denkw. 
hen  aber  anch  diese  Thesen  nicht. 

ist  es  auffallend,  daas  sie  nicbt  im  Index 
Q  nicht  unbekannt  waren:  Die  in  Köln 
erte  Ausgabe  von  M.  v.  Sobenkle  Juris 
a.  eccl.  1789  recensirt  (Schulte  S.  286); 
rdia  juris  can.  cum  edietis  caeeareo-regüs  .  . 
super  impedimentis  matrimonii  ad  Hun- 
?8I,  75  S.  (N.  E.  1783,  15),  schrieb 
dere  DiRsertation  (Hobnlte  8.  521) ;  Jos. 
vursofaiedmen  Inhalts  an  tiaai  Frennd  in 
eider,  die  nach  £om  flieseen),  werden  in 
S.  208  ausführlich  bekämpft;  über  Die 
;nte  von  dem  polnischen  Piaristen  Stan. 
[nncins  Dnrini  1769  naoh  Rom  (Thelner, 
);  Ferd.  Stögera  Einleitung  aar  Kircheu- 
i.,  wurde  von  dem  Erzbischof  Migazzi  and 
Ten,  nnd  im  Nov.  1777  schrieb  Pius  VI. 
S.  £.  1779,  21);  der  Nuncins  Bellisomi 
)enB,  den  Fiirstbisobof  von  WUrzburg  zu 
Ignaz  Schmidt  wegen  seiner  Geschichte 
imen^);     auf   Veranlassung   Facca's   cen- 


Er  floh  1791    nach   Strtusburg  und   wurde 

eh.  6,  541.  Spiter  toll  der  Nuncin*  geugt 
lidt  Würzburo  verlawen  habe  (er  wurde  17B0 
);  dort  würde  man  ihn  nicht  mehr  so  frei 
itsche  m.  Bl.  1884,  9,  226. 


{HW  Die  Theologren  von  Pavi«. 

snrirteD  die  Kölner  Theologen  in  einem  1790  gedruckte 
die  OpUBcaia  de  Deo  nno  et  trino  v""  'f^'"  TrinrAr  4 
und  bezeichneten  mehrere  Sätze  als  ket 
Bestrebungen,  1865,  S.  40).  Herzan  t 
der  Papst  habe  ihm  gesagt,  das  h. 
gedruckte  Katechismen  geprüft;  der 
könne  nicht  gestattet  werden,  der  anj 
neuen  Autlage  einige  Wahrheiten  klar 


91.     Die  Theokgei 

Im  J.  1774  errichtete  die  Ustei 
Unirersität  zu  Pavia  eine  tbeologiac 
Joseph  IL  die  im  MailändiBchen 
Römischen  Golleginm  germauicDtn  tt 
dnng  eines  Collegtotn  gennanicutn 
Die  Theologen,  welche  zii  Pavia  le 
genossen  werden  von  ihren  Gegner 
bezeichnet.  Das  Festbalten  an  der 
ist  indessen  nicht  der  Punkt,  wel 
zwischen  ihnen  und  ihren  Qeguem 
vertreten  anch  weniger  eifrig  positi* 
negativ  die  Gewohnheit  der  JesniK 
nossen  bekämpfen,  ihre  Gegner  als 
Sie  sprachen  darum  offen  aus,  die 
ein  Phantom  und  traten  auch  ftlr 
Ebenso  waren  sie  „Jansenigten"  als 
als  Gallicaner  und  als  Vertheidigerei 
wie  sie  auf  der  Synode  von  PistoJ 
1781  an  kam  eine  Reihe  von  Schrifl 
und  ihren  Gesinnangsgenossen  in 
meisten  Werke  von  Pietro  Tamburin 
—  auch  eine  von  ihnen  verfasste 
welche  der  Graf  Th.  Trautmannsdoi 
vertheidigte,  aber  1795  desavonire 
werden,  —  ferner  Schriften  von  dei 
land  und  dem  Erzpriester  G.  B.  Gb: 


e  Theolugen  von  fnvia.  967 

Punkt«  in  der  Tbeologie  von  Pavia,  welche 
lerB  angegriffen  wurden,  werden  in  den  nnten 
und  der  Kispoeta  di  FraTiburzio  zueammen- 
e  allgemeiner  Concilien  bedürfen  nicht  der 
.  2.  Das  allgemeine  Concil  steht  über  dem 
ann  in  Glauben  esachen  irren.  4,  Der  Bischof 
ngen  Tor  der  Fublication  zd  prüfen.  5.  Der 
iT  seiner  DiöceHe  corrigiren.  6.  Die  Appro- 
kann  nicht  nach  Zeit  und  Ort  beBchränkt 
ist  keine  Nonn  für  die  Unter Bcheidnng  von 
ichern.  8.  Ee  ist  nicht  ein  au  b  sohl  i  es  b1  ich  es 
rewalt,  trennende  Ehehindemisee  festzuHetzen 
—  CharakterietiBchfürden  in  Pavia faerrBcben- 
1783  in  Mailand  gedruckte  Studienplan  and 
arin  empfohlenen  Bücher;  für  ControverBen 
ücole,  BosBuet;  für  Dogmengesohichte  Pe- 
'illemont,  NoHb,  MabiUon;  für  Exegese  beide 
,  Duguet;  für  Kirchenrecht  van  Espen.  — 
)  ans  wurde  die  Uebersetzung  französischer 
en  veranlasst.  Ausser  Kacine's  Eirchenge- 
■enisch  Quesnels  Neues  Test.,  Fistoja  1786 
i  der  hänßgen  Communion,  Mailand  1789, 
nschriften  ersehien  in  Rom  1791  Dissertatio 
■q.  comm.  Mediolani  nuper  recusam,  —  und 
liland  1792  (G.  eccl.  5,  7.  113;  8,  2),  der 
hofs  von  Tours  de  la  justice  chretienne, 
etitpied,  Dagnet,  Etemare, —  Esposizione 
esa  .  .  .  intorno  alla  grazia  di  Geefi  Cristo, 
Barcos;  nur  dieses  Buch  wurde  1796  rerb.). 
üenio  et  Jansenismo  Dissertatio,  Lov.  1 790, 
gedruckt  (G.  eccl.  Suppl.  1791,  228).  Die 
and  Le  Gros'  Tractatns  de  ecclesia  wurden 
;t, 

li,  geb.  1737  zu  Brescia,  und  Giuseppe  Zola, 
>ei  Brescia,  waren  anfangs  Professoren  im 
irden    1771  von  dem  dortigen  Bischof,  Card. 

abgesetzt,  aber  gleich  darauf  unter  dem 
foschi  in  Kom  wieder  angestellt,  Tamburini 
la  im  Collegio  Fuecioli.  Zola  wurde  1774, 
'avia  berufen.  1794  wurden  beide  auf  Be- 
iieologiBchen  Pi-ofessiiren  enthoben;  nachdem 
im  Lyceum  zu  Brescia  gewesen,  war  1797 
Moral  Philosophie  und  des  Naturrechts,    Zola 

Pavia  (G.  eccl.  12,  15).     Zola  starb  180(i, 


»io  ßdci  Niccnne  (S.  HG>    -erschien  s-u   Pavia  1784 
ignU;  3  vo],  8. 


9fi8  Die  Theologen  »on  Pavia. 

Tamb.  wurde  1817  Direotor  des  jnridifin>i«n  Stnilinm« 
Btarb  erst  18271). 

Von  T am  barini  kamen  znnächBt 
Schriften  in  den  Indes:  Analiai  de 
Tertulliano  con  alcane  osserTazioni,  E 
(Die  früher  erschienene  Änaliai  detla  A 
8.  8.,  nnd  die  1781  erschienene  Analy 
gegen  CelauB  sind  nicht  verb.)  T.  ent 
wahre  Bedeutung  der  Tradition;  —  Can 
die  Bedentnng  der  geschriebenen  Tradi 
der  lebendigen  Kirche  herab  und  setze 
Geechicbte  nnd  Kritik!  —  er  verthei 
Ansichten  nnd  bestreitet  die  Geltung  d 
schienen  mehrere  Gegenschriften,  u.  i 
Marco  di  San  Francesco  und  einem  fr 
Director  des  Seminars  zu  Breecia,  späl 
theidignng  gab  T.  zu  Piacenza  heraas 
Piacentino  a  Mona.  Nani,  Veacovo  di  ] 
da  alcnni  euoi  teologi  contro  l'Analisi  , 
da  Ini  tenuta  in  qnest'  affare,  1782*;  L 
Collini  e  compagni  colla  apiegazione  di 
FraMaroo,  1782;  Lette ra  III.  Sulla  log 
1785.  Alle  drei  wurden  1789  verb. 
T.  in  der  3.  Person  gesprochen;  beigedr 
ihm  vom  20.  Mai  1782,  worin  er  mit  \ 
Buch  werde  in  den  Index  kommen,  u.  i 
gallicani sehen  Grundsätze  geschriebenen 
der  Index  habe  aber  „bei  uns"  keine 
Gelehrten  schon  einen  grossen  Tb  eil 
weil  man  ebenco  wohl  gnte  wie  schlecht 
Lettera  d'on  Teologo  Parmigiano  ad  nn 
deir  Analisi  .  .  .,  s.  1.  et  a.  8.,  ist  nac 
Schon  1787  wurden  verb.  Riflessioni 
libro  dell'  abate  Cuccagni:  De  mntuia  < 
Piac.  1785  (a.  u.),  und  Vera  idea  dell 
viaa  in  tre  parti,  Pavia  1784*,  343  8.8 
Diaeertation  canoniqne  et  hist.  sar  1  an 
dScrete  qn'on  lui  attribne  zu  Gmnde  gel 
Sprachen  übersetzt  ä).     Gleichzeitig  wuri 


1)  Eine  karze  Biographie  Tamburini' 
lectiones  de  eccl-,  ein  Verzeiohnisa  'der  von  di 
gegebenen  Schriften  im  Altg.  Lit.  Anz.,  Xü 
E.  1788,  75.  103. 

2)  Vraie  idee  du  Saint  Siege  en  deux 
Tamburini  de  Bresoia  .  .  .  trad.  de  l'italiet 
en  1818,  Paria  1819*.  4B8  S.  8.  (in  der  TB 
lobt).  Daa  Buch  wurde  auch  ins  Dentache 
flberaetat.     In  Rom  erechienen  dagegen;  Ril 


P.  Tambiiriui.  959 

'84,  eine  von  Zola  herauagegebene  Sammlung  von  Ab- 
le  ilarch  den  Htreit  ttber  die  ÄnalisL  veranlaaat  waren 
91).  Die  Conti n na Kione  dell'  Appellantei  caratteri  de' 
itioi  della  nhiesa,    Piao.   1784,  wurde  erst  1789  verb. 

0  kamen  Schriften,    die    T,  nnter    seinem  Namen  her- 

1  den  Index,  zunächst  die  Praeleotiones,  die  er  als 
Moraltheologie  zu  Pavia  veröffentlicht  hatte:  Vol.  I. 
a  chrifrtiana  et  de  sacramentis,  Ticini  1783.  84*,  Toi. 
0  hominis  fine  deqne  virtntibns  theologicis  ac  cardina- 
dem  Enhischof  von  Salzbnrg  gewidmet),  Vol.  IV.  De 
na,  1788*,  verb.  17901),  —  dann  De  verbo  Del  scripto 
i9,  vol.  tres  [sie],  nnd  Praeleotiones  qnaa  P.  Tamhnrini 
emia  Ticinensi.  anteqnam   explicare  aggrederetur  trae- 

theologicis,  1792,  verb.  1796.  Dazn  kamen  noch 
itiones  de  ecclesia  Christi  et  nnivcrsa  jnrispradentia 
labttit  in  academia  Ticinensi,  Lipsiae  et  Coloniae  Agrip- 
el  quocnnqne  loco  aut  teinpore  (es  gibt  nur  diese 
von  der  die  2  ersten  Bände  Col.  Agr.  1839,  die  2 
1845*  erschienen  sind).  Letztere  Voriesungen  waren 
drnckfertig,  als  Pins  VI.  gefangen  genommen  wurde; 
P.,  er  werde  sie  nicht  veröffentlichen,  am  sich  nicht 
szasetxon,  dem  hart  geprüften  Papste  Schmerz  za  be- 
irini  geht  fibrigens  über  die  Grallicaner  nnd  van  Espen 
B.  die  Erklärung  Prael.  3,  304.) 

nrden  1790  verb. :  De  snmma  catholicae  de  gratia  Christi 
stantia,  utilitate  ac  necessitate  Dissertatio.  Accedunt 
iis  hnmanae  natnrae  statibns  et  de  gratia  Christi  ad 
iconcnsBB  SS.  Angustini  et  Thomae  principia  exactae, 
cnm  novis  editionihus  inde  secntis,  nnd  die  anony- 
izioni  di  nn  Teologo  ad  an  Conte,  nelle  quali  si  ri- 
ifflcoltÄ  prodotte  nelle  4  lettere  del  cnrato  campestre 
lertaeione  del  D.  Tamburini  De  snmma  .  ,  .,  Fireuze 
—  Die  scharf  antimoHnistische  Schrift  von  1771  nnd 
ron  den  Jesniten  Oollini  nnd  Fagliari  hei  dem  Card, 
nen  Klagen  hatten  die  Entlassung  von  T.  nnd  Zola 
nar  zn  Brescia  zur  Folge.  Die  Venetianische  Behörde 
issertation  zn  fibersetzen  nnd  anf  die  Kritik  derselben 
atjoer  Kovelle   letterarie    zu    antworten  (N.  E.  1773, 


';  nnd  von  6.  V.  Bolgeni  Süll'  opera  intit.  Vera  tdea  .  .  . 
}36).  Auch  II  TriooFo  della  Santa  Sede  von  Mauro  Cap> 
Gregor  XVI,),    Rom  1799,    ist  hauptsächlich  gegen  T.  und 

de  ecclesia  gerichtet.  —  Gegen  die  Analiai  schrieben  auch 
mo  Bnini  und  die  Ex-Jesuiten  G.  B.  Nogbera  und  Diego 
a  (dieser  unter  dem  Namen  Oaetano  da  BreBcia,  Melii  s.v. 
Unrter  3,  517. 

die  Praelectioncs  erachien  Gii  errori  di  P.  Tamb.  nelle 
ica  oriatiana;  opera  dell'  ab.  Fr.  Gnsta  [Ex-Jesuit],  Fuligno 
,  Ed.   1804*). 


960  JiK  Theologun  von  favJa. 

105.  108).     1782    waren  schon  zwei  Ausgaben  in  Italien 

Florenz),  eine  in  Wien  {von  Gazzaniga  besorgt)  und  eine  : 

schienen;  1790*  war  eben  zu  Pavia  dieT" 

Jo.  Csfolo    Bandio    Card,    et  Kpixc.    Cor 

(1.  d.  d.  (326  S.  8.)  erschienen.   Nach  den 

von  dem  Mag.  S.  Pal.  approbirt,   der  Id 

freigegeben  worden,  nnd  wurden  1790  di 

Schriften  T.'b  verboten,  weil  man  hörte, 

Bücher  von  T.    für  die  Österreichischen 

und  weil  man    durch  die  Verbote  der  S 

Pavia    die  Aufhebung    der  dortigen  Leh: 

Die  Mailänder  Regierung  berichtete  über 

erhielt  zur  Antwort,    Maria  Theresia  hal 

für  rechtlich  nicht  verbindlich  erklärt  u 

sich  niemand  um  denselben.     Die  Mailän 

ihrerseits  das  Komische  Griomale  ecclesii 

Im  J.  1T90  erschienen  anonym  zu 
Signori  Profeseori  della  Facoltä  di  Pavi 
Jesuiten  Kocco  Bonola  (Hurter  3, 457), 
di  Frate  Tiburzio  M.  R.  [im  Index:  mi 
allievo  della  Regia  Universitä  di  Pavia, 
della  medesima,  Pavia  1790*,  414  S. 
Vom  J.  1794  an  veröffentlichte  T.  4  Bi 
liticbe  SU  U  presente  Rituazione  delle  co 
verb.  1797.  Die  2  ersten  Bande,  8  ß 
anonym,  die  zwei  letzten,  4  Briefe  ent' 
Abate  Agostino  del  Monte  Vicentino. 
gegen  Spedalieri  gerichtet;  der  9.  handel 
dem  angeblichen  Büudniss  der  Jansenii 
dgl.,  der  10.  von  der  Augustinischen  Q-ne 
mit  Reflexionen  über  die  kirchlichen  Zuf 

Die  Vorlesungen,  welche  T.  als  Pr 
und  dea  Naturrechts  herausgab:  Introdi 
aofia  morale  col  prospetto  di  un  corso  i 
deir  uonio  e  della  societä,  Pavia  1797 — ! 
—  Lczioni  di  filos.  mor.  snlle  tracce 
I.  e  II.  volume,  T.  lil.— VI.,  1804— 
lezioni  di  filos.  mor.  e  di  naturale  e  soi 


1)  N.  E.  1799,  7.  Gegen  diese  Briefe 
i  Giansenisti  aiano  (liacnbiui,  proposta  al  pul 
alle  Lett«ro  .  .  ,,  Rom  1794  (G.  ccci.  Sui 
ichienen  zwei  Lett«re  d'AgatopiBto  Filarca 
(von  Palmieri?).  Andere  Sehriften  gegen  di 
gica  del  GianBOnista  P.  Tamb.  niiovamente 
.  . .,  Rom  1794;  Opera  leologico-pi.lit.  dell'  AI 
1-ottcro  .  .  .,  Vort-L'lli  179&  (G.  eccl.  10,  11; 
difesa  e  mal  difeso  dall'  Ab.  P.  Tamb.  nelli 
Ab.  L.  Cucoagiii   (ü.  ercl.   Suppl.   1794,  p.  3 


P.  TambQrini.     G    Zi>la.  061 

,  schon  26.  Sept.  1818:  Hanifestu  per  l'neeo- 
liel  Sig.  Ab.  D.  P.  Tambiirini  di  Breacia,  Prof. 
di  Pavi«,  Cav.  dell'  Ordine  della  Corona  Ferrea, 
R.  Intitato  delle  scienze,  Milano  dalla  tipogr. 
Ferrario  10.  Ag.  1818,  mit  der  Bemerkirag:  ee 
ie  Decrete  bestiitigt,  durch  welche  die  meiHteo 
IB  angekündigt  CD  und  angepriesenen,  theila  onter 
rfassers  theiis  ohne  denselben  erschienenen  Werke 
ind  verdammt  seien.  Die  Ausgabe  kam  übrigens 
■  1825  wurde  noch  verb.  Saggio  di  poesie  cora- 
fsimo  anno  dell'  elk  sua  dall'  Ab.  P.  Tamhurini, 
1862  ff.  zu  Mailand  in  Lieferungen  erschienene 
I'  Inquisizione  del  Cav.  P.  Tamhnrini,  4  vol.  mit 
trationen,  welche  nach  der  vorausgeschickten 
seinen  letzten  Lebensjahren  verfasst  haben  soll, 
(Cantü  3,  514),  steht  übrigens  nicht  im  Index, 
delle  rivoluzioni  della  repubblica  cristiana  con 
Crema  1803—4*,  6  vol.,  ein  Auszug  aus  Fleury 
Reflexionen,  ist  T.  mit  Unrecht  zugeschrieben 
dem  Abate  Bart.  Bettoni  {Melzi  2,  108).  —  Im 
rd  ein  Decret  der  spanischen  Inquisition  vom  i. 
leilt,  wodurch  Tamburini's  Praeleotiones  de  locis 
les  Werk  den  Verdacht  begründe,  dass  auch  die 
Verfassers  schädlich  seien,  auch  diese  verboten 
stehen  ausser  jenen  Praelectiones  auch  die  meisten 
'on  T.  als  im  J.    1801,  alle  strenge  verb.'). 

wurde  1790,  gleichzeitig  mit  dem  1.  Bande  von 
itiones  verb,  die  anonyme  Schrift:  Du  ratione 
ugustini  in  rebus  theologicis  ac  speciatim  in  tra- 
jdestinationis  et  gratiae  Dissert.  cum  prologo  ga- 
488  8.  8.  (Der  Prologua  füllt  200,  die  Disser- 
äO  S.;  G.  eccl.  4,  73),  —  1793  das  gleichfalls 
lio  delTrattato  dogmatico-oritico  delle  indulgenze 
Con  un  Breve  catechismo  sullo  medesime  pro- 
äi  Celle  [Sciarelli]  a'  suoi  parrochi,  l'avia  1783, 

1.  Frib,  7,  4,  181),  Zola's  Name  erscheint  im 
it:  De  rebns  christianis  ante  Constantinnm  M., 
.  8.,   mit  d.  e.  verb.;    die  drei  Bände  gehen  nur 

2.  Jahrb.;  —  und  Theologicarum  praelectionum, 
in  Seminario  Brixiano,  2  vol.,  Tioini  1785,  mit 
'ohibetur  praefatio  in  2.  vol.  praemissa  variis  D. 

Die  Vorlesungen,  de  locts  tbeologiae  moralis 
hatte  Zola  schon  in  Rom  druckfertig  (der  I.Band 
[arefoschi,  der  2.  dem  Augustiner- General  Vasquez 
4  von  dem  Mag.  S.  Pal,  Kiocbini  das  Imprimatur 


962  Die  Thuulogen  von  Pavia. 

erhalten.     Der  eine  der  beiden  von  dieBem  bestellten  Cei 

AugQstiiier  Aiit.  Äg.  Giorgi  bezeugte  u.  a. :  Nee  ulla  insu 

latibula,  ubi  vel  n  Baianio,  JanaeDianiB  Quesnelianisqne  h 

ab  ipsie    etiam  rigorietarum    larviB  catholicae  doctrinae  p 

qvivis  inveetigatorea    metuere    poHsint. 

Zola's  nach  Pavia  wurde  das  Werk  nich 

oia  1775  •  und  dann  zu  Pavia  1785  ged 

einige  patrietiscbe  Schriften  beigedruckt. 

Vorrede  (in   der  Auagabe  von  1785)    y 

daBB  ohne  die  Liebe  CrotteB  keine  Hnndl 

JeBuiten  bestritten,  von  den  Ei  rohen  väte 

1788,  75).  —    1825  wurden  verb.  Noti 

alla  vita,    ai  costumi  ed  alle  opere    dell 

ZoIb'b  anderen  Schriften  aber  Bteht  kein 

von  ihm    nnter  Mitwirkung  von  Tambni 

gegebene  BiblioteoaeccleBiaBtica  e  di  varia 

4  vol.  8.,  obBcbon  sie  im  G.  eccl.  6,  161 

33  recenBirt  wurde.     Im  1.  Bande  ders« 

di   una    rifürma  ecclesiaBtica,  e  per    qua 

posBano  facilmente  riuscirvi,  dentach  bei 

K,-aeBch.    1,2,1.    —    Die  Angabe  der 

von    Zola  herauBgegebene,    von    dem   Cs 

Cremona  (f  17S6)  verfasate  Dissert.  de  ' 

21,  37]:    Eccleaiam    Christi  servitnram 

1784    (N.  E.  1786,  149),   sei  aUbald  in 

falsch.     Von    Cadonici   steht  überhaupt 

August ini    sententia    de     beatitato    patri 

descensum  ad  inferos,  1762,    wogegen  b 

rum    in    sinu   Ahrahae    .  .  .,    Rom    17f 

3,  318). 

4.  Vinoenzo  Palroieri  (geb.  1753  z 
lebte  von  1794  an  in  »einer  Vaterstadt, 
Namen  nicht  im  Index.  Auch  sein  Tral 
indulgenise,  von  dem  1786  die  1.  AuBga 
1798*  mit  seinem  Hamen  erschien,  wnrt 
nur  die  Kaccolta  von  Pistoja  (s.  u.),  in 
Bande  der  Tractat  (oder  ein  Auezug  i 
der  Auszug  von  Zola.  Das  ist  um  s 
den  Ablaes  nur  als  Nachlas  au  ng  der 
und  die  ausschliessliche  Gewalt  des  Pt 
Abläse  zu  verleihen,  und  die  Ablässe  fU 
nicht  nur  im  G.  eccl.  3,  46;  4,  56.  221 
sondern  Schrift,  Difesa  della  dottrina  di 
ilTrattato  .  .  .  Pantopoli  (Rom)  1789,  : 
wurde.  Auch  ein  französischer  Auszug, 
indulgences,  par  le  P.  Palmieri,  trad.  .  . 
nicht  im  Index,  auch  nicht,  was  noch  ai 
della  fede  della  Chiesa  catt.  intomo  al  d 
strata.     Lettere  cinque  di  Vinc.  Palmieri 


i.    C   C'Hlvi.    M.  NttUli  II.  a.  969 

.,  worin  der  Mag.  S.  F.  mit  humoristiscbem 
.  Bezug  auf  seine  BemerkuDg,  von  PalmJeri's 
das  französiecbe  Original  Verb,  worden, 
jB  das  damals  verbotene  Bncb  (Traite  von 
—  Von  Palniieri'B  anderen  Schriften  steht 
i  sopra  la  capacitä  e  i  diritti,  cbe  banno 
aici  di  posaedere  beni  in  comnne,  e  Bopra 
li,  Genova  1803,  verb.  ISOS^). 
oren  von  Pavia  stehen  nar  einzeine  Schriften 
nicaner  Carlo  Calvi  nur  die  anonyme  Dell' 
I  nosze  ilei  cittadini  cattolici,  Pavia  1784, 
it  die  Ricerche  sut  divorzio  fra'  cristiani, 
Prof.  emerito,  1790,  worin  gelehrt  wird, 
i^en  Ebebrucbe  zulässig  und  der  Staat  könne 
dulden  (im  G.  eccl.  6,  69;  7,  97.  189; 
ist  zwei  französischen  Schriften  in  Errori 
itati  da  Luigi  Martorelli,  Rom  1792,  400  S. 
itazione  fllosofica  di  Francesco  L(uini) 
avia  1778,  verb.  1778.  —  Von  dem  Bama- 
i  nnd  dem  Piaristen  Martino  Natali  (1730 
Picot  4,  559)  steht  nichts  im  Index,  ob- 
Bciia  hominis  cbristjani  11.  V,  Pavia  1790 
\c\.  6,  135;  10,  73  manche  Joeephiniscbe 
ictorem  fidei  verdammte  Sätze  findet  und 
regelt  wurde:  1763  wurde  er  wegen  einer 
Pal.  approbirt  hatte,  die  aber  von  Hamaohi 
efehl  Clemens'  XIII.  von  seiner  Professur 
Rom  entfernt;  bei  einem  1775  za  Pavia 
Bellarmins  Catechismua  (s.  u.)  wurde  er 
Benist  und  Begalist  exüommunioirt;  Sätze 
Bischof  und  dem  Dominioanor  Sua  in  Rom 
bat  darauf  die  Kaiserin,  ihn  abzusetzen 
e  Sätze  durch  Theologen  begutachten,  die 
1,  und  dem  Papste  durch  Herzan  eine  Ver- 
reichen ;    er    wurde    nicht    abgesetzt,    aber 


Palmieri'B  im  Ami  de  la  rel.  V,  314  beisst  ea: 
seinem  Tode,  13.  März  1820,  unterworfen;  von 
les  bestritten.  Genauer  wird  die  Sache  von  L. 
306  berichtet:  Als  Palm,  erkrankte,  wurden 
fert,  wenn  er  nicht  retractire.  Der  Erzbtschof 
Cardinal,  bewog  ihn,  die  Erklärung  zu  unter- 
ir  Katholik  und  unterwerfe  seine  Schriften  dem 
lendete  ihm  danu  selbst  die  Sacrameute.  Palm. 
legenwart  von  zwei  Zeugen  den  Wortlaut  der 
■ienen,  und  dieser  wurde  von  dem  Keffen  ver- 
(uschini  nach  dem  Tode  Palm. 's  seine  Unter- 
rm  verööentlicht  hatte.  —  Palm,  achrieb  auch 
mi  e  de'  fondamenti  deU'  ateismo  e  dell'  in- 
»1.  6. 


964  Dl«  Theolugüii  von  Pavia. 

Sua  verbannt  und  daranf  ProfesBor    an    der  Sapienza;  N. 

174;  1777,  26).    —  Am  günstigsten  werden  im  G.  ecul.  dl 

von  J.  Lanigan  (aus  Casbel    in  Irland,  Institationes    bibl 

und  Änt.  MuBBi  (De  BBoramentifi  n.  a.)  beurtheilt.  aber  ii 

so,  dass  man  ein  Verbot  mit  d.  a.  erwarten 

centro  dell'  nnit^  cattolica  nello  cbiesa,  s. 

nach  G.  ecci.    finppl.  17i)0,  464    zu  Pavia 

dem  Motto;  Si  hominibiis  placerem,  Christi 

1,  10  ;  der  wahre  Mittelpunkt  der  Einheit  sei 

ChristUB. 

5.  De  tolerant ia  ecclesiaBtioa  et  oivili  b( 
Auetore  Thaddaeo  S.  K.  I.  Comite  de  Tri 
EccI.  Olmncensis  Canonico,  Imp.  Collegii  C 
alumno,  Ticini  1783,  367  8.  8.,  wird  von 
klärung  3,  20,  al§  eines  der  merkwürdigste 
ein  Prieater  im  18.  Jahrh.  zu  Gunsten  d 
In  Gent  erschien  1784*  ein  Nachdruck,  zu  ' 
nische,  1796  auch  eine  französische  Uehersei 
tation  stehen  4  Thesen  (die  3  ersten  mit 
7  (S.  793),  über  Attrition,  über  die  Utreol 
sammenfassung  der  Diasertntion :  £x  jnre 
christianae  eccleaiae  debent  impendere,  pi 
eos  non  posse  tolerare  in  fide  disaidentea. 
angegriffen  von  Luigi  Cuccagni  in  der  ein 
widmeten  Schrift  De  mutuia  Eccleeiae  et  1 
gionem  et  publicam  tranquillitatem  tractatus 
angehängten  Laminii  Theolügi  Argivi  ad  T 
conti'a  librum  De  toi.  .  . .  Epistolae  tres,  K 
1,  119.  131,  ~  hier  werden  Tamburini  ui 
zeichnet;  —  aber  während  Tainburini's  Ri 
schon  1787  verb.  wurden,  kam  Trautmani 
Indes.  Als  er  1795  znm  Bischof  von  Kö 
sollte,  erklärte  Pius  VI.,  er  werde  ihn  w 
bestätigen  können.  Der  üsterreicbiache  G 
aber  einen  Ausgleich  zu  Stande:  Trautnit 
orthodoxe  Gesinnung,  erklärte,  er  habe  a: 
andern  Antheil  gehabt,  als  dasa  aie  unter 
seine  Kosten  gedruckt  worden  sei,  unterz 
Herzan  entworfenes,  von  dem  Papste  gutgt 
ihm  übcraandtes  Schreiben  an  den  Papst 
präconisirt,  t'SI^').  —  1790  wurde  eine 
De  divina  institutioue  pastorum  secnudi 
Angustum.  Accedunt  Theses  .  .  .  quae  . 
Cajetanus  Nohitis  de  Kottenstaed  ter  i 
1786,  452  S.  8.,  --  mit  dem  Zusätze:  cum 
Der  Disaet'tatiun  von    1786   wareu   nämlic 


1)  ä.  Brunner,  Theo).  Dienerschaft  Jose] 


tteniUedtcr.  L.  Litta.  G.  B.  GuadagoiDi.    965 

Hülfe  von  Tamburini  Qn4  Zola  die  vier 
m  begründet  hatte:  1.  Der  Fapst  hat  pri- 
H.  2.  Die  Utreohter  Kirche  ist  weder  hae- 
h.     3.    Die    gallicaniechea   Freiheiten    sind 

sondern  jura  omnibus  eccIeBÜa  communia. 
IIB,  licet  epiecopis  subordinati,  tarnen  Christi 
tque    illi  positi  eont  regere    ecclesiam    Dei 
1.  Frib.  7,  3,  46). 
Lnigl  Litta  za  Mailand  schrieb  Del  diritto 

dirimenti  il  matrimonio  e  di  dispenBarne, 
I,  2  vol.),  um  zu  zeigen,  daas  in  diesem 
d  die  staatliche  Gewalt  zuBammenzuwirken 
.  von  Zaccaria  bekämpft  in  Le  Btorte  idee 
teol,  e  can.  di  certe  miove  dottrine  intomo 
IIa  ohiesa,  1794.  Gegen  diese  Scbrift  ver- 
r  ersten  nebenbei  geäusserte  Ansicht,  dass 
B  reservati  ohne  specielle  Vollmacht  zwar 
;Ultig  sei,  in  Della  sacramentale  assoluzione 
di  L.  Litta  all'anonimo  autore  del  1.  intit. 
8.  a.  (1765).  Gegen  Zaccaria's  zweite 
!e  aaeol.  nei  casi  ris.,  Rom  1785,  416  S.  8. 
ti,  da  Litta  1785  32  Jahre  alt  starb,  Gio. 
Nuovo    cBame    di  alcuni    testi   del  Conc.  di 

de'  caei  rie.  ed  alla  approvazione  de'  con- 
to S.  8.,  dann  Appendice  al  Xaovu  esame 
;natori  di  Mens.  Litta.  App.  II.  dell'  an- 
tor    S.  Tommaso  e  degli  altri  scolastici  in- 

ris.,  Pavia  1789  (G.  eccl.  4,  260).  Diese 
789,    die  zweite  von  Litta  1790,    die  erste 

—  er  war  Arciprete  di  Cividale  di  Valca- 
468),  ^  kam  noch  eine  Keihe  von  Schriften 
Arnaldo  da  Breseia,  Pavia  1790,  90  S.  8. 
?90,  —  Due  Bcritti,  cioi  L  Lettern  al  Gior- 
j  foglio  n.  XL  de'  4.  Apr.  1789.  IL  Lettera 
I.  Fontana,  Abate  di  3.  Pudenziana  dt  Roma, 
e])iscopato  [contro  le  moderne  pretensioni 
1  1789,  in  der  angeführten  Nummer  des  G, 
lO  eervire  di  terza  app.  al  Nuovo  eeame  .  .  ,, 
si  al  Giornalista  Rom.  sopra  gli  articoli  65. 
89  [die  Eecension  der  Appendici,  4,  260], 
IIa  proibizione  fatta  in  Roma  di  alcuni  Buoi 
1791  (G.  eccl.  5,  193  und  Suppl.  1790, 
liflesBioni  teologiche  e  crit.  sopra  molte  cen- 


ivurde  1791  im  2.  Bande  der  Biblioteoa  eccl. 
!UB  Giorgio  Sicardi  vertheidigt  and  darauf  von 
:G.  eccl.  7,  161). 


966  Synode  von  Pistoja. 

snre  fatte  al  oatechisino  compoRto  per  ordine  di  Clemet 
approvftto  dftlla  CongregaziQiie  della  ftiforma.  nvtt  nncr-i 
tratta  de'  bamblni  morü  aenza  battef 
per  ben  comporre  un  nuovo  catech,,  i 
l'ano  e  l'altro  ai  fedeli.  Parere  a'  c 
e  caritä  ed  altre  cristiane  virtii,  Pa\ 
verb.,  aber  durch  ein  besonderes 
Jan.  (G.  eccl.  10,  44),  als  entha 
ihrem  Sensns  obvius  oder  mit  RUc 
falsch,...  gegen  katholische  Schu 
iDJuriÖB,  der  Lehre  des  Trienter  Con 
phemiscb,  früher  verdummt,  der  Eet: 
riBcb  seien.  Die  Schrift  gehurt  zu  di 
dadaroh  veranlasst  wurden,  dase,  al 
mu8  Bellarmine  neu  gedruckt  weri 
kaiserlicher  Censor  mehrere  Stellen 
Scheidung  von  vier  Inferi,  Hülle,  Pii 
LirabuH  infantium,  und  den  Satz,  di< 
litten  nicht  die  Qualen  des  Feuers, 
rung  der  himmlischen  Seligkeit^). 
Guad.  schrieb,  waren  als  Opera  di  u 
381  H.  8.,  erachienen.  Gegen  Stato 
aimo  capofltü  da  Gianvincenzo  Bolge 
del  Sig.  G.  B.  Guailagnini,  Macerate 
Rifiposta  all'  Abate  Bolgeni,  347  S. 
1869  wurde  nach  eine  1T98  na 
Staates  durch  die  Franzosen  verfasst 
sehr  gut,  einschneidend  und  doch  it 
verboten,  worin  unter  Festhaltung 
Primates  gezeigt  wird,  dans  die  wi 
für  die  Kirche  verderblich  gewesen 
del  temporale  principato  del  Rom.  P 
atica  di  Roma.  Opera  inedita  del 
tranquillizare  la  ooscienxa  del  popolc 
W.,  Breno  1862,'  XXII  und  77  S. 


92.     Die  SyiuMle  rc 

Die  BeschlUsBc  der  1786  vod 
Pistoja  gehaltenen  Diöcesansynode 
dnrch  die  umfangreiche  Bnlle  Anc 


Scipione  de'  Rioci.  987 

'den  85  Propositionett  ansftlhrlich    censu- 

0  den  Atti  e  deereti  del  concilio  diocnsano 
786  alle  Aasgaben  und  UebersetzuDgeo 
innicatio  latae  senteotiae  verboten,  des- 
heidigUDg  der  Synode  oder  ibrer  Lehre 
he  ranazo  geben  den  Schriften.  Dieses  all- 
iffallender  Weise  nicht  im  Index.  Mehrere 
Pistoja  und  Ricci's  Reformbestrebnngen 
aren  schon  vor  1794  verboten  worden; 
noch  speciell  verbotea,  znm  Theil  Jahre 
neu,  eioe,   die  schon  1796  erschieneneo 

Bnlle  Anctorem  fidei  (von  J.  Le  Fiat), 
i— 1804  erschienene  Schriften    1817,   alle 

sie  seien  bereits  durch  die  Bnlle  bei 
atioD  verboten. 

oci,  geb.  1741  zu  Florenz,  wurde  1780  Bi- 
ato;  er  reBignirte  1791,  nachdem  derGroBB- 
üer  geworden  und  Florenz  verloeeen  hatte, 
inrde  veraniaast  durch  den  nnter  dem  26. 
;n  von  ToBcana  von  Leopold  übersandten 
eform  in  27  Artikeln.  Aueser  Ricci  gingen 
)pe  Pannilini  von  Chiusi  und  Pienza  und 
ille  auf  die  Reformpläne  ein;  die  anderen 
einer  IT87  von  dem  Groeaherzog  uacb  Flo- 
nng  nb.  An  der  Synode  zu  Piatoja  nahmen 
A^eltgeititliche  nnd  13  Ordenageiatlicbe  Tfaeil. 
jsclilüMe  ist  hanptaächich  das  Werk  von 
In    der  Bulle  Anctorem    wird  gesagt,  ea 

die  VerfasRer  der  BeechlUase  die  Absicht 
ler  tnultiplices  libros  pravarum  doctrinarum 

1  unnm  velut  corpns  corapingerent.  —  Die 
io  diocesano  di  Pistoja  dell'  anno  1766  er* 
6,    eine    lateinische    Üeberaetzung  1789  eu 

er  Balle'),  er  habe  die  Acten  zuerst  durch 
Hieologen  aus  dem  Stande  der  Weltgeist- 
rore  Cardioäle  und  andere  Bischöfe  prüfen 
niBsion    bestand    aus    dem  Patriarchen   von 


la  Providentia  Papae  Sexti  Damnatio  qnamplu- 
itarum  ex  libro  italico  idiomate  impresso  Bub 
lum  probibitione  ejusdem  libri  et  aliorum  quo- 
onem  tarn  fortan  editorum  quam  ia  posterum 
n  tjpogr.  Bev.  Cam.  Apost  —  Bull.  «,  396. 


968  Synode  von   Pistoja. 

Antiochia  (spater  Cardinal)  della  Somaglia,  einem  Günat 
Gerdils,  der  Vorsitnender  und  die  Seele  der  CommiBBion 
Bischüfen  von  Terracina,  Rieti  und  Foesombrone  im  Kin 
4  Römischen  Pfarrern  und  zwei  Theologen.  Diese  ComniiRi 
schon  im  Den.  1788  eingesetzt.  In  dei 
tragte  der  Cardinal-DecHn,  die  Acten  n 
tication  in  den  Index  zu  setzen^).  Die 
zu  Ende  K^fuhrt  und  erst  wieder  aufgen 
Leopold  It.  1.  März  1792  gestorben  wa 
hatte.  Ricci  wurde  1794  nach  Rom  oiti 
schaldigte  sich  aber,  wie  in  der  Bulle  i 
heit.  —  Die  Bulle  ist  haujitsiicblicb  i 
J.  P.  1,  485).  Die  Propositiones  wert 
Bulle  ünigenitus,  in  globo  verdammt, 
JanaeninB,  einzeln  qualifioirt,  manch 
mit  einer  ganzen  Reihe  von  Prädicaten. 
seniua  nnteTscheidet  sie  sich  dadurch, 
Süt^n  angegeben  wird,  in  welchem  Sin 
fication  verdienen,  z.  B.  2.  der  Satz: 
G-ewaLt  gegeben,  damit  sie  den  Hirtei 
ihre  Diener  für  das  Heil  der  Seelen  sii 
Gewalt  des  kirchlichen  Amtes  von  der 
auf  die  Hirten  abgeleitet  wird,  ist  ki 
„Clemens  IX.  habe  der  Kirche  den  Friei 
Gutheissung  der  Unterscheidung  zwisch 
der  UnterzeichDong  des  von  Alexander 
mulars,"  ist  falsch,  verwegen,  für  Clen 
aber  diese  Unterscheidung  gebilligt  wii 
selben  gelobt,  die  Gegner  getadelt  wer 
für  die  Päpste  injuriös,  Schisma  und  K 
Ricci,  der  seit  seiner  Resignatio 
lebte,  liess  sich  von  dem  Erzbischof  v 
vom  1.  Aug.  1799  datirte  Unterwerfunf 
schicken  (er  sagt  darin:  die  Bulle  sei 
worden,  obschon  er  vor  der  Publicatioi 
jedem  Urtheile  unterwerfen  werde,  wel 
Canones  sprechen  werde).  Die  ErkUru 
zu  Gesicht  gekommen  und  in  Rom  nich 
(A.  J.  P.  1,  660).  Als  Pius  VII.  im 
unterzeichnete  Ricci  eine  ihm  von  dem 
Auftrage  des  Papstes  vorgelegte  Unter wi 
sprach  in  einer  Allocution  am  26.  Juni 
darüber  aus  (A.  J.  P.  1,  653.  Theiner 
2,  327).  DasB  er  seine  üeberzengun^ 
zweifelhaft   (Cantfi  3,  483.    Civ.  catt.  'i 


l)  So  berichtet  Herzan  bei  Brunner, 
N.  E.  1788,  60;  1790,  62. 


lacturem  fidei.    I'oUer  u.  a.  d6d 

(Gelli  2,  402)  heisat  es:  Der  Biiohof  hat 
lammt,  nnd  das  Ut  auch  nicht  von  ihm  ver- 
)  27.  Jan.  1810.  —  Vie  de  Scipion  de  Ricci, 
rato,  parM.  de  Potter,  Brni.  1825,  3  vol., 

,,durch  ein  Decret  Leo'e  XII."  ( wahrechein- 

V.)  26.  Nov.  1825  verb.  Die  Meioorie  di 
iBCOvo  di  Prato  e  Pietoia,   scritte  da  Ini  me- 

Agenore  Gelli,  Florenz  1865,  2  vol.  12,, 
ese  Äufzeichnongen  liegen  auch  dem  Werke 

). 

^en,  Venedig,  Prankreieh  und  O.esterreich 
ler  Bulle  Anctorem  nicht  geatattet  (Fotter 
datte    der  Kancius    Mühe,   die  Veranetnltung 

Acten  van  Pistoja  zu  verhindern  (Potter  3, 
800  befahl  Carl  lY.  den  Bischöfen,  die  Bnlle 

Inquiaition,  alle  Schriften  zu  verbieten,  in 
le  verdammten  Lehren  vertheidigt  würden 
I).  DemgemäBB  werden  in  dem  Index  von 
node    und  alle   zur  Vertheidigmig    derselben 

auch  die  Lettre b  von  Le  Plat,  Btrenge  verb. 
Ausgabe  der  Acten  der  Synode  von  Pistoja 
erst  Ende  l'i'SS.  Schon  1786  erschien  zu 
blicher  Auszug  aus  denselben  und  eine  Lettera 
Eino  diretta  a  Hons.  Sc.  de'  Ricci  über  diesen 
loriten-Conventualen  verfasst,  nach  den  Ann. 
ich  anderen  (Melzi)  Ferrari.  Eine  spöttische 
■de  1788  verb.:  Risposta  di  Griammaria  Ma- 
intit.  Lettera  .  .  .  ,  58  S.  8.  (N.  K  1788, 
beigefügt:  ementitnm  auctoris  nomen.  Gleich- 
storia  dei  concilii  e  einodi  approvati  dai 
onologia  dei  pontefici  da  S.  Pietro  sino  a 
I  d'occhio  si  vede,  quando  sono  stati  creati, 
nato,  ed  it  giorno  della  loro  ijiorte:  si  vende 

e  sinodi  tenutl  in  Firenze  doli'  a  1055  all' 
TauHgegeben  von  Modesto  Rastrelli,  —  S.i- 
)  SiHto  IV.  in  favore  di  Lorenzo  de'  Medioi 
isione  della  congiura  delia  famiglia  de'  Pazzi : 
'   Riflessioni  di  un  canonista  in  occaeione 


irdo  auf  Vernnlaasung  Grfgoire's  in  Paria  nach- 
r  verstümmelt  efsohcinon,  1836,  4  vol.  8.  Darauf 
) . . .  ou  Supplement  contenHut  tous  les  retranche- 
I  fran^aiae  dans  la  contrefa^on  faite  ä  Psris,  Brux. 

je,  die  1478  gehalten  wurde,  als  Sixtui  IV.  Lo* 
le  Anhänger  in  den  Bann  gethan  nnd  ihnen  dm 
■ibt  darüber  ein  weitläufiges  Actenstück  von  der 
le  von  Arez^o,  von  dem  freilicli  Reumont,  Ln- 
BU  Ebren  des  toscanischen  Clerua  annehmen  zu 
sich   hier  nur  um   die  Invective  eines  Einzelnen 


970  Synode  von  Pistoja. 

della  privata  assemblea  dei  yescovi  di  ToBcana  in  Firenze  il  di  23. 
Apr.  1787  per  la  convocazione  del  sinodo  nazionale,  1787,  —  und 
Libellns  inscr.:  Ad  casus  conscientiae  praeterito  anno  1786  dis- 
cassos  compendiosae  resolutiones,  Pistoia  1787  (darin  wird  n.  a. 
Nannaroni*8  Ansicht  [s.  u.]  gebilligt;  Gusta,  G-li  errori  1,  187). 

Unter  dem  5.  Oct.  1787  veröffentlicbte  Ricci  einen  langen 
Hirtenbrief  (111  S.,  Potter  2,  150),  der  wiederholt  italienisch  und 
lateinisch  gedruckt  wurde  (auch  deutsch  von  Wittola).  Gegen  diesen 
Hirtenbrief  erschienen  im  Jan.  1788  Annotazioni  pacifiche  di  un 
parroco  cattolico  a  Mons.  Yescovo  di  Pistoia  e  Prato  sopra  la  sua 
lettera  pastorale,  Bologna  e  Cesena  1788,  120  S.  8.,  von  GioT. 
Marchetti,  wahrscheinlich  unter  Mitwirkung  von  Zaccaria,  Mamachi 
n.  a.  (A.  J.  P.  3,  594).  Eicci  vertheidigte  sich  in  einem  neuen 
Hirtenbriefe  vom  18.  Mai  1788  (124  8.)  ^).  Die  Hirtenbriefe  wurden 
nicht  verb.,  sondern  nur  eine  anonyme  VertheidigungHicci's:  Emende 
sincere  d^un  chierico  lombardo  alle  Annotazioni  pacifiche,  che  pos- 
sono  servire  di  risposta  ad  altri  somiglianti  libelli  usciti  sinora  alla 
luce,  Firenze  1789,*  3  vol.  8.,  verb.  1791,  von  dem  Abate  Giu- 
seppe Poggi  aus  Piacenza  (1761 — 1842;  Cantü  3,  558.  G.  eccl. 
Suppl.  1790,  S).  Annotazioni  sopra  le  Annotazioni  .  .  .  1788, 
305  S.  8.,  nach  G.  eccl.  Spl.  1,  65.  79  ein  furioso  opusculo  von 
Pujati,  ist  nicht  verb. 

Ebensowenig  wie  Ricci's  Hirtenbriefe  steht  eine  Pastoral-In- 
struction  des  Bischofs  Pannilini  von  Chiusi  vom  J.  1785  im  Index, 
obschon  er  dieselbe  dem  Papste  übersandte  und  von  diesem  scharf 
zurecht  gewiesen  wurde.  Du  entfernst  dich,  heisst  es  in  einem 
Breve  vom  20.  Oct.  1786,  mehr  als  einmal  von  der  Lehre  des  apost. 
Stuhles  und  trägst  Sätze  vor,  welche  von  diesem  längst  verdammt 
worden  sind;  ausserdem  lobst  du  catechetische  Schriften,  die  von 
dem  apost  Stuhle  verboten  sind,  und  empfiehlst  sie  deiner  Heerde 
als  Quellen  der  reinem  Lehre  (s.  §  93).  In  einem  zweiten  Breye 
vom  2.  Febr.  1787  spricht  sich  Pius  YI.  sehr  unzufrieden  über  die 
Antwort  des  Bischofs  aus:  Du  verlangst,  es  möge  dir  angegeben 
werden,  was  in  deiner  Instruction  mit  den  dogmatischen  ürtheilen 
des  apost.  Stuhles  nicht  tibereinstimme,  und  versprichst,  die  Stellen 
der  Instruction  zu  verbessern,  von  deren  Unrichtigkeit  du  überzeugt 
werdest«  Da  du  absichtlich  von  den  Definitionen  und  Lehren  des 
apost.  Stuhles  abweichst  und  namentlich  die  Jansenistische  Ketzerei 


1)  Gegen  den  zweiten  Hirtenbrief  schrieb  Marcbetti  Le  annotanoni 
pacifiche  confirmate  dalla  nuova  paatorale  di  Mons.  VescoTO  di  Pistoia, 
da  due  lezioni  aocademiche  di  Tamburini  e  dalla  lettera  di  Finale  dell'  Ab. 
Marcello  del  Mare,  8.  1.  (Rom)  1788.  Eine  Fortsetzung  der  Annotazioni 
unter  dem  Titel  Ricerche  ecclesiastiche . . .,  Rom  1789,  256  S.,  ist  gegen 
die  Bischöfe  Pannilini  und  Sciarelli  gerichtet  (G.  eccl.  4,  420).  Die  Anno- 
tazioni erlebten  in  kurzer  Zeit  16  Auflagen  und  wurden  aach  ins  Latei- 
nische und  Französische  übersetzt  (G.  eccl.  5,  39).  Marohetti  (1753--1829) 
schrieb  viel  für  das  G.  eccl.;  er  hat  auch  Le  Raciniane  (S.  768)  verfasst; 
Tipaldo  8,  348. 


fe  Pannilini  nud  Sciarelli.  971 

id  Bacher  citirst  nnd  Schriftsteller  lobet, 
Terdammt  worden,  hd  schickt  es  sich  fSr 
linmal  ansgeBprochenen  Urtheile  fieoheo- 
tderholen  aleo  die  AnffoTdernng,    das  der 

zn  beaeiligen  (Brancadoro  p.  198).  Aach 
verÜffentUchte  Vertheidigiing  gegen  die 

die  ErklKrnngen,  welche  13  toBCanische 
ben,  wurde  nicht  verb. 

des  GroBeherzoga  1788  gedmckten  Atti 
escovi  e  vescoyi  della  ToBcana  tenuta  in 
^cta  Congregationis  Archiepiscopornm  et 
.  1787  celebratae,    ex  ital.  in  lat.  transl. 

7  vol.),  wurden  nicht  verb.)    auch  nicht 

deir  assemblea  .  .  . ,  die  von  Heginaldo 
auch  die  AnBgabe  der  Atti  besorgte.  — 
erzog  vorgelegtes  Reform- Proje et  (Cantb 
ala  Gesetz  pnblicirt  und  wird  darum  an- 
seicinet)  ist  abgedruckt  in  Docamenti 
lei  gesniti,  sccetlati  e  eempre  vigentt  in 
Ltica  di  Leopoldo  I.,  Turin  1858,  verb. 
nt  eine  Fortsetzung  der  Biblioteca  civile 
pubblicata    per    cura  dei   aignori  Cosimo 

.  .    zn    sein,    von    der    die  Dispeusa  1., 

Proposto  Heginaldo  Tanzini  alla  Storia 
!)ocuniente  dazu  enthält,  1858  zu  Florenz 
rtsetzung,  da  der  Druck  in  Toscana  ver- 
rückt wurde  (Civ.  oatt.  3,  10,  77;  3,  12, 
verb.  Apologia  delle  leggi  di  giuris- 
polizia  eccICBiastioa  pnbblioate  in  Tos- 
poldo  I,  —  Reginaldo  Tanzini  übersandte 
en  NunciuB  zu  Florenz  dem  Papste  einen 
irene,  dass  er  einer  der  H  au ptvertb eidiger 
rerdamme  alle  seine  uukirchliehen  Hand- 
^ciell  die  mit  Recht  verbotenen  Annali 
inige  Zeit  mitgearbeitet  habe,  und  nnter- 
orem  fidei;  die  Btoria  dell'  aceemblea, 
Vorrede  verfasst,  unterwerfe  er  der  Cen- 
ene  auch,  dass  er  den  Machiavelli,  scrit- 
,  mit  einer  apologetischen  Vorrede  heraus- 
itt.  3,  iO,  86;  3,  12,  350).  Ein  anderer 
i.  Panieri  retractirte  bald  nach  deeeen 
I  Canonicos  zu  Fistoja  1822    (Ami  de  la 

iarelli  von  Colle  steht  im  Index:  Breve 
nze  secondo  la  vera  dottrina  della  chieea, 
Ue  ai  Buoi  parrochi  per  aervirBene  d'iRtrn- 
1787,  verb.  1793  mit  dem  Zusätze:  sivc 


972  Synode  von  Pistoja. 

seorsim  sive  cum  aliis  libris  (s.  o.  S.  961),  und  noclmials  1824  mit 
dem  Zusatz:  schon  1793  verb.,  jetzt  nochmals  gedruckt^). 

3.  Von  den  in  Tanzini's  Eetractation  erwähnten  Annali  ecclesia- 
stici.  Secolo  XVIII.,  die  1780 — 92  in  Florenz  erschienen,  wurden 
1782  die  Jahrgänge  1780—82  verb.,  gleichzeitig  auch  von  dem 
Venetianischen  Giornale  letterario  die  Jahrgänge  1781  und  82  (beide 
stehen  im  Index  unter  Folia).  Es  ist  auffallend,  dass  nicht  wenigstens 
von  den  Annali,  wie  z.  B.  von  den  N.  E.,  auch  die  folgenden  Jahr- 
gänge verb.  wurden,  die  nicht  besser  waren  als  die  ersten,  wenigstens 
im  G.  eccl.  1,  71;  2,  200  scharf  angegriffen  werden.  Das  Giomale 
war  kein  theologisches  Blatt,  und  die  Herausgeber  beklagten  sich 
in  dem  Jahrgange  1783  —  unter  Anfuhrung  von  lob  13,  25:  Con- 
tra folium,  quod  vento  rapitur,  ostendis  potentiam  tuam,  —  darüber, 
dass  ihr  Blatt  überhaupt  und  noch  dazu  zusammen  mit  den  oft  von 
ihnen  bekämpften  Annali  verb.  worden  2).  —  Eine  damals  in  Lu- 
gano von  dem  Abate  Agnelli  herausgegebene  anticurialistiscbe  und 
antijesuitische  Zeitschrift  steht  nicht  im  Index,  w^urde  aber  durch 
ein  Edict  des  Card.  Torregiani  für  den  Kirchenstaat  verboten.  In 
Agnelli's  Druckerei  wurden  auch  Bücher  derselben  Tendenz  gedruckt. 
Die  ihm  von  den  Schweizer  Behörden  gewährte  Censurfreiheit  wurde 
1769  auf  Betreiben  des  Bischofs  von  Como  und  des  Nuncius  in 
Luzern  zurückgenommen'). 

Von  der  Eaccolta  di  opuscoli  interessanti  la  religione,  von 
der  zu  Pistoja  1783—90  17  Bände  erschienen,  wurden  1786  die 
9  ersten  Bande  verb.,  dann  vor  und  nach  die  anderen,  die  beiden 
letzten  erst  1796.  Die  Sammlung  enthält  meist  Uebersetzungen  von 
französischen  Schriften,  von  Arnauld,  Le  Gros,  La  Borde  u.  a.,  aber 
auch  einige  Originalarbeiten  von  Palmieri,  Pujati,  Traversari.  (Der 
Inhalt  der  einzelnen  Bände  wird  in  den  N.  E.  1785 — 89  und  im 
G.  eccl.  1,  17  u.  8.  w.  angegeben).  Die  toscanischen  Bischöfe  baten, 
wie  in  dem  G.  eccl.  von    1789  Suppl.  I,  323  berichtet    wird,    den 


1)  Eine  üebersetznng :  Katechismus  von  den  Ablässen  nach  der 
richtigen  Lehre  der  katholischen  Kirche  von  Nie.  Sciarelli  ist  zu  Soest 
(Münster)  1788  erschienen. 

2)  Mainzer  ReL-J.  1783,876.  Beil.  7,  221.  —  Von  1789  an  erschienen 
eine  Zeit  lang  zu  Mailand  Notizie  interessanti  la  religione,  ovvero  tra- 
duzione  fedele  e  genuina  delle  Novelle  ecclesiastiche  di  Francia  (S.  759), 
coli*  aggiunta  degli  estratti  di  tutti  gli  altri  fogli  e  giornali  eccl.  d'Europa 
(G.  eccl.  4,  184).  Das  oft  citirte  Giomale  ecclesiastioo  di  Roma  erschien 
(alle  14  Tage  ein  Bogen  in  Folio)  1785—92,  ein  grössere  Artikel  enthal- 
tendes Supplomento  al  Giorn.  .  .  1789-94,  6  vol.  8.  Des  Deutseben 
scheinen  die  Herausgeber  und  ihr  Corrector  nicht  mächtig  gewesen  zu 
sein.  G.  eccl.  2,  26  und  sonst  wird  z.  B.  Eybels  Buch  als  9Ra§  ift  ^tSbaft? 
citirt. 

3)  Theiner,  Clemens  XIV.  1,  291.  Als  Mitarbeiter  an  AgnelU's  Zeit- 
schrift nennt  übrigens  Oordara  (bei  DöUinger,  Beitr.  3,  25)  auch  zwei 
Jesuiten,  Grossi  und  Capriata,  nostrates  duo,  viri  nobiles  alioqui,  quos 
demum  ob  intolerandam  loquendi  scribendique  licentiam  Pontifex  urbe 
ejici  jussit. 


lucoli.    J.  Le  Plat  u.  a.  978 

ng  der  RaocolU  nnii  reichten  eine 
ie  1786  gedruckte  Sclirift  Gesü 
n.  Ricci  vertheidigte  diese  Schrift 
ade  der  Kaccolta  steht  ein  Änfsat« 
hm  im  Auftrage  Ricci'a  verfasate 
ie  Franciscaner  vertheidigt  wird. 
1824;  Canti  3,  465.  474)  schrieb 
ci'e  (S.  970);  im  Indes  eteht  nur 
ifhen  Hanaecript  UberBetzter,  bei 
10  allo  studio  di  teologia,  Lugano 
s  im  3.  Bande  der  Biblioteca  eccle- 
ioni  iDtoroo  alla  Diaaert.  dell'  Ab. 
Liberi  Muratari  dai  Manicbei  sind 

5.  924  erwHhnten  Contini  (6.  ecoL 
I  Zaccaria,  Lasciamo  stare  le  cose 
:  snlla  mntabilitft  poco  inteaa  da' 
faeiiza  1787,  erBohien  II  Dormi- 
le  critico  del  F.  Ubaldo  Brandi, 
,  DisRertazione  intit.  Lasciamo  .  . ., 
IThiuai  gewidmet,  noch  1789  verb. 
idem  er  sich  dem  Urtheile  des  h. 
185). 

.lisi  del  concilio  diocesano  di  Pi- 

6,  OBsia  aaggto  dei  molti  errori 
\o,  Italia  1790,  2  vol.,  von  dem 
t,  erstlSOS:  Lettres  d'nn  Th^o- 
pe  Pie  VI.  au  aujet  de  la  Bnlle 
ion  d'un  grand  nombre  de  propo- 
e  de  l'an  1786,  Brnx.  1796,  mit 
!its  durch  die  Bnlle  bei  der  Strafe 
Der  Verfasser  ist  der  Betgier  Jo- 
[/5wen,  t  1810.  AofTallender  noch, 
Jahren  verb.  wurde,  ist,  daae  kein 

steht,  nieht  einmal  fhBsertation 
ides,  2  vol.  4.>). 


!  Werk  von  Le  Plat  ist  MonnmeDto- 
,io,   Lov.  1787,   7  toI,  4.     Ana  einem 

Antwerpen  1780  an  ihn  aohrieb,  als 
mg    zu    TeröfFentlichen,    hörte,    wird 

folgendes  mitgetheilt :  Durah  jeuei 
illes  das  veruehmen,  was  von  Latber 
igen  äie'-e  and  gegen  das  Concil  in 
t.  Dasselbe  wird  auch  die  so  Bcharfen 
/würdige  Bischöfe  oder  auegezeichnete 
I  Clerus  oder  andere  eingetchlioheDe 
Glücklicher  Weise  kennen  die  meisten 
wie  nichts ;  andere  mnaien  Jetct  viel- 
Verke  durchgehen,  um  daa  Material 
tützen  können,  wenn  sie  die  Eircbo 
62 


974  Synode  von  Pistoja. 

Der  einzige  italienisclie  Bischof,  welcher  gegen  die  Bulle  offen 
Opposition  machte,  war  der  Dominicaner  Benedetto  Solari,  geb.  1742, 
seit  1778  Bischof  von  Noli  im  Genuesischen,  f  1814.  Als  der  Inquisitor 
von  Genua  den  Bischöfen  seines  Bezirks  1794  die  Bulle  zur  Pabli- 
oation  übersandte,  denuncirte  sie  Solan  dem  Senate  mit  einer  Denk- 
schrift, und  nach  der  Revolution  in  Genua,  der  er  sich  anschloss, 
erschien:  Motivi  dell'  opposizione  del  cittadino  vescovo  di  Noli 
alla  pubblicazione  di  un  decreto  del  Sant'  Uffizio  di  Genova  rela- 
tive alla  costituzione  Auctorem  fidei  di  Pio  VI.  e  della  dinunzia 
fattane  al  serenissimo  Senate  l'anno  1794,  Genova  1798.  Card. 
Gerdil  schrieb  dagegen  Examen  des  motifs  de  Topposition  de  M. 
TEveque  de  Noli  k  la  publ 1802  (A.  J.  P.  I,  627).  Da- 
gegen erschien:  Apologia  di  Fr.  Benedetto  Solari,  Vesc.  di  Noli, 
contro  il  fü  Em.  Card.  Gerdil  divisa  in  tre  parti,  Gen.  1804.  Schon 
1796  erschienen  Riflessioni  preliminari  storico-critiche  ai  motivi 
dell'  opposizione  del  Vescovo  di  Noli  alla  pubblicazione  d*un  decreto 
del  Sant'  Officio  di  Genova,  und  Riflessioni  in  difesa  di  M.  Sei- 
pione  de^  Ricci  e  del  suo  sinodo  di  Pistoia,  sopra  la  costituzione 
Auctorem  fidei,  471  S.  8.  (G.  eccl.  12,  145).  Die  letztere  Schrift, 
in  der  Solari's  Motivi  abgedruckt  sind,  ist  von  dem  Carmeliter 
Vittore  Sopransi  (mit  seinem  Ordensnamen  Victor  de  S.  Maria)  zu 
Parma  (Gr^goire,  Essai  bist.  p.  441).  Die  vier  Schriften  wurden 
erst  1817  verb.  In  dem  Decrete  (Mastiaux,  Lit.-Ztg.  1818,  81) 
steht  dabei  dieselbe  Bemerkung  wie  bei  Le  Plats  Lettres ;  sie  ist 
aber  im  Index  weggelassen.  Erst  1822  wurde  verb.:  L'ancien 
clerge  constitutionnel  jug^  par  un  äv^que  d'ltalie.  .Abrege  analytique 
de  Tapologie  du  savant  iveque  de  Noli.  avec  des  notes  historiques 
et  oritiques,  Lausanne  1804,  12.,  von  Eustachio  Degola.  —  Nach 
Papieren  Sopransi^s  sind  auch  (nach  Melzi  2,  443  von  Abate  Gio. 
Angelo  Bergantini)  ausgearbeitet:  Riflessioni  suU'  omelie  di  Fra 
Turchi,  Vescovo  di  Parma,  s.  a.  (1802),  2  vol.,  erst  1825  verb. 
(Gregoire»  Essai  bist.  p.  62).  Der  Capuoiner  Adeodato  Turchi,  1724 
— 1803,  Erzieher  des  Infanten  Ludwig  von  Parma,  des  spätem 
Königs  von  Etrurien,  war,  wie  Ricci  (Potter  3,  l)  sagt,  un  Filo- 
sofo  illuminato,  nebenbei  auch  des  Jansenismus  verdächtig  (N.  £. 
1788,  208).  Als  er  zum  Bischof  von  Parma  ernannt  wurde,  musste 
er  eine  Retractation  unterschreiben,  wozu  ihn  della  Somaglia  beweg, 
der  durch  Gerdil  vom  Philosophismus  und  Jansenismus  bekehrt 
worden  war  (N.  E.  1789,  60).  Als  Bischof  war  Turchi  gut  Römisch. 
Seine  Opere  edite  ed  inedite,  Fuligno  1820 — 24,  füllen  14  vol.  8. 
Gegen  die  Riflessioni  erschien  um  1804  eine  Apologia  di  Mgr.  Tur- 
chi von  Giacinto  Andrä,  2  vol. 

Beinahe  wäre  aus  Anlass  der  Bulle  Auctorem  fidei  einer  der 


befehden  wollen:  du  willst  ihnen  jetzt  alle  diese  Dinge  gesammelt  vor- 
legen .  .  .  Und  was  noch  mehr  ist,  ich  sehe  aus  deinem  VerzeichnisMi 
dass  du  mehrere  ungedruckte  Handschriften  veröffentlichen  willst.  Wss 
sie  enthalten,  weiss  ich  nicht;  aber  wenn  sie  200  Jahre  unbekannt  ge- 
blieben sind,  so  ist  dies  wohl  aus  triftigen  Gründen  geschehen. 


ilogiiobe  Sohriften.  9TB 

und  der  heftigsten  Gegner  der  Jan- 
a.  der  Ex-Jesnit  F.  X.  Feller  {1735 
f  die  Bnlle  mit  einigen  Bemerkungen 
ae  erregten  drei,  —  die  eine  betrifft 
o)ogi8c-he  Subtilitäten,  —  in  Rom  so 
Jerdil    eine    (anonyme)    Widerlegung 

in  notaa  qiiaa  nonnnllia  Pistorienpis 

in  dogm.  Conetitutione  Pii  VI.  qnae 
r  clarioriB  intelligentiae  nomine  ad- 
'  f*.    {G.  ecci.   11,  33;  Tgl.  A.  J.  P. 

im  Ami  de  la  rel.  49,  26  (Backer 
daes  die  Koten  nicht  von  Feller  sein 
iefeii  desselben  geht  hervor,  daes  er 
:ht  hatte,  dem  Cardinal  za  antvorten. 
[  gesetzt,  'wohl  mit  RUckBicht  auf 
äerdil  in  seiner  Widerlegung  wieder- 


he  theologisehe  Schriften, 
1-1800. 

ait  Pavia  nnd  Pistoja  zasanimen* 
in  den  letzten  Jahrzehnten  des  18. 
imen,  worden  mehrere  ala  Janee- 
cber  voQ  del  Mare  und  de  Blagi, 
plea  nnd  eine  Vertheidignn^  der 
.  Aber  auch  eine  Bcharf  antijanae- 
Gravina  kam  in  den  Index.    Eine 

voD    Nannaroni    und    Travereari, 
rnrde,    betrifTt  das  Verbältniss  der 
IT  Messe. 
(Döllinger.    Beitr.    3,  30)    berichtet, 

Gravina  habe  ihn  gemäsB  der  Ver- 
§  9)    ala    Procurator  bestellt,    als  er 

ProbabiliamuR,  —  Conclnsionee  .  .  . 
abilia,  Palenno  1752,  —  werde,  ut 
:oinmen',  er  habe  dem  Secretär  der 
ateltt :  da  Concina  den  ProbabilismoB 
i,  müsse  Grav,  gestattet  werden,  ihn 
lenn  auch  nicht  verb.  worden,  Spiiter 
rbeit  in  den  Index.  In  dem  Werke 
gica,  paraenetica   de  paradiao.     Opna 


976  Italienische  theologische  Schriften. 

posthumnin  P.  Benedicti  Piazza  (S.  J.,  Consultor  der  Inquisition  zu 
Palermo,  f  1761),  Palermo  1762,  728  S.  4.,  ist  nämlich,  wie  in 
der  Vorrde  angegeben  wird,  mehreres  von  Grav.,  der  das  Werk 
herausgab,  beigefügt,  namentlich  Cap.  5  (p.  519 — 694),  De  elec- 
torum  hominum  numero  respectu  hominum  reproborum,  worin  er 
deducirt:  ex  universo  hominum  genere  ab  orbe  condito  ad  ejaedem 
excidinm  electos  longe  esse  numerosiores,  da,  abgesehen  von  den 
ungetanften  Kindern,  viele  Heiden,  Juden  und  Haeretiker  durch  eine 
Fides  implicita  Christi  selig  würden;  diese  Ansicht,  die  er,  wie  Picot 
4,  419  sagt,  mit  lächerlichen  Argumenten  und  apokryphischen  Vi- 
sionen vertheidigt,  sei  zwar  nur  wahrscheinlich,  er  hoffe  aber,  dass 
sie  mit  der  Zeit,  trotz  der  Kabies  Jansenismi,  die  Sententia  commu- 
nis werden  werde.  Die  Abhandlung  erschien  auch  separat:  J.  M. 
Gravina,  De  electorum  .  .  .,  Palermo  1764.  Gravina's  Ansicht, 
deren  Anhänger  man  Benignistae  nannt«,  wurde  mehrfach  scharf 
angegriffen^)  und  noch  unter  Clemens  XIII.  in  Rom  denuncirt,  aber 
erst  1772  wurde  der  Separatabdruck  seiner  Abhandlung  verb.  und 
das  Werk  von  Piazza  donec  deleatur  cap.  5.  et  ultimum  ab  editore 
P.  J.  M.  Gravina  compositum,  quod  omnino  damnatur. 

Im  J.  1776  erschien  zu  Neapel  Catechismo  universale,  di- 
viso  in  tre  volumi,  eine  unter  Mitwirkung  von  Jos.  Simioli  ver- 
anstaltete und  der  Königin  gewidmete  Uebersetzung  eines  Manu- 
scriptes  des  Appellanten  Pierre- Etienne  Gourlin  (1695 — 1775);  dieses 
wurde  gedruckt  als  Institution'  et  instruction  chr^t.,  dediee  a  la 
Reine  des  deux  Siciles,  sur  l'6dition  italienne  de  1 776,  Naples  1779, 
3  vol.  12.,  gewöhnlich  Cat^chisme  de  Naples  genannt.  In  kurzer 
Zeit  erschienen  in  Italien  und  Frankreich  12  Ausgaben.  £ine  etwas 
modificirte  Ausgabe  wurde  1776  von  Ricci  und  Sciarelli  in  ihren 
Diöcesen  eingeführt,  eine  in  Venedig  gedruckte  von  Pannilini.  Eine 
andere,  etwas  geänderte  Ausgabe  wurde  1779  zu  Genua  unter  den 
Auspicien  des  Bischofs  Gentile  von  Brugnato  gedruckt  Diese  Aus- 
gabe wurde  1783  verboten.  Die  Neapolitanische  Ausgabe  zu  ver- 
bieten, soll  man  wegen  der  Dedication  an  die  Königin  Bedenken  ge- 
tragen haben.  Aber  in  dem  Index  von  1786  wurde  dem  Verbote 
der  Genuesischen  Ausgabe  beigefügt:  Cautum  est,  ne  cui  hoc  opus 
quocunque  idiomate,    quoc.  titulo,    quovjs    tempore,    ubivis  locorum 


1)  Concina,  Theol.  christ.  contracta  1,  12  und  Apparatus  2,  IIG. 
Ant.  Gardini  (Camaldulenser),  Diss.  theo),  adv.  novitates  P.  J.  M.  Gre- 
vinae  S.  J.  coeli  januas  reserantis  non  solum  haereticis  et  schismaticis, 
verum  etiam  Hebraeis,  Mahommedanis  . .  .  Ven.  1767*,  8.  Lettera  indiriz- 
zata  in  nome  del  Doge  della  repobblica  degli  Apisti  (der  Ungläubigen) 
al  Rev.  de'  Solipsi  6.  G.  (Giuseppe  Gravina),  von  Franc.  Cari.  —  Schon 
früher  schrieb  P.  Fr.  Foggini,  Gustos  der  Vaticana,  Patrum  ecclesiae  de 
paucitate  adultorum  fidelium  salvandorum,  si  cum  reprobandis  iidelibas 
conferantur,  mira  consensio  asserta  et  demonstrata,  Rom  1752,  gegen  die 
AeusRerunffj  die  der  Erzb.  Aless.  Borgia  von  Fermo  in  einer  Predigt  ge- 
than:  die  Zahl  der  Auserwählten  sei  klein,  im  Vcrhältniss,  nicht  zur  Zahl 
der  Christen,  sondern  der  Menschen  überhaupt.  Hurter  3,  856.  N.  E.  1783, 
182. 


CatechiBm,;  de  N*plo8.     P.  M.  dul  Maro  ».  a.       977 

legere  lioeat.  In  ToBcana  und  Genua  wurde 
Verbotes  des  Catechisino  untersagt.  —  Für  den 
er  führten  Eioci  and  drei  andere  Bisohöfe  1786 
LS  von  Bellarmin  eine  Bearbeitang  des  1766  von 
ntazet  von  Lyon  (s.  n.)  heran  Hg  egebenen  ein. 
ikreinh  (Migne  2,  669),  die  italienisahe  Ausgabe 
^uppl.  1789,  107  angegriffen,  aber  nicht  verb., 
teobismo  per  i  fanciulli  ad  ubo  della  oittä  e 
>n  dem  dortigen  Bischof,    dem  fienedictiner  Ilde- 

unter  dessen  Namen  Preghiere  cristiane  pubbli- 
I  cbiesa,  Kap.  1769,  verb.  1797,  im  Index  stehen^). 
it  dem  Catechisme  de  Naples  wurden  1763  verb. 
ologicae  in  oRuni  clericorum  Pauormitanae  dioe- 
stante  Canonico  D.  Antonio  Calvo  .  .  .  editae, 
4  Tol.  4.,  nach  Narbone  3,  304  von  dem  Bene- 
.  de  Blasi,  Prof.  im  Seminar  zu  Palermo,  f  1812, 
dortigen  Erzbisabof  Filangieri  gewidmet.  Das 
il  1783,  380  sagt:  das  Bach  sei  Jansenistiscb 
BS  sei  nach  langen  Z&nkereien  dem  aus  30  Theo- 
n,  meist  Ordensgeiatlichen,  bestehenden  Inqui- 
lermo  überwiesen  und  von  diesem  freigegeben 
ser  habe  sich  in  ßora  eingefunden  (war  also 
nd  sei  wiederholt  ernstlich  angegangen  worden, 
Bchreiben,  was  er  nicht  gethan  zn  haben  scheint'), 
locLs  theologicis  Senis  habitae  a  Paulo  Marcello 
1789,  wurden  1793  von  der  lodex-Congr,,  dann 
V.  5.  März  1795  verb.  als  resp,  falsche, 
CR  PapsteB  zerstörende,  zu  Ketzereien,  nament- 
hen,    hinneigende,   .  .  .    früher  verdammte    und 


Rom  miesliebig  geworden,  weil  er  1788  Voraitien- 
igierung  ernannten  CommiBsioD  gewesen,  welche  in 
laf  von  Reggio  in  erster  Instanz  entschiedenen  Ehe- 
'ncB  dl  Maddaloni  in  zweiter  laai&nz  geurtheilt  hutte, 
■er  bändelndes  Breve  nicht  hatte  annehmen  wollen, 
r  Nunciatnr  in  Neapel,  der  ihn  darüber  zu  Erkit- 
bijBuftragt  war,  wurde  übor  die  Grenze  gebracht, 
fonarcbia  Sicula  S  206.  Bninner,  Theol.  Dienersch. 
f. 

3.  104  wird  berichtet:  der  Erzhiachof  von  Palermo 
iatli  Blasi's  und  anderer  Theolugen  fiir  eine  Moli- 
pprobalinn  verweigert;    die^c  sei  dann   zu  Rom  mit 

S.  P.  Kicchini  gedruckt  worden ;  Riccbini  habe  aber 
geschrieben,  d<?r  Censor  sei  nicht  aufmerkiam  ge- 
isae  der  Verfasser  der  These  nach  einem  ihm  zngo- 
tractiren.  Im  Kel.-Joumal  1T83,  361.  Beil.  4,  481 
htet,  die  der  Capuciner  Luigi  da  Ccfalu  177Ö  ver- 
ne  Schrift,  Golescaluus  SicuTus  publica  auctoritate 
in   (Jrtheilo    zu   seinen  Gunsten,    auch   von  der  sici- 

abgedrnckt  feien;  der  Capuciner  habe  sioh  zu  Rom 


978  Italienische  theologisoho  Schriften. 

auch  ketzerische  Sätze  und  Lehren  enthaltend.  Del  Marc,  geb.  zu 
Genua  1734,  stammte  aus  einer  jüdischen  Familie,  wurde  1753  ge- 
tauft, 1758  zu  Rom  Priester,  1783  Prof.  zu  Siena,  1787  zu  Pisa. 
1817  übersandte  er  dem  Erzbiscbof  Alliata  von  Pisa  die  Erklärung, 
dass  er  sich  dem  Verbote  der  Praelectiones  und  des  Catecbismo 
univ.,  bei  dessen  Herausgabe  (in  Genua)  er  betheiligt  gewesen,  and 
allen  von  dem  h.  Stuhle  erlassenen  oder  zu  erlassenden  Constitu- 
tionen und  dogmatischen  Entscheidungen  unterwerfe.  Die  Erklärung 
wurde  nach  Born  gesandt  und  von  Pius  VII.  belobt.  Er  starb  1824, 
90  Jahre  alt  (Ami  de  la  rel.  43,  238).  —  Die  für  die  piemonte- 
sischen  Lehranstalten  herausgegebenen  Institutiones  theologicae  de 
rei  theologicae  primis  quibusdam  elementis  ad  Subalpinos,  Turin 
1790,  2  vol.  8.,  von  Kegis  u.  a.  bearbeitet,  wurden  vielfach  ange- 
griffen (G.  eccl.  11,  158;  12,  42.  59.  68),  aber  nicht  verb.  Ein 
Tractat  De  actibus  humanis  von  Franc.  Gaetano  Incontri,  der  1741 
—80  Erzbischof  von  Florenz  war,  wurde  in  Rom  denuncirt,  aber 
freigegeben  (Cantfi  3,  472.  491).  Der  Dominicaner  Castellani  zu 
Florenz  gab  mit  Approbation  des  Mag.  S.  Pal.  und  des  General- 
vicars  seines  Ordens  eine  italienische  Moral  Jesu  Christi  in  Druck; 
auf  Befehl  Clemens'  XIII.  wurde  der  Druck  sistirt  und  das  Manu- 
soript  weggenommen  (N.  £.  1762,  101).  Der  Oratorianer  del  Pozo 
liess  den  1.  Band  eines  dem  Cardinal  -  Collegium  gewidmeten 
Werkes  über  die  Pflichten  der  Bischöfe  und  Priester  drucken,  welcher 
die  Regula  pastoralis  Gregors  des  Grossen,  zwei  Briefe  des  Au- 
gustinus und  einen  des  Carl  Borromeo  mit  Noten  enthielt.  Card. 
Castelli  stellte  dem  Papste  vor,  das  Buch  sei  eine  Satire  auf  die 
Curie.  Der  Papst  liess  durch  den  Mag.  S.  Pal.  den  Band  unter- 
drücken und  die  Fortsetzung  verbieten.  In  Neapel  erschien  1764 
ein  Buch  von  Bottari,  La  regola  dei  costumi;  dasselbe  wurde  auf 
einem  gedruckten  Blatte  Observationen  als  Jansenistisch  denuncirt, 
von  der  Index-Congr.  aber  freigegeben  (N.  E.  1765,  198;  1773, 
40;  1778,  13). 

Von  einer  1764  zu  Paris  erschienenen  Schrift,  La  doctrine  de 
S.  Augustin  et  de  S.  Thomas  victorieuse  de  celle  de  L.  Molina  et 
des  J^suites,  erschien  eine  italienische  Uebersetzung :  La  dottrina 
.  .  .  Brescia  1776,  12.  Dagegen  schrieb  der  Graf  Luigi  Mozzi  de' 
Capitani,  —  geb.  1746,  Jesuit,  nach  der  Aufhebung  des  Ordens 
Canonicus  und  Erzpriester  in  seiner  Vaterstadt  Bergamo,  später 
wieder  Jesuit,  tl813,  —  II  falso  discepolo  di  S.  Agostino  e  di 
San  Tommaso  convinto  dVrrore.  Riflessioni  crit.  -  dogm.  .  . , 
Ven.  1779,  296  S.  8.,  dem  Card.  Albani  gewidmet,  mit  scharfeu 
Ausfällen  gegen  die  Jansenisten.  Dagegen  erschienen  Difficolta  pro- 
poste  air  Exgesuita  Sig.  Can.  L.  Mozzi  sopra  le  sue  riflessioni  .  . . 
Prima  lettera.  In  Italia  1779,  28  S.  12.  Seconda  lett.  1780,  74  8. 
(N.  E.  1780,  76;  1781,  53).  Nur  die  erste  kleinere  Hälfte  st^ht 
als  Lettera  prima  contro  il  libro  del  Can.  Mozzi,  verb.  1781,  im 
Index.  Auch  der  Capuciner  Viatore  da  Coccaglio  (1706 — 93)  schrieb 
Zoppicamenti  del  Can.  L.  Mozzi  sulla  lettura  di  un  libro  intitolato: 
II  falso  .  .  .  Brescia  1780,  worauf  eine  Replik   und  Duplik  folgten. 


i.    Comnnione  del  popolo  nella  mewa.  979 

tu  kamen  nicht  in  den  Index,  ebeDSOwenig  die 
:c]itete  Schrift  dea  Capuciners  über  die  PSischung 
cils  von  1725  (S.  745)  r  La  Bolla  ÜnigenituB  non 
la  S.  Sede  regola  di  fede  (Hurter  3,  257).  Später 
ym  Storia  compendiuaa  dello  Bcisma  della  uuova 
retta  a  M.*,  Veacovo  di  *,  da  D.  A.  D.  C,  Fer- 
:.,    dagegen    Lnigi   Bobb!,    Canonicus  zu  Mailand, 

della  ohiesa  d'Utrecht  e  delle  altre  chieiie  di 
iBsia  analisi  critica  n  confutazione  del  libro:  Sto- 
786.  Diese  Schrift  warde  1787  verb-,  die  Storia 
IIa  cbieBa  d'Utrecht  del  Conte  L.  Uozzi,  libri  T, 
I,  von  Pins  VI.  belobt;  die  Lettere  Ullrajettine, 
e  lettere  Bcritte  da  nn  cavaliere  Uilaneee,  amico 
Conte  L.  Mozzi  relativaniente  alla  Storia  da  lui 
lano    1788    (von  Bossi    selbst   verfaBst),    kamen 

Index.     Ueber    Bosai'a  geschichtliche   Schriften 

iverae  über  die  Commuiiion  vird  auch  Contro- 
enannt,  weil  sie  im  J.  1737  dadarch  hervorge- 
ler  dortige  Canonicus  Gins.    Gaerreri  anfing,  bei 

täglich  an  einem  bestimmten  Altäre  las,  den- 
iBchten,  die  Commnnion  zu  spenden,  ^  es  war 
TScheDde  Sitte  geworden,  die  Commnnion  ans  der 
eh  der  Messe  oder  auch  wöhrend  das  Credo  ge- 
intbeilen,  —  nnd  dass  andere  Priester  dieses  mit 
elten,  wenn  diese  Praxis  anch  von  anderen  ein- 
de  die  Zeit  nicht  ausreichen,  alle  fUr  jenen  Altar 
so.  lesen.  An  dem  Streite  betbeiligte  sich  n.  a. 
Briefe  an  Card.  Querini  (Opp.  1,  331).  Gner- 
ihe  nach  Rom  und  in  einer  Encyclica  an  die  ita- 
vom  13.  Nov.  1742  erklärte  Benedict  XIV.  (Bull. 
issa  2,  22,   17):    die  Hesse,    in  der  der  Priester 

sei  zulässig,  aber,  wie  schon  das  Tridentinum 
rheilnahme  der  Gläubigen  an  der  Gommunion 
ann  den  Gläubigen  die  Communion  zu  spenden 
ständen  abhängen,  ebeniio,  ob  sie  in  Hostien  ge- 
in  der  Pyxis  aufbewahrt  seien,  oder  in  Hostien, 
I  Priester  conHCcrirt  habe.  Nicht  nur  in  dem 
«h  im  erstem  Falle,  fügte  Benedict  mit  Rücksicht 
i,  die  sich  auch  über  diesen  Punct  schon  länger 
hmen  die  Gläubigen  nicht  nur  an  dem  Sacra- 
1  an  dem  Opfer  Theil.  Die  Controverae  wurde 
G.  B.   Gattico  bis   1751    fortgeführt;    aber  keine 

in  den  Index  2).     Im  J.  1770  veröffentlichte  der 


Ol.  Hist.  d<'8  revolutions . .  .  trad.  de  l'italien,  Gent 
bren  wurde    auch   darüber  g-eatrEtten,    ob  in  Privat- 


1 


980  Italienische  theologische  Schriften. 

Dominicaner  Michele  Maria  Nannarooi  anonym ,  aber  mit  kirchlicher 
Approbation  zu  Neapel  Catechismo  esposto  in  forma  di  dialoghi 
salla  comunione  deir  angastiBsimo  eacrifizio  della  messa,  per  uso 
de'  parrochi  e  dei  saoerdoti,  diviso  in  due  tomi  (N.  E.  1771,  149). 
Den  Dialogen  sind  einige  DiBsertationen  beigefügt,  die  mehr  Wider- 
spruch fanden  als  jene.  1771  veröffentlichte  Nann.  Apologia  del 
catechismo  Bulla  comunione  del  sacrifizio  della  messa,  87  S.  12., 
zur  Yertheidigung  von  30  Sätzen  aus  seinem  Buche,  die  man  in 
Bom  denunoirt  hatte ,  —  Opusculo  teologico.  La  comunione 
del  sacrifizio  rispetto  al  popolo  ^  una  delle  veritä  rivelate  propo- 
staci  dalla  chiesa,  112  S.  12.,  —  und  I  sentimenti  del  Concilio  di 
Trento  suUa  parte  che  ha  il  popolo  ai  divin  nostro  sacrifizio.  Das 
Manuscript  eines  grossem  Werkes  schickte  Nann.  an  Guerreri  und 
dieser  veröffentlichte  es  umgearbeitet  unter  dem  Titel :  Del  pubblico 
divin  diritto  alla  comunione  eucaristica  nel  sacrif.  della  messa. 
Trattato  dogmatico,  diviso  in  due  tomi,  di  Anastasio  Leofilo,  Lu- 
gano 1774,  4.  Gegen  eine  Dissertazione  teologico- critica  del  P.  Gius. 
Maria  Elefante  0.  F.  in  risposta  all'  anonimo  italiano  autore  del 
Catechismo  .  .  . ,  Neapel  1774,  schrieb  Nann.  noch  £stratto  di  al- 
cune  delle  trenta  proposizioni  erronee  .  .  .  e  rispettivamente  ereti- 
cali  di  un  libro  intitolato:  Dissert. . .  ,  18  S.  4.,  und  Ristretto  della  dot- 
trina  della  Chiesa  circa  l'uso  della  s.  eucaristia  nella  com.  de'  fedeli, 
Lugano  1775,  30  S.  4.  —  Am  18.  Aug.  1775  wurden  die  ersten, 
22.  April  1776  die  beiden  letzten  Schriften  von  Nann.  verb.  (sie 
stehen  im  Index  mit  Ausnahme  der  Apologia  alle  unter  Comuni- 
one), und  1777  erschien  dann  in  Eöm  Trattato  della  miglior  ma- 
niera  di  ascoltare  la  messa.  Nann.  erklärte  1779  seine  Unter- 
werfung. 

Die  Controverse  wurde  noch  einmal  wieder  aufgenommen  in 
Fr.  Caroli  Mariae  Traversari  Ord.  Server.  B.  M.  V.,  S.  Th.  Doc- 
toris  et  Regii  Yastallae  Frofessoris,  De  incruenti  novae  legis  sacri- 
ficii  communione  theologioo-polemioa  dissertatio,  Fatavii  1779,*  XXXI 
und  203  S.  4.,  worin  nach  einer  guten  Uebersicht  über  die  Ge- 
sohichte  der  Controverse^)  die  Sätze  begründet  werden:  Novae  legis 


capellen  ohne  specielle  Erlaubniss  dieCommunion  gespendet  werden  dürfe 
(Harter  2,  1476).  J.  B.  Gattico  (1704—54),  der  zu  dieser  Controverse 
Anlass  gegeben,  veröffentlichte  1753  zu  Rom  in  Folio :  Acta  selecta  caere- 
monialia  S.  Rom.  Ecclesiae  ex  variis  mss.  codd.  et  diariis  saec.  XY.,  XYL, 
XYII.  Es  erschien  aber  nur  ein  Band  (über  die  Ceremonien  bei  der  Papst- 
wahl u.  8.  w.);  Benedict  XI Y.  soll  den  Druck  der  Fortsetzung  verboten 
haben  (vgl.  I  S.  64). 

1)  Ausführlicher  wird  die  Controverse  behandelt  von  Ben.  Volpi, 
Storia  della  celebre  oontroversia  di  Crema  sopra  il  pubblico  divin  dintto 
alla  comunione  eucaristica  nella  messa,  Yen.  1790.  303  S.  8.  G.  eccl. 
Suppl.  1790,  245.  —  Interessant  ist  die  Bemerkung  von  Traversari  p.  173: 
Conc.  Trid.  S.  13,  cap.  6  stehe  in  der  ersten  ofGciellen  Ausgabe  und  in 
14  anderen  Ausgaben,  die  er  namhaft  macht:  es  sei  ein  alter,  heilsamer 
und  nothwendiger  Gebrauch,  deferri  s.  eucbaristiam  ad  infirmos  et  in  himc 
usnm,    —    also,    wie  er  meint,    lediglich  zum  Zwecke    der  Krankencom- 


C.  H.  TraverMri.  981 

oerdotia  et  cbristiani  populi  communia;  aacra- 
BS&e  fjdelium  coitimnnio  ex  particalia  in  eadem 
Vera    et  proprU  sacrificii  participatio;  eucha- 

perceptio  sacramenti  tantum  perceptio  eat, 
aacrificii  participatio ;  eucharistiae  perceptio 
ejne  perceptioni  per  med  um  aacramenti 
x>  praecellit;  eacerdos  luiaBam  celebrana  teDe- 
eeiaatico  portionem  victimae  a  se  oblatae  fide- 
erentibuB  et  cominiiDicare  volenti bue  diatri- 
iB  invecta  distribnendj  fideliboB  euobarietiam 
riati  inatitutione  aliena  eat,  .  .  antiquissimae 
eTBatur,  catholicam  de  miBeie  privalia  doctri- 
librio  esponit  ...  et  abolenda  est.  —  Im 
b  Trav.  nocb  latnizione  intorno  al  e.  eacri- 
rizzata  a  Teofila,    Favia  1780.     1781  worden 

Am  Schlnaae  der  lateiniBohen  hatte  er  er- 
alleR    dem    Urtbeile    und    der    Cenenr   dea  h. 

aufgefordert  wurde,  sein  Buch  zu  retractiren, 

die  yerwerflicben  Satze  hezeicbnen.  Kr  er- 
habe  daa  ganze  Buch  zurückzunehmen,  da  es 

schon  früher  verdammten  Änaicht  Naunaroui'a 
ittwe  von  Gnaatalla,    deren  Beichtvater  Trav. 

för  ihn  bei  dem  Card.  Eezzonico  und  über- 
■ief  von  Trav,,  worin  er  aich  darüber  beklagt, 
ch  mit  der  Verordnung  Benedicts  XIV.  (S.  3, 
ie    nicht   gehört    worden    sei.     Sie    wurde    in 

JUai  17b3  darüber  belehrt,  dasii  sich  diese 
üoher  beziehe,  die  mit  d.  c.  verboten  werden 

nochmals  an  den  Papst,  die  Herzogin  an  den 
r  die  Herzogin  starb  bald  darauf  und  Trav. 
~  Er  scheint  sich  nicht  unterworfen  zu 
<H;  1T88,  29).  Im  12.  Bande  der  UaocoIU 
g  seiner  Ansicht,  und  die  Istrozione  erschien 
;ten  Esercizi  di  pietä  per  la  confessione  e 
nem  Discorso  preliminare  dell'  editore  a'  cri- 
798,  verb.  1819. 
itica  disciplina    della  liturgia    o  sia  messa 


ecclesiis  coDBorvarii  während  in  den  meisten  Aub- 
Bei  (in  der  Ausgabe  R^enib,   1BG6  iteht  in  hunc 

i^ienenen  Trattato  lobt  und  excerpirt  Traveraari 
ler  geschrieben:  Ennodii  Favenliui  de  Kom.  Fon- 
ibronium  tbeul.-hist.-crit.  dissert,  Faventiae  1771, 
t  eine  vom  3.  Januar  1789  datirte,  im  G.  eccl,  4, 
rung  von  Gio.  Cazzola,  TrevoBto  von  Appiano  bei 
T  vor  zwei  Jahren  herausg^ebenen  Schrift :  Co- 
s  ferie  seste  di  quareeima  nelle  chies«  del  rito 
von  Leo&lo  und  Traversari  gelobt,  weil  er  {IKI) 
lie  (1776  bezw.  1781)  verboten  gewesen. 


982  Italienische  theologische  Schriften. 

celebrata  colle  Bole  (im  Index  falsch:  eolite)  Offerte  per  li  tIvI  e 
per  li  morti,  Ven.  1768,*  96  S.  4.,  verb.  1774,  weist  nach,  dass 
die  alte  Kirche,  deren  Praxis  die  griechische  festgehalten,  die  zahl- 
reichen Celebrationen  und  die  Privatmessen  (ohne  Gemeinde),  mehrere 
Altäre  in  derselben  Kirche,  besondere  Formulare  für  Messen  f&: 
Verstorbene  u.  s.  w.  nicht  gekannt  (das  Gebet  für  die  Verstorbenen, 
auch  bei  der  Messe,  wird  nicht  getadelt),  und  spricht  dann  scharf, 
—  und  das  ist  die  eigentliche  Pointe,  —  gegen  Messstipendien,  — 
diesen  werden  die  Offerte,  das  Darbringen  von  Brod  und  Wein  durch 
die  Gläubigen,  gegenübergestellt,  —  Messstiflungen,  privilegirte 
Altäre  (im  Anschluss  an  J.  B.  Thiers)  u.  dgl.^).  —  Della  pro- 
nunzia  del  canone  della  messa,  Firenze  1787,  verb.  1788,  ist  eine 
Vertheidigung  der  bei  den  „Jansenisten**  herrschenden  Praxis,  die 
in  dem  Direotorium  der  Diöcese  Chiusi  für  1789  so  vorgeschrieben 
wird:  Canon  missae  ita  proferatur,  ut  a  proximioribus  ad  altare 
audiatur;  sie  aocipienda  sunt  verba  „submissa  voce''  Conc.  Trid. 
8.  22,  can.  9  de  missa.  Es  ist  auffallend,  dass  nur  diese  Schrift 
über  diesen  Gegenstand,  der  im  18.  Jahrh.  viel  erörtert  wurde,  im 
Index  steht 2).  In  Spanien  wurde  1806  verb.  Discurso  liturgico- 
teol.-hist.  en  que  se  demuestra  ser  una  atrevida  y  escandalosa  nove- 
dad  la  inobservancia  de  la  rubrica  del  misal,  que  manda  se  digan 
en  seoreto  las  oraciones  secretas  y  el  canon  de  la  misa,  von  dem 
Oratorianer  J.  P.  de  Sola  de  Sala  y  Molina,  119  S.  4.,  als  unter 
die  Bestimmung  der  Regel  16  fallend,  welche  Neuerungen  im  Ritus 
verbietet. 

3.  Ausserdem  stehen  noch  im  Index:  Pietro  Paganetti, 
Della  istoria  ecolesiastioa  della  Liguria  descritta  e  con  dissertazioni 
illustrata,  verb.  1774,  nach  Fleur.  86,  215,  weil  der  Verfasser, 
nachdem  er  die  Approbation  des  Mag.  S.  Pal.  erhalten,  Stellen  bei- 
gefügt hatte,  die  Anstoss  erregten,  u.  a.  die  Bemerkung,  die  Bischöfe 
seien  früher  von  dem  Volke,  dann  von  der  Geistlichkeit  gewählt 
worden,  bis  Johannes  XXII.  einen  andern  Wahlmodus  vorgeschrieben. 


1)  Zaccaria,  Biblioth.  rit.  2,  103.  Esamina  dell'  opusculo  intit. 
L'antica  .  .  .  di  1).  M.,  Trient  1769,  von  dem  Franciscaner  Piermarino  da 
Padova,  in  saeculo  Decio  Mussita. 

2)  Benedict  XIV.,  De  missa  2,  23,  19  erwähnt  eine  Ausgabp  des 
Missale  von  Meaux  von  1710,  in  der  das  submissa  voce  durch  sine  oantn 
erklärt  und  einzelnen  Gebeten  des  Canons  ein  Amen  beigefügt  war,  — 
sie  wurde  von  dem  Card,  de  Bissy  desavouirt  (Card.  Quirinii  Comment^ 
1,  185),  —  und  ein  Missale  von  Troyes,  in  das  neben  vielen  anderen 
Neuerungen  auch  diese  Eingang  gefunden,  und  einen  Hirtenbrief  des  Erzb. 
Languet  von  Sens  von  1737  gegen  letzteres  Missale.  Languet  hatte  schon 
1715  das  Leise-Beten  des  Canons  gegen  den  Benedictiner  Claude  de  Yert 
vertheidigt.  Für  de  Vert's  Ansicht  sprach  sich  auch  Nie,  Baudouin  aus, 
(Haureau,  Bist.  lit.  du  Maine  4,  125).  Gegen  die  oben  erwähnte  Schrift 
erschien:  Della  legittima  disciplina  da  osservarsi  nella  pronunzia  del  can. 
della  messa  Dissert.  tratta  dal  Mandamento  del  1787  di  Mgr.  Languet . . 
e  corredata  di  note  da  Fr.  A.  Mondelli,  Rom  1787.  G.  eocl.  8,  33.  119; 
13,  55.  Suppl.  1,  219. 


ndacht  zum  Herxen  JeBa.  988 

zu  verhüten,  „als  ob  diese  nJclit  auf  andere 
werden  können  und  aaf  diese  Weise  verhütet 
T.  Martini,  II  rontadino  guidato  per  la  via 
ielo,  verb,  1758.    —  Lottere  scritte  dal  8\g. 

Barzi  ad  nn  ano  amico  di  Roveredo  in  pro- 
7on  der  Inq.  verb.  20.  März  1766,  steht  in 
[ndex  von  1770  mit  der  Bemerkung:  qnae 
ire  8o]emniter  retmetattie  fnemnt  15.  Apr.  — 
ettera  di  N.  N.  .  .  nella  quäle  si  esamina, 
;gior  utile  o  svantaggio  alla  aooieti,  s.  1,  et 
li  QU  frate  Dotninioano  scritta  da  lui  mede* 
Dg,  auf  der  letzten  Seite  stehe  die  Snhscriptio 
Minerva  .  .  .  1786;  Progetto  di  riforma 
10,  in  qnanto  rignarda  la  qnaliU  e  la  qaan- 
B  indirizxato  a  8.  8.  il  S.  Pontifice  regnante. 
ne  me  Über  ibis  in  Urbem.  ()vidio.  Londra 
ptet,  das  Fastengebot  verpflichte  nicht  mehr. 

Advocat  Franc,  ^averio  Catani  zu  Florenz; 
I  Papa,  o  siano  ricercfae  snl  primato  di  queito 

17C3,  verb.  17P5.  Er  widerrief  vor  seinem 
5,  37;  6,  35).  —  De'  parrochi  libri  fi,  von 
rescia  1771,  Bteht-nicht  im  Index;  der  Ver- 
ich  1772  retractirt  (Schulte  3,   I,  545). 


Aadaeiit  zua  Herzen  Jean. 

lg  eineB  besondcrD  Officium  SacratJBsimi 
697  nod  1729  von  der  Congregation  der 
Ober  diese  Andacht  handelodes  Bach  des 
ein  ähnlichea  italienisches  Bach  1745  ver- 
18  XIII.  vrurde  der  frtlber  abgelehnte  An- 
and  durch  Pias  IX.  ist  die  Feier  des  Festes 
gemein  vorgesehrieben  worden.  Von  den 
welche  noch  nach  dem  Jahre  1765  gegen 
chienen,  ist  nur  eine  Lettcra  1780  in  den 
a  die  neae  Andacht  hauptsächlich  von  den 
rde,  wurden  ihre  Gegner  ?on  diesen  natür- 
ezeichnet;  aber  nicht  nur  der  Bischof  Ricci 
nissbilligten  die  Andacht;  einige  der  be- 
legen dieselbe  erschiencQ  unter  Clemens  XIV. 


.,   De  rationibtu  festorum  S.  Cordia  Jetn  et  . 


9B4  Andacht  zum  Herzen  Jesu. 

1.  Die  Andacht  zum  Herzen  Jesu  ist  hauptsächlich  durch  die 
Salesianerin  Maria  Margaretha  Alacoque,  f  1690,  aufgebracht  worden, 
welche  eine  Offenbarung  erhalten  haben  wollte,   worin  der  Heiland 
die  Einführung   eines  eigenen  Festes  seines  Herzens  am  Freitag  nach 
der  Frohnleichnamsoctave  verlangte^).   1697  baten  die  Salesianerinnen 
die  Congregation  der  Riten  um  die  Erlaubniss,  ein  solches  Fest  mit 
einer  eigenen  Messe  zu  feiern.     Der  Antrag  wurde   abgelehnt,    den 
Nonnen  aber  anheim  gegeben,  an  dem  Tage,    den    sie    dem  Herzen 
Jesu  weihen  wollten,  die  Messe  von  den  fünf  Wunden  Christi  lesen 
zu  lassen.     1704  verbot  die  Inq.  La  d^votion  au  sacr^    coenr  de 
N.  S.  Jisus-Christ,  par  un  Pere  de    la  Compagnie    de  Jesus,  Lyon 
1694,  das  Buch    des  Jesuiten  Jean    Croiset,    welches    zuerst    1689, 
dann  1691  mit    einer  Biographie    der  Alacoque,    1701  schon    in  B. 
Auflage  erschienen  war.     Backer  meint,   das  Buch  sei  wegen    eines 
in  einigen  Ausgaben  stehenden  nicht  approbirten  Officiums,  vielleicht 
auch    wegen    einiger    ungenauen    Ausdrücke   verb.    worden^).     Da 
Ben.  das  ^^Lyon  1694^  weggelassen,    so  sind  alle  (anonymen)  Aus- 
gaben als  verb.  anzusehen.    Das  Buch  erschien  von  1741  an  oft  mit 
Croisets  Namen  französisch  und  in  vielen  Uebersetzungen.  —  1727 
wurde  der  1697  abgelehnte  Antrag  erneuert  und  von  dem  Jesuiten 
Gallifet,    der    die  Sache  in  Eom  betrieb,    nun  auch  auf    die  Vision 
der  Alacoque,  von  der  1697    nicht    die  Rede  gewesen,    Bezug  ge- 
nommen.    Card.  Lambertini   (später  Benedict  XIY.)    bekämpfte   als 
Promotor  fidei  den  Antrag,  und  er  wurde  1729  nochmals  abgelehnt. 
In   demselben  Jahre    erschien    eine  Biographie    der  Alac.  von  J.-J. 
Languet,  damals  Bischof  von  Soissons,    später  Erzbischof  von  Sens, 
welche  in  Frankreich  viel  Spöttereien  hervorrief*).     Verboten  wurde 
1745  La   divozione    all'    amabilissimo    e    divino  cuore    del  N.  S. 
Cresü  Cristo,  cavata  dair  opere  di  Giov.  Lanspergio  Certosino,  Ven. 
1742,  von  Carlo  Franc.  Badia. 

Unter  Clemens  XIII.  gestattete  die  Riten-Congr.  1765  den 
polnischen  Bischöfen  und  dem  Orden  der  Salesianerinnen  ein  Officium 
mit  einer  eigenen  Messe,  erklärte  aber  dabei,  sie  gestatte  nicht  eine 
Andacht  zu  dem  materiellen  Hei'zen  Jesu,  sondern  nur  zu  dem 
Herzen  Jesu  als  einem  Symbol  seiner  Güte  und  Liebe.     Unter  Cle- 


Mariae,  Ed.  3.,  1873.  Th.  LitBl.  1869,  821.  A.  J,  P.  9,  148.  Gregoire, 
Bist,  des  sectes  2,  244.  Das  Verzeichniss  der  Literatur  füllt  bei  Nilles 
S.  793-856. 

1)  Man  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  in  den  1658  erschienenen 
Opuscula  des  anglicanischen  Theologen  Thomas  Godwin  eine  Abhandlung: 
Cor  Christi  in  coelis  erga  peccatores  in.terris,  steht,  und  vermnthei,  der 
Jesuit  La  ColombiÄre,  der  Beichtvater  der  Alac,  habe  die  Andacht  in 
England  kennen  ftelernt.  Gregoire  2,  250. 

2)  Nilles  p.  358  weiss  nichts  über  den  Grund  dos  Verbotes,  fuhrt 
aber  eine  Weissagung  der  Alacoque  an:  durch  das  Buch  von  Croiset  werde 
die  Andacht  überall  verbreitet  werden. 

8)  Rocquain  p.  80.  1768  erschien  in  Rom  eine  italienische  Ueber- 
setzung;  nach  Gregoire  p.  252  wäre  sie  auf  Befehl  Clemens'  XIV.  unter- 
drückt worden. 


Andacht  zam  Herzen  Jesn. 


986 


mens  XIY.  erschien  1771  zu  Rom  eine  direct  nur  gegen  die  erstere 
Anffassnng  der  Andacht  gerichtete  Schrift  des  Canonicus  Camillo 
Blasi,  De  festo  Jesu  dissertatio  coromonitoria  cum  notis  et  monu- 
mentis  selectis,  300  S.  4.  (N.  Bibl.  Friburg.  1,  361).  Sie  wurde 
von  Faare,  Zaccaria,  Ben.  Tetamo  und  anderen  Jesuiten  heftig  an- 
gegriffen, von  dem  Augustiner  Aug.  Ant.  Giorgi  unter  dem  Namen 
Christotimus  Amerista  (Antirrheticus  etc.,  Rom  1772,  380  S.  4.,  dem 
Card.  Marefoschi  gewidmet)  vertheidigt.  Die  Indei-Congr.  ignorirt« 
den  Streit  (A.  J.  P.  9,  154  wird  das  Buch  von  Blasi  als  livre. 
impie  bezeichnet).  1780  wurde  eine  Lettera  del  nobile  Sig.  .  .  , 
dl  Bergamo  sopra  la  divozione  del  Cuore  di  Gesii,  .  .  .  Ven.  1780 
verb.,  aber  sonst  keine  der  zahlreichen  Schriften,  welche  in  den 
letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrh.  gegen  die  Andacht  oder  die 
Beförderer  derselben,  die  Cordicolae  oder  Alacoquisten  genannt  wurden, 
erschienen.  —  Unter  Pius  VI.  wurde  ein  eigenes  neues  Officium 
S.  Cordis  Jesu  approbirt.  Als  Ricci  1781  einen  Hirtenbrief  gegen 
die  neue  Andacht  erliess,  wurde  er  in  einem  Breve  vom  29.  Juni 
1781  darüber  zurechtgewiesen,  dabei  aber  wieder  hervorgehoben, 
die  Andacht  bezwecke  nur,  ut  in  symbolica  cordis  imagine  Caritas 
Salvatoris  recolatur.  1794  wurde  in  der  Bulle  Auctorem  Fidei  n. 
62  die  Lehre  der  Synode  von  Pistoja,  „welche  die  Andacht  zum 
Herzen  Jesu  als  neu,  irrig  oder,^wenigstenß  bedenklich  tadelt,  falls 
damit  diese  Andacht  gemeint  ist,  wie  sie  von  dem  apost.  Stuhle 
gebilligt  ist,"  als  falsch,  temerär  .  .  .,  für  den  apost.  Stuhl  belei- 
digendverdammt. —  Merkwürdiger  Weise  hat  Pius  VI.  1779  gegen 
eine  Imitation  der  Alacoque  im  Morgenlande  einschreiten  müssen, 
gegen  eine  Nonne  Anna  Maria  Agemi  (Endia)  im  Libanon:  die 
von  ihr  gegründeten  Klöster  und  Bruderschaften  vom  h.  Herzen 
wurden  aufgehoben,  ihre  Offenbarungen  verworfen  (sie  hatte  u.  a. 
auch  die  baldige  Wiederherstellung  des  Jesuitenordens  und  Ver- 
nichtung des  Jansenismus  ge weissagt)  u.  s.  w.  Der  Patriarch  der 
Maroniten,  Joseph  de  Stephanis,  der  sich  für  sie  erkläi*t  hatte, 
wurde  suspendirt  und  nach  Rom  citirt  und  erst  1789,  nachdem  er 
widerrufen,  wieder  eingesetzt^). 

Im  span.  Index  von  1790  stehen  als  1779  verb.  ein  zu  Zara- 
goza gedrucktes  Gompendio  de  la  verdadera  devocion  al  S.  Corazon 
.  .  .  und  eine  Novena  y  Corona  del  Cor.  de  Jesus,  nebst  den  in  diesen 
Büchern  stehenden  Bildern,  in  der  Appendix  von  1805  als  1797 
verb.  JjQ,  devocion  del  S.  Cor.  .  .  -explicada  y  defensa  und  noch 
eine  Schrift  von  Ag.  Ant.  Farfan,  die  bei  Nilles  nicht  erwähnt 
werden. 

Am  15.  März  1841  musste  der  Bischof  Peter  A.  Baines,  apost. 
Vicar  in  England,  in  Folge  einer  von  Gregor  XVI.  bestätigten  Ver- 
fügung der  Propaganda  folgende  Erklärung  unterschreiben:  er  habe 
in  seinem  Hirtenbriefe   vom  24.  Febr.  1840    nicht   auf   die  Decrete 


1)  Gregoire  2,  275.     Die  Actenstücke  bei  Brancadoro,  Pii  VI.  AUo- 
cutiones  p.  81. 


986  Andacht  zum  Herzen  Jesu. 

der  Congregation  vom  29.  Sept.  1838  anspielen  wollen;  er  wolle 
bei  der  ersten  passenden  Gelegenheit  öffentlich  erklären,  dass  er 
alles  billigei  was  der  h.  Stuhl  bezüglich  der  Verehrung  des  Herzens 
Jesu  und  der  unbefleckten  Empfängniss  Maria  billige,  dass  er  in 
seinem  Hirtenbriefe  nur  einige  ungenaue  Ausdrücke  bezüglich  des 
ersten  Punktes  und  bezüglich  des  zweiten  nur  die  vor  einigen  Büchern 
stehenden  Widmungen  an  die  unbefleckt  empfangene  h.  Maria  und 
diese  nicht  wegen  ihres  Inhalts,  sondern  lediglich  darum  habe  miss- 
billigen wollen,  weil  dieselben  in  englischen  Büchern,  die  auch  in 
die  Hände  von  Protestanten  kämen,  „weniger  klug^^  seien;  er  wolle 
auch  alle  vom  apost.  Stuhle  approbirten  Bruderschaften  und  frommen 
Uebungen    öffentlich    gutbeissen    (Berliner  Allg.  K.-Z.    1841,    666). 

Die  Recitation  des  unter  Pius  VI.  approbirten  Officiums  wurde 
unter  den  folgenden  Päpsten  immer  mehr  Diöcesen  gestattet.  Unter 
Pius  IX.  wurde  nicht  nur  1856  das  Fest  vom  Herzen  Jesu  zu  einem 
allgemeinen  gemacht,  sondern  auch  1864  die  Alacoque  selig  ge- 
sprochen, nachdem  vorher  ihre  Schriften  untersucht  und  erklärt 
worden:  nihil  obstare.  Auf  den  Antrag,  er  möge  die  ganze  Welt 
dem  Herzen  Jesu  weihen,  ist  Pius  IX.  nicht  eingegangen:  er  hat 
nur  1875  eine  Weihe-Formel  approbirt  und  denjenigen,  welche  die- 
selbe am  16.  Juni,  dem  200.  Jahrestage  der  der  sei.  Alacoque  zu 
Theil  gewordenen  Offenbarung,  gebrauchen  würden,  einen  Ablass 
verliehen  (Acta  S.  S.  8,  402).  In  demselben  Jahre  hat  die  Inqui- 
sition in  einem  Schreiben  an  den  Bischof  von  Przemisl  vom  28. 
Febr.  (A.  J.  P.  14,  501)  erklärt,  die  Bezeichnung  Notre  Dame  du 
Sacre  Coeur  solle  nicht  mit  „Mutter  oder  Königin  des  h.  Herzens^ 
vertauscht  werden,  da  die  Vorstellung,  dass  Maria,  die  unsere  Domina 
sei,  imperium  super  fllium  exerceat,  unrichtig  sei  (darum  solle  sie 
auch  nur  als  das  Kind  Jesus  auf  den  Armen  tragend,  nicht  es  vor 
den  Knieen  habend  dargestellt  werden).  —  In  dem  Officium  S. 
Cordis  Jesu  heisst  es:  das  Fest  sei  eingesetzt,  caritatem  Christi  .  .  . 
ut  fideles  sub  s.  cordis  symbolo  devotius  .  .  recolant.  Aber  auch 
in  neuester  Zeit  ist  wieder,  u.  a.  von  dem  Bischof  Martin  von  Pader- 
born, die  Ansicht  vertheidigt  wurden:  der  wahre  Gregenstand  der 
Andacht  sei  das  wirkliche,  körperliche  Herz  des  Erlösers,  nicht 
etwa  nur  die  durch  dieses  Herz  versinnbildete  Liebe,  wie  denn  ja 
auch  jenes  durch  die  übliche  Abbildung  als  G-egenstand  der  Ver- 
ehrung vor  Augen  gestellt  werde  (Reusch,  Die  deutschen  Bischöfe 
S.  83). 

2.  Die  Andacht  zum  Herzen  iMariae  wurde  hauptsächlich  durch 
den  französischen  Priester  Jean  Budes  (1601—1680)  aufgebracht 
Der  Antrag  auf  Approbation  eines  besondem  Officiums  wurde  1669 
und  1729  abgelehnt.  Von  Pius  VI.  (1799)  und  den  folgenden 
Päpsten  aber  wurde  die  Feier  eines  Festes  purissimi  cordis  B.  M. 
V-  indulgirt.  Vorgeschrieben  ist  sie  bis  jetzt  noch  nicht.  —  Auf 
eine  Anfrage  aus  Nantes,  ob  die  Formel  Cor  S.  Joseph  purissimum, 
ora  pro  nobis,  zulässig  sei,  hat  die  Riten -Congr.  1873  geantwortet: 
der  Cultus  des  Herzens  des  h.  Joseph  sei  vom  apost.  Stuhle  nicht 
approbirt  (A.  J.  P.  19,  887). 


Moderne  Chiliasten.  987 


95.     Moderne  Ghiliasten. 

In  einer  Reihe  von  Schriften  französischer  Appellanten, 
die  seit  1724  erschienen,  wird  im  Anschluss  an  die  Klagen  ttber 
die  kirchliche  Verwirrung  der  Gegenwart  die  Erwartung  einer 
grossen  Umgestaltung  in  einer  Weise  entwickelt,  welche  an  die 
cbiliastischen  Phantasieen  erinnert.  Von  diesen  Schriften  ist 
nur  eine  der  letzten,  von  dem  Dominicaner  B.  Lambert,  die 
schon  1806  erschienen  war,  1825  in  den  Index  gekommen,  schon 
1783  and  84  zwei  der  zahlreichen  ähnlichen  Schriften,  die  in 
den  letzten  Decennien  des  18.  Jahrhunderts  in  Italien  erschienen. 
1824  wurde  eine  ähnliche  Schrift  des  spanischen  Ex-Jesuiten 
Lacunza  verboten.  Der  Index  ist  noch  bis  zum  J.  1876  mit 
einigen  solcher  Schriften  bereichert  worden. 

Bei  J.  J.  Dugnet  (f  1733)  treten  die  cbiliastischen  Phanta- 
sieen noch  verhältnissmässig  massvoll  auf  (S.-Beuve  6,  54).  Weiter 
entwickelt  wurden  sie  von  J.  B.  d'Etemare,  J.  V.  d'Asfeld,  Fr. 
Jonbert,  L.  Debonnaire,  L.  E.  Kondet,  Fr.  Malet  n.  a.  Eine  gute 
Uehersicht  dieser  Literatur  gehen  Ami  de  la  rel.  25,  145  (Migne 
2,455);  38,  401;  43,  241;  Esame  della  opinione  da'  moderni 
millenari  cattolici  riprodotta  e  difesa  del  regno  visibile  in  terra  di 
Gesü  Cristo,  di  Gius.  M.  Pujati,  ßened.  Cassin.,  Prof.  emerito  di 
Padova,  Ven.  1814*;  Gregoire,  Hist.  des  sectes  2,  333.  —  Das 
Bach  von  Bernard  Lambert  heisst:  Exposition  des  prddictions  et 
des  promesses  faites  ä  Peglise  pour  les  derniers  temps  de  la  gen- 
tilit^,  1806,  2  vol.  12.,  Nouv.  ^d.  Paris  1809*.  Er  meint,  die 
Jaden  würden  sich  demnächst  en  masse  bekehren  und  nach  Palä- 
stina zurückkehren  und  darauf  Jerusalem  für  die  Dauer  des  tausend- 
jährigen Reiches  der  Mittelpunkt  der  christlichen  Religion  werden^). 
Auffallender  Weise  ist ,  abgesehen  von  den  S.  939  erwähn- 
ten Theses,  keine  andere  der  zahlreichen  anderen  Schriften  von 
Lambert  (1738 — 1813)  verb.,  nicht  einmal  La  verite  et  Tinnocence 
vengees  contre  les  erreurs  et  les  calomnies  d'un  livre  anonyme  in- 


1)  Picot  1,  Pref.  p.  XXXV;  4,  669.  P.  Lambert,  Die  Weissagungen 
nnd  Yerheissangen  der  Kirche  Jesu  auf  die  letzten  Zeiten  der  Heiden  ge- 
geben, auszugsweise  für  Christen  aller  Confessionen  bearbeitet  und  mit 
Zusätzen  .  .  .  begleitet  von  Jaschem,  hrsg.  von  J.  A.  Kanne,  1618.  — 
Lambert  bezeichnet  in  einem  Briefe  (bei  Charma,  Le  P.  Andre  2,  284) 
die  Bulle  Unigenitus  als  decret  monstraeux,  antichretien,  qui  met  sous 
l'anatheme  ce  qu'il  y  a  de  plus  sacre  dans  la  doctrine  de  J.  C,  und  fügt 
bei:  C'est  faire  k  son  eglise  im  outrage  signal^  que  de  croire  qu'elle  ait 
&ccepte  cette  fatale  bulle  qui  ne  merite  que  ses  anathemes. 


i 


988  Moderne  Ghiliasten. 

tituU :  Memoires  ponr  servir  k  l'hist.  eccl.  pendant  le  18.  si^cle 
[S.  590],  1811,  gegen  welche  eich  Picot  in  der  Vorrede  der  2.  Auf- 
lage der  M^moires  vertheidigt.  , 

1783  wurden  verb.  Uapocalisse  di  S.  Giovanni  apostolo  in 
volgare  lingua  tradotta  e  con  nuovo  metodo  esplicata  da  Ennodio 
Papia  .  .  .  Lugano  1781,  und  1784:  L'epoca  seconda  della  cbiesa 
col  ricbiamo  de'  Giudei  e  gli  avvenimenti  singolari  .  .  .  Disserta- 
zione  critica  di  Ennodio  Papia,  divisain  due  tomi,  Lugano  1781.83.* 
Hinter  dem  Namen  Ennodio  Papia  ist  ementitom  nomen  beigefügt 
Der  Verf.  hiess  Giuseppe  Zoppi.  Er  liest  aus  der  Apokalypse 
u.  a.  heraus:  der  Papst  werde  von  Rom  fliehen  müssen  und  dieses 
wieder  heidnisch  und  ein  Sitz  der  Christenverfolger  werden;  dann 
werde  der  Antichrist  kommen,  mit  Hülfe  der  Türken  sich  alle 
Reiche  unterwerfen  und  in  Jerusalem  seinen  Sitz  aufschlagen,  dann 
aber  von  Christus  überwunden  werden;  die  Juden  würden  sich  be- 
kehren und  die  Kirche  erneuern  und  Jerusalem  die  Hauptstadt  des 
Reiches  Christi  werden^).  —  Mit  solchen  chiliastischen  Phantasieen 
beschäftigte  sich  namentlich  Emanuel  Lacunza,  welcher,  geb.  1731 
zu  Sant  lago  in  Chili,  seit  1747  Jesuit,  1767  von  dort  vertrieben, 
bis  1801  ganz  zurückgezogen  in  Imola  lebte.  Sein  spanisch  ge- 
schriebenes Werk  und  eine  von  einem  Freunde  angefertigte  latei- 
nische üebersetzung  wurden  in  Abschriften  in  Italien,  Spanien  und 
Süd-America  verbreitet.  Das  spanische  Original  wurde  theil weise 
und  fehlerhaft  in  Spanien,  vollständig  und  genau  auf  Veranlassung 
des  Gesandten  von  Buenos  Ayres,  Jos^  Joaquin  de  Mora,  zu  Lon- 
don gedruckt :  La  venida  del  Mesias  en  gloria  y  magestad.  Ob- 
servaciones  de  Juan  Josaphat  Ben -Ezra  Hebreo  Cristiano  dirigidas 
a  el  Sac.  Christofilo  Atico  Romano,  Lond.  1816,  4  voL  8.  Das 
Buch  wurde  1824  verb.  mit  dem  Znsatze:  Verum  nomen  auctoris 
Emmanuel  Lacunza;  opus  posthumum;  quocunque  idiomate.  Es  ist 
nach  1824  noch  einigemale  spanisch  und  lateinisch  gedruckt  und 
1827  von  Edward  Irving  ins  Englische  übersetzt  worden*).  Einen 
guten  Auszug  (und  biographische  Notizen  über  Lacunza)  gibt  der 
Jurist  P.-J.  Agier,  f  1823,  in  der  anonymen  Schrift:  Vues  sur  le 
second  avenement  de  J.-C.  ou  analyse  de  l'ouvrage  de  Lacunza  sur 
cette  importante  matifere,  Paris  1818,*  120  S.  8.  Dass  diese  Schrift 
nicht  auch  ausdrücklich  verboten  ist,  ist  weniger  auffallend,  als  dass 


1)  Rel- Journal  1783,  384.  —  Ein  unter  dem  Namen  Pastorini  er- 
schienenes, übrigens  nicht  chiliastisches  Buch  ist  nicht  von  einem  Italiener, 
sondern  von  Charles  Walraesley,  apost.  Vicar  in  England,  t  1"97,  aber 
ins  Französische,  Deutsche  und  Italienische  übersetzt;  Storia  generale  della 
Chiesa  Christ.  .  .  .  tratta  principalmente  dalP  Apocalisse,  Gesena  1794 
(2.  Ed.  1798.  G.  eccl.  10,  202.  Gregoire  2,  886).  Picot  4,  670. 

2)  The  Coming  of  Messiah  in  glory  and  majesty,  by  J.  J.  Ben-Ewt, 
transl.  from  the  spanish  by  Edw.  Irving,  London  1827,  2  vol.  8.  R-E.  7, 
158.  Ein  engl.  Auszug  ist  zu  Dublin  1833  erschienen.  Backer  s.  v.  Lacunsa. 
Der  Span.  Franciscaner  J.  B.  Bestard  schrieb  1 824-— 25  zwei  Quartbände 
gegen  Lacunza.  Pelayo  8,  410. 


Ben-Ezra  (£.  Lacunza)  n.  a. 


089 


TOD  Agiers  zahlreichen  1808—23  erschienenen  exegetiechen  Schriften 
(15  Bände,  Migne  2,  249.  Eevue  encycl.  1823,  18,  147)  keine  im 
Index  steht.  Von  den  später  in  Spanien  erschienenen  Schriften, 
die  sich  an  Lac^nza  ansohliessen  ^),  ist  eine  in  den  Index  gekommen : 
Daniel  o  sea  la  proximidad  del  fin  del  siglo  y  principio  del  reino 
universal  de  Jesncristo  hasta  qne  es  entregado  k  sn  padre,  Madrid 
1862,  verb.  1864  (das  1000  jährige  Reich  soll  1895  beginnen). 
Anctor,  der  Erzpriester  Sanz  j  Sanz  zn  Tortosa,  landabiliter  etc. 

Aehnliche  Phantasieen  enthalten  die  Schriften  von  Joseph  de 
Felicitä  (Yercraysse  ?) :  La  r^gin^ration  du  monde.  Opnscnle  d^ 
di^  aax  dooze  tribus  d'Israel,  Courtrai  1860,*  VIII  nnd  196  S.  8., 
nnd  :  La  resorrection  dans  le  systöme  de  la  r^gen^ration  du  monde. 
OpuBcnle  .  .  . ,  Brnx.  1869,  beide  verb.  1876.  Dass  der  Verfasser 
sich  unterworfen,  wird  nicht  gesagt;  er  erklärt  aber  in  der  ersten 
Schrift,  er  unterwerfe  sie  in  voraus  rückhaltlos  der  Autorität  der 
Kirche,  und  sagt,  ein  p.  193  beigedruckter  Aufruf  zu  Gebeten  für 
die  Bekehrung  der  Juden  sei  von  mehreren  belgischen  Bischöfen 
approbirt  *). 

1850  verbot  die  Inquisition  Crux  de  cruce.  II  Messia  e  la 
riedificazione  e  purgazione  della  chiesa  e  la  conversione  degli  Ebrei, 
die  von  Gius.  Provana  herausgegebenen  Phantasieen  eines,  wie  es 
scheint,  mindestens  halb  verrückten  Pfarrers  Franc.  Ant.  Grignaschi 
zu  Cimamulera  in  Yaldossola,  über  den  Cantü  3,  638  weitläufig 
berichtet.  Später  sind  noch  in  den  Index  gekommen:  Horae  apo- 
calypticae.  Le  profezie  di  Daniele  e  l'Apocalisse  di  S.  Giovanni 
Apostolo,    Tor.  1853,   verb.  1854,    und    Dell'  ultima   perseouzione 


1)  Pelayo  3,  412.  Ein  spanischer  Astronom,  Josd  Lugando  schickte 
das  Manuscript  eines  Commentars  zur  Apokalypse  nach  Rom,  und  erhielt 
eine  Belobung  seiner  Frömmigkeit  und  seines  guten  Willens,  aber  keine 
Druck-Erlaubniss. 

2)  Von  den  Ansichten  des  Verf.  mögen  erwähnt  werden :  wahrschein- 
lich ist  Maria  empfangen  worden  par  une  Operation  directe  de  la  divi- 
nite  Sans  la  paternit^  de  S.  Joachim;  die  Verdienste  Christi  genügen  für 
die  Erlösung,  aber  nicht  für  die  Regeneration  der  Welt;  zu  dieser  muss 
die  Menschheit  selbst  oder  durch  eine  sie  repräsentirende  Nation  mit- 
wirken; das  jüdische  Volk  ist  pour  ainsi  dire  le  co-mediateur  avec  le  fils 
de  Dien  pour  obtenir  la  regen^ration  universelle;  zu  La  Salette  hat  1846 
die  h.  Jungfrau  wahrscheinlich  die  Geburt  des  Antichrist  verkündigt.  Le- 
scoeur, Le  Rdgue  temporel  de  J.-Chr.  1868,  p.  356  sagt,  in  der  ersten 
Schrift  st-ehe  eine  dem  Verfasser  in  Rom  ertheilte  Ermächtigung  zur  Ver- 
öffentlichung derselben  und  ein  anerkennender  Brief  eines  der  hervor- 
ragendsten französischen  Bischöfe.  In  meinem  Exemplare  findet  sich  nichts 
der  Art ;  jene  Approbationen  werden  also  nachträglich  beseitigt  worden 
Bein.  Abbe  Moglia  hat  für  sein  Essai  sur  le  livre  de  Job  et  sur  les  pro- 
pheties  relatives  aux  derniers  temps,  1865,  2  vol.,  von  PiuslX.  ein,  allerdings 
^nz  vages  Dankschreiben  erhalten.  Ueber  diesen  und  andere  französische 
Cbiliasten  s.  Etudes  relig.  186S,  2,  552.  Von  einer  Monatschrift,  Le  Me- 
morial catholique,  heisst  es  dort,  sie  könne  als  Messager  de  la  fin  du 
monde  bezeichnet  werden.  Ueber  deutsche  Phantasieen  dieser  Art  8.  Theol. 
Lit,-Bl.  1866,  605. 

fieufloh,  Index  n.  63 


990  Nichttheologische  italienisch«  Sckriften. 

della  cbiesa  e  della  fine  del  mondo,  per  P.  B.  N.  B.  Volumi  sei,  FoBsom- 
brone  1863,  verb.  15.  Dec.  1863.  Am  15.  Mars  1864  wurde  gemeldet: 
Aactor  laud.  se  subjecit.  1875  wurde  von  demselben  verb.:  Snlla  pros- 
eima  fine  del  mondo;  ristretto  dell'  opera  delT  alt.  per«. . .  ,  per  1>od 
Bemardino  Negroni,  Sac.  reg.  (alias  P.  Barnaba,  Bologna  1874). 
Von  einer  Unterwerfang  wird  nichts  gemeldet.  Es  wird  der  Priester 
und  frühere  Osservante  riformato  sein,  von  dem  Civ.  1880,  4,  467, 
sagt,  es  ständen  mehrere  Bücher  von  ihm  im  Index  und  die  Inqui- 
sition habe  ihm  das  Schriftstellern  absolut  yerboten,  er  gebe  aber 
gleichwohl  zu  Bologna  eine  Zeitschrift  unter  dem  Titel  Tromba 
apocalittioa  heraus.  Diese  steht  nicht  im  Index,  aber  La  magia 
nel  secolo  19.  Racconti  puramente  storici  di  Don  Bern.  Negroni 
Bolognese,  Bol.  1872,  verb.  1879 1). 


96.  l^ichttheologische  italienische  Schriften,  1758—1800. 

Unter  den  bisher  uoch  nicht  erwähnten  italienischen  Schrif- 
ten, die  unter  den  drei  letzten  Päpsten  des  18.  Jahrhunderts  ver- 
boten wurden,  sind  die  bemerkenswerthesten  die  von  Beccaria 
über  die  Verbrechen  und  die  Strafen,  die  von  Gorani  (iber  den 
Despotismus  und  einige  Werke  der  Neapolitanischen  National- 
Ökonomen  Filangieri  und  Pagano;  von  Genovesi,  dem  bedeutend- 
sten unter  ihnen,  wurde  erst  1817  eins  verboten.  Dazu  kommen 
einige  unbedeutende  geschichtliche  Schri/ten  und  einige  bellet- 
tristische  bezw.  schmutzige  Sachen. 

Die  Schrift  des  Marcbese  Cesare  Beccaria  (1738 — 94),  Dei 
delitti  e  delle  pene  erschien  zuerst  s.  L  (Livorno)  1764,  und  wurde 
3.  Febr.  1766  verb,  „Ea  fehlt  in  dem  Buche  nicht  an  Stellen,  die 
eine  sehr  entschieden  antikirchliche  Stimmung  und  Tendenz  verrathen, 
obgleich  Becc.  bemüht  war,  dergleichen  eher  zu  verbergen  als 
merken  zu  lassen"  (Brosch,  Gesch.  des  K.-St.  2,  16),  Gewirkt  hat 
das  Verbot  nicht  viel:  noch  vor  1800  erschienen  15  italienische 
Ausgaben,  fast  alle  anonym  (Melzi  1,  281),  vor  und  nach  3franz5- 
sische  und  3  deutsche  Uebersetzungen,  je  eine  spanische,  hollän- 
dische, russische  und  griechische,  und  das  Buch  „hat  eine  Wirkung 
erzielt,  wie  sie  selten  literarischen  Erscheinungen  zu  Theil  wird: 
es  hat  den  Straf process  umgestaltet,  die  Aufhebung  der  Tortur  durch- 
gesetzt, der  übermässigen  Härte  des  Strafrechts  gesteuert"  (Brosch 
a.  a.  0.).     Die  Yenetianer  bezogen  das  Capitel   über   die  geheimen 


1)  1882  berichtete  die  Civ.  11,  12,  821:    der  Ex-Frate  Negroni  m 
von  dem  Erzbiachof  Paroccbi  bei  der  Inquisition  procesnrt  worden. 


C.  Beccaria.    G.  Gorani.     A.  Gcnovesi.  991 

Anklagen  auf  sieb,  nnd  verboten  das  Bncb  bei  Todesstrafe  und  be- 
auftragten Ferd.  Faocbinei,  dagegen  zu  scbreiben,  dem  Beoc.  selbst 
in  der  3.  Ausgabe  und  sein  Freund  Pietro  Verri  1765  antworteten 
(Tipaldo,  3,  416).  Im  span.  Index  steben  Tratado  de  los  delitos  y 
de  la8  penas;  trad.  por  J.  A.  de  las  Casas,  Madrid  1774,  und  Adi* 
cioues  dazu  als  1777  strenge  verb.  Im  Wiener  Index  von  1780 
wird  Beccaria's  unsterbliches  Werk  von  Verbrechen  und  Strafen 
übersetzt  mit  Anmerkungen  Hommels,  Breslau  1778,  ob  notas  ab 
Hommelio  additas  verb.  In  Rom  wurden  1768  Voltaire 's  Com- 
mentaire  sur  le  livre  des  d^lits  et  des  peinesf  1766,  und  Abhand- 
lung von  Verbrechen  und  Strafen,  eine  gekrönte  Preisschrift,  nebst 
angehängten  Lehrsätzen  aus  der  Polizey- Wissenschaft,  welche  Joseph 
£dler  von  Montag  .  .  .  vertheidigen  wird,  Prag  1767,  verb.  und 
1773  Reflexions  sur  une  lettre  de  M.  Linguet  ä  M.  le  Marquis 
de  Beccaria  1).  —  Von  Pietro  Verri  (1728—97;  Tipaldo  4,  96) 
stehen  nnr  die  Scritti  inediti,  Londra  (Lugano)  1825,  im  Index,  verb. 
1826,  nicht  Scritti  varii  di  P.  Verri,  ordinati  da  Ginlio  Carcano, 
Fir.  1864,  2  vol.,  obschon  darin  vol.  2,  App.  p.  47  „eine  Brand- 
Bchrift  wider  Rom  steht,  mit  der  er  den  Niedergang  päpstlicher 
Herrlichkeit  aus  geschichtlich  gegebenen  Praemissen  herleiten  will'^ 
(Brosch  2,  20). 

In  der  unter  dem  Vorsitze  Clemens'  XIV.  gehaltenen  Sitzung 
der  Inq.  Fer.  V.  26.  Aug.  1770  wurde  verb.  II  vero  dispotismo 
.  .  .  Miseris  succurrere  disco.  Virg.,  Londra  (Mailand)  1770,  2  vol. 
8.,  als  falsche,  verwegene,  .  .  .  blasphemische,  irrige,  ketzerische 
und  die  geoffenbarte  Religion  untergrabende  Sätze  enthaltend,  und 
mit  der  Bestimmung,  dass  die  Erlaubniss  zum  Lesen  des  Buches 
nur  vom  Papste  selbst  solle  ertheilt  werden  können.  Der  Verfasser 
war  der  Mailänder  Marchese  Gius.  Gorani  (1740—1819,  Cantü  3, 
391).  Von  dessen  anderen  politischen  Schriften  stehen  nur  die  M^- 
moires  secrets  et  critiques  des  cours  et  des  gouvernements  et  des 
moeurs  des  prinoipaux  6tats  de  Tltalie,  Paris  1793,  3  vol.,  und 
diese  erst  seit  1823  im  Index. 

Das  Haupt  der  italienischen  politischen  Oekonomisten  war 
Antonio  Genovesi,  1712—692).  Dass  erst  1817  Scbriften  von 
ihm  in  den  Index  kamen,  ist  um  so  auffallender,  als  er  schon  seit 
1743  wiederholt  denuncirt  wurde.  Kr  dooirte  zu  Neapel  zuerst 
Philosophie  nnd  Theologie  und  schloss  sich  in  der  Philosophie  an 
Locke,  in  der  Theologie  an  den  Molinismus  an.  Seine  Elementi  di 
metafisica  wurden  1743  bei  dem  Erzbischof  Spinelli  als  irreligiös 
denuncirt;    auf  dessen  Verlangen    schrieb  er   1744  eine  Appendioe 


1)  Le  opere  di  C.  Beccaria  precedute  da  un  discorso  sopra  la  vita 
e  le  opere  dell'  autore  di  Pasquale  Yillari,  Fir.  1854,  und  Beccaria  e  il 
diritto  penale.  Saggio  di  Cesare  Cantü,  Fir.  1862,  haben  zu  scharfen 
Artikeln  der  Civ.  catt.  2,  7,  395;  5,  4,  73  Anlass  gegeben,  sind  aber  nicht 
verb.  worden. 

2)  Tipaldo  1,  71.  Walch,  Neueste  Rel.-GeBch.  7,  385.  Reumont,  Gan- 
ganelli  S.  181.  Brosch,  Gesch.  des  K.-St.  2,  9. 


dftd  Niclittheolog^sche  it&lienisohe  Schriften. 

dazu.  Als  er  siob  1748  um  eine  theologisohe  Professur  bewarb, 
wurden  von  seinem  Concnrenten  Innoc.  Molinari  14  Sätze  ans  seinen 
Heften  in  Eom  dennnoirt;  auch  der  Erzbiscbof  Spinelli  beanstan* 
dete  in  seinen  Heften,  anob  nachdem  er  sie  umgearbeitet,  10  Sätze. 
Der  Cappellano  maggiore  Galiani  verwendete  sich  für  ihn,  und 
Benedict  XIY.  „schritt  auch  in  diesem  Falle,  wie  in  vielen  anderen, 
vermittelnd  und  schützend  ein^'  (ßeumont).  Der  3.  Theil  seiner 
£lementi  di  metafisica  (Natürliche  Beligion),  1751,  ist  Benedict 
XIY.  gewidmet;  1752  erschien  der  4.  (Naturrecht).  G-anganelli.  der 
spätere  Clemens  XIY.,  schreibt  ihm  1755  mit  Bücksicfat  auf  ein 
lateinisches  Werk,  welches  er  herausgeben  wollte :  „Euere  Ansichten 
heisse  ich  um  so  eher  gut,  als  Ihr  kein  Systemmacher  seid  und 
niemand  zwingt  euch  zu  folgen.  Alle  euere  Ideen  sind  mir  praois, 
euere  Frincipien  deutlich,  euere  Folgerungen  richtig  erschienen,  so 
dass  man  sagen  wird,  euer  Werk  sei  die  Frucht  eines  gesunden 
Urtbeils  und  geschickter  Entwicklung.  Stosst  ihr  nach  der  Heraus- 
gabe auf  Widersprach,  so  ist  das  ein  Beweis,  dass  ihr  die  Wider- 
redenden nicht  überzeugt  habt,  und  eine  Warnung,  ihnen  nicht  zu 
antworten."  Die  Omnigenae  theologiae  elementa  historico-oritico-dog- 
matica  wurden  von  Gen.  nicht  veröffentlicht  und  er  soll  vor  seinem 
Tode  die  Veröffentlichung  verboten  haben.  Sie  wurden  aber,  wie 
die  N.  E.  1788,  146  klagen,  zuerst  abschriftlich  verbreitet  und  zu 
Venedig  auch  gedruckt.  —  1754  erhielt  Gen.  die  von  Bart.  Intieri 
gegründete  Professur  der  Nationalökonomie.  Er  veröffentlichte  1758 
Meditazioni  filosofiche  sulla  religione  e  suUa  morale,  gab  1760  die 
Elementi  di  metafisica  in  5  Bänden  neu  heraus,  und  schrieb  1766  eine 
Logica  per  i  giovanetti,  die  1832  von  Eomagnosi  neu  herausgegeben 
wurde,  wandte  sich  aber  vorzugsweise  seinem  neuen  Fache  zu.  Von 
seinen  nationalökonomischen  Schriften  sagt  Brosch:  „Er  verwirft 
den  Cölibat,  den  Besitz  der  todten  Hand,  die  Klosterwirthschaft, 
vertheidigt  das  Becht  des  Staates,  Eirchengüter  einzuziehen;  sein 
System  der  bürgerlichen  Oekonomie  läuft  auf  eine  Kriegserklärung 
wider  die  Bömische  Kirche  hinaus,"  und  in  der  1769  erschienenen 
Schrift  Del  diritto  libero  della  Chiesa  di  acquistare  e  di  possidere 
beni  temporali  von  dem  damaligen  Mag.  S.  Pal.  Mamachi  wird  er 
als  Feind  der  Beligion  und  des  Staates  behandelt.  Nachdem  Gen. 
1769,  „von  Landsleuten  und  Fremden  geehrt,  von  seinen  Schülern 
innig  geliebt'^  (Eeumont),  gestorben  war,  erschien  Elogio  storico 
del  Sig.  Abate  Ant.  Genovesi,  Napoli  1772,  von  seinem  Schüler 
Gins.  M.  Galanti  (1743—1806,  Tipaldo  1,  256);  dieses  wurde  1773 
verb.,  von  Gen.  (ausser  der  Uebersetzung  Montesquieu's,  S.  869)  nur 
und  erst  1817  mit  d.  c:  Lezioni  di  commercio  osia  d'economia  civile. 
Edizione  novissima,  accresciuta  di  varie  aggiunte  dell'  antore  me- 
desimo,  Bassano  1796  (zuerst  1768  erschienen).  —  Von  Gaetano 
Filangieri  (1752 — 88)  wurde  1784  verb.  La  scienza  della  legis- 
lazione,  T.  1.  2.,  Nap.  1781,  —  nicht  auch  die  1783  erschienenen 
Bände  3  und  4;  der  5.-7.  erschienen  1785;  —  Picot  4,  479 
sagt,  k  cause  de  deux  propositions  contre  les  biens  et  le  pouvoir 
de  PEglise;  aber  man  hat  gewiss  mehr  als  zwei  Sätze  beanstan- 
det :     „in  seinem    System    ist   kein  Baum  für  die   Selbständigkeit, 


G.  Filangieri.  F.  M.  Pagano.   A.  Cocchi  u.  a.  993 

geschweige  denn  für  die  Selbstherrlichkeit  der  Kirche  ;  er  dringt 
auf  Verminderung  der  Eeichthümer  des  Clertis  und  beansprucht 
für  den  Staat  das  Recht,  die  Erziehung  der  Kinder,  auch  die  Heran- 
bildung der  Priester  zu  regeln*'  (Brosch  2,  11).  1826  Tnirde  eine 
der  vielen  späteren  Ausgaben  des  ganzen  Werkes  verb. :  La  scienza 
della  leg.  del  Cittadino  Oaet.  Filangieri,  und  1827  Commentario  alla 
Scienza  .  .  .  scritto  dal  Sig.  Beniamino  Constant,  womit  wohl  der 
1822 — 24  erschienene,  den  Oeuvres  de  Fil.,  nouv.  6d.,  beigefügte 
französische  Commentar  gemeint  sein  wird,  da  eine  ital.  Ueber- 
setzung  meines  Wissens  erst  1833  erschien.  —  Im  span.  Index  steht 
von  Genovesi  nichts,  von  Filangieri  als  1790  strenge  verb.  die 
Ausgabe  der  Scienza,  Ven.  1782,  7  vol.  8.,  und  die  8  zu  Neapel 
1785  gedruckten  Bände  und  die  span.  Uebersetzung  von  Jaime  Rubio, 
Madrid  1787.  —  1789  wurden  verb.  Elementi  del  diritto  naturale 
dell  Abate  Gr(egorio)  Ar(acri),  Nap.  1787,  und  Esame  critico  di 
una  lettera  di  1).  Franc.  Spadea  contro  gli  Elementi  .  .  .  dell'  Ab. 
Gregorio  Aracri,  Nap.  1787,  —  1795:  Franc.  Mario  Pagano,  Saggi 
politici  del  civil  corso  delle  nazioni,  Nap.  1783 — 85,  2  vol.  Pagano, 
geb.  1748,  war  Professor  in  Neapel,  wurde  wegen  dieses  Werkes 
abgesetzt,  spielte  in  der  Revolutionszeit  eine  grosse  Rolle  und  wurde 
1799  hingerichtet  (Tipaldo  7,  48). 

1752  erschien  in  Venedig  Lo  specchio  del  disinganno  per 
conoscere  la  deformitä  del  modemo  costume,  diviso  in  sei  veglie  tra 
D.  Gile  parroco  e  Proba  gentildonna.  Opera  dell'  Abate  Stefano 
Zucchino  Stefani  di  Lucignano,  Rettore  del  Seminario  di  Sezze  e 
Accademico  Abbozzato,  über  den  Verkehr  der  beiden  Geschlechter, 
altramontane  Moden  u.  dgl.;  ein  Gius.  Ant.  Costantini  schrieb  2 
Bände  dagegen.  Derselbe  Stefani  veröffentlichte  später  I  flagelli 
di  Don  Gile  divenuto  poeta  contro  i  seguaci  del  vizio,  e  in  ulti- 
mo a'  fiagellati  e  non  corretti  sari  aperto  l'etemo  spedale  degli 
incnrabili,  Ven.  1754,  139  8.,  10  Satiren,  eine  über  das  Laster 
überhaupt,  7  über  die  7  Hauptsünden  und  2  über  die  Hölle, 
und  1755  noch  eine  Difesa  des  Specchio^).  Das  satirische  Buch 
wurde  1758  verb.  —  1763  verbot  die  Inq. :  Discorso  del  matrimo- 
nie  di  Antonio  Cocchi  Mugellano,  Londra  (ementitis  typis)  1762, 
Qud  Del  matrimonio  discorso  di  un  filosofo  Mugellano.  Edizione 
seconda  coli'  aggiunta  di  una  lettera  ad  una  sposa,  tradotta  dall' 
inglese  da  una  fanciuUa  Mugellana,  Parigi  (ementitis  pariter  typis) 
nella  stampa  italiana  1762,  eine  scherzhafte  Abhandlung  gegen  das 
Heirathen,  die  der  Verfasser,  ein  angesehener  Mediciner  und  Literat 
zu  Florenz,  seinen  Freunden  vorgelesen,  kurz  zuvor,  ehe  er  selbst 
zum  zweiten  Male  heirathete,  nach  seinem  Tode  (1758)  von  seinem 
Sohne  zu  Florenz  herausgegeben.  Es  ist  charakteristisch,  dass  ein 
Consultor  der  Index-Congr.,  der  Cämaldulenser  Ferd.  Mingarelli, 
einige  Monate  nach  dem  Verbote  13.  Aug.  1763  von  Rom  an  Msgr. 
G.  A.  della  ßerretta  schrieb:  er  solle  nicht  versäumen,  das  Sohrift- 


1)  Storia  lett.  5,  445;  7,  884;  9,  85;  13,  881. 


d94  Niohttheologisohe  italieniBohe  Schriften. 

chen  za  lesen,  welches  voll  guter  Gedanken  sei  und,  wenn  nicht 
ein  gottloser  Satz  und  ein  paar  Ungezogenheiten  gegen  sie  beiden 
darin  vork&men,  ein  unvergleichliches  Stück  sein  würde.  Baretti 
nannte  freilich  das  Schriftchen  animalesco  und  den  Verfasser  Esprit 
fort;  er  war  aber  mit  den  Sacramenten  versehen  gestorben^).  — 
1776  wurde  Saggio  filosofico  sul  matrimonio.  Haec  Venus  est  no- 
bis,  s.  1.  (1774),  verb.,  verfasst  von  dem  Neapolitaner  Melchiorre 
Delfico,  der  sonst  geschichtliche  und  politische  Schriften  verfasst 
(Tipaldo  2j  328)  und  nach  Melzi  3, 13  1831  als  BOjähriger  Greis  über 
jene  Jugendsünde  sein  Bedauern  ausgesprochen  hat. 

In  einem  Decrete  der  Index-Congr.  vom  20.  Jan.  1 783,  welches 
die  seit  dem  20.  Sept.  1779  von  ihr  oder  von  der  Inq.  oder  durch 
Breven  verbotenen  Bücher  zusammenstellt  (Rel.-Journ.  1783,  367), 
werden  als  von  der  Inq.  Fer.  V.  14.  Nov.  1782  verb.  angefahrt: 
I  progressi  della  fisica.  Discorso  accademico  di  Gius.  Nicola  Pa- 
schale mit  dem  Zusätze:  discipuli  sacerdotis  Aloysii  Amoroso,  qui 
est  verus  auctor  dicti  operis,  ferner  als  von  der  Inq.  Fer.  III.  loco 
IV.  impeditae  13.  Aug.  1782  verb.  u.  a.  Lo  Spione  italiano  No. 
I.  II.,  idem  III.  e  il  Corriere  Europeo.  Der  Titel  heisst  nach  Melzi 
3,  90:  Lo  Spione  ital.,  ossia  corrispondenza  segreta  e  familiäre  fra 
il  March.  di  Licciocara  [Caracoioli?]  e  il  Conte  Kifiela  [Alfieril, 
tutti  due  viaggiatori  incogniti  per  le  diverse  corti  deir  Europa. 
In  Europa  1782,  2  vol.  II  corriere  europeo,  o  sia  carteggio  galante 
fra  due  cavalieri  ist  der  2.  Band.  —  Ausserdem  kamen  1752 — 84 
noch  in  den  Index:  Compendio  critico  deUa  storia  Veneta  e  mo- 
derna  di  V.  F.,  Ven.  1781,  12.,  von  Vinc.  Ant.  Formaleoni  (Tipaldo 
3,  332);  Tre  quesiti  academici  ...  di  un  filosofo  critico.  A  Goa 
a  spese  del  Capriccio  nella  stamperia  della  Moda,  nach  Melzi  von 
dem  Abate  Ant.  M.  Manfredini  aus  Bovigo;  Raggionamenti  accade- 
mici  ...  da  Nie.  Graziani  dedicati  alle  dame  d^Italia;  Nuovi 
dialoghi  italiani  de*  morti . . .  Fir.  1770,  von  Gius.  Pelli;  Discorso 
in  lode  deir  arte  comica,  Ven.  1752;  L'  Incendio  di  Tordinona, 
poema  eroico-comico,  Ven.  1781;  Scelta  di  prose  e  poesie  italiane, 
Londra  (?)  1765:    die  einzelnen  10  Stücke,    lauter  obscöne  Sachen, 

—  zuletzt  Ode  a  Priapo  (von  AI.  Piron,  übers,  von  Fil.  Pananti), 

—  werden  im  Index  aufgezählt  und  sive  conjunctim  sive  separa- 
tim  verb. 

Als  der  Exjesuit  Girolamo  Tiraboschi  (1731 — 94)  seine  Isto- 
ria  della  letteratura  italiana,  die  1771 — 82  zu  Modena  erschienen 
war,  1782 — 85  zu  Bom  drucken  liess,  musste  er  polemische  Noten 
des  Mag.  S.  Pal.  Mamachi  beifügen,  die  meist  gegen  seine  Bemer- 
kungen über  Papste,  auch  über  Petrarca  und  Copemicns  gerichtet 
sind.  Er  vertheidigte  sich  in  einer  mit  feinem  Hohne  geschriebenen 
Lettera  al  B.  P.  N.  N.,  autore  delle  annotazioni  aggiunte  alla  edi- 
zione  Rom.  della  Storia  .  .  . ,  Modena  1785,  die  in  den  späteren 
Ausgaben  der  Storia,  auch  in  der  Bömischen  von  1797,  abge- 
druckt ist. 

1)  Fabroni,  Vitae  It.  11,  370.  Maffei  3,  267.  Lettere  inedite,  Milane 
1886,  p.  210. 


Fransösiflche  iheologisolie  Schriften.  995 

97.    Französische,  dentselie  nnd  englische  katholisch- 
theologische Schriften,  1758—1800. 

Aus  Frankreich  kam  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  18. 
Jahrhanderts  nar  ein  bedeutendes  theologisches  Buch  in  den 
Index,  die  Theologia  Lngdunensis,  aus  England  nur  ein  Br- 
bannngsbuch,  dagegen  ans  Deutschland  ausser  den  bereits  er- 
wähnten Schriften  noch  ein  Buch  von  Isenbiehl,  welches  1780 
durch  ein  besonderes  Breve  yerdammt  wurde,  mehrere  von  B. 
Stattler  und  Beda  Mayr,  eins  von  H.  Oberrauch  und  einige 
andere.  Besonders  auffallend  ist,  dass  sich  von  den  unter  den 
englischen  Katholiken  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahr- 
hunderts entstandenen  Streitigkeiten  über  den  behufs  Erlangung 
der  Emancipation  abzulegenden  Treueid  und  über  die  Wieder- 
herstellung der  bischöflichen  Hierarchie  im  Index  keine  Spur 
findet,  obschon  in  dem  Kömischen  Giornale  ecciesiastieo  1797—98 
einige  darauf  bezügliche  Schriften  besprochen  wurden.  —  Die 
die  Censurirung  Stattlers  betreffenden  Actenstücke  sind  ziemlich 
vollständig  bekannt  geworden  und  sehr  geeignet,  das  Verfabrea 
der  Index-Congregation  ^u  illustriren. 

1.  Antoine  de  Malvin  de  Montazet,  seit  1758  Erzbisohof  von  Lyon, 
1 1788,  der  als  Gönner  der  Appellanten  vielfach  angefeindet  wurde  und 
der  auoh  ein  neues  Rituale  und  Brevier  und  einen  neuen  Catechismus 
eingeführt  hatte  (S.  977;  Picot  4,  494),  Hess  durch  den  Oratorianer  Jos. 
Valla  (t  1 790)  neue  Lehrbücher  der  Philosophie  und  Theologie  aus- 
arbeiten. Das  letztere  erschien  zuerst  1780,  dann  1784,  6  vol.  12. 
Diese  2.  Ausgabe  führte  der  Erzbischof  durch  ein  ausführliches 
Mandement  (X.  E.  1785,  37)  in  seinem  Seminar  ein.  Es  fand  auch 
in  Italien,  Deutschland,  Spanien  nnd  Portugal  Verbreitimg.  Die 
1.  Ausgabe  wurde  in  Venedig,  die  2.  1786  in  Genua  nachgedruckt. 
Der  Flx-Jesuit  Farina  zu  Genua  erklärte  damals:  es  vertrete  zwar 
die  gallioanischen  Grundsätze,  diese  seien  aber  jetzt  fast  allgemein, 
auch  in  Italien  recipirt;  es  kämen  auch  Ansichten  darin  vor,  die 
man  als  Jansenistisch  bezeichne,  diese  würden  aber  notorisch  auch 
in  sehr  katholischen  Schulen  gelehrt  (N.  E.  1786,  72).  Abb6  Pej 
schrieb  eine  scharfe  Kritik :  Obgervations  sur  la  Theologie  de  Lyon, 
1786,  127  S.  12.,  wogegen  eine  Defense  de  la  Th.  de  Lyon,  1787, 
415  S.  12.,  erschien  (N.  E.  1786,  197;  1788,  41).  Die  Sulpicianer 
bewogen  den  Card.  Borromeo  (qai  sait  k  peine  son  cat^chisme,  N.  E. 
1786,  202),  das  Buch  bei  dem  Präfecten  der  Index-Congr.,  Gerdil, 
zu  dennnciren.     Dieser  soll  anfiangs  erklärt  haben,    es  sei  ein  gutes 


996  Englische  theologisobe  Schriften. 

Buch;  aber  17.  Dec.  1792  wurde  gleichzeitig  mit  einigen  Büchern 
von  Favia  verb. :  Institutiones  theologicae  ad  nsnm  seholarnm 
accommodatae,  quae  vnlgariter  circumferuntur  sub  nomine  Theologiae 
Lugdunensis,  Lngd.  1780,  cum  oeteris  editionibas  inde  secntis.  In 
Neapel  wurde  schon  1792  der  Druck  einer  Ausgabe,  der  schon  bis 
zum  4.  Bande  gediehen  war,  von  der  Regierung  sistirt  und  der 
Drucker  entschädigt  (N.  £.  1792,  155);  in  Toscana  wurde  das  Buch 
1793  von  Ferdinand  III.  auf  Betreiben  des  Nuncius  Ruffo  als  Lehr^ 
buch  beseitigt.  —  Die  zuerst  1783  gedruckte  Fhilosophia  Lugdu- 
nensis  blieb  bis  zur  Revolution  in  den  Schtilen  und  Akademien, 
noch  länger  in  den  Seminarien  Lehrbuch.  Ventura  eifert  dagegen 
als  misero  e  soipito  sunto  di  tutte  le  aberrazioni  del  Descartes,  di 
tutti  i  sogni  del  Malebranche,  oodiee  del  razionalismo,  illaminismo 
e  idealismo  n.  s.  w-.  (Werner,  Thomas  v.  Aq.  3,  637).  Sie  ist 
nicht  verb.  —  Als  1777  verb.  steht  im  Index:  , Katechismus  oder 
Milch  des  göttlichen  Wortes"  von  einem  Pfarrer  Knoffer  zu  Rothe 
in  der  Diöoese  Metz.  £r  wird  identisch  sein  mit  dem  Knoepfler, 
cur^  de  Borth,  von  dem  Gr^goire,  Hist.  des  sectea  2,  18  berichtet, 
er  sei  wegen  einer  Schrift,  Triple  hommage  que  rend  a  la  souve- 
rainete,  k  la  foi  et  k  la  th^ologie  un  cur6  du  Westreich,  1775,  von 
dem  Bischof  von  Metz  verfolgt  und  in  Saint  Lazare  eingesperrt 
worden,  und  ohne  Zweifel  hangen  mit  dieser  Affaire  zusammen  die 
gleichzeitig  verbotenen  £xtraits  des  msc.  du  C(ure)  de  W(e8trich) 
pour  etre  ajoutes  a  ses  premieres  feuilles;  Avertissement  qu^on  a  mis 
k  la  tite  des  vrais  msc.  d'un  Cur^  de  W.  des  personnes  qui  se 
proposent  de  les  rendre  publics;  Cures  Lorrains  Allemands,  Projet 
de  requ^te  au  Roy,  Schriftstücke,  die  Gregoire  nicht  erwähnt  und 
durch  deren  Leetüre  sich  gegen  den  Index  zu  versündigen  heute 
schwerlich  noch  möglich  ist. 

2.  Das  englische  Buch,  welches  im  Index  steht,  heisst:  The 
Gatholik  Christians  new  universal  manual,  being  a  true  apiritual 
guido  for  those  who  ardently  aspire  to  salvation,  containing  amongst 
other  requisites  some  elevated  hymns  and  neoessary  devotions,  never 
published  before  in  this  kingdom  .  •  .  Permissu  superiorum,  Lond. 
1767,  verb.  1770  mit  dem  Zusätze:  haec  editio  et  quaelibet  alia 
juxta  eandem.  —  Auffallend  ist,  dass  die  beiden  Schriften  von 
Charles  Dodd  (Hugh  Tootall,  1672—1742),  History  of  the  fingliah 
College  at  Douay,  1713,  und  Secret  policy  of  the  English  Society 
of  Jesus  disoovered  in  a  series  of  attemps  against  the  olergy,  1 715, 
nicht  verb.  wurden  (Mendham,  Index  of  Gregory  XVf.  p.  XXX), 
obschon  sie  auch  französisch  erschienen :  Hist.  du  coUige  de  Douay, 
k  laquelle  on  a  Joint  la  politique  des  J^suites  anglais.  Ouvrages 
traduits  de  Tanglais,  Lond.  1762.*  —  Remarks  upon  the  book  of 
Edmond  Burk  D.  D.,  in  which  ohurch  disoipline  is  vindicated  and 
the  divine  right  of  bishops  asserted,  in  answer  to  a  letter  of  a 
certain  clergyman,  by  Philalethes,  Douay  1728,  verb.  1730, 
kenne  ich  nicht.  —  Aus  den  Schriften  des  gelehrten  Priesters  Jos. 
Berington  (f  1827)  wurden  1792  einige  Sätze  von  den  apostolischen 
Yicaren  censurirt   und  er  musste  damals   und    nochmals   IdOl  eine 


Ch.  Dodd.  J.  Berington.    AI.  Geddes.    Goopers  Briefe.  997 

BetraetatioB  nnteroohreiben.  Namentliob  seine  History  of  the  de* 
dine  and  fall  of  the  Roman  cath.  religion  in  England  erregte  An- 
stoae.  Auch  seine  1615  zuerst  gedruckte  Schrift  The  faith  of  Gatho- 
lies  on  oertain  points  of  controversy  (bei  J.  Braan,  Biblioth.  reg. 
fidei  ],  310)  ist  nichts  weniger  als  nltramontan.  Auch  die  Letter 
of  a  layman  to  the  catholic  clergy-  of  England  (über  die  £rnen- 
nang  von  Bischöfen)  von  Sir  J.  Throckmorton  wurde  1792  von  dem 
apostolischen  Yioaren  censurirti  und  der  bedeutendste  unter  diesen, 
John  Milner  (1752 — 1826)  schrieb  dagegen  The  divine  right  of 
Episcopacy  (Gr.  eccl.  Suppl.  1793,  229;  12,  117).  Auch  Charles 
Butlers  Werk  (S.  335)  musste  in  ultramontanen  Kreisen  Anstoss 
erregen.  Milner  bezeichnete  ihn,  Berington  und  Rey.  J.  Eustace, 
den  Verfasser  der  Glassical  tour  throngh  Italy,  als  Verräther  ihrer 
Religion  und  Lingards  Geschichte  von  England,  von  der  1819  der 
1.  Band  erschien,  als  ein  schlechtes  Buch,  welches  geeignet  sei, 
die  Protestanten  in  ihren  Irrthümem  zu  bestärken.  Er  klagt,  Con- 
salyi  habe  Butler  und  seine  Freunde  gegen  ihn  protegirt.  1820 
wurde  Milners  Organ,  The  orthodox  Journal,  weil  darin  gesagt  war, 
die  Revolution  sei  nicht  durch  Irreligiosität  hervorgerufen  worden, 
sondern  durch  Missbrauche,  die  in  der  Verbindung  von  Kirche  und 
Staat  ihren  Grund  gehabt,  und  durch  die  Entartung  der  Geistlich- 
keit, von  der  Propaganda  censurirt  und  Milner  bei  Strafe  der  Ab- 
•etzung  verboten,  an  dem  Blatte  mitzuarbeiten^). 

Ein  gelehrter  schottischer  Priester,  Alexander  Geddes,  geb. 
1737,  der  1779  wegen  eines  Zerwürfnisses  mit  seinem  Bischof  nach 
London  kam  und  1782  seine  geistlichen  Functionen  eingestellt  zu 
haben  scheint  und  von  einer  ihm  von  Lord  Petre  ausgesetzten 
Pension  lebte,  f  1802,  veröffentlichte  1786  Frospeotus  of  a  new 
translation  of  the  Holy  Bible  from  corrected  texts  of  the  originale^), 
und  1792  den  1.,  1797  den  2.  Band  einer  englischen  Bibelüber- 
setzung mit  rationalistischen  Anmerkungen  (die  beiden  Bände  um- 
fassen nur  die  geschichtlichen  Bücher  des  A.  T. ;  der  2.  enthält 
eine  Vorrede  über  Inspiration).  Nach  dem  Erscheinen  des  1.  Bandes 
warnten  drei  der  vier  apostolischen  Vicare  in  einem  Hirtenbriefe 
vor  dem  Werke,  und  der  apost.  Vicar  von  London,  John  Douglass, 
Bischof  von  Gentuhae  i.  p.,  forderte  Geddes  zu  einer  Retractation 
auf,  die  dieser  in  nichts  weniger  als  höflicher  Form  verweigerte, 
worauf  er  suspendirt  wurde.  In  den  Index  ist  von  Geddes  nur  eine 
Schrift  auf  dem  Umwege  über  Deutschland  gekommen.  1817  wurden 
nämlich  verb.  Goopers  Briefe  über  den  neuesten  Zustand  von  Ir- 


1)  Vgl.  Milner  and  bis  tiibes,  Home  and  For.  Bev.  1868,  II,  681. 
Praeaens  Eoolesiae  cath.  in  Anglia  statua,  Augsb.  1798  (von  Abbe  H.  L. 
Holet).  Ami  de  la  rel.  1821,  29,  126.  Allibone  b.  v.  Berington.  Ffoulkes, 
Koman  Index  p.  56. 

2)  Lateinisch:  Rev.  Alex.  Geddes  de  vulgarium  S.  Scripturae  ver- 
sionam  vitiis  eorumque  remediis  libellus,  ex  anglico  vertit  Presbyter  Ord. 
S.  Ben.  [Ildephons  Schwarz],  Bamb.  1787.  lieber  Geddes  s.  Butler,  Memoire 
4,  217.  K.-L.  12,  448.  Jm.  Allg.  Lit.-Ztg.  1803,  Int.  41. 


99S  Dentiiohe  theologische  Sohriften. 

land,  nebst  einer  apologetischen  Sohilderang  des  Katholicismiis  in 
£ngland.  Zur  Beurtbeilang  der  nothwendigen  Emanoipation  und 
politischen  Gleichstellung  der  Katholiken  in  den  nnirten  Königi  eichen. 
Aus  dem  Englischen,  herausgegeben  von  H.  E.  G.  Paulus,  Prof. 
der  Theol.  zu  Jena,  Jena  1801,  XXXI  und  440  S.  8.  In  diesem 
Buche  steht  vor  der  Uebersetzung  von  6e.  Gooper's  Esq.  Letters 
on  the  Irish  Nation  .  .  .  ,  1 800  (pseudouym  ?),  8.  1 — 286  eine  Ueber- 
setzung  von  Qeddes'  A  modest  Apology  for  the  Roman  Catholioks 
of  Great  Britain,  addressed  to  all  moderate  Protestants,  particularly 
to  the  Members  of  both  Houses  of  Parliament,  London  1800,  271  S. 
8.,  und  diese  Schrift  ist  viel  anstössiger  als  die  Briefe.  S.  55  wird 
die  Lehre  von  der  Unfehlbarkeit  des  Papstes  eine  abgeschmackte 
und  schädliche  genannt,  ein  uneheliches  Eind^  das  der  Stolz  und  die 
Dummheit  zur  Welt  brachten,  der  Aberglaube  sorgfältig  pflegte  und 
die  Speichelleckerei  vollends  auferzog;  S.  186  wird  der  Eid,  den 
die  Bischöfe  dem  Papste  leisten,  ausführlich  kritisirt,  und  hie  and 
da  kommen  Spöttereien  über  kirchliche  Gebräuche  nnd  sehr  liberale 
dogmatische  Anschauungen  vor.  Das  von  Paulus  herausgegebene 
Buch  wurde  1810  in  dem  Gonstanzer  Archiv  für  Pastoralconfereneen 
besprochen,  und  diese  Recension  und  die  Schrift  von  Geddes  wurden 
1816  von  dem  Geistl.  Kath  Gärtier  zu  Bruchsal  bei  dem  Fürst- 
Primas  Dalberg  denuncirt,  mit  dem  Ersuchen,  die  Sache  nach  Rom 
zu  bringen,  und  da  dieser  darauf  nicht  einging,  wird  Gärtier  die 
Sache  selbst  nach  Rom  gebracht  haben  ^).  Als  Wessenberg  1817 
in  Rom  war,  wurde  ihm  von  Card.  Consalvi  auch  jene  Recension 
eines  Buches  vorgehalten,  in  welchem  (in  der  Apology)  gelehrt 
werde:  die  Kirche  bedürfe  keines  sichtbaren  Hauptes;  die  Unfehl- 
barkeit sei  der  Gemeinde  der  Gläubigen  verheissen ;  der  Papst  habe 
keinen  Primat  der  Jurisdiction  u.  s.  w.,  und  in  welchem  die  Lehre 
von  der  Transsubstantiatton  ungereimt,  die  vom  Fegfeuer  phantastisch, 
die  Verehrung  der  Bilder  abgöttisch,  der  Ritus  der  Messe  theatra- 
lisch genannt  werde.  Wessenberg  entschuldigte  sieh  damit,  jene 
Recension  sei  in  das  Archiv  aufgenommen  worden,  ohne  daas  er 
selbst  das  Bueh  gekannt. 

3.  In  den  Jahren  1758—79  kamen  ausser  den  anderswo  er- 
wähnten Schriften  aus  Deutschland  nur  nooh  in  den  Index:  Pla- 
gula  sie  inscripta:  Andachtübung  zu  dem  Leiden  Christi  des 
Herrn,  verb.  1761,  und  Annotationes  medico-morales  quoad  quae- 
stiones  .  .  .  matrimoniales  .  .  .  auct/  H^ic.  Ambr.  Krapf,  Angab. 
1765,  mit  d.  c.  verb.  1767.  —  1780  wurde  durch  ein  Breve  l^ns* 
VI.  vom  20.  Sept.  Job.  Lorenz  IsenbiehTs  neuer  Versuch  über 
die  Weissagung  von  Emmanuel,  s.  1.  1778,  verb.  Isenbiehl  (1744 
— 1818)  war  schon  1774,  als  er  seine  Ansicht  über  Is.  7,  14  in 
Thesen  ausgesprochen,  in  Mainz  seiner  Professur  entsetzt  worden. 
Das  oben  genannte  Buch  wurde,  weil  es  ohne  Approbation  nnd 
ohne  Angabe  des  Drnckortes  und  Verlegers  (Huber  in  Coblenz)  er- 


1)  Das  Nähere  im  Deutschen  Merkur  1874,  378. 


J.  L.  Isenbiehl.  H.  Oberrauch.  909 

schienen,  und  wegen  seineB  anstössigen  Inhaltes  von  dem  Kurfürsten 
Erthal  von  Mainz,  dann  von  mehreren  Bischöfen  verboten  und  von 
mehreren  deutschen  theologischen  Faoultäten  und  von  der  Sorbonne 
angünstig  begutachtet.  In  dem  Breve  wird  es  ab  ein  sehr  abscheu- 
liches, falsche,  verwegene,  verderbliche,  die  Ketserei  begünstigende 
und  ketzerische  Satze  enthaltendes  Buch  verdammt.  Das  Breve 
wurde  in  Mainz  30.  Nov.  pnblioirt  und  Isenbiehl  unterzeichnete 
25.  Dec.  die  ErklSziing,  dass  er  auf  Grund  des  dogmatischen  ür- 
tbeils  des  h.  Vaters  sein  Buch  ohne  Vorbehalt  verwerfe  und  ver- 
damme. Im  Index  wird  diese  Unterwerfung  nicht  vermerkt.  Von 
den  1778 — 79  erschienenen  Streitschriften  über  das  Buch  ist  keine 
verboten  ^). 

Von  einem  frommen  Tiroler  Franciscaner,  Heroulanus  Ober- 
rauch,  1766—82  Prof.  der  Moral  in  Innsbruck,  f  1808,  wurden 
die  1774 — 75  zu  Innsbruck  gedruckten  vier  Bände  Institutiones 
justitiae  christianae  s.  theologia  moralis,  1796,  also  20  Jahre  nach 
ihrem  Erscheinen  (ohne  d.  c.)  verb.  Wann  und  von  wem  das  Buch 
denuncirt  worden,  ist  nicht  bekannt^).  Die  Bischöfe  von  Brixen,  Trient, 
Chur  und  Augsburg  (der  Kurfürst  von  Trier)  Hessen  in  Rom  ihre 
Verwunderung  über  das  Verbot  aussprechen,  und  Card.  Borgia  er- 
klärte darauf:  das  Verbot  sei  erfolgt  in  Erwägung,  dass  die  bean- 
standeten Sätze  nicht  von  allen  immer,  im  katholischen  Sinne  aus- 
gelegt werden  würden,  eine  Erwägung,  auf  Grund  deren  man  frei- 
lieh nicht  nur  das  Neue  Testament,  sondern  auch  das  BuUarinm  in 
den  Index  setzen  könnte.  Als  das  Verbot  bekannt  wurde,  war 
gerade  in  Bamberg  mit  bischöflicher  Approbation  der  Druck  der 
2.  Auflage  der  Moral  begonnen  worden.  0.  wollte  denselben  ein- 
stellen lassen;  der  Verleger  Hess  aber  das  Buch  1797 — 98  in  8 
Bänden  erscheinen. 

Oberrauchs  Biograph  macht  (1834)  die  naive  Bemerkung,  das 
Buch  sei  „nicht  unter  der  ersten,  sondern  unter  der  minder  bedeu- 
tenden 2.  Classe^^  in  den  Index  gekommen,  uyd  fügt  bei,  in  den 
1803  zu  Ounsten  von  0.  erschienenen  Gegenerinnerungen  von  F.  N. 
Köck  werde  gezeigt,  was  übrigens  jeder  Gelehrte  wisse,  dass  der 
Index  in  Betreff  der  2.  Classe  für  Deutsehland  nicht  verbindlich  sei, 
and  dass  darum  die  deutschen  Geistlichen  das  Buch,  das  für  Deutsoh* 
land  eigentlich  nicht  verboten  worden,  benutzen  dürften,  zumal  sie 
alle  Sätze  immer  im  katholischen  Sinne  nehmen  würden^). 

Besser  als  der  gute  Oberrauch  haben  zwei  andere  süddeutsche 
Theologen   ihren  Platz   im  Index  verdient.     Dem  baierischen  Bene- 


1)  A.  D.  B.  14,  618  und  die  dort  angeführte  Literatur.  Hurter  8.  588. 

2)  Mit  der  ungünstigen  Recension  des  1.  Bandes  in  der  N.  Bibl. 
Friburg.  1795,  1,  168  und  mit  der  Polemik  gegen  einen  Satz  in  dem 
deutschen  Werke  vofi  0.,  Theon  und  Amyntas  oder  Gespräche  über  Religion 
und  Gerechtigkeit,  4  Bände,  1786—88,  in  der  Augsburger  „Kritik  über 
gewisse  Kritiker",  1794,  89, 337,  hängt  das  Verbot  gewiss  nicht  zusammen. 

3}  Theophilus  Nelk  (P.  A.  A.  Waibel),  Herkalan  Oberrauoh.  2.  Aufl., 
München  1834.  Felder- Waitzenegger  2,  47. 


1000  Deutsche  theologische  Schriften. 

dictin6rBedaMa7r(1742— 94;  A.D.  B.  21,  u.  d.  W.)  liessman  seine 
Dissertatio  de  Gopernioano  miindi  Rystemate,  qua  illnd  neqnaqnam 
omn  senau  s.  scripturae  pngnare  agseritnr,  1768,  zwar  durchgehen; 
aber  als  1778  ein  Brief  von  ihm  ohne  sein  Znthnn  von  dem  Geistl. 
Rathe  Heinrich  Brann  zu  München  unter  dem  Titel:  „Der  erste  Schritt 
zur  künftigen  Vereinigung  der  katholischen  und  evangelischen  Kirche, 
gewagt  von  —  fast  wird  man  es  nicht  glauben  —  einem  Mönche 
P.  F.  K.  in  W.  .  .  "  veröffentlicht  wurde  (IV2  Bogen  8.),  entstand 
zunächst  in  Baiern  ein  heftiger  Federkrieg,  —  der  Ex-Jesuit  Aloys 
Merz  in  Augsburg  predigte  dagegen,  und  Mayr  erhielt  einen  Ver- 
weis und  durfte  längere  Zeit  keine  theologischen  Vorlesungen  halten, 
—  und  nach  5  Jahren  verbot  auch  die  Inq.  Fer.  V.  31.  Juli  1783  das 
Heftchen.  Im  Index  ist  es  freilich  schwer  zu  finden;  denn  es  heisst 
hier,  wie  in  dem  Decrete  der  Index*Congr.  vom  26.  Sept.,  in  welchem 
das  Verbot  publicirt  wurde  (Rel.-Joum.  1784,  82):  Libellus  ger- 
manico  idiomate  editus  cujus  titulns  est:  Primus  passus  ad  fntn- 
ram  unionem  eccl.  cath.  atque  evang.  attentatus  a  quodam  monacbo 
P.  T.  K.  in  W.,  2.  Ed.  1779.  —  1792  verbot  die  Index-Congr. 
ein  grösseres  Werk  von  Mayr:  Vertheidigung  der  natürlichen,  cbrist- 
lichen  und  catholischen  Religion  nach  den  Bedürfnissen  unserer 
Zeiten,  Augsb.  1787—89,  3  Theile,  der  2.  in  2  Abtheilungen,  der 
3.  mit  einem  „Anhange  von  der  Möglichkeit  einer  Vereinigung 
zwischen  unserer  und  der  evangelisch- lutherischen  Kirche,''  in  welchem 
Mayr  noch  einmal  auf  seinen  unglückliohen  Brief  zurückkommt. 
K.  Werner,  G-esch.  der  kath.  Theo!.  S.  237,  bespricht  das  Buch  an- 
erkennend als  eine  erste  ausführliche  zusammenhangende  Apologie 
des  katholischen  Christenthums  gegen  alle  vornehmsten  Einwurfe 
der  Neuerer.  Von  dem  3.  Theile  sagt  er:  mit  der  Nach  Weisung 
des  unfehlbaren  Lehramtes  der  Kirche  verbinde  Mayr  irenische 
Tendenzen;  ja  er  bezeichne  es  als  ausdrückliches  Vorhaben  seiner 
Schrift,  den  Begriff  der  kirchlichen  Unfehlbarkeit  so  weit  zu  restrin- 
giren,  als  es  möglich  sei  und  geschehen  müsse,  wenn  man  eine 
positive  Möglichkeit  der  Wiedervereinigung  der  Protestanten  mit 
der  kath.  Kirche  begründen  wolle.  Schliesslich  versichert  Werner, 
Mayrs  Vorschläge  seien  von  Seiten  Roms  ungerügt  geblieben,  wäh- 
rend Stattler,  der  ihn  febronianisirender  Tendenzen  beschuldige,  in 
den  Index  gekommen  sei. 

Die  meisten  auf  das  Verbot  von  Schriften  des  Ex-Jesuiten 
Benedict  Stattler  (1728 — 97)  bezüglichen  Actenstücke  sind,  ohne 
Zweifel  von  ihm  selbst,  veröffentlicht  worden^).  Im  Sept.  1780 
erhielt  der  Fürstbischof  von  Eichstädt«  Raymund  Anton  von  Strasoldo, 
einen  Brief  von  dem  Secretär  der  Index-Congr.,  Th.  M.  Mamachi, 
des  Inhalts:  es  seien  zwei  von  seinem  Generalvicar  approbirte  Bücher 


1)  Authentische  Actenstücke  wegen  dem  zu  Rom  theils  betriebenen, 
theils  abzuwenden  getrachteten  Verdammungsurtheil  über  das  Stattlerischc 
Buch  Demonstratio  catholica,  Frkf,  und  Lpz.  1796.  Vgl.  Deutscher  Merkur 
1879,  874. 


Beda  Mayr.    B.  Stattler.  1001 

von  St.,  Demonstratio  catholica  s.  eoclesiae  cath.  sab  ratione  societatis 
legalis  inaequalis  a  J.  Chr.  Beo  homine  institatae  genainum  systema 
secniidiiin  juris  naturae  principia  acourata  methodo  explioatum,  1775, 
und  De  locis  theologicis,  1773,  bei  der  Indez-Congr.  denunoirt, 
Ton  Beferenten  geprüft,  deren  6atacbt<en  mit  den  Büchern  zuerst 
den  13  Consultoren,  dann  den  Cardinälen  der  Congr.  vorgelegt  und 
Yon  diesen  einstimmig  beschlossen  worden,  die  Demonstratio  zu  ver- 
bieten, weil  sie  viele  fremde,  falsche  und  nichtige  Lehren  enthalte 
nnd  eine  neue  Form  der  Kirche  einführe,  welche  mit  dem  £vange* 
liam  und  den  göttlichen  Traditionen  in  Widerspruch  stehe.  Der 
Papst  habe  das  Beeret  bestätigt,  die  Congr.  habe  aber  beschlossen, 
die  Veröffentlichung  desselben  zu  verschieben  und  zuvor  dem  Bischof 
aus  besonderm  Wohlwollen  gegen  ihn  Mittheilung  zu  machen  und 
ihm  anheimzugeben,  falls  er  seinerseits  gegen  das  Buch  einschreiten 
wolle,  dieses  so  zu  thuen,  dass  er  mit  seinen  Massregeln  dem  Decrete 
der  Congr.  nicht  nachzufolgen,  sondern  vorauszugehen  scheine. 
St.  dürfe  sich  aber  keine  Hoffhung  machen,  dass  die  Congr.  das 
Beeret  zurücknehmen  oder  die  Veröffentlichung  unterlassen  werde. 
Dass  man  ihm  nicht  zuvor  Gelegenheit  geboten,  sich  zu  vertheidigen, 
habe  seinen  Grund  darin,  dass  er  ein  von  so  vielen  groben  und 
handgreiflichen  Fehlern  wimmelndes  Buch  zu  rechtfertigen  nicht  im 
Stande  sein  werde,  dass  aber  zu  befürchten  sei,  er  werde,  wenn  man 
ihm  das  Wort  gebe,  allerlei  Ausflüchte  vorbringen.  Das  Buch  De 
locis  theol.  enthalte  zwar  auch  sehr  schlimme,  aber  nicht  so  viele  Irr- 
tfaümer:  die  Congr.  habe  aus  Rücksicht  gegen  den  Bischof  dasselbe 
vorläufig  einem  zweiten  Referenten  übergeben;  es  sei  aber  kaum 
zu  hoffen,  dass  man  von  einer  Verdammung  desselben  werde  Um- 
gang nehmen  können.  —  Der  Bischof  schrieb  darauf  8.  Oot.  an 
Pius  VI.:  Wenn  man  das  Buch  oder  die  Bücher  von  St.  verbiete, 
80  werde  der  grösste  Theil  der  Schmach  ihn  selbst  treffen,  da  er 
St.  zum  Vicekanzler  der  Universität  Ingolstadt  ernannt  und  sein 
Generalvicar  die  von  zwei  zuverlässigen  und  gelehrten  Censoren 
geprüften  Bücher  approbirt  habe.  St.  weiche  zwar  mehrfach  von 
den  Schulmeinungen  und  der  Methode  der  älteren  Theologen  ab; 
aber  „wir  leben  in  einer  Zeit,  wo  alles  neu  wird  und  mit  den  Kleidern 
nnd  Schmucksachen  auch  die  Meinungen  aus  Frankreich  nach  Deutsch- 
land importirt  werden  und  die  alte  Philosophie  und  Theologie  über- 
all verschmäht  wird^^  St.  habe  bei  seinen  Ansichten  die  franzö- 
sischen und  viele  neuere  deutsche  Theologen  zu  Vorgängern,  auch 
aus  der  baierischen  Benedictiner-Congregation,  die,  so  viel  er  wisse, 
allein  St's  Bücher  angreife,  und  zwar  seit  er  einmal  über  die 
Privilegien  der  Ordensgeistliohen  und  ihre  geringe  Befähigung  zur 
Seeleorge  in  scharfen  Ausdrücken  gesprochen.  Die  Benedictiner 
hätten  die  beiden  fraglichen  Büeher  in  einer  anonymen  Schrift  an- 
gegriffen, dieselben  seien  aber  von  St.  selbst  und  seinen  Schülern 
Sailer    und    Neuhauser   vertheidigt    worden^).     Der    Bischof   bittet 


1)  Ueber   die    Streitschriften    von   1779—80  g.  Annalen    der   baier. 


1002  Deutsche  theolog^iaohe  Schriften. 

scUiemlich    vnter    Berufong    auf   die    Verordnnng   Benedicts  XIY. 
(S.  4),  man  möge  St.  die  beanstandeten  Sätze  mittheilen;    wenn    er 
nicht  alle  Bedenken    genügend    beseitigen    könne,    verde    er   sicher 
bereit  sein,    eine    neue   berichtigte  Ausgabe    des  Baches    zu   veran- 
stalten oder    die  Fehler   in   einer   besondem  Schrift  zu    verbessern. 
—    In    demselben  Sinne    schrieb    der  Bischof  an  die  Index-Congr.; 
er  sagt  in  diesem  Briefe  noch:    St.  sei  ein  in  Deutschland  sehr  an- 
gesehener Theologe;    er  lehre    nur    dasselbe,    was    die  Benedietiner 
Zallwein  und  Rautenstrauch  und  andere  Ordens-  und  Weltgeistliche 
lehrten;  ein  Verbot  seiner  Bücher  sei  zwecklos,  da  die  tägliche  Er- 
fahrung   leider   zeige,     dass   verbotene    Bücher    begieriger    gekauft 
und  von    anderen,    namentlich  Akatholiken    neu   aufgelegt   würden ; 
eine  Verdammung  St/s  könne  auch  Schritte  von  Seiten  der  kurfürst- 
lichen Minister   und   andere  Unannehmlichkeiten    zur  Folge    haben. 
Mamachi    hatte    gleichzeitig   mit  dem  amtlichen  Schreiben    an 
den  Bischof,  —  als  dieser  um  1743  in  Kom  studierte,  war  Hamacfai 
sein  Bepetent  gewesen,    —    einen    Privatbrief  gerichtet,    worin    er 
ihm  als  alter  Freund  rieth,  sich  in  St.*B  Sache  nicht    einzumengen, 
da  dessen  Buch  jedenfalls  werde  verboten  werden.     Darauf  antwortete 
der  Bischof:  er    habe   dem  Dominicanerkloster   in  £ichstädt  bisher 
viele  Wohlthaten  erwiesen ;  sein  ferneres  Verhalten  gegen  diese  Patres 
werde  von  dem  Verhalten  seines  alten  Freundes  in  der  Stattler'sofaen 
Sache  abhangen.    Jedenfalls  ruhte  die  Angelegenheit  vorläufig.  1781 
erschien  eine  neue  Ausgabe  der  Demonstratio,  die  aber  nicht  corrigtrt, 
sondern    eiae    blosse    Titelausgabe  ist;     in    demselben  Jahre    starb 
der  Bischof    Strasoldo    und    wurde  Mamachi  zum  Mag.  S.  Pal.  be- 
fördert.    £r8t    nach   dessen  Tode  (1792)    wurde    die  Sache    wieder 
aufgenommen.     Vielleicht  hat,  wie  St.  v6rmuthet,  sein  Hauptgegner, 
W.  Froelieh,  der  1790,  von  Ingolstadt  vertrieben,    nach  Bern  ging, 
daran  erinnert,  jedenfalls  hat  dieses  St.  selbst  gethan,  indem  er  im 
August  1792  den  Münchener  Nuneius    bat,    zwei  1779    mit  Appro- 
bation des  Bischofs  von  Eichstädt  gedruckte  Schriften,  in  denen  er 
Sätze,  wegen  deren  er  angegriffen  worden,  erläutert  oder  gemildert 
habe,  nach  Bom  zu  schicken  (der  Nuncius  Hess  sich  bei   dieser  Ge- 
legenheit von  St.  auch  ein  vollständiges  Verzeichniss  seiner  Bücher 
und  Abhandlungen,  —  es   waren    46,  —  geben,    um   es    mit  nach 
Rom    zu    schicken).     Im  JTebr.   1793    Hess    der  Nuncius  St.    sagen, 
das   Verdammungsurtheil    gegen    ihn    werde    veröffentlicht    werden, 
wenn  er  diesem  nicht  durch  einen  Widerruf  zavorkomme«     St.  ant- 
wortete: so  lange  man    in  Bom  gegen    ihn  ^so    verkehrt    verfahre, 
werde  er   ntoht  widerrufen.     Nach  einigen  Wochen  gab  er  auf  der 


Lit.  1,  220.  Der  Hauptgegner  St's  war  der  Benedietiner  Wolfg.  Froelieh, 
1761—90  Prof.  in  Ingolstadt;  er  wird  ihn  auch  in  Rom  denuncirt  haben. 
Der  Ex-Jesuit  Zallinger  schreibt  1795  an  den  Nuncias  della  Genga.  er 
und  Laurenz  Veith,  gleichfalls  Ex- Jesuit,  hätten  den  6.  Band  von  St. 
(Theologia  theoretica.  Tract.  6.  de  sacram.,  1779)  schon  1767  [?]  nament'- 
lich  wegen  der  Abendmahlslehre  denuncirt;  A.  J.  P.  4,  1'I34.  Davon  scheint 
man  in  Rom  keine  Notiz  genommen  zu  haben. 


B.  SUtiler.  1003 

Ninciatnr  nicht  verschlossene  Briefe  an  den  Papst  vnd  an  die  Index- 
CoDgr.  ab,  worin  er  erklärte:  er  werde  sieh  sofort,  auch  mit  toII- 
kommener  innerer  GlanbensmiBtimmung  dem  Urtheile  des  Papstes 
uoterwerfen,  wenn  dieser  einen  der  Lehre  seiner  Demonstratio  wider- 
sprechenden Satz  förmlich  als  Dogma  definire;  er  sei  von  derUeber- 
einstimmnng  seiner  Lehre  mit  dem  Evangelium  so  fest  ttbersengt, 
dass  er  dieselbe  nur  auf  Grund  einer  solchen  dogmatischen  Definition, 
sieht  auf  Grund  eines  Deeretes  der  Index-Congr.  als  irrig  würde 
ansehen  können.  Es  vergingen  wieder  fast  zwei  Jahre,  ohne  dass 
Si  etwas  hörte.  Im  Dec.  1794  aber  Hess  ihm  der  erste  Minister 
des  Karfürsten  sAgen:  es  sei  die  Nachricht  eingetroffen,  er  sei  zu 
Born  wegen  vielfiiltiger  Ketzereien  so  scharf  verurtheilt  worden, 
dass  der  Kurfürst,  sobald  die  Verdammung  amtlich  bekannt  gemacht 
worden,  ihn  mit  Schimpf  und  Schande  ans  seinem  geistlichen  Käthe 
and  dem  Gensurcollegium  werde  entlassen  müssen ;  er  möge  dämm 
lieber  freiwillig  abdanken.  St.  that  dieses,  erzählte  aber  den  Bischöfen 
von  Eichstadt  und  Freising,  was  der  Minister  gesagt.  Beide  schrieben 
zu  seinen  Gunsten  nach  fiom ;  St.  selbst  richtete  an  den  Papst  unter 
dem  11.  Jan.  1795  ein  neues  Schreiben,  worin  er  die  S&tee,  die 
man  in  Deutschland  angegriffen  habe  nnd  wahrscheinlich  in  Rom 
beanstande,  ausführlich  bespricht^)  und  dann  sagt:  wenn  man  hart 
gegen  ihn  verfahre,  so  werde  das  viele  Gutgesinnte  in  Dentsohland 
betrüben  und  nur  diejenigen  freuen,  die  ihn  als  Jesuiten  oder  wegen 
seines  Ansehens  oder  aus  unerlenchtetem  Eifer  hassten.  Es  sei  früher 
oft  geklagt  worden,  auch  in  Rom  treffe  oft  das  Dat  yeniam  corvis, 
vexat  censura  columbas  zu ;  aber  aus  der  langen  Regierung  Pins'  VI. 
lasse  sich  dafür  kein  Beispiel  anführen,  und  er  werde  doch  nicht 
das  erste  sein  sollen.  Er  glaube  Anspruch  auf  die  Vergünstigung 
zu  haben,  die  nach  Benedict  XIY.  gut  katholischen  Schriftstellern 
gewährt  werden  solle,  dass  ihnen  die  ludex-Congr.  vor  der  Ver- 
dammung die  beanstandeten  Stellen  mittheile  u.  s.  w.  Nach  der 
Absendung  dieses  Briefes  erfuhr  St.,  dass  es  sich  gar  nicht  um  eine 
neue  Anklage  wegen  ketzerischer  Meinungen,  sondern  lediglich  um 
die  Veröffentlichung  des  Deeretes  von  1780  handle.  Er  schickte 
darum  am  18.  März  1795  an  die  Index-Congr.  eine  ausführliche 
„Erklärung  über  die  beiden  hauptsächlichsten  Behauptungen,  welche 
die  Römische  Censur  der  Demonstratio  cath.  veranlasst  zu  haben 
scheinen^^  (Actenstücke  S.  42 — 88).  Darauf  schrieb  Pins  VL  unter 
dem  9.  Mai  an  den  Bischof  von  Eichstädt,  Graf  Jos.  v.  Btubenberg: 
auf  seiiien  Wunsch  sei  die  Publication  des  Deeretes  gegen  St.  ver- 
schoben worden  ;  er  sende  ihm  ein  Verseichniss  der  hauptsächlichsten 


1)  In  diesem  Theile  des  Briefes  (S.  12)  kommt  die  Stelle  vor:  f,Wa8 
wird  geschehen,  wenn  Du  wirklich,  was  ich  nicht  glauben  kann,  öffent- 
lich definirend  lehren  wolltest,  Dir  sei  eine  unmittelbare  ordentliche  Ge- 
walt über  alle  Gläubigen  in  allen  kirchlichen  Dingen  von  Christus  Über- 
tragen worden?  Du  würdest  der  Versöhnung  mit  dem  ganzen,  einst  ohrist- 
lidtoten  Frankreich  einen  neuen,  wahrhaft  ehernen  Riegel  vorschieben.'^ 


IQM  Deutsche  theologische  Sduriften. 

Sätse,  die  beanstandet  wflrden;  wenn  8t.  dieee  Sätze  einftush  zn- 
rücknehme,  könne  yon  der  Pnblication  Abstand  genommen  werden; 
die  Prüfung  anderer  Bücher  von  ihm,  —  De  locis  theologicis  (b.  o.); 
Theologia  Christ,  theoretica,  1781,  3  vol.;  Epistola  paraenetica  ad 
y.  Gl.  Dr.  G.  F.  Bahrdt  [ex  oceasione  professionis  fidei  ab  isto  ad 
Gaesarem  missae],  1780;  —  sei  noch  nicht  beendigt;  wenn  man 
auch  in  diesen  irrige  Sätze  finde,  würden  sie  ihm  gleichfalls  über- 
sandt  werden,  damit  er  St.  zum  Widerrufe  derselben  anhalte;  wo 
es  sich  um  G-laubenssachen  handle,  müsse  jede  Rücksicht  hintan* 
gesetzt  und  dafür  gesorgt  werden,  dass  nicht  Katholiken  durch 
die  Lectttre  yon  Büchern  irregeführt  würden,  die  An  so  gefährlicher 
seien,  je  gelehrter,  braver  und  fi'ommer  nach  der  allgemeinen  An- 
sicht St.  sei. 

Die  dem  Breve  beigelegten  Blätter,  offenbar  ein  Auszug   ans 
dem  Grutachten   des  Referenten  der  Index-Gongpr.,  wurden '  von    dem 
Bischof  St  eingehändigt.     Es  werden  darin  12  Stellen  der  Demonstr. 
oath.  kritisirt;  dann  heisst  es:    „Ausserdem  enthält  das  Buch   noch 
fast  unzählige  der  Gensnr  würdige  Sätze ;  es  hinkt  mit  beiden  Füssen, 
so  dass  es  nicht  bloss   bezüglich    einiger  Sätze,    sondern    bezüglich 
des  ganzen  Systems  einer  Retractation  bedarf. '*     St.   verfasste    eine 
Erwiederung,  worin  er  zu  einigen  der  12  Sätze  Erläuterungen  gibt, 
von  einigen  anerkennt,  dass  sie  unrichtige  und  ungenaue  Ausdrücke 
enthielten,  und  angibt,  wie  sie  geändert  werden  könnten.     Von  seiner 
Behauptung,  die  Bischöfe  hätten   ihre  bischöfliche  Jurisdiction  nicht 
von  dem  Papste,  sondern   unmittelbar    von  G-ott,  sagt  er:     das   sei 
die  fast  allgemeine  Ansicht  der  französischen    und   deutschen  Theo- 
logen; er  sei  aber  bereit,  sein  Urtheil  dem    des  Papstes    zu    unter- 
werfen, wenn  dieser  die  entgegengesetze  Lehre  förmlich  als  G-laubens- 
satz  verkünde ;  dieselbe  Erklärung  gibt  er  bezüglich  dessen  ab,  was 
er  gegen  die  unmittelbare  Jurisdiction  des  Papstes  in  allen  Diöcesen 
gesagt ;  von  der  speciellen  Behauptung,  der  Papst  könne  in  fremden 
DiÖcesen    nur    mit   Erlaubniss    des  Bischofs    die    sacramentale   Los- 
sprechnng  ertheilen,  constatirt  er«  dass  er  sie  schon  in  zwei  nach  der 
Demonstratio  herausgegebenen  Schriften  zurückgenommen.    Schliess- 
lich sagt  er :  er  wolle  durch  die  Veröffentlichung  einer  dieser  Erklä- 
rung ähnlichen  Schrift  oder  in  einer  neuen  Auflage  der  Demonstratio 
die  missverständlichen  Stellen  erläutern    oder    ändern,    die   unrich- 
tigen einfach  retractiren  und  ebenso  bezüglich  der  Stellen  verfahren, 
die  man  etwa  in  seinen  anderen  Schriften  beanstanden  werde.    Diese 
Erklärungen    schickte    der  Bischof   im  Juli    1795    nach  Rom.    Am 
28.  Jan.    1796    antwortete    ihm  Pius  VI.:     die    Erklärungen   seien 
durchaus  nicht  genügend ;    das  Decret  der  Index-Gongr.  werde  ver- 
öffentlicht werden,  falls  nicht  St.  binnen  3  Monaten  sein  Buch  voll- 
ständig und  absolut  retractire  und    verdamme.      Darauf   schrieb  St 
25.  März  einen   langen  Brief  an    den  Papst,    worin    er  n.  a.    sagt: 
„Ich  meine,  man  verfährt  doch    mit    unbilliger  Härte    gegen    michf 
wenn  man  1.  von  mir  eine  absolute  Verdammung  der  Lehren   ver- 
langt, welche  für  andere  Katholiken  von  dem  Trienter  Concil  nach 
förmlicher  Prüfung  frei  gelassen,    in    der    ganzen  Welt   bisher  als 


B.  Stattler.  J.  Jung  u.  a. 


1006 


freie  Meioangen  angesehen  worden  sind  nnd  von  zahllosen  Schrift* 
Btellem  nnd  vielen  Akademieen  an  beanstandet  öffentlich  vorgetragen 
werden,  und  wenn  man  2.  mir  befiehlt,  diese  von  vielen  öffentlich 
gebilligten  Lehren,  von  deren  Richtigkeit  mich  gewichtige  Gründe 
yerbnnden  mit  einer  Wolke  von  gewichtigen  Autoren  überzeugen, 
bloss  auf  das  Urtheil  der  Römischen  Censoren  hin  zu  verdammen, 
ohne  daes  sich  mir  ein  entscheidender  G-rund  oder  eine  entscheidende 
Autorität  darbietet,  worauf  hin  ich  mir  vernünftiger  Weise  ein 
absolutes  Urtheil  über  die  Falschheit  der  Lehren  bilden  könnte. 
Ein  solcher  Charakter  der  absoluten  Wahrheit  kommt,  da  das  Ur- 
theil eines  allgemeinen  Concils  nach  Gottes  Fügung  suspendirt  ist, 
nach  der  Ansicht  der  ganzen  Kirche  nur  einem  von  Dir,  h.  Vater, 
über  Sachen  des  Glaubens  und  damit  zusammenhangende  Dinge 
feierlich  erlassenen  und  öffentlich  an  die  ganze  Kirche  gerichteten 
Urtheile  zu.  Einem  solchen  will  ich  mich,  wie  ich  wiederholt  er- 
klärt^ in  der  absolutesten  Weise  unterwerfen.  .  .  .  Meine  Ueber- 
zeugung  von  der  Gerechtigkeit  meiner  Sache  ist  so  stark,  dass  ich 
mich  zu  versündigen  glaube,  wenn  ich  die  in  meinem  Buche  eut- 
baltene  .  .  .  Demonstration  sogar  des  Systems  der  katholischen 
Hierarchie  in  cumulo  ganz  und  absolut  verdammte,  .  .  .  ohne  dass 
mich  eine  unwidersprechliche  Beweisführung  oder  Autorität  dazu 
nöthigte.  Bis  jetzt  hat  die  gegen  mein  Buch  gerichtete  Censur  nicht 
einen  einzigen  Satz  anführen  können,  der  bereits  von  einem  Papste 
oder  Concil  oder  durch  den  Consensus  der  h.  Väter  oder  der  Theo- 
logen verdammt  worden  wäre.  Das  Privaturtheil  eines  Menschen 
aber,  —  und  ein  solcher  ist,  wo  noch  kein  öffentliches  Urtheil  der 
Kirche  vorliegt,  jeder  Censor,  —  genügt  nicht  zu  meiner  öffent- 
lichen Vemrtheilung^*. 

Am  23.  Mai  1796  wurde  darauf  in  Rom  ein  29.  April  vom 
Papste  bestätigtes  Decret  der  Index-Congr.  publicirt,  worin  auf  Grund 
eines  Decretes  vom  10.  Juli  1780  die  Demonstratio  von  St.,  auf 
Grund  eines  Decretes  vom  11.  Jan.  1796  einige  Bücher  von  Pavia 
verb.  werden  (Aotenst.  S.  173).  In  demselben  Jahre  noch  erschienen 
die  oben  erwähnten  Actenstücke.  Sie  wurden  nebst  den  drei  oben 
erwähnten  Schriften  10.  Juli  1797  verb.  Im  Index  stehen  sie,  ob- 
schon  sie  anonym  erschienen,  unter  St's  Namen,  der  Titel  in  latei- 
nischer Uebersetzung.  St.  starb  21.  Aug.  1797,  so  viel  wir  wissen, 
ohne  sich  den  Index-Decreten  unterworfen  zu  haben  oder  auch  nur 
von  seinem  Bischof  dazu  aufgefordert  worden  zu  sein. 

1786  wurde  verb.:  Beantwortung  acht  wichtiger  einem 
Mainzer  Theologen  vorgelegten  Fragen  über  den  Ursprung,  die  Ge- 
schieht« des  Fasten-  und  Abstinenzgebotes  und  über  die  Ab- 
änderung in  Betreff  des  letztern,  Mainz  1785,*  64  S.  8.  Der 
Verfasser  meint,  es  sei  räthlich,  die  Abstinenztage  abzuschaffen  und 
dafür  wöchentlich  einen  Fasttag  anzusetzen,  und  —  und  das  wird 
man  in  Rom  besonders  übel  genommen  haben,  —  jeder  Bischof 
könne  diese  Aenderung  selbständig  einführen,  wenn  es  auch  besser 
wäre,  dass  mehrere  Bischöfe  sich  darüber  einigten.  Die  Schrift 
wird  von  dem  Ex-Jesuiten   Job.  Jung  sein;    wenigstens  wird  unter 

Benscb.  Iudex  II  64 


1006  Deutsche  theologische  Schriften. 

dessen  Namen  bei  Meusel  eine  Rechtfertigung  der  Beantwortung . . . 
1786,  angeführt.     Das  Verbot  wird  der  Bischof  von  Hildesheim  nnd 
Paderborn,  Fhedr.  Wilh.  y.  Westphalen    veranlasst   haben,   der  in 
einem  Breve  vom  7.  Deo.  1785    (Brancadoro  p.  175)    dafür  belobt 
wird,    dass   er   pestilentem  psendotheologi  Mognntini  de  abrogandis 
legibus  jejnniorum  libellnm   durch   einen  Franciscaner   (Marcellinns 
Molkenbnhr)    habe    widerlegen  lassen    und    dessen   Assertiones  sex 
contra  Moguntinum  nach  Rom   geschickt  habe»    —    Die    unter  dem 
Präsidium  von  Martin  Wiehrl  vertheidigten  Lehrsätze  aus  der  prak- 
tischen   Philosophie,    Baden  1780,  14  S.  8.,    welche  1780—84  viel 
Staub  aufwirbelten,  —  eine  ganze  Anzahl  von  Facultäteo  gab  Gut- 
achten darüber  ab    und  es  erschienen  viele  Streitschriften  darüber, 
—  und  welche  der  Fürstbischof  von  Speier,   Graf  Limbnrg-Styrum 
verdammte,  wurden  auch  nach  Rom  geschickt;  aber  die  Index-Congr. 
gab  Wiehrl  1782  nur  auf,  zu  erklären,  er  wolle  die  ihr  vorgelegten 
Sätze  nur  in    dem    von  ihr    angegebenen  Sinne   verstanden    haben, 
von  den   anderen  Sätzen    eine   lateinische   Uebersetzung   nach  Rom 
schicken  und  dann  alle  mit  den  von  dort  ihm  zuzustellenden  Erklä- 
rungen drucken  lassen^).     Die  Sache  scheint  dann  eingeschlafen  zu 
sein.  Im  Index  stehen  weder  die  Lehrsätze  noch  das  von  dem  Fürst- 
bischof gleichfalls  in  einem  eigenen  Erlass  verdammte  Schreiben  an 
einen  Freund  u.  s.  w.    —    Die   vielen  deutschen   Theologen  dieser 
Zeit,  die  als  Rationalisten,    Jansenisten  oder  Josephiner  verzeichnet 
zu  werden  pflegen^),  sucht  man    fast  alle  im  Index  vergebens:    M. 
Blarer,  F.  A.  Blau,  Gervasio,    Giftschütz,    Lauber,  Pehem,  Rauten- 
strauch, Schanza  u.  s.  w.    Eins  der  besseren  Bücher  aus  dieser  .,glao- 
bens-  und  wissensarmen''  Zeit,    Regula    fidei   catholicae   et  coliectio 
dogmatum  credendorum,  auct.  P.  Phil.  Nerio  Chris  mann,  0.  Min., 
1792,  ist  1869  von   der  Inq.    verb.    worden.     Es   hat    diese  etwas 
verspätete  Auszeichnung    ohne   Zweifel   dem  Umstände    zu  danken, 
dass  man  das  Buch,  obschon  Kleutgen  es  1867  in  seiner  Theologie 
der  Vorzeit  getadelt  hatte,    noch  mehrfach    citirte   (Friedrich,  Vat 
Concil  2,  101),  und  dass  Kleutgen  Consultor  der  Index-Gongr.,  sein 
Ordensgenosse  Franzelin  Consultor  der  Inq.  war.    Da  im  Index  aber 
nur  die  Ausgabe:   ed.  Ph.  J.  Spindler,  Wirceburgi  1854,  steht,   so 
sind  nach  S.  82  die  Originalausgabe   und  der   Abdruck  bei  Migne, 
Gursus  Theol.  6,  877    nicht  verboten,    von  denen  sich  jene  fretliok 
nur  durch  eine  harmlose  Praefatiuncula  von    wenigen  Zeilen  untei^ 
scheidet.  —    Der  Name  Rautenstrauch  kommt  allerdings  einmal  im 
Index  vor:  Memoriale  alla  Santit4  di  P.  Pio  VI.  tratto  dal  ma* 
noscritto  del  recentemente  defunto  Sig.  Delaurier,  di  Rautenstraueh, 
Yienna  1782,    falsis  typis,    verb.   1795.     Das  ist  ohne  Zweifel  der 


1)  N.  Bibliotlj.  Frib.6,  272.  487.  718.  Acta  eccles.  1781,7,  599.714. 

2)  Brück,  Die  rationalistischen  Bestrebungen  im  kath.  Deutschland, 
1866.  Brunner,  Theologische  Dienerschaft  Josephs  II ,  1868.  Wanderungen 
des  Jansenismus  durch  -die  kath.  Staaten  Europa's,  HiBt.-poL  Bl.  86  (1^)* 
717.  —  Giftschütz  wird  im  G.  eocl.  11,  167  kritisirt. 


Schriften  gegen  das  Colibatsgesetz. 


1007 


ins  Italienisebe  übersetzte  Titel  von  „Yorsteilnng  an  Se.  p&pstl. 
Heiligkeit  Pins  YI.,  aus  dem  Manuscript  des  verstorbenen  Herrn 
Delanrier,  von  Bantenstrancb,"  1782;  aber  der  Verfasser  ist  nicht, 
wie  im  K.-L.  9,  41  angegeben  wird,  der  Abt  Fr.  Steph.,  sondern 
ein  Literat  Job.  Rantenstranch,  der  unter  Maria  Theresia  in  Wien 
katholisch  wurde    und  mehr  dergleichen  gesohrieben  hat,  f  ^^01  ^). 


98.     Sebriften  gegen  das  Golibatsgesetz. 


Ohne  Zweifel  sind  viele  Bücher  darum  verboten  worden, 
weil  unter  anderm  auch  das  Golibatsgesetz  darin  bekämpft  wird. 
Eigene  Schriften  darüber  kommen  seit  der  von  Vergerio  (I  S.  377) 
erst  wieder  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  und  im  19.  Jahrhundert 
vor,  und  zwar  Schriften  aus  verschiedenen  Ländern,  meist  von 
Geistlichen  verfasst. 

Im  18.  Jahrh.  wurden  verb.:  Avantages  du  mariage,  et 
combien  il  est  n^cessaire  et  salutaire  aux  prStres  et  aux  ^vSques 
de  ce  temps-ci  d'^pouser  une  fiUe  chritienDe,  1758,  2  vol.  12.,  vftrb. 
1765,  ist  von  dem  Canonicus  Desforges  von  Etampes,  wurde  1759 
vom  Pariser  Parlament  verb.  und  der  Verfasser  in  die  Bewtille  ge- 
setzt (Hoefer,  Biogr.);  Del  celibato,  ovvero  riforme  del  clero 
romano.  Trattato  teologico  politico  del  C.  C.  S.  R.  con  annotazioni 
del  medesimo  autore,  Yen.  1766,  verb.  1766,  zuerst  als  Pregiudizio 
del  oelibato  ...  zu  Neapel  1765  erschienen,  wird  von  Zaccaria, 
wahrscheinlioh  mit  Unrecht,  dem  Abate  Tosini  zugeschrieben  (Melzi 
1,  198);  Neoessitä  e  utilit^  del  matrimonio  degli  ecclesiastici, 
in  cni  si  dimostra,  che  il  papa  pu6  dispensare  quelli  che  chieggono. 
Si  aggiuoge  uua  lettera  a'  sovrani  cattolici  con  una  breve  dissert. 
storica  e  filos.  sopra  il  celibato  e  il  progetto  deir  Abate  Saint- 
Pierre,  verb.»  1771;  der  Verfasser  wird  genannt  in  der  Gegenschrift 
von  Emm.  Leone,  Esame  critico  sul  discorso  dell'  Ab.  Salvatore 
Oannella  contro  il  celibato,  1790;  er  soll  vor  dem  Tode  widerrufen 
haben  (Narbone  3,  314).  —  Progetto  per  dar  moglie  ai  preti  e 
riformar  11  clero  in  generale,  indirizzato  a  tutti  i  sovrani  cattolici, 
Costanza  (Florenz?)  1788,  36  8.  8.  (G.  eccl.  3,  277),  und  die  Schriften 
von  dem  Erzbisohof  Capeoelatro  (E.-L.  2,  1880)  stehen  nicht  im 
Index. 

Im  19.  Jahrh.  kamen  in  den  Index  aus  Italien:  Corrispon- 
denza  di  due  ecclesiastici  cattolici  sulla  questione:  ^  egli  tempo  di 
abrogare  la  legge  del  celibato?  Traduzione  dal  francese,  verb.  1836, 


1)  Branner,   Mysterien   der  Aufklärung   S.  142.    212.    N.  Rel.-Beg. 
1783,  669.  Rel.-Journ.,  Beil.  4,  164. 


1006  Französische  Revolution. 

üebersetzQDg  der  schon  1807  erschienenen  Correspondance  de  denx 
eccl^s.  etc.  von  Abb6  Gabriel  Henry  (1753 — 1835;  er  lebte  lange 
in  Dentschland;  Hoefer  s.  v.);  Considerazioni  imparziali  sopra 
la  legge  del  celibato  ecclesiastico  e  sul  voto  solenne  di  castit^,  pro- 
poste  segretamente  ai  consiglieri  e  legislatori  degli  stati  cattolici 
dal  Prof.  C.  A.  P.,  von  derinq.  verb.  1838,  von  Carlo  Ant.  Pezzi, 
von  dem  1826  Lezioni  di  filosofia  della  mente  e  del  cuore,  2  vol., 
verb.  wurden.  Pezzi,  geb.  1754  zu  Venedig,  war  Pfarrer,  laisirte 
sich  in  der  Revolutionszeit,  war  einige  Zeit  Professor  der  Philoso- 
phie zu  Trient  und  Treviso  und  lebte  dann  in  Frankreich  (Tipaldo 
5,  494);  eine  Schrift  von  Prota  s.  §  118;  —  aus  Spanien:  Hi- 
storia  breve  del  celibato,  seguida  de  un  discurso  y  proyecto  de 
un  filosofo  del  nuevo  mundo  sobre  institutos  monasticos  y  de  una 
rapida  mirada  sobre  la  marcha  social  del  genere  humane,  per  el 
ciudadano  J.  G.,  verb.  1821;  Disertacion  historica,  legal  y  poli- 
tica  sobre  el  celibato  clerical,  por  D.  .  .  L.,  und  Los  dialogos 
argelinos  o  conversaciones  entre  un  eclesiastico  y  un  arabe  sobre 
la  ley  y  voto  del  celibato,  beide  verb.  1822;  Disertacion  sobre  el 
celibato  leida  en  la  academia  .  .  .  de  Arequipa  .  .  .  1827  por  Juan 
Gnalb.  Valdivia,  verb.  1857  (Auetor  1.  se  subj.  etc.);  —  aus  Frank- 
reich: J.  Bonicel,  Consid^rations  sur  le  c^libat  des  pretres,  verb. 
1874;  Gaillet,  Union  gön^rale  dans  le  clerg^  s^culier  du  saeer- 
doife  et  du  mariage,  Meulan  1873,  verb.  1874;  Auetor  laud.  etc.,  — 
ans  Deutschland  Schriften  von  Carov6,  Theiner  und  Schulte  (s.  n.). 
—  Die  Inq.  verbot  29.  Mftrz  1834  zwei  Schriften  des  Abb6  Cerati, 
Ex-Regent  des  humanitäs  au  College  d'Ajaccio,  Des  usnrpations  sa- 
oerdotales,  ou  le  clerge  en  Opposition  avec  les  principes  actnels  de 
la  sooiet^,  et  du  besoin  de  ramener  le  culte  cath.  k  la  religion  pri- 
mitive etc.,  Paris  1818,  und  Des  dangera  du  c61ibat  et  de  la  neces- 
sit^  du  mariage  des  pretres,  Par.  1831^),  als  Schriften,  welche 
Grundsätze  der  alten  Heiden  und  besonders  der  Protestanten,  die 
schon  oft  vom  h.  Stuhle  verdammt  worden,  soandalöse  Vorschlage, 
eine  frevelhafte  und  frivole  Moral,  schismatische  und  ungläubige 
Sätze  enthalten  (Rel.-Freund  1834,  Bern.   17). 


99.     Die  französische  ReyolntioD. 

Die  Constitution  civile   du   clerg6  vom  J.  1790   und  die 
1791   erschienene  Vertheidigung  derselben   dareb   die   eonstita- 


1)  Nicht  verb.  ist  Du  celibat  et.  du  maria^ire  des  pretres  chez  tous 
168  peuples,  Par.  1829*,  423  S.  8.,  mit  einer  Einleitung  von  48  S.,  in  der 
ein  Saint-Edrae  sagt,  er  habe  Cerati  zur  Abfassung  der  Schrift  veranlagst. 
Ein  Auszug  aus  der  ersten  Schrift  von  Cerati  bei  Pflanz.  Freimuth.  Bl. 
1838,  15,  47. 


Französische  Revolution.  1009 

UoDellen   Bischöfe  wurden   darch  Breven  Pias'  VI.    yerdammt, 
stehen  aber  ebenso  wenig  im  Index  wie  die  Acten  der  National- 
concilien  von  1797  nnd  1801.    Dass  man  nicht  etwa  grundsätz- 
lich  solche  Actenstücke  vom   Index  ausgeschlossen,   zeigt   die 
Thatsache,  dass  eine  1811  gedruckte  Sammlung  von  Erklärungen 
italienischer  Bischöfe  und  Capitel  1817,  nachdem  die  Unterzeichner 
widerrufen  hatten,  in  den  Index  kam.    Von  den  zahllosen   un- 
kirchlichen und  revolutionären  Schriften,  welche   seit  1789   er- 
schienen, wurden  von    der  spanischen  Inquisition  sofort  viele, 
in  Rom  bis  zum  J.  1797  nur  einige  wenige,  darunter  sonderbarer 
Weise  vier  in  Strassbnrg  erschienene   deutsche  Broschttren  ver- 
boten.    Unter  dem  10.  Juli  1797  erliess  die  Index-Gongregation 
ihr  letztes  Decret  im  18.  Jahrhundert;  es  enthält  ausser  Bttchern 
von  Stattler,   Oberrauch,  Tamburini  und  Zola   drei  italienische 
ISchriften,  die  mit  der  Revolution  nichts  zu  thun  haben,  und  ein 
Heft  von  lateinischen  theologischen  und  neun  Hefte  von  deutschen 
juristischen  Thesen,  welche  Freiburger  Studenten  1786—94  be- 
hufs der  Promotion  vertheidigt  hatten.    Die  Titel  der  letzteren 
mit  vollständiger  lateinischer  Uebersetznug  füllen  (unter  Satze,  sie) 
noch  in  dem  neuesten  Index  fast  zwei  Seiten,  obschon  gewiss 
heute  nicht  mancher  Lust  hat  oder  in  der  Lage   ist,   dieselben 
zu  Gesicht  zu  bekommen.    Das  letzte  von   der  Inquisition   im 
18.  Jahrhundert,    14.  Jan.    1796,    verbotene  Buch   ist   eins  von 
Guadagnini,  das  erste  im  19.  Jahrhundert,  27.  Apr.  1803,  ver- 
botene eine  unbedeutende  1800  in  Corfu  erschienene  Streitschrift 
eines   griechischen   Theologen.    Die  Index-Gongregation   nahm 
nach    mehr  als    siebenjähriger  Unterbrechung   ihre   Thätigkeit 
wieder  auf  mit  dem  Decrete  vom  2.  Juli  1804  und  erliess  auch 
1805,  1806  und  1808  je  ein  Decret.    In    diesen   vier  Decreten 
werden  einige  mit  der  Revolution  zusammenhangende  und  einige 
ältere  französische  und  italienische  Schriften,  aber  auch  wieder 
einige   Thesen   und   eine  englisch-italienische  Grammatik   (von 
Dalmazoni,  S.  160)   verboten.    Die  Wegftihrung  Pius*  VII.   am 
10.  Juni  1809  hatte   eine   neue  Unterbrechung   der  Thätigkeit 
der  Römischen  Gongregationen  zur  Folge.    Die  Inquisition   ver- 
dammte,  nachdem  der  Papst   am  24.    Mai  1814  zurückgekehrt 
war,  erst  am  24.  August  1815  wieder  ein  Buch  und  die  Index- 
Congregation    veröffentlichte   erst  am  27.  Jan.  1817   ihr  erstes 


1010  Französische  Revolution. 

Decret    Es  folgten   dann  aber  bald  mehrere,  zum  Theile  om- 

fangreiche,   in  denen  auch  einigermassen   das  in    den   letzten 

Jahrzehnten  Versäamte  nachgeholt,  d.  h.  eine  Anzahl  von  Bttchern 

ans  den  Jahren  1796—1815  verboten   wurde.    Von  einem  der 

unbedeutendsten  italienischen  Schriftsteller  der  Revolutionszeit, 

6.  Morardo,  wurden  1821  alle  Werke  verboten. 

1.  Die  Gonstitation  civile  du  clergi  vom  12.  Juli  1790  wurde 
von  Piua  YI.  in  Breven  vom  19.  März  und  13.  April  1781  ver- 
dammt (Bull.  9,  10).  Die  beiden  Breven  wurden  in  Frankreich  von 
den  Constitutionellen  für  apokryph  erklärt,  das  zweite  unter  anderm 
darum,  weil  es,  obsohon  vom  13.  April  datirt,  schon  am  14.  in 
Paris  verbreitet  wurde,  daher  le  bref  miraculeux  genannt  Es  wurde 
auch  ein  Vrai  bref  du  Pape  verbreitet,  worin  der  Papst  der  Civil- 
constitution  zustimmt:  Bref  du  Pape  ä  tous  les  cardinaux,  arche- 
vSques,  ^veques,  an  olerg^  et  au  peuple  de  France,  tradnction  faite 
sur  Toriginal  .  .  impr.  a  Rome  1791,  von  der  «pan.  Inq.  1.  Febr. 
1793  verb.,  weil  es  nicht  ein  päpstliches  Breve  ist,  sondern  ein 
Schismatisches  und  aufrührerisches  Libell  voll  von  Lügen,  die  für 
den  h.  Stuhl  und  die  h.  kath.  Kirche  injuriös  sind.  Der  Papst 
wurde  gebeten,  seine  zwei  Breven  ausdrücklich  für  echt  zu  erklären. 
Gegen  die  Exposition  des  principes  sur  la  Constitution  civile  du  clerge, 
die  von  dem  Erzbischof  Boisgelin  von  Aix  verfasst  und  von  30 
Bischöfen  30.  Oct.  1790  unterzeichnet  wurde  (Pieot  3,  149),  ver- 
öffentlichten 18  Bischöfe  Accord  des  vraia  principes  de  TEglise,  de 
la  morale  et  de  la  raison  sur  la  Constitution  civile  du  clerge  de 
France,  par  les  eveques  des  departements,  membres  de  Tassemblee 
nationale  Constituante,  Par.  1791,  238  S.  8.,  angeblich  von  dem 
Theatiner  Joachim  Le  Breton,  t  1^1^  zu  Rio  de  Janeiro,  verfasst 
(Ami  de  la  rel.  25,  88).  Dieses  Buch  verdammte  der  Papst  in 
einem  Breve  vom  19.  März  1792  (Bull.  9,  171)  als  ein  scellerato 
ed  insidioso  opusculo,  worin  alle  die  oft  widerlegten  und  verworfenen 
irrigen,  schismatischen  und  ketzerischen  Sätze  gesammelt  seien,  von 
denen  einige  Hirtenbriefe  der  Verfasser  und  andere  Libelle  voll 
seien.  Der  Papst  rügt  dabei  zugleich,  dass  Breven  von  ihm  darin 
als  nicht  authentisch  behandelt  würden^).  In  Bom  wurden  damals 
im  Auftrage  des  Papstes  veröffentlicht:  Testimonianze  della  Chiesa 
di  Francia  sopra  la  cosi  detta  Const.  oiv.  del  dero  .  .  .  racoolte 
dair  Ab.  Serafino  Viviani,  1791 — 95,  16  vol.;  Memoires  pour  ser- 
vir  k  Thist.  de  la  pers^cution  fran^ise,  recueiilis  .  .  .  par  TAbbe 
d'Hermivy  d'Auribeau,  1794 — 96;  La  causa  dei  vesoovi  constituzio- 
nali  della  Francia  in  risposta  al  lor  libro  intit  Accordo  .  .  .,8.1 


1)  A.  Theiner,  Documents  inedits  relatifs  anx  affaires  religieases  de 
la  France  1790-1800,  Par.  1857,  2  vol.  Die  Literatur  über  die  Civil- 
Goustitution  s.  Ami  de  la  rel.  25,  81.  —  Später  wurde  in  Italien  ein 
fingirtes  Breve  an  die  französischen  Katholiken  vom  16.  Febr.  1797  ver- 
breitet (G.  eod.  12,  92). 


Racoolia  de'  oosi  detti  indirizzi.  1011 

1795  (von  dem  Dominioaner  Becchetti,  Bischof  von  Citt&  del  Pieve; 
ti.  eccl.  9,  106;  10,  141.  143).  —  CoUection  des  pieces  imprimees 
par  ordre  dn  Concile  national  de  France,  1797;  Canons  et  d^orets 
da  Conc.  nat.  de  Fr.  tenu  a  Paris  en  Tan  1797  ...  mis  en 
ordre  par  les  evdqnes  reunis  a  Paris,  1798;  Actes  da  second  Cono. 
Dat.  de  Fr.  tenn  en  Tan  1801,  1801 — 2,  3  vol.  8.,  stehen  auch  nicht 
im  span.  Index.  £in  Brief  des  zweiten  Concils  vom  29.  Juni  1801 
wurde  im  Auftrage  Pius'  VII.  von  Gerdil  begutachtet  (A.  J.  P.  3, 1194). 

Als  im  J.  1810  Pins  VII.  dem  Card.  Manry,  den  Napoleon 
zum  £rzbi6ohof  von  Paris  ernannt,  die  Annahme  dieser  Würde  ver- 
bot, liess  sich  das  Pariser  Capitel  durch  Maury  bestimmen,  in  einer 
Erklärung  vom  6.  Jan.  1811  dem  Kaiser  seine  unverbrüchliche  An- 
hänglichkeit au  die  Grundsätze  der  gallicanischen  Kirche  zu  ver- 
sichern und  zu  erklären,  nach  diesen  hätten  die  Capitel  das  Recht, 
ernannten  Bischöfen  als  Capitularvicaren  die  volle  bischöfliche  Juris- 
diction zu  übertragen ;  während  des  Conflictes  zwischen  Ludwig  XIV . 
und  Innooenz  XI.  hätten  auf  Bossuets  Rath  die  vom  Könige  er- 
nannten Bischöfe  auch  ohne  päpstliche  Bestätigung  die  Verwaltung 
der  DiÖcesen  übernommen.  Diese  Erklärung  wurde  von  der  kaiser- 
lichen Regierung  allen  französischen  und  italienischen  Bischöfen  über- 
sandt,  und  eine  Anzahl  von  italienischen  Bischöfen  liess  sich  be- 
stimmen, Zustimmungen  dazu  einzusenden.  Diese  wurden  1811  zu 
Mailand  in  einer  Sammlung  veröffentlicht.  1814  widerriefen  die 
Unterzeichner,  wie  Pacca  versichert,  meist  unaufgefordert,  zum  Theil 
mit  der  Versicherung,  ihre  £rklärangen  seien  gefälscht  worden. 
(Die  Sammlung  soll  im  Auftrage  der  Regierung  durch  den  Abate 
Perloni  „redigirt^^  worden  sein.)  Die  Retractationen  wurden  1816 
zu  Rom  veröffentlicht  als  Dichiarazioni  e  ritrattazioni  degl'  indirizzi 
stampati  in  Milano  1811,  umiliate  Pio  VII.,  2  vol.  8.,  und  dann 
1817  verb.:  Raccolta  de'  cosi  detti  indirizzi  fatti  da  molti  vescovi 
e  capitoli  d'Italia  in  adesione  all'  indirizzo  stampato  in  Parigi  li 
6.  Genn.  1811  sotto  il  nome  del  capitolo  metropol.  di  quella  capi- 
tale,  mit  dem  Zusätze:  qui  libelli  partim  ex  integro  conficti,  partim 
Buhstantialiter  commutati,  plerique  vi  fallacibusque  artibus  extorti 
cum  faerint,  fere  omnes,  postquam  per  tempora  licuit,  ab  iis,  quo- 
nim  nomina  prae  se  ferunt,  reprobati,  correcti  aut  deolarati  sunt 
obsequentissimis  literis  ad  S.  D.  N.  Pium  VII.  ultro  ac  libenter 
datis^). 

Die  span.  Inq.  verbot  13.  Dec.  1789  unter  anderen  Zeitungen 
auch  Journal  eccUsiastique,  Juillet  1789.  Abbe  Barruel  schickte 
darauf  dem  Nuncins  in  Madrid  einen  Brief  an  den  General-Inqui- 
sitor, worin  er  sagt:  er  sei  seit  zwei  Jahren  der  Herausgeber  des 
Blattes;  dasselbe  werde  von  fünf  Cardin&len  und  vielen  Bischöfen  ge- 
halten und  sei  vielfach  belobt  worden;  man  möge  ihm  angeben,  wo- 
durch er  sich  das  Verbot  zugezogen  (Theiner,  Doc.  1,  241).  In  dem 
2.  Supplement  zu  dem  Index  von  1790  steht  dann  als  am  7.  März  1790 


1)  Paoca,  Denkw.  5,  43.  Pioot  8,  541;  4,  675.  Roskovany  4,  34. 


1012  Fransösische  Revolation. 

decretirt:  1789  sei  das  Journal  eccl.  vom  Juli  verb.  worden;  damit 
sei  nicht  das  gleichnamige  Blatt  gemeint,  welches  folgende  drei  Auf- 
sätze enthalte.  Ein  anderes  Journal  eccl.  als  das  von  Barruel  er- 
schien aber  damals  nicht.  1796  verbot  die  Iiiq.  strenge  eine  fran- 
zösische Uebersetzung  von  £dmund  Burke^s  Reflexionen  über  die 
französische  Revolution,  also  desselben  Werkes,  wofür  der  Verfasser 
in  einem  Breve  vom  7.  Sept.  1793  belobt  worden  war  (Tbeiner 
1,  199). 

2.  Mehrere  italienische  Theologen  erklärten  sich  zu  Gunsten 
des  Nationalconcils  von  1797,  u.  a.  der  Bischof  Solari  (S.  974), 
V.  Palmieri  und  Eustachio  Degola  aus  Grenua  (176  L — 1826),  Lector 
der  Theologie  zu  Pisa  (Tipaldo  4,  130).  Letzerer  nahm  an  dem 
Concil  von  1801  Theil  und  schloss  sich  an  Gregoire  an  (1810  unter- 
richtete er  AI.  Manzoni^s  Frau  vor  ihrem  Uebertritt  zur  kath.  Kirche). 
Sein  (anonymer)  Catechismo  de'  Gesuiti  esposto  ed  illnstrato  in  con- 
ferenze  storico-teologico-morali,  Lipsia  1820,  688  S.  8.,  steht  auf- 
fallender Weise  nicht  im  Index.  —  Analisi  e  confutazione  snc- 
«ihta  della  Bolla  del  S.  P.  Papa  Pio  VI.  .  .  .  riguardo  alla  nuova 
costituzione  civile  del  clero,  s.  1.  (Pavia)  1796,  92  S.  8.,  schon 
1797  im  G.  eccl.  12,  121  kritisirt,  wurde  erst  1822  verb.,  (iue- 
stione:  se  i  vescovi  delle  altre  catt.  chiese  debbano  immischiarsi 
nella  causa  dei  vescovi  e  preti  giurati  di  Francia,  Torino  1801  (von 
dem  Ex-Oratorianer  Gautier),  erst  1817. 

Nachdem  in  Rom  1798  die  Republik  ausgerufen  worden,  er- 
schienen dort :  Onesta  del  civico  giuramento  proposto  neir  art  367 
della  Romana  costituzione.  Dissertazione  del  cittadino  Mastrofini, 
Roma  a.  VI  repubbl.,  I  Rom.  (1798),  und  Sentimenti  di  Gianvin- 
cenzo  Bolgeni,  Bibliotecario  del  CoUegio  Romano,  sul  giuramento 
civico  presoritto  dalla  Repubblica  Rom.  agli  instruttori  e  funziooarii 
pubblici,  Roma  a.  VII  (1799;  Pistolesi,  Pio  VII.  3,  23).  Dass 
ein  Mann  wie  der  Ex- Jesuit  Bolgeni  (1733  —  1811),  der  bis  dahin 
einer  der  eifrigsten  Vertheidiger  der  Curie  gewesen,  eine  solche 
Schrift  veröffentlichte  und  die  Hinweisung  darauf,  dass  Pias  VI. 
den  Eid  für  unerlaubt  erklärt,  mit  der  Bemerkung  erledigte,  das 
sei  kein  dogmatisches  Urtheil  des  Papstes  gewesen,  erregte  begreif- 
licher Weise  grosses  Aufsehen.  Auch  durch  ein  Parere  sulF  alie- 
nazione  dei  beni  ecolesiastici  erregte  Bolgeni  Anstoss,  und  Backer 
erwähnt  als  eine  dritte  Faiblesse  von  ihm,  dass  er  als  Ceneor  Nicolo 
Spedalieri's  Dei  dritti  deir  uomo  IL  6,  Assisi  1791  (Cantu  3,  412. 
Hurter  3,  308),  ein  Buch,  gegen  welches  Tamburini  u.  a.  polemi- 
sirten,  approbirt  habe  (es  steht  übrigens  nicht  im  Index).  Es  er- 
schienen mehrere  Schriften  gegen  Bolgeni,  namentlich  von  anderen 
Ex-Jesuiten,  u.  a.  Due  lettere  a  G.  V.  Bolgeni  sul  giuramento  ordi- 
nato  dalla  Rep.  Rom.  .  .  .  e  suUa  vendita  dei  beni  eccl.,  Ven.  1798 
(von  L.  M.  Bucchetti),  und  RiAessioni  teologiche  sopra  il  giuramento 
civico  e  sopra  la  vend.  dei  beni  eccl.  oontro  il  parere  di  an  teologo 
romano  von  G.  B.  Gentilini,  1799.  —  Im  Nov.  1799  wurde  Bolgeni 
von  Msgr.  di  Pietro,  dem  apostolischen  Delegaten  in  Rom,  im  Auf- 
trage des  Cardinals-Collegiums  als  Theologe    der    Poenitentiarie  ab- 


G.  y.  Bolgeni.  Strassborger  Broschüren.  1013 

gesetzt,  von  dem  Msgr.  Vioesgerens  a  divinis  raspendirt;  eine  Re- 
tractatioD,  die  er  einreichte,  erklärte  di  Pietro  in  einem  Briefe  an 
Card.  Gerdil,  der  in  Venedig  im  Conclave  war,  fttr  ungenügend, 
indem  er  zugleich  den  Entwarf  einer  andern  einsandte  (A.  J.  P.  3, 
1162).  Bolg^ni  wird  ja  sehliessHoh  in  genügender  Weise  widerrufen 
haben;  aber  1800  erschien  noch  von  ihm  Metamorfosi  del  Dottore 
Marchetti  da  penitenziere  routato  in  penitente;  oonfutazione  di  un 
libretto  sul  giuram.  civico.  Als  Simon  de  Magistris  das  am  30.  Juni 
1798  eingegangene  Giomale  ecclesiastico  wieder  ins  Leben  rufen 
wollte,  fällte  er  die  ente  Nummer  vom  2.  Apr.  1801  mit  einem 
Artikel  gegen  Bolgeni,  der  fortgesetzt  werden  sollte.  Es  erschien 
aber  keine  weitere  Nummer.  Im  Index  steht  von  Bolgeni  nur  eine 
Schrift,  die  er  ohne  Zweifel  auch  in  dieser  Zeit  verfasst  hat,  die 
aber  erst  lange  nach  seinem  Tode  (flSll)  gedruckt  wurde:  Dei 
limiti  delle  due  potest^,  ecclesiastica  e  secolare.  Dissertazione  po- 
Btuma  deir  Ab.  G.  V.  Bolgeni,  Ed.  L,  Firenze  1849,  312  8.  8., 
mit  d.  c.  verb.  1850.  Er  erklärt  es  darin  für  zulässig,  dass  der  Staat  die 
Zahl  der  Geistlichen  und  Ordensleute  beschränke,  bestreitet  das* 
Recht  der  Kirche,  äussere  Strafmittel  anzuwenden  u.  s.  w.  Die  Civ. 
1,  2,  451  meint  darum,  das  Buch  müsse  inierpolirt  sein^). 

3.  In  einem  Decrete  der  Index-Congr.  vom  17.  Dec.  1792 
(G.  eccl.  8,  23),  —  das  zunächst  vorhergehende  ist  vom  2.  Aug. 
1790,  —  stehen  unter  vielen  anderen  Büchern:  Le  catechisme 
du  genre  humain,  s.  1.  1789,  verb.  28.  März  1791,  von  Fr.  Boissel; 
n  linguaggio  della  religione,  trasportato  dal  francese  da  Gius.  Landi, 
mit  d.  c.  verb.  1792.  In  dem  nächsten  Decrete,  vom  26.  Jan.  1795, 
stehen  neben  mehreren  anderen  Büchern:  Ueber  die  ältesten  heiligen 
semitischen  Denkmäler.  Eine  Abhandlung  unserer  theologischen 
Routine  entgegen  von  Karl  Franz  Schwind,  Prof.  der  Theol.  an 
der  üniv.  zu  Strassburg  und  bischöfl.  Vikar,  womit  er  seine  Vor- 
lesungen eröffnete,  Strassb.  1792;  Abhandlung  über  die  Exkommu- 
nikation oder  den  Kirchenbann  von  Job.  Jak.  Kammerer,  bischöfl. 
Vikar  des  Niederrheins  und  Lehrer  der  Kirohengesch.  auf  der  hohen 
Schule  zu  Strassburg,  bey  Gelegenheit  der  päpstlichen  Banndrohung 
gegen  Frankreich,  Strassb.  1792;  Rede  wider  den  Verfolgungsgeist 
auf  den  3.  Sonntag  nach  Ostern  über  Job.  16,  20,  gehalten  in  der 
Kathedral-Kirche  zu  Strassburg  von  Franz  Job.  Gros  s,  bischöfl.  Vikar 
desniederrhein.  Departements,  im  4.  Jahre  der  Freiheit,  Strassb.  1792; 
Die  Päpste  in  ihrer  Blosse.  Ein  Auszug  aus  der  Parallele  zwischen 
dem  Leben  Jesu  und  dem  Leben  derer,  die  seine  ersten  Nachfolger  sein 
sollten,  vorgestellt  am  Ostermontag  in  der  Kathedral-Kirche  zu  Strass- 
burg, von  K.  Fr.  Schwind  .  .  .  1792  (die  Titel  werden  auch  voll- 
ständig in  latein.  Uebersetzung  gegeben).  Die  1791  erschienenen  V6- 
pres  et  prones  civiques  ou  le  pasteur  patriote  von  dem  spätem  con- 
stitutionellen  Bischof  Adrien  Lamonrette  werden  von  Pacca,  Denkw. 
6,  4  besprochen,  stehen  aber  weder  im  Köm.  noch  im  span.  Index. 


1)  Unrter  5,  526  sagt  nichts  von  der  Censnrirung  Bolgeni's. 


1014  Franzötisohe  Revolution. 

Lamourette  widerrief  vor  seiner  Hinrielitung   1794  (6.  eccl.  9,  72. 
Picot  4,  537). 

In  dem  yom  11.  Jao.  1796  datirten,  aber  erst  29.  Apr.  vom 
Papste  bestätigten  Decrete  steht  neben  4  anderen  Bttobem:  Invito 
alla  paoe  ed  alla  unitä,  ossia  vera  idea  delle  Chiesa  catt  Born,  pro- 
posta  da  an  sacerdote  Fiorentino  agli  ecclesiastici  e  secolari  per 
gaida  e  calma  delle  cosdense  nei  tempi  di  controversia;  si  agginnge 
in  fine  un  sermone  snir  anatema  e  scdlo  scisna,  composto  di  seoti- 
menti  di  S.  Giangrisostomo  e  di  S.  Ottato  liilevitano,  Fir.  1791. 
Der  Verfasser  ist  nicht,  wie  im  Gr.  eccl.  6,  105  angegeben  wurde, 
der  Canonicus  Ant.  Lionginelli,  —  dieser  gesteht  in  seiner  Retrae- 
tation  im  J.  1795  (6.  eccl.  11,  3)  nnr,  er  habe  das  Bach  revidirt, 
—  sondern  der  Pfarrer  Antonio  äelvolini,  der  sich  in  seiner  Retrac- 
tation  vom  J.  1795  (G.  eccl.  11,  35)  als  Verfasser  dieser  Schrift, 
der  erst  1824  verbotenen  Difesa  del  pargatorio  dalle  moderne 
opinioni  ossia  il  purgatorio  vendicato  dalle  impostare  and  noch  dreier 
anderer  anonymer  Schriften  bekennt,  die  nicht  im  Index  stehen.  — 
Das  oben  erwähnte  letzte  Index*Deoret  aas  dem  18.  Jahrb.,  vom 
10.  Juli  1797,  ist  im  G.  eocl.  12,  131  als  „ein  nener  Beweis  des 
£ifers  der  h.  Congregation"  abgedruckt.  Die  lateinischen  Freiborger 
Thesen  heissen  Positiones  ex  nni versa  theologia  selectae,  qnas 
sub  regimine  Josephi  Sohinzinger  defensarus  est  FridoHnus  Huber, 
1793  (abgedr.  bei  Pflanz,  Freimüth.  Bl.  1840,  16,  33).  Sie  ent- 
halten jedenfalls  weniger  Bedenkliches  als  Hubers  spätere  Schriften, 
die  nicht  im  Index  stehen.  Schon  1770  forderte  Clemens  XIV.  die 
Bischöfe  von  Constanz  und  Chur  auf,  vor  dem  Besuche  der  Univer 
sität  Freiburg  zu  warnen  und  die  unkirchliehen  Tendenzen  der  dor- 
tigen Professoren  zu  bekämj^en.  1771  klagte  der  Nunciue  über  die 
Beförderung  dieser  Tendenzen  durch  die  österreichische  'Regierang 
und  schickte  Freiburger  Thesen  über  Immunität  und  Asjlrecht  ein 
(Theiner,  Clemens  XIV.  1,  428).  Diese  Thesen  stehen  nicht  im 
Index,  —  die  unter  Sätze  stehenden  sind  aus  späterer  Zeit,  *— 
auch  nicht,  was  auffallender  ist,  Responsum  Facultatis  theol.  Fri- 
burg.  de  veritate  sacramentorum  .  .  .  quae  jurati  sacerdotes  in  Al- 
satia  administrant,  1798  (Henke,  Archiv  6,  458,  u.  a.  von  Bog. 
Klüpfel  und  Wanker  unterzeichnet).  —  Unter  den  italienischen 
Schriften  steht  in  dem  Decrete  von  1797  auch  Saggio  di  on  naovo 
metodo  per  insegnare  le  scienze  ai  fanciulli,  1791,  von  Feid.  Fse- 
chinei  aus  dem  Orden  von  Vallombrosa. 

4.  Die  1804—6  verbotenen  Bücher  sind  in  der  vier  Seiten 
füllenden  Appendix  des  Index  von  1806  zusammengestellt  Auch 
hier  finden  sich:  Positiones  ex  theologia  dogmatioa  speciali,  Ln- 
cemae  s.  a.^),  und  Theses  ex  univ.  theol.,    quas  praeside  Adamo 


1)  Dieses  Verbot. wird  dazu  Anlass  gegeben  haben,  dass  Pins  VII. 
in  einem  Briefe  von  1807  an  den  Bischof  von  Constanz  sagte,  die  Pro- 
fessoren in  Luzern,  —  es  waren  damals  Gügler,  Widmer  und  Geiger,  — 
trügen  irrige  Lehren  vor,   eine  Anklage,  die  den:  Nuncius  spAtw  als  saf 


Freiburger  u.  a.  Theaen.    liaüeoische  Schriften.  1015 

Jm.  OnymuB  tuebitur  Nio.  Foertsoh,  Würsb.  1797,  beide  verb.  1805. 
Die  1803  von  der  Inq.  verbotene  griecbiscbe  Sehrift  heisst  La  di- 
Uml  della  ohiesa  greoa  altimamente  asaalita  da  Comenide  Beaixtei, 
geritta  da  Biagio  Colonaa  Sincletioo,  Corfa  1800^).  Ausserdem 
stehen  in  dieser  Appeadix  einige  bereits  erwähnte  Sohriften  von 
Voltaire,  Eonflsean^  Diderot,  Hirabeau,  Dulanrensv  La  Fontaine, 
Le  grimoire  da  P.  Honorias  (I  S.  23),  die  Lettres  von  Le  Plat, 
eine  deutsche  Broscbüre:  Betrachtungen  über  die  neuen  kirch- 
Uohen  und  politischen  £inriehtangen  in  Baiem  von  Jos.  Zintel,  kurf. 
Advoeaten,  München  1804,  ferner:  Histoire  de  la  papaute  depnis 
son  origine  jasqu'ä  oe  jour.  Ouvrage  traduit  de  l'allemand,  2.  Edi- 
tion. Opus  aggredior  opimum  casibus,  atrox  praeliis,  disoors  sedi- 
tionibus,  ipsa  etiam  pace  saevum.  Tac.  Bist.  I.  1.  Paris,  an  X., 
1802,  verb.  1804;  die  1.  Aufl.  war  nach  Qnerard  als  Hist.  philoso- 
phique  de  la  papant^  erschienen;  —  Le  livre  des  manifestes,  oü 
Ton  tronve  diveloppe  par  les  lumieres  de  la  raison  et  des  divines 
ecritnres:  1.  qaelles  sont  les  veritables  cause»  de  notre  etonnante 
revoltttion;  2.  quelle  doit  en  etre  Tissu.  Demiere  annee  du  18. 
stiele  de  l'ere  chr^tienne  (Avignon  1800,  2  vol.  12.),  verb.  1806, 
von  Guill.  Chaix  de  Sonrcesol,  Lehrer  zu  Avignon,  früher  Econome 
du  seminaire  de  S.  Sulpice.  Le  clef  des  oracles  divins  ou  Supple- 
ment an  livre  des  manifestes,  Par.  1800,  gegen  Cölibat,  Beichte, 
Reliquien  u.  s.  w.,  ist  nicht  verb.  (Grägoire,  Hist.  des  seotes  2,  200). 

—  Von  italienischen  Schriften  wurden  1804—6  aussejr  De  monarchia 
and  den  Pensieri  von  Palmieri  verb. :  Catechismo  repubblicano  ovvero 
yeritli  elementari  su  i  diritti  deir  uomo  e  säe  conseguenze  in  so- 
eieti  adattate  alla  capacitii  de*  eittadini  ppco  esperti  da  Franc. 
Maria  Bottazzi  Sacerdote,  Prof.  di  TeoL.  e  Filos.  Indoctos  ipse 
doceto:  Propaganda  etenim  rerum  doctrina  bonarum.  Gato,  Dist. 
mor.  Presse  lo  Stampatore  repubblicano  Daroaso  Petretti.  Koma, 
anno  sesto  della  libertii,  primo  della  Romana;  —  Catechismo  del 
galantaomo    dedicato  al  fanoiuUo  Federico  de^  Veochi.     Zara   s.  a.; 

—  Deir  educazione  democratica  da  darsi  al  popolo  italiano  di  Gixol. 
Bocalosi,  Mil.  a.  L  D.  R.  G.;  —  II  giovane  instruito  ne'  prin- 
cipi  della  democrazia  rappresentativa  e  ne'  doveri  di  cittadino, 
Jesi  a.  VI.  repubblicano,  und  Intenzioni  del  P.  M.  Angelo  Ganzetti 
di  Jesi  suir  opusoulo,  ehe  egli  stampo  col  titolo:  II  giovane..  .  ., 
Senigaglia  18(K),  beide  verb.  1804  mit  der  für  diese  Zeit  merkwür- 
digen Bemerkung:  de  quo  oertior  factus  docilis  auctor  declaratione 
publicis  typis  edita  die  13.  Julii  [1804,  in  der  Ape,  Melzi,  I  458j 
utrumque  librum  a  se  vnlgatum   laudabiliter   rejecit   et  improbavit; 


einem  Missverstandniss  beruhend  bezeichnen  musste.  Geiger  wurde  1792, 
die  beiden  anderen  erst  1805  Professoren,  die  Position  es  aber  waren  aus 
früherer  Zeit.  Rheinwald,  Acta  hist.-eoc1.  1885,  71.  Pfyffer,  Gesch.  von 
Lozern  2,  225. 

1)  In  demselben  Jahre  25.  Sept.   verartheilte   die  Inq.  eine  angeb- 
liche Stigmatisirte  Qiovanna  Merella. 


1016  Französische  Revolution. 

—  La  religione  oristiana  liberata  dalle  ombre,  o  sia  analisi  scra- 
polosa  della  medenima  religione,  Ifilano;  —  Gronica  del  paradiso 
8.  I.  et  a. ;  —  Della  cura  fisica  dell'  üomo  di  Giov.  Pozzi,  Mit. 
a.  X.  —  Von  Vincenzo  Monti,  1754 — 1828,  der  in  Rom 'bei  Pias 
Vi.  in  Gnaden  gestanden  und  bis  1797  Secretär  seines  Nepoten, 
des  Duca  Braschi,  dann  in  die  Revolution  verwickelt  gewesen  and 
nach  allerlei  Fata  1804  von  Napoleon  znm  Professor  in  Pavia  ernannt 
worden  war,  wurden  1806  vcrb.  Prolusioni  agli  stndii  dell'  Univ. 
di  Pavia  per  l'a.  1804,  recitate  da  V.  Monti.  Prof.  d'Eloqnensa, 
Mil.  1804,  a.  III.  Erst  1821  wurden  von  ihm  noch  verb.:  II  fana- 
tismo  e  la  snperstizione.  Poemetti  due,  die  er  in  seiner  revolutio- 
nären Periode  als  Berichtigungen  zu  dem  aus  seiner  olericalen  Zeit 
stammenden  Gedichte  über  die  Ermordung  Hugo  Basville^s  (in 
Rom  1793)  veröffentlichte  (in  dem  einen  kommen  Ansfalle  auf  Pius 
VI.,  in  dem  andern  auf  Ludwig  XVI.  vor;  Maffei  4,  36).  —  End- 
lich wurden  1804 — 5  noch  verb.  die  schmutzigen  Sachen  von  Giam- 
battista  Castt,  —  er  war  früher  Canonious  in  Montefiascone,  bis 
1790  kaiserlicher  Poet  Josephs  IL,  f  1808,  —  Novelle  amene  del 
Cittadino  Casti,  Roma  a.  VI.  repnbbl.,  4  vol.,  und  Animali  parlanti, 
poema  epico  in  26  canti;  vi  sono  in  fine  aggiunti  quattro  apologhi, 
Mil.  1802. 

1808  wurden  aiisser  dem  Buche  von  Dalmazoni  und  einem  von 
Bartolini  über  die  Immäc.  Conceptio  verb.:.  Saggio  sopra  la  soli- 
tudine  del  Sig.  Giangiorgio  Zimmermann  .  .  .  Traduzione  dal  te- 
desco,  Pavia  1804  (das  Original,  Ueber  die  Einsamkeit,  erschien 
zuerst  1755);  —  Ant.  de'  Giuliani,  Saggio  politico  sopra  le  vi- 
oissitudini  inevitabili  della  societä  civile;  —  Franc.  Lomonaco, 
Vite  degli  eccellenti  Italiani,  Italia  1802 — 3,  2  vol.  Von  Lomonaco 
wurden  1842  noch  verb.  Analisi  della  sensibilitji,  delleSue  leggi 
e  delle  sne  diverse  modificazioni  considerate  relativamente  alla  morale 
ed  alla  politica,  und  Discorsi  letterarii  e  iilosofici. 

5.  Die  Inquisition  verbot  in  ihrem  ersten  Decrete  nach  der 
Restauration,  24.  Aug.  1815,  Memoria  per  la  consagnrazione  dei 
vescovi  in  Hicilia,  von  8tef.  di  Chiara,  dann  1816:  Del  diritto 
sociale  libri  tre  del  D.  Angelo  Ridolfi,  Prof.  nella  Regia  Univ. 
di  Bologna,  vol.  1.,  1808.  Von  der  Index-Congr.  wurde  1817  verb. 
Esame  della  confessione  auriculare  e  della  vera  cbiesa  di  Gesii 
('risto  .  .  .  Milano  Ta.  IL  della  libertä  italiana.  Proprietii  del 
Cittadino  G.  A.  Ranza  1797.  Ranza,  der  in  der  Revolutionszeit  eine 
Rolle  spielte,  wird  im  G.  ecol.  12,  8.  116,  als  ein  Schüler  der 
Theologen  von  Pavia  bezeichnet,  mit  demselben  Rechte,  mit  welchem 
man  Voltaire  einen  Schüler  der  Jesniten  nennt.  Palmieri  und  Guada- 
gnini  schrieben  gegen  jenes  Buch  ^).  Andere  seiner  schlechten  Schriften 


1)  Schon  N.  E.  1800.  80  wird  eine  Widerlegung  erwähnt:  Dimo- 
strazionc  del  dogma  catt.  c  dell'  istituzione  div.  della  oonf.  sacramentale 
del  Cittadino  Gaatier  contro  PEssme  .  .  .  del  Citt  Ransa,  Turin,  2  rol. 
Guadaguifji  schriebauch  gegen  eine  Brosofaiire  von  Ranza  ober  den  Cölibit. 


y.  Monti.    O.  B.  Casii*    6.  Momrdo  u.  a.  1017 

stehen  nicbt  im  Index.  —  1817  wurde  ferner  verb.:  G.  Morardi, 
Chiesa  subalpina  Tanno  XIL  della  repnbbl.  fraacese,  Torino  a.  X., 
dann  1821 :  Opaacoli  di  Caspare  Morardo  eopra  diversi  oggetti,  et 
ejnsdem  auctoris  opera  omnia.  Die  beiden  Namen  werden  noob  jetast 
im  Index  nnterscbieden ;  es  wird  aber  mit  beiden  der  frühere  Piarist 
Graspare  Morardo  d'Oneglia  gemeint  sein,  der  auob  in  der  Revolu- 
tion eine  Rolle  spielte.  Im  G.  ecel.  5,  162  wird  von  ihm  De^ 
testamenü  opera  politioa,  Turin  1790»  248  B.  8.,  besprochen  und  er- 
wähnt, er  habe  auch  eine  noch  nicht  gedruckte  Biforma  degli  stn- 
dii  d'Italia,  L'uomo  guidato  dalla  ragione  nnd  Damigiella  meglio 
istmtta  geschrieben;  er  behaupte,  letzteres  Buch  sei  von  Fseudo- 
Jansenisten  in  Rom  denuneirt  worden.  Im  G.  eccL  6,  16  wird  eine 
Lettera  antimorardica  del  P.  D.  Aurelio  deir  Onda  (von  dem  Mino- 
riten  Ston.  Volpini)  erwähnt,  worin  gesagt  werde,  das  Buch  über 
die  Testamente  sei  zu  schlecht,  als  dass  es  ein  Index-Verbot  ver- 
diene! Nach  Melzi  ist  von  Morardo  auch  L*arte  di  conservare  ed 
accrescere  la  bellezza  delle  donne,  scritta  da  un  filantropo  subalpino, 
1803,  verb.  1817.  —  Femer  wurden  1817  noch  verb.:  Air  Italia 
nelle  tenebre  Taurora  porta  la  luce:  riflessioni  filosofiche  e  morali, 
documenti  ed  avvisi  all'  Italia,  sistema  nuovo  mai  trattato  pria 
tanto  dagli  antichi  che  dai  modemi  scrittori.  Milano,  a.  V.  della 
Rep.  francese  e  I.  della  libertä  dltalia,  1796,  390  S.,  —  am  Ende 
steht:  Enrico  Michele  T Aurora,  —  mit  einer  Broschüre  desselben  Au- 
tors, Un  repubblicano,  che  fü  nobile,  ai  ex-nobili  di  Milane^  aus- 
fiihrlioh  besprochen  G.  eccl.  12,  57;  —  Istoria  deir  Inqnisizione 
ossia'del  S.  Offizio,  corredata  di  opportnni  e  rari  documenti  data 
per  la  terza  volta  alla  luce  da  Franc.  Beccatini,  Academico  Apa- 
tista,  Mil.  1797;  —  La  sohiavitu  delle  donne.  Memoria  che  pre- 
senta  per  pubblioa  istruzione  Anna  Roselli  li  4.  piovoso  anno  I. 
della  libertä  dltalia. 

Aus  den  folgenden  Deoreten  gehören  noch  hieher:  Gins.  Pirani, 
La  Corte  di  Roma  convinta  dalla  verit&,  Bologna  1797;  Raccolta 
di  opnscoli  di  cristiana  fiiosofia  e  di  ecclesiastioa  giurisdizione,  com- 
pilata  dal  volgarizzatore  del  conoilio  nazionale  du  Francia,  prete  e 
cittadino  Piemontese  (von  dem  £x-Oratorianer  Gautier),  vol.  I.  in 
sei  quatemi,  Torino  1799,  beide  verb.  1818;  —  Pensieri  politici 
di  Vinc.  Russe,  verb.  1820;  AUoouzione  del  Cittadino  Dottor  Carlo 
Kessi  recitata  in  occasione  deir  erezione  dell'  albero  della  liberta; 
Speech  io  del  governo  e  popolo  di  Roma  ed  esame  della  oondotta 
tenutada  quella  corte  ecc,  beide  verb.  1822;  —  Storia  cronologica 
de'  papi  da  S.  Pietro  fino  all'  odiemo  pontificato  di  Pio  VII . .  .  con 
snnotazioni  ed  in  fine  ü  Concordato  tra  la  Francia  e  la  Santa  Sede, 
verb.  1825. 

Ein  böses  Buch  eines  piemontesischen  Priesters;  Disordini 
morali  e  politici  della  corte  di  Roma  esposti  a  nome  de*  zelanti  dell' 
eoclesiastica  libertä  dal  Cittadino  Spanzotti,  Torino,  a  IX.,  2  vol. 
(Cantü  B,  390.  Gr^goire,  Essai  bist.  p.  422),  steht  als  1807  strenge 
verb.  im  span.,  aber  nicht  im  Rom.  Index.  —  Dass  die  Ansprache, 
in  welcher    Pins  VII.    als  Bischof   von    Tmola    1797  bei  dem  Ein- 


lOld  Franzorisohe  Revolution. 

rücken  der  Franzosen  von  nntElosem  Wider8tan4e  abgemahnt  hatte, 
später  als  Omelia  del  cittadino  Chiaramonti,  vescovo  d'Imola,  ora 
S.  P.  Pio  VIL,  in  verschiedenen  Sprachen  verbreitet  wurde ^),  wird 
er  nicht  gern  gesehen  haben ;  man  konnte  sie  aber  doch  nicht  wohl 
in  den  Index  setzen. 

6.    Von  Vittorio    Alfieri    (1749—1803)    wurden    erst   1823 
verb. :  Satire  (die  erste  um  1786  gedruckt),  La  tirannide,  1777  ge- 
schrieben,   nach  1767    zu  Kehl    zuerst   gedruckt,    wo,    w&hrend  zu 
Paris  1787 — 90    eine  Ghesammtausgabe  der  Tragödien  erschien,   die 
anderen  Schriften  gedruckt  wurden,  und  Vita  scritta  da  eeso.  1837 
wurden  dann  noch  verb.    Del  principe  e  delle  lottere,  gleichfalls  zu 
Kehl  gedruokt,  mit  dem  sonderbaren  Zusätze:  inter  opera  Y.  Alfieri, 
und  Panegirioo    di   PUnio   a  Traiano    mit    dem    noch    sonderbarem 
Zusätze:    non    illa   vera    panegyrica    oratio   Plinii,     sed   ficta   a  V. 
Alfieri.     Die  Congiura  de*  Pazzi,  in  der  starke  Ausfölle  gegen  Born 
vorkommen'),  steht  nicht  im  Index.     1879  wurde  verb.  Vita  di  V. 
Alfieri,  scritta  da  esso,  ridotta  ad  uso  della    gioventu,    con  note   e 
documenti    per   cum  del  Prof.  G.  Severino  Perosino,   Tor.  1877, 
mit    dem  Zusätze:    Auetor  laud.    se    subj.  et  editionem  reprob.   — 
Franc.  G-ianui,    von  dem  1818  ein  Gedicht:    Bonaparte   in  Italia, 
verb.    wurde,    war   ein  Römischer  Schneider,   der  als   Improvisator 
berühmt  und  von    Napoleon  zum   kaiserlichen  Improvisator  ernannt 
war,  f  1823  zu  Paris;   seine  Gedichte  waren  schon  1807  in  5  vol. 
12.  zu  Mailand  gedruckt  (Tipaldo  4,  283).  —  Femer  wurden  1817 
— 18    noch   verb.:    Rime    e    prose,    quarum   initium:     Die   delhi 
piik    gentil    eco.,    Genova  anno  I.   1797,    erotische  Sonette  und  No- 
vellen von  Aurelio  Bertöla  de*  Giorgi  aus  Rimini  (1753 — 98),  einem 
Bewunderer  und  Nachahmer  von  Gessners  Idyllen,  unter  dem  Titel 
Versi  e  prose  auch  (angeblich)  zu  Lausanne   1779   und  sonst,  bald 
unter  seinem  Namen,  bald  unter  dem  Namen   Ticofilo   Gimerio   er- 
schienen (Meizi;  Tipaldo  2,  130);  Scelte  rime  piacevoli  di  un  Lom- 
barde,   4.  Edizione    conforme    alla    terza,    Brescia    1802,    von  dem 
Carmeliter  Luigi  Grossi,   zuerst    1798  gedruckt,  obschon  von  einem 
Mönche,  nichtsehr  erbaulich  (Melzi  2,  449);  Poesie  pananti  edite 
e  inedite,  Italia  s.a.;  Raccolta  dinovelle  di  Dom.  Batacchi,  4  vol. 
Der  Verfasser  war  schon  1802  gestorben  und  seine  unsauberen  No- 
vellen,  die  er  wie  auch  II  Zibaldone,  poemetto  burlesco,  1805  unter 
dem  Namen  Padre    Attanasio  de  Verocchio    herausgegeben,    waren 
schon  1803  von  Louet  de  Chaumont  ins  Französische  übersetzt  und 
italienisch  wiederholt  gedruckt. 


1)  Nielsen,  Die  rom.  Kirche  im  19.  Jahrb.,  1878,  I,  66.  Pistolesi, 
Pio  VII.  1,  L02  erw&hnt  ein  Bild  des  Papstes,  auf  dessen  Rückseite  die 
Ansprache  gedruckt  war,  Gr^goire,  Essai  bist.  p.  442  französische,  deutsche, 
englische  und  spanische  Uebersetzungen  (die  beiden  letzteren  in  Phila- 
delphia gedruckt). 

2)  Brosch,  Kirchenst.  2, 24.  MaffeiS,  147.  Correspondant  1877,  1. 107, 
35.  52. 


i 


FranzoaiBOhes  Conoordat  von  1801.  1010 


100.     Dm  fraiEosisch«  CoDcerdat  yon  1801. 

Durch  eine  Bulle  vom  15.  Äug.  1801  publicirte  Pius  VII. 
das  mit  Napoleou  abgeschlossene  Concordat,  worin  eine  Ver- 
mindernng  der  Zahl  der  französischen  Bisthttmer  von  156  auf  60 
und  eine  neue  Cireumscription  der  Diöcesen  stipulirt  war.  In 
einem  Breve  von  demselben  Tage  forderte  er  sämmtliche  fran- 
zOstebe  Bischöfe  auf,  abzudanken,  und  schon  29.  Nov.  1801 
wurde  durch  eine  zweite  Bulle  die  neue  Cireumscription  der 
Bisthümer  vorgenommen  und  die  Jurisdiction  auch  derjenigen 
Bisehöfe,  welche  nicht  abgedankt  hatten,  fUr  erloschen  erklärt. 
Im  J.  1803  unterzeichneten  86  Bischöfe  eine  Protestation  gegen 
diese  Gewaltraassregel.  Dieselbe  wurde  gedruckt,  und  es  er- 
schien von  1802  an  auch  eine  ganze  Reihe  von  Schriften,  nament- 
lich von  dem  in  England  lebenden  Abb6  Pierre  Blanchard, 
worin  das  Recht  der  anticoncordatistischen  Bischöfe,  zum  Theil 
in  sehr  scharfen  Ausdrücken  vertheidigt  wurde.  Einen  neuen 
Anlass  zu  Kundgebungen  erhielten  die  Mitglieder  der  Petite 
Eglise,  wie  man  diejenigen  nannte,  welche  die  auf  Grund  des 
Concordats  eingesetzten  Bi8chr)fe  nicht  anerkannten,  durch  das 
Concordat  von  1817^).  Erst  jetzt  nahm  die  Index-Congregation 
von  der  Sache  Notiz:  sie  verbot  1817  eine  Schrift,  erst  1822 
eine  ganze  Reihe  von  Schriften,  die  mit  dieser  Sache  zusammen- 
hangen. 

Die  Canonicae  et  reverendisBimae  (bio)  expostnlationes  apnd 
S.  D.  N.  Pium  VII.  de  variis  actis  ad  ecclesiam  gallicanam  spec- 
tantibuß,  wahrscheinlich  von  dem  Bisehof  Asseline  von  Boulogiie 
(t  1818)  verfasst,  erschienen  zuerst  London  1803,  132  8.  (üher  die 
Zahl  der  Unterzeichner  s.  Bordas  p.  355),  1804  zu  Brüssel  fran- 
zösisch mit  einem  Avis  und  Noten,  in  denen  die  EvÄques  concor- 
datistes  als  H^retiques  ou  fauteurs  d'h^risie,  excommuni^s  u.  s.  w. 
bezeichnet  werden  (Picot  d,  432).  Vertheidungen  des  Papstes  schrieben 


1)  Vgl.  0.  Mejer,  Zur  Gesch.  der  römisoh-deutschen  Frage,  1871, 
I,  174.  Friedrich,  Gesch.  des  Vat.  Konzils,  1,  84.  Picot  3,  428.  Grögoire, 
Esftsi  8ur  leg  lihertes  de  Tegl.  gall.,  1818,  p.  196 ;  Hist.  des  sectes  2,  448. 
Essais  sur  la  reforme  cath.  par  Bordas-Demoulin  et  F.  Iluet  p.  356. 
(inettee,  Souvenirs  et  documents.  Mem.  p.  s.  k  Thist.  de  I'egl.  pendant 
le  19.  siecle,  T.  1.,  1878 


1020  FranzSsisoheB  Oonoordat  von  1801. 

der  Ex-Jesuit  Alph.  Muzzarelli :  Dissertatio,  an  Sammas  Pont  habeat 
auctoritatem  destituendi  episcopum  invitum  et  reluctantem  a  propria 
Hede  ob  Ecclcsiae  necessitatem  aut  magnam  utüitatem,  in  seinen 
Dissertationes  selectae,  Rom  1807,  und  Abb6  Aug.  Barruel:  Du 
Pape  et  de  ses  droits  religieux,  a  Toccasion  du  Concordat,  Paris 
XII  (1803),  2  vol.  —  Die  Expostulationes  von  1803  stehen  nicht 
im  Index;  aber  1822  wurde  verboten:  Opusculum  cujus  initium: 
„Omnibus  Ecclesiae  cath.  episoopis/^  et  finis:  ,,Eccle8iae  gallicanae 
morientis  vocem  audientes.  Londini  etc.^^  et  notae  adjectae  opusculo 
alteri  ab  iisdem  auctoribus  rursus  edito,  cui  titulus:  Canonicae  et 
rev.  expostulationes  etc.^),  de  quibus  tarnen  expostulationibus  con- 
Rulantur  Allocutio  habita  ...  in  consistorio  secreto  diel  28.  Julii 
1817  nee  non  epistolae  ad  Sanctitatem  Suam  datae  per  antiquos 
Galliarum  praesules,  quarum  exemplum  prostat  in  actis  ejusdem  con- 
sistorii  .  .  .  editis,  —  ferner:  Collectio  bullarum,  brevium,  allo- 
cutionnm  epistolarumque  fei.  rec.  Pii  P.  VI.  contra  constitutionem 
civilem  cleri  gallicani  etc.,  item  concordatornm  inter  S.  P.  Pium  VII. 
et  Gubemiam  Reipublicae  in  Galliis  etc.,  tum  Expostulationum  .  .  . 
una  cum  epistola  .  .  .  cum  subscriptione:  L'Abbe  de  la  Roche  Ay- 
mon  etc.,  data  London  29.  Sept.  1821. 

Im  J.  1816  sandten  sechs  Bischöfe  dem  Papste  ihre  Abdankung 
ein;  er  verkündete  dieses  in  einer  AUocution  vom  28.  Juli  1817 
und  liess  diese  nebst  den  Schreiben  der  Bischöfe  drucken.  Die 
meisten  anderen  Bischöfe  waren  bereits  gestorben  oder  starben  bald 
darauf.  18 18  waren  nur  noch  vier  übrig,  1820  nur  noch  der  Bischof 
Themines  von  Blois.  —  Die  Priester  der  Petite  Eglise  spalteten 
sich  in  zwei  Parteien,  die  Communicateurs  und  die  Separ^,  wie  sie 
sich  gegenseitig  nannten:  jene  erkannten  die  auf  Grund  des  Con- 
cordats  ernannten  Bischöfe  als  apostolische  Vicare  an,  die  in  Ab- 
wesenheit der  eigentlichen  Bischöfe  die  Diöcesen  verwalteten,  diese, 
an  deren  Spitze  Abbe  Gaschet  stand,  betrachteten  die  Concordats- 
bischöfe,  ja  Pins  VII.  selbst  und  alle  ihm  Zustimmenden  als  Schis- 
matiker und  Haeretiker  ^). 

Blanchard  schrieb  zuerst  Controverse  pacifique  sur  les  prin- 
cipales  questions  qui  divisent  et  troublent  TEglise  gallicane,  savoir 
les  demissions  ^piscopales,  par  un  membre  de  FEgl.  gall.,  London 
1802,  dann  Suite  a  la  Controv.  pac,  1805,  und  nach  der  Krönung 
Napoleons    durch  Pius  VII.     L'etat    politique    et    religieux    de  la 


1)  Gemeint  ist  die  Ausgabe:  Canonicae  etrev.  exp.  .  .  .  spectantibiis. 
Gura  et  studio  Ecclesiae  gall.  una  cum  sacerdotibus  fidelibusque  Gallis 
orthodoxis  tarn  in  Gallia  persecutionem,  tum  iu  Anglia  exilium  pro  Christo 
Jesu  patientibus,  Lond.  1819. 

2)  Bordas  p.  876.  Gegen  Gaschet  ist  gerichtet  die  Profession  de  foi 
von  Fleury  und  zwei  anderen  (Teistlichen  der  Diöcese  Le  Maus^  1819. 
Fleury  schrieb  u.  a.  Controverse  entre  la  petite  et  la  grande  egl.  sor  1« 
droits  sacr^s  da  Dieu,  de  la  S.  Eglise  et  du  Koi  legitime,  182*2,  172  S. 
Ami  de  la  rel.  28,  73;  24,  385;  29,  401  :  .S8,  337.  Hoher  (isschet  s.  Picftt 
3,  509.    Ami  de  la  rel.  2G,  193;  31.  49. 


■* 


P.  Blanohard  a.  su 


1021 


France  devenn  plus  deplorable  cncore  par  l'effet  du  voyage  de  I*ie 
VII.  en  ce  pays  .  .  .,  par  Tauteur  de  la  Controv.  pac.,  London 
1806.  —  Als  der  Lissaboner  Nuncias  Caleppi  1808  in  England  war, 
forderte  er  Milner  auf,  in  einem  Hirtenbriefe  zu  Gebeten  für  den 
b.  Vater  zu  ermahnen  und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  etwas  über 
die  Petite  £glise  zu  sagen.  Milner  that  dieses,  worauf  Blanohard 
eine  Defense  du  clerge  contre  Vinculpation  de  Mgr.  Milner  und 
dieser  einen  zweiten  Hirtenbrief  veröffentlichte.  Douglas,  der  apost. 
Yicar  von  London,  censurirte  die  Defense  von  Blanchard  und  Lettre 
de  M.  Gaschet  ä  Mgr.  Milner,  und  als  darauf  eine  Keponse  k  Mgr. 
Douglas  erschien,  suspendirte  er  Blanchard  und  die  7  anderen  Priester, 
welche  dieselbe  unterschrieben  hatten^).  —  1809  erschien  in  London 
Avis  fraternels  aux  ultramontains  concordatistes.  Quare  transgre- 
dimini  mandatum  Dei  propter  traditionem  vestram?  Mth.  15,  3, 
von  Abbe  de  Saint-Martin,  früher  Prof.  der  Sorbonne  (Guettie,  p.  134), 
worin  Pias  VII.  u.  a.  vorgehalten  wird,  dass  durch  das  Concordat 
die  Constitution  civile  nicht  ausdrücklich  aufgehoben  werde  und  dass 
er  die  constitutionellen  Bischöfe  ohne  eigentliche  JRetractation  auf- 
genommen (Bordas  p.  363. 378).  —  Blanchard  schrieb  u.  a.  noch 
I^  France  en  1814  et  1815  ou  lettres  de  M.  D.  M.  k  M.  W. 
Bew.,  1815;  La  Convention  du  11.  Juin  1817  entre  Sa  Maj. 
Tres-Chret.  et  S.  8.  Pie  VII.  d^velopp^e,  ou  introduction  ä  Thist. 
projet^e  de  l'Egl.  concordataire  continu6e,  avec  des  notes  sur  les 
nouveaux  amalgames,  1817,  198  S.  (am  Schlüsse:  par  une  soci6t6 
de  prdtres  frangais  rest^s  fidMes  k  Dieu  et  au  Koi;  Mejer  2, 1, 155). 
Blanchard  wurde  auch  als  Verfasser  einer  im  Sinne  der  Separ^s 
geschriebenen  Broschüre  De  la  communionin  divinis  avec  Pie  VII. 
von  einem  der  Communicateurs,  Abb6  Bigot,  angegriffen  und  schrieb 
darauf  Sur  une  brochure  intit.  De  la  comm.  .  .,  1821,  105  S.  8. 
(Ami  de  la  rel.  29,  401). 

Die  bisher  genannten  Schriften  erschienen  alle  in  London ;  aber 
auch  in  Frankreich  hatte  die  Petite  Eglise  schriftstellerische  Ver- 
treter. Im  J.  1815  erklärte  Abb6  de  Geilh  in  einer  Broschüre, 
Retractation  publique  du  concordat,  er  nehme  seine  Zustimmung  zu 
dem  Concordate  zurück  (Ami  de  la  rel.  25,  417).  Pierre  Vinson 
(t  1820)  wurde  für  seine  Schrift :  Le  concordat  explique  au  Roi 
Buivant  la  doctrine  de  TEgl.  et  les  r^olamations  canoniques  des 
eveques  legitimes  de  la  France,  Par.  1816,  211  S.  8.,  vom  Zucbtpolizei- 
gericht  zu  Gefängniss  verurtheilt ;  er  hat  noch  einige  andere  Schriften 
herausgegeben*^).  Ein  Abbe  Chevalier  schrieb  Eeponse  k  une 
brochure  intit.:  La  secte  connue  sous  le  nom  de  petite  Aglise.  — 
Im  J.  1826  forderte  Leo  XII.  bei  Gelegenheit  des  Jubiläums  in 
einem  langen  Schreiben  die  Mitglieder  der  Parva  Ecolesia  zur  Unter- 


1)  Picot  3,  505.  J.  M(ilner),  Supplem.  Memoire  p.  178.  Gregoire, 
Bist.  2,  488. 

2)  Drujon  99.  Mejer  2,  1,  153.  Ami  de  la  rel.  5,  329;  9,  112.  216; 
25,  310.  Ueber  andere  Schriftsteller  der  Partei,  de  Chäteaugiron,  Meriel- 
Bucy  u.  8.  w.,  berichten  Gregoire  und  Ami  de  la  rel.  passim. 

Rcuflcb,  Index  II.  65 


1022  Protestantisch-theologische  Schriften. 

werfang  auf.  In  Breven  Gregor«  XVI.  vom  8.  Nov.  1843  nnd 
Pins'  IX.  vom  10.  Febr.  1851  wird  von  einer  in  der  Diocese 
Bayeox  entstandenen  Secte  gesprochen,  deren  Haupt  ein  Laie  Pierre- 
Michel  Yintras  sei,  an  die  sich  auch  drei  Geistliche,  die  Brüder 
Baillard  angeschlossen  und  in  der  ein  angeblicher  Dac  de  Normandie 
eine  Bolle  spiele  (Rosk.  4,  72. 801).  —  Auf  dem  Vaticanischen 
Concil  legte  der  Bischof  von  LuQon  ein  auf  die  Petite  Eglise  be- 
zügliches Postulatum  vor  mit  den  Expostulationes  von  1803  und 
einer  von  den  Vertretern  der  Partei  1869  herausgegebenen  Reveren- 
tissima  Commentatio  und  der  Erzbischof  von  Mecheln  ein  Postulatum 
über  die  in  seiner  Diöoese  noch  lebenden,  etwa  40  Anhänger  der 
Partei,  die  Stevenisten  genannt  würden^). 

Von  den  im  Vorstehenden  durch  gesperrten  Druck  kenntlich  ge- 
machten Schriften  wurden  Avis  1817,  Controverse  und  L'6tat  erst  1827, 
die  anderen  1822  verb.  Die  übrigen  hier  genannten  Schriften  und  viele 
andere,  auch  die  von  Gaschet  und  von  Abb6  de  Chäteaugiron,  den  Guettee 
p.  79  als  einen  der  besten  Schriftsteller  der  Partei  bezeichnet,  und 
die  von  dem  Bischof  Themines  von  Blois  (Guettie  p.  78)  stehen 
nicht  im  Index.  —  Später  sind  nur  noch  zwei  Schriften  von  einem 
Laien  Pierre- Aug.  Metay  (Friedrich  1,  36)  in  den  Index  gekommen: 
Pieoes  interessantes,  n^cessaires  k  examiner,  verb.  1855,  Lamenta- 
tions,  GSnes  1867,  von  der  Inq.  verb.  1867.  Lorenz  verzeichnet 
noch  mehr  Schriften  von  ihm,  u.  a.  De  l'abomination  de  la  deso- 
lation  pr^dite  par  Notre  Seigneur  et  par  le  proph^te  Daniel.  Dissert. 
sur  le  concordat  de  1801  et  sur  le  dogme  de  l'infaillibilit6,  de  Tan- 
tichrlst,  d'Enoch  et  d'EUe  .  .  .  1872. 


101.     Protestantisch-theologische  Schriften,  1758—1884. 

In  den  Verboten  protestantisch -theologischer  Schriften  in 
den  letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  ist  ebenso  wenig 
ein  Plan  za  erkennen  wie  in  den  älteren  Verboten,  in  den  Ver- 
boten seit  1800  noch  weniger.  1827  wurde  von  J.  D.  Michaelis' 
Einleitung  in  das  Neue  Testament  (zuerst  1750  erschienen)  eine 
1822  erschienene  französische  Uebersetzung  verboten  *),  dann 
gleich  nach  dem  Erscheinen  eine  lateinische  Dissertation  von 
Gramberg,  das  Leben  Jesu  von  Stranss,  je  ein  Buch  von  Edgar 


1)  Martin,  Arbeiten  des  Vat.  Conoils  S.  263.  Friedrich  1,  37.  üebcr 
die  Stevenisten,  von  Com.  Stevens,  früher  Generalvicar  von  Namur,  so 
genannt,  s.  Gregoire,  Hist.  2,  442. 

2)  Von  Cheneviöre,  zu  Genf  gedruckt,  4  vol.  8.,  eine  Üebersetrung 
der  englischen  Ausgabe  mit  Zusätzen  von  H.  Marsh,  Cambr.  1793—1801. 


Opus  praedamnatam  etc.  1028 

Bauer  und  Bansen,  dazu  noch  einige  unbedeutende  Schriften: 
das  ist  die  deutsche  protestantisch-theologische  Literatur,  die 
im  Index  steht,  und  mit  der  französischen  und  englischen  ver- 
hält es  sich  nicht  wesentlich  anders.  —  Von  italienischen 
Schriften  sind  hier  zu  nennen  einige  Uebersetzungen  aus  dem 
Englischen  und  Französischen,  eine  Anzahl  von  Tractätchen 
and  einige  Zeitschriften,  Werke  von  Bianchi-Giovini  und  L. 
Desanctis  und  einige  andere  (manche  andere  antipapistische 
Schriften  werden  bei  der  italienischen  Literatur  erwähnt  werden). 
1882  war  die  Index- Congregation  in  der  Lage,  eine  in  Rom 
selbst  erschienene,  übrigens  recht  geschickt  und  massvoU  ge- 
schriebene Apologie  Luthers  zu  verbieten:  G.  D.  M.  Vita  di 
Martin  Lutero ;  Roma,  Libreria  Aless.  Manzoni  1882,  107  S.  12. 
—  Von  1853  an  wird  mitunter  bei  protestantischen  Schriften 
beigefügt:  Opus  praedamnatum  exregulall.  Indicis  (S.  967). 

1.  Dem  Verbote  von  A.  Bianchi-Giovini's  Critica  degli 
evangeli,  26.  Apr.  185B,  wurde  die  Bemerkung  beigefügt:  Opus 
jam  reprobatnm  damnatumque  ex  reg.  II.  Indicis,  nt  alia  id  genus 
nefaria  et  contemnenda  haereticorum  scripta,  oujusmodi  nnperrimum 
ctti  titulus:  Esposto  dei  principali  motivi  che  mi  hanno  indotto  ad 
iiscire  dalla  chiesa  romana,  di  Trivier,  traduzione  dal  francese.  Diese 
Bemerkung  steht  noch  heute,  einschliesslich  des  Verbotes  der  Schrift 
von  Trivier,  im  Index  unter  Biancbi.  —  Bald  darauf,  5.  Sept.  1853, 
wurde  dem  Verbote  eines  Buches  des  Genfer  Fastors  A.  Archi- 
nard,  Les  origlnes  de  reglise  romaine,  1851,  2  vol.,  die  Bemerkung 
beigefügt:  Opus  jam  damnatum  ex  reg.  II.  Ind.  ut  alia  id  genus 
sive  haereticorum  sive  incredulorum  scripta;  auch  dieses  steht  noch 
heute  unter  Archiuard.  —  Die  Formel  Opus  praed.  wurde  seitdem 
protestantischen  Schriften  ganz  willkürlich  bald  beigefügt,  bald 
nicht;  regelmässiger  steht  sie  seit  1875  bei  altkatholischen  Schriften 
(§  119). 

2.  1758 — 1800  kamen  von  deutschen,  schweizerischen,  hollän- 
dischen und  dänischen  Theologen  ausser  Chr.  Sandius  und  einigen 
anderen  anderswo  erwähnten  in  den  Index:  Jo.  Wandalini  (als 
Bischof  von  Seeland  f  1675)  Fraelectiones  tbeol.  in  Epist  ad  Rom., 
editae  cura  Jo.  Wandalinorum  filii  et  nepotis,  Hafniae  1750;  Jo. 
Jac.  Zimmermann  Opuscula  theologici,  bist,  et  philos.  argumenti, 
Zürich  1751,  2  vol.,  und  dessen  Pseudonyme  Schrift:  De  miracu- 
lis,  quae  Pjthagorae,  Apollonio  Thianensi,  Francisco  Assisio,  Do- 
minico  et  Ignatio  Loyolae  tribuuntur,  libellus.  Auct.  Fhileleuthero 
Helvetio.  Editio  nova.  Edimburgi  (Zürich)  1755,  zuerst  Duaci 
1734,  alle  drei  1763  verb  ;  Jac.  Ode  Tractatus  de  angelis,  Utr. 
1739,  verb.  1765;  J.  Chr.  Wolf  Curae  philologicae  in  N.  T.,  Bas. 
1741,  verb.  1777.     Die  einzige  deutsche  Schrift,   die  in  dieser  Zeit 


1024  Protestantisch-theologisclie  Schriften. 

in  den  Index  kam,  ist  Job.  Jac.  Sprengen  (Spreng)  Abbandinngen 
von  dem  Ursprung  und  Altertum  der  mehreren  und  minderen  Stadt 
Basel,  wie  auch  der  raurachischen  und  baselischen  Kirche,  1750, 
verb.  1761.  1778  belobte  zwar  Pius  VI.  den  Bischof  von  Worms 
dafür,  dasB  er  zwei  gottlose  deutsche  Bücher:  Kirchengeschichte  des 
N.  T.  bis  auf  diese  Zeit  in  27  Tafeln,  Mannh.  1777,  und  Neueste 
Offenbarungen  Gottes  (von  K.  Fr.  Babrdt,  1773)  verboten  und  das 
Verbot  derselben  bei  dem  Eeichshofrathe  betrieben  babe;  aber  in 
den  Index  setzte  er  die  Bücher  nicht,  wohl  aber  Stattlers  Schrift 
gegen  Bahrdt. 

Von  französischen  Schriften  kamen  ausser  der  von  Chais  (S.  2VS) 
in  den  Index:  Jean  Barbeyrac,  Traite  de  la  morale  des  p^es 
de  V^gh  oü  en  defendant  un  article  de  la  pr^face  sur  Puffendorf 
contre  l'apologie  de  la  morale  des  peres  du  P.  Ceillier  .  .  on  fait 
diverses  r^flexions  sur  plus,  mati^res  importantes,  schon  1728  er- 
schienen,  erst  17^7,  aber  von  der  Inq.  verb.;  E^flexions  impar- 
tiales  sur  les  ^vangiles,  suivies  d'un  essai  sur  TApoc,  imprim^  sur 
un  manuscrit  du  cel^bre  M.  Abauzit,  verb.  1774;  Dissertation 
theol.  et  crit.,  dans  laq.  on  täche  ä  prouver  .  .  que  Tarne  de  J.-C. 
etait  dans  le  ciel  une  intelligence  pure  et  glorieuse,  avant  que  d'etre 
unie  k  un  corpa  humain  .  .  .  Lond.  1739,  verb.  1760,  von  Pierre 
Koques;  La  v6rit6  rendue  sensible  &  Louis  XVI.  Par  un  admi- 
rateur  de  M.  Necker,  Lond.  1782*,  2  vol.  12.,  verb.  1788,  veran- 
lasst durch  die  Ablehnung  eines  1778  von  de  Bretignieres  im  Par- 
lamente gestellten  Antrags  zu  Gunsten  der  Protestanten,  eine  histo- 
rische Polemik  gegen  die  Römische  -Kirche. 

3.  Grramberg  steht  als  C.  P.  W.  Gamberg  zwischen  Gam- 
bacurta  und  Gand.  Libri  geneseos  secundum  fontes  rite  dignoscen- 
dos  adumbratio  nova,  1828,  verb.  1829,  wird  die  unbedeutendste 
unter  seinen  Schriften  sein,  ist  jedenfalls  eine  der  unbedeutendsten 
unter  den  Schriften  dieser  Art  und  längst  verschollen.  Von  D.  F. 
Strauss  steht  ausser  dem  Leben  Jesu  von  1835,  verb.  1838,  nichts 
im  Index.  E.  Bauer,  dessen  Streit  der  Kritik  mit  Kirche  und 
Staat,  1844,  1845  verb.  wurde,  heisst  im  Index  Edgard  von  Bauer. 
Von  Bunsen  wurde  nur  Hippolytus  and  bis  age,  1852,  1853  verb. 
(vgl.  S.  13).  Erst  1842  wurde  verb.  Filosofia  della  rivelazione 
di  B.  H.  Blas  che,  e  lezioni  sul  cristianesimo  di  W.  M.  L.  de 
Wette,  una  cum  praefatione  traductoris,  quocunque  idiomate.  Blasche's 
Philosophie  der  Offenbarung  ist  1829  erschienen,  de  Wette's  Vor- 
lesungen über  die  Religion  u.  s.  w.  1827;  wann  und  von  wem  sie  über- 
setzt worden,  weiss  ich  nicht.  —  Ferner  steht  noch  im  Index: 
Christliches  Glaubensbekenntniss  des  Pfarrers  Henhöfer  von  Muhl- 
hausen  (nach  seiner  Excommunication,  vor  seinem  Uebertritt  zur 
evangelischen  Kirche  1823  veröffentlicht;  R.-E.  5,  777),  verb.  1824. 
—  Merkwürdig  ist,  dass  Wegscheiders  Institutiones  theol.  christ 
dogmaticae,  ed.  VI.,  1829,  mit  denen  sich  Perrone  so  viel  zu  schaffen 
macht,  nicht  verb.  sind,  ebensowenig  irgend  eine  andere  der  vieleD 


Deutscbe,  englische  und  französische  Schriften.  1025 

Schriften,  über  welche  Perrone  Wegscheiders  Bemerkungen  abge- 
schrieben ^). 

Von  englischen  Schriften  stehen  im  Index:  Rieh.  Bnrgess, 
Lectnres  on  the  insufficiency  of  nnreyealed  religion  .  .  • ,  1833, 
verb.  1833;  Fred.  Denison  Maurice,  Theological  Essays  1854,  verb. 
1854  (im  Index  steht:  Denison,  Mauric.  Theol.  Essays  by  Fre- 
derick); W.  Stroud,  The  physical  canse  of  the  death  of  Christ, 
1871,  znerst  1847  erschienen^),  verb.  von  der  Inq.  1878  mit  praed. 
ex  reg.  Ind.  Trid.  —  Es  mögen  hier  gleich  einige  Bücher  über 
Italien  erwähnt  werden,  da  sie  ja  doch  wegen  polemischer  Bemer- 
kungen verb.  sind:  L'Italie  par  Lady  Morgan,  verb.  1822,  — 
wahrscheinlich  ist  die  Originalausgabe,  Italy  by  L.  M.,  1821,  2  vol., 
gemeint*);  —  Rome  in  the  19.  Century  (von  Miss  E.  A.  Waldie, 
der  spätem  Mrs.  Eaton,  1820;  6.  Ed.  1860),  verb.  1826;  Rev.  John 
James  Biunt,  Yestiges  of  ancient  manners  and  customs  discoverable 
in  modern  Italy  and  Sicily,  1823*),  verb.  1827.  John  Poynder's 
Popery  in  alliance  with  heathenism,  1835,  wogegen  Wiseman  1835 
die  Letters  to  J.  P.  Esq.  (abgedr.  in  den  Essays  1,  245)  schrieb, 
steht  nicht  im  Index.  A  pilgrimage  to  Rome  by  the  Rev.  Hobart 
Seymour,  1851,  verb.  1851,  steht  unter  Pilgrimage,  aber  bei 
Hobart  und  bei  Seymoar  wird  dahin  verwiesen. 

Aus  Frankreich  kam  im  19.  Jahrh.  zuerst  in  den  Index:  Lettre 
d'ou  Protestant  k  un  catholique  romain,  en  r^ponse  aux  solicitations 
qae  ce  demier  lui  avait  faites  pour  changer  la  religion,  verb.  1827. 
Dann  folgten  einige  Broschüren  von  protestantisch  gewordenen  Abb 6s : 
Mes  adieux  a  Rome.  Lettre  de  Tabbe  Ed.  Bruitte,  ex-cur6  de  La 
Chapelle  et  Prof.  de  philos.,  Chev.  de  la  Legion  d'honneur,  et  main- 
tenant  chr^tien  non  romain,  k  M.  Guyard,  grand-vic.  de  Mgr.  de 
Trelissac,  Ev.  de  Montauban  (4.  Ed.  1844.  64  S.),  und  Le  Pape  et 
TEvangile,  ou  encore  des  adieux  k  Rome,  par  J.-J.  Maurette, 
pretre  demissionaire,  ancien  cur6  de  Serres,  1844,  88  S.,  beide  1845 
verb.  Letztere  Schrift  wurde  anch  in  Paris  wegen  Verspottung  der 
kath.  Religion  u.  s.  w.  verb.  (Drujon  296);  der  Verfasser  unter- 
warf sich  1847  wieder  seinem  Bischof  (von  Pamiers).  Bei  ersterer 
Schrift  steht  im  Index  quoc.  idiomate.     Sie  ist  nicht  übersetzt;  da- 


.  1)  Lucius  Sinccrus,  Perronius  vapulans,  Col.  1840,  p«  45.  In  der 
Entgegnung  auf  diese  Schrift,  Esame  d'una  diatriba  oontro  il  R.  P.  Per- 
rone Bcritta  da  un  Pseudo  Lucio  ISinccro,  voro  Ermesiano,  Rom  1840, 
p.  41  wird  versichert,  die  Römischen  Gelehrten  kannten  die  Schriften  der 
beiden  Rosenmüller,  von  Kuinoel,  Semler,  Maurer,  Zeitsche  (sie),  Fritzschc, 
Swedenborg,  Hestengberg  (sie)  u.  a.  sehr  wohl  und  man  könne  sie  bei 
Perrone  alle  finden. 

2)  J.  Langen,  Die  letzten  Lebenstage  Jesu  8.  210.  847. 

3)  Wiseman  schrieb  Remarks  on  Lady  Morgan's  statements  regar- 
ding  St.  Peter's  Chair  (abgedr.  in  seinen  Essays  8,  297),  worauf  Lady 
Morgan  mit  einer  Lettre  to  Dr.  Wiseman  antwortete,  die  4  Auflagen 
erlebte. 

4)  Deutsch:  Ursprung  religiöser  Ceremonien  und  Gebrauche  der 
romisch-kath.  Kirche,  besonders  in  Italien  und  Sicilien,  1826. 


1026  Protestantisch-theologische  Schriften. 

gegen  gibt  es  von  der  zweiten  eine  deutsche  XJebersetzung  (Der  Papst 
und  das  £vangelium  oder  noch  ein  Lebewohl  an  Rom,  1845).  Ad- 
dio  al  Papa  di  Gian  Giacomo  Maurette,  curato  di  Serra  (Arriege). 
Traduzione  dal  francese,  verb.  1852,  ist  wohl  üebersetzung  einer 
andern  Schrift,  deren  Original  nicht  im  Index  steht:  Adieax  an 
Pape  ou  motifs  de  Separation  de  l'Egl.  rom.,  1845.  Üeber  eine 
vierte  derartige  Schrift  von  einem  Abb6  Trivier  zu  Dijon,  der  1845 
Protestant  wurde,  s.  o.  S.  1023.  —  Napoleon  de  Ronssel,  Pastenr 
de  l'Egl.  rif.  de  St.  Etienne,  der  mehr  als  30  polemische  Scbriftchen 
herausgegeben,  steht  nicht  im  Index.  Drei  seiner  Schriftchen,  La 
religion  d*argent,  1839  u.  o.,  16  S.  16.,  Rome  Qt  Compagnie,  Les 
Papes  peints  par  eux-mSmes,  stehen  in  dem  Index  des  Bischofs  von 
LuQon  und  wurden  1851  auch  gerichtlich  wegen  Yerspottung  der 
kath.  Religion  verurtheilt ^).  —  Von  Athanase  Coquerel  (f  1868) 
wurde  1850  Le  christianisme  expMmental,  1847,  12.,  verb.,  keine 
andere  Schrift  von  ihm  und  seinem  Sohne  Ath.-Josui.  —  Nach 
dem  Verbote  des  Buches  von  Arohinard  (S.  1023)  kamen  noch  T.  R. 
Bugnoin,  Catechisme  de  Tegl.  du  Seigneur,  3.  Ed.,  Saint-Deniß 
1862,  und  Emm.  Marti g,  Manuel  dabist,  religieuse  a  l'usage  des 
ecoles  .  .  .  Gen^ve  1877,  mit  opus  praed.  etc.  1862  bezw.  1878  in 
den  Index,     üeber  Reuss  s.  S.  853. 

4.  Von  italienischen  Uebersetzungen  protestantisch-theologischer 
Schriften  stehen  im  Index  ausser  Mornay  (S.  67)  und  Blasche:  Tho- 
mas Mac  Crie,  Istoria  del  progresso  e  dell'  estinzione  della  riforma 
in  Italia  nel  secolo  16.,  trad.  dair  inglese  (das  Original  zuerst  1827), 
verb.  1836;  Merle  d'Aubign^,  Storia  della  riforma  del  secolo  16., 
Losanna  1847  (französ.  zuerst  Paris  1835—47,  4  vol.),  verb.  1852; 
—  diese  beiden  Schriften  erwähnt  Gregor  XVI.  in  der  Encyclica 
von  1844,  wo  er  darüber  klagt,  dass  mit  protestantischen  Bibeln 
pessimi  alii  libri  libellique  in  Italien  verbreitet  würden^);  —  Süll' 
evidenza  del  cristianesimo.  Lezioni,  Fir.  1850,  eine  üebersetzung 
von  Erzbischof  Whately's  Introductory  Lessons  on  Christian  evi- 
dences  mit  berichtigenden  Noten,  welche  Civ.  2,  3,  568  als  sehr 
gelehrt  und  katholisch  bezeichnet  werden  (das  Buch  ist  in  viele 
Sprachen  übersetzt,  1846  von  Juan  Calderon  ins  Spanische,  Pelayo 
3,  671);  Adolfe  Monod,  Lucilla  ossia  la  lettura  della  bibbia,  Lon- 
dra  1852,  verb.  1858  als  opus  praedamn.  etc.  (die  üebersetzuDg 
ist  nach  Civ.  2,  4,  658  von  einem  Waldenser  in  Turin).  —  1825 
wurde  verb.:  Novit 4  del  papismo,  comprovata  colla  ragione,  la 
scrittura  ed  il  senso  commune,  ovvero  discorso  dirizzato  ai  fedeli 
di  ogni  comunione,  nel  quäle  dimostrasi  di  aver  la  religione  pro- 
testante  esistito  pria    di  Lutero  e  che    sia  quella  stessa  promulgata 


1)  Drujon  p.  344.  Civ.  1,  7,  522  wird  unter  anderen  in  Italien 
verbreiteten  protestantischen  Schriften  genannt:  La  prostituta  di  ^. 
Roussel  e  S.  Ferretti,  Italia  1850. 

2)  Acta  S.  S.  9,  627.  Thomas  Mac  Crie  heisst  hier  Joannes  Cric, 
in  den  neuesten  Indices  Th.  Maoerie. 


Ä.  Bianchi-Giovini.    J.  Leone  a.  a.    Tractätohen.  1027 

da  Giisto  e  da'  suoi  apostoli.  Dann  folgte  1825 — 27  eine  Reihe 
von  Traotätclien:  Dialogo  fra  dne  niarinari  depo  una  tempesta; 
Contadinella  di  S.  .  .,  fatto  storico  dato  in  Ince  da  Legh  Rich- 
mond,  parrooo  di  Tnrvey;  La  figlia  del  lattajo;  Storia  di  Andrea 
Dnnn,  cattolico  roniano  irlandese^);  Storia  di  Enriebetto  e  del  suo 
latore;  M.  Miller,  Catechismo  rigiiardante  la  natura  della  chiesa 
cristiana.  —  Als  23.  Juni  1836  verb.  stehen  im  Index:  Folia  im- 
pressa  contra  religionem  catb.  insidioee  vnlgata^  qnoram  titnli :  Diffe- 
renze  principali  tra  la  religione  protestante  e  la  cattolica  romana 
(folgen  noch  6)  aliaqne  bis  similia.  —  Später  kamen  auch  -  einige 
Zeitschriften  in  den  Index:  L^lndicatore,  giomale  religiöse  che 
si  stampa  in  Malta  (Backer,  4,  418),  verb.  1846;  L'Eco  di  Savo- 
narola,  foglio  mensile  diretto  da  italiani  cristiani,  verb.  1847,  von 
Salvatore  Ferretti  unter  Mitwirkung  von  Desanctis,  Teodorico  Ros- 
setti  u.  a.  1847 — 54  zu  London  herausgegeben,  dann  eingegangen, 
1856  wieder  aufgenommen  (Cantü  3,  576);  La  buona  novella, 
giornale  religiöse,  Torino  1851,  A.  I.  (Cantü  3,  593),  verb.  1851. 
Die  Rivista  cristiana,  Florenz  1873  ff.,  steht  nicht  im  Index. 

Von  Aurelio  Bianchi  -  Giovini,  —  so  nannte  er  sich,  nach- 
dem er  Protestant  geworden;  früher  hiess  er  Angiolo  Bianchi,  geb. 
1799,  tl862  (Katb.  1869,  1,  184;  s.  o.  S.  902),  —  wurde  1837 
verb.:  Biografia  di  Frk  Paolo  Sarpi,  Brux.  1836,*  2  vol.  12.,  — 
IM^:  Note  alla  sna  versione  dal  tedesco  della  Istoria  critica  della 
chiesa  greco-moderna  e  della  chiesa  rossa  .  .  .  di  Ermanne  Gius. 
Schmitt  .  .  . ,  also  nur  die  Noten  nicht  die  Uebersetzung,  —  1846 : 
Storia  degli  Ebrei  e  delle  loro  sette  e  dottrine  religiöse  durante  il 
secondo  tempio;  Esame  critico  degli  atti  e  documenti  relativ!  alla 
favola  della  papessa  Giovanna ;  Pontificato  di  S.  Gregorio  il  Grande, 
Milano  1844,  —  1853:  Critica  degli  evangeli,  Zurigo  (Turin)  1853,* 
2  vol.  8.,  (s.  0.  S.  1023);  —  endlich  1856:  Storia  dei  papi,  Capo- 
lago  e  Torino  [1850 — 1857,  10  vol.]  mit  opus  praed.  —  Filippo 
de  Boni,  von  dem  1852  Del  papato.  Studii  storici,  Gapolago  1850 
(Civ.  1,  10,  652),  verb.  wurde,  war  auch  früher  katholischer  Geist- 
licher, später  Mitarbeiter  des  Mailänder  Libero  Pensiere,  1 1871.  — 
Roma  empia  ossia  Paganesimo  e  Yolterianismo  professati  da  papi 
e  da  vescovi  un  secolo  prima  della  riforma  protestante,  e  predicati 
dai  pulpiti  in  tutta  Italia  ne^  secoli  XYI.  e  XYII.  Dissertazione  cri- 
tica fondata  su  testimonianze  storiche  e  documenti  tratti  dal  Yaticano 
dair  Abate  Jacopo  Leone,  Torino  1856  (2.  Ed.,  mit  etwas  ver- 
äDdertem  Titel,  Milano  1862,*  478  S.  8.),  wurde  1856  mit  opus 
praedamnatum  ex  reg.  IL  Ind.  verb. ;  der  Abate  wird  also  wohl 
Protestant  geworden  sein.  Zur  Begründung  seiner  These  fuhrt  er 
ausser  den  Kundgebungen  des  Unglaubens  im  15.  und  16.  Jahrb. 
Auszüge  aus    italienischen    Predigten    des    17.   und  18.   Jahrb.  an. 


1)  Diese  Geschichte  steht  auch  in  dem  Yerzeichniss  von  Bpanischen 
Traotätchen  bei  Pelayo  8,  666.  668.  796.  Ueber  französische  Tractätohen 
s.  S.  902. 


^ 


1028  Schriften  über  die  morgenländisobe  Kirche. 

ferner  Berruyer,  de  Prades  ii.  b.  w.,  auch  die  Correspondenz  Bene- 
dicts XIV.  und  Querini's  mit  Voltaire  und  Passionei's  mit  Helvetius. 
Fer.  IV.  26.  Jul.  1865  verbot  die  Inq.  Roma  papale  descritta 
in  una  serie  di  lettere  con  note  da  L.  Desanctis,  Fir.  1865*,  494  S. 
8.  (im  Index  heisst  er  L.  de  Santis).  Die  Briefe  waren  zuerst 
1852  englisch  im  Kecord  unter  dem  Titel  Papism  and  Jesnitism 
erschienen,  dann  in  zwei  Separatausgaben  und  in  französischer  und 
deutscher  Uebersetzung.  Die  oben  verzeichnete  Ausgabe  ist  vom 
Verfasser  umgearbeitet.  Er  erzählt  in  der  Vorrede,  er  sei  ein  ge- 
borener Homer,  sei  22  Jahre  Mitglied  einer  mit  den  Jesuiten  Hirten 
Congregation,  8  Jahre  Pfarrer  in  Rom,  auch  Prof.  der  Theologie 
und  10  Jahre  Qualiücator  der  Inquisition  gewesen.  Keine  andere 
seiner  zahlreichen  Schriften  ist  verb.,  obschon  schon  1850  die  Civ.  1, 
1,  242.  592  Saggio  dommatico-storico  sulla  confessione  und  La  tradi- 
zione,  1850,  recensirte,  auch  nicht  die  von  ihm  und  Vinc.  Albarella 
d'Afflitto  herausgegebenen  Principii  di  fede  e  disciplina,  estratti 
dalla  parola  di  Dio  per  servire  di  base  alla  chiesa  evangelica  di 
Torino  (Cant^i  4,  574).  Von  Albarella  wurde  1854  verb.:  Gia* 
navele  ovvero  i  Valdesi  di  Piemonte,  storia  del  secolo  17.,  Tor. 
1853.  —  Maria  al  cuore  delV  Italiano.  Manifestazioni  di  un  ere- 
mita  deir  Appennino  per  servire  di  seguito  alle , Glorie  di  Maria 
scritte  da  Alfonso  di  Liguori,  Fir.  1880,  verb.  1880  als  opus  praed. 
etc.,  scheint  also  von  einem  Protestanten  zu  sein. 

Adolfo  de  Castro,  Historia  de  los  protestantes  espaftoles,  1851, 
die  von  den  Quäkern  Luis  de  Usoz  y  Rio  (f  1865)  und  B.  WifTen 
herausgegebenen  Reformistas  antiguos  espafioles,  1848—65,  20  vol., 
die  Schriften  von  Josä  Maria  Blanco  (White,  t  1841)  u.  a.  stehen 
nicht  im  Index  ^). 


102.     Schriften  über  die  morgenläiidische  Kirche. 

Die  Orientalen  sind,  wie  frliher  (S.  145),  so  auch  in  den 
letzten  hundert  Jahren  von  der  Index-Congregation  sehr  stief- 
mütterlich behandelt  worden.  Es  stehen  nur  wenige,  meist  un- 
bedeutende Schriften  im  Index.  Dass  darunter  einige  polnisch 
geschriebene  sind,  findet  seine  Erklärung  darin,  dass  ein  Pole, 
Peter  Semenenko   aus   der  Congregation   der  Resurrectionisten, 


1)  Pelayo  3,  547.  675.  Auch  von  den  Schriften  über  Manuel  Mata- 
raoros  (1863),  wovon  Pelayo  3,  682  ausführlich  handelt,  hat  man  in  Rom 
keine  Notiz  geuommeu.  Manuel  Mendoza  y  Rios,  Gesch.  meines  segens- 
vollen Üebertritts  zur  evangcl.  Kirche,  aus  der  Span.  Handschr.  v.  Fr. 
Hebenstreit,  1819,  scheint  nur  in  Deutschland  Aufsehen  erregt  zu  haben 
und  von  Hebenstreit  fabricirt  zu  sein.  Mastiaux,  Lit.-Ztg.  1620,  81. 


Le  Brei.    D.  Tolstoy.    J.  Pociej  u.  a.  1029 

ComvUior  der  Index- Congregation  ist.  Am  stärksten  sind  die 
nnirten  Armenier  im  Index  vertreten.  Die  von  PiusIX.  in  der 
Bnlle  Reversurus  vom  12.  Juli  1867  decretirte  Umgestaltung 
ihrer  kirchliehen  Verfassung  hatte  ein  förmliches  Schisma  zur 
Folge  1),  nnd  drei  1872—73  in  Rom  selbst  gedruckte  Schrifteü 
von  Ormanian  gegen  die  Bulle  und  eine  von  Casangian  wurden 
Terboten.  —  Ausser  dem  Werke  von  A.  Pichler  über  die  kirch- 
liehe Trennung  zwischen  Orient  nnd  Occident  (§  113)  und  dem 
von  Guett^e  (§  111)  ist  noch  eins  von  einem  englischen  Katho- 
liken, £.  S.  Ffoulkes,  in  den  Index  gekommen. 

1.  1770  wurden  verb.  Acta  ecolesiae  graeoae  annonim  1762 
et  1763,  8.  de  schismate  receDtissimo  in  eccl.  graeca  subnato  com- 
mentarius  Jo.  Fr.  Le  Bret,  1764.  —  Im  19.  Jahrb.  sind  ausser 
dem  Buche  von  Colonna  (S.  1015)  noch  folgende  mir  unbekannte 
verb.:  *Ö  ßlog  '/mI  fj  (.lUQWQia  rov  aylov  ^Iwawov  rot  ßunxiaiov  (steht 
unter  0)  und  Tlifaxsg  naidaywytxot  eig  XQ^oiv  twv  äXXjiXoSiduxu- 
xwv  oyoXsluyv  xov  *Ioviy,ov  xydjovgj  beide  1825  verb. 

Die  russische  Kirche  ist  im  Index  nur  vertreten  durch  Le 
catholicisme  romain  en  Russie;  etudes  historiques  par  Dmitry  Tol- 
stoy, 1864,  1866  verb.  mit  opus  praedamnatum  ex  reg.  II.  Ind.  (so 
dass  also  schon  vor  1870  die  Bussen  als  Haeretiker  angesehen 
wurden;  das  Buch  steht  im  Index  unter  Dmitry),  imd  La  chiesa 
cattolica  romana  e  la  chiesa  p^reco-russa  ortodossa  ed  in  che  diffe- 
riscano  fra  loro,  Fir.  1869,  von  der  Inq.  verb.  1871.  —  Die  Werke 
des  Erzbischofs  Theopb.  Procopowicz  (f  1736),  Christ,  orthodoxa 
theologia,  1773 — 75,  Tractatus  de  processione  Spiritus  s.,  1772 
u.  s.  w.  (N.  Bibl.  Frib.  2,  2,  123),  stehen  nicht  im  Index,  auch 
nicht  mehrere  in  der  Civ.  2,  5,  167;  2,  6,  423  kritisirte  Schriften, 
nicht  einmal  die  1874  in  Eom  selbst  erschienene  Schrift  La  chiesa 
romana  ne*  suoi  rapporti  colle  altre  chiese  cristiane  e  con  tutto  11 
genere  umano.  Memorie  di  Audio  Wostokoff,  trad.  dal  russo  (Civ. 
9,  7,  190). 

1857  wurde  mit  d.  c.  ein  polnisches  Buch  von  einem  ruthe- 
nischen  (griechisch-unirten)  Priester  Joh.  Pociej  (1800 — 63,  ge- 
storben als  Eector  des  Seminars  und  Kanzler  des  Domcapitels  zu 
Cbelm)  verb.,  welches  1852  mit  Approbation  des  Administrators 
von  Chelm  zu  Warschau  gedruckt  war:  0  Jezusie  Chrystusie  .  .  . 
(Ueber  Jesus  Christus,  wie  auch  über  die  ersten  Christen  und  ihre 


1)  Die  Bullo  Acta  S.  S.  3,  386,  andere  Actenstücke  ib.  3,  337  ;  5, 
444.572;  6,273;  7,  225.  Vgl.  Deutscher  Merkur  1872,  407;  1873, 130.  Th. 
Lit.-Bl.  1878,  633.  Der  1866  eingesetzte  Patriarch  Hassun  wurde  1872 
von  Constantinopel  vertrieben ;  1879  unterwarfen  sich  der  Gegen-Patriarcb 
Kapellan  und  die  meisten  seiner  Anhänger.  Hassun  wurde  1880  Cardinal, 
t  1883. 


J 


1030  Schriften  über  die  morgenlandische  Kirohe. 

BethäuBer,  496  S.  8.).  Der  oben  erwähnte  Semenenko  Hess  1653 
zu  Posen  eine  Broschüre  dagegen  drucken,  worin  er  Pociej  vorwarf, 
dass  er  zu  sehr  zu  Gunsten  der  schismatischen  Griechen  geschrieben  ^). 
Er  hat  ohne  Zweifel  ausser  diesem  Buche  auch  1858  das  polnisch 
geschriebene  Buch  des  Warschauer  Professors  AI.  Maciejowski 
(1793—1873)  über  die  Slowenen  in  den  Index  gebracht:  Historya 
prawodawstw  Slowianskic  (Historia  legislationum  Slovenicamm). 
Warschau  1834  —  39,  nebst  einem  Anhange:  Patmietniki  .  .  .  (Mo- 
numenta  ad  historiam,  literaturam  et  legislationem  Slovenorum), 
Petersb.  1889,  2  yol.  Eine  Schrift  von  ihm,  die  ins  Französische 
übersetzt  ist,  Essai  bist,  sur  l'^gl.  chrät.  primitive  des  deux  rites 
chez  les  Slaves  .  .  .  trad.  par  L.  F.  de  Sauv6,  Berlin  1846  (Pichler 
2,  319),  steht  nicht  im  Index. 

2.  Die  1810  zu  Beirut  mit  Approbation  des  päpstlichen  Dele- 
gaten Aioys  Gandolii  arabisch  gedruckten  Acten  einer  1810  indem 
Kloster  Earkaph  in  der  Diöcese  Beirut  gehaltenen  Synode  der 
Melchiten  wurden  durch  ein  Breve  Gregors  XVI.  vom  10.  Sept. 
1835  (Bull.  cont.  20,  27)  verdammt.  In  dem  Breve  wird  gesagt: 
die  Acten  seien  nach  einer  von  dem  erwählten  Patriarchen  der  Mel- 
chiten, Mazimus  Mazlum,  als  treu  anerkannten  italienischen  Ueber- 
setzung  von  der  Congregation  für  die  Correctur  der  Bücher  der 
morgenländischen  Kirche  geprüft  worden  und  würden  verdammt, 
weil  sie  einige  Sätze  der  Synode  von  Pistoja  wörtlich  oder  dem 
Sinne  nach  enthielten,  anderes,  was  nach  Bajanismus  und  Jansenis- 
mus schmecke,  eine  Lehre  über  den  Ablass,  die  schon  bei  Luther 
und  der  Synode  von  Pistoja  verdammt  sei,  eine  Beschränkung  der 
Appellationen  an  den  h.  Stuhl  u.  s.  w.  Der  Patriarch  Ag^b  Matar, 
unter  dessen  Vorsitz  die  Synode  gehalten  wurde,  hatte  diese  An- 
schauungen durch  den  päpstlichen  Visitator  im  Libanon,  Germano 
Adami,  Erzbischof  von  Hierapolis,  kennen  gelernt,  der  früher  in 
Toscana  gelebt  und  mit  dem  Bischof  Ricci  verkehrt  hatte  ^).  Die 
Acten  stehen  nicht  im  Index,  auch  nicht  der  Catechismus  und  andere 
Schriften  von  Adami,  welche  Pius  VII.  1816  und  1822  in  Brcven 
an  die  melchitischen  Bischöfe  bei  Strafe  der  Excommunication  ver- 
boten hatte.  Der  Index  ist  aber  1875  mit  einem  arabisch  geschrie- 
benen, 1874  zu  Beirut  gedruckten  Buche  bereichert  worden,  welches 
wahrscheinlich  in  Europa  nicht  manchem  zugänglich  ist.  Als  Ver- 
fasser wird  Aloysius  Sabungi  Syrus  angegeben,  und  die  dem  (natür- 
lich sehr  incorrect  abgedruckten)  arabischen  Titel  beigefügte  Ueber- 
setzung  lautet:  Interpretatio  doctorum  Chorepiscopi  Josephi  David 
et  Rev.  Josephi  Debs  auctoris  libri  cui  titulus:  Spiritus  confutationis. 

3.  In  den  Jahren  1783 — 87  erschien  in  Italien  eine  Reihe 
von  Streitschriften  über  die  armenische  Kirche,  speciell  über  die 
Frage,  inwieweit  eine  Communio  in  sacris  zwischen  den  unirten  und 
den  schismatischen  Armeniern    zulässig   sei,    von    dem  armenischen 


1)  Mittheilung  des  Bibliothekars  Estreicher  zu  Krakaa. 

2)  Rheinwald,  Acta  hist.-eccl.  1885,  19.  Coli.  Lac.  2,  549. 


G.  Cappelletti.    M.  Ormanian.     PL  Gasangian.  1031 

Banqaier  Harchese  de  Serpos  (die  von  ihm  heraoBgegebenen  Schriften 
Boll  der  Ex-Jesait  Jos.  Marinovich  ans  Dalmatien,  1741  — 1801,  ver- 
fasst  haben),  F.  M.  del  Mare,  Gr.  D.  Stratico  u.  a.^).  £&  ist  aber 
keine  dieser  Schriften  in  den  Index  gekommen.  —  1853  wurden 
gleichzeitig  verb.:  II  Meohitarista  di  S.  Lazzaro  di  Yenezia. 
Osservazioni  critiche  sopra  l'opuscalo :  Memoria  diretta  a  sviluppare 
i  motivi  delle  imputazioni  che  si  reprodncono  a  carico  della  con- 
gregazione  de'  monaci  armeni  Meohitaristi,  und  Contro  ranonimo 
aatore  del  libello  intit.  II  Mech.  di  Yenezia,  breve  risposta  nella 
Bua  apeeialitä  del  Freie  Yeneziano  öius.  Cappelletti  (von  ihm 
wird  also  auch  die  Memoria  sein),  mit  dem  Zusätze:  Damnatur 
utmmque  opus  ut  libellus  famosus.  Die  Schriften  werden  mit  dem 
Streite  zusammenhangen,  über  den  Fichler  2,  487  beriehtet:  1846 
gründete  der  Mechitarist  Minassian  eine  „nationale  GesellBchaft,^^ 
deren  Zweck  die  Yereinigung  der  religiös  so  scharf  geschiedenen 
Armenier  zu  einer  politischen  Nation  war.  Die  ganze  armenische 
Jugend,  namentlich  solche,  die  im  Auslande  studirt  hatten»  ergriffen 
mit  Begeisterung  diesen  Gedanken.  Der  Frimas  Hassun  weigerte 
sich  aber»  die  Statuten  zu  genehmigen,  and  die  Propaganda  bestä- 
tigte 28.  Mai  1850  sein  Yerwerfungsurtheil  und  gab  als  Haupt- 
grund die  Gefahren  an,  welche  hieraus  dem  geistlichen  Wohle  der 
Armenier  erwachsen  könnten.  Der  Yerein  constituirte  sich  aber 
trotzdem  und  die  Mechitaristen  zu  Yenedig  begünstigten  das  Werk 
wenigstens  heimlich.  Dadurch  zogen  sie  sich  den  Hass  der  Rö- 
mischen Geistlichen  zu  und  es  entstand  ein  heftiger  Schriftenwechsel, 
woraus  ersichtlich  ist,  dass  letztere  und  mit  ihnen  die  Wiener  Me- 
chitaristen und  die  Antonianer  im  Libanon  die  Frage  über  die  £r- 
laubtheit  der  Gemeinschaft  des  Gottesdienstes  zwischen  unirten  und 
schismatischen  Armeniern,  welche  Clemens  XI.  1719  für  die  Türkei 
auf  die  Yorstellung  Mechitars  bejahend  entschieden  hatte,  wieder 
verneinten. 

Die  Schriften  gegen  die  Bulle  Reyersurus  wurden  von  der  Inq. 
verb.)  zuerst  zwei  von  F.  Malachia  Ormanian,  Frocurator  der 
Armenier  in  Rom:  Les  droits  civiles  et  la  libert^  religieuse  des 
catholiques  d'Orient,  Rom  1872,  und  II  Reversurus  ovverö  la  Tur- 
chia  ed  il  Fapato.  Studi  giuridioi,  estratti  dalla  Rivista  giuridioa 
Anno  II,  fasc.  1.  e  2.,  Rom  1872,  verb.  1872,  dann  eine  von  Fla- 
ciduB  Gasangian,  Erzbischof  von  Antiochia,  Generalabt  der  Anto- 
nianer und  Yicar  des  Fatriarchen  von  Cilicien,  Risposta  finale  degli 
Orientali  agli  occidentali  1872,  verb.  1873,  zuletzt  eine  Yerthei- 
digung  dieser  Schrift  (gegen  die  Broschüre:  Reponse  k  la  brochure 
intit.  „Demi^re    reponse    des   Orientaux    aux  Occidentaux,"  Constp. 


l)  Hurter  3,  628.  Üeber  die  Schriften  wird  in  den  Florentiner  Novelle 
letterarie  1766 — 87  berichtet.  Die  umfangreichste  ist:  Compendio  storioo 
di  memorie  oronologiohe  ooncernenti  la  religione  e  la  morale  della  naisione 
Armena  suddita  dell*  Impero  Ottomano.  Opera  .  .  .  presentata  alla  S. 
Congr.  di  Propaganda  dal  Marchese  de  Serpos,  Yen.  1786,  8  vol.  8. 


10S2  Schriften  über  die  morgenländisohe  Kirche. 

1873,  50  S.  4.;  Civ.  8,  11,  57)  von  Ormanian,  Le  Vatican  et  las 
Armeniens,  Rom  1873,  307  S.  8.,  verb.  1874.  —  CasangiaTi  nahm 
als  Erzbiechof   von   Antioohia    an  dem  Yatioan Ischen  Concil    Theil, 

—  in  der  letzten  Schrift  ist  eine  von  ihm  21.  Jan.  1870  gehaltene 
Rede  abgedruckt,  —  wurde  aber  im  April  von  Pius  IX.,  weil  er 
sich  einer  Visitation  des  Klosters  in  Rom  widersetzte,  seines  Amtes 
als  Generalabt  der  Antonianer  entsetzt  und  zu  Exercitien  vemrtheilt 
und  floh  nach  Galata^).  In  dem  Decrete  der  Inq.  von  1873  ist 
seinem  Namen  beigefügt:  qui  sibi  injuria  usnrpat  titulum  Archiepis- 
copi  Armeni  cath.  Antiochiae  et  Abbatis  gen.  ordinis  Antoniani.  In 
einem  Decrete  der  Index-Congr.  vom  20.  Juni  1881  wird  gemeldet: 
Auetor  laud.  etc. 

4.  lieber  das  Verbot  der  italienischen  üebersetzung  von  Herrn. 
Jos.  Schmitt,  Kritische  Gesch.  der  nengrieoh.  und  russischen  Kirche, 
Mainz  1840,  s.  o.  S.  1027.  Am  14.  Dec.  1868  wurde  verb.  Edmund 
S.  Ffoulkes  (im  Index  heisst  er  Foulkes  F.),  Christendoms  divi- 
sions,  being  a  philosophical  sketch  of  the  divisions  of  the  Christian 
family  in  East  and  West,  Lond.  1865.  67,  2  vol.,  am  22.  März 
1869  The  Chnrch's  Creed  or  the  Crown's  Creed.  A  letter  to  .  .  . 
Archb.  Manning,  1868.  Nicht  verb.  ist  The  Roman  Index  and  its 
late  proceedings.  A  second  letter  to  .  .  .  Archb.  Manning,  1869, 
worin  über  die  mündlichen  und  brieflichen  Verhandlungen  zwischen 
Ff.  und  dem  Erzbischof  vom  Nov.  1867  bis  Sept.  1869  berichtet 
wird.  Das  Buch  von  Ff»  wurde  von  Katholiken  in  England  scharf 
getadelt,  —  namentlich  der  2.  Theil:  Greeks  and  Latins,  being  a 
füll  and  connected  history  of  their  dissensions  and  overtures  for 
peace  down  to  the  Reformation,  —  auch  von  Manning  missbilligt, 
aber,  wie  es  scheint,  nicht  von  diesem  in  Rom  denuncirt.  Die  Bro- 
schüre, in  welcher  Ff.  seine  Ansicht  über  das  Filioque  vertheidigt, 

—  weil  es  hauptsächlich  durch  den  Einfluss  des  Gothenkönigs  Rec- 
cared  und  Carls  des  Grossen  in  das  lateinische  Symbolum  gekommen, 
nennt  er  dieses  the  Crown 's  Creed,  —  erklärte  Manning  für  ketze- 
risch. Sich  dem  Urtheil  der  Index-Congr.  zu  unterwerfen,  die  ihm 
übrigens  ihr  Decret  weder  vor  noch  nach  der  Poblication  mittheilte, 
lehnte  Fif.  von  vornherein  ab ;  mit  einer  Erklärung,  die  er  zu  unter- 
zeichnen bereit  war,  erklärte  sich  der  Erzbischof  zufrieden,  schickte 
sie  aber  nach  Rom  und  von  dort  wurde  eine  einfache  Unterwerfung 
verlangt.  Da  Ff.  diese  verweigerte,  erklärte  ihm  der  Erzhiscbof, 
er  werde  nicht  mehr  zu  den  Sacramenten  zugelassen  werden^). 


1)  Quirinuß  S.  331.  Die  amtlichen  Actenstücke  Acta  S.  S.  5,  600. 
Pius  IX.  berief  sich  bei  der  Absetzung  Casangiaus  darauf,  die  Ordensregel, 
dass  der  Generalabt  für  3  Jahre  gewählt  werden  solle,  sei  ohne  päpstliche 
Genehmigung  dahin  geändert  worden,  dass  er  lebenslänglich  fungirea  solle; 
nach  Ablauf  von  8  Jahren  sei  also  Casangian  nur  noch  ex  pontificia  in- 
dulgentia  et  ad  nutum  Sedis  Apost.  im  Arato  gewesen. 

2)  Ffoulkes  ist  zur  englischen  Kirche  zurückgekehrt,  von  der  er 
1855  zur  römisch-kath.  übergetreten  (er  war  Fellow  und  Tutor  im  Jesu«» 
College  zu  Oxford).     Gegen  ihn  schrieben  n.  a.    der  Jesuit  Bottalla,   der 


Philos.  und  naturwiss.  Schriflen.  "  1033 

Ein  Bach  eines  eifrig  römiscli-katholiscben  Theologen,  Die  Epi- 
kiesis  der  griechischen  und  orientalischen  Liturgieen  und  der 
römische  Consecrationskanon,  von  Dr.  L.  A.  Hoppe,  Regens  des 
Seminars  zu  Braunsberg,  1864  (Th.  Lit.-Bl.  1866,  318),  wurde  in 
Rom  in  Folge  einer  Denunciation  in  Untersuchung  genommen.  Man 
liess  aber  Grnade  für  Recht  ergehen:  das  Buch  wurde  nioht  verb., 
aber  Hoppe  veröffentlichte  im  Katholiken,  in' welchem  1866,  2,  526 
Scheeben  sein  Buch  sehr  gelobt  hatte,  1869,  1,  383  eine  Erklärung, 
in  welcher  er,  —  die  ohne  Zweifel  von  Rom  ihm  zugegangene 
Weisung  nicht  erwähnend,  —  die  wesentlichen  Punkte  seiner  An- 
flicht zurücknahm  und  namentlich  versicherte,  er  halte  mit  voller 
katholischer  Entschiedenheit  unverbrüchlich  fest,  dass  die  Consecra- 
tion  ganz  allein  durch  die  Stiftungsworte  Christi  geschehe,  wie  denn 
aueh  die  entgegengesetzte  Behauptung  Pius  YII.  in  dem  Breve  vom 
8.  Mai   1822  verworfen  habe. 


103.     Philosophische  and  natnrwissensehaftiiche 

Schriften. 

1817  wurde  eine  schon  1801  erschienene  französische  Schrift 
über  Kant  von  Ch.  de  Villers  verboten,  1821  eine  eben  er- 
schienene italienische  Uebersetzung  der  Kritik  der  reinen  Ver- 
nanft^X  ^^^^  bezw.  1828  eine  französische  und  eine  italienische 
Uebersetzung  von  Buhle's  Geschichte  der  nenem  Philosophie 
(1800—1805),  von  Tennemanns  Grundriss  der  Geschichte  der 
Philosophie  (zuerst  1812)  1845  eine  1837  erschienene  italienische 
Uebersetzung  (von  B.  Poli,  mit  Zusätzen),  aber  mit  quocunque 
idiomate,  von  Schweglers  Geschichte  der  Philosophie  im  Umriss 
(1848  u.  o.)  1865  eine  polnische  Uebersetzung.  Sonst  ist  die 
deutsche  Philosophie,  abgesehen  von  Gttnther,Frohschammer,  Huber 
und  Oisehinger,  nur  durch  ein  Buch  von  Carriere  und  einige  un- 
bedeutende Sachen  vertreten,  die  Naturwissenschaft  durch  eine 
italienische  Uebersetzung  der  Physiologie  von  Burdach.  —  Von 
Jeremy  Bentham  steht  eine  Reihe  von  Schriften  im  Index,  femer 
noch  Sichard  Whately's  Elements  of  logic,  zuerst  1827,  verboten 


Oratorianer  Ryder  und  Dr.  Ward  (in  der  Dublin  Review).   Er  hat  später 
noch  geschrieben:  Is  the  Western  Church  under  an  anathema?  1869. 

1)  Sie  ist  von  dem  Mediciner  Vincenzo  Mantovani  (1773-— 1832; 
Tipaldo  6,  193)  und  erschien  zu  Pavia  1821—23  in  3  Bänden,  wurde  also 
verb.,  ehe  sie  vollendet  war. 


1084  Phitos.  und  naturwiss.  Schriften. 

1851,  nachdem  1850  die  9.  Auflage  ersehienen  war,  und  ein 
Buch  von  John  Stuart  Mill.  Von  der  1794  erschienenen  Zoonomie 
von  Erasmus  Darwin  wurde  1817  eine  italienische  Uebersetzung 
verboten.  Seinen  Enkel  Charles  Darwin  und  dessen  Anhänger 
kennt  der  Index  nicht.  Ein  Buch  des  Americaners  Draper  wurde 
1870  zunächst  in  einer  spanischen  Uebersetzung  verboten.  Auch 
einige  spanische  Originalwerke  stehen  im  Index,  zwei  von  dem 
Hauptvertreter  der  Krause'sehen  Philosophie  in  Spanien,  Julian 
Sanz  del  Rio,  auch  einige  Schriften  ven  Anhängern  dieser  Phi- 
losophie an  der  Brttsseler  Universität,  Ahrens  u.  a.  —  Die  fran- 
zösische Philosophie  ist  stärker  im  Index  vertreten.  Von  dem 
Marquis  de  Condorcet,  dessen  Oeuvres  1804  in  21  Bänden  er- 
schienen waren,  wurde  1827  Esquisse  d*un  tableau  historique 
des  progres  de  Tesprit  humain;  ouvrage  posthume,  1795,  ver- 
boten, der  1769 — 73  erschienene  Cours  d'^tude  des  Abb6  de 
Gondillac  sogar  erst  1836.  In  den  ersten  Jahrzehnten  wurden 
ausserdem  je  ein  Buch  von  Cabanis  und  Destutt  de  Tracy  und 
mehrere  naturwissenschaftliche  Werke  verboten,  später  je  eins 
von  A.  Comte  und  V.  Cousin,  —  das  Verbot  weiterer  Schriften 
von  diesem  unterblieb  in  Folge  eines  devoten  Schreibens  an 
Pins  IX.  und  der  Verwendung  hochgestellter  geistlicher  Freunde, 
—  und  mehrere  von  Vacherot,  Lerrainier  und  einigen  anderen.  — 
Von  den  italienischen  Philosophen  (tlber  Bosmini  und  Gioberti 
s.  §  115)  stehen  mit  sämmtlichen  Werken  im  Index  A.  Vera, 
B.  Spaventa  und  6.  Ferrari,  mit  vielen  Terenzio  Mamiani  und 
P.  Siciliani,  mit  mehreren  Ausonio  Franchi,  L.  Stefanoni,  R  Ardigö 
u.  a.,  mit  je  einem  L.  Ferri,  L.  Settembrini  u.  a.  Wenn  auch 
die  Zahl  der  italienischen  philosophischen  Schriften  im  Index 
verhältnissmässig  am  grössten  ist,  so  ist  es  doch  immer  nur 
noch  ein  geringer  Bruchtheil  von  denjenigen,  die  man  hätte  ver- 
bieten können^),  und  Grundsätze,  nach  welchen  die  Auswahl 
getroffen  worden,  sind  nicht  zu  Erkennen. 

1.  Von   dem  Lothringer  Charles  de  Villers,    der  seit  1792   in 
Deutschland  lebte    und  1815    zu  Göttingen    starb  ^),    wurden   1817 


1)  Vgl.  A.  Morgott,  Studien  über  die  italienische  Philosophie  der 
Gegenwart,  Katholik  1868—1874.  K.  Hillebrand,  Italia  2,  9. 

2)  Briefe  aus  dem  handschriftlichen  Nachlasse  des  Ch.  de  Villo^ 
herausg.  von  M.  Isler,  Hamb.  1879.  Nippold,  £inl.  in  die  Kirchengescb. 
S.  362.  603. 


Ch.  de  Villen.    J.  G.  Buhle.    J.  B.  Gräser  a.  a.    J.  Bentham.    1085 

zwei  Sohriften  verb. :  Philosophie  de  Kant,  on  principes  fondamentanx 
dela  Philosophie  transcendentale,  Metz  1801,  2  vol.,  und  Essai  sur 
l'esprit  et  i'inflaence  de  la  refonnation  de  Luther,  2.  Ed.,  Paris 
1811.  Letzteres  Buch  ist  die  Bearbeitung  einer  von  dem  Institut 
de  France  aasgeschriebenen  Preisfrage,  zuerst  1803,  dann  wieder- 
holt gedruckt,  auch  in  drei  deutschen  Uebersetzungeu  (u.  a.  von 
K.  F.  Gramer  mit  Vorr.  und  Beilagen  von  Henke,  1805),  zwei  eng- 
lischen und  einer  holländischen,  von  F.  v.  Eerz,  Heber  den  G-eist 
und  die  Folgen  der  Reformation  .  .  .  Beitenstttck  der  Preisschrift 
des  VillerSy  1810,  bekämpft.  In  Spanien  wurde  der  Essai  schon 
1806  strenge  verb.,  mit  der  Motivirung:  er  sei  voll  von  Schmähungen 
gegen  die  kath.  Religion  und  enthalte  irrige,  ketzerische,  gottlose 
und  die  infame  Secte  Luthers  begünstigende  Sätze.  Noch  in  demselben 
Jahre  wurde  auch  Discours  qui  a  eu  la  mention  honorable  sur  cette 
question  .  .  .  par  M.  Leuliette,  Paris  1804,  verb.  als  ein  revolu- 
tionäres, irreligiöses,  ketzerisches,  gottloses,  für  die  Religion  und 
den  Staat  schädliches  Product. 

Hinter  Jean  Gottlieb  Buhle,  Histoire  de  la  philosophie  moderne 
.  .  .  trad.  par  A.  J.  L.  Jourdan,  ti  vol.,  verb,  1820,  steht,  als  ob 
das  ein  anderer  Autor  wäre,  G.  Amadeo  Buhle,  Storia  della  filosofia 
moderna,  verb.  1828.  —  Unter  C.  F.  Burdach  steht:  Trattato  di 
fisiologia  considerata  quäle  scienza  di  osservazione,  con  ginnte  de* 
professori  Baer,  Meyen  .  .  .,  voltata  dal  tedesco  in  francese  da 
A.  G.  L.  Jourdan,  prima  traduzione  italiana  per  cura  di  M.  G.Levi, 
verb.  1851.  Louis  Büchner,  dessen  Schriften  doch  auch  ins  Italie- 
nische übersetzt  sind,  steht  nicht  im  Index.  —  Schwegler  steht 
im  Index  als  Schwgler  hinter  Schwenckfeld.  Die  polnische  lieber- 
Setzung  seiner  Geschichte  der  Philosophie  ist  nach  der  4.  Auflage 
angefertigt  und  mit  einem  Anhange  über  die  Philosophie  in  Polen 
von  A.  E.  E.  zu  Warschau  1863  erschienen.  Man  hätte,  wie  bei 
L.  Sterne  beifügen  können:  Opus  germanice  editum,  sed  tan  tum  in 
polonica  versione  ad  S.  Congr.  relatnm  (wohl  von  Semenenko,  S.  1028). 
Von  Ed.  Zell  er  ist  nur  (1877)  verb.  La  Inende  de  St  Pierre, 
Premier  ^veque  de  Rome,  tradnit  par  Alfred  Marchand,  aber  mit 
quocunque  idiomate.  —  1838  wurden  fünf  pädagogische  Schriften 
von  J.  B.  Gras  er  verb.  (in  den  neuesten  Indices  heisst  er  Grasser), 
wohl  weniger  wegen  ihres  Inhalts,  als  wegen  des  Verfassers,  der 
katholischer  Priester,  kurze  Zeit  Professor  der  Theologie  in  Landshut, 
dann  baierischer  Schulrath  war,  sich  aber  verheirathet  hatte,  f  1841 
(A.  D.  B.  9,  584).  —  Von  M.  Carriere  wurden  Religiöse  Reden 
und  Betrachtungen  für  das  deutsohe  Volk,  2.  Aufl.  1856,  1857  verb. 
(§  113).  Sonst  stehen  noch  im  Index:  Dr.  Thürmer,  Die  Filosofie 
ohne  Schleier,  Wien  1854,  verb.  1854;  Lehrbuch  der  Psychologie 
von  Dr.  Friedr.  Dittes,  Director  des  Pädagogiums  in  Wien,  1876, 
verb.  1879  mit  Opus  praedamnatum  ex  reg.  2.  Ind.  Trid.  (es 
handelt  doch  nicht  ex  professo  de  religione);  Der  Vernnnftstaat  nach 
seinen  Rechten  und  Pflichten,  von  Fr.  Gaspar,  Luxemb.  1883,  226  S. 
B.,  verb.  1884  (bald  darauf  Auetor  land.  etc.). 

2.   Von  Jeremy  Benthams  (1748 — \f^S2)  zahlreichen  Schriften 


1 


1036  Philos.  und  natorwiss.  Sobriften. 

stehen  im  Index :  Trattato  di  legislazione  civile  e  penale.  Tradnzione 
dal  francese  di  Michele  Azzariti,  verb.  1819  (das  französ.  Original 
war  1802  erscbienen);  Essai  sur  la  Situation  politique  d'Espagne 
etc.  (1821),  verb.  1826;  Teoria  delle  prove  giudizinrie  (französisch 
1823),  verb.  1828;  Deontologie  ou  science  de  la  morale;  onvr. 
posthume  (1833),  verb.  1835,  —  von  J.  Stuart  Mill  Principles 
of  political  economy  with  some  of  their  applications  to  social  philo- 
sopby,  1848,  3  vol.,  4.  Ed.  1854,  verb.  1856.  Das  Werk  von 
Erasmus  Darwin  ist  als  Zoonomia  ovvero  leggi  della  vita  organica, 
con  agginnte  zu  Mailand  1803  ff.  in  6  Bänden  erschienen.  Von 
John  William  Drapers  (f  ]«882)  History  of  the  conflicts  between 
religion  and  science,  1874,  2  vol.,  erschien  1876  zu  Madrid  eine 
Uebersetzung  von  Augusto  T.  Arcimis  (Pelayo  3,  804.  823).  Sie 
wurde  noch  in  demselben  Jahre  verb.,  aber  mit  quocunque  idiomate. 
Civ.  10,  1,  142;  2,  288  wird  eine  italienische  Uebersetzung  von 
Sola  (1876)  ausführlich  kritisirt,  um  das  Verbot  zu  rechtfertigen^). 

Von  Julian  Sanz  del  Rio  stehen  im  Index:  Ideal  de  la  huma- 
nidad  para  la  vida,  con  introduccion  y  comentarios,  Madrid  1860, 
verb.  1865,  und  Gartas  ineditas,  publicadas  por  D.  Manuel  de  la 
Revilla,  Madrid  s.  a.  (1875),  109  S.  8.,  verb.  1876^),  von  Jose  del 
Perojo,  einem  Schüler  Kuno  Fischers, .  Ensayos  sobre  el  movimiento 
intelectual  en  Alamania,  1.  Serie,  Madrid  s.  a.  (1875),  verb.  1877, 
ein  Duodezbändchen  über  Kant,  Heine,  Schopenhauer  u.  s.  w. 

3.  Seit  1841  wurde  eine  Reihe  von  Schriften  von  Professoren 
der  Brüsseler  Universität,  Anhängern  der  Krause'schen  Philosophie, 
verb.,  zuerst  1841  Cours  de  philosophie  d'histoire,  fait  publique- 
ment  k  TUniv.  de  Brnxelles  par  Jean-Jacques  Altmeyer,  1840, 
—  und  Annuaire  de  la  soci^te  des  etudiants  de  TUniv.  libre  de 
Bruxelles  (steht  irrthümlich  im  Index  auch  unter  Altmeyer),  —  dann 
1842  von  demselben  Introduction  a  Tätude  philos.  de  Thumanit« 
1837,  und  von  Henri  Ahrens  (f  1874)  Cours  de  droit  natorel  on 
de  Philosophie  du  droit,  fait  d'apris  Tetat  actuel  de  cette  science  en 
Allemagne,  zuerst  1838,  6.  Ed.  1868  (das  einzige  Buch  von  ihm, 
welches  im  Index  steht),  —  1845  von  Guill.  Tiberghien  Essai 
theorique  et  bist,  sur  la  g^neration  des  connaissances  humaines  dans 
ses  rapports  avec  la  morale,  la  politique  et  la  religion  (Memoire 
couronni  par  le  jury  du  concours  universitaire),  1844.  Erst  1880 
kamen  weitere  Schriften  von  ihm  in  den  Index:  Elements  de  morale 
universelle  a  Tusage  des  6coles  laiques,  1879,  und  Les  oommande- 
ments  de  l'humaniti  ou  la  vie  morale  sous  forme  de  cat^chisme  po- 


1)  Das  Buch  (s.  Zöckler,  G^sch.  der  Beziehungen  zw.  Tbeol.  und 
Naturwiss.  2, 595)  scheint  in  Italien  und  Spanien  Aufsehen  erregt  zu  haben. 
In  Madrid  erschienen  1881  zwei  Widerlegungen,  von  Orti  y  Lara  und 
Miguel  Mir  S.  J.,  in  Italien  eine  von  Salv.  di  Bartolo  1881  in  2.  Aafl. 
Kath.  Vierteljahrschr.  18»  l,  721.  729. 

2)  Pelayo,  3,  715.  799,  wo  auch  die  Analisis  del  pensamiento  ra- 
cional,  Madrid  1877,  446  S.,  und  andere  Schriften  von  Sanz  und  anderen 
Krauseanern,  die  nicht  im  Index  stehen,  besprochen  werden. 


J.  St.  Mill.    H.  Ahrens.    Condillac.    Condorcet  u.  a.  1037 

pnlaire,  von  diesem  auch  eine  1879  zn  Poebla  erBcbienene  spanisclie 
üebersetzung  von  Gharcia  Moreno,  beide  mit  opera  praedamn.  ex  reg. 
II.  Ind.  und  qnoc.  idiomate,  —  dann  1881:  Enseignement  et  pbiio- 
flopbie.  Mission  de  la  pbilos.  k  notre  äpoqne.  Doctrine  de  Krause.  Le 
positiyisme  et  la  m^tbode  d'observation.  La  tb^ologie  et  l'origine 
dalangage  etc.,  Brux.  1873,  nnd  Psychologie  ^l^mentaire,  1879.  — 
1857  wnrde  aucb  ein  Bncb  der  Grenter  Studenten  verb.:  Noord 
en  Znid.  Akademisobe  mengelingen  uitgegeven  door  bet  taal-min- 
nend  stndenten-genootscbap  .  .  te  Gent  met  de  medewerking  yan 
stadenten  aan  de  verschillige  bollandscbe  en  belgiscbe  boogescbolen. 
—  Von  den  zablreicben  Schriften  des  Genter  Professors  Frangois 
Lanrent  stehen  im  Index  nur  Hist.  da  droit  des  gens  et  des  rela- 
tions  internationales  yerb.  1852,  und  Etudes  sur  Tbist.  de  Tbu- 
manit^,  verb.  1856.  Unter  diesen  Gesammttiteln  hat  er  allerdings 
eine  Beihe  von  Bänden  herausgegeben,  aber  die  meisten  erst  nach 
1852  bezw.  1856  1). 

4.  Cours  d'^tude  pour  Vinstruction  du  Prince  de  Parme,  au- 
jourdhui  S.  A.  R.  l'Infant  D.  Ferdinand,  Duc  de  Parme,  Plaisanoe 
etc.,  par  M.  Tabbe  de  Condillac,  —  er  war  ein  Neffe  des  Card, 
de  Tencin,  t  1780,  —  behandelt  in  13  Bänden  Moral,  Politik,  Ge- 
schichte, Philosophie  u.  s.  w.,  die  Philosophie  nach  Lockens  An- 
sichten, die  Geschichte  im  anticurialistischen  Sinne.  Das  Werk  wurde 
1769 — 73  zu  Parma  gedruckt,  wegen  einiger  dem  spanischen  Hofe 
missfälligen  Stellen  unterdrückt,  nach  einem  vor  der  Confiscation 
geretteten  Exemplare  in  Zweibrücken  nachgedruckt  und  dann  auch 
die  Originalansgabe  mit  Cartons  und  dem  falschen  Druckort  Deux- 
Ponts  freigegeben.  In  Spanien  wurden  1789  von  den  12  Bänden 
der  Genfer  Ausgabe  von  1780  die  6  ersten  erlaubt,  die  6  anderen 
strenge  verb.  Condillacs  Oeuvres  erschienen  1798  in  23,  1803  in 
31  Bänden.  In  Spanien  wurden  1804  von  der  erstem  Ausgabe 
vol.  12.  15 — 21  verb.  —  Yon  Condorcet  steht  auch  im  span. 
Index  nur  dieEsquisse,  aber  als  1797  strenge  verb.  Sie  wurde  1795 
auf  den  Antrag  Daunou's  auf  Kosten  des  Convents  in  3000  Exem- 
plaren gedruckt;  1817 — 24  erschienen  4  Ausgaben  (§108).  —  Nicht 
ganz  so  verspätet  sind  folgende  Verbote:  P.-J.-G.  Cabanis,  Rap- 
ports du  physique  et  du  moral  de  l'homme,  1802 — 3,  2  vol.,  verb. 
1819;  —  A.-L.-Cl.  Destutt  de  Tracy,  Elements  d'id^ologie,  1801, 
und  Ideologie,  Nouv.  6d.  1817(1817—24  3  Ausg.);  verb.  wurde  1820 
zunächst  eine  üebersetzung  von  Cav.  Compagnoni  (zugleich  Saggio 
di  un  trattato  morale  in  forma  di  catechismo  in  seguito  degli  Ele- 
menti  d^ideologia),  aber  mit  dem  Zusätze:  quocunque  idiomate  sive 
cum  praef.  et  notis  equitis  Compagnoni  sive  sine  illis^);  —  Prin- 
cipii  filosofici,  polit.  e  morali  delMaggior  Weiss,  etiam  la  versione 


1)  Theol.  Lit.-Bl.  1871,  563.  Etudes  rel.  1867,  12,  341. 

2)  Die  Ideologie  erschien  1824  spanisch;  aus  den  Elements  gab  1821 
(also  nach  dem  Verbote)  der  spanische  Geistliche  J.  J.  Garcia  einen  Auszug 
heraus.    Pelayo  3,  515.  Im  Index  heisst  der  Autor  übrigens  Destrutt. 

BeuBoh,  Index  IL  6^ 


1088  Philosoph,  und  natarwiss.  Schriften. 

dal  francese  dell'  Awocato  Camillo  Giabatta  con  note  del  tradnttore, 
also  ans  Anläse  der  Uebersetzung  verb.,  und  zwar  1827,  nachdem 
eben  von  den  Principes  phil.,  polit.  et  moranx,  zuerst  En  Snisse 
1775,  2  vol.,  in  Brüssel  1826  die  10.  Aaüage  erschienen  war;  — 
J.  F.  Amice,  Manuale  di  filosofia  sperimentale, .  .  .  prima  versione 
ital.  con  .  .  .  osservazioni  di  Stef.  Ticozzi,  Mil.  1832,  verb.  1834. 
—  Von  Aothelme  Richerands  (1779 — 1840)  Nouveanx  Clements 
de  Physiologie,  1802  (10.  Ed.  1832),  die  Feller  als  eins  der  besten 
Bücher  über  diesen  Gegenstand  bezeichnet,  wurde  eine  uebersetzung, 
Nuovi  elementi  di  fisiologia,  2  vol.,  1818  mit  d.  c.  verb.,  unbe- 
dingt 1820  Italien,  üebersetznn gen  einer  Physiologie  von  B.  Moion 
und  einer  gerichtlichen  Medicin  von  P.  A.  0.  Mahon,  —  1833: 
Compendio  di  storia  fisica  e  morale  delV  uomo  da  6.  Gins.  Yirey 
(1776 — 1846),  posto  in  italiano  e  corredato  di  brevi  annotazioni 
dal  Dott.  F.  Gins.  Bergamaschi  (das  Original:  Hist.  naturelle  du 
genre  humain,  1801,  N.  Ed.  1824,  3  vol.,  wird  von  Feller  als  anti- 
materialistisch bezeichnet),  und  De  Tirritation  et  de  la  folie  par  F.- 
J.-V.  BrouBsais,  1828;  —  ferner  Fr.-Vincent  Easpail,  Nouveau 
Systeme  de  ch^mie  organique,  1833,  verb.  1834;  J.-A.-L.  Fossati, 
Nouveau  manuel  de  Phrenologie  par  Georges  Combes,  trad.  de  Tan- 
glais,  verb.  1837. 

Von  Victor  Cousin  (t  1867)  steht  im  Index  nur  Cours  d'hi- 
stoire  de  la  philosophie,  1827,  2.  £d.  1840,  3  vol.,  verb.  8.  Juli 
1844.  Das  Verbot  wurde  erat  5.  April  1845  publicirt,  vielleicht 
weil  man  schon  damals  an  die  Möglichkeit  dachte,  Cousin  zu  einer 
Unterwerfung  bestimmen  zu  können.  Im  Anfang  der  fünfziger  Jahre 
(vgl.  902)  wurde  namentlich  durch  den  Bischof  Pie  von  Poitiers 
das  Verbot  des  Buches  Du  vrai,  du  bien  et  du  beau  betrieben,  ob- 
schon  sich  Cousin  in  der  Ausgabe  von  1 855  sehr  warm  gegen  Ma- 
terialismus und  Atheismus  und  für  die  Keligion  des  Evangeliums  aus- 
sprach, auch  in  neuen  Auflagen  seiner  anderen  Werke  manches 
corrigirt  und  sich  überhaupt  den  christlichen  Anschauungen  viel  mehr 
genähert  hatte.  Einem  Censor  wie  Perrone  konnte  es  nicht  schwer 
fallen,  der  Censur  würdige  Sätze  in  dem  Buche  zu  finden.  Es  kam 
aber  zu  keiner  Verdammung.  Cousin  selbst  sagt,  der  Bischof  Rendn 
von  Annecy  habe  sich  in  Rom  seiner  angenommen  ^).  Falloux  be- 
richtet darüber  im  Correspondant  1872,87,  1065:  Lacordaire  wnsste, 
dass  die  Verdammung  beantragt  war,  und  war  sehr  betrübt  darüber 


1)  Lettere  di  Gino  Capponi  3,  212.  S.  214  erzählt  er:  der  Erabi?cbof 
Sibour  habe  auf  der  Kanzel  sein  Buch  lobend  erwähnt ;  das  habe  die  Partei 
des  ünivers  veranlasst,  die  Verdammung  desselben  zu  betreiben;  er  habe 
dem  Erzbischof  gesagt :  Monseigneur,  ich  habe  schon  viele  Feinde;  durch 
Ihr  Lob  haben  Sie  mir  die  Ihrigen  geschenkt ;  die  hätten  Sie  für  sich  be- 
halten können.  —  Perrone  war,  wie  der  damalige  Präfect  der  Index- 
Congr.,  Card.  Andrea,  berichtet,  bei  der  Sache  stark  betheiligt  und  äusserte 
seine  Befriedigung  darüber,  dass  dieselbe  nicht  der  Inquisition,  sondern 
der  Index-Congr.  übergeben  worden,  da  diese  im  Auslande  in  growemi 
Ansehen  stehe  als  jene.     Deutscher  Merkur  1880,  300. 


V.  Cousin.    £.  Vacherot.    A.  Comte  o.  a. 


1039 


.  .  .  Sibonr  nnd  Maret  brachten  Consin  mit  vieler  Mühe  daza,  um 
die  von  der  Index- Congr.  schon  vorbereitete  Verdammung  abzuwen- 
den, unter  dem  30.  April  1856  an  den  Papst  folgenden  Brief  zu 
richten:  Der  Erzbischof  hat  mir  einen  freundlichen  Brief  Ew.  Heilig- 
keit mitgetheilt  .  . .  Man  hat  £.  H.  ganz  richtig  berichtet,  dass  ich 
die  christliche  Religion  liebe  und  auf  den  Triumph  und  die  Aus- 
breitung des  Christenthums  alle  meine  Hoffnungen  für  die  Zukunft 
der  Menschheit  setze.  Es  schmerzt  mich,  dass  früher  meine  Ab- 
sichten in  ein  falsches  Licht  gestellt  worden  sind  (A£üig6  d'avoir  vu 
antrefois  mes  intentions  trahies  par  de  fausses  apparences),  und  ich 
habe  darum  in  der  letzten  Zeit  ein  ganz  vorwurfsfreies  philoso- 
phisches Buch  schreiben  wollen,  bei  dem  ich  gebildete  und  ange- 
sehene Geistliche  zu  Rathe  gezogen  habe.  Wenn  darum  trotz  aller 
Yon  mir  und  meinen  gelehrten  Rathgebem  angewandten  Sorgfalt 
uns  einige  Stellen  entgangen  sein  sollten,  die  das  Herz  £.  H.  beun- 
ruhigen könnten,  so  möge  man  sie  mir  bemerklich  machen,  und  ich 
werde  sie  gern  beseitigen,  da  ich  nichts  mehr  wünsche  als  mich 
selbst  und  meine  bescheidenen  Schriften  immer  mehr  zu  vervoll- 
kommnen. 

Gleichzeitig  mit  dem  Buche  von  Cousin  wurden  1845  verb.: 
Tennemanns  Geschichte  der  Philosophie  (s.  o.),  ein  Manuel  de  Phi- 
losophie k  Tusage  des  eleves  qui  suivent  les  cours  de  rUniversiti 
von  Ch.-Aug.  Malle t,  und  die  schon  1825  erschienenen  Essais  sur 
les  reports  primitifs  qui  lient  ensemble  lä  philosophie  et  la  morale 
par  le  Chevalier  Bozzelli,  einen  Neapolitaner,  der  in  Frankreich 
lebte  ^).  —  Von  einem  Schüler  Cousins,  Jean-Philibert  Damiron 
wurde  schon  1834  verb.  Essai  sur  Thist.  de  la  philosophie  en  France 
au  19.  siecle,  1828,  2  vol.,  gleichzeitig  von  Eugene  Lerminier 
Philosophie  du  droit,  2  vol.  (3.  Ed.  1853),  und  De  Tinfluence  de 
la  philos.  du  18.  sidcle  sur  la  l^gislation  et  la  sooiabilit^  du  19., 
1833,  von  diesem  1836  noch  Au-del&  du  Rhin,  ou  tableau  polit.  et 
philos.  de  TAllemagne  depuis  Mad.  de  Stael  jusqu*  h  nos  jours,  1835, 
2  vol.  —  Von  Etienne  Vacherot,  der  1839 — 51  Cousins  Suppleant 
an  der  Sorbonne  war  und  1868  dessen  Nachfolger  in  der  Academie 
des  Sciences  morales  et  politiques  wurde,  wurde  1850  verb.  die 
Histoire  de  Ticole  d^Alexandrie,  1846 — 51,  3  vol.,  die  datnals  in 
Frankreich  u.  a.  von  Gratry  scharf  angegriffen  wurde*).  1869  wurde 
von  ihm  noch  La  religion,  Par.  1866,  verb. 

Von  Auguste  Comte  (f  1857;  im  Index  heisst  er  Compte) 
wurde  1864  verb.  Cours  de  philosophie  positive,  Paris  1864,  also 
die  2.  Ausgabe  (die  1.  war  1839—42  erschienen),  mit  der  Vorrede 
von  Littre,  6  vol.  8.  Keine  der  anderen  Schriften  von  Comte  steht 
im  Index,  auch  keine  von  Littr^,  der  1863  von  Dupanloup  scharf 
angegriffen,  1871,  obschon  aufs  neue  als  Atheist  angegriffen,  Mitglied 


1)  Er  wurde    1820   aus  Neapel   verbannt,    wurde   aber    1848   dort 
Minister.     La  Farina,  Storia,  3,  165.  Vgl.  Carove,  Neorama  S.  13.  364. 

2)  Ami  de  la  rel.  153,  54.  Revue  des  sc.  ecd.  1670,  2,  16. 


1040  Philoeoph.  uud  naiiirwiss.  Schriften. 

der  Akademie  und  erst  1881  unmittelbar  vor  seinem  Tode  getauft 
wurde.  —  Von  einem  andern  Poeitivißten,  Hippolyte- Adolphe  Taine 
wurde  1866  verb.  Histoire  de  la  lit^rature  anglaise,  1863,  4  vol. 
(3.  Ed.  1873,  Ö  vol.),  welche  nicht  nur  von  Dupanloup  als  atheistisch 
angegriffen,  sondern  auch  1864  von  der  Akademie  als  die  Moral, 
die  Willensfreiheit  und  die  menschliche  Verantwortlichkeit  bedrohend 
vom  Concurse  ausgeschlossen  wurde.  Andere  Schriften  von  ihm 
stehen  nicht  im  Index.  Gleichfalls  1866  wurden  verb.  L'äme  au 
point  de  vue  de  la  science  et  de  la  raison,  par  J.-P.  Chevalier  de 
Saint-Pol  en  Artois,  (1861,  Ed.  refondue,  2  vol.)  1863,  und  Le  pro- 
bl^me  de  la  vie:  recherche  des  bases  d^une  philosophie  pratique, 
par  Jacques  Legrand  1864. 

1848  wurde  ein  unbedeutendes  Buch  von  Fr.  Klee  verb.,  Le  dr- 
inge, consid6ration8  gäologiques  et  bist.  . .  .,  1846  (zuerst  1843  deutsch, 
aus  der  dänischen  Handschrift  übersetzt).  Von  den  zahlreichen 
irreligiösen  naturwissenschaftlichen  Schriften  wurden  1873  verb.: 
Arthur  M angin,  L'homme  et  la  bete.  Ouvr.  illustr^  de  120figure6, 
1872,  und  Louis  Figuier,  Le  lendemain  de  la  mort  ou  la  vie  fatore 
Selon  la  science,  4.  Ed.  1872  (die  1.  Auflage  1871).  Während 
andere  Schriften  von  diesen  und  ähnlichen  Autoren  frei  ausgingen, 
wurde  nach  der  Begel  Dimittit  corvos,  vexat  censura  colambas, 
1875  verb.:  La  foi  et  la  science,  explosion  de  la  libre  pensee  en 
Aoüt  et  Sept  1874.  Discours  de  M.  Tyndall ,  Dubois  Bey- 
mond,  Owen,  Huxley,  Hboker  et  Sir  John  Lubbock,  annotes  par 
M.  l'Abb6  Moigno,  Chan,  de  St.  Denis,  E^dacteur  en  chef  des 
Mondes,  1875,  mit  den  Zusätzen:  Opusculum  in  8.  p.  XXIV.  216, 
und  Opus  praed.  .  .  .  non  tarnen  ob  notas  et  praefationes  editoris 
ipsius  Moigno.  Bonnetty  hat  freilich  diesem  Decrete  eine  gute  Seite 
abzugewinnen  gewusst,  indem  er  in  dem  Eegister  zu  dem  11.  vol. 
seiner  Annales  de  philos.  chrät.,  in  welchem  er  das  Decret  mitge- 
theilt,  verzeichnet:  Huxley  mis  k  Tlndex,  Tyndall  mis  ä  TLidex, 
....  Moigno,  ses  notes  sur  Tyndall  et  autres  naturalistes  approavees 
par  la  Congr.  de  l'Index.  Aber  von  einer  Approbation  der  Noten 
kann  nicht  die  Rede  sein;  der  Wortlaut  des  Decrets  schliesst  nicht 
einmal  die  Deutung  aus,  dass  die  Discours  prädamnirt  seien,  die 
Noten  aber  jetzt  verdammt  würden.  Jedenfalls  wäre  es  richtiger 
gewesen,  die  Schriften  von  Tyndall  und  Genossen,  von  denen  nicht 
eine  einzige  im  Index  steht,  direct  für  prädamnirt  zu  erklären  und 
das  Antidotum,  welches  der  gute  Moigno  beigefügt,  —  den  Fius  IX. 
wegen  seiner  tapfem  Bekämpfung  der  ungläubigen  Naturforscher 
1871  zum  Dr.  theol.  ernannt  hat^  —  passiren  zu  lassen^). 

5.  Die  italienischen  Schriften,  welche  1817—48  verb.  wurden 
und  unter  Ambr.  Balbi,  Fracassi-Poggi,  Lallebasque  (angenommener 
Name  des  Advocaten  Pasquale  Borelli),  Mamone,  Muti-Bussi  (Aue- 
tor  laud.  etc.),  Ortolani,  Eegul^as  (von  der  Inq.  verb.,  Auetor  laud. 
etc.),  Troisi,  Arringa,  Cognizione,  Pensieri  stehen,  sind,  so  viel  ich 


1)  lieber  Moigno  s.  Ann.  de  phil.  ehret.  6,  18,  405. 


A.  Moigno.     G.  Leopardi.     T.  Mamiani  u.  a.  1041 

weiss,  voD  keinem  Belang.  Der  Yerdammnng  durch  ein  besonderes 
langes  Breve  Gregors  XVI.  vom  5.  Ang.  1843  (Acta  S.  S.  10, 
152)  wurde  gewürdigt:  Lettera  sulla  direzione  degli  studii  di  Fran- 
cesco Forti,  Ginevra  1843.  Der  Papst  bezeichnet  sie  als  Libellus 
mole  quidem  exiguus,  sed  argumenti  varietate  et  errorum  multitu- 
dine  magnis  voluminibus  habendus  aeqnipollens.  Nach  dem  was  er 
weiter  darüber  sagt,  muss  sie  rationalistisch  sein  ^).  —  Von  Giacomo 
Leopardi  (Kath.  1869,  1,  27)  wurden "  1850  Operette  morali  mit 
donec  emendentur  yerb.  Sie  waren  zuerst  1827  erschienen.  Die 
Civ.  10,  8,  566  sagt,  nur  diese  Schrift  sei  wegen  des  darin  her* 
vortretenden  gottlosen  Unglaubens  (mit  d.  c!)  verb.,  und  zwar  erst 
uachdem  1849  zu  Florenz  eine  neue  Ausgabe  erschienen  (und  das 
Buch  22  Jahre  frei  circulirt  hatte). 

Von  dem  Ghrafen  Terenzio  Mamiani  dellaEovere,  geb.  1800» 
der  in  G-ioberti's  Primato  als  Philosoph,  Dichter  und  Patriot  ge- 
feiert wird,  —  er  war  1831  Mitglied  der  provisorischen  Kegierung 
in  Bologna,  1848  Minister  Pius*  IX.,  1860  Minister  in  Turin  und 
ist  jetzt  italienischer  Senator,  —  wurden  zuerst,  1838,  verb.:  Nuove 
poesie  und  Del  rinnovamento  della  filosofia  antica  italiana,  1834 
(3.  Ed.  1886).  Letzteres  Buch  war  von  Rosmini  bekämpft,  aber 
nicht  von  ihm  denuncirt  worden^).  1850  wurden  ausser  eiu er  poli- 
tischen Broschüre  (§  114)  verb.  Dell'  ontologia  e  del  metodo  und 
Dialoghi  di  scienza  prima  raccolti.  Vol.  L,  Paris  1846.  Erst  nach 
einer  Pause  von  fast  20  Jahren  kamen  dann  1869  in  den  Index: 
Kuovo  diritto  pubblico  europeo,  Napoli  1860,  und  Teorica  della 
ragione  e  dello  stato  e  sue  speciali  attenenze  con  Eoma  e  le  na- 
zioni  cattoliche,  Fir.  1868.  Zwei  1880  zu  Mailand  erschienene  kleine 
Schriften  wurden  sofort  verb.:  La  relig^one  dell'  avvenire,  ovvero 
della  religione  positiva  e  perpetua  del  genere  umano  libri  sei  (Civ. 
II,  8,  194  behauptet,  Mam.  suche  darin  das  Christenthum  zu  be- 
seitigen und  den  Deismus  zu  fördern),  und  Critica  delle  rivelazioni, 
mistica  dottrina  del  pastore  Gionata  Heuerley  di  Charleston,  fram- 
menti  pubblicati  da  Ter.  Mamiani  in  appendice  al  suo  libro:  La 
religione.  1881  wurden  dann  noch  einige  ältere  Schriften  verb.: 
Gonfessioni  di  un  metafisico  Fir.  1865,  2  vol.  (nach  Civ.  6,  6,   203 


1)  In  dem  Breve  steht,  sie  sei  sub  nomine  di  Franc.  F.  erschienen. 
F.  Ä.  Gualterio,  611  ultirai  rivolgimenti  italiani,  1852,  2,  59  spricht  aus- 
führlich von  einem  Franc.  Forti,  einem  Enkel  Siamondi's,  der  einer  der 
talentvollsten  jungen  Männer  Italiens,  gemässigt  liberal  und  ein  fleissiger 
Mitarbeiter  der  1838  unterdrückten  Antologia  von  Vieusseux  gewesen, 
aber  schon  mit  32  Jahren  gestorben  sei. 

2)  II  Rinnovamento  .  .  .  esaminato  da  Ant.  Rosmini,  2.  £d.  1840; 
vgl.  Werner,  Rosmini,  S.  79.  In  einem  Briefe  von  1842  sagt  Gioberti, 
Rosmini  habe  sich  bemüht,  ihn  und  Mamiani  in  den  Index  zu  bringen. 
Dom.  Berti,  Di  V.  Gioberti,  1881,  p.  122,  der  den  Brief  mittheilt,  be- 
zeichnet die  Angabe  als  unrichtig.  —  1870  interessirte  sich  Mam.  noch 
lebhaft  für  die  kirchliche  Reformbewegung;  Rhein.  Merkur  1871,  463.  K. 
Hillebrand,  Italia  4,  229. 


1042  Philosoph,  und  naturwiss.  SchrifteD. 

spricht  er  hier  als  Filosofo  convertito  dal  psicologismo  scozzese  all' 
ontologismo  platonico);  Le  meditazioni  Cartesiane  rinncyate  nel  se- 
colo  19.,  vol.  I.,  Fir.  1869;  Compendio  e  sintesi  della  propria  filo- 
Sofia,  ossia  nuovi  prolegomeni  ad  ogni  presente  e  futara  metafisica, 
Tor.  1876  (Civ.  10,  1,  585;  10,  2,  69),  —  endlich  1882:  Delle 
qneBtioni  social!  e  particolarmente  dei  proletari  e  del  capitale  libri 
tre,  Roma  1882.  —  Von  Marianna  Plorenzi  Waddington ^)  wurden 
Lettere  filosofiche  23.  März  1850  verb.,  und  in  dem  Decrete  vom 
27.  Juni  1850  wurde  gemeldet:  Auetor  (im  Index  Anotrix)  laud.  etc. 
1875  wurde  eine  Reihe  von  späteren  Schriften  verb.,  ohne  dass  von 
einer  Unterwerfung  die  Rede  ist:  Saggi  di  psicologia  e  logica,  Fir. 
1864;  Saggio  sulla  natura.  Dante  il  poeta  del  pensiero  1866;  Saggio 
Bulla  filoBofia  dello  spirito,  1867;  Della  immortalitä  delF  anima, 
1868  (in  der  Civ.  7,  4,  198  als  pantheistisch  bezeichnet). 

1876  wurden  von  Auguste  Vera  „sämmtliche  Werke  in  jeder 
Sprache''  (er  hat  französisch,  englisch  und  italienisch  geschrieben), 
von  Bernardo  Spaventa  „alle  philosophischen  Werke*'  verb.,  — 
beide  dociren  seit  1861  in  Neapel  Hegersche  Philosophie*),  —  1877 
s&mmtliohe  Werke  von  Gins.  Ferrari,  dessen  Hauptwerk,  Essai 
sur  le  principe  et  les  limites  de  la  philosophie  d'histoire,  schon 
1847  ei:schienen  ist  und  der  später  hauptsächlich  politische  und 
geschichtliche  Schriften  verfasst  hat,  Hist.  des  rivolutions  d'Italie, 
1856  —  58,  4  vol.,  Storia  delle  rivoluzioni  d'Italia,  ovvero  Gaelfi 
e  Ghibellini;  1871 — 73,  3  vol.  u.  s.  w.  Von  einem  dritten  Nea- 
politanischen Hegelianer,  Luigi  Settembrini  sind  nur  LezioDi 
di  letteratura  italiana  nell'  Univ.  de  Napoli,  1866 — 68,  2  vol.,  verb., 
von  Luigi  Ferri  nur  Essai  sur  Thist.  de  la  philosophie  en  Italie 
au  19.  siftcle,  1869,  2  vol.,  verb.  1874.  —  Von  Cristoforo  Bona- 
vino,  geb.  1820,  einem  Geistlichem,  der  sich  1849  laisirte  und  anter 
dem  Namen  Ausonio  Franc hi  rationalistische  Schriften  herausgab, 
stehen  im  Index :  La  filosofia  delle  scuole  italiane,  verb.  1852,  Ap- 
pendice  alla  Filos.  .  .  . ,  und  La  religione  del  secolo  XEX.,  verb. 
1853,  Studii  filosofici  e  religiosi.  Del  sentimento,  Tor.  1854,  von 
der  Inq.  verb.  1855,  —  von  seinem  Schüler,  dem  Literaten  Luigi 
Stefanoni,  einem  der  Gründer  der  Mailänder  Gesellschaft  der 
Freidenker  und  des  Libero  pensiere,  dem  Uebersetzer  von  Büchners 
Kraft  und  Stoff,    nur  Storia  critica  della  superstizione,  2.  £d.,  Mil. 


1)  Renmont,  Ganganelli.  1847,  S.  97:  Die  w«gen  ihrer  selteuen 
Schönheit  und  Anmuth  viel  gefeierte  Marchesa  Florenzi  (jetzt  Mrs.  Wad- 
dington) hat  vor  ein  paar  Jahren  Schellings  „Bruno  oder  über  das  göttliciie 
und  natürliche  Princip  der  Dinge**  italienisch  wiedergegeben,  wozu  einer 
der  achtungswerthesten  philosophischen  Schriftsteller  Italiens  in  unseren 
Tagen,  Ter.  Mamiani,  eine  Einleitung  schrieb. 

2)  Civ.  11,  2,  286.  Kath.  1868,  1,  257;  über  Ferrari  1869,  1,9,  über 
Settembrini  1868,  1,  356,  über  Franchi  1869,  1,  129  (Cantü  3,  601.  Civ. 
2,  3,  679;  2,  6,  486),  über  Stefanoni  und  Ardigö  1874,  1,  386.  521  (Gv. 
11,  9,  175);  über  Spaventa,  Franchi.  Ferrari,  de  Dominicis,  Ferri,  Mw- 
selli  8.  Hillebrand,  Italia  2,  9,  über  die  Liberi  pensatori  ebend.  4,  246. 


A.  Vera.    B.  Spaventa.    G.  Ferrari.    L.  Ferri  u.  a.  1048 

1869,  verb.  1869,  nnd  La  Bcienza  della  religione,  Mil.  1862,  von 
der  Inq.  verb.  1870.  Von  Roberto  Ardigö,  —  er  war  früher 
CaDonicQS  in  Mailand,  hat  sich  1871  laisirt  nnd  ist  Positivist,  — 
sind  verb.  Pietro  Pomponazzi,  discorso  letto  in  Mantova  1868,  verb. 
1869»  La  psicologia  come  scienza  positiva,  Mant.  1870,  verb.  1872, 
La  formazione  naturale  nel  fatto  del  sistema  solare,  Mant.  1877, 
verb.  1879.  Barzelotti,  Lombroso  und  andere  Positivisten,  welche 
Civ.  11,  11,  528  ausführlich  bespricht,  stehen  nicht  im  Index,  Sa- 
verio  Fausto  de  Dominicis  nur  mit  einer  altem  Schrift:  Gralileo 
e  Kant,  o  l'esperienza  e  la  critica  nella  filosofia  moderna,  verb. 
1873  (Civ.  0,  5,  439).  —  Ferner  stehen  noch  im  Index:  von  Ant. 
Lonigo  Saggi  Älosofici  e  poesie  varie  inedite,  Fir.  1869,  verb.  1870, 
—  von  dem  Juristen  Pietro  Ellero  aus  Venedig  diß  zu  Bologna  erschie- 
nenen Scritti  minori,  1875,  324  S.,  Scritti  politici,  1876,  350  S.,  und  La 
questione  sociale,  1877,  verb.  1877.  —  Ein  besonderer  Liebling  der 
Index-Congr.  ist  in  neuester  Zeit  Pietro  Sicili  an  i ,  Prof.  der  Philoso- 
phie zu  Bologna,  geworden.  Am  5.  I)ec.  1881  wurden  von  ihm  zwei,  am 
3.  Apr.  1882  sechs  Bücher  verb.,  darunter  eins,  welches  schon  1871, 
und  eins,  Süll'  insegnamento  religioso  ai  bambini,  von  welchem  1881 
die  4.  Auflage,  und  eins,  von  welchem  1882  die  3.  Auflage  mit 
einer  Vorrede  von  Jules  Soury  erschienen  war,  auch  Prol^gom^nes 
de  la  Psychologie  moderne,  trad.  de  ritalien  par  A.  Herzen,  Paris 
1880.  Die  Index-Congr.  hat  also  lange  Nachsicht  gegen  ihn  geübt 
und  vielleicht  ist  sie  erst  gegen  ihn  eingeschritten,  nachdem  er  in 
der  3.  Auflage  der  Psicogenia  moderna,  wie  Civ.  11,  10,  416  klagt, 
Leo  XIII.  verleumdet  und  dessen  (Thoma8-)Encyclica  angegriffen 
hat  —  Ausserdem  wurden  unter  Leo  XIII.  noch  verb.:  Raff.  Ca- 
verni.  De'  nuovi  studi  della  filosofia.  Discorsi  a  un  giovane  stu- 
dente,  Fir.  1877,  verb.  1.  Juli  1878,  das  Verbot  aber  erst  31.  Juli 
mit  Auetor  laud.  etc.  publicirt;  —  Luigi  Mancini,  Prof.  in  Fano,  Dio 
e  vivo.  Lettera  ad  un  amico,  Fano  1878,  verb.  1879;  —  G.  B. 
Borelli,  Studii  fllosofici  sociali.  I.  La  sola  possibile  religione  dell' 
av venire;  II.  Sul  matrimonio  e  suUa  famiglia;  III.  Sulla  prostitu- 
zione,  Roma  1881,  verb.  1882. 

1840  wurde  ein  Saggio  di  cosmogonia  von  Nie.  Calcaterra 
verb.,  1854  ein  Catechismo  sulla  creazione  von  L.  Iddochio,  Sas- 
sari  1852,  —  1859  Elementi  di  igiene  di  P.  Mantegazza,  MiL 
1865,  1870  von  der  Inq.  Le  psicopatie  contagiose,  saggio  nosolo- 
gico  di  Grins.  Bianoo,  Tor.  1869.  Von  den  vielen  im  materia- 
listischen Greiste  geschriebenen  naturwissenschaftlichen  Schriften  der 
letzten  Decennien  stehen  im  Index  nur:  Quirico  Filopanti  (er 
heisst  Barilli),  L*universo,  lezioni  popolari  di  filosofia  enciclope- 
dica  .  .  .  date  nelle  principali  cittä  d'Italia,  Bologna  1871 — 74, 
3  vol.,  verb.  1875;  Stef.  Pietro  Zecchini,  Pio,  l'universo  e  la 
fratellanza  di  tutti  gli  esseri  nella  creazione,  Tor.  1876,  verb.  1876 
(nach  Civ.  9,  6,  693  pantheistisch) ;  Niecola  Marselli,  Le  origini 
deir  umanitä,  1879,  und  Le  grandi  razze  delV  umanitH,  1880,  verb. 
1881. 


1044  Güsohichtliohe  Schriften. 


104.     Geschiclitliche  Schrifteo. 

Die  deutsche  geschichtliche  Literatur  des  19.  Jahrhunderts 
war  bis  1874  im  Index  nur  durch  L.  Ranke's  Die  Römischen 
Päpste,  ihre  Kirche  und  ihr  Staat  im  16.  und  17.  Jahrh.,  1835 
—36^),  vertreten,  welches  Werk  1841  gleichzeitig  mit  dem  ober- 
flächlichen Buche  von  Ellendorf,  Der  Primat  der  Römischen 
Päpste,  verboten  wurde,  und  durch  K.  A.  Schimmers  Kaiser 
Joseph  IL,  1843,^3.  Aufl.  1848,  verboten  1854.  Von  1874  an 
kamen  dann  mehrere  Werke  von  Gregorovius  hinzu.  —  Die 
englische  Geschichte  ist  vertreten  durch  das  Werk  von  Hame, 
eine  1771  erschienene  französische  Uebersetzung  von  W.  Ro- 
bertsons (1721—93)  Geschichte  Carls  V.,  verboten  1777,  ein 
Compendio  della  storia  dlnghilterra  del  D.  Oliver  Goldsmith 
(1728—74),  mit  d.  c.  verboten  1823,  die  1805  erschienene  Bio- 
graphie Leo's  X.  von  W.  Roscoe,  welche  1825  gleichzeitig  mit 
einer  italienischen  Ausgabe  von  L.  Bossi  verboten  wurde,  zwei 
1833  verbotene  Werke  von  H.  Hallam  und  Historical  Analysis 
of  Christian  civilisation,  by  L.  R  de  Vericour,  London  1850, 
sofort  1850  verboten,  ohne  Zweifel  weil  der  Verfasser,  Professor 
an  einem  der  irischen  Queens  Colleges,  von  dem  Erzbischof 
CuUen  bekämpft  wurde  2).  —  Stärker  ist  die  französische  Ge- 
schichtsliteratur im  Index  vertreten,  durch  bedeutende  und  un- 
bedeutende Werke.  Die  Auswahl  ist  so  planlos,  wie  man  das 
von  der  Index-Congregation  gewohnt  ist:  neben  A.  de  Vidaiilan, 
Vie  de  Gregoire  VIL,  verb.  1838,  und  Gh.- Aug.  de  Sainte-Beuve, 
Port-Royal,  verb.   1845  8),   steht   Histoire   de  la  destruction  du 


1)  In  den Bömisohen  Aniiali  deUe  sdenze  rel.  von  1840  (und  indem 
S.  1025,  N.  1  citirten  Esame  p.  11)  findet  sich  über  das  Buch  folgendes 
Urtheil :  Egli  ha  preteso  darci  una  storia  del  Papato  .  .  .  merce  di  uo 
raccozzamento  indigesto  di  fatti  per  la  piü  parte  inesatti,  guasti  e  falsati, 
da'  qaali  trapela  per  ogni  lato  quello  spirito  di  malignitä  protestante  che 
inforraa  ed  anima  tutto  il  suo  libro.  Ivi  ha  fatto  pure  rio  govemo  della 
Compagnia  di  Gesü,  apponendole  calunniose  taccie. 

2)  Hißt-pol.  Bl.  91,  50.  Das  Buch  ist  Guizot  gewidmet.  Auf  dem 
Titelblatte  bezeichnet  sich  Yericour  als  Verfasser  von  Milton  and  bis  poetry. 
Modern  french  literature,  Educational  Reports  etc.  Im  Index  steht  nur 
das  eine  Buch  von  ihm. 

3)  Das  Buch  erschien  1840-48,  3  vol.,  2.  Ed.  1860,  3.  Ed.  1867*, 
5  voL     Es   ist  das  einzige,    welches  von  ihm    verb.  ist.    Auch  Vidaillans 


L.  Ranke.     F.  Gregorovius.    H.  Hallam.    A.  Beugnot  u.  a.        1045 

paganisme  en  Occident  (1835,  2  vol.,  verb.  1887)  von  dem  Grafen 
A.  Beugnot  (1797—1865),  der  unter  Louis  Philippe  und  1849 
für  die  Unterrichtsfrei  beit  kämpfte,  1845  gegen  die  Vertreibung 
der  Jesuiten  sprach  und  1849  Mitarbeiter  des  Ami  de  la  religion 
war,  und  von  der  Histoire  des  r^publiques  italiennes  du  moyen- 
äge  des  Genfer  Protestanten  J.-Ch.-L.  Simonde  de  Sismondi 
(1775—1842)  stehen  im  Index  seit  1817  elf  Bände,  also  gerade 
der  letzte  (16.)  nicht,  dessen  Schlusscapitel  (c.  127)  nachweisen 
soll,  dass  die  katholische  casuistische  Moral  in  Italien  verderb- 
lich gewirkt  habe,  und  Alessandro  Manzoni  zu  seinen  Osser- 
vazioni  snlla  morale  cattolica,  1819,  Anlassgab^).  —  lieber  die 
italienischen  Geschichtswerke  s.  §  106  und  123. 

1.  Zu  dem  Verbote  der  Werke  von  Ferd.  Gregorovius  hat 
die  UebersetzuDg  derselben  ins  Italienische  Anlass  gegeben.  Die 
GeBchichte  der  Stadt  Born  im  Mittelalter  vom  5.  bis  16.  Jahrb., 
1859 — 73,  8  Bände  (nach  der  2.  Aufl.  übersetzt  von  Renato  Man- 
zato,  Ven.  1872  ff.),  wurde  1874  in  originali  germanico  et  in  quo- 
conqne  alio  idiomate  verb.;  1881  wurden  verb. :  Le  tombe  dei  Papi 
und  Urbano  VIII.,  beide  Rom  1879  (gegen  ersteres  schrieb  Pietro 
Balan  Le  tombe  dei  Papi  profanate  da  F.  Gr.,  vendicate  coUa  storia, 
1879),  und  1882:  Atenaide,  storia  di  una  Imperatrice  Bizantina, 
and  Nelle  Pnglie  .  .  .  con  noterelle  di  viaggio  dei  traduttore,  beide 
1882  von  Raffaelle  Mariano  übersetzt.  Dass  zu  dem  Verbote  des 
letzten  Buches,  die  Noten  des  Uebersetzers  Anlass  gegeben,  ist  um 
so  weniger  anzunehmen,  als  von  dessen  anderen,  viel  anstössigeren 
und  in  der  Giv.  scharf  kritisirten  Schriften^)  keine  im  Index  steht. 
Aach  das  1874  von  Mariano  übersetzte  Buch  über  Lucrezia  Borgia 
ist  nicht  verb. 

Von  Henry  Hallam  (1778—1859)  wurde  1833  L'Europa 
nel  medio  evo  fatta  italiana  per  M.  Leoni  (A  view  of  the  state  of 
Earope  during  the  middle  ages,  1818,  2  vol.,  u.  s.)  und  The  con- 
stitutional  bistory  of  England  from  the  accession  of  Henry  VII. . . ., 
1827,  2  vol.,  verb, 

2.  lieber  Beugnots  Werk  sagt  Hoefer  s.  v.:  On  a  Sig- 
nale les  assertions  hazardees  sur  le  pontificat  des  empereors  cbri- 
tiens  qui  suivani  lui  se  seraient  trouves  investis  de  fonctions  con- 
traires    an  christianisme.     Des   erreurs    sur    Tetat   du  obristianisme 


Hist.  politique  de  reglise,  1832,  2  vol ,  steht  nicht  im  Index.  Vie  de  Gre- 
goire  VII.  wurde  in  de  Luca's  Annali  delle  scienze  rel.  7,  390  kritisirt. 

1)  Deutsche  Rundschau  1884,  10,  216. 

2)  Roma  nel  medio  evo,  1873  (nach  Gregorovius,  384  S.  8.),  Civ.  8, 
11,  711;    Cristianesimo ,   Cattolicismo  e  Civilitä,    1879,    Giv.  10,    11,   450 
(deutsche  Uebers.  1880);   II  problema  religioso  in  Italia,    1872   (K.  Hille- 
braud,  Italia  4,  248). 


1046  Geschichtliche  Schriften. 

8onB  Constantin  et  ses   successeurB    ont    ete    aassi    relevees,   et  ceg 
jugements  ont  re^ula  sanction  delaCongr.  de  Tlndex.  —  Von  Sis- 
mondi  steht  nur  das  eine  Buch   im  Index.     Die    von  Cantü    über- 
setzte Storia  della  caduta   dell'   Impero   Kom.    e  della   declinazione 
della  civilta,  Mil.  1836,  wurde  in  de  Luca*8  Annali  8,  253  als  un- 
kirchlich bezeichnet,  aber  nicht  verb.    —    P.-L.   Gingnene,    Hist. 
de  la  litirature  italienne,   1811 — 19,  9  vol.^),  wurde  1825  mit  d.  c. 
verb.  (das  d.  c.  ist  in  den  neuesten  Indices  weggelassen).    Im  De- 
crete  und  im  Index  steht    der  Titel    italienisch;    eine  Üebersetzung 
gibt  es  aber  nicht.     Auch  F.-A.  Mignet,   Storia   della  revoluzione 
franoese    dal    1789    al    1814,    verb.  1825,   wird  Üebersetzung    des 
Titels  der  Hist.  de  la  r^volution  fran^.,  1824,  2  vol.,  sein.  —  Von 
L.-Ph.    Comte   de    Sigur    (1753 — 1830)   wurde   Galerie  morale  et 
politique,  1817 — 23,  3  vol.,  1826  mit  d.  c.  verb.,  von  seinen  anderen 
Werken  nur  einige  Theiie  des  Abregt  de  Thist.  universelle  a  Zusage 
de  la  jeunesse,  1817  fiP.,  von  denen  eine  italienische  Bearbeitung  in 
das  Compendio   o    complesso    della   storia    universale    scritto    dagli 
autori  i  piü  distinti  ad    nso   della    gioventü    aufgenommen  wurden, 
nämlich  Storia  del  Basso  Impero,  verb.  1823^),  Storia  romana,  verb. 
1824,  beide  mit  dem  Zusätze :  etiam  editio  Romae  facta,  —  die  Bände 
hatten  also  die  Römische  Censur  passirt,  —  und  Storia  dell*  Gianda 
0  dei  Paesi  Bassi  compilata  dall'  abate  Leon.  Sanvitali,  verb.  1829. 
—  Vor  1830  wurden  noch  verb.    Biographie  de  jeunes  demoiselles 
ou  vies  des  femmes  cäl^bres  .  .  par  M(adame)  Dufr6noy  (1765 — 
1825),  1816,  3.  Ed.  1820,  4  vol.,  verb.  1826;    —    Les  cabinets  et 
les  peuples  depuis  1815  jusqu^ä    la    iin    de  1822,    par  M.  Bignon 
(alsPair  f  1Ö41),  verb.  1827;  —  Resumi  de  Thist.  de  la  France  par 
Felix  Bodin,  verb.  1834,  ein  Sedezbändchen,  welches  zuerst  1821, 
1825  schon  in  12.  Aufl.    erschienen  war   (dergleichen    R^sumes  er 
schienen  damals  mehrere ;  Ami  de  la  rel.  44,  101). 

1829  wurde  verb.  des  jüdischen  Gelehrten  Jos.  Salvador  Hist. 
des  institutions  deMoi'se  et  du  peuple  h^breu,  1828,  3  vol.  (3.  Ed. 
1862),  wohl  hauptsächlich  wegen  seiner  Darstellung  der  Verurthei- 
lung  Jesu,  welche  Anlass  gab  zu  Dupins  Schrift  Proc^s  du  Christ, 
ou  refutation  des  chap.  de  M.  Salvador  sur  le  jugement  et  la  con- 
damnation  de  J^sus,  1828  (1855  wieder  herausg.  als  J6sus  devant 
Caiphejet  Pilate).  Von  Salvador  steht  noch  im  Index :  Jisus-Christ 
et  sa  doctrine.  Hist.  de  la  naissance  de  l'Eglise,  de  son  Organisa- 
tion et  de  ses  progrös  pendant  le  1.  si^cle,  1838,  2  vol.,  verb. 
1839,  dagegen  nicht  Paris,  Rome  et  Jerusalem,  ou  la  question  reti- 
gieuse  au  19.  siecle,  1859,  2  vol.  —  Es  mag  hier  gleich  erwähnt 
werden  Les  d^icides.  Examen  de  la  divinit^  de  Jesus-Christ  et  de 
Teglise  chritienne  au   point    de  vue  du  Judaisme,    par   F.   Cohen 


1)  Ginguene  f  1816.  Das  Werk  wurde  von  Salfi  vollendet.  2.  Ed. 
1824,  10  vol. 

2)  Dabei  steht:  dal  Conte  di  Segur  aut  del  Sig.  de  Noogaret,  ut 
alibi  dioitur.  P.-J.-B.  Nougaret,  f  1828,  hatte  Beautös  de  l'histoire  eic 
für  die  -Jugend  herausgegeben. 


F.-A.  Mignet.    J.  Salvador  u.  a.    Dictionnainw.  1047 

(Advocat,    Präsident   des   jüdisohen    Coiisistoriums  in  Algier),    Par. 
1861,  verb.  1861. 

1868  wurde  verb.  La  France  sous  Louis  XV.  (1715—1774), 
par  Alph.  Jobez,  1865  —  67,  3  vol.,  und  eine  populäre  illustrirte 
Hist.  de  France  depuis  les  temps  les  plus  anciens  jusqu'ä  nos  jonrs 
d^apres  les  documents  originaux  et  les  inonuments  de  Fart  de  cha- 
que  epoque,  par  K.  Bord  ier  et  £d.  Cbarton,  2  vol.  1859.  60,  2.  £d. 
1863. 

1853  wurde  verb.  L'TJnivers  pittoresque.  Hist.  et  desoription 
de  tous  les  penples,  de  leurs  religions,  moeurs  .  .  .  par  Phil.  Le 
Bas,  maftre  de  Conferences  k  l'^cole  normale,  und  La  Palistine. 
Description  geogr.,  bist,  et  arcbiol.  par  S.  Munk,  1845.  Dieses 
Buch  des  jüdischen  Gelehrten  ist  ein  Band  des  Univers,  und  man 
scheint  also  nur  diesen  Theil  haben  verbieten  zu  wollen.  Ein  an- 
derer Theil,  L'AUemagne,  2  vol.,  wurde  1859  verb.  Von  demselben 
Autor  wurde  1856  verb.  Hist.  des  peuples  de  Tantiquiti  destin^e 
aux  premieres  6tudes  historiques.  In  dem  Decrete  von  1853  wurde 
auch  Dictionnaire  encyclop^dique  de  la  France  par  Ph.  Le  Bas  et 
L^n  Renier,  1840 — 45,  12  vol.,  verb.^)  Gleichzeitig  wurde  das  Dic- 
tionnaire politique  .  .  .  avec  une  introduction  par  M.  Garnier- 
Pag^s  mit  d.  c.  verb.,  unbedingt  1854  Encyclopidie  moderne 
.  .  .  publice  par  MM.  F.  Didot  freres  sous  la  direction  de  M.  Leon 
Renier,  1846—51,  30  vol.  8.  (Compl^ment  1856—62,  12  vol.),  mit 
d.  c.  1856  Dictionnaire  de  Teconomie  politique  .  . .  par  Ch.  Coque-  * 
lin  et  Guillaumin,  1851 — 53,  2  vol.,  unbedingt  1857  Dictionnaire 
biographique  .  .  .  par  L.  Barr£  (3.  Ed.  1848).  Eine  £ncyclop6- 
die  progressive  war  schon  1827  verb.  Von  dem  Dictionnaire  des 
dates  . . .  par  A.-L.  d'Harmonville,  1838 — 44,  2  vol.  4.,  wurde  eine 
1844  zu  Venedig  erschienene  Uebersetzung,  Dizionario  delle  date 
ecc.  1851  verb.,  gleichzeitig  Supplemente  alla  nuova  enciclope- 
dia  popolare  .  .  . ,  Tor.  1850.  —  Dictionnaire  universel  d'histoire 
et  de  g^ographie,  contenant  1.  l'hist.  proprement  dite,  2.  la  biogra- 
phie  universelle,  3.  la  mythologie,  4.  la  g^ographie  ancienne  et 
moderne,  par  N.  Bouillet,  erschien  zuerst  1842,  von  dem  Erzbi- 
schof von  Paris  auf  ein  Gutachten  von  Meignan  (später  Bischof 
von    Chalons)  apprpbirt.    1852  wurde    die  Ausgabe    von  1851  cum 


1)  In  den  neuesten  Indioes  ist  der  Titel  dieses  Buches  so  gedruckt, 
als  ob  er  die  Fortsetzang  des  Titels  von  L'ünivers  wäre.  Der  Titel  des 
Verfassers,  maitre  de  Conferences  etc.  ist  hinter  seinem  Namen  wegge- 
lassen, dann  aber  gedruckt:  L'AIIeinagne,  maitre  de  Conference  a  l'ecole 
normale,  2  vol.  en  8.  a  deux  colonnes.  —  In  dem  Index  des  Bischofs  von 
Lu^on  (S.  902)  steht  noch  eine  ganze  Reihe  von  Büchern  von  Le  Bas;  es 
ist  merkwürdig,  dass  er,  nachdem  er  1856  Consultor  der  Index-Congr. 
geworden,  nicht  noch  mehr  in  den  Römischen  Index  gebracht  hat.  Von 
dem  Dictionnaire  von  Barre  hatte  er  1852  alle  3  Ausgaben  verb.  In  der 
Schrift  La  Congr.  de  PIndex  p.  104  rügt  er,  dass  darin  Spinoza's  System 
plein  de  grandeur  et  d'anit6  genannt  werde.  Die  Biographie  universelle 
von  Hoefer  bat  er  doch  nicht  in  den  Rom.  Index  gebracht. 


1048  Geschichtliche  Schriften. 

anteactis  editionibns  unbedingt  yerb.  Louis  Yeuillot  verBchaffte  aber 
Bouillet  und  seinem  Verleger  Hachette  das  Gutachten  des  Consul- 
tors  des  Index  (Observateur  cath.  12.  A.,  1866),  und  sie  erwirkten 
sich  darauf  die  Erlaubniss  zu  einer  neuen  Ausgabe.  £in  Beeret 
vom  14.  Dec.  1854  bestimmte:  Permittitur  sola  editio  vulganda 
Parisiis  proximo  mense  Jan.  1855,  firmo  remanente  prohibitionis 
decreto  quoad  alias  editiones.  Die  neue  Ausgabe  erschien  u.  d.  T. : 
Nouveau  dict.  .  .  .  corrige  d'aprös  les  observations  de  la  S.  Congr. 
de  rindex.  Die  Erlaubniss  wird  wohl  auch  für  die  späteren  Aus- 
gaben gelten  (20.  Ed.  refondue  1864  u.  s.  w.).  —  So  fleisaig  wie 
1852 — 57  hat  sich  die  Index-Congr.  später  nicht  mehr  mit  der- 
artigen Büchern  beschäftigt.  Aber  1873  verbot  sie  noch  Grand 
dictionnaire  universel  .  .  par  Pierre  Larousse,  Par.  1866,  mit  der 
Bemerkung:  jam  plura  volumina  edita  sunt,  was  wohl  bedeuten  soll, 
dass  nicht  bloss  der  1866  erschienene  Band  verboten  sein  solle  (das 
Werk  erschien  1864~-76,  15  vol.  4.). 

Vor  und  nach  dem  Werke  von  Gingueni  wurden  noch  mehrere 
auf  Italien  bezüglich  verb.  DemVoyage  en  Italic  des  Astronomen  Jos.- 
Jer.  Lefran^ais  de  Lalande,  1769,  2.  Ed.  1786,  9  vol.  12.,  stellt 
Picot  4,  627  das  Zeugniss  aus:  II  j  parle  convenablement  de  la 
religion,  des  saints,  de  la  cour  de  Rome  et  du  clerg^.  Verboten  wurde 
1830  der  6.  Band  der  Genfer  Ausgabe  von  1790,  mit  dem  Zusätze: 
ob  annotationes  alterius  editoris  adjectas.  Später  schrieb  freilich 
Lalande  (tl807)  im  atheistischen  Sinne;  er  war  Mitarbeiter  andern 
Dictionnaire  des  athees  von  Pierre-Sylvain  Mar^chal  (1750 — 1803) 
und  schrieb  zwei  Supplemente  dazu  (Picot  4,  602).  Dieses ,  Werk 
steht  nicht  im  Index,  wie  überhaupt  nichts  von  Mar^chal.  Von  La- 
lande wurde  1833  noch  verb.:  Astronomia  pel  bei  sesso,  Milane 
1828.  —  Die  Lettres  sur  Tltalie  en  1765,  Eome  et  Paris  1788, 
2  vol.  8.,  seit  1796  oft  mit  dem  Namen  des  Verfassers,  Ch.-M.-J.-B. 
Mercier  Dupaty  (f  1788)  gedruckt,  1824  mit  einer  biographischen 
Einleitung,  Noten  und  Anhang  von  L.  Dubois,  wurden  1826  verb. 
Feller  bezeichnet  sie  als  fanatisch  irreligiös;  aber  1843  istzuTonrB 
eine  Nouvelle  6d.  revue  et  pnrg6e  par  l'abbä  ***  erschienen.  — 
Unter  M.  de  Jouy  steht  als  1826  verboten  im  Index:  L*hermite 
en  Italie  ou  observations  sur  les  moeurs  et  usages  des  Italiens,  1824. 
Der  Herausgeber  ist  Max.  de  Villemarest.  Der  Akademiker  de  Jonj 
hat  schon  von  dem  1818  unter  seinem  Namen  erschienenen  L'her 
mite  en  province  nur  ein  Capitel  geschrieben ;  an  den  etwa  30  Bän- 
den, die  unter  dem  Titel  L'hermite  de  Londres,  en  Belgiques  u.  s.  w. 
erschienen,  ist  er  unschuldig  (Barbier-Quirard  2,  261.  423).  —  Von 
dem  Genfer  Ch.  Didier  (1805—64)  stehen  im  Index  Rome  son- 
terraine,  1883,  verb.  1835  (handelt  nicht  etwa  von  den  Eataoomben, 
sondern  von  den  geheimen  Gesellschaften),  und  Campagne  de  Borne, 
1842,  verb.  1844,  —  von  Louis  Viardot  nicht  etwa  Les  Jesuites 
juges  par  les  rois,  les  6v6ques  et  les  papes,  1857,  sondern  Les 
mus6es  d'Italie,  prec^des  d'une  dissert.  sur  les  origines  traditionelles 
de  la  peinture  moderne,  1859  (3.  Ed.,  die  erste  1842)  verb.,  1865. 
Erklärlicher    ist  das  Verbot  von  Mysteres  de  la  cour  de  Bome  par 


BellettrisÜBclie  Schriften.  1049 

Eng.  Brif fault,  illustres  de  200  graynres,  1861,  verb.  1862  (eine 
Nachahmang  der  My stires  de  Paris  von  £.  Sue,  schon  1845  als 
Le  Beeret  de  Eome  au  19.  siecle  erschienen),  und  von  Histoire  poli- 
tique  des  Papes  par  Pierre  Lanfrey,  Nouv.  id,  1873  (zuerst  1860), 
yerb.  1875. 

LMnquisition  äEome  en  1841,  ou  iniqnit^s  et  cruautes exer- 
cees  aEome  sur  la  personne  de  E.  Ciocci  .  .  . ,  verb.  1845,  ist  eine 
Uebersetzung  von  A  narrative  of  iniquities  and  barbarities  practised 
at  Eome  in  the  19.  Century.  By  EafPaelle  Ciocci,  formerly  a  Bene- 
dictine  and  Cistercian  Monk,  Student  and  Hon.  Librarian  of  the 
Fapal  College  of  San  Bernardo  alle  Terme  Diocleziane  in  Eome, 
2.  Ed.,  Lond.  1844,  ausführlich  kritieirt  Dublin  Eev.  1844,  17, 
252.  —  Andere  derartige  Sacben  verdammte  die  Inquisition:  Misteri 
della  Inquisizione  ed  altre  societä  segrete  di  Spagna  da  Y.  de  F^- 
real  (im  Index  steht  Ferial),  verb.  1850,  eine  Uebersetzung  der 
unter  jenem  Namen  von  Mad.  de  Suberwick  veröffentlichten  MystÄ- 
res  de  l'Inquisition  etc.  (mit  Illustrationen),  1844  u.  s.  *);  —  in  dem- 
selben Becrete  wurde  verb.  Storia  dell'  Inquisizione  ossia  le  cm- 
delta  gesuitiche  svelate  al  popolo  italiano.  —  1854  verbot  die  Inq. 
eine  italienische  Bearbeitung  der  von  Aug.  Maquet,  einem  Mit- 
arbeiter von  Alex.  Dumas,  in  Verbindung  mit  Alboize  herausge- 
gebenen Bücber  Hist.  de  la  Bastille,  1844,  und  Les  prisons  de  l'Europe, 
1844—46,  8  vol.:  Le  prigioni  piii  celebri  di  £urope  di  Alboize 
e  A.  Maquet,  autori  della  Bastiglia,  coli'  aggiunta  delle  prigioni 
piüi  rinomati  d'Italia,  Fir.  1848.  In  demselben  Jahre  wurde  verb. 
Storia  del  dispotismo,  ossia  papi,  imperatori  e  re  .  .  .  per  M.  de 
laChatre  e  G.  Lathy,  Tor.  1851,  wohl  ein  Auszug  aus  den  zehn 
Bänden,  die  der  Literat  Maurice  La  Chatre  1842—45  unter  dem 
Titel:  Hist.  des  papes,  crimes,  meurtres  .  .  .  des  pontifes  romains 
depuis  S.  Pierre  jusqu^ä  Gr^goire  XYI.  .  .  Crimes  des  rois,  des 
reines  et  des  empereurs,  herausgegeben. 


105.     Bellettristisehe  Schriften  des  19.  Jahrhunderts. 

Von  Eugene  Sue,  dessen  My Störes  de  Paris  1843,  Le  jaif 
errant  1845  erschienen  waren,  wurden  1852  alle  Werke  in  allen 
Sprachen  verboten.  1863  und  1864  folgte  das  Verbot  aller  Werke 
von  Balzac,  Champflenry,  den  beiden  Dumas,  Feydeau,  Mnrger, 
G.  Sand,  Sonli^  und  Stendhal.  Von  6.  Flanbert  wurden  1864 
nur  zwei  Romane  verboten.  Seitdem  scheint  sich  die  Index- 
Congregation   fUr  die  gewöhnliche    französische  Bomanliteratnr 


1)  1864  erschien  zu  Briinn  eine  böhmische  Uebersetzung. 


1060  BellettriBtiBohe  Sohriften. 

nicht  mehr  interessirt  zu  haben:  Zola  u.  dgl.  stehen  wenigstens 
bis  jetzt  nicht  im  Index.  Nur  Le  Maudit  par  Tabb^***,  Paris 
I864y  und  einige  andere  Romane  desselben  Verfassers  wurden 
bald  nach  dem  Erscheinen  verboten.  B^rangers  Chansons,  einige 
Schriften  von  Lamartine  und  eine  von  Victor  Hugo  wurden 
in  den  dreissiger  Jahren  verboten,  von  letzterm  noch  eine  1864. 

—  Die  deutsche  Literatur  ist  im  Index  durch  einige  Sachen 
von  Heine,  durch  Nie.  Lenau's  Albigenser  (1842,  verb.  1845; 
Savonarola  ist  nicht  verboten)  und  Jesus,  Drama  von  Sigismnnd 
Wiese  (Berlin  1844,  verb.  1845)  vertreten,  die  englische  gar 
nicht,  die  spanische  und  portugiesische  durch  einige  wenige 
Schriften,  die  italienische  durch  mehrere  Werke  von  Ugo  Foscolo, 
Niccolini,  Guerazzi  und  6.  Prati  und  eine  Reihe  von  nnbedeaten- 
den  Sachen. 

1.  Von  Georges  Sand  wurde  1840  Lelia  verb.,  1841  elf 
weitere  Schriften,  1842  Spiridion,  1863  omnia  opera  hncusqne  in 
lucem  edita.  Die  später  ersohienenen  (f  1876)  sind  also  eigentlich 
nicht  verb.  Im  Index  werden  überflüssiger  Weise  die  eiDzeln  ver- 
botenen Schriften  mit  aufgeführt;  sie  stehen  aber  unter  Georg. 
Sand,  nnd  die  Gelehrten  des  Index  haben  beigefügt:  veram  aaetoris 
nomen  Baronissa  Dudevant.  —  Von  Fr^dirio  Soulie  wurden  1864 
Leg  m^moiree  du  diable  et  alia  id  genus  scripta  verb.,  —  von  Henry 
Beyle  de  Stendhal  Le  rouge  et  le  noir  (1831  erschienen;  Bejle 
f  1842)  et  ejusdem  auctoris  similia.  Das  schon  1817  erschienene, 
1828  verbotene  Buch  Rome,  Naples  et  Florence  schreiben  die  Ge- 
lehrten des  Index  einem  andern  Stendhal  zu  (seine  Promenadefi 
dans  Rome,  1829,  2  vol.,  wurden  nicht  verb.).  —  1841  wurden 
sieben,  1842  fünf  Schriften  von  M.  de  Balzac  verb.,  darunter  drei 
mit  dem  Zusätze :  seu  sub  ficto  nomine  Horace  de  Saint-AubiUi  1864 
drei  von  H.  de  Balzac  mit  dem  Zusätze  et  omnia  scripta  ejusdem 
auctoris.  Im  Index  werden  aber  M.  de  Balzac  Und  H(onore)  de 
Balzac  als  zwei  verschiedene  Schriftsteller  aufgeführt.  —  Von  M. 
Ghampfleury  (Jules  Fleury)  wurden  1864  drei  schon  10  Jahre 
alte  Schriften  et  alia  ejusdem  auctoris  verb.,  1863  scripta  omnia 
romansensia  quae  sub  nomine  utriusque  Alex.  Dumas,  patris  et 
filii,  in  lucem  edita  circumferuntur,  quoc.  idiomate;  1880  wurde  noch 
gleich  nach  dem  Erscheinen  verb.  La  question  du  divorce  par  AI.  Dumas 
fils;  —  1864  von  £meste  Fey  deau  Fanny  (1858)  und  zwei  andete 
Romane  et  similia  ejusdem  auctoris,  —  von  Henri  Murger  Scenes 
de  la  Boheme  (1851)  und  zwei  andere  nee  non  alia  opera  roma- 
nensia  ejusdem.  Von  Gustave  Flaubert  wurden  1864  Salammbo 
(1862)  und  Madame  Bovary  verb.;  letzteres  Buch  war  schon  1857 
erschienen    nnd  in  Paris  gerichtlich  verfolgt  worden   (Drujon  237). 

—  Man  könnte  denken,  der  Bischof  Baillös  (S.  902)  habe  diese  Be- 


i. 


Französische  Romane  n.  dgl.  1061 

reicbemngen  des  Index  veranlasst;  aber  dann  würden  A.  Karr 
und  P.  de  Kock  nicht  fehlen.  Ausser  den  genannten  kam  1864 
noch  Brioisy  La  tour  Saint  Jacqnes  de  Paris,  1864,  3  vol.,  in 
den  Index.  Ueber  Piganlt-Lebrun  s.  §  110.  —  Als  Birangers 
Chansons  yerb.  wurden,  1834,  war  eben  eine  Edition  complete,  4 
vol.,  erschienen  (ein  die  erotischen  Sachen  enthaltender  5.  Band 
wurde  heimlich  verkauft);  kleinere  Sammlungen  waren  seit  1815 
mehrere  erschienen,  B^ranger  auch  schon  1821  und  1828  wegen  der- 
selben verurtheilt  und  wiederholt  die  Confiscation  von  Exemplaren 
verfügt  worden  (Drujon  82).  Von  Alphonse  de  Lamartine  wur- 
den bald  nach  dem  Erscheinen  verb.  Souvenirs,  impressions,  pens^es 
et  pajsages  pendant  un  voyage  en  Orient,  1835;  Jocelyn,  Episode, 
Journal  trouv^  chez  un  cur^  de  campagne,  1836,  und  La  chute  d'un 
ange,  1838,  seitdem  nichts  mehr.  Von  Victor  Hugo  wurde  Notre- 
Dame  de  Paris,  1881,  1834  verb.,  Les  miserables,  1863,  1864.  Im 
Index  von  1878  ist  letzteres  Buch  ausgelassen,  in  dem  von  1881 
aber  aufgeführt.  —  La  Beduina,  Racconta  del  S.  Poujonlat,  verb. 
1837,  ist  eine  üebersetzung  (des  Titels?)  des  1835  erschienenen 
Romans  La  b^douine  (1836  von  der  Akademie  gekrönt).  Der  Ver- 
fasser ist  nicht  J.*J.-Fr.  Poujoulat,  Mitarbeiter  des  Correspondant 
und  Verfasser  vieler  gut  katholischer  Schriften,  sondern  sein  Bruder 
Baptistin,  der  aber  auch,  wenigstens  spater  im  katholischen  Sinne 
schrieb,  u.  a.  Bist,  des  papes,  Paris  1862.  —  Der  Verfasser  des 
Haudit,  Paris  1864,  3  vol.,  ist  der  Abbi  Jean-Hippolyte  Mi- 
ch on^),  von  dessen  zahlreichen  filteren  nicht  anonymen  Schriften 
De  la  r6novation  de  T^glise,  1860,  gleich  verb.  wurde.  Die  an- 
deren Romane  par  Tauteur  du  Maudit,  welche  im  Index  stehen,  sind 
La  religieuse,  1864,  Le  J^suite,  1865,  und  Le  confesseur, 
1866.  Dagegen  fehlen  Le  moine,  Le  cur6  de  campagne,  Les  my- 
stiques  und  Les  odeurs  ultramontains.  Auch  L'abb6  Tigrane,  Lu- 
eifer,  1884,  und  andere  anticlericale  Komane  von  Ferd.  Fahre  sind 
nicht  verb. 

2.  Von  Leasings  Erziehung  des  Menschengeschlechts  wurde 
1835  eine  französische  üebersetzung  verb.,  die  der  Saint-Simonist 
Olinde  Itodrigues  seinen  Lettres  sur  la  religion  et  la  politique,  1829, 
beigefügt  (§  120).  Sonst  steht  von  den  deutschen  Classikern  nichts 
im  Index ;  aber  manches  von  ihnen  fällt  freilich  unter  die  Regeln 
2  und  7,  unter  die  2.  Regel  z.  B.  Elopstocks  Messias,  der  aber 
noch  bei  seinen  Lebzeiten  von  Giro!.  Zigno,  dann  von  dem  Abate 
Gius.  Pensa  und  von  Cereseto,  1858  von  Seb.  Barozzi  ganz  oder 
theilweise  übersetzt  worden  ist;  letztere  Ausgabe,  die  etwas  ka- 
tholisirt  ist,  wird  sogar  in  der  Civ,  4,  2,  720  gelobt.  —  Von  H. 
Heine  stehen  im  Index  als  1836  verb:  De  la  France,  Paris  1833; 
Reisebilder.  Tableau  de  voyage,  Paris  1834 ;  De  l'Allemagne, 
1835,  dann  noch  ^eue  Gedichte,  1844,  verb.  1845. 


1)  Barbier-Qu6rard  6,  87.  Quart.  Rev.  1865.  118,  498  werden  die 
B.  Auflage  des  Maudit  und  die  10.  der  Religieuse  besprochen.  —  Ueber 
Fahre  s.  AUg.  Ztg.  1884,  317  B. 


1062  BellettrisiiBche  Schriften. 

1655  berichteten  die  Zeitungen,  der  damals  viel  gelesene  Anti- 
Sclaverei-Boman  Uncle  Tom's  Cabin  (1852,  von  Harriet  Beecber- 
Stowe)  sei  verb.  worden;  er  steht  nicht  im  Index,  wird  also  nnr 
im  Kirchenstaate  nicht  haben  verkauft  werden  dürfen. 

3.  Aus  Spanien  stehen  im  Index:  Cuentos  en  verso  casüllano. 
por  Don  Thomas  Hermenegildo  de  las  Torr  es,  und  Colecoion  de 
cuentos  divertidos  en  verso  y  prosa  con  algunas  fabulas,  por  D.  T. 
H.  de  T.,  verb.  1824;  £1  remedio  de  la  melancolia  .  .  .  trad.  de 
autores  franoeses  y  otros  por  Don  Ag.  Perez  Zaragoza  Godinez, 
1821,  4  vol.,  verb.  1827;  La  judia  errante,  novela  filosofica-social 
de  Ces.  Tressera,  1862,  verb.  1864.  —  Von  einem  der  vielen 
Romane  von  Wenceslao  Ayguals  de  Izco,  Maria  la  hija  de  un 
jomalero,  Madrid  1845,  6.  £d.  1849  (Hidalgo  s.  v.),  wurde  eine 
1851  erschienene  italienische  Uebersetzung  von  F.  Giuntini,  Maria 
la  Spagnuola,  storia  contemporanea  di  Madrid,  1852  verb.  und  noch 
in  demselben  Jahre  gemeldet:  Italus  interpres  laud.  etc.Civ.  2,  4, 
558  gibt  an :  dieser  schlechte  Roman  sei  in  Spanien  verboten  wor- 
den, die  italienische  Uebersetzung  zuerst  von  dem  Erzbischof  von 
Pisa;  der  Priester  Grini  u.  a.,  welche  die  Annahme  der  späteren 
Lieferungen  verweigert,  seien  zuerst  freigesprochen,  dann  zur  Be- 
zahlung verurtheilt  worden ;  sie  hätten  an  den  Cassationshof  appeliirt 
und  der  Advocat  Gatteschi  habe  die  Appellationsschrift  drucken  lassen 
(über  die  Entscheidung  wird  nichts  angegeben).  —  Von  den  anti- 
clericalen  Romanen  von  Benito  Perez  Gualdös  (Pelayo  3,  812)  ist 
ein  1878  erschienener,  Gloria,  in  mehrere  Sprachen  übersetzt  wor- 
den, 1880  auch  ins  Deutsche.  Wenn  in  der  Vorrede  dieser  Ueber- 
setzung gesagt  wird,  die  Mehrzahl  von  Gald6s*  Romanen  sei  in  den 
Index  gekommen,  die  Nachfrage  sei  aber  in  Folge  davon  nur  um 
so  lebhafter  geworden,  so  ist  das  doch  eine  etwas  plumpe  Reclame : 
es  steht  kein  Buch  von  Galdös  im  Index,  auch  nicht  das  gleichfalls 
ins  Deutsche  übersetzte  Gedicht  Vision  de  Fr.  Martin  [Luther]  von 
Nuflez  de  Arce. 

Die  Poesias  lyricas  des  portugiesischen  Generals  Francisco  de 
Borja  Gar^ao  Stockler  (1759—1829),  verb.  1836  (im  Index  stehen 
sie  unter  Borgia!),  waren  zn  London  1821,  251  S.  8.,  erschienen. 
Der  Verfasser  legte  das  Buch,  welches  auch  Psalmenübersetzungen 
und  eine  Abhandlung  über  die  hebräische  Poesie  enthält,  der  Lissa- 
boner Akademie  vor,  damit  sie  es  veröffentliche;  der  von  dieser 
bestellte  Censor,  Patricio  da  Silva  (später  Cardinal  und  Patriarch) 
fand  aber  in  der  Abhandlung  heterodoxe  Sätze,  und  da  der  General 
diese  nicht  ändern  wollte,  liess  er  das  Buch  in  England  drucken 
(Silva  2,  354).  —  Ausserdem  ist  noch  Franc,  de  Moura  Socio, 
Angelo,  romance  original,  1865  verb. 

3.  Von  Ugo  Foscolo  (1778— 1827)  wurde  zuerst,  1819,  die 
Uebersetzung  von  L.  Steme's  Yoricks  Sentimental  Joumey  veVh. 
(S.  165),  dann  1824  Ultimo  lottere  di  Jacopo  Ortis,  Mil.  1802 
(im  Index  ist  beigefügt:  verum  auctoris  nomen  Ugo  Foscolo),  end- 
lich 1845  La  commedia  di  Dante  Alighieri  illustrata,  nur  der  erste 
Theil  gedruckt,  aber  schon  1830  zu  London  in  2.  Auflage.    Ausser 


Spanische,  poriagiesische  und  ital    Schriften.  1068 

diesem  Buche  stehen  noch  einige  andere  über  Dante  im  Index.  Yon 
G.  Zaccheroni^s  Ansgabe  des  Inferno  col  commente  di  Gniniforte 
delli  Bargigi,  tratto  da  dne  manosoritti  del  sec.  15.,  verbot  die 
Inq.  1840  die  Einleitung,  die  Noten  und  die  Dedication.  Sonst 
stehen  noch  im  Index:  Luigi  Mancini,  La  diy.  oomm.  di  Dante 
AI.,  quadro  sinottico,  Fano  .1861,  verb.  1864;  Enr.  Croce,  Itine- 
rario  di  Dante  AI.,  Livorno  1869,  verb.  1870. 

Von  Fr.  Dom.  Guerrazzi  (1804—73)  wurde  zuerst,  1837, 
verb.  der  anonyme  Eoman  L'assedio  di  Firenze,  capitoli  XXX, 
1830,  den  die  Civ.  12,4,662  etwas  übertreibend  das  scheusslichste 
(orribile)  von  Menschenhand  geschriebene  Buch  nennt  (La  Battaglia 
di  Benevento,  1 828,  welche  die  Civ.  daneben  nennt,  ist  nicht  verb.). 
Unter  seinem  Namen  stehen  im  Index:  Isabella  Orsini,  Duchessa 
di  Bracciano,  verb.  1844,  und  Beatrioe  Cenoi,  storia  del  secolo  16., 
verb.  1854,  —  von  G.  B.  Niccolini  (1785—1861)  nur  Amaldo 
da  Brescia,  tragedia,  verb.  1844^). 

1822  wurde  verb.  Sul  sepolcro  di  S.  A.  B.  la  principessa 
CarlottaAugusta  di  Galles  diEvasio  Leone  (Carmeliter,  1765 — 1821; 
Tipoldo  5,  127),  1818,  62  S.4.  Andere  1820—50  verbotene  Sachen 
stehen  unter  Bonsignore,  Codice,  Costantini,  Dionomachia,  Novelle, 
Poesie,  Servo.  —  II  Segretario  galante  e  ooUezione  di  lottere 
distüo  amoroso,  1810,  wurde  1817  verb.,  1853  eine  vermehrte  Aus- 
gabe von  1852. 

Der  berühmte  Dichter  Giovanni  Prati  (1815 — 84),  von  dem 
1853  Opere,  Canti  politioi,  Storia  e  fantasia  verb.  wurden^),  heisst 
in  allen  Indices  Giuseppe  Prati.  —  Ausserdem  stehen  noch  im  In- 
dex: Franc.  Prüde nzano,  Istituzione  di  arte  poetica,  1854  mit 
d.  c.  verb.;  1855  Auetor  laud.  etc.;  —  Steria  di  un  stndente  di 
fiiosofia  di  Gius.  Piola,  Mil.  1855,  verb.  1858,  ein  kleiner  sati- 
rischer Eoman  (Civ.  2,  10,  663;  andere  Bomanzetti  von  Piola  werden 
in  de^  Civ.  3,  12,  216;  5,  4,  600  schärfer  beurtheilt);  —  D  Fi- 
lomaria,  ossia  una  vita  romantica  per  saggio  ad  un  nuovo  genere 
di  romanzi,  vol.  1.,  1863,  verb.  1865.  —  L^alluoinate,  romanzo  in 
tre  libri,  von  A.  Buccellati,  Mil.  1875 — 76,  und  Aurora  e  Tra- 
monte.  Poesie  di  Tullio  Martelloti,  Imola  1876,  wurden  1877 
bezw.  1879  mit  Aucter  laud.  ete.  verb.,  Mille  del  piü  originaU  e 
concettosi  canti  popolari,  serenate,  stomelli,  strambotti  e  rispetti,  che 
soglionsi  alternare  fra  innamorati  delle  campagne  italiane  nelle  sfide, 
neue  veglie,  nei  balli,  scelti  et  portati  alla  commune  intelligenza 
da  Nicola  Coscia,  Kom  1882,  von  der  Inq.  Fer.  IV.  1.  Febr.  1882 
Ferb.,  das  Verbot  S.  April  mit  Auetor  laud.  ete.  publicirt. 


1)  Charakteristisch  ist  eine  Bemerkung  der  Civ.  12,  7,  291  über 
Manzoni :  Wenn  er  sp&ter,  indem  er  die  Geheimnisse  der  Religion  besang, 
die  politischen  Aspirationen  seiner  Jugend  in  Vergessenheit  bringen  zn 
wollen  schien,  so  haben  sich  doch  wenige  der  Täuschung  hingegeben,  ihn 
for  bekehrt  za  halten. 

2)  Allg.  Ztg.  1844,  136  B.  K.  Hillebrand,  Italia  4,  158.  174. 

BeQMcb,  Index  II  67 


1064  ttalienische  Schriften. 


106.     Italienische  Schriften,  1817-48. 

Unter  den  italienischen  Schriften,  welche  in  den  ersten 
dreissig  Jahren  nach  der  Wiederaufnahme  der  Thätigkeit  der 
Index-Congregation  im  J.  1817  verboten  wurden,  sind  ausser 
den  bereits  erwähnten  bemerkenswerth  geschichtliche  Werke 
von  Bossi,  Botta  und  Golletta,  nationalökonomische  und  philo- 
sophische von  (Genovesi,  S.  99,  und)  Gioja  und  die  kirchen- 
rechtlichen von  Cavallari.  Die  in  dieser  Zeit  verbotenen  theolo- 
gischen Sachen  sind  fast  alle  unbedeutend  und  verschollen;  es 
sind  darunter  merkwürdiger  Weise  drei  in  Sicilien  erschienene 
theologische  Lehrbücher.  Unter  den  polemischen  Schriften  gegen 
das  Papstthum  sind  die  von  Gabriele  Rossetti  die  bedeutendsten. 

1.  Des  Neapolitaners  Dom.  Cavallari  (1724 — 81)  Institutiones 
juris  canonici,  quibus  vetus  et  nova  ecclesiae  disciplina  enarrator, 
Basfiäno  1803,  2  vol.,  welche  1817  verb.  wurden,  waren  schon  im 
18.  Jahrb.  in  einer  Keiho  von  Auflagen  erschienen  (Schalte  S.  527. 
Tipaldo  7,  166).  Gleichzeitig  wurden  von  ihm  verb.  Institntiones 
juris  can.  in  tres  partes  ac  sex  tomos  divisae,  Bass.  1797  (zuerst 
Palermo  1780 — 91),  und  Gommentaria  de  jure  can.  Opera  postnma 
Neap.  1788,  6  vol.  4.  Im  span.  Index  von  1805  wird  nur  ver- 
ordnet, in  dem  zweiten  Werke  das  Capitel  de  fldei  inqnisitoribns 
und  eine  andere  Stelle  zu  streichen  und  an  einer  Stelle  Caute  lege 
beizuschreiben.  —  1817  wurden  femer  zwei  Schriften  über  Eherecbt 
von  Carega  und  Garrozzi  verb.,  und  dazu  kam  1822  nochTrattato 
del  matrimonio  e  della  sua  legislazione,  tradotto  dal  tedesco  (Pilati's 
Traiti  du  mariage  et  de  sa  l^islation,  1776?).  1824  worden 
kirchenrechtliche  Dissertazioni  per  usp  delF  Univ.  di  Pisa  mit 
d.  c.  und  der  Bemerkung  verb. :  Auetor  (er  wird  nicht  genannt) 
laud.  s.  8.  et  reprobanda  reprobavit.  1836  wurde  noch  ein  kircben- 
rechtliches  Buch  von  Isid.  Garli  verb. 

Die  Inq.  verbot  1817  De  casibus  reservatis  in  Fulginati  £c- 
clesia  morale  opusculum  ...  ab  Ant.  Marcello  Priori  Paroebo 
concinnatum,  1810.  Andere  mir  unbekannte  und  sicher  nicht  be- 
deutende theologische  Sachen  stehen  nnter  Loreta,  Poiana,  Sacco  und 
unter  Conolusioni,  Corrispondenza  und  Apologia,  fisercizi,  Gemiti,  Idee, 
Trattato.  Auch  eine  Subscriptions-Einladung  zu  Meditazioni  religiöse, 
der  freilich  drei  Meditationen  als  Probe  beigedruckt  waren,  atebt 
unter  Manifesto.  Ang.  Favä,  La  cantica  delle  cantiche  esposta 
In  versi  ital.,  con  nuove  interpretazioni  dell'  originale  ebraico,  wurde 
1842  verb.  und  1844  gemeldet:  Auetor  opusculum  laud.  repr.  Eine 
ähnliche  Bearbeitung  des  lob  von  demselben  Verfasser,  Turin  1851, 
wurde  nicht  verb.,  dagegen   1850  von  der  Tnq.  Salmi  dati    in   lace 


t).  Cavallari.     M.  Stella.     P,  t^bilipponns  ü.  ä.  I066 

dal  Sac.  Bartol.  Bottaro  in  Genova,  nnd  1852  yon  der  Index-Gongr. 
La  bibbia,  canti  di  Gr.  Regaldi;  in  einem  Deorete  von  1883  wird 
gemeldet:  Anctor  ante  mortem  land.  etc.  1865  verbot  die  Inq. 
Semplice  narrativa  della  naeoita,  vita  e  morte  di  Oesii  Cristo,  posta 
in  ottava  rima  dal  P.  Antonio  Francesco,  Min.  Obs. 

1821  wnrde  verb.  Rifiessioni  snlle  scienze  sacre  di  Lorenzo 
Borsini,  Colle  1821,  mit  dem  Znsatze  Anctor  reprobavit.  Yaperean 
berichtet,  der  Verf.,  geb.  1800  zu  Siena,  habe  wegen  dieser  Schrift 
seine  Stelle  als  Professor  der  Exegese  am  dortigen  Seminar  auf- 
geben müssen,  habe  darauf  als  Priester  in  Rom  Jora  studiert 
and  sei  1823  Advocat  geworden,  habe  Rom  verlassen  müssen,  sei 
Journalist  oder  Schauspieler  geworden  und  1855  gestorben,  nachdem 
er  satirische  Gedichte  u.  a.  veröffentlicht.  —  Ehe  Modesto  Farina 
1821  als  Bischof  von  Padua  präoonisirt  wurde,  musste  er  eine  Er- 
klärung über  ein  Buch  II  filosofo  cristiano  veröffentlichen,  welches 
er  als  junger  Theologe  herausgegeben  (es  steht  nicht  im  Index):  er 
babe  es  nur  geschrieben,  um  dem  nach  der  französischen  Revolution 
in  der  Lombardei  sich  verbreitenden  Unglauben  entgegenzuwirken; 
wenn  sich  darin  etwas  Bedenkliches  finde,  sei  es  gegen  seine  In- 
tention hineingerathen ;  er  unterwerfe  es  dem  Urtheile  des  h.  Stuhles 
und  verwerfe  alles,  was  Seine  Heiligkeit  verwerflich  finden  werde; 
auch  erkläre  er  an  Eides  Statt,  dass  er  sich  allen  päpstlichen  Con- 
stitutionen gegen  Jansenius  und  seine  Anhänger  und  der  Bulle 
Auctorem  fidei  unterworfen  habe^).  Auch  von  einem  Turiner  Pro- 
fessor Giammaria  Dettori  steht  nichts  im  Index ;  es  wurde  ihm  aber 
1827  von  der  Index-Congr.  aufgegeben,  bei  seinen  Vorlesungen 
nicht  mehr  sein  als  Manuscript  g«)drucktes  Heft,  sondern  die  Moral 
von  Antoine  zu  gebrauchen  und  sich  in  der  Polemik  gegen  Proba- 
bilisten, Jesuiten  u.  s.  w.  zu  massigen.  Die  piemontesische  Regie- 
rung wurde  ersucht,  für  die  Ausfübrung  dieser  Weisung  zu  sorgen, 
und  da  Dettori  sich  nicht  genau  genug  daran  hielt,  wnrde  er 
pensionirt^). 

Corso  completo  di  lezioni  di  teologia  dogmatioa  per  uso  delle 
scuole  teologiche  di  Sicilia  del  Rev.  Gan.  Michele  Stella,  tom.  1., 
Catania  1834,  nach  Narbone  das  erste  derartige  Werk  in  italieni- 
scher Sprache,  wurde  22.  Sept.  1886  verb.,  das  Verbot  aber  erst 
14.  Febr.  1837  mit  Auetor  laud.  etc.  publicirt.  Pauli  Philipponi 
Institutiones  theologicae,  nach  seinem  Tode  von  Nie.  Buscemi  her- 
ausgegeben, Palermo  1833,  5  vol.  8,  sind  nicht  verb.,  nur  In  Uni- 
versum theelogiam  tractatns  isagogicus.  Prolegomena,  1  voL,  verb. 
1851.  Aehnlich  ist  eine  zweite  italienische  Dogmatik  eines  Sicili- 
aners,  Ant.  Criscuoli,  Istituzione  di  dogmatioa  teologia.  Pal. 
1841 — 45,  5  vol,  8.  nicht  verb.,  sondern  nur  der  dazu  gehörende 
Trattato  isagogico,  verb.  26.  Apr.  1853.  Erst  im  Juli  wurde  nach- 
träglich gemeldet  Auetor  laud.  etc. 


1)  Mastiaux,  Lit.-Ztg.  1822,  Int.  1. 

2)  Gioberti,  Ges.  med.  c.  5  (2,  356)  und  Doc.  6   (7,  23);    Opere  in- 
edite  8,  125. 


1066  Italienischu  Schriften. 

2.  Im    J.    1817    wurde    verb.     Catechismo    della  dottrina 
criBt.  e   dei   doveri    sociali    ad  uro    dei    licel   e    collegii  reali  delle 
Bcuole  primarie  dei  regno,  Napoli  1816  a  spese  della  piibbl.  iatra- 
zione;   si  trova  vendibile  ne^  communi  di  provincie  preRso  i  sindaci 
respettivi  (so    heisst  es  in    dem  Decrete).     Colletta  10,  6  berichtet, 
die    Neapolitanische   Regierung   habe    diesen  Catechismus  1821  mit 
Schriften  von  Voltaire,  Bousseau  und  dgL  durch  Henkershand  ver- 
brenneu    lassen.    —    Gleichfalls    1817  wurde,    aber    von    der    Inq. 
verb.  II  oatechista  .  .  .  ad  uso  dei  maestri    dei  catechismo  cat- 
tolico,  Lugano  1815,  von  L.  Giudioi.     Dazu  kamen  später  (181 7 — 84) 
noch  andere  Catechismen,    die  unter  Abecedario,   Guida,    Istm zione 
und  Norma  stehen,    eine  biblische  Geschichte  (Fatti  eto.)  und  eine 
Anzahl    von    Schul-     und    Jugendschriften     und    dgl. :     Bagarotti , 
Bourelly,  Casalis,  Giuochi    (2.  Ed.,  1837,  verb.   1854!),    Paganetti, 
Pepoli,  Picco  (Auetor  laud.  etc.),  Bampoldi,   Sandrini    (1850,   1853 
von  der  Civ.  2,  3,  79  recensirt,  1860  verb.,  1884  Auetor  laud.  etc.), 
Yisoardini.    —    Prise  a    ossia  la  protomartira  di  Borna...  per    D. 
N.  B.,  1864,  verb.  1865,  ist  nach  Allg.  Ztg.  1865,   1 73  eine  Nach- 
ahmung von  Wisemans  Fabiola  von  einem  Franciscaner  P.  Bamaba, 
die  in  Born  mit  Approbation    des  Mag.  S.  P.  gedruckt   und  in  den 
clericalen  Blättern   gelobt    war.  —   1869    wurde    ein    sicilianischer 
Catechismus  verb.:  Primi  insegnamenti  esposti  in  dialoghi  da  S.  A. 
ad  uso  delle    souole   elementari   dUtalia,  approvati  il    9.  Ott.  1868 
da  Mgr.  Arciv.  di  Palermo.     Der  Erzbischof  nahm  darauf  die  Ap- 
probation zurück    und   erklärte,    er  habe   sie  auf  den  Bericht  eines 
Censors  hin  übereilt  gegeben.  —  Von  einer  Jugendschrift,  Giannetto, 
opera  di  L.  A.  Parravicini,  3  vol.,    recensirt  Civ.  9,  9,  318  die  zu 
Mailand  1874  erschienene  57.  Auflage    und    bemerkt,    während  die 
älteren  Auflagen   unverfänglich  seien,    sei  in    der  neuen  namentlich 
die  neuere  italienische  Geschichte  in  liberalem  Sinne  umgearbeitet, 
so  dass    das  Buch    der  Jugend    nicht   mehr    in    die  Hand  gegeben 
werden  dürfe;  Civ.  12,  8,  331  wird  dann  die  61.  Auflage  sehr  ge- 
lobt.    Von  diesem  Buche  sagt  der  Index  nichts. 

3.  Von  dem  Abate  Melchiorre  Gioja  (1760— 1829),  der  von 
1797  an  zu  Mailand  lebte  und  sich  vorzugsweise  mit  nationalökono- 
mischen und  statistischen  Studien  beschäftigte  ^),  wurde  1820 — 28  eine 
Beihe  von  Schriften  verb.:  Del  merito  e  delle  ricompense,  1818 — 19, 
2  vol.  4.  (Fortsetzung  von  Becoaria's  Buch) ;  Nuoyo  prospetto  delle 
Bcienze  economiche,  1815 — 19,  6  vol.;  Teoria  civile  e  penale  dei 
divorzio,  ossia  neoessitii,  causa,  nuova  maniera  di  organizzarlo,  con 
una  memoria  al  magistrato  di  revisione,  1803^);  II  nuovo  Galateo, 
zuerst    1802,    dann    oon  aggiunte  e  oorrezioni  1820    (4.  Ed.  1827, 


1)  Tipaldo  1,  164.  Seine  philosophischen  Ansichten  wurden  von 
Rosmini  bekämpft;  Werner,  Bosmini  S.  49. 

2)  Das  Buch  steht  auch  ohne  Gioja's  Namen  im  Index  als  1817  verb., 
in  zwei  Theile  getrennt,  unter  Teoria  und  Memorie  dei  fsic]  mag.  etc. 
Wegen  dieses  Buches  verlor  er  1803  sein  Amt  als  Storiografo  dello  stato, 
wurde  aber  bald  darauf  als  Statistiker  im  Ministerium  angestellt 


M.  Gioja.     Roma<rnosi.     P.  Gionlani  u.  a.  1057 

eine  Nachahmung  des  Buches  von  Caga,  I  S.  214) ;  Elementi  di 
filosofia  ad  nso  de'  giovannetti,  181 8,  2  vol.;  Esercizio  logico  sugli 
errori  di  ideologia  e  di  zoologia,  ossia  arte  di  trar  proiitto  dai  cat- 
tivi  libri,  1824;  Ideologia,  1822,  2  vol.  —  1836  wurde  noch,  etwas 
8pät,  verb.  eine  von  dem  Mailänder  Institut  mit  dem  Preise  ge- 
krönte Dissertazione  sul  problema,  quäle  dei  governi  liberi  meglio 
convenga  alla  felidtä  dell'  Italia,  Milano  anno  I  della  Rep.  Cisal- 
pina,  ein  Sedezb ändchen.  Die  scharf  antiinfallibilistischen  Idee  sulle 
opinioni  religiöse  e  sul  clero  catt.  stehen  nicht  im  Index.  —  Von 
Giandomenico  Romagnosi  (1761 — 1835)  erzählt  sein  Schüler  Cantd 
2,  302:  er  sei  im  Grunde  Eilosofo  sensista  e  giurista  statolatro 
gewesen;  sein  Buch  La  genesi  del  diritto  pönale  (zuerst  1791,  3. 
vermehrte  Aufl.  1823 — 24)  sei  von  irgend  einem  Zelante  denuncirt 
worden  und  der  Erzpriester  Oppizoni  in  Mailand  habe  im  Auftrage 
der  Index-Congr.  im  Nov.  1827  Eom.  auf  die  incriminirten  Stellen 
aufmerksam  gemacht;  dankbar  für  die  ihm  von  der  h.  Congregation 
bewiesene  Rücksicht,  habe  dieser  mit  gebührender  Ehrfurcht  und 
Loyalität  Erklärungen  abgegeben,  die  er  (Cantü)  in  dessen  Biogra- 
phie mitgetheilt;  die  Index-Congr.  habe  sich  dann  nach  sorgfältiger 
Prüfung  dieser  Erklärungen  darauf  beschränkt,  Rom.  zu  empfehlen, 
in  etwaigen  neuen  Auflagen  einige  erläuternde  Zusätze  zu  machen  ^). 
VonPietro  Giordani  (1774—1848)  wurden  1825  Opere  mit 
d.  c.  verb.  (sie  erschienen  in  Italia  1821 — 27,  16  tomi  in  8  vol.), 
1856  gleichfalls  mit  d.  c.  Epistolario  di  P.  Giordani  edito  per  Ant. 
Gussalli,  compilatore  della  vita  che  procede,  1854,  4  vol.  —  Ferner 
stehen  noch  im  Index:  La  felicitä  della  societä  politica  e  de*  prin- 
cipali  mezzi  per  ottenerla,  oon  alcnne  osservazioni  sulla  costituzione 
di  Spagna  di  Ant.  Fabricatore,  verb.  1821,  wurde  auch  in 
Neapel  verb.  und  der  Verfasser,  der  an  dem  Aufstand  von  1820 
betheiligt  war,  einige  Jahre  gefangen  gehalten;  —  Lo  Spettatore 
italiano,  1824  mit  d.  c.  verb.,  das  Verbot  aber  erst  1825  publioirt 
mit  Auetor  (nicht  genannt)  laud.  etc.;  —  Sopra  Teducazione,  dis- 
corso  del  Barone  Ferd.  Malvica,  verb.  1828;  in  einem  grossem 
Werke,  welches  der  Verf.  später  herausgab,  welches  aber  nicht  im 
Index  steht,  I  papi  ed  il  papato,  Fir.  1869—71,  2  vol.  (Civ.  8,  3, 
314.  567)  sagt  er :  er  habe  in  jener  Schrift  in  seiner  frühen  Jugend 
sich  zu  Gunsten  der  politischen  und  religiösen  Toleranz  und  der 
absoluten  Gewissensfreiheit  ausgesprochen;  dass  diese  Schrift  in 
den  Index  gesetzt  worden,  hindere  ihn  nicht,  bei  seinen  Ansichten 
und  doch  Katholik  zu  bleiben;  —  Osservazioni  semi-serie  di  un 
esule  sull*  Inghilterra,  Lugano  1831,  verb.  1834,  von  Gius.  Peochio 
(1786—1835,  seit  1821  aus  Mailand  verbannt;  Tipaldo  4,244);  — 
Una  lezione  accademica  sulla  pena  di  morte  detta  nell'  Univ.  di 
Pisa,  il  18.  Marzo  1836,  verb.  1837;  Auetor  laud.  reprobavit ;  — 
Gius.  Gollina,    La  laostenia,  owero  dell*  imminente  pericolo  della 


1)  Auch  Romagnosi  wurde  von  Rosmini  bekämpft   (Werner  S.  50), 
aber  erst  nach  1830.  Vgl.  Tipaldo  10,  297. 


1058  Italieuische  Schriften. 

ciyilU  earopea  e  delf  unico  mezzo  della  sua  salvezza  e  rigenera- 
zione,  verb.  1838.  —  Principü  della  legislazione  universale  di 
Sohmid  d'AveDstein,  mit  d.  c.  verb.  1827,  ist  eine  Uebersetznng 
des  Titels  von  Principes  de  la  lägislation  universelle  von  Georg 
Ludw.  Scbmid  von  Auenstein  (f  1805) ;  das  Buch  war  sebon  Amst. 
1776,  2  vol.,  und  ein  Saggio  di  verit&  contro  i  princ.  della  leg.  un. 
del  S.  Scbmid,  dato  in  luce  dal  P.  Agostino  [Yives]  dell'  Ord.  dei 
Pred.,  Napoli  1791  erschienen  (Gr.  eocl.  7,  3). 

4.  Yon  den  zahlreichen  Schriften  des  Conte  Luigi  Bossi 
(1758  — 1835,  er  war  Geistlicher,  Canonicus  in  Mailand,  wurde 
aber  von  Pius  YII.  1801  laisirt)  stehen  im  Index  ausser  dem  Buche 
über  Utrecht  (8.  979)  nur  Della  istoria  d*Ita]ia  antica  e  modema, 
Mil.  1819—22,  19  vol.  (Bertocci  3,256),  II  piocolo  BoUandista 
0  atti  e  vita  de*  Santi  di  ciascun  giomo,  Mil.  1823,  beide  verb. 
1824,  und,  1825  verb.,  Yita  e  pontificato  di  Leone  X.  di  Gugl. 
BoBcoe  (das  englische  Original,  1805,  4  vol.);  idem  opus  trad.  e 
corredato  di  annotazioni  e  di  alcuni  documenti  inediti  del  Conte  Can. 
L.  B.  Milanese.  Das  Leben  der  Heiligen  wurde  schon  nach  der 
3.  Lieferung  auf  hohem  Befehl  suspendirt,  —  es  erschien  dagegen: 
Lettera  prima  al  Piccolo  Boll.,  Mil.  1823,  —  später  aber  von  dem 
Can.  Pietro  Eudoni  u.  a.  fortgesetzt  (Melzi).  —  Yon  dem  Piemon- 
tesen  Carlo  Botta  (1766 — 1837),  den  man  den  italienischen  Taci- 
tus  genannt  hat,  wurde  1825  mit  d.  c.  verb.:  Storia  d'Italia  dal 
1789  al  1814,  zuerst  Italial824,  10  vol.,  dann  in  vielen  Ausgaben 
(schwerlich  in  einer  corrigirten)  erschienen,  von  der  Grusca  pramürt, 

—  dann  1827,  wieder  mit  d.  c:  Storia  dei  popoli  d'Italia  daCon- 
stantino  al  1814,  Pisa  1825 — 27,  5  vol.,  die  von  Giov.  Dom.  An- 
guillesi,  Kanzler  der  Universität  Pisa,  herausgegebene  Uebersetzung 
von  Botta^s  Histoire  despeuples  d'Italie,  1825,  3  vol.,  —  und  1833: 
Storia  d'Italia  continuata  da  quella  di  Guicciardini  sino  al  1789, 
Par.  1826—80,  10  vol.*).  1838  wurde  ein  Compendio  della  Storia 
di  Carlo  Botta  dal  1534  al  1789,  con  aggiunte  di  L.  Cometti, 
Par.  [Mil.]  1834,  2  vol.,    verb.  (Compendio  della  Storia  .  .  .  1789 

—  1815,  1836,  2  vol.,  steht  nicht  im  Index),  und  in  demselben 
Jahre  Storia  generale  dell'  Italia  dagli  antichissimi  tempi  fino  ai  di 
nostri  con  brevitä  esposta  da  Giov.  Campiglio.  —  1835  wurde 
verb.  Storia  del.reame  di  Napoli  dal  1734  sino  al  1825  del  Ge- 
nerale Pietro  Colletta  [1775—1831],  Capolago  1834,  4  vol.,  u.  o. 
Gino  Capponi,  der  die  Herausgabe  besorgte,  sagt  davon  (Lettere  1, 
370):  Das  Buch  wird  grosses  Aufsehen  erregen;  man  wird  viel 
Böses  davon  sagen;  aber  es  wird  einen  Platz  unter  unseren  Clas- 
sikern  erhalten.  Die  Civ.  10,  5,  321  bezeichnet  es  als  ein  Ifigen- 
haftes  Libell. 

1817  wurden  verb.  Compendio  della  storia  civile,  ecclesiastica 
e  letteraria  della  oittk  d'Imola,    Imola  1810,  und  Istoria  d^Ancona, 


1)  Eine  Ausgabe  mit  clericalen  Anmerkungen,  Mailand  1848;  Brosch, 

Kirchenstaat  2,  27.     Ueber  Botta  s.  Tipaldo  8,  424. 


L.  Bossi.     C.  Butta.     P.  Golletia  u.  h.  1069 

capitale  della  Marca  Anconitana,  dell^  Abate  Leoni  Anconitano,  .  . . 
Ancona  1810  —  15,  4  vol.,  beide  mit  d.  o.  und  der  Bemerkung :  Per- 
mittuntur  interim  exemplaria  impressa,  dummodo  praemittatur  formula 
retractationis  ab  auctore  factae  et  a  S.  Congr.  approbatae.  Von  dem 
ersten  Buche  spricht  Bertocci  3,  443  und  604,  beide  Male,  ohne  das 
Verbot  zu  erwähnen,  während  er  sonst  die  Index-Decrete  zu  berück- 
sichtigen pflegt.  Vielleicht  hat  man  in  Korn  Anstoss  daran  genom- 
men, dass  Imola  bezeichnet  wird  als  sostenuta  dai  Rom.  Pontefici, 
considerata  e  distinta  dal  govemo  repubblioano,  amata  e  protetta  dall' 
ünmortale  Napoleone  e  dair  augusto  e  generoao  suo  figlio  Eugenio.  — 
Bei  Maur.  Monti,  Storia  di  üomo,  1829— 32^  2  vol.,  mit  d.  c.  verb. 
1836,  steht:  Quod  opus  auctor  ipse  sponte  ante  Judicium  laudabiliter 
ac  solemniter  reprobavit.  —  L'Italia,  ossia  scoperte  fatte  dagli 
Italiani  nelle  scienze,  nelle  arti  .  .  .  Lettera  di  Beltrami  ad  un 
amico,  wurde  von  der  Inq.  verb.  25.  Sept.  1839,  das  Verbot  erst 
27.  Nov.  1840  pnblicirt ;  der  Verfasser  scheint  also  vergebens  zur  Unter- 
werfung aufgefordert  worden  zu  sein.  Von  Christoph  Wilh.  v.  Kochs 
{1757—1813,  A.  D.  B.  16,  371)  Tableau  des  rövolutions  (1807 
0.  s.)  erschien  eine  Uebersetzung  von  Giov.  Tamassia,  die  ersten 
2  Bände  als  Quadro  delle  rivoluzioni  deir  Europa,  1821,  die  zwei 
letzten  als  Specchio  della  storia  moderna  europea  in  continuazione 
del  Quadro  .  .  .  1833 ;  diese  wurden  1838  mit  d.  c.  verb.  Mit  der 
Revolution  in  Neapel  im  J.  1820  hangen  zusammen:  Due  rap- 
porti  suUo  State  attuale  delP  amministrazione  .  .  .  presentati  al 
Parlamente  nazionale  di  Napoli  1820,  verb.  1821.  —  Ausserdem 
stehen  noch  im  Index:  Lor.  Pignotti  (1739 — 1812),  Storia  della 
Toscana  sino  al  principato,  con  divers!  saggi  suUe  soienze,  lettere 
ed  arti,  verb.  1824^);  Nuovo  dizionario  degliuomini  illustri,  verb. 
1827;  Annali  del  mondo,  ossia  fasti  universali  di  tutti  i  tempi  e 
di  tutti  i  luoghi  della  terra  .  .  .  corredati  da  prospetti  .  .  .,  verb. 
1836.  —  1834  wurden  verb.  Lettere  di  Franc.  Milizia  al  conte 
Fr.  di  Sangiovanni  ora  per  la  prima  volta  pubblicate,  Paris  1827, 168 
8.  8.,  57  Briefe,  die  der  Architekt  Milizia  (1725—98)  1771—90 
von  Rom  aus  geschrieben,  die  hauptsächlich  über  Kunst  handeln, 
aber  auch  über  die  Vorgänge  in  Rom,  allerdings  in  einem  wenig 
ehrerbietigen  Tone,  berichten^).     1835  wurden    die    Addizioni   alle 


1)  Das  Werk  erschien  nach  dem  Tode  Pignotti's  (1789—1812)  zu 
Pisa  1816,  9  vol.  8.,  zu  Livorno  1820,  5  vol.  12.  Von  dieser  Ausgabe 
sagt  Tipaldo  4,  473,  die  Herausgeber  hätten  einiges  corrigirt  und  eine  Er- 
klärung bezüglich  der  die  kirchlichen  Verhältnisse  betreffenden  Stellen 
beigefügt,  da  das  Werk  non  aveva  potuto  evitare  lecensnre  della  chiesa. 
Verboten  wurde  es  aber  erst  1824. 

'2)  Nach  dem  Tode  Clemens'  XIV.  schreibt  er  (p.  71):  Ganganelli 
^  morto  pazzo  ed  era  impazzato  da  alquanti  mesi  per  le  sue  paniche  ap- 
prensioni  e  per  la  sua  credulitä  ad  ogni  vana  predizione.  £  si  credeva 
realmente  avvelenato,  e  si  avveleno  dadovvero  a  forza  di  antidoii.  P.  4 
schreibt  er:  er  habe  1772  ein  Schriftchen  über  das  Theater  mit  Approba- 
tion drucken  lassen;   der   Mag.  S.  Pal.   habe  dasselbe   aber   nachträglich 


1060  Spanische  und  portugiesische  Schriften. 

Mie  prigioni  dl  Silvio  Pellico  von  dessen  Leidensgenossen  P.  Ma- 
roncelli (1795— 1846),  Par.  1834,  verb.  —  Memoriedel  conte  di 
Grrammont  scritte  in  lingna  francese  da  Ani  Hamilton,  ora  per  la 
prima  volta  recate  in  italiano,  Mil.  1814,  verb.  1817,  ist  eine  lieber- 
setzang  der  1772  von  Horace  Walpole  herausgegebenen  und  seitdem 
oft  gedruckten  Mimoires  du  Comte  de  Grammont  von  Ant  Hamil- 
ton (1646 — 1720;  zuerst  1713  anonym:  M6m.  de  la  vie  du  Comte 
de  Grammont,  contenant  particuli^rement  l'hist  amoureuse  de  la 
cour  d^Angleterre  sous  Charles  II.). 

Von  dem  Neapolitaner  Gabriele  Rosse tti,  den  die  Civ.  12, 
7,  293  als  il  piii  fanatico  banditore  di  revoluzione  cbarakterisirt, 
(er  lebte  seit  1820  als  Flüchtling  in  London,  f  1854),  stehen  im 
Index:  SuUo  spirito  antipapale,  che  produsse  la  riforma,  e  suUa 
segreta  influenza,  che  esercito  nella  letteratura  d*£uropa  e  special- 
mente  d'Italia,  come  resulta  da  molti  suoi  classici,  massime  da  Dante, 
Petrarca,  Boccaccio,  1832^),  verb.  1833;  Iddio  e  Tuomo,  verb.  1837; 
II  veggente  in  solitudine,  poema  polimetro,  von  Gius.  Ricciardi 
herausgegeben  Paris  1846,  und  Roma  verso  la  metä  del  secolo  de- 
cimonono,  verb.  1846.  —  II  velo  rimosso  da  sulle  tristi  avventure 
del  Rev.  P.  Giovanni  da  Capistrano  ex-generale  di  tutto  Tordine  dei 
Minori,  verb.  1836,  wird  sich  auf  den  Inquisitionsprocess  gegen  den 
Franciscaner-General  beziehen,  der  Anfangs  1832  verhaftet  wurde, 
dessen  weiteres  Schicksal  mir  aber  nicht  bekannt  ist. 


107.    Spanische  nnd  portugiesische  Schriften. 

In  den  Jahren  1820—25  worden  einige  ältere,  zum  Theil 
schon  im  18.  Jahrhundert  erschienene  spanische  Schriften  verboten, 
politischß  von  Campomanes,  Jovellanos  und  Sempere,  rechtsge- 
schichtliche von  Martinez  Marina,  auch  die  Geschichte  von 
Spanien  von  dem  Ex-Jesuiten  Masdeu,  ferner  viele  Bttcher  von 
J.  A.  Llorente,  einige  von  J.  L.  Villanueva  und  von  den  Bischöfen 
Felix  Amat  und  Felix  Torres  x\mat  und  eine  Anzahl  von  gleich- 
falls über  kirchlich-politische  Fragen  handelnden  Schriften,  meist 
aus  den  Jahren  1813—15.    Die  wenigen  anderen  theologischen 


confisciren  lassen ;  es  werde  jetzt  in  Venedig  nachgedruckt.  Es  steht  nicht 
im  Index;  auch  nicht  Roma  delle  belle  arti  del  disegno,  Basaano  1787, 
wovon  Tipaldo  2,  491  berichtet,  es  sei  (1792)  verboten  und  der  Verfasser 
verfolgt  worden. 

1)  Ein  interessanter  Brief  über  dieses  Buch  und  II  mistero  dell'amor 
platonico  del  medio  evo,  derivato  da^  misteri  antichi,  London  1840,  ßvol. 
(nicht  im  Index)  in  den  Lettere  di  Gino  Capponi,  1888,  2,  50. 


J 


Jovellanos.  Sempere.  Martinez  Marina.  Masdeu.  t06l 

Schriften,  welche  verboten  wurden,  sind  von  geringer  Bedeutung. 
An  die  Zeit  des  Conflictes  zwischen  Rom  und  der  spanischen 
Regierang  1834—43  erinnern  im  Index  nur  Hirtenbriefe  des 
genannten  Torres  Amat  und  des  von  der  Regierung  eingesetzten 
Bisthamsverwesers  Rica  und  zwei  mit  letzterm  zusammenhan- 
gende Schriftchen.  Später  wurden  nur  noch  wenige  Schriften 
verboten«  —  Von  den  portugiesischen  Schriften  des  19.  Jahr- 
hunderts, die  im  Index  stehen,  sind  nur  die  kirchenrechtlichen 
von  Silva  Carneiro  und  Herculano  von  einiger  Bedeutung. 

1.  Ueber  Campomanes  s.  S.  937.  Von  einem  andern,  mit  ihm 
befreundeten  hohen  Beamten,  Gaspar  Melchor  de  Jovellanos  (1744 
— 1811)  wurde  Informe  de  la  sociedad  economica  de  esta  corte  al 
real  y  supremo  consejo  de  Castilla,  1825  verb.  ^),  von  einem  dritten, 
Juan  Sempere,  schon  1822  Historia  de  las  rentas  eolesiasticas  de 
Espafia,  nicht  die  Considerations  snr  les  causes  de  la  grandeur  et  de  la 
decadence  de  la  monarchie  espagnole,  Paris  1826  (deutsch  von  H.  Schä- 
fer, 1829).  In  Spanien  wurden  diese  Bücher  nicht  verb.,  aber  1817 
Noticias  bist,  de  Don  G.  M.  de  Jovellanos ;  consdgrales  k  sns  respecta- 
bles  cenizas  J.  M.  de  A.  M.  —  Von  Franc.  Martinez  Marina  (in  den  neue- 
sten Indices  falsch  Maria),  Prof.  der  Geschichte  und  Canonicus,  wurden 
1825  verb. :  Ensayo  historico-critico  sobre  la  antigua  legislacion  y 
principales  cuerpos  legales  de  los  reinos  de  Leon  y  Castilla,  espe- 
cialmente  sobre  el  codigo  de  D.  Alonso  el  Sabio  conocido  oon  el 
nombre  de  las  siete  particlas,  Madrid  1808,  nnd  Teoria  de  las  cortes 
6  grandes  juntas  nacionales  de  los  reinos  de  Leon  y  Castilla.  Mo- 
Dumentos  de  su  constitncion  politica  y  de  la  soberania  del  pueblo, 
Madrid  1813,  3  vol.  4.^).  Ans  einer  1818  geschriebenen  Defensa 
del  Doctor  Don  Fr.  M.  M.  contro  las  censnras  dadas  por  el  tribu* 
nal  de  la  Inquisicion  .  .  a  sus  dos  obras  Teoria  .  .  y  Ensayo  .  .  ., 
Madrid  1861,*  250  S.  8.,  ergibt  sich,  dass  die  span.  Inq.  die  Teoria 
hatte  confisciren  und  über  beide  Bücher  durch  zwei  bezw.  vier  Cen- 
soren  Gutachten  hatte  abgeben  und  diese  dem  Verfasser  mittheilen 
lassen.  £r  constatirt  in  seiner  Antwort,  dass  man  in  den  Büchern 
keine  theologischen  Irrthümer  gefunden  habe;  man  hatte  aber  nament- 
lich in  der  Teoria  falsche  Ansichten  von  der  Volkssouveränetät,  die 
Ideen  der  Cortes  von  Cadiz  und  andere  revolutionäre  Grandsätze, 
auch  Angriffe  auf  angesehene  Theologen  und  Canonisten,  proposi* 
tiones  erroneas,  male  sonantes,  .  .  .  injuriosas  Papae,  regibus  etc., 
denigrativas  Inquisitionis  gefunden. 

2.  Juan   Franc.   Masdeu    (1744 — 1817),    der   nach  der  Auf- 
hebung des  Jesuitenordens    bis  1799   in  Italien   lebte,    begann  eine 


1)  Hist  Zts.  10,  828.  Villanueva,  Vida  1,  48.  Pelayo  8,  287.  848. 
ObrRs  de  D.  6.  M.  Jovellanos,  Barcelona  1840  (Biblioteca  de  autores 
espidioles,   vol.  50). 

3)  Pelayo  8,  599.  Revue  encyd.  1,  441. 


1062  Spanische  und  purtagiesiBohe  Schriften. 

Geschichte  von  Spanien  in  italienischer  Sprache,  gab  sie  dann  aber, 
da  die  1781  und  82  erschienenen  zwei  ersten  Bände  keinen  Absatz 
fanden,  spanisch  heraus:  Historia  critica  de  Espaüa  y  de  la  cnltura 
espaüola  en  todo  genere,  Madrid  1784 — 1805,  20  vol.  4.  (unvollendet; 
es  würden  etwa  50  Bände  nöthig  gewesen  sein;  4  sind  noch  hand- 
schriftlich vorhanden).  Das  Werk  wurde  1826  mit  d.  c.  verb.,  ohne 
Zweifel  wegen  der  namentlich  in  den  Bänden  8,  11  und  13  vor- 
kommenden nichts  weniger  als  ultramontanen  Ausführungen.  Seine 
Anschauung  ergibt  sich  am  deutlichsten  aus  einem  erst  lange  nach 
seinem  Tode  gedruckten,  1815  zu  Rom  geschriebenen,  den  spani- 
schen Bischöfen  gewidmeten  Aufsatze,  Iglesia  Espaüola,  worin  er 
zeigt,  dass  die  spanische  Kirche  in  den  ersten  10  Jahrhunderten 
eine  von  Rom  unabhängige  Nationalkirche  gewesen,  dass  eine  Aende- 
rung  in  dieser  Hinsicht  erst  durch  die  Gluniacenser  herbeigeführt 
und  diese  hauptsächlich  durch  den  ehrgeizigen  Bischof  Diego  Gel- 
mirez  von  Santiago  befestigt  worden  sei^). 

Der  gallicaniscb  gesinnte  Beichtvater  Carls  IV.,  Felix  Amat 
(1750—1824),  Abt  von  San  Ildefonso,  seit  1803  Titular-Erzhischof 
von  Palmyra,  schrieb  eine  Historia  eolesiastica  6  Tratado  de  la 
Iglesia  de  Jesucristo,  1793—1603,  12  vol.  (2.  Ed.  1807).  Die 
ersten  Bände  wurden  bei  der  Inquisition  denunoirt;  der  General- 
Inquisitor  Arce  Hess  sie  auch  1817  in  den  Index  setzen,  aber  ledige 
lieh  um  einen  Druckfehler  im  6.  Bande  zu  corrigireu.  In  Rom 
wurde  1825  eine  pseudonyme  Schrift  von  ihm  verb.,  eine  Verthei- 
digung  der  Lehre  Bossuets  gegen  J.  de  Maistre:  Observaciones 
pacificas  sobre  la  potestad  eclesiastica,  dadas  k  luz  por  D.  Macario 
Pädua  Melado,  cum  appendicibus  1.,  2.  et  3  (gemeint  sind:  Partei., 
1817,  318  S.  4.,  Parte  IL,  1819,  547  S,  Parte  IIL  que  comprende 
los  ap^ndioes,  las  notas  y  corecciones  del  autor,  la  carta  7.  &  Ire- 
nico  .  .  . ,  1822,  486  S.,  und  wohl  auch  Seis  cartas  a  Irenioo, 
1817,  269  S.).  Das  Verbot  wurde  erst  nach  dem  Tode  Amats  ver- 
öffentlicht, nachdem  sich  der  Nuncius  Giustiniani  vergebens  bemüht 
hatte,  ihn  zu  einem  Widerruf  zu  bestimmen.  Amats  Neffe,  Felix 
Torres  Amat,  seit  1834  Bischof  von  Astorga,  1 1847  (der  Bibel- 
übersetzer, S.  859),  gab  noch  von  ihm,  zuerst  1830  lateinisch,  dann 
spanisch  heraus :  Deseflo  de  la  Iglesia  militante,  6  suma  de  la  Igle- 
sia instituida  por  el  hijo  de  Dios  hecho  hombre  .  .  .  Obra  postuma 
del  n.  S.  Don  Felix  Amat  .  .  Se  afiaden  al  fin  las  Meditaciones 
del  autor  contro  el  pestilencial  libro  titulado :  Ruinas  de  Palmira 
[Volney],  Madrid  1834.  Dieses  Buch  wurde  1840  verb.,  1843  von 
der  Inq.  Pastoral  del  Obispo  de  Astorga  al  clero  y  pucblo  de 
SU  diocesis,  Madrid  1842,  worin  der  Bischof  den  Verkaufter  Kirchen- 


l)  Iglesia  Espaüola . .  por  D.  J.  Fr.  Masdeu:  aüadese  otro  opuscttlo 
del  propio  autor,  tit.  Bosquejo  de  una  reforma  necesaria  en  el  presentc 
mondo  cristiano  en  materia  de  jurisdicoion  .  .  1799,  Madrid  1841.  Ab- 
gedruckt in  derRevista  de  oiencias  bist.,  Barcelona  1880 — 81,  im  Auszüge 
in  Foreign  Church  Chronicle  1881,  200.  Vgl.  Pelayo  8,  194.  865.  Hurter 
3,  624  sagt  nichts  davon,  dass  Masdeu  im  Index  steht 


F.  Ainftt.     F.  Torres  Amat.    Llorente.  1068 

göter  und  andere  Massregeln  der  Regierung  vertheidigt  und  auch 
das  Verbot  der  Schriften  seines  Oheims  scharf  tadelt.  £r  schrieb 
dann  noch  Apologia  catholica  de  las  Observaciones  pacificas  .  .  . 
sobre  la  potestad  ecles.  y  sus  relaciones  con  la  civil,  angmentada 
eon  algnnos  docnmentos  relativos  k  la  doctrina  de  dichas  Obser* 
vaciones  y  esplicacion  de  la  Pastoral  del  Obiepo  de  Astorga,  Ma- 
drid 1843,  74nnd  48  S.  4.,  yerb.  1845^).  —  £1  gobernador  vicario 
general  eclesiastico  de  la  diocesis  de  Zaragoza,  Don  Emannel  de 
Rica  y  Aguilar,  al  yenerable  clero  y  fieles  etc.  ist  der  Hirtenbrief 
des  von  der  Hegiemng  ernannten  Bisthumsverwesers  von  Zaragoza, 
gegen  dessen  Ernennung  der  nach  Frankreich  geflohene  Erzbischof 
und  das  Capitel  protestirten  (Fuente  6,  235).  Er  wurde  von  der 
Inq.  Fer.  IV.  18.  Aug.  1841  verdammt  als  Pontifici  et  Sedi  apost. 
injuriosa,  captiosa,  scandalosa  et  favens  schismati.  Im  Juli  1842 
verbot  die  Inq.  noch:  Espafia  en  sus  derechos,  Roma  hostilizando 
contra  estos  derechos,  por  Don  Policarpo  Romea,  canonigo  .  .  . 
de  Zaragoza  y  secretario  .  .  del  gobierno  ecles.,  und  Circular  del 
gobernador  y  vicario  gen.  ecles.  del  arzobispado  de  Zaragoza  (also 
von  Rica).  Die  Verbote  wurden  in  dem  Index-Decrete  vom  13.  Sept. 
1842  publicirt. 

3.  Juan  Antonio  Llorente,  geb.  1756,  1789 — 91  General- 
Secretär  der  Inquisition,  wurde  1812  von  Ferdinand  VII.  verbannt 
und  lebte  in  Frankreich  bis  zum  Dec.  1822;  von  dort  ausgewiesen, 
kehrte  er  nach  Madrid  zurück,  starb  aber  schon  5.  Febr.  1823. 
Er  schrieb  nnr  spanisch;  die  französisch  gedruckten  Werke  sind 
von  anderen  übersetzt.  Im  J.  1822  wurden  von  ihm  verb. :  Histoire 
chtique  de  l'Inquisition  de  TEspagne  .  .  traduite  de  l'espagnol  sur 
le  manuBcrit  et  sous  les  yeux  de  Tauteur  par  Alexis  Pellier,  1817, 
4  vol.^);  Discursos  sobre  una  constitucion  religiosa,  considerada 
come  parte  de  la  civil  nacional  (für  das  spanische  America);  su 
antor  nn  Americano,  los  da  a  luz  D.  J.  A.  Llorente,  Paris  1819, 
200  S.  12;  Apologia  catolica  del  proyecto  de  constitucion  rel.,  Paris 
1821,  550  S.  12.;  Defensa  de  la  obra  intit:  Proyet  d'une  constitu- 
cion religiosa  .  .^);  endlich  die  anonyme^  im  Auftrage  Joseph  Bona* 
parte's  herausgegebene  Coleccion  diplomatica  de  varios  papeles 
aotiguos  y  modernes  sobre  dispensas  matrimoniales  y  otros  puntos 
de  disciplina  eclesiastica,  1809  (Ed.  2.,  Madrid  1822*,  268  8.  4.). 
—    1824  wurden  dann  noch  verb. :  Aforismos  politicos    esoritos  en 


1)  Pelayo  3,  191.  619.  531.  682.  Felix  Torres  Amat  schrieb  auch 
Tida  de  .  .  Felix  Amat,  1835,  und  Apendice  a  la  Vida  .  .  .  que  contiene 
värias  notaa  y  opüsculos  inMitos  .  .  .,  1838. 

2)  2.  Ed.  1818,  spanisch  1822,  auch  deutsch,  holländisch,  englisch 
and  italienisch:  Storia  critica  .  .  .  oompendiata  e  continuata  (von  Stef. 
Ticozzi,  1762-1886;  Tipaldo  4,  495),  Ven.  1820  (Mil.  1854),  6  vol. 

3)  So  im  Decrete  und  im  Index.  In  dem  Verzeichniss  der  Schriften 
Llorente's  (von  seinem  Freunde  Mabul)  in  der  Rev.  encycl.  1828,  18,  25 
and  bei  Pelayo  3,  178.  418  steht  kein  solcher  Titel;  vielleicht  ist  eine 
franzosische  Üebersetzung  der  Apologia  gemeint.  Aach  die  Notas  finden 
sich  nicht  in  der  Revue;  sie  sind  wohl  erst  nach  1823  gedruckt. 


1064  Spanische  und  portagiesische  Sobriften. 

una  <le  las  lenguas  del  norte  de  la  Europa  por  un  filosofo  y  tra- 
dncidoB  por  I).  J.  A.  L  ,  Madrid  1822 ;  Portrait  politique  des  papes 
consid^r^s  comme  princes  temporeis  et  comme  chefs  de  T^glise,  de- 
puis  r^tablissement  du  S.  Si^ge  k  Rome  jusqu'en  1822,  Par. 
1822,  2  vol.  8. ;  Dipertacion  sobre  el  poder  que  los  reyes  espa- 
fioles  ejercieron  hasta  el  siglo  12.  en  la  division  de  obispados  y 
otroB  pnntos  concedidos  de  discipiina  ecles.,  1810,  246  S.  4.;  Notas 
al  dictamen  de  la  comision  ecles.  encargada  del  arreglo  definitivo 
del  clero  de  Espafia.  —  Die  span.  Inquisition  verbot  nach  1819 
überhaupt  keine  Bücher  mehr;  1819  hatte  sie  von  Llorente  verb. 
(nicht  die  Coleccion,  aber)  Anales  de  la  Inquisicion  de  Espafia,  Ma- 
drid 1812 — 13,  2  vol.  8.,  als  Sätze  enthaltend,  die  nicht  nur  gegen 
das  h.  Officium,  sondern  gegen  die  Kirche  selbst,  die  christlichen 
Fürsten  und  hochgestellte,  fromme  und  gelehrte  Personen  injuriös 
.  .  .  seien,  und  schon  1817  alle  Ausgaben  des  Discnrso  sobre  la 
opinion  de  Espafia  acerca  la  gnerra  con  Francia  und  Observaciones 
sobre  los  diaristas  de  Espafia,  dagegen  nicht  Memoria  historica 
sobre  qnal  ha  sido  la  opinion  nacional  de  Espafia  acerca  del  tribu- 
nal  de  la  Inquisicion,  Madrid  1812,  324  S.  8.  (Pelayo  3,  421). 

Die  1825  verbotene  Historia  completa  das  Inquisi^oes  de 
Italia,  Hespanha  e  Portugal  ist  ohne  Zweifel  eine  portugiesische 
Uebersetznng  der  in  Spanien  1819  strenge  verbotenen  Hietoire  des 
Inqnisitions  religieuses  d'Italie,  d'Espagne  et  de  Portugal  depuis 
lenr  origine  jnsqn'ä  la  conquSte  d*Espagne,  par  Jos.  Lavallee,  Paris 
1809,  2  vol.  8.  Im  Römischen  Index  stehen  auch:  Compendio 
de  la  historia  de  la  inquisicion  por  el  presbitero  D.  F.  [J.?]  L., 
verb.  1822  (Comp,  de  la  bist.  crit.  de  la  Inq.  .  .  por  Rodriguez 
Buron,  Par.  1823,  2  vol.  12.,  ist  nicht  verb.);  Leonard  Crallois, 
Hist.  abr^gie  de  Tlnquisition  d*Espagne,  angment^e  d'une  lettre  de 
M.  Gr^goire^),  1823,  verb.  1827  (5.  Ed.  1851);  Cornelia,  6  la 
viotima  de  la  Inq.,  Valencia  1820,  12.,  verb.  1822,  nach  Pelayo  3, 
431  von  dem  Ex-Trinitarier  Luis  Grutierrez;  Espafia  venturosa  por 
la  vida  de  la  constitucion  y  la  muerte  de  la  Inq.,  verb.  1820.  In 
Spanien  wurde  1815 — 19  noch  ein  Dutzend  anderer  Schriften  über 
die  Inq.  verb.,  darunter  Copia  de  la  representacion  del  Rev.  Obispo 
de  Barbastro,  dando  gracias  por  la  abolioion  de  la  Inq.,  auch  zwei 
Sonette  auf  fliegenden  Blättern.  Die  bedeutendste  unter  diesen 
Schriften,  die  man  wohl  auch  in  Rom  hätte  verbieten  dürfen,  ist 
La  Inquisicion  sin  m4scara,  6  disertacion  en  que  se  prueban  hasta 
la  evidencia  los  vicios  de  este  tribunal  y  la  necesidad  de  que  se 
suprima.  Por  Natanael  Jomtob,  Cadiz  1811,'*'  496  S.  8.  (dazu  Carta 
del  Yen.  D.  Juan  de  Palafox  .  .  .  al  Inquisidor  G-eneral  .  .  en  que 
se  queja  de  los  atentatos  cometidos  .  .  .  por  el  Tribunal  de  Inq.  de 
Mexico,    däla  4  luz  con  notas  el  autor  de   la  Inq.  sin  m^scara,  Ca- 


1)  Es  ist  Gregoire's  Brief  an  den  spanischen  General-Inquisitor  vom 
J.  1798  (Henke's  Archiv  6,  415),  der  auch  ins  Spanische  übersetzt  warde 
und  mehrere  Entgegnungen  hervorrief. 


Schriften  über  die  Inquisition.    J.  L.  Villanneva.  1066 

diz  1813).  Dae  Buch  ist  unter  dem  wahren  Namen  des  Verfassers 
auch  englisch  erschienen:  The  Inquisition  unmasked,  bj  D.  Antonio 
Paigblanoh,  translated  from  the  author^s  enlarged  copj  by  W.  Wal- 
ton,  London  1816,  2  vol.  4.  (Die  entlarvte  Inquisition  .  .  .  im  Aus- 
zage bearljeitet,  Weimar  1817,  168  S.  8.;  Pelayo  3,  488.  529). 

4.  Von  Joaquin  Lorenzo  Yillanueva,  Canonicus  zu  Cuenca 
(1757 — 1837),  wurde  zuerst  17.  Dec.  1821  verb.  die  Pseudonyme 
Schrift  Cartas  de  Don  Roque  Leal  k  un  amigo  suyo  sobre  la 
repreeentacion  del  Arzobispo  de  Valencia  [Fray  Veremundo  Arias 
Texeiro]  a  las  cortes  fecha  a  20.  Oct.  1820,  Madrid  1820.  Im  Index 
werden  die  Themata  der  einzelnen  Briefe,  —  die  Beschlüsse  der 
Cortes,  welche  Vill.  gegen  den  Erzbischof  vertheidigt,  —  ange- 
geben: 1.  Recursos  de  fuerza,  2.  kirchliclies  Forum,  3.  4.  Zehnten, 
5.  6.  Eirchengüter,  7 — 9.  Aufhebung  der  Frauenklöster,  10.  Jesuiten, 
11 — 13.  Unterstellung  der  Ordensgeistlichen  unter  die  Jurisdiction 
der  Bischöfe,  14.  15.  äussere  Disciplin.  Vill.  sagt  selbst,  er  habe 
im  Stile  der  Provincialbriefe  geiKihrieben.  Vielleicht  ist  Vill.  auch 
der  Verfasser  der  gleichzeitig  verbotenen  Lamentos  de  la  iglesia 
de  Espaüa  dirigidos  a  las  cortes  por  la  deputacion  provincial  de 
Gralicia^).  Dass  die  spanische  Inq.  1815  zwei  Schriften  von  Vill., 
—  Dictamen  acerca  de  la  2.  proposicion  preliminar  del  proyecto  de 
decreto  sobra  los  tribunales  protectores  de  la  religion,  Cadiz  1813, 
and  Discurso  ä  la  apertura  de  la  audiencia  de  Valencia,  —  erstere 
sogar  strenge,  verb.  hatte,  war  für  die  liberale  Regierung  1822 
kein  Hinderniss,  ihn  zum  Gesandten  in  Rom  zu  ernennen.  Als  aber 
am  23.  Sept.  1822  der  spanische  Geschäftsträger  Josef  Aparici  dem 
Card.  Consalvi  die  Ernennung  anzeigte,  antwortete  dieser  in  einem 
rertraulichen  Schreiben  vom  1.  Oct.:  es.  sei  bekannt,  dass  VilL  der 
Verfasser  der  Briefe  von  Roque  Leal  sei,  die  der  Papst  durch  die 
Index-Congr.  verdammt  habe,  und  dass  er  1821  in  den^ Cortes  über 
kirchliche  Dinge  Anträge  gestellt  und  Grundsätze  ausgesprochen, 
die  ihn  des  Vertrauens  Seiner  Heiligkeit  unwürdig  machten;  er 
theile  dieses  vertraulich  mit,  um  Vill.  die  Unannehmlichkeit  einer 
offiziellen  Zurückweisung  zu  ersparen.  Als  dieser  Brief  Consalvi's 
in  Madrid  ankam,  war  Vill.  bereits  abgereist;  aber  als  er  in  Turin 
eintraf,  forderte  ihn  der  dortige  Intemuncius  Tosti  auf  Grund  einer 
vertraulichen  Weisung  Consalvi's  auf,  seine  Reise  nicht  fortzusetzen. 
Vill.  reiste  nach  Genua  und  berichtete  von  dort  19.  l^ov.  nach 
Madrid.  Unter  dem  27.  Dec.  forderte  Aparici  in  einem  amtlichen 
Schreiben  die  Zulassung  des  Gesandten,  widrigenfalls  der  Nuncius 
in  Madrid  seine  Pässe  erhalten  werde.  Am  1.  Jan.  1823  erklärte 
nun  Consalvi  amtlicli,    Vill.  werde  nicht  zugelassen  werden,    berief 


1)  Brück,  Die  geheimen  Gesellschaften  in  Spanien  S.  222.  Villanneva 
und  Pelayo  erwähnen  die  Schrift  nicht.  Gegen  die  Cartas  erschienen  Idea 
ortodoxa  de  la  divina  institucion  del  estado  religioso  .  .  von  dem  Domi- 
nicaner Josef  Vidal,  182S,  und  Respuesta  ä  las  Cartas  .  .  .  von  dem  Gar- 
meliter  Juan  de  San  Andres,  Madr.  1824,  2  vol.  12.  (Vill,  Vida  2,  202). 


1066  Spanische  and  portugiesische  Schrifteil. 

sich  darauf,  dass  der  Papst,  als  es  sich  um  die  EmeuDung  eines 
Nuncius  gehandelt,  dem  Könige  drei  Prälaten  vorgeschlagen,  und 
hob  hervor,  dass  Yill.  nicht  nur  als  Abgeordneter,  sondern  aucb 
als  Schriftsteller  unkirchliche  Grundsätze  vorgetragen  und  dass  er 
selbst  dann,  wenn  er  sie  nur  als  Abgeordneter  vorgetragen  hätte, 
das  Vertrauen  des  h.  Stuhles  nicht  besitzen  könne.  Schon  am  22. 
Jan.  übersandte  der  Minister  Ev.  San  Miguel  dem  Madrider  Kun- 
cius  die  Pässe,  mit  der  Erklärung:  unter  gewöhnlichen  Umständen 
würde  man  dem  Papste  nachgeben  können;  in  diesem  Falle  würde 
aber  die  Zurücknahme  der  Ernennung  eine  stillschweigende  Ver- 
dammung der  von  Vill.  vertretenen  Grundsätze  sein,  der  sich  als 
Abgeordneter  die  Achtung  der  Nation,  als  Geistlicher  und  Schrift- 
steller die  der  Gläubigen  und  der  Gelehrten  erworben;  auch  würde 
man  damit  indirect  anerkennen,  dass  ein  Abgeordneter  einem  fremden 
Fürsten  für  seine  Meinungen  verantwortlich  sei;  in  Spanien  sehe 
man  Vill/s  Ansichten,  bei  denen  es  sich  übrigens  gar  nicht  um 
Glaubenssachen  handle,  mit  anderen  Augen  an  als  in  Eom.  Der 
Nuncius  protestirte  in  einer  langen  Note  vom  24.  Jan.  gegen  die 
Verletzung  des  Völkerrechts:  nach  Wicquefort  habe  jeder  Souverän 
das  Recht,  einen  Gesandten,  dem  er  kein  Vertrauen  schenke,  nicht 
zuzulassen;  der  Papst  hätte  nicht  einmal  Gründe  für  die  Zurück- 
weisung Vill.^s  anzuführen  brauchen.  Der  Nuncius  reiste  28.  Jan. 
ab  und  im  Februar  wurde  auch  Aparici  abberufen.  Die  Actenstücke 
wurden  23.  Febr.  1823  im  Diario  di  Roma  publicirt^). 

Vill.  reiste  9.  Febr.  1823  von  Genua  nach  Spanien  zurück, 
und  Hess  %u  Barcelona  ein  Gedicht  Mi  dispedida  de  la  Curia  Ko- 
mana  mit  Noten  drucken,  —  es  wurde  in  demselben  Jahre  nochmals 
zu  Murcia  gedruckt  mit  einer  Advertencia  von  dem  Geistlichen 
Tomas  Juan  Serrano  über  das  Verfahren  der  Curie  gegen  misslie- 
bige  Schriftsteller,  —  verliess  aber  im  October  wegen  des  mittler- 
weile in  der  spanischen  Politik  eingetretenen  Umschlages  sein  Vater- 
land und  ging  mit  seinem  Bruder  Jaime  (t  1824)  nach  England. 
Er  starb,  80  Jahre  alt,  mit  der  Kirche  ausgesöhnt,  25.  März  1837 
zu  Dublin  (Pelayo  3,  529).  Das  eben  erwähnte  Gedicht  ist  die 
einzige  Schrift,  die  unter  seinem  Namen  im  Index  steht,  verb.  19. 
Jan.  1824.  Besonders  auffallend  ist,  dass  nicht  verboten  wnrde: 
Vida  literaria  de  Don  Joaquin  Lorenzo  Villanueva,  o  memoria  de 
sus  escritos  y  de  sus  opiniones  eclesiasticas  j  politicas,  j  de  algn- 
nos  sucesos  notables  de  su  tiempo.  Con  un  apendice  de  docnmentos 
relatives  a  la  historia  del  Concilio  de  Trento.  Escrita  por  el  mismo, 
Londres  1825,*  2  vol.  8.  —  Dagegen  stehen  noch  einige  kleinere 
anonyme  Schriften  von  ihm  im  Index:  Cuestion  importante:  ^,Los 
diputados  de  nuestras  cortes  son  inviolables  respecto  de  la  Curia 
Romana?  verb.  26.  Aug.   1822  (Vill.  erfuhr  das  Verbot  in  Genua), 


1)  Sie  stehen  auch  in  der  AUg.  Ztg.  182S,  41—49  und  in  Mastianx' 
Lit.-Ztg.  1828,  26,  spanisch  mit  einem  ausführlichen  polemischen  Com- 
mentar  in  der  Vida  2,  210. 


J.  L.  Villanueva.  A.  Bernabe«.  1067 

eine  Schrift,  worin  er  zeigt,    dassderj  Papst  mit  Unrecht  zwei  von 
dem    Konig    ernannten    Bischöfen    wegen    ihres   Verhaltens    in  den 
Gortes  die  Bestätigung  verweigert  habe  (Vida,  2,  239),  ferner,  6,  Sept. 
1824  verb.:  Examen  de  la  nota  pasada  por  el  Eminentisimo  Seftor 
Nuncio  de  Su  Santidad  al  ministerio  d'estÄdo.   Por  un  nieto  de  Bon 
Roqne  Leal  (Vida  2,  286).    Von  Vill.  sind  auch  zwei  6.  Sept.  1824 
verbotene  Commissionsberichte  für  die  Cortes  von  1821:  Die  tarnen 
de  la    comision  eclesiastica   de  las    cortes  sobre    qne  no  se  exporte 
dinero  para  Koma  con  motivo  de  la  impetracion  de  bnlas,  dispensas 
y  demas  gracias  apostolicas,  und  Di  ct.  y  proyecto  de  ley  sobre  la 
reforma  de  los  reguläres  (kam  nicht  zur  Discussion;    Vida  1,  210; 
2,  255),    wahrscheinlich    auch    (denn  er  verfasste  mehrere  Berichte 
der  Commission,  Vida  1,  214)  Biet,  de  la  com.  ecl.  encargada  del 
arreglo  definitive  del  clero  de  Espa&a,  impreSo  de  orden  de  las  cor- 
tes, verb.  26.  März  1825.  —  In  der  Vida  erwähnt  Vill.  noch  einige 
ältere  Schriften,   welche  bei  der  span.  Inq.  denuncirt  wurden,  ohne 
dass   es  zu  einem  Process    kam:    Catecismo    del  estado  1789;    Aüo 
cristiano  de  Espaiia  y  las  dominicas  y  fiestas  movibles,  19  vol.  8. ; 
El  Jansenismo,    dedicado    al   Filösofo   Eancio    (unter  diesem  Namen 
veröffentlichte  der  Dominicaner  Franc.  Alvaredo  1811 — 14  47  Briefe 
gegen  Jansenisten  u.  s.  w.;  Pelayo  3,  489);    Las  angilicas  fuentes 
6  el  Tomista   en   las  cortes,    Cadiz  1813,    unter  Mitwirkung   seines 
Bruders  Jaime  geschrieben,    um    gegen    die  Espaiia  vindicada  (von 
Josef  Colon)    zu    zeigen,    dass    die    neue   spanische  Verfassung  mit 
der  Lehre  des  h.  Thomas  übereinstimme*).    1818  wurde  er  von  der 
Inquisition  wegen  der   letztem   Schrift  und    einiger  anderen   vorge- 
laden ;    es  kam   aber  auch  jetzt  nicht  zu  einer  Verurtheilung  (Vida 
2,  195).  —  Das  Index-Decret  vom  26.  Aug.  1822,  in  welchem  eine 
Anzahl  spanischer  Schriften  verboten  würde,  namentlich  das  Verbot 
der'  Cuestion    wurde   in    den   Cortes    14.    Nov.    scharf  angegriffen, 
auch  von  Vill.,    und    25.   Nov.  beschlossen,    die   Eegierung    zu   er- 
suchen,   die  Verbreitung  des  Decretes    zu  verhindern    und   bei  dem 
Nuncius  und  dem  Papste  zu    protestiren    (Vida  2,  240.    Ami  de  la 
rel.  34,  140). 

Andere  Schriften,  welche  mit  den  kirchenpolitischen  Verhand- 
lungen in  der  Zeit  von  1812 — 23  zusammenhangen  und  1820 — 25 
verb.  wurden,  sind:  Juicio  historico,  canönico,  politico  de  la  auto- 
ridad  de  las  naciones  sobre  los  bienes  eclesidsticos,  Alicante  1813; 
der  Verfasser  nennt  sich  El  Solitario  (Pelayo  3,  487),  ist  aber  nach 
Villanueva,  Vida  1,  182  der  gelehrte  Priester  Antonio  Bernabeif, 
dem  dafür  der  Patriarch  von  Indien,  Franc.  Cebrid,  die  Erlaubniss 
zum  Predigen  und  Beichthören  entzog;    von  demselben    ist    Carta 


1)  Vida  1,  38.  78.  205.  208.  Von  Viage  literario  a  las  iglesias  de 
Espafia  sind  die  ersten  5  Bände  zu  Madrid  1803— 6  unter  Joaquins  Namen 
erschienen,  aber  hauptsächlich  von  Jaime  bearbeitet  (Vida  1,  106);  die 
Bande  6—10  erschienen  unter  des  letztern  Namen  1821  in  London;  1860 
— 51  wurden  dann  noch  die  Bände  11 — 18  von  derAcademia  de  la  historia 
zu  Madrid  herausgegeben. 


1068  Spanische  und  portugiesische  Schriften. 

que  el  presbitero  D.  Ant.  Bernabeu  escribe  al  IL  Sefior  Don  Simon 
Lopez,  Arzob.  de  Valencia,  vindicando  el  sacerdocio  y  el  patriotis- 
mo.  —  Abu 6  08  introducidos  en  la  disoiplina  de  la  Iglesia  y  po- 
testad  de  los  principes  en  su  correccion,  que  a  la  soberania  de  la 
nacion  en  aus  cortes  generales  ofrece  .  .  un  prebendado  de  estos 
reinoR  (Madrid  1813,  99  S.  4.,  Pelayo  3,  487);  Conversacion 
familiär  entre  un  cura,  doctor  de  la  Univ.  de  Salamanca,  y  el  sa- 
cristan,  gradaado  de  bacbilier  en  la  misma,  sobre  la  jarisdiccion  de 
los  obispoB  en  orden  a  dispensas,  riservaciones,  confirmaciones,  Irans* 
laciones  y  demas  prerogativas,  de  que  en  el  dia  estan  desposeidos; 
Breve  exposicion  sobre  el  real  patronato  y  sobre  los  derechos  de 
los  obispos  electos  de  America,  que  en  vertud  de  los  reales  despa- 
chos  de  presentacion  .  .  .  administran  sus  iglesias  antes  de  la  con- 
firmacion  pontifical;  El  codig o  eclesidstico  primitive  o  las  leyes  de 
la  iglesia  sacadas  de  sus  primitivas  y  legitimos  fuentes;  Carta 
escrita  al  P.  Pio  YII.  (sub  praetenso  nomine  principis  Caroli  Maur. 
Talleyrand);  Politica  eclesiastica,  Valencia  1820^);  Croniea  reli- 
giosa,  Madrid,  imprenta  de  D.  A.  Fernandez  (steht  im  Index  unter 
diesem,  also  des  Druckers  Namen);  endlich  Historia  politica  dei 
pontificado  Bomano  (6  examen  del  origen  de  la  antoridad  espiritnal 
y  temporal  de  los  Papas  desde  San  Lino  hasta  Pio  VI.  Obra  escrita 
por  un  celebre  oanonista  aleman  y  trad.)  por  Don  F.  J.  de  V.,  Ma- 
drid 1821,  und  Division  de  los  dominios  del  Papa;  traduccion 
libre  del  folleto  intit.     II  Papa  in  camicia. 

Die  1322  verbotenen  Carta  XVI.  XVII.  del  Compadre  wer^ 
den  zwei  der  20  Cartas  del  Compadre  del  Holgazan  y  apologista 
universal  de  la  holgazaneria  sein,  die  1820 — 22  erschienen,  Satiren 
über  kirchliche  Dinge  (Hidalgo  gibt  den  Inhalt  an),  wie  es  scheint 
eine  Nachbildung  der  Cartas  del  pobrecito  Holgazan  (d.  i.  Bummler) 
von  dem  Präbendaten  Sebastian  Mifiano  y  Bedoya  zu  Sevilla  (f  1845), 
die  1820  erschienen  und  von  denen  einige  in  60,000  Exemplaren 
abgesetzt  wurden  (Pelayo  3,  512).  Warum  von  diesen  Cartas  nur 
jene  zwßi  verboten  wurden  (die  16.  handelt  von  Ordensgeliibden, 
die  17.  und  18.  enthalten  eine  Critica  satirica  ^obre  las  crönicas  de 
la  religion  Franciscana  escritas  por  P.  Cornejo  en  respnesta  a  un 
folleto  La  Frailomania),  ist  nicht  zu  sagen. 

5.  1823  wurde  verb.  Larraga  (ementitum  nomen)  del  afio 
de  1822,  6  prontuario  de  teologia  moral  conforme  a  las  doctrinas 
ecles.  y  polit.  vigentes  en  EspaÜa,  por  dos  individuos  del  clero 
espafiol.  D.  Hidalgo  (Diccionario  de  bibliogr.  esp.)  erwähnt  mehrere 
in  den  ersten  Jahrzehnten  des  19.  Jahrh.  erschienene  Ausgaben  eines 
zuerst  1710  von  einem  Dominicaner  Franc.  Larraga  veröffentlichten 
Prontuario    de   la  teol.  moral.      Das  Buch   scheint    das    beliebteste 


1)  Nach  Mendham,  Suppl.  p.  32  eine  Sammlung  von  Broschüren; 
er  sagjb,  er  besitze  die  drei  ersten  Bände,  und  erwähnt  daraus  speciell  eine 
Broschüre  über  den  von  den  Bischöfen  dem  Papste  zu  leistenden  Eid,  die 
in  Spanien  1817  verb.  worden  sei. 


Larräga.    P.  M.  Pascual.     BoteÜio  u.  a.  1069 

Hülfabttob  zur  Yorbereitang  für  die  geistlicheD  Präfangen  gewesen 
zu  sein.  Die  Verfasser  der  verbotenen  Schrift  hatten  diese  also 
als  einen  neuen  Larraga  bezeichnet.  —  Die  einzigen  theologischen 
Schriften^  welche  sonst  noch  1822 — 23  verb.  wurden,  sind:  Sistemade 
la  moral  6  teoria  de  los  deberes  por  Prudencio  Maria  Pascual, 
Valencia  1821,  nach  Pelayo  sensnalistisch  im  Geiste  von  Destatt- 
Traoj,  dessen  Ansichten  damals  überhaupt  in  Spanien  sehr  verbreitet 
waren  ^);  Tratado  historico-canonico  de  los  parroohos,  su  origen  .  . 
7  derechos,  por  el  Dr.  en  canones  Ant.  Mendizabal,  cara  de  Na- 
varrete,  Madrid  1821,  2  vol.  4.;  Supersticiones  descubertas, 
yerdades  declaradas  y  desengafios  i  toda  gente;  La  religion  na- 
tural. Obra  escrita  en  franoes  por  Piaton  Blanchard.  —  Eine  1828 
zu  Cuenca  erschienene  Schrift,  La  predestinacion  y  reprobacion 
de  los  hombres  segun  el  sentido  jenuino  de  las  escritnras  y.la  ra- 
zon,  por  F.  V.  S.,  wurde  erst  1857  verb.  und  1861  gemeldet: 
Auetor  laud.  etc. 

1865  erschien  eine  Carta  &  los  presbiteros  espafioles  über  die 
von  dem  Congress  beschlossene  Anerkennung  des  Königreich  Italiens, 
den  Kirchenstaat  u.  s.  w.  Sie  wurde  von  mehreren  Bischöfen  ver- 
boten. Der  Verfasser  gab  darauf  Historia  de  una  oartä  por  el  pres- 
bitero  Don  Ant.  Aguayo,  Madrid  1866*,  310  S.  8.,  heraus,  worin 
der  Brief,  die  bischöflichen  Erlasse,  Zeitungsartikel  darüber  und  dgl. 
abgedruckt  sind  (Pelayo  3,  691).  Die  Sachen  stehen  nicht  im  Index  ^). — 
Ausser  den  S.  1036.  52  und  §  117  erwähnten  Schriften  wurden 
nach  1857  nur  noch  1864  ein  zu  Barcelona  gedruckter  Almanaque 
demooratico,  und  1884  Siete  Tratados  por  Juan  Montalvo  en  dos 
tomos,  Besanzon  1882,  verb. 

6.  Eine  Schrift  des  Lissaboner  Canonicus  Jos6  de  S.  B  e  r- 
nardino  Botelho  (1742 — 1827),  Salva^äo  de  todos  os  innocentes 
pela  redemp^ao  de  Jesu  Christo,  Liss.  1822,  169  S.  8.,  und  eine 
anonyme,  von  dem  Oratorianer  Lucas  Tavares,  einem  Schüler  Perei- 
ra's  (f  1824),  verfasste  G-egenschrift:  Ao  Spiritu  Sanoto  e  ds  almas 
simples,  que  respeitam  a  sua  voz  divina  offerego  arefutagao  do 
livro  intitulado  Salva^äo  .  .  .  pelo  Senhor  Conego  da  basilica  de  S. 
Maria  Major,  Liss.  1823,  62  S.  8.,  wurden  von  dem  Patriarchen 
Card.  Garlos  da  Cunha  in  einem  Hirtenbriefe  vom  28.  Jan.  1824 
bei  Strafe  der  Excommunication  verb.,  die  erste  Schrift  als  pelagia- 
nisch,  die  andere  als  in  das  entgegengesetzte  Extrem  verfallend  und 


1)  Pelayo  8.  515.  Ansführlicher  wird  p.  856  von  Martinez  Pascual, 
einem  Anhänger  Saint  Martins,  f  1799,  geaprocheD. 

2)  In  den  Keformistas  esp.  V,  App.  83  wird  von  einer  kleinen  Schrift 
Obras  de  D.  Jose  Somoza,  Madrid  1842,  berichtet,  der  Bischof  von  Avila 
habe  den  Verfasser  aufgefordert,  binnen  10  Tagen  zu  revociren;  er  habe 
geantwortet :  er  habe  das  Buch  auf  Befehl  Espartero's  drucken  lassen,  dem 
Krzieher  der  Königin  gewidmet  und  den  Erlös  für  eine  Schule  bestimmt;  er 
könne  es  nicht  selbst  verdammen,  wolle  aber  das  Schreiben  des  Bischofs  in 
den  Zeitungen  veröffentlichen;  er  schliesse  den  Brief  pidiendo  su  benedi- 
cion  episcopal  y  besandole  el  anillo. 

Bensch,  Indox  II  68 


1070  Spanische  und  portugiesische  Schriften. 

geeignet,  die  meisten  Menschen  znr  Verzweiflung  zu  führen,  beide 
als  bereits  verdammte  Lehren  enthaltend.  Am  6.  Sept.  1824  wur- 
den beide  auch  in  Rom  verb.  ^).  In  demselben  Decrete  wurden 
verb.  C'artas  de  hum  amigo  a  oatro  sobre  as  indulgencias, —  1825 
Resposta  do  Bispo  d'Angra,  eleito  de  Bragan^a,  a  alguns  reparos 
qne  se  fizerao  a  respeito  do  opuscnlo  anonimo  publicado  pelo  mesmo 
Bispo:  Cartas  .  .  .,  —  und  0  cidadao  Lusitano.  Breve  compendio, 
em  que  se  dimostrao  ob  fructos  da  constitu^ao  e  os  deveres  do  ci- 
dadao oonstitucional,  por  Inn.  Ant.  de  Mi  ran  da,  einen  Weltgeist- 
liehen,  der  1821  Deputirter  war,  wahrscheinlich  identisch  mit  dem 
Dialogo  entre  um  liberal  e  um  servil,  Liss.  1822,  143  S.  4.,  welcher 
nach  Silva  3,  219  in  dem  oben  erwähnton  Hirtenbriefe  verb.  wurde. 
—  Fray  Eugenio  ou  l'auto-da-fi  de  1680  por  M.  Mortonval,  verb. 
1827,  ist  üebersetzung  einer  1826  erschienenen  französischen  Schrift 
(von  Alex.  Purcy  Gnesdon).  —  1836  wurden  verb.  A  escanda- 
losa  vida  dos  papas,  und  A  voz  da  razao  por  Josä  Anaetasio  da 
Cunha,  eine  kleine  Sammlung  von  ungläubigen  Briefen,  die  zuerst 
Paris  (Coimbra)  1822,  dann  Paris  (Lissabon)  1826  erschien,  48  S. 
16.,  nachdem  sie  schon  einige  Zeit  in  Abschriften  verbreitet  gewesen. 
Sie  ist  auch  (mit  einer  Widerlegung)  den  Composiciones  poetieas 
von  da  Gunha,  Liss.  1839,  beigedruckt.  G-leichwohl  ist  es  zweifel- 
haft, ob  die  Briefe  wirklich  von  da  Cunha,  geb.  1742,  seit  1773 
Prof.  der  G-eometrie  zu  Coimbra,  sind,  der  1778  von  der  Inquisition 
wegen  erros  do  deismo,  tolerantismo  e  indifferentismo  als  Haeretiker 
und  Apostat  zu  einer  Absohwörung  und  dreijähriger  Haft  vernrtheilt 
wurde  und  1787  nach  Empfang  der  Sacramente  starb  (Silva  4,  221. 
Pelayo  3,  298).  —  1836  wurden  femer  verb.  Institutiones  juris 
civilis  lusitani  tum  publici,  tum  privati,  au  ct.  Pasch.  Jos.  Mellio- 
Freirio  (de  MelloPreire  dos  Reis,  1736—98). 

Von  da  an  nahm  die  Index-Congr.  fast  30  Jahre  von  Portugal 
keine  Notiz.  Sie  ignorirte  sogar  Portugal,  Roma  e  Italia,  carta  di- 
rigida  a  S.  Em.  o  Card.  Antonelli  por  Aug.  Soromenho,  1862,  eine 
scharfe  Kritik  des  Breves  vom  26.  März  1861,  wodurch  die  An- 
greifer des  Kirchenstaates  excommunicirt  werden  und  auf  Grund 
dessen  der  Patriarch  von  Lissabon  den  dortigen  Italienern  einen 
Trauergottesdienst  für  Cavour  verboten  hatte  (Observateur  cath. 
13,  464).  —  1864 — 66  aber  wurden  verb.:  Synopse  das  religiones 
e  seitas  actualmente  'seguidas  por  diversos  povos  do  globo  e  una 
breve  noticia  d'outras  seitas  religiosas  extinctas,  por  J.  Ant  Dias, 
Liss.  1864;  der  Verf.  war  als  Beamter  wegen  seiner  politischen 
Grrundsätze  entlassen,  leitete  dann  eine  Erziehungsanstalt  und  schrieb 
Schulbücher  und  dgl.  (Silva  3,  289);  —  Defeza  do  razionalismo  ou 
analyse  da  f6,  por  Pedro  Amorin  Vianna,  Porto  1866;  der  Verf. 
war  Mathematiker  und  Literat,  geb.  1823  (Silva  6,  384);  —  Ele- 
mentes   de  dreito  eclesiastico  portuguez  para  uso  de  seus  discipu- 


1)  J.  P.  da  Silva,  Diccionario  bibliogr.,  Liss.  1768  ff.,  s.  v.  .Tose  de 
S.  Bern.    Das  erste  Buch  sollte  im  Index  unter  Botelho  stehen. 


Franzosische,  holländische  und  englische  Schriften.  1071 

los,  pelo  Dr.  Bernardino  Joaquim  da  Silva  Carneiro,  Coimbra  1863 , 
400  S.  8.;  der  Verf.  (1806— 67 J  war  Prof.  der  Rechte  zu  Coimbra 
(Silva  1,  364;  8,  884);  —  Estudos  sobre  o  casamento  civil  por  oc- 
casiao  do  opusculo  do  Visconde  de  Seabra  sobre  esto  assumpto,  por 
A.  Herculano,  Liss.  1866*,  3  Hefte,  zusammen  175  S.  8.  Ale- 
xandre Herculano  de  Carvalho  (1810—77)  hatte  als  Mitglied  der 
Commission  zur  Revision  des  Civilgesetzbuchs  mit  Rücksicht  auf  die 
in  Portugal  ansässigen  nicht  katholischen  Ausländer  die  Einführung 
der  facultativen  Civilehe  befürwortet  und  vertheidigte  die  betreffen- 
den Sätze  ausser  in  der  genannten  Schrift  auch  in  vier  Cartas  diri- 
gidas  ao  Jomal  de  Commercio,  1866*  (je  1  Bogen),  gegen  Ant.  de 
Costa,  den  Wortführer  des  Partido  neo-catholico.  Auffallender  Weise 
ist  keine  andere  Schrift  von  ihm  verb.,  nicht  einmal  Da  origem  e 
establicimento  da  Inquisi^ao   em  Portugal,  1854 — 57^). 


108.  Franzosisehe,  holländische  ond  englische  Schriften, 

1817—1830. 

Erst  nach  dem  Jahre  1816  wurde  eine  Reihe  von  irre- 
ligiösen und  obscönen  französischen  Schriften  verboten,  welche 
schon  im  18.  Jahrhundert  oder  in  den  ersten  Jabren  des  19. 
erschienen  waren,  von  Dupuis,  Volney,  Pamy,  Piganlt^Lebrun 
n.  a.  Ausserdem  kamen  in  dieser  Zeit  aus  Frankreich  in  den 
Index  einige  Schriften  ähnlichen  Charakters,  u.  a.  sämmtliche 
Werke  von  Collin  de  Plancy,  femer  eine  Reihe  von  gallica- 
niscfaen  oder  doch  anticnrialistischen  Schriften,  von  Daunon, 
Lanjuinais,  Montlosier,  Tabaraud,  Gr^goire,  de  Pradt,  de  Potter, 
einige  Werke  von  B.  Gonstant,  aber  keine  theologische  Schriften, 
dagegen  einige  holländisch  und  englisch  geschriebene  theolo- 
gische Sachen,  eine  Predigt  des  Mechelner  Generalvicars  Ver- 
heylewegen  und  ein  Leben  Jesu  des  Genter  Professors  Schrant 
und  zwei  Bücher  des  englischen  Priesters  Gandolphy. 

1.  Im  J.  1825  brachte  der  Ami  de  la  rel.  (44,  97)  einen  Aus- 
zug aus  einem  dem  Minister  des  Innern  vorgelegten  Bericht  über  die 
1817 — 24    erschienenen  irreligiösen  und  unsittlichen  Schriften;    da- 


1)  Döllinger,  Gcdächtnissrede  auf  Alex.  Herculano,  1878.  Herculano 
schrieb  auch  1871  eine  Broschüre  gegen  die  Vaticanischen  Decrete:  A 
suppressSo  das  conferpncias  do  casino  (in  den  Opuscnlosl,  265;  DÖIlinger 
S.  28). 


1072  FranzoBiBche,  holländische  und  englische  Schriften. 

runter  waren  12  Gesammtansgahen  von  Voltaire^),  13  von  Eonsseau 
(dazu  viele  Ausgaben  einzelner  Werke),  8  AuBgaben  des  Systeme 
de  la  nature  von  Holbach,  4  der  Lettres  persanes  (über  andere 
Bücher  b.  u.).  Der  Bericht  taxirt  die  Gesammtzahl  auf  2,741,400 
Bände.  46, 182  wird  erwähnt,  dass  man  Moliere's  Tartuife  in  100,000 
Exemplaren  habe  drucken  lassen  und  für  5  Sous  verkaufe.  —  Ueber 
die  neuen  billigen  Gesammtausgaben  von  Voltaire  und  Eoussean 
erliess  unter  dem  28.  Aug.  1821Etienne-Antoine,  Bischof  von  Troyes, 
ernannter  Erzbischof  von  Yienne,  einen  langen  Hirtenbrief  (Ma- 
stiaux,  Lit.-Ztg.  1823,  No.  l).  Am  Schlüsse  sagt  er :  „Wir  erneuern 
alle  Gensuren  der  in  den  Jahren  1782  und  1785  versammelten 
Geistlichkeit  von  Frankreich  und  jene  der  zwei  Erzbischöfe  von  Paris, 
welche  zur  Zeit  diese  Werke  als  gottlos,  gotteslästerlich,  aufrühre- 
risch und  sacrilegisch  erklärten;  wir  verbieten,  so  viel  an  uns  ist, 
unter  canonischer  Strafe,  diese  Werke  in  unserer  Diöcese  zu  drucken, 
zu  verkaufen  oder  den  Druck  irgendwie  zu  begünstigen,  und  be- 
halten unseren  Generalvicaren  die  Lossprechung  von  einem  Ver- 
brechen vor,  welches  nicht  mit  zu  strengen  geistlichen  Strafen  belegt 
werden  kann."     Von  dem  Index  ist  dabei  nicht  die  Rede. 

In  den  zwanziger  Jahren  war,  wie  Drujon  p.  X  berichtet,  ein 
Abb^  Mutin  als  Chef  de  division  im  Ministerium  des  Innern  ange- 
stellt und  beauftragt,  Analysen  von  neu  erschienenen  Büchern  an- 
zufertigen, welche  den  Anträgen  auf  gerichtliche  Verfolgung  zur 
Grundlage  dienten.  Nach  der  Juli-Revolution  veröffentlichte  die 
Gazette  litt^raire  Auszuge  daraus  (die  Redaction  sagte,  sie  habe  3 — 
400  solcher  Analysen  in  Händen,  darunter  ein  sehr  scharfes  Ghit- 
aohten  vom  J.  1826  über  die  billigen  neuen  Ausgaben  von  Schriften 
Voltaire's  u.  a.).  Dieser  Mutin  machte  auch  den  Nuncins  auf  Bücher 
aufmerksam,  die  geeignet  seien,  in  den  Index  gesetzt  zu  werden, 
z.  B.  1827  auf  de  Pradts  Concordat  de  l'Amfirique,  welches  denn 
auch  1828  verb.  wurde. 

2.  Wenn  erst  nach  1816  in  Rom  irreligiöse  oder  obscone 
Schriften  aus  älterer  Zeit  verboten  wurden,  so  sind  diese  Verbote 
zum  Theil,  aber  auch  nur  zum  Theil  durch  neue  Auflagen  veran- 
lasst*). Zu  dieser  Classe  von  Schriften  gehören:  Origine  de  tous 
les  cultes,  ou  religion  universelle  par  [Gh.-Fn]  Dupuis,  citoyen 
frangais,  Paris  Tan  III  (1794),  4  vol.  4.  (7  vol.  8.  Picot  4,  643), 
verb.  1818;  von  dem  vollständigen  Werke  erschien  1822  eine  neue 
Ausgabe;  der  Ahrigi,  1798,  der  nicht  verb.  ist,  wurde  1817 — 24 
7mal  gedruckt.  —  J.-F.  Volney,  Les  ruines  ou  meditations  sur 
les  revolutions  des  empires,  1799  (in  Spanien  gleich  strenge  verb.). 


1)  Die  1886  erschienene  Ausgabe  in  70  Bänden  wird  als  die  6t.  be- 
zeichnet. 

2)  Sogar  der  Würzburger  AUg.  Eirchencorrespondent  1834,  No.  8 
Beil.,  erlaubt  sich  zu  einem  Index-Decrete  von  1884,  worin  u.a.  LaVicom- 
terie  und  Fiffault-Lebrun  stehen,  die  Bemerkung:  Warum  mehrere  dieser 
Bücher,  welche  schon  vor  Jahr  und  Tag  erschienen,  gelesen  und  beinahe 
vergessen  sind,  erst  jetzt  verboten  worden,  fallt  auf. 


Dapuis.    Volney.     Pigaalt-Lebrun  u.  a.  1078 

5.  Ed.  1817,  im  Ami  de  la  rel.  1817, 12,  401  aneffibrlich  besprochen, 
yerb.  1821  (im  Index  steht  Le  rovine  .  .  .  quocnnque  idiomate, 
wohl  Uebersetzung  des  Titels ;  eine  Uebersetznng  des  Baches  erschien 
Italia  1849);  das  Buch  wnrde  1817—24  lOmal  gedmckt;  Yolney 
soll  80,000  Francs  vermacht  haben,  um  es  zn  verbreiten ;  seine  Re- 
cherohes nonvelles  snr  l'hist.  ancienne,  1816,  3  vol.,  wnrden  1826 
verb.  —  A.  Chevignard,  Nouveau  spectacle  de  la  nature  .  .  . 
suivi  d'nn  expos6  simple  snr  la  morale  universelle,  1798  (vorher 
seit  1779  vier  Auflagen  anonym  unter  dem  Titel  Id^e  dn  monde), 
verb.  1825.  —  La  guerre  des  dieiix  anciens  et  modernes.  PoSme  . . 
par  Evariste  Parny,  Paris  l'an  VII  (1799)  ti.o.,  verb.  1817  (Pamy 
starb  1 814  als  Mitglied  der  Akademie  and  wurde  feierlich  begraben, 
Ami  de  la  reL  1815,  253;  sein  Gedicht  warde  seit  1821  in  Frank- 
reich wiederholt  verb.,  Drujon  185).  —  J.-A.  Dulaure,  Hist. 
abr^g^e  des  diff^rents  cultes  qai  ont  prec6d6  et  amen6  l'idol&trie, 
1805,  verb.  1826 ;  die  Fortsetzung,  Des  divinit^s  generatric^s  ou  du 
culte  du  Phallus  par  J.  A.  D***,  1806,  1825  mit  dem  vollen  Na- 
men gedruckt,  1826  in  Paris  verartheilt  (Drujon  129),  steht  nicht 
im  Index.  —  F^tes  et  coartisanes  de  la  Gr^ce  .  .  .,  Paris  l'an 
IX  (1801),  3.  Ed.  1821  (von  J.-B.-P.  Chaussard),  verb.  1826.  — 
L'art  de  connaftre  les  femmes,  wohl  eine  neue  Ausgabe  der  1730 
erschienenen  L'art  .  .  .  avec  une  dissertation  sur  l'adult^re  par  le 
Chevalier  Plante- Amour  (Fr.  Brueys;  im  span.  Index  seit  1761), 
verb.  1826.  —  Louis  La  Vicomterie,  Les  crimes  des  Papes  de- 
puis  S.  Pierre  jusqu'i  Pie  VI.,  1792  u.  o.,  auch  1830  (Drajon  112), 
verb.  1834. 

Von  den  zahlreichen  ungläubigen  und  unsittlichen  Schriften 
von  Pigault-Lebrun  (1753 — 1835)  kam  die  erste  1820  in  den  In- 
dex: Le  Citateur,  zuerst  1803,  2  vol.,  voll  Spöttereien  über  die 
Bibel  und  christliche  Dogmen.  Reiffenberg  (Bull,  du  Bibl.  Beige 
7,  26)  erzählt,  Napoleon  habe  1811,  wtithend  über  ein  Breve  des 
Papstes,  10,000  Exemplare  davon  ins  Publicum  werfen  wollen,  was 
freilich  nicht  zur  Ausführung  kam.  In  Spanien  wurde  1815  Le 
Citateur  verb.,  1819  strenge  El  citador  .  .  .  trad.  por  el  R.  P.  M. 
Fr.  N.  Alvarado,  London  1816,  mit  der  Bemerkung,  dem  P.  Alva- 
rado  werde  die  Uebersetzung  mit  Unrecht  zugeschrieben.  Nun  wurde 
1820  auch  in  Rom  nicht  das  Original,  sondern  El  citador  escrito  en 
frances  y  tradacido  al  castellano  verb.,  1823  El  citador  historico  o 
sea  la  lega  de  los  nables  y  de  los  sacerdotes  contra  los  pueblos  y 
los  reyes  desde  el  principio  de  la  era  cristiana  hasta  el  aflo  1820, 
trad.  dal  frances  al  espaftol  por  Z.  Isgonde,  —  1828:  La  folie 
espafiola  (1802),  Tableaux  de  societä  ou  Fanchette  et  Honorius, 
J^rome  (1804,  1823),  L'enfant  du  carneval  (1802),  —  endlich  1834; 
Romans  (1825—27  wurden  Le  citateur  und  andere  Schriften  auch 
in  Paris  verb.;  Drujon  94.  142.  167).  —  Amours  et  galanteries  du 
Chevalier  de  Faublas  von  J.-B.  Louvet  de  Couvray,  Londres  (Paris) 
1789 — 90,  13  parties,  eine  carikirte  Schilderung  der  Pariser  Unsitt- 
lichkeit  vor  der  Revolution,  wurde  in  Paris  seit  1822  wiederholt 
verb.  (Drujon  p.  24;  in  Spanien  1790:  Les  galanteries  du  Chev.  de 


1074  Französische,  holländische  und  englische  Schriften. 

F.  par  TA.  de  Felicia,  1788),  in  Rom  erst  1864:  Tita  ed  ayventure 
galanti  del  Cav.  Faublas  de  Louvet,  Livorno  1862.  —  Von  Jacques- 
Albin-Simon  Colli n  de  Plancy,  der  1812^35  eine  Eeihe  von  ir- 
religiösen Schriften  veröffentlichte,  wurden  1827  Dictionnaire  critiqne 
des  reliqnes  et  des  images  miraculeuses,  Par.  1821—22,  3  vol.  8., 
and  alle  seine  anderen  Schriften  verb.  1887  wurde  er  fromm  und 
rechtgläubig  und  veröffentlichte  nun  Legenden  und  dgl.,  auch  eine 
Umarbeitung  seines  Dictionnaire  infernal,  1825,  manches  unter  an- 
genommenen Namen,  Saint-Albin  u.  a.  (Yapereau).  —  1834  wurden 
verb.  Mämoires  de  Casanova  de  Seingalt,  ecrits  par  lui-meme,  die 
1830  erschienene  Ausgabe  in  8  Bänden;  eine  andere  war  schon 
1825  erschienen.  —  Aus  späterer  Zeit  mögen  hier  gleich  noch  er- 
wähnt werden:  Aug.  Debay,  Philosophie  du  mariage,  1849,  und 
Pierre  Dufour,  Hist.  de  la  prostitution,  1851,  beide  verb.  1852^). 

3.  Erst  1823  wurde  verb.:  Essai  historique  sur  la  puissance 
temporelle  des  Papes  [et  sur  Tabus  qu'ils  ont  fait  de  leur  ministere 
spirituel.  4.  Ed.  revue,  corrig6e  et  augment^e,  Par.  1818*,  2  vol.  8.]. 
Die  beiden  ersten  Auflagen  waren  schon  1810,  die  8.  1811  erschie- 
nen. Auf  dem  Titel  der  ersten  Auflagen  steht  Ouvrage  traduit  de 
I'espagnol,  und  in  der  Vorrede  wird  gesagt,  das  1801  vollendete 
spanische  Manuscript  sei  1809  von  Franzosen  zu  Saragossa  gefunden 
worden.  Das  Buch  ist  aber  von  C.-P.-F.  Daunou,  damals  Grarde 
gin^ral  des  archives,  verfasst^).  In  der  3.  Auflage  ist  ein  2.  Band 
beigefügt,  der  Considärations  gen6rales  und  Elxpos^s  des  maximes 
de  la  Cour  de  Rome  depuis  la  publication  des  fausses  d^oretales, — 
des  maximes  de  TEglise  gallicane,  —  de  la  conduite  actuelle  de  Pie 
Y-II.  enthält.  Für  die  4.  Auflage  hat  angeblich  ein  irischer  Katho- 
lik Beiträge  geliefert,  der  1799 — 1809  das  Vatioanische  Archiv  be- 
nutzte. —  In  diesem  Buche  wird  empfohlen  Table  au  historique  de 
la  conr  de  Bome  depuis  Torigine  de  sa  puissance  temporelle  jusqu'a 
nos  jours,  Paris  1810,  verb.  1819,  nach  Hoefer  von  C.-L.  Lesur. 

Nach  der  Restauration  versuchte  man,  das  Concordat  von  1801 
und  die  organischen  Artikel  durch  ein  neues,  der  Curie  genehmeres 
3U  ersetzen.     Das  zu  Rom  zwischen  Card.  Cunsalvi  und  dem  Grafen 


1)  Bei  Debay  sind  im  Index  drei  verschiedene  Bäoher  zusammenge- 
werfen.  Die  Titel  dieser  und  noch  unanständigerer  desselben  Autors  findet 
man  bei  Lorenz.  P.  Dufour  ist  der  angenommene  Name  von  Paul  Lacroix 
(Le  bibliophile  Jacob).  Das  Buch  erschien  1861—63  in  6  vol.  und  wurde 
auch  ins  Deutsche  und  Italienische  übersetzt;  Barbier- Querard  1,  1014. 

2)  DauQou  war  früher  Oratorianer,  nach  der  Revolution  Vicaire 
episcopal  du  Pas  de  Calais,  dann  de  Paris,  von  Gobel  zum  Superior  des 
constitutionellen  Seminars  bestimmt,  auch  Mitglied  des  Convents.  1798 
nach  Kom  gesandt,  um  die  Republik  zu  organisiren.  1804  wurde  er  Archi- 
viste  de  l'fcliDpire;  er  starb  als  Pair  1840  (Biogr.  univ.).  Das  dritte  Ex- 
pose, das  bemerkenswertheste  Stück,  ist  von  Daunou  im  Auftrage  der  Re- 
gierung Napoleons  und  nach  den  von  ihr  gelieferten  Materialien  geschrieben 
(Ami  de  la  rel.  18,  1.  Dupin,  Manuel.  1847,  p.  480).  Die  8.  Aumige  wurde 
1813  unterdrückt,  so  dass  nur  60  Exemplare  gerettet  wurden.  Hergen- 
röther,  Kath.  Kirche  S.  783  sagt,  das  Buch  sei  zuerst  1818  erschienen! 


Daunou.     Lanjuinais.    De  Pradt.    Gregoire  u.  a.  1075 

Blaeas  vereinbarte,  von  Pios  VII.  28.  ^nli  1817  publioirte  Concordat 
wurde  aber  von  der  Regiernng  Dur  in  der  Form  eines  abschwächen- 
den Gesetzentwurfes  vom  22.  Nov.  1818  den  Kammern  vorgelegt 
und,  da  auch  dieser  heftigen  Widerspruch  fand,  zurückgezogen.  Von 
den  Schriften,  die  gegen  dieses  Concordat  bezw.  den  Gesetzentwurf 
erschienen^),  kam  1819  ausser  dem  Buche  von  Glavier  (S.  792) 
in  den  Index  die  Broschüre  des  Pairs  Gomte  Jean-Denis  Lanjui- 
iiais  (1753—1827),  Appriciation  du  projet  de  loi  relatif  aux  trois 
concordats,  aveo  les  articles  du  dernier  concordat,  ceux  du  projet  de 
loi  et  une  revue  des  ouvrages  sur  les  conciles,  Par.  1817,  64  S.  8. 
(4.  Ed.  1818,  unter  dem  Titel  Dissertation  sur  les  concordats,  Liege 
1827).  1820  wurde  von  Dom.  Dufour  de  Pradt  (1759—1837, 
1805  Bischof  von  Poitiers,  1809  £rzbiechof  von  Mecheln,  1816  re- 
signirt)  verb. :  Les  quatre  concordats,  suivis  de  consid^rations  sur 
le  gouvemement  de  TEglise  en  gänäral  et  de  TEgl.  de  France  en 
particolier  depuis  1515,  3  vol.,  (2  vol.  1818,  Suite  des  quatre  con- 
cordats, 1820).  —  Yon  Lanjuinais'  späteren  Broschüren  (M6moires 
sur  la  religion,  1821,  Hist.  abregne  de  Tinquisition  religieuse  en 
France,  1821,  u.  a.)  kam  keine  in  den  Index,  von  den  etwa  30 
Schriften  von  Pradt  aber  noch  1828:  Concordat  de  TAmerique  avec 
Borne,  1827,  310  S.  8.  (erschien  1827  auch  in  spanischer  üeber- 
Setzung),  und  Congres  de  Panama,  1825,  95  S.  8.,  worin  der  nach 
Panama  berufene  Congress  yon  Abgeordneten  der  von  Spanien  los^ 
gerissenen  Staaten  (Gervinus,  Gesch.  des  19.  Jahrb.  4,  601)  u.  a. 
aufgefordert  wird,  von  Korn  das  zu  verlangen,  was  Pius  YII.  zu 
Savona  und  Fontainebleau  bewilligt  habe.  —  Die  anonyme  Schrift 
von  Tabaraud,  Observations  d'an  ancien  canoniste  sur  la  Conven- 
tion conclue  k  Rome  11.  Avril  1817,  1817,  wurde  nicht  verb.,  aber 
1821  sein  sohon  1811  erschienener  Essai  hist.  et  crit.  sur  l'institu- 
tion  canoniqne  des  ^v^ques.  Auch  die  gegen  das  Concordat  gerich- 
tete, sehr  interessante  Schrift  von  Henri  Gregoire,  ancien  6v6que 
de  Bleis  (f  1831),  Essai  hist  sur  les  libertäs  de  TEglise  gallicane 
et  des  autres  6glises  de  la  catholicit6  pendant  les  deux  demiers 
Sieles,  Par.  1818%  460  S.  8.,  steht  auffallender  Weise  nicht  im 
Index.  Erst  1827  und  1828  wurden  zwei  seiner  Schriften  verb. : 
Histoire  des  confesseurs  des  empereurs,  des  rois  et  d'autres  princes, 
1824,  und  Hist.  des  seotes  religienses  qui  depuis  le  oommencement 
du  siecle  demier  jusqu'lt  l'6poque  actuelle  sont  n6es,  se  sont  modi- 
fiees,  se  sont  6teintes  dans  les  quatre  parties  du  monde,  1828,  5.  vol. 
—  Das  Memoire  k  consulter  sur  un  Systeme  religieux  et  politique 
tendant  a  renverser  la  religion,  la  soci^t6  et  le  tr6ne  von  FrauQois- 
Dom.  *de  Eegnaud,  Comte  de  Montlosier,  1826  (7  Auflagen  in 
einem  Jahre),  dessen  Auftreten  gegen  die  Jesuiten  und  le  parti-pretre 


1)  Mejer,  Zur  Gesch.  der  römisch-deutschen  Frage  II,  1, 158.  Wenn 
Lanjuinais  von  drei  Concordaten  spricht,  so  sind  die  von  1801  und  1817 
und  das  nicht  perfect  gewordene  von  1818  gemeint  (R.-E.  8,  159).  Pradt 
bespricht  ausserdem  das  von  1516. 


1076  Französische,  holländische  und  englische  Schriften. 

grosses  Aofseheo  erregte^),  wurde  12.  Juni  1826  verb.,  1834  noch 
seine  Schrift  Dn  pretre  et  de  son  minist^re  dans  Tetat  actael  de  )a 
France,   1838. 

Yon  den  vielen  Schriften  des  belgischen  Literaten  L.-J.-A.  de 
Potter  (1768 — 1859)  stehen  ansser  der  Vie  de  Ricci  im  Index 
nur:  Consid^rations  sur  l'hist  des  principaux  conciles  depuis  les 
ap6tres  jusqu'au  schisme  d*Ocoident  sous  Tempire  de  Gharlemagne, 
1816,  2  vol.,  verb.  1824,  —  L^esprit  de  TEglise,  on  consid^rations 
philos.  et  polit.  sur  lliist.  des  oonoiles  et  des  papes  depuis  le  apo- 
tres  jusqu'ä  nos  jours,  1821,  verb.  1826,  —  Histoire  philos.,  polit. 
et  orit.  du  christianisme  et  des  ^glises  ehret,  depuis  JSsus  jusqu^au 
19.  siecle,  1836—37,  8  vol.  8.,  verb.  1838,  und  die  anonyme  Schrift 
Saint-Napol^n  au  paradis  et  en  exile,  suivi  d'une  6pitre  au  diable, 
1824,  verb.  1836.  —  Von  Benjamin  Constant  (1767—1830)  wur- 
den 1827  verb.  De  la  religion  considerie  dans  sa  sonrce,  ses  formes 
et  ses  diveloppements,  1824 — 31,  5  vol.,  und  der  Commentar  zu 
Filangieri  (S.  993).  Im  span.  Index  stehen  nicht  diese  Schriften, 
aber  Principes  de  politique,  Par.  1815,  1817  verb.  als  enthaltend 
Sätze,  welche  die  Gewalt  der  Kirche  untergraben,  antidogmatisch, 
zum  Schisma  und  zum  bürgerlichen  Tolerantismus  führend  und  dem 
Staate  schädlich  sind,  —  £in  halb  und  halb  theologisches,  aber  ganz 
irreligiöses  und  wissenschaftlich  werthloses  Buch  ist  Ant.  Fahre 
d^Olivet,  La  langue  h^braique  restitu^e  et  le  vöritable  sens  des  mots 
h^breux  retabli  et  prouve  par  leur  analyse  radioale,  1816,  ein  dicker 
Quartband  (Ami  de  la  rel.  15,  51),  verb.  1825.  Die  Hist.  philoso- 
phique  du  genre  humain,  1824,  2  vol.  (Carov6,  Der  Messianismns 
S.  1),  ist  nicht  verb.  Ein  schon  1826  erschienenes  Buch  des  Malers 
und  Archäologen  Pierre  Lacour,  Aeloim  ou  les  dieux  de  Moise,  2 
vol.  8.,  wurde  erst  1848  verb.  —  Projet  d*une  association  religieuse 
contre  le  d6isme  et  le  papisme  du  19.  siecle,  verb.  1827,  kenne 
ich  nicht. 

4.  F.  G.  Verheylewegen  war  Generalvioar  des  Grafen  Fr.- A. 
de  M^an,  der  früher  Bischof  von  Lüttich  gewesen,  1817  als  Nach- 
folger de  Pradts  zum  Erzbischof  von  Mecheln  ernannt  worden  und 
in  Rom  nicht  gut  angeschrieben  war,  weil  er  den  von  dem  Papste 
missbilligten  Eid  auf  die  die  Gleichstellung  der  verschiedenen  Confes- 
sionen  garantirende  Verfassung  geleistet  hatte  (f  1831).  Die  Predigt 
war  am  4.  März  1821  im  Dome  gehalten  und  unter  dem  Titel:  Den 
zegeprael  van  het  kruys  van  Jesus  Christus  (Der  Triumph  des 
Kreuzes  J.  C.)  gedruckt  worden.  Sie  wurde  in  mehreren  Broschüren 
angegriffen,  namentlich  weil  sie  zu  weit  gehende  Aeusserungen  über 
die  Möglichkeit   der  Erlangung  der  ewigen  Seligkeit    durch  Ketzer 


1)  Crct.-Joly  6,  167.  F.  Nielsen,  Aus  dem  inneren  Leben  der  kath. 
Kirche  1,  191.  208.  Dupin,  Manuel,  p.  286.  —  Martial  Marcel  de  k  Roche- 
Arnaud,  ein  früherer  Novize  der  Jesuiten,  schrieb  Les  Jesaites  modernes 
pour  faire  suite  an  Mem.  de  Montlosier.  Auch  der  spater  berühmt  ge- 
wordene Gury  8ohi*ieb  1827—- 29  Schriften  gegen  die  Jesuiten,  die  er  1845 
desavouirte.  Cret-Joly  4,  175.  178. 


^ 


1 


B.  Constant  n.  a.    Verheylewegen.    Schraut.     Gandolphy.       1077 

and  UnglSnbige  enthalte.  Yerb.  erklärte,  er  unterwerfe  sich  dem 
Urtheil  des  b.  Stuhles  und  schickte  die  Predigt  mit  einer  lateinischen 
üebersetznng  nach  Eom.  Die  Inquisition  verdammte  sie  12.  Sept. 
1821  quocnnque  idiomate  wegen  falscher,  ärgemissgebender,  .  .  .  die 
Kirche  untergrabender  und  ketzerischer  Sätze.  Der  Erzbisohof  pu- 
blicirte  das  ihm  ttbersandte  Deoret  nicht  und  beschränkte  sich  dar- 
auf, Verb,  das  Predigen  zu  verbieten.  Eine  zu  dessen  Yertheidigung 
erschienene  Broschüre:  Le  vicaire  gineral  Verb.  considir6  (im  In- 
dex steht  oonsacre)  dans  son  vrai  jour  par  un  jeune  thiologien  ca- 
tholique,  Brux.  1822,  36  S.  12.,  worin  die  Index-Gongr.  unter  Be* 
mfnng  auf  van  Espen  angegriffen  und  behauptet  wurde,  die  Predigt 
sei  auf  Grund  einer  unrichtigen  lateinischen  Uebersetzung  verdammt 
worden,  wurde  16.  Juli  1823  von  der  Inquisition  verb.  ^).  —  Johan 
Maria  Sehr  an  t,  dessen  Het  leven  van  Jesxis  Christus,  een  gesobenk 
voor  de  jeugd,  1825  verb.  wurde,  war  geb.  1783,  seit  1806  Priester, 
seit  1818  Prof.  der  holländischen  Literatur  zu  G-ent,  nach  der  Re- 
volution von  1880  zu  Leyden,  f  1866.  Das  Sohriftchen  war  schon 
1808  erschienen,  1809  in  Broscbttren  angegriffen  und  von  Schrant 
vertheidigt  worden.  Verboten  wurde  es,  nachdem  1824  die  3.  Auf- 
lage erschienen  war*). 

5.  Von  Peter  G-andolphy,  Priest  of  the  Catholic  Ghurch,  — 
geb.  zu  London  1779,  zuerst  in  Newport,  dann  an  der  spanischen 
Kapelle  in  London  angestellt,  t  1821,  —  wurden  1818  verb.:  A 
Defence  of  the  ancient  faith  in  fonr  volumes,  or  füll  exposition  of 
tbe  Christian  Religion  in  a  series  of  controversial  sermons,  Lond. 
1813 — 15,  4  vol.  8.,  und  An  Exposition  of  Liturgy,  or  a  Book  of 
common  prayers  and  administration  of  sacraments  with  other  rites 
and  ceremonies  of  the  Church,  for  the  use  of  all  Christians  in  the 
United  Eingdom  of  Oreat  Britain  and  Ireland,  1815.  Der  aposto- 
lische Vicar  Pojnter  zu  London  hatte  die  Bücher  gleich  nach  dem 
Erscheinen  verboten,  bis  sie  corrigirt  wären  oder  der  h.  Stuhl  dar- 
über entschieden  haben  würde.  Gand.  zog  sie  vorläufig  aus  dem 
Buchhandel  zurück  und  reiste  selbst  nach  Rom.  Es  gelang  ihm 
dort  auf  Grund  günstiger  Gutachten  zweier  des  Englischen  kundigen 
in  Rom  lebenden  Geistlichen,  des  Franciscaners  Damiani  und  des 
Dominicaners  O'Finan,  im  Juni  1816  eine  Approbation  des  Magister 
8.  Pal.  zu  erlangen,  worauf  ihm,  —  von  wem,  erhellt  nicht,  — 
eine  Bescheinigung  d.  d.  Rom  13.  Nov.  1816  auegestellt  wurde, 
seine  Bücher  seien  vom  h.  Stuhle  approbirt  worden.  Daraufbin 
Hess  er  sie  wieder  verkaufen.  Poynter  erhielt  aber  von  der  Pro- 
paganda, der  er  über   die  Bücher  berichtet    zu  haben   scheint,    die 


1)  Ami  de  la  rel.  28,  200;  81,202;  84,  17.  Game,  Gesch.  der  Kirche 
3,  252.  1821  wurde  in  Löwen  eine  schon  1780  erschienene  Broschüre  wieder 
aufgelegt:  Les  vrais  principes  catholiques  sur  les  nioyens  de  salut  chez  les 
infideles,  les  Mabometans,  les  heretiques  et  les  schismatiques. 

2)  Van  der  Aa  s.  v.  Nippold,  Gesch.  des  Kath.,  1883,  S.  428  be- 
zeichnet das  Buch  als  eine  merkwürdige  Parallele  zu  dem  von  Wessenberg 
über  die  Parabeln  des  Herrn. 


1078  Frauzösischei  holländisohe  und  Bn^lisohe  Schriften. 

Weisung,  das  Verbot  derRelben  bis  auf  weiteres  aufrecht  zu  erhalteo, 
und  da  Grand,  dieses  Verbot   ignorirte,    suspendirte   er    ihn.     Gand. 
veröffentlichte  Vertheidigangen  und  Poynter  ein  Circular.     Der  Streit 
wurde  aber  beigelegt,  da  Gand.  8.  Juli  1617  die  Erklärung    unter* 
schrieb:  er  habe  irrthtimlich  geglaubt,  die  Approbation  des  Mag.  S. 
J^al.  sei  eine  Approbation  des  h.  Stuhles,  während  es  doch  wieder- 
holt Torgekommen   sei,  dass  von  jenem  approbirte  Bücher  von  den 
Congregationen  verboten  worden  seien ;  er  nehme  alles  zurück,  was  er 
gegen  seinen  Bischof  gesagt  habe,  und  verspreche,  in  seinen  Büchern 
alles  zu  corrigriren,   was  der  h.  Stuhl    oder    der  Bischof   verlangen 
werde,  und  sie  bis  zu  dieser  Correctur  nicht  zu  verbreiten^).  Diese 
Vorgänge    erklären    einigermassen    den    Zusatz    in    dem  Kömischen 
Deorete:  (die  beiden  Bücher  würden  verb.)    una    cum  testificatione 
seu  epistola  quadam  alterius  auctoris  (qui  tarnen  eandem  epistolam 
landabiliter  retractavit)  sive  oonjunctim  sive  seorsim  impressa,  quae 
inoipit:  Omnibus  et  singulis,  anglice  et  latine  scripta  et  Romae  data 
13.  Nov.  1816,  in  qua  temere  et  falso  asseritur,  dicta  opera  amplam 
approbationem  a  Sede  apost.  obtinuisse.     Der  Magister  S.  Pal.  war 
allerdings  gar  nicht  befugt,  nicht  in    Rom    zu    druckende,    sondern 
bereits   in  England    gedruckte  Bücher  zu    approbiren.     Die   Index* 
Congr.    beschloss,    das  Decret    vom  27.  Juli  1818    erst   nach    vier 
Monaten  zu  veröffentlichen  und  Gand.  zuvor  zur  Unterwerfung  auf- 
zufordern.    Poynter  theilte  Gand.  das  Decret  und  eine  in  Rom  ent- 
worfene   Unterwerfungsformel    mit.     Gand.    antwortete    ihm    nicht, 
liees  seine  Bücher  weiter  verkaufen  und  erklärte  nur  13.  Nov.  1819 
im  Orthodox  Journal,  er  werde  eine  corrigirte  Ausgabe  veranstalten, 
wenn  ihm  das  in  der   ersten  Beanstandet«    angegeben    werde.      Die 
Propaganda  beauftragte  Poynter,    mit  Censuren    gegen    ihn    vorzu- 
gehen, und  im  Febr.  1820  erklärte  er  dann,  er   werde   die  Bücher, 
die  in  Rom  nicht  approbirt  seien,  nicht  mehr  verbreiten.   —  In  dem 
Exemplare  der  Defence,    welches    ich    gesehen,    sind   jedem    Bande 
einige  Blätter  Errata  attached  to  every  approved  oopy  beigebunden. 
Die  Berichtigungen  betreffen  zum    grossen  Theile  Stellen   über   die 
päpatUche  Gewalt.     I,  408  ff.  wird  z.  B.  die  Veifassung  der  Kirehe 
mit  der  Verfassung  des  Königs  Alfred  verglichen  und  u.  a.  gesagt: 
wie  ein  englisches  Gesetz  von  dem  Parlament  angenommen  und  dann 
von  dem  Könige  bestätigt  sein  müsse,  so  müsse  ein  Glaubensartikel 
von  einem    allgemeinen  Concil    definirt   und    vom  Papste   approbirt 
sein.     Dazu    soll  beigefügt    werden,    wodurch  freilich    die  Parallele 
zerstört  wird:    oder  er  muss  eine  dogmatische  Elntscheidung  des  h. 
Stuhles  sein.     Am  Schlüsse  des  ganzen  Passus  soll   die  Bemerkung 
beigefügt  werden:   Diese  Parallele  soll  nur  zeigen,  dass   die  Kirche 
einige  Aehnlichkeit  mit  dem  Staate  hat,  wobei  aber  die  Regel  nicht 
zu  übersehen  ist,  dass  in  similibus  non  omnia  conveniunt.    —    Der 
Satz  II,   321:  „Es  ist  kein    katholischer  Glaubensartikel,    dass    der 
Papst  sündelos  (immaculate)  oder  unfehlbar  sei**,  soll  corrigirt  werden 


1)  Ami  de  la  rel.  13,  117;  23,  285.  Mendham,  Suppi.  p.  82. 


J.  Earle.     Union  Review.  1079 

in:  „üeber  die  Frage  der  päpstlichen  Unfehlbarkeit  hat  die  Kirche 
nie  ein  dogmatischeB  Urtheil  abgegeben,  wenigstens  nicht  ein  solches, 
dem  die  Gläubigen  bei  Strafe  der  Ketzerei  formlich  zuzustimmen 
yerpflichtet  wären/' 

Seitdem  sind  ausser  den  Schriften  von  Ffoulkes  (S.  1032)  nur  noch 
zwei  Schriften  eines  englischen  G-eistliohen  Charles  John  Karle  (seit 
1861  Convertit)  in  den  Index  gekommen,  The  forty  days  [or  Christ 
between  his  resnrrection  and  asoension],  1876,  nnd  The  spiritual 
body  [an  essay  in  prose  and  verse],  worin  er  zwischen  einer  spiri- 
tuellen nnd  einer  materiellen  Leiblichkeit  unterscheidet  und  an- 
nimmt, jene  bleibe  der  Seele  auch  nach  dem  Tode  ^),  nebenbei  auch 
über  die  Eucharistie  und  über  den  Ausdruck  „in  forma  Dei''  Phil. 
2,  6  eigenthümliche  Ansichten  vorträgt.  Sie  wurden  1878  verb.; 
1880  Auetor  laud.  etc.  —  Von  des  jetzigen  Cardinais  Newman 
Lettre  to  the  Rev.  E.  B.  Pusey,  1866  (über  Marienverehrung),  sehrieb 
ein  in  Born  lebender  Engländer  dem  Tablet:  es  kämen^ätze  in 
dem  Buche  vor,  welche  demselben  die  Verdammung  des  h.  Index 
(sie)  in  sichere  Aussicht  stellten,  wenn  es  der  h.  Congregation  förm- 
lich Torgelegt  werde.  Dieses  Buch  ist  aber  ebensowenig  rerb. 
worden,  wie  Essay  on  deyelopment,  1845,  welches  gleiehfalls  von 
einzelnen  verketzert  wurde  2). 

Im  J.  1857  bildete  sich  in  England  eine  Association  for  the 
promotion  of  the  unity  of  Christendom,  aus  Mitgliedern  der  römisch- 
katholischen, griechischen  und  englischen  Kirche,  welche  sich  ver- 
pflichteten, täglich  ein  kurzes  (aus  der  lateinischen  Messliturgie  ent- 
nommenes) Gebet  zu  sprechen^).  Card.  Patrizi  erklärte  im  Namen 
der  Inquisition  in  einem  Schreiben  an  die  englischen  Bischöfe  vom 
14.  Sept.  1864,  für  Katholiken  sei  die  Theilnahme  an  diesem  Verein 
unzulässig,  198  anglicanische  Geistliche  richteten  an  den  Cardinal 
eine  Vorstellung,  worin  sie  seine  Darstellung  der  Tendenz  berich- 
tigten; sie  erhielten  eine  vom  8.  Nov.  1865  datirte  lange  und  höf- 
liche, aber  abweisende  Antwort  (Acta  8.  8.  2,  657).  Als  Manning 
(1865)  Erzbischof  geworden,  publicirte  er  1866  das  Verbot  in  einem 
Hirtenbriefe.  Patrizi  erwähnt  in  seinem  ersten  Briefe  die  Union 
Review,  für  welche  auch  Katholiken  schrieben.     Aber    weder  diese 


1)  Ich  erinnere  mich,  dass  um  1860  ein  Jesuit  in  Köln  mit  grosser 
Bestimmtheit  versicherte,  Döllingers  Christcnthum  und  Kirche  werde,  weil 
darin  S.  273  eine  ähnliche  Ansicht  angedeutet  wird,  in  den  Index  kommen. 

2)  Theol.  Lit.-Bl.  1866,  261.  Nippold,  Gesch.  des  Kathol.  S.  810. 

3)  Das  Gebet  lautet:  Domine  J.  C.,  qui  dixisti  apostolis  tuis:  Pacem 
relinquo  vobis,  pacem  meam  do  vobis,  ne  respicias  peocata  mea,  sed  fldem 
ecclesiae  tuae,  eamque  secundum  voluntatem  tuam  pacificare  et  coadunare 
digneris,  qui  vivis  etc.  —  1868  zählte  der  Verein  zu  seinen  Mitgliedern 
1881  Katholiken,  685  Orientalen  und  10000  Anglicaner.  —  Ambrose  L. 
M.  Phillips  de  Lisle  berichtet  in  den  Essays  p.  282,  er  habe  schon  1857 
mit  dem  Präfecten  der  Propaganda,  Card.  Bamabo,  über  den  Verein  cor- 
respondirt  und  ihm  seine  Schrift  On  the  future  unity  of  Christendom  ge- 
schickt, die  in  Rom  denuncirt  worden. 


1080  Schrifteu  von  duuUohen  Katholiken. 

Zeitschrift  noch  andere  mit  dem  Verein  zaeammenhangende  Publi- 
cationen,  zu  denen  Mitglieder  der  drei  Kirchen  Beiträge  geliefert« 
—  Sermons  on  the  re-union  of  Christendom,  2  vol.;  Essays  on  the 
re-union  ....  edited  by  P.  G.  Lee,  1867,  —  stehen  im  Index. 


109.    Schriften  von  dentschen  Katholiken,  1814—1845. 

Im  19.  Jahrhundert  sind,  wie  schon  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten des  18.,  verbältnissmässig  mehr  Schriften  von  dentschen 
Katholiken  in  den  Index  gekommen  als  in  früherer  Zeit^).  Die 
Aaswahl  ist  aber  nicht  wesentlich  planmässiger,  als  das  bei 
der  Index-Congregation  sonst  üblich  ist.  Welche  Schriften  ver- 
boten wurden,  hing  auch  hier  in  der  Regel  davon  ab,  welche 
dennncirt  wurden.  Die  Index- Gongregation  hat  aber  mitunter 
selbst  solche  Schriften  in  ihr  Verzeichniss  aufzanehmen  anter- 
lassen,  die  in  Rom  scharf  verurtheilt  wurden.  So  stehen  von 
den  Schriften,  wegen  deren  Wessenberg  sich  1817  in  Rom  ver- 
antworten mnsste,  nnr  Goopers  Briefe  (S.  997)  im  Index,  und  von 
Wessenberg  selbst  wurden  nur  zwei  anonyme,  eine  1833  durch 
ein  Breve  Gregors  XVI.,  eine  1849  von  der  Index-Gongregation 
verboten.  —  Von  Joh.  Jahn  wurden  erst  1822  einige  Schriften 
verboten,  theilweise  noch  später  einige  andere  ältere  theologische 
Werke  aus  Oesterreich  und  zwei  Bücher  von  Bolzano.  —  Aus 
Baiern  kamen  1824—35  das  Kirchenrecht  von  Brendel,  ein  paar 
kleine  Schriften  voji  Brenner  und  Oberthttr  und  ein  von  dem 
Bischof  von  Würzburg  in  seiner  Diöcese  eingeführter  Gatechis- 
mus  in  den  Index.  —  In  dem  eben  erwähnten  Breve  Gregors 
XVI.  von  1833,  welches  gegen  die  Reformbestrebungen  in  Sttd- 
deutschland  und  der  Schweiz  gerichtet  ist,  wurden   ausser  der 


1)  Die  Zahl  der  deutschen  Schriften,  die  verboten  wnrden,  ist  freilich 
gering  im  Verh&ltniss  zu  der  Zahl  derjenigen,  die  man  hätte  yerbieten 
können.  In  Mastiaux'  Lit.-Ztg.  1823,  No.  54  wird  zu  einem  Index-Decrete 
vom  20.  Jan.  1828  die  naive  Bemerkung  gemacht:  »,E8  ergibt  sich  ans 
dem  Verzeichnisse,  dass  die  Gongregation  nur  die  [einen  kleinen  Theil  der] 
in  Italien,  Spanien  und  Frankreich  erschienenen  Schriften,  nicht  die 
deutschen  zum  Gegenstande  der  Prüfung  gemacht;  sonst  wurden  die 
verbotenen  Schriften  nicht  eine  Quartsoite,  sondern  einen  Catalog  von 
einem  ganzen  Alphabet  ausgefüllt  haben.*'  Dabei  ist  allerdings  nicht 
speciell  an  die  katholischen  Schriften  gedacht. 


Wessenborg.  1081 

Schrift  von  Wessenberg  noob  vier  andere  verboten.  Durch  ein 
Breve  von  1835  verdammte  der  Papst  die  BeBchlttsse  einer  zu 
Baden  in  der  Schweiz  gehaltenen  Conferenz.  —  1826 — 1845 
wurden  einige  Schriften  von  den  beiden  Theiner,  von  Carov6, 
Alex.  Müller  und  Ellendorf  verboten.  Dagegen  hat  die  Bonge'sche 
Bewegung  fast  gar  keine  Spuren  im  Index  zurückgelassen. 

1.  In  einem  Breve  vom  2.  ]Nov.  1814  forderte  Plus  VU.  den 
Erzbischof  Dalberg  auf,  unverzüglich  Wessenberg  als  General- 
vicar  von  Constanz  zn  entlassen,  famosnm  illnm  Wessenberginm,  de 
cujus  perversis  doctrinisy  pessimis  exemplis  ac  temerariis  oblucta- 
tiouibus  adversus  Apost.  Sedis  jussiones  delata  ea  nobis  sunt  cer- 
tissimisque  documentis  probata,  ut  sine  magna  fidelium  offensione  .  .  . 
tolerare  eum  diutius  nequeamus.  Dalberg  ignorirte  das  Breve  und 
ernannte  W.  sogar  1815  zu  seinem  Coadjutor  in  Constanz  oum  spe 
sacoedendi.  Im  J.  1814  trennte  der  Papst  die  schweizerischen  Theile 
des  Bisthums  Constanz  ab  und  bestellte  für  sie  den  Propst  Göldlin 
als  apostolischen  Vicar.  Das  Domcapitel  remonstrirte  1.  Febr.  1815 
dagegen  und  der  von  ihm  bestellte  Provicar  Reininger  erliess  ein 
Mandat,  worin  er  sagt,  das  Capitel  habe  von  dem^  schlecht  infor- 
mirten  Papste  an  den  besser  zu  informirenden  Papst  appellirt.  Pius 
YIL  erliess  unter  dem  7.  Sept.  1816  Breven  an  Dalberg  und  an 
das  Capitel,  worin  er  erklärt,  er  habe  das  Mandat  und  die  Appel- 
lation, die  er  mit  Schaudern  gelesen,  nach  Berathung  mit  einigen 
Cardinälen  verworfen  und  verdammt.  Als  Dalberg  10.  Febr.  1817 
gestorben  war,  wählte  das  Capitel  17.  Febr.  W.  zum  Capitularvicar. 
Der  Papst  erklärte  in  einem  Breve  an  das  Capitel  vom  15.  März, 
er  erkenne  diese  Wahl  und  die  Keiningers  zum  Provicar  nicht  hn, 
und  richtete  unter  dem  25.  Mai  auch  an  den  Grossherzog  von  Baden 
ein  Breve  worin  er  sagt:  Henrici  de  W.  pessimum  nomen  est  in 
universa  Germania.  W.  reiste  nun  im  Juni  nach  Eom,  und  dort 
legte  ihm  Card.  Consalvi  in  einer  Kote  vom  2.  Sept.  1817  die  Klagen 
punkte  vor,  u.  a. :  er  habe  den  berüchtigten  P.  Thaddaeus  Dereser, 
der  durch  zwei  Breven  Pius'  VI.  verdammt  worden,  in  Schutz  ge- 
nommen ;  er  habe  nicht  wenige  schlechte  Bücher  verfasst  oder  gut 
geheissen,  z.  B.  Coopers  Briefe,  Die  deutsche  Kirche  (ein  Yor- 
schlag  zu  ihrer  neuen  Begründung  und  Einrichtung,  im  April  1815, 
anonym,  von  Wessenberg  verfasst),  eine  Schrift,  die  irrige,  sohis- 
matische  und  zum  Schisma  führende  Sätze  enthalte,  und  Trost- 
gründe  für  christliche  Mütter,  die  wegen  dem  Schicksal  ihrer  todt 
geborenen  Kinder  in  der  andern  Welt  geängstigt  werden,  1806 
(von  Fridolin  Huber,  1827  nochmals  mit  seinem  Namen  gedruckt), 
worin  falsche,  irrige,  temeräre,  ärgemissgebende,  dem  Worte  Gottes 
widersprechende  Sätze  enthalten  seien.  W.  antwortete  auf  die  An- 
klagepunote  12.  Sept.,  auf  die  eben  erwähnten:  von  dem  Breve 
Pius'  VI.  gegen  die  Bonner  Professoren  habe  er  erst  Kenntniss  er- 
langt, als  Dereser  schon  in  Luzern  angestellt  gewesen  (1811);  wenn 
er  gewuRst  hätte,  dass  in  Coopers  Briefen  die  gerügten  Sätze  ständen. 


I08d  Schriften  von  dcutscben  Katholiken. 

würde  er  die  Recension  nicht  aufgenommen  haben ;  die  kleine  Schrift 
über  die  deat8ohe  Kirche  habe  er  nicht  approbirt;  dass  der  Papst 
die  Trostgründe  missbilligt,  habe  er  nicht  gewuast.  £&  folgte  noch 
eine  weitere  Correspondenz  zwischen  Consalvi  und  W.  Die  von 
diesem  verlangte  Erklärung:  er  habe  zwar  sein  früheres  Verhalten 
durch  Erläaterungen  zu  rechtfertigen  versucht;  da  diese  aber  von 
dem  h.  Vater  nicht  als  befriedigend  anerkannt  worden,  so  nehme 
er  keinen  Anstand,  das,  was  Se.  Heiligkeit  missbilligt,  gleichfalls 
zu  missbilligen;  lehnte  er  ab,  kehrte  im  December  1817  nach  Deutsch- 
land zurück  und  führte  die  Verwaltung  des  Bisthums  Constanz  hifl 
1827  fort*). 

Während  der  Anwesenheit  W/s  in  Rom,  30.  Oct.  1817  wurde 
ein  Beeret  der  Index-Congr.  vom  30.  Sept.  veröffentlicht,  worin 
u.  a.  Coopers  Briefe  und  die  Jahrschrift  für  Theologie  und 
Kirchenrecht  der  Katholiken,  herausgegeben  von  einigen  kath.  Theo- 
logen. Prüfet  alles,  das  Gute  behaltet,  Ulm  1806 — 16,  verb.  wurden. 
(Die  Jahrschrift  wurde  von  B.  M.  Werkmeister  u.  a.  herausgegeben ; 
Mejer  1,  265.)  Die  beiden  anderen  in  der  Note  Consalvi's  speciell 
kritisirten  Schriften  wurden  weder  damals  noch  später  verb.  Die 
beiden  Schriften,  die  von  W.  im  Index  stehen,  sind:  Die  Stellung 
des  Römischen  .Stuhles  gegenüber  dem  Geiste  des  19.  Jahrhunderts 
oder  Betrachtungen  über  seine  neuesten  Hirtenbriefe.  Dum  caput 
aegrotat,  cetera  membra  dolent,  1.  und  2.  Aufl.  Zürich  1833,  verb. 
durch  das  Breve  von  1833  (s.u.)  und  Die  Bisthums-Synode  und 
die  Erfordernisse  und  Bedingungen  einer  heilsamen  Herstellung  der- 
selben, 1849,  verb.  1849.  —  1866  wurden  verb.  I.  H.  Freiherr  von 
Wessenberg,  sein  Leben  und  sein  Wirken,  .  .  .  auf  Grundlage 
handschriftlicher  Aufzeichnungen  W.'s  von  Jos.  Beck,  Grossh.  bad. 
Geh.-Rath.  1862,  und  desselben  I.  H.  von  W.,  ein  deutsches  Lebens- 
bild, 1868. 

Am  11.  Dec.  1817  und  nochmals  19.  Jan.  1824  wurde  verb. 
Ueber  die  Wiederherstellung  der  Jesuiten,  die  Unterdriiekung  des 
Freimaurer-Ordens  und  das  einzige  Mittel,  die  Ruhe  in  Deutschland 
zu  sichern.  Mit  Beilagen,  Frkf.  a.  M.  1815,  und  1821:  Rechtferti- 
gung der  gemischten  Ehen  zwischen  Katholiken  und  Protestanten 
von  einem  kath.  Geistlichen  [Job.  Christian  Multer],  hrsg.  mit  einer 
Vorrede  von  L.  van  Ess,  1821. 

Die  Stunden  der  Andacht  zur  Beförderung  wahren  Christen- 
thums  und  häuslicher  Gottesverehrung,  welche  zu  Aarau  zuerst 
1809 — 15  als  Wochenschrift  in  8  Jahrgängen  erschienen,  wurden  in 
Rom  27.  Nov.  1820  verb.  Sie  fanden  auch  in  Deutschland  nicht 
viel  früher  Widerspruch.     Am  5.  Jan.  1820  erklärte  das  Constanzer 


1)  Denkaohrift  über  das  Verfahren  des  Römischen  Hofes  bei  der 
Ernennung  des  Generalvicars  Wessenberg  .  .  .,  1618.  Longner,  Beitr.  zor 
Gesch.  der  obeiThein.  Kirchenprovinz  S.  194.  627.  0.  Mejer,  Zur  Gesch. 
der  rÖTOisch-deutschen  Frage  II,  1,  89.  54.  Friedrich  in  Fr.  v.  Weechs 
Badischen  Biographieen  2,  452. 


Stunden  der  Andacht.    J.  Jahn  n.  a. 


1068 


Generalyicariat,  eine  bischöfliche  GriitheisBung  sei  bei  ihm  nie  nach- 
gesQcht,  noch  von  ihm  ertheilt  worden,  weder  für  die  6  ersten 
Bände,  noch  für  den  7.  und  8.,  in  denen  Stellen  vorkämen,  durch 
welche  mehrere  der  wichtigsten  Lehren  der  Offenbarung,  namentlich 
die  Gottheit  Christi,  entweder  geradezu  angegriffeu  oder  doch  in 
zweifelhaftes  Licht  gestellt  würden.  Es  folgten  dann  1820  noch 
vor  dem  Eömischen  Verbote  der  Ordinariate  von  Chur  und  Eioh- 
stadt^).  Das  Werk  ist  trotz  aller  Verbote  bis  zum  J.  1868  30mal 
gedruckt  worden.  Heinrich  Zschokke  (f  1848)  hat  öffentlich  erklärt, 
er  sei  der  Verfasser;  aber  Georg  Victor  Keller,  1806 — 14  kath. 
Pfarrer  in  Aarau  (tl827),  hat  ihm  Beiträge  geliefert  (A.  D.  B. 
15,  580).  In  demselben  Verlage  erschien  Der  evangelische  Ka- 
tholicismus.  Beitrag  zur  Begründung  der  Lehre,  dass  nur  die  reine 
Lehre  des  Evangeliums  .  .  .,  1844,  verb.  1845.  —  Novae  horae 
devotionis  .  .  .  Secunda,  emendata  et  multum  auota  editio,  verb. 
1857  (steht  auch  unter  Horae  im  Index),  ist  nicht  etwa  ein  latei- 
nisches Buch,  sondern  Uebersetzung  des  Titels  Neue  Stunden  der 
Andacht  zur  Beförderung  wahrer  Eeligiösitat  (von  Heribert  Bau  als 
deut«ch-kath.  Prediger  herausgegeben,  1850 — 52),  2.  Aufl.  1655. 

2.  Gegen  Job.  Jahn  (1750—1816)  reichte  der  Erzbischof  Mi- 
gazzi  von  Wien  1793  nach  dem  Erscheinen  des  ersten  Theiles  seiner 
Einleitung  in  das  A.  T.  dem  Kaiser  eine  Beschwerde  ein,  worin 
namentlich  darüber  geklagt  wurde,  dass  er  vielfach  von  der  tradi- 
tionellen Auffassung  abweiche ,  die  BUcher  lob,  Jonas,  Tobias  .und 
Judith  für  Lehrgedichte  halte  und  in  seinen  Vorlesungen  die  Dae- 
moniaci  des  N.  T.  als  körperlich  Kranke  bezeichne.  Auf  Grund 
des  Gutachtens  einer  Commision  wurde  Jahn  angewiesen,  die  von 
dem  Erzbischof  bestrittenen  Sätze  im  mündlichen  Vortrage  und  in 
einer  neuen  Ausgabe  zu  modifloiren.  1805  wurde  der  Gebrauch 
seiner  Introductio  in  V.  T.,  1804,  und  seiner  Archaeologia  biblica, 
1805,  verboten  und  dann  Jahn  durch  die  Ernennung  zum  Domherrn 
von  dem  Lehrstuhle  entfernt.  1810  wurde  bei  ihm  angefragt,  ob 
er  neue  Lehrbücher  ausarbeiten  wolle,  die  kürzer  wären  und  in 
denen  die  problematischen  Lehrsätze  assertorisch  juxta  oommunem 
sententiam  abgehandelt  würden.  Dieses  lehnte  er  ab;  von  den 
beiden  lateinischen  Lehrbüchern  erschien  aber  1814  bezw.  1815  eine 
neue    Auflage^).     —    Ein   eifriger  Gegner    Jahns    war   Prof.  J.  N. 


1)  Mastiaux,  Lit.-Ztg.  1820,  No.  20.  Int.-Bl.  3.  6.  In  dem  Eich- 
Städter  Decrete  werden  auch  die  Auszüge  Andachtsbuch  für  die  er- 
wachsene Jugend,  Der  Christ  in  der  Ewigkeit,  Das  Reich  Jesu  auf  Erden 
verb.  —  In  Wien  wurden  die  Stunden  nachgedruckt.  1815  strich  der 
Weihbischof  Zenner  einige  Stellen  für  den  Nachdruck  und  beantragte  für 
die  Orifi^inalausgabe  das  Transeat.  1817  aber  votirte  er:  Dieser  Jahrgang 
ist  durch  und  durch  socinianisch  und  die  Herausgeber  enthüllen  sich  immer 
mehr;  daher  ist  dieser  Jahrgang  nur'erga  schedam  und  kein  Nachdruck 
zu  gestatten»  wenn  er  nicht  von  einem  gelehrten  kath.  Theologen  umge- 
arbeitet wird.  Archiv  f.  österr.  Gesch.  50,  429.  Die  Streitschriften  ver- 
zeichnet Roskovany  4,  579. 

2)  A.  D.  B.  13,  665.  Archiv  f.  österr.  Gesch.  60,  366.  874.  413. 
Henke,  Archiv  2,  51.  Vgl.  die  Briefe  Jahns  in  den  „Nachträgen.^ 


1064  Schriften  von  deatechen  KathoUkea. 

Alber  in  Pesth.    Nach  seinem  Tode,  1819  erschien  anch  zu  Rom  eine 
Streitschrift  gegen  ihn  und  seine  Eichtang  von  einem  dortigen  Cano- 
nicuB  Jo.  Fort.  Graf  Zamboni,  allem  Anscheine  nach  einem  Schüler 
Albers  ^).    Dagegen  erschienen  Vin die iae  Joannis  Jahn,  Lips.  1822, 
416  S.  8.     Aber  in  demselben  Jahre  1822  kamen  von  Jahn  in  den 
Index:  Introductio  in  libros  Y.  T.,  womit  das  lateinische  Compendium 
von  1804  bezw.  1814  gemeint   sein  wird;    Archaeologia    biblica  in 
oompendinm  redacta,  1804,  ed.  2.  1815;   Enchiridion  hermeneuticae 
generalis  tabulamm  Y.  et  N.  Foederis,  1812;  Appendix  hermenea- 
tioae  8.  exercitationes  exegeticae.    Fase.  I.  et  IL,  Yaticinia  de  Mes- 
sia,  1813.  1815    (umfangreicher  und  bedenklicher    als    die    Herme- 
neutik selbst).     Gleichzeitig  wurde  verb.  die  ganz    im  Geiste  Jahns 
geschriebene  Hermenentioa  biblica  generalis  usibus  academicis  accom- 
modata  von  dem  Benedictiner  Altmann  Arigler,    1813    (A.  D.  B. 
1,  527).  1825  wurden  auch  die  Yindiciae  verb.    Yon  Jahns  deutschen 
Schriften  steht  keine  im  Index,  nicht  einmal  die  mit  einem  Yorwort 
von  E.  G.  Bengel  erschienenen  Nachträge  zu  seinen  theol.  Werken, 
von  ihm  anvertraut  einem  seiner  Freunde    im  Auslande    und    nach 
seinem  Tode  von    diesem  herausgegeben,    1821.    —    Der   damalige 
Präfect  der   Index-Congregation,    Card.  Castiglioni    (er  wurde  1829 
Pius  YIIL),    welcher  sich  für  biblische  Studien  interessirte,  wirkte 
dazu  mit,    dass  Jahns  Compendien   der  Einleitung  und  der  Archäo- 
logie   von   seinem   Nachfolger   in  Wien,    Peter  Fourier  Ackermann 
umgearbeitet  wurden ;  sie  erschienen  unter  dessen  Namen  1825  bezw. 
1826;    die  Correcturbogen    wurden    nach  Rom    geschickt   und   von 
Card.  Castiglioni  selbst  durchgesehen^).   Ariglers  Hermeneutik  wurde 
1831  und  1834  von  C.  Unterkircher,   1846  von  J.  Hofmann  umge- 
arbeitet herausgegeben. 

Matthias  Dannemayers  (1744 — 1805)  Institotiones  historiae 
eccl.,  Wien  1788,  2  vol.  8.,  lange  Zeit  das  officielle  Yorlesungs- 
buoh  (eine  unter  der  Leitung  des  Stndiendireotors  Spenden  corri- 
girte  Ausgabe  erschien  1806;  Archiv  f.  österr.  Gesch.  50,  435), 
warde  1820  verb.,  zugleich  eine  Ausgabe  Palermo  editore  Yinc. 
Fontana ^).    Gleichzeitig   wurden  von  Georg  Rechbergers    (1758 


1)  In  den  Yindiciae  wird  der  Titel  so  angegeben:  De  necessitate 
incautos  praeveniendi  adv.  artes  nonnuUoram  professorum  hermenenticae,  qai 
8ub  respecta  novarum  interpretationum  s.  scripturae  nataralismum  evul- 
gare  ac  revelationis  ideam  delere  conantur.  Specimen  dissertationis  ha- 
bitae  in  conventn  Romanae  Academiae  religionis  Nonis  Maii  a.  1818.  In 
Mastiaax'  Eath.  Lit.-Ztg.  1824,  No.  49—56  ist  sie  abgedruckt  als  Joannis 
Fortunati  de  Comitibus  Zaroboni,  S.  P.  Pii  YII.  Intimi  cubicularii,  Basi- 
licae  Liberianae  Canonici  ac  Academiae  religionis  a  secretis,  Dissertatio 
de  necessitate  ....  conantur.  Ex  italico  idiomate  in  latinum  versa,  prae- 
fatione  notisqne  aucta  (auch  besonders  erschienen  1824).  Hnrter  8,  689. 
In  den  Yindiciae  werden  Zamboni  und  Alber  nicht  mit  Namen  genannt, 
aber  dieser  deutlich  als  jenes  Lehrer   und  Jahns  Hauptgegner  bezeichnet. 

2)  Wiseman,  Erinnerungen  an  die  vier  letzten  Päpste,  Köln  1864, 
S.  275.  Kerz,  Lit.-Ztg.  1886,  3,  66.  Archiv  S.  406.  460. 

3)  In  den  neuesten    Indice»    steht  Panormi    editore  Yinc.  Panormi. 


M.  Dannemayer.    6.  Rechberger  a.  a.    B.  Bolzano.  1065 

— 1808)  Enchiridion  juris  ecclesiaetioi  aastri&ci:  aactor  edidit  germ. 
idiomate  [1807],  dein  latinitate  donavit  multisque  additamentis  locu- 
pletavit,  Linz  1809,  2  vol.,  a.  s.,  omnes  editiones  et  versiones  verb., 
ohne  Zweifel  in  Folge  des  Erscheinens  der  Uebersetzung  von  F. 
Foramiti,  Manuale  del  gius  eocl.  .  .,  Yen.  1819.  In  Oesterreicb 
blieb  das  Buch  bis  1834  das  officielle  Lebrbncb  (Schulte  S.  301). 
In  demselben  Jabre  wurden  mit  d.  c.  verb.  Ant.  Carl  Eeybergers 
(t  1818  als  Prälat  zu  Melk)  Institutiones  ethioae  christ.  seu  theo- 
logiae  moralis  usibus  academicis  accommodatae,  Wien  1805 — 9,  3 
vol.,  erst  1827  Fr.  Xav.  Gmeiners  (1752—1822)  Epitome  histo- 
riae  eccl.  N.  T.  in  usum  scholarum  academicarum,  1787,  2  vol., 
und  erst  1847  dessen  Institutiones  juris  eccl.  ad  principia  juris 
naturae  et  civitatis  methodo  scienti£ca  adomatae,  1782,  2  vol.,  u.  s. 
(Schulte  S.  295). 

Bernhard  Bolzano  (1781—1848),  seit  1806  Professor  der 
Religionswissenschaft  in  der  philosophischen  Facultät  in  Prag,  wurde 
nebst  seinem  Schüler  Michael  Fesl,  Präses  des  Seminars  in  Leit- 
meritz  (1788 — 1864),  von  dem  dortigen  Domherrn  Pallas  in  Rom 
denuncirt  und  von  dort  aus  von  dem  Kaiser  die  Absetzung  Bol- 
zano*8,  von  dem  Bischof  Hurdalek  zu  Leitmeritz  die  Absetzung 
Fesls  verlangt.  Beide  wurden  1819  abgesetzt.  In  dem  Breve  an 
Hurdalek  sagt  der  Papst:  er  kenne  Bolzano  als  den  Verfasser  eines 
gottlosen  Werkes  (wahrscheinlich  sind  die  „Stunden  der  Andacht^' 
gemeint,  an  denen  er  freilich  unschuldig  ist)  und  als  den  Verbreiter 
der  schlechtesten  Doctrinen,  von  denen  ganz  Böhmen  angesteckt 
sei^).  Merkwürdiger  Weise  wurden  Bolzano's  Erbauungsreden  fiir 
Akademiker,  Prag  1813,  erst  1828  verb.,  von  seinen  anderen  Schriften 
nur  noch  Lehrbuch  der  Religionswissenschaft.  Vorlesungen  an 
einer  kath.  Universität  gehalten,  3  Theile  in  4  Bänden,  1834,  verb. 
1839.  —  Die  Angabe  (Oesterr.  Vierteljahrsohr.  1870,  579),  das 
Handbuch  der  Religionswissenschaft  von  Jakob  Frint,  dem  Haupt- 
gegner Bolzano's,  1806 — 8,  und  der  von  J.  M.  Leonhard  verfasste 
Auszug  daraus  seien  in  den  Index  gesetzt  worden  und  Frint  habe 
sich  gleich  unterworfen  und  die  Exemplare  aufgekauft,  um  sie  zu 
vernichten,  ist  irrig;  wenigstens  stehen  die  Bücher  nicht  im  Index. 

3.  Job.  Mich.  Sailer  wurde  1794  durch  den  Bischof  von  Augs- 
burg, den  Kurfürsten  Clemens  Wenceslaus  von  Trier,  auf  Betreiben 
der  Augsburgs  Ex-Jesuiten  seiner  Professur  in  Dillingen  entsetzt. 
1819  wollte  ihn  der  König  von  Baiem  zum  Bischof  von  Augsburg 
ernennen;  „die  Männer  aber,  welche  das  Vertrauen  der  Nunciatur 
besassen,  wussten  es  dahin  zu  bringen,  dass  die  Ernennung  auf  Grund 
der  Beschuldigung,  er  sei  ein  Mystiker,  Separatist  und  heimlicher 
Protestant,  zurückgewiesen  wurde."  Von  einer  von  ihm  verfassten 
Rechtfertigung  Hess  Eduard  von  Schenk  eine  lateinische  Uebersetzung 
an  die  «Nunciatur  gelangen    und    er    selbst  veröffentlichte  J.  M.  de 


1)  Oesterr.  Vierteljabrsohr.  1870,  579.  Giniel,  Bischof  Hurdalek,  1873, 
S.  26.  80.  J.  H.  Löwe,  J.  E.  Veith,  1879,  S.  12. 

Bensoh,  Index  n  69 


1086  Schriften  von  deutschen  Katholiken. 

Sailer  de  se  ipso,  Landshnt  1820.  1822  wurde  er  Goadjutor,  1R29 
Bischof  von  Begensbnrg,  f  18321).  —  Martin  Boos  mnsste  1797  jni 
Augsburg  abschwören.  (Henke,  Archiv  6,  180).  Auch  andere 
Geistliche  seiner  Richtung  wurden  mit  mehr  oder  weniger  Becht 
gemassregelt.  1820  erschien  in  Augsburg  der  Index  j^aftermystischer*^ 
Schriften  (S.  901).  Im  Bömischen  Index  steht  nur  eine  anonyme 
Schrift  eines  der  unbedeutendsten  aus  diesem  Kreise,  des  Pfarrers 
J.  B.  Langenmayer^)  Darstellung  des  ältesten  Christenthums 
aus  den  Schriften  der  ältesten  Kirchenväter,  München  1837,  rerb. 
1838. 

1824  wurde  verb.  Handbuch  des  kath.  und  protestantischen 
Kirchenreohts  mit  geschichtlichen  Erläuterungen  und  steter  Hinsicht 
auf  die  kirchlichen  Verhältnisse  der  deutschen  Bundesstaaten,  nament- 
lich des  Königreichs  Bayern,  von  Sebald  Brendel,  Prof.  der  Rechte 
in  Würzburg,  1823.  Der  Bischof  Friedr.  von  Gross  von  Wtirzburg 
verlangte  von  der  Regierung  das  Verbot  des  Buches  und  wandte 
sich,  da  dieses  abgelehnt  wurde,  an  den  Papst.  Nachdem  das  Buch 
in  den  Index  gesetzt  worden,  verlangten  der  Bischof  und  der  Nun- 
eins  nochmals  unter  Berufung  auf  das  Goncordat  (8.  904)  das  Ver- 
bot desselben,  auch  die  Absetzung  des  Verfassers.  Brendel  behielt 
seine  Professur,  wurde  aber  später  veranlasst,  nicht  mehr  Kirchen- 
recht zu  dociren,  und  1832  als  Appellationsgerichtsrath  nach  Am- 
berg versetzt.  Von  seinem  Buche  aber  erschienen  noch  mehrere 
Auflagen  *j.  —  Der  Bischof  Gross  lernte  im  nächsten  Jahre  die  Index- 
Congr.  von  einer  andern  Seite  kennen.  In  ihrem  Decrete  vom 
30.  Sept.  1825  wird  verb.:  Katechismus  der  christkatholischen 
Religion  etc.,  latine  vero:  Catechismns  christianae  oath.  religionis 
ad  usum  ecclesiarum  et  scholarum.  Gemeint  ist  ein  1823  von  Gross 
in  Würzburg  eingeführter  Katechismus,  und  das  Verbot  war  erlassen, 
ohne  den  Bischof  auch  nur  zu  hören.  Denn  dieser  veröfTentlichte 
unter  dem  7.  Mai  1827  eine  Erklärung,  worin  er  sagt :  er  habe  über 
den  von  ihm  1823  eingeführten  Katechismus  nur  Gutes  gehört  und 
sei  darum  sehr  betrübt  gewesen,  als  die  Index-Congr.  1825  einen 
Katechismus  verboten  habe,  dessen  Titel  mit  dem  von  ihm  einge- 
führten übereinstimme,  und  einige  Geistliche  ihn  darauf  aufmerk- 
sam gemacht,  dass  dieser  von  dem  Verbote  betroffen  werde;  er  habe 
zwar  diese  Vermuthung  für  grundlos  gehalten,  aber  seinen  Kate- 
chismus der  Index-Congr.  zur  Prüfung  übersandt;  diese  habe  durch 
ein  Decret  vom  31.  Jan.  1827  die  Orthodoxie  desselben  anerkannt, 
aber  für  die  nächste  Auflage  einige  Aenderungen  empfohlen,  durch 
welche  einige  Artikel  eine  klarere  und  bestimmtere  Fassnng  er- 
hielten. Die  Aenderungen  betrefl^en  5  Fragen  in  der  Lehre  von  der 
Kirche ;  z.  B.  den  Worten :  „Worin  besteht  hauptsächlich  das  Amt 


1)  G.  Aichinger,  J.  M.  Sailer,  1865,  S.  201.  409. 

2)  Salat,  Versuche  über  Naturalismus  und  Mysticismus.  1823,  S.  407. 
474. 

3)  Schulte  3,   1.  330.     Die    zwei    Noten    des  Nuncius   bei  Sicherer, 
Staat  und  Kirche,  Urk.  44.  45. 


S.  Brendel.    Würasborger  Kateohisinns.  1067 

des  Papstes?  Er  hat  darüber  zn  wachen,  dass  in  der  christlichen 
Kirche  die  Einheit  des  Glaubens  bewahrt  werde"  ist  beiznfUgen: 
„und  die  ganze  Kirche  zu  regieren  nnd  zn  leiten,"  und  zu  dem 
Satze:  „Warum  haben  unsere  Bischöfe  noch  heute  ganz  dieselbe 
Gewalt  wie  die  Apostel?  Weil  sie  ihnen  yon  den  Aposteln,  deren 
rechtmässige  Nachfolger  sie  sind,  übertragen  worden  ist,"  wird  be- 
merkt :  die  ausserordentliche  Gewalt,  welche  die  Apostel  gehabt, 
sei,  abgesehen  von  dem  h.  Petrus  und  seinen  Nachfolgern,  nicht 
auf  ihre  Nachfolger  übergegangen  und  daher  jene  Frage  etwa 
80  EU  fassen:  „Ist  die  Gewalt  der  Apostel  auf  ihre  rechtmässigen 
Nachfolger,  die  Bischöfe,  übergegangen?  Ja;  denn  da  die  Kirche 
bis  zum  Ende  der  Welt  dauern  sollte,  die  Apostel  aber  nicht  immer 
lebten,  hat  Christus  gewollt,  dass  ihre  Gewalt  auf  ihre  rechtmässigen 
Nachfolger  übergehe,"  und  wenn  gesagt  werde:  das  Amt  der  Bi- 
schöfe bestehe  auch  darin,  alles  anzuordnen,  was  zur  Förderung  des 
Seelenheiles  noth  wendig  oder  nützlich  sei,  so  sei  „alles*^  zu  streichen 
und  beizufügen:  „aber  nach  den  canonischen  Satzungen  und  in 
Unterordnung  unter  den  Papst'*  ^).  —  Der  Katechismus  ist  ohne 
Zweifel  nach  diesen  Weisungen  corrigirt  (und  seit  1860  durch  den 
von  dem  Jesuiten  Deharbe  yerdrängt)  worden,  steht  aber  noch  heute 
genau  so  im  Index  wie  in  dem  Decrete.  In  diesem  Decrete  wurde 
auch  verb.  Der  Jugendfreund.  Ein  Lehr-  und  Lesebuch  für  die 
oberen    Classen    der  Yolksschulen,    und  in    dem   nächsten   Decrete, 


1)  Besnard,  Kath.  Lit-Ztg.  1828,  Int.  10.  Roskov&ny  4,  79.  —  Der 
Würzburger  Katechismus  von  1823  ist  ohne  Zweifel  eine  Ausgabe  des 
von  Franz  Stapf  verfassien  „Katechismus  der  christkath.  Religion,  hrsg. 
mit  Genehmigung  Sr.  k.  Majestät  von  Baiern  auf  Anordnung  des  bisoh. 
Generalvicariats  von  Bamberg  zum  Gebrauche  in  Kirchen  und  Schulen, 
Bamberg  1812.«*  Denn  in  Mastiaux'  Lit-Ztg.  1823,  No.  67  wird  gesagrt, 
dieser  solle  nunmehr  auch  in  Wnrzburg  eingeführt  werden.  Der  Artikel 
schliesst  mit  dem  Satze:  „Dieser  Katediismus  entspricht  so,  wie  er  ist, 
den  Zwecken  eines  brauchbaren  DiÖoesaa-Eatechismus  nicht,'*  tadelt  aber 
nicht  die  in  Rom  beanstandeten  Sätze,  sondern  ffanz  andere.  —  Der  Bischof 
Riegg  von  Augsburg  berichtet  in  dem  Rundschreiben  von  1836  über  den 
von  Christoph  Schmid  für  seine  Diocese  ausgearbeiteten  Katechismus:  er 
habe  das  Manuscript  im  März  1884  dem  Papste  überreichen  lassen  und 
im  October  die  Bemerkungen  von  zwei  vom  Papste  bestellten  Censoren 
erhalten;  dann  habe  der  Papst,  —  wie  ihm  Graf  Reisach,  Reetor  der  Pro- 
paganda  und  Qualiücator  der  h.  Inquisition,  mitgetheüt,  —  den  Katechis- 
mus ins  Italienische  übersetzen  und  sammt  den  von  jenen  zwei  Censoren 
vorgeschlagenen  und  den  von  dem  Verfasser  gemachten  Verbesserungen 
durch  drei  andere  Censoren  und  durch  eine  besondere  Congregation  von 
Gardinälen  prüfen  lassen,  und  mit  den  von  den  drei  Censoren  vorgeschla- 
genen Aenderungen  sei  dann  der  Katechismus  approbirt  worden  (Rhein- 
wald. Acta  hist-eocl.  1836,  260).  Und  von  diesem  so  umständlich  ge- 
prüften und  so  feierlich  approbirten  Katechismus  bemerkt  Hirscher  in 
einem  Briefe  an  Hurter  (in  dessen  Biographie  von  H.  Hurter  2,  75):  -  es 
sei  z.  B.  die  Lehre  vom  Fegfeuer  darin  gänzlich  vergessen.  „Welch  eine 
Anklage  würde  von  A  und  B  gegen  C  und  D  hieraus  gebildet  worden 
sein  I** 


1068  Schriften  von  deutsohen  Katholiken. 

vom  12.  Juni  1826  Erste  Leseübungen  für  Elementarschalen  .  .  . 
von  Z.  P.  Mayst,  Pfarrer  zu  St.  Johann.  —  In  dem  Deorete  von 
1826  wurde  auch  verb.  Meine  Ansichten  von  der  Bestimmung  der 
Domkapitel  und  von  dem  Gottesdienste  in  den  Kathedralkirchen, 
von  Franz  Oberthtir,  Würzb.  1826.  Oberthür  (1745— 1831)  durfte 
sich  freilich  gratuliren,  dass  nicht  auch  andere  Schriften  von  ihm 
in  Kom  denuncirt  wurden  (K.-L.  7,  680). 

Als  durch  ein  Decr.  S.  Off.  coram  SSmo.  (also  Fer.  Y.)  15.  Jan. 
1835  verb.  stehen  im  Index:  Franc,  [vielmehr  Friedr.]  Brenner 
tria  opuscula  quorum  tituli:  1.  De  dogmate  u.  s.  w.  Die  deutschen 
Titel  werden  nicht  angegeben;  sie  lauten:  Ueber  das  Dogma.  Zu- 
gleich Beantwortung  der  Frage:  Wer  wird  selig?  Landshut  1832, 
2.  Aufl.  1834.  Nachträge  zur  Schrift:  Ueber  das  Dogma  .  .  . ,  deren 
Beanstandung  und  Eecbtfertigung  betreffend,  1833  (gegen  Simon 
Buchfeiner,  Beweise  der  Offenbarung  und  Vernunft,  dass  es  zur 
Erlangung  der  Seligkeit  nicht  gleichgültig  sei,  zu  welchem  Glauben 
man  sich  bekenne,  1833).  Offener  Brief  an  Dr.  Troll,  mit  Nach- 
trag gegen  Buohfelner,  1833  ^).  —  Das  Deoret  der  Inq.  muss  übri- 
gens in  Eom  verlegt  worden  sein;  denn  publicirt  wurde  es  erst  in 
dem  Decrete  der  Index-Congr.  vom  26.  Juni  1851,  nachdem  die 
Schriftchen  vergessen  waren  und  Brenner  1846  als  Domdechant 
in  Bamberg  (bis  1845  war  er  auch  Professor  der  Dogmatik)  ge- 
storben war.  Er  war  ein  angesehener  Theologe  (K.-L.  2,  1231. 
Werner,  Gesch.  der  Theol.  S.  371) ;  es  würden  aber  wahrscheinlich 
ausser  jenen  ephemeren  Sachen  auch  andere  Schriften  von  ihm  wenige 
stens  mit  d.  c.  verb.  worden  sein,  wenn  sie  jemand  denuncirt  hätte. 

4.  In  dem  Breve  vom  17.  Sept.  1833  (Bull.  19,  270)  klagt 
Gregor  XVI.  über  die  öffentliche  Vertheidigung  unkirchlicher  An- 
sichten über  Kirchenverfassung  und  Primat,  Cölibat,  Ablasse,  Mess- 
stipendien, Privatmessen,  Marien  Verehrung,  Bruderschaften  nnd  Wall- 
fahrten, und  verbietet  dann  in  den  üblichen  Formen  nach  Anhörung 
vieler  Theologen  und  der  Cardlnäle  (nicht  der  Inquisition  oder  Index- 
Congr.,  sondern)  der  Congr.  ecclesiasticis  negotiis  curandis  prae* 
posita,  5  Schriften  als  Sätze  enthaltend,  die  resp.  falsch, .  .  .  gegen 
den  h.  Stuhl  injuriös  und  dessen  Eechte  beeinträchtigend,  die  Ver- 
fassung der  Kirche  untergrabend,  .  .  .  schismatisch,  ketzerisch,  längst 
bei  Luther,  Bajus  [!] ,  Eicher,  Eybcl,  den  Pistorienses  und  sonst 
von  der  Kirche  verdammt  seien ^).  Die  5  Schriften  sind:  1.  Ohne 
Christus  kein  Heil  für  die  Menschheit  in  Kirche   und  Staat.     Eine 


1)  Auch  ein  Wort  über  die  jüngste  Schrift  des  Hrn.  Dr.  F.  Brenner 
Ueber  das  Dogma  .  .  .  mit  Berücksichtigung  seiner  Gegner.  Von  Dr.  A. 
Gengier,  Bamberg  1633.  Benkerts  Rel.-Freund  1833. 

2)  Ein  Commentar  zu  den  Breven  von  1833  erschien  1835  unter  dem 
Titel:  Was  haben  wir  von  den  Reformatoren  zu  Offenburg,  St.  Gallen  etc. 
zu  halten?  Gespräche  zwischen  einem  Pfarrer  nnd  seiner  Gemeinde.  Ton 
Athanasius  Sincerns  Philalethes  (Graf  Reisach,  Studien-Rector  in  der  Propa- 
ganda, 1886  Bischof  von  Eichstädt,  1846  Erzb.  von  München,  1855  Cardinal, 
t  1869). 


F.  Oberthür.    F.  Brenner.    G.  L.  G.  Kopp  n.  a.  1069 

Rede,  gehalten  zn  Rappertswil  den  3.  Sonntag  nach  Ostern  1882 
von  Prof.  Aloys  Fnohs.  Mit  Beilagen  nnd  dem  Suspensionsact, 
8t.  Gallen  1833.  —  2.  Sind  Reformen  in  der  kath.  Kirche  noth- 
wendig?  Anf  welchem  Wege  sind  dieselben  zn  bewirken  nnd  welche 
Hindemisse  stehen  ihnen  entgegen?  Beantwortet  in  der  Pastoral- 
conferenz  zu  Offenbnrg  am  24.  Juli  1832,  Offenb.  1832;  2.  Aufl., 
vermehrt  dnrch  eine  bescheidene,  aber  freimüthige  Belenchtnng  des 
Ordinariats- Erlasses  yom  12.  Oct.  1832  [gegen  die  1.  Anfl.]  und 
einige  Beilagen,  heransg.  von  F.  L.  Mersy,  OflFenb.  1833.  — 3.  Die 
kath.  Kirche  im  19.  Jahrhundert  und  die  zeitgemässe  Umgestaltung 
ihrer  äussern  Verfassung  mit  besonderer  Rücksicht  anf  die  in  dem 
ehemaligen  Mainzer,  jetzt  Regensb.  Erzstifte  hierin  getroffenen  An- 
stalten nnd  Ordnungen,  heransg.  von  Gr.  L.  C.  Kopp,  Mainz  1830. 
—  4.  Der  Kampf  zwischen  Papstthum  nnd  Katholicismus  im  15. 
Jahrb.  (dazu  wird  bemerkt,  diese  Abhandlung  sei  schon  früher  ge- 
druckt in  dem  Aarauer  Schweizerischen  Museum  Jahrg.  1816,  I.H., 
S.  75 — 125).  —  5.  Die  Stellung  des  römischen  Stuhles  u.  s.  w. 
(s.  o.  S.  1082). 

üeber  Aloys  Fuchs  (1795—1855)  hatte  der  Bischof  von  Chur 
und  St.  G-allen,  Graf  Buol-Schauen stein  4.  Juni  1833  an  den  Papst 
berichtet:  er  habe  ihn  wegen  seiner  Predigt,  obsohon  das  Capitel 
Uznach,  dessen  Mitglied  er  sei,  für  ihn  Partei  ergriffen,  snspendirt. 
Der  Papst  hatte  in  einem  Breve  vom  24.  Juli  (Roskov4ny,  4,  105) 
sein  Verfahren  gebilligt  und  das  von  ihm  erbetene  ürtheil  über  die 
Lehre  des  Fuchs  nach  der  Vollendung  der  Untersuchung  einiger  ähn- 
lichen Schriften  in  Aussicht  gestellt.  Fuchs  schrieb  noch:  Mein 
Olanben  und  Hoffen  sammt  Stimmen  ans  der  kath.  Kirche  zu  meiner 
Verthcidigung,  1.  Bd.,  1886,  424  S.  8.,  worin  er  die  Predigt  wieder 
abdmcken  lässt  und  bemerkt,  man  habe  60  Irrthümer  darin  ver- 
dammt, obschon  die  Curie  seine  Erklärungen  als  katholisch  aner* 
kannt  habe  (Kerz,  Lit.-Ztg.  1886,  3,  161).  1842  leistete  er  einen 
förmlichen  Widerruf  (A.  D.  B.  8,  161).  —  Bezüglich  der  4.  Schrift 
veröffentlichte  der  Domdechant  A.  Vock  in  Solothum  unter  dem 
20.  Jan.  1834  in  der  Schweiz.  Kath.  K.-Z.  No.  4  (Benkert,  Rel.- 
Freund  1834,  Bern.  12)  die  Erklärung:  der  Aufsatz  „Der  Kampf. . . . 
eine  Sacularfeier  der  Kirchenversammlung  zu  Konstanz  1416**,  sei 
1816  in  dem  Museum  anonym  erschienen,  1882  ohne  sein  Vorwissen 
mit  Abänderungen  und  Zusätzen  und  mit  seinem  Namen  besonders 
abgedruckt  und  geschäftig  verbreitet  worden;  er  habe  unter  dem 
30.  Apr.  1832  in  mehreren  Zeitungen  erklärt,  dass  er  alles,  was  er 
je  geschrieben  oder  mündlich  gelehrt,  pflichtgemäss  der  Beurtheilung 
und  Entscheidung  seiner  kirchlichen  Oberen  unterwerfe.  „Ich  füge 
hinzu,  dass  ich  die  vom  h.  Stuhle  17.  Sept.  1833  ausgesprochene 
Verwerfung  der  historischen  Abhandlung  und  des  im  J.  1832  daraus 
entstandenen  Machwerkes  mit  der  dem  Oberhanpte  der  Kirche  ge- 
bührenden Ehrfurcht  und  Folgsamkeit  anerkenne  und  ehre  und  dass 
ich  die  in  der  besagten  Bulle  (sie)  als  irrig  bezeichneten  Sätze,  ob 
dieselben  sich  in  jener  Abhandlung  oder  in  anderen  Schriften  be- 
finden,  mit  dem    h.    Stuhle    verdamme   und    verwerfe.  ^*     In    einem 


1090  Schriften  von  deutaoben  Katholiken. 

Breve  an  den  Bischof  Yon  Basel  vom  8.  März  1834  (RoBkovanj 
4,  130)  klagt  der  Papst  darüber,  dass  der  Pfarrer  von  Uffikon,  weil 
er  das  Breve  von  der  Kanzel  verkündigt,  in  das  Franciscanerkloster 
zu  Lnzern  abgeführt  worden  sei.  —  Der  Verfasser  der  3.  Schrift, 
Georg  Ludwig  Carl  Kopp,  früher  in  Diensten  Dalbergs,  hatte  auch 
andere  freisinnige  Schriften  herausgegeben,  nennt  sich  auf  dem  Titel 
noch  Grrossh.  Frankf.  Geh.  Geistl.  und  Oberschul-  und  Sudienrath, 
war  aber  1831  Domdechant  in  Eichst&dt  geworden.  Seine  Schrift 
war  in  Pacoa's  Denkwürdigkeiten  über  Deutschland  (deutsch  1832) 
als  „mit  einer  in  das  Gift  der  Jansenisten  und  Protestanten  ge- 
tauchten Feder  geschrieben*^  bezeichnet  worden.  Kopp  beklagte 
sich  darüber  und  Pacca  antwortete  in  einem  Briefe  vom  29.  März 
1838,  also  vor  dem  Erscheinen  des  Breve^s:  die  in  seiner  Schrift 
vorgeschlagenen  Beformen  seien  verwerflich;  wenn  ihm  aber  »eine 
Würde  bekannt  gewesen  wäre,  würde  er  sich  milder  ausgedruckt 
haben  ^).  Nach  dem  Erscheinen  des  Breve^s  veröffentlichte  Kopp 
eine  Erklärung  vom  3.  Febr.  1834:  er  habe  in  der  Vorrede  seines 
Buches  gesagt:  Vor  der  Entscheidung  der  kath.  Kirche  beugt  sich 
der  Katholik  mit  schuldiger  Ehrfurcht;  er  habe  auch  wiederholt  er- 
klärt, dass  er  den  Glauben  und  die  Lehre  der  Kirche  nicht  unter* 
graben,  die  von  Christus  dem  Oberhaupte  der  Kirche  übertragene 
Gewalt  nicht  bekämpfen  und  die  Kirche  Gottes  nicht  ärgern  wolle; 
das  wiederhole  er  jetzt  mit  dem  Beifügen,  dass  er  alles,  was  in 
seinem  Buche  von  den  Grundsätzen,  den  Lehren  und  dem  Glauben 
der  katholischen  Kirche  abweiche,  missbillige  und  verwerfe.  Er 
starb  1.  Oct.  1834.  Man  hätte  im  Index  bei  Fuchs,  Vock  und  Kopp 
beifügen  dürfen:    Auetor  laud.  etc. 

lieber  die  Eeform wünsche  eines  grossen  Theils  der  Geistlich- 
keit in  Baden  und  Würtemberg,  die  in  der  Schrift  des  Pfarrers 
Franz  Ludwig  Mersy  (1785— 1843)  einen  Ausdruck  gefunden,  erliess 
Gregor  XVI.  am  4.  Oct.  1833  noch  ein  besonderes  langes  Breve 
an  die  Bischöfe  der  oberrheinischen  Kirchenprovinz  (Katholik  1843, 
Aug.;  Boskovany  4,  112),  worin  die  Offenburger  Conferens  «Js  se- 
ditiosus  conventtts  bezeichnet,  die  (gar  nicht  exorbitanten)  Reform* 
wünsche  derselben  ausführlich  und  scharf  kritisirt  und  (nicht  mit 
unrecht)  den  durch  die  Bulle  Auctorem  fidei  verdammten  Sätzen 
der  Synode  von  Pistoja  an  die  Seite  gestellt  werden.  Mersy  schrieb 
1835  noch  „Die  Diöcesansynode  im  Erzbisthum  Freiburg  als  Er- 
wiederung auf  Drey's  Schrift :  Was  ist  in  unserer  Zeit  von  Synoden 
zu  erwarten?'*  Er  hat  sich  nicht  unterworfen,  blieb  a][>er  bis  zu  seinem 
Tode  im  Amte^).  —  Leitfaden  der  christl.  Keligions-  und  Kirohen- 


1)  Der  Herr  CardinaUDeoan  Pacca  und  das  Buch  „Die  katholische 
Kirche",  1888.  Die  Schrift:  Einige  Worte  über  die  Flugschrift  des  Herrn 
Kopp  gegen  Card.  Pacca.  Mit  Actenstücken,  1834,  enthalt  Kopps  Brief  an 
Pacca,  dessen  Antwort  und  das  Breve.  Vgl.  A.  D.  B.  16,  681.  Mejer  1, 
340;  2,  1,  37. 

2)  A.  D.  B.  21,  u.  d.  W. ;  Jentaoh,  Die  Reformbestrebungen  des 
Pfarrers  Mersy  und  seiner  Freunde,  1876. 


F.  L.  Mersy  u.  a.     Badener  Confereoz.  1091 

gescbicbte  zum  Gebranche  für  kath.  Schüler  an  höheren  Bürger - 
schalen  nnd  Gymnasien,  nebst  einem  Anhange:  Abriss  der  christ- 
iicben  kirchlichen  Archäologie  von  A.  Sartori,  Pfarrer  in  Eohrbaoh 
bei  Heidelberg,  Karlsr.  1841,  warde  1843  verb.  mit  der  Bemerkung, 
der  Verf.  habe  eine  bedingungsweise  ertheilte  Approbation  der  Obe- 
ren, ohne  die  Bedingung  zu  erfüllen,  gebraucht. 

1833 — 34  verbot  die  Index-Congr,  einige  Schriften,  die  1833 
in  Stuttgart  erschienen  sind,  aber  mit  den  süddeutschen  Reformbe- 
strebungen  nichts  zu  thun  haben,  vielmehr  in  Rheinwalds  Reperto- 
rium  9,  127  mit  Recht  als  antikatholische  Schmäh-  und  Schmutz- 
schriften bezeichnet  werden :  Rom  und  seine  Päpste.  Wahre  Ge- 
schichte des  Pontificates  von  F.  Gregoire.  Aus  dem  Französischen 
übersetzt ;  Das  Papstbüchlein.  Ein  so  nützliches  als  unterhalten- 
des Lesebüchlein  für  den  gemeinen  Mann  aller  Eirchengemeinschaften ; 
Cardinal e,  Bischöfe  und  Priester  [als  Liebesabenteuerer  durch  Cö- 
libatgesetze  und  jesuitische  Grundsätze,  historisch  geschildert  von 
S.  Domingo].  Die  erste  Schrift  wird  eine  Uebersetzung  von  Rome 
et  ses  papes  .  .  .  par  M.  F.  G.,  Brux.  1829,  sein;  mit  F.  G.  ist 
aber  ebensowenig  F.  Gregoire  wie  F.  Guizot,  vielmehr  ein  Fr.  Gouin 
gemeint.  £inen  besondern  Grund,  gerade  diese  drei  von  den  vielen 
derartigen  schlechten.  Producten  in  den  Index  zu  setzen,  wird  man 
schwerlich  angeben  können. 

5.  Am  17.  Mai  1835  erliess  Gregor  XYI.  ein  Breve  an  die 
schweizerische  Geistlichkeit  über  die  14  Artikel,  welche  auf  einer 
Conferenz  der  Abgeordneten  der  sieben  zum  Bisthum  Basel  gehö- 
renden Cantone  zu  Baden  unter  dem  Vorsitze  Casimir  Pfyffers  von 
Lozem  über  das  Verhalten  der  Cantonsregierungen  bezüglich 
der  katholischen  Kirche  24.  Juli  1834  vereinbart  worden  waren, 
—  sie  waren  von  dem  Professor  Christoph  Fuchs  zu  Luzem 
(A.  D.  B.  8,  159)  entworfen^).  Die  Artikel  werden  darin  als 
falsche,  ...  die  Rechte  des  h.  Stuhles  beeinträchtigende,  die  Re- 
gierung und  die  göttliche  Verfassung  der  Kirche  zerstörende,  das 
kirchliehe  Amt  der  weltlichen  Herrschaft  unterwerfende,  aus  ver- 
dammten Grundsätzen  abgeleitete,  nach  Ketzerei  schmeckende,  sohis- 
matische  Behauptungen  enthaltend  verdammt.  In  einem  zweiten 
Breve  vom  6.  Juni  1835  an  den  Bischof  Salzmann  von  Basel  (Ros- 
kovany  4,  131)  wurde  dieser  wegen  seiner  Haltung  gegenüber  den 
Beschlüssen  getadelt,  „durch  ein  Decret  Gregors  XVI.  vom  23. 
Sept.  1835*'  (so  heisst  es  in  dem  Index-Decrete  vom  7.  Jan.  1836) 
die  Bekanntmachung  und  Beleuchtung  der  Badener  Conferenz- 
beschlüsse  von  dem  kleinen  Rathe  des  Kantons  Luzern  an  die  Bür- 
ger desselben  (abgedr.  bei  Rheinwald,  Acta  hist.-eccl.  1835,  43 — 75) 
verb.  —  Aus  den  vielen  schweizerischen  Schriften,  die  man  hätte 
verbieten  können,  wurden  in  der  nächsten  Zeit  zwei  von  dem  Ca- 
puciner-Vicar  Franz  Sebastian  Ammann  ausgewählt :  Der  aufgehende 


1)  Gas.  FfyfiFer,  Gesch.  von  Luzern  2,  501.    Hurter,  Befeindung  der 
kath.  Kirche  S.  273. 


1092  Schriften  von  deutschen  Katholiken. 

Morgenstern  und  der  anbrechende  Tag  in  den  Christenherzen.  Ein 
religiöses  Handbuch  .  .  .  1838,  2  Bände,  verb.  1840  ^),  dann  von 
den  vielen  Streitschriften,  die  er,  nachdem  er  Protestant  geworden, 
herausgab  :  Die  römisch-heidnische  Kirche  oder  das  röm.  Papstthum 
als  das  erneuerte  Heidenthum,  1845,  verb.  1846'.  —  1844  wurde 
auch  Galerie  helv^tique  ou  almanach  suisse,  orn6  d'nn  grand  nombre 
de  figures,  1844,  von  dem  Caricatnrenzeichner  Martin  Disteli 
(t  1844),  —  der  Disteli-Kalender  erschien  seit  1839  (A.  D.  B.  5, 
256),  —  verb.  (im  Index  heisst  er  Distel).  —  Der  Bischof  von 
Basel  verbot  1841  DasPlacetum  regium,  eine  Abhandlung  von  Jos, 
£hrsam,  Luzern  1841,  und  forderte  den  Verfasser  auf,  binnen  14 
Tagen  eine  ihm  zugestellte  Retractationsformel  zu  unterschreiben, 
was  dieser  that  (Berl.  Allg.  K.-Z.  1842,  238). 

6.  Von  den  Schriften  der  beiden  Theiner  und  ihrer  Gesinnungs- 
genossen^) stehen  im  Index  :  Die  katbolische  Kirche  in  Schlesien 
in  ihren  Gebrechen  dargestellt  von  einem  katholischen  Geistlichen 
[Anton  Theiner]  nebst  einem  Anhange,  enthaltend  einige  Wünsche 
eines  vieljährigen  Seelsorgers,  Altenburg  1 826,  verb.  1 1 .  Dec.  1826 ; 
der  2.  Theil:  Paragraphen  zu  einer  neuen  Verfassungsurknnde  der- 
selben mit  Begründung  aus  Geschichte,  Christenthum  und  Vernunft, 
1830,  verb.  1833.  —  Erster  Sieg  des  Lichtes  über  Finsterniss  in 
der  kath.  Kirche  Schlesiens.  Ein  interessantes  Actenstück,  Hann. 
1826,  verb.  1827,  eine  Eingabe  von  11  Geistlichen  eines  schlesischen 
Decanates  an  den  Fürstbischof  Schimonski  über  Einführung  der 
deutschen  Sprache  beim  Gottesdienste;  der  Fürstbischof  erliess  18. 
Jan.  1827  gegen  diese  Schrift  und  Die  kath.  Kirche  .  .  ein  Circular. — 
Die  Einführung  der  erzwungenen  Ehelosigkeit  bei  den  christlichen 
Geistlichen  und  ihre  Folgen,  von  Job.  Ant.  und  Aug.  Theiner, 
Altenb.  1828,  2  Bde.,  und  Zur  Berichtigung  der  Ansichten  über 
die  Aufhebung  der  Ehelosigkeit  bei  den  katholischen  Geistlichen. 
Ein  Zuruf  mehrerer  kath.  Seelsorger  Schlesiens  an  ihre  Gemeinden, 
Weimar  1828,  beide  verb.  1829. 

1835  wurden  auf  einmal  vier  Bücher  von  Friedr.  Wilh.  Carovi 
(1789—1850,  A.  D.  B.  4,  7)  verb.:  Kosmorama.  Eine  Reihe  von 
Studien  zur  Orientirung  in  Natur,  Geschichte,  Staat,  Philosophie 
und  Religion,  1831;  Der  Saint-Simonismus  und  die  neuere  französische 
Philosophie,  1831;  Unparteiische  Betrachtungen  über  das  Gesetz  des 
geistlichen  Cölibats  .  .  .  von  dem  Prof.  C.  A.  P.  (Pilati  ?),  aus  dem 
Italienischen  übers.,  mit  Einl.  und  Anmerkungen,  1832;  Vollständige 
Sammlung  der  Cölibatsgesetze,  1883,  conjunctim  et  seorsim  (die 
beiden    Schriften    sind   als  2  Abtheilungen    deff"  Werkes  üeber  das 


1)  Pflanz,  Freimüth.  Bl.  1839,  16,  68.  Im  Archiv  f.  osterr.  Gesch. 
50,  490^wird  die  Ceusur  des  Weihbisohofs  Zenner  mitgethoilt ;  „Das  Wo-k 
eines  luxurireuden  Freiheitsgeistes.  Der  Verf.  greift  das  Wesen  des  Ka- 
tholicisTOus  nicht  direct  an,  spricht  aber  von  Missbräuchen  und  Auswuchsen, 
um  so  das  Ansehen  der  Kirche  zu  schwächen  und  seinen  verbesserten 
Katholicismus  einzuschwärzen.  Non  admittitur,  besser  damnatar. 

2}  Nippold,  Gesch.  des  Kath.  S.  608. 


F.  de  La  Mennais.  109S 

CölilMitegesetz,  ersobienen).  Man  hätte  noch  eine  Keihe  von  Schriften 
verbieten  können;  aber  nur  noch  Bie  letzten  Dinge  des  Eömiechen 
Katholicifimns  in  Deutschland,  1832,  wurde  1836  verb.  —  Von 
Alexander  Müller  (1780—1844,  Schulte  S.  329)  steht  im  Index 
nur  Encjclopädische  8  Handbuch  des  gesammten  in  Deutschland 
geltenden  kath.  und  protest.  Kirchenrechts,  1829 — 32,  2  Bände 
(A — Ehe),  verb.  1833.  Der  Käme  des  Verfassers  wird,  gewiss  nicht 
um  ihn  zu  schonen  (S.  40),  im  Index  nicht  genannt.  —  Von  den 
vielen  Schriften  von  Joh.  Otto  Ellendorf  (1805—44,  Schulte 
S.  394)  ist  nur  Der  Primat  der  Römischen  Päpste  aus  den  Quellen 
dargestellt,  I.Band,  1840,  1841  verb.,  der  2.  Band,  1846,  nicht.  — 
An  die  Bonge'sche  Angelegenheit  erinnern  im  Index  ausser  dem 
Buche  von  H.  Hau  (S.  1083)  nur:  Die  reformatorischen  Bestrebungen 
in  der  kath.  Kirche  Schlesiens.  Ein  Sendschreiben  zunächst  an  die 
Gemeinden  zu  Polsnitz  .  .  .,  dann  zugleich  an  alle  kath.  Christen, 
denen  die  Offenbarung  J.  C.  als  ewige  und  heilige  Wahrheit  gilt, 
von  J.  Anton  Theiner,  1845,  verb.  1845;  —  das  2.  Heft:  Mein 
Austritt  aus  der  römisch-kath.  Kirche  .  .  .,  1846,  ist  nicht  verb.; 
—  Rom  und  die  Humanität  oder  der  gegenwärtige  Kampf  in 
Schlesien,  von  E.  Matthäi,  Lpz.  1844;  Hat  die  römisch-kath. 
Kirche  Gebrechen?  Briefe  eines  Laien,  hrsg.  von  Max  Wangen- 
müller,  Stuttg.  1844,  beide  verb.  1845. 


110.     F.  de  La  Mennais. 

Einzelne  Schriften  des  Abbä  F.  de  La  Mennais  fanden 
schon  vor  1830  in  Frankreich  Widerspruch;  in  Rom  aber  war 
er  anter  Leo  XXL  sehr  angesehen.  Mit  der  Juli-Revolntion  trat 
eine  Wendung  ein.  Durch  die  Encyclica  Mirari  vos  vom  15. 
Aug.  1832  verdaninftte  Gregor  XVI.  die  von  La  Mennais  nnd 
seinen  Freunden  namentlich  in  ihrer  Zeitschritt  L'Avenir  ver- 
theidigten  kirchlich -politischen  Ansichten.  Ihre  Namen  und 
daa  Avenir  wnrden  dabei  nicht  genannt,  ihnen  aber  durch  ein 
Begleitschreiben  des  Gardinais  Pacca  ausdrücklich  erklSrt,  dass 
sie  gemeint  seien.  Sie  unterwarfen  sich  alle;  La  Mennais 
Hess  sich  nach  längeren  Verhandlungen  bestimmen,  11.  Dec. 
1833  eine  von  Rom  ans  vorgeschriebene  Formel  zn  nntersehreiben, 
veröffentlichte  aber  einige  Monate  später  die  Paroles  d'un  croyant, 
durch  welche  er  mit  Rom  völlig  brach  und  welche  dnrch  eine 
Encyclica  vom  25.  Juni  1834  in  den  schärfsten  Ausdrücken  ver- 
dammt wurden.    Die  Affaires  de  Rome  und  einige  andere,  nicht 


1094  F.  de  La  Mennais. 

alle  späteren  Scbriftea  wurden  bald  nach  ihrem  Erscheinen  von 

der  Index-CoDgregation  verboten. 

1.  Hagues-F^licit^-Robert  de  La  Mennais'  (geb.  1782)  erste 
Schrift,  Keflexions  sur  T^tat  de  l'EgliBe  en  France  pendant  le  18. 
siecle  et  sur  la  Situation  actuelle,  1809,  wurde  von  der  Napoleoni- 
scben  Polizei  unterdrückt.  1817  erschien  der  1.,  1820  der  2.  Band 
des  Essai  sur  rindifference  en  matiere  de  religion.  Dieser  wurde 
vielfach  angegriffen.  L.  schrieb  darüber  auf  Veranlassung  des  Nnn- 
cius  1.  Dec.  1821  an  den  Mag.  S.  Pal.  Anfossi:  er  werde  als 
Gegner  des  Gallicanismus  und  Cartesianismus  angegriffen;  er  habe 
1820  sein  Buch  dem  Urtheile  des  h.  Stuhles  unterworfen  und  dnrch 
J.  de  Maistre  und  den  Marchese  d'Azeglio  um  eine  Prüfung  desselben 
bitten  lassen;  zwei  Stellen  werde  er  nach  dem  Käthe  zweier  italie- 
nischen Theologen  in  der  nächsten  Auflage  ändern;  ob  man  nicht 
in  Rom  das  Buch  prüfen  und  eventuell  erklären  könne,  es  sei  or- 
thodox. Anfossi  antwortete  ihm  (nicht  amtlich),  er  sei  ganz  seiner 
Ansicht,  und  ertheilte  für  eine  von  dem*  Bischof  von  Potenza  und 
P.  Orioli  angefertigte  Uebersetzung  von  L.'s  Defense  de  TEssai 
.  .  .,  1821,  nachdem  sie  von  drei  Theologen  approbirt  worden,  1822 
die  (amtliche)  Druckerlaubniss.  Im  J.  1823  bat  L.  Anfossi,  ihm 
mitzutheilen,  welche  Stellen  etwa  von  den  Römischen  Theologen  in 
dem  3.  und  4.  Bande  des  Essai  beanstandet  würden;  er  sei  bereit, 
sie  zu  ändern*).  —  Im  J.  1824  war  L.  in  Rom.  Leo  XII.  nahm 
ihn  sehr  freundlich  auf,  bat  ihn,  in  Rom  zu  bleiben,  und  bot  ihm 
einen  der  Posten  an,  die  als  Vorstufe  des  Cardinalates  gelten,  mit 
der  Zusage,  er  werde  ihn  dann  bald  zum  Cardinal  befördern.  L. 
erwiderte,  er  glaube  der  Kirche'  in  Frankreich  mehr  Dienste  leisten 
zu  können.  Allem  Anscheine  nach  ist  L.  einer  der  elf  am  2.  Oct. 
1826  in  petto  reservirten  Cardinäle^).  —  Wegen  der  Scbrifk  De  la 
religion  oonsidäree  dans  ses  rapports  aveo  Tordre  politic^ne  et  oivile, 
1825 — 26,  wurde  L.  vom  Grerichte  zu  einer  Geldstrafe  verurtheilt 
und  von  vielen  Bischöfen  angegriffen.  In  der  vom  10.  April  1826 
datirten  Erklärung  von  14  Bischöfen  heisst  es  u.  a. :  Wir  missbil- 
ligen die  injuriösen  Ausdrücke,  in  denen  man  die  Grunds&tze  und 
das  Andenken  unserer  Vorgänger  im  bischöflichen  Amte  zn  ächten 
versucht  hat;  wir  verharren  in  unverbrüchlicher  Anhänglichkeit  bei 
der  uns  von  ihnen  überlieferten  Lehre  von  den  Rechten  der  Ftirsten 
und  ihrer  völligen  und  absoluten  Unabhängigkeit  von  der  direoten 
oder  indirecten  Autorität   jeder  kirchlichen  (rewalt    auf   dem  weit* 


1)  Oeuvres  inedites  1,  406.  429.  Friedrieb,  Gesch.  desYat.  Konzils  1, 
48.  Nielsen,  Aus  dem  inner n  Leben  der  kath.  K.  1, 184.  In  Mastiaux' 
Lit.-Ztg.  1822,  66  heisst  L.  „der  in  der  Lit.-Ztg.  oft  belobte  L.,  dessen 
Schriften  in  Deutschland  durch  Räss  und  Weis  rühmlichst  bekannt  ge* 
worden."  Vgl.  Friedrich  1,  191.  Roskovtoy  4,  1059. 

2)  Wiseman,  Erinnerungen  an  die  letzten  vier  Päpste,  übers,  von 
Reusch,  3.  Aufl.  1864,  S.  244.  Wiseman,  A  Ijetter  .  .  in  reply  io  one 
pnblished  in  the  Rambler  for  June  1858,  Lond.  1858.  Nielsen  S.  184. 


F.  de  La  Mennais.  1096 

lieben  Gebiete.  Gegen  60  andere  Bischöfe  stimmten  ihnen  zn  ^). 
In  diesem  Punkte  hatte  L.  allerdings   von  Eom  nichts  zu  fürchten. 

Nach  der  Juli-Eevolution  gründete  L.  mit  seinen  Freunden  die 
Zeitschrift  L'Avenir  (sie  erschien  vom  16.  Oct.  1830  an)  und  die 
Agence  ginirale  pour  la  defense  de  la  libertä  religieuse.  Vielfache 
Ajigriffe  veranlassten  die  Redaoteure  des  Avenir,  am  2.  Febr.  1831 
eine  Exposition  des  doctrines  professies  par  enx  zu  unterzeichnen, 
in  welcher  einerseits  dem  Gallioanismus  gegenüber  der  strengste 
UltramontanismuB  ausgesprochen,  anderseits  die  Trennung  von  Kirche 
and  Staat  gefordert  wird.  Als  sie  erfuhren,  dass  der  Minister  Ser 
bastiani  nicht,  wie  er  versprochen,  diese  Erklärung  nach  Born  ge- 
sandt, dass  aber  über  ihre  Tendenzen  dort  von  vielen  Bischöfen  und 
von  den  Regierungen  von  Frankreich,  Oesterreich,  Preussen  und 
Russland  Klage  geführt  worden,  suspendirten  sie  15.  Nov.  1831 
das  Erscheinen  des  Avenir  und  L.,  Lacordaire  und  Montalembert 
reisten  nach  Rom.  Am  3.  Febr.  1832  überreichten  sie  dem  Card. 
Paoca  ein  (fast  ganz  von  Lacordaire  verfasstes)  Memoire,  worin  sie 
baten,  der  Papst  möge  ihre  Ansichten  prüfen  lassen  und  erklären, 
ob  er  die  Fortsetzung  ihrer  Thätigkeit  billige.  Eine  Audienz  bei 
dem  Papste  erhielten  sie  nur  unter  dem  Vorbehalte,  dass  darin 
über  die  Sache,  die  sie  nach  Rom  geführt,  nicht  gesprochen  werde. 
Nach  einigen  Wochen  schrieb  Pacca  an  L. :  der  Papst  habe,  obschon 
er  die  Dienste,  die  er  und  seine  Freunde  der  Religion  geleistet,  und 
ihre  guten  Absichten  anerkenne,  doch  mit  Unzufriedenheit  gesehen, 
dass  sie  Controversen  und  Meinungen  wieder  angeregt,  die  min- 
destens bedenklich  seien;  er  werde  übrigens  ihre  Lehre  prüfen 
lassen  ;  da  diese  Prüfung  aber  vielleicht  längere  Zeit  beanspruchen 
werde,  möchten  sie  nach  Frankreich  zurückkehren.  Ijaoordaire 
reiste  nach  Frankreich,  Montalembert  nach  Neapel,  L.  blieb  in  Rom 
bei  Ventura,  der  damals  General  der  Theatiner  war.  Nachdem  er 
vier  Monate  vergeji>ens  auf  eine  Entsoheidung  gewartet,  reiste  er 
mit  Montalembert  ab,  mit  der  ausgesprochenen  Absicht,  das  Avenir 
fortzusetzen.  Mittlerweile  war  in  Rom  ein  von  13  französischen 
Bischöfen  unterzeichnetes  Schreiben  vom  23.  April  angekommen, 
worin  über  die  Bestrebungen  L.'s  und  seiner  Freunde,  namentlich 
über  das  Avenir  Klage  geführt  und  um  die  Bestätigung  der  von 
den  Unterzeichnern  ausgesprochenen  Verdammung  von  56  Batzen 
gebeten  wurde  ^).  Ueber  50  andere  französische  Bischöfe  erklärten 
zu  diesem  Schreiben  ihre  Zustimmung.  Zu  München,  wo  L*  und 
Montalembert  auf  der  Rückreise  zufällig  mit  Lacordaire  zusammen* 
trafen,  erfuhren  sie,  dass  Rom  gesprochen. 

Von  der  Encyolica  vom  15.  Aug.  1832  (Bull.  19,  126)  sandte 


1)  Delacouture,  Observations  p.  266.  LIX.  A.  Nettement,  Rist,  de  la 
litt.  2,  240. 

2)  Censure  de  56  propositions  extraites  de  divers  ecrits  de  M.  de  La 
Mennais  et  de  ses  disciples  par  plusiears  Sveques  de  Franoe,  Toulouse  1835. 
Roek.  4,  48.  Affaires  de  Rome,  Nouv.  ed.  s.  a.,  p.  71.  Montalembert,  Le 
P.  Lacordaire,  1862,  p.  49.  Etudes  relig.  1867,  18,  206. 


1096  F.  de  La  Mennais. 

Paooa  im  Auftrage  des  Papstes  mehrere  £xemplare  an  L.  mit  einem 
Begleitschreiben,  worin  es  heisst:  Anch  von  dem  F^piscopate  sei  von 
allen  Seiten  von  dem  unfehlbaren  Munde  des  Nachfolgers  Petri  eine 
feierliche  Erklärung  über  gewisse  Lehren  verlangt  worden ;  unter 
den  in  der  Enoyclica  verdammten  Lehren  seien  auch  einige,  die  im 
Avenir  vorgetragen  worden  seien;  dieses  werde  aus  Rücksicht  gegen 
die  Herausgeber  nicht  genannt;  der  Papst  habe  mit  Bedauern  ge- 
sehen, dass  er  und  seine  Freunde  die  delicatesten  die  Regierung 
der  Kirche  betreffenden  Fragen  öffentlich  discutirt  und  entschieden 
und  dadurch  die  Geister  beunruhigt  und  unter  der  Geistlichkeit 
Zwistigkeiten  veranlasst  hätten ;  ihre  Lehren  über  die  bürgerliche 
und  politische  Freiheit  seien  geeignet,  den  Geist  des  Aufruhrs  gegen 
die  Fürsten  unter  den  Unterthanen  zu  erregen  und  zu  verbreiten ; 
ihre  Ansichten  über  Oultus-  und  Pressfreiheit  ständen  in  Widerspruch 
mit  der  Lehre,  den  Grundsätzen  und  der  Praxis  der  Kirche;  ent- 
schieden zu  missbilligen  sei,  dass  sie,  nachdem  sie  schon  erklärt, 
sie  würden  ihre  Sache  in  Rom  vortragen,  im  Avenir  eine  Vereini- 
gung aller  derjenigen  vorgeschlagen,  welche  trotz  der  Yemichtuttg 
Polens,  der  Zerstückelung  Belgiens  und  des  Verhaltens  der  sich 
liberal  nennenden  Regierungen  noch  auf  die  Freiheit  der  Welt  hofften 
und  daran  arbeiten  wollten. 

L.  und  seine  Freunde  übersandten  Pacca  10.  Sept.  die  Er- 
klärung, sie  würden,  gehorsam  der  höchsten  Autorität  des  Stellver- 
treters Christi,  das  Avenir  nicht  weiter  erscheinen  lassen  und  hätten 
die  Agence  ginörale  aufgelöst.  Unter  dem  8.  Mai  1833  antwortete 
der  Papst  dem  Erzbischof  von  Toulouse  auf  das  Schreiben  der  Bi- 
schöfe vom  22.  April  1832:  er  habe  in  seiner  Encyclica  die  gesunde 
und  einzig  zulässige  Lehre  dargelegt;  die  Urheber  und  Begünstiger 
der  Bestrebungen,  über  welche  die  Bischöfe  besonders  geklagt, 
hätten  öffentlich  erklärt,  sie  hätten,  um  seinem  Willen  nicht  sn 
widerstreben,  von  ihrem  Beginnen  sofort  abgelassen;  aus  dieser  Er- 
klärung habe  er  die  Hoffnung  geschöpft,  dass  sie  auch  aufrichtig, 
vollständig,  absolut  und  ohne  Zweideutigkeit  sich  seinem  Urtheil 
unterworfen  und  dass  sie  dieses  auch  durch  noch  deutlichere  Er* 
klärungen  bekunden  würden;  at  dolorem  adhuc  injiciunt,  qnae  etiam 
nunc  perferuntur  in  vulgus.  L.  übersandte  nun  durch  den  Bischof 
von  Rennes  dem  Papste  einen  Brief  vom  4.  Aug.  1833,  worin  er 
eich  über  diese  Aeusserung  beklagt  und  erklärt,  er  wolle  allen  An- 
gelegenheiten der  Kirche  und  des  Papstes  fem  bleiben,  und  niemand 
unterwerfe  sich  vollkommener  als  er  allen  Entscheidungen  des  h. 
Stuhles,  welche  den  Glauben  und  die  Sitten  oder  die  von  seiner 
souveränen  Autorität  erlassenen  Disciplinargesetze  beträfen;  wenn 
diese  Erklärung  nicht  genüge,  möge  ihm  der  Papst  die  Ausdrücke 
angeben,  deren  er  sich  zu  bedienen  habe,  um  ihn  zufrieden  zu  steilen. 
Der  Papst  antwortete  dem  Bischof  von  Rennes  5.  Oot.  1833:  jene 
Bemerkung  beziehe  sich  auf  einen  in  Journal  de  la  Haye  abge- 
druckten Brief,  worin  L.  zu  erkennen  gebe,  dass  er  an  seinen  Grund- 
sätzen festhalte,  und  auf  die  Veröffentlichung  des  Pelerin  polonais 
(von  A.  Mickiewicz),   eines  Commentariolus    planus    temeritatis    ac 


F.  de  La  MennaiB.  1097 

malitiae,  mit  einer  langen  und  heftigen  Vorrede  eines  von  den- 
jenigen, die  mit  L.  in  Eom  gewesen  (Le  livre  des  p^Ierins  polonais, 
tradttit  du  polonais  par  le  Comte  Ch.  de  Montalembert,  euivi  d'un 
hymne  a  la  Pologne  par  F.  de  La  Mennais,  1833,  16.);  die  £r^ 
klämng  L/s,  er  wolle  allen  kirchlichen  Fragen  fern  bleiben,  be- 
kunde höchstens  Achtung  vor  der  Autorität,  nicht  aber  Anerkennung 
des  ürtheils  und  der  Lehren  des  Papstes;  L.  möge  erklären,  dass 
er  die  in  der  Encyolica  vorgetragene  Lehre  als  alleinige  und  abso- 
lute Bichtschnur  anerkenne  und  nichts  derselben  Widersprechendes 
schreiben  oder  billigen  wolle.  L.  sandte  nun  durch  den  Nunoius 
einen  Brief  vom  5.  Nov.  1833  nach  Rom,  worin  er  sagt:  so  weit 
die  Encyolica  die  apostolische  Tradition  proclamire,  erkenne  er  sie 
rückhaltlos  an  und  werde  er  nichts  derselben  Widersprechendes 
schreiben  oder  billigen ;  auch  sofern  sie  Punkte  der  kirchlichen  Ver- 
waltung und  Disciplin  entscheide  und  regle,  habe  er  sich  ihr  rück- 
haltlos unterworfen;  er  müsse  aber  zugleich  erklären,  dass  nach 
seiner  Üeberzeugung  der  Christ,  wenn  er  auf  dem  religiösen  Gebiete 
nur  zu  hören  und  zu  gehorchen  habe,  bezüglich  seiner  Meinungen, 
Worte  und  Handlungen  auf  dem  rein  weltlichen  Gebiete  der  geist- 
lichen Gewalt  gegenüber  seine  volle  Freiheit  behalte.  Diesen  Brief 
veröffentlichte  er,  schrieb  dann  aber  auf  den  Rath  des  Erzbischofs 
de  Quälen  von  Paris  ein  kurzes,  etwas  einlenkendes  Memoire  und 
schickte  es  6.  Deo.  nach  Rom.  Ehe  es  dort  eintraf,  erhielt  er  die 
Antwort  Pacca^s  vom  28.  Nov.  auf  seinen  Brief  vom  5.  Nov.,  der 
natürlich  für  ungenügend  erklärt  wurde.  Quelen  bestimmte  ihn,  11. 
Dec.  183B  folgende  Formel  zu  unterschreiben:  Ego  infrascriptus  in 
ipsa  verboTum  forma,  quae  in  Brevi  ...  5.  Oct.  1833  continetur, 
doctrinam  Encyclicis  literis  .  .  .  traditam  me  unice  et  absolute  sequi 
confirmo  nihilqoe  ab  illa  alienum  me  aut  scripturum  esse  aut  pro- 
baturum.  Er  erklärte  dabei  dem  Erzbisohof:  da  er  an  den  Grund- 
sätzen, die  er  bisher  als  die  Grundlage  und  Regel  der  katholischen 
Autorität  betrachtet,  völlig  irre  geworden,  unterzeichne  er,  um 
Ruhe  zu  haben,  diese  Formel,  behalte  sich  aber  ausdrücklich  seine 
Pflichten  gegen  sein  Land  und  die  Menschheit  vor;  er  wisse  sehr 
wohl,  dass  er  in  jener  Formel  implicite  erkläre,  dass  der  Papst  Gott 
sei;  um  Ruhe  zu  haben,  würde  er  dieses,  wenn  man  es  verlange, 
auch  explicite  unterschreiben.  Gregor  XVI.  richtete  nun  unter  dem 
28.  Dec.  ein  belobendes  Breve  an  ihn  und  sprach  in  Breven  von 
demselben  Datum  an  den  Erzbischof  von  Paris  und  den  Bischof  von 
Rennes  seine  Freude  über  seine  Unterwerfung  aus.  Der  Erzbischof 
verlangte  nun,  L.  solle  dem  Papste  für  das  Breve  danken.  Das 
lehnte  L.  in  einem  Briefe  vom  29.  März  1834  ab  und  übergab  bald 
darauf  Sainte-Beuve,  wie  dieser  (Nouveaux  lundis,  1870,  1,  39)  erzählt, 
das  ManuBcript  der  schon  vor  einem  Jahre  ohne  die  Absicht,  sie  zu 
veröffentlichen,  geschriebenen  Paroles  d'nn  croyant  mit  der  Bitte,  die 
Broschüre  möglichst  bald  drucken  zu  lassen,  und  mit  der  Ermäch- 
tigung, nach  Belieben  daran  zu  ändern.  Sainte-Beuve  ersetzte  in 
dem  33.  Capitel  zwei  überaus  heftige  Zeilen  gegen  den  Papst  durch 
Punkte    (die  gestrichenen  Worte  stehen  auch  nicht  in  den  späteren 


1098  P.  de  La  Mennais. 

Anfiagen).  Die  Broeohüre  sollte  anfangs  anonym  erscheinen;  da 
aber  der  Verleger  deshalb  Schwierigkeiten  machte,  erklärte  sich  L. 
mit  der  Nennung  seines  Namens  einverstanden.  Als  der  Erzbischof 
hörte,  dass  von  L.  eine  Broschüre  unter  der  Presse  sei,  schrieb  er 
an  ihn  28.  Apr.  L.  antwortete  am  29. :  er  habe  versprochen^  nur 
noch  über  sujets  de  philosophie,  de  science  et  de  politique  zu 
schreiben;  das  fragliche  Werkchen  sei  de  ce  demier  genre.  Patta- 
que  le  Systeme  des  rois,  lear  odienx  despotisme  u.  s.  w. 

Von  den  Paroles  d'nn  croyant  erschienen  im  J.  1834  8  Auf- 
lagen»  im  J.  1835  eine  Volksausgabe  in  8  Auflagen,  von  denen  die 
zwei  letzten  und  eine  4.,  im  J.  1886  gedruckte,  je  10,000  Exemplare 
stark  waren.  Alsbald  erschienen  aach  eine  englische,  zwei  spanische 
und  zwei  deutsche  Uebersetzungen.  In  mehreren  Staaten  wurde  die 
Schrift  verboten.  Gregor  XVI.  erklärt  in  der  Encyclica  vom  25. 
Juni  1884  (Bull.  19,  879):  er  verdamme  nach  Anhörung  einiger 
Cardinäle  diesen  Libellus  mole  quidem  exiguns,  gravitate  tarnen  in- 
gens,  weil  darin  durch  einen  gottlosen  Missbrauch  des  Wortes 
Qottes  die  Völker  corrumpirt  würden,  um  alle  Bande  der  öffent- 
lichen Ordnung  aufzulösen,  die  geistliche  und  weltliche  Autorit&t  zu 
erschüttern  und  Autstände,  Tumulte  und  Rebellionen  zu  erregen 
und  zu  unterstützen^  und  weil  er  Sätze  enthalte,  die  resp.  falsch, 
verleumderisch, . .  .  zur  Anarchie  führend,  dem  Worte  Gottes  wider- 
sprechend, gottlos  und  bereits  von  der  Kirche,  namentlich  bei  den 
Waldensern,  Wiolifflten,  Husiten  und  anderen  Ketzern  der  Art  ver- 
dammt worden  seien. 

Im  J.  1836  erschien  L.'s  Berieht  Über  seine  Verhandlungen 
mit  Kom:  Affaires  de  Rome.  Er  wurde  14.  Febr.  1888  von  der 
Index-Congr.  verb.  Diese  verbot  von  seinen  späteren  Schriften 
gleich  nach  dem  Eirsoheinen:  Le  livre  du  peuple,  1837  (in  einem 
Jahre  erschienen  7  Auflagen);  Disoussions  critiques  et  pensees  di- 
verses sur  la  religion  et  la  philosophie,  1841 ;  Esqnisse  d*une  Phi- 
losophie, 8  vol.,  1841^48  (verb.  1841,  also  nur  der  I.  Band);  Les 
Amschaspands  et  les  Darvands,  1848;  Les  6vangiles,  traduction  nou- 
velle  avec  des  notes  et  des  riflexions  k  la  fin  de  chaque  chapitre, 
1846,  gleichzeitig  auch:  Gli  evangeli  tradotti  .  .  .  da  G.  Diodati, 
con  le  riflessioni  e  note  di  F.  (in  den  neuesten  Indices  Francesco) 
Lamennais,  trad.  da  Pier  Silvio  Leopardi,  Losanna  1846^). 


1)  In  den  neuesten  Indices  steht  (Lamennais,  F.  de,  nicht,  wie  in 
den  froheren  Mennais,  F.  de  la,  und)  hinter  Paroles  d'un  croyant  nur: 
opus  jam  reprobatum  et  damnatum,  in  dem  Mechelner  richtig :  opus  repr. 
et  damn.  Epist.  Encycl.  Gregorii  XVI.  25.  Junii  1884,  aber  mit  dem  un- 
richtigen, zu  Hermes  gehörenden  Zusätze:  et  decr.  deolaratorio  ex  man- 
dato  ejusdem  Sanctitatis  suae  7.  Juni  1886.  Das  Datum  des  Terbotes  der 
Evangiles  wird  in  den  neuesten  Indices  unrichtig  ang^eben:  1843  statt 
1846.  —  Querards  Bibliographie  Lamennaisienne  ist  abgedr.  in  seinen 
Supercheries  2,  510.  —  In  Lacordaire's  Schrift  gegen  die  Affaires  de  Rome, 
Lettre  snr  le  Saint  Siöge,  wurden  auf  Qaelens  Verlangen  die  antigalli- 
canischen  Stellen  gestrichen;  Friedrich  1,  108. 


Gallksaner  nnd  liberale  Katbolikev.  1099 

L.  starb  27.  Febr.  1854,  nachdem  er  verordnet  hatte :  Ich 
will  inmitten  der  Armen  und  wie  die  Armen  beerdigt  werden;  man 
soll  kein  Denkmal  auf  mein  Grab  setzen ;  mein  Leib  soll  znm  Kirch- 
hof gebracht  werden,  ohne  durch  die  Kirche  zu  gehen.  Die  Oeuvres 
posthnmes,  1855 — 58,  5  vol.,  stehen  nicht  im  Index.  Von  den 
zahlreichen  durch  die  Paroles  veranlassten  Schriften  wurden  nur 
zwei,  die  ohne  Zweifel  zu  den  unbedeutendsten  gehören,  verb.:  Pa- 
roles d'un  voyant,  en  reponse  aux  paroles  d^un  croyant  .  .  .  par 
J.-A.  Chaho,  1834,  verb.  1835;  Parole  di  un  uomo  dedicate  al  cre- 
dente  de  La  Mennais,  da  Harro  Haring,  verb.  1836,  womit  die 
deutsche  Schrift  des  fahrenden  Literaten  Haring  aus  Husum  gemeint 
sein  wird  oder  die  französische  Uebersetzung :  Paroles  d'un  homme 
dediies  au  croyant  de  La  Mennais,  trad.  par  Emm.-Nap.  Perrot, 
Strassb.  1834,  76  S.  8.;  denn  eine  italienische  Uebersetzung  gibt 
es  nicht.  Von  Chaho  wurde  1836  noch  verb.:  Philosophie  des  r^- 
velations  addre8s<^e  au  Prof.  Lherminier^).  —  Das  von  Gregor  XVI. 
1833  so  scharf  getadelte  Li  vre  des  pMerins  polonais  steht  nicht  im 
Index;  Montalembert  scheint  aber  dafür  gesorgt  zu  haben,  dass  es 
nicht  neu  gedruckt  wurde. 


111.     Oallieaner  und  liberale  Katholiken,  1845—70. 

Im  J.  1845  wurde  ein  kleines  Handbuch  des  franzöaischen 
Kircbenrechts  von  Andr6-M.-J.-J.  Dnpin,  damals  Gleneralprocurator 
am  Caasationshofe  (1783—1865),  verboten,  welches  als  ein  Com- 
pendium  des  alten  parlamentarischen  Gallioanismus  bezeichnet 
werden  kann.  Der  Kampf  der  Index- Congregation  gegen  den 
theologischen  Oallicanismus  begann  erst  unter  Pins  IX.  im  J. 
1851.  Ein  in  den  meisten  Seminarien  gebrauchtes  älteres  Lehr- 
buch der  Theologie  von  L.  Bailly  wurde  1852  mit  d.  c.  ver- 
boten,  —  andere  ältere  Lehrbticher  wurden,  um  sie  vor  einem 
Verbote  oder  vor  Angriflfen  der  ultramontanen  Presse  zu  schützen, 
von  allen  gallicanischen  Beminiscenzen  gesäubert,  —  von  neueren 
Bttcbem  wurden  ein  Lehrbuch  des  Rirchenrechtes  von  Lequeux 
und  die  Eirchengeschichte  von  Guett^e  verboten,  ausserdem  einige 
kleinere  Schriften  von  Geistlichen.  —  Unter  den  Schriften  von 
liberalen  katholischen  Laien,  die  in  dieser  Zeit  verboten  worden, 
sind  die  von  Bordas-Demoulin  die  bemerkenswerthesten.  — 
Die  durch  die  Schrift  der  Brüder  Allignol,    De  l'^tat  actuel  du 


1)  Carove,  Neoraroa  2,  125. 


1100  Gallicaner  and  liberale  Katholiken. 

clerg^  de  France  et  en  particttlier  deg  cnr^  raraiix  appelds 
desBervants,  Paris  1839,  hervorgerufene  Controverse  über  die 
den  sog.  Succnrsalpfarrern  in  den  organischen  Artikeln  ange- 
wiesene Stellung  hat  im  Index  keine  Spuren  hinterlassen.  Gregor 
XVI.  erklärte  1845:  es  solle  hinsichtlich  derselben  nichts  ge- 
ändert werden,  bis  der  h.  Stuhl  anders  verfügen  werde  ^)-  Erst 
später  kamen  einige  Schriften  über  dieses  Thema  in  den  Index. 
—  1864  wurden  auch  einige  Schriftchen  über  die  Einftthrnog 
des  Römischen  Messbuches  und  Breviers  statt  der  franzlVsischen 
Diöcesan-Liturgieen  verboten. 

1.  Du p  ins  Manuel  du  droit  public  ecclisiastique  fran^ais, 
contenant  las  libertis  de  Teglise  gallicane  en  83  articles  avec  an 
commentaire,  la  d^claration  du  clergä  de  1682  sur  les  limited  de 
la  puissance  eccl^s.,  le  concordat  et  sa  loi  organique,  pr^ede«  des 
rapports  de  H.  Portalis  .  .  .  ,  ein  Band  in  12.,  war  zuerst  Par. 
1844,  erschienen.  Die  2.  Ausgabe  wurde  durch  ein  vom  21.  Nov. 
1844  datirtes,  aber  erst  im  Febr.  1845  veröffentlichtes  Mandement 
des  Card,  de  Bonald,  Erzb.  von  Lyon,  censurirt  Der  Justizminister 
legte  darauf  Appel  comme  d^abus  bei  dem  Staatsrathe  ein  und  dieser 
unterdrückte  das  Mandement,  dem  dann  aber  mehrere  französische 
Bischöfe  beitraten.  Dnpin  erz&hlt  in  den  Vorreden  der  späteren 
Ausgaben:  die  2.  sei  in  Folge  des  Mandement,  die  8.  in  Folge  des 
Index-Decretes  rasch  abgesetzt  worden;  er  habe  tibrigens  schon 
1824  und  1826  die  Libertes  de  T^gl.  gall.  suivies  de  la  d^claration 
de  1682  et  autres  pieces,  avec  une  introd.  et  des  notes  herausge- 
geben, die  den  1.  Theil  des  Manuel  bildeten,  in  welchem  alle  von 
Card,  de  Bonald  inoriminirten  Stellen  ständen;  damals  habe  er 
keinen  Widerspruch  gefunden,  vielmehr  u.  a.  von  dem  Bischof  von 
Hermopolis  (Frayssinous)  ein  anerkennendes  Schreiben  erhalten.  1860 
wurde  die  5.  Auflage  nochmals  verb.,  die  1860  mit  dem  Zusätze 
auf  dem  Titelblatte  erschienen  war:  suivi  d^un  appendice  contenant 
plusieurs  questions  sur  l'Index,  le  pouvoir  des  l^gats,  Tabus  des 
excommunications  et  la  question  romaine.  Bezüglich  des  Index  be* 
streitet  er  einfach,  unter  Berufung  auf  die  älteren  französischen  Ge- 
lehrten und  Bischof  Frayssinous,  die  Geltung  desselben  in  Frank- 
reich. ~*  In  demselben  Jahre  in  welchem  Dupins  kleines  Buch  verb. 
wurde,  erschienen  Discours,  rapports  et  travaux  inedits  sur  le  con- 
cordat de  1801,  les  articles  organiques  ...  et  sur  diverses  que- 
stions de  droit  public  concernant  la  liberte  des  cultes  .  .  .  par  Jean- 
Et-M.  Fortalis,  Ministre  des  cultes,  publiis  .  .  par  le  Vic.  Fr.  Por- 
talis, Par.  1845,  768  S.  8.  Gousset,  Dogra.  1,  508,  sagt,  man  finde 
darin    denselben    Geist,    dieselben    Vorurtheile   und    über    mehrere 


1)  Acta  S.  S.  14,  186.  Garns,  Kirchengeseh.  3,  89. 


A.  Diipin.    L.  Bailly.  1101 

Punkte  dieselben  Irrthümer  wie  in  den  Reoneils  von  Pithon^  Dupuys 
ond  Dnpin;  dae  Buch  warde  aber  nicht  verb.  Der  Bischof  Bailies 
von  LuQon  (La  Congr.  de  Tlndex  p.  66)  führt  dieses  als  einen  Be- 
weis des  Esprit  de  rindnlgence  qni  anime  T^glise,  an^).  Portalis^ 
Disconrs  an  Corps  leg^slatif,  15.  Germ.  X,  wurde  in  Spanien 
1804  verb. 

2.  Der  Bischof  Clausel  de  Montals  von  Chartres  (f  1857) 
sprach  in  einem  Hirtenbriefe  von  1850  von  dem  Ruhme  der  grossen 
Lehrer  der  französisohen  Kirche  und  von  den  inneren  Gefahren,  die 
816  gegenwärtig  bedrohten.  Der  Hirtenbrief  wurde  in  Rom  denun- 
cirt  und  vom  Papste  der  Index- Congr.  überwiesen;  das  von  dieser 
einstimmig  beschlossene  Verbot  wurde  vom  Papste  bestätigt,  aber 
nicht  pnblicirt,  sondern  nur  dem  Bischof  durch  einen  Dritten  mitge- 
theilt,  der  Papst  und  die  Congr.  finde  es  tadelnswerth,  dass  er  die 
französische  Kirche  so  stark  und  rückhaltlos  gelobt,  die  doch  ihren 
Ruhm  durch  hartnäckige  Anhänglichkeit  an  die  vier  Artikel  getrübt 
habe,  und  dass  er  die  Gegner  der  gallicanischen  Lehren  und  Lite- 
ratur»  verdiente  Laien,  ausgezeichnete  Priester  und  Bischöfe,  als  ver- 
kappte Mennaisianer  u.*  dgl.  bezeichnet.  Auch  spätere  gallicanische 
Pttblicationen  des  Bischofs,  wie  Portrait  fid^le  de  TEgl.  gall.,  1854, 
wurden  nicht  verb.  2). 

Die  Theologia  dogmatioa  et  moralis  ad  usum  seminariorum 
von  LouisBailly,  Canonious  zu  Dijon  (1730—1808),  zuerst  1789, 
8  vol.,  war  bereits  1842  von  Abbe  Receveur  überarbeitet,  aber 
nicht  gerade  von  allen  Gallicanismen  gesäubert  worden^).  Dass  sie 
1852  mit  d.  c.  verb.  wurde,  war  nicht  die  Folge  einer  Denunciation. 
Bei  der  parlamentarischen  Untersuchung  im  Seminar  zu  Maynooth, 
wo  das  Buch  bis  1852  auch  gebraucht  wurde,  —  und  zwar  die 
nicht  corrigirte  Ausgabe^  —  wurde  von  dortigen  Professoren  „aus 
guter  Quelle^'  darüber  folgendes  mitgetheilt;  Pius  IX.  erfuhr  in 
einem  Gespräch  mit  einem  Professor  des  irischen  College  zu  Paris 
über  den  Streit  über  Eherecht  in  Sardinien,  dass  Bailly  in  jenem 
und  in  anderen  frannöoischen  Lehranstalten  als  Lehrbuch  gebraucht 
werde,  worauf  er  das  Buch  kommen,  prüfen  und  verbieten  Hess. 
Der  Hauptgrund  des  Verbotes  scheint,  wie  einer  der  Professoren 
von  Maynooth  aussagte,  gewesen  zu  sein,  dass  Bailly,  wie  die 
meisten  französischen  Theologen  bei  der  Ehe  zwischen  Contract  und 
Sacrament  unterschied  und  lehrte,  eine  Ehe  unter  Christen  könne 
als  gültiger  Contract  existiren,  ohne  ein  Sacrament  zu  sein  (S.  933), 


1)  BaillSs  verdammte  1852  in  einem  langen  Mandement  (Ami  de  la 
rel.  160,  230)  ein  von  einem  Beamten  im  Cultusministeriam,  H.  Blanc, 
herausgegebenes  Petit  manuel  d'admiuistration  pour  les  affaires  da  cultc 
cath.  .  .  .  traitees  au  ministere  des  cultes,  36  S.  16. 

2)  Friedrich,  Vai  Konzil  1,  419,  E.  Michaud,  De  la  falsification  des 
catechisraes  franQais  et  des  manuels  de  theol.  par  le  parti  romaniste,  1872, 
p.  245;  Programme  de  roformo  de  l'Egl.  d'Occident,  1672,  p.  39. 

3)  Üeber  altere  Ausgaben  s.  Tabaraud,  Principes,  1816,  p.  XXIV. 
XXXIX.  Hurter  3,  506. 

Beuaeta,  Index  II.  70 


1102  GalHcaner  und  liberale  Katholiken. 

eine  Ansiolit,  die  Pins  IX.  in  dem  Breve  vom  22.  Aug.  1851  (gegen 
Nuytz)  als  irrig  bezeichnet  hatte.  Ein  anderer  Professor  sagte: 
Vorstände  französischer  Seminare  hätten  nach  dem  Verbote  in  Rom 
vorgestellt,  dass  es  schwierig  sei,  sofort  das  Buch  ausser  Gebrauch 
zu  setzen,  und  darauf  die  Erlaubniss  erhalten,  es  noch  einige  Zeit 
zu  gebrauchen.  Die  Verlegerin  des  Buches,  Veuye  Ponsaielgoe- 
Rnsand  erklärte  in  den  Zeitungen,  sie  unterwerfe  sich  dem  Index- 
Decrete  und  werde  das  Buch  nicht  mehr  verkaufen  (Ami  de  la  reL 
159,  44).  Eine  in  Rom  approbirte  expurgirte  Ausgabe  scheint  nicht 
erschienen  zu  sein,  wird  wenigstens  im  Index  nicht  erwähnt.  In 
einem  französischen  Seminar  wurde  unter  der  Leitung  des  Abbe 
Gaultier  am  zweiten  Weihnachtstage  1852  das  Buch  von  den  Semi* 
naristen  feierlich  verbrannt,  was  in  Le  Mande  als  eine  „Wiederholung 
der  von  dem  h.  Lucas  (Apg.  19,  19)  berichteten  und  von  dem  b. 
Paulus  inspirirten  Soene^^  bezeichnet  wird  ^). 

Von  den  in  vielen  Anstalten  gebrauchten  Institutiones  theolo- 
gicae  ad  usum  seminarii  Tolosani,  —  Theologie  de  Toulouse,  — 
wird  in  der  Rev.  des  sc.  eccl.  1869,  8,  532  bemerkt,  man  habe  sie 
corrigirt,  „um «sie  einer  Verdammung  zu  Entziehen,  welche  alle 
Werke  bedrohte,  die  der  Theologie  von  Bailly  allzu  ähnlioh  waren." 
Sie  war  schon  einmal  im  18.  Jahrh.  corrigirt  worden.  Die  „nach 
den  von  einigen  Römischen  Theologen  vorgeschlagenen  Bemerkungen 
corrigirte*'  7.  Ausgabe  von  1860  wurde  von  der  ultramontaMn 
Kritik  als  ungenügend  bezeichnet,  desgleichen  die  8.  von  1865 ;  erst 
die  9.  und  die  von  dem  Sulpioianer  Bonal  besorgte  10.  von  1868 
und  1870  fanden  unbedingte  Anerkennung  und  wurden  auch  von 
dem  Mag.  S.  Pal.  belobt.  '  Sie  oonstatiren  z.  B. :  die  kirchliche 
Autorität  gestatte  in  Frankreich  nicht,  die  4  Artikel  von  1682  öffent- 
lich zu  lehren^}.  —  Der  Bischof  J.  B.  Bouvier  von  Le  Hans  liess 
nach  dem  Verbote  Bailly's  seine  Institutiones  theologicae  (seit  1820 
wiederholt  gedruckt,  6  vol.)  von  Römischen  Theologen  eorrigiren; 
die  Rev.  des  sc.  eccl.  1866,  3,  362  berichtet:  er  habe  freilich,  um 
seinem  Verleger  nicht  zu  grosse  Kosten  zu  verursachen,  niokt  gleich 
alle  Bemerkungen  berücksichtigt,  sondern  zunäohst  nur  das  beaei* 
tigt,  was  zu  sehr  an  Bailly  erinnert  habe;  er  habe  aber  in  einem 
Circular  an  die  anderen  Bischöfe  erklärt,  die  Ausgabe  von  1863 
sei  keine  definitive,  er  arbeite  an  einer  gründlicher  verbesserten; 
darüber  sei  er  aber  gestorben.  —  Auch  noch  einige  andere  in  fran- 
zösischen Seminaren  gebrauohte  Lehrbücher  wurden,  —  wie  aueh 
einige  Catechismen,  —  ohne  dass  sie  in  den  Index  gesetzt  wurden, 
im  ultramontanen  Sinne  umgearbeitet^).     Der  Jesuit  Gury,    der   in 


1)  Friedrich,  1,  644.  667.  Maynooth  Commission.  Report  of  Her 
Majesty's  Commissioners  ;  .  .  P.  II.,  Dublin  1866,  p.  6.  18.  28.  68.  88. 

i)  Rev.  des  sc.  eccl.  1870,  1,  188.  Michaud,  Falsif.  p.  192.  Friedrich 
1,  561. 

3)  Friedrich  1,  547;  über  Gatechismen  Michaud,  Falsif.  p.  9.  lieber 
die  Aenderung  des  Kölnischen  Catechismus  nach  1870  s.  Deutscher  Merkur 
1873,  5. 


Aenderung  älterer  Bücher.   M.  Lequeux.  1103 

den  älteren  Ausgaben  seines  Compendinm  theol.  mor.  lehrte :  Index  non 
viget  in  Gallia  (so  steht  sogar  in  der  1850  zn  Rom  gedruckten  Aus- 
gabe), Haec  censura  non  viget  in  Gallia  u.  dgl.,  musste  1853  er- 
klären: er  habe  mit  solchen  Bemerkungen  nur  die  Ansicht  der  fran- 
zösischen Theologen  mittheilen,  nicht  billigen  wollen.  Demgemäss 
wurde  dann  in  dsn  folgenden  Ausgaben  manches  geändert^). 

3.  1851  wurde  verb.:  Manuale  compendinm  juris  canonici  ad 
Qsnm  seminariorum  juxta  tempofum  circumstantias  accommodatum, 
von  J.  P.  M.  Lequeux,  Superior  des  Seminars  in  Soissons  und 
Greneralvicar  des  Erzbischofs  Sibour  von  Paris,  1839 — 40,  4  vol.  8., 
3.  Ed.  1850 — 51,  welches  in  einem  sehr  abgescbwäcbten  gallica- 
nischen  Sinne  geschrieben  ist  und  in  manchen  Seminarien  als  Lehr- 
buch gebraucht  wurde ^).  Das  Buch  war  nach  dem  Univers  (Ami 
de  la  Tel.  159,  12)  von  5  französischen  Bischöfen  denunoirt  worden. 
Im  J.  1852  meldete  ein  Decret  der  Index-Congr. :  Auetor  se  sub- 
jecit;  jetzt  steht  im  Index  die  vollständige  Formel:  Auetor  laud.  etc. 
Lequeux  berichtet  in  einem  im  Observ.  cath.  T.  16,  121  abge- 
druckten Briefe:  dass  er  auf  den  Index  gesetzt  worden,  habe  er 
aus  einer  Pariser  Zeitung  erfahren,  welche  die  Nachricht  aus  der 
Augsb.  Allg.  Ztg.  entnommen  hatte.  Er  sei  zu  dem  Erzbischof 
Sibour  gegangen;  dieser  sei  roth  vor  Zorn  geworden  und  habe  in 
beredten  Worten  darüber  gesprochen,  dess  eine  Congregation  von 
Mönchen  das  Buch  eines  Priesters  verdamme,  ohne  seinen  Bischof 
zu  hören;  er  habe  auch  die  Absicht  gebilligt,  die  er  geäussert,  die 
Congregation  um  Angabe  der  Irrthttmer  zu  bitten,  um  sie  zu  ver- 
bessern, aber  beigefügt:  Man  wird  es  nicht  thuen;  aber  dann  müssen 
Sie  kämpfen  und  ihnen  beweisen, « dass  diese  Congregation  in  Prank- 
reich keine  Autorität  hat.  Sprechen  Sie  mit  den  Abbes  Delacou- 
tare,  Frompsault  und  Chatenay  und  verständigen  Sie  sich  mit  ihnen, 
um  gegen  die   Index-Congregation    Krieg    zu    führen.     Lequeux  er- 


1)  Michaud  p.  182.  Friedrioh  1,  554.  600.  Gary's  Erklärung  im  Ami 
de  la  rel.  159,  387.  lieber  den  Index  sagtGury  in  der  Ausgabe  von  1865: 
An  lex  Indicis  in  Gallia  vigeat?  .  .  .  Qaidquid  in  antecessum  dixerint  non 
pauci  Galliae  theologi,  nunc  amplius  dubitaadum  esse  non  vidctur  propter 
non  ambiguas  Pii  IX.  declarationes.  Pontifex  enim  non  tantum  suasionibus 
usus  est,  ut  Galliae  episcopos  induceret  ad  leges  Indicis  recipiendas,  sed 
etiam  tantam  auctoritatem  prae  se  taut,  ut  nemini  deinceps  liceret  affir- 
mare  legem  Indiois  in  Gallia  non  vigere. 

2)  Miohaud  p.  219.  Friedrich  1,  553.  Obaerv.  cath.  12,  82.  Huet  bei 
Bordas-Demoulin  p.  253  sagt  von  dieser  und  einer  Schrift  von  Laborde, 
um  ihren  zahmen  Gallicanismus  zu  charakterisiren :  11s  semblent  demander 
grace  pour  la  v6rite  et  la  justice.  Kurz  vor  dem  Verbote  erschien  in  der 
officiösen  Gorrespondanoe  de  Borne  (14.  Juli  1851)  ein  langer  Artikel  gegen 
Lequeux^s  Buch.  £&  wird  u.  a.  getadelt,  dass  er  sage:  die  Index-Decrete 
verpflichteten  in  Frankreich  nicht  strictement,  „woraus  folgt,  dass,  wenn 
z.  B.  sein  Manuel  in  den  Index  gesetzt  würde,  man  nicht  stricteraent 
verpflichtet  wäre,  es  als  schlecht  anzusehen.'^  —  Die  Corresp.  de  Rome 
kritisirte  Anfang  1852,  No.  86.  90,  auch  Juris  canonici  institutiones  in 
usum  seminarii  Anneciensis  ...  a  C.  M.  Magnin,  1850;  das  Buch  kam 
aber  nioht  in  den  Index. 


1104  Gallioaner  und  liberale  Katholiken. 

klärte  seine  Unterwerfung,  bat  aber  zugleich  um  Angabe  dLessen, 
was  er  zu  ändern  habe.  Man  ging  in  Hom  darauf  ein  und  Lequeux 
reiste  dorthin,  um  mit  der  Index-Congr.  darüber  zu  verhandeln.  Am 
14.  Febr.  1854  schrieb  er  an  den  Erzbischof:  „Ich  suche  die  unan- 
genehme Arbeit  der  Verbesserung  nach  Kräften  zu  fördern.  Ich 
muss  viele  Stelleu  ändern,  welche  nichts  Tadelnswerthes  enthalten, 
aber  die  Römische  Empfindlichkeit  verletzen,  und  ich  bin  genöthigt, 
durch  diese  Caudinischen  Pässe  hindurch  zu  gehen  .  .  .  Wenn  ich 
sage,  eine  Bulle  verpflichte  nicht,  weil  sie  nicht  publicirt  sei,  wenn 
ich  königliche  Ediote  und  vollends  ArrSts  der  Parlamente  citire, 
um  zu  beweisen,  dass  ein  Punkt  der  Disciplin  in  Frankreich  gelte» 
so  sind  das  scandalöse  Dinge.  Msgr.  Capalti  hat  wirklich  gelehrte 
Kenntnisse  und  einen  grossen  Fond  von  Billigkeit;  aber  von  den 
Komischen  Anschauungen  geht  er  nicht  ab.  Ich  hoffe,  in  einigen 
Tagen  werden  alle  Verbesserungen  festgesetzt  sein"^).  (In  diesem 
Briefe  schreibt  Lequeuz  auch :  es  sei  nicht  zweckmässig,  Broachfiren 
zu  denunciren ;  die  Index-Congr.  mache  nicht  gern  „feierliche  Decrete 
um  ephemerer  Schriften  willen,  ein  Grrundsatz,  der  ja  nur  zu  billigen 
sei,^'  —  von  dem  aber  freilich  oft  abgegangen  wurde).  Eine  in  Rom 
approbirte  Ausgabe  ist  aber  meines  Wissens  nicht  erschienen,  wird 
wenigstens  im  Index  nicht  erwähnt 

Von  dem  eben  erwähnten  Abbe  Delaoouture  erschienen  um 
diese  Zeit  Observations  sur  le  dicret  de  la  Congr^gation  de  Tlndex 
du  27.  Sept.  et  sur  les  doctrines  de  quelques  icrivains:  droit  d'in- 
surrection,  pouvoir  du  pape,  traditionalisme.  Par  M.  Tabbi  Dela- 
oouture, ancien  Prof.  de  Thiol.,  Chanoine  honoraire  de  Paris,  Paris 
s.  a.  (1853?),  64  und  298  S.  8.  Es  ist  sehr  auffallend,  dass  dieses 
Buch  nicht  verb.  wurde;  denn  es  enthält  ausser  interessanten  Aus- 
führungen über  de  La  Mennais,  den  Traditionalismus,  Ganme,  das 
Univers  u.  s.  w.  eine  scharfe  Kritik  des  Index-Decretes  und  eine 
offene  Vertheidigung  Lequeux'  und  des  von  dem  Gallicanisme  par- 
lementaire  Dupins  wohl  zu  unterscheidenden  Grallicanisme  du  clerg^ : 
das  Verbot  des  Buches  von  Lequeux  sei  ein  Tadel  gegen  den  Unter- 
richt in  vielen  Seminarien  und  gegen  die  Bischöfe,  die  es  einge- 
führt, ja  der  Eglise  de  France  enti^re  avec  ses  maximes  et  ses  usa- 
ges;  die  Index-Decrete  hätten  in  Frankreich  keine  Geltung;  Gue- 
ranger  meine  zwar,  wenn  die  französischen  Bischöfe  und  Theologen 
den  Index  anerkannt  hätten,  würden  Voltaire,  Rousseau  und  die 
Encyclopädisten  nicht  so  viel  Unheil  haben  anrichten  können;  aber 
gerade  viele  schlechte  Bücher  habe  man  in  Rom  überhaupt  nicht 
oder  erst  nach  10—20  Jahren  verboten;  Lequeux  habe  man  im 
Widerspruch  mit  der  Verordnung  Benedicts  XfV.  ganz  wie  Dupin, 
Cousin    und  Vacherot   behandelt  u.  s.  w.^)«   —   Einer  andern    von 


1)  Der  Brief  steht  in  La  Reforme  oatholique,  Paris  1877,  No.  8 
p.  88.  Hier  wird  p.  56  auch  erwähnt,  dass  Lequeux'  Verleger  Jouby 
durch  das  Verbot  15,000  Francs  Schaden  gehabt,  später  aber  den  Gre- 
goriu8*Orden  erhalten  habe  und  ultramontan  geworden  sei. 

2)  Aus  der  ,, kürzlich  unterdrückten  oder  suspendirteti"   Gorrespon- 


Erzbiflchof  Sibour.    Delacouiure.     Prompsault.  1105 

den  Theologen  des  .Erzbischofs  Sibonr  verfassten  (vor  dem  Druck 
von  Carriere,  dem  Superior  von  St.  Snipice,  revidirten)  Schrift  er- 
ging es  nicht  so  gat  wie  der  von  Delacouture.  Sie  heisst:  Sur  la 
Situation  de  TEglise  gallicane  rilativement  an  droit  coutamier. 
Memoire  addresse  k  l'^piscopat,  Paris  s.  a.  (Oct.  1852),  wurde  zu- 
erst den  Bischöfen,  dann  den  Seminarien  mitgetheilt,  Anfangs  1853 
aber  auch  in  den  Buchhandel  gegeben.  Sie  handelt  auch  von  dem 
Index,  von  d6r  Best&tigung  (und  Abänderung)  der  Beschlüsse  der 
ProvincialconAilien  in  Rom  u.  s.  w.  Der  Bischof  von  Montauban 
erliess  dagegen  ein  Circular    an    seine   G-eistlichen    (Ami  de  la  rel. 

159,  605),  der  Bischof  von  LuQon  polemisirte  dagegen  in  seiner  In- 
struction past.  sur  rindex  p.  124,  Card.  Gousset  schrieb  eine  Bro- 
schüre dagegen  und  denuncirte  sie  in  Rom.  Pius  IX.  tadelt  sie 
in  der  Encyclica  vom  21.  März  1853  (s.  u.)  und  sagt,  er  habe  sie 
der  Index-Congr.  überwiesen,  und  diese  verbot  sie   26.  Apr.  1853. 

In  diese  Zeit  fällt  auch  der  Streit  mehrerer  französischer  Bi- 
schöfe mit  dem  Univers.  Der  Erzbischof  Sibour  verbot,  nachdem 
er  schon  1850  in  einem  Mandement  das  Blatt  scharf  getadelt,  durch 
eine  Ordonnanz  vom  17.  Febr.  1853  den  Geistlichen  und  religiösen 
Genossenschaften  seiner  Diöcese,  dasselbe  zu  lesen,  und  den  Geist- 
lichen unter  Androhung  der  Suspension,  für  dasselbe  zu  schreiben; 
einige  andere  Bischöfe  folgten  seinem  Beispiele^).  Sibour  schickte 
seine  Ordonnanz  nach  Rom  und  übersandte  am  9.  März  1853  auch 
ein  Circular  des  Bischofs  von  Moulins,  worin  dieselbe  kritisirt  wurde, 
dem  Papste  mit  der  Erklärung,  er  bringe  sie  vor  sein  Tribunal. 
Louis  Veuillot,  der  eben  in  Rom  war,  reichte  5.  März  eine  förm- 
liche Appellation  ein.  Pius  IX.  erliess  dann  schon  am  21.  März 
1853  eine  Encyclica  an  die   französischen  Bischöfe  (Ami  de  la  rel. 

160,  81),  worin  er  sie  zur  Eintracht,  zur  Unterstützung  der  guten 
und  Bekämpfung  der  schlechten  Presse,  zur  Förderung  der  An- 
hänglichkeit an  den  h.  Stuhl  ermahnt,  die  Schrift  Sur  la  Situation 
etc.  tadelt  u.  s.  w.  unter  ausdrücklicher  Bezugnahme  auf  dieses 
Actenstück  hob  Sibour  8.  Apr.  das  Verbot  des  Univers  auf  (Ami 
de  la  rel.  160,  77.  81). 

Jean-Henri- Romain  Prompsault,  ein  Geistlicher  aus  Lyon, 
aber  Chapelain  de  la  maison  imperiale  des  Quinze-Yingts  zu  Paris, 
veröffentlichte    ein  Heftchen    von  24  S.  16.,    Observations  über  die 


danoe  de  Borne,  —  die  letzte  Nummer  erschien  14.  Juni  1852,  —  oitirt  D. 
p.  LXIII  nach  dem  Univers  den  Satz:  „Die  Index-Congr.  hat  plein  pouvoir 
nicht  nur  über  die  Bücher,  sondern  über  die  Autoren  und  die  Bücher; 
sie  kann  den  Buchhändlern  bei  Strafe  der  Excommunication  verbieten, 
die  in  den  Index  gesetzten  Bücher  zu  drucken;  sie  kann  sogar,  wenn  sie 
nicht  gehorchen,  ihre  Geschäfte  schliessen/*  —  Auch  eine  spStere  Schrift 
von  I^laoouture,  Le  droit  canon  et  le  droit  natnrel  dana  l'affaire  Mor- 
tara,  Paris  1868,  ft6  S.  8.,  wogegen*  sich  das  Archiv  f.  Kirchenr.  4,  198 
ereifert,  steht  nicht  im  Index. 

1)  Friedrich  1,  158.    Michaud,  Ouignol  et  la  revolntion  dans  l'egl. 
Rom.,  1872,  47.  Ami  de  la  rel.  159,  445.  563  u.  s.  w. 


1106  Gallicauer  und  liberale  Katholikon. 

£noyclica  vom  21.  März  1853  enthaltend,  znr  Yertheidigung  des 
Droit  contumier.  Das  Sohriftohen  wurde  in  den  ultramontanen 
Blättern  scharf  angegriffen.  Gregen  eines  vertheidigte  er  sich  in  der 
Schrift :  Du  siege  du  pouvoir  eoclteiastique  dans  Y  Eglise  de  J.-G. : 
Lettres  k  M.  le  Marquis  de  Regnon,  fondateur  et  r^actenr  de 
rUnion  catholique,  1853^).  Diese  zweite  Schrift  verdammte  Card. 
Bonald  in  einem  Mandement  vom  11.  Nov.  (es  füllt  im  Ami  de  la 
rel.  162,  377  zehn  eng  gedruckte  Seiten)  als  resp.  ftische,  .  .  .  der 
Ketzerei  verdächtige,  für  den  apostolischen  Stuhl  ibjuriöse  Sätze 
enthaltend.  Der  Erzhischof  von  Paris  veröffentlichte  darauf  eise 
Erklärung  von  Prompsault  vom  15.  Nov.,  worin  er  sagt:  er  habe 
die  Broschüren  ohne  Approhation  veröffentlicht;  der  Erzbischof  habe 
ihm  befohlen,  die  erste  zu  unterdrücken;  er  habe  sie  nur  veröffent- 
licht, weil  Regnon  sie  verstümmelt  mitgetheilt;  die  zweite  habe  der 
Erzbischof  entschieden  missbilligt;  er  desavouire  alle  Ausdrücke 
derselben,  die  mit  der  Definition  des  Concils  von  Floreuz,  dem 
Grlaubensbekenntniss  Pius'  lY.,  der  Verdammung  der  Schriften  von 
Dominis,  Richer,  Eybel  und  Febronius  und  der  Bulle  Auctorem 
fidei  in  Widerspruch  ständen.  1855  wurde  die  zweite  Broecbüre  in 
den  Index  gesetzt^). 

4.  Am  22.  Jan.  1852  wurden  die  7  ersten  Bände  der  Histoire 
de  TEglise  de  France,  composie  sur  les  documents  originaux  et 
authentiques  par  Tabb^  Guettee,  Paris  1847  verb.  42  franzö- 
sische Bischöfe  hatten  das  Werk  theils  approbirt,  theils  belobt; 
Gousset  aber  hatte  ihm  gesagt:  „Sie  haben  antirömieche  Tendenzen; 
nehmen  Sie  sich  in  Acht.  Wollen  Sie  mit  uns  gehen,  so  werden 
Sie  es  nicht  zu  bereuen  haben;  wo  nicht,  so  werden  wir  Sie  zer- 
treten (nous  vous  äcraserons).  Guettee  fragte,  als  er  von  dem  Ver- 
bote hörte,  bei  dem  Nuncius  Garibaldi  in  einem  von  den  Theologen 
des  Erzbischofs  Sibour  genehmigten'  Briefe  an,  ob  das  Decret  echt 
sei,  beklagte  sich  darüber,  dass  man  die  Verordnung  Benediots  XIV. 
ihm  gegenüber  nicht  beobachtet,   und    bat  um  Mittheilung  des  Be- 


1)  Regnon  war  einer  der  hitzigsten  Ultramontanen  (Fricilrich  1,  125. 
Querard,  France  litt.  12,  51).  Da  er  sich  bei  den  Angriffen  auf  die  fran- 
zösischen Bischöfe  auf  ein  Belobungsbreve  Pius'  IX.  berief,  veranlasste 
einer  derselben  einen  Cardinal»  von  Gaeta  aus  au  erklären,  das  Brere 
sei  nur  ein  einfaches  Dankschreiben  für  die  Uebersendung  eines  Buches 
gewesen  (Ami  de  la  rel.  143,  60;  144,  217).  In  einem  Breve  d.  d.  Gaeta 
30.  Nov.  1849  billigte  es  Pius  IX.,  dass  der  Erzbischof  von  Paris  und  der 
Bischof  von  Langres  einen  andern  extravaganten  Scribenteu,  Abb6  Chan- 
tome suspendirt;  im  Febr.  1850  verbot  der  Erzbischof  von  Toulouse  von 
diesem  Le  drapeau  du  peuple,  Revue  des  reformes  et  du  progres,  Petition 
addressee  au  Pape  .  .  .  sur  les  reformes  k  oporer  dans  Peglise  (Ami  de  la 
rel.  144,  249;  145,  517).     Im  Index  stehen  beide  nicht. 

2)  Das  Schriftchen  wird  in  dem  Deorete  vom  21.  Juni  1855  als  am 
22.  April  verb.  bezeichnet.  Vielleicht  hatte  man  Prompsault  zur  Unter- 
werfung aufgefordert  und  dieser  nicAt  befriedigend  geantwortet.  Prom- 
psault t  1858.  Er  ist  der  Verfasser  des  bei  Migne  erschieiMQen  Diction- 
naire  raisonno  de  droit  et  de  jurisprudenoe  en  matiere  civile-eocl.,  3  vol., 
1849. 


Abbe  Guettee.  1107 

richte  des  ConsiiUor«,  auf  welchen  hin  das  Werk  verboten  worden 
sei.  Diese  Bitte  wurde  nicht  erfüllt.  Eine  Erklärang  gegen  die 
Angriffe  ultramontaner  Blätter,  die  G.  als  einen  Revolti  behan- 
delten, weil  el*  nieht  seine  Unterwerfung  erklärte,  nnterdrückte  er 
anf  den  Wunsch  des  Erzbisohofs;  eine  andere,  in  der  er  die  Mit- 
theilung  des  Univers,  das  Werk  werde  nicht  fortgesetzt  werden, 
dementirte,  modificirte  er  mit  Hülfe  von  Leqnenx  dem  Wunsche  des 
Ersbiachofs  entsprechend.  1864  verlangte  der  Erzbischof,  er  solle, 
wie  Leqaeux  gethan,  sich  unterwerfen;  er  schickte  ihm  eine  Er- 
klüning,  die  aber  nicht  genügte.  —  Die  nach  dem  Verbote  er- 
sehienenen  Bände  8  und  9  schickte  6.  selbst  nach  Rom  mit  einem 
Soihreiben  an  den  Präfeoten  der  Index-Congr.,  den  10.  tibersandte  er 
dem  Nuncius.  Er  schickte  auch,  da  il^m  nicht  angegeben  wurde, 
was  man  beanstandet,  einen  Entwurf  der  Aendernngen,  die  er  vor- 
nehmen wolle,  nach  Rom«  Er  erhielt  keine  Antwort;  das  Buch 
war  ja  freilich  auch  nicht  mit  d.  o.  verboten.  11.  Juni  1855  wurden 
auch  die  Bände  8  —  10  verb.  Die  beiden  folgenden  Bände  hat  man 
ignorirt.  —  Als  G.  sein  Werk  bei  der  Akademie  einreichte,  um 
um  den  Gobert^aohen  Preis  zu  conourriren,  erklärte  ihm  Herr  de 
Salvandy,  die  Akademie  könne  dasselbe  nicht  krönen,  da  sie  damit 
einen  Tadel  gegen  die  Index- Congr.  aussprechen  würde,  und  als  die 
Gebrüder  Guyot,  die  das  Werk  in  Commissionsverlag  hatten,  ihre 
Unterwerfung  unter  das  Index-Decret  erklärten  und  sich  weigerten, 
das  Werk  weiter  zu  verkaufen,  —  sie  erhielten  vom  Papste  eine 
goldene  Medaille,  machten  aber  bald  darauf  Bankerott,  —  erklärte  das 
Pariser  Handelsgericht  11.  Oct.  1852:  es  sei  ein  hinreichender  Grund 
f%r  eine  Buchhandlung,  die  sich  speciell  mit  religiösen  Büchern  be- 
fasse, einen  Vertrag  mit  einem  Autor  aufzuheben,  wenn  ein  für 
Geistliche  bestimmtes  Werk  in  den  Index  gesetzt  werde.  Das  1853 
zu  La  Rochelle  gehaltene  Provinoial-Concil  von  Bordeaux  (ver- 
dammte nicht  nur  die  7  ersten  Bände,  sondern  auch  den  in  Rom 
noch  nicht  verbotenen  8.  und)  belobte  die  Klugheit  der  christlichen 
Bnobhändler  und  die  Billigkeit  selbst  der  weltlichen  Richter  und 
bezeichnete  die  Behauptung,  die  Index-Decrete  hätten  in  Frankreich 
keine  Geltung,  als  verwegen^).  — Am  6.  Dec.  1855  wurde  die  von 
G,  aeit  1.  Oct  herausgegebene  Zeitschrift  L'Observateur  catho- 
lique,  revue  des  scienoes  eccUsiastiques  et  des  faite  relig^eux.  Om- 
nia  instaurare  in  Christo.  Eph.  1,  10,  verb.  und  1859  nochmals: 
Opus  praedamnatum  decr.  6.  Dec.  1855  ex  noviter  deduotis  iterum 
usque  in  praesens  proscribitur.  Die  folgenden  Jahrgänge  stehen 
nicht  im  Index.  —  1863  wurde  von  G.  noch  verb.:  La  papauto 
schismatique,  ou  Rome  dans  ses  rapports  avec  T^glise  Orientale, 
1863.     Von  seinen  anderen  Schriften  steht  keine  im  Index. 


1)  Observateur  cath.  T.  U  (1861),  581;  16(1864),  110.  A.  12  (1866), 
125.  154.  A.  13  (1867),  83.  —  Gueltee,  Supplement  aux  decrets  du  Concile 
.  .  de  Bordeaux  .  .  .,  Par.  1855.  Friedrich,  Vat.  Konz.  1,  556.  —  Das 
Urtheil  des  Handeltgerichts  Ami  de  la  rel.  158,  180  und  in  der  Instr. 
past.  de  TEv.  de  Lu^on  p.  192. 


1108  Gallicaner  und  liberale  Katholiken. 

Schon  1848  war  yerb.  C.  Thions,  AdreMe  au  Pape  Pie  IX. 
snr  la  nöceBsite  d'une  r^forme  religieoae.  1853  warde  gemeldet: 
Auotor  laud.  etc.  —  L'avenir  proohain  de  la  France,  entreva  dane 
les  vrais  prinoipes  de  la  80oi6i^,  de  la  liberti,  de  la  aonverminete, 
Boit  popnlaire,  soit  nationale,  et  danB  la  revolntion  de  1789.  Oa* 
vrage  philos.,  polit.  et  religieux  par l'abb^  C.  F.  Nicod,  cnr^  •  •  •* 
1850,  wurde  znerst  von  dem  Biflohof  von  Nantes,  dann  in  einem 
langen  Mandement  von  dem  Erzbitchof  von  Lyon  verdammt  (Ami 
de  la  rel.  150,  583;  151,  537),  in  Itom  6.  Jnni  1851  verb.  mit 
Auetor  laod.  etc.  —  Les  prinoipes  de  89  et  la  doctrine  eatiio- 
lique  par  un  professenr  de  grand  s6minaire,  Paris  1861,  wnrde 
1862  auf  Betreiben  eines  legitimistischen  Äanzösischen  Prälaten 
(Baillis?)  verb.  (Observ.  patb.  1862,  13,  562).  Als  der  Verfamer 
aus  den  Zeitungen  das  Verbot  erfahr,  erklärte  er  sofort  seine  Unter- 
werfung. £s  erschien  dann  eine  neue  Auflage:  Les  prinoipes  .  .  . 
par  Tabbä  Lion  Godard,  Prof.  d'hist.  ecol.  an  gr.  s6m.  de  Langres. 
£d.  corrig^  et  augmentee,  Par.  1863,*  230  S.  8.  In  dieser  steht 
ein  Brief  des  Bischofs  von  Langres,  worin  es  heisst:  wegen  seiner 
bereitwilligen  Unterwerfung  habe  ihm  der  Papst  erlaubt,  das  Bock 
nach  den  Observationen  der  mit  der  Correctnr  beauftragten  Römi- 
schen Theologen  corrigirt  nochmals  eu  verÖfiPentliehen,  und  eine  Er- 
klärung des  Verfassers:  das  Buch,  einsehliesslioh  der  Einleitung 
(worin  er  von  seiAer  Intention  bei  der  1.  Auflage  spricht),  erseheine 
so,  wie  es  in  Born  approbirt  worden  sei.  Es  wurde  nun  nicht  bloss 
im  Index  vermerkt:  Auotor  laud.  etc.,  sondern  auch  das  Buch  ins 
Italienische  übersetzt:  I  principii  dell'  89  e  la  dottrina  catt.  Per 
Tab.  Leone  Grodard.  Trad.  dal  francese  (Par.  1863)  per  Mens.  6.  C. 
Giuliari,  can,  della  oattedrale  di  Verona.  Milano  1864.*^ 

5.  Im  J.  1852  wurde  Montalembert«  Schrift  Les  interte  ca- 
tholiques  au  19.  siede  nicht  nur  im  Univers,  sondern  aueh 
in  der  Civiltlt  scharf  angegriffen,  —  seine  Vertheidigung  vom  J. 
1853  im  Ami  de  la  rel.  159,  747;  —  indess  ist  weder  diese  noch 
eine  andere  Schrift  von  ihm  in  den  Index  gekommen.  So  bitter 
sich  Pins  IX.  mitunter  über  ihn  aussprach,  gegen  einen  so  ange- 
sehenen kath.  Laien  durfte  doch  die  Index-Congr.  nicht  so  ver- 
fahren, wie  gegen  Geistliche  und  Bischöfe.  Gleichzeitig  mit  jenen  An- 
griffen gegen  Montalembert  erschien  im  Ami  de  la  rel.  159,  21 
eine  Abhandlung  des  Abbe  Gaduel,  Erreurs  th6ol.  et  philos.  de 
M.  Donoso  Cortös  (Marques  de  Valdegamas),  über  dessen  Essai 
sur  le  catholicisme,  le  liberalisme  et  le  socialisme,  18ÖI.  Ueber 
die  masslosen  Artikel,  welche  darauf  das  Univers  brachte,  führte 
Gaduel  Klage  bei  dem  Erzbischof  von  Paris  und  veranlasste  dadurch 
mit  das  Verbot  des  Univers.  Cortes  erklärte  darauf  23.  Jan.  1853, 
er  verdamme  alles,  was  die  Kirche  verdamme.  Er  starb  3.  Mai 
1853.  Wäre  sein  Buch  in  Rom  geprüft  worden,  so  würde  man, 
wie  Pelayo  3,  751  zugibt,  mindestens  tibelklingende  Sätze  darin  ge-  ^ 
fanden  haben.  Auch  der  Bischof  von  Lu^on  sagt  (La  Congr.  p.  213}: 
Pie  IX.  n*a  pas  jug4  k  propos  de  laisser  condamner,  quoiqa'il 
renfermät  des  erreurs,  TEssai  ...  de  Don.  Gortis. 


L.  Godard.   J.  B.  Bordas-Demoulm.    F.  Huet  u.  a.  1109 

6.  Aug.  Oochin  schreibt  1857  in  einem  Artikel  über  J.  B. 
Bordas-Demoulin  im  Correspondant  47,  754:  Pout-otre  la  vie  de 
oe  philosophe  cathoUque  et  liberal  eet-elle  devant  Diea  plus  belle 
et  plns  pleine  Baue  la  conronne  da  sucees  ...  II  est  mort  sainte- 
ment  il'b/ipita].  Qai  Ta  sontenn  dans  une  marche  si  rüde?  Yous, 
mon  Diea,  qa'il  yoyait  en  toutes  ohosee  et  qn'il  contemple  k  präsent 
face  s  face.  Cochin  erwähnt  nicht,  dass  seine  Schrift  Les  pouvoirs  con- 
stitatifs  de  TE^lise,  1855,1856  in  den  Index  gesetzt  war.  1856  erschie- 
nen die  sehr  interessanten  Essais  snr  la  reforme  cathölique  par  Bordas- 
Draionlin  et  F.  Unet,  644  B.  8.  h\  Hnet  war  1851  Prof.  der  Philosophie 
in  €rent,  wnrde  wegen  irriger  and  antisocialer  Lehren  angeklagt,  vom 
Miniaterinm  geschützt,  bald  aber  angeblich  weg<^n  Kränklichkeit 
pensionirt.  Er  war  sp&ter  Erzieher,  des  Milan  Obreno witsch  von 
Berbien,  starb  1869  and  wnrde  aaf  seinen  Wunsch  bürgerlich  be- 
graben, war  jedenfalls  nicht  in  derselben  Weise,  was  er  von  Bordas 
sagt,  an  philosophe  cathölique  qui  sait  allier  les  lumi^res  mo- 
dernes k  la  poret^  de  la  foi.  Von  ihm  war  schon  1855  verb.  Le 
regne  social  du  christianisme ,  1853  (Ami  de  l&  rel.  160,  801). 
Am  9.  A  pril  1866  wurden ,  wahrscheinlich  aus  Anlass  einer 
speciellen  Denunciation,  auf  einmal  yerb. :  die  erwHhnten  Essais  von 
18M,  femer  von  Bordas  M^langes  philos.  et  religicuses,  1846  (also 
nach  20  Jahren  verboten!)  und  Oeavres  posthumes,  publiees  avec 
une  introd.  et  iitB  notes  par  F.  Huet,  1861,  und  von  Huet  Hist. 
de  la  vie  et  dos  ouvrages  de  Bordas-Demoulin,  1861,  und  La  science 
de  Tesprit,  prnMipet  g^n^aux  de  philoeophie  pire  et  appliquie, 
1864,  2  vol.  Diese  beiden  Schriften  sind  in  den  tndices  von  1879 
und  1881  durch  ein  Versehen  weggelassen.  —  Die  Essais  enthalten 
Aufsätze  über  kirchliche  Reform,  tiber  den  Gallicianismus  und  die 
Geschichte  der  Kirche  während  der  französischen  Revolution  und 
über  das  neue  Marien-Dogma,  als  Anhang  einen  Aufsatz  von  Bordas 
üher  die  Philosophie  de  Bonalds^). 


1)  L.  de  Fressense,  Le  Concile  du  Vatican  p.  67—91  gibt  Auszüge 
aas  den  Schriften  von  Bordan  und  Huet  und  von  Arnaud  de  TAriege  (L'I- 
talie,  1858)  und  de  Metz-Noblat  (L'eglise  etPetat;  diese  beide  stehen  nicht 
im  Index).  Huet  sagt  in  dem  Aufsätze  Au  Pape  Pie  IX.  in  den  Essais 
p.  17S  über  das  Verbot  seines  ersten  Baches  u.  a.:  Ich  bin  verdammt 
worden,  ehe  ich  wusste,  dass  ich  angeklagt  war,  und  meine  Richter  haben 
nicht  geruht  mir  mitzutheilen,  welcher  Irrthümer  ich  schuldig  sei.  Gelehrte, 
Priester,  Bischöfe,  von  denen  einige  Lichter  in  dor  Kirche  waren,  haben 
dieselbe  Behandlung  erfahren.  Was  die  menschlichen  Regiernngen»  die 
sich  auf  die  materielle  Macht  stützen,  nicht  thaen,  dass  gestatten  Sie, 
heiliger  Vater,  bei  der  göttlichen  Regierung  der  Seelen,  die  sich  auf  die 
Ueberzeugung  und  die  Liebe  stützt.  Sie  bringen  es  dahin,  dass  gläubige 
und  der  Kirche  ergebene  Schriftsteller  mit  Neid  auf  die  Bürgschaften 
einer  unparteiischen  Kechtspflege  bli<^en,  die  man  den  Dieben  and  Mördern 
nicht  verweigert.  .  .  Gestatten  Sie  mir,  bis  zu  dem  ersten  hohenpriester- 
lichen Stuhle  die  Zurückforderung  (revendication)  jenes  heiligen  Rechtes 
der  Verrtfaeidigung  gelangen  zu  lassen,  welches  der  Erlöser  vor  den  gottes- 
mörderischea  Pharisäern  and  Hohenpriestern  anzurufen  sich  genöthigtsah: 


1110  Gallicaner  und  liberale  Katholiken. 

7.  Mit  dem  Streite  über  die  Stellung  der  Desservants  hangen 
ohne  Zweifel  zu/aammen  .die  1854  verbotenen»  mir  nicht  bekannten 
Schriften  des  Abb^  Felix  Orsiöre«:  Levraioar^;  L'^T^ae  seien 
r^vangile;  De  la  r^vooation  arbitraire  de»  ponvoire  apiritnels  d^nn 
eooUsiastique.  Gleichseitig  worden  von  ihm  verb.:  Quelques  oV 
servations  ethnologiques;  Essai  sur  l'^duoation^).  —  Die  Anwendung 
des  gemfiinen  Bechtee  auf  die  französischen  Pfarreien  wurde  noch 
einmal  verlangt  von  M.  L.  Malet,  eure  de  Mont  de  Marsan, 
La  paioisse  d'apr^s  les  saints  oanons,  Paris  1864.  Malet  hatte  seine 
Schrift  nach  Rom  gesohiokt  und  von  dort  privatim  die  Nachricht 
erhalten,  sie  sei  von  der  Index-Congr.  approbirt  worden.  Es  stellte 
sich  herauB,  dass  ein  Mitglied  der  Congregation  erklärt  hatte,  sie 
enthalte  nichts  Bedenkliches^  dass  aber  der  Mag-  S.  PaL  die  £r- 
lanbniss,  dieselbe  in  Born  zu  drucken,  verweigert  hatte  ^).  Die 
Schrift  wurde  13.  Dec.  1864  mit  d.  o.  verb.  und  schon  1.  Jan. 
1865  brachte  Lc  Monde  eine  Erklärung  des  Verfassers  vom  27.  Dee.: 
er  habe  schon  in  der  Vorrede  erklärt,  dass  er  seine  Ansieht  dem 
Urtheil  der  Kirche  unterwerfe;  als  er  gehört,  dass  seine  Schrift 
der  Index-Congr.  überwiesen  worden,  habe  er  dem  Präfecten  ge- 
schiiebeo,  er  unterwerfe  sich  in  voraus;  jetzt  freue  er  sich,  ein 
Beispiel  der  völligen  und  innern  Unterwerfung  unter  die  eiuxige 
unfehlbare  Autorität  [die  der  Index-Congregation  ?]  geben  eu  können. 
—  In  demselben  Jahre  wurde  in  Bom  üb^  Streitigkeiten  des  Bi- 
schofs von  Evreux  und  des  Erzbischofs  von  Beims  mit  swei  Desser- 
vants verhandelt.  Ein  von  dem  erstem  verdunmtes  Schrift  eben 
des  Abb^  Dagomer,  Bihabilitation  du  desservaat,  und  ein  gegen 
den  letstern  gerichtetes  Memoire  a  consulter  mit  einem  SuppÜment 
wurden  auch  in  Bom  missbilligt  ^),  stehen  aber  nicht  im  Index. 

8.  Viele  fransösüche  Diöceeen  hatten  gemäss  der  Bulle  Pins' 
V.  von  1568  (I  S.  439)  ihr  besonderes  Messbuch  und  Brevier  be- 
halten. Diese  Bücher  waren  aber  in  manchen  Diöeesen  im  18. 
Jahrhundert  im  Auftrage  der  Bischöfe  umgearbeitet  oder  durch  neue 
ersetzt  worden,  und  die  gallicanisohen  Theologen  vertraten  die  An- 
sicht,   zu  solchen  Aenderungen    sei  jeder  Bischof  in  seiner  Diöcese 


Habe  ich  unrecht  geredet,  so  beweise,  dass  es  unrecht  sei,  habe  ich  aber 
recht  geredet,  was  schlägst  du  mich?  .  .  Ich  bin  nicht  so  unbekannt  mit 
den  Grundsätzen  meiner  Beligion,  dass  ich  die  höchste  kirohlidie  Gewali 
den  Böraisohen  Ootigregationen  zuschreiben  sollte,  in  denen  einige  Cardisale, 
geleitet  von  einigen  Mönohen,  sich  die  Hechte  des  christlichen  Gemein- 
wesens anm aasen  und  dessen  Freiheiten  confisciren.  Unter  allen  diesen 
Congregationen  hat  sich  die  des  Index  durch  ihre  Decrete  in  den  übelsten 
Ruf  gebracht. 

1)  1861  kam  der  Bischof  von  Moulins  in  einen  Gonflict  mit  der 
Regierun gy  weil  er  von  den  Geistlichen  vor  der  Anstellung  eine  Verzicht- 
leistung auf  die  Unabsetsbarkeit  verlangte. 

2)  Observ.  cath.  14,  612.  Die  Erklärung  Ton  Malet  Rev.  des  sc. 
eccl.  1866,  11,  94;  Civ.  6,  1,  249. 

3)  Acta  S.  S.  4,  13 ;  14,  187.  Rev.  des  sc.  eccl.  1864,  10,  540;  1868, 
8,  460. 


Desservante.    Lyonor  Liturgie.  1111 

befugt  ^),  während  in  Rom  nicht  nur  dieses  Recht  der  Bischöfe  be- 
stritten, sondern  anoh  unter  Pins  IX.  der  Grundsatz  zur  Geltung 
gebracht  wnrde,  die  Diöcesen,  welche  nicht  ihre  nach  der  Balle  von 
1568  zulässigen  liturgischen  Bücher  unverändert  beibehalten,  hätten 
das  in  ihnen  in  dieser  Bulle  zuerkannte  Privilegium  verwirkt  und 
seien  verpflichtet,  die  Römische  Liturgie  anzunehmen.  In  diesem 
Sinne  waren  namentlich  der  Abt  Gaeranger  und  Card.  Gousaet 
thätig.  Von  den  gegen  sie  gerichteten  Streitschriften  steht  nur 
eine,  seit  1850,  im  Index,  des  Generalviears  von  Angers  H.  Ber- 
nier  HumUe  remonstranoe  an  R.  P.  Pom  Prosper  Gaeranger,  Abb£ 
de  Solesmes,  sur  la  troisi^me  lettre  k  Mgr.  r£v.  d'Orldans,  —  Fayet, 
der  Vorgänger  Dupanloups,  gegen  den  Guerang^r  1846 — 47  Kou- 
velle  defense  des  Instituüons  liturgiques.  Lettres  k  Mgr.  TEv. 
d'OrUana,  geschrieben^).  Dagegen  steht  eine  Reihe  von  Schriften 
im  Index,  die  mit  der  Einführung  der  Römisohen  Liturgie  in  Lyon 
zusammenhangen.  In  einem  Briefe  vom  23.  Jan.  1863  forderte  der 
Präfect  der  Riten-Coagregation,  Card.  Patrizi  den  dortigen  Erzbischof 
Card.  Bonald  auf»  mit  der  Beseitigung  des  von  dem  Erzbischof 
Montazet  (8.  ^95)  eingeftthrten  Breviers  und  Messbnebes,  die  der 
Papat  schon  1854  für  nicht  legitim  erklärt,  deren  vorl&uige  Beibe- 
halinng  er  aber  damals  gestattet  habe,  und  mit  der  Einführung  der 
Römischen  Liturgie  trotz  der  Opposition  eines  Theiles  der  Geist- 
lichen nunmehr  vorzugehen  (A.  J.  P.  6,  2200).  Am  4.  Febr.  1864 
hatten  Deputirte  der  opponirenden  Geistliehen  in  Gegenwart  Bonalds 
bei  Pins  IX.  Audi^z;  dieser  nahm  aber  ihre  Bittschrift  um  Be- 
lassung des  Lyoner  Breviers  und  Messbuches  niebt  an  (Giv.  5,  9, 
611),  und  in  dem  Index-Decrete  vom  25.  Apr.  1864  wurden  verb.: 
Defense  de  la  liturgie  de  Lyon;  A  propos  d'un  pamphlet  contre 
MM.  les  eures  de  Lyon.  Quelques  mots  publi^s  par  plusieurs  mem- 
bres  des  confpsils  de  fabaiqne  de  Lyon,  1863  ;  Lettren  de  Sophro- 
nius.  Question  litnrgique,  Paris  1863;  Catichisme  raisonn^  sur 
la  lituTgde:  unit^  et  vari^te  ...»  1860,  et  similia  (im  Index  stehen 
die  drei  ersten  Schriften  unter  Defense  zusammen,  als  wäre  es  Eine 
Schrift;  et  similia  steht  bei  Cat^chisme).  Die  beiden  ersten  Bro- 
schüren sind  von  Lyon  er  Pfarrern  verfasst,  die  (drei)  Lettres  von 
dem  gelehrten  Canonicus  Bertrand    von  Versailles,    der   sich  unter- 


1)  YgL  S.  957.  Das  war  in  Frankreich  nicht  bloss  die  Ansicht  der 
Jansenisten  und  Gallicaner.  Pitra  (bei  Dejob,  L'influence  du  Conoile  de 
Trcnte  p.  93)  sagt:  Papcbroch,  par  ses  liaisons  trop  confiantes  avec  les 
liturgistes  frangais,  n'admettait  pas  assez  strictemeDt  la  Bulle  de  S.  Pie  V. 
II  reclamait,  meme  apres  cette  Dulle,  pour  des  eglises  particulieres,  fusseut- 
elles  de  simples  collegialeSi  le  droit  exagere  de  remanier  ei  fabriquer  le 
breviaire  pro  arbitratu  suo. 

^)  Friedrich  1,  571.  Die  Frage  ist  auch  in  Deutachland  (für  die 
Diöcesen  Köln,  Trier  und  Münster)  ventilirt  worden;  vgl.  Die  Liturgie 
der  Erzdiöceso  Köln,  1868  (von  dem  Domcap.  M.  H.  Kirch);  Theo!.  Lit.- 
Bl.  1868,  573.  —  Benedict  XIV.  De  beatif.  1.  4,  p.  2,  c.  18,  n.  6  polemisirt 
eegren  ein  franzötischea  Buch  über  das  Recht  der  Bischöfe,  die  Liturgie 
m  ihren  Diöcesen  zu  ordnen,  dessen  Verfasser  er  nicht  nennen  wolle. 


1112  Hirschor,  Hermefi  und  Günther. 

warf.  Einen  der  Lyoner  Oeistlichen,  Valin,  soll  fionald  des  Amtes, 
das  er  34  Jahre  verwalte,  entsetzt  haben  mit  der  ErkUrung:  Hie 
können  denken,  was  Sie  wollen,  aber  nicht  divoken  lassen,  was  Sie 
denken  ^). 

9.  Von  den  zahlreichen  Streitschriften,  weiche  seit  Abbe 
tianme's  Yer  rongenr,  1852,  in  Frankreich  (vnd  Italien)  H'ber  den 
(Gebrauch  der  heklnischen  Classiker  in  d«n  Schulen  erscliiefien ,  ist 
keine  in  den  Index  gekommen.  Auch  die  französischen  Biachöfe 
betheiligten  sich  an  der  Controverse.  Pius  IX.  beschränkte  sich 
in  der  Encyclica  vcrm  21.  März  1853  auf  die  Bemerkmig,  in  den 
SeminarieA  sei  gennana  dicendi  scfibendiqtie  el^gaatia  tum  ex  sa- 
pientissimis  s.  patrum  operibns,  tum  ex  clarissimis  etlmiois  scripto- 
ribue  ab  omni  labe  expnrgatis  zn  lernen.  Gaume  citirte  für  sich 
auch  die  7.  Regel  des  Index  (I  S.  338),  die  aber  nur  denOebrauch 
der  obscönen  Schriften  der  Classiker  beim  unterrichte  verbietet^). 
—  Der  Streit  brach  später  noch  eiinual  in  Ganads  aas.  Der  Ad- 
ministrator der  Erzdiöcese  Quebec  wandte  sich  nach  Kom  and  er- 
hielt darauf  ein  Schreiben  des  Card.  Patrizi  vom  15.  Febr.  1867, 
worin  im  Namen  der  Oardinäle  der  Inquisition  erklärt  wird:  auch 
in  geistlichen  Seminarien  dürften  bei  dem  Unterricht  nadi  der  Er- 
klärung Pins'  IX.  vom  21.  März  1853  Schriften  von  Kirchenvätern 
oder  expurgirte  Schriften  von  heidnischen  Autoren  gebraucht  wer- 
den (Acta  S.  S.  2,  678).  —  Durch  ein  Brcv«  vom  1.  Apr.  1875 
(Asta  8.  S.  S,  560)  wurde  der  Bisclrof  d'Avanso  von  Galvi  und 
Teano  für  eine  Epistola  de  mixta  latinae  linguae  institutione  belobt, 
worin  er  decus  christianae  latinitatis  vertheidigt  habe. 


112.    Hirscher,  Hermes  und  Günther. 

Von  J.   B.  Hirsoher  (1788—1865)   warde  scbon  1823  ein 
lateiniscbes  Schriftchen  Aber   die  Messe  verboten.    Obschon  er 


1)  Observ.  ciith.  18G8,  67.  546.  Bouix,  La  question  liturgique  äLyon, 
1864,  150  S.8.  Rcv.  des  sc.eccl,  186S,  8,  846  etc.;  1864,  9,  153.  249;  1865, 
11,  271.  Bei  den  Verhandlungen  über  ilie  Seliff sprechung  de»  Pfarro? 
J.  B.  Vianney  von  Ars  wurde  ein  Brief  eines  Geistlichen  vorgelegt,  worin 
gt^sagt  war,  er  sei  ein  Jansenist  und  Gallicaner  gewesen  und  habe  das 
Lyoncr  Mestbnch  und  Brevier  beibehalten.  Es  wurde  darauf  erwiedert: 
der  Seligsprechung  des  AI.  Maria  Baudouin  habe  nicht  im  Wege  gestanden, 
dass  er  das  Pariser  Brevier  gebraucht;  das  Lyoner  Brevier  sei  in  Rom 
nicht  verdammt  und  selbst  von  Gueranger  nicht  des  Jansenismna  beschul- 
digt worden. 

2)  Gaume  wollte  auch  Auszüge  aus  der  Vulgteta  zum  Sohnlbacbe 
machen,  wurde  aber  an  ein  Decret  eines  Concils  von  Narbonne  erinnert, 
welches  den  Schulmeistern  verbietet,  s.  paginae  libros  zu  interpretiren. 
Ami  de  la  rel.  167,  595.  655.  682.,  und  vol.  156—159  passim.  Abs.  de 
phil.  ehr.  1867,  16,  102.  Theol.  Lit.-Bl.  1867,  167.  Katholik  1867,  I,  744. 
Friedrich,  Vat.  Konz.  1,  157. 


Hincher,  Hermes  and  Güather.  1113 

die  darin  Torgetragenen  Ansichten  in  späteren  Schriften  be- 
richtigt hatte,  wurde  die  Thatsaehe,  dass  eine  Schrift  von  ihm 
im  Index  stehe  nnd  er  sich  nicht  förmlich  unterworfen  habe, 
1844  als  Vorwand  benutet,  seine  Emennnng  zum  Bischof  zu 
hindern^  wie  das  ja  auch  in  anderen  Fällen  geschab  (S.  355. 
713).  1849  wurde  die  Schrift  über  die  kirchlichen  Zustand« 
der  Gegenwart  verboten;  diesem  Urtheil  unterwarf  er  sich  so- 
fort. —  Die  dogmatischen  Werke  von  Georg  Hermes  (177&— 1831) 
worden  1835  von  Gregor  XYI.  dnroh  ein  besonderes  Breve  ver- 
dammt. Der  von  seinen  Schülern  gemachte  Versuch,  eine  Ab- 
änderung des  Urtheils  zu  erwirken,  blieb  natürlich  erfolglos. 
Auffallender  Weise  wurde  aber  von  den  Schriften  seiner  Schüler 
nur  eine,  von  J.  H.  Achterfeldt,  und  auch  von  den  zahlreichen, 
zum  Theil  scharfen  Hermesianischen  Streitschriften  nur  eine,  von 
P.  P.  Frank,  verboten.  —  lieber  die  Werke  von  Hermes  hatte 
die  Inquisition  verhandelt;  die  Schriften  von  Anton  Günther 
(1783—1862)  wurden  der  Index-Congregation  Überwiesen.  Mit 
Rücksicht  auf  ein  Schreiben,  welches  Günther  1853  an  den 
Papst  richtete,  und  anf  die  Verwendung  hochgestellter  Prälaten 
wurde  den  Bestimmungen  Benedicts  XIV.  (S.  4)  entsprechend 
gegen  Günther  die  Büoksicht  gebraucht,  dass  während  der 
Verhandlungen  einige  seiner  Schüler  zu  seiner  Vertheidigung 
vernommen  wurden  und  dass,  als  das  Verbot  seiner  Haupt- 
schriften beschlossen  war,  ihm  dieses  vor  der  Veröffentlichung 
des  Decretes  mitgetbeilt  wurde.  Ueber  die  Erklärung,  die  er 
darauf  abgab,  war  man  so  erfreut,  dass  dem  am  20.  Febr  1857 
ver?)ffentlichten  Decrete  vom  8.  Jan.  nicht  die  stereotype  Formel: 
Auetor  laudabiliter  etc.,  sondern:  Auetor  datis  literis  ad  Pium 
IX.  sab  die  10.  Febr.  ingenue,  religiöse  ac  laudabiliter  se  sub- 
jecit  (ohne:  et  opera  reprobavit)  beigefügt  wurde.  Dem  ein- 
fachen Verbote  von  9  Schriften  Günthers  durch  die  Index-Con- 
gregation folgte  15.  Juni  1857  ein  an  den  Card.  Geissei  ge^* 
richtetes  Breve,  worin  in  ähnlicher  Form,  wie  in  dem  Breve 
über  Hermes,  Günthers  Irrthümer  charakterisirt  werden.  Im 
Index  wird  dieses  Breve  nicht  erwähnt.  1858  wurde  ein  1852 
erschienenes  Werk  von  einem  Schüler  Günthers,  L.  Trebisch, 
verboten,  12.  Dec.  1859  die  1853  erschienenen  Vertheidigungen 
Günthers  von  Knoodt  und  Baltzer,  diese  mit   dem  Zusätze,    — 


1114  Hiraoher,  HermoB  und  Güather.    ^ 

der  auffifcUeDder  Weke  Bicht  in  den  Index   ttbei^gegsogeQ  ist, 

—  diese  und  ähnliche  Werke  seien  als  iü  das  Verbot  der  Wetke 

Günthers   mit   einbegriffen  anzusehen.    Demgemäss  wurden   in 

der  näebsten  Zeit  keine  andere  Schriften  von  Gttntberianem 

speciell  mehr  verboten.   1868  kamen    aber  je  eine  von  6.  K. 

Mayer  and  J.  Spörlein,  durch  welche  die  Sache  vor  das  Vatica- 

nische  Concil  gebracht  werden  sollte,   in  den  Index  und   1881 

die  Biographie  Günthers  von  Knoodt 

1.  Hirscher  steht  im  Index  als  Jo.  Bapt.  and  als  F.  (sie) 
B.  Hirscher.  Unter  dem  ersten  Namen  steht:  Missae  genninam 
notionem  eruere  ejnsque  celebrandi  rectam  methodum  monstrare 
tentarit  J.  B.  H.  .  .  Accednnt  dnae  fortnnlae  misbales  lingua  ver- 
nacula  exarotae,  Tüb.  1821,  144  8.  8.,  verb.  18331),  unter  dem 
zweiten:  Die  kirchlichen  Zustände  der  Gegenwart,  Tüb.  1849,  85 
S.  8.,  Tcrb.  1849.  Bei  diesem  Schriftchen  steht:  Auetor  laud.  etc. 
Auch  bei  dem  ersten  könnte  wenigstens  Auetor  opus  reprobavit 
stehen.  Als  H.  1844  hörte,  der  Papst  habe  ihn,  als  von  einem 
üoadjutor  für  Bottenburg  die  Bede  gewesen,  verworfen,  bat  er 
Hurter,  sich  nach  dem  Grunde  zu  erkundigen.  Dieser  erfuhr  von 
dem  Caplan  der  Schweizergardej  de  Courtins:  H.  sei  durch  sein 
Werklein  über  die  Messe  in  ein  schiefes  Licht  gestellt  worden, 
und  da  weder  er  noch  sein  Ordinariat  sich  die  Mühe  gegeben,  ihn  wegen 
seiner  jugendlichen  Unvorsichtigkeit  zu  entschuldigen,  so  sei  diese 
Wunde  noch  nicht  gänzlich  geheilt;  wenn  H.  ein  kindliches,  auf- 
richtiges Schreiben  immediat  an  Seine  Heiligkeit  mit  der  Beilage 
von  einigen  Zeilen  von  Hurter  überaohicke,  werde  er  aber  wohl 
eine  genügende  liebevolle  Antwort  erhalten.  H.  antwortete  aaf  den 
Brief,  in  welchem  ihm  Hurter  dieses  mittheilte,  5.  Jan.  1845  u.  a. 
folgendes:  „Jenes  Schriftchen  war  seit  Jahren,  bis  auf  die  neuest« 
Zeit  nie  wieder  genannt  worden;  ich  betrachtete  es  daher  als  ein 
vergessenes  und  wünschte  es  auch  als  solches  zu  behandeln.  Dana 
hatte  ich  auch  in  späterer  Zeit  die  Lehre  vom  h.  Messopfer  in  einer 
Weise  vorgetragen,  die  von  niemand  beanstandet  wurde.  Ich  durfte 
hiemach  glauben,  dass  ich  durch  das,  was  ich,  zumal  in  neuester 
Zeit,  lehrte,  das  Unstatthafte  zurückgenommen  habe,  was  in  jenem 
Schriftchen  enthalten  war.  Eine  bestimmte  Veranlassung,  dem  b. 
Stuhle  eine  formliche  Erklärung  zu  überreichen,  hatte  ich  erst  in 
ganz  neuer  Zeit,  wo  das  Sehriftchen  bei  Gelegenheit  der  Besetzung 
hoher  kirchlicher  Stellen,  inabesondere   in  Freiburg,  neben  anderen 


1)  Einer  deutschen  Uebersetzuiig  von  A.  F.  Diebold,  Versuch,  den 
ursprünglichen  Begriff  der  h.  Messe  zu  entwickeln . . .  Baden  1838,  wurde 
in  Oesterreich  das  Admittitur  verweigert»  In  dem  Votum  des  Wei^bivcbofs 
Zenner  heisst  es:  der  von  dem  Verfasser  aufgestellte  Begriff  der  Messe 
sei  nicht  katholisch,  der  Üebersetzer  spreche  in  den  Anmerkungen  den 
liberalen  demokratischen  Ansichten  das  Wort. 


J.  B.  Hirscher.    J.  S.  v.  Drey.  1116 

Vradäohtignngen  g«gen  mich  gewendet  wurde.  Um  die  zahlreichen 
Leser  meiner  Schriften  an  mir  nicht  irre  werden  zu  lassen,  gab  ich 
eine  öffentliche  ErklSmng  herans,  in  welcher  ich  mich  anc^h  besonders 
über  jenes  Schriftchen  aussprach^)  .  .  .  Dagegen  an  den  h.  Yater 
richtete  ich  keine  Ketraetation,  weil  die  Welt  nnd  namentlteh  meine 
Gregner  diesen  Schritt  als  den  Ansdmck  ehrgeiziger  Strebnngen  be- 
zeichnet hätten  .  .  .  Aus  diesem  Gmnde  kann  ich  mich  anch  jetzt  . 
noch  schwer  entschliessen,  einen  Törmlichen  Schritt  bei  dem  h. 
Vater  zn  thuen.^  Er  fügt  dann  eine  Erklärung  bei,-  das^  er  alles, 
was  die  Trienter  Synode  über  die  Messe  u.  s.  w.  entschieden,  glaube 
mid  alles,  was  sie  verworfen,  verwerfe,  und  gibt  Hurter  anheim, 
diese  Erklärung  durch  seinen  Freund  dem  Papste  zur  Eenntniss  zu 
bringen,  bemerkt  aber  zugleich :  jenes  Schriftchen  werde  wohl  nicht 
alles  sein,  was  man  in  Rom  gegen  ihn  einwende;  ein Würtembergi- 
scher  Geistlicher  habe  kürzlich  geschrieben,  er  und  Mack  seien  bei 
dem  Nuncius  in  München  so  „versalbt'',  dass  sie  sich  vergebens 
um  die  Coadjutorie  bemühen  würden.  In  einem  spätem  Briefe  an 
Hurter  sagt  er:  „Ich  kann  nicht  umhin  zu  bemerken,  dass  die 
Missstimmung  in  Bom  einen  andern  und  tiefern  Orund  zu  haben 
scheine  als  der  ostensible  wegen  eines  vor  20  Jahren  erschienenen 
Schriftchens,  das  ohnehin  nur  unter  die  corrigendos  gesetzt  wor- 
den ^).  Durch  meine  Erklärung,  die  ich  vor  ein  paar  Jahren  ö£Pent- 
lich  gegeben,  durch  die  Erklärung  ferner  in  der  4.  Auflage  meiner 
Moral  war  wohl  jedes  gerechte  Bedenken  hinsichtlich  meiner  Recht- 
gläubigkeit gehoben.  Der  wahre  Grund  der  in  Rom  gegen  mich 
obwaltenden  Missstimmung  scheint  das  Yerhältniss  zu  sein,  in  wel^ 
chem  die  Jesuiten  mich  zu  ihnen  zu  stehen  glauben."  —  Von  H-'s 
grösseren  Werken  k^n,  obschon  er  in  der  Theologie  der  Vorzeit 
von  J.  Kleutgen  scharf  genug  angegrifiPen  wurde,  keine  in  den 
Index. 

Ueber  die  von  J.  S.  von  Drey  (1777—1853)  im  J.  1816  veröf- 
fentlichte Dissertation  über  die  Beichte  (Diss.  hist.-theol.  originem 
et  vicissitudinem  exomologeseos  in  eccl.  cath.  ex  documentis  eccle- 
siasticis  illustrans)  wurden,  wie  Hefele,  E.-L.  3,  2067,  berichtet, 
wie  es  scheint  aus  persönlicher  Missgunst,  übelwollende  Berichte 
nach  Rom  erstattet,  ohne  dass  jedoch  dem  Verfasser  Unannehmlich- 
keiten daraus  erwachsen  wären.  Aber  1823  zerschlug  sich  das 
Project,    Drey  zum  Bischof  von  Rottenburg  zu  machen,    zum  Theil 


1)  Diese  vom  30.  Nov.  1848  datirte  Erklärung,  veranlasst  durch 
Angriffe,  welche  die  Schweizerische  K.-Z.  und  die  Sion  brachten,  als  es 
hiess.  Hirscher  werde  Erzbischof  von  Freiburg  werdeu,  ist  abgedruckt  in 
dem  Aufsätze  von  Schleyer,  Hirseber  und  seine  Ankläger,  in  der  Freiburger 
Theol.  ZU.  1843,  876,  der  Briefwechsel  mit  Hurter  bei  H.  Hurter,  Friedr. 
V.  Hurter,  1877,  2,  68.  76. 

2)  Es  ist  nicht  mit  d.  c.  verb.  In  der  Erklärung  von  1843  sagt  H. 
sogar:  „Die  Prüfungscongregation,  welche  das  Büchlein  verwerflich  fand, 
hat  dasselbe,  wie  ich  höre,  nur  in  die  dritte,  d.  i.  mildeste  Kategorie  der 
Yerurtheilten  gestellt.'^  H.  hatte  offenbar  nie  einen  Index  angesehen. 


1116  Hirsoher,  Hermes  uad  Günther. 

daram,  weil  jenes  Schriltchen,  waches  „allerdings  nicht  ganz  ge- 
hilligt  werden  kann/^  wieder  in  Erninerung  gebradit  wurde.  —  Der 
zuerst  1834,  in  2.  Aufl.  1838  erschienene  grössere  Katechismus  der 
christkath.  Lehre  von  Ignaz  Jan  mann,  Domdecan  in  Bottenbnrg 
(A.  D.  B.  13,  731),  wurde  1847  mit  d.  c.  verb.,  während  Jaumann 
nach  dem  Tode  des  Bischofs  Keller  Bisthumsverweser  war. 

Von  H/s  Kirchl.  Zuständen  erschienen  im  J.  1849  drei  Auf- 
lagen^). 1850  veröffentlichte  er  „Antwort  an  die  Gegner  meiner 
Schrift:  Die  kirchl.  Zustände  .  .  .''  Am  Schlüsse  S.  99  sagt  er: 
„Mein  Büchlein  ist  auf  den  Index  gesetzt  worden.  Wenn  man  die 
Recensionen  ansieht,  die  ich  bisher  beleuchtet  habe,  und  wenn  man 
(wie  nicht  zu  bezweifeln)  annimmt,  dass  dieselben  mit  gleiohlauten- 
den,  wahrscheinlich  noch  übler  lautenden  Beischreiben  der  h.  Con- 
gregation  seien  vorgelegt  worden,  so  wird  man  sich  darüber  nicht 
wundern.  Mit  welchem  Hecht  es  aber  geschehen,  mag  aus  vor- 
stehender Beleuchtung  ersehen  werden.''  Diesmal  wurde  H.  von 
dem  Erzbischof  von  Freiburpf  im  Auftrage  des  Papstes  aufgefordert, 
sich  zu  unterwerfen;  er  erklärte  darauf  20.  Jan.  1850:  fideliter  a 
me  retractari,  quidquid  in  dicto  libello  aut  aliis  scriptis  meia  sanae 
doctrinae  ex  apost.  Sedis  sententia  sit  contrarium  (Katholik  1850, 
1,  169). 

Gleichzeitig  mit  der  Schrift  von  H.  wurden  25.  Oct  1849  die 
anonyme  Schrift  von  Wessenberg:  Die  Bisthums-Synode  (S.  1082), 
und  Das  kirchliche  Synodal-Institut  vom  positiv-historischen  Stand- 
punkte aus  betrachtet  mit  besonderer  Bücksicht  auf  die  gegenwärtige 
Zeit,  von  Fidelis  Haiz,  Domcapitular  in  Freiburg,  1849,  verb.  (ein 
Abdruck  eines  Aufsatzes  in  der  Freiburger  Zeitschrift  für  Theologie). 
In  dem  Deorete  vom  23.  März  1850  wird  von  Hirscher  und  Haiz  ge- 
meldet: Auetor  laud.  etc.  Im  Jahre  1853  wurde  Haiz  wegen  seiner 
Haltung  in  dem  Streite  zwischen  dem  Erzbischof  und  der  Begierung 
suspendirt  (A.  D.  B.  10,  393);  Hirscher  wurde  damals  wegen  seiner 
correcten  Haltung  belobt. 

In  den  Jahren  1848 — 53  kamen  aus  Deutschland  ausaer  den 
Schriftchen  von  Brenner  sonst  nur  noch  in  den  Index :  Liturgik  und 
Theorie  der  Seelsorge  von  J.  Glehringer,  beide  als  Leitfaden  zu 
akademischen  Yorträgen  bezeichnet  und  1848  erschienen,  verb. 
1850^),  nachdem  der  Verfasser  1849  seine  Professur  in  Tübingen 
mit  einer  Pfarrei  vertauscht  hatte  (A.  D.  B.  8,  499)  und  gar  keine 
Gefahr  mehr  war,  dass  seine  Schriften  noch  als  Leitfaden  u.  s.  v. 
benutzt  werden  würden,  —  und  J.  H.  Willmann,  Bilder  aas 
Italien  (latine:  Italorum  imagines!),  verb.  1850.  Jedenfalls  hat  sich 
die  Index-Congr.  aus  den  1848—53  erschienenen  Schriften  nicht 
die  schlimmsten  ausgesucht.  —  Am  13.  Febr.  1854  wurde  verb.: 
Warnung  vor  Neuerungen  und  Uebertreibungen  in  der  katholischen 


1)  Friedrich,  Vat.  Konzil  1,  249.   2G0.     Deutscher  Merkur  1876,  18. 

2)  In  dem  Docrete  stellt:  Liturgik.  Ein  Leitfaden  tzu  ac.  Foriragen 
über  die   cristliche  Liturgie    fon  J.  G. 


I 

J 


J.  Janmann.    F.  Haiz.    J.  B.  Leu.    6.  Hermes.  lllV 

Eirobe  Dentsohlands.  Von  Jos.  Barkard  Leu,  der  hl.  R.  K.  Prälat, 
consist.  best&tigt,  infnlirter  Propst  und  Professor  der  Theologie  in 
Lnzera,  1853,  76  S.  8.,  gnt  geschriebene  freimüthige  Bemerkungen 
fiber  Oswalds  Mariologie  und  die  beabsichtigte  Dogmatisirung  der  Im- 
maculata Gonceptio,  über  Eirche  und  Staat  in  der  oberrheinischen 
Kirchenprovinz  und  über  den  Jesuitismus.  In  dem  nächsten  Decrete, 
vom  6.  April,  wird  gemeldet:  Auetor  laud.  etc.  Andere  Schriften 
von  Leu  (A.  D.  B.  18,  466)  sind  nicht  yerb.  Sein  Name  steht 
überhaupt  nicht  im  Index;  denn  die  Warnung  steht  unter  Bur- 
cardo  seu  Job.  —  Warum  Das  Gebet  des  Herrn  von  Jos.  Ant. 
Bercbtold,  Domherrn,  Sitten  1859,  sofort  verb.  wurde,  weiss  ich 
nicht. 

2.     Die    Philosophische    Einleitung    in    die    christkatholische 
Theologie  von  Georg  Hermes  erschien    1819,    der   erste  (einzige) 
Theil    der  Positiven  Einleitung   1829.     Nach    seinem    Tode    (1831) 
erschienen   die  Philos.  Einl.  in  einer  2.«  wenig  veränderten  Auflage 
1831,  und  von  der  Ghristkath.  Dogmatik  2  Theile  und  die  1.  Abth. 
des  3.  Theiles,  herausg.  von  J.  H.  Achterfeldt,  1834  (mit  dem  Im- 
primatur des  Generalvioars  Hüsgen  in  Köln).     Das.  H.'sche  System 
wurde    schon     1825    im    „Katholik"    (von    K.    F.   Windisclimann ), 
gleich  nach  seinem  Tode  in  unbedeutenden  besonderen  Schriften  von 
A.  V.  Sieger  und    J.  Hast  und    in  Zeitschriften,  besonders   in    der 
Aschaffenburger  Kircbenzeitung ,  angegriffen,    von    seinen  Schülern 
lebhaft  vertheidigt.     1827  ging  das  Gerücht,  Windischmann  arbeite 
daran,  die  Philos.  Einl.    in   den  Index  zu  bringen.     Windischmann 
war  es  nicht,  der  H.    in  Rom  denunoirte,    —    wer    es    gethan,    ist 
nicht  bekannt  geworden,    —  aber    er   und  mehrere  deutsche  Theo- 
logen erhielten    1834  durch   den    Münchener  Nuncius  den  Auftrag, 
Gutachten  darüber  einzusenden;    in  Rom  selbst  wurden  namentlich 
Graf  Reisach,   Studienrector   in    der  Propaganda    (der   spätere  Car- 
dinal), und  der  Jesuit  Perrone  mit  der  Censur  beauftragt.     In  dem 
Breve  vom    26.  Sept.    1835  zählt    der  Papst  H.    zu    den    Magistri 
erroris  und  sagt:    er  habe  durch  die  Denunciationes,  Reclamationes 
et  Expostulationes  mehrerer  deutscher  Theologen    und  Bischöfe  er- 
fahren,   dass  H.,  audacter  a   regio,    quem  universa    traditio    et    ss. 
patres  in    exponendis  ac   vindicandis  fidei  veritatibus    stravere,  tra- 
mite    deflectens  ,    quin    et   süperbe    contemnens    et    damnans,    tene- 
brosam    ad    errorem    omnigenum  viam  moliatur    in    dubio  positive 
tanqnam    basi   omnis  theologicae  inquisitionis  et  in  principio»    quod 
statuit,    rationem  principem  normam    ac    unicum  medium  esse,    quo 
homo    assequi    possit  supematuralium  veritatum    Cognition em.      Er 
habe  der  deutschen  Sprache  durchaus  kundige  Theologen  beauftragt, 
aus  den  Werken  von  H.  die  Hauptstellen  mit  Berücksichtigung  des 
Zusammenhanges  zu  excerpiren,  zu  übersetzen  und  mit  Anmerkungen 
zu  versehen,   diese    Excerpte   mit    den    censoriae   notationes    durch 
andere  Theologen  begutachten  lassen  und  dann  die   Sache  den  Car- 
dinälen    der    Inquisition    übergeben.     Diese   hätten   in    einer    unter 
seinem  Vorsitze  gehaltenen   Sitzung    das  Urtheil    abgegeben:     eva- 
nesoere  auctorem   in  cogitationibus    suis  pluraque  in  dictis  operibus 

Rensch,  Indes  II.  71 


1118  Hirscher,  Hermes  and  Günther. 

contexere  absurda  et  a  doctrina  cath.  eoclesiae  aliena,  praesertiiii 
vero  circa  naturam  fidei  et  credendoram  regolam,  circa  s»  scrip- 
taram,  traditionem,  revelationem  et  eccleaiae  magisterimn,  .  .  .  . 
eosdem  libros  tanquam  continentes  doctrinaa  et  propositioiies  reep. 
falsas,  ...  in  Bcepticismnm  et  indifferentiamum  indnceotefi,  .  .  . 
in  oatholicas  soholas  injariosas,  fidei  divinac  CTersivaa,  haereaim 
sapientea  ao  alias  ab  Eociesia  damnataa,  prohibendos  et  damnandos 
esse.  Diesem  Yotnm  entsprechend  und  auch  motu  proprio  ver- 
damme er  die  genannten  Bücher»  befehle,  sie  in  den  Index  m 
setzen,  nnd  ermahne  die  Bischöfe,  sie  aus  den  Schalea  zn  entfernen 
und  ihre  Heerde  von  dieser  giftigen  Weide  abzuhalten.  —  Genannt 
werden  in  dem  Breve  nur  die  beiden  Einleitungen,  1819  und  1829, 
und  der  1,  Theil  der  Dogmatik,  1834.  Am  7.  Jan.  1836  erschien 
aber  ein  Deoret  der  Index-Congr.,  worin  es  heisst:  auch  der  2.  nnd 
3.  Theil  der  Dogmatik  seien  vor  der  in  dem  Breve  ausgesprochenen 
Verdammung  geprüft,  in  diesem  aber  in  exsoribendo  titulo  illins 
operis  nicht  erwähnt  worden,  —  eine  Nachlässigkeit,  die  bei  einem 
derartigen  Actenstücke  doch  nicht  vorkommen  sollte;  —  der  h. 
Vater  habe  also  zur  Beseitigung  aller  Zweifel  befohlen,  alle  Theile 
der  Dogmatik  für  verboten  zu  erklären. 

Von  Seiten  der  Hermesianer  wurde  nach  dem  Bekanntwerden 
des  Breves,  ähnlich  wie  früher  von  den  Jansenisten,  behauptet: 
die  verdammten  Irrthümer  habe  H.  niokt  gelehrt  und  nur  in  Folge 
davon,  dass  die  begutachtenden  Theologen  die  betreffenden  Stellen 
in  seinen  Schriften  miss verstanden  oder  unrichtig  übersetzt,  sei  die 
Meinung  entstanden,  dass  H.  jene  Irrthümer  vorgetragen.  Die  Pro- 
fessoren J.  W.  Braun  und  J.  Elvenioh  reisten  im  Mai  1887  nach 
Rom,  um  diese  Anschauung  dort  zu  vertreten  und  eine  Beriehtigniig 
des  päpstlichen  Urtheils  zu  erwirken.  Sie  überreichten  dem  Papste 
die  von  Elvenich  herausgegebenen  Acta  Hermeaiana  und  eine  £pi- 
stola,  worin  günstige  Urtheile  deutscher  Bischöfe  über  H.  und  dgl. 
zusammen  gestellt  waren.  An  eine  Zurücknahme  oder  Beriehtignng 
des  Breve^s  war  von  vornherein  nicht  zu  denken;  aber  es  wäre 
möglich  gewesen,  dass  eine  lateinische  TJebersetzung  der  Werke 
von  H.  mit  Erläuterungen  frei  gegeben  worden  wäre.  Die  beiden 
Professoren  wurden  an  den  Jesuiten-General  Boothan  gewieses, 
der  beauftragt  sei,  mit  ihnen  über  die  Schriften  von  H.  zu  oon- 
feriren.  Die  Verhandlungen  wurden  aber  Anfangs  August,  an- 
geblich in  Folge  einer  durch  Jaroke  veranlassten  Österreichischen 
Note  abgebrochen.  Am  19.  Juli  1837  schrieb  ihnen  Roothan: 
an  eine  Aenderung  des  päpstlichen  Urtheils  sei  nicht  zu  denken; 
bei  solchen  Angelegenheiten  verfahre  der  h.  Stuhl  so  langsam  nnd 
vorsichtig,  dass,  auch  abgesehen  von  dem  göttlichen  Beistande,  der 
dem  h.  Petrus  und  seinen  Nachfolgern  nach  dem  Glauben  aller 
Katholiken  verheissen  sei ,  alle  menschlichen  Mittel  angewendet 
würden,  durch  welche  die  Gefahr  einer  unrichtigen  Entscheidung 
beseitigt  würde ;  die  von  Hermesianern  herausgegebenen  Apologieen, 
auch  die  Acta  Hermesiana,  hätten  den  h.  Vater  von  der  Bichtigkeit 
seines  Urtheils  nnr  noch  mehr  überzeugt  u.  s,  w.  Der  Cardinal  Staats- 


G.  HermeB.    J.  iL  Acbterfeldt.  1119 

secralär  Lanbrasehini  erklärte  ihnen  5.  Aug. :  der  Brief  Roothans  sei 
im  Auftrage  des  Papstes  gesefarieben ;  die  Hoffnung,  das  Urtheil  werde 
abgeändert  werden,  sei  für  den  h.  Stuhl  beleidigend;  die  Unter- 
idehnnag  einet  von  dem  Papste  vorzulegenden  Glaubensbekennt- 
nisses, wozu-  sie  sich  erboten,  sei  unnöthig;  sie  hätten  sich  einfach 
dem  Ürtheile  des  h.  Stuhles  über  die  Schriften  von  fi.  zu  unter- 
werfen; länger  in  Rom  zu  bleiben  sei  zwecklos.  Die  beiden  Pro- 
fessoren blieben  aber  noch  einige  Zeit  Sie  wollten  (die  später  in 
Deutschland  gedruckten)  Meletemata  theologica  in  Rom  veröffent- 
liehen;  der  Mag.  S.  Pal.  Buttaoni  verweigerte  aber  „aus  äusseren 
öründen*^  die  (Prüfung  und)  Approbation.  Im  April  1838  reisten 
sie  ab,  naehdem  ihnen  Lambruschini  auf  einen  Brief  vom  4.  am 
5.  geantwortet:  er  schicke  ihnen  die  beigelegten  Schriftstücke  (die 
Meletemata),  ohne  sie  angesehen  zu  haben,  zurück  und  verweise 
sie  auf  sein  früheres  Schreiben^). 

Die  geistlichen  Professoren,  welche  Schüler  von  H.  gewesen, 
erkläorten  auf  Verlangen  ihrer  Bischöfe  vor  und  nach  alle  ihre 
Unterwerfung  unter  das  päpstliche  Breve;  nur  Acbterfeldt  und 
Braun  verweigerten  dieselbe  in  der  von  ihnen  verlangten  Form^); 
sie  wurden  1 843  von  der  Regierung  veranlasst,  ihre  Lehrthätigkeit 
einzmstellen,  und  von  dem  £rzbisehof  ihnen  alle  geistlichen  Func- 
tionen mit  Ausnahme  der  stillen  Messe  untersagt.  Braun  starb 
1863,  Acbterfeldt  1877,  nachdem  1878  bei  Gelegenheit  seines  60- 
jährigen  Priesteijnbiläums,  ohne  dass  eine  Erklärung  von  ihm  ver- 
langt wurde,  die  Suspension  aufgehoben  worden.  —  Die  einzigen 
Sckriftein  von  Hermesianem,  die  im  Index  stehen,  sind:  Lehrbuch 
des  chrisikatholisohen  Glaubens  von  J.  H.  Acbterfeldt,  1825  im 
Aufkrage  des  Bischofs  von  £rmland,  Joseph  von  Hohenzollem,  her- 
aoflgegeben,  von  der  Inq.  verb.  1838^),  und  Krieg  und  Frieden  oder 


1^  A.  D.  B.  12,  192.  Acta  Komaoa  edd.  Braun  et  Elvenich,  1638. 
Elvenicn,  Actenstücke  zur  geheimen  Gesch.  des  Herrn esianismus,  1845. 
Nippoid,  Gesch.  des  Katholicismus  S.  887. 

2)  Sie  wollten  erklären:  me  doctrinas,  quas  S.  F.  Gregorins  XVI. 
in  jadicio  do  Hermesii  libris  .  .  .  reprobsvit  et  damnaTit,  pure,  sineere  et 
Bimplioiter  reprobare  et  damnare,  meque  omni  qua  par  est  observatione 
hornm  Ubrorum  prohibitioni  aubjicio.  Das  genügte  aber  dem  Erzbischof 
nicht.  Die  von  diesem  vorgelegte  Formel  lautete:  me  S.  Patris  de  Her- 
mesii libris  judicio  .  .  .  pure,  sineere  ac  simpliciter  adhaerere  et  aposto- 
licis  decretis  .  .  .  eadem  de  re  publicatis  omni  qua  par  est  obedientia  et 
reverentia  quoad  omnia  et  singula  me  esse  subjectum. 

3)  Acbterfeldt  veröffentlichte  darauf  Aktenstücke,  das  jüngsthin  von 
der  Inq.  zu  Born  verbotene  Lehrbuch  .  . .  betreffend,  1839,  35  S.  (auch 
lateiniech),  Briefe  von  dem  Bischof  von  Ermland,  Approbationen  u.  dgl. 
.Der  1826  erschienene  Katechismus  von  Acbterfeldt,  ein  Auszufir  aus  dem 
Lehrbuch,  den  der  Bischof  1628  in  den  Elementcurschulen  einführte,  ist 
nicht  verb.  Als  dem  guten  Bischof  die  Correctiones  zu  dem  Würzburger 
Katechismus  (S.  1086)  zu  Gesichte  kamen,  von  denen  man  ihm  sagte,  sie 
rührten  von  dem  Papste  selbst  her,  schrieb  er  1.  Jan.  1828  an  Geh.  K. 
Schmedding  in  Berlin:    „Sie  zeugen  von  der  Tiefe  und  Gründlichkeit  des 


1120  Bincher,  Bermes  und  Günther. 

der  Hermesianiemus  und  seine  Gegner  von  Peter  Faul  Frank,  1844, 
78  S.,  verb.  1845,  psendonym,  vielleicht  von  dem  Advocatanwalt 
Stupp  (später  Oberbürgermeister  von  Köln),  der  unter  Mitwirkung 
von  Braun  auch  mehrere  Streitschriften  unter  seinem  Namen  her- 
ausgab, die  besser  bzw.  schlimmer  sind  als  die  sehr  unbedeutende, 
die  man  durch  ein  specielles  Verbot  auszeichnete. 

Von  einer  günstigen  Besprechung  des  Lebens  Jesu  von  J. 
Kuhn  in  den  von  de  Luca  herausgegebenen  Annali  di  soieaze  reL 
nahmen  die  Hermesianer  Veranlassung,  sich  für  die  ungünstige  Be- 
urtheilung  des  Hermes 'schon  Systems  durch  Kuhn  zu  revanchiren 
durch  eine  Epistola  ad  Abbaten  [sie]  de  Luoa  .  .  de  Euhnii  libro 
Vita  Jesu  .  .  .,  1842.  Das  wurde  aber  in  Rom  nicht  als  Deoiincia- 
tion  aufgefasst.  Erst  viel  später  beschäftigte  sich  die  Index-Congr. 
mit  einem  Buche  von  Kuhn,  der  Onadenlehre,  wahraeheinlick  in 
Folge  einer  Denunciation  seines  Gegners  G.  v.  Sehäsler  (f  1880). 
Der  Bischof  &reith  von  St.  G-allen  wurde  im  Winter  1868  zu  einem 
Gutachten  aufgefordert  und  vertheidigte  Kuhn  „gegen  die  Anfalle 
der  Hitzköpfe^^^).  Jedenfalls  ist  von  Kuhn  trotz  der  scharfen  An- 
griffe, die  er  erfuhr,  nichts  in  den  Index  gekommen.  Auch  Klee 
wurde  von  den  Hermesianem  vorgeworfen,  er  lehre  kirchlich  ver- 
worfene Sätze  und  seine  Dogmatik  sei  handgreiflich  unkaiholisch 
und  es  bewege  sich  ein  haeretisches  Element  durch  dieselbe  hin- 
durch, und  Perrone  spricht  in  seiner  Dogmatik  über  einige  Ansichten 
Klee's  sehr  scharf  und  bezeichnet  den  von  ihm  vertretenen  Öene- 
ratianismus  als  haeretisch^).  Aber  einen  Gegner  von  Hermes 
konnte  man  nicht  wohl,  auch  nur  mit  d.  c,  in  den  Index 
setzen.  —  Auch  mit  den  Institutiones  theolog^cae  von  L.  Lieber- 
mann, die  zuerst  1819 — 27,  dann  in  einer  Beihe  von  Auflagen  er* 
schienen,  war  man  in  Bom  nicht  ganz  zufrieden.  Im  J.  1831  schrieb 
ihm  Graf  Beisach:  dem  Plane,  das  Buch  in  Bom  als  Lehrbuch  ein- 
zuführen, stehe  nur  der  Umstand  entgegen,  dass  L.  die  Komischen 
Meinungen,  besonders  die  Unfehlbarkeit  des  Papstes,  nicht  verthei- 
dige,  sondern  als  unentschieden  aufstelle,  während  man  in  Bom 
diese  Meinungen  bisher  stets,  wenn  auch  nicht  als  zum  Glauben 
gehörig,  doch  als  gewiss  und  wahr  vertheidigt  habe.  Er  schlug 
ihm  vor,  die  betreffenden  Bogen  zu  ändern,  was  er  um  so  leichter 
thuen  könne,  da  die  fatalen  gallicanischen  Meinungen  immer  mehr 
in  Misscredit  kämen  und  L.  selbst  persönlich  den  Papst  fUr  unfehl- 


Wissens  Leo 's  XII.  Ich  bin  jedoch  dadurch  zugleich  überzeugt  worden, 
dass,  wenn  der  h.  Vater  das  Achterfeldt'sche  Handbuch  zu  Gesiebte  be- 
kommt, die  Censur  dieser  Schrift  nicht  günstig  ausfallen  dürfte,  da  ein 
Anflug  von  Kantisoh-Hermesischem  Geist  darin  weht.  E.  H.  ersuche  idi 
demnach  dringendst,  dem  so  höchst  achtungswürdigen  Hrn.  Leg.-R.  Bonsen 
in  meinem  Namen  zu  eröffnen,  dass  ich  das  fragliche  Handbuch  der  Prü- 
fung des  h.  Vaters  unbedingt  unterwerfe."  Hipler,  Bibliotheca  Warmiensis, 
1883,  III.  401.  Bunsen  wird  das  wohl  nicht  bestellt  haben. 

1)  'Deutscher  Merkur  1880,  827. 

2)  Lucius   Sincerns,    Perronius    vapulans   p.  72.    85.   J.  M.  Jansen, 
Signatur  der  modernen  kath.  Dogmatik,  1887,  I,  69.  84. 


A.  Günther.  1121 


r 

I  bar  halte.  1833  schrieb  er  nochmalR:  man  werde  das  Buch  im 
I  nächsten  Jahre  als  Bchnlbuch  gebrauchen  und  als  Anhang  über  die 
Unfehlbarkeit  des  Papstes  und  über  die  Facta  dogmatica  aus  Sar- 
dagna  die  betreffende  Ahhandlung  beidrucken  lassen,  vielleicht  auch 
eine  neue  Auflage  veranstalten^).  Wenn  dieses  geschehen,  so  ist 
das  Buch  von  L.  in  Bom  sehr  bald,  allmählich  auch  in  vielen  anderen 
Lehranstalten  durch  die  Dogmatik  von  Perrone  verdrängt  worden, 
die  zuerst  in  Rom  1835 — 39,  seitdem  in  mehr  als  30  Auflagen  er- 
sehienen  ist.  Nach  dem  J.  1854  wurde  das  Buch  von  L.  auch 
von  den  Mamzer  Theologen  durch  eine  Appendix  de  immaoulata 
oonceptione  B.  M.  V.  berichtigt.  —  Ein  sehr  eifriger  Gegner  der 
Hermesianer,  A.  J.  Binterim,  schrieb  1848—49  dem  Erzbischof 
Geissei  missfftllige  Broschüren,  wurde  in  Rom  denuncirt,  kam  aber 
nicht  in  den  Index,  sondern  erhielt  nur  ein  Schreiben,  worin  Pius 
JX.  d.  d.  Oaeta  4.  Febr.  1849  ihn  ermahnte,  nicht  mit  den  Herme- 
sianem  gemeinsame  Sache  zu  machen  und  auf  Diöcesansynoden  zu 
dringen;  er  Hess  das  Breve  in  der  nächsten  Broschüre,  Die  Curat- 
examina  und  die  Diöcesansynoden ,  1849,  abdrucken  (Schulte  3, 
2,  826). 

8.  Die  1857  verbotenen  Schriften  von  Günther  sind:  Vor- 
schule (1828;  2.  Aufl.  1846—48);  Peregrins  Gastmahl,  1830;  Süd- 
und  Nordlichter,  1832;  Janusköpfe  fUr  Philosophie  und  Theologie, 
von  A.  Günther  und  J.  H.  Pabst,  1834 ;  Der  letzte  Symboliker, 
1834;  Thomas  a  Scrupulis,  1835;  Die  Juste-Milieux,  1838;  Eu- 
ristbeus  und  Herakles,  1843;  Lydia.  Philosophisches  Taschenbuch^) 
von  A.  Günther  und  J.  E.  Veith,  1849—54,  5  Bände.  —  Ange- 
griffen wurde  G.  schon  seit  1845,  von  1852  an  namentlich  von 
Oischinger  und  Clemens.  Die  Denunciation  in  Rom  scheint  von  dem 
Card.  Geissei  ausgegangen,  später  von  den  Cardinälen  Rauscher  und 
Reisaoh  unterstützt  worden  zu  sein.  Die  Cardinäle  Schwarzenberg 
und  Diepenbrock  (t  1853)  und  die  Bischöfe  Tarnoczy  von  Salzburg, 
Poerster  von  Breslau  und  Amoldi  von  Trier  bemühten  sich,  die  Ver- 
dammung zu  hintertreiben. 

Die  Index-Congr.  scheint  sich  schon  seit  1851  mit  G.  beschäf- 
tigt zu  haben.  1852  sprach  sich  Pius  IX.  dem  Bischof  Amoldi  von 
Trier  gegenüber  so  aus,  dass  dieser  dem  Prof.  Merten  (f  1872) 
verbot,  die  G.'sche  Philosophie  vorzutragen.  Im  Mai  1853  brachte 
die  Deutsche  Volkshalle  aus  Rom  die  Nachricht,  varie  opere  di  Ant. 
Günther  seien  in  den  Index  gesetzt.  Wie  später  bekannt  wurde, 
hatten  damals  die  Vota  der  Consultoren  der  Index-Congr.  bereits 
bei  den  Cardinälen  circnlirt  und  war  die  Sitzung,  in  der  die  Sache 
entschieden  werden  sollte,  auf  den  24.  April  anberaumt;  der  Papst 


1)  A.  D.  B.  18,  579.  J.  Guerber,  B.  Fr.  L.  Liebermann,  1880,  S.  304. 

2)  Im  Index  steht  Jahrbuch,  lat.  Annales  philosophici,  und  wird 
Veith  nicht  genannt.  —  Das  Folgende  nach  A.  D.  B.  10,  146.  P.  Knoodt, 
Anton  Günther,  1881,  2,  84  ff.,  E.  Melzer,  J.  B.  Baltzers  Leben,  1877, 
S.  117. 


1122  Hirscher,  Hermes  und  Günther. 

hatte  aber  durch  den  Secretar  eine  Yersohiebung  angeordnet,  wohl 
mit  liücksicht  auf  die  Yorstellangen  Schwaneabergs.  Am  31.  Mai 
1853  sandte  G.  einen  Brief  an  den  Papst,  und  im  Jnli  1853  erhielt 
darauf  Schwarzenberg  ein  Schreiben  des  Secretärs  der  Index-Congr., 
worin  ihm  mitgetheilt  wurde:  die  Gongr.  habe  in  der  Sitzung  vom 
26.  April  einen  der  Consultoren  als  Gr/s  Yertheidiger  bestellt  (S.  4, 
§  10),  sei  auch  bereit,  Gr.  selbst  oder  einen  Bevollmächtigten  des* 
selben  zu  hören.  Am  9.  Nov.  1853  kamen  Prof.  Baltzer  und  Abt 
Grangauf  als  Vertreter  G.*s  in  Rom  an  (an  des  letztern  Stelle  trat 
im  April  1854  der  Mechitarist  P.  Joseph,  31.  Aug.  Knoodt).  Der 
Serviten-General  Patscheider  und  der  irische  Benedictiner  Bemard 
Smith  wurden  beauftragt,  mit  ihnen  zu  verhandeln;  aber  erst  3. 
Apdl  1854  fand  die  erste  Gonferenz  statt  und  auch  in  der  folgen- 
den Zeit  wurde  nur  selten  mündlich  verhandelt,  so  dass  die  Hanpt- 
thätigkeit  der  Vertreter  G.'s  in  der  Ausarbeitung  von  SehriftstfickeB 
bestand.  Am  25.  Nov.  1854  reisten  sie  ab.  Von  den  weiteren 
Verhandlungen  der  Index-Congr.  ist  nur  bekannt  geworden,  dass 
der  Dominicaner  Gigli  und  der  Minorit  TruUet  als  Referenten  be- 
stellt wurden.  Zu  den  Consultoren  gehr)rten  damals  ausser  diesen 
und  Smith  u.  a.  Theiner,  Alojs  Flir,  die  Jesuiten  Klentgen  und 
Perrone.  —  Am  23.  Jan.  1857  erbielt  G.  ein  Schreiben  des  Pri- 
fecten  der  Index-Congr.,  Card.  Andrea,  vom  13.,  worin  ihm  mitge- 
theilt wurde,  die  Gongr.  habe  am  8.  einstimmig  das  Verbot  seiner 
Schriften  beschlossen,  weil  sie  der  Ansicht  sei:  expositam  abs  te 
ac  late  usque  vindicatam  doctrinam  ab  orthodoxo  veritatis  tramite 
prorsus  abhorrere  fierique  haud  posse,  ubi  eadem  dootrina  isthinc 
aut  alibi  vigere  ac  disseminari  pergat,  quin  maximo  oath.  eoelesiae 
ac  clericorum  adolescentium  institutioni  theologioae  futara  sit  detri- 
mento;  sein  früher  an  den  Papst  gerichteter  Brief  lasse  hoffen,  dass 
er  sich  diesem  Urtheil  unterwerfen  werde;  aus  besonderer  Zuneigung 
gegen  ihn  habe  darum  der  Papst  befohlen,  die  Veröffentliohung  des 
Decretes  einen  Monat  zu  verschieben  und  ihm  Gelegenheit  zu  bieten, 
seine  Unterwerfung  vorher  zu  erklären.  In  dem  Schreiben,  welches 
G.  darauf  unter  dem  10.  Febr.  an  den  Papst  richtete,  sagt  er:  er 
habe  bei  seinen  Arbeiten  kein  anderes  Ziel  gehabt,  als  die  Sache 
des  unverfälschten  Glaubens  auf  neue  Weise  gegen  den  Pantheismus 
und  Rationalismus  zu  vertheidigen,  insbesondere  duroh  seine  Ent- 
wicklung der  Greationslehre  den  Pantheismus  zu  widerlegen.  Da 
diese  Weise  des  Philosophirens  von  dem  h.  Tribunal  nun  einmal 
verworfen  worden,  sei  sehr  zu  wünschen,  dass  man  andere  und 
bessere  Argumente  auffinde,  um  die  rechtgläubige  Wahrheit  gegen 
den  Pantheismus  und  Materialismus  zu  vertheidigen,  zu  deren  Be- 
kämpfung die  mittelalterliche  Philosophie  nicht  ausreiche.  Qnod 
autem  ad  volumina  a  me  edita  attinet,  summae  Apost.  Sedis  ancto* 
ritati  me  religiöse  obtemperaturum  iterum  profiteor  ac  pronuncio. 
G.  veröffentlichte  fortan  nichts  mehr,  auch  nicht  eine  1857  fertig 
gedruckte  Schrift, 

Das  durch  ein  Schreiben  des  Card.  Geissei  vom  16.  Apr.  vcr 
anlasste  Breve   vom  15.  Juni  1857    ist  zu  Bologna  unterschrieben, 


A.  Günther.  1123 

wohin  Pius  IX.  auf  seiner  EeiBe  durch  den  Kirchenstaat  gekommen 
war.  £r  Bagt  darin :  das  von  ihm  bestätigte  Decret  der  Index-Congr. 
hätte  für  alle  Katholiken  gentigen  müssen,  um  die  Sache  als  ent- 
schieden und  sich  selbst  als  verpflichtet  zu  erachten,  die  Lehre 
Grünthers  nicht  als  richtig  anzusehen  und  zu  verth eidigen.  Wenn 
darin  keine  bestimmten  Sätze  censurirt  seien,  so  folge  daraus  nicht, 
daas  die  Congr.  nicht  bestimmte  Ansichten  als>  der  Censur  würdig 
angesehen.  £r  wisse  insbesondere  (non  sine  dolore  apprime  nosci- 
mus),  daas  in  G.'s  Schriften  das  oft  verdammte  System  des  Katio- 
nalismuft  herrsche  (ampliter  dominari)  und  dass  darin  manches  Irrige 
über  die  Lehren  von  der  Trinität,  der  Menschwerdung  u.  s.  w.  vor- 
komme, die  kath«  Lebre,  dass  die  anima  rationalis  vera  per  se  atque 
immediata  corporis  forma  sei,  verletzt  werde  u.  s.  w.  Der  Cardinal 
and  seine  Suffragauen  hätten  darüber  zu  wachen,  dass  G.'s  Bücher 
beseitigt  und  die  darin  enthaltenen  theologischen  und  philosophischen 
Ansichten  nicht  vorgetragen  würden.  G.  selbst  und  mehrere  seiner 
hervorragendsten  Anhänger  hätten  sich  unterworfen;  es  sei  zu  hoffen, 
dass  die  anderen  ihrem  Beispiele  folgen  würden.  Ein  ähnlichesi  aber 
weniger  scharfes  Breve  war  schon  unter  dem  30.  April  an  den  Fürst- 
bischof von  Breslau  erlassen^).  In  dem  Sy Ilabus  von  1864  wurde 
zu  No.  14  als  NB.  beigefügt:  Cum  rationalismi  systemate  cohaerent 
maximam  partem  errores  Antonii  Günther,  qui  damnantur  in  epist. 
ad  Arohiep.  Colon.  .  .  et  Episc.  Wratisl.  .  . 

Baltzer  hatte  die  Absicht,  die  Hauptgegner  G.'s,  zunächst 
Dieringer,  Eleutgen  und  Baader  bei  der  Index-Congr.  zu  denunciren ; 
der  Gedanke  kam  aber  nicht  zur  Ausführung.  Bei  dem  Conflicte, 
in  den  er  mit  dem  Fürstbischof  Foerster  gerieth,  kam  auch  sein 
Festhalten  an  Günther'schen  Ansichten  zur  Verhandlung.  Der  Fürst- 
bischof schickte  auf  seinen  Wunsch  ein  von  ihm  ausgearbeitetes 
Promemoria  de  dualismo  anthropologico  an  den  Papst  und  erhielt 
darauf  ein  Breve  vom  80.  April  1860,  worin  es  heisst:  derLibellus 
sei  von  einigen  Eömischen  Theologen  geprüft  worden;  da  er  die 
Lehre  enthalte,  welche  in  dem  Breve  von  1857  als  irrig  bezeichnet 
werde,  und  sogar  die  entgegengesetzte  Sententia  communissima  als 
ketzerisch  bezeichne,  solle  der  Fürstbischof  Baltzer  zu  einer  völligen 
Unterwerfung  anhalten.  Da  Baltzer  (f  1871)  weder  das  Promemoria 
noch  sonst  eine  Schrift  über  seine  Conflicte  veröffentlichte,  haben 
diese  in  dem  Index  keine  Spuren  hinterlassen. 

Das  Buch  des  Mediciners  Leop.  Trebisch  (im  Index  wird 
er  Trebych  genannt),  Die  christliche  Weltanschauung  in  ihrer  Be- 
deutung für  Wissenschaft  und  Leben,  wurde  5.  Aug.  1858  verb. 
Da  das  Verbot  erst  11.  Apr.  1859  (gleichzeitig  mit  dem  Verbote 
eines  Buches  von  Oischinger)  veröffentlicht  wurde,  scheint   es  dem 


1)  Das  erstgenannte  Breve  steht  in  den  Acta  et  decr.  Conoilii  prov. 
Colon,  a.  1860,  p.  240,  das  andere  bei  A.  Frantz,  J.  B.  Baltzer,  1873, 
S.  185.  Vgl.  Knoodt  2,  371.  Bei  Frantz  S.  141  und  Acta  S.  S.  8,  443 
steht  das  Breve  an  den  Fürstbischof  von  1860. 


1124  Hirscher,  Hermes  und  Günther. 

VerfaBser  mitgetheilt  worden    sa  sein;    Aaotor  land.  etc.  steht  aber 
nicht  dabei.  —  Es  verlautete»  die  Gegner  wollten  alle  Güntherianer, 
auch  Yeith  und  Ehrlich,    in    den  Index   bringen;   die   Index-Gongr. 
verbot  speciell  12.  Dec.  1859  nur  noch  :  Günther  und  Clemena.  Offene 
Briefe  von  Dr.  P.  Knoodt,  18Ö3,  3  Bände,  und  Nene  theologische 
Briefe  an  Dr.  A.  Günther  von  Dr.  J.  B.  Baltzer,  l.  und  2.  Serie^ 
1853,  aber  mit  dem  Zusätze:    Proposito  dubio,  an  supradicta  open 
caeteraque  ejusdem  argumenti   comprehendantur  in  decreto  prohibi- 
tionis  operum  Guentheri,  S.  Congr.   respondit:    affirmative.    Auetor 
uterque  jampridem  laudabiliter  se  subjecit.     Im  Index  stehen  beide 
Bücher  unter  Günther  (unter  Baltzer  und  Enoodt   wird    dahin  ver- 
wiesen, von   dem  von  Baltzer  wird  hier  nur  die  latein.  Uebersetzung 
des  Titels  gegeben;  deutsch  steht  er  unter  Neue)    und    werden  sie 
als  8.  Jan.  1857,  gleichzeitig  mit  Günthers  Büchern,  verboten   ver^ 
zeichnet,  während  die  allgemeine  Bemerkung  der  Index-Gongr.  and 
die  ^otiz    über   die  Unterwerfung    weggelassen  sind.     Von   Enoodt 
wurde  5.  Dec.  1881  ausser:  Anton  Günther.     Eine  Biographie,  1881, 
2    Bände,    auch  Die    Thomas-Encyclika   Leo's  XIII.   vom    4.  Aug. 
1879.'   Vortrag  .  .  .,  1880    verb.     Anti-Savarese   von  A.  Günther, 
hersg.  von  P.  Enoodt,  1883,  steht  (noch)  nicht  im  Index.    —   Die 
beiden  1868  verbotenen  Schriften  sind:   Zwei  Thesen   für    das  all- 
gemeine Concil  (die  Trinität  der  göttlichen  Substanz  und  zwei  Lebens- 
principe  im  Menschen),  von  G.  C.  Mayer,  Prof.  der  Dogmatik und 
Domcapitular  in  Bamberg,  1868,  und  Theologisehe  Einwendung  gegen 
die  scholastische   philosophische  Lehre  vom  Menschen    im  Entwürfe 
von  J.   Spörlein,  Prof.  der  Eirchengesch.  in  Bamberg,  1867.    Sie 
wurden  von  dem  Münchener  Nuncius  Meglia  nach  Eom  geschickt^). 
Alois  Flir,  seit   1853  Rector  der  Anima   in  Born,  f  1859  als 
Uditore  der  Kota,  schreibt  in  seinen  Briefen  aus  Born,  1864,  S.  69 
im  Jan.  1857:   Wir  werden    zwei  Feldlager    von  Scholastikern  be- 
kommen, archaistische  und  moderne,  zelotisohe  und  freiere.  Das  wird 
die  neue  Epoche  der  Philosophie    innerhalb   der  kath.  Eirche  sein, 
.  .  .  Pio  IX.  ist  entschlossen,  mit  Strenge  zu  verfahren,  und  von  nun 
an  wird  der  Index  immer  mehr  zu  thuen  bekommen.  Günther  schrieb 
den  letzten  Symboliker ;  er  wird  intra  Eoclesiam  auf  lange  Zeit  der 
letzte  Antischolastiker  bleiben.     Im  Juli  schreibt  er  (S.  84)  seinem 
Freunde    G.    Schenach,    der    eine  Metaphysik    herausgegeben:    leb 
Hess  dir  sagen,  du  habest  in  Born  nichts  zu   fürchten.     P.  Theinei 
hat  nämlich  auf  mein  Ansuchen    mit  Card.  Andrea,    dem  Präfeetes 


1)  Cecconi,  Cono.  Vat.  1,  2,  488.  Die  Schrift  von  Mayer  (t  1868)  er- 
schien auch  lateinisch.  Mayer  hatte  über  die  anthropologisdie  Fnige  1861 
an  den  Prafecten  der  Index-Congr.  Card.  Altieri  gosohrieben  und  unter 
dem  30.  Dec.  1861  eine  dem  Breve  von  1857  entsprechende  Antwort  er- 
halten (Melzer  S.  206).  Die  andere  Abhandlung  war  1864  in  der  Oesterr. 
Viertel  Jahrschrift  abgedruckt  und  von  Card.  Rauscher  für  haeretisch  and 
der  Kirehenlehre  fernstehend  erklärt  und  der  Generalvicar  mit  der  Ein- 
leitung der  canonischen  Frocedur  beauftragt  worden.  Friedrich,  Vat. 
Konzil  2,  305. 


Baierifiche  Schriften.  1125 

der  Index-Congr.  gesprochen  und  die  Zusicherung  erlangt,  dass, 
wenn  etwa  eine  Klage  gegen  deine  Metaphysik  einlaufe,  dieselbe 
igaorirt  werde,  in  der  Voranssetsang,  dass  da  in  einer  zweiten  Auf- 
lage das  zu  Beanstandende  berichtigen  werdest.  S.  97  sagt  er: 
Wenn  das  Buch  zur  Verhandlung  käme,  würde  es  verurtheilt.  Die 
philosophische  Sohriftstellerei  war  seit  langer  Zeit  nicht  mehr  so 
gefährdet,  wie  sie  es  jetzt  ist  Wer  als  Orthodoxer  gelten  will, 
muM  die  Lehre  Boms  zur  Bichtschnur  nehmen. 


113.     Baierisebe  Schrifteii,  1855—70. 

Wenn  vom  J.  1855  an  eine  Reibe  von  Schriften  in  den 
Index  kam,  die  in  Baiern,  meist  in  Mttnohen  ersohienen  waren, 
von  Frohschammer,  Oischinger,  Huber,  Lasaulx,  Pichler  n.  a., 
so  wird  man  nicht  irren,  wenn  man  annimmt,  dass  die  Denun- 
ciation  von  der  Mttnchener  Nunciatur  ausgegangen  oder  durch 
diese  nach  Rom  befördert  worden  ist  Die  Nunciatur  kann  ohne 
Zweifel  auch  das  Verdienst  beanspruchen,  den  Index  mit  einem 
neuen  Curiosum  bereichert  zu  haben,  den  „Mittheilungen  seliger 
Geister^  n.  s.  w.;  denn  wenn  sie  nicht  darüber  berichtet  hätte, 
würde  man  davon  gewiss  in  Rom  ebensowenig  Notiz  genommen 
haben,  wie  ausserhalb  eines  sehr  engen  Kreises  in  Dentschland. 
—  Lasaulx's  Schriften  wurden  von  der  Inquisition  verdammt, 
drei  Schriften  von  Frohschammer  durch  ein  Breve  Pins'  IX. 
vom  11.  Dec.  1862,  alle  andern  Schriften  von  der  Index-Con- 
gregation.  Bei  Lasaulx  steht  im  Index :  Anctor  ante  mortem 
landabiliter  se  snbjecit  judicioEcelesiae;  die  anderen  haben  sich 
nicht  nnterworfen. 

7on  Franz  v.  Baader  (1765—1841)  steht  nichts  im  Index, 
obflichon  z.  B.  Heinrich,  Dogm.  4,  451  von  ihm  sagt,  er  habe  die 
vernünftige  Gotteserkenntniss  wie  nicht  minder  das  christliche  Tri- 
nitätsdogma  gänzlich  entstellt  und  zerstört,  und  dass  sein  ganzes 
System  mit  der  Lehre  der  Kirche  unvereinbar  sei,  könne  keinem 
Zweifel  unterliegen.  Wenn  Heinrich  beifügt:  seine  kirchliche  Cen- 
surirung  habe  sich  Baader  zunächst  durch  seine  Angriffe  gegen  den 
apostolischen  Stuhl  zugezogen,  —  auch  im  Katholik  1857,  1,  198 
heisst  es:  Baader  habe  wie  Günther  am  Abend  seines  Lebens  von 
der  kirchlichen  Autorität  seine  Schriften  censurirt  gesehen,  —  so 
ist  mir  von  einer  kirchlichen  Censurirung  nichts  bekannt.  Im  K.-L. 
1,  1782  wird  angegeben,  er  sei  in  München  Professor  der  specula- 
tiven  Dogmatik  gewesen,    aber  1888    durch    ein  Ministerialrescript, 


1126  Baiernche  Schriften. 

welches  Laien  von  dem  Vortrage  der  Keligionsphilosophie  auBSohlum, 
genöthigt  worden,  sich  auf  den  Vortrag  der  Psychologie  und  An- 
thro|)ologie  zu  beschränken;  er  habe  in  diesem  Verbote  ein  Werk 
der  Nunciatur  gesehen  und,  nachdem  er  schon  1835  sich  sehr  heftig 
gegen  die  Censurirung  Bautains  ausgesprochen,  nun  eine  Reihe  von 
Artikeln  gegen  das  Papstthum  geschrieben.  Aber  auch  die  Schriften: 
lieber  die  Thunlichkeit  oder  Niclitthnnliehkeit  einer  Emaneipation 
des  Eatholicismns  von  der  Rom.  Dictatur  in  Bezug  auf  Religions- 
Wissenschaft,  1839,  Der  morgenländisohe  und  abendländische  Eatho- 
licismus,  1841,  u.  a.  stehen  nicht  im  Index,  auch  nicht:  Blitzstrahl 
wider  Rom  .  .  .  Ans  den  Werken  Fr.  v.  Baaders.  Mit  Vorreden 
.  .  .  von  Fr.  Hoffmann,  1870^).  Eine  i^eblioh  1858  in  Würzbnig 
geplante  Denunciation  gegen  Baader  und  Hoffmann  (Allg.  Ztg.  1858, 
282)  scheint  nicht  abgegangen  zu  sein.  —  J.  G-örres  wurde  von 
Rom  aus  mitgetheilt,  man  sei  mit  der  Prüfung  seiner  Mystik  (1836 
—42,  4  Bände)  beschäftigt  und  sie  werde  wahrscheinlieh  verb. 
werden.  £r  erbat  sich  eine  Audienz  bei  Ludwig  L  und  berichtete 
ihm  dieses,  worauf  dieser  in  Rom  durch  den  Gresandten  vorstellen 
licBs:  das  Verbot  eines  Buches  eines  von  ihm  nach  München  beru- 
fenen Führers  der  katholischen  Partei  würde  nicht  nur  in  Deutsch- 
land den  übelsten  Eindruck  machen,  sondern  auoh  für  ihn  persäBlicIi 
in  hohem  Grade  kränkend  sein.  In  Folge  davon  unterblieb  das 
Verbot.  —  lieber  den  Rathschluss  Gottes  mit  der  Menschheit  und 
der  Erde,  1847,  2  Bände,  verb.  1855,  ist  von  dem  Priester  Job. 
Ev.  Lutz  (1801-82;  A.  D.  B.  19,  711)  unter  Mitwirkung  de« 
Schotten  William  Renny  Caird,  der  sich  als  Missionar  der  Irvin- 
gianer  in  Baiern  aufhielt,  verfasst.  Wegen  dieser  und  anderer 
Schriften  wurde  von  dem  Bischof  Richarz  von  Augsburg  im  Nov. 
1854  eine  Untersuchung  gegen  Lutz  eingeleitet;  1855  legte  er  das 
Trienter  Glaubensbekenntniss  ab  und  erklärte,  er  verwerfe  alles, 
was  in  jener  Schrift  den  Lehren  der  kath.  Kirche  Widerst-rcitendcs 
enthalten  sein  möge.  Der  Bischof  verbot  vier  Schriften  von  Lutz; 
die  drei  anderen  und  die  später  von  ihm  herausgegebenen  stehen 
nicht  im  Index,  in  welchem  auch  sonst  der  Irviagianisraus  keine 
Spuren  zurückgelassen. 

1857  wurde  gleichzeitig  mit  einem  Buche  von  Carriere  (S.  1035) 
verb.  Ueber  den  Ursprung  der  menschlichen  Seelen.  Rechtfertigung 
des  Generatianismus  von  Jacob  Frohschammer,  1854.  Die  von 
Fr.  (Athenaeum  1,  133;  2,  999)  geäusserte  Vermutbung,  der  Jesuit 
Kleutgen  habe  das  Buch  in  den  Index  gebracht,  ist  richtig.    In  dem 


1)  Von  Fr.  Hoffmann  (t  1831)  wird  im  Deutschen  Merkur  1881,  354 
berichtet:  1835  habe  der  Bischof  von  Augsburg  die  Klage  gegen  ihn  er- 
hoben, dass  er  in  einer  damals  erschienenen  Schrift  über  die  Trinität 
ketzerische  Lebren  vortrage;  König  Ludwig  habe  sich  durch  den  Regie- 
rungspräsidenten Graf  Recbberg  in  Würzburg  Bericht  erstatten  lassen 
und  dann  resolvirt:  „Wenn  sich  das  alles  so  verhält,  wie  Sie  berichten, 
80  sollen  die  Pfaffen  den  Mann  in  Buhe  lassen.'' 


J.  £.  Latz.    J.  Frohschammer.  1127 

N^rolog  desselben  in  der  Cir.  12,  1,  635  wird  berichtet,  er  habe 
viele  Vota  über  wichtige  Fragen  für  Römisohe  Congregationen  ge- 
sebrieben,  n.  a.  im  Auftrage  der  Index-Gongr.  bei  Gelegenheit  des 
Proccflsee  gegen  den  Rationalisten  Fr.  einen  Tract«t  de  origine  ani- 
mae.  Man  hielt  es  damals  in  Rom  noch  für  möglich,  dass  Fr.  sich 
unterwerfen  werde;  der  Secretär  der  Index-€ongr.  P.  Modena  lieas 
Döllinger,  der  eben  in  Eom  war,  zu  sich  bitten  und  fragte  ihn,  ob 
er  mit  Fr.  über  die  Unterwerfung  reden  wolle,  was  er  ablehnte. 
Ob  bei  Fr.  angefragt  worden,  weiss  ich  nickt.  Das  Verbot  seines 
Buches,  des  von  Carriere  und  der  Geheimnisse*  des  christlichen 
Alterthums  von  G.  Fr.  Daum  er,  Hamb.  1846,  war  am  5.  März  sehen 
besofalosäen;  aber  nur  das  Verbot  des  Buches  von  Danmer  wurde 
in  dem  Decrete  von  diesem  Tage,  das  der  beiden  anderen  erst  am 
9.  Hai  publicirt.  Dass  man  ein  Buch  von  Daumer  (1800 — 75)  und 
nur  dieses  eine,  11  Jahre  nach  dem  Erscheinen,  mehrere  Jahre 
nach  seinem  Wegzüge  aus  Baiem  und  ein  Jahr  vor  seinem  lieber- 
tritt  zur  katholischen  Kirche  verbot,  wird  nicht  von  der  Nunoiatur 
veranlasst  worden  sein.  Ueber  die  1857  und  1859  verbotenen 
Schriftohen  von  Th.  Braun  s.  §  117. 

Als  Frohschammer  1857  die  Einsendung  einer  ausdrüokliehen 
Unterwerfungs-Erklärung  ablehnte,  Hess  man,  wie  er  selbst  (Athe- 
naeum  3, 602)  berichtet,  die  Sache  vorläufig  ruhen.  Da  aber  weitere 
Schriften  erschienen,  an  denen  man  Anstoss  nahm,  wurde  er  im 
Mai  1862  von  dem  erzbiechöflichen  Ordinariate  auf  Andringen  der 
Nunciatur  nochmals  aufgefordert,  sich  dem  Decrete  von  1857  binnen 
10  Tagen  zu  unterwerfen,  widrigenfalls  er  der  Exoomm.  1.  sent. 
verfallen  sei.  Er  lehnte  ab  und  zeigte,  dass  diese  Drohung  sinnlos 
sei,  und  wurde  vorerst  nicht  weiter  behelligt.  Aber  nun  wurden 
in  einem  Schreiben  Pius'  IX.  an  den  Erzbischof  von  München  vom 
11.  Dec.  1862^)  von  ihm  verb.:  Einleitung  in  die  Philosophie  und 
Grundriss  der  Metaphysik,  1858;  lieber  die  Freiheit  der  Wissen- 
sohaft,  1861;  Athenaeum.  Philos. .  Zeitschrift  (es  erschienen  1862 
— 64  drei  Jahrgänge;  Mitarbeiter  waren  Fr.  Hofimann,  Lutterbeck 
und  anfangs  Aloys  Schmid).  Der  Erzbischof  stellte  das  Schreiben 
Fr.  zu;  Er  antwortete  mit  einem  ausführlichen  Briefe  vom  24.  Febr. 
1863  und  einer  kurzem  Erklärung  vom  26.  März  1863  (Athenaeum 
2,  265),  worauf  der  Erzbischof  das  päpstliche  Schreiben  in  seinem 
Pastoralblatte  veröffentlichte  und  Fr.  31.  März  suspendirtc  (1871 
wurde  er  exeommunicirt). 

In  der  Einleitung  des  Schreibens  sagt  der  Papst:  er  habe  zu 
seinem  Schmerze  erfahren,  dass  in  verschiedenen  Theilen  Deutsch- 
lands katholische  Theologen  und  Philosophen  eine  bis  jetzt  in  der 
Kirche  unerhörte  Freiheit  des  Lehrens  und  Schreibens  einführten 
und  neue  und  durchaus  zu  missbilligende  Meinungen  verbreiteten 
und  dass  namentlich  Fr.  sich  jene  Freiheit  erlaube  und  in  seinen 
Werken  die  verderblichsten  Irrthümer  vertheidige.     Er  habe  sofort 


1)  Acta  S.  S.  8,  429.  Katholik  186S,  1,  885:  2,  1. 


1128  BaierUche  Scbriften. 

die  Hauptwerke  desselben    der  Index-Congr.    zur    BericliierBtattuiig 
überwiesen.     Am  Schlüsse  verdammt  der  Papst  die  drei  Büober  als 
resp.  falsche,  irrige,  für  die  Kirche  und  ihre  Autorität  und  Rechte 
injnriöse  Lehren  und   Sätze  enthaltend,    klagt,    dass    Fr.    sich    dem 
Verbote  seines  frühem  Baches  nicht  nur  nicht  unterworfen,  sondern 
denselben  Irrthum  in  diesen  Büchern  nochmals  vortrage,  die  Index- 
Gongr.   mit  Schmähungen    überhäufe  und    viele    andere    verwegene 
und  lügnerische  Aeusserungen  gegen  das  Verfahren  der  Kirche  thue. 
Im- übrigen  enthält  das  sehr  lange  Schreiben  im  Anschlüsse  an  den 
Bericht  der  Index-Gongr.    über  Fr.*s  Irrthümer  ausführliche  Beleh- 
rungen über   die  Aufgabe  der   Philosophie.    Aehnliche  Belehrungen 
enthält  ein  zweites  Schreiben,  welches  Pius  IX.  nach  der  Münchener 
belehrten- Versammlung  unter  dem  21.  Deo.  1863  an  den  Erzbischof 
richtete  (Acta  S.  S.  8,  436;  in  diesem  wird  auf  Berichte  des  Nun- 
cius  ausdrücklich  Bezug  genommen).     Unter  den  Gründen,    weshalb 
ihm  jene  Versammlung  verdächtig  gewesen,  erwähnt  der  Papst,  dass 
er  in  der  letzten  Zeit    die  Werke    einiger    deutschen    Schriftsteller 
habe  verbieten   müssen,    und  dass    manche    gegen    die  Deerete   des 
apost.  Stuhles  und  seiner  Gongregationen  declamirten  und  schwätzten 
(blaterant),    dieselben   hinderten    den  Fortschritt    der  Wissenschaft. 
Ferner  erklärt  er:  die  katholischen  Gelehrten  müssten  nicht  nur  die 
kirchlichen  Dogmen  annehmen  und  achten,    sondern    auch  sich  den 
auf  die  Lehre  bezüglichen  Entscheidungen    der   päpstlichen  Gongre- 
gationen unterwerfen  u.  s.  w.    Aus    beiden  Schreiben  sind  mehrere 
Sätze  in  den  Syllabus  von  1869  aufgenommen  (No.  9-— 15.  22.  33). 
Ein  Jahr   vor   dem    Erscheinen    des  Schreibens    gegen  Froh- 
sohammer,  1861  erlaubten  sich  noch  die  Hist-pol.  Blätter  (47,  988), 
deren  Mitarbeiter  er  früher  gewesen,    in    einer  Besprechung    seiner 
Schrift  üeber  die  Freiheit  der  Wissenschaft  folgende  Bemerkungen: 
„Wenn  Fr.  die  leidigen  Missbräuche,  welche  zwar  nicht  von,  wohl 
aber  mit  der  Index-Gongr.  getrieben  werden,  anklagt,  so  haben  wir 
dagegen  leider  nichts  zu  erinnern.     Als    vor    6   Jahren    seine  Bro- 
schüre über  den  Ursprung  der  menschlichen  Seelen    erschien,    kam 
sie  plötzlich    auf  den  Index,  mancher  Theologe  wnsste  nicht  zu  er- 
rathen,  warum.     Aber  noch  mehr :  neben  Fr.  fand  sich  die  deutsche 
Literatur  in  demselben  Deerete    nnr    noch    durch  M.  Carriere  ver- 
treten, der  über    die  unverhoifte   Ehre,    beim  Rom.  Index  eine  Be- 
rücksichtigung zu  finden,    die    er    bei    seinen   G-laubensgenossen   in 
Deutschland  manchmal  zu  vermissen  hat,  vor  Entzücken  ausser  sich 
gerieth.     Indess  erklärt  sich  das  Unglaubliche  sehr  einfach  aus  dem 
Usus    der  Gongr.,    dass    sie    nur   solche   Literaturstücke   behandelt, 
welche  ihr  eigens  denunoirt  werden,  und  zwar  G-ott  weiss  von  wem. 
So  kommen  mitunter  ganz  unbedeutende  und    obscure  Schriften  zu 
unverdientester  Wichtigkeit.     Sodann  sind   die  Urtheiler  selbst  der 
geistigen  Bewegung  Deutschlands  nnd  der  deutschen  Sprache  fremd; 
sie  gehören  der  alten,  in  sich  abgeschlossenen  Schule  der  Thomisten 
an  und    sollen    nun    auf    geheime    Anzeigen    hin,    voreingenommen 
durch  dieselben,  wie  es  nicht  anders  sein  kann,  ohne  den  Beklagten 
selbst  zu  hören,    aus  Uebersetzungen  über  philosophische  Schriften 


J.  N.  Oiacfainger.    J.  Huber.  1129 

« 

urtheilen,  deren  Sinn  man  in  der  deatscben  Heimatb  selbst  oft  nur 
mühsam  enträtbselt.  •  •  Freilich  censurirt  der  Index  nicht  die  Person 
der  Autoren,  sondern  nnr  ihre  Bücher.  Wie  aber  die  Anstalt  bei 
dem  bisherigen  Verfahren  ihre  pädagogische  Mission  völlig  yer- 
fehlen,  ja  zum  missbranchten  Werkzeuge  persönUeher  Leidenschaft 
eines  wohlversteckten  Gegners  werden  kann,  davon  liefert  der  vor- 
liegende Fall  ein  trauriges  Beispiel."  —  In  Mainz  erschien  gegen 
diese  Schrift  von  Fr.  1862 :  Die  Congregation  des  Index.  £ine  Be- 
leuchtung der  jüngsten  Angriffe  Dr.  J.  Frohschammers  gegen  die- 
selbe«. Aus  dem  ,yEatholiken''  besonders  abgedruckt^  34  S.  Daraus 
verdient  die  Notiz  mitgetheüt  zu  werden:  Wir  unserseits  haben 
mehr  als  einmal  in  Erfahrung  gebracht,  dass  Privatpersonen,  die 
Bücher  denunciren  wollten,  von  Born  die  Weisung  erhielten,  dass 
sie  sich  an  die  Bischöfe  oder  den  päpstlichen  Nuncius  wenden 
möchten,  wollen  aber  desshalb  nicht  behaupten,  dass  die  Congre- 
gation keine  Denunciationen  annehme,  als  die  ihr  auf  diesem  Wege 
zukommen  (S.  9;  s.  o.  S.  12).  —  Von  Frohschammers  vielen  späteren, 
über  die  früheren  weit  hinausgehenden  Schriften  stehen  im  Index 
nur:  Das  Christenthum  und  die  moderne  Naturwissenschaft,  1867, 
verb.  1868;  Das  Recht  der  eigenen  Ueberzeugung,  1869,  verb.  1869; 
Das  neue  Wissen  und  der  neue  Qlaube,  mit  Berücksichtigung  von 
D.  F.  Strauss  .  .  . ,  1873,  verb.  1873. 

Von  den  zahlreichen  Schriften  von  Paul  Joh.  Nep.  Oischin- 
ger  (1817—1876)  steht  nur  eine  im  Index:  Die  speculative  Theo- 
logie des  h.  Thomas  von  Aquin,  des  englischen  Lehrers,  in  den 
Grundsätzen  systematisch  entwickelt,  1858,  verb.  1859»  worin  er 
zeigen  will,  dass  Thomas  wichtige  Puncto  des  kirchlichen  Dogma's 
unrichtig  aufgefasst  habe.  Die  christl.  und  scholast.  Theologie 
oder  die  christl.  Granddogmen  .  .  .  entwickelt  so  wie  gegen 
die  abweichenden  Lehren  der  Scholastiker  vertheidigt.  Der  Ge- 
sammtkirche,  insbesondere  dem  ökumenischen  Concil  vorgelegt,  1869, 
wurde  nicht,  wie  die  Schrift  von  G.  £.  Mayer,  verb.,  auch  nicht 
Commentarii  theologici,  quibue  quaestiooes  de  theologia  soholastica 
. . .  explanantur,  1860^).  —  Von  Joh.  Huber  (1830—79)  wurde  1860 
Die  Philosophie  der  Kirchenväter,  1859,  verb.  Der  Erzbischof 
suchte  ihn  durch  „gütige  Ermahnung'*  zur  Unterwerfung  ku  be- 
stimmen und  soll,  als  dieses  erfolglos  war,  seine  (und  Frohscham- 
mers) Entfernung  vom  Lehrstuhle  beantragt  haben.  In  einer  Streit- 
schrift gegen  A.  Stöckl  äussert  Huber  die  Yermuthnng,  dass  dessen 
Bemühungen  hauptsächlich  die  kirchlichen  Censuren  zu  verdanken 
seien,  die  in  den  letzten  Jahren  über  Münchener  .Philosophen  er- 
gangen^). Später  wurde  nur  noch  Der  Jesuitenorden  nach  seiner 
Verfassung  und  Doctrin,  Wirksamkeit  und  Geschichte  charakterisirt, 
1873,  verb.  —  Die  Römische  Indßzcongregation  und  ihr  Wirken. 


1)  Friedrich,  Vat.  Konzil  2,  308.    Deutscher  Merkur  1876,  488.  Ka- 
tholik 1869,  1,  253. 

2)  E.  Zimgiebl,  Joh.  Huber,  1881,  S.  69.  136. 


1180  Baierisohe  Schriften. 

Historisoh-kritische  Betraclitattgen  siir  Anfklärnng  des  gebildeten 
Fablikums,  1863,  45  S.  8.,  verb.  1864,  ist  ein  Vortrag,  den  Döl- 
linger  in  einem  theologiseben  Gonversatorinm  gehalten  und  den  ein 
junger  Geistlicher^)  (nicht  ganz  genau)  stenograpfairt  und  ohne 
Vorwissen  DöUingers  veröffentlicht  hat. 

DieBüchervon  Ernst  von  Lasauix  (1805 — 61),  welche  7.  Ang*. 
1861  von  der  Inq.  verb.  wurden,  sind:  lieber  die  theologische 
Grundlage  aller  philosophischen  Sjste^ie  (Reotoratsrode),  1857; 
Neiker  Versuch  einer  alten  auf  die  Wahrheit  der  Thatsachen  ge^ 
gründeten  Philosophie  der  Gesohiehtei  1867;  Des  Sokrates  Leben j 
Lehre  und  Tod  nach  den  Zeugnissen  der  Alten,  1667;  Die  prophe- 
tische Kraft  der  Menschenseele  in  Dichtern  und  Denkern,  1858.  Das 
Verbot  wurde  erst  9.  Oct  von  der  Indez-Congr.  veröffentlicht.  Die 
demselben  beigefügte  Notiz  könnte  die  Meinung  hervorrufen,  das 
Verbot  sei  Lasauix  noch  mitgetheilt  worden  und  er  habe  sich  auf 
dem  Sterbebette  unterworfen  (f  9.  Mai  1861).  Das  ist  aber  nicht 
der  Fall.  L.  hatte  sobon  27.  Dec.  1857  an  eine  befreundete  Dame 
gesehrieben:  „Liebe "^^I  Dem  mir  mi^etheilten  Wunsche  gemäss 
beeile  ich  mich,  Ihnen  schriftlich  zu  wiederholen,  was  wir  vor  drei 
Stunden  mtindlich  besprochen  haben:  1.  dass  ich  es  als  eine  glück- 
liehe Fügung  meines  Lebens  betrachte,  von  kath.  Eitern  Im  Sohoosse 
der  kath.  Kirche  geboren  zu  sein,  und  dass  ich  mit  der  Gnade 
Gottes  hoffe,  auch  im  Sohoosse  dieser  Kirche  zu  sterben ;  2.  dass 
ich  mir  bewusst  bin,  die  Wahrheiten  der  kath.  Kirche  niemals  in 
meinem  Leben  angegriffen,  wohl  aber  mehr  als  einmal  in  meinem 
Leben  gegen  ihre  Widersacher  vertheidigt  zu  haben ;  8.  dass  es  mir 
von  vornherein  wahrscheinlich  ist,  dass  in  allen  meinen  Schriften, 
die  alle  in  Einem  Geiste  geschrieben  sind,  je  naoh  der  Grösse  der 
Probleme,  deren  Lösung  darin  versucht  ward,  grössere  oder  geringere 
Irrthümer  vorkommen,  und  dass,  wenn  man  es  in  Rom  im  Interesse 
der  kath.  Kirche  finden  sollte,  diese  Schriften  deshalb  auf  den  Index 
libr.  proh.  zu  setzen,  ich  selbst  dieses  Urtheil  als  ein  begründetes 
ansehen  würde»  wenn  ich  anch  den  Glauben  hege,  dass  dergleichen 
Massregeln  in  der  That  im  Interesse  der  kath.  Kirche  ausser  der 
Zeit  seien.  Indem  ich  Sie  ermächtige«  von  dieser  Erklärung  jeden 
Gebrauch  zu  machen,  der  Ihnen  angemessen  scheint,  bin  und  bleibe 
ich  in  aller  Freundschaft  Ihr  u.  s.  w.''  (Allg.  Ztg.  1861,  325).  Die 
Dame  wird  im  Deo.  1857  gewusst  haben,  dass  man  von  der  Schrift 
über  Sokrates,  die  damals  einiges  Aufsehen  erregte,  Anlass  genommen 
oder  nehmen  woUe,  Lasauix  zu  denunciren.  Indess  ist  nach  der 
Allg.  Ztg.  1861,  341  B.  nicht  dieser  Brief  naoh  Rom  geschickt 
worden.  Während  seiner  letzten  Krankheit,  aber  7  Wochen  vor 
seinem  Tode  wiederholte  L.  „bei  einer  gewissen  Gelegenheit"  münd- 
lich die  in   dem  Briefe  gegebenen  Erklärungen,    und    ein  „auf  den 


1)  Aiidr.  Paukau  aus  Westpreussen ;  er  promovirte  1864  und  wurde 
1865  Prof.  zu  Pelplin,  starb  aber  früh. 


E.  V.  Lasaulx.    Ä.  Pichler.    Mittkeilangen  seliger  Geister.      IISI 

BefeU  eines  Drittel»  aufgesetztes  Keanm^    dieser  Aevsserangeii  von 
etwa  fünf  Zeilen*'  ging  nach  Rom  ab. 

Von  Aloys  Piohler  (1833—74;  er  war  1863—68  Privatdocent 
ia  Münohen)  wnrden  gleich  nach  den  Erscheinen  verb.:  Geschichte 
der  kirchlichen  Trennung  zwischen  dem  Orient  und  Occident,  2  Bände, 
1864.  65;  Die  Theologie  desLeibnitz  .  .  .,  mit  besonderer  Rücksicht 
auf  die  kirchlichen  Zustände  der  Gregenwart,  2  Bände,  1869.  70; 
Die  wahren  Hindernisse  und  die  Grundbedingungen  einer  durch- 
greifenden Reform  der  kath.  Kirche,  1870.  Als  der  1.  Band  der 
Geschichte  verboten  worden,  schrieb  er  22.  März  1865  an  den  Erz- 
bischof von  München  und  7.  April  an  den  Papst:  „Da,  so  viel  mir 
bekannt,  nach  dem  jetzt  herrschenden  Gebranohe  von  dem  Verfasser 
eines  auf  solche  Weise  «ensurirten  Buches  eine  Unterwerfung  ge- 
fordert zu  werden  pflegt,  so  erkläre  ich,  dass  ich  mich  der  hinsicht- 
lich meines  Buches  getroffenen  Verfügung  und  dem  in  dieser  Mass- 
regel  liegenden  Urtheil  aufrichtig  und  rückhaltlos  unterwerfe  und 
bei  der  nächsten  Gelegenheit  solche  Fehler,  welche  ich  bereits  öffent- 
lich bekannt  habe  oder  welche  mir  noch  sollten  gezeigt  werden, 
verbessern  werde'*  ^).  Diese  Erklärung  wurde  aber  nicht  als  ge- 
nügend anerkannt  *—  Ueber  Mayer  und  Spdrlein  s.  S.  1124. 

Die  Mittheilungen  seliger  Geister  im  J.  1855  durch  die 
Hand  der  *Maria  Eahlhammer  im  Rapport  der  Mittheilungen  des 
h.  Erzengels  Raphael  durch  den  Mund  der  Crescentia  Wolf,  hrsg. 
von  Jos.  Friederich,  Haus-  und  Gutsbesitzer  zu  München  und  in 
Schwaig  Diatriotsrath,  198  S.  8.,  und  Mittheilungen  des  h.  Erz* 
engeis  Raphael  im  J.  1855  durch  den  Mund  der  Cresc.  Wolf  in 
Rapport  mit  den  Mitth.  sei.  Geister  durch  die  Hand  der  M.  Kahl- 
hammer,  hrsg.  von  Job.  Schweykart,  Eisenhändler  und  b.  Magi- 
stratsrath,  286  S.  8«,  wurden  1856  verb.^).  Die  später  erschienenen 
Sachen:  Vollständige  Beleuchtung  der  beiden  Schriften:  Mitth.  .  ., 
1857y  812  S. ;  Betrachtungen  über  Vergangenheit,  Gegenwart  und 
Zukunft  .  .  . ,  1860,  256  S. ;  Sach-  und  Namenregister  zu  den 
Mitth.  .  .  . ,  1861,  65  S.,  hat  man  doch  laufen  lassen. 

Mit  förmlichen  Denunciationen  bei  der  Indejc-Congr.,  wie  sie 
1855 — 70  durch  die  Münchener  Nunciatur  nach  Rom  befördert 
wurden,  ist  nicht  zu  verwechseln  das  Denunciren  und  Verketzern, 
wie  es  in  Schriften  und  Zeitschriften  in  derselben  Zeit  sehr  fleissig 
getrieben  wurde  ^).  Dieees  wurde  von  der  Index-Congr.  in  der  Regel 
nicht  beachtet,  wenn  nicht  eben  jemand  davon  Anlass  zu  einer  förm- 
lichen Denunciation  nahm.  Sogar  von  den  Schriften,  welche  in  der 
Civilt4  cattolica  in  den  deutlichsten  Ausdrücken  als  unkirchlioh,  gefähr- 


1)  Vering,  Archiv  14,  141,  Allg.  Ztg.  1865,  95  B.  Katholik  1870, 
I,  189. 

2)  Hist-pol.  Bl.  36,  930.  Schweykart  und  die  Cresc.  Wolf  reisten 
1856  selbst  nach  Rom  und  hatten  eine  Audienz  bei  dem  Papste,  ehe  das 
Verbot  erfolgte.    Allg.  Ztg.  1856,  172. 

8)  Friedrich,  Der  Kampf  gegen  die  deutschen  Theologen  und  theol. 
Facultäten  in  den  letzten  20  Jahren,  1875.  Tüb.  Quartalscbr.  1868,  365. 


1132  Römiflolie  Revolution  von  1848. 

lieh  u.  B.  w.  charakterudrt  werden,  ist  nar  eine  yerhältnimm&ssig 
Rehr  kleine  Zahl  in  den  Index  gesetzt  worden.  Man  könnte  auf 
den  Gredanken  kommen ,  dass  die  Index-Congregation  namentlich  hei 
italienischen  Schriften  nach  einer  scharfen  Recension  in  der  Givilta, 
—  znmal  nachdem  durch  das  Breve  vom  12.  Fehr.  1866  (Oiv,  6, 
6,  7)  ihr  offtcieller  Charakter  ausdrücklich  anerkannt  worden,  — 
ein  Verhot  nicht  mehr  für  nöthig  halte,  wenn  nicht  von  Zeit  zu 
Zeit  doch  auch  ein  in  der  Civilta  censurirtes  Buch  in  den  Index  käme. 


114.     Die  Romische  Reyolntion  yon  1848. 

Durch  die  Abwesenheit  Pins'  IX.  von  Rom  vom  25.  Nov. 
1848  bis  12.  April  1850  wurde  die  Th&tigkeit  der  Index-Con- 
gregation nicht  unterbrochen.  Es  wurden  in  dieser  Zeit  zwei 
Sitzungen  in  Neapel,  drei  in  Rom  gebalten,  und  die  in  diesen 
Sitzungen  beschlossenen  Bucherverbote  sind  zum  Theil  wichtiger 
oder  doch  charakteristischer  als  manche  andere.  In  der  ersten 
Sitzung,  die  30.  Mai  1849  zu  Neapel  gehalten  und  deren  Decret 
von  Pins  IX.  6.  Juni  zu  Gaeta  bestätigt  wurde,  wurden  zwei 
Schriften  von  Bosmini,  je  eine  von  Oioberti  und  von  Ventura 
verboten,  in  der  25.  Oct.  1849  zu  Rom  gehaltenen  Sitzung,  deren 
Decret  zu  Portici  9.  Nov.  bestätigt  wurde,  Schriften  von  Hirscher, 
Haiz  und  Wessenberg  (S.  1116),  in  der  12.  Jan.  1850  zu  Rom 
gehaltenen  Sitzung  Schriften  von  Mamiani,  der  im  Sommer  1818 
Minister  Pius'  IX.  gewesen  war.  Ausserdem  wurden  noch  einige 
andere  mit  der  Römischen  Revolution  zusammenhangende  Schrif« 
ten  von  der  Index-Congregation  verboten,  daneben  auch  einige, 
die  in  keinem  Zusammenhange  damit  stehen;  einige  Bücher 
von  beiden  Kategorieen  wurden  auch  von  der  Inquisition  ver- 
boten, die  in  dieser  Zeit  nur  19.  Dec.  1849  und  21.  Febr.  1850 
Sitzungen  hielt,  in  denen  Bttcherverbote  beschlossen  wurden. 
Die  meisten  in  diesen  ^Jahren  verbotenen  politischen  Schriften 
sind  Broschüren,  die  jetzt  längst  vergessen  sind,  deren  Verfasser 
sich  zum  Theil  auch  bald  unterworfen  haben,  die  aber  noch 
heute  im  Index  stehen. 

In  den  5  oben  erwähnten  Decreten  steht  in  der  Einleitung 
Rtatt  Sacra  Congregatio  .  .  .  habita  in  Palatio  Apostolico  Vaticano 
bezw.  Quirinali  die  Formel  habita  Neapoli  bezw.  Romae  ex  spe- 
ciali  »S.  D.  N.  jussu.  Ohne  Zweifel  waren  in  keiner  dieser  Sitzungen 


6.  Ventnrft.  1183 

die  Mitglieder  yollzählig  anwoBend.  Das  Decret  vom  30.  Mai  1849 
ist  YOB  Card.  Brignole  als  Präfecten»  von  P.  Gianelli  als  Pro-Se- 
cretarius  unterzeichnet,  das  Decret  vom  25.  Oet.  (bestätigt  Neapoli 
in  snbnrbano  Portici  9.  Nov.)  von  firignole  allein.  Die  Sitznng 
vom  17.  Nov.  1849  wnrde  zn  Neapel  gehalten,  ihr  Decret  19.  Nov. 
ZQ  Portici  bestätigt  nnd  von  Card.  Lambruschini  als  Pro-Praefectns 
und  von  P.  Grianelli  als  Pro-Secretarius  unterzeichnet.  Am  1 2.  Jan. 
ond  28.  März  1850  wurden  zu  Eom  Sitzungen  gehalten,  die  Decrete 
zu  Portici  bestätigt  und  von  Card.  Brignole  und  dem  mittlerweile 
ernannten  neuen  Secretär  Aug.  Vinc.  Modena  unterzeichnet.  Unter 
allen  Decreten  findet  sich  der  gewöhnliche  Vermerk  über  die  An- 
heftung in  Bom.  In  den  beiden  Decreten  von  1850  werden  auch 
einige  von  der  Inq.  19.  Dec.  1849  und  21.  Febr.  1850  verbotene 
Bücher  verzeichnet. 

In  der  30.  Mai  1849  zu  Neapel  gehaltenen  Sitzung,  in  der 
jedenfalls  nur  einige  Cardinäle  anwesend  waren,  wurde  ausser  den 
Scliriften  von  Bosmini  und  Grioberti  (§  115)  nur  die  bei  dem  feier- 
lichen Todtenamt  für  die  bei  der  Wiener  Revolution  Grefallenen 
in  der  Theatiner  -  Kirche  zu  Bom  von  dem  Theatiner  Ventura 
(1792 — 1861)  gehaltene  Predigt  verb. :  Discorso  funebre  pei  morti 
di  Vienna  recitato  il  giorno  27.  November  1848  nella  insigne 
chiesa  di  S.  Andrea  della  Valle  dal  P.  D.  Gioacchino  Ventura, 
cum  Introduzione  e  protesta  dell*  autore.  Ventura  veröffentlichte 
in  den  Zeitungen  eine  Erklärung  d.  d.  Montpellier  8.  Sept.  1849, 
worin  er  seine  Unterwerfung  unter  das  Verbot  erklärt,  welches  ihm 
eben  durch  das  Giomale  di  Boma  bekannt  geworden  (Ami  de  la 
rel,  142,  7G9).  £r  mass  aber  schon  vorher  seine  Unterwerfungs- 
Erklärung  nach  Bom  geschickt  haben;  denn  schon  in  dem  Decrete 
vom  28.  Aug.  wird  gemeldet:  Auetor  laud,  etc.  —  Liverani,  II 
Papato  p.  122  erzählt,  Card.  Mai  habe  das  Decret  gegen  Bosmini 
und  Ventura  nicht  unterschreiben  wollen  und  sei  darum  zum  Prä- 
fecten  der  Congr.  Concilii  befördert  und  statt  seiner  Card.  Brignole 
zum  Präfecten  der  Index-Congr.  ernannt  worden.  —  Ventura  wurde 
auch  als  Freund  de  La  Mennais'  und  als  Ontologist  vielfach  ange- 
griffen; es  ist  aber  keins  seiner  Bücher  in  den  Index  gekommen. 

In  der  zweiten  zu  Neapel  gehaltenen  Sitzung  wurden  nur  verb. : 
Gresü  Cristo  davanti  un  consiglio  di  guerra,  eine  zu  Genua  er- 
schienene Uebersetzung  der  Broschüre  Jisus-Christ  devant  les  con- 
seils  de  guerre,  Paris  1848,  von  einem  Anhänger  Fouriers,  Amed^e- 
Victor  Meunier  (abgedruckt  aus  der  Democratie  pacifique),  welche 
bereits  der  Capitularvioar  von  Genua  verboten  hatte  (er  soll  dabei 
den  Verfasser,  den  Uebersetzer,  den  Verleger  und  die  Leser  ex- 
communicirt  haben),  und  eine  auf  dieses  Verbot  bezügliche  Bro- 
schüre AI  S.  Canonico  Girol.  de  Gregorj,  Vicario  gen.  cap.  sosti- 
tuto,  Genova  27.  Ott.  1849 1). 

In    der  25.  Oct.    1849  zu  Rom    gehaltenen    Sitzung   wurden 


1)  Vapereau  s.  v.  Meanier.  Ami  de  la  rel.  148,  454.  S.  o.  S.  902. 

RcuBch,  Index  II.  72 


1184  Römische  Revolution  von  1848. 


9- 


ausser  den  Büchern  von  Hirscher,  Haiz  und  Wessenberg  verb. :  Ra, 
gionamento  sacro  per  la  solennitä  del  Santissimo  Bedentore  di  G-iamb. 
Picoaluga,  öenova  1849,  wahrscheinlich  eine  politische  Predigt, 
und  II  pretismo  e  il  progresso,  da  Gio.  Boschi,  in  der  Sitzung 
vom  12.  Jan.  1850  ausser  den  Büchern  von  Gehringer  zwei  philo- 
sophische Schriften  von  Mamiani  (S.  1041)  und  dessen  Due  let- 
tere,  una  ai  suoi  elettori,  Taltra  alla  Santitä  di  Pio  IX.,  femer: 
Natura  ed  effetti  del  dominio  temporale  dei  Papi,  discorso  di  Dom. 
Morgana  (schon  23.  März  Auetor  laud.  etc.);  Non  pifl  tiara! 
Parole  di  un  cattolico  (auch  französisch  erschienen,  S.  902);  Sulla 
necessitä  di  abolire  tutte  le  fraterie  in  Sardegna.  Discorso  del  Sac. 
Gaet.  Guttierrez  (19.  Nov.  Auetor  laud.  etc.).  Ausserdem  steht 
in  diesem  Decrete  als  von  der  Inq.  19.  Dec.  1849  verb.  eine  nicht 
politische  Schrift  von  Cavalieri. 

In  den  Memorie  di  Gius.  Pasolini,  raccolte  da  suo  figlio, 
Imola  1880,  p.  122  wird  erzählt:  als  Pius  IX.  Rossi  habe  zum 
Minister  ernennen  wollen,  habe  dieser  unter  anderen  Bedenken  auch 
erwähnt,  einige  seiner  Bücher  ständen  im  Index,  Pius  aber  geant- 
wortet: Questo  non  fa  niente.  Das  wird  auf  einer  Verwechselung 
mit  Mamiani  beruhen;  denn  Rossi  steht  nicht  im  Index,  von  Ma- 
miani aber  waren,  als  Pius  IX.  ihn  zum  Minister  ernannte,  schon  zwei 
Schriften  verb.  —  Sul  Papato,  lettera  ortodossa  di  T.  Mamiani  a  Dom. 
Berti,  1851  (Civ.  1,  7,  339),  und  Scritti  politici,  1853  (Civ.  2,  2, 
671),  sind  nicht  verb. 

In  dem  Decrete  vom  23.  März  1850  stehen  als  von  der  Inq. 
21.  Febr.  verb.:  Sulla  Costituente  romana,  discorso  preparatorio 
alla  elezione,  ossia  programma  di  desiderii  dell*  Awocato  Fr.  Ca- 
rancini  diretto  al  Circolo  popolare  di  Recanati  (19.  Nov.  Auetor 
laud.  etc.),  und  La  ricuperazione  delle  due  sovranitä.,  orazione  scrit- 
turale  all'  assemblea  Romana  (19.  Nov.  Auetor  laud.  etc.),  als  von 
der  Index-Congr.  verb.,  ausser  Will  mann  (S.  1116)  und  zwei  anderen 
nicht  politischen  Bücbem,  Carlo  Arduini,  La  scomunica  del 
popolo  italiano  al  Papa  e  ai  suoi  ministri,  und  Conforti  all*  Italia 
ovvero  preparamenti  alla  insurrezione ,  Paris  1846,  eine  gegen 
Azeglio,  Balbo  und  Gioberti  gerichtete  Broschüre  von  dem  damals 
verbannten  Neapolitaner  Gius.  Napoleone  Ricciardi,  demselben,  der 
1869  durch  sein  Freidenker-Concil  in  Neapel  von  sich  reden  machte. 
Keine  seiner  anderen  Schriften  ist  verb.,  z.  B.  nicht  Martirologio 
italiano  1792 — 1847,  1860,  welches  mit  der  gleichzeitig  erschienenen 
3.  Aufl.  von  I  martiri  della  liberti  italiana  1794 — 1848  von  Atto 
Vannucci  in  der  Civ.  4,  8,  72  kritisirt  wird.  —  Aus  den  folgenden 
Decreten  gehören  noch  hieher:  Dio,  l'uomo  e  le  lettere,  pensieri 
d'un  esule  italiano,  verb.  1851;  La  pace,  ossia  Pimpero  deUe  cifrc 
sostituito  all*  impero  degli  nomini;  catechismo  popolare  dedicato  al 
popolo  inglese  .  .  .  dal  Barone  G.  Corvaia  Siciliano,  verb.  1834. 
Yon  Mazzini  und  vielen  anderen  steht  nichts  im  Index  (von  1861 
an  erschien  eine  Gesammtausgabe  der  Werke  Mazzini's,  der  9.  Band 
derselben  1877  zu  Rom;  Civ.  5,  5,  594). 

Von  Niccolö  Tommaseo,    einem    der  treuesten  Freunde  Ros- 


Hosmini  und  Gioberti.  1135 

mini'B  (1802—74),  —  in  seinem  Nekrolog,  N.  Antol.  26,  553  wird 
von  ihm  gesagt,  er  sei  nicht  ein  liberaler  Katholik,  sondern  Ka- 
tholik nnd  Liberaler  gewesen,  —  waren  schon"  1837  verb.  die  von 
ihm  verfassten  nnd  1835  anonym  veröffentlichten  Opere  inedite 
di  Fra  Grirolamo  Savonarola,  mit  dem  Znsatze:  vel  alio  titnlo:  Libri 
cinqne  dell'  Italia,^2  vol.,  dann  1842:  Stndii  filosofici,  Ven.  1840, 
2  voJ.  (Werner,  Eosmini  S.  443).  1852  wurde  dann  noch  verb.: 
Roma  e  il  mondo,  Capolago  1851,  371  S.  8.,  unmittelbar  vorher 
französisch  erschienen,  gegen  die  weltliche  Herrschaft  des  Papstes 
(Civ.  1,  7,  129).  Keine  andere  seiner  zahlreichen  Schriften  (Arch. 
Btor.  1874,  19,  505),  die  in  der  Civ.  7,  3,  463  scharf  getadelt 
werden,  steht  im  Index,  auch  nicht  die  Ausgabe  der  Lettere  di 
S.  Caterina  da  Siena,  Fir.  1860,  4  vol.  8.,  obschon  die  lange  Ein- 
leitung und  die  Noten  sehr  anticurialistisch  sind  (Civ.  4,  8,  318; 
4,  10,  318). 


115.     Rosmini  und  Gioberti. 

In  einer  eigens  zn  diesem  Zwecke  am  30.  Mai  1849  zu 
Neapel  gehaltenen  Sitznn^  der  Indez-Congregation  warden  ver- 
boten: „Die  fünf  Wunden  der  h.  Kirche"  und  „Die  Verfassung 
gemäss  der  socialen  Gerechtigkeit"  von  Antonio  Rosmini,  den 
Pins  IX.  im  December  1848  hatte  znm  Cardinal  ernennen  wollen, 
„Der  moderne  Jesuit"  von  V.  Gioberti  und  die  eben  erwähnte 
Rede  von  Ventara.  Rosmini  wurde  das  Verbot  seiner  Schriften 
im  Augnst  mitgetheilt;  er  erklärte  sofort,  dass  er  sich  demselben 
unterwerfe;  so  wurde  denn  das  Decret  am  30.  Aug.  mit  Auetor 
landabiliter  se  subjecit  veröfTentlicht.  Von  Gioberti  wurden 
14.  Jan.  1852  von  der  Inquisition  sämmtlicbe  Werke  verboten. 
Von  Rosmini  waren  schon  1841  theologische  und  philosophische 
Schriften  denuncirt  worden;  Gregor  XVI.  hatte  1843  den  beiden 
streitenden  Parteien  Stillschweigen  auferlegt.  1850  wurde  die 
Denunciation  erneuert;  nach  einer  Prüfung  der  Werke  durch 
eine  grosse  Zahl  von  Consultoren  erklärte  die  Index-Congre- 
gation  1854,  dieselben  seien  freizugeben,  dimittantur  opera.  Die 
fortgesetzte  Controverse  über  Rosmini's  philosophische  und  theo- 
logische Schriften  ist  namentlich  darum  von  Interesse,  weil  sie 
zu  einer  authentischen  Erklärung  der  Bedeutung  der  Formel 
Dimittantur  im  J.  1880  Anlass  gegeben  hat.  —  Von  den  Scbrif- 


1186  Rosmini  und  Gioberti. 

t6D  der  Anhäiif^r  Gioberti's  und  Bo8mim*s  sind  nur  einige   in 
den  Index  gekommen. 

1.  Yincenzo  Gioberti,  geb.  1801,  wurde  1833  als  politisch 
comproinittirt  einige  Monate  in  Turin  gefangen  gehalten  und  dann 
verbannt,  lebte  1834 — 1848  meist  in  Brüssel,  wurde  1848  auf  einer 
Heise  durch  einen  grossen  Theil  von  Italien  in  v^schiedenen  Städten 
sehr  gefeiert,  im  Mai  dreimal  in  einer  Woche  von  Pius  IX.  in  Au- 
dienz empfangen,  —  Card.  Pecci  (jetzt  Leo  XIII.)  schrieb  ihm  von 
Perugia  aus  im  Juni  1848  einen  freundlichen  Brief  (Op.  ined.  10, 
137),  —  war  1848 — 49  einige  Monate  in  Turin  Minister  und  starb 
26.  Oct.  1852  zu  Paris.  Die  bemerkenswerthesten  unter  seinen 
Schriften  sind:  Teorica  del  sovranaturale  o  sia  discorso  suUe  con* 
venienze  della  religione  riveiata  colla  mente  umana  e  col  progresso  ci- 
vile  delle  nazioni,  1838;  Introduzione  allo  studio  della  filosofia,  1840; 
Degli  errori  filosoiici  di  Ant.  Rosmini,  1841,  2.  Ed.  1843—44,  3  vol.; 
Del  primato  morale  e  civile  degli  Italiani,  1843,  2  vol.;  Prolegomeni 
al  Primato  .  .  .,  1845  (in  dieser  Schrift  beginnt  er  die  Polemik 
gegen  die  Jesuiten  als  Hinderniss  einer  kirchlichen  Reform);  H 
Gesuita  moderne,  Lausanne  1846,  7  vol.  8.,  u.  o.;  Apologia  del 
libro  intit.  II  Ges.  mod.,  con  alcune  considerazioni  intomo  al 
risorgimento  italiano,  P.  I.,  1848  (es  ist  kein  2.  Theil  erschienen); 
Del  rinnovamento  d^talia,  Torino  1851,  2.  vol.  Nach  seinem  Tode 
sind  noch   10  Bände  Opere  inedite  erschienen  ^). 

Es  ist  schon  merkwürdig  genug,  dass  die  noch  unter  Gregor 
XVI.  erschienenen  Prolegomeni  nicht  gleich  verboten  wurden.  G. 
selbst  schreibt  darüber  in  einem  Briefe  vom  14.  Apr.  1845:  Sei 
es,  dass  Rom  das  Buoh  verbietet,  was  sehr  wahrscheinlich  ist,  sei 
es,  dass  es  eine  Bulle  gegen  mich  schleudert,  was  nicht  sehr  wahr- 
scheinlich ist,  ich  werde  den  katholischen  Gehorsam  mit  meiner 
philosophischen  Unabhängigkeit  zu  vereinigen  wissen.  Ich  sehe  den 
Index  nicht  als  ein  in  irgend  einem  Lande  verbindliches  Gesetz  an, 
sondern  als  eiuen  Ausdruck  des  ürtheils  Roms,  der  ganz  gut  ist, 
sofern  er  als  Warnung  und  Rath  bezüglich  der  Gefährlichkeit  des 
Lesens  gewisser  Bücher  und  der  dabei  zu  beobachtenden  Vorsicht  dienen 
kann.  Du  weisst,  dass  das  die  Ansicht  vieler  Gauonisten  und  Theo- 
logen ist.  Was  ich  im  Primato  über  die  Römische  Censur  sage,  bezieht 
sich  nicht,  wie  Msgr.  Artico  meint,  auf  den  Index,  sondern  auf  die 
Präventivcensur  des  Kirchenstaates.  In  der  Introduzione  lobe  ich 
viele  Urtheile  der  Index-Congr.,  dente  aber  an,  dass  sie  auch  mit* 
unter  der  menschlichen  Unvollkommenheit  ihren  Tribut  bezahlt,  und 
wiederholt  vertheidige  ich  Galilei  und  weise  auf  den  enormen  Miss- 
griff derjenigen  hin,    die    seine  Dialoge  verdammt  haben  (Op.  ined. 


l)  Operette  politiche  di  V.  Gioberti,  con  proemio  di  Gins.  Maasari, 
Tor.  1851.  Dom.  Berti,  Di  V.  Gioberti  riformatore  politico  e  ministro, 
con  sue  lettere  inedite,  Tor.  1881.  Opere  inedite  di  V,  Gioberti,  Vol.  8— 10: 
Ricordi  biografici  e  carteggio  .  .  .  raccolti  per  cura  di  Gios.  Massin, 
1860-62.  Civ.  3,  4,  481.  649;  3,  6,  280. 


V.  Gioberti.  1187 

9,494).  In  einem  Briefe  von  1850  (10,482)  sagt  er,  die  Jesuiten 
hätten  1845  das  Verbot  der  Prolegomeni  verlangt^),  aber  nicht 
darchgesetzt.  Gregor  XVI.  selbst  und  Card.  Micara  und  der  Mag. 
8.  Pal.  Bnttaoni  waren  gegen  ein  Verbot  (Massari  1,25).  —  Von 
dem  Gesnita  berichtet  G.  in  Briefen  ans  dem  Juli  nnd  August 
1847:  er  dürfe  in  Rom  verkauft  werden,  —  ein  Buchhändler  habe 
500  Exemplare  kommen  lassen,  —  es  sei  nur  aus  diplomatischen 
Gründen  die  Anküpdigung  des  Buches  durch  Anschlagzettel  nicht 
gestattet  worden  (Berti  p.  227.  Einige  Wpohen  war  der  Verkauf 
verboten  gewesen ;  Maynard,  Cr6t.- Joly  p.  293).  Besonders  merk- 
würdig ist  aber  ein  Brief  des  Cardinal-Staat  ssecretärs  Gizzi  an  den 
Card.  Giraud,  Erzbischof  von  Cambray,  vom  16.  März  1848  (Berti 
p.  251):  Wenn  in  einem  bedeutenden  und  im  wesentlichen  guten 
Buche  Stellen  vorkämen,  an  welchen  der  Verfasser  sich  von  Leiden- 
schaft zur  Verletzung  der  Wahrheit  fortreissen  lasse  oder  seinen 
Gedanken  nicht  deutlich  ausspreche,  und  ein  solches  Buch  nicht  nur 
eifrig  gelesen  werde,  sondern  auch  in  mancher  Beziehung  wünsohens* 
werth  sei,  dass  es  gelesen  und  beherzigt  werde,  so  müsse  die  Kirche 
zu  bewirken  suchen,  dass  es  von  den  es  entstellenden  Flecken  ge- 
säubert werde.  Er  spreche  von  dem  Gesuita.  Wenige  Bücher  seien 
in  der  letzten  Zeit  in  Italien  so  allgemein  gelesen  und  mit  solchem 
Beifall  begrttsst  worden.  Die  Absicht  des  Verfassers  sei  gut,  aber 
viele  Stellen  seien  zu  tadeln.  An  einigen  scheine  er  die  religiöse 
Indifferenz  zu  begünstigen  (es  werden  die  milden  ürtheile  über 
StrauRS  und  Leopardi  angeführt) ;  an  zwei  Stellen  leugne  er  das  Recht 
der  geistlichen  Gewalt  zeitliche  Strafen  zu  verhängen;  einmal  lobe 
er  den  westfälischen  Frieden,  gegen  den  der  h.  Stuhl  protestirt 
habe;  ....  er  zeige  sich  zwar  als  Gegner  des  Jansenismus,  spreche 
aber  an  einigen  Stellen  bedenklich  über  Molinismus,  Eigorismus,  die 
fünf  Sätze  und  das  Silentium  obsequiosum;  einige  Stellen  klängen 
pantheistisch  nnd  in  der  Polemik  gegen  die  Jesuiten  sei  vieles  zu 
missbilligen.  Der  Cardinal  möge  G.  mittheilen,  der  h.  Vater  wünsche, 
dass  er  sein  Buch  von  diesen  Fehlem  säubere  und  selbst  freiwillig 
das  thue,  was  sonst  die  Pflicht  der  Kirche  sein  würde.  —  Der  Brief 
ist  G-.  ohne  Zweifel  mitgetheilt  worden,  da  sich  unter  seinen  Pa- 
pieren eine  Abschrift  gefunden  hat.  Was  er  geantwortet  und  ob 
Pins  IX.  bei  den  Audienzen,  die  er  im  Mai  bei  ihm  hatte,  nachdem 
im  April  die  Apologia  del  G-es.  mod.  erschienen  war,  über  diese 
Sache  mit  ihm  gesprochen,  erhellt  nicht. 

üeber  das  Verbot  des  Ges.  schreibt  G.  im  Dec.  1849:  Einem 
Monsignore,  der  mich  brieflich  ermahnte,  das  Laudabiliter  se  sub- 
jecit  Rosmini's  und  Ventura' s  nachzuahmen,  habe  ich  geantwortet, 
ich  zöge  das  Laudabiliter  obmutuit  vor.  Im  Mai  1850  erwähnt  er, 
der  Canonicus  Anglesio  habe  ihn  in  einem  langen  Briefe  zur  Unter- 


1)  1846  erschienen  zwei  Schriften  gegen  die  Prolegomeni  von  Jesuiten, 
von  Franc.  Pellico  A  V.  Gioberti,  von  Carlo  Curci  Fatti  ed  argomenti 
in  risposta  alle  molte  parole  di  V.  G.  intorno  ai  Gesuiti. 


1188  Rosmini  und  Gioberti. 

werfong  zu  bestimmen  gesucht.  Das  Gerücht,  er  wolle  eine  €re- 
schichte  des  Index  schreiben,  erklärt  er  für  eine  von  zwei  jesuiti- 
schen Blättern  aufgebrachte  Erdichtung  (Op.  ined.  10,  454).  Vor 
der  Publication  ist  das  Decret  vom  30.  Mai  1849  G.  nicht,  wie 
Rosmini  und  Ventura,  mitgetheilt  worden;  sonst  könnte  er  nicht  (Op. 
ined.  10,  482)  die  irrige  Meinung  äussern,  das  Verbot  seines 
Buches  sei  erst  im  August  beschlossen,  das  Decret  aber  zurückdatirt 
worden. 

1843  erwähnt  G.  in  einem  Briefe  das  Gerücht,  der  Primate 
sei  in  Rom  strenge  verboten  worden  (er  wurde  in  dem  österreichi- 
schen Italien  verb.;  Massari  1,  19),  ja  alle  seine  Schriften  seien  in 
den  Index  gesetzt  worden ;  er  fügt  bei,  einige  seiner  Schriften  hätten 
zwei  Brüsseler  Nuncien,  Fomari  und  Pecci,  gelesen  und  gelobt  (Berti 
p.  157).  Fornari  bemühte  sich,  ihm  die  Rückkehr  nach  Italien  zu 
ermöglichen.  Mehrere  CardinÜe  sprachen  sich  lobend  über  seine 
älteren  Schriften  aus  (Op.  ined.  9,  661).  Sie  fanden  auch  sonst 
vielen  BeifalL  Es  war  die  Rede  davon,  ihn  zum  Professor  in  Lo* 
wen  zu  machen;  1843  wurde  ihm  eine  Professur  in  Pisa,  1845  von 
Wiseman  eine  in  Osoott  angeboten  (Op.  ined.  9, 183.  Massari  1,  269). 
Im  J.  1848  erschien  II  sistema  filosofico  di  V.  G.  per  T.  Zarelli, 
1849  von  demselben  II  sistema  teologieo  di  V.  G.  1849  erschien 
in  den  Zeitungen  eine  Lettera  degli  Em.  Gardinali  Arcivescovo  di 
Ravenna,  Aroiv.  di  Ferrara  ecc,  worin  der  Papst  gebeten  wurde, 
seine  sämmtlichen  Werke  zu  verdammen,  da  er  nicht  nur  die  wohl- 
verdiente Gesellschaft  Jesu,  sondern  alle  christlichen  Wahrheiten 
bekämpfe.  G.  vertheidigte  sich  1850  in  einem  der  2.  Auflage  der 
Teorica  beigefügten  Discorso  preHminare  intomo  alle  calomnie  di  un 
nuovo  critioo  (Zarelli).  Nachdem  1851  das  Rinnovament-o  mit  scharfen 
Angriffen  auf  die  weltliche  Herrschaft  des  Papstes  erschienen  war, 
verbot  die  Inq.  Fer.  IV.  14.  Jan*  1852  omnia  opera  quocunque  idio* 
mate  exarata;  in  dem  Index-Deoret  vom  22.  Jan.  wurde  dieses  Ver- 
bot mit  anderen  publicirt.  —  Liverani  erzählt  in  der  Broschüre  La 
Curia  Romana:  die  Prüfung  der  Schriften  G.'s  sei  auf  Betreiben  der 
Jesuiten  der  Index-Gongr.  und  der  Inquisition  zusammen  übertragen 
worden;  für  die  Verdammung  derselben  sei  das  Votum  des  P.  Ton- 
nini  entscheidend  gewesen,  welches  mit  den  Worten  geschloraen 
habe:  in  philosophia  parvus,  in  theologia  nullus,  in  religione  im- 
pius;  Card.  Marini  habe,  als  er  von  G.^s  Verdammung  gehört,  aus- 
gerufen: Siehe  da,  eine  Wiederholung  der  Galilei^schen  Affaire.  — 
Dass  G.  sich  unterworfen,  davon  ist  nichts  bekannt  geworden;  aber 
der  Ami  de  la  rel.  155,  393  meldet  rühmend:  Jacques  Leooffire  zu 
Paris,  der  Verleger  der  französischen  Uebersetzung  der  Einleitung 
in  die  Philosophie,  habe  sofort  alle  noch  vorräthigen  Exemplare  ver- 
nichten lassen. 

Von  philosophischen  Schriften  der  Gioberti*schen  Richtung 
(Ontologismus)  stehen  im  Index:  Fisiologia  e  patologia  dell'  anima 
umana  per  Filippo  Bonn  c  ci,  Fir.  1852.  54.,  2  vol.  12.  (Civ.  2,  5, 65^ 
von  der  Inq.  verb.  11.  März  1855;  das  Verbot  wurde  6.  Dec.  mit 
Auetor  laud.  etc.  publicirt  (Bonucci  wird  im  Eath.  1874,  1,  519  als 


A.  Bosmiai.  1139 

einer  der  Hauptvertreter  eines  christlichen  SpiritnaJismos  gegenüher 
den  italienischen  Materialisten  bezeichnet);  —  Per  una  protologia 
secondo  i  progressi  e  i  bisogni  delle  scienze  naturali  a  compimento 
del  sistema  filosofico  di  Y.  Gioberti,  note  di  Gr.  B.  Garrioue,  Tor. 
1876,  verb.  1876;  Auctorlaud.  etc.  —  Auch  Abate  Carlo  Cucca, 
dessen  Programma  sul  diritto  ecclesiastico,  Nap.  1861,  1861  verb. 
wurde,  —  erst  1875  wurde  gemeldet :  Auetor  laud.  etc.,  —  war  ein 
Giobertianer  (Op.  ined.  10,  616)^). 

2.  Antonio  Kos  mini  Serbati,  einer  der  würdigsten  italieni- 
schen Priester  des  19.  Jahrb.,  geb.  zu  Boveredo  1797,  gründete 
1828  eine  Congregation  von  Weltgeistlichen,  Istituto  della  carita, 
welche  Gregor  XVI.  1839  unter  grossen  Lobsprüchen  auf  ihn  be- 
stätigte und  war  deren  Superior,  bis  er  l.  Juli  1855  zu  Stresa 
starb  ^).  Von  seinen  Schriften  erschien  von  1837  an  zu  Mailand 
eine  Gesammtansgabe  m  30  Bänden,  die  aber  nicht  alle  Werke 
enthält.  Eins  der  bedent^ndsten,  Kuovo  saggio  suU'  origine  delle 
idee,  erschien  zuerst  1830  zu  Born. 

1840  wurden  B.'s  philosophische  Ansichten  in  den  zu  Born 
erschienenen  Institntiones  philos.  des  Jesuiten  Dmowski  angegriffen; 
1841  erschienen  gegen  die  in  seinem  Trattato  della  coscienza  (3. 
Theil  der  Eilosofia  morale)  vorgetragene  Lehre  von  der  Erbsünde 
Alcune  affermazioni  del  S.  A.  B.  S.  .  .  .  con  un  saggio  di  riflessioni 
scntte  da  Eusebio  Cristiano,  s.  1.  (Livorno),  worin  B.  beschuldigt 
wurde,  die  Irrthümer  des  Bajus,  Jansenius  und  Q,uesnel,  ja  Luthers 
und  Calvins  vorgetragen  zu  haben.  B.  schrieb  1841  Bisposta  ad 
alcune  osservazioni  del  B.  P.  Gius.  Dmowski  S.  J.,  und  Bisp.  al 
finto  Eusebio  Cristiano  (304  S.).  Von  B.^s  Gegnern  erschienen  dann 
noch  Sulla  difesa  del  eh.  Abate  A.  B.  .  .  .  osservazioni  di  C.  B. 
P[a88aglia  S.  J.],  Firenze  1841,  und  Esame  critico  teologico  di  al- 
cune dottrine  del  eh.  A.  B.,  s.  1.  et  a.  (Modena  1842,  in  3  Abthei- 
lungen, gleichfalls  von  Passaglia),  von  B.  Le  nozioni  di  peccato  e 
di  colpa  illustrate,  Mil.  1842,  von  seinem  Freunde  J.  B.  Pagani 
Doctrina  peccati  orig.  destrnctiva  in  iicto  Eusebio  Christ,  contenta. 
Med.  1842  ^).  —  Gregor  XVL  liess  die  Sache  durch  eine  besondere 


1)  Im  Polybiblion  1881,  406  wird  von  dem  Jesuiten  Gius.  Bomano 
in  Palermo  (1810 — 78)  berichtet,  er  habe  sich  an  das  ontologische  System 
Gioberti's,  alors  tr^  en  faveur  dans  son  ordre  (Th.  Lit.-Bl.  1868,  754), 
angeschlossen,  aber  quand  rontologisme  fat  discredite  dans  la  Compagnie, 
auf  theologische  und  archäologische,  speciell  numismatische  Studien  ge- 
worfen. Vgl.  K.  Werner,  Die  ital.  Philos.  2,  229. 

2)  Cenni  biografici  di  Ant.  Bosmini,  Milano  1855.  Della  vita  di 
Ant.  Bosmini  Serbati.  Meraorie  di  Franc.  Paoli,  Torino  1880.  Gius.  Buroni, 
A.  Bosmini  e  la  Civilta  catt.  dinanzi  alla  S.  Congr.  delP  Indice,  ossia 
spiegazione  del  Dimittantur  .  .,  1876;  2.  Ed.  1880.  A.  J.  P.  15,  696.893. 
K.  Werner,  A.  Bosmini  und  seine  Schule,  1884.  Deutscher  Merkur  1877, 
49;  1880,  131.  411. 

3)  üeber  den  Streit  mit  Dmowski  s.  Werner  S.  179,  über  den  andern 
Streit  Arohiv  f.  theol.  Lit.,  München  1843,  S.  291.  Auch  das  Istituto  della 
caritä  wurde    damals  angefeindet.     Gioberti,    Ges.  nK)d.  c.  5  (2,  369)  hält 


1140  Rosmini  und  Gioberii. 

Congregation  von  Cardinälen  antersnchen  und  auf  deren  Ratb  durch 
den  Secretär  der  Congregation  Mgr.  6.  Bmnelli  7.  März  1843  R. 
schreiben :  er  habe  für  gnt  befanden,  ohne  über  die  Frage  selbst  zu 
entscheiden,  beiden  Theilen  Schweigen  anfznerlegen,  nnd  dieses  auch 
dem  Jesuiten- General  eröffnen  lassen.  R.  theilte  dieses  durch  ein 
Rundschreiben  den  Mitgliedern  seiner  Congregation  mit  und  Hess 
den  fertig  gedruckten  2.  Theil  der  Nozioni  nicht  erscheinen  nnd  den 
Druck  einer  andern  Schrift,  II  razionalismo  che  tenta  insinuarsi  neue 
scuole  teologiche,  sistiren^). 

Nach  der  Thronbesteigung  Pius'  IX.  yeröffentlichte  R.  die  schon 
1832  verfasste  Schrift:  Delle  cinque  piaghe  della  santa  Chiesa,  Trat- 
tato  dedicato  al  clero  cattolico,  Lugano  1848,  —  oft  gedruckt,  später 
con  appendice  di  alcune  (zwei)  lettere  sulla  elezione  de*  Yescoyi  da 
clero  e  popolo,  gegen  Theiners  Schrift  (s.  u.)  1849  zu  Neapel  ge- 
schrieben, —  worin  die  Verdrängung  der  Volksprache  aus  der  Li- 
turgie, die  falsche  Erziehung  der  Geistlichen,  die  Vereinzelung  der 
Bischöfe,  die  Ausschliessung  der  niedem  Geistlichkeit  und  des 
Volkes  von  der  Wahl  der  Bischöfe  und  die  mangelhafte  Verwaltung 
des  Kirchengutes  als  die  fünf  Wunden  der  Earche  dargestellt  wer- 
den^). —  Im  J.  1848  luden  die  Cardinäle  Castracane  und  SogliaR. 
ein,  nach  Rom  zu  kommen.  Er  antwortete,  er  werde  nur  kommen, 
wenn  der  Papst  selbst  es  verlange.  Castracane  bat  ihn  auch  um 
ein  Gutachten  über  ein  Statute  civile,  da  die  Pnblication  eines  sol- 
chen ja  wohl  nicht  zu  vermeiden  sei.  R.  übersandte  ihm  einen 
Entwurf  mit  einem  Briefe  an  den  Papst  vom  10.  März,  liess  in 
Mailand  den  Entwurf  mit  einigen  Modificationen  und  mit  Erläute- 
rungen als  La  costituzione  secondo  la  giustizia  sociale,  con  una  ap- 
pendice sulla  xmitk  d'Italia,  drucken  und  sandte  die  Aushängebogen 
an  Castracane,  mit  dem  er  überhaupt  in  dieser  Zeit  in  reger  Corre- 
spondenz  stand  (seine  Briefe  wurden  von  dem  Cardinal  dem  Papste 
vorgelegt).  Im  Sommer  ging  er  im  Auftrage  der  sardinischen  Re- 
gierung, —  sein  philosophischer  Gegner  Gioberti  hatte  ihn  auf  Cesare 
Balbo*s  Rath  vorgeschlagen,  —  nach  Rom,  um  über  die  italienische 
ConfÖderation  zu  verhandeln  ^).     Er  wurde  im  August  von  Pius  IX. 


den  Jesuiten  vor :  So  lange  Rosmini  sich  damit  begnügte  zu  philosophiren, 
liesset  ihr  ihn  gewähren  und  citirtet  oft  lobend  seine  Schriften:  aber  als 
er,  nicht  zufriäen  damit,  für  die  Kirche  durch  Bücher  zu  wirken,  es 
auch  durch  die  Gründung  seiner  Congregation  thuen  wollte,  da  änderte 
sich  auf  einmal  die  Scene,  und  aus  einem  frommen  und  guten  Katholiken 
wurde  er  auf  einmal  ein  Mensch  von  verdächtigem  Glauben,  nicht  viel 
besser  als  ein  Ketzer  und  Ungläubiger^ 

1)  Paoli  p.  495.  II  Razionalismo  ist  1882  veröffentlicht  worden.  Ein 
Artikel  gegen  R.  von  einem  Assistenten  des  Jesuiten-Generals,  P.  Rozaven, 
der  1843  im  ünivers  erschien  und  in  dem  gesagt  wird,  von  einem  Verbote 
des  Papstes,  für  oder  gegen  R.  zu  schreiben,  sei  in  Rom  nichts  bekannt 
(Gioberti,  Ges.  7,  86),  wird  vor  dem  7.  März  geschrieben  sein. 

2)  Th.  Stumpf,  Die  freie  Kirche  im  freien  Staate,  1872.  Geizer, 
Prot.  Monatsbl.  1865,  26,  77. 

3)  Massari  p.  131.    Farini,  Stato  Romano  2,  388.    Della  missione  a 


A.  Roemini.  1141 

freundlioh  empfangen  und  am  28.  sagte  ihm  diefier,  er  denke  ihn 
tarn  Cardinal  zn  machen.  Da  nun  mehrfach  üher  die  Cinque  piaghe 
gesprochen  wurde,  —  A.  Theiner  schrieh  damals  Lettere  storico- 
oriticlie  intomo  alle  oinqne  piaghe  .  .  .,  Kap.  1849,  —  beauftragte 
der  Papst,  der  das  Bach  selbst  früher  gelesen  und  gelobt  hatte,  Card. 
Mai,  ein  Grntachten  darüber  abzugeben,  und  da  dieser  sich  entschul- 
digte, R.  selbst,  mit  seinem  Freunde  CorboH  Bussi  eine  Erklärung 
zu  vereinbaren:  R.  schAeb  eine  solche,  Corboli  fand  sie  mehr  als 
genügend  (sie  wurde  dem  Papste  erst  in  Neapel  überreicht; 
Werner  8.  229).  Am  2.  Oct.  ernannte  der  Papst  R.  zum  Consuitor 
der  Inquisition  und  der  Index-Congr.  und  am  18.  theilte  er  ihm  mit, 
er  werde  ihn  in  dem  Consistorinm  im  December  zum  Cardinal  er- 
nennen; R.  wurde  zugleich  angewiesen,  sich  die  Cardinalskleidung 
machen  zu  lassen. 

Am  25.  Not.  1848  floh  Pius  IX.  nach  G^eta.  R.  folgte  ihm 
dorthin,  wurde  noch  wiederholt  zu  Rathe  gezogen,  musste  aber  bald 
erkennen,  dass  sein  Gegner  Card.  Antonelli  immer  einflussreioher 
wurde,  und  reiste  19.  Juni  ab.  Am  9.  sagte  ihm  der  Papst,  che 
si  stavano  esaminando  le  due  Operette,  —  er  hatte  am  6.  das  Decret 
▼om  30.  Mai  bestätigt.  —  sonst  erfuhr  er,  der  Consuitor  der  Index- 
Congr.,  über  die  Sache  nichts  (Paoli  p.  424).  Erst  am  18.  Aug.  er- 
hielt er  zn  Albano,  wo  er  sich  bei  dem  Card.  Tosti  aufhielt,  ein 
Schreiben  des  Mag.  S.  Pal.  Bnttaoni  vom  12.,  worin  ihm  mitgetheilt 
wurde :  die  Index-Congr.  habe  in  einer  auf  ausdrücklichen  Befehl 
des  Papstes  zu  Neapel  gehaltenen  Sitzung  einstimmig  beschlossen, 
seine  beiden  Schriften  zu  verbieten,  und  der  Papst  habe  diesen  Be* 
scbluss  bestätigt;  er  möge  sich  über  seine  Unterwerfung  erklären, 
damit  diese  in  dem  Deorete  erwähnt  werden  könne.  R.  antwortete 
am  15.:  „Ich  erkläre  Ihnen,  dass  ich  mich  dem  Verbote  einfach 
und  vollständig  (puramente,  semplicemente  e  in  ogni  miglior  modo 
possibile)  unterwerfe,  und  bitte  Sie,  dieses  dem  h.  Yater  und  der 
h.  Congregation  mitzutheilen.  '*  Ich  habe  keine  Retractation  gegeben, 
schreibt  er  in  einem  Briefe  vom  16.  Mai  1851;  denn  man  hat  nur 
die  Unterwerfung  von  mir  verlangt  Ich  habe  mich  zn  jeder  Re- 
tractation bereit  erklärt;'  man  hat  aber  eine  solche  nicht  für  ange- 
mefwen  gehalten.  Die  zu  Albano  geschriebene  Risposta  ad  Ag. 
Theiner  contro  il  suo  scritto:  Lettere  istorico-critiche  intomo  alle 
cinque  piaghe,  wurde  1850  zu  Casale  gedruckt,  aber  nicht  ver- 
öffentlicht. 

Schon  bald  nach  dem  Tode  Gregors  XVI.  wurde  an  Bischöfe  und 
andere  angesehene  Personen  eine  Schrift  ohne  Titelblatt  (48  S.  Fol.) 
vertheilt,  welche  Postille  zu  R.'8  theologischen  und  philosophischen 
Schriften  enthielt;  dann  erschienen  Principj  della  scuola  Rosminiana 


Roma  di  A.  R.  S.  negli  anni  1848—49  commentario,  Torino  1881,  418  S. 
8.  (von  R.  selbst  geschrieben).  Werner  S.  210.  Die  Angabe,  R.  sei  1848 
Minister  Pins'  IX.  gewesen,  ist  unrichtig  (Hi8t.-pol.  BI.  26,  1 14).  Er  lehnte 
das  Ministerium  ab;  La  Farina  4,  26. 


1142  Rosmini  und  Gioberti. 

espoBti  in  lettere  famigliari  da  un  prete  Bolognefte  (von  dem  Jesuiten 
A.  Ballerini,  f  1881).  Gegen  die  Poetille  erschien  Le  PostUle  di 
un  anonimo.  Saggio  di  osservazioni,  1851,  gegen  die  Principj  l^e 
dottrine  di  A.  Kosmini  difese  delle  impntasioni  del  noto  Freie  Bo- 
lognese,  1851 — ö3,  2.  vol.,  beide  von  Aless.  Pestalozsa,  Prete 
Milanese.  Die  Postille  wurden  auch  der  Index-Congr.  übersandt 
Auf  Grrund  eines  Grutachtens  des  Barnabiten  Carlo  Yercellone  ond 
des  Serviten  Gayino  Secohi  -  Mnrro  erklärten  elf  Consaltoren 
einstimmig  die  Angriffe  der  Postille  für  unbegründet;  die  Index- 
Gongr.  bestätige  dieses  Votnm  19.  Dec.  1850  und  Pins  IX.  legte 
18.  März  1851  nochmals  beiden  Teilen  Schweigen  auf,  behielt  sich 
aber  vor,  E.'s  Lehre  untersuchen  zu  lassen.  £.  schickte  darauf 
Pierluigi  Bertetti  als  seinen  Procurator  nach  Rom.  Pins  IX.  beauf- 
tragte zunächst  sechs  Römische  Gelehrte,  deren  Namen  geheim  ge- 
halten wurden,  —  es  waren  Asinari  di  San  Marzano,  Bischof  von 
Ephesns,  Tizzani,  Erzb.  von  Nisibis,  der  Servit  Secchi-Murro,  der 
Franciscaner  Ant.  da  Rignano,  der  Dominicaner  Gigli  und  der  Cano- 
nioas  Fazzini,  —  R.'8  Werke,  jeder  für  sich,  zu  prüfen  und  einzeln 
ihre  Vota  abzugeben.  Die  Gutachten  wurden  nach  drei  Jahren  ab- 
gegeben und  lauteten  alle  mit  Ausnahme  des  von  Fazzini  günstig 
für  R.  Der  Papst  Hess  sich  nun  noch  ganz  geheim  von  dem  Au- 
gustiner Caiazza  und  dem  Conventualen  Angelo  Trullet  Gutachten 
abgeben,  die  gleichfalls  günstig  ausfielen  ^).  Am  26.  April  1S54 
wurde  unter  dem  Vorsitze  des  Präfecten  der  Index  *Congr.  eine 
Sitzung  der  Consultoren  gehalten,  an  der  ausser  den  genannten  noch 
der  Mag.  S.  Pal.  Buttaoni^  der  Secretär  Modena,  der  Bischof  Cardoni, 
die  Professoren  Rezzi  und  Barola,  der  Camaldulenser  Zuppani,  der 
Benedictiner  Smith  und  der  Gonventuale  Marocca  theilnahmen.  Alle 
mit  Ausnahme  von  Fazzini  sprachen  sich  für  R.  aus.  In  der  Sit- 
zung der  Cardinäle  der  Index-Congr.  am  3.  Juli  1854,  in  welcher 
der  Papst  selbst  präsidirte,  trug  Secchi-Murro  das  Votum  der  Con- 
sultoren vor,  welches  mit  Nihil  censura  dignum  et  publicandnm 
esse  decretam  schloss;  die  Cardinäle  gaben  ihre  Stimmen  ab,  der 
Papst  hielt  eine  Anrede  und  es  wurde  beschlossen:  ^yAlle*  Werke 
von  A.  Rosmini,  welche  geprüft  worden,  sind  freizugeben (dimittantor). 
Die  angestellte  Untersuchung  berührt  in  keiner  Weise  den  Kamen 
des  Verfassers  oder  das  Lob,  welches  der  von  ihm  gegründeten 
Gesellschaft  gebührt,  oder  ihre  ausgezeichneten  Verdienste  um  die 
Kirche,  und  damit  fortan  nicht  wieder  neue  Anklagen  erhoben  und 
neue  Streitigkeiten  begonnen  werden,  wird  nun  zum  dritten  Male 
auf  Befehl  des  h.  Vaters  beiden  Theilen  Schweigen  auferlegt.'^ 
Von  diesem  Beschlüsse  wurde  10.  Aug.  1854  durch  den  Secretär 
dem  Procurator  R.^s  Mittheilung  gemacht.  Publioirt  wurde  er  nicht, 
—  sonderbarer  Weise  kam  die  erste  Kunde  davon  durch  idas  Jour- 


1)  Paoli  p.  609.  A.  Trullet,  Parere  intorno  alle  dottrine  cd  alle 
opere  di  A.  R.  e  sugli  soritti  del  P.  Dom.  Gravina,  Abate  Oass.,  ctrci 
Torigine  dell'  anima  umaaa,  Modena  1882,  437  S.  8. 


A.  RosmiiiL  1143 

nal  des  Debats  vom  5.  Oct  1854  in  die  Oeffentlichkeit,  —  und  der 
Wortlaut  ist,  soviel  ich  weiss,  erst  1^76  (s.  n.)  bekannt  geworden. 

Das  Verbot  weitem  Streites  wurde  nicht  durchgeführt:  dem 
P.  Ballerini  wurde  allerdings  1854  die  Veröffentlichung  des  3.  Bandes 
seiner  Principii  nicht  gestattet;  —  er  liess  ihn  lithographiren ;  — 
aber  nach  wenigen  Jahren  erschienen  wieder  Artikel  gegen  B.  in 
der  Giv.,  und  diese  wurden  von  dem  Verfasser,  P.  Liberatore,  1858 
XU  Bom  gesammelt  herausgegeben.  Seitdem  wurde  die  Controverse 
von  beiden  Seiten  mit  grosser  Lebhaftigkeit  weiter  geführt,  —  in 
einer  Eeihe  von  Artikeln  der  Giv.  und  in  besonderen  Schriften  von 
dem  Jesuiten  Comoldi,  Ant.  Valdameri  u.  a.,  und  auf  der  andern 
Seite  von  Gius.  Buroni,  P.  A.  Corte,  Franc.  Angeleri,  dem  Bischof 
Ferre  von  Casale  u.  a.  Dabei  kam  natürlich  auch  die  Tragweite 
des  Dimittantur  zur  Sprache.  Die  Giv.  9,  d,  200  meinte:  dasselbe 
bedeute  nur,  dass  die  Index-Gongr.  die  Prüfung  der  betreffenden 
Werke  eingestellt  habe,  ohne  ein  freisprechendes  oder  verdammendes 
Urtheil  zu  sprechen.  Buroni  aber  veröffentlichte  1875  ausser  an- 
deren Actenstücken  über  die  Verhandlungen  über  R.  auch  einen 
Bericht  über  ein  Gespräch  mit  dem  Mag.  S.  Pal.  Buttaoni  im  J. 
1854,  worin  dieser  erklärte:  das  Dim.  enthalte  eine  indireote  Ap- 
probation, die  Erklärung,  dass  man  in  B.'s  Werken  nichts  Unkatho- 
lisches gefunden;  hätte  man  solches  darin  gefunden,  so  würde  nicht 
jener  Beschlnss  gefasst  worden  sein.  Da  Buroni  in  dem  Osserva- 
tore  Bomano  und  in  dem  Mailänder  Osservatore  catt.  heftig  ange- 
griffen wurde,  beauftragte  der  Präfect  der  Index-Gongr.,  Gard.  de 
Lnca,  20.  Juni  1876  den  Erzbisohof  von  Mailand,  die  Redacteure 
des  dortigen  Osservatore  zur  Veröffentlichung  folgender  Erklärung 
aufzufordern,  die  denn  auch  in  dem  Blatte  erschien :  „Es  ist  uns  be- 
fohlen, fortan  über  die  Frage  betreffs  der  Werke  R.*s  das  strengste 
Stillschweigen  zu  beobachten;  denn  es  ist  nicht  erlaubt,  über  R.  und 
seine  Werke  eine  theologische  Gensur  auszusprechen.  Es  ist  uns 
ferner  befohlen,  zu  erklären,  dass  wir  die  Formel  Dimittantur  un- 
richtig erklärt  haben.''  Der  Römische  Osservatore  aber  musste  im 
Juni  '1876  ein  Schreiben  des  Mag.  S.  Pal.  Gatti  abdrucken,  worin 
der  Wortlaut  des  Decretes  von  1854  mitgetheilt  und  dann  gesagt 
wird :  „Ist  es  nun  nicht  eine  Schmach,  diese  Werke  als  gefährlich 
zu  denunciren  und  in  Ausdrücken  davon  zu  reden,  welche  dem  Ur- 
theiie,  welches  der  oberste  Hirt  der  £irche  nach  so  reiflicher  Prü- 
fung und  mit  so  vieler  Feierlichkeit  abgegeben,  allen  Werth  und 
alle  Autorität  rauben  ?  Es  ist  natürlich  nicht  verboten ,  von  dem 
philosophischen  System  &^s  oder  von  den  Erläuterungen,  die  er  zu 
gewissen  Wahrheiten  gibt,  abzuweichen,  und  es  ist  gestattet,  in  den 
Schulen  seine  Ansichten  zu  widerlegen;  aber  es  ist  nieht  gestattet, 
den  Lehren,  welche  R.  in  den  von  der  Index-Gongr.  geprüften  und 
freigegebenen  Werken  vorträgt,  eine  theologische  Gensur  anzuhängen; 
denn  der  h.  Vater  hat  die  formelle  Absicht  gehabt,  für  die  Zukunft 
neue  Anklagen  gegen  jene  Werke  zu  verbieten"  (Paoli  p.  859.  Ka- 
tholik 1876,  2,  214). 

Diese  Erklärung  wurde  auch  der  Redaction  der  Giv.  zugestellt; 


1144  RoBmini  und  Gioberti. 

diese  appellirte  aber  an  die  Index*Coiigr.  und  warde  von  dieser  er- 
mäobtigt,  sie  nieht  abzudrucken.  Gleichzeitig  wandte  sich  der  Bi- 
schof Parocchi  von  Pavia  (jetzt  Cardinal)  im  Namen  der  Bedaction 
des  Mailänder  Osservatore  an  einen  Cardinal  in  Born  und  erhielt 
von  diesem  „im  Auftrage  des  h.  Vaters^'  folgenden  Bescheid:  „Aller- 
dings hat  die  Index-Congr.  dem  Osservatore  Stillschweigen  auferlegt; 
aber  dasselbe  gilt  aueh  für  die  Gegenpartei,  und  die  Congr.  hat  von 
niemand  einen  öffentlichen  Widerruf  verlangt.  Was  die  Erklärung 
des  Dimittantur  betrifft,  so  ist  das  Schreiben  des  Palastmeisters  kein 
Schreiben  der  Index-Congr.;  nur  diese  hat  das  Recht,  eine  authentische 
Erklärung  jener  Formel  zu  geben,  sie  hat  aber  bisher  keine  gegeben/' 
Nachdem  so  der  Mag.  S.  PaL  und  der  Präfect  der  Index-Congr.  des- 
avouirt  worden,  dauerte  es  noch  vier  Jahre,  bis  die  Index-Congr. 
eine  authentisohe  Erklärung  veröffentlichte.  Sie  beschloss,  nachdem 
Card,  de  Luca  als  Präfect  1878  durch  Card.  Martinelli  ersetzt  wor- 
den, 21.  Juni  1880:  „Die  Formel  Dimittatur  bedeutet  nur  dieses, 
dass  das  Werk,  welches  dimittirt  wird,  nicht  verboten  werde  (non 
prohiberi)'',  und  dieser  fiesohluss  wurde  von  Leo  XIII.  bestätigt  und 
28.  Juni  von  dem  Secretär  der  Index-Congr.  Hieron.  Sacoheri  publi- 
cirt  (Acta  S.  S.  13,  92).  1881  erschien  dann,  zunächst  als  Manu- 
script  gedruckt:  II  Dimittatur  e  la  spiegazione  datane  dalla  S.  Congr. 
deir  Indice  pel  Card.  T.  Zigliara  dell'  Ord.  dei  Pred.,  54  S.  (Inns- 
brucker Zeitschr.  f.  Theol.  1881,  375),  und  30.  Dec.  1881  wurde 
ein  vom  Papste  bestätigtes  Decret  der  Index-Congr.  vom  5.  Dec. 
veröffentlicht,  worin  es  heisst:  der  Congr.  seien  die  Dubia  vorge- 
legt: 1.  Utrum  libri  ad  S.  Ind.  Congr.  delati  et  ab  eadem  dimissi 
seu  non  prohibiti  oenseri  debeant  immunes  ab  omni  errore  eontra 
fidem  et  mores.  2.  Et  quatenus  negative,  utrum  libri  dimissi  seu 
non  prohibiti  a  S.  Ind.  Congr.  possint  tum  philosophice  tum  theo- 
logice  citra  temeritatis  notam  impugnari,  und  die  Congr.  habe  ent- 
schieden: ad  1.  negative,  ad  2.  affirmative  (Acta  8.  S.  14,  287). 
Thatsächlich  sind  von  der  Index-Congr.  (oder  Inquisition)  Bü- 
cher bald  aus  blossen  Zweckmässigkeitsgründen  dimittirt  worden, 
wie  das  von  Bossuet,  bald  auf  (}rund  einer  Prüfung,  bei  der  sich 
in  dem  Inhalte  nichts  gefunden,  was  zu  einem  Verbote  Anlass  geben 
könnte,  wie  die  Werke  des  Card.  Noris  (S.  832).  Wäre  der  Congr. 
die  Frage  in  der  richtigen  Form  vorgelegt  worden:  ob  die  Werke 
E.'8  darum,  weil  man  sie  geprüft  und  frei  von  jedem  Irrthum  gegen 
den  (rlauben  und  die  Sitten  gefunden,  freigegeben  worden  seien,  so 
würde  sie  die  Frage  haben  bejahen  müssen.  Es  ist  also  ein  grosser 
Gewinn  für  die  Gegner  R.'s,  dass  für  diese  Frage  die  allgemeine 
Rubstituirt  worden  ist.  Die  Jesuiten  machen  von  der  Antwort  auf 
dieselbe  in  der  ausgedehntesten  Weise  die  Anwendung,  dass  es  ge- 
stattet sei,  B.  philosophisch  und  theologisch  zu  bekämpfen,  und  es 
ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  sie  auch  eine  nochmiüige  Prüfung 
seiner  Werke  durchsetzen  werden,  die  dann  schwerlich  wieder  mit 
einem  Dimittantur  schliessen  würde.  Die  Civ.  11,  1,  200  deutet 
schon  an:  wenn  man  Bedenken  trage,  die  Index-Congr.  früher  von 
ihr  freigegebene  Bücher  verbieten  zu 'lassen,  so  zeige  der  h.  Alphons 


Traditionalisniai'  und  Ontologismas. 


1145 


ein  anderes  Mittel  mit  der  Bemerkung:  die  InquisitioD  stehe  fiber 
der  Indez-Cosgr.  und  es  seien  schon  mehrere  Bücher,  die  von  der 
Index-Congr.  freigegeben  oder  verdammt  worden,  später  von  der 
Inq.  verboten  oder  freigegeben  worden  (ich  kenne  kein  Beispiel  der 
Art;  8.  n.  8.  1149).  —  Es  ist  schlan  von  den  Jesuiten,  dass  sie  sich  jetzt 
namentlich  angelegen  sein  lassen,  nachzuweisen,  dass  R.'s  Philosophie 
eine  Antipodin  der  Lehre  des  h.  Thomas  sei  (6.  M.  Cornoldi,  An- 
titesi  della  dottrina  dl  San  Tommaso  con  qnella  di  A.  R.,  1882). 
Die  Civ.  12,  1,  648  deutet  sogar  an,  die  auihentische  Interpretation 
des  Dimittantur  durch  Leo  XIII.  hange  mit  dessen  Thomas-Encj- 
clica  zusammen  ^).  Leo  hat  vorläufig  in  einem  Breve  an  die  Bischöfe 
der  Kirchen  Provinzen  Mailand,  Turin  und  Yercelli  vom  25.  Jan.  1882 
(Acta  S.  8.  14,  289)  die  Masslosigkeiten,  namentlich  nordifalieni- 
soher  Zeitschriften,  in  der  Controverse  über  R.  missbilligt,  an  seine 
Encyclica  erinnert,  die  den  Weg  zeige,  wie  alle  Philosophen  einig 
werden  könnten,  und  eine  Entscheidung  der  wieder  auftauchenden 
Controversen  durch  den  h.  Stuhl  in  Aussicht  gestellt.  Die  warme 
Belobung  des  Istituto  della  caritä,  mit  welcher  das  Breve  schliesst, 
sichert  natürlich  nicht  die  Werke  seines  Stifters  vor  einer  Ver- 
dammung. 

Von  dem  bekannten  Latinisten  Vino.  de  Vit,  der  seit  1849 
Mitglied  der  Congregation  Eosmini's  ist,  wurde  eine  Schrift,  Come 
81  possa  difendere  la  Chiesa  catt.  nelle  sue  preghiere  pei  defunti, 
incriminata  dagli  eterodossi,  Prato  1863,  von  der  Inq.  Fer.  IV.  7. 
Sept.  1864  verb.  und  das  Verbot  20.  Sept.  mit  Auetor  laud.  etc.  publi* 
cirt.  Es  erschien  dagegen  II  Purgatorio  dei  reprobi  sostenuto  dal 
Rev.  Sac.  de  Vit,  impugnato  dal  P.  Mar.  Spada,  Procur.  gen.  dei 
Predicatori,  Rom  1864  (Civ.  5,  12,  325).  Die  Vita  di  S.  Giuseppe 
von  de  Vit,  1868,  wird  in  der  Civ.  7,  1,  718  getadelt,  ist  aber 
nicht  verb. 


116.     Traditionalismvs  und  Ontologismns. 

Die  halb  philosophischen,  halb  theologischen  Controversen 
über  den  sog.  Traditionalismus  nnd  Ontologismus,  welche  zu- 
erst durch  den  Abb6  Bautain  in  Strassbnrg  1833  veranlasst, 
dann  bis  zum  J.  1870  in  Frankreich  und  in  Löwen  fortgeftthrt 
worden,   haben  ein  wiederholtes  Eingreifen  der  Index-Congre- 


1)  Civ.  11,  12,  321  berichtet:   der  Prevosto  Mezzera  habe,  wie  ihm 
aufgelegt  worden,   die  in  der  Riaposta  al  libro  dei  P.  Cornoldi  (das  wird 
das  oben  genannte  Buch  sein)  enthaltenen  Beleidigungen  einiger  Biachöfe, 
und  der  Index-Congr.  in  einem    Briefe  an  den   Papst  vom  12.   Aug.  1882 
widerrufen. 


1146  TraditionaHsmufl  und  Oniologismus. 

gation  und  der  Inquisition  znr  Folge  gehabt:   Bantain  masste 

1840,  Bonnetty  1855  von  der  Index-Congregation  formuHrte 
Thesen  unterschreiben ;  sieben  Sätze  der  französischen  Ontologiker 
wurden  1861  von  der  Inquisition  fttr  unrichtig  erklärt;  Ubaghs 
musste  seine  Bücher  nach  den  Weisungen  der  Index-Congregation 
corrigiren,  und  er  und  seine  Freunde  in  Löwen  mussten  nach 
langen  Verhandlungen  1866  in  den  bündigsten  Ausdrücken  ihre 
Unterwerfung  unter  die  von  der  Index-Congregation  und  Inqui- 
sition gegebenen  Entscheidungen  erklären.  Im  Index  steht 
merkwürdiger  Weise  keine  auf  diese  Streitigkeiten  bezügliche 
Schrift. 

1.  Gegen  die  Ansichten  des  Abb6  Louis  Bautain  (1796 — 1867) 
erliesR  der  Bischof  Le  Pappe  de  Trevern  1834  ein  Avertissement, 
und  wurde  dafür  durch  ein  Breve  Gregors  XVI.  vom  20.  Dec.  1834 
belobt.  1835  unterzeichneten  Bautain  und  seine  Schüler  (Goschler, 
Th.  Ratisbonne,  H.  de  Bonnechose,  A.  Gratry  und  6  andere)  sechs 
von  dem  Bischof  formulirte  Sätze.  Es  wurde  aber  bald  bekannt, 
dass  sie  dieses  nicht  als  einen  Widerruf  ansähen.  Der  Bischof  be- 
auftragte nun  eine  Comroission  unter  dem  Yorsitze  Liebermanns  mit 
der  Prüfung  der  Lehre  Bautains.  Ihr  Rapport  k  Mgr.  l'6v^que  de 
Strasbourg  wurde  1838  gedruckt.  Der  Bischof  brachte  darauf  die 
Sache  nach  Rom.  Bautain  reiste  selbst  dorthin  und  unterschrieb 
8.  Sept.  1840  sechs  Thesen,  die  im  wesentlichen  mit  den  von  1835 
gleichlautend  sind  (Denzinger,  Enchiridion  No.  97),  und  gab  seine 
Lehrthätigkeit  auf^).  Seine  Schriften,  De  l'enseignement  de  la  Phi- 
losophie au  19.  siecle,  1833,  und  Philosophie  du  christianisme.  Cot- 
respondance  religieuse  de  L.  Bautain,  .  .  publice  par  l'Abbi  H.  de 
Bonnechose,  1835,  2  vol.  8.,  sind  nicht  verb.;  die  späteren  wurden 
gar  nicht  beanstandet. 

Der  namentlich  von  Aug.  Bonnetty,  dem  Herausgeber  der 
Annales  de  philosophie  chr^tienne,  einem  Diien,  vertretene  Traditio- 
nalismus (K.-L.  2,  1015)  beschäftigte  die  Index-Congr.  in  Folge  der 
Denunciationen  mehrerer  französischer  Bischöfe  längere  Zeit.  Am 
11.  Juni  1855  beschloss  sie,  Bonnetty  sei  aufzufordern,  vier  von 
ihr  formulirte  Sätze  zu  unterschreiben,  das  weitere  ürtheil  über 
die  Annales  bleibe  dem  h.  Stuhle  vorbehalten,  und  dieser  Beschloss 
wurde  am    15.    von  Pius  IX.   bestätigt    (Acta  S.  S.  3,  224).     Der 

1.  Satz  war  aus  der  Encyclica  vom  9.  Nov.  1846  entnommen,   der 

2.  und  3.  waren  schon  Bautain  zur  Unterzeichnung  vorgelegt;  von 
dem  4.  heisst  es,  er  sei  der  contradictorische  Gegensatz  zu  Sätzen, 
die  Bonnetty  wiederholt  ausgesprochen:  „Die  von  dem  h.  Thomas, 
Bonaventura  und  späteren  Scholastil^ern  angewendete  Methode  führt 


l)  Zts.  f.  hist.  Th.  7,   127.    Möhler,  Ges.  Sehr.  2,    141.   Gnerber,  L. 
Liebermanu  S.  366. 


L.  Baatain.    A.  fionnetty.    H.  Hagonin.     G.  C.  Ubaghs.         1147 

nicht  znin  Rationalismus  und  ist  nicht  Schuld  daran,  dass  die  Phi- 
losophie in  den  heutigen  Schulen  dem  Naturalismus  und  Pantheis- 
mus verfallen  ist.  Darum  ist  es  nicht  zulässig,  jene  Theologen  da- 
für zu  tadeln,  dass  sie  diese  Methode  angewendet  haben,  zumal  die 
Kirche  dieses  gebilligt  oder  wenigstens  dazu  geschwiegen  hat/'  Die 
Satze  wurden  von  dem  Secretär  P.  Hodena  dem  Pariser  Kuncius 
übersandt,  mit  dem  Bemerken,  die  Congregation  habe  gegen  Bon- 
netty  mit  Rücksicht  auf  seine  unzweifelhafte  gute  Gesinnung  rück- 
sichtsvoll .verfahren  wollen.  Bonnetty  unterschrieb  12.  Juli  die  Er- 
klärung, er  stimme  den  Sätzen  libenter,  corde  et  animo  zu,  brachte 
aber  gleich  darauf  in  seiner  Zeitschrift  Artikel,  namentlich  von  dem 
Bischof  Doney  von  Montauban,  in  denen  die  Sache  so  dargestellt 
wurde,  als  ob  Bonnetty  und  seine  Anhänger  den  Sätzen  nie  wider- 
sprochen hätten^). 

In  Folge  der  Streitigkeiten  über  den  Ontologismus  erliess  die 
Inquisition  Fer.  IV.  18.  Sept.  1861  ein  Decret,  worin  sie  die  Frage, 
ob  sieben  (von  verschiedenen  französischen  Schriftstellern  vorge- 
tragene) Sätze  unbedenklich  (tuto)  gelehrt  werden  könnten,  ver- 
neint^). Als  H.  Hugonin,  Professor  an  der  Sorbonne,  zum  Bischof 
von  Bayeux  ernannt  war,  musste  er,  um  die  päpstliche  Bestätigung 
zu  erhalten,  auf  Verlangen  des  Pariser  Nuncius  die  in  seiner  Onto- 
logie  ou  6tDde  des  lois  de  pens6e,  1856 — 57,  2  vol.,  vorgetragene 
Lehre  als  mit  jenen  Sätzen  übereinstimmend  in  einer  in  den  Pariser 
Zeitungen   veröffentlichten  Erklärung  vom  13.  Oct.  1866  verwerfen. 

2.  Gerard  Casimir  übaghs,  Prof.  an  der  kath.  Universität  zu 
Löwen,  hat  eine  Reihe  von  philosophischen  Lehrbüchern  herausge- 
geben, die  mehrere  Auflagen  erlebt  haben;  von  der  Logik  ist  1860 
die  6.,  von  der  Theodicee  1863  die  4.  Auflage  erschienen.  Die 
Bücher  wurden  in  Rom  denuncirt®);  die  Inde^-Congr.  beschränkte 
sieh  aber  zunächst  1843  und  44  darauf,  Ubaghs  einige  Punkte  zu 
bezeichnen,  die  er  in  der  Logik  und  Theodicee  zu  ändern  habe 
(Acta  S.  S.  3,  206).  Er  schickte  1845  neue  Ausgaben  beider 
Bücher  nach  Rom  und  der  Seoretär  der  Index-Congr.  A.  Degola, 
schrieb  ihm  1.  Sept.  1846,  die  Congregation  sei  dadurch  zufrieden- 
gestellt. Die  Contruverse  wurde  wieder  angeregt  durch  das  Buch 
des  Canonicus  Lupns  von  Lüttich,  Le  traditionalisme  et  le  rationa- 
lisme  examinis  au  point  de  vne  de  la  philosophie  et  de  la  doctrine 


1)  Ami  de  la  rel.  169,  621;  170,  21.  361.  451.  709. 

2)  Das  Decret  steht  Acta  S.  S.  3,  204  und  mit  Notizen  über  den 
Ontologismus  und  die  Stellung  der  Jesuiten  zu  demselben  im  Tb.  Lit.-Bl. 
1868,  7Ö3;  vgl.  1866,  417;  1870,  91.    Ueber  Hugonin  s.  Kath.  1867,1,399. 

3)  Kleutgen,  Kleinere  Werke,  1869,  2,  80  berichtet  nach  Curci : 
der  Brüsseler  Nuncius  Fomari  (später  Gardina))  habe  sich  ans  eigenem 
Ajatriebe  bewogen  gefunden,  eine  Untersuchung  der  Lehre  Ubaghs'  in  Rom 
zu  beantragen;  er  habe  die  Jesuiten  gebeten,  ihm  den  nöthigen  Auszug 
und  Bericht  zu  machen;  diese  hätten  sich  entschuldigt ;  Gioberti,  der  im 
Hause  des  Nuncius  verkehrte,  habe  die  Arbeit  übernommen  und  die  von 
ihm  verfasste  Schrift  habe  in  Rom  als  Anklage  der  Untersuchung  zu  Grunde 
gelegen. 


1148  TraditionalismuB  und  Ontologismus. 

cath.,  1858.  Unter  dem  1.  Febr.  1860  richteten  Üb.  und  drei  andere 
Löwener  Professoren,  J.  Tb.  Beelen,  J.  B.  Lefebre  nnd  N.  J.  La- 
foret  ein  langes  Schreiben  an  den  Präfecten  der  Index-Congr.  Card. 
Andrea,  worin  sie  ihre  Ansicht  über  einzelne  Pnnkte  darlegen,  ver- 
fiiohern,  dass  dieselbe  von  vielen  Gelehrten  in  Belgien,  Frankreich, 
Deutschland  und  Italien  gebilligt  würden,  und  Klage  darüber  führen, 
dasfl  sie  in  der  Schrift  von  Lupus  als  theologisch  irrig,  mit  der 
Lehre  des  Bajus  und  Calvin  zusammenhangend,  der  h.  Schrift  und 
der  gewöhnlichen  Ansicht  der  Kirchenväter  und  Theologen  wider- 
sprechend bezeichnet  und  dass  in  einem  Briefe  des  P.  Perroney  der 
geschäftig  verbreitet  werde,  diese  Angriffe  gebilligt  würden.  Sie 
erhielten  eine  vom  2.  März  datirte,  von  dem  Card.  Andrea  als  Prä- 
fecten und  dem  P.  Modena  als  Seoretär  der  Index-Congr.  unter- 
zeichnete Antwort,  worin  es  heisst:  im  Auftrage  des  Präfecten  hätten 
einige  Consultoren  der  Congregation  mit  dem  Secretär  die  in  dem 
Briefe  entwickelte  Lehre  geprüft  und  erklärt,  dieselbe  widerspreche 
nicht  den  vier  Sätzen  von  1855,  die  betreffenden  Fragen  seien  solche, 
über  die  katholische  Philosophen  frei  in  utramque  partem  disputiren 
könnten  und  auf  welche  §  23  der  Bulle  SoUioita  et  provida  Bene- 
dicts XIV.  (s.  0.  S.  6)  Anwendung  finde  (beide  Aotenstücke  Kath. 
1860,  I,  623). 

lieber  den  weitem  Verlauf  der  Sache  berichtet  zunächst  ein 
Brief  des  Card.  Andrea  an  Card.  Antonelli  vom  23.  Juli  1861: 
„Nachdem  in  Folge  eines  unklugen  Briefes  des  P.  Perrone  an  den 
Canonicus  Lupus  ein  ernster  Streit  zwischen  dem  Bischof  Haloa 
und  den  Löwener  Professoren  entstanden,  haben  diese  sich  an  die 
Index-Cotigr.  gewendet.  Nachdem  ich  vier  gelehrte  Consultoren  be- 
fragt und  die  im  Archiv  vorhandenen  Actenstücke  über  die  früheren, 
bis  in  die  Zeit  Gregors  XVI.  hinauf  gehenden  Verhandlungen  studirt, 
habe  ich  gemäss  der  Ansicht  geantwortet,  die  dieser  gelehrte  Papst 
durch  den  damaligen  Präfecten  der  Index-Congr.,  Card.  Mai,  kund- 
gegeben. Meine  wohlerwogene  Antwort  gefiel  den  Professoren,  missfiel 
aber  dem  Bischof  Malou  und  vor  allem  dem  P.  Perrone.  Von  diesem  auf- 
gestachelt, übersandte  der  Bischof,  der,  wie  allgemein  bekannt,  ein  lei- 
denschaftlicher Mann  ist,  dem  h.  Vater  ein  langes  Expose,  worin  er  die 
Löwener  Professoren  der  Heterodoxie  anklagte.  Der  h.  Vater  über- 
sandte mir  dieses  Exposi  mit  dem  Auftrage,  die  Streitfrage  zuerst 
durch  die  Consultoren,  dann  durch  die  Cardinäle  der  Congregation 
erörtern  zu  lassen.  Wegen  der  Wichtigkeit  der  Sache  beauftragte 
ich  fünf  Consultoren,  ein  schriftliches  Gutachten  abzugeben,  und  um 
meine  Unparteilichkeit  zu  beweisen,  wählte  ich  zwei  Jesuiten,  ob- 
schon  diese  als  interessirte  Partei  strenge  genommen  hätten  ausge- 
schlossen werden  müssen.  Da  P.  Perrone  die  Professoren  heftig 
und  mit  augenscheinlichem  Parteigeiste  angegriffen,  machte  ich  von 
dem  mir  als  Präfecten  und  gemäss  der  Bulle  Sollioita  et  provida 
§  10  (S.  4)  zustehenden  Rechte  Gebrauch  und  beauftragte  einen 
der  Consultoren,  den  [Barnabiten]  P.  Vercellone,  die  Punkte  der  An- 
klage des  P.  Perrone  zu  beantworten.  Diesem  liess  ich  volle  Frei- 
heit, zu  repliciren ;  aber  im  höchsten  Grade  ärgerlich,  vielleicht  über 


6.  C.  Ubaghs.  1149 

die  gewichtigen  Gründe  und  die  zwingende  Logik  des  zweiten  Yo- 
tams  des  F.  Vercellone,  weigerte  er  sieb  etwas  zn  schreiben,  richtete 
vielmehr  an  den  Secretör  der  Congregation  jenen  impertinenten  Brief, 
den  ich  gestern  £w.  Eminenz  nbersandt  habe.  P.  Perrone  hat  seit 
dem  Beginne  der  Controverse  Himmel  und  Erde  in  Bewegung  ge- 
setzt, nm  seinen  Zweck  zu  erreichen,  und  direot  und  indirect  bei 
dem  h.  Yater  und  verschiedenen  Cardinälen  und  Prälaten  darauf  ge- 
drungen, dass  die  Sache  der  Index-Gongr.  entzogen  und  dem  h. 
Officium  übergeben  werden  möge,  weil  er  hier  ein  für  seine  Wünsche 
günstigeres  Terrain  und  lenksamere  Personen  zu  finden  hofi^e.  Es 
gelang  ihm  nicht,  weil  der  h.  Vater,  da  er  erfuhr,  dass  die  Sache 
seit  1844  bei  der  Index-Gongr.  verhandelt  worden,  dieser  die  Ent- 
scheidung überlassen  wollte.  Nachdem  die  Sache  vorbereitet  war, 
wurden  am  16.  Mai  18  Gonsultoren  eingeladen,  darüber  in  meiner 
Gegenwart  zu  discutiren.  Sie  erschienen  alle  mit  Ausnahme  der 
Jesuiten  Perrone  und  Eleutgen,  welche  sich  in  wenig  respectvoUer 
Weise  weigerten  zu  erscheinen.  ^  Die  16  Gonsultoren  waren  nach 
einer  langen  und  eingehenden  Prüfung  einstimmig  der  Ansicht,  die 
Lehre  der  Löwener  sei  unverfänglich  und  könne  ohne  Schädigung 
des  kath.  Glaubens  vorgetragen  werden.  Am  25.  Juni  fand  dann 
die  Sitzung  der  Gardinale  der  Index-Gongr.  statt,  und  auch  in  dieser 
entschied  sich  eine  bedeutende  Majorität  in  demselben  Sinne.  Der 
Magister  S.  Pal.,  der  mit  berathender  Stimme  an  den  Sitzungen  der 
Gardinale  theilnimmt,  verlas  ein  gelehrtes  Gutachten  zu  Gunsten 
der  Löwener;  dieses  wird  eben  auf  Befehl  Seiner  Heiligkeit  ge- 
druckt und  in  den  nächsten  Tagen  den  Gardinalen  zugestellt  werden. 
Auch  Don  Garlo  Passaglia,  Prof.  der  Philosophie  .an  der  Sapienza, 
der  die  Actenstücke  gelesen  hat  und  von  einem  Gardinal  um  ein 
Gutachten  angegangen  worden,  hat  sich  zu  Gunsten  der  Löwener 
ausgesprochen.  [Er  erwähnt  in  diesem,  dass  sich  ausser  Malou  noch 
zwei  belgische  Bischöfe  gegen,  der  Erzbischof  von  Mecheln  und 
zwei  andere  Bischöfe  für  die  Löwener  ausgesprochen.]  So  ist  also 
die  Lehre  der  Löwener  als  unverfänglich  anerkannt  worden  von 
mehr  als  18  Gonsultoren,  —  abgesehen  von  dem  gleichfalls  günstigen 
Gutachten,  welches  der  jetzige  Erzbischof  Güllen  von  Dublin  früher 
im  Auftrage  des  Gard.  Mai  abgefasst  hat,  —  und  von  zwei  Gar- 
dinals-Gongregationen,  von  einer  unter  Gregor  XYL,  bestehend  aus 
den  Gardinalen  Mai,  Mezzofanti,  Ostini,  Orioli,  Polidori,  Bianchi, 
Brignole  und  Acten,  und  von  einer  unter  Pius  IX.  Nach  so  langen 
Discussionen  und  einer  so  reiflichen  und  gründlichen  Prüfung  fehlte 
also  nur  noch  die  Entscheidung,  die  unserm  Herrn  als  dem  höchsten 
Richter  über  alle  Fragen  vorbehalten  ist.  Während  ich  dieses  defi- 
nitive TJrtheil  Seiner  Heiligkeit  erwartete,  hat  der  Assessor  des 
h.  Officiums  dem  P.  Modena,  Seoretär  der  Index-Gongr.,  angezeigt, 
die  Sache  solle  nochmals  von  der  Inquisition  und  der  Index-Gongr. 
gemeinschaftlich  untersucht  werden.  In  der  Geschichte  der  Index- 
Gongr.  seit  Benedict  XIY.  findet  sich  kein  Fall,  dass  die  von  ihr 
verhandelten  Fragen  später  der  Inq^uisition  überwiesen  worden  wären. 
Die    einzige    Ausnahme    bildet    die  Prüfung    der  Werke  Gioberti's, 

Beusch,  Index  II  73 


ll6Ö  Traditionalismas  ond  OntologismüS. 

welche  anf  Betreiben  der  Jesuiten  beiden  Congregationen  znaamnieti 
übertragen  -wurde;  aber  auch  dieser  Fall  ist  dem  jetzigen  nicht  Ana- 
log, da  jene  Sache  noch  jungfräulich  (noch  von  keiner  Oongregation 
verhandelt)  war.     Es    sind   zu  meiner  Zeit    zwei  Sachen,    die  Res- 
mini'sche  und  die  Günther' sehe,   die  beide    sehr  wichtig  waren  und 
bei  denen  es   sich  um  schwierige    philosophische    und    theologische 
Fragen  handelte,  erledigt  worden :  beide  wurden,  nachdem  sie  durch 
die  Index-Congr.    untersucht  worden,    in   einer    dem    h.  Stuhle  zur 
Ehre  gereichenden  und    die  Wahrheit  zum   Siege    fuhrenden  Weise 
entschieden.     Ich  übergehe  der  Kürze  halber  andere  zu  meiner  Zeit 
verhandelte  Fragen  und  erinnere  nur  an  die  Gousin'sche  Angelegen- 
heit.    Auch  bei  dieser   war  P.  Perrone   stark  betheiligt;   er  sprach 
sich  aber  damals    schriftlich    sehr  befriedigt  darüber  ans,   dass   die 
Prüfung  der  Werke    Cousins  nicht    durch    die    Inquisition,    sondern 
durch  die  Index-Congr.  vorgenommen  werde,    da  diese  im  Auslände 
viel  angesehener  sei  als  jene,    während    er   jetzt    die  Index-Congr. 
herabsetzt   und    zu    verdächtigen  sucht,    als    seien    ihre    Mitglieder 
bestechlich  oder  nicht  hinlänglich  gelehrt    oder   von  Parteigeist  be- 
herrscht. —  Nach  dem,  was  ich  hier  kurz  dargelegt  und  ausführlich 
Ihnen   mündlich  am  Samstag  vorgetragen,    nahm   ich   als  sicher  an, 
der  h.  Vater  werde,  nachdem  er  den   wahren  Sachverhalt  erfahren, 
die  dem  Assessor  des  h.  OMcium  gegebene  Weisung  zurücknehmen. 
Nach  dem,  was  mir  Ew.  Eminenz  am  Montag  gesagt,  ist  das  nicht 
geschehen.     Da  nun  der  Besohluss,  welcher  gefasst  worden,  —  um 
die  Wünsche  des  P.  Perrone    zu  fördern,    dessen  Wille,    ich  muss 
es  offen  aussprechen,    mächtiger    gewesen   zu    sein    scheint  als  der 
früher  ausgesprochene  Wunsch  des  h.  Vaters,  —  für  mich  sehr  ver- 
letzend   ist,    so    wiederhole    ich  Ihnen  hiermit  schriftlich,    was    ich 
Ihnen  gesagt^  dass  ich  mich  entschlossen,   das  Amt  eines  Präfeeten 
der  Index*Congregation  niederzulegen.*' 

Andrea  war  1853  zum  Präfeeten  ernannt  worden.  In  einem 
Briefe  vom  31.  Juli  1861  zeigte  ihm  Card.  Antonelli  in  sehr  höf- 
lichen Wendungen  an,  der  Papst  habe  sein  Entlassungsgesuch  ge- 
nehmigt. Sein  Nachfolger  wurde  Card,  de  Luca.  Ans  einem  Briefe 
Andrea's  an  Antonelli  aus  dem  August  1861  verdient  noch  folgende 
Stelle  mitgetheilt  zu  werden:  ,)Ew.  Eminenz  haben  geäussert,  die 
von  dem  h.  Vater  angeordnete  neue  Prüfung  der  Löwener  Sache 
durch  die  beiden  Congregationen  könne  kein  anderes  Ergebniss 
liefern  als  die  von  der  Index-Congr.  vorgenommene  Prüfung  .  .  . 
Möglich  wäre  aber  doch  das  Gegentheil.  Und  an  welches  der  beiden 
Urtheile  soll  sich  dann  der  h.  Vater  halten?  ürtheilen  nicht  alle 
Congregationen  in  seinem  Namen  und  muss  er  nicht  der  einen  der 
beiden  Congregationen  Unrecht  geben?  Und  wenn  auch  das  Urtheil 
der  beiden  Congregationen  dem  der  Index*Congr.  gleich  sein  wird, 
wird  nicht  das  Publicum  den  Entschluss  des  h.  Vaters  als  einen 
deutlichen  Beweis  des  Misstrauens  gegen  die  Index-Congr.  und  ihren 
Präfeeten  ansehen?  .  .  .  Der  Bischof  Malou  wusste  schon  seit  zwei 
Monaten,  die  Sache  werde,  wenn  sie  von  der  Index-Congr.  nicht  in 
seinem  Sinne  entschieden  werde,  der  Inquisition  überwiesen  werden, 


G.  C.  ÜbÄgtis.  llßl 

und  er  rmA  die  JeBniten,  die  in  soleben  Dirigen,  um  micli  gelinde 
ftiixudTttoken,  niobt  sehr  diseret  sind,  erzählten  in  Belgien,  der  Car- 
dtnal-Präfeot  werde  abgesetzt  werden,  weil  er  den  b.  Stuhl  com- 
promittirt  habe"^). 

Unter  dem  19.  Dec.  1861  richtete  Pins  IX.  ein  Schreiben  an 
die  belgischen  Bischöfe,  worin  er  sagt:  der  Brief  Andrea's  vom 
2.  Mars  1860  sei,  wie  aus  der  Fassung  hervorgehe,  keine  von  ihm 
approbirte  Entscheidung  der  Congregation ;  bis  ein  ürtbeil  des  apo8t. 
Stuhles  erfolge,  hätten  sich  beide  Parteien  weitem  Streites  zu  ent- 
halten (Acta  S.  S.  3,  210).  Die  neue  Prüfuitg  durch  beide  Con- 
^egationen  zog  sich  einige  Jahre  hin,  lieferte  dann  aber  wirklich 
ein  anderes  Ergebniss.  Am  11,  Oot.  1864  schrieb  Card.  Patrizi 
als  Secretär  der  Inq.  an  die  belgischen  Bischof  et  die  beiden  Con- 
ffregationen  hätten  21.  Sept.  beschlossen,  zu  erklären,  dass  auch  die 
neueren  Ausgaben  der  beiden  Bücher  von  übaghs  noch  die  An- 
sichten enthielten,  die  er  nach  den  Weisungen  von  1843  und  44 
hätte  corrigiren  sollen.  Üb.  legte  den  Bischöfen  1865  das  Manu- 
Boript  einer  neuen  Ausgabe  vor.  Da  einige  Bischöfe  nicht  damit 
zufrieden  waren,  wurde  es  nach  Rom  geschickt,  und  2.  März  1866 
schrieb  Card.  Patrizi  an  den  Erzbischof  von  Mecheln:  die  beiden 
Congregationen  hätten  auch  in  der  neuen  Ausgabe  noch  Sätze  ge- 
funden, die  theils  den  von  der  Inq.  18.  Sept.  1861  verworfenen 
7  Sätzen  durchaus  ähnlich,  theils  unvorsichtig  gefasst  seien;  der 
Beschluss  der  Cardinäle:  in  den  Schriften  von  üb.,  namentlich  in 
der  Logik  und  Theodicee  fänden  sich  Lehren  oder  Meinungen,  die 
nicht  ohne  G-efahr  vorgetragen  werden  könnten,  sei  von  dem  Papste 
bestätigt  worden;  demgemäss  dürften  diese  und  ähnliche  Bücher 
an  der  Löwener  Universität  und  in  anderen  Schulen  nicht  mehr 
gebraucht  werden;  von  Üb.  und  seinen  Qesinnungsgenossen  unter 
den  Professoren  werde  erwartet,  dass  sie  diesem  Urtheil  gehorchen 
würden.  Die  Professoren  erklärten  ihre  Unterwerfung,  —  Ubaghs 
verzichtete  auf  Verlangen  der  Bischöfe  auf  seine  Professur  (t  1875), 
—  aber  zwei  derselben,  Beelen  und  Lefebre,  sprachen  die  Ansicht 
aus,  die  Darlegung  vom.  1.  Febr.  1860  werde  durch  das  Urtheü 
von  1866  nicht  berührt.  Die  Bischöfe  wandten  sich  darauf  noch- 
mals an  den  Papst,  und  in  dessen  Namen  erklärte  Patrizi  30.  Aug. 
1866:  die  Entsoheidung  vom  2.  März  beziehe  sich  allerdings  auch 
auf  jene  Darlegung;  die  Löwener  Frage  sei  erledigt  und  die  Pro- 
fessoren hätten  sich  den  Decreten  des  h.  Stuhles  plene,  perfecte 
absoluteque  zu  unterwerfen.  Sie  unterzeichneten  denn  auch  im  Dec. 
1866  eine  ihnen  von  dem  Erzbischof  vorgelegte  Formel,  worin  sie 
diese  Unterwerfung  aussprechen  und  jede  den  Entscheidungen  vom 
2.  März  und  30.  Aug.  1866  widersprechende  Lehre,  namentlich  die 
Darlegung  vom   1.  Febr.  1860  von  Herzen  verwerfen. 


1)  Diese  Briefe  sind  von  Msgr.  Liverani,  in  der  Schrift  La  Curi^ 
Romana  e  i  Qesuiti,  1861,  veröffentlicht  worden.  Deutscher  Merkur  1B80, 
299.  Die  folgenden  Actenstöcke  stehen  Acta  S.  S.  8,  209;  vgl.  Du^)Un 
Rev.  Apr.  1868,  569.  Katholik  1867,  II,  506. 


1162  Mariologie. 

Die  Sache  kam  nach  dem  Vaticanischen  ConciP)  noch  einmal 
zur  Sprache.  Die  InqniBition  sah  Bich  veranlasst,  den  belgischen 
Bischöfen  7.  Aug.  1870  zu  schreiben:  durch  die  in  der  3.  Sitzong 
vom  24.  Apr.  1870  promnlgirte  Constitntio  dogmatica  de  fide  cath. 
würden  die  von  der  Indez*Congr.  und  Inq.  erlassenen  Decrete, 
namentlich  das  vom  2.  März  1866,  keineswegs  modiiioirt,  vielmehr 
novo  adjecto  robore  bestätigt,  wie  denn  ja  der  Constitution  das 
Monitum  beigefügt  sei :  Quoniam  non  satis  est,  haereticam  pravi- 
tatem  devitare,  nisi  ii  quoque  errores  diligenter  fugiantnr,  qui  ad 
illam  plus  minusve  accedunt,  omnes  officii  monemus  servandi  etiam 
constitutiones  et  decreta,  quibus  pravae  ejusmodi  opiniones,  qnae 
isthio  diserte  non  enumerantur,  ab  hac  S.  Sede  proscriptae  et  pro- 
hibitae  sunt  (Acta  8.  S.  6,  202). 

I)er  oben  erwähnte  Yercellone  gab  1867  zu  Rom  nach  einem 
Collegienhefte  Institutiones  philos.  H.  S.  Gerdilii  Card,  in  usum 
seminariorum,  2  vol.  8.,  heraus.  Das  Buch  wurde  in  der  Neapo- 
litauischen  Zeitschrift  La  scienza  e  la  fede  scharf  angegriffen  und 
in  den  Ann.  de  philos.  ehret.  1867,  16,  302  versichert,  es  enthalte 
Grundsätze,  wodurch  das  Christenthum  untergraben  werde,  rufe  von 
der  Kirche  verdammte  Systeme  wieder  ins  Leben  und  erhebe  Au- 
toren, die  im  Index  ständen,  bis  zum  Himmel  (namentlich  Male- 
branche).    Es  ist  doch  nicht  verb.  worden. 


117.    Mariologie. 

Die  Ansicht  von  der  unbefleckten  Empföngniss  Mariae 
wurde  1854  von  Pius  IX.  zum  Dogma  erhoben  (S.  232).  \'on 
den  Schriften  gegen  das  neue  Dogma  wurden  einige  in  den 
Index  gesetzt  und  die  Priester,  die  sie  veröffentlicht,  Thomas 
Braun  in  Deutschland,  Laborde  in  Frankreich,  Morgaez  in  Spanien, 
Grignani  und  andere  in  Italien,  excommunicirt.  Auch  ein  Hirten- 
brief der  drei  Bischöfe  der  ütreohter  Kirche  wurde  von  der 
Inquisition  verboten.  Neben  diesen  Schriften  kamen  aber  auch 
im  19.  Jahrhundert  einige,  namentlich  eine  deutsche  von  Oswald, 
wegen  Extravaganzen  auf  dem  Gebiete  der  Mariologie  in  den 
Index. 


1)  Das  Postulatum  contra  Ontologismam ,  welches  die  Cardinäle 
Hiario  Sforza  und  Pecci  (jetzt  Leo  XIII.)  einreichten,  bei  Martin,  Omniam 
Conc.  Vat.  doc.  coli.  p.  55,  die  von  dem  Bischof  Maret  eingereichten,  aber 
nicht  angenommenen  Amendements  bezüglich  des  Traditioualismas  in  Ann. 
de  phil.  ehr.  1871,  6,  2,  93. 


J.  J.  Laborde.  1153 

1.  Im  J.  1808  wurde  verb.  La  originale  innooenza  di  Maria 
Santissnna  vendicata,  opera  del  Sac.  Eraflmo  Bartolini  di  SanV 
Elpidio  a  Mare,  Cnrato  .  .  ,  Fermo  per  Bart.  Bartolini  stamp.  arciv. 
a.  YI.  repnbblicano,  mit  der  Motivimng:  qnia  obsistit  anctoritati 
Gonstitntiontim  apost.,  praesertim  constitutioni  S.  Pii  Y.  hao  de  re 
editae.  In  dem  Index  von  1881  wird  dabei  in  einer  Note  anf  die 
S.  232  erwähnte  Dec]aratio  verwiesen.  —  Doctrinede  l'6oriture 
sainte  snr  Tadoration  de  Marie,  verb.  1822,  wird  eine  protestan- 
tische Sohrift  sein. 

Jean- Joseph  Laborde,  geb.  1804  zn  Lectoure,  Pfarrer  in  der 
Diöcese  Anch  ^),  schrieb  von  1836  einige  Broschüren  gegen  An- 
sichten von  Casnisten,  die  er  als  za  lax  ansah,  namentlich  gegen 
das  Aufgeben  der  strengen  Ansohannngen  über  das  Zinsennehmen, 
a.  a. :  Quatre  mots  snr  Tusare  on  oompte-rendn  d'nn  inoident  arriv^ 
dans  nne  conf6renee  ecol^eiastiqne  da  mois  de  Jnillet  1835,  Auch 
1885,  36  S.  16.;  Le  ori  d'alarme  d^nn  catholiqae,  on  defense  de 
ladoctrine  de  TEglise  cath.  snr  le  pr^t  k  jonr  veng^e  du  scandale  de 
la  nonveante,  Par.  1836,  270  S.  16.;  La  voie  d'aatorit6  en  matiire 
de  religion.  on  le  moyen  de  se  maintenir  dans  la  voie  s^re  en  temps 
'  de  controverse,  pr^o^d^  d'un  disconrs  snr  le  pr^t  k  TinterSt,  Bor- 
deaux 1839,  84  S.  8.;  Censure  de  22  propositions  de  morale  cor- 
rompne,  tiries  des  livres  d'nn  antenr  de  nos  jours,  Par.  1843, 
108  S.  16.  Der  in  der  letzten  Schrift  angegriffene  Autor  ist  Card. 
Grousset,  Erzbischof  von  Heims.  Lab.  wurde  von  seinem  Erzbischof, 
Lacroix  von  Auch,  genöthigt,  an  Gousset  ein  Entschuldigungsschreiben 
zu  schicken.  Anonym  veröff'entlichte  er  Les  v^ritables  Station s 
du  chemin  de  la  oroix  d'apr^s  la  s.  Venture,  avec  Texamen  oritique 
des  stations  usit^es  commun^ment,  1850,  worin  er  zeigt,  dass  die 
gewöhnliche  Kreuz  weg- An  dacht  nicht  mit  dem  biblischen  Berichte 
harmonirt,  und  sie  durch  eine  andere  ersetzen  will.  —  1850  ver- 
öffentlichte Lab.  Discussion  de  Torigine,  des  progres  et  des  fonde- 
ments  de  la  croyance  k  Tlmmacul^e  Gonoeption  en  räponee  k  la 
demonstration  de  M.  Parisis,  Ev^ue  de  Langres.  Diese  Schrift 
(und  die  über  den  Kreuzweg)  wurde  von  dem  Erzbischof  und  10.  Juli 
1850  von  der  Inq.  verdammt.  Lab.  bat  beide  um  Angabe  der  Irr- 
thümer,  erhielt  aber  keine  Antwort.  Er  zog  die  Sohrift  aus  dem 
Buchhandel  zurück  und  veröffentlichte  1851  eine  zweite  Ausgabe 
unter  dem  Titel:  De  la  croyance  k  Timm.  Conc.  de  la  S.  Yierge, 
en  r^ponse  aux  divers  Berits  qui  ont  paru    de    nos  jours    sur  cette 


1)  Ygl.  Notice  sur  la  vie  et  les  oeuvres  de  M.  l'abbe  Laborde,  in 
Lettres  Parisiennes  ou  discussion  sur  les  deux  liturgies  Parisienne  et  Ro- 
maine .  .  .,  2.  Ed.,  Par.  1855,*  190  S.  16.  In  dieser  anonymen  Schrift, 
die  nicht  im  Index  steht,  vertheidigt  Lab.  das  Pariser  Messbuch  und  Bre- 
vier gegen  die  Kritik  in  Guerangers  Institutions  liturgiques  und  polemisirt 
scharf  gegen  das  Römische  Brevier,  namentlich  die  2.  Nootum.  —  Lab. 
hat  noch  einige  andere  Broschüren  geschrieben,  die  nicht  im  Index  stehen, 
u.  a.  anonym  L'eglise  gallicane  et  ses  maximes  veng^es  contre  les  attaques 
de  M.  Montalembert  dans  son  6crit :  Des  inter^ts  du  catholicisme  au  19. 
siede,  et  de  tout  son  parti,  Par.  1858,  120  S.    (Ami  de  la  rel.  162,  482). 


1164  Mariologie. 

ooBtroverse;  eorit  Boigneusement  reva  et  retouohe  par  Taateiir.  Nony. 
id.,  fluivie  du  discours  sur  quelques  fansses  legendes  tondiaat  la 
derniire  partie  de  la  pasBion  de  N.  S.  J.-C,  worin  er  einige  Stellen, 
die  besoiiders  Anstose  erregt,  wegUess^).  Diese  Ausgabe  wurde 
6.  Sept.  1852  von  der  Index-Congr.  verb.,  gleiebzeitig  aucb  auf 
Betreiben  des  Ersbischofs  die  genannten  älteren  Schriften.  Lab. 
veröffentlicbte  darauf  eine  kleine  Schrift  De  l'autorite  de  Tlndex 
en  France,  BL^moire  pour  un  prdtre  perseontä  a  propos  de  oetto 
question  (Ami  de  la  rel.  160,  204.  345).  £r  richtete  auch  ein 
Schreiben  an  Pius  IX.,  —  Lettre  k  N.  S.  P.  Pie  IX.  sur  rimpossi- 
bilitä  d'un  nouveau  dogme  de  foi  relativement  k  la  Conception  de 
la  S.  Vierge, -franf^ais  et  latin,  Paris  1854,*  27.  S.  (nicht  im  Index), 
—  und  reiste  1854  im  Einverständnisse  mit  Gesinnungsgenosaeji 
nach  £om,  um  gegen  die  Dogmatisation  zu  wirken.  Er  wurde  tob 
der  Bömisohen  Polizei  verhaftet,  einige  Tage  gefangen  gehalten  und 
nach  Frankreich  zurtokgeschickt.  Da  er  sich  nach  der  Verkündi- 
gung des  Dogma's  nicht  unterwarf,  wurde  ihm  zu  Paris,  wohin  er 
sich  iuräekgezogen,  auf  Veranlassung  des  Erzbischofs  die  Erlaub- 
nis« zum  Messelesen  entzogen.  Er  liess  nun  ^ne  Belation  (über 
seine  Beise)  et  memoire  des  opposants  au  nouveau  dogme  de  rimm. 
Conc.  et.i  la  Bulle  Ineffabilis,  Paris  1865,*  108  S.,  drucken,  — 
verb.  22.  März  1855,  -^  erkrankte  bald  darauf,  —  während  seiner 
letzten  Krankheit  corrigirte  er  Entretiens  sur  La  Salette,  —  lies« 
sich,  um  unter .  den  Armen  zu  sterben,  in  ein  Hospital  bringen  und 
starb,  mit  den  Sacramenten  versehen,  16.  Apr.  1855.  Man  setzte 
ihm  auf  dem  Mont  Parnasse  einen  Grabstein  mit  der  Inschrift:  Avo- 
rum  fidei  tenax  devitansque  profanas  vocum  novitates. 

Die  umfangreicheren  und  bedeutenderen  Schriften:  Observa- 
tions  d^un  thäologien  sur  la  Bulle  de  Pie  IX.  relative  k  ]a  Conc. 
de  la  S.  Vierge,  Par.  1855,*  75  S.,  und  Le  nouveau  dogme  eo 
präsence  de  TEcriture  sainte  et  de  la  tradition  cath.,  ou  lettres  ä 
Mgr.  Malou,  Eveque  de  Bruges,  sur  son  livre  intituli  L'imma«. 
Conc.  de  la  B.  Vierge  consid^räe  comme  dogme  de  foi.  Par.  M. 
l'Abbö***,  Par.  [1857*],  47  und  240  S.,  beide  von  Guettie,  letztere 
aus  dem  Observateur  cath.  abgedruckt,  stehen  nicht  im  Index,  auch 
nicht  die  interessanten  Etudes  sur  le  nouveau  dogme  de  rimmac. 
Conception  par  A.  Stap,  1857.  Von  diesen  ersohien  1865  eine 
neue  Ausgabe  unter  dem  Titel  L'Immac.  Conc.  Etudes  sur  Toriguie 
d'un  dogme,  314  S.  In  der  Vorrede  heisst  es :  „Diese  Blätter  waren 
ursprünglich  das  Werk  eines  Katholiken,  geschrieben  im  Scboosse 
der  Kirche  und  in  gläubiger  Gesinnung.  Seit  ihrem  ersten  £^ 
scheinen  haben  ausgedehntere  und  gründlichere  geschichliche  For 
schungen,    die  im  Lichte  der  religiösen   Ereignisse  der  letzten  Zeit 


1)  Sie  fiind  abgedruckt  in  dem  Anhang  (p.  178)  der  3.  Ed.,  Paria  1854,* 
227  8.  Hier  findet  sich  auch  p.  201  eine  Courte  diBsertation  aar  rantorite  deli 
Congr.  de  Plndex,  ein  Brief  an  den  Präfecten  der  Indez-Congr.  aber  die 
2.  Auagabe  und  anderes.  P.  1.5  tadelt  er  die  Canoniaation  eines  laxen  Ca- 
auiateu  (Liguori). 


J 


A.  Stap.     Br.  Morgaez.     G.  Grigoani.  1155 

unternommeo  wurden,  den  Verfasser  dahin  geführt,  das  Christen* 
thum,  seine  Lehren  and  seine  Institutionen  mit  einem  ganz  andern 
Auge  anzusehen/'  Nur  das  Buch,  worin  diese  neuen  Ansichten  ent- 
wickelt werden,  Etudes  historiques  et  crit.  sur  les  origines  du  chri* 
stianisme,  1865,  wurde  1866  verh.  (im  Index  heisst  der  Verfasser 
a  Stap). 

Juicio  doctrinal  sohre  el  deoreto  pontificio,  en  quo  se  deolara 
artioulo  de  fe  catolica  que  la  gran  madre  de  Dios  Maria  santisima 
fa6  preservada  de  la  mancha  del  pecado  original,  escrito  por  un 
theologo  de  los  de  quatro  al  ouarto,  verb.  10.  Deo.  1857,  ist  eine 
Schrift  des  Dominicaners  Braulio  Morgaes  Carrillo,  früher  Prof.  der 
Theologie  zu  Alcala,  der  dafür  von  den  geistlichen  und  weltlichen 
Gerichten  *verurtheilt  and  in  Haft  gehalten  wurde  ^).  —  1859  wurde 
auch  eine  in  America  gedruckte  Schrift  verb.:  Defensa  de  la  igle- 
sia  catolica  contra  la .  bula  de  Fio  IX.  en  8.  Die.  1857,  por  un 
americano  al  congreso  de  la  Alianza  evangelica.  —  In  Pavia  wurden 
vier  Geistliche  wegen  ihres  Widerspruchs  gegen  das  neue  Dogma 
escommutticirt ;  die  von  ihnen  veröffentlichten  Schriften^)  stehen 
aber  nicht  im  Index.  Erst  1875  verbot  die  Inq.  Fer.  IV.  21.  Juli 
als  Opus  praedamn.  etc.  ßisposta  di  Gius.  Grignani,  uno  dei 
preti  Bcomunioati,  all'  orazione  di  Mgr.  L.  Parocold,  Veso.  di  Pavia 


1)  Examen  Bullae  Ineffabilis  institutum  et  concinnatum  juxta  rcgulas 
sanioris  theologiae  a  Fr.  Braulio  Morgaez,  Par.  1856,*  15  und  104  S.  8., 
wird  eine  UeberBetzung  der  span.  Schrift  sein.  Pelayo  3,  690  erwähnt 
Ton  Morgaez  nicht  das  Juiaio,  aber  Dialogos  . .  .  sobre  la  potestad  de  los 
ordinarioB  diooesanos  respecto  a  sas  clerigos  .  .  .,  1853,  und  Exposicion 
que  lleva  a  las  Cortes  de  Espafia  Fr.  Braulio  .  .  .  Briefe  von  ihm  stehen 
im  Observateur  cath.  und  in  der  Correspondance  des  oonfesseurs  de  la 
foi  relativement  au  nouveau  dogme  ....  Par.  1856.*  —  üeber  Nulidad 
de  la  definicion  dogmatica  de  S.  S.  Pio  IX.  acerca  del  mistero  de  la  Im. 
Conc,  Madrid  1855,  82  S.,  s.  Darmst.  K.-Z.  1856,  39. 

2)  leb  kenne  davon:  Proposta  di  alcaue  diffioolta  che  si  oppongouo 
alla  definizione  dogmatica  della  Immacolata  Concezione  deUa  B.  Vergine 
Maria,  Tor.  1854,  280  S.;  La  questioue  delP  Imm.  Conc.  della  B.  V.  M. 
trattata  e  decisa  da  S.  Bernardo,  S.  Tommaso  e  S.  Bonaventura,  con  note 
ed  aggiunte  di  un  sacerdote  catt.,  Tor.  1856,  80  S.;  La  prova  di  fatto, 
che  il  dogma  delP  Immaoolata  non  puö  essere  difesa,  o  l'innooenza  dei 
preti  Bcomunicati  di  Paria  provata  dai  loro  avversarii,  Tor.  1858,  235  S., 
alle  drei  anonym,  aber  von  Gins.  Parona  verfasst.  Aus  demselben  Kreise 
stammt  Lettera  di  un  sacerdote  catt.  ai  vescovi  della  chieea  di  Dio  per 
ra^presentare  loro,  che  la  sentenza  delP  Imro,  Conc.  della  B.  V.  M.  non 
puo  essere  definita  dottrina  di  fede  catt.,  Tor.  1854.  In  der  Corr.  des 
confesseurs  p.  15  wird  noch  eine  1855  erschienene  Schrift  eines  fünften, 
Ath.  Donetti,  früher  Prof.  im  Seminar  zu  Pavia,  erw&hnt.  In  La  prova 
p.  141  wird  eine  Schrift  des  Dominicaners  Boeri  zu  Rom  erwähnt,  die  er 
an  Pius  IX.  nach  Gaeta  sandte,  auf  dessen  Wunsch  aber  unterdrückte,  so 
dafs  nur  wenige  Exemplare  existiren:  DeU'  Imm.  Conc.  di  Maria  Vergine 
pareri  teologici  inediti  del  Card.  Pallavicino  della  Comp,  di  Gesü  e  del 
Card.  Gotti  delP  Ord.  de'  Fred.,  proemiati  e  dati  in  luce  per  un  Domeni- 
eano,  80  S.  Pallavioini  hat  unter  Alexander  VII.,  Gotti  unter  Clemens  XII. 
sich  gegen  die  Dogmatisation  ausgesprochen.  Deutscher  Merkur  1884,154. 


1 


1166  Mariologie. 

.  .  .  pubblicata  nel  1873  sali*  Immac.  Conc.  di  Maria,  OBsia  ripe- 
tizione  della  proteeta  coUa  sna  giustificazione  contro  il  nnoYO  e  falso 
dogma  deir  Immao.  Cono.  di  Maria,  e  protesta  contro  Taltro  nnoFO 
e  falso  dog^a  doli*  infallibililÄ  del  Papa  quando  parla  dalla  catte- 
dra,  che  egii  pnbblica  anche  a  nome  di  altri  fedeli  cattolici  doli' 
uno  e  deir  altro  seaeo,  Pavia  1874.  —  Dass  von  den  dentscben 
Scbriften  gerade  die  von  Thomas  Braun,  Katholische  Antwort  auf 
die  päpstliche  Balle  über  die  Empfangniss  Mariae,  Ortenbnrg  1856, 
240  S.  8.,  1857,  und  Katholisches  Andenken  1859  verb.  wurden, 
wird  er  dem  Umstände  zn  danken  haben,  dass  er  ein  Baier  war 
(§  113).  Er  wnrde  1855  von  dem  Bischof  von  Passan  ezcommu- 
nicirt;  die  baierische  Kegierung  entzog  ihm  den  Tischtitel  und  inter- 
nirte  ihn  in  einem  engen  Gerichtbezirk;  seine  wiederholten  Becia- 
mationen  bei  dem  Ministerium  und  dem  Landtag^  blieben  erfolg- 
los ^).  Von  seinen  vielen  späteren  Schriftchen  wurde  noch  Katholische 
Kirche  ohne  Papst,  München  1871,  48  S.,  in  demselben  Jahre  von 
der  Inq.  verb.  —  Herderlijk  Onderrigt  van  den  Aartsbisschop 
van  Utrecht  en  de  Bisschoppen  van  Haarlem  en  Deventer  over  de 
Onbevlekte  Ontvangenis  der  Maagd  Maria,  Utr.  1856,  wurde  too 
der  Inq.  Per.  Y',  loco  lY.  (also  an  einem  Donnerstag,  aber  nicht 
in  einer  unter  dem  Vorsitze  des  Papstes  gehaltenen  Sitzung)  4.  Dee. 
1856  im  Auftrage  Pius*  IX.  durch  ein  besonderes  Beeret  (Civ.  3, 
5,  490)  verb.  Die  Bischöfe  hatten  ihren  Hirtenbrief  Pius  IX.  mit 
einem  Schreiben  vom  15.  Aug.  1856  übersandt^). 

2.  Die  Dogmatische  Mariologie,  d.  i.  systematische  Darstel- 
lung sämmtlicher  die  allerseligste  Jungfrau  betreffenden  Lehrstücke. 
Ein  Versuch  von  H,  Oswald,  Lic.  der  Theol.  und  Prof.  [derDog- 
matik]  zu  Paderborn,  ist  1850  erschienen.  Der  Verf.  lehrt  u.  s. 
eine  active  Theilnahme  Mariens  an  der  Vollbringung  des  Erlösungs- 
werkes,  und  zwar  eine  solche,  welche  zur  Integrität  desselben  ge- 
hört, und  eine  wesenhafte  Mitanwesenheit  Mariens  in  ihrer  ganzen 
Person  mit  Leib  und  Seele  unter  den  Gestalten  der  Eucharistie  (das 
Blut  des  Herrn  und  die  Milch  seiner  jungfräulichen  Mutter,  beide 
in  der  Eucharistie  anwesend)  u.  s.  w.  Er  erklärt  in  der  Vorrede, 
dass  alles  unbedingt  dem  Urtheile  der  h.  Kirche  unterstellt  werde 
und  als  nicht  geschrieben  angesehen  werden  solle,  wenn  es  auch  nar 
im  entferntesten  das  kath.  Dogma  verletzen  könnte,  fügt  aber  bei: 
„Doch  auf  dieser  Seite  liegt  die  geringste  Gefahr;  habe  ich  geirrt, 
so  könnte  es  nur  per  excessum  geschehen  sein.^^  Das  Buch  wurde 
gleich  von  Oswalds  Collegen  C.  Frings  in  der  Münster'schen  Kath. 
Zeitschr.  1851,  46  scharf  kritisirt.  Es  scheint  von  Baltzer  Endo 
1853  bei  seinem  Aufenthalte  in  Born  denuncirt  worden  zu  sein; 
wenigstens  sagt  er  in  einem  Briefe,    er    habe  auf  den  Wonsch  des 


1)  lieber  die  Leidensgeschichte  Brauns,  f  1684,  s.  Deutscher  Merkur 
1884,  250. 

2)  Beide  Actenstücke  französich  in  Actes  relatifs  ä  la  pr^tendue  de- 
finition  de  11mm.  Conc.  Instruction  pastorale  et  Lettre  au  Pape  de  KN. 
SS.  les  Eveques  de  Hollande,  Par.  1857,  35  S.  8. 


J 


Th.  Braun.    Herderlijk  Onderrigt.    H.  Oswald.    La  Salette.      1167 

Card.  Andrea  (des  Pr&fecten  der  Index*Congr.,  dem  er  von  dem 
Bacbe  gesprochen  haben  wird)  etwa  3—4  Hauptpunkte  daraus  zu* 
Mmraengestellt  und  unter  Anlage  der  Druckschrift  übergeben,  und 
nach  der  Verdammung  constatirte  er,  dass  über  eine  so  simple  Sache 
zwei  Jahre  yerflossen  seien  ^).  Das  6.  Dec.  1855  beschlossene  Ver* 
bot  wurde  Oswald  mitgethellt  und  7.  Apr.  1856  mit  Auetor  laud. 
etc.  veröffentlicht. 

üeber  die  angebliche  Erscheinung  Mariae  zu  La  Salette  wurde 
1854  dem  Papste  und  den  französischen  Bischöfen  ein  anonymes 
Memoire  au  Fape  par  plusieurs  membres  du  clerg6  de  Grenoble 
übersandt.  Der  Bischof  Ginoulhiac  von  Grenoble  verbot  die  Bro- 
schüre, nachdem  er  mit  dem  Papste  darüber  oorrespondirt,  und  ein 
zweibändiges  Buch,  La  Salette  devant  le  Pape,  durch  zwei  ausführ- 
liche Mandements;  im  J.  1857  erliess-er  ein  Circular  gegen  weitere 
ähnliche  Schriften,  namentlich  von  einem  Abb^  D^16on^).  Im  Index 
steht  keine  dieser  Schriften  und  erinnert  an  La  Salette  nur  La  se- 
maine  ou  le  3.  commandement  de  Dieu,  par  M.  Migorel,  cur6  de 
Maletable,  verb.  1875  una  cum  praefatione  ms.  et  numismate  panni 
ooloris  rubriy  in  quo  haec  verba  leguntur:  Dieu  le  veut  et  N.  D. 
de  La  Salette.  Erst  1881  wird  gemeldet:  Auetor  laud.  ete.  —  Im 
J.  1880  berichtete  die  Üiv.  (4,  466),  die  Inquisition  habe  14.  Aug. 
dem  Bischof  von  Nismes  befohlen,  alle  Exemplare  einer  Schrift: 
„Die  Erscheinung  der  h.  Jungfrau  auf  dem  Berge  von  La  Salette/' 
worin  „das  Geheimniss  der  Melanie^^  mitgetheilt  werde,  zurückzu- 
ziehen. 

1856  zankte  sich  die  Civ.  (3,  2.  662;  3,  553)  mit  einem  Ca-^ 
nonicus  T.  Mora,  Prof.  zu  Vercelli,  herum,  der  mit  seinem  Schüler 
Fr.  Lavarino  eine  Enciclopedia  seien tifica  herausgab,  die  zwar  Gio- 


1)  Melzer  S.  189.  Knoodi  2,  298. 

2)  Ami  de  la  rel.  166,  714.  761;  166,  49.  448;  178,  54.  262.  Die 
Abbes  Deleon  und  Cartellier,  welche  eine  Mdlle.  Lamerlidre  als  diejenige 
bezeichnet  hatten,  welche  die  Erscheinung  in  Scene  gesetzt,  wurden  von 
dieser  verklagt,  aber,  obschon  sie  ein  Alibi  nachwies,  freigesprochen,  weil 
keine  preuve  de  diffamation  vorliege.  J.  Walion,  Le  clerge  de  89,  Paris 
1876,  p.  IV  sagt:  Nous  avons  vu  Mademoiselle  de  La  Merlidre  proc^der 
ä  la  confection  du  miracle,  aujourd'hui  d61aisse,  de  La  Salette,  et  dix  ans 
plus  tard  un  jeune  fou,  ayant  echoue  dans  l'invention  d'un  bateau  auto- 
motear,  recourir  k  celle  bien  antrement  productive  de  Notre  Dame  de 
Lourdes.  —  Acta  S.  S.  11,  509  wird  ein  Decret  der  Riten-Congr.  vom 
11.  Dec.  1878  mitgetheilt,  worin  auf  eine  Anfrage  des  Bischofs  von  Port 
Louis  auf  der  Insel  Mauritius  u.  a.  erklärt  wird:  die  Ersoheinungen  und 
Offenbarungen  von  La  Salette  und  ähnliche  seien  von  dem  apost.  Stuhle 
weder  approbirt  noch  reprobirt,  sed  tantum  permissas  tan  quam  pie  cre- 
dendaa  fide  solum  humana  juxta  traditionem,  quam  ferunt,  idoneis  etiam 
testimonüs  ac  monumentis  confirmatam.  —  Das  Schriftchen  und  die  Me- 
daille des  Abbe  Migorel  wird  mit  der  in  La  Salette  gegründeten  Asso- 
ciation pour  la  reparation  des  blasphdmes  et  la  sanctification  du  dimanohe 
zusammenhangen.  Ami  de  la  fei.  178,  262  ist  von  einem  weit  verbreiteten 
Schriftchen  die  Rede,  welches  weiren  üebertreibungen  und  einer  teinte 
d'illuminisme  von  den  Oberen  des  y^rf^^^ers  desavouirt  sei. 


1158  Römische  Frage. 

berti  and  RoBmini  goMridmet  ist,  aber  viel  tolles  Zeug  zu  enthalten 
Bcbeint,  u.  a.  den  Satz,  che  Maria  fa  asennta  all'  anione  ipostatiea 
col  Yerbo  divino  (Gantii  3,  672).  Eine  Schrift  von  Lavarino, 
La  mia  opinione  intorno  alla  teandria  di  Maria  Vergine  e  della 
chiesa  catt.,  wurde  1859  mit  Anctor  laud.  etc.  yerb.  1862  er^ 
wähnte  die  Civ.  5,  3,  459  noch  einmal  ein  Bach  von  ihm  als  in- 
sano  und  eins  als  empio  und  äusserte  die,  wahrsoheinlich  richtige, 
Vermuthung,  er  sei  nicht  recht  gesoheidt.  Diese  Sachen  hat  die 
Index-Congr.  laufen  lassen. 

Am  28.  Jan.  1875  publicirte  der  General-Commissar  der  In- 
quisition, der  Dominicaner  Fr.  Yinc.  Leo  Sallua  folgendes  Decret: 
die  Inq.  habe  Fer.  lY.  13.  Jan.  zwei  Schriften  verdammt  und  in 
den  Index  zu  setzen  befohlen:  Del  sangue  purissimo  e  verginale 
della  grau  madre  di  Dio  Maria  santissima.  Operetta  dogmatico- 
ascetica,  Nap.  1868,  und  Del  sangue  sacratissimo  di  Maria.  Stadii 
per  attenere  la  festivitlt  del  medesimo,  Perugia  1874  (bei  beiden 
steht  Auotoi*  laud.  etc.) ;  der  Papst  habe  das  Decret  bestätigt  und 
verordnet,  monendos  esse  alios  etiam  soriptores,  qui  ingenia  sna 
aouant  super  hie  aliisque  id  genus  argnmentis,  quae  novitatem  ss- 
piunt,  ac  sub  pietatis  speoie  insuetos  cultus  titulos  etiam  per  ephe* 
merides  promovere  studeant,  ut  ab  eorum  proposito  desistant  (Acta 
S.  S.  8,  2B9).  Diese  Warnung  gilt  nach  A.  J.  P.  14,  499  der 
Mailänder  Scuola  cattolica,  welche  mehrere  Artikel  über  den  Gegen- 
stand von  einem  frommen  Bischof  [dem  spätem  Card.  Parooehi?] 
gebracht  und  noch  im  Dec.  1874  diese  Artikel  als  einen  der  Reli- 
gion geleisteten  Dienst  bezeichnet  hatte. 


118.     Die  Roniseke  Frage. 

Von  den  1859—61  erschienenen  französischen  BroschürcD 
über  die  Römische  Frage  steht  keine  im  Index,  obschon  gegen  La 
Guerronnidre's  La  France,  Rome  et  Tltalie,  1861,  Card.  Antonelii 
26.  Febr.  1861  ein  eigenes  Rundschreiben  erliess.  Auch  von 
den  italienischen  Schriften,  die  seitdem  gegen  die  weltliche 
Herrschaft  des  Papstes  nnd  zu  Gunsten  der  Einigung  Italiens 
und  seit  1870  zu  Gunsten  einer  Anssöhnang  des  Papstes  mit 
dem  geeinigten  Italien  erschienen,  stehen  nicht  so  viele  im  Index, 
als  man  bei  der  Schärfe,  mit  welcher  diese  Ideen  wiederholt 
von  Pius  IX.  und  Leo  XIII.  verdammt  worden  sind,  erwarten 
sollte.  Jedenfalls  sind  auch  nicht  gerade  die  bedeutendsten 
oder  die  schärfsten  Schriften  dieser  Art  von  der  Index-Congre- 
gation  ausgeeucht.    Am  bemerkenswerthesten   unter  den  geist- 


La  Gaerronuiere.    Tefttory.  1159 

licheu  Sehriflsteliern  dieser  Kategoire,  die  im  Index  stehen,  sind 
Passaglia,  Reali,  Mongini,  und  aus  der  Zeit  nach  1870  Cnrci 
und  Audisio. 

1.  Im  J.  1859  erBchienen  La  queation  romaine  von  Edmond 
About  und  Le  Pape  et  le  congrös  von  La  Guerronnifere.  Gegen 
letztere  Broschüre,  die  von  Napoleon  III.  inspirirt  war,  brachte  das 
Giomale  di  Roma  einen  scharfen  Artikel  and  am  Neujahrstage  1^60 
auBserte  Pins  IX.  za  den  Offizieren  des  Oecnpationsheeres :  sie  sei 
ein  bezeichnendes  Denkmal  der  Heuchelei  und  er  hoffe,  dass  der 
Kaiser  die  Grundsätze  derselben  verdamme.  Diese  beiden  und  die 
oben  erwähnte  zweite  Broschüre  La  Guerronniire's  wurden  von 
mehreren  französischen  Bischöfen,  u.  a.  von  Dupanloup,  bekämpft 
und  dieser  von  Pias  IX.  dafür  belobt^-).  In  der  Civ.  4,  9,  456 
wurde  auch  Eome  et  les  evftques  fran^ais,  1881,  und  6,  4,  129  La 
Guerronniire's  L'abandon  de  Rome,  1862,  ausführlich  kritisirt.  Im 
Index  steht  nur  Lettre  k  TArchiv^ue  de  Paris  sur  la  Situation 
de  l'£g]ise  avant  et  apr^s  la  Convention  du  15.  Sept.  1864  (zwischen 
Napoleon  und  Victor  Emmanuel),  verb.  1865.  Gleichzeitig  wurde 
eine  auf  die  Mexicanische  Angelegenheit  bezügliche  Schrift  verb. : 
L'Empire  et  le  Clerg6  Tüexicain,  par  TAbbi  Testory,  Aumonier 
en  chef  de  Tarm^e  fran^aise  au  Mexique,  Chev.  de  la  Legion  d'hon* 
ueur,  Officier  de  l'Ordre  imperiale  de  Guadeloupe,  Mexico  1 865,  wie 
Civ.  6,  2,  102  sagt,  eine  Vertheidigung  der  sacrilegischen  Occupa- 
tion  der  Kirehengüter  und  der  Attentate,  welche  auf  Befehl  des 
Marschalls  Bazaine  und  von  der  kaiserlichen  Regierung  begangen 
wurden,  eine  Schrift,  deren  Verbot  von  den  gemässigten  Katholiken 
der  France  und  des  Memorial  diplomatique  als  eine  der  Gewalt- 
thaten  bezeichnet  werde,  welche  der  h.  Stuhl  gegen  alle  Versuche 
verübe,  den  Katholicismus  mit  der  modernen  Civilisation,  das  Papst- 
thum  mit  dem  Kaiserthum  zu  versöhnen.  Der  Bischof  von  LuQon, 
La  Congr.  del'  Index  p.  97  meint,  die  Broschüre  sei  in  Frankreich 
gemacht  und  Testory  habe  nur  seinen  Namen  hergegeben ;  ein 
Priester  werde  solche  gottlose  und  unsittliche  Sachen  nicht  schreiben. 
Er  führt  die  Schrift  aber  auch  als  Beweis  dafür  an,  dass  die  Index- 
Congr.  nicht  immer  vor  der  Verdammung  einer  Schrift  den  (entfernt 
wohnenden)  Verfasser  hören  könne.  Faudra-t-il  diffirer  au  temps 
oÜL  la  spoliation  sacrilege  des  biens  de  T^glise  du  Mexique  aura  6t6 
consomm^e,  pour  lancer  contre  la  brochure  .  .  .  la  juste  prohibition? 
1869  wurde  übrigens  gemeldet:  Auct.  laud.  etc. 

Natürlich  wurden  manche  der  Curie  unbequeme  Schriften,  die 
nicht  im  Index  stehen,  im  Kirchenstaate  verb.  Im  März  1859  fragte 
die  Censnrbehörde  zu  Bologna  bei  dem  Card.  Milesi  an,  ob  von  den 
auf  dem  Zollamt  angekommenen  Schriften  über  die  Eömieche  Frage, 
wie  von  anderen,  deren  Verkauf  man  verbiete,  ausnahmsweise  Eixem- 
plare  an  Beamte  und  andere  znverlässig«  Personen  abgegeben  'ww- 


1)  Reuchlin,  Gegch.  Itah*Q^  ^S4.  Koskovany  6,  10^1.  V\*i^ 


L 


1160  Römische  Frag«. 

den  dürften.      Der  Cardinal  befahl,    alle  Exemplare  an  ihn  abzulie- 
fern (Gennarelli,  Govemo  Pontif.  1,  538). 

2.    Der  bedeutendste  unter  den  liberalen  Geistlichen  vor  1870 
war  Carlo  FasBaglia,    der  1859    aus  dem  Jesuitenorden  austrat  und 
Professor    an  der  Sapienza   wurde   und  bei  Cavours  Yerhandlungen 
mit    der  Curie    eine  KoUe  spielte^).      Seine    anonyme  Schrift  Pro 
canssa  italica  ad  episcopos  catholicos  actore  (in  den  Index- Auegaben 
steht  auctore)  presbytero  catholioo;  Fir.  1861,  worin  er  dem  Papste 
räth,  die  weltliche  Herrschaft  aufzugeben,  wurde  in  der  Civ.  4, 12, 
78.  325  scharf  kritisirt  und  der  Verfasser,  —  er  wird  nicht  genannt, 
— ^  daran  erinnert,  dass  er  der  £xcommunication  verfallen  seL    Am 
9.  Oct.  1861  wurde  die  Schrift  mit  anderen  verboten  (die  Civ.  theilte 
das  Decret  mit,    musste    aber  4,  12,  485  erklären,   dass   dabei  die 
Schrift    Pro  caussa  etc.   durch    ein  Druck  versehen  ausgelassen  sei). 
Pass.  verliees  noch  in  demselben  Monate  Rom,  um    der  Verhaftung 
zu  entgehen.     Er  veröffentlichte  noch  1861  zu  Florenz  die  Schrift* 
eben  Obbligo  del  Vescovo  di  Eoma  e  Pontefice  Massimo  di  risiedere 
in  Eoma,  quantunque  metropoli  del  Regno  d*Italia,  per  Emesto  Fi* 
lalete,    und  Della  scomunioa,  avvertenze  d'un  prete  cattolico,    47  S. 
16.,  die  in  der  Civ.  4,12,  340.  450  scharf  kritisirt,  aber  nicht  verb. 
wurden.   —    Im    Observateur   cath.  T.  13,  56    wird    berichtet:   die 
Schrift  Pro  caussa  sei  auf  Befehl  des  Papstes  von  der  Index-Congr. 
in  Untersuchung  genommen  worden  und  Card.  Altieri  habe  18  Con- 
sultoren  dariLber  befragt ;     Pass.    habe  ihm  geschrieben,    er  sei  der 
Verfasser  und  verlange  gemäss  der  Verordnung  Benedicts  XIV.  ge- 
hört zu  werden;  dieses  sei  aber  abgelehnt  worden,  und  der  Secretär 
der  Congr.,  P.  Modena,  dem  Pass.  persönlich  sein  Verlangen  vorge- 
tragen,  habe  ihm  geantwortet,    da  die  Schrift  anonym  sei,    habe  er 
keinen  Anspruch  darauf,  gehört  zu  werden ;     später  habe  ihn  Card. 
Altieri  zu  sich  beschieden  und  ihn  gefragt,  ob  er  der  Verfasser  sei. 
In  der  Nazione    vom  16.  Oct  veröffentlichte  Pass.  eine  Erklärung, 
worin  er  das  Verlangen  gehört  zu  werden,  wiederholte.    Nach  dem 
Observ.  p.   106  konnte  er  nicht  verhafket  werden,  weil  ihn  General 
Guyon  in  Schutz  nahm;  bei  seinen  Freunden  wurden  Haussuchungen 
vorgenommen,    u.  a.  bei  Simonetti,    Prof.   an   der  Propaganda,   der 
auch  verhaftet  wurde.  —  1863  wurde  verb.  II  Mediatore,  giomale 
settimanale  politico,  religiöse,  scientifico,  letterario,  diretto  dal  Prof. 
Carlo  Passaglia  (erschien  1862 — 66).     Passaglia  s  Buch  La  causa  di 
S.  E.  il  Card.  Girolamo  d*  Andrea  esposta  e  difesa,  1867,  529  S.  8., 
ist    nicht    verb.  2).  —  Wenn   ich    nicht    irre,    hat    Passaglia    spater 
seinen  Frieden  mit  der  Curie  gemacht 


1)  Im  neuen  Reich  1872,  II,  961.  Nielsen,  Die  Römische  Kirche  1, 
447.     Die  Literatur  bei  Rosk.  5,  1033. 

2)  Card.  Andrea  wurde,  weil  er  1864  ohne  Urlaub  nach  Neapel  ge- 
gangen und  auf  die  AuflTordernng  des  Papstes  nicht  zurückgekehrt  (und 
sonst  missliebig  geworden)  war,  1866  als  Bischof  von  Sabina,  1867  als 
Cardinal  suspendirt,  nachdem  er  zurückgekehrt  war  und  deprecirt  hatte, 
14.  Jan.  1868  rehabilitirt,  f  18.  Mai  1868.  Die  Actenstücke  AcU  S.  S.  3, 


C.  Passaglia.    L.  Reali.  1161 

Einige  Monate  früher  als  Passaglia^s  Schrift  wurde  von  einem 
seiner  Freunde,    und  zwar  durch    die  Inquisition   Eer.  lY.  24.  Juli 
1861  verb. :  Della  libertä  di  coscienza  nelle  sue  attinenze  col  potere 
temporale    dei  papi    per  Euaebio  Keali,  Canonico   regolare  Latera- 
nense,  Fir.  1861^  eine  Schrift,  die  hauptsächlich  gegen  die  Behaup- 
tung französischer  Katholiken  gerichtet  ist,  die  weltliche  Herrschaft 
des  Papstes  sei  nothwendig  als   Garantie  für  die  Gewissensfreiheit. 
Reali    hatte  bereits  Rom  verlasen  und  eine    Professur   in  Kavenna 
übernommen.     Die  Ciy.  4,  11,  311.  461  bezeichnete  ihn  in  der  Be- 
sprechung   seiner  Schrift   als  einen  solchen,    der  für  die  30  Silber* 
linge  der  Professur  zum  Judas  geworden,   und  hielt  ihm  vor,    dass 
er  sich  1848  an  der  revolutionären  Bewegung  betheiligt»  dann  aber 
1850,    nm  seine  Existenz  zu  sichern,    sich  zu  einer  Betractatlon  in 
der  Armonia  verstanden   habe.      Unter   dem  25.  Juli   1861  schrieb 
Card.  Patrizi  an  den  Generalvicar  von  Bavenna,  er  solle  Beali  mit- 
theilen,  seine  Schrift  werde   in  den  Index  gesetzt  werden,    und  ihn 
auffordern,  zu  revociren,  und  ihm,  wenn  er  dieses  nicht  in  einer  be- 
stimmten Frist  thne,    die  Excommunication  insinuiren,    der    er  ver- 
fallen sei.     Beali  antwortete  19.  Aug. :  er  habe  in  der  Vorrede  er- 
klärt,   wenn  seine  Schrift  einen  den  Definitionen   der  Kirche  wider- 
sprechenden Satz  enthalte,  sei  er  bereit,  denselben  zurückzunehmen; 
er  wiederhole,  dass  er  sich  einer  von  der  unfehlbarem  Autorität  der 
Kirche  ausgehenden  Sentenz    unbedingt    unterwerfen    werde;     wenn 
man  sein  Buch  in  den  Index  setze,  so  acceptire  er  diese  Sentenz  in 
der  Bedeutung  und  Ausdehnung,  welche  solche  Deorete  beanspruohen 
könnten.     Er  fügt  bei:     „Man   sagt  mir  nicht,    ob  es  sich  um  eine 
Sentenz  der  Index-Congr.  oder  der  Inquisition  handelt;  eine  Sentenz 
der  erstem    ist   eine  Yerwaltungsmassregel   der   Kirche,    die   nicht 
nothwendig   eine  Verdammung    der  Lehre    des  Buches  zur  Voraus- 
setzung und  mitunter  nur  eine  temporäre  Geltung  hat,  während  eine 
Sentenz    der  Inquisition    ein  Urtheil    über   die  Lehre  enthält.     Ich 
weiss  nicht,  warum  das  Decret  von  dem  Cardinal- Vicar  mitgetheilt 
wird,  dessen  Jurisdiction  sich  auf  die  Stadt  Born  beschränkt  [wahr- 
scheinlich   weil  man  Beali   noch    als  Bömisdien  Geistlichen  ansah]^ 
und  nicht    von  dem  Präfecten    der  Index-Congr.   oder  dem  Secretär 
der  Inquisition.     Oder  handelt   es    sich    um    ein  Motu  proprio    des 
Papstes?     Das  wäre  das  erste  Beispiel,    dass  durch  ein  solc)ieB  ein 
Buch    auf   den  Index   gesetzt    würde.^^      Da  sich  also  Beali  nicht 
unterwarf,  wurde  das  Verbot  seiner  Schrift  in  dem  Decrete  der  In- 
dex-Ck>ngr.    vom  9.  Oct.   1861  publicirt.     Schon  am  18.  Juli  1861 
tbeilte  die  Gongregatio  Episcoporum  et  Begularium  dem  Generalabt 
der  Lateranensischen  Chorherren  den  Befehl  des  Papstes  mit,   Beali 
omissis  praescriptis  formis  aus  der  Congregation  auszustossen  ^).  Fer. 
IV.  25.  Febr.  1863  verbot  die  Inq.  noch  von  Beali  die  Schrift  La 


822.  880.    Das  Buch  von  Passaglia   wird    in    einem   dem  Vatican.  Concil 
vorgelegten  Schema  kritisirt;  Friedrich,  Doc.  2,  147. 

1)  Liverani,  La  Curia  p.  69    peutscber  Merkur  1880,  820. 


1168  Römiflche  Frage. 

Cbiesa  e  Tltalia,  Mil.  1862,  206  S.,  die  gegen  die  Adresse  der  Bi- 
schöfe und  die  Erkl&rang  des  Papstes  über  die  weltliche  Herrschaft 
vom  9.  Juni  1862  gerichtet  ist  (Civ.  5,  5,  186).  Nicht  verb.  ist 
Risposta  di  dne  teologi  italiani  all'  Enciclica  dell"  8.  Dee.  1864, 
ürbino  1865,  52  S.,  eine  ErklSrnng  von  Reali,  ans  dem  Esamina- 
tore,  nnd  eine  von  Prota,  ans  dem  £mancipatore  catt.  abgedrackt 
(Civ.  6,  1,  121 ;  6,  2,  720). 

Ein  anderer  Gesinnungsgenosse  Passaglia's,  Francesco  Liverani, 
Prelato  domestico,    Protonotario  della  Santa  Sede    und  Mitglied  des 
Capitels  von  8.  Maria  Maggiore,   früher  von  der  Civ.    (2,  10,  211; 
3,  6,  717)    als  Zierde   seines  Capitels,    ja  der^  katholischen  Kirche 
gefeiert,  vertheidigte  1861  von  Florenz  aus,    wo  er  sich,    angeblich 
seiner  (resnndheit  wegen,  aufhielt,  Passaglia  gegen  die  Armonia  und 
andere  Blätter  und  veröffentlichte  in  der  Opinione  einige  Briefe  über 
das  Papstthum,    das   Kaiserthnm    und*  das  Königreich  Italien.     Im 
Mai  forderte  ihn    der  Brzbischof   von   Florenz  in    höherm  Anftrage 
auf,  nach  Rom  zurückzukehren  und  keine  weiteren  Briefe  mehr  drucken 
zu  lassen ;  dann  werde  ma/l  ihm  für  die  bereits  gedruckten  Amnestie 
ertheilen.     Liv.  antwortete:     er  werde  nach  Rom  zurückkehren,  so- 
bald es    ihm  seine  "Gesundheit  erlaube,    und    keine   weiteren  Briefe 
mehr  veröifentlichen.      Er  hielt  Wort,    liess    aber    die  bereits  ver- 
öffentlichten, die  viele  Mittheilungen  über  Scandale  in  der  geistliehen 
und  weltlichen  Römischen  Verwaltung  enthalten,  als  Broschüre  mit 
seinem  Namen  nnd  all  seinen  Titeln  erscheinen:   II  Papato,  l*Imperio 
e  il  Regno  d'Italia.     Memoria  del  Mgr.  Fr.  Liverani,    Prel.  dorn,  e 
Proton,  della  8.  Sede . . .,  Fir.   1861  *,  808  S.  (3   Auflagen  in  einem 
Jahre).      Bald  darauf  brachte    das  Giern,  di  Roma  die  Mittheilnng: 
das  Colleginm  der  Protonotare    und  das  Capitel  von  S.  Maria  Mag- 
gfore  hätten  den  Papst  gebeten,    in   ausserordentlicher  Weise  gegen 
Liv.  einzuschreiten,    und    der    Papst    habe    darauf  verordnet,    wenn 
Liv.  nicht  binnen  zwei  Monaten  die  in  seiner  Broschüre  ausgespro- 
chenen Ansichten  zurücknehme  und  nach  Rom  zurückkehre,  solle  eir 
ohne  weiteres  seines  Canonicates  verlustig  sein.     Liv.  schrieb  darauf 
31.  Juli  1861  an  den  Papst:     wenn  er  seine  Broschüre  verdamme, 
werde  auch  er  sie  verdammen ;    im  übrigen  möge  er  nach  dem  ca- 
nonischen Rechte  gegen  ihn  verfahren.     Im  Aug.  1861  begann  dann 
die  Oiv.  4,  11,  885;    4,  12,  20  eine  Reihe  von  Artikeln  gegen  die 
Broschüre  von  Liv.    Dieser  veröffentlichte  darauf  La  Curia  Romana 
e  i  Gesuiti,    Fir.  1861  *,    eine    actenmässige    Darstellung   des  Ver- 
fahrens gegen  ihn  selbst  und  gegen  Reali  u.  a.  *).     Liv.  wurde  seit 
1861  in  Rom  als  abgesetzt  angesehen;    aber  die  beiden  Broschüren 
stehen  nicht  im  Index.     Er  hat  sich  1873  unterworfen. 

Am  12.  Juni  1861  verdammte  die  Inquisition  II  Ponteficc 
e  le  armi  temporali  a  difesa  dello  spirituale,  come  pretende  la  Ci- 
vilti  cattolica  di  Roma.  Lettera  politico-morale  di  un  parroco  pie- 
montese    ad    un    Monsignore    Romano,    Mil.    1861.     Der    Verfasser, 


l)  Deutscher  Merkur  1880,  299.  325.  K.  Ilillebmnd,  lUlia  4,  280, 


Fr.  Liverani.     P.  Mongini.    A.  tsaia.    L.  Prota.  1163 

Pietro  Mongini,  Pfarrer  zu  Ogebbio  in  der  Diöoese  Norara,  wurde 
aufgefordert,  sich  zn  unterwerfen  und  pflichtmüssig  zu  retractiren. 
Statt  dessen  veröffentlichte  er  unter  seinem  Namen  Apologia  dell' 
opusculo  intitulato :  II  Ponteiice  .  .  ^  Intra  1861.  Diese  wurde  von 
der  luq.  24.  Juli  verdammt  und  beide  Verbote  wurden  zusammen 
mit  dem  der  Schrift  von  Passaglia  9.  Oct.  von  der  Index-Gongr. 
pnblicirt.  Zugleich  erklärte  die  Inq.  Mongini  für  suspendirt.  £r  be- 
achtete die  Suspension  nioht  und  schrieb  La  oristiana  procedura  dell' 
attnale  Inquisizione  Korn.,  giustifioazione  del  Parroco  P.  Mongini 
oontro  le  menzogne  deir  Armonia  e  consorti,  Intra  1862.  Die  Inq» 
verbot  diese  Schrift  10.  Sept.  1862  und  erliess  8.  Juni  1863  das 
Decret:  wenn  Mongini  sich  nicht  binnen  zwei  Monaten  unterwerfe, 
sei  er  als  öffentlich  und  namentlich  excommunioirt  und  seines  Pfarr* 
amtes  entsetzt  anzusehen ;  dieses  Decret  gelte  als  die  vorgeschriebene 
trina  mooitio.  Pius  IX.  Hess  Mong.  auch  durch  ein  Schreiben  seines 
Seoretärs  zur  Unterwerfung  auffordern.  Mong.  fuhr  fort  zu  fängiren, 
und  die  Inq.  Hess  darauf  die  Sentenz,  dass  er  als  Haereticns  vitan* 
dus  anzusehen  sei,  in  Rom  anheften  und  im  GHom.  di  Eoma  vom 
15.  Dec.  1863  abdrucken  (die  Sentenz  kam  21.  Deo.  in  Turin  an; 
am  22.  meldete  die  Gazetta,  Mong.  habe  den  Mauritius-  und  Laza- 
rns-Ordeu  erhalten).  In  einer  in  der  6az.  di  Torino  abgedruekten 
Erklärung  vom  I.Jan.  1864  sagt  Mongini:  er  sei  überzeugt,  dass  er 
in  seinen  Schriften  gegen  Dogma  und  Moral  nicht  Verstössen;  er 
habe  wiederholt  erklärt,  dass  er,  wenn  er  das  gethan,  retraetiren 
wolle;  da  die  £xcommunication  lediglich  wegen  politischer  Meinun* 
gen  über  ihn  verhängt  worden,  sehe  er  sie  als  nicht  vorhanden  an 
und  werde  er  seine  Functionen  als  Pfarrer  fortsetzen^).  1865  hat 
die  Inq.  von  ihm  noch  verb.:  La  politica  in  confessione,  ossia  FEn- 
ciolica  ed  il  Sillabo  in  rapporto  al  giubileo  del  1865.  Osservazioni 
del  Parroco  Cavaliere  D.  Pietro  Mongini  dirette  a  Mgr.  Yescovo  di 
Novara  e  S.  E.  il  Card.  Patrizi  ed  altri  loro  colleghi  neir  episco- 
pato  cattolico,  Tor.  1865.  —  In  demselben  Jahre  verbot  die  Index- 
Congr.  eine  Schrift  des  Abate  Antonino  Isaia,  der  1861  bei  den 
Verhandlungen  zwischen  Cavour  und  der  Curie  betheiligt  gewesen 
(Üiv.  5,  3,  362),  Storia  ed  esame  dell'  Enciclioa  e  del  Sillabo  dell' 
8.  Dec.  1864,  Tor.  1865.  Im  Dec.  1874  meldete  sie:  Auetor  laud. 
etc.  2).  —  Die  Inq.  verbot  20.  Dec.  1865:  Pubblica  confessione 
d'un  prigionere  deir  Inquisizione  Rom.  ed  origine  dei  mali  della 
Chiesa  catt,  Tor.  1865. 

Von  dem  Dominicaner  Luigi  Prota-Oiurleo  wurde  1862  verb. 
Roma  capitale    della  nazione    italiana  e  gV  interessi  cattolici;    idee 


1)  Civ.  catt.  5,  7,  104 ;  6,  9,  104.  225.  495.  Mongini  tibergab  nach 
zwei  Jahren  die  Verwaltung  der  Pfarrei  einem  Cooperator  und  nahti  eine 
Anstellung  von  der  Regierung  an.  Rhein.  Merkur  1871,  866. 

2)  Seine  ältere  Schrift  über  4ie  von  ihm  geführten  Unterhandlungen, 
Negoziato  tra  il  Gonte  di  Cavoar  e  \\  Card.  AnttOnelU  conchiuao  per  la  ces- 
aione  del  potere  temporale  del  Pav^«   Tor.  1862,  wurde  nur  in  der  Ovw.T», 
3,  862  kritisirt.  ^*' 


1164  Römische  Frage. 

comparatiYe  e  giadizio,  Napoli  1861,  und  1864:  II  matrimonio  civile 
6  il  oelibato  del  clero  catt.,  con  le  appendioi  storiche  del  Prof.  Tom- 
maso  Semmola,  Nap.  1864.  Prota  trat  an  die  Spitze  der  in  Neapel 
gebildeten  Societa  emancipatrice  del  Clero  Italiano  nnd  wurde  1863 
aus  geioem  Orden  entlassen^).  Der  genannte  Verein,  die  in  Mittel- 
italien gebildete  Sooietä  di  mutuo  soccorso  (gegen  die  päpetlicfaen 
und  bischöflicben  Maasre gelungen  der  national  gesinnten  Geistlichen) 
und  die  Societa  clerico-liberali  wurden  in  der  £ncyclica  Pias*  IX. 
an  die  italienischen  Bischöfe  vom  10.  Aug.  1863  (Rosk.  5,  796) 
verdammt.  Dem  Neapolitanischen  Vereine  hatte  der  Bischof  Capnto 
von  Ariane,  Greneralcaplaii  beider  Sicilien,  einige  unter  seiner  Juris- 
diction  stehende  Kirchen  geöffnet.  Als  er  6.  Sept.  1862  gestorben 
war,  verfugte  Pius  IX.  durch  ein  Breve  vom  19.  Dec.  1862,  alle 
bis  jetzt  dem  Capellanus  major  in  Regno  utriusque  Siciliae  unter- 
stellt gewesenen  Kirchen  und  Personen  sollten  bis  auf  weiteres  den 
Ordinarien  unterstellt  sein.  In  einem  Decrete  der  Inq.  von  Fer.  IV. 
4.  Hai  1864  (Civ.  5,  10,  611)  heisst  es  dann:  der  Priester  Ctie- 
tano  G-uerrasio  habe  sich  als  Protocapellanus  und  Decanus  regaÜB 
capellae  palatinae  die  Jurisdiction  des  Capellanus  major  angeraasst 
und  in  den  zwei  letzten  Jahren,  angeblich  auf  königlichen  Befehl, 
einen  Ordo  divini  offieii  (Direotorium)  für  die  betreffenden  Kirchen 
veröffentlicht ;  dafür  und  für  andere  ähnliche  Vergehen  sei  er  Cen* 
suren  verfallen;  er  werde  jetzt  zum  dritten  Male  formlich  monirt, 
sich  aller  Jurisdiction  zu  enthalten  und  binnen  zwei  Monaten  alle 
Exemplare  des  Ordo  wieder  einzusammeln.  Der  Ordo  steht  doeh 
nicht  im  Index,  aber  als  13.  März  1865  verb.  Poche  riflessioni 
sulla  questione  del  giorno  circa  il  Capellano  maggiore  e  clero  Pa- 
latino di  Napoli,  et  id  genus  similia.  —  1866  verb.  die  Inq.  auch 
Saggio  di  preghiere  per  la  Chiesa  catt.  italiana  a  cura  della  So- 
ciety nazionale  emancipatrice  e  di  mutuo  soccorso  del  sacerdozio 
italiano,  Neapel  1866  (steht  zweimal  im  Index,  einmal  mit  dem 
falschen  Datum  1867).  Das  von  Prota  seit  1862  redigirte  Organ 
des  Vereins,  L'Emancipatore  oattolico,  giornale  della  Societa 
nazionale  .  .  .,  wurde  erst  1869  verb.  (im  Index  wird  dabei  be- 
merkt, der  Verein  sei  schon  durch  die  erwähnte  Encyclica  verdammt 
worden).  —  1869  nahm  Prota  Partei  für  das  von  Riooiardi  nach 
Neapel  berufene  Freidenker-Concil.  Später  spielte  er  eine  Bolle  bei 
der  Organisation  der  Chiesa  cattolica  nazionale  italiana,  die  2.  Mai 
1875  den  im  Orient  consecrirten  Dom.  Panelli  zum  Bischof,  den 
Canonicus  Stanislao  Trabucco  zum  Coadjutor  und  Prota  zum  Gene- 
ralvicar  wählte  ^).  Die  von  diesem  darauf  herausgegebenen  Confe- 
renze  critiche  storiche  sulla  Chiesa   catt.  naz.  ital.  sind  nicht  verb. 


1)  Civ.  catt.  5.  8,  758;  5.  5,  746;  5,  6,  266.  Rhein.  Merkur  1871, 
365.  K.  Hillebrand»  Ttalia  4,  236.  lieber  die  zweite  Schrift  erschien  Ton 
Siotto  Pintor  Lettera  a  L.  Prota  intorno  alla  forma  del  matrimonio,  1865. 

2)  Deutscher  Merkur.  1874,  89;  1875,  210.  355.  Hillebrand  S.  288. 
Pius  IX.  verdammte  die  Chiesa  durch  ein  Breve  vom  8.  Juli  1875  (Acta 
S.  S.  B,  561). 


Societä  derioo-liberali.  A.  Moretti  u.  a.  1166 

Trabacco,  von  dem  mehrere  Schriften,  n.  a.  II  presente  e  Tayvenire 
della  Chiesa,  dottrine  di  V.  Gioberti  sviluppate  e  schiarite,  Neapel 
1865,  in  der  Civ.  9,  2,  587  kriÜBlrt  wnrden,  steht  gar  nicht  im 
Index.  —  Das  viel  massvollere  Organ  der  nord-  und  mittelitalieni- 
schen liberalen  Geistlichen,  der  1864—1870  zu  Florenz  erschienene 
Esaminatore,  und  die  zahlreichen  aus  diesem  Kreise  hervorgegange- 
nen kleinen  Schriften  von  Pietro  Emilio  Tiboni,  Filippo  Perfetti, 
Stan.  Bianciardi  u.  a.^)  wurden  von  einzelnen  Bischöfen  verboten 
und  in  der  Civ.  bekämpft,  stehen  aber  nicht  im  Index,  was  bezüg- 
lich des  Esaminatore  um  so  auffallender  ist,  als  Card,  d 'Andrea  vor 
seiner  Behabilitation  (S.  1160)  u.  a.  erklären  musste,  er  bereue  seine 
Yerbindnng  mit  diesem  Blatte  und  verwerfe  die  Lehren  desselben, 
die  der  h.  Vater  als  ketzerisch  und  schismatisch  ansehe. 

Femer  wurden  1860 — 70  noch  folgende  Schriften  von  Geist- 
lichen verb.  (vgl.  S.  966)  :  Appelle  al  clero  italiano  del  Pr.  Anto- 
nio Salvoni,  Arciprete,  Vicario  foraneo  di  Gavardo,  Brescia  1860; 
Mali  della  chiesa  e  rimedii.  Analisi  e  proposte  del  Pr.  A.  Salvoni, 
Ex- Arciprete  .  .  verb.  1864;  Le  piaghe  della  Chiesa  Milanese,  Mil. 
1863;  II  Clero  Yeneto  nell^  a.  1862,  per  un  testimonio  di  vista  e 
di  fatto,  Bol.  1862,  verb.  1863;  1864  Auotor  laud.  etc.  —  1861 
verbot  die  Index-Congr.  Catechismo  politico  ad  uso  delle  classe 
inferior!,  redatto  da  M.  C.  M.,  Nap.  1860.  Nach  vier  Jahren,  1865 
wurde  gemeldet:  Auetor,  Mariano  Mar  esc a,  Diputato  al  Parlamente 
nazionale,  laud.  etc.  Im  nächsten  Jahre,  1866  verbot  die  Inq.  von 
ihm  Problemi  di  teologia  cristiana.  Parte  I.  Dio,  Tor.  1863,  und 
wieder  nach  vier  Jahren  Auetor  opus  pleno  reprobavit  et  humiliter 
se  subjecit.  —  Andere  Laien  haben  sich  nicht  unterworfen :  Manuale 
di  civica  da  Girol.  Masca^ni,  verb.  1860.  Von  dem  Senator 
Giov.  Sciotto  [recte  SiottoJ- Pintor  wurden  gleich  nach  dem  Er- 
scheinen verb.:  Lettera  ai  vescovi  adnnati  in  Boma,  1862;  Risposta 
alla  lettera  deir  Arcivescovo  di  Cagliari  intorno  al  dominio  tempo- 
rale dei  pontefici,  1864;  L'Italia  e  i  ministri  della  Corona,  1864; 
dagegen  nicht  Lettera  supplicatoria  a  Pio  IX.  sul  dom.  temp.  dei 
papi,  1863,  und  andere  bei  Gubernatis  und  Civ.  8,  5,  586  verzeich- 
nete Schriften,  —  von  Aurelio  Turcotti  Troppo  tardi  ossia  la 
queatione  Bomana  sotto  un  nuovo  aspetto,  1866  (und  Trattato  di 
morale  umana  emancipata  da  ogni  dogma  e  pregiudizio.  Semplici 
letture  ad  uso  del  popolo  che  legge,  intende  e  ragiona,  1875,  2  vol.), 
—  von  dem  Deputirten  Andrea  Moretti  La  parola  di  Dio  e  i  mo- 
derni  farisei,  appello  al  sentimento  cristiano,  Bergamo  1863*,  124 
S.  8.,  verb.  1864.  Er  sagt,  er  sei  aus  innerster  Ueberzeugung  Ka- 
tholik, könne  aber  nicht  unterlassen,  gegen  den  modernen  Pharisäis- 
mns  zu  protestiren,  der  in  der  Kirche  dominire;  man  könne  ein 
Christ  und  ein  Italiener  sein,  die  weltliche  Herrschaft  des  Papstes 
müsse  aufhören  u.  s.  w.  Gegen  drei  anonyme  Entgegnungen  schrieb 
er  n  grande  errore  dei  moderni  farisei,  Bergamo  1866  *,  158  S.  8. 


1)  Rhein.  Merkur  1871,  305;  über  Bianciardi  s.  Civ.  7,  8,  334,  über 
Tiboni  Civ.  11,  7,  288. 

Reiuicb,  Index  II.  74 


Il6d  ftömiBche  Fragrö. 

(gegen  die  Infallibilität  des  Papstes  oder  der  Majorität  der  Bischöfe; 
das  päpstliche  Rom  sei  das  Thier  der  Apokalypse  u.  s.  w.),  und 
gegen  die  Angriffe  der  Civ.  Ai  redattori  della  Civ.  catt.  Lettera  del 
Dott.  A.  M.,  datirt  28.  Nov.  1866,  28  S.  8.i).  Diese  beiden  Schrif- 
ten stehen  nicht  im  Index,  obschon  die  zweite  nmfangreicher  und 
schärfer  ist  als  die  erste.  —  In  der  Civilta  catt.  werden  sehr  viele 
Schriften  über  die  Römische  Frage  von  Laien  (4,  4,  465;  4,  5,97; 
7,  7,  705  n.  s.  w.)  und  Geistlichen  (6,  11,  694;  8,  4,  196  u.b.w.) 
scharf  kritisirt,  die  nicht  im  Index  stehen  ;  es  scheint  fast,  dass  die 
Index-Congr.  jene  Recensionen  als  genügend  angesehen.  Auch  Ma* 
miani's  La  Rinascenza  cattolica  1862,  (K.  Hillebrand,  Italia  4,  227), 
ist  nicht  verb. 

Von  geschichtlichen  Werken,  die  mit  der  Römischen  Frage 
zusammenhangen,  kamen  in  dieser  Zeit  in  den  Index  nur:  La  Rom e 
des  papes,  son  origine,  ses  moeurs  intimes,  son  Systeme  administratif, 
par  un  ancien  membre  de  la  Constituante  Romaine  [L.  Pinciani] : 
tradnction  de  Touvrage  Italien,  BÄle  et  Londres  1859  *,  3  vol.  8., 
quoc.  idiom.  verb.  1860,  und  Notizie  istoriche  sull'  origine  del 
dominio  temporale  dei  papi,  per  oura  di  F.  A.  M.,  Prof.  di  Fiios. 
e  di  Matem.,  Napoli  1865,  verb.  1866  (Civ.  6,  5,  76).  Besonder« 
auffallend  ist,  dass  nicht  verb.  sind :  Histoire  diplomatique  des  Con- 
claves,  par  T.  Petruccelli  della  Gattina,  Membre  du  Parlemeot 
italien,  Par.  1864 — 66,  4  vol.  8.,  oder  doch  »Storia  segreta  dei  Con- 
clavi  di  Oscar  Pio,  suUe  traccie  di  Petruccelli  .  .,  Milano  1876,  4 
vol.  12.,  wovon  die  Civ.  10,  1,  574  sagt:  mostruoso  libello,  tatto 
bile,  tutto  fiele. 

3.  Unter  denjenigen,  die  nach  1870  den  Gedanken  der  Vei^ 
zichtleistung  des  Papstes  auf  die  weltliche  Herrschaft  und  der  Ver- 
söhnung mit  dem  neuen  Italien  vertheidigt  haben,  ist  Carlo  Maria 
Curci  der  bekannteste.  Er  ist  geboren  1810,  gehörte  51  Jahre 
dem  Jesuitenorden  an,  war  der  Hauptgründer  und  lange  der  Haapt- 
redacteur  der  Civilta  cattolica,  hatte  gegen  Gioberti  und  Döllinger 
geschrieben,  wurde  aber  missliebig,  als  er  jene  Gedanken  in  der 
Einleitung  zu  seinen  1874  zu  Rom  gedruckten  Lezioni  esegetiehe 
e  morali  sopra  i  quattro  evangeli  andeutete,  und  als  in  der  Rivifta 
Europea  1877  unter  dem  Titel:  L'Italia  e  la  sua  Chiesa.  Programma 
politioo  presentato  a  Pio  IX.  dal  P.  Curci  nel  1875,  eine  Denk- 
schrift veröffentlicht  wurde,  die  er,  angeblich  in  einem  einzigen 
Exemplare  gedruckt,  im  Oct.  1875  Pius  IX.  überreicht  hatte,  befakl 
dieser  dem  Jesuiten- General,  ihn  zum  Widerrufe  aufzufordern  nnd, 
wenn  er  diesen  verweigere,  aus  dem  Orden  auszustossen,  woraaf 
Curci  18.  Oct.  um  seine  Entlassung  aus  dem  Orden  bat,  die  ihm  am 
22.  mit  Genehmigung  des  Papstes  gewährt  wurde.  Er  veröffent- 
lichte dann  1878  II  moderne  dissidio  tra  la  Chiesa  e  Tltalia.  Das 
Buch  sollte  gleich  verb.  werden;  Leo  XIII.  verweigerte  aber  die 
Bestätigung  des  Verbotes  und  Hess  Curci  sogar  nach  Rom  kommeD, 
wo  er  einige  Tage  bei  dem  Cardinal-Staatssecretär  Franchi  im  Va- 


1)  Civ.  5,  9,  710;  6,  8,  197.  Rinnov.  catt.  1871,  I,  293. 


C.  M   Curoi.  1167 

■ 

tican  wohnte,  und  milderte  die  über  ihn  verh&ngte  SnepenBion,  in* 
dem  er  ihm  mündlich  erlaubte,  in  der  Stille  Messe  zu  lesen.  —  Das 
1881  erschienene  Bnch  La  nuoya  Italia  ed  i  vecchi  zelanti  wurde 
aber  schon  einige  Tage  nach  dem  Erscheinen,  15.  Juni,  von  der 
Inq.  verb.  Die  Index-Congr.  veröffentlichte  das  Verbot  20.  Juni 
mit  Auetor  laud.  eto.  In  dem  nächsten  Buche,  II  Yaticano  regio 
tarlo  superstite  della  Chiesa  cattolica,  1883,  p.  365,  sagt  aber  Curci : 
das  Verbot  sei  ihm  vorgelesen  worden  und  er  habe  seine  Unterwer- 
fung erklärt,  von  einem  Verwerfen  des  Buches  sei  aber  gar  nicht 
die  Rede  gewesen,  und  auf  dem  Umschlage  des  neuen  Buches  wird 
das  ältere  angekündigt  mit  der  Bemerkung:  „Das  Bnch  ist  in  den 
Index  gesetzt  worden,  und  der  Verfasser  hat  nicht  unterlassen,  seine 
Pflicht  zu  ihnen ;  der  Verleger  glaubt  aber  trotzdem  das  Buch  ver- 
kaufen zu  dürfen,  da  sich  jeder  Katholik  die  Erlaubniss  verschaffen 
kann,  es  zu  lesen.''  Die  Formel  Auetor  laud.  etc.  steht  gleichwohl 
auch  in  der  Appendix  von  1884.  —  II  Vaticano  wurde  auffallender 
Weise  erst  nach  mehreren  Monaten,  30.  April  1884,  von  der  Inq. 
verdammt.  Das  Decret  wurde  12.  Mai  Curci  vorgelesen,  und  er  er- 
klärte: er  unterwerfe  sich  dem  Verbote  und  verwerfe  sein  Buch, 
weil  es  Aergemiss  gegeben,  und  da  die  h.  Congregation  in  dem  4. 
Capitel  theoretische  und  thatsächliche  Irrthümer  gefunden,  so  erkläre 
er,  dasfi  er  diese,  obschon  er  sie  nicht  kenne,  aus  Gehorsam  gegen 
die  kirchliche  Autorität  verwerfe.  Gleichzeitig  veröffentlichte  er 
aber  in  den  Zeitungen  eine  Erklärung:  einer  Verdammung  seines 
Baches  wegen  irriger  Glaubens-  und  Sittenlehren  könne  er  sich  nicht 
unterwerfen,  so  lange  ihm  nicht  solche  bestimmt  bezeichnet  würden. 
Am  15.  Juni  wurde  ihm  darauf  ein  vom  Papste  bestätigtes  Decret 
der  Inq.  übersandt:  wenn  er  nicht  binnen  8  Tagen  die  Verdammung 
seines  Buches  einfach  und  bedingungslos  annehme,  die  in  den  Zei- 
tungen veröffentlichte  Erklärung  zurücknehme  und  verspreche,  das 
Schluss*  und  Abschiedswerkehen,  dessen  Veröffentlichung  er  ange- 
droht, nicht  herauszugeben  und  überhaupt  nichts  mehr  ohne  die 
vorsohriftsmässige  Gutheissung  des  Ortsbischofs  drucken  zu  lassen, 
so  verfalle  er  ipso  facto  der  Suspension.  Curci  veröffentlichte  nun 
das  angedrohte  Werkchen,  Lo  scandalo  del  Vaticano  regio,  duce  la 
provvidenza  buono  a  qnalohe  cosa.  Brevi  note  onde  Tautore  di  quello 
valedice  a  siffatte  polemiche,  1884.  Es  wurde  sofort  von  der  Inq. 
16.  Juli  verb.  und  das  Verbot  18.  Juli  veröffentlicht.  Unter  dem 
28.  Aug.  richtete  dann  Leo  XIII.  ein  Breve  an  den  Erzbischof  von 
Florenz,  worin  er  sagt,  alle  bisher  gegen  Curci  ergriffenen  Mass- 
regeln  seien  mit  seiner  Genehmigung  beschlossen  worden,  und  dar- 
auf erklärte  Curci  14.  Sept.  in  den  Zeitungen:  nachdem  er  durch 
das  ihm  am  5.  mitgetheilte  Breve  die  volle  Gewissheit  erlangt,  dass 
die  gesetzmässige  kirchliche  Autorität  in  seinen  drei  verbotenen 
Schriften  verschiedene  tadelnswerthe  Sachen  gefunden,  missbillige 
und  verdamme  er  alles,  was  in  diesen  Schriften  gegen  den  Glauben, 
die  Sitten  und    die   Disciplin    der  Kirche  Verstösse  ^).      Die  Index- 


1)  Civ.  12,  7.  482;  8,  105.  Vgl.    Deutseber  Merkur  1877,.  876.  390. 


1168  HomiBche  Frage. 

Congr.  hat  von   dieser  Unterwerfung    bis  jetzt  noch  nicht  Act  ge- 
nommen; 

Yon  Interesse  sind  in  Curci's  Büchern  die  indiscreten  that- 
sächlichen  Mittheilungen  über  Personen  und  Zustände  in  Rom  und 
Italien.  Von  dem  Index  sagt  er  II  Vaticano  p.  166  u.  a.:  «Der  Yatican 
bedarf  einer  Schmiede,  die  stets  zur  Hand  ist,  um  die  Blitze  zu  be- 
reiten, die  gegen  Leute,  welche  ihm  yerhasst  oder  unbequem  werden, 
zu  schleudern  sind.  Zu  dem  Ende  sucht  er  den  Glauben  zu  ver- 
breiten, es  bestehe  in  Rom  ein  auserlesener  Areopag  von  Gelehrten, 
welcher  die  Literatur  der  ganzen  Welt  überwachen,  das  Gold  von 
den  Schlacken  scheiden  und  die  Katholiken  vor  letzteren  warnen 
könne.  Das  ist  aber  nur  eine  Fabel  oder  poetische  Fiction.  In 
Wirklichkeit  verhält  sich  die  Sache  so:  die  Index-Congr.  besteht 
aus  einem  Cardinal  Fraefecten,  der  sich  wenig  oder  gar  nicht  um 
die  Sache  bekümmert  [und  aus  mehreren  Cardinälen  als  Mitgliedern, 
die  sich  nicht  mehr  darum  bekümmern],  aus  einem  Secretär,  der  für 
ein  bescheidenes  Einkommen  die  Arbeit  thut,  und  aus  etwa  40  Con- 
Bultoren  [meist]  ad  honorem,  denen  die  Ehre  nicht  mehr  Arbeit 
verursacht  als  unseren  Comthnren  und  Rittern  ihr  Titel.  Das  Wenige, 
was  zu  thun  ist,  besorgen  ohne  alle  Remuneration  einige  Priester 
und  Mönche.  Diese  Gongregation  also  weiss  von  der  Masse  von 
grossentheils  sohlechten  Büchern,  die  täglich  erscheinen,  nichts,  will 
auch  nichts  davon  wissen;  sie  ignorirt  ihre  Existenz.  Sie  befasst 
sich  nur  mit  solchen-  Büchern,  welche  ihr  unter  Beilegung  eines 
Exemplars  denuncirt  werden.  In  ganz  seltenen  Fällen  wird  nun 
wohl  ein  Buch  aus  aufrichtigem  Eifer  für  die  Wahrheit  denuncirt; 
in  den  meisten  Fällen  geht  die  Denunciation  von  offenen  oder  ver- 
steckten Gegnern  der  Schriftsteller  aus,  die  auf  diese  Weise  einen 
Nebenbuhler  demüthigen,  sich  für  eine  Kränkung  Genugthuung  ver- 
schaffen wollen  u.  dgl.  .  .  Nicht  zufrieden  mit  der  Denunciation 
geben  sich  die  Denuncianten  vielfach  Mühe,  ihren  Zweck  zu  erreichen, 
als  ob  es  sich  um  die  Gewinnung  eines  Processes  handelte:  sie  be- 
suchen die  Consultoren,  reichen  Schriftstücke  ein,  suchen  die  Be- 
theiligten indirect  zu  beeinflussen  u.  s.  w.  Yon  alledem  erfahrt 
der  Denuncirte  nichts,  trotz  der  Bestimmung  Benedicts  XI 7.,  dass 
ihm  Gelegenheit  geboten  werden  solle,  sich  zu  vertheidigen  .  .  . 
So  erklärt  sich  die  merkwürdige  Erscheinung,  worüber  uns  die 
Akatholiken  verspotten  könnten,  dass  ein  gewissenhafter  Katholik 
unbedenklich,  wenigstens  ohne  gegen  ein  Gebot  der  Kirche  zu  Ver- 
stössen, die  gottlosesten  und  unsittlichsten  Bücher  lesen  kann,  aber 


418;  1881,  267;  1884,  887.  Foreign  Church  Review  1881,  144.  Rolfus, 
KirchengeBch.  8,  569.  —  Gegen  Curci  erschienen  von  Jesuiten :  Breve  esame 
dell  opusc.  ...  II  modemo  dissidio  .  .,  1878  (nach  Sommervogel  von  M. 
Liberatore  und  E.  Ballerini) ;  C.  M.  Curci  e  il  suo  libro  sul  mod.  diss.  Let- 
tere  critiche  di  un  cattolico  italiano,  1878  (von  G.  Zocchi);  Risposta  al 
libro  La  nuova  Italia  .  .  .,  1881  (von  Fr.  Salis-Seewis  und  Ballerini);  II 
Vaticano  regio  .  .  .  smascherato,  1884.  —  Das  neue  Italien  und  die  alten 
Zeloten.  .Autorisirte  deutsche  Ausgabe  von  J.  Booch-Arkossy,   1882. 


C.  M.  Cnrci.    O.  Andisio  u.  a.  1169 

wenn  er  eine  Seite  in  Rosmini's  «Fünf  Wunden  der  Kirche*'  oder  in 
Audisio^B  „Religiöse  nnd  bürgerliche  Gesellschaft  des  19.  Jahrh/', 
zwei  der  besten  Bücher,  die  ich  kenne,  liest,  eine  Todsünde  begeht. 
Man  wird  sagen :  jene  schlechten  Bücher  zu  lesen,  dürfe  kein  Christ 
für  erlaubt  halten.  Aber  er  weiss  es  ja  doch  nicht  immer  im  vor- 
aus, dass  sie  schlecht  sind.  —  Man  habe  also  die  Ehrlichkeit,  an- 
zuerkennen, und  den  Muth,  es  auszusprechen,  dass  ein  System  wie 
das  der  Index-Congr.  unter  den  gegenwärtigen  Verhältnissen  absolut 
unhaltbar  ist  und  dass  man  es  in  diesem  Punkte  wie  in  vielen  anderen 
dem  Gewissen  des  einzelnen  urtheilsfähigen  Katholiken  überlassen 
sollte,  über  Erlaubt  und  Unerlaubt  zu  entscheiden.  Aber  dann  würde 
die  Bjitzschraiede  im  Vatican  erlöschen  und  Millionen  irrende  Ge- 
wissen und  Millionen  schwere  Sünden  wurden  wegfallen,  und  das 
kann  der  Vatican  nicht  gestatten,  dessen  Herrschaft  eben  auf  den 
irrenden  Gewissen  und  ihren  Sünden  beruht.  —  Ich  habe  vergessen 
zu  erwähnen,  dass  es  für  ängstliche  Gewissen  ein  Mittel  gibt,  sich 
vor  Versündigungen  gegen  die  Index-Congr.  zu  schützen.  Wer  einige 
Lire  zahlt  und  ein  Zeugniss  irgend  eines  Beichtvaters  beibringt,  — 
ein  genügender  Grund,  ein  solches  auszustellen,  ist  für  manchen 
Beichtvater  schon  die  Thatsache,  dass  darum  gebeten  wird,  —  kann 
die  Erlaubniss  erhalten,  alle  verbotenen  oder  noch  zu  verbietenden 
Bücher  zu  lesen,  mit  Ausnahme  von  zwei  oder  drei  besonders 
schlimmen,  die  dem  Schreiber  gerade  in  die  Feder  kommen  [?  vgl. 
8.  906.  919].  Diese  Ausnahme  dient  zur  Aufrechthaltung  der  er- 
wähnten poetischen  Fiction,  die  vorausgesetzt  werden  muss,  wenn 
nicht  die  ganze  Geschichte  in  Kauch  aufgehen  soll.** 

Eine  Vertheidigung  Curci's  von  Monsignore  Giambattista  Sava- 
rese,  —  er  wurde  1858  Referendario  della  Segnatura  und  Prelato 
doraestico,  ging  dann  aber  bald  in  seine  Heimath  und  kam  erst  1881 
nach  Rom  zurück,  —  La  civilta  moderna  difesa  contro  la  Risposta 
al  libro  La  nuova  Italia  ed  i  vecchi  zelanti,  und  dessen  L'ultima 
fase  della  questione  Romana,  beide  Neapel  1882^),  stehen  nicht  im 
Index,  auch  nicht  L'educazione  del  giovane  clero  nei  seminarii  e  i 
nuovi  tempi.  Brevi  considerazioni  del  Sac.  Enrico  Fani,  Pir.  1882, 
nach  Civ.  11,  12,  72  eine  Entwicklung  von  Gedanken  aus  Curci^s 
Schrift;  dagegen  wurde  gleich  verb.  La  religione  e  i  partiti  estremi. 
Stndii  di  Candido  Arasieve,  Lecce  1881,  324  S.  Im  Index  steht 
hinter  dem  Namen  pseudonimo  und  die  Civ.  11,  8,  199.  565  sagt, 
derselbe  sei  das  Anagramm  eines  armen  Priesters,  der  die  Plage 
seines  Bischofs  und  die  Schmach  seiner  Diöcese  sei. 

Am  18.  Apr.  1877  verbot  die  Inq.  Guglielmo  Andisio,  Prof. 
di  filosoßa  del  diritto  nell*  Univ.  Romana,  Canonico  di  S.  Pietro  in 
Vaticano,  Della  societä  politica  e  religiosa  rispetto  al  secolo  deci- 
monono,  Fir.  1876.  Die  Index-Congr.  veröffentlichte  das  Verbot 
20.  Apr.  mit  Auetor  laud.  etc.  Von  einem  frühern  Buche  von  Audisio, 


1)  Deutscher  Merkur  1882,  276.  Er  hat  1856  gegen  A.  Günther  ge- 
schrieben; vgl.  S.  1121  und  1178. 


1170  Römische  Frage. 

—  geb.  1802,  bis  1850  ProfeBSor  in  Turin,  Beitdem  in  Rom,  — 
Diritto  pubblico  della  chiesa  e  delle  genti  cristiane,  1863,  3  toI. 
(Droit  public  de  Töglise,  trad.  par  le  Cban.  Labis,  1864),  hatte  die 
Civ.  5,  8;  314  gesagt:  der  Name  des  YerfasserB  genüge  zur  Em- 
pfehlung. Das  neue  Buch,  —  in  einzelnen  Artikeln  vorher  in  der 
Rivista  universale  erschienen,  —  wurde  im  Correspondant  107, 360 
sehr  gelobt;  Civ.  9,  12,  453  meinte:  Sunt  bona  mixta  malis;  der 
Verfasser  gehöre  zu  den  liberalen  Katholiken,  spreche  von  den  poli* 
tischen  und  religiösen  Verhältnissen  des  19.  Jahrb.,  ohne  aus  den 
Decreten  des  Vatioanums,  dem  Syllabus  und  anderen  Kundgebungen 
Pius^  IX.  ein  Heilmittel  zu  entnehmen  u.  s.  w.  Schärfer  wurde 
das  Buch  in  anderen  Blättern  von  dem  spätem  Cardinal  Parocchi, 
Msgr.  Nardi  u.  a.  angegriffen.  Audisio  bat  den  Dominicaner  Zigliara 
(jetzt  Cardinal)  um  ein  Gutachten  und  Hess  dieses  mit  einer  £ot- 
gegnung,  worin  er  die  Ausstellungen  in  einer  neuen  Auflage  oder 
einer  neuen  Schrift  zu  berücksichtigen  verspricht,  im  Februar  im 
Osservatore  Romano  abdrucken  ^).  Das  hat  ihn  vor  der  Verdam- 
mung durch  die  Inq.  nicht  gerettet.  Uebrigens  steht  er  noch  in 
der  Gerarchia  catt.  von  1882  unter  den  Consultoren  der  Index-Congr. 
1878  wurde,  gleichfalls  mit  Auetor  laud.  etc.  verb.:  Gins. 
Cerruti,  Canonico  Penitenziere  della  cattedrale  di  Novara,  La 
Chiesa  catt.  e  Tltalia;  storia  eccles.  e  civile  dalla  venuta  di  San 
Pietro  a  Roma  sino  alFanno  30  del  fortunoso  pontiflcato  di  Pio  IX., 
Torino  1878,  2  vol.  Civ.  10,  4,  545  sagt,  der  Verf.  wolle  zeigen, 
dass  die  Kirche  sich  immer  den  socialen  Verhältnissen  anbequemt 
habe,  er  spreche  zu  Gunsten  einer  Versöhnung  der  Kirche  mit  dem 
Liberalismus,  sein  Buch  sei  ein  neuer  Beweis,  dass  la  lue  conciliativa 
sich  ausbreite.  —  Am  22.  Dec.  1876  wurde  Storia  della  Chiesa  per  an 
vecchio  cattolioo  (Luigi  Anelli),  Milano  1875,  2  vol.,  mit  Opus  prae- 
damnatum  ex  reg.  IL  Ind.  verb.,  später  aber  gemeldet:  Auetor  laud. 
etc.  Der  Verf.,  ein  Abate,  geb.  1803,  war  1848  Mitglied  der  pro- 
visorischen Regierung  in  Mailand,  und  hat  nach  Gabernatis  auch 
eine  Storia  d'Italia,  1815  —  67,  6  vol.  mit  republicanischer  Tendenz 
geschrieben,  die  nicht  verb.  ist.  Von  seiner  Morale  ai  giovani,  OBsia 
Puomo  educato  alla  virtü,  1877,  sagt  Civ.  10,  2,  79,  sie  sei  gat 
gemeint,  aber  nicht  zu  empfehlen.  —  Ausserdem  stehen  noch  im 
Index:  II  Papato  ai  tempi  deir  impero  da  Costantino  a  Giustiniano 
e  il  papato  ai  tempi  nostri,  con  alcune  note  illustrative  sulle  leggi 
del  18.  Maggie  1871  e  19.  Giugno  1873,  Rom  1874;  Mario  Ayala- 
Roseo,  Le  temporalita  della  Chiesa  e  la  questione  Romana,  1874, 
beide  1875  verb.,  letzteres  von  der  Inq.,  und  ein  Buch  (nur  dieses) 
von  Marco  Minghetti,  geb.  1818,  der  unter  Pins  IX.  und  wieder- 
holt unter  Victor  Emmanuel  und  Amadeo  Minister  war,  State  e 
Chiesa,  1878,  verb.  1878  (Deutscher  Merkur  1878,  7). 


1)  Cassani,  Riforma  1877,  113.  148.  D.  Merk.  1876,  418.  1877.  74. 
631.  Cassani  bot  das  Buch  seinen  Abonnenten  zu  einem  herabgesetzten 
Preise  an,  mit  der  Bemerkung,  nachdem  es  verboten  worden,  würden  sich 
manche  um  so  mehr  dafür  interessiren. 


Das  Vatioanische  Conoil.  1171 


119.     Das  Vaticanische  Concil. 

Von  den  vor  dem  Concil  erschienenen  Schriften  worden 
nnr  wenige  verboten,  im  J.  1868  nach  denen  von  Mayer  und 
Sporleiu  zuerst  50  Thesen  Über  die  Gestaltung  der  kirchlichen 
Verhältnisse  der  Gegenwart,  von  Dr.  Fr.  Michelis,  1867,  15 
S.  8.,  dann  The  condemnation  of  Pope  Honorius,  by  P.  Le 
Page  Renouf,  1868,  46  S.  8.i),  —  im  J.  1869  Janus.  Der  Papst  und 
das  Concil,  1869  ^j,  quocunque  idiomate  verboten,  und  eine  kleine 
italienische  Schrift.  In  der  General-Congregation  vom  16.  Juli 
1870  legten  die  fUnf  präsidirenden  Cardinäle  eine  Protestation 
vor,  welche  von  vielen  Mitgliedern  des  Concils  unterschrieben 
wurde :  alles,  was  in  Zeitungen  und  Broschüren,  —  namentlich 
in  zwei,  welche  ob  suam  calumniandi  artem  obtrectandiqne  licen- 
tiam  ceteris  palmam  praeripuisse  videntur,  Ce  qui  se  passe  au 
Concile  und  La  derniere  heuredu  Concile'),  —  gegen  den  Papst 
und  den  apostolischen  Stuhl  oder  die  h.  Synode  und  über  die 
angebliche  Unfreiheit  dieser  gesagt  werde,  sei  falsch  und  ver- 
leumderisch. Der  Secretär  der  Index- Congregation  hat  nicht 
für  gut  gehalten,  die  beiden  Schriften  in  den  Index  aufzunehmen. 
Die  Index-Congregation  veröffentlichte  vom  November  1869  bis 
September  1872  nur  ein  Decret,  6.  Sept.  1870;  unter  den  12 
darin  verbotenen  Büchern  ist  nur  eins,  ein  portugiesisches  von 
Nnnes,  welches  sich  auf  das  Concil  bezieht.  In  dem  Decrete 
vom  23.  Sept.  1872  stehen  11  auf  das  Concil  bezügliche  Schriften, 
sämmtlich  1871—72  von  der  Inquisition  verboten,  der  also  da- 
n)als  dieser  Zweig  der  Literatur  zugewiesen  gewesen  sein  muss, 
darunter  neben  Schriften  von  Lord  Äcton,  Berchtold,  Friedrich, 
Ruckgaber,  Schulte,  Zirngiebl  u.  a.  auch  das  Broschürchen  von 


1)  Friedrich,  Vat.  Konzil,  1,  742.  The  case  of  P.  Honorius  reconsidered 
with  referenoe  to  recent  apologies,  1869,  100  S.,  ist  nicht  verb. 

2)  von  Döllinger  unter  Mitwirkung  von  J.   Huber  verfaset. 

3)  Beide  Paris  1870,  letztere  auch  München  1870,  französisch  (7  S. 
8.)  und  deutsch  (von  W.  Eleischl,  f  1873).  Die  erstere  Schrift  (215  S.  8.) 
wurde  anfangs  Dr.  Fahre,  Prof.  an  der  Sorbonne,  zugeschrieben,  der  sie 
aber  desavouirte,  dann  einem  Abbe  Guillard  Rhein.  Merkur  1870,  165. 
Uebersetzung:  Wie  es  auf  dem  Concil  zugeht  (Stimmen  aus  der  kath.  Kirche, 
2.  Bd.),  München  1870. 


1172  Das  Vatioanische  Goncil. 

Th.  Braun  (S.  1156)  und  der  zu  Köln  erschienene  Kleine  ka- 
tholische Katechismus  von  der  Unfehlbarkeit,  nur  14  S.  8.  und, 
als  er  verboten  wurde,  schon  in  9  Auflagen  verbreitet.  In  den 
nächsten  Jahren  wurde  dann  noch  eine  Reihe  von  Schriften,  die 
mit  der  Opposition  gegen  das  Goncil  zusammenhangen,  verboten, 
freilich  nnr  ein  kleiner  Theil  der  erschienenen  und  in  einer 
Auswahl,  die  nicht  planvoller  ist,  als  man  das  von  der  Index- 
Congregation  gewohnt  ist.  Von  Schulte  und  Friedrich  stehen 
je  vier  Schriften  im  Index^  von  Langen  zwei,  von  Buchroann 
eine ;  von  Reinkens  wurden,  nachdem  Pius  IX.  in  der  Encyclica 
vom  21.  Nov.  1878  seine  Wahl  zum  Bischof  für  null  und  nichtig, 
seine  Consecration  illr  sacrilegisch,  ihn  selbst  und  seine  An- 
hänger für  excommunicirt  und  Ketzer  erklärt  hatte  ^),  1877  von 
der  Inquisition  zwei  kleine  Schriften  verboten.  1876  verbot  die 
Inquisition  auch  die  im  Auftrage  der  altkatholischen  Synode 
herausgegebenen  Schriften:  Rituale,  Katechismus  und  Leitfaden 
für  Religionsunterricht,  1877  die  Index-Gongregation  den  1876 
zu  Bern  erschienenen  Catöchisme  catholique.  Das  ist  so  ziem- 
lich alles:  die  Römischen  Briefe  vom  Goncil  von  Quirinus,  1870, 
z.  B.  sind  nicht  verboten.  Seit  dem  J.  1875  wird,  der  Encyclica 
von  1873  entsprechend,  den  altkatholisehen  Schriften  gewöhn- 
lich, nicht  immer,  beigefügt:  Opus  praedamnatnm  ex  regnla  IL 
Indicis.  —  Die  französische  Goncilsliteratur  ist  nur  durch  Jean 
Wallen,  La  verit^  sur  le  concile,  1872,  von  der  Inquisition  ver- 
boten 1873,  und  das  Buch  des  protestantischen  Theologen  £.  de 
Fressens^,  Le  concile  du  Vatican,  son  histoire  et  ses  consequen- 
ces  politiques  et  religieuses,  1872,  verboten  1876,  vertreten,  — 
von  E.  Michaud  steht  nichts  im  Index,  —  die  italienische  durch 
die  unter  dem  Namen  Pomponio  Leto  erschienenen  Otto  mesi 
a  Roma  durante  il  Goncilio  Vaticano,  1873,  von  der  Inquisition 


1)  Acta  S.  S.  7,  465:  .  .  .  auctoritate  Omnipotentis  Dei  excomma- 
nicamus  et  anathematizamus  atque  ab  Eoclesiae  oommunione  segregatoB 
et  in  eorum  numero  habendos  esse,  a  qaorum  oonsuetudine  congressuqne 
sie  Omnibus  Ghristifldelibus  interdixit  Apostolus,  ut  nee  Ave  Ulis  dicere 
diserte  praeceperit,  deolaramus,  edicimns  et  mandamus.  In  dem  Breve  an 
die  Schweizer  vom  6.  December  1876  (Acta  S.  S.  9,  598)  heisst  es  von 
dem  Bischof  Herzog  und  seinen  Anhängern  doch  nur :  auctoritate  0.  Dei 
exe.  et  an.  atque  ab  £.  oomm.  segregatos  et  ut  prorsus  schismaticos  ha- 
bendes esse  edicimus  et  denunciamus. 


Fr.  Micfaelis.  1178 

Terboten  1876,  und  ein  paar  andere  Bttcber.    Neuestens,  1884, 
ist  eins  von  Savarese  hinzugekommen. 

Von  den  auf  die  Ma^gesetze  bezüglichen  Schriften  wurden 
Paul  Hin8chiu8,  Die  Orden  und  Congregationen  der  kath.  Kirche 
.  .  .  1874,  und  H.  Dürrschmidt,  Die  klösterlichen  Genossen- 
schaften in  Bayern  .  .  .,  1875,  beide  gleich  nach  dem  Erscheinen 
mit  Opus  praed.  etc.  verboten,  ersteres  mit  dem  Zusätze:  sicuti 
omnia  similia  opera  haereticorum,  femer  1874  ein  zu  München 
erschienenes  Schriftchen  von  Vincentius  Sincerus  und  die  ano- 
nyme Schrift:  Drei  Gewissensfragen  tiber  die  Maigesetze,  letzere 
10.  Juli  1874  mit  d.  c,  worauf  der  Verfasser,  Bischof  Martin 
von  Paderborn,  sogleich  eine  verbesserte  Ausgabe  veranstaltete, 
so  dass  schon  11.  Dec.  1874  gemeldet  werden  konnte:  Auetor 
laud.  se  subjecit  et  opus  emendavit. 

1.  Merkwürdiger  noch,  als  dass  die  Thesen  von  Mi  che  Hb 
(Th.  Lit.-Bl.  1868,  59),  —  der  im  Index  Franc,  in  Wirklichkeit 
Friedrich  heisst,  —  (gleichzeitig  mit  Frohschammers  Christenthum 
und  moderne  Naturwissenschaft)  verb.  wurden,  ist,  dass  keine  seiner 
späteren  Schriften  im  Index  steht.  Im  Lit.  Handweiser  1867,  541 
wurde  bei  der  Anzeige  der  Thesen  bemerkt:  Das  Schriftchen  muss 
wegen  eines  Theiles  seines  Inhalts  in  Rom  zweifelsohne  verb.  werden. 
Der  Nuncius  Meglia  berichtete  darüber  nach  Eom.  M.  erfuhr  das 
Verbot  aus  den  Zeitungen,  veröffentlichte  1868  eine  2.  Auflage  mit 
einer  geharnischten  Erklärung  in  Form  eines  Briefes  an  den  Bischof 
von  Frmland,  dann  aber  eine  Revocation  mit  dem  ausdrücklichen 
Vorbehalt,  dass  diese  nur  die  Bedeutung  eines  disciplinären  Actes, 
des  Gehorsams  gegen  die  kirchliche  Behörde  habe^).  Anctor  laud. 
etc.  steht  im  Index  nicht. 


1)  In  dem  Briefe  an  den  Bischof  von  Ermland  sagt  M.  u.  a. :  i,Der 
Bestand  und  das  Verfahren  der  Rom.  Index-Congr.,  wie  es  jetzt  ist  und 
wie  ich  es  in  diesem  Augenblicke  thatsäcblich  erfahre,  ist  ein  schlechthin 
ungerechtes,  auf  keinem  Recbtsprincipe  beruhendes,  jeder  Gerechtigkeit 
Hohn  sprechendes,  .  .  .  gibt  die  Kirche  Gottes  auf  Erden  nicht  bloss  dem 
Hohne  der  Böswilligen,  sondern  auch  der  Verachtung  der  Vernünftigen 
preis  .  .  .  Die  Hexenprocesse  sind  abgethan  und  die  Inquisition  ist  abge- 
than;  ich  vertraue,  dass  die  Zeit  für  die  Kirche  kommen  werde,  wo  der 
geistige  Mord  eines  redlich  strebenden  Gelehrten  durch  canonische  Formen, 
die  jedes  Reohtsprincipes  entbehren,  abgethan  sein  wird.  Sie  sind  mein 
nächster  Richter;  in  Ihre  Hände  lege  ich  von  neuem  meine  unveränderten 
Thesen  nieder;  wenn  in  ihnen  etwas  dem  kath.  Dogma,  etwas  auch  nur 
der  kath.  Ehrerbietigkeit  gegen  die  Oberen  Zuwiderlaufendes  nachgewiesen 
wird,  bin  ich  jeden  Augenblick  zum  Widerrufe  bereit."  In  der  1869  er- 
schienenen „Versuchung  Christi"  S.  39  sagt  M. :  „Die  2.  Ausgabe  mit  der 
Vorrede  war  ein  der  Form  nach  falscher,  aber  ein  absichtlich  gethaner 
falscher  Schritt,   ein  alleräusserstes  Mittel,   um  eine  Eeaction  des  Episoo* 


1174  Das  Vaticanische  Concil. 

Dass  von  den  deutschen  Schriften  nicht  mehr  in  den  Index 
kamen,  ist  um  so  anffallender,  als  der  Münchener  Nuncius  Meglia 
über  mehrere  ausführlich  nach  Rom  gerichtete  und  einzelne  der 
Aufmerksamkeit  der  Index-Congr.  ausdrücklich  empfahl^).  Auch 
die  von  dem  Domcapitular  J.  A.  Ginzel  zu  Leitmeritz  (1804 — 76) 
anonym  veröffentlichte  Schrift:  Reform  der  Römischen  Kirche  in 
Haupt  und  Gliedern  Aufgabe  des  bevorstehenden  Rom.  Concila, 
1869,  steht  nicht  im  Index.  Dagegen  wurde  die  gleichfalls  anonyme 
Schrift  Die  theologischen  Studien  in  Oesterreich  und  ihre  Reform. 
Eine  theologisch-historisch-politische  Monographie,  1873,  von  der 
Inq,  Fer.  IV.  30.  Apr.  1873  verdammt.  Da  Ginzel  schon  12.  Jan. 
1873  sich  als  Verfasser  bekannt  hatte,  wurde  ihm  das  Decret  durch 
seinen  Bischof  mitgetheilt,  und  er  erklärte  diesem :  wenn  die  Curie 
seine  Schrift  wegen  dieser  oder  jener  Sätze,  die  ihr  nicht  gefielen, 
in  den  Index  zu  setzen  beschlossen  habe,  so  müsse  er  sich  das  ge- 
fallen lassen;  er  wolle,  wenn  das  verlangt  werde,  zu  diesem  Ur- 
theile  schweigen,  keine  neue  Auflage  erscheinen  lassen  und  die  in 
der  Schrift  entwickelten  Anschauungen  und  Vorschläge  nicht  weiter 
verfolgen.  Darauf  wurde  das  Verbot  26.  Aug.  1873  mit  Auetor 
laud.  se  subjecit  (ohne  et  opus  reprobavit)  publicirt^).  —  Du  con- 
cile  general  et  de  la  paix  religieuse  .  .  .  par  Mgr.  H.  L.  C.  Maret, 
iv§que  de  Sura,  1869,  2  vol.,  —  in  demselben  Jahre  erschien  noch 
Le  Pape  et  les  eveques,  defense  du  livre  sur  le  concile  .  .  . ,  wird 
in  den  schärfsten  Ausdrücken  in  dem  Breve  vom  12.  März  1870 
getadelt,  in  welchem  Pius  IX.  den  Abt  Gueranger  für  seine  Gegen- 
schrift belobt').  Gegen  die  Lettres  du  P.  Gratry  a  Mgr.  Dechamps 
veröffentlichte  der  Bischof  Räss  von  Strassburg  ein  Mandement  vom 


pates  gegen  das  Verfahren  der  Congregation  zu  Wege  zu  bringen.  Nach- 
dem dieser  Schritt  sich  als  erfolglos  erwies,  habe  ich  revocirt .  .  .  Zugleich 
habe  ich  mich  zweimal  an  den  Card,  de  Luca  als  Vorsitzer  der  Congr., 
ferner  an  die  Bischöfe  von  Münster  und  Ermland  mit  der  schriftlicheo 
Bitte  gewandt,  mir  wenigstens  hinterher  zu  meiner  Beruhigung  privatim 
die  Puncte  anzuzeigen,  die  in  meinen  Thesen  der  kath.  Glaubens-  and 
Sittenlehre  zuwiderliefen,  ohne  bis  jetzt  auch  nur  die  leiseste  Andeutung 
zur  Beantwortung  zu  bekommen.** 

1)  Cecconi,  Conc.  Vat.  1,  2,  478.  500.  547.  Friedrich,  Vat.  Konz. 
2,  291. 

2)  Deutscher  Merkur  1878,  87.  323.  882  (nach  einem  Briefe  von 
Ginzel  an  mich).  Tb.  Lit.-Bl.  1878,  29.  293. 

3)  Acta  S.  S.  6,  611.  Der  Papst  spricht  von  der  Insania  derjenige^ 
welche  perniciosas  quasdam  doctrinas  saepius  improbatas  audacter  in  me- 
dium proferunt  uti  indnbias  aut  saltcm  plane  liberas,  corradunt  e  veteri- 
bus  earum  propugnatoribus  captiunculas  historicas,  mutiia  scriptorum 
testimonia,  calumnias  Rom.  Pontificibus  affictas  u.  s.  w.,  und  lobt  Gueraoger, 
dass  er  praecipua  ex  ejusmodi  scriptis  refellenda  unternommen.  Maret 
wird  nicht  genannt;  aber  Guerangers  Buch  heisst:  De  la  monarcfaie  pon- 
tificale  k  propos  du  livre  de  Mgr.  P6veque  de  Sura.  Maret  hatte  selbst 
sein  Buch  dem  Papste  im  Sept.  1869  übersandt  (Cecconi  2,  2,  S63).  N»c!« 
Pomp.  Leto  p.  33  erklärte  die  Index-Congr.,  das  Buch  enthalte  nidits 
gegen  den  Glauben,  und  beschrankte  man  sich  darauf,  in  Rom  d«n  Verksrf 
zu  verbieten.    Deutscher  Merkur  1882,  242. 


Ginzel.    Maret.    Gratry.    Schulte  u.  a.  1175 

19.  Febr.  1870,  dem  viele  französische  und  italienische  Bischöfe  (und 
die  von  Würzburg  und  Eichstädt)  in  Mandements  oder  Briefen 
zustimmten  ^).  Im  Index  stehen  Maret  und  Gratry  nicht,  aber  nach- 
dem sie  sich  unterworfen  ^),  wurden  ihre  Schriften  ans  dem  Buch- 
handel  zurückgezogen. 

Die  1869  verbotene  italienische  Schrift,  La  questione  religiosa, 
con  qnattro  punti  di  riforma  cattolica,  per  G.  B.  Fioroli  della 
Lena,  Fadova  1869,  polemisirt  gegen  die  Questione  religiosa  des 
Mazzinisten  Alberto  Mario,  die  nicht  verb.  ist,  verlangt  Beseitigping 
der  Autokratie  und  der  weltlichen  Herrschaft  des  Papstes,  Wahl 
der  Bischöfe  durch  das  Volk,  Weihe  derselben  ohne  päpstliche  Be* 
stätignng,  Aufhebung  des  Cölibatsgesetzes  und  Yolksprache  bei  dem 
Gottesdienste^).  1877  wurde  gemeldet:  Auetor  (ein  Laie)  laud.  etc. 
—  Von  dem  Berichte  über  das  9.  Dec.  1869  in  Neapel  zusammen- 
getretene, aber  schon  am  10.  von  der  Polizei  aufgelöste  Freidenker- 
Concil:  L'anticoncilio  di  Xapoli  di  1869  promosso  e  descritto  da 
Gius.  Kicciardi,  Nap.  1870,  320  S.,  hat  die  Index-Congr.  keine  Notiz 
genommen^). 

2.  Dem  Titel  der  1870  verbotenen  Schrift  0  Papa-Rei  e  o 
concilio  por  Emmanuel  Nunes-Giraldes,  Lisboa  1840,  ist  in  dem 
Decrete  nicht,  wie  sonst,  eine  lateinische,  sondern  eine  französische 
Uebersetzung :  c'est  k  dire:  Le  Pape  etc.  beigefügt.  Das  Buch 
scheint  also  von  einem  Franzosen  denuncirt  worden  zn  sein.  Nach 
dem  Verbote  erschien:  II  Papa  Be  ed  il  Concilio  per  Manuel  Nunes 
Giraldes,  Prof.  di  diritto  politioo  ed  eccles.  nell*  Univ.  di  Coimbra. 
Versione  dal  portoghese  del  Prof.  Giacomo  Bicheri,  Torino  1871,* 
128  S.  8.  Die  Schrift  ist  hauptsächlich  gegen  die  weltliche  Herr- 
schaft des  Papstes  gerichtet. 

Durch  ein  Decret  Fer.  V.  22.  Juni  1871  wurde  ausser  La 
chiesa  (S.  1029)  noch  verb.  das  unbedeutende  Schriftchen:  Ist  die 
Lehre  von  der  Unfehlbarkeit  des  Papstes  katholisch?  Eine  Frage, 
gestellt  und  beantwortet  im  Namen  des  hierüber  noch  nicht  ge- 
hörten kath.  Volkes  von  W.  J.  Beiohel,  Stiftspropst  von  Zwettl, 
Wien  1871.  Die  anderen  Bücher  wurden  1871—72  durch  Mitt- 
wochs-Decrete  verb.,    zuerst   15.    März  1871:    J.  Fr.  v.  Schulte, 


1)  Ano.  de  phil.  ehr.  6,  1,  129.  Rolfus,  KiroheDgesch.  1,  226. 

2)  Holfus  1,  629;  2,  33.  Katholik  1872,  I,  117.  In  der  Rev.  des  sc. 
eccl.  1871,  2,  426  wird  Maret,  Dupanloup  u.  a.  vorgehalten,  dass  es  für 
sie  nicht  genüge,  de  dire  froidement  au  public:  J'ai  fait  ma  soumission, 
und  dasB  sie  strenge  verpflichtet  seien  k  reparer  le  scandale  non  pas  seule- 
ment  par  un  desaveu  formel  et  explicite  de  leur  conduite  passee,  mais 
par  une  r^futation  detaillee,  partout  oü  besoin  sera,  de  leur  faux  enseigne- 
ment.  —  Gratry  starb  6.  Febr.  1872,  Dupanloup  1878,  Maret  1684,  ohne 
jener  Verpflichtung  nachgekommen  zu  sein. 

3)  Civ.  7,  6,  60.  Friedrich,  Vat.  Kodz.  2,  327, 

4)  Unter  denjenigen,  die  zu  Ricciardi's  Einladung  ihre  Zustimmung 
erklärt  hatten,  sind  folgende,  die  im  Index  stehen:  Filopanti,  Ausonio 
Franchi,  Marchesa Fiorenzi-Waddington,  Quinet, Michelet,  Y.Hugo,  Littre. 
Friedberg,  Actenst.  zum  Yat.  Gonc.  S.  88.  Rolfus,  Kirchengesch.  1,  195. 


1176  Das  YRticaniBohe  Concil. 

Die  Macht  der  Rom.  Päpste  .  .  .,  1870  (2.  Aufl.  1871;  1879  wurde 
auch  die  französ.  Uebersetznng  von  Et.  Patru,  1879,  mit  quocim- 
que  idiomate  von  der  Inq.  verb.),  dann  26.  Apr.:  Die  Irrlehre  dw 
Honorins  und  das  vatican.  Deoret  über  die  päpstl.  Unf.  Ein  Ver- 
such zur  Verständigung  von  Prof.  Aemil  Ruckgaber  (Pfarrer  in 
der  Diöcese  Rottenburg),  1871,  104  S.^),  —  dieses  Verbot  wurde 
23.  Juni  mit  Auetor  laud.  etc.  publicirt,  —  ferner  von  1871  er- 
schienenen deutschen  Schriften:  Lord  Acton,  Sendschreiben  an  einen 
deutschen  Bischof  des  Vat.  Concils.  Sept.  1870,  und  Zur  Geschichte 
des  Vat.  Concils;  J.  Berchtold,  Die  Unvereinbarkeit  der  neuen 
päpstl.  Glaubensdecrete  mit  der  bayerischen  Staatsverfassung;  J. 
Friedrich,  Tagebuch,  währenddes  Vat.  Concils  geführt;  Schulte, 
Die  Stellung  der  Concilien  .  .  .  ,  Denkschrift  über  das  Verhältniss 
des  Staates  .  .  .  ,  und  Das  Unfehlbarkeitsdecret  vom  18.  Juli  1870 
auf  seine  kirchl.  Verbindlichkeit  geprüft  [von  Ren  seh],  hrsg.  von 
Schulte;  E.  Zirngiebl,  Das  Vat.  Concil  ...  —  Von  Schulte  wurde 
1876  noch    von    der  Index-Congr.    verb.    Der   Cölibatszwang  .  .  . , 

1876,  von  Friedrich  1875  Der  Kampf  gegen  die  deutschen  Theo- 
logen, 1875,  1876  Der  Mechanismus  der  Vat.  Religion,  2.  Aufl. 
1876 j    von    der  Inq.  1877    Geschichte    des  Vat.  Konzils  [1.  Band], 

1877.  —  Von  Rein  kons  stehen  im  Index  nur:  Ist  an  Christi  Stelle 
für  uns  der  Papst  getreten?  Würzb.  1878,  24  S.,  und  lieber  Ein- 
heit der  kath.  Kirche,  Würzb.  1877,  160  S.,  beide  1877  verb.; 
von  J.  Langen,  Das  Vat.  Dogma  .  .  .  1871—73  (der  1876  er- 
schienene 4.  Theil  ist  also  nicht  verb.),  und  Die  Trinitarische  Lehr- 
differenz, 1876;  vou  J.Buch  mann  Die  unfreie  und  die  freie  Kirche 
.  .  .,  1873.  Die  Verfassung  der  Kirche  im  Jahrhundert  der  Apo- 
stel, von  einem  kath.  Historiker,  1873,  verb.  1874,  ist  von  J.  M. 
Watterich  2).  —  Das  beabsichtigte  Verbot  der  Studien  und  Glossen 
zur  Tagesgeschichte  von  A.  Ph.  von  Segesser  (Am  Vorabende  des 
Conoiliums,  1869;  Das  Ende  des  Kaiserreichs,  1870)  soll  Bischof 
Greith  hintertrieben  haben*). 

3.  Der  vollständige  Titel  der  Schrift  von  Jean  Wallon  ist: 
La  v6rit6  sur  le  concile.  Reolamations  et  protestations  des  evfe- 
ques.  Discours  de  Darboy.  M.  l'abbe  Döllinger.  Mgr.  Dechamps. 
Mgr.  Dupanloup.  Testament  spirituel  de  Montalembert,  240  S.  8. 
La  cour  de  Rome  et  la  France,  1871;  Un  colUge  de  J^sui- 
tes,  1880,  und  andere  schlimmere  Sachen  von  ihm  sind  nicht 
verb.  —  Erst  1873  wurde  ein  Schriftchen  von  A.  d'Orient  verb., 


1)  Im  Deerete  und  im  Index  steht  der  Titel  nur  lateinisch.  l>as 
Verbot  ist  dem  Verfasser  nicht  vor  der  Publication  vorgelegt  worden; 
wenigstens  sagt  er  in  der  Unter^'erfungserklärung,  die  er  den  Bi8chof 
Hefele  nach  Rom  zu  befördern  bat,  er  habe  das  Verbot  vom  26.  Apr. 
durch  die  Zeitung  erfahren.  D.  Merk.  1871,  188.  217.  —  Ueber  Reichel 
8.  1871,  218.  —  Prof.  Berchtold  in  München  wird  im  Index  mit  dem  Dom- 
herrn J.  A.  Berchtold  in  Sitten  (S.  1117)  identificirt. 

2)  D.  Merk.  1873,  819.  371.  878. 

3)  Katholik  (Bern)  1882,  22.  Th.  Lit.-Bl.  1870,  152. 


Huckgaber.    Friedrich.    Reinkens.    Langen  u.  a.  1177 

Des  deatin^B  de  T&me  aveo  des  considiratioos  prophitiques  .  .  , 
nouv.  edition  .  .  .  preoed^e  d^un  appel  aux  catholiques  de  bonne 
foi  et  au  fntnr  concile.  Die  neae  Ausgabe  war  schon  1868,  die 
erste  schon  184G  erschienen.  Bei  Lorenz  ist  eine  ganze  Reihe  von 
wunderlichen  Schriften  desselben  Autors,  —  sein  wahrer  Name  ist 
Yial,  —  verzeichnet,  u.  a.  eine  Bearbeitung  der  Apokalypse  in 
französischen  Hexametern. 

Das  Gerücht,  das  unter  dem  Namen  Pomponio  Leto  erschie» 
nene  Buch  sei  von  dem  eben  verstorbenen  Card.  Vitelleeohi,  wurde 
von  den  Brüdern  desselben  dementirt.  £s  ist  von  einem  Bruder 
de«  Cardinais,  Marchese  Francesco  Nobili-Vitelleschi  ^).  —  1872 
wurde  von  der  von  dem  Priester  Giac.  Cassani,  Prof.  der  Rechte 
zu  Bologna,  seit  1871  herausgegebenen,  nicht  eigentlich  anti-infalli- 
bilistischen,  aber  sehr  anticurialistischen  Zeitschrift  II  Rinnovamento 
cattolico  der  Jahrgang  1872  und  ein  Abdruck  von  Aufsätzen  aus 
dem  Jahrgang  1871:  Delle  principali  questioni  politiche-religiose. 
Yol.  L  Dei  rapporti  fra  la  chiesa  e  lo  stato,  1872,  verb.  Cassani 
verlangte  darauf  von  dem  Präfecten  der  Index-Congr.  unter  Beru- 
fung auf  die  Bulle  Benedicts  XIY.  von  1753  (S.  4)  Angabe  der 
Grründe  des  Verbotes.  Li  der  ersten  Nummer  von  1878  sagt  er: 
er  habe  keine  Antwort  erhalten;  er  wolle  jeden  Irrthum,  den  man 
ihm  nachweise,  berichtigen,  aber  nicht  den  blinden  Gehorsam  üben, 
wie  manche  die  Vernichtung  aller  Wissenschaft,  namentlich  der 
Theologie  und  des  Kirch enrechts,  nannten.  Gleichzeitig  kündigte 
er  an,  er  werde  in  seiner  Zeitschrift  eine  kritisch-juristische  Ge- 
schichte der  Index-Congr.  bringen.  Diese  ist  aber  nicht  erschienen, 
obschon  die  Zeitschrift  bis  1878,  seit  1876  als  La  Riforma  disci- 
plinare  cattolica  fortgeführt  wurde.  —  1873  verbot  die  Inq.  eine 
Reihe  von  Aufsätzen  des  Priesters  Ant.  Cicuto,  die  unter  der 
Ueberschrift:  II  Conoilio  Vaticano  sta  in  mezzo  agli  estremi  in  der 
Florentiner  Rivista  universale,  vol.  14.  15,  1870 — 71,  erschienen 
und  von  der  Civ.  scharf  kritisirt  waren;  dem  Verbote  ist  beigefügt 
Auetor  laud.  etc.  —  La  infallibilitä  pontificia  e  la  libertä,  Pen- 
sieri  critici  d'un  filosofo  prattioo,  Nap.  1873,  verb.  1874,  ist  nach 
Civ.  9,  1,  73  eine  Broschüre  von  89  S.  16.,  mit  einer  Vorrede  von 
Nie.  Lopriore,  rettore  dl  S.  Maria  la  Nuova.  —  1877  wurden  zwei 
Schriften  von  dem  Historiker  Rocoo  Bombelli  (1837 — 81)  verb.: 
L'infallibilit^  del  Rom.  Pont,  ed  il  Concilio  Vat.,  dialogo  fra  un 
teologo  ed  un  razionalista,  Mil.  1872 ;  Storia  oritica  dell*  origine  e 
svoigimento  del  dominio  temporale  dei  Papi,  scritta  su  documenti 
original!  ed  autentici,  Rom  1877.  In  dem  Decrete  vom  5.  Dec.  1881 
wurde  dann  gemeldet:  Auetor  ante  mortem  laud.  etc.  —  1877  wurden 


1)  W.  Arthur,  The  Pope,  the  King  and  the  People,  London  1877, 
I  S.  XXVn.  Th.Lit-Bl.  1874,  193;  1877,  591.  D.  Merk.  1876,  248.  üeber 
Cassani  ebend.  1872,  92. 

2)  Civ.  8,  9,  719;  8,  5,  450  u.  8.  w.  Die  Civ.  polemisirte  auch  sonst 
viel  gegen  die  Riv.  univ.  9,  4,  583  u.  s.  w.,  gegen  ßon'ghi  8,  5,  165,  gegen 
Gius.  Buroni  8,  7,  705. 


1178  Das  VAticanische  Concil. 

verb.  GauBes  interieureB  de  lafaiblesse  extirieure  de  r^glise  1870, 
Rome,  imprimerie  de  J.  Aureli,  tomi  9  in  4  partes  divisi,  —  1879 
von  demBelben  Werke  Cinquieme  partie,  3  voL,  Korne  1878,  —  von 
der  in  Born  lebenden  PrinzeBsin  Caroline  Elisabeth  Sayn-Wittgen- 
stein  geb.  Iwanowska,  nach  der  Oiv.  10,  5,  228;  10,  7,  567  pieni 
dl  feminei  ululati  e  di  gemiti  giansenistici  sopra  i  mali  della  chiesa 
presente  troppo  ubbidiente  al  Papa,  vieles  über  das  Yaticanam, 
die  Jesuiten  u.  s.  w.  ^).  (Der  4.  Theil  besteht  aus  4  Bänden  mit 
fortlaufender  Paginirung,  1829  S. ,  der  5.  aus  3  Bänden  von 
1254  S.  8.). 

Bezuglich  einer  Societa  cattolica  italiana  per  la  rivendieazione 
dei  diritti  spettanii  al  popolo  eristiano  ed  in  ispezie  al  popolo  ro- 
mano  (namentlich  der  Theilnahme  an  der  Papstwahl)  erklärte  mit 
Bücksicht  auf  ein  gedrucktes  Programm  derselben  die  Poeniten- 
tiarie  4.  Aug.  1876,  ihre  Mitglieder  seien  der  reseryirten  Excommu- 
nication  verfallen^).  1834  wurden  die  Mitglieder  der  von  dem 
frühem  Canonicus  von  St.  Peter,  Conte  di  Campello,  und  dem  Mtgr. 
Savarese  (S.  1169)  organisirten  Chiesa  cattolica  italiana  von  dem 
Cardinal- Vicar  Parocchi  excommunicirt  und  nun  kam  auch  Savarefie 
in  den  Index.  Durch  ein  besonderes  Decret  vom  28.  Nov.  1884 
(Civ.  12,  9,  101)  wurde  verb.:  La  scomunioa  di  un'  idea.  Risposta 
al  Cardinale  Vicario  di  Borna  per  Monsignor  (titulo  usurpato)  Gr.  R. 
Savarey,  Roma  1884,  opus  praedamnatum  ex  reg.  II.  Indicis  Trid., 
quae  est  tenoris  sequentis;  folgt  der  Wortlaut  der  Regel  (IS.  330), 
der  sonst  jenem  Zusätze  nicht  beigefügt  zu  werden  pflegt,  dies  Mal 
aber  beigefügt  zu  sein  scheint,  um  dem  Leser  die  Wahl  zu  lassen, 
Savarese  zu  den  Haeresiarchen  oder  zu  den  einfachen  Haeretikem 
zu  zählen  ^). 

4.  Dass  die  Drei  Gewissensfragen  über  die  Maigesetze,  be- 
leuchtet  von    einem    deutschen    Theologen,    Mainz,    Fr.    Kirehheim 


1)  Ultramontane  BUltter  machten  1877  ihre  Leser  mit  der  Nachriebt 
(p'aueln:  im  Hause  einer  fast  60jährigen  Fürstin  russischen  UrsprungB 
komme  ein  an tivaticani scher  Club  von  6  oder  7  Mitgliedern  zusammen, 
der  über  dogmatische  und  kircbenrechtliche  Fragen  discutire,  das  Vatica- 
nischc  Concil  kritisire  und  für  einen  Gegenpapst  zu  arbeiten  scheine;  man 
sage,  dasB  sogar  ein  Cardinal  den  Sitzungen,  wenn  auch  nur  als  Zuhörer 
beiwohne;  die  Debatten  würden  in  100  Exemplaren  gedruckt  and  nach 
Deutschland,  Oesterreich  und  der  Schweiz  versandt.  D.  Merk.  1877,  97. 
Die  erste  Notiz  der  Civ.  über  das  Werk  der  Prinzessin  steht  in  einem 
Artikel  über  Cagliostro! 

2)  A.  J.  P.  15,  1007.  Count  Campello.  An  autobiography  .  .  .  with 
an  introduction  by  W.  Arthur,  1881,  p.  113. 

3)  Die  von  Savarese  herausgegebene  Liturgia  della  Chiesa  cattolica 
italiana,  Roma  1884,  197  S.  8.,  ist  nicht  verb.  Der  Capuciner  Andrea 
d'Altagena,  der  sich  Savarese  und  Campello  anschloss,  f  7.  Nov.  1884, 
Hess  1860  eine  Schrift,  die  er  durch  einen  Cardinal  Pius  IX.  hatte  über- 
reichen lassen,  heimlich  drucken  und  wurde  von  der  Inquisition  zq  Ana* 
atossung  aus  dem  Orden,  Suspension  und  zwölfjähriger  Haft  veimrtheilt, 
—  die  Schrift  wurde  verbrannt,  —  aber  nach  2^/2  Jahren  frei  gelasteo, 
weil  ihn  Napoleon  als  Corsicaner  reclamirt«. 


CoTnmnnisten  nnd  Sodalisten.  1179 

1873,  von  dem  Bischof  Martin  sind,  wird  man  in  Rom  nicLt  ge- 
wuBBt  haben,  sonst  würde  man  nicht  das  am  10.  Jnli  1874  be- 
schlossene Verbot  publicirt  haben,  ohne  ihm  vorher  Mittheilung  zu 
machen.  In  dem  Vorwort  zu  der  1874  erschienenen  zweiten  ver- 
änderten Auflage  wird  gesagt:  ,,Die  anstössige  Stelle,  welche  von 
Seiten  der  Index-Congr.  der  1.  Auflage  die  üensur  d.  c.  zugezogen, 
ist  mit  vorbehaltloser  kindlicher  Unterwürfigkeit  gegen  die  höchste 
Lebrautorität  des  h.  apost.  Stuhles  verbessert  worden.  Die  Be* 
sitzer  von  Exemplaren  der  l.  Aufl.  werden  dringend  gebeten,  diese 
Verbesserung  (S.  90,  achter  Satz)  in  ihre  Exemplare  aufzunehmen, 
womit  eo  ipso  die  unter  der  Form  d.  c.  ausgesprochene  Censur  be- 
seitigt ist/'  Wir  wissen  also  ganz  genau,  welcher  Passus  in  Rom 
beanstandet  wurde.  Es  ist  die  Behauptung:  katholische  Beamte 
müHsten  die  Mitwirkung  zur  Ausführung  der  Maigesetze  ablehnen, 
wenn  es  ihnen  ohne  Gefährdung  ihrer  amtlichen  Stellang  möglich 
sei;  sie  könnten  z.  B.  ihren  Chef  ersuchen,  die  Durchführung  der 
Gesetze  statt  ihrer  durch  nicht  kath.  Collegen  besorgen  zu  lassen; 
sie  dürften  jedenfalls  keinen  Schritt  über  die  in  den  Gesetzen  selbst 
gesteckten  Grenzen,  z.  B.  kath.  Richter  bei  der  Verurtheilnng  von 
Bisoböfen  und  Priestern  wegen  Uebertretung  der  Maigesetze  nicht 
über  das  geringste  gesetzliche  Strafmass  hinausgehen;  mit  diesen 
Einschränkungen  aber  sei  katholischen  Beamten  die  Mitwirkung  zur 
Ausführung  der  Gesetze  nicht  als  Sünde  anzurechnen,  bis  eine 
höbere  autoritative  kirchliche  Entscheidung  erfolge.  Diese  Ansicht 
mnsste  also  Martin  zurücknehmen  und  statt  dessen  in  Ueberein* 
Stimmung  mit  dem  „h.  apost.  Stuhle*^  lehren:  ein  kath.  Beamter 
dürfe  unter  keinen  Umständen  und  in  keiner  Weise  zur  Ans- 
fübrung  der  Maigesetze  mitwirken.  Es  wäre  interessant  zu  wissen, 
von  wem  Martin  denuncirt  worden^).  —  Die  gleichzeitig  mit 
der  Broschüre  von  Martin  unbedingt  verbotene  Ehrerbietige  Vor- 
stellung und  Bitte  an  den  hochw.  Episcopat  in  Preussen.  Ein 
Wort  zur  Verständigung  von  Vincentius  Sincerus,  München  1874, 
44  S.  8.,  tadelt  die  Opposition  der  preussischen  Bischöfe  gegen  die 
Maigesetze.  Der  Verfasser  soll  der  Domcapitular  Scharpff  zu  Rot- 
tenburg sein. 


120.     Gommiinisteii  und  Socialisten. 

Von  Saint-Sinion  steht  nichts  ira  Index,  von  Fourier   und 
Cabet  je  eiu  Buch,  von  Proudhon  sämmtliche  Werke,  ausserdem 


1)  Nach  dem  Verbote  wurde  in  dem  Freiburger  Kath.  Kirchenblatte 
gesagt:  die  fragliche  Behauptung,  ein  kath.  Beamte  dürfe  zur  Ausführung 
der  üesetze  mitwirken,  wenn  er  durch  die  Unterlassung  der  Mitwirkung 
seine  öffentliche  Stellung  gef&hrde,  sei  von  vielen  angesehenen  Moraltheo- 
logen für  irrig  erklärt  worden.  D.  Merkur  1874,  326.  889. 


I 


1180  Communieten  und  Sooialitien. 

eine  Reibe  von  Schriften  von  Anhängern  der  ersteren^).  Eb 
wäre  doch  besser  gewesen,  Schriften  dieser  Art  als  selbstver- 
ständlich verwerflich  zu  behandeln,  als  eine  planlos  ausgewählte 
kleine  Zahl  ausdrücklich  zu  verbieten. 

Auch  Saint-Simons  (f  1825)  Le  nouveau  christiamsme,  1825, 
ist  nicht  verb.  Die  mit  Saint-Simon  znsaminenhangenden  Schriften 
werden  im  Index  sehr  ungenau  verzeichnet:  Doctrine  de  Saint- 
Siraon.  Exposition  [d.  i.  Exposition  de  la  doctr.  de  S.-S.,  1830]. 
Et  opus  cui  titnlus:  Religion  Saint-Simonienne ;  aux  artistes  dn 
pass6  et  de  Tavenir  des  beaux-arts;  aux  ^Uves  de  T^cple  poljtecli- 
nique^)  ....  nna  cum  opusculo :  L'^ducation  du  genre  hnmain  par 
Lessing  (übersetzt  von  Eugene  RodrigneR,  gedruckt  1831  mit  Olinde 
Rodrigues' Lettres  sur  la  religion  et  la  poHtique,  1829),  verb.  1835; 
—  ferner  1837  verb.:  Religion  Saint-Simonienne.  Legons  snr 
^Industrie  et  les  finances  .  .  .  par  J.  Pereire,  1830;  Occident  et 
Orient.  Etudes  politiques,  morales,  religieuses  pendant  1833 — 34 
de  Vhre  chr^t.,  1249—50  de  Th^gire,  par  E.  Barrault,  1835  (er 
war  mit  dem  Componisten  Filicien  David  im  Orient);  —  Paroles 
du  P^re  k  la  cour  d'assise  [du  dep.  de  la  Seine  le  8.  avr.  1833, 
Pire  Enfantins  Vertheidigungsrede] ;  —  Lettre  du  P6re  [Enfantin] 
k  Gh.  Duveyrier  sur  la  vie  ^ternelle,  1834;  —  ferner:  P.  En fan- 
tin 1858.  H.  Saint-Simon  1813.  Science  de  Thomme.  Physiologie 
religieuse^  1859,  verb.  1859;  —  J.  Eeynaud,  Philosophie  reli- 
gieuse,  terre  et  oiei.  4.  Ed.,  1865,  verb.  1865  (zuerst  1854  er- 
schienen ;  Reynaud  1 1863). 

Von  Charles  Pourier  (1768  —  1837)  steht  im  Index  nur  Le 
nouveau  monde  industriel  et  soci^taire,  ou  invention  da  procjde 
dMndustrie  attrayante  et  naturelle  distribuee  en  s^ries  passion^eB, 
1829,  verb.  1885,  —  von  seinen  Anhängern:  Les  nouvellea  trans- 
actions  sociales,  relig.  et  scientifiques,  par  Virtomnius  (Just  Moi- 
ron),  1832,  Parole  de  providence  par  Mad.  Ciarisse  Yigoureux, 
1834  (fehlt  in  den  Indices  von  1879  und  81),  und  üestinee  sociale 
par  Victor  Consid^rant,  1834[— 44,  3  vol.],  verb.  1836,  von 
diesem  auch  Consid^rations  sociales  sur  Tarchitectonique,  verb.  1837. 

Von  den  zahlreichen  Schriften  von  Etienne  Cabet  (1788— 
1856)  steht  im  Index  nur  Le  vrai  christianisme,  1846,  verb.  1848 
(in  dem  Index  des  Bischofs  von  Luyon  Voyage  en  Icarie),  von 
seinem  Anhänger  Fr.  Villegardeile  Hist.  des  id^ea  socialistes 
avant  la  revolution  fran^.,  ou  les  socialistes  modernes  devances  et 
depasses  par  les  anciens  penseurs  et  philosophes,  1845,  32.,  verb. 
1852.  —  Mit  P.  J.  Proudhon  omnia  opera  quoc.  idiomate  exa- 
rata  in  dem  Decrete'von  1852  werden   wohl,  da  er  nur  franzosisch 


1)  K.  Hillebrand,  Gesch.  Frankreichs,  1869,  2,  147. 

2)  Bei  Barbier-Qaerard  werden  8  Broschüren  von  verschiedenen 
Verfassern  verzeichnet,  deren  Titel  mit  Religion  Saint-Simonienne  an- 
fangt, darunter  aux  eleves  .  .  .,  1830,  72  S.,  von  Abel  Tronson. 


Magoetitmas  und  SpiritasmaA.  llÜ 

gesebrieben,  die  Uebersetsnngen  mit  eingeiBchlosseD  werden  sc^leti; 
man  wird  auch  wobl  La  bibl«  annotee,  1865,  and  andere  oacli  1852 
erschienene  Bücher  (Drnjon  18.  215)  als  verboten  anzusehen  haben. 

—  Nächst  Prondhon  ist  Henri -Alph.  Esqniros  (f  1876)  am 
stärksten  im  Index  vertreten.  Von  ihm  ist  L^vangile  dn  penple) 
1840,  16.,  verb.  1841,  in  demselben  Jahre  mit  seinem  Namen  er- 
schienen (er  wurde  dafür  zu  Gefängniss  verurtheilt,  Drnjon  155), 
und  1844  wurden  von  ibm  drei  socialistische  Bändchen  in  32.,  Les 
viergee  martyres,  —  foUes,  —  eages,  1841—42,  verb.,  von  seinen 
späteren,  umfangreicheren  Sobriften  keine.  —  Sonst  gehören  noch 
hierher:  De  Tamour  selon  les  lois  primordiales  et  selon  les  conve- 
nances  des  soci^tes  modernes,  par  £t.-P.  de  Senancour  (1770 
—1846),  4.  ^d.,  1834,  2  vol.,  verb.  1838,   zuerst  1805  erschienen. 

—  eJjBL  Bible  de  la  libert6  par  Lonis-Alph.  Constant,  pr^tre, 
^dit^e  par  F.  Legallois,  1841,  verb.  1841 ;  der  Verf.  wurde  zu  Ge* 
fängniss  vernrtheilt  (Drujon  49).  —  Le  dernier  mot  du  sooialisme 
par  nn  catboHque,  1848,  verb.  1852,  von  Ch.-Fr.  Chev^,  der  £a*- 
tholicismus  und  weitgehende  socialistische  Ideen  zn  vereinigen  euoiit 
und  auch  anderes  der  Art  geschrieben  (Ami  de  la  rel.  145,  208). 


121.    Magnetismus  nnd  Spiritismus. 

lieber  den  animalischen  Magnetismos  hat  die  Inquisition 
seit  1840  eine  Reibe  von  Decreten  erlassen,  eine  principielle 
Entscheidung  aber  vermieden.  Einer  förmlichen  Erklärung  über 
den  Unfug  des  Spiritismus  bedurfte  es  ja  freilich  nicht;  aber 
es  ist  doch  wieder  ein  Beleg  für  die  Planlosigkeit  des  Index, 
dass  von  der  unübersehbaren  Menge  der  spiritistischen  Schriften*) 
nur  etwa  ein  Dutzend  ausdrücklich  verboten  sind,  Schriften  von 
Cahagnet  und  Allan  Kardec,  einige  französische  Zeitschriften, 
eine  deutsche  Ausgabe  eines  Buches  von  Güldcnstubbe,  —  dieses 
1874  mit  dem  Znsatze:  Opus  praedamnatum  ex  reg.  IX.  Indicis, 
—  und  einige  andere.  In  einem  Decrete  der  Inquisition  von 
1864  ist  allerdings  der  Aufzählung  einer  Anzahl  von  BIcbern 
beigefügt:  et  Hbri  similia  tractantes.  Aber  der  Secretär  der 
Index-Congregation  hat  die  einzelnen  Bücher  in  das  Alphabet 
eingereiht  und  jenen  Zusatz,  statt  ein  Decretum  generale  dar- 
aus zu  machen,  mit  Beifügung  der  aus  dem  Verbote  von  Gülden- 


1)  W.  Schneider,  Der  neuere  Geisterglaube,  1882.   Ueber  die  vielen 
spanischen  spiritistischen  Schriften  s.  Pelayo  8,  816. 

Rensch,  Index  II.  75 


llSt  Magnetismus  und  äptritiBmud. 

stnbbe  efttnommenen  Motivirnng:  ex  regobt  IX.  Indieis,  hinter 
da8  Buch  gesetzt,  hinter  welchem  ef  in  dem  Decrete  von  1864 
darum  stand,  weil  es  das  letzte  war,  und  das  ist  zufällig  des 
Strassbnrger  protestantischen  Theologen  J.  Matter  (1791—1864) 
Emannel  de  Swedenborg,  sa  vie,  ses  Berits  et  sa  doctrine,  1863. 
So  könnte  man  durch  den  Index  zu  der  Meinung  verleitet  werden, 
Matters  Buch  gehöre  zu  den  in  der  9.  Regel  (I  S.  338)  ver- 
botenen Bttchem  über  Magie  oder  dgl,  während  man  ans  dem 
Index  nicht  ersieht,  dass  die  Inquisition  alle  spiritistiseben 
Schriften  verboten  hat. 

Am  28.  Juli  1840  eAlärte  die  Inquisition:  Remote  omni  er- 
rore,  sortilegio,  explicita  aut  implicita  daemonis  invocatiooe  nsns 
magnelismi,  nempe  merna  actus  adhibendi  media  physica  alinnde 
licita,  nou  est  moraliter  yetitna,  dummodo  non  tendat  ad  finem  illi* 
citum  aat  qvomodocnnqae  pravum.  Auf  eine  Anfrage  des  Bisobofs 
von  Lanaaane  und  Genf  (Frei barg)  vom  19.  Mai  1841,  in  welolier 
das  Verfahren  bei  der  Herbeiführung  des  magnetischen  Schlafes  nnd 
die  Erscheinungen  des  magnetischen  Somnambnlismus  ausführlich 
beschrieben  werden,  antwortete  die  Poenitentiarie  1.  Juli  1841,  ent- 
sprechend einem  Beaohluase  der  Inq.  vom  21.  April:  usum  magoe- 
tismi,  prout  in  casu  exponitur,  non  licere.  Card.  Gousset  erhielt 
auf  eine  Anfrage  unter  dem  2.  Sept.  1842  von  dem  Gross-Poeni- 
tentrar  Card.  Castracane  folgenden  Bescheid:  wo  es  sich  nur  um 
die  Anwendung  des  Magnetismus  in  besonderen  Fällen  gehandelt, 
habe  der  h.  Stuhl  kein  Bedenken  getragen,  Anfragen  za  beant- 
worten; die  allgemeine  Frage  aber,  ob  die  Anwendung  des  Magne- 
tismus mit  dem  Glauben  und  den  guten  Bitten  vereinbar  sei,  bedürfe 
einer  langem  Prüfung;  durch  eine  voreilige  Entscheidung  könne  der 
h.  Stuhl  oompromittirt  werden^).  Am  28.  Juli  1847  wiederholte 
die  Inq.  die  Erklärung  von  1840.  In  einem  Circular  an  die  ita- 
lienischen Bischöfe  von  Fer.  IV.  21.  Mai,  an  alle  Bischöfe  von 
Fer.  IV.  30.  Juli  1866  (Civ.  6,  8,  193.  Acta  S.  S.  1,  177)  sprach 
sie  sich  sehr  scharf  gegen  aomnambulismi  et  clarae  intaitionis  prae- 
stigia  aus,  wobei  deceptio '  omnino  illicita  et  haereticalis  et  acan- 
dalum  contra  honestatem  morum  nicht  zu  verkennen  sei.  Weitere 
Entscheidungen  scheinen  nicht  erfolgt  zu  sein. 

Ueber  das  1853  aufgekommene  Tischrücken,  die  Tables  par 
lautes,  haben  sich  meines  Wissens  nur  einige  französische  Bischöfe 
officiell  ausgesprochen  (Ami  de  la  rel.  162,  707.'  740).  Auch  die 
Civ.  1,  2,  586.  707  spricht  weitläufig  über  die  Tavole  giranti. 

Die  einzigen  über  den  animalischen  Magnetismus  handelnden 
Bücher,  die  im  Index  stehen,  sind:  II  magnetismo  animale,  saggio 
scientifico    di  M.  Tommasi,    Torino    1851    [Civ.  5,  12,  193],   von 


1)  Oousset,  Moraltheologie,  Aachen  1851,  I,  557. 


Französische  Sclirifien.  1189 

der  Inq.  verb.  1851,  and  Trattato  teorico-pratieo  di  magn.  an., 
considerato  sotto  il  panto  dl  vista  fisiologico  e  psicologico,  con  note 
illustrative  e  appendice,  mit  d.  c.  verb.  1856. 

L.-Alph.  Cahagnet,  von  Hause  ans  Schuster,  nach  anderen 
Uhrmacher,  wollte  im  magnetischen  Schlafe  dnrch  den  Geist  Swe- 
denborgs aufgefordert  sein,  die  von  diesem  angekündigte  neue  Kirche 
zn  organisiren.  Von  ihm  wurden  1851  verb.  Guide  du  magndtiseur 
ou  proc^dis  magnetiques  d'aprJs  Mesmer,  Puys^gur  et  Deleuzej 
1849,  und  Magnetisme.  Arcanes  de  la  vie  future  devoiUs,  on  Texi* 
stence,  la  forme  et  les  occupations  de  Täme  separ^e  du  corpa  (auch 
ins  Deutsche  übers.,  1851 — f»3,  3  Theile),  Gleichzeitig  wurde  verb. 
Le  Magn^tiseur  spiritualiste,  Journal  redig^  par  les  membres  de 
la  sooi^^  spiritualiste  de  Paris  (steht  im  Index  unrichtig  auch  unter 
Cahagnet).  —  Die  Inq.  verbot  Fer.  IV.  20.  Apr.  1864  mehrere 
Schriften  von  Allan  Kardec,  d.  i.  Hippolyte-Leon  Denizart  Rivaü 
(1803 — 69),  von  dem  Qu^rard  1,  266  13  Schriften  verzeichnet: 
Revue  spirite,  Journal  d'etudes  psychologiques,  1858( — 64);  Le  spi- 
ritisme  a  sa  plus  simple  expression,  1862  (36  S.  18.,  6.  ^d.  1864); 
Le  livre  des  esprits,  1863  (zuerst  1855,  erlebte  22  Auflagen);  Le 
livre  des  mediums  ou  guido  des  mediums  et  des  evocateurs,  1863 
(das  ist  die  5.  Aufl.;  es  sind  11  erschienen);  —  ferner  Revue  spi- 
ritualiste, redigee  par  une  soci^tä  de  spiritualistes,  herausgegeben 
(seit  1857)  von  Z.-J.  Pierart,  und  das  Buch  von  Matter.  —  In 
demselben  Jahre  begann  die  Giv.  5,  11,  58  eine  Reihe  von  langen 
Artikeln,  worin  eine  Anzahl  von  Spiritisten  und  spiritistischen 
Schriften  besprochen  (S.  567  sieben  französische  und  vier  italienische 
Zeitschriften  erwähnt)  werden;  in  den  Index  kam  aber  nur  noch 
L.  V.  Gnldenstubbe^s  Positive  Pneumatologie,  1870,  verb.  1874 
(französisch  schon  1857  erschienen;  Schneider  S.  94.  127). 

Ein  Analogen  zu  den  Münchener  spiritistischen  Producten 
(S.  1131)  wird  sein  ein  Buch  des  Abb6  M.-J.  Thorey,  pretre  du 
diocese  de  Sens,  Rapport  merveilleux  de  M.  Cahanille  B.  avec  le 
monde  surnaturel,  1866,  2  vol.  Es  wurde  von  der  Inq.  Fer.  IV. 
22.  Aug.  1867  verb.  und  das  Verbot  13.  Dec.  mit  Auetor  laud.  etc. 
publicirt 


122.     Französische  Schriften,  1835—84. 

Unter  den  noch  nicht  besprochenen  französischen  Schriften, 
welche  im  Index  stehen,  verdient  eins  der  vielen  frommen  Sächel- 
chen  des  Mgr.  Lonis-Gaston  de  Sigur  (t  1881)  erwähnt  zu  werden, 
weil  es  eine  der  wenigen  Schriften  ist,  bei  denen  man  aus  be- 
sonderm  Wohlwollen  gegen  den  Verfasser  dessen  Namen  im 
Index  weggelassen   hat  (S.  40.  883).   —   Von  1885   an  wurde 


1184  Französisohe  Sohriften. 

eine  Reihe  von  Sehriften  von  E.  Qainet  und  J.  Hiciielet  ver- 
boten, 1848  A.  Mickiewicz^  Schriften  über  den  Messianisrons, 
1858  anch  einige  Schriften  seiner  Anhänger,  von  1859  an  die 
meisten  Schriften  von  £.  Renan  und  mehrere  derselben  Richtung, 
später  die  meisten  Schriften  von  P.  Larroque  nnd  L.  Jaeolliot 
und  1877  fünf  von  dem  jüdischen  Schriftsteller  Hippolyte  Rodri- 
gues.  Ausserdem  steht  noch  eine  planlos  getroffene  Auswahl 
von  irreligi^en  oder  antikatholischen  Schriften  von  geriDgerer 
Bedeutung  im  Index.  Unter  den  Verboten  von  SchulbQcbero 
erregte  1883  das  Verbot  von  Büchern,  welche  Paul  Bert  und 
andere  nach  der  Publication  des  Unterrichtsgesetzes  von  1882 
herausgegeben,  in  Frankreich  einiges  Aufsehen. 

1.  Das  1864  erschienene  Schrifteben  von  SÄgur  gehört  zq 
einem  Gyclus  von  Duodezheften  „über  die  Frömmigkeit  und  das 
innere  Leben."  In  dem  Decrete  der  Index-Congr.  vom  26.  Nov.  1869 
wird  es  in  folgender  Weise  als  von  der  Inq.  Fer.  IV.  30.  Juni  verb. 
aufgeführt:  La  pi^t£  et  la  vie  Interieure:  Jesus  vivant  en  dous. 
Opuscolo  tradotto  in  italiano  da  un  sacerdote  lombardo.  Hilano  coi 
tipi  della  stamperia  arcivesc.  1867.  Auetor  laud.  etc.  Das  Verbot 
war  S6gur  also  vor  der  Publication  mitgetheilt  worden.  Er  ver- 
öffentlichte eine  Erklärung  (Ann.  de  pbil.  ehret.  1869,  5.  20,  310), 
worin  er  sagt:  er  habe  die  Schrift  vor  dem  Druck  mehreren  ge- 
lehrten Geistlichen  vorgelegt,  und  es  seien  17,000  Exemplare  da- 
von abgesetzt,  ohne  dass  sie  jemand  getadelt;  aber  la  lumiere  son- 
veraine  de  Rome  habe  Fehler  darin  entdeckt;  die  competente  Auto- 
rität habe,  wie  er  aus  sicherer  Quelle  erfahren,  dogmatische  Irr- 
thümer  in  der  Schrift  gefunden ;  er  erkläre  darum,  dass  er  sie  ver 
werfe  und  unterdrücke;  er  habe  sie  aus  dem  Buchhandel  zurückge- 
zogen und  bitte  die  Gläubigen,  sie  als  non  avenue  und  vom  h. 
Stuhle  verworfen  anzusehen;  der  h.  Vater  habe  ihn  übrigens  wissen 
lassen,  dass  er  ihm  sein  Wohlwollen  bewahre,  et  sa  main  paternelle 
qui  ne  frappe  que  pour  guerir,  m'envoie  une  speciale  benediction. 
—  In  dem  Leben  des  Mgr.  de  Segur  von  seinem  Bruder  Marquis 
Anatole  de  Segur,  Mainz  1884,  S.  434,  wird  erzählt:  ein  befreun- 
deter Bischof  habe  ihm  geschrieben:  er  habe,  als  er  am  ^.  Dec.  1869 
sich  zur  ersten  Sitzung  des  Concils  begeben,  an  der  Thüre  von  St 
Peter  das  Index-Decret  angeschlagen  gefunden,  in  welchem  sein  Schrift- 
chen zwischen  dem  Janus  und  dem  Briefe  des  P.  Hyacinthe  stehe,  und 
er  habe  dabei  an  unsem  Herrn  zwischen  den  zwei  Schachern  denken 
müssen.  Der  Brief  des  P.  Hyacinthe  (Loyson)  steht  aber  weder  in  diesem 
noch  in  einem  andern  Decrete;  in  diesem  stehen  ein  Buch  von  Stefanoni, 
Janus,  ein  Buch  von  Frohschammer  und  zuletzt  La  pi^tä.  lieber  eine 
Uebersetzung  „Das  Leben  Jesu  Christi  in  dem  Christen  ...  von 
P.  Bonifacius  0.  Capuc.,  Mainz  1867",  308  S.  12.,  wurde  schon  vor 


Mgr.  de  Segnr.    Abbe  Cloqnet  u.  a.  1185 

dem  Verbote  im  Katholik  1867,  II,  125  bemerkt:  „Verfasser  will, 
dass  Cbristus  mit  der  Substanz  seiner  h.  Menschheit  auch  vor  und 
nach  der  encharistischen  Communion  in  allen  Gerechtfertigten  we- 
sentlich wohne,  ja  dass  überhaupt  der  Himmel,  wohin  Christus  auf- 
gefahren, ebenfalls  nur  in  den  Seelen  der  Gerechten  und  der  Engel 
bestehe.  Beides  ist  in  hohem  Grade  extravagant  und  unerhört.  .  . 
£s  wäre  zu  wünschen,  dass  bei  einer  neuen  Auflage  solchen  und 
ähnlichen  Ausführungen,  wenn  sie  nicht  umgegossen  werden  können, 
wenigstens  einige  Wegweiser  an  die  Seite  gestellt  würden.  .  .  Eine 
Umarbeitung  wäre  unbedingt  vorzuziehen,  da  die  schiefe  Fassung 
der  Grundidee  sich  mehr  oder  minder  durch  alles  hindurchzieht/' 
In  der  1884  erschienenen  Uebersetzung  der  Biographie  aber  wird 
S.  434  versichert:  die  deutsche  Ausgabe  sei  von  zwei  bedeutenden 
Doctoren  der  Theologie  revidirt  worden  und  enthalte  keinen  Verstoss 
gegen  das  Dogma.  Die  Mainzer  Herren  scheinen  sich  also  für  be- 
rechtigt zu  halten,  eine  1867  von  ihnen  beanstandete  Uebersetzung 
einer  Schrift,  nachdem  diese  1869  in  Kom  nicht  etwa  mit  d.  c, 
sondern  unbedingt  verboten  worSen,  —  und  das  Verbot  gilt  nach 
S.  883  auch  für  alle  Uebersetzungen,  —  1884,  ohne  sich  um  die 
Index-Congr.  zu  kümmern,  freizugeben^). 

Im  J.  1864  brachte  die  AblassCongregation  einen  Abbe  Clo- 
quet,  apostolischen  Missionar  zu  Sancerre  (Cber),  in  den  Index,  der 
eine  Keihe  von  kleinen  Schriften  über  Ablässe  hatte  drucken  lassen. 
Sie  verbot  Les  Archives  de  la  S.  Congr.  des  Indulgences  [ouvertes 
annuelleraent  aux  eccl^siastiqnes]  pour  1862,  Le  mois  liberateur  des 
4meB  du  purgatoire,  aliaque  id  genus  auctoris  ejusdem,  aber  mit 
Auetor  laud.  se  subjecit.  Dass  seine  Schriften  dieses  Loos  traf, 
während  viele  ähnliche  frei  ausgingen,  wird  seinen  Grund  darin 
haben,  dass  er  eine  Schrift  der  Ablass-Congr.  zur  Approbation  vor- 
gelegt und  dann  eine  Approbation  veröffentlicht  hatte,  von  der  die 
Congregation  erklärte,  sie  sei  nur  ein  von  ihr  nicht  genehmigter 
Entwurf  2).  —  1859  wurde  von  dem  schon  1758  und  1764  und  dann 
wieder  1822  erschienenen  Dictionnaire  portatif  des  conciles  des  £x- 
Oratorianers  und  Advocaten  Ponce  -  Aug.  Alletz  (f  1785)  eine 
Nouv.  ed.  augmentee  d'une  analyse  bist.  .  .  par  TAbb^  Filsjean  mit 
d.  c.  verb.  Ausserdem  stehen  noch  folgende  Schriften  von  Abbis 
im  Index:  L.-H.  Caron,  La  vraie  doctrine  de  la  sainte  Eglise 
cath.  sur  le  salut  des  hommes,  snivie  d'une  appendice  sur  le  sort 
des  enfants  morts    dans   le   p^che   original,    verb.  1856   mit   Auetor 


1)  Es  handelt  sich  nicht  um  eine  expurgirte  Ausgabe  der  Ueber- 
setzung. Die  Berufung  auf  „zwei  bedeutende  Doctoren  der  Theologie" 
klingt  um  so  sonderbarer,  als  Segur  selbst  S.  4  sagt:  „Um  jede  Unge- 
nauigkeit  zu  vermeiden,  habe  ich  diese  Schrift  der  Durchsicht  mehrerer 
tüchtiger  Priester  und  Theologen  unterworfen  und  ihre  Bemerkungen  und 
Yerbeasernngen  sorgfältigst  benützt'',  und  gleichwohl  in  den  Index  ge- 
kommen ist. 

2)  A.  J.  P.  6,  1687.  Rev.  des  sc.  eocl.  1868,  7,388.  Deutscher  Merkur 
1877,  112. 


1186  Französische  Schriften. 

land.  etc.;  der  Verf.,  Car6  de  Conti,  Chan.  hon.  d*Amiens,  war  ein 
Freund  von  La  Mennais  bis  zu  dessen  Bruch  mit  der  Kirche ;  — 
AbbS  Bri^re  (sub  falso  nomine  Georgii  Perdrix),  Le  vrai  mot  de 
la  Situation  präsente,  Par.  1877;  Lettre  adress^e  ä  M.  Tabbe  Pou- 
clee,  Official  dioc^sain  de  Chartres,  verb.  1877;  —  L'nniilit4 
gallicana  difesa  coli'  uno  e  coli'  altro  diritto  da  molti  porporati 
componenti  la  S.  Congregazione  dei  Yescovi  e  Regolari  etc.  a  carico 
e  vitupero  dei  Rev.  Sacerdoti  JuUien,  Maurice,  D6fourny,  Devy  ed 
altri,  Tip.  Londra;  Omelia,  che  i  cattolici  di  tutto  il  mondo  dedi'> 
cano  in  segno  di  stiraa  a  S.  £cc.  Rev.  Mgr.  Langenieux,  Areiy.  di 
Reims,  Gallicano,  1879,  mit  Damnantur  ut  libelli  famosi  verb.  1880. 

Abb6  Rohrbacher  (1789—1856),  früher  ein  Anhängerde  La 
Mennais',  später  ein  orthodoxer  Ultramontaner,  berichtet  in  der  Voi^ 
rede  zur  3.  Auflage  seiner  Kirchengeschichte  (die  1.  Auflage  erschien 
1842 — 49,  29  vol.),  sein  Buch  sei  in  Folge  der  Angrifl^e  einer  Lüt- 
ticher  Zeitschrift  in  Rom  denuncirt  worden,  der  Präfeet  der  Index- 
Congr.,  Card.  Mai,  habe  ihm  aber  1846  und  47  sagen  lassen,  er  habe 
das  Buch  selbst  gelesen  und  nichts  zu  tadeln  gefunden^). 

Von  Schriften  katholischer  Laien  über  theologische  Dinge  sind 
in  den  Index  gekommen:  Aug.  Signier,  Christ  et  le  peuple  1835, 
verb.  1836;  desselben  Les  grandeurs  du  catholicisme,  1841,  2  vol., 
ist  ins  Deutsche  übersetzt  und  viel  gelobt  worden;  —  La  religion 
d^fendue  contre  les  pr6jug6s  et  la  superstition,  und  La  religion 
constat^e  universellement  a  l'aide  des  sciences  et  de  l'erudition  mo- 
dernes, par  M.  .  .  .  de  la  Marne,  1823,  2vol.,  beide  verb.  1843, 
sind  von  Louis-Philibert  Machet,  einem  Mitarbeiter  an  legitimistischen 
Blättern,  der  noch  andere  theologische  Sachen  geschrieben  hat;  — 
Emile  Hannotin  (nicht  Hannolin  wie  im  Index  steht),  Doctrine 
religieuse  et  philos.  fond^e  sur  le  temoignage  de  la  conscience, 
1842,  verb.  1845 ;  Nouvelle  theologie  philosophique,  avec  nn  exa- 
men  crit.  des  dogmes  etc.,  verb.  1848;  —  Louis-Auguste  Martin, 
L'esprit  morale  du  19.  si^cle,  1844,  2.  Ed.  1855,  verb.  1855.  Von 
ihm  ist  auch  Vrais  et  faux  catholiques  par  L.  A.  M.,  1858,  verb. 
1858.  Nach  dem  Erscheinen  dieser  Schrift  wurde  er  wegen  Angriffe 
gegen  die  Freiheit  der  Culte  und  gegen  die  den  Gesetzen  gebührende 
Achtung  zu  6  Monat  Gefängniss  verurtheilt  (Drujon  401);  —  Du 
pape  par  Philothie,  1863,  verb.  1864;  der  Verf.  heisst  Francisqne 
Bouvet  und  hat  auch  einiges  unt-er  seinem  Namen  drucken  lassen; 
—  La  pluralit^  des  existences  de  Täme  conforme  k  la  doctrine  de 
la  pluralite  des  mondes,  par  Andr6  Pezzani,  1864,  verb.  1865. 
Der  Yerf.,  Advocat  zu  Lyon,  hat  mehr  Theologisches  gesbhrieben, 
u.  a.  Vie  du  ven.  cur6  d'Ars,  1859;  —  Aug.  Call  et,  L'enfer,  Par. 
1861,  verb.  1862.  Nach  20  Jahren,  1881,  wurde  gemeldet:  Auetor 


1)  Deutsche  Ausgabe,  Münster  1860,  I  S.  XXXIII.  S.  XV  wird  an- 
gegeben, Rohrbacher  habe  sein  Buch  in  Kern  vorgelegt,  und  man  habe 
nur  monirt,  dass  er  die  Bullen  Benedicts  XIV.  über  die  chinesischen  und 
malabarischen  Gebräuche  übersehen. 


£   Quinet.    J.  Michelet.    A.  Mickiewicz  .a.  a.  1187 

laad.  etc.  £r  war  Redactenr  der  legitimistiBohen  Gazette  de  France, 
1848  und  1871  auch  Depntirter. 

2.  Im  J.  1843  erregten  Micbelet,  Qninet  und  Libri  grosses 
Aufsehen  durch  ihre  Polemik  gegen  die  Jesuiten  (Crit.-Joly  6,  378). 
Die  Schrift  der  beiden  ersteren  Des  J^suites,  1843,  stehfc  aber  nicht 
im  Index.  -  Von  £dgar  Quinet  (1803—1875)  war  schon  1835  verb. 
AhasveruB,  1833,  wie  er  selbst  sagt,  Thistoire  du  monde,  de  Dien 
dans  le  monde  et  enfin  du  doute  dans  le  monde.  Dazu  kamen  dann 
noch  von  seinen  vielen  Schriften:  Du  genie  des  religione,  1842, 
verb.  1844;  Allemagne  et  Italic;  philosophie  et  po^sie,  1839,  2  vol., 
erst  1848  verb.,  und  La  r^volution,  1865,  verb.  1866.  Von  Jules 
Michelet  (1798—1874)  wurden  1840  verb.  M^moires  de  Luther, 
Berits  par  lui-meme,  trad.  et  mis  en  ordre  par  M.  Michelet,  1885, 
2  vol.,  dann,  jedesmal  bald  nach  dem  Erscheinen,  Du  pr^tre,  de  la 
femme,  de  la  famille,  1845  (7.  £d.  1861),  L'amour,  1859  (6.  £d. 
1865),  La  soroiere,  1862  (in  Paris  confiscirt,  in  Belgien  nachge- 
druckt), La  bible  de  Thumaniti,  1864.  —Von  Guill.  Libri  (f  1869) 
wurde  1 844  verb. :  Eist,  des  sciences  mathematiques  en  Italic  depuis 
la  renaissance  des  lettres  jusqu^a  la  fin  du  17.  si^cle,  1838 — 41, 
4  vol. 

Von  Adam  Mickiewicz  (1798—1855)  wurden  1848  verb. 
L'eglise  officielle  et  le  messianisme,  1843,  und  L'^glise  et  le  Messie 
(die  beiden  letzten  Bände  von  Les  Slaves.  Cours  professä  au  Col- 
lege de  France  1840—44,  5  vol.  1845—49),  die  Schriften,  welche 
er  unter  dem  Eiuflusse  seines  Landsmannes  Andreas  Towianeki  ge- 
schrieben, welcher,  angeblich  blind  geboren  und  wunderbar  geheilt, 
sich  für  einen  Propheten  ausgab,  —  Mickiewicz  begeisterte  sich  um 
1840  für  ihn,  brach  aber  schon  1847  die  Beziehungen  zu  ihm  ab^). 
Towianski  gewann  auch  in  Italien  einige  Anh&nger  durch  den  Priester 
Dunski ;  er  kam  nach  Rom,  um  sich  bei  dem  Papste  zu  legitimiren, 
wurde  aber  ausgewiesen.  1858  verdammte  die  Inq.  eine  von  ihm 
verfasste  polnische  Schrift:  Biesiada  17.  Stycznia  1841  (die  latei- 
nische UebersetzuDg  des  Titels  lautet:  Agape  17.  Jan.  1841)  quo- 
ounque  idiomate,  und  Dunski,  sacerdote  zelante  e  zelante  servitore 
deir  opera  di  Dio,  Turin  1857,  mit  dem  Zusätze:  Auetor  dum  vi- 
veret  doctrinam  reprobaverat.  Ein  Pole  wird  auch  wohl  do  (de?) 
Bodako  w  sein,  von  dem  Ad  concives  exsul  ezsilii  finem  auspicatus, 
Paris  1863  (in  dem  Decrete  als  Libellus  in  32.  bezeichnet),  gleich 
verb.  wurde. 

Ausserdem  kamen  1836 — 1846  in  den  Index:  Pierre  Dubois, 
Le  croyant  ditrompi,  ou  preuves  Evidentes  de  la  fausseti  et  de 
Tabsurditö  du  christianisme  et  de  sa  funeste  influence  dans  la  so« 
ci^ti  1835,  2  vol.,  und  Le  cat^chisme  v6ritable  des  croyants,  publik 
par  permission  de  N.  S.  P6re  le  Pape  et  de  tous  les  6vdques  et 
archev.  du  monde  chr6tien,  1835,  18.,  verb.  1836;    wegen  outrages 


1)  Th.  y.   Kalkstein,    Adam  Mickiewicz,  1874,  S.    5.  Cantü   3,   640. 
Vapereau  s.  v.  Towianski. 


1188  FraDzösische  Schriften. 

a  la  morale  publique  et  därinon  envers  la  religion  catholique 
diircli  den  Cat^chisme  veritable  wurde  er  1835  zu  Gefangniss 
verurtheilt  (Drujon  74);  —  Charles  de  CoasoD,  Kevelations 
6ur  les  erreurs  de  rancien  testament,  1.  Partie,  1840,  12.,  und 
&ruau  (im  Index  Gruan)  de  la  Barre,  Salomon  le  sai^e  fils  de  Da* 
yid,  sa  renaisBance  sur  cette  terre  et  rev^lation  Celeste,  2.  et  3.  Partie, 
faisant  suite  ä  la  1.  intitulee:  R^velations  .  .  .,  1841,  verb.  1842^); 

—  Essai  Bur  la  formation  du  dogme  cath.,  Paris  1842,  4  voL, 
verb.  1843,  von  Christine  Trivulzio,  Princesse  de  Belgiojoso,  f  1871; 

—  Ch. -Ph.  [Comte]  de  Lasteyrie  [du  Saillant,  1759—1849], 
Hifit.  de  la  confession  sous  ses  rapports  religieux,  moraux  et  polit. 
chez  les  peuples  anciens  et  modernes,  1846,  verb.  1846.  —  1850 
gab  ein  in  Paris  lebender  deutscher  Arzt,  H.  Ewerbeck,  ein  Werk 
in  zwei  Theilen  heraus :  Qu' est  ce  que  la  religion  ?  und  Uu'est  ce 
que  la  bible?  d'apres  la  nouvelle  philosophie  allemande.  Der  erste 
Theil  ist  ein  Auszug  aus  Feuerbach,  der  zweite  aus  Daumer,  Lützel- 
berger  und  Ghillany.  Die  Inq.  verbot  1857,  als  das  Buch  wohl 
vergessen  war,  den  2.  Theil  quoc.  idiomate.  —  1858  wurde  aus  dem 
Nachlasse  des  Malers  Jean-Nio.  Paillot  de  Montabert  {f  1849) 
herausgegeben:  L^unitimismaire,  livre  des  chr^tiens  unitistes,  on  ex- 
pos6  de  la  grande  science  chr^t.,  de  nos  devoirs  envers  Dien,  envers 
nons  memes  et  envers  la  societä,  3  vol.  Das  Werk  wurde  1859 
als  Opus  praed.  verb.  and  steht  im  Index  zweimal  unter  Paillot  und 
Montabert. 

Die  Broschüre  des  Strassburger  Professors  Er.  Genin  (im  In- 
dex Geniu),  Ou  T^glise  ou  Tätat,  1847,  verb.  1848,  vertritt  die  An- 
sicht, dass  dem  Staate  ausschliesslich  die  Leitung  des  Unterrichts- 
wesens zustehe.  1850  wurde  verb.:  L'^tat  et  les  cultes  ou  qael- 
ques  mots  sur  les  libertis  religieuses,  1853  von  Eugene  Pelletan 
(t  1884)  Profession  de  foi  du  19.  siöcle,  ein  Abdruck  von 
Artikeln  der  Presse,  1857  von  Jules  Simon  La  religion  naturelle, 
3.  Ed.  (die  1.  erschien  1856,  1859  die  5.).  Von  beiden  stehen  keine 
anderen  Schriften  im  Index,  von  Simon  auch  nicht  die  in  der  Civ.  3, 
7,  543  ausführlich  kritisirte  La  libertä  de  conscience,  1857.  Von 
einem  mir  unbekannten  Jovis  Mich,  de  Figarieres  wurden  1860 
verb.:  Cl^  de  la  vie,  Thomme,  la  nature,  les  mondes.  Dien,  anato- 
mie  de  la  vie  de  Thomme  und  noch  zwei  andere  Bücher  mit  ähn- 
liohen  phantastischen  Titeln.  —  1868  wurde  auch  eins,  wahrschein- 
lich nicht  das  gefährlichste  von  den  vielen  Büchern  über  Machia- 
velli  verb.:  Paul  Delsuf,  Elssai  sur  les  oeuvres  et  la  doctrine  de 
Machiavel,  avec  la  traduotion  lit^rale  du  Prince  et  de  quelques 
fragments  bist,  et  literaires,  1867. 

3.  Von  E.  Eenan  wurde  zuerst  im  April  1859  Le  livre  de 
Job  traduit  de  rh^bren,  1858,  verb.,  daitn  im  Juli  Etudes  d'histoire 


1)  Der  Advocat  Modeste  Gruau,  von  Nauheim,  dem  angeblichen 
Duo  de  Normandie  geadelt,  hat  unter  dessen  Namen  1836  Abrege  de  l'hist. 
des  infortunes  du  Dauphin,  iils  de  Louis  XVI.,  herausgegeben. 


J 


£.  Renan.    P.  Larroque.    L.  Jacolliot  n.  a.  1189 

religienBe,  1857,  Origine  du  langage,  1858,  Hist.  giniralt  et  systöme 
eompare  des  langues  eemitiques,  1855^),  and  Averroös  et  l'Aver- 
roisme,  1852,  dann  von  1860  an  so  ziemlich  alle  seine  Bücher  gleich 
oder  doch  bald  nach  dem  Erscheinen,  —  Vie  de  Jisas  24.  Aug. 
1863,  —  nur  L'Antechristt  1873,  erst  1881,  zuletzt  Nonvelles  etudes 
d'histoire  religiense,  1884.  Seit  1863  wurde  auch  gleich  nach  dem 
Erseheinen  eine  Reihe  von  Schriften  verb.,  die  Renans  Vie  de  Jesus 
an  die  Seite  gestellt  werden  können:  Les  evangiles  (1.  P.  Examen 
critique  et  comparatif  des  trois  premiers  evangiles,  2  vol.)  par  Gu- 
stave d'Eichthal,  1863;  La  mort  de  Jesus.  R^velations  hist. 
sur  le  veritable  genre  de  mort  de  Jesus,  trad.  du  latin  en  allemand 
et  de  Tallemand  en  frangais  d'apris  le  manuscrit  d'un  fr^re  de  Tordre 
sacre  des  Essiniens,  contemporain  de  J^sur,  1863  anonym,  1864  mit 
dem  Kamen  des  Verfassers  Daniel  Ramee  erschienen,  der  auch  an* 
dere  irreligiöse  Schriften  veröffentlicht  hat;  Histoire  ^l^mentaire  et 
critique  de  Jesus  par  Alphonse  Peyrat,  1864;  Jesus  et  les  Evan- 
giles par  Jules  Soury,  1878;  Le  proc^  de  JEsns  par  Aur^lien 
Scholl,  1878;  Le  christianisme  et  ses  origines  par  Ernest  Ha  vet, 
1873.  1878,  8  vol.  —  1883  wurden" auf  einmal  drei  Schriften  von 
B.  Aube  verb.:  Histoire  des  persEoutions  de  TEglise  jusqu'4  la  fin 
des  Antonins,  1876;  Hist.  .  .  .  eglise.  La  polemique  paienne  ä  la 
fin  du  2.  siecie,  1878;  Les  chr^tiens  dans  l'Empire  Romain  . . .,  1880. 
Wie  von  Renan,  so  wurden  auch  von  Patrice  Larroque  und 
von  Louis  Jacolliot  fast  sammtliche  Werke  einzeln  verb.  Ersterer 
(1801—78,  ein  Schwager  des  Marschall  Vaillant,  Prof.  der  Philo- 
sophie und  Rector  in  verschiedenen  Collegien)  gab  1859  zu  Brüssel 
heraus  Examen  crit.  des  doctrines  de  la  religion  chr6t.,  2  vol.,  De 
Tesclavage  ohez  les  nations  chr^t.,  und  Renovation  religiebse.  Das 
erste  und  das  dritte  Bach  wurden  in  Frankreich  gerichtlich  verfolgt 
und  vorläufig  verboten.  1864  erschienen  sie  alle  drei  in  2.  Auflage 
in  Paris.  In  Rom  wurden  die  beiden  ersten  mit  Opus  praed.  1860 
verb.,  von  dem  dritten  1864  die  Pariser  Ausgabe,  ferner  1865:  De 
la  guerre  et  des  arm6es  permanentes,  Par.  1864  (schon  1856  von 
dem  Congress  der  Friedensfreunde  gekrönt;  Opinion  des  d^istes  ra- 
tionalistes  sur  la  vie  de  JEsus  selon  M.  Renaii,  1863,  steht  nicht  im 
Index).  Später  wurden,  jedesmal  bald  nach  dem  Erscheinen,  verb. : 
De  Torganisation  du  gouvernement  r^publicain,  1870;  De  la  criation 
d*un  Code  de  droit  international  et  de  l'institution  d*an  haut  tribunal 
jnge  Bouverain  des  diffirents  internationaux,  1875;  Religion  et  poli- 
tique;  etudes  supplämentaires  et  lettres,  precMees  d'une  notice  bio- 
graphique,  1878.  Von  Jacolliot  wurde  1869  verb.  La  Bible  dans 
rinde:  Vie  de  Jezeus  Christna,  1869,  eine  Identification  Christi  mit 
dem  Krischna  der  Buddhisten  (Jacolliot  war  einige  Jahre  Beamter 
in  Pondichöry).  Es  ist  aber  nur  der  1.  der  6  Bände  verb.,  die  Jac. 
1869—75  unter  dem  Gesammttitel    La  Bible  dans  Tlnde  herausge- 


1)  Diese   drei  Titel  sind  in  den  Indices  so  gedruckt,  als  ob    es  sich 
um  Ein  Buch  handelte. 


1190  Französische  Schriften. 

geben  ^).  1876  wurden  verb.  La  genese  de  ThnTnanite,  1875,  and 
1881:  Les  fiU  de  Dien,  1875;  Le  pariah  dans  Thumanite,  1876; 
Gänise  dans  Thumanit^.  Fetichisme,  polyth^isme,  monotfa^isme,  1876; 
Hist.  des  vierges,  1879. 

In  einem  Decrete  vom  24.  M%rz  1877  werden  fünf  Schriften 
Ton  Hippolyte  Eodrignes  mit  dem  Zusätze  verboten:  Opera  prae- 
damnata  ex  Constit.  Clem.  VIII.  28.  Febr.  1592,  also  als  jüdische 
Schriften ,  welche  Ketzereien  oder  Irrthümer  gegen  das  A.  T., 
Schmähungen  gegen  die  cbristl.  Lehre  n.  s.  w.  enthalten  (I,  S.  49). 
Diese  Formel  findet  eich  hier  zuerst  (noch  nicht  bei  Salvador  and 
Cohen).  Die  Schriften  waren  theil weise  schon  lange  erschienen: 
Les  trois  filles  de  la  Bible,  1865;  Les  origines  da  sermon  de  la 
montagne,  1868;  La  justice  deDieu;  introduction  k  Thiat.  des  Judeo- 
Chretiens,  1869 ;  Hist.  des  premiers  chr^tiens  de  Tan  6  jnsqu^lk  Tan 
38;  1.  Partie:  Le  Roi  des  Juifs,  6—29;  2.  P.:  S.  Pierre,  29—88, 
1873;  Les  seconds  chritiens.  S.  Paul,  37—66,  1876. 

Von  den  Schriften,  die  der  Advocat  A.-S.  Morin,  meist  unter 
dem  Namen  Miron  herausgegeben,  ist  nur  De  la  Separation  du  spi- 
rituel  et  du  temporel,  1866,  1868  verb.,  nicht  die  walirscheiulieb 
schlimmeren :  Examen  du  christianisme,  1 862,  3  vol.,  J^sus  reduit  k 
sa  juste  valeur,  1864,  u.  a.  Andere  Schriften  dieser  Kategorie,  die 
meist  gleich  nach  dem  Erscheinen  verb.  wurden,  sind:  J.-A.  Bois- 
sonade,  La  bible  devoil^e.  Ecr.  Tlnf.,  1871;  Jules  Baissac,  Les 
origines  de  la  religion,  1877;  Emile  Burnouf,  Le  catholioisme 
contemporain,  1873^  und  La  science  des  religions,  1876,  beide  erst 
1881  verb.;  L'^glise  et  la  republique,  avec  une  pr^face  par  Co- 
rentin  Gruyho,  Depute/  verb.  1877;  La  orise  de  TEglise,  Bmx., 
verb.  1878;  La  question  religieuse  et  la  Solution  protestante  par 
Eug.  Reveillaud,  avocat,  r^dacteur  en  chef  de  l'Avenir  repnbli- 
cain  de  Troyes,  Par.  1878;  Fin  de  la  crise  religieuse  moderne,  ou 
l'Eglise  cath.-romaine  adaptie  parallMement  aux  besoins  des  &me6 
viriles  et  k  ceux  des  ftmes-enfants  ou  mineures,  par  Le  Boulenger- 
Vauquelin,  Vichy  1879,  2  tomcs,  verb.   1881. 

4:  Von  Madlle  Nathalie  de  Lajolais  wurde  1845  mit  d.  c. 
verb.  Le  livre  des  meres  de  famille  et  des  institutrices  sor  T^dn- 
cation  pratique  des  femmes.  Das  am  1.  März  beschlossene  Verbot 
wurde  erst  5.  April  publicirt;  vielleicht  hat  man  bei  der  YerfasseriQ 
angefragt,  ob  sie  sich  unterwerfen  wolle*).  —  Von-  einer  andern 
Dame,  Marie  Pape-Carpentier,  die  1848  Directrice  der  von  Sal- 
vandy und  Carnot  gegründeten  Ecole  normale  matemelle  wurde, 
wurde  Enseigoement  pratique  dans  les  salles  d^asile,   1854,  22.  Juni 


1)  Ausführliche  Recensionen  in  Ann.  de  phil.  ehret  1669,  19.  139; 
1875,  9,  246;  1876,  11,  232.  Rev.  cath.  1880,  50.  —  JacoUiots  Schriften 
sind  unter  dem  Gesammttitel  Etudes  Indianistes  1875—81  in  15  vol.  er- 
schienen 

2)  Es  scheinen  zwei  Bücher  confundirt  zu  sein :  Education  prat.  etc, 
1842,  und  Le  livre  .  .  .,  1848,  12.  Uebrigens  steht  die  Dame  zweimal  im 
Index,  als  Lajolais  und  Lojolais. 


H.  Rodrigaee.    Schulbücher.    P.  Bert  u.  a.  1101 

1863  yerb.;  in  dem  Decrete  vom  24.  Ang.  heisst  es:  Damnatur  et 
editio  altera,  in  dem  vom  15.  Dec. :  Auetor  [sie]  laud.  etc.  1856  wurde 
ein  Schulbuch  von  Le  Bas  verb.  (s.  o.  1047),  1857  Cours  complet 
d'histoire  racont^e  aux  enfants  von  Jules-Raymond  Lami^-Fleury, 
in  18  Bändchen  zuerst  1829 — 44,  dann  oft,  auch  nach  dem  Yerbote, 
erschienen,  z.  B.  Histoire  ancienne  1858  in  12.  Auflage,  auch  von 
Gius.  Caleffi,  A.  L.  Morpurgo  u.  a.  ins  Italienische  übersetzt,  Yen. 
1840  ff.  Diese  üebersetznng  wird  im  Index  nicht  erwähnt.  Ber- 
tocci  2,  36  sagt  mit  einiger  Uebertreibung:  Die  Kirche  hat  alle 
Werke  Rieses  Autors  verb.  —  Erst  15.  Dec.  1882  befasste  sich  die 
Index-Congr.  wieder  mit  französischen  Schulbüchern :  sie  verbot 
eine  Anzahl  von  den  allerdings  meist  sehr  anstössigen,  durch  das 
Gesetz  vom  J.  ]  882  veranlassten  Büchern :  Instruction  morale  et 
civique.  L'homme.  Le  citoyen.  A  Tusage  de  Tenseignement  pri- 
maire.  Ouvrage  rädig^  conform^ment  au  programme  officiel  .  .  . 
par  Jules  Steeg,  D^putä  de  la  Gironde,  —  Elements  d'instruction 
morale  et  civile  par  Gabr.  Compayr6,  Dip.,  Prof.  aux  ^coles 
normales  sup.  d'instructenrs  et  d^institutrioes,  —  Instruction  mor. 
et  civ.  des  jeunesfilles,  par  Mme.  Henry  Gr6ville,  —  und,  last,  but 
not  least,  Paul  Bert,  DÄp.,  Membre  de  Tlnstitut,  L'instruction  ci- 
vile k  r^cole.  Ouvr.  adopte  pour  les  äcoles  de  la  ville  de  Paris. 
—  Gegen  den  Erzbisohof  von  Albi  und  die  Bischöfe  von  Anneoy, 
Yiviers,  Langres  und  Yalence,  welche  da^s  Index-Decret  publioirt 
hatten,  wurde  von  dem  Staatsrathe  26.  Apr.  1883  ein  Tadel  wegen 
Missbrauches  der  Amtsgewalt  ausgesprochen  und  die  Regierung  für 
befugt  erklärt,  ihnen  die  Temporalien  zu  sperren.  Und  81.  Mai 
erklärte  der  Minister  Ferry  im  Senat  u.  a.:  „Wir  werden  niemals 
die  Beschlüsse  der  Index-Gongr.  anerkennen;  denn  wir  halten  wie 
der  St^atsrath  die  gallicanische  und  französische  Tradition  aufrecht. 
Wohin  würden  wir  gerathen,  wenn  die  Beschlüsse  dieser  Congre- 
gation,  welche  die  grössten  Geister  der  Menschheit,  Descartes»  Ma» 
lebranche,  Kant,  Renan,  sogar  das  Dictionnaire  von  Bouillet  mit 
dem  Interdict  belegt  hat,  in  unserm  Lande  Gesetzeskraft  hätten?  .  . 
Das  Handbuch  von  Compayri  wurde  verdammt,  weil  es  sagt,  es 
sei  für  ein  Kind  wichtiger,  die  Namen  der  Könige  von  Frankreich 
als  die  der  Könige  der  Juden  zu  kennen  .  .  .  Das  Index-Decret 
ging  über  den  Kopf  unseres  Botschafters  in  Rom  und  des  Nuncius 
in  Paris  hinweg,  um  hier  eine  Feuersbrunst  zu  entzünden"^). 


1)  Von  dem  Buche  vonP.  Bert  wird  in  der  ausführlichen  Besprechung 
Allg.  Ztg.  1883,  145  B.  gesagt:  der  religiösen  Frage  gegenüber  sei  er  vor- 
sichtig. Aus  einem  Manuel  seines  Schülers  Andre  Berthet,  welches  nicht 
im  Index  steht,  theilten  die  Zeitungen  folgende  Proben  aus  dem  Abschnitte 
„Von  dem,  was  man  nicht  weiss",  mit:  „Was  ist  Gott?  Ich  weiss  es  nicht. 
Wer  hat  die  Welt  geschafTen?  Ich  weiss  es  nicht  .  .  .  Was  geschieht  mit 
uns  nach  dem  Tode?  Ich  weiss  es  nicht.  Schämst  du  dich  nicht  deiner 
Unwissenheit?  Man  braucht  sich  nicht  zu  schämen,  wenn  man  nicht  weiss, 
was  noch  niemand  hat  wissen  können.^* 


1192  ItalienUcho  Sobriften. 


123.     Italienisclie  Scbriften,  1840-84. 

Die  noch  nicht  besprochenen  italienischen  theologischen 
Schriften,  welche  im  Index  stehen,  sind  fast  alle  von  geringer 
Bedeutung.  Den  meisten  Raum  nehmen  die  1878  verboteoen 
Schriftchen  des  Schwärmers  David  Lazzaretti  ein,  welche,  ob* 
schon  alle  Opuscula  desselben  verboten  sind,  Itberflüssiger  Weise 
einzeln  verzeichnet  werden.  —  Zwei  kirchenrechtliche  Bücher 
des  Turiner  Professors  Nuytz  wurden  1851  durch  ein  Breve 
Pias'  IX.  verdammt,  1842—52  einige  mit  der  Monarchia  Sicuia, 
von  1861  an  einige  mit  der  neuen  Ordnung  der  kirchlichen  Ver- 
hältnisse zusammenhangende  Schriften.  Von  1854  an  wurde 
eine  Anzahl  von  grösseren  geschichtlichen  Werken,  meist  über 
italienische  Geschichte,  verboten,  von  La  Farina,  Zobi,  Amari 
Ranalli,  Boggio,  de  Leva  u.  a.  Im  J.  1857  wurde  das  Archivio 
storico  mit  d.  c.  verboten,  ohne  nähere  Bestimmung,  also  alle  bis 
dahin  erschienenen  Bände.  Man  hat  doch  wohl  nicht  erwartet, 
dass  eine  expurgirte  Ausgabe  werde  veranstaltet  werden  oder 
dass  die  Geschichtsforscher  sich  in  Rom  die  Erlaubniss  erbitten 
würden,  die  Zeitschrift  zu  benutzen.  Das  Verbot  in  der  mildern 
Form  hat  wohl  nur  den  Zweck  einer  Verwarnung  ftir  die  Re- 
daction  und  eines  Caute  lege  für  die  Leser  gehabt  i).  'Cesare 
Cantü*s  Weltgeschichte  wurde  in  Rom  von  Jesuiten  dennncirt; 
man  begnügte  sich  aber  damit,  die  Erwartung  auszusprechen, 
er  werde  sie  in  neuen  Auflagen  selbst  verbessern.  —  Endlich 
steht  noch  eine  Auswahl  oder  vielmehr  Anzahl  von  den  zahl- 
reichen in  den  letzten  Jahrzehnten  erschienenen  Schriften  gegen 
die  Curie,  den  Katholicismus  oder  das  Christenthum  im  Index. 

1.  1845  verbot  die  Inq.  von  einem  Abate  Michelangelo  Lanci 
Paralipomeni  alla  illustrazione  della  S.  Scrittura  per  monumenti  fe- 
nico-assirii  ed  egiziani  (Cantü  3,  671).  1846  wurde  gemeldet:  Aue- 
tor laud.  etc.  185 Q  verbot  die  Inq.  von  demselben  Lettres  sur 
rinterpretation    des    hi^roglyphes    egyptiens    und    die    Index-Congr. 


l)  Giuo  Gapponi,  Lettere  3,  19  sagt  darüber:  Y^e  il  donec  corrigatur 
che  tempera  un  pooo  la  gravitä  del  fatto  .  .  .  Credo  noi  siamo  an  pooo 
meno  devoti  di  prima  a  certe  naoye  e  eccessive  dottrine ;  il  che  päd  essere 
cagion  vera  di  questa  mossa. 


D.  Lazzareiti  a.  a.  1198 

von  D.-M.-J.  Henry, 'Archivar  in  Toalon,  L'Egypte  pharaonique, 
2  vol.  8.  mit  Illustrationen.  1851  wurde  von  beiden  gemeldet: 
Anctor  laud.  etc.  —  Mir  nicht  bekannte,  allem  Anschein  nicht  be- 
deutende theologische  Schriften,  die  unter  Pius  IX.  von  der  Inq. 
verb.  wurden  und  deren  Yerfaeser  sieh  unterwarfen,  stehen  unter 
P.  Cavalleri,  Salvatore  Collu,  M«  Maresca  und  Vouthier,  populäre 
und  Erbauungs-Schriften,  die  meist  von  der  Index-Congr.  verb.  wur- 
den, unter  P.  Bignami  (verb.  1867,  erst  1875  Auetor  laud.  etc.), 
F.  Cuniberii,  Gr.  Morena  (S.  Ginseppe  patrono  della  chiesa  univer- 
sale, Verona  1870,  von  der  Inq.  verb. ;  Auetor  laud.  etc.),  A. 
Pelliccia,  G.  B.  Pritoni,  Min.  Oss.  e  chiamato  P.  Pio  da  Bologna 
(von  der  Inq.  verb.;  Auetor  laud.  etc.),  ferner  unter  Almanacoo, 
£co  degli  Appenini,  £  picciol  dono.  —  1854  verbot  die  Inquisition 
Yisioni  e  locuzioni  e  finezze  conosciute  e  verificate  da  piüi  sa- 
cerdoti,  ricevute  dalla  sposa  del  Eedentore  Maria  Geltmde  del 
secolo  presente  coadjutrice  di  S.  Chiesa  e  di  quelle  anime  che  dello 
stesso  Redentore  dimentiche  non  ne  hanno  corrisposto  alle  voci. 
Prima  edizione,  Fir.  1853  con  approvazione  (Civ.  11,5, 104).  Einige 
Monate  später  wurde  gemeldet:  Auetor  (nicht  genannt)  laud.  se 
subjecit. 

2.  Durch  ein  Beeret  der  Inq.  vom  24.  Juli  1878  wurden 
Opusoula  omnia  quocunque  idiomate  edita  von  David  Lazearetti 
verb.  Dieser  Schwärmer  war  schon  1868  aufgetreten  und  eine  Zeit 
lang  von  Geistlichen  protegirt  worden,  —  Pius  IX.  hatte  ihm  zwei- 
mal Audienz  gegeben  und  ein  Crucifix  geschenkt,  —  und  hatte  in 
der  Gegend  von  Arcidosso  viele  Anhänger  gefunden.  Am  18.  Juli 
1878,  also  einige  Tage  vor  der  Verdammung  seiner  Schriftchen 
wurde  er  von   einem  italienischen  Carabiniere   erschossen^).     Wenn 


1)  Ein  ausführlicher  Bericht  über  ihn  steht  in  der  Köln.  Ztg.  1880, 
No.  9  II;  23  III;  24  III.  Lazzaretti.  geb.  zu  Arcidosso,  ein  Karrenführer, 
trat  1868  mit  der  Erklärung  auf,  er  habe  Offenbarungen  erhalten,  und 
wurde  anfangs  von  der  Geistlichkeit  der  Umgegend  protegirt;  ein  Priestor 
Impcriuzzi  schloss  sich  ganz  an  ihn  an  und  half  ihm  bei  seiner  Schrift- 
stellerei.  Als  Landstreicher  verhaftet,  wurde  er  von  dem  Gerichte  zwei- 
mal freigesprochen.  Eine  Zeit  lang  lebte  er  in  Frankreich  in  der  Grande 
Chartreuse  und  bei  dem  legitiraistischen  Baron  du  Vachat.  Um  1875  trat 
er  in  Opposition  zu  der  Geistlichkeit  und  wurde  von  der  Inquisition  nach 
Kom  citirt.  Er  kam  dort  in  vollem  Ornate  mit  Bing  und  Scepter  an; 
die  Inq.  verdammte  seine  Schriften,  interdicirte  seine  Kapelle,  verbot  bei 
Strafe  der  Excommnnication  ihm  anzuhangen,  behielt  Ring  und  Scepter 
zurück,  liess  ihn  selbst  aber,  da  er  sich  reuig  zeigte,  laufen.  Er  entwarf 
nun  ein  (nicht  gedrucktes)  Symbol  der  neuen  Reform  des  h.  Geistes,  worin 
es  u.  a.  heisst :  „Wir  glauben,  dass  David  Lazzaretti,  der  Gesalbte  des  Herrn, 
den  die  Römische  Curie  verdammt  hat,  der  Führer  und  Richter  in  der 
wahren  und  lebendigen  Gestalt  der  zweiten  Erscheinung  Jesu  Christi  auf 
Erden  ist,  gekommen,  um  die  völlige  Erlösung  des  Menschengeschlechts 
kraft  des  dritten  göttlichen  Gesetzes  zu  vollbringen."  Am  18.  Aug.  1878 
veranstaltete  er  eine  feierliche  Frocession,  die  von  den  Carabinieri,  wie 
es  scheint,  ohne  Noth  angegriffen  wurde.  Wenigstens  endete  der  gegen 
seine  Anhänger  eingeleitete  Process  mit  ihrer  Freisprechung.  —  Civ.  10, 7, 


1194  Italien itche  Schriften. 

man  seine  Schriftohen  duroh  den  Index  verewigen  wollte,  h&tte  man 
das  schon  einige  Jahre  früher  thnn  können.  Unter  den  10  Schrift- 
chen, die  in  dem  Decrete  verzeichnet  werden,  sind  8  itaÜenische, 
von  denen  das  erste  schon  1870  gedruckt  war,  n.  a.  Regole  del 
pio  istitttto  degli  eremiti  penitenzieri,  Montefiascone,  tip.  del  Semi- 
nario  1871,  Lettere  profetiche  di  S.  Francesco  di  Paola  relttivi 
al  gran  Monarca  ed  M  Ordine  dei  Santi  Crociferi  di  Gesa  Cr., 
Lettere  ai  Romani  e  popoli  d^Italia,  avvisi  alle  nazioni  e  monarebi 
d*  Europa,  1873.  Zwei  französische  Schriftchen  sind  zu  Lyon  ge- 
druckt, darunter  Manifeste  aux  peuples  et  nnx  princes  chretiens, 
suivi  d'opuscules  in^dits  du  m^me  aiiteur  et  de  quelques  documents 
justifioatifs  relatifs  »  son  proc^. 

Im  J.  1875  wurde  eine  Schrift  des  Benedictiners  Domenico 
B.  Gravina  zu  Palermo  zu  Gunsten  des  Generatianismus,  —  Sn  la  ori- 
gine  deir  anima  umana  e  talune  veritä  teologiche  che  ne  dipeadono. 
Dissertazione  fisico-teologica,  1870;  seconda  dissert.,  1872,  —  die 
hei  der  Index- Congr.  denuncirt  worden,  freigegehen  ^).  Die  Inq. 
verbot  1878  zwei  schon  20  Jahre  alte  Schriften  eines  sicilianischen 
Capnciners  Jesualdus  a  Bronte,  I  diritti  divini  ed  umani  nei  loro 
principii  e  rapporti,  1854,  2  vol.;  Consecrator  christiani  matrimonii 
in  verum  et  proprium  sacramentum,  1856,  und  zwei  Schriften  des 
Passionisten  Giacomo  del  S.  Cnor  di  Maria,  Nnovo  saggio  intorao 
all'azione  di  Dio  snlla  libertä  deli'  uomo  secondo  la  vera  dottrioa 
di  San  Tommaso,  Napoli  1878,  und  IL  Nuovo  saggio  .  .  .  difeso, 
1878,  nach  Civ.  10,  4,  321  ein  Versuch,  Thomisten  und  Molinistea 
zu  versöhnen,  —  die  Index -Congr.  das  S.  1043  erwähnte  Bnck 
von  Gaverni,  nach  Civ.  10,  4,  570;  Ö,  65  eine  gut  gemeinte  Be- 
kämpfung des  Darwinismus,  —  alle  diese  Verbote  wurden  mit  Anc' 
tor  laud.  etc.  publicirt,  —  und  Esposizione  critica  della  Genesi  del 
Prof.  G.  B.  Gioia,  Eom  1877.  Dazu  ist  1881  noch  hinzagekom- 
men:  La  genesi  della  Chiesa  per  Geremia  Fiore,  Nap.  1879. 

Am  17.  Juli  1882  verdammte  die  Inq.  ein  Pasquill,  welches 
einige  sicilianiBche  Geistliche  gegen  ihren  Bischof  und  den  mit  ihm 
befreundeten  Erzbischof  veröffentlicht  hatten:  Riprodnzione  di 
un  discorso  reeitato  da  Mgr.  Gesuardi,  Vesc.  di  Arci-Reale,  con  notc 
dedicate  a  Mgr.  Guarino,  Arciv.  di  Messina,  Catania  1882  (Civ.  11» 
11,  604).  Schon  15.  Dec.  wurde  gemeldet:  Auetor,  qui  fuit  sacer- 
dos  Salvator  Mauro,  laud.  etc.  Der  Wisch  ist  denn  auch  durch 
die  Aufnahme  in  den  Index  verewigt  worden  (er  steht  in  der  neue« 
sten  Appendix).  Einer  scharfen  Anklageschrift,  welche  1880  eine 
Anzahl   Domherren  gegen  ihren   Erzbischof    drucken   liessen,    wird 


744  (8,  242)  eahlt  Lazz.  zu  den  Vorläufern  des  Antichrist,  sagt,  er  habe 
eine  Seote  ähnlich  der  des  Fra  Dolcino  gegrründet,  gibt  aber  zu,  es  «ei 
schwer  zu  entscheiden,  ob  er  mehr  verrückt  oder  Betrüger  gewesen.  Vgl 
Riv.  crist.  1885,  73. 

1)  Das  Votum  von  A.  Trullet  ist  dem  über  Rosmini  (S.  1142)  bei- 
gedruckt. Der  Dominicaner  Zigliara  (jetzt  Cardinal)  hatte  für  das  Ver- 
bot votirt. 


G.  N.  Nuytz  a.  a.  1195 

diese  Ehre  nicht  widerfahren,  da  die  Saehe  nicht  hei  det  Inq.,  son- 
dern hei  der  Congr.  Concilii  verhandelt  wurde,  welche  die  Unter- 
zeichner zum  Widerruf  der  verha  ecntumeliosa  verpflichtete  (Acta 
S.  S.  14,  122). 

3.  Giov«  Nep.  Nuytz  hatte  seine  nicht  hedeutenden  Juris 
ecclesiastici  institutiones  schon  1844  herausgegehen.  1846 — 53  folg- 
ten In  juA  eccl.  Universum  tractationes :  de  prolegomenis,  de  eccle- 
siae  potest^e  et  de  legihus,  1846,  de  matrimonio,  1848,  de  personis 
1850  u.  s.  w.  (Schulte  S.  547).  In  dem  Breve  vom  22.  Aug.  1851 
(Roskov.  4,  318)  werden  u.  a.  folgende  Sätze  speciell  gertigt:  die 
Kirche  hahe  keine  Potestas  vis  inferendae  und  heine  Potestas  directa 
vel  indirecta  temporalis;  die  Trennung  der  morgenländisohen  und 
abendländischen  Kirche  sei  zum  Theil  durch  die  Päpste  verschuldet; 
der  Staatsgewalt  stehe  das  Exequatur  und  die  Appellatio  ah  ahusu 
zu;  durch  ein  allgemeines  Gonoil  oder  den  Willen  aller  Völker  könne 
die  päpstliche  Würde  einem  andern  als  dem  Römischen  Bischof 
übertragen  werden ;  das  Sacrament  der  Ehe  sei  von  dem  Ehevertrage 
zu  unterscheiden;  nach  dem  Naturrechte  sei  die  Ehe  nicht  unauf- 
löslich; die  Kirche  könne  nicht  unabhängig  vom  Staate  Impedimenta 
dirimentia  statuiren;  die  Ehesachen  gehörten  vor  das  bürgerliche 
Forum  u.  s.  w.  (das  Breve  Ad  apostolicae  beginnend,  wird  im  Syl- 
labus  für  nicht  weniger  als  18  Sätze  citirt),  ferner  im  allgemeinen 
Sätze  über  die  bischöfliche  Gewalt,  die  Bestrafung  der  Ketzer,  die 
Unfehlbarkeit  des  Papstes  u.  s.  w.  Verdammt  werden  die  Bücher 
auf  Grund  der  Vota  der  Cardinäle  der  Inq.  als  Sätze  enthaltend, 
die  resp.  falsch  .  .  .,  schismatisoh,  ketzerisch,  den  Protestantismus 
und  seine  Verbreitung  begünstigend,  zu  dem  schon  längst  bei  Luther, 
Bajns,  Marsilius  von  Padua,  de  Dominis,  Rieh  er,  La  Borde  und  der 
Synode  von  Pistoja  verdammten  Systeme  führend  .  .  .  seien,  Ver- 
boten werden  ausser  den  Büchern  von  Nuytz  auch  die  daraus  ent* 
nommenen,  in  Turin  bei  Promotionen  vertheidigten  Thesen,  sowie 
alle  schon  geschriebenen  oder  gedruckten  oder  zu  schreibenden  oder 
zu  druckenden  Bücher,  in  welchen  dieselbe  nefaria  doctrina  ganz 
oder  theilweise  vorgetragen  werde.  Unter  dieses  Verbot  wird  denn 
auch  die  Vertheidigungsschrift :  D  Prof.  Nuytz  ai  suoi  concittadini, 
1851,  179  S.,  fallen  (8.902).  Nicht  er,  aber  die  beiden  Theologen 
Ghiringhello  und  Vogliotti,  welche  im  Auftrage  des  Erzbischofs 
Fransoni  seine  Bücher  censirt  und  approbirt  hatten,  erklärten  ihre 
Unterwerfung  (Civ.  1,  7,  615).  Die  piemontesisohen  Bischöfe  pro- 
testirten  bei  dem  Könige  gegen  die  Belassung  von  Nuytz  in  der 
Professur  des  Kirohenrechts  (Giv.  9,  1,  304).  Ein  piemontesischer 
Diplomat,  der  1851  nach  Rom  ging,  wurde  instruirt:  wenn  auf  Nuytz 
die  Rede  komme,  zu  sagen,  die  Regierung  habe  mit  Bedauern  ge- 
sehen, das«  man  Tractate,  die  grösstentheils  mit  Approbation  kirch- 
licher Revisoren,  die  dem  h.  Stuhle  nicht  verdächtig  sein  könnten, 
erschienen  seien,  verdammt  habe,  ohne  den  Verfasser  vorher  zur 
Verbesserung  aufzufordern  und  der  Regierung  Mittheilung  zu  machen  ^). 


1)  Nie.  Bianohi,  Storia  doc.  7,  482. 


n 


lld6  Italienisohe  Schrifteti. 

Naytz  wurde  aber  yon  der  Regientng  angewiesen,  statt  Kirchen- 
recht römisches  Recht  zn  lesen.  —  1862  wnrde  ein  anonymes  Santo 
di  lezioni  di  diritto  ecoles.  ad  nso  degli  stndenti  dell*  Univ.  di  To- 
rino,  1861,  verb. 

1842  wurde  verb.:  Sui  legati  e  i  luoghi  pii  laioali  ifvalsi  dalla 
snggezione  de'  vescovi  e  solle  opere  di  beneficenza  in  Sioilia.  Me- 
morie  di  Ant.  Bonafede,  Palermo  1840*.  Das  Schriflchen  han- 
delt von  looalen  Angelegenheiten;  aber  in  den  angehängten  Noten 
spricht  der  Yerf.  gegen  die  Bulla  Coenae,  lobt  Joseph  II.  und  Leo- 
pold II.  und  meint,  eigentlich  sollten  alle  Fürsten  die  Rechte  haben, 
die  den  Königen  von  Sicilien  und  Ungarn  als  apostolischen  Legaten 
zuständen.  1844  Auetor  opusculnm  laudabiliter  reprobavit.  —  In 
unmittelbarem  Zusammenhange  mit  der  Monarchia  Sicula  steht  eine 
Sammlung  von  Aotenstüchen,  die  der  Advocat  Andrea  Gallo  zn 
Palermo  von  1846  an  in  mehreren  Quartbänden  herausgab:  Codice 
eoclesiastico  siculo  con  note  ed  illustrazioni,  verb.  1865  (Sentis  S.  229). 
Gallo  gab  auch  1855  die  Opuscoli  eines  der  eifrigsten  Yertheidiger 
der  Mon.,  des  Canonicus  Stef.  di  Chiara  heraus,  von  dem  nnr  die 
S.  1016  erwähnte  Schrift  im  Index  steht.  Von  einem  andern  Geist- 
lichen, Yinc.  Crisafnlli,  Prof.  des  Kirchenreohts  in  Palermo  (seit 
1860  in  Turin),  worden  1852  Studii  suU'  apostolica  sicula  legazia, 
Pal.  1850,  vol.  I.,  verb.  (1856  Aoctor  laud.  etc.),  und  gleichzeitig 
II  Gerofilo  siciliano.  Giornale  di  religione  e  sacra  letteratura, 
worin  die  Studii  zuerst  erschienen  waren.  —  Durch  eine  vom  28.  Jan. 
1864  datirte,  aber  erst  1867  publicirte  Bulle  wurde  die  Monarobia 
Sicula  abrogirt,  1868  der  Priester  Gyrinus  Rinaldi,  der  als  Judex 
Monarehiae  zu  füngiren  fortfuhr,  excommunioirt  ^).  —  Von  einem 
sicilianischen*  Juristen  Dom.  di  Bernardo  steht  im  Index  II  divo^ 
zio  considerato  nella  teoria  e  nella  pratioa,  Palermo  1875,  verb. 
1878.  Ferner  wurden  gleich  nach  dem  Erscheinen  verb.:  Gins. 
Buniva,  Studio  sovra  il  libro  primo  del  progetto  di  codice  civile 
presentato  al  Senato  del  regno  d'Italia,  Tor.  1863;  Franc.  Dini, 
Della  costituzione  civile  del  clero  e  dell'  incameramento  de'  beni 
ecciesiastict,  Fir.  1860,  nach  Gabematis  im  Anftrage  der  Eegiemng 
geschrieben;  1865  wurde  gemeldet:  Anctor  laud.  etc.;  Lette re  ad 
un  amico  intorno  ai  beni  eccl.  di  A.  B.  P.,  Lugano  1865;  Apologia 
del  diritto  territoriale  dei  parrochi.  Voto  legale  di  Leop.  Ghiaro* 
manni,  Fir.  1853;  A  D.  Giacorao  Perucchi  eletto  preposto  di  Sta- 
bio  per  vot'O  di  popolo  secondo  la  vigente  legge  comunale,  Lugano 
1855. 

Ein  (wissenschaftlich  unbedeutendes)  Bach  eines  Römischen 
Prälaten,  Septimii  M.  Yecchiotti  Institutiones  oanonicae,  ex  operibns 
Joannis  Card.  Soglia  excerptae  et  ad  usnm  seminariornm  accommo- 
datae,  Tnrin  1867,  2  vol.,  wurde  1869  von  dem  in  Rom  sehr  an- 
gesehenen D.  Bouix  in  den  schärfsten  Ausdrücken  angegriffen :  schon 
Card.  Soglia  habe  zu  Anschauungen  hingeneigt,  die  den  Römischen 


1)  Acta  S.  S.  8,  177.  481;  4,  116.  Sentis,  Monarchia  Sicula  S.  239. 


Geflchichtliche  Werke.  1197 

nicht  conform  seien,  Yecchiotti  gehe  noch  viel  weiter  und  citire 
Marca,  van  Espen,  Böhmer  n.  a.  nnd  trage  sehr  liherale  Ansichten 
vor.  Bouix  sagt  dabei  ausdrücklich,  das  Bach  müsse  mindestens 
mit  d.  c.  verb.  werden'}.     Das  ist  aber  nicht  geschehen. 

4.  Die  Civiltä  klagte  1854  (2,  5,  15),  in  den  letzten  drei 
Jahren  sei  die  Geschichte  der  Päpste  gefälscht  worden  von  Bianchi- 
Giovini  und  de  Boni  (S.  1027),  die  allgemeine  Geschichte  von  Ita- 
lien von  Scarabelli,  Atto  Vannuoci,  La  Farina  und  Emiliani-Giudici, 
die  Geschichte  einzelner  Staaten  von  L.  C.  Farini^),  Zobi,  A.  Brof- 
ferio,  Amari  und  Alf.  Andreozzi,  die  Geschichte  der  Ereignisse  der 
letzten  Zeit  von  Gnalterio,  Montanelli,  Yecchi  und  Pepe.  Von  diesen 
Schriftstellern  kamen  in  den  nächsten  Jahren,  1854—56,  nur  drei 
in  den  Index:  Gius.  La  Farina  (f  1866),  Storia  deir  Italia  1815 
—50,  1856;  Ant.  Zobi,  Storia  civile  della  Toscana  1737—1848, 
1850 — 53,  5  vol.;  Mich.  Amari,  Storia  de'  Musulmani  in  Sicilia, 
vol.  1.,  1854;  die  folgenden  Bände  und  La  guerra  del  Vespro  Si- 
cüiano,  1843,  sind  nicht  verb.,  —  ausserdem  Pier  Carlo  Boggio, 
La  chiesa  e  lo  stato  in  Piemonte  (1000 — 1854),  1854,  und  Ferd. 
Banalli,  Le  storie  italiane  dal  1846  al  1853,  1855,  4  vol.  Die 
Fortsetzung,  L'Italia  dopo  1853,  1875,  und  andere  spätere  Schriften 
von  ihm  sind  nicht  verb. ;  dagegen  waren  schon  1836  verb.  Epistole 
di  Franc.  Petrarca  recate  in  italiano  (wegen  der  an  Muzzarelli  ge- 
richteten Widmung  wurde  er  aus  dem  Kirchenstaate  verbannt)  und 
1844  mit  d.  c.  sein  Dialog  Della  pittura  religiosa,  da  servire  di 
Gonfutazione  al  misticismo  e  idealismo  odierno.  —  Von  Carlo  Rus- 
coni,  der  1848  in  Kom  Minister  war,  war  schon  1842  verb.  LMn- 
coronazione  di  Carlo  Y.  a  Bologna.  La  repnhblica  romana  del  1849, 
Tor.  1850,  2  vol.,  und  Le  emigrazioni  italiane  da  Dante  sino  ai 
nostri  giorni,  Tor.  1854,  sind  nicht  verb.,  obschon  Bertocci  3,  422* 
583  beide  Bücher  als  sehr  antipäpstlich  bezeichnet  und  von  letzterm 
sagt,  es  sei  wegen  seines  antikatholischen  Geistes  von  der  Kirche 
mit  Recht  verdammt  worden.  Von  Gius.  de  Leva's  Storia  docu- 
mentata  di  Carlo  V.  in  correlazione  all'  Italia  steht  nur  der  1.  Band, 
Ven.  1864,  seit  1866  im  Index.  —  1873  wurde  verb.  I  Gesuiti  e 
la  Repubblica  di  Yenezia.  Documenti  diplomatici  relativi  alla  So- 
ciety gesuitica  raccolti  per  decreto  del  Senate  14.  Giugno  1606  e 
pnbblicati  per  la  prima  volta  dal  Cav.  Prete  Gius.  Cappelletti 
Yeneziano,  con  annotazioni  storiche,  nella  ricorrenza  centenaria  della 
soppressione  di  essi  per  la  Bolla  papale  del  21.  Luglio  1773,  Yen. 
1873,  447  S.  8.,  ausser  Actenstücken  aus  der  Zeit  Pauls  Y.  auch 
solche  aus  der  Zeit  der  Aufhebung,  mit  unbedeutenden  Koten  und 
einer  Einleitung  von  27  S.  (Civ.  8,  12,  431).  Die  grosse  Storia  di 
Yenezia  von  Capp.,  13  vol.,  1848 — 56,    ist  nicht  verb.,    aber  1874 


1)  Rev.  des  sc.  eccl  1869;  I,  255;  II,  89.  Auch  in  den  A.  J.  P.  14, 
10,  474  steht  eine  lange  und  scharfe  Recension.  Ygl.  Schulte  S,  1,  550.  669. 

2)  Lo  stato  Romano  dall'  a.  1815  all'  a.  1850,  Turin  1850—53, 
4  vol.,  von  Gladstone  übersetzt ;  Civ.  2,  2, 15.  Döllinger,  Kirche  und  Kirchen 
S.  584. 

B«iiMb,  Index  II.  76 


1196  ttalienische  Schriften. 

Breve  corso  di  storia  di  Yen.  coodotto  eino  ai  nostri  giorni,  a  h- 
eile  istruzione  popolare  .  .  .  Ven.  1872.  Am  5,  Juni  1875  wurde 
gemeldet:  Anctor  land.  .  .  et  opera  reprobavit.  —  1876  wurde  verb. 
Giov.  de  Castro,  Amaldo  da  Brescia  e  la  rivoluzione  romana  del 
12.  seoolo,  1875.  Andere  geflchichtlicbe  Sachen  stehen  unter  Fr. 
Chiecco  und  Gabr.  Rosa.  —  Zu  den  italienischen  Sachen  kommen 
noch  Stef.  Frans cini,  La  Svizzera  italiana,  verb.  1840;  G.  Curti, 
Storia  svizzera  per  le  scuole  del  popolo,  und  G.  Pasqualigo, 
Compendio  storico  della  repubblica  o  cantone  Ticino,  beide  rerb. 
1860  (von  letzterm  auch  De'  pregiudizii  popolari  in  fatto  di  medi- 
oina,  soienze  affini,  politica  e  religione,  1856).  —  Die  Inq.  verb. 
1851  I  benefattori  dell'  umanitA,  ossia  vite  e  ritratti  degli  ao- 
mini  d'ogni  paese  e  d'ogni  condizione  i  quali  hanno  acquistato  di- 
ritto  alla  pubblica  riconoscenza,  Fir.  1843,  6  vol.  8. 

Cantü  erzählt  selbst  (2,  303) :  seine  Storia  universale  sei  von 
den  Jesuiten  angegriffen  worden;  er  habe  einen  derselben  gebeten, 
ihm  die  anstössigen  Stellen  mitzutheilen,  damit  er  sie  in  neuen  Auf- 
lagen verbessern  könne ;  er  habe  auch  anfangs  solche  Bemerkungen 
erhalten,  später  aber  habe  man  es  für  besser  gehalten,  dieselben  der 
Index-Congregation  zu  übersenden.  Dieses  sei  ihm  privatim  mitge- 
theilt  worden  uud  er  habe  darauf  erklärt,  er  werde  sich  jeder  Ent- 
scheidung des  h.  Stuhles  unterwerfen,  zugleich  aber  unter  Bezug- 
nahme auf  die  Verordnung  Benedicts  XIV.  verlangt,  vorher  gebort 
EU  werden.  Nachdem  er  längere  Zeit  auf  Antwort  gewartet,  sei 
ihm  unter  dem  7.  Sept.  1860  geschrieben  worden:  die  Index-Con- 
gregation  habe  in  dem  Werke  bei  einer  gründlichen  Prüfung  aller 
dings  hie  und  da  IJngenauigkeiten  und  auch  irrige  Sätze  gefunden, 
aber  mit  Kücksicht  auf  den  grossen  Umfang  und  die  vielen  Aus- 
gaben des  Werkes,  auf  die  schönen  Seiten,  die  es  enthalte,  und  anf 
die  gute  Gesinnung  des  Verfassers  habe  sie  gemäss  der  Bulle  Be- 
nedicts XIV.  beschlossen,  das  Werk  nicht  zu  verdammen  und  dem 
Verfasser  zu  überlassen,  die  darin  vorkommenden  Irrthümer  selbst 
zu  verbessern  ^).  —  Der  Bischof  von  Lu^on,  Instr.  past.  p.  215  sagt 
von  den  Bänden,  welche  die  Zeit  vom  18.  Jahrh.  an  behandeln,  sie 
seien  deparäs  par  bien  des  erreurs  jansenistes,  des  pr6jug^  philo- 
sophiques  et  des  id6es  liberales.  Die  Hev.  cath.  1867,  243  stellt 
ihm  aber  das  Zeugniss  aus :  Si  la  premiere  edition  contient  quelques 
passages,  auxquels  une  Orthodoxie  scrupuleuse  trouverait  ä  redire, 
ces  imperfections  ont  disparu  ^  la  suite  d'une  refonte  comptöte,  faite 
Bur  les  indications  de  la  Civ.  catt.  —  Die  Civ.  2,  4,  218  sagt  von 
Cantü:  er  sei  zwar  katholisch,  habe  aber  nicht  den  Muth,  überall 
das  Urtheil  der  Freigeister  und  Gottlosen  zu  verachten;  das  zeige 
sich  namentlich  in  seiner  Darstellung  der  Entstehung  der  Reformation 
und  der  Kämpfe  der  Kirche  gegen  Protestanten  und  falsche  Katholiken. 


1)  Cantü  erwähnt  bei  dieser  Gelegenheit,  dass  er  für  seine  achrift- 
stellerischen  Arbeiten  vom  Papste  eine  sehr  ausgedehnte  Erlaubniss  zum 
Lesen  verbotener  Bücher  habe. 


t 

Cantö.    Polemische  Werke.  110^ 

Anch  Cesare  Balbo^s  1856  bereits  in  10.  Auflage  erschienene  Storia 
d'Italia  (3,  2,  429)  and  seine  Pensieri  sulla  storia  dltalia,  1858 
(3,  11,  579),  müssten  corrigirt  werden.  Aelinlich  wird  über  andere 
Geschieh ts werke  gesprochen,  die  nicht  im  Index  stehen,  von  Luigi 
Cibrario  (3,  3,  81),  Dom.  Carutti  (3,  4,  561),  Fed.  Odorici  (3,  5,  579), 
Andrencci  (3,  12,  79). 

5.  1852  wurde  verb.  Un*  abiora  in  Roma  nel  secondo  anno 
del  pontificato  di  Pio  IX.  Epistole  tre  di  Giov.  Torti,  1865  (von 
der  Inq.)  Pabblica  confessione  d'nn  prigioniere  delF  Inqnisizione  ro- 
mana,  ed  origine  dei  mali  della  chiesa  catt.,  Tor.  18B5.  Ferner 
wurden  gleich  nach  dem  Erscheinen  verb.:  Della  tirannide  sacerdo- 
tale  antica  e  moderna  e  del  modo  di  frenarla,  all*  effetto  di  pro- 
muovere  e  stabilire  la  indipendenza  e  libertll  delle  nazioni  e  segna- 
tamente  d'Italia.  Qnadro  storico  filosofico  di  Lisimaco  Yerati,  Fir. 
1861*,  525  S.,  mit  dem  Ü^otto:  Qai  debnerant  esse  yicarii  aposto- 
lomm  et  filii  Petri,  facti  sunt  socii  Judae  et  praeambuli  Antichristi  ^); 

—  Di  palo  in  frasca.  Yeglie  filosofiche  semiserie  di  un  ex-religioso 
che  ha  gabbato  S.  Pietro,  Genf  1868,  von  der  Inq.  verb.  1869,  ein 
Sammelsurium  von  unfläthigen  und  irreligiösen  Raisonnements,  na- 
mentlich gegen  die  Bibel,  zum  Theil  nach  dem  Citateur  von  Pigault- 
La  Brun  ^).  £in  anderes  irreligiöses  Buch,  La  rivelazione  e  la 
ragione.  Trattato  filosofico  popolare  di  Pietro  Preda  [im  Index  steht 
di  Padre  Pietro  di  Milano  o  Pedra  Pietro],  Milano  e  Ginevra  1866, 
wurde  erst  i  870  von  der  Inq.  verb.  Andere  Schriften,  gegen  deren 
Verbot  nichts  zu  erinnern  ist,  als  dass  man  mit  demselben  Rechte 
zehnmal  so  viel  ähnliche  hätte  verbieten  können,  stehen  unter  Al- 
leanza,  E.  de  la  Bryere  (aus  dem  Französischen  übersetzt),  L.  Gual- 
tieri,  Franco  Mistrali,  G.  Pietriocioli,  R.  Yella,  J.  Zimmertzik  (aus 
dem  Deutschen  übers.).  —  Y euere  [ed  Imene]  al  tribunale  della 
penitenza.  Manuale  dei  confessori  [di  Msgr.  Bouvier]  con  prefazione 
e  traduzione  di  Oswaldo  Gnocchi- Viani,  Rom  1877,  208  S.  16.,  von 
der  Inq.  verb.  1877,  scheint  eine  Uebersetzung  der  betreffenden 
Partieen  des  Buches  von  Bouvier  mit  boshaftem  Commentar  zu  sein. 

—  II  Co  staute,  s.  1.  et  a.,  verb.  1851,  ist  nach  Civ.  1,  5,  265 
ein  rationalistisches  Schriftchen,  welches  in  Turin  massenhaft  ver- 
breitet wurde  (S.  902).  —  Als  die  Inq.  durch  ein  specielles  Decret 
Fer.  IV.  16.  Febr.  1876  Dei  doveri  della  donna;  pensieri  di  Adal- 
gisa  Costa  di  Milano,  Rom  s.  a.  [1874],  verbot,  meinten  die  A.  J. 
P.  15,  623,  es  müsse  ein  besonders  schlechtes  Buch  sein.  Es  ist 
eine  ganz  unbedeutende  Broschüre   von   109  S. 


1)  P.  393  wird  ein  Buch  des  Verf.  Salla  storia,  teoria  e  pratica  del 
magnetismo  animale,  1846,  4  vol.  erwähnt. 

2)  1869  sind  noch  zwei  Bände  erschienen.  Saltare  di  palo  in  frasca 
entspricht  unserm  „vom  Hundertsten  ins  Tausendste  schwätzen."  Das  Buch 
wurde  in  Triest  gerichtlich  verboten. 


1200  Americaniscbe  Schriften. 


124.     Americantsehe  Scbriften. 

Die  Vereinigten  Staaten  von  Nord-America  treten  zum 
ersten  Male  im  Index  auf  mit  acht  im  J.  1822  verbotenen  Bro- 
schüren, welche  sich  anf  einen  Streit  des  Bischofs  Conwell  von 
Philadelphia  mit  einem  Pfarrer  W.  Hogan  beziehen,  Schriften, 
von  denen  vielleicht  ausser  den  in  Rom  vorgelegten  Exemplaren 
keine  nach  Europa  gekommen  und  welche  jetzt  sicher  auch  in 
Philadelphia  längst  vergessen  sind.  —  Canada  ist  im  Index 
repräsentirt  durch  zwei  Jahrbücher  einer  literarischen  Gesell- 
schaft in  Montreal,  welche  auch  nur  j^ine  locale  Bedeutung  ge- 
habt haben,  deren  Verbot  aber  allerdings  mit  einem  Streite  zn- 
sammenhängt,  welcher  interessanter  ist  als  der  Streit  in  Phila- 
delphia. —  Aus  Peru  stehen  anticurialistische  Schriften  von 
Vidaurre  und  Vigil  im  Index,  von  letzterm  sechs,  darunter  eine 
1851  durch  ein  eigenes  Breve  Pius*  IX.  verdammte,  aus  Brasilien 
zwei  Bücher  des  Bischofs  do  Monte  von  Rio  de  Janeiro.  Daza 
kommen  noch  einige  andere  weniger  bedeutende  Schriften. 

1.  Die  auf  den  Streit  in  Philadelphia  bezüglichen  Schriften 
Rtehen  in  dem  Decrete  vom  27.  Ang.  1822  zusammen,  im  Index 
zerstreut  unter  Hogan,  Address,  Opinion,  Propositiones.  Es  han- 
delte sich  bei  diesem  Streite  um  die  Kirche  St.  Mary,  welche  der 
Bischof  Henry  Conwell  zur  Kathedrale  machen,  an  der  sich  aber 
Hogan  in  Verbindung  mit  den  Trustees,  einer  Art  von  Kirchenvor- 
stand, als  Pfarrer  behaupten  wollte.  Der  Erzbischof  Mar^chal  von 
Baltimore  brachte  von  Eom  ein  vom  24.  Aug.  1822  datirtes  Breve 
über  die  Angelegenheit  mit.  Hogan  opponirte  auch  gegen  dieses. 
Servandus  A.  Mier  und  John  Rico,  von  denen  Gutachten  zu  Gunsten 
Hogans  im  Index  stehen,  waren  mexicanische  Geistliche,  ersterer 
verheirathet,  letzterer  Deputirter  in  den  mexicanischen  Cortes.  Schliess- 
lich räumte  Hogan  das  Feld  und  heirathete;  der  Streit  dauerte  aber, 
da  die  Trustees  einen  neuen  Pfarrer  wählten,  noch  einige  Zeit  fort 
—  Die  Schriften,  welche  1816  ff.  über  einen  Streit  des  irischen 
Priesters  F.  S.  Gallagher  mit  dem  Erzbischof  von  Baltimore  e^ 
schienen,  stehen  nicht  im  Index  ^).  —  1864  wurde  eine  zu  Neu- York 
erschienene  spanische  (Uebersetzung  einer  englischen)  Schrift  von 
Fr.  Hollick,  Guia  de  los  casados,  6  historia  natural  de  la  gene- 
racion,  verb.  (vgl.  S.  1036.  1155). 

2.  Seit  1844  besteht  unter  dem  Namen  Institut  Canadien  zn 
Montreal  ein  Verein,  der  öffentliche  Vorträge  und  Discnssionen  ver- 


1)  Ami  de  la  rel.  25,  17;  34,  55;  36,  17;  43,  121. 


W.  Hogan.     ADnuaire  de  l'Inst.  Canadien*  1201 

anstaltet  und  eine  Bibliothek  und  ein  Lesezimmer  besitzt.  Im  J.  1858, 
als  der  Verein  etwa  700  Mitglieder  zählte,  wurde  anf  Betreiben 
von  Geistlichen  der  Antrag  gestellt,  alle  Akatholiken  anszDschliegsen 
nnd  zwei  protestantische  Localblätter  nicht  mehr  im  Lesezimmer 
aufzulegen.  Der  Antrag  wurde  abgelehnt  und  darauf  wurden  unter 
dem  weitem  Vorgeben,  die  Bibliothek  enthalte  schlechte  Bücher, 
die  Katholiken  zum  Massenaustritt  aufgefordert.  Etwa  150  traten 
ans  nnd  gründeten  ein  katholisches  „französisoh-canadisches  Insti- 
tut'*. Die  Majorität  des  alten  Instituts  aber  gab  die  Erklärung  ab, 
die  Bibliothek  enthalte  keine  unpassenden  Bücher,  übrigens  habe 
das  Institut  selbst  darüber  zu  entscheiden,  welche  Bücher  darin  auf- 
zunehmen seien.  Darauf  liess  der  Bischof  Bourget  13.  Apr.  1858 
in  allen  Kirchen  einen  Hirtenbrief  verlesen,  worin  er  das  Verhalten 
der  Minoritilt  billigte,  die  Majorität  daran  erinnerte,  dass  bei  Strafe 
der  Exco'mmunication  niemand  Bücher  besitzen  und  lesen  dürfe,  die 
im  Index  ständen,  und  das  Intstitut  aufforderte,  danach  seinen  Be- 
schluss  zu  ändern,  widrigenfalls  kein  Katholik  Mitglied  bleiben 
dürfe.  Der  Beschluss  wurde  nicht  geändert  und  etwa  200  Katho- 
liken blieben  Mitglieder,  indem  sie  sagten,  sie  beanspruchten  nicht 
das  Recht,  verbotene  Bücher  zu  lesen,  wohl  aber  das  Recht,  Mit- 
glieder einer  literarischen  Gesellschaft  zu  sein,  die  solche  Bücher 
in  ihrer  Bibliothek  habe.  Im  J.  1864  wurde  sogar  dem  Bischof 
der  Catalog  der  Bibliothek  vorgelegt  mit  der  Erklärung,  man  wolle 
alle  unsittlichen  Bücher  fern  halten  und  die  von  dem  Bischof  als 
verderblich  bezeichneten  in  eine  besondere  Abtheilung  stellen;  die 
im  Index  stehenden  geschichtlichen  und  volkswirthschaftlichen  Bücher 
sämmtlich  zu  entfernen,  gehe  nicht  an.  Da  der  Bischof  auf  diesen 
Vergleich  nicht  einging,  wandten  sich  17  katholische  Mitglieder  mit 
einer  Petition  an  Pius  IX.  Sie  erhielten  von  diesem  keine  Anwort, 
aber  der  Bischof,  der  selbst  nach  Rom  gereist  war,  schickte  von 
dort  im  Juli  1869  einen  Hirtenbrief  mit  der  Mittheilung,  die  In- 
quisition habe  die  Tendenzen  des  Instituts  för  verwerflich  erklärt, 
den  Bischof  und  die  Geistlichkeit  dafür  belobt,  dass  sie  die  katho- 
lische Jugend  davor  gewarnt,  und  das  Annuaire  de  l'Institut  Ca- 
nadien pour  1868  (worin  auch  einige  bei  dem  24.  Stiftungsfeste  ge- 
haltene Reden  über  Toleranz  und  Gewissensfreiheit  abgedruckt 
waren)  verdammt  (Fer.  IV.  7.  Juli  1869);  wer  dieses  Jahrbuch  be- 
halte oder  lese  oder  Mitglied  des  Instituts  bleibe,  dem  würden, 
selbst  in  der  Todesstunde,  die  Sacraraente  verweigert  werden.  In 
einer  23.  Sept.  gehaltenen  Versammlung  wurde  darauf  beschlossen: 
1.  Das  Institut  ist  ausschliesslich  zu  literarischen  und  wissenschaft- 
lichen Zwecken  gegründet,  hat  keinen  confessionellen  Charakter  und 
hält  sorgfaltig  alle  theologischen  Discussionen  fem.  2.  Die  katho- 
lischen Mitglieder  erklären,  dass  sie  sich  dem  Verbote  des  Annu- 
aire purement  et  simplement  unterwerfen.  Darauf  wurde  eine  zweite 
Denkschrift  an  den  Präfecten  der  Propaganda,  Card.  Barnabo,  ge- 
schickt. Diese  wurde  nicht  beantwortet,  der  Bischof  aber  erklärte 
in  einem  Schreiben  an  seinen  Generalvicar  vom  30.  Oct.  die  Unter- 
werfungs-Erkl&rung  für  ungenügend,  weil  sie  einen  Theil  einer  ein- 


1203  AroericaniBche  Schriften. 

stimmig  von  dem  ganzen  Institute  angenommenen  Erklärung  bilde, 
in  welcher  die  religiöse  Tolerauz  zum  Princip  erhoben  werde, 
welche  die  Hauptursache  der  Verdammung  des  Instituts  gewesen. 
Zugleich  wiederholte  er  die  Weisung  bezüglich  der  Verweigerung 
der  Sacramente.  Am  18.  Nov.,  am  Tage  nach  der  Ankunft  dieses 
Briefes  in  Montreal  starb  ein  hervorragendes  katholisches  Mitglied 
des  Instituts,  ein  ganz  unbescholtener  und  in  der  Erfüllung  seiner 
religiösen  Pflichten  gewissenhafter  Mann  Namens  G-uibord.  Da  der 
Pfarrer  und  der  Kirchen  vorstand  die  Beerdigung  der  Leiche,  selbst 
ohne  religiöse  Ceremonien,  auf  dem  geweihten  Theile  des  Kirch- 
hofes verweigerten,  Hess  die  Wittwe  dieselbe  provisorisch  in  einem 
Grabgewölbe  auf  dem  protestantischen  Kirchhofe  beisetzen  und 
machte  dann  eine  gerichtliche  Klage  gegen  den  Kirchen  vorstand  an- 
hängig. Der  Process  dauerte,  da  er  durch  alle  Instanzen  getrieben 
wurde,  5  Jahre  (die  Wittwe  starb  im  März  1873,  vermachte  ihr 
Vermögen  dem  Institut  und  dieses  führte  den  Process  zu  Ende). 
Am  21.  Nov.  1874  entschied  die  Judicial  Committee  of  the  Privy 
Council  zu  London,  die  Leiche  sei  auf  dem  geweihten  Theile  des 
katholischen  Kirchhofs  zu  begraben  und  der  Kirchen  vorstand  habe 
die  (natürlich  sehr  bedeutenden)  Processkosten  zu  bezahlen.  Das 
Urtheil  kam  erst  im  August  1875  in  Montreal  an.  Der  am  2.  Sept. 
gemachte  Versuch,  die  Beerdigung  vorzunehmen,  wurde  durch  den 
Pöbel  vereitelt,  dessen  Verhalten  der  Bischof  in  einem  Hirtenbriefe 
vom  8.  Sept.  als  eine  öifentliche,  aber  friedliche  Demonstration  be* 
zeichnete.  Die  Beerdigung  fand  am  16.  Nov.  statt,  nachdem  die 
Geistlichen  erklärt  hatten,  die  Katholiken  würden  sich  den  Wei- 
sungen des  Bischofs  gemäss  fern  halten  (Deutscher  Merkur  1876, 
129).  -—  1870  verdammte  die  Inq.  auch  das  Annuaire  .  .  .  poor 
1869,  in  welchem  wahrscheinlich  über  die  Guibord'sche  Angelegen- 
heit berichtet  wird. 

3.  Aus  Peru  kam  zuerst,  1833,  in  den  Index  :  Proyecto  del 
codigo  eclesiastico,  escrito  per  Manuel  Lorenzo  de  Vidaurre  .  .  . 
Paris  1830,*  VI  und  195  S.  8.  Der  Verf.  bezeichnet  sich  auf  dem 
Titelblatt  als  Doctor  der  Rechte  an  der  Universität  zu  Lima,  Prä- 
sident des  höchsten  Gerichtshofes  von  Peru,  Bevollmächtigten  anf 
dem  Congresse  zu  Panama,  Staatsminister  u.  s.  w.  £r  erwähnt 
einen  Tratado  sobre  donaciones,  den  er  1820  zu  Madrid,  und  eine 
Dissertation,  die  er  zu  Panama  geschrieben  und  die  1827  in  Peru 
gedruckt  worden  sei  und  worin  er  die  Kirchengesetze  verzeichnet 
habe,  die  in  America  allgemeine  Geltung  haben  müssten.  Dem 
S.  165 — 194  abgedruckten  (sehr  radicalen)  Gesetzentwurfe  sind  drei 
Abhandlungen  über  den  „Bischof  von  Kom*^  und  die  kirchlichen 
Verhältnisse  im  allgemeinen,  über  (gegen)  das  Cölibatsgesetz  und 
über  die  Ohrenbeichte  und  diesen  ein  Schreiben  vorgedruokt,  mit 
welchem  der  Verfasser  sein  Buch  Pius  VIII.  überreicht,  mit  der 
Erklärung,  er  rühre  nicht  an  das  Dogma,  entferne  sich  aber  viel- 
fach von  der  „kirchlichen  Politik/^  Als  1841  verb.  steht  im  Index 
noch  unter  seinem  Namen:  Vidaurre  contra  Vidaurre.  Vol.  I.  Ourso 
de  derecho  eclesiastico  etc.,    und    unter  Marca-Martillos:    Defensa 


M.  L.  de  Vidaurre.    F.  G.  Vigil.  1208 

catolica  del  primer  toiuo  de]  Carso  de  der.  ecl.  del  Seflor  Vidaurre 
contra  las  ceBBuras  del  Presbitero  D.  J.  M.  Aguilar  y  del  P.  Fr. 
Vicente  Seminario. 

Francisco  de  Paula  Gonzalez  Vigil,  geb.  1792,  seit  1814 
Priester,  war  nach  der  Losreissung  Peru's  von  Spanien  Mitglied  des 
CoDgresses  zu  Lima,  unter  Bolivars  liegierung  verbannt,  dann  Ober* 
bibliothekar  am  Nationalmuseum  zu  Lima  bis  zu  seinem  Tode  1875. 
Das  Buch,  welches  Pius  IX.  durch  das  Breve  vom  10.  Juni  1851  (Eos- 
kov.  4,  315)  verdammte,  Defensa  de  la  autoridadrde  los  gobiernos  y  de 
los  obispos  contra  las  pretenciones  de  la  Curia  Romana,  Lima  1848 — 
49,''^  behandelt  in  6  Octavbänden  das  Verhältniss  von  Kirche  und  Staat 
im  allgemeinen,  die  Dotation  der  GreiBtlichkeit,  Errichtung  von  Bisthü- 
mern,  Wahl  der  Bischöfe,  Concordate,  Immunität,  Asylrecht,  Ehehin- 
dernisse, Gölibat,  Mönchthum  und  Gewissensfreiheit.  In  dem  Breve 
sagt  Pius  IX.,  er  habe  schon  aus  dem  Titel  des  Buches  ernannt, 
dass  der  Verfasser  gegen  den  h.  Stuhl  feindselig  gesinnt  sei>  und 
er  habe  dasselbe  selbst  durchgesehen  (haud  omisimus  illud  pervol- 
vere).  Das  Buch  wird  dann  zu  denjenigen  gezählt,  die  aus  den 
Schlupfwinkeln  der  Jansenisten  und  ähnlicher  Menschen  hervorge- 
gangen, der  Verfasser  als  von  dem  Indifferentismus  und  Kationalis- 
mus angesteckt  bezeichnet  und  ihm  vorgeworfen:  er  erneuere  Sätze 
der  Synode  von  Pistoja  und  andere  bereits  verdammte  Lehren  ;  er 
behaupte,  die  Kirche  habe  nicht  das  Recht,  dogmatisch  zu  definiren, 
dass  die  katholische  Religion  die  einzige  wahre  sei,  jeder  müsse 
die  Religion  bekennen,  die  er  für  die  wahre  halte;  er  bekämpfe  das 
Cölibatsgesetz,  das  Recht  der  Kirche,  Ehehindernisse  festzusetzen, 
das  göttliche  Recht  der  Immunität  u.  s.  w. ;  er  beanspruche  für  die 
Regierungen  das  Recht,  Bischöfe  abzusetzen;  er  behaupte,  Päpste 
und  allgemeine  Concilien  hätten  ihre  Befugniese  überschritten,  Rechte 
der  Fürsten  usurpirt  und  auch  in  Glaubensentsoheidungen  geirrt; 
die  Inq.  habe  in  dem  Buche  resp.  ärgernissgebende  .  .  .  sohisma- 
tische,  für  die  Päpste  und  allgemeinen  Concilien  beleidigende,  die 
Gewalt,  Freiheit  und  Jurisdiction  der  Kirche  zerstörende,  irrige,  gott- 
lose und  ketzerische  Sätze  gefunden;  es  werde  also  in  jeder 
Ausgabe  und  Sprache  bei  Strafe  der  reservirten  Excomm.  1.  sent. 
verboten.  —  1852  und  53  verdammte  die  Inq.  Carta  al  Papa  y 
analysis  del  Breve  de  10.  Junio,  Compendio  de  la  Defensa  .  .  . ,  1852, 
und  Adiciones  ä  la  Defensa  .  .  .  ^  1852.  Dagegen  steht  nicht  im 
Index  die  IL  Parte  der  Defensa,  welche  1856*  in  4  Bänden  er- 
schien und  über  die  Verfassung  der  Kirche,  die  päpstlichen  Reser- 
vationen, die  falschen  Decretalen,  Roms  VITiderstand  gegen  Reformen, 
den  Kirchenstaat  u.  s.  w.  handelt.  Erst  1864  verdammte  die  Inq. 
wieder  zwei  1863  erschienene  Bücher:  Manual  de  derecho  publice 
eclesiastico  para  el  uso  de  la  juventud  americana  und  Dialogos  sobre 
la  existencia  de  Dies  y  la  vida  futnra,  a  la  juventud  americana.  — 
Vigil  starb  im  Juni  1875.  Weil  er  keinen  Widerruf  leisten  wollte, 
wurden  ihm  die  Sacramente  verweigert.  Der  Congress  decretirte 
einen  ■  öffentlichen  Trauertag  und   sein  Leiclienzug  gestaltete  sich  zu 


1204  Americanische  SohrifteD. 

einer  groBsen  Demonstration  ^).  —  Ans  Fem  steht  sonst  noch  im 
Index:  Jnan  Franc,  la  Eiya,  £1  espiritu  del  evangelio  oomparado 
con  las  practicas  de  la  Iglesia  catolica,  Lima  1867,  yerb.  1867,  aas 
Bolivia:  F.  J.  Mariategni,  Resefia  historica  de  los  principales 
conoordatos  oelebrados  con  Roma  y  breves  reflexiones  sobre  el  ul- 
timo habido  entre  Pio  IX.  y  el  gobiemo  de  Bolivia  [vom  J.  1851], 
verb.  1857. 

4.  Yon  1859  an  wurden  mehrere  brasilianische  Schriften  verb. 
Der  Canonions  Joaqnitn  Pinto  de  Campo  in  Bio  de  Janeiro  yeröffent- 
lichte  als  Mitglied  der  Depntirtenkammer  1858  ein  Gntaebten  aber 
die  Civilehe  (in  seinen  Miscellaneas  religiosas),  worin  er  die  ans- 
schliessliche  Competenz  der  Kirche  in  Ehesachen  vertheidigt;  da- 
gegen schrieb  ein  nach  Brasilien  ausgewanderter  früherer  Pestber 
Docent,  Carlos  Hornis  de  Fotv&rad,  0  casamento  civil,  ou  o  direito 
do  poder  temporal  em  negooios  de  casamentos.  Discussao  jaridica- 
hist.-theol.  em  dnas  partes,  Rio  1858,  verb.  1859  (Silva  4,  146). 
G-egen  denselben  Canonicns  ist  gerichtet:  As  biblias  falsificadas 
ou  duas  respostas  ao  Senhor  Conego  Joaqnim  Pinto  de  Campo,  pelo 
christiao  velho,  Recife  1861,  von  der  Inq.  verb.  1869.  —  In  dem- 
selben Jahre  wurden  von  dem  Bischof  von  Rio,  Manoel  do  Monte 
Rodrignes  d'Araujo,  verb.  Elementes  do  direito  ecclesiastico  publico 
e  particular  em  rela^ao  k  disciplina  geral  da  Igreja  e  oom  appli- 
ca^ao  aos  usos  da  Igreja  do  Brasil,  Rio  Janeiro  1857,  3  vol.,  und 
von  seinem  Compendio  de  theologia  moral  die  segunda  edi^ao  per- 
tugueza,  feita  sobre  a  2.  do  Rio  Janeiro,  oorrecta  e  annotada  com 
approva<^ao  do  Bispo  desto  diocese,  Porto  1858,  beide  Werke  mit 
d.  c.  (im  Index  fehlt  d.  c).  1876  wurden  dann  noch  drei  1875  zu 
Rio  gedruckte  Schriften  verb.,  eine  Predigt,  A  luz  e  as  trevas,  von 
Joaqnim  de  Monte  Carmelo,  0  Brazil  mystificado  na  questao  re- 
ligiosa,  und  Joaqnim  Said  an  ha  Marinbo,  A  Egreja,  e  o  Estado. 
Granganelli,  Rio  1874 — 75.  Ich  kenne  nur:  A  Egreja  .  .  .  Primeira 
Serie,  Rio  de  J.  1873,  570  S.  8.  Es  ist  ein  Abdruck  von  Ar- 
tikeln über  allerlei  kirchlich-politische  Fragen,  die  unter  der  üebe^ 
Schrift  A  Egreja  e  o  Estado  und  mit  der  Unterschrift  Granganelli 
im  Jomal  do  Commercio  erschienen  waren,  von  denen  Saldanba  in 
der  mit  seinem  Namen. unterschriebenen  Vorrede  sagt,  er  übernehme 
die  Verantwortlichkeit  dafür,  und  denen  er  mehrere  ähnliche  Stücke 
beigefügt  hat,  u.  a.  einen  Aufsatz  von  Herculano  über  den  ültra- 
montanismus  und  einen  von  dem  Marquez  de  San  Vicente  über  die 
Rechte  der  Krone  mit  scharfen  Ausfällen  gegen  „rebellische**  Bi- 
schöfe, den  Nuncius,  den  Syllabus  u.  s.  w. 

5.  Mexico  ist  im  Index  vertreten  durch  Cond.uota   del  Bev. 


1)  D.  Merk.  1875,  290.  Das  Compendio  erschien  nochmals,  dedicado 
ä  la  juventud  americana,  Lima  1867*,  870  S.,  mit  einem  Anhang  von 
35  S.,  enthaltend  Discurao  final  und  Proyectos  que  pudieran  servir  a  los 
legisladores  americanos.  Gegen  Vigil  ist  gerichtet  Pedro  Gal,  Equiübrio 
entre  las  dos  potestates,  Barcelona  1852.  Das  Breve  gegen  Vigil  (Multi- 
plices  inter)  wird  im  Syllabus  citirt  bei  No.  15.  21.  29.  30.  51.  54.  68. 


Zeitungen.  1205 

Obispo  de  Michoacan,  D.  J.  Cayetano  Portugal,  con  motivo  del  de- 
fitierro  qne  impuso  el  gobierno  de  aquel  estado  a  varios  eclesia- 
sticos  desafectos  al  sistema  federal  .  .  .  . ,  verb.  1840,  und  zwei 
Scbriftcben  von  Nie.  Pizarro,  Catecismo  politico  constitucional, 
3.  Ed.,  1867,  verb.  1868,  Catecismo  de  moral,  1868,  verb.  1869 
(vgl.  S.  1037.  1159). 


125.     Zeitnngen. 

Noch  1832  hat  die  Index-Congregation  erklärt,  die  Trienter 
Bestimiiiungen  über  die  kirchliche  Präventivcensar  gälten  auch 
für  politische  Tagesblätter*);  aber  1848  hat  man  diese  Anschau- 
ung doch  selbst  in  Rom  aufgegeben  (S.  885).  Schon  erschienene 
Nummern  oder  Jahrgänge  von  Zeitungen  in  den  Index  zu  setzen, 
würde  natürlich  keinen  Sinn  haben.  Im  18.  Jahrhundert  ist 
das  freilich  z.  B.  mit  den  Nouvelles  eccl^siastiques  (S.  759) 
geschehen,  und  auch  im  19.  Jahrhundert  mit  einigen  periodischen 
Blättern,  Obser?ateur  catholique,  Bnona  novella  u.  a.  (S.  1027. 1 160. 
64.  77. 83).  Das  einzige,  wenigstens  für  einen  Theil  der  Katholiken 
wirksame  Mittel,  gegen  Zeitungen,  deren  Tendenz  den  kirchlichen 
Behörden  bedenklich  scheint,  eine  Censur  zu  äben,  ist  das  Ver* 
bot,  dieselben  zu  halten  und  zu  lesen,  und  das  hat  die  Index- 
Congregation  den  localen  Behörden  überlassen  (S.  905). 

Auswärtige  Zeitungen,  die  1850 — 55  für  den  Kirchenstaat  von 
dem  Ministerium  des  Innern  verb.  wurden,  verzeichnet  Gennarelli, 
Gov.  Pontif.  1,  545.  —  Im  Jahre  1871  beauftragte  Pius  IX.  den 
Cardinal- Vicar  Patrizi,  durch  ein  Circular  die  Pfarrer  anzuweisen, 
ihre  Pfarrkinder  darüber  zu  unterrichten,  dass  ihnen  das  Lesen  gor 
wisser  Römischer  Zeitungen  verboten  und  dass  die  Uebertretung 
dieses  Verbotes  nicht  eine  lässliche,  sondern  eine  schwere  Sünde  seL 
In  dem  Circular  des  Cardinais  werden  die  ,, hauptsächlichsten^^  dieser 
Zeitungen  genannt:  La  Liberta,  La  Capitale,  11  Tempo,  II  Tribuno, 
Don  Pirlono  üglio,  II  Diavolo  color  rosa,  La  nvova  Roma,  La  Raspa^ 
La    Vita    nuova,    La    Concordia,  II   Mefistofele.    —  Die    Civ.    catt. 


1)  Nach  Heymans  p.  311.  840  hat  die  Index-Congr.  1832  die  Fragen 
des  Bischofs  von  Lausanne:  Utrum  ephcmerides  s.  diaria  subjici  debeant 
censurae  ordinarii,  et  an  etiam  quoad  opiniones  politicas,  und  An  eidem 
censorae  sabjaceant  non  solum  articuli  doctrinales,  sed  etiam  articuli,  in 
quibns  facta  narrantur,  mit  Affirmative  beantwortet,  die  weitere  Frage: 
An  fideles  salva  conscientia  legere  possint  ephemerides  vel  libros,  qui 
ceusuram  ordinarii  non  subierunt,  mit:  Recurrant  ad  confessarium. 


1206  Schloss. 

brachte  1872 — 73  einige  Artikel,  worin  sie  dedacirt ;  ein  Theil  der 
liberalen  Blätter  falle  unter  die  2.  und  7.  Regel  des  Index;  veno 
diese  nur  von  BUcbern  sprächen,  bo  seien  ja  Zeitungen  bogenweise 
veröffentlichte  Bücher  (8,  6,  652) ;  wer  schlechte  Zeitungen  ihrer 
politischen  und  finanziellen  Artikel  wegen  lesen  zu  müssen  glaube,  habe 
dazu  die  kirchliche  Erlaubniss  einzuholen;  die  belgischen  Bischöfe 
hätten  erklärt,  sie  würden  diese  Erlaubniss  nur  für  diesen  Tbeil 
der  Blätter  ertheilen. 

Von  bischöflichen  Zeitungsverboten  mögen  ausser  den  S.  901. 
1105  erwähnten  beispielsweise  folgende  verzeichnet  werden:  Der 
Patriarch  von  Venedig  und  die  zehn  anderen  Venetianischen  Bischöfe 
verboten  durch  einen  gemeinsamen  lateinischen  und  italienischen 
Hirtenbrief  vom  23.  Sept.  1863  II  Messagiere  di  Rovereto,  II  Gio^ 
nale  di  Verona  und  La  Kivista  Friulana  (Vering,  Archiv  11,  178). 
Diesen  Hirtenbrief  meint  ohne  Zweifel  Phillips  (Kirchenrecht  6,  622), 
wenn  er  es  als  einen  Act  treuer  Pflichterfüllung  dankbar  anerkennt, 
dass  elf  österreichische  Kirchenfürsten  das  Drucken,  Lesen  und 
Halten  bestimmter  Blätter  mit  der  Excommnnication  bedroht  hätten. 
—  Am  3-  Sept.  1882  verbot  der  Patriarch  von  Venedig  die  Blätter 
II  Veneto  Cristiano  und  Fra  Paolo  Sarpi  als  gottlos,  blasphemisch 
und  absichtlich  die  Ketzerei  verbreitend  und  erklärte  die  Heraus- 
geber nnd  diejenigen,  welche  ihnen  glaubten  und  sie  begünstigten,  für 
excommunicirt.  Im  Febr.  1885  theilte  die  Civ.  12,  9,  358  einen 
Erlass  des  Erzbischofs  Magnasco  von  Genua  gegen  die  Epoca  mit: 
Herausgeber,  Drucker,  Verkäufer  und  Verbreiter  sollen  der  reser 
virten  Excommunicatio  1.  sent.  verfallen;  wer  auch  nur  eine  Nummer 
kauft,  liest  oder  anderen  zu  lesen  gibt,  begeht  eine  Todsünde.  —  Im 
Dec.  1862  Hess  der  apost.  Vicar  von  Luxemburg,  Adames,  einen 
Hirtenbrief  von  den  Kanzeln  verlesen,  worin  erklärt  wurde,  der 
Herausgeber  des  dortigen  Courrier  und  seine  Mitschuldigen  seien 
excommunicirt,  die  Abonnenten,  weil  sie  das  Werk  Satans  unter- 
stützten, von  den  Saoramenten  auszuschliessen  u.  s.  w.  Adames 
wurde  von  dem  Herausgeber  verklagt,  aber  von  den  Gerichten  frei- 
gesprochen (Vering,  Archiv  10,  422;  12,  172).  —  Der  Erzbischof 
Melchers  von  Köln  veröfl'entlichte  16.  Aug.  1870  einen  Erlass  gegen 
den  Rheinischen  Merkur  (Katholik  1870,  II,  254).  Der  Bischof 
von  Mainz  und  der  Capitular vicar  von  Münster  schlössen  sich  diesem 
Erlasse  an.  Der  Bischof  Martin  von  Paderborn  verbot  in  einem 
eigenen  Ediote  das  Halten  des  Blattes  „unter  einer  Sünde"  (Rolfus 
Kirohengesch.  1,  224). 


126.     Schlüss. 

Während  früher  die  curialistische  Ansicht,  dass  die  in  Rom 
publicirten  Bttcherverbote  ohne  weiteres  für  die  ganze  Kirche 
bindend  seien,  wenigstens  in  Frankreich,  Deutschland,  Belgien 


' 


SohlusB.  1207 

and  Spanien,  ja  sogar  in  einem  Theile  von  Italien  eutschiedenen 
Widerspruch  fand,  hat  sie  in  den  letzten  Decennien  in   immer 
weiteren  Kreisen  Geltung  gewonnen:  eine  Reibe  von  Provinoial- 
concilien  und  viele  Theologen  und  Canonisten  haben  sich  mehr 
oder  weniger  entschieden  zu  Gunsten   deirselben  ausgesprochen 
und  die  Bestreitung  derselben  gilt  in  streng  kirchlichen  Kreisen 
nicht  mehr  als  zulässig.    Auch  freimUthige  Aeusserungen   über 
einzelne  Römische  Böcherverbote  oder  über  das  Verfahren   der 
Römischen  Behörden  und  den  Index  im   allgemeinen,    wie    wir 
sie  in  früherer  Zeit,  nicht  nur  bei  den  Jesuiten  Poza,  Raynaud, 
Fanre,  bei  Arnauld  und  Quesnel  und  ihren  Anhängern,  sondern 
auch  z.  B.   bei   dem  Jesuiten  Daniel,   dem  Dominicaner   Serry, 
ja  selbst  bei  Fönölon  gefunden,  kommen  heutzutage  bei  katho- 
lischen Schriftstellern  nur  noch  sehr  vereinzelt  vor  und  werden 
nicht  ungerttgt  gelassen.    £s  gehört  jetzt  in  katholischen  Kreisen 
zum  guten  Tone,  von  dem  Index  mit  grossem  Respect  zu  sprechen, 
und  es  finden   sich   bei   Schriftstellern   der   letzten   Jahrzehnte 
Lobreden  auf  denselben,  zu   denen  man  in   der  altern   theolo- 
gischen  Literatur  vergebens  Seitenstücke  suchen  würde.    Die 
Kenntniss  des  Index  ist  aber  nicht  in   gleichem  Masse   fortge- 
schritten wie   die   in  Worten   sich   äussernde    Werthschätznng 
desselben.    Nach  den  von  Antiquaren  veröffentlichten  Catalogen 
zu  urtheilen,  ist  ein  Exemplar  des  Index  in   geistlichen  Biblio- 
theken eine  Seltenheit,  und   wie  unvollkommen  manche  katho- 
lische  Gelehrte  mit  dem  Inhalt  des  Index   bekannt  sind  oder 
praktisch  die  Vorschriften  desselben    beobachten,    zeigen    u.   a. 
die  Thatsachen,  dass  der  Bischof  Räss   die   in  Rom   in   einem 
Buche   von   Justus    Lipsius    gestrichenen   Stellen    reproducirte 
(I  S.  579),  der  Bischof  Malou  eine   verbotene  Schrift   neu   ab- 
dracken    liess  (S.  311),   der  Generalvicar  de  Lorenzi  Schriften 
von  Geiler  von  Keisersberg  herauszugeben  anfing,  ohne  zu  ahnen, 
dass  derselbe  in  der  ersten  Classe  steht  (I  S.  371)^),  und  manche 
früher  angeführte  augenscheinlich  und  auffallend  unrichtige  An- 
gaben über  den  Inhalt  des  Index.  —  Bei  Gelegenheit  des  Vatica- 


1)  Das  Tittelblatt  einea  loöfl  erschienenen  Buches  lautet:  „Die 
ältesten  Schriften  Geilers  von  |f^^  rgberg,  mit  Erlaubniss  der  h.  Congre- 
gation  des  Index  herausgeg-ebob  v^^   x.   Dacheux.^ 

\0^  ^ 


1208  SchluBs. 

ni8chen  Goncils  ist  mehrfach  die  AufheboDg  oder  doch  eine 
Abänderung  der  auf  den  Index  hezttglicben  Gesetzgebung  als 
wttnschenswerth  bezeichnet  worden.  Die  Sache  ist  auf  dem 
Goncil  gar  nicht  zur  Verhandlung  gekommen  und  seitdem  meines 
Wissens  nicht  mehr  die  Rede  däyon  gewesen. 

1.  Ueber  die  den  Bischöfen  ertheilte  Yollmacht,  das  Lesen 
verbotener  Bücher  zu  gestatten,  s.  I  S.  183.  187,  über  die  dabei 
gemachten  Ausnahmen  s.  o.  S.  919  (181.  909).  Im  Katholik  1862, 
448  wird  bemerkt:  nach  den  Quinquennal-Facultäten  könnten  die 
Bischöfe  nur  Prieptern,  die  in  der  Seelsorge  beschäftigt  (zur  Aus- 
übung der  Seelsorge  autorisirt)  seien,  die  Erlaubniss  ertheilen; 
Laien  müssteu  sich  an  den  apostolischen  Stuhl  wenden.  Aus  einem 
1853  auf  Befehl  der  Index-Congr.  gedruckten  Exemplar  facultatis 
impertiendae  epiacopis  ultra  montes,  ut  suis  quisque  subditis  yeti- 
torum  a  S.  Sede  librorum  lectionem  permittere  valeat  (I,  S.  183. 
187),  gibt  der  Ami  de  la  rel.  161,  149  folgenden  Auszug:  Die 
ultramontanen  Bischöfe,  welche  diese  Facultät  erhalten,  dürfen 
Geistlichen  für  Lebenszeit  das  Lesen  verbotener  Bücher  erlauben, 
aber  nur  den  durch  Kenntnisse  und  Frömmigkeit  besonders  aus- 
gezeichneten Priestern  das  Lesen  von  Büchern,  qui  ex  professo 
contra  religionem  tractant,  keinem  das  Lesen  obscöner  Bücher.  Die 
verbotenen  Bücher  sind  unter  Verschluss  aufzubewahren.  Studieren- 
den der  Bechte,  Medicin  u.  s.  w.  können  die  auf  ihr  Fach  bezüglichen 
Bücher  gestattet  werden,  Studierenden  der  orientalischen  oder  mo- 
dernen Sprachen  Lexica  u.  dgl.  In  allen  von  einem  Bischof  er- 
theilten  Licenzen  ist  ausdrücklich  zu  sagen,  dass  sie  auf  Grund  einer 
päpstlichen  Vollmacht  ertheilt  worden.  Bei  Strafe  der  Nullität  der 
Licenz  ist  verboten,  irgendwelche  Gebühren  oder  auch  freiwillige 
Geschenke  dafür  zu  nehmen. 

2.  Ueber  frühere  Ansichten  von  der  Geltung  des  Lidex 
s.  S.  17.  893,  895.  958.  960.  1063.  67.  1100  ff.  —  Die  Rev.  des 
sc.  eccl.  begann  1866  (3,  357)  einen  Aufsatz  über  die  Frage:  Ist 
der  Index  in  Frankreich  recipirt?  mit  der  Bemerkung:  Noch  vor 
20  Jahren  würde  man  denjenigen,  der  diese  Frage  aufgeworfen, 
ausgelacht  haben;  aber  jetzt  sei  der  damals  allgemein  aner- 
kannte Satz:  Index  non  viget  in  Gallia,  aus  allen  Büchern  ver- 
schwunden. Von  den  französischen  Concilien,  die  dann  citirt  werden, 
sprechen  allerdings  die  von  Paris  und  Rennes  1849  und  die  von 
Lyon  und  Ciermont  1850  nur  von  der  Geltung  päpstlicher  Con- 
stitutionen und  Decrete,  aber  die  von  Avignon  1849,  Albi,  Tou- 
louse, Bordeaux  und  Sens  1850,  Auch  1851,  La  Rochelle  1853, 
Reims  1857  in  mehr  oder  minder  bestimmten  Ausdrücken  auch 
von  der  Geltung  des  Index,  wobei  allerdings  zugegeben  wird, 
dass  nicht  gerade  alle,  aber  einige  dieser  Decrete  „die  Frucht  der 
Römischen  Revision*'  seien,  was  ja  aber  nichts  verschlage,  da  die 
Bischöfe  gegen  die  in  Rom  zu  ihren  Beschlüssen  gemachten  Zu- 
sätze   oder  Aenderungen    nicht   protestirt  hätten.    —    Auch  in  den 


Geltung  des  Index.  1209 

Decreteh  anderer  ProviDcialconcilicn  mögen  die  auf  die  Bliolierver- 
bote  bezügliolien  Bestimmungen  mitunter  in  Born  yerschärft  worden 
sein  (vgl.  S.  22).  Manche  dieser  Concilien  beschränken  sich  darauf^ 
in  mehr  oder  weniger  unbestimmten  Ausdrücken  zur  Beobachtung 
der  von  dem  apostolischen  Stuhle  oder  den  Bischöfen  ausgesprochenen 
Bücherverbote  zu  ermahnen,  z.  B.  Wien  1858;  andere  dagegen  er- 
klären ausdrücklieh  den  Index  für  verbindlich»  Prag  1860,  Colocsa 
1863,  Utrecht  1865  u.  a.  ^)  Das  Venetianiache  von  1859  verordnet, 
die  Römischen  Verbote  alljährlich  im  Calendarium  dioecesanum  zu 
verzeichnen. 

Der  Bischof  Baill&s  von  LuQon  sagt  in  seiner  Instruction  von 
1852:  das  Verbot  eines  Buches  durch  den  h.  Stuhl  verpflichte  alle 
Grlänbigen  der  ganzen  Kirche ;    das   Römische  Verzeich niss  der  ver- 
botenen Bücher  gewinne   von  Tag  zu  Tage   eine  grössere  Autorität 
und  werde  allgemeiner  als  bisher  als  obligatorisch  angesehen ;  eine 
Geschichte  des  Index    (wie  er  sie  gibt)  sei  das  kürzeste  und  wirk- 
samste Mittel,  zu  zeigen,    wie  sehr  dieses  Verzeichniss  unseres  Re- 
spectea  würdig  sei.     In    der  Schrift   La    Congr.    de   Tlndex  p.  574 
sagt  er :  nur  die  Ketzer,  Schismatiker  und  Gallicaner  bestritten  die 
allgemeine  Geltung  des  Index.  —  Der  Nuncius  Meglia  in  München 
klagt  in  einem  Berichte   aus  dem  Jahre   1869  (bei  Cecconi,    Storia 
2,  492):   es   werde  viel  über    den  Index  gespottet,    und  selbst  die 
gewissenhaftesten  und  der  Kirche  ergebensten  Katholiken  begnügten 
sich  mit  der  herrschenden,    auch    im  Beichtstuhl    befolgten   und  in 
den  Vorlesungen  über  Pastoraltheologie  vorgetragenen  Ansicht,  dass 
die  Decrete  des  Index  und  die  mit  denselben  verbundenen  Censuren 
in  Deutschland    nicht  verpflichteten    (s.  o.  S*  861    die    Aeusserung 
von  Thalhofer).     Die  strenge   und    allgemeine  Yerbindlichkeit   des 
Index   vertheidigen  u.  a.  Heymans    p.  222,    Phillips,    Kirchenrecht 
6,  618,    Münst.  Pastoralblatt  1879,    S.  20.  31.    Im  Katholik  1859, 
1,  93  wird  die  Ansicht  vorgetragen:  der  Index  sei  als  Moralgesetz 
allgemein  verbindlich;  ob  auch  als  Poenalgesetz,   darüber  könne  ge- 
stritten werden    (I  S.  77).     Aber   im  Katholik  1864,  I,  688  heisst 
es:  „Diesem  Tribunale   (der  Inquisition  und  der  Index-Congr.)  sind 
die  Gläubigen  willige  Unterwerfung  schuldig,  nicht  nur  hinsichtlich 
der  Enthaltung    vom  Lesen    der  verbotenen  Bücher,    sondern  auch 
hinsichtlich  ihres  Urtheils  über  die  Beschafi^enheit  des  als  verwerf- 
lich bezeichneten  Inhalts.  ,  .  .   Die  Entscheidungen    dieser   Congre- 
gationen  haben    durch   die  Geschichte  die    glänzendste   Bestätigung 
erhalten.     Das  einzige  Beispiel,  in  welchem  die  Index-Congr.  einen 
entschiedenen  Missgriff  gethan,    bietet  die  Motivirung    des  Decretes 
von  1616  gegen  die  Schriften   des  Copernicus  .  .  .   Während  diese 
Geschichte  uns  höchstens  beweist,    was  niemand  leugnet,    dass    die 
Römischen  Congregationen   in  ihren  ürtheilen  nicht  unfehlbar  sind, 


1)  Coli.  Lac.  5,  146.  444.  622.  802.  Aehniich  Quebec  1868  (3,  718); 
und  Keu-Granada  1866  (hier  wird  auch  verordnet,  die  in  Rom  oder  von 
den  Bischöfen  erlassenen  Verbote  in  Kirchenblättern  zu  veröffentlichen, 
also  ähnlich  wie  in  Venedig;  6,  296.  498). 


n 


1210  Schluss. 

benrknndet  sie  anderseits  durch  ihr  Alleinstehen,  mit  welcher  Um- 
sicht diese  Behörden  bei  ihren  Entsoheidongen  verfahren  und  wie 
gross  die  Präsumtion  fOr  die  Richtigkeit  ihres  Urtheils  ist,  wenn 
man  seit  ihrem  Bestehen  ihnen  in  dieser  Beziehung  nur  Einen 
ernstern  Missgriff  nachweisen  kann/'  —  1825  erklärte  Erzbischof  Mar- 
ray  vor  einem  Comite  des  englischen  Unterhauses:  „Der  Index  hat 
gar  keine  Autorität  in  Irland;  er  ist  dort  nie  recipirt  worden,  und 
ich  zweifle  sehr  daran,  ob  es  zehn  Personen  in  Irland  gibt^  die  ihn 
gesehen'^  (Mendham  p.  IX),  und  in  dem  Blue  Book  über  Majnooth 
vom  J.  1855  (S.  340)  wird  p.  5  folgende  Erklärung  des  Dr.  O'Han- 
lon  mitgetheilt:  Der  Index  ist  in  Irland  nicht  recipirt.  Die  vier 
irischen  Erzbischöfe  haben  im  Hause  der  Lords  1825  eidlich  er- 
klärt, weder  die  Bulla  Coenae  noch  der  Index  seien  in  Irland  reci- 
pirt, und  ich  weiss  sicher,  dass  sie  nicht  etwa  seitdem  recipirt  worden 
sind.  Der  Index  ist  also  für  uns  nicht  verbindlich.  Prof.  Crolly  erklärte 
(p.  18):  Wenn  ein  Buch  in  den  Index  gesetzt  wird,  so  kann  daraas 
geschlossen  werden,  1.  dass  es  eine  anstössige  Lehre  enthalte,  2.  dass 
derjenige,  der  es  lese,  Censuren  verfalle.  Was  das  erste  betrifft, 
so  ist  es  kein  G-laubensartikel,  dass  ein  solches  Buch  eine  nage- 
sunde  Lehre  enthalte,  sondern  eine  Sache  der  Meinung.  Ein  Bnch 
in  den  Index  zu  setzen,  gehört  nicht  zu  dem  unfehlbaren  Lehren 
der  Kirche;  aber  man  muss  annehmen,  dass  die  Römischen  Behör- 
den mit  der  Lehre  Christi  gut  bekannt  sind.  Bezüglich  der  Cen- 
suren ist  der  Index  in  Irland  nicht  recipirt.  Ein  Dritter,  Bev.  H. 
Neville  (p.  351)  erklärte:  Liguori  und  überhaupt  die  Ultramontanen 
lehren,  päpstliche  Verordnungen  verpflichteten  allgemein,  nachdem 
sie  in  Rom  publicirt  worden ;  die  Oallicaner  dagegen  halten  eine 
Promulgation  in  den  einzelnen  Ländern  für  nöthig.  Letzteres  wird 
in  Maynooth  gelehrt  und  ist  im  allgemeinen. die  Ansicht  der  irischen 
Bischöfe.  —  Das  Provincialconoil  von  Cashel  von  1853  hat  aber 
den  Index  für  verbindlich  erklärt  (Coli.  Lac.  3,  828). 

In  der  Besprechung  einer  Schrift  des  Bischofs  Zinelli  von 
Trevisoi)  sagt  die  Civ.  6,  1,  446  (1865):  Die  Unfehlbarkeit  der 
Buch  er  verböte,  welche  durch  Bullen  oder  Breven  oder  im  Namen 
oder  speciellen  Auftrage  des  Papstes  erlassene  Decrete  der  Gongre- 
gationen  ausgesprochen  würden,  sei  unzweifelhaft;  für  die  gewöhn- 
lichen Decrete  der  Index-Congregation  könne  allerdings  nicht  der 
selbe  Gehorsam  beansprucht  werden  wie  für  jene,  da  sie  nicht  an- 
mittelbar, sondern  nur  mittelbar  vom  Papste  ausgingen;  ein  von 
der  Index-Congr.  verbotenes  Buch  dürfe  aber  als  von  der  Kirche 
verboten  bezeichnet  werden,  da  die  Index-Congr.  von  dem  Papste, 
der  die  Kirche  repräsentire,  os  Ecclesiae  sei,  autorisirt  sei;  den 
Widerspruch  gegen  ein  Decret  der  Index-Congr.  müsse  man  als 
mindestens  temerär  ansehen  mit  Rücksicht    auf   die   strenge  Unter- 


1)  In  doctrinam  oatholicam  de  libroram  prohibitione  ut  errores  non- 
nulli  reeens  vulgati  refellantur,  Friderici  Mariae  Nob.  Zinelli  Episcopi 
Tarvisini  ad  säum  clerum  explanatio. 


ürtheile  über  den  Index.  1211 

SQcbnng,  die  demselben  yorbergebe,  anf  die  QnalitSt  der  Personen, 
die  dabei  mitwirkten,  und  den  besondern  Beistand  des  b.  Geistes, 
der  bei  einer  die  Eircbe  so  sebr  interepsirenden  Sacbe  voranszn* 
setzen  sei.  Das  Tadelnswertbe  eines  Widerspmcbes  zeigten  aucb 
die  den  üngeborsamen  angedrobten  Strafen,  das  den  sieb  unter- 
werfenden Scbriftstellem  gespendete  Lob  nnd  die  übele  Meinung 
(tristo  concetto),  welcbe  die  Gläubigen  von  den  die  Unterwerfung 
verweigernden  bätten. 

3.  Scbarfe  Aeusserungen  über  den  Index  vonFaure  s.  S.  232. 
501  (I,  S.  178),  von  Poza  S.  436,  von  Raynaud  S.  239.  440.  444, 
ähnlicbe  von  Cordara  S.  813.  820,  von  Lazeri  S.  829.  830.  G.  Daniel 
(vgl.  S.  489)  scbreibt  ap  Serry  (Oeuvres  divers,  1724,  p.  865):  Die 
Dominicaner  sind  in  der  Index-Congr.  allmäcbtig.  Darum  werden 
die  ibr  denuncirten  Bücber  der  Jesuiten  mit  der  grössten  Strenge 
geprüft  und  um  eines  einzigen  Wortes  willen,  welcbes  den  Regle- 
ments Hiebt  entspricbt,  censurirt.  Die  Bücber  der  Dominicaner 
werden  etwas  milder  bebandelt,  und  icb  will  das  nicbt  tadeln; 
Gnade  kann  man  ja  üben,  gegen  wen  man  will,  und  es  ist  nur  zu 
natürlicb,  dass  Ibre  Patres  gegen  ibre  Ordensgenossen  nicbt  mit 
voller  Strenge  verfahren.  Aber  icb  bin  überzeugt,  wenn  alle  die 
Ihrigen  denuncirt  und  aucb  viel  weniger  strenge  geprüft  worden 
als  die  Jesuiten,  so  würden  sie  der  Censur  nicht  entgehen.  Eine 
Aeusserung  von  Papenbroek  s.  S.  278.  Amauld  (17,  702)  hält  den 
Jesuiten  vor,  dass  sie  das  Inquisitionsdecret  gegen  den  Gat^chisme 
de  la  gräce  als  Censure  faite  par  N.  S.  P.  Innocent  X.  citirten, 
dass  dagegen  z.  B.  Annat  von  verbotenen  Schriften  von  Jesuiten 
sage:  „Man  darf  nicbt  die  Censur  des  Papstes  mit  der  der  Rö- 
mischen Inquisition  verwechseln  und  nicht  sagen,  Cellot,  Rabardeau 
und  Bauny  seien  vom  Papste  verdammt  worden,  weil  sie  von  der 
Inq.  censurirt  worden  sind,  ausser  etwa  in  dem  Sinne,  in  welchem 
man  Fürsten  das  zuschreiben  kann,  was  subalterne  Richter  thuen. 
Darum  gehorcht  der  Verdammung  des  Papstes  die  ganze  Kirche, 
glaubt  aber  die  spanische  Inq.  nicbt  immer  sich  nach  der  Römischen 
richten  zu  müssen,  wie  sie  bei  der  Poza'scben  Angelegenheit  ge- 
zeigt bat."  Fiele  solche  Aeusserungen  von  Jesuiten  stellt  er  9,  280 
zusammen.  —  Amauld  schreibt  schon  1656  (1,  148):  „In  Frank- 
reich macht  man  sich  nicht  viel  aus  den  Censnren  des  Index,  wie 
es  denn  in  der  That  für  diejenigen,  die  wissen,  wie  es  gemacht 
wird,  nichts  Erbärmlicheres  gibt",  und  1683  (2,  235):  „Das  alles 
bestärkt  mich  in  meinem  längst  gefassten  Entschlüsse,  mich  um 
die  Bücherverbote  der  Inquisition  und  der  Index-Congr.  wenig  zu 
kümmern,  da  so  viele  Beispiele  zeigen,  dass  das  Verbot  eiues  Buches 
nicbt  immer  ein  Zeichen  ist,  dass  es  schlecht  sei  .  .  .  Wenn  ein 
Papst,  der  so  beilige  Absiebten  hat  (wie  Innocenz  XI.),  der  in 
Rom  eingerissenen  Übeln  Gewohnheit,  leichtfertig  sehr  gute  Bücber 
zu  verdammen,  nicbt  steuern  kann,  wie  wird  es  unter  Päpsten  geben, 
welcbe  weniger  gut  und  geneigter  sind,  sich  von  den  Jesuiten,  den 
Feinden  alles  Guten,  leiten  zu  lassen !"  ;,Von  den  Römischen  Bücher- 
verboten,  sagt    er  in  demselben  Jahre,    ist    nur  Schlimmes    zu    er- 


1212  Sohluss. 

wartea,  so  lange  man  dort  die  Regel  festhälty  -nur  die  DennncianteB 
zu  Kören  und  nicht  die  Verfasser,  welche  üher  die  ;egen  ihre  Biicfa«r 
erhobenen  Bedenken  Erklärungen  geben  könnten.  So  kommt  es, 
dass  oft  gelehrte  und  fromme  Bücher  um  zwei  oder  drei  Sätze 
willen  verdammt  werden,  bei  denen  es  sich  um  geringfügige  Dinge, 
oft  um  pure  Lappalien  (v^tilleries)  handelt"  (2,  313).  Im  J.  1693 
(unter  Innocenz  XII.)  schreibt  er  (3,  622):  „Unser  guter  Papst 
bemüht  sich  in  loben swerth er  Weise  um  die  Absteilung  vieler 
Missbräuche.  Aber  eine  der  nothwendigsten  Eeformen  wäre,  nicht 
Cardinäle  zu  Mitgliedern  der  Inquisition  zu  ernennen,  welche  von 
den  dort  verhandelten  Sachen  nicht  mehr  verstehen  als  ein  Schab- 
flicker  von  Astronomie.  Die  Qualificatoren  haben  nur  eine  bera- 
thende,  nur  die  Cardinäle  eine  entscheidende  Stimme,  und  ihre  Vota 
werden  nicht  gewogen,  sondern  gezählt.  Wie  viele  erbärmliche 
Missgriife  in  doctrin eilen  Fragen  können  da  vorkommen,  wran  die 
meisten  Cardinäle  nicht  mehr  davon  wissen  als  der  CardinaUNepote 
des  letzten  Pontificates  (Alexanders  YIII.]  und  aus  Mangel  an  Ein- 
sicht und  oft  an  Gerechtigkeitssinn  sich  durch  die  erbettelten  Sol- 
licitationen  der  weltlichen  Mächte  beeinflussen  lassen!^'  —  Andere 
Aeusserungen  von  Arnauld  s.  S.  103.  104.  194.  455.  602.  659,  IS.444, 
von  Quesnel  S.  662.  729,  von  belgischen  ,,Jansenisten^'  S.  649.  652, 
von  dem  Bischof  Choyseul  von  Tournaj  S.  572,  von  dem  Bischof 
Persin  von  St.  Pons  S.  711,  von  Holden  S.  337.  D'Aguesseaa 
(13,  409)  sagt  in  einem  Memoire  von  1710:  „Bekanntlich  hat  der 
Index  in  Frankreich  keine  Geltung.  Man  weiss  übrigens,  wie  sehr 
seine  Autorität  auch  bei  denjenigen  Nationen»  die  weniger  an  der 
alten  kirchlichen  Freiheit  festhalten  als  die  unsrige,  gesunken  ist, 
seit  man  sie  so  vielfach  missbraucht,  um  Bücher  zu  verbieten,  die 
eine  solche  Aechtung  nicht  verdienen."  —  Aeusserungen  von  Serry 
s.  S.  432,  von  Fenilon  S.  622,  von  Sc.  Maffei  S.  796.  Eine  frei- 
müthige  Aeusserung  der  Hist-pol.  Blätter  wurde  S.  1 12S  mitge- 
theilt,  schärfere  von  Michelis  S.  1173,  von  Curci  S.  1168,  von 
Huet  S.  1109    von  Rouland  und  Ferry  S.  903.  1191. 

In  dem  Mainzer  Katholik  war  schon  1861,  II,  710  zu  lesen: 
„Vor  allem  möchten  wir  die  Frage  aufwerfen:  ob  denn  etwa  die 
Congr.  Indicis  im  Grossen  und  Ganzen  je  einen  Fehlgrifi*  begangea 
habe  .  .  .  Die  Art  und  Weise  kirchlicher  Censur,  wie  sie  vennittelat 
des  Index  geübt  wird,  ist  die  mildeste,  weiseste,  die  wir  wenigstens 
uns  denken  können  .  .  .  Indem  die  Congr.  des  Index  des  Gut- 
achtens eines  zahlreichen,  wohl  zusammengesetzten,  durch  Wissen- 
schaft und  Bechtglänbigkeit  ausgezeichneten  CoUegiums  sich  bedient, 
sind  ihre  Aussprüche  die  Aussprüche  eines  wissenschaftlichen  Areo- 
pages,  dem  nur  derjenige  die  höchste  Achtung  versagen  kann, 
der  ihn  nicht  kennt  oder  dem  der  Geist  der  Kirche  fremd  und  daram 
widerwärtig  ist.  Möchte  man  doch  nie  verkennen,  wie  verkehrt 
und  verderblich  es  ist,  in  irgend  einer  Weise  zur  Untergrabung 
dieser  Institution,  durch  welche  der  apost.  Stuhl  eine  der  wich- 
tigsten Functionen  seines  höchsten  kirchlichen  Lehramtes  ausübt, 
selbst  in  kirchlichen  Kreisen  beizutragen.^'  1868  I,  758  wurde  dann 


Urtheile  über  den  Index.  1918 

mit  Rüoksioht  auf  die  vor  dem  Yaticaiiisohen  Concil  iantgewordeaen 
Deriderien  bezfiglioh  des  Index  bemerkt:  ,,Der  Stachel  des  Index 
liegt  darin,  dass  er  ein  Geriobt  der  G-lanbens-Antorität  über  die 
Privat- WissenBohaft  ist.  Und  diesen  Staebel  wird  das  Concil  nicbt 
stampf  macben.  Es  ist  der  Staobel  der  nnfeblbaren  Wahrheit.  Wir 
th^ilen  die  Furcht  nioht,  dass  der  Index  der  Forschung  katholischer 
Gelehrten  als  Bleigewicht  sich  anhänge.  Wenn  man  die  Geschiobte 
des  Index  verfolgen  wollte^  so  würde  er  vielleicht  gerade,  trots  der 
Zufälligkeit,  die  ihn  in  Bewegung  setzt,  als  wahrhaft  univeirsaler 
Regulator  der  Wissenschaft  und  trots  seiner  lakonischen  Kürze  als 
der  beredteste  Lehrer  der  Theologie  erscheinen.'*  —  Das  Chiiianeum 
1864,  4,  252  versichert:  „dass  keine  Gensur  der  Index-Congr.  völlig 
unmotivirt  und  eine  genauere  wissenschaftliche  Prüfung  völlig  dazu 
angetban  sein  wird,  zu  erhärten,  dass  dazu  Ghründe  genug  vorhan- 
den waren,  so  wie  dass  auf  dem  Index  noch  kein  Buch  war,  das 
nicht  die  spätere  Wissenschaft  aus  dem  einen  oder  andern  Grunde 
für  die  betreifende  Zeit  als  wahrhaft  der  Prosoription  würdig  nach'- 
gewiesen  hätte'',  —  wosu  man  z.  B.  S.  296.  999  vergleichen  mag. 
Der  Bischof  Baill^  von  Lu^on,  La  Congr.  S.  448  sagt:  „Der 
Index  enthält  nicbt  ein  einziges  Buch,  dessen  Yerdammung  nicht 
durch  eine  der  allgemeinen  Regeln  motivirt  wäre",  und  preist  S.  449 
den  Index  als  „ein  Buch,  worin  mehr  oder  minder  ausdrücklich  alle 
Irrthümer  angegeben  sind,  welche  der  Geist  der  Ketzerei  und  des 
Schisma's  in  verderblichen  Büchern  zur  Geltung  zu  bringen  gesucht, 
von  den  apostolischen  Zeiten  bis  zu  dem  glorreichen  Pontificate 
Pins*  IX.,  —  ein  Buch,  welches  für  alle  Gebildeten  wie  eine  See« 
karte  ist,  auf  welcher  von  einer  sichern  und  geschickten  Hand  ohne 
Ausnahme  alle  Klippen  verzeichnet  sind,  die  sich  in  den  ungeheueren 
Meeren  finden''  [vgl.  z.B.  §  82  u.  87].  S.  451  fügt  er  bei:  „Der  In- 
dex ist  ein  unvergleichliches  Meisterstück  der  Weisheit,  üebersehet 
keine  Zeile  dieser  4 — 500  Seiten,  beginnet  kein  Buch  zu  lesen,  ohne 
darin  naohzasehen,  ob  es  aueh  gestattet  ist."  —  Etwas  Wahres  ist 
daran,  wenn  Baill^  sagt:  alle  bibliographischen  Werke  seien  ge- 
Wissermassen  unvollständig  ohne  den  Index  (S.  453);  der  erste  In- 
dex von  1559  sei  von  Wichtigkeit  für  die  bibliographischen  und 
typographischen  Studien  (S.  455;  S.  462  führt  er  an,  Fabricius, 
Bibliotb.  lat.,  Yen.  1728,  II,  619,  cähle  die  Drucker  des  16.  Jahrb. 
auf;  von  den  in  JMiem  Index  verzeichneten  72  [61,  I  S.  267]  nenne 
er  nur  24);  das  Datum  des  Verbotes  eines  Buches^  verglichen  mit 
dem  Datum  seines  Erscheinens,  lasse  fast  immer  ^)  die  Zeit  erkennen, 
in  der    dasselbe    verderblicher  geworden    (S.  462).     Der  Index  hat 


1)  Von  vielen  anderen  sehr  verspäteten  Verboten  abgesehen,  —  vgl. 
S.  162.  168.  176.  177.  284.  481.  534.  580.  646.  1058  u.  s.  w.  n.  s.  w.,  -*• 
darf  man  wohl  fragen,  ob  die  vielen  irreligiösen  firatizÖBiscben  Schriften 
aas  dem  18.  Jahrhundert,  die  nach  1816  verboten  wurden  (S.  1071.  1109), 
erst  damals  „verderblicher**  wurden»  ^^^  E-  Sue's  Mysteres  de  Paris  von 
1848  erst  1862  u.  s.  w.  (S.  IO49).  ^^®^  wurde  das  1835  von  der  Inqui- 
sition beschlossene  Verbot  dep  ö^jlriftchen  von  Brenner  darum  erst  1851 
publicirt  (S.  1088),  weil  diese))^       ^^t  jetzt  verderblicher  geworden? 

IlonBch.  Index  II.  ^  '  77 


191i  Schkitt. 

in  der  Tbat  eine  grosBo  fiedentang  für  die  Literatnvgesehickte  und 
Bibliographie  (I  8.  4);  aber  das  ist  niebt  der  Index "Gongr^gation 
snni  Verdienste  anrarechnen.  S.  464  fügt  Bailles  bei:  y,Za  alien 
kritisob-bibliograpbiseben  Bttcfaem  mnss  man  das  nütilichsie,  Z1l1re^ 
lässigste,  respeotabelsto  nnd  antorisirteste  binsonebmen,  den  Index. 
Er  beriebtigt  alle  anderen; .  .  er  kann  viele  andere  ereetsen,  selbst 
aber  dnrob  keines  ersetet  werden.  Er  darf  in  keiner  Bibliothek 
feblen.  Die  Biographen,  die  Kritiker  und  die  Bibliophilen  solltea 
immer  Torkommenden  Falls  seine  Entscbeidongen  nnd  Verbote  nit 
Respeet  anflihren.^^  —  Der  Bischof  Plantier  yon  Nismes  beseiokset 
in  dem  Fasten -Hirtenbrief  von  1867  die  Index*Oongr.  als  le  trtee 
dn  bon  sens,  la  magistratnre  de  la  v^riti  et  an  tribnnal  dont  ohsr 
qne  sentence  eonstitne  antant  de  Services  rendns  k  la  vraie  Philo- 
sophie (Bev.  des  so.  eecl.  1866,  8,  374). 

4.  Eine  solche  Ignoranz  findet  man  allerdings  aekcn,  wie 
sie  die  Aschaffenbnrger  Eirchenseitang  1881,  465  an  den  Tag  legte, 
wenn  sie  sagte:  „Es  verdient  wohl  bemerkt  sn  werden,  daes  die 
bestehende  kirohliohe  Censnranstalt,  die  Congregation  des  Index,  nur 
eine  repressive  ist.  Die  Kirche  hat  bei  aller  ihrer  Unfehlbarkeit 
von  ihren  Kindern,  Bis^dfen,  Priestern  nnd  Laien  nie  verlangt, 
dads  sie  ihr  ihre  Sohriften  vor  der  Bekanntmaohang  vorlegen;  rie 
richtet  dieselben  erst  nachher  und  lässt  den  Verfassern  alle  Mittel, 
ihre  Gedanken  an  vertheidigen.  Der  Index  ist  nichts  anderes  ab 
eine  Sammlung  dieser  Repressiv -Urtheile/'  —  als  ob  er  nicht  auch 
die  I  8.  B89.  541  angeführten  Vorschriften  über  PräventiToeiissr 
endiielte.  Etwas  vorsiehtiger,  aber  nicht  minder  nnriehtig  sagt 
Moy  im  Archiv  f.  Kirchear.  4,  682:  „Die  Kirche  kann  (hentsutsge) 
nicht  den  ihr  feindlich  gegenüberstehenden  G^nbensparteien  des 
Gebrauch  der  öffentlichen  Presse  verwehren,  nnd  sie  will  nicht  des 
zu  ihrer  Vertheidigung  auftretenden  Sohriftstellem  diesen  Gkbraneh 
verkümmern,  um  flinen  nicht  ihre  ohnehin  so  schwierige  Aufgabe 
gänslioh  unausführbar  zu  machen.  Also  ist  von  einer  priiventivel 
kirchlichen  Gensur  heutzutage  keine  Bede  [vgl.  8.  83].  um  ao 
wichtiger  ist  für  uns  Katholiken  die  repressive  Gensur  der  Kirohe^ 
u.  s.  w.  Der  Artikel  „Index*'  im  Freiburger  Kirchenlexikon  (1.  Ali. 
5,  611),  den  Moy  geliefert^  ist  so  ungenügend  wie  möglich. 

Aensserungen  über  den  Index,  welche  eine  nicht  zu  eotschol' 
digende  Unwissenheit  oder  kaum  zu  entschuldigende  Gberfl&chliohkeit 
bekunden,  sind  angeführt  worden  von  den  Jesuiten  Schneider  8. 24S 
und  Prot  S.  286,  von  Cantü  S.  461,  Tb.  Nelk  (P.  Waibel)  8.  999, 
K.  Werner  S.  1000,  Heinrich  S.  1125,  auch  von  Hirseher 
S.  1116  und  Leu  S.  927,  ans  den  Hist-pol.  Blättern  S.  962  wai 
anderen  katholischen  Zeitschriften  S.  844.  927.  1085.  1125.  1^'icbt 
um  ein  Nicht-Kennen,  sondern  um  ein  Ignoriren  des  Index  bandelt 
es  sich,  —  wie  bei  dem  Apopompaeus,  S.  435,  —  bei  Scheebea 
S.  769  und  dem  Katholiken  S.  1185  und  vielleicht  bei  StöcklS.598 
(und  den  deutschen  Ausgaben  von  Petrucci  und  BemiSres  S.  619. 
622).  Ein  Analogen  zu  der  Lorenzi^schen  Ausgabe  des  Geiler  von 
Keisersberg  sind  die  Ausgaben  von  Predigten  des  Job.  FeraB,  I 
S.  562. 


Fehler  im  Index.  1S15 

&.  Za  den  lobpreisenden  Worten  über  den  Index  Btebt  auob 
in  einem  grellen  Gegensatse  die  tbateäohliobe  MisBachtong  dessel- 
beOf  die  sieb  darin  kondgibt,  daee  man  das  Anwacbsen  der  Drnok* 
«nd  Kedaotioasfebler  in  den  neveren  Ausgaben  mhig  ansieht.  Von 
den  Dominicanern,  welche  seit  einem  Jahrhundert  Seoretäre  der  In- 
dex-Congregation  gewesen  sind,  war  keiner  ein  Ricchini  (S.  680), 
und  der  jetzige  Secretär,  Fr.  fiieronymus  Pius  Saooberi,  ist  gans 
gewiss  k^n  solcher;  aber  wenn  die  Gardinäle  und  Consultoren  der 
Gongregation^  unter  denen  ja  doch  Männer  versokiedensr  Nationen 
sind,  die  wenigstens  die  Literatur  ihres  Volkes  einigermassen  ken- 
nen, das  unter  ihren-  Auspicien  veröffentliehte  Buch  auch  ansehen 
und  sieh  dafür  interessiren,  so  ist  es  unbegreiflich,  dass  sie  nickt 
den  Secret&r  anhalten,  die  Fehler  der  einen  Ausgabe  in  der  nach« 
sten  SU  verbessern,  statt  sie  mit  neuen  zu  yermehren.  Und  wenn 
die  Lobredner  des  Index  in  Deutsehland  und  Frankreich  denselben 
auch  durchsehen,  warum  denunciren  sie  nicht  der  Index  -  Congrega- 
tion  wenigstens  diejenigen  Fehler  in  demselben,  welche  nicht  nur 
den  Bpott  herausfordern,  sondern  einzelne  Verbote  geradezu  iliuso-* 
Tisch  machen?  Dass  ein  Sohriftohen  von  Joseph  Bnrcard  Leu  ver- 
boten ist,  ist  aus  dem  Index  nicht  zu  ersehen,  denn  es  steht  hier 
unter  Burcardo  seuJoi^;  und  wenn  jemand  wissen  will,  ob  Schriften 
von  Maurice  oder  Tolstoy  im  Index  stehen,  wird  er  unter  diesen 
Namen  naohaehen  und  nichts  finden  und  nicht  ahnen,  dass  sie  unter 
Denison  und  Dmitry  stehen ;  strenge  genommen,  darf  ein  Ita- 
liener unbedenklich  die  Gedichte  von  Giovanni  Prati  lesen,  da  im 
Index  nur  ein  freilich  meines  Wissens  nicht  existirender  Dichter 
Gius.  Prati  steht,  und  ein  Deutscher,  wenn  er  anders  Lust  dazu 
haben  sollte,  Heribert  Bau's  Neue  Stunden  der  Andacht,  da  er  doch 
nicht  zu  wissen  braucht,  dass  sie  mit  den  sogar  zweimal  im  Index 
stehenden  Novae  horae  devotionis  gemeint  sind^). 

5.  üeber  die  Wirkungen  der  staatliohea  Bücherverbote  führt 
Scheihotn,  Am.  lit.  8,  873  folgende  Aeusserungen  an:  aus  deuMe- 
nagiana  4,  95:  Difendez-moi,  Von  me  lira.  Je  dis  cela  de  laplüpart 
des  livres  dont  on  d6fend  le  dibit;  car  assur^ment  on  ne  les  lit 
quo  paroequ'ils  sont  däfendus,  quoiqu'ils  ne  vai^lent  pas  quel- 
quefois  la  peine  d'Mre  lAs;  t-  aus  den  Garpentariana  p.  337:  La 
Mothe  Le  Vayer  ayant  fait  un  livre  de  dur  debit,  son  libraire  vint 
l^i  en  faire  ses  plaintes  et  le  prior  d^y  remedier  per  quelque  autre 


1)  lieber  Fehler  in  den  neuesten  Indices  8.  S.  885,  über  nicht  auf- 
genommene oder  angeschickt  gestellte  allgemeine  Verbote  S.  883.  ferner 
noch  folgende  Beispiele:  der  Titel  lateinisch  angegeben  S.  1088.  1176, 
italienisch  1007.  46.  78. 99,  französisch  1175,  Btioher  nicht  unter  dem  Namen 
des  Verfassers  oder  unter  dem  Vornamen  oder  unter  dem  Namen  des 
Druckers  S.  1006  (Rautenstrauch),  1023  (Trivier),  1068  (Fernandez),  1070 
(Botelho  und  Silva),  1093  (Müller),  Zeitschriften  unter  Folia  S.  972,  Bücher 
an  zwei  Stellen:  Echialle  und  Religion,  Principes  und  Les  princ,  vgl. 
1025.  1124.  64.  88.  90,  die  Namen  falsch  gedruckt  S.  110.  1024.  26.  28. 
S2.  85.  37.  89.  49.  52.  61.  70.  88.  92.  1128.  55.  65.  78.  86.  88.  andere 
Fehler  129.  1047.  77.  84.  »8.  1121.  24.  88.  89,  dasu  gewöhnliche  Druck- 
fehler ohne  Zahl. 


1216  ScUun. 

onvrage.  II  Ini  dit  de  ne  se  point  mettre  en  peine,  qu'il  avait 
assez  de  potivoir  k  la  oour  ponr  faire  difendre  son  livre^  et  qu'i- 
tant  defendut  U  en  vendrait  autant  qn'il  youdrait.  Lorsqu'il  Peiit 
fait  difendre,  ee  qu'il  pridit,  arriva,  et  le  libraire  fnt  obiÜge  de  le 
r^imprinier  promptemeiLt  ponr  ponvoir  en  fonmir  k  tont  le  monde. 
Andr.  Sohnrinsi  £pp.  3^  19  sagt,  man  erzähle  sieh,  der  Amster- 
damer Verleger  der  Bibliotheca  Fratmm  Polonoram  habe  sieb  be- 
müht, dass  dieselbe  verboten  werde^  nm  sie  raseher  nnd  theuerer 
verkaufen  an  können;  ihm  selbst  sei»  als  er  bei  einem  Bachh&ndler 
in  Botterd^m  nach  neuen  Bilchem  gefragt,  ein  fransöslsches  Bttcb 
geseigt  und  sur  Empfehlung  desselben  bemerkt  worden,  es  sei  von 
der  Polizei  verboten.  Aeusserungen  über  ähnliche  Wirkungen  der 
kirchlichen  Bacherverbote  s.  S.  800. 829. 1002. 1170,  und  ein  neueres 
Beiepiel  der  Benutzung  eines  angeblichen  Index  -  Verbotes  zur  fie- 
clame  B.  1052.  Thatsäohliche  Beweise  für  die  geringe  Wirksamkeit 
von  Index- Verboten  s.  S.  990.  1100  u.  o. 

6.  Pomponio  Leto  berichtet  (p.  26),  auzser  den  sechs  vorbe- 
reitenden Commissionen  für  das  Vatioanische  CSonoil,  von  denen  die 
of&cielien  Darstellungen  sprechen,  habe  Pius  IX.  noch  eine  weitere 
unter  dem  Vorsitz  des  Card,  de  Luca  für  biblische  Materien  und  die 
Revision  des  Index  eingesetzt  (das  wäre  eine  merkwürdige  Combi- 
nation;  es  wird  wohl  Bücherwesen  und  Index  gewesen  sein).  Die 
Richtung,  welche  die  Arbeiten  dieser  Commission  eingeschlagen,  habe 
aber  bald  Missfallen  erregt,  namentlich  die  Reformen,  die  sie  be- 
züglich des  Index  angeregt.  Sie  sei  darum  nach  wenigen  Sitzungen 
nicht  mehr  zusammenberufen  worden  und  in  allen  officiellen  und 
officiösen  Berichten  sei  von  ihr  nicht  weiter  mehr  die  Rede  gewesen, 
obschon  sie  bereits  wichtige  und  interessante  Anträge  vorbereitet 
gehabt  habe.  —  Einige  Strafbestimmungen  wurden  durch  die  Bulle 
vom  12.  Oct.  1869  modiflcirt  (S.  7.  888,  I  S.  341). 

In  mehreren  Postulaten  von  Bischöfen  ist  die  Rede  von  einer 
Reform  des  Indexwesens  ^).  Elf  französische  Bischöfe  erklärten  es 
sogar  für  omnino  necesse  et  urgens,  ut  regulae  et  universa  res  In- 
dicis  novo  prorsus  modo  nostrae  aetati  melius  attemperato  et  obser- 
vatu  faciliori  instaurarentur;  es  solle  von  der  Index-Congr.  keine 
Schrift  von  einem  kath.  Verfasser  verdammt  werden,  ohne  dass 
diesem  vorher  Gelegenheit  geboten  werde,  Bemerkungen  und  Er^ 
klärungen  vorzutragen  oder  Mittel  anzugeben,  wie  seine  etwaiges 
Versehen  ohne  formliche  Verdammung  der  Schrift  wieder  gut  ge- 
macht werden  könnten;  auch  solle  die  Index-Congr.  duldsam  gegen 
Meinungen  sein,  die,  wenn  auch  anstössig,  doch  nicht  förmlich  ver- 
dammt seien,  und  nicht  Schriften  von  katb.  Verfassern,  in  welche 
sich  vielleicht  einige  Irrthümer  eingeschlichen,  in  derselben  Weise 
und  in  denselben  Ausdrücken  verdammen  wie  die  schlechtesten 
Bücher  von  gottlosen  und  unfläthigen  Menschen.  Auch  dentsche 
Bischöfe  verlangten  eine  Umarbeitung  der  Regeln  des  Index,  welche 


1)  Martin,  Omnium  Conc.  Vat. . .  documentomni  coUeotio  p.  159. 171. 


Reform -Vorschläge.  11317 

zum  Tfaeil  in  gemischten  Gegenden  niemals  hätten  heobachtet  wer- 
den können;  zum  Theil  wegen  der  veränderten  Verhältnisse  jetzt 
fast  nirgendwo  mehr  beobachtet  werden  könnten.  Auch  wünschten 
sie,  es  möge  in  Znktinft  kein  Buch  von  einem  Katholiken  mehr  ver- 
dammt werden,  ohne  dass  zuvor  der  Bischof  des  Verfiissers  geh?)rt 
werde,  der  diesen  nicht  selten  zu  einem  Widerrufe  werde  bestimmen 
können,  wodurch  eine  öffentliche  Censur  unnöthig  werde. 

In  mehreren  1869  erschienenen  Broschüren  wurde  die  Aufhe- 
bung der  Congregationen  der  Inquisition  und  des  Index  oder  eine 
gründliche  Umgestaltung  des  kirchlichen  Censurwesens  gefordert^). 
Segesser  sagt  in  den  Studien  .  .  .  Am  Vorabende  des  Conoiliums, 
S.  76:  „Wir  können  nicht  einsehen,  dass  der  Böm.  Index  noch  den 
Zweck  erfülle,  zu  welchem  dieses  Institut  vormals  ist  eingeführt 
worden  ;  vielmehr  scheint  uns  diese  centrale  Büohercensur  sammt 
den  Retractationen  und  TJnterwerfungserklärungen  bussfertiger  Au- 
toren so  sehr  an  Missachtung  zu  leiden,  dass  der  aufrichtige  Katholik 
wünschen  muss,  es  möchte  den  Bischöfen  überlassen  werden,  in 
ihrem  Kreise  auf  schädliche  Schriften  aufmerksam  zu  machen  und 
denselben  gute  entgegenzusetzen.'^  Sogar  ein  Mitarbeiter  des  Mainzer 
Katholik  (1869,  I,  293)  erklärte:  „Wir  huldigen  persönlich  der  An- 
sicht, die  übrigens  auch  von  Männern  getheilt  wird,  die  man  zu 
den  Koryphäen  des  Eomanismns  rechnet-,  dass  das  Verfahren  der 
Index-Congr.  wohl  einer  Modification  fähig  und  mit  Rücksicht  auf 
die  seit  der  letzten  Reorganisation  desselben  durch  Benedict  XIV. 
sehr  veränderten  Zeitverhältnisse  vielleicht  auch  bedürftig  ist",  und 
ein  anderer  (1869,  I,  757):  „Der  Index  mag  einer  Verbesserung 
fähig  und  bedürftig  sein.  Es  mag  erörtert  werden,  ob  das  specieile 
Verbot,  die  Bücher  zu  lesen,  in  der  heutigen  Gesellschaft  ausführbar 
ist  oder  ob  es  ohne  praktischen  Nutzen  die  Gewissen  beängstigt. 
Man  möge  sich  fragen,  ob  es  nicht  besser  wäre,  die  Bischöfe  zu 
regelmässigen  Berichten  über  die  in  ihrer  Diöcese  erscheinenden 
Bücher  zu  verpflichten,  als  Privat-Mittheilungen  entgegenzunehmen, 
oder  ob  es  nicht  wenigstens  geboten  sei,  das  Gutachten  der  Bischöfe 
über  die  Autoren  einzuholen.  Auch  die  Frage  mag  gestellt  werden, 
ob  nicht  statt  des  Generalverzeichnisses,  in  welches  der  Index  Bücher 
von  sehr  verschiedenem  Rang,  Stand  [sie]  und  Charakter  wirft,  eine 
Classification  im  Interesse  der  Verurtheilten  zu  empfehlen  sei.  .  .  . 
Auch  wir  haben  den  Wunsch,  es  möge  das  Concil  den  Index  nicht 
aufheben,  wohl  aber  im  Geiste  der  Zeit  erneuern.  In  dieser  Hin- 
sicht fügen  wir  (in  aller  Bescheidenheit  natürlich)  einen  Vorschlag 
bei.  Wenn  Bonn  sein  theologisches  Literaturblatt  hat,  wenn  Mün- 
chen, wenn  Tübingen  Gericht  über  die  Literatur  üben,  so  würde  ein 
solches  Gericht  vor  allem  dem  Mittelpunkte  der  katholischen  Welt 
anstehen.  Ein  römisches  Literaturblatt,  welches,  unterstützt  von  der 
Mitwirkung    aller    kirchlichen    wissenschaftlichen  Corporationen  und 


1)  Friedrich,  Vat.  Konzil  2,  288.  289.  294.  AnsführUch  handelt  dar- 
über die  Goblenzer  Laienadresse  (bei  Friedberg,  Vat.  Conc.  S.  274). 


1216  SohluB0. 

zugleich  geleitet  von  den  Entecheidungen  der  höohsten 
Autorität  [im  Katholik  nicht  unterstrichen],  die  Bewegang  der 
gesammten  theologischen  Literatur  des  Erdkreises  uns  vorführte, 
das  wäre  ein  Werk,  für  das  wir  uns  begeistern  könnten,  weil  es 
dem  schweigsamen  Index  überzeugende  Worte  geben  und  aus  dem 
vagen  national- provinciellen  Leben  uns  in  die  Weite  des  wahrhaft 
katholischen  Lebens  fuhren  würde/' 

Eine  Bevision  des  Index  erklärt  auch  der  sachkundige  Ver- 
fasser der  Beoension  des  ersten  Bandes  meines  Buches  in  der  Lit. 
Bundschau  (1884,  No.  8),  —  der  einzigen  in  einem  katholisohen 
Blatte,  die  mir  zu  Gesicht  gekommen,  —  für  wünschenswerth,  wenn 
er  bemerkt:  „Bei  einer  etwaigen  Bevision  des  Index  dürften  schon 
auf  G-rund  der  hier  gewonnenen  Besultate  einige  hundert  Namen  aos 
demselben  verschwinden." 


BeriehtigiiDgeii  uod  Nachträge. 


Zaii  ersten  Bande. 

S.  IX,  Z.  9  V.  u.  Mendham.  1836  ist  ein  Supplement  to  the 
Literary  Policy  ete.,  34  S.,  1843  An  additional  Supplement,  40  S., 
erschienen  (ich  besitze  jetzt  beide).  Die  3.  Ausgabe  von  1844  ist 
ohne  Zweifel  nur  die  2.,  der  diese  Supplemente  beigebunden  sind. 
—  J.  F.  L.  Th.  Merzdorf,  Bibliothekarische  Unterhaltungen.  Neue 
Sammlung.  Oldenburg  1850.  S.  154 — 186:  Indices  librorum  prohi- 
bitorum. 

S.  XI.  Gl.  =  Index  Clemens'  VIII.  s.  S.  532.  S.  «=  Index 
Sixtus'  V.  8.  8.  501. 

S.  9  Z.  7  y.  u.  1.  deportantor  und  puniuntor. 

S.  16,  Zu  10  Y.  u.  1.  Innocenz  II. 

S.  36,  N.  3.  Keginald  Feoock  steht  bei  Sot.  in  der  1.  Cl.  als 
Beginaldus  Perok  seu  Pecok,  latine  Pavo,  Anglus  ex  Gambria,  Asa- 
phensis  primum,  deinde  Gicestriensis  Pseudo-Episcopus,  Prof.  Oxo- 
niensis,  Lutheranus. 

8.  38,  N.  1  St.  Eydius  1.  Lydius. 

S.  47,  Z.  14  y.  u.  1.  29.  Mai  1554.  Interessante  Briefe  über 
die  Edicte  gegen  die  taimudisehen  Bücher  yon  A.  Masius  u.  a.  s. 
Acta  Acad.  Theodoro-Palat.,  Mannh.  1794,  VII,  344.  Masius  be- 
zeichnet das  Edict  der  Inquisition  als  Sententia  in  aetemum  Sedi 
apost.  ignominiosa  et  rei  christianae  damnosa,  stulta  et  exeorabilis, 
und  sagt,  die  Inq.  sei  dazu  durch  die  Klagen  der  Venetianischen 
Patricier  Giustiniani  und  Bragadino  und  durch  das  ürtheil  yon  ihnen 
bestochener  getaufter  Juden  yerleitet  worden. 

S.  50,  Z.  17.  Arias  Montanus  bat  1574  Sirleto,  ihm  die  £r- 
laubniss  zum  Lesen  des  Talmud  zu  erwirken ;  er  wolle  dann  auch 
die  zu  expurgirenden  Stellen  angeben.  Gh.  Dejob,  De  Tinfluence  du 
Conc.  de  Trente  sur  la  litt.  1884,  p.  67.  —  N.  2,  Z.  3  st.  1547 
1.  1546. 

S.  57,  1.  Archiy  des  D.  Buchh.  8,  238. 

S.  68,  N.  3.  P.  Balan,  Monumenta  Reform,  p.  tl.  16. 

S.  80,  N.  1  und  2.  Th.  Brieger,  Aleander  und  Luther  S.  192. 
202.  218.  240. 

S.  94,  N.  1  und  2.  A.  D    B.  19,  621. 


1220  Berichtigungen  und  Nachträge. 

S.  121,  N.  4.  1.  Biblioth.  1.  5,  a.  73;  1.  6,  a.  276. 

S.  126,  Z.  9.  Geographia  univerBalis  vetus  et  nova  ed.  Seb. 
Munsteras,  Bas.  Henr.  Fetri  1542  (Bosenthal  39,  66). 

S.  155,  Z.  16  y.  u.  Sirleto  war  Mitglied  der  CommiMioa, 
welche  den  Polydoras  YergilinB  expurgirte.  Dejob,  M.  A.  Mnret, 
p.  476. 

S.  159,  N.  1.  R.-K  13,  32—34. 

S.  165.  Die  Litaniae  Germanorum  wurden  1521  von  Aleaoder 
nach  Rom  geschickt.  Brieger  S.  183.  198. 

S.  181,  Z.  10  1.  Gregor  XV,  80.  Dec.   1622    (Bull.  3,  493). 

S.  183,  Z.  12.  Benedict  XIV.  sagt  in  der  Vorrede  su  der 
Editio  Patavina  seines  Werkes  De  festis  (Opera,  Prato  1843,8,  297): 
Episcopis  semper  data  venia  fuit,  libros  ut  legerent  haeretioorum 
juxta  can.  16.  Cono.  Carthag.  IV.:  Episoopi  haereticorum  libros  pro 
necessitate  et  tempore  legant  .  .  .  Bellarminus  testatnr,  episoopiB 
semper  concessnm  fuisse. 

S.  184,  N.  3.  C.  Sigonius  bat  1579  Sirleto,  ihm  die  Erkab- 
nisB  zum  Lesen  der  Magdeburger  Centnrien  zn  erwirken,  nndCBa- 
ronius  bat  ihn  1577,  zu  erwirken,  dass  der  General-Inquisitor  Or- 
dinal von  Pisa  ihm  nicht  nur  erlaube,  das  Werk  zu  lesen,  sondern 
auch  es  ihm  leihe.    Dejob,  De  Tinfl.  p.  68. 

S.  185,  Z.  8  st.  auch  später  1.  auch  sonst.  —  Z.  16  vgL8tie?e, 
Briefe  und  Acten  5,  588. 

S.  197,  Z.  5  V.  u.  st.  Bischof  von  Acqui  in  Piemont  1.  £n- 
bisohof  von  Aiz. 

S.  234.  Die  Schrift  von  ülricus  Velenus  wurde  1521  von 
Aleander  nach  Born  geschickt.  Brieger  S.  269. 

S.  239,  N.  2.  Pragmat  Gesch.  der  Mönchsorden  7,  145. 
247.  273. 

S.  247,  Z.  18.  Der  Fasciculus  (1535)  ist  von  O.  Gratiu«  her- 
ausgegeben; B.  D.  Eeichling,   Ortwin  Gratius^  1884,  S.  .76. 

S.  260,  N.  2.  La  Congr.  de  l'Index  .  .  par  Tancien  6v^ue  de 
LuQon  (II  S.  903)  p.  457  wird  ein  Exemplar  beschrieben,  welches 
den  Titel  hat:  Index  .  .  .  contentis.  Eomae  apud  Valerium  DorieuiB 
ad  instantiam  omniam  bibliopolarum  anno  1559,  4  Bogen  von  8 
Blättern,  auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  und  fol.  2r  dasDecret, 
auf  derselben  Seite  der  Vermerk  vom  30.  Dec.  1559. 

S.  280,  Z.  4.  Bei  Sot.  p.  340  werden  Gedichte  von  Ortolphos 
Monoldns  [sie]  Francus  (in  den  Deliciae  poetarum  germ«  4,  253)  ex* 
purgirt. 

S.  295,  Z.  5  V.  u.  1.  9.  Jan. 

S.  296,  Z.  10  1.  viele  auoh  von  euch. 

S.  298,  Z.  4  1.  Lelio  TorelH. 

S.  309,  N.  3.  Schulte,  Gesch.  2,  430. 

S.  328,  Z.  17  ist  Petrus  Scalichius  zu  streiehen;  Paulus  Sea- 
lichius  kam  im  Tr.  in  die  1.  GL;  S.  532. 

S.  832,  Z.  14  1.  S.  299. 

S.  342  beizufügen:  Lugduni,  Hovillus  1564.  Ven.,  Zilettus  U79 
(Eosenthai  41,  2317.  2320). 


J 


BenohÜgnngen  and  Naehirägfe.  1331 

S.  347,  Z.  18.  B.  Tesiitenoy  EspoBitione  di  Mattheo  eyangeliBta, 
Yen.,  Grifo  1547,  4.  Ghlicciardhi!,  Bnppl.  1875;  vgl.  Cantüi  3,145. 

S.  348,  Z.  8.  FrancificvB  Ltioag  Bragensis  imrde  getadelt,  dass 
er  in  seinen  Noten  zirm  lateinischen  N.  T.  Seb.  MOnstei*  und  Eras- 
nnis,  homines  baereticos  ant  certe  baereseos  apud  bonos  omnes  su- 
speotos,  citirt  hatte.  Er  sagt  in  einem  Briefe  von  1576,  er  habe 
später  qnidam  statt  Manstems  gesetzt,  nnd  von  Erasmns:  Omitti 
Bemen  iilins  potuit;  tribnit  enim  id  auctoritatis  nonnihil  ei,  cujas 
scripta  absque  anctoritatis  opinione  esse  expedit,  quanquam  de  sola 
Tooe  sit  quaestio,  quod  „prooessit^'  legendnm  esse  conjioiat  ex 
ngoinoj/js  potins  quam  „praecessit".  Er  fragt  dann:  an  et  nominari, 
ut  reprehendatnr,  band  possit,  nnd  ob  er  Yatablns  nnd  Jac.  Faber 
oitiren  dürfe;  den  Robertns  Stephanos  habe  er  imnifer  elnftkch  Ste- 
phanns  genannt,  nt  non  faeiie  a  qnovis  agnosci  possit.  Dejob,  M.  A. 
Mnret  p.  224. 

8.  849,  Z.  3.  Clemens  YII.  richtete  3.  Apr.  1524  ein  freand- 
liebes  Schreiben  an  Erasmns  (Balan  p.  824),  nnd  in  seinem  Auftrage 
liess  der  Datarias  Oiberti  im  Oct.  1525  dnrch  Theodonis  Hezins 
den  Hanptgegnem  des  Erasmns  nnter  den  Löwener  Theologen,  dem 
CarmeHter  Nicolaus  Egmondanus  und  dem  Dominicaner  Yincentius 
(Burigny  2,  121.  137),  silentium  et  abstinentiam  ab  Erasmi  obtrec- 
tationibus  morsibusque  imponere  (Balan  p.  552). 

8.  862,  Z.  7  St.  gewisser  Ordensleute  1.  der  Jesuiten .  (so  steht 
in  Originale). 

8.  868,  N.  3.  P.  Emm.  Ceslas  Bayonne,  Ü^tude  sur  Jer6me 
Savonarola  d'äpres  de  nouv.  documents,  Par.  1879,  hofft  die  Cano* 
nisation  und  möchte  sie  anbahnen :  Sav.  sei  ein  Prophet,  Apostel  und 
Märtyrer  für  jene  kirchliche  Erneuerung  gewesen,  die  im  folgenden 
Jahrhundert  von '  dem  Trienter  Concil  durchgeführt  worden  sei. 
Innsbr.  Zts.  f.  Theol.  1880,  391. 

8.  374.  Ueber  Mainardi,  Negri  und  Massari  s.  Cantä  3,  216. 
158.  159. 

8.  885,  N.  3.  Yon  den  Lettere  di  divers!  huomini  illustri,  die 
nur  bei  8.  mit  d.  c.  stehen,  erschien  1603  zu  Treviso  eine  Ausgabe 
mit  dem  Yermerk:  Ego  Fr.  Barth.  Niger  Yiglevano  Ord.  Min.  Conv. 
.  .  .  hune  librum  de  mandato  R. 'P.  Inquieitoris  totum  diligenter 
vidi  et  legi,  .  .*  .  plurima  ab  eo  substuli  et  multis  in  locis  purgavi. 

8.  391.  Ueber  das  Yerhalten  der  Curie  bezüglich  der  obscö* 
nen  italienischen  Schriften  spricht  ausführlich  Dejob,  De  l'iniluence 
etc.  p.  152.  Er  sagt  p.  156:  Ge  fut  par  exces  d'indulgenoe  qu'on 
pecha,  und  führt  u.  a.  folgendes  an :  Yon  Ariosto's  Orlando  fbrioso 
wurden  fast  aUe  Exemplare  der  1543  zu  Rom  erschienenen  Ausgabe 
vernichtet,  aber  keine  Ausgabe  verboten;  in  der  expurgirten  Aus« 
gäbe  von  G.  Ruscelli  von  1556  und  Yen.  1584  ist  jedenfalls  nur 
sehr  wenig  gestrichen.  Yoi^  einer  Ausgabe  des  Bandelli  (S.  393) 
von  Ascanio  Centorio  degli  Ortensi  Yon  1560  ist  der  1.  Band  dem 
Card.  8erbelloni  gewidmet*  .  ^  dcti  Obscönitäten  ist  fast  nichts  be- 
sBitigt,  aber  tous  les  cont^^.  ^^  i  toulaient  sur  Us  scandales  donu^s 
par   des   membres   du  o]^^   4^  ^  disparu   (f.  163.  185).      ^tie  lu 


1SS3  Berichtignngen  und  N«ohirägo. 

Venedig  1561  eraebienene  Ausgabe  des  Folengo  (8.  394)  wird  ds 
di  grau  Innga  piü  oneeta  della  prinia  angekttndigt :  ke  satires  oontre 
les  moiaes  eoat  sapprioi^es,  mais  la  liceaoe  est  plus  grande  dus 
rexpurgation  qae  dans  le  texte  primitif  (p.  164).  Eine  e&psrgurle 
Ausgabe  der  Zneca  Ton  Doni  (S.  892;  dieses  Buok  sieht  in  Jkeinem 
Iudex)  supprime  les  traits  oontre  le  olergi  et  garde  la  plus  grande 
partie  des  passages  lioeneieux;  fthnlieh  die  Ausgabe  des  Strapsrok 
(S.  394),  Yen.  1599  (p.  178).  Die  Ausgabe  der  Gento  uoyelle  tos 
1572  ist  der  einzige  Fall,  wt>  die  Moral  durch  die  Expurgation  ge- 
wonnen hat  (p.  190X  üeber  die  allegorisch-nioralische  Deutung  des 
Bändeln  (S.  393)  u.  a.  s.  p.  180.  184. 

S.  400,  N.  1.  Battista  de  Crema,  Speoohio  interior,  Yen. 
1552,  76  Bl.  8.  (Bosenthal  41,  2430). 

S.  405,  N.  1 :  Der  Index  von  1569  wurde  auch  in  Foiio*plsno 
gedruckt  und  in  den  Buchläden  angeheftet.  In  derselben  Weise 
wurde  ein  Yerzeichniss  der  in  dem  Index  tou  1571  (8.  423)  ex- 
purgirten  Bücher  gedruckt  und  angeheftet.  M.  Reeses,  Chr.  Plan- 
tin,  p.  207.  269.  —  Eine  Coneultatio  Academiae  Duacensis  ad  III. 
Duoem  Albanum  de  Indice  Ubrorum  prob,  (den  Xriester  mit  der 
Antwerpener  Appendix)  mit  Alba's  Antwort  vom  27.  Juni  1570  ist 
abgedruckt  bei  Mendham»  Suppl.  p.  12. 

S.  410,  Z.  6  beizufttgen:  Jo.  Manlius  qui  soommata  et  sales 
habet  in  eoolesiam  eatb.  Gemeint  ist  die  Anekdoten-Sammlaog: 
Locorum  communium  coUeotanea  a  Jo.  Manlio  .  .  .  excerpta . . .  oan 
praef.  Simonis  Sulceri,  Bas.  1563;  s.  Forts«  der  Nachr.  v.  der  Stol- 
lisohen  BibL  2,  106.  Bei  S.  Cl.  steht  Jo.  Manlius  yel  Hilius  (lete- 
teres  von  Ben.  gestrichen);  von  Jo.  Mylius  stehen  Foemata  in  dtfi 
Nund« 

S.  424,  N.  2,  Z.  4  1.  Franoisous  Jonius. 

S.  485,  Z.  3.  Bart,  de  Yalverde,  Kaplan  Philipps  II.,  bat  1584 
Siiieto  um  Erneuerung  der  £rlaubniss  aum  Lesen  verbotener  Bücher, 
die  er  in  Deutschland  gehabt,  und  sagt  in  dem  Briefe  (Dejob,  De 
rinfl.  p.  76);  er  habe  gebort,  dass  von  den  Leuten,  die  an  dem 
neuen  Index  arbeiteteui  plerique  oviiv  cioi,  graecarum  et  hebraica- 
rum  literarum  imperiti  nee  uUo  judioio  aut  artibus  instructi,  and 
dass  sie,  nullo  salario  aut  praetnie  ad  pedegendos  innumerabiles 
libros  adducti,  es  sich  bequem  machten  und  ohne  genauere  Prüfung 
dicnnt  abolendos. 

S.  439,  Z.  10.  Ygl.  Sohmid,  Studien  übet  die  Befonn  des 
Böm.  Breviers  unter  Pius  Y.,  Tüb.  .Q.-S.  1884,  484. 

S.  474,  Z.  23  und  sonst  1.  Anton  Welser. 

S.  485,  Z.  6.  Bei  Ben.  steht  Betulejus,  in  den  neuesten  In- 
dioes  Butelejus. 

S.  489,  N.  1.     Cantu  3,  275. 

S.  520,  Z.  13.  Das  Buch  von  Stanislaus  Sooolovius  steht  bei 
Sot.  mit  doneo  prodeat  expurgatio.  In  dem  Lies.  1624  wird  dam 
bemerkt:  Continet  schismatis  errores,  qui  tametsi  passim  in  sehelüs 
profligentur,  cavemus  ne  nisi  a  doctis  id  opus  l^aturi»  cum  Stams- 
laus  nonnuUorum  errorum  praetereat  expugnationem.     Idem  cavemus 


Beriohtigmigeii  und  Naohiräge.  122S 

qnoad  responsiones  quasdam  in  editione  illa  reeentiore  (Opasoola) 
Krakau  1591)  p.  141 — 185  ad  errores  Germanoritm  a  Tubingiois 
haereticis  admodam  explicite  propositos,  presiittB  verot  quam  par 
eaaet,  a  ätanislao  oonfiftatos« 

S.  541,  Z.  4  ▼.  u.  beizufügen:  Bei  solohen  Blichern,  welche 
aas  Anaaprüchen  oder  Beispielen  verschiedener  Bchriftsteller  com- 
pilirt  sind,  soll  der  Sammler  and  Compilator  als  Verfiisser  angese- 
hen werden  (vgl.  II  S.  öOO,  Z.  13). 

S.  547,  N.  2  beiznfägen:  1644*. 

S.  570,  Z.  1.  üeber  Bartfaolomaens  Ferrarienais  s.  Y.  Baro* 
nius,  Libri  V  apologetici,  Par.  1666,  p.  403. 

S.  571,  Z.  8.  Andreas  Masius  wurde  von  dem  Jesuiten  Franc. 
Torres  denuncirt  (Dejob,  De  l'influenoe  p.  53).  In  einem  Briefe  an 
Sirleto  aus  seinen  letzten  Lebensjahren  (t  1673)  vertheidigt  er  sich 
gegen  den  Vorwurf,  dass  er  in  seiner  syrischen  Grammatik  und  in 
dem  syr.  Lexicon  Ketzer  citirt  habe:  im  Anfange  der  Grammatik 
kabe  er  die  Talmndisten  citirt,  was  der  Papst  wohl  nicht  missbil* 
ligen  werde ;  ob  er  irgendwo  einen  ketzerischen  Schriftsteller  citirt 
habe,  wisse  er  nicht;  er  pflege  sich  solcher  Zeugnisse  nicht  zu  be- 
dienen u.  s.  w.  (Dejob,  M.  A.  Muret  p.  223). 

S.  573.  Hieronymus  Osorius  wurde  von  Lindanus  (S.  576) 
denundrt,  von  dem  Dejob  De  Tinfl.  p.  53  berichtet:  U  signalait 
des  passages  h6retiques  ou  malsonantes  qui  avaient  ^happ^  k  la 
censure  dans  des  ouvrages  contemporainR,  et  demandait  qa'on  us&t 
d'nne  plus  grande  vigilanoe  ä  Tavenir;  il  rappelait  qu'ilavait  indi- 
qu6  des  erreurs  de  foi  dans  Osorius,  Albertus  Pighius  (8.  565), 
Paolo  Giovio. 

S.  576,  Z.  13.  Arias  Aontanus  sagt  in  der  Abhandlung  De 
varia  hebr.  librorum  scriptione  et  leotione  im  8.  Bande  der  Poly- 
glotte: Hujus  (Paguini)  diligentiam  nos  imitati,  quam  a  nemine 
hactenus  doctorum  et  oandidorum  virorum  improbari  audivimus  praa* 
ter  unum  Erostratum  [Leo  de  Castro],  qui  theologorum  suae  aetatk 
et  superioris  fere  omnium  laboribus  obtreetare  atqiae  Pagnino  im- 
primis  aperte  bellum  indioere  summae  sibi,  ut  existiuo,  laudi  fore 
speravit.  Is  quoniam  Pagninum  vivum  habere  aon  potuH,  nostmm 
pro  Omnibus  aliis  nomen  prosoindendum  susoepit,  naet«s  fortassis 
opportunitatem  in  quorundam  animis  et  oonsiliis,  qui  eum  soliea« 
pere,  soll  bene  vivere  Jesumque  propias  insequi  et  comitari  sibi 
videantur  atque  id  palam  professi  jactitent  [also  die  Jesuiten],  me, 
qui  minimum  atque  adeo  inutilem  Jesu  Chr.  discipulum  ago,  odio 
habuerunt  gratis. 

S.  580,  Z.  3.  Carolas  Sigonius  (1523—85)  steht  nicht  im 
^  Index;  aber  als  seine  Historiae  Bononienses  1570  mit  Approbation 
fertig  gedruckt  waren,  erwirkten  einige.  Bolognesen  vom  Papste  un 
sursis  k  la  publioation;  sie  erschienen  erst  1579  (Dejob,  De  Tinfl. 
p.  56;  Krebs,  Carl  Sigonius,  1840,  S*  52).  Auch  Historia  eccle- 
siastica,  De  republiea  Hebraeorum,  die  Ausgabe  des  Salpicitts  Se- 
verus,  Hist.  de  occidentali  imperio  und  Eist,  de  regno  Italiae  sties- 
sen  auf  Censur- Schwierigkeiten  oder  sollten  expurgirt  werden  (De- 


1224  BerioMignngeii  und  Nattbtr&g«. 

Job  p<  53.  Opera  ed.  Pb.  Argelatns,  1783,  6,  1068).  Klagen  liimr 
Veraehleppung^  der  Approbationen  bei  Dejob  p.  69  ff.  —  N.  8.  üeber 
Mian»  Celsna  ■.  Oant^  3,  224. 

S.  594,  Z.  5.  B.  Hauröau,  Hist.  litt,  da  Maine,  1852,  4,  194 
sagt  Yon  der  Celeatiiia,  sie  sei  in  Spanien  so  oft  gedruckt,  däss  sie 
in  diesem  sehr  katholisoben  Lande  mindestens  ebenso  viele  Leser 
gefuden  haben  mttsse  als  die  biblischen  Bücher  (jedenfalls  mehr, 
da  diese  in  der  Yolksprache  verboten  waren).  Er  sagt  dann  ron 
La  Cil^stine  fldilement  r^pnrgee  par  Jaeqnes  de  Lavardin,  Paris 
1578:  Ses  conreotions  le«  plns  importantes  sont  des  snbstitations 
de  personnages:  k  des  moines,  k  des  chanoines  dont;  les  paroles  on 
les  moerars  Ini  semblent  trop  libres,  ils  snbstitue  des  ofÜciers  et 
des  commandevrs,  et  la  moralit^  de  Touvrage  n*est  pas  compromise 
par  cette  ddlKrence  anx  scnipnles  de  Tegiise.  Vgl.  I  S.  390  und  oben 
S.  1221. 


Zam  zweiten  Bande  (vgl.  S.  876). 

S.  123,  S.  22  beizufügen:  Jo.  Cosinus,  Dunelmis  Spisc, 
Hist.  transsubstantiationis  papalis  (1675),  Bremae  1677,  verb.  1687. 

S.  124,  Z.  1.  Die  Apologie  steht  seit  Ben.  nicht  mehr  im 
Index;  vgl.  8.  40,  Z.  1  v.  u.        ' 

8.  209,  Z.  12.  Ueber  diese  Münohener  Bruderschaft  s.  Ch. 
Nisard,  Hiat.  de  la  Htt.  populaire,  1854,  II,  40. 

S.  217,  Z.  6.  Als  Titel  des  1Q88  von  der  Inq.  verbotenen 
Enchiridion  wird  angegeben:  Hoc  in  enchiridio  manualive,  pie  lec- 
tor,  prozime  sequenti  habentur  septem  Psalmi  poenit.,  Oratio  devota 
Leottis  Papae,  Oratio  B.  Augustini,  aliquot  item  orationes  adv.  om* 
nia  mnndi  perioula,  Lugd.  1619  (also  nach  69  Jahren  verb.).  Es 
ist  ohne  Zweifel  ein  Abdruck  des  schon  bei  S.  Cl.  verbotenen  En- 
chiridion manuale,  Romae  exousum  apnd  Th.  Membrunium,  nt  qni- 
dem  apparet  in  titulo,  ut  vero  in  calce  libri  legitur,  Trecis  (I  S.  421). 
Nisard,  1,  149  beschreibt  eine  Ausgabe  in  32.,  die  ganz  denselben 
Titel  hat  wie  die  Lyoner  und  angeblich  zu  Rom  1525  gedruckt  ist, 
daneben  eine  Ausgabe:  Enchiridion  Leonis  Papae  serenissimo  Im* 
peratori  Carole  M*  in  munus  pretiosum  datum,  nuperrime  mendis 
Omnibus  purgatum,  Romae  1660.  )7ipard  theilt  daraus  Formeln  mit, 
die  den  S.  221  aus  den  Exorcismen-Bdcbem  mitgetheilten  analog  sind. 

S.  250,  Z.  5.    G.  Naud^    (Naudaeana,   1703,  p.  102)   erzShlt, 
Inchofer    habe    ihm    gesagt,    er   habe    das  Buch    auf  Befehl  seiner 
Oberen  geschrieben,    er    selbst    glaube   nicht   an    die  Echtheit  des  • 
Briefes.     Naudi  bezeichnet   übrigens  p.  108  Inchofer  als  Verfasser 
der  Honarohia  Solipsorum  (8.  283). 

S.  390,  Z.  18  V.  u.  Die  Assembl^  du  clerg*  von  1684  wollte 
Les  heureuz  succ^s  de  la  piit6  ou  les  triomphes  que  la  vie  reli- 
gieuse  a  empörtes  sur  le  monde  et  sur  lliiresie  ...  par  le  P* 
Ives  [Yves]  de  Paris,  Capucin,  3.  Ed.,  1683,  namentlich  wegen  der 


J 


Berichtigim^n  und  NaoMriige«  1286 

GlorificiroBg  der  Bettelorden  oensuriren.  Ludwig  XIIL  yerliot 
dieses  und  erklärte,  über  dieses  Buch  und  die  Büsher  des  Bisohofs 
Camus  von  Belley  solle  das  Urtheil  dem  Papste  überlassen  werden 
(A.  J.  P.  23,  190).  Camus  hatte  1632  Le  directeur  spirituel  dis- 
intejesse,  und  1633  Saint  Augnstin  de  Touvrage  des  meines  ver- 
öffentlicht und  Biohelieu  letzteres  Buch  oonfisMren  und  den  Verkauf 
bei  Todesstrafe  yerbieten  lassen  (E.-L.  2»  1765).  Weder  Camus 
noch  Yves  stehen  im  Index. 

S.  415»  Z.  5  V.  n.  Die  awei  Gatechismen  und  die  Instructions 
wurden  von  Schottland  aus  als  Jansenistisch  denunoirt.  In  einem 
Berichte  des  Mgr.  Leroari  von  der  Pariser  Nnnciatur  an  den  Prü*- 
fecten  der  Propaganda  von  1737  werden  Andr.  Hasset  und  Eob. 
Gprdon  als  autori  di  un  catechismo  giä  cendannato  in  Borna  be* 
zeichnet  (A.  Bellesheim,  Gesch.  der  kath.  E.  in  Schottland,  1883, 
2,  363.  540).  Yielleicht  sind  die  drei  Schriften  Bearbeitungen  des 
Cat^chisme  de  Montpellier  (S.  762). 

S.  479,  Z.  15  V.  u.  1.  Exposition  de  la  foi  chr6tienne. 

S.  495,  Z.  5  V.  u.  Die  Bnlle  war  eine  der  vielen  Fälschungen 
des  Subdatarius  Innocenz'  X.,  Mascambruni,  der  15.  Apr.  1652  ent- 
hauptet wurde.    Ciampi,  Innocenzo  X.  p.  156. 

S.  502,  Z.  6  v.  u.  St.  1685  1.  1665. 

S.  512,  Z.  13.  Die  Schrift  von  Yisconti  wurde  1714  mit 
d.  c.  verb. 

S.  514,  Z.  4  V.  u.  Die  Yindiciae  Gobatianaa  sind  zu  Ingol- 
stadt 1706  erschienen  und  nach  Sommervogel  von  Chrph.  Rassler. 

S.  525,  N.  2.  S.  de  Fierlant,  Kanzler  des  Conseil  de  Brabant 
(tl686),  gab  zwei  Schriften  gegen  Gabrielis  heraus,  Col.  1682  und 
1683,  eine  gegen  Gabrielis,  Huygens  und  Havermans,  Col.  1686 
Biogr.  nat.  7,  58. 

S.  531t  Z.  5  V.  u.  1683  wurde,  ich  weiss  nieht  warum^  ein 
von  den  Generalvicaren  von  Brügge  (Vioarissen  generael  etc.) 
während  der  Sedisvacanz,  welche  der  Ernennung  Preciptano's  vor- 
herging, publicirter  Erlass  vom  7.  Sept.  1682  verb. 

S.  590,  Z.  8.  Gegen  Fleury  und  seinen  Fortsetzer  gab  G. 
Marchetti  (S.  970)  zu  Rom  1780—94  drei  Schriften  heraus  (Tipaldo 
8,  349).  Die  Observations  thäol.,  bist.  .  .  sur  THist.  ecel.  de  Fleury, 
Avignon  1736 — 37,  2  vol.,  sind  nach  Sommervogel  von  dem  Je- 
suiten Fr.  Lanteaume. 

S.  691,  Z.  7.  Nach  Sommervogel  p.  571  sind  die  Memoires 
von  d'Avrignj  nicht  von  Lallemant  revidirt  und  nicht  von  Jesuiten, 
sondern  von  dem  Dr.  Sorb.  Richard  veröffentlicht,  ist  aber  die 
S.  590,  N.  2  erwähnte  Ausgabe  von  1781  von  dem  Ex« Jesuiten 
Aim^  Pauliaa  besorgt  worden. 

S.  593,  Z.  13.  Räponse  de  Th^phile  Fran^^ois  k  la  lettre  du 
pr^tendtt  Eus^be  Romain,  Col.  (Par.)  1692  [1698?];  ist  nach  Sommer- 
vogel von  Hardouin. 

S.  621,  Z.  12  St.  Vo^^ssers  1.  Herausgebers. 

S.  714,  Z.  15.  Nack  a^mfl^ervogel  p.  571  ist  die  Denkschrift, 
ans  welcher  Doncin  eiueK    -    « göflis^^^^  Auszug  veröffentViohtÄ  (der- 


1SS6  Beriohiigungen  und  NachMge. 

gellte  erBchien  anoh  holländisch:  Kort  Memoriael  .  .  . ,  s.  1. 1697), 
von  den  Jeiniten  Fr.  Yerhiest  und  Norbert  Aerts  nnd  Adrian  van 
Wijck  verfaest. 

S.  764,  N.  1.  Ueber  Pasaionei  b.  C.  Jnati,  Winckelmann 
2,  1,  98. 

S.  871,  Z.  18  8t.  Villemain  1.  Sainte-Benve  (Le  dnc  de  Ni- 
vemaiB,  CanserieB  dn  lundi  t.  13).  Vgl.  L.  Yian,  Hiet.  de  Montes- 
quieu, 2.  Ed.  1879,  p.  295  und  p.  XII.  Vian  fttgt  p.  295  bei: 
Depuis  oetie  sentence  jnsqn'ä  la  mort  de  Mont.  qui  ent  lien  trois 
ans  aprte,  il  ne  parut  plne  d'Esprit  des  Lois.  L'anteur  pr^p&rait 
nne  Edition  revne  et  corrig^e  seien  Tlndex  [das  Bach  war  nicht  mit 
d.  0.  verb.],  —  nnd  p.  331 :  II  venait  de  remettre  (vor  seinem  Todf) 
anx  libraires  nne  Edition  oorrigie  qui  parut  en  1757  [also  nicht 
erst  1789,  wie  S.  871  angegeben  ist].  On  y  tronve  des  chongs* 
ments  dont  la  plus  grande  partie  donnait  satisfaotion  k  ravtorit« 
religiense.    Die  erste  Ausgabe  erschien  im  Nov.  1748  (p.  378). 

S.  875,  N.  2.    Revne  crit.  d'hist.  et  de  lit  1885,  146. 

8.  888,  Z.  12  St.  8.  74  1.  8.  7. 

S.  918,  Z.  2  st  1704  1.  1804. 

8.  994,  Z.  17  V.  u.  Mich«  Torcia,  £logio  di  Metastaeio,  Terb. 
1772. 

8.  1043,  Z.  10.  Zu  den  medicinischen  Büchern  im  Index  ge- 
hört auch  Compendio  de*  discorsi  che  si  tengono  nella  R.  üni- 
versita  di  Bologna  dalla  cattedra  di  fisiologia  e  di  notomia  compa- 
rata,  Bol.  1808,  verb.  1817. 

8.  1054,  Z.  14  V.  u.  Der  Mag.  8.  Pal.  Anfossi  veröffentlichte 
bald  nach  Leo's  XII.  Thronbesteigung  La  rendita  dei  beni  eccle* 
siastici,  1824,  worin  er  behauptete,  die  Besitzer  säoolarisirter  Eirchen- 
güter  seien  zur  Kestitution  verpflichtet.  Unter  Pins  YII.  soll  die 
Veröffentliohnng  der  Sehrift  nicht  gestattet  worden  sein;  in  Folge 
der  Reclamationen  der  französischen  Regierung  wurde  sie  von  den 
Gardinal-8taate8ecretir  della  Somaglia  desavonirt.  Artand  de  Mos- 
tor,  Uon  XII.,  1848,  1,  244.  275.    Nippold,  Bnnsen  1,  244. 

8.  1057,  Z.  16  V.  u.  Ant.  Gaudioso,  Piano  d'economia  po- 
litica,  verb.  1824. 

8.  1107,  Z.  1  V.  u.  Vielleicht  ist  von  Gnettie  L'Encyclique 
du* 8.  Dec.  1864  et  la  liberti,  adresse  aux  ivSques,  Paris  1865, 
verb.  1865. 

8.  1178,  N.  3.  Von  dem  Capuciner  Andrea  d'Altagena,  in 
saecnlo  Paolo  Panzani,  ist  die  8.  1199,  Z.  10  erwähnte  Pubblics 
oonfessione,  660  S.  8.  Seine  anderen  8chriften  verseiohnet  B.  Mob* 
tarolo,  Bibliografia    del  riaorgimento  italiano,  Rom  1884,  8.  8. 

S.  1188,  Z.  12.  Le  tombeau  de  tontes  les  pbilosophies  tsit 
anciennes  que  modernes  ou  exposition  raisonni  d'un  nouveau  sjst^e 
de  runivers,  par  R[enault]  B[^cour],  1834.  verb.  1837;  Lascience 
populaire  de  Cladius,  simples  discours  sur  toutes  choses,  verb.  1848. 

S.  1198,  Z.  3.  1875  wurde  verb.  Bartol.  Cecchetti,  LaBe- 
pnbblica  di  Veneaia  e  la  Corte  di  Roma  ne*  rapporti  colla  reügione« 
Ven.  1874,  2  vol.  (8.  322). 


Register. 


Abanzit,  F.  1024. 

Abbadie,  J.  127. 

Abbe  commendataire  394. 

A  ß  C-Bücher  531.  1066. 

ABC  (La  raison)  911. 

Abergläubische   Schriften    73.    149. 

181.  208.  216.  221.  421.  898. 
Ablässe  14.  70.  205.  237.  267.  416. 

650.  713.  888.  897.  962.  971. 1070. 

1185. 
Abominationes  pap.  122. 
About,  E.  1159. 
Abra  de  Raconis  448. 
Abr6g6  chrono].  768. 

—  de  la  mor.  727. 

—  de  lliist  ecci.  768.  590. 
AbudacDus  147. 

Abus  et  nullites  718. 
Abusi  930. 
Abusos  1068. 
Aoeeptanten  724. 
Acoommodeinent  739. 
AccompHssement  100. 
Acheul,  J.  de  S.  143. 
Achmeies  184. 
Achterfeldt,  J.  H.  1119. 
Acta  emditorum  165. 

—  legationis  71. 

—  quaedam  719. 

—  Sanctorum  268. 
Acte  d'appel  738.  779. 
Actio  in  H.  Garnet  327. 
Acton,  liord  1176. 
Adam,  J.  542. 
Adami,  Germ.  1030. 
Adamus,  Com.  118. 

—  Melch.  80.  81. 
Addison,  J.  141.  164. 
Address  1200. 
Adeodatus  717. 
Adiaforo,  Filalete  16. 
Admonitio  ad  Lud.  XIII.  203. 


Aerodius,  P.  72. 

Aesina  429. 

Agier,  P.  J.  988.  325. 

Agnelli,  Abate  972. 

Agnellas  155. 

Agreda,  Maria  v.  252.  34.  432. 

Agrippa,  H.  Com.  I,  l2l.  508. 

Aguesseau,  H.  Fr.  d'  695.  20.  1212. 

I,  283. 
Aguila,  J.  del  499. 
Aguirre,  Card.  57 1 .  266. 271 .  609.  652. 
Ahrens,  H.  1086. 
Alabaster,  G.  426. 
Alacoque,  M.  M.  964. 
Albani,  J.  Fr.  783. 
Albanns,  Aeg.  706.  707. 
Albarella,  V.  1028. 
Alberius,  Cl.  72. 
Alberti,  G.  A.  625. 
Albertinns,  AI.  220. 
Alberto  Magno  66. 
Albertus,  Yal.  96. 
Albertus  Brandenburg  272.  532. 
Albinius,  P.  C.  185. 
Albius  8«  White. 
Albitius,  Ant.  32. 
Albizzi,  Card.    248.   364.    367.   397. 

463.  468.  556.  672.  I,  509  u.  s.  w. 
Alboize  1049. 

Albrecht  V.  v.  Baiem  1, 327  u.  s.  w. 
—  V.  Mainz  I,  69.  280  n.  s.  w. 
Alchy  misten  178. 
Aiciatus,  A.  278. 
Alciphron  866. 

Aleander  1220;  1, 70.  989. 352.  u.  s.  w. 
Alegre,  A.  267.  276. 
Alemanni,  Nie.  121. 
Alembert,  J.  d'  906.  909. 
Aleth  s.  Pavillon,  Hituol. 
Alethaeus,  Th.  863. 
Alethophilus,  Chr.  665. 
Aletino,  Ben.  607. 


1228 


Register. 


Alexander  VI.  102.  139.  167;  I,  66. 

386. 
Alexander  YII.  1.   7.  29.  231.  383. 

468.  474.  497.  632.  639.  662. 
Alexander  YIII.  616.  682.  666.  676. 

646.  797. 
Alexander,  Natalis  681.  102.  183. 
Alfaro,  J.  607.  608.  682. 
Alfieri,  V.  1018.  994. 
Algarotti,  Fr.  874. 
Allegazioni  783. 
AUetz,  P.  A.  1186. 
Allgem.  Glaabensbekenntnise  940. 
Allignol  1099. 
Allix,  P.  127.  146.  163. 
Allocutionen  7.  942. 
Alpruni,  F.  A.  963. 
Alstedius,  J.  H.  96. 
Altagena,  Andrea  d'  1178,  1226. 
Althusius,  J.  171. 
Alting,  H.  und  J.  98. 
Altmeyer,  J.  1036. 
Alva  et  Astorga,  P.  284.  268. 
Alvifiet,  V.  266. 
Amabed  910. 
Amama,  3.  117. 
Amari,  M.  1197. 
Amat,  F.  1062.  869. 
Amatus,  M.  433. 
Amaya,  Fr.  374. 
Ambasciata  146. 
Arne,  De  Y  916. 
Amelot  de  la  Honssaye  196. 
Amelotte,  D.  670.  864. 
America  376.  988.  1037.  75.  1165. 

1200.  I,  140. 
Amesius,  G.  98. 
Amicus,  Fr.  309. 
Ammann,  Fr.  8.  1091. 
Amore,  L.  de  S.  93. 
Amort,  E.  266.  825.  940.   " 
Amstelius,  G.  717. 
Amydenius,  Th.  140. 
Amyraldus,  M.  128. 
An  2440.  917. 
Analisi  del  Conc.  973. 

—  di  Tert.  968. 

—  e  confutazione  1012. 
Analyse  de  Bayle  867. 
Anastasius  Sinaita  153. 
Anatomia  exe  Marp.  I,  125. 
Anatomia  Soc.  J.  288. 
Andachtsübung  998. 

Andre,  P.  Yves  604.  398.  476.  734. 
Andrea,  Card.  1122.  24.  48.  60  65. 
Andreae,  J.  S.  405. 

—  J.  V.  109. 


Andreas,  Val.  482.  169. 

Andrewes,  L.  330. 

Anelli,  L.  1170. 

Anfossi,  F.  400.  962.  1094.  1226. 

Angers  s.  Arnauld,  H. 

Anglicaner  687.  697.  1079. 

Anguisciola  183. 

Anima  brutorum  610. 

Anna,  die  h.  228.  294;  I,  IGO. 

Annali  eccles.  972. 

Annat,  Fr.  469.  486.  490.  491.641. 

669. 
Annatus,  P.  420. 
Ann6e  ehret.  545. 
Anno  2240.  917. 
Annuaire  1036.  1201. 
Anshelm,  Val.  I,  136. 
Antichrist  91.    100.    104.  129.  303. 

325.  426.  989. 
Anticoton  342.  29. 
Antidoto  134. 
Anti-Pamela  165. 
Antonelli,  Card.  1141.  48.  58. 
Antonio,  Nie  249.  664. 
Antonius  v.  Padua  64. 
Aphorismi  doctr.  J^s.  290. 
Apokryph  474.  218.  307. 
Apologia  cath.  1063. 

—  del  catech.  980. 

—  delle  chiese  135. 

—  delle  leggi  971. 

—  panegyreos  706. 

—  pro  Congr.  Ind.  445. 
Apologie  de  Jansenius  462. 

—  de  tous  les  jug.  766. 

—  des  devots  560. 

—  des  lettres  prov.  489. 

—  pour  le  Synode  116. 

—  pour  les  Bened.  266. 

—  pour  les  casuistes  486. 
Aponte,  L.  de  611. 
Appellanten  724.  944.  987. 
Aquaviva  342. 
Aquilinns,  C.  826. 
Arabisches  Buch  1030. 
Arasieve,  C.  1169. 
Archinard,  A.  1023. 
Archivio  storico.  1192. 
Ardigö,  R.  1043. 
Arduini,  C.   1134. 
Aretino,  P.  I,  378.  392. 
Argens,  Marquis  d'  873. 
Argentano,  L.  Fr   622. 
Argento,  G.  781. 
Argolus,  A.  185. 

Arias  Montanus  1223;  I,   408.  423. 
654  u.  8.  w. 


Register. 


1839 


Arigkr,  A.  1064. 

Ariosto  1221. 

Aristoteles  175.  406.  600;  I,  17.  536. 

Arlenris.  P.  186. 

Armenier  1029. 

Amaldi,  Dom.  236. 

Amanld,  Agnes  540. 

—  Ant.  (Advocat)  284. 

—  Ant.  (Dr.)  446.  $98.  422.  458. 
462.  475.  483.  484.  527.  580.  537. 
575.  601.  645.  646.  648.  651.  658. 
669.  686.  855.  957.  1211. 

->  Henri,  B.  v.  Angers  388.  478. 479. 

Arnisaeus,  H.  90.  577. 

Arnold,  Gottfr.  107.  612.  626. 

AmoldoB,  Nie  97.  ^^ 

Arodonio  149. 

Arretin  moderne  914. 

Arrets  du  parlement  284.  565.  694. 

755.  756.  920. 
Arsdekin,  R.  511. 
Art  de  connaitre  1078. 
Arte  di  conservare  1017. 
Artemidorus  Oneiroor.  461. 
Arthusius,  G.  190. 
Articuli  fidei  416. 
Aromaeus,  D.  171. 
A.  S.  C.  Dissert.  811. 
Ascesis  spirit.  77. 
Ascianns,  D.  143.  210. 
Assedio  di  Firenze  1058. 
Assemblee  du  clerge  566.  369.  385- 

888.  390.  498.  543.  561.  640.  648. 

684.  699.  786.  757.  916. 
Assertio  juris  717. 
Assessor  S.  Off.  2.  468.   919.  1149; 

I,  174. 
Assumtione,  C.  ab  520. 
Astroloffie  181.  49. 
Asylrecht  657.  932. 
Atbanasius,  M.  A.  215. 
Attestatio  notar.  461. 
Atti  e  decreti  967. 
Attritio  531.  525.  529.  692. 
Aube,  B.  1188. 
Auetor  laudabiliter  se  subjecit  883. 

945.  1059.    1167.  74. 
Auctorem  fidei  966.  867. 
Audisio,  G.  1169. 
Audoul,  G.  568. 
Augustiner  260.  837. 
Augustini  Hippon.  461. 
Augustini  Opera  ed.  Manr.  685. 
Augustinis«  Th.  de  26. 
Angustinus,   Ant.  188;  I,  317.    3]8. 

400. 
AureliuSy  Paulus  706. 


Aurelius,  Petrus  882.  386. 

Auruccio,  V.  70, 

Ausgaben  verbotener  Bücher  4.  40. 

82.  173. 
Autoritä  984. 
Autorite  de  S.  Pierre  451. 

—  du  clerge  988. 

—  du  roy  370. 

Auxiliis,  Congr.  de  298.  45;  I,  537. 

Avendafio,  M.  690. 

Avenir  1098. 

Avenstein,  Schmid  d'  1058. 

Aventriot,  J.  202 ;  I,  547. 

Avertissemens  salut.  547. 

Avertissement:  Celui  528. 

—  8ur  la  d6cl.  740. 
Avis  fratemels  1021. 

—  sinc^res  716. 
Avitus  academicus  707. 

—  Aurelius  464. 

Avocat  des  protestants  128. 

—  du  diable  790. 

Avrigny,  H.  R.  d'  591.  855.   1225. 
Avvenimenti  188. 
Avviso  787. 
Ayala-Rosso,  M.  1170. 
Ayguals,  W.  1052. 
Aymon.  J.  146.  326. 

Baader,  Fr.  1125. 

Babylone  s.  Varlet. 

Bacchini,  B.  132    155. 

Baccinata  409. 

Bachimius,  A.  609. 

Backhusins,  T.  W.  718. 

Baoon  v.  Yerulam  177. 

Baden  1081.  88.  1106. 

Badener  Conferenz  1091. 

Bagatelle  868. 

Bagatta,  G.  B.  224. 

Bagot,  J.  391. 

Bahrdt,  K.  Fr.,  1004.  24. 

Baiern  297.  881.  824.  897.  901.  904. 

946.  999.  1085    1125. 
Baill^s,  B.  V.  LuQon  902.  1047.1101. 

1209.  13. 
Baillet.  A.  552.  166. 
Baillius,  R.  1^3. 
Bailly,  L.  1101. 
Baines,  P.  A.  985. 
Baissac,  J.  1190. 
Bajus,  M.    231.  457.  464.  482.  682. 

769.  887;  I,  449  u.  s.  w. 
Balbani,  Nie.  69. 
Balbo,  C.  1199. 
Baibus,  H.  68. 
Ballerini,  A.  827.  1142.  43. 


8«iisoh,  Index  II. 


78 


1980 


BBgiaUft. 


k       » 


Balthasar,  F.  v.  M7. 
Baltzer,  J.  B.  1122.  28.  66. 
BaluziuB.  St.  187.  152.  867. 
Balzac,  U.  de  1050. 
Banok,  L.  142. 
Bandini,  A.  M.  4. 
Bafiez,  D.  45.  298.  805. 
Bangius,  Th.  112. 
Baraterios»  J.  Pli.  189. 
Baratotti,  G.  168. 
Barbeyrac,  J.  178.  1024. 
Barbier  d'Auconrt,  J.  481. 
Barboaa,  A.  74. 
Barclay,  W.  nnd  J.  327. 

—  Rob.  124. 

Barcofl,  M.  446.  38a  479.  669.  727. 

957. 
Barisoni,  P.  428. 
BarlaaniuB  148.  . 

Bamesius,  J.  396. 
Baro,  Bon.  415.  " 
Baronius,  Card.   119.  205.  803.  348. 

877.  420.  4S2.  582.  1220;  I,  537. 

664.  578  o.  8.  w.    * 

—  Franc.  250. 

—  Rob.  101. 

—  Vinc.  502.  217.  445. 
Barrault,  £.  1180. 
Barr6,  L.  1047. 
Barrety  J.  334. 
Barruel,  A.  1011.  20. 
Barry,  P.  de  240. 
Barth,  G.  161.  I,  694. 
Barthel,  J.  C.  944. 
Bartholinus,  Th.  181. 
Bartholomäasnacbt  64.  192.  939. 
Bartholotti,  J.  N.  951. 
Bartolini,  E.  1153. 

BartoluB,  S.  180. 
Barzi,  C.  M.  983. 
Basilii  imago  278. 
Basire,  J.  124. 
Basnage,  J.  and  8.  61.  98. 
Batacchi,  D.  1018. 
Batavia  sacra  719. 
Bauclair,  P.  L.  912. 
Baudias,  D.  161. 
Bauer,  Edgar  1024. 
Baame  de  Oalaad  180. 
Bauny,  St  809. 
Bautain,  L.  1146. 
Banwens,  A.  724. 
Bayardas,  O.  288. 
Bayle,  P.  866.  166.  586. 
Bayli,  L.  135. 
Bayonne,  Ev.  de  735. 
Beantwortung  1005. 


Beaumont^  Erzb.  757.  809. 869.'907. 

911. 
Beausobre,  J.'128/ 
Beauvais  s.  BuzenvaL  -.  ' 

Bebelius,  Balth.  96 
Becanus.  M.  290.  845. 
Beccadelliy  J.  625&  • 

Beocaria,  C.  990.  909. 
Beedatiiii,  F.  1017. 
Beek,  l.  1082. 
Beg^rdi  5254 
Beichte  809.  646;   761;   916.  dfö. 

1015.  16 ;  I,  A^, 
Bekanntmachung  1091. 
Belando,  N.  781. 
Belgien  21.  69.  179.  202.  467;  Ml 

648.  708.  721.  748.  1076 ;  i.  Goii- 

seil,  Löwen.    '  ♦    •      • 

Bellannin,  Card.  69.  IfiS;  19§.  21i 

301.  827.  846.  380.    896.  96«',  1, 

26.  852  u.  8.  w. 
Bellettriatische'  Sdirifien   89a  89?. 

902.  1018.  49-  • 

Bellelli,  F.  837. 
Bell*  Huomo,  6.  611^. . 
Belli,  L.  163. 
Belling,  R.  336. 
Belydinghe  629.  • 
Benamati,  G.  B.  22a 
Benedetti,  G.  B.  160. 
Benedict  XIIL  74S.  256.  490.  597. 

608.  788,  869. 
Benedict  XIV.    2.  37.   38.  82.  88. 

160.  222.  256.  430.  719.  ?öa  768. 

771.  784.  801.  804.  814.  828. 8W. 

847.  852.  871.  880.  922.  986. 944. 

979.  984.  992.  1028. 
Benedictiner  210.  260.  ^92.  294  404: 

8.  Maariner. 
Benedictionen  222. 
Benedictis,  Ben.  de  426k 
~  G.  B.  612.  599. 
Benedictus-Medaille  210.-  • 
Benefidarta,  De  re  781. 
Ben  Ezra,  J.  J.  988. 
Benincasa,  Ursula  2121  224v 
Benins,  P.  15.  804. 
Bentham,  J.  1085. 
Bentley,  R.  866. 
Benzelius,  E.  118. 
Benzi,  B.  816. 
Beranger  1061. 
Berchtold,  J.  1176. 
—  J.  A.  1117. 
Berenicus,  Th.  202. 
Berghes,  Erzb.  A.  de  524.  628. 644. 
Berichtigung  1092« 


Register. 


Idfil 


Beringordfl;  ^E.  201. 
Berington,  J.  996.  < 

Berkeley,  G.  866. 
Berlando,  M.  855. 
Berlichius,  M.  172.    * 
Bernaben  1067. 
Bemard,  J.  Fr.  868.  915.  916. 
Bemardino  t.  Botelho. 
Bemardo,  D.  di  1196. 
Bemegger,  M.  202» 
Bemier,  H.  llll./' 
Bemiere3    de   Louvigny   622.   624. 

628.  901. 
Bernis,  Card.  915. 
Berruyer,  J.  I.  804. 
Berthier,  J.Fr.  811.  818. 
Bert,  P.  1191. 
Berti,  G.  L.  837.  890; 
Bertius,  P.  118. 
Bertöla,  A.  1018. 
Bertran,  F.,  Gen.-Inq.  SfjS.  887. 
Beeoldus,  Chr.  170. 
Beiraditungen  1015. 
Beugnot,  A.  1045. 
Benmler,  M.  67. 
Beveregias,  G.  12$. 
ßeverland,  H.  862. 
Beza,  Th.  67.  70.  121 ;  I,  597  n.  s.  w. 
Bianchi-Giovini,  A.  902.  102a.  27. 
Bianchini,  A.  982l 
Bibel  851.    51.    64.    422.    425.  644. 

668.  693.  711.  997.  1054;  s.  Testa- 

ment,  N. 
Biblias  1204. 

Bibliorum  nov.  pölygl.  428. 
Biblioteca  eocles.  962   965.  97$, 
Bibliotheca  frairum  Pol.  97«  1216. 

—  Brem.,  Lnbee.,  Magna  eccl.  166. 
Biblioth^que  brit.,  germ.i,  raisonnee 

166. 

—  Janfl^niste  827.  628. 

—  nniyerselle  98. 
Biefliada   1187. 
Bignoni,  M.  428. 

Bilder  79.  228.  262.  275.  277. 

Billet  de  confession  756. 

Bilstenius,  J.  176. 

Bingham,  J.  123. 

Binterim,  A.  J.  1121.  975.  1018. 

Bisacoioni,  M.  197. 

Bischöfliche  Verbote  882.  900.  984. 

946.  1069.  72.  92.  95;  lUiO.  Q    g. 

26.  57.  74.  1206. 
Biscia,  B.  618.  619. 
Bissy,  Card.  741.  597.  678.  7^      ^^ 
Bisterfeld,  J.  M.  97.  ^»  //*'• 

BisthuTOssynode  1082. 


Bivar,  Fr.  249. 
Biverus,  P.  460. 
Blackloe  s.  White. 
Bfockwell,  G.  329.  SSS:     > 
Blampin,  Th.  685. 
Blanchard,  P.  1019. 
Blancus,  J.  17jß.  ' 

Blannbekin,  A.  259.' 
Bkflche,  B.  H.  1024. 
Blasi,  Cara.  955.  * 

--  G.  E.  de  97T.  •! 

Bleynianus,  A.  F.  360. 
Blondd,  D.  99.  121.  362.  365; 


•  M 


•       »     .     i 


•  •        »I 


'.  *> 


•». 


Blamauer,  AI.  950. 
Btont,  J.  J.  1015. 
Blontschli,  G.  18. 
BoccaUni,  Tr.  197.  • 
Bochellns,  L.'  360;  I.  246. 
Bodin,  F.  1046. 
Boethius  226. 
Boggio,  P.  C.  1197. 
Bogliasoo.  M.  A.  212. 
Böhme,  Ji&o.  176.  898.  < 

Böhmen  63.  133.  2(n.  290 ;  I,  644. 
Böhmer,  J.  H.  168. 
Boileau,  J.  422:  127.  286.  36a  557. 
727.  ,       : 

-  Nie.  600. 
Boissardat,  J.  J.  79^ 
Boissonade,  J.  A.  1190. 

Bolgeni,  G.  V.  1012.  659.  960.  966. 

Bollandisten  226.  268.  832.  889. 

Bolleville  428. 

Bolzano,  B.  1085. 

Bombelli,  R.  1 177; 

Bona,  Card.  154.  235.  276.  42K  480. 

498.  518.  ö20.  525.  549.  558.  620. 

672.  677. 
Bonafede,  A.  1166. 
Bonald,  Card.  1100.  6.  11. 
Bonartes,  Th.  415. 
Boni,  F.  de  1027. 
Bonini,  F.  M.  298.  433. 
Bonis,  E.  de  449. 

—  Fr.  de  512. 
Bonlieu  472. 
Bonn  953.  1112. 
Bonnetty,  A.  1146. 
Bonnus,  Herrn.  1,  250.  311. 
Bon  Bens,  Le  912. 
Bonuoci,  F.  1138. 
Boonen,  Erzb.  464.  471.  516. 
Borach  Levi  788. 

Bordas-Demoulin,  J*.  B.  liOd. 

Bordon,  A.  512. 

Borgla  8.  Stookler. 

Borgo,  C.  925. 


1282 


Register. 


Borjon,  Ch.  E.  678. 

Born,  I.  V.  961. 

Borri,  G.  F.  187, 

Borromeo,   G.  I,  76.    186.  812.  461 

Q.    8.  W. 

Borsini,  L.  1066. 

BoMi,  L.  1066.  979.  . 

BoBsius,  J.  429. 

Bossuet,  B.  V.  Meaux  62.  131.  196. 

416.  422.  616.  668.  671.  676.  686. 

628.  688.  694.  711.  727.  729.  767. 

882. 

—  B.  V.  Troyes  675.  630.  749.  767. 
789. 

Botelho,   J.  de  S.  Bernardino  1069. 

Botsaocus,  J.  96. 

Botta,  C.  1068.  961. 

Bottari,  0.  826.  764.  812.  816.  870. 

978. 
Bottazzi,  F.  M.  1015. 
Boitero,  G.  71. 
Bondon,  H.  M.  628. 
Bouhours,  D.  670.  483.  688. 
Bouillet,  N.  1047. 
Bouillon,  Card.  681. 
BonUiiger,  N.  A.  914. 
Bonrdaille,  J.  M.  689. 
Bourdillon,  J.  910. 
Bourg^eoiB,  J.  449.  283. 
Bonr^ontaine  659.  661. 
Bonngnon,  A.  101* 
Boorsier,  L.  Fr.  767.  587.  741. 
Bouvier,  J.  B.  1102.  99. 
Boverios,  Z.  261. 
Bower,  Aroh.  189. 
Boxhoni,  M.  Z.  189r 
Boyer  s.  Argons. 
Boyle,  R.  119.  886. 
Boyvin,  G.  86. 
Bozio,  AI.  364. 
Bozzelli  1039. 
Brandi,  ü.  773. 
Brandimarte,  F.  226. 
Brasichellonsis  86.  310.  312. 
Brasilien  1204. 
Brauczek,  G.  77. 
Braun,  J.  844.  1118. 

—  Th.  1166. 
Braunius,  J.  117. 
Breitinger,  J.  J.  184. 
Brendel,  S.  1086. 
Brenner,  Fr.  1088. 
Breulaeus,  II.  171. 

Breven  l.  6.  247.  265.271.328.869. 

500.  566.  629.  791.  918.  998. 1010. 

41.  80.  1118.  27.  792.  1208. 
Brevi  di  Clem.  XIII.  924. 


Brevier  214.  286.  645.  710.  766.  788. 

1000.  1110.  63.  1222. 
Briefe  eines  Baiern  946. 
Briffault,  E.  1049. 
Brigante,  Y.  238. 
Brion,  de  627. 
Brisaoier,  478. 
Britannicae  EoeL  120.  406. 
Broedersen,  Nie  847. 
Brognolus,  G.  220. 
Bronohorst,  £.  171. 
Brontins,  A.  889. 
Bronzini,  C.  162. 
Broue,  de  la,  B.  v.  Mirepoix  735. 737. 
Broughton,  H.  89. 
Broussais,  J.  F.  Y.  103a 
Brown,  £.  I,   247. 
Browne,  Sir  Th.  178. 
Brucioli,  A.  und  Fr.  I,  873.  379. 
Brucker,  J.  609. 
Brückner,  H.  861. 
Bruitte,  E.  1026. 
Brunfels,  0. 1,  37.  118.  126.  241.280. 
Bruno,  Giordano  66.  69. 
Bruodinus,  A.  415.  . 
Brus,  A.  I,  49.  460  u.  s.  w. 
BruBoni,  G.  163.  409. 
Brutus,  Steph.  Junius  380. 
Bruys,  Fr.  189. 
Buchmann,  J.  1176. 
Bucholtz,  A.  H.  213. 
Buddeus,  J.  F.  92.    . 
Budowez,  W.  898. 
Buffon  873. 
Bugnoin,  F.  R.  1026. 
Buhle,  J.  G.  1035. 
Bülffinger,  G.  B.  609. 
Bulla  Coenae  64.  312.  314.  371.  876. 
BuUarii  Rom.  destr.  99. 
Bullarium  Rom.  486.  557. 
Bullen    1.  7.  8.  467.  462.  553.  610. 

724.  966 ;  s.  Auctorem,  Unig. 
Bullialdus,  J.  375. 
BuUus,  G.  95. 
Bunsen,  Chr.  J.  18.  1024. 
Buon  senso  912. 
Bttona  Novella  1027. 
Burcardo  s.  Leu. 
Burchardi  Diarium  157. 
Burdach,  C.  F.  1035. 
Burgess,  R.  1025. 
Burgi,.Fr.  842. 
Burke,  E.  890.  1012. 
Burlamaochi,  K.  769. 
Bumet,  G.  122.  626.  866. 
—  Th.  123. 
Bnmouf,  E.  1190. 


r 


Register. 


1288 


Boroni,  G,  1139.  48.  77. 
Busoam,  P.  v.  618.  706. 
Busembaum,  H.  920.  826.  896.  898. 
Butler,  Ch.  885.  997. 
Buttaoni  1119.  87.  41.  48. 
Buul,  H.  J.  V.  720. 
Bnztorf,  J.  84;  I,  53. 
Buzenval,  B.  v.  Beauvais  478. 
Bzovios,  A.  381.  407;  I,  29.  m 

Cabanis,  P.  J.  G.  1087. 
Cabellotti,  F.  M.  16. 
Gäbet  1180. 
Cabrera,  P.  de  46. 
Cabrespine  742. 
Caccini,  D.  276. 
Cadonici,  G.  962. 
Cadry  (Darcy)  746.  764. 
Caeyallos,  H.  872. 
Gaffaro  614. 
Gagliostro  802. 
Gabagnet,  L.  A.  1188. 
Cailly,  P.  606. 
Gajetanns,  G.  294.  381. 

—  Gard.  I,  71.  244.  483. 498  u.  s.  w. 
Gala,  G.  251.  376. 

—  Jo.  246. 
Galado,  M.  208. 
Galandrini,  Sc.  69. 
Galendrier  des  henres  541. 
GalenuB,  H.  459. 

Galino,  G.  814. 

Galixtus,  6.  92;  I,  364. 

Gallet,  A.  1186. 

Galmet,  A.  854. 

GaWaire  profan^  279. 

Galvi,  G.  963. 

GaWin,  Jo.  I,  328.  401.  514  u.  s.  w. 

Galvinus,  J.  (Kabl)  169. 

Gamden,  W.  328. 

Gamerarius,  Ph.  473. 

Gaminata,  Gr.  136. 

Gampanella,  Th.  396. 

Gampeggio  I,  82.  278.  365. 

GampigHa,  A.  197. 

Gampomanes,  P.  R.  987.  941. 

Gamns,  J.  P.  279.  627.  1225;  8.  Le 

GamuB. 
Ganale,  Fl.  221. 
Ganada  1112.   1200. 
Gandido  909. 
Gandidus,  Liberias  665. 

—  Paot.  67. 

—  Vinc.  319.  468.  607. 
Ganfeit,  B.  de  621. 

Ganisins,  P.  I.,  829.  466  n.  s.  w. 
Ganonicae  expostul.  1019. 


Ganonici  reguläres  264. 

Gantü,  G.  991.  1198. 

Ganus,  M.  I,  803.  818  n.  s.  w. 

Ganzius,  J.  Tb.  118. 

Gapassi,  G.  480. 

Gapecelatro,  G.  931.  1007. 

Gapellis,  F.  M.  de  220. 

Gapisuoco   286.  289.   445.  526.  535. 

668. 
Gapoa,  Lionardo  da  180. 
Gapocoda,  G.  F.  144. 
Gappelletti,  6.  1061.  1197. 
Gappellus,  L.  129. 
Gapuciner  261.  289.  529. 
Gapuro,  Fr.  187, 
Garacciolo,  Mareh.  925. 
Garaffa,  V.  239. 

Garamuel,  J.  601.  183.  816.  421.  427. 
Gararino,  A.  184. 
Garavita,  Nie.  782. 
Garbonari  801. 
Garboni,  F.  160. 
Gardinäle,  Biscböfe  1091. 
Gardinalismo  145. 
Garerias,  A.  842. 
Garl  II.  von  Spanien  254.  647.  652. 

—  m.  496.  765.  889.  -^  IV.  969. 
Gari  V.  I,  78.  140.  169.  684  n.  s.  w. 
Garl  VI.,  Kaiser  748.  781.  786.  790. 
Garlymmeshin,  £.  265* 
Garmeliter  267.  520.  6^». 
Garon,  L.  H.  1186. 
Garonas,  R.  887. 
Carove,  F.  W.  1092. 
Garpovias,  J.  118. 
GarpzoY,  B.  nnd  J.  B.  108.  168.  202. 
Garranza. Barth.  1,254.396.  588u.b.w. 
Garr6  de  Montgeron  748. 
Carridre,  Fr.  137. 
—  M.  1035.  1128. 
Garta  und  Gartas   1065.  67.  68.  69. 
Garterius,  L.  504. 
Garteromaco,  N.  164. 
Gartesins,  R.  698.  898. 
Gas  de  oonscienoe  692.  587. 
Gasalas,  J.  446.  299. 
Gasalicchius,  G.  524. 
Gasanate,  Gard.  496.  669.  592.  637. 

652.  671. 
Gasangian,  PI.  1031. 
Gasanova  1074. 
Gasaabonus,  Is.  119.  882. 
Gasimirus  Tolos.  606. 
Gasmann,  0.  109. 
Gasoni  525.  780.  856. 
Cassani,  G.  1170.  77. 
Gastaldas,  J.  B.  295. 


1384 


Rogiater. 


Castellanus,  P«  138. 
Gasti,  G.  B.  1016. 
Gastiilo  Sotomayor  874. 
Castoriensis  EpiBO.  )5d2 1  s.  NeercaMel. 
Gastro,    Alph.  de  I,  196.  223.   US. 
449.  5661 

—  Giov.  de  1196. 

—  Leo  de  UiSS;  I,  67^ 
Gatalano,  Nia  261. 
Gaianeus,  IL  296.  m 
Catani,  F.  S.  988. 
Gatechisme  de  la  gi^ce  8.  479.  . 

—  du  genre  humain  1013. 

—  hi«t.  Ö89. 

—  .bist,  et  dogm,  764. 

—  raisonne  1111. 

—  de   Lyon   977;    de   Montpellier 
761.. 894;  de  Naplos  976.  . 

Gatechismen  416.  483.  956.  966.  977. 

996.  1026.  56.86.  1102;  73.1225; 

I,  319  u.  8.  w. 
Gatechismo  de'  Gesuiti  1012* 

—  nel  quäle  184. 

—  sulle  indulg.  97  li 

—  universale  976- 
GatechiamUfl  Jes.  287* 
Cttiena  preziosa  242. 

Gatharinii  v.  Siena  215.    264.  799. 

890.  1135. 
Gatharinus,  Ambr.  I,  196.  386*456. 

570  u.  8«  w.    . 
Gatholik  christiaa  9^6. 
Gato  Utioensis  717^       , 
Gattaneo,  G.  A. '514.    • 
Gattolioismo  979. 
CatumByritua,  J.  B.  146. 
Gantot,  B.  v.  Pami^rs  478.  560. 
Gausa  Amaldina  476. 

—  Quesneliana  656.. 
Gausae  quare  syn.  i,  290. 
Causea  intSrieures  1178.    ■< 
Gavallari,  D.  1054.    . 
GaTe,  W.  95. 

Gayemi,  B.  1194. 

Gayet,  V.  Palaia  191. 

Gaylas,  B.  v.  Auaerre  741.  748.  752. 

789.  812.  888. 
Ge  qai«Be  passe  1171. 
Geba,  A.  168. 
Gecchetti,  B.  1226. 
Gelestina  1224. 
Gelladei,  A.  506. 
Gellarius,  Gbr.  106.  89  L 
Gellotius,  L.  868. 
Gelsns,  Minus  1224;  i,  580. 
Genedo,  P.  375. 
Gensorinus,  V.  986. 


Gensura  Faq.  Duac.  681. 

—  Fac.  Paris.  556. 

~-  Lov.  et  Duao.  (1587)  522.  494. 

647. 
Gentomaui/  A.  787. 
Genturiae    Magdebi    1120;    I,  469 

u.  s.  w. 
Genturiona,  P.  M..625. 
Ceppi,  N.  G.  595. 
Gerati,  A.  1008. 
Geremonies  868. 
Gerfool  917. 
Gern,  ü.  140. 
Gerruti,  G.  1170. 
Cervantes  165. 
Gbaho,  J.  A.  1099. 
Gbaillot,  J.  L.  928. 
Gbais,  Gb.  218.  853. 
Gbaloedon,  Biscbof  von  382. 
Gballoner,  R.  864.  876. 
Cbambers,  £.  167. 
Gbampfleury,  M«a050. 
Gbandelle  d'Arras  914. 
Gbanterac,  N.  Laororpte  de  631. 
Gbapelet  seorBt  540^ 
Gbapeüe,  A.  de  la  118.  866. 
Gbaranoy,  B.  v.  Montpellier  761. 763. 
Gbaripolitanus,  A.  48i« 
Gbarlas,  A.  576.  dl.  560. 
Gharonne,  Abtei  1^. 
Gbarp  912. 
Gbarron,  P.  177. 
Gbassaing,  Bn  39& 
Gbauvelin,  H.  Pb.  de  791. 
Gbemnitas,  M.  I,  409.  418.  414 
Cbevignard,  A.  F.  1073. 
Gbiara,  St.  di  1016,  1196. 
Gbiavettft,  J.  B.  607. 
Gbiesa  cattoU  1029. 

—  e  repubblioa  934. 
Gbiesa,  St.  285. 
Gbiniao,  P.  158.  578.  574. 
Gbionio,  Fr.  A.  787. 
Gboquet,  H.  805. 
Gboveronius,  B.  854. 
Gboyseult  B.  r.  Toumay   472.  477. 

521.  548.  572. 
Gbrismann,  Pb.  N.  1006. 
Gbristelycke  leeringe  529.  882. 
Gbristianisme  d^voile  91 4i 
Gbristiano  int«riore  622. 
Cbristina  v.  Sobwedea  605.  616. 620. 
Gbristl.  Glaubensbek.  1024. 
Gbronographia  eocL  I,  811, 
Gbronok)gie  sept.  191. 
GbrysippuB  de  lib.  arb.  468.  - 
GbrysostomuB  98.  151.  687. 


Register. 


1396 


Ghomillas,  J.  363. 

Giaffoni,  B.  511. 

Ciammsrioonei  F.  2:17. 

Cicoeide  168. 

Cioogna,  M.  626. 

Cicogna  Strozii  184. 

Ciouto,  A.  1177.  ' 

Cienfoegos,  A.  417. 

Cinquidme  empiro  180. 

Gircular  1068. 

Cisner,  N.  67:  I,  827  n.  s.  w. 

Civilta  catt    157;    1182.  43w  62.  66. 

97.  1205.  10. 
Clapmar,  A.  90. 
Clara,  Fr.  a.  S.  406. 
Clarius,  E.  717. 

Classen  des  Index  80. 48.  66.  87. 194. 
Classiker,  Heidn.  158.  890.  1112. 
Claude,  J.  100.  488. 
Clausel  de  Montals  1101. 
Clavestain,  F.  427. 
Cleander  et  Eadoxus  488. 
Cleitron,  R.  196. 
Clemencet,  Ch.  596.  590.  768. 
Clemens  YII.  1221 ;  1, 141. 886  u.  a.  w. 
Clemens  VUI.  66.  71.  75.  246.  299. 

809.  S42.  879;  I.  502. 
Clemens  IX.  14.  447.  459.  478.  540. 
Clemens  X.  15.  497. 
Clemens  XI.   6.   86    382.   498.  560. 
587.  667.  688.  693.  712.  724.  771. 
777.  795*  I    170. 
Clemens  xil.V.  597.  760.  752.  755, 

oOl. '  868» 
Clemens  Xllf.  7.  «8.  719.  764.  804. 

818.  906.  919.  929.  940. 
Cleniens  XIY.    257.    590.   868.  874. 

906.  915.  920.  946.  992.  1059. 
Clement,  B.  v.  TerBaille«  745.  816. 
Clementis  VlII.  Ferrar.  186. 
ClenaerU,  P,  721. 
Cler^re  constitut.  974. 
Clenous,   J.    (D.  und  St)   92.  428. 

685.  806. 
Clodino,  6.  288. 
Cloquet   1185. 
Clouet,  Fr.  129. 
Clngny,  F.  de  627. 
einten,  J.  170. 
Cluverius,  Ph.  190. 
Cluverus,  J.  89. 
Cocoaplio,  V.  da  942.  978. 
Cocoejus,  J.  117. 
Cocchi,  A.  998. 
CocWaea»,  J.  I,  269.  689  n 
Cook,  P.  de  712. 
Codde,  P.  712. 


^.  ^' 


Code  de  la  natura  914. 

Codognat,  M.  814. 

Coffin,  Ch-  757. 

Cognatns,  Gilb.  I,  807.  381  u.  t.  w. 

Cohen,  F.  1046. 

Coislin,  B.  v.  Metz  785.  789. 

Colbert,  B.  v.  Montpellier  741.  787. 

748.  750.  760.  761.  789. 
Coleccion  de  cuentos  1052.. 

—  diplomatioa  1068. 
Colorus,  M.  172. 
Cbelestin  V.  140. 
Coleti,  St.  221. 

Cölibat  69.  1007.  992.  1015.  16.  64. 

1176.  76. 
CoUatio  Antwerp.  468. 
Collazione  del  simbolo  8 18k 
CoUectio  Bttllarum  1020. 
CoUetta,  P.  1058. 
Collin  de  Plan«^  1074. 
ColUns,  A.  864.  866. 
Collyrium  (de  Cook)  716. 
Colnems,  J.  137. 
Colonia,  D.  de  827. 
Colonna,  B.  S.  1015« 
Columbus,  H.  429. 
Comazd,  6.  B.  784. 
Combasson,  B.  261. 
Combat  de  Peneur  756. 
Combefis,  Fr.  419. 
Comitibus,  P.  de  427. 
Commedia  plaoevole  70c 
Commendone  I,  414.  444.  566* 
Commentarinni  in  bullam  88L. 
Commentatio  de  Antichr.  104. 

—  in  Mth.  16,  18  955. 
Commissar  der  Inqmiaiticm  11.1158. 
Communicateurs  1020.. 
Commnnion  979 ;  s.  Eucharistie^  Messe. 
Communion  in  divinis  1021t 
Comparaison  180. 

Compayre,  G.  1191. 
Compoidio  (Ablasse)  206.  209.  267. 
1224. 

—  critioo  994. 

—  de  la  historia  1064. 

—  del  trattato  961. 

—  della  storia  1058. 
Compendium  bist.  eool.  109. 
Compdre  Matthieu  914. 
Comte,  A.  1089. 

Comte  de  Gabalis  187. 
Comunione  del  popolo  979. 
Conoeptio  immaonlatft  229.  85.  217. 

287.  245.  249.  421.  488.  698. 842. 

986.  1121.  52;  1,  82. 
Conoeptione,  £.  %.  277. 


X 


1386 


R^gittor. 


Goncepiioiie  P.  M.  a.  455., 

Concilii  e  siuodi  969. 

Concina,  D.  816.  770.  829.  842.  846. 

976. 
Conclavia  278.  926. 
Concordat,  baier.  904;  fraiusös.  1010. 

74;  österr.  904. 
Condillac  1084. 
Condoroet  1084. 
Condncta  1204. 
Conference  de  Diodore  469. 
Conferencia  208. 
Confermazione  982. 
Confessio  7  punctornm  529. 
ConfeMione  di  fede  70. 
Confiance  ehret.  661. 
Gonformites  129. 
Gonforti  all'  Italia  1184. 
Gongregatio  Conc.  Trid.  6.    14.  78. 

271;  Ecoles.    Neg.  1088;    Indulg. 

6.  14.  1185;  Rituum.  6. 14.  75.  214. 

219.  544.  968.  IUI.  57;  I,  82. 
Connor,  B.  865. 
Conring,  H.  96;  I,  868. 
Conrius,  Fl.  468. 
Gonsaivi,  Gard.  1065.  81. 
Conseil  de  Brabant  816.  464.   476. 

652.  657. 
Gonsiderant,  V.  1180. 
Gonsiderationes  705. 
Gonsidörations  472. 
Gonsiderazioni  781.  782.  1008. 
GonsiliiiTn  (Polen)  296. 
Gonstabilifl,  P.  f,  890  u.  8.  w. 
Gonstant,  B.  1076.  998. 
Gonstantinisohe  Schenkang  880. 
Gonstitntion  dvile  1010. 
GonstitQtioniiaires  724. 
Gonsultation  747.  798. 
Gonsnltoren  8.  5.  11. 
Gontadinella  1027. 
Gontagion  sacrde  918. 
Gontarini  I,  214.  401  ci.  s.  w. 
Genie  di  Gabalis  187. 
Gontenson,  Y.  682. 
Gonti,  P.  427. 
Contini,  T.  A.  924.  978. 
Gontinaation  (de  Bowaet)  196. 
Gontroverse  pacifiqae  1020. 
Convention  de  1817  1021. 
Gonversazioni  135. 
Gonversione  983. 
Goopers  Briefe  997.  1081. 
GopemicuB  182.  866.  554.  601. 
Gopia  d'una  lettera  428;  I,  877. 
Gopie  d*une  lettre  657. 
Goppola,  6.  C.  284. 


Coquelin,  Gb.  1047. 

Goquerel,  A.  1026. 

Gordara,  G.  G.  797.  814.  9?6. 

Gordt,  Ghr.  v.  101. 

Goreglia,  G.  518. 

Gorio,  B.  70. 

Gomelia  1064. 

Corona  241. 

Goronelle  217. 

Corps  de  doctrine  739. 

Corradinus,  H.  676. 

Gortaguerra,  R.  204. 

Corte,  B.  181. 

Gosa  e  un  appellante  956.  ' 

Cosoia,  N.  1053. 

Cosinus,  J.  1224. 

Gossen^  Gh.  de  1188. 

CosU,  Ad.   1199. 

—  Jer.  a.  425. 
Gostante,  II  1199. 
Costo,  T.  163. 

Goton,  P.  965.  842.  851. 

Gondrette,  Ghr.  767.  922. 

Conet,  B.  694.  815. 

Gonrtot,  J.  481. 

Cousin  V.  1088.  902.  115a 

Coustant,  P.  154. 

Crakanthorp,  R.  404. 

Graneberch,  Gern.  645. 

Grasset,  J.  551. 

Crellius,  J.  96. 

Grema,  Bapt.  de  1932 ;  I,  890.  689. 

Cremonini,  G.  397. 

Grescentia  v.  Kaufbeuren  847. 

Gr^tineau-Joly  937. 

Creyghton,  R.  146. 

Grisafnlli,  V.  1196. 

Crisouoli,  A.  1055. 

Grisis  de  probab.  510. 

—  paradoxa  418. 

Crispinus,  J.  I,    418.  416.  421.  484. 

Gritici  sacri  125. 

Grogeras,  N.  186. 

Groiset,  J.  984. 

Grousaz,  J.  P.  de  609. 

Crousers,  G.  261. 

Growaeus,  G.  80. 

Groy,  F.  de  129. 

Grucius,  J.  118. 

Grudeli,  T.  802. 

Crusius,  Ghr.  172. 

—  J.  A.  170. 
Grux  de  crnoo  989. 
Gucca,  G.  1139. 

Guccagni,  L.  958.  960.  964.  976. 
Gudworth,  R.  865. 
Guestion  1066. 


Regiiter. 


lSft7 


Cunha,  J.  A.  de  1070. 

Gura  salutis  1191. 

Coralt,  R.  951. 

Curci,  C.  M.  1166.  868.  882.  llft?. 

Gare  prinitif  894. 

Gur^  Lomins  996. 

Gurte,  Garn,  de  877. 

Gntelliufl,  M.  876. 

Gybo,  Gard.  562.  588.  615.  618. 

Gyprianus  151.  687. 

Gyrillo,  J.  a.  8.  288. 

Gzeohisdie  .Schriften  68. 

Daillon,  B.  de  128. 
Dale,  A.  v.  117. 
Dallaeus,  J.  94. 
Dalmazoni  160.  1009. 
Damascenas,  P.  682.  680.  688.  788. 
Damhouderius,  J.  68. 
Damiron,  P.  1089. 
-Danditras,  A.  95.  897. 
Daniel  o  sea  la  prox.  989. 
Daniel,  G.  488.  687.  68a  728.  1211. 
Dannemayer,  M.  1084. 
Dante  1058. 
Daquin,  L.  150. 
Darcy  s.  Cadry. 
Darstellung  1085. 
Darwin,  Er.  1084. 
Daubenton  10.  479.  679.  782.  884. 
Daumer,  G.  F.  1127. 
Daunou,  G.  P.  F.  1074.  1087. 
Davenport,  Ghr.  406. 
Davia,  Gard.  760. 
David,  J.  868.  580. 
Debay,  A.  1074. 
Deohamps,  Et.  464. 
Deoisionum  dot.  74. 
Decker,  L.  G.  707. 
Declarationes  Gona  Trid.  74. 
Döeret  du  8.  Off.  207. 
Decreta  generalia  89.  78.  188.  206. 

214.  219.  228.  229.  242.  244.  260. 

277.  299.  888.  447.  458.  726.  771. 

7oo.  ooS. 
Deorete   der  Gongregationen   8.  17. 

82.  206.  287.   1182. 
Decrets  des  Papes  528. 
Defensa  de  la  Iglesia  1155. 
Defense  de  l'autorito  749. 

—  de  Feglise  661. 

—  de  la  disoipline  454. 

—  de  la  dissert.  597. 

—  de  la  liturgie  1111. 

—  de  la  religion  866. 

—  des  abb^B  894. 

—  des  nouTeaux  ehret.  498. 


Defense  des  theologiens  698. 
Defensio  Belgarum  466. 

—  Petri  Godde  718. 

Degola,  Eust.  1012.  825.  813.  «74. 

Deuten  864. 

Dekreet  s.  Wyck. 

Delaoouture  1104. 

Delfau,  Fr.  894.  685. 

Delfico,  M.  994. 

Delitti  e  pene  990. 

Dellon,  G.  141. 

Delrio,  M.  186. 

Dempster,  Th.  840.    > 

Denison  s.  Maurice«  < 

D^nonciation  742. 

Dens,  P.  22. 

Denunciationen  8.  12.  515.  687.  542. 

672.  708.  825.  946.  1002.  85.  11^. 

25.  28.  81.  68.  1228. 
Denuntiatio  solemois  707. 
Denys,  H.  704. 
Dereser,  A.  954.  955.  1081. 
Demier  mot.  1181. 
Demidre  heure  du  concile  1171. 
Derodon,  D.  58. 
Deronte  des  Jansen.  478. 
Desanotis,  L.  1028. 
Deschamps,  F.  578. 
Descriptio  ioonica  79. 
Desessarts,  Alexis  798. 
Desirant,  6.  647.  660.  664.  721. 
Desquenx  624. 
Desservants  1098.  1110. 
Destutt  de  Traoy  1087.  69. 
Dettori,  G.  M.  1055. 
Deus  et  rex  884. 
Deut«)he  Schriften  65.  107.  160.  2ia 

238.  259.  298.  417.  824.  860.  1018» 

15.  24. 
Deutschland    23.   200.    209.  410;  s. 

Baden,  Baiem  u.  s.  w. 
Deux  livres  de  S.  Aug.  798. 
Devotion  k  la  8.  Viergo  551. 

—  au  S.  Goeur  984. 

—  des  peoheurs  627. 
Dexter,  Ghronik  244. 

Dez,  J.  416.  562.  681.  682.  774. 
Dialogo  curioeo  409. 

—  fra  due  marinari  1027. 
Dialogos  argeKnos  1008. 
Diario  del  Goncilio  745. 

—  sacro  211. 
Dias,  J.  A.  1070. 
Diatriba  theol.   1070. 
Diaz,  P.  649.  678.  688. 
Dichiaratione  delli  salmi  149. 

—  pubblica  201. 


1988 


Regwi^. 


DiotainenJ067. 
Dictionnaire  liiat.  769. 

—  Jansen  ist«  838. 

—  philo«.  910. 

—  politique  1047. 

Diderot,  D.  906.  668.  87S.  876.  909. 
Didier,  Ch.  1048. 
Dieteriob,  G.  109. 

—  G.  Th.  169. 

—  J.  C.  137. 
Dieu,  L.  de  89. 

Difesa  del  purgatorio  1014« 
Dimcultez  k  M.  Steyaert  668. 
Digby,  Sir  K.  41L  884. 
Digiuno  perpetoo  944. 
Digner,  C.  284. 
DimitUtur  2.  460.  1186. 
Dimostrazione  984. 
Dini,  Fr.  1196. 
Diodati,  G.  862.  184.  1098. 
Dioniffi,  B.  70. 
Di  palo  in  frasoa  1199. 
Director  spiritual  766. 
Diritto  libero  938. 
Disciplina  antica  848. 
Discorso  al  Papa  984. 

—  e  parere  848. 

—  istorioo-polit.  901. 
— ^  piacevole  169. 

—  sopra  Pasilo  988. 
Discoars  sur  la-  lä>.  864. 
Disoourse,  Seasonable  986. 
Discussion  hist.*  667. 
Disputati«  ae^niteoa  406. 

—  perjucanda  162« 
Disputationnm  sei.  170. 
Disquititio  theol.  717. 
DisserteÜo  anagogioa  976. 

—  de  ooena  104. 

—  de  oondL,  de  sang.  Ckr.,  de  TerL 
127. 

—  de  gmtia  770. 
Dissertation  oü  Pon  prouve  798. 

—  sar  l'honoraire  696. 

—  sur  la  validitö  697. 

—  theolog.  10^4. 
Dissertationen,  Inaugural-  111.  170« 

951.  964.  964;  I,  416. 516;  .8.S»tse, 

Theses. 
Dissertation 8  mildes  868» 
Dissertazione  iiag.  930.     • 
Dissolvitur  221. 
Disteli  1092. 

Distinctio  brevisstoa  472.  708. 
Dittes,  Fr.  1086. 
Divortio  Celeste  409. 
Divozione  al  cuor  dt  G.  C.  984. 


Divozione  di  Maria  244. 
Dizionario  delle  date- 1047. 
Dmitry  s.  Tolstoy. 
Doctrine  de  l'toitare  1168. 

—  de  St.  Simon  1180. 
Documenii  971. 
Dodd,  Chr.  996. 
Dolce,  L.  70. 
DöUinger  1079.  1180.  71. 
Dominicaner  11.  917.  980.  20».  in)8. 

819.  486.  46a  493.  502.  506.632. 

691.    744.    816.   880.    886.  1211; 

I,  27.  369.  447  u.  s.  w. 
Dominicis,  F.  S.  de  1048. 
Dominis,  M.  A.  de  824.  867.  886. 
Donec  corrigatur  4.  40.  848. 409. 686. 
Douoso  Gort^  1108. 
Dordraoenae  synodi  116.  ' 

D'Orsannes,  A\M  746. 
Dorschaeus,  J.  G.  87. 
Douay  179.  412.  617.  633.  656. 6S1. 

697.  1298;  I,  16.  498.  428  a.s.w. 
Doaoin,  L.  714.  79a  1295. 
Dounamus,  G.  885. 
Dousa,  G.  147. 
Draper,  J.  W.  1086. 
Drappier,  G.  391.  394. 
Draudius,  G.  161. 
Drei  Gewissensfragen  >  1 1 78. 
Drolinoourt,  Ch.  66.  94.  184. 
Dresser  M.  67. 
Drey,  J.  8.  v.  1116,  1090. 
Dript,  L.  a  550. 
Droits  des  hommecp  910. 
Dubbio  sul  oentro  964.' 
Dubois,  Card.  737.  769. 

—  P.  1187. 

Da  Chesne  J.  B.  668. 
■  j£^  769. 

Dadith,  A.  68;  I,  8ia 

Dadone  s.  Boadon. 

Daell  794.  828. 

Dufeu,  £.  472. 

Daffy,  P.  49a  696.  698. 

Dufoar,  P.  1074. 

Duguet,    J.  J.    766.    74a  742.  76». 

957.  987. 
Dalaure»  J.  A.  107& 
Dulaurens,  H.  J.  914. 
Du  Marsais,  G.  Gh.  792. 
Dumas,  Alex.  1060. 
Du  Moulin,  P.  100.  129.  134.  844 

—  Gynis  101. 
Danoyer,  Mad:  165. 
Dunski  1187. 

Dupao  de  Bellegarde  62.  660.  713. 
720.  748. 


Regwier. 


1989 


Dupanloop  1039.  40«  U59.  75. 

Dupaty,  M.  1048. 

Du  Perron,  Card.  192.  801.  332.  856. 

380. 
Dnpin,  A.  1099.  1046. 

—  L.  E.   586.    199.   671.  577.  783. 
808;  I,  288. 

Du  PlessiB-Mornay  67.  380. 
Dupuk,  Ch.  Fr.  1072. 
I>iipuy8,  P.  860.  364. 
DurelUiw,  J.  122. 
DUrrwhmddt,  U.  1173. 
Dttval,  A,  279.  293.  355.  858. 
Da  Yaocel  S60.  586.  706. 
Du  Yergier  de  Haoranoe,  Abbe  de 
St  Gyran  382.  447.  462.  533.  54a 

Earle,  Ch.  J.  1079. 

EccarduB,  J.  Q,  167. 

Ecclesiae  gallic.  360. 

Echialle  Mufti  867. 

Eck,  Jo.  I,  86.  273.  286.    471.    534 

U.   8.   W. 

—  Simon  I.  467.  471. 
Eolaircissements  576. 
Ecloga  Oxon.  119. 

Eco  di  Savonarola  1027. 
Edictum  (Iprense)  4jB5v 
EffeotQs  (Benediotosnlf  ed.)  210. 
Effen,  J.  van  866.  668. 
Eglise  protestante  128.  • 
Eherecht    167.   369.   798.  938.  963. 

1054.  71.  1101.  96.  1204. 
Eichthal,  6.  d^  1189. 
Elementi  del  diritto  093. 
ElementoB  de  dreito  1070. 
EleutheriuB,  Theod.  308. 
Elia,  Cassianus  a  8.  510l 
Elisabeth  v.  England  l,  97,  527.  573. 
Ellendorf,  J.  0.  1093. 
EUero.  P.  1043. 
Elmenhorst,  6.  161. 
Eloge  de  l'enfer  915. 
Elogia  haeretioorttm    78.   46.    193. 

269.  483;  I,  463.  541.    ' 
Elogio,  De,  S.  Thonae  617. 
Eisken,  Th.  J.  y.  d.  964. 
Elvenioh,  J.  1118. 
Emancipatore  1164. 
Embrun,  Concil  746.  697. 
Emende  sincere  97-0. 
Emonerius»  St.  405. 
Emser  Punctation  940.  953.  954, 
Eninnctorium  464. 
Enchiridion  217.  1224. 
Encycliken  7.  767. 840.  IWB,  1 1  fv    ^q 
Encyclique  de  1864  1226.      *%,'^* 


Enoyclopäd.  Handbuch  1^3. 
Enoyclopedie  oti  dict.  906. 

—  moderne,  progress.  1047. 
Enfantin  1180. 

Engel,  S.  919. 

Engelbert,  J.  112» 

Engelgrave,  H.  293. 

England    164.    196,  248.   382.   896. 

410.  426.  848.  862.  965.  996.  1025. 

33.  44.  77. 
Englische  Fräulein  297.         .     .. 
English  Loyalty  83a 
Enluminures  473.. 
Ennodio  Papia  98a  i     .     . 
Entretien  d'Eudoxe  585, 
Entretiens  curieux  130.  : 

—  des  voyageors  180^ 

—  sur  la  pluralite  867. 

—  sur  le  deoret  729. 
Ephemeriden  182. 
Epimetron  thes.  polit.  174. 
Episoopius,  S.  03. 
Episcoporum  causae  368.  - 
Epistola  ampl.  Card.  758. 

—  de  nuperis  866. 
— ^  dedicatoria  84. 

—  doctoris  Sorb.  829. 

—  eximio  Fromondo  460. 

—  111.  Eccl.  Prinoipim  741. 

—  iuTitatoria  110. 

—  N.  N.  rel.  ref.  117. 

—  pro  paoando  reg.  662.  ,  . 

—  sub  nom.  J.  Bona  520. 
Epistolae  obsour.  vir.  I,  >63. 

—  seleot.  118.  / 
Epitaphium  P.  8arpi  824. 
Epitome  bist.  191. 
Era8musl221;  1,  70.  187.  209.  437. 
Erath,  A.  265. 

Erkel,  J.  C.  v.  717.  718. 
Erlaubniss  zum  Lesen  verb.  Bücher 
16.  888.  1169.  1206.8.20;   I,  314 

U.   8.  W. 

Ernesti,  J.  A.  847. 
Errico,  Sc.  326. 
Errotica  biblion  918. 
Erster  Sieg  1092. 
Erynachus,  P.  464. 
Erythraeus,  J.  N.  224. 
Esame  critioo  998. 

—  della  confesfliono  1016, 
Esaminatore  1166. 
Escalante,  F.  84. 
Esclapes,  Gr.  de  241.  409v 
Esclavage  de  Marie  207.  548.  628. 
Espagne,  J.  d'  94. 

Espafia  veutuFosa  1064. 


■ 


1240 


BegiBter. 


fisparza,  M.  de  239.  604.  606.  616. 
Espen,  Z.  B.  v.  720.  660.  717.  867. 

946;  I,  427. 
Espino,  J.  dal  281.  439. 
Espion  206. 
Esposizione  del  simbolo  764. 

—  della  dottrina  967. 
Esprit,  De  V  907. 

Esprit  de  CKiDent  XIV.  924. 

—  de  Gerson  674. 

—  de  Jesus  Christ  989. 

—  de  M.  Aroanid  483. 

—  de  Voltaire  911. 

—  des  lois  869. 

—  ou  principes  938. 
Esquiros,  A.  1181. 
Ess,  L.  van  860.  1082. 
Essai  bist.  1074. 

—  sur  oette  question  919. 

—  sur  la  formation  1188^ 

—  sur  la  toleranoe  939. 
Estiennot,  GL  638.  692. 
Estrix,  Aeg.  618. 

Etat  de  Phomme  180. 

—  et  les  delices  876. 

—  politique  1020. 

—  pr^nt  de  1' Anglet.  205. 

—  pres.  de  la  fac.  de  Louvaiu  668. 
Eucharistie  240.  368.  407.  417.  426. 

430.  434.  446.  624.  677;  s.  Trans- 

sttbst. 
Eugen  IV.  I,  38.  89.       ' 
Eugenius  Brug.  628. 

—  Th.  280. 

Eupistinus,  Qerm.  Philol.  620. 
Europe  vivante,  esciave  904.  206. 
Ensebius  Romanus  691. 
E^angel.  Katholicismus  1088. 
Kvangelium  Romannm  213. 
Evangile  du  jour  910. 

—  du  peuple  1181. 
Evenyredige  Samenspraek  717. 
Eveque  de  cour  689. 
Evidenze  del  oristian.  1026. 
Ewerbeck,  H.  1188. 
Examen  critioo  803. 

—  de  deux  questions  792. 

—  de  la  nota  1067. 

—  de  la  religion  910. 

—  des  critiques  907. 

—  des  principes  988. 

—  du  Premier  trait«  686. 

—  impartial  791. 

—  indiciornm  117. 

—  libelli  468. 
Exea,  L.  de  876. 
Exbortatio  ad  christ.  r.  72. 


Exoroismen  218.  1224;  I,  667. 
Explicatio  dooalogi  104. 
ExpHoation  des  qualites  766. 
Exposition  de  la  doctr.  cbret  763. 
^  de  la  doctr.  de  l'^gl.  792. 
--  de  la  foi  cath.  479.  669. 
Expurgation  44.  48.  66.  64.  81.  83. 

229.  396.  1221;  I,  60.  199.  200. 
Expargirte   Ausgaben   60.    84.    86. 

162.  168.  164.  226.  344.  348.  366. 

420.  427.  601.  602.  689.  627.  677. 

691.  714.  784.  813.  104a  69.'  84. 

1102.  47.  73.  1221;  I,  310. 
Expurffirte  Exemplare  142.  677. 
Extrait  de  l'examen  100. 
--  d'un  livre  868. 
Extraits  des  assortions  921. 

—  des  msc.  996. 
Eybel,  J.  V.  940.  972. 
Eyckenboom,  J.  661. 

Faba,  App.  164. 
Faber,  Jo.  (Wien)  I,  273. 
Fable  des  abeilles  866. 
Fahre,  Ferd.  1061. 
Fahre  d'Olivet,  A.  1076. 
Fabri,  Ant.  Ang.  982. 

—  Carlo  de  184. 

—  Hon.  608.  288.  488.  601.  676. 
Fabricatore,  A.  1067. 
Fabricius,  Franc  und  Jo.  Alb.  109. 

—  Georg  67. 

—  Jo.  108. 

Fabroni,  Card.  482.  681.  641.  665. 

714.  731.  788. 
Fabula  equestris  ordinis  796. 
Facetiae  161. 

Faochinei,  Ford.  991.  1014. 
Facius,  G.  189. 
Faes,  Jo.  111. 
Fagius,  P.  I,  62.  420^ 
Fagnanus,  Fr.  602. 
Fagundez,  St.  417. 
Faillibibt^  despapes  748. 
Faldoni,  Z.  808. 
Faloone,  N.  C.  226» 
Falconi,  G.  620. 
Familie  ehret.  228. 
Fano,  V.  30.  83. 
Farina,  Mod.  1066. 
Farinacoi,  Pr.  74: 
Fasten  417.  433.  988.  1006. 
Fast!  academioi  482. 
Faure,  J.  B.  816.   769.   831.  1211; 

I,  348. 
Favoriti  480.  626.  866. 
Favre,  Fr.  776. 


Register. 


1241 


Faydit,  P.  426. 

Febroniua,  J.  940.  981. 

Fecht,  J.  HO. 

Fehler  im  Index  19.  40.  66.  96.  881 . 

886.  1215. 
Feiertage,  Bedaction   der  420.  844. 
FeUc,  St  282. 
Feiice,  J.  a  8.  267. 
Felicitö,  J.  de  989. 
Fell,  J.  152. 
Felle,  6.  626. 
Feller,  Fr.  X.  400.  976. 
F6nelon  628.    568.    663.    679.    684. 

687.  696.  701.  704.  707.  734.  901. 

916. 
Ferchius,  M.  428. 
Fereal  V.  de  1068. 
Feria  IV.  und  V.  8. 
Femandez,  A.  1068. 
Ferrara,  G.  244. 
Ferrari,  Card.  637.  783. 

—  Oias.  1042. 
Ferrariensis,  Barth.  1228. 
Ferri,  Louis  1042. 

—  Maroello  930. 
Ferro,  Marcus  473. 
Fetes  et  courtisanes  1073. 
Feustelius,  Chr.  111. 
Fevret,  Ch.  574. 
Feydeaa,  E.  1060. 

—  Mth.  471. 
FfoQlkee,  £.  S.  1032. 
Fiooroni,  F.  596.  686. 
Fierlant,  S.  de  526.  1225 
Figlia  del  lattajo  1027. 
Filangj«ri,  G.  992. 
Filomaatige  798. 
Filopanti,  Q.  1043.  1175. 
Fioroli  della  Lena,  G.  B.  1175. 
Firenze,  N.  da  315. 
Fjschlin,  L.  M.  112. 

FiscQs  papalis  141. 
Fisher,  J.  I,  69.  492. 
Fitz-James,  B.  v.  Soissons  921.793. 
812 

Flaub^H,  G.  1050. 
Flavigny,  Val.  de  287.  389.  398. 
Fleury,    Card.    152.  697.  641.   744. 
768.  789.  869. 

—  Claude  578.  589.  1226. 

—  Lame  1191. 
FH«««,  M.  185. 
Florentinus,  H.  427. 

Florenz!  Waddington,  M.  1042.  1176. 
Floyd,  J.  886. 
Fludd,  R.  177;  I,  600. 
Fol  des  appelants  752. 


Folia  872..  1027. 

Fontaine,    Jacques  de  la  484.-645. 
661. 

—  Nie  687. 

Fontanini,    G.   132.   430.    588.  795. 

841.  646. 
Fontejas,  Cl.  369. 
Fontenelle,  B.  de  867. 
Formular  Alexanders  VfL  468.  477. 

517.  528.  643.  699.  703.  704.  741. 
Forti,  Fr.  1041. 
Fortiguerra,  Nie.  164.- 
Foscarari,  Aeg.  I,  316.  317. 
Foscarini,  P.  A.  895. 
Foscolo,  Ugo  1062. 
Fouillou,  J.  du  698.  665.  736. 
Fourberie  de  Louvain  721. 
Fourier,  Ch.  1183.  80. 
Fourquevaux,  R.  Pavie  de  754.  755. 
Fox  de  Bruggs  867. 
Foy,  Flore  de  S.  660. 
France  au  parlement  939. 

—  en  1814.  1021. 
Franchi,  Ausonio  1042.  1175. 

—  Fr.  de  198. 
Franchises  667. 

Franciscaner  260.  la  211.  218.  241. 

254.  279;  I,  27.  178. 
Fran^oises  illustres  165. 
Francolinus,  B.  498.  512.  533. 
Francus,  D.  142.  218;  I,  566. 
Frank.  P.  P.  1120. 
Frankreich    19.    71.    165.   191.  382. 

598.  900.  1025. 
Franz  I.  v.  Frankreich  I,  156.  157. 

169  u.  s.  Vf. 
Frassus,  P.  376. 
Freher,  M.  190. 
Freiburg  1014.  89.  1112;  l  84.  344. 

364. 
Freimaurer  801.  844.897.  973.  1082. 
Freret,  J.  912. 
Fresohot,  Cas.  139. 
Frickius,  J.  111.  587. 
Fridericus  Achilles  190. 
Friderus,  P.  89. 
Fridl,  M.  298. 
Friedrich  der  Grosse  918.  690.  874. 

875. 
Friedrich  V.  201. 
Friedrich,  J.  1176. 
Frint,  J.  1085. 
Frischlin,  Nie.  89. 
Fntochius.  Ah.  169. 
Fritzius,  A.  G.  110. 
Frobenius,  A.  I,  50.  603. 
Frohscham  mer,  J.  1126. 


1 


J 


19IB 


It^gftttor. 


Fromondns,  L.  469.  '46t.  468. 

Fuökt,  Aioyi  1069. 

Fachsius,  L.  67. 

Fueslinas,  J.  €K  189. 

Füller,  Nie.  H26. 

Fünfzehn  heiml.  Leiden  ^&9.  896. 

G.  D.  M.  YiU  di  Lutero  1028. 

Gabriel,  St.  ISS. 

Gabrielis,  Aeg.  685.  1926. 

Gabrielli,  Card.  632.  684.  605.  967. 

Galanti,  G.  N.  992. 

Galilei  694. 

Gallaens,  Ser?.  162. 

Galland,  P.  188. 

Gallemart,  J.  74.  ' 

Gallicaner  515.  526.  639.  956.  996. 

1011.  62.  94.  1190. 
Gallo,  A.  1196. 
Gallois,  L.  10G4. 
Gambacnrta,  P.  S76. 
Gandolphy,  P.  1077. 
Ganganelli  925;  8.  Olemeiks  XIY. 
Ganzetti,  A.  1016. 
Gara  delF  intelletto  286. 
Garasse,  Fr.  204.  288. 
Gamett,  H.  827. 
Garnier,  J.  154. 

—  Ph.  160. 
Garofalo,  B.  164. 
GarridO)  J.  B.  787. 
Garrione,  G.  B.  11S9. 
Gascbet,  A.  lOiO. 
Gaspar,  Fr.  1085. 
Gassendi,  P.  602. 
Gattico,  G.  B.  979. 
Gattus,  M.  A.  481. 

Gaultier,  J.  B.  752.  763.  777.  869. 

Gaume,  J.  1112. 

Gautier  1012.  16.  17. 

Garin,  A.  126. 

Gebbardus,  J.  97. 

Gedanken  958. 

Geddes,  Alex.  997. 

—  Mich.  126. 
Gediocus,  S.  162. 
Gehringer,  J.  1116. 
Geier,  M.  97. 
Geilh,  A.  de  1021. 

Geisse],  Card.  1118. 19.  21.  22;  1, 187. 
Geldorp,  H.  s.  Yerüs  I,  164  u.  s.  w. 
Generatianismus  429.   1120.   26.  94; 

I,  187. 
Genet,  Fr.  680.  698. 
Genin,  F.  1188. 
Gennarelti,  A.  167.  886. 
Genovesi,  A.  991. 


Gentili,  G.  225. 
Gentilis,  Alb.  tind  Se.  90. 
Geographie  190.  196.  919. 
Oerbais,  J.  869.  894  ;  I,  226.  988. 
Gerberon,  G.  660.  894. 469.  479.  482. 

489.  526.  547.  6S0.  655.  666.  669. 

676.  682.  717.  856. 
Gerdil,  Card.   943.   947.   949.   959. 

968.  974.  976.  996.  1011.  U1Ü3. 
Gerhard,  J.  97. 
Germain,  M.  668. 
Gerofilo  Sidliano  1196. 
Gerson,  J.  821.  356;  I,  283. 
Gery  528. 
Geener,  Conr.  I,  208.  806.  465.  048 

n    8    w 
Gesü  Cristo  dayanii  1183. 

—  sotto  l'anatema  754.  978. 
Gherus,  Ranntias  161. 
Ghezzi,  N.  817. 

Giacomo  del  S.  Cnor  1194. 

Gianni,  Fr.  1018. 

Giannone,  P.  784. 

Gibbon»  E.  918. 

Gibert,  J.  P.  793. 

Giesü,  P.  M.  de  626. 

Gigli,  6.  799. 

Gilles,  P.  136. 

Ginguen6,  P.  L.  1046. 

Ginzel,  J.  A.  1174. 

Gioberti.  V.  1185.  1041.  1182.  47.4s>. 

Gioja,  M.  1066.   ' 

Giordani,  P.  1057. 

Giorgi,  F.  A.'140. 

Giornale  dell'  indulg.  211. 

—  eoclesiastioo   972.  960.  966.  970. 
1018. 

—  letterario  972. 
Giovanni,  Fiorentino  I,  894. 
Girard  du  Haillan,  B.  72. 
Gisbert,  J.  420. 

Gisolfo,  P.  627. 

Giubileo  183. 

Giudice,  Gen.Jnq.  274.  98a 

Giulii,  E.  M.  814. 

Glassius,  S.  109. 

Glatesecha,  R.  200. 

GlanbeiiflibekenntineB  960. 

Glissonius.  Fr.  181. 

Gmeiner,  Fr.  X.  1086. 

Gobat,  G.  514.  1226. 

G'oclenina,  R.  175.  179. 

Godard,  L.  1108. 

Godefroy,  J.  290. 

Godet  Desmarets,  B.  v.  Ghartrei  63a 

678.  697. 
Goldast,  M.  99;  I.  96.  298.  679. 


j 


IMft 


Goldsmith,  O.  1044. 
Gondi,  Ereb.  ▼.  Paris  885.  462. 
Gondrin,  Erzb.  v.  Sens  454»  472. 
6oni*|^a»  Hero.«  Card.  v.  Mantna  I» 

ai8.  373.  444.  571. 
Gowales,  Thyrtui  49a  496.  658. 
Gonzalez  de  Rosende,  A.  677. 
Gonzalez  de  Saloedo,  P.  37^. 
Gorani*  G.  991. 
Gordon,  A.  139. 
Qordoniasi  J.  191'. 
Gorini,  O.  Corlo  797. 
Görres,  J.  1126. 
Gother,  J.  839. 
GoiU,  Y.  L.  132.  1155. 
Qoude  mijne  61.  706. 
Goojet,  Cl.  P.  768.  660.  668.  921. 
Gourlin,  P.  K  976.  767.  819.  813. 

957. 
Gonsset.  Card.  1105.  6.  11.    58.  82. 
GrabioB,  J.  £.  152. 
Grambergr,  C.  P.  W.  1024. 
Grandeur  de  l'egl.  451. 
Ghrandier,  Urbain  625. 
Granvella.  Card.  I,  866.  442. 
Gras,  J.  751. 
Grasen  J.  B.  1085. 
Grassi,  Paris  de  I,  64. 
Gratianus.  St.  85. 
Gratius,  Ortuinm  1220. 
Grairy,  A.  1089.  1146.  74. 
Granbfinden  133.  190;  I,  177.  271. 
Graverol,  J.  123. 
Gravina,  Dom.  B.  1194. 
—  J.  M.  975. 
Grebelins,  G.  I,  806.  826. 
Gregge  del  buon  pastore  242. 
Gregoire,  H.  1075.  969.  1064.  91. 
Gregor  VII.  788. 
Gregor  XIIL  I,  79.   461.  506.  572. 

576  n.  8.  w. 
Gregor  XIV.  I,  504.  586. 
Gregor  XV.  15.  114.  281.  408.  1220. 
Gr^ror  XYI.  852. 888.  959. 985. 1026. 

80.  80.  93.  1100.  85.  89. 
GregoriuB    Capneinus   I,    882.    565. 

567  u.  8.  w. 
Chregorius  Hieromonaehus  146. 
Gregorovius,  F.  1046. 
Grenoble,  Th^l.  de  s.  Genet. 
Greiser,  J.  84.  195;  I,-238.  832  n.  s.  w. 
Griechisdie  Theol.  s.  Morgenl. 
Grig^ani,  G.  1155. 
Grimaldi.  C.  180.  599.  781. 
Grimandet,  Fr.  8T0. 
Griselini,  Fr.  324. 
Gropper,  J.  I,  818.  468  n.  s.  w. 


Gross,  Fr.  J.  1018. 

—  Fr.  V.,  B.  V.  Wftrzbürg  1086. 
Grotius,  H.  102;  I,  863. 
Gmau  de  la  Barre  1188. 
Gmterus,  Janus  161. 
GuadasniDi.  G.  B.  965.  958.  1016. 
Guadafaxara,  March.  137. 
Gualdi,  A.  144. 

Gualdo,  G.  513. 

Gualdos,  H.  P;  1052. 

Guarino,  A.  427. 

Gudver  754. 

Gueranger,  Pr.  1104.  11.  58.  74. 

Gnerrazzi,  F,  D:  1053. 

Guerre  libre  204. 

—  s^raphique  279. ' 
Guerry,  E.  898. 
Guettee,  Abb6  1106.  54. 
Gniociardini,  Fr.  89. 
Gnidone,  Pra  838. 
Guimenius,  A.  497.  558.  * 
Güldenstubbe,  L.  1181. 
Gundling,  W.  152;  I.  214. 
Ganther,  A.  1112. 
Guntheri  LigUriniiB  158.     ' 
Gürtel  211. 

Gürtler.  N.  109. 

Gury,  J.  P.  1076.  1102. 

Guttierez,  G.  1184. 

Guyard,  Cl.  596.  611. 

Guyon,  Mad.  de  624.  628.  901. 

Habert,  Isaac  451.  462.  467. 

—  Louis  679.  887. 
Hackspan,  Th.  109. 
Haiz,  F.  1116. 
Hakewill,  G.  334. 
Hall,  Bischof  119. 
Hallam,  H.  1045. 
Hallier,  Fr.  386.  491. 
Halloix,  P.  419. 
Hannotin,  £.  1186. 
Hansiz,  M.  292. 
Hardt,  H.  v.  d.  156. 
Harduinus,  J.  804.  153.  675.  1S25. 
Haeresiarchen  43.  51. 

Haring,  Harro  1099. 

Harlay,  Erzb.  v.  Paris  57.  488.  545. 

552^.  561.  586.  680.  689. 
Harney,  M.  644.  685.  687. 
Harpprecht,  J.  172. 
Harveus;  G.  181. 
Hassan,  Card.  1029.  31. 
Hautefage  660. 
Havermans,  M.  517.  519.  521. 
Havet,  E.    1188. 
Hebius,  Tarraeus  161. 


1944 


Ragittor. 


Heck,  J.  van  629.  $86.  661.  681. 

Hedderiob»  Ph.  958. 

Hedio,  C.  I,  109.  126.  129.218.469. 

Hegenwald,  £.  I,  282. 

Heidanufl,  A.  117. 

Heidegger,  J.  H.  92.  825.  948. 

Heide],  W.  £.  188. 

Heidfeld,  J.  88. 

Heigins,  P.  171. 

HeiUge  214.  228.  245.  4861  552.  578. 

591.  788.  798.  843.  845.   1058;  1, 

82.  588. 
Hei«e,  H.  1951. 
Heinrich  IV.  v.  Frankreich  72.  284. 

881 ;  I,  450.  525.  589. 
Heinsius,  D.  114. 
Hekelios,  J.  F.  190. 
HelenocoeuB,  B.  284. 
HelmolduB  156. 
Helmont,  J.  B.  nnd  M.  179. 
Helvetiorum  jora  947. 
Helv6tiu8  907.  909. 
Henhöfer,  A.  1024. 
Hennebel,  J.  L.  663.  517.  521.  527. 

646.  647.  652.  G54.  655.  684. 
Henninges,  H.  67. 
Henricus,  Scipio  825. 
HenriqaeE,  H.  809. 
Henry,  M.  J.  1198. 
Heraudo,  A.  420. 
Herber«tein,  B.  y.  Laibach  952. 
Herbert  de  Cherbury  177. 
HerbiniuB,  J.  148. 
Herculano,  AI.  1071.  1204. 
Herderlyk  Obderrigt  1156. 
Heresie  imaginaire  481. 
Hermann,  J.  958. 
Hermannos,  J.  0.  153. 
Hermes  nnd  Hermesianer  1112.  844. 

860.  1025. 
Hersent,  Cl.  862. 
Heriios,  J.  N.  169. 
Hervaot,  Erzb.  v.  Tours  785. 
Hervetus,  Gent.  168. 
Herwart,  6.  881. 
Herz  Jesu  und  Mariae  983.  975. 
Herzan,  Card.  808.  952.  956.  964. 
Heael,  H.  238. 

Heures  de  Port-Royal  541.     - 
—  et  instructions  217. 
Henruius,  J.  118. 

Heussen,  H.  v.  713.  547.  719.  855. 
Hevenesi,  G.  291. 
Hexameron  rustique  867. 
Hexaples  786.  748. 
Hexenprooesse  172.  796. 
Heyliu,  P.   189. 


Heylsame  vermaBiogen  547. 
Hibemiae  .  .  yindioiae  841. 
HibemicuB,  Th.  156. 
Hiebet  V.  417. 
Hieronymiten  276. 
Higuera,  H.  R.  de  249. 
Hilarius,  H.  146 
Himmelfahrt  Mariae  285.  876. 
HinschiuB,  P.  1178. 
Himhaim,  H.  416. 
Hirscher,  J.  B.  llia 
Hirtenbriefe  952.  1061.  1101. 
Histoire  abr4gee  482. 

—  apologetiqae  130. 

—  critique  912. 

—  de  Teglise  587. 

—  de  rinquiaition  141. 

—  de  l'origine  141. 

—  de  la  papaut^  1015. 

—  de  la  reoeption  798. 

—  de  Louis  XI.  195. 

—  des  derniers  troubles  72. 

—  des  entreprises  988. 

—  des  papes  136.  189. 

—  des  Fays-Bas  190. 

—  des  religieux  815. 

—  d'nn  peuple  915. 

—  du  cas  de  oonscienoe  698. 

—  du  diable  865. 

—  du  formulaire  482.  646. 

—  du  livre  des  Mü.  754. 

—  du   regne  de  Louis  XIH.  XIV. 
196. 

—  gen.  du  Jaasenisme  482. 

—  philosophique  915. 
Historia  de  vita  Henrioi  IV.  156. 

—  flagellantium  422. 

—  symboli  124. 

—  oompleta  das  inqnis.  1064. 

—  da  frane-maQOneria  803. 

—  politica  1068. 

Historiae  eool.  oompendinra  417. 

Hobbes,  Th.  177.  418. 

Body,  H.  125. 

Hoffmann,  Franz  1126. 

Hoffreumont,  S.  743. 

Hofmann,  J.  J.  166;  I,  337. 

Hogao^  W.  1200. 

Holbach  912.  914. 

Holden,  H.  337.  884.  413.  470. 

Holland  103.  114.  190.  202.27a  529. 

546.  706.  712.  853.  1076. 
HoUick.  F.  1200. 

Holsteniufi,  L.  11. 108. 114. 154.864. 
Holubenreso,  M.  427. 
Homelies  de  Cbrysost.  687. 
Hommetz-Patina,  M.  429. 


Rej^flier. 


1246 


Hondorff,  A.  67. 

Honni  söit  qni  915. 

HonoriuSy  Ph.  197. 

Hontheim,  J.  N.  940.  770.  811. 

Hoombeck,  J.  99. 

Hoppe,  L.  A.  1088. 

Horae  apocal.  989. 

Horchitts,  H.  92. 

Horiz,  J.  B.  945. 

HoFD,  G.  116.  128.  161.  190.  891. 

Hornis,  C.  1204. 

Homung,  J.  84. 

HoBios,  Card.  I,  122.  483.  567  o-.  b.  w. 

Hospinianns,  B.  67« 

Hotoman,  Fr.  I,  477.  563  n.  s.  w. 

Hottinger,  J.  H.  97. 

Hoynck  v.  Papendreoht  62. 

Huber,  Fridolin  1014.  81. 

—  Job.  1129. 

—  Marie  868. 
Huet,  F.  1109. 
Huetins,  D.  602. 
Hugo,  J.  199. 

—  Victor  1051. 
Hugonin,  H.  1147. 
Hugot,  766. 
HakemannuB,  J.  109. 
Hume,  D.  918. 
HunniuB,  H.  U.  91.  172. 
H.  V.  P.  ad  B.  866. 
Hure,  Ch.  671. 
Hurtado,  Tb.  442. 
Huygens,  G.  519.  528.  646. 
Hnylenbroucq,  A.  665.  466.  82a 

Jacob  I.  195.  827.  345. 

Jacob  F.  Chaviv  148. 

JacolHot,  L.  1188. 

Jaeger,  J.  W.  108. 

Jabn,  J.  1083. 

Jahrschrift  1082. 

Jalkut  Reuben  149. 

James,  Tb.  29.  119.  141.  876. 

Jansenii  Aug.  utrum  464. 

JansenismuB  in  mnltis  650. 

Janseniste  convaincn  484. 

Jansenisten  59.  868.  897.  414.  449. 

628.  643.  781.  944.  956.  977.  982. 

983.  1030.  67. 
JauBenins,  Gorn.  457.  179.  388.  464. 

482. 

—  J.  461. 

—  Pb.  626. 

Janson,  Card.  651.  683:  698.  702. 
Jansse,  L.  131. 
Janus  1171. 
Jarrige,  P.  288. 

BeoBoh,  Index  II. 


Jaumann,  J.  1116. 

Idea  della  S.  Sede  968. 

—  tbeologiae  420. 

Jesu,  Lib.  a.  691. 

Jesualdus  a  Bronte  1194. 

Jesuardus,  M.  261. 

Jesuita  exenteratus  288. 

Jesuitarum  aliorumque  717. 

Jesuite  s^cularise  279. 

Jesuiten  72.  217.  232.  237.  299.  298. 

309.  362.  882.  434.  447.  459.  497. 

515.  537.  662.  584.  591.  601.  612. 

666.  690.  717.  759.  771.  798.  816. 

846.  983.  1012.  1136.  39.  66.  87; 

I,  187.  446.  460.  589  u.  b.  w. 
Jesuitessen  297. 
Jesus,  Maria  de  225. 
Jesus- Cbrist  sous  Fanath^me  754. 
Ignatio,  H.  a  S.  665. 
lgnatiuBLoyola292;  J,  199.506.  589. 
Illescas,  G.  137;  I,  598. 
Imago  primi  saeouli  492. 
Imberti,  0.  434. 
Incarnazione,  M.  B.  deila  611. 
Incbofer,  M.  244.  283.  1224. 
Incontri,   F.  G.  978.  763;  I,  387. 
Indez-Congregation  2. 10.  905. 1132. 

49.  —  Geltung  des  I.  17.  1206. 

—  Scbriften  über  den  I.  29.  142. 
903.  973.  1032.  1129.  64.  1210.— 
Urtbeile  über  den  I.  1207.  1180. 
36.  —  Indices  particulares  79;  b. 
Fehler. 

Indicatore  1027. 
Indulgentiae  206.  267. 
Infallibilita  1177. 
Infantas,  F.  de  las  304. 
Informatio  pro  verit.  774. 
Innocenz  X.  11.  144.  296.  319.  374. 

451.  457.  469.  495.  1225. 
Innocenz  XI.  88.  36.  247.  266.  465. 

479.  498.  515.  663.  660.  666.  677. 

610. 
Innocenz  XII.  271.    498.    608.  628. 

648.  688. 
Innocenz  XHf.  481.  740. 
Inquisition,  Komische  2.  7.  69.  255. 

394.  610.  632.  676. 802. 886. 1079. 

1149.  63.  82.  1201 ;  I,  667  n.  s.  w. 

—  spanische  42.  52.  203.  265. 
269.  313.  378.  434.  466.496.  677. 
766.  780.811.  827.  889.1061.  64; 

—  portugiesische  46.  200.  269. 
417.  893.  1070.  71;    I,  460.  481. 

—  Schriften  über  die  Inq.  136. 936. 
1049.  63.  64. 

Inquisition  k  Rome  1049. 

79 


1^6 


Begfiflier. 


Inquisizione  proceuata  146. 
Institution  d'nn  prince  766. 
Institutiones  (Caivi)  977. 

—  (liUgdun.)  996. 
Instituzioni  del  diritto  982. 
Instructions  and  prayers  415.  1226. 

—  sur  les  veiites  766. 
Instrumentom  appell.  719.  787. 
Instruttione  a'  prencipi  269. 
Inierets  et  maximes  204. 
Invito  alla  paoe  1014. 
JoalLain  745.    - 

Johanna,  PEpstin  99.  100.  1027;    I, 

487. 
Johannes  XXII.  206.  802;  I,  22.  24. 

2G.  46. 
Joncoux,  Mdlle  de  487.  698.  727. 
Jonghe,  J.  de  460. 
Jonston,  J.  176. 
Joseph,  der  h.  22&  986.  1198. 
Joseph  I.  788. 

Joseph  IL  766.  790.  926.  956. 
Joubert,  Fr.  766.  987. 
Journal  d'Henri  III.  196. 
Jouy,  de  1048. 
Jovellanosp  G.  M.  1061. 
Irenaeus»  Paulus  487. 

—  Philopatar  886. 

Irenische  Schriften    111.   406.    416. 

585.  587.  710.  1079. 
Irving,  E.  988.  1126. 
Isaia,  A.  1163. 
Isenbiehl,  J.  L.  998. 
Isla,  J.  F.  de  937.  936. 
Istoria  dei  concilii  969. 

—  sucduta  860. 
Istruzioni  intorao  574. 

—  secrete  281. 

Italia  nelle  tenebre  1017. 

Italien  69.  86.   141.  159.  197.  409. 

607.  901.  1026.  26.  48. 
Itinerario  145. 
Ittig,  Th.  152.  881. 
Juana  de  la  Cruz  209. 
Judae,  Leo  84;  L  161.  208.  240. 
Judaica  13.  148.  183. 793.  876. 1046. 

1190.    1219;    I,  465.  476  n.  s.  w. 
Judicium  Faa  Lov.  697. 

—  syn.  Dordrao.  116. 
Juenin,  G.  678.  887. 
Jugendfreund  1087. 
Juffendschriften  1056. 
Juicio  doctrinal  1166. 

—  historioo  1067.. 
Julianut,  J.  518. 
Jung,  J.  953.  10O5. 
Junius,  Fr.  67. 


Juretus,  Fr.  72. 

Jurieu,  P.  61.   lOa   126.   131.  2»1. 

483.  661. 
Juristen  67.  91.  167. 
Jus  Belgarum  466. 

—  nulluni  782. 

Jus  et  Factum  468.  527.  645. 
Justellus,  Chr.  152. 
Justificatio  praxeos  580. 
Juitification  de  Fra  Paolo  825. 

—  de  Mgr.  Codde  718^    . 

—  du  silence  704. 
Justinian  121;  I,  4)9.  553. 
Justitia  et  veritas  722. 
Jnvencius,  J.  772.  468. 

Kahl,  J.  169. 

Kaiserling  910. 

Kalb.  J.  A.  609. 

Kammerer,  J.  1013. 

Kampf  zw.  Papstthum  1089. 

Kant  1033. 

Kardec,  Allan  1188. 

Karg,  J.  F.  883. 

Katechismus  (Würzb.)  1086;  s.  Gap 
techismen. 

Katholische  Kirohe  v.  Schlesien  1092. 

Kath.  Katechismus  u.  Uituale  1172. 

Kautz,  Jac.  I,  278.  289. 

Keckermann,  B.  176. 

Keller,  Jac.  203.  35a  88L 

Kellison,  M.  885. 

Kepler,  J.  395. 

Khamm,  C.  266.  298. 

Kiesling,  J.  R.  113;  I,  396.  566. 

King.  P.  124. 

Kiörning,  0.  597. 

Kipping,  H.  67.  109. 

Kirchenbusse  454. 

Kircbenrecht  167.  425.  720.  929.940. 
1064.  69.  70.  85.  1192;  8.  Ehe- 
recht, Gallicaner. 

Kirchenstaat,  Censur  im  83.  776. 
876.  885.  926.  927.  942. 972. 1L86. 
59.  1205 ;  1,  52.  841.  484.  462. 
604;    s.  Römiache  Frage. 

Kirchenvfiter  s.  Patriat  Sehr. 

Kirchovius,  L.  84. 

Klee,  Fr.  1040. 

—  H.  112a 

Kleine  Getyden  547.  • 

Kleiner  Kath.  Katech.  1172. 
Kleutgen,  J.  1006. 1115.  24.  26.  49. 
Klopstock  1051. 
Knippenberg,  S.  690. 
Knoffer  996. 
Knoodt,  P.  1122.  24. 


! 


Register. 


1247 


Knott,  E.  885. 

Koeber,  J.  F.  111. 

Koch,  Chr.  W.  v.  1039. 

KoUar,  A.  F.  996. 

Köln  26.   287.    402.  547.   549.   784. 

955.  956. 
Koniascb,  A.  65. 
König,  J.  F.  109; 

—  R.  19. 

Kopp,  G.  L.  C.  1089. 
Kommann,  H.  170. 
Kortholt,  Chr.  97.  289. 
Krapf,  N.  A.  908. 
Krauseaner  1034. 
Kreuzweg  973.  1168. 
Kriegsmann,  W.  136. 
Kuhn,  J.  1120. 
Kurfürsten  68.  114. 
Kypseler,  6.  128. 

I«abadie,  J.  de  94.  471. 
La  Bastide,  M.  A.  131. 
Labbe,  Petrus  86. 

—  Phil.  541.  828. 
La  Borde,  Y.  de  791.  468.  736. 
Laborde  de  Lectoure  1158. 
La  Chaise,  Fr.  de  480.  468.  561.681. 

642.  656. 
La  Ghatre,  M.  de  1049. 
La  Gombe,  Fr.  628.  624.  629. 
Lacordaire  1096.  98. 
Lacour,  P.  1076. 
Lacroix,  Cl.  920.  896.    . 
La  Croze,  Cornand  de  626. 

—  M.  Veyssi^re  148.  598.  806. 
Lacunza,  £.  988. 
Laderchi,  J.  480.  588. 
Laetus,  J.  117. 
La  Farina,  G.  1197. 
La  Fontaine,  J.  de  165. 
La  Gnerronni^re  1158. 
Lagus,  Josua  I,  477. 
La  Harpe  916. 
Lahontan  867. 
Lajolais,  N.  de  1190. 
Lalande,  J.  J.  1048.  400. 
Lalane,  N.  de  472.  477.  586. 
Lallemant,   J.    Ph.    656.    679.   687. 

701.  729. 
Tjamartine,  A.  de  1051. 
Lambardi,  G.  610. 
Lambert,  B.  939.  987. 
La  Mennais,  F.  de  1093.  627. 
Lamenta  et  qnerelae  717.     . 
Lanoentos  1065. 
La  Mettrie,  de  912. 
Lami,  Gio?.  798.  822. 


Laminae  Granatenses  244. 

La  Mothe  Le  Vayer  867. 

Lamourette,  A.  1018. 

Land,  M.   1192. 

Lanfrey,  P.  1049» 

Langen,  J.  1176. 

Langius,  J.  161. 

Langle,  P.  de,  B.  v.  Boulogne785. 787. 

Langlois,  J.  B.  685. 

Languet,    Erzb.  ▼.  Sens   741.    458. 

748.  838.  869.  962.  984. 
Lanjuinais,  J.  de  924. 

—  J.  D.  de  1076. 
Lao,  A.  86. 
Lapide,  J.  a  461. 

—  Pacificus  a  174. 
La  Placette,  J.  101. 
Larousse,  P.  1048. 
Larraga  1068. 
Larrea,  J.  B.  374. 
Larrey,  J.  de  196. 
Larroque,  P.   1188. 

La  Salette  1167.  989.  1154. 
Lftsaulx,  £.  V.  1125. 
Lasitzki,  J.  28.  78. 
Lasteyrie,  C.  P.  de  1188. 
Lataste,  M.  258. 

Lateran-Concil  v.  1726  749.  979. 
Latinius,  Latinus  162. 
Laugeois  de  Chatelliers  857. 
Launoy,  J.  578.  233.  286.  268.  869. 

893.  476.  533.  688. 
Laurent,  Fr.  1037. 
Laurent  de  la  Resurrection  684« 
Laurentius,  J.  93.  104. 
Laurenzana,  B.  263. 
Lauria,  Card.  414.  581.  672. 
Lauterianus  Antipapius  117. 
Lavarino,  Fr.  1157. 
La  Yicomterie,  L.  1078. 
Lazaristen  773.  777. 
Lazeri,  P.  814.  829.  881. 
Lazzaretti,  D.  1192. 
Le  Bas,  Ph.  1047. 
Le  Blanc,  L.  128. 

—  Th.  808. 

Le  Bret,  J.  F.  1029. 

Le  Brun,  P.  426. 

Le  Camus,  Card.  680. 

—  H.  423. 

Le  C^ne,  Ch.  130. 
Le  Clerc,  Pierre  705.  989. 
Le  Cointe,  Ch.  588. 
Le  Courayer,  P.  L.  696. 
Lectius,  J.  129. 

Le  Drou,  Lamb.  521.  588.  685.  608. 
632.  674.  733. 


Id46 


Regisief. 


Lega  spiritnale  210. 

Legdaeus,  Y.  110. 

Leger,  J.  185. 

Le  Grand,  A.  603. 

Le  Gros,  N.  749.  761.  760.  881.  664. 

957. 
Lehrbuch  der  Bei.  1065. 
Leibniz  167.  400.  504.  661.  609.  618. 
Leigh,  E.  126. 

Leipsick,  PhileleuthSre  de  866. 
Leitfaden  1172. 
Le  Maire,  J.  I,  166. 
Le  Maitre,  A.  477.  54L  669. 
Le  Maitre  de  Saci,  L.  1. 478.  541.  669. 
LemniuB,  Laev.  I,  497. 
LemoB,  Th.  de  305.  807;  I,  30. 
Le  Moyne,  St.  117.  153.  865. 
Lenau,  N.  1050. 
Lenfant,  J.  100. 
Lenis,  Yincentius  464. 
Le  Noble,  £.  574. 
Le  Noir,  J.  669. 
Le  Normant,  J.  185. 
Leo  I.  ed.  Qnesnel  661. 
Leo  X.  1044;  I,  61.  886  u.  s.  w. 
Leo  XI.  879. 

Leo  XII.  801.  882.  1021.  98. 
Leo  XIII.  78.  802. 1186. 44. 52.68. 66. 
Leofilo,  Anastasio  980. 
Leonardi,  Th.  85. 
Leonardus,  Gain.  70. 
Leone,  Evasio  1063. 

—  Jac  1027. 
Leopardi,  G.  1041. 
Leopold  n.  967.  971. 
Le  Fiat,  J.  978.  794. 
Lequeux,  J.  F.  M.  1103. 
Lequile,  D.  de  288. 

Le  ßidant,  P.  792.  798. 

Lerminier,  E.  1039. 

Le  Roy,  Abb6  de  Hautefontaine  472. 

551.  855. 
Leasing  1051.  897.  1180. 
Lessias,  L.  306.  845.  405. 
L'Estoile  195. 
Le  Tellier,  M.  493.   482.  488.  528. 

670.  679.  687.  731.  806. 
Leti,  Gr.  143.  197.  409. 
Leto.  Pomponio  1172.  77. 
Le  Tonmeux,  N.  544. 
Lettera  ad  un  cavaliere  480* 

—  al  Maresc.  Keit  918. 

—  apolog.  al  March.  N.  150. 

—  apolog.  deir  Eserc.  800. 

—  del  nobile  Big.  985. 

—  dell'  Em.  S.  Spinola  183. 

—  di  A.  Possevino  69. 


Letiera  di  riposta  618. 

—  prima  (Bolla  Apost.)  924. 

—  prima  (Mossi)  978.' 
Lettere  apolos^etiche  512. 

—  di  un  Teol.  Piac.  96a 

—  di  uomini  ill.   1221;  I,  878.  885. 

—  scritte  da  un  TeoL  815. 

—  teol.  polit.  960. 

Lettre  k  TArehev.  de  Par»  1169. 

—  ä  M.  Berquet  755. 

—  &  un  ami  481. 

—  ä  un  docteur  812. 

—  k  Utk  magistrat  740. 

—  au  sujet  de  la  Bulle  776. 

—  de  Ch.  Gouju  909. 

—  de  rabb6  de  ♦  685. 

—  de  Tauteur  891. 

—  de  M.***  (Gas  de  consa)  696. 

—  de  M.  L.  757. 

—  de  M.  N.  717. 

—  de  MMgr.  740. 

—  des  eures  786. 

—  d'un  abb^  527.  685. 

—  d'un  advocat  477.  488. 

—  d'un  B^n^ctin  685. 

—  d'un  docteur  678.  711.  829. 

—  d'un  eccl^siastique  763. 

—  d'un  eveque  698. 

—  d'un  homme  de  qnalitS  716. 

—  d'un  philosophe  914. 

—  d'un  Protestant  1025. 

—  d'un  serviteur  624. 

—  du  pdre- 1180. 

—  §crite  k  un  prov.  486. 

—  ^crite  de  Rome  649.  866. 
Lettres  ä  M.  l'6v.  d'Angera  768. 

—  ä  un  ami  766. 

—  cabbal.,  chin.,  juives  878. 

—  des  fiddles  184. 

—  d'un  theologien  752.  97a 

—  d'une  Peruvienne  800. 

—  historiques  649. 

—  Ne  repugnate  790. 

—  nouvelles  585. 

—  Pastorales  100. 

—  persanes  869. 

—  sur  la  religion  868. 

—  sur  les  vrais  princ.  868. 

—  trois  touchant  TStat  626. 
Leu,  J.  B.  1117.  927. 
Leusden,  J.  116. 

Leva,  G.  de  1197. 

Le  Yassor,  M.  196.  826. 

Le  Yayer  de  Boutigny  870.  668. 

Levesque,  Ch.  917. 

Levesque  de  Buvigny,  J.  574L 


Register. 


1249 


Lexica  163;    J^  837.  421.  478.  527; 

8.  Dictionnaire. 
Leydecker,  M.  61.  99.  661.  663. 
Leyser  Pol.  133. 
Lhenninier,  N.  678.  837. 
L'Hermite,  M.  471.  464. 
LibaviuBy  A.  178. 
LibeUi,  Hyac.  82.  445.  558. 
Libelli  famoei  819.  880.   926.    1031. 

1186.  94. 
Libellus  259.  916.  947.  950.  970. 
Libellus  apost.  Qall.  I,  523« 
Liber  377.  903. 
Liberte  de  oonadence  939. 
Libertez  de  l'egl.  gall.  360. 
Libretto  .  .  di  liste  187. 
Libri.  G.  1187. 
Licenteo,  Cl.  606. 
Liebermaim,  L.  1120.  46. 
Lienhardt,  G.  824. 
Lightfoot,  J.  96. 

Liguori,  A.  M.  di  817.  825. 929.  1028. 
Limborch,  Fh.  116.  141.  868. 
limiers,  H.  Ph.  de  117.  166.  196. 
Lindanus,    W.   Dam.   1228 ;    I,  250. 

866.  381  u.  8.  w. 
Lindenborn,  J.  278. 
Lipstorpius,  D.  136. 
Lisero,  F.  133. 
Liste  des  chanoines  740. 
--  deUe  arti  187. 
Listonai  915. 
Litanieen  73.  282. 
Litsich,  M.  110. 
Litta,  L.  965. 
Litterae  Homae  datae  649. 
Littre,  £.  1089. 
Litargia  anglic.  122. 
Livello  politico  145. 
Liverani,  Fr.  1162. 
Lives  of  the  Saints  415.  876. 
Livre  des  manifestes  1015. 
Llorente,  J.  A.  1063. 
Lloyd,  N.  166. 
Lochstein,  V.  v.  946.  898. 
Locis  theol.,  De  664. 
Locke,  J.  862. 
Lode  (Maria)  241. 
Loemelius,  H.  385. 
Loen,  J.  M.  v.  919. 
Löger,  K.  218. 
Lobetus,  D.  402. 
Lohner.  T.  78. 
Lorobert,  P.  687. 
Lomonaco,  Fr.  1016. 
Longinns,  G.  186. 
Longobardi,  Fr.  227. 


Lonicer,  A.  u.Ph.  1,119.127. 327. 519. 

Lopez,  J.  L.  376. 

Lopez  de  Baylo,  J.  374. 

Lorea,  A.  de  258. 

Lorentz,  J.  144. 

Lorenzo,  Fr.  de  S.  266. 

Loreto  288. 

Lorraine,  F.  A.  de,  B.  v.  Bayenx  742. 

Lothringen  779;  I,  145. 

Lotteriebücher  187.  898. 

Lotto  spirituale  210. 

Louail,  J.  B.  487.  727.  754. 

Loudun,  Diables  de  625. 

Lovaniensis  ant.  Fac.  664.  743. 

Löwen  179.  399.  457.  482.  515. 600. 

648.  663.  697.  703.  721.  794.  1146. 
Lubbertus,  S.  99. 
Lubienieoius,  St.  97. 
Luca,  Gard.    de   1120.   48.   44.   50. 

74.  1216. 

—  G.  de  839.  848. 

—  J.  B.  de  484. 
Lucar,  Cyrille  146.  424. 
Lucas,  J.  528. 

—  M.  128. 
Lucatellus,  P.  220. 
Lucchesini,  G.  933. 
Lucema  Augustin.  464. 
Lucifer  Galarit.  225. 
Luoini,  A.  M.  753. 
Lucius,  Lud.  290. 
LuQon  s.  Baill^s. 
Lucretius  156. 
Ludewig,  J.  P.  v.  783. 

Ludwig  XIV.  57.  458.  522.  560.  584. 

587.  614.  628.  698.  724.  854. 
Lumbier,  R.  524. 
Lumi^res,  Les  nouv.  826. 
Lundorp,  M.  G.  190. 
Lupus,  Gau.  1147. 

—  Christ.  275.  521.  527.  533.  662. 
Luther  49.    1023.    35.    52.   1187;  I, 

240.  812  u.  s.  w. 
Lüttich  704. 
Lutz.  J.  E.  1126. 
Luzem  228.  947.  1014. 
Lyoner  Liturgie  1100. 
Lyser,  Jo.  863.  899. 

HIabillon,  J.  591.  153.  271.  448.  686. 

Macanaz,  M.  R.  780. 

MacCrie,  Th.  1026. 

Macedo,  F.  675.  411.  673.  677. 

Machiavelli  971.  1188. 

Machiavellizatio  201. 

Maciejowski,  B.  v.  Krakau  25. 

—  W.  A.  1030. 


1350 


Register. 


Ma^onnerio  80S. 

Maet8,  C.  d6  118. 

Maffei,  P.  A.  596.  797. 

—  Scipio  152.  154.  770.  794.  847. 

MagendeoS)  A.  121. 

Maggio,  F.  M.  224.  325. 

Maghen  Darid  183. 

Magica  185. 

Magie  149.  181.  796;  I,  22.  34. 

Magister   S.    Palatii   8.  6.   15.  287. 

444.  799. 1078. 1143;  I,  544  u.  8.  w. 
Magliabechi,  A.  671.  676. 
Magnetica  volueram  curatio  179. 
Magnetiseur  1188. 
Magnus,  Yal.  289. 
Ma^  Card.  1133.  41.  48.  86. 
Maier,  Mich.  178. 
Maigesetze  1173.  78. 
Maignan,  £.  606.  84a 
Maillo,  L.  680. 

Maimbourg,  L.  und  Th.  583.  682. 
Maimonides,  M.  150. 
Maineri,  F.  934. 
Maintenon,  Mad.  de  639.  631.  656. 

694.  697. 
Maioli  de  AveUbile,  Bl.  512. 
MaioluB,  S.  161. 
Malagrida,  G.  923. 
Malaval,  Fr.  620. 
MaldonatuB,  J.  232.  314. 
Malebranche,  N.  599.  767.  1 162. 
Malet,  L.  1110. 
Mallet,  C.  1039. 

Malou,  B.v.Brägge304. 311.  1148.54. 
Malvica,  F.  1057. 
Mamaohi,  T.  M.  496.  764.  982.  949. 

962.  992.  994.  1002. 
Mamiani,  T.  1041.  1132.  34.  66. 
Mamillartheologie  616. 
Manchettus,  A.  70. 
Mancipia  B.  M.  V.  s.  £8clavage. 
Mandeville,  B.  de  865. 
Manfredi,  F.  263. 
Maniere  d'ongaent  482. 
Manifeste  961.  1054. 
Manlius,  Jo.  1222. 
Manning,  Card.  1032.  79. 
Manoir,  Abbe  da  648. 
Mansi,  J.  D.  und  Jos.  819.  854. 
Manuale  cathoHcorum  112. 
Manuductio  ad  jus  168. 
Manuel  des  inquisiieurs  986. 
Manusoripte  im  Index  377.  780.  808. 

1157;  t  488. 
Manutius,  P.  I,  153.  347.  854.  385. 
Manzoni,  AI.  1045.  53. 
Maran,  Prud.  152.  812. 


[  Marant  P.  J.  236. 
Marbais,  Nie.  335. 
Marca,  P.  de  355.  891.  477.  680. 
Marca-Martillos  1202. 
Marchant,  P.  228. 
Marcheselli,  6.  A.  627. 
Marchetti,  AI.  158. 

—  Giov.  970.  1013. 
Mardojai  150i 
Mare  liberum  102. 
Mare,  P.  M.  dol  977.  970. 
Marechal,  P.  8.  1048, 
Maresca,  M.  1165. 
Maresius,  S.  94.  104.  471. 
Maret,  Mgr.  1089.  1174. 
Mana,   die  h.    229.   207.  250.   253. 

434.  531.  540.  711.  986.  1152. 
Maria  al  euere  1028. 
Maria,  Cherub,  de  S.  711. 

—  Gabr.  de  S.  228. 

—  Sig.  a  8.  238. 
Maria  Theresia  790.   893.  894.  918. 

950.  963. 
Mariales,  X.  504. 
Mariana,  J.  281.  341. 
MarianOy  Raff.  1045. 
Mariategni,  F.  J.  1204. 
Marin,  J.  514. 

—  Vidal  53.  274. 
Marini,  G.  B.  162. 
Markiewicz,  J.  291. 
Marmontel  913. 
Marne,  M.  de  la  1186. 
Maroldus,  Ortolphua  1220. 
Maroncelli,  P.  1060. 
Marraccius,  H.  234. 
Marselli,  N.  1043. 
Marsollier,  J.  141.  770. 
Marta,  Hör.  376. 
Marti  y  Yiladamor  375. 
Martin,  Fr.  666.  665. 

—  Konrad  1173.  79.  144.  986.  1206. 

—  L.  A.  1186. 
Martinez-Marina,  Fr.  1061. 
Martini,  A.  857.  860. 
Martinius,  Euch.  201. 

—  Matth.  109. 
Marzilla,  P.  V.  de  74. 
Mascarenhas,  F.  M.  46. 
Masdeu,  J.  F.  1061. 
Masius,  Andr.  1219. 23 ;  I^  576  u.  s.  w. 
Massoulie,  A.  632.  682. 
Mastricht,  G.  v.  166. 
Mastripieri,  G.  M.  969. 
Mastrofini,  M.  850.  1012. 
Mathieu,  F.  481. 
Matrimonio  di  Fr.  G.  933. 


Register. 


1851 


Mairimonio  delli  preti  I,  877. 
Matter,  J.  1182. 
Matthaeas,  A.  169. 

—  P.  72. 
Matthäi/K  1093. 
Maudit,  Le  1051. 
Maultrot,  6.  N.  767.  939. 
Maurette,' J.  J.  1026. 
Maurice,  Fr.  Denison  1025. 
Mauriner  695.  162.  154.  686.  737. 
Maurocenus,  A.  322. 

Maury,  Card.  916.  1011. 
Max  I.,  Kurf.  381. 
Maximes  ehret.  745. 
Mayer,  G.  K.  1114. 

—  J.  Fr.  137. 
Mayr,  Beda  1000. 

—  Ulrich  946. 
Mayst,  Z.  B.  1088. 
Mazariu  204.  448.  543. 
Mazzini  1134. 
Mazzins,  G.  433. 
Mead,  R.  865. 

Mechelu  465.  743;  8.  Preoipiauo. 

Mecbitarista  1031. 

Medaillen  183.  210.  262.   1167. 

Mediatore  1160. 

Medicinische    Bücher    68.  78.    174. 

1088.  43.  1226;  I,  125  u.  8.  w. 
Meditazione  filos.  968. 
Meier,  Justus  202. 
Meisner,  B.  33.  102. 
Melander,  Otho  160. 

—  Philoxeous  288. 
Melange8  de  litt.  909. 
Melchiten  1030. 
Meliton,  Apocalypse  279. 
Mellio-Freirio,  P.  1070. 
Melvil,  J.  196. 
Memoire  k  presenter  938. 

—  dans  lequel  742. 
-—  d^un  doeteur  686. 

—  nouveau  742. 

—  pour  justifier  740. 

—  pour  le  S.  Daage  793. 

—  pour  Nosseigneurs  739. 

—  sur  la  cau8e  481. 

—  sur  la  publication  748. 
->  8ur  le  dessein  472. 

—  sur  le  droit  740. 

—  8ur  les  droits  760. 

—  sur  les  libertes  792. 

—  sur  les  professions  938. 
«—  sur  les  refuB  757. 

—  touchant  le  dessein  704» 
Memoires  chrono!.  590. 

—  de  Luther  1187. 


Memoires  historiques  687. 

—  sur  M.  Maintenon,  N.  Lenclos  916. 

—  secrets  878. 
Memoria  oattolica  925. 
Memorial  abrege  Z14.  1225. 

—  al  Card.  Infante  460. 
Memoriale  a  Gregorio  XV.  184. 

—  a  Pio  VI.  1006. 

—  ad  Card,  de  la  Cueva  460. 
Memorialia  Lovan.  468. 
Memorie  del  G.  di  Grammont  1060. 

—  del  magietraio  1066. 

—  istorioo  eccl.  932. 
Menasseh  Ben-  Israel  149. 
Mendizabal,  A.  1069. 
Mendo,  A.  611. 
Menghini,  T.  621. 
Mengus,  H.  219. 
Menzini,  B.  800« 
Meroedarier  266. 
Mercuro  jesuite  290. 
Mercurio  postiglione  198. 
Merenda,  A.  502. 

Merle  d'Aubigne  1026. 
Mersy,  F.  L.  1089. 
Mesenguy,    Fr.  Ph.   763.   756.   980. 
Messoataloge  13.44. 171;  I,  535.  600. 
Messe  131.  419. 681.  596.  979.  1088. 
1 114;  1, 568;  s.Gommanion^Miasale. 
Messina  250.  325. 
Messingham,  Tb.  227. 
Mestrezat,  J.  100.  181.  184. 
Metastasio  1226.  927. 
Metay,  P.  A.  1022. 
Methode  pour  etudier  916. 
Metz  8.  Coislin. 
Meulen,  G.  v.  d.  117. 
Meursius,  J.  79.  161. 
Mexico  1159.  1204. 
Mey,  Gl.  756. 
Meyer,  Livinus  de  308. 

—  Ludw.  609.  855. 
Micanzio,  F.  321.  324.  404. 
Michaelis,  J.  D.  1022.  899. 
Michelet,  J.  1187. 
Michelini,  H.  429. 
Michelis,  Fr.  1171.  78. 
Michon,  J.  H.  1051. 
Mickiewicz,  A.  1187.  1096. 
Micraelius,  J.  109. 
Middleton,  G.  864. 

Migazzi,  Erzb.  846.  914.  950.  1088. 

MigUavaoca,  G.  808.  770.  839. 

Mignet,  F.  A.  1046. 

Mignot,  Et.  792. 

Migorel  1157. 

MiUtaire  phüosophe  9\\. 


1858 


R«ipiier. 


Milizia,  Fr.  1069. 

Mill,  J.  Stuart  1086. 

Miller,  M.  1087. 

Milletot,  B.  860. 

Mülot,  C.  F.  916. 

Milner,  J.  997.  1081. 

Milton,  J.  123.  164. 

MiAghetti,  M.  1170. 

Mini,  B.  428. 

Miraband  und   Mirabeau   912.  916. 

918. 
Miranda,  J.  A.  de  1070. 
Mirepoix  s.  Brone. 
Miron  1190. 
Missa  audienda  581. 
Missale  214. 640.  546.  644.  982. 1110. 
Misaon,  M.  141. 

Mittelalter!.  Schriften  146. 151;  1,71. 
Mitterbacbt,  J.  S.  110. 
Mittheilungen  sei.  Geister  1181. 
Mizaldus,  A.  78. 
Modena,  A.  Y.  1125.  83.  48. 
Moeurs,  Les  878. 
Moigno,  Abbe  1040. 
Moine  secularise  279.  454. 
Moliere  165.  1072. 
Molina,  L.  45.  298. 
Molinaeus,  G.  I,  499.  551  u.  s.  w. 

—  P.  s.  Du  Moulin. 
Molinisme,  Le  688. 
MoHnos,  Michael  610. 
Momma,  W.  117. 
Monaca  ammaestrata  034. 
Monarchia  non  speranda  202. 

—  Sicula  370.  782.  1196. 

—  Solipsorum  288.  876.  1224. 

—  universale  931. 
Mombron,  J.  de  484. 
Moncaeius,  Fr.  418. 
Monde  dans  la  lune  124. 

—  son  origine  916. 
Mongini,  P.  1168. 
Monhemius,  J.  I,  260.  414. 
Moni,  de  423. 

Monita  politica  91. 

—  privata  (secreta)  28.  280. 

—  salutaria  547. 
Monod,  A.  1026. 

Mons,  N.  Test,  de  668.  854. 
Montabert,  Paillot  1188. 
Montacutius,  R.  120. 
Montag,  J.  V.  991. 
Montaigne,  M.  de  176.  876. 
Montalembert  1095.  97.  1108. 
Montalto,  L.  de  485.  487. 
Montanus,  Am.  117.  158. 
Montazet,  Erzb.  v.  Lyon  995.  1111. 


Monte,  R.  do  1204. 
Montesperato,  L.  de  202. 
Montesquieu  868.  1226. 
Montfaucon  596.  686.  795.  854. 
Montfort,  Grignon  de  242. 
Monti,  V.  1016. 
Montlosier,  Gomte  de  1075. 
Morale  des  Jesuites  491. 

—  pratique  492. 

—  universelle  918. 
Morano,  F.  M.  618. 
Morardo,  a  1017. 
Mordechai  149. 
Morean,  Gh.  265. 
Morery,  Dictionnaire  768. 
Moretti,  A.  1165. 
Morgaez,  Br.  1155. 
Morgan,  Lady  1025. 
Morgenland.  Kirche    146.  816.  428. 

985.  1028. 
Morhof,  D.  167. 
Morin,  P.  I,  484, 
Mornay  s.  du  Plessis. 
Morone,  Gard.  I,  318.  384.  399.  460. 

u.  s.  w. 
Mort  de  Jeans  1188. 
Mortonval  1070. 
Morus,  Alex.  122.  128. 

—  Henr.  96. 
Moscherosch  160. 

Mosheim,  J.  L.    112.  116.  697.  865. 

Motivi  deir  opposizioue  974. 

Moya,  M.  497. 

Moyen  oourt  624« 

Moyens  surs  868. 

Mozzagrugnus,  J.  264. 

Mozzi,  L.  978. 

Muhammedaner  73.  248.  424;  I,  49. 

52.  137.  387. 
Müller,  Alex.  1098. 
Munk,  S.  1047. 
Munster.  Seb.  1220;  I,  68.  127.  200. 

266.  416.  426.  576  u.  s.  w. 
Muratori,  L.  A.  839.  123.  548.  788 

979;  I,  601. 
MuretuB,  A.  84. 
Murger,  H.  1050. 
Musaeus,  J.  177. 
Musnier,  P.  537. 
Mussard,  P.  129. 
Mysteria  patrum  jes.  288. 

—  politica  203. 

Namen    der   Ketzer   1221;    I,   267 

U.   8.    W. 

Nannaroni,  M.  980.  970. 
Napoleon  I.  1011.  19.  78.  74. 


B«gi0ter. 


ISM 


{ 


Napoleon  111.  1169. 

l^ardi,  Jaoopo  71. 

I^arratione,  Vera  184. 

Katali,  M.  968.  966. 

KatU,  G.  795. 

Kature,  De  la  916. 

Katnrwissensohaft  174.  1088. 

^aye,  6.  925. 

Neapel  21.  251.  872.  376.  608.  765. 

777.  929.  976.  990.  1054.  1164. 
2^ebiilo  nebaloiraiD  161. 
Neoessita  del  matr.  1007. 
N'ectarius  Patriarcha  146. 
N'eercassel,   J.    585.   624.  549.  7ia 

830.  865.  856. 
Ne^oni,  B.  990. 
Neller.  6.  Chr.  944. 
Nwius,  V.  611. 

Kesae,  W.  Tan  de  667.  652.  664. 
Neuhusius,  £do  186. 
Kenmayr,  Fr.  824. 
Newman,  J.  H.  1079. 
Newtonianismo  874. 
NiocoHni,  G.  B.  1058. 
Nichts  mehreres  950. 
Nioocleonte,  C.  198. 
Niood,  C.  F.  1108. 
Nicolai,  H.  110. 

—  J.  146. 

—  Melch.  111. 

Nicole,  P.   481.  483.  486.  628.  669. 

837. 
Niederlande  i.  Belgien,  Holland. 
Nieremberg,  J.  £.  293. 
Niesieleki,  A.  291. 
Nipotismo  145. 
Nivelle,  G.  N.  737. 
Noailles,  B.  v.  Ohalona  785. 

—  Card.   425.    629.   670.  678.  679. 
684.  694    724.  735.  815. 

Noodighen  leydtsman  529. 

Noodt,  G.  94. 

Noord  en  Zuid  1037. 

Norbert,  P.  775.  936. 

Norifl,  H.  671.  272.  608.  687.  828. 

Notae  breves  ac  modestae  527. 

—  breves  in  epist.  716. 

—  in  Chrys.  151. 

—  in  epist.  ad  cath.  716. 
Nothhelfer  214. 
Notisia  (Abläse)  211.  212^ 
Notizie  istoriche  1166. 
Notulae  ad  deeretam  ^Qa 
Noae,  F.  de  la  72.  ** 
Nonveaux  melanges  91 
Nonvelle  H61oi«e  W2,  ^, 
NonTolIes  de  Ja  repni 


Nonvelles  eoeles.  769.  888.  932. 

Novae  horae  s.  Ran. 

Novarinns,  A.  84.  239. 

Novelle  piacevoli  938. 

Novitä  del  papato  1026. 

Novns  Prosper  468. 

Nunciatur-Streit  940.  968. 

Nuncien  18.  17.  301.  830;  i,  186. 
540;  8.  Rinuodni;  in  Belgien  22. 
460. 1147 ;  I,  663.  567;  in  Deutsch- 
land 768.  941.  945.  1002.  86.  86. 
1125.  73.  74;  I,  79.  188.  644;  in 
Frankreich  192.  452.  1072.  1 147 ; 
I,  186;  s.  Ubaldini;  in  Spanien 
871.  1065. 

Nnnes  Giraldes,  £.  1176. 

Nnytz,  J.  N.  1192.  902. 

Obedientiae  credulae  706. 
Oberhanser,  B.  946. 
Oberrauoh,  H.  999. 
Oberthür,  Fr.  1088. 
Obligation  des  fidles  391. 
Obscöne  Schriften  49.  64.  960.  994. 

1016.  18.  71.  1221.  24. 
Observateur  cath.  1107. 
Observationes  in  oontrov.  808.  770. 

—  in  5  epist.  748. 

Ochino,  B.  I,  98.  119. 422  587  n.  s.  w. 
Oesterreich  277.  790.  812.  848.  846. 

893.  894.  904.  999.  1088. 
Oenvres  du  phil.  de  Sanssouci  918. 
Offenbarungen  262.  1198. 
Office  de  la  S.  Y.  641. 
Offiden  214.  288.  589. 
OfEcio  deir  Imm.  Conc.  286. 
Oischinger,  P.  1129.  21. 
Olavide,  P.  399.  892. 
Oliva,  F.  de  376. 

—  Jes.-Gen.  606.  445.  600.  504. 
584.  612. 

Onderwys  417. 

Onguent  k  la  brulure  481. 

Ontologismus  1145.  83.  89. 

Onymus,  J.  1015. 

Opera  omnia  87.  907.  1192. 

Oporinns,  Jo.  1,  188.  227.  268.  329. 

Oppenbusch,  M.  t.  147. 

Opstraet,  J.  664.  61.  612.  846.  660. 

654.  655. 
Opus  inscriptum  793. 
Opuscula  sex  910. 
Opusculum  1020. 
Oracle  des  anc.  fideles  10^. 
Oraeus,  H.  80. 
Oraison  des  pecheorB  ^27. 
Oratio  ingenna  QST* 


^ 


1364 


Register. 


Oratio  parrhesiastica  SOI. 

—  Bolemnis  IIQ. 

Oratorianer  428.  426.  481.  569.  600. 

787 
Orazioni  216.  238.  28a 
Orbacb,  Baron  d^  9ia 
Orbara,  J.  278. 
Orbini,  M.  79. 
Orden  260.  682.  516.  580.  579.  711. 

721.  984. 938.  951. 1228;  1, 22. 178. 
Orden  des  Friedens  210. 
Ordonnance  de  Leopold  I.  775. 

—  (Soissons)  8.  Fits^amet. 
Ordres  monastiques  278. 
Orient,  A.  d'  1176. 
Origanusi  D.  182. 

Orleans,  Hers,  v.,  Regent  736.  789. 

778. 
Ormanian,  M.  1061. 
Orsi,    J.  A.  3.    514.  590.  764.  769. 

821.  880. 
Orsidres,  F.  1110. 
Ortega,  Chr.  690. 
Ortiz-Cortes,  J.  977. 
Ortizins,  M.  682. 
Osbom,  Fr.  196. 
Osiander,  J.  A.  98. 
Osmont  du  Sellier  790.  881. 
Osorio,  J.  Cortes  492. 
Osorint,  H.  1228;  I,  492  u.  8.  w. 
Oswald,  B.  1156.  240. 
Ottardns  215. 
Ottieri,  F.  M.  787. 
Ottius,  J.  H.  98.  452. 
Otto,  Dan.  178. 

—  Jao.  202. 
Oudin,  Casimir  128. 

—  Ign.  428. 
Ontramus,  6.  128. 
Onvrages  philos.  910. 
Owen,  J.  161. 
Oxomensis,  P.  I,  42. 

Pablo,  H.  de  S.  276. 

Pabst,  J.  H.  1121. 

Paoca,  Card.  958.  954.  955. 1090.  98. 

Pacheco,   Card.   I,    197.    198.   400. 

428.  436.  458.  463.  573. 
Padna  Melato,  M.  1062. 
Paets,  H.  V.  866. 
Paganetti,  P.  982. 
Pagano,  F.  M.  998. 
Pagninus,  S.  1223;  I,  576. 
Paix  de  Clement  IX.  459.  478.  482. 

643.  701.  968. 
Palaeophilus,  Desiderias  716. 

—  VinoentiuB  714. 


Palaeopistus,  Jo.  716. 

Palafox,  J.  de  485.  825.  1064. 

Palatins,  J.  187.  626. 

Palazol,  J.  de  656. 

Pallavicini,  Card.  Sf.32l.  283. 1155; 

I,  389. 
Pallavioino,  Ferraate  397. 
Palmicri,  Y.  963.  967.  1016. 
Pamela  165. 
Pamiers  s.  Canlet. 
Pannilini,  B.  v.  Chiüsi  967. 970.  982. 
Papa,  II  988. 
Papatus  Romanus  402. 
Pape,  Fr.  Q.  954. 
Papebrochius,  D.  268.  1111. 
Pape-Carpentier,  M.  1190. 
Pappus,  J.  67. 
Papstbüchlein  1091. 
Päpete  91.  186.  154w  273.  808.  327. 

402.  1015.  17.  27.  44.  64.  68.   74. 

1166;  s.  Unfehlbarkeit. 
Parallele  abregt  755. 
—  de  la  doctrine  754. 
Paramo,  L.  de  142.  936. 
Parasceve,  die  h.  227. 
Paravicino,  V.  184. 
Paris,  Diakon  747. 
Parival,  J.  N.  204. 
Parlament,   Pariser   841.    556.   560. 

567.  571.  725.  789.  808. 
Parma  783.  795.  937. 
Parny,  E.  1073. 

Parocchi,  Card.  1144.  55.  68.  70.  78. 
Paroles  du  p^e  1180. 
Parona,  6.  1155. 
Parravicini,  L.  A.  1056. 
Parrhasius,  J.  716. 
Pascal  484.  398.  488.  909. 
Pasooli.  AI.  164 
Pascual,  P.  M.  1069. 
Pasquali,  J.  B.  930. 
Pasqualigus,  Z.  309. 
Pasquelin,  G.  280. 
Pasquier,  £t.  287. 
Passaglia,  C.  1160.  89.  49. 
Passi,  6.  163. 
Passionei,  Card.  764.  108.  588.  609. 

660.  719.  770.  777.  870.  1226;    I, 

352.  505.  538. 
Pastoral  (Astorga)  1062. 
Pastore,  R.  159. 
Pastorini  988. 

Patonillet,  L.  828.  760.  776. 
Patrizi,  Card.  1079.  1151.  61.  UU. 

1205. 
Patristische  Schriften  151.  662.  685. 
Patru,  0.  565. 


Register. 


PatQzzi,  G.  y.  817. 607.  760.  766. 798. 
Paul  111.281;  I,  390.  886.  896.  899. 

669  u.  8.  w. 
Paul  IV.  826;   I,  27.  886.  468.  668 

o.  s.w. 
Paal  V.  48.  186.  218.  281.  286.  299. 

319.  827.  841.  880;  I,  648  u.  s.  w. 
Paulo,  Seb.  a  S.  268. 
Paulos,  H.  £.  6.  998. 
Panw,  Com.  de  917. 
Paria  966.  1016.  1166. 
Pavillon,  B.  v.  Aleth  447.  466.  478. 

660. 
Pazzi,  Maria  M.  de  226. 
PearsoD,  J.  128. 
Peccatum  philosophiconi  681. 
Pecock,  Reg.  1219. 
Pegttletus,  N.  618. 
Pellegrini,  A.  184. 
Pellerus,  Chr.  174. 
Pelletan,  E.  118a 
Pellizarius,  Fr.  817. 
Penet,  J.  Fr.  766. 
Pefia,  Fr.  806;  I,  26.  29.  608. 
Penotus,  B.  G.  92. 
Pensees  d'un  magistrat  789. 

—  libres  866. 

Pensieri  sopra  la  cap.  968. 

Pentalogus  diapboricus  620. 

Pepe,  Fr.  217.  845. 

Peralta,  N.  875. 

Perefix,  Hardouin  de»  Erzb.  669. 

Pereira  de  Castro,  G.  874. 

—  de  Figueiredo,  A.  984.  859«  898. 
928. 

Pereire,  J.  1180. 
Perez,  A.  71. 

—  Juan  I,  128.  586. 

—  de  Guevara,  M.  263. 
Perkins,  W.  102. 
Perojo,  J.  del  1036. 
Perontinus,  J.  786. 
Perosino,  G.  S.  1018. 
Perrault,  Ch.  488. 

Perrone,  J.  1026.  88.  1117.  21.   48. 
Persin  de   Montgaillard,    B.   v.   St. 

Pens,  709.  240.  454.  694. 
Persisches  N.  T.  869.  89. 
Peru  891.  985.  1202. 
Petit-Didier,  M.  489. 
Petite  ^fflise  1019. 
Petitpied,  N.    694.    696.   705.    718. 

722.  766.  778. 
Petraens,  H.  161. 
Petrettini,  Sp.  159. 
Petrucci,  P.  M.  610. 
Petrus  und  Paulus  447« 


Pexenfelder,  M.  86. 
Peyrerius,  Is.  181.    • 
Pez,  B.  259.  292. 
Pezzani,  A.  1186. 
Pezzi,  C.  A.  1088. 
Pfaff,  Chr.  M.  98.  162. 
Pfeiffer,  A.  109. 
Phelippaux,  J.  629.  681. 
Philalethes,  Remarks  996. 

—  Hispanus  831. 
Philanax  Pfailander  290. 
Phileleutherus  Helvetius  1088. 

—  Lipsiensis  866. 
Philetymus  461. 

Philipp  II.  I,  29.  140.  576  u.  s.  w. 
Philipp  III.  208.  872.  876. 
Philipp  lY.  47.  288.  378. 
Philipp  V.  780. 
Philipponi,  P.  1056. 
Philippus  Cyprius  146. 
Philirenus,  Chr.  717. 
Philopenes  848. 
Philosophen  69.  174.  .408.  698. 1068. 

67.  1124.  86.  45;  I,  686. 
Philosophie  de  Thistoire  910. 

—  morale  868. 
Philothee.  Du  pape  1186. 
Phisiophilus,  J.  961. 
Piano  ecclesiastico  982. 
Picoaluga,  G.  B.  1184. 
Picoolo  BoUandista  1068. 
Pioenino,  G.  182. 
Picherellus,  P.  419. 
Piohler,  A.  1181. 
Pichon,  J.  468.  767. 
Picot,  Memoires  690:  968. 

—  S.  711. 

Pikees  fugitives  606. 
Piedad,  Fr.  de  la  492.  499. 
Pietö,  La  1184. 
Pigault-Le  Brun  1078. 
Pignoni,  P.  226. 
Pignotti,  L.  1069. 

Pilati,  C.  A.  982.  1064.  92.  I 

Pinciani,  L.  1166. 
Pineda,  J.  49;  I,  664.  676. 
Piola,  G.  1068. 
Pipping«  H.  60. 
Pirani,  G.  1017. 

'  Pires  de  Carvalho,  L.  764. 
Pirot,  G.  486. 
Pirrus,  Rochus  260* 
Piscator,  J.  98. 
Pi^sini,  A.  607. 
Pistoja  966.  569.  986.  1080. 
Pithou,  P.  860. 
Pittonus,  J.  B.  76. 


liM 


Pias  n.  I,  86.  40. 

Pins  IV.  68.  78. 

PiuB  V.    140.  231.  689;    I,  78.   78. 

177.  892.  428.  46a  622. 676.  o.  i.  w. 
Piu8  VI.    806.   669.    868.  907.  917. 

926.  929.  940.  964.  966.  970. 986. 

998.  1001.  1009. 
Pins  VII.  400.   sei.   96a   1009.   17. 

19.  66. 
Piu8  VIII.  802.  860.  1084. 
Pias  IX.  7.  218.  226.  86a  886.  927. 

986.  1029.  99.  1197.  82.  68.  66. 
Plagula  11  thesium  826. 
Plaidoyer  793. 
Planotas  veritfttis  464. 
PUntin,  Chrpb.  1, 380.  406.  424.  676 

u.  s.  w. 
Piazza,  Ben.  846.  976. 
Poche  riflessioiii  1164. 
Pociej,  J.  1028. 
Poggi,  G.  970. 
Poiret,  P.  101. 
Polanus,  Am.  109. 
Polen   28.  281.  290.  291.  791.  369. 

984.  1029.  85.  96;  I,  381.  488. 
PoUtica  ecclesiastica  1068. 
Politiqne  des  jes.  291. 
Polos,  Matth.  126. 
—  Reg.  I,  93.  886.  886  n.  s.  w. 
Polydorus,  Val.  220. 
Pombal  923.  936. 
Pona,  Fr.  163. 
Ponitentiarie  826.  117a  82. 
Pontcbäteau,   S.  J.  du  Camboai  de 

49.\  466.  482.  48a  669. 
Pontefice,  II  1162. 
Portalis,  J.  E.  M.  1100. 
Porter,  Fr.  416.  526. 
Portiancnla  211. 
Port-Royal  389.  447.  480.  640.  669. 

687.  694.  700. 
Portugal  23.  300.  376.  859.  022. 985. 

1062.  1176;  s.  Inquisition. 
Portus,   Fr.  und  Aem.  I,    176.  882. 

386.  474.  680. 
PoBiüones  946.  1014. 
Possevinus,  A.  69.  188.  189;  I,  247. 

386. 
Possinas,  P.  807. 
Postellus,  G.  I,  261.  676. 
Pothouin  703. 
Potter,  A.  de  1076.  969. 
Pouget,  F.  A.  761. 
Poujoulat,  B.  1001. 
Poynder,  J.  1026. 
Poza,  J.  B.  484. 
Prades,  J.  M.  de  863.  690.   1226. 


Prado,  J.  HartineE  de  23a 

Pradt,  D.  de  1076. 

Praedamnatus  907.  1028.  29l   1107. 

60.  72.  78.  81.  90. 
Praeputium  Christi  269.  269L 
Praetorius,  M.  416. 
PraevenÜTcensur   88.  1205.    14;   s. 

Kirchenstaat. 
Pragmat.   Gesch.    der  Mönchsorden 

279. 
Prati,  Fr.  19a 

—  G.  106a 

Praxis  Qaesneliana  823. 
Preces  Gertrud.  77. 
Precipiano  22.  69.  460.  643.  855. 
Precipitii  145. 
Premontval,  P.  de  914. 
Preservativo  768.  816. 
Pressense,  £.  de  1172. 
Preston,  Tb.  327.  876. 
Preussen  783.  876. 
Preuves  des  Hbertßs  360. 
Prideaux,  H.  und  J.  96.  126. 
Priere  pour  demander  472. 
Primatu,  De  939. 
Primus  passus  s.  B.  Mayr. 
Princesses  Malabares  874. 
Principes  de  89.  1108. 
Principia  juris  eccl.  944. 
Prisca  1066. 
Pritius,  J.  G.  109. 
Pro  caussa  italiea  1060. 
Probabilismus  316.  602.  816.  975. 
Probleme  ecolesiastique  727. 

—  bistoriqoe  816. 
Proc^s  oontre  les  jes.  816. 
Procopius  121. 
Procopowicz,  Th.  1029. 
Prodromus  oorp.  thooL  117. 
Professio  7  punctorum  529. 
Progetto  (Amauld)  660. 

—  di  riforma  983. 
Projet  de  Conference  686. 
Prompsault,  J.  H.  R.  1105. 
Pronunzia  del  canone  982. 
Propaganda  6.    14.   140.  772.   851. 

986.  986.  997.  1077.  1201. 
Propositiones  damnatae  9.  809.  891. 

447.  497.  616.  516.  582.617.629. 

690.  824.  1147. 
Propositiones  BelgioHinitae  117. 
-^  per  Belgium  dissem.  649. 

—  historioo-canon.  1200. 
Propositions  (Molinos)  619. 
Propugnaculo  de  la  r.  jur.  78a 
Prota,  L.  1163. 

Proudhon,  P.  J.  1179. 


Begtkter^ 


1S67 


Przichowsky,  Enh.  68*  ■ 
Psalmen  149.  858. 
Pufendorf,  S.  173.  899. 
Puigblanch,  A.  1065. 
Puissance  royale  870. 
Pujati,  G.  978. 
Purgatorinm  418.  1014  1145. 
Puttanismo  145. 

<|uadro8,  D.  de  682. 

Quaestio  bipartita  384« 

Qaaestione  facti,  De  705. 

Quäker  124. 

Qualificatoren  2. 

Qtieiistedt,  J.  A.  8a  109. 

Querini,  Card.  14.  95.118.671.784. 

795.  880.  844.  871.  872;    I,  896. 

505.  566. 
Qnesnel,  P.    656.  661.  60.  808.  476. 

482.  528.  527.  645.  648.  658.  684. 

687.  698.  704.  707.  716.717.  718. 

724.  815. 
Queatione,  se  i  veeoovi  1012. 
QueBtions  mr  la  tolkimoe  989. 
Qnmet,  £.  1187. 
Qnmtano  Bonifaz  496^  766.  884. 
QuintinuB,  L.  442. 
Qairino,  A.  821. 

Rabardaeus,  M.  868.  9. 
Racoolta  di  opascoli  972.  1017. 
Bacine,  Bon.  768.  590.  970. 

—  J.  545. 
Radicati,  A.  874. 
Bagionamenti  in  mat.  di  rel.  185* 

—  int.  a'  beni  982. 

Bagioni  a  pro  di  Nap.  781.  782. 

Bagncius,  A.  85. 

Ballins,  Lnc.  112. 

Balph,  £.  910. 

Bamus,  P.  176.601;  I,  416.426.476. 

Banalli,  F.  1197;  I,  879. 

Bangolius,  Ol.  418. 

Bänke,  L.  1044. 

Banza,  6.  A.  1016. 

Bapin,  B.  562. 

Basiel  de  Silva  815. 

Bassiood,  Et.  327. 

Rassinesi,  P.  502. 

Bastignac,  Erzb.  v.  Tours  767.  789. 

Batione  et  aact.,  De  961. 

Bau,  H.  1088. 

Bauscher,  Card.  112J.  24 

Bautenstrauch,    F.  St.    ^'  %    t   966. 

1007.  ^^^ 

Bavensperger,  H.  117. 
Baynal,  G.  Th.  9m 


Baynaud,  Th.   484.   806.  811.  406. 

452;  I,  879. 
Beali,  E.  1161. 
Beappellanten  725*  740. 
Bechberger,  G.  1064. 
Recherches  philoe.  917» 

—  sur  Porigine  914- 
Becit  de  ce  .  .  556. 
BecoUeoten  890.  515.  710. 
Becr^ations  hist.  917. 
Recneil  de  oonsult.  756. 

—  de  di7.  piöoes  626.  868. 

—  de  plus,  pi^oes  161. 
Becurso  de  fuerza  871. 
Beddite  qnae  rant  947. 
Beflexionen  eines  Schweizers  948. 
Beflexions  succinctes  717. 

—  sur  l'instr.  past.  754. 

—  sur  la  pers^cution  100; 

—  sur  les  grands  hommes  914. 
Beformatio  eool.  angl.  119. 
Befus  de  signer  742. 

—  des  sacrements  752. 
Befuta^ao  1069. 
Befutation  •  d'un  monit.  658. 

—  peremptoire  526. 
Begalisten  814.  870. 
Begel  des  3.  Ordens  288. 
Begels  of  maximen  529. 
Beggius,  Hon.  122* 
Beghellini  de  Schio  808. 
Begii  sanguinis  122. 
Begins,  Alex.  618. 
Bdgle  des  associ^s  624.. 
Bdgles  trd»-imp<»rtaRtes  891. 
Begnon,  Marq.  de  1106. 
Begole  da  osservarsi  242. 
Begulae  Indicii  852.  882.  88S.  907. 

1112.  82.  1206. 
Reichel,  W.  1175. 
Beichelt,  J.  185. 
Beihing,  J.  110. 
Beinecoius,  B.  156. 
Beinkens,  J.  1172.  76. 
Beinkingk,  Th.  202. 
Beisach,  Card.  1087.  88. 1117.  20. 21. 
Reiser,  A.  110.  581. 
Beiss,  J.  228. 

Belacion  de  lo  suoedido  780. 
Belandus,  H.  79. 
Belatio  nup.  itineri»  290. 
Relation  abr^^  658. 

—  apologetique  802. 

—  de  ce  qui  .  .  .  740.  745. 

—  de  Vaccroissement  124. 

—  de  l'inquifiition  141. 
Relatores  3.  5. 


xwe 


RcciMer. 


Rfdigio  medid  178.    . 
Religion  döfdndne  1186. 

—  des  dames  868. 
Keliquien  244.  501.. 
Remarques  sur  \t  bref  668. 
Remond  129. 

Remonde,  J.  dA  681. 
Remoniiranoe  des  relig.  890. 
Remonstranoet  de  kfao.  740l 
Remonstranz,  Irische  886. 
Renan,  £.  1188. 
Renatus  eqnes  Gall.  266. 
Rendete  a  CoBare  847. 
Renneville,  C.  de  142. 
Renonf,  B.  P.  Le  Page  1171. 
Renonlt  867. 

Renversement  de  la  rel«  706« 
Repartie  de  .  .  St.  GiUea  266. 
Repetitione  188. 
RepliGB  .  .  .  Paolo  V.  136. 
Reponse  k  la  bibl.  Jans.  881. 

—  i  la  lettre  478. 

—  &  un  ecrit  464. 

—  a  un  sermon  478. 

—  k  une  broohore  1021. 

—  au  livre  130. 

~  au  P.  Annat  472. 
~  au  Systeme  912* 

—  aux  fausset^s  196. 
Requete  pr^s.  au  parL  748. 
Responsio  ad  episi.  704. 

—  cnjusd.  theoi  628^ 

—  Pii  VI.  940.  968. 

—  pro  erudita  705. 
Responsione  Bas.,  Ek  859. 
Responsorum  juris  276.  878. 
Resposta  do  btspo  1069. 
Respuesta  a  nnoe  enrore8.616. 

—  del  Ser.  Sefior  611. 

—  monopantica  492. 
Reteution  der  Bullen  871. 
Rettorica  delle  puttane  410. 

Retz,  Card,  de  867.  867.  600.  648. 

656. 
Reucblinus.  Ant.  I,  264 ;  —  Jo.  1, 47. 
Reusner,  £1.  und  Nie.  189.  171. 
Reuss,  £d.  868. 
Reyeillaud,  £.  1190. 
Revelatio  oolMil.  826. 
Revision  du  concile  828. 
Revisoren  2.  6. 
Revius,  J.  186. 
Revolutione,  Oe  180. 
Reyberger,  A.  C.  1085. 
Reynaud,  J.  1180. 
Rhegius,  U.  I,  95»  241.  u.  s.  w. 
Rho,  J.  294. 


Rbosellus,  L,  71.' 

Ribas,  J.  de  492. 

Rica  y  Aguilar,  £.  de  1063. 

Ricardns,  A.  464% 

Ricaut,  P.  148. 

Riooardi,  AI.  781. 

—  Nie.  306. 

Ricchini,  T.  A.  89.  763.620. 829. 880. 
Ricci,  Jac.  33. 

—  Scipio  966.  977. 

Ricciardi,  6.  N.  1184.  1060.   117& 
Ricciolius,  J.  B.  140« 
Riccobaldi,  R.  696. 
Richardson  166. 

Richelieu,  Card.  208.  868.  867.  8«». 
888.  898.  436.  44a  688.  625. 122D. 
Richeome,  P.  192.  287. 
Richer,  £dm.  344.  856. 

—  Fr.  938. 
Rioherand)  A.  1088. 
Richter»  Greg.  8GI 
Ricordo  244. 

Riflessioni  del  teoL  Piac.  96& 

—  dHin  eanoniata  969. 

—  d'un  iUliano  983. 

—  in  difesa,974. 

—  preliminari  974. 

—  sul  discorso  931. 

—  suir  omilie  974. 
Rifarma  d'  Italia  982. 
Rigorismus  447.  612. 
Rime  e  prose  1018. 
Rinuccini,  G.  B.  336. 
Ripalda,  J.  M.  de  464.  618. 
Riproduzione  1194. 
Risbroohius,  F.  676. 
Risebergius,  L.  72. 
Risposta  alla  lettera  608. 

—  deir  amioo  616. 

—  di  Fra  Tiburzio  960. 
Risti^tto  prattico  82a 
Ritrattazione  (Goncina)  294. 
Rittershusius,  C.  und  G.  170. 
Rituale  218.  222.  693;  I,  «4.  567. 
Rituel  d'Aleth  446. 
Rivelazione  e  rag^one  1199. 
Rivet,  A.  99.  288.  419;  I,  363. 
Riviere,  A.  305. 

Rivista  univ.   1170.  77. 
Riyius,  Jo.  110. 

—  Tb.  121. 
Rizner.   H.  110. 
Reales,  Fr.  438. 
Roberteon,  W.  1044. 
Robinson  Crusoe  166. 
Rocaberti,  Hipp.  258. 

—  Thomas  268.  270.  274.  571.  60  L 


Re^iHef. 


1260 


Roccabella,  T.  99. 

Rocchi  6.  P.  616.  616. 

Roccas,  A.  429. 

Roche-Guühem,  De  la  165. 

Roohes,  F.  de  868. 

Rodez,  £v.  de  742.  764. 

Rodrigties,  H.  1189. 

Rodrigiiez,  M.  200. 

Roger i  Geltio  144. 

Rohrbacher  1186. 

Rojas,  A.  624.  628. 

Rolegravias,  J.  128. 

Rolichias,  Q.  84. 

Rom  und  teine  Papste  1091. 

Romae  mhia  122. 

Romagnoei,  Q.  D.  1057. 

Romain,  F.  de  S.  541. 

Roman  cath.  principles  839. 

Romano  D.  325. 

Romano  e  Colonna,  G.  B.  199. 

Rome  des  papes  1166. 

Rome  in  the  19.  eent  1025. 

Romea,  P.  1063. 

Römische  Frage  115a  966.  1182. 

Römische  Indez-Googr.  1127. 

Ronge,  J.  897.  1093. 

Rorengo,  M.  A.  186. 

Rosa,  Salv.  797. 

Rosaire  318.  267. 

Rosales,  J.  186. 

Rosana,    die  h.  227. 

Rosario  217.  228. 

Rosooe,  W.  1056. 

Rosenkranz  214.  207.  209.  212.  241. 

277. 
Rosmini,  A.  1135.  1041.  56. 57. 1182. 
Rose,  AI.  123. 
Rössel,  J.  511. 
Rosseiti,  G.  1060.  1027. 
Rossi,  de,  Memorie  158« 
Roiigni,  C.  839.  846. 
Rottenstaedter,  G.  964. 
Rouland  903. 
Ronsse,  J.  891. 
Rousseau,  J.  J.  911. 
Roussel,  M.  311. 
—  Nap.  de  1026. 
Rousset,  J.  196. 
Roustan,  A.  J.  912. 
Royaume  en  interdit  915. 
Roye,  Fr.  de  574. 
Royko,  G.  952. 
Rubicon  199. 

Rubin  de  Gevallos,  Att,  eß    889. 
Rubino,  A.  778.  ^ 

Rucellai,  G.  164. 
Ruchat)  A.  128. 


Ruckgaber,  E.  1176. 
Rudolf  II.  I,  60.  79.  846. 
Ruelius,  J.  L.  110. 
Ruine  du  papat  148. 
Rulandt,  Roiger  821. 
Rusconi,  G.  1197. 
Russland  148.  1029. 
Ruth  d'Ans,  E.  64&  668.  668. 
Ryssenius,  L.  862. 

8a,  Emm.  309. 
Sabungi,  AI.  1080. 
Saci  s.  Le  Maiire. 
Sacre  de  TEleoteur  201. 
Sadoleto  I,  68.  70.  176  n.  s.  w. 
Saggio  di  preghiere  1164. 

—  filosofico  994. 

—  intomo  alle  stadio  973. 
Sagiitarius,  Th.  160. 
Sagnens,  J.  606. 

Salier,  J.  M.  1001.  86. 
Sailly,  Th.  77. 
Sainjore  425. 
Saint  Amant  145. 
Saint  Amour  467.  641. 
Saint  Gyran  s.  Du  Yergier. 
Saint  Jure,  J.  B.  de  628. 
Saint  Napoleon  1076. 
Saint-Simon  1179. 
Saint  Yietor  528. 
Sainte-Beuve  489.  1044.  97. 
Salazar,  Fr.  Loben  de  937. 
Saldanha,  Gard.  815.  922. 
Saldanha  Marinho,  J.  1204. 
Saldenus,  G.  81. 
Salelles,  8.  108. 
Saleon,  B.  v.  Rhodez  887. 
Salgado  de  Somoea,  Fr.  373. 
Saliceti,  G.  16. 
Salimbene  158, 
Salmasius,  Gl.  91.  122. 
Salmeron,  A.  I,  818.  674. 
Salmi  sessanta  863« 
Salmista  149. 
Salmuth,  H.  161. 
Salomo  et  Mardolphns  111. 
Salute  Christ.,  De  112. 
Salvador,  J.  1046. 
Salvatore,  A.  di  8.  848. 
Salvoni,  A.  1165. 
Sanchez,  Jo.  318. 

—  Th.  324. 

Sanchez  Arroyo,  P.  264. 
SanctarelluB,  A.  861. 
Sand,  G.  1060. 
Sandaeus,  W.  598. 
Sandelli,  D.  828. 


1260 


Baipstef. 


Sander8on,  B.  128. 

Sandini,  A.  432. 

Sandis,  E.  134. 

Sandius,  Chr.  97. 

Sandoval,  B.  42.  81;  I,  664. 

Sandrini,  6.  1056. 

Sangae  di  Maria  1158. 

Sangain,  A.  660. 

Sannig.  B.  219. . 

Santacrooe,  A.  198. 

Santis  s.  Desanciis. 

Sanz  del  Rio,  J.  1086. 

Saraval,  G.  150. 

Saravia,  H.  121. 

Sardinien  225.  875. 

Sarmiento  de  Voliadorea  53. 

Sarpi,  P.  319.  399.  597.  884. 

Sarro,  Fr.  A.  442. 

Sartori,  A.  1091. 

S&tze  1009. 

Savarese,  6.  B.  UOiv  78.  24. 

Savonarola  1135.  1221;  I,  868.569. 

Savoyen  184.  778. 

Scalae  Jacob  278. 

Scapnlier  211.  267.  268.  276. 

Scaramelli,  G.  B.  225. 

Scarfö,  J.  C.  686. 

Scelte  rime  1018. 

Schard,  S.  67;  I,  327  u.  s.  w. 

Schelhom,  J.  G.  113;    J»   206.    218. 

238.  385.  397. 
Schelstrate,  £.  575.  584.  662. 
Schenach,  G.  1124. 
Scherzer,  J.  A.  111. 
8chiara,  P.  T.  820.  975. 
Schiavo  della  Madonna  242. 
Schilter,  J.  168;  I,  419. 
Schimmer,  K.  A.  1044. 
SchlÜBselburg,  C.  89. 
Schmid,  Chrph.  1087. 
—  G.  L.  1058. 
Schmidt,  M.  I.  965. 
Schmitt,  H.  J.  1032. 
Schneider,  £al.  955. 
Schobinger,  GL  107. 
Scholastik  175.  608. 1122. 24.  29.  46 ; 

I,  564. 
Scholl,  Aur.  1188. 
Schollius,  J.  175. 
Schonborner,  G.  33. 
Schönleben,  J.  L.  235. 
Schoockins,  M.  94.  601. 
Schrader,  L.  86. 
Schrant,  J.  M.  1077. 
Schreiben  eines  öst.  Pf.  950. 
Schulbücher  160.  1029.  86.    56.  87. 

1190. 


Schulkenins,  A.  349. 

Schulte,  J.  F.  V.  1175. 

Schnltetns,  S.  79. 

Schurius,  A.  708.  547«  666.  853. 

Schurman,  A.  M.  a  95. 

Schweden  113.  899. 

Schwegler,  A.  1033. 

Schweiz  128.  876. 1081.  89.  91. 1198; 

B.  Luzern. 
Schwsling,  J.  L.  602. 
Schwind,  0.  F.  1013. 
Sciarelli,  B.  v.  Celle  967.  971. 
Scienza  della  salute  770. 
Scio  de  S.  Miguel,  F.  858. 
Scioppius,  G.  288.  120. 195.  202. 291. 

349.  438;  I,  387.  452. 
Scogli  del  criflt.  402. 
Scoofs  L.  306. 
Sootisten  86.  254.  415.  428. 
Scottellius,  A.  171. 
Scotus,  J.  CL  282;  I,  601. 
Scrupuli  Ih.  Sorb.  675. 
Scultetus,  A.  98. 
Seabra,  J.  923.  47. 
Sebaste,  Erzb.  v.  s.  Codde. 
Sebenico,  G.  de  691. 
Sebivilla,  P.  I,  277. 
Seckendorf,  Y.  L.  y.  109.  585. 
Secretar  der  Index-Oongp*.  3.  11. 
SectanuB,  Q.  und  L.  797. 
Seder  Olam  18a 
Segesser,  A.  Ph.  v.  1176.  1217. 
Segneri,  P.  507.  132.  613.  674. 
Segni,  B.  158. 
Segretario  galante  1053. 
Segreti  di  stato  145. 
Seguenot,  Cl.  532. 
Segur,  Abbe  de  1183. 

—  J.  Ch.  de,  B.  V.  St.  Papoul  762. 

—  L.  Ph.  de  1046. 
Seipius,  J.  H.  289. 
Seiden,  J.  125. 
Seivolini,  A.  1014. 
Semenenko,  P.  1028.  35. 
Semeomo,  Mac.  463. 
Sempere,  J.  1061.  843. 
Senancour,  E.  P.  de  1181. 
Sennert,  D.  176. 

Sens  8.  Gondrin. 
Sententia  s.  decretum  658. 
Separes  1020. 
Serces,  J.  748. 
Sergardi,  L.  797. 
Sergeant,  J.  414. 
Seripando  I,  182.  196. 
Serrao,  A.  930.  932. 


1261 


Serry,  J.  H.  431.  SOB.  684.  688.  752. 

880.  836. 
Servin,  L.  359.  285.  345.  349. 
Settembrini,  L.  1042. 
Seymour,  H.  1025. 
Sfondrato,  Card.  623.  145.  249.  804. 

632. 
Sgaropnlos,  8.  146» 
Shaftesbary  866.  868. 
Sherlock,  W.  128. 
Sibour,  Erzb.  1038.  1103. 
Siciliani,  P.  104$. 
Sicilien  42.   250.  977.    1054.   56;    s. 

Monarchia  Sic. 
Sidereo,  L.  239. 
Sigaea,  AI.  161. 
Sigonius,  G.  1220.  23. 
Signier,  A.  1186. 
Sileniinm  perpetuain  265.  271.  387. 

643.  845.  1140. 
Silhon  204. 

Silva  Carneiro,  B.  J.  1071. 
Simeon  Haddarsan  149. 
Simon,  Denys  870. 

—  J.  G.  169. 

—  Jules  1188. 

—  Riobard  422.  125.  670. 
Simonia  cariae  91. 
Simonis,  Fr.  519.  • 
Simonsin,  L.  514. 
Sincerus,  Vinoentias  1179. 
Sindicato  145. 
Sinistrari,  L.  M.  784. 
Sinnich,  J.  461.  463.  464. 
Sinodo  Fioreut.  969. 
Siotto-Pintor,  G.  1165. 
Sin,  V.  198. 

Siricins,  M.  111. 

Sirleto,  W.  1219.  20.  22;  I,  29.  183. 

184.  387.  391.  480.  482.  483.  455. 

506. 
Sirmond,  J.  356. 
Sismondi,  S.  1045. 
Sittwald,  Philander  160. 
Situation  de  l'6gl.  1105. 
Sixtos  IV.  280.  969. 
Sixtus  y.  144 ;  I,  49.  170.  260.  333. 

463  u.  8.  w. 
Slüterus,  S.  W.  110. 
Smith,  Nie.  und  Rieh.  384.  385. 

—  Th.  423.  96. 
Smorfia  188. 

Soanen,  J.,  B.  v.  Senez  746.  737.  749. 
Soave,  Pietro  324. 
Socialdemokraten  899. 
Sooiedad  de  los  fr.  q^^   ^3. 
Sodetä  olcrico-liberaJi^'  ^ 


Socinianer  97.  lOfi.  162;  I,  521.580. 

59a 
SocoloviuB,  St  1222. 
Sofilo  Molossio  163. 
Solari,  B.  v.  Noli  974.  794.  1012. 
Soldaio  svezzese  99. 
Solier,  Fr.  292. 
Solorzano,  J.  de  374. 
Someire,  Z.  de  240. 
Somma,  A.  de  140. 
Sommaire  des  eoriti  326. 
Sommario  (Ablässe)  206.  242.  267. 
Sommario  della  relig.  69. 
Sonetti  c.  le  opin.  &9. 
Sonnius,  Fr.  I,  423  u:  s.  w. 
Sophronius  IUI. 
Sopransiy  V.  974. 
Sorbiere,  S.  195. 
Sorbonici  Doctoris  880. 
Sorbonne    255.  298.  315.  841.  365. 

385.  888.  401.  402.  419.  462.  475. 

499.  543.  552.  600.  633.  692.  785. 

747.  812.  869.  873.    874;    I,  489. 

442.  447  u.  8.  w. 
Soto,   Dom.  I,   204.  803.  40a  467. 

561.  569.  570.  574. 

—  Petrus  I,  138.  3T8. 
Sotomayor  50.  81. 
Soulie,  Fr.  1060. 
Soury,  J.  1188. 
Spadon,  Nie.  186. 
Spanhemius,  Fr.  99. 

Spanien  21.  184.  200.  202.  283.  244. 

298.  366.  370.  417.  485.  497.  677. 

787.  858.  863.  906.  923;  987.  969. 

1028.34.  52.  1155. 
Spanzotti  1017. 
Spatharius,  0.  277. 
Spaventa,  B.  1042. 
Speochio  della  storia  1059. 
Speoimina  dootrinae  527. 
Speotateor  141. 
Speoulum  aulioum  174. 
Spedalieri,  N.  1012.  960. 
Spiegel,  J.  156;  1,500. 
Spina,  B.  I,  569. 

—  J.  Fr.  186. 
Spinola,  Card.   188. 
Spinoza  599. 
Spione  italiano  994. 
Spirito  delle  leggi  869. 
Spizel,  Th.  80. 

Spon,  J.  195. 
Spondanus,  H.  348. 
Spoor,  J.  H.  716. 
Spörlein,  J.  1114. 
Sprecher,  Fort.  190. 


80 


1960 


B^gMter. 


Spreng,  J.  J.  1024. 

Stadler,  D.  823. 

Stap,  A.  1164. 

SUpfer,  J.  Fr.  lld. 

Stophylus,  Fr.  X,  319.  4^. 

Statera  appensa  414. 

Stations,  Lee  verit.  1153. 

Stattler,  B.  1000. 

Steele,  R.  141. 

Stefani,  St.  998.       . 

Stefanoni,  L«  1043. 

Stella,  M.  1065. 

Stellarium  Imm.  Cono«  .241. 

Stellartins,  Pr.  264. 

Stellung  des  R.  Stahles  1082.  89. 

Stendhal,  H.  B.  1050. 

Stephanus,  G.  166 ;  I,  337. . 

—  Rob.  I,  152.  416  a.  9.  w* 
Sterne,  L.  165. 
Stevenisten  1022. 

Steyaert,  M.  517.  572.644.658.854. 
Stigliani,  T.  162. 
Stigmata  263. 
Stillingfleet,  £.  116.  124. 
StockJer,  F.  de  Borja  6.  1052. 
StockmanB,  P.  466.  62.  461. 
Stoiber,  U.  220. 
Stolte,  B.  266. 

Storia  della  chiesa,  della  legaf  pro- 
fana,  univ.  199. 

—  delle  rivolnzioai  961. 

—  di  A.  Dünn,  di  £ariob.  1027. 
Strafbettimmnngen  7.  1216;  I,  74. 
ätranafl,  IX  Fr.  1024. 

Strenge  verboten  54.  56. 
Stromeyer,  G.  L.  lll. 
Stroud,  W.  1025. 
Strozzi,  T.  235. 
Stravius,  0.  A.  169. . 
Stabrockiui,  B.  488. 
Standen  der  Andacht  1082. 
Stunica,  D.  a  395. 

—  J.  Lopes  f,  157.  350. 
Stapanas,  J.  P.  182; 

Saarez,  Fr.  308.  309.  320.  349. 

—  Jaan  I,  591. 
Sne,  £.  1049. 
Saiceras,  J.  G.  110. 
Salpioe,  Fr.  611. 
Saltanini,  B.  144. 
Samario  (Ablawe)  206. 
Sammonte,  6.  A.  199. 
Sapplica  a  Paolo  Y.  136. 

—  a  S.  M.  delle  Sic.  787. 
Sarini,  G.  625. 

Sutor,  P.  I,  852. 
Swaen,  M.  de  717. 


Swed«iborg  113.  1182. 

Swift,  J.  165. 

Swinden  865i. 

Sykes,  A.  866. 

Syllabas  1128.  28.  63w  96.  1204.  26. 

Sylva-  •ermeauKk  68. 

Sylvias,  Aen.  I,  40.  247.  365. 

Syntagma  thesiuni'  128. 

Systeme  de  la  nature  912* 

—  des  anciens  868. 

—  social  912. 
Szyskowski,  B.  v.  Krpkau  2& 

Tabarand,  M.  934.  1075. 
Tableaa  da  siecle  914. 

—  historique  914.  1074. 
Tables  espag^nol^fran^.  130.     . 
Tailhe,  J.  938.  989. 

Taine,  H.  A.  1040. 

Talon,  Denis  556.  663.  567. 

—  Omer  20.  452.  480.  563. 
Tambarini,  P.  957.  953,  967.  1012. 

—  Th.  506. 
Tambaro  164. 
Tanacci,  B.  787.  929. 
Tanzetti,  R.  971. 

Tapper,  R.   I,  250.  318.  493  u.  b.  w. 

Tartarotti,  G.  796.; 

Taarellas,  Nie.  176. 

Taxae    poenitentiariae   91.    142»    I, 

421.  564. 
Teatro  comioo  164. 
Tedeschi,  B.  y.  Lipari  782.  733.  789. 
Temoignage  de  la  verite  736.  • 
Templam  paois  202. 
Tencin,  Erzb.  ▼.  Embrun  746.  491. 

750. 
Tennemann,  W.  108& 
Teoria  civile  1056. 
Terillus,  Ant  506. 
Tesoro  politioo  197. 

—  riech issimo  207. 

Testament,  N.  425.  66a  727.  65a.  860. 

Testimonia  eniditorom  461. 

Testory  1159. 

Theatiner  224.  296.  30»;  I,  169. 

Theatram  ohemicam  178. 

Theiner,  A.  a.  J.  A.  927.  1092.  63. 

1124.  41. 
Themndo,  Em.  376. 
Theologia  Lagdan.  995. 

—  sapplex  752. 
Theologie  de  Toaloose^l  102. 

—  morale  des  jes«  491» 
Theologische  Stadisii  U74. 
Theologoram  tredeoim  474. 
Theophilos  289. 


Ritgittef. 


1266 


Theotimus  EupistintiB  948. 
Theafto  du  Puyol  710. 
Thesaurus  exorcism.  221. 

—  precum  77. 

—  theol.-philol.  109.  876. 
Thesen  147.  267.  268.  481.  514.  628. 

587.  649.  667.  964.  935.  939.  945. 

946.  1009;  1,  516. 
Thiers,  J.  B.  420.  207.  279;  I,  275. 

415.  421. 
Thions,  G.  1106. 
Thomasius,  Card.   J.  M.    155.   484. 

830. 

—  J.  1108. 
Thomassin,  L.  559. 
Thomisten  680-682.  744. 
Thorey,  J.  C.  1188. 
ThorndiciuB,  H.  128. 
Thuanus  J.  A.  192.  881 ;  I,  25. 
Thuillier,  V.  595.  686. 
Thummermuth,  W.  718. 
Thürmer,  1085. 
Thymoleon,  M.  798. 
Tiberghien,  G.  1036. 

Tileianos,  Jod.  I,  406.  418.  445.  449. 

TiUemont  588. 

TillotsoD,  J.  123. 

Timothee  de  la  Fl^he  730.  587. 

Tiraboschi,  6.  994. 

Titius,  6.  111. 

Tobar,  J.  244. 

Toii,  St.  212. 

Toland,  J.  864. 

Toleranz  939.  951.  952.  964  1057. 

ToletuB,  Fr.  I,  29. 76. 46Sw  503  u.  s.  w. 

Tomasi,  T.  145. 

Tomaso,  A.  da  S.  691. 

Tombeau  de  toutes  les  phil.  1226. 

—  du  Socin.  128. 
Tomitano,  B.  1221. 
Tommaseo,  N.  1184. 
Toniola,  J.  80. 
Torreblanca  Vilalpando  186. 
Torredlla,  M.  de  515. 
Torres,  T.  H.  de  las  1052, 
Tosoana  898.  967. 

Tosini  719.  1007. 
Tour  de  Babel  740. 
Toumay  s.  Ghoyseul. 
Toumemine  809.  818. 
Tournon,  Card.  772. 
Toufs  B.  Hervaut,  RaatiirDao. 
TouBsaint,  F.  V.  873.     * 
Towianski,  A.  1187. 
Trabuooo,  St  1164. 
Tractätohen  1027. 
Tractatinncnla  s.  Hq.  , 


Tractatut  brevis  718. 

—  de  jure  magisir.  380. 

—  de  Salom.  nuptiis  201. 

—  theoL-polit  599. 
Tradition  des  faiU  761. 
Tragica  185. 

Traite  de  Fantoritö  574. 

—  de  la  puissanoe  572. 

—  des  anc  oeremonies  129. 

—  des  bornas  568. 

—  des  deux  puiesances  791. 

—  des  droiU  791.  792. 

—  des  bis  739. 

—  des  trois  imposteurs  917. 

—  bist,  des  exoomm.  572. 

—  iheol.  des  indulg.  213. 
TraiU»  sur  la  priere  765. 
TransBubstantiation  113.    127.    153. 

424.  599. 
Tratado  breve  70. 
Trattato  dell  interdetio  321. 

—  delle  appellazioni  361. 
Trautmannsdorf,  Tb.  de  964. 
Travera,  H.  761.  793. 
Traversari,  C.  M.  980. 

Tre  quesiti  994. 

Trebisch,  L.  1128. 

Treglies,  B.  de  377. 

Treutier,  N.  173. 

Treuve,  S.  M.  766. 

TribbechoviuB,  A.  111. 

Tricassinus,  C.  J.  689. 

Trienter  Conoil    73.   92.    196.   231. 

321.  89L   582.    597.  978.  980;   I, 

28.  448  u.  B.  w. 
Triest,  B.  v.  Gent  464.  517. 
Trinitarier  266. 
Trithemius,  J.  182. 
Troya  d'Assigiii,  L.  754. 
Trucbsess,  Eus.  296.  509. 

—  Otto  I,  300. 

Tuba  mirum  clangene  665. 
Tuba,  L.  849. 
Tuberus,  L.  156. 
Turohi,  A.  974. 
Turootti,  A.  1165. 
Tunn  1055.  1196. 
Turreoremata,  Jo.  231. 
TurretinuB,  B.,  Fr.  und  J.    A.    101. 

42.  133. 
TwissuB,  G.  102. 
Tyrannenmord  171.  818.  341, 

Cbagbs,  G.  C.  1147. 
Ubaldini  285.  298.  380.  844.  356. 
UbalduB,  der  b.  215.  222. 
Heber  den  Katbsobüxiaa  l\26. 


1264 


lUgister. 


üeber  die  Wiederherst.  1082. 
Uebeneizungen  verbotener  Schriften 

883.  71. 
Ulmo,  J.  ab  511. 
Ultima  persecuEione  989. 
Ulula  8.  bubo  eccl.  550. 
Umana  legislazione  968. 
Umilitä  gall.  1186. 
Uncle  Tom's  Gabin  1052. 
Unelia,  Gl.  Attardns  ab  S15. 
Unfehlbarkeit  des  Papstes  140.  337. 

339.  358.  413.  487.  458.  697.  726. 

743.  753.  818.  842.  998.  1006.  79. 

1120.  71. 
Ungetaufte Kinder  966. 1081.  1185;  I, 

448.  569. 
Unigenitus  724.  481.  664.  856.  987. 
Union  Review  1079. 
Unitas  dogmatica  523. 
Univers  1105. 
Unterberff,  J.  298. 
Unzufriedene  in  Wien  960. 
Urban  VIII.  26.  181.  192.  214.  828. 

244.  297.  372.  386.  394.  457. 
Urries,  P.  de  876. 
Usserius,  J.  119. 
Usura  847.  167.  315.  1153. 
Utrecht   712.    789.    815.   849.    939. 

956.  979.  1152. 

Vacchcrius,  H.  180. 

Vacherot,  E.  1089. 

Vademecura  217. 

Valdes,  Alnh.  I,  353.  870.  376. 

Valentiis,  Yentara  de  174. 

Valesius,  P.  827. 

Valle,  P.  della  198. 

Valle  clausa,  P.  a  444. 

Vallemont,  Le  Lorrain  de  186. 

VallesiuB  Fr.  87. 

Valverde,  B.  de  1222. 

Vanini,  J.  G.  175. 

Varchi,  B.  158. 

Varet,  Alex.  454.  492. 

Varpas,  Alph.  289.  886.  488. 

Vangnana,  6.  68. 

Varlet,  B.  v.  Babylon  719.  749. 

Vaticanisches  Goncil    1022.    82.    71. 

1152.  61.  71.  1216. 
Vaticano  languente  145. 
Vecchiettus,  H.  896. 
Vecchiotti,  S.  M.  1196. 
VechneruSi  A.  193. 
Vedeiius,  M.  136. 
Vega,  Ghrph.  de  240.  429. 
Veielius,  E.  147. 
Veil,  G.  M.  de  128. 


Veith,  J.  E.  1121. 
Velden,  Gom.  van  de  866. 

—  St.  V.  899. 
Velli,  Fr.  825. 
Velo  rimosso  1060. 
Velthuysius,  L.  94. 
VeltHn  1.S4.  182. 

Venedig    120.    194.   819.    884.    399. 

404.  408.  481.  929.  1206;  I,   846. 

439    u.  8.  w. 
Veneranda,  die  h.  227. 
Venere  al  tribunale  1199. 
Ventura,  6.  1095.  1182. 
Vera,  A.  1042. 
Verati,  L.    1199. 
Verbrennen  der  Bücher  1.  841.  455. 

487.  488.  543.  701.  748.  76^.  760. 

799.  911  ff.    924.    1056.    1102;    I, 

99.  296.  298  u.  s.  w. 
Vercellone,  G.  1142.  48.  52. 
Verdaeus,  R.  288. 
Verde,  Fr.  501. 
Verfassung  der  Kirche  1176. 
Vergerio,    P.    P.   I,    260.    289.   292. 

376.  436.  522.  587  n.  s.  w. 
Vergilius,  Polydorus   1220;    I,    427. 

552  u.  8.  w. 
Verheylewegen,  F.  ö.  1076. 
Vericour,  S.  R.  de  1044. 
Veritable  esprit  656. 

—  religion  919. 

Verite  rendue  sensible  754.  1024. 

Vermigli,  P.  M.  419;  1,  240  u.  s.  w. 

Vemant,  J.  553.  888. 

Vemet,  J.  607.  786.  869. 

Verneuil,  Abbe  616. 

Vemey,  L.  A.  986. 

Vemice,  G.  158. 

Vero  dispotismo  991. 

Veronius,  Fr.  131.  862. 

Verri,  P.  991. 

Verricelli,  A.  M.  809. 

Vers  sur  la  paix  482. 

Verse,  N.  A.  128. 

Vertot,  R.  A.  de  196. 

Verus,  Gratianns  I,  250.414  u.  s.w. 

Vettori,  P.  I,  214.  385.  887.  891. 

Via  pacis  655. 

Viaggio  sentimentale  165* 

Viaixnes,  Th.  de  808.  358.  656.  728. 

Vianna,  P.  A.  1070. 

Viardot,  L.  1048. 

Vicarissen  gen.  (Brügge)  1225. 

Vicecomes,  Z.  220. 

Vico,  Fr.  de  375. 

Vida,  Hier.  I,  592. 

Vidaillan,  A.  de  1044. 


Register. 


1865 


Vidal,  M.  809. 

Vidaurre,  M.  L.  1202. 

Yie  de  la  Dach,  de  LoDgueville  768. 

—  de  M.  de  la  Noe  74B. 

—  de  M.  Paris  747. 

—  voluptueuse  947. 
Vieira,  A.  417. 

Vies  interessantes  768. 

Vigil,  F.  G.  1202. 

Yiglius  I,  404.  408. 

Vigor,  S.  359 

Vigourenx,  Cl.  1180. 

Vilela,  G.  B.  440. 

Villa,  Santi  212. 

Villanius,  J.  199. 

Villanueva,  J.  L.  1066.  859. 

Villavioencio,  Laur.  I,  254  u.  s.  w. 

Villefore,  J.  Fr.  B.  de  745. 

Villegardelle,  Fr.  1180. 

Villegas  876. 

Villers,  Ch.  de  1084. 

Vincenti,  G.  M.  150. 

Vincentius  civis  Caesen.  199. 

Vincentius  Liberius  201. 

Vincenzi,  AI.  121.  419.  805. 

Vindicatio  848. 

Vindiciae  J.  Jahn  1084. 

—  jurisdictionis  778. 
Vinnius,  A.  178. 

Vintimille,  Erzb.  v.  Paris  747.  464. 

768. 
Virey,  J.  J.  1038. 
Virtomnius  1180. 
Virtü  deUi  salmi  876. 
Viscardus,  M.  185. 
Visconti,  BL  612.  1226. 
Visioni  e  locuzioni  1198. 

—  politiohe  145. 
Vit,  Vinc.  de  1145. 
Vita  Ant.  Gharlas  577. 

—  lo.  Clerici  93. 

—  S.  Rnsinae  227. 

—  Th.  Hobbes  177.    * 

—  del  P.  D.  Concina  823. 

—  del  P.  Paolo  824. 

—  di  D.  Maldachini  144. 

—  di  M.  Lntero  1028. 
Vita,  J.  de  691. 
Vitrinffa,  C.  117. 
Viva,  Dom.  524. 
Vivaldo,  M.  A.  309. 
Vock,  A.  1089. 
Voetius,  G.  94.  599. 
Voeux,  de  749. 
Voisin,  J.  de  542. 
Voix  du  sage  791. 
Volgari,  L.  200. 


Volney,  J.  F.  1072. 

Volpi,  A.  606. 

Voltaire  868. 791, 87L  909. 916. 1072. 

Vos,  Ph.  de  528. 

Vossius,  G.  J.  114. 

—  Isaac  116.  162. 

Votum  sanguinarium  842. 

Vrais  et  faux  cath.  1186. 

Vrede,  Tim.  van  716. 

Vreedzamige  waarsch.  716, 

Vulgata  I,  161.  227  u.  s.  w. 

Vulpes  a  Montepüoso,  A.  428. 

Vulpes  lo.  M.  de  Ripalda  464. 

Wagenseil,  J.  Chr.  160« 

Wagner,  T.  109. 

Walch,  J.  G.  279.  746. 

Waldenser  134.  1028;  I,  88.  44.289. 

Wallon,  J.  1176.  72. 

\Val3h,  P.  827. 

Walther,  M.  113. 

Walton,  Br.  124. 

Wandalinu8,.J.  1028. 

Wanffenmüller,  M.  1098. 

Ward,  Mary,  297. 

Watterich,  M.   1176. 

Watteroth,  H.  J.  960. 

Wecker,  J.  J.  68. 

Wegscheider  1024. 

Weihe,  E.  de  178. 

Weinrichius,  M.  181. 

Weislinger,  J.  N.  417. 

Weiss,  M.  1087. 

WendelinuB,  M.  F.  109. 

Wendrock,  W.  487. 

Werdenhagen,  J.  C.  176. 

Wernsdorff,  G.  118. 

Wessenberg  1081.  998. 

Westfäl.  Friede  99.  100.  202.  1187. 

Westhemer,  B.  I,  187,  152.  267.  812 

u.  s.  w. 
Wette,  W.  M.  L.  de  1024. 
Wharton,  H.  95. 
Whately,  R.  1026.  88. 
Whitby,  D.  102. 
White,  Th.  884.  411. 
Widdrington,  R.  827;  I,  601. 
Widenfeld,  A.  547. 
Wied,  Herm.  v.  I,  77  u,  s.  w. 
Wiehrl,  M.  1006. 
Wieling,  A.  170. 
Wierts,  J.  520. 
Wierus,  J.  I,  417.  476. 
Wiese,  Sig.  1050. 
Wildtius,  J.  U.  147. 
Wilkins,  J.  124. 
Wilkius,  A.  110. 


1266 


Register. 


Willmann,  J.  H.  1116. 
Windet,  J.  126. 
Winther,  G.  V.  174. 
Wiseman,  Card.  400.  1026. 
WiBsenbach,  J.  173. 
Witasse,  Ch.  681.  808. 
Witsius.  H.  117. 

Witte,  Gilles  de  705.  950.  651.  655. 
709.  714.  716.  766.  868.  856.  970. 
Wittola  950. 
Wolfredus,  M.  849. 
Wollebins,  J.  109. 
Wollus,  Chr.  118. 
Wolphius,  J.  G.  111. 
Woolston,  Th.  864. 
Wujec,  J.  869;  I,  836. 
Wünschelruthe  186. 
Wyck,  A.  van  708. 
Wydeff  I,  36.  44.  91.  544. 
Wyttenbach,  D.  118. 

Xavier,  Hieron.  89. 
Xenicum  chronogr*  '^^7. 
Xenium  ad  cath.  884. 

Yves  de  Paris  1284. 
Yvon,  Cl.  875.  939. 


ZabarelU,  Fr.  I,  246.  428. 
Zaooaria,  Fr.  A.  274.  888.  846.  920. 

931.  942.  943.  966.  973. 
ZaioBo,  B.  77. 
Zamorus,  J.  M.  234. 
Zapata,  A.  42.  49. 
Zaupser,  A.  946. 
Ze^ers,  J.  459. 
Zeitschriften  und  Zeitungen  14.  165. 

649.  759.  901.  1011.  1105.  1205. 
Zeller,  Ed.  1035. 
Zentgraf,  J.  J.  124. 
Ziegler,  G.  168. 
Zigliara,  Card.  1144.  70.  94. 
Zimmermann,  J.  G.  1016. 
—  J.  J.  1023. 
-•*Matth.  143. 
Zinsennehmen  s.  Usura. 
Zintel,  J.  1015. 
Zirngiebl.  E.  1176. 
Zobi,  A.  1197. 
Zola,  J.  957. 
Zoppi,  G.  988. 
Zornius,  P.  110. 
Zwing! i  I,  595  u.  s.  w. 


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fltamped  belöw. 

A  flne  of  üve  oenta  a  day  1b  inonrred 
by  retainisg  It  beyond  the  speaifled 
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Pleasa  retnrn  promptly.